NR. 17| 16.10.2015 |

Erster Schritt zur Bewältigung der Flüchtlingskrise Asylpaket beschlossen Es ist die größte Verschärfung des Asylrechts seit mehr als 20 Jahren: Am Donnerstag hat der Deutsche mit großer Mehrheit das Asylpaket beschlossen – ein erster und wichtiger Schritt, um die Flüchtlingsströme einzudämmen. Aber auch auf eu- ropäischer Ebene braucht es schnelle und umfassende Antworten. Liebe Leserinnen und Leser, in der Rekordzeit von nicht einmal sechs Wo- chen nach der Einigung zwischen Union und SPD haben Bundestag und Bundesrat in dieser Woche das Asylpaket verabschiedet. Es wird zum 1. November 2015 in Kraft treten. Wir ha- ben damit viel von dem erreicht, was wir schon lange gefordert haben, was bisher aber gegen die Realitätsverweigerung von SPD und Grünen nicht durchsetzbar war. Wir beschleunigen die Verfahren: Albanien,

Foto: © Deutscher Bundestag / Thomas Trutschel / photothek.net Kosovo und Montenegro werden wie die übrigen Westbalkanstaaten zu sicheren Herkunfts- „Die Bewältigung der Flüchtlings- Zeichen, direkt vor Ort zwischen staaten. Bewerber aus sicheren Herkunfts- krise und die Reduzierung des denjenigen, die eine Bleibeper- staaten bleiben bis zum Abschluss des Verfah- Zustroms auf das verkraftbare spektive haben und denjenigen, rens – in der Regel also bis zur Rückführung – in Maß ist eine Herausforderung die ohne Asylgrund einreisen zu Erstaufnahmeeinrichtungen und werden nicht für die gesamte Europäische Uni- trennen, erklärte Friedrich. auf die Gemeinden verteilt. Abschiebungen on“, machte der stellvertretende können durch die Länder nur noch bis zu drei Fraktionsvorsitzende Hans-Peter Aber auch an deutschen Außen- Monate ausgesetzt werden. Friedrich (CSU) im Deutschen grenzen müssen Transitzonen ein- Wir beseitigen Fehlanreize: In Erstaufnahme- Bundestag deutlich. Europa könne gerichtet werden, betonte Fried- einrichtungen haben künftig Sachleistungen jetzt beweisen, dass es sich nicht rich. „Sie sind ein notwendiges Vorrang vor Geldleistungen, für Asylbewerber nur mit technokratischen Vor- Stoppsignal an unseren Grenzen, aus sicheren Herkunftsstaaten gilt ein Beschäf- schriften beschäftige, sondern die ein Stoppsignal, das gesendet tigungsverbot. Sozialleistungen für vollziehbar existentiellen Probleme der Bürger werden muss, damit es verstan- Ausreisepflichtige werden auf das absolut Not- löse. „Darin besteht eine Chance den wird.“ Dadurch könnten Nicht- wendige reduziert. Gleiches gilt für diejenigen, – und diese Chance muss Europa Schutzbedürftige – noch bevor die sich hartnäckig ihrer Identitätsfeststellung jetzt ergreifen.“ sie nach Deutschland verweigern. kommen – zurückge- Am Donnerstag hat Transitzonen wiesen werden. CDU Wir entlasten Länder und Gemeinden. Sie der Deutsche Bun- als Stopp­ und CSU hatten dies erhalten dieses Jahr zusätzliche milliarden- destag ein umfas- signal mehrfach gefordert. schwere Unterstützung. Ab 2016 übernimmt sendes Asylpaket „Die Menschen er- der Bund pro Flüchtling und Monat 670 Euro. verabschiedet, welches klar die warten Lösungen. Wir müssen Zusätzliche Mittel gibt es auch für unbegleitete Handschrift der CSU-Landesgrup- schnellstmöglich den Zustrom minderjährige Flüchtlinge und den sozialen pe trägt. Die kompletten Maßnah- reduzieren und illegale Einreisen Wohnungsbau. men des Asylpakets finden Sie auf direkt an der Grenze verhindern. Das Asylpaket ist ein wichtiger Schritt, dem Seite 3 im Überblick. Das Landgrenzenverfahren ist weitere folgen müssen. Deshalb arbeiten wir auf dafür ein wichtiges Instrument“, allen Ebenen daran, den Zustrom mit weiteren Das Asylpaket kann jedoch nur machte , Parla- Maßnahmen wie der Einrichtung von Transit- ein erster Schritt sein. Zudem mentarischer Geschäftsführer der zonen an den Landgrenzen zu reduzieren. Wir sollen an der EU-Außengrenze CSU-Landesgruppe, deutlich. bleiben dran. sogenannte Hotspots eingerichtet werden. Flüchtlinge sollen in die- Dass weitere Maßnahmen dem sen Aufnahmeeinrichtungen direkt beschlossenen Asylpaket folgen registriert, verteilt oder zurückge- werden, stellte auch Bundes- schickt werden. Es sei ein zen- kanzlerin in ihrer trales Anliegen und ein wichtiges Regierungserklärung klar. Florian Oßner MdB 16.10.2015 Brief aus Berlin www.csu-landesgruppe.de Seite 2

