TEMPELHOF und seine Dorfauen

Tempelhof Mariendorf Marienfelde Lichtenrade

Katalog zur Ausstellung in der Rathaus - Galerie im September 1987

Veranstalter : Bezirksamt Tempelhof von Abt. Bau- und Wohnungswesen Vermessungsamt

Ausstellung

Technische Vorbereitung Vermessungsamt Tempelhof Inhaltliche Gestaltung Michael Thiele

Redaktion

Plakat, Katalog, Texte Peter Krenz und Michael Thiele

Druck Alphabet KG

Grußwort

Ein Wort in eigener Sache

Abkürzungen

Begriffserklärungen

TEMPELHOF UND SEINE DORFAUEN

Die Dörfer des

Entstehung und Entwicklung der Dorfauen

Tempelhof

Mariendorf

Marienfelde

Lichtenrade

Zeittafel der Tempelhofer Geschichte

ANHANG

Literatur- und Quellenverzeichnis

Leihgeber

Liebe Tempelhofer und Freunde Tempelhofs ! Vorstellungen über Tempelhof verbindet man schnell mit dem Flughafen, der Trabrennbahn, dem Teltowkanal oder dem Ullsteinhaus. Diese ins Auge fallenden Wahrzeichen sind die markanten Bauten der stürmischen Entwicklung Tempelhofs vom Dorf zur Stadt. Bereits im vorigen Jahrhundert hatte die Nähe der Wirtschaftsmetropole Berlin bei den märkischen Dörfern Tempelhof, Mariendorf, Marienfelde und Lichtenrade eine rasante Aufwärtsentwicklung bewirkt. Parallel zum wirtschaftlichen Aufschwung stieg die Bautätigkeit. Viele Städter zog es damals aus dem hektischen Berlin in die noch ruhige und gemütliche Atmosphäre der Dörfer. Lebten um 1800 im Bereich des heutigen Bezirks 660 Einwohner, zählte man im Jahre 1900 bereits schon 18 579 Einwohner. Zwangsläufig wurden die vorhandenen Handels- und Verbindungswege verbreitert oder breite Straßen neu gebaut. Bestimmendes Trassierungselement war die Gerade als kürzeste und damit schnellste und rationellste Verbindung zwischen zwei Handelsplätzen. Auf historisch gewachsene Strukturen wurde damals nur wenig Rücksicht genommen: Dörfer wurden durchschnitten, Dorfzentren geteilt. Dem Stolz über den gelungenen wirtschaftlichen Aufstieg wich sehr spät die Ernüchterung über das Ausmaß der Zerstörung oder Veränderung baugeschichtlicher Werte. Davon waren insbesondere die Dorfauen betroffen. Für die Dorfzentren von Tempelhof und Mariendorf kam die Rückbesinnung auf die Werte und Wertmaßstäbe der Vergangenheit fast zu spät. Wir können uns jedoch glücklich schätzen, dass es diese beiden Dorfauen, wenn auch stark verändert, heute noch gibt. Wie es dort einmal ausgesehen haben kann, vermögen Sie sich bei der Betrachtung unserer beiden wunderschönen Dorfauen Lichtenrade und insbesondere Marienfelde vorzustellen. Die Idylle unserer Dorfauen zu schützen, zu erhalten und durch einen behutsamen Wiederaufbau zu verlängern, wird ein baupolitisches Hauptziel bleiben. Die Ausstellung „Tempelhof und seine Dorfauen" zeigt Ihnen punkthaft Zeitdokumente der langen Entwicklungsgeschichte der 4 Dorfauen Tempelhof, Mariendorf, Marienfelde und Lichtenrade. Für die Idee zu dieser Ausstellung und für ihre Durchführung möchte ich den Mitarbeitern meines Vermessungsamtes und insbesondere den Herren Krenz und Thiele danken. Trotz der Vielfalt an ausgestellten Urkunden, Karten, Plänen, Bildern und Luftbildaufnahmen bleibt Ihnen als Besucher noch der Freiraum, zeitgeschichtlich hier nicht belegte Lücken durch eigene Vorstellungskraft zu schließen. Ich lade Sie ein: Genießen Sie den Gang durch die Geschichte des Bezirks Tempelhof, lassen Sie sich vom Alter, der Aussagekraft, der Schönheit, Klarheit und Echtheit der ausgestellten Zeitdokumente gefangennehmen!

Wolfgang Krueger Bezirksstadtrat

Ein Wort in eigener Sache Im Frühjahr 1985 hatte das Vermessungsamt der Bauabteilung unter dem Motto "Tempelhof - vom Dorf zur Stadt" eine Ausstellung durchgeführt, über deren starken Besuch wir überrascht, erfreut und auch dankbar waren. Deutlich wurde die Resonanz durch die vielseitig geäußerte Bitte um eine Wiederholung dieser Ausstellung. Wir fühlten uns aufgefordert und gefordert zugleich! Der Entschluss, noch einmal die nicht ganz unerheblichen Mühen einer Vorbereitung auf uns zu nehmen, fiel bei soviel allgemeinem Interesse leicht. Nach eingehenden Beratungen glaubten wir jedoch, auf die gewünschte Wiederholung verzichten zu dürfen. Natürlich sollte sich die vorzubereitende Ausstellung nicht zu weit von der ursprünglichen Thematik entfernen, wir wollten nur einen anderen Schwerpunkt setzen. Mit dem von uns gewählten Motto "Tempelhof und seine Dorfauen" haben wir zwar nur einen Teilbereich aus der historischen Entwicklung Tempelhofs herausgeschnitten, aber, wie wir meinen, den wichtigsten und weitreichendsten Bereich. Ein Ziel dieser Ausstellung soll es sein, dem Besucher historische Augenblicke, Tatsachen und Sachverhalte durch Zeichnung, Bild und Schrift näher zu bringen. Historische Karten, alte Pläne, Bilder und Luftbildaufnahmen dokumentieren Zeitpunkte und Zeiträume in der langen geschichtlichen Entwicklung der Dorfauen der 4 märkischen Dörfer Tempelhof, Mariendorf, Marienfelde und Lichtenrade. Die Auswahl der bis in das Mittelalter zurückreichenden Urkunden über weltliche und kirchliche Ereignisse im Raum des heutigen Tempelhofs ist zur Vertiefung und Erweiterung der bildhaft gewonnenen Eindrücke gedacht. Leider mussten wir trotz aller Bemühungen auf die Präsentation der Originalurkunden über die erstmalige Erwähnung der 4 Dörfer verzichten. Diese Urkunden sind, bis auf das z. Z. in der Zitadelle Spandau ausgestellte Landbuch Kaiser Karls IV., im Besitz der DDR und für uns nicht ausleihbar. Ähnlich verhält es sich mit einigen historischen Karten, die sehr zur Bereicherung beigetragen hätten. Die Erfahrungen mit der vorangegangenen Ausstellung haben uns gelehrt: Ausstellungen ohne jede Möglichkeit, das Geschehene zu einem späteren Zeitpunkt noch einmal in Erinnerung rufen zu können, besitzen nur einen zeitlich sehr begrenzten Wert. Wir entschlossen uns daher zur Herausgabe eines Ausstellungskatalogs. Der Inhalt dieses Katalogs sollte in erster Linie als Bestandsaufnahme verstanden werden. Zeit-, aber auch Kosten- und Preisgründe haben neben Dokumentation und "Bildbeschreibung" leider nicht viel mehr als eine Zeittafel zur Tempelhofer Geschichte mit den wichtigsten Daten zugelassen. Wer eine lückenlose ausführliche Darstellung der Geschichte Tempelhofs - mit wissenschaftlichem Tiefgang - sucht, muss von uns an die im Katalog aufgeführte Literatur verwiesen werden. Auch wir haben mit diesen Quellen gearbeitet und halten sie für durchaus geeignet, auf alle Fragen zur Tempelhofer Geschichte eine zufriedenstellende Antwort geben zu können. Herzlich bedanken wir uns bei den vielen Leihgebern für die großzügigen Unterstützungen, fachlichen Beratungen und impulsgebenden Gespräche. Den Besuchern der Ausstellung "Tempelhof und seine Dorfauen" wünschen wir Genuß und Gewinn beim Streifzug durch die Jahrhunderte.

Peter Krenz Michael Thiele

Abkürzungen

Abt. BauWohn Abteilung Bau- und Wohnungswesen Acc. Accion AfD Amt für Denkmalpflege AHL Arbeitskreis Historisches Lankwitz BA Bezirksamt Bd. Band BFM Berliner Feuerwehrmuseum Bl. Blatt BPuFM Berliner Post- und Fernmeldemuseum BStGk Berliner Stadtgüterklub BWA Bau- und Wohnungsaufsichtsamt Ev K B Evangelisches Konsistorium Berlin Ev Ki Gem Li Evangelische Kirchengemeinde Lichtenrade Ev Ki Gem Md Evangelische Kirchengemeinde Mariendorf Ev Ki Gem Mf Evangelische Kirchengemeinde Marienfelde Ev Ki Gem Te Evangelische Kirchengemeinde Tempelhof Ev ZA B Evangelisches Zentral Archiv Berlin Gart Gartenbauamt GStAPK Geheimes Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz HM Heimatmuseum Hoch Hochbauamt LA Landesarchiv Berlin Labi Landesbildstelle Berlin Li Lichtenrade Mf Marienfelde Nr. Nummer Plan TUB Plansammlung der Universitätsbibliothek der TU Berlin PM Fr Postmuseum Frankfurt Rep. Repositur Samml Sammlung SenBauWohn Senator für Bau- und Wohnwesen SenStadtUm Senator für Stadtentwicklung und Umweltschutz StB Staatsbibliothek Preußischer Kulturbesitz St Pla Stadtplanungsamt Te Tempelhof Verm Vermessungsamt

Begriffserklärungen

Allmende Unter diesem Begriff versteht man das Land (Wald, Weide, Ödland), das den berechtigten Dorfbewohnern zur gemeinsamen Nutzung zur Verfügung stand.

Bede Ursprünglich war die Bede das Recht der Markgrafen, für besondere Anlässe wie Krieg, Schloßbau o. a. Geldleistungen von ihren Untertanen zu verlangen. Später wurde die Bede eine durch Verträge festgelegte jährliche Abgabe.

Dorfflur Bei der Entstehung der Dörfer wird die ihnen vom Markgrafen zugewiesene Fläche, Dorfflur oder auch Gemarkung genannt, mit dem Meßseil und der Meßkette abgesteckt.

Feldmark Sie ist der Teil der Gemarkung eines Dorfes, auf dem Ackerbau betrieben wird.

Gemarkung s. Dorfflur

Hufe Die Hufe - vom 13. Jahrhundert an das Einheitsflächenmaß, nach dem die Größe der Dorfflur bestimmt wurde - belief sich im Durchschnitt auf 50 - 60 Morgen und schwankte je nach Güte des Ackers; das geringste Maß betrug 10, das Höchstmaß 67 Morgen. Bei den Hufen unterschied man zwischen den steuerpflichtigen Bauernhufen und steuerfreien Ritterhufen. Im 18. Jahrhundert begann man durchweg, die Hufen in Morgen umzurechnen.

Hufenbauer Die Hufenbauern (oder auch Hüfner) stellten die Mehrheit im Dorf dar. Bei der Ansiedlung erhielten die Bauern ihr Land nicht als Eigentum. Hof und Hufe befanden sich zwar im erblichen, aber nicht teilbaren Besitz der Bauern.

Kossäte Die Kossäten (oder auch Kütner) besaßen eine Kate mit Gartenland. Sie waren auch als Dorfhandwerker (Krüger, Schmied, Hirt) tätig. Über die Allmende besaßen sie keine Verfügungsrechte.

Landreiter So nannte man im 17. Jahrhundert den einzigen Verwaltungsbeamten im Kreise, der die verschiedensten Aufgaben zu erfüllen hatte. Er hatte insbesondere Anordnungen und Befehle zu überbringen und die Personenbestandsaufnahme durchzuführen.

Lehen Der Grundherr oder sonst Berechtigte (Lehnsherr) überließ einer Person (Lehnsmann oder Vasall) eine Einnahmequelle (bes. Land) zur Nutzung gegen Leistung (z.B. Verwaltung des Dorfes oder Gutes, Kriegsdienste). Die Nutzung wurde ursprünglich nur lebenslänglich, dann erblich verliehen.

Maßeinheiten Länge: Rute, Fuß (preuß.) 1 Rute = 12 Fuß 1 Fuß = 0,314 m 1 Rute = 3,766 m Fläche: Hufe, Morgen (Hufe: s. unter Hufe) 1 Morgen = 180 Quadratruten 1 Quadratrute = 14,185 m2

Pacht Pacht im mittelalterlichen Sinne hatte eine von der heutigen grundverschiedene Bedeutung und war gleichbedeutend mit dem Zehnt. Dieser Zehnt bestand hauptsächlich in 5 - 6 Scheffel Roggen, 4 Scheffel Hafer und 1 Scheffel Gerste pro Hufe und dem sogenannten Fleischzehnt, das heißt einigen vom Rauchfang zu entrichtenden Hühnern, den sogenannten Rauchhühnern.

Scheffel 1 Scheffel faßt nach heutigem Maß etwa 50 - 54 Liter bzw. 43 kg Roggen; 24 Scheffel = 1 Wilspel

Schoß Schoß nannte man schon im 15. Jahrhundert eine von der bäuerlichen Bevölke- rung zu leistende Abgabe, die von den Vollbauern nach der Anzahl der Hufe gegeben wurde (Grundsteuer), dagegen für Kossäten, Müller und Hirten eine Art abgestufter Kopfsteuer war (Vermögensteuer).

Schulze Der Schulze war ein vom Grundherrn mit der Verwaltung des Dorfes und der Gerichtsbarkeit für Bagatellsachen Beauftragter. Man unterscheidet den Lehnschulzen, der - als Adliger oder Bauer - vom Grundherren für die Durchführung der Aufgaben mit dem Schulzengut belehnt war, und den Setzschulzen, der vom Gutsherrn willkürlich eingesetzt wurde. Das Schulzenamt war normalerweise erblich.

Separation Zuerst grenzte man die gemeinschaftlich genutzten Ländereien. Gemeinheiten oder auch Allmende genannt, zwischen den Dörfern ab. Dann teilte man die einzelnen Gemeinheiten zwischen den Berechtigten im Dorf auf. Die als Bodenreform zu verstehenden Separationen wurden überwiegend im 19. Jahrhundert durchgeführt.

Wagendienst Darunter verstand man die Pflicht, den eigenen Wagen zum Transport und für Arbeiten dem Berechtigten zur Verfügung zu stellen. In der Regel war dies der Grundherr.

Zins Der Zins, eine viel geringere Abgabe als die Pacht, war von den Bauern als Nutz- nießer des Ackers dem Eigentümer, dem Markgrafen oder einem seiner adligen Vasallen, als Anerkennungsgebühr zu entrichten.

Die Dörfer des Teltow Die Hochebene des Teltow in der Mittelmark der Mark ist ein Gebiet, das seit etwa 1300 in seinen Grenzen festlag und durch die unverrückbaren Grenzen von , , und gebildet wurde.

Der Teltowische Creis Telt. 1 Hergestellt um 1788 Maßstab ca. 1:150000, Größe 34 x 37,6 cm StB, Kart N 6700

Im Jahre 948 war die Mark Brandenburg, nach vorangegangenen Kämpfen von Heinrich I. gegen slawische Stämme, durch Otto den Großen zum Bistum gemacht worden. Doch um 982 fiel das Bistum wieder in die Hände der Slawen zurück, die alle kirchlichen Einrichtungen vernichteten. Die Rückeroberung der verlorengegangenen Bereiche begann im 12. Jahrhundert unter dem Askanier Albrecht dem Bären, dem ersten Markgrafen von Brandenburg. Es hat schließlich bis etwa 1300 gedauert, bis die letzten Bereiche des Teltow - im Umfang des späteren Hauptkreises, im Besitz der Askanier waren. Der Grund für die lange Dauer der Inbesitznahme lag weniger an der starken Gegenwehr der Slawen, sondern am Widerstand der vielen benachbarten deutschen Fürsten, die ebenfalls Ansprüche auf Teile des Teltow geltend machten. 1324 wurde die Herrschaft der Askanier durch die Wittelsbacher beendet. Die Wittelsbacher wurden durch die Luxemburger abgelöst, als Kaiser Karl IV., Sohn des Luxemburgers Johann von Böhmen, dem Wittelsbacher Markgrafen Otto dem Faulen die Mark Brandenburg im Jahre 1373 abkaufte. Anm.: Die Herrschaft der Luxemburger Markgrafen dauerte bis 1415. Von diesem Zeitpunkt ab blieb die Mark Brandenburg im Besitz der Hohenzollern. Die Regentschaft Kaiser Karls IV. erwies sich für die Mark schon deshalb als Vorteil, da er mit den Nachbarn durch Landfriedensverträge einen gesicherten Rechtszustand schuf. In seinem berühmten Landbuch von 1375 hat Kaiser Karl IV 77 teltowische Dörfer ausführlich beschrieben. Eine kartenmäßige Übersicht über die Dörfer des Teltow ist dem eigentlichen Thema dieser Ausstellung vorausgestellt worden.

Gründungsurkunde des Bistums Telt. 2 Brandenburg vom 1. Oktober 949 Faksimile; Größe 59 x 44 cm EvZAB

Wann die Gegend um das heutige Berlin zum ersten Mal mit dem Christentum in Berührung kam, ist nicht genau feststellbar. Ein tragfähiges Fundament versuchte erst König Otto I. in der Mitte des 10. Jahrhunderts zu schaffen. An militärische Aktionen seines Vaters, Heinrich I., anknüpfend, wollte er den Raum zwischen , Saale und Oder in den Reichsverband eingliedern, dort das Christentum einpflanzen und es kirchenorganisatorisch verankern. Im Zuge der Errichtung einer ganzen Bistumskette gründete er 948 auch das Bistum Brandenburg. Er stattete dieses Bistum mit den notwendigen Gütern und Einkünften aus und legte die Grenzen seines Aufgabenbereiches fest. Die hier gezeigte Stiftungsurkunde ist die erste Urkunde, deren Inhalt das Gebiet der späteren Mark Brandenburg berührt.

Urkunde vom 28. Oktober 1237 Telt. 3 Ersterwähnung von Colin a.d. Spree EvKB

Die Ersterwähnung von Cölln an der Spree, also einem Teil der damaligen Doppelstadt Cölln / Berlin und die Ersterwähnung einer kirchlichen Funktion in ihr erfolgen mit dem Datum von 1237 in einer Vertragsurkunde. Dieser Vertrag war zwischen den Markgrafen Johannes I. und Otto III. von Brandenburg einerseits und dem Bischof Gernand von Brandenburg andererseits geschlossen worden. Zwischen den Streitpartnern war durch eine päpstliche Schiedskommission der Vertrag ausgehandelt und in Gegenwart einer Reihe von Zeugen am 28. Oktober 1237 im großen Hospital, dem heutigen Predigerseminar in Brandenburg (Havel), abgeschlossen worden. Drei Ausfertigungen dieser Urkunde befinden sich heute im Domarchiv Brandenburg. Unter den im Vertrag erwähnten Zeugen ist ein Pfarrer Simon von Cölln. Der im Vertrag beschriebene Streit hatte sich über mehrere Jahre hingezogen, an ihm waren nacheinander verschiedene Bischöfe und Markgrafen beteiligt. Von dieser Vorgeschichte zeugen die in der Gesamturkunde zitierten früheren päpstlichen Urkunden. Gegenstand des Streites war die Verfügungsgewalt über den Zehnten, also einer Ertragssteuer. Nach kirchlichem Recht stand diese Steuer dem Bischof zu, der seinerseits damit das kirchliche Leben organisierte, die Pfarrer unterhielt und den Papst unterstützte. Unter Berufung auf das sogenannte germanische Eigenkirchenrecht beanspruchten die Markgrafen jedoch vor Abschluß des Vertrages den Steuerertrag für sich. Er wurde in einem erheblichen, für sie ausgesparten Gebiet unter Umgehung des Bischofs mit sogenannter direkter Unterstellung unter den Papst erhoben. Dies bedeutet, dass die Markgrafen zwar den Papst unterstützen und auch für einen Kirchbaufonds zahlen wollten, das kirchliche Leben und die Tätigkeit der Pfarrer aber durchaus nicht fördern wollten. Stattdessen benutzen sie diesen Teil der Einkünfte, um ein Heer zur Bekämpfung der in ihrem Gebiet und östlich davon wohnenden Slawen zu unterhalten. Der Text der Urkunde gibt deutliche Hinweise darauf, dass der Bischof und das Domkapitel von Brandenburg die Bekämpfung der Slawen nicht wollten. Es ist vielmehr zu vermuten, dass sie eher den Wunsch hatten, ihnen durch ihre Pfarrer das Evangelium zu bringen. Die Urkunde läßt deutlich den Vorwurf der Geistlichen gegenüber den Markgrafen vernehmen, sie würden den Kampf gegen die Slawen aus verlogenen Gründen führen: es ginge ihnen nicht um die Bekämpfung des Unglaubens, sondern um ihre Machtausweitung in östlicher Richtung. Die Urkunde ist somit von hoher kirchlicher und politischer Bedeutung.

Urkunde von 1244 Telt. 4 Ersterwähnung von Berlin EvKB

Die Ersterwähnung von Berlin, also dem anderen Teil der Doppelstadt, erfolgt in einer Urkunde vom Jahre 1244, ebenfalls einem Vertrag zwischen Bischof und Markgrafen. Der schon genannte Simon tritt hier wiederum als Zeuge auf, diesmal als Propst von Berlin. Da er danach 1247 Propst von Cölln bei Berlin genannt wird, ist zu ersehen, dass die geistliche Hoheit zu jener Zeit zwischen den beiden Städten Berlin und Cölln bereits im Propstamt vereinigt war. Ähnliches gilt für den seinerzeit für beide Städte zuständigen Schulzen. Offensichtlich war die Stadtentwicklung zu jener Zeit schon fortgeschritten, so dass mit einer Gründung beider Siedlungen deutlich früher gerechnet werden muss, als es die beiden zufälligen Ersterwähnungen hergeben. Die Urkunde mit der Ersterwähnung hat das sogenannte Spolienrecht zum Inhalt. In diesem Rechtstitel fällt der Nachlaß eines Pfarrers nach dessen Tode an die Pröpste.

Landbuch der Mark Brandenburg Telt. 5 Kaiser Karls IV. von 1375 Erwähnung der Dörfer Tempelhof, Mariendorf, Marienfelde und Lichtenrade Faksimile GStAPK, Rep. 178 Nr. 1a

Das Landbuch Kaiser Karls IV. Karl IV. hatte die Absicht, im Interesse der Mark und zugleich seiner Söhne Sigismund und Wenzel, sich einen Überblick über die dem Landesherrn in der Mark verbliebenen Besitztümer zu verschaffen. Das in lateinischer Sprache geschriebene "Landbuch", von dem es insgesamt 3 Exemplare gibt und ein Exemplar im Geheimen Staatsarchiv in Berlin aufbewahrt wird, diente diesem Zweck. Es ist die einzige mittelalterliche Quelle, die in ausführlicher Weise amtliche Nachricht bringt, wie sich um 1375 die Verteilung von Besitz und Rechten zwischen Landesherren und Untertanen gestaltet hat. Um die nötigen Daten zu gewinnen, reisten die landesherrlichen Beamten von Ort zu Ort und machten, mit Hilfe des Vogtes oder des Schulzen, die grundlegenden Aufzeichnungen über die Einkünfte aus Zöllen, Mühlen, Gewässern, Wäldern usw. Auch die Verteilung des ländlichen Grundbesitzes und die auf den Schultern der Bauern vorhandenen Lasten wurden registriert. Ebenso ist das Landbuch Kaiser Karls IV die älteste Quelle der mittelalterlichen Agrargeschichte , denn es gibt uns Auskunft über die im Boden verankerte Ackerhufe, die als anteiliger Hufenstreifen die Grundlage für die planmäßige Feldeinteilung bildete. Übersetzung von Lichtenrade: Dort sind 67 Hufen. Der Pfarrer hat davon vier Hufen, die abgabenfrei sind, die Kirche eine. Jede Hufe gibt als Naturalpacht 9 Scheffel Roggen, 3 Scheffel Gerste und 1 Scheffel Hafer. Jede Hufe gibt für gewöhnlich 2 Schillinge Zins, 5 Schillinge Bede, aber nur in guten Erntejahren. 6 Hufen sind befreit von Bede und Zins. Frau Posyn in Dalgow gehören von Hufen Pacht und Zins. Copkin Lytzens Knaben in Berlin besitzen Pacht und Zins von 2 1/2 Hufen pfandweise. Pacht und Zins der übrigen Hufen hat Herr Johannes von Wulkow zu Lehen vom Markgrafen. Ebenso hat er Bede und Getreidebede von jeder Hufe je 1/2 Scheffel Roggen und Gerste und 1 Scheffel Hafer nebst dem Wagendienst, höherem und niederem Gericht, sowie das Patronatsrecht. Die 7 Kossätenhöfe geben den Bauern je 1 Schilling und Herrn Johannes von Wulkow je 1 Huhn. Der Ritter erhält auch den Fleischzehnten und der Krüger ist verpflichtet ihm 10 Schillinge zu zahlen.

Komtur des Johanniter-Ordens 1528 Telt. 6 Ölbild von Hans Baldung Reproduktion des Originals aus der Pinakothek München Größe 48 x 38 cm, BA Te HM

Der Ritterorden der Tempelherren Darstellung aus einem Buch des 18. Jahrhunderts Tempelherr im Haus- u. Kriegeskleide Reproduktion 41 x 28 cm, BA Te HM

Der Ritterorden der Tempelherren war an der Siedlungs- und Kulturarbeit im gesamten deutschen Osten in hervorragendem Maße beteiligt. Er gründete um 1200/1230 die Ordenskomturei Tempelhof und legte die Dörfer Tempelhof, Mariendorf und Marienfelde an.

