SPD – 05. WP Fraktionssitzung: 08. 12. 1966

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8. Dezember 1966: Fraktionssitzung

AdsD, SPD-BT-Fraktion 5. WP, 46 Überschrift: »Protokoll über die Fraktionssitzung am Mittwoch, d. 8. Dezember 1966«. Dauer: 12.40–14.00 Uhr. Anwesend: 155. Vorsitz: Schmidt. Bundesregierung: Strobel, Wehner. Protokoll: nicht bekannt. Datum der Niederschrift: nicht bekannt.

Sitzungsverlauf: A. Vorbereitung der Beratung der Finanzgesetze im Plenum

Tagesordnung: siehe Anlage 11 eröffnet die Sitzung und verweist auf die Differenzen, die sich im Haushalts- und im Finanzausschuß zwischen CDU/CSU und SPD ergeben haben. Daraufhin habe sich eine Kommission zusammengesetzt, für die von seiten der CDU /CSU die Abgeordneten und Albert Leicht benannt wurden. Von unserer Seite haben Helmut Schmidt und Hans Hermsdorf an den Verhandlungen teilgenom- men.2 Dabei sei ein tragbarer Kompromiß erzielt worden. Er weist darauf hin, daß der heutigen Plenarsitzung und ihren Abstimmungen besondere Bedeutung zukomme. 1.) Habe noch keine Regierungserklärung3 stattgefunden, daher stehe das Verhalten der großen Fraktionen im Mittelpunkt des öffentlichen Interesses. 2.) Handele es sich um Vorlagen der alten Regierung,4 die wegen der Terminknappheit aber mit annehmbaren Veränderungen schnell verabschiedet werden müssen. 3.) Werde zu einzelnen Punkten die Abstimmung freigegeben und jeder trage daher eine besondere Verantwortung. Er bitte die einzelnen Sprecher, in der Diskussion sich kurz zu fassen und die Redezeit auf maximal 5 Minuten zu beschränken. Helmut Schmidt verweist außerdem auf einen von Herbert Bermeitinger verfaßten Abgeordnetenbrief, der mit den einzelnen an Koalitionsverhandlungen beteiligten Ge- nossen abgestimmt worden sei; auch habe ihn in dieser Form akzeptiert. Herbert Bermeitinger wird diesen Brief heute noch den einzelnen Abgeordneten zustel- len. Dann erteilt er dem Berichterstatter das Wort:5 Hans Hermsdorf: Der Berichterstatter verweist darauf, daß auch nach dem Finanzpla- nungsgesetz und dem Steueränderungsgesetz eine Haushaltslücke von etwa 2,5 Milliar-

1 Als Anlage 1 liegt dem Protokoll die Einladung des Parlamentarischen Geschäftsführers Karl Mom- mer zur Fraktionssitzung bei. Einziger vorgesehener TOP war die Vorbereitung der Beratung der Finanzgesetze. 2 Laut Aussage des Unions-Fraktionsvorsitzenden Barzel hatte Helmut Schmidt für 11 Uhr an diesem Tag um ein Koalitionsgespräch der Fraktionsvorsitzenden mit je einem Haushaltsexperten gebeten. Zur Vorbereitung des Gesprächs und zur nachträglichen Diskussion in der CDU/CSU-Fraktion, vgl. das Protokoll der Fraktionssitzung vom 8. Dezember 1966, CDU/CSU-BUNDESTAGSFRAKTION 1966–1969, Dok. 2. 3 Vgl. SPD-Fraktionssitzung am 6. Dezember 1966, Anm. 7. 4 Vgl. SPD-Fraktionssitzung am 6. Dezember 1966, Anm. 10. 5 Satz im Original handschriftlich hinzugefügt.

