Europäischer Landwirtschaftsfonds Ministerium für Ländliche Entwicklung, für die Entwicklung des ländlichen Raums Umwelt und Verbraucherschutz

Inhaltsverzeichnis

Vorwort ...... 5

Herausforderungen und Chancen für die Dorfentwicklung im Land ...... 6

Probleme und Handlungserfordernisse 6 Folgen der raumstrukturellen Veränderungen und Handlungsfelder 8 Folgen des demographischen und wirtschaftlichen Wandels 8 Das Handlungsfeld „Wohnen“ 9 Das Handlungsfeld „Arbeiten“ 11 Das Handlungsfeld „Daseinsvorsorge“ 12 Das Handlungsfeld „Technische Infrastruktur“ 13 Das Handlungsfeld „Ortsgestalt“ 14

Chancen und Potenziale der Innenentwicklung 15

Handlungsempfehlungen ...... 16

Empfehlungen zu ausgewählten Handlungsfeldern der Innenentwicklung 16 Leitbild Innenentwicklung 16 Das Handlungsfeld „Wohnen“ 16 Das Handlungsfeld „Arbeiten“ 19 Das Handlungsfeld „Daseinsvorsorge“ 22 Das Handlungsfeld „Technische Infrastruktur“ 25 Das Handlungsfeld „Ortsgestalt“ 27

Empfehlungen zum Prozess und zum Instrumenteneinsatz 30 Leitfragen zur Innenentwicklung 30 Formelle Steuerungsinstrumente 35 Informelle Steuerungsinstrumente 43

Fallbeispiele ...... 48

Übersicht der Fallbeispiele (Lageplan) 48

Das Handlungsfeld „Wohnen“ 50 Sagast (Stadt Putlitz, Landkreis ) 50 Gemeinde Milmersdorf (Landkreis ) 54 Karwesee (Gemeinde Fehrbellin, Landkreis Ostprignitz-Ruppin) 58 Das Handlungsfeld „Arbeiten“ 62 Rohrlack (Gemeinde Temnitztal, Landkreis Ostprignitz-Ruppin) 62 Klettwitz (Gemeinde Schipkau, Landkreis Oberspreewald-Lausitz) 66 Gemeinde Pinnow (Amt Oder-Welse, Landkreis Uckermark) 70

Das Handlungsfeld „Daseinsvorsorge“ 74 Netzen (Gemeinde Kloster-Lehnin, Landkreis Potsdam-Mittelmark) 74 Hakenberg (Gemeinde Fehrbellin, Landkreis Ostprignitz-Ruppin) 78 Altdöbern (Landkreis Oberspreewald-Lausitz) 82 Karwesee (Gemeinde Fehrbellin, Landkreis Ostprignitz-Ruppin) 85

Das Handlungsfeld „Technische Infrastruktur“ 86 (Landkreis ) Gestaltung des Bahnhofsumfeldes 86 Gemeinde Schipkau (Landkreis Oberspreewald-Lausitz) 89 Gemeinde Wiesenburg/Mark (Landkreis Potsdam-Mittelmark) 92

Das Handlungsfeld „Ortsgestaltung“ 94 Groß Behnitz (Stadt Nauen, Landkreis Havelland) 94 (Amt , Landkreis Havelland) 96 Borkheide (Amt Brück, Landkreis Potsdam Mittelmark) 99

Das Handlungsfeld „Dorfentwicklung als Prozess“ 102 Ortsteil Grüneberg (Gemeinde Löwenberger Land, Landkreis ) 102 Dennewitz (Ortsteil der Gemeinde Niedergörsdorf, Landkreis Teltow-Fläming) 106 Blankensee (Stadt Trebbin, Landkreis Teltow-Fläming) 110

Fazit ...... 114

Literaturverzeichnis...... 116

Bücher, Kommentare und Zeitschriftenartikel 116 Gesetze und Verordnungen 120 Internetquellen 122 Quellenverzeichnis 122

Anhang ...... 123

Aufbau der Checkliste 123 Erläuterungen zur Checkliste 124 4 Innenentwicklung von Dörfern im Land Brandenburg Leitfaden für die Praxis 5

Vorwort

Brandenburgs Markenzeichen sind die Wurden in der Vergangenheit noch vielfältigen Landschaften – Prignitz, bevorzugt Ortsrandlagen für Neubau- Uckermark, , Havelland, Fläming, gebiete erschlossen, sollten künftig ver- Oderbruch, Spreewald, Niederlausitz – mehrt Wohnraum- und Grundstückspo- mit ihren topografischen Besonderhei- tenziale in den Ortskernen genutzt ten. Die darin eingebetteten Kleinstädte werden, um Leerstand, Verfall und Weg- und Dörfer sind Abbilder der geschicht- zug entgegen zu wirken. So können vor- lichen Entwicklung, bestimmt von unter- handene, historisch gewachsene Bau- schiedlichen kulturellen, wirtschaftlichen und Sozialstrukturen erhalten werden. und politischen Einflüssen. Ein Leben im Dorf hat seine besonde- Die vorliegende Broschüre zeigt die Etwa zwei Drittel der Fläche des Landes ren Qualitäten, die das Leben in der besonderen Herausforderungen, aber Brandenburg zählen zum ländlichen Stadt oft nicht bieten kann: Lebendige auch die daraus resultierenden Chan- Raum. Während der vergangenen 20 Geschichte, an naturräumliche Bedin- cen für eine nachhaltige Dorfentwick- Jahre hat sich hier ein rasanter Wandel gungen angepasste bauliche Strukturen, lung. Sie analysiert die aktuellen Pro- vollzogen. Von überwiegend landwirt- intakte Umwelt und soziale Integration. bleme und bietet Lösungsansätze an. schaftlich geprägten beschaulichen Dör- Im Dorf kennt Jeder noch Jeden. Der Sicher werden die zahlreichen Beispiele fern hin zu Gemeinden, die sich in einer Wechsel der Jahreszeiten wird intensi- zur Nutzung vorhandener baulicher globalisierten Gesellschaft behaupten ver erlebt, als in Städten. Vor allem aber Potenziale nicht nur auf Interesse sto- müssen. ist im Dorf eher Platz für Haustiere, Platz ßen, sondern auch zu eigenen kreativen zum Spielen und kreative naturnahe Lösungen in anderen Gemeinden anre- Das Erscheinungsbild eines Dorfes ist Betätigung. Die Beschaulichkeit eines gen. zu einem wesentlichen Standortfak- Dorfes bietet zudem Geborgenheit und tor geworden. In der Konkurrenz der Identität. Regionen stellt der Tourismus heute eine neue, die klassischen Erwerbs- Das Leitbild der Förderpolitik der Lan- Jutta Lieske formen wie Land- und Forstwirtschaft desregierung ist die nachhaltige Ent- Ministerin für Infrastruktur nicht ersetzende, sondern ergän- wicklung der ländlichen Räume als Ele- und Landwirtschaft zende Form der Landschaftsnutzung ment der Landesentwicklung. des Landes Brandenburg dar. Deshalb gewinnt das Erschei- nungsbild der Dörfer immer weiter an Bedeutung. 6 Herausforderungen und Chancen für die Dorfentwicklung im Land Brandenburg Innenentwicklung von Dörfern im Land Brandenburg

Herausforderungen und Chancen für die Dorfentwicklung im Land Brandenburg Probleme und Handlungserfordernisse

Für die Dorfentwicklung in Brandenburg insbesondere seit 1990 sowohl vielfäl- • Struktureller Gebäudeleerstand: können sich gegenwärtig aus folgenden tige Entwicklungschancen hervorgeru- Der Leerstand an nicht mehr genutzten Faktoren neue Chancen und Aufgaben fen als auch zu neuen Handlungserfor- Gebäuden nimmt zu. Insbesondere in ergeben: dernissen für die Dörfer geführt. Zu den den Ortskernen befinden sich inzwischen wesentlichen Faktoren dieses raum- oftmals neben modernisierten Wohn- • Änderungen bei den allgemeinen strukturellen Wandels gehören in den häusern auch leerstehende Gebäude. Rahmenbedingungen (demografi- metropolenfernen Gebieten Eine Perforation der Ortsinnenbereiche scher und wirtschaftlicher Wandel), zeichnet sich ab. • der Verlust an Arbeitsplätzen in der • neue Einsichten in das Wirkungs- Landwirtschaft und im Gewerbe, • Ausdehnung der Siedlungsflächen- gefüge von sozialer, natürlicher und entwicklung: gebauter Umwelt (Notwendigkeit • die arbeits- und ausbildungsplatzbe- Nicht nur in den metropolnahen Dörfern zum sparsamen Umgang mit den dingten selektiven Abwanderungen haben zahlreiche, oftmals angebotsori- natürlichen Ressourcen, insbeson- vorwiegend junger Menschen aus den entierte Baulandausweisungen zu einer dere mit Grund und Boden) und Dörfern, Klein- und Mittelstädten, erheblichen Ausdehnung der Siedlungs- und Verkehrsfläche geführt, die sowohl • Veränderung der Wertmaßstäbe und • der erhebliche Rückgang der Gebur- mit umfangreichen Freirauminanspruch- folglich der politischen Prioritäten tenrate sowie nahmen als auch mit langfristigen Fol- (Ausdifferenzierung der Lebensstile, gekostenbelastungen für die Bewohner Prinzip der Nachhaltigkeit für die • die Überalterung der Bevölkerung in einhergehen. Dorfentwicklung, räumliche und sek- den Dörfern. torale Schwerpunktbildung, "Stärken • Gefährdung des baukulturellen stärken"). Die wirtschaftlichen und demografi- Erbes: schen Trends, die sich zudem gegen- Neue Baugebiete sowie Modernisierungen Gegenwärtig sind alle drei Ebenen in seitig beeinflussen und mit anderen Ent- von Wohn- und Nebengebäuden mit vielfäl- den ländlichen Räumen in Bewegung, wicklungen überlagern, führen zu neuen tigen neuen Baustoffen haben die äußere die in der Metropolregion Berlin-Bran- Problemlagen und strukturellen Heraus- Struktur und Gestalt der Dörfer bereits denburg eine wesentliche Rolle spie- forderungen für die Dorfentwicklung. Zu erheblich verändert. Gefährdung des bau- len und sich räumlich sehr differenziert den zentralen aktuellen und zukünftigen kulturellen Erbes: Neue Baugebiete sowie entwickeln. Wachstumsprozessen in Entwicklungsfragen der Dörfer in Bran- Modernisierungen von Wohn- und Neben- den metropolennahen Gebieten stehen denburg zählen: gebäuden mit vielfältigen neuen Baustoffen Schrumpfungsprozesse in den metropo- haben die äußere Struktur und Gestalt der lenfernen Gebieten gegenüber. Daher Dörfer bereits erheblich verändert. haben die strukturellen Veränderungen Leitfaden für die Praxis Herausforderungen und Chancen für die Dorfentwicklung im Land Brandenburg 7

• Tragfähigkeitsprobleme der Infra- und die veränderten Rahmenbedingun- Der vorliegende Handlungsleitfaden struktur: gen eröffnen zugleich auch Chancen und gibt Hinweise zu sektorübergreifenden Der Bevölkerungsrückgang bewirkt eine neue Entwicklungspotenziale, die es zu und regional abgestimmten Ansätzen kritische Unterauslastung von öffentli- nutzen gilt. So bietet die Dorfentwicklung für eine solche Dorfinnenentwicklung. chen und privaten Infrastruktureinrich- im Rahmen der Integrierten Ländlichen Die Empfehlungen beruhen auf einer tungen und -anlagen. Ökonomische Entwicklung (ILE) mit ihrem bewährten, sorgfältigen Analyse von innovativen Tragfähigkeitsprobleme führen letztlich sehr bürger- und mitwirkungsorientierten und erfolgreichen Fallbeispielen aus zur Schließung von Einrichtungen und Planungsansatz günstige Voraussetzun- Brandenburg und zeigen beispielhafte zu einem Rückzug aus der Fläche. Mit gen für eine erfolgreiche Bewältigung der Lösungsmöglichkeiten auf. Als wesentli- dem Verlust von Einrichtungen verlie- neuen Herausforderungen. Für die Dörfer che Erfolgsfaktoren haben sich dabei ren die Dörfer zugleich wichtige Kom- liegen bereits weitgehend munikationspunkte und damit auch Entwicklungskonzepte vor, an die erfolg- • die Förderung des bürgerschaftli- ihre Identität. Die Aufrechterhaltung der reich angeknüpft werden kann. Diese gilt chen Engagements und der privaten Daseinsvorsorge stellt eine der größten es im Hinblick auf die neuen Herausforde- Initiativen, Herausforderungen dar, denn ange- rungen kritisch zu überprüfen. Die neuen sichts dieser Entwicklungsfragen rückt Problemlagen der Dörfer sind zu erfassen • der Ausbau von Netzwerken mit priva- die Innenentwicklung der Dörfer als stra- und dafür passende Lösungsstrategien ten und öffentlichen Akteuren sowie tegische Zukunftsaufgabe in den Fokus zu entwickeln. Dabei müssen die Trends der Entwicklung ländlicher Räume in und Risiken realistisch abgeschätzt, aber • die Intensivierung der regionalen und Brandenburg. zugleich auch die sich bietenden Potenzi- interkommunalen Kooperationen ale und Chancen identifiziert und genutzt herausgestellt. Das zentrale Ziel der Raumordnung, werden. Im Mittelpunkt stehen zweifellos gleichwertige Lebensverhältnisse in allen die Innenentwicklung der Dörfer mit einer Der Leitfaden soll allen Akteuren aus Teilräumen zu schaffen, erfordert die Aufwertung der Ortskerne und die Siche- Politik, Verwaltung und Dorfbevölke- Stärkung der Dörfer als Wohn- und Wirt- rung und qualitative Weiterentwicklung rung Impulse und Anregungen für eine schaftsstandorte und bedingt eine Min- der Daseinsvorsorge. zukunftsfähige Entwicklung ihrer Dörfer destausstattung mit Einrichtungen der geben und zum Handeln anstiften. Daseinsvorsorge. Die bisherigen Ansätze 8 Herausforderungen und Chancen für die Dorfentwicklung im Land Brandenburg Innenentwicklung von Dörfern im Land Brandenburg

Folgen der raumstrukturellen Veränderungen und Handlungsfelder

Folgen des demografischen und wirtschaftlichen Wandels

Die ländlichen Räume Brandenburgs innerhalb der ländlichen Gebiete weiter insbesondere der jungen Frauen aus, erfüllen vor allem Funktionen als Wirt- vergrößern werden. die sich auch in den nächsten Jahren schafts-, Wohn-, Natur- und Erholungs- Besonders gravierend wirken sich die fortsetzen und zu einem Verlust endo- raum. Immerhin leben hier zwei Drittel geringe Geburtenrate und die selektive genen Humankapitals für die regionale der gesamten Bevölkerung und ihre Abwanderung der jungen Bevölkerung, Wirtschaft führen und die Standortqua- Ressourcen und Leistungen sind für die gesamte Hauptstadtregion einschließlich der Metropole Berlin und deren Entwick- lung unverzichtbar. Je nach Lage und Ausgangsstruktur ergeben sich daher erhebliche Chancen und Potenziale. Die Entwicklungstrends verlaufen indessen räumlich durchaus unterschiedlich und bisweilen auch entgegengesetzt. Wesent- liches siedlungsstrukturelles Merkmal des Flächenlandes ist die geringe Bevöl- kerungsdichte mit durchschnittlich 86 E/ km² (Senatsverwaltung für Stadtentwick- lung & MIR, 2008a, S. 56). Es besteht indessen ein starkes Gefälle zwischen dem Berliner Umland, das viermal so dicht besiedelt ist wie die entfernteren Gebiete, und den weiteren ländlichen Räumen. Der demografische Wandel verstärkt diese Unterschiede auf regio- naler Ebene durch ein Nebeneinander von Wachstum und Schrumpfung. So hat das metropolitane Umland seit 1995 von der starken Wohnsuburbanisierung pro- fitieren können (bis 20%), während die peripheren Gebiete erhebliche Bevölke- rungsverluste haben hinnehmen müssen (bis 30 %). Diese Entwicklung wird sich in Zukunft, wenn auch in abgeschwäch- ter Form, fortsetzen und die Ausdifferen- zierung mit der Folge verstärken, dass Abbildung 1: Bevölkerungsdichte 2006; sich die raumstrukturellen Unterschiede Quelle: Senatsverwaltung für Stadtentwicklung & MIR, 2008a, S. 92 Leitfaden für die Praxis Herausforderungen und Chancen für die Dorfentwicklung im Land Brandenburg 9

litäten für den regionalen Arbeitsmarkt städte in das ländliche Umland aus- im Einzugsbereich des schienengebun- schwächen wird. Zugleich steigt das strahlen. Gegenwärtig ist eine erhebli- denen Öffentlichen Verkehrs als Wohn- Durchschnittsalter mit der anteiligen che Konzentration im Berliner Umland standorte begünstigt sein. Zunahme der über 65-jährigen. Bereits festzustellen. Eine unzureichende Versorgungssitua- im Jahr 2006 lag das Durchschnittsalter Wesentliche wirtschaftliche Potenzi- tion veranlasst auch immer mehr ältere im Berliner Umland bei 42,8 Jahren und ale der ländlichen Räume liegen in der Bewohner, ihre Wohnungen und Hofan- im peripheren Raum bei 44,9 Jahren. landwirtschaftlichen Produktion hoch- lagen zu verlassen und in benachbarte Im Landesmittel wird das Durchschnitts- wertiger Nahrungsmittel, der regionalen Zentren mit bedarfsgerechter altersge- alter bis 2030 auf 51,1 Jahre ansteigen Verarbeitung und Vermarktung und im rechter Infrastruktur (Fachärzte, Apothe- (Senatsverwaltung für Stadtentwicklung Tourismus. ken) zu ziehen. & MIR, 2008a, S. 64). Im Folgenden erfolgt eine handlungs- Der Leerstand im metropolitanen Alle diese demografischen Verände- orientierte Analyse der Dorfentwicklung Umland konzentriert sich gegenwärtig rungen wirken sich auf die Wirtschaft anhand der Bereiche Wohnen, Arbeiten, vor allem auf Wohnungen im Geschoss- Daseinsvorsorge, technische Infrastruk- tur und Ortsgestaltung. Dazu werden die Entwicklungen auf regionaler und lokaler Ebene analysiert und mit ihren gegenseitigen Bezügen dargestellt. Wesentlich ist die integrale Betrachtung der Handlungsfelder, um die positiven Entwicklungsimpulse für die ländlichen Räume zu identifizieren.

Das Handlungsfeld Abbildung 2: Gemeinsam vor dem Haus „Wohnen“ Abbildung 3: Leerstehender Wohnblock, Kemlitz

Brandenburgs aus. In vielen Branchen Der hohe Motorisierungsgrad der Bevöl- wohnungsbau (vgl. Abb. 2). In den peri- besteht bereits heute ein Facharbei- kerung in Brandenburg, der mit 573 pheren Regionen erfasst der Leerstand termangel. Ferner sind qualitative und Pkw/1.000 E bereits über dem Bundes- zunehmend auch ortsbildprägende quantitative regionale Nachfrageän- durchschnitt liegt, und der Ausbau des Gebäude in den Dorfkernen. derungen nach Gütern und Dienstleis- Verkehrsnetzes haben die Wohnfunktion Eine neue Nachfrage nach Wohn- tungen aufgrund der fortschreitenden der brandenburgischen Dörfer erheblich raum entsteht meistens durch Zuzug Alterung und des Rückgangs der Bevöl- stärken können. Zugleich hat die fortge- von Familien und Personen aus den kerung zu erwarten. setzte Konzentration von Arbeitsstätten Städten, die das Dorf als neuen Lebens- Die wirtschaftliche Entwicklung stützt sowie der Bildungs-, Handels- und Ver- mittelpunkt wählen oder eine Hofanlage sich auf eine räumliche und sektorale sorgungseinrichtungen in den Klein- und als attraktiven Zweitwohnsitz nutzen. Schwerpunktbildung. Zwischen den Mittelstädten das Pendleraufkommen Ebenso ist die Nachfrage nach Zweit- Regionalen Wachstumskernen (RWK) stark erhöht. Dabei nimmt der Anteil der wohnsitzen oder Ferienwohnungen in und den ländlichen Räumen besteht Fernpendler zu, die oftmals nur an den ländlichen Regionen gestiegen. Nicht eine enge Verknüpfung. Sie sollen als Wochenenden in ihr Dorf zurückkehren nur als Erholungsort für Wochenenden Arbeitsmarktzentren und Einpendler- können. Langfristig werden die Dörfer wird Brandenburg gerne von den Ber- 10 Herausforderungen und Chancen für die Dorfentwicklung im Land Brandenburg Innenentwicklung von Dörfern im Land Brandenburg

linern genutzt, sondern mehr und mehr nen Bezug zur lokalen Siedlungs- und ▪ Hof- und Gebäudebörsen und auch als Altersruhesitz für mobile Bür- Baustruktur des Ortes aufweisen und ger1. Insofern hat sich auch das Wohnen den Freiraumverbrauch und die Land- ▪ Aufwertung der öffentlichen Räume. im ländlichen Raum Brandenburgs ver- schaftszersiedlung befördert haben. ändert: Ortsansässige Bewohner haben Hier stehen zudem Wachstumspro- Bei allen Ansätzen sind die mit dem neue Nachbarn erhalten und Dörfer zesse am Dorfrand zunehmenden demografischen Wandel einhergehenden bekommen neue Funktionen (Freizeit Gebäudeleerständen und Brachen im neuen Lebensstile und Wohnformen und Erholung), die nicht immer konflikt- Ortskern gegenüber (vgl. Abb. 5). zu berücksichtigen, um eine Stabilisie- frei zu vorhandenen Nutzungen stehen Es gilt im Rahmen der Innenentwicklung rung der Einwohnerzahlen in ländlichen (z.B. der Landwirtschaft). die historischen Ortsmitten als Wohn- Räumen zu erreichen. So ist auch von

Abbildung 4: Zum Wohnen umgenutzte Abbildung 5: Leerstehendes, zum Verkauf Abbildung 6: Teilweise leerstehender Scheune, Selbelang stehendes Wohngebäude, Groß Pankow Geschossbau am Ortsrand, Milmersdorf

standorte mit ortsbildprägenden Gebäu- einer erheblich steigenden Nachfrage Insgesamt entwickeln sich dauerhafte den zu erhalten bzw. wieder zu beleben. nach barrierefreien Wohnungen, Nachnutzungen vorhandener Gebäude Als wichtige flankierende strategische altersgerechten Wohnmodellen und und Strategien zur Bewältigung struk- Ansätze kommen in Betracht: Serviceangeboten auszugehen. Dies- tureller Wohnungsleerstände zu einer bezüglich bieten Dörfer gute Vorausset- stetigen Herausforderung (vgl. Abb. 3). ▪ regional abgestimmte Baulandent- zungen, um als Wohnort zu bestehen. wicklungen, Die Wohnqualität wird indessen nicht Die Situation in Gemeinden im Umland allein durch das Angebot an Wohnungen der kreisfreien Städte und von Ber- ▪ nachfragegerechte Wohnmodelle und Gemeinschaftseinrichtungen beein- lin stellt sich dagegen anders dar. Die und Wohnformen (u.a. generationen- flusst, sondern gerade in Dörfern sind Suburbanisierung hat in den Dörfern übergreifendes, barrierefreies und das soziale Gefüge und das Dorfgemein- zu umfangreichen neuen Baulandent- familiengerechtes Wohnen) schaftsleben von zentraler Bedeutung für wicklungen geführt, die bisweilen kei- das subjektive Wohlbefinden.

1 Vgl. www.hvhs-seddiner-see.de Leitfaden für die Praxis Herausforderungen und Chancen für die Dorfentwicklung im Land Brandenburg 11

Das Handlungsfeld Förderung von Kleinstunternehmen, Einen weiteren wichtigen Beitrag für die „Arbeiten“ geschaffen werden. Zudem verfügt das Wirtschaft der ländlichen Räume leistet Land Brandenburg mit der Hauptstadt- die offensive Inwertsetzung der regiona- Auch der wirtschaftliche Wandel verän- region über wachsende Märkte, die bis- len Vielfalt für touristische Zwecke (z.B. dert die sozialen und räumlichen Struk- her noch nicht ausgeschöpft sind. Flaeming Skate, s. Abb. 9). Die Beson- turen in den Dörfern Brandenburgs. Da derheiten und Alleinstellungsmerkmale in den kleineren Siedlungen traditionell Für die wirtschaftliche Stärkung der der brandenburgischen Kulturlandschaf- nur eine geringe Anzahl von Arbeitsplät- ländlichen Regionen haben die Loka- ten mit ihren Städten und Dörfern und der zen vorhanden ist, sind viele Bewoh- len Aktionsgruppen (LAG) und die erar- Metropole Berlin spiegeln die Geschichte ner zum ausbildungs- und arbeits- beiteten Gebietsbezogenen lokalen und das Zusammenspiel von Mensch und Landschaft eindrucksvoll wider und bieten daher substanzielle Potenziale für eine zukunftsorientierte und wirtschaft- lich erfolgreiche Entwicklung.

Es kommt darauf an, die regionalen Potenziale über Wertschöpfungsketten miteinander noch stärker zu vernetzen und Synergien zu nutzen.

Abbildung 9: Flaeming-Skate bei Dennewitz

Abbildung 7: Ehemaliges landwirtschaftli- Abbildung 8: Umnutzung eines ortstypischen ches Produktionsgebäude, Cammer landwirtschaftlichen Nebengebäudes zu einer Werkstatt; Zinndorf

platzbedingten Pendeln über oftmals Entwicklungsstrategien (GLES) eine große Entfernungen in die Klein- und erhebliche Bedeutung erlangt. Grund- Mittelstädte sowie in die Metropole lage bilden die regional abgestimmten Berlin gezwungen. Gleichzeitig bewirkt und ressortübergreifenden Planungs- dies auch einen Gebäudeleerstand im und Entwicklungsansätze der Integrier- Gewerbe. ten Ländlichen Entwicklung (ILE). In den Regionen werden solche Unter- Dennoch sind die Voraussetzungen für nehmen unterstützt, die zukunftsfähige einen Arbeitsplatzzuwachs in den kom- Arbeitsplätze schaffen und vorhan- menden Jahren günstig. Beispielhaft dene Arbeitsplätze sichern. Für diese konnten in ländlichen Räumen im Bereich Möglichkeiten im Gestaltungsprozess regenerativer Energien, im Dienst- sind die Regionen weitgehend selber leistungsbereich oder im Tourismus verantwortlich. (vgl. Abschnitt Informelle neue Arbeitsplätze, begünstigt durch die Steuerungsinstrumente) 12 Herausforderungen und Chancen für die Dorfentwicklung im Land Brandenburg Innenentwicklung von Dörfern im Land Brandenburg

Das Handlungsfeld „Daseinsvorsorge“

Für die Schaffung gleichwertiger Lebens- bedingungen sind neben einem aus- reichenden Angebot an Arbeitsstätten Einrichtungen der Bildung, der medizini- schen Versorgung und der Nahversor- gung mit Mitteln des täglichen Bedarfs sowie ein ausreichendes Mobilitätsange- bot unverzichtbar. Die bedarfsgerechte Bereitstellung dieser Infrastruktur wird durch die rückläufige Bevölkerungsdichte immer schwieriger. Die wirtschaftliche

Abbildung 10: Ehemalige Schule, Trebatsch

Abbildung 11: Metropole, Ober- und Mittel- zentren mit Mittelbereichen; Quelle: LEP B-B

Tragfähigkeit und die Versorgungsquali- gungs- und Gemeinbedarfseinrichtun- es gehen wichtige Treff- und Kommuni- tät sind durch die andauernden Struktur- gen, beeinträchtigen dabei nicht nur die kationspunkte verloren. veränderungen gefährdet. Versorgungsqualität. Der Rückzug führt Ausschließliche Rückzugs- und Kon- auch zu weiteren Funktionsverlusten Infolge der niedrigen Geburtenrate wur- zentrationsprozesse bei öffentlichen der Ortskerne mit einschneidenden den in Brandenburg zwischen 1994 und privaten Dienstleistungen, insbe- Folgen für den Gebäudeleerstand und und 2003 bereits 149 Grundschulen sondere die Schließung von Nahversor- das dörfliche Gemeinschaftsleben, denn geschlossen (Berlin-Institut, 2007, S. 9) Leitfaden für die Praxis Herausforderungen und Chancen für die Dorfentwicklung im Land Brandenburg 13 sowie die Schuleinzugsbereiche entspre- Die genannte Basisinfrastruktur ist chend zusammengelegt und vergrößert. ein entscheidender Standortfaktor für Künftig sollten neue Organisationsformen Familien, denn sie ermöglicht erst die im Grundschulbereich für eine möglichst Kombination von Familie und Beruf. wohnortnahe Beschulung berücksich- Deshalb müssen ausreichende Kinder- tigt werden. betreuungsangebote am Ort vorhanden oder zumindest in geringer Entfernung Im Bereich der medizinischen Versorgung erreichbar sein. Dies gilt auch für Schul- verschärft sich die Situation durch die und Ausbildungseinrichtungen, Ein- Gleichzeitigkeit von Tragfähigkeitsproble- kaufsmöglichkeiten sowie für ein vielfäl- men, weiteren Bevölkerungsrückgang und tiges Freizeitangebot. Fachkräftemangel. So ist die Ärztedichte stetig gesunken und das Durchschnittsal- Auf regionaler Ebene wurde zur Siche- Abbildung 12: Ehemaliges Heizwerk, Trebatsch ter angestiegen. Derzeit sind etwa 38 % rung der Daseinsvorsorge u.a. das der berufstätigen Ärzte in Brandenburg bestehende Zentrale-Orte-System im Das Handlungsfeld über 50 Jahre alt. (Berlin-Institut, 2007, LEP B-B auf drei Stufen konzentriert. „Technische Infrastruktur“ S. 9) Zunehmende Renteneintritte und Insgesamt reduzierte sich die Zahl der Abwanderungen der jungen Bevölkerung Zentralen Orte auf ein Drittel (von 152 Die vergrößerten Einzugsbereiche von vermindern die Ärztedichte weiter, und es auf 50 Zentrale Orte, vgl. Abb. 11). Die öffentlichen Gemeinbedarfs- und pri- gibt in einigen Gemeinden bereits leer- Mittelzentren bilden dabei die unterste vaten Wohnfolgeeinrichtungen stellt stehende Praxen und einen eklatanten Stufe und sollen die gehobenen Funktio- besondere Ansprüche an den ÖPNV. Ärztemangel. Die demografischen Verän- nen der Daseinsvorsorge mit regionaler Das Rückgrat der öffentlichen Verkehrs- derungen verstärken einerseits den Fach- Bedeutung übernehmen. Bei unzurei- bedienung in ländlichen Regionen bildet ärztemangel, insbesondere bei Kinder- chender Tragfähigkeit teilen sich zwei meistens der Schülerverkehr. Sinkende ärzten, und andererseits den Anstieg des Gemeinden die Versorgungsaufgaben Schülerzahlen und der hinzukommende Behandlungsbedarfes wegen des steigen- für den gemeinsamen Verflechtungsbe- hohe Mobilisierungsgrad führen daher den Durchschnittsalters der Bevölkerung. reich. zu Tragfähigkeitsproblemen und ver- Die flächendeckende medizinische Auf die Festlegung von Zentren der Nah- schlechtern das ÖPNV-Angebot. Es Versorgung steht daher vor erheblichen bereichsebene wurde bei dem derzeiti- werden flexible, differenzierte Ange- Herausforderungen. Dementsprechend gen Zentralen-Orte-System verzichtet, botsformen benötigt, um den Nutzungs- sind bereits bestehende Angebote alters- da im Zuge der Gemeindegebietsreform ansprüchen von zunehmend älteren gerechter Dienstleistungen nachhaltig zu leistungsfähige Gemeinden und Ämter Personen mit eingeschränkter Mobilität sichern. Dadurch kann dem Wegzug auf- entstanden sind, in denen die Grundver- gerecht zu werden. grund erhöhter Immobilität oder Betreu- sorgung der Bevölkerung abgesichert ungs- und Pflegebedarf entgegengewirkt wird.2 Diese bilden gerade für die länd- Auch die technischen Ver- und Entsor- werden. lichen Regionen wichtige Standortfakto- gungsanlagen bedürfen der Anpassung ren. aufgrund der demografischen Entwick- Auch im Einzelhandel setzt sich die lungen. Ansonsten sind dramatisch stei- Konzentration auf große Betriebe fort gende Aufwendungen für den reibungs- und gefährdet die ortsnahe Versorgung 2 s. Gesetz- und Verordnungsblatt für das Land Branden- losen Betrieb und die Instandhaltung der mit den notwendigen Gütern für den täg- burg Teil II – Nr. 13 vom 14.05.2009, S.192 Netze und Anlagen erforderlich. lichen Bedarf. 14 Herausforderungen und Chancen für die Dorfentwicklung im Land Brandenburg Innenentwicklung von Dörfern im Land Brandenburg

So führen beispielsweise die sinkende Im Bereich der Energieversorgung ent- Bedeutung auf. Traditionell bilden Stra- Haushaltszahl und die Verkleinerung stehen durch Unterauslastung Überka- ßenräume, Dorfanger, Hausvorzonen, der Haushalte sowie der Trend zum pazitäten, die die Anlageneffizienz und private Hausgärten und dorfnahe Wie- Wassersparen zu einer erheblichen Ver- die Wirtschaftlichkeit verringern. sen ein historisch entstandenes Frei- ringerung des Trinkwasserverbrauchs flächennetz. Sie sind als überwiegend und des Abwasseraufkommens (sin- Das bestehende sehr differenzierte begrünte Räume wesentliche Bestand- kende Abnahmedichte). Bei einem Straßennetz wird der Staat aus Kosten- teile der aufgelockerten dörflichen Sied- Gebäudeleerstand von 50 % fließen nur gründen in dünn besiedelten Teilgebieten lungsstruktur, des Wohnumfeldes und noch rund 20-25 % der Bemessungs- langfristig wohl bedarfsgerecht reduzie- des ökologischen Systems Dorf. wassermenge in Trinkwassernetzen und ren müssen, um die Kostenbelastungen In schrumpfenden Dörfern wird zudem Abwasserleitungen. Die Verringerung für Herstellung, Betrieb und Unterhalt zu der Anteil der Freiflächen zunehmen, der durchschnittlichen Belegungsdichte verringern. Allerdings besteht weiterhin sodass dem Dorfgrün eine wichtige von 3 auf 2 Personen pro WE bewirkt Bedarf für Ortsumfahrungen für stark Klammerfunktion zukommen wird. Sie einen Rückgang des spezifischen Was- belastete Hauptverkehrsstraßen in Dör- verfügen über wichtiges Nutzungs-, serverbrauches von 200-220l/WE auf fern. Entwicklungs- und Gestaltungspo- rund 100 l/WE pro Tag. (Freudenberg & Infrastrukturnetze entziehen sich anders tenzial. Ein dorfgerecht gestaltetes, Koziol, 2003, S. 56) als punktuelle Gemeinbedarfseinrich- multifunktionales Wohnumfeld trägt tungen einer raschen technischen zur Verbesserung der städtebaulichen Anpassung und bedürfen langfristiger, Situation bei und steigert die Zufrieden- strategischer Ansätze und regionaler heit der Bewohner mit ihrem Wohnort Abstimmungen. Dies ist zwar kostenin- erheblich. tensiver, indessen unverzichtbar, sollen die Kosten insbesondere in schrumpfen- Die Auseinandersetzung mit den pri- den Regionen für die Bewohner tragfä- vaten und öffentlichen Freiräumen hig bleiben. gehört daher zu den zentralen Hand- lungsfeldern der Dorfinnenentwicklung, Das Handlungsfeld denn hier lassen sich mit vergleichs- „Ortsgestalt“ weise geringem Aufwand sehr positive Wirkungen erzielen. Für die gestalteri- Die Ortsgestalt ist mit den Gebäuden sche und ökologische Aufwertung des und Freiflächen ein ganz wesentliches Dorfes bieten die öffentlichen Grün- und Entwicklungspotenzial eines Ortes. Freiflächen mit ihren orts- oder regio- Abbildung 13: Dorfanger Hakenberg Wichtige Einzelbausteine sind der Dorf- naltypischen Merkmalen erste wichtige grundriss, die Dorfsilhouette, die ein- Ansatzpunkte. Dabei sind Freiraum- Durch Spülungen müssen entstehende zelnen Baukörper, die öffentlichen und strukturen bedarfsorientiert weiterzu- Geruchsbelästigungen und der schnel- privaten Freiräume sowie die Neben- entwickeln und an die Erfordernisse der lere Verfall von überdimensionierten anlagen. Gestaltungsfragen gewinnen Bewohner anzupassen. Schutzwürdige Abwasserleitungen vermieden werden. angesichts der vorherrschenden Wohn- ortsbildprägende Einzelobjekte sowie In nicht ausgelasteten Trinkwasserlei- funktion der Dörfer an Bedeutung. Vor orts- und landschaftstypische Grün- tungen drohen Gesundheitsgefahren allem für die wohnungsnahe Freizeit strukturen im öffentlichen Raum sind als für die Verbraucher durch eine Verkei- und den Aufenthalt der Bewohner wei- Bestandteile der örtlichen Baukultur zu mung. sen die Freiflächen eine wachsende bewahren und zu pflegen. Leitfaden für die Praxis Herausforderungen und Chancen für die Dorfentwicklung im Land Brandenburg 15

Chancen und Potenziale der Innenentwicklung

Die vielfältigen Wirkungen des ökono- Wirksame Strategien stellen zudem eine Eine wesentliche Anforderung an den mischen und demografischen Wandels weitere Anforderung an den Prozess, Dorfentwicklungsprozess besteht darin, sind eng miteinander verflochten und nämlich eine stärkere interkommunale das Gemeinschaftsleben und die Iden- verstärken sich teilweise gegenseitig. Zusammenarbeit in der Region (regio- tifikation der Bewohner mit dem Ort zu Die Wirkungsketten lassen sich bei- nale Kooperation) dar. Dies ist nicht nur stärken. Denn es muss ein erheblicher spielhaft mit dem Bild der Spirale ver- bei Baulandausweisungen und Schaffung Anteil der Maßnahmen durch die Dorf- anschaulichen (vgl. Abb. 14). Daraus neuer Wertschöpfungsketten notwendig, bewohner selbst realisiert und auch lassen sich einige wesentliche Anforde- sondern auch bei der Aufrechterhaltung finanziert werden. Deshalb besteht eine rungen an einen erfolgreichen Prozess und Verbesserung der Einrichtungen der wichtige Anforderung an den Prozess für die Dorfinnenentwicklung ableiten. Daseinsvorsorge. Ein Ausgleich zwischen darin, alle Bürger frühzeitig und umfas- Durch passende Strategien der regiona- wirtschaftlicher Tragfähigkeit, Ausstat- send einzubeziehen (Partizipation). len und lokalen Entwicklung gilt es, unter tungsqualität und Erreichbarkeit kann Erfolgreiche Prozesse der Dorfinnen- Beachtung der Handlungsspielräume nur auf regionaler Ebene erzielt werden. entwicklung müssen schließlich recht- die nachteiligen Auswirkungen zu ver- Dienstleistungsangebote werden räumlich zeitig initiiert und zielorientiert gesteuert ringern (Vermeidungsstrategien) und konzentriert und die Zugangsmöglichkei- werden. Dies kann durch lokale Akteure Anpassungen an die unveränderlichen ten zu diesen Angeboten verbessert. (z.B. Ortsvorsteher) oder durch Fach- Trends vorzunehmen (Anpassungs- Viele Gemeinden verfügen über ausrei- verwaltungen erfolgen. strategien). Dabei bieten sich vielfältige chende, noch nicht ausgeschöpfte inner- Eingriffsmöglichkeiten an. örtliche bauliche Entwicklungspotenziale. Im folgenden Kapitel werden Empfehlun- Im Rahmen einer nachhaltigen Innenent- gen zu fünf wichtigen Handlungsfeldern Der Zusammenhang der verschiedenen wicklung sollten diese ebenfalls im regiona- der Innenentwicklung und zur Gestaltung Handlungsfelder lässt zudem erkennen, len Kontext erfasst und bewertet werden. des Entwicklungsprozesses vorgestellt. dass nur eine sektorübergreifende Stra- tegie erfolgreich sein wird (integraler EC*+*F.&;8"#(%+5( Ansatz). Dies wird vor allem bei den wichtigen Haltefaktoren deutlich, die 5"F*6#3/8.&;8"#(G3+5"$( eine Lebens- und Bleibeperspektive für junge Menschen, insbesondere für junge Frauen, eröffnen, Abwanderung brem- sen und Rückwanderung begünstigen !"#$%&'()*+(,#-".'&/$0'1"+( können. Dafür kommen alle arbeits- und ausbildungsplatzwirksamen Maßnahmen 2"$3'.)"(,-43+5"#%+6()*+(7"4*8+"#+( der Dorfinnenentwicklung in Betracht, die 9+'"#3%&$3&'%+6(%+5(:;8$."<%+6( es entsprechend zu bündeln gilt. )*+(=.+#.;8'%+6"+(5"#( ?""#&'3+5(%+5(!"#@3$$()*+(A"-0%5"+( >3&".+&)*#&*#6"( 9+'"#+%'1%+6(5"#('";8+.&;8"+B( !"#0+5"#%+6(5"&(D#'&-.$5"&BD#'&C"#+"&( !"#C"8#&.+@#3&'#%C'%#( Abbildung 14: Dorfentwicklung und sozio- ökonomischer Wandel !"#H5%+6(5"#(>*#@C"#+"( 16 Handlungsempfehlungen Innenentwicklung von Dörfern im Land Brandenburg

Handlungsempfehlungen Empfehlungen zu ausgewählten Handlungsfeldern der Innenentwicklung

Leitbild Innenentwicklung zur örtlichen Identität und zum Erhalt berücksichtigen: des baukulturellen Erbes leistet. ▪ Aktive Teilhabe am gesellschaftli- Die handlungsorientierte Analyse der Schließlich ist die Erhaltung einer kom- chen Leben, Dörfer und ihrer Entwicklung in Branden- pakten Baustruktur auch wirtschaftlich burg hat gezeigt, dass sowohl vielfältige zweckmäßig, da sich dabei die Infrastruk- ▪ Übernahme von Verantwortung, Chancen als auch erhebliche Handlungs- turkosten erheblich verringern lassen. bedarfe bestehen. Als übergeordnetes Für die einzelnen Handlungsfelder der ▪ Suche nach einer sinnvollen Aufgabe, räumliches Leitbild für alle Maßnahmen Innenentwicklung werden nachfolgend der künftigen Dorfentwicklung ist aus Empfehlungen gegeben. ▪ Bereitschaft, sich zu engagieren und städtebaulichen, ökologischen, sozialen und ökonomischen Gründen die Innen- Das Handlungsfeld ▪ Weitergabe von Wissen an Kinder entwicklung anzustreben, bei der Innen- „Wohnen“ und Jugendliche. bereichspotenziale (Brachflächen, un- tergenutzte Flächen etc.) genutzt, die Menschen sind das wichtigste Entwick- Tabelle 1: Ortskerne revitalisiert und die Außen- lungspotenzial ländlicher Regionen und Familienfreundliche Lebensbedingungen entwicklung eingedämmt werden kann. auch für die Wirtschaft inzwischen der wichtigste Standortfaktor. Zur Stabilisie- !"#$%$&'()&*'+%$,-&./&0&'10&+$'2*'2&'.. rung der Bevölkerungsentwicklung und 345!6!78.9::;<. zur Stärkung eines breiten Arbeitskräf- !"#$%&!'()*'&$'(+"*(,&'%'#(-#.(/0-10#.( teangebots ist es von großer Bedeu- tung, junge Frauen und Familien in den 2'*+"!30*4'&%(56#(!*67'#(869#-#!'#( ländlichen Regionen zu halten und neue :&#.'*3'%*'--#!$;:&#.'*!0*%'#?(@%0!'$$%A%%'?(B0!'$;-%%'*C( es neben günstigen Arbeits- und Wirt- schaftsbedingungen und einer angemes- D=9-1'( senen, familienfreundlichen Infrastruktur in vertretbarer Entfernung auch qualitativ E*'&F'&%0#!'36%'(>DG6*%?(H-!'#.=1-3C( hochwertige Wohnungsangebote. E*'&+1A=9'#(-#.(DG&'1G1A%F'(+"*(:&#.'*(-#.( Abbildung 15: Ortstypisches, leerstehendes Aus der Veränderung der Altersstruktur H-!'#.1&=9'( Gebäude, Schlalach ergeben sich neue Anforderungen an die Wohn- und Umfeldbedingungen sowohl für !-%'(I#3&#.-#!(0#(.0$(2'*4'9*$#'%F(( Ebenso wie für andere Umweltgüter ist Familien als auch für Senioren, die mög- auch auf den Umgang mit der Fläche lichst lange ein selbstbestimmtes Leben im 4-*F'(J#%+'*#-#!'#(FK&$=9'#(869#@(-#.( I*3'&%$6*%( das Nachhaltigkeitsprinzip soweit gewohnten Umfeld schätzen (s.Tab.1). möglich zu übertragen. Hinzu kommt, J(-+$;

Gleichzeitig ergibt sich aufgrund der Altengerechte Wohnformen Umnutzung fortschreitenden Auflösung traditioneller Familienstrukturen ein neuer Bedarf im Die barrierefreie und behindertenge- Die Umnutzung funktionslos gewor- Bereich der häuslichen Pflege. Demzu- rechte Anpassung des Wohnungs- dener ländlicher Bausubstanz eröffnet folge sollten Netzwerke der gegensei- bestandes ist für das innerörtliche Ent- vielfältige private und öffentliche Ent- tigen (nachbarschaftlichen) Hilfe und wicklungspotenzial von beträchtlicher wicklungsmöglichkeiten. Dort, wo die Pflege gefördert sowie Tagespflege und Bedeutung. Nachnutzung der Gebäude ungewiss ist, bedarfsgerechte (betreute) Wohnfor- Bei der Frage, ob neue Wohnungen fehlt es an privaten Initiativen für Maß- men entwickelt werden. durch Umbau und Modernisierung oder nahmen der Bauunterhaltung, Instand- durch Abriss des Wohnbestandes und setzung und vor allem der Modernisie- Altersbedingt lässt die Mobilität eines Teils Neubau im Ortskern erstellt werden soll- rung. Die Leerstandsproblematik und der Bevölkerung nach. Daher sollten in ten, sind baukulturelle, architektonische der Instandsetzungsstau verschärfen den Dörfern seniorengerechte Dienst- und städtebauliche Verträglichkeit sowie sich dramatisch. (Kötter, 2009, S.18) leistungen angeboten oder mobilisiert Wirtschaftlichkeitsaspekte zu beachten. werden. Die verschiedenen Angebote in Entscheidend für die Wohnformen sind Dementsprechend stellt die Modernisie- den Bereichen altengerechtes Wohnen, Lebensart, Grad der Selbstständigkeit, rung von Immobilien und die Wieder- Nahversorgung, Kultur, Sport, medizini- Serviceangebote und Grad der Barriere- nutzung eine der zentralen Herausfor- sche Versorgung und ÖPNV sind für ein freiheit (s. Tab. 3). derungen in den Ortskernen dar. Dazu zukunftsorientiertes Dorf in einer mög- In jedem einzelnen Dorf sollte eine Ana- müssen vielfältige Hemmnisse bewältigt lichst attraktiven Kombination zusammen- lyse von Angebot und Nachfrage durch- werden, zu denen zunächst die sicher- zufügen. Die für die Senioren zusätzlich geführt werden. Nicht jedes Wohnange- lich oft schwierigen, regional sehr unter- bedeutsamen Angebote zeigt Tabelle 2. bot lässt sich überall übertragen. Auch schiedlichen Marktgegebenheiten, ins- bauplanungs- und bauordnungsrechtli- besondere begrenzte Nachfrage und che Aspekte sowie Anforderungen der Qualität des Angebots zählen. (vgl. Köt- Fachgesetze (Heimgesetz) dürfen dabei ter, 2009, S.18) nicht außer Acht gelassen werden. Tabelle 3: Altengerechte Wohnformen Tabelle 2: Seniorengerechte Dienstleistungen !"#$%&'() "*'$+*,-) "'-"/%&2/3'-"%*0+1/"/*'/*3",*4",&,.5&"/* !"#$%&$"%&'((&"%)%"#$%&*+,-./'%'",&"%*0+1/"/** !"#$%&"#'"&"()*"+,$"#-*."$-*/#'"#+ 6(-"$5/-7*$.,,'","8,"'"*0+1/5/-* 9+,:'"-"/3*%"#$%&$"%&'((&"%)*%"#$%&* 0+1/-"("'/%<1.8&"/=*-"("'/%<1.8&#'<1"%* !"#$%"$&$'()**"+,*),-#' +,-./'%'",&"%*0+1/"/*'/*3",*;"("'/%<1.8&* 0+1/"/*

()**"+,*),-#').'/&$'0-#12&3'4)./&$+"$*&.'"2,' >"&,"5&"%*0+1/"/*'/*"'/",*%?"@'"##"/* >"&,"5&"%*0+1/"/=*!",4'<"A0+1/"/* 4$),*"22),"*)5.,61.7*' 0+1/./#.-"* 0+1/"/*('&*%&.&'+/2,",*B8#"-"*'/*"'/",* 8).7"1!,9:';<,-#&:'=)-7&*,&$>)-&' C"'("* %?"@'"##"/*0+1/./#.-"* ?@"-#%"$,-#"!*,#)2!&A' D'"/%&#"'%&5/-"/*8E,*F#&","=*B8#"-"7*G'/3",A*5/3* ;"/",.&'+/"/:+1/"/* B)2/1.+,CD+2)-#7&)*&.'?EF941$,&:'GA' C.5%.58-.$"/$"&,"55/-*

065$*".+&%5*&').'&).&$'0-#12&' H$I"J&"=*'/*3"/"/*("1,","*0+1/8+,("/*J+($'/'",&*%'/3* ! ! 18 Handlungsempfehlungen Innenentwicklung von Dörfern im Land Brandenburg

Kosten für ein neues Baugebiet bietet tung der landwirtschaftlichen Gebäude der Internet-gestützte Folgekostenrech- sollte es ein Anliegen der Gemeinde sein, ner, der im Rahmen des Forschungspro- diese oftmals ortsbildprägende Bausub- jektes „Kostentransparenz“ des Bundes- stanz weiter zu nutzen, zu erhalten und ministeriums für Bildung und Forschung somit einen Beitrag zur Attraktivitätsstei- (BMBF) im Zusammenhang mit REFINA gerung der Dorfkerne zu leisten. Wesent- entwickelt wurde.3 liche Voraussetzungen für eine Revitali- In Anbetracht der geschichtlichen, städ- sierung ländlicher Bausubstanz sind: tebaulichen und bauhistorischen Bedeu- 3 http://folgekostenrechner.was-kostet-mein-baugebiet.de/ Tabelle 4: Umnutzungsmöglichkeiten ?style=mrh#

Abbildung 16: Wohnen in umgebauten land- !"#$%&$#'(")'*+,-./+%/#0 wirtschaftlichen Nebengebäuden; Wildenbruch 1$%&&2/,.30 4#+%+5%+6/#0 78(+%+6/09+:.$#'/#0 Beispielsweise bieten leerstehende oder 98-#/#0 ?-6(3()/9-.1* !"#$%&'(')*+),-../'*./0*!)12-32./'* untergenutzte Gebäude sowie die für das Ortsbild typischen, aber meist leerstehen- !.2)*+)0(/'./')/*4&"*0()*5#6,(/-2(#/* den Scheunen und landwirtschaftlichen 7#/*8#9/)/*./0*:",)(2)/*(/*)(/)6* Nebengebäude im Innenbereich durch !),;.0)<#6=3)>* freitragende Dachstühle Potenzial für @2;"<)")*A/0(7(0.-3(2;2*,%BC*,)1#/0)")* Umnutzungen zu verschiedenen Zwecken :26#1=9;")*0)1*8#9/)/1* (vgl. Tabelle 4). Für zahlreiche Wohnfor- ?-6(3()/9-.1*6(2* D<#/#6(1E9)*:.1B("<./')/*0."E9*/).)* men bieten sich solche innerörtliche Um- ?)"()/B#9/./')/* F(//-96)G.)33)/*4&"*F(')/2&6)"*./0* bzw. Nachnutzungspotenziale an. Dies ist H"2* nicht nur ein Beitrag zum Bodenschutz, ;/2/:>/#%*+,-/0 L#"4')6)(/1E9-4219-.1* @2;"<./'*0)1*!)6)(/1E9-4213),)/J* besonderem Interesse, da das fortge- ?2/,./0 NP."/9-33)J* %)/2"-3)*M-')J*R).)*SD'3(E9<)(2)/*4&"* setzte „Bauen auf der grünen Wiese“ bei Q)")(/1";.6)J*)2ECO* 0()*?")(%)(2')12-32./'* rückläufiger Bevölkerungsentwicklung zu TS.32(4./<2(#/19-.1U* R).)*SD'3(E9<)(2)/*4&"*0()* erheblich steigenden Infrastrukturkosten N?")(%)(2-/'),#2)*4&"* ?")(%)(2')12-32./'J*!)6)(/1E9-4213),)/J* führt (u.a. für Straßen, Kanäle, Leitun- 5(/0)"J*?-6(3()/J* :22"-<2(7(2;2*4&"*?-6(3()/*)2ECJ*%)/2"-3)* gen etc.). Eine grobe Aufstellung dieser @)/(#")/O* M-')* ! Leitfaden für die Praxis Handlungsempfehlungen 19

▪ Interesse der Gemeinde und des Effekte für das Image zu vermeiden, die Eigentümers an der Wieder- bzw. sich auch auf die restlichen Teile eines Umnutzung, Ortes auswirken können (vgl. Abb. 16). Die entstehenden Freiflächen im Orts- ▪ nachfragegerechtes Nutzungskon- kern bieten mitunter Möglichkeiten der zept des Bauherren sowie teilräumlichen Aufwertung des Wohnum- feldes, insbesondere dann, wenn ver- ▪ ausreichende Finanzkraft des Eigen- nachlässigte Gebäude dadurch ersetzt tümers und ggf. Fördermöglichkei- werden und Zwischennutzung auf den ten. Freiflächen realisiert werden kann.

Die Anpassung historischer Bauformen an Das Handlungsfeld heutige Anforderungen ist ebenso wichtig „Arbeiten“ Abbildung 17: Freiflächengestaltung nach wie die Einfügung von Neubauten in alte Rückbau, Sagast Umgebungen. Es wird u.a. Wohnraum Die Erhaltung bestehender und die geschaffen, der viele Vorteile gegenüber Schaffung neuer Arbeitsplätze auf zugekaufter) Produkte, Wochen- dem Neubau von Eigenheimen am Orts- der lokalen Ebene (vgl. Abb. 18), setzt märkte), rand aufweist (vgl. Tabelle 4). eine sorgfältige Analyse der einzelnen Wirtschaftsbereiche sowie der alterna- ▪ ländliches Gastgewerbe, Grundsätzlich sollte bei einer Umnut- tiven Einkommensmöglichkeiten vor- zung auf optimierte Konzepte geachtet aus. Dabei spielen weiche sowie harte ▪ Landwirtschaftsnahe Dienstleistun- werden, die konkurrenzfähig gegenüber Standortfaktoren eine immer bedeuten- gen (IT-Beratung, Schulbauernhof, Neubauvorhaben sind. Ein vorbildliches dere Rolle. Die Verfügbarkeit eines Berufsbildungstage), Pilotprojekt kann Impulse für weitere DSL-Anschlusses und angemessener Umnutzungsmaßnahmen im Dorfkern Bodenpreise als harte Faktoren werten ▪ Urlaub auf dem Bauernhof und entfalten und Bewohner anregen, die einen Standort entscheidend auf. sich ebenfalls mit dem Problem einer ▪ Erzeugung erneuerbarer Energien neuen und zeitgemäßen Nutzung von Die Diversifizierung der örtlichen Nebengebäuden auseinandersetzen. Wirtschaft durch die Unterstützung von Gründern und Kleinstunternehmern Abbildung 18: Arbeiten im Ort: Umnutzung Rückbau und Renaturierung im außerlandwirtschaftlichen Bereich eines Dreiseithofes zu einer Autolackiererei, dient der Stärkung und Verbreiterung Golzow Als letzte Möglichkeit kann dem Woh- der lokalen Ökonomie, sichert zusätz- nungsleerstand in Gemeinden mit erheb- liche Einkommensquellen und schöpft lichen Leerstandsquoten durch Rückbau vorhandene Wachstumspotenziale aus. mit anschließender Neubebauung, Zwi- Möglichkeiten einer landwirtschaftsna- schennutzung oder Begrünung des her Tätigkeiten sind u. a.: Grundstücks unter Beachtung des Orts- bildes und Denkmalschutzes begegnet ▪ Direktvermarktung und Weiterverar- werden. beitung in Kooperation mit anderen Rückbau sollte immer mit Aufwertungs- Wirtschaftsbereichen (Hofladen, Hof- maßnahmen gekoppelt sein, um negative café, Lieferservice der eigenen (und 20 Handlungsempfehlungen Innenentwicklung von Dörfern im Land Brandenburg

Mit den landwirtschaftlichen Betrieben, im Recherchebericht eines brandenbur- Firmen und interessierten Unterneh- gischen Kooperationsprojektes im Rah- mensgründern aller Wirtschaftsbereiche men von LEADER+5. sind konkrete Geschäftsideen zu erar- Für das Aufzeigen und das Werben beiten und die Fördermöglichkeiten zu von örtlichen Betrieben ist ein regiona- erschließen. (DLKG (Hrsg.), 2006, S. 65) les Netzwerk aller ansässigen Unterneh- men sinnvoll. Eine Informationsplatt- Die Landwirtschaft ist und bleibt Garant form im Internet bietet die Gelegenheit für sichere und qualitativ hochwertige über die verschiedenen klein- und mit- Lebensmittel, auf die die Menschen telständischen Betriebe zu informieren in Stadt und Land angewiesen sind. und daraufhin möglicherweise dessen Das Bewusstsein der Verbraucher für Wettbewerbs- und Wirtschaftssituation hochwertige Bio- oder Regionalpro- zu verbessern. Als ein Beispiel ist hierbei dukte steigt. Hierin liegt das Potenzial das lokalegionale Netzwerk der Region der Hauptstadtregion. Mit der Metro- Havelland-Fläming: www.reinwip.de zu pole Berlin und der großen Anzahl an nennen. Bewohnern, die ökologische Lebensmit- tel schätzen, steht ein Absatzmarkt für Netzwerke und diese Produkte offen. Gleichzeitig wer- Wertschöpfungsketten den aufgrund der Distanz kurze Wege sowie ökonomisch und ökologisch sinn- Um vermarktbare Produkte herzustellen, volle regionale Kreisläufe/Netzwerke sollten regionale und wirtschaftlich zwischen der Erzeugung und dem Ver- tragfähige Netzwerke zwischen Akteu- brauch von Nahrungsmitteln ermöglicht. ren6 entstehen, die in unterschiedlichen Abbildung 19: Hofladen Hakenberg Die regionale Direktvermarktung (vgl. Handlungsbezügen zusammenarbeiten. Abbildung 20: Gut Neu Sacro Abb.19) sollte möglichst weiter zur Erhö- Dies soll zur Erschließung der vielfälti- hung der Gewinnspanne der Erzeuger gen regionalen wirtschaftlichen Potenzi- ausgebaut werden. ale beitragen. Eine wichtige Möglichkeit ist dabei eine Kooperation zur Einkom- Beispiel: Gut Neu Sacro mensdiversifizierung zwischen Land- Beispielhaft für die Umsetzung der und Forstwirten und anderen Partnern regionalen Direktvermarktung ist in der der ländlichen Räume. Stadt Forst das Gut Neu Sacro. Dort Für den Erfolg und die Wirtschaftlichkeit wird ein ehemaliger Gutshof durch eines Vorhabens ist eine sektorüber- lokale Akteure zu einem landwirtschaft- greifende Produktionskette zweckmä- lichen Betrieb revitalisiert. Dies wird u.a. ein Beitrag zur positiven Imagebildung 4 www.bmelv.de/SharedDocs/Standardartikel/Landwirt- des Ortes leisten. schaft/Laendliche-Raeume/Einkommensmoeglichkeiten/ VorNachteileAb-satzwege.html?nn=310132 Über die Vor- und Nachteile verschiede- 5 www.landsucht.com/fileadmin/user_upload/landsucht/ ner Vermarktungswege gibt es beispiel- produkte/2008-Januar-Abschlussbericht.pdf haft Informationen des BMELVs4 oder 6 Produzenten, Handel, Handwerker und Verbraucher Leitfaden für die Praxis Handlungsempfehlungen 21

ßig. Die wertschöpfenden Tätigkeiten Tourismus sollten möglichst durch kooperierende Unternehmen eines regionalen Netz- Die Entwicklung des Tourismus und der werkes erbracht werden. In einer sol- touristischen Infrastruktur auf Grundlage chen Wertschöpfungskette ist jedes vorhandener ökologischer und natur- Unternehmen für einen konkreten Pro- räumlicher Potenziale ist für zahlreiche zess der Leistungserstellung verant- Dörfer Brandenburgs ein zukunftsweisen- wortlich. Dessen Wissen und spezielle des Handlungsfeld. Zahlreiche Regionen Kenntnisse fließen in das Netzwerk haben landschaftliche Qualitäten, die ein, sodass neue Ideen, Konzepte und für Touristen und Einheimische erlebbar Produkte entstehen können, die neue gemacht werden können. Dafür müssen Einkommensmöglichkeiten erschließen die verschiedenen Bereiche wie Land- und Arbeitsplätze schaffen. wirtschaft, Sport, Handel, Verkehr, Natur, Aus regionalwirtschaftlicher Sicht ist Kultur, Hotellerie und Gastronomie zu neben dem Arbeitsplatzargument vor einem übergeordneten Thema, zu einem allem auch der Verbleib von Wert- übergreifenden Gesamtkonzept mit schöpfung in der Region von Bedeu- Dachmarke (vgl. Ribbeck) und zu einer tung, der durch die bäuerlichen und regionalen Wertschöpfungskette zusam- regionalen Weiterverarbeiter (z.B. Hof- mengeführt werden. Dadurch bietet der bäckereien) erreicht wird. Tourismus mit seinen Querschnittsauf- gaben verschiedene Wirtschaftssektoren Wenn es gelingt, die gesamte Wert- Chancen. schöpfungskette vom Anbau bis zur Ver- arbeitung vor Ort oder in der Region zu Dabei sollten neben ländlichem Tou- halten, ergeben sich signifikante, öko- rismus auch die Möglichkeiten des nomische Effekte. Der Erfolg einer Wir- Gesundheitsbezogenen Tourismus kungskette lässt sich anhand der „harten“ bedacht werden: Entwicklungseffekte wie Beschäftigung und Einkommen messen. ▪ Wellness/Gesundheit Die enge Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Institutionen in Verbin- ▪ Therapiemöglichkeiten dung mit intensiver öffentlicher Bericht- erstattung über den Stand der Arbeit ▪ Urlaub auf dem Bauernhof und über die verschiedenen Angebote begünstigt den Erfolg eines Projektes. ▪ Kultur Ein sehr gelungenes Beispiel für ein regionales Netzwerk bietet der Ort Rohr- ▪ Wandern, Radwandern lack mit dem überregionalen Verkauf von Produkten der Demeter Bäckerei „Vollkern“ (vgl. Abb. 21). Abbildung 21: Hofbäckerei „Vollkern“, Rohrlack Abbildung 22: Bootsfahrt, Burg Spreewald Abbildung 23: Alte Brennerei in Ribbeck 22 Handlungsempfehlungen Innenentwicklung von Dörfern im Land Brandenburg

Beispiel: Ribbeck7 Das Handlungsfeld gebote für die jüngere Generation gesi- 1889 machte Theodor Fontane den Ort „Daseinsvorsorge“ chert und ausgebaut werden. Ribbeck und seinen Patron durch sein bekanntes Gedicht „Herr von Ribbeck Die Aufrechterhaltung adäquater Infra- In nicht versorgten Dörfern sollte die auf Ribbeck im Havelland“ bekannt. struktur- und Versorgungsangebote stellt Erreichbarkeit von Kindergärten oder Durch diesen Mythos vermarktet sich eine zentrale Herausforderung für die Grundschulen durch Alternativen sicher- der Ort für den Tourismus, z.B. durch Dörfer in Brandenburg dar. Angesichts gestellt werden. den Verkauf von Birnenessig in der der sinkenden Einwohnerdichte und alten, sanierten Brennerei. finanziellen Situation wird dies zukünftig ▪ Fahrdienste zu Kindergarten, Schulen kaum noch auf dem derzeitigen Niveau Um für die vielfältigen touristischen möglich sein. In vielen Bereichen der ▪ Jahrgangsübergreifender Unterricht Angebote zu werben und aufmerksam Daseinsversorge lassen sich inzwischen zu machen, ist die Vermarktung aller die optimalen Standards kaum noch ver- ▪ Kinderbetreuung durch örtliche Angebote über eine individuelle Inter- wirklichen, um die wesentliche Leitvor- Tagesmutter oder ehrenamtliche netplattform unverzichtbar, die ständig stellung der Raumordnung, nämlich in Senioren aktualisiert sein sollte. Eine solche Web- allen Teilräumen gleichwertige Lebens- seite bietet die Möglichkeit, die regio- bedingungen zu schaffen, zu erfüllen. Medizinische Versorgung nale Wettbewerbssituation zu stärken, Bei allen notwendigen Anpassungsstra- indem ein optimales und aktuelles Infor- tegien sind die Kriterien der Erreich- Einer möglichst wohnortnahen Gesund- mationsangebot für Touristen über die barkeit, des ausreichenden qualitati- heitsversorgung kommt aufgrund der Region und ihre Angebote bereitgestellt ven Angebots und der wirtschaftlichen Altersstruktur, nachlassender Mobili- wird. Ein Beispiel ist dafür das Regio- Auslastung der Einrichtungen sehr tät und Pflegebedürftigkeit eine große nale Informationsnetz www.reintour.de sorgfältig zu beachten. Mitunter bedarf Bedeutung zu. Angesichts des Ärz- der Region Havelland-Fläming. es einer Flexibilisierung der geltenden temangels geht es um die Frage, wie Standards und innovativer organisato- Ärzte entlastet werden, welche Aufga- rischer Ansätze, um nachfragegerechte, ben sie abgeben und welche Aufgaben Abbildung 24: Sanierter Kindergarten; insbesondere generationsgerechte und sie delegieren können. Netzen wirtschaftlich tragfähige Einrichtungen Große Teile der medizinischen Grund- zu schaffen (vgl. Abb. 20). versorgung kann eine praktizierende Gemeindeschwester übernehmen. Dies Bildung und Betreuung ist ein bewährter, aber zwischenzeitlich nicht mehr praktizierter Ansatz, der eine Das Handlungsfeld „Bildung“ ist durch Renaissance in der medizinischen Ver- Schulschließungen zunehmend in den sorgung auf dem Lande erlebt und in ein öffentlichen Fokus gelangt. Die Attrak- Versorgungsnetzwerk eingebunden wird. tivität eines Ortes richtet sich für junge Beispiel: Gemeindeschwester Familien nach einer möglichst wohn- Lübbenau8. ortnahen Bildung und Betreuung. Um Familien langfristig Perspektiven in den Mehrere Hausärzte und Gemeindeschwes- ländlichen Räumen zu geben, müssen tern bilden gemeinsam ein medizinisches neue flexible Ansätze für Schulen entwi- ckelt und durch Freizeit- und Kulturan- 7 www.ribbeck-havelland.de 8 www.masgf.brandenburg.de Leitfaden für die Praxis Handlungsempfehlungen 23

Zentrum. Die Gemeindeschwestern unter- Eine gute medizinische Versorgung Beispiel: Ärztehaus in Altdöbern stützen die Hausärzte bei Routinehausbe- kann in den ländlichen Regionen mittel- (vgl. S. 82) suchen, führen Anordnungen des Arztes und langfristig nur gewährleistet werden, Für eine bessere Flächendeckung ist die aus und beurteilen den Gesundheitszu- wenn Versorgungsformen entwickelt Möglichkeit vorteilhaft, mehrere, räumlich stand des Patienten. Sie sind durch spezifi- werden, die sowohl den spezifischen verteilte Niederlassungen betreiben zu sche Ausbildungen qualifiziert, Spritzen zu Bedingungen eines Flächenlandes als können, die dann tageweise besetzt sind. setzen, Wunden zu behandeln, bestimmte auch den sich ändernden beruflichen Gleichzeitig muss auch die Erreichbar- Medikamente zu verordnen und Befunde Erwartungen der Ärzte entsprechen, keit von Fachärzten im Hinblick auf die zu dokumentieren. Bei kritischen Fragen ist wie z.B. die Konzentration von Ärzten alternde Bevölkerung verbessert werden. der Kontakt mit dem Arzt per Videotelefon innerhalb eines Ärztehauses. Für eine Dabei stellt eine mobile Sprechstunde und telemedizinischer Ausrüstung jeder- schnelle Projektdurchführung und des- von verschiedenen Fachärzten im Rah- zeit möglich. Es bestehen indessen noch sen Erfolg ist eine enge Zusammenar- men einer Gebäudemehrfachnutzung einige klärungsbedürftige finanzielle und beit zwischen Verwaltung, Gemeinde eine Möglichkeit dar. rechtliche Fragen. und Fachärzten unerlässlich.

Tab.! 5 Anpassungsstrategien für die Daseinsvorsorge

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! 24 Handlungsempfehlungen Innenentwicklung von Dörfern im Land Brandenburg

Um auch eine Grundausstattung an Voraussetzung für das Bestehen eines Dienstleistungen in dünn besiedelten Dorfzentrums ist dessen Akzeptanz, das ländlichen Räumen aufrechtzuerhal- heißt auch Nutzung durch die Bürger. ten, können bestimmte Funktionen in Dementsprechend ist es sinnvoll, das einem Dorfzentrum gebündelt werden. Konzept, das Warenangebot und die Dies bedarf naturgemäß der regionalen Öffnungszeiten des Ladens bedarfsori- Abstimmung zwischen den umliegen- entiert zu entwickeln. Bei der Initiierung den Dörfern (interkommunale Abstim- eines Dorfladens sollten folgende Fra- mung). Damit können die Fixkosten für gen berücksichtigt werden: die Einzelangebote insgesamt verrin- gert und die Tragfähigkeit gefährdeter ▪ Welche Zielgruppen sollen ange- Einrichtungen und Leistungen gesichert sprochen werden? werden. Das potenzielle Angebot reicht vom Friseur und die Bücherei über ▪ Welcher Bedarf besteht und wie Abbildung 25: Mobiler Verkaufswagen, Verwaltungsdienstleistungen und Bür- kann man sich auf die einzelnen Netzen gersprechstunden, medizinischen und Zielgruppen einstellen? sozialen Dienstleistungen bis zum Mobi- Nahversorgung litätsmanagement, ÖPNV-Anschluss, ▪ Welches Sortiment wird nachge- Bankautomat und dem Einzelhandel. fragt? Die Aufrechterhaltung der ortsnahen Versorgung mit Gütern des täglichen Bedeutung eines Dorfzentrums geht weit ▪ Welchen Umfang und welche Quali- Bedarfs hat für ältere, immobile Men- über dessen ökonomische Relevanz hin- tät muss das Sortiment haben? schen einen besonderen Stellenwert. aus, denn „Versorgen ist mehr als Ein- Ländliche Räume verfügen vielfach kaufen“. Gerade für ältere Menschen ▪ Wie können regionale Produkte bereits traditionell über mobile Dienste bildet es einen Treffpunkt der Kommu- eingebunden werden? zur Versorgung mit solchen Gütern nikation und wertet damit sicherlich die (mobiler Verkaufswagen). Lebensqualität eines Dorfes auf. ▪ Was sind die richtigen Öffnungszei- ten, um allen Bevölkerungsgruppen Abbildung 26: Brodowiner Landmarkt Abbildung 27: Bürgerhaus Schmerzke den Zugang zu gewähren?

▪ Wie kann für den Dorfladen gewor- ben werden (z.B. Prospekte, Mund- zu-Mund-Propaganda, Lokalzeitung)?

▪ Welche Dienstleistungen können angeboten werden (Post, mobile (ärztliche) Sprechstunde)?

▪ Wie kann der Dorfladen finanziert und gefördert werden? (z.B. Fund-Raising, Veräußerung von Anteilen etc.) Leitfaden für die Praxis Handlungsempfehlungen 25

▪ Wie kann der Betrieb des Ladens Das Handlungsfeld Mobilitätszentrale ist Marketing und die auf Dauer gesichert werden, durch „Technische Infrastruktur“ Kommunikation der Angebote. ehrenamtliche und/oder nebener- Zur Verbesserung der Mobilität haben werbliche Mitarbeiter? ÖPNV sich private Initiativen beispielsweise zur Einrichtung eines Bürgerbusses (z.B. Eine tragfähige wirtschaftliche Basis für Gleichwertige Lebensverhältnisse kön- BürgerBus-Verein Gransee9) bewährt. einen Dorfladen mit ehrenamtlichem oder nen in sehr dünn besiedelten ländli- Durch bürgerschaftliches Engagement nebenerwerblichem Personal zu schaffen chen Räumen oftmals nur dadurch lassen sich mehrmals täglich feste ist je nach Einwohnerzahl und Entfernung sichergestellt werden, dass eine aus- Linien bedienen. zum nächstgelegenen Zentrum oder Ein- reichende Mobilität aller Bevölkerungs- kaufseinrichtungen schwierig. Es können gruppen gewährleistet ist. Dabei bedarf Eine weitere Möglichkeit zur Aufrecht- jedoch auch ganztägige Beschäftigungs- es gerade für die ältere Bevölkerung erhaltung des ÖPNVs in Dörfern stellen verhältnisse entstehen. differenzierter Bedienungsmodelle mit Bedarfshaltestellen dar, die lediglich In kleineren Orten oder bei einem klei- neuen Lösungen und innovativen Stra- nur bei entsprechenden Anforderungen neren Einzugsbereich stellt die Erweite- tegien, die auch in peripheren Räumen angefahren werden. rung eines bestehenden Hofladens durch eine ausreichende ÖPNV-Anbindung Beispiel: Regionale Verkehrsgesell- zusätzliche bedarfsgerechte Dienstleis- ermöglichen. Die Neuorganisation des schaft Dahme-Spreewald10 tungen (z.B. Post) eine Alternative dar. ÖPNV durch Gemeinschaftsverkehr Beispiele: Karwesee (vgl. S.85) mit zeitlich und räumlich flexiblen Wasserversorgung Bedienzeiten vermag Lücken des tradi- und Abwasserbeseitigung Dorfgemeinschaftshaus tionellen Systems zu schließen. Dessen Linienführung sollte auf Stationen und Der rückläufige Wasserverbrauch führt Die Attraktivität von Dörfern wird zum Teil Endhaltestellen an zentralen Versor- in zahlreichen Netzen und Versor- dadurch bestimmt, wie sich das Zusam- gungspunkten eines Ortes mit Einkaufs- gungssystemen zu erheblichen Unter- menleben und die sozialen Prozesse möglichkeiten, Fachärzten, Apotheken im Dorf gestalten. Die meisten Dörfer ausgerichtet sein. Brandenburgs verfügen über ein Dorf- Für den Erfolg solcher Ansätze sind gemeinschaftshaus, das das soziale, die Akzeptanz und Nutzung durch die kulturelle und gesellschaftliche Leben Bevölkerung unerlässlich. Demzufolge fördert und einen Kommunikationspunkt sollten die Bürger durch Medien wie bildet. Die Räumlichkeiten können durch regionale Zeitungen, Amtsblätter und Bewohner, Vereine und Gruppen aus lokale Radiosender aber auch Flyer und der Gemeinde oder des Ortes genutzt Aushänge über diese Bedienungsfor- werden. Ebenso können auch Bürger- men und -zeiten informiert werden. sprechstunden der Verwaltung abgehal- ten werden. Es bedarf indessen einer Ebenso bietet sich ein Mobilitätsma- sorgfältigen Koordination mit den örtli- nagement innerhalb eines Ortes an. In chen gastronomischen Betrieben, um einem (bestehenden) Dorfladen oder Abbildung 28: Pumpstation einer Vakuum- deren Existenz nicht zu gefährden. Gemeinschaftshaus können Mitfahrge- leitung in Kroppen; legenheit zentral organisiert und ein- schließlich der Beförderungstarife koor- 9 Vgl. www.buergerbus-gransee.de diniert werden. Wichtig für eine solche 10 Vgl. www.rvs-lds.de 26 Handlungsempfehlungen Innenentwicklung von Dörfern im Land Brandenburg

auslastungen, technischen Problemen Energieversorgung ale. Die gegenwärtigen Techniken der (Verkeimung wegen langer Standzei- Bioenergie- und Biomasseproduktion ten des Trinkwassers in den Leitun- Angesichts begrenzter fossiler Energien gewährleisten heute bereits eine aut- gen) und Wirtschaftlichkeitsproblemen. kommt den regenerativen Energien und arke Energieversorgung von landwirt- Dementsprechend gilt es nach Versor- effizienten dezentralen Versorgungs- schaftlichen Großbetrieben und Privat- gungsalternativen zu suchen. systemen eine immer größere Bedeu- haushalten. tung für die nachhaltige und notwendige Für die Beseitigung des Abwassers in Entwicklung zu. Dies trägt erheblich zur Beispiel: Zühlen ländlichen Räumen mit geringer Bevöl- Umweltentlastung, zum Klimaschutz und Umbau eines ehemaligen Wohnteils kerungsdichte stellen Kleinkläranlagen zur Energieversorgungssicherheit bei. eines Bauernhofes zu einem modernen mit einem Abwasserzufluss von bis zu Einfamilienhaus. Gebäudeheizung und 8m³ Abwasser pro Tag11 eine Alter- Beispiel: Amt Ortrand Warmwasseraufbereitung auf Basis native zu den zentralen Anlagen dar. Für einige Gemeinden des Amtes erneuerbarer Energien: Holzvergaser Diese werden den Anforderungen einer Ortrand plant der Wasserverband als kostengünstige und sichere Alterna- umweltverträglichen und kostengüns- Lausitz eine kostengünstige und funk- tive zu Kohle, Öl, Gas; Sonnenkollek- tigen Dauerlösung gerecht. Im Vorfeld tionstüchtige Abwasserableitung zur toren für die Warmwasseraufbereitung. sollte eine Prüfung der notwendigen Erschließung der innerörtlichen Grund- Neu- oder Ersatzinvestitionen durch- stücke. Die Prüfung der gegebenen Zum Schutz des lokalen und globalen geführt werden, um die Rentabilität zu Verhältnisse sowie die Kostenver- Klimas sollten Dorfentwicklungsplanun- gewährleisten. gleichs-rechnung ergab eine Entschei- gen die Einsatzmöglichkeiten erneu- dung zugunsten einer Vakuumleitung. erbarer Energien und damit verbunde- 11 Richtlinie über den Einsatz von Kleinkläranlagen - ner Verringerung der CO2-Emissionen Bekanntmachungen des MLUV vom 28.März 2003 untersuchen. Für eine Region, die sich (www.mluv.brandenburg.de/cms/detail.php/lbm1.c.286270.de) Besonders die dezentralen Anlagen auf erneuerbare Energien, insbesondere der Kraft-Wärme-Kopplung auf Basis auf nachwachsende Rohstoffe konzent- erneuerbarer Energien bieten im Flä- riert, ergeben sich darüber hinaus auch chenland Brandenburg einige Potenzi- signifikante ökonomische Vorteile:

Abbildung 29: Hofansicht mit Sonnenkollek- toren in Zühlen Abbildung 30: Solardach Haseloff-Grabow Leitfaden für die Praxis Handlungsempfehlungen 27

▪ Förderung regionaler Wirtschafts- kreisläufe,

▪ Erhöhung der regionalen Wertschöp- fung,

▪ neue Einnahmequellen für die landwirtschaftlichen Betriebe und somit Diversifizierung der regionalen Landwirtschaft,

▪ Sicherung vorhandener und ggf. Schaffung neuer Arbeitsplätze und

▪ Steigerung der Attraktivität der Region als Wirtschafts- und Wohn- standort durch Imagegewinn.

Die Frage, welche Rohstoffe in wel- Abbildung 31: Freiflächengestaltung; Retzow chem Maße genutzt werden können, hängt von den örtlichen Ressourcen Das Handlungsfeld und Handlungsmöglichkeiten ab. „Ortsgestalt“

Neben ökologischen und ökonomischen Freiräume im Dorf haben eine ganz Grün- und Freiflächen Vorteilen kann eine Umstellung der besondere Bedeutung und können die Stromversorgung z.B. auf Photovoltaik- Ortsgestalt ebenso stark prägen wie Dörfliche Freiräume lassen sich in pri- anlagen aber auch nachhaltige Auswir- Gebäudefassaden. Ihre Begrenzungen vate, halb öffentliche und öffentliche kungen auf das Wohnumfeld aufweisen. sind keineswegs so starr wie bauliche Bereiche unterteilen. Zu den privaten Aufgrund der Ausmaße (Platzgebot und Anlagen. Deswegen sind sie in ihren Freiflächen gehören die Hausgärten, Abstandsflächen) der Anlagen gilt es in Nutzungen leicht für vielfältige andere die meistens nicht zur Eigenversorgung den jeweiligen Dörfern, die städtebauli- Zwecke veränderbar. der Eigentümer gartenbaulich genutzt che Vertretbarkeit der Anlagen (vgl. Abb. In der Konkurrenz der Regionen um den werden, sondern weitgehend Freizeit- 30), insbesondere die Auswirkungen auf Tourismus als eine die Land- und Forst- zwecken dienen. Der ökologische Wert das Ortsbild, sehr sorgfältig abzuwägen. wirtschaft nicht ersetzende, sondern hängt stark von der Nutzungsintensität Neue Materialien von Photovoltaikan- ergänzende Form der Landschafts- und der Gärten ab. lagen ermöglichen es, eine Anpassung Landnutzung, spielt das Erscheinungs- Halböffentliche Flächen im Dorf sind an die dorftypische Architektur vorzu- bild der Dörfer als ein wichtiger, weicher die Vorgärten sowie die straßensei- nehmen und damit die kulturlandschaft- Standortfaktor eine wesentliche Rolle. Als tigen Hofflächen vor den Wohn- und lichen Besonderheiten zu bewahren und wichtige Bausteine der Ortsgestalt prä- Wirtschaftsgebäuden. Auch Vorgärten zugleich energetisch zweckmäßige Wei- gen innerörtliche Grün- und Freiflächen gehören räumlich zum Straßenraum terentwicklungen zu gestatten. seit jeher den dörflichen Charakter. und prägen diesen entscheidend. Die 28 Handlungsempfehlungen Innenentwicklung von Dörfern im Land Brandenburg

nen Kommunen und Gemeinden auch Gestaltungsfibeln zur Ortsbildpflege der brandenburgischen Dörfer erarbeiten12 (siehe Broschüre des MLUV „Grün im Dorf“).

Bei der Gestaltung sollten folgende Kri- terien beachtet werden:

▪ Erhaltung der großzügigen Parzel- lenstruktur (Obstgärten)

▪ Freihaltung des Dorfangers von Bebauung und von Parkflächen

▪ Reduzierung der Versiegelung von Freiflächen (Dorfstraßen, Hofflä- chen)

Abbildung 32: Freiflächengestaltung, Straupitz ▪ dorftypische Einfriedigung der Frei- flächen Übergänge von privaten und öffentlichen sche Merkmale geprägt wie Baumreihen, Räumen sind fließend. Halböffentliche Alleen und Einzelbäume. Typisch sind Einige Freiflächen bieten sich auch als Räume können multifunktional genutzt die Streuobstwiesen am Ortsrand, die städtebauliches Nachverdichtungspo- werden und sollten daher entsprechend den besiedelten Bereich in die Land- tenzial im Rahmen der Innenentwicklung gestaltet sein. schaft einbinden. an. Die Freiraumgestaltung kann durch das Land gefördert werden. Wesentlich Zu den öffentlichen Flächen im Dorf Die Freiflächengestaltung ist auch ein sind indessen private Initiativen zur Rea- zählen: idealer Ansatzpunkt für Beteiligung der lisierung der Gestaltungsvorschläge für Bürger am Planungsprozess. Die kom- den öffentlichen und privaten Bereich. - Straßen und Wege, munalen Verwaltungen, die dörflichen Die Gestaltung der privaten Vorgärten - Dorfanger, Vereine und alle Bewohner haben die sollte durch intensive Beratung begleitet - Friedhof, Möglichkeit an der Freiraumgestaltung werden. - Dorf- und Festplatz, gemeinschaftlich und aktiv mitzuwirken. - Sportplatz, Gleichzeitig werden dadurch erheblich Straßenraum - Spielplatz, Kosten gespart und das soziale Gefüge - Flächen für Freizeit und Erholung gestärkt. Gelungene Pilotmaßnahmen Die Anlage von engmaschigen Fußwe- - und sonstige Grünflächen. können durch Ausstrahlungseffekte genetzen sowie Freiflächen und Stra- Anreize für weitere Aktivitäten geben. Für ßenräumen mit hoher Aufenthaltsqualität Das dörfliche Grünsystem mit allen die Innenentwicklung der Dörfer ist ein fördern die Attraktivität eines Wohnorts wesentlichen Grün- und Freiflächen umfassendes dörfliches Freiraumkon- erheblich. Die verkehrlichen und land- wird schließlich noch durch topografi- zept sehr hilfreich. Zu diesem Zweck kön- schaftsarchitektonischen Belange sollten Leitfaden für die Praxis Handlungsempfehlungen 29

durch Fachplaner in die Planung einge- bracht werden. Vielfach sind die Verkehrs- belastungen zumindest auf den Neben- straßen so gering (<100 Kfz/h), dass sich der Ausbau bzw. die Umgestaltung nach dem Mischungsprinzip anbietet. Bei der Dimensionierung und Befestigung müssen indessen die Abmessungen der landwirtschaftlichen Fahrzeuge berück- sichtigt werden (s. Abb. 33).

Im dörflichen Straßenraum kann mögli- cherweise im Kontext des historischen Innenbereiches auf eine vollständige Ver- siegelung verzichtet werden. Stattdessen ist dort die Pflasterung der Wege mit den historischen Feldsteinen zu bevorzugen. Dadurch wird das Ortsbild erhalten bzw. aufgewertet und ein Beitrag zur Freiraum- gestaltung geleistet. Gleichzeitig können Abbildung 33: Straße, Karwesee Konflikte hinsichtlich Kosten, Lärm und Tragfähigkeit auftreten. Deshalb ist eine Abbildung 34: Dorfanger mit Teich, Kieselwitz sorgfältige Abwägung bei der Gestaltung vorzunehmen.

Dorfanger

Bei Neugestaltungsmaßnahmen des Dorfangers ist von der historischen Bedeutung der Fläche auszugehen und daher eine möglichst offene, multifunk- tionale Struktur vorzusehen. Der Platz sollte gestalterisch nicht überladen und entsprechend seiner früheren Nutzung als schlichte Wiesenfläche angelegt werden. So ist er auch als Spielplatz, Festplatz und Treffpunkt geeignet. Alte vorhandene Bäume verleihen dem Platz seinen ortsbildprägenden Charakter und sollten erhalten werden.

12 Vgl. Abschnitt Formelle Steuerungsinstrumente 30 Handlungsempfehlungen Innenentwicklung von Dörfern im Land Brandenburg

Empfehlungen zum Prozess und zum Instrumenteneinsatz

Leitfragen zur Innenentwicklung

In den Dörfern Brandenburgs liegen wicklungsstrategie ist unabhängig von Dorfes zu identifizieren und erste Ent- bereits größtenteils Dorfentwicklungs- der Größe der Kommune. Es kommt wicklungsschwerpunkte zu formulieren. konzepte vor. Sie zeigen zwar tragfähige vielmehr darauf an, sich als Dorf früh- Im Sinne einer Evaluierung der beste- Ansatzpunkte und Entwicklungschancen zeitig richtig zu orientieren. henden Dorfentwicklungskonzepte für die Innenentwicklung der Dörfer auf, soll geprüft werden, welche Maßnah- sollten aber angesichts der demografi- 1. Welche Chancen und Risi- men aufgrund der Veränderungen noch schen und wirtschaftlichen Veränderun- ken bestehen? aktuell und welche künftig notwendig gen weiterentwickelt werden. Unter die- werden können. Gleichzeitig erlaubt die sen Gesichtspunkten sind zunächst die Um rasch einen ersten Überblick über Checkliste eine Strukturierung der viel- vorliegenden Konzepte kritisch zu ana- die vorhandenen Chancen, Prob- seitigen Aspekte der Dorfentwicklung. lysieren. Die Vorstellungen zur Dorfent- leme und Risiken einer Dorfent- Zielgruppen sind vorwiegend Ämter wicklung sollten zu einer sozialverant- wicklung zu gewinnen, ist ein und Gemeindeverwaltungen, die wortlichen, ökonomisch tragfähigen und effizientes, systematisches Vor- ausreichende Kenntnisse über die ökologisch vertretbaren Innenentwick- gehen erforderlich. Dazu kann örtlichen Situationen und Verän- lung führen und insbesondere die Dorf- die beigefügte, strukturierte derungen besitzen. Sinnvoll ist kerne stärken. Die Handlungskonzepte Checkliste13 dienen. Sie dabei die Zusammenarbeit mit bedürfen in Anbetracht der Individualität ermöglicht es, die Ent- Ortsvorstehern, die den Wan- der Dörfer und ihrer Entwicklungsfra- wicklungspotenziale und del im Dorf direkt erleben. gen einer ortspezifischen Erarbeitung. Problembereiche eines Es empfiehlt sich daher, die jeweiligen lokalen und regionalen Rahmenbedin- 13 vgl. Anhang Abbildung 35: gungen, Stärken und Schwächen eines Leitfragen Ortes zu berücksichtigen. Ziel ist es, die der Innenentwicklung; strukturellen, funktionalen und gestalte- eigene Darstellung rischen Defizite abzubauen sowie den Standort Ortskern aufzuwerten. Dazu ist idealtypischerweise ein von den Bewohnern initiierter und mit ihnen gemeinsam durchgeführter Planungs- und Verwirklichungsprozess durchzu- führen. Die erforderlichen Prüf- und Arbeitsschritte werden nachfolgend anhand von sieben Leitfragen zur Innen- entwicklung erläutert. Es wird im Sinne eines ganzheitlichen Ansatzes aufge- zeigt, wie Ortskerne entwickelt werden können. Eine erfolgreiche dörfliche Ent- Leitfaden für die Praxis Handlungsempfehlungen 31

Ergänzend bieten sich zielgruppeno- jeweils auf einer dreistufigen Skala mit der Innenentwicklung abgeleitet werden. rientierte Befragungen an. Ein Dialog den Bewertungsstufen „gering“, „mittel“ Ein Vergleich mit dem bestehenden vor- vor Ort führt zum einen dazu, dass die und „hoch“ unterschieden. liegenden Konzept lässt erkennen, ob Situation differenzierter beurteilt werden zusätzlicher Handlungsbedarf entstan- kann und bewirkt zum anderen eine Die Checkliste kann den örtlichen Gege- den ist und welche Bereiche sich positiv frühzeitige Einbeziehung der Bewohner benheiten individuell angepasst werden, entwickelt haben. in die Analyse. Weitere Kommunikati- indem die Handlungsfelder entspre- onsformen werden unter Leitfrage 4 vor- chend ihrer Bedeutung im Dorf gewich- Zudem kann die Gesamtsituation und gestellt. Erste Ansätze liefert in diesem tet werden. Die automatische Berech- -entwicklung aus allen Handlungsfeldern Zusammenhang auch der Leitfaden nung erfolgt nach Einfügen eines x in eines Dorfes in einem Index zusam- für die Dorf- und Ortsentwicklung der die Tabelle eines Gesamtmodelles. mengefasst werden, sodass auch ein Gemeinde Wiesenburg/Mark14. interkommunaler Vergleich mit anderen Das Ergebnis für die jeweiligen Hand- Dörfern möglich ist, um regionale Hand- Die Checkliste umfasst die Handlungs- lungsfelder wird in einem Raster dar- lungsschwerpunkte zu ermitteln. felder gestellt, bei dem die horizontale Achse Schließlich kann die Checkliste einen die Gegenwart (2008) und die vertikale ersten Anstoß zur Selbsthilfe seitens der ▪ Demographie, Achse die Zukunft (2030) abbildet (vgl. Gemeinde geben, sich mit der derzeiti- Abb. 30). So entsteht ein differenziertes gen und der künftigen Entwicklung aus- ▪ Arbeiten, Bild über die gegenwärtige Ausgangssi- einanderzusetzen. Die Checkliste ersetzt tuation und über die zu erwartende Ent- keine sorgfältige Bestandsaufnahme, ▪ Wohnen, wicklung des Dorfes. Daraus können sondern liefert lediglich erste Hinweise erste Ansätze für die Handlungsfelder auf mögliche Handlungsbedarfe. ▪ Daseinsvorsorge, 3,0 2030 ▪ Mobilität zu Nahversorgungszentren, Chancen Ortsgestaltung ▪ Ortsgestaltung und 2,0

▪ Dorfgemeinschaft. 1,0

Daseinsvorsorge Anhand Einschätzung der derzeitigen Risiken 2008 Situation (2008) und der künftigen Ent- 0,0 -3,0 -2,0 -1,0 1,0 2,0 3,0 wicklung (2030) sollen die wahrscheinli- Chancen chen Veränderungen ermittelt und beur- Gesamt teilt werden. Die Einschätzung für das -1,0 Jahr 2030 soll von derzeitigen Trends Wohnen Dorfgemeinschaft Demogra e ausgehen und unterstellen, dass keine Arbeit -2,0 Maßnahmen ergriffen werden. Die ein- zelnen Chancen und Risiken werden -3,0 Risiken 14 www.euroroute-r1.de/_obj/6DE51EE7-C342-438E-9857 -48C588CF3687/outline/Leitfaden-Dorfentwicklung.pdf Abbildung 36: Ergebnis der Checkliste eines Dorfes in Brandenburg / Beispiel 32 Handlungsempfehlungen Innenentwicklung von Dörfern im Land Brandenburg

2. Welche Ziele sollten maßnahmen können den historischen ▪ der Nachfrage nach Grundstücken, verwirklicht werden? Ortskern aufwerten und seine Identität Wohnungen und Gebäuden, stärken? Einer der wesentlichen Schritte besteht ▪ dem Angebot und der Verfügbarkeit nun darin, die bestehenden Ziele des Erst die Klarheit über die wesentli- von Baulücken und leerstehenden Dorfentwicklungskonzeptes auf ihre chen mittel- und langfristigen Ziele Gebäuden sowie von aktuelle Bedeutung und ihren Beitrag erlaubt es, die Strategien und Einzel- zur Innenentwicklung des Dorfes zu prü- maßnahmen für die Innenentwicklung ▪ den finanziellen Möglichkeiten der fen. Im Fokus steht die Verbesserung schlüssig zu erarbeiten. Zur langfristigen Gemeinde und der Eigentümer. der Lebensqualität in den Dörfern, ins- und grundsätzlichen Orientierung ist die besondere in den Ortskernen. Es geht Entwicklung eines dorfspezifischen Das örtliche Umsetzungspotenzial ist also um die Erhaltung und Aufwertung Leitbildes hilfreich, das die jeweiligen kritisch zu überprüfen, um die Ziele und der Dorfinnenbereiche als Wohn- und historischen, sozialen, baulichen, öko- letztlich die Handlungsfelder zu ermit- Arbeitsstandort. nomischen und ökologischen Beson- teln, die unter den gegebenen Bedin- derheiten berücksichtigt. Dieses sollte gungen überhaupt verwirklicht werden In diesem Zusammenhang stellen sich konkrete und erreichbare Ziele berück- können. beispielsweise folgende Fragen: Wie sichtigen, sodass sich die Bevölkerung können bereits bestehende Funktions- mit diesem identifizieren kann und moti- 4. Wie kann eine umfassende verluste durch Dorfentwicklungsmaßnah- viert wird. Mitwirkung erreicht wer- men wie Umnutzung, Modernisierung, den? Rückbau bestehender Gebäude sowie 3. Welche Handlungsspiel- Revitalisierung und Baulückenschlie- räume bestehen? Dorfinnenentwicklung ist in erster Linie ßung ausgeglichen oder zumindest in ein Beitrag, um die Lebensqualität ihren Wirkungen gemindert werden? Inwieweit sich die formulierten Ziele tat- für die Menschen in ländlichen Räu- Welche neuen Wohnformen sind künftig sächlich realisieren lassen, hängt freilich men zu verbessern. Eine Aufgabe, die erforderlich? Wie kann der Fremden- von den örtlichen Handlungsspielräu- demzufolge auch nur mit und von den verkehr intensiviert werden? Wie lässt men ab. Diese werden von verschiede- Menschen erfolgreich bewältigt werden sich die Infrastrukturausstattung des nen Faktoren beeinflusst, insbesondere kann. Der Planungskultur kommt daher Dorfes erhalten oder gar optimieren, um von eine zentrale Bedeutung zu. die ortsnahe Versorgung der Bevölke- Bereits die Auseinandersetzung mit rung zu sichern? Welche Gestaltungs- ▪ dem Engagement der örtlichen den Handlungsspielräumen verdeutlicht, Bevölkerung, dass die Förderung von nicht investiven Maßnahmen, die auf eine aktive Teil- ▪ der Mitwirkungsbereitschaft der habe an der Planung und deren Ver- Grundstückseigentümer, wirklichung durch die Bürger gerichtet ist, gegenüber investiven Maßnahmen ▪ dem Engagement örtlicher Betriebe erheblich an Bedeutung gewinnen wird. für die Ortsentwicklung, Die Innenentwicklung der Dörfer kann erst durch aktives Mitwirken der Bewoh- ner und aller sonstigen betroffenen Abbildung 37: umgebaute Alte Schmiede; Akteure zum Erfolg werden (kommuni- Rohrlack kative Planung). Leitfaden für die Praxis Handlungsempfehlungen 33

Der gesamte Prozess- von der Erfas- Bei der Planung kann auf bewährte Wei- sung der Probleme bis zur Umsetzung terbildungsmöglichkeiten (Schulungen, der erarbeiteten Lösung - ist auch eine Seminare, Expertengespräche etc.) und Kommunikationsaufgabe. Alle Dorfbe- Unterstützung der Heimvolkshoch- wohner sind in ihrer jeweiligen Verant- schule Seddiner See15 zurückgegrif- wortung angesprochen. fen werden, die langjährige Erfahrungen Wesentlich für eine umfassende Mitwir- mit Seminaren der Dorf- und Regional- kung ist die Sensibilisierung der Dorf- entwicklung und Projekten für die ländli- gemeinschaft für die Aufgabe der „Dor- chen Räume aufweist. finnenentwicklung“. Durch Information Um die Motivation und die Mitwirkungs- und Lernprozesse kann die Bedeutung bereitschaft der Bewohner, die Akzep- der Dorfinnenentwicklung vermittelt wer- tanz der Ziele und letztlich auch den den. Dabei haben insbesondere Bür- Umsetzungsgrad der Maßnahmen zu germeister, Ortsvorsteher und Ortsräte erhöhen, haben sich bereits in der klas- als Initiatoren und Multiplikatoren der sischen Dorfentwicklung unterschied- Innenentwicklung eine zentrale Schlüs- liche Organisationsformen bewährt selfunktion. (Arbeitskreise, Dorfwerkstatt etc.). Abbildung 38: Planungen für das Gut Neu Sacro, Stadt Forst Vor allem dann, wenn lokale Politiker und 15www.hvhs-seddinersee.de Akteure aufzeigen können, welche Chan- Abbildung 39: Akteure der Dorfentwicklung; cen, Perspektiven und Handlungsspiel- eigene Darstellung räume für neue Entwicklungen existieren, werden die Bürger und Eigentümer enga- giert mitwirken und eigenverantwortlich einen Beitrag leisten. Es kommt wesentlich auf eine direkte und klare Ansprache der Bewohner an. Beispielsweise können in solchen Gesprächen Interessen und Themen gesammelt und geklärt werden, die für die Bewohner und damit für die weitere Dorfentwicklung wichtig sind. Naturgemäß können auch einzelne oder mehrere engagierte Bürger den Prozess der Dorfinnenentwicklung initiieren. In allen Fällen ist die Mitwirkung und/oder Moderation kompetenter Planer, Archi- tekten und Landschaftsplaner bei schwierigen Fachfragen ratsam. Ihre Erfahrung ist bei der neuen und mögli- cherweise konfliktreichen Innenentwick- lung sehr hilfreich. 34 Handlungsempfehlungen Innenentwicklung von Dörfern im Land Brandenburg

Arbeitskreise haben auch bei der Innen- Tabelle 6: Eine ausführliche Darstellung liefert der entwicklung, beispielsweise als örtliches Kommunikationsformen nächste Abschnitt 'Formelle Steue- Planungsgremium, Multiplikator und als rungsinstrumente'. Für die Steuerung Vermittler zwischen den verschiedenen !"##$%&'()&"%*+",#-%. der Innenentwicklung sind darüber hin- Interessensgruppen eines Dorfes (vgl. aus auch finanzielle Anreize durch För- Abb. 38), zentrale Aufgaben. Die dau- !"#$"%&'$()*'+% dermittel bedeutsam. erhafte Kommunikation zwischen der ,-)-'.)/&'$()*'+% Dorfbevölkerung und den „Aktiven“ ist "*010.)+02-3-)4*0%5$60-")($0-)0% 6. Ist eine interkommunale nicht nur während der Strategiefindung 7010-.)4*#3")#("-'.0.% Zusammenarbeit unerlässlich. Die bewährten Kommunika- erforderlich? tionsformen sind in Tabelle 6 aufgeführt: +$'30))-'.0880%9'$"6-8:;.<=%>'$3)01-.#$0% Zusammenfassend ist festzuhalten, dass ?@$<0$A0$)#118;.<0.% Regional wirkende Einflüsse und knappe die Innenentwicklung das Potenzial der >'$330)"0%% öffentliche Finanzmittel schränken viel- Bewohner, insbesondere auch ihre Kre- !"#11"-)4*0% fach die örtlichen Gestaltungsspielräume ativität, nutzen sollte. Wichtig ist es, eine in den Dörfern erheblich ein. Zudem B;.:0%C-)4*0%1-"%D#.:E0$()60"$-060.F% positive Atmosphäre zu schaffen, die G#.:E-$")4*#3"%0"4H% ergeben sich zunehmend Aufgaben, die motiviert und persönliche Netzwerke I@4*0."-)4*<0)+$J4*0% lediglich auf der Ebene der Region oder zumindest in Abstimmung benachbarter begünstigt. Ebenso sollten in regelmä- >'$320-";.<0.F%!4*#;(J)"0.FK."0$.0"#;3"$-""0% ßigen Abständen die bisherigen Ziele, Orte sinnvoll und wirtschaftlich bewältigt Maßnahmen und Erfolge kritisch über- 9$#<06'<0.#("-'.% werden können. Häufige Fragestellun- prüft und Erfahrungen ausgetauscht wer- ! gen in diesem Zusammenhang sind: den. Eine solche Selbstevaluierung ist Wie können der Kindergarten und die ein wichtiger Erfolgsfaktor für die Gestal- Satzungen) aber auch durch das weiter- Grundschule in den nächsten Jahren tung dörflicher Prozesse. Nur wenn sich entwickelte Dorfentwicklungskonzept ausgelastet werden? Welche Einkaufs- die Beteiligten regelmäßig Klarheit über vorbereitet werden. Beispielsweise sind möglichkeiten können am Ort erhalten die Ergebnisse ihres Handelns verschaf- umfangreiche Investitionen bei Neubau, werden? Wie kann die Mobilität älterer fen, entwickelt sich die Planung zu einem Modernisierung, Umnutzung und Rück- Menschen gesichert werden? Wie kann optimierten Lernprozess. bau von Gebäuden ggf. planungsrecht- Bauland für gewerbliche Ansiedlungen lich abzusichern. zu vertretbaren Kosten bereitgestellt werden? Wie können Mieter oder Käu- 5. Welche Planungsinstru- Die letzten Änderungen des BauGB im fer für leerstehende Gebäude gefunden mente sind erforderlich? Jahr 2004 und 2007 haben die Innen- werden? Derartige Fragen lassen sich entwicklung als wichtigen Auftrag für nur in regionaler Kooperation zufrie- Wesentlicher Erfolgsfaktor der Innen- die Gemeinden ausdrücklich formuliert denstellend beantworten. Offensichtli- entwicklung ist die konsensuale Erar- und diesbezüglich weitere Instrumente cher Bedarf besteht in den Bereichen beitung und Verwirklichung von Maß- gebracht (z.B. Bebauungsplan der Innen- interkommunale Baulandentwicklung, nahmen und Projekten. Zur langfristigen entwicklung). So hat die Wiedernutzung Gebäudebörse, Masterplan Daseinsvor- Absicherung einzelner Ziele kann die von Baulücken und Brachflächen im sorge, Fremdenverkehrsmarketing etc. Verwirklichung von Maßnahmen und Ortskern Vorrang vor der Ausweisung (vgl. Abschnitt Informelle Steuerungsin- Projekten durch formelle Instrumente neuer Baugebiete am Ortsrand. strumente). des Planungs-, Bauordnungs- und Fach- rechts (Bebauungspläne und sonstige Leitfaden für die Praxis Handlungsempfehlungen 35

7. Wie kann gefördert wer- Formelle kann sich durch einen Ratsbeschluss den? Steuerungsinstrumente selbst binden, sodass die Planungs- inhalte bei der Flächennutzungsplanung Die Gemeinden sind auf die finanzielle Planung und entsprechenden Bebauungsplänen Hilfe des Bundes und der Länder bei der Konzept der Innenentwick- berücksichtigt werden müssen. Denn Bewältigung der neuen strukturellen Her- lung zur Durchführung einzelner Ordnungs- ausforderungen und Problemlagen wie und Erschließungsmaßnahmen (Boden- Leerstand, Brachflächenrevitalisierung Über die zweckmäßige Form der städ- ordnung, Gebäudeabrisse etc.) oder zur und bei sonstigen Ordnungsmaßnahmen tebaulichen Planungsinstrumente ent- Sicherung bestimmter Nutzungen im der Dorfinnenentwicklung angewiesen. scheidet die Gemeinde. Oftmals reichen Ortsinnenbereich (z.B. landwirtschaftli- Grundsätzlich werden in Brandenburg „informelle“ Pläne (z.B. Dorfentwick- cher Betriebe) können einfache Bebau- Maßnahmen der Innenentwicklung im lungsplan als städtebaulicher Rahmen- ungspläne oder andere Satzungen Rahmen von ILE mit einem LEADER- plan) aus, um die geplanten Maßnah- erforderlich sein. Ansatz gefördert, die der Förderrichtlinie men mit allen Beteiligten abzustimmen entsprechen. Dafür werden u.a. auch und zu verwirklichen. Das Verfahren Bauleitpläne verschiedene von Bund und Land16 zur Aufstellung eines Dorfentwicklungs- unterstützte Förderprogramme der länd- konzeptes ist gesetzlich nicht geregelt, Bauleitpläne sind von den Gemeinden in lichen Entwicklung verwendet. verlangt aber eine intensive Einbin- eigener Verantwortung aufzustellen (kom- Es ist auf Grundlage des Dorfentwick- dung der Dorfbewohner, damit Ziele munale Selbstverwaltung), wenn und lungskonzeptes in den Orten zu prüfen, und Maßnahmen mit den Bewohnern soweit es die städtebauliche Entwicklung mit welchen Finanzierungshilfen die abgestimmt werden können und die und Ordnung erfordert. Planungsbedarf privaten und öffentlichen Maßnahmen Verwirklichung öffentlicher Maßnahmen kann beispielsweise bei umfangreichen gefördert werden können (vgl. Abschnitt unterstützt bzw. die privater Maßnah- Brachflächen und Gebäudeleerständen Informelle Steuerungsinstrumente). Die men von den Grundstückseigentümern durchaus gegeben sein, um die künftige Effizienz der Fördermittel kann durch durchgeführt werden. Die Gemeinde Bebauung oder Sicherung als Freiflä- fachkundige Beratung erheblich verbes- sert werden. Hier bieten Kommunal- und !!!!"#$#%$&'()&("%$*#&"#+ Fachverwaltungen, Wissenschaft und qualifizierte Planungsbüros Unterstüt- ,-%*#..+ zung an. Die entscheidende Vorausset- zung für die Förderung ist indessen eine (")*+,$-#$#&,-,$.' überzeugende Darstellung der örtlichen Initiativen, des Engagements und der /,0.#".%$&' finanziellen oder materiellen Eigenbe- teiligung. 12+#".%$&' !"#$%$&' 3$.,245--%$#",' Abbildung 40: Steuerungsinstrumente /&0-%*#..+ 6%0#--,$#27,8.' zur Innenentwicklung

16 Europäische Union, der Bund und die Länder (8$#$98,2%$&'%$:' (;2:,2%$&' 36 Handlungsempfehlungen Innenentwicklung von Dörfern im Land Brandenburg

che zu steuern. Dabei sind öffentliche Zudem gilt es, die Siedlungsentwicklung Auf die Umweltprüfung und auf den Belange beispielsweise des Ortsbildes mit dem Ausbau der Infrastrukturstand- Umweltbericht kann dabei verzichtet und private Belange beispielsweise Nut- orte und -netze auch unter Tragfähig- werden, wenn die zulässige Grundflä- zungsabsichten der Eigentümer unterein- keitsgesichtspunkten zu koordinieren. che 20.000 m² nicht überschreitet. ander und gegeneinander gerecht abzu- Ein solcher Plan kann aufgestellt werden, wägen. (Abwägungspflicht §1 Abs. 7 · Qualifizierter Bebauungsplan bevor der Flächennutzungsplan geän- BauGB). Die Priorität der Innenentwick- Der Bebauungsplan legt die bauliche dert wird. Dadurch kann die Gemeinde lung gegenüber der Außenentwicklung und sonstige Nutzung für Grundstücke zeitnah auf entsprechende Nachfragen ist dabei besonders zu beachten. in Teilgebieten der Gemeinde rechtsver- reagieren und das Planungsverfahren bindlich fest. Ein qualifizierter Bebau- beschleunigen. ungsplan muss mindestens Planung Ein Planungserfordernis im Innenbe- ▪ Art und Maß der baulichen Nutzung, reich kann sich aus mehreren Gründen • Konzept der Innenentwicklung ergeben: • Flächennutzungsplan ▪ überbaubare Grundstücksfläche und • Bebauungsplan ▪ Freiflächen im Dorf, die sich für eine • Bebauungsplan für die ▪ örtliche Verkehrsflächen bauliche Nutzung anbieten, weisen Innenentwicklung (§ 30 Abs. 1 BauGB). gelegentlich eine Größe auf, die • Einfacher Bebauungsplan nicht von der Umgebungsbebauung • Text-Bebauungsplan als Festsetzungen enthalten. Mit einem geprägt werden. Ein Bebauungszu- Bebauungsplan können sowohl pla- sammenhang ist daher nicht gege- nungsrechtliche als auch baugestal- ben und es kann nicht beurteilt wer- · Flächennutzungsplan terische Ziele durchgesetzt werden. den, ob sich neue Bauvorhaben in Der Flächennutzungsplan stellt die Während für Siedlungserweiterungen die Eigenart der näheren Umgebung Grundzüge der Bodennutzung für das regelmäßig ein qualifizierter Bebau- einfügen. Deshalb sind in diesen Fäl- gesamte Gemeindegebiet dar und bil- ungsplan erforderlich ist, bieten sich für len Vorhaben nach § 34 BauGB nicht det als vorbereitender Bauleitplan daher die Innenentwicklung die nachfolgend genehmigungsfähig und es besteht im Allgemeinen die Grundlage für die beschriebenen Bebauungsplantypen ein Planerfordernis. Aufstellung von Bebauungsplänen (§5 und Baurechtsatzungen an. BauGB). Er besitzt eine strategische ▪ Die Umgebung des Plangebietes ist Bedeutung für die beabsichtigte städte- · Bebauungsplan für den Innenbereich in städtebaulicher Hinsicht so hete- bauliche und sonstige Entwicklung der (§13a BauGB) rogen, dass der Ermessensspiel- Gemeinde, ihrer Ortsteile und Dörfer. Der Bebauungsplan zur Innenentwick- raum bei der Baugenehmigung aus Der Flächennutzungsplan ist aufgrund lung eignet sich zur Überplanung und gemeindlicher Sicht zu groß wäre. der Darstellung vor allem von Bau- und Nutzung von innerörtlichen Bauflä- Zur Feinsteuerung der baulichen Nut- Nicht-Bauflächen ein zentrales Steue- chenpotenzialen im unbeplanten Innen- zungen bietet sich daher ein Bebau- rungsinstrument für die Innenentwick- bereich. Damit lassen sich städtebau- ungsplan an. lung. Insbesondere kann über den liche Ziele zur baulichen Nutzung und Umfang der ausgewiesenen Bauflächen Wiedernutzbarmachung von Flächen, ▪ Die Innenbereichsfläche verfügt über am Ortsrand die Nachfrage nach Grund- zur Nachverdichtung oder andere Maß- keine ordnungsgemäße Erschließung, stücken und Gebäuden im Innenbereich nahmen der Innenentwicklung in einem eine unabdingbare Voraussetzung für beeinflusst werden. beschleunigten Verfahren verwirklichen. die Genehmigung baulicher Anlagen. Leitfaden für die Praxis Handlungsempfehlungen 37

Zwar kann eine Erschließung auch Im Geltungsbereich eines einfachen klarstellend vom Außenbereich abgren- ohne Bebauungsplan erstellt werden, Bebauungsplans ist ein Vorhaben bau- zen. Solche Satzungen sind unter Betei- bei Konflikten ist indessen die Auf- planungsrechtlich zulässig, wenn es den ligung der Betroffenen zu erstellen, müs- stellung einer Baurechtssatzung zu Festsetzungen nicht widerspricht, sich sen angezeigt und ortüblich bekannt empfehlen. ansonsten in die Eigenart der näheren gegeben werden. Umgebung gemäß § 34 BauGB einfügt Für die Innenentwicklung ist diese Sat- ▪ Vom geplanten Vorhaben (Neubau und die Erschließung gesichert ist. zung sinnvoll, wenn es darum geht, oder Umnutzung) gehen möglicher- bebaute Ortslagen eindeutig vom weise Auswirkungen aus, die nur · Text-Bebauungsplan Außenbereich abzugrenzen und ein- planerisch bewältigt werden können. Auf die Planzeichnung kann auch voll- zelne Grundstücke dem Innenbereich Im Rahmen eines förmlichen Bebau- ständig verzichtet werden, sofern die zuzuordnen. Sie hat insofern lediglich ungsplanverfahrens mit umfassender Festsetzungen eindeutig textlich for- klarstellende Wirkung. Zu beachten ist, Beteiligung können die Wirkungen muliert werden können. Der Geltungs- dass auch die zusätzlichen Grundstücke abschließend untersucht und pla- bereich des Bebauungsplans wird innerhalb der Satzung erschließungs- nungsrechtlich geregelt werden. durch die abschließende Aufzählung beitragspflichtig werden. Alle Vorhaben, der Flurstücke bestimmt. Beispielhafte die innerhalb des Geltungsbereichs der Folglich ist der Bebauungsplan gemäß Anwendungsmöglichkeiten sind die Satzung beantragt werden, sind danach §13a BauGB ein effizientes Steuerungs- Festsetzung von Gestaltungsvorschrif- gemäß §34 BauGB zu prüfen. Ein Vor- instrument für die Innenentwicklung der ten wie beispielsweise die höchstzuläs- haben muss sich nach Art und Maß der brandenburgischen Dörfer. sigen Trauf- und Firsthöhen für alle den baulichen Nutzung, der Bauweise und öffentlichen Straßenraum begrenzen- der überbaubaren Grundstücksfläche · Einfacher Bebauungsplan den Gebäude, die dauerhafte Sicherung in die Eigenart der näheren Umgebung (§30 Abs.3 BauGB) eines Dorfangers oder Streuobstwiesen einfügen („Einfügungsgebot“). In Ver- Der vereinfachte Bebauungsplan kann als öffentliche bzw. private Grünflächen. bindung mit Festsetzungen gem. §9 auf einige oder mehrere der Mindest- Die Aufstellung ist aufgrund der BauGB ist die Innenentwicklung der festsetzungen nach §30 Abs. 1 BauGB begrenzten Zahl von Festsetzungen Dörfer mit einfachen Instrumenten - verzichten. Ein einfacher Bebauungs- ebenfalls im beschleunigten Verfahren wenn auch begrenzt - steuerbar. plan kann beispielsweise für den Stra- möglich und kostengünstiger als ein ein- ßenausbau, die Anlage eines Dorfplatzes facher Bebauungsplan. Sofern jedoch Flächenmanagement oder die planungsrechtliche Sicherung zur Sicherung eines geordneten Stra- eines landwirtschaftlichen Betriebes ßenraums auch eine Baugrenze oder Erst durch das Flächenmanagement in der Ortslage eingesetzt werden. Im Baulinie festgesetzt werden soll, wird können viele der gewünschten pla- letzten Fall kann sich der Inhalt auf die ein einfacher Bebauungsplan mit Plan- nerischen Ziele und Maßnahmen ver- Festsetzung der Nutzungsart, beispiels- zeichnung erforderlich. wirklicht werden. Das zentrales Auf- weise Dorfgebiet (MD) beschränken. Zur gabenfeld der Gemeinde umfasst alle Ortsgestaltung bietet sich ein einfa- Sonstige Baurechtssatzungen Handhaben der Bodenordnung zur cher Bebauungsplan mit Festsetzungen umsetzungsorientierten Steuerung der zum Maß der Nutzung in Verbindung mit · Innenbereichssatzung nachhaltigen Siedlungsflächenentwick- baugestalterischen Festsetzungen nach Mit einer Innenbereichssatzung gemäß lung. Gerade für die Innenentwicklung der Landesbauordnung an. Ein solcher §34 Abs. 4 BauGB kann die Gemeinde ist das Instrumentarium unverzichtbar, Bebauungsplan kann auch nach § 13 a die Grenze des im Zusammenhang um die vor-handenen Flächenpotenzi- BauGB erstellt werden. bebauten Ortsteiles bestimmen und ale für die Baulandnachfrage zu mobi- 38 Handlungsempfehlungen Innenentwicklung von Dörfern im Land Brandenburg

lisieren und so zu einer sparsameren Grundstücke und Gebäude im in der Region in einem regionalen Ver- Neuausweisung zu kommen. Innenbereich bund daran beteiligen, ein gemeinsa- mes Informationssystem erstellen und ▪ störende bauliche Anlagen und die Ergebnisse bei der Baulandauswei- Flächenmanagment Nutzungen sung auch tatsächlich berücksichtigen, um Flächenkonkurrenzen und Überan- • Baulückenkataster ▪ umfangreiches konkurrierendes gebote zu vermeiden. • Umlegung (hoheitlich, Baulandangebot am Ortsrand freiwillig, vereinfacht) Umlegung • Flurbereinigung ▪ komplexe Planungsverfahren • Städtebauliche Verträge · Klassische und vereinfachte Umlegung • Vorkaufsrecht Entscheidend für ein erfolgreiches (§§ 44 ff u. 80 ff BauGB) • Gebote kommunales Flächenmanagement ist Die Umlegung ist nach dem BauGB der strategische und zielgerichtete ein gesetzlich geregeltes hoheitli- Für ein nachhaltiges Flächenmanage- Einsatz der breiten Palette hoheitli- ches Grundstückstauschverfahren ment zur Innenentwicklung kommen in cher und privatrechtlicher Instrumente. unter Federführung der Gemeinde Betracht: Im Rahmen der Eigentümerbeteiligung und verfolgt das Ziel, zur Erschließung - Baulückenschließung, kann eine realitätsnahe Visualisierung oder Neugestaltung auch von teilweise - Mobilisierung von Baulandpotenzialen, von neuen Nutzungsalternativen für die bereits bebauten Gebieten, also Innen- - Wiedernutzung von Brachflächen, Grundstücke erleichtert die Kommunika- bereichsflächen, in der Weise zu ord- - Nachverdichtung von Innenbereichen, tion mit den Interessenten unterstützen nen, dass nach Lage, Form und Größe - Umnutzung von Gebäuden. und die Überzeugungskraft und Akzep- für die bauliche oder sonstige Nutzung tanz von Konzepten erhöhen. Für eine geeignete Grundstücke entstehen. Die Erforderlichkeit eines Flächenmana- umsetzungsorientierte Innenentwick- gements ergibt sich aus den oft vielfäl- lung kommen die nachfolgenden städte- Im Innenbereich im Sinne des §34 tigen Hemmnissen und Blockaden der baulichen Instrumente in Betracht. BauGB ist die Umlegung auch ohne Innenentwicklung. Diese können mit den Bebauungsplan anwendbar. Allerdings Instrumenten der Bodenordnung bewäl- Baulückenkataster müssen sich hinreichende Kriterien für tigt oder zumindest kann eine Grund- die Neuordnung der Grundstücke aus stücksentwicklung dadurch unterstützt Ein Baulückenkataster mit vollstän- der Eigenart der näheren Umgebung werden. Zu den Hemmnissen gehören: diger Erfassung der innerörtlichen oder aus einem einfachen Bebauungs- Baulandpotenziale ist eine unverzicht- plan ergeben (§45 BauGB). ▪ unzweckmäßige Grundstückszu- bare Informationsgrundlage für die stra- schnitte tegische Innenentwicklung und für den Eine Alternative zur klassischen Umle- gezielten Einsatz des bodenpolitischen gung stellt der hoheitliche Grund- ▪ fehlende oder unzureichende Instrumentariums. Wichtige Informati- stückstausch durch die vereinfachte Erschließung onen sind neben dem Preis, dem pla- Umlegung gem. §§ 80-84 BauGB dar. nungs- und erschließungsrechtichen Das Verfahren eignet sich für kleine ▪ fehlende Verkaufsbereitschaft der Zustand auch die Verkaufsbereitschaft Gebiete mit geringerem eigentums- Grundstückseigentümer des Eigentümers. Das Kataster ist dann rechtlichem Regelungsbedarf. Die besonders hilfreich, wenn sich mög- neu zu ordnenden Grundstücke oder ▪ überhöhte Wertvorstellungen für lichst viele Gemeinden und Ortsteile Grundstücksteile müssen aneinander Leitfaden für die Praxis Handlungsempfehlungen 39

grenzende oder in enger Nachbarschaft mit dem landwirtschaftlichen Wegenetz Erschließungsverträgen im unbeplanten liegen. Auch kann eine einseitige Zutei- in der Feldflur, die Regulierung der was- Innenbereich ist das Erschließungsge- lung von Splittergrundstücken erfolgen, serwirtschaftlichen Verhältnisse sowie biet parzellenscharf abzugrenzen. die nicht selbstständig bebaubar sind. sonstige Erschließungs- und Gestal- Für die Aktivierung und Nutzung inner- tungsmaßnahmen. Auch die Aussied- Vorkaufsrecht örtlicher Brachflächen kann dieses Ver- lung von Betriebsteilen zum Beispiel (§24 u. 25 BauGB) fahren sehr effizient eingesetzt werden. der Tierhaltung kann unterstützt werden. Insgesamt können die einzelbetriebliche Der Gemeinde steht nach §24 BauGB · Freiwillige Umlegung Situation land- und forstwirtschaftlicher ein gesetzliches Vorkaufsrecht beim Die freiwillige Umlegung hat nach dem Unternehmen durch die Beseitigung Kauf von unbebauten Grundstücken Subsidiaritätsprinzip Vorrang vor allen struktureller Defizite erheblich verbes- bzw. Grundstücksteilen zu u.a. im Gel- hoheitlichen Bodenordnungsverfahren sert und die Produktions- und Arbeits- tungsbereich eines Bebauungsplans, und kommt dann zum Tragen, wenn bedingungen gefördert werden. Diese soweit es sich um Flächen für eine sich alle Grundstückseigentümer ein- strukturellen Maßnahmen dienen damit öffentliche Nutzung handelt, innerhalb vernehmlich auf die Neuordnung der zugleich der Verbesserung der Umwelt- eines Umlegungsgebietes, im Geltungs- Grundstücke einigen und dazu einen und Lebensbedingungen aller Einwoh- bereich einer Erhaltungssatzung und im gemäß §11 BauGB mit der Gemeinde ner in den Dörfern. Innenbereich, soweit diese vorwiegend abschließen. Nach den Neuordnungs- mit Wohngebäuden bebaut werden kön- verhandlungen wird das Verfahren durch Städtebauliche Verträge nen. In typischen Dorfgebieten gem. §5 notarielle Beurkundung des Grund- BauNVO ist das Vorkaufsrecht ausge- stückstauschvertrags abgeschlossen. Für die Innenentwicklung der Dörfer schlossen. Dies gelingt meist nur, wenn wenige kommen vertragliche Vereinbarungen Die Gemeinde kann nach § 25 BauGB Grundstückseigentümer beteiligt sind. hauptsächlich zur Bodenordnung, zur durch Satzung auch ein besonderes Der Austausch der Grundstücksflächen Kostenübernahme, zu Bauverpflichtun- Vorkaufsrecht begründen, um beispiels- ist im Gegensatz zur Umlegung grund- gen und zur Erschließung in Betracht weise eine geordnete städtebauliche erwerbssteuerpflichtig. (§11 und §124 BauGB). So kann die Innenentwicklung zu erreichen. Damit Gemeinde die Erschließung durch können sowohl unbebaute als auch Flurbereinigung (FlurbG) einen Vertrag ganz oder teilweise auf bebaute Grundstücke erworben werden, einen Dritten (z.B. Eigentümergemein- wenn das Dorfentwicklungskonzept ent- Die Flurbereinigung wird in Branden- schaft, Erschließungsträger) übertragen. sprechende Maßnahmen vorsieht wie burg als eine gesetzliche Pflichtaufgabe Dann entfällt der ansonsten obligatori- beispielsweise Erschließungsanlagen und als ein Instrument zur Umsetzung sche kommunale Eigenanteil von 10 %, oder Grün- und Freiflächen. Auch die der Integrierten Ländlichen Entwicklung sodass die Gemeinden zusätzlich finan- Mobilisierung von Bauflächen im Innen- gefördert und kann auch zur Neuord- ziell entlastet werden. bereich kann grundsätzlich damit geför- nung der Ortslagen eingesetzt werden. Für die Innenentwicklung ist ein Erschlie- dert werden. Dies setzt indessen die Zustimmung der ßungsvertrag hilfreich, wenn die innere Eigentümer voraus. Typische Maßnah- Erschließung für kleine Baugebiete (z.B. Städtebauliche Gebote men zur Unterstützung der Dorfinnen- zweite Reihe) durch eine Privatstraße (§176 ff. BauGB) entwicklung sind die Neuordnung und anstelle einer öffentlichen Straße vorge- Arrondierung landwirtschaftlicher Hof- sehen wird. Die Herstellung und Unter- Festsetzungen im Bebauungsplan lösen stellen, die Anlage rückwärtiger Erschlie- haltung der Straße obliegt den Anliegern, keine unmittelbare Verpflichtung zu ihrer ßungen zur Verbindung von Hofstellen in deren Eigentum die Straße bleibt. Bei Verwirklichung aus. Dazu bedarf es viel- 40 Handlungsempfehlungen Innenentwicklung von Dörfern im Land Brandenburg

mehr städtebaulicher Gebote, die in der mehr dauerhaft genutzten Flächen im Gestaltungssatzung in der Praxis bisher Praxis, insbesondere in Dörfern aller- Geltungsbereich eines Bebauungspla- nicht durchgesetzt. dings sehr selten angewendet werden. nes. Der Eigentümer muss die Maßnah- Möglicherweise führt allein die Existenz men nicht selbst ausführen, sondern hat Gestaltungsempfehlungen der Gebote in den Verhandlungen mit Rückbau durch die Gemeinde lediglich Eigentümern über städtebauliche Maß- zu dulden. Die Anwendungsvorausset- Eine Alternative zur rechtsverbindlichen nahmen bereits zu einer einvernehmli- zung ist eng begrenzt. Hinsichtlich der Gestaltungssatzung sind Gestaltungsemp- chen Lösung. Aus diesem Grunde wer- Innenentwicklung ist dieses Gebot mög- fehlungen, die als Gestaltungshandbü- den die Gebote nur kurz erläutert. licherweise hilfreich, wenn ortsuntypische cher von der Gemeinde mit den Bürgern und untergenutzte Gebäude das Ortsbild erarbeitet werden sollten. Dabei werden · Bau- und Anpassungsgebot erheblich beeinträchtigen. Dabei hat die ortsgestalterische Probleme untersucht, (§ 176 BauGB) Gemeinde die wirtschaftlichen Nachteile dokumentiert und unter Beachtung der Das Bau- und Anpassungsgebot wird für den Eigentümer zu entschädigen oder örtlichen Bautradition städtebauliche und ausschließlich im Geltungsbereich eines ggf. das Grundstück zu übernehmen. baugestalterische Empfehlungen für die B-Plan oder in einem § 34er Gebiet Erhaltung und Gestaltung von ländlichen angewendet, das gemäß der Eigenart Gestaltung Gebäuden und baulichen Anlagen formu- der näheren Umgebung bebaut werden liert. Dies sollte mit kurzen Einführungen soll. Folgende städtebauliche Maßnah- in die baugeschichtlichen Zusammen- men lassen sich damit verfolgen: Gestaltung hänge verbunden werden, denn daraus lassen sich Bauformen und städtebauli- - Baulückenschließung • Gestaltungssatzung che Entwicklungen oftmals ableiten und - Bebauung eines Grundstücks • Gestaltungsempfehlungen begründen. Gestaltungshandbücher sind - Aufstockung eines Gebäudes • Einzelberatung rechtlich unverbindlich, sie entfalten posi- - Teilrückbau eines Gebäudes o.ä. tive Wirkungen durch die gemeinsame Erarbeitung von Gestaltungsregeln mit · Modernisierungs- und Instandset- Gestaltungssatzung den Dorfbewohnern. zungsgebot (§ 177 BauGB) (§ 81BbgBO) Das Modernisierungs- und Instandset- Einzelberatung zungsgebot kann im Rahmen der Innen- Mittels örtlicher Bauvorschriften kann die entwicklung zur Beseitigung innerer Gemeinde die Gestaltung von Gebäuden Das Bewusstsein für Baukultur und für die oder äußerer Missstände oder Män- (z.B. Dachform) und Grundstücken (z.B. gestalterische Wertigkeit alter Gebäude gel an Gebäuden eingesetzt werden. Begrünung) sowie die Wahl der Bauma- ist gelegentlich bei den Dorfbewohnern Diese liegen u.a. vor, wenn die bauliche terialien für einen räumlich begrenzten wenig ausgeprägt. Die Einzelberatung Anlage das Straßen- und Ortsbild erheb- Geltungsbereich regeln. Dadurch können der Grundstücks- oder Gebäudeeigen- lich beeinträchtigt. Ortskerne mit attraktivem Ortsbild vor tümer durch erfahrene und kompetente Verunstaltung geschützt werden. Dies Planer und Dorfarchitekten ist für das · Rückbau- und Entsiegelungsgebot gilt beispielsweise hinsichtlich Werbe- Aufzeigen der vielseitigen Gestaltungs- (§ 179 BauGB) anlagen, TV-Antennen oder unmaßstäb- möglichkeiten vorhandener Gebäude bei Die Anordnung eines Rückbau- und Ent- licher An- und Umbauten an Gebäuden. Um- und Anbaumaßnahmen sowie zur siegelungsgebotes dient der Beseitigung Auch eine überzogene Freiflächenversie- Klärung bauordnungs- und denkmalpfle- einer baulichen Anlage oder der sons- gelung kann damit verhindert werden. In gerischer Fragen sehr hilfreich. Oftmals tigen Wiedernutzbarmachung von nicht Brandenburg hat sich das Instrument der sind die verschiedenen Handlungsoptio- Leitfaden für die Praxis Handlungsempfehlungen 41

nen nicht bekannt und es besteht zudem Denkmalschutz Mit Satzungen kann die Gemeinde Unkenntnis über die zuständigen Behör- zusammen mit der Denkmalfachbe- den (z.B. Denkmalschutz). Denkmale in Brandenburg sind Gebäude hörde zusätzlich erhaltenswerte Berei- und andere Zeugnisse menschlicher che unter Schutz stellen (Denkmalbe- Erhaltung Geschichte und prägende Bestand- reichssatzung §4 Abs. 1 BbgDSchG). teile der Kulturlandschaft (§1 Abs. 1 Einzeldenkmale und Bereiche (Straßen- BbgDSchG)17. Sie sind aus geschichtli- züge) sind für die Innenentwicklung von Erhaltung chen, wissenschaftlichen, künstlerischen Bedeutung, da geschützte Ensembles oder städtebaulichen Gründen ihrer Nut- grundsätzlich nicht abgerissen oder ver- • Erhaltungssatzung zung entsprechend dauerhaft zu erhalten ändert werden dürfen. • Denkmalschutz (Erhaltungspflicht §7 BbgDSchG). • Natur- und Landschaftsschutz Für die Eigentümer von Denkmälern • Baumschutzverordnung In vielen Dörfern Brandenburgs gibt es besteht im Gegensatz zur Erhaltungssat- solche denkmalgeschützten Gebäude, zung nach §172 Abs. 1 Nr. 1 BauGB eine Straßen, Plätze oder Ortskerne. Auf- aktive Erhaltungspflicht. Bei der Instand- Erhaltungssatzung gabe des Denkmalschutzes ist es, diese setzung und Modernisierung der Substanz (§ 172 Abs.1 Nr.1 BauGB) historischen Einzelobjekte und Ensem- oder des Erscheinungsbildes (z.B. für den bles mit ihrem besonderen Charakter Einbau neuer Fenster) bedarf es einer Erhaltenswerter Gebäudebestand, der und ihrem Beitrag zum Ortsbild in ihrer Erlaubnis der unteren Denkmalschutzbe- die städtebauliche Eigenart eines Berei- Gesamtheit zu erhalten und zu pflegen. hörde (Erlaubnispflichtige Maßnahmen ches durch seine Gestalt prägt, kann Einzelheiten, insbesondere Eingriffs- §9 BbgDSchG). (vgl. Abschnitt Informelle in einem abgegrenzten Gebiet von der möglichkeiten der Denkmalbehörde Steuerungsinstrumente) Gemeinde durch eine Satzung gesi- sowie Pflichten und Rechte des Denk- chert und erhalten werden (§172 Abs.1 maleigentümers, regelt das Gesetz über Nr.1 BauGB). Zu den erhaltenswürdigen den Schutz und die Pflege der Denk- 17 Boden-, Bau-, Gartendenkmale, technische und städtebaulichen Merkmalen gehören der male im Land Brandenburg. beweglichen Denkmale Dorfgrundriss, die Dorfsilhouette, die Baustruktur im historischen Ortskern und auch sonstige bauliche Ensembles. Mit einer Erhaltungssatzung kann der Verlust von städtebaulich bedeutsamen, jedoch nicht denkmalgeschützten Objek- ten weitgehend verhindert werden. Alle baulichen Maßnahmen wie Abriss, Nut- zungsänderung, Modernisierung oder Umbau stehen unter Genehmigungsvor- behalt der Gemeinde.

Abbildung 41: Denkmalgerechte Umbau- maßnahmen; Neulietzegöricke, Märkisch- Oderland 42 Handlungsempfehlungen Innenentwicklung von Dörfern im Land Brandenburg

Natur- und Landschaftsschutz Für die Gestaltung und Entwicklung der Innenbereiche weisen Natur- und Land- Der Natur- und Landschaftsschutz ist in schaftsschutzzonen zwar einen gerin- Brandenburg aufgrund der erheblichen geren Einfluss aus, allerdings sollte die Naturschutzpotenziale und großflächi- bauliche Entwicklung an den Dorfrän- gen Kulturlandschaften von zentraler dern auf die Erfordernisse der Schutz- Bedeutung. Natur und Landschaft sind zonen und deren Schutzziele Rücksicht dauerhaft aufgrund ihres eigenen Wer- nehmen (z.B. Einhaltung von Abstands- tes und als Lebensgrundlage des Men- flächen). schen auch im besiedelten Bereich zu schützen, zu pflegen und zu entwickeln Brandenburgische (§1 Abs. 1 BbgNatSchG). Es können Baumschutzverordnung auch in der Ortslage geschützte Land- schaftsbestandteile festgesetzt wer- Im Innenbereich befinden sich auf Dorf- den, die zur Belebung, Gliederung und angern, Privatgrundstücken oder sonsti- Pflege des Orts- und Landschaftsbildes gen Grünflächen oftmals erhaltenswerte, beitragen. (Landschaftsbestandteile alte Großbäume, die das Orts- und Land- §24 Abs. 1 BbgNatSchG). Für die Land- schaftsbild in besonderer Weise prägen. schaftsbestandteile im Innenbereich Aufgrund des Siedlungsdruckes, Bau- und im Geltungsbereich eines Bebau- maßnahmen und Grundstücksparzel- ungsplans können die Festsetzungen lierungen sind diese Bäume gefährdet. auch durch eigenständige Satzungen Die Baumschutzverordnung (Bbg- der Gemeinden getroffen werden. BaumSchV) regelt deren Erhaltung, Pflege und Schutz. Die für Brandenburg typischen Alleen dürfen als gesetzlich geschützter Teil Vorrangig werden Einzelbäume als von Natur und Landschaft nicht beseitigt, geschützte Landschaftsbestandteile zerstört, beschädigt oder beeinträchtigt festgesetzt, wenn sie einen Stammum- werden (§31 BbgNatSchG). Sie prägen fang von mindestens 60cm aufweisen. mit ihren alten Bäumen maßgeblich das Sie werden u.a. aufgrund ihres Erleb- Ortsbild und die Kulturlandschaft Bran- nis- und Erholungswertes von Land- denburgs. schaften geschützt (Schutzweck) und dürfen weder beseitigt, beschädigt, Abbildung 42: Baumallee in Schlalach verändert, noch beeinträchtigt werden Abbildung 43: Geschützter Baum; (Verbote). Hakenberg Leitfaden für die Praxis Handlungsempfehlungen 43

Informelle sowie Gebäude- und Brachflächenre- ▪ Handwerker und kleine Betriebe, Steuerungsinstrumente vitalisierung geboten. Sie ermöglicht ▪ öffentliche Verwaltung und Politik, Interkommunale Zusammen- ▪ den Abbau von Konkurrenzen, arbeit und Netzwerkbildung ▪ Verkehrsbetriebe, ▪ die optimale Nutzung bestehender Nachfragepotenziale, insbesondere ▪ Bürger als Konsumenten und als für die Um- und Wiedernutzung von Beteiligte an der Gestaltung der freigesetzten Flächen und Gebäuden, Region,

▪ die Gewährleistung einer wirtschaft- ▪ Bildungseinrichtungen (Kita, lich tragfähigen Siedlungs- und Infra- Schule…) • Freiwillige Kooperationen strukturentwicklung und • Netzwerkbildung ▪ Tourismusorganisationen, ▪ die Sicherstellung sonstiger freiwilliger oder pflichtiger kommunaler Aufgaben. ▪ Vereine, Verbände, wissenschaftli- che Einrichtungen und Unter den veränderten Rahmenbedin- Von besonderer Bedeutung für die gungen sind die Handlungsspielräume Lebensqualität ländlicher Räume Bran- ▪ übergeordnete Behörden der einzelnen Dörfer und auch Gemein- denburgs wird die Aufrechterhaltung den oftmals eingeschränkt. Deshalb von Mindeststandards mit Bildungs- Die Bildung von Kooperationen und sollten Synergien durch Zusammenar- einrichtungen (Kindergärten, Schulen), Netzwerken sollte verstärkt innerhalb beit gesucht und die Möglichkeiten opti- medizinischen Einrichtungen und mit der gebietsbezogenen lokalen Entwick- mal ausgeschöpft werden. Freiwillige Einrichtungen der Nahversorgung sein. lungsstrategien (GLES) durch ein pro- Kooperationen mehrerer öffentlich- Die erforderlichen Anpassungsstrate- fessionelles Regionalmanagement rechtlicher Gebietskörperschaften und/ gien bedürfen dringend der regionalen unterstützt werden, zumal dies mit oder privater Institutionen, die für die Kooperation. ELER-Mitteln gefördert wird. Das Regi- Erreichung eines bestimmten Zieles onalmanagement begleitet die lokalen Synergieeffekte nutzen und dadurch Netzwerke als Kooperationen priva- Akteure bei der Initiierung von regiona- eventuell die öffentlichen Haushalte ter und öffentlicher Akteure haben sich len Projekten und gibt Hilfestellungen entlasten oder Marketingvorteile erzie- auch hinsichtlich der Etablierung neuer bei der Vernetzung und Bündelung len, sollten angestrebt werden. Dabei Wertschöpfungsketten mit sehr positi- regionaler Kräfte. In diesem Zusam- sollten situations- und regionsbe- ven regionalwirtschaftlichen Effekten menhang kann für interessierte Akteure zogene Lösungen gefunden werden, bewährt. Eine wichtige Voraussetzung der Managementleitfaden der Fach- um die vielfältigen Herausforderungen für eine erfolgreiche Kooperation ist die hochschule Neubrandenburg und des der jeweiligen Region gemeinsam zu Forderung, dass alle jeweils beteiligten Umweltbundesamtes18 hinzugezogen bewältigen. Akteure gleichberechtigt sind: werden. Basierend auf Praxiserfahrun- gen werden Handlungsempfehlungen Für die Kommunen ist eine regionale ▪ Produzenten und Verarbeitungsbe- für die Konzepterstellung regionaler Abstimmung und Kooperation für die triebe von Nahrungsmitteln, Bereiche Infrastruktur, Tourismus, Umweltschutz, Baulandausweisung ▪ Handel, 18 http:www.gp.fh-nb.de/lu/leitfaden/

44 Handlungsempfehlungen Innenentwicklung von Dörfern im Land Brandenburg

Kooperationen (Nutzen, Inhalte, Kon- Rahmen der Integrierten Ländlichen schaft und von Einkommenskombination zepterarbeitung und -umsetzung) und Entwicklung (ILE) mit dem bewährten landwirtschaftlicher Unternehmen. für die Institutionalisierung (Aufbau- LEADER-Ansatz verknüpft und zum organisation, Kommunikation, Finanzie- anderen sind drei strategische Grund- Ein weiteres zentrales Ziel besteht in rung, Evaluation) gegeben. Ebenso wer- sätze für die Entwicklung ländlicher der Sicherung der Lebensperspektive den Lösungsmöglichkeiten für typische Räume festgelegt worden: der ansässigen Bevölkerung aller Probleme (Stolpersteine) aufgezeigt, Altersgruppen. Es sollen Maßnahmen die im Verlauf kooperativer Regionalent- ▪ Förderung von arbeitsplatzschaffen- gefördert werden, die einen Beitrag zur wicklung auftreten können. den und -sichernden Maßnahmen, unmittelbaren Verbesserung der Lebens- qualität leisten. In diesem Zusammen- Finanzierung und Förderung ▪ Entwicklung von räumlichen und hang stellt auch die Gestaltung länd- inhaltlichen Handlungsschwerpunk- lich geprägter Orte einen strukturellen ten in den gebietsbezogenen lokalen Beitrag zur Erhöhung der touristischen Entwicklungsstrategien (GLES) und Attraktivität und der Heimatverbunden- heit dar. ▪ umfassende Beteiligung der Akteure in den Regionen (Bottom-up-Ansatz) Die Förderung erfolgt auf Basis der bestehenden Richtlinie des MLUV20. Die Entwicklungsrichtung und die För- Danach sind Maßnahmen der Dorfent- derung einer Region werden auf Grund- wicklung förderfähig, wenn sie der lage der gebietsbezogenen lokalen Ent- Sicherung und Entwicklung der länd- wicklungsstrategie (GLES) vergeben. lichen Räume als Lebens-, Arbeits-, Zuständig für deren Erarbeitung sind Erholungs- und Naturräume dienen. die Lokalen Aktionsgruppen (LAG) Anknüpfungspunkt für die staatliche Integrierte ländliche Entwick- der 14 LEADER-Regionen, die sich aus Förderung ist das lokale Engagement. lung mit LEADER-Ansatz kommunalen Vertretern der Verwaltung, Es gilt vorhandene örtliche Initiativen der Wirtschaft und der Gesellschaft und Aktivitäten zu unterstützen und zu Die ländlichen Räume der Hauptstadt- zusammensetzen. Deren Aufgabe ist verstärken. Zudem soll die nachhaltige region sollen als Lebensraum sowie als es, die endogenen Kräfte der Region zu Entwicklung gestärkt werden. Bereits Wirtschaftsstandort für die dort lebende aktivieren, das Selbstwertgefühl der dort besiedelte und infrastrukturell erschlos- Bevölkerung gesichert und entwickelt lebenden Menschen zu stärken und den sene Flächen sollen effizient genutzt werden. Ihre vielfältigen Funktionen örtlichen Zusammenhalt zu fördern19. In und zusätzliche Freirauminanspruch- als Wohn-, Wirtschafts-, Natur-, Land- jeder Region begleitet ein Regionalma- nahme und Flächenversiegelungen ver- schafts-, Kultur- und Erholungsraum nagement die Umsetzung der Projekte mieden werden. Folglich sind Neubau- sollen für den Gesamtraum gestärkt und in den Schwerpunktbereichen. maßnahmen im Rahmen der Erhaltung integrativ entwickelt werden (gemäß und Gestaltung ländlich geprägter Orte LEP B-B). Grundsätzlich soll in der neuen Förderpe- ausgeschlossen. Tabelle 6 gibt einen riode die wirtschaftliche Leistungsfä- Überblick in die Fördergegenstände Für die EU-Förderperiode 2007-2013 higkeit der ländlichen Regionen zielge- und Maßnahmen von ILE und LEA- wurde die Förderpolitik des Landes richtet gefördert werden. Dies beinhaltet DER. Brandenburgs neu ausgerichtet. Zum die langfristige Förderung von Erwerbs- einen werden nun Maßnahmen im möglichkeiten außerhalb der Landwirt- Leitfaden für die Praxis Handlungsempfehlungen 45

Grundsätzlich entfällt auch bei öffentli- Unabhängig vom „Städtebaulicher Denk- dar. Angesichts der teilweise erhebli- chen Maßnahmen ein Eigenanteil auf malschutz“ fördert das Land auch die chen Missstände sollte die Einbezie- die Gemeinde. Ebenso ist bei allen pri- Erhaltung regional und überregional hung auch kleiner ländlicher Orte in die vaten Maßnahmen eine Ergänzung und bedeutender Einzeldenkmale nach den Städtebauförderung in jedem Einzelfall Kofinanzierung durch private Eigen- Denkmalschutzrichtlinien. Dafür sind die sehr sorgfältig geprüft werden. In förmli- anteile unabdingbar. Für eine optimale unteren Denkmalbehörden in Zusam- chen Sanierungsgebieten können dann Finanzierung ist daher die Suche nach menarbeit mit dem Landesdenkmalamt Mittel der Städtebauförderung gemäß interessierten Partnern oder Investoren zuständig21. Förderfähig sind grundsätz- der Landesrichtlinie für die Instandset- unerlässlich. Einige Möglichkeiten sind lich die Instandsetzung, Konservierung zung und durchgreifende Modernisie- den Fallbeispielen zu entnehmen. und Restaurierung von Denkmalen z.B. rung von Gebäuden gewährt werden, Die Innenentwicklung der Dörfer umfasst zum Schutz vor Witterungseinflüssen, die auf Grundlage der Erneuerungsziele allerdings weit mehr Maßnahmefelder als zur Bestandssicherung oder zur Ausbes- den Gebrauchswert der Gebäude und diejenigen, die nach der ILE-Richtlinie för- serung von Gebäudeteilen. Fördergel- deren Umfeld nachhaltig erhöhen22. Für derfähig sind. Deshalb ist es sinnvoll, die der werden u.a. nur für Denkmale gem. private Maßnahmen des Eigentümers Dorfentwicklungsmaßnahmen mit ande- §2 BbgDSchG und für Bestandteile von gelten seitens der gemeindlichen Förde- ren Maßnahmen der ländlichen Entwick- Denkmalbereichen gem. §2 Abs. 2 Punkt rung u.a. folgende Bedingungen: lung zu flankieren und die Fördermög- 2 BbgDSchG gewährt. Dabei müssen lichkeiten verschiedener Ressorts des denkmalrechtliche Anforderungen und ▪ Es besteht nachweislich keine Wohn- Landes Brandenburgs für die Zwecke Auflagen eingehalten werden. Demnach raumförderung. der Innenentwicklung zu kombinieren. ist einem Bauwilligen zu raten, sich im Auf die weiteren sektoralen Fördermög- Vorfeld an die Denkmalbehörde zu wen- ▪ Die baulichen Maßnahmen sind lichkeiten wird noch eingegangen. den und die geplanten Maßnahmen zu noch nicht begonnen. erläutern und abzustimmen. Dies hat fol- Weitere Fördermöglichkeiten gende Vorteile: ▪ Der Eigentümer verpflichtet sich gegenüber der Gemeinde, für Denkmalschutz ▪ Geringere Kosten für die Überarbei- bestimmte Modernisierungs- und Für den Denkmalschutz bestehen meh- tung des Antrages Instandsetzungsmaßnahmen eine rere direkte und indirekte Fördermög- Zweckbindung einzugehen. lichkeiten. So werden u.a. Maßnahmen ▪ Beschleunigung des Genehmigungs- durch das Bund-Länder-Programm verfahrens sowie „Städtebaulicher Denkmalschutz“ finan- ziell unterstützt. Dabei sind die Kom- ▪ Informationen über Förder- und steu- munen Antragsteller und Fördermittel- erliche Abschreibungsmöglichkeiten. empfänger. Die Mittelbewilligung liegt im 19 Vgl.www.forum-netzwerk-branden- Zuständigkeitsbereich des Bauministeri- Programm Stadtsanierung burg.de ums des Landes Brandenburg und setzt Zwar sind städtebauliche Sanierungs- 20 Richtlinie über die Gewährung von den Erlass einer Erhaltungssatzung nach maßnahmen zur Beseitigung städtebau- Zuwendungen für die Förderung von §172 Abs. Nr. 1 BauGB voraus. Private licher Missstände grundsätzlich auch in ILE und LEADER vom 13.11.2007, Eigentümer eines Gebäudes in einem Dörfern zulässig. In der Praxis stellen die zuletzt geändert am 11.02.2009 Fördergebiet können Zuschüsse für die Anwendung des Sanierungsrechts und 21 In Brandenburg: www.bldam-brandenburg.de/ Erhaltung ihrer Häuser erhalten. damit auch die diesbezüglichen Förder- 22 Siehe hierzu die Städtebauförderungsrichtlinien möglichkeiten eine seltene Ausnahme des MIR (StBauFR) vom 9.Juli 2009 46 Handlungsempfehlungen Innenentwicklung von Dörfern im Land Brandenburg

Programm Stadtumbau der Postleitzahl und der gewünsch- denkmalschutzbedingten Mehraufwendun- Das Stadtumbauprogramm stellt Mittel ten Themenfelder (z.B. Thermische gen bei Instandsetzungsmaßnahmen über für Aufwertungs- und Rückbaumaßnah- Sonnenenergienutzung, Wärme- 10 Jahre lang zu jeweils 9 % des Sanie- men zur Verfügung. Es ermöglicht es, dämmung, Gebäudesanierung) die rungsanteils als Denkmalabschreibung gel- den Rückbau leerstehender und dau- jeweiligen Programme und Förder- tend zu machen. Denkmaleigentümer soll- erhaft nicht mehr benötigter Wohnge- möglichkeiten abrufen. ten daher eine fachkundige Beratung von bäude oder -teile zu fördern. Zu diesen Steuerexperten in Anspruch nehmen. Stadtumbaumaßnahmen gehören: ▪ Durch die Kombination verschie- dener Förderkriterien (z.B. Pri- Zusammenfassend ist festzustellen, dass ▪ Aufwendungen für die Freimachung vatperson, Existenzgründer) wird für die komplexe Aufgabe der Innenent- von Wohnungen ein Überblick über die aktuellen wicklung vielfältige Fördermöglichkeiten (regionalen) Förderangebote für das bestehen, die kreativ genutzt werden soll- ▪ Aufwendungen für den Rückbau Vorhaben gegeben24 ten. So ist bereits bei der Planung von Um- (Abrisskosten) und Ausbaumaßnahmen, Instandsetzung ▪ Auflistung der Fördermöglichkeiten und Modernisierung von Gebäuden das ▪ Aufwendungen für eine einfache für Solarenergie in Brandenburg25 gesamte Spektrum der direkten und indi- Herrichtung des Grundstücks zur rekten Fördermöglichkeiten zu sondieren. Wieder- und Zwischennutzung ▪ Vor-Ort-Beratungen durch Experten Doppelförderungen sind naturgemäß aus- über wirtschaftliche energetische geschlossen. Gleichwohl ist grundsätzlich Das Stadtumbauprogramm konzentriert Modernisierungsmaßnahmen eine Kombination unterschiedlicher sekto- sich indessen bislang auf Städte aller Grö- raler Programme für verschiedene Maß- ßenordnungen und erfasst die Dörfer nicht. Steuerliche nahmen an einem Objekt möglich. Wich- Abschreibungsmöglichkeiten tige Weichenstellungen müssen bereits Energieeinsparung auf der Ebene der Region durch die LAG Für die Themenfelder nachwachsende Denkmalschutz und das Regionalmanagement erfolgen. Rohstoffe und effiziente Energienutzung Angesichts der begrenzten direkten Förder- Auch die Gemeinde beeinflusst die För- halten der Bund und das Land Branden- möglichkeiten im Denkmalschutz gewinnen dermöglichkeiten durch die Entscheidung burg sowohl vielfältige Informationsan- die steuerlichen Abschreibungsmöglich- für ein bestimmtes städtebauliches Instru- gebote als auch Fördermittel bereit. Die keiten für private Denkmaleigentümer als mentarium. energetische Gebäudesanierung ist dabei indirekte Förderung an Bedeutung. Das ein wichtiger Baustein der deutschen Kli- Steuerrecht sieht für die Eigentümer von 23 www.energiefoerderung.info maschutzpolitik. Folgende Informations- Denkmalen oder Gebäuden in Sanierungs- 24 www.foerderdatenbank.de und Beratungsangebote bestehen: gebieten mehrere Wege vor, Steuerver- 25 www.brandenburger-energiehoefe.de/ günstigungen geltend zu machen26. Gemäß solartechnik/solartechnik-foerderung.phtml ▪ Auf der Internetseite Energieförde- Einkommensteuergesetz (§§7h-i EStG) 26 www.staedtebaulicher-denkmalschutz.de/ rung23 lassen sich durch Eingabe haben die Eigentümer die Möglichkeit, die service/finanzierung-und-foerderung.php Leitfaden für die Praxis Handlungsempfehlungen 47

Tabelle 7: Fördermaßnahmen der Integrierten ländlichen Entwicklung in Brandenburg

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! 48 Fallbeispiele Innenentwicklung von Dörfern im Land Brandenburg

Fallbeispiele Übersicht der Fallbeispiele (Lageplan)

Sagast UCKERMARK Milmersdorf PRIGNITZ Pinnow OSTPRIGNITZ- RUPPIN OBER- HAVEL

Rohrlack Hakenberg Grüneberg Karwesee BARNIM

Retzow

HAVELLAND MÄRKISCH- ODERLAND Nennhausen Groß Behnitz B E R L I N

Netzen

POTSDAM- MITTELMARK ODER-SPREE

Borkheide Blankensee TELTOW- FLÄMING Wiesenburg

DAHME- SPREEWALD Dennewitz

Altdöbern SPREE- OBER- NEISSE SPREE- WALD- ELBE- LAUSITZ ELSTER Schipkau

Klettwitz Leitfaden für die Praxis Fallbeispiele 49

Sagast (Stadt Putlitz,Landkreis Prignitz)

Karwesee (Gemeinde Fehrbellin, Landkreis Ostprignitz-Ruppin)

Hakenberg (Gemeinde Fehrbellin, Landkreis Ostprignitz-Ruppin)

Rohrlack (Gemeinde Temnitztal, Landkreis Ostprignitz-Ruppin)

Pinnow (Amt Oder-Welse, Landkreis Uckermark)

Milmersdorf (, Landkreis Uckermark)

Grüneberg (Gemeinde Löwenberger Land, Landkreis Oberhavel)

Nennhausen (Amt Nennhausen, Landkreis Havelland)

Retzow (Amt Friesack, Landkreis Havelland)

Groß Behnitz (Stadt Nauen, Landkreis Havelland)

Netzen (Gemeinde Kloster-Lehnin, Landkreis Potsdam-Mittelmark)

Wiesenburg/Mark (Landkreis Potsdam-Mittelmark)

Borkheide (Amt Brück, Landkreis Potsdam Mittelmark)

Dennewitz (Gemeinde Niedergörsdorf, Landkreis Teltow-Fläming)

Blankensee (Stadt Trebbin, Landkreis Teltow-Fläming)

Klettwitz (Gemeinde Schipkau, Landkreis Oberspreewald-Lausitz)

Altdöbern (Amt Altdöbern, Landkreis Oberspreewald-Lausitz)

Schipkau (Landkreis Oberspreewald-Lausitz) 50 Fallbeispiele Innenentwicklung von Dörfern im Land Brandenburg

Das Handlungsfeld „Wohnen“

Sagast (Stadt Putlitz, Landkreis Prignitz)

tümer beim Leerstand-Abbau durch folgende Aktivitäten unterstützen wird:

▪ Attraktivität des Ortes erhöhen (vor allem des öffentlichen Raumes), um potenzielle Bewohner bzw. Woh- nungssuchende anzulocken, ▪ Das Werben für den Ort aktivieren, ▪ Sagast auf Immobilienmessen prä- sentieren, ▪ Das Internet zur Werbung für den Ort nutzen ▪ Makler bei der Vermittlung und Infor- mation über Objekte unterstützen, sowie ▪ Bewohnern und Zuzugswilligen Hil- festellungen anbieten, z. B. bei der Vermittlung von Kontakten und bei der Bereitstellung von Fördermitteln

Für den konkreten Umgang mit leer-ste- henden Gebäuden wurden folgende diffe- Abbildung 44: Umgestalteter Dorfanger mit renzierte Vorgehensweisen festgelegt: saniertem Feuerwehrgerätehaus Projektidee mit Rahmenbedigungen ▪ Städtebaulich wichtige Gebäude sichern gegenüber eher „unwichti- Innerhalb des Verfahrens der Dorfent- gen“ Gebäuden, eher Gebäude aus wicklungsplanung (abgeschlossen Okto- der 2. Reihe abreißen, die von außen ber 2003) wurde von den Mitwirkenden nicht einsehbar sind). des Arbeitskreises der Leerstand an ▪ Gebäudeteile sichern (eine Mauer Wohn- und Nebengebäuden themati- oder ein Mauerrest kann genutzt wer- siert, denn mit 7 leerstehenden von ins- den, um ein neues Gebäude daran gesamt 53 Hofanlagen (13 %) zeigte anzufügen). Für das Ortsbild bleiben sich der Gebäudeleerstand als das gra- wichtige Materialien erhalten. vierendste Problem der Ortsentwicklung. ▪ Ruinen können teilweise stehen Als Ergebnis wurde festgelegt, dass bleiben, sie sollten jedoch gesichert die Gemeinde die Grundstückseigen- werden. Leitfaden für die Praxis Fallbeispiele 51

Projektablauf

Abriss Modernisierung

Ziel ▪ Der Freiraum des Dorfangers wurde durch einen ▪ Sanierung eines ortsbildprägenden Gebäudes seit mehreren Jahren leerstehenden Bauernhof einschließlich der Nebenanlagen beeinträchtigt. ▪ Bild Lageplan der städtebauliche Situation ▪ Die private Eigentümerin beabsichtigte, die Hofanlage zu verkaufen. Aufgrund des ruinö-sen Zustands der Gebäude sowie des Überan-gebo- tes an Höfen in der Region ergab sich dauerhaft keine Nachfrage. ▪ Innerhalb der Dorfentwicklungsplanung wurde beschlossen, dass die Gemeinde den Hof er-wirbt, um ihn abzureißen und den Anger als Freiraum zusammenhängend zu gestalten.

Abbildung 45: Gestaltungsplan Dorfanger Abbildung 46: Lageplan der städtebaulichen Situation

Konzept ▪ Der Ortsvorsteher trat an die Eigentümerin ▪ Die leerstehende Hofanlage am Kreuzungsbe- heran und informierte über die Kaufabsichten reich innerörtlicher Straßen mit den zwischen- der Gemeinde. zeitlich im Bestand gefährdeten Gebäuden ▪ Nach knapp zwei Jahren ohne Nachfrage stand 10 Jahre leer und war nicht mehr zu konnte die Eigentümerin recht schnell von der er-halten. Gemeinde überzeugt werden, das Grundstück ▪ Es musste sich ein neuer Eigentümer finden, mit den Gebäuden der Gemeinde zu über- der umgehend mit Sicherungs- und Sanie- schreiben. rungsarbeiten beginnt.

Abbildung 47: Anger mit leerstehender Hofanlage Abbildung 49: Leerstehendes Wohnhaus, 2003 Abbildung 48: Anger nach Freilegung Abbildung 50: Saniertes Gebäude

Durch- ▪ Kauf von der Stadt Putlitz ▪ Käufer hat nach Ortsbesichtigungen den Hof führung ▪ Abriss der Gebäude erworben und zeitnah die Sanierung durchge- ▪ Freiflächengestaltung führt.

Die Umsetzung dieser beiden Vorhaben hat sich positiv auf die Leerstandsbeseitigung an Gebäuden in Sagast ausgewirkt; zwischenzeitlich sind weitere ehemals leerstehende Gebäude wieder in Nutzung. 52 Fallbeispiele Innenentwicklung von Dörfern im Land Brandenburg

Finanzierung ▪ Eigenmittel der Stadt Putlitz ▪ Eigenmittel des Eigentümers ▪ Fördermittel des Landes BrandenburgAbbildung

Initiator ▪ Ortsvorsteher gemeinsam mit der Amtsverwaltung des Amtes Putlitz-Berge

Projekt- ▪ Landesamt für Verbraucherschutz, Landwirtschaft und Flurneuordnung, Außenstelle Neuruppin partner ▪ Landkreis Prignitz ▪ Lokale Akteure (Eigentümer, Immobilienmakler)

Erfolgs- ▪ nachhaltiges und dauerhaftes Engagement des Ortvorstehers in Zusammenarbeit mit den Projektpartnern faktoren ▪ Kompromissfähigkeit der Beteiligten

Künftiger Altersstrukturell bedingt, ist das Thema Leerstandsbeseitigung eine Daueraufgabe für die Stadt Putlitz und Handlungs- den Ortsteil Sagast. bedarf

Abbildung 45: Gestaltungsplan Dorfanger Abbildung 46: Lageplan der städtebaulichen Situation Leitfaden für die Praxis Fallbeispiele 53

Abbildung 47: Anger mit leerstehender Hofanlage Abbildung 49: Leerstehendes Wohnhaus, 2003

Abbildung 48: Anger nach Freilegung Abbildung 50: Saniertes Gebäude 54 Fallbeispiele Innenentwicklung von Dörfern im Land Brandenburg

Gemeinde Milmersdorf (Amt Gerswalde, Landkreis Uckermark)

Projektidee mit Rahmenbedigungen

anzupassen, der sich sowohl in Bezug auf die Zahl der Nutzer (zu-rückgehende Zahl von Kindern und Jugendlichen) als auch der zu erwartenden Altersstruktur rasant wandelt (deutliche Zunahme von Bewohnern, die älter als 60 Jahre sind und einen Betreuungsbedarf besitzen).

Das Amt Gerswalde hat daher gemein- sam mit dem Amt Boitzenburg und dem Amt Templin-Land und weiteren Part- nern (ARGE „Wohnen auf dem Lande“) im Jahr 2002 ein „Wohnungswirtschaft- liches Konzept“ erstellt, in dem auf der Basis von umfassenden Recherchen ▪ zur wirtschaftlichen Situation der Im Zeitraum vom 1994 bis 2007 hat die Region, Gemeinde Milmersdorf einen Verlust ▪ zu künftigen Bevölkerungsentwick- von 411 Einwohnern hinnehmen müs- lung sowie sen (vgl. Diagramm). ▪ zur wohnungswirtschaftlichen Aus- Die Gemeinde Milmersdorf hat sich gangslage in den vergangenen 10 Jahren sehr konkrete Maßnahmen zur Wohnungs- intensiv mit Prozessen der Siedlungs- entwicklung in den Ortsteilen der ARGE entwicklung sowie mit den absehbaren diskutiert wurden. Folgen des demografischen Wandels Der Mietwohnungsbestand soll bedarfs- auseinandergesetzt. Im Bereich des gerecht und für das Wohnungsunter- Mietwohnungsbestandes! von Milmers- nehmen wirtschaftlich angepasst wer- dorf nahm der Wohnungsleerstand den. Auf der Basis der Strategien und zu. Damit korrespondierend stand die Maßnahmen des wohnungswirtschaft- Gemeinde vor der Notwendigkeit, die lichen Entwicklungskonzeptes wird der vorhandenen Anlagen der sozialen Inf- Mietwohnungsbestand differenziert ent- rastruktur dem sich ändernden Bedarf wickelt (u.a. Sanierung auf unterschied- lichem Niveau, Abriss von Wohngebäu- Abbildung 51: Einwohnerentwicklung den mit städtebaulich problemati-scher Milmersdorf; Quelle: Amt Gerswalde Situation und Aufwertung der frei wer- Abbildung 52: Geschosswohnungsbau in denden Fläche, Umzugskonzepte für dörflichem Umfeld, Milmersdorf die Mieter). Leitfaden für die Praxis Fallbeispiele 55

Projektablauf

Ziel ▪ Anpassung des Wohnungsbestandes am zurückgehenden Bedarf durch Mieterlenkung und Leerzug eines Wohnblocks und anschließendem Abriss ▪ Einbeziehen der neu entstandenen Freifläche in den öffentlichen Freiraum ▪ Umbau der Grundschule und Verkleinerung der Kita ▪ Einrichten von „Altersgerechtes Wohnen“ in den ehemaligen Räumen der Kita durch einen freien Träger

Abbildung 53: Wohnungswirtschaftliches Konzept Abbildung 54: Wohngebäude vor dem Abriss

Zielgruppe ▪ Bewohner des Ortes

Konzept/ ▪ Wohnungsentwicklungskonzept mit aufeinander abgestimmten Maßnahmen (Gebäudesanierung, Instrumente Gebäudeabriss, Aufwertung der Fläche, Umbau und Anpassung von Kita und Schule) ▪ Gebäudeabriss sowie der Umbau der Grundschule und der Kita erfolgt bei zeitgleicher Aufwertung des öffentlichen Freiraums. Dadurch wird eine Attraktivitätssteigerung des Gebietes trotz Gebäudeab- riss erreicht.

Abbildung 55: Haus Karolina

Durchfüh- ▪ Nach Vorstellung des Wohnungswirtschaftlichen Konzeptes für Milmersdorf sowie Zustimmung durch rung den Bauausschuss und Gemeinderat begann das Wohnungsunternehmen mit der Mieterlenkung zum Umzug des zum Abriss bestimmten Wohnblocks. ▪ Der Wohnblock wurde im Jahr 2008 abgerissen. ▪ Die Gestaltung der Freiflächen erfolgte in den Folgejahren.

Abbildung 56: Umgestaltete Freifläche von Milmersdorf

Finanzierung ▪ Der Umbau der Schule erfolgte aus Eigenmitteln der Gemeinde ▪ Der Umbau der Kita erfolgt mit Fördermitteln des Landes Brandenburg und des Bundes sowie mit Eigenmitteln. ▪ Die Investition in „Altersgerechtes Wohnen“ wurde vom privaten Träger übernommen. 56 Fallbeispiele Innenentwicklung von Dörfern im Land Brandenburg

Initiator ▪ Eigenbetrieb Wohnungswesen

Projektpart- ▪ Amt Gerswalde ner ▪ Wohnungsverwaltungsgesellschaft ▪ Gemeinde Milmersdorf

Erfolgs- ▪ Offensive Auseinandersetzung mit und transparente Strategie für das Problem des Bevölkerungsrück- faktoren gangs und des Wohnungsleerstandes ▪ Intensive Kommunikation des Ziels der künftigen Wohnungsanpassung (Strategie Abriss und Aufwer- tung) ▪ Kontinuierliche Information und Diskussion innerhalb des Gemeinderates und mit den Mietern und Bewohnern im Ort

Weiterer ▪ Fortschreibung der Prognosen zur Einwohnerentwicklung Handlungs- ▪ Weiterbearbeitung des Wohnungswirtschaftlichen Konzeptes bedarf Leitfaden für die Praxis Fallbeispiele 57

Wohnungsbestand der Gemeinde

zum Leerzug und Abriss vorgesehener Wohnbestand

Wohneigentümergemeinschaften

Sporthalle Zwischentrakt der Schule - abgerissen

Gewerberäume der Gemeinde

Gebäude in kommunaler Nutzung Schule und Kita „Altersgerechtes Wohnen“

Neugestaltung Dorfzentrum

Abbildung 53: Wohnungswirtschaftliches Konzept Abbildung 55: Haus Karolina

Abbildung 54: Wohngebäude vor dem Abriss Abbildung 56: Umgestaltete Freifläche nach Gebäudeabriss 58 Fallbeispiele Innenentwicklung von Dörfern im Land Brandenburg

Karwesee (Gemeinde Fehrbellin, Landkreis Ostprignitz-Ruppin)

Projektidee mit Rahmenbedigungen

Das Straßenangerdorf Karwesee war positive Einwohnerentwicklung gehemmt. genommen, diskutiert und in prioritären nach 1990 durch massiven Gebäudeleer- Innerhalb der Dorfentwicklungsplanung Maßnahmen dargestellt. stand am Dorfanger gekennzeichnet, zu im Jahr 2000 wurde der Gebäudeleer- Parallel dazu hat das Amt Fehrbellin kon- dem sowohl private Hofanlagen als auch stand von den Einwohnern als größtes zu tinuierlich an der Entwicklung der inner- Gebäude auf Grundstücken der nicht lösendes Problem benannt. örtlich verfügbaren Flächen festgehalten mehr existierenden Landwirtschaftlichen Die damals eigenständige Gemeinde Kar- und Vorbereitungen zur Nachnutzung Produktionsgenossenschaft gehörten. wesee wurde im Jahr 1998 in das Flurbe- getroffen. Diese, teils verfallenen bzw. leerstehen- reinigungsverfahren aufgenommen, in den und nicht genutzten Grundstücke dem die Dorfentwicklungsplanung integ- und Gebäude, haben zu einem negativen riert wurde. Dabei wurden die Ansprüche Image des Dorfes beigetragen und eine und Zielvorstellungen der Bewohner auf- Leitfaden für die Praxis Fallbeispiele 59

Projektablauf

Die heute parzellierten Grundstücke27 befinden sich unmittelbar am Dorfanger. Bis 1999 stand auf dieser Fläche eine Scheune, die zum Gutshof gehörte, der um 1950 abgebrochen wurde. Die Scheune stand nach 1990 leer. Auf- grund der vorhandenen Erschließung (öffentliche Straße, Trinkwasser, Abwas- ser, Strom) verfolgte die Gemeinde das Ziel, die Scheune abzureißen, das Grundstück in ortsübliche Grundstücke zu parzellieren, um dort durch private Bauherren Einzelhäuser in ortsüblicher Bauweise zu errichten.

27 Insgesamt 5 Grundstücke Abbildung 57: "Am Anger" mit neuen Wohngebäuden

Ziel ▪ Erschließung und Nutzung innerörtlich verfügbarer Flächen als Wohnbauland ▪ Parzellierung von Grundstücken und Neubebauung

Zielgruppe ▪ Familien mit Kindern

Konzept / ▪ Ankauf des Grundstückes Instrumente ▪ Abriss des Scheunengebäudes ▪ Parzellieren des Grundstückes ▪ Baurecht: Erteilen der Baugenehmigungen nach § 34 BauGB (keine Einwendungen gegen das Vorhaben vom Bauordnungsamt des Landkreises Ostprignitz-Ruppin).

Abbildung 58: Lageplan Karwesee 60 Fallbeispiele Innenentwicklung von Dörfern im Land Brandenburg

Finanzierung Die Finanzierung des Vorhabens: ▪ Ankauf des Grundstücks ▪ Abriss des Scheunengebäudes ▪ Freilegung der Grundstücke erfolgte vollständig durch die Gemeinde Karwesee.

Durchfüh- ▪ Ankauf 1999 von der Bodenverwaltungs- und Verwertungsgesellschaft (BVVG). rung ▪ Erteilung der Abbruchgenehmigung 1999 ▪ Die Neuordnung der Grundstücke und die Liegenschaftsvermessung erfolgten durch einen Öffentlich bestellten Vermessungsingenieur.

Abbildung 59: Neubauten auf neu parzellierten Grundstücken

Ergebnis ▪ Die 5 neu gebildeten Flurstücke waren in einem Zeitraum von 1 Jahr verkauft. 4 Grundstücke sind bebaut. ▪ Mit dem Verkaufserlös konnte die Gemeinde ihre vorab getätigten finanziellen Aufwendungen refinan- zieren.

Initiator ▪ Gemeinde Karwesee/ Ortsbeiräte, Gemeindevertreter ▪ Amt Fehrbellin/ Gemeinde Fehrbellin

Projekt- ▪ Landesamt für Verbraucherschutz, Landwirtschaft und Flurneuordnung, Regionalstelle Neuruppin partner

Erfolgs- ▪ Ausnutzen des zur Verfügung stehenden Instrumentariums des Flurbereinigungsverfahrens faktoren ▪ Klare Zielvorstellung der Gemeinde zur Entwicklung der Grundstücke Leitfaden für die Praxis Fallbeispiele 61

Neubebebauung nach Bodenordnung

Abbildung 58: Lageplan Karwesee

Abbildung 59: Neubauten auf neu parzellierten Grundstücken 62 Fallbeispiele Innenentwicklung von Dörfern im Land Brandenburg

Das Handlungsfeld „Arbeiten“

Rohrlack (Gemeinde Temnitztal, Landkreis OstprignitzRuppin)

Projektidee mit Rahmenbedigungen

Idee eines Berliner Architekten: „Ein kleines Dorf verträgt kleine Ideen!“ Die Suche eines Berliner Architekten nach einem Hof zur Schaffung von Wohn- und Arbeitsmöglichkeiten für Menschen mit Behinderung war 1991 in Rohrlack erfolgreich. Im Dialog mit der Gemeindevertretung wurde dies in einem Konzept in einem mehrmonati- gen Prozess festgelegt. Der Architekt übernahm den Hof im November 1992 und begann mit der Projektarbeit.

Abbildung 60: Arbeiten im Dorf Leitfaden für die Praxis Fallbeispiele 63

Projektablauf

Ziel ▪ 24 Menschen mit Behinderung sollen in Rohrlack wohnen und arbeiten können, die Dorfbewohner sollen den damit verbundenen Integrationsprozess gestalten. ▪ Entwicklungsprozess beinhaltete von Anfang an die Sicherung und das Schaffen von Arbeitsplätzen in den Bereichen Landwirtschaft, Handwerk, Gastronomie und Tourismus im Dorf sowie in der Umge- bung.

Abbildung 61: Laden der Bäckerei Vollkern

Zielgruppe ▪ Die Bewohner des Dorfes sollten an dem Projekt partizipieren. ▪ Besucher und Touristen des Dorfes sollen die Angebote der örtlichen Gastronomie sowie der Läden nutzen.

Konzept / ▪ Verbinden der Förderung von Menschen mit Behinderung durch das Schaffen von Arbeitsplätzen in Instrumente Verbindung mit einer selbstbestimmten und selbsttragenden Dorfentwicklung.

Abbildung 62: Einrichtung für Betreutes Wohnen

▪ Zusammenführen von Betrieben im Ort zu einem Netzwerk, in dem u.a. Bäcker, Landwirte (Abo- Kistenversand), Gestüt und Pension, eine Werkstatt für behinderte Menschen (Dorfmeisterei, Haus- wirtschaft, Tischlerei) vereint sind, die einen Kundenstamm in Berlin und Umgebung bedienen. ▪ Dörflicher Entwicklungsprozess wird von der örtlichen Bevölkerung getragen. Die gemeindlichen Insti- tutionen (Ortsbeirat, Gemeinderat) werden unterstützend eingebunden. Hierfür sind 3 Träger verant- wortlich: > der Rohrlackkreis (monatlich tagendes Gremium aller interessierten Bewohner und Unternehmen berät über die ökonomische, soziale und ökologische Entwicklung des Dorfes), > der Seniorenclub (monatlich tagend, behandelt Themen wie behutsamer Umgang mit der Natur, Ordnung und Sauberkeit im Dorf), > der Kulturverein Temnitztal e.V., als Förderer von Umwelt-, Landschafts- und Denkmalschutz, führt u.a. Veranstaltungen in Rohrlack und der Region durch. 64 Fallbeispiele Innenentwicklung von Dörfern im Land Brandenburg

Finanzierung ▪ Eigenleistung und Eigeninitiative der beteiligten Akteure ▪ Wirtschaftliche Entwicklung der Unternehmen im Ort ▪ Spenden ▪ Einnahmen aus kulturellen Veranstaltungen

Initiatoren ▪ Die Dorfgemeinschaft, die durch das Zusammentreffen von vielen Rohrlackern und Zugezogenen entstand, und die bereit waren, sich an die gemeinsame Arbeit zu machen.

Projekt- ▪ Interessengemeinschaft zur Förderung behinderter Menschen e.V. (Elternvereinigung) und partner ▪ Gesellschaft zur Förderung musischer Erziehung und Lebensgestaltung in der sozialen und therapeu- tischen Arbeit e.V.

Erfolgs- ▪ Gemeinschaftliches Handeln im Ort durch Institutionen (vor allem durch den Rohrlackkreis) faktoren ▪ Zusammenführen von sozialen, ökonomischen und ökologischen Komponenten in der Ortsentwick- lung ▪ Eigenverantwortliches Handeln der Akteure mit Bezug zur Gemeinsamkeit im Dorf fördert die Eigen- ständigkeit des Ortes und verhindert Abhängigkeiten von Entscheidungen Dritter (die Ortsentwicklung konnte nahezu Fördermittelfrei gestaltet werden).

Weitere ▪ Weitere Vernetzung mit den Städten Rheinsberg, Neuruppin und Berlin mit den Zielen, die Lebens- Aktivitäten qualität im ländlichen Raum durch kulturelle und sportliche Aktivitäten aufzuwerten und die Integra- tion von nicht behinderten und behinderten Menschen weiterzuentwickeln. ▪ Kontakte zu Ortsteilen der näheren Umgebung vertiefen, um dort ergänzende Einrichtungen zu schaf- fen (kulturelles Zentrum, Begegnungsstätte) ▪ Ausbau der land- und forstwirtschaftlichen Produktion, um weitere Arbeitsplätze zu schaffen Leitfaden für die Praxis Fallbeispiele 65

Abbildung 61: Laden der Bäckerei Vollkern

Abbildung 62: Einrichtung für Betreutes Wohnen 66 Fallbeispiele Innenentwicklung von Dörfern im Land Brandenburg

Klettwitz (Gemeinde Schipkau, Landkreis Oberspreewald-Lausitz)

Projektidee mit Rahmenbedigungen

hauses und der Kirche. ▪ fehlender Platz zum Ausrichten der jährlich stattfindenden Dorffeste sowie für Markttage.

Der Marktplatz sowie die angrenzenden Verkehrsflächen sollten daher aufgewer- tet werden (Befestigungen, Bepflanzun- gen, Ausstattung). Damit verbunden war die Erwartungs- haltung der nachhaltigen Belebung der angrenzenden Geschäfte, Läden und Gaststätten sowie ein Abbau des Gebäu- deleerstands um den Markt. Gleicher- maßen sollten die Kirche, Kulturhaus und Gaststätten von der Umgestaltung durch die Bereitstellung von Parkplätzen Der unbefestigte Marktplatz in der histo- ▪ Gebäudeleerstand im Umfeld des profitieren. rischen Ortsmitte (mittelalterlicher Dorf- Marktes, kern) wirkte sich lange Zeit nachteilig ▪ unbefestigte Straßen und Flächen auf die funktionale Stabilisierung des ▪ fehlende Parkplätze für Besucher Ortskerns aus. der Geschäfte, Läden, des Kultur-

Abbildung 63: Marktplatz vor … Abbildung 64: … und nach der Umge- staltung Leitfaden für die Praxis Fallbeispiele 67

Projektablauf

Ziel ▪ Marktplatzgestaltung unter Einbeziehung angrenzender Läden und Geschäfte

Zielgruppe ▪ Bewohner des Ortes, Einzelhändler und weitere Betriebsinhaber ▪ Besucher der Kirche und des Kulturhauses

Konzept ▪ Dorfentwicklung mit Marktgestaltung als Projektidee und Entwicklungsziel mit hoher Priorität ▪ Umgestaltung des Marktes mit öffentlichen Förderung (anteilig Gemeindefinanzierungsgesetz GFG und Integrierte Ländliche Entwicklung ILE)

Abbildung 65: Lageplan des Marktes; Quelle: eigene Darstellung, Grundlage: BiKo – Birkigt planen+ überwachen Senftenberg

Durchfüh- Das Vorhaben wurde in 2 Bauabschnitten realisiert: rung ▪ 2001: Straße und Gehwege marktplatzumlaufend ▪ 2004: Platzgestaltung einschließlich Ausstattung

Abbildung 66: Gestalteter Straßenraum Abbildung 67: Tanzgruppe auf einem Marktfest

Finanzierung ▪ Straßen- und Gehwegbau: > Gemeindefinanzierungsgesetz GFG (Anliegerbeiträge nach Beitragserschließungssatzung ▪ Marktplatzgestaltung: > Fördermittel des Landes Brandenburg (Landesamt für Verbraucherschutz, Landwirtschaft und Flurneuordnung, Regionalstelle Luckau) und > Eigenanteil der Gemeinde Schipkau

Initiator ▪ Vereine und Vereinsvorstände im Ort (Kulturverein Klettwitz e.V., Traditionsverein Schacht Klettwitz) ▪ Gemeindevertretung und nachfolgend Ortsbeirat 68 Fallbeispiele Innenentwicklung von Dörfern im Land Brandenburg

Projekt- ▪ Gemeinde Schipkau partner ▪ Landesamt für Verbraucherschutz, Landwirtschaft und Flurneuordnung, Regionalstelle Luckau

Erfolgs- ▪ Versammlungen zur intensiven Bürgerbeteiligung - damit wurde große Akzeptanz zur Maßnahme faktoren erreicht ▪ transparentes Arbeiten der Gemeindeverwaltung in Bezug auf Terminplanung und Kosten ▪ wirtschaftliche Belebung anliegender Gewerbetreibenden und der Kirche, Kulturhaus ▪ Durchführen von Wochenmärkten und anderen Veranstaltungen wird möglich

Abbildung 65: Lageplan des Marktes; Quelle: eigene Darstellung, Grundlage: BiKo – Birkigt planen+ überwachen Senftenberg Leitfaden für die Praxis Fallbeispiele 69

Abbildung 66: Gestalteter Straßenraum

Abbildung 67: Tanzgruppe auf einem Marktfest 70 Fallbeispiele Innenentwicklung von Dörfern im Land Brandenburg

Gemeinde Pinnow (Amt Oder-Welse, Landkreis Uckermark)

Projektidee

Folgende Bereiche von Pinnow stehen im Mittelpunkt der Revitalisierung:

▪ Der Gutshof: Nach Abschluss der Sanierungsarbei- ten 1999 wird dieser für die Landwirt- schaft, das Dorfgemeinschaftsleben (Verwaltung, Feuerwehr) und für kul- turelle Veranstaltungen (Weihnachts- markt, Erntefest, Konzerte) genutzt.

▪ Das Industrie- und Gewerbegebiet: Aus dem Rüstungsbetrieb der DDR- Zeit wurde ein Industrie- und Gewer- bepark entwickelt, den die Gemeinde 2004 gekauft und weitere Infrastruk- turentwicklungsmaßnahmen getätigt Bereits 1990 haben Pinnower Gemein- hat. Die hier ansässigen Firmen bie- devertreter mit den Einwohnern begon- ten ca. 260 Arbeitsplätze. nen, Ziele für eine künftige Dorfentwick- lung zu formulieren und Handlungsfelder ▪ Raketen- und Technikmuseum: zu benennen. Nachfolgend wurden Pla- Im Mehrzweckgebäude des Rüstungs- nungen und Konzepte erarbeitet, um Vor- betriebes wurde das Museum einge- aussetzungen zu schaffen, diese Ziele richtet, in dem Exponate der Raketen- schrittweise umzusetzen. Im Vorder- produktion sowie weitere technisch grund standen hierbei folgende Leitlinien wertvolle Stücke ausgestellt werden. zur Dorfentwicklung: Die vielfältigen und unterschiedlichen ▪ Nationalparkbahnhof: Bereiche des Ortes werden mit ihrer Umnutzung und Sanierung des ehe- jeweiligen Geschichte respektiert und maligen Bahnhofsgebäudes zu einem durch die Typik märkischer Dörfer mit touristischen Informationszentrum. entsprechenden Gestaltungsmitteln ver- bunden. Rückblickend ist es Pinnow damit gelun- Pinnow soll damit nach außen als gen, die vorhandenen baulichen Anla- geschlossene dörfliche Siedlung mit gen und Ensembles, die maßgeblich die Abbildung 68: Corporate design für die Wohn- und Arbeitsstätten wahrgenom- Prägung des Ortes sowohl in städtebau- Ausschilderung der Pinnower Einrichtungen men werden. lich als auch in wirtschaftlicher Hinsicht Leitfaden für die Praxis Fallbeispiele 71

bestimmen, zu nutzen und zur Attraktivi- tätssteigerung des Ortes beizutragen. In engem Kontext hierzu stehen folgende flankierende Vorhaben, die zur städte- baulichen Aufwertung und zur Schaf- fung weiterer Arbeitsplätze beigetragen haben:

▪ Sanierung ortstypischer Gebäude (Bau- ernhäuser, Pfarrhaus, Alte Schule, Alte Schmiede, Langes Haus u.a.) mit zum Teil öffentlicher Nachnutzung (z.B. Kita, Verwaltung). ▪ Stabilisieren der Wohnnutzung durch die Sanierung ortstypischer Gebäude und durch sozialen Wohnungsbau (generations-übergreifendes Wohnen). ▪ Einrichten eines vitalen Dorfgemein- schaftslebens mit Vereinen und Einrich- Abbildung 69: Erntefest auf dem Gut tungen wie Kita, verlässliche Halbtags- Abbildung 70: Blick in den Gutshof grundschule mit Sporthalle, Feuerwehr, Gaststätte, Sportlerhaus. ▪ Schaffen von betreuten Arbeitsplät- zen in einer Gärtnerei im Umfeld des Gutes.

Im Zusammenspiel von städtebaulicher, wohnungswirtschaftlicher und wirt- schaftlicher Entwicklung ist es Pinnow gelungen, die Zahl der Einwohner seit ca. 2004 auf einem Niveau von ca. 980 zu halten. Mit den im Ort vorhandenen Arbeitsplätzen sowie der sozialen Inf- rastruktur ist Pinnow ein Dorf, das eine vielfältige und zukunftsfähige Nutzungs- struktur aufweist, die sich auf die vor- handenen Ressourcen bezieht. 72 Fallbeispiele Innenentwicklung von Dörfern im Land Brandenburg

Projektablauf

Ziel ▪ Ganzheitliche Dorfentwicklung mit dem Ziel, vorhandene bauliche Anlagen in die Ortsentwicklung einzubeziehen und die örtlichen Potenziale zum Schaffen von Arbeitsplätzen zu nutzen

Zielgruppe ▪ Bewohner des Ortes und der umliegenden Dörfer ▪ Besucher ▪ Betriebe und Firmen

Konzept ▪ Dorfentwicklung als ganzheitlichen Prozess initiieren ▪ einzelne Bereiche entwickeln (Gutsbereich, Wohnbereiche, Gewerbegebiet und andere) ▪ gemeinsame Merkmale der Dorfgestaltung als verbindendes Element in die Ortsentwicklung integrie- ren

Durchfüh- ▪ Bestimmen des jeweiligen Entwicklungszieles im Gemeinderat und Abstimmung mit der Amtsverwal- rung tung ▪ Durchführen von Planverfahren als Vorbereitung für die Umsetzung ▪ Kommunikation mit für die Umsetzung wichtigen Partnern (Landkreis, Landesämter, Wirtschaft und Sozialpartner)

Finanzierung ▪ Eigenmittel der Gemeinde Pinnow ▪ Fördermittel des Landes Brandenburg (Ländliche Entwicklung, sozial geförderter Wohnungsbau, Schul-sanierungsprogramm) ▪ Investitionspauschale des Landkreises Uckermark und des Landes Brandenburg ▪ Bundesanstalt für Arbeit/Bundesagentur für Arbeit ▪ LASA Brandenburg GmbH ▪ EU, Bund

Initiator ▪ Gemeinde Pinnow, Amt Oder-Welse Leitfaden für die Praxis Fallbeispiele 73

Abbildung 71: Nationalparkbahnhof Pinnow Abbildung 72: Gärtnerei im Umfeld des Gutes

Projekt- ▪ Landkreis Uckermark partner ▪ Land Brandenburg (MLUV, MW, MASGF) ▪ Arbeitsagenturen

Erfolgs- ▪ klare Zielstellung der Gemeinde zur Ortsentwicklung faktoren ▪ Durchführen von transparenten Verfahren zur Motivation der örtlichen Einwohner und zur Umsetzung der Ziele ▪ frühzeitige partnerschaftliche Zusammenarbeit mit Akteuren ▪ fortlaufendes Anpassen der Projektziele an Veränderungen unter Erhalt der maßgeblichen Leitlinien zur Dorfentwicklung 74 Fallbeispiele Innenentwicklung von Dörfern im Land Brandenburg

Das Handlungsfeld „Daseinsvorsorge“

Netzen (Gemeinde Kloster-Lehnin, Landkreis Potsdam-Mittelmark)

Abbildung 73: Landfrauen in Netzen vor dem Gemeindebüro

Projektidee mit Rahmenbedigungen

Bezogen auf die soziale Infrastruktur im ▪ Ein Billard-Übungsraum für Jugend- Innerhalb der Dorfentwicklungsplanung Ort stand die Gemeinde im Jahr 2000 liche war notwendig28 und sollte an wurde daher der Schwerpunkt auf die vor folgenden Herausforderungen: das vorhandene Sportzentrum ange- zukunftsfähige Entwicklung der sozialen baut werden. Infrastruktur mit folgenden Schwerpunk- ▪ Die Grundschule Netzen wurde im ▪ Der Ort erhielt planmäßig ein Feu- ten gelegt: Schuljahr 2000 endgültig geschlos- erwehrgerätehaus, jedoch war der sen und stand danach leer. Standort ungeklärt. Hierzu gab es ▪ Gestaltung einer modernen Kinder- ▪ Die Kindertagesstätte, die sich im unterschiedliche Auffassungen zwi- tagesstätte mit einem vielfältigen ehemaligen Gutshaus befand, sollte schen der damals eigenständigen Raumangebot, aufgrund der guten Nachfrage erhal- Gemeinde und der Amtsverwaltung. ▪ Konzentration der gemeindlichen Ein- ten und aufgewertet werden. richtungen im Dorfzentrum ▪ Das Gemeindehaus in der Ortsmitte ▪ Zusammenführen der sportlichen Ak- (Plattenbau) war sanierungsbedürftig. 28 Netzen spielte damals in der Bundesliga für Billard tivitäten im Sportzentrum. Leitfaden für die Praxis Fallbeispiele 75

Projektablauf

Ziel ▪ Stabilisierung der Einrichtungen der sozialen Infrastruktur in Netzen (Gemeinde Kloster Lehnin)

Zielgruppe ▪ Bewohner von Netzen ▪ junge Familien mit Kindern ▪ Freiwillige Feuerwehr Netzen

Konzept ▪ Nachnutzung vorhandener ortsbildprägender Bausubstanz durch die Gemeinde ▪ Neuordnung von Einrichtungen der sozialen Infrastruktur ▪ zukunftsfähige und für künftige Bedarfe geeignete Gestaltung

Abbildung 74: Dorfentwicklungsplan Netzen (Ausschnitt)

Kita Durch- ▪ Nach Beenden der Schulnutzung wurden Teile des Schulgrundstücks parzelliert und an private Eigen- führung tümer zum Errichten von Wohnhäusern angeboten. ▪ Der verbleibende Grundstücksteil mit dem ehemaligen Schulgebäude verblieb in öffentlicher Nutzung, das Gebäude dient heute als Vereinshaus und Verkaufsstelle (Dorfzentrum).

Abbildung 75: Dorfzentrum mit Gemeindebüro, Bäckerei u.a. ▪ Die Sanierung der Alten Schule mit der Turnhalle und Inbetriebnahme als neue Kindertagesstätte erfolgte 2003 ▪ Verkauf des ehemaligen Kita- Gebäudes an einen privaten Eigentümer (gegenwärtig laufen Verhand- lungen mit einem Investor, Ziel ist die Nutzung des Gebäudes zur Altenpflege und betreutem Woh- nen.) ▪ Mit den Einnahmen durch die Grundstücks- und Gebäudeverkäufe konnte die Gemeinde die Eigen- mittel für die Sanierung der Kita bereitstellen, die unter Inanspruchnahme von Fördermitteln des Landes Brandenburg erfolgte.

Abbildung 76: Ehemaliges Kitagebäude Abbildung 77: Neue Kita in ehemaliger Schule 76 Fallbeispiele Innenentwicklung von Dörfern im Land Brandenburg

Durch- Feuerwehr und Gemeindebüro führung ▪ 2002 -03: Abriss von störenden Baracken in der Ortsmitte ▪ Gestaltung des Feuerwehrneubaus mit dem Gemeindebüro als eine bauliche Einheit ▪ Errichtung einer Feuerwehrübungsfläche mit einem Abenteuerspielplatz ▪ Das Feuerwehrgerätehaus wurde 2003 gemeinsam mit dem sanierten Gemeindehaus fertiggestellt und dient heute der Feuerwehr und dem Feuerwehr-Verein.

Sportzentrum ▪ Anfügen des Billard-Übungsraums an das vorhandene Sportzentrum. ▪ Der Anbau der Billard-Übungsräume an das Sportzentrum wurde 2003 abgeschlossen.

Abbildung 77: Neubau des Feuerwehrhauses mit saniertem Anbau

Initiator ▪ Gemeinderat Netzen, ▪ Ortsbürgermeister, ▪ Vereinsvorsitzende

Finanzierung ▪ Eigenmittel der ehemals selbstständigen Gemeinde Netzen bzw. der Gemeinde Kloster Lehnin ▪ Fördermittel des Landes Brandenburg (ILE)

Projekt- ▪ Amtsverwaltung / Gemeindeverwaltung Kloster Lehnin partner ▪ Landesamt für Verbraucherschutz, Landwirtschaft und Flurneuordnung, Regionalstelle Brieselang

Erfolgs- ▪ Klare konzeptionelle Vorstellungen der Gemeinde zum Vorgehen faktoren ▪ Nutzen der Dorfentwicklungsplanung als Multiplikator für die Ziele der Ortsentwicklung ▪ Direkte Umsetzung der Vorschläge der Dorfentwicklungsplanung ▪ Finanzielle Ausstattung der Gemeinde ermöglichte die Inanspruchnahme von Fördermitteln Leitfaden für die Praxis Fallbeispiele 77

Abbildung 75: Dorfzentrum mit Gemeindebüro, Bibliothek u.a. Abbildung 76: Ehemaliges Kitagebäude Abbildung 77: Neue Kita in ehemaliger Schule

Neubau Ehem. Schule Feuerwehr Heute Dorfzentrum

Abbildung 78: Neubau des Feuerwehrhau- ses mit saniertem Anbau

Ehem. Kita

Abbildung 74: Dorfentwicklungsplan Netzen (Ausschnitt) 78 Fallbeispiele Innenentwicklung von Dörfern im Land Brandenburg

Hakenberg (Gemeinde Fehrbellin, Landkreis Ostprignitz-Ruppin)

Projektidee mit Rahmenbedingungen

Innerhalb der Dorfentwicklungsplanung 2002 wurden als Vorzugslösung der Abriss des Gebäudes und der Erwerb eines ortstypischen Gebäudes vorge- schlagen mit dem Ziel, dieses Gebäude als Dorfgemeinschaftshaus umzubauen und das Verkaufsgebäude abzureißen.

2003 nutzte die Gemeinde die Mög- lichkeit, einen Teil eines Stallgebäudes eines innerörtlich gelegenen ortsbildprä- genden Hofes zu erwerben. Der Gebäu- deteil wurde umgebaut und in den zwei Geschossen konnten ein Gemein- schaftsraum sowie ein Versamm-lungs- und Schulungsraum der Freiwilligen Feuerwehr Hakenberg sowie die dazu- Mittig auf dem Hakenberger Anger war gehörenden Sanitärräume eingerichtet um 1970 der Dorfladen („Konsum“) werden. Die Klinkerfassade des Gebäu- errichtet worden, der mit Flachdach, des wurde saniert, so dass der Gebäu- grauer Putzfassade und großen Fens- decharakter erhalten blieb. terflächen das Aussehen der Freifläche Damit konnte das Verkaufsgebäude beeinträchtigt hat. Das nach 1990 leer- abgerissen und die Angerfreifläche stehende Verkaufsgebäude befand sich umgestaltet werden. Eine schlichte in Besitz der Gemeinde und sollte künftig Wiesenfläche, ein Kinderspielplatz, ein als Gemeinschaftsgebäude nachgenutzt Standort für Wertstoffcontainer und werden, da die Gemeinde kein weiteres öffentliche Pkw-Stellplätze wurden für diese Nutzungszwecke geeignetes gestaltet. Gebäude besaß. Vorübergehend wurde Mit dem Einrichten des Dorfgemein- das Gebäude von der Freiwilligen Feu- schaftshauses wurde die Aufwertung erwehr Hakenberg als Versammlungs- des Dorfangers verbunden, sodass und Schulungsraum genutzt. Hakenberg von zwei wesentlichen Maß- nahmen profitierte. Abbildung 79: Dorfgemeinschaftshaus Hakenberg Abbildung 80: Töpferwerkstatt am Anger Leitfaden für die Praxis Fallbeispiele 79

Projektablauf

Ziel ▪ Umbau eines Nebengebäudes zu einem Dorfgemeinschaftshaus ▪ Neugestaltung des Angers

Zielgruppe ▪ Bewohner des Dorfes ▪ örtliche Freiwillige Feuerwehr ▪ Besucher, Touristen

Konzept ▪ Nachnutzung vorhandener ortsbildprägender Bausubstanz durch die Gemeinde, ▪ Abriss des Dorfladens ▪ Aufwertung des Ortsbildes durch Freiraumentwicklung

Abbildung 81: Dorfentwicklungsplan Hakenberg (Ausschnitt)

Durchfüh- ▪ Bauantragsverfahren für den Umbau des Stallgebäudes zum Dorfgemeinschaftshaus, in Zusammen- rung ar-beit der beteiligten Akteure (Gemeinde, Planer, Bauaufsichtsbehörde) ▪ Abriss der alten Verkaufsstelle auf dem Dorfanger 2004 > Reduzierung der versiegelten Angerfläche > Befreiung des Wurzelbereiches der Dorfeiche (geschütztes Naturdenkmal) von den Gebäudefun- damenten

Abbildung 82: Anger vor … Abbildung 83: … und nach der Umgestaltung

Finanzierung Einrichten des Dorfgemeinschaftshauses (Gebäudeankauf und Umbau) sowie die Umgestaltung des Angers: ▪ Fördermittel des Landes Brandenburg (ILE) ▪ Eigenmittel der Gemeinde Fehrbellin

Initiator ▪ Gemeindevertreter/ Ortsbeirat Karwesee ▪ Amt Fehrbellin/ Gemeinde Fehrbellin 80 Fallbeispiele Innenentwicklung von Dörfern im Land Brandenburg

Projekt- ▪ Landesamt für Verbraucherschutz, Landwirtschaft und Flurneuordnung, partner Regionalstelle Neuruppin

Erfolgs- ▪ Komplexe Strategie wurde während Dorfentwicklungsplanung besprochen faktoren ▪ Kooperatives Zusammenwirken mit Amt/ Gemeinde Fehrbellin und Landesamt für Verbraucherschutz, Landwirtschaft und Flurneuordnung ▪ Auslösen weiterer Initiativen im Dorf: Sommerkonzerte in der Dorfkirche, Einrichten eines Töpferla- dens

Umnutzung Dorfgemein- schaftshaus

Dorfladen Abriss

Abbildung 81: Dorfentwicklungsplan Hakenberg (Ausschnitt) Leitfaden für die Praxis Fallbeispiele 81

Abbildung 82: Anger vor …

Abbildung 83:… und nach der Umgestaltung 82 Fallbeispiele Innenentwicklung von Dörfern im Land Brandenburg

Amt Altdöbern (Landkreis Oberspreewald-Lausitz)

Projektidee mit Rahmenbedingungen

Die bis 1990 als Poliklinik fungie- rende medizinische Einrichtung wurde zunächst als Ambulatorium weiterbe- trieben. Die Gemeinde Altdöbern hatte als dessen Vermieter nachhaltiges Interesse und den politischen Auftrag, das Ambulatorium zu erhalten, weil es zusammen mit der Apotheke die Basis für die medizinische Versorgung des Gebietes des Amtes Altdöbern und dar- über hinaus bildet. Die Praxisaufgabe eines Facharztes Ende 2008 und die notwendige Neube- setzung erforderte die zügige Moderni- sierung des Ge-bäudes (Inneneinrich- tung, Fassade, Dach). Die Gemeinde hat sich daher entschlossen, das Gebäude umfassend zu sanieren. Zusammen mit der Apotheke soll das Ärztehaus um eine Praxis für einen All- Abbildung 84: Ambulatorium vor … gemeinmediziner erweitert und damit Abbildung 85: … und nach der Sanierung aufgewertet werden. Leitfaden für die Praxis Fallbeispiele 83

Projektablauf

Ziel ▪ Nach Bekanntgabe der Aufgabe einer Zahnarztpraxis wird die Neubesetzung und Erweiterung um eine 3. Arztpraxis (Facharzt für Allgemeinmedizin) mit der Modernisierung des Gebäudes verbunden, um die medizinische Grundversorgung im Amt Altdöbern zu sichern (Arztpraxen sowie eine Apotheke).

Zielgruppe ▪ Bewohner der angrenzenden Orte, ▪ Nutzer der Arztpraxen (Patienten)

Konzept ▪ Erarbeiten des Nutzungsprofils für das Gebäude durch Immobilienmanagement des Amtes Altdöbern in Zusammenarbeit mit den Fachärzten ▪ Sanierung von 2 Arztpraxen während des Betriebes einer Praxis

Durchfüh- ▪ Frühjahr 2008: Konzepterstellung rung ▪ Sommer 2008: > Einbringen in die LAG > Bearbeitung des Förderantrages mit hoher Priorität durch das zuständige Landesamt für Ver- braucherschutz, Landwirtschaft und Flurneuordnung ▪ Dezember 2008: Baubeginn ▪ Februar 2009: > Abschluss der Sanierung und Eröffnung der Zahnarztpraxis > April 2009: Eröffnung der neu hinzugekommenen Allgemeinarztpraxis

Abbildung 86: Umgestaltete Anmeldung Abbildung 87: Zahnarztpraxis

Finanzierung ▪ Gemeinde Altdöbern übernahm bauliche Veränderungen am Gebäude ▪ Langfristige Mietverträge (über 12 Jahre) sichern der Gemeinde Altdöbern Mieteinnahmen zur Refi- nanzierung der Baukosten ▪ Innenausstattung in Verantwortung der Fachärzte ▪ Das Vorhaben wird 2008 der Lokalen Aktionsgruppe „Energieregion Lausitzer Seenland“ als Förder- vor-haben vorgelegt und befürwortet. ▪ Die Antragsbearbeitung und das Ausreichen von Fördermitteln erfolgten zügig. ▪ Kostenschätzung der Gesamtmaßnahme 296.000,00 € - > davon wurden 75 % vom Land Brandenburg gefördert, > den Rest haben die Gemeinde und das Amt als Eigenanteil eingestellt. 84 Fallbeispiele Innenentwicklung von Dörfern im Land Brandenburg

Initiator ▪ Fachärzte des Ärztehauses ▪ Gemeinde Altdöbern in Zusammenarbeit mit Amt Altdöbern

Projekt- ▪ Amt Altdöbern (Immobilienmanagement) partner ▪ Lokale Aktionsgruppe der Leader- Region Energieregion Lausitzer Seenland ▪ Regionalmanagement ▪ Landesamt für Verbraucherschutz, Landwirtschaft und Flurneuordnung Luckau

Erfolgs- ▪ gute Zusammenarbeit zwischen Amtsverwaltung, Gemeinde und den Fachärzten faktoren ▪ Klare Positionierung der Gemeinde Altdöbern für das Ärztehaus erleichterte den Konzept- und Umset- zungsprozess

Abbildung 86: Umgestaltete Anmeldung Abbildung 87: Zahnarztpraxis Leitfaden für die Praxis Fallbeispiele 85

Karwesee (Gemeinde Fehrbellin, Landkreis Ostprignitz-Ruppin)

Projektidee mit Rahmenbedingungen

eingeschränkter Öffnungszeiten ange- Abbildung 88: nommen wird (Nutzung wird auch für Lage des Dorfladens am Anger Pendler ermöglicht). Abbildung 89: Nach erfolgter Sanierung (Fassade, Dorfladen vor der Sanierung Dach) hat der Betreiber des Dorfladens Abbildung 90: das Angebot um Reparaturdienstleistun- Dorfladen nach der Sanierung gen und Post-Service erweitert.

Das unmittelbar am Anger stehende Gebäude der Freiwilligen Feuerwehr stand nach Nutzungsaufgabe im Jahr 1990 leer. Ein Einzelhändler hat das Gebäude von der damals selbststän- digen Gemeinde Karwesee im Jahr 1998 angemietet, mit dem Ziel, zu tes- ten, inwieweit sich das Einrichten eines Ladens mit einem eingeschränkten Sor- timent an Waren des täglichen Bedarfs rechnet. Nach Abschluss von geringen Umbau- arbeiten wurde der Laden im Jahr 1999 eröffnet. Im Zuge der Sanierung der Dorfstraße 2003 wurde in der Gemeinde Karwesee entschieden, die Modernisierung des Gebäudes in die Fördermaßnahme ein- zubeziehen, da der Dorfladen von den Anwohnern Karwesees und den umlie- genden Dörfer als Nahver-sorger trotz 86 Fallbeispiele Innenentwicklung von Dörfern im Land Brandenburg

Das Handlungsfeld „Technische Infrastruktur“

Gemeinde Nennhausen (Landkreis Havelland) Gestaltung des Bahnhofsumfeldes

▪ Gestaltungslösungen für das Bahnhofsumfeld unter Einbeziehung überörtlich bedeutsamer Radwege

Die Gemeinde verfolgte das Ziel der funktionalen und gestalterischen Auf- wertung des Bahnhofsumfeldes korres- pondierend zur Attraktivitätssteigerung innerörtlicher Bereiche. Ergänzend zum Rahmenplan wurde mit dem Erstellen des Flächennutzungspla- nes sowie der Klarstellungssatzung das Planungsrecht zur Umgestaltung der Fläche geschaffen. Die Verhandlungen mit den Grund- stückseigentümern der anzukaufenden Projektidee mit Rahmenbedigungen Flächen begannen 2006 (für die Gleis- anlagen, die in die Umgestaltung einbe- Projektidee mit Rahmenbedingungen leerstehenden Hallen sowie ungenutz- zogen wurden, wurden Bauerlaubnis- Mit der Umgestaltung des Bahnhofes für ten Gebäuden eines Sägewerkes. verträge abgeschlossen). die Regionalbahn sowie mit dem Bau Um diesen städtebaulichen Missstand Damit lagen die Voraussetzungen zum der ICE-Trasse Berlin-Hannover stand zu beseitigen und die Anbindung des Beantragen von Fördermitteln für die das Bahn-hofsumfeld der Gemeinde Bahnhofsgeländes an den Dorfbereich Umsetzung der in zwei Bauabschnitten im Blickpunkt der öffentlichen Auf- zu verbessern, hat die Gemeinde einen geplanten Baummaßnahmen vor (Pla- merksamkeit. Bisher war das Umfeld städtebaulichen Rahmenplan erarbeitet nungsrecht, Flächen im Eigentum der gekennzeichnet von Brachen, vormals (2004), der folgende Maßnahmen ent- Gemeinde). landwirtschaftlich genutzter Flächen, hält: ▪ Vorschlag zum Ankauf von Flächen, Zwischenzeitlich ist die Umgestaltung die zur Aufwertung des Umfeldes nahezu abgeschlossen. und zur verbesserten Erschließung benötigt werden. Im Kontext der 2006 in Rathenow durch- ▪ Einordnen von Straßen und Wegen geführten Landesgartenschau wurde sowie Flächen für den ruhenden der Bahnhof Nennhausen in das regi- Verkehr onale Radwegenetz integriert, was zur Nutzungsintensivierung des Bahnhofes Abbildung 91: beigetragen hat. Verkehrsanbindung des Regionalbahnhofs Leitfaden für die Praxis Fallbeispiele 87

Projektablauf

Ziel ▪ Umfeldgestaltung des Regionalbahnhaltepunktes Nennhausen in zwei Bauabschnitten

Zielgruppe ▪ Bewohner von Nennhausen, ▪ Touristen und ▪ Besucher

Konzept ▪ Beseitigung des städtebaulichen Misstandes um den Bahnhaltepunkt ▪ Beräumung von Ruinen, leerstehenden Gebäuden und illegal verbrachtem Müll ▪ Gestaltung von Erschließungsflächen (Straßen, Fuß- und Radwege, Kfz- Parkplätze, Grünflächen, Bushaltestelle) ▪ barrierefreier Zugang im südlichen Bereich des Bahnhaltepunktes

Abbildung 92: Gestaltungsplan des Bahnhofsvorbereich Nennhausen (Quelle: Ingenieurbüro Beyer Brandenburg a.d. Havel) Abbildung 93: Anbindung an überörtlichen Rad- und Fußweg

▪ Erarbeiten von Planungsgrundlagen zur Gestaltung des Bahnhofsumfeldes Durch- ▪ Ankauf der Flächen, die zur Umgestaltung erforderlich waren führung ▪ Erarbeiten von Förderanträgen zur Unterstützung der Finanzierung ▪ Durchführen der Baumaßnahmen

Abbildung 94: Erschließungsstraße des Bahnhofs

Initiator ▪ Kommunalpolitiker, Verwaltung des Amtes Nennhausen

Finanzierung ▪ Fördermittel des Landes Brandenburg (Integrierte ländliche Entwicklung) ▪ Fördermittel des Landkreises Havelland (ÖPNV) als Kofinanzierung ▪ Eigenmittel der Gemeinde Nennhausen

Projekt- ▪ Landesamt für Verbraucherschutz, Landwirtschaft und Flurneuordnung, Regionalstelle Brieselang partner ▪ Landkreis Havelland 88 Fallbeispiele Innenentwicklung von Dörfern im Land Brandenburg

Erfolgs- ▪ Zielorientierte Zusammenarbeit zwischen Kommunalpolitik und Verwaltung, faktoren Verknüpfung mit dem ÖPNV ▪ Umfangreiche und detaillierte Projektvorbereitung ▪ Transparente Gestaltung des Verfahrens ▪ Partnerschaftliches Zusammenwirken der Projektbeteiligten ▪ LAG Havelland als Impulsgeber für die regionale Vernetzung des Bahnhofsumfeldes

Abbildung 92: Gestaltungsplan des Bahnhofsvorbereich Nennhausen (Quelle: Ingenieurbüro Beyer Brandenburg a.d. Havel)

Abbildung 93: Anbindung an überörtlichen Rad- und Fußweg

Abbildung 94: Erschließungsstraße des Bahnhofs Leitfaden für die Praxis Fallbeispiele 89

Gemeinde Schipkau (Landkreis Oberspreewald-Lausitz)

Projektidee mit Rahmenbedingungen

Die Gemeinde Schipkau befindet sich mit ihren Ortsteilen inmitten einer durch den Braunkohlenabbau und der Ener- gieerzeugung geprägten Region. Inner- halb der vergangenen Jahre hat sich die Gemeinde durch die Realisierung von Projekten der alternativen Energieer- zeugung neu profiliert.

Die Gemeinde hat sich das Ziel gesetzt, den Energiebedarf mit einem hohen Anteil an „sauberer und bezahlbarer“ Energie zu decken. Dies soll durch das Bereitstellen eines Mixes aus Ener- gien erfolgen, der einen hohen Anteil regenerativ erzeugter Energie beinhal- tet als auch aus Braunkohle erzeugter Energie zur Grundlastabsicherung. Von der Bereitstellung regenerativ erzeug- ter Energie sollen die Einwohner der Gemeinde in doppelter Hinsicht partizi- pieren: Abbildung 95: Windparkanlage

▪ Die Energieerzeugung für den Eigen- Bisher wurden folgende Anlagen reali- ▪ „Grüner Lausitzring“ mit Biogasanlage, bedarf führt zur finanziellen Entlas- siert: einer Windenergieanlage (WEA) und tung der Haushalte. ▪ Windpark Klettwitz, Photovoltaik, ▪ An den zur Energieerzeugung ver- ▪ Erdgastankstelle Klettwitz und ▪ Solarpark Meuro, wendeten Anlagen können sich die ▪ Blockheizkraftwerk in der Kinderta- ▪ Photovoltaikanlagen an Gebäuden Haushalte mit dem Kauf von Anteilen gesstätte Hörlitz zur anteiligen Deckung des Ener- finanziell beteiligen und somit lang- giebedarfes (Solar-Carport Klettwitz) fristig vom Ertrag der Anlagen profi- Unter dem Leitbild „Innovativer Energie- und tieren. ort Gemeinde Schipkau“ befinden sich ▪ Blockheizkraftwerk für das Gebäude folgende Vorhaben in der Planung bzw. Schulstraße 1 in Klettwitz, Photovolta- der unmittelbaren Realisierung: ikanlage für die Sporthalle Schipkau 90 Fallbeispiele Innenentwicklung von Dörfern im Land Brandenburg

Projektablauf

Ziel ▪ Bereitstellen eines großen Anteiles von regenerativ erzeugter Energie zusätzlich zur Grundlastabsiche- rung durch Energie, die auf der Basis von Braunkohle erzeugt wird.

Zielgruppe ▪ Bewohner der Gemeinde Schipkau

Konzept Nutzung sämtlicher vorhandener Voraussetzungen zur Bereitstellung regenerativ erzeugter Energie: ▪ Nachnutzung von Braunkohlenabbauflächen, ▪ Nutzen von gemeindeeigenen Flächen und ▪ Verknüpfung von öffentlich genutzten Einrichtungen mit regenerativer Energieerzeugung

Abbildung 96: Vorhaben „Kleinwindrad zur energetischen Versorgung des Verwaltungsgebäudes der Gemeinde Schipkau“

Durchfüh- ▪ Analyse der zur Verfügung stehenden Flächenpotenziale (z.B. Freiflächen, Dachflächen) rung ▪ Untersuchung der zum Einsatz kommenden Form der Energieerzeugung ▪ Kosten- und Nutzen- Analyse ▪ Schaffung der bauplanungs- und bauordnungsrechtlichen sowie baulichen Voraussetzungen > Erstellen von Rahmenplänen (z.B. Rahmenplan: Photovoltaik Meuro) > Erstellen des Planungsrechts (z.B. Bebauungsplan: Sondergebiet Photovoltaikanlage Klettwitz Schulstraße) ▪ Bau der Anlage

Finanzierung ▪ Eigenmittel der Gemeinde Schipkau ▪ Eigenanteile der Betreiber der Anlage ▪ Anlagen Dritter

Initiator ▪ Kommunalpolitiker, Verwaltung der Gemeinde Schipkau

Abbildung 97: Gemeindevertreter und Mitarbeiter der Gemeindeverwaltung bei der Besichtigung des Solarparkes Finsterwalde (installierte Leistung 42 MW)

Projekt- ▪ Energieunternehmen partner ▪ Landwirtschaftliche Betriebe der Region für die Bestückung der Biogasanlage des Projektes „Grüner Lausitzring“ > Agrargenossenschaft Bronkow und > Agrargenossenschaft Grossräschen Leitfaden für die Praxis Fallbeispiele 91

Erfolgs- ▪ Akzeptanz bei der Bevölkerung durch Energiemix mit regenerativ erzeugter Energie faktoren ▪ Kostenersparnis der öffentlichen und privaten Haushalte ▪ Schaffung von Arbeitsplätzen in der Region durch Bau von Anlagen zur regenerativen Energieerzeugung ▪ sehr gute Zusammenarbeit der Partner in der Region ▪ transparent geführte Verwaltungsverfahren zur Vorbereitung der Umsetzung von Vorhaben

Kleinwindrad

+

Kraft-Wärme-Kopplung

auf Holz- oder Erdgasbasis

+

Photovoltaikanlage

Abbildung 96: Vorhaben „Kleinwindrad zur energetischen Versorgung des Verwaltungsgebäudes der Gemeinde Schipkau“

Abbildung 97: Gemeindevertreter und Mitarbeiter der Gemeindeverwaltung bei der Besichtigung des Solarparkes Finsterwalde (installierte Leistung 42 MW) 92 Fallbeispiele Innenentwicklung von Dörfern im Land Brandenburg

Gemeinde Wiesenburg/Mark (Landkreis Potsdam Mittelmark)

Projektidee mit Rahmenbedingungen

Ein landwirtschaftlicher Betrieb der Region 2006 hat in den Ortsteilen Reppi- nichen und Wiesenburg 6 Biogas GmbH gegründet. Ursprüngliches Ziel war die Stromproduktion und der Stromverkauf auf der Basis von Biogas.

Die Idee war, die in der Region ange- bauten Rohstoffe wie Mais und Roggen als Ausgangsmaterial für die Strompro- duktion zu verwenden. Mit der Strom- produktion entstand ein Angebot an Wärme, das nachfolgend in den Orten der Gemeinde Wiesenburg/Mark genutzt werden konnte.

Diese Projektidee wird inzwischen um den Transport des erzeugten Biogases und der Einspeisung in dezentral zu errichtende Blockheizkraftwerke erwei- tert. Damit soll eine verbrauchernahe Wärmeerzeugung ermöglicht werden.

Langfristig soll ein Nahwärmenetz in Wiesenburg errichtet werden, das der Versorgung öffentlicher Gebäude in Wiesenburg mit Fernwärme dienen kann (Rathaus, Schulen u.a.).

Mit den Biogasanlagen sollte ein regi- onaler Wertschöpfungskreislauf aufge- baut werden, um Arbeitsplätze in der Region zu schaffen.

Abbildung 98: Betriebshof der Biogasanlage Abbildung 99: Biogasanlage Leitfaden für die Praxis Fallbeispiele 93

Projektablauf

Idee ▪ Stromproduktion ▪ Stromverkauf auf der Basis von Biogas

Zielgruppe ▪ Bewohner der Ortsteile Reppinichen und Wiesenburg

Konzept ▪ Aufbau von regionalen Stoff- und Wertschöpfungskreisläufen durch Verwendung von Rohstoffen aus der Region; Einhalten von kurzen Lieferwegen, Verwendung lokal erzeugter Produkte, Beteiligung von lokalen Erzeugern. ▪ Bau von kleinen Blockheizkraftwerken (0,5 MW bis 1,54 MW) in den Ortsteilen Reppinichen und Wie- senburg sowie Wärmeversorgung für ein ca. 5 Hektar großes Treibhaus zur Gemüseproduktion in Reppinichen und kommunaler Gebäude in Wiesenburg.

Finanzierung ▪ Eigenmittel. Durch die Einspeisevergütung können der Amortisationszeitraum und damit die Betriebs- wirtschaftlichkeit der Biogasanlagen klar bestimmt werden.

Durchfüh- ▪ 2006 Projektbeginn mit Aufstellung eines Bebauungsplanes rung ▪ 2007 Genehmigung des Bebauungsplanes ▪ Der Baubeginn erfolgte 2007 ▪ 2008 Inbetriebnahme der Biogasanlagen Wiesenburg und Reppinichen

Abbildung 99: Biogasanlage

Initiator ▪ Lokale Erzeugergruppe „Biogas GmbH“

Projekt- ▪ Gemeinde Wiesenburg (Mark) als Projektförderer partner ▪ Gemeindeverwaltung fördert Projekt durch Unterstützung bei Planungsvorhaben

Erfolgs- ▪ Kooperatives Zusammenwirken der Partner der Region faktoren ▪ Exaktes Einhalten der getroffenen Absprachen zwischen den Akteuren ▪ Aufbau einer Wertschöpfungskette mit lokalen Produkten initiiert von Akteuren der Region fördert Akzeptanz bei der örtlichen Bevölkerung ▪ Keine Anliegerbelästigung durch Transportwege auf Hauptstraßen

weiterer ▪ Bau von weiteren Wärmeleitungen zum Netzausbau und zum Bereitstellen von Wärmeenergie zu den Handlungs- potenziellen Verbrauchern (Wohnbereiche in den Ortseilen) zur effektiveren Auslastung der bereitge- bedarf stellten Energiekapazitäten 94 Fallbeispiele Innenentwicklung von Dörfern im Land Brandenburg

Das Handlungsfeld „Ortsgestaltung“

Groß Behnitz (Stadt Nauen, Landkreis Havelland)

Problematisch im Ortskern ist die Situa- tion für den ruhenden Verkehr, denn für Besucher der Veranstaltungen stehen nicht genü-gend Parkplätze zur Verfü- gung. Daher beabsichtigt der Eigen- tümer des Landgutes Borsig, eine in unmittelbarer Nachbarschaft zum Land- gut errichtete alte Kaufhalle abzureißen und dort Parkplätze zu gestalten. Durch zusätzliche Baumpflanzungen soll das Orts-bild ergänzt und aufgewertet wer- den, sowie zur Entlastung der Parkplatz- situation beitragen.

Im Kontext dieser Ortsentwicklung sind weitere Maßnahmen zur Verbesserung der Erreichbarkeit des Gutes und der Projektidee Vernetzung in der Region geplant: Zwi- mit Rahmenbedingungen schen Ribbeck (Schloss Ribbeck) und Groß Behnitz (Landgut Borsig) wird Der Anker der gegenwärtigen funktiona- ein Radweg gebaut, damit die Orte len Entwicklung von Groß Behnitz ist das von Radfahr-Touristen besucht werden Landgut Borsig, dessen Gebäude und können (Antrag der Stadt Nauen und Freiflächen aufwändig von einem priva- das positive Votum der LAG Havelland ten Eigentümer saniert werden. Ziel ist liegen vor). Ideen zur gemeinsamen es, die Gebäude des Gutes für kulturelle Durchführung von Veranstaltungen auf und touristische Veran-staltungen nutz- der Basis eines gemeinsamen Marke- bar zu machen (Ausstellungen, Gastro- tings mit Unterstützung der Stadt Nauen nomie, Hotel, ökologischer Landbau). und des Landkreises Havelland werden diskutiert.

Um das Landgut Borsig für den öffent- Abbildung 100: lichen Nahverkehr zu erschließen, sind Eingangsbereich Landgut Borsig Überlegungen im Gespräch, den Bahn- Haltepunkt Groß Behnitz zu aktivieren. Abbildung 101: abzureißendes Gebäude Leitfaden für die Praxis Fallbeispiele 95

Projektablauf

Ziel ▪ Gestaltung einer innerörtlichen Freifläche ▪ Mit der Entwicklung des Landgutes Borsig und der Etablierung von Veranstaltungen, die vom Gut aus- gehen, steigt die Zahl der Gäste im Dorf erheblich an. ▪ Die Kapazitäten für den ruhenden Verkehr innerhalb des öffentlichen Raumes von Groß Behnitz sind schnell erschöpft. Der Eigentümer des Gutes ist daher bemüht, weitere Parkplatzflächen zu erschließen. ▪ Für die Erschließung weiterer Parkplatzflächen bietet sich die Fläche der seit mehreren Jahren leerste- henden und das Ortsbild negativ beeinträchtigenden Kaufhalle an. Das Gebäude verwahrlost und ist aufgrund seines Bauzustandes nicht mehr nutzbar.

Zielgruppe ▪ Bewohner und Touristen

Konzept ▪ Aufwertung des Ortsbildes durch Freiraumentwicklung ▪ Geplant ist der Abriss der leerstehenden Kaufhalle und der Ausbau der Fläche als Kfz-Parkplatz mit Begrünung durch Laubgehölze

Durch- ▪ Der Eigentümer des Landgutes Borsig erwarb das Grundstück mit Gebäude. führung ▪ Frühjahr 2009: Genehmigung zum Abriss des Gebäudes ▪ Fördermittelbescheid zum Gebäudeabriss liegt vor ▪ Abriss steht unmittelbar bevor

Abbildung 101: abzureißendes Gebäude

Finanzierung ▪ Eigenmittel des Investors ▪ Fördermittel des Landes Brandenburg

Initiator ▪ Privater Eigentümer des Landgutes Borsig

Projekt- ▪ Stadt Nauen und Landesamt für Verbraucherschutz, Landwirtschaft und Flurneuordnung, Regional- partner stelle Brieselang

Ergebnis ▪ Optimierung der Situation für den ruhenden Verkehr; ▪ Bereitstellung von Parkplätzen bei Veranstaltungen des Gutes im unmittelbaren Umfeld zur Entlastung der innerörtlichen Bereiche. ▪ Die Aufwertung des Dorfkernes sowie des Landgutes Borsig werden miteinander verknüpft.

96 Fallbeispiele Innenentwicklung von Dörfern im Land Brandenburg

Retzow (Amt Friesack, Landkreis Havelland)

Projektidee mit Rahmenbedingungen

Der Ortskern von Retzow wird durch ein Innerhalb der Dorfentwicklungsplanung nahezu regelmäßig angelegtes Recht- wurde von den Teilnehmern des Arbeits- eck bestehend aus Straßen gebildet, kreises die Erschließung und Wiedernutz- an dessen nordwestlichem Bereich sich barma-chung der innerörtlichen Freiflä- der Bäckerteich befindet. Die Fläche che als prioritäre Maßnahme befürwortet. des Gewässers hat sich innerhalb der Hierzu gehört die Teichentschlammung, vergangenen 20 Jahre aufgrund des die Beräumung der angrenzenden Flä- kontinuierlichen Eintrages von sehr nähr- chen von Laubresten und Müll sowie die stoffreichem Oberflächenwasser stän- Erschließung und Gestaltung der Frei- dig verringert und ist von Röhricht dicht fläche. Ziel war es, den Teich mit den bestanden, sodass der Teich letztlich nur angrenzenden Freiflächen als prägendes in der vegetationsarmen Zeit sichtbar Merkmal des Ortsbildes wiederherzustel- war. len.

Abbildung 102: Saniertes Gewässer mit neuer Uferrandgestaltung als innerörtliche Freifläche Leitfaden für die Praxis Fallbeispiele 97

Projektablauf

Ziel ▪ Teichgestaltung und Erschließung der innerörtlichen Freifläche um den Bäckerteich

Zielgruppe ▪ Bewohner des Ortes Retzow ▪ Besucher

Konzept Abbildung 103: Gestaltungsplan für den Bäckerteich 2003

▪ Aufwertung des Ortsbildes durch Freiraumentwicklung ▪ Entschlammung des Gewässers und Gestaltung der innerörtlichen Freifläche

Durch- ▪ Klären des wasserrechtlichen Verfahrens 2004 führung ▪ 2004: Vorbereitende Untersuchungen und Gutachten > naturschutzfachliche Bewertung des Vorhabens wegen Eingriffe in geschützte Biotope > Hydrologisches und geologisches Gutachten > Gutachten zur Bewertung des anfallenden Teichschlammes ▪ Entwurf, Ausführung und Durchführung der Entschlammung und Freiflächengestaltung ▪ 2005/ 2006: > Freiflächengestaltung > Ausstatten mit Bänken und Lampen

Abbildung 104: Begehung Bäckerteich, November 2003 Abbildung 105: Bauarbeiten zur Freiflächengestaltung Abbildung 106: Fertiggestellte Freiflächen

Abbildung 103: Gestaltungsplan für den Bäckerteich 2003

Abbildung 104: Begehung Bäcker- teich, November 2003 98 Fallbeispiele Innenentwicklung von Dörfern im Land Brandenburg

Finanzierung ▪ Eigenmittel der Gemeinde Retzow ▪ Mittel des Arbeitsamtes Nauen ▪ Fördermittel des Landes Brandenburg

Ergebnis ▪ Innerörtliches Gewässer mit begleitendem Gehweg und Frischwiesen, der Bereich ist nutzbar zum Erholen und Verweilen

Initiator ▪ Ortsbürgermeister mit Gemeinderat

Projekt- ▪ Amt Friesack partner ▪ Landesamt für Verbraucherschutz, Landwirtschaft und Flurneuordnung, Regionalstelle Brieselang ▪ Verwaltung des Landkreises Havelland ▪ Planungsbüro

Erfolgs- ▪ Klarer politischer Wille zur Umgestaltung der Freifläche faktoren ▪ Vorhandene Eigenmittel der Gemeinde zur Akquisition von Fördermitteln ▪ Kooperative Mitarbeit und Unterstützung der beteiligten Behörden

weiterer ▪ Bau von weiteren Wärmeleitungen zum Netzausbau und zum Bereitstellen von Wärmeenergie zu den Handlungs- potenziellen Verbrauchern (Wohnbereiche in den Ortseilen) zur effektiveren Auslastung der bereitge- bedarf stellten Energiekapazitäten

Abbildung 105: Bauarbei- ten zur Freiflächengestal- tung

Abbildung 106: Fertigge- stellte Freiflächen Leitfaden für die Praxis Fallbeispiele 99

Borkheide (Amt Brück, Landkreis Potsdam Mittelmark)

Projektidee mit Rahmenbedingungen

Abbildung 107: Eingangsbereich des Waldbades

Borkheide ist eine Kolonie, die sich um samt in offener Bauweise errichteten Merkmale erhalten soll: 1900 bedingt durch eine Bahnstation, Gebäude, zu denen auch die Gebäude ▪ Gestalterische Aufwertung durch ein Ausflugslokal sowie durch die ab mit hoher Nutzerfrequenz gehören, las- Befestigung der bisher unbefestigten 1909 von Hans Grade errichtete Flug- sen keinen zentralen Raum erkennen. Platzfläche sowie einer Bepflanzung zeugfabrik entwickelte. Auch der Bahnhof, der im funktionalen ▪ Einordnen von Flächen für den Gefüge eine herausgehobene Position ruhenden Verkehr Heute hat Borkheide ca. 1.900 Einwoh- einnimmt, bindet keine Versorgungs- ner und verfügt über eine intakte Infra- einrichtungen mit städtebaulicher Domi- Durch die Markierung der Platzfläche struktur (Kita, Grundschule, Ärztehaus, nanz. können die angrenzenden Verkehrs- Supermarkt, Postagentur, Läden und flächen klarer gekennzeichnet werden. Geschäfte (u.a. Gärtnerei, Baumarkt Eine Besonderheit ist das kommunale Der bisher völlig ungeordnete öffentliche sowie kleinere Dienstleistungsgeschäfte Freibad (Waldbad), das viele Besucher Raum kann damit aufgewertet werden. wie z.B. Kosmetik, Friseur, Reiseagen- anzieht und in Korrespondenz mit den Mit der Gestaltung der Platzfläche als tur). Borkheide ist heute ein Wohnort im weiteren Umfeld befindlichen Einrich- Grün- und Verkehrsfläche schafft die vorwiegend für Arbeitspendler nach tungen eine Art Ortsmitte darstellt. Gemeinde die Voraussetzung, das Potsdam und Berlin. Waldbad und die angrenzenden Frei- Um diese Ortsmitte gestalterisch deutli- räume besser zu erschließen, und der Aufgrund seiner städtebaulichen Struk- cher zu manifestieren und die im Umfeld befestigte Dorfplatz kann für Markttage tur (regelmäßig angelegtes Straßenras- befindlichen Einrichtungen zu verbinden und Gemeindefeste genutzt werden. ter, in dem sich die privaten Wohngrund- (Wald-bad, Einkaufsläden), plant die Der umgestaltete Dorfplatz trägt somit stücke befinden) besitzt Borkheide kein Gemeinde die Gestaltung einer multi- zur funktionalen und gestalterischen baulich-räumliches Zentrum. Die insge- funktionalen Platzfläche, die folgende Aufwertung des Ortes bei. 100 Fallbeispiele Innenentwicklung von Dörfern im Land Brandenburg

Projektablauf

Ziel ▪ Gestaltung einer funktionalen und gestalterischen Ortsmitte von Borkheide

Zielgruppe ▪ Bewohner von Borkheide, ▪ Einzelhändler, ▪ lokale Produzenten, ▪ Touristen und Besucher

Konzept Abbildung 108: Gestaltungsplan des Dorfplatzes (Quelle: Büro Nitzsche Tiefbauplanung Treuenbrietzen) Abbildung 109: Unbefestigte Platzfläche

▪ Befestigung des Platzes ▪ Gestaltung von verschiedenartig nutzbaren Platzflächen ▪ Gestalten der Erschließungsflächen im Kontext des Dorfplatzes zur verbesserten Anbindung angren- zender Einrichtungen (Waldbad, Läden und Geschäfte)

Durch- ▪ Beschluss der Gemeinde zur Umgestaltung der Platzanlage führung ▪ Erarbeitung von Planungsgrundlagen zur Dorfplatzgestaltung ▪ Erarbeitung von Förderanträgen zur Unterstützung der Finanzierung ▪ geplante Durchführung der Baumaßnahmen

Finanzierung ▪ Eigenmittel der Gemeinde Borkheide ▪ Fördermittel des Landes Brandenburg (geplant, Integrierte ländliche Entwicklung)

Initiator ▪ Kommunalpolitiker, Verwaltung des Amtes Brück

Initiator ▪ Ortsbürgermeister mit Gemeinderat

Projekt- ▪ Landesamt für Verbraucherschutz, Landwirtschaft und Flurneuordnung, Regionalstelle Brieselang partner

Erfolgs- ▪ Klare Zielvorstellung der Kommunalpolitik und Verwaltung zur Platzgestaltung faktoren ▪ Transparente Gestaltung des Verfahrens ▪ Nutzen der lokalen Aktionsgruppe „Fläming-Havel“ als Plattform zur Projektentwicklung Leitfaden für die Praxis Fallbeispiele 101

Abbildung 108: Gestaltungsplan des Dorfplatzes (Quelle: Büro Nitzsche Tiefbauplanung Treuenbrietzen)

Abbildung 109: Unbefestigte Platzfläche 102 Fallbeispiele Innenentwicklung von Dörfern im Land Brandenburg

Das Handlungsfeld „Dorfentwicklung als Prozess“

Ortsteil Grüneberg (Gemeinde Löwenberger Land, Landkreis Oberhavel)

verbindung nach Berlin-Hauptbahnhof möglich ist (Fahrzeit ca. 40 Minuten). Die Bundesstraßen 96 und 167 befinden sich in einer Entfernung von ca. 3 Kilo- metern, was zur guten Erreichbarkeit des Ortes beiträgt. Prägend für den Ort ist der weitläufige Angerbereich, der von heimischen Laub- gehölzen eingerahmt wird. Das Dorf ist umgeben vom Landschaftsschutzgebiet Liebenberg.

Wohnen Mit 1.240 Einwohnern besitzt Grüneberg eine hohe Bedeutung als Wohnort. Dazu tragen vor allem die Einrichtungen der Daseins-vorsorge bei (Kita und Filial- standort der Grundschule Löwenberg), die für ein familiengerechtes Wohnen sorgen. Daneben verfügt Grüneberg über Einzelhandelseinrichtungen und Gaststätten, die eine wohnortnahe Ver- Projektidee mit Rahmenbedingungen sorgung ermöglichen. Bedingt durch die gute Verkehrsan- Das Dorf Grüneberg hat sich in den Ortsbild bindung mit Bahn und Straße konnten vergangenen 20 Jahren als Wohn- und Grüneberg ist im Kern ein Angerdorf. Die neue Einwohner für den Ort gewonnen Arbeitsort im ländlichen Raum deutlich Ortsmitte wird von der Dorfkirche gebil- werden. profilieren können. Den Ortsbewohnern det. Der weitläufige Angerbereich wird ist es im Zusammenspiel mit weiteren umgrenzt von Bauerngehöften, deren Arbeiten Akteuren gelungen, ein aktives Gemein- Wohnhäuser meist traufständig zur Das Dorf Grüneberg besitzt mit 51 schaftsleben zu organisieren und den Straße stehen. Am östlichen und west- Betrieben eine für den ländlichen Raum Ort durch zielgerichtete Investitionen lichen Ortsrand befinden sich Erweite- Brandenburgs sehr ausgeprägte wirt- der öffentlichen Hand zu entwickeln, rungsbereiche, geprägt von kleinteili- schaftliche Infrastruktur mit 2 Großbe- auf deren Basis sich eine stabile lokale gen Siedlungshäusern, die ab ca. 1910 trieben als wichtigsten Arbeitgebern im Wirtschaft mit regionalen Bezügen ent- errichtet wurden. Ort (Agrargenossenschaft und Geträn- wickeln konnte. Grüneberg hat einen Bahnanschluss, keherstellung). Die damit verbundene von dem stündlich eine Regionalbahn- hohe Zahl an Einpendlern in den Ort Leitfaden für die Praxis Fallbeispiele 103

bildet eine maßgebliche Grundlage für Folgebetriebe, vor allem aus dem Dienstleistungsbereich, Handel und Gastronomie sowie Handwerk, die wei- tere Arbeitsplätze anbieten. 7 landwirt- schaftliche Wiedereinrichter runden das Wirtschaftsprofil ab. Für die medizini- sche Versorgung stehen eine Arztpraxis sowie eine Physiotherapie bereit.

Daseinsvorsorge und Vereine im Dorf Die vorhandenen Einrichtungen der Abbildung 110: Dorfanger sozialen Infrastruktur, vor allem Kita und Abbildung 111: Gaststätte Grüneberg Schule, bilden eine wichtige Grundlage für die kon-stant hohen Einwohnerzah- len im Ort. Dadurch sind vor allem Fami- lien mit Kindern in den Ort gekommen, die wiederum eine hohe Nachfrage nach Dienstleistungen und Einzelhandels- angeboten sichern (Dorfladen, Friseur, wurde der Straßenraum umgestaltet Bankfiliale, Poststelle). (neuer Fahrbahnbelag, Gehweggestal- Grüneberg besitzt Räume und Gebäude tung, straßenbegleitende Bepflanzung), für die örtlichen Vereine (Jugendclub, sodass frühzeitig ein hohes Niveau der Feuerwehr, Alte Schule als Dorfgemein- Ver- und Entsorgung erreicht wurde. schaftshaus, Vereinshaus des Sport- Trotz der damit verbundenen hohen vereins), in denen die Bewohner die finanziellen Belastungen für die Anwoh- Möglichkeit haben, sich altersgerecht ner fanden diese Maßnahmen nach und und ihren Interessen gemäß aktiv in nach Akzeptanz, denn sie konnten mit das Dorf- und Vereinsleben einzubrin- Aufwertungen des Ortsbildes verbunden gen (Sportvereine, Chor, Faschingsver- werden (Angergestaltung, Gehölzpflan- ein, Freiwillige Feuerwehr, Frauenkreis, zungen, Holzbegrenzungen, Parkplätze, Musikgruppe u.v.m.). Plastiken auf dem Kirchhof).

Technische Infrastruktur Bereits 1996 erhielt Grüneberg eine zen- trale Abwasserableitung. Kurz danach Abbildung 112: Feuerwehr Grüneberg 104 Fallbeispiele Innenentwicklung von Dörfern im Land Brandenburg

Projektablauf

Ziel ▪ Ortsentwicklung durch Ortsbewohner und im Zusammenspiel mit weiteren Akteuren > aktives Gemeinschaftsleben organisieren > zielgerichtete Investitionen der öffentlichen Hand, > Stabilisierung einer lokalen Wirtschaft mit regionalen Bezügen

Zielgruppe ▪ Ortsbewohner ▪ Unternehmen in Grüneberg

Konzept ▪ Erkennen der vorhandenen Entwicklungspotenziale, die sich aus den ortspezifischen, wirtschaftlichen und infrastrukturellen Merkmalen Grünebergs ergeben ▪ Schaffung der Plangrundlage (Dorfentwicklungsplanung Bericht 1994) ▪ Aktives Einbringen in aktuelle Prozesse der ländlichen Entwicklung (Dorfentwicklung, Integrierte länd- liche Entwicklung, Leader- Entwicklung) ▪ Vernetzung der kleinteiligen lokalen Wirtschaft in der Region > Einzelhandel (Dorfladen, Fleischer) und > Gastronomie beziehen ihre Produkte von Produzenten aus der Region. > hohe Akzeptanz bei der Kundschaft.

Abbildung 113: Landfleischerei Grüneberg Abbildung 114: Dorfladen Grüneberg Leitfaden für die Praxis Fallbeispiele 105

Konzept ▪ Gute Ausstattung des Ortes mit sozialer Infrastruktur, Handelseinrichtungen und Gaststätten sowie mit einem intakten Ortsbild fördert neue private Investitionen, wie z.B. „Hof Grüneberg“ > 2006 erworben, schrittweise saniert, ausgebaut und > um eine Reithalle erweitert > bietet Reitunterricht, Pferdehaltung und Ferienwohnungen

Initiator ▪ lokale Akteure in der Gemeinde (heute Ortsteil der Gemeinde Löwenberger Land)

Projekt- ▪ Amtsverwaltung/Gemeinde Löwenberger Land partner ▪ Landesamt für Verbraucherschutz, Landwirtschaft und Flurneuordnung, Regionalstelle Neuruppin

Erfolgs- ▪ Lokale Akteure haben Potenziale des Ortes erkannt faktoren ▪ Öffentliche und private Interessen und Belange in der Dorfentwicklungsplanung zusammengeführt ▪ Maßnahmen der Ortsentwicklung umgesetzt und somit eine Glaubwürdigkeit und Kontinuität von Planung und Umsetzung hergestellt ▪ Kostenintensive Maßnahmen mit Aufwertungsmaßnahmen verbunden ▪ Einbeziehung weiterer Akteure in den Entwicklungsprozess (Landkreis Oberhavel, Landesamt für Ver- braucherschutz, Landwirtschaft und Flurneuordnung, Regionalstelle Neuruppin) ▪ Privates Engagement und Netzwerke zur Arbeitsplatzsicherung und -entwicklung unterstützt ▪ Vereine beteiligen sich aktiv am Dorfleben und richten regelmäßig Feste aus, was zur Integration der Hinzugezogenen beiträgt.

Abbildung 115: "Hof Grüneberg" Abbildung 116: Reitstunde im "Hof Grüneberg" 106 Fallbeispiele Innenentwicklung von Dörfern im Land Brandenburg

Dennewitz (Ortsteil der Gemeinde Niedergörsdorf, Landkreis Teltow-Fläming)

Projektidee mit Rahmenbedingungen

Die Gemeindeverwaltung ist hierbei ein wichtiger Partner; sie betrachtet die 22 Ortsteile wie eine Perlenket-te (die Kette als Ganzes ist die Gemeinde, die durch die Summe der einzelnen Perlen ihren Wert erhält).

Basis dieser Herangehensweise ist das Leitbild der Gemeinde: „Individuell denken in den Ortsteilen= gemeinsam handeln innerhalb der Gemeinde!“

Davon wird die Kommunalpolitik über- zeugt, die dieses kooperative Verwal- tungshandeln durch Beschlüsse unter- stützt. Dennewitz besitzt die Form eines Stra- kriege) sowie vom Pfarrhaus, der alten ßenangerdorfes. Der Ortskern wird von Dorfschule, dem Landgasthof und dem Die Voraussetzungen für eine stabile großvolumigen Vierseithöfen gebildet, Dorfmuseum umgeben ist. Prägend ist Ortsentwicklung sind günstig: Die gute die in ihrer Struktur überwiegend erhal- der Anger, der mit Laubgehölzen bestan- Anbindung an die Zentren Jüterbog, ten sind. Mittig befindet sich die Dorf- den dem Dorf trotz der eng aneinander Luckenwalde, Berlin, Leipzig mit der kirche, die vom Denkmal (Schlacht bei gereihten Wohnhäuser eine gewisse Bundesstraße und Autobahn sowie der Dennewitz/Napoleonische Befreiungs- Weitläufigkeit gibt. Bahnanschluss (Berlin Hbf und Leipzig sind in ca. 40 Minuten mit Regionalbahn Projektbeschreibung erreichbar) ermöglichen das Wohnen im Ort und Pendeln zum Arbeitsort. Ziel der Ortsentwicklung aus Sicht der Bewohner und der Gemeindeverwaltung Die naturräumliche günstige Lage abseits ist es, die Besonderheiten von Dennewitz großer Verkehrsachsen mit hochwer- auszuprägen und gemeinsam mit den tigem Landschaftsraum (Felder, Wald, weiteren Ortsteilen der Gemeinde Nie- u.a. Nuthe-Quelle) schafft eine hohe dergörsdorf Perspektiven für die Bewoh- Wohnqualität. ner im regionalen Verbund zu schaffen.

Abbildung 117: Bauernmuseum Leitfaden für die Praxis Fallbeispiele 107

Projektablauf

Ziel ▪ Bewahrung der regionalen Besonderheiten ▪ Schaffung von Perspektiven für die Bewohner im regionalen Verbund

Zielgruppe ▪ Bewohner ▪ Besucher

Abbildung 118: Nutzer der Flaeming-Skate in Dennewitz

Konzept Wirtschaft ▪ Landwirtschaft in der Umgebung und dörfliches Handwerk ▪ Impulse für den Fremdenverkehr durch Flaeming–Skate erhöhte Nachfrage nach Ferienwohnungen ▪ Der örtliche Landgasthof hat die Zahl der Zimmer und Betten erhöht. ▪ Die Gemeinde hat in der Alten Dorfschule das Obergeschoss saniert. Die Räume werden von der Wirtin des Landgasthofes gemietet und als Ferienwohnungen genutzt.

Abbildung 119: Fläming Skate; Route S10-S11 Abbildung 120: Landgasthof Dennewitz

Daseinsvorsorge ▪ Einrichtungen der sozialen Infrastruktur (Kita, Schulen) sind nicht in Dennewitz vorhanden, werden aber dezentral im Gemeindegebiet vorgehalten > Kita in Niedergörsdorf, ca. 1 km entfernt; > Schule in Blönsdorf- verlässliche Halbtagsgrundschule. Hier besteht ein Regionalverbund, der durch Initiative der Gemeinde Niedergörsdorf unterhalten wird. ▪ Die seit 2003 leerstehende Gesamtschule in Niedergörsdorf mit Turnhalle (ca 1,5 km von Dennewitz entfernt) wird durch einen privaten Träger umgebaut > Seniorentagesstätte: Betreuung und Tagespflege > Nutzung durch interessierte Bewohner der Gemeinde.

Technische Infrastruktur ▪ Straßen- und Gehwegbau ▪ Dorfplatzgestaltung mit Bülow-Denkmal

Abbildung 121: Denkmal Bülow 108 Fallbeispiele Innenentwicklung von Dörfern im Land Brandenburg

Finanzierung ▪ Fördermittel des Landes Brandenburg (Dorfentwicklung) ▪ Eigenmittel der Gemeinde Niedergörsdorf

Durch- ▪ Die Bewohner sind traditionsbewusst und verfolgen mit Engagement den Erhalt und die Nutzung ihrer führung Hofgebäude ▪ Die Lage zwischen den Zentren Berlin und Leipzig ermöglicht das Wohnen im Ort und Pendeln in die Arbeitsorte. Daher konnte sich Dennewitz als Wohnstandort im ländlichen Raum stabilisieren. ▪ Die Bewohner des Dorfes und die Gemeinde sind bemüht, gute Bedingungen für familienfreundliches Wohnen zu schaffen. ▪ Das Mitwirken in Vereinen und die Teilnahme an anderen Aktivitäten im Dorf sind möglich, z.B. > Sportvereine, > Trachtenverein „Dennewitzer Flämingtrachten“, > Freiwillige Feuerwehr ▪ Die Teilnahme an der Dorferneuerung mit verschiedenen Vorhaben, die umgesetzt wurden und den Bewohnern gezeigt haben, dass der Ort Perspektiven für die Zukunft besitzt.

Initiator ▪ Vereine im Ort mit aktiven Mitgliedern und Initiativen ▪ Vorbereitungsteam für die jährlich stattfindenden Veranstaltungen > setzt sich zusammen aus den Vereinsvorsitzenden und interessierten Bewohnern

Projekt- ▪ Gemeindeverwaltung und Kommunalpolitiker als Partner partner ▪ Kreisverwaltung Teltow- Fläming ▪ Landesamt für Verbraucherschutz, Landwirtschaft und Flurneuordnung, Regionalstelle Brieselang

Erfolgs- ▪ Aktive Vereine mit aktiven Personen, die sich für die Ortsentwicklung engagieren faktoren ▪ Gemeindeverwaltung und Gemeindevertretung als Partner, der kooperativ und mit Weitsicht sowie auf Ausgleich zwischen den 22 Ortsteilen der Gemeinde bedacht die Ortsentwicklung von Dennewitz begleitet. ▪ Initiativen der Gemeindeverwaltung ▪ Initiativen von außen werden positiv aufgenommen ▪ Gemeindevertretung als Partner ▪ Netzwerk in der Region gebildet, aus Akteuren der Region

weiterer ▪ Vorhandene Aktivitäten auf hohem Niveau weiterführen Handlungs- ▪ Partner für weitere Aktivitäten finden, z.B. bedarf > Netzwerk zu einem saisonalen Produkt der Region > das Thema „Kartoffel“ - Niedergörsdorfer Kartoffeltage werden im Verbund mit der Gemeinde- verwaltung, örtlichen Agrarbetrieben, Schulen und den Gastwirten vorbereitet. Zur Durchführung werden Geldgeber der Region angesprochen, auch um das Marketing in der Region zu verbessern. Leitfaden für die Praxis Fallbeispiele 109

Abbildung 119: Abbildung 118: Nutzer der Fläming- Fläming-Skate; Route S10-S11 Skate in Dennewitz Abbildung 120: Landgasthof Dennewitz Abbildung 121: Denkmal Bülow 110 Fallbeispiele Innenentwicklung von Dörfern im Land Brandenburg

Blankensee (Stadt Trebbin, Landkreis Teltow-Fläming)

Projektidee mit Rahmenbedingungen

men, um ein „Dorfentwicklungskonzept Blankensee“ zu erarbeiten.

An diesem Konzept haben die Akteure in Blankensee gemeinsam mit Partnern der Verwaltung kontinuierlich gearbeitet und mehrere Vorhaben erfolgreich umge- setzt. Das Dorfentwicklungskonzept wurde in den vergangenen Jahren den aktuellen Rahmenbedingungen entspre- chend fortgeschrieben. Somit wurde ein Prozess gestaltet, in den neue Vereine und weitere Akteure integriert und deren Ideen berücksichtigt werden konnten. Ziel der Dorfentwicklung Blankensee ist es, die Dorfstruktur zu erhalten, das Ortsbild aufzuwerten sowie den Natur- Blankensee ist ein Ortsteil der Stadt Treb- Der Ort liegt zwischen dem Blanken- raum um Blankensee zu schützen und bin; prägend für den Ort ist die Lage im see und dem Grössinsee inmitten von für eine sanfte Tourismusnutzung zu hochwertigen Landschaftsraum (Natur- Feuchtwiesen und Waldbereichen. gestalten. Hierzu werden die verschie- schutzgebiet „Nuthe-Nieplitz-Niederung“, Der Bezug zum Landschaftsraum hat für denen Potenziale und Facetten, die der Landschaftsschutzgebiet „Nuthetal-Beelit- Blankensee eine große Bedeutung: Ort bietet, genutzt und durch bauliche zer Sander“, Naturpark Nuthe- Nieplitz). Die Fischerei war eine wichtige Erwerbs- Maßnahmen und Aktivitäten der Akteure quelle. In der jüngeren Vergangenheit weiterentwickelt. sind Impulse für die Ortsentwicklung vor allem vom Tourismus ausgegangen, der Blankensee wird als Wohnort mit einer den Spagat zwischen Naturschutz und Infrastruktur gestaltet, die familienfreund- Naturnutzung leisten muss. liches Wohnen fördert. Schwerpunkt ist der Erhalt der vorhandenen Hofanlagen Projektablauf und Gebäude. Nur in geringem Umfang wurden neue Bauflächen ausgewiesen, Bereits im Mai 1991 schlossen sich Mit- um eine Zersiedlung des Ortes zu verhin- glieder des Landschafts-Fördervereins dern. Grundschule mit Hort, Sportplatz „Nuthe-Nieplitz-Niederung e.V.“ und des und evangelischer Kindertagesstätte sind Arbeitskreises „Dorfentwicklung“ zusam- im Ort vorhanden und werden für öffent- liche Veranstaltungen genutzt (Gemein- Abbildung 122: Dorfmitte Blankensee deveranstaltungen, Fasching u.a.). Leitfaden für die Praxis Fallbeispiele 111

Der Dorfladen mit Bäckerei, Cafébetrieb der Dorfstraße und weiterer Straßen, Pflanzungen im Dorf und der Land- sowie einem Imbiss ermöglicht das Ein- Anlage öffentlicher Pkw-Parkplätze im schaft, Begrenzung der Straßenränder kaufen im Dorf. Dorf und am Blankensee, Angergestal- mit Holzfiguren). tung mit Spielplatz, Abschluss 2001). Das Bauernmuseum, die evangelische Die Straßenränder wurden mit Holzfi- Abbildung 123: Dorfladen Blankensee Dorfkirche, die Johannische Kirche und guren (Fisch- und Nixenmotive) gestal- das Ensemble des Schlosses mit dem tet und erinnern damit an das frühere Abbildung 124: Öffentliche Toilette im ehe- dazugehörenden Park sind Anziehungs- Fischerdorf. maligen Feuerwehrgerätehaus punkte für Bewohner und Besucher und Ortsbildpflege wurde mit der Bereitstel- werden für kulturelle Veranstaltungen lung touristischer Infrastruktur verbun- genutzt (Konzerte innerhalb des Dorf- den: Das Fahrzeughaus der Freiwilligen kirchensommers in Brandenburg, Aus- Feuerwehr wurde nach Nutzungsauf- stellungen und Lesungen, Heiraten und gabe von der Gemeinde saniert und als Feiern im Schloss). Toilettenhaus für Besucher des Ortes Im Kontext der kulturellen Entwicklung umgenutzt. und der Erschließung des Naturraumes von Blankensee sind die Gaststätten Die Erschließung des Naturraumes für sowie die Kapazitäten für Übernachtun- einen verträglichen Tourismus erfolgte gen im Ort von den privaten Akteuren durch das Anlegen von Aussichtspunk- erweitert worden. ten, Rundwegen und den Bau des Boh- Die Entwicklung von Blankensee war lensteges am Blankensee (ab 1998). verknüpft mit dem Ziel, das Ortsbild Soziale und kulturelle Aktivitäten der durch behutsame Eingriffe aufzuwerten Bewohner bilden das Rückgrat des und den Charakter als märkisch gepräg- Zusammenlebens in Blankensee. Meh- tes Dorf zu erhalten. rere Vereine sind im Ort aktiv, deren Die Dorfentwicklungsplanung sowie die Mitglieder sich mit der Ortsentwick- Festsetzungen des Bebauungsplanes lung beschäftigen und Traditionen und beinhalten Grundlagen der Baugestal- Geschichte des Dorfes pflegen, aber tung, die für die Sanierung bzw. den auch neue Ideen aufnehmen (Heimat- Neubau von Gebäuden beachtet wur- verein, Dorfklub, Freiwillige Feuerwehr, den; neue Gebäude im Dorf sollten sich Blankenseer Musiksommer, Sportver- dem Bestand baulicher Anlagen unter- ein, evangelische Kirche und Johanni- ordnen. sche Kirche u.a.). Durch frühzeitige Investitionen der Die Vereine unterstützen Projekte im Gemeinde in das Wasser- und Abwas- Dorf durch aktive Mitwirkung oder durch sernetz sowie den Straßenbau wurde finanzielle Zuwendung (z.B. Restaurie- der öffentliche Raum aufgewertet (Bau rung des Bohlensteges am Blankensee, 112 Fallbeispiele Innenentwicklung von Dörfern im Land Brandenburg

Ziel ▪ Erhaltung der Dorfstruktur ▪ Aufwertung des Ortsbildes ▪ Schutz des Naturraumes um Blankensee ▪ Gestaltung für eine sanfte Tourismusnutzung

Abbildung 124: Sudermann-Park, Blankensee

Zielgruppe ▪ Bewohner und Touristen

Konzept ▪ Weiterentwicklung der verschiedenen Potenziale Blankensees durch bauliche Maßnahmen und Aktivi- täten der Akteure

Abbildung 125: Bauernmuseum Blankensee

Finanzierung ▪ Fördermittel des Landes Brandenburg (Dorfentwicklung) ▪ Eigenmittel der Gemeinde Niedergörsdorf

Initiator ▪ Akteure im Ort und in den Vereinen

Erfolgs- ▪ Aktive Akteure im Dorf, die von den jeweiligen Partnern unterstützt wurden faktoren ▪ Konsens innerhalb der Vereine, die Dorfentwicklung anzugehen ▪ Ausnutzen der vorhandenen Potenziale die sich aus der naturräumlichen Lage und der Qualitäten des Ortes ergeben

Weitere ▪ Sicherung von historischen Bauwerken und verbinden mit öffentlicher Nutzung (Ankauf der Alten Aktivitäten Schmiede) Leitfaden für die Praxis Fallbeispiele 113

Abbildung 125: Sudermann-Park, Blankensee

Abbildung 126: Bauernmuseum Blankensee 114 Fazit Innenentwicklung von Dörfern im Land Brandenburg

Fazit

Die Ursachen für die aktuellen Entwick- 1. Ortskerne als Wohnstandorte 2. Bewohnerorientierte Prozesse: lungstrends und Problemlagen branden- entwickeln: burgischer Dörfer sowie die Handlungser- fordernisse sind weitgehend bekannt: Der Es ist zu verdeutlichen, dass das Woh- Die Innenentwicklung der Dörfer ist Verlust an Einwohnern, vor allem durch nen in historischer Umgebung im Orts- äußerst komplex und erfordert eine strate- selektive erwerbsorientierten Abwande- kern eine ebenso hohe Qualität hat wie gisch ausgerichtete kleinteilige Vorgehens- rung der jüngeren, qualifizierten Bevölke- das Wohnen am Ortsrand in einem Neu- weise. Dabei muss den Bewohnern Gele- rung sowie in der Folge durch den Verlust baugebiet. Dabei ist es von entschei- genheit gegeben werden, die Entwicklung an örtlichen Einrichtungen der Daseins- dender Bedeutung, das Wohnumfeld des Dorfes aktiv mitzugestalten und zu vorsorge und eine wachsende Anzahl von aufzuwerten, Verkehrsbelastungen zu beeinflussen. Prozesse der Dorfentwick- Gebäudeleerständen. Sie belastet in ers- vermindern und Freiflächen multifunkti- lung sind daher offen zu gestalten, sodass ter Linie die Ortskerne und führt zu neuen onal zu gestalten. Modernisierung und die Bewohner die Chance haben, sich zu Herausforderungen. Deshalb ist die revi- Umnutzung, Abriss und Neubau müssen engagieren und die Ziele und Maßnah- talisierende Dorfinnenentwicklung als die die veränderten Lebensstile und Wohn- men verantwortlich mitzutragen. Gerade Zukunftsaufgabe in den ländlichen Räu- ansprüche einer pluralistischen und darin liegt ein wesentliches Potenzial der men zu betrachten, die Ressourcen schont alternden Gesellschaft berücksichtigen. Dorfentwicklung. und vorhandene Potenziale optimal nutzt. Erfolgreiche Entwicklungen sind mit folgen- den vier Gesichtspunkten verknüpft: Leitfaden für die Praxis Fazit 115

3. Vernetzung in der Region: 4. Ausgleich zwischen Entwicklung und Bewahrung:

Die externen regionalen, aber auch die Die Entwicklung des Ortskerns ist eine Die neuen Herausforderungen der globalen, Einflüsse und Abhängigkeiten kontinuierliche Daueraufgabe. Dabei ist Innenentwicklung der Dörfer verlan- wirken unverkennbar auf die Entwicklung einerseits eine zukunftsorientierte und gen Kreativität auf allen Ebenen und der Dorfkerne. Zudem können zahlreiche bedarfsgerechte Entwicklung zu ermög- die Bereitschaft von allen Beteiligten, Funktionen kaum noch wirtschaftlich auf lichen und andererseits das baukultu- auch neue, bisher nicht erprobte Wege der örtlichen Ebene erfüllt werden. Des- relle Erbe und damit die örtliche Identität zu beschreiten. Die zahlreichen gelun- halb muss anstelle einer kommunalzent- zu bewahren. Die Qualitätssicherung genen, dokumentierten Beispiele in rierten Entwicklung eine Kooperation mit bei allen baulichen und gestalterischen der vorliegenden Broschüre zeigen, den benachbarten Orten der Region vor Maßnahmen ist eine zentrale Heraus- dass sich die Dörfer und ihre Ortsker- allem in den Bereichen der Baulandstra- forderung bei der Innenentwicklung der ne auch unter den veränderten Rah- tegien und Daseinsvorsorge treten, um Dörfer. Ein eventueller Rückbau muss die Impulse für die Innenentwicklung zu immer mit einem qualitativ hochwertigen menbedingungen zukunftsfähig ent- verstärken und um die Synergien durch Konzept für die Nachnutzung oder die wickeln lassen. Dazu bedarf es Ideen, regional abgestimmte Infrastrukturange- Neubebauung des Grundstücks einher- innovativer Ansätze und vor allem des bote zur Verbesserung der Lebensqua- gehen. Engagements der Bewohner. lität zu nutzen. 116 Innenentwicklung von Dörfern im Land Brandenburg

Literaturverzeichnis

Bücher, Kommentare und Zeitschriftenartikel

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Bienek, H.-G. (2008): Akteulle Fragen zum städtebaulichen Innenbe- reich nach §34 BauGB und zum Außenbereich nach §35 BauGB, In: UPR 3/2008, S.81-93

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Gesetze und Verordnungen

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Gesetz über den Schutz und die Pflege der Denkmale im Land Bran- denburg (Brandenburgisches Denkmalschutzgesetz – BbgDSchG) vom 24.Mai 2005

Gesetz- und Verordnungsblatt für das Land Brandenburg Teil II – Nr. 13 vom 14.05.2009, S.192

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Richtlinie über den Einsatz von Kleinkläranlagen - Bekanntmachungen des MLUV vom 28.März 2003

Städtebauförderungsrichtlinie des Ministeriums für Infrastruktur und Raumordnung (StBauFR) vom 9.Juli 2009

Verordnung über die Erhaltung, die Pflege und den Schutz von Bäumen im Land Brandenburg (Brandenburgische Baumschutzverordnung Bbg- BaumSchV) vom 29.Juni 2004 122 Innenentwicklung von Dörfern im Land Brandenburg

Internetquellen

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Quellenverzeichnis

Fotos S. 117, 128 Ministerium für Umwelt, Gesundheit und Verbraucherschutz (MUGV) des Landes Brandenburg Fotos S. 116, 118, 119, 120, 121 MUGV Land Brandenburg, "Unser Dorf hat Zukunft" Landeswettbewerb 2008/09 Luftbilder S. 50, 54, 58, 62, 66, 70, 74, 78, Referat GIS-Zentrale im Landesumweltamt Brandenburg 82, 86, 94, 96, 99, 102, 106, 110 Fotos, Grafiken, Lagepläne in den Kapiteln jeweilige Verfasser, Dr. Kötter, Georg Balzer Leitfaden für die Praxis 123

Anhang 106Aufbau 9B8. derAnhang Checkliste  8.Anhang

8.1AufbauderCheckliste



Anmerkungenzu*s.ErläuterunͲ VorgegebeneeingeteilteKlassen; Gewichtung derHandlungsfeldervon1Ͳ10(insgeͲ gen xͲEintrag samtSummeallerGewichte10)

 Spaltefür2008

PlatzfürAngabenzuentspreͲ Platz fürmöglicheAnmerkungen(z.B.NamedesörtlichenArbeitͲ chendenFragen Spaltefür2030 gebers,NamederÜbernachtungsmöglichkeiten) 



 124 Innenentwicklung von Dörfern im Land Brandenburg

Erläuterungen zur Checkliste

Erläuterungen zu gekennzeichneten Aspekten („*“) Anleitung siehe Leitfaden „Innenentwicklung der Dörfer im Land Brandenburg“, S.19

Handlungsfeld Demographie

- Jugendquotient: o Verhältnis der unter 18Jährigen zu den 18-65Jährigen o

o Beispiel: Jugendquotient von 13 => 13 Jugendliche zu 100 „Erwachsenen“ - Altenquotient: o Verhältnis der über 65Jährigen zu den 18-65Jährigen o

o Beispiel: Altenquotient von 33 => 33 Senioren zu 100 „Erwachsenen“

Handlungsfeld Arbeiten

- Pendler o Verhältnis der Pendler zu den Beschäftigten o

- Arbeitsplätze vor Ort o Verhältnis der im Ort Beschäftigten zu der gesamten Ortsbevölkerung o

- Tourismusangebote o Übernachtungsmöglichkeiten (Hotel, Herberge, Pension) mit Bettenanzahl Leitfaden für die Praxis 125

Handlungsfeld Wohnen

- Anzahl der leerstehenden Wohnungen o Verhältnis der leerstehenden Wohnungen zu den gesamten Wohnungen - Anzahl der leerstehenden ländlichen Wirtschaftsgebäude o Verhältnis der leerstehenden ländlichen Wirtschaftsgebäude zu den gesamten ländlichen Wirtschaftsgebäuden - Umgenutzte Gebäude o Verhältnis umgenutzte zu leerstehenden Gebäude o

- Altengerechte Wohnformen: o Alten-, Pflegeheim o Betreutes Wohnen o Wohngemeinschaften (z.B. Alten-WGs) o Generationsübergreifendes Wohnen

Handlungsfeld Daseinsvorsorg

Die Einschätzung über die Erreichbarkeit nächstgelegener Einrichtungen erfolgt im Bereich Bildung mittels einer geschätzten ÖPNV- Fahrtdauer. In den anderen Teilbereich wird von einer PKW-Fahrtdauer ausgegangen.

Handlungsfeld Ortsgestaltung

- Ortsbildprägung: Die Einschätzung richtet sich nach dem Grad der Ausprägung des Ortsbildes. Dies betrifft z.B. o erhaltungswürdiger Ortskern, o erhaltungswürdige Gebäude oder Bäume, o Denkmaler Impressum

Herausgeber: Ministerium für Infrastruktur und Landwirtschaft des Landes Brandenburg Referat Koordination, Kommunikation, Internationales Henning-von-Tresckow-Str. 2-8, 14467 Potsdam www.mil.brandenburg.de in Verbindung mit: Forum ländlicher Raum – Netzwerk Brandenburg Heimvolkshochschule am Seddiner See Seeweg 2, 14554 Seddiner See Tel.: (03 32 05) 4 65 16 Fax: (03 32 05) 4 65 19 [email protected] www.forum-netzwerk-brandenburg.de www.hvhs-seddinersee.de

Fachliche Koordination: Ministerium für Ländliche Entwicklung, Umwelt und Verbraucherschutz des Landes Brandenburg Referat Ländliche Entwicklung, Oberste Flurbereinigungsbehörde Heinrich-Mann-Allee 103, 14473 Potsdam

Bearbeitung: Univ.-Prof. Dr.-Ing. Theo Kötter Georg Balzer B.Sc. Julia Langer Diplom Ingenieur, Stadtplaner, Bauassessor Verm.-Ass. Dipl.-Ing. Katrin Tilger STADTLANDPROJEKTE Universität Bonn Schönhauser Allee 182; 10119 Berlin Institut für Geodäsie und Geoinformation Tel.: (030) 44 05 08 66 Professur für Städtebau und Bodenordnung Fax: (030) 44 05 08 68 Nußallee 1, 53115 Bonn [email protected] Tel. (02 28) 73 26 10 Fax: (02 28) 73 37 08 [email protected] http://www.isbk.uni-bonn.de Arbeitsstand: 20.9.2009

Gestaltung: Grafik&Design Marlies Roschke Schlunkendorfer Str. 10, 14554 Seddiner See Tel.: (03 32 05) 4 67 70 Fax: (03 32 05) 4 67 71 [email protected]

Druck: Brandenburgische Universitätsdruckerei und Verlagsgesellschaft mbH Karl-Liebknecht-Straße 24/25 14476 Potsdam (OT Golm) Tel.: (03 31) 56 89 - 0 Fax: (03 31) 56 89 - 16 www.bud-potsdam.de

Auflage: 3000 Stück

Hinweis:

Diese Broschüre wird im Rahmen der Öffentlichkeitsarbeit des Ministeriums für Infrastruktur und Landwirtschaft herausgegeben. Ihr fachlicher Inhalt wurde noch vor der Landtagswahl am 27.9.2009 in der Zuständigkeit des Ministeriums für Ländliche Entwicklung, Umwelt und Verbraucherschutz erarbeitet; von einer redaktionellen Anpassung an die neuen Zuständigkeitsregelungen wurde aus- arbeitsökonomischen Gründen abgesehen. Die Broschüre darf nicht während eines Wahlkampfes zum Zwecke der Wahlwerbung verwendet werden. Dies gilt für Landtags-, Bundestags- und Kommunalwahlen sowie auch für die Wahl der Mitglieder des Europäischen Parlaments. Unabhängig davon, wann, auf welchem Wege und in welcher Anzahl diese Schrift dem Empfänger zugegangen ist, darf sie auch ohne zeitlichen Bezug zu einer bevorstehenden Wahl nicht in einer Weise verwendet werden, die als Parteinahme der Landesregierung zugunsten einzelner politi- scher Gruppen verstanden werden könnte.

Europäischer Landwirtschaftsfonds Ministerium für InfrastrukturLändliche Entwicklung, für die Entwicklung des ländlichen Raums undUmwelt Landwirtschaftund Verbraucherschutz