Urkunde vom 24. Juni 1590 Telt. 7 Ausgefertigt auf Pergament in Libellenform, 2 Blatt, 37x25 cm 6 von 8 Seiten beschrieben; angehängtes Siegel LA, Rep. 238 Nr. 1590/1 (2)

Bürgermeister und Rat der Stadt Berlin bekunden, dass sie zusammen mit den Viergewerken und den Verordneten der gemeinen Einwohner der Stadt Kölln an der Spree ihren Zweidrittel- Anteil am gemeinsamen Eigentum in Mariendorf, Marienfelde und Tempelhof verkaufen. Dazu gehört ihr Anteil a) an den drei Dörfern mit allem Zubehör wie Gerichte und Gerechtigkeiten, Strafen, Auf- und Abfahrt u. ä. b) an den Fischereiabgaben sowie den Geldzinsen aus den Höfen in der Feldmark der drei Dörfer (63 Taler, 5 Silbergroschen. 9 Pfennige), c) an den Kirchlehen der beiden Dörfer Mariendorf und Marienfelde, d) an der Mühlenpacht (16 Scheffel von einem Wispel Roggen, den der Müller jährlich als Pacht an beide Städte bezahlt), e) an dem großen, harten und hohen Holz hinter Rixdorf (Reichsdorf) ohne das weiche Holz, das der Bürgerschaft beider Städte zur Nutzung vorbehalten wird, f) an den drei Lehnpferden der Schulzen zu Tempelhof und Mariendorf und des Komturhofes zu Tempelhof, auf dem die Behrbaumen wohnt. Der Verkauf geschieht mit Zustimmung und Genehmigung des Markgrafen Johann Georg und des Lehnsherren. Graf von Holstein, der Meister des Johaniter-Ordens für die Mark, Sachsen. Pommern und das Wendland ist. Die Stadt Berlin behält sich das Recht der gesamten Hand vor. Sie quittiert den Empfang von 3500 Talern, die sofort an ihren Gläubiger Hans von Thümen zur Begleichung einer von Georg Blanck herrührenden Schuld weitergegeben wurden. Darauf übergibt sie die volle Gewähr an den Gütern an die Stadt Colin, entläßt die Bauern aus ihren Eiden und Pflichten, verzichtet auf verschiedene Rechte an den Gütern und verpflichtet sich, bei Verpfändung ihrer sonstigen Habe alle von Dritten erhobenen Ansprüche an den verkauften Gütern einzulösen. Sie überläßt der Stadt Cölln gleichzeitig alle dazu gehörenden Lehen und Urkunden, die sie vom Johanniterorden und seinem Meister erhalten hatte. Siegler: die Stadt Berlin. Datum: Montages nach Johannis Baptiste, Nach Christi Unsers Erlösers undt Seligkmachers Geburth Im EinTausendt Fünffhundertt undt Im neuntzigsten Jhare.

Urkunde vom 11. November 1575 Telt. 8 Ausfertigung auf Pergament Größe 45 x 25 cm, Umbug 4 cm; angehängtes Siegel LA, Rep. 238 Nr. 1575/1

Bürgermeister und Rat der Stadt Berlin bekunden, dass sie mit Zustimmung des Markgrafen Johann Georg dem Matthias Schwanbeck zu Teltow ihren Zweidrittel-Anteil, der ihnen zusammen mit dem Rat von Cölln jährlich zu Martini zustehenden Geldzinsen von den Dörfern Tempelhof, Mariendorf und Marienfelde sowie 16 Scheffel Weizen als Pacht des Müllers von Mariendorf für 1000 Taler verkauft haben. Sie quittieren den Empfang der Kaufsumme. Die Höhe der Einkünfte ist in einem gesondert ausgefertigten Anschlag aufgeführt. Bei Ausbleiben der Abgaben durch Brandschaden übernimmt die Stadt die Verpflichtung zur Zahlung des gleichen Zinsbetrages aus anderen Gütern. Kündigung (also Rückkauf) kann mit halbjähriger Frist zum Zinstag ausgesprochen werden. Bei Säumigkeit nach Kündigung kann der Gläubiger die Zinsen als Tilgungsraten weiter einziehen bis zur Tilgung der Schuld oder die Geldzinsen andersweitig verkaufen. Siegler: die Stadt. Datum: freitags am tage Martini Nach Christi geburtt thausent fünfhundert und Im fünf und Siebentzigsten Jhare.

Urkunde vom 12. Februar 1763 Telt. 9 Ausgefertigt auf Pergament Größe 58 x 36 cm, Umbug 4,5 cm Angehängtes Siegel an Pergamentpressel in Blechkapsel. LA, Rep. 238 Nr. 1763/1

Prinz August Ferdinand erneuert als Meister des Johanniter-Ordens für die Mark, Sachsen, Pommern und das Wendland die Belehnung der verbundenen Städte Berlin und Kölln mit den Dörfern Mariendorf, Marienfelde und Rixdorf (Reichsdorf) mit allem Zubehör sowie mit dem freien Schulzen- und Komturhof zu Mariendorf. Siegler: der Aussteller. Datum: den 12ten Februarii nach Jesu Christi Unsers einigen Erlösers und Seeligmachers Geburth im Ein Tausend Sieben Hundert und Drey und Sechstzigsten Jahre.

Urkunde von 1350 Telt. 10 Abkommen zwischen dem „falschen Waldemar“ und den Städten Cölln und Berlin über Tempelhof, Mariendorf und Marienfelde.

Urkunde von 1435 Telt. 10 Kaufbestätigung des Magistrats von Cölln und Berlin zum Ankauf des Johanniter-Ordensbesitzes (Tempelhof, Mariendorf, Marienfelde und Rixdorf) Foto 40 x 50 cm, Labi, Nr. II 4680

Urkunde vom 12. Februar 1763 Telt. 11 Bestätigung des Johanniter-Ordensmeisters August Ferdinant Prinz von Preussen und Markgraf zu Brandenburg, an die Städte Cölln und Berlin über die Rechte in Tempelhof, Marienfelde und Rixdorf Foto 40 x 50 cm, Labi, Nr. II 4669

Carte de l'ELECTORAT de BRANDENBOURG 1773 Telt. 12 presentee tres humblement ä Son Alteß Rojale Monsgr. la Prince FREDERIC GUILLAUME Größe 62 x 49cm Samml. R. Krenz

Karte der Mittel-Mark, um 1715 Telt. 13 Marchia Media Vulgo Mittel Marck in March. Brandenb. von Petrum Schenk und Gerardum Valk. Kupfertafel 49 x 64 cm Sammlung Stolte, Lankwitz

Geographische Spezial Charte von der Mittel Mark Telt. 14 Aufgenommen von Friedrich von Balbi, 1748-1749 Maßstab 1:75000; Größe 90 x 49 cm BA Te Verm

Trotz der noch mangelnden geodätischen Unterlagen ist dieses Kartenwerk eine der ersten großflächigen Kartierungen brandenburgischer Gebiete. Angeordnet wurde diese Aufnahme von Friedrich dem Großen, die Ausführung oblag dem Oberleutnant und späteren Kommandeur des Ingenieurkorps Johann Friedrich von Balbi (1700-1779). Innerhalb von zwei Jahren bereiste und kartierte er mit sieben weiteren Offizieren die westlichen Teile der Mark Brandenburg und stellte unter Verwendung vorhandenen Kartenmaterials die Karten fertig. Zur Darstellung kamen Städte, Dörfer, Vorwerke, Meiereien, Schäfereien, Jagd- und Forsthäuser, Ziegelscheunen, Wasser- und Windmühlen, Poststationen und die wichtigsten Wege und Straßen. Ein Zweck dieser Arbeit sollte auch sein, für den Fall eines Krieges eine Übersicht über Land und Leute zu besitzen. Für die Stadt Berlin wurde eine Einwohnerzahl von 85126 angegeben. Die Dörfer Tempelhof, Mariendorf, Marienfelde und Lichtenrade (das damals noch Lichtenwalde hieß) haben zusammen 45 Bauern und 8 Kossäten, mit insgesamt 220 Pferden.

Gegend der Staedte Berlin und Potsdam Telt. 15 Hergestellt um 1780 Maßstab 1 : 212000, Größe 19,5 x 11,3 cm StB, Kart N 3500

Der Teltowische Creis Telt. 15 Gezeichnet von Carl Ludwig von Oesfeld Gestochen von C. Jäck um 1788 Maßstab ca. 1 : 300000, Größe 17,1 x 19,3 cm StB. Kart N 6702

Charte von dem Teltow-, Bees- und Storkowschen Creise Telt. 16 mit dem angraentzenden Saechsischen Territorio Gezeichnet von D. F. Satzmann im Jahr 1772 Maßstab ca. 1 : 190000, Größe 64 x 43 cm StB, Kart N 6699

Der Teltowische Creis Telt. 17 Gezeichnet im Jahr 1795 durch Ernst Staudi Maßstab ca. 1 : 57000, Größe 44 x 41 cm GStAPK, F 50 138

Carte des Teltowschen Creises Telt. 17 Hergestellt um 1780 Maßstab ca. 1 : 150000, Größe 28,7 x 38 cm StB, Kart N 6708

Der Teltowsche Creis in der Kurmarck Brandenburg Telt. 18 Von G. L. Schirmeister 1773 Maßstab 1:140 000. Größe 37 x 43,5 cm GStAPK, F 50 137

Der zur Mittelmark Brandenburg gehörige Teltowsche Creis Telt. 19 zum Gebrauch eines hohen Militair Departments. Genau zusammengetragen von D. F. Satzmann 1782 Maßstab ca. 1 : 96 000, Größe 97,5 x 65,5 cm StB, Kart N 2693-18

Gegend um Berlin Telt. 20 Angefertigt von C. L. Oesfeld1786 gestochen von Ludewig Schmidt zu Berlin. Größe 48 x 38 cm LA Acc. 767, Nr. 1

Aus den mittelalterlichen Ansiedlungen Tempelhof, Mariendorf, Marienfelde und Lichtenrade ist uns kein Wohnhaus überliefert; und doch bilden diese Dörfer über Jahrzehnte die einzigen Siedlungskerne des heutigen Stadtbezirks Tempelhof. Ihre Lage, die Wege zwischen ihnen und die weitere Umgebung, sogar die Ausdehnung und Form der Anger sind bis heute nicht nur erkennbar, sondern bestimmend für städtebauliche Anlagen des 19. und 20. Jahrhunderts. Nördlich vom Dorf Tempelhof sind die schon damals bestehenden Weinberge eingetragen. Der Johannis Tisch dicht beim Halleschen Tor erinnert an die Johanniter, die einst Tempelhof besaßen. Auch in der 1786 erschienenden Karte ist neben der Einteilung Berlins mit seinen Vorstädten das eingezeichnete Wegenetz besonders auffallend hervorgehoben. Die bereits angelegten Chausseen und Landwege sind vor allem zur Kommunikation zwischen den Städten bestimmt, bringen aber auch in die Dörfer, die sie durchqueren oder berühren, in verstärktem Maße Handel und Wandel. Beständiger als Bauten sind schon immer Straßen, Wege und Plätze gewesen.

Plan von der Gegend 2 Meilen um Berlin Telt. 21 Gezeichnet im August 1803 durch Maletius aus Breslau Größe 81 x 90 cm GSTAPK, B 50 030

Militärische Situations Karte Telt. 22 von der Gegend um Berlin, Potsdam und Spandau von Paulus Schmidt, 1810 Originalmaßstab 1 : 12500, 160 x 120 cm Farbfoto 49,5 x 60,5 cm (Vergrößerung) StB, Kart N 3579, Leihgabe: AHL

Topographischer Plan der Gegend um Berlin Telt. 23 Entworfen von D. G. Reymann zwischen 1816 und 1837 Maßstab ca. 1 : 62500, Größe 47,5 x 34 cm StB, Kart N 3613

Quadratmeilenblätter von der Provinz Brandenburg Telt. 24 von Karl v. Decker 1818 Originalmaßstab 1 : 25000, 41 x 55 cm Farbfoto 61 x 45 cm (Vergrößerung) StB, Kart N 1036/1 Blatt 21, Leihgabe: AHL

Telt. 21

Karte des Teltower Kreises Regr.Bezk. Potsdam Telt. 25 Entworfen von F. A. v. Witzleben Gezeichnet von Nowack In Stein graviert von H. Delius um 1837 Maßstab 1 : 200000, Größe 33 x 32,7 StB, Kart N 6732

Topographisch-Statistische Karte des Kreises Teltow Telt. 26

Auf Veranlassung der Königlichen Regierung, auf Grund der General-Stabs-Karte, nach den bei der Königlichen Regierung vorhandenen Karten und amtlichen Materialien, so wie denen des königlichen Ministeriums für Handel etc. und des königlichen statistischen Bureaus bearbeitet und herausgegeben von F.v.Rappard um 1860

Maßstab 1 : 100000, Größe 63 x 77,5 cm StB, Kart N 6750

Berlin und Umgebung 1874 Telt. 27 Aufgenommen vom Königl. Preuß.- Generalstab 1867-68 mit Nachträgen 1874 Größe 67 x 43 cm BA Te Verm

Das Blatt gibt einen Ausschnitt aus den Berliner Sektionen der Preußischen Generalstabskarte wieder, die in den Jahren 1867 und 1868 aufgenommen und 1874 mit Nachträgen versehen wurden. Wenn man den mittelmärkischen Raum um 1874 betrachtet, so muss gesagt werden, dass dieses Gebiet am Vorabend einer in Deutschland einzigartigen Bevölkerungsexpansion stand. Berlin selbst wuchs in jenen Jahren, da die Karte aufgenommen wurde, von 702437 (1867) auf 826 341 (1871) Menschen an und stand 1874 unmittelbar vor der ersten Million. Noch schneller stieg jedoch die Bevölkerungszahl in den Randgebieten. Im Kreis Teltow erreichte die prozentuale Zunahme zwischen 1871 und 1905 909%. Auch in der weiteren Umgebung der Hauptstadt setzten mit den Gründerjahren die Jahrzehnte der Vorortparzellierungen ein, insbesondere angeregt und angetrieben durch spekulierende Terraingesellschaften, durch die weit verbreitete Schicht mittel- bis kleinbürgerlicher "Rentiers" und durch die bis 1945 stetig steigende Zahl der Vorortsiedler, die zwar nicht der Arbeitsstadt, wohl aber der Wohnstadt Berlin überdrüssig waren.

Übersichts-Karte der Kunststraßen im Kreise Teltow Telt. 28 Autographie von Barich von 1878 Maßstab 1 : 100000, Größe 52,5 x 57,2 cm StB, Kart N 6741

Das Allerwichtigste bei der Reformgestaltung von 1872, die auch im Kreis Teltow nicht halt machte, war der Umstand, dass die Kreisverwaltung endlich eine ausreichende finanzielle Grundlage erhielt, nämlich in den Zuschlägen zu den staatlich veranlagten Grund- und Gebäude-, Gewerbe- und Einkommensteuern. Auf Grund dieser neugewährten finanziellen Selbständigkeit konnte die Verwaltung nun auch an die Aufgabe gehen, den Ausbau der Chausseestraßen im Kreis Teltow voranzutreiben. Es wurden vom Kreis so viele Neubauten ausgeführt, dass die "Kunststraßen" sich in 15 Jahren mehr als verdoppelten, von 213 auf nahezu 467 Kilometer. Besonderen Wert legte der damalige Landrat darauf, dass bequeme Verbindungen mit der Stadt Berlin hergestellt wurden.

Kreis Teltow Telt. 29 Nach amtlichem Material gefertigt von Dr. Neuhoff im Jahre 1908 Maßstab 1 : 200000, Größe 28,4 x 32,3 cm StB, Kart N 6754

Übersichtsplan der Stadt Berlin Telt. 30 nach dem Gesetze vom 27. April 1920 Maßstab 1 : 60000; Größe 98 x 82 cm LA Acc. 2717, Nr. 6

Luftbildplan 1:25 000 von 1939 Telt. 31 Die Luftbildpläne stimmen in Netz und Blattschnitt mit der Topographischen Karte 1:25 000 (Meßtischblatt) überein und bilden in ihrer Gesamtheit das Bildplanwerk 1:25 000. Größe 45,5 x 45,5 cm und 47,5 x 47,5 cm Sen Bau Wohn V

Entstehung und Entwicklung der Dorfauen Die Dörfer im heutigen Stadtgebiet sind überwiegend in der 1. Hälfte des 13. Jahrhunderts gegründet worden oder nahmen die Stelle bereits vorhandener wendischer Siedlungen ein. Auf den Hochebenen des Barnim und des Teltow wurde die Ansiedlung zügig vorangetrieben und so entstanden insbesondere an den mittelalterlichen Handelswegen, die sternförmig auf die Doppelstadt Berlin-Cölln zuliefen, leistungsfähige Dörfer. Im Zuge der großangelegten planmäßigen Besiedlung des Teltow erfolgten auch die Gründungen der heutigen 4 Ortsteile von Tempelhof. Während man die Entstehung der Dörfer Tempelhof, Mariendorf und Marienfelde dem christlichen Orden der Tempelherren zuschreibt, erfolgte die Gründung Lichtenrades wahrscheinlich durch flämische und niederländische Siedler. Bei vielen Siedlungswilligen war bekannt geworden, dass sich der Boden des Teltow besonders gut für den Getreideanbau eignete. Auch wenn man in einigen Gebieten zur vorherigen Rodung des Laubwaldes gezwungen war, so nahm man diese Mühen in Erwartung der späteren guten Ernten gerne in Kauf. Mit der Anlegung der Dörfer erfolgte auch die Absteckung der Gemarkungen. Das Ergebnis dieser Grenzfestlegung mit dem technischen Hilfsmittel der Meßkette ergab folgende Flächenverteilungen: Mariendorf erhielt 48, Marienfelde 52 und Tempelhof 50 Hufe Land. Lichtenrade erhielt bei seiner Entstehung sogar 61 Hufe Land und war damit das zweitgrößte Dorf des Teltow. Diese und weitere genaue Angaben verdanken wir dem Ordnungssinn Kaiser Karls IV. Er hatte im Jahr 1373 die Mark Brandenburg für 100000 Goldgulden von Markgraf Otto dem Faulen erworben und anschließend ein Abgabenregister zusammenstellen lassen. Das Ergebnis dieser Bestandsaufnahme ist als Landbuch Kaiser Karls IV. in die Geschichte eingegangen. Es ist sicher nicht falsch, das Landbuch als Vorläufer des heutigen Grundbuchs zu bezeichnen. Zu mindestens bietet dieses Register eine ausgezeichnete Übersicht über die mittelalterliche Agrargeschichte der Mark Brandenburg. Es ist die einzige mittelalterliche Quelle, die in ausführlicher Weise über die Verteilung von Besitz und Rechten zwischen Grundherren und Untertanen berichtet. Ähnlich wie die meisten der im 13. Jahrhundert entstandenen Dörfer wurden auch Tempelhof, Mariendorf, Marienfelde und Lichtenrade als Angerdörfer angelegt. Diese Dorfform war dadurch gekennzeichnet, dass zu beiden Seiten einer Freifläche, meist mit Pfuhl, Fahrwege verliefen, die an beiden Dorfausgängen zu einem Fahrweg zusammengeführt wurden. Um den Anger herum, rechtwinklig zu den Fahrwegen, lagen die Stroh gedeckten Fachwerkhäuser der Bauern. Das Dorfbild der 4 Dörfer des heutigen Tempelhofs wurde durch die wuchtigen Feldsteinkirchen beherrscht, von denen die burgähnlich ausgebaute Kirche des Dorfes Tempelhof etwas seitwärts vom Anger liegt. Im späteren Mittelalter errichtete man oftmals auch die Behausungen und Werkstätten von Hirten, Schmied und Stellmacher auf dem Dorfanger. Man wollte diese für den Fortgang des dörflichen Lebens wichtigsten Tätigkeiten sehr zentral legen. In Marienfelde kann man noch heute Teile dieser Einrichtungen bewundern. Im Verlaufe der Jahrhunderte haben die ständigen Eigentumswechsel, Grenzstreitigkeiten, Kriege, Seuchen und Brände auch das Bild der Dorfkerne verändert. Dennoch hatten Tempelhof, Mariendorf, Marienfelde und Lichtenrade bis weit in das 19. Jahrhundert hinein ihren dörflichen Charakter beibehalten können. Die ehemaligen Fahrwege ihrer Anger waren zu prächtigen Dorfstraßen entwickelt worden. Die Dorfkrüge inmitten der Dorfauen wurden zum allgemein beliebten Treffpunkt. Insbesondere der Dorfkrug "Kreideweiß" in Tempelhof zog viele Besucher aus Berlin an. Nach einem Spaziergang über das weite Tempelhofer Feld oder einem Besuch der dort stattfindenden Pferderennen erfrischte man sich vor dem Heimweg erst einmal mit einer kühlen "Molle". Die Idylle der Dorfauen litt stark unter dem Einfluß der wachsenden Industrialisierung. Der Ausbau neuer breiter (Handels-)Straßen wurde unabwendbar und bestimmte in unterschiedlichem Ausmaß Aussehen und Gestalt der Dorfauen. Besonders betroffen von der zerstörerischen Wirkung des Straßenbaus waren die Dorfauen Tempelhof und Mariendorf. Beide Dorfauen sind heute durch sich kreuzende Hauptverkehrsstraßen durchschnitten und laden nicht mehr so unbedingt zu jeder Tageszeit zum stillen Verweilen, Betrachten und Bewundern ein. Ganz anders hat sich die Dorfaue Lichtenrade entwickelt. Da die Hauptverkehrsstraßen an dieser Dorfaue vorbeigeführt wurden, blieb ihre ursprüngliche Form und ihr Aussehen erhalten, während der Dorfkerncharakter jedoch allmählich verlorenging. Ähnlich verlief die Entwicklung der Dorfaue Marienfelde. Sie besitzt noch am weit gehendsten die Form ihrer Entstehung. Ihre Ursprünglichkeit und Urwüchsigkeit üben eine besondere Ausstrahlung auf jeden Besucher aus. In der Umgebung der um 1220 erbauten Dorfkirche, die als eines der ältesten Bauwerke Berlins gilt, meint man Geschichte ahnen, erkennen, sehen zu können. Für die im Rahmen der Bezirkswochen zu den 750-Jahresfeierlichkeiten Berlins stattfindenden Ritterspiele hatte man mit der Dorfaue Marienfelde den denkbar geeignetsten Platz ausgewählt! Wie in allen Bezirksverwaltungen Berlins ist man auch im Bezirk Tempelhof seit Jahren darum bemüht, durch zweckentsprechende Maßnahmen zum Schutz und zur Schönheit der Dorfauen beizutragen. Zu diesen Maßnahmen gehören insbesondere die gezielte Unterschutzstellung historisch bedeutsamer Bauwerke, die Renovierung, Restaurierung und Rekonstruktion alter Baulichkeiten oder ortstypischer Eigenheiten, das Verbot der Errichtung oder Einrichtung atypischer Merkmale sowie die Verkehrsberuhigung bis hin zur Verkehrsverlagerung. In einer Zeit, in der die Vermeidung weiterer Zerstörungen des Dorfauenbildes schon als Erfolg angesehen werden kann, stoßen gestaltende Maßnahmen leider nur selten auf Gegenliebe bei den betroffenen Eigentümern und Anliegern. Daher setzt die Abteilung Bau- und Wohnungs- wesen des Bezirks hauptsächlich auf das Mittel der Überzeugung und versucht, mit zäher Behutsamkeit und kleinen Schritten, Verständnis für Umgestaltungen zu erringen. Natürlich ist man im Rathaus realistisch genug zu wissen, dass den Wiederherstellungs- bestrebungen Grenzen gesetzt sind. Doch sollten die politisch Verantwortlichen mit ihren Erhaltungs- und Verbesserungs- überlegungen nicht völlig alleingelassen bleiben. Mit der kraftvollen Unterstützung der Bevölkerung durch Schrift, Rat und Tat wird es gemeinsam leichter fallen, diese letzten kleinen Oasen mit großer Vergangenheit vor der allmählichen Zerstörung zu bewahren. Es gilt, den Geburtsplätzen unserer Dörfer eine lange Zukunft als Dorfauen zu sichern!

Dorfaue Tempelhof

Das Dorf Tempelhof zum Anfang des 19. Jahrhunderts Te 1 Ölbild von Walter Schmuck 1938 Größe 400 x 144 cm, BA Te HM

Königlich Preüssische General - Revue 1728 Te 2 von 20. Esquadrons und 20. Battaillons welche Anno 1728 in Geficht beyder Königl. Majest. Ihro Königl. Majestät in Pohlen und Preußen vor Berlin ist gehalten worden. Größe 30 x 35 cm, LA Jahn 96

Den Aufstieg Preußens mit all seiner Glorie und Härte erlebten die Tempelhofer ganz aus der Nähe. Friedrich Wilhelm I. machte 1722 das ebene Acker- und Weideland im Norden des Dorfes zum Exerzier- und Paradeplatz seiner Soldaten. Am 31. März 1728 nahmen auf dem Tempelhofer Feld zwei Monarchen eine der größten "Revuen" des Jahrhunderts ab. Als Gast von König Friedrich Wilhelm I, den die preußische Geschichtsschreibung den Soldaten-König nennt, saß hoch zu Roß einer der prächtigsten Herrscher seiner Zeit: August der Starke, König von Polen und Kurfürst von Sachsen. Vor ihm und seinem Gastgeber paradierten 20 Bataillone und 20 Eskadronen, insgesamt 16.000 Mann. August der Starke erwiderte hier den Besuch des Preußenkönigs von Januar-Februar desselben Jahres.