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den DM verbleibe.6 Mit den Verhandlungspartnern der CDU/CSU sei nachstehender Kompromiß in strittigen Fragen zum Finanzplanungsgesetz erzielt worden: 1.) Die Altershilfe für die Landwirtschaft wird ausgeklammert und zu einem späteren Zeitpunkt behandelt.7 2.) Bei der landwirtschaftlichen Unfallversicherung hätten wir das Gemeinlastverfahren bisher abgelehnt. Die CDU/CSU sei jedoch mehrheitlich der Meinung, daß es dabei bleiben müsse. In diesem Fall hätten wir das akzeptiert. Die Abstimmung sei jedoch frei.8 3.) Bei der Mutterschaftshilfe9 lehne die SPD die Abwälzung auf die Krankenkassen ab. Statt dessen hätten wir eine status-quo-Regelung vorgeschlagen, d. h. eine Verlängerung des Haushaltssicherungsgesetzes, was einen Aufschub bis zur Neuregelung der gesam- ten Krankenversicherung bedeute. Die Unterhändler der CDU/CSU hätten nur zusa- gen können, daß sie unseren Vorschlag in ihrer Fraktion vertreten werden. Seine An- nahme sei wahrscheinlich. 4.) Wohnungsbau. Unser Antrag hinsichtlich Aufrechterhaltung der bisherigen Rege- lungen für das Wohnungsgeld bleibe bestehen.10 Ergänzend komme aber ein Entschlie- ßungsantrag hinzu, in dem CDU/CSU und SPD fordern, daß die Bundesregierung möglichst bald einen Gesetzentwurf vorlegt, der eine Anhebung der Zinssätze für die alten Sozialwohnungen vorsieht.11 (Anlage)12 5.) Pennälergehalt.13 Die SPD sei ursprünglich der Meinung gewesen, daß es völlig gestrichen werden solle. Die Mehrheit des Familienausschusses sei der Regierungsvorla- ge gefolgt. Psychologische Gründe sprächen dafür, daß nicht ausgerechnet unsere Frak- tion diese Mittel streiche, auch wenn es eine Ausbildungsförderung sei, die unseren Vorstellungen von sozialer Gerechtigkeit nicht völlig entspreche. Die Abstimmung werde freigegeben. Das Ergänzungsgesetz zum Steueränderungsgesetz 196614 sehe eine Mineralölsteuerer- höhung um 3 Pfennige15 vor. Ein gemeinsamer Entschließungsantrag lege fest, wofür das Geld verwendet werden soll. (Anlage 2)16 Ein zweiter Antrag der SPD-Fraktion

6 In der Vorlage folgt der nachträglich gestrichene Satz: »Folgende Punkte seien strittig gewesen«. » 7 Vgl. BT STEN. BER. 63, S. 3564 ff. mit Umdruck 116. Das 4. Gesetz zur Änderung und Ergänzung des Gesetzes über eine Altershilfe für Landwirte«, BT ANL. 128, Drs. V/3970 und zu Drs. V/3970, wurde am 20. März 1969 in 1. Lesung und am 26. Juni 1969 in 2. und 3. Lesung beraten und verab- schiedet. BT STEN. BER. 69, S. 12128–12139 u. 70, S. 13532–13542. 8 Vgl. hierzu BT STEN. BER. 63, S. 3568–3576. Das Gemeinlastverfahren wurde mit 214 gegen 152 Stimmen abgelehnt. 9 BT STEN. BER. 63, S. 3576 f. mit Umdruck 118. Der Antrag wurde angenommen. 10 Mit ihrem Antrag wollten Union und SPD den Art. 20 (Wohngeldgesetz) komplett streichen. Vgl. BT STEN. BER. 63, S. 3586 mit Umdruck 112. – Der Antrag wurde mit großer Mehrheit angenom- men. 11 BT STEN. BER. 63, Umdruck 117, S. 3625. 12 Der Verweis auf die Anlage ist handschriftlich hinzugefügt; Gemeint ist Anlage 4.

13 Gemeint ist die Ausbildungszulage nach dem Bundeskindergeldgesetz (zu § 14 a BKGG vgl. BGBl. 1965 I S. 222) in Höhe von 40 Mark monatlich. Die SPD sprach sich in der Abstimmung zusammen mit der Union für den Erhalt der Zulage aus, forderte aber die Regierung auf, sich unverzüglich um ein Ge- setz für eine gezielte Ausbildungsförderung zu kümmern. BT STEN. BER. 63, S. 3577–3580. 14 BT ANL. 108, Drs. V/1096. 15 Im Original »5 Pfennige«; handschriftlich korrigiert. 16 BT STEN. BER. 63, Umdruck 110, S. 3627. Entwurf vom 7. Dezember 1966 liegt dem Protokoll bei; der Verweis auf die Anlage wurde handschriftlich hinzugefügt.

