Gespinst- und Knospenmotten (Yponomeutidae) Pfl aumengespinstmotte: Puppenkokons im Gespinst an Weißdorn Pfl aumengespinstmotte: Falter

Schaden Gegenmaßnahmen

Schäden durch Blattfraß können an Hecken und Zierpfl anzen Im zeitigen Frühjahr können die Gespinste, wenn sie noch nicht auftreten. Auch können lokal Nutzhölzer oder Obstgehölze zu groß sind, ausgeschnitten und entsorgt werden. Werden befallen werden, wobei ein starker Befall mit der Pfl aumenge- Insektizide angewendet, sind derzeit Mittel mit den Wirkstoff en spinstmotte (Y. padella) oder Apfelgespinstmotte (Y. malinellus) Pyrethrine und Rapsöl im Erwerbsgartenbau sowie neben Thia- zu wirtschaftlichen Verlusten, besonders in Obstkulturen, füh- cloprid und Acetamiprid auch im Haus- und Kleingarten zugelas- ren kann. Der Blütenansatz und damit der Fruchtbehang kann sen. Da die Pfl anzen rasch regenerieren, ist ein Insektizideinsatz deutlich verringert werden bzw. einen Totalausfall verursachen. meist nicht erforderlich. Die Fraßaktivität der Larven liegt am Anfang der Vegeta- tionsperiode, so dass die befallenen Pfl anzen nach kurzer Informationsblatt des JKI: Gespinst- und Knospenmotten Zeit wieder austreiben. Grundsätzlich sind Zuwachsverluste, bei schwerem Befall auch Vitalitätseinbußen die Folge. Die Als Download fi nden Sie das Informationsblatt unter: http://www.jki.bund.de/broschueren.html Gespinste verursachen keine Schäden, jedoch werden die eingesponnenen Bäume oder Sträucher in Parkanlagen und Herausgeber und Bezug: Julius Kühn-Institut, Bundesforschungsinstitut für Kulturpfl anzen Gärten als störend empfunden. Messeweg 11/12, 38104 Braunschweig Im Frühjahr treten in jedem Jahr schleierartige Gespinste an Ge- [email protected] | Tel.: 05 31 - 299-3205 hölzen auf. Sie führen häufi g zu Anfragen von interessierten oder Ursache für Massenvermehrungen Text: besorgten Personen. Es handelt sich um die Gespinste verschie- Nadine Bräsicke, Stefanie Mösch, Martin Hommes: dener Schmetterlinge, u. a. der Gespinst- und Knospenmotten. In JKI, Institut für Pfl anzenschutz in Gartenbau und Forst, Braunschweig Eine wesentliche Rolle bei der Entstehung bzw. dem Zusam- Bilder: vielen Regionen Europas sind die kleinen bis mittelgroßen Falter menbruch einer Massenvermehrung von -Arten Julius Kühn-Institut dieser Insektenfamilie verbreitet. Sie besitzen schmale, langge- spielt die Witterung. Trockene Sommer wirken sich positiv Redaktion und Layout: streckte Flügel, die in Ruhe dachförmig aufgestellt werden. Die Gerlinde Nachtigall und Anja Wolck (JKI) Larven leben gesellig in den weißen Gespinsten an Bäumen, auf den Falterfl ug sowie die Eiablage aus. Anhaltende Nieder- Literatur: schläge verzögern die Eiablage, da das Schwärmverhalten SCHWENKE, W. (1978): Yponomeutoidea, Gespinstmottenähnliche. Sträuchern oder Stauden. Sie sind ungefährlich für Mensch und und die Partnerfi ndung beeinträchtigt werden. Auch hohe In: SCHWENKE, W. (Hrsg.): Die Forstschädlinge Europas. Bd. 3: Schmetterlinge. Tier. Die befallenen Pfl anzen erleiden häufi g nur einen Zuwachs- Windgeschwindigkeiten erschweren die Partnerfi ndung. Milde Hamburg/ Berlin. Parey: 36-41. verlust, da sie nach kurzer Zeit wieder neu austreiben. Die ver- Winter lassen mehr überwinternde Eiräupchen überleben. NIERHAUS-WUNDERWALD, D. (1998): Biologie und natürliche Regulation von hüllten Pfl anzen haben auch eine ästhetische Wirkung. Während Gespinstmotten. WSL/ FNP Merkbl. Praxis 29, 8 S. Kälte gilt als Regulationsfaktor, der aber artspezifi sch diff eren- heute die Meinungen von belästigend bis außergewöhnlich ALFORD, D. V. (1997): Farbatlas der Schädlinge an Zierpfl anzen. Übersetzung von reichen, wurden die Gespinstbahnen im 18. Jahrhundert als ziert betrachtet werden muss. Ebenfalls regulierend wirken Inge B. M. Alford, Dt. Ausg. bearb., Ferdinand Enke Verlag. Stuttgart, 477 S. Malgrundlage entdeckt und vor allem in der Aquarelltechnik Nahrungsangebot und natürliche Feinde. In Europa dezimieren HÖHN, H. & STÄUBLI, A. (1989): Frostspanner/ Gespinstmotten. Landwirtsch. Parasitoide (Schlupfwespen, Raupenfl iegen) und Räuber (wie Schweiz 2, 1-2: 46-47. kunstvoll in Szene gesetzt. Leider ging die als „Tiroler Kleinkunst“ Ohrwurm, Grüne Florfl iege, Ameisen) Eier, Larven und Puppen In Zusammenarbeit mit: bezeichnete Kunstfertigkeit mit der wissenschaftlichen Erfor- der meisten Gespinstmottenarten . Natürliche Feinde können Forschungsgesellschaft Landschaftsentwicklung Landschaftsbau e.V. (FLL), schung des Phänomens verloren. Colmantstr. 32, 53115 Bonn | www.fl l.de | [email protected] Massenvermehrungen nur verhindern, wenn der Schädling in In Zusammenarbeit mit: Ständige Konferenz der Gartenamtsleiter beim Deutschen Städtetag (GALK), geringen bis mäßigen Dichten vorliegt oder sie beschleunigen Arbeitskreis Stadtbäume | www.galk.de das Ende einer Gradation. Auch Krankheiten, u. a. ausgelöst Bezug und Vertrieb über JKI und FLL durch Viren oder Pilze, sind an der natürlichen Regulation beteiligt. Das Julius Kühn-Institut ist eine Einrichtung im Geschäftsbereich des Bundesministeri- ums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL). DOI 10.5073/jki.2014.004 www.jki.bund.de März 2014 Juli Aug. Sept. Okt. Nov. Dez. Jan. Feb. Mär. Apr. Mai Juni Juli Falterflug, Eiablage Schlupf der Larven L1 Überwinterung der Larven L1 Larvenfraß (L1 bis L5)