Bestellungsplan Te 3 Gegend südl. Berlin, um Tempelhof Anno 1744 Maßstab 1 : 25000; Größe 46 x 35 cm BA Te Verm

Revue Plan vor dem Halleschem Tor 1772 Te 3 Maßstab ca. 1:25000; Größe 49 x 38cm LA Acc. 767, 3

Beide Pläne aus dem 18. Jahrhundert sind sogenannte Manöverkarten. d.h. es sind Pläne, nach denen die Manöver stattfanden. Außerdem bilden sie eine Grundlage für die Entschädigung, die den Bauern für Flurschäden, die durch die Manöver entstanden, gewährt wurde. Deshalb wurde eingetragen, in welcher Weise das Land zur Zeit bestellt war. Wir finden die Bezeichnung Sommersaat und Wintersaat. während das Brachland nicht besonders benannt wird, da ja nur die Saat möglichst geschont werden musste. Die Karten zeigen uns die bis in das 19. Jahrhundert übliche Art der Feldbestellung, die Drei- Felder-Wirtschaft. Die Grundlage für diese Art der Bestellung ist die uralte Erkenntnis, dass der Boden Mitteleuropas nicht in jedem Jahr die gleiche Frucht tragen kann. Man muss ihn theoretisch in dreijährigem Kreislauf verschieden bestellen und dazwischen auch immer wieder brachliegen lassen. Das geschah so, dass ein Drittel des gesamten Dorfackers mit Winterkorn bestellt wurde, d.h. mit Roggen oder Weizen, ein Drittel mit Sommerkorn (Gerste oder Hafer) und ein Drittel unbeackert blieb.

Übersichts - Karte der Exercier- Plätze vor dem Halleschen Thore 1834 Te 4 Maßstab 1 : 29375 u. 1 : 12500 Größe 63,5 x 60,5 cm BA Te Verm

Das Tempelhofer Feld blieb auch am Ende des 18. und Anfang des 19. Jahrhunderts militärischer Übungsplatz. Die Militärrevuen alten Stils wurden mittlerweile durch Manöver ersetzt, die Bewegung größerer Truppenverbände in immer wieder neuartigem Gelände. Die militärischen Übungen in Kompanie- oder Regimentsstärke brauchten nicht mehr so viel Terrain. Das Brachland, das durch die Drei-Felder-Wirtschaft jeweils abfiel, reichte dafür aus. Aber die Garnison Berlin wuchs. Das Gelände wurde jetzt längere Zeit beansprucht, und damit rissen die Forderungen der Bauern auf Erstattung der Flurschäden nicht mehr ab. Sie wurden vom Staat in Höhe bis zu 2000 Mark einkalkuliert. 1817 erschien den Bauern der Entschädigungsbetrag doch zu gering. Die Übungen des Militärs dauerten länger, die Flurschäden wurden immer größer. Die Tempelhofer Bauern forderten höhere Pachtsummen und kämpften um diese so lange, bis der Staat, offensichtlich der ständigen Nachforderungen überdrüssig, sich bereit erklärte, das gesamte Feldareal zu kaufen.

Tempelhof, Gebäude und Te 5 Grundstücksgrenzen des Dorfes Kolorierte Handzeichnung von L. Kirsten um 1820 Größe 60 x 45 cm, GStAPK F 50091

Grundriß, Längen und Quer Profile Te 6 von dem Nivellement der Linien von der Kirche in Alt Schöneberg bis zur Kirche in Tempelhof Als Aufgabe in Nivellieren ausgeführt den 13. u. 14. Mai 1828 von G. Pohl Maßstab 1 : 2500, Größe 166 x 47 cm GStAPK, D 50380

Karte von der bäuerlichen Te 7 Feldmark Tempelhof Angefertigt im Jahre 1822 Maßstab 1 : 5000 Größe 86 x 56cm BA Te Verm

Die Karte von der bäuerlichen Feldmark Tempelhof ist zwar im Mai 1888 entstanden, sie ist aber eine Kopie einer schon im Jahre 1822 angefertigten Karte und zeigt auch den Zustand der Feldmark aus dieser Zeit. Mit den Reformen des Freiherrn von Stein um 1807 begann auch für die Bauern von Tempelhof nach den Notjahren, der Ära Napoleons, ein neues Zeitalter. Sie brauchten den adligen Gutsherren keine Frondienste mehr zu leisten und konnten den Acker, den sie bearbeiteten, gegen Zahlung einer Ablösesumme als persönliches Eigentum erwerben. Nur wenige Bauern vermochten gleich das Geld aufzubringen, das sie dem bisherigen Grundherren zahlen mussten, der einen Teil seines Besitzes behielt. In Tempelhof z. B. blieb der adlige Gutsherr Eigentümer des dritten Teils des Terrains. Trotz aller Unvollkommenheit der Reformgesetze wurden die meisten Bauern am Südrand Berlins in den ersten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts schließlich doch Besitzer der Äcker und Weiden. Ein Zeichen ihres steigenden Wohlstandes waren die massiven Häuser, die sich die Tempelhofer Bauern nach den großen Bränden der Jahre 1823 und 1828 bauten. Mit der Bauernbefreiung Anfang des 19. Jahrhunderts war keineswegs die Freiheit der modernen Wirtschaftsführung und nicht einmal die freie Veräußerungsmöglichkeit der Grundstücke erreicht, denn die alten gemeinwirtschaftlichen Züge auf den Dörfern bestanden weiter. Erst die Verordnung vom 20.7.1817 und das Gesetz vom 7.7.1821 schufen die nötigen rechtlichen Grundlagen zur Einleitung der allgemeinen Separationsbewegung. Die Separation umfasst eine Fülle von einzelnen Maßnahmen, die von der Festlegung der einzelnen neuen Ackerpläne bis zu der Zuweisung von Land an den Lehrer, den Küster usw. gingen. In dieser Zeit beginnt überall die Vermessungsarbeit und die Festlegung der neuen Besitzungen. Deren Übergabe erfolgte meist früher als die endgültige Festsetzung der Grenzen. Anschließend wurde diese Festlegung in einem Rezeß schriftlich niedergelegt. Oft dauerten einzelne Nachregelungen bis zum Ende des 19. Jahrhunderts. Erst die Gesamtheit dieser Maßnahmen brachte die freie Verfügungsgewalt über die Wirtschaftsflächen für die Bauern und auch so die freie Möglichkeit zur Veräußerung. Außerdem war die Anwendung moderner Landwirtschaftsmethoden erst durch die freie Bewirtschaftungsmöglichkeit realisierbar. Die Bindung an alte Wirtschaftsmethoden, wie Flurzwang. Hütungsrechte anderer usw., die nur geringe Erträge lieferten, ist durch die Separation abgeschafft. Der Begriff Feldmark tauchte schon im Mittelalter in Karten und Plänen auf. Als die älteste Bezeichnung findet man anstatt der Feldmark meist den Ausdruck "die Marke" oder "Markscheide". Für den Geltungsbereich des Stadt- und Dorfrechts und für die Zuständigkeit der Gerichtsbarkeit war die Feldmark und ihre Grenze das Entscheidende.

Gemarkung Tempelhof 1862 Te 8 Regierungsbezirk Potsdam, Kreis Teltow Maßstab 1 : 4000; Größe 96 x 65 cm BA Te Verm

Das altgermanische Wort "Mark", das seit dem 13. Jahrhundert, vom ostdeutschen Kolonisationsgebiet ausgehend, durch das slawische Wort "Grenze" verdrängt wurde, bezeichnet selbst die "Grenze" oder das "Grenzgebiet". Gemarkung ist ursprünglich ein abgegrenztes, vermarktes Gebiet, insbesondere die Feldmark einer Siedlungsgemeinschaft einschließlich der Siedlung selbst und oft auch einschließlich der Allmende (gemeine Mark). Später wird unter Gemarkung auch die Fläche von Gemeindeteilgebieten oder von ganzen Gemeinden verstanden. Gemarkungskarten sind in strenger Terminologie Karten über die Abgrenzung der Feldfluren oder der Gemeindeteile (Ortsteile).

Das Dorf Tempelhof Te 9 Kolorierter Kupferstich von J. F. Hennig um 1790 Foto 40 x 50 cm, Labi Nr. 4418

Tempelhof um 1840 Te 9 von J. B. Gouache Foto 40 x 50 cm, Labi 4408

Plan Te 10 des Weges vom Hallischem Thore bis Tempelhof Aufgenommen im Jahre 1824 Maßstab ca. 1 : 4000; Größe 44 x 21 cm und 36 x 21 cm BA Te Verm

Auf vielfältige Weise ist am Anfang des 19. Jahrhunderts versucht worden, die Dörfer in das Verkehrsnetz der Hauptstadt Berlin einzubeziehen. 1836/38 ist die Chaussee Berlin-Dresden über Tempelhof – Mariendorf – Lichtenrade - gebaut worden. Der Verlauf der heutigen Bundesstraße 96 (Mehringdamm - Tempelhofer Damm - Mariendorfer Damm - Lichtenrader Damm und Kirchhainer Damm) ist in dem Plan von 1822 als rote, d.h. projektierte Straßenfläche neben dem alten Lehmweg in Richtung Dorf Tempelhof eingetragen. Die preußischen Postwagen verlassen Berlin nicht mehr über Dresdener Straße, Kottbusser Damm usw. zur Fahrt nach Mittenwalde, sondern fahren durch das Hallesche Tor und wechseln die Pferde zum ersten Male in Lichtenrade.

Normal-Profile für die Regulierung der Berliner-Straße in Tempelhof Te 11 Maßstab 1 : 100 Größe 60 x 50 cm Angefertigt im April 1899 BA Te Verm

Die Berliner Straße (heute Tempelhofer Damm) gab damals mit ihrem Namen nicht nur den Tempelhofer Bürgern einen Hinweis auf die zur Stadtgemeinde Berlins führende Richtung. Die Breiten der im Plan 1899 eingetragenen Gehwege und der Fahrbahn wurden mehrmals geändert. Das endgültige Aussehen bekam die Straße südlich von Alt-Tempelhof nach der Verlängerung der U-Bahnlinie 6 bis Alt-Mariendorf. Bemerkenswert ist die Tatsache, dass sich innerhalb der Straßengrenzen aus dem vorigen Jahrhundert der Verkehr von heute abwickelt, allerdings auf moderneren Straßenbefestigungen.

Südliche Vorortbahn Te 12 Hergestellt im Juni 1895 Größe 119,5 x 56 cm GStAPK, A 50483 1-14 Blatt 8

Triebwagen der „Großen Berliner Straßenbahn“ Te 12 Die Pferdebahn in Tempelhof um 1900 Die »Elektrische« vor dem Rathaus Mariendorf Vergrößerungen von Postkarten Samml. H.- W. Klünner Samml. R. Eberbeck Samml. H.- U. Schulz

Die Beziehungen zu Tempelhof finden ihren Ausdruck auch in den verkehrsmäßigen Verknüpfungen Tempelhofs mit Berlin. Die Residenzstadt hatte das kleine Nachbardorf schon im ausgehenden 18. Jahrhundert in seinen Einzugsbereich gebracht, und die Entwicklung des von Berlin nach Tempelhof gerichteten Verkehrs ist ein Gradmesser der Einwirkungen, die auf das nahe Dorf ausstrahlten. Mit dem Wachstum der Stadt nahmen allmählich auch die Verkehrsbedürfnisse sowohl in der Stadt selbst als auch nach den Nachbarorten zu. Die älteste Erwähnung einer Omnibuslinie nach Tempelhof mitsamt ihrem Fahrplan findet sich in einem 1855 erschienenen Berlin - Führer. "Vom Halleschen Tor nach Tempelhof 6 1/2 bis 7 1/2 Uhr vormittags, 3 1/2 bis 8 1/2 Uhr abends stündlich. Preis pro Person 2 Sgr. Im Juli 1875 wurde diese Linie aber eingestellt, da sie nicht mehr rentabel war. Die schnellere und bequemere Pferdebahn war für den schwerfälligen alten Bus eine zu starke Konkurrenz, als dass er noch neben ihr hätte bestehen können. In den sechziger Jahren begann dann auch die Verwischung des hergebrachten Stadt-Umland- Verhältnisses, als die Bodenspekulation allmählich auf die Fluren der Nachbarorte übergriff. Auch das Verkehrswesen wurde nun Gegenstand spekulativer Unternehmungen. Einige erkannten diese Marktlücke und riefen Nahverkehrsgesellschaften ins Leben, wobei man sich den Pferde-Eisenbahnen zuwandte. Die Strecke nach Tempelhof wurde 1875 durch die Große Berliner-Pferde-Eisenbahn- Gesellschaft in Betrieb genommen. Ausgangspunkt war das Hallesche Tor. Die eingleisige Strecke, in der mehrere Weichen im Abstand von 800 m eingebaut waren, endete am Kreideweiß'schen Etablissement. 1883 ist diese Strecke bis zur Mariendorfer Dorfkirche erweitert worden. Im Jahre 1888 überschritt die Zahl der Fahrgäste auf der Tempelhofer und Mariendorfer Linie erstmals die Millionengrenze.

Südliche Vorortbahn Te 13 Übersichtsplan des ganzen Netzes Meßtischblatt Sec. Tempelhof Hergestellt im April 1896 Maßstab 1 : 25000, Größe 59 x 55 cm GStAPK, A 50483 1-14

Das Pferde-Eisenbahnzeitalter fand in Tempelhof ziemlich spät sein Ende. Die Ablösung der pferdebespannten Wagen durch die "Elektrische" fand abschnittweise statt, je nach Fortschritt des Straßenbaues der Berliner Straße (Tempelhofer Damm). Am 21. April 1901 wurde die Strecke Behrensstraße bis zum Ringbahnhof Tempelhof auf elektrischen Betrieb umgestellt und am 4. Juni bis zur Dorfstraße (Alt-Tempelhof) ausgedehnt. In drei weiteren Teilabschnitten drang die Elektrifizierung bis an die Mariendorfer Grenze vor, und schließlich wurde wenige Wochen vor Ende des Pferde-Eisenbahnbetriebes in Berlin am 9. Juli 1902 die ganze Strecke bis zur neuen Endhaltestelle südlich des Dorfes Mariendorf dem elektrischen Betrieb übergeben. Die neue Zeit in Gestalt der elektrischen Straßenbahn war allerdings schon vorher, am 1. Juli 1899, nach Tempelhof gekommen. Damals eröffnete nach jahrelangen Verhandlungen mit den beteiligten Behörden die "Südliche Berliner Vorortbahn" ihre neue Ringlinie, die vom Blücherplatz ausgehend über Schöneberg, Tempelhof, Britz und Neukölln wieder zum Blücherplatz zurückkehrte.

Modell eines Pferdeomnibusses Te 14 BA Te HM

Bebauungsplan für Neu-Tempelhof Te 15 Entworfen von F. Hitzig um 1865 Lithographie, Größe 53,5 x 73 cm Plan TUB, Inv. Nr. 1843

Die mit dem Gut Tempelhof zusammenhängenden Käufe und Verkäufe waren ein Beispiel für die Grundstücksgeschäfte der frühen Gründerzeit. Das verwaltete Rittergut ging in seiner Gesamtheit am 21. Februar 1863 von den Fürstlich Schönburgschen Erben für 400000 Taler an den Bankier Jacques über, der verschiedene Teile verkaufte und das Restgut an Daniel Davis, den Vertreter mehrerer englischer Privatleute, am 3. August 1871 veräußerte. Von dem Gutsbezirk, für den sich später der Name Neu- Tempelhof einbürgerte, kam sodann eine Fläche von 24 Morgen an den Militärfiskus, der 1878 ein großes Lazarett einrichtete.

In den Jahren 1878 und 1879 erfolgte die Verschmelzung des auf Veranlassung des Landrats aufgelösten Rittergutes mit der Landgemeinde Tempelhof. Das Gut war bereits im Jahre 1863 in das Eigentum der Disconto-Gesellschaft übergegangen, die aber nur wenig veränderte und den großen Grundstückskomplex 1872 an ein englisches Konsortium veräußerte, das hier eine jener damals üblichen Villenstädte plante. Südlich des Dorfes und längs des heutigen Tempelhofer Dammes sollte diese Bebauung entstehen, zu der u.a. auch die Werder-, Blumenthal-, Friedrich-Wilhelm- und Albrechtstraße gehörten. Die Deutsche Bauzeitung schrieb im Jahre 1877: „In der Gründerzeit hat demnächst ein englisches Konsortium das Terrain des Dominicums gekauft und auf den kahlen, reizlosen Sandfeldchen desselben ein zur Bebauung mit Villen bestimmtes Netz mit hochtönenden Namen benannter Straßen und Plätze projektiert bzw. zum Teil schon angelegt, wie es umfangreicher kaum auf einem Punkt der Umgebung Berlins von der Gründer-Phantasie geträumt war. Der Erfolg ist hier wie fast überall ausgeblieben, da man in völliger Verkennung der Verhältnisse lediglich auf eine in Luxusvillen lebende Bevölkerung gerechnet hatte."

Karte von dem Te 16 Rittergute Tempelhof Angefertigt im Jahre 1875 / 76 Maßstab 1 : 2000 Größe 126 x 106 cm BA Te Verm

Das Jahr 1875 war für Tempelhof von großer Bedeutung. Die alte Postkutsche stellte ihren Dienst ein, und im gleichen Jahre wurde eine Pferdebahnverbindung zwischen Berlin und Tempelhof eingerichtet. Es war dieselbe Linie, die bereits 1873 zwischen Potsdamer und Hallesches Tor verkehrte und 1874 bis zur Belle- Alliance-Straße (Mehringdamm) führte. Die Endhaltestelle war in Tempelhof der Dorfkrug, später Restaurant Kreideweiß an der Dorfstraße Ecke Berliner Straße (heute: Alt-Tempelhof Ecke Tempelhofer Damm). Der Verkehr dieser Bahn fand aber nur auf einer Schiene statt, so dass alle 800 m Ausweichstellen gebaut werden mussten, auf denen dann bei Gegenverkehr eine Bahn auf die andere warten konnte. An der Kaiserin-Augusta-Straße wurde für die Pferdebahn ein Bahnhof mit großem Stall für 30 Pferde und einer Remise für 10 Wagen eingerichtet. Dieser Bahnhof, der dann später umgebaut auch als Depot für die Straßenbahn diente, ist heute noch erhalten. 1887 wurde die Strecke bis nach Mariendorf verlängert. Das bereits erwähnte Restaurant Kreideweiß war in Tempelhof das wohl bekannteste und hatte seit jeher eine besondere Rolle gespielt. Dort wurden die Pferde der Postkutsche zum letzten Male vor Berlin ausgespannt, später endete die Pferdebahn hier. Viele Besucher der nahegelegenen Pferderennbahn waren seine Gäste.

Karte des Rittergutes Tempelhof und Te 17 dessen Bebauungsplan von 1876 Mit Verzeichnis der Gutsbesitzer im Gutsbezirk Tempelhof im April 1877 Größe 36 x 34 cm BA Te Verm

Die Gründerjahre bringen auch für Tempelhof die Entwicklung vom Dörflichen zum Städtischen. Im Jahre 1876 wird der erste städtische Bebauungsplan vom Rittergut Tempelhof aufgestellt. Dieser Plan, der allerdings nur teilweise zur Ausführung kam, zeigt ein doch recht phantasieloses Schema mit schachbrettähnlich angeordneten Straßen, die teilweise durch runde und ovale Plätze unterbrochen sind. Ein Glück, dass der alte Gutspark und andere bäuerliche Gärten erhalten blieben, die heute das damals entstandene Steinmeer auflockern und erträglich machen. Die Bauordnung von 1853 für die Stadt Berlin galt nicht für die Vororte. Hier herrschte nach wie vor die Bauordnung für das flache Land, die außer feuerpolizeilichen Bestimmungen eigentlich nur solche über Nachbarschaftsbeziehungen enthielt und eindeutig ländliche Verhältnisse voraussetzte. Auch die Hobrechtsche Fluchtlinienplanung hörte an den Grenzen Berlins auf. Man baute an den Hauptstraßen und an wenigen schmalen Nebenstraßen. Die Straße wurde in der Mitte des breiten Separationsstreifens der betreffenden Bauern angelegt und rechts und links davon in gleichmäßige Parzellen abgeteilt.

Tempelhof Kreideweiß, Tabagie (Bauernhof) Te 18 Aquarell um 1830; Julius Kreideweiß Rentier um 1876; Etablissement Kreideweiss um 1890; Etablissement Kreideweiss um 1900 Original 31,5 x 39,5 cm, Labi Nr. 21418 Fotogr. Vergr. 30 x 20 cm Verein für die Geschichte Berlins Vergr. einer Postkarte 27 x 18 cm Sammlung H.-U. Schulz Reproduktion 42 x 27 cm BA Te Verm

Kriegerdenkmal um 1900; Te 19 Reserve-Kriegslazarett um 1918; Berliner-Straße Ecke Dorf-Straße um 1922; Dorfstraße um 1925 4 Vergr. von Postkarten 28 x 17 cm Sammlung H.-U. Schulz Sammlung H.-W. Klünner

Zeichnung zum Wohnhause für den Bauergutsbesitzer Te 20 Herrn Ludwig Grunack in Tempelhof Dorfstr. No. 17 (heute Alt-Tempelhof 5/7) Lageplan, Ansichten und Schnitte Trebbin, den 6. November 1874 Größe 49 x 28 cm und 59 x 52 cm BA Te, BWA Tempelhof Dorfstraße 15/16 Te 21 (Heute Alt-Tempelhof 11/13) Stallge- bäude für Herrn Rohrbeck Baupolizeilich genehmigt am 29.11.1889 Maßstab 1 : 100 Größe 45 x 42 cm LA Bauakte Rep. 213 Acc. 3470 Nr. 951

Lageplan Tempelhof Te 21 Rohrbeck, Dorfstraße Nr. 16 Baupolizeilich genehmigt am 29.11.1889 Maßstab 1 : 250 Größe 43,5 x 28 cm LA Bauakte Rep. 213 Acc. 3470 Nr. 951

Zeichnung zum Neubau eines Taubenhauses auf Te 21 dem Grundstück des Schulzen Rohrbeck in Tempelhof Dominicum zu Tempelhof im Jahre 1858 Größe 29 * 29 cm LA Bauakte Rep. 213 Acc. 3 470 Nr. 951

Zeichnung zum Neubau eines Wohnhauses in der Ringbahnstraße Te 22 Angefertigt im Jahre 1890 Größe 90 x 67cm BA Te BWA

Als ab 1885 in den Vororten die Bautätigkeit stark einsetzte, hatte sich in Berlin die „Mietskaserne" bereits durchgesetzt. Ein lebhafter Kampf um die Bauordnung hatte begonnen, der schließlich dazu führte, dass die neue Bauordnung von 1887 erlassen und auch auf die Vororte übertragen wurde. Diese neue Bauordnung bedeutet zweifellos gegenüber der von 1853 einen wesentlichen Fortschritt, aber sie hält doch an dem System der „Mietskaserne" fest. Diese Art von Bauwerk mit allen seinen Begleiterscheinungen, den engen Hinterhöfen, den Kellerwohnungen, den Toiletten auf dem Hinterhof oder - schon ein Vorzug - auf halber Treppe, die Hinterhofindustrie mit Rauch, Geruch und Lärm setzt sich in dieser Zeit durch. In der Ausgestaltung der Fassaden ist jedoch ein Bedürfnis nach gesteigerter Repräsentation, was sich in Zunahme und Verdichtung des Ornamentwerkes zeigt, zu erkennen. Die Einzelelemente der Fassade greifen beherrschend in den Straßenraum ein. Ein neues Element im Fassadenaufbau ist der Balkon, und später um die Jahrhundertwende kommen Giebel und Loggien hinzu.

Die Freiwillige Feuerwehr, Tempelhof 1904 Te 23 Größe 55 x 44 cm BA Te HM

Feuerhorn Te 24 Der letzte Tempelhofer Nachtwächter Hoyer benutzte es noch bis 1907. BA Te HM

Vermessungsprotokoll der Poststraße von Berlin über Trebbin bis Te 25 Angefertigt durch Baukondukteur Kienitz im Jahre 1805 BPuFM

Über die Frage der regelmäßigen Instandsetzung der von Berlin ausgehenden Verkehrswege hat man sich schon in frühester Zeit beschäftigt. Besonders die Beschaffenheit der Poststraßen war für die Abwicklung des Postverkehrs von allerhöchster Bedeutung. 1730 hatte Postrat Grabe vorgeschlagen, die Poststraßen im Teltow zu vermessen und Meilensäulen aufstellen zu lassen. Aber erst Anfang des 19. Jahrhunderts ist diese Idee realisiert worden. Mehrere Poststraßen im Teltow, so auch die Berlin - Luckenwalder Straße, wurden in Angriff genommen. Der Konducteur Kienitz ist im März 1805 mit den Vermessungsarbeiten an der Poststraße Berlin über Trebbin nach Luckenwalde beauftragt worden. Die Entfernung wurde nach Meilen und Ruten gemessen. Alle 1/4 Meile wurde ein Pfahl in die Erde geschlagen, worauf ein Blechschild mit der betreffenden Entfernung angebracht war. Die Entfernung wurde zu markanten Punkten wie „ansehnlichen" Grenzsteinen, Dorfgrenzen, Gemarkungsgrenzen oder Brücken in Beziehung gesetzt. Die Luckenwalder Poststraße führte damals laut Protokoll durch „beschwerlich sandigen Boden". Vom Posthaus Berlin ging es durch das Hallesche Tor, über den Templower Berg nach Mariendorf. Doch führte damals die Poststraße nicht wie die heutige Chaussee mitten durch das Dorf, sondern bog am heutigen Ullsteinhaus nach Westen ab, verlief in gerader Linie bis zum Westausgang des Dorfes und zwischen dem Mühlengrundstück Gebens und dem des Bündners Preiter (heute: Rathausstraße) hindurch. Marienfelde streifte die alte Straße nur am Westausgang. PS. Leider ist die zum Vermessungsprotokoll zugehörige Originalkarte verloren gegangen. Um aber einen Eindruck von der Beschaffenheit der Kartierung zu geben, hat das Bundespostmuseum ein Faksimile vom kartenmäßigen Verlauf der Poststraße, die parallel zur Luckenwalder Straße in Richtung Britz und Buckow verlief, zur Verfügung gestellt.