Milchmarkt Kurzfristige Liquiditätshilfen für Landwirte zugesagt Angesichts der angespannten Situation in der Landwirtschaft haben die Abgeordneten diese Woche im Bun- destag einen Antrag zur Stärkung der Milchwirtschaft verabschiedet. Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt sagte kurzfristige Hilfen zu. Preiseinbrüche aufgrund von Ab- satzproblemen und stark gestiegene Futtermittelkosten aufgrund der Trockenheit haben den Landwirten enorm zu schaffen gemacht. Viele kämpfen ums Überleben – gerade auch die Milchbauern.

Mit dieser angespannten Situa- tion beschäftigte sich am Don- nerstag auch der Bundestag. Die

Abgeordneten verabschiedeten Foto: piccture alliance/dpa einen Antrag der Koalition, in dem die Bundesregierung aufgefordert führte aus, dass man auch über Anfang September hatte bereits die wird, die Milchbauern auch weiter Versicherungsmodelle, Fondslö- CSU-Landesgruppe ein umfassendes bei der Anpassung an die neuen sungen sowie die Marktdominanz Forderungspapier zur kurzfristigen Ent- Marktbedingungen zu unterstützen. des Lebensmittelhandels reden lastung der Landwirte verabschiedet. Bundeslandwirtschaftsminister Chri- müsse. Der Wiedereinführung der Liquidität, Entlastung und Unterstüt- stian Schmidt sagte in seiner Rede Milchquote hingegen erteilte er zung bei der Risikovorsorge sind die kurzfristige Liquiditätshilfen zu. Er eine klare Absage. zentralen Forderungen.

D i e s e W o c h e Regierungserklärung zu 70 Jahren UN „Die Vereinten Nationen sind nur so stark

Erster Schritt zur Bewältigung der Flüchtlingskrise wie wir sie machen“ Asylpaket beschlossen 1 In den 70 Jahren ihres Bestehens haben sich die Vereinten Nationen (UN) Milchmarkt stets um Frieden und ein besseres Zusammenleben auf der Welt bemüht. Kurzfristige Liquiditätshilfen für machte deutlich, dass die Weltorganisation gerade in schein- Landwirte zugesagt 2 bar aussichtslosen Situationen immer wieder Erfolge aufweisen kann. Regierungserklärung zu 70 Jahren UN „Die Vereinten Nationen sind nur so stark wie wir sie machen“ 2 Asylpaket verabschiedet Das Asylpaket im Überblick 3 Verkehrsdatenspeicherung verabschiedet 4 UN-Hauptquartier in New York Foto: picture alliance/dpa Drei Fragen an Michael Frieser zu „Safe-Harbor“ Die UN bleiben unersetzbar. Denn Gespräche erfolgreich sein könnten, Zügig über ein neues sie allein verfügen über eine beson- erklärte Hahn. Als Beispiel nannte er Datenschutzabkommen verständigen 4 dere Legitimation bei der Lösung Libyen, wo die Hoffnung bestehe, bald globaler Fragen. Darauf wies der einen handlungsfähigen Ansprechpart- außenpolitische Sprecher der CSU- ner zu haben, mit dem man Gespräche Landesgruppe, Florian Hahn, in über die Flüchtlingskrise führen könne. IMPRESSUM: seiner Rede zum 70. Jubiläum der Der Meinungsbeitrag auf S. 1 gibt die persönliche Auffassung des betreffenden Abgeordneten wieder. Weltorganisation hin. So werde zum Der CSU-Politiker mahnte an, die Foto Editorial: Pleyer Landshut Beispiel der gerade verabschiedete finanzielle Ausstattung gerade der Verantwortliche Redakteure: Weltzukunftsvertrag, die „2030 Hilfsorganisationen der UN zu verbes- Linda Dietze, Jutta Lieneke-Berns Agenda für nachhaltige Entwick- sern. Denn, so Hahn: „Die Vereinten 11011 Berlin · Platz der Republik 1 lung“, die entwicklungspolitische Nationen sind nur so stark wie wir sie Telefon: (030) 227 - 70212 Architektur grundlegend verändern. machen“. Er unterstrich noch einmal, e-mail: [email protected] dass es auch bei den Strukturen Re- internet: www.csu-landesgruppe.de In oft aussichtlosen Situationen formbedarf gebe. Seine Forderungen Diese Veröffentlichung der CSU-Landesgruppe dient ausschließ-­­­ habe die Weltorganisation immer sind auch Teil eines Antrags der Koa- lich der Information und darf während eines Wahlkampfes nicht zum Zwecke der Wahlwerbung verwendet werden. wieder gezeigt, dass hartnäckige litionsfraktionen zum Thema. 16.10.2015 Brief aus Berlin www.csu-landesgruppe.de Seite 3