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fordere die Bundesregierung auf, Wettbewerbsverzerrungen im Bereich des Verkehrs- wesens beim grenzüberschreitenden Verkehr zu beseitigen. (Anlage 3)17 Diskussion: Zu Punkt 1.) der Ausführungen von Hans Hermsdorf nimmt Heinz Frehsee das Wort. Der Kompromiß, den unsere Verhandlungskommission heute morgen erzielt habe, sei tragbar. Er stimme der Regelung der Altersversorgung in der vorgeschlagenen Form zu. Zu Punkt 2.) der Ausführungen von Hans Hermsdorf weist Helmut Schmidt darauf hin, daß Privatanträge sowohl aus den Reihen der SPD – als auch aus den Reihen der CDU/CSU – zu erwarten sind. Die Abstimmung sei frei. Ernst Schellenberg bittet einzelne Abgeordnete oder Gruppen, in dieser Frage initiativ zu werden und Anträge zum Gemeinlastverfahren zu stellen. Hans Geiger dagegen plädiert dafür, geschlossen abzustimmen und unsere prinzipielle Ablehnung kundzu- tun.18 Karl Mommer vertritt den Standpunkt, daß interfraktionelle Kompromisse eingehalten werden sollen und zwar in geschlossener Form. Diese Koalition dürfe auf keinen Fall scheitern. In einem so frühen Stadium könnten Gruppenmeinungen in der Öffentlich- keit schädlich wirken. Er habe auch gegen den Gesetzentwurf von Ernst Müller-Her- mann bei Will Rasner19 heftig protestiert, weil dieser eine einheitliche Abstimmung un- möglich mache. Er plädiere für geschlossene Abstimmung. Hans Hermsdorf weist darauf hin, daß zum Gemeinlastverfahren ein Entschließungs- antrag vorgelegt werde.20 Er sei in Arbeit und gehe baldmöglichst den Abgeordneten zu. Karl Regling weist darauf hin, daß er vor kurzem noch als Sprecher der Fraktion in der Öffentlichkeit einen gegenteiligen Standpunkt vertreten habe. Er könne unmöglich zu- stimmen. Willy Könen wendet sich gegen Karl Mommers Ausführungen. Die Genossen in der Fraktion müßten das Recht haben, ihre andersartige Meinung in Abstimmungen zum Ausdruck zu bringen. schildert kurz die Verhandlungen im sozialpolitischen Ausschuß. Unter dem Gesichtspunkt der notwendigen Deckung des Haushalts sei er trotz vieler Bedenken für Zustimmung zur Regierungsvorlage. Heinz Frehsee plädiert für Freigabe der Abstimmung. Für ihn sei noch bindend, was die Fraktion vor 14 Tagen gesagt habe. Er werde gegen die Regierungsvorlage stimmen. Hermann Schmitt-Vockenhausen drängt darauf, Haushaltsgesichtspunkte in den Vor- dergrund zu stellen und mit der Zustimmung einen Beitrag zur Sicherung des Haushal- tes zu leisten. Martin Schmidt (Gellersen) verwendet sich ebenfalls für die Zustimmung zur Regierungsvorlage. Hermann Buschfort ist der Meinung, daß man das Versicherungsprinzip nicht durch- brechen dürfe. Es sei nicht einzusehen, warum andere Berufszweige die Lasten der Landwirtschaft tragen sollten.

17 Der Antrag wurde von SPD und Union gemeinsam eingebracht, BT STEN. BER. 63, Umdruck 111, S. 3627. Der Verweis auf die Anlage wurde handschriftlich hinzugefügt. 18 In der maschinenschriftlichen Vorlage lautet der Satz: »Hans Geiger dagegen plädierte dafür, ge- schlossen abzustimmen und die Abstimmung freizugeben«; wurde handschriftlich in der vorliegen- den Form korrigiert. 19 Rasner war einer der drei Parlamentarischen Geschäftsführer der CDU/CSU-Fraktion.

20 Der u. a. von Geiger, Regling, Rohde und Frehsee eingebrachte Änderungsantrag forderte die Strei- chung des Art. 3. BT STEN. BER. 63, S. 3568 f. mit Umdruck 114.