Modell einer Postkutsche Te 26 der Deutschen Reichspost nach 1871 BPuFM

Lage-Plan des Te 27 der Gemeinde Tempelhof gehörigen Grundstückes Dorfstraße Nr.17 (Heute Alt-Tempelhof 29) Auf Grund örtlicher Messung aufgestellt und berechnet Tempelhof, den 7. Dezember 1911 durch Mylo, Gemeinde Landmesser Maßstab 1 : 250, Größe 73 x 52 cm BA Te Verm

Lehrerkollegium der alten Schule Te 28 in Tempelhof, Dorfstraße 17 um 1890 (Heute Alt-Tempelhof 29) Foto 34 x 24 cm, BA Te HM

Tempelhof, Blick auf die Kirche Te 29 Die Tempelherren-Kirche um 1901; Dorfkirche Tempelhof 1946; Dorfkirche Tempelhof 1943 4 Fotos BA Te Verm Te 26 Samml. K- U. Schulz Samml. Ev ZA B Labi

Am Anfang des 13. Jahrhunderts bauten christliche Ordensritter am Nordrand des Teltower Hochplateaus die kleine, aber feste Ordenskomturei „Tempelhof mit der Wehrkirche, in deren Schutz die Bauern, die aus dem Westen Deutschlands mitgezogen waren, das Dorf Tempelhof gründeten. Weil die Kirche zunächst dem Orden zugeordnet war. lag sie außerhalb des Dorfes, östlich des Komturhofes. Beide Gebäude waren durch eine Festung umschlossen. Der einzige Zugang war an der Stelle, wo man heute den Kirchhof durch das Hauptportal der 1751 angelegten Mauer betritt. Anders als die heutige, im Zweiten Weltkrieg nahezu völlig zerstörte und danach wieder aufgebaute Dorfkirche muss man sich die Komturkirche mit einem quer gelagerten, stumpfen Westwerk vorstellen, so wie es in Marienfelde noch erhalten ist. Dieser Westturm reichte von der heutigen Westwand bis an die Kante der Seitenportale. Sein Fundament wurde 1952 durch Grabungen des Konservators der Stadt Berlin. Prof. H. Scheper, ermittelt. Die Kirche hatte möglicherweise schon dieselben Abmessungen wie die wieder errichtete. Einschließlich des bis in das ehemalige Westwerk hineinreichenden Innenraumteiles ist sie nun mehr mit 235 m2 die größte unter den mittelalterlichen Dorfkirchen in Berlin. 1435 kaufte der Rat der Doppelstadt Berlin-Cölln das Dorf Tempelhof von den Johannitern. Seit dieser Zeit erfolgten die wesentlichen baulichen Änderungen an der Kirche, die nun mehr Dorfkirche war, genauer, dörfliche Pfarrkirche. Im Jahre 1601 erwarb der Kurfürst Joachim Friedrich das Gut. das anstelle der alten Komturei entstanden war. 1716 ging das Tempelhofer Patronat dann an den Geheimen Kabinettsrat Levin von Scharden über, der dann dafür sorgte, dass die Kirche den Turm bekam, den sie bis zu ihrer Zerstörung 1943/44 behielt. Seine Westseite war, wie heute, bis in Giebelhöhe massiv; darüber thronte ein senkrecht verschalter Holzturm auf quadratischem Grundriss. Eine einfach geschweifte Haube in Glockendachform, mit Schiefer gedeckt, bildete den Abschluss. 1956 ist die Dorfkirche erneuert und dabei weitgehend dem alten Gotteshaus nachgebildet worden. Der heutige Bau zeigt in seinem sorgfältigen Mauerwerk aus behauenen Granitfindlingssteinen die ursprüngliche Form: ein rechteckiger Saalbau mit eingezogener halbrunder Apsis. Der Turm wurde in Fachwerk wieder hergestellt und erhielt ein spitzes Pyramidialdach. Die neue traditionalistische Turmzier auf der Spitze und die handwerklich hochwertig gearbeiteten Läden vor den Schallöffnungen geben dem ansonsten schlichten, fast modernen Turm ein wenig von dem dörflichen Fluidum wieder, das der Vorgängerturm ausstrahlte. Auf dem kleinen, angrenzenden Friedhof befinden sich Grabmäler und -tafeln von Pfarrern, Dorfschulzen und Mitgliedern alter Tempelhofer Familien wie Grunack, Lehne, Dunkel, Berlinicke u. a. m..

Te 31

Dorfkirche Tempelhof 1935 Te 30 Längsschnitt, Maßstab 1 : 50 Größe 92 x 66 cm, Ev Ki Gem Te

Dorfkirche Tempelhof – Wiederaufbau - Te 31 Längsschnitt, Maßstab 1 : 50 Größe 74 x 57 cm, Aufgestellt am 25.1.1951, AfD Westansicht Maßstab 1 : 50 Turmgesims Maßstab 1 : 10 Wetterfahne Maßstab 1 : 10 Größe 57 x 52 cm, Aufgestellt am 28.2.1951, AfD

Dorfkirche Tempelhof und Alter Park; Te 32 Tempelhof, Neue Straße Größe 2 x 40 x 30 cm Fotos: Fred Baumgart

Situations - Plan von Tempelhof Te 33 Angefertigt auf Grund neuer im Jahre 1882 bewirkter Aufnahme, behufs Aufstellung eines Bebauungs – Planes Maßstab 1 : 1000 Größe 103 x 71 cm BA Te Verm

Auch in den Vororten erkannte man die Notwendigkeit einer Neuvermessung, wenn von Grund auf neu aufgebaut und etwas Brauchbares entstehen sollte. Im Jahre 1876 wurde mit diesen Arbeiten begonnen. Der Anlass hierzu ist das neue „Straßen- und Baufluchtliniengesetz" von 1875. Während zuvor die Festsetzung von Fluchtlinien lediglich den Polizeibehörden oblag, gibt das Gesetz diese in die Hand der Gemeindebehörden. Die Fluchtlinienfestsetzungen bewirken die Abgrenzung derjenigen Grundflächen, welche zur Herstellung von öffentlichen Straßen und Plätzen der Bebauung entzogen werden sollen. Die Fluchtlinien bilden in der Regel die künftigen Straßengrenzen (Straßenfluchtlinien) und zugleich die Grenzen, über die hinaus die Bebauung ausgeschlossen ist (Bauflucht- linien). Der ausgestellte Situationsplan der Dorfaue Tempelhof zeigt die in Rot eingetragenen Fluchtlinienfestsetzungen, die teilweise heute noch Gültigkeit haben. Der Verlauf der Ringbahnstraße (Str. No. I) und Borus- siastraße (Str. No. III) ist in diesem Plan zum ersten Mal festgelegt und später auch so ausgeführt worden. Auch der Tempelhofer Damm (im Plan Berliner Straße) hat schon vor über 100 Jahren seine heutige Ausdehnung in der Straßenbreite durch die Festsetzung der Fluchtlinien erfahren. Im §1 heißt es darin (Auszug): „Für die Anlegung oder Veränderung von Straßen und Plätzen in Städten und ländlichen Ortschaften sind die Straßen- und Baufluchtlinien vom Gemeindevorstand im Einverständnis mit der Gemeinde oder deren Vertretung, den öffentlichen Bedürfnissen entsprechend, unter Zustimmung der Ortspolizeibehörde festzulegen". Diese Pläne werden heute noch zur Bearbeitung von Baugesuchen genutzt. Sie sind immer noch geltendes Recht.

Bebauungsplan von Tempelhof 1905 Te 34 (Ausschnitt) Maßstab 1:1000 Größe 60 x 25 cm BA Te Verm Die Hauptstraße von Tempelhof vor 1900 Te 35 Originalzeichnung von H. Lüders; Promenade in der Dorfstraße um 1909; Dorfstraße um 1930; Dorfstraße um 1931 4 Vergr. von Postkarten 28 x 17 cm Sammlung H.-W. Klünner Sammlung H.-U. Schulz Sammlung R. Eberbeck

1851 1871 Te 38

Höhen- und Fluchtlinienplan für die Straße 5b Te 36 zwischen Schönburgstr. u. Reinhardtplatz, für die Ausweisung einer Freifläche zwischen Schönburgstr., Str. 5b, Reinhardtplatz u. Parkstr. u. Abänderung eines Teils der Fluchtlinien vor dem Noack'schen Grundstück an der Dorfstr. in Berlin-Tempelhof Berlin-Tempelhof, den 22. September 1924 Maßstab 1 : 1000, Größe 64 x 48 cm BA Te Verm

Dorfstr. in Tempelhof Te 37 Südseite, westlich der Berliner Straße Nordseite, westlich der Berliner Straße Nordseite, östlich der Berliner Straße Aufgestellt am 28. Juni 1939 BA Te Hoch

1903 1931 Te 38

Die Entwicklung der Ortsteile Te 38 Tempelhof und Mariendorf von 1851 -1931 Dargestellt im Messtischblatt (Maßstab 1 : 25000) BA Te Verm

Luftbild Dorfaue Tempelhof Te 39 Befliegung vom 24. März 1945 durch britische Bomberpiloten Größe 59 x 29 cm Bildmaßstab 1 : 8500, Flughöhe ca. 7700 m Vergrößerung auf Bildmaßstab von ca. 1 : 2000 Genehmigung zur Veröffentlichung durch die Universität Keele, England

Karte der Gebäudeschäden 1945; Te 40 Plan von Tempelhof der Feuerwehr- u. Entgiftungsabteilung 1939; Berliner Str. Ecke Dorfstr. 1945 Maßstab 2 x 1 : 25000 Sen Bau Wohn V BFM, Labi

Luftbild Dorfaue Tempelhof Te 41 Befliegung April 1984 Bildmaßstab ca. 1 : 2000, Größe 58 x 29 cm Sen Bau Wohn V

Dorfaue Mariendorf

Karte von Tempelhof Mariendorf und Marienfelde Md 1 Aufnahme im Jahre 1822 von den Ingenieurgeographen Emphinger und Glaeser in 18 Blättern. Blatt 7, 5, 11, 12, 14, 15 Maßstab 1 : 12500, StB, Kart N 3649

Kriegsspielplan der Gegend um Berlin Md 2 von Dannhauer 1827 Originalmaßstab 1 : 8000, Größe 46,5 x 42 cm Farbfoto Größe 48 x 40,5 cm (Vergrößerung) StB, Kart N 3660 Bl. 47, Leihgabe: AHL

Gegend südlich von Tempelhof Md 3 Hergestellt um 1830 Maßstab ca. 1 : 10000 Größe 57,5 x 37,6 cm StB Kart N 6767

Mariendorf um das Jahr 1858 Md 4 Nach einer Zeichnung von Karl Kaulisch Herausgegeben vom Evangelischen Jungmännerverein Berlin-Mariendorf Größe 40 x 33 cm, BA Te HM

Berlin- Mariendorf, Dorfstrasse Md 4 Vergrößerung einer Postkarte Größe 27 x 17 cm Samml. K.- W. Klünner

Karte Md 5 von den den Fürstlich von Schönburgschen Erben gehörigen Grundstücken auf der Feldmark Mariendorf, nebst der Hofstelle im Dorfe Angefertigt im Jahre 1862 Größe 117 x 64 cm BA Te Verm

Md 3

Die ältesten sichtbaren Zeugnisse der geologischen Vergangenheit Tempelhofs sind Findlinge, Pfuhle und Anhöhen. Während der Eiszeit formten die Eis- und Gletschermassen aus dem Norden das Gesicht der brandenburgischen Landschaft, zu der auch Tempelhof gehört. So sind auch die vielen Pfuhle Überbleibsel jener fernen Epoche. Zu Beginn unseres Jahrhunderts gab es auf dem Terrain des Bezirks noch mehr als hundert Pfuhle, oder Solle, wie der Geologe die eiszeitlichen Teiche nennt. Lange nach dem Dreißigjährigen Krieg ist das in der Karte eingezeichnete Pfuhlgebiet „wüstes" Gemeindeland gewesen. Es trug damals den Namen Seel, wurde aber auch Seelow oder Sielow genannt. Kulturland ist es wohl erst seit Mitte des 19. Jahrhunderts. Zwischen dieser Sumpf- und Wasserwildnis lagen einige Sandhügel, von denen die Rauhen Berge die höchsten waren. In den Nachkriegsjahren entstand durch Aufschüttung von Trümmerschutt auf den Hügeln der Rauhen Berge die 73 m hohe Parkanlage Marienhöhe mit Rodelbahn und Freilichtbühne. Die vorliegende Karte zeigt den Krummen Pfuhl, den Biesen Pfuhl, den Langen Gersdorf, den Runden Gersdorf usw. Vielfach hat man versucht, Parkanlagen um diese Pfuhle anzulegen. So z.B. den Volkspark Mariendorf, für den schon 1906 ein Bebauungsplan aufgestellt wurde. Der erste Spatenstich erfolgte aber erst 1923, und 1931 wurde der erste Teil dieser Erholungslandschaft eingeweiht. Beim Bau des Teltowkanals und der Wohnsiedlungen im 20. Jahrhundert wurden die meisten Pfuhle und Solle in dieser Gegend trockengelegt.

Md 4

Situations - und Nivellements Plan Md 6 der projectirten Chaussee von Berlin bis Zossen, Section I Aufgenommen im August 1836 Maßstab ca. 1 : 5000; Größe 102 x 62 cm BA Te Verm

Um 1800 zählte man in Mariendorf 25 Feuerstellen und 162 Einwohner. In den letzten 100 Jahren hatte sich an dem idyllischen Dorf mit seinem typischen Anger nicht viel verändert. Ein besonderes Ereignis war es aber, als 1837 die Chaussee Berlin-Dresden mitten durch Mariendorf gelegt wurde. In dem Situations- und Nivellementsplan von 1838 ist schon die heutige Trasse Tempelhofer Damm - Mariendorfer Damm in Rot eingetragen. Die "Alte Straße" nach Mariendorf, die südlich vom Dorf Tempelhof beginnt, an der Schäferei vorbeiführt und am westlichen Teil von Mariendorf in den Anger einmündet, verliert damit ihre Bedeutung als Verbindungsglied zwischen den Dörfern Tempelhof und Mariendorf. Sehr genau sind die Details am Dorfanger wiedergegeben. Die alte Schmiede mit Dorfteich in der Mitte der Dorfaue, das Spritzenhaus vor dem Kirchengelände und die beiden Backöfen, die von den Bauern gemeinsam am Backtage benutzt wurden. Selbst der Hinweis auf die Länge der Kirchenmauer, die dem neuen Straßenbau zum Opfer fällt, fehlt nicht.

Protokoll Md 7 Betr.: Chausseebau 1837 Berlin – Trebbin - Luckenwalde BA Te HM Grundakte 88

An Ein Wohllöbliches Dominium über Marienfelde und Mariendorf Auf die (...?...) Verfügung vom 9ten August e im Betref der Anlage der neu anzulegenden Chaushee von Luckenwalde über Trebbin nach Berlin erklärt die unterzeichnete Gemeinde ausdrücklich, daß Niemand einen freiwilligen Beitrag zu dieser Chaushee willigt und zwar aus dem Grunde, weil die hiesige Gemeinde durch die Anlage der neuen Chaushee von Berlin nach Cottbus schon genug geopfert hat. Mariendorf den 26ten Aug. 1837 Freiberg Oehlert Treppens Holtz Richnow A. Kühne für die Fürstlich von Schönburgsche Gutsv. Gaebert für die Haberechtschen Minorennen Mette Höft

Mariendorf, Ausbau der Chausseestraße Md 8 (heute Mariendorfer Damm) Angefertigt im Jahre 1901 Maßstab 1 : 100 und 1 : 500 Größe2 x 93 x 56 cm BA Te Verm

Die beiden Bestandspläne zeigen den Ausbau der Chausseestraße (heute Mariendorfer Damm) - links beginnend auf Blatt 3 mit der projektierten Straße 8 und 11 (heute Westphalweg und Kaiserstraße) bis zur Dorfstraße (heute Alt-Mariendorf) auf Blatt 4. In diesen Plänen sind neben den Grundstücken, den Gehwegen und Fahrbahnen die unterirdischen Entwässerungsanlagen eingetragen. Das sind einmal die mit natürlichem Längsgefälle verlegten Regen- und Schmutzwasserkanäle und zum anderen die Druckrohrleitungen für Schmutzwasser, die bis zu den Rieselfeldern bei Osdorf und teilweise noch weiter führen. Der Einbau und Betrieb der Druckrohre sowie die Abnahme der in Mariendorf anfallenden "unreinen Haus-, Wirtschafts- und Fabrikabwässer" wurde in einem Vertrag zwischen der Stadtgemeinde Berlin und der Gemeinde Mariendorf vom 23. November / 16. Dezember 1900 geregelt.

Bebauungsplan-Entwurf von Mariendorf Md 9 Abgeändert nach den Beschlüssen der Gemeindevertretung im Februar 1913 Maßstab 1 : 4000; Größe 139 x 108 cm, BA Te Verm 1873 erhielt Mariendorf durch den Bau einer zweiten Kreischaussee über Marienhöhe, Lankwitz, Lichterfelde eine neue Verkehrsverbesserung. Im selben Jahr begann im neuen Schulgebäude in der Dorfstraße (Alt-Mariendorf), das heute noch als Heimatmuseum besteht, der Unterricht mit drei Klassen. 1900 wurde die Chausseestraße (heute Mariendorfer Damm), die bisher der Provinz gehörte, von der Gemeinde in Verwaltung übernommen und durch Asphaltierung in eine Prachtstraße umgewandelt. Den Straßenbahnverkehr richtete man zweigleisig und elektrisch ein. 1910 erhielten die wichtigsten Straßen in Mariendorf Asphaltpflaster. Von 1912 ab nannte sich der Ort Berlin- Mariendorf. Es wurde in den folgenden Jahren ein Gesamt-Bebauungsplan aufgestellt, der seine Bestätigung von den staatlichen Behörden und dem neugegründeten Zweckverband Groß-Berlin erhielt. Durch die Anlage von großen Sportplätzen durch Sportvereine wurde Berlin-Mariendorf in sporttreibenden Kreisen bekannt. Die Trabrennbahn wurde 1913 gebaut. Große Verdienste um die Entwicklung des Ortes erwarb sich Bürgermeister Westphal, der zwölf Jahre (bis Anfang 1912) an der Spitze des Gemeindewesens stand : Kanalisation, elektrische Straßenbahn, Vergrößerung des Straßennetzes, Spielplätze und neue Schulgebäude. Sein Nachfolger war der Jurist Dr. Prühß. Unter ihm wurde Berlin-Mariendorf am 1. Juli 1912 selbständiger Amtsbezirk.

Lageplan von der Md 10 Dorfstraße in Bln.-Mariendorf Angefertigt nach Katasterunterlagen und alten Bebauungsplänen Berlin-Mariendorf, den 16. Januar 1914 Maßstab 1 : 1000, Größe 89 x 40 cm BA Te Verm

Übersichtsplan von Berlin- Md 11 Mariendorf Angefertigt im Jahre 1920 Md 4 Maßstab 1 : 10000; Größe 56 x 44 cm BA Te Verm

1879 / 80 wurden in Mariendorf 1600 Einwohner, 174 Wohnhäuser mit 532 Haushalten gezählt. Bei der allgemeinen Volkszählung von 1885 hat Mariendorf (einschl. Südende) 2838 Einwohner, 1895 sogar schon 4930. In den folgenden Jahren vervierfachte sich diese Zahl. Am 17. Dezember 1912 wurden 20000 Menschen gezählt. Aus dem einstigen stillen „Templer-Dörfchen" war ein Berliner Vorort geworden, der sich getrost an die Seite seiner großen Nachbarn stellen konnte. Auch die Bautätigkeit nahm, wie überall, auch in Mariendorf einen großen Aufschwung, besonders nach Einführung der neuen Bauordnung von 1905, die mit Ausnahme von Südende und Marienhöhe den "Hochbau" gestattete. Ein vierstöckiges Haus nach dem anderen wurde errichtet, besonders in der Chausseestraße (Mariendorfer Damm). 1905 erhielt Mariendorf sein Rathaus, 1913 sein Feuerwehrdepot. Einfluß auf die Bautätigkeit hatte ebenfalls der Anschluss an die Berliner Kanalisation.

Landesbestellbezirk der Md 12 Postagentur Mariendorf von 1889 Im Ganzen 2 Reviere; dazu 2 Landbriefträger Größe 48 x 41 cm, BPuFM

Zustellskizze von Mariendorf für die Md 13 erste Orts- und Landbestellung um 1893 Größe 41 x 32 cm, BPuFM

Kirchenbuch von Mariendorf 1607 - 1772 Md 14 Ev Ki Gem Md

Die Gemeinde hat ein altes Pfarrbuch, vom Pfarrer Safft 1763 angefangen, das für das Jahr 1763 sowohl die 10 Mitglieder des Ober-Konsistoriums (Präsidenten C. L. Frhr. v. Danckelmann und D. G. v. der Schulenburg) als auch die 10 Mitglieder des Magistrats (Präsident Geh. Kriegsrat Carl David Kircheisen, 3 Konsuln, 2 Syndizi usw.) aufführt. Es gibt manche interessante Aufschlüsse über die früheren kirchlich-sittlichen Zustände in der Gemeinde und über die für die Entwicklung der wichtigen Ereignisse im Ort: die Berlin - Kottbusser Chaussee über Zossen wurde 1837 gebaut; die Separation der Güter erfolgte 1841; die Berlin-Anhalter Bahn 1842 und die Berlin-Dresdener Bahn 1875 erschlossen die Feldmark dem Verkehr. 1866 wurde die Dorfstraße durch die Mitte gelegt (statt der beiden Straßen längst der Auen) und 1875/76 vollendete die Berliner Kanalisation den Anschluss an großstädtische Verhältnisse.

Pfarr- Buch oder Sammlung nützlicher Nachrichten Md 15 die Pfarre betreffend, den Nachfolgern zum Besten. Angefangen 1763 von Joh. Samuel Sofft. Ev Ki Gem Md

Eine erheiternde Kirchenbucheintragung in Mariendorf Während die - oft sehr lückenhaften - vorhandenen weltlichen Berichte aus der Vergangenheit unserer Süd-Berliner Dörfer meist nur recht trockene und nüchterne Aufzählungen nicht einmal der Ereignisse, sondern nur der wirtschaftlichen und lehnsrechtlichen Verhältnisse usw. darstellen, enthalten die Kirchenbücher dieser selben Dörfer, soweit diese Eintragungen überhaupt stattgefunden haben und bis heute erhalten worden sind, die kennzeichnendsten und anregendsten kulturgeschichtlichen Bilder. Eine kleine Fundgrube für solches kulturhistorisches Mosaik-Kleinwerk ist z.B. auch das Kirchenbuch der Gemeinde Mariendorf, dessen Eintragungen im Laufe der Jahrhunderte von den verschiedenartigsten Ortspfarrern, kalten Frömmlern, verhinderten Humoristen, salbungsvollen Gelehrten und auch recht natürlichen Männern von hausbackenem Sinn und Verstand vollzogen worden sind. Aus vielen dieser Eintragungen ist vor allem eines ersichtlich: die alten Mariendorfer Bauern waren nicht immer leicht zu regieren, sie hatten ihren Kopf für sich und machten ihren zivilen und geistlichen Vorgesetzten manchmal das Leben recht schwer. Der Durchschnittstyp des Mariendorfer Bauern ist wohl jener Krüger des Dorfes gewesen, der, wie es im Kirchenbuche heißt, kein ganz ehrliches Begräbnis erhielt, nicht etwa weil er Bier und Branntwein an die Bauern ausschänkte, sondern weil er sich stets vom Abendmahle fernhielt und ein "zänkischer Kopf war. Er wurde abseits und ohne die üblichen Begräbniszeremonien der Erde übergeben. Diese echt bäuerliche Streitsucht der damaligen Zeit spiegelt sich jedoch am lustigsten wider in einer Kirchenbucheintragung des Jahres 1770. Es handelt sich um die Verheiratung (damals „Copulation" genannt) des Mariendorfer Gemeindehirten Christian Friderich Müllers, der dies wichtige Amt von seinem Vater ererbt hatte, mit der "Jungfrau Anna Charlotte Kuliken, Gottfried Kulikens , Bauer in Marienfelde, mittelste Tochter." Es muss der Randbemerkung des Pfarrers nach zu urteilen, tatsächlich ein Hochzeitsfest ganz eigener Art gewesen sein. Denn nach dem Kopulationsvermerk lesen wir, von dem entrüsteten Seelsorger folgsam eigenhändig eingetragen: Die Hochzeit schien mala ave (unter einem schlechten Vogel, d.h. Zeichen) angefangen zu sein, und ein böser, wahrsagender, verwünschter Uhu auf dem Dache zu sitzen, fast wie Ovidus von der Hochzeit des Tacius spricht: (in den „Metamorphosen" des römischen Dichters) „Es wohnte Juno nicht der Hochzeit Gasterei, noch eine Grazie, noch Hymenäus bei, die Brut der Furien trug den verbundnen Herzen die Leichentafeln vor und nicht die Hochzeitskerzen, sie rüsteten ihr Bett, die Eule flog aufs Dach und stand und heulete auf ihrem Schlafgemach." Denn die Trunkenheit einiger aus der Gemeinde verwandelte das Fest am ersten Tag durch Zank in einen Gerichtstag. Die Väter verunwilligten sich über Kleinigkeiten und droheten einnander die Hälse zu brechen. Der betrunkene Bräutigam selbst soll die Braut mit Schlägen, die nicht Liebesschläge waren, eingeweihet haben. Die Zeit wird lehren, was dies für ein Omen gewesen. Doch kam es bei den übrigen nicht zu Schlägen, und der zweite Tag war ruhiger und vergnügter." Neben der Situationskomik interessiert hier u. a. auch der Hinweis darauf, dass selbst ein Hirte, der doch wahrlich nicht mit irdischen Glücksgütern gesegnet war, seine Hochzeitsfeier auf mehrere Tage ausdehnen konnte.

