Ausg. Nr. 129 • 4. April 2014 Unparteiisches, unabhängiges Monats- magazin speziell für Österreicherinnen und Österreicher in aller Welt in vier verschiedenen pdf-Formaten http://www.oesterreichjournal.at LebenswertesLebenswertes WienWien Foto: Michael Mössmer / http://www.oesterreichfotos.at ahlreiche Studien und Rankings attestie- Voraussetzungen für eine dynamische weite- die Welt dazu sagt, im ersten Teil unseres Zren Wien eine ausgezeichnete Positio- re Entwicklung. Lesen Sie darüber, was Wien-Schwerpunkts „Lebenswertes Wien“ nierung im globalen Wettbewerb und beste Wien für seine WienerInnen tut – und was ab der Seite 89 ¾

Sie sehen hier die Variante US Letter mit 300 dpi und hoher Qualität von Bildern und Grafiken ÖSTERREICH JOURNAL NR. 129 / 04. 04. 2014 2 Die Seite 2

Liebe Leserinnen und Leser, in der vorliegenden Ausgabe unseres »Österreich Journals« endet die Serie über die Aufgaben des Europäischen Parlaments. Sie wird in der Ausgabe 130 von einer Übersicht abgelöst, in denen jene Parteien, die sich am 25. Mai der EU-Wahl stellen, ihre Wahlziele formulieren können. Dies soll Ihnen, drei Wochen vor dem Wahl- termin, ein wenig bei Ihrer Entscheidung helfen – wie wir hoffen! Liebe Grüße aus Wien Michael Mössmer Shimon Peres in Wien S 16

Der Inhalt der Ausgabe 129

Europawahl 2014: Diesmal Grenzüberschreitende Partnerschaft 78 geht's um mehr! Letzter Teil 3 Burgenländische Landesverfassung Wahl-Informationen für auf Reformkurs 79 AuslandsösterreicherInnen 10 Nestroy auf Schloß Kobersdorf 80 (Europa)Wählerevidenz 11 The Burgenländer Emigration Handy-Signatur für to America 81 AuslandsösterreicherInnen 11 ------Grußworte von Arstetten: Erzherzog Franz Ferdinand S 53 Außenminister Sebastian Kurz 12 LH Kompatscher in Rom 82 52 Prozent wollen derzeit bei Flexiblere Visavorschriften für mehr EU-Wahl »sicher« wählen gehen 13 Wachstum und Arbeitsplätze 83 Shimon Peres in Wien 16 WIFO-Prognose für 2014/2015 85 Außenminister Kurz präsentierte Kreditzinsen auf Tiefstständen 87 Studie über Österreich als Amtssitz 21 ------Österreich unterstützt Serbiens Schwerpunkt »Lebenswertes Wien« Weg in die Europäische Union 23 Wien im internationalen Wettbewerb 89 Biennale di Venezia 2014 24 Wiener Wohnen - Willkommensservice 91 Wien: Internationale Unternehmen Wien im internationalen Wettbewerb S 89 sorgen für Ansiedlungsrekord 26 GB* - Grünraum 94 10 Jahre Wirtschaftspartnerschaften 28 20.000 neue Wohnungen für Wien 95 WirtschaftsOskar 2014 30 Neue Webcams zeigen Nachhaltigkeit im Donauraum 31 aktuelle Verkehrslage 97 Vorsitz der ARGE Donauländer Ferienzeit ist Downloadzeit 99 an Baden-Württemberg 32 WIG 64 – Grüne Nachkriegsmoderne. 101 Botschafter aus aller Welt im Neun von zehn leben gerne in Graz 104 ehemaligen KZ Mauthausen 33 OÖ: Goldenes Ehrenzeichen an Joanneum in Aserbaidschan 33 NR-Präsidentin Prammer 105 Europameister Weinbauschule Krems 34 Großes Goldenes Ehrenzeichen Gedenken an den Ersten Weltkrieg 35 an LH-Stv. a.D. Josef Ackerl 106 Die Gründung der Albertina S 115 Teil 3 der Serie von Anton Pelinka 37 Großes Goldenes Ehrenzeichen Eine Katastrophe und ihre Folgen 44 des Landes NÖ für Hilde Sochor 107 Jüdisches Leben und Sterben Goldene Wiener Auszeichnung im Ersten Weltkrieg 46 für »Tolle Dolly« Schmidinger 109 Egger-Lienz und der Krieg 49 Quantenchaos in ultrakalten Franz Ferdinand Erzherzog von Gasen entdeckt 110 Österreich-Este / Schloß Artstetten Sonnensturm: Explosive Kraft 111 Von Christa Mössmer. 53 Weltweit erster biegbarer und 1914 Tirol vom Frieden in den Krieg 63 transparenter Bildsensor sieht Gestellt. Fotografie als Werkzeug 64 nun auch in die Tiefe 112 402.223 Arbeitslose 65 Seeanemone: halb Tier, halb Pflanze 113 Sport und Wohlfühlen in Wien S 128 Neuer Chef der LK-Österreich 68 Die Gründung der Albertina 115 ------Amy Winehouse: Ein Familienporträt 119 Impressum: Eigentümer und Verleger: Österreich »Burgenland Journal« Journal Verlag; Postadresse: A-1130 Wien, Dr. Scho- Hans Hollein zum 80. Geburtstag 120 Güssing: modernste Kaserne Europas 71 ber-Str. 8/1. Für den Inhalt verantwortlicher Her- Serie "Österreicher in Hollywood" ausgeber und Chefredakteur: Michael Mössmer; Lek- Grenzüberschreitende Projekte 73 von Rudolf Ulrich. Diesmal: der torat: Maria Krapfenbauer. jede Art der Veröffentli- Sicherheitsgipfel tagte Eisenstadt 74 Kameramann. Regisseur und chung bei Quellenangabe ausdrücklich erlaubt. Fotos Trauersitzung für Hans Halbritter 75 Produzent Rudolph Maté 125 Seite 1: Michael Mössmer / oesterreichfotos.at Seite 2: Peter Lechner/HBF; Michael Mössmer / Zug um Zug zu mehr Sicherheit 76 Sport und Wohlfühlen in Wien oesterreichfotos.at; Albertina, Wien; WienTouris- Tourismus: Konsolidierungskurs 77 Von Thomas Rottenberg. 128 mus / Claudio Alessandri

In Zusammenarbeit mit dem Auslandsösterreicher-Weltbund und »Rot-Weiss-Rot« – http://www.weltbund.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 129 / 04. 04. 2014 3 Österreich, Europa und die Welt Europawahl 2014: Diesmal geht's um mehr! Die europäischen BürgerInnen wählen im Mai 2014 ihr Europäisches Parlament und haben damit die Möglichkeit, den Kurs der Europäischen Union für die kommenden fünf Jahre mitzubestimmen. Letzter Teil:»Umwelt- und Klimaschutz«, »Demo- kratische Kontrolle der Außenbeziehungen der EU«, »Vorausschau auf 2014–2019« Foto: Europäische Gemeinschaf 2014

as Europäische Parlament hat sich stets zur Senkung der Treibhausgasemissionen Importen fossiler Brennstoffe soll drastisch Dfür eine globale Strategie zur Bekämp- beizutragen und die Umstellung auf eine sinken. fung des Klimawandels eingesetzt. Es hat kohlenstoffarme Wirtschaft zu fördern. Die Die Abgeordneten haben sich intensiv mit dazu neue Rechtsvorschriften erlassen, um Abhängigkeit Europas von kostspieligen der Umgestaltung der Bereiche Verkehr und

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Energie befaßt, um zu gewährleisten, daß die EU treibstoffeffi- zientere Personen- und Lastkraftwagen sowie Motorräder her- stellt sowie in alternative Kraftstoffe investiert, die keine Umweltschäden hervorrufen. Unter dem Motto „Sicherheit zuerst“ und „Vorbeugung ist die beste Medizin“ trug das Parlament dazu bei, Umweltgefahren zu begrenzen, und setzte sich mit Erfolg für reine Luft, unbelastete Böden und sauberes Wasser ein.

1. Bekämpfung des Klimawandels und Förderung sauberer Energie Der Klimawandel ist die größte umweltpolitische Heraus- forderung unserer Zeit und steht im Zentrum der Bemühungen des Europäischen Parlaments, das auf den bereits bestehenden grundlegenden EU-Gesetzen aufbaut und eine zukunftsgerichte- te Klimapolitik auf europäischer und internationaler Ebene for- dert. Während ihrer Teilnahme an den Klimagipfeln der Verein- ten Nationen forderten die Abgeordneten die EU und ihre inter- nationalen Partner wiederholt auf, bei den weltweiten Bemühun- gen um das für 2015 erwartete globale und rechtsverbindliche Klimaschutzübereinkommen mehr Ehrgeiz zu zeigen. Nach den langfristigen Etappenzielen der EU für 2020 – wie die Reduzierung der Treibhausgasemissionen um 20 Prozent und die Gewinnung von 20 Prozent der Energie aus erneuerbaren Energiequellen – konzentrierte sich das Parlament auf weitere wichtige Maßnahmen in diesem Bereich, zum Beispiel die Verschiebung der Versteigerung von Treibhausgasemissionszer- tifikaten im Emissionshandelssystems (EHS), um Investitionen von Unternehmen in CO2-arme Technologien zu verstärken. Die Abgeordneten arbeiten auch daran, neue und ehrgeizigere Kli- maziele für den Zeitraum 2020 bis 2030 festzulegen.

Saubere und effiziente Energieträger Die neue Gesetzgebung zur Energieeffizienz wird dazu bei- tragen, daß die Energiekosten für die Verbraucher gesenkt wer- den und daß die EU als Ganzes ihre klimapolitischen Ziele erreicht und bis zum Jahr 2020 den Energieverbrauch um 20 Prozent senkt. Die verabschiedeten obligatorischen Energiespar- maßnahmen, einschließlich der Renovierung öffentlicher Ge- bäude, Energiesparpläne für Energieversorger und Energieaudits für alle großen Unternehmen, könnten zur Einsparung von 50 Mil- liarden Euro im Jahr führen und viele tausend neue „grüne“ Arbeitsplätze schaffen. Die Bauordnungen der Mitgliedsstaaten werden vorschrei- ben, daß bei neuen Gebäuden der Energieverbrauch gegen Null geht und daß Heizkessel und Klimaanlagen regelmäßig kontrol- liert werden. Die verpflichtende Energieverbrauchsangabe auf Haushalts- geräten wird den Verbrauchern dabei helfen, die Betriebskosten abzuschätzen. Das Parlament konnte auch strengere Ökodesign- Anforderungen durchsetzen, damit die Verbraucher gut informier- te und klimafreundliche Entscheidungen treffen können, sowie verschärfte Normen für fluorierte Gase in Klimaanlagen und Kühlschränken. Bei der laufenden Überarbeitung der Regeln für Biokraft- stoffe hat das Parlament die Entwicklung umweltfreundlicherer Biokraftstoffe der zweiten Generation unterstützt, und dabei de- ren Auswirkungen auf Landnutzungsänderungen berücksichtigt. Das Parlament befaßte sich intensiv mit Schiefergas, forderte

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 129 / 04. 04. 2014 5 Österreich, Europa und die Welt die Mitgliedsstaaten auf, einen stabilen 2. Umweltschutz daß die Öffentlichkeit ein Recht auf Infor- Rechtsrahmen für „Fracking“ einzurichten Industrielle Verschmutzung mation über solche Einrichtungen vor Ort und drängte auf eine umfassende Überarbei- Über 50.000 Industrieanlagen – von Kraft- erhält, vor dem Hintergrund der Rot- tung der Rechtsvorschriften in den werken bis hin zu Schweinezuchtanlagen – schlammkatastrophe in Ungarn. Bereichen Chemikalien und Wasserschutz werden verschärfte Vorschriften zum Schutz Das Parlament hat sich seit 2009 uner- durch die EU, damit diese die möglichen vor Luft-, Boden- und Wasserverschmut- müdlich darum bemüht, daß die wichtigsten Konsequenzen der Nutzung dieser neuen zung einhalten müssen. Das Gesetz befaßt Werte der EU – Frieden, Demokratie und Energiequelle berücksichtigen. sich mit Schadstoffen wie Schwefeldioxid Menschenrechte – in ihren Außenbeziehun- und Stickoxiden. gen die tragenden Säulen sind. Sichere Gasversorgung Die Abgeordneten haben ebenfalls Vor- Die europäischen Haushalte müssen nicht schriften angenommen, um das Abwracken länger befürchten, daß ihnen in einer zu- alter Schiffe unter EU-Flagge auf Stränden Demokratische Kontrolle künftigen Gasversorgungskrise der Gashahn von Drittländern abzuschaffen und zu ge- der Außenbeziehungen zugedreht wird, da das Parlament Gesetze währleisten, daß die Schiffe nur in Einrich- für EU-weite Koordinierung und Gasver- tungen, die EU-Vorschriften entsprechen, Das Parlament hat erreicht, daß der im bundspläne genehmigt hat. verschrottet werden. Jahr 2011 eingerichtete Europäische Aus- Die neuen Regeln sollen die Anfälligkeit Das Parlament hat zur Verringerung der wärtige Dienst (EAD) einer politischen und für künftige Störungen vermindern und die Schäden durch illegalen Holzeinschlag bei- haushaltstechnischen Überprüfung durch Entwicklung von Infrastrukturen auf natio- getragen, indem es die Strafzahlungen für das Parlament unterliegt, und daß der Hohe naler und EU-Ebene fördern. In erster Linie EU-Zulieferer von Holz illegaler Herkunft Vertreter für Außenpolitik der EU den Ab- zielen sie zwar auf Marktmechanismen ab, erhöht hat. Diese Strafen entsprechen nun geordneten gegenüber rechenschaftspflich- in einer Versorgungskrise werden jedoch zu- den wirklichen Kosten für die Umwelt und tig ist. erst die Haushalte geschützt. die Wirtschaft, die der illegale Holzein- Es hat in vielen wichtigen Handelsab- schlag verursacht, und gewährleisten an kommen klare Umwelt-, Sozial- und Men- Verkehr: Neue Regeln für verbesserte jeder Stufe der Lieferkette die „saubere“ schenrechtsklauseln durchgesetzt und das Treibstoffeffizienz Herkunft von Holz, das in der EU verkauft umstrittene ACTA-Abkommen wegen Be- Das Europäische Parlament forderte Ge- wird. denken hinsichtlich der Privatsphäre und der setze, um die Innovation voranzutreiben und Freiheit des Internets abgelehnt. Das EU- Elektroschrott die Kohlendioxidemissionen (CO2) von Parlament hat auch sichergestellt, daß Berg- neuen Personen- und Lastkraftwagen bis Das Parlament unterstützte Gesetze zur bauunternehmen in Zukunft sämtliche Zah- 2020 zu reduzieren. So würden die Auswir- Bekämpfung der Berge von Elektroschrott, lungen an die Regierungen von Drittländern kungen des Straßenverkehrs auf das Klima daher müssen die Mitgliedsstaaten der EU in offenlegen müssen. in der EU verringert, und die Kraftstoffeffi- Zukunft mehr kaputte Kühlschränke, Telefo- Das Parlament unterstützte EU-Beitritts- zienz für Autofahrer verbessert. Der Straßen- ne und ähnlichen Schrott einsammeln und verhandlungen mit Ländern wie Serbien und verkehr steht in der EU bei den Treibhaus- wiederverwerten. Dank der Abgeordneten ist Albanien und förderte gute Verbindungen gasemissionen nach der Energieerzeugung es für Verbraucher einfacher geworden, klei- mit den Nachbarländern der EU im Osten an zweiter Stelle. Er trägt mit einem Fünftel ne Geräte zurückzugeben, und für skrupello- und im Süden. zu den gesamten CO2-Emissionen bei. se Unternehmer schwieriger, Elektroschrott Die Abgeordneten waren seit 2009 welt- Es wurden neue Regelungen eingeführt, illegal aus der EU auszuführen. weit bei 35 Wahlen als Beobachter anwesend. um Motorräder umweltfreundlicher und si- Jahr für Jahr verleiht das Europäische Par- cherer zu machen. Die Abgeordneten erstell- Ölverschmutzung und gefährliche lament den Sacharow-Preis für Menschen- ten ein gemeinsames System für die Typen- Chemikalien – Verursacher muß zahlen rechte. Im Jahr 2013 zeichnete es die paki- genehmigung für zweirädrige Fahrzeuge mit Das Parlament unterstützte Rechtsvor- stanische Aktivistin Malala Yousafzai aus, Antriebssystem, das von Leichtmotorrädern schriften, nach denen Öl- und Gasgesell- die für das Recht auf Bildung für Mädchen bis hin zu schweren Krafträdern gilt. schaften für die Kosten sämtlicher möglicher kämpft. Mautgebühren für den Güterverkehr soll- Umweltschäden haftbar gemacht werden und ten ursprünglich nur Infrastrukturkosten, über die dafür notwendigen Zahlungsmittel 1. Ausweitung des Einflusses jetzt aber auch die Kosten der Lärmbela- verfügen müssen, andernfalls erhalten sie der EU in der Welt stung und Luftverschmutzung decken. Das keine Bohrlizenz für EU-Gewässer. Das Parlament bestand darauf, daß der Parlament verabschiedete neue Vorschriften, Das Parlament verschärfte auch die Be- neue Europäische Auswärtige Dienst (EAD), um ein Gleichgewicht zwischen den wirt- stimmungen für Kontrollen an gefährlichen der im Jahr 2011 im Rahmen des Vertrags schaftlichen Interessen der Länder in Rand- Chemiestandorten und stellte im Anschluß von Lissabon eingerichtet wurde, um die gebieten der EU und den Erfordernissen des an die Rotschlamm-Katastrophe in Ungarn Außenbeziehungen der EU zu rationalisieren Umweltschutzes herzustellen. das Recht der Öffentlichkeit auf bessere In- und zu verbessern, einer umfassenden haus- Die Abgeordneten setzten sich mit Erfolg formationen über Anlagen in ihrer unmittel- haltstechnischen und politischen Kontrolle für saubereren Schiffsdiesel ein und üben baren Umgebung sicher. durch die Abgeordneten unterzogen werden auch Druck aus, damit die Emissionen des Die Abgeordneten haben auch die Vor- muß. Seither hat es wiederholt auf die Not- Schiffs- und Luftverkehrs durch globale Ab- schriften für die Kontrolle gefährlicher Che- wendigkeit eines einfachen, transparenten kommen reduziert werden. miestandorte verschärft und sichergestellt, und effizienten europäischen diplomatischen

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 129 / 04. 04. 2014 6 Österreich, Europa und die Welt

Dienstes hingewiesen, der gegenüber den europäischen Bürgern rechenschaftspflichtig ist. Während der Gespräche zur Gestaltung des neuen diplomati- schen Dienstes der EU stellten die Abgeordneten sicher, daß der EAD, ein wirklich unabhängiger EU-Dienst wurde, dessen Per- sonal zu 60 Prozent aus den EU-Institutionen stammt. Dank des Europäischen Parlaments muß der EAD bei der Einstellung des Personals auch geografisch ausgewogen vorgehen, damit er nicht übermäßig durch einzelne Mitgliedsstaaten beeinflußt wer- den kann. Die Abgeordneten haben ebenfalls darauf bestanden, daß die EU ihre Rolle in der Außenpolitik aktiver wahrnimmt und die EU-Verteidigungspolitik ausbaut. Sowohl im Plenum als auch in den jeweiligen Ausschüssen erstattet der Hohe Vertreter der Außenpolitik der EU dem Parla- ment regelmäßig Bericht darüber, wie die Prioritäten der EU die aktuelle und die geplante Ausrichtung der außenpolitischen Maß- nahmen der EU beeinflussen. Die Ansichten der Abgeordneten werden auch von den neuen Leitern der EU-Delegationen in der Welt berücksichtigt, die an Anhörungen im Ausschuß für Aus- wärtige Angelegenheiten teilnehmen müssen, bevor sie ihr Amt antreten. Dadurch können direkte Beziehungen zwischen dem Parlament und denen, die die Außenpolitik vor Ort ausführen, aufgebaut werden.

2. Förderung von Menschenrechten, Demokratie und Rechtsstaatlichkeit Der jährliche Sacharow-Preis für geistige Freiheit ist zum deutlichsten Symbol des Europäischen Parlaments für seine Leidenschaft für den Schutz der Menschenrechte und der Demo- kratie geworden. Im Jahr 2011 wurde er an fünf Aktivisten des Arabischen Frühlings vergeben, um zu zeigen, wie wichtig der historische Aufstand in den südlichen Mittelmeerländern seit sei- nem Beginn nach Ansicht des Parlaments war. 2012 wurde er an zwei iranische Aktivisten verliehen und Im Jahr 2013 an die Pakistanerin Malala Yousafzai, die für das Recht auf Bildung für Mädchen kämpft. Durch seine klaren und zielgerichteten Maßnahmen im Be- reich der Menschenrechte hat das Parlament weltweit Sicht- barkeit erreicht. Dadurch konnten offenkundige Menschen- rechtsverstöße gegenüber Einzelpersonen und Gruppen aufge- zeigt und gestoppt werden. Während seiner gesamten Legislaturperiode hat sich das Par- lament dafür eingesetzt, die wichtigsten Werte der EU über seine 41 Delegationen den Parlamenten in Drittländern und multilate- ralen parlamentarischen Versammlungen zu vermitteln. Die Ab- geordneten haben sich seit 2009 weltweit an über 30 Wahlbe- obachtungsmissionen beteiligt, etwa an den Parlamentswahlen im Sudan 2010, an der Wahl zur verfassungsgebenden Versamm- lung in Tunesien 2011 und an den Parlamentswahlen in Georgien 2012, um dazu beizutragen, daß die demokratischen politischen Prozesse frei, fair und transparent ablaufen. Bei den Verhandlungen mit den Mitgliedsstaaten über den EU-Haushaltsposten für den Bereich der Außenbeziehungen von 2014 bis 2020 konnte das Parlament eine effizientere und effek- tivere Verwendung der vorgesehenen Finanzmittel in Höhe von 51 Milliarden Euro sicherstellen, d.h. eine stärkere demokrati- sche Kontrolle der Projekte und Programme bei der Heran- führungshilfe, bei den Ausgaben für Nachbar- und Partnerländer,

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 129 / 04. 04. 2014 7 Österreich, Europa und die Welt der Friedenssicherung, und bei den Maßnahmen für Demokratie und Menschenrechte gewährleisten.

3. Verbreitung der Werte der EU durch freie und faire Handelsabkommen Nach dem Vertrag von Lissabon muß das Parlament jetzt grü- nes Licht geben, bevor Handelsabkommen und Assoziierungsab- kommen der EU mit Drittländern oder nicht zur EU gehörenden Regionen in Kraft treten können. Die Abgeordneten haben diese neuen Befugnisse auf zwei verschiedene Arten genutzt:  Erstens, um Wachstum und Beschäftigung in der EU zu för- dern, indem sie eine verstärkte Nachfrage für die Waren und Dienstleistungen aus der EU in Drittländern veranlaßt haben, zum Beispiel durch freien Handel mit den wichtigsten Akteu- ren auf dem Weltmarkt. Die Abgeordneten haben der Eröffnung von Verhandlungen über ein umfassendes Handels- und Investitionsabkommen mit den Vereinigten Staaten zugestimmt (Transatlantische Handels- und Investitionspartnerschaft – TTIP), sowie Ge- sprächen über ein Freihandelsabkommen mit Japan und Inve- stitionsverhandlungen mit China. In jedem einzelnen dieser Fälle haben sie sich dafür eingesetzt, die Vorschriften für EU- Unternehmen in strategisch wichtigen Bereichen, in denen die EU weltweit führend ist, wie zum Beispiel Finanzdienst- leistungen, Automobile, Technologie sowie innovative und wissensbasierte Waren und Dienstleistungen, zu lockern.  Zweitens hat das Europäische Parlament seine Befugnisse genutzt, um in den Verhandlungen bestimmte Bedingungen durchzusetzen, um die Werte der EU zu achten und zu ver- breiten. Während der Verhandlungen mit den Vereinigten Staaten und China zum Beispiel haben die Abgeordneten dar- auf bestanden, audiovisuelle Dienste von den geplanten Abkommen auszuschließen, um die kulturelle und sprachli- che Vielfalt der EU-Länder zu schützen. In den Verhandlun- gen mit China haben sie gefordert, daß das geplante Abkom- men mit der EU in keiner Weise zur Nutzung von Zwangs- arbeit in der chinesischen Industrie führen darf.

Im Jahr 2012 nutzte das Parlament seine Befugnisse gemäß dem Vertrag von Lissabon, um erstmals Handelsabkommen abzulehnen, indem es gegen das umstrittene Abkommen zur Bekämpfung von Produkt- und Markenpiraterie (ACTA) stimm- te, da es befürchtete, es könnte die Privatsphäre verletzen und die Freiheit der Internetnutzer einschränken. Das Parlament setzte auch die Neuverhandlung von Abkom- men mit den USA über den Zugriff auf Bankdaten (letztendlich im Juli 2010 angenommen) und über Fluggastdaten (2012 ange- nommen) durch, die beide zum Aufspüren der Finanzierung von Terrorismus dienen und einen angemessenen Schutz der Privat- sphäre und der Bürgerrechte sicherstellen sollen. Das Parlament setzte handelspolitische Schutzklauseln durch, um eine faire Behandlung der europäischen Industrie in einigen Freihandelsabkommen sicherzustellen, wie etwa im Freihandels- abkommen mit Südkorea, das im Jahr 2011 mit einer Klausel zum Schutz der Interessen der europäischen Autoindustrie ver- abschiedet wurde. Als Mitgesetzgeber hat sich das Parlament seit 2009 dafür eingesetzt, daß EU-Handelsabkommen mehr Schutz für die Um-

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 129 / 04. 04. 2014 8 Österreich, Europa und die Welt

gen an Regierungen von Nationalstaaten Derzeit im EU-Parlament vertretene Fraktionen über jedes ihrer Projekte ab 2015 offenlegen müssen. Die Abgeordneten haben ebenfalls die Abschaffung einer Klausel durchgesetzt, die Unternehmen von der Transparenzpflicht http://www.epp.eu befreit hätte, falls ein Staat die Offenlegung von Zahlungsinformationen verbietet. Das Parlament hat ebenfalls die weltwei- http://pes.eu te demokratische Kontrolle von Handelsab- kommen zwischen Staaten gefördert, indem es das parlamentarische Forum der Welt- handelsorganisation gegründet hat, und es http://aldeparty.eu auch mitorganisiert.

4. Für eine Erweiterung der EU und eine von Stabilität und Wohlstand http://europeangreens.eu geprägte Nachbarschaft Das Parlament war im Anschluß an die Aufstände des Arabischen Frühlings eine http://aecr.eu treibende Kraft bei der radikalen Reform der Nachbarschaftspolitik der EU. Es bestand auf einer verstärkten politischen und finan- ziellen Unterstützung als Gegenleistung für http://european-left.org innere Reformen und Veränderungen hin zu einer Demokratie und forderte die Ausset- zung von Abkommen im Falle von Ver- http://meldeuropa.com stößen gegen die Menschenrechte. Es setzte sich auch für die Verbesserung der Standards und Werte der EU in der öst- lichen Nachbarschaft der Union ein. Weiter- http://pde-edp.eu hin hat das Parlament den Druck verurteilt, den Rußland auf jene Länder in der Region ausübt, die sich für eine Annäherung an die http://e-f-a.org EU einsetzen, und mehr EU-Unterstützung für diese Länder gefordert. Auf Initiative des EP wurde im Mai 2011 mit Euronest eine neue parlamentarische Versammlung ge- http://eurallfree.org schaffen, die Abgeordneten und Mitglieder der nationalen Parlamente der Länder der Östlichen Partnerschaft zusammenführt. Das Parlament stellte die Rechtsstaat- http://aemn.eu lichkeit, die Unabhängigkeit und die Rechen- schaftspflicht der russischen Justiz auf den Prüfstand, als es EU-Sanktionen gegen rus- http://ecpm.info sische Amtsträger forderte, die im Zusam- menhang mit dem Fall Sergei Magnitski ste- hen. Es forderte auch ein Ende der „selekti- ven Justiz“ in der Ukraine, wie etwa die Ver- http://eudemocrats.org/ urteilung der früheren Premierministerin Grafik: Europäisches Parlament 2014 Julia Timoschenko und anderer Politiker, welt und die Menschen- und Sozialrechte mit den Werten und dem Rechtsbestand der und ein Ende der Gewaltanwendung gegen bieten als bisher. Auf Druck des Parlaments EU stehen. pro-europäische Demonstranten, die gegen verpflichteten sich Kolumbien, Peru und Ein bedeutsamer Erfolg des Parlaments die Entscheidung der Regierung protestier- Länder in Zentralamerika zu verbindlichen war, in schwierigen Verhandlungen mit den ten, das Assoziierungsabkommen mit der Fahrplänen zur Einführung von Mindestnor- Mitgliedsstaaten EU-weite Transparenzre- EU beim Gipfel in Vilnius im November men in den Bereichen Umweltschutz, Ar- geln durchzusetzen, so daß die großen Un- 2013 nicht zu unterzeichnen. beitsrecht und Menschenrechte, bevor das ternehmen in den Öl-, Gas-, Bergbau- oder Jeder neue EU-Beitritt muß vom Parla- Parlament sein Einverständnis für die Ab- Holzgewinnungssektoren umfassende und ment grünes Licht erhalten, das sich immer kommen gab, damit sie im vollen Einklang detaillierte Informationen über ihre Zahlun- wieder für eine zunehmende Erweiterung

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 129 / 04. 04. 2014 9 Österreich, Europa und die Welt

ausspricht. Es hat aktiv die Beitrittsge- Der Weg zur neuen EU-Kommission spräche mit Serbien und den Status eines EU-Beitrittskandidaten für Albanien unter- stützt und auf eine Beschleunigung der Ver- handlungen mit der Türkei und mit der ehe- maligen jugoslawischen Republik Maze- donien gedrängt. Gleichzeitig hat es immer wieder gefordert, daß die Menschenrechte und die Grundfreiheiten, die Rechtsstaat- lichkeit, die gutnachbarlichen Beziehungen und der Kampf gegen Bestechung in allen Kandidatenländern zur Priorität gemacht werden.

Vorausschau auf 2014 bis 2019 Welche Aufgaben warten auf die neuen Abgeordneten nach der Europawahl? Für welche Politik wird die EU in den nächsten fünf Jahren stehen? Wie wird sie die zur Verfügung stehen Finanzmittel ver- wenden? Das alles hängt ab vom politischen

ion, Art. 17.7; Erklärung 11 im Vertrag von Lissabon Kräfteverhältnis im Europäischen Parlament und von der Person, die die Führung der Europäischen Kommission übernehmen wird. Über beides wird der Wähler bei der Europawahl im Mai 2014 entscheiden. Die europäischen politischen Parteien werden ihre Wahlprogramme im Frühjahr 2014 fertig stellen. Doch schon jetzt ist klar, daß die weitere Stabilisierung der Finanz- systeme, insbesondere im Euro-Währungs- gebiet, die Stärkung der Wettbewerbsfähig- keit der EU in der Weltwirtschaft und die Schaffung von Arbeitsplätzen in den näch- sten Jahren weiterhin hoch auf der Tages- ordnung stehen. Auch Verbraucherschutz und Umwelt- schutz werden die Abgeordneten nach wie vor stark beschäftigen. Das künftige Parla- ment wird das geplante Handels- und In- vestitionsabkommen mit den USA entweder annehmen oder ablehnen müssen. Die EU- Finanzen werden ebenfalls ein wichtiges The- ma bleiben, weil die neu- oder wiedergewähl- ten Abgeordneten den Umfang und die Verwendung der Mittel im langfristigen EU- Haushalt 2014-2020 überprüfen müssen. „ http://www.europarl.europa.eu/portal/de Quelle: Pressedienst des Europäischen Parlaments

Lesen Sie am 30. April in der »Österreich Journal« Ausgabe 130 über Österreichs SpitzenkandidatInnen der wahlwerbenden Parteien

Februar / MärzFebruar Mai 2014 23.–25. und deren Juni Wahlziele. Juli August / Sepember Oktober / November Grafik: Europäisches Parlament 2014 / Quellen: Parlament; Konsolidierte Fassung des Vetrags über die Europäische Un

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 129 / 04. 04. 2014 10 Österreich, Europa und die Welt Wahl-Informationen für AuslandsösterreicherInnen Ein Antrag auf Eintragung in die Europa-Wählerevidenz muß bis 10. April 2014 bei der zuständigen Gemeinde eingelangt sein.

enn Sie Ihren Hauptwohnsitz nicht in schrift. Wenn Sie keine automatische Zu- WÖsterreich haben, vor dem 1. Jänner sendung der Wahlkarten beantragen, müssen des Jahres der Eintragung das 15. Lebensjahr Sie für die Stimmabgabe im Ausland für jede vollendet haben und sich dennoch an Wah- Wahl, Volksabstimmung und Volksbefragung len, Volksabstimmungen oder Volksbefragun- eine Wahlkarte (Stimmkarte) anfordern. gen beteiligen wollen, müssen Sie in die Die Gemeinde, in deren Wählerevidenz Wählerevidenz einer österreichischen Ge- und/oder Europa-Wählerevidenz Sie einge- meinde eingetragen sein. Für die Teilnahme tragen sind, wird Sie spätestens drei Monate an einer Europawahl ist eine Eintragung in vor einer bevorstehenden Streichung infor- die Europa-Wählerevidenz erforderlich. mieren, daß die Zehn-Jahres-Frist abläuft Was haben Sie als AuslandsösterreicherIn und daß Sie die Möglichkeit haben, einen zu unternehmen, um in die Wählerevidenz Verbleib in der Wählerevidenz und/oder Eu- und/oder die Europa-Wählerevidenz einge- ropa-Wählerevidenz zu beantragen. Bis zu tragen zu werden? diesem Zeitpunkt können Sie bei allen bun- desweit abzuhaltenden Wahlen, Volksab- Antrag auf Eintragung in die stimmungen und Volksbefragungen sowie (Verbleib in der) Wählerevidenz gegebenenfalls bei Europawahlen von Ihrem Sofern Sie bisher in keiner Gemeinde in Wahlrecht (Stimmrecht) Gebrauch machen. die Wählerevidenz/Europa-Wählerevidenz Sobald in Österreich eine Wahl, Volksab-

eingetragen sind, müssen Sie einen entspre- Quelle: Bundesministerium für Inneres stimmung oder Volksbefragung ausgeschrie- chenden Antrag auf Eintragung in die jewei- ben (angeordnet) wird, werden Sie von der lige Evidenz stellen. Hierbei können Sie sich Sie sich dafür entscheiden, die österreichi- Gemeinde verständigt. Bitte beachten Sie be- eines hierzu aufgelegten Formulars bedie- schen Mitglieder des Europäischen Parla- sonders: nen. Wenn Sie wollen, können Sie mit einem ments zu wählen, so vergessen Sie bitte nicht,  Bei Verlegung des Hauptwohnsitzes ins Formular die Eintragung in beide Wähler- dies durch Ankreuzen des entsprechenden Ausland reicht eine Abmeldung nach evidenzen (Wählerevidenz und Europa- Kästchens auf dem Antragsformular förm- dem Meldegesetz nicht aus, um als Aus- Wählerevidenz) oder auch den Verbleib lich zu erklären. landsösterreicherIn in der Wählerevidenz (wiederum in einer Wählerevidenz oder in Den Antrag können Sie per Post, Telefax und/oder Europa-Wählerevidenz zu ver- beiden) beantragen. Sie müssen hierzu auf oder per E-Mail (eingescannt) direkt an die bleiben. Sie haben vielmehr ausdrücklich dem Formular mit der – langen – Bezeich- Gemeinde, zu der Ihr Anknüpfungspunkt (Le- eine diesbezügliche Erklärung abzuge- nung „Antrag auf Eintragung in die (bzw. bensbeziehung, Verbindung) zu Österreich ben. Verbleib in der) Wählerevidenz/Europa-Wäh- besteht, stellen. Schließen Sie bitte dem An-  Sind Sie bereits in einer der beiden Wäh- lerevidenz für österreichische Staatsbür- trag Belege an, die zur Glaubhaftmachung lerevidenzen eingetragen (Wählerevidenz ger(innen), die außerhalb des Bundesgebietes des im Formular angeführten Anknüpfungs- oder Europa-Wählerevidenz) und Sie leben“ nur das(die) entsprechende(n) Käst- punktes geeignet sind. möchten sich in die jeweils andere Evi- chen ankreuzen. Bei Vorliegen der gesetzlichen Vorausset- denz eintragen lassen, ist dies in dersel- Das Formular ist bei allen österreichi- zungen wird Sie die Gemeinde für die Dauer ben Gemeinde möglich. schen Gemeinden vorrätig. Ist es Ihnen nicht von zehn Jahren in ihre Wählerevidenz und/  Auf einen Antrag können Sie beide Wäh- möglich, mit einer Gemeinde Kontakt aufzu- oder Europa-Wählerevidenz eintragen. Sollte lerevidenzen ankreuzen, wobei Sie be- nehmen, so können Sie das Formular als aus- Ihr Antrag nicht zur Eintragung in die Wäh- reits in einer der beiden Wählerevidenzen füllbare und speicherbare pdf-Datei (236 lerevidenz(en) führen, so werden Sie darüber geführt werden, beginnt die Zehn-Jahres- kB) herunterladen. Beachten Sie in bitte von der Gemeinde schriftlich verständigt. Frist hinsichtlich beider Evidenzen neu auch die Ausfüllanleitung (pdf, 57 kB) – den Sie haben in Hinkunft die Möglichkeit, zu laufen. „ Link finden Sie am Ende dieses Beitrags. für die Dauer Ihrer Eintragung in die Wäh- Weitere Informationen zu Wahlen Wohnen Sie in einem Mitgliedsstaat der lerevidenz(en) durch Ankreuzen des entspre- http://www.bmi.gv.at/cms/bmi_wahlen Europäischen Union, so steht es Ihnen frei, chenden Kästchens auf dem Antragsformu- der Link auf das Formular im pdf-Format entweder die Mitglieder des Europäischen lar eine automatische Zusendung von Wahl- https://formulare.aforms2web.com/F2WTemplates/BMI/Waehlerevidenz/2010/Antrag_Waehlerevidenz_EU_gelb.pdf Parlaments Ihres Wohnsitz-Mitgliedsstaates karten zu beantragen. In diesem Fall benö- und der Link auf die Ausfüllanleitung oder die österreichischen Mitglieder des Eu- tigt die Gemeinde – zwecks Zusendung der http://www.bmi.gv.at/cms/BMI_wahlen/auslandsoesterr/files/Ausfuellanleitung.pdf ropäischen Parlaments zu wählen. Sollten Wahlkarten – stets Ihre aktuelle Auslandsan- Quelle: Bundesministerium für Inneres

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 129 / 04. 04. 2014 11 Österreich, Europa und die Welt Handy-Signatur Wählerevidenz bzw. für AuslandsösterreicherInnen as Bundesministerium für Europa, Inte- Europa-Wählerevidenz Dgration und Äußeres hat mit März 2014 an den österreichischen Botschaften in Lon- uslandsösterreicherIinnen, d.h. österrei- die zuständige Gemeinde gestellt werden don und Madrid Registrierungsstellen für die Achische StaatsbürgerInnen mit Haupt- (Adressen siehe unter Kontakte „Österreich“. Aktivierung der Handy-Signatur als Pilot- wohnsitz im Ausland, die von ihrem Wahl- Wenn Sie dazu Fragen haben, stehen Ihnen projekt errichtet. Damit wird Ihr Mobiltelefon recht Gebrauch machen wollen, haben zu- die österreichischen Vertretungsbehörden im zum virtuellen Ausweis, mit dem Sie sich im nächst einen Antrag auf Eintragung in die Ausland – Botschaften und (General-)Kon- Internet eindeutig identifizieren und somit Wählerevidenz (für Nationalratswahlen, Bun- sulate – gerne zur Verfügung. bei diversen E-Services komfortabel anmel- despräsidentenwahlen, Volksabstimmungen, Legen Sie bitte dem Antrag zumindest den können. Mit der elektronischen Unter- Volksbefragungen gemäß § 2a Abs.6 des Kopien Ihres österreichischen Reisepasses schriftsfunktion können Sie Dokumente und Wählerevidenzgesetzes 1973) bzw. die Eu- oder, sofern Sie keinen österreichischen Rei- Rechnungen jedenfalls EU-weit rechtsgültig ropa-Wählerevidenz (für Europawahlen ge- sepaß besitzen, eine Kopie Ihres österreichi- elektronisch unterschreiben – und sich zeit- mäß § 4 Abs. 6 des Europa-Wählerevidenz- schen Personalausweises oder Staatsbürger- intensive Behördengänge ersparen. gesetzes) zu stellen. Dies kann frühestens in schaftsnachweises bei. jenem Kalenderjahr erfolgen, in dem der/die AuslandsösterreicherInnen, die in Wähler- Auslandsösterreicher/in 15 Jahre alt wird. evidenzen eingetragen sind, sind verpflichtet, Der Antrag ist bei der zuständigen Wäh- ihrer Wählerevidenzgemeinde jede Adreßän- lerevidenzgemeinde in Österreich mittels des derung im Ausland – samt, wenn zutreffend, Formulars „Antrag auf Eintragung in die auch der E-Mail-Adresse – mitzuteilen. (Verbleib in der) Wählerevidenz und/oder Die Eintragung ist maximal zehn Jahre Ihre Vorteile im Überblick Europa-Wählerevidenz“ zu stellen (klicken gültig. Vor Ablauf der Zehn-Jahres-Frist in-  Amtswege und diverse E-Services der Sie bitte auf den Link – auch wenn er nicht formiert die jeweils zuständige Gemeinde Wirtschaft rasch und einfach erledigen; lesbar ist): die Auslandsösterreicher/innen über die be-  Dokumente komfortabel rechtsgültig elek- http://www.bmeia.gv.at/fileadmin/user_upload/bmeia/media/AOes/2Themen/Wahlbuero/Antrag_Waehlerevidenz_gelb.pdf vorstehende Streichung und erinnert an eine tronisch unterschreiben; Bitte füllen Sie den Antrag nur aus, wenn Verlängerungsmöglichkeit (für weitere zehn  hoher Sicherheitsstandard und kosten- Sie derzeit nicht in der Wählerevidenz ein- Jahre). Sollten Sie Zweifel an Ihrer Eintra- freie Nutzung; getragen sind. Beachten Sie dabei bitte gung oder deren Datum haben, ist es zur Si-  Zeit- und Ortsunabhängigkeit durch das genau die Ausfüllanleitung: cherheit ratsam, rechtzeitig vor einer kom- Internet. http://www.bmi.gv.at/cms/BMI_wahlen/auslandsoesterr/files/Ausfuellanleitung.pdf menden Wahl, Volksabstimmung oder Volks- Die zuständige Wählerevidenzgemeinde befragung Kontakt mit Ihrer Wählerevidenz- So kommen Sie zu Ihrer Handy-Signatur ist die österreichische Gemeinde Ihres letz- gemeinde aufzunehmen, um den Stand der Persönlich mit Ihrem Mobiltelefon unter ten Hauptwohnsitzes in Österreich (s. Punkt Eintragung zu klären. Allenfalls wäre ein Vorlage Ihres österreichischen Reisepasses 7 des Formulars). Wenn ein solcher nicht (neuer) Antrag zu stellen. oder Personalausweises vorliegt, dann jene Gemeinde in Österreich, Mit diesem Formular kann auch – gleich-  an den Österreichischen Botschaften in in der zumindest ein Elternteil von Ihnen sei- zeitig oder separat – die Eintragung in die London und Madrid oder nen Hauptwohnsitz hat oder hatte (s. Punkt 8 Europa-Wählerevidenz beantragt (bzw. ver-  an einer der zahlreichen Registrierungs- des Formulars). Sollte auch ein solcher nicht längert) werden. Für die Eintragung in die stellen in Österreich: vorliegen, dann richtet sich die zuständige Europa-Wählerevidenz eines anderen EU- http://www.handy-signatur.at/Registrierungsstellen.aspx Gemeinde nach anderen glaubhaft zu ma- Landes – für jene AuslandsösterreicherIn- chenden Lebensbeziehungen zu Österreich, nen, die nicht die österreichischen EP-Mit- Antworten auf alle Fragen deren Wertigkeit die Reihefolge in Punkt 9- glieder sondern diejenigen ihres Wohnsitz- Ihre Nutzung der Handy-Signatur ist dem 15 des Formulars bestimmt. Es wäre daher landes wählen wollen –, bestehen in jedem Ministerium dabei Richtschnur, ob Regi- insgesamt nur ein Anknüpfungspunkt anzu- Land eigene Formulare, die bei der dafür strierungsstellen bald an allen österreichi- geben: derjenige, der von oben gesehen als zuständigen lokalen Behörde erhältlich sind. schen Botschaften und Generalkonsulaten erster zutrifft. Österreichische StaatsbürgerInnen, die eingerichtet werden sollen. Weitere Informa- Sollten Sie von der Möglichkeit Gebrauch ihren dauernden Wohnsitz im Ausland ha- tionen finden Sie im Flyer Handy-Signatur machen wollen, die Wahl- bzw. Stimmkarten ben, sollten sich anläßlich eines Kurzauf- für AuslandsösterreicherInnen (auch wenn für maximal 10 Jahre „im Voraus“ an die Ihrer enthaltes in Österreich nicht mit Haupt- der Link nicht lesbar ist, er funktioniert): Wählerevidenzgemeinde mitgeteilte Post- wohnsitz anmelden, da sie sonst automa- http://www.bmeia.gv.at/fileadmin/user_upload/bmeia/media/AOes/1AuslandsoesterreicherInnen/Folder-Handy-Signatur_BMEIA_WEB1.pdf adresse automatisch zugestellt zu erhalten, tisch und ohne gesonderte Verständigung Digitales Österreich: können Sie diesen Antrag auf demselben For- aus der Wählerevidenz gelöscht werden http://www.digitales.oesterreich.gv.at mular – unter Punkt 18 – stellen (Details da- könnten. „ Bürgerkarte: zu finden Sie unter Wahlkarte/Stimmkarte). Quelle: BMeiA http://www.buergerkarte.at Ihr Antrag kann jederzeit – d.h. unab- http://auslandsoesterreicher.at Handy-Signatur (allgemein): hängig von bestimmten Wahlen – direkt an http://www.bmeia.gv.at https://www.handy-signatur.at „

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»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 129 / 04. 04. 2014 13 Österreich, Europa und die Welt 52 Prozent wollen derzeit bei EU-Wahl »sicher« wählen gehen Zwei Drittel halten das EU-Parlament für wichtig, die EU-Mitgliedschaft Österreichs ist unbestritten, wie eine ÖGfE-Umfrage zeigt.

aul Schmidt, Leiter der Österreichischen „Um diese Wahlmotivation auch ins Ziel stärktes EU-Parlament und die indirekte Wahl PGesellschaft für Europapolitik (ÖGfE) zu bringen, muß verstärkt über die Bedeu- des EU-Kommissionspräsidenten noch nie appelliert mit Bezug auf eine aktuelle ÖGfE- tung der EU-Wahl informiert werden. Wich- so hoch wie heute.“ Umfrage, es sei „höchste Zeit, die Debatte tig ist zu zeigen, daß – selbst bei 380 Millio- Das Europäische Parlament wird auch über Europa zu intensivieren und die Posi- nen Wahlberechtigten europaweit – die eige- medial öfter wahrgenommen als dies noch tionen der KandidatInnen darzustellen“. Die ne Stimme und jene Österreichs sehr wohl vor zwei Jahren der Fall war. Gaben im Mai Voraussetzungen dafür seien gegeben: „Das zählt.“ Denn als Motive für ihre Nichtteil- 2012 noch 63 % der Befragten an, sie wür- Europäische Parlament wird grundsätzlich nahme an den EU-Wahlen nennen rund zwei den „(sehr) selten“ oder „nie“ Nachrichten für wichtig gehalten und auch die Wahlbe- Drittel mit nur geringen Unterschieden, daß oder Informationen über das EU-Parlament reitschaft ist gestiegen.“ „die eigene Stimme ohnehin nichts ändert“ registrieren, ist dieser Wert kontinuierlich auf Gaben im April 2013 noch 39 % an, und daß „Österreich in der EU ohnehin nichts aktuell 46 % gesunken. Dagegen ist die Zahl „sicher“ ihre Stimme bei den Wahlen zum zu sagen hat“. In ähnlich hohem Ausmaß fol- jener, die „(sehr) oft“ über das Europäische EU-Parlament abgeben zu wollen, stieg die- gen mangelnde Information, grundsätzliche Parlament in den Medien hören, lesen oder ser Wert im November 2013 auf 49 % und Ablehnung der EU und das Motiv, daß „die sehen von 37 auf 52 % gestiegen.*) liegt aktuell bei 52 % (EU-Wahlbeteiligung Wahl nicht wichtig“ ist. Seltener – von knapp Kaum verändert hat sich in den vergange- 2009: 46 %). Der Anteil jener, die „eher der Hälfte – wird als Motiv der Nichtteil- nen zwei Jahren die Bewertung des Europäi- schon“ teilnehmen wollten, sank in diesem nahme der „Protest gegen die Regierung“ schen Parlaments. Im Mai 2012 sagten 71 %, Zeitraum von 42 auf 23 %. Konstant erweist angeführt. daß sie die Arbeit und Aufgaben des EU-Par- sich – mit einem Fünftel – der Anteil der „Fehlende Information und das Gefühl, (bereits jetzt) deklarierten Nicht-WählerIn- nichts bewirken zu können, senkt die Wahl- *) Für alle (und folgenden) Werte gilt: Rest auf 100 %: „weiß nicht/Keine Angabe“. (Vergleichsumfrage nen. Ein Zehntel der Befragten äußerte sich bereitschaft. Dabei war die realpolitische Be- vom September 2013, SWS, Tel ASB 66, Septem- zu dieser Frage nicht. deutung des Wahlausgangs durch ein ge- ber 2013, N: 555.)

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laments für „(sehr) wichtig“ halten würden. sicht für „eher nicht“ oder „gar nicht wich- „Die Mehrheit der ÖsterreicherInnen weiß Aktuell liegt dieser Wert bei 66 %. Die Zahl tig“ halten, lag vor zwei Jahren bei 26 % und um die grundsätzliche Bedeutung des EU- jener, die das EU-Parlament in dieser Hin- nun bei 27 %. Parlaments. Allerdings zeigt eine ÖGfE-Um-

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 129 / 04. 04. 2014 15 Österreich, Europa und die Welt frage vom November 2013 auch, daß sich nur ein Viertel über Arbeit und Aufgaben des Europäischen Parlaments informiert fühlt. Grund genug, gerade jetzt gegenzusteuern“, so Schmidt.

Mit intensiverer EU-Debatte zu stei- gender Wahlbeteiligung am 25. Mai „Am 30. März 1994, also vor 20 Jahren, wurden die Verhandlungen über den Beitritt Österreichs zur EU offiziell abgeschlossen. In Folge stimmten zwei Drittel der Österrei- cherInnen für die EU-Mitgliedschaft. Zwei Jahrzehnte später hat sich an ihrer pragmati- schen Einstellung zur EU nichts geändert. Zu kritisieren haben die ÖsterreicherInnen an der EU allerdings genug“, sagt Schmidt zum Ergebnis einer weiteren aktuellen ÖGfE-Umfrage. 64 % der ÖsterreicherInnen sprechen sich derzeit dafür aus, daß unser Land EU-Mit- glied bleibt. 24 % plädieren für einen Aus- kehr“, je 13 % „Frieden und Sicherheit“ so- sollten (45 %) oder mehr auf einzelner, na- tritt. 13 % beziehen keine Stellung. Insgesamt wie „Gemeinsamkeit/Zusammenarbeit und tionalstaatlicher Ebene (48 %). „Der Ruf 46 österreichweite Befragungen der ÖGfE Integration“. nach einer Verlagerung von Kompetenz zu- seit Juni 1995 zeigen, daß – trotz Schwan- Die meisten negativen Assoziationen ent- rück auf die nationale Ebene wird – je nach kungen – das Meinungsbild in dieser Frage fallen auf die Bereiche „Bürokratie/Ver- Thema – stärker. Mehr Subsidiarität und eine konstant geblieben ist. Im Durchschnitt lag ordnungen/Geldverschwendung/Bevormun- klarere Kompetenzaufteilung machen Sinn. die Zahl der Befürworter der Mitgliedschaft dung“ (33 %), praktisch gleichauf „Offene Allerdings sollte klar gesagt werden, daß ein bei knapp 71 %, die Zahl der Gegner bei Grenzen/freier Personenverkehr/Kriminali- massiver Rückbau der erreichten Integration 23 %. Die höchste Zustimmung zur EU-Mit- tät/Zuwanderung/Lohndumping“ (31 %). eine gemeinsame Problemlösung weiter gliedschaft fand sich im Juni/Juli 2002 20 % nennen spontan Themen, die sich unter erschweren würde“, schließt Schmidt. (80 %), der stärkste Wunsch nach einem „Krise/Rettungsschirme“ zusammenfassen Befragt wurden österreichweit 598 Perso- Austritt im Juni/Juli 2008 (33 %). lassen, 17 % „Teuerungen/Euro“. nen per Telefon (repräsentativ für die öster- „Zur EU-Mitgliedschaft gibt es keine „Die Bilanz der ÖsterreicherInnen fällt reichische Bevölkerung ab 16 Jahre/Gewich- Alternative – auch wenn so manche Ent- gespalten aus. Ausmaß, Geschwindigkeit tung nach Geschlecht, Alter und Bildung). wicklungen und Entscheidungen kritisch ge- und vage Ziele der europäischen Integration Maximale Schwankungsbreite +/- 4 %. Bei- sehen werden. Gerade der Umgang mit der verunsichern. Die Finanzkrise, die beschleu- de Umfragen wurden von der Sozialwissen- Krise, Teuerungen oder die vermeintliche nigte Globalisierung und offene Grenzen schaftlichen Studiengesellschaft im Februar/ Überbürokratisierung wirken sich negativ haben ihr übriges getan. Daher ist es nicht März 2014 im Auftrag der ÖGfE durchge- auf die Beurteilung der EU aus. Andererseits überraschend, daß der Wunsch nach Konso- führt. schätzen die ÖsterreicherInnen wesentliche lidierung der EU an erster Stelle steht.“ Die ÖGfE wurde 1991 als überparteiliche Meilensteine der Integration – wie etwa den In einer ÖGfE-Umfrage vom September und unabhängige Plattform aufgrund einer Euro und den Wegfall der Grenzen – hoch 2013 gaben insgesamt 86 % der Befragten Idee des damaligen Europa-Staatssekretärs ein“, meint Schmidt. an, daß sie eine Vertiefung der Zusammenar- Peter Jankowitsch gegründet. Sie ist in die- Eine Bilanz über die vergangenen 20 Jah- beit der EU-Mitgliedsländer für „sehr wich- ser Form und mit ihren Aufgaben die einzige re zeigt: 44 % geben an, daß unser Land tig“ (48 %) oder „wichtig“ (38 %) halten. regierungsunabhängige Einrichtung in Öster- „deutlich mehr“ (14 %) bzw. „etwas mehr“ 13 % sehen dies als „weniger wichtig“ reich, die auf einer derart breiten Basis steht. Vorteile (30 %) durch die Mitgliedschaft in (10 %) oder „gar nicht wichtig“ (3 %) an. Primäres Ziel der Gesellschaft ist die der EU hat. Für 35 % überwiegen die Nach- Dagegen werden künftige Erweiterungen Beseitigung des Informationsdefizits betref- teile „etwas mehr“ (20 %) bzw. „deutlich nicht als prioritär erachtet: Nur ein Viertel fend die Europäische Union und die Ent- mehr“ (15 %). 16 % sehen diese Frage un- hält sie für „sehr wichtig“ (8 %) oder „wich- wicklung des Integrationsprozesses. Um die- entschieden. tig“ (16 %). Drei Viertel beurteilen sie als ses Ziel zu erreichen, versorgt die Österrei- Als positive Aspekte der Mitgliedschaft „weniger wichtig“ (42 %) bzw. „gar nicht chische Gesellschaft für Europapolitik Inter- werden „die gemeinsame Währung/der Weg- wichtig“ (32 %). essenvertretungen, private Vereine und an- fall des Geldwechsels“ (53 % Spontannen- Ungeachtet des Wunsches nach Vertie- dere am Integrationsprozeß Beteiligte und nungen) und „der freie Personenverkehr durch fung der Zusammenarbeit sind die Österrei- Interessierte mit Informationen, um ein ko- offene Grenzen“ (42 %) gewertet. 21 % nen- cherInnen geteilter Meinung, ob Entschei- ordiniertes Zusammenwirken aller positiven nen den Bereich „gemeinsamer Wirtschafts- dungen innerhalb der EU mehr auf gemein- Kräfte zu fördern. „ raum/freier Waren- und Dienstleistungsver- samer, europäischer Ebene getroffen werden http://www.oegfe.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 129 / 04. 04. 2014 16 Österreich, Europa und die Welt Shimon Peres in Wien Die letzte große Auslandsreise führte den israelischen Staatspräsidenten für drei Tage nach Wien. Foto: Peter Lechner/HBF Nach der Kranzniederlegung beim Mahnmal für die jüdischen Opfer der Shoa am Wiener Judenplatz: Bundespräsident Heinz Fischer (am Rednerpult); rechts von ihm, sitzend, Staatspräsident Shimon Peres und Wiens Oberrabbiner Chaim Eisenberg

ei einer Kranzniederlegung am Aber heute ist ein ganz besonderes Ge- den verehrten Herrn Oberrabbiner, den ver- BNachmittag des 30. März am Mahnmal denken, weil es in Gegenwart des Präsiden- ehrten Herrn Präsidenten der Israelitischen des Judenplatzes in Wien haben Bundes- ten des Staates Israel erfolgt. Kultusgemeinde und alle, die sich zum ge- präsident Heinz Fischer und der israelische Und so darf ich Präsident Shimon Peres meinsamen Gedenken eingefunden haben, Präsident Shimon Peres gemeinsam den respektvoll willkommen heißen, aber auch herzlich begrüßen. Opfern des Holocaustes gedacht. „Wir müs- sen die Shoa als Warnung betrachten und nie wieder Rassismus und Antisemitismus auf- kommen lassen“, so Peres. Fischer kritisier- te den Umgang Österreichs mit dem Natio- nalsozialismus. Lesen Sie hier die Rede des Bundesprä- sidenten anläßlich der Kranzniederlegung beim Mahnmal für die jüdischen Opfer der Shoah:

Hochgeschätzter Herr Präsident Shimon Peres! Sehr verehrte Ehrengäste! Meine sehr geehrten Damen und Herren!

Ich bin schon oft hier in Wien vor diesem Mahnmal für die jüdischen Opfer der Shoah

in Österreich gestanden, habe einen Kranz nie- Foto: Peter Lechner/HBF dergelegt, habe voll Betroffenheit der Opfer v.l.: Staatspräsident Shimon Peres, Bundespräsident Heinz Fischer und Verteidi- gedacht, und mich für die Täter geschämt. gungsminister Gerald Klug

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 129 / 04. 04. 2014 17 Österreich, Europa und die Welt

Der Judenplatz in Wien ist – wie schon der Name sagt – ein besonderer Ort für die- ses Gedenken, ist er doch auf vielfache Wei- se eng mit der jahrhundertealten jüdischen Geschichte in Österreich verbunden. Er erinnert nicht nur an die lange Tra- dition einer jüdischen Gemeinde in Wien, sondern auch an die schlimmen Verfolgun- gen, denen Jüdinnen und Juden im Lauf der Jahrhunderte immer wieder ausgesetzt wa- ren. Die Verfolgungen des Mittelalters und der nachfolgenden Jahrhunderte sollten aber nicht die letzten bleiben. Im Gegenteil: Die bei weitem schlimm- sten Verbrechen an Jüdinnen und Juden waren dem 20. Jahrhundert vorbehalten. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts lebten in Wien fast 200.000 Jüdinnen und Juden – eine blühende Gemeinde und ein bedeuten- der Teil der vielfältigen Kultur des alten Wien. Es war das Wien von Sigmund Freud, von Arthur Schnitzler, von Hans Kelsen, von Theodor Herzl, von Gustav Mahler, von Karl Kraus, von Stefan Zweig, von Bertha von Suttner, von Hugo von Hofmannsthal, von Foto: Peter Lechner/HBF Die beiden Präsidenten nach der Kranzniederlegung vor am Mahnmal Arnold Schönberg, von Adolf Loos, etc. etc. Auch diesen und vielen anderen Größen Schweigen, von schlechtem Gewissen und nur durch intensive historische Forschungs- des Geistes- und Kulturlebens hat der ver- vom Versuch des Verdrängens geprägt war. arbeit, sondern auch durch das bewußte brecherische Holocaust den Krieg erklärt Erst in den letzten 25 Jahren hat Öster- Bewahren der Erinnerung an die Fakten der und wollte sie aus dem Gedächtnis der Men- reich als Resultat eines schwierigen Prozes- Geschichte und an menschliche Schicksale. schheit restlos auslöschen. ses der Bewußtmachung endlich eine grund- Das „Niemals wieder“ der Opfer des Nach dem sogenannten Anschluß an das legende und wichtige Wandlung in seinem Nationalsozialismus muß hochgehalten und Deutsche Reich im März 1938 wurden rund historischen Bewußtsein vollzogen: weitergetragen werden. 100.000 österreichische Jüdinnen und Juden aus ihrer Heimat vertrieben; manche sind Vom Vergessen hin zum Erinnern. Sehr geehrte Damen und Herren! schon vor 1938 ausgewandert; etwa 65.000 Von der Verdrängung hin zum Eingeste- Am 25. Oktober 2000 wurde hier auf dem wurden ermordet. Darunter auch Angehörige hen und Annehmen der Mitverantwortung Judenplatz dieses Mahnmal von Rachel der Familie meiner Frau. Nur ganz wenige für die Verbrechen des Nationalsozialismus. Whiteread, vor dem wir heute stehen, ent- haben überlebt. Von der Verharmlosung des Antisemitis- hüllt. Der Judenplatz spiegelt also einen be- mus zur klaren, eindeutigen und konsequen- Es ist Ausdruck des Gedenkens an die sonders tragischen Teil der österreichischen ten Verurteilung jeder Form des Antisemi- 65.000 österreichischen Opfer der Shoah Geschichte wider, aber auch den Umgang tismus, die ich auch hier und heute mit aller und Ausdruck unserer Verantwortung für die allzu vieler mit dieser Geschichte – nämlich Bestimmtheit bekräftige. Taten der Vergangenheit. das jahrelange Verdrängen und Vergessen Jedes der steinernen Bücher steht symbo- ebenso wie das späte Erinnern. Unerläßliche Schritte in diesem Prozeß lisch für ein Opfer des Holocaust und seine Ich freue mich sehr, an dieser Stelle auch waren die Suche nach Wahrheit sowie klare Geschichte. Es sind Bücher ohne Namen einige ehemals vertriebene Österreicherinnen Worte des Bedauerns und der Entschuldi- und tatsächlich sind viele Opfer bis heute und Österreicher, die sich in diesen Tagen gung. namenlos geblieben – und doch war jedes auf Einladung des Jewish Welcome Service Die Annahme der eigenen Geschichte in einzelne ausgelöschte Leben einzigartig und in unserem Land aufhalten, begrüßen zu dür- all ihren Aspekten hat in den vergangenen unersetzlich. fen. Jahren in Österreich auf vielfältige Weise Wenn wir heute an diesem Mahnmal ihren Ausdruck gefunden – nicht nur in der gemeinsam mit dem Staatspräsidenten von Sehr geehrter Herr Präsident! Anerkennung und Unterstützung der Opfer Israel Kränze niederlegen, so tun wir dies im Man muß einbekennen, daß der Umgang (wie sie beispielsweise durch den Österrei- gemeinsamen Gedenken an die im Holo- mit der Zeit des Nationalsozialismus in die- chischen Nationalfonds erfolgt), nicht nur caust ermordeten Menschen und in Verbun- sem Land auch nach dem Ende des Krieges durch die Kontaktaufnahme mit möglichst denheit mit den Überlebenden dieser über lange Zeit weitgehend von unsicherem vielen Emigrantinnen und Emigranten, nicht Menschheitstragödie.

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 129 / 04. 04. 2014 18 Österreich, Europa und die Welt

Unser Erinnern enthält das Versprechen, daß wir bereit und entschlossen sind, aus der Geschichte zu lernen. Das Leiden und Sterben der Opfer, vor denen wir uns gemeinsam verneigen dürfen, wird nicht vergeblich und auch nicht verges- sen sein.“

Der israelische Präsident Shimon Peres sprach von einem „schmerzvollen Kapitel in der Geschichte“: „Menschen wurden in Konzentrationslager geschickt und getötet – aus dem einzigen Grund, daß sie Juden waren.“ Für die jüdische Gemeinde bleibe die Hoffnung, daß man derartigen Haß in Zukunft nicht mehr aufflammen lasse. An- stelle dessen müsse man an der Freundschaft und Bruderschaft zwischen den Ländern ar- beiten. Am Ende seiner Rede sprach Peres (wie zuvor Oberrabbiner Paul Chaim Eisen- berg) das Kaddisch-Gebet, das häufig bei Foto: Peter Lechner/HBF Gedenkfeiern gewählt wird. Die beiden Präsidenten beim Arbeitsgespräch in der Präsidentschaftskanzlei in der Wiener Hofburg Das Mahnmal am Judenplatz wurde von der britischen Künstlerin Rachel Whiteread Peres. „Wenn sie mit der Bedrohung weiter zeichnete seinerseits die EU und Österreich entworfen und im Oktober 2005 enthüllt. machen, dann müssen wir sie mit allen Mit- als wichtiges EU-Land sowie Wien als Sitz Die Gedenkstätte wurde auf dem ehemaligen teln stoppen. Die Maßnahmen und Optionen von Internationalen Organisationen als Platz der ältesten Synagoge Österreichs sind am Tisch.“ wichtige „Player“ im Nahost-Konflikt. Das („Or-Sarua-Synagoge“), die während eines Peres warf dem Iran vor, weiterhin Atom- sei einer der Gründe gewesen, warum er Pogromes im 14. Jahrhundert zerstört wurde, waffen bauen zu wollen. Präsident Hassan Wien als Ziel seiner letzten großen Aus- gebaut. Die steinernen Bücher am Mahnmal Rohani habe zwar gesagt, daß der Iran nicht landsreise ausgewählt habe. sollen die bis heute oftmals namenlos geblie- die Atombombe wolle. „Aber sie bauen Fischer und er hätten ihre Jugend ge- benen Opfer symbolisieren. Atomraketen. Mit einer Reichweite von 1000 meinsam in der sozialdemokratischen Bewe- Zu Beginn des 20. Jahrhunderts umfaßte bis 2000 Kilometern. Wofür? Es gibt nie- gung verbracht, sagte der bald 91jährige die jüdische Gemeinde in Wien knapp manden, der den Iran bedrohen würde.“ israelische Präsident zu seinem 75jährigen 200.000 Mitglieder, darunter unter anderem Zudem sei es eine Tatsache, daß Teheran Amtskollegen. „Damals haben wir mehr in Sigmund Freud, Arthur Schnitzler, Theodor weiter radikal-islamische Terrororganisatio- die Zukunft geschaut, als an die Geschichte Herzl, Gustav Mahler, Stefan Zweig und nen wie die Hamas oder die Hisbollah unter- gedacht. Weil die Geschichte hat mehr Opfer Bertha von Suttner. Nach dem „Anschluß“ stützen würde, die Israel feindlich gesinnt als Sieger hervorgebracht. Das soll sich än- Österreichs im März 1938 wurden rund sind. dern.“ Der heutigen Jugend müsse vor allem 100.000 österreichische Juden vertrieben, Außerdem habe der „große Führer des zu mehr sozialer Gerechtigkeit verholfen etwa 65.000 wurden ermordet. Iran“ erst neulich erklärt, daß er von der werden, forderte Peres. „Es ist nett, jung zu Präsident Peres hat tags darauf (am 31. Shoah noch nie etwas gehört habe, erklärte sein, aber teuer. Das ist ein globales Pro- März) nach einem Gespräch mit Bundes- Peres in Bezug auf das geistliche Oberhaupt blem.“ präsident Heinz Fischer in dessen Amtsräu- des Iran, Ayatollah Ali Khamenei. Khamenei Beide Staatsoberhäupter betonten die men in der Hofburg davor gewarnt, gegen- hatte vor etwas mehr als einer Woche in über die Jahre gewachsenen bilateralen Be- über dem Iran zu leichtgläubig und nachgie- einer Rede zum iranischen Neujahrsfest ziehungen. „Sie sind seit 25 Jahren immer big zu sein. „Es hat sich vielleicht der Ton erneut den Holocaust infrage gestellt. "In besser geworden“, erinnerte Fischer daran, geändert, wir wollen aber Taten sehen.“ Vom den europäischen Ländern traut sich niemand, daß sich Österreich erst allmählich seiner Iran gehe nach wie vor die größte Gefahr für über den Holocaust zu sprechen, von dem nationalsozialistischen Vergangenheit und der Israel aus, sagte Peres. Teheran müsse erst man nicht weiß, ob es ihn gab oder nicht, Mitschuld am Holocaust gestellt habe. „Wir beweisen, daß es keine Nuklearwaffen an- und wenn ja, was geschah“, sagte Khamenei haben gelernt, mit unserer Geschichte besser strebe. in der heiligen Stadt Mashhad. Peres: „Wir umzugehen, zuzugeben, was zuzugeben war, Sollten etwa bei den auch in Wien ausge- haben nichts gegen den Iran, aber gegen und eine bessere Position zu unserer Ge- tragenen Atomgesprächen der UN-Veto- seine aktuelle Politik.“ schichte beziehen.“ Als Ausdruck des guten mächte und Deutschlands (fünf plus eins) Fischer drückte seinerseits die Hoffnung Verhältnisses zeichnete Fischer Peres mit dem mit dem Iran binnen der gesetzten Sechs- aus, daß im Nahen Osten die Friedensge- „Großstern des Ehrenzeichens für Verdienste Monate-Frist definitive Einigungen erzielt spräche zwischen Israelis und Palästinensern um die Republik Österreich“ aus. Es ist dies werden, könne der Iran ein normales Land in fortgesetzt würden. Es gebe Chancen, die die höchste Auszeichnung, die der Bundes- einer friedlichen Nachbarschaft werden, so bestehenden Probleme zu lösen. Peres be- präsident einem Staatsgast verleihen kann.

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 129 / 04. 04. 2014 19 Österreich, Europa und die Welt

Außenminister Sebastin Kurz begrüßte Shimon Peres am Flughafen Auf dem Flughafen Wien-Schwechat war Peres von Außenminister Sebastian Kurz empfangen und „abgeholt“ worden. So ergab es sich, daß der älteste amtierende Staats- präsident vom jüngsten Außenminister emp- fangen worden war, der es als eine besondere Ehre bezeichnete, „einen Staatsmann und Friedensnobelpreisträger wie Shimon Peres begrüßen zu dürfen“ – und überreichte dem Gast eine Haggada aus dem Jahr 1923, Pe- res’ Geburtsjahr – ein Buch, aus dem zum Pessach-Fest gelesen wird. Kurz wollte we- nige Tage zuvor eine Reise nach Israel an- treten, was er aber wegen des Streiks der israelischen DiplomatInnen hatte verschie- ben müssen. Es sollte der erste Besuch eines österreichischen Regierungsmitglieds sein, seit die Beziehungen zu Österreich wegen des Abzugs des Bundesheeres von den Go- lan-Höhen auf die Probe gestellt worden wa- ren. Nicht zuletzt gab es auch Kritik in der israelischen Presse wegen der Bemühungen der österreichischen Wirtschaft um den nach Lockerung der Sanktionen nun wieder leich-

ter zugänglichen Markt im Iran. Neuen Ter- Foto: BMeiA / Dragan Tatic min für Kurz’ Israel-Reise gibt es keinen. Außenminister Sebastian Kurz empfing Staatspräsident Shimon Perez am Flughafen Wien-Schwechat. Bundeskanzler Werner Faymann emp- fing Staatspräsident Shimon Peres Bundeskanzler Werner Faymann hat am 31. März Israels Staatspräsident Shimon Peres im Bundeskanzleramt empfangen. „Das ist eine Ehre für Österreich und ein Zeichen für die jahrzehntelange Freund- schaft, die Österreich und Israel verbindet. Shimon Peres verkörpert wie kaum ein zwei- ter diese Freundschaft“, so Faymann. Einig waren sich Peres und Faymann darin, daß der „Schlüssel für die Entwicklung der Zu- kunft der Gesellschaft“ die Bereiche For- schung und Entwicklung seien. Peres und Faymann besprachen in einem Vier-Augen-Gespräch die aktuelle politische Lage in Israel. Gerade weil Peres stets für den Dialog und die friedlichen Wege im Konflikt zwischen Israelis und Palästinen- sern eingetreten war, steht Peres auch für das friedliche Miteinander zweier Volksgruppen. Der aktuelle Stand dieses Friedensprozesses und die Einschätzung zukünftiger Entwick- lungen waren ebenso Teil des Gespräches wie natürlich auch historische Verbindungen zwischen Österreich und Israel sowie der gemeinsame Wunsch, daß die sehr guten

Kontakte zwischen den beiden Staaten auch Foto: BKA / Andy Wenzel in der Zukunft erhalten und ausgebaut wer- Am 31. März empfing Bundeskanzler Werner Faymann (r.) Staatspräsident Shimon den können. Peres zu einem Arbeitsgespräch im Bundeskanzleramt.

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 129 / 04. 04. 2014 20 Österreich, Europa und die Welt

Zu Gast bei NR-Präsidentin Prammer Israels Staatspräsident Shimon Peres und die Präsidentin des Nationalrats, Barbara Prammer, unterstrichen am 1. April bei einem Treffen die Bedeutung des Holocaust-Ge- denkens, nicht zuletzt um für die Zukunft zu lernen. Prammer informierte über die Arbeit des Nationalfonds und des Entschädigungs- fonds, aber auch über ihre Tätigkeit als Eh- renpräsidentin der österreichischen Freunde von Yad Vashem. Staatspräsident Peres erkundigte sich über die Entwicklung des Parlamentarismus in Österreich. Seiner Auffassung nach verlie- re die Politik immer mehr an Gestaltungs- macht. Die heutige Entwicklung sei durch die Individualisierung und die Macht inter- nationaler Konzerne mindestens ebenso ge-

prägt wie durch nationale Regierungen. Foto: Parlamentsdirektion / Bildagentur Zolles KG Christian Hofer Präsidentin Prammer informierte den Staats- Linke Bildhälfte: Israelische Delegation mit dem Botschafter Israels Zvi Heifetz präsidenten in diesem Zusammenhang über (2.v.l.) und Staatspräsident Schimon Peres (3.v.l.). Rechte Bildhälfte: v.l.: die Arbeit der Demokratiewerkstatt im öster- Parlamentsdirektor Harald Dossi, Nationalratspräsidentin Barbara Prammer und deren Büroleiter und außenpolitischer Berater, Helfried Carl reichischen Parlament. Zum aktuellen Stand der Nahost-Frie- zuträglich sei. Es handle sich gleichzeitig stelle es eine große Herausforderung dar, in densverhandlungen erläuterte Peres, daß um eine entscheidende Phase, im Hinblick schwierigen Situationen Vertrauen aufzu- diese unter strengster Vertraulichkeit begon- darauf ob sich die Parteien auf eine Frist- bauen. „Liebe und Frieden macht man aber nen hätten, derzeit aber Positionen in der Öf- verlängerung für die Verhandlungen einigen mit geschlossenen Augen“, schloß der lang- fentlichkeit ausgetauscht würden, was nicht könnten. Allgemein sagte er, für Politiker jährige Staatspräsident. „ Drei Staatspräsidenten besichtigen Österr. Nationalbibliothek m 17. März besuchten gleich drei AStaatspräsidenten den Prunksaal der Österreichischen Nationalbibliothek (ONB): der Staatspräsident der Republik Kroatien S.E. Ivo Josipovic, der Staatspräsident der Republik Slowenien S.E. Borut Pahor, und Bundespräsident Heinz Fischer. Im Mittel- punkt des Besuchs standen die aktuelle Aus- stellung „An Meine Völker!“ (siehe „Öster- reich Journal“, Ausgabe 128 vom 27. Feber) zum Thema Erster Weltkrieg sowie wertvolle Karten, Handschriften und alte Drucke, die die engen historischen Beziehungen der drei Länder dokumentieren.

Generaldirektorin Johanna Rachinger be- Foto: Österreichische Nationalbibliothek grüßte die Gäste und präsentierte im barok- v.l.: S.E. Ivo Josipovic (Staatspräsident Kroatien), Heinz Fischer (österr. Bundes- ken Prunksaal bibliothekarische Kostbarkei- präsident), Johanna Rachinger (Generaldirektorin der Österreichischen National- ten, darunter illustrierte Pergamenthand- bibliothek) und S.E. Borut Pahor (Staatspräsident Slowenien) schriften aus dem 12. und 13. Jahrhundert und eröffnet wurde. Einige mehrsprachige Expo- auch künstlerisch gestaltete Feldpostkarten, bemerkenswerte Drucke aus dem 16. Jahr- nate wie Plakate oder Aufrufe erinnern in der Kriegstagebücher und andere bemerkens- hundert. Ebenfalls aus dem 16. Jahrhundert Schau an den Vielvölkerstaat der Habsbur- werte Dokumente archiviert. Hinzu kamen stammt die Karte „Croatia et Sclavonia“, ger und damit an die gemeinsame Vergan- nach Kriegsende etwa 38.000 Fotografien. eine kolorierte Handzeichnung in italieni- genheit der drei EU-Länder. Diese einmalige Kriegssammlung ist eine scher Sprache. Schon unmittelbar nach Kriegsbeginn der bedeutendsten Europas und wird in der Zum Abschluß führte Univ.-Prof. Man- 1914 begann die Vorgängerin der ÖNB, die Ausstellung "An Meine Völker! Der Erste fried Rauchensteiner durch die von ihm ku- k. k. Hofbibliothek, Zeugnisse des Krieges Weltkrieg 1914-1918" im Prunksaal erstmals ratierte Ausstellung „An Meine Völker! Der zu sammeln. Bis 1918 wurden so 52.000 umfassend präsentiert. „ Erste Weltkrieg 1914–1918“, die kürzlich Plakate, Noten und literarische Texte, aber http://www.onb.ac.at/

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 129 / 04. 04. 2014 21 Österreich, Europa und die Welt Positive Rückwirkungen Außenminister Sebastian Kurz präsentierte neue Studie über Österreich als Amtssitz Internationaler Organisationen.

sterreich positioniert sich vermehrt als Öinternationaler Amtssitz- und Konfe- renzstandort, als Drehscheibe für internatio- nale Sicherheit, erneuerbare Energie, Ent- wicklung und Dialog. Die positiven außen- politischen und wirtschaftlichen Auswirkun- gen des Amtssitzes Österreich nehmen seit Jahren kontinuierlich zu“, so Außenminister Sebastian Kurz anläßlich einer Pressekonfe- renz. Im Rahmen einer am 31. März präsen- tierten aktualisierten Studie von Ernst & Young über den Standort Wien wies Kurz auf die beeindruckenden wirtschaftlichen Aus- wirkungen der Präsenz internationaler Orga- nisationen und Institutionen in Österreich hin. In Zahlen ausgedrückt ergab sich 2012 für Österreich ein positiver wirtschaftlicher Gesamteffekt von 503,9 Mio. €. Darüber hin- aus werden durch internationale Organisa- tionen etwa 10.000 Arbeitsplätze in Öster- reich, vor allem in Wien und Umgebung, ge- schaffen. Auch die Anzahl der Kongreßtage Foto: BMeiA Außenminister Sebastian Kurz präsentierte die Studie von Ernst & Young zum internationaler Organisationen in Österreich Thema »Internationale Organisationen mit Amtssitz in Wien«. stieg seit 2008 um etwa 17 Prozent. Der Kon- greßtourismus leistete zuletzt einen Beitrag Bedeutung sind diese Organisationen auch Folgende Struktur wurde beim Aufbau in Höhe von 229,3 Mio. € zum Brutto-Inlands- aus einer wirtschaftlichen Betrachtungs- der Studie gewählt: produkt, was gegenüber 2008 einer mehr als weise für Österreich relevant. Die vorliegen-  Analyse bilateraler Institutionen (Bot- 20prozentigen Steigerung entspricht. de Studie widmet sich hierbei den wirt- schaften und Missionen), Österreichs aktives Engagement als Brük- schaftlichen Aspekten der Amtssitze interna-  Analyse multilateraler Organisationen kenbauer zwischen den Ländern und Kultu- tionaler Organisationen in Österreich. (z.B. IAEA, CTBTO, OSZE, OPEC), ren trug heuer zu einer weiteren Stärkung Zum einen werden durch internationale  Beurteilung der Einflüsse von Konferen- Wiens als Ort des internationalen Dialogs Organisationen direkt und indirekt rund zen internationaler Organisationen in bei. Dazu zählen unter anderem die mehr- 10.000 Arbeitsplätze geschaffen. Anderer- Österreich und fach in Wien geführten E3/EU+3 Gespräche seits werden direkte und indirekte monetäre  Ableitung der durch internationale Orga- mit dem Iran auf technischer und politischer und volkswirtschaftliche Effekte generiert. nisationen induzierten Gesamtnachfrage. Ebene. Im Herbst dieses Jahres finden über- Die gegenständliche Studie konzentriert sich dies die Ministerkonferenzen im Rahmen der auf die Ermittlung einer – durch internatio- Die Arbeiten wurden in enger Abstim- österreichischen Vorsitze in der Zentraleuro- nale Organisationen – induzierten Gesamt- mung mit dem Bundesministerium für Euro- päischen Initiative sowie im Ministerkomi- nachfrage. Für diesen Zweck wurden budge- pa, Integration und Äußeres durchgeführt. tee des Europarates statt. Schließlich sind zwei täre Ausgaben der Republik Österreich im Im Jahr 2012 waren 3.164 MitarbeiterIn- weitere internationale Großkonferenzen zu Zusammenhang mit internationalen Organi- nen in bilateralen Institutionen (Botschaften den Themen humanitäre Konsequenzen von sationen in Österreich erhoben und hinsicht- und Missionen) beschäftigt. Insgesamt gab Atomwaffen sowie zur Unterstützung von lich ihrer Umwegrentabilitätseffekte beur- es im Jahr 2012 308 bilaterale Vertretungen Binnen-Entwicklungsländern geplant, so der teilt. in Österreich, davon 119 Botschaften und Außenminister abschließend. In Anlehnung an die Studie „Die Umweg- 189 Missionen (inklusive Beobachtermissio- rentabilität internationaler Organisationen in nen, Verbindungsbüros und Delegationen). Die Studie Österreich“ aus dem Jahr 2009 – welche die In diesem Jahr betrugen die Rückflüsse von Der Amtssitz internationaler Organisatio- Jahre 2004, 2006 und 2008 berücksichtigt – bilateralen Vertretungen in Österreich 173,1 nen, das sind bilaterale Institutionen sowie wurde eine Aktualisierung der Daten unter Mio. € (2010: 169,5 Mio. €). Nach Berück- multilaterale Organisationen, in Österreich Beibehaltung von Methodik und Vorgehens- sichtigung der von Österreich getätigten ist für die Republik Österreich in mehrfacher weise vorgenommen und eine aktualisierte Ausgaben für bilaterale Institutionen ergibt Hinsicht bedeutsam: Neben der politischen Studie für die Jahre 2010 und 2012 erstellt. sich ein positiver Nettoeffekt in der Höhe

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 129 / 04. 04. 2014 22 Österreich, Europa und die Welt von 172,7 Mio. € für das Jahr 2012 (2010: gezogen. Auf Basis der bisher ermittelten tourismus sowie der Anwendung der volks- 169,1 Mio. €). monetären Rückflüsse und zur Annäherung wirtschaftlichen Multiplikatoren, ergibt sich Neben den bilateralen Institutionen wur- an einen gesamtwirtschaftlichen Effekt (un- daraus für Österreich für das Jahr 2012 ein den auch die Rentabilitätseffekte multilater- ter Berücksichtigung wirtschaftlicher Ver- Beitrag zur volkswirtschaftlichen Gesamt- aler Organisationen untersucht. Im Jahr 2012 flechtungen), wurden volkswirtschaftliche nachfrage in der Höhe von 1.455,3 Mio. € waren 6139 MitarbeiterInnen in multilatera- Multiplikatoren (Werte für 2010, veröffent- (2010: 1.301,9 Mio. €). Neben diesen oben len Organisationen beschäftigt. Die Analyse licht von Statistik Austria im ersten Quartal dargestellten Effekten ergeben sich zudem der direkten Einnahmen und Ausgaben im 2014) in den Berechnungen berücksichtigt. direkte und indirekte fiskalische Effekte, Zusammenhang mit multilateralen Organisa- Unter Berücksichtigung der Rückflüsse welche jedoch nicht Teil der gegenständ- tionen belegt positive Rentabilitätseffekte. bilateraler Institutionen und multilateraler lichen Studie sind. „ Die Rückflüsse sind im Analysezeitraum Organisationen, des Beitrags des Kongreß- http://www.bmeia.gv.at von 484,9 Mio. € im Jahr 2010 auf 557,6 Mio. € im Jahr 2012 gestiegen. Demgegen- über haben sich auch die Ausgaben der Re- Kurz will Zivilgesellschaft in publik Österreich für multilaterale Organisa- Bosnien-Herzegowina stärken tionen im Vergleichszeitraum von 207,6 Mio. € (2010) auf 226,4 Mio. € (2012) ußenminister Sebastian Kurz ist am EU unterstützen wolle, dies aber nur mit Re- erhöht. Hieraus ergibt sich für multilaterale A27. März im Rahmen seiner Vorstel- formen des politischen Systems möglich sei, Organisationen ein positiver Nettoeffekt in lungstour am Westbalkan nach Bosnien-Her- so Kurz. Die jüngsten wochenlangen Pro- der Höhe von 331,2 Mio. € für das Jahr 2012 zegowina gereist. Ziel der gemeinsamen teste, die das Land im Februar erschütterten, (2010: 277,3 Mio. €). Reise mit seinem ungarischen Amtskollegen seien ein "Weckruf“ für die EU und Bosnien Insgesamt ergibt sich für die Republik Janos Martonyi sei es die Zivilgesellschaft in gewesen. „Sie haben gezeigt, daß die bosni- Österreich im Jahr 2012 aus der Summe der Bosnien zu stärken, so Kurz gegenüber Jour- sche Bevölkerung nicht nur Reformen ver- Nettoeffekte bilateraler Institutionen und nalisten auf dem Weg in Sarajevo. dient, sondern sie auch einfordert.“ multilateraler Organisationen ein positiver „Wir müssen die Zivilgesellschaft stär- Bosnien-Herzegowina steckt seit Jahren Gesamteffekt von 503,9 Mio. € (2010: 446,4 ken, damit sie nicht randaliert wie bei den in einer tiefen politischen und institutionel- Mio. €). jüngsten Protesten, sondern sich politisch len Krise. Eine dringend nötige Verfassungs- Zusammenfassend läßt sich daher fest- einbringt“, sagte Kurz vor dem Abflug nach reform kommt wegen der internen Blockade halten, daß für die Republik Österreich Sarajevo. Vertreter von zivilgesellschaftli- nicht zustande. Daher ist auch die EU-An- durch die in Österreich ansässigen, interna- chen Organisationen, die Kurz am Abend in näherung des Landes ins Stocken geraten. tionalen Organisationen über den gesamten Sarajevo treffen wollte, sollen daher zu einer Durch das Friedensabkommen von Dayton, Analysezeitraum ein konstant positiver Ren- Konferenz im Juni in Wien eingeladen wer- mit dem 1995 der dreijährige Bosnien-Krieg tabilitätseffekt zu beobachten ist. den. Hier sollen die Vertreter der während beendet wurde, entstand ein aus zwei Lan- Eine weitere positive Entwicklung zeigte der Proteste gebildeten Bürgerforen, von desteilen, der Bosniakisch-Kroatischen Föde- die Analyse der Kongresse internationaler NGOs und Medien der Gedankenaustausch ration und der Republika Srpska, bestehen- Organisationen in Österreich. Die Anzahl der ermöglicht werden, um eine gemeinsame der Staat der drei Staatsvölker – Bosniaken Kongreßtage stieg im Zeitraum von 2008 bis Plattform zu bilden. (Muslime), Serben und Kroaten. Das kom- 2012 um rund 17 Prozent. Dieses positive Zunächst stattete Kurz den österreichi- plizierte Staatsgebilde lähmt das Land seit- Ergebnis basiert sehr stark auf der steigen- schen EUFOR-Soldaten in Bosnien einen dem völlig. den Anzahl an Kongresstagen der UN/ Besuch ab und dankte ihnen für ihren Ein- Im vergangenen Monat wurde Bosnien- UNODC und IAEA. Ebenso positiv ist die satz. Am Militärstützpunkt Camp Butmir traf Herzegowina von heftigen Protesten er- Entwicklung der Anzahl der TeilnehmerIn- er den Kommandanten der EU-Friedens- schüttert. Wochenlang gab es in zahlreichen nen. Sowohl die Anzahl internationaler als truppe, den Österreicher Dieter Heidecker. Städten des Landes Demonstrationen gegen auch die der österreichischer TeilnehmerIn- Österreich stellt derzeit rund 200 Soldaten, die Armut, die Korruption und die hohe Ar- nen haben sich im Vergleichszeitraum signi- im Sommer soll das Kontingent um weitere beitslosigkeit, die bei rund 45 Prozent liegt. fikant erhöht, von insgesamt 98.106 im Jahr 130 aufgestockt werden, womit Wien der Auslöser war die Schließung mehrerer Be- 2008 auf 128.795 im Jahr 2012. größte Truppensteller für die EU-Mission in triebe mit Tausenden Beschäftigten in der In- Der Kongreßtourismus leistete im Wirt- Bosnien (EUFOR Althea) wird. dustriestadt Tuzla. Jedoch breiteten sich die schaftsjahr 2012 einen Beitrag in der Höhe Im Anschluß waren Treffen von Kurz und Sozialproteste rasch auf zahlreiche andere von 229,3 Mio. € zum Bruttoinlandsprodukt. Martonyi mit den Mitgliedern des dreiköpfi- Städte aus, es kam landesweit zu gewaltsa- Dies entspricht einer Steigerung von mehr gen Staatspräsidiums, mit Außenminister men Ausschreitungen. Mehrere Regierungs- als 20 Prozent im Vergleich zum Wirt- Zlatko Lagumdzija sowie dem Hohen Re- gebäude, darunter das Staatspräsidium in schaftsjahr 2008 (190,5 Mio. €). präsentanten der internationalen Gemein- Sarajevo, wurden gestürmt und angezündet. Die ermittelten Rückflüsse der in Öster- schaft für Bosnien-Herzegowina, den öster- In mehreren Kantonen im größeren Landes- reich ansässigen bilateralen Institutionen reichischen Diplomaten Valentin Inzko, teil, der Bosniakisch-Kroatischen Föderation, und multilateralen Organisationen, sowie geplant. wurden kantonale Behörden zum Rücktritt der Beitrag des Kongreßtourismus, wurden Den bosnischen Politikern wollte er die gezwungen. Parlamentswahlen, die die Krise zur näherungsweisen Berechnung eines Botschaft überbringen, daß Österreich Bos- kaum lösen werden, sind im Oktober ge- volkswirtschaftlichen Gesamteffekts heran- nien-Herzegowina auf seinem Weg in die plant. „

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 129 / 04. 04. 2014 23 Österreich, Europa und die Welt Österreich unterstützt Serbiens Weg in die Europäische Union NR-Präsidentin Prammer im Gespräch mit Staatspräsident Nikolic´ Foto: Parlamentsdirektion / HBF Franz Hartl v.l.: Klubobmann Heinz-Christian Strache (FPÖ), Klubobmann Reinhold Lopatka (ÖVP), Klubobmann Andreas Schieder (SPÖ), der Präsident der Republik Serbien, Tomislav Nikolic,´ und Nationalratspräsidentin Barbara Prammer

er Staatspräsident der Republik Serbien, Hilfe Österreichs auf seinem Weg nach Europäischen Union eine zentrale Rolle ge- DTomislav Nikoliæ, besuchte im Rahmen Europa. Serbien wolle EU-Mitglied werden spielt. Beim Thema Ukraine-Rußland setze seines Österreich-Besuches das Parlament und alle Bedingungen für den Beitritt erfül- Österreich auf Verhandlungen, sagte Pram- und traf mit der Präsidentin des National- len. Nicht nur als Voraussetzung für den EU- mer, für die es „unvorstellbar ist, nicht am rates, Barbara Prammer, zu einem Gedanken- Beitritt, sondern weil Serbien wisse, daß grünen Tisch eine Lösung zu finden. Auch austausch zusammen. Im Mittelpunkt des diese Reformen gut und wichtig für das Land die EU muß einen Beitrag leisten, um eine Gesprächs standen die Beitrittsverhandlun- seien. So bemühe sich Serbien, seine Justiz friedliche Situation wiederherzustellen“. gen Serbiens zur Europäischen Union, die in Ordnung zu bringen und die Kriminalität SPÖ-Klubobmann Andreas Schieder aktuellen wirtschaftlichen Probleme sowie zu bekämpfen. Ein Problem stelle der Koso- bekundete das große Interesse Österreichs die hohe Arbeitslosigkeit in Serbien, die vo dar, sagte Nikoliæ, der darauf hinwies, am Weg Serbiens in die EU und informierte Bedeutung österreichischer Investitionen daß es im serbischen Parlament keine Mehr- Präsident Nikoliæ über die bevorstehende und der Krim-Konflikt. heit für einen unabhängigen Kosovo gebe. Gründung einer parlamentarischen Freund- Unterstützung für den Weg Serbiens in Die wirtschaftliche Situation Serbiens sei schaftsgruppe Österreich-Serbien. die EU sagten auch die Klubobmänner An- derzeit schwierig, wegen der globalen Krise ÖVP-Klubobmann Reinhold Lopatka dreas Schieder (SPÖ), Reinhold Lopatka und auch wegen des Streits zwischen den bezeichnete die rasche Entscheidung Ser- (ÖVP), Heinz-Christian Strache (FPÖ) und beiden Freunden Serbiens, der EU und Ruß- biens für den Weg in die EU als ein leuch- Abgeordnete Jessi Lintl (Team Stronach) zu, lands. Serbien brauche die EU, es brauche tendes Beispiel und gab seiner Freude darü- die an dem rund einstündigen Gespräch teil- aber auch Rußland, das einen großen Markt ber Ausdruck. Lopatka erklärte dem serbi- nahmen. für serbische Produkte darstelle. An dieser schen Gast das Interesse österreichischer In- Prammer begrüßte Nikoliæ in der „zweit- Stelle unterstrich Nikoliæ auch die Bedeu- vestoren an einem erfolgreichen Kampf ge- größten serbischen Stadt außerhalb Ser- tung von Investitionen aus Österreich für gen die Korruption. biens“ und gab ihrer Freude über das gute sein Land. FPÖ-Klubobmann Heinz Christian Strache Zusammenleben zwischen SerbInnen und Nationalratspräsidentin Prammer und unterstützte Serbien bei der Fortsetzung der ÖsterreicherInnen Ausdruck, das viel zu den Staatspräsident Nikoliæ stimmten in der Ein- Reformen und den Verhandlungen mit der guten Beziehungen zwischen den beiden schätzung überein, daß die europäische EU und merkte beim Thema Kosovo an, die Ländern beitrage. Integration das wichtigste Projekt für Europa Unabhängigkeitserklärung stehe im Wider- „SerbInnen und ÖsterreicherInnen haben sei, wobei Prammer an die Lehren des Ersten spruch zur diesbezüglichen UN-Resolution. eine gemeinsame Geschichte, wurden von Weltkriegs erinnerte und ihrer Überzeugung Serbien sah Strache als ein Schlüsselland für der Geschichte oft aber auch auf verschiede- Ausdruck gab, daß demokratische Staaten die Sicherheit und Stabilität in Südost- ne Seiten gestellt, wofür sie nichts können“, keine Kriege gegeneinander führten. Daher europa. „ sagte Nikoliæ. Heute brauche Serbien die habe die Demokratie bei der Gründung der Quelle: Parlamentskorrespondenz

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 129 / 04. 04. 2014 24 Österreich, Europa und die Welt Österreich auf der Biennale di Venezia 2014 Thema des österreichischen Beitrags ist die Auseinandersetzung mit Orten und Räumen der Macht, insbesondere dem Bautypus des Parlaments. Von 7. Juni bis 23. November 2014. welche Botschaften der Architektur im Fall des Parlaments oft aufgebürdet werden: na- tionale Identität, ewige Dauer, Konformität mit historischen Leitbildern, aber auch zwanghafte Darstellung eines Neubeginns. Die Modelle sind in einem strengen Raster an den Wänden befestigt und scheinen aus der Mauer herauszuwachsen. In ihrer mas- senhaften Anordnung werden die Monumen- te zum Ornament. Im Kontrast zu diesen abstrakten, auf ihre Form reduzierten Monumentalarchitekturen wird in den beiden Nebenräumen des Pavil- lons Architektur nicht als Ansammlung von Gegenständen gezeigt, sondern als singuläre Abfolge von Zuständen. Hier werden Bei- spiele im Detail vorgestellt: das Österreichi-

Foto: Andreas Balon sche Parlament an der Wiener Ringstraße und Bei der Pressekonferenz im Parlament (v.l.) Bundesminister Josef Ostermayer, zwei Projekte von Coop Himmelb(l)au, der Nationalratspräsidentin Barbara Prammer und Kurator Christian Kühn Entwurf für das Albanische Parlament in Ti- ie Architekturbiennale in Venedig hat aufgeht, wird diese Biennale keine Leistungs- rana und das Konferenzzentrum in Dalian/ Dsich in den letzten Jahren zur weltweit schau der Architekturproduktion der letzten China, das als Ort für die asiatische Ausgabe bedeutendsten Ausstellung für zeitgenössi- zwei Jahre werden, sondern die Gelegenheit des Weltwirtschaftsforums Davos errichtet sche Architektur entwickelt. Gegründet 1980 bieten, das System Architektur auf den Prüf- wurde. Diese Projekte werden eingebettet in als „Pausenfüller“ zwischen den seit 1895 stand zu stellen. ihre politische Geschichte gezeigt. Hier geht stattfindenden Kunstbiennalen ist die Archi- Kommissär Christian Kühn zum Ausstel- es um Konflikte, Werturteile, Parteistellun- tekturbiennale heute ein kulturelles Großer- lungskonzept: „Thema des Österreichischen gen, kurz: um die Entwicklung der Gesell- eignis, das 2012 bereits 178.000 Besucher Beitrags zur Biennale 2014 ist das Parla- schaft im Medium der Architektur. Architek- und 3000 akkreditierte Journalisten anzog. ment, also der Ort, an dem die Macht, die tur ist kein Gegenstand. Architektur ist das 55 Länder zeigten einen eigenen nationalen vom Volk ausgeht, ihr Zuhause gefunden Machen von Architektur. Beitrag. Für die kommende Biennale im Jahr hat. Die Idee einer demokratischen Legiti- Im Hof des Pavillons wird das Thema im 2014 ist eine weitere Steigerung zu erwarten, mation von Macht ist heute so weit verbrei- Freiraum weitergespielt. Ein dicht gepflanz- da die Dauer der Architekturbiennale an jene tet, daß keine Nation mehr darauf verzichten ter, von den Landschaftsarchitekten Auböck der Kunstbiennale angeglichen und damit kann, zumindest dem Namen nach einen sol- und Kárász geplanter Garten ersetzt das ra- beinahe verdoppelt wurde. chen Ort zur repräsentativen Versammlung tionalistische Quadratraster der Bodenplat- Unter der Gesamtleitung von Rem Kool- des Volkes zu errichten. Wie sehen diese Or- ten und holt das ungeordnete Grün der Um- haas wird sich die diesjährige Biennale „mit te aus? Und wie stehen sie in Verbindung zu gebung herein. Hier, jenseits der Monumental- Architektur und nicht mit Architekten“ be- einer Öffentlichkeit, deren Vertrauen in die architektur, geht es um neue Phänomene der schäftigen. Koolhaas selbst kuratiert im zen- demokratische Willensbildung global zu demokratischen Repräsentation. Vermittelt tralen Pavillon eine Ausstellung mit dem schwinden scheint? werden sie über ein flüchtiges Medium, eine Titel „Fundamentals“, bei der es um Grund- Die Ausstellung im österreichischen Pa- von der Gruppe Kollektiv/Rauschen entwik- elemente der Architektur geht, Fundament, villon sucht Antworten auf diese Fragen aus kelte Klanginstallation: Kleine Lautsprecher Treppen, Boden, Wände, Dach. Für die na- unterschiedlichen Perspektiven. Im Haupt- bringen den Garten zum Sprechen, in leisen tionalen Pavillons hat Koolhaas das Thema raum des Pavillons werden alle rund 200 na- Einzelstimmen, aber auch im anschwellen- „Absorbing Modernity 1914 – 2014“ vorge- tionalen Parlamentsgebäude der Welt ge- den Chor der ungeduldigen Masse.“ schlagen. Hier soll der Frage nachgegangen zeigt – ein Parlament der Parlamente, je- Nationalratspräsidentin Barbara Prammer: werden, wie „die Moderne“ als Prinzip und weils dokumentiert durch Modelle im Maß- „Es ist eine faszinierende, spannende Idee, Stil in der Architektur der letzten 100 Jahren stab 1:500, Lagepläne und Daten zu den ein- das Parlament zum Thema des österreichi- wirksam gewesen ist. Wenn dieses Konzept zelnen Bauwerken. Dieses Plenum zeigt, schen Beitrages zur Architekturbiennale 2014

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 129 / 04. 04. 2014 25 Österreich, Europa und die Welt

zu machen. Auf diese Weise wird an allen nationalen Parlamentsgebäuden deutlich ge- macht, daß Architektur stets auch eine politi- sche Funktion hat. Daraus leitet sich eine Verantwortung ab, die über das rein Funk- tionale, Technische und Gestalterische weit hinausreicht. Ob Parlamentarismus möglich ist und funktioniert, hängt von verschiede- nen Faktoren ab, in erster Linie von einem verfassungsrechtlichen Organisationsrahmen sowie von den Akteurinnen und Akteuren. Und es braucht einen geeigneten Ort, an dem gesellschaftliche Konflikte in zivilisierter Form ausgetragen werden, an dem Rede und Gegenrede stattfinden, an dem Ausgleich in Form tragfähiger Kompromisse gesucht wird. Um fair miteinander debattieren zu kön- nen, braucht es eine demokratische Atmo- Foto: Andreas Balon Einige der Parlamentsmodelle sphäre, die Sicherheit, Respekt und Gleich- berechtigung vermittelt. nach außen hin wie nach innen, was eine be- an den Beispielen des österreichischen Par- Österreich ist in der glücklichen Situa- sondere Verantwortung für dieses wertvolle laments an der Wiener Ringstraße und den tion, über ein in mehrerlei Hinsicht herausra- Erbe bedeutet. Der Anfang des Jahres erfolg- Vorschlägen von Coop Himmelb(l)au für das gendes Parlamentsgebäude zu verfügen. Es te Beschluß zur nachhaltigen Sanierung des albanische Parlament in Tirana dem Publi- steht zum einen an einem der schönsten Plät- Gebäudes durch alle sechs im Nationalrat kum auf spannende Art und Weise vorge- ze des Landes, im architektonischen Gleich- vertretenen Fraktionen darf als Indiz dafür führt. Parlamentsgebäude als identifikations- klang mit den Ringstraßengebäuden. Das interpretiert werden, daß sich die Politik die- stiftende Einrichtungen der Demokratie sind hebt die vornehme Rolle des Parlaments als ser ihrer Verantwortung bewußt ist.“ über die Jahrzehnte hinweg Symbole für po- zentralen Ort der Demokratie hervor. Das Bundesminister Josef Ostermayer: „Ich litischen Diskurs und Hoffnungsträger gan- Haus wurde an der Nahtstelle zwischen im- freue mich, daß mit Christian Kühn ein pro- zer Generationen, unabhängig davon, wann perialem und bürgerlichem Wien angesie- funder Architekturexperte die diesjährige und unter welchen politischen Umständen delt, steht also für die ganze gesellschaftli- Architektur Biennale für Österreich kura- diese erbaut wurden. Für die Auseinander- che Breite und für die politische Klammer- tiert. Kommissär Kühn greift mit seinem setzung mit historischer und zeitgenössi- funktion. Und das Haus vermittelt Selbstbe- Beitrag ,Plenum. Orte der Macht‘ das Gene- scher Architektur, deren Beziehung zueinan- wußtsein, tritt allerdings nicht protzig auf. ralthema auf, das Biennale- Direktor Rem der und damit auch der Schaffung von brei- Es ist dem Architekten Theophil Hansen – Koolhaas für die nationalen Pavillons vorge- ter Akzeptanz für architektonisch Neues und von der Gesamtkonzeption bis in die De- schlagen hat: ,Absorbing modernity 1914 – Unerwartetes, ist die Biennale di Venezia tails – gelungen, einen parlamentarischen 2014‘. In der österreichischen Ausstellung von zentraler Bedeutung. Architektur ist mehr Platz zu schaffen, der zur engagierten, lei- geht es um eine Typologie von Parlaments- als nur Bauen. Architektur ist Auseinander- denschaftlichen Debatte und zur politischen bauten unterschiedlicher Staaten, die zum setzung mit Menschen und ihrem Leben. Auseinandersetzung einlädt, zugleich jedoch größten Teil in den letzten 100 Jahren errich- Offenheit für Veränderung von Räumen und zu Mäßigung im Interesse des Ganzen und tet wurden. Förderung des Gewöhnungsprozesses an zu Kompromißbereitschaft mahnt. Wie unterschiedlich sich Macht architek- neue Perspektiven sind wichtige Aspekte des Diese Qualität des Hauses ist spürbar, tonisch manifestiert, wird in der Ausstellung Grenzbereiches zwischen Architektur, Wis- senschaft, Kunst und dem täglichen Leben. Zum 9. Mal leistet Österreich nun einen wertvollen Beitrag zum internationalen Architekturdiskurs und festigt damit sein hohes internationales Ansehen in diesem Bereich. Das Bundesministerium im Bundes- kanzleramt stellt auch heuer wieder 400.000 Euro für die Konzeption und Durchführung der österreichischen Ausstellung zur Verfü- gung. Ich gratuliere den Teilnehmerinnen und Teilnehmern der diesjährigen Architektur- Biennale sehr herzlich und freue mich auf regen Besuch und hohe nationale und inter-

Foto: Kollektiv/Rauschen nationale Akzeptanz.“ „ Kollektiv/Rauschen http://www.labiennale.org/en/architecture

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 129 / 04. 04. 2014 26 Österreich, Europa und die Welt Internationale Unternehmen sorgen für Ansiedlungsrekord Wirtschaftsagentur Wien: Ausländische Start-ups gründen verstärkt in Wien

ie internationale Attraktivität Wiens Dwächst. Noch nie war der Standort so nachgefragt wie im vergangenen Jahr. 2013 haben sich 133 internationale Unternehmen in Wien angesiedelt, so viele wie noch nie zuvor. Und wir blicken optimistisch in die Zukunft, denn der Aufwärtstrend hält auch heuer an. Derzeit bearbeitet das Ansied- lungsteam der Wirtschaftsagentur weit über 100 potentielle Projekte, wobei eine ver- stärkte Nachfrage aus Italien spürbar ist. Das Ergebnis übertrifft die bisherigen Rekord- jahre. 2011 wurden 126 Unternehmen ange- siedelt, 2008 waren es 119. Durch die Neu- ansiedlungen entstanden rund 700 neue Ar- beitsplätze. Vor allem im Bereich der inter- nationalen Start-ups ist ein deutlicher Auf- Foto: Krischanz / PID wärtstrend erkennbar. Das Investitionsvolu- v.l.: Gerhard Hirczi (Wirtschaftsagentur), Vizebürgermeisterin Renate Brauner und men lag 2013 bei rund 38 Millionen Euro. Bürgermeister Michael Häupl präsentierten die Rekord-Ansiedlungsbilanz 2013. Wien ist damit im österreichweiten Ver- Aufwärtstrend der vergangenen Jahre fort. tionstechnologien bzw. der Neuen Medien“, gleich mit deutlichem Abstand das wichtig- Stärkster Investor aus CEE ist Ungarn mit resümiert Gerhard Hirczi, Geschäftsführer ste Bundesland für internationale Ansied- zwölf Ansiedlungen, dahinter folgen Ruß- der Wirtschaftsagentur Wien. lungen. land (7) und die Slowakei (3). Stark vertre- „Wien bietet stabile Verhältnisse – und ten waren 2013 auch die USA mit zehn Neu- Funktionierende Stadt zieht diese stehen bei den Unternehmen derzeit ansiedlungen. Unternehmen an hoch im Kurs. Unser Ziel ist, daß Unterneh- „Bei den Neuansiedlungen ist ein deut- Ausschlaggebend in der Standortentschei- men, die sich für Wien entscheiden, hier am licher Trend hin zur Technologie- und dung internationaler Unternehmen sind auch Standort weiter wachsen, investieren und Ar- Dienstleistungsorientierung zu spüren. Rund die Soft Skills, die ein Standort bietet. Hier beitsplätze schaffen. Wir unterstützen sie da- ein Sechstel der neu in Wien angesiedelten punktet Wien besonders mit der hohen Qua- bei mit gezielten Maßnahmen wie zum Bei- Unternehmen sind in industrienahen Dienst- lität und Zuverlässigkeit der Infrastruktur so- spiel der Förderaktion Standortinitiative“, leistungen tätig, zehn Prozent im Großhan- wie der weltweit einzigartigen Lebensquali- sagt Vizebürgermeisterin Renate Brauner. del. Starke Nachfrage spüren wir auch im tät, die Wien bereits zum fünften Mal in Fol- In den vergangenen zehn Jahren siedelten Bereich der Informations- und Kommunika- ge von der Mercer-Studie bescheinigt wurde. sich mehr als 1000 internationale Betriebe in Wien an. Dadurch wurden rund 9100 Ar- beitsplätze gesichert oder neu geschaffen und Investitionen in Höhe von 800 Millio- nen Euro ausgelöst. Besonders deutlich an- gestiegen sind auch die ausländischen Di- rektinvestitionen in Wiener Unternehmen. Sie haben sich seit 2002 auf 75 Mrd. Euro ver- dreifacht. In diesen Betrieben arbeiten 110.000 Menschen.

Spitzenreiter: Deutschland und CEE Traditionell kamen auch 2013 wieder die meisten Unternehmen aus Deutschland (35), auffallend ist auch ein starkes Interesse von Unternehmen und Investoren aus dem CEE- Raum: insgesamt 35 Unternehmen aus Mit- tel- und Osteuropa setzen den spürbaren

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 129 / 04. 04. 2014 27 Österreich, Europa und die Welt

„Die Mercer Studie erhebt weltweit die Meinungen von Managerinnen und Mana- gern und sorgt international für deutlich mehr Aufsehen als in Wien. Für internatio- nale Investoren und Unternehmen ist sie ein besonders wichtiger Indikator bei der Standortentscheidung“, so Brauner weiter. Den Wirtschaftsstandort international zu positionieren, zählt zu den Kernaufgaben der Wirtschaftsagentur Wien. Im Zentrum steht dabei die Stärkung der Zusammenarbeit mit internationalen Wachstumsmärkten. 2013 lag ein Länderschwerpunkt auf Deutschland, Brasilien und Rußland, was durch internatio- nale Delegationsreisen in die jeweiligen Märkte unterstrichen wurde. 2014 liegt der Fokus unter anderem auf dem Zukunfts- markt Südkorea. „Wir werden Wien in Südkorea ganz gezielt als Hotspot für Life Sciences und smarte Technologien positio- nieren“, kündigt Renate Brauner an.

Wien als Servicemetropole Um internationale Unternehmen und ihre hochqualifizierten MitarbeiterInnen in der Ansiedlung bestmöglich zu unterstützen, betreibt die Wirtschaftsagentur Wien die in dieser Form europaweit einzigartige Ser- vicestelle „Expat Center“. Im Jahr 2013 fanden im Expat Center der Wirtschaftsagentur Wien rund 1000 Bera- tungsgespräche mit Expats aus rund 100 Ländern statt. Die Beantwortung von An- fragen und die individuelle Beratung erfolgt in zwölf verschiedenen Sprachen. Zur Erfolgsgeschichte entwickelte sich auch der 2012 gegründete „Expat Club Vienna“. Mehr als 800 Mitglieder nutzen mittlerweile die Möglichkeit, sich mit anderen Expats zu ver- netzen, aber auch Wienerinnen und Wiener kennenzulernen und heimisch in der Stadt zu werden. „Die große Nachfrage zeigt uns, daß wir mit unserem Angebot nicht nur einen Nerv der internationalen Community getrof-  ZIT – Die Technologieagentur der Stadt (172) Madrid (164), Barcelona (154) fen haben, sondern wir punkten damit auch Wien unterstützt forschungs- und techno-  1000 internationale Betriebsansiedlungen bei den Unternehmen durch zusätzliches logieaffine Unternehmen sowie die Me- seit 2004 Service“, resümiert Hirczi. dienwirtschaft in Wien:  Expat Center: Einzigartige Servicestelle 2013 konnten die Club-Mitglieder an ins- http://www.zit.co.at für internationale Unternehmen und ihre gesamt zwölf Veranstaltungen teilnehmen.  departure – Die Kreativagentur der Stadt Fach- und Führungskräfte mit 3000 per- Ein Beispiel ist der Betriebsbesuch beim Wie- Wien ist die Förderagentur für die Wiener sönlichen Beratungen seit 2011 ner Traditionsunternehmen Stauds, wo Ex- Kreativwirtschaft.  187.000 Studierende: Größter deutsch- pats aus Irland, Australien, Saudi-Arabien http://www.departure.at sprachiger Uni-Standort. und China einen Blick hinter die Kulissen Internationales Wien  Höchste Lebensqualität weltweit zum des weltweit bekannten Marmeladeherstel-  200 internationale Konzernzentralen 5. Mal in Folge lers werfen konnten.  Headquarters von UNO, UNIDO, OPEC,  Innovativste Stadt Europas, weltweit Die Wirtschaftsagentur Wien hat – um OSZE Rang 3 Unternehmen verschiedener Branchen opti-  Weltweiter Spitzenreiter bei internationa- (Lesen Sie mehr über Wiens internationale mal servicieren zu können, zwei Tochterun- len Kongressen (seit bereits 8 Jahren) Auszeichnungen auf den Seiten 89 und 90) ternehmen gegründet:  2012: Wien (195), Paris (181) Berlin http://www.wirtschaftsagentur.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 129 / 04. 04. 2014 28 Österreich, Europa und die Welt 10 Jahre Wirtschafts- partnerschaften Mehr als 100 innovative Geschäftsideen für Entwicklung – Oesterreichische Entwicklungsbank bringt Jobs in Entwicklungsländer Foto: Austrian Development Agency (ADA)/APA-Fotoservice/Hinterramskogler v.l.: Martin Ledolter, Geschäftsführer der Austrian Development Agency, Gottfried Pessl, Geschäftsführer Pessl Instruments GmbH, und Michael Wancata, Mitglied des Vorstandes der Oesterreichischen Entwicklungsbank.

ereits seit 10 Jahren fördert die Österrei- schäftsführer der ADA. Bei Wirtschaftspart- mit der ADA setzt positive Impulse“, so Bchische Entwicklungszusammenarbeit nerschaften übernehmen ADA und OeEB Wancata. OeEB mit dem Programm Wirtschaftspart- 50 Prozent der Projektkosten bis zu einer nerschaften unternehmerisches Engagement Höhe von 200.000 Euro, in besonderen Gemeinsam mehr zusammenbringen mit entwicklungspolitischem Mehrwert in Fällen bis zu 500.000 Euro. „Seit Bestehen „Allein durch jene 27 Wirtschaftspart- Entwicklungs- und Schwellenländern. 120 der ADA wurden 120 Unternehmensprojekte nerschaften, die seit 2012 starteten, werden Unternehmensprojekte wurden bisher von durchgeführt oder auf den Weg gebracht. in Ländern des Südens und Ostens 900 Ar- der Austrian Development Agency (ADA), Diese verteilen sich auf 37 Länder auf vier beitsplätze geschaffen und 350.000 Men- der Agentur der Österreichischen Entwick- Kontinenten“, so Ledolter. schen profitieren“, so Ledolter. Aufgrund der lungszusammenarbeit – seit zwei Jahren in „Den Aufbau der Privatwirtschaft in durchschnittlichen Dauer von 3 bis 4 Jahren Zusammenarbeit mit der OeEB – mit Entwicklungsländern zu unterstützen, ist auch laufen derzeit 41 Projekte. Wissen, Kontakten und insgesamt rund 23 erklärtes Ziel der Oesterreichischen Entwick- Millionen Euro unterstützt. lungsbank“, sagt Michael Wancata, Mitglied Wie wirken „Die Wirtschaft ist für die Österreichi- des Vorstandes der OeEB. „Gleichzeitig Wirtschaftspartnerschaften? sche Entwicklungszusammenarbeit ein star- ebnen wir den Weg für österreichische Un- Gemeinsam mit der Wirtschaft gelingt es, ker Partner. Denn Österreichs Unternehmen ternehmen in neue Märkte.“ Als bewährtes in nahezu allen Projekten Menschen für neue sind bereit, Kapital, Managementexpertise, Modell ergänzen Wirtschaftspartnerschaften Jobs zu qualifizieren, ein faires Einkommen technisches Know-how und innovative Ideen das Aufgabengebiet der OeEB seit 2012. Ne- zu sichern und Spill-over Effekte zu schaf- in Afrika, Asien, Lateinamerika und Südost- ben zusätzlichen Mitteln, die über das Finanz- fen. Berufliche Bildung ist ein Thema in und Osteuropa einzusetzen. Wir bringen jah- ministerium bereitgestellt werden, bringt die 28 Prozent aller Wirtschaftspartnerschaften. relange entwicklungspolitische Expertise OeEB ihre Kompetenz als Entwicklungs- Einerseits werden österreichische Bildungs- ein. Beides wird gebraucht – im Kampf finanzierer ein. „Für die OeEB ist eine anbieter auf ihrem Weg ins Ausland beglei- gegen Armut und für ein besseres Leben vie- lebendige Wirtschaft ein bedeutender Faktor tet, andererseits finden auslandsaktive Indu- ler Menschen“, sagt Martin Ledolter, Ge- für Entwicklung. Die enge Zusammenarbeit strieunternehmen, die sich für bessere Bil-

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 129 / 04. 04. 2014 29 Österreich, Europa und die Welt dung – v.a. Berufsbildung – engagieren, die lokalen Anbau und die Produktion von Le- Venture mit der Moldova-Fruct Association richtige Unterstützung. Beispielsweise wurde bensmitteln und Gütern. In der Regel geht es in Moldau aktiv“, sagt Gottfried Pessl, Ge- von Fronius und Böhler-Uddeholm eine um den Aufbau nachhaltiger Lieferketten, die schäftsführer der Pessl Instruments GmbH, Fachkräfteakademie für Schweißer in Süd- Arbeit und Einkommen für die Menschen steirischer Experte für Monitoringsysteme in afrika gegründet. Das kommt der gesamten ermöglichen. Ein Viertel der Wirtschafts- der Landwirtschaft. Fruchtbare Böden ma- Branche im Land zugute. partnerschaften unterstützt die lokale Land- chen Obst, Wein und Gemüse zu den Haupt- Wirtschaftspartnerschaften sichern die Ein- und Forstwirtschaft und schafft Zukunfts- exportprodukten der ehemaligen Sowjet- haltung internationaler Umwelt- und Quali- perspektiven für Bauern und Produzenten. republik. Mit Wetterstationen und Meßgerä- tätsstandards: Der niederösterreichische Bio- Das ist erfreulich, denn ländliche Entwick- ten für Wasserstände und Bodenfeuchte von pionier Adamah-Biohof unterstützt einen lung ist einer der Schwerpunkte der Öster- Pessl sollen Frost und Hitze vorhergesagt Partner in Nepal, um Kaffeebohnen nach reichischen Entwicklungszusammenarbeit. werden. Damit werden Ernteschäden ver- strengen Demeter-Standards zu produzieren. In 61 Prozent der Projekte sind lokale mieden, die Umwelt geschont und mehr als Agrana sorgt bei 28 Partnerunternehmen in Regierungen und öffentliche Institutionen in 250.000 Bauern unterstützt. Die Messgeräte der Erdbeerproduktion in Mexiko für nach- den Partnerländern involviert. Denn letztlich stehen auch landwirtschaftlichen Schulen haltige Umwelt- und Qualitätsstandards. helfen funktionierende Institutionen, den und Universitäten zur Verfügung. Ein Fünftel der Wirtschaftspartner kommt Projekterfolg nachhaltig zu sichern. „Wirtschaftspartnerschaften mindern un- aus dem Bereich Energie- und Umwelttech- ser Unternehmensrisiko, nicht nur durch die nologie. Sie bringen Wissen und Kompeten- Vorteile für Österreichs Wirtschaft finanziellen Zuschüsse. Die ADA ist für uns zen ein und erschließen neue Märkte in „Mehr als drei Viertel unserer Partner ein kompetenter Berater, kennt die Märkte Entwicklungs- und Schwellenländern. Ein sind KMU. 23 Prozent der Wirtschaftspart- und ist gut mit Entscheidungsträgern wie großes Augenmerk liegt auf der lokalen nerschaften erfolgen mit Großunternehmen. Regierungen, Bildungsinstitutionen oder der Wertschöpfung. Beispielsweise entwickelt 83 Prozent der Firmen kommen aus Öster- lokalen Nichtregierungsszene vernetzt. Für eine Gruppe österreichischer Unternehmen reich“, umfaßt Ledolter die Zielgruppe des uns die Eintrittskarte in neue Märkte“, so den ägyptischen Markt für Solarthermie Förderprogramms. Pessl über die Vorteile des Programms. „ zusammen mit ägyptischen Partnern. „Wir haben erstmals vor 10 Jahren ein http://www.oe-eb.at Die österreichische Handel und die Nah- Erfolgsprojekt in Indien mit der ADA umge- http://www.ada.gv.at rungsmittelindustrie investiert stark in den setzt. Derzeit sind wir mit einem Joint http://metos.at Transparency International: Mitgliedertreffen im Wiener Rathaus as Wiener Rathaus stand am 31. März der Verein „Transparency International - arbeiterInnen, die im guten Glauben den be- Dganz im Zeichen des Kampfes gegen Austrian Chapter“ seit 2005 mit stetig wach- gründeten Verdacht von Korruption melden, Korruption. Der Vorstand des Vereins zur sendem Erfolg für transparente und korrup- sind seit 2013 durch das Landesdienstrecht Korruptionsbekämpfung „Transparency Inter- tionsresistente politische, rechtliche, wirt- vor Benachteiligung geschützt. Im Februar national – Austrian Chapter (TI-AC)“ hatte schaftliche und institutionelle Rahmenbedin- 2014 erkannte die Europäische Kommission zur Mitgliederversammlung in den Wappen- gungen. Um die Öffentlichkeit für das Thema an, daß Wien als positives Beispiel auf Sen- saal gebeten, wo die TeilnehmerInnen vom Transparenz zu interessieren und gegenüber sibilisierung und Transparenz als Schlüssel- Leiter der Internen Revision der Magistrats- Korruption zu sensibilisieren, arbeitet TI mit instrumente der Korruptionsbekämpfung direktion, Paul Jauernig, begrüßt wurden. öffentlichen Institutionen, der Wirtschaft, setzt. Vorstandsvorsitzende Eva Geiblinger der Zivilgesellschaft und internationalen Or- Der Österreichische Städtebund – kom- sowie die Vorstandsmitglieder Hans Jörg ganisationen eng zusammen und widmet munale Interessensvertretung von rund 250 Bauer und Johann Rzeszut präsentierten den sich darüber hinaus der Ursachenforschung Städten und Gemeinden und seit 2012 selbst Jahresbericht 2013 und gaben einen Ausblick für Korruption. Mitglied bei TI – entwickelte in Zusam- auf die kommenden Initiativen der Nicht- menarbeit mit Wien, Graz und Villach das regierungsorganisation. Der langjährige Präsi- EU-Antikorruptionsbericht 2014 interaktive E-Learningprogramm „Eine Fra- dent und nunmehrige Ehrenpräsident Franz erkennt Wiener Antikorruptions- ge der Ethik – Wohlverhaltensregeln für den Fiedler berichtete über die Aktivitäten des programm an österreichischen Gemeindedienst“. Der Städ- Beirats und übergab anschließend den Vor- Wien – seit 2011 korporatives Mitglied tebund unterstützt damit die TI-Initiative sitz an die neue Präsidentin des Beirats, Bet- von TI – setzt seit Jahren konsequente Maß- „Transparente Gemeinde“. Von 2009 bis tina Knötzl. Guest Speaker Martin Kreutner, nahmen zur Korruptionsprävention. Das Pro- 2012 erarbeitete Wien gemeinsam mit den Beiratsmitglied von TI-AC und Dean der In- gramm umfaßt Schulungen zur Bewußtseins- österreichischen Bundesländern Standards ternational Anti-Corruption Academy (IACA) bildung und setzt zugleich auf interne Kon- zur Korruptionsprävention in der Landesver- in Laxenburg sprach über die weltweit erste trollsysteme in der Stadtverwaltung. Das Wie- waltung. Die Länder leisten damit zugleich Ausbildung zum Master in Anti-Corruption ner Antikorruptionstelefon der Internen einen Beitrag zu einer nationalen Antikor- Studies. Revision (01 4000 82400) beantwortet Fra- ruptionsstrategie im Rahmen des Koordina- Korruption ist ein weltweites gesell- gen von BürgerInnen und MitarbeiterInnen tionsgremiums zur Korruptionsbekämpfung schaftliches und wirtschaftliches Problem, zu Korruptionsprävention und ethischer Ver- im Bundesministerium für Justiz, wie das international, national und regional be- waltung. Diese Stelle behandelt auch Hin- Jauernig betonte. „ kämpft werden muß. In Österreich kämpft weise auf Korruption in der Verwaltung. Mit- http://www.ti-austria.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 129 / 04. 04. 2014 30 Österreich, Europa und die Welt WirtschaftsOskar 2014 Der »US-A-Biz Award 2014« ging an: ALPLA Werke Alwin Lehner GmbH & Co KG, entec biogas gmbh, Geislinger GmbH, Otto Bock HealthCare Products GmbH und runtastic GmbH.

er US-A-Biz Award 2014, der Wirt- DschaftsOskar für herausragende Leistun- gen österreichischer Unternehmen am US- Markt, wurde heuer zum vierten Mal vom AußenwirtschaftsCenter Los Angeles verge- ben. „Ziel dieses Award ist, Spitzenleistun- gen österreichischer Unternehmen am US- Markt auf den roten Teppich und dank der Unterstützung heimischer Medien in das me- diale Rampenlicht zu holen. Aber auch um Unternehmen auf die Attraktivität des über 317 Mio. Konsumenten zählenden US-Mark- tes aufmerksam zu machen, die Scheu vor diesem Riesenmarkt zu nehmen – und mit einem Klischee aufzuräumen, daß die USA nur ein Markt für Großunternehmen seien. Auch kleine, innovative Unternehmen sind in ihren Nischen höchst erfolgreich“, betonte Foto: Rudolf Thaler Rudolf Thaler, österreichischer Wirtschafts- größten Unternehmen in der Abfallwirt- den USA. Mit DARPA, dem Forschungsarm delegierter in Los Angeles. schaft Layne Christensen sind eine Reihe von des U.S. Militärs, besteht eine Zusammen- Als am 2. März im Dolby Theatre in Folgeprojekten geplant. Die USA sind für arbeit. Hollywood die Academy of Motion Pictures das Vorarlberger Unternehmen ein bedeuten- … runtastic GmbH in der „Kategorie Spek- Arts and Sciences ihre Oscars verlieh, stan- der Zukunftsmarkt für komplizierte Abfälle. takuläres“: 2013 war mit über 2,5 Millionen den die Gewinner der WirtschaftsOskars in … Geislinger GmbH in der „Kategorie neuen Usern der Durchbruch für den Ober- den Kategorien „Spektakuläres, Trendsetter, Marktdurchdringung“: Der Markt- und Inno- österreichischen Anbieter von Apps, Hard- Innovation, Investition und Marktdurchdrin- vationsführer aus Salzburg für Drehschwin- ware-Produkten und Online Dienstleistun- gung“ bereits fest. gungstechnologie leistet einen wesentlichen gen in den USA. Google wählte für die Prä- Beitrag zum US-Boom bei Schiefergas- und sentation des Nexus 7 Tablets und Android And the US-A-Biz -erdöl. Kernstück des Fracking-Prozesses ist 4.3 die Runtastic App zur Herzmessung samt Award 2014 goes to ... das Injizieren von Flüssigkeiten in Bohrquel- Brustgurt. Die neue Six Pack App war im … ALPLA Werke Alwin Lehner GmbH & len mit Hochdruckpumpen. 80 Prozent der Oktober die Nr. 1-App im Bereich Health & Co KG in der „Kategorie Investition“: Der Fracking-Pumpensysteme haben Geislinger Fitness. Men’s Fitness empfahl sie als eines Vorarlberger Technologieführer im Extru- Kupplungen montiert, welche die aggressi- der wertvollsten Personal Trainer Apps. Aus sionsblasen investierte 2013 über 54 Mio. ven Drehschwingungen zwischen Kolben- über je 800.000 Apps im Apple- und Google- USD in drei Fertigungsstätten in Kentucky pumpe und Dieselmotor eliminieren. Geis- Store wahrgenommen zu werden, ist spekta- und Missouri sowie in den Ausbau der Pro- linger Pumpen hoben die Lebensdauer der kulär! duktion in den Bundesstaaten Georgia, Iowa, „Frac-Pumpen“ von ursprünglich 500 auf über „Österreichs Unternehmen in den USA New York, Ohio und Vermont. Weiters pro- 10.000 Stunden, was zu einer massiven Ko- sind oscarreif. Die USA sind mit Abstand duziert ALPLA in Texas und North Carolina. steneinsparung führt. Österreichs größter Überseemarkt und unse- ALPLA ist unter den „Blow Molders“ Nord- … Otto Bock HealthCare Products GmbH in re Nr. 3 Exportdestination der Welt. Öster- amerikas auf den vierten Rang aufgestiegen, der „Kategorie Innovation“: Der Markt- reich hat mit den USA im Vergleich zu sei- was eine gesunde Basis für weiteres Wachs- führer für mechatronische Kniegelenke lie- nen übrigen Handelspartnern den höchsten tum darstellt. ferte 2013 das Genium X3 Kniegelenk, wel- Handelsbilanzüberschuß. Insgesamt gibt es … entec biogas gmbh in der „Kategorie ches als Weltneuheit erstmals in den USA etwa 600 US-Niederlassungen österreichi- Trendsetter“: Der Pionier für industrielle eingesetzt wurde und durch seine Funktio- scher Unternehmen, davon etwa 200 produ- Biogasanlagen baute in Oregon die erste nalität – Wasser- und Korrosionsbeständig- zierende“, so Thaler abschließend. Der Tag Speiseresteanlage dieser Art in den USA, keit, Walk-to-Run Modus, Rückwärtsgehen nach dem Oscar war der erste Tag vor dem eine weitere Anlage startete in Florida den und Treppensteigen – einzigartig ist. Zum WirtschaftsOskar. 2015 wird es wiederum Probebetrieb. Damit wurden 2013 die beiden Kundenkreis des Wiener Hightech Unter- einen US-A-Biz Award geben, der Spitzen- ersten großen Anlagen in den USA ans Netz nehmens zählen das U.S. Militär und Hanger leistungen des Jahres 2014 prämiert. „ gebracht. Mit dem NASDAQ gelisteten und Clinic, der größte Anbieter von Prothesen in http://wko.at/aussenwirtschaft/us

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 129 / 04. 04. 2014 31 Österreich, Europa und die Welt SONDAR: Nachhaltigkeit im Donauraum Der Arbeitskreis Nachhaltigkeit der ARGE Donauländer veranstaltete seine 21. Jahrestagung des in Tulln. Foto: Arbeitskreis Nachhaltigkeit der ARGE Donauländer / Nadja Meister »Europäisches Familienfoto«: Bei der 21. Jahrestagung des Arbeitskreises Nachhaltigkeit der ARGE Donauländer trafen etwa 120 ExpertInnen aus ganz Europa in Tulln zusammen. ie Donauraumstrategie (EUSDR) ver- versitätsforschungs-Zentrum in Tulln. Die tung. Walter Wenzel (BOKU) stellte das Dbindet den Lebensraum von 14 Staaten von der Europäischen Union geförderten CASEE Master’s Programme in sustainabili- und über 115 Millionen Menschen zu einem Projekte SONDAR und „SoPro – Soziale ty in agriculture, food production and food Handlungsfeld für gemeinsame Visionen, Pro- Produktion“ arbeiten mit über 20 Partner- technology in the Danube Region vor. Diese jekte und Initiativen. Mit dem Nachhaltig- Organisationen aus Österreich, Ungarn, Ausbildung wird auch von der BOKU in keitsnetzwerk SONDAR (Sustainable Opera- Tschechien und der Slowakei an konkreten Tulln angeboten. tions Network in the Danube Region) vernetzt Umsetzungsprojekten und am Aufbau eines die ARGE Donauländer vier Schwerpunkt- Nachhaltigkeits-Netzwerks im Donauraum. SONDAR: Bodenschutz- und Nach- bereiche der EUSDR – „Biodiversität und Bo- BOKU-Rektor Martin Gerzabek, Peter de haltigkeitsnetzwerk im Donauraum denqualität / Wissen und Gesellschaft / Wett- Martin, Generalsekretär der Arbeitsgemein- Ziel von SONDAR ist es, ein Netzwerk bewerbsfähigkeit / Menschen und Qualifika- schaft Donauländer, und Hans Peter Herd- wachsender Bodenverantwortung zu knüp- tionen“ – zu einem umfassenden Projektraum. litschka, Vertreter Baden Württembergs, des fen: zwischen Wissenschaft und Praxis, zwi- In enger Zusammenarbeit zwischen Wis- derzeitigen Vorsitzlandes, eröffneten die Ver- schen Verwaltung und Landnutzern, zwi- senschaft, Wirtschaft, kommunalen Bündnis- anstaltung. Virgil Vrajmasu brachte die erste schen Bildung, Kunst und der gesamten Partnern und in Verbindung mit breiter Be- rumänische Erdfarbe mit nach Tulln – ge- Bevölkerung. wußtseinsbildung gilt es Praxisbeispiele wonnen aus dem sandigen Boden der Ge- umzusetzen, welche zur nachhaltigen Ver- meinde Nufaru im Donau-Delta. Sozialökologische Produktion: besserung von Lebens-, Arbeits- und Wirt- Als Hauptredner sprach Brian Oldreive Zusammenarbeit mit Sozialbetrieben schaftsbedingungen der Regionen des Do- aus Zimbabwe, Initiator der „Foundation for Neun Projektpartner aus Österreich und nauraumes beitragen können. Farming“ und derzeit weltweit mit Training Ungarn betreiben das Projekt „SoPro HU- Der Arbeitskreis Nachhaltigkeit der und Ausbildung angehender Farmer beschäf- AT – Soziale Produktion für die Umwelt“. ARGE Donauländer initiiert und betreut in- tigt. Er zeigte die große Wirksamkeit einfa- Es will an Nachhaltigkeit orientierte Zusam- ternationale Projekte und Kooperationen. Ex- cher und schon in der Schöpfungsordnung menarbeit von Unternehmen und öffentli- pertInnen aus ganz Europa tagten am Uni- grundgelegter, zielgerichteter Bodenbearbei- chen Auftraggebern mit Sozialbetrieben er-

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 129 / 04. 04. 2014 32 Österreich, Europa und die Welt weitern, Produkte und Dienstleistungen in eines Projektes, das mit möglichst vielen der  Malen mit den Farben der Erde / Donau- guter Qualität finden, entwickeln und deren 14 Donauländer umgesetzt werden soll: länder-Malkasten und Marktfähigkeit fördern. Vom SoPro-Team  Aufbau eines Nachhaltigkeits-Netzwerks  Ausbildung von „Nachhaltigkeitsbot- wurden inzwischen über 1400 Kontaktbera- im Donauraum – mit breiter Umsetzung schafterInnen im Donauraum“. tungen im Umfeld von Betrieben und Öf- des Ansatzes „Science – Alliance – Aware- Vorbehaltlich des Beschlusses der Gre- fentlichen Einrichtungen durchgeführt. ness“ und mit den bestehenden Partner- mien werden nun vom Arbeitskreis und vom Mehr als 100 Produkte und Dienstleistungen netzwerken (Bodenschutznetzwerk im künftigen Lead-Partner der Projekte, dem wurden verwirklicht. Donauraum / Sozial- und Wirtschaftsnetz- Verein BIENE (Boden- und Bioenergie- werk der „Sozialökologischen Produktion Netzwerk NÖ/EU), weitere Vorarbeiten für Abstimmung mit Donauraum- für die Umwelt“ / CASEE - Wissen- SONDAR getätigt. Basis und auch „Erfolgs- Strategie (EUSDR) schaftsnetzwerk der Life Science Univer- rezept“ dafür ist die langjährige, praxis- und In vier Arbeitsgruppen brachten über 100 sitäten im Donauraum), ergebnisorientierte Zusammenarbeit im Do- Tagungsteilnehmer konkrete Erwartungen  Bodenkarte der Donauregion, nauraum, sagt Generalsekretär Peter de Mar- und Vorschläge für künftige Projekte im  Boden als Indikator für Hochwasser- tin: „Die Arbeitsgemeinschaft der Donaulän- Donauraum ein. Die hochrangigen Vertreter ereignisse, der besteht seit 31 Jahren. Niederösterreich der EUSDR, Andrea Nasi vom österreichi-  Maßnahmen gegen Bodenerosion, führt das ständige Sekretariat und leitet die schen Außenministerium, Florian Ballnus aus  Boden als Speicher und Filter / Humus- Arbeitskreise Wissenschaft und Kunst sowie Bayern, Koordinator der EU-Donauraum- und regionale Düngerproduktion, Nachhaltigkeit. Wir freuen uns, Wissenschaft- strategie für den Bereich „Erhalt der biologi-  Sozialintegrative und Know-How-inten- ler, Generalisten, Praktiker und Öffentlich- schen Vielfalt, der Landschaften und der sive Landwirtschaft, keitsarbeiter im Team zu haben. Über Staats- Qualität von Luft und Boden“ und Hans Pe-  Sozialökologische Produktion – nachhal- grenzen hinweg herrscht ein ausgezeichnetes ter Herdlitschka, Koordinator für den Be- tige Zusammenarbeit von Betrieben und Arbeitsklima!“ „ reich „Wettbewerbsfähigkeit“ sagten weitere Öffentlichen Einrichtungen mit Sozialbe- http://www.sondar.eu Unterstützung zu. trieben. Einrichtung und Betrieb regiona- http://www.unserboden.at Die nächsten Arbeitsaufgaben von SON- ler Beratungsstrukturen und einer inter- http://www.soilart.eu DAR liegen in der weiteren Konkretisierung nationalen Innovationsplattform, http://www.sozialproduziert.at

LH Pröll: Vorsitz der ARGE Donauländer an Baden-Württemberg

ch bin froh und überzeugt, daß Baden- IWürttemberg die Arbeit in der Arbeitsge- meinschaft Donauländer konsequent weiter- führt, mit dem Ziel, den gesamten Donau- raum als starke Region im Herzen Europas weiter zu entwickeln“, so Niederösterreichs Landeshauptmann Erwin Pröll bei einem Treffen mit dem Ministerpräsidenten von Baden-Württemberg, Winfried Kretschmann, und Baden-Württembergs Europaminister, Peter Friedrich, am 28. Feber in Stuttgart. Nach zwei Jahren hat Niederösterreich nun den Vorsitz in der Arbeitsgemeinschaft Do- nauländer übergeben. Die Aufgabe starker Regionen wie Ba- den-Württemberg und Niederösterreich sei,

„schwächere Regionen die Hand zu reichen Foto: NÖ Landespressedienst/Filzwieser und mitzunehmen“, betonte Pröll. Wichtiges Landeshauptmann Erwin Pröll mit Ministerpräsident Winfried Kretschmann Instrument dabei sei die Donauraumstrate- gie, wo man in der Vergangenheit rund 500 zeit nur zu 7 Prozent genutzt. Hier gebe es nern für uns in Baden-Württemberg zu den konkrete Projekte definiert habe. Nun sei es noch großes Potential, so Pröll. In diesem Schwerpunkten unserer Europapolitik“. „wichtig, daß wir in die Umsetzungsphase Zusammenhang unterzeichneten Pröll und Dann traf Pröll auch mit dem Honorar- kommen“, so Pröll. Kretschmann ein Memorandum zur Koope- generalkonsul der Republik Österreich für das Im Rahmen des Vorsitzes habe Nieder- ration zwischen der ARGE Donauländer und Land Baden-Württemberg, Cornelius Grupp, österreich neben dem Thema grenzüber- den Regionen des westlichen Schwarzen zusammen. Dabei wurden insbesondere die schreitender Hochwasserschutz vor allem Meeres und ihrer Häfen. wirtschaftlichen, kulturellen und wissen- die Zusammenarbeit der Häfen entlang der Für Kretschmann sei der Donauraum „ein schaftspolitischen Beziehungen der beiden Donau und des Schwarzen Meers gezielt for- zentrales Stück Europa“. Daher gehöre auch Bundesländer besprochen. „ ciert. Die Donau als Transportweg sei der- „die Zusammenarbeit mit den Donauanrai- http://www.argedonau.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 129 / 04. 04. 2014 33 Österreich, Europa und die Welt Botschafter aus aller Welt im ehemaligen KZ Mauthausen Foto: Bundesministerium für Inneres

n die 30 LändervertreterInnen, großteils die in Mauthausen ihr Leben lassen mußten, Eisernen Vorhangs und 10 Jahre EU-Oster- ABotschafterInnen, konnte Oberöster- zu gedenken. Gedenken heißt immer erin- weiterung. Für die Gedenkstätte Mauthausen reichs Landtagspräsident Viktor Sigl am 11. nern und nicht vergessen. Nie zu vergessen, ist die Anwesenheit höchstrangiger Gäste März in der KZ-Gedenkstätte Mauthausen wie es so weit kommen konnte, daß Men- aus vielen Ländern ein Tag der Anerken- empfangen. „Wir alle verbinden mit diesem schen aufgrund ihrer Herkunft, ihrer Reli- nung, ein Tag der Solidarität mit den Opfern Ort ein beispiellos furchtbares und un- gion, ihrer politischen Gesinnung oder ihrer und ein Tag des Bekenntnisses zur Men- menschliches Kapitel unserer Geschichte. sexuellen Orientierung die menschliche schenwürde“, so Sigl in seiner Rede. Beein- Im nationalsozialistischen Konzentrationsla- Würde und das Recht zu leben einfach abge- druckt zeigten sich die Gäste auch von der ger Mauthausen waren zwischen 1938 und sprochen wurde?“, so der Landtagspräsident Gedenkstätte, die nicht nur die Vergangen- 1945 mehr als 200.000 (incl. der Neben- und weiter: „Gerade heuer begehen wir ein heit und die Geschehnisse im Ort dokumen- lager) Personen aus ganz Europa inhaftiert, Jahr besonderer Gedenktage: 100 Jahre Aus- tiert, sondern die sich mit ihrem Vermitt- etwa die Hälfte wurde dort ermordet. Sie alle bruch des Ersten Weltkrieges, 80 Jahre Bür- lungsangebot besonders an die Jugend rich- sind heute hierhergekommen – nicht, um zu gerkrieg in Österreich, 75 Jahre Ausbruch tet. „ vergessen, sondern um gemeinsam der Opfer, des Zweiten Weltkrieges, 25 Jahre Fall des http://www.mauthausen-memorial.at Das Joanneum zu Gast in Aserbaidschan ach Gastspielen in den USA, in Kanada, Nin Australien und Japan sind derzeit rund 150 Waffen, Rüstungen und Harnische in Aserbaidschan zu sehen: In Anwesenheit von Joanneums-Direktor Wolfgang Muchitsch und Ausstellungskurator Johannes Ramhar- ter (PONTE Organisation für kulturelles Management GmbH) wurde am 15. März im Heydar Aliyev Cultural Center, Baku, die Ausstellung „Legends of Arms“ eröffnet. Die Schau zeigt kostbare Exponate des Grazer Landeszeughauses, wie den sogenannten Witz-Harnisch, die Rüstung von Erzherzog Karl II., den Riefelharnisch von Hans May- stetter und eine große Zahl von Turnier- rüstungen sowie auch eines der wertvollsten Stücke des Joanneums: den einzigartigen Pferdeharnisch aus der Werkstatt des Konrad Foto: UMJ Seusenhofer. Die Ausstellung läuft bis 5. Ausstellungsansicht »Legends of Arms« in Aserbaidschans Hauptstadt Baku Juni. Danach kehren die Exponate heim nach Österreich und sind ab Sommer 2014 Die Ausstellung beleuchtet die Rolle von rung, das Turnier und „Rüstung als Mode“ wieder im Landeszeughaus in der Grazer Waffen und Rüstungen, die einerseits funk- sind weitere Themen dieser Schau, in der Herrengasse zu bewundern. Die gezeigten tionelle Kampfinstrumente waren, aber auch auch orientalische Exponate aus der Ester- Objekte haben einem Versicherungswert von als reich verzierte Repräsentationsobjekte házy Privatstiftung präsentiert werden. „ rund 10 Millionen Euro. angefertigt wurden. Aspekte der Kriegsfüh- http://www.museum-joanneum.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 129 / 04. 04. 2014 34 Österreich, Europa und die Welt Weinbauschule Krems holte in Paris den Europameistertitel chüler von Landwirtschaftlichen Fach- Sschulen (LFS) aus Niederösterreich, Ober- österreich und der Steiermark gingen bei den Wettbewerben der Pariser Agrarmesse „Salon International de l’Agriculture“ (SIA) an den Start und erreichten beachtliche Pla- zierungen. Beim internationalen Weinverko- stungswettbewerb (CJPV) setzte sich Me- lanie Weidl von der Weinbauschule Krems gegen die starke internationale Konkurrenz durch und errang den ersten Platz. Bildungs- Landesrätin Barbara Schwarz gratulierte der neuen Europameisterin: „Der erste Platz zeigt, daß das österreichische Ausbildungs- system im Agrarbereich zu den besten euro- paweit zählt, weil hier Theorie und Praxis Foto: LFS Hohenlehen gleichermaßen forciert werden. Wettbewer- v. l.: Fachlehrerin Maria Ottenschläger (LFS Hohenlehen, LAKO), Winzer-Europa- be sind ein gutes Instrument zur Förderung meisterin Melanie Weidl (Weinbauschule Krems, NÖ), Markus Nigitz (LFS Hatzen- von Begabungen, die Leistungen der Jugend- dorf, Steiermark), Klaus Sandberger (LFS Waizenkirchen, OÖ) und Johannes lichen werden damit öffentlich anerkannt. Ratzberger (LFS Hohenlehen, NÖ) Die Teilnahme an diesem europaweiten Wett- Johannes Ratzenberger von der LFS Hohen- management-Lehrgang, Netzwerk europäi- bewerb war eine wertvolle Bereicherung der lehen gab es den achten Platz und Klaus scher Weinbauschulen, Mikrovinifikation, schulischen Ausbildung und ermöglichte Sandberger von der LFS Waizenkirchen Bio-Lehrgang, Rebschutzdienst … alles in- zudem, die Schüler gezielt individuell zu (OÖ) belegte Platz neun. Insgesamt gingen novative Bildungs- und Serviceangebote, die fördern und ihre Stärken hervorzuheben.“ 48 Bewerber aus 28 Nationen an den Start. das Wein- & Obstbau Kompetenzzentrum Auch Direktor Dieter Faltl ist erfreut über „Das beeindruckende Ergebnis bestätigt die Krems bereithält. den Sieg beim Weinbewerb: „Das Ergebnis hohe Ausbildungsqualität an den Landwirt- beweist, daß die Stärke unserer Schule in der schaftlichen Fachschulen in Österreich und SchülerInnen der Weinbauschule Krems Kombination von solider Schulbildung mit zeigt eindrucksvoll die fachliche Kompetenz  sind am Ende der Ausbildung automa- handwerklicher Praxis liegt. Der Europamei- der Schüler“, freut sich Fachlehrerin Maria tisch Facharbeiter für Weinbau und Kel- stertitel gibt Motivation für die Zukunft und Ottenschläger, die für die Betreuung der lerwirtschaft mit der Möglichkeit der zeigt, daß unsere Jungwinzer EU-weit im Schüler in Paris sorgte. Meisterausbildung, Spitzenfeld liegen und Bestleistungen er- Zwei Bauprojekte dienen als Marksteine  haben mit der Mittleren Reife die An- bringen.“ der Geschichte der am 15. Oktober 1874 ge- rechnung eines vollen Lehrjahres in allen Auch beim internationalen Tierbeurtei- gründeten Wein- & Obstbauschule Krems: Berufen, lungswettbewerb (CJAJ) zeigten die öster- das in den 1950ern errichtete Schulgebäude  können das LFI-Zertifikat für Buschen- reichischen Teilnehmer sehr gute Leistungen und das Wein- & Obstbau Kompetenzzen- schänker erlangen, und mischten unter den Top Ten mit. Für trum Krems, eröffnet 2013. VinoHAK, Wein-  absolvieren die Ausbildung zum Jung- sommelier Österreich,  machen den Staplerschein an der Schule.  machen den Traktorführerschein direkt an der Schule,  legen die Staatliche Kosterprüfung ab,  erleben Austauschwochen und Exkursio- nen im Ausland,  können Praxisplätze in ganz Europa wäh- len,  besuchen einen Motorsägen- und Holz- fällkurs,  lernen praktisch, selbständig und nach modernen pädagogischen Erkenntnissen,  können in insgesamt 3,8 Jahren auf der Schulbank den Facharbeiter und

Foto: Manuel Tauber-Romieri  die Berufsreifeprüfung erlangen. „ Im Jahr 2013 wurde das neue Kompetenzzentrum in Krems eröffnet. http://www.lako.at.

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 129 / 04. 04. 2014 35 Österreich, Europa und die Welt – »1914 – 2014« Gedenken an den Ersten Weltkrieg

jährt sich der Aus- bruch des Ersten Welt- 2014kriegs zum hundert- sten Mal – ein denkwürdiges Datum, das nicht nur Anlaß zum besonderen Gedenken an die Opfer des Krieges bietet, sondern auch ein Anstoß zur Reflexion über den langen Weg hin zu einem friedlichen Europa sein sollte: über die Fortschritte der letzten hun- dert Jahre und über die weiteren Schritte, die wir noch setzen müssen. Anläßlich des Gedenkjahres 2014 ist eine ganze Reihe von Veranstaltungen in Öster- reich und Europa geplant. Dabei ist es Öster- reich sehr wichtig, daß die Veranstaltungen eine vorwärts gerichtete pro-europäische Haltung wiedergeben und daß ein Bezug zur Gegenwart hergestellt wird. Man will über einen bloßen Akt der Erinnerung und Grä- ber- und Denkmalpflege hinausgehen und vielmehr einen Perspektivenwechsel anre- gen – hin zu einer Erweiterung nationaler Perzeptionen und zur Entwicklung eines ge- meinsamen europäischen Geschichtsver- ständnisses. Den Planungen für das Gedenkjahr liegt eine enge interministerielle Zusammenarbeit zugrunde: VertreterInnen des Bundeskanz- leramts, von Außen- (BMeia), Innen-, Ver- teidigungs-, Unterrichts und Wissenschafts- ministerium sind an den Vorbereitungen be- teiligt. Ein Kreis prominenter österreichi- scher HistorikerInnen hat im Auftrag dieser Ressorts ein Grundlagenpapier zum Ersten Weltkrieg erarbeitet. Dieses enthält Grund- züge einer österreichischen Betrachtungswei-

se auf Basis des aktuellsten Forschungsstan- Foto: http://anno.onb.ac.at/ des und stellt nicht zuletzt auch eine Infor- »Die Heerführer Österreich-Ungarns im Kriegsfalle« titelte 25. Juli 1914 das in mationsgrundlage für die österreichischen Wien erschienene »Interessante Blatt«. Im Bildtext sind deren Namen aufgelistet: Vertretungsbehörden im Ausland dar. »Der zur Disposition des Allerhöchsten Oberbefehls gestellte rangälteste Armee- Inspektor G.d.J. Erzherzog Friedrich« (Mitte, die anderen beginnen links oben im Das „Österreich Journal“ freut sich, daß Uhrzeigersinn) Armee-Inspektor FZW Oskar Potiorek, G.d.R. Rudolf Ritter von Dank der Initiative des BMeiA die Histori- Brudermann, der Chef des Generalstabs G.d.J. Conrad Freiherr von Hötzendorf, kerInnen zugestimmt haben, daß wir Ihnen, G.d.J. Liborius Ritter von Frank, Marinekommandant Admiral Anton Haus, G.d.J. sehr geehrte LeserInnen, diese Sammlung in Moritz Ritter von Auffenberg und Kriegsminister FZM Alexander v. Krobatin Form einer Serie das Jahr hindurch zur Lek- BMeiA im Rahmen des Gedenkjahres 2014 Das Gedenken an den Ausbruch des türe anbieten können. Wir werden sie durch ernannt. Durch Koordination und vor allem Ersten Weltkriegs wird einen Schwerpunkt Berichte über Ausstellungen und Veranstal- wechselseitige internationale und nationale der österreichischen Auslandskulturarbeit im tungen ergänzen. Information über geplante und laufende Pro- Jahr 2014 darstellen. Veranstaltungen mit ös- Im September 2012 wurde Botschafter jekte möchte das BMeiA eine Optimierung terreichischer Beteiligung werden u.a. in i.R. Christian Prosl, zuletzt österreichischer und inhaltliche Kohärenz der österreichi- Belgien, Bosnien und Herzegowina, Frank- Botschafter in Washington, DC, als Koordi- schen Veranstaltungen im Ausland sicher- reich, Großbritannien, Kroatien, Litauen, nator für die Betreuung der Projekte des stellen. Polen, Rußland, Schweden, der Schweiz,

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 129 / 04. 04. 2014 36 Österreich, Europa und die Welt – »1914 – 2014«

Serbien, der Tschechischen Republik, der Türkei, Ungarn, der Ukraine und den Ver- einigten Staaten stattfinden. Dabei spannt sich der Bogen von Ausstellungen über Konferen- zen und wissenschaftliche Symposien bis zu Bildungsinitiativen und vielem mehr. Eine eigens entwickelte Wanderausstellung mit dem Titel „Das Jahr 1914 – Bewegte Ruhe vor dem Sturm“, die die Entwicklungen in Österreich unmittelbar vor Ausbruch des Er- sten Weltkriegs in Politik, Gesellschaft, Kunst und Kultur beleuchtet, wird in mehreren Or- ten im Ausland Station machen. Zu den geplanten österreichischen Ge- denkveranstaltungen im Ausland zählt ein Konzert der Wiener Philharmoniker in Sara- jewo am 27. Juni 2014, dem 100. Jahrestag des Attentats auf Erzherzog Franz Ferdinand und seine Gemahlin Sophie. Das Konzert wird die erste öffentliche Veranstaltung in der neu wiedereröffneten Vijeænica sein (sie wurde 1892–1894 nach Plänen des österreichischen Architekten Alexander Wittek als Rathaus Sarajewos erbaut und beherbergte nach 1948 die National- und Universitätsbibliothek. Im Bosnienkrieg stark zerstört, wurde sie in den letzten Jahren – auch mit Unterstützung der Republik Österreich und der Stadt Wien – wiederaufgebaut und komplett neu reno- viert.) Die von der österreichischen Botschaft in Sarajewo mitveranstaltete internationale wissenschaftliche Tagung „The long shots of Sarajevo“ wird sich ebenfalls den folgen- schweren Ereignissen im Juni 2014 widmen. Nicht nur im Ausland, sondern selbstver- ständlich auch in Österreich ist eine Vielzahl von kulturellen und wissenschaftlichen Pro- Foto: http://anno.onb.ac.at/ grammpunkten geplant. So steht der Erste Im Bildtext zur Titelseite des »Wiener Salonblatts« hieß es: »Gen. d. Inf. Erzher- Weltkrieg beispielsweise im Mittelpunkt zog Friedrich, der am 4. Juni 1856 zu Groß-Seelowitz geborene Sohn weiland des Erzherzogs Karl Ferdinand und der Erzherzogin Elisabeth verwitw. gewes. Erzher- einer Ausstellung auf der Schallaburg unter zogin von Österreich-Este geb. Erzherzogin von Österreich wurde zur Disposition dem Titel „Jubel & Elend – Leben mit dem des Oberbefehles Sr. Majestät gestellt und gleichzeitig vom k k. Landwehr-Ober- Großen Krieg 1914-1918.“ Die Ausstel- kommando enthoben.« »Lieber Herr Vetter…«, schrieb Kaiser Franz Joseph, »In Ihrer Eigenschaft als rangältester Armeeinspektor stelle Ich Sie zur Disposition lungsräume im Heeresgeschichtliche Museum meines Oberbefehls…« Wien werden neu konzipiert, um mit geogra- fischen, zeitlichen und thematischen Schwer- und das Ende der Habsburgermonarchie Darüber hinaus werden sich im Gedenk- punkten ein umfassendes Bild der damaligen 1914-1918“ wurde bereits am 19. September jahr 2014 wissenschaftliche Konferenzen, Ereignisse zu zeigen. Auf Schloß Artstetten 2013 im RadioKulturhaus in Wien vorge- Symposien, Filmprojekte, Forschungspro- gibt es neben der dem Leben von Erzherzog stellt. Christa Hämmerle beleuchtet in ihrem gramme, Bildungsinitiativen… mit dem Franz Ferdinand gewidmeten Daueraustel- ebenfalls im Herbst des Jahres erschienenen Ersten Weltkrieg auseinandersetzen. lung „Für Herz & Krone“ die Sonderschau Buch „Heimat/Front“ Geschlechtergeschich- Die meisten der Projekte im In- und Aus- „Vom Machthunger zur Friedenskultur – te/n des Ersten Weltkrieges in Österreich- land sind in der Vorbereitungsphase und 100 Jahre nach dem Tod des Thronfolgers" Ungarn. Die Akademie der Wissenschaften werden in den kommenden Wochen und Mo- zu sehen, die die Geschichte aus der Sicht- schließlich wird mit der Publikation „Welt- naten konkrete Gestalt annehmen. Sie sind weise Franz Ferdinands beleuchtet. kriegsstatistik Österreich-Ungarn 1914-1918. daher eingeladen, in regelmäßigen Ab- Mehrere Publikationen werden verschie- Bevölkerungsbewegung, Humanverluste, ständen die Website des BMeiA zu besu- dene Themen rund um den Ersten Weltkrieg Kriegswirtschaft“ erstmalig und umfassend chen, um sich über den aktuellsten Stand der beleuchten. Um stellvertretend nur einige da- wesentliche Daten zu Österreich-Ungarn im Planungen zu informieren und alle Termine von zu nennen: Das neue Werk von Man- Ersten Weltkrieg gesammelt und strukturiert zu informieren: fried Rauchensteiner „Der Erste Weltkrieg zugänglich machen. http:// www,bmeia.gv.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 129 / 04. 04. 2014 37 Österreich, Europa und die Welt – »1914 – 2014« Demokratie, Krieg, Frieden. Beitrag aus einem Grundlagenpapier, das auf Initiative des Bundesministeriums für Europa, Integration und Äußeres mit sechs anderen Ressorts bei namhaften österreichischen WissenschaftlerInnen in Auftrag gegeben wurde. Teil 3 der Serie: Anmerkungen zu den Rahmenbedingungen des Ersten Weltkriegs. Von Anton Pelinka *) © wiki.commons/Sammlung J.P. Adlbrecht/Joadl Kriegsgefangene der Truppen von Österreich-Ungarn im 1. Weltkrieg in einem Lager für Kriegsgefangene bei Genua.

er große Krieg, der mit der Kriegser- tien. Kriege zwischen Demokratien finden garn, was sich auch an der erst Monate nach Dklärung Österreich-Ungarns an Serbien aber nicht oder nur in Ausnahmefällen statt. der Kriegserklärung gegen Deutschland er- begann, war ein Krieg unter demokratischen (Siehe z. B. J. Ann Tickner: International Re- folgten amerikanischen Kriegserklärung Vorzeichen. Die wichtigsten Akteure waren lations: Post-Positivist and Feminist Per- gegen die Doppelmonarchie äußerte. Doch entweder parlamentarische Demokratien (wie spectives, in: A New Handbook of Political Präsident Wilson stellte eine hochideologi- Frankreich, das Vereinigte Königreich und Science, hg. v. Robert E. Goodin und Hans- sche Formel in den Mittelpunkt der Recht- Italien), demokratische Präsidentschaftsre- Dieter Klingemann, Oxford 2000, S. 449) fertigung seiner Kriegspolitik: das Selbst- publiken (wie die USA) oder konstitutionel- Die Begründung für diese „Theorie des bestimmungsrecht der Völker. Dieser unver- le Monarchien mit einem unterentwickelten, demokratischen Friedens“ ist, daß die Legi- meidlich vage, nebulose, extrem interpreta- aber vorhandenen Parlamentarismus (wie timierung eines Krieges in Demokratien un- tionsbedürftige Slogan richtete sich nicht ge- die vier Reiche, deren Zerstörung am Ende gleich schwieriger als in Nicht-Demokratien gen die Existenz des Deutschen Reiches. des Krieges stehen sollte – Rußland, Deutsch- ist; daß Demokratien Krieg nur auf der Dieses konnte ja auch 1919 nach der Abtre- land, Österreich-Ungarn und das Osmani- Grundlage eines möglichst breiten gesell- tung von Gebieten an Frankreich, Polen, Bel- sche Reich). schaftlichen Konsenses führen können. Ein gien und Dänemark weiterexistieren. Wil- In allen diesen Staaten war die Beteili- solcher Konsens aber ist, wenn es um die sons Formel, wie sie wahrgenommen wurde gung am Krieg konstitutionell und damit zu- Rechtfertigung eines Krieges gegen eine und wahrgenommen werden sollte, zielte auf mindest indirekt demokratisch legitimiert. andere Demokratie geht, nur schwer herzu- die Existenz Österreich-Ungarns. Der Weltkrieg begann und endete als ein stellen. Mit dieser Ideologisierung erreichte Wil- demokratischer Krieg. Die demokratische Komponente des 1914 son eine breite Zustimmung für einen Krieg Diese Beobachtung ist eine Herausforde- begonnenen Krieges zeigt sich in der im in einer „guten Sache“: Wer konnte, wer rung für eine der zentralen, freilich auch hef- Verlaufe der Kriegsjahre zunehmenden Ideo- wollte im 20. Jahrhundert gegen das Selbst- tig diskutierten Annahmen der Politikwis- logisierung des Krieges. Am deutlichsten bestimmungsrecht von Völkern in Europa senschaft, speziell der Internationalen Bezie- wird dies im Zusammenhang mit dem sein? Die Ideologisierung förderte ein mani- hungen und der Friedens- und Konfliktfor- Kriegseintritt der USA. Die USA hatten chäisches Denken: eine Zuordnung und schung: Demokratien liberalen Zuschnitts – einen nachvollziehbaren Interessenkonflikt Einstufung in „gut“ und „böse“. also westliche, pluralistische Demokratien – mit dem Deutschen Reich – die freie Die Ideologisierung des Krieges war eine führen zwar Kriege gegen Nicht-Demokra- Schiffahrt im Atlantik war durch die deut- Facette des demokratischen Krieges. Bedeut- sche U-Boot-Kriegsführung schwer beein- sam war vor allem, daß der demokratische *) Dr. Anton Pelinka ist Professor für Politikwissen- schaften und Nationalismusstudien an der Central trächtigt. Die USA hatten keinen erkennba- Charakter die Schwierigkeit zur Beendigung European University, Budapest ren Interessenkonflikt mit Österreich-Un- des Krieges exponentiell steigerte: Mit Aus-

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 129 / 04. 04. 2014 38 Österreich, Europa und die Welt – »1914 – 2014« nahme der gesellschaftlichen Lage in Ruß- initiative des österreichischen Kaisers und land vor Ausbruch der Oktoberrevolution ungarischen Königs 1917 war der Versuch war die Zustimmung zur Weiterführung des eines Rückgriffes auf ein vordemokratisches Krieges nicht nur bei den Regierungen, son- Muster, und es scheiterte am empörten Auf- dern auch bei den „Völkern“ bis zum Herbst schrei nicht nur der deutschen Verbündeten, 1918 grundsätzlich ungebrochen. sondern auch der demokratischen Parteien Das erschwerte das, was bei vordemokra- der Entente – etwa in Frankreich. tischen Kriegen möglich war – die Beendi- Die Ideologisierung des demokratischen gung des Krieges durch elitäre Kompromis- Krieges von 1914 bis 1918 hatte Fernwir- se. Die traditionellen Eliten konnten in der kungen auf die Rahmenbedingungen des Zeit vor 1914 Kriege in einer rationalen Art Zweiten Weltkriegs. Die Überzeichnung des und Weise beenden, die demokratischen Eli- teuflischen Charakters „der Deutschen“ ten kaum noch möglich war. Die Friedens- führte dazu, daß – in einem Bumerang-

Anton Pelinka Wir sind alle Amerikaner Der abgesagte Niedergang der USA Foto: Privat ie jahrzehntelange globale Weltvor- Übersichtlich, leicht lesbar und zu kei- Univ.-Prof. Anton Pelinka Dmachtstellung der USA ist unbestrit- nem Zeitpunkt langweilig ist das Buch ein ten. Dies macht sie in seltener Einigung echter Pageturner. Effekt – in den 1930er-Jahren der wahre diametraler Pole zum Lieblings- Feindbild „Wiener Zeitung“ Charakter des Nationalsozialismus nicht radikaler Islamisten wie liberal-intellek- erkannt wurde. Zu sehr war die öffentliche tueller Europäer. Zeit für Uncle Sam, das Es stimmt, die USA sind nicht mehr Meinung in den westlichen Demokratien Szepter an China oder die BRICS-Staaten das, was sie einmal waren. Die USA zwei Jahrzehnte nach dem Ende des ersten weiterzugeben? Oder funktioniert die An- mögen – als Volkswirtschaft – irgendwann Krieges gegenüber Berichten von Übeltaten näherung etwa genau umgekehrt: Werden im 21. Jahrhundert von China eingeholt eines Gegners immunisiert, zu sehr war der wir alle zu Amerikanern? werden. Die Militärmaschine der USA Eindruck einer maßlosen Propaganda der Anton Pelinka hat eine leicht lesbare mag vieles von ihrer Überlegenheit einbü- eigenen Seite entstanden, um das nun wirk- und dennoch lesenswerte Analyse der ßen. Jedoch: Die Propheten des amerikani- lich alles bisher Bekannte übertreffende USA und ihres Einflusses auf eine Welt schen Untergangs sind Opfer ihres eigenen Böse des neuen Deutschland sehen zu kön- vorgelegt, die sie weiterhin dominieren. Wunschdenkens. Die USA sind im Wan- nen. Die Ideologisierung des ersten, des de- Ganz so selbstverständlich, wie es aktuell del – sie sind aber nicht im Abstieg. Der mokratischen Krieges führte zu dem Ap- trotz Irak und Afghanistan aussehen mag, Rest der Welt verringert den wirtschaftlich peasement, das den zweiten – den nicht ist dies nicht. und militärisch gemessenen Abstand zur demokratischen Krieg, den Krieg zwischen „Bücher am Sonntag“, „westlichen Hegemonialmacht“ tatsäch- Demokratien und Nicht-Demokratien – „Neue Züricher Zeitung“ am Sonntag lich immer mehr. Dies gelingt ihr jedoch wesentlich erleichterte. nur aus einem Grund: weil sie den USA Der Nationalismus war die Ursache, immer ähnlicher wird. Wir sind also, argu- daß – über die bloße Wahrnehmung rational mentiert Pelinka, alle Amerikaner – oder begründbarer Interessenkonflikte hinaus – der zumindest auf dem besten Weg zu solchen Erste Weltkrieg als demokratischer Krieg zu werden. Daß viele von uns das nicht möglich wurde. Nationalistische Feindbilder, sehen und schon gar nicht akzeptieren durch demokratische Mechanismen nicht ge- wollen, ändert nichts an den Mühlen eines schwächt, sondern gestärkt, sorgten dafür, daß Prozesses, der Globalisierung genannt die zum Krieg drängenden, in den Krieg wird; der aber genauso gut auch Amerika- schlitternden Regierungen für ihre Politik nisierung genannt werden kann. Die USA eine breite gesellschaftliche Basis vorfanden. brauchen die Welt nicht zu beherrschen – Der Erste Weltkrieg begann als dritter die Welt ist dabei, sich Amerika immer Balkankrieg. Der Balkankrieg, der im frühe- mehr anzupassen. ren Jugoslawien zwischen 1991 und 1999 Anton Pelinka tobte, hatte mit dem Krieg, der 1914 begann, Wir sind alle Amerikaner ein Merkmal gemeinsam: Er war ein demo- Der abgesagte Niedergang der USA kratischer Krieg. Die demokratisch legiti- 200 Seiten, gebunden, 22,90 € mierten Regierungen der Republiken, befreit Braumüller Verlag Wien von den autoritären Fesseln der titoistischen ISBN: 3-9910009-9-7 Einheitspartei, begannen – gestützt auf brei- te gesellschaftliche Zustimmung – gegenein- Der Link auf die Detailseite von thalia.at, wo Sie dieses Buch gleich online bestellen können: http://partners.webmasterplan.com/click.asp?ref=682206&site=9139&type=text&tnb=1&pid=9783991000990 ander Krieg zu führen. Am Ende des 20. Jahr- hunderts stand wieder ein demokratisch legi-

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 129 / 04. 04. 2014 39 Österreich, Europa und die Welt – »1914 – 2014« timierter Balkankrieg. Der Unterschied: Die hat – am besten ausgedrückt im Ausspruch Jahresübersicht der Beiträge Mächte jenseits des Balkans, fast durchwegs des deutschen Kaisers, er kenne keine Par- demokratisch legitimiert, ließen sich nicht in teien mehr, er kenne nur noch Deutsche. Die 1 Motivenbericht und Einleitung diesen (letzten?) Balkankrieg hineinziehen. vorhandenen Potentiale der Demokratie, Ausgabe 127 / E: 03.02.2014 Es war der Nationalismus, der 1914 und Kriege zu verhindern, wurden durch den Na- 11. Österreich-Ungarn und der Erste in den folgenden vier Jahren für die demo- tionalismus erstickt: 1914 wie auch 1991. „ Weltkrieg. Ein Überblick kratische Legitimation des Krieges gesorgt Von Manfried Rauchensteiner hat. Das Fehlen jedes wirksamen trans- oder Literaturhinweise: Ausgabe 127 / E: 03.02.2014 internationalen Korrektivs stellte die Voraus- Niall Ferguson: The Pity of War. Explaining 12. Über die Kriegsschuld setzungen für die Katastrophe her. Es war der World War I, New York 1999. Von Helmut Konrad Nationalismus, der den Pluralismus der De- Margaret Macmillan: Paris 1919. Six Ausgabe 128 / E: 27.02.2014 mokratie zerstört und so eine wirksame Op- Months That Changed the World, New York 13. Demokratie, Krieg und Frieden. position gegen die Kriegspolitik verhindert 2003. Anmerkungen zu den Rahmen- bedingungen des Ersten Weltkriegs Anton Pelinka Von Anton Pelinka Geboren 1941 in Wien 2011, 2012, 2013 Hebrew University, Ausgabe 129 / E: 27.03.2014 Jerusalem (European Forum) 14. „Das Befreiende der mutigen Tat“: Ausbildung Die „dunkle“ Seite der Wiener Matura 1960 Forschungsaufenthalte Moderne um 1914 Studium der Rechtswissenschaft (Dr.jur. 1994 Collegium Budapest Von Oliver Rathkolb 1964, Universität Wien) und der Politik- 2012 – 2013 Internationales Forschungs- Ausgabe 130 / E: 30.04.2014 wissenschaft (Institut für Höhere Studien zentrum Kulturwissenschaf- Wien) ten Wien 15. Soziale Militarisierung Von Christa Hämmerle Beruflicher Werdegang Ehrungen und Auszeichnungen Ausgabe 131 / E: 30.05.2014 1966, 1967 Redakteur der „Furche“  Wissenschaftspreis der Stadt Wien 16. Der Krieg und die Medien 1968 – 1971 Institut für Höhere Studien,  Ehrenmitgliedschaft der Österreichi- Von Wolfgang Maderthaner Forschungsassistent schen Gesellschaft für Politikwissen- Ausgabe 132 / E: 30.06.2014 1971 – 1973 Universität Salzburg, schaft 17. Fronterfahrung Universitätsassistent,  Heinz Nittel-Preis der Österreichisch- Von Helmut Konrad 1972 Habilitation Israelischen Gesellschaft Ausgabe 133 / E: 31.07.2014 (Politikwissenschaft) 18. Kriegführung und humanitäre 1973 – 1974 Universität Essen, Professor Publikationen (Auswahl) Folgen Jaruzelski oder die Politik des kleineren für Politikwissenschaft Von Verena Moritz 1974 – 1975 PH Berlin West, o.Prof. Übels Ausgabe 134 / E: 28.08.2014 für Politikwissenschaft 1996, (Peter Lang Verlag, Frankfurt/Main), 19. Frauen- und Geschlechter- 1975 – 2006 Universität Innsbruck, überarbeitete Neuauflage 2012 (Innsbruck o.Univ.Prof. für University Press), englischsprachige geschichte des Ersten Weltkriegs Politikwissenschaft Ausgabe Politics of the Lesser Evil 1999 Von Christa Hämmerle und 1987 – 1989 Universität Innsbruck, Dekan (Transaction Press, New Brunswick, New Gabriella Hauch der Sozial- und Wirtschafts- Jersey) Ausgabe 135 / E: 09.10.2014 wissenschaftlichen Fakultät 10. Folgen des Ersten Weltkriegs 2004 – 2006 Universität Innsbruck, Dekan Austria: Out of the Shadow of the Past, Von Stefan Karner der Fakultät für Politik- 1998 (Westview Press, Boulder Colorado) Ausgabe 136 / E: 30.10.2014 wissenschaft und Soziologie 11. Nachwirkungen der „Front- Seit 2006 Central European University, Democracy Indian Style, 2003 (Trans- erfahrung“ des Ersten Weltkriegs Budapest, Prof. of action Press, New Brunswick, New Jersey), auf die Entwicklung Österreichs Nationalism Studies and deutschsprachige Ausgabe Demokratie in in der Zwischenkriegszeit Indien, 2005 (Studienverlag, Innsbruck) Political Science Von Verena Moritz Ausgabe 137 / E: 25.11.2014 Gastprofessuren Europa. Ein Plädoyer, 2011 1981 University of New Orleans (Braumüller, Wien) 12. Der Erste Weltkrieg im Gedächt- 1990 –1991 Harvard University nis Österreichs und (Zentral- (Schumpeter Fellow) Wir sind alle Amerikaner, 2013 Europas – Gedächtnistraditionen 1997 Stanford University (Austrian (Braumüller, Wien) in (transnationaler Perspektive Chair) Von Heidemarie Uhl 2001 – 2002 University of Michigan, Die Unheilige Allianz. Rechter rund Ausgabe 138 / E: 22.12.2014 Ann Arbor, linker Extremismus gemeinsam gegen Anm.: Die Erscheinungstermine können um bis zu 2002 – 2003 Université Libre de Bruxelles Europa, erscheint 2015 (Verlag Böhlau, drei Tage verschoben werden. Die Redaktion. (Chair Bernheim) Wien)

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 129 / 04. 04. 2014 40 Österreich, Europa und die Welt – »1914 – 2014«

Chronik des Ersten Weltkriegs mit besonderer Berücksichtigung Österreich-Ungarns

1914 12. August: 23. Januar: 28. Juni: Kriegserklärung Großbritanniens an Öster- Winterschlacht in den Karpaten (bis Ende Ermordung des österreichisch-ungarischen reich-Ungarn März). Schwere Verluste des österrei- Thronfolgers Erzherzog Franz Ferdinand chisch-ungarischen Heeres und seiner Gemahlin Sophie in Sarajevo 23. August: Beginn der Schlacht von Krasnik (bis 25. 6. Februar: 23. Juli: August). Erster Erfolg von k. u. k. Truppen Rumänisch-italienisches Defensivbündnis Befristete Demarche Österreich-Ungarns an Serbien Kriegserklärung Japans an das Deutsche 22. März: Reich und Beginn der Belagerung von Kapitulation der österreichisch-ungari- 25. Juli: Tsingtau (Einnahme am 7. November 1914) schen Festung Przemysl Abbruch der diplomatischen Beziehungen Österreich-Ungarns zu Serbien. Beginn 26. August: 22. April: der Generalmobilmachung in Serbien Beginn der Schlacht bei Komarów (bis Erster Einsatz von Chlorgas durch deut- 1. September). Sieg der k. u. k. Truppen sche Truppen im Gebiet von Ypern 28. Juli: 25. April: Kriegserklärung Österreich-Ungarns an 27. August: Beginn der alliierten Landungen im Serbien Kriegserklärung Japans an Österreich- Ungarn Dardanellengebiet (Halbinsel Gallipoli) 29. Juli: 26. April: Teilmobilmachung in Rußland 2. September: Eroberung von Lemberg durch russische Londoner Vertrag zwischen Italien und der Entente 30. Juli: Truppen Beginn der Generalmobilmachung in 2. Mai: Rußland 8. September: Zweite Offensive österreichisch-ungari- Beginn der Durchbruchsschlacht von Tarnów-Gorlice 31. Juli: scher Verbände gegen Nordwest- und Westserbien Deutsches Ultimatum an Rußland 4. Mai: Aufkündigung des Dreibundvertrages 22. Oktober: 1. August: durch Italien Kriegseintritt des Osmanischen Reiches an Beginn der Mobilmachung in Frankreich der Seite der Mittelmächte und im Deutschen Reich. Deutsche 7. Mai: Kriegserklärung an Rußland Versenkung des britischen Passagier- 16. November: dampfers „Lusitania“ durch ein deutsches Beginn der dritten österreichisch-ungari- U-Boot 3. August: schen Offensive gegen Serbien Deutsche Kriegserklärung an Frankreich. 23. Mai: Neutralitätserklärungen Italiens und 1. Dezember: Rumäniens Kriegserklärung Italiens an Österreich- Schlacht bei Limanowa-Lapanów führt Ungarn zum Rückzug zweier russischer Armeen 4. August: (bis 15. Dezember) Deutscher Einmarsch in das neutrale 3. Juni: Przemysl von deutschen und österrei- Belgien. Kriegserklärung Großbritanniens 2. Dezember: chisch-ungarischen Truppen wieder- an das Deutsche Reich Einnahme Belgrads durch k. u. k. Truppen erobert

05. August: 3. Dezember: 22. Juni: Kriegserklärung Montenegros an Öster- Beginn der serbischen Gegenoffensive Lemberg von deutschen und österrei- reich-Ungarn chisch- ungarischen Truppen wieder 15. Dezember: befreit 06. August: Rückzug der letzten österreichisch-ungari- Kriegserklärung Serbiens an das Deutsche schen Truppen von serbischem Gebiet 23. Juni: Reich. Kriegserklärung Österreich- Beginn der ersten Isonzoschlacht Ungarns an Rußland 1915 (bis 7. Juli) 13. Januar: 11. August: Ablösung des Grafen Leopold Berchtold 17. Juli: Kriegserklärung Frankreichs an Öster- durch Stephan Graf Burián von Rajecz als Beginn der zweiten Isonzoschlacht reich-Ungarn k. u. k. Minister des Äußern (bis 10. August)

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26. August: 29. Februar: 22. September: Beginn der „schwarz-gelben“ Offensive Besetzung von Nordalbanien durch Ver- Beginn der Gegenoffensive deutscher und gegen Rußland bände des k. u. k. Heeres abgeschlossen österreichisch-ungarischer Truppen in Siebenbürgen 6. September: 11. März: Abschluß einer Militärkonvention zwi- Beginn der fünften Isonzoschlacht 9. Oktober: schen dem Deutschen Reich, Österreich- (bis 16. März) Beginn der achten Isonzoschlacht Ungarn und Bulgarien (bis 12. Oktober) 16. März: 6. Oktober: Schwere Kämpfe im Adamello-Gebiet, 21. Oktober: Offensive deutscher und österreichisch- Sprengung des Col di Lana Der k. u. k. Ministerpräsident Karl Graf ungarischer Verbände gegen Serbien. Stürgkh wird von Friedrich Adler erschos- Feststellung des gemeinsamen Ministerrats 15. Mai: sen. Nachfolger Stürgkhs wird Ernest von in Wien, wonach die nationale Struktur Beginn der österreichisch-ungarischen Koerber und der staatsrechtliche Aufbau Österreich- Südtiroloffensive („Strafexpedition“) Ungarns keine Gebietserweiterungen ver- 31. Oktober: tragen würden. 31. Mai: Beginn der neunten Isonzoschlacht (bis 4. Seeschlacht im Skagerrak November) 8. Oktober: Eroberung von Belgrad 4. Juni: 5. November: Beginn der russischen Sommeroffensive Proklamierung eines selbstständigen 14. Oktober: (Brusilov-Offensive). Bis 31. August Königreichs Polen durch das Deutsche Kriegserklärung Bulgariens an Serbien schwere Verluste des k. u. k. Heeres Reich und Österreich-Ungarn

18. Oktober: 6. bis 22. Juni: 21. November: Beginn der dritten Isonzoschlacht Blockade Griechenlands durch die Entente; Tod Kaiser Franz Josephs I. Sein (bis 5. November) am 21. Juni Demobilisierung der griechi- Nachfolger wird Kaiser Karl I schen Armee 10. November: 6. Dezember: Beginn der vierten Isonzoschlacht 16. Juni: Eroberung von Bukarest durch Truppen (bis 11. Dezember) Ende der Schlacht in Südtirol der Mittelmächte 25. November: 29. Juni: 12. Dezember: Niederlage des serbischen Heeres auf dem Erster Giftgaseinsatz österreichisch- Friedensangebot der Mittelmächte an die Amselfeld (Kosovo polje). Rückzug der ungarischer Truppen im Raum Görz Serben über Montenegro nach Albanien Alliierten (am 30. Dezember abgelehnt) (bis 26. Februar) 4. August: Beginn der sechsten Isonzoschlacht 18. Dezember: Dezember: (bis 17. August). Görz von italienischen Vergeblicher Friedensaufruf des amerika- Friedensinitiativen der sogenannten Meinl- Truppen erobert nischen Präsidenten Woodrow Wilson Gruppe 23. August: 20. Dezember: 1916 Kriegserklärung Italiens an das Deutsche Ottokar Graf Czernin neuer k. u. k.- 4. Januar: Reich Minister des Äußern Österreichisch-ungarische Offensive gegen Montenegro 27. August: 1917 Kriegserklärung Rumäniens an Österreich- Januar bis Mai: 8. Januar: Ungarn. Beginn einer rumänischen Vertrauliche Friedensangebote Kaiser Räumung der Halbinsel Gallipoli durch die Offensive gegen Siebenbürgen Karls an die Alliierten durch Prinz Sixtus Alliierten von Bourbon-Parma (vgl. 12. April 1918). 28. August: Italien lehnt Verhandlungen über einen 11. Januar: Kriegserklärung des Deutschen Reichs an Sonderfrieden ab Besetzung des Lovcen-Massivs (Monte- Rumänien negro) durch österreichisch-ungarische 12. Januar: Truppen September: Kronrat unter dem Vorsitz Kaiser Karls: Schwere Versorgungsprobleme in der Integrität der Monarchie, weitgehende 23. Januar: österreichischen Reichshälfte Existenzmöglichkeiten für Serbien, Bedingungslose Kapitulation Monte- 1. September: Annäherung an Rußland; Status quo in der negros. K. u. k. Truppen beginnen den Kriegserklärung Bulgariens an Rumänien polnischen Frage Einmarsch in Albanien 21. Februar: 14. September: 1. Februar: Beginn der Schlacht um die Festung Beginn der siebten Isonzoschlacht Beginn des uneingeschränkten U-Boot- Verdun in Nordfrankreich (bis 17. September) Kriegs

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 129 / 04. 04. 2014 42 Österreich, Europa und die Welt – »1914 – 2014«

27. Februar: Einsatz einer tschechischen Brigade bei 1. Februar: General der Infanterie Arz von Straußen- Zborów im Rahmen der Kerenskij- Matrosenrevolte im k. u. k. Kriegshafen burg löst Generaloberst Conrad von Offensive von Cattaro. Nach der Niederschlagung Hötzendorf als Chef des Generalstabes ab vier Todesurteile vollstreckt 16. bis 18. Juli: Bildung eines gemeinsamen Ernährungs- Bolschewistischer Aufstand in St. Peters- 9. Februar: ausschusses für beide Reichshälften, der burg scheitert Friedensvertrag der Mittelmächte mit der dem Kaiser direkt unterstellt ist Ukrainischen Volksrepublik 20. Juli: 12. März: Vertrag von Korfu zwischen Serben und 28. Februar: Beginn der (bürgerlichen) Revolution in Kroaten über die Errichtung eines König- K. u. k. Truppen beteiligen sich am Rußland reiches der Serben, Kroaten und Slowenen Einmarsch in die Ukraine

15. März: 18. August: Ende Februar: Zar Nikolaj II. von Rußland dankt ab Kaiser Karl will die 14 Punkte Wilsons mit Beginn der elften Isonzoschlacht Einschränkungen anerkennen (bis 13. September) 6. April: Kriegserklärung der USA an das Deutsche 3. März: Reich 24. Oktober: Friedensvertrag von Brest-Litowsk zwi- Beginn der zwölften Isonzoschlacht. schen den Mittelmächten und Rußland 19. bis 21. April: Deutsche und österreichisch-ungarische Englisch-französisch-italienische Konfe- Truppen erzielen einen Durchbruch bei 14. März: renz in Saint-Jean-de-Maurienne. Ein Flitsch und Tolmein. In der Folge Vor- Besetzung Odessas durch Verbände der Sonderfrieden mit Österreich-Ungarn wird marsch bis an den Piave Mittelmächte abgelehnt 07. November: 21. März: 23. April: Beginn der bolschewistischen Revolution Deutsche Frühjahrsoffensive in Belgien Kriegszielbesprechung in Bad Kreuznach in Rußland und Frankreich (bis 17. Juli) zwischen dem Deutschen Reich und Öster- reich-Ungarn 20. bis 29. November: 1. April: Alliierter Großangriff bei Cambrai mit Der erste Luftpostverkehr der Welt wird 12. Mai: „Tanks“ auf der Strecke Wien – Olmütz – Krakau – Zehnte Isonzoschlacht (bis 5. Juni) Lemberg – Kiew aufgenommen 3. Dezember: 15. Mai: Beginn von Waffenstillstandsverhandlungen 8. April: Seegefecht in der Otrantostraße zwischen den Mittelmächten und Rußland Kongreß der unterdrückten Völker (Öster- (Waffenstillstand am 15. Dezember. reich-Ungarns) in Rom (bis 11. April) 30. Mai: Beginn von Friedensverhandlungen am Wiederzusammentritt des österreichischen 22. Dezember) 12. April: Reichsrats Der französische Ministerpräsident 7. Dezember: Clemenceau veröffentlicht den (ersten von 10. Juni: Kriegserklärung der USA an Österreich- zwei) „Sixtusbriefen“. Kaiser Karl leugnet Italienische Offensive im Gebiet der Ungarn ihn ab. Der Minister des Äußern, Czernin, Sieben Gemeinden (Ortigaraschlacht; bis tritt zurück 29. Juni) Waffenstillstand zwischen den 25. April: Mittelmächten und Rumänien in Focsani 15. Juni: Heimkehrermeutereien in Böhmen, Moritz Graf Esterházy Nachfolger Graf Mähren und Galizien (bis 5. Juli) Tiszas als ungarischer Ministerpräsident 1918 7. Mai: 3. bis 25. Januar: Abschluß des Friedensvertrages von 27. Juni: Streikbewegung in Österreich-Ungarn. Bukarest zwischen den Mittelmächten und Griechenland tritt der Entente bei Nach und nach sind über 700.000 Arbeiter Rumänien 29. Juni: im Ausstand Offensive des russischen Heeres in 12. Mai: Weißrußland (Kerenskij-Offensive) 6. Januar: Kaiser Karl in Spa: Vereinbarung über ein „Dreikönigsdeklaration“ der tschechischen enges politisches, militärisches und wirt- 02. Juli: Abgeordneten zum österreichischen schaftliches Bündnis mit dem Deutschen Kriegserklärung Griechenlands an das Reichsrat Reich Deutsche Reich, Österreich-Ungarn, Bulgarien und das Osmanische Reich. 8. Januar: Meutereien in Judenburg, Murau, Fünf- Kaiser Karl erläßt eine Amnestie für politi- Friedensbotschaft von US-Präsident kirchen, Rumburg und Radkersburg (bis sche Delikte Wilson („14 Punkte“) 24. Mai)

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 129 / 04. 04. 2014 43 Österreich, Europa und die Welt – »1914 – 2014«

30. Mai: Friedensnote Österreich-Ungarns an Anschluß der polnischen Gebiete Öster- Vertrag von Pittsburgh (USA) zwischen US-Präsident Wilson reich-Ungarns an den polnischen Staat dem tschechischen Emigrantenführer T. G. Masaryk und amerikanischen 6. Oktober: Slowakenführern Konstituierung eines Nationalrats der 30. Oktober: Slowenen, Kroaten und Serben in Zagreb Einrichtung eines provisorischen Staatsrats 10. Juni: und einer deutschösterreichischen Versenkung des k. u. k. Großkampf- 14. Oktober: Regierung schiffes „Szent István“ vor der Insel Konstituierung einer tschechoslowaki- Premuda schen Regierung in Paris 31. Oktober: 15. Juni: 16. Oktober: Übergabe eines Großteils der k. u. k. Beginn der Piaveoffensive. Die letzte Völkermanifest Kaiser Karls Kriegsmarine an den südslawischen Staat Offensive des k. u. k. Heeres scheitert innerhalb von Tagen 18. Oktober: Wilson lehnt die österreichisch-ungarische Der ehemalige ungarische Ministerpräsi- dent István Graf Tisza wird ermordet 6. Juli: Friedensnote ab Beginn der alliierten Offensive in Albanien 21. Oktober: 01. November: Konstituierung einer provisorischen 17. Juli: Versenkung des (ehemaligen) k. u. k. Nationalversammlung Deutschösterreichs Zar Nikolaj II. wird mit seiner Familie Flaggenschiffes „Viribus Unitis“ durch ita- von Bolschewisten erschossen 23. bis 26. Oktober: lienische Haftminen Besuch des Kaiserpaars Karl und Zita in 8. August: Debrecen. Der ungarische Reichstag Bildung einer selbstständigen ungarischen Schlacht von Amiens (bis 11. August). beschließt die Bildung eines Nationalrats Beginn des Zusammenbruchs der deut- Regierung unter Graf Mihály Károlyi. schen Front in Frankreich 24. Oktober: Serben besetzen Belgrad Beginn der alliierten Offensive am Piave 9. August: Rücktritt Buriáns. Graf Gyulá Andrássy 2. November: Anerkennung der Tschechoslowakei als d. J. wird letzter k. u. k. Minister des Rücktritt des letzten österreichisch-ungari- kriegführende Nation durch Großbritannien Äußern schen Ministers des Äußern Graf 14. September: 27. Oktober: Andrássy. Friedensnote Kaiser Karls „An alle“ Bildung der letzten kaiserlich-österreichi- schen Regierung unter Heinrich 3. November: 15. September: Lammasch Abschluß des Waffenstillstands zwischen Alliierte Offensive an der Mazedonien- front (bis 29. Oktober) 28. Oktober: Österreich-Ungarn und den Alliierten in Proklamation eines selbstständigen tsche- der Villa Giusti (am 4. November in Kraft 18. September: choslowakischen Staates in Prag getreten) Beginn der alliierten Offensive in Palästina

26. September: Masaryk proklamiert in Paris einen selbst- ständigen tschechoslowakischen Staat 29. September: Waffenstillstand zwischen Bulgarien und den Alliierten

Generalfeldmarschall Hindenburg verlangt von der deutschen Reichsregierung Schritte zum Abschluß eines Waffenstillstands

1. Oktober: Beginn der Räumung Albaniens durch österreichisch-ungarische Truppen

3. Oktober: Beginn der Räumung Serbiens durch deutsche und österreichisch-ungarische Truppen Siehe: »Österreich Journal« pdf-Magazin, Ausgabe 128 vom 27. Feber 2014

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 129 / 04. 04. 2014 44 Österreich, Europa und die Welt – »1914 – 2014« Eine Katastrophe und ihre Folgen 2014 jährt sich der Beginn des Ersten Weltkriegs zum 100. Mal. Zahlreiche Ausstellungen in Wien beschäftigen sich im Gedenkjahr mit diesem Thema. © Österreichische Nationalbibliothek Kaiser Karl I. mit Kaiserjägern aus Tirol bei einem Frontbesuch, 1917

ie Wienbibliothek im Rathaus zeigt in bruchs. „Wien im Ersten Weltkrieg“ (heraus- Millionen-Metropole. Sie sorgte bei einer Dder Ausstellung Wohin der Krieg führt. gegeben von Alfred Pfoser und Andreas mehrheitlich ohnehin unterernährten Bevöl- Wien im Ersten Weltkrieg die komplette Ver- Weigl) enthält reiches Illustrationsmaterial kerung für Hunger, Apathie und Tod. wandlung, die die Stadt in viereinhalb und versammelt Beiträge von über 50 Auto- Das „Gemälde Totentanz“ von Anno Neun Kriegsjahren erlebte. Wien, zur Hauptstadt ren, die die verheerenden Erfahrungen und (1908) des österreichischen Malers Albin eines kleinen Restes eines mächtigen Impe- die großen Transformationen dieser Zeit do- Egger-Lienz (1868-1926) wurde 1914 als riums degradiert, wurde in Europa zum Sy- kumentieren. Das Wiener Stadt- und Landes- mahnende Vorahnung des Ersten Weltkriegs nonym für einen umfassenden urbanen archiv beschäftigt sich in der Ausstellung interpretiert. Ausgehend von diesem Gemäl- Niedergang. „Mangel – Hunger – Tod. Die Wiener Bevöl- de veranschaulicht eine Ausstellung in der Zu sehen sind historische Dokumente aus kerung und die Folgen des Ersten Weltkrie- Orangerie des Belvedere die Entwicklung der sogenannten „Kriegssammlung“, die auf ges“ ebenfalls mit den dramatischen Ver- des Künstlers und beleuchtet unterschiedli- Betreiben des damaligen Bürgermeisters änderungen, die dieser erste „totale Krieg“ che Interpretationen seines Werks. Die Aus- Richard Weiskirchner angelegt wurde. Be- für die Stadt und ihre BewohnerInnen mit stellung „An meine Völker! Der Erste Welt- gleitend zur Schau ist im Wiener Metrover- sich brachte. Die sich während des Krieges krieg 1914-1918“ der Österreichischen Na- lag ein umfangreiches Werk zu dem Thema verschärfende Versorgungskrise schwebte tionalbibliothek veranschaulicht das histo- erschienen. Im Epizentrum des Zusammen- wie ein Damoklesschwert über der Zwei- rische Spannungsfeld zwischen Euphorie

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 129 / 04. 04. 2014 45 Österreich, Europa und die Welt – »1914 – 2014« und Ernüchterung, Heldentum und Trauer, planten Eröffnung des Technischen Museums bibliothek, Bartensteingasse 9, 1010 Wien, Propaganda und Elend, Soldatenleben und brach der 1. Weltkrieg aus, der Blick auf die http://www.erster-weltkrieg.wien.gv.at Kriegsalltag von Frauen und Kindern (siehe: Geschichte wird so auch zum Blick auf die Buch zur Ausstellung: Im Epizentrum „Österreich Journal“ pdf-Magazin, Ausga- Museumsgeschichte. des Zusammenbruchs. Wien im Ersten be 128 vom 27. Feber 2014). Viele Objekte Das Leopold Museum stellt in der Weltkrie. Herausgegeben von Alfred Pfoser aus der „Kriegssammlung“ der ehemaligen Ausstellung „Trotzdem Kunst! Österreich und Andreas Weigl. Metroverlag 2013, Hofbibliothek werden dabei erstmals im 1914-1918“ die Schicksale österreichischer http:www.metroverlag.at Prunksaal am Josefsplatz zu sehen sein. Künstler dieser Zeit in den Mittelpunkt und Mangel – Hunger – Tod. Die Wiener Der 100. Jahrestag des Ausbruchs des zeigt Meisterwerke, Fotos, Autographen und Bevölkerung und die Folgen des Ersten Ersten Weltkrieges und der 100. Todestag der Dokumente zum Thema. Den Ausgangs- Weltkrieges, 3. März bis 22. August 2014, ersten Friedensnobelpreisträgerin Bertha von punkt bilden die Kriegserfahrungen von Wiener Stadt- und Landesarchiv, Guglgasse Suttner bilden den Anlaß für ein gemeinsa- Egon Schiele, Albin Egger-Lienz und Anton 14, 1110 Wien mes Ausstellungsprojekt der Stadt Wien mit Kolig. Bezüge zum Heute bilden ausgewähl- http:www.erster-weltkrieg.wien.gv.at Brno und Sarajevo. Die Schau „Die Würde te Positionen zeitgenössischer Künstler aus Totentanz. Egger-Lienz und der Krieg, des Menschen“ findet im MUSA statt, das jenen Ländern, die im Ersten Weltkrieg Geg- 7. März bis 9. Juni 2014, Belvedere – Unte- die Kunstsammlung der Stadt Wien beher- ner Österreich-Ungarns waren. Am 28. Juli res Belvedere, Orangerie, Rennweg 6, 1030 bergt. In Sarajevo soll die Ausstellung in der 1914 wurde nach der Kriegserklärung an Wien, http://www.belvedere.at Nationalgalerie Bosnien-Herzegowina am Serbien das Kriegspressequartier in Wien er- „An meine Völker! Der Erste Weltkrieg 28. Juni 2014 eröffnen, in Brno im Haus der richtet. Durch die Einbindung der Kriegsbe- 1914-1918“, 13. März bis 2. November Kunst im Herbst 2014. Die Schau Weltunter- richterstattung in militärische Strukturen und 2014, Österreichische Nationalbibliothek, gang. „Jüdisches Leben und Sterben im eine kontinuierliche Versorgung der Presse Prunksaal, Josefsplatz 1, 1010 Wien Ersten Weltkrieg“ des Jüdischen Museums mit Meldungen zur Beeinflussung der öf- http://www.onb.ac.at Wien widmet sich den gravierenden Folgen, fentlichen Meinung wurde ein direkt bedien- „Die Würde des Menschen“, 1. April bis die der Erste Weltkrieg und der Untergang bares Kontrollinstrument für die Politik ge- 31. Mai 2014, MUSA Museum Startgalerie der alten Ordnung für die Juden Österreich- schaffen. Das Bundeskanzleramt zeigt aus Artothek, Felderstraße 6-8, 1010 Wien Ungarns hatte. In der Monarchie galten sie Anlaß der hundertsten Wiederkehr dieser http://www.musa.at als die loyalsten Untertanen Kaiser Franz historischen Ereignisse gemeinsam mit dem Weltuntergang. Jüdisches Leben und Josephs I., der ihnen Rechtssicherheit garan- Österreichischen Staatsarchiv im Palais Sterben im Ersten Weltkrieg, 2. April bis tierte und den Antisemitismus verabscheute. Porcia die Ausstellung „Extraausgabee! Die 14. September 2014, Jüdisches Museum An die 350.000 jüdische Soldaten dienten im Medien und der Krieg 1914-1918.“ Wien, Palais Eskeles, Dorotheergasse 11, Ersten Weltkrieg, die Frontlinien überrollten Das Heeresgeschichtliche Museum eröff- 1010 Wien und verwüsteten das größte jüdische Sied- net am 28. Juni 2014 neugestaltete Ausstel- http://www.jmw.at lungsgebiet in Galizien. Die Ausstellung wid- lungsräume zum Ersten Weltkrieg. Neben Franz is here! Franz Ferdinands Reise met sich zahlreichen Biographien von Sol- einer chronologischen Gliederung werden um die Erde, 9. April bis 2. November daten, Politikern, Rabbinern, Künstlern oder auch geografische und vor allem thematische 2014, Weltmuseum Wien, Neue Burg, Revolutionären und Pazifisten – darunter auch Schwerpunkte dieses Zeitabschnitts ver- Heldenplatz, 1010 Wien etliche Frauen. anschaulicht. Aufgrund der gerade für 1914 http://www.weltmuseumwien.at Während bei der Mehrzahl der Wiener bis 1918 sehr reichhaltigen Sammlungen Krieg und Technik, 8. Mai bis 8. De- Ausstellungen zum Gedenkjahr 2014 das können besondere Unikate gezeigt werden, zember 2014, Technisches Museum Wien, Attentat in Sarajevo und seine fatalen Kon- etwa zum Attentat von Sarajevo das Auto- Mariahilfer Straße 212, 1140 Wien sequenzen im Mittelpunkt stehen, verlagert mobil und die Uniform des Thronfolgers http://www.technischesmuseum.at das Weltmuseum Wien den Fokus auf die Franz Ferdinand. Der Erste Weltkrieg war Trotzdem Kunst! Österreich 1914- Weltreise 1892/93 des österreichischen Thron- der erste Krieg, in dem die Zivilbevölkerung 1918, 9. Mai bis 15. September 2014, Leo- folgers. Die Schau „Franz is here! Franz massiv eingebunden war. Die Stadt wurde pold Museum, MuseumsQuartier, Museums- Ferdinands Reise um die Erde“ eröffnet neue zur „Heimatfront“ und die Bevölkerung platz 1, 1070 Wien Einblicke in die Welt eines facettenreichen damit zu Beteiligten in einem Krieg, der http://www. leopoldmuseum.org und polarisierenden Menschen. Franz Ferdi- zwar weit entfernt vom Stadtgebiet geführt Extraausgabee! Die Medien und der nand von Österreich-Este kehrte mit einer wurde, aber unmittelbare Auswirkungen auf Krieg 1914-1918, 2. Juni bis 31. Oktober beeindruckend großen Jagdbeute und über das Leben jedes einzelnen Bewohners hatte. 2014, Palais Porcia, Herrengasse 23, 1010 14.000 Objekten von seiner zehnmonatigen Die Ausstellung „Wien im Ersten Weltkrieg – Wien Weltreise zurück, von denen noch immer bei- Stadtalltag in Fotografie und Grafik“ im http://www.oesta.gv.at nahe 10.000 im Weltmuseum Wien verwahrt Wien Museum Karlsplatz beleuchtet den Heeresgeschichtliches Museum, Arsenal, werden (siehe: „Österreich Journal“ pdf- Schauplatz „Heimatfront“ aus unterschied- Objekt 1, 1030 Wien Magazin, Ausgabe 128 vom 27. Feber 2014). lichen Perspektiven. http://www.hgm.or.at Das Technische Museum Wien setzt sich ab Wohin der Krieg führt. Wien im Ersten Wien im Ersten Weltkrieg - Stadtalltag 8. Mai 2014 mit der Schau „Krieg und Weltkrieg 1914-1918, bis 23. Mai 2014, in Fotografie und Grafik, 18. September Technik mit den Auswirkungen des Krieges Wienbibliothek im Rathaus, Ausstellungska- bis 11. Jänner 2015, Wien Museum, Karls- und den Themen Front, Kriegsalltag und binett und Foyer, Rathaus, Felderergasse, platz, 1040 Wien Propaganda“ auseinander. Kurz vor der ge- 1010 Wien, und Musiksammlung der Wien- http://www.wienmuseum.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 129 / 04. 04. 2014 46 Österreich, Europa und die Welt – »1914 – 2014« Weltuntergang Jüdisches Leben und Sterben im Ersten Weltkrieg – von 3. April bis 14. September 2014 im Jüdischen Museum Wien Foto: Sammlung Jenö Eisenberger Ein Rabbiner segnet das Kaiserpaar, 1916

er Erste Weltkrieg mit all seinen gesell- linge gelangten nach Wien und veränderten rikern wie Oliver Rathkolb, Manfred Rau- Dschaftspolitischen Veränderungen gilt die Struktur der Gemeinde. Nach dem Zu- chensteiner, Robert S. Wistrich u.v.a. runden als Zeitenwende von global-historischer Be- sammenbruch der Donaumonarchie und des das Bild ab. deutung, als eigentlicher Beginn des 20. Jahr- zaristischen Rußlands entstanden neue Na- hunderts und der Moderne: Die Landkarte tionalstaaten und radikalisierte politische Die Themenschwerpunkte Europas wurde neu gezeichnet, das Habs- Strömungen. Die Folge war eine steigende Das Ende der alten Ordnung: burgerreich nach 600jähriger Herrschaft zer- Ausgrenzung vor allem der jüdischen Be- Das Kaiserhaus und die Juden trümmert, das zaristische Rußland zur Sow- völkerung. Für viele, vor allem junge Juden Der Untergang der alten Ordnung hatte jetunion umgebaut. Die USA etablierten sich war das Projekt der Assimilation gescheitert, für die Juden Österreich-Ungarns gravieren- erstmals als Global Player. Der Untergang sie wurden Anhänger des Sozialismus und de Folgen. Unter der Regentschaft von Kai- der alten Ordnung hatte auch für die Juden des Zionismus. ser Franz Joseph I. hatten sie ihre vollständi- Österreich-Ungarns gravierende Folgen. Sie Die Ausstellung im Jüdischen Museum gen bürgerlichen Rechte erhalten und waren galten als besonders loyale Untertanen von Wien spannt einen Bogen vom Besuch Kai- vor Verfolgung geschützt. In Wien trugen sie Kaiser Franz Joseph I., der den Antisemitis- ser Franz Josephs in Jerusalem 1869 bis zur wesentlich zur Kultur der Jahrhundertwende mus verabscheute und ihnen Rechtssicher- Gründung des Staates Israel 1948 und the- bei. heit garantierte. matisiert die gewaltigen Umbrüche dieser Galizien war innerhalb der Donaumon- Etwa 300.000 jüdische Soldaten waren Zeit. Sie widmet sich – auch weiblichen – archie das Hauptsiedlungsgebiet der Juden voller Begeisterung und Patriotismus für Biografien von Politikern, Rabbinern, Künst- mit einer Jahrhunderte alten Tradition. Es Kaiser und Vaterland im Ersten Weltkrieg im lern, Soldaten, Revolutionären und Pazifi- wurde im Zuge des Krieges ebenso wie die Einsatz. Feldrabbiner sorgten für ihre religi- sten. Historische Objekte, wie Huldigungs- Zeugnisse jüdischer Kultur weitgehend zer- ösen Bedürfnisse und die der kriegsgefange- adressen jüdischer Gemeinden an das Kai- stört. In der Ausstellung wird dieser Verlust nen Soldaten. Die Frontlinien überrollten und serhaus, Gemälde bedeutender Persönlich- durch einzigartige Ritualgegenstände und verwüsteten jedoch das größte jüdische Sied- keiten, Memorabilia jüdischer Soldaten oder künstlerische Werke, die vom untergegange- lungsgebiet in Galizien und der Krieg brach- Judaika aus Galizien und Wien werden ge- nen Glanz der jüdischen Kultur in Osteuropa te für die Juden vor allem Ermordung und zeigt und durch Fotos aus Wien, Galizien zeugen, verdeutlicht. Fotos von Flüchtlin- Vertreibung. Mehr als 80.000 jüdische Flücht- und Jerusalem ergänzt. Interviews mit Histo- gen, Propagandaplakate beider Parteien und

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der Kriegsfront wurden von etwa 100 Feld- rabbinern religiös betreut. Der Kriegsalltag wird in der Ausstellung durch Ritualgegen- stände, Fotos und Dokumente über die Tä- tigkeit der Feldrabbiner illustriert. Präsen- tiert werden außerdem persönliche Gegen- stände von (prominenten) Soldaten wie Karl Farkas, Hugo Meisl oder Arthur Baar. Auch in der Kunst fand der Krieg seinen Niederschlag: Der österreichisch-jüdische Künstler Uriel Birnbaum fertigte an der Ost- front 1916 im Schützengraben zahlreiche Bilder voller apokalyptischer Visionen an. Zeichnungen von Oskar Kokoschka vermit- teln Eindrücke von der Isonzo-Front.

Der Kampf um Jerusalem Die Habsburgermonarchie verfolgte auch Foto: JMW im Heiligen Land langfristige Interessen: Kaiser Karl I. wird 1917 bei einer Front-Reise nach Galizien von der ansässigen jüdischen Bevölkerung begrüßt österreichische und ungarische Soldaten kämpften an der Seite osmanischer und deut- Zeugnisse von Kriegsverletzungen visuali- eigentlich verpönt. Daher ist es auch nicht scher Truppen an der Palästina-Front gegen sieren die vielschichtigen Schrecken des verwunderlich, daß es im Gegensatz zum das British Empire. Illustriert wird dieses Krieges. wilhelminischen Deutschland Juden mög- wenig bekannte Kapitel in der Geschichte lich war, bis in die höchsten Offiziersränge des Ersten Weltkriegs durch Huldigungs- Treue Diener der Krone vorzustoßen. Ein erheblicher Teil der Ärzte adressen der österreichisch-galizischen Ge- Aufgrund der strikten Haltung des Kai- in der Armee war ebenfalls jüdischer Her- meinde Jerusalems an den Kaiser, Fahnen, sers war Antisemitismus in der k.u.k. Armee kunft. Die zahlreichen jüdischen Soldaten an Modelle von Schlachtschiffen und Fotogra- © Foto Henry Larson, American Colony Jerusalem, Library of Congress Soldaten der k.u.k. Armee werden nach ihrem Besuch von jüdischen Zivilisten aus der Stadt begleitet, 1916

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folgt und deportiert. Manchen gelang die Flucht nach Palästina, wo sich einige der zionistischen Untergrundarmee Hagana an- schlossen, die bis 1948 für die Unabhän- gigkeit Israels kämpfte. Die von Marcus G. Patka kuratierte Aus- stellung „Weltuntergang. Jüdisches Leben und Sterben im Ersten Weltkrieg“ ist von 3. April bis 14. September 2014 im Jüdischen Museum Wien, einem Museum der Wien Holding, Dorotheergasse 11, 1010 Wien zu sehen. Zur Ausstellung erscheint ein gleich- namiges Buch in Deutsch bei Styria Pre- mium (ISBN- 978-3-222-13434-0) zum Preis von 24,99 €. Es ist im Bookshop Sin- Foto: Österreichisches Staatsarchiv, Kriegsarchiv ger im Museum in der Dorotheergasse und oben: Zerstörte jüdische Siedlung in Galizien, 1914 (Ausschnitt); unten: Gegen im Buchhandel erhältlich. „ die Mittelmächte gerichtetes Propaganda-Plakat aus Rußland http://www.jmw.at fien österreichisch-ungarischer Soldaten im Heiligen Land.

Die Folgen des Krieges: Revolution und Umbruchzeit Schon während des Krieges stellte die jüdische Jugend den Sinn der Assimilation in Frage und wandte sich dem Zionismus zu. Unmittelbar nach dem Krieg gab es großen Zulauf zum Jüdischen Nationalrat. Innerhalb der Israelitischen Kultusgemeinde wurde die Einführung eines demokratischen Wahl- rechts ermöglicht. In Folge der Ausrufung der Ersten Republik am 12. November 1918, gab es Versuche einer radikalen Veränderung des politischen Systems, die zur Spaltung der Ar- beiterbewegung und zur Radikalisierung der Politik führten: In Wien setzte die sozialdemo- kratische Regierung weitreichende Reformen durch, die als das „Rote Wien“ in die Stadtge- schichte eingingen. In Gesamtösterreich bil- deten sich jene politischen Lager heraus, die das politische Geschehen der Ersten Repub- lik bestimmten und in den Untergang des Sy- stems führten – rabiater politischer Antisemi- tismus, Austrofaschismus und Nationalso- zialismus waren die Folge. Plakate, Abzei- chen, Dokumente, Fotos und Filme dokumen- tieren diese folgenschweren Entwicklungen. Ein eigenes Kapitel ist dem modernen Pazifismus gewidmet, der unabhängig von der sozialistischen Bewegung entstand: Der Wiener Alfred Hermann Fried, enger Mitar- beiter Bertha von Suttners, erhielt 1911 den Friedensnobelpreis, seine Medaille wird erstmals öffentlich gezeigt. Angesichts des immer offensiveren Antisemitismus formier- te sich 1932 der Bund Jüdischer Frontsolda- ten, der bei antisemitischen Übergriffen aktiv einzuschreiten versuchte. Seine Mit-

glieder wurden unter dem NS-Regime ver- © British Library

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 129 / 04. 04. 2014 49 Österreich, Europa und die Welt – »1914 – 2014« Totentanz Egger-Lienz und der Krieg. Von 7. März bis 9. Juni 2014 in der Orangerie im Belvedere Wien Rupert-Heinrich Staller © Belvedere, Wien Albin Egger-Lienz, »Der Totentanz von Anno Neun«, 5. Fassung, 1921, Öl auf Holz, 129,5 x 151 cm

xistenzielle Fragen zu Leben und Tod weiterer Arbeiten beleuchtet die Ausstellung dern sich auch zu einer der Ikonen des Ersten Eziehen sich durch das gesamte Schaffen die künstlerische Entwicklung Egger-Lienz’ Weltkriegs entwickelte“, erläutert Agnes des Malers Albin Egger-Lienz (1868-1926). und zeigt unterschiedliche Interpretations- Husslein-Arco, Direktorin des Belvedere. Seine Kriegsbilder gelten heute als eindring- stränge sowie Bezüge auf. „Der Totentanz von Anno Neun“ ist nicht liche Mahnmale gegen die Greuel von Albin Egger-Lienz erhielt 1906 den Auf- nur ein Hauptwerk der österreichischen Kampf und Gewalt. Zudem haben ihn die trag, für die Moderne Galerie das heutige Kunstgeschichte zu Beginn des 20. Jahr- Erlebnisse als Kriegsmaler an der Front Belvedere eine Episode aus den Tiroler Be- hunderts, sondern spielt auch im Œuvre von deutlich geprägt. Vom 7. März bis 9. Juni freiungskriegen zu malen. Pünktlich zum Egger-Lienz als künstlerischer Wende- und 2014 zeigt das Belvedere die Ausstellung 60jährigen Thronjubiläum Kaiser Franz lebenslanger Bezugspunkt eine herausragen- „Totentanz: Egger-Lienz und der Krieg“ in Josephs I. präsentierte er 1908 das Gemälde de Rolle. Mit diesem Werk entfernte sich der der Orangerie und widmet damit diese Schau „Der Totentanz von Anno Neun“. „Noch Künstler von der traditionellen Historien- einem der bedeutendsten österreichischen konnte niemand ahnen, daß es sich hierbei malerei und schuf ein allgemeines Sinnbild Künstler zu Beginn des 20. Jahrhunderts. um eines der wichtigsten Werke dieses des Krieges“, so Agnes Husslein-Arco wei- Ausgehend vom Gemälde „Der Totentanz Künstlers handeln würde, das nicht nur sei- ter. Dabei geht Egger-Lienz vom jahrhunder- von Anno Neun“ und anhand zahlreicher nen künstlerischen Werdegang prägte, son- telang tradierten allegorischen Darstellungs-

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 129 / 04. 04. 2014 50 Österreich, Europa und die Welt – »1914 – 2014« © Kaiserjägermuseum, Innsbruck, Foto: Sannicolo Albin Egger-Lienz, »Uhnów 1914«, 1915, Tempera auf Leinwand, 171 x 230 cm

typus des „Totentanzes“ aus – den er jedoch Am Ort der ersten Präsentation des besonders deutlich. Egger-Lienz erscheint so entscheidend verändert. „Totentanzes“ im Rahmen der Sammlung im internationalen Kontext als Künstler von Das für das traditionelle Motiv des „To- der Modernen Galerie – in der Orangerie des überregionaler Bedeutung und keineswegs tentanzes“ charakteristische Eingreifen des Unteren Belvedere – nimmt die eindrucks- als isolierter Bergmaler lokaler Prägung. Todes in das Leben des Menschen, egal wel- volle Schau dieses Schlüsselwerk zum An- „Mit der Ausstellung ,Totentanz: Egger- chen Alters und Standes, setzt Egger-Lienz laß, um Egger-Lienz’ malerische Entwick- Lienz und der Krieg‘, soll 100 Jahre nach dem im Gemälde „Der Totentanz von Anno Neun“ lung, seine Auseinandersetzung mit dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs auf einer außer Kraft. Fünf ähnlich gestaltete Bauern Krieg, aber auch die widersprüchliche Re- grundsätzlicheren Ebene zum Nachdenken ziehen von der Gestalt des Todes angeführt zeptionsgeschichte seines „Totentanzes“ über diese europäische Urkatastrophe ange- in den Krieg. „Diese Verallgemeinerung des nachzuzeichnen. Erstmals wird das histori- regt werden“, erklärt Agnes Husslein-Arco. Themas und die damit verbundene radikale sche Quellenmaterial eingehend ausgewertet Formreduktion sollten für alle weiteren so- und damit gezeigt, unter welchen Umstän- Die Beauftragung genannten Kriegsbilder von Egger-Lienz den der Auftrag an den Maler erging, in wel- Als die Ankaufskommission der Moder- wegweisend werden“, führt Kuratorin He- chem motivischen Kontext Egger-Lienz sei- nen Galerie der Vorgängerinstitution des heu- lena Pereña aus, die ihre Zeit als Curator in nen „Totentanz“ schuf und auf welche bild- tigen Belvedere 1906 bei Albin Egger-Lienz Residence am Belvedere nutzte, um dieses nerischen Traditionen des Historienbildes er ein monumentales Gemälde in Auftrag gab, Ausstellungsprojekt gemeinsam mit Co- zurückgreifen konnte. war das Museum gerade drei Jahre alt. Zum Kurator Stephan Koja zu entwickeln. „Die Im Dialog mit anderen Schlüsselbildern 60jährigen Krönungsjubiläum des Kaisers religiösen Konnotationen im Werk Egger- der künstlerischen Bewältigung des Ersten und kurz vor der 100. Jahresfeier der Tiroler Lienz’ finden in der Gestaltung des Mittel- Weltkriegs, beispielsweise Ernst Barlachs Befreiungskriege lieferte Egger-Lienz 1908 raums der Ausstellung ihren Niederschlag. „Der Rächer“, Alfred Kubins „Der Krieg“ „Der Totentanz von Anno Neun“, die erste er- Hier spielt die Ausstellungsarchitektur auf oder Käthe Kollwitz’ „Mütter“, wird Egger- haltene Fassung eines Motivs, mit dem er die Friedhofskapellen im alpinen Raum an, Lienz’ eigenständige künstlerische Position, sich bis 1923 noch häufig beschäftigen sollte. die oft mit der ,Totentanz‘-Motivik ausge- die sich als zeitgemäß und gegen den Zeit- Mit Giovanni Segantinis „Die bösen stattet wurden“, kommentiert Stephan Koja. geschmack widerständig zugleich entpuppt, Mütter“, Vincent van Goghs „Die Ebene von

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Auvers“, Claude Monets „Der Koch (Mon- sich fort. Er ist bis heute das meistausge- pazifistisches Manifest zu erkennen glauben, sieur Paul)“ und Max Klingers „Christus im stellte und -reproduzierte Bild von Egger- verbinden andere die Huldigung des Helden- Olymp“ befanden sich bereits Meisterwerke Lienz. Aber auch die widersprüchliche Deu- opfers mit dem schicksalsträchtigen Gang in der internationalen Moderne in der Samm- tung hält an: Während manche darin ein den Tod. lung. Nun sollte auch die österreichische Moderne repräsentativ vertreten werden, was sich in einer intensiven Erwerbungspo- litik in bezug auf Kunst aus Österreich und den Kronländern ausdrückte, die 1908 auch zum Ankauf von Gustav Klimts „Kuss“ füh- ren sollte. Obwohl sich Egger-Lienz für die „künst- lerische Freiheit“ bei der Ausführung des Gemäldes bedankte, fiel die Wahl der An- kaufskommission nicht zufällig auf die Ti- roler Befreiungskriege. Das Gedenken an die Ereignisse von 1809 stand für ein kaiser- treues Tirol und eignete sich dementspre- chend gut als Thema für das Regierungsju- biläum. Bereits bei der ersten öffentlichen Ausstellung anläßlich des Regierungsjubi- läums sorgte der „Totentanz“ für Zündstoff. Die düstere Stimmung des Gemäldes wurde im Rahmen der kaiserlichen Feierlichkeiten als Provokation empfunden. Egger-Lienz schrieb stolz über die offizielle Ablehnung: das Bild sei kein „billiger Apfelwein“, son- dern „feuriger Rheinwein“.1)

Der Totentanz 1908–1923. Erfolg und Wandlung eines Motivs Eine zentrale Rolle innerhalb der Aus- stellung spielt Egger-Lienz’ über ein Jahr- zehnt andauernde Beschäftigung mit dem „Totentanz“-Motiv. Bis in die 1920er-Jahre entstanden zahlreiche Varianten und (Teil-) Wiederholungen. 1921 stellte Egger-Lienz die fünfte Fassung des „Totentanzes“ fertig. Seit seiner ersten Beschäftigung mit diesem Motiv im Jahr 1906 hatten historische Um- wälzungen tiefe Gräben durch Europa, Tirol und wohl auch durch die Biografie des Künstlers gezogen. Der „Totentanz“ steht am Anfang und am Ende dieser Entwicklung. Egger-Lienz adaptierte die Vorzüge der Ver- vielfältigung, die sonst anderen Medien vor- behalten bleiben, für die Malerei. Die Aus- schnitte und die leuchtende Farbgebung neu- tralisieren jedoch die monumentale Wirkung. Anders verhielt es sich mit den beiden letz- ten Gesamtfassungen von 1921. Darin er- reichte er ein Höchstmaß an Ausdruck und Prägnanz. Das Motiv verbreitete sich zudem durch eine starke Ausstellungspräsenz sowie durch Postkarten und Abbildungen. Die Er- folgsgeschichte des „Totentanzes“ setzte

1) Egger-Lienz an Otto Kunz, 7. Juni 1908, Egger- © Sammlung Raiffeisen-Landesbank Tirol Lienz-Archiv, Tiroler Landesmuseen, Innsbruck Albin Egger-Lienz, »Serradafront (Standschützen)«, 1916, Öl auf Leinwand, 90 x 49 cm

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Deutung und Rezeption Albin Egger-Lienz und der Krieg Egger-Lienz verfolgte in ihnen weiter den Während des Ersten Weltkriegs fügten Ende April 1915, kurz bevor Italien in „monumentalen“ Ansatz, zu dem er beim sich die eigenen Kriegserlebnisse Egger- den Krieg eintrat, meldete sich Egger-Lienz „Totentanz“ gefunden hatte. Die Wirkung Lienz’ hinzu, die in seine späteren Kriegs- zu den Standschützen. Nach einer Woche an dieser Werke beruht auf den sparsam einge- bilder einflossen. Der „Totentanz“ wurde für der Front am Gardasee wurde er mit Herz- setzten Mitteln – als Beispiel sei „Uhnów ihn dabei zur entscheidenden Referenz, was beschwerden vom Dienst befreit. Die kurze 1914“ erwähnt, auch als „Die Namenlosen“ nicht nur dokumentarisch überliefert, son- Zeit reichte jedoch für einprägsame Ein- bekannt. Sie gelten als Antikriegsbilder par dern auch daran erkennbar ist, daß er bereits drücke. Literarisch gefärbte Erinnerungen an excellence. Egger-Lienz wehrte sich aller- Ende des Jahres 1914 etliche Wiederholun- eine Schlacht am Castel Dante hielt er später dings wiederholt gegen eine solche Aus- gen der Komposition anfertigte. fest: „(…) hohe Rauchsäulen stehen unbe- legung. Vielmehr verstand er den Fatalismus 1914 deutete eine Biografie des Künstlers weglich seit einer Stunde auf dem von sei- als schreckliches, aber sinngemäßes Opfer den „Totentanz“ zum ersten Mal als Kriegs- nem Namen [Dante] geweihten Ort, wo einst für das Vaterland. Heute, nach einem von mahnung. Doch wurden bereits damals Stim- ein Mensch in reinster Liebe und reinstem Kriegen geplagten 20. Jahrhundert, wirken men laut, die darin eine Apotheose des Hel- Hasse die Welt in Tiefen sah wie wenig diese Bilder jedoch als Warnung. dentodes sahen. Diese zwiegespaltene Re- andere.“ Der Anblick der Gefangenen „ver- zeption setzte sich fort. Sie kennzeichnet stört und bleich“ erinnerte ihn auch an die Ab Juni 2014 in Lienz auch die Haltung der Nationalsozialisten: „Hölle Dantes“ – eine Verbindung, die er in Die Ausstellung ist mit freundlicher Un- Während der „Totentanz“ 1938 prominent in manchen Kriegsbildern wieder aufnahm.3) terstützung des Museums Schloß Bruck einer Ausstellung der NSDAP gezeigt wur- Egger-Lienz’ Kriegsdienst beschränkte Lienz entstanden und vom 15. Juni bis 26. de, warf man 1941 diesem und anderen Bil- sich in der Folge auf zivile Tätigkeiten. Für Oktober 2014 in Lienz zu sehen. „ dern Egger-Lienz’ vor: sie „stoßen ab, lassen Kriegspostkarten und für die Tiroler Solda- http://www.belvedere.at das Volk in uns kaum warm werden“.2) tenzeitung malte er Vorlagen, ab 1916 arbei- http://www.museum-schlossbruck.at Ausgehend vom „Totentanz“ wird die tete er zudem als Kriegsmaler. Der anekdoti- 2) Konrad Praxmarer, Zu Albin Egger-Lienz 15. künstlerische Weiterentwicklung des Kriegs- sche Charakter dieser Darstellungen hat we- Todestag am 4. November 1941, in: Kunst dem themas in späteren Werken von Egger-Lienz nig mit zeitgleichen „Gedankenbildern“ zu Volk, Bd. 11, Wien 1941, S. 32 3) Albin Egger-Lienz, Das Kriegserlebnis des Künst- deutlich, etwa in der ersten Fassung der be- tun. Letztere gehören zu den eindringlich- lers, in: „Frankfurter Nachrichten und Intelligenz- rühmten „Namenlosen“ oder in „Der Krieg“. sten Darstellungen des Ersten Weltkriegs. blatt“, 1. August 1916 © Belvedere, Wien Franz von Defregger, »Das letzte Aufgebot«, 1874, Öl auf Leinwand, 139 x 191 cm

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 129 / 04. 04. 2014 53 Österreich, Europa und die Welt – »1914 – 2014« Franz Ferdinand Erzherzog von Österreich-Este Die Geschichte eines Mannes, der Kaiser von Österreich hätte werden sollen. Er fiel aber vor 100 Jahren, am 28. Juni 1914, einem Attentat zum Opfer. Seine Urenkelin, Fürstin Anita von Hohenberg, hat zu seinem Gedenken auf Schloß Artstetten ein liebevoll gestaltetes Museum eingerichtet. Soeben wurde eine Sonderausstellung eröffnet: »Regieren & Verlieren. Kaiser Karl – eine Herausforderung zum Frieden«.

Von Christa Mössmer. Foto: Michael Mössmer / http://www.oesterreichfotos.at Hoch oben über der Donau – etwa gegenüber von Ybbs-Persenbeug – liegt das wunderschöne Schloß Artstetten.

n einem der ersten, schönen Frühlings- mals so angesehenen Reiches laufen hier, le in Artstetten. Dann kehrt Ruhe ein. Nur ab Atage kommen wir nach Artstetten. Wir nach beinahe 1000 Jahren, eng zusammen. und zu fährt ein Auto vorbei, dann wieder reisen vom Wiener Westbahnhof aus mit Der Autobus, in den wir in Pöchlarn um- ländliche Stille. Der Duft von frisch gemäh- einem Regionalzug an, da wir die Fahrzeit in gestiegen sind, kämpft sich langsam die stei- tem Gras begleitet uns durch die enge Haupt- der Bahn gerne zur Vorbereitung auf unser le Straße hinauf. Der Fahrer erzählt uns, daß straße des kleinen Ortes, der seit jeher eng Reiseziel verwenden. Außerdem hat man er im Winter oft vier bis fünf Mal Ketten an- mit den Geschicken des Schlosses und dessen doch mehr von der Landschaft, die da an legen muß. Als wir den Berghang erklom- Herrschaft verbunden ist. Es geht nun ein einem vorüberzieht. men haben, bietet sich eine weite, leicht an- kleines Stück ziemlich bergauf, weshalb eine In der geschichtsträchtigen Nibelungen- steigende Hochebene, wenig später auch riesige, Jahrhunderte alte Blutbuche – prak- stadt Pöchlarn an der Donau verlassen wir schon der erste Blick auf das romantisch am tisch von unten gesehen – noch viel mächtiger den Zug. Apropos geschichtsträchtig: Wir be- Waldrand gelegene Schloß Artstetten. und wie ein unüberwindbarer Wächter des finden uns hier praktisch an der Keimzelle Mit einigen Schulkindern gemeinsam ver- Schlosses wirkt. Dahinter öffnet sich dem Be- Österreichs – Anfang und Ende dieses ehe- lassen wir den Bus an der einzigen Haltestel- sucher der gepflegte Schloßpark. Flieder und

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 129 / 04. 04. 2014 54 Österreich, Europa und die Welt – »1914 – 2014«

Rosen, uralte Kastanienbäume geleiten uns verlief seine Kindheit für einen Knaben sei- ist schon alles bestellt Uniform, Mantel, zum Schloß. ner hohen Abstammung „normal“. Der erste Csakó, Handschuh, Cravatten, Kuppel, Säbel Der Haupttrakt ist von vier Türmen mit Schicksalsschlag ereilte den damals gerade etc. Jetzt wo ich Dir schreibe, habe ich lange Zwiebeldächern begrenzt, ein kleiner vier- erst Achtjährigen, als seine Mutter einer Lun- Hosen an. …“. Und das spiegelt bescheide- eckiger Vorbau mit zwei Rundtürmen um- genkrankheit erliegt. Zwei Jahre später hei- nen Stolz des jungen Mannes wider, war es schließt einen Ende vergangenen Jahrhunderts ratete sein Vater zum dritten Mal und und die doch üblich, als Knabe ausschließlich Hosen mit Plexiglas überdachten Innenhof. Der sie- vier Kinder fanden in der, wie es überall mit Kniestrümpfen zu tragen. Die lange Hose bente Turm gehört zur angrenzenden Kirche. heißt, „herzensguten Frau“ Maria Theresia war also Zeichen dafür, daß die Kindheit ab- Eine Urkunde datiert den Ursprung des von Braganza eine liebevolle Stiefmutter. geschlossen und der Träger erwachsen ge- Bauwerkes ins 13. Jahrhundert, obwohl man Dieser Ehe entstammen noch zwei Töchter, worden war. Leutnant gerade dieses Regi- davon ausgeht, daß die Familie der „Art- Maria Annunziata und Elisabeth Amalia. ments ist er geworden, weil er zwei Jahre stetter“ hier schon wesentlich früher gelebt Nach seiner allgemeinen schulischen zuvor das Erbe des Herzogs Franz V. von hat. Nach einigen Besitzerwechseln gelangt Ausbildung schlug Franz Ferdinand die ihm Modena angetreten hat, der Inhaber dieses das nunmehr als Schloß ausgestaltete Anwe- vorgegebene militärische Laufbahn eines Regiments war und diesem auch seinen Na- sen 1823 in den Besitz der Familie Habsburg- Prinzen aus dem Hause Habsburg-Lothringen men gab: „Este“. Es war der ausdrückliche Lothringen, knapp 40 Jahre später gehört es ein. Als noch nicht ganz 14jähriger schreibt Wunsch des verstorbenen Herzogs, daß Franz Erzherzog Carl Ludwig, dem Vater von Franz er seiner heißgeliebten Stiefmutter Maria Ferdinand seinen Namen tragen sollte, Franz Ferdinand von Österreich-Este und späteren Theresia in einem Brief: „… so bin ich Ferdinand war nun „Erzherzog von Öster- Thronfolger. Letzterem zu Gedenken ent- Leutnant geworden im Regiment, ein unga- reich-Este“. schloß sich Anita Fürstin von Hohenberg, sie risches, hat das Nro 32, himmelblaue Auf- Im Alter von 20 Jahren beginnt dann in ist seine Urenkelin, im Jahre 1983 unter der schläge und gelbe Knöpfe. Es rekrutiert sich Enns die wirkliche Militärzeit für Erzherzog wissenschaftlichen Leitung von Dr. Wladimir aus Buda-Pest und der Stab liegt in Zara. Es Franz Ferdinand, die ihn später nach Prag, Aichelburg das „Erzherzog Franz Ferdinand Museum“ zu gründen. Man wollte natürlich diese sicherlich nicht gerade einfache Auf- gabe möglichst professionell – und doch für den Besucher möglichst „leicht verdau- lich“ – meistern. Mit der Dauerausstellung unter dem Titel „Erzherzog Franz Ferdi- nands Leben & Wirken“ werden der Öffent- lichkeit 20 Räume des ansonsten privat ge- nutzten Schlosses zugänglich gemacht. Und jeder Raum schildert das persönliche Schick- sal des Thronfolgers mit all den Höhen und Tiefen. Alljährlich werden Exponate der Aus- stellung gegen andere noch nicht oder selten gezeigte aus den umfangreichen Lagern und Archiven der fürstlichen Familie ausge- tauscht. Fürstin von Hohenberg will die Be- sucher ihres Museums an der historischen Vielfalt teilhaben lassen. Erzherzog Carl Ludwig, Bruder von Franz Joseph I., Kaiser von Österreich, hatte mit seiner Frau Maria Annunziata von Neapel-Sizilien vier Kinder. Die Söhne Otto und Franz Ferdinand wurden in Graz gebo- ren, wo die Familie in einem Palais in der Sackstraße lebte (heute befindet sich dort das stadtMuseum Graz). Ferdinand, der dritte Sohn, kam im Wiener Palais der Familie in der Favoritenstraße und Tochter Margarethe auf Schloß Artstetten zur Welt. Wir wollen uns nun aber dem Leben Franz Ferdinands zuwenden, der am 18. Dezember 1863, wie eben erwähnt, in Graz geboren wurde. Von einem Heer von Erziehern und Lehrern ausgebildet in allen klassischen Fä- chern und Fremdsprachen wie Englisch, Foto: Erzherzog Franz Ferdinand Museum Französisch, Tschechisch und Ungarisch, Erzherzog Franz Ferdinand mit Gattin Sophie und den Kindern Ernst, Sophie, Max

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 129 / 04. 04. 2014 55 Österreich, Europa und die Welt – »1914 – 2014« dann nach Ödenburg/Sopron führt. Ende 1892 tritt er eine große Weltreise an, die ihn über den Suezkanal nach Ceylon führte, von hier nach Bombay, übers Land nach Kalkutta, von dort nach Singapur und weiter nach Australien, China und Japan. Von dort aus überquerte er den Pazifischen Ozean an Bord eines Liniendampfers und setzte seine Reise über Vancouver nach New York fort, von wo er über den Atlantik nach Europa zurück- kehrte. Am 18. Oktober 1893 traf er wieder in Wien ein. Franz Ferdinands vielschichtige Samm- lungen und Souvenirs, die er tonnenweise von dieser Reise nach Hause mitbrachte, füllten viele Räume mehrerer Museen. Neben Bei- spielen der amerikanischen Fließbandproduk- tion brachte er ernstzunehmende volkskund- liche und naturhistorische Objekte nach Wien; seit den Tagen der Novara-Expedition seines Onkels, Kaiser Maximilian von Mexiko (jüngerer Bruder von Kaiser Franz Joseph I.), war keine so große Sammlung exotischer Schätze nach Österreich gekommen. Die Ob-

Die Thronfolge

Kaiser Franz Joseph I. hatte drei Brüder. Ferdinand Maximilian, Carl Ludwig, Va- ter von Franz Ferdinand, und Ludwig Vik- tor. Kaiser Franz Joseph I. regierte seit 1848, 1854 heiratet er Elisabeth von Bayern, allbekannt durch die „Sissy“- Filme mit Romy Schneider. Kaiserin Elisabeth gebar vier Kinder. Sophie die erste Tochter 1855, die aber schon nach zwei Jahren starb, dann folgte Gisela, nach ihr der heißersehnte Thronfolger Kronprinz Rudolf 1858 und zuletzt Marie Foto: Erzherzog Franz Ferdinand Museum Erzherzog Franz Ferdinand von Österreich-Este Valérie. Als Franz Ferdinand gerade mal noch nicht ganz vier Jahre war, wurde sein jekte wurden in 17 Räumen des ersten Stock- krankheit, an der schon seine Mutter gelitten Onkel, Kaiser Maximilian von Mexiko, werks und in neun Parterresälen des Belve- hatte. Ein Klimawechsel soll zur Genesung der der Übermacht der mexikanischen Re- deres aufgestellt und kamen dann später in beitragen. Ein erster Aufenthalt in Meran publikaner unter der Führung von Benito die Neue Hofburg und in die Hofmuseen, wo bringt nicht die gewünschte Wirkung, immer Juárez unterlag, entmachtet und am 19. Ju- sie sich heute noch befinden (sie sind jedoch weiter südwärts zieht es ihn, sogar bis nach ni 1867 von seinem Rivalen Benito Juárez nur zum kleinsten Teil ausgestellt und stehen Ägypten – wo er sich allmählich erholt. Ein auf dem Cerro de las Campanas – Queré- aufgrund des am 3. April 1919 erlassenen Besuch seiner Eltern sollte zu einer weiteren taro standrechtlich erschossen. Und dann „Habsburger-Gesetzes“, alle Herrscherrechte Zäsur in seinem jungen Leben werden: Sein kam 1889 der große Schicksalsschlag, als und sonstigen Vorrechte und Titel des Hau- Vater trinkt verseuchtes Wasser aus dem am 30. Jänner Kronprinz Rudolf gemein- ses Habsburg-Lothringen wurden aufgeho- Jordan und stirbt daran kurz nach seiner sam mit Mary Vetsera erschossen in ben, im Besitz der Republik Österreich). Heimkehr nach Wien am 19. Mai 1896. Da- Mayerling aufgefunden wird. Der jüngste Franz Ferdinand tritt wieder in den Mi- durch wurde der kaum 18jährige Franz Fer- Bruder des Kaisers Ludwig Viktor kam litärdienst, diesesmal in Budweis. Während dinand Thronfolger von Österreich (siehe als Thronfolger nicht in Frage, da er durch dieser Militärzeit lernt er Gräfin Sophie Cho- Kasten links: „Die Thronfolge“). Was aber vor- seinen Lebenswandel vom Kaiser ver- tek kennen. Sie war Hofdame der Erzherzogin erst kaum sichtbare Veränderung in sein Le- bannt wurde. Nach der Thronfolgeordnung Isabella. Sophie ist die große Liebe des Erz- ben brachte, regierte doch Kaiser Franz Joseph wäre Erzherzog Carl Ludwig der nächste herzogs und er sollte auch einmal darum I. und machte keinerlei Anstalten, Amt und Anwärter gewesen. kämpfen müssen, seine Sophie heiraten zu Würde in absehbarer Zeit an den jungen dürfen. Er erkrankt an derselben Lungen- Franz Ferdinand abzutreten.

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 129 / 04. 04. 2014 56 Österreich, Europa und die Welt – »1914 – 2014« Fotos: Michael Mössmer / http://www.oesterreichfotos.at »Chiron und Achill« und der »Schwarze Einstimmungsraum« mit dem Relief von Franz Ferdinand mit seiner Gattin Sophie

1898 traf ein weiterer Schicksalsschlag Reich einzugliedern; darüberhinaus propa- lischen Schulvereins“ stellte Franz Ferdinand das Haus Habsburg-Lothringen: Kaiserin Eli- gierte er ein Loslösen vom Katholizismus kategorisch fest, daß er gegen diese Tenden- sabeth von Österreich und Königin von Un- und Übertreten zum Protestantismus. In zen ankämpfen werde, die „Los-von-Rom- garn wird in Genf von dem italienischen einer Antrittsrede als Protektor des „Katho- Bewegung“ sei auch eine „Los-von-Öster- Anarchisten Luigi Luccheni unweit ihres Hotels auf offener Straße erstochen. Das er- schütterte die ganze Monarchie, Kaiser Franz Joseph I. verlor Kraft und Lebensfreude. Franz Ferdinands Ansinnen, seine Sophie hei- raten zu wollen, war dem ohnedies respekt- voll gespannten Verhältnis zum Monarchen nicht sehr zuträglich – war sie doch „nur“ eine Gräfin und dadurch vom Kaiserhaus praktisch ausgeschlossen. Dennoch wurden Minister und Verfassungsexperten bemüht, eine gangbare Lösung zu finden. Schließlich unterschrieb Franz Ferdinand am 28. Juni 1900 eine Verzichtserklärung – da Gräfin Sophie nicht ebenbürtig war, konnte weder ihr noch ihren zukünftigen Kindern irgendei- nes der Rechte aus dieser Ehe zuerkannt werden. Drei Tage danach fand in Reichstadt in Nordböhmen die Hochzeit statt. Am selben Tag wurde Sophie von Kaiser Franz Joseph I. in den Stand einer Fürstin von Hohenberg er- hoben, einige Jahre später, 1909, in den Rang einer Herzogin. Als Erzherzog Franz Ferdinand sein poli- tisches Debüt gab, schwelgten Zeitgenossen für ein Großdeutsches Reich. Allen voran Georg Schönerer, Begründer der Deutschna- tionalen Partei, mit dem Ziel, die Doppelmo- narchie Österreich-Ungarn in das Deutsche

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mehr als eine Million unter türkischer und knapp ein Drittel war in den Nationalstaaten Serbien und Montenegro seßhaft. In den 1870er-Jahren tauchte der Gedan- ke auf, die südslawischen Stämme unter Ser- biens Führung in einem Einheitsstaat zusam- menzuschließen. Diese umwälzende Idee wur- de von den serbischen Radikalen verbreitet, einer Partei des serbischen Kleinbürgertums. Ihre Tätigkeit stieß jedoch auf zwei Hinder- nisse: Serbiens König Milan wollte als treuer Freund Österreichs von diesen Plänen nichts wissen und die Kroaten lehnten eine „Befrei- ung durch die Serben“ dankend ab. Der drit- te südslawische Stamm, die Slowenen, ver- hielt sich gegenüber der Vereinigung mit Serbien und Kroaten vollständig ablehnend.

Fotos: Michael Mössmer / http://www.oesterreichfotos.at Ein Großkroatien sollte neben Kroatien Ein Blick über zwei der Ausstellungsräume, die liebevoll mit Erinnerungen an das und Slawonien auch Dalmatien umfassen und Leben des Erzherzogs ausgestaltet sind. eine ähnliche Stellung erhalten, wie sie 1867 reich-Bewegung“. Diese offene Kampfansage Während all dieser Wirren fand Franz dem Königreich Ungarn eingeräumt worden richtete er an Schönerer und auch an all jene, Ferdinand aber auch Zeit für eine glückliche war. Der Dualismus von 1867 sollte zum Tria- die die regierende Dynastie in Frage stellten Beziehung, eine vorzügliche Ehe. 1901 kam lismus erweitert werden. Seine Durchfüh- und deren Schwächung erreichen wollten. Tochter Sophie auf die Welt, 1902 Maximi- rung scheiterte aber stets an dem Widerstand Quer durch alle Schichten gab es aber lian und Sohn Ernst wurde 1904 geboren. der Magyaren. Der andere Teil der kroati- auch viele Menschen, die an Österreich Die Militärkanzlei Franz Ferdinands be- schen Opposition näherte sich den Serben glaubten. Ihr Kennzeichen war die schwarz- stand aus 15 Personen und war im Unteren und strebte eine Vereinigung aller drei Süd- gelbe Farbe, die Farbe der Habsburger, und Belvedere im Rennwegtrakt, östlich des slawenstämme an. Die Dynastie Obrenovic sie waren im Parlament durch den berühm- Haupttores, untergebracht. Seine eigene Po- ten Wiener Bürgermeister Karl Lueger ver- litik, die oft in krassem Gegensatz zu der der Der Machtverlust treten. Ursprünglich mit Schönerer sympa- Hofburg stand, ging schließlich sogar als thisierend, wandte er sich vom Deutschna- „Belvederepolitik“ in die Geschichte ein. Sie Nachdem Deutschland und Österreich im tionalen Lager ab und gründete die Christ- entwickelte sich unter dem mittlerweile zum deutsch-dänischen Krieg von 1864 ob- lichsoziale Partei. Dreimal wurde ihm die Oberstleutnant ernannten Thronfolger sogar siegten, wurden die Herzogtümer Schles- Bestätigung zum Wiener Bürgermeister von zu einer Art „Nebenregierung“, man hatte wig, Holstein und Lauenburg unter deren Kaiser Franz Joseph I. versagt, aber 1897 besten Kontakt zu nahezu allen Ministerien, gemeinsame Verwaltung gestellt – der wurde er vom Kaiser bestätigt und war dann Parteien und Nationalitäten und verfolgte vor- nächste Konflikt folgte unmittelbar: 13 Jahre lang Bürgermeister von Wien. Er dergründig eine Umgestaltung der Monarchie. Österreich überläßt die Entscheidung über sollte der heftigtste Verteidiger der Dynastie Eine Notwendigkeit, die, wie nicht nur Franz die Zukunft der Herzogtümer dem deut- werden. Ferdinand wußte, schon seit 1848 einer Lö- schen Bundestag, was Otto von Bismarck Franz Ferdinand schreckte den alteinge- sung harrte. als einen Bruch der getroffenen Vereinba- sessenen Adel mit seinem ersten Auftreten Der Thronfolger hoffte auf Unterstützung rungen seitens Kaiser Franz Josephs wer- aus dessen dynastischer Gemütlichkeit, ob- der Rumänen, Slowaken und Kroaten bei sei- tet und prompt seine Truppen in das öster- wohl ihn das Kaiserhaus, allen voran sein nem Vorhaben die Autonomie Ungarns reichisch verwaltete Holstein einrücken eigener Onkel, der sich noch immer als „deut- durch eine Revision des 1867er-Ausgleichs läßt. Der daraufhin ausgebrochene Krieg scher Fürst“ empfand, von politischen Ent- zu beschränken und sei es mit militärischer zwischen Österreich und Preußen endet scheidungen fernzuhalten versuchte. Diese Gewalt. Mehr und mehr befürwortete er die am 3. Juli 1866 bei Königgrätz mit dem unterschiedliche Anschauung zwischen Onkel Erweiterung der kulturellen Selbstbestim- entscheidenden Sieg der Preußen, die un- und Neffe führte eine Entfremdung herbei. mungsrechte der Nationalitäten. Vor allem ter anderem von Italien unterstützt wur- Neben dem alldeutschen sah Franz Ferdi- mußte Franz Ferdinand außenpolitisch auf den. Bismarcks Ziel war erreicht: Er löste nand auch das Problem mit den Ungarn, die Konfliktvermeidung achten, um auch die in- den Deutschen Bund auf und Österreich sich zunehmend aus der Umklammerung der nere Umgestaltung durchsetzen zu können. verlor seine Vormachtstellung in Europa. Habsburger Krone befreien wollten, ihre na- Wie sah die politische Situation auf dem Eine Folge dieser Schwächung Österreichs tionalen Probleme aber nicht zu lösen ge- Balkan damals aus? Nachdem Bosnien und war der 1867er-Ausgleich mit Ungarn, willt waren. Vor allem die Kroaten hatten Herzegowina okkupiert waren, lebte ein dem die Bildung der österreichisch-unga- darunter sehr zu leiden, Franz Ferdinand Großteil der Südslawen innerhalb der Gren- rischen Doppelmonarchie folgte und die wollte sie, die Kroaten, von der ungarischen zen der Monarchie. Rund 5,8 Millionen Ser- sich auf gemeinsame Außen-, Heeres- und selbstherrlichen Herrschaft befreien und ein ben, Kroaten und Slowenen standen unter Finanzpolitik beschränkte. drittes, ein Südslawen-Königtum errichten. österreichisch-ungarischer Herrschaft, etwas

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 129 / 04. 04. 2014 58 Österreich, Europa und die Welt – »1914 – 2014« war 1903 durch eine Militärverschwörung ausgerottet worden, mit Peter I. bestiegen die Habsburg-feindlichen Karageorgevic den serbischen Thron. Die großserbische Propa- ganda fand nun von seiten der serbischen Dynastie keinen Widerstand mehr, fand so- gar in Bosnien einen fruchtbaren Boden. Der dritte Schauplatz war die türkische Provinz Mazedonien, wo die Bulgaren die Mehrheit bildeten. Im Westen wohnten Albaner und, über das ganze Gebiet verstreut, Türken. Alle Stämme waren bunt durcheinanderge- mischt, Feudalismus und Hauswirtschaft prägten den mittelalterlichen Charakter des Landes. Und nun trugen Serben, Griechen und Bulgaren ihre nationale Propaganda in dieses rückständige Bauernland. 1903 brachen in Mazedonien wieder Un- ruhen aus. Rußland wollte diese befrieden Der Schminktisch von Herzogin Sophie von Hohenberg im »Familien-Raum« und das Land gemeinsam mit Österreich zu einem Sultanat machen. Im Oktober 1903 kam es dann zum „Abkommen von Mürz- steg“, worin sich Österreich und Rußland darauf einigten, jedoch sollten dort Refor- men durchgeführt werden. Fünf Jahre pas- sierte nichts, weshalb England auf Autono- mie Mazedoniens drängte. Das scheiterte an Österreich, das ähnliche Zugeständnisse für Bosnien nicht in Kauf nehmen wollte und sich darin von Italien und Deutschland un- terstützt wußte. Mazedonien blieb Krisen- herd. Die Ermordung Alexanders von Serbien und der Sturz des Banus Khuen-Hedervary in Kroatien verschlechterte das Verhältnis Ös- terreichs zu Serbien zusätzlich. Franz Ferdinand hatte vor der „Los-von- Österreich-Bewegung“ gewarnt, die jetzt auch Tschechen, Südslawen und Bulgaren „ansteckte“. Sie wollten vom „Joche der Der »Marine-Raum« Habsburger“ und aus den „Fesseln des Tür- kenreiches“ befreit werden. Und sie fanden 1908 in Rußland einen Schutzherren in die- sen Bestrebungen, das aber auch Serbien im Kampf gegen Habsburg und die Türkei un- terstützen wollte. In dieser mißlichen Situa- tion kam Österreich ein Vorschlag Rußlands sehr gelegen, es solle doch – in aller Stille – die Annexion Bosniens und Herzegowinas vorbereiten. Im Gegenzug sollte der Aufhe- bung des Dardanellenvertrages von 1841 zu- gestimmt werden, der vom Osmanischen Reich ungenehmigte Durchfahrten von Kriegs- schiffen durch die Meerenge untersagte. Fer- dinand von Bulgarien durchkreuzte diese stille Vorgangsweise Österreichs durch seine Unabhängigkeitserklärung von der Pforte und die Annahme des Königstitels – am 5. Okto- ber 1908 war Bosnien formell annektiert und Fotos: Michael Mössmer / http://www.oesterreichfotos.at damit eine europaweite Krise ausgelöst. Der »Sammlungs-Raum«

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 129 / 04. 04. 2014 59 Österreich, Europa und die Welt – »1914 – 2014« Fotoss: Michael Mössmer / http://www.oesterreichfotos.at Ein Blick in den »Familien-Raum«. das neben vielen Originalfotos auch persönliche Gebrauchsgegenstände der Famile zeigt.

Nahezu alle Staaten versuchen, jeweils zum diese Gründerzeit wurde 1858 für die Verbau- stokratischen Adel und Geldadel. Das Palais eigenen Vorteil, Einfluß zu nehmen, der eine ung der zukünftigen Ringstraße ein Wett- Epstein neben dem Parlament, die Palais oder andere sieht Gelegenheit, sich für das bewerb ausgeschrieben. Neben den heute so Wertheim, Dumba, Erzherzog-Wilhelm eine oder andere bei Österreich zu revan- beachteten Prachtbauten Oper, Museen, Par- (heute Hotel Marriott), Henckel-Don- chieren. Trotz allem wollte jedoch niemand lament, Burgtheater, Rathaus, wurden auch nersmarck (heute SAS-Palais-Hotel), Lei- den Ausbruch eines Krieges riskieren. Die die ausladenden Gärten wie Stadtpark, Burg- tenberg, Schey, Ephrussi. Die elegantesten europäischen Mächte konnten aber keine garten, Volksgarten, errichtet und dazwi- Hotels stammen aus dieser Zeit, Hotel praktikable Lösung finden, um den Balkan schen die herrschaftlichen Palais für den ari- Imperial, Hotel de France, Grandhotel, Hotel zu befrieden. Das Ziel des Panslawismus war und blieb unverändert: die Zerstörung der Donaumonarchie. Aus der Opposition in Teilen der bosnischen Bevölkerung entstand die Organisation „Junges Bosnien“, die 1914 am Attentat an Franz Ferdinand beteiligt war. Doch dazu später.

Die Gründerzeit In der zweiten Hälfte des 19. Jahrunderts erlebte Wien, die Hauptstadt der Monarchie, die größte Wandlung. In dieser Zeit, in der Franz Ferdinand geboren wurde, bekommt die Metropole ein neues Antlitz – wird unser heutiges Wien, zumindest was den Stadtkern anbelangt. Ein starkes Spannungsverhältnis entsteht zwischen dynastischem Machterhalt, mit all den außen- und innenpolitischen und nicht überwindbaren Problemen, und dem Wirt- schaftswunder, das eine überhitzte und über- bevölkerte Stadt, deren Bewohner verschie- densten Nationalitäten angehörten, wie eine Riesenwelle überschwappte. Aus der Haupt- stadt wurde eine Weltstadt. Kaiser Franz Joseph I. hatte den Auftrag zum größten Bauvorhaben der Innenstadt gegeben: Altes mußte zerstört werden und in Porzellansammlung von Erzherzog Carl Ludwig und Erzherzog Franz Ferdinand atemberaubender Zeit entstand das Neue. Für (Augarten, Herend, Meißen)

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 129 / 04. 04. 2014 60 Österreich, Europa und die Welt – »1914 – 2014« Foto: Heeresgeschichtliches Museum / Michael Mössmer Österreich Journal Der Wagen von Gräf & Stift, in dem der Thronfolger und seine Gattin in Sarajevo erschossen wurden, ist im »Sarajevosaal« Heeresgeschichtlichen Museum Wien ausgestellt. Bristol. Die Baumeister, Maler, Musiker, werden: Ein Defizit von 19 Millionen Gulden zum Rathaus, dort wollte man beratschlagen, Dichter, Bildhauer, Schauspieler haben ihre war die Folge, was einer heutigen Kaufkraft wie man weiter vorgehen sollte mit dem Er- Namen in dieser Gründerzeit verewigt. Die von etwa 18 Millionen Euro oder 250 Mil- gebnis, den vorgesehenen Ablauf zu ändern. Ringstraßenzone prägte das architektonisch lionen Schilling entspricht. Der Thronfolger wollte Oberstleutnant Erik und gesellschaftliche Leben und wurde zum Das Wirschaftswunder – eine Seifenblase. von Merizzi, jenen Offizier, der bei dem Synomym für die liberal geprägte städtische Der Börsenverkehr brach völlig zusammen. eben erfolgten Anschlag verletzt wurde, im Verwaltung und staatliche Regierung jener Kurz- oder mittelfristig verschwand ein Groß- Spital besuchen. Danach wurde eine neue Zeit und den die Ringstraßenzone dominie- teil der Banken und etwa die Hälfte der bis Route für die Weiterfahrt besprochen. Durch renden Historismus, zugleich aber auch zu 1873 gegründeten Aktiengesellschaften. Dem reine Schlamperei wußten einige Fahrer da- jenem der Dominanz des Großbürgertums, hitzigen Treiben der Ringstraßenzeit folgte von aber nichts, weshalb auf halbem Wege das die wirtschaftliche Entwicklung mit eine Zeit der kalten Ernüchterung, erfüllt mit umgekehrt werden mußte. Es war kurz vor allen ihren positiven und negativen einer Vorahnung des Unterganges. Verdrängt 11 Uhr. Diese Gelegenheit nutzte der Entwicklungsstufen prägte. zwischen den Tanzschritten unter den Klän- Attentäter Gavrillo Princip und feuerte aus Und 1873 sollte die Weltausstellung quasi gen des Walzerkönigs Johann Strauß Sohn. der Zuschauermenge zwei Revolverschüsse zur Krönung werden. Glanz und Macht der auf Franz Ferdinand und seine Frau ab. Gründerzeit sollten der ganzen großen Welt Der letzte Tag Franz Ferdinand starb sofort, Sophie erlag vorgeführt werden. Kaiser, Zar, Könige und Anstelle seines Onkels, dem Kaiser von ihren Verletzungen auf dem Weg ins Kran- der Schah von Persien, mit seinem ganzen Österreich, machte er sich auf in die bosni- kenhaus. Harem im Schloß Hetzendorf einquartiert, sche Hauptstadt, nach Sarajevo. Obwohl es Der Attentäter wurde unmittelbar danach waren die nobelsten Gäste. Es sollte etwas berechtigte Befürchtungen gab, daß es dort verhaftet. Als Erklärung für seine Tat gab er Gewaltiges, Kolossales, Außergewöhnliches zu Unruhen kommen würde, wollte er dem Rache für die Unterdrückung der Serben entstehen. Und das ist mit der „Rotunde“, greisen Monarchen die Mühsal der langen durch Österreich-Ungarn an. Er gehörte der einem Rundbau im Durchmesser von 108 Reise ersparen und hat als Generalinspekteur radikal-nationalistischen Gruppe Jung-Bos- und einer Kuppelhöhe 84 (!) Metern auch ge- der österreichisch-ungarischen Armee an den nien an und stand in Verbindung zur serbi- lungen. Doch schon einige Tage nach der serbischen Manövern teilgenommen. Es war schen Geheimorganisation „Schwarze Hand“. feierlichen Eröffnung durch Kaiser Franz Jo- ein strahlender Sommertag, der 28. Juni Österreich stellte nach der Ermordung des seph am 1. Mai 1873 erschütterte der Börsen- 1914 – und der letzte Tag im Leben des Thronfolgerpaares ein Ultimatum, das Ser- krach nicht nur die Monarchie. Etwa 90 Pro- Thronfolgers und seiner Frau Sophie. Für bien nicht akzeptiert hat. Am 23. Juli 1914 zent aller Aktientitel verschwanden vom Wie- den Vormittag standen, wie üblich, Termine wird damit der Erste Weltkrieg ausgelöst. ner Kursblatt, Tausende Anleger verloren teils in der Öffentlichkeit fest, Begrüßung des Bür- Die beiden Schüsse beendeten innerhalb ihre letzten Ersparnisse. Und als ob das noch germeisters und seiner Stellvertreter, Stadt- weniger Minuten die beiden Leben, von nicht genug wäre, brach noch eine Cholera- rundfahrt. Auf dem Weg zum Rathaus, Franz denen sich so viele Österreicher eine besse- epidemie aus. Vielen der rund 50 Millionen Ferdinand und Sophie saßen im dritten Wa- re, friedlichere Zukunft erhofft hatten. Kein Einwohner der Donaumonarchie waren Rei- gen der Kolonne, löste ein für die beiden vor- Mensch konnte damals auch nur ahnen, daß se-, Schau-, Einkaufslust vergangen, selbst gesehener Sprengsatz, der unter dem nach- dies der Auslöser für den ersten der beiden so mit immerhin 7 Millionen Besuchern konnte folgenden Automobil explodierte, blankes verheerenden Weltkriege im 20. Jahrhundert die finanzielle Belastung nicht wettgemacht Entsetzen aus. Man fuhr umgehend weiter sein sollte.

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 129 / 04. 04. 2014 61 Österreich, Europa und die Welt – »1914 – 2014« Die Sonderausstellung 2014: »Regieren & Verlieren: Kaiser Karl – Eine Herausforderung zum Frieden« Fotos: Michael Mössmer / http://www.oesterreichfotos.at Ein Blick in die Sonderausstellung, die im Souterrain des Schlosses situiert ist. 2014 ist nicht nur für die Nachkommen von Erzherzog Franz Ferdinand von Öster- reich-Este und Herzogin Sophie von Hohen- berg ein denkwürdiges Jahr! Ganz Europa (die ganze Welt?) wird des Geschehens vom 28. Juni 1914 in Sarajevo und dessen weit- reichenden Folgen gedenken. Die Ermordung der beiden entfachte bekanntlich den Ersten Weltkrieg, der wiederum die Wurzel für den Zweiten war, wodurch uralte Machtstruktu- ren aufgelöst wurden. Ist es vermessen, ja frevelhaft zu behaupten, daß „Erzherzog Franz Ferdinand und Herzogin Sophie für

Bild rechts: Die Heilige Stephanskrone. Die alte, ehrwürdige Krone vom Heili- gen Stephan, die allein Macht und vor allem Legitimität verleiht. Kaiser Karl wurde am 30. Dezember 1916 zum König Karl IV. von Ungarn mit der Stephanskrone gekrönt. Kaiserin Zita wurde mit der Krone auf der rechten Schulter berührt, um damit ihre Rolle als Stütze der Krone und des Königs anzudeuten. Die Krone selbst wird in Budapest aufbewahrt. Dies ist die zeit- genössische Funeral-Krone, die für die Aufbahrung und das Begräbnis des Kaisers und Königs verwendet wurde – zum letzten Mal für Franz Joseph 1916.

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 129 / 04. 04. 2014 62 Österreich, Europa und die Welt – »1914 – 2014«

lung „Regieren & Verlieren“ einen Rück- blick auf Erzherzog Franz Ferdinands Nef- fen und Österreichs letzten Kaiser Karl I. 1916 übernahm der damals 29jährige ein Reich von mehr als 50 Millionen Bewohnern, das mitten in einem verheerenden Krieg steckte, der nicht zu gewinnen war… Seine Versuche, der Monarchie den heiß ersehnten Frieden zu bringen, schlugen fehl. – Hätte Erzherzog Franz Ferdinands Vision der „Vereinigten Staaten von Groß-Österreich“ den Frieden erhalten können? – Innenpoli- tisch vollbrachte Kaiser Karl wertvolle Re- formen, aber Hungersnot und Mangel an Res- sourcen bewirkten den totalen Zusammen- bruch der Monarchie. Stehen wir heute, 2014, nicht wieder vor den gleichen Umbruchsbewegungen wie vor 100 Jahren? Auch den Nachkommen des Thronfolgers stellt sich in den kommenden Jahren die Frage: „Wie erhalten wir den Frieden in Europa und was sind die globalen Voraussetzungen dafür?“ Darüber hinaus wird am 28. Juni 2014 zur Erinnerung an Erzherzog Franz Ferdi- nand und Herzogin Sophie von Hohenberg sowie der Millionen Opfer des Ersten Welt- krieges um 11 Uhr in der Basilika Maria Taferl Fotos: Michael Mössmer / http://www.oesterreichfotos.at ein Pontifikalamt von Kardinal Christoph Gips-Abguß der Totenmaske von Kaiser Karl I., 1. April 1922 Schönborn und Bischof Klaus Küng zele- ein geeintes, friedvolles Europa starben“? 2014 präsentiert das Ausstellungsteam briert. Im Anschluß daran findet ab 13:30 Denn erstmalig in der europäischen Ge- rund um Anita Hohenberg und den aus Au- Uhr ein feierlicher Akt mit Kranzniederle- schichte dürfen wir Zentraleuropäer seit bei- stralien stammenden Kurator Kerry R.J. Tat- gung in der Familiengruft zu Schloß Art- nah 70 Jahren in ununterbrochenem Frieden tersall (ehemals Professor für Geschichte in stetten statt. U.a. werden dazu Abordnungen leben! Dieses Novum und die dafür nötigen seiner Heimat, seit Jahrzehnten in Österreich diverser militärischer Traditionsverbände Bemühungen wurden 2012 auch mit der Ver- ansässig und bereits in seiner Funktion als aus der ehemaligen k. u. k.-Monarchie er- leihung des Friedensnobelpreises an die Marketingleiter der Münze Österreich im Aus- wartet. (Schloß Artstetten) Europäische Union gewürdigt. stellungswesen tätig) in der Sonderausstel- http://www.schloss-artstetten.at

Die Uniform von Erzherzog Ein Paar Reitstiefel aus Chevreau- Das ungarische Festkleid des vier- Carl Franz Joseph Leder, reich verziert mit Goldstickerei jährigen Kronprinzen Otto, 1916

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 129 / 04. 04. 2014 63 Österreich, Europa und die Welt – »1914 – 2014« April 1914 – Tirol vom Frieden in den Krieg Sonderausstellung im Tiroler Landesmuseum vom 4. April bis 30. November 2014 Foto: Bergiselstiftung 4. Regiment der Tiroler Kaiserjäger bei der Eidesleistung in Hall/Tirol am 13. August 1914 ie Sonderausstellung des Alt-Kaiser- militärische Dienstpflicht zu absolvieren. Sie werden. Zur Feuertaufe für viele Kaiserjäger Djägerclubs und der Bergiselstiftung the- wurden entweder zur gemeinsamen Wehr- wird die Schlacht bei Uhnów, die Albin matisiert die letzten Friedenstage, die Mobi- macht etwa bei den Kaiserjägern, zur öster- Egger-Lienz zu einem seiner berühmtesten lisierung und die ersten Erfahrungen im Er- reichischen Landwehr oder zu einer kurzen Gemälde veranlaßt. Der grausame Karpaten- sten Weltkrieg aus einer Tiroler Perspektive. Grundausbildung als Ersatzreservisten ein- winter und das Frühjahr 1915 machen viele Ausgewählte Objekte, Bilder und Texte füh- gezogen. Soldaten zu Invaliden, Frauen zu Witwen ren in mehreren zeitlichen und inhaltlichen und Kinder zu Waisen. Endlose Flüchtlings- Schlaglichtern in Ereignisse des ersten Gegen die Schützengräben kolonnen tragen den Krieg ins Hinterland. Kriegsjahres ein. Der zweite Teil der Ausstellung beleuch- tet den Beginn des Ersten Weltkriegs, die Mo- Das Kaiserjägermuseum Vor dem Krieg bilisierung, Vereidigung und den Ausmarsch Das Regimentsmuseum der Tiroler Kai- Zu Beginn wird die alte österreichisch- der Tiroler Einheiten. Ihre ersten Einsätze serjäger wurde 1880 im alten für museale ungarische Doppelmonarchie als ein großes bringen sie an die Fronten gegen Rußland im Zwecke adaptierten Schützenhaus der Kai- multiethnisches und komplexes Staatsgebil- Nordosten und gegen Serbien am Balkan im serjäger am Bergisel eröffnet. Im Laufe sei- de in der Mitte Europas skizziert. Es herrscht Südosten der Doppelmonarchie Österreich- ner Geschichte erfuhr das Museum mehrere wirtschaftlicher Wohlstand. Die europäischen Ungarn. Die unerwartet vielen Toten der er- Erweiterungen und Renovierungen. Seit 2011 Mächte liefern sich ein Wettrüsten. Die Aus- sten Kriegsmonate trüben die Kampf-Eupho- ist es unterirdisch mit dem „Tirol Panorama“ stellung gibt einen Überblick über die Or- rie der ersten Stunde. Bilder, Texte und verbunden. ganisation der Tiroler Truppenkörper, deren Ausrüstungsgegenstände geben Einblick in Das Kaiserjägermuseum zeigt reichhalti- Veränderungen, die Bewaffnung des Heeres, die militärische Technik vor 100 Jahren. Der ge Sammlungen von Bildern, Fahnen, Waf- die Uniformierung und Ausrüstung. Taugli- technisch automatisierte Krieg läßt die Ma- fen, Uniformen, Karten und Auszeichnungen che Männer hatten eine mehrjährige aktive schinengewehre zu Motorsensen des Todes aus der Geschichte der Tiroler Kaiserjäger-

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 129 / 04. 04. 2014 64 Österreich, Europa und die Welt – »1914 – 2014« regimenter, insbesondere des Ersten Welt- kriegs. Die Andreas-Hofer-Galerie erinnert u. a. mit Gemälden und Sammlerstücken an die Zeit der Freiheitskämpfe 1809. Teile der Tiroler Ehrenbücher mit den Namen vieler gefallener Tiroler der Jahre 1796 bis 1945 werden in der Landesgedächtniskapelle auf- bewahrt. Der Alt-Kaiserjägerclub gestaltet in Zusammenarbeit mit der Bergiselstiftung seit 1998 jährlich Sonderausstellungen, bei denen Materialien aus dem Kaiserjägerar- chiv und Privatsammlungen für die Besu- cherInnen aufbereitet werden. Als „Museum im Museum“ zeigt das Kaiserjägermuseum ein Regimentsmuseum im Stil des Übergangs zum 20. Jahrhundert. Thematisiert werden das Regimentsleben, die Regimentsgeschichte sowie herausra- gende Persönlichkeiten der Kaiserjäger. Im abschließenden „Europaraum“ kann das gegenwärtige Europa interaktiv erlebt wer-

den. „ Foto: Bergiselstiftung http://www.tiroler-landesmuseen.at Auszug der Tiroler Kaiserjäger via Bahn Gestellt. Fotografie als Werkzeug in der Habsburgermonarchie – von 30.04. bis 30.11.2014 ie und in welchem Zusammenhang Öffentlichkeit präsentiert. Der Schwerpunkt regionalen „Typen“ vor allem aus Zentral- Wwurden am Ende der Habsburgermo- liegt auf inszenierten Studioporträts von und Osteuropa. Die Bilder fanden Eingang narchie Bilder von ethnischen Typen ent- sowohl in private Sammelalben wie in eth- worfen? Was erzählen uns Klassifizierungen nografische und volkskundliche Publikatio- wie ein „Tiroler Schütze“ oder ein „huzuli- nen. Darüber hinaus zeigt die Schau bei- sches Ehepaar“ in Tracht heute? spielsweise die lichtbildnerischen Ergebnis- Die Fotosammlung des Österreichischen se anthropometrischer Messungen, die Re- Museums für Volkskunde enthält Tausende portagebilder des Wiener Kaiserhuldigungs- dieser typisierenden Menschendarstellun- festzugs von 1908. gen. Diese Fotografien fanden weite Verbrei- Es soll der spezifische Zirkulationsraum tung in der Bevölkerung und bei Touri- dieser Bilder ebenso skizziert werden wie stenInnen. Sie gaben einem die Möglichkeit die gesellschaftspolitische Rolle dieser foto- an die Hand, sich die „Anderen“ im Bild grafischen Kartografie des „einfachen“ Volks. vorzustellen. Beides hatte Teil an den Konstruktionen des So konnte sich beispielsweise eine „Eigenen“ und „Anderen“ in der Habsburger- WienerIn vermeintlich ein Bild davon ma- monarchie. Die historischen Umgangswei- chen, wie jemand in Sarajewo aussah, ohne sen mit diesen Bildern werfen aktuelle Fra- jemals dort gewesen zu sein. Die Ausstel- gen auf, wie Bilder die Wahrnehmung der lung untersucht, wie diese Bildproduktionen Zeit, in der man lebt, und die kollektiven Ge- ihre Wirkung vor dem Hintergrund der poli- schichtserzählungen beeinflussen und for- tischen und gesellschaftlichen Formierung men. Im Besondern will die Ausstellung die der Nationalitäten in der Habsburgermon- eminente Bedeutung von Bildern für Identi- archie entfalteten. Sie möchte den Blick für täts- und Nationalitätskonstruktionen hinterfra- eine Reflexion darüber öffnen, wie Bilder gen, und zwar nicht nur im Sinne großer po- unsere Sicht auf die Gegenwart und Vergan- litischer Debatten, sondern auch hinsichtlich genheit steuern. Foto: Österreichisches Museum für Volkskunde ihrer Einschreibung in ganz alltägliche Wahr- Die Ausstellung wird ausschließlich mit Oesterreichisch-ungarische nehmungen. Exponaten aus der Fotosammlung des Volks- National-Trachten: Nieder-Oesterreich, Bilder sind trotz ihrer Eindrücklichkeit Tullnerboden – Josef Löwy, inszeniert kundemuseums bestritten, die sich damit durch den Kostümmaler Franz Gaul – trügerisch und nie eindeutig. „ erstmals in dieser Breite der interessierten Wien – 1881–1890 http://www.volkskundemuseum.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 129 / 04. 04. 2014 65 Innenpolitik 402.223 Arbeitslose Sozialminister Rudolf Hundstorfer: Leichte Frühjahrserholung – Wirtschaftswachstum aber zu schwach, um Arbeitslosigkeit zu senken

er Stichtag Ende März 2014 bringt im dominierten“ Branchen steigt die Arbeits- DVergleich zum Vorjahr mit 3.474.000 losigkeit bei den Frauen mit 16 Prozent um 25.000 mehr Arbeitsplätze, aber mit einem überdurchschnittlich, während bei Männern Plus von 29.130 bei den Arbeitssuchenden der Anstieg bei 6,2 Prozent liegt. Auch re- auch eine weiter steigende Arbeitslosigkeit“, gional hat der genannte Effekt unterschiedli- sagte Sozialminister Rudolf Hundstorfer che Auswirkungen. In der Folge steigt die (SPÖ) angesichts der Arbeitsmarktdaten für Zahl der als arbeitslos Vorgemerkten in Tirol den Monat März. Damit sind aktuell 319.175 um 27,6 und in Salzburg um 17,8 Prozent. In Personen beim Arbeitsmarktservice arbeits- Wien beträgt die Zunahme 15,6 Prozent. los vorgemerkt. Inklusive der Schulungsteil- Relativ günstig liegen dagegen Kärnten mit nahmen, die gegenüber dem Vorjahr um einem Anstieg von 0,5, das Burgenland mit 6.916 ansteigend sind, beträgt die Zahl der 1,5 und die Steiermark mit 3,0 Prozent. als arbeitslos Vorgemerkten 402.223. Damit „Trotz der allmählich etwas günstigeren ist die Zahl der Arbeitssuchenden gegenüber Rahmenbedingungen bleiben die Problem- dem Vormonat um beinahe 39.000 Personen gruppen auch Ende März weiterhin die glei- gesunken, im Vergleich zum März des Vor- chen“, unterstrich Hundstorfer. Auf Grund jahres hat dieser Wert jedoch um 36.046 der starken Geburtenjahrgänge aber auch auf zugenommen. „Weiterhin liegt Österreich Grund der verminderten Wiedereinstiegs- somit bei der Gesamtarbeitslosenquote mit chancen nach einem Arbeitsplatzverlust steigt 4,8 Prozent sowie einer Jugendarbeitslosen- bei Älteren die Arbeitslosigkeit mit 20,1 Pro- Foto: Sozialministerium quote mit 9,4 Prozent an erster bzw. zweiter zent, bei nichtösterreichischen Staatsbür- Stelle im EU-Vergleich. Der österreichische Sozialminister Rudolf Hundstorfer gerInnen nimmt die Zahl der Arbeitslosen Arbeitsmarkt ist jedoch, wie in allen anderen che Aspekte zu berichten, fuhr der Minister um 20,5 Prozent zu und bei Personen mit europäischen Ländern, noch ein gutes Stück fort: Vor allem ist, erstmals seit dem Juli Behinderungen steigt sie um 29,4 Prozent. von einer anhaltenden Erholung entfernt. 2011, der Bestand an gemeldeten offenen Letzteres ist allerdings auch auf die weiter- Wie die aktuellen Prognosen der Forschungs- Stellen mit insgesamt 2,4 Prozent wieder hin steigende Zahl der Vormerkungen mit institute bestätigen, gibt es zwar eine leichte ansteigend. In der Arbeitskräfteüberlassung Behindertenpaß zurückzuführen. Konjunkturerholung, das Wirtschaftswachs- – als einen der wichtigsten Frühindikator der „Wir müssen auch heuer noch mit stei- tum müßte 2014 aber deutlich höher ausfal- Wirtschaftsbelebung – nimmt die Zahl der genden Arbeitslosenzahlen rechnen. Aller- len, um – aufgrund des regen Zuwachses des Stellen sogar um 14,5 Prozent zu, aber auch dings dürfte zumindest die Zeit der zweistel- Arbeitskräfteangebotes – die Zahl der Ar- im Informations- und Kommunikationswe- ligen Zunahmen nunmehr vorüber sein. Die beitslosen nachhaltig zu senken“, so Hunds- sen beträgt die Zunahme 8,8 und im Einzel- Entwicklung im März 2014 wird dahinge- torfer. handel 8,2 Prozent. In Kärnten beträgt die hend – auf Grund des genannten Sonder- Der Anstieg der Arbeitslosigkeit sei aller- Stellenzunahme gegenwärtig 23,9, in Nie- effekts – etwas ,unter seinem Wert‘ geschla- dings im März auch etwas nach oben ver- derösterreich 14,4 und an der dritten Stelle gen“, schloß der Sozialminister. zerrt. Ursache hierfür ist der heurige bzw. folgt Wien mit 14,3 Prozent. Schlußlicht bei der vorjährige Ostertermin, erläuterte der So- dieser Entwicklung bildet gegenwärtig Tirol Wöginger: Arbeitsmarktpaket entlastet zialminister. Im vorigen Jahr sei der 31. März mit einem Minus von 13,2 gefolgt vom Bur- ältere Arbeitnehmer und schafft der Ostersonntag gewesen und damit waren genland mit minus 12,8 Prozent. Anreize für mehr Beschäftigung zu diesem Zeitpunkt natürlich besonders In der Baubranche liegt die Zahl der Ar- „Das von der Bundesregierung beschlos- viele Personen in den Freizeitbranchen be- beitslosen aktuell um 11,4 Prozent unter dem sene Arbeitsmarktpaket entlastet vor allem schäftigt. Ein Gutteil des jetzigen Anstiegs Wert des Vorjahres; und die Zahl der Ar- ältere arbeitslose Arbeitnehmerinnen und der Arbeitslosigkeit im Tourismus (insge- beitslosen bei den jüngsten Arbeitsmarktein- Arbeitnehmer und schafft Anreize für mehr samt ein Plus von 8.746 Personen bzw. 26,8 steigerInnen – den 15- bis 19jährigen ist auch Beschäftigung“, hält ÖVP-Sozialsprecher Prozent) aber auch zum Teil im Handel dieses Monat wieder um 0,5 Prozent rück- August Wöginger fest. Auf Initiative der (5.500 Personen, das sind 13,5 Prozent An- läufig – „neben der Entlastung durch gerin- ÖVP hat der Nationalrat vergangene Woche stieg) ist auf diesen terminlichen Effekt zu- gere Geburtenjahrgänge haben hier die um- Maßnahmen zur Attraktivierung des Arbeits- rückzuführen. „Das wirkt sich entsprechend fassenden arbeitsmarktpolitischen Hilfestel- marktes sowie die Senkung der Lohnneben- negativ auf die Gesamtarbeitslosigkeit aus“, lung schon gut gegriffen“, sagte der Mini- kosten beschlossen. „Die Senkung der Ar- so Hundstorfer. ster. beitskosten stellt einen wichtigen Impuls Abgesehen von diesem Sondereffekt Nicht zuletzt auf Grund des „Oster- dar. Mit unserem Arbeitsmarktpaket setzen gebe es aktuell jedoch auch einige erfreuli- effekts“ und den davon besonders „frauen- wir Impulse für den Arbeitsmarkt und stär-

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 129 / 04. 04. 2014 66 Innenpolitik ken die Konkurrenzfähigkeit der Betriebe“, beitslosengeld oder Notstandshilfe leben. das schafft keinen einzigen Arbeitsplatz. Im betont Wöginger. Das 550 Millionen Euro Diese ist in Österreich im europäischen Ver- Gegenteil: Bleibt den Unternehmen und den umfassende Paket sieht 350 Millionen Euro gleich erschreckend niedrig. „Seit Jahren Menschen weniger Geld im Börsel, müssen für Maßnahmen für mehr Arbeitsplätze fordern wir Grünen eine Anhebung des Ar- sie den Konsum einschränken; dadurch wer- durch Eingliederungshilfen, Kombilohn- beitslosengelds auf 70 Prozent des letzten den Arbeitsplätze vernichtet. Das muß auch modelle und gemeinnützige Beschäftigungs- Einkommens. In Anbetracht der nun von der endlich der Regierung einleuchten, die stän- projekte vor. Zusätzlich sind 200 Millionen AK dargelegten erschreckenden finanziellen dig nur die Steuerschraube fester anzieht“, Euro für die Senkung der Lohnnebenkosten Lage Arbeitsloser und ihrer Familien wird mahnt Dietrich. Es sei höchst an der Zeit, vorgesehen. „Für die ÖVP stehen die Ent- deutlich, daß hier zu sparen extrem unver- nachhaltige Reformen einzuleiten, endlich lastung der Wirtschaft und die Belebung des antwortlich ist. Es wäre interessant zu hören, die Unternehmer zu stärken und den Faktor Arbeitsmarktes an oberster Stelle“, so der wie ÖVP-Familienministerin Karmasin die Arbeit zu entlasten. Und weiter: „SPÖ und ÖVP-Abgeordnete, der abschließend unter- Lage von Kindern in solchen Familien recht- ÖVP sollten einmal über die Grenzen schau- streicht: „Die ÖVP ist der Partner der Wirt- fertigt“, meint Birgit Schatz, Arbeitneh- en: Deutschland konnte die Arbeitslosenzahl schaft und der Arbeitnehmerinnen und Ar- merInnensprecherin der Grünen. sogar senken. Wenn jetzt nicht rasch gehan- beitnehmer. Uns geht es um Wachstum, Ab- Schatz fordert Sozialminister Hundstor- delt wird, verlieren wir international den An- sicherung bestehender und Schaffung neuer fer auf, endlich die Existenz Arbeitsloser und schluß!“ Arbeitsplätze in Österreich.“ ihrer Familien abzusichern: „Minister Hunds- Entscheidend ist für Dietrich aber auch, torfer ist durchaus bemüht, Initiativen zu set- „daß sich Leistung und Arbeit wieder lohnen Kickl: Hundstorfer ist wieder zen, um Arbeitslose wieder am Arbeitsmarkt müssen!“ Wegen der in Österreich viel zu Österreichs Arbeitslosigkeits- zu integrieren. Aber das allein genügt nicht. hohen Steuern und Abgaben sei der Unter- minister Nummer Eins Wenn der Lebensunterhalt nicht bestritten schied zwischen Arbeiten und nicht Arbeiten „Bereits zum dritten Mal in diesem Jahr werden kann, die Schulden wachsen, oft schon zu gering. durchstößt die österreichische Arbeitslosen- auch die gesundheitlichen Probleme, dann statistik die 400.000 Personen-Schwelle. sinkt die Wahrscheinlichkeit, daß Aktivitäten Leitl: Höhere Beschäftigungszahlen Solche Zahlen kennt man eigentlich nur aus der aktiven Arbeitsmarktpolitik erfolgreich lassen auf Erholung hoffen den Nachkriegsjahren in Österreich. Damit sind. Aktive und passive (=Geldleistung) Ar- „Es ist erfreulich, daß die Zahl der offe- bleibt dem roten Arbeits- und Sozialminister beitsmarktpolitik funktionieren nur, wenn nen Stellen im März mit einem Plus von 2,4 Rudolf Hundstorfer das Etikett ,Arbeits- sie zusammen gedacht und ergänzend prak- Prozent wieder leicht steigt. Das läßt darauf losigkeitsminister‘ auch weiterhin“, so FPÖ- tiziert werden.“ hoffen, daß erste schwache Tendenzen einer Sozialsprecher Herbert Kickl. „Allein, daß Schatz: „Wer in Österreich arbeitslos Erholung des Arbeitsmarktes in Sicht sind. bei den ausländischen Beschäftigten die Ar- wird, stürzt oft von einem Monat zum ande- Jetzt ist alles daran zu setzen, die Beschäf- beitslosigkeit erneut um 20,5 Prozent gestie- ren ins finanzielle Desaster. Wenn dann noch tigung anzukurbeln“, so Wirtschaftskam- gen ist, müßte beim SPÖ-Minister eigentlich eine Familie zu versorgen ist, spitzt sich die merpräsident Christoph Leitl. Die weiter alle Alarmglocken schrillen lassen. Dieser Situation weiter zu. Armut ist für Kinder steigende Arbeitslosenrate ist jedoch alar- steckt aber mit seinen roten Genossen wei- plötzlich kein Begriff mehr aus dem Mär- mierend. „Daher war die in der vergangenen terhin den Sand in den Kopf und tut nichts chen, sondern etwas, von dem sie selbst be- Woche vom Parlament beschlossene Sen- gegen den ungehinderten Zuzug von auslän- troffen sind. Das ist völlig inakzeptabel, kung der Lohnnebenkosten ein erster richti- dischen Arbeitnehmern nach Österreich, ganz überhaupt in Anbetracht der Tatsache, daß ge Schritt, um die Wirtschaft zu entlasten im Gegenteil er lobt diese Arbeitskräftemo- man oft jahrelang in eine Versicherung ein- und dringend notwendige Beschäftigungs- bilität sogar noch in den Himmel“, so Kickl zahlt, die genau in so einem Fall einspringen impulse zu setzen.“ weiter. soll.“ Daß die Zahl der Beschäftigten in der „Daß man wieder um rund 7.000 Arbeits- Altersgruppe ab 50 Jahre im März im Jah- lose mehr in AMS-Kursen parkt, die vielfach Dietrich: Wirtschaftstreibende resvergleich um 36.000 Personen gestiegen am Bedarf vorbeigehen, ist ein weiteres In- endlich entlasten! ist, belege einmal mehr, daß die heimischen diz für die fortgesetzte Konzeptlosigkeit die- „Der massive Anstieg der Arbeitslosen- Betriebe das Know-How und die Erfahrung ses roten Bundesministers in Sachen Ar- zahl im Vergleich zum Vorjahr hält an. Aber gerade dieser Fachkräfte schätzen. Dennoch beitsmarktpolitik. Obwohl Hundstorfer heuer SPÖ und ÖVP sind nicht willens, diese dra- sei hier Handlungsbedarf gegeben, betont allein 1,1 Milliarden Euro an AMS-Mitteln matische Entwicklung als Ergebnis einer Leitl: „Aus diesem Grund setzt das ebenfalls für Schulungen ausgibt, steigt die Arbeits- verfehlten Wirtschaftspolitik zu erkennen in der letzten Woche vom Nationalrat be- losigkeit weiterhin stark an. Dazu kommt, und entsprechend zu handeln“, erklärte die schlossene Älterenpaket über 350 Millionen daß der zuständige Minister nicht dazu bereit geschäftsführende Klubobfrau des Team Euro genau am richtigen Punkt an, in dem es ist, dem österreichischen Parlament Aus- Stronach und Arbeitsmarktsprecherin, Wal- Arbeitslose über 50, die bereits länger als 6 kunft über die tatsächliche Verwendung der traud Dietrich. „Wir brauchen dringend Monate ohne Job sind, mittels Einglie- AMS-Mittel zu geben, so der freiheitliche einen Kurswechsel hin zu Entlastung und derungsbeihilfe die Stellensuche erleich- Sozialsprecher. Steuersenkung! Dazu gehört eine Senkung tert.“ Im Rahmen von Eingliederungsbei- der Lohnnebenkosten ebenso, wie eine steu- hilfen erhalten Betriebe, die Personen mit Schatz: Aufschrei der AK ernst nehmen erliche Entlastung der Menschen, um den bestimmten Vermittlungshemmnissen eine Über 400.000 Menschen in Österreich Konsum anzukurbeln“, verlangt Dietrich. Stelle geben, einen Zuschuß zu den Lohn- und ihre Familien müssen derzeit von Ar- „Ständig neue Belastungen zu schaffen - kosten.

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 129 / 04. 04. 2014 67 Innenpolitik

„Derartige Anreize wirken direkt und Lage: Bei mehr als 25 Wochen Arbeitslosig- Familienzuschlag, das Arbeitslosengeld auf rasch. Eine Verlängerung des Arbeitslosen- keit wurden die finanziellen Einbußen für bis zu 80 Prozent des zuvor erzielten Netto- geldes ist aus Sicht der Wirtschaft dagegen 63 Prozent der Befragten ein „sehr großes einkommens. „Statt das Budget durch noch wenig effektiv“, so der WKÖ-Präsident. Problem“. mehr Transferleistungen weiter zu belasten Denn je länger die Arbeitslosigkeit dauert, und die Verlängerung der Arbeitslosigkeit zu desto schlechter gelingt die Reintegration in Neumayer: Beschäftigungs- fördern, gilt es gezielt Beschäftigungsim- die Arbeitswelt. „Deshalb sollte darüber nach- anreize verstärken pulse zu setzen. Ziel muß es sein, arbeitslose gedacht werden, wie eine möglichst frühzei- „Die Arbeitslosenzahl nimmt alarmieren- Menschen so schnell als möglich wieder in tige Unterstützung der Arbeitslosen noch de Ausmaße an, fast die Hälfte der Arbeits- den Arbeitsmarkt zu integrieren.“ besser gelingt.“ Bei Langzeitarbeitslosen losen hat höchstens die Pflichtschule absol- „Arbeit verteuert sich in Österreich dop- fehlten oft die notwendigen Anreize, eine viert. Es ist dringend an der Zeit mit nach- pelt so schnell als in der Eurozone. Diese Beschäftigung aufzunehmen. „Wir brauchen haltigen Strukturreformen die Wettbewerbs- Entwicklung stellt einen gravierenden Wett- wirksame Maßnahmen, die verhindern, daß fähigkeit des Arbeits- und Industriestandor- bewerbsnachteil dar, dem es gilt entgegenzu- es zu Langzeitarbeitslosigkeit kommt. Die tes zu steigern und Beschäftigungsanreize zu wirken“, so Neumayer. „Der Anteil der Lohn- Ausweitung der Eingliederungsbeihilfe ist verstärken“, so Christoph Neumayer, Gene- nebenkosten an den Arbeitskosten liegt in hier ein genauso wichtiger Schritt wie der ralsekretär der Industriellenvereinigung. der EU durchschnittlich bei 23,7 Prozent, in stärkere Einsatz von Kombilohnmodellen.“ „Die von Arbeitnehmervertretern jüngst Österreich bei 26,7 Prozent. Die jüngst von geforderten Ausweitungen im Bereich der der Regierung beschlossene – richtige – Achitz: Arbeitslosengeld erhöhen, passiven Leistungen sind indes der falsche Senkung des UV- und IEF-Beitrages um je Wirtschaft ankurbeln Weg. Eine Erhöhung des Arbeitslosengeldes ein Zehntel kann daher nur ein Anfang sein“, „Aus diesem Tal kommen wir nur wieder ist kontraproduktiv; bereits jetzt ist der so der IV-Generalsekretär. „Eine substan- heraus, wenn wir die Wirtschaft ankurbeln. Beitragssatz zur Arbeitslosenversicherung, zielle Senkung der Lohnnebenkosten wirkt Jetzt ist die Zeit für Investitionen – gespart der je zur Hälfte von Arbeitnehmern und Ar- wachstumssteigernd und beschäftigungsför- haben wir schon genug“, sagt Bernhard beitgebern finanziert wird, doppelt so hoch dernd. Gerade im Hinblick auf die schwieri- Achitz, Leitender Sekretär des ÖGB. In- als in Deutschland“, so Neumayer. Während ge Arbeitsmarktlage ist es daher umgehend vestieren müßte sowohl die private Wirt- in anderen Ländern die Nettoersatzrate mit erforderlich, daß nunmehr auch die im Re- schaft als auch der öffentliche Sektor, „vor zunehmender Dauer der Arbeitslosigkeit gierungsprogramm vorgesehene Prüfung und allem in soziale Infrastruktur wie Pflege, in stärker sinkt oder auch entfällt, steht in Ös- Auslotung weitere Potentiale zur Senkung Kinderbetreuung, sozialen Wohnbau, For- terreich zudem nach dem Arbeitslosengeld der Lohnnebenkosten unter den Gesichts- schung und Entwicklung sowie in Bildung. die zeitlich unbefristete Notstandshilfe zu. punkten der Effizienz und Kostenwahrheit Infrastrukturinvestitionen rechnen sich dop- Weiters erhöhen diverse Zuschläge, wie der konsequent angegangen wird.“ „ pelt für den Arbeitsmarkt: Zuerst entstehen Jobs bei der Errichtung von Schulen, Kin- dergärten und so weiter, und später dann Spindelegger begrüßt stabiles dauerhafte Arbeitsplätze, zum Beispiel für Rating von Standard & Poors soziale Berufe“, so Achitz. Auch eine Erhöhung der Kaufkraft würde ach Moodys und Fitch hat nun auch die Schuldenstandes auf Grund der Causa Hypo die Wirtschaft ankurbeln. „Die Arbeitneh- Ndritte große Ratingagentur Standard & in ihr Gutachten miteinbezogen. Daß das merinnen und Arbeitnehmer brauchen rasch Poors Österreich eine hohe Bonität beschei- Urteil von S&P trotzdem mit einem stabilen eine Steuerstrukturreform, damit die jähr- nigt. Finanzminister Michael Spindelegger Ausblick ausgefallen ist, zeigt, daß die lichen Lohnerhöhungen auch bei ihnen an- begrüßt das stabile Rating: „Die Bestätigung Regierung mit der angestrebten Lösung die kommen und nicht nur beim Finanzmini- unserer AA+ Bonität mit stabilem Ausblick richtige Entscheidung getroffen hat“, beton- ster“, fordert Achitz. Als Gegenfinanzierung durch die Ratingagentur Standard & Poors te Spindelegger. bieten sich Vermögenssteuern an, denn sehe ich als eine Bekräftigung dafür, daß wir „Gelobt wurden wir für unsere seit Jahren große Vermögen würden meistens ohnehin mit unseren Maßnahmen den richtigen Weg stabile Finanzpolitik, unsere kontinuier- wenig wachstumswirksam gehortet, wäh- eingeschlagen haben.“ lichen Bemühungen zum Schuldenabbau so- rend Arbeitseinkommen sofort konsumiert „Die Fortschritte der Bundesregierung bei wie unsere Maßnahmen zur Ankurbelung werden. der Budgetkonsolidierung werden von S&P des Wirtschaftswachstums und unserer Wett- Ebenso wichtig ist es auch, die Kaufkraft ausdrücklich gewürdigt. Wichtige Teilziele bewerbsfähigkeit. Darüber hinaus hat Stan- derjenigen Menschen zu erhalten, die ihren auf dem Weg zum strukturellen Nulldefizit dard & Poors hervorgehoben, daß Österreich Job verloren haben. „Das Arbeitslosengeld für 2016 sind bereits erreicht“, spricht Spin- innerhalb der Eurozone das zweithöchste muß zumindest auf EU-Niveau angehoben delegger Kürzungen bei den Ermessensaus- Bruttoinlandsprodukt pro Kopf vorweisen werden“, fordert Achitz. Daß das Arbeits- gaben sowie die Verabschiedung des Abga- kann“, berichtete der Finanzminister weiter. losengeld zu niedrig ist, geht auch aus einer benänderungsgesetzes an. „Daher bleibe ich meinem Hauptziel weiter- aktuelle Studie der Arbeiterkammer hervor: In die Bewertung eingeflossen seien auch hin treu: Solide Finanzen als Basis für ein Mit dem niedrigeren Einkommen während die finanziellen Auswirkungen der Hypo erfolgreiches Österreich. Daher wird sich der Arbeitslosigkeit kam fast jeder Zweite Alpe Adria-Entscheidung und die damit ver- das Ziel des strukturellen Nulldefizits 2016 (48 Prozent) nicht aus. Je länger kein Ar- bundene Erhöhung der Staatsschulden: „Die auch in den Budgetplänen 2014 und 2015 beitseinkommen, umso schlimmer wurde die Ratingagentur hat die Erhöhung unseres widerspiegeln“, schloß Spindelegger. „

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 129 / 04. 04. 2014 68 Innenpolitik Hofübergabe Hermann Schultes ist neuer Chef der Landwirtschaftskammer Österreich.

ei einem Festakt im Palais Niederöster- Breich würdigten der Vizekanzler, meh- rere Bundesminister, Vertreter von Landes- regierungen, Abgeordnete zu den gesetzge- benden Körperschaften und alle Sozialpart- ner-Präsidenten am 28. Feber gemeinsam den scheidenden Präsidenten Gerhard Wlod- kowski für dessen jahrelangen Einsatz und gratulierten Hermann Schultes zu seiner neuen Funktion. An der Spitze der Gratulanten aus Politik und Wirtschaft überbrachte auch der neue Bundesminister Andrä Rupprechter herzliche Glückwünsche und Geschenke. Eine Woche später, am 6. März, hatte die Landwirtschaftskammer Österreich zu einer Pressekonferenz geladen, bei der Schultes die Arbeitsschwerpunkte für die kommenden

Jahre formulierte: „Drei wesentliche Schwer- Foto: LK NÖ/Posch punkte werden die Arbeit der bäuerlichen Bundesminister Andrä Rupprechter (l.) stellte sich mit herzlichen Glückwünschen und Geschenken für den neuen Präsidenten, Hermann Schultes, ein. Interessenvertretung in den nächsten Jahren bestimmen: Zum Ersten gilt es, die bäuer- des Programms ,Ländliche Entwicklung‘ und entwickelte Selbstorganisation in Genossen- lichen Betriebe wettbewerbsfähig zu halten. somit der Investitionsförderung. In Wirklich- schaften und Verbänden. Unabdingbar dazu Wir müssen täglich unsere Kunden gewin- keit zählt jetzt jeder Tag, den unsere Bauern gehört ein hoher Grad an Aus- und Weiter- nen, die Abnehmer aus der Verarbeitungs- schon zu investieren bereit wären, so sie grü- bildung. Das betrifft sowohl die schulische wirtschaft ebenso wie jeden einzelnen Kon- nes Licht erhalten“, unterstrich Schultes. Ausbildung als auch jene der Beratung, aber sumenten. Zweitens muß unsere Land- und auch Lehrgänge in Landwirtschaftskammern Forstwirtschaft auch in Zukunft flächendek- Flächendeckende Land- und LFI. Um wissenschaftlichen Anspruch kend funktionieren. Nur so bleiben die länd- und Forstwirtschaft mit Praxisnähe noch enger zu verbinden, lichen Regionen vital, nur so können die „Nur eine flächendeckende Land- und regen wir die Einrichtung von Fachhochschu- Lebensräume und somit die Grundlagen für Forstwirtschaft kann Ressourcen und Le- len an. Darüber hinaus müssen Forschung den Tourismus gesichert werden. Daher sind bensräume gleichzeitig sichern. Damit je- und Entwicklung verstärkt werden, um die natürliche Nachteile auszugleichen. Das läßt doch die bäuerlichen Betriebe auch in Ge- künftigen Anforderungen an die Betriebe bes- sich nur – und das ist der dritte Schwer- bieten mit natürlichen Nachteilen weiterhin ser meistern zu können“, informierte Schul- punkt – mit einer bäuerlichen Landwirt- erfolgreich arbeiten können, sind diese Be- tes. schaft bewältigen, die in Eigenverantwor- wirtschaftungserschwernisse auch in Zukunft tung und mit hoher Selbstorganisation in Ver- auszugleichen. Damit sichert man lebendige Größte Herausforderungen bänden wie auch Genossenschaften arbeitet ländliche Räume und gleichzeitig Wirtschaft „Zu den größten Herausforderungen der und wirtschaftet.“ und Arbeitsplätze in Regionen weit abseits nächsten Zeit zählen – nicht nur für die der Marktzentren. Darüber hinaus wird da- Landwirtschaft – die negativen Folgen des Wettbewerbsfähigkeit erhöhen mit auf die kostengünstigste Weise die Basis immer stärker spürbar werdenden Klima- „Die Wettbewerbsfähigkeit ist die Basis für den Tourismus gelegt, der in der Volks- wandels. Hier ist unser Ziel eindeutig: Wir erfolgreichen Wirtschaftens. In vielen Fällen, wirtschaft eine wesentliche Rolle spielt. müssen weg von den fossilen und hin zu den das zeigen die heimischen Exporterfolge, Ohne funktionierende Land- und Forstwirt- erneuerbaren Energieträgern und Rohstof- wird dieser Weg schon beschritten. Doch schaft – auch in entlegenen ländlichen Räu- fen. Genauso gefordert sind die Bäuerinnen macht die internationale Konkurrenz auch men – wären ein erfolgreicher Tourismus und und Bauern in der Antwort auf die sich im- vor unseren Grenzen nicht halt, und so müs- eine weltweit konkurrenzfähige holzverar- mer rascher ändernden Kundenansprüche. sen wir täglich um unsere Kunden kämpfen, beitende Industrie undenkbar“, gab Schultes Diese müssen wir rechtzeitig erkennen und denn das Schnitzel muß immer aus Öster- zu bedenken. richtig darauf reagieren. Gleichzeitig müs- reich stammen. Wir sind diejenigen, die den sen wir im Dialog mit den Konsumenten klar Tisch decken, und das wollen wir auch in Bäuerlichkeit als Programm machen, daß wir diejenigen sind, die das Zukunft tun. Wir sind diejenigen, die zu einer „All diese Herausforderungen bewältigen Leben pflegen, schützen und bewahren. Da- größeren Unabhängigkeit Österreichs von am besten und effektivsten bäuerliche Fa- zu gilt es, das Wissen über die Landwirt- Energieimporten beitragen können. Daher milienunternehmen. Ihre Basis sind Eigen- schaft besser zu kommunizieren – von der drängen wir auch auf einen raschen Beschluß tum, Eigenverantwortung, Fleiß und eine gut Schulbank bis in das alltägliche Leben hin-

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 129 / 04. 04. 2014 69 Innenpolitik ein. Schließlich ist es auch notwendig, unse- für Kammermitglieder und Genossen- Erfüllung ihrer Aufgaben hat die land- und ren bäuerlichen Unternehmern aktiv dabei schaftsmitarbeiter, forstwirtschaftliche Berufsvertretung per zu helfen, besser mit den Volatilitäten des  Organisation gemeinsamer Veranstaltun- Bundesgesetz (BGBI. Nr. 259/1924, 222/ offenen Weltmarkts und der Wetterkapriolen gen, 1931) das Recht Gesetz- und Verordnungs- umzugehen. Weiterentwickelte Risiko-Absi-  Übernahme von Verwaltungsaufgaben, die entwürfe der Ministerien zu begutachten, cherungssysteme schützen dabei nicht nur der Staat an die Länder abgibt (z.B. die wovon jährlich bis zu 200 Mal Gebrauch ge- die Bauern, sondern damit auch unser aller formale Abwicklung der Fördermaßnah- macht wird. Seit Bestehen der Zweiten Re- Lebensgrundlagen. Darüber hinaus sind sie men), publik hat der Bundesgesetzgeber der Präsi- ein starkes Motiv für junge Menschen, den  Zusammenarbeit mit land- und forstwirt- dentenkonferenz auch in über 40 Bundesge- Beruf des Landwirts zu ergreifen“, erklärte schaftlichen Interessenvertretungen ande- setzen Mitwirkungsrecht, namentliche Ent- Schultes. rer Staaten. Einerseits nimmt die LK sendungsrecht für Beiräte und Kommissio- Österreich damit jene Aufgaben wahr, die nen und besondere Anhörungsrechte einge- Die Aufgaben der LK Österreich alle Kammern und ihre Mitglieder in räumt. Die LK Österreich ist damit in der Die Betreuung der Mitglieder, die Vertre- gleicher Weise berühren, etwa bundes- Rechtsordnung des Bundes fest verankert. tung gegenüber dem Staat und anderen Be- rechtliche Angelegenheiten wie Steuer- rufsgruppen sowie die Mitwirkung an recht oder Sozialversicherung. In diese Standespolitische Tätigkeit Staatsaufgaben sind die wesentlichen Auf- Kategorie fallen auch jene Tätigkeiten, der LK Österreich gaben der LK Österreich. Zum umfassenden die die Kammern im Zusammenhang mit Die standespolitische Vertretung der Kam- Tätigkeitsbereich zählen unter anderem: der Mitgliedschaft Österreichs in der mermitglieder erfolgt auf der Basis von de-  Erstellung von Vorschlägen und Gutach- Europäischen Union zusätzlich zu erfül- mokratischen Wahlen. Bei dieser treten ten an Behörden, insbesondere zu Geset- len haben. Parteien oder Parteiorganisationen als wahl- zes-Entwürfen und Verordnungen sowie werbende Gruppen auf. Die Legislaturpe- die Beratung der Behörden, Andererseits muß sie gemäß dem Koordi- riode der Landeskammern ist aufgrund der  Entsendung von Vertretern in Organisa- nierungsauftrag auch jene Aufgaben erfül- unterschiedlichen Landesgesetze verschie- tionen und Erstellung von Vorschlägen len, die zwar in erster Linie die einzelnen den lang. Der Auftrag zur Interessenvertre- für Postenbesetzungen, Kammern und ihre Mitglieder betreffen, wo tung beinhaltet daher auch Kontakte zu poli-  Förderung der Zusammenarbeit der Land- aber grundsätzlich gleiche Interessenlage ge- tischen Parteien und ihren Mandataren, um wirtschaftskammern untereinander sowie geben ist. Das betrifft u.a. die Flurverfas- diese wirksam von der Notwendigkeit von der Beziehungen zum landwirtschaft- sung, den Grundverkehr, das landwirtschaft- gesetzlichen Maßnahmen im Interesse der lichen Genossenschaftswesen, liche Schulwesen, die Tierzucht und den Na- Bauern zu überzeugen. „  Einrichtung von Fortbildungsinstituten turschutz. Als ein fundamentales Recht zur http://www.lko.at Produktionswert der Landwirtschaft 2011: 7.310 Mio. €

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 129 / 04. 04. 2014 70 Innenpolitik Rund 140 Millionen Euro für Bahn-Infrastruktur in NÖ und 140 Millionen Euro werden in den Rweiteren Ausbau der Bahn-Infrastruktur in Niederösterreich investiert. So sollen 16 Bahnhöfe modernisiert, das Park and Ride- Angebot erweitert und Regionalbahnstrek- ken attraktiviert werden. Eine entsprechende Vereinbarung haben Landeshauptmann Er- win Pröll, Bundesministerin Doris Bures, ÖBB-Vorstandsvorsitzender Christian Kern und Landesrat Karl Wilfing im NÖ Land- haus in St. Pölten unterzeichnet. Bereits im Februar 2009 haben sich Bund und Land auf ein Investitionspaket von ins- gesamt 120 Millionen Euro zur Umgestal- tung von 18 Bahnhöfen in Niederösterreich geeinigt. Von diesen seien mittlerweile 13 modernisiert worden, die restlichen fünf würden noch heuer fertiggestellt werden, in- formierte Landeshauptmann Pröll zunächst. Foto: NÖ Landespressedienst / Reinberger Nun sei es darum gegangen, „frühzeitig v.l.: ÖBB-Vorstandsvorsitzender Christian Kern, Bundesministerin Doris Bures, Landeshauptmann Erwin Pröll und Landesrat Karl Wilfing den nächsten Schritt zu planen“, so Pröll: „Darum erfolgt heute der Start für ein weite- Zweirad-Stellplätze in Niederösterreich, bis „Niederösterreich ist das Bahnland Num- res Investitionsprogramm.“ Demnach wer- 2017 sollen an 29 Bahnhöfen neue Stell- mer eins in Österreich“, sagte ÖBB-Vor- den bis zum Jahr 2018 an weiteren 16 Bahn- plätze hinzukommen. standsvorsitzender Kern: „Es ist unsere Ver- höfen in Niederösterreich bauliche Maßnah- Das gemeinsame Ziel sei, „noch mehr pflichtung, diesen Status weiter auszubau- men vorgenommen. Menschen auf die Bahn zu bringen und sie en.“ Darum werde man „die Qualitätsoffen- Im Bereich der Park and Ride-Stellplätze sicher und umweltfreundlich zu transportie- sive vehement fortsetzen“ und wolle „den gibt es derzeit rund 30.000 Pkw- und 23.000 ren", meinte Bundesministerin Bures. Kundenkomfort weiter verbessern“. „ Verwaltungsmesse 2014 im Zeichen der Reform

ine schlanke, dynamische und starke Ver- Managern der öffentlichen Verwaltung zu- ergänzt. Unter anderem haben Themenforen Ewaltung steht auf der Agenda der Bun- gänglich zu machen. Durch die Institution zu aktuellen Fragestellungen wie Krisenma- desregierung. Im Bundesministerium für Fi- Verwaltungsmesse soll die Kontinuität des nagement, Steuerung und Wirkungsorientie- nanzen haben wir beispielsweise die Arbeit- Wissenmanagements, auch über die Grenzen rung stattgefunden. nehmerInnen-Veranlagungen modernisiert. von Legislaturperioden hinweg, gewährlei- Erstmals fand im Rahmen der Verwal- Mittlerweile finden bereits deutlich mehr als stet werden“, sagte Manfred Matzka, Prä- tungsmesse auch ein Ideenwettbewerb von die Hälfte dieser Veranlagungen über Finanz sidialchef im Bundeskanzleramt. „Begriffe Studierenden der Fachrichtung Public Mana- Online statt. Mein persönlicher Dank gilt wie Verwaltungsmodernisierung und Verwal- gement zur Verwaltung der Zukunft unter aber auch den Menschen, die hinter diesen tungsreform klingen vielleicht schon über- dem Titel „ideas4future“ statt. „Es ist ausge- Verwaltungsleistungen stehen, denn sie schul- holt, aber tatsächlich passiert in der Verwal- sprochen spannend zu sehen, wie sich künf- tern das ganze System“, sagte Sonja Steßl, tung unglaublich viel und nicht selten wer- tige Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer Staatssekretärin im Finanzministerium, am den neue Tools zuerst in der Verwaltung aus- die Verwaltung der Zukunft vorstellen“, sagte 27. März anläßlich der Eröffnung der Ver- probiert. Und es ist die Verwaltung, die dann Matzka. waltungsmesse, die unter dem Titel „Verwal- als Impulsgeber für die Wirtschaft fungiert.“ „Das Bundeskanzleramt freut sich, daß so tungsreform – what else?“ in der Messe Wien Zum ersten Mal fand diese Messe ge- viele Kolleginnen und Kollegen aus den Ge- abgehalten wurde. meinsam mit der Produktmesse der Bundes- bietskörperschaften und durchaus auch Ex- Um innovative und moderne Lösungen beschaffung GmbH statt. Dabei wurden – pertinnen und Experten aus der Privat- der österreichischen Verwaltung zu präsen- neben Procurement und Einkauf – neue Ideen wirtschaft der Einladung zur Messe gefolgt tieren, veranstaltete das Bundeskanzleramt und Entwicklungen aus dem Bundes-, Län- sind. Dadurch wird eine breite Spanne an in Zusammenarbeit mit dem Finanzministe- der- und Kommunalbereich zu den Themen interessanten Vorschlägen skizziert. Manche rium und gemeinsam mit den Partnern Wien „Personal & Finanzen“, „Kooperationen & Aussteller sind seit der ersten Stunde der und Steiermark bereits zum dritten Mal die Shared Services“ sowie „Verwaltungseffi- Verwaltungsmesse dabei, wie das Außenamt Verwaltungsmesse für ein Fachpublikum aus zienz & Bürgerorientierung“ präsentiert. oder das Finanzministerium, andere sind das Verwaltung und Wirtschaft. „Das Anliegen Die Ausstellung und ihre Messestände erste Mal mit an Bord wie die Bundessport- der Verwaltungsmesse ist es, die neuesten wurden von einem reichhaltigen Vortrags-, einrichtungen oder die Parlamentsdirektion“, Entwicklungen vorzustellen und sie den Präsentations- und Diskussionsprogramm so Sektionschef Matzka abschließend. „

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 129 / 04. 04. 2014 71 »Burgenland Journal« Güssing: modernste Kaserne Europas offiziell übergeben Niessl: Bundesheer ist ein Garant für hohe Professionalität bei Schutz und Hilfe Fotos: Bgld. Landesmedienservice Verteidigungs- und Sportminister Gerald Klug, (vorne rechts), Generalstabschef General Othmar Commenda (vorne links), Landeshauptmann Hans Niessl (hinten rechts) und Oberstleutnant Thomas Erkinger, Kommandant des Jägerbataillons 19 (hinten links), beim Abschreiten der Front der Ehrenformation der Garde mit der Militärmusik der Garde unter der burgen- ländischen Leitung von Major Hans Kausz

ie Bundesimmobiliengesellschaft BIG ermöglichen. Die neue Montecuccoli-Kaser- etwas wert sein“, so Niessl im Rahmen der Dinvestierte 46,5 Millionen Euro in den ne ist ein Signal dafür, daß in die Zukunft feierlichen Übergabe der Kaserne. „Mit der Bau der modernsten Kaserne Österreichs in investiert wird. Die Sicherheit muß uns et- neuen Kaserne in Güssing wird eine neue Güssing. Am 21. März fand durch Verteidi- was wert sein, unser Bundesheer muß uns Messlatte für die Sicherheit und die Qualität gungs- und Sportminister Gerald Klug und Landeshauptmann Hans Niessl die feierliche Übergabe der Montecuccoli-Kaserne statt. Diese umfaßt ein Verwaltungsgebäude mit Betreuungseinrichtungen, vier Unterkunfts- gebäude, einen Garagen- und Werksstätten- komplex, eine Sporthalle und Sportplätze so- wie ein Wohnhaus für Kaderangehörige. Der gesamte Gebäudekomplex erstreckt sich über 36.800 Quadratmeter. Die Kaserne gilt als Vorzeigeeinrichtung des Österreichischen Bundesheeres. Sowohl Rekruten als auch Ka- derpersonal werden in Güssing ausgebildet. „Die Sicherheit liegt den Menschen in unserem Land besonders am Herzen. Das Bundesheer steht für Schutz und Hilfe, es ist ein Garant für eine hohe Professionalität, ob im Inland bei – zum Beispiel in Katastro- pheneinsätzen – oder bei Einsätzen im Aus- land um den Frieden zu sichern. Die Politik Feierliche Schlüsselübergabe an den Kommandanten des Jägerbataillon 19: Ver- teidigungs- und Sportminister Gerald Klug und Landeshauptmann Hans Niessl mit hat die Aufgabe Rahmenbedingungen zu Oberstleutnant Thomas Erkinger (l.), Kommandant des Jägerbataillons 19, und schaffen, die ein Höchstmaß an Sicherheit BIG-Geschäftsführer Hans-Peter Weiss (r.)

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 129 / 04. 04. 2014 72 »Burgenland Journal« Fotos: Bgld. Landesmedienservice Im Rahmen der Feierlichkeiten wurden Personen, die sich um den Bau der Kaserne Verdienste erworben haben, durch Landeshauptmann Hans Niessl und Landeshauptmann Stellvertreter Mag. Franz Steindl ausgezeichnet.

der Ausbildung und der Unterbringung der ein Unterkunftsgebäude für die Jägerkom- soll. Die Realisierung des Ausbaus der Ka- Soldaten gelegt“, betonte Klug. panie, ein Wohnhaus für Kaderangehörige serne Güssing ist als erste Musterkaserne sowie Garagen und Werkstätten, eine Sport- nach dem Modell „Kaserne 2010“ erfolgt. Jägerbataillon 19 an einem halle und ein Sportplatz. Herzstück der run- Wesentlich sei eine zeitgemäße Unter- Standort zusammengeführt derneuerten Montecuccoli-Kaserne ist das bringung der Soldaten, betonte der Verteidi- In der neuen Kaserne in Güssing sind alle neue 180 Meter lange Kommandogebäude in gungs- und Sportminister: „Die Unterkünfte Soldaten und Bedienstete des Jägerbataillons dem sämtliche Kommando- und Stabsein- der Soldaten wurden an moderne Standards 19 zusammengeführt. Bisher war das Jäger- heiten sowie die Lehr- und die Speisesäle angepaßt. Es gibt adäquat große Räume mit bataillon 19 mit ca. 750 Soldaten in den Ka- und das Soldatenheim untergebracht sind. einer modernen Einrichtung und Ausstat- sernen Oberwart, Güssing und Pinkafeld tung. Auch der Sozialbereich hat hohe Quali- untergebracht. In der Montecuccoli-Kaserne Musterkaserne tät.“ Die 200 Vier-Mann-Zimmer sind je 32 finden bis zu 800 Soldaten Platz. Im Rahmen der Projektorganisation ÖBH Quadratmeter groß und mit einer eigenen Die meisten Gebäude der alten Kaserne 2010 wurde ein Konzept für die Kasernen kleinen Naßzelle mit WC und Dusche aus- wurden abgerissen, nur das Unterkunftsge- der Zukunft erarbeitet, das vor allem die gestattet. Sie dienen entweder vier Rekruten bäude wurde generalsaniert. Neu errichtet Unterbringung der Soldaten nach den heute oder zwei Kadersoldaten als Unterkunft be- wurden ein Verwaltungs- und Sozialtrakt, absehbaren Anforderungen sicherstellen ziehungsweise werden als Alarmunterkunft von bis zu acht Kaderangehörigen genutzt. Die Ausbildungs-, Sozial- und Sportbe- reiche wurden modern gestaltet. Die Bauzeit betrug drei Jahre.

Anschluß an lokales Fernwärmenetz „Die Montecuccoli-Kaserne ist an das lo- kale Fernwärmenetz in Güssing angeschlos- sen. Zusätzliche Energiesparpotentiale wer- den durch moderne Wärmedämmung, Wär- merückgewinnung aus der Abluft der Naß- räume, sowie Unterstützung der Warmwas- serbereitung durch Solarpaneele genützt“ sagte BIG-Geschäftsführer Hans-Peter Weiss. Im Rahmen der Feierlichkeiten wurden Personen, die sich um den Bau der Kaserne Verdienste erworben haben, durch Landes- hauptmann Hans Niessl und Landeshaupt- v.l.: Landesrätin Michaela Resetar, Landesrätin Verna Dunst, Oberstleutnant Thomas Erkinger, Verteidigungs- und Sportminister Gerald Klug, Landeshauptmann mann Stellvertreter Franz Steindl ausge- Hans Niessl und Landeshauptmann Stellvertreter Franz Steindl zeichnet. „

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 129 / 04. 04. 2014 73 »Burgenland Journal« Grenzüberschreitende gemeinsame Projekte Verkehrs- und Straßenprojekte sollen mit EU-Mitteln realisiert werden – LH Niessl und Ungarns Verteidigungsminister Hende zu Arbeitsgespräch zusammengetroffen Foto: Bgld. Landesmedienservice Beste Geprächsbasis (v.l.): Levente Magyar, stv. Staatssekretär für auswärtige Angelegenheiten, Amt des Premiers, Tivadar Puskas, Bgm. Szombathély, Csaba Hende, Verteidigungsminister Ungarn, LH Hans Niessl und LR Helmut Bieler

er grenzüberschreitende Verkehr auf sei es, auch für die laufende Periode 2014- Grenzverkehr ohne Hindernisse, DSchiene, Straßen und Radwegen stand 2020 gemeinsam ein möglichst großes För- Ausbau der Grenzübergangsstellen im Mittelpunkt eines Arbeitsgesprächs von dervolumen zu lukrieren, so Niessl. Man ha- Der Abbau der ehemaligen Grenzkon- Landeshauptmann Hans Niessl mit Ungarns be bereits ein Verkehrskonzept in Auftrag trollstellen schreite mit Riesenschritten vor- Verteidigungsminister Csaba Hende am gegeben, nun werde das auch in Ungarn ge- an, in den kommenden zwei Jahren sollen sie 20. März in Eisenstadt. Auf der Basis eines schehen. „Dieses grenzüberschreitende Ver- Geschichte sein. Ausbauen wollen die Part- grenzüberschreitenden Gesamtverkehrskon- kehrskonzept wird die Grundlage für Projek- ner dagegen die Grenzübergangsstellen. zeptes sollen Projekte erarbeitet und mit EU- te sein, die dann umgesetzt werden sollen“ Derzeit bestehen 31, geplant ist eine Ver- Fördermitteln aus dem ETZ-Programm AT- erklärte Niessl. dopplung. „Derzeit gibt es alle 12 km eine HU 2014-2020 gemeinsam realisiert werden. Grenzübergangsstelle im Straßenverkehrs- „Ich denke, wir sind hier auf einem sehr Im Eilzug von Jennersdorf bereich zwischen Österreich und Ungarn. Im guten Weg, eine europäische Modellregion via Ungarn nach Wien Vergleich zu unseren anderen sechs Nach- im Bereich der grenzüberschreitenden Zu- Ein Thema war die Elektrifizierung der barländern ist das viel, es ist aber noch im- sammenarbeit zu sein. Und ich sehe auch Eisenbahnverbindung Graz-Jennersdorf- mer weit entfernt vom europäischen Durch- sehr gute Chancen, daß all diese Projekte in Szentgotthard-Szombathely-Sopron-Eisen- schnitt“, sagte Hende. Eine Expertenkom- einer entsprechenden Höhe von der Europäi- stadt. Auf ungarischer Seite seien nur mehr mission in beiden Ländern soll bis Herbst schen Union gefördert werden, weil dadurch kleine Teilstücke im Norden fertigzustellen, einen Vorschlag unterbreiten, wo Übergangs- die grenzüberschreitende Zusammenarbeit der größere Teil auf österreichischer Seite. stellen errichtet werden sollen. „Wir haben gestärkt wird“, zeigte sich Niessl bei einem Seitens des österreichischen Infrastrukturmi- für die Grenzübertrittspunkte einen Investi- anschließenden Pressegespräch zuversicht- nisteriums sei die Elektrifizierung erst nach tionsbedarf des Landes und der Gemeinden lich. 2020 vorgesehen, es gebe jedoch die Zu- von ca. 8 Mio. Euro erhoben“, informierte In der vergangenen Förderperiode 2007- sicherung, dieses im Falle einer EU-Förde- Straßenbaulandesrat Helmut Bieler. Die Fi- 2013 seien aus dem ETZ-Programm insge- rung vorzuziehen, so Niessl. Ziel sei des- nanzierung will Bieler über ETZ-Program- samt 100 Mio. Euro ausgelöst worden; Ziel halb, das Projekt entsprechend zu gestalten. me ermöglichen.

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 129 / 04. 04. 2014 74 »Burgenland Journal«

Vorrangig sei auch die B61a – die Ver- längerung der S31 bei Oberpullendorf bis zum Grenzübergang Rattersdorf. Bis August werde der Baubeginn erfolgen, so Bieler. Der weitere Verlauf bzw. die Anbindung auf ungarischer Seite müsse noch festgelegt werden. Weitere Themen waren die Fahrrad- wege – in deren Ausbau auf ungarischer Seite im Vorjahr 400 Mio. Forint investiert worden seien, so Hende – sowie die Vertie- fung der Zusammenarbeit der Rettungsdien- ste beider Länder.

2016: Großes Fest für Hl. Martin Nicht nur Infrastruktur und Verkehr stan- den im Fokus der Zusammenarbeit: Aus An- laß des 1700. Geburtstags des Heiligen Martin, des in Szombathély, damals Savaria, geborenen Landespatrons des Burgenlandes, Foto: Bgld. Landesmedienservice wird für 2016 ein großes Fest gemeinsam Gemeinsam für ein Ziel (v.l.): Tivadar Puskas (Bgm. Szombathély), Csaba Hende (Verteidigungsminister Ungarn), LH Hans Niessl und LR Helmut Bieler geplant. Zeichen, daß wir im heurigen Jubiläumsjahr, Infrastruktur; daß auch die letzten Barrieren, Ausgezeichnete Gesprächsbasis wo wir des Ausbruchs des Ersten Weltkrie- die durch den Eisernen Vorhang entstanden In allen Gesprächspunkten habe Einigkeit ges vor 100 Jahren, des Falls des Eisernen sind, wegfallen und die Menschen dieser geherrscht, betonten die Partner. Beide Sei- Vorhangs vor 25 Jahren gedenken, Gesprä- Region sowohl auf ungarischer als auf öster- ten hoben die ausgezeichnete Gesprächsba- che führen über grenzüberschreitende Zu- reichischer Seite noch bessere Lebensbedin- sis hervor. Niessl sieht es „als sehr gutes sammenarbeit und über die Verbesserung der gungen haben.“ „ Sicherheitsgipfel tagte in Eisenstadt LH Niessl: Burgenland soll auch weiterhin sicherstes Bundesland bleiben as Kultur- und Kongresszentrum in Einsatzsystem der Polizei so zu gestalten, das Land tatkräftig einbringen – etwa durch DEisenstadt war am 7. März Schauplatz daß jeder Einsatzort im gesamten Burgen- die Bereitstellung von Infrastruktur, von des jährlichen Sicherheitsgipfels mit Vertre- land innerhalb von 10 Minuten erreicht wer- Räumlichkeiten oder einer Ansprechperson tern der burgenländischen Blaulichtorgani- den könne. Die Videoüberwachung auch an für die Polizei“. sationen, des Bundeskriminalamts, der Be- untergeordneten Verkehrsverbindungen, et- hörden, Verwaltung, Gemeindeverbände und wa an kleineren Grenzübergängen wie Mör- Mehr Polizeistreifen Sozialpartner. Im Mittelpunkt der Beratun- bisch, solle möglich sein. Unterstützt werden Dem Innenministerium habe man ein gen standen Ausgleichsmaßnahmen im Hin- weiters SOKOs zur Bekämpfung der grenz- Polizei-Sicherheitskonzept vorgelegt, das für blick auf die geplante Polizeistrukturreform übergreifenden Kriminalität. Gefordert wird den Bezirk Neusiedl am See eine Konzentra- und damit einhergehende Postenschließun- ein zusätzlicher Polizei-Ausbildungslehr- tion der AGM-Kräfte in Nickelsdorf mit ins- gen sowie die Bekämpfung der steigenden gang: „Wir brauchen auch in Zukunft eine gesamt 56 Planstellen vorsieht, informierte Schlepper- und Eigentumskriminalität. Ausbildung von Polizisten, die dann auch im Doskozil. Damit wolle man die Schlepper- „Wir werden alle Anstrengungen unter- Burgenland eingesetzt werden“, so Niessl. kriminalität weiter eindämmen; so sei es ge- nehmen, damit das Burgenland auch weiter- „Und schließlich wollen wir, daß Polizeistütz- lungen, die Zahl der Aufgriffe von 2500 im hin das sicherste Bundesland bleibt. Es wird punkte in Orten errichtet werden, wo Stütz- Jahr 2012 auf 1.000 im Jahr 2013 zu redu- keinen Polizisten weniger geben im Burgen- punkte geschlossen werden. Wir wollen da- zieren. Darüber hinaus wolle man in den land, und es soll gewährleistet sein, daß die mit die Präsenz der Polizei vor Ort anheben.“ Sektorenbereichen die Polizeistreifen mas- Polizei innerhalb von 10 Minuten an jedem siv stärken. Das Konzept könne bereits ab Einsatzort ist“, betonte Landeshauptmann An der Bevölkerung orientieren April in die Umsetzungsphase gehen. Hans Niessl. Auch Landespolizeidirektor Hans Peter Doskozil bezeichnete die Präsenz in den Ge- Aktiver, konstruktiver Beitrag Polizeistützpunkte für Orte meinden als wesentlich: „Die Polizei muß Das Burgenland sei aufgrund der geplan- mit geschlossenen Posten sich an der Bevölkerung orientieren, es müs- ten Strukturreformen in einer besonderen Ein mehrere Punkte umfassendes Sicher- sen verstärkt auch die Gemeinden eingebun- Situation, die adäquate Maßnahmen erforde- heitspaket für das Burgenland soll den hohen den werden“. Das sei auch ganz in deren re, so Niessl. „Mit dem burgenländischen Si- Sicherheitsstandard auch künftig garantie- Sinne, bekräftigte GVV-Präsident Bgm. Erich cherheitspaket wollen wir einen aktiven, ren. Zentraler Punkt sei, das Streifen- und Trummer: „Die Gemeinden wollen sich wie konstruktiven Beitrag leisten.“ „

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 129 / 04. 04. 2014 75 »Burgenland Journal« Landesparlament würdigte Hans Halbritter Trauersitzung für Mitbegründer und Initiator der burgenländischen Landesentwicklung

urgenlands Landtagspräsident a.D. BHans Halbritter ist am 20. März 2014 im 87. Lebensjahr verstorben. Im Gedenken an den großen Politiker nahmen die Mitglieder der Burgenländischen Landesregierung und die Abgeordneten zum Burgenländischen Landtag am 3. April im Rahmen einer Trauersitzung Abschied vom „Mitbegründer und Initiator der burgenländischen Landes- entwicklung“. Hans Halbritter war 30 Jahre als Bürgermeister der Stadtgemeinde Neu- siedl am See, 16 Jahre als Abgeordneter, ein Jahr als 2. und schließlich vier Jahre als 1. Präsident des Burgenländischen Landta- ges tätig. „Tief betroffen stehen wir der Tatsache gegenüber, daß DI Hans Halbritter, Präsident des Burgenländischen Landtages a.D., nicht mehr unter uns weilt. Dem öffent-

lichen Leben des Burgenlandes ist ein Foto: Bgld. Landesmedienservice Mensch und Politiker, der viele Jahre lang Die Mitglieder der Burgenländischen Landesregierung, Abgeordnete zum Burgen- das Geschehen seines Heimatlandes mitge- ländischen Landtag, Angehörige des Verstorbenen und Trauergäste nahmen staltet und geprägt hat, abhandengekommen. Abschied von Landtagspräsident a.D. Hans Halbritter. Mit Hans Halbritter haben wir einen Men- Jahre lang die Geschicke von Neusiedl am schen verloren, der auch als Politiker blei- See. bende Spuren hinterlassen hat. Diese Trauer- Am 6. November 1975 trat er in den Bur- sitzung soll ganz dem Andenken dieser gros- genländischen Landtag ein. Während seiner sen Persönlichkeit gewidmet sein“, so 16 Abgeordnetenjahre war er auch von 1982 Landtagspräsident Gerhard Steier. bis 1986 Klubobmann der ÖVP-Burgenland. Hans Halbritter wurde am 1. Juli 1927 als Am 11. Juni 1986 wurde er zum 2. und Sohn des Schuhmachermeisters Karl Halb- schließlich am 30. Oktober 1987 zum 1. Prä- ritter aus Neusiedl am See geboren. Nach sidenten des Bgld. Landtages gewählt. In Abschluß der Volksschule sowie der Haupt- dieser Funktion vertrat er den Landtag bis schule in Neusiedl absolvierte er die Höhere zum 18. Juli 1991. Technische Lehranstalt in Mödling, die er Dazu Landtagspräsident Gerhard Steier 1945 mit der Matura abschloß. Zuvor war abschließend: „DI Halbritter gilt als einer Halbritter im Juli 1944 zum Reichsarbeits- der Mitbegründer und Initiator der burgen- dienst eingezogen worden. Ab Oktober 1944 ländischen Landesentwicklung, der seine leistete er den Militärdienst ab, wobei er sich ganze Kraft für den Aufbau und die Ent- zu Kriegsende in amerikanischer Kriegsge- wicklung unseres Heimatlandes aufgebracht fangenschaft befand. hat. Er gehörte einer Generation an, die fast Später studierte Halbritter an der Tech- die gesamte Gestehung des Burgenlandes nischen Hochschule Wien Architektur. Die- miterlebt hat. Er war damit auch einer der sen Ausbildungszweig schloß er mit dem Wegbereiter des neuen, modernen Burgen- akademischen Grad Diplomingenieur ab. landes, auf das wir heute gemeinsam stolz 1962 erwarb er die Befugnis und Berufsbe- sein können. Trotz oft unterschiedlicher Auf- rechtigung eines Architekten. Den Start der fassungen in der parteipolitischen Konfron- politischen Karriere bildete das Jahr 1962, tation, hat er seine Menschlichkeit und als er in den Gemeinderat der Stadtgemeinde Herzlichkeit auch in der Politik nie verloren

Neusiedl am See berufen wurde. 1967 wurde Foto: Burgenländisches Landesarchiv und damit Anerkennung über die Parteigren- er zum Bürgermeister gewählt und prägte 30 Landtagspräsident a.D. Hans Halbritter zen erworben.“ „

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 129 / 04. 04. 2014 76 »Burgenland Journal« Zug um Zug zu mehr Sicherheit Österreichisch-Ungarisches Projekt zur Erhöhung der Verkehrssicherheit an Eisenbahnkreuzungen ist abgeschlossen.

m Rahmen des grenzüberschreitenden IProjektes „Sicherheitsinspektion bei Eisen- bahnkreuzungen entlang der grenzüber- schreitenden Bahnlinien im Burgenland und in Westungarn“ (SiEBaBWe) wurden von 2012 bis 2014 Sicherheitsinspektionen an ausgewählten Eisenbahnkreuzungen in Ös- terreich und Ungarn durchgeführt. Die Bevöl- kerung wurde über ihr Verhalten an Eisen- bahnkreuzungen befragt und daraus wurden eine maßgeschneiderte Kampagne zur Be- wußtseinsbildung sowie ein Maßnahmenpa- ket zur Verbesserung der Sicherheit an Eisenbahnkreuzungen erarbeitet. Die Zahlen der Unfallstatistik zeigen: Der Begegnungsraum Straße-Schiene ist

eine echte Problemzone. Das Unfallgesche- Foto: Bgld. Landesmedienservice hen an Eisenbahnkreuzungen ist in Relation Einsatz für mehr Sicherheit an Eisenbahnkreuzungen (v.l.): Christian Kräuter vom zum gesamten Straßenverkehrsunfallgesche- Kuratorium für Verkehrssicherheit mit Gerhard Gürtlich, Geschäftsführer der Neu- hen gering, jedoch ist der Anteil an Ge- siedlerseebahn, dem Generaldirektor-Stellvertreter der Raaberbahn, Csaba Szekely, und Landeshauptmann Hans Niessl töteten und Schwerverletzten im Gegensatz dazu sehr hoch. In den letzten fünf Jahren übertretungen an Eisenbahnkreuzungen be- österreichisch-ungarische Zusammenarbeit wurden im Burgenland insgesamt sieben Per- obachteten und auch selbst Übertretungen ein besonderes Anliegen, um die Sicherheit sonen bei Unfällen an Eisenbahnkreuzungen begehen. Als Ursachen dafür wurden in er- bei der Querung von Eisenbahnkreuzungen getötet und 25 verletzt. ster Linie Zeitdruck und Eile angeführt. Den für Straßenverkehrsteilnehmer in der Grenz- anderen Verkehrsteilnehmern wurde man- region zu erhöhen“, so Csaba Szekely, Ge- Fünf Millionen Euro jährlich zur gelndes Gefahrenbewußtsein unterstellt. Zur neraldirektor-Stellvertreter der Raaberbahn. Erhöhung der Verkehrssicherheit weiteren Erhöhung der Sicherheit wurde an Verkehrsexperten haben die 350 Eisen- „Die Verbesserung der Verkehrssicher- erster Stelle eine weitere Verbesserung der bahnkreuzungen im Netz der Raaberbahn heit auf unseren Straßen ist aufgrund des Infrastruktur gewünscht“, faßt Christian und der Neusiedlerseebahn genau analysiert, hohen Motorisierungsgrades zu einer we- Kräutler vom Kuratorium für Verkehrssi- davon wurden 28 Eisenbahnkreuzungen (25 sentlichen Aufgabe geworden. Insgesamt cherheit die Ergebnisse der Befragung in Ungarn und 3 in Österreich) ausgewählt investieren wir im Land Burgenland jährlich zusammen. und Verkehrssicherheitsinspektionen durch- fünf Millionen Euro für Maßnahmen zur Nun werden Plakate in der Nähe von geführt. An jeder Kreuzung wurden Sicher- Erhöhung der Verkehrssicherheit. Auch bei Eisenbahnkreuzungen mit dem Slogan heitsinspektionen und Verkehrszählungen den Unfallstellen mit Eisenbahnkreuzungen „Stopp! … an Eisenbahnkreuzungen“ (wenn durchgeführt. In Folge wurden daraus allge- haben wir beispielsweise mit LED-Fahr- das Lichtsignal rot aufleuchtet) aufgestellt mein gültige Maßnahmen und maßgeschnei- bahnlichtern, so genannten ‚Lanelights‘, und Informationsfolder in den Anrainer- derte Sanierungskonzepte erarbeitet, die das wertvolle Akzente gesetzt. Diese neue gemeinden verteilt. Sicherheitsniveau an Eisenbahnkreuzungen Initiative soll nun – im wahrsten Sinne des deutlich erhöhen. Wortes – Zug um Zug für mehr Sicherheit an Österreich-Ungarn: den Schnittstellen von Straße und Schiene Unterschiedliche Straßenverkehrs- Finanzierung durch EU, Land sorgen“, so Landeshauptmann Hans Niessl. regeln bei Eisenbahnkreuzungen Burgenland und Ungarn „Eisenbahnkreuzungen – besonders wenn Das Projekt wurde mit einem Kostenauf- Folder informieren über richtiges sie unbeschrankt sind – bergen Unfallge- wand von 480.000 Euro und einer Laufzeit Verhalten an Bahnübergängen fahren sowohl für den Straßen- als auch für von zwei Jahren (2012 bis 2014) im Rahmen „Uns war es im Rahmen des Projektes ein den Schienenverkehr. Besonders im Grenz- des EFRE-Programms zur grenzüberschrei- besonderes Anliegen, die Bevölkerung zu gebiet ist zu beachten, daß für Österreich tenden Kooperation Österreich-Ungarn 2007- erreichen, besonders jene, die Eisenbahn- und Ungarn unterschiedliche Straßenver- 2013 durch den Europäischen Fonds für re- kreuzungen häufig queren. Unsere Erhebung kehrsregeln bei Eisenbahnkreuzungen gel- gionale Entwicklung gefördert und vom Land mittels Interview und Fragebogen zeigt, daß ten, wodurch sich Unfälle aufgrund von Burgenland bzw. der Nationalen Entwick- Verkehrsteilnehmer immer wieder Regel- Unwissenheit ereignen. Darum war uns die lungsagentur in Ungarn kofinanziert. „

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 129 / 04. 04. 2014 77 »Burgenland Journal« Tourismus: Konsolidierungskurs mit Jahresauftakt nach Maß Bilanz 2013: Inlandsmarkt rückläufig, markante Zuwächse auf Ostmärkten. Starker Jahresauftakt im Jänner

nhaltende Nachfrage nach höherwerti- Agen Unterkünften, Qualität und Innova- tion im touristischen Angebot, ausbaubares Potential bei internationalen Gästen und die weitere Verschärfung des Wettbewerbs im Sommerurlaub wie auch im Gesundheits- und Wellnesstourismus – dieses Resümee ziehen die Tourismusverantwortlichen aus dem Tourismusergebnis 2013. Rückgängen auf dem Inlandsmarkt und bei den deutschen Gästen steht ein starkes Wachstum in den für das Burgenland wichtigen östlichen Nah- märkten gegenüber; Zugewinne gab es er- neut in den höheren Kategorien. „Nach acht Rekordjahren in Folge ist es schwierig, auf dem erreichten hohen Niveau immer neue Steigerungen zu erzielen. Ich bin zuversicht- lich, daß wir mit Investitionen in Qualität, strafferen Strukturen und noch stärkerer Marketingpräsenz auf internationalen Märk- ten den burgenländischen Tourismus weiter auf Erfolgskurs halten werden. Mit dem neuen Tourismusgesetz schaffen wir die Foto: Bgld. Landesmedienservice Basis dafür“, erklärte Landeshauptmann Hans Landesrätin Michaela Resetar, Landeshauptmann Hans Niessl und Burgenland Tourismus Direktor Mario Baier Niessl, Präsident von Burgenland Touris- mus. Und auch der Ganzjahrestourismus soll mußte 2013 ein Minus von 2,1 Prozent bei te zeigten dagegen der 2/1-Stern-Bereich weiter forciert werden, betonte Landesrätin den Nächtigungen verzeichnet werden. und die Privatquartiere. „Diese Entwicklung Michaela Resetar: „Fast 50 Prozent der ist ein langjähriger österreichweiter Trend. Übernachtungen werden durch Wellness- Boomende Ostmärkte Für ein signifikantes Wachstum im Touris- und Gesundheitsurlaube verzeichnet – das Erfolge gab es hingegen in den östlichen mus brauchen wir deshalb Investitionen in zeigt, wie wichtig Herbst- und Wintersaison Nahmärkten: Die Ankünfte für Ungarn Qualitätsbetten, mehr Angebotsinnovation, für den Wellness –, Gesundheits- und Kur- (+5,8%), Tschechien (+9,5%) und für die um uns gegenüber dem modernen Bergsom- tourismus im Burgenland sind und welche Slowakei (+15,5%) wuchsen im Jahr 2013 mer behaupten zu können, aber auch eine Rolle dieses Segment für den heimischen gegenüber 2012 stark. Als schwierig stellt Bündelung der Geldmittel für ein gemeinsa- Tourismus spielt. Mittlerweile entfallen sich der deutsche Markt dar. Neben einem mes Marketing. Und wir müssen die Inter- mehr als die Hälfte der Betten auf das 3-, 4- hohen Qualitätsanspruch der Gäste aus nationalisierung weiter vorantreiben“, for- und 5- Sterne-Segment im Wellness- und Deutschland steht das Burgenland in einem dert Niessl. „Die Nachbarländer im Osten Gesundheitsbereich.“ starken Wettbewerb mit dem höchst attrakti- und Süddeutschland haben dabei für uns das Erstmals seit neun Jahren verzeichnete ven Tourismusangebot im alpinen Bereich. größte Potential“. das Burgenland im Jahr 2013 mit 918.098 Der Megatrend Wandern hat in den letzten Ankünften (- 2,2%) und 2.853.243 Nächti- Jahren zu einem Boom von deutschen Som- Jänner und bisheriges gungen (-2,9%) rückläufige Zahlen. Ursachen mergästen in den alpinen Regionen Öster- Winterhalbjahr mit Plus waren zum einen Schlechtwetterperioden reichs geführt und steht im Wettbewerb zum Erfreulich verlaufen ist der Jänner mit mit Hochwasserschäden in den Nachbarbun- Urlaub am See. einem Zuwachs von 1,4 % bei den Nächti- desländern und ihre negative Wirkung auf gungen (Inländer + 0,9 %, Ausländer + 4,7 %), Reiseentscheidungen in den Quellmärkten, Steigendes Qualitätsbewußtsein: und auch die Ankünfte wuchsen um 6,5 %. zum anderen bremsten die Tropenhitze im 3,3% Plus in der 5/4-Stern-Kategorie Wiederum überproportional hoch ausgefal- Sommer, ein verfrühtes Sommerende und Ein stolzes Plus von 3,3% bzw. 43.000 len sind mit 10,5 % die Zuwächse im 4/5- ungünstige Feiertagslagen die Nachfrage Übernachtungen konnte in der 5/4-Stern- Sterne-Segment. Positiv auch das bisherige insbesondere aus dem Inlandsmarkt – hier Kategorie erzielt werden, stark fallende Wer- Winterhalbjahr 2013/14 (November - Jän-

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 129 / 04. 04. 2014 78 »Burgenland Journal« ner), in dem ein Plus von 0,7 % verzeichnet ein neues Gesamtkonzept für die zukünftige sollen.“ Die Infostelle im Designer Outlet werden konnte. Profilierung und Vermarktung des Burgen- mit 4 Mio. Besuchern, davon 40 % aus dem landes als „Gesundheits- und Wohlfühlland Ausland, dient maßgeblich zur Internatio- Tourismusgesetz neu erster Klasse“. nalisierung des touristischen Aufkommens Intensiv wird derzeit am neuen Touris- im Burgenland. musgesetz gearbeitet – im Sommer 2014 soll »Burgenland Urlaubsshop« es verabschiedet werden, 2015 in Kraft tre- für mehr internationale Gäste Impulse und Innovationen für ten. „Wir wollen in Zukunft das ganze Bur- Das vergangenen November als „Burgen- Angebote »Radland Burgenland« genland als eine schlagkräftige Destination land Info Center“ gestartete Pilotprojekt soll Bei dem mit Anfang des Jahres gestarte- sehen! Die Strukturen sollen vereinfacht, in den nächsten Monaten immer mehr zu ten Projekt geht es darum, Synergien und quantitativ redimensioniert und an die Größe einem professionellen „Burgenland Urlaubs- Aktivitäten sämtlicher Radprojekte zusam- des Landes angepaßt werden. Weiters sollen und Reiseshop“ werden. Tourismusdirektor menzufassen und mit Maßnahmen der In- eine klare Aufgabenteilung zwischen Bur- Mario Baier über das Konzept: „Wir wollen frastrukturentwicklung und Qualifizierung genland Tourismus und den lokalen bzw. die burgenländischen Urlaubsangebote, vom an die Spitze zu bringen. Entwickelt werden regionalen Strukturen verankert und der Mit- Tagesausflug über die Weinverkostung und sollen dabei die „5 Top Routen des Burgen- telfluß neu festgesetzt werden“, so Resetar. das Festivalticket bis hin zum Übernach- landes“, neue Angebote entlang der Rad- tungsaufenthalt in Zukunft auch buchbar wege, ein Netz an „Bed & Bike“-Beher- Burgenland – Gesundheits- und machen. Dazu initiieren und entwickeln wir bergungsbetrieben sowie ein verkaufs- und Wohlfühlland erster Klasse gerade ein Netzwerk an heimischen Part- vertriebsorientiertes Marketing via Web bzw. Burgenland Tourismus plant gemeinsam nern, mit denen Tourismusangebote erstellt einer „Burgenland Rad App“. „ mit Unternehmern und Betrieben im Land und über diverse Medien beworben werden http://www.burgenland.info

Grenzüberschreitende Partnerschaft macht stark Die schöne Burgenländerin auf Besuch in der Slowakei nter dem Motto „Grenzüberschreitende UPartnerschaft macht stark“ sind das Burgenland und seine slowakische Nach- barregion, der Selbstverwaltungskreis Trnava, die Kooperation „RegioInfoPoint Slowakei- Burgenland“ eingegangen. Im November vergangenen Jahres wurde im McArthur Glen Designer Outlet Parndorf im Zuge des grenz- überschreitenden EU-Projektes eine moder- ne Tourismusservicestelle eröffnet. Jetzt wur- de auch erstmalig – am 10. März – ein neues, gemeinsames Tourismusbüro der Regionen Trnava und Burgenland in der Altstadt von Trnava gestartet. Im Rahmen dieser interna- tionalen Partnerschaft absolvierten außer- dem slowakische SchülerInnen der Hotel- akademie Ludowita in Pieštany ein dreiwö-

chiges Praktikum im „RegioInfoPoint Bur- Foto: Burgenland Tourismus genland“. v.l.: Cipar Marian (Leiter Regionalentwicklung Selbstverwaltung Trnava), Štefan Das Büro soll ähnliche Informationsauf- Šiška (Executive director of Territorial tourism organization – Rezort Pieštany), gaben wie der RegioInfoPoint in Parndorf Maria Sarmirova (Tourismus Selbstverwaltung Trnava), Veronika Hajdinová (Regio- nalentwicklung Selbstverwaltung Trnava), Ronald Stastny (Regionalentwicklung & erfüllen. Gäste aus der Region Trnava und Europabüro Selbstverwaltung Trnava), Hofrat Prof. Ingrid Schwab-Matkovits (In- Bratislava, dem Burgenland, Wien und Um- terim. Leitung Europabüro & Statistik), GF Gerhard Haider (TV Illmitz), GF Michaela gebung, aber auch aus Ungarn erhalten hier Puser (Neusiedlersee Tourismus GmbH), Sylvia Stoiber (Projektkoordinatorin Regio InfoPoint Parndorf) touristische Beratung über Hotels, Veran- staltungen und Angebote der beiden Nach- Slowakei insbesondere aus der Region ges der burgenländischen Betriebe weiterge- barregionen. „Die Slowakei hat sich zu Trnava zu erzielen bzw. sich auch verstärkt geben sowie Urlaubsgutscheine und Tickets einem wichtigen Auslandsmarkt für das als Ausflugsdestination bekannt zu machen“, für burgenländische Events verkauft. Mit Burgenland entwickelt. 2014 konnten rund betonte Burgenland Tourismus Direktor Ende März ist der „RegioInfoPoint Burgen- 19.700 Übernachtungen (+16%) verzeichnet Mario Baier. land“ auch Ausgabestelle für die Neusied- werden. Burgenland Tourismus sieht hier die Im RegioInfoPoint werden touristisch rele- lersee-Card. „ Chance zusätzliche Übernachtungen aus der vante Informationen und innovative Packa- http://www.burgenland.info

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 129 / 04. 04. 2014 79 »Burgenland Journal« Burgenländische Landesverfassung auf Reformkurs as Burgenland ist stolz auf seine Lan- Ddesverfassung, die seit 1981 permanent weiterentwickelt wurde. Auch im Zuge der jüngsten Anpassungen konnten wichtige Neuerungen, wie die Verankerung einer si- cheren und leistbaren Wasserversorgung in öffentlicher Hand bzw. die gesicherte Da- seinsvorsorge im Energiebereich verankert und somit österreich- und europaweit neue Maßstäbe gesetzt werden. Damit das Burgen- land auch im 21. Jahrhundert seine bis dato erfolgreiche Entwicklung prolongieren kann, braucht es aber auch eine Verfassung für das

21. Jahrhundert. Eine Verfassung, die die Viel- Foto: Bgld. Landesmedienservice falt des modernen Burgenlands widerspie- v.l.: Landeshauptmann Hans Niessl, O.Univ.Prof. Heinz Mayer, Prof. Wilhelm Braun- gelt, die Effizienz der politischen Arbeit stei- eder, Landtagspräsident Gerhard Steier, Ass.Prof. Klaus Poier und Landeshaupt- mann-Stellvertreter Franz Steindl diskutierten im Rahmen einer parlamentarischen gert und vor allem die Bürgernähe fördert. Enquete die Reform der Burgenländischen Landesverfassung. Unter dem Motto „Reform der Burgenländi- schen Landesverfassung“ wurde deshalb am aktiv gestalten zu können. Neben dem Pro- werden. Weiters gibt es Bestrebungen hin- 12. März im Rahmen einer parlamentarischen porz soll auch das Instrument der 5/7-Er- sichtlich einem Mehr an Kontrollrechten in Enquete im Landhaus in Eisenstadt nunmehr fordernisse fallen, damit die besten Ideen Form von Minderheitenrechten. Diese sollen eine weitere Etappe in diesem Prozeß einge- mit einfacher Mehrheit umgesetzt werden im Gegenzug zu einer Abschaffung des Pro- läutet. Im Lichte der Parameter von mehr De- können. Auch im Wahlrecht sollen direktde- porzes zwangsläufig ausgeweitet werden, mokratie, mehr Sparsamkeit und mehr Kon- mokratische Elemente im Rahmen des Mög- damit die Balance zwischen Regierung und trolle sollen die Ergebnisse dieser Enquete lichen weiter gestärkt und die aktuell gültige Opposition gewahrt bleibt. Ziel war und ist genutzt werden, um das verfassungsrechtli- Vorzugsstimmen-Hürde von 15 Prozent ge- es, daß alle im Landtag vertretene Parteien che Fundament für das Burgenland zu- senkt werden. Die Einführung eines zweiten ehestmöglich ein gemeinsames Paket schnü- kunftsfähig zu machen. Wahltages, der am Freitagabend in der Wo- ren können, in dem sich alle Fraktionen wie- Hinsichtlich der Verankerung von einem che vor dem Wahlsonntag die Stimmangabe derfinden und mit dem das Burgenland auf Mehr an Demokratie geht es um die Besei- im Wahllokal ermöglicht, könnte ebenfalls ein sicheres und zukunftsfähiges Fundament tigung des Zwangsproporzes aus der Landes- einen Beitrag zu mehr Demokratie in Form für kommende Herausforderungen bauen verfassung. Auch Parteien, die derzeit durch einer höheren Wahlbeteiligung leisten. kann. Bis zum Sommer dieses Jahres soll ein den Proporz in die Oppositionsrolle gedrängt Dem Grundsatz der Sparsamkeit soll Entwurf erarbeitet und dem Landtag zur Be- werden, sollen damit die Chance bekommen, durch eine Verkleinerung der Landesregie- schlußfassung vorgelegt werden. „ Regierungsverantwortung zu übernehmen und rung und des Landtages Rechnung getragen http://www.bgld-landtag.at Neue Info-Plattform für Frauen online xakt 146.694 Frauen leben derzeit im EBurgenland. Mit dem heutigen Tag kön- nen diese eine neue Informations-Plattform nutzen. Im Rahmen des Internationalen Frau- entages am 8. März ging das Referat Frauen- angelegenheiten in Kooperation mit dem ÖGB und anderen Institutionen mit einer Info-Homepage für die burgenländischen Frauen online – sie deckt alle Frauen betref- fenden Themen ab und nimmt sich der klei- nen und großen Sorgen des täglichen Lebens an, mit denen sich frau von heute konfron- tiert sieht. Foto: Bgld. Landesmedienservice „Welche Unterstützungen gibt es für Karina Ringhofer, Leiterin des Referates für Frauenangelegenheiten und Frauenlan- Alleinerzieherinnen? Wie hoch ist der Ein- desrätin Verena Dunst mit der ÖGB-Landesfrauenvorsitzenden Hannelore Binder und ÖGB-Landesfrauensekretärin Dorottya Kickinger kommensunterschied zwischen Frauen und Männern? Was ist bei Teilzeitarbeit zu beach- ner Fragen, auf die frau im Burgenland Ant- Frauenlandesrätin Verena Dunst bei der Prä- ten? Wie sieht der Kollektivvertrag in mei- worten sucht. Auf der neuen Informations- sentation im Landhaus in Eisenstadt. „ nem Beruf aus? Das ist nur ein Bruchteil je- homepage soll sie diese nun finden“, sagte http://www.fraueninfo-bgld.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 129 / 04. 04. 2014 80 »Burgenland Journal« »Der Zerrissene« Kobersdorf Schloß-Spiele bringen Nestroys Meisterwerk von 1. bis 27. Juli auf die Bühne Foto: Bgld. Landesmedienservice Rühren die Werbetrommel für die Schloß-Spiele (v. l.): Energie Burgenland Vorstandssprecher Michael Gerbavsits, Intendant Wolfgang Böck, Energie Burgenland Vorstandsdirektor Alois Ecker, Kulturlandesrat Helmut Bieler und Christine Wipplinger

ei den Schloß-Spielen Kobersdorf steht setzung die Schloß-Spiele Kobersdorf zu gisseurs Patrick Guinand hat eingeschlagen Bim elften Jahr der Intendanz von Wolf- einem Ort kultureller Begegnung gemacht“, und entpuppte sich als Volltreffer. Bei den gang Böck von 1. bis 27. Juli 2014 mit „Der so Bieler. Novum heuer ist die bis zur Schloß-Spielen Kobersdorf haben 2013 an Zerrissene“ nicht nur eines der erfolgreich- Premiere fertiggestellte neue Tribüne. Neuer insgesamt 19 Abenden, inklusive General- sten Stücke von Johann N. Nestroy am Pro- Geschäftsführer der Schloß-Spiele Kobers- probe, 14.944 BesucherInnen die Möglich- gramm, sondern auch eines seiner besten. dorf ist Thomas Mersich. keit genützt, die Aufführung dieses aberwit- „Nestroys Werk ist ein dramatisch aktuelles Seit 1972 stehen die Schloß-Spiele Ko- zigen Verwirrspieles zu sehen“, freut sich Stück, aber dennoch voller Komik und Wort- bersdorf im Mittelburgenland als Garant für Kulturlandesrat Helmut Bieler. Die Schloß- witz“, so Kulturlandesrat Helmut Bieler. Das erstklassige Theatervorstellungen. Im ro- Spiele waren in ihrer 42. Saison zu 98,3 Pro- Stück handelt von den menschlichen De- mantischen Innenhof des Renaissanceschlos- zent ausgelastet. formationen und Entfremdungen, die ein all- ses haben bemerkenswerte Inszenierungen „Von 2012 bis 2013 konnten wir über zu großer Wohlstand erzeugt und erzählt dieser Bühne weit über die Landesgrenzen 2000 Neu-Kunden gewinnen. Der Karten- über die Sinnleere und die Sehnsucht nach hinaus Anerkennung gebracht. Wolfgang verkauf für die aktuelle Saison läuft sehr gut. einem anderen, erfüllten Leben. Böck ist seit mittlerweile elf Jahren für die Bisher wurden 8148 Karten verkauft oder Intendant Wolfgang Böck wird auch dies- künstlerische Leitung verantwortlich und auf reserviert. Bei den verkauften Karten liegen mal wieder mit auf der Bühne stehen. In- der Bühne als Schauspieler zu sehen. wir um sieben Prozent über dem Vorjahr zur szeniert wird die Posse von Christine Wipp- „Dieser Erfolg wäre ohne die Unterstützung gleichen Zeit“, so der neue Geschäftsführer linger, Erich Uiberlacker zeichnet für das unserer Sponsoren nicht möglich“, betont der Schloß-Spiele Kobersdorf, Thomas Mer- Bühnenbild und die Lichtgestaltung verant- Intendant Wolfgang Böck. Die wichtigsten sich. wortlich, Gerti Rindler-Schantl für die Ko- Sponsoren sind Energie Burgenland und der stüme und Erna Wipplinger für die Drama- burgenländische Getränkeerzeuger „Wald- Biker- und Oldtimerfahrt turgie. Produktionsleiterin ist Karin Gollo- quelle“, den größten finanziellen Beitrag lei- dürfen nicht fehlen witsch, musikalischer Leiter ist Andreas Ra- stet das Land Burgenland. Fixpunkte im Begleitprogramm der dovan. Schloß-Spiele sind auch die Biker-Fahrt am Mit diesem Stück wollen die Schloß- 98,3 Prozent Auslastung im Jahr 2013 Samstag, 12. Juli (Treffpunkt beim Pappel- spiele Kobersdorf an die Erfolge der Vor- Im zehnten Jahr seiner Intendanz setzte stadion-Parkplatz in Mattersburg, 15.00 Uhr) jahre anknüpfen. „Intendant Wolfgang Böck Wolfgang Böck Georges Feydeaus „Die und die Oldtimer-Fahrt am Sonntag, 20. Juli hat in den zehn Jahren seiner Intendanz so- Dame vom Maxim“ (Deutsch von Hans Wei- 2014 (Treffpunkt am Hauptplatz in Wiener wohl in der Auswahl der Stücke, des Ensem- gel) auf den Spielplan. Mit Erfolg: „Die Neustadt, 15.30 Uhr). „ bles und als auch in der grandiosen Um- Inszenierung des international tätigen Re- http://www.kobersdorf.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 129 / 04. 04. 2014 81 »Burgenland Journal« The Burgenländer Emigration to America Seit kurzer Zeit steht die englische Fassung des vielbeachteten Buches »Die Amerikawanderung der Burgenländer« zur Verfügung.

m 15. August 2000 schrieb Burgenland- ABanch-Gründer (BB) und -Präsident Gerry Berghold, es wäre „ein Traum“, würde Prof. Walter Dujmovits eine englische Ver- sion seines Buches „Die Amerikawanderung der Burgenländer“ herausgeben. Der Autor, langjähriger Präsident der „Burgenländischen Gemeinschaft“, hatte diese Arbeit im Jahr 1975 nach 19jähriger Forschungstätigkeit erst- mals und 1992 in zweiter Auflage herausge- geben. Er widmet sich darin den immerhin rund 66.000 Burgenländer, die im vorigen

Jahrhundert großteils nach Amerika ausge- Foto: Bgld. Landesmedienservice wandert waren – dazu kommen noch weite- Landeshauptmann Hans Niessl, LH-Stv. Mag. Franz Steindl und LRin Verena Dunst re 20.000, die vor 1880 ausgewandert sind mit Prof. Dr. Walter Dujmovits (2. v .l.) und Ing. Klaus Gerger und statistisch nie erfaßt wurden. Dann wur- hen, wodurch die 3. Auflage entstand, die verliehen. „Prof. Dujmovits ist die Brücke de, wie eingangs erwähnt, der Wunsch der dann am 21. Juni 2012 in Eisenstadt vorge- zu den Burgenländerinnen und Burgenlän- BurgenländerInnen in Amerika laut, Dujmo- stellt wurde. Im Rahmen der feierlichen Buch- dern in den USA und Canada. Ich weiß, daß vits möge für die vielen Nachkommen, die präsentation wurden damals Walter Dujmo- bei seiner Tätigkeit viel Herzblut, viel Emo- der deutschen Sprache nicht mehr oder nicht vits und Klaus Gerger, Vorstandsmitglied in tion mit dabei ist. Für seine Verdienste und so mächtig sind, die Geschichte der Vor- der Burgenländischen Gemeinschaft, ausge- sein Engagement für das Burgenland möch- fahren in englischer Sprache vorlegen. Doch zeichnet. Dujmovits, der bereits mit der höch- te ich mich bei ihm herzlich bedanken“, so bevor es möglich war, eine Übersetzung an- sten Auszeichnung des Landes, dem Kom- Landeshauptmann Hans Niessl damals. zufertigen, wollte Dujmovits noch das eine turkreuz, ausgezeichnet wurde, sprachen die Nun konnte man an die Übersetzung der oder andere anpassen, aktualisieren. Regierungsmitglieder Landeshauptmann aktualisierten Arbeit herangehen, die vom Doch dabei blieb es nicht, zu vieles hatte Hans Niessl, LH-Stv. Franz Steindl und Burgenland-Bunch-Mitglied Bob Strauch sich verändert, viele Erkenntnisse waren im LRin Verena Dunst für seinen Einsatz und durchgeführt wurde, die Formatierung und Laufe der Zeit hinzugekommen. Dem Autor sein Engagement für das Land Burgenland Schlußredaktion hatte BB-Präsident Thomas blieb also nichts anderes übrig, als das ge- Dank und Anerkennung aus. Gerger erhielt Steichen übernommen, unterstützt von vie- samte Buch einer Überarbeitung zu unterzie- das Verdienstkreuz des Landes Burgenland len BB-Mitgliedern, die die Übersetzung ge- lesen hatten und die eine oder andere Kor- rektur vermerkten. „Wir können zwar unsere Sprache verlo- ren haben, aber wir halten immer noch die Geschichte des Burgenlands und die Ge- schichte der Migration unserer Vorfahren in Erinnerung. Wir danken Dr. Walter Dujmo- vits dafür, daß er uns großzügig die Veröf- fentlichungsrechte für dieses Buch gewährt hat. Wir sind ihm dankbar für dieses Ge- schenk“, so Steichen. „ http://http://www.the-burgenland-bunch.org http://www.burgenlaender.com „The Burgenländer Emigration to Ameri- ca“ von Prof. Walter Dujmovits im Umfang von 306 Seiten kann via Internet Listenpreis von $ 10,45 netto (zzgl. Steuern und Ver- sandkosten) bestellt werden – dieser Link funktioniert, auch wenn er nicht lesbar ist: http://www.lulu.com/shop/walter-dujmovits/the-burgenl%C3%A4nder-emigration-to-america/paperback/product-21388946.html

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 129 / 04. 04. 2014 82 Aus Südtirol LH Kompatscher in Rom Regionen übergeben Renzi Reformvorschläge

Nun ist der Vorschlag für die Veranke- rung einer Besserstellungsklausel für Süd- tirol in der Verfassungsreform dort, wo der Reformvorschlag seinen Ausgang findet: bei Ministerpräsident Matteo Renzi. Mit den Präsidenten der Regionen hat Landeshaupt- mann Arno Kompatscher das gemeinsame Dokument der Länder Renzi am 20. März im Chigipalast in Rom übergeben. Gleich vier Vertreter der Regierung - ne- ben Premier Renzi Regionenministerin Ma- ria Carmela Lanzetta, Maria Elena Boschi, für die Verfassungsreform zuständige Mini- sterin, sowie Staatssekretär Graziano Delrio – sind mit den Vertretern der Regio- nen und Autonomen Provinzen zusammen- gekommen. Renzi hat den Regionen bei die- ser Gelegenheit noch einmal die Grundzüge seiner Reformideen für den fünften Ab- schnitt der Verfassung (er regelt das Ver-

hältnis von Staat und Regionen) sowie für Foto: LPA eine neue Stellung des Senats im staatlichen Treffen in Rom: Ministerpräsident Matteo Renzi (l.) und LH Arno Kompatscher Institutionengefüge erläutert. Vasco Errani kam dagegen als Präsident Zur Sprache kam schließlich auch die Gelder“, so Kompatscher nach dem Treffen der Regionenkonferenz die Aufgabe zu, die Handhabung von Mitteln aus den Struktur- mit Premier Renzi, der zugesichert hat, sich Position der Länder zur Reform zu erläutern: fonds der Europäischen Union. „Derzeit gibt in Brüssel dafür einzusetzen, diese Gelder „Errani hat bei dieser Gelegenheit explizit es wegen der Bestimmungen im Stabili- aus den engen Regeln des Stabilitätspakts auf die Situation der autonomen Länder hin- tätspakt Probleme bei der Verwendung dieser auszunehmen. „ gewiesen und betont, daß deren Zuständig- keiten nicht beschnitten werden dürften“, so Landeshauptmann Kompatscher. Erreicht Mehr Transparenz bei werden soll dies mit Hilfe einer Besserstel- Aufsichtsrats-Ernennungen lungsklausel, einer Klausel also, die sicher- stellt, daß die Reformen in den autonomen inen größeren Pool, damit mehr Aus- Das neue Prozedere sieht vor, über die Ländern nur Anwendung finden, wenn sie Ewahl und ein transparenteres Verfahren Medien bekannt zu geben, daß eine ganze im Vergleich zum Status quo eine Besser- will die Landesregierung bei der Besetzung Reihe von Aufsichtsräten neu zu besetzen stellung mit sich bringen. Eine ähnliche der Posten in den Aufsichtsräten der Landes- ist. „Ziel ist es, daß sich all jene mit einem Klausel hatte es bereits bei der Verfassungs- gesellschaften erreichen. „Wir wollen alle, Curriculum bewerben, die die beruflichen reform von 2001 gegeben. die über die Voraussetzungen verfügen und Voraussetzungen und Interesse haben“, so Geklärt wurden auch die nächsten Schrit- Interesse haben, dazu auffordern, sich zu be- Kompatscher. Aus diesen Bewerbungen soll te in Sachen Verfassungsreform. „Der Mini- werben, damit auch neue Gesichter eine ein Verzeichnis erstellt werden, aus dem die sterpräsident will die Reform so schnell wie Chance haben“, so Landeshauptmann Arno geeignetsten Kandidaten gefischt werden. Da- möglich vorantreiben und hat Ministerin Bos- Kompatscher am 11. März. mit werde der Pool vergrößert, aus dem die chi damit beauftragt, in den nächsten Tagen Eigentlich hätte die Landesregierung nur Aufsichtsräte stammen, zudem sorge man mit einer kleinen Arbeitsgruppe der Regio- den Aufsichtsrat einer ihrer Gesellschaften für mehr Auswahl und mehr Fluktuation. nen die noch offenen Fragen zu klären“, so neu besetzen sollen, aus diesem Beschluß ist „Wir geben so auch neuen Gesichtern eine Kompatscher, der die Anwesenheit der Re- allerdings mehr geworden: „Wir haben auf Chance.“ gierungsvertreter auch dazu genutzt hat, dieser Beschlußvorlage aufbauend eine Ziel der Landesregierung sei allerdings, einige dringende Südtiroler Anliegen anzu- Grundsatzentscheidung für ein neues Pro- auch das historische Wissen in den Auf- schieben. So hat der Landeshauptmann zedere bei der Ernennung von Aufsichtsräten sichtsräten zu sichern, indem bei der Er- Staatssekretär Delrio Vorschläge zu Verfah- von Landesgesellschaften oder solchen mit nennung von Kollegialorganen darauf ge- rensvereinfachungen in den unterschiedlich- Landesbeteiligung getroffen“, so der Lan- achtet werden soll, daß zumindest ein erfah- sten Bereichen übergeben, darunter solche deshauptmann nach der Sitzung der Landes- rener Aufsichtsrat in seinem Amt bestätigt im Lebensmittelsektor. regierung. werde. „

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 129 / 04. 04. 2014 83 Europa Flexiblere Visavorschriften für mehr Wachstum und Arbeitsplätze Wenn Nicht-EU-BürgerInnen in die EU reisen wollen, sind sie häufig mit aufwendigen, langwierigen und kostspieligen Visaverfahren konfrontiert.

it den am 1. April von der Europäi- Mschen Kommission vorgelegten Vor- schlägen lassen sich Visa-Verfahren für all diejenigen, die einen Kurzbesuch in der EU planen, erheblich schneller, einfacher, ko- stengünstiger und mit weniger Verwaltungs- aufwand abwickeln, ohne Kompromisse bei der Sicherheit zu machen. Ein einfacherer Zu- gang zum Schengen-Raum erleichtert recht- mäßig Reisenden den Besuch von Freunden und Verwandten ebenso wie geschäftliche Kontakte und wirkt sich u. a. im Tourismus und in benachbarten Sektoren wie Gastro- nomie und Verkehr positiv auf die Wirtschaft und den Arbeitsmarkt aus. Einer aktuellen Studie zufolge haben 2012 insgesamt 6,6 Mio. Bürger aus sechs Drittstaaten mit dem höchsten Anteil an Foto: European Union, 2014 Schengen-Reisenden wegen zu aufwendiger Antonio Tajani, der für Industrie und Unternehmertum zuständige Vizepräsident der Europäischen Kommission, und Innenkommissarin Cecilia Malmström Visaverfahren auf eine Reise in den Schen- gen-Raum verzichtet.*) Dieser Studie war des Reiseaufkommens in den nächsten Jah- zuständige Mitgliedsstaat vor Ort nicht auch zu entnehmen, daß flexiblere und ein- ren“, erklärte Innenkommissarin Cecilia vertreten ist; fachere Visavorschriften die Reisen in den Malmström.  erhebliche Erleichterungen für regel- Schengen-Raum allein aus diesen sechs Län- Antonio Tajani, der für Industrie und Un- mäßig Reisende einschließlich der obli- dern um 30 bis 60 Prozent erhöhen könnten. ternehmertum zuständige Vizepräsident der gatorischen Erteilung von Mehrfachvisa Über einen Zeitraum von fünf Jahren könnte Europäischen Kommission, kommentierte mit einer Gültigkeitsdauer von drei Jah- sich dies in Mehreinnahmen von über 130 die Vorschläge wie folgt: „In einer Zeit, in ren; Mrd. Euro (bei Unterkunft und Verpflegung, der immer mehr Länder den Tourismus als  einfacheres Antragsformular und Mög- Beförderungsleistungen, Unterhaltung, Ein- Wachstumsfaktor nutzen und der internatio- lichkeit der Online-Antragstellung; käufen usw.) niederschlagen und rund 1,3 nale Wettbewerb sich verschärft, eröffnen  Möglichkeit der Einführung von Sonder- Millionen Arbeitsplätze in der Tourismus- wir der europäischen Tourismuswirtschaft regelungen für die Erteilung von Visa an industrie und benachbarten Sektoren brin- mit den überarbeiteten Visavorschriften neue den Außengrenzen für einen Aufenthalt gen. Möglichkeiten. Sie werden der Tourismus- bis zu 15 Tagen in einem Schengen-Staat; „Europa braucht eine intelligentere Vi- wirtschaft bei der Bewältigung des zu erwar-  Möglichkeit für die Mitgliedsstaaten, für sumpolitik. Wir müssen für Touristen, Ge- tenden erheblichen Anstiegs der Besucher- den Besuch von Großveranstaltungen schäftsleute, Wissenschaftler, Studenten, zahlen helfen. Der Tourismus ist Europas Visaerleichterungen vorzusehen; Künstler und Kulturschaffende attraktiver Wachstumsmotor. In der jüngsten Krise hat  Einführung eines neuen Visums (Rund- werden. Unsere Visumpolitik stellt jetzt stär- er sich als die wichtigste Stütze der europäi- reise-Visum) für rechtmäßig Reisende, ker auf ökonomische Aspekte ab, um unsere schen Wirtschaft erwiesen.“ die sich damit ein Jahr im Schengen- Wirtschaft anzukurbeln und neue Arbeits- Die Europäische Kommission legte am Raum aufhalten dürfen (ohne allerdings plätze zu schaffen; gleichzeitig sorgen wir an 1. April einen wichtigen Vorschlag zur Än- in einem Mitgliedsstaat länger als 90 unseren Grenzen weiterhin für ein hohes derung der Visavorschriften vor, um der Tage innerhalb eines Zeitraums von 180 Maß an Sicherheit. Die heutigen Vorschläge europäischen Wirtschaft neue Impulse zu Tagen zu bleiben). werden all jenen, die zu einem kurzen Be- geben und die Einreise in die EU zu erleich- such nach Europa kommen wollen, erhebli- tern. Das Reformpaket sieht im wesentlichen Einfachere Antragstellung che Verfahrenserleichterungen bringen. Wir Folgendes vor: bei Kurzzeitvisa erwarten dadurch einen deutlichen Anstieg  Verkürzung der Bearbeitungs- und Ent- um die wachsende Nachfrage zu bewältigen: scheidungsfrist von 15 auf 10 Tage; Mit dem geltenden Visakodex wurde bereits *) China, Indien, Rußland, Saudi-Arabien, Südafrika  Möglichkeit der Antragstellung in Kon- viel erreicht. So ist die Zahl der Visum- und die Ukraine sulaten anderer EU-Staaten, wenn der anträge von 10,2 Millionen im Jahr 2009 auf

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17,2 Millionen 2013 angestiegen. Es kann figer in den Schengen-Raum reisen, als dies („Wirtschaftswachstum durch eine intel- jedoch noch mehr getan werden, um legales sonst der Fall wäre. Mehr Reisen in den ligentere Visumpolitik“), Reisen einfacher zu machen. Neue Visasta- Schengen-Raum bedeuten gleichzeitig auch  einen Vorschlag für eine Neufassung der tistiken für 2013 finden sich auf der Website mehr Wirtschaftswachstum. Verordnung über den Visakodex der Infographic der Generaldirektion Inneres. Einführung eines Rundreise-Visums: Mit Union (Visakodex), Zu häufig kommt es vor, daß das wirtschaft- diesem neuen Visum können rechtmäßig  einen Vorschlag für eine Verordnung zur liche Potential touristischer Attraktionen Reisende aus Drittstaaten maximal ein Jahr Einführung eines Rundreise-Visums und nicht voll ausgeschöpft wird, weil es Schwie- den Schengen-Raum bereisen (unter der  eine Visastatistik. rigkeiten bei der Visabeschaffung gibt. Die Voraussetzung, daß sie sich nicht länger als Weltausstellung in Mailand 2015 könnte bei- 90 Tage je 180-Tage-Zeitraum im selben Mit- Die nächsten Schritte spielsweise Millionen neuer Besucher nach gliedsstaat aufhalten). Das Visum kann unter Rat und Europäisches Parlament müssen Europa führen. derselben Voraussetzung um ein weiteres beiden Verordnungsvorschlägen zustimmen, Konkret schlägt die Kommission jetzt Jahr verlängert werden. Dieses Visum ist womit frühestens 2015 zu rechnen ist. folgendes vor: beispielsweise für Bühnenkünstler gedacht, Nach Inkrafttreten der Verordnungen gel- Klarere Verfahrensvorschriften und schnel- die den Schengen-Raum über einen längeren ten die neuen Bestimmungen für alle EU- leres Verfahren: Die Bearbeitungs- und Ent- Zeitraum bereisen, aber auch für Einzel- Mitgliedsstaaten, die die gemeinsame Schen- scheidungsfrist für Visaanträge wird von 15 reisende wie z. B. Touristen, Wissenschaftler gen-Politik im Visabereich voll anwenden, auf 10 Tage verkürzt. Die Frist für die An- und Studierende, die mehr Zeit in Europa sowie für die vier assoziierten Schengen- tragstellung wird von drei auf sechs Monate verbringen wollen. Staaten (Island, Liechtenstein, Norwegen verlängert, damit Reisende vorausplanen und die Schweiz). Bulgarien, Kroatien, Ir- und Stoßzeiten in den Konsulaten vermeiden Das Visa-Paket umfasst land, Zypern, Rumänien und das Vereinigte können.  einen Bericht über die Umsetzung des Königreich nehmen an der gemeinsamen Es wurde abschließend festgelegt, welche Visakodexes in den Mitgliedsstaaten Visumpolitik nicht teil. „ Belege von den Antragstellern beizubringen sind. Mit dieser vereinfachten Liste und den vor Ort harmonisierten Anforderungen ist EU-Parlament fordert gleichen die Gleichbehandlung der Antragsteller ge- Zugang für Dienstleistungsanbieter währleistet. Der Abschluß einer oft kostspie- ligen Reisekrankenversicherung wird nicht nternet-Zugangsanbieter sollen davon Die Europaabgeordneten verkürzten die mehr verlangt. Iabgehalten werden, bestimmte Dienste aus Liste von Ausnahmefällen, die die Europäi- Stärkere konsularische Zusammenarbeit: wirtschaftlichen oder anderen Gründen zu sche Kommission vorgesehen hatte, in wel- Ist der für die Bearbeitung des Visumantrags blockieren oder zu verlangsamen, so schreibt chen Anbieter den Internetzugang blockieren zuständige Mitgliedsstaat in einem bestimm- es das aktuelle „Telekom-Paket“ der EU vor, oder verlangsamen dürfen. Laut den Abge- ten Drittstaat nicht vertreten, kann sich der das die Abgeordneten am 3. April verabschie- ordneten soll dies nur erlaubt sein, um Ge- Antragsteller dort an das Konsulat eines det haben. Sie stimmten außerdem dafür, die richtsbeschlüsse durchzusetzen, die Netz- anderen Mitgliedsstaats wenden („obligato- Roaminggebühren innerhalb der EU bis zum sicherheit zu gewährleisten oder um vor- rische Vertretung“). 15. Dezember 2015 abzuschaffen. übergehende Netzwerküberlastungen zu ver- Deutliche Erleichterungen für Vielreisen- Der Bericht von Pilar del Castillo (EVP, hindern. Falls solche „Maßnahmen des Ver- de durch die Einführung verbindlicher ES) wurde mit 534 Stimmen zu 25 Stimmen kehrsmanagements“ genutzt werden, müs- Kriterien für die Ausgabe von Mehrfachvisa und 58 Enthaltungen angenommen. sen diese „transparent, nicht diskriminie- mit einer Gültigkeitsdauer von drei Jahren Die Abgeordneten fordern klare Regeln, rend, verhältnismäßig und erforderlich sein“ und danach von fünf Jahren für im VIS regi- die Internet-Zugangsanbieter davon abhal- und sie dürfen nicht „länger als notwendig strierte regelmäßig Reisende: Antragsteller, ten, bestimmte Dienstleistungen auf Kosten aufrechterhalten“ werden. deren Daten im Visa-Informationssystem anderer Leistungen zu begünstigen. Das Gre- Die Abgeordneten unterstreichen, daß In- (VIS) registriert sind und die innerhalb von mium Europäischer Regulierungsstellen für ternetzugang im Einklang mit dem Grund- 12 Monaten vor Antragstellung bereits min- elektronische Kommunikation hatte berich- satz der Netzneutralität angeboten werden destens zwei Visa vorschriftsmäßig verwen- tet, daß etliche Zugangsanbieter Dienste wie soll. „Netzneutralität“ bezeichnet den Grund- det haben, können diese Erleichterungen in beispielsweise „Skype“ – eine Software, mit satz, nach dem der gesamte Internetverkehr Anspruch nehmen. Möglich ist dies dank der der über das Internet telefoniert werden ohne Diskriminierung, Einschränkung oder Einführung des Visa-Informationssystems kann – blockieren oder verlangsamen. Beeinträchtigung und unabhängig von Ab- (VIS), das voraussichtlich 2015 voll opera- Zugangsanbieter dürfen auch zukünftig sender, Empfänger, Art, Inhalt, Gerät, Dienst tionell sein wird. Mit Hilfe des VIS erhalten Spezialdienste wie „Video on Demand“ oder oder Anwendung gleich behandelt wird. die Konsulate der Mitgliedsstaaten Einblick betriebsnotwendige und datenintensive Außerdem novellierten die Abgeordneten in die „Visum-Vorgeschichte“ der Antrag- „Cloud“-Anwendungen (zur Datenspeiche- die Vorschriften für ein Verbot von Roaming- steller. rung) in höherer Qualität anbieten, solange gebühren ab dem 15. Dezember 2015. Falls Personen, die im Besitz eines Mehrfach- diese Leistungen „die Verfügbarkeit oder eine „zweckwidrige oder mißbräuchliche visums mit längerer Gültigkeitsdauer sind, Qualität der Internetzugangsdienste nicht be- Nutzung von Endkundenroamingdiensten“ können sich spontaner für eine Reise ent- einträchtigen“, welche anderen Unterneh- vorliegt, dürfen in Ausnahmefällen jedoch scheiden und werden daher vermutlich häu- men oder Diensten angeboten werden. gedeckelte Gebühren erhoben werden. „

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 129 / 04. 04. 2014 85 Wirtschaft WIFO-Prognose für 2014/2015 Konjunktur gewinnt nur langsam an Schwung

egen Jahresende belebte sich die Kon- schieden. In den USA befindet sich die Wirt- Verschuldung des privaten Sektors bremst Gjunktur in Österreich wie auch in Euro- schaft hingegen nach wie vor auf einem sta- allerdings die Expansion, sodaß der Aufhol- pa insgesamt. Die Beschleunigung wird al- bilen, aufwärtsgerichteten Wachstumspfad prozeß schwächer ist als vor der Krise. lerdings weiterhin verhalten sein: Viele Län- und sollte dort 2014 und 2015 verstarkt In diesem Umfeld mäßiger ausenwirt- der haben die Finanzmarktkrise noch nicht wachsen. schaftlicher Impulse kann die exportorien- überwunden, und die Notwendigkeit der Kon- Im Euro-Raum erholt sich die Konjunk- tierte heimische Wirtschaft kaum deutliche solidierung der öffentlichen Haushalte dämpft tur nur schleppend. Die Finanzmarktkrise ist Produktionssteigerungen erzielen. Der Wa- die Aufwärtsentwicklung. Die österreichische nach wie vor nicht überwunden, und die Fis- renexport wird zwar 2014 real mit + 5 % Wirtschaft wird 2014 und 2015 um jeweils kalpolitik erfordert in den meisten Mit- doppelt so stark wachsen wie 2013, damit je- 1,7 % wachsen zu wenig, um die Arbeitslo- gliedsländern Ausgabenzurückhaltung. Nach doch deutlich hinter vergangenen Auf- sigkeit zurückzudrängen. Die Inflationsrate Überwindung der Rezession im Jahr 2013 ist schwungphasen zurückbleiben. Obwohl die ist zwar rücklaufig, bleibt aber im Vergleich heuer mit einem geringfügigen Wachstum Maßnahmen zur Konsolidierung der offent- mit den anderen EU-Ländern hoch. von rund 1% zu rechnen, welches sich 2015 lichen Haushalte die Binnennachfrage dämp- Die Wirtschaft der Schwellenländer, die leicht auf 1,5% verstärken sollte. fen, werden Konsum und Investitionen an bislang die Weltkonjunktur stimulierte, ent- Die für Österreichs Wirtschaft bedeutsa- Dynamik gewinnen. Nach einem leichten wickelt sich seit dem Vorjahr sehr verhalten, men Märkte in Ostmitteleuropa entwickeln Rückgang der Konsumausgaben der privaten allerdings mit großen regionalen Unter- sich seit 2013 wieder günstiger. Die hohe Haushalte um real 0,2 % im Vorjahr und der

Hauptergebnisse der WIFO-Prognose 2010 2011 2012 2013 2014 2015 Veränderung gegen das Vorjahr in % Bruttoinlandsprodukt Real + 1,8 + 2,8 + 0,9 + 0,4 + 1,7 + 1,7 Nominell + 3,2 + 4,9 + 2,6 + 2,0 + 3,5 + 3,7 Sachgütererzeugung1), real + 7,6 + 8,3 + 1,1 + 1,1 + 3,5 + 4,2 Handel, real + 2,2 + 1,3 – 1,7 – 1,4 + 1,3 + 2,0 Private Konsumausgaben, real + 2,0 + 0,8 + 0,5 – 0,2 + 0,8 + 1,0 Bruttoanlageinvestitionen, real – 1,4 + 8,5 + 1,6 – 0,9 + 3,0 + 2,1 Ausrüstungen2) + 2,1 + 14,3 + 2,1 – 3,1 + 5,0 + 3,0 Bauten – 3,9 + 2,5 + 2,5 + 0,7 + 1,2 + 1,3 Warenexporte3) Real + 13,6 + 8,1 + 0,8 + 2,7 + 5,5 + 6,5 Nominell + 16,7 + 11,3 + 1,5 + 1,5 + 6,2 + 7,7 Warenimporte3) Real + 11,7 + 8,6 – 1,3 + 0,2 + 5,5 + 6,0 Nominell + 16,5 + 15,3 + 0,7 – 1,5 + 6,0 + 7,03 Leistungsbilanzsaldo4) Mrd. € + 9,74 + 4,90 + 4,93 + 8,60 + 10,67 + 12,50 in % des BIP + 3,4 + 1,6 + 1,6 + 2,7 + 3,3 + 3,7 Sekundärmarktrendite5) in % 3,2 3,3 2,4 2,0 1,8 1,9 Verbraucherpreise + 1,9 + 3,3 + 2,4 + 2,0 + 1,9 + 1,9 Arbeitslosenquote In % der Erwerbspersonen (Eurostat)6) 4,4 4,2 4,3 4,9 5,2 5,3 In % der unselbständigen Erwerbspersonen7) 6,9 6,7 7,0 7,6 8,0 8,1 Unselbständig aktiv Beschäftigte8) + 0,8 + 1,9 + 1,4 + 0,6 + 1,0 + 1,0 Finanzierungssaldo des Staates (laut Maastricht-Definition) in % des BIP – 4,5 – 2,5 – 2,5 – 1,9 – 3,0 – 1,2

Q: EWIFO-Konjunkturprognose. 1) Nettoproduktionswert, einschließlich Bergbau. 2) Einschließlich sonstiger Anlagen. 3) Laut Statistik Austria. 4) Neue Berechnungsmethode. 5) Bundesanleihen mit einer Laufzeit von 10 Jahren (Benchmark). 6) Labour Force Survey. 7) Laut Arbeitsmarktservice. 8) Ohne Bezug von Karenz- oder Kinderbetreuungsgeld, ohne Präsenzdienst.

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Bruttoanlageinvestitionen um 0,9 % ist 2014 Reale und nominelle Größen toren sind Salden zwischen dem Anteil der wieder mit einem Zuwachs von 0,8 % bzw. Die ausgewiesenen Werte sind grundsätz- positiven und jenem der negativen Meldun- 3 % zu rechnen. 2015 werden die Konsum- lich real, also um Preiseffekte bereinigt, zu gen an der Gesamtzahl der befragten Unter- ausgaben stärker anziehen, während das verstehen. Werden Werte nominell ausge- nehmen. Wachstum der Investitionen wieder etwas an wiesen (z. B. Außenhandelsstatistik), so Arbeitslosenquote Schwung verlieren wird. wird dies eigens angeführt. Österreichische Definition: Anteil der zur Insgesamt wird die österreichische Wirt- Produzierender Bereich Arbeitsvermittlung registrierten Personen schaft 2014 und 2015 um nur 1,7 % wachsen Diese Abgrenzung schließt die NACE- am Arbeitskräfteangebot der Unselbständi- und damit zu wenig, um eine Verringerung 2008-Abschnitte B, C und D (Bergbau und gen. der Arbeitslosigkeit zu ermöglichen. 2014 Gewinnung von Steinen und Erden, Herstel- Das Arbeitskräfteangebot ist die Summe wird sich die Zahl der Arbeitslosen auf uber lung von Waren, Energieversorgung) ein und aus Arbeitslosenbestand und unselbständig 300.000 erhohen, 2015 weiter auf 314.000. wird hier im internationalen Vergleich ver- Beschäftigten (gemessen in Standardbe- Gleichzeitig wächst das Arbeitskräfteange- wendet. schäftigungsverhältnissen). Datenbasis: Re- bot anhaltend, die Beschäftigung wird eben- Inflation, VPI und HVPI gistrierungen bei AMS und Hauptverband falls ausgeweitet. Die Arbeitslosenquote Die Inflationsrate mißt die Veränderung der österreichischen Sozialversicherungsträ- steigt in der Folge nach österreichischer Be- der Verbraucherpreise gegenüber dem Vor- ger. rechnungsmethode heuer auf 8 % und wird jahr. Der Verbraucherpreisindex (VPI) ist ein Definition gemäß ILO und Eurostat: Als sich 2015 abermals leicht erhöhen. Maßstab für die nationale Inflation. Der Har- arbeitslos gelten Personen, die nicht er- Neue Informationen über Ausmaß und monisierte Verbraucherpreisindex (HVPI) ist werbstätig sind und aktiv einen Arbeitsplatz zeitliche Zuordnung der durch die Stützung die Grundlage für die vergleichbare Mes- suchen. Als erwerbstätig zählt, wer in der der Hypo Alpe-Adria-Bank AG verursachten sung der Inflation in der EU und für die Referenzwoche mindestens 1 Stunde selb- Belastungen lassen das Defizit des Gesamt- Bewertung der Preisstabilität innerhalb der ständig oder unselbständig gearbeitet hat. staates 2014 auf 3% des BIP emporschnel- Euro-Zone – siehe http://www.statistik.at/ Personen, die Kinderbetreuungsgeld bezie- len. Ohne diese Belastungen würde der Fehl- Die Kerninflation als Indikator der Geld- hen, und Lehrlinge zählen zu den Er- betrag 2,1 % ausmachen. politik ist nicht eindeutig definiert. Das werbstätigen, nicht hingegen Präsenz- und 2015 ist aus heutiger Sicht mit einem WIFO folgt der gängigen Praxis, für die Zivildiener. Die Arbeitslosenquote ist der Rückgang der Quote auf -1,2 % zu rechnen, Kerninflation die Inflationsrate ohne die Anteil der Arbeitslosen an allen Erwerbsper- wobei ein beträchtlicher Unsicherheitsspiel- Gütergruppen unverarbeitete Nahrungsmit- sonen (Arbeitslose plus Erwerbstätige). raum besteht. tel und Energie zu verwenden. So werden Datenbasis: Umfragedaten von privaten knapp 87 Prozent der im österreichischen Wa- Haushalten (Mikrozensus). Methodische Hinweise und Kurzglossar renkorb für den Verbraucherpreisindex (VPI Definition der Arbeitslosenquote Periodenvergleiche 2010) enthaltenen Güter und Dienstlei- Personen in Schulungen: Personen, die Zeitreihenvergleiche gegenüber der Vor- stungen in die Berechnung der Kerninflation sich zum Stichtag in AMS-Schulungsmaß- periode, z. B. dem Vorquartal, werden um einbezogen. nahmen befinden. Für die Berechnung der jahreszeitlich bedingte Effekte bereinigt. WIFO-Konjunkturtest und Arbeitslosenquote wird ihre Zahl weder im Dies schließt auch die Effekte ein, die durch WIFO-Investitionstest Nenner noch im Zähler berücksichtigt. eine unterschiedliche Zahl von Arbeitstagen Der WIFO-Konjunkturtest ist eine mo- Unselbständig aktiv Beschäftigte: Zu den in der Periode ausgelöst werden (etwa Ostern). natliche Befragung von rund 1500 österrei- „unselbständig Beschäftigten“ zählen auch Im Text wird auf „saison- und arbeitstägig chischen Unternehmen zur Einschätzung Personen, die Kinderbetreuungsgeld bezie- bereinigte Veränderungen“ Bezug genom- ihrer aktuellen und künftigen wirtschaft- hen, sowie Präsenzdiener mit aufrechtem men. Die Formulierung „veränderte sich lichen Lage. Der WIFO-Investitionstest ist Beschäftigungsverhältnis. Zieht man deren gegenüber dem Vorjahr…“ beschreibt hinge- eine halbjährliche Befragung von Unter- Zahl ab, so erhält man die Zahl der „unselb- gen eine Veränderung gegenüber der glei- nehmen zu ihrer Investitionstätigkeit ständig aktiv Beschäftigten“. „ chen Periode des Vorjahres und bezieht sich http://www.konjunkturtest.at – die Indika- http://www.wifo.ac.at auf unbereinigte Zeitreihen. Die Analyse der saison- und arbeitstägig bereinigten Entwicklung liefert genauere RBI: Jahresüberschuß von 557 Mio. € Informationen über den aktuellen Konjunk- ie Raiffeisenbank International erzielte tierungen zu Kreditrisikovorsorgen, höhere turverlauf und zeigt Wendepunkte früher an. D2013 einen Jahresüberschuß vor Steuern Bankenabgaben und ein negatives Ergebnis Die Daten unterliegen allerdings zusätz- von 835 Mio. €. Der damit gegenüber dem aus Derivaten und Verbindlichkeiten gegen- lichen Revisionen, da die Saisonbereinigung Vorjahr verzeichnete Rückgang von 203 über. „Mit unserem guten operativen Er- auf statistischen Methoden beruht. Mio. € beruhte überwiegend auf Sonder- gebnis haben wir einmal mehr belegt, daß Durchschnittliche Veränderungsraten effekten im Jahr 2012, in dem aus dem Ver- unser Geschäftsmodell auch in schwierigen Die Zeitangabe bezieht sich auf Anfangs- kauf von Anleihen sowie aus dem Rückkauf Zeiten und trotz entsprechend hoher Wertbe- und Endwert der Berechnungsperiode: Dem- von hybridem Kernkapital ein Ergebnis von richtigungen funktioniert. Wir haben damit nach beinhaltet die durchschnittliche Rate insgesamt 276 Mio. € angefallen war. Einen zum vierten Mal in Folge das beste Ergebnis 2005/2010 als 1. Veränderungsrate jene von deutlichen Zuwachs von 17 Prozent verzeich- unter den österreichischen Banken eingefah- 2005 auf 2006, als letzte jene von 2009 auf nete dabei das Betriebsergebnis. Diesem er- ren“, sagte RBI-Vorstandsvorsitzender Karl 2010. freulichen Resultat standen höhere Nettodo- Sevelda. „

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 129 / 04. 04. 2014 87 Wirtschaft Kreditzinsen bleiben auf historischen Tiefstständen Ein niedriges Zinsumfeld und eine schwache Konjunktur bescheren Österreich nach wie vor niedrige Kreditzinsen.

in niedriges Zinsumfeld und eine schwa- raums von -3,0 % lag. „Das mäßige Kredit- Das kumulierte Kreditwachstum kam daher Eche Konjunktur bescheren Österreich wachstum dürfte in Österreich vorrangig ausschließlich von längerfristigen Krediten nach wie vor niedrige Kreditzinsen. Öster- nachfrageseitige Gründe haben“, erläuterte (vorrangig Investitionskrediten), während reichische Unternehmen und private Haus- Turner und machte auf die nach wie vor ex- kurzfristige Finanzierungen zurückgingen. halte können sich deutlich günstiger ver- trem hohen Einlagenstände der Unterneh- „Insgesamt kann man sagen, daß die Kondi- schulden als jene anderer Euroraumländer. men aufmerksam. tionen für Unternehmen zur Finanzierung Allerdings sind auch die Zinsen für Einlagen von Wachstum noch nie so günstig waren“, auf historischen Tiefstständen. Kreditzinsen auf sagte Turner. Bei den privaten Haushalten Im Rahmen einer Pressekonferenz der historischen Tiefstständen wurde das Kreditwachstum 2013 ausschließ- Oesterreichischen Nationalbank (OeNB) Die Kreditzinssätze lagen jedenfalls wei- lich von den Wohnbaukrediten (+2,4 %) ge- präsentierte Johannes Turner, Direktor der terhin auf historischen Tiefstständen. Bei Kre- trieben, während Konsumkredite rückläufig Hauptabteilung Statistik, aktuelle Entwick- diten an Klein- und Mittelbetriebe fiel der waren. lungen von Krediten und Einlagen in der Zinsvorteil Österreichs besonders hoch aus. Wie fast überall im Euroraum erreichten Niedrigzinsphase. Turner skizzierte dabei Sowohl Kredite bis eine Million Euro als die Einlagenzinssätze 2013 auch in Öster- einleitend das wirtschaftliche Umfeld im auch Kredite an selbstständig Erwerbstätige reich historische Tiefststände. Im Jahresver- Jahr 2013, das durch ein schwaches Wirt- waren im Dezember 2013 mit 2,33 % bzw. lauf 2013 ging der Zinssatz für neu vergebe- schaftswachstum (+0,4 %) und zurückge- 2,69 % deutlich geringer als im Euroraum- ne Einlagen an private Haushalte in Öster- hende Bruttoanlageinvestitionen (–0,7 %) Durchschnitt (3,75 % bzw. 3,17 %) verzinst. reich um 17 Basispunkte auf 0,87 % zurück. gekennzeichnet war. Diese Rahmenbedin- Trotz der günstigen Konditionen wuchsen Aktionen bei Bausparprodukten führten da- gungen zogen ein relativ mäßiges Wachstum die Unternehmenskredite nur um ein halbes zu, daß sich die langfristigen Einlagen- österreichischer Unternehmenskredite nach Prozent, weil die Unternehmen zum einen zinssätze (Bindungsfrist über 2 Jahre) im sich, welches aber mit 0,5 % noch immer weniger Investitionen tätigen und zum ande- Jahresvergleich – gegen den Trend – gering- deutlich über dem Durchschnitt des Euro- ren generell über hohe Reserven verfügen. fügig erhöhten (+5 Basispunkte auf 1,74 %).

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Trotz der geringen Zinssätze gab es bei Einlagen privater Haushalte 2013 ein positi- ves Wachstum zu verzeichnen. Für diese Ent- wicklung war der starke Zuwachs der täglich fälligen Einlagen verantwortlich. „Unmittel- bar verfügbare Mittel erlauben es den priva- ten Haushalten flexibel auf Änderungen der Veranlagungschancen zu reagieren“ begrün- dete Turner diese Entwicklung. Eine weitere Folge des niedrigen Zins- niveaus war auch eine nach wie vor niedrige Zinsspanne im Neugeschäft der Banken mit Krediten und Einlagen. Wenngleich diese 2013 in Österreich geringfügig (um 13 Ba- sispunkte auf 1,37 Prozentpunkte) stieg, so lag sie weiterhin an der Untergrenze im Euroraum. Dies führte unter anderem dazu, dass Banken bei der Suche nach höheren Erträgen verstärkt in etwas höher verzinste Staatsanleihen, wie z. B. die Belgiens und Frankreichs, veranlagten. Eine entsprechen- de Entwicklung war auch bei Versiche- nach höheren Erträgen und veranlagten wie- beliefen sich im Jahr 2013 auf 3,1 Mrd Euro, rungsunternehmen zu beobachten. der vermehrt in Investmentzertifikate. Die was eine Verdreifachung gegenüber 2012 be- Die privaten Haushalte reagierten auf das Nettokäufe von in- und ausländischen Invest- deutet. „ niedrige Zinsniveau ebenfalls mit der Suche mentzertifikaten der privaten Haushalte http://www.oenb.at

Inflation liegt im Februar 2014 bei 1,5%

ie Inflationsrate für Februar 2014 be- Instandhaltung von Wohnungen insgesamt um 0,7%, Neuwagen um 0,4%. Die Preise Dtrug nach Berechnungen von Statistik um 2,4%. Wohnungsmieten erhöhten sich für Instandhaltung und Reparaturen von pri- Austria +1,5% und war damit etwas niedri- durchschnittlich um 3,0%, Betriebskosten vaten Verkehrsmitteln stiegen um 2,5%. ger als im Jänner 2014 (1,6% revidiert). für Mietwohnungen um 2,3% und jene für Als Hauptpreistreiber im Monatsabstand Ausschlaggebend dafür waren Treibstoffe – Eigentumswohnungen um 2,2%. Verbilli- erwies sich die Ausgabengruppe „Restaurants sie verbilligten sich im Jahresabstand stärker gungen bei der Haushaltsenergie (durch- und Hotels“ (durchschnittlich +1,2%; Ein- (-5,3%) als noch im Jänner (-3,7%). Haupt- schnittlich -0,5%; Heizöl -6,7%, Gas -0,5%, fluß: +0,10 Prozentpunkte). Ausschlagge- preistreiber blieb nach wie vor die Ausga- Strom +0,2%, Fernwärme +1,3%, feste bend dafür waren saisonbedingte Teuerungen bengruppe „Nahrungsmittel und alkohol- Brennstoffe +5,2%) wirkten insgesamt bei Beherbergungsdienstleistungen (durch- freie Getränke“. dämpfend, konnten die Preisdynamik der schnittlich +3,6%). Bewirtungsdienstleistun- Der Indexstand des Verbraucherpreis- Ausgabengruppe jedoch nicht zur Gänze gen kosteten insgesamt um 0,6% mehr. index 2010 (VPI 2010) für den Monat kompensieren. Hauptpreisdämpfer im Monatsabstand Februar 2014 lag bei 108,5 (Jänner 2014: Die Preise in der Ausgabengruppe „Re- war die Ausgabengruppe „Bekleidung und 108,3 revidiert). Gegenüber dem Vormonat staurants und Hotels“ stiegen durchschnitt- Schuhe“ (durchschnittlich -0,5%; Einfluß: - (Jänner 2014) stieg das durchschnittliche lich um 2,9% (Einfluß: +0,24 Prozentpunk- 0,03 Prozentpunkte). Hier schlug die Fort- Preisniveau um 0,2%. te), wobei Bewirtungsdienstleistungen (durch- setzung der Winterschlussverkäufe bei Schu- Die größte Preisdynamik im Jahresab- schnittlich +2,9%) und Beherbergungs- hen zu Buche, die sich gegenüber Jänner um stand wies die Ausgabengruppe „Nahrungs- dienstleistungen (+2,7%) etwa gleichhohe 1,9% verbilligten. Bekleidungsartikel koste- mittel und alkoholfreie Getränke“ auf (durch- Teuerungsraten verzeichneten. Durchschnitt- ten um 0,1% weniger. schnittlich +2,7%; Einfluß: +0,32 Prozent- liche Verbilligungen von 1,4% (Einfluß: - Der Indexstand des auf europäischer punkte). Dazu trugen vor allem teurere Nah- 0,07 Prozentpunkte) wies die Ausgaben- Ebene harmonisierten Verbraucherpreisindex rungsmittel bei (durchschnittlich +3,0%; gruppe „Bekleidung und Schuhe“ auf. (HVPI 2005) lag im Februar 2014 bei 119,44 Milch, Käse und Eier +6,8%, Brot und Ge- Die Ausgabengruppe „Verkehr“ (durch- (Jänner 2014: 119,09 revidiert). Die harmo- treideerzeugnisse +2,1%, Fisch +7,7%, schnittlich -0,6%; Einfluß: -0,09 Prozent- nisierte Inflationsrate war damit genauso Gemüse +3,0%, Obst +2,4% sowie Fleisch punkte) war Hauptpreisdämpfer im Jahresab- hoch wie die des nationalen VPI. Gewich- +0,8%). Alkoholfreie Getränke verteuerten stand. Treibstoffe verbilligten sich im Fe- tungsunterschiede zwischen VPI und HVPI sich um durchschnittlich 0,8%. bruar (-5,3%) noch stärker als im Jänner führten im einzelnen zu unterschiedlichen In der Ausgabengruppe „Wohnung, Was- (-3,7%). Flugtickets kosteten im Jahresver- Veränderungsraten, die sich jedoch insge- ser, Energie“ (durchschnittlich +1,5%; +0,27 gleich um 3,0% weniger (Jänner: -7,5%). samt ausglichen. „ Prozentpunkte) stiegen die Preise für die Gebrauchte Pkw verteuerten sich im Februar http://www.statistik.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 129 / 04. 04. 2014 89 Schwerpunkt »Lebenswertes Wien« Absolut Spitze: Wien im internationalen Wettbewerb Zahlreiche Studien und Rankings attestieren Wien eine ausgezeichnete Positionierung im globalen Wettbewerb und beste Voraussetzungen für eine dynamische weitere Entwicklung. Foto: Michael Mössmer / http://www.oesterreichfotos.at Es ist kein Wunder, daß sich nicht nur die WienerInnen hier wohlfühlen, was internationale Studien regelmäßig beweisen. Diese Aufnahme bietet einen Blick vom Kobenzl über die Stadt Wien – in der Bildmitte die Innenstadt mit der Hofburg. ie Stabsstelle Internationale Strategie und Punkto Innovation sogar den ersten Rang Platz im weltweiten Vergleich mit 139 Städ- DKoordination (Magistratsdirektion – Ge- ein. ten. schäftsbereich Europa und Internationales / http://www.wien.gv.at/politik/international/wettbewerb/innovativ.html http://www.wien.gv.at/politik/international/wettbewerb/mercerstudie.html IS) hat einige beachtenswerte Fakten über die Positionierung Wiens als weltweit vielbe- Globale Nummer Eins »Erfolgreichste Stadt« achtete Wirtschafts-, Technologie- und Krea- in Sachen Lebensqualität laut weltweiter UN-Studie tivmetropole zusammengestellt: Wien hat weltweit die höchste Lebens- Laut der aktuellen Studie der UN-Orga- qualität. Das attestiert bereits zum fünften nisation „UN-Habitat“, die den Titel „State Innovativste Stadt Europas Mal in Folge das „Quality of Living Ranking of The World Cities 2012/2013“ trägt, ist Im aktuellen „Innovation Cities Global 2014“ des internationalen Beratungsunter- Wien im Vergleich mit 70 internationalen Index 2012-2013“ der australischen Innova- nehmens Mercer Consulting Group, in dem Städten die erfolgreichste, florierendste Stadt tionsagentur 2thinknow, der weltweit 445 223 internationale Metropolen verglichen der Welt. In der Studie wurden die Städte im Städte hinsichtlich ihres Innovationspoten- werden. Hinblick auf Produktivität, Infrastruktur, tials miteinander vergleicht, belegt Wien hin- Auch im aktuellen Economist Intelli- Lebensqualität, Nachhaltigkeit und soziale ter Boston und New York den hervorragen- gence Unit-Städteranking der britischen Gleichbehandlung untersucht. Wien nimmt den dritten Platz. Im Vergleich mit allen an- Zeitung „The Economist“ schneidet Wien in allen untersuchten Bereichen Spitzen- deren europäischen Städten nimmt Wien in ausgezeichnet ab und belegt den zweiten positionen ein und führt die von der UN-

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 129 / 04. 04. 2014 90 Schwerpunkt »Lebenswertes Wien«

Organisation erstellte Liste vor Weltmetro- Tourismus-Magnet und Globale stadt Berlin. Zudem besagt eine Vergleichs- polen wie Tokio, London, Paris und New Kongreß-Stadt Nummer Eins studie des britischen Unternehmens UBM York an. Wien zählt zu den beliebtesten Städte- aus dem Jahr 2013, das Kommunen auf ihre http://www.wien.gv.at/politik/international/wettbewerb/un-studie.html destinationen Europas. Im Jahr 2013 wurde Handhabe des World Wide Web getestet hat, mit insgesamt 12,7 Millionen Nächtigungen daß die österreichische Hauptstadt zu den Spitzenpositionen in internationalen (plus 3,7 Prozent) und 5,8 Millionen Gäste- „Top 10 Internet Cities“ des Planeten zählt. »Smart Cities«-Rankings ankünften (plus 4,1 Prozent) ein weiteres http://www.wien.gv.at/politik/international/wettbewerb/online-staedte.html Im ersten internationalen „Smart Cities“- Rekordjahr verzeichnet. Einer der Gründe http://www.wien.gv.at/politik/international/wettbewerb/internet-ranking.html Ranking, das Anfang 2012 vom anerkannten dafür dürfte nicht nur das überwältigende US-amerikanischen Klimastrategen Boyd kulturelle und kulinarische Angebot von Ös- Top-Liga im »Global Cities Index« Cohen veröffentlicht wurde, nahm Wien im terreichs Hauptstadt sein. Auch als Einkaufs- Im aktuellen „Global Cities Index 2012“ Vergleich mit anderen internationalen Me- stadt wird Wien immer beliebter: Das US- des Beratungsunternehmens A.T. Kearney, tropolen weltweit die führende Position ein. amerikanische Medienunternehmen CNN in dem die 66 global einflußreichsten Städte Im aktuellen Ranking, das im Jänner 2014 reihte Wien im November 2013 in seiner re- aufgelistet werden, nimmt Wien noch vor veröffentlicht wurde und nunmehr nach Re- nommierten Auswahl „The world’s 12 best Peking den 13. Platz ein. Die österreichische gionen differenziert erstellt wird, verbesser- shopping cities“ auf den achten Platz. Hauptstadt hat sich im Vergleich zum Ran- te sich Wien im Vergleich zu 2013 um einen Eine weltweit führende Position hat sich king von 2010 um fünf Plätze verbessert und Platz und belegt auf europäischer Ebene hin- Wien auf dem Gebiet des Konferenztouris- ist damit gemeinsam mit Moskau „Aufstei- ter Kopenhagen und Amsterdam den hervor- mus erarbeitet: Mit 195 internationalen Kon- ger des Jahres“. Der „Global Cities Index“ ragenden dritten Platz. gressen ist Wien der mit Abstand beliebteste analysiert Städte in bezug auf wirtschaftliche http://www.wien.gv.at/politik/international/wettbewerb/smart-city.html Kongreßstandort der Welt (Quelle: Statistik Aktivität, Humankapital, Informationsaus- 2012 der International Congress and Con- tausch, kulturelles Erleben und politisches Großes wirtschaftliches Potential – vention Association, ICCA). Engagement und gibt Aufschluß über das Drehscheibe zwischen Ost und West http://www.wien.gv.at/politik/international/wettbewerb/kongressbilanz-2012.html globale Engagement von Großstädten. Auf Mit dem Fall des Eisernen Vorhangs und den Plätzen eins bis drei liegen New York, der Osterweiterung der Europäischen Union Eine der wertvollsten London und Paris. ist Wien nicht nur geografisch, sondern auch Städtemarken der Welt politisch und wirtschaftlich ins Zentrum Wien wurde vom Anholt-GfK Roper City Kultur und Events Europas gerückt. So konnte sich die Stadt Brands Index 2013, einer alle zwei Jahre als Wirtschaftsmotor insbesondere als wirtschaftliche Ost-West- durchgeführten Umfrage zu Städte-Images Wien verfügt über insgesamt 70.000 Drehscheibe sehr erfolgreich positionieren. des Marktforschungsunternehmens GfK auf Theater- und Konzertsitzplätze. Neben dem Wien gilt für den Aufbau von Geschäftsbe- Platz neun von insgesamt 50 untersuchten regulären Spielbetrieb in den Wiener Musik- ziehungen mit Ost- und Südosteuropa inter- Städten weltweit gereiht. Das Image der und Konzerthäusern finden jährlich circa national als Top-Standort: Bereits über 300 Städte wird in den Kategorien internationale 2500 Großveranstaltungen statt. Das sind im internationale Konzerne haben ihre Osteuro- Präsenz, örtliche Gegebenheiten, Infrastruk- Durchschnitt sieben Großevents pro Tag. Wien pazentrale in der Vienna Region, rund 200 tur, Menschen, Vitalität und Leistungskraft wird auch um seine einzigartige Balltradition davon direkt in Wien angesiedelt. Die An- erhoben. bewundert. Pro Saison finden rund 450 Bäl- zahl der Betriebsansiedlungen pro Jahr hat le mit 300.000 BesucherInnen statt. Der sich in den vergangenen Jahren mehr als ver- Weltbeste Stadt für junge Menschen schrille Life Ball ist Europas größter Aids- doppelt. Die US-amerikanische Internet-Ranking- Charity-Event. Plattform „list25.com“ wählte Wien im Au- Top-Standort für inter- gust 2013 auf Platz 1 der 25 „Best Cities For Größte Universitätsstadt nationale Organisationen Young People To Live In“. Der zweite Platz im deutschen Sprachraum Wien beherbergt seit mehr als 30 Jahren ging an New York. Dahinter folgten Malta, Ein Datenvergleich der Magistratsabtei- eines der vier Hauptquartiere der Vereinten Melbourne, Salvador, Dubai, Vancouver, lung Arbeit, Wirtschaft und Statistik (MA Nationen. Darüber hinaus ist Wien Sitz von Prag, Edinburgh und Paris. 23) unter den statistischen Ämtern der Bun- weiteren wichtigen Organisationen wie etwa http://www.wien.gv.at/politik/international/wettbewerb/junge-menschen.html desländer und Städte in Deutschland, Öster- der Organisation erdölexportierender Länder reich und der Schweiz zeigt, daß Wien die (OPEC), der Organisation für Sicherheit und Weltweit im Spitzenfeld meisten Studierenden hat. Laut Statistik des Zusammenarbeit in Europa (OSZE), der In- der »Online-Städte« Bundesministeriums für Wissenschaft und ternationalen Atomenergiebehörde (IAEO) Laut der im Februar 2014 veröffentlichten Forschung waren im Wintersemester 2011/ und der Organisation der Vereinten Nationen Studie der Universität Düsseldorf „A Case 2012 186.862 Hochschul-Studierende in für industrielle Entwicklung (UNIDO). Da- Study of 31 Informational World Cities“, in Wien verzeichnet. Die nächstgrößte Univer- mit ist Wien eine der bedeutendsten Dreh- der 31 Städte weltweit im Hinblick auf die sitätsstadt im deutschen Sprachraum ist Ber- scheiben internationaler Diplomatie. Insge- Nutzung von sozialen Netzwerken im Inter- lin (160.145 Studierende), gefolgt von Mün- samt arbeiten über 3500 DiplomatInnen so- net zur Kommunikation mit ihren BürgerIn- chen (109.941 Studierende) und Hamburg wie über 5000 MitarbeiterInnen Internatio- nen untersucht wurden, liegt Wien noch vor (90.779 Studierende). „ naler Organisationen in Wien. London, Paris und Tokio an fünfter Stelle. http://www.wien.gv.at/politik/international/wettbewerb/unistadt-wien.html http://www.wien.gv.at/politik/international/organisationen/index.html Erste im Ranking ist Deutschlands Haupt- http://www.wien.gv.at/politik/international/

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 129 / 04. 04. 2014 91 Schwerpunkt »Lebenswertes Wien« Wiener Wohnen – Willkommensservice Allen InteressentInnen und MieterInnen von Wiener Wohnen steht eine zentrale Anlaufstelle zur Verfügung. Erstansuchen für eine Gemeindewohnung werden hier ebenso entgegengenommen wie Ansuchen auf einen Wohnungswechsel.

ehr als 200.000.KundInnen haben sich Mseit der Eröffnung im Jahr 2009 vom Wiener Wohnen-Willkommensservice kom- petent beraten lassen. Es ist am Mittwoch von 8 bis 12 Uhr und an allen anderen Werk- tagen von 8 bis 19 Uhr geöffnet. Direkt an der U3-Station Gasometer gelegen, ist das Willkommensservice in der Guglgasse 7-9 zentral und vor allem auch barrierefrei er- reichbar. Eine telefonische Terminvereinba- rung ist über die Servicenummer 05 75 75 75 möglich. Selbstverständlich können Anmel- dungen für eine Gemeindewohnung sowie Anträge zum Wohnungswechsel auch online auf http://www.wienerwohnen.at erledigt werden. Auch die aktuelle Reihung des per- sönlichen Vormerkscheins können Wohnungs- werberInnen jederzeit online überprüfen. Foto: Jobst / PID 05 75 75 75 – die 24 h-Servicenummer »Die Wohnbaufördermittel der Stadt Wien kommen vielen jungen Familien zugu- Die Wiener Wohnen Servicehotline steht te, denen die Stadt nicht nur sehr schöne, sondern auch erschwingliche Wohnun- allen KundInnen an 365 Tagen im Jahr rund gen zur Verfügung stellen kann«, so Wiens Wohnbaustadtrat Michael Ludwig (r.) um die Uhr zur Verfügung. Die Mitarbei- mit Bezirksvorsteher Karlheinz Hora und einer jungen Mieterin anläßlich deren Einzug in eine von 306 neuen Wohnungen in Wien Leopoldstadt. terInnen dieser Servicenummer bearbeiten täglich (an Werktagen) etwa 3800 Anrufe. von 20 Sekunden entgegengenommen wird. hausanlage melden, aber auch Bestellungen An diesen Tagen sorgen bis zu 90 Mitarbei- MieterInnen können über die Servicenum- aufgeben, etwa wenn Sand in der Sandkiste terInnen dafür, daß jeder Anruf innerhalb mer Gebrechen und Schäden in ihrer Wohn- fehlt. Mit Fragen zum Mietzins, zur Jahres- abrechnung oder für Meldungen über Ver- stöße gegen die Hausordnung ist man bei der Wiener Wohnen Servicenummer ebenfalls an der richtigen Adresse. Selbstverständlich werden hier auch alle Fragen zum Thema Wohnungsvergabe, Wohnungsweitergabe, dem Wohnungstausch, dem Wohnungswech- sel bis zur Wohnungsrückgabe rasch und kompetent beantwortet.

HausbesorgerInnen und HausbetreuerInnen Als soziale Hausverwaltung liegt Wiener Wohnen das Wohl der 500.000 MieterInnen sehr am Herzen. Besonders die Hausbesor- gerInnen und MitarbeiterInnen der Haus- und Außenbetreuung sind ganz nah an den BewohnerInnen dran und kümmern sich um deren Anliegen und Sorgen. Sie erledigen

Foto: Stadt Wien - Wiener Wohnen / Dieter Steinbach die allgemeinen Reinigungs- und Wartungs- Wiener Wohnen-Willkommensservice in der Guglgasse direkt an der U3-Station arbeiten und sind für die Schneereinigung

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 129 / 04. 04. 2014 92 Schwerpunkt »Lebenswertes Wien« und den Streudienst für über 2000 km Geh- wege verantwortlich. Zusätzlich überneh- men die 2000 HausbesorgerInnen und Haus- betreuerInnen von Wiener Wohnen in den Wohnhausanlagen auch eine wichtige Funktion als persönliche AnsprechpartnerIn- nen für die MieterInnen vor Ort. Sie über- nehmen die Koordination bei Schadens- fällen, damit diese möglichst rasch behoben werden können. Für Schadens- oder Gebre- chensmeldungen steht den MieterInnen dar- über hinaus die Servicehotline 05 75 75 75 an 365 Tagen im Jahr rund um die Uhr zur Verfügung

WohnungsanzeigerWiener Wohnen ermöglicht den MieterInnen,

unter Einhaltung gewisser Rahmenbedingun- Foto: Stadt Wien - Wiener Wohnen / Souczek gen ihre Wohnungen mit anderen MieterIn- HausbesorgerInnen und MitarbeiterInnen der Haus- und Außenbetreuung sind ganz nen zu tauschen. Eine kostenlose Plattform nah an den BewohnerInnen dran und kümmern sich um deren Anliegen und Sorgen. für alle tauschfreudigen MieterInnen ist der Wiener Wohnen Wohnungsanzeiger, in dem monatlich mehrere hundert Wohnungen zum Tausch oder in Direktvergabe angeboten wer- den. Der Wohnungsanzeiger ist übersichtlich nach Bezirken gegliedert und enthält Anga- ben zu den Bewerbungsvoraussetzungen (Vormerkscheindatum, Ablösen, monatlichen Kosten, etc.) für die angebotenen Wohnun- gen. Im umfangreichen Serviceteil informiert Wiener Wohnen, was beim Wohnungstausch alles zu beachten ist. Das Inserieren im Woh- nungsanzeiger ist kostenlos, das Magazin liegt in allen Kundendienstzentren und im Wiener Wohnen Willkommensservice auf und ist online abrufbar auf http://www.wienerwohnen.at Foto: Stadt Wien - Wiener Wohnen Geschäftslokale online finden Die Wiener Gemeindebauten sind bei Filmschaffenden sehr beliebt – im Bild: Adele Neben 220.000 Wohnungen verwaltet Neuhauser »im Kasten« bei Dreharbeiten zur Krimi-Serie »Tatort«. Wiener Wohnen auch knapp 6000 Lokale an cation für Film- und Fernsehproduktionen. ders zu fördern, verzichtet Wiener Wohnen attraktiven Standorten in ganz Wien. Ob als Kein Wunder also, daß die Wiener Gemein- bei studentischen Filmprojekten auf die Ein- Greißlerei, Fahrradwerkstatt, Arztpraxis oder debauten bei Filmschaffenden sehr beliebt hebung der üblichen Drehtarife. Eine Dreh- Kreativbüro – die Nutzungsmöglichkeiten sind. Soko Donau, Tatort, oder die Lottosie- genehmigung muß aber auch in diesen Fäl- für InteressentInnen sind vielfältig. Einen ger sind nur einige der zahlreichen TV- len rechtzeitig bei Wiener Wohnen eingeholt Überblick über Lage, Größe und Mietpreis Serien, die in Wohnhausanlagen von Wiener werden. Alle notwendigen Informationen da- aller verfügbaren Geschäftslokale, Ordina- Wohnen gedreht wurden. Auch der interna- zu gibt es auf http://www.wienerwohnen.at tionen oder Magazine kann man sich auf der tional mehrfach ausgezichnete Kinofilm (ausführliche Beschreibungen und Fotoma- Website von Wiener Wohnen verschaffen. Ist „Atmen“ setzt mit der Wohnhausanlage am terial zu 2000 Wiener Gemeindebauten steht die Wunschimmobilie erst einmal gefunden, Rennbahnweg auf die Filmlocation Gemein- zur Erstrecherche kostenlos zur Verfügung) kann auch die Anmeldung gleich online debau. und http://www.viennafilmcommission.at durchgeführt werden. Wiener Wohnen unterstützt den Film- und Kreativstandort Wien und berät in Zu- Mobiles Einsatzteam – Einjahresbilanz Action im Gemeindebau – Betreuung von sammenarbeit mit der Vienna Film Commis- Im März 2013 hat Wiener Wohnen mit Filmschaffenden durch Wiener Wohnen sion FilmemacherInnen und Fernsehteams dem mobilen Einsatzteam eine eigene Stelle Die vielen Wohnhausanlagen prägen das bei der Locationsuche, dem Einholen der für Sofortmaßnahmen ins Leben gerufen, die Stadtbild Wiens maßgeblich mit. Das einzig- erforderlichen Genehmigungen sowie bei sich bei schwerwiegenden Ereignissen (Brän- artige Flair und die schöne Lage unserer der Kalkulation der anfallenden Drehtarife. den, Gas-, Wassergebrechen) um die Versor- Bauten machen sie zu einer perfekten Lo- Um den heimischen Filmnachwuchs beson- gung der MieterInnen kümmert. Das mobile

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 129 / 04. 04. 2014 93 Schwerpunkt »Lebenswertes Wien«

naTÜRlich Sicher Online-Service 5800 Waschküchen stehen den MieterIn- nen in den rund 2000 Städtischen Wohn- hausanlagen als wichtiges Serviceangebot zur Verfügung. Über 90 Prozent davon sind mit dem elektronisch gesteuerten „naTÜR- lich sicher“-System ausgestattet. Mitte 2014 soll die Umrüstung darauf abgeschlossen sein. Der Zutritt zur Waschküche erfolgt mit einem codierten Chip, der auch die Wasch- geräte freischaltet. Zur Waschküche hat so nur jene Mieterin/jener Mieter Zutritt, die/der den Waschtermin gebucht hat. Die Buchung kann sowohl telefonisch, als auch online über einen kostenlosen Useraccount durchgeführt

Foto: Stadt Wien - Wiener Wohnen werden. Durch den personalisierten Benutzer- Seit 2013 bietet Wiener Wohnen in Kooperation mit dem Arbeitersamariterbund code und das Passwort wird eine mißbräuch- das kostenlose Trageservice für ältere und gehbehinderte MieterInnen an. liche Verwendung unterbunden. Laut einer Einsatzteam ist an 365 Tagen im Jahr rund Wenn es eine Aufzugabschaltung auf Befragung, die im Jahr 2013 unter 400 Nut- um die Uhr erreichbar und steht den Mie- einer Stiege einer Wohnhausanlage gibt, zerInnen durchgeführt wurde, sind 97 Pro- terInnen als zentraler Ansprechpartner vor werden die MieterInnen rechtzeitig von Wie- zent der Befragten mit dem elektronischen Ort zur Verfügung. Dabei setzt das mobile ner Wohnen verständigt. Die BewohnerIn- Zutrittssystem und dem „naTÜRlich sicher“- Einsatzteam wichtige Sofortmaßnahmen, nen, die das Mobile Trageservice in An- Reservierungsservice sehr zufrieden. um die BewohnerInnen mit dem Nötigsten spruch nehmen wollen, müssen dann nur Die wichtigsten Vorteile auf einen Blick: wie Wasser, Heizgeräten oder mobilen Koch- noch den Arbeitersamariterbund verständi- Sicher & gerecht: Die Tür zur Waschküche platten zu versorgen. MieterInnen, deren gen und ihre Wunschtermine für die Inan- öffnet sich immer nur für jene MieterInnen, Wohnung aufgrund eines schweren Gebre- spruchnahme des Dienstes bekanntgeben. die den aktuellen Waschtermin gebucht chens vorübergehend unbewohnbar ist, wer- haben. So ist immer klar, wer wann waschen den vom mobilen Einsatzteam in einer von Postempfangsboxen darf. vier Notschlafwohnungen untergebracht. Nach einem ersten erfolgreichen Pilot- Fair: Jede Mieterin/jeder Mieter bezahlt Alle Notschlaftwohnungen wurden von versuch im Jahr 2011 und der Montage von nur noch jene Energiekosten fürs Waschen, Wiener Wohnen im Jahr 2013 frisch adap- 200 Postempfangsboxen im Jahr 2012, stat- die sie/er auch tatsächlich verbraucht hat. tiert und mit Bad, Küche, Eßplatz und tet Wiener Wohnen seine Wohnhausanlagen Wer wenig oder gar nicht wäscht, zahlt we- Schlafgelegenheit für 4 bis 6 Personen aus- nun mit weiteren 2000 Postempfangsboxen nig – oder gar nichts. gestattet. Auch für frische Bettwäsche und aus. Die Postempfangsbox hat den Vorteil, Flexibel: Wer mehr als einen Waschtag ein Handtuchservice ist im Fall der Fälle daß MieterInnen nicht mehr zur nächstgele- pro Monat benötigt, kann je nach Verfüg- gesorgt! genen Post gehen müssen, um ein für sie hin- barkeit weitere Termine buchen. Die Wasch- terlegtes Paket abzuholen. Sie können diese küchen sind von Montag bis Samstag von 6 Ein Jahr Trageservice nun rund um die Uhr direkt in der Wohn- bis 13 oder von 13 bis 20 Uhr verfügbar. „ Seit 1. Jänner 2013 bietet Wiener Wohnen hausanlage ihrer Postbox entnehmen. http://www.hausbetreuung-wien.at in Kooperation mit dem Arbeitersamariter- bund das kostenlose Trageservice für ältere und gehbehinderte MieterInnen an. In den mehr als 2000 Wohnhausanlagen der Stadt Wien müssen bei Sanierungen, wegen War- tungsarbeiten oder nach Bränden notgedrun- gen die Aufzugsanlagen temporär abgeschal- tet werden. Für Menschen mit eingeschränk- ter Mobilität bedeutet das eine Verringerung ihrer Lebensqualität. Um ihnen auch für die Zeit der Aufzugabschaltung die täglichen We- ge, wie den Einkauf oder den Arztbesuch zu ermöglichen, bietet Wiener Wohnen seinen MieterInnen ein Trageservice an. Die Kosten für das Service, das die MieterInnen bei der Überwindung der Treppen zwischen der

Wohnungseingangstüre und der Hausein- Foto: Stadt Wien - Wiener Wohnen gangstüre unterstützt, werden von Wiener Alle Notschlafwohnungen wurden von Wiener Wohnen 2013 frisch adaptiert und Wohnen getragen. mit Bad, Küche, Eßplatz und mit bis zu sechs Schlafgelegenheiten ausgestattet.

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 129 / 04. 04. 2014 94 Schwerpunkt »Lebenswertes Wien« GB* – Grünraum Die Gebietsbetreuungen Stadterneuerung (GB*) sind an 17 Standorten wienweit als aktive Drehscheibe im Bezirk tätig und sind eine kostenlose Serviceeinrichtung der Stadt Wien zu Fragen rund um Wohnen und Wohnumfeld.

ärtnern in der Stadt hat Hochkonjunk- Gtur. Ob Pflanzen tauschen, Baumschei- ben zum Blühen bringen, Innenhöfe unter kompetenter Anleitung begrünen oder ge- meinsam garteln – die Gebietsbetreuungen Stadterneuerung (GB*) informieren und beraten kostenlos zu allen Themen rund um mehr Grün im Grätzel. Als Stadtteilex- pertInnen unterstützen sie Initiativen im öf- fentlichen Raum, die die Lebensqualität in den dicht bebauten Vierteln Wiens erhöhen und die Nachbarschaft stärken.

Begrünte Innenhöfe: Ruheoase und Erlebnisraum Innenhöfe sind wichtige Freiräume in dicht bebauten Stadtgebieten. Häufig wer- den diese gemeinschaftlich von Hausbewoh- nerInnen genutzt und sind nicht öffentlich zugänglich. Dadurch entsteht ein fast priva- Foto: Christian Jobst / PID ter Raum im Freien. Die ExpertInnen der v.l.: Bezirksvorsteher Heinz Lehner, Gemeinderätin Jennifer Kickert und Wohnbau- GB* beraten über Födermöglichkeiten, klä- stadtrat Ludwig mit den jüngsten GemeinschaftsgärtnerInnen am Broßmannplatz ren im Rahmen von Begehungen vor Ort gärtnerische und bauliche Möglichkeiten, unterstützen bei der Umsetzung und organi- sieren bzw. moderieren nach Bedarf Haus- versammlungen. Der in allen GB*-Lokalen kostenlos erhältliche Folder „Anleitung für einen begrünten Innenhof“ bietet Informa- tionen und gibt einen Überblick zu den GB*- Serviceleistungen. Der Folder steht auch aif der Internetseite der GB* zum Download zur Verfügung.

Im Trend: Nachbarschaftsgärten Nachbarschaftsgärten sind Gärten, die von verschiedenen Menschen aus der Nach- barschaft gemeinsam bewirtschaftet werden. Ziel solcher Initiativen ist es, brachliegende Flächen innerhalb der Stadt zu nutzen und öffentlichen Raum zurück zu erobern. Nachbarschaftsgärten stärken die Identi- Foto: GB* fikation mit dem Wohnort, fördern die Ge- Der in allen GB*-Lokalen kostenlos erhältliche Folder »Anleitung für einen begrün- ten Innenhof« bietet Informationen zu den GB*-Serviceleistungen. meinschaft und verbinden Generationen. Die GB* unterstützen bei der Gründung von gärtnerInnen fachlich und moderieren Grup- ein Gemeinschaftsbeet werden von Bewoh- Nachbarschaftsgärten und koordinieren die penprozesse. nerInnen und Bewohnern aus der Umgebung Abstimmung mit dem Bezirk sowie den zu- So „wächst“ etwa am Broßmannplatz in bepflanzt und gepflegt. Das Team begleitet ständigen Magistratsabteilungen der Stadt Floridsdorf seit 2013 auf Initiative der mit dem wohnpartner-Team 21 die Bildung Wien. Sie helfen bei der Kostenkalkulation, GB*21 auf einer bisher wenig genutzten Ra- der Gartengemeinschaft und berät die „Neo- beim Ansuchen von Förderungen und der senfläche ein neuer Nachbarschaftsgarten. GärtnerInnen“ auf fachlicher Ebene. „ Vereinsgründung. Sie beraten Stadttteil- Die jeweils 10 bis 15 m² großen Beete sowie http://www.gbstern.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 129 / 04. 04. 2014 95 Schwerpunkt »Lebenswertes Wien« 20.000 neue Wohnungen für Wien Der Wohnbau-Motor kurbelt die Konjunktur an und sichert 14.000 Arbeitsplätze. Allein 2014 und 2015 werden 14.000 Wohneinheiten fertiggestellt.

er Wiener Wohnbau läuft auf vollen DTouren: Die Stadt Wien setzt aktuell Projekte mit rund 20.000 Wohneinheiten um. Direkt in Bau sind derzeit Projekte mit rund 14.000 Wohneinheiten. Damit wird preisdämpfend auf den gesamten Woh- nungsmarkt eingewirkt. Zudem werden wichtige Impulse für die Stadt, die Kon- junktur und den Arbeitsmarkt erreicht. Rund 14.000 Jobs werden alleine im Neubaube- reich gesichert. Wohnbaustadtrat Michael Ludwig: „Wir stellen damit sicher, daß heuer sowie auch im kommenden Jahr jeweils rund 7000 neue erschwingliche Wohneinheiten den zukünfti- gen Bewohnerinnen und Bewohnern überge- ben werden können. Das sind jede Woche durchschnittlich mehr als 130 Wohnungen, deren Errichtung von der Stadt Wien initiiert und gefördert wurde.“

Mehr als 180 Projekte sind von seiten der Grafik: Stadt Wien - Wiener Wohnen Stadt bereits auf Schiene gebracht worden. zusätzliche 6250 Wohnungen mit PartnerIn- Ende 2013: 3800; Fertigstellungen 2014: Das Gesamtinvestitionsvolumen dafür be- nen-Konsortien errichtet werden. Damit 200 Wohneinheiten (bereits erfolgt) trägt mehr als 2,66 Milliarden Euro, der För- konnte einem Rückgang im Wohnungsbau  10. Bezirk: Hauptbahnhof (Sonnwend- deraufwand der Stadt knapp eine Milliarde erfolgreich entgegenwirkt werden. viertel); gesamt: 5000 Wohneinheiten; Euro. Die geplanten Wohnungen verfügen in Stadtrat Ludwig: „Es gibt keine andere bereits fertiggestellt: 483; Fertigstellun- Summe über eine Wohnnutzfläche von mehr Stadt in Europa, die so viel in den Woh- gen 2014/2015: 1070 Wohneinheiten als 1,5 Millionen Quadratmetern. Das ent- nungsneubau investiert. Durch die konstant  22. Bezirk: aspern Seestadt; gesamt: spricht 217 Fußballfeldern oder 38 Mal der hohe Neubauleistung werden fortlaufend 10.500 Wohnungen (bis 2030); Fertig- Fläche des Rathausparks. Arbeitsplätze gesichert und ein wesentlicher stellungen 2014/2015: 2896 Wohneinhei- Beitrag zu einer gesunden Wirtschafts- und ten Wohnbau wirkt konjunkturbelebend Konjunkturentwicklung geleistet.“  11. Bezirk: Mautner-Markhof-Gründe und und sichert Arbeitsplätze Umgebung; gesamt: 1100 Wohneinheiten; Eine Reihe im Vorfeld gesetzter Maßnah- Motor der Stadtentwicklung Fertigstellungen 2014/2015: 960 Wohn- men sind ausschlaggebend dafür, daß eine Die hohe Neubauleistung wird mit der einheiten konstant hohe Neubauleistung in Wien mög- Realisierung von Projekten nahezu im ge- 21. Bezirk: Gerasdorfer Straße; gesamt: lich ist. Wien investiert die Wohnbauförde- samten Stadtgebiet verwirklicht. Ein Schwer- 664 Wohneinheiten; bereits fertiggestellt: rungsmittel direkt in den Wohnbau. Zusätz- punkt liegt auf den Entwicklungsgebieten 231; Fertigstellungen 2014/2015: 433 lich zu den gemeinsamen Ertragsanteilen, wie dem Nordbahnhofgelände, dem Sonn- Wohneinheiten die die Stadt aus dem Finanzausgleich erhält, wendviertel, dem neuen Stadtteil beim 22. Bezirk: Polgarstraße 30a; gesamt: 388 kommen weitere 80 bis 160 Millionen Euro Hauptbahnhof oder der aspern Seestadt. Wohneinheiten; Fertigstellungen 2014/ von der Stadt Wien. Außerdem hat die Stadt 2015: 388 Wohneinheiten die Förderleistung bereits 2007 sukzessive Die derzeit größten Projekte sind:  Weitere Projekte in Vorbereitung angehoben. Wien hat außerdem am Höhe-  3. Bezirk: Eurogate (ehemals Aspanger punkt der internationalen Finanz- und Wirt- Bahnhof); gesamt: 1800 Wohneinheiten; Im Neubaubereich wird eine konstante schaftskrise in den Wohnbau investiert. Dank Bereits fertiggestellt bis Ende 2013: 686; Entwicklung sichergestellt. So können ne- begleitender Maßnahmen, wie etwa der von Fertigstellungen 2014: 140 Wohneinhei- ben der nachfragegerechten Wohnraum- der Stadt Wien ins Leben gerufenen Wohn- ten (bereits erfolgt) schaffung auch positive Effekte auf Wirt- bauanleihe und insbesondere auch der Wohn-  2. Bezirk: Nordbahnhof; gesamt: 9000 schaft und Konjunktur erzielt werden. Daher bauinitiative, konnten seit Beginn der Krise Wohneinheiten; bereits fertiggestellt bis sind parallel zu den derzeit in Umsetzung

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begriffenen Projekten bereits dutzende wei- gebnisse für die Zielgebiete wurden in einem genüber den vorherigen Stadtentwicklungs- tere in der konkreten Planung. Grundlagenbericht zusammengetragen. perioden dar. Dieser innovative Ansatz lenkt Zusätzliche Budgetmittel, die im Rahmen Der Grundlagenbericht setzt einige neue die Aufmerksamkeit auf bestimmte, räum- des Wohnbau-Konjunkturpakets bereitge- Akzente bei den Aufgabenschwerpunkten. Er lich definierte Stadtbereiche und erfaßt cha- stellt wurden, sollen in Anspruch genommen legt Änderungen bei Zielgebietsgrenzen, rakteristische Entwicklungspotentiale, Chan- werden. Nach heutigem Ermessen werden Programmen und Strategien fest, die bis Sep- cen und Herausforderungen. die Anfang 2015 bereitgestellten 72 Millio- tember 2011 Gültigkeit hatten. Die vormali- Der STEP 05 weist in Summe 13 Zielge- nen Euro abgerufen werden können. gen Zielgebiete „Prater - Messe - Krieau - biete auf, die für die Stadtentwicklung Wiens Stadion“ und „Waterfront - Stadt am Was- von substanzieller Bedeutung sind. Die 13 Wohnhaussanierung ser“ wurden zum Beispiel zu einem gemein- Zielgebiete unterscheiden sich voneinander Neben dem Wohnungsneubau investiert samen Zielgebiet „Donauraum Leopold- in vielfältiger Weise: in der räumlichen Di- die Stadt Wien zusätzlich jährlich rund 200 stadt - Prater“ zusammengefaßt. Das vorma- mensionierung, den städtebaulichen, wirt- Millionen Euro in die Wohnhaussanierung. lige Zielgebiet „Hauptbahnhof Wien - Erd- schaftlichen und gesellschaftlichen Heraus- Damit werden Sanierungsprojekte mit berger Mais“ wurde in die beiden Zielgebie- forderungen sowie in der stadtstrukturellen 10.000 Wohnungen gefördert. Dadurch wird te „Favoriten - Hauptbahnhof - Arsenal“ und Bedeutung. Auch die Realisierungshorizonte die Wohnqualität verbessert, werden ganze „Erdberger Mais - Aspanggründe - St. Marx“ sind unterschiedlich. In den Zielgebieten Grätzel aufgewertet und Heizkosten bei geteilt. In zwei Fällen erweist es sich auch werden die Schwerpunkte der Stadtentwick- gleichzeitig erschwinglichen Mieten ge- als zweckmäßig, Neuausweisungen vorzu- lung in den kommenden Jahren gesetzt. senkt. schlagen, um die vorhandenen Potentiale im Planung und Entwicklung enden dabei Sinne gesamtstädtischer Entwicklungsziele nicht an administrativen Bezirksgrenzen. Sie Zielgebiete der Stadtentwicklung optimal zu nutzen (Simmering, Zentrum Ka- erfolgen in übergreifenden Stadtregionen, Die 13 Zielgebiete des Stadtentwicklungs- gran). Der Grundlagenbericht wurde vom die in einem inhaltlichen Zusammenhang plans für Wien (STEP 05) wurden 2010 eva- Wiener Gemeinderat im September 2011 zur stehen. luiert. Die Gebiete wurden teilweise abgeän- Kenntnis genommen und bildet den Orien- In diesen Zielgebieten wurden die vor- dert, Programme und Strategien an das seit tierungsrahmen für weitere Planungsschritte handenen Potentiale weitestgehend genutzt 2005 Erreichte angepaßt. beziehungsweise Umsetzungsprozesse. beziehungsweise angestrebte Ziele so weit Die Überprüfung der Aktualität der Ziel- erreicht, daß die beabsichtigte Weiterent- gebietsprogramme wurde im Zuge der Er- Innovatives Projekt seit 2005 wicklung durch die Linienorganisation aus- folgsfeststellung des gesamten Stadtentwick- Die Zielgebiete stellen eine der wichtig- reichend gesichert ist. „ lungsplans (STEP 05) durchgeführt. Die Er- sten Neuerungen der Stadtentwicklung ge- http://www.wien.gv.at/bauen-wohnen/ Foto: Michael Mössmer / http://www.oesterreichfotos.at In aspern Seestadt entstehen bis 2030 insgesamt 10.500 Wohnungen, 2896 Wohneinheiten sind bereits 2014/2015 fertig. ÖSTERREICH JOURNAL NR. 129 / 04. 04. 2014 97 Schwerpunkt »Lebenswertes Wien« Neue Webcams zeigen aktuelle Verkehrslage Insgesamt 20 moderne Outdoor-Kameras an hochfrequentierten Standorten in ganz Wien liefern seit kurzem rund um die Uhr Bilder zur aktuellen Verkehrslage.

aten gewinnen, aufbereiten und auf Dbreiter Ebene nutzbar machen, zählt zu den Hauptaufgaben der Gruppe Verkehrs- und Datenmanagement der Magistratsabtei- lung (MA) 46 (Verkehrsorganisation und technische Verkehrsangelegenheiten). Martin Schipany ist Leiter dieser Gruppe und sorgt mit seinen MitarbeiterInnen dafür, daß aus reinen Verkehrsdaten nützliche Anwendun- gen und Projekte werden, die den WienerIn- nen den Alltag erleichtern. Die Übertragung von Livebildern der aktuellen Verkehrslage an den Stadtplan von wien.at mittels Web- cams ist so ein nützliches Projekt. „Für uns war wichtig, daß sich die Menschen selbst ein Bild machen können. Wie schaut es vor Ort aus, welcher Weg durch die Stadt ist für mich zu diesem Zeitpunkt optimal“, so Schipany, der vor über zwei Jahren begann, die Idee mit der Unterstützung von ITS Vienna Region in die Tat umzusetzen. „Um so ein Projekt durchführen zu können, war der Einsatz von Webcams ein ganz logischer Schritt. Mit den 20 Kameras können wir die Situation in besonders frequentierten Stras- senzügen oder an Verkehrsknotenpunkten rund um die Uhr live zeigen. Die Wie- nerinnen und Wiener können das Service ganz einfach am wien.at-Stadtplan abrufen und haben dadurch auch gleich eine Ent- scheidungshilfe für die Wahl des passenden Verkehrsmittels.“ „Das vereinfacht die Routenplanung und © Stadt Wien hilft, Staus zu vermeiden. Die Stadt Wien Screenshot des wien.at-Stadtplans mit dem eingeblendeten Fenster der Webcam erweitert damit ihr umfangreiches Service- Museumstraße: vor Burggasse Richtung Museumsquartier angebot und unterstützt die Bürgerinnen und Bürger beim sicheren und zügigen Voran- schiedenen Verkehrsmittel und Fortbewe- sche Verkehrsangelegenheiten erarbeitete kommen im Stadtverkehr. Durch die Kame- gungsarten und das optimale Routing für die das Konzept und evaluierte die verkehrsor- ras lassen sich die im Tagesverlauf wech- VerkehrsteilnehmerInnen bekommen eine im- ganisatorischen Rahmenbedingungen. Die selnden Verkehrsströme besser überblicken mer größere Bedeutung.“ Und vielleicht ent- technische Umsetzung erfolgte durch ITS und Fahrzeiten können besser eingeschätzt steht aus diesem Gedanken bald das nächste, Vienna Region. Als Ergebnis dieser guten werden“, so Wiens Vizebürgermeisterin und nützliche Projekt für die WienerInnen. Zusammenarbeit konnten im vergangenen Verkehrsstadträtin Maria Vassilakou. Jahr 12 Webcams online gehen. Vor kurzem Der städtische Verkehr steckt täglich vol- Insgesamt 20 moderne wurde das Angebot erweitert, sodaß derzeit ler Herausforderungen – für jene die daran Outdoor-Kameras 20 Webcams Bilder zur aktuellen Verkehrs- teilnehmen, und auch für diejenigen, die ihn Vor rund zwei Jahren wurde mit den lage im Internet zeigen. organisieren. Schipany meint dazu: „Hier detaillierten Planungen für das Projekt zur Die Verkehrskameras sind an hochfre- kommen viele, oft unterschiedliche Bedürf- Einrichtung der Verkehrskameras begonnen. quentierten Verkehrsknoten und Straßen mit nisse zusammen. Die Integration der ver- Die MA 46 Verkehrsorganisation und techni- hohem Verkehrsaufkommen positioniert und

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über ganz Wien verteilt. An mehreren Stand- orten sind zwei Webcams installiert, um den Verkehr aus unterschiedlichen Perspektiven abzubilden, beispielsweise auf der Triester Straße stadteinwärts und stadtauswärts.

Datenschutz gewährleistet Die Webcams sind fix installiert und nicht neig- oder schwenkbar. Auch ein Hin- einzoomen ins Bild ist nicht möglich. Das ist eine wichtige Voraussetzung um den Daten- schutz der VerkehrsteilnehmerInnen zu ge- währleisten. Weder Kennzeichen noch Per- sonen sind erkennbar und die Anonymität bleibt gewahrt. Die Übertragung erfolgt über eine geschützte Mobilfunk-Datenverbin- dung und bietet so die größtmögliche Si- cherheit. Die Webcams sind digitale Out- doorkameras mit Weitwinkelobjektiv und liefern eine Auflösung von 640 x 480 Pixel. Der hohe technische Standard garantiert eine Foto: Stadt Wien / Rudolf Salomon optimale Nutzung der Server- und Leitungs- Martin Schipany ist Leiter Gruppe Verkehrs- und Datenmanagement, Abt.Leiter- Stv. der MA 46, Projektleiter und »Ideengeber« des Webcam-Projekts. kapazitäten. Für 2014 ist vorläufig kein weiterer darf ist in den nächsten Jahren eine Aus-  Europaplatz: bei Mariahilfer Straße Ausbau der Standorte geplant. Je nach Be- weitung des Projekts aber durchaus denkbar. Richtung Neubaugürtel  Europaplatz: bei Mariahilfer Straße Die Standorte Richtung Mariahilfer Gürtel  Schottenring: Höhe Franz-Josefs-Kai  Landstraßer Gürtel: bei Gürtelauffahrt Richtung Börse Richtung Ghegastraße  Franz-Josefs-Kai: bei Salztorbrücke  Schlossallee: bei der Linken Wienzeile Richtung Schottenring Richtung stadteinwärts  Museumstraße: vor Burggasse Richtung Museumsquartier Zehntausende nutzen wien.at-Service  Währinger Gürtel: bei Nußdorfer Straße „Der wien.at-Stadtplan wird von den Richtung AKH WienerInnen und Wien-BesucherInnen hoch  Währinger Gürtel: bei Lazarettgasse geschätzt“, betont Stadtrat Christian Oxo- Richtung Alser Straße nitsch. „Täglich klicken mehr als zehntau-  Triester Straße: bei Wienerbergstraße send Menschen auf die Karteninhalte.“ Die stadtauswärts neuen Webcams sind derzeit nur über die  Hietzinger Kai: bei Guldengasse stadt- Desktop-Version des wien.at-Stadtplans ab- auswärts rufbar, das heißt in erster Linie von PCs und  Hernalser Gürtel: bei Hernalser Tablets. Erst vor kurzem wurden die Echt- Hauptstraße Richtung AKH zeitdaten der Wiener Linien via qando ein-  Brünner Straße: bei Shuttleworthstraße gebettet und auch für Öffi-Haltestellen ein- stadtauswärts gefügt. Weiters wurde der Karteninhalt „Ver-  Lundenburger Gasse: bei Brünner Straße kehr“ um verkehrsberuhigte Bereiche er- Richtung A22 gänzt. Mit einem Klick sind Fußgänger- und  Triester Straße: Höhe Franz-Schuh- Begegnungszonen, Wohnstraßen oder Tem- Gasse stadteinwärts po 30-Zonen sichtbar.  Laxenburgerstraße: Höhe In Kürze wird eine neue Version des mo- Sonnwendgasse stadtauswärts bilen wien.at-Stadtplans zur Verfügung ge-  Kärntner Ring: bei Kärntner Straße stellt. Diese enthält dann auch die Einbahnen Richtung Operngasse im Straßennetz, einen der meist gewünsch-  Friedrichstraße: Höhe Secession stadt- ten Inhalte der wien.at-Community. „ einwärts Link zum Stadtplan auf wien.at:  Friedrichstraße: Höhe Secession stadt- http://www.wien.gv.at/stadtplan/ auswärts Link zum Stadtplan mit aktueller Ein »vergrößerter« Blick auf die Inhalte  Währinger Gürtel: bei Nußdorfer Straße Verkehrslage auf wien.at: des wien.at Stadtplan-Menüs Richtung Nußdorfer Straße http://www.wien.gv.at/stadtplan/grafik.aspx?lang=de-AT&bookmark=RRZoRZ5UP0UA-cstGdvGERpRpBghnrgPrkXs-b

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 129 / 04. 04. 2014 99 Schwerpunkt »Lebenswertes Wien« Ferienzeit ist Downloadzeit Virtuelle Bücherei Wien feiert 500.000. Download. Auch bei der Rückgabe von »analogen« Büchern ist man in der Hauptbücherei – dank des ersten 24/7 Rückgabeautomaten – nicht mehr an Öffnungszeiten gebunden.

homas verbringt viel Zeit im Internet – Tzu viel Zeit nach Meinung seiner Frau, die ihm zu Weihnachten eine Jahreskarte der Büchereien Wien und einen E-Book-Reader geschenkt hat. Die Rechnung scheint aufzu- gehen, der einstige Lesemuffel ist auf dem besten Weg zum Bücherwurm. „Mittlerweile freue ich mich über die Schlangen an der Supermarktkassa, denn dann kann ich wie- der ein paar Minuten lesen“, lacht Thomas. Die Weihnachtsferien erlaubten vielen Menschen mehr als nur ein paar Minuten Lesezeit. In der Virtuellen Bücherei Wien standen sie auch an den Feiertagen vor offe- nen Türen – und haben diese förmlich einge- rannt. Am ersten Weihnachtsfeiertag wurden so viele eBooks wie noch nie ausgeliehen, nämlich 1150. Auch an den folgenden Tagen verzeichneten die Büchereien Wien jeweils Foto: Stadt Wien mehr als 1000 Downloads, Ende des Jahres Es gibt eine »Onleihe«-App (für Android und iOs), über die man bequem eBooks im EPUB-Format auf das Smartphone oder Tablet laden, aber auch unterwegs erfolgte schließlich die 500.000. digitale Hörbücher mit (derzeit) iPhone oder iPad anhören kann… Entlehnung. Die Anzahl der Menschen, die die Virtuelle Bücherei nutzen, hat sich seit 2011 verdoppelt.

Ein eBook – viele Möglichkeiten Thomas findet es großartig, daß ihm ein- und dasselbe eBook zur gleichen Zeit auf einer Vielzahl von Geräten zur Verfügung steht: „Zu Hause lese ich am Laptop, in der U-Bahn am Handy und im Kaffeehaus am Reader – meinen Lesestoff habe ich jeden- falls immer bei mir.“ Während seiner Jog- gingrunde hört er eAudios; die digitalen Hör- bücher können seit kurzem nicht nur auf diversen mp3-Playern, sondern per Strea- ming auch auf dem iPhone und iPad genutzt werden. Eine entsprechende Erweiterung der App für Android-Geräte ist für die nächste Zeit geplant. An die Rückgabe der eMedien muß Thomas übrigens nicht denken: wenn die Ausleihfrist abgelaufen ist, läßt sich die Datei einfach nicht mehr öffnen, Überzie- hungsgebühren können damit keine anfallen.

600 neue eMedien pro Monat „Bis jetzt hat mein Mann ein Buch im Jahr gelesen – den jährlichen Krimi im Urlaub“, erzählt Thomas’ Frau Susanna. „Seit er die Virtuelle Bücherei kennt, hat er schon Screenshot http://www4.onleihe.at vier eBooks verschlungen.“ Daß der Neo- Screenshot der Startseite der Virtuellen Bücherei Wien

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 129 / 04. 04. 2014 100 Schwerpunkt »Lebenswertes Wien«

Vielleser bald alle eMedien kennt, ist den- noch nicht zu befürchten. 30.000 elektroni- sche Bücher, Hörbücher und Zeitungen um- faßt der Bestand derzeit, pro Monat kommen mehr als 600 neue hinzu. Thomas’ Tochter freut sich nicht zuletzt über die Neuzugänge bei den Zeitschriften: Um Lifestyle-Maga- zine wie „Glamour“, „Myself“ oder „Vogue“ zu kaufen, reicht das Taschengeld des Teen- agers nicht aus, die Lektüre der ePapers ist für die Jugendliche kostenlos. Ihre Mutter interessiert sich mehr für aktuelle Romane – und ist damit nicht alleine: Die Bestleiher des vergangenen Jahres waren „Ewig dein“ von Daniel Glattauer, „Das Washington-De- kret“ von Jussi Adler-Olsen und „Inferno“ von Dan Brown. Voraussetzung für die Nutzung der Vir- tuellen Bücherei Wien ist lediglich eine gül- tige Büchereikarte und ein Internetzugang. Das Service ist für alle NutzerInnen mit einer gültigen Büchereikarte kostenlos. http://www.virtuellebuecherei.wien.at

Buchrückgabe rund um die Uhr Morgens vor der Arbeit noch schnell die ausgeliehenen Bücher zurückbringen? Am Foto: Votava / PID Stadtrat Christian Oxonitsch nahm den Rückgabeautomaten in Betrieb Feiertag den Film aus der Bücherei ange- schaut und ihn gleich retournieren? Dank der frei zugänglich. Es können dort auch Medien Kinderleichte Bedienbarkeit ersten Rückgabestation der Büchereien Wien aus allen 39 Zweigstellen der Büchereien Der Rückgabeautomat läßt sich einfach ist das ab sofort möglich. Medien können Wien zurückgegeben werden. Stadtrat Chri- und intuitiv bedienen: die LeserInnen halten auch außerhalb der Öffnungszeiten der stian Oxonitsch nahm den Automaten am ihre Büchereikarte vor den Scanner, worauf Bücherei einfach und schnell zurückgegeben Anfang November 2013 in Betrieb: „Die sich eine Klappe an der Vorderseite des Ge- werden, und das rund um die Uhr und an sie- Rückgabestation ist ein tolles Service für räts öffnet. In diese Öffnung werden die ben Tagen die Woche. alle LeserInnen mit Büchereikarte. Außer- Medien einzeln hineingelegt. Da der gesam- Der Automat befindet sich am Ver- dem verkürzen sich dadurch auch die War- te Medienbestand der Büchereien Wien mit kehrsknotenpunkt Urban-Loritz-Platz vor tezeiten an den Verbuchungsschaltern in der RFID-Chips (radio-frequency identification) dem Lift zur Hauptbücherei und ist barriere- Bücherei.“ ausgestattet ist, erkennt das Buchungssystem die Medien automatisch. Nachdem alle Medien zurückgegeben wurden, bekommen die BenutzerInnen auf Wunsch eine Bestätigung über die Rückgabe ausgedruckt. Sind die Bücherwägen hinter der Rückgabeklappe voll, schickt der Auto- mat eine SMS-Nachricht an MitarbeiterIn- nen der Bücherei, die die Behältnisse austau- schen. Ein weiterer 24/7 Rückgabeautomat ist vor dem Eingang der Bücherei Liesing geplant. „ http://www.buechereien.wien.at Unter „Verkauf deine Klugheit und beschaff dir Staunen“ ist im „Österreich Journal“ pdf- Magazin, Ausgabe 83 vom 30. April 2010, ein umfangreicher Beitrag entstanden: http://www.oesterreichjournal.at/Ausgaben/index_083.htm Fotos von der Wiener Hauptbücherei am

Foto: Stadt Wien Gürtel und der Bücherei Sandleiten, die für Da der gesamte Medienbestand der Büchereien Wien mit RFID-Chips ausgestattet diesen Beitrag entstanden sind, finden Sie auf ist, erkennt das Buchungssystem die Medien automatisch. http://www.oesterreichfotos.at/galerien/wien/wien-bibliothek/

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 129 / 04. 04. 2014 101 Schwerpunkt »Lebenswertes Wien« WIG 64 Die Grüne Nachkriegsmoderne. Vor 50 Jahren, im April 1964, wurde die Wiener Internationale Gartenschau im Donaupark eröffnet. Das Wien Museum Karlsplatz widmet diesem Ereignis eine Ausstellung vom 9. April bis 31. August 2014. © Wien Museum

Ein Blick auf das WIG-Gelände im April 1964, im Vordergrund: die Straßenbahnlinie 16, die vom Praterstern nach Stadlau führte.

und 2,1 Millionen BesucherInnen ver- schen Trends in der Gartengestaltung sowie „friedlichen Wettstreit“ der Städte und Rzeichnete die damals größte Gartenaus- von den Nachnutzungen und den Verände- Nationen. 1958 bewarb sich Wien mit dem stellung Europas, die mit vielfältigen Attrak- rungen des Areals bis heute. Als Objekte Donaupark (nachdem Laxenburg, der Lain- tionen aufwarten konnte: Neben dem 252 fungieren zeitgenössische Fotografien, Mo- zer Tiergarten und der Prater als Standorte Meter hohen Donauturm gab es u. a. einen delle, Filme, Plakate und persönliche Er- verworfen worden waren), 1962 erhielt das Sessellift, mit dem man über Blumenbeete innerungen von WienerInnen. Projekt vom Bureau International des Ex- schweben konnte, eine Liliputbahn, zwölf positions in Paris offiziell den Rang einer Nationengärten, temporäre Sonderschauen Den Deutschen nacheifern Weltausstellung. im Freien, den neu angelegten „Irissee“, ein Vorbild für das Mammutprojekt waren 41 Meter hohes Turmgewächshaus und einen die Gartenschauen, die vor allem in kriegs- Gebaut auf Mist skurrilen „Garten des 21. Jahrhunderts“ mit zerstörten deutschen Städten veranstaltet Ein vorrangiges Ziel der WIG 64 war es, Pflanzen, die als Ernährung für Astronauten wurden, um Grünanlagen wieder aufzubau- die Stadt „jenseits der Donau“ aufzuwerten. dienen sollten. en, neu zu schaffen und Stadtteile aufzuwer- Das Areal zwischen Alter Donau und Do- Als Großereignis der Nachkriegszeit hin- ten. Den Anfang machte 1950 Erfurt mit der nauhauptstrom – nur vier Kilometer vom terließ die WIG 64 nicht nur Spuren im kol- ersten nationalen Gartenschau der DDR, die Stephansdom entfernt – galt seit langem als lektiven Gedächtnis, sondern auch eine der erste westdeutsche „Bundesgartenschau“ „Problemgebiet“. Im östlichen Teil des heu- größten Wiener Parkanlagen des 20. Jahr- („BUGA“) fand 1951 in Hannover statt, es tigen Donauparks befand sich schon in Zei- hunderts. Die Ausstellung beleuchtet die folgten bis in die 60er-Jahre weitere zehn ten der Monarchie eine Militärschießstätte, WIG 64 im Kontext der planerischen Uto- große Gartenschauen in der BRD. Sie wur- zwischen 1940 und 1945 wurden hier 129 pien und der Wiener Imagepolitik der Nach- den zum Symbol für das „Wirtschaftswun- Menschen (Deserteure, „Wehrkraftzersetzer“, kriegszeit, erzählt aber auch von zeitgenössi- der“ und dienten der Positionierung im Regimegegner) von den Nationalsozialisten

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 129 / 04. 04. 2014 102 Schwerpunkt »Lebenswertes Wien« hingerichtet. Ein weiterer Teil der WIG 64 wurde auf der Fläche des ehemaligen „Bret- teldorfs“ errichtet, einer behördlich nicht be- willigten Siedlung, die als „Slum von Kai- sermühlen“ verschrien war. Die Bewoh- nerInnen hatten sich bis dahin teils erfolg- reich gegen Absiedelungsversuche gewehrt, u. a. 1926 in einer Auseinandersetzung, die als „Bretteldorfer Krieg“ bezeichnet wurde. Zum Areal zählte außerdem die ehemali- ge Mülldeponie Bruckhaufen, auf der einst „Banlstierer“ und „Koksstierer“ im Abfall nach Verwertbarem suchten. Noch in den 1950er-Jahren arbeiteten 70 Personen auf der Deponie, deren Kapazität allerdings er- schöpft war. Zur gleichen Zeit beschloß die Stadtverwaltung, in Zukunft auf Verbrennung statt Ablagerung des Mülls zu setzen. Die WIG 64 hatte jedenfalls mit den Altlasten zu kämpfen: Gase traten aus, das Grundwasser war stark kontaminiert. Dennoch erwies sich die Großausstellung als nahezu ideale Lö- sung für ein „Problemgebiet“, über dessen Geschichte man wortwörtlich das Gras wachsen lassen konnte.

Soziales Grün für gesunde und schöne Großstadtmenschen Die WIG 64 bedeutet einen Paradigmen- wandel in der Stadtplanung nach 1945: „So- ziales Grün“ wurde zum Leitbegriff von Politikern, die den urbanen Grünraum als Gegenpol zur sich verdichtenden Stadt prie- sen. Die verkehrsgeplagten WienerInnen sollten hier Erholung finden. Mit der Schaf- fung neuer Parks sollte, so Bürgermeister Franz Jonas, eine moderne Großstadt entste- hen, in der „viele gesunde, starke und schö- ne Menschen eine bessere Welt aufbauen Turmgewächshaus von Othmar Ruthner auf der WIG 64, 1964 können“. Die WIG 64 fiel in eine Zeit, in der be- scheidener Wohlstand und die Einführung der 45-Stunden-Woche erste Ansätze einer „modernen“ Freizeitkultur hervorbrachten. Ein deklariertes Ziel der Veranstalter war auch die Förderung von Tourismus und Ge- werbe; nicht nur Wien, sondern ganz Öster- reich sollte imagemäßig davon profitieren. Nicht zuletzt im Bereich Gartenbau und Landschaftsarchitektur gab man sich modern und international. Von Beginn an vermarktete die Stadt die WIG 64 als Schau der Superlative. 1,5 Mil- lionen Blumen, 500.000 Sträucher, 2 Millio- nen Stauden und 40.000 Nadelbäume – damit stimmte man die Wiener Bevölkerung wie die internationale Öffentlichkeit auf das Er- eignis ein. Das gesamte Areal umfaßte fast © ÖNB, Bildarchiv und Grafiksammlung © Österreichisches Gartenbaumuseum eine 1 Mio. m², eine gigantische Fläche, die Heinz Conrads gratuliert der zweimillionsten WIG-Besucherin, 1964

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 129 / 04. 04. 2014 103 Schwerpunkt »Lebenswertes Wien«

heutige Parkprojekte weit in den Schatten Marx für Brasilien, Hermann Thiele für Nach dem Ende der WIG 64 wurde der stellt (zum Vergleich: Helmut-Zilk-Park Deutschland und Willi Neukom für die Donaupark 1965 der Öffentlichkeit zugäng- beim Hauptbahnhof 2017: 70.000 m², See- Schweiz kamen profilierte Landschaftsar- lich gemacht. Heute erstreckt sich der Donau- park Aspern 2014: 50.000 m²). chiteken zum Zug. International viel beach- park auf einer Fläche von immerhin noch tet war das Turmgewächshaus des Wiener In- 600.000 m², beschnitten von UNO-City, Zukunftsweisend oder genieurs Othmar Ruthner. Auf einer Grund- Austria Center Vienna, Donau City und kleingärtnerisch? fläche von 50 m² wurden tausende Töpfe in Donauuferautobahn. Die Gesamtgestaltung trug die Hand- Paternoster-Art auf- und abtransportiert und Das Schlußkapitel der Ausstellung widmet schrift des Stadtgartendirektors Alfred Auer. dabei mit Wasser und Dünger versorgt. Das sich den heutigen Nutzungen des Grünraums, Er hatte die Leitung des Projekts übernom- Gemüse und die Blumen der utopistischen eindrucksvoll ablesbar an der Fotoserie von men, nachdem ein kurzfristiger, bloß öster- Anlage verwendete man in den acht Restau- Klaus Pichler und am Film von Peter Arlt reich-weiter Wettbewerb keine überzeugen- rants der WIG. und Manfred Schwaba, die im Auftrag des de Lösung gebracht hatte. In der Mitte des Doch auch Kritik wurde laut: Ulrich Wien Museums entstanden. Das weiträumige Parks situierte Auer zwei große Flächen, die Wolf, Präsident der Deutschen Gesellschaft Areal lebt noch heute vom Wechselspiel aus 180.000 m² große „Rasenschüssel“ mit dem für Gartenkunst und Landschaftspflege, gestalterisch definierten und nutzungsoffe- Donauturm und den 30.000 m² großen Iris- mißfielen die Breite der Wege sowie die nen Räumen, die von den unterschiedlich- see. Die kleinteiligen Ausstellungsflächen Größe und Monotonie der Eingangsplätze. sten Bevölkerungsgruppen genutzt werden. waren in den Randbereichen des Parks ange- In der „Presse“ wurde die WIG 64 als „Amts- Die Ausstellung wurde von Martina Nuß- legt. Neben Hallenschauen gab es permanen- projekt“ bezeichnet, der Wiener Architekt baumer (Wien Museum) sowie Ulrike Kripp- te Themengärten und temporäre Sonder- Hermann Czech bezeichnete das Areal als ner, Lilli Lièka und Nicole Theresa Raab (In- schauen im Freien, u. a. eine Rosenschau. „wildgewordene Phantasie eines Kleingärt- stitut für Landschaftsarchitektur, Universität Der architektonisch umstrittene Donauturm ners“, die schulmeisterliche Haltung der für Bodenkultur) kuratiert. Zur Ausstellung mit seinem Drehrestaurant galt sofort als Stadtplanung sei in jedem Winkel spürbar. erscheint im Metroverlag ein reich bebilder- neues Wahrzeichen Wiens. Auch ein um- Im großen und ganzen war das Echo öster- ter Katalog mit Texten von Annemarie Bu- fangreiches Rahmenprogramm sorgte dafür, reichweit allerdings euphorisch, weshalb man cher, Ulrike Krippner, Lilli Lièka, Helmut daß man breite Bevölkerungsschichten – und zehn Jahre später am Laaer Berg eine weite- Neundlinger, Andreas Nierhaus, Martina nicht nur Garteninteressierte – anlocken re Internationale Gartenschau veranstaltete. Nußbaumer, Peter Payer und Nicole Theresa konnte. Die Ausstellung wurde auch zum priva- Raab sowie einer Bildstrecke von Klaus Die Bemühungen um hochkarätige inter- ten Medienereignis: Viele probierten hier Pichler und WIG-64-Bildern von Barbara nationale Beteiligungen an den Nationengär- ihren ersten Fotoapparat aus oder drehten Pflaum. „ ten waren erfolgreich, mit Roberto Burle hier ihren ersten Schmalspurfilm. http://www.wienmuseum.at © Wien Museum Neben dem 252 Meter hohen Donauturm gab es u. a. einen Sessellift, mit dem man über Blumenbeete schweben konnte.

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 129 / 04. 04. 2014 104 Chronik Neun von zehn leben gerne in Graz Die Ergebnisse einer Lebensqualität-Umfrage liegen vor.

ie zufrieden sind die GrazerInnen mit Wder Lebensqualität ihrer Stadt? Und wie gerne leben sie hier? Rund 100 Fragen wie diese haben 9500 BürgerInnen, das sind 3,5 Prozent der EinwohnerInnen, zwischen 11. Oktober und 3. November 2013 bei der Umfrage zur Lebensqualität beantwortet. „Da- mit Graz auch in Zukunft eine der lebens- wertesten Städte bleibt, gehen wir in unseren Planungen, seien es Jugend- oder Senioren- einrichtungen, Verkehr oder Grünraum, auf die Erwartungen und Bedürfnisse der Bevöl- kerung ein“, erklärte Bürgermeister Sieg- fried Nagl die Gründe, warum die Umfrage bereits zum dritten Mal durchgeführt wurde. Gemeinsam mit den UmfrageleiterInnen Bar- bara Rauscher und Peter Krusic präsentierte er am 6. März im Joanneumsviertel die Er- gebnisse vor einem breiten, interessierten

Publikum aus Politik und Verwaltung. Grafik: Stadt Graz Zum Beispiel: Auswertung der Frage: »Wie gerne leben Sie in Ihrem Stadtteil?« Zwei Millionen Datensätze Beispiel: Die Frage, ob die Menschen nur 65 Prozent der Bevölkerung die Frage Bei der Umfrage 2013 wurden 60.000 Pa- gerne in ihrem Stadtteil leben, beantworteten mit Ja beantworteten. pierfragebögen an ausgewählte Haushalte im 98 Prozent der MariatrosterInnen mit Ja, in Stadtgebiet geschickt, darüber hinaus gab es Gries – am anderen Ende der Skala – waren Wo liegt Handlungsbedarf? die Möglichkeit, online zu antworten. 75 Pro- es mit 75 Prozent zwar deutlich weniger, aber Über alle abgefragten Bereiche – von zent der Antworten landeten auf einem Pa- immerhin auch noch drei von vier Personen. Lebenshaltungskosten über Verkehr, Umwelt, pierfragebogen, die Online-Option wurde hin- Allerdings: Selbst innerhalb des Bezirkes Wohnen, Erholung und Freizeit und vieles gegen von 25 Prozent genutzt. Insgesamt wer- Gries gibt es Quartiere mit 80prozentiger mehr – wurden zwei Kriterien gemessen: teten die MitarbeiterInnen der städtischen Zustimmung ebenso wie solche, in denen Wie wichtig ist der Bereich und wie hoch ist Statistik, einem Referat der Präsidialabtei- die Zufriedenheit damit. Wo eine Spann- lung, in den vergangenen Wochen mehr als breite zwischen Wunsch und Wirklichkeit zwei Millionen Einzeldaten aus. Die Anony- sichtbar wird, dort herrscht Handlungsbe- mität aller Angaben bleibt freilich gewährt. darf. Die Auswertung dieser Lebensqualitäts- 90,6 Prozent leben gerne hier indikatoren zeigte, daß die Erwartungen der „Die Umfrage gibt uns fast 10.000 Feed- Menschen insgesamt deutlich gestiegen sind. backs zur Entwicklung der Stadt und wir Besondere Brennpunkte wurden allerdings machen diese Daten selbstverständlich alle in den Bereichen Lebenshaltungskosten, Woh- transparent“, versicherte das Stadtoberhaupt. nen, Umwelt und Sicherheit deutlich. Eine Eines der erfreulichsten Ergebnisse: 90,6 Pro- hohe Zufriedenheit, wenig Spannbreiten und zent, also neun von zehn GrazerInnen, leben somit einen geringen Handlungsbedarf gibt gerne oder sogar sehr gerne in Graz. Alle er- es hingegen bei Bildung und Kinderbetreu- hobenen Daten wurden nicht nur nach 17 Be- ung sowie Erholung und Freizeit. „Wir zirken, sondern darüber hinaus nach 46 schauen uns diese Ergebnisse alle Detail ge- kleinräumigeren Befragungszonen ausgewer- nau an und wir verstehen sie natürlich als tet. Ein genauer Blick auf Detailergebnisse Auftrag zum Handeln“, versicherte Bürger- lohnt sich, denn dieser zeigt nicht nur meister Nagl. Unterschiede zwischen den Bezirken, son- Alle Ergebnisse sind auch online abruf- dern auch innerhalb von Bezirken variieren bar. „ die Ergebnisse deutlich. http://www.graz.at/umfrage

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 129 / 04. 04. 2014 105 Personalia OÖ: Goldenes Ehrenzeichen an NR-Präsidentin Prammer Die Erste Präsidentin des Nationalrates wurde von Landeshauptmann Pühringer mit dem »Goldenen Ehrenzeichen des Landes Oberösterreich« ausgezeichnet.

andeshauptmann Josef Pühringer wür- Ldigte am 21. März die Leistungen Bar- bara Prammers in der Frauenpolitik, in Inte- grationsfragen sowie im Einsatz gegen Dis- kriminierung und Rechtsextremismus: „Präsidentin Prammer ist eine Persönlichkeit mit Mut zum aufrechten Gang, eine Persön- lichkeit, die zuverlässig auf der Seite der Be- nachteiligten steht. Und eine Persönlichkeit, die sich zu Wachsamkeit gegenüber allen Formen von Totalitasismus, Rassismus und Nationalsozialismus verpflichtet fühlt. Alle Jugendliche für die Werte der Demokratie zu sensibilisieren, ist ihr ein Herzensanliegen und der aufgrund des großen Interesses lau- fende Ausbau der von ihr initiierten Demo- kratiewerkstatt im Palais Eppstein bestätigt die Wichtigkeit ihres Bestrebens.“ Die Demokratiewerkstatt ist eine bei- spielgebende Einrichtung zur Förderung von Foto: Oö. Landeskorrespondenz v.l. Landeshauptmann-Stv. Reihold Entholzer, Nationalratspräsidentin Barbara Demokratieverständnis und politischem In- Prammer und Landeshauptmann Josef Pühringer teresse für die Altersgruppe zwischen 8 und 14 Jahren und ist als Werkstatt und Experi- nie abgewichen. Ihre Verdienste in der ober- Ottnang. Neben anderen Zuständigkeitsbe- mentierfeld mit unterschiedlichen Zugängen österreichischen Landesregierung, aber auch reichen übte sie auch die Aufgabe als Stan- zu politischen Themen angelegt. die zahlreichen Initiativen zur Öffnung des desbeamtin aus. 1978 verließ sie ihre Hei- Pühringer dankte der Nationalratspräsi- Parlaments als Ort des gesellschaftlichen, matgemeinde, um an der Johannes-Kepler- dentin aber auch für die gute Zusammen- wissenschaftlichen und kulturellen Diskur- Universität Linz ein Studium der Soziologie arbeit in ihrer Zeit in der Landespolitik. Pram- ses sind Beleg für ihren klaren Wertekompaß zu absolvieren. Nach ihrem erfolgreichen Ab- mer war von 1991 bis 1995 Zweite Präsi- und ihren Mut.“ schluß arbeitete sie als Sozial- und Berufs- dentin des oö. Landtags und von 1995 bis Geboren wurde Barbara Prammer am 11. pädagogin im Beruflichen Bildungs- und Re- 1997 Landesrätin für Naturschutz, Wohnbau Jänner 1954 in Ottnang am Hausruck/ Ober- habilitationszentrum (BBRZ). Anschließend und Verwaltungspolizei. österreich, einer Bergarbeitergemeinde mit war sie bei der AMS Landesgeschäftsstelle Pühringer betonte in diesem Zusammen- langer sozialdemokratischer Tradition. Die- Oberösterreich tätig, derzeit ist sie in dieser hang insbesondere für die engagierte Mit- ses Umfeld und die politische Aktivität ihrer Funktion karenziert. Ab 1991 war sie zunächst arbeit bei der Vorbereitung des Nationalparks Familie trugen schon bald zur politischen als Landtagsabgeordnete und Zweite Land- Kalkalpen: „Dadurch ist es gelungen, einen Sozialisierung Prammers bei, ihr Engage- tagspräsidentin in der oberösterreichischen Meilenstein des Naturschutzes in Oberös- ment in der Jungen Generation der SPÖ be- Landespolitik tätig. 1995 wurde sie als Lan- terreich ins Werk zu setzen.“ gann in den 70er Jahren. Die Grundwerte der desrätin für Wohnbau, Naturschutz und Ver- Landeshauptmann-Stellvertreter Reinhold Sozialdemokratie prägen seitdem ihr Tun in waltungspolizei das erste weibliche Mitglied Entholzer würdigte die herausragenden Lei- allen ausgeübten politischen Funktionen – der oberösterreichischen Landesregierung stungen der Nationalratspräsidentin für mehr was aber ihrer Objektivität als Nationalrats- und von der Bundes-SPÖ als eine der stell- Demokratie und Gerechtigkeit: „Barbara präsidentin keinesfalls entgegensteht. Ihren vertretenden Parteivorsitzenden gewählt. Prammer, die als erste Frau mit dem Golde- Auftrag sieht sie darin, einerseits zu einer 1997 wurde Barbara Prammer in die Bun- nen Ehrenzeichen ausgezeichnet wurde, hat sachlichen Zusammenarbeit zwischen Re- desregierung berufen, drei Jahre lang führte sich in ihrer langjährigen politischen Lauf- gierung und Parlament beizutragen, anderer- sie als Bundesministerin das Ressort Frauen- bahn als gewissenhafte Sachpolitikerin aus- seits aber die Interessen des Nationalrats mit angelegenheiten und Konsumentenschutz. gezeichnet, die sehr genau weiß, daß politi- Nachdruck zu vertreten. Im gleichen Jahr übernahm sie auch – bis sches Gestalten eine klare Vision braucht. Nach ihrer Matura an der Handelsakade- 2009 – den Vorsitz der SPÖ-Frauen. Von dieser Vision einer offenen und demo- mie Vöcklabruck begann Barbara Prammer Seit der Nationalratswahl im Oktober kratischen Gesellschaft ist Barbara Prammer 1973 ihre Ausbildung beim Gemeindeamt 1999 ist Barbara Prammer Abgeordnete zum

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 129 / 04. 04. 2014 106 Personalia

Nationalrat, am 16. Juni 2004 wurde sie zur II. Präsidentin gewählt. OÖ: Großes Goldenes Ehrenzeichen Seit 30. Oktober 2006 ist sie National- an LH-Stv. a.D. Josef Ackerl ratspräsidentin und damit die erste Frau an der Spitze des österreichischen Nationalra- tes. Seit ihrem Amtsantritt bemüht sich Bar- bara Prammer erfolgreich darum, über die tagespolitischen Themen hinaus das Parla- ment für einen gesellschaftspolitischen, wis- senschaftlichen und kulturellen Diskurs zu öffnen. Vor allem Jugendliche für die Werte der Demokratie zu sensibilisieren ist ihr ein besonderes Anliegen und der aufgrund des großen Interesses laufende Ausbau der von ihr initiierten Demokratiewerkstatt im Palais Epstein bestätigt die Wichtigkeit ihres Bestrebens: „Demokratie ist in Österreich zwar eine Realität, aber keine Selbstver- ständlichkeit. Wir müssen alle gemeinsam die Demokratie ständig mit Leben erfüllen – ich erinnere an einen Spruch, mit dem vor Foto: Land OÖ/Kraml Jahren in Deutschland zur Wahlbeteiligung LH Josef Pühinger (re.) und LH-Stv. Reinhold Entholzer (li.) mit LH-Stv. a.D. Josef Ackerl und Gattin, Ehrenzeichen und Verleihungsurkunde aufgerufen wurde: Wenn Du Dich nicht ent- scheidest, verlasse ich Dich. Deine Demo- m 17. März wurde Landeshauptmann- wurden durch ihn möglich gemacht und eine kratie.“ „ AStellvertreter a.D. Josef Ackerl von dauerhafte bauliche sowie soziale Infrastruk- Quellen: Land Oberösterreich, Parlamentskorrespondenz Landeshauptmann Josef Pühringer mit dem tur geschaffen, die gerade in Landgemeinden „Großen Goldenen Ehrenzeichen des Landes der Abwanderung entgegen wirkt. Das Burgenland würdigte Oberösterreich“ ausgezeichnet. Die Lauda- Weiters dankte Pühringer dem „Umwelt- Landtagspräsident a.D. tio wurde von LH-Stv. Reinhold Entholzer pionier“ Josef Ackerl. Das „Linzer Luftpa- gehalten, der Josef Ackerls Rolle als sozial- ket“, das von der Stadt Linz, dem Land Ober- Hans Halbritter politischen Befähiger und Gestalter hervor- österreich und der Industrie umgesetzt wur- urgenlands Landtagspräsident a.D. DI gehoben hat. de, hat die Lebensqualität nicht nur in Linz, BHans Halbritter ist am 20.03.2014 im Landeshauptmann Pühringer würdigte sondern in vielen Landesteilen erheblich 87. Lebensjahr verstorben. Im Gedenken an Ackerl dabei als „starke Stimme und tatkräf- erhöht. den großen Politiker nahmen die Mitglieder tigen Unterstützer all jener, die es in unse- LH-Stv. Reinhold Entholzer würdigte der Burgenländischen Landesregierung und rem Land aus irgendeinem Grund schwerer Josef Ackerl als langjährigen Gestalter und die Abgeordneten zum Burgenländischen im Leben haben“. Befähiger, der es geschafft hat, zahlreiche Landtag am 3. April im Rahmen einer Trau- In den etwas mehr als 20 Jahren als So- sozialpolitische Meilensteine zu setzen, die ersitzung Abschied vom „Mitbegründer und zialreferent in der Oö. Landesregierung hat auch im internationalen Umfeld zu den „best Initiator der burgenländischen Landesent- Josef Ackerl das soziale Netz in unserem practice“-Beispielen gezählt werden. „Für wicklung“. Hans Halbritter war 30 Jahre als Land weiter entwickelt, ausgebaut und vie- Josef Ackerl stand immer die Selbstbestim- Bürgermeister der Stadtgemeinde Neusiedl les gesetzlich abgesichert. mung aller Menschen im Mittelpunkt. Josef am See, 16 Jahre als Abgeordneter, 1 Jahr als Es wurde ein neues Sozialhilfegesetz, das Ackerl wußte aber auch, daß dafür die poli- 2. und schließlich 4 Jahre als 1. Präsident des Sozialberufegesetz und ein neues Chancen- tischen Rahmenbedingungen zu schaffen Burgenländischen Landtages tätig. „Tief gleichheitsgesetz beschlossen. Dazu kamen sind“, so Reinhold Entholzer zu Josef betroffen stehen wir der Tatsache gegenüber, die Frauenhäuser und die Schuldnerbera- Ackerls Rolle als Befähiger. dass DI Hans Halbritter, Präsident des Bur- tung. Ebenso wurden wichtige Reformen in „Josef Ackerl hat tiefe Spuren in Ober- genländischen Landtages a.D., nicht mehr der Jugendwohlfahrt durchgeführt und die österreich hinterlassen. Seine Qualitäts- unter uns weilt. Dem öffentlichen Leben des Sozialberatungsstellen in den Bezirken aus- offensive im Bereich der Alten- und Pflege- Burgenlandes ist ein Mensch und Politiker, gebaut. heime, die großen Würfe, die Josef Ackerl in der viele Jahre lang das Geschehen seines Das Sozialbudget stieg während der Amts- der Sozialgesetzgebung erreicht hat und Heimatlandes mitgestaltet und geprägt hat, zeit von Josef Ackerl von 168 Millionen im seine Beiträge als Gemeindereferent stehen abhandengekommen. Mit Hans Halbritter Jahr 1993 auf 559 Millionen Euro (inklusive exemplarisch für diese Leistungen. Nicht haben wir einen Menschen verloren, der auch Pflege) im Jahr 2014. unerwähnt bleiben soll aber auch die Arbeit, als Politiker bleibende Spuren hinterlassen Pühringer dankte aber auch dem langjäh- die Josef Ackerl im Kleinen geleistet hat. hat. Diese Trauersitzung soll ganz dem An- rigen Gemeindereferenten Josef Ackerl für Wer Josef Ackerl um Hilfe ersucht hat, denken dieser großen Persönlichkeit gewid- seine wertvollen Beiträge, den ländlichen konnte damit rechnen, daß er sich jeder An- met sein“, so Landtagspräsident Gerhard Raum als lebendigen Raum zu erhalten. Vie- gelegenheit persönlich und mit Nachdruck Steier. (siehe auch Seite 75) „ le kommunale Bau- und Investitionsprojekte annahm“so Entholzer. „

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 129 / 04. 04. 2014 107 Personalia Großes Goldenes Ehrenzeichen des Landes NÖ für Hilde Sochor Landeshauptmann Erwin Pröll: »Eine ganz Große der Theaterwelt«

it Hilde Sochor würdige man „eine Mganz Große der Theaterwelt“, sagte Landeshauptmann Erwin Pröll am 17. März bei der Verleihung des „Großen Goldenen Ehrenzeichens für Verdienste um das Bun- desland Niederösterreich“ an die Schauspie- lerin Hilde Sochor, die heuer ihren 90. Ge- burtstag feierte. Hilde Sochor sei „mit dem Theater groß geworden“ und habe „für das Theater ge- lebt“, so der Landeshauptmann über die Kam- merschauspielerin, die in über 60 Jahren auf der Bühne mehr als 300 Rollen verkörperte. Pröll sprach der Schauspielerin seinen „gros- sen Respekt für Ihre Lebensleistung“ aus. Daß Sochor – privat und beruflich tief verwurzelt in der Bundeshauptstadt Wien – Niederösterreich schon vor Jahrzehnten zu ihrer Wahlheimat gemacht habe, bezeichnete der Landeshauptmann als „Kompliment für das Land und für die Kulturarbeit in unserem Land“, denn „jemand, der Niederösterreich zu seiner Wahl-Heimat wählt, der sagt Ja zur Lebensqualität dieses Bundeslandes, der sagt Ja zur Offenheit, die in diesem Land spürbar ist, und der sagt Ja zur Entwicklung auf kultureller Ebene.“ Hilde Sochor sprach in ihren Dankes- worten über ihre langjährige Beziehung zum Bundesland Niederösterreich, in Niederöster- reich – und zwar in Klosterneuburg – habe sie auch ihre ersten Auftritte bei Freilicht- spielen absolviert.

Die Sochor ist 90 Jahre alt Wer immer ein Interview mit Hilde So- chor erlebt hat, wird sehr oft den Satz gehört haben: „Ich hab in meinem Leben so viel Glück gehabt.“ Und wie ist dieses Glück zu erklären? Sochor studierte 1948 (was zu Foto: NÖ Landespressedienst/Reinberger Landeshauptmann Erwin Pröll verlieh das »Große Goldene Ehrenzeichen für Ver- ihrer Zeit noch eine Ausnahme war), wurde dienste um das Bundesland Niederösterreich« an die Schauspielerin Hilde Sochor. Schauspielerin und das fast 70 Jahre lang; sie war die Ehefrau des bekannten Regisseurs Publikum, wenn sie im Rampenlicht stand, und Mimik waren schon so genial, daß der und Theaterleiters Gustav Manker und ist die wenn sie in ihren zahlreichen Filmen die Körper nicht mehr viel machen mußte. Sie Mutter dreier Kinder: Katharina Scholz-Man- Schauspielpartner in vielen ihrer Rollen so konnte sitzen, stillstehen und die ganze Tra- ker (Schauspielerin), Paulus Manker (Schau- richtig aufmischte – mit ihrer unverkennba- gödie, die ganze Komödie, Lächerlichkeit, spieler und Regisseur) und Magdalena Man- ren Stimme. Die Vokale dehnten sich in Boshaftigkeit, was immer sie auch darstellte, ker (Ärztin). Ist das die Mischung von ihrem Mund zu einem ungeheuerlich langem kam in höchster schauspielerischer Leistung Glück? Wahrscheinlich – und sicherlich bei Band. Da spielte sie die Tonleiter hinauf und dem Zuschauer entgegengeflogen. Es war Hilde Sochor. Aber nicht nur sie hat Glück hinunter und man mußte gar nicht hinsehen, Genuß pur, es war Lebenslust pur, es war gehabt, sondern auch wir, die Zuseher, daß um „Die Sochor“ sofort zu erkennen. Blick Tragik pur – und man konnte die menschli-

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 129 / 04. 04. 2014 108 Personalia che Psyche mehr begreifen, als es viele der Kritikerin zu werden. Dieses Studium wurde vat nie fortgesetzt, wie sie schnell versichert „g’scheitesten psychologischen Bücher“ ver- mit einer Promotion zu Ende gebracht und und mit Inbrunst rückblickend meinte: „Es mochten. Man blickt auf Hilde Sochor und sie debütierte noch im selben Jahr als war wunderbar.“ dringt tief in die menschliche Seele, trifft auf Stubenmädchen in der Uraufführung von Ja, es war wunderbar – ihr Leben und auf die verschiedensten Charakteren. Alexander Lernet-Holenias „Parforce“ an unsere Zeit, wenn wir daran teilhaben durf- Die am 5. Februar 1924 geborene Hilde den Wiener Kammerspielen. ten im Theater, im Kino und mit Patschen ist bei bei Mutter und Großmutter aufge- Sie wechselte bald ans Volkstheater und vor dem Fernsehapparat. Sehr oft stehe ich wachsen. Schauspielerin wollte sie werden – blieb diesem treu. Es kommt nicht darauf an, „Am Platz“ in Hietzing und warte auf den und flog prompt durch die Aufnahmsprüfung wieviele Rollen sie verkörpert hat, sondern Autobus. Und seit Jahren schaue ich immer am berühmten Reinhardtseminar. Wollen wir wie oft sie uns glücklich, ergriffen, und ent- zu den Fenstern jenes Hauses hinauf, in dem das heute glauben? „Die Sochor“? Durch- setzt hat in ihrer Unverwechselbarkeit. Ob in Hilde Sochor gewohnt hat … Illusion und gefallen? Ja, so was kann passieren, ist aber Nestroy-Stücken, ob als „Mutter Courage Theater hält uns am Leben. Denn heute lebt heute nicht peinlich für Hilde Sochor, wenn und ihre Kinder“ von Bertold Brecht. Aus „Die Sochor“ im Hilde Wagener-Künstler- schon, dann eher für das Reinhardtsemi- Interviews erfahren wir, daß sie viel gestrit- heim in Baden und hat sich leider völlig von nar… So trabte sie zur Universität, erwisch- ten haben – ihr Mann Gustav Manker und sie der Bühne zurückgezogen. Und leider viel te prompt einen Studienzweig, wo ihr „fürch- während der Proben, und andere Schauspie- zu selten „erwischt“ sie eine Fernsehkame- terlich fad“ war und wechselte zur Theater- ler sollen froh gewesen sein, wenn Hilde als ra… wissenschaft. Sie spielte mit dem Gedanken, Blitzableiter fungierte. Aber das hat sich pri- Christa Mössmer

Friederike Mayröcker für Lebenswerk ausgezeichnet Im Kulturzentrum bei den Minoriten wurde der Dichterin der Preis der deutschen Stiftung »Bibel und Kultur« von Diözesanbischof Egon Kapellari verliehen.

ohannes Rauchenberger, Leiter des Kul- Jturzentrums, und Birgit Pölzl eröffneten am 14. März einen Abend, der eine beein- druckende Dichte künstlerischer Arbeiten bot. Gekommen war das Kuratorium der deutschen Stiftung „Bibel und Kultur“, um Friederike Mayröcker für ihr Lebenswerk zu ehren. Diözesanbischof Egon Kapellari be- grüßte als Hausherr die bald 90jährige Dichterin: „Ihre Gedichte, Frau Mayröcker, sind das Gegenteil von Sprachverfall. Sie sind an der Grenze zwischen Wort und Schwei- gen angesiedelt und es geht von ihnen ein großer Zauber aus, der Liebe zur Sprache weckt.“ Die Musik von „impuls“ brachte Stücke von Matej Bonin, Beat Furrer und Michelle Agnes zu Gehör, die durch atmen, säuseln, und schroffe Klänge, Raum zum gespannten „zuhören“ schuf. In diesen Raum sprach Peter Waterhouse seine Laudatio. Mit Fra- gen zum neuesten Buch, den „études“ spann- Foto: Gerd Neuhold, »Sonntagsblatt« Johannes Rauchenberger, Diözesanbischof Egon Kapellari, Friederike Mayröcker te Waterhouse einen Bogen, der „die Spra- che der Sprache“ Mayröckers sorgfältig Johannes Rauchenberger, der stellvertre- leben“ in eins fallen. Der Künstler Johannes nachspürte. Mayröcker habe „kein Lebens- tend für die Stiftungsvorsitzende Annette Zechner eröffnet am 15. März im Kultur- werk“ sondern ein „Lebendigkeitswerk“ ge- Shavan, die sich entschuldigen mußte, die zentrum bei den Minoriten seine Ausstellung schrieben. Kein Ende, keine Grenze kenne Verleihungsurkunde vorlas, begründete die zur bildnerischen Übersetzung von May- die Arbeit der großen Dichterin, sondern Entscheidung der Stiftung „Bibel und Kul- röckers Werk. Sechs Jahre lang hat er sich „immer wieder neu beginnend“, „Anfänge“ tur“. Mayröcker sei eine „zutiefst poetische mit diesem auseinandergesetzt und dazu und „Auferstehung“. Existenz“, in der „schreiben, lesen und Bildtafeln geschaffen. „

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 129 / 04. 04. 2014 109 Personalia Goldene Wiener Auszeichnung für »Tolle Dolly« Schmidinger Wiens Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny würdigte Dolores Schmidinger als Film- und Fernsehschauspielerein, Kabarettistin, Sängerin, Regisseurin und Autorin.

it Procol Harums „A Whiter Shade of MPale“ begann die Ehrung, mit John Prines „Speed of the Sound of Loneliness“ klang sie aus: Dolores Schmidinger wurde am 3. April im Wiener Rathaus mit dem Gol- denen Ehrenzeichen für Verdienste um das Land Wien ausgezeichnet. Zahlreiche Freunde und WeggefährtInnen waren gekommen, um zu gratulieren: Franz Mrkvicka, Stadtrat a. D., Marianne Klicka, dritte Landtagspräsi- dentin, Stadtrat Manfred Juraczka (ÖVP), Stadträtin Veronika Matiasek (FPÖ), Raben- hof-Chef Thomas Gratzer, Andrea Händler, Anja Rabitsch, Metropol-Direktor Peter Hof- bauer, Franz Prokop, Bezirksvorsteher von Ottakring, und seine Vorgängerin Ernestine Grassberger. Wiens Kulturstadtrat Andreas Mailath-

Pokorny würdigte Dolores Schmidinger als Foto: Alexandra Kromus / PID Film- und Fernsehschauspielerein, Kabaret- Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny (l.) mit Schauspielerin und Kabarattistin tistin, Sängerin, Regisseurin und Autorin: Dolores Schmidinger und Musiker Willi Resetarits „Egal in welcher Berufung, sie nimmt sich Hacks und in allen Uraufführungen von Pe- war drüben“ in der Wiener Kulisse Premiere. kein Blatt vor den Mund. Sie ist ehrlich bis ter Turrinis Stücken („Rozznjogt“, „Der toll- Als Filmschauspielerin wirkte Schmidinger hin zur schonungslosen Offenheit und macht ste Tag“, „Die Wirtin“). Im Jahr 1970 be- in Houchang Allahyaris Filmen „I love sich dadurch verletzlich und angreifbar.“ gann sie Lieder zu schreiben und hatte Vienna“, „Höhenangst“ und „Black Flamin- Auch Kabarettist Karl Ferdinand Kratzl schließlich 1977 großen Erfolg mit dem Pro- gos“ sowie in Ernst Hinterberges TV-Serien würdigte in seiner Laudatio die vielen Talen- gramm „Gurken haben keine Tränen“ im „Ein echter Wiener geht nicht unter“ und te von Dolores Schmidinger und schwärmte Wiener Konzerthaus. Es folgten die Show „Kaisermühlen-Blues“ sowie vielen anderen über seine Kollegin: „Sie ist anregend, amü- „Wann i geh“ und zwei LPs mit eigenen Filmen und Fernsehsendungen mit. sant, euphorisch, frei, sanft, mutig und wert- Liedern. Seit 1979 spielte sie am Theater in Dolores Schmidinger ist seit Jahrzehnten schätzend.“ der Josefstadt. Ihren Durchbruch als Kaba- auch für gesellschaftliche und politische Fra- Dolores Schmidinger zählte in ihren Dan- rettistin feierte sie 1990 mit dem Programm gen aktiv: sie engagiert sich gegen Gewalt kesworten alle Preise auf, die sie je bekom- „Mit den Waffe(l)n einer Frau“, seither ist an Kindern, gegen Rassismus und Folter und men hat, vom Oscar der Friseure über die Ver- sie aus der österreichischen Kleinkunstszene ist Mitglied der Aidshilfe. Aufsehen erregte dienste um die Gastronomie bis hin zum nicht mehr wegzudenken. Zahlreiche Pro- eine Plakatkampagne der Aidshilfe, für die Salzburger Stier, Skraup-Preis und Goldenen gramme, wie „Die nackte Matrone 2 1/2“ sie sich nackt fotografieren ließ. In den 80er- Ehrenzeichen. (Theater Rabenhof, 1992), „Heil ist geil“ Jahren unterstützte sie Johanna Dohnals (1995), „Domina im Ausverkauf“ (1997), Aktion „Töchter können mehr“, deren Ziel Dolores Schmidinger „Der Versuch der alten Dame“ (1999) oder es war, Mädchen für technische Berufe zu wurde 1946 in Wien geboren. Ihre Mutter „Operation Punschkrapferl“ (2002) waren interessieren. 1988 veröffentlichte sie das Johanna war Lehrerin, ihr Vater Josef Opern- sehr erfolgreich. Gemeinsam mit ihrer Kol- Buch „Raus damit!“, in dem Schmidinger sänger. So kam sie schon sehr früh in Kon- legin Andrea Händler reüssierte sie 2003 mit ihre Erfahrungen mit der Krankheit Bulimie takt mit klassischer Musik und erhielt ihren dem Programm „Alltagsgeschichten“ nach verarbeitete. Das Buch, das sich auch als Rat- ersten Klavierunterricht. Über die Schauspiel- Elizabeth T. Spiras Fernsehdokumentation. geber versteht, erschien 2008 in einer Neu- schule Krauss kam sie 1964/1965 an Gerhard Ebenfalls 2003 war sie in dem Solopro- auflage. 1975 erhielt sie den Karl-Skraup- Bronners Theater am Kärntnertor. Anschlies- gramm „Die Queraussteigerin“ im Wiener Preis, 1988 den Nestroy-Ring der Stadt Wien send gehörte sie 14 Jahre dem Ensemble des Vindobona zu sehen, im Jahr 2005 spielte sie und 1994 die wichtigste Kabarettauszeich- Volkstheaters an (1965-1979), sie spielte dort ihr 11. Soloprogramm „unartig“ im Vindo- nung, den Salzburger Stier und im Jahr 2003 u.a. die Polly Peachum in der „Dreigro- bona, am 8. März 2011 (dem internationalen das Silberne Ehrenzeichen für Verdienste um schenoper“, „Die schöne Helena“ von Peter Frauentag) hatte ihr 12. Soloprogramm „Ich das Land Wien. „

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 129 / 04. 04. 2014 110 Wissenschaft & Technik Quantenchaos in ultrakalten Gasen entdeckt Auch einfache Systeme wie neutrale Atome können chaotisches Verhalten zeigen. Das hat ein Team um Physikerin Francesca Ferlaino von der Universität Innsbruck mit Hilfe der Quantenmechanik entdeckt. in Team um START- und ERC-Preis- Eträgerin Francesca Ferlaino vom Institut für Experimentalphysik der Universität Inns- bruck hat erstmals den experimentellen Nachweis für chaotisches Verhalten von Teil- chen in Quantengasen erbracht. „Wir sehen zum ersten Mal Quantenchaos im Streuver- halten ultrakalter Atome“, freut sich Fer- laino. Die Physiker haben dieses Ergebnis unter Zuhilfenahme der Zufallsmatrixtheorie (engl.: Random Matrix Theory) nachgewie- sen und belegen damit den universellen Charakter dieser statistischen Theorie, wel- Illustration: Erbium Team, Universität Innsbruck che in den 1950er-Jahren von Nobelpreisträ- Auch einfache Systeme wie neutrale Atome können chaotisches Verhalten zeigen. ger Eugene Wigner zur Beschreibung von mit verändertem Magnetfeld 14.000 Mal das aber aufgrund seiner Komplexität ein komplexen Systemen formuliert worden und fanden nahezu 200 Resonanzen. „Wir nicht vorhersagbares Verhalten zeigt. „Für war. Obwohl die Wechselwirkung von Neu- waren fasziniert davon, wie viele solcher Re- das Verhalten eines einzelnen Atoms können tronen mit Atomkernen damals noch nicht sonanzen wir fanden. Das ist ohne Beispiel wir in unserem Experiment keine genaue genau bekannt war, konnte Wigner durch die in der Physik ultrakalter Quantengase“, be- Aussage treffen, mit Hilfe von statistischen Verwendung von Zufallsmatrizen zuverläs- richtet Albert Frisch aus dem Team von Methoden läßt sich aber sehr wohl das Ver- sige Aussagen zu den Eigenschaften des Francesca Ferlaino. Um die hohe Dichte an halten aller Teilchen beschreiben. Uns steht komplexen Spektrums treffen. Diese soge- Resonanzen erklären zu können, griffen die damit ein sehr gut kontrollierbares Experi- nannte Zufallsmatrixtheorie findet heute in Physiker zu statistischen Methoden. Mit der ment zur Verfügung, um chaotische Prozesse der Physik breite Anwendung, aber auch in Zufallsmatrixtheorie von Wigner läßt sich genauer zu studieren“, ist Ferlaino über die- der Zahlentheorie, der drahtlosen Nachrich- nämlich zeigen, daß die unterschiedlichen sen Durchbruch begeistert. Sie vergleicht die tentechnik oder im Finanzmarktmanage- Molekülniveaus miteinander gekoppelt sind. Methode mit den Gesellschaftswissenschaf- ment, um nur einige Bereiche zu nennen. In Dies bestätigten auch entsprechende Com- ten, die gute Aussagen über das Verhalten der Bohigas-Giannoni-Schmit-Vermutung putersimulationen der Forschungsgruppe um einer größeren Gemeinschaft von Menschen wurde die Zufallsmatrixtheorie auch mit Svetlana Kotochigova von der Temple Uni- treffen können, während die Beurteilung der chaotischem Verhalten in quantenmechani- versity in Philadelphia, Pennsylvania, USA. Beziehung einzelner Personen der Psycho- schen Systemen in Verbindung gebracht. Der „Die besonderen Eigenschaften von Erbium logie überlassen werden muß. Mit dieser im Vorjahr verstorbene katalanische Physi- führen zu einem sehr komplexen Bindungs- Arbeit wird auch eine Brücke zur Untersu- ker Oriol Bohigas gilt als Vater dieser Quan- verhalten zwischen den Teilchen, das als chung von ultrakalten Gasen aus Molekülen tenchaos-Forschung. chaotisch beschrieben werden kann“, erklärt und damit zur ultrakalten Chemie geschla- Ferlaino. Erbium ist vergleichsweise schwer gen. „Wir eröffnen hier ein neues Kapitel in Chaos in der Quantenwelt und besitzt einen stark magnetischen Cha- der Welt der ultrakalten Quantengase“, ist Um Quantenchaos zu beobachten, kühlen rakter, wodurch die Wechselwirkung der Francesca Ferlaino überzeugt. die Physiker im Labor an der Universität Atome stark richtungsabhängig ist. „Die Das Experiment und die statistische An- Innsbruck Erbiumatome auf wenige hundert Elektronenhüllen dieser Atome gleichen kei- alyse wurden am Institut für Experimental- Nanokelvin ab und bringen sie in eine Laser- nen Kugelschalen, sondern sind stark ver- physik der Universität Innsbruck durchge- falle ein. Mit einem Magnetfeld beeinflussen formt“, erklärt Albert Frisch. „Die Art der führt. Theoretische Unterstützung kam von sie das Streuverhalten der Teilchen und be- Wechselwirkung zweier Erbiumatome unter- John L. Bohn vom Joint Institute for Labo- stimmen nach einer kurzen Haltezeit die in scheidet sich dadurch maßgeblich von bisher ratory Astrophysics in Boulder, Colorado, der Falle verbliebenen Atome. So wissen die untersuchten Quantengasen.“ und dem Team um Svetlana Kotochigova an Forscher, bei welchem Magnetfeld sich zwei der Temple University in Philadelphia, Atome zu einem schwach gebundenen Mo- Chaos im Labor studieren Pennsylvania. Das Innsbrucker Team wurde lekül verbunden haben. Man spricht dort von Im Gegensatz zur Alltagssprache verste- vom österreichischen Wissenschaftsfonds sogenannten Fano-Feshbach-Resonanzen. hen die Physiker unter Chaos nicht Unord- FWF und dem europäischen Forschungs- Die Physiker wiederholten das Experiment nung, sondern ein wohl geordnetes System, fonds ERC finanziell unterstützt. „

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 129 / 04. 04. 2014 111 Wissenschaft & Technik Explosive Kraft Wissenschafter der Uni Graz beobachtet erstmals die Entstehung eines extremen Sonnensturms im Detail.

ie Sonne liefert seit 4,5 Milliarden DJahren Licht, Wärme und Energie. Doch der mächtige Stern kann auch zum Störenfried werden: Regelmäßig schleudert er hochenergetische Teilchen und Magnet- felder ins All. Diese „Sonnenstürme“ ge- nannten Ausbrüche können beim Zusam- menstoß mit der Erde große Schäden anrich- ten. Einem internationalen Forschungsteam mit Beteiligung der Karl-Franzens-Univer- sität Graz ist es nun erstmals gelungen, die Entstehung eines extremen Sonnensturms in bis dato nicht gekanntem Detail zu beobach- ten. „Hätte diese Teilchen-Eruption die Erde getroffen, wären die Konsequenzen für Stromleitungen und Satelliten nur schwer einschätzbar gewesen“, unterstreicht Chri- stian Möstl vom Institut für Physik der Uni Graz die potenzielle Gefahr. Möstl ist Co- Autor der Studie, dessen eindrucksvolle Er- gebnisse im renommierten Fachmagazin „Nature Communications“ veröffentlicht wurden. Sonnenstürme entstehen durch Instabili- täten in den starken Magnetfeldern der Son- nenflecken auf der Oberfläche des Sterns. Sie sausen, angetrieben durch Explosionen in der Sonnenkorona, mit Geschwindigkei- ten von Millionen Stundenkilometern durchs All. Trifft ein Sonnensturm auf das Erdma- gnetfeld entstehen in hohen Breiten, wie Ka- nada oder Skandinavien, Nordlichter. „Diese Naturschauspiele sind aber nur ein schwa- cher Trost, weil die möglichen Risiken bei Foto: NASA / Stereo einem Zusammenprall überwiegen“, bestä- Ein extremer Sonnensturm, aufgenommen aus zwei verschiedenen Perspektiven tigt Möstl. Denn nicht nur erdnahe Satelliten mit Raumsonden der NASA STEREO Mission. Die Bilder zeigen die Stürme als und das Stromnetz wanken unter der enor- helle Erscheinungen in der Korona der Sonne. WissenschafterInnen ist es nun men elektromagnetischen Belastung: Trans- erstmals gelungen, die Entstehung eines extremen Sturms als Resultat von Wechselwirkungen zwischen mehreren Stürmen im Detail zu verstehen. formatoren, Kraftwerke, Ölpipelines und der gesamte Funkverkehr – sie alle werden von Sonnenstürme haben sich fast gleichzeitig sen, da es in jüngster Vergangenheit keinen den Turbulenzen im sogenannten „Welt- von der Sonne gelöst. Durch den Wind- Präzedenzfall für die Auswirkungen eines so raumwetter“ in Mitleidenschaft gezogen. schatten eines früheren Sturms brauchten sie starken Sonnensturms auf die technologi- Die genauen Folgen von extremen Son- für die Entfernung Erde-Sonne, das sind 150 sche Infrastruktur gibt. „Diese Beobachtun- nenstürmen sind aber nach wie vor unbe- Millionen Kilometer, nur 19 Stunden.“ Ihr gen zeigen auch zum ersten Mal in aller kannt, da sie nur sehr selten auftreten und Magnetfeld erreichte außerdem etwa die Deutlichkeit, daß extreme Sonnenstürme deshalb schwer zu beobachten sind. Diese zehnfache Stärke eines normalen Sonnen- auch während Sonnenzyklen entstehen kön- Sensation gelang nun der NASA Stereo- winds. „Zum Glück entstanden all diese nen, die allgemein als ‚schwach‘ charakteri- Mission, deren Raumsonden erstmals den Stürme auf jener der Erde abgewandten siert werden“, betont Möstl. Er macht sich Ursprung einer enormen Teilcheneruption Seite der Sonne und haben sich deshalb in für eine intensivierte Grundlagenforschung verfolgt haben. „Entscheidend dabei war das eine andere Richtung bewegt“, klärt Möstl zur Verbesserung der Echtzeit-Vorhersage Zusammenspiel von insgesamt drei mittel- auf. Wäre die Erde aber ins Schlussfeld gera- von Sonnenstürmen – die immer noch mit schweren Auswürfen“, erklärt Möstl. „Zwei ten, wären die Folgen nicht absehbar gewe- großen Fehlern behaftet ist – stark. „

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 129 / 04. 04. 2014 112 Wissenschaft & Technik Vorbild aus dem Tierreich Weltweit erster biegbarer und transparenter Bildsensor sieht nun auch in die Tiefe. Foto: JKU Mit dem Bildsensor kann man nun sogar die Tiefe von Objekten berechnen. »Auf die Sprünge« hat ein Vorbild aus der Natur. rst 2013 haben Prof. Oliver Bimber und das dann in geringerer Frequenz wieder ab- wie Materialwissenschaften, Informatik und EAlexander Koppelhuber M.Sc. vom In- gegeben und an den Rand der Folie trans- Naturwissenschaften”, betont Bimber den stitut für Computergrafik an der JKU eine portiert wird. Mit Photosensoren und einem interdisziplinären Ansatz. Im weltweiten Weltneuheit präsentiert: Den ersten biegba- speziellen optischen Trick können die Licht- Forschungswettlauf um neue optische Sen- ren und völlig transparenten Bildsensor. Nun anteile gemessen werden, die den Folienrand soren hat die JKU damit die Nase mit vorn. haben die beiden Linzer Forscher in Koope- an jeder Stelle und aus jeder Richtung errei- Die neuen Sensoren können nicht nur belie- ration mit Microsoft Research noch einen chen. Bei den vermessenen Daten handelt es big groß gestaltet oder gebogen, sondern Durchbruch draufgesetzt: Mit dem Bild- sich um ein zwei-dimensionales Lichtfeld, auch in Schichten übereinander gelegt wer- sensor kann man nun sogar die Tiefe von welches innerhalb der Folie transportiert wird. den. „So können helle und dunkle Bereiche Objekten berechnen. „Auf die Sprünge” Ähnlich wie bei der Computer-Tomografie gleichzeitig aufgenommen werden, und geholfen hat den JKU-Forschern ein Vorbild kann aus diesen Daten das Bild – und nun Über- oder Unterbelichtungen, wie sie mit aus der Natur: Die Sprungspinne. Das Er- auch die Tiefe – des aufgenommenen Objek- heutigen Kameras bei kontrastreichen Sze- gebnis wird nun im renommierten „Optics tes rekonstruiert werden. Dies ist möglich, nen möglich sind, gehören der Vergangen- Express Journal“ veröffentlicht. weil die neuentwickelte Folie – ganz ohne heit an“, beschreibt Bimber. Sprungspinnen haben eine interessante Linsen – ihren Fokusabstand senkrecht zur Eigenschaft: Sie haben einen statischen Fo- Filmoberfläche verschieben kann. Aus die- Vielfältige Anwendungsmöglichkeiten kus. Während im menschlichen Auge der Fo- sen Fokusinfomationen wird anschließend Der Sensor ist vor allem für neue Benut- kus je nach Distanz zum Objekt eingestellt die Tiefe errechnet. „Unsere Technik bietet zerschnittstellen interessant. „Berührungslo- wird, entstehen bei den Sprungspinnen je aber neben der Tiefenrekonstruktion noch se Touchsensoren sind eine Hauptanwen- nach Entfernung Unschärfe auf der Netzhaut. eine weitere Neuheit: Sie ermöglicht eine dung.“ Neben linsenlosen Kameras könnten Die Tiere ermitteln nun einfach die Distanz multifokale Aufnahme.“ Das bedeutet, daß die Folien aber auch bei „smart skins“ An- aus dem Grad der Unschärfe – und sind so ohne Linsen viele Bilder mit unterschiedli- wendung finden, was Robotern helfen könn- extrem erfolgreiche Jäger. „Dieses Prinzip chem Fokus gleichzeitig erzeugt werden te, selbständiger mit Menschen zu interagie- der Tiefenwahrnehmung haben wir übernom- können. Das ist keine rein theoretische For- ren. „Es wäre zudem möglich, beliebige Ob- men“, erklärt Prof. Bimber. Ähnlich wie bei schung, sondern ermöglicht unter anderem jekte, wie die Windschutzscheibe eines den Spinnen wird die Tiefenwahrnehmung eine neue Generation von Touchscreens – sie Autos, in einen Bildsensor zu verwandeln“, quasi aus der Unschärfe rekonstruiert. wird man in Zukunft gar nicht mehr berüh- so Prof. Bimber. Und sogar spielfreudige ren müssen. Menschen könnten profitieren: Auch für 3D- Multifunktions-Folie Sensorik, wie sie z.B. im Kinect-System der Die Multitalent-Folien sind damit um Höhere Flexibilität erreichbar X-Box verwendet wird, könnte die neue eine Facette reicher. Im Prinzip handelt es Um eine solche revolutionäre Neuheit zu Technik Anwendungsmöglichkeiten bereit- sich um eine durchsichtige Folie, die mit flu- entwickeln, wurde das Know-how vieler halten. „ oreszierenden Partikeln dotiert ist. Sie absor- Fachbereiche zusammengeführt. „Da spielen Videoverweis: biert Licht einer bestimmten Wellenlänge, viele Disziplinen hinein, Mathematik ebenso http://youtu.be/mkw19kr6Wx8

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 129 / 04. 04. 2014 113 Wissenschaft & Technik Seeanemone ist genetisch halb Tier, halb Pflanze Evolutionsbiologe Ulrich Technau und sein Team von der Universität Wien fanden überraschenden evolutionären Einsichten heraus

as Team um den Evolutions- und Ent- Motive in einem Ozean von Nukleotiden zu stellen die „Enhancer“ und „Promotoren“ Dwicklungsbiologen Ulrich Technau von finden, ist jedoch alles andere als trivial“, die Grammatik dar. Diese genregulatori- der Universität Wien fand heraus, daß die erklärt Ulrich Technau, Professor am De- schen Sequenzen korrelieren mit bestimm- Seeanemone einerseits eine ähnlich komple- partment für Molekulare Evolution und ten chemischen, epigenetischen Modifika- xe „Gen-Landkarte“ besitzt wie die Frucht- Entwicklung der Universität Wien. tionen der mit der DNA überall verwobenen fliege oder andere tierische Modellorganis- Während die Gene also gewissermaßen Histon-Proteine, dem Chromatin. Durch eine men. Das legt nahe, daß dieses Prinzip von die Worte in der Sprache der Genetik sind, ausgefeilte molekularbiologische Methode, Genregulation bereits 600 Millionen Jahre alt ist und auf gemeinsame Vorfahren von Mensch, Fliege und Seeanemone zurück- geht. Andererseits hat sie mit Pflanzen die Art der Proteinregulation durch „micro- RNAs“ gemeinsam. Diese überraschenden evolutionären Einsichten publizieren die ForscherInnen in zwei Artikeln im renom- mierten Fachjournal „Genome Research“. Wie wir aussehen, welche Form wir ha- ben und wie unser Körper funktioniert, ist neben Umwelteinflüssen weitgehend das Werk unserer Gene. Diese sind jedoch selten Einzelspieler, vielmehr wirken sie im Team und regulieren sich in ihrer Aktivität und Expression gegenseitig in gen-regulatori- schen Netzwerken.

Einfache Organismen mit komplexem Genmaterial Im letzten Jahrzehnt haben Genomse- quenzierungen von Menschen und vielen Tieren gezeigt, daß anatomisch einfache Organismen wie die Seeanemone erstaunli- cherweise ein ähnlich komplexes Genreper- toire wie höhere Modellorganismen aufwei- sen. Dies legte den Schluß nahe, daß es nicht die An- oder Abwesenheit einzelner Gene ist, die über Unterschiede der morphologi- schen Komplexität entscheidet. Wissenschaf- terInnen entwickelten die Hypothese, dass genregulatorische Netzwerke von simplen Organismen wie der Seeanemone einfacher gestrickt sind als die des Menschen oder anderer komplexer Tiere. Ein Maß für die Komplexität von Genregulation ist die Verteilung und Dichte von regulatorischen Sequenzen im Genom. An diesen Motiven, „Enhancer“ und „Pro- motoren“ genannt, können sich sogenannte Transkriptionsfaktoren mit der DNA in spe-

zifischer Weise binden und die Expression Copyright: Nature, 2005 von Zielgenen regulieren. „Diese kurzen Ausgewachsener Polyp von Nematostella vectensis

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wenige Ziel-RNAs und leiten mithilfe von Argonaute-Proteinen die spezifische Spal- tung der RNA ein. In Kollaboration mit ame- rikanischen, französischen und norwegi- schen Gruppen haben Ulrich Technau und sein Team insgesamt 87 miRNAs aus der Seeanemone isolieren können. „Die Seeanemonen-microRNAs haben alle Charakteristika von pflanzlichen micro- RNAs: Sie weisen eine fast perfekte Komp- lementarität zu ihren Ziel-RNAs auf, die daraufhin dann gespalten und nicht wie in anderen Tieren gehemmt werden“, erklärt Erstautor und Marie-Curie Stipendiat Yehu Moran. Zudem fand Moran zusammen mit David Fredman und Daniela Praher das Protein HYL-1, das bei Pflanzen essentiell für die microRNA Biogenese ist und das man zuvor für pflanzenspezifisch hielt. Die große Überraschung war aber, daß die Seeanemonen-miRNA alle Charakte- ristika von pflanzlichen miRNAs haben: Sie weisen eine fast perfekte Komplementarität zu ihren Ziel-RNAs auf, die daraufhin dann gespalten und nicht wie in anderen Tieren gehemmt werden. Zudem fanden die For- scher ein Protein, HYL-1, das bei Pflanzen essentiell für die Biogenese der miRNAs ist

Foto: privat und das man zuvor in keinem der tierischen Univ.-Prof. Ulrich Technau, Department für Molekulare Evolution und Entwicklung Modellorganismen gefunden hat. Vergleicht Universität Wien man die Sequenzen der miRNAs, so findet der Chromatin-Immunpräzipitation, konnte Ziel-RNAs binden und ihre Translation hem- man je eine miRNA mit Ähnlichkeit zu einer die Hertha-Firnberg-Stipendiatin Michaela men können. In den letzten Jahren hat man pflanzlichen und tierischen miRNA. Schwaiger in der Gruppe von Ulrich Tech- bei vielen Tieren 100-200, beim Menschen Nachdem also das Genom, das Gen- nau die „Enhancer“ und „Promotoren“ im sogar über 1000 verschiedene miRNAs iden- repertoire und die Genregulation auf DNA- gesamten Genom der Seeanemone identifi- tifiziert, von denen etliche eine wichtige Ebene der Seeanemone dem der Wirbeltiere zieren und mit den Karten komplexer Orga- Rolle im Stoffwechsel und vor allem in Ent- erstaunlich ähnlich ist, ist die post-transkrip- nismen vergleichen. wicklungsprozessen spielen. Mutationen in tionelle Regulation so wie in Pflanzen und manchen miRNAs sind mit schweren Fehl- geht vermutlich auf einen gemeinsamen Vor- Genregulation vergleichbar entwicklungen und auch Krebs assoziiert. fahren mit Pflanzen zurück. Diese Befunde mit tierischen Organismen Jede miRNA kann in sequenz-spezifischer sind der erste qualitative Unterschied zwi- „Da die Seeanemone eine ähnlich kom- Weise an bis zu 100 verschiedene RNAs bin- schen den Nesseltieren und den „höheren“ plexe ,Landkarte‘ von genregulatorischen den. „Man geht daher davon aus, daß 30-50 Tieren und geben einen Einblick, wie wich- Elementen besitzt wie die Fruchtfliege oder Prozent aller menschlichen protein-kodie- tige Ebenen der Genregulation unterschied- andere tierische Modellorganismen, liegt für renden Transkripte durch miRNAs reguliert lich evolvieren können. „ uns der Schluß nahe, daß dieses Prinzip von werden“, erklärt Ulrich Technau. Unklar ist komplexer Genregulation auf gemeinsame jedoch, wie tierische miRNAs in der Evolu- Publikationen in „Genome Research“ Vorfahren von Mensch, Fliege und Seeane- tion entstanden sind. Schwaiger, M., Schönauer, A., Rendeiro, A.F., mone zurückgeht“, so Michaela Schwaiger. Pribitzer,C., Schauer, A., Gilles, A.F., Schinko, … und bei Pflanzen J.B., Renfer, E., Fredman, D., and Technau, U. MicroRNAs wichtig für Entwicklungs- miRNAs hat man auch in Pflanzen ent- Evolutionary conservation of the eumetazoan gene regulatory landscape. In: Genome Research. prozesse beim Menschen… deckt, doch man geht davon aus, dass sie DOI: 10.1101/gr.162529.113 Neben der Kontrolle der Transkription unabhängig entstanden sind, weil sie (1) kei- von DNA in RNA kann die Genexpression nerlei Sequenzähnlichkeit zu tierischen mi- Moran, Y., Fredman, D., Praher, D., Xi, L.M., aber auch noch danach, auf der post-trans- RNAs haben, (2) einen anderen Entstehungs- Meng Wee, Z., Rentzsch, F., Zamore, P. Technau, kriptionellen Ebene, d.h. bei der Überset- weg haben und (3) einen gänzlich anderen U., and Seitz, H. (2014). Cnidarian microRNAs zung der RNA in Proteine, reguliert werden. Wirkmechanismus haben als die bislang frequently regulate their targets by cleavage. In: Hierbei spielen „microRNAs“ eine wichtige untersuchten Tiere: Pflanzliche miRNAs Genome Research. Rolle. MicroRNAs sind kurze RNAs, die an binden mit hoher Sequenzspezifität an sehr DOI: 10.1101/gr.162503.113

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 129 / 04. 04. 2014 115 Kultur Die Gründung der Albertina Zwischen Dürer und Napoleon – von 14. März bis 29. Juni 2014 Foto: © Albertina, Wien Albrecht Dürer, Feldhase, 1502 ie Gründung der Albertina. Zwischen Sammlertätigkeit konnte Herzog Albert die gen Kollektion vereinen. Albert beauftragte DDürer und Napoleon zeigt erstmals bedeutendsten Zeichnungen – von Raphael, im Jahr 1774 den genuesischen Kunstkenner rund 100 Meisterwerke aus der Sammlung Michelangelo und Leonardo über Bruegel, und österreichischen Gesandten Giacomo Herzog Alberts von Sachsen-Teschen in Rembrandt und Rubens bis zu Caspar David Conte Durazzo eine Sammlung anzulegen. einer Ausstellung. In seiner rund 50jährigen Friedrich – erwerben und zu einer einzigarti- Am 4. Juli 1776 überreichte Durazzo dem

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Herzog in Venedig über tausend Kupfer- stiche als Grundstock der neuen Sammlung. Sie bildet bis heute den Kernbestand der Albertina, die mit einer Million Kunstwer- ken eine der größten grafischen Sammlun- gen der Welt ist.

Herzog Albert von Sachsen-Teschen Die Ausstellung in der Albertina kreist kulturhistorisch um das Leben und Wirken Herzog Alberts von Sachsen-Teschen und seine einzigartige Sammlung an Meister- zeichnungen. Die Lebensspanne des Her- zogs, von 1738 bis 1822, wird durch 400 Ausstellungstücke eindrucksvoll dokumen- tiert: Diese führen den Besucher vom Zeit- alter des höfischen Barock unter Maria The- resia und der Aufklärung, über die Vormo- derne und die Revolutionsjahre in Amerika und Europa bis zum biedermeierlichen Vor- märz nach dem Wiener Kongreß. Zu Beginn der Ausstellung wird die Pracht der Residenzstädte Wien und Dresden durch Gemälde, Veduten und Schmuckstücke ver- mittelt. Das repräsentative Leben von Her- zog Albert und seiner Ehefrau Erzherzogin Marie Christine beginnt in Preßburg und fin- det seine glanzvolle Fortsetzung in Brüssel. Als Statthalter der Österreichischen Nieder- lande ließen sich die beiden ein pompöses Residenzschloß in Laeken errichten. Von der exquisiten Ausstattung zeigt die Ausstellung unter anderem das 94-teilige Silberservice von Ignaz Würth, Möbel von David Roent- gen und Gobelins aus der königlichen Manu- faktur in Versailles.

Parallel zum Aufbau einer Druckgrafik- © Albertina, Wien (Dauerleihgabe des Kunsthistorischen Museums Wien, Gemäldegalerie) sammlung begann Herzog Albert mit dem Anonym, Herzog Albert von Sachsen-Teschen mit dem Plan der Schlacht von Sammeln von Zeichnungen. Die Übersiede- Maxen, 1777 lung in die Österreichischen Niederlande er- Paar nach Wien. Die einzigartigen Kunstge- Im Jahr 1816 bestimmte Herzog Albert in öffnete Albert und Marie Christine ab 1781 genstände der Sammlungsgründer wurden in seinem Testament die Sammlung zum unteil- durch die geografische Nähe zu den großen das Wiener Palais – die heutige Albertina – baren und unveräußerbaren Fideikommiß, Kunstzentren Paris, London und Amsterdam transferiert und zeugten bis zu ihrem Verlust wodurch sie 1822 zunächst an den Univer- vielfältige Kontakte zu Händlern und ande- 1919 vom Reichtum und Geschmack des salerben und Adoptivsohn Erzherzog Carl ren Sammlern und damit neue Ankaufsmög- Sammlungsgründers. fiel und bis heute komplett erhalten geblie- lichkeiten, nicht zuletzt von niederländi- Die letzten Lebensjahrzehnte verbrachte ben ist. schen Künstlern. Herzog Albert weitgehend von der Öffent- Ab 1794 ging das Sammlerehepaar dazu lichkeit zurückgezogen in seinem 1802 Die Rolle von Marie Christine über, ganze Sammlungskonvolute zu erwer- prächtig ausgebauten Palais und widmete Auch die Rolle von Erzherzogin Marie ben, wodurch der Bestand mit hochkarätigen sich primär der Erweiterung seiner Samm- Christine wird in der Ausstellung neu be- Werken schnell anwuchs, die letztendlich lung. Interessiert beobachtete er die militäri- leuchtet. Die Lieblingstochter von Kaiserin den Weltruhm der Sammlung begründeten. schen Leistungen seines Adoptivsohnes Erz- Maria Theresia war eine talentierte Zeich- Mit dem Ausbruch der Französischen herzog Carl und beauftragte 1812 die erste nerin und für einige der großen Akquisitio- Revolution am 14. Juli 1789 geriet das Welt- heroisierende Darstellung des Heerführers in nen der Sammlung verantwortlich. Marie bild des Ancien Régime endgültig aus den der Schlacht bei Aspern gegen die Truppen Christine wies ihren Gemahl auf Schlüssel- Fugen. Nach der verlorenen Schlacht in Je- Napoleons. Diese Zeitspanne wird in der werke der frühen kunsthistorischen Literatur mappes, in der Herzog Albert als komman- Ausstellung durch Exponate zu Napoleon I., wie jene von Winckelmann hin und schenk- dierender General der Österreichischen Nie- Erzherzog Carl und dessen Bruder Kaiser te ihm 1766 die ersten Druckgrafiken. Über- derlande das Heer befehligte, flüchtete das Franz I. von Österreich veranschaulicht. dies ist es zuallererst ihrer gesellschaftlichen

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Spektrum, die angestrebte enzyklopädische Vollständigkeit, ihre Qualität, ihren Umfang und vor allem durch die so zahlreich vertre- tenen Meisterzeichnungen, die zu den Iko- nen der Kunstgeschichte zählen. Die Ausstellung beginnt mit der Kindheit von Albert und Marie Christine, gefolgt von ihrer Heirat und der „Grand Tour“ durch Italien. Der darauffolgende Ausstellungsraum markiert den Beginn der Sammlung und der Aufklärung und zeigt unter anderem ein Ge- mälde von Durazzo sowie Büsten von Vol- taire und Rousseau. Danach wird Alberts Zeit als Fürst in seinem Residenzschloß Lae- ken beleuchtet. Eingebettet in die Lebens- geschichte von Herzog Albert und Marie Christine werden anschließend die Meister- werke aus der Sammlung der Albertina nach Schulen geordnet präsentiert. Darunter be- finden sich die deutsche Kunstlandschaft mit Dürer und Schongauer, die Künstler der hol- ländischen und flämischen Schule sowie die Meister Italiens. Nachfolgend wird das Na- poleonische Zeitalter behandelt sowie der Tod von Marie Christine und Herzog Albert. Am Ausstellungsende wird die Mattres Mo- dernes gezeigt, dabei handelt es sich um Werke von Alberts Zeitgenossen, die etwa ein Drittel seiner Sammlung ausmachen. Auch das Herzstück der Albertina, Dürers berühmter „Feldhase“, wird nach zehnjähri- ger Ruhepause wieder gezeigt. Herzog Albert erhielt ihn 1796 durch einen Tausch von Kunstwerken mit Kaiser Franz II. Der „Feldhase“ gilt bis heute aufgrund seiner außergewöhnlich realistischen Darstellung © Albertina, Wien als eines der bedeutendsten Kunstwerke der Leonardo da Vinci, Halbfigur eines Apostels, 1493-1495 Sammlung. Bemerkenswert ist auch, daß Stellung als Erzherzogin – sie führte den Titel auch nach der Hochzeit –, ihrer Po- sition als Statthalterin der Niederlande und ihrer opulenten Mitgift zu verdanken, daß Herzog Albert überhaupt in die Lage versetzt wurde, in so großem Umfang auf höchstem Niveau zu sammeln. Nach ihrem Tod 1798 erteilte Albert dem berühmtesten Bilderhauer seiner Zeit Anto- nio Canova den Auftrag, ein imposantes Grabmonument zu entwerfen. Canova ge- staltete ein pyramidenförmiges Kenotaph, das neben dem Palais des Herzogs in der Augustinerkirche aufgestellt wurde – das erste öffentliche Grabdenkmal für eine Frau in Wien.

Die Sammlung Die herzogliche Sammlung beeindruckt

sowohl im historischen Vergleich als auch © Albertina, Wien nach heutigen Maßstäben durch ihr breites Jakob von Alt, Das Palais Herzog Alberts mit der Augustinerbastei, 1816

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sich die Provenienz der Zeichnung lückenlos bis in Dürers Werkstatt zurückverfolgen läßt, deren Fenster sich bei genauer Betrachtung in den Augen des abgebildeten Hasen spie- geln. Die Sammlung Herzog Alberts beein- druckt durch weltweit einzigartige Qualität und Umfang: Das nach Alberts Tod 1822 erstellte Gesamtinventar umfaßt rund 14.000 Zeichnungen und 200.000 Druckgrafiken. Viele der Meisterzeichnungen – von Michel- angelos Männerakten über Dürers „Feld- hasen“ bis zu Rubens’ Kinderportraits – zäh- len heute zu den berühmtesten Werken der Kunstgeschichte. In der herzoglichen Sammlung befinden sich Werke von Künstlern des frühen 15. bis zum frühen 19. Jahrhundert. Von Beginn an gliedert Herzog Albert seine Sammlung systematisch nach kunsthistorischen Krite- rien, nach Schulen und Kunst-Landschaften. Die Deutschen und Österreicher nehmen den ersten Platz ein, gefolgt von den Werken niederländischer, italienischer und französi- scher Künstler. In den letzten beiden Jahr- zehnten seines Lebens erwirbt Albert zuneh- mend Werke zeitgenössischer Künstler („Mattres modernes“). Sie machen rund ein Drittel seiner Zeichnungssammlung aus. Alle Zeichnungen aus Alberts Besitz sind mit einem vom Herzog selbst entworfenen Prägestempel versehen: sein Monogramm „AS“ für Albert von Sachsen. Eine Vorliebe Herzog Alberts sind neben Historien- und Genredarstellungen vor allem Landschaften. Der Sammler bevorzugt sorg- fältig durchgezeichnete und farbig oder mit © Albertina, Wien Peter Paul Rubens, Nikolaus Rubens mit Korallenschnur, um 1619

Lavierung bildmäßig ausgearbeitete Werke: Die Zeichnung interessiert ihn weniger als Dokument eines künstlerischen Schaffens- prozesses, sondern als ein dem Gemälde äquivalentes Werk mit eigenen, nur der „lichten“ Zeichnung innewohnenden, ästhe- tischen Qualitäten.

Die italienischen Meister (Renaissance bis Spätbarock) An der Wende des 15. zum 16. Jahrhun- dert wird die Zeichnung zum Fundament aller Künste erklärt. Die Zentralperspektive und die wiederentdeckte Antike sowie die genaue Abbildung der Wirklichkeit werden zum ästhetischen Ideal, der Humanismus verdrängt das mittelalterliche Weltbild, denn der Mensch ist nun „das Maß aller Dinge“.

© Albertina, Wien Der menschliche Körper ist auch das thema- Pieter Bruegel d. Ä., Die großen Fische fressen die kleinen, 1556 tische Bindeglied zwischen dem Künstler-

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 129 / 04. 04. 2014 119 Kultur Amy Winehouse: Ein Familienporträt Von 11. März bis 20. August 2014 im Museum Judenplatz. © Island Records / Photofest Amy Winehouse in publicity photo for Black to Black, 2008 album as Jüdische Museum Wien, ein Museum die jüdische Tradition greifbar. „Sie war stolz dem Museum Judenplatz ist die Ausstellung Dder Wien Holding, porträtiert die 2011 auf ihre Londoner jüdische Identität“, sagt genau richtig angesiedelt und das Jüdische jung verstorbene Musikerin, wie sie kaum Alex Winehouse. In dieser Ausstellung wird Museum Wien setzt damit ein wichtiges Zei- jemand kennt: tief verwurzelt in der jüdi- dieser vielfach unbekannte Aspekt von Amy chen, wie zentral auch internationale The- schen Geschichte ihrer Familie, die in den Winehouse nachvollziehbar. men für Wien und das Jüdische Museum 1890er-Jahren aus Weißrußland nach Eng- „Jüdisch zu sein heißt für mich, als rich- Wien sind. land einwanderte. tige Familie miteinander Zeit zu verbringen. Es geht nicht darum, eine Kerze anzuzünden Katalog zur Ausstellung Leidenschaft für die jüdische Tradition und eine Bracha zu sprechen“, zitiert Mu- Zur Ausstellung erscheint ein Katalog in Alex Winehouse, der Bruder der Musike- seumsdirektorin Danielle Spera die Ausnah- mit 96 Seiten Deutsch ISBN-13: 978 0 rin, und seine Frau Riva haben in enger Zu- mekünstlerin in ihrem Vorwort zum Ausstel- 74781 486 3, Englisch ISBN-13: 978 0 sammenarbeit mit dem Jewish Museum Lon- lungskatalog. Genau dieser Aspekt, die Fa- 74781 485 6, der auch im Bookshop Singer don an Hand vieler Objekte und persönlicher milie und deren Zusammenhalt als ein zen- im Museum in der Dorotheergasse 11, 1010 Erinnerungsstücke einen ganz speziellen trales Element im Judentum, soll deutlich Wien, erhältlich ist. Blick auf das Leben von Amy Winehouse werden. „Amy Winehouse: Ein Familienporträt“, ermöglicht. Ihre Lieblingsgitarre und die Plat- Die Ausstellung, die vom Jüdischen Mu- eine Ausstellung des Jüdischen Museums tensammlung ihrer Jugend, ein Koffer voller seum London konzipiert wurde, wirft damit Wien in Zusammenarbeit mit dem Jüdischen Familienfotos, legendäre Outfits ihrer Auf- einen ganz neuen Blick auf Amy Winehouse, Museum London, ist von 11. März bis 20. tritte und Gegenstände aus ihrer Wohnung in die einmal gesagt haben soll: „Am Ende des August 2014 im Museum Judenplatz, Juden- Camden machen ihre Leidenschaft für Mu- Tages bin ich ein jüdisches Mädchen.“ An platz 8, 1010 Wien zu sehen. „ sik, Mode, ihre Stadt London, aber auch für einem historisch so bedeutenden Ort wie http://www.jmw.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 129 / 04. 04. 2014 120 Kultur Was ist Architektur? Diese Frage beschäftigte den Künstler, Architekten, Designer, Ausstellungsmacher und Theoretiker Hans Hollein, der am 30. März seinen 80. Geburtstag feierte, von Beginn seiner Tätigkeit an.

Alles ist Architektur“ – so die kurze Antwort des mit dem Pritzker-Preis hochde- korierten Architekten Hans Hollein. Waren es zu Beginn seiner Laufbahn in den späten 1950er- und 1960er-Jahren wegweisende theoretische Schriften zur Architektur und auf der Höhe der internationalen Avantgarde stehende visionäre Architekturzeichnungen, Modelle und Collagen, in denen Raum, Bau- körper, Stadt und Kommunikation neu ge- dacht wurden, folgten diesen spektakuläre Wettbewerbsentwürfe für Museumsbauten wie das Guggenheim Museum im Salzbur- ger Mönchsberg. Mit richtungsweisenden Bauten wie dem Museum Abteiberg in Mön- chengladbach und dem Museum für Moder- ne Kunst Frankfurt definierte Hollein das Verhältnis von Kunst und Architektur neu. Mit ihnen und dem Haas-Haus in unmittel- barer Nachbarschaft des Wiener Stephans- doms avancierte er in den 1980er-Jahren zum Star der internationalen Architekturszene. In den 1990er- und frühen 2000er-Jahren ent- standen weitere wichtige Bauten wie die Zen- © Alexandra Pawloff Architekt Hans Hollein (2011) trale der Banco Santander in Madrid, das Europäischen Zentrum für Vulkanismus in für Stadtplanung und Stadtgestaltung, Prä- an der Wiener Akademie der bildenden der französischen Auvergne bei Clermont- sident des Österreichischen Kunstsenats so- Künste bei Clemens Holzbauer (Diplom Ferrand, die österreichische Botschaft in wie der ZV Zentralvereinigung der Architek- 1956). Zu seinen prägenden Erfahrungen Berlin, die Centrum Bank in Vaduz, das ten Österreichs hat er weit über das eigene wurde eine lange Reise durch die USA, wo Headquarter der Interbank in Lima und das künstlerische Werk hinaus den kulturellen er in Chicago am ITT (Illinois Institute of Bürogebäude Media Tower (Generali Tower) Diskurs geprägt. Technology) und an der University of Cali- in Wien. Zu den in den letzten fünf Jahren fornia, Berkeley studierte und dort 1960 mit fertiggestellten Projekten zählen Wohnhoch- Zwei Ausstellungen dem Master of Architecture abschloß. In häuser in Peru, ein Büro- und Fabrikgebäude Anläßlich seines 80. Geburtstages wer- Amerika beschäftigte sich Hollein mit dem sowie weitere sechs Wohnhochhäuser in Tai- den sich zwei Museumsausstellungen sei- Werk von Ludwig Mies van der Rohe, Frank wan. Aktuell in Bau befindet sich das 200 nem umfassenden Werk widmen: „Hans Lloyd Wright, Richard Buckminster Fuller, Meter hohe Bürohochhaus SBF Tower im Hollein: Alles ist Architektur.“ (12. April bis die er auch persönlich traf, und anderer Archi- chinesischen Shenzhen. 28. September 2014) im Museum Abteiberg tekten der Moderne. Besonders interessierte „Alles ist Architektur“ schließt jedoch in Mönchengladbach und die Schau ihn die verdrängte modernistische Linie der auch Holleins Arbeit als Designer und „Hollein“ (25. Juni bis 5. Oktober 2014) im österreichischen Architektur mit Friedrich Künstler mit ein: Seine Geschäftslokale – MAK Wien – Österreichisches Museum für Kiesler, Rudolph M. Schindler und Richard wie das Kerzengeschäft Retti in Wien von angewandte Kunst/Gegenwartskunst. Bereits Neutra. Ein weiterer wichtiger Einfluß ergab 1964-1965 – wurden zu Ikonen des Designs, 1987/88 fanden Retrospektiven seines Werks sich aus seiner Beschäftigung mit den Prin- Hollein entwarf Möbel, Lampen, Geschirr, im Pariser Centre Georges Pompidou, im zipien der indianischen Pueblo-Architektur. Schmuck, Skulpturen, Installationen und Museum des 20. Jahrhunderts in Wien und in Seine Masterthesis mit dem Titel „space in opulente Ausstellungsinszenierungen. Als der Nationalgalerie Berlin statt. space in space“, visualisiert durch amorphe Universitätsprofessor in Österreich, Deutsch- Gebilde und Hängeskulpturen, gab die Rich- land und den USA, Direktor der Architektur- Ein spannendes, erfülltes Leben tung der folgenden Jahre vor: Die Auffas- Biennale Venedig (1996), Österreich-Kom- Hans Hollein, am 30. März 1934 in Wien sung von Architektur als geistiger Ordnung, missär der Kunstbiennale Venedig (1978- geboren, entstammt einer Familie von Berg- das Verhältnis Mensch, Raum und Natur, die 1990), Vorsitzender des Wiener Fachbeirats bauingenieuren. Sein Studium absolvierte er Herleitung des Bauens aus dem Kultischen

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 129 / 04. 04. 2014 121 Kultur © Atelier Hans Hollein / Sina Baniahmad Zu Holleins bekanntesten und gleichzeitig umstrittensten Bauten zählt gewiß das Haas-Haus (1985-1990) am Stephansplatz.

sowie die Faszination für Technik, Weite und lein 1964 die Zeitschrift „Bau. Schrift für als aus gegenwärtigen Blickwinkeln bear- Weltraumfahrt wurden zu Holleins Themen, Architektur und Städtebau“, in der die öster- beitbares Material. So greift Hollein für den zu seinem Programm und seiner Vision. reichische Avantgarde ein wichtiges Sprach- Wettbewerbsentwurf seines Kulturzentrums Um 1960 formierte sich in Wien die rohr fand. Mit seinen Schriften und visionä- SACC in Dahran in Saudi-Arabien (2007), das Architekturszene neu. Hollein fand nach der ren Zeichnungen, Skulpturen und Collagen, aus hoch aufgeschichteten felsenähnlichen Rückkehr in seine Heimatstadt vor allem in die sich heute in Sammlungen internationa- Formationen besteht, auf utopische Städte- Walter Pichler einen engen Mitstreiter gegen ler Museen wie dem Museum of Modern Art entwürfe wie die „Überbauung Wien“ mit den Funktionalismus der Nachkriegsarchitek- in New York oder dem Centre George Pom- einer megalithischen Struktur, Aquarelle und tur. Mit ihm veranstaltete er 1963 in der von pidou in Paris befinden, wurde Hans Hollein eine Studie für das „Experimental Theatre“ Monsignore Otto Mauer geleiteten „Galerie zu einem der wichtigsten Vertreter der in St. Louis, Missouri aus den frühen 1960er- nächst St. Stephan“ die vielbeachtete Aus- Avantgarde der 1960er-Jahre. Er entwickelte Jahren zurück. Die skulpturale Grundform des stellung „Architektur“, in deren Zentrum pneumatische Gebilde, ein aufblasbares mo- im Bau befindlichen SBF Tower Shenzhen utopische Entwürfe von Stadtarchitekturen, biles Büro und eine Telefonzelle als Mini- mit seinen integrierten Gärten bezieht sich Zeichnungen und Skulpturen standen. Theo- malbehausung samt TV und sanitärer Ein- ebenso auf visionäre Wolkenkratzerentwürfe retische Schriften untermauerten die Ent- richtung und zielte auf eine Erweiterung der von 1959 und zeugt von der Nachhaltigkeit würfe. In seinem Essay „Architektur“ schreibt Architektur ins Unendliche durch das Me- der frühen Entwürfe und Überlegungen. Hollein 1963: „Architektur ist eine geistige dium der Telekommunikation. Seine „Trans- Ordnung, verwirklicht durch Bauen. Archi- formationen“, Collagen, in denen Flugzeug- Büro in Wien tektur – eine Idee, hineingebaut in den träger, ein Kaffeeservice oder ein Kühlergrill Bereits 1964 betreibt Hollein ein Archi- unendlichen Raum, die geistige Kraft und zu monumentalen Gebäuden umgedeutet tekturbüro in Wien. Sein erster unabhängiger Macht des Menschen manifestierend, mate- und in Landschaften oder urbane Strukturen Auftrag wird die Gestaltung des Kerzenge- rielle Gestalt und Ausdruck seiner Bestim- gesetzt werden, zählen zu den einprägsam- schäftes Retti (1964-1965) in Wien. In die- mung, seines Lebens. [...] Ein Bauwerk ist es sten Ikonen der visionären Architektur. sem auf nur 14,8 qm realisierten Geschäfts- selbst. Architektur ist zwecklos. Was wir lokal, das in seiner Materialität durch Alu- bauen, wird seine Verwendung finden. Form Architekturutopien und -schriften minium und Spiegel bestimmt wird, hat Hol- folgt nicht Funktion.“ Die Architekturutopien und -schriften bil- lein effektvoll eine neue, an den Geräten der Gemeinsam mit Walter Pichler, Oswald den das Fundament seiner vielfältigen Arbeit Raumfahrt orientierte Ästhetik umgesetzt. Oberhuber und Gustav Peichl gründete Hol- und dienen bis zu seinen jüngsten Projekten 1966 erhielt er dafür den amerikanischen

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Reynolds-Award. Dem Kerzengeschäft folg- ten weitere Aufträge, darunter die Richard L. Feigen Gallery in New York (1967-1969), das Wiener Juweliergeschäft Schullin I und II (1972-1974, 1981-1982), das Wiener Einrichtungsgeschäft „Section N“ (1971- 1972), das Österreichische Verkehrsbüro im Opernringhof (1976-1978) mit den berühmt gewordenen raumhohen Messingpalmen als Zitaten des Reisens, die Innengestaltung des Museums für Glas und Keramik in Teheran (1977-1978) sowie die New Yorker Filiale des Münchner Modehauses Ludwig Beck im Trump Tower (1981-1983). All diese Pro- jekte zeichnen sich nicht zuletzt durch die Verwendung kostbarer Materialien aus, die gewiß zu Teilen Holleins früher Auseinander- setzung mit der Wiener Moderne, mit Adolf © Marlies Darsow Loos, Josef Hoffmann, der Wiener Werkstät- Städtisches Museum Abteiberg, Mönchengladbach, Deutschland, 1972-1982 te und deren universalistischer Orientierung, geschuldet ist. Hollein verstand sich von Beginn an als Künstler und Theoretiker, für den es keine Trennung zwischen den einzelnen Sparten gibt. So ist nur naheliegend, daß er gemäß seiner Maxime „Alles ist Architektur“ Kunst- objekte, Ausstellungsgestaltungen („Die Tür- ken vor Wien“, 1983; „Traum und Wirklich- keit, Wien 1870-1930“, 1985, beide im Künst- lerhaus Wien), Bühnenbilder (etwa für Arthur Schnitzlers „Komödie der Verfüh- rung“ am Burgtheater), Möbel, Schmuck, Türklinken, Brillen, Lampen, Uhren (u. a. für Alessi und Munari) entwarf. 1972 vertrat er mit der Rauminstallation „Werk und Ver- halten, Leben und Tod, alltägliche Situatio- nen“ Österreich auf der Biennale in Venedig. Von 1978 bis 1990 war er Österreichs Kom- missär der Kunst-Biennale Venedig und in Bankgebäude Centrum Bank, Vaduz, Liechtenstein, 1999-2002 Folge mehrfacher Kommissär der Architek- tur-Biennale Venedig (1991, 1996 und 2000); 1996 fungierte er als deren Direktor. Als Gastprofessor an zahlreichen amerikanischen Universitäten, Professor an der Staatlichen Kunstakademie Düsseldorf (1967-1976) und Leiter der Meisterklassen für Industrial De- sign (1976-1979) sowie für Architektur (1979-2002) an der Universität für ange- wandte Kunst in Wien genoß Hollein auch als Lehrender hohes Ansehen.

Museumsentwürfe und -bauten Wie ein roter Faden ziehen sich Holleins Museumsentwürfe und -bauten durch seine Vita. Neue Maßstäbe setzte das Städtische Museum Abteiberg in Mönchengladbach (1972- 1982). Bezeichnend ist, daß Hollein als Architekt und Künstler an die Aufgabe © Atelier Hans Hollein / Sina Baniahmad © Arcaid herangegangen ist. Angestrebt war ein dia- »Vulcania Centre Européen du Volcanisme«, Auvergne, Frankreich, 1994-2002

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 129 / 04. 04. 2014 123 Kultur lektisches Verhältnis zwischen dem Bau- werk, dem Raum und dem Kunstwerk – nicht im Sinn einer Integration, sondern einer Konfrontation, die das Potenzial der Objekte und des Raumes sichtbar und erlebbar wer- den läßt. „Der Architekt schafft ein autono- mes Kunstwerk – für Kunstwerke und Men- schen“, erläuterte Hans Hollein seine Vor- gangsweise. Einen ebenso Aufsehen erre- genden Bau setzte Hollein mit dem Museum für Moderne Kunst Frankfurt um (1983- 1991). Dem auf einem dreieckigen Grund- stück geplanten Gebäude liegt die Idee eines Flugzeugträgers – ein Motiv, das sich in Holleins frühen Collagen findet – zugrunde. Auch die Architektur des MMK Frankfurt zeichnet sich durch eine hohe Sinnlichkeit aus, der Wechsel zwischen Enge und Weite, Höhe und Tiefe, Licht und Schatten, Ge- schlossenheit und Offenheit, Abgrenzung und Einbeziehung des Außenraums be- stimmt das Empfinden des Besuchers und schärft den Blick für die Kunstwerke. Dan- tes „Inferno“ und Jules Vernes „Reise zum Mittelpunkt der Erde“ sind die Themen, auf die sich die ersten Skizzen des unterirdi- schen Museums „Vulcania“ in der französi- schen Auvergne bei Clermont-Ferrand (1994- 2002) beziehen. Man betritt die vorwiegend unterirdischen Räume über eine lange Ram- pe, die hinab in einen metaphorischen Vul- kanschlund führt, ein Kegel, außen mit dun- klem Lavagestein gedeckt und im Inneren mit goldschimmernden Metallplatten ausge- kleidet. Der Rundgang ist ein Erlebnis des Eindringens in die tiefen Schichten der Erde. Mit dem Thema eines unterirdischen Mu- © Hans Hollein & Partner ZT GesmbH Bürohochhaus, Shenzhen, China, 2008-2016 seums hatte Hollein sich bereits in seinem spektakulären, preisgekrönten, aber letztlich Zu Holleins bekanntesten und gleichzei- hochhäuser Saturn Tower Donau-City (2002- nicht umgesetzten Entwurf für das Guggen- tig umstrittensten Bauten zählt gewiß das 2004) und den Media Tower (Generali heim Museum im Salzburger Mönchsberg Haas-Haus (1985-1990) schräg gegenüber Tower) am Donaukanal (1994-2000), das (1989) auseinandergesetzt. Das Gebäude dem Wiener Stephansdom. Trotz anfängli- Entrée und das Café der Albertina (2001- gräbt sich durch eine skulpturale Treppen- cher Gegenstimmen wird die bahnbrechende 2003), das Bürogebäude Welle am Stadtpark anlage drei Geschoße tief in den Berg hinein. Funktion des Bauwerks für zeitgenössisches (mit Dieter Hayde, 2004-2008). Seit 2010 Trotz großer internationaler Anerkennung Bauen auch an prominentester Stelle inmit- arbeitet Hans Hollein zusammen mit Chri- wurde das Salzburger Projekt ebenso wie ein ten des historischen Stadtkerns nicht ge- stoph Monschein in der Hans Hollein & später für Wien geplantes Guggenheim schmälert. Beindruckend ist die Einbezie- Partner ZT GmbH. Museum (1994-1995) nicht realisiert. Weite- hung der gotischen Domarchitektur durch Zitate, oft kühn platziert, die Holleins ge- re bedeutende Wettbewerbsentwürfe ent- die Spiegelung in der Glasfassade und deren samtes OEuvre durchziehen – sei es das standen für das New National Theatre of Ja- Zusammenspiel mit der reich gegliederten und überdimensionale Tabakblatt an der Fassade pan (1986, Zweitplatzierter), die Wald Disney komplexen Außenwand des Haas-Hauses, seiner „Tabaktrafik“ (1991-1994), die Palmen Concert Hall in Los Angeles (1987-1988, die ihrerseits den Stein des Doms aufnimmt. des Verkehrsbüros oder die immer wieder- Zweitplatzierter), das Compton Verrney Hollein hat in den darauffolgenden Jahren kehrenden Säulen, die ihm das zu kurz grei- Opera House (1988-1989, Zweitplatzierter), weitere wichtige Bauten in Österreich ver- fende Etikett eines postmodernen Architek- das Guangdong Museum für Kunst und Na- wirklicht: das Niederösterreichische Landes- ten verpaßt haben –, werden beispielsweise tur in Guangzhou (2004), das Sheik Zyed museum und die Ausstellungshalle St. Pöl- in der Centrum Bank in Vaduz (1997-2002) National Museum in Abu Dhabi (2007) oder ten mit seinem markant geschwungenen Ein- im gesamten Baukörper eingesetzt. Die nahe das Meixi Lake International Culture and gangsdach (1992-2002), in Wien die Volks- Gebirgskette wird in der Architektur als mas- Arts Center in Changsha, China (2011). schule Donau-City (1993-1999), die Büro- siver grauer Block in der Landschaft, als be-

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 129 / 04. 04. 2014 124 Kultur

Stadt Wien für Architektur (1973), dem Großen Österreichischen Staatspreis (1983), dem Pritzker Architecture Prize, USA (1985), dem Großen Verdienstkreuz des Ver- dienstordens der Bundesrepublik Deutsch- land (1997), dem Arnold W. Brunner Memo- rial Prize in Architecture der American Academy of Arts and Letters (2004), dem Großen Goldenen Ehrenzeichen für Ver- dienste um die Republik Österreich (2009) und dem Preis für Kreativität und Innovation der Spanisch-Österreichischen Unternehmer- vereinigung (CEHAUS) gemeinsam mit Rafael Moneo (2012).

Dankesworte des Bundesministers für Kunst und Kultur, Verfassung und öffentlichen Dienst „Ich möchte mich mehrfach bedanken: Österreichische Botschaft Berlin, Deutschland, 1996-2000 einerseits beim Architekturzentrum Wien für die Organisation der heutigen Veranstaltung und andererseits beim MAK, das im Juni eine Ausstellung über Hans Hollein eröffnen wird“, sagte Bundesminister Josef Oster- mayer am 3. April bei der Veranstaltung „Al- les ist Architektur – a tribute to Hans Hollein“ im Architekturzentrum Wien. „Nach den vielen Meisterwerken von Hans Hollein würden wir uns natürlich freuen, wenn er ein Buch über sein umfangreiches Schaffen her- ausbringt – er arbeitet bereits an einer Pub- likation, die mittlerweile rund 1000 Seiten umfaßt“, sprach Ostermayer die noch mög- lichen Projekte an, so auch die Aufarbeitung und Erforschung eines großen Archivs des Künstlers. „Nachdem es uns nicht immer möglich ist, die über die ganze Welt verstreuten Pro- Foto: BKA / Hans Hofer Atelier Hans Hollein / Sina Baniahmad Kunst- und Kulturminister Josef Ostermayer bei seiner Festrede zum 80. Geburtstag jekte Hans Holleins zu besichtigen, bin ich froh über eine 2011/2012 stattgefundene Aus- wegte, freigelegte skulpturale Form aufge- integrierten Gärten einen Kontrapunkt zu stellung in Graz. Dabei wurde eindrucksvoll nommen. Gleich einem Solitär aus zwei gros- den anderen Hochhäusern der Umgebung. gezeigt, wie breit sein künstlerisches Schaf- sen ineinanderverschobenen Kuben und In seinem Vortag „Zurück zur Architek- fen ist. Von seinen Anfängen, wo es um Ar- einem gekappten Kegel steht das Büro- und tur“ hat Hollein 1962 gefragt: „Wie muß chitektur-Utopien und städtebauliche Uto- Fabrikgebäude ETON-Solar in Tainan-City eine wahre Architektur von heute aussehen? pien gegangen ist, über verschiedene Design- in Taiwan (mit Adam Chen/touchstone Archi- Vierdimensional, gebaut, roh, rauh bis kri- objekte die einen großen Bekanntheitsgrad tects, 2005-2008) inmitten einer Parkland- stallin, schwarz bis weiß, aber nicht schwarz- erlangt haben, bis hin zu den graphischen schaft. Ebenfalls Bezug auf ihre urbane Um- weiß, über der Erde schwebend, in den Him- Arbeiten, war dort alles zu sehen“, erwähnte gebung nehmen die Hochhäuser, die Hollein mel schießend, schief, plastisch, sinnlich, Ostermayer auch einige der Stadtbild prä- in den letzten Jahren umgesetzt hat. Der 90 herrschend, schmutzig, in dauernder Ver- genden Projekte in Wien, vom Haas-Haus an Meter hohe Turm der Interbank in Lima, wandlung begriffen, zwecklos und doch ver- einem zentralen Platz der Bundeshauptstadt Peru (1995- 2001) schmiegt sich mit seiner wendbar, geballt, raumstrahlend.“ Seine über den Mediatower am Donaukanal bis zu gekurvten Fassade an die flankierende Fahr- Antwort hat bis heute Gültigkeit. Schulen, die auch als Lebensraum fungieren. bahnschleife der Stadtautobahn an und be- „Ich bedanke mich jedenfalls für die heu- sticht durch den Gegensatz zwischen Kubus Vielfach ausgezeichnet tige Initiative und die bevorstehenden Aus- und geschwungener Linie. Der SBF Tower Für sein reiches Schaffen wurde Hans stellungen in Deutschland und Österreich. in Shenzhen in China (mit SADI Shenzhen Hollein mit zahlreichen Preisen ausgezeich- Hans Hollein ist tatsächlich weltberühmt, General Institute of Architecture Design and net, darunter mit dem Reynolds Memorial nicht nur in Österreich“, so Ostermayer. „ Research, 2009-) hingegen setzt durch seine Award, USA (1966, 1984), dem Preis der http://www.hollein.com

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 129 / 04. 04. 2014 125 Serie »Österreicher in Hollywood«

Der Wiener Autor Rudolf Ulrich dokumentiert in seinem Buch »Österreicher in Hollywood« 400 Einzel- biografien mit beigeschlossenen Filmografien und über 12.000 Film- und Fernsehproduktionen aus Hollywood mit österreichischer Beteiligung. In der 75. Folge portraitiert er Rudolph Maté Kameramann/Regisseur/Produzent

udolph Maté (eigentlich Rudolf Mayer)1), Sohn von Anton Mayer Rund dessen Gattin Theresa Bach, wurde am 21. Jänner 1898 in Krakau geboren, einem Zentrum europäischer Kultur im ehemals habsburgischen Kronland Galizien. Er promovierte an der Kunstaka- demie in Budapest, begann als Labortechniker und war 1919 Kamera- Assistent bei der Erstellung von „Kutató Sámuel“, einem der ersten Filme, die Alexander Korda in Ungarn produzierte. Maté arbeitete danach in mehreren europäischen Städten, 1920 bis 1922 in Wien (unter seinem Geburtsnamen), in Berlin bei Dekla-Bioskop und der Ufa, 1927/28 erneut in Wien, ab 1928 in Frankreich und England. Zunächst im Second Unit-Bereich tätig, führte seine beeindruckende Lichtführung in einer Epoche, da Belichtungszeit und Dichte der Ate- lierbeleuchtung noch geschätzt werden mußten, zum Engagement bei Carl Theodor Dreyers grandiosem Historienfilm „La passion de Jeanne d’Arc“ (1928), womit ihm in seinem Metier der Durchbruch gelang. Maté war in einige der prestigereichsten europäischen Filme involviert, Dreyers „Vampyr“ (F/D 1932), ein surreales Werk des Hor- rorgenres, Alexis Granowskys in den Sieveringer Ateliers in Wien zweisprachig gedrehtes parodistisches Märchen „Die Abenteuer des Königs Pausole“ / „Les aventures du roi Pausole“ (D/F 1933), René Clairs avantgardistischer Streifen „Le dernier Milliardaire“ (F 1934) und im selben Jahr in Fritz Langs, auf dessen Weg in die USA in Paris Foto: Archiv Rudolf Ulrich Rudolf Maté

entstandene Molnár-Verfilmung „Liliom“, ehe ihn Fox 1935 nach Hollywood holte. Der Krakauer wollte eigentlich nur als Gast bleiben, fand aber als einer von wenigen Neulingen Zugang zur Gewerkschaft Camera Man’s Union. Anfangs bei Fox, United Artists und anderen Studios nur in Low-Budget-Produktionen wie die spanischsprachige Version „Nada más que una mujer“ des Dramas „Pursued“ von 1934, das Mu- sical „Metropolitan“ (1935) und die Romanze „Come and Get It“ (1936) eingesetzt, bedeutete der Wettbewerb mit der Menge arrivier- ter Hollywood-Kameraleute für ihn eine enthusiastisch angenomme- ne Herausforderung. Maté benötigte nur kurze Zeit, um in die „top list of Hollywood cinematographers“ aufzurücken. Er arbeitete für RKO, nachdem Samuel Goldwyns bevorzugter Kameramann Gregg Toland 1942 in die US-Navy eintrat, holte ihn der große Showman und unabhängige Produzent als Head of Photography, 1943-1948 verpflichtete ihn Columbia. Maté entwickelte sich zum Virtuosen, Foto: Archiv Rudolf Ulrich der im Rahmen seiner Bildregie in der Ausleuchtung der Szenen Rita Hayworth mit dem von ihr favorisierten Kameramann Rudolph Maté und dessen Crew für »Cover Girl« vor der für wesentlich die Dramaturgie unterstützte, wobei die von ihm gestalte- den Film verwendeten Technicolor-Kamera. ten Filme mit ungewöhnlichen Kameraeinstellungen oder -bewegun-

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 129 / 04. 04. 2014 126 Serie »Österreicher in Hollywood« Foto: Archiv Rudolf Ulrich Rudolph Maté bei Regieanweisungen an Robert Mitchum und Linda Darnell, die Hauptdarsteller des Thrillers »Second Chance« (»Mörder ohne Maske«) der RKO von 1953. gen, dominanten Großaufnahmen und Be- ihn Columbias Produktionschef Harry Cohn „The Return of October“ (1948) versuchte leuchtungseffekten eine außergewöhnlich mit der Dialogregie der auf Ginger Rogers sich der Kameraveteran erstmals als Produ- fotografische Qualität und Schärfe erhielten. zugeschnittenen Komödie „It Had to Be zent, seine Neigung galt indes der Inszenie- Zur hohen Dichte seiner Spitzenwerke You“ (1947) betraute. Bei dem Fantasy-Film rung und Schauspielerführung. Mit einem zählen „Dodsworth“ („Zeit der Liebe – Zeit des Abschieds“, 1936), ein Melodram nach Sinclair Lewis, das den Ruhm des Regisseurs William Wyler begründete, Alfred Hitch- cocks düsteres Spionagedrama „Foreign Cor- respondent“ („Mord“, später „Der Auslands- korrespondent“, 1940), das Maté die erste von vier aufeinander folgenden Oscar-No- minierungen für die beste Schwarz-Weiß- Fotografie einbrachte, Ernst Lubitschs be- schwingte Polit-Satire „To Be or Not to Be“ („Sein oder Nichtsein“, 1942), das realisti- sche II. Weltkrieg-Drama „Sahara“ (1943) von Zoltan Korda, der Revuefilm „Cover Girl“ („Es tanzt die Göttin“, 1944) mit Rita Hayworth, wofür ihn die Academy für die beste Farbfotografie nominierte und der gla- mouröse Kultfilm „Gilda“ (1946), erneut mit Rita Hayworth, eine Schauspielerin mit Star- qualitäten, die insgesamt viermal vor seiner Kamera stand. Nach der 15jährigen Arbeit an Artfilmen in Europa und der Zeit als „head-photograp- Foto: Archiv Rudolf Ulrich her“ in der Movie-Metropole, begann für Irene Dunne, Regisseur Charles Vidor und Rudolph Maté am Set der Columbia- Maté ab 1947 eine neue Karrierephase, als Komödie »Over 21« von 1945.

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 129 / 04. 04. 2014 127 Serie »Österreicher in Hollywood«

Vertrag unter seiner üblichen Gage startete Als Kameramann setzte Maté Maßstäbe der Newcomer im Regiesessel mit drei her- in kreativer „cinemathography“ und erfinde- ausragenden Kriminaldramen, „The Dark rischen Effekten, seine diesbezügliche inter- Past“ (1948), „D.O.A“2) („Opfer der Unter- nationale Filmografie umfaßt 72 Titel, dazu welt“, 1950), das zu den Klassikern des „film über 30 Regiearbeiten in Hollywood. 1963 noir“ zählt und der Jules Dassins „Naked zog sich der „director“, der nie die Sprache City“ von 1948 nachgebildete Thriller „Union der Kameramänner verlernte, aus gesundheit- Station“ („Das Labyrinth“, auch „Menschen lichen Gründen aus dem Filmgeschäft zu- ohne Seele“, 1950), eine elektrisierende Studie rück. Seine Passion war die Fischerei, um in psychotischer Schurkerei, Matés meistdi- dieser ausreichend frönen zu können, baute skutierter und der von ihm bevorzugteste er sich in Bishop (CA) ein Haus in der Nähe Film. Studios wie Columbia, Paramount oder eines größeren Forellengewässers. Rudolph Universal stellten Maté mit William Holden, Maté blieb kaum mehr als ein Jahr Zeit, den Charlton Heston, Alan Ladd, Tyronne Po- Ruhestand zu genießen, er starb am 27. Okto- wer, Jane Wyman, Ann Baxter und Barbara ber 1964 in seinem Domizil in Beverly Hills Stanwyck prominente Darsteller zur Verfü- an den Folgen einer Herzattacke. Die Urnen- gung, jedoch oft auch nur mäßige Dreh- Bestattung erfolgte im Mausoleum des Holy bücher im Format für B-Filme. Sein Regie- Cross Cemetery in Culver City, Los Angeles stil war in auffälliger Form von einer visuel- County. „

len, impressiven Ausgestaltung und Behand- Foto: Archiv Rudolf Ulrich 1) lung des Optischen geprägt, die Reputation Werbeplakat zu der in Chicago In einigen biografischen Abhandlungen ame- als Regisseur beruht daher im wesentlichen spielenden, an den Kinokassen überaus rikanischer Provenienz wird Matés Geburts- auf seiner früheren Kameraarbeit, die ihm erfolgreichen Paramount-Produktion name als Rudolf Matheh angegeben. 2) einen Platz in der Filmgeschichte sichert. »Union Station«, in der stilvollen Regie D.O.A. – Dead on Arrival ist eine amerikani- von Rudolph Maté. sche kriminalistische Formel dafür, daß die Maté, Entdecker vieler neuer Talente, Polizei nur noch den Tod feststellen konnte. Alan King, Joey Bishop, Terry Moore, Piper großen Liebe“, US/D/I) mit dem Sänger Laurie oder Tony Curtis, inszenierte 1959/60 Mario Lanza, das überlange historische Fox- im TV-Bereich mehrere halbstündige Episo- Spektakel „“ („Der Löwe it dem Buch „Österreicher in Holly- den der von Toreto Enterprises hergestellten von Sparta“) und abschließend für Adelphia/ Mwood“ legte der Zeithistoriker Rudolf und von NBC ausgestrahlten Anthology MGM „Seven Seas to Calais“ („Pirat der sie- Ulrich die lang erwartete Neufassung seines „The Loretta Young Show“ sowie bis 1962 ben Meere“), ein Abenteuer, das den Kampf 1993 erstmals veröffentlichten Standardwer- einige Produktionen in Europa, England, Ita- des englischen Seehelden Francis Drake kes vor. Nach über zwölfjährigen Recherchen lien und Griechenland. Darunter der Musik- gegen die mächtige spanische Armada the- konnten 2004 die Ergebnisse in Form einer film „For the First Time“ („Serenade einer matisiert. revidierten, wesentlich erweiterten Buchaus- gabe vorgelegt werden. „Diese Hommage ist nicht nur ein Tribut an die Stars, sondern auch an die in der Heimat vielfach Unbe- kannten oder Vergessenen und den darüber- hinaus immensen Kulturleistungen österrei- chischer Filmkünstler im Zentrum der Welt- kinematographie ge- widmet: „Alles, was an etwas erinnert, ist Denkmal“, schließt der Autor. Rudolf Ulrich und der Verlag Filmar- chiv Austria bieten Ihnen, sehr geehrte Leserinnen und Leser, die Möglichkeit, im „Österreich Journal“ einige Persönlichkei- ten aus dem Buch „Österreicher in Hol- lywood“ kennenzulernen.

Rudolf Ulrich „Österreicher in Hollywood“; 622 Seiten,

Foto: Archiv Rudolf Ulrich zahlreiche Abb., 2. überarbeitete und erwei- Jinx Falkenburg, Otto Krueger und Kameramann Rudolph Maté bei der Betrach- terte Auflage, 2004; ISBN 3-901932-29-1; tung erster Filmproben zum temperamentvollen Revuefilm »Cover Girl«. http://www.filmarchiv.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 129 / 04. 04. 2014 128 ÖJ-Reisetip Sport und Wohlfühlen in Wien Sicher: Sängerknaben, Stephansdom, Kunst und Kultur sind wichtig, um Wien zu genießen. Aber dafür, dass die Donaumetropole eine der Städte mit der weltweit höchsten Lebensqualität ist, sorgen eigentlich andere Dinge.

Von Thomas Rottenberg. © WienTourismus / Claudio Alessandri Ein wunderschöner Blick über die Dächer von Wien: im Vordergrund die Hofburg, dahinter das Rathaus und der Kahlenberg

anche Eigenschaften lassen sich nume- rang. Wien, das sind herzige Buben mit En- Hochquellwasser und Wienerwald Mrisch erfassen: Steuern, Mieten, Be- gelsstimmen, weiße Pferde in vollendeter Was das Wasser und den Grünraum an- triebsgrößen, Einwohner- und Infrastruktur- Dressur und feiner Wein beim Heurigen. geht, wären andere Städte gern die Stadt an daten – Standortfaktoren für die Wirtschaft. Aber das alleine macht eine Stadt noch der Donau: Das Wasser, das in Wien aus der Doch Wohlfühlen läßt sich ebenso wenig ob- nicht lebenswert. Dazu braucht es mehr als Leitung kommt, hat eine Qualität, die schon jektiv in Zahlen messen wie die Bequemlich- Lipizzaner, Sisi-Träume und Sängerknaben, so manchen Unternehmer im Rathaus mit der keit eines Sofas oder die Flauschigkeit eines weil man, um in einer Stadt zu wohnen und „tollen“ Idee hat anklopfen lassen, es in Fla- Bademantels: Weich steht für angenehm. zu leben – und seien es nur ein paar Tage als schen gefüllt teuer zu verkaufen. Erfolglos – Aber wie mißt man das? Besucher – Ruhepunkte braucht. aber das nur nebenbei. Und auch mit dem Schwer bis gar nicht. Man spürt es. Und Das beginnt bei ganz banalen Dingen, die Grünanteil Wiens kann in ganz Europa keine kann natürlich vergleichen: Wiens Wohlfühl- den Menschen in Wien so selbstverständlich Großstadt mithalten: Wälder, Wiesen, Parks, faktor ist durch Studien belegt. 2014 wurde sind, daß sie sie meist gar nicht mehr erwäh- aber auch Gartenanlagen, Sportstätten und Wien zum fünften Mal in Folge vom interna- nen – das Grün, das Wasser und die Sicher- Felder machen mit ca. 20.200 ha rund die tionalen Beratungsunternehmen Mercer als heit. Hälfte der Wiener Stadtfläche aus, die Donau lebenswerteste Stadt weltweit ausgezeichnet Beginnen wir bei der Sicherheit: Wien ist und die anderen Wiener Gewässer gar nicht (Quality of Life Survey/Mercer Consulting zwar Großstadt, aber doch so sicher, wie mitgerechnet. Aber all das fällt den Wie- Group) und belegte damit den ersten Platz in manches Dorf es gern wäre. Alleine in dun- nerInnen nur auf, wenn sie nicht zu Hause den „Wellness-Charts“. kelster Nacht auf der Straße? Es dürfte sind. Weil dann irgendwas fehlt, was das Klar, ruft da jeder. Wien, das ist Kaffee- schwer sein hierzustadt jemanden – ob Mann Leben gerade in Wien so angenehm macht. haus, Walzer, Wiener Schnitzel. Wien, das ob Frau, ob jung ob alt – zu finden, dem dazu Um beim Grün zu bleiben: Wien ist eine sind Theater, Oper und Museen von Welt- das Wort „Angst“ einfiele. Waldstadt. Die Westgrenze der Stadt bildet

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 129 / 04. 04. 2014 129 ÖJ-Reisetip der Wienerwald, eine Hügelkette, deren dichter Waldbestand die Stadt nicht nur mit Sauerstoff, sondern auch mit Wander- und Mountainbike-Routen jeglicher Länge und jeden Schwierigkeitsgrades versorgt. Gut beschildert läßt es sich da über Stock und Stein, durch den Wald und über Hügelketten aus der Stadt hinaus und wieder zum Aus- gangspunkt radeln. Natürlich sind auch die Wanderwege gut und übersichtlich ausge- schildert. Allerdings so übertreiben wie jener Wiener, der die Stadt auf einem dieser Stadt- wanderwege schon über 500 Mal zu Fuß umrundet hat, muß man es ja nicht gleich. Es genügt auch ein kleinerer Spaziergang durch die Weingärten auf einen der Hausberge der Stadt, zum Beispiel auf den 382 Meter hoch gelegenen Cobenzl oder auf den 425 Meter hohen Leopoldsberg mit einem wunderschö- nen Blick über die Stadt. Auf den Cobenzl und den Leopoldsberg kommt man bequem auch mit dem öffentlichen Bus (Linie 38A ab U4-Station Heiligenstadt). Informationen © WienTourismus / Popp & Hackner Auf den Cobenzl und den Leopoldsberg kommt man bequem auch mit dem öffent- über Wanderrouten sowie umfangreiches lichen Bus – und wird mit diesem Ausblick auf die Donau belohnt. Planmaterial gibt es im Rathaus der Stadt Wien. http://www.wien.gv.at

Sprechende Bäume auf der Himmelwiese Die WienerInnen haben ihre Lieblings- wiesen. Die Himmelwiese zum Beispiel. Die liegt im Wienerwald, am obersten Zipfel der von Grinzing hier heraufführenden Himmel- straße, wenige Gehminuten vom Cobenzl entfernt. Hier gibt es nicht nur einen traum- haften Rundblick, sondern auch die „spre- chenden Bäume“, die im Sommer sogar Mu- sik machen: Im so genannten „Lebensbaum- kreis am Himmel“ sind Bäume gepflanzt, denen nach altem Glauben ähnliche Bedeu- tung wie den Sternzeichen zugesprochen wird. Ihre Geschichte erklingt aus kleinen Lautsprechern, die mittels Lichtschranke © WienTourismus / Popp & Hackner Der »Nationalpark Donau-Auen« erstreckt sich über 9300 Hektar als nahezu durch Vorbeigehende aktiviert werden. Oder unberührte, oft sogar tatsächlich urwaldartige Aulandschaft donauabwärts. es ertönt daraus klassische Musik, aber auch Jazz. Und manchmal gibt es dort sogar Live- paar hundert Meter weiter wandert und dann unberührte, oft sogar tatsächlich urwaldarti- Musik-Veranstaltungen. rechts zu einem kleinen, ebenfalls nicht zu ge Aulandschaft donauabwärts. Der Wiener Auf der gleich unterhalb liegenden „Bel- übersehenden Parkplatz abzweigt. Der Freud- Teil, ziemlich genau ein Drittel des National- levuewiese“ tut sich bei schönem Wetter Stein ist am linken Rand der Wiese aufge- parks, heißt Lobau und ist ein Stück erlebba- einiges, hier wird gerne mit der Seele gebau- stellt. rer Natur – um so etwas zu erreichen, müs- melt. Und der Ausblick genossen: Denn daß sen anderswo Menschen stundenlang mit dem der Name des Ortes Programm ist, erkannte Wien am Nationalpark Auto fahren. In Wien reicht dazu der öffent- schon einer der berühmtesten Söhne der Wer die Natur lieber „pur“ hat, findet ge- liche Nahverkehr. Oder das Boot-Shuttle. Stadt: Ein Gedenkstein an der nicht unbe- nau das am anderen Ende der Stadt: Wien ist Die Lobau und den Nationalpark Donau- dingt einfach zu erreichenden Aussichts- die einzige Millionenstadt der Welt, die über Auen erreicht man mit dem Bus 91A (ab U1- wiese besagt, daß Sigmund Freud hier oft einen Nationalpark verfügt. Der „National- Station Kaisermühlen – Vienna International und gerne verweilt haben soll. Die Bellevue- park Donau-Auen“ beginnt in Wien und er- Centre). Das „NationalparkBoot“ fährt vom wiese findet, wer die Himmelstraße noch ein streckt sich über 9300 Hektar als nahezu 2. Mai bis 26. Oktober täglich um 9 Uhr von

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 129 / 04. 04. 2014 130 ÖJ-Reisetip

der Salztorbrücke beim Schwedenplatz zur 21 Kilometer lange künstliche Insel mitten stromabwärts von der Reichsbrücke, geöff- Au an der Donau und macht es so möglich, in der Stadt sofort in Besitz. Heute sind die net Mai-Oktober Mi, Fr, Sa, So 12-18 Uhr, den Nationalpark vom Wasser aus zu er- Ufer der Donauinsel – insgesamt 42 Kilo- Telefon ++43 / (0)1 / 4000-96500 bzw. per obern. Sanft, versteht sich, als stiller Beob- meter Strand – eine Sensation, um die jede Mail mailto:[email protected] achter eines prachtvollen Naturschauspiels. Weltstadt (Rio vielleicht ausgenommen) Die Fahrt dauert inklusive Nationalparkfüh- Wien beneidet: Mit der U-Bahn braucht man Wassersport, Radfahren und Laufen rung rund vier Stunden. Im Nationalpark war- vom Stephansplatz, der Stadtmitte, exakt Auch die Segler und Surfer fühlen sich tet ein geschulter Guide auf die Besu- sechs Minuten, um zu baden, zu flanieren auf der Donauinsel wohl. Denn der Wind, cherInnen (Anmeldung spätestens am vorhe- oder am Abend in einer der Bars am Wasser der zwischen den Wiener Hausbergen wie rigen Tag vorher bei der Nationalpark-Forst- Strandfeeling zu genießen. Die Donauinsel durch eine Düse den Fluß entlang weht, kann verwaltung. ist mit den U-Bahn-Linien U1 (Station Do- durchaus als „anspruchsvoll“ gelten. Das http://www.wald.wien.at nauinsel), U6 (Station Neue Donau) und U2 bestätigen auch alle, die auf der Alten Do- http://www.donauauen.at (Donaumarina und Donaustadtbrücke) er- nau – einem malerischen, alten Donauarm – reichbar. Rund um die U1-Station Donau- die Kunst des Segelsetzens erlernen. Es gibt Am Strand der Neuen insel gibt es zahlreiche Lokale und Bars. aber auch Tret-, Ruder- und Elektroboote und und der Alten Donau Wer nicht nur im Wasser surfen will, hat auf der leichter zu befahrenden Neuen Do- Überhaupt die Donau. Die haben auch die seit Ende 2012 mit dem wien.at-Public nau zusätzlich noch einen Wasserski- und Wienerinnen und Wiener jahrzehntelang ein- WLAN einen kostenfreien Internetzugang Wakeboardlift http://www.wakeboardlift.at fach „übersehen“: Seit der Strom 1875 regu- auf der Donauinsel. Dieser steht zwischen Für Adrenalinkicks sorgt seit 2013 eine 250 liert und somit nicht mehr ständig eine Über- der Floridsdorfer Brücke und der Reichs- Meter lange Wildwasseranlage bei der Stein- schwemmungsgefahr darstellte, lag Wien brücke zur Verfügung. Ausgenommen ist nur spornbrücke auf der Donauinsel. Höchste Si- nicht mehr „an“, sondern „neben“ der Do- der als Ruhebereich definierte Abschnitt cherheitsstandards sind gewährleistet und nau. Erst als in den 1970er-Jahren zur Ver- zwischen der Brigittenauer Brücke und dem auch HobbysportlerInnen ab zwölf Jahren besserung des Hochwasserschutzes das so Donauturm. Nach der kostenlosen Registrie- mit Schwimmkenntnissen können sich hier genannte „Entlastungsgerinne“ – ein paralle- rung der Handynummer wird ein Paßwort mit Kajaks, Tubes oder Rafts in die Fluten ler Donauarm entlang des ganzen Stadt- per SMS übersendet und dann kann’s schon stürzen. laufes des Stromes – errichtet wurde, rückte losgehen. Übrigens: Was auf der Donauinsel http://www.wien.gv.at/freizeit/sportamt/sportstaetten/wildwasseranlage.html Wien wieder an die Donau: Die WienerInnen los ist, und wo, erfährt man bei der „Insel- Um den Weg von der Innenstadt ans Was- überraschten ihre Politiker und nahmen die info“ (beim Wasserspielplatz rund 350 Meter ser zu finden, bedarf es aber nicht unbedingt Foto: Michael Mössmer / http://www.oesterreichfotos.at Die Ufer der Donauinsel sind eine Sensation, um die jede Weltstadt (Rio vielleicht ausgenommen) Wien beneidet

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 129 / 04. 04. 2014 131 ÖJ-Reisetip Foto: Michael Mössmer / http://www.oesterreichfotos.at Auf der Donauinsel halten Dutzende Bars und Restaurants vielfältiges Angebot bereit. des Bootes oder der U-Bahn: Wien ist eine ausgesprochene Fahrradstadt. Nicht nur das dichte Netz an Radwegen (über 1200 Kilo- meter städtischer Radwege) läßt immer mehr Wienerinnen und Wiener – trotz des hügeli- gen Terrains – den Drahtesel besteigen. Auch WienbesucherInnen sind so gut unterwegs: ob auf geführten Fahrradtouren zu den Se- henswürdigkeiten, auf einer Rundreise zu den Denkmälern der berühmten Komponi- sten und Dichter in den schönen Parks ent- lang der Ringstraße wie Stadtpark, Volks- oder Burggarten oder auf eigene Faust mit dem Leihrad: Man ist schneller als zu Fuß und trotzdem hautnah an der Stadt. Manche Regionen sind überhaupt am be- sten per Rad zu erleben – Radverleihe in Wien: http://www.wien.info/de/wien-fuer/sport Der Prater etwa. Er ist über sechs Qua- ©ˆWienTourismus / Popp & Hackner dratkilometer groß und war ursprünglich ein Manche Regionen in Wien sind überhaupt am besten per Rad zu erleben… Stück Aulandschaft nahe der Stadt. Die bahnen. Dahinter erstrecken sich ausgedehn- klassische Stadtluft. Wohl deshalb führt der Habsburger benutzten ihn über Jahrhunderte te Wiesen und Wälder: Allein die „Prater Vienna City Marathon, der mit all seinen als kaiserliches Jagdgebiet. In seinem vor- Hauptallee“, die etwa bis zur Mitte dieses Wettbewerben Jahr für Jahr im Frühling dersten Teil durfte das Waldpersonal Gast- alten Auwaldes führt, ist fast fünf Kilometer etwa 41.000 LäuferInnen aus 120 Ländern häuser und Lustbarkeiten errichten – der Ur- lang. Neben RadfahrerInnen und Inline- auf einen Rundkurs durch die Stadt lockt, sprung des heutigen „Wurstelpraters“ mit skaterInnen gehört sie mittlerweile zu prak- auch durch den Prater. dem Riesenrad und seinen sonstigen Attrak- tisch jeder Tages- und Nachtzeit den Jog- Laufen kann man aber auch anderswo. tionen von historischen Ringelspielen über gerInnen. Schließlich freut sich jede Lunge Rund um die Stadt sind die schönsten Lauf- Geisterbahnen bis zu modernen Hochschau- beim Laufen über Waldluft mehr als über strecken ausgeschildert: Im Lainzer Tier-

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 129 / 04. 04. 2014 132 ÖJ-Reisetip Foto: Michael Mössmer / http://www.oesterreichfotos.at Im Lainzer Tiergarten am Westrand der Stadt führt eine der leichteren Laufstrecken durch schattigen Wald zur Hermesvilla.

garten etwa, einem Park am Westrand der die Läufer, die zwischen Gloriette und Kai- Wiener, die sportliche Wienerin entweder Stadt, führt eine der leichteren über 310 Hö- serschloß ihre Runden ziehen, auf einer auf der Donauinsel oder – nach dem Vorbild henmeter und 13,4 Kilometer durch schatti- Route unterwegs sind, die schon der Kaise- der großen Pariser Nachtskate-Umzüge – am gen Wald zur Hermesvilla. Selbst Ortsun- rin als Trainingsstrecke diente. Denn Elisa- Freitagabend quer durch die Stadt. Nicht kundige können sich nicht verlaufen, so aus- beth war ihrer Zeit weit voraus – und ihren immer zur Freude der Autofahrer zwar, aber führlich ist die Beschilderung: Das versi- Zeitgenossen nicht zuletzt auf Grund ihres das ist wahrlich kein Wiener Spezifikum. cherten LäuferInnen, die die Wiener Lauf- Fitnessprogramms nicht immer ganz geheu- routen auf Herz und Nieren (und Lungen) er. Heute würde sie wohl mit Inlineskates Geh’ ma baden sofort testeten, als die Schilder angebracht unterwegs sein – wenn auch nicht in Schön- Wien-spezifisch – und hier schon er- waren. Das Lainzer Tor, Ausgangspunkt der brunn, denn dort sind die Wege mit Kies wähnt – ist dagegen der längste Strand, den Laufroute zur Hermesvilla, liegt auf der gestreut. Stattdessen rollt der meist junge eine europäische Binnenstadt aufweisen kann: Hermesstraße (erreichbar mit dem Bus 60B). Aber auch in der Stadt kommen JoggerIn- nen nicht unter die Räder. Wer sich gerne in historischer Umgebung sportlich betätigt, kann dies im Botanischen Garten gleich ne- ben dem Belvedere tun: Vor über 250 Jahren ließ Maria Theresia hier einen Hortus Me- dicus anlegen, um Medizinstudenten eine praxisnahe pflanzenkundliche Ausbildung zu ermöglichen. Heute steht der Botanische Garten der Universität Wien für Forschungs- zwecke zur Verfügung und beherbergt so- wohl heimische und exotische als auch gefährdete Pflanzen und Bäume. Hier kann zwischen kalifornischen Mammutbäumen und chinesischem Bambus gejoggt werden. http://www.botanik.univie.ac.at Imperiales Lauf-Vergnügen gibt es auch

etwas weiter westlich. Bei Sisi etwa, genau- ©ˆWienTourismus / Popp & Hackner er gesagt: in Schönbrunn. Leicht möglich, daß Der Wienerwald bietet eine Vielzahl an beschilderten Laufstrecken.

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Mit 42 Kilometern Badestrand an der Neuen Donau haben die WienerInnen allerdings noch lange nicht genug. Sobald die Temperaturen es nur irgendwie zulassen, stürmt man die Bäder. Zum Beispiel die Strandbäder an der Alten Donau mit weitläufigen Parkanlagen, wo man selbst an heißen Sommersonntagen noch ruhige Plätze findet. Oder man flüchtet auf die Hügel rund um die Stadt: Wer im Sommer tagsüber das Krapfenwaldlbad am Kahlenberg besucht, bekommt unweigerlich den Eindruck, daß die jungen und schönen Wiener (und Wienerinnen) wohl lieber die weniger hübschen in der Stadt zu ihren Füßen in Büros und Geschäften schmoren lassen und daß in dieser Stadt kaum gearbeitet wird – sei’s drum: Wer die Chance hat, einen heißen Sommertag in netter Gesellschaft an einem Pool mit Panoramablick über die Stadt zu genießen, kann mit seinem schlechten Gewissen offenbar locker leben. Das Krap- fenwaldlbad ist – wie alle Wiener Freibä- der – von Anfang Mai bis Mitte September geöffnet (Krapfenwaldgasse 65-73, 1190 Wien, erreichbar mit dem Bus 38 A). Einen © WienTourismus / Bernd Preiml Die Strandbar Herrmann am Donaukanal gegenüber der Urania Überblick über die Wiener Bäder gibt es unter http://www.wien.gv.at Das Schönbrunner Bad gilt als eines der schönsten Sommerbäder und lädt zu som- merlichem Badespaß in den Schönbrunner Schloßpark. Es bietet ein 50 Meter langes Sportbecken, einen Fitness- und Wellness- bereich und einen Beachvolleyballplatz. Aus- serdem ist das Bad von April bis September täglich geöffnet, von Anfang Juni bis Mitte August sogar bis 22 Uhr (Schloßpark Schön- brunn, 1130 Wien http://www.schoenbrunnerbad.at Und bei Schlechtwetter? Hallenbäder gibt es überall in der Stadt. Und Spezialbäder – wie das „Kaiserbründl“ etwa. Doch dieses wunderschöne, im Stil eines orientalischen Serails gehaltene Bad steht nur Männern, die Männerbekanntschaften nicht abgeneigt sind, offen. Frauen haben – strikt und ausnahms- los – keinen Zutritt (Weihburggasse 18-20, 1010 Wien, http://www.kaiserbruendl.at Aber auch Frauen und Familien, die sich neben dem Badespaß für historische Bäder- architektur interessieren, kommen auf ihre Rechnung: Das 1926 gegründete Amalien- bad im zehnten Bezirk etwa ist ein wahres Juwel dieser Kunst. Einzig das Glasdach, das sich innerhalb von nur drei Minuten öffnen © WienTourismus / Daniela Stallinger ließ, um das Hallen- zum Freibad zu ma- Das 1926 gegründete Amalienbad im zehnten Bezirk etwa ist ein wahres Juwel. chen, überstand den Zweiten Weltkrieg nicht, ansonsten ist der Originalzustand dank es natürlich auch, etwa im Diana-Erleb- gerne mit Wasser spielen, sich austoben kön- aufwändiger Sanierungsarbeiten erhalten nisbad: kein Platz für Leistungsschwimmer, nen. Mit Wasserrutschen, Strandlandschaf- geblieben. Modernste Badeunterhaltung gibt aber ein Badespaß, wo Kinder und alle, die ten, Wildbachanlagen.

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Mitten in der Stadt, und zwar im Donau- kanal nahe der Urania, verlockt in der war- men Jahreszeit das Badeschiff zu einem Sprung ins kühle Naß – eine erfrischende Abwechslung zum Sightseeing. Am Sonnen- deck stehen Liegestühle zur Verfügung und auch für Drinks und kulinarische Genüsse ist gesorgt.

Oberlaa und Heuriger Im Kurpark Oberlaa am Südrand Wiens sprudelt eine Thermalquelle, die schon die alten Römer zu schätzen wußten. Die heute dort bestehende „Therme Wien“ wurde jüngst umgebaut und gigantisch vergrößert. Seit ihrer Neueröffnung Ende 2010 präsen- tiert sie sich als eine in Europa einzigartige Anlage auf 75.000 m². Familien-, Kinder-, Aktiv- und Relaxbereiche, die entlang eines imaginären Flußlaufes angelegt sind, bieten Spaß und Erholung für alle Geschmäcker und Altersgruppen. Hochwertige Architektur und ansprechendes Design bilden die Ku-

lisse für Grottenbecken, ein Sprudelbecken, © WienTourismus / Bernd Preiml finnische Saunen, Dampfbäder, Breit-, Rei- Mitten in der Stadt, und zwar im Donaukanal nahe der Urania, verlockt in der fen- und Erlebnisrutschen, Sprungtürme, warmen Jahreszeit das Badeschiff zu einem Sprung ins kühle Naß. Massageliegen und vieles mehr. Kinderani- mation, ein Kino und die erste Thermen- Bibliothek Österreichs runden das Angebot ab (Kurbadstraße 14, 1100 Wien) http://www.thermewien.at Innerhalb der Wiener Stadtgrenzen wach- sen auf ca. 700 Hektar Weinstöcke – meist auf den Hängen der Wiener Hausberge. Dort, wo Wein wächst, wird er auch getrunken. Und weil es die WienerInnen gerne gemüt- lich haben, wird beim Trinken auch geges- sen. Wenn dann vielleicht die typisch wiene- rische Heurigenmusik von den Schrammel- musikern erklingt, fühlen sich BewohnerIn- nen der Stadt – und ihre Gäste – wie im sie- benten Himmel. Denn wer lange genug den Schrammeln zuhört, spürt die Weichheit der Stadt auf einmal auch in sich selbst. Im Her-

zen. Dann ist man wirklich angekommen. In © Cathrine Stukhard/Therme Wien Wien. Einer Stadt zum Wohlfühlen. „ Seit ihrer Neueröffnung 2010 präsentiert sich die Therme Wien als eine in Europa http://www.wien.info einzigartige Anlage auf 75.000 m². Familien-, Kinder-, Aktiv- und Relaxbereiche. © WienTourismus / Christian Stemper Ein Blick über die Wiener Ringstraße, aufgenommen vom Dach des Burgtheater gegenüber dem Rathaus

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at Foto:Tourismus Wien Popp und Hackner,

Alles für eine lebenswerte Stadt. 24 Stunden Service für die WienerInnen.

Wiens Lebensqualität ist top. Die Menschen leben und arbeiten gerne in dieser Stadt. Das Angebot der Stadtverwaltung ist breit: Gratiskindergärten, geförderte Wohnungen, Ausbau von Schulen, gut funktionierende Öffis, ein Gesundheitssystem auf hohem Niveau, saubere Straßen und Sicherheit in der Stadt tragen zu diesem guten Lebensgefühl bei. Die Stadt Wien investiert laufend in Infrastruktur, Forschung, Entwicklung und Wirtschaft. Wien wird auch in Zukunft eine attraktive Stadt sein und den Menschen ein gutes

ahlte Anzeige Leben in einer gut verwalteten Stadt ermöglichen. Tausende MitarbeiterIn-