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Hans Hermsdorf verweist noch einmal auf einen ergänzenden Entschließungsantrag, der von der CDU/CSU ausgearbeitet werde.21 Helmut Rohde ersucht den Fraktionsvorstand, die Sozialpolitiker vor Akzeptierung dieses Entschließungsentwurfs zu konsultieren. Helmut Schmidt faßt die Diskussion zu Punkt 2.) der Ausführungen des Berichterstat- ters zusammen: 1.) Eine gemeinsame Entschließung werde die Neuordnung der Unfallversicherung fordern. 2.) In beiden Fraktionen werde die Mehrheit zustimmen. 3.) Anträgen einzelner Gruppen aus beiden Fraktionen werden keine Schwierigkeiten gemacht. Zu Punkt 3.) des Berichterstatters: Mutterschaftshilfe Helmut Schmidt schlägt vor, daß die Fraktion den Kompromiß unserer Vertreter billigt. Fritz Büttner fragt, ob klargestellt ist, daß der Kompromiß auch von der CDU/CSU- Fraktion angenommen wird. Hans Hermsdorf bittet, das Ergebnis der CDU/CSU- Fraktionssitzung abzuwarten.22 Gegebenenfalls käme sonst ein eigener Antrag. Gegen die von Helmut Schmidt geforderte Billigung der Fraktion erhebt sich kein Wi- derspruch. Zu Punkt 4.) des Berichterstatters: Neuregelung im Wohnungswesen Margarete Berger-Heise führt aus, daß es auf jeden Fall bei der Aufrechterhaltung der

Wohngeldsätze bleiben solle. Eine Umstellung dauere viel zu lange. Die 4 %ige Erhö- hung für Darlehnszinsen sei akzeptabel. Es müsse aber gesichert werden, daß keine un- billigen Härten – etwa bei Häusern aus den letzten Jahren – entstehen. Werner Jacobi weist darauf hin, daß mit unserer Zustimmung zur Erhöhung der Zinss-

ätze auf 4 % bei der CDU/CSU der Verzicht auf eine Verschlechterung der Wohngeld- regelung verbunden war. Es sei sichergestellt, daß die rückfließenden Mittel dem Woh- nungsbau zur Verfügung gestellt werden. Eine Entschließung werde vorbereitet.23 (Anlage 4)24 Helmut Schmidt fragt, ob sich gegen die vorgesehene Regelung Widerstand ergebe und stellt dann die Zustimmung der Fraktion fest. Zu Punkt 5.) des Berichterstatters: Pennälergehalt Helmut Rohde bittet sachverständige Abgeordnete um Aufklärung über Einzelheiten. Prof. Ernst Schellenberg erläutert, daß die Neuregelung den Grundsätzen für das Kin- dergeld folge. Joachim Raffert ist der Meinung, daß die jetzige Regelung das ganze Gesetz weiter kompliziert. Im Grunde genommen solle es ganz entfallen. Er sehe aber die psychologi- schen Schwierigkeiten. Harry Liehr kritisiert, daß die sachverständigen Mitglieder der Fraktion nicht konsul- tiert worden sind. Im Endergebnis ergäben sich nach der Vorlage Mehr- statt Minder-

21 BT STEN. BER. 63, S. 3568 f. mit Umdruck 109. Der Antrag ist identisch mit dem SPD-Antrag Um- druck 114. 22 Die Unionsfraktionen stimmten in ihrer Sitzung am selben Tag mit großer Mehrheit dem Vorschlag zu, das Haushaltssicherungsgesetz um ein Jahr zu verlängern, um in dieser Übergangsphase die Fra- ge der Mutterschaftshilfe endgültig zu regeln, vgl. CDU/CSU-BUNDESTAGSFRAKTION 1966–1969, Dok. 2. 23 Satz wurde dem Original handschriftlich hinzugefügt. 24 Vgl. Anm. 12. Der maschinenschriftliche Entwurf liegt dem Protokoll bei.

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ausgaben. Er bittet um Klärung der widersprüchlichen Gesetzesbestimmung, wonach einmal in Ausbildung befindliche Personen überhaupt keine Zahlungen erhalten kön- nen und ein anderes Mal nur dann, wenn ihr selbständiges Einkommen das Doppelte der vorgesehenen Sätze nicht überschreite. Hans Geiger plädiert dafür, den Streichungsantrag25 aufrechtzuerhalten. Marta Schanzenbach verweist darauf, daß der Kompromißvorschlag das Gießkannen- prinzip einschränke. Man solle daher zustimmen. Hans Hermsdorf warnt die Fraktion, daß eine Befolgung des Ratschlags von Hans Geiger leicht zu einer Mehrheit mit der FDP führen könne. verweist auf das Zustandekommen des Kompromißvorschlages und hält ihn für tragbar. Willy Könen führt aus, daß wir das Pennälergehalt aus politischen Gründen bisher abgelehnt haben, jetzt gehe es um eine Finanzentscheidung. Er halte den Kompromiß für tragbar. Helmut Schmidt faßt zusammen: Er bitte Harry Liehr um Klarstellung der von ihm angesprochenen Einzelfrage. Leider habe aus zeitlichen Gründen keine Befragung der Experten stattfinden können. Er fragt, ob die Fraktion einverstanden ist. Dagegen er- hebt sich kein Widerspruch. Zu den Ausführungen von Hans Hermsdorf zum Steueränderungsgesetz:26 Walter Schmidt (Braunschweig) fragt nach dem Benzinpreis, der sich um 4,3 Pfennige erhöhe. Holger Börner führt aus, daß 3 Pf. der Preiserhöhung durch die Mineralölsteu- ererhöhung verursacht werde. Die Beträge kämen den Gemeinden zugute. 1,3 Pf. der Preiserhöhung seien Folge des Subventionsabbaus. Er verweist ergänzend auf die bei- den Entschließungsanträge. Walter Seuffert erläutert Einzelheiten, die sich durch Wegfall des Umsatzsteuerprivi- legs ergeben. Es seien 4[00] bis 500 Millionen Mehreinnahmen für den Bundeshaushalt zu erwarten. Lucie Kurlbaum-Beyer verweist darauf, daß ein entsprechender Vor- schlag in der ersten Lesung27 von uns stamme. Hermann Haage (München) stimmt dem Vorschlag zu, bittet aber den Fraktionsvor- stand darum, daß unsere Vertreter im Europäischen Parlament initiativ werden, um die internationalen Wettbewerbsverzerrungen zu beseitigen. Auch zur Straßenbenutzungs- gebühr im Berlin-Verkehr28 müsse Stellung genommen werden. Hans Hermsdorf verweist abschließend darauf, daß die Straßenbenutzungsgebühr im Berliner Verkehr nicht in dem Zusammenhang des Finanzplanungsgesetzes gehöre. Man werde die Problematik noch in dieser Woche mit dem Minister für Gesamtdeut- sche Fragen besprechen. Völlig offen sei die Frage, ob die Erhöhung des Benzinpreises konjunkturelle Auswirkungen auf die Automobilindustrie habe. Helmut Schmidt faßt zusammen: Die Fraktion stimme den Regelungen zu und auch den Entschließungen.

25 In der Vorlage korrigiert aus »Zustimmungsantrag«. 26 Satz in der Vorlage handschriftlich ergänzt. 27 Vgl. die Sitzung vom 10. November 1966, BT STEN. BER. 62, S. 3332–3386. 28 Ost-Berlin verlangte von westdeutschen im Berlin-Verkehr tätigen Transportunternehmen eine Straßen- benutzungsgebühr. Mit Wirkung vom 1. Januar 1967 wurden diese Kosten nur noch den in Berlin an- sässigen Unternehmen rückerstattet. Im April 1967 revidierte die Bundesregierung die Entscheidung. Vgl. »Straßenbenutzungsgebühren werden wieder erstattet«, FAZ vom 13. April 1967 und BULLE- TIN, Nr. 47 vom 6. Mai 1967, S. 404.

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Hans Hermsdorf wird den Standpunkt der Fraktion vertreten und ist Stimmführer. In der Schlußabstimmung würden Erwin Schoettle zum Finanzplanungsgesetz und Lucie Kurlbaum-Beyer zum Steueränderungsgesetz Stellung nehmen. Dagegen erhebt sich kein Widerspruch.

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