Rechnung der Armen »Casse« zu Mariendorf Md 16 Angefangen im Jahr 1791 Ev Ki Gem Md

Mariendorfsche Pfarrakte Vol. XVI b Md 17 Kirchenrechnungssachen von Marienfelde Betr.: Ausgabe Etat 1818/24 Ev Ki Gem Mf

Ausgabe (Etat 1818/24) Rthl Gr Pf Transport (Übertrag) 40 9 5. Dem Schullehrer an Gehalt 8 Rthl für das Orgelspielen 4 Scheffel a 2 Rthl 12 Gr 10 Rthl für Balgentreten 1 Rthl für Uhrstellen und für Glockenschmier 4 Rthl 22 Gr nach Fraction 23 22 außerdem erhält derselbe 6 Scheffel Roggen für das Läuten 6 Rthl 7 ¼ “ dito für das Orgelspielen 7 Rthl 6 Gr 3 ½ Mandel Eier 6 Gr 14 Holzfuhren a 16 Gr 9 Rthl 8 Gr Schulgeld im Durchschnitt 20 Rthl 6 Gr eine Dienstwohnung 8 Rthl Zulage aus der OrtsArmenCasse 3 Rthl nach Fraction 54 Rthl 6 Gr

Mariendorfsche Pfarrakte XVI a Md 18 Kirchenrechnungssachen v. Marienfelde 1811 - 1822 Decharge für den Herrn Prediger Klette zu Mariendorff über die Rechnung der Kirchenkasse zu Marienfelde pro 1815 / 16 Ev Ki Gem Mf Die von dem Herrn Prediger Klette geführte Rechnung der Kirchen-Kasse zu Marienfelde pro 1815/16, welche in Einnahmen Zwei Tausend Sechs Hundert Drei und Vierzig Thaler 22 Gr 5 Pf und in Ausgabe Zwei Hundert und Siebenzig Thaler 7 Gr 8 Pf mithin einen Bestand von Zwei Tausend Drei Hundert und Siebenzig Thaler 14 Gr 9 Pf nachweiset, ist bei der Revesion überall richtig und gehörig belegt befunden worden, daher dem Herrn Rechnungsführer darüber hiermit die Decharge ertheilt wird. Berlin, den 22ten Oktober 1816. Ober-Bürgermeister, Bürgermeister und Rath hiesiger Königlichen Residenz. (Siegel des Magistrats) Unterschrift

Die Dorfkirche Mariendorf Md 19 Foto von Hillert Ibbecken 1980 Größe 60 x 50 cm

Mitten im lärmenden Straßenverkehr und auf dem kleinen Kirchhof gelegen finden wir diese Kirche, die noch bis in unser Jahrhundert in der beschaulichen Umgebung des alten Dorfes baulich dominierte. Ihre Ursprünge gehen auf die Zeit zwischen 1200 und 1240 zurück, als sie von Angehörigen des Templer- Ordens angelegt wurde. Die Anlage umfasst einen dickwandigen Westturm, den zweischiffigen, kreuzgewölbten Kirchraum mit drei Säulen, den quadratischen Chorraum und eine halbrunde Apsis. Dem Chorraum an der Nordseite vorgelagert ist die durch eine spätere Putzbehandlung entstellte Sakristei. Das Mauerwerk ist aus behauenen Granitfindlingen sorgfältig hergestellt. Die Rundbogenfenster sind in ihrer Form nicht mehr original, sondern später erweitert worden. Die alten Buntglasfenster von 1589 mit dem Wappen Berliner Bürgermeister und Ratsherren gingen im Zweiten Weltkrieg verloren. Aus der Barockzeit stammt die Kirchenkanzel; ihre Bedachung ist ebenso wie der Renaissancealtar aus dem Jahre 1624 seit Kriegsende verschwunden. Der Westturm ist - im Gegensatz zur Marienfelder Kirche - jedoch nicht in voller Breite ausgeführt, sondern staffelt sich vom 2. Geschoß an als Holzturm auf quadratischem Grundriß. Dem Zeltdach ist eine barock geschweifte Haube aufgesetzt, die mit Kupfer gedeckt ist. Die Windfahne zeigt die Zahl 1737. Im Turm hängen zwei Bronzeglocken von 1480 und 1817 sowie ein Glockenspiel mit 16 Glocken aus dem Jahre 1970. Im Kirchgarten künden Grabsteine von alten Mariendorfer Gutsbesitzerfamilien: Rohrbeck, Freiberg, Mette.

Kirche zu Mariendorf Md 20 Skizze zur Erweiterung der Kirche in Mariendorf Entworfen, Potsdam, den 22. Februar 1882 durch Gotte, Kreisbauinspector, Blatt 1 Maßstab 1 : 100, Größe 60 x 42,5 cm Ev Ki Gem Md

Md 20

Zeichnung zum Erweiterungsbau der Kirche in Mariendorf Md 21 Grundriß, Schnitte und Profile, Blatt 2 Maßstab 1 : 100, Größe 91,5 x 63 cm Ev Ki Gem Md

Lageplan der Kirchengemeinde Mariendorf Md 22 Maßstab 1 : 500, Größe 32,5 x 32 cm Ev Ki Gem Md

Pfarrhaus für Mariendorf Md 23 Ansichten Angefertigt am 1. September 1909 durch Dr. Ing. Kurt Steinberg Maßstab 1 : 100, Größe 66,5 x 51 cm Ev Ki Gem Md

Lageplan von dem Kirchen- und Pfarrgrundstück Md 24 in Berlin-Mariendorf Angefertigt nach amtlichen Unterlagen im Februar 1936 durch Friedrich Wilmsmeyer, vereideter Landmesser Maßstab 1 : 250, Größe 73 x 51 cm Ev Ki Gem Md

Mariendorf, Freiberg's Garten um 1903; Md 25 Kirche und Schule um 1910; Kirche und Pfarrhaus um 1900; Das alte Mariendorfer Pfarrhaus um 1890 4 Fotos, Sammlung H.-U. Schulz BA Te HM Mariendorf, Kreis Teltow Md 26 Plan eines Vier-Hüfner Gehöftes für den Bauern Wulf

Handzeichnung um 1800 Gebäudeanlage mit Verwendungszweck Größe 69 x 46 cm GStAPK Bauriss Nr. XX 203

Grundstück Mariendorf Dorfstr. 40 Md 27 (Heute Alt-Mariendorf 60) Auf seinem zu Mariendorf belegenen Grundstück beabsichtigt der Besitzer, Herr Friedrich Treppen, statt eines alten abzubrechenden Stalles nach Situationsplan und Zeichnung einen neuen Stall zu erbauen, und bittet um Erlaubnis Berlin, den 10. Januar 1862 Größe 33 x 27 cm LA, Bauakte Rep. 213 Acc. 1588 Nr. 229

Auf seinem zu Mariendorf belegenen Grundstück beabsichtigt der Besitzer, Herr Friedrich Treppen, einen Anbau, massiv mit Ziegeldach, an seinem Wohnhause nach Situations-Plan und Zeichnung zu errichten und bittet um Erlaubnis. Berlin, im April 1864, Größe 33 x 25 cm LA, Bauakte Rep. 213 Acc. 1588 Nr. 299

Zeichnung Md 28 zum Neubau eines Stallgebäudes auf dem Grundstück des Eigentümers Herrn Friedrich Rohrbeck zu Mariendorf. Angefertigt im Jahre 1874 Maßstab 1 : 1000; Größe 48 x 37cm BA Te BWA

Situationspläne von 1862 u. 1863 Md 29 Von dem Grundstück des Schmiedemeisters Hartwig behufs Erbauung einer Schmiede Größe 2 x 33 x 19 cm LA Rep. 213

Grundstück Mariendorf Dorfstraße 38 (Heute Alt-Mariendorf 56/58) Md 30 Spritzenhaus, Wachtlocal Gefängniszellen und Stallgebäude auf dem Grundstück des Armenhauses für die Gemeinde Mariendorf Aufgestellt Trebbin, den 24. April 1888 Maßstab 1 : 100, Größe 37 x 34 cm LA, Bauakte Rep. 213 Acc. 1588 Nr. 228

Zeichnung und Lage-Plan Md 30 behufs Erbauung eines Feuerwehr-Übungsturmes für die Gemeinde Mariendorf auf dem Gemeinde-Grundstück Mariendorf, Dorfstr. Aufgestellt Mariendorf den 24. März 1893 Maßstab 1 : 50 und 1 : 500, Größe 40 x 30 cm LA, Bauakte Rep. 213 Acc. 1588 Nr. 288

Md 28

Fundament und Ansicht Md 31 der Bedürfnisanstalt in der Dorf= Strasse Mariendorf den 15. Juli 1909 Der Eigentümer: Der Gemeinde-Vorstand Größe 37 x 34 cm LA, Bauakte Rep. 213 acc. 1588 Nr. 222

Lageplan für die Errichtung einer Md 31 Bedürfnisanstalt in der Dorf= Strasse Mariendorf, den 15. Juli 1909 Der Eigentümer: Der Gemeinde-Vorstand Maßstab 1 : 500, Größe 21 x 33 cm LA, Bauakte Rep. 213 Acc. 1588 Nr. 222

Der Volkspark Mariendorf Md 32 Ausschnitte aus den Bebauungsplänen von Mariendorf um 1913 und 1915 Maßstab 1 : 4000, Größe 2 x 41 x 29 cm BA Te Verm

Md 30

Trotz kleiner Veränderungen im Laufe der Jahre ist der Volkspark Mariendorf heute immer noch die größte öffentliche Grünanlage Tempelhofs und auch gestalterisch eine der interessantesten des Berliner Stadtgebietes. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts, aus dieser Zeit stammen die ersten Ideen für einen Volkspark, löste man sich in einer Aufbruchs- und Reformbewegung (1. Stilwende) von der künstlich nachgeahmten romantischen Landschaft des 19. Jahrhunderts (z.B. Glienicker Park). Der Bau des Volksparks fiel dann allerdings in eine Zeit des Umdenkens Ende der 20er Jahre. Die Landschaft als zu erhaltende Natur war jetzt das Prinzip (2. Stilwende). Wenn man heute die Wiederherstellung der Pfuhle südlich der Britzer Straße plant und realisiert, dann tut man das in einer Stadt, die nur noch wenige Reste von Natur besitzt. Bei der Planung des Volksparks war das anders. Der Volkspark ist "gestaltete" Natur, er ist ein typischer Architekturpark der 20er Jahre, sogar einer der bedeutendsten in Berlin überhaupt.

Chronik 1906 Für den Bereich des heutigen Volksparks Mariendorf wird ein Bebauungsplan aufgestellt, der ein System von Straßen zur Erschließung und anschließenden Bebauung des Geländes vorsieht. 1907/1909 Gemeindevorsteher Westphal regt die Schaffung eines „Gemeindeparks", statt einer Bebauung an. Die Gemeinde kauft die ersten Grundstücke und nimmt für den Grunderwerb eine Anleihe auf. Die Teiche des Gasthofbesitzers Georg Freiberg werden erworben (ein Morgen Land für 25000 Reichsmark). 1909/1911 In den Berliner Vororten beschäftigen sich viele Gemeinden mit dem Plan, öffentliche Parks anzulegen. Ziel ist ein Wald- und Wiesengürtel rund um Berlin. 1912/1914 Die ersten Parkentwürfe entstehen in der Amtszeit des Bürgermeisters Prühß. Der Erste Weltkrieg beendet jedoch den weiteren Parkbau. 1922 Friedrich Küter, Stadtrat im Tempelhof, greift die Parkidee wieder auf und erreicht, dass der Berliner Magistrat Geld für den Bau des Volks- und Sportparks Mariendorf bewilligt. 1925 Erste Parkentwürfe von Gartendirektor Fischer, die u.a. auch ein Schwimmbad vorsehen (Bereich des Blümelteichs). Die Entwürfe Fischers sehen alle den Blümelteich als architektonische Anlage mit künstlichen Uferbegradigungen. 1926 Der „Bürgerbund Groß-Berlin" äußert sich gegen die künstliche Veränderung der Wasserflächen und fordert eine landschaftliche Gestaltung. Die Badeanstalt wird als „grober Eingriff in die natürliche Bodengestaltung" bezeichnet und ein „Naturpark" gefordert. Dabei bezieht sich der Bürgerbund auf Aussagen des Städtebauers Prof. Möhring und des Gartendirektors Brodersen. 1928 Im Januar beschließt die Bezirksversammlung Tempelhof eine Änderung der Planung: Der Blümelteich soll eine natürliche Uferlinie erhalten und das Schwimmbad an den Ostrand des Parks hinter das Stadion verlegt werden. 1928 Stadtgartendirektor Barth fertigt einen Plan der eiszeitlichen Seenrinne als Grundlage für die Planung. 1929 Fischer legt einen neuen Plan auf der Grundlage des Beschlusses der Bezirksversammlung und des Barthschen Planes vor. 1931 Am Montag, 29. Juni, wird der erste Teil des Volksparks durch symbolisches Anstellen eines Springbrunnens eingeweiht. Die Anlage ist insgesamt 230500 m2 groß und enthält u.a. 62800 m2 Spiel- und Sportflächen und 23765 m2 Wasserflächen. 1978 Eine "Untersuchung des Denkmalwertes von Grünflächen in Berlin (West)" von H. Solmsdorf kommt zu dem Schluss, dass der Volkspark Mariendorf neben dem Körnerpark der ausgeprägteste Architekturpark des 20. Jahrhunderts in Berlin ist.

Volkspark Mariendorf Md 33 - Parkentwurf 1925 - Aufgestellt von Gartendirektor Fischer Maßstab 1 : 4000, Größe 24 x 34 cm BA Te Gart, Nr. Cl Blatt 7

Der Volkspark in Berlin-Mariendorf Md 34 Planungsstand 1927 Maßstab 1 : 1000, Größe 96 x 75 cm BA Te Gart, Nr. Cl Blatt 12

Volkspark Mariendorf - Teilplan - Md 35 Erhaltung der eiszeitlichen Rinnenbildungen Aufgestellt im Juni 1928 durch Stadtgartendirektor Barth Maßstab 1 : 1000, Größe 56 x 52 cm BA Te Gart, Nr. Cl Blatt 100

Volkspark Mariendorf - Planungsstand 1931 Md 36 Mit Baugenehmigung vom 20. März 1937 Aufgestellt von Gartenbaudirektor Fischer im April 1931 Maßstab 1 : 2000, Größe 48 x 30 cm BA Te Gart, Nr. Cl Blatt 21

Der Volkspark Mariendorf Md 37 Am Eckernpfuhl um 1906; Ruderbootstation bei Blümels Restaurant um 1912; Volkspark mit Cafe am Park um 1910 Vergr. von Postkarten 3 x 27 x 17 cm Sammlung R. Rüdiger Sammlung H.- U. Schulz

Md 36

Bebauungsplan für die Landhauskolonie Md 38 am Volkspark Mariendorf mit den im Bau befindlichen Anlagen im Volkspark Mariendorf. Entwurf von 1930 durch die Architekten Lohmüller u. Kettner Ohne Maßstab, Größe 53,5 x 39,5 cm LA, Bauakte Rep. 213 Acc. 1699 Nr. 292

Träger der Siedlungsentwicklung wurden auch in Mariendorf die Terraingesellschaften und zwar sowohl im Mietskasernengebiet wie im Villen- und Landhausgebiet. Die Terraingesellschaften "entwickelten" das Gelände nur, d.h., dass sie das Terrain vorbereiteten durch Straßenanlagen, Parzellierungen und Anlage der notwendigen Versorgungsleitungen. Anschließend wird die Parzelle vor dem Bau verkauft. Mariendorf Md 39 Bebauungsvorschlag der Wohnzelle 19 Maßstab 1 : 2000, Größe 87 x 66 cm BA Te 1950, St Pla

Ortskern Mariendorf Md 40 Entwurf zum Bebauungsplan Östliche Hälfte Maßstab 1 : 1000, Größe 68 x 54 cm BA Te 1950, St Pl

Beide Pläne beinhalten Planungsstudien für den Bereich um die Dorflage Mariendorf aus der Zeit nach Aufhebung der Blockade und Beginn des Wiederaufbaus. Die Pläne stellen den Versuch dar, die Reste der früheren Dorfangerbebauung und den um die Jahrhundertwende fragmentarisch begonnenen Mietwohnungsbau durch ergänzende Neubauten zu einem Ortskern zu verschmelzen. Bereits 1950 entstand die Vorstellung, die Straße Alt-Mariendorf nur als örtliche Erschließungsstraße zu nutzen und den Verkehr, damals noch mit Straßenbahn, in den heutigen Straßenzug Friedenstraße - Reißeckstraße zu verlagern. Darüber hinaus bestand die Absicht, die Grünflächen des Volksparks über einen Grünzug durch Kleingärten mit der Ringstraße zu verbinden. In bescheidenerem Maße wurde diese Absicht im Bereich der Kolonie "Wildwest" verwirklicht.

Luftbild Dorfaue Mariendorf Md 41 Befliegung vom 19. März 1945 durch britische Bomberpiloten. Größe 57 x 30 cm, Bildmaßstab 1 : 16000 Vergrößerung auf Bildmaßstab von ca. 1 : 2000 Genehmigung zur Veröffentlichung durch die Universität Keele, England.

Luftbild Dorfaue Mariendorf Md 42 Befliegung April 1984 Bildmaßstab ca. 1 : 2000, Größe 58 x 29 cm Sen Bau Wohn V

Ehem. Gasthof Heidekrug Md 43 Alt-Mariendorf 33 Wohnhaus, Alt-Mariendorf 25 Größe 2 x 40 x 30 cm Fotos: Fred Baumgart

Alt-Mariendorf 43, Heimatmuseum Md 44 Wohnhaus, Alt-Mariendorf 46 Größe 2 x 40 x 30 cm Fotos: Fred Baumgart

Dorfaue Marienfelde

Wetterfahne der Dorfkirche Mf 1 Marienfelde von 1595 Inschrift: J P M I M 1595 (Jürgen Peetzke, Müller in Marienfelde 1595) Eine Nachbildung befindet sich heute auf dem Kirchturm. BA Te HM

Armenkassenbuch 1748-1833 Mf 2 »Rechnung der Armen=Casse zu Marienfelde« Angefangen von Ostern 1748 von Andreas Dirschel P. L. (Prediger) und der Schultze Andreas Lusche Ev Ki Gem Mf

(Auszug)

Einnahmeseite: Jede Bauernstelle war mit 12 Groschen, jeder Kleinbauer (Kossäte) (ebenso Müller, Schmied und Viehhirte) war mit 6 Groschen jährlicher Abgabe veranlagt. Dazu kamen Klingelbeutel (Kirchenkollekte). Erlös vom Verkauf der auf dem Kirchhof geernteten Maulbeerbaumblätter (4 Gr),

Ausgabenseite, hier Rechnungsjahr 1785/86 (nach den Schlesischen Kriegen)

„Ausgabe. Rthl Gr Pf I An Dorf - Arme 1. Dem Schulhalter Pommerell für 1/2 Jahr 1 12 - 2. Dem abgegangenen Schulhalter für 1/4 Jahr - 18 - 3. Armengeld dem Dahlemann von Mich. 1784/5 1 12 - 4. Armengeld der Witwe Kulicken 1 12 -

II An durchreisende Arme 1. Einem alten Unter-Officier - 2 - 2. Einer Frau aus Schlesien - 2 - 3. Einer Frau mit 3 Kindern aus Preußen - 3 - 4. Einem abgedankten Soldaten - 2 - 5. Zweyen Italienern - 4 - 6. Einer elenden Frau - 2 - 7. Einem abgedankten Husar - 2 - 8. Einem abgedankten Unter-Officier - 2 - 9. Einer alten Frau mit 3 Kindern aus West-Preußen - 4 - 10. Einem abgedankten Soldaten - 2 - 11. Einer elenden Frau - 2 - 12. Einem blinden Mann - 2 - 13. Einem alten Unter-Officier - 2 - 14. Einer Frau mit dem schweren Gebrechen - 2 - 15. Einem abgedankten Officier von Waltersdorff - 2 - Summa 6 17 - Abschluß Einnahme 49 7 Ausgabe 6 17 Bestand 42 14

Wovon 25 Rthl im Depositorio und 17 Rthl 14 Gr in der Casse des Rendanten befindlich. Vorstehende ArmenCassenRechnung von Weiynachten (?) 1784/85 ist dato abgenommen und da solche Einnahmen und Ausgaben richtig befunden worden, so wird das Kirchenvater Wiese darüber hiermit quittiret. Mariendorf, den 20ten September 1786. Wackenroder Troschel Scheffel Oelrichs Starke." (Unterschriften der Berliner Magistrats-Kommission) 1 Rthl (Reichsthaler) = 24 Gr(oschen), 1 Groschen = 12 Pfennige

Betr.: Verpachtung der Kirchenhufe Mf 3 Gemeindeakte 77, Größe 43 x 35 cm, BA Te HM

Auszug aus den wöchentlichen Berlinischen Frage- und Anzeigungs-Nachrichten vom Montag, den 28. April Anno 1755

Nachdem die KirchenHuffe zu Marienfelde, welche bis dato Fünf-und Zwanzig Rthl (Reichsthaler) Pacht Jährlich getragen, diesen Michaelis Pachtlos worden, und deshalb Terminus zur anderweiten öffentlichen Verpachtung auf den 18ten January: p: hiermit angesetzet wird; Als werden diejenigen, so etwa belieben haben mögen, diese KirchenHuffe hinwiederum zu pachten, vermittelst proclamatis: wovon ein Exemplar zu Rathhause und das andere an der Kirchthüre zu Marienfelde angeschlagen werden; hiermit öffentlich citiret, und vorgalahden, sich am gemeldten Tage Morgens um 11. Uhr allhier in der Raths-Stube zu gestellen, darauf licitiren (bieten), und gewärtigen, daß mit dem Meistbiethenden gegen Bestellung hinreichender Sicherheit, der Pacht-Contract auf 6. Jahre geschlossen werden soll.

Berlin, den 14ten Decambr. 1748.

Praesident, BürgerMeister und Rath allhier.

Seit alters her hatten in Marienfelde die Kirche eine und der Pfarrer zwei Hufen als ihre Pfründe. Nach vorliegender Akte erfolgte später die öffentliche Ausschreibung für die Verpachtung der Kirchenhufe auch in Anzeigeblättern. Soweit war die Bewirtschaftung im Wechsel bei verschiedenen Bauern von Marienfelde.

Als 1801 die "Gemeinheit" durch die Separation ein Ende finden sollte, fand man eine andere Lösung. Die in Marienfelde bereits besitzhabenden Hauptmänner von Nowakowsky und von Blomberg erboten sich, die Hufen von Kirche und Pfarrer bei einer Verdoppelung des bisherigen Pachtzinses in Erbpacht zu nehmen. Dieses Angebot fand beim Pfarrer und den Behörden Zustimmung und damit auch Ausführung. Nur verzichtete man auf die genaue Festlegung der Grenzen für die Kirchenhufe und die drei Pfarrhufen, von denen bisher je eine im Sommer-, Winter- und Brachfeld lag. Das Erbpachtrecht wurde bei Besitzwechsel mitverkauft. Nach der gänzlichen Befreiung landwirtschaftlichen Besitzes von alten Lasten und Zwängen, der Einführung der Landgemeindeordnung in Preußen, der Industrialisierung und der durch den Eisenbahnbau begünstigten Bevölkerungsbewegung gegen Ende des 19. Jahrhunderts, gingen die kirchlichen Liegenschaften in Marienfelde (anders als in Nachbargemeinden) durch Ablösungszahlungen in das Eigentum der bisherigen Erbpächter über.

Marienfelde Mf 4 Hypothek auf ein Meierhaus von 1797 Ev Ki Gem Mf

Zur Pfründe des Pfarrers von Mariendorf und Marienfelde (Sitz Mariendorf) gehörten 3 Pfarrhufen in der Marienfelder Feldmark. Da der Pfarrer im allgemeinen diese Hufen nicht selber bewirtschaften konnte, wurden sie auf Zeit an einem Bauern verpachtet, später jedoch den Gutsbesitzern in Erbpacht gegeben, bis eine Ablösung der Verträge durch Zahlung einer gewissen Summe erfolgte.

Im vorliegendem Falle geht es dem Prediger (Pfarrer) Georg Wilhelm Teuerkauf (1789-1808) um ein Darlehen a. der Kirchenkasse zum Bau eines Meier- (Verwalter)hauses auf dem Pfarracker. Vermutlich handelte es sich hierbei um das kleine Feldsteinhäuschen, welches noch im guten Zustand, 1970 aber zusammen mit der alten Fachwerkscheune (strohgedeckt) von dem Restbestand des Gutes "Horstenstein" (zwischen Bleichert- u. Meßmerstr. gelegen) abgerissen wurde. Diese Urkunde aus dem Jahre 1797 ist der Vertrag des Magistrats von Berlin (in seiner Eigenschaft als Grundherr und Kirchenpatron) mit Prediger Teuerkauf über die von letzterem aufgenommene Hypothek in Höhe von 250 Talern zu 4 Prozent Zinsen.

Plan von den Besitzungen Mf 5 des Herrn von Blomberg zu Marienfelde (Heute: Alt-Marienfelde Nr. 24) vermessen, separiert und eingeteilt im Jahr 1801 durch C. Dümbte Größe 50 x 42 cm, BA Te HM

Verkauf der Ländereien von Blomberg an von Koepken Gemeindeakte 66, BA Te HM

Einem HochEdlen Magistrat hiesiger Königlichen Residenzien communiciren wir eine Abschrift des am 19. September a.c. vor uns zwischen dem Herrn Hauptmann von Blomberg und dem Geheimen OberFinanzRathe von Koepken aufgenommenen KaufContracs. Aus demselben ergiebt sich unter andern, daß der Herr Geheime OberFinan-Rath von Koepken nur einen Teil des von Blombergschen Gutes erkauft hat, und daß er den selben mit dem vom Amtmann Urich erkauften Gute vereiniget wissen will. Da nun in dem Consens zum Ankauf des von Blombergschen Grundstücks vom 27. August a.c. von keiner Dismembration und Vereinigung die Rede ist, so ersuchen wir Einen HochEdlen Magistrat hiesiger Königlicher Residenzien ergebenst, uns wissen zu lassen: ob diese Dismembration und Vereinigung genehmigt werde?

Berlin, den 8ten November 1811 Königliches Stadtgericht hiesiger Residenzien

Während Verkäufer von Blomberg und Käufer von Koepken sich einig waren, zog sich wegen Einlassung der beteiligten Behörden die Umschreibung im Grundbuch bis 1817 hin. Einer der Gründe war, daß bei der Separation 1801 die kirchlichen Liegenschaften nicht in festen Grenzen bezeichnet worden sind. Sie wurden erbverpachtet. Davon lagen 66 Morgen und 154 Quadratruten (1 von 3 Pfarrhufen) im Besitz des von Blomberg.