Asylpaket verabschiedet Das Asylpaket im Überblick Am Donnerstag wurde das Asylpaket im Deutschen Bundestag mit großer Mehrheit verabschiedet. In nament- licher Abstimmung votierten 457 Abgeordnete für die Gesetzesvorlage. 68 stimmten mit Nein, 57 enthielten sich. Nachdem am Freitag auch der Bundesrat zugestimmt hat, tritt es zum 1. November 2015 in Kraft.

Das sieht das Gesetz vor: ♦♦Albanien, Kosovo und Montene- mittel endgültig feststeht) wird gro und damit alle übrigen West- die Unterstützung auf das absolut balkanländer werden zu sicheren Notwendige begrenzt. Dies gilt auch Herkunfts­staaten erklärt. für diejenigen, die hartnäckig ihre Identitätsfeststellung verweigern. ♦♦Asylbewerber aus sicheren Her- kunftsstaaten werden bis zum Ende ♦♦Länder und Kommunen werden mas- des Verfahrens in Erstaufnahmeein- siv finanziell entlastet und erhalten richtungen untergebracht und nicht größere Unterstützung bei der Unter- auf die Kommunen oder staatliche bringung, Aufnahme und Integration Gemeinschaftsunterkünfte verteilt. der Flüchtlinge. So unterstützt der Bund die Länder ab 2016 mit 670 Foto: picture alliance/dpa Für alle Antragsteller wird die Aufent- ♦♦ Euro pro Monat je Asylbewerber. haltsdauer in Erstaufnahmeeinrich- Das Gesetzespaket enthält zahlreiche Hinzu kommen jährlich 500 Millionen tungen von drei auf sechs Monate Änderungen, die das Asylverfahren Euro für den sozialen Wohnungsbau. beschleunigen und dem Missbrauch erhöht. vorbeugen sollen. Damit wurde er- ♦♦Bund und Länder haben sich zur kon- ♦♦Der Bund beteiligt sich ebenfalls an folgreich der Weg fortgeführt, den die sequenten Durchsetzung bestehen- den Kosten für unbegleitete minder- CSU-Landesgruppe bereits auf ihrer der Ausreisepflichten verpflichtet. jährige Flüchtlinge mit einem finanzi- Klausurtagung in Kreuth Anfang des Abschiebungen dürfen künftig nicht ellen Beitrag von 350 Millionen Euro Jahres vorgegeben hatte. mehr sechs, sondern nur noch drei jährlich. Zudem ist eine bundesweite Monate ausgesetzt werden. Verteilung der Minderjährigen vor- Das Asylpaket ist eine erste richtige gesehen, um besonders betroffene Antwort auf die Flüchtlingskrise. Auf ♦♦In den Erstaufnahmeeinrichtungen Länder – wie Bayern – zu entlasten. der Tagesordnung bleiben aber alle erhalten Sachleistungen Vorrang. weiteren Maßnahmen, um den Zu- Für vollziehbar Ausreisepflichtige ♦♦Die Strafbarkeit von Schleusern wird strom zu begrenzen – so auch die (das heißt, deren Ausreisepflicht verschärft; zudem wird es einfacher Transitzonen. nach Ausschöpfung aller Rechts- sein, ihr Vermögen einzuziehen.

Aus welchen Ländern kommen die meisten Asylantragssteller?

73.615 Syrien 24.804 45.125 Albanien 5.651 34.723 Kosovo 4.142 22.958 Serbien 16.936 16.566 Irak 6.684 Jan.Januar-September-Sept. 2015 2015 16.360 Jan.Januar-September-Sept. 2014 2014 Afghanistan 7.002 11.691 Mazedonien 6.251 7.403 Eritrea 9.635 Bosnien- 6.055 Herzegowina 5.770 5.290 Pakistan 3.189 Quelle: Bundesministerium des Innern, Oktober 2015 16.10.2015 Brief aus Berlin www.csu-landesgruppe.de Seite 4

Verkehrsdatenspeicherung verabschiedet

Am Freitag hat der Deutsche Bundestag das neue Gesetz zur Speicherung der Verkehrsdaten verabschiedet. Das Bun- desverfassungsgericht hatte 2010 die alten Regelungen zur Vorratsdatenspeicherung verworfen. Die CSU-Landesgruppe forderte zum besseren Schutz der Bürgerinnen und Bürger seit langem einen Zugriff der Sicherheitsbehörden auf die Verkehrsdaten. Zahlreiche Straftaten können sonst nicht aufgeklärt werden.