Verpuppung Pflaumengespinstmotte: Larven im Gespinst an Weißdorn Entwicklungszyklus der Pflaumengespinstmotte

Verbreitung Wirtspflanzen

Zur Überfamilie Yponomeutoidea (Gespinstmottenähnliche) Die Tabelle zeigt eine Auswahl an Familien, Arten und ihre Wirtspflanzen. Insgesamt sind für Europa ca. 260 Arten und Unterarten bekannt. zählen zahlreiche Familien, wie die Argyresthiidae, Praydidae, Yponomeutidae und Ypsolophidae. Die Gespinst- und Knospen- Taxonomie (Quelle: http://www.faunaeur.org, Version 2.6.1) Wirtspflanzen (siehe Literatur) motten (Yponomeutidae) nehmen eine wichtige Stellung ein, Familie: Argyresthiidae da sie forst- und gartenbaulich in Deutschland relevant sind und Gattung: Argyresthia häufig in Erscheinung treten. Die meisten Arten der genann- Art: Argyresthia dilectella Zeller, 1874 Wacholder und andere Zypressengewächse ten Familien passten sich im Laufe der Evolution an bestimmte Argyresthia (Argyresthia) sorbiella (Treitschke 1833) Eberesche Nahrungspflanzen an, was ihre Verbreitung und ihr Vorkommen Argyresthia thuiella Packard, 1871 Zeder, Zypressengewächse (Scheinzypresse, Lebensbaum) Argyresthia trifasciata Staudinger, 1871 Wacholder, Zypressen, Scheinzypressen, Lebensbaum beeinflusst. Entsprechend sind sie u. a. entlang von Bach- und Flussauen, in Hecken und Obstgärten, an Feldgehölzen und Familie: Praydidae Waldrändern zu finden. Gattung: Prays Art: Prays fraxinella (Bjerkander 1784) Esche, Erle Biologie Pflaumengespinstmotte Familie: Yponomeutidae Gattung: Aufgrund der Häufigkeit ihres Auftretens wird die Pflaumenge- Art: (Linnaeus 1767) Weißdorn, Zwergmispel spinstmotte (Yponomeutidae: ) näher be- Unterfamilie: trachtet. Die kleinen Falter dieser Art schwärmen im Juli und Gattung: Art: Cedestis gysseleniella Zeller 1839 Kieferngewächse (Gemeine Kiefer, Bergkiefer) August. Die Weibchen suchen geeignete Futterpflanzen auf, um Gattung: anschließend durch die Abgabe von Sexualpheromonen die Art: Ocnerostoma piniariella Zeller 1847 Gemeine Kiefer, Bergkiefer, Weißtanne, Wacholder männlichen Falter anzulocken. Wenige Tage nach der Kopulation Gattung: erfolgt die Eiablage in Gruppen von 50 bis 100 Stück, meist an Art: Swammerdamia pyrella (Villers 1789) Weißdorn, Apfel, Birne Swammerdamia heroldella Hübner, 1825 Birke der glatten Rinde von Frühjahrs- oder Vorjahrestrieben. Zum Gattung: Yponomeuta Schutz bedeckt das Weibchen die Gelege mit einer Sekretschicht, Art: (Hübner 1813) Spindelbaumgewächse, Gem. Pfaffenhütchen die schnell aushärtet. Nach etwa 3 bis 4 Wochen schlüpfen die Yponomeuta evonymella (Linnaeus 1758) Rosengewächse, Traubenkirsche (Hübner 1796) Spindelbaumgewächse, Gem. Pfaffenhütchen Eiraupen, die bis zum Frühjahr unter der obersten Sekretschicht Yponomeuta mahalebella Guenée 1845 Rosengewächse, Felsenkirsche überwintern. Sie sind gegen tiefe Temperaturen sehr wider- Zeller 1838 Rosengewächse, Kultur- und Wildapfel, Kultur-, Wild- und Schneebirne standsfähig. Im Frühjahr minieren die Raupen zuerst in den Yponomeuta vigintipunctata Retzius, 1783 Dickblattgewächse, Großes Fettkraut jungen Knospen und Blättern, bevor sie mit der Gespinstbildung (Denis & Schiffermüller 1775) Spindelbaumgewächse, Gem. Pfaffenhütchen (Hübner 1796) Weidengewächse, Silber-, Korb-, Sal- und Grauweide beginnen, in der sie als Gruppe den Skelettierfraß an den Blättern Yponomeuta padella (Linnaeus 1758) Rosengewächse, Schlehdorn, Weißdorn, Zwetschge, Süßkirsche, Vogelbeere, Felsenbirne, vollziehen. Die Gespinste dienen den Larven als Schutz vor Fress- (nicht an Traubenkirsche) feinden (z. B. Vögel) und feuchter Witterung (Regen). Sehr starker Befall führt zum Kahlfraß ganzer Gehölze, die mit Familie: Ypsolophidae Unterfamilie: Ypsolophinae einem auffälligen Gespinst überzogen werden. Nach einem ca. Gattung: Ypsolopha 7-wöchigen Fraß erfolgt ab Mitte Juni die Verpuppung der Larven Art: Ypsolopha dentella (Fabricius 1775) Geißblatt in senkrecht angeordneten Kokons innerhalb des Raupenge- spinstes.