Überhaupt waren Zusammenkäufe von Grundbesitz in Marienfelde die Voraussetzung für das Entstehen eines großen Gutes, dem dann 1832 auch der Titel "Rittergut" beigelegt worden ist. Der im hier genannten Kaufkontrakt beim Verkäufer verbliebende Rest wurde in seinem wesentlichen Teile als Pfarracker festgeschrieben und bestand dann als Gut "Horstenstein" (später Baumschule Wilke) bis in das 20. Jh. fort.

Marienfelde Mf 6 Gemeindeakte 496, Finanzen Ev Ki Gem Mf

Decretum Magistratus Es wird nunmehr zur Reparatur der Orgel in Marienfelde die Summe von 66.rthl aus der Kirchen Kasse bewilligt, auch wird genehmigt, daß dem Schulhalter Gundlach das Spielen der Orgel beim Gottesdienst übertragen werden, wofür er jährlich von der Kirche 4 Scheffel Roggen in natura erhalten soll, und zwar von Martini d.J. an, und hat es bei der freiwilligen Erklärung der Gemeinde, daß ein jeder Gutsbesitzer ein Viert Roggen in natura dem Gundlach geben wolle sein Bewandern, so wie bei der Erklärung des Gundlach, daß wenn auch ein oder der andere von der Gemeinde sich von diesem Beitrag ausschließen wolle, er dennoch sein Versprechen, die Orgel zu spielen, erfüllen solle. Bei den künftigen Abgang des Küsters Lichterfeld, soll auf den Gundlach vorzüglich reflectirt werden. Den Herrn Prediger Teuerkauf und den Gundlach ist von diesem Beschluß Nachricht zu geben und hat Ersterer die Reparatur der Orgel durch den Orgelbauer Marks sofort anschlagsmäßig bewirken zu lassen. Den 3ten July 1804 Büsching Müller Gerresheim Koels (Lacksiegel des Magistrats Berlin)

Mariendorfsche Pfarrakte Vol. IV Mf 7 Actum Mariendorf, den 24. August 1815 Ev Ki Gem Mf

Im heutigen Termin zum Sühneversuch zwischen dem Meyer Friedrich Giersch und dessen Ehefrau Louise Pläse erschienen von Unterschriebenen beide Theile. Der Friedrich Giersch verharrte bei seinem Vorsatz von seiner Ehefrau geschieden zu seyn, weil er sich durchaus mit ihr nicht vertragen könne. Dagegen erklärte die verehelichte Giersch, daß sie geneigt sei, sich mit ihrem Ehemann zu versöhnen, wenn er von der Dienstmagt Maria Niepritz zu Marienfelde ablassen wolle. Signum x x x des Meyers Friedrich Giersch. Signum x x x der Ehefrau des Meyers Friedrich Giersch. Klette Marienfelde Mf 8 Gemeindeakte 37 / Wahlsachen Verhandelt den 15ten Maerz 1836 Ev Ki Gem Mf

Nach der Bestimmung des Herrn Landrath Albrecht versammelte sich heute die Gemeinde zur Wahl eines Wählers zur LandtagsAbgeordneten-Wahl. Es wählte die Gemeinde einstimmig den Bauergutsbesitzer und Schulvorsteher Ziederich, welcher auch den gesetzlichen Anforderungen entspricht. v(orgelesen) g(enehmigt und) u(nterschrieben) Millner Wiese Ziedrich Krüger Heberer Bangemann Kalies x x x Handzeichen des Maschkewitz x x x Handzeichen des Nitsche

Brouillon Mf 9 Von der in der Mittelmark im Teltowschen Creyse belegenen Feld Mark des Dorffes Marienfelde. Einem Hoch Edlen Magistrat der Königlichen Residentz - Städte Berlin zugehörig. Vermeshen in Mense Junio, Julio et Augusto 1771 durch J. G. Grützmacher Maßstab ca. 1:4070; Größe 126 x 115 cm BA Te Verm

Die Bezirksverhältnisse des Dorfes und der Feldmark Marienfelde sind im Feldregister und in der "Brouillon"-Karte, beide von dem Ingenieur und Feldmesser J.G. Grützmacher aufgestellt, festgeschrieben. Zur Zeit der Drei-Felder-Wirtschaft war der größte Teil der Marienfelder Gemarkung in drei große Abschnitte zerlegt. Das Teltowsche Feld erstreckte sich westlich der Großbeerener Landstraße bis an die Osdorfer und Lankwitzer Grenze, das Lichtenradische Feld lag auf der Ostseite der Großbeerener Landstraße und das Mariendorfsche oder Buckowsche Feld dehnte sich nördlich des Feldweges und der Dorflage aus. Jeder Bauer hatte auf allen drei "Gewannen" eine Anzahl langer Streifen Landes. Sie lagen dort zwischen denen der Nachbarn, waren also mit ihnen vermengt (Gemengelage). Die Breite dieser Streifen war verschieden, sie wurden nach "Schwad" gemessen, d.h. nach der Breite, die ein Sensenschlag beim Mähen ergibt. Die Wiesen gehörten damals zu den "Gemeinheiten", sie waren gemeinsamer Besitz aller Dorfbewohner Die gesamte Feldmark war in 319 Streifen eingeteilt. Weiterhin in "Gerstland" und in ein-, zwei- , drei-, sechs- und neunjährigen Acker. Man unterschied ferner einjährigen Acker, welcher in der Güte etwas schlechter war, und schließlich nicht gedüngten Acker. Ebenso sind in der "Brouillon"-Karte die nach dem außerordentlich nassen Sommer 1771 unter Wasser stehenden Äcker farbig gekennzeichnet. Diese wurden aber wenige Jahre später durch den Königs- und den Manntz-Graben entwässert.

Plan des Dorffes und Feldmarck Marienfelde Mf 10 Speziell Vermessen, Separirt und Eingeteilt im Jahr 1801 durch C. Dümbte königl. Cammer Conducteur Maßstab 1 : 5150, Größe 101 x 91 cm, BA Te Verm

1801 bewirtschafteten nur 5 Bauern die Feldmark Marienfelde. Die reichen Beamten Berlins hatten stets die guten Bauernhöfe des nur 12 km entfernten Marienfelde als eine wertvolle Kapitalanlage und einen angenehmen Erholungsaufenthalt betrachtet. Der geheime Finanzrat Goetschke aus Berlin, Besitzer der Höfe 5 und 8 erwarb ab 1811 mehrere Bauernhöfe und hatte 1821 fünf Gehöfte und ein Kossätengrundstück mit insgesamt 50 Hufen in seiner Hand vereinigt. Mit diesem ausgedehnten Besitz von etwa 1400 Morgen Nutzungsfläche konnte er sich stolz neben die größten Rittergüter des Kreises Teltow stellen, gehörten doch zum Rittergut Tempelhof nur 16 Hufe. Seit dieser Zeit bezeichnete die Dorfbevölkerung den Besitz als Rittergut, wobei es sich aber um ehemals abgabepflichtige Bauernhufe und nicht um freie Ritterhufe handelte. Am westlichen Dorfausgang, auf dem Grundstück Nr. 2, lag das Haus des Müllers, der die in der Karte eingetragene Mühle betrieb. Sie befand sich auf einer kleinen Anhöhe und war die älteste Mühle der ganzen Gegend. Bereits 1375 wurde sie im Landbuch Kaiser Karl IV erwähnt und stand bis 1921 auf diesem Platz.

Gemarkung Berlin- Marienfelde Nr. 92 Mf 11 Regierungsbezirk Potsdam, Kreis Teltow Angefertigt im Jahre 1862 Maßstab 1:4000; Größe 96 x 65 cm, BA Te Verm

Beim Betrachten der Gemarkungs-Karte von Marienfelde aus dem Jahre 1862 sind u.a. die drei Marienfelder Felder und der Königsgraben besonders gut zu erkennen. Schon im Jahre 1776 fand in Marienfelde ein besonderes Ereignis statt. Der König Friedrich der Große besuchte das Dorf, um sich die Sorgen und Nöte der Bauern anzuhören. Diese kämpften schon seit zwei Jahrhunderten gegen das Wasser, das auf dem lehmigen Boden oft wie ein See auf den Feldern und auf den Fußböden der Wohnhäuser stand. Wiesen und Äcker wurden verdorben, und die Ernten fielen sehr mager aus. Friedrich der Große hatte viel Verständnis für die Sorgen der Marienfelder und wollte ihnen helfen. Seine besondere Freude war es, Boden urbar zu machen. So ließ er schnell Kostenvoranschläge erstellen, Brücken planen und vergab den Auftrag zum Bau eines Entwässerungssystems an einen Teichgräber aus Niederneuendorf. Am 25. September 1777 war das gesamte Grabenwerk fertig. Es führte vom Lichtenradischen Feld bis zum alten Giesensdorfer See und bestand aus einem Hauptgraben und mehreren Nebengräben. Fünf Brücken waren nötig geworden. Als Dank für die spontane Hilfe des Königs nannten die Marienfelder den Graben "Königsgraben". Teile des Königsgraben sind heute noch erhalten, so z.B. zwischen Gutspark und Röthepfuhl im südlichen Marienfelde.

Das Westende der Dorfstraße (Heute Alt-Marienfelde) um 1890; Mf 12 Dorfstraße vor der Kirche mit Kirchteich und Schulkindern um 1890; Gemeindevorstand und Vertretung in Marienfelde um 1890 3 Fotos Größe 38 x 28 cm, BA Te HM

Hirtenhaus Marienfelde Mf 13 Zeichnung zum Bau eines Schul- und Hirtenhauses in das Berlinische Hochedle Magistrats Dorf Marienfelde, welches 67 Fuß lang, 24 Fuß breit, 7 Fuß in Stühlen hoch, einmal verriegelt, mit einem stehenden doppelten Dachstuhl. Angefertigt von Egelkraut 1787, Größe 35 x 26cm, BA Te HM

Auszug aus den Berlinischen Nachrichten vom Donnerstag, den Bten November 1802 Betr.: Versteigerung der Hirtenhäuser Gemeindeakte 76, BA Te HM

Zum Zeitpunkt der Separation in Marienfelde 1802 gehörten der Gemeinde zwei Hirtenhäuser. Während das eine (wahrscheinlich ältere) am Dorfeingang von Buckow her auf der Nordseite einem Kossätenhof vorgelegen war, handelt es sich bei dem zweiten um das auf dem Dorfanger bei der Kirche. Es wird hier wie folgt beschrieben: "Das mitten im Dorf bei der Kirche liegende, 3 Ruthen 8 Fuß lange, und 2 Ruthen tiefe Hirtenhaus von einem Stock, bestehend aus einer Stube, 2 Kammern, Küche, Boden und 2 Ställe; nebst einem dazu gehörigen von 41 Ruthen 2 Fuß langen, 6 Ruthen 4 Fuß tiefen Garten, und einen von 4 Ruthen 5 Fuß langen, und 5 Ruthen tiefen Hofe ..." Beide Hirtenhäuser wurden per Zeitungsanzeigen zur Versteigerung an Meistbietende ausgeschrieben. Die Ver- steigerung fand im Berliner Rathaus statt. Während das erstgenannte für 195 Reichstaler an den Ackerbürger und Garnweber Schultze aus Teltow ging, wurde das mit dem Schulhaus vereinigte Hirtenhaus dem bereits in Marienfelde besitzhabenden Hauptmann von Blomberg für 260 Reichstaler zugeschlagen. Nach Abzug entstandener Kosten wurde der Verkaufserlös auf die Besitzer in Marienfelde aufgeteilt. Die Nutzung des Gebäudes soll bis zu seinem Abriß um 1900 erfolgt sein.

Gemeinde zu Marienfelde Mf 14 wegen Hirten-Lohn; 1744 Grundakte 94, BA Te HM

Es handelt sich hier um die Festsetzung der viertel- und ganzjährlichen Naturalabgaben — Korn in den früheren Maßen "Scheffel und Metzen" — je nach Hufenzahl, d.h. Größe des Landbesitzes. Der Hirte war bis zur Separation, d.h. Aufhebung der Gemeinheit, 1801 /02 ein Lohnempfänger der ganzen Dorfgemeinschaft. Als solchem wurde ihm auch ein kleines Häuschen (Hirtenhaus) zur Verfügung gestellt. Vorliegende "Korn-Einrichtungen" sind 1744 seitens des Grundherrens (Magistrat Berlin) aufgestellt worden.

Mf 12

Bau des Schul- und Hirtenhauses 1783/96 Gemeindeakte 76 Betr.: Schreiben des Marienfelder Schulmeisters Bilicke an den Magistrat der königl. Residenzien von Berlin 1783 BA Te HM

Eine Hochgebietende Obrigkeit haben bey Gelegenheit des letzten Dingetages das hiesige Schulhauß Selbst besehen, und den Bau desselben Hochgeneigt befohlen, weil außer der großen Baufälligkeit auch zugleich noch Feuersgefahr in dieser alten Wohnung zu befürchten. Ich habe solches Ew. Hochwohl, Wohl und HochEdelgeborene hiedurch gantz gehorsamst anzeigen, und unterthänigst bitten wollen, Hochgeneigt zu Verordnen, das dazu bald die erforderliche Anstalt gemacht werde, damit das Bauholtz noch rechtzeitig gefället und angefahren werden könne.

Mf 10

Modell Schul- und Hirtenhaus Marienfelde Mf 15 Maßstab 1:25, BA Te HM

Das Schulmeister- und Hirtenhaus Marienfelde wurde 1787 nach der Bauzeichnung des Zimmermeisters Egelkraut, Teltow, errichtet. Das Haus stand auf dem Dorfanger an der Südseite vor der Kirche. Die Lehrerwohnung mit der "Schulstube" wurde 1818 um ein Gebinde erweitert. Erst 1838 entstand in Marienfelde ein neues Schulhaus. Für das Darlehen von 323 Talern und 3 Groschen, das der Magistrat der Stadt Berlin seinem Kämmereidorf Marienfelde für den Bau dieses Gebäudes gab, mußte der Schulze und Krüger Johann Daniel Wiese bis zur vollen Rückzahlung mit seinem gesamten Besitz bürgen. Das Modell wurde im Maßstab 1:25 getreu nach der Bauzeichnung Egelkrauts durch den Herrn Tassler, den Werklehrer von der 10. Grundschule in Marienfelde, im Jahre 1959 gefertigt.

Situationsplan von dem Schuletablissement zu Marienfelde Mf 16 behufs Herrichtung eines neuen Anbaues am Wohnhause. Teltow, den 27. Juny 1863, Größe 32 x 19 cm LA Bauakte Rep. 213 Acc. 2 108 Nr. 323

Zeichnung zu einem Schulhause in Marienfelde Mf 16 Genehmigt am 7. Juli 1877 Maßstab 1:100 und 1:500 Größe 67 x 50 cm LA Bauakte Rep. 213 Acc. 2108 Nr. 323

Nach der Bauakte für Alt-Marienfelde 52 war 1877 ein massives Schulhaus mit 2 Geschossen und Mansardenanbau entstanden. Darin waren zunächst 3 Klassen untergebracht, die von zwei Lehrern betreut wurden. Knapp 10 Jahre später mußte man einen weiteren Bau auf diesem Grundstück errichten. Da die Gemeinde keinen Bauantrag zu einem kurz darauf erfolgten Erweiterungsbau eingeholt hatte, mußte sie unter Strafandrohung für den Gemeindevorsteher diesen nachholen. Sogar ein "Pissoir" entstand als separater Bau auf dem Hof. Um diese Zeit begannen die Verhandlungen wegen der Einführung eines Ortsstatutes für die Gemeindeschule. Die Genehmigung durch den Landrat des Kreises Teltow zog sich bis 1899 hin, bis sich ein rechtsfähiger Schulvorstand endgültig konstituieren konnte. Mit dem starken Bevölkerungszugang wuchsen auch die Ansprüche an das Bildungswesen. 1911 war der Anfang. So konnte die Landgemeinde Marienfelde dann 1914 im "Groß Berliner Kalender" stolz auf ihre Bildungsstätten hinweisen: "Für das geistige Wohl der Jugend sorgen die Gemeindeschulen und eine höhere Knabenschule (Realgymnasium im Entstehen)." Längst sind alle aufgeführten Schulhäuser nicht mehr vorhanden. Lediglich eine alte Linde auf dem Schulhof der heutigen Solling-Oberschule erinnert daran, daß sich dort mehrere Generationen Marienfelder in ihrem Schatten getummelt haben.

Zeichnung und Lageplan Mf 17 zur Erweiterung des Schulhauses für die Gemeinde Marienfelde Maßstab 1:100 u. 1:500 Größe 81 x 49 cm LA Bauakte Rep. 213 Acc. 2 108 Nr. 323

Lageplan von dem Grundstück der Gemeinde Marienfelde Mf 18 Genehmigt, den 15. September 1909 Maßstab 1:500 Größe 45 x 31,5 cm LA Bauakte Rep. 213 Acc. 2108 Nr. 323

Berlin-Marienfelde Mf 18 Panorama – Gemeindehaus - Schulen Vergr. einer Postkarte 40 x 30 cm BA Te Verm

Die Bockwindmühle in Marienfelde Mf 19 Foto 29 x 18 cm, Vergrößerung einer Postkarte Genehmigung zum Abbruch der auf dem Rittergut Marienfelde stehenden Windmühle vom 31.1.1920 BA Te Verm Auf dem Mühlberg, 600 m südlich vom Dorf, wo der Diedersdorfer Weg entlang führt, stand mindestens sechs Jahr- hunderte lang eine Windmühle. Das dazu gehörige Müllerhaus befand sich am Westausgang des Dorfes, neben dem Kruggehöft. Jedes dritte oder vierte Dorf besaß in alter Zeit eine Mühle, zu der die dem Mahlzwang unterliegenden Bauern ihr Korn zum Mahlen brachten. Längst haben intensive Bebauung und elektrische Maschinen die einst zum Landschaftsbild gehörenden Windmühlen zum Aussterben gebracht. Eine Bockwindmühle ist ganz aus Holz gebaut und ruht auf einem Untergestell (Bock), worauf sie mittels eines langen Hebels (Sterz) dem Winde zugedreht werden kann. Ihre Flügel (Ruten) sind mit Brettchen (Türen) ausgelegt, die der Müller bei günstigem Wind an den Enden herausnehmen kann. Im Innern befindet sich der Mehl- oder Malterboden, auf dem sich das Mahlwerk befindet.

Chronik der Marienfelder Mühle 1375 Das Landbuch Kaiser Karls IV. zählt 30 Mühlen "up dem Teltow" auf. Von der Marienfelder Mühle heißt es, daß der Commendator des Johanniter-Ordens zu Tempelhof "seit Menschengedenken" einen halben Wispel Roggen erhielt. 1435 Als der Magistrat der Städte Berlin und Colin in den Besitz Marienfeldes kam, wurde im Kaufvertrag geschrieben: "dat dorp Margenfelde med der windmoelen davor gelegen". 1568 nennen die Lagerbücher in Colin als Mühlenbesitzer Joachim 1632 Peetzke. 8 Scheffel (ein Drittel) war Colins Anteil an der Mühlenpacht. Zwei Drittel erhielt Berlin. 1588 Im Bürgerbuch der Stadt Colin heißt es: "Den 14 martii ist in der nacht die Marienfeldische Wintmühle abgebrannt". 1590 Beim Verkauf der 2/3 Anteile Berlins am ehemaligen Ordensbesitz an den nun alleinigen Besitzers Colin heißt es im Kaufvertrag: "unsere zwey Theile Möllenpacht als 16 Scheffel an dem einen Wispel Roggen, welcher der Möller zu Marienfelde jährlich beyden Städten Berlin und Colin an der Spree zu Pacht gebe und noch gibt". 1636 wird Peter Richnow als Müller genannt, als er die Marienfelder Schulzentochter ehelichte. 1648 Thomas Gewert wird Mühlenbesitzer. Er und seine Nachfahren besaßen die Mühle fast 200 Jahre. 1823 Das Wohnhaus des Müllers und der benachbarte Krughof brannten am 6. September völlig nieder. 1826 In kürzester Zeit brennt die Mühle zweimal ab. Brandstiftung wird vermutet. 1841 Der Müller Gebert (früher: Gewert) verkauft die Mühle und seinen gesamten Grundbesitz an den Rittergutsbesitzer Winterfeld für 3000 Taler. 1875 Der Pachtzins der zum Rittergut gehörigen Mühle wird gelöscht. 1920 Die Genehmigung zum Abbruch der auf dem Rittergut Marienfelde stehenden Windmühle wird erteilt.

Situationsplan Mf 20 von dem Gehöfte nebst Garten Acker des Schmiedemeister Sameisky zu Marienfelde. Angefertigt im Jahre 1838 Größe 35 x 19 cm BA Te HM, Grundakte 24

Konsens zur Schmiede in Marienfelde Mf 20 Berlin, den 7. Juli 1828 Größe 35 x 31 cm BA Te HM, Grundakte 24

"Der Schmiedemeister Sameisky erhält in der Anlage den für ihn unterm heutigen Tage ausgefertigten Konsens zur Erwerbung des zwischen den Gehöften des Herrn v. Köppke und des Schulzen Krüger zu Marienfelde belegenen Hofstelle, nebst den darauf befindlichen Gebäuden von 2 Morgen 48 Quadratruthen, welche bisher zu dem Gute des Primier Leutenant v. Briesen gehörten. Bei Aushändigung des Konsenses sind die umstehend liquidierten Gebühren zu berichtigen." Berlin, den 7. Juli 1828

Die ehemalige Schmiede Mf 20 Alt- Marienfelde 21A Größe 30 x 40 cm Foto: Fred Baumgart

Schlüssel für die Kirchenpforte der Dorfkirche Marienfelde Mf 21 Für die Wiedereinweihung 1921 angefertigt. Länge: ca. 245 mm, Gewicht: 430 g, Material Bronze Entwurf: Prof. Bruno Möhring, Architekt in Bln.- Marienfelde Werkstatt: Schlossermeister Carl Doerre in Bln.-Marienfelde BA Te HM

Inschrift im Ring: "Halte das Haus in treuer Hut — öffne den Herzen die Wege zum Frieden" Im Ring sind ein Herz, eine Schwurhand und zwei Palmwedel dargestellt. Der Schlüssel war im Besitz der Familie Möhring. Dazu gehören die 1921 von Möhring gefertigten Entwürfe und Fotos. Offenbar wurde der Schlüssel aus Anlaß der 1921 erfolgten feierlichen Übergabe der Kirche nach Abschluß der baulichen Veränderungen und der Renovierung als Geschenk des Architekten gedacht. Doch bei Entwurf und Herstellung ist ein Fehler unterlaufen — Absicht kann es nicht gewesen sein — und zwar ist eine linke Hand zum Schwur erhoben. Dieser Fehler war so gravierend, daß dem Gemeindekirchenrat die Annahme nicht zugemutet werden konnte. 1952 ist der Schlüssel dem Heimatmuseum Tempelhof übergeben worden.

Kirchen - Siegel Marienfelde Mf 22 Um 1820, um 1890 bis 1912, seit 1913 Ev Ki Gem Mf

Der Dorfanger mit Schmiedeteich um 1908; Mf 23 Restaurant zum nassen Dreieck (Berliner Str. 54) um 1915; Dorfkirche Marienfelde um 1905; Gasthof zum Alten Krug um 1900; Anzeigen aus dem "Marienfelder Haus und Garten" 4 Vergr. von Postkarten 29 x 18 cm Sammlung H.-W. Fabarius BA Te Verm Karte von den dem Mf 24 Rittergutsbesitzer Herrn Kiepert gehörigen Grundstücken auf der Feldmark Marienfelde Angefertigt im Jahre 1864/65 Maßstab 1:4 000, Größe 128 x 98 cm BA Te Verm

Nachdem in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts das Rittergut Marienfelde häufig den Besitzer wechselte, kaufte 1844 der Ökonom Adolf Kiepert das gesamte Gelände für 75.000 Taler. Adolf Kiepert setzte sein Fachwissen gezielt ein, um den Boden zunächst wieder ertragsfähig zu machen, denn durch den ständigen Besitzerwechsel war das Gut ziemlich heruntergewirtschaftet. Er versuchte u.a. durch richtige Wahl der Feldfrüchte rentable Ernten zu erzielen. Das zahlte sich aus, und nachdem er in Verbindung mit dem Kartoffelanbau eine eigene Spiritusbrennerei aufgebaut hatte, gründete er im Jahre 1857 den Verein für Spiritusfabrikanten. Auch die Schafzucht und die Milchwirtschaft wird von ihm angekurbelt, so daß schon 1859 eine gewisse landwirtschaftliche und damit wirtschaft- liche Blüte in Marienfelde angenommen werden kann. Der Gutsbezirk Marienfelde wurde am 26. Oktober 1874 aufgelöst und dem am 6. August 1851 gegründeten Gemeinde- bezirk eingegliedert. Alfred Kiepert schloß 1925 nach Abtretung von 33 Hektar Land zu Sied- lungszwecken in Marienfelde-Süd einen Mf 20 Vertrag ab, nach dem der restliche Besitz von etwa 1372 Morgen Land von der Stadt Berlin übernommen wurde. Damit war ein großer Teil der Feldmark Marienfelde wieder in den Privatbesitz der Stadt Berlin gekommen, die seit 1435 fast volle 400 Jahre hindurch hier ihre gutsherrlichen Rechte ausgeübt und seit 1920 auch die Verwaltung über die ganze Gemeinde Marienfelde wiederum übernommen hatte. Geblieben ist aus dieser Zeit nach wie vor der ländliche Charakter der Dorfaue und ein Teil des Gutsbezirks mit spärlichen Resten der ehemals bäuerlichen und gärtnerischen Nutzung. Herangewachsen an das Dorf sind die Wohnblocks und Industrieansiedlungen einer von seinen Baulichkeiten her immer noch expandierenden Stadt. Adolf Kiepert, 1820-1892 Mf 25 Ölgemälde 1983 von Ulli Hoeffke Größe 79 x 64 cm, BSt Gk

Der Ausritt Mf 26 Mit eigenhändiger Beschriftung von Adolf Kiepert. Erinnerung an den hübschen Spazierritt am 21. April 1866 in Marienfelde. Foto 29 x 24 cm, BSt Gk Bln Mf

Situations-Plan Mf 27 für den Neubau einer Scheune massiv mit Ziegeldach auf dem Gehöft des Rittergutsbesitzers Kiepert zu Marienfelde. Angefertigt im Mai 1862 Größe 34 x 20 cm BA Te BWA

Situations-Plan Mf 27 für einen Anbau am herrschaftlichen Wohnhause zu Marienfelde Angefertigt im Februar 1859 Größe 34 x 20,5 cm BA Te BWA

Ab 1859 sind die Bauakten für das Gut Marienfelde erhalten. Die zwei Situations- pläne liefern den Beweis für die Aufnahme eines schon stattgefundenen Aufschwungs - Bautätigkeit! Mit diesen Plänen beginnt der Nachweis eines jahrzehntelangen Neu-, An- und Umbaus im Bereich des Gutes. Der obere Plan zeigt die Eingabe für die Anbauten des Herrenhauses und den Bereich vor dem Gut als gestaltete Flächen. Vor dem Pferdestall, dem späteren Inspektorenhaus, ist eine regelmäßige Anlage mit einem Brunnen als Zentrum zu erkennen. Dem Herrenhaus vorgelagert, sind bereits gepflegte Rasenflächen angelegt.

Das Kiepertsche Gutshaus Mf 28 Größe 58 x 40,5 cm, BA Te Verm

Das Kiepertsche Gutshaus am Ostende des Angers ist eines der wenigen brandenburgischen Herrenhäuser des 19. Jahrhunderts auf Berliner Boden. Mit dem vierkantigen Turm an der Westseite, den harmonisch angeordneten Fenstern an den von Zierat freien Fassadenfronten und dem breiten, von drei Säulen getragenen Balkon ist das um 1850 errichtete Gebäude eine stilreine Schöpfung des Spätklassizismus. In dem Gebäude befand sich für lange Zeit die Verwaltung des Stadtgutes Marienfelde, dessen um einen großen Hof gruppierte Wirtschafts- bauten hinter dem Gutshaus liegen. Heute befindet sich in dem 1982 restaurierten Gutshaus das Institut für Veterinärmedizin des Bundesgesundheitsamtes, das sich hier vor allem mit Tierkrankheiten befaßt, die auch auf Menschen übertragbar sind.

Schafzucht auf dem Rittergut Marienfelde Mf 29 Größe 58,5 x 56 cm, BSt Gk Das Rittergut Marienfelde um 1889 Mf 30 Vier Fotos vom Herrenhaus und Gutshof Größe 73 x 59 cm, BSt Gk

Gutshof Marienfelde 1956 Mf 31 Foto 40 x 30 cm, Labi

Situationsplan Mf 32 von dem Gehöft des Gutsbesitzer Herrn Wiese zu Marienfelde, wegen Erbauung einer neuen massiven Scheune. Aufgestellt im Mai 1873 Maßstab 1:500, Größe 27 x 23 cm LA Bauakte Rep. 213 Acc. 1 699 Nr. 290

Grundstück Marienfelde, Berliner Str. 93 Mf 32 (Heute Marienfelder Allee 147) Situationsplan von dem in Marienfelde gelegenen Kruggehöft des Herrn Bauergutsbesitzers Wiese daselbst. Maßstab ca 1:500, Größe 30 x 30 LA Bauakte Rep. 213 Acc. 1699 Nr. 290

Der Marienfelder Dorfkrug stand an der alten Handelsstraße nach Sachsen, westlich des Dorfes, an der heutigen Kreuzung Alt-Marienfelde und Marienfelder Allee. Der letzte Brand im August 1943 vernichtete den Dorfkrug, dessen Existenz man mindestens 500 Jahre urkundlich zurückverfolgen kann, denn er wird schon 1450 in den Schoßregistern von Marienfelde erwähnt. Danach ließ es über seine Abgaben u.a.: "Der Cruck gibt ein Pfund pepers", also Pfeffer, der von den durchziehenden Handelsleuten erworben und vom "Krüger" als Steuer abgeführt werden mußte. Über 200 Jahre war der Krug im Besitz der Familie Wiese. Johann Daniel Wiese, der Stammvater der Familie, übernahm am 16. Oktober 1766 das Dreihufen-Bauerngut mit der Krug- und Schankgerechtigkeit. Später wurde er auch Schöffe, Kirchen- und Schulvorsteher und endlich auch Schulze in Marienfelde. Seine Tüchtigkeit als Gastwirt bewies er in dem mehrjährigen Kampf, den er um einen freien Bierbezug und gegen den Bierverlagszwang führte. Wiese wollte seinen Gästen gutes Bier ausschenken, nicht jenes Getränk, das ihm auf Grund eines alten Privilegs der Teltower Braueigner — das übrigens mäßig fundiert war — aufgenötigt wurde. Dies eigenartige Getränk war im ganzen Lande als "Teltower Krähendreck" verrufen, und unser Krüger konnte gewiß mit Recht geltend machen, daß es keiner seiner Gäste trinken wolle, sondern höchstens wegschüttete und dann "niemals nicht wiederkäme". Selbstverständlich hat der Magistrat von Berlin seinen Schulzen in dem Prozeß gut unterstützt, und so siegte schließlich dieser über die ehrenwerten Ackerbürger und Braueigner des Städtchens und ihren Justitiar, den Bürgermeister von Charlottenburg.

Prozess-Akte von 1791-1794 Mf 33 wegen des freien Bierbezugs. Schulze und Krüger Daniel Wiese will gutes Bier ausschenken und kämpft für freien Bierbezug und gegen den nicht mehr zeitgemäßen Bierverlagszwang. BA Te HM Grundakte 80

Marienfelde Mf 34 Gemeindeakte 98 / Polizeilische Anordnungen Ev Ki Gem Mf

Extract aus dem BereisungsProtokoll der OeconomieDeputation de dato Marienfelde den 12ten October 1820. ad 5, Der Krüger Wiese ist aufgefordert, nicht zuzugeben, daß im Kruge länger als bis 10 Uhr abends Besuch geduldet werde.

Situations-Plan Mf 35 von dem Gehöfte des Büdners Herrn Zernick zu Marienfelde Angefertigt im März 1879 Maßstab 1:500 und 1:100, Größe 50 x 35 cm BA Te BWA

Situation der Zeichnung Mf 36 zum Neubau eines Wohnhauses auf dem Grundstück des Ortsvorstehers Zernick in Marienfelde, Dorfstraße (Heute Alt-Marienfelde 24) Angefertigt im Februar 1892 Maßstab 1:100 und 1:500 Größe 53,5 x 52,5 cm BA Te Verm

Die Dorfkirche Marienfelde Mf 37 Foto von Hillert Ibbecken 1979 Größe 60 x 50 cm

Die Dorfkirche Marienfelde erhebt sich wuchtig und eindrucksvoll inmitten eines weiträumigen Angers als ein vielhundertjähriger Zeuge der Geschichte des Teltowdorfes. Um 1220 entstanden, ist die Kirche nicht nur die älteste aller Berliner Dorfkirchen, sondern auch eine der frühesten der Mittelmark. Das besagt ihre kunsthistorisch als "vollständige Anlage" bezeichnete Gestalt, die in strenger Klarheit in einem viermal gestuften, feinabgestimmten Umriß mit dem starken Akzent des trotzigen Westturms beginnt, sich im gleichfluchtenden Langhaus und dem nach innen abgesetzten Chor absetzt, um mit der halbrunden Apsis harmonisch zu enden. Die frühe Entstehungszeit beweisen aber auch die stilistischen Merkmale: alle alten Offnungen sind spätromanisch, so das Westportal, die erst um 1850 bzw. 1913 vermauerten Pforten des Langhauses sowie die über den neuzeitlichen Fensterdurchbrüchen noch deutlich sichtbaren Abschlußbogen der sehr hoch liegenden kleinen Fenster. Vorzüglich ist die technische Durchbildung in sorgfältig behauenen Quadern aus Findlingsgranit, die an der Apsis als dem ersten Bauabschnitt besonders regelmäßig sind. Tatsächlich diente die Kirche wie manche andere in der Nachbarschaft früher in Kriegszeiten als Zufluchtstätte. Sie bot den Dorfbewohnern Schutz gegen einen Feind, der sie kurzfristig bedrohte und sich auf keine Belagerung einlassen konnte. Die Fenster sind schießschartenähnlich schmal und der Verschluß der Türen innen durch Balken gesichert. Auf dem kraftvollen Turm, dessen zurückgesetztes Glockengeschoß nach Material und Ausführung von etwas jüngerer Bauzeit kündet, dreht sich in 23 m Höhe eine Wetterfahne in der Form eines phantastischen Drachenkopfes mit dem Bild einer Windmühle, dem Monogramm J P und der Jahreszahl 1595, die diese Wetterfahne als älteste ihrer Art in ganz Berlin ausweist. Bruno Möhring erneuerte 1921 die Kirche. Er baute an der Turmfront eine vertiefte Vorhalle an und ersetzte die frühere Balkendecke durch ein Holztonnengewölbe. Das neuerdings hier eingemeißelte Templer-Kreuz soll an die Bauherren der Kirche erinnern.

Stückvermessungsriß Mf 38 von der Dorfaue Marienfelde Aufgenommen in den Jahren 1905 u. 1906 Maßstab ca 1:1000, Größe 66 x 47 cm BA Te Verm

Aufgabe einer Stückvermessung ist die Aufnahme der Grenzen, der Gebäude und sonstigen Bauwerke, der Grenzen der Nutzarten und der topographisch wichtigen Objekte, soweit sie in den Katasterkarten nachgewiesen werden. Die Ergebnisse der Stückvermessung wurden in sogenannte Neuvermessungsrisse eingetragen. Im preußischen Kataster trug der Neuvermessungsriß die Bezeichnung Stückvermessungsriß. Der Plan zeigt die exakte Situation des östlichen Teils der Dorfaue um 1906. Ein Großteil der Bauernhäuser ist mit Vorgartenmauern eingefaßt, auf denen, getreu dem Stil der Zeit, durchweg Zäune stehen. Auch wenn die Darstellung nicht so recht eine Glanzzeit des Dorfes Mariendorf vermitteln kann, so stößt man heute noch überall auf die Fragmente einer dörflichen Blütezeit. Auffällig ist die Zahl der noch vorhandenen alten Bauernhäuser mit ihren restaurierten Fassaden und die Zahl der Vorgärten mit z.T. gründerzeitlichen, z.T. in den Jugendstil übergehenden Vorgarteneinfriedungen. Die Wege und Bepflanzungen im Gutspark zeigen, daß Marienfelde zu den schönen Dörfern der Mark zu zählen war und von seinen Bewohnern, allen voran der Familie Kiepert, auch entsprechend gepflegt und entwickelt wurde.

Höhen- und Fluchtlinien-Plan Mf 39 von der Dorfstraße in Marienfelde Formlich festgestellt am 14. März 1914 Maßstab 1:1000, Größe 100 x 30 cm Fotogr. Verkleinerung 53 x 16 cm BA Te Verm

Der Plan umfaßt die gesamte Lage der Dorfaue von der Berliner Straße (heute Marienfelder Allee) bis zum Britzer Weg (heute Säntisstraße) und setzt für diesen Bereich am 14. März 1914 die Straßen- und Baufluchtlinien fest. Einige ehemals ländliche Siedlungen haben ihren dörflichen Charakter trotz der großstädtischen Umgebung bewahren können. Hierzu gehört auch Marienfelde. Es hat die Zeit der Umgestaltung anderer Dorfkerne zu oft kümmerlichen Stadtplätzen oder gar zu völliger Unkenntlichkeit fast unbeschadet überstanden. Daß trotz allem die Verluste an prägenden Zügen beträchtlich sind, liegt auf der Hand, da in den vergangenen Jahrzehnten keine zusammenhängende Arbeit zur Erhaltung des Dorfes geleistet wurde. Erst in jüngster Zeit ist die Frage nach der bau- und gartendenkmalpflegerischen Wiederherstellung aktuell geworden. In Marienfelde wird versucht, ein Modell zu schaffen, das dem alten Charakter der Dorfaue Rechnung trägt und dennoch einer zeitgemäßen Nutzung gerecht wird. Es wird hier versucht, das ehemalige Dorf in seiner Gesamtheit wieder präsent zu machen und es der kommenden Generation als lebendiges Dokument unserer Kulturgeschichte und Stadtentwicklung und somit auch als heimatkundliches Zeugnis zu erhalten.

Fluchtlinienplan Mf 40 von Teilen der Dorfstraße in Berlin-Marienfelde Angefertigt im August 1916 Maßstab 1:1000, Größe 62 x 58 cm BA Te Verm

Der Plan der Dorfaue zeigt vor dem Kirchteich einen exakt eingezeichneten Baum. Hierbei handelt es sich um die im Jahre 1863 anläßlich der Gedenkfeier zum 18. Oktober 1813 (Völkerschlacht bei Leipzig) gepflanzte Eiche als Sinnbild deutscher Freiheit. Adolf Kiepert hat sie nach seiner Festrede gepflanzt; sie ist heute noch vorhanden und markiert ein Stück deutscher Geschichte. Wie die Flur in wirtschaftlicher Hinsicht, ist ebenso der Dorfanger Ausdruck des sozialen und politischen Gemeinsinns der Gemeinde. Die Kirche erhebt sich auf dem Anger nicht unvermittelt, sondern sie ist von einer Kirchhofsmauer umgeben, denn einst gehörten Kirche und Friedhof räumlich eng zusammen. In weiteren Abständen befanden sich die Schule, das Spritzenhaus (in der Nordostecke des Kirchhofes) und die Schmiede, die heute noch als Wohnhaus vorhanden ist. Mit dieser Gruppierung vermittelt Marienfelde das klassische Bild des märkischen Angerdorfes am Ende des vorigen Jahrhunderts. Die Schmiede lag als potentieller Brandherd abseits. Deshalb gab es den dazugehörigen Schmiede- oder Löschteich, der aber 1916 schon nicht mehr vorhanden ist.

Luftbild von Marienfelde Mf 41 Bildflug Mai 1928, Bildmaßstab 1:4 000 Größe 80 x 59 cm, BA Te Verm

Entwurf für die gärtnerische Gestaltung der Dorfaue zu Berlin-Marienfelde Mf 42 Aufgestellt im Oktober 1913 durch das Gemeindebauamt Berlin-Marienfelde. Maßstab 1:500, Größe 90 x 46 cm BA Te Gart, Nr. E1 Blatt 2b

Entwurf zur Ausgestaltung der Dorfaue in Berlin-Marienfelde Mf 42 Aufgestellt im September 1926 durch den Gartenbaudirektor Fischer Maßstab 1:500, Größe 98 x 28 cm BA Te Gart, Nr. E1 Blatt 12

Lageplan, Neubau des Kirch- und Schmiedeteiches in Marienfelde Mf 43 Aufgestellt am 21.1.1987 Maßstab 1:500, Größe 85 x 49,5 cm Sen Stadt Um IV, Zeichn. Nr. 876/877/1-1

Dorfaue Marienfelde, Entwurf zur Rekonstruktion Mf 43 Denkmalpflegerische Wiederherstellung Maßstab 1:500 Gischow und Partner Landschaftsarchitekten

Als 1974 Berichte über die Bemühungen des Abgeordnetenhauses und des Landeskonservators erschienen, war es höchste Zeit, die noch vorhandenen Reste der Marienfelder Dorfaue vor willkürlicher Bebauung zu schützen. Es folgten Bestandsaufnahme, Prioritätenliste und ein neues Denkmalschutzgesetz. In der Prioritätenliste ist die Marienfelder Dorfaue die Nr. 2 (nach Lübars). In Marienfelde hat dann auch der Arbeitskreis "Umweltschutz auf kirchlicher Basis" von sich aus Vorschläge zur Verbesserung der Situation gemacht. 1983 haben sich die Landschaftsarchitekten Gischow und Partner mit der Rekonstruktionsplanung von Gutspark und Dorfaue im Rahmen der Denkmalspflege befaßt. Auch das Bezirksamt Tempelhof möchte die Dorfaue wieder in alter Schönheit glänzen sehen. Für 1989 ist in der Investitionsplanung die Wiederherstellung eines Pfuhles vor der Kirche angemeldet worden. Voraussetzung zu dieser Baumaßnahme war allerdings die Verlagerung des Durchgangsverkehrs aus der Dorfaue. Diese Arbeiten sind momentan in vollem Gange. Die Wiederherstellung b e i d e r in alten Karten eingezeichneter Pfuhle wäre für die Aue ein großer Gewinn. Im weiteren Verlauf könnte man mit schwerpunktmäßigem Einsatz von Geldmitteln die gartendenkmalpflegensche Wiederherstellung fortsetzen.

Wohnhaus Alt-Marienfelde 14 Mf 44 Gasthof zur grünen Linde, Alt-Marienfelde 28 Größe 2 x 40 x 30 cm Fotos: Fred Baumgart

Der Gasthof zur Grünen Linde (Alt-Marienfelde) Nach mündlichen Überlieferungen befand sich auf dem heutigen Grundstück Alt-Marienfelde schon vor 1830 eine Schenke, die der damalige Gutsherr, der auch eine Brennerei betrieb, errichtet hatte. Nachweislich wurde der Gasthof um 1830 durch den Gastwirt Berger mit Pferdeausspann- und Übernachtungsmöglichkeiten eröffnet. Gewiß war auch eine uralte Dorflinde in der Nähe, die der Schenke ihren Namen lieh. Trotz der Wandlungen im Gefälle der Zeiten ist dieses Gebäude noch ziemlich in seiner Ursprünglichkeit erhalten und mit seinem schönen Bohlenbinderdach Zeugnis für die solide Bauweise im vorigen Jahrhundert. 1871 wurde das Haus umgebaut. Es erhielt ein aufgesetztes Stockwerk mit Satteldach, neue Stallungen und einen großen Festsaal. Leider zerstörten im letzten Krieg Bomben die rückseitigen Anbauten. Das eigentliche Gasthaus blieb aber erhalten. Mit Hilfe des Landeskonservators wurde es restauriert und steht heute unter Denkmalschutz.

Wohnhaus Alt-Marienfelde 2 Mf 45 Wohnhaus Alt-Marienfelde 26 Größe: 2 x 40 x 30 cm Fotos: Fred Baumgart

Luftbild Dorfaue Marienfelde Mf 46 Befliegung vom 22. Februar 1945 durch britische Bomberpiloten. Größe 59 x 28 cm, Bildmaßstab 1:9500 Vergrößerung auf Bildmaßstab von ca 1:2000 Genehmigung zur Veröffentlichung durch die Universität Keele, England.

Luftbild Marienfelde Mf 47 Befliegung Mai 1964 Bildmaßstab ca. 1:4000, Flughöhe über Grund ca. 2100 m Sen Bau Wohn V

Luftbild Dorfaue Marienfelde Mf 48 Befliegung April 1984 Bildmaßstab ca. 1:2000 Größe 58 x 29 cm Sen Bau Wohn V

Montage der Entwürfe zu den Bebauungsplänen XIII-121a - XIII-121e Mf 49 Maßstab 1:1000 BA Te Abt. Bau Wohn

Alt-Marienfelde ist eines der letzten noch weitgehend erhaltenen Angerdörfer innerhalb des Berliner Stadtgebietes. Der Dorfanger mit der aus dem 13. Jahrhundert datierenden Dorfkirche, bildet den nach wie vor intakten Mittelpunkt des Dorfes. Er ist umgeben von einer Vielzahl alter erhalten gebliebener Gebäude und Gehöfte, die in ihrer Gesamtheit noch die typische Dorfatmosphäre vermitteln. Nachdem in den 70er Jahren ehemals landwirtschaftlich genutzte Bereiche Marienfeldes einer Wohnnutzung zugeführt wurden, verfügten die bäuerlichen Betriebe nicht mehr über ausreichendes Hinterland. Außerdem ging eine verstärkte Ausbreitung von gewerblicher Nutzung einher. Der auf Einzelgebäude ausgerichtete Denkmalschutz reicht nicht aus, um den historisch wertvollen Charakter der Dorflage langfristig zu erhalten. Es ist daher erklärtes gemeinsames Anliegen des Bezirks Tempelhof und des Landeskonservators, den Bereich der Dorflage Alt- Marienfelde unter besonderen Schutz zu stellen. Für das Bemühen, die Ensemblewirkung der vielen noch vorhandenen Gebäude zu bewahren, ist der Schutz vor baulichen Veränderungen von entscheidender Bedeutung. Dieses verfolgte Ziel soll im wesentlichen durch besondere Gestaltungsanforderungen und Erhaltungsgebote erreicht werden. Ergänzend zu diesen die Dorflage schützenden Maßnahmen soll südlich anschließend eine bis zum Nahmitzer Damm reichende Grünfläche mit einer Mischung aus Dauerkleingärten und Parkanlage festgesetzt werden, die den Blick auf die spezifische Dorfsilhouette weitgehend freihält. Die hierfür notwendigen Rechtsgrundlagen sollen durch die Aufstellung von Bebauungsplänen geschaffen werden.

Dorfaue Lichtenrade

Kirchenbuch der Pfarrei Lichtenrade Li 1 Angefangen 1639 Tauf-, Trau- und Sterberegister von 1639-1730 Ev Ki Gem Li

Die Ortskirchenbücher sind seit dem Jahre 1639, also fast 350 Jahre, erhalten geblieben. Zu diesem Zeitpunkt kam ein neuer Pfarrer namens Caspar Seydel nach Lichtenrade. der sich im Dreißigjährigen Krieg besonders für den Schutz der Kirchenakten gegen Raub und Brand einsetzte. Die Art der Eintragungen, auch die seiner Nachfolger, zeigt die Liebe und Sorgfalt, mit der die Bücher angelegt wurden. Die erste Eintragung nimmt er im Jahre 1639 vor. Es ist ein Taufbrief, der hier auszugsweise wiedergegeben werden soll. "Im Namen der hochheiligen und ungeteilten Dreieinigkeit. Genaue Aufführung war vor Kind in der h. Taufe dem Herrn Christo vorgetragen worden: Anno 1639 keines nicht. Anno 1640 den 9. August ist Peter Henkels, Bauers und Gottesvattern Hausfrau ihre Tochter durch die seligmachende Taufe dem Herrn Christi incorporiert worden. Die Taufpathen sind gewesen folgende: Caspar Seydels Pfarrherrn daselbst Eheliche Hausfrau, Georg Höfe, ein Knecht von Mahlow, der Müller George zu grosze Ziethen". Am 27. September trägt der Pfarrer Seydel die Taufe seiner eigenen Tochter Anne Marie in das Kirchenbuch ein.

Kirchenbuch der Pfarrei Lichtenrade Li 2 Angefangen 1795 Tauf-, Trau-, und Sterberegister von 1795-1842 Auf der ersten Seite einer Liste der in Lichtenrade tätigen Pfarrer von 1548-1808 Ev Ki Gem Li

Taufbuch der Pfarrei Lichtenrade Li 3 Angefangen 1806 Ev Ki Gem Li

Auf Seite 34 und 35 heißt es: "1820 am 27ten Mai früh um 3 Uhr wurde dem Schmiedemeister August Sameiski von seiner Ehefrau Charlotte Sophie geb. Lehmann ein Sohn geboren, welcher den 9ten Juni bei der heiligen Taufe Wilhelm Adolph genannt wurde. Die Taufzeugen sind gewesen:

1. Die Frau des Bauers Carl Koppe, Frau Koppe geb. Häwerer 2. Bauer Carl Gebert 3. Der Bauer und Krüger Friedrich Hoppe."

Kirchenrechnungsbuch der Pfarrei Mahlow Li 4 Angefangen 1639. Beendet 1810 Ev Ki Gem Li

Lichtenrade und Mahlow waren in dieser Zeit zu einer Pfarrei zusammengeschlossen. Das Buch gibt Auskunft über die Ausgaben der Kirche, die lückenlos von heute bis 1639 nachgewiesen werden können.

Karte von der Feldmark Lichtenrade Li 5 Copiert nach der Christianyschen Karte de Anno 1754 im Jahre 1854 Maßstab ca. 1:5000; Größe 95 x 64 cm BA Te Verm

Friedrich der Große, der moderne König, hat erkannt, daß die alte Drei-Felder-Wirtschaft dem Bauern nicht genug Freiheit läßt, um größere Erträge zu erzielen. Er konnte immer nur säen und ernten, was zur selben Zeit die anderen taten. Der Ruf des Königs, die gemeinsame Bearbeitung in der Drei-Felder-Wirtschaft aufzugeben, die Feldmark neu zu vermessen und die kleinen Stücke zu größeren Ackern zusammen- zulegen, wurde erhört. 1754 hatte der Königliche Landvermesser Christiany für 150 Taler die Feldmark neu vermessen. Im Zusammenhang damit wurde eine genaue Feststellung der Gemarkungsgrenzen nötig. 1774 wurde eine Neuverteilung des Bodens ohne die bisherige gemeinsame Wirtschaft durchgeführt. Anstelle vieler schmaler Kaveln wurden für den einzelnen Bauern größere zusammenhängende Flächen ausgewiesen. Die Bonitierung (Güteklassenbestimmung der Felder) war gewissenhaft, jeder hatte einen Anteil an gutem und schlechtem Boden. Die große Separation von 1774 hatte jedem Bauern eine eigene wirtschaftliche Planung ermöglicht und ihn von der jahrhundertealten Kette des Flurzwanges erlöst. Bei der Vermessung und der Separation hatte sich gezeigt, daß die Hufen der Lichtenrader Bauern weit kleiner waren als die der benachbarten Dörfer. Während in Marienfelde und Mariendorf auf eine Hufe ungefähr 66 Morgen kamen, ergab hier die Hufe nur 52 Morgen.

Gemarkung Lichtenrade No. 79 Li 6 Angefertigt 1864 Maßstab 1:5000; Größe 95 x 65 cm BA Te Verm

Die Lichtenrader Feldmark war eine der größten im ganzen Kreis Teltow. Sie umfaßte 67 Bauernhufen. Eine Hufe entspricht etwa 40-70 Morgen, ursprünglich soviel Land, daß es für eine Familie ausreichte und auch von ihr mit einem Gespann bearbeitet werden konnte: jedoch erhielten die Bauern im allgemeinen mehrere Hufen. Auch in Lichtenrade herrschte, wie auch sonst überall, die Drei-Felder-Wirtschaft. Die Feldmark war in drei große Gebiete eingeteilt, in das Großziethensche, das Tränke- oder Birkholzfeld und in das Buckowsche Feld. Auf jedem dieser Felder besaß nun auch in Lichtenrade jeder Hüfner eine Anzahl Streifen, die manchmal sehr schmal waren. Die drei großen Teile der Feldmark mußten von allen Bauern zu gleicher Zeit bestellt werden, noch dazu mit gleicher Frucht (Flurzwang). Wenn auf dem einen Feld Wintergetreide stand, säte man auf dem anderen Sommergetreide und ließ das dritte Feld brachliegen. Damit wechselte man in jedem Jahre. Es gab allerdings auch Sandflächen, z.B. an der Grenze nach Glasow. die jedesmal mehrere Jahre brachliegen mußten. Die Katasterkarte (früher auch Gemarkungskarte, heute Flurkarte) hatte den Zweck, die im (Grundsteuer-)Kataster für Steuerzwecke angesammelten Daten bildlich darzustellen. Neben der Bodengüte (Al-A6=Ackergüte 1-6, W7=Wasserfläche, G=Gartenland) war die Fläche ein wichtiger Faktor für die Ermittlung der Grundsteuer. Für damalige Zeiten wurde die Fläche am besten und einfachsten mit Hilfe von vermessungstechnischen Geräten (Polarplanimeter und andere) aus der Karte ermittelt. Gleichzeitig gaben die Karten den übersichtlichen Nachweis der Grundstücke in ihrer Lage zueinander ab.

Die Dorfkirche Lichtenrade Li 7 Foto von Hillert Ibbecken 1979 Größe 60 x 50 cm

Aus der Mitte des 13. Jahrhunderts stammt das älteste und schönste Bauwerk an der Lichtenrader Dorfaue. Die Kirche wurde als schlichter, rechteckiger Saalbau - vermutlich noch ohne Turm - auf roh behauenen Findlingssteinen erbaut. Im Laufe der Jahrhunderte erfuhr die Lichtenrader Dorfkirche viele Veränderungen. Die ursprünglichen, den Übergang vom romanischen zum gotischen Baustil markierenden Spitzbogenfenster wurden später zugemauert und durch Rundbogenfenster ersetzt. Man kann die alten Fensterfronten noch heute im Mauerwerk erkennen. Ein in späterer Zeit angebauter Turm mußte 1810 wegen Baufälligkeit abgetragen werden. Ein kleiner Dachreiter aus Holz ersetzte ihn im Jahre 1847. 1902 baute Baurat Georg Schwartzkopff einen hohen Felssteinturm mit quadratischem Grundriß, der von einer achtseitigen, hohen, schiefergedeckten Pyramide bekrönt war; an den Ecken des Turmes standen noch vier kleine Spitztürmchen. Gleichzeitig wurde vor dem Eingang an der Südseite eine Sakristei angebaut und der Haupteingang in den Turm verlegt. Die alte flache Holzdecke wurde 1922 durch ein Tonnengewölbe ersetzt. In der Nacht zum 29. Dezember 1943 fiel die Kirche Bomben zum Opfer und brannte bis auf die Umfassungsmauern ab. Beim Wiederaufbau 1948 erhielt der Turm ein schlichtes Satteldach. Die Orgel aus der Berliner Orgelbauwerkstatt Karl Schuke konnte 1968 in Betrieb genommen werden.

Die Dorfkirche Lichtenrade von 1847-1945 Li 8 4 Vergrößerungen von Postkarten Ev Ki Gem Li, BA Te Verm Sammlung H.-W. Klünner, Ev ZA B

Dorfkirche Lichtenrade Li 9 Taufengel BA Te HM

Zeichnung zu einem Erweiterungsbau Li 10 Anbau eines Konfirmanden-Zimmers p.p. an das Pfarrhaus in Lichtenrade; Herstellung massiver Grenzmauern u. Drahtgitterzäune zur Einfriedung des Pfarrgrundstückes Lageplan, Ansichten und Schnitte Hergestellt im Jahre 1894 Größe 60 x 49 cm Ev Ki Gem Li

Li 10

Entwurf zum Neubau eines zweiklassigen Li 11 Schulgebäudes nebst Abortanlage für die Gemeinde Lichtenrade bei Berlin Maßstab 1:100, Größe 69,5 x 57 cm Entworfen im Juni 1897 BA Te BWA

In Alt-Lichtenrade 103, wo heute das Jugendheim Alt-Lichtenrade steht, befand sich die im Jahre 1898 erbaute Volksschule mit 5 Klassen. !910 hatte sich die Zahl schon auf sieben aufsteigende Klassen erhöht. Die Schule hatte damals in ihrem inneren Aufbau die höchste Stufe der im Regierungsbezirk möglichen Systemgliederung erreicht und war somit den Schulen der größeren Vororte ebenbürtig. 1911 mußten weitere Klassen in dem neuerbauten Feuerwehrdienstgebäude untergebracht werden.

Lageplan des Schulgrundstückes der Gemeinde Lichtenrade Li 12 Maßstab 1:500, Größe 40 x 28 cm Aufgestellt im Jahre 1899 BA Te Verm

Inventarium der Schule zu Lichtenrade Ev Ki Gem Li

Plan von der "Irren-Anstalt" Schloß Lichtenrade, Li 13 Dorfstraße 6 (Alt-Lichtenrade 100) zur Errichtung eines Erker-Ausbaues Angefertigt im Jahre 1904 Maßstab 1:500 und 1:100, Größe 42 x 37 cm BA Te BWA

Zu den 42 Häusern mit den 74 Haushalten, die Lichtenrade kurz vor der Jahrhundertwende besaß, zählt auch das Schloß Bornhagen, in dem um 1900 eine Irrenanstalt untergebracht war. Auf dem Grundstück Alt-Lichtenrade 100, der früheren Dorfstraße 6. begann die Geschichte des Lehnschulzenhofes, auf dem bis zum Jahre 1766 die Lehnschulzenfamilie Sieke die ihr angestammten Aufgaben für das Dorf Lichtenrade erfüllte. Sie hatte den Hof zu Lehen, womit Rechte und Pflichten, eingeschlossen das Schulzenamt, verbunden waren. In den folgenden Jahren wechselte das Gut mehrere Male den Besitzer. 1794 erhielt der Kaufmann Borsche den Hof und erbaute 1797 ein neues Wohnhaus im klassischen Stil, das die Dorfbewohner wegen der pompösen Fassade und des hohen Doppeldaches stolz das "Schloß" nannten. Im Jahre 1890 kaufte der Magistratsbeamte Carl Glogauer das Schloß und baute es zu einer Anstalt um. Der Begriff "Irren-Anstalt Schloß Lichtenrade", der in den Plänen der Tempelhofer Baupolizei aktenkundig gemacht wurde, gibt also Auskunft über die Nutzung des Grundstücks. Im Dezember 1943 verursachte eine Luftmine an den vorhandenen Stallgebäuden und Remisen Totalschaden, während das Wohnhaus nur leichte Beschädigungen davontrug. 1958 kam das Aus für den einstigen stolzen Lehnschulzenhof. Witterungsbedingte Zerstörungen und Plünderungen nach dem Zweiten Weltkrieg sorgten dafür, daß das Schloß innerhalb eines Jahrzehnts zur Ruine wurde und abgetragen werden mußte.

Lageplan von dem Grundstück Dorfstraße 41 (Alt-Lichtenrade 97) Li 14 Maßstab 1:500 Größe 49 x 31 cm Angefertigt im August 1909 BA Te Verm

Entwurf zu einem Feuerwehrgebäude 1909 für die Gemeinde Lichtenrade Li 14 Maßstab 1:100 Größe 56 x 51 cm BA Te BWA Neben zahlreichen alten Bauernhäusern und der Dorfkirche im historischen Lichtenrader Dorfkern gehört das alte Feuerwehrgebäude zu den interessantesten Bauwerken. Um die Jahrhundertwende gab es in Lichtenrade noch keine Feuerwehr. Bei Bränden im Dorf mußten sich die Bauern gegenseitig helfen, sie bildeten eine Art Bürgerinitiative. Erst am 6. Februar 1906 fand im Dorfkrug die Gründung der Freiwilligen Feuerwehr statt. Die Grundsteinlegung des neuen Feuerwehrgebäudes in Alt-Lichtenrade 97 erfolgte am 16. Oktober 1909. Der Erbauer des Hauses war der Architekt Gustav Haufe, der auch Führer der Freiwilligen Feuerwehr wurde. Für die Bespannung der Feuerspritze stellte die Gemeinde sechs Pferde zur Verfügung. Erst 1926 erhielt die Lichtenrader Feuerwehr eine Motorspritze.

Ehem. Feuerwehr Alt-Lichtenrade 97 Li 15 Größe 2 x40 x 30 cm Fotos: Fred Baumgarten

Freiwillige Feuerwehr Mariendorf Li 16 Größe 28 x 23 cm, Sammlung G. Haberecht

Gemeinschaftliche Übung der Marienfelder und Lichtenrader Freiw. Feuerwehr am 6. Mai 1906, Foto 24 x 21 cm, BA Te HM Satzung des Vereins der freiwilligen Feuerwehr in Lichtenrade von 1906 Li 16 BFM

Li 14

Königliche Preußische Feuerordnung von 1772 Li 17 BFM

Übersichtsplan zur Bebauung und zu dem Straßennetz von Lichtenrade, Kreis Teltow Li 18 Maßstab 1:5000, Größe 93 * 75 cm Angefertigt 1907/1909, BA Te Verm Etwa um 1900 begannen einige Bauern von ihren Ländereien, die für sie unbequem zu erreichen waren, einzelne Stücke zu verkaufen. Mit dem Erwerb von Grund und Boden durch viele Berliner setzte eine rege Bautätigkeit ein. Bald stellte sich bei den neuen Käufern heraus, daß das erworbene Ackerland nur durch Anlegung von Straßen für neue Siedler nutzbar werden konnte und zu erreichen war. Man muß noch heute den Mut der Grundstücksbesitzer bewundern, Wohnhäuser inmitten der Feldmark zu erbauen, ohne feste Straßen, ohne Wasser und Gaszuleitung, ohne Kanalisation und ohne elektrischen Strom. Die bäuerliche Gemeindevertretung ließ daraufhin einen Bebauungsplan von Lichtenrade anfertigen. Am 3. Juni 1907 beschließt die Gemeindevertretung unter dem Vorsteher Paetsch die Übertragung dieser Arbeiten an den vereideten Landmesser Reinhold Dross.

Li 13

Fahne des Haus- u. Grundbesitzvereins Lichtenrade-West e.V. Li 19 Gewidmet von den Damen zur Bannerweihe 1926 BA Te HM

Höhen- und Lage-Plan Li 20 zur Festsetzung der Straßen- und Baufluchtlinien für die Dorfaue in der Gemeinde Lichtenrade. Aufgetragen und förmlich festgestellt im Jahre 1908 Maßstab 1:1 000 BA Te Verm

Die Nord-Süd-Richtung der Dorfaue und somit auch die Lage des gesamten Dorfes war wohl Folge der starken Bindung an den Ritterhof der Templer in Tempelhof und an dem zunehmenden Verkehr zum neuen Spreeübergang bei Berlin-Cölln. Der große Teich in der Mitte der Dorfaue erforderte einen großen Anger. Um 1800 führte schon durch das gesamte Dorf eine halbseitig mit Katzenkopfsteinen gepflasterte Dorfstraße. Diese Straße trug aber noch keinen Haupt- oder Reiseverkehr. Die offiziellen Postwagen fuhren seit 100 Jahren östlich von Lichtenrade über den Teltow durch Klein-Ziethen, Groß- Ziethen und Buckow. 1837 beginnt der Bau der Berliner Chaussee. Im Verlauf dieser Arbeit wird auch die Dorfstraße erheblich höhergelegt. Am 13. Juli 1838 wurde der erste Bauabschnitt bis Lichtenrade übergeben, im März 1839 die Strecke bis hinter Zossen. Vom Südausgang des Dorfes führte die Chaussee jetzt preußisch-gerade bis Glasow. Ab Oktober 1838 fuhren die Postwagen nach Dresden nicht mehr über Groß-Ziethen nach Mittenwalde, sondern durch Lichtenrade. Der Besitzer des Lehnschulzengutes richtete auf seinem Hof die Posthalterei ein. Hier vor Berlin war erster bzw. letzter Pferdewechsel. Die feste Chaussee zog schnell den Frachtverkehr nach Süden an sich, sie brachte Tempo in das dörfliche Leben und entfachte den Sinn für größere wirtschaftliche Möglichkeiten.

Plan von Lichtenrade Li 21 Angefertigt im Februar 1913 durch Giese, vereideter Landmesser Maßstab 1:5 000, Größe 89 x 69 cm Ev Ki Gem Li

Im ersten Jahrzehnt des 20. Jahrhundert entstand das "neue" Lichtenrade, welches sich nun überraschend schnell aus einem 600-Einwohner-Dorf zur Villenkolonie mit der vielfachen Seelenzahl entwickelte. Mit einer vermehrten Masse der Ausflügler, die bald in die Tausende stieg, begann die neue Zeit. Den Ausflüglern folgten die Parzellenkäufer, ihnen die Bauherren als spätere Villeneigen- tümer. In manchen Jahren wurden Millionenwerte in Häuser- und Straßenbauten angelegt. Das Grundbuchamt in Berlin mußte für Lichtenrade einen besonderen Amtsrichter bestellen. Die Einkünfte der Ortsgemeinde aus Grundstücksverkäufen stiegen ins Ungeahnte. Die neuen Siedler schlössen sich nun zu Haus- und Grundbesitzvereinen zusammen. 1908 wurde der Ortsverein Märkisches- und Taunus-Viertel sowie der Verein Bayerisches Viertel gegründet, dessen Mitglieder östlich des Lichtenrader Dammes bzw. des Kirchhainer Dammes siedelten und diese Gegend zu einer blühenden Gartenkolonie ausbauten.

Li 23

Plan von der Gemarkung Lichtenrade mit Straßenverzeichnis Li 22 Angefertigt im Mai 1921 Maßstab 1:10000 Größe 57 x 37 cm BA Te Verm

Die Straßeneinteilung in Lichtenrade verdanken wir heute dem Gemeindebaumeister Friedrich Eckler. Für Lichtenrade war diese Einteilung etwas Einmaliges, da die Straßenbenennung die Orientierung sehr erleichterte. Es wurden Wohnviertel eingerichtet: Lichtenrade-West wurde das Dichterviertel, aus Lichtenrade-Ost entstand das Märkische Viertel, im Anschluß daran das Taunusviertel, es folgten das Bauern- und das Bayerische Viertel östlich des Kirchhainer Dammes, westlich von diesem das General- oder Heldenviertel. Westlich der Eisenbahn entstand das Komponisten- und Hohenzollernviertel. Nach dem Ersten Weltkrieg ging diese Straßenbenennung zum Teil verloren, weil manche Straßen umbenannt wurden und nun nicht mehr in den Straßenplan des Baumeisters Eckler paßten. Bebauungsplan der Umgehungsstraße Li 23 nebst angrenzendem Gelände in Berlin - Lichtenrade vom Buckower Steuerhaus bis Kaiser- Wilhelm-Straße, Grenze Hs. Nr. 78/79 Angefertigt im Bezirksvermessungsamt Bln. Tempelhof, den 17. Dezember 1926 Maßstab 1:1000; Größe 97 x 64 cm BA Te Verm

Bebauungsplan XIII-120 für die Dorflage Lichtenrade Li 24 Festgesetzt am 18. Januar 1974 Maßstab 1:1 000 BA Te Abt. Bau-Wohn

Die Dorflage Lichtenrade gehört zu den Bereichen, zu deren Schutz besondere Gestaltungsvorschriften erlassen wurden. Der festgesetzte Bebauungsplan von 1974 soll den Bestand des Ortsbildes der Dorflage sichern und erhalten. Er setzt die überbaubaren Grundstücksflächen als Dorfgebiet teils flächenmäßig, teils durch Baukörperausweisung fest. Die Grundstücke Alt-Lichtenrade 97 (Feuerwehr), 103 (Jugendheim), 105 (Kirche) und 107 (Kindertagesstätte) wurden zusätzlich als Baugrundstücke für den Gemeindebedarf mit den genannten Zweckbestimmungen festgesetzt. Um den Einblick in die Dorflage von der Umgehungsstraße (Lichtenrader Damm) her zu sichern und von intensiver Bebauung freizuhalten, setzt der Bebauungsplan einen etwa 30 bis 75 m tiefen Streifen als Grünfläche mit der Zweckbestimmung Dauerkleingärten fest. In der zentralen Dorflage am Dorfteich wurden in Entwicklung aus der vorbereitenden Bauleitplanung Grünflächen mit der Zweckbestimmung Parkanlage festgesetzt. Baudenkmale, als Naturdenkmal geschützte Bäume und andere Naturdenkmale sind in den Bebauungsplan übernommen. Der Bebauungsplan enthält besondere Gestaltungsvorschriften, die zur Erhaltung des historischen Dorfbildes von Alt-Lichtenrade beitragen. So sind bauliche Anlagen nach Form, Maßstab, Verhältnis der Baumassen und Bauteile zueinander sowie Werkstoff und Farbe so zu gestalten, daß sie die durch die Dorfkirche und die unter Denkmalschutz stehenden Gebäude auf den Grundstücken Alt-Lichtenrade 82, 94, 98 und 113/115 geprägte Eigenart der Dorf- lage nicht beeinträchtigen.

Wohnhaus Alt-Lichtenrade 98; Li 25 Zum alten Dorfkrug, Alt-Lichtenrade 112 Größe 2 x 40 x 30 cm Fotos: Fred Baumgart

Alt-Lichtenrade 121 Li 26 Historischer Wiederaufbau Modell ca. 60 x 60 cm Conterra Bauträgergesellschaft mbH

Alt - Lichtenrade 121 Li 27 Historischer Wiederaufbau Ansichten und Schnitte Conterra Bauträgergesellschaft mbH

Als historische Rarität und in hohem Maße erhaltenswert erscheint die Vierseithofanlage Alt- Lichtenrade No. 121, die die unwiederbringlich letzte Gelegenheit in Berlin bietet, nicht nur Grundriß, sondern auch das äußere Erscheinungsbild des 19. Jahrhunderts zu bewahren, wobei unter Berücksichtigung der Entagrarisierung Lichtenrades eine neue, sinnvolle Nutzung erforderlich ist. Das Grundstück - ehemaliges Hof- und Gartenland des Bauern Carl Lehne - befindet sich in bedeutsamer Lage direkt vor dem Dorfteich. Städtebauliches Ziel des vorliegenden Bebauungskonzeptes war es, den Bestand der ortsbildprägenden Gebäude durch Wohnnutzung dauerhaft zu sichern und durch ergänzende Neubebauung in adäquater Form den verlorengegangenen Hofraum wiedererstehen zu lassen. Das seit etwa drei Jahren leerstehende Wohngebäude ist durchgreifend instandgesetzt und heutigen Komfortvor- stellungen entsprechend modernisiert worden. Das äußere Erscheinungsbild wurde analog den typischen Lichtenrader Stuckfassaden in klassizistischer Ausprägung rekonstruiert. Die Abstimmung der Maßnahmen erfolgte in Zusammenarbeit mit dem Landeskonservator. Das nördlich gelegene Kutscherhaus ist ebenfalls instandgesetzt und für eine Wohnnutzung ausgebaut. Das einsturzgefährdete Stallgebäude an der Südseite des Hofes ist abgetragen, jedoch einschließlich der Wiederherstellung der Ziegelsichtflächen im Zierverband an gleicher Stelle nahezu identisch neu aufgebaut. Es nimmt vier Wohneinheiten auf. Damit ist erstmalig in Berlin der Versuch unternommen worden, ein dörfliches Siedlungsmuster mit behutsamen Maßnahmen zu erhalten. (Reaktivierung durch Instand- setzung und Umnutzung, Wiederherstellung durch Rekonstruktion sowie Wiederherstellung durch maßstabgerechte Neubebauung)

Luftbild Dorfaue Lichtenrade Li 28 Luftbild Dorfaue Lichtenrade Li 29 Befliegung vom 24. März 1945 Befliegung April 1984 durch britische Bomberpiloten Bildmaßstab ca 1:2 000 Größe 57 x 30 cm, Bildmaßstab 1:8 500 Größe 56 x 30 cm Vergrößerung auf Bildmaßstab von ca 1:2 000 Sen Bau Wohn V

Zeittafel der Tempelhofer Geschichte

1220 Die M a r i e n f e l d e r Dorfkirche entsteht in dieser Zeit. Sie gilt als ältestes noch erhaltenes Bauwerk Berlins. 1247 T e m p e l h o f wird zum ersten Mal urkundlich erwähnt und zwar in der Schenkungsurkunde des Bischofs Rutger von Brandenburg an das Kloster Walkenried im Harz. 1319 Nach der Aufhebung des Tempelherren-Ordens gehen die Dörfer T e m p e l h o f , M a r i e n d o r f und M a r i e n f e l d e in den Besitz des Johanniter-Ordens über. 1344 M a r i e n f e l d e wird zum ersten Mal urkundlich erwähnt und zwar in einem Vertrag, mit dem der Bürger Johannes Ryke aus Colin den Lehnschulzenhof in Marienfelde vom Johanniter-Orden erwirbt. 1348 M a r i e n d o r f wird zum ersten Mal urkundlich erwähnt und zwar in einem in "Colin an der Spree" geschlossenen Vertrag, in dem ein Petrus Mergendorp als Zeuge eines Verkaufs aufgeführt wird. Mergendorp ist die niederdeutsche Sprachform für Mariendorf. 1372 Der Markgraf von Brandenburg Otto der Faule aus dem Hause der Wittelsbacher überläßt mit Vertrag von Arnswalde den Rittern Wibold und Siegfried von Kummeltitz gegen eine größere Summe die Bede und Wagendienste in M a r i endorf und M a r i e n f e l d e . Anm.: Diese Urkunde existiert nicht mehr. 1373 Kaiser Karl IV erwirbt mit Vertrag von Fürstenwalde die M a r k Brandenburg für 100.000Goldgulden von Otto dem Faulen. Kaiser Karl IV. bestätigt den Brüdern von Kummeltitz den von Otto dem Faulen im Jahre 1372 übertragenen Lehnsbesitz. 1375 L i c h t e n r a d e wird zum ersten Mal urkundlich erwähnt und zwar in dem Landbuch Kaiser Karls IV, das dieser als Grundstücks- und Abgabenregister zusammenstellen ließ. In dem Landbuch sind sehr genaue Angaben über alle Besitz- und Abgabenverhältnisse der Dörfer, Städte und Schlösser der Mark Brandenburg enthalten. 1435 T e m p e l h o f , M a r i e n d o r f und M a r i e n f e l d e werden vom Ordensmeister der Johanniter, Balthasar von Schlieben, an die Städte Berlin und Colin verkauft. 1475 L i c h t e n r ade erhält der Cöllner Bürger Bartholomäus Schaum von Kurfürst Albrecht Achilles als Lehen. Seine Erben bleiben 2 Jahrhunderte lang Grundherren in Lichtenrade. 1515 L i c h t e n r ade wird von den Erben des Bartholomäus Schaum zu zwei Dritteln für 559 Schock 47 Groschen an das Kurfürstliche St.-Erasmus-Stift in Colin verkauft. Dieser wird unter Kurfürst Joachim I. zum Domstift erweitert. Seitdem ist Lichtenrade Domdorf. 1533 An den Abhängen der ehemaligen Tempelhofer Berge vom heutigen Kreuzberg bis zur Hasenheide wird Wein angebaut. 1590 Berlin verkauft seine Anteile an den Dörfern T e m p e l h o f , Mariendorf und Marienfelde an Colin, da es zwischen beiden Städten ständig zu Kompetenzschwierigkeiten und Streitigkeiten über die Abgabenverteilung gekommen war. 1598 Der Kurfürstliche Rat und Jurist Dr. Johann Koppen aus Berlin kauft die beiden T e m p e l h o f e r Freihöfe, den Komtur- und den Hanehof, und vereinigt sie zu einem Rittergut. Dieser Kauf war der Beginn vieler Privatankäufe und Verkäufe. 1611 Die Pest bricht in den Dörfern M a r i e n d o r f und M a r i e n f e l d e aus. Im Dorfkrug in Marienfelde sterben innerhalb von wenigen Tagen sämtliche Bewohner. 1618 L i c h t e n r a d e verliert fast zwei Drittel seiner Bewohner durch die Pest und Ruhr. 1618-1648 Zwar gab es während des 30jährigen Krieges auf dem Boden der 4 märkischen Dörfer keine Kriegshandlungen, doch nehmen eigene und fremde Soldaten auf ihren Durchzügen den Bauern fast alles fort, was diese selbst zum Leben brauchen. Die Verwüstungen der Dörfer durch Ausplünderungen, Überfälle, Brandschatzungen und Raub und Mord sind unterschiedlich hoch. M a r i e n d o r f und M a r i e n f e l d e werden nicht so stark betroffen. 1665 Die Nachkommen des Bartholomäus Schaum verkaufen das ihnen verbliebene Drittel an den gutsherrlichen Rechten in L i c h t e n r a d e für 925 Taler an den Berliner Dom, der nun alleiniger Besitzer des Gutes und seiner Rechte ist. 1684 Die Kreisversammlung des Kreises Teltow tagt in M a r i e n f e l d e ; sie berät über das Ersuchen der Marienfelder Bauern, den Überschwemmungen der Feldflur abzuhelfen. 1722 Auf dem T e m p e l h o f e r F e l d , dem Ackerland der Tempelhofer Bauern, findet die erste große Parade der Berliner Garnison statt. 1733 Drei schwere Brände zwischen 1733 und 1748 hinterlassen schwere Schäden in Marienfelde. 1