Das Erreichte ist historisch: In dieser Das sieht das Gesetz vor: Woche hat der Bundestag nicht nur Verschärfungen im Asylrecht ♦♦Bestimmte Verkehrsdaten, zum Bei- ♦♦Nicht gespeichert werden Inhalte verabschiedet, sondern auch die spiel die Rufnummer, Zeitpunkt und von Telefongesprächen oder welche Wiedereinführung einer Speiche- Dauer des Anrufs oder die Zuord- Internetseiten aufgerufen worden rung von Verkehrsdaten. nung der IP-Adresse, werden durch sind. Telekommunikationsunternehmen Im Kampf gegen den internatio- gespeichert. ♦♦Der Staat selbst speichert keine Da- nalen Terrorismus und die stetig ten. Bei schweren Straftaten haben wachsende Cyberkriminalität ist ♦♦Die Unternehmen sichern die Ver- Ermittlungsbehörden jedoch unter dies ein deutliches Zeichen für mehr kehrsdaten für zehn Wochen, Stand- engen gerichtlichen Vorgaben die Sicherheit der Bevölkerung. Es ist ortdaten von Mobiltelefonen vier Möglichkeit, auf gespeicherte Ver- schließlich originäre Aufgabe des Wochen. kehrsdaten zuzugreifen. Staates, seine Bürger zu schützen.

Drei Fragen an Michael Frieser zu „Safe-Harbor“ Zügig über ein neues Datenschutzabkommen verständigen Der EuGH hat vergangene Woche die Safe-Harbor-Vereinbarung für ungültig erklärt. Anlass war eine Klage ge- gen Facebook. Das Urteil zeige, dass die Grundrechte von EU-Bürgern nicht an der Grenze enden, sagt Michael Frieser im Interview. Jetzt müsse man sich zügig auf ein neues Datenschutzabkommen verständigen.

Der Europäische Gerichtshof (EuGH) hat das Abkommen zwi- schen EU und USA für ungültig erklärt. Wie geht es jetzt weiter? Der Europäische Gerichtshof hat un- missverständlich klargestellt, dass die Grundrechte von EU-Bürgern nicht an der Grenze enden. Nun ist es an der EU-Kommission und den USA, sich zügig auf ein neues Datenschutz- abkommen zu verständigen, das digitalen Fortschritt ermöglicht ohne den verfassungsrechtlich gebotenen Michael Frieser, innen- und rechtspolitischer Sprecher der CSU-Landesgruppe Foto: Tobias Koch Schutz bei der Nutzung und Übermitt- EuGH formulierten Kriterien zur Folge lung von personenbezogenen Daten hindern, müssen die Verhandlungen haben wird. zu vernachlässigen. Auch bei den mit den USA über ein neues Daten- momentanen Trilogverhandlungen schutzkonzept deshalb schnellst- Neben Facebook haben auch möglich abgeschlossen werden. zur Datenschutzgrundverordnung viele deutsche Unternehmen ihre müssen eventuell bereits gefundene Daten auf Servern in den USA. Kompromisse zu Drittstaatentransfers Welche Folgen hat das Urteil Hintergrund: von Daten nochmals im Licht des deshalb für die Wirtschaft? Was ist Safe-Harbor? EuGH-Urteils geprüft werden. Die Safe-Harbor-Vereinbarung er- Über 4.400 Unternehmen nutzten möglichte es Unternehmen, per- Safe-Harbor. Noch nicht abschließend Was bedeutet das Urteil für sonenbezogene Daten in Überein- geklärt ist, ob sie nun eine komplette jeden Einzelnen von uns? stimmung mit der europäischen Neuorganisation ihres Datenaus­ Datenschutzrichtlinie aus einem Land Das Urteil stärkt unsere Position als tausches mit Europa vornehmen der Europäischen Union in die USA zu Verbraucher. Bisher konnte nicht müssen oder ob die Übermittlung übermitteln. Bei Unternehmen, die ausgeschlossen werden, dass US-Be- von personenbezogenen Daten in die die Safe-Habor-Prinzipien einhielten, hörden auf personenbezogene Daten USA auf Grundlage anderer Verträge, bestand nach Auffassung der EU- zugreifen. Diese Rechtsunsicherheit Vereinbarungen oder bindender Un- Kommission ein ausreichender Schutz wird langfristig beseitigt, da das Ur- ternehmensregelungen weiter möglich für die personenbezogenen Daten teil voraussichtlich die Anhebung der ist. Um Rechtssicherheit zu schaffen von EU-Bürgern. Dieses Abkommen Datenschutzstandards auf die vom und wirtschaftlichen Schaden zu ver- hat der EuGH nun für ungültig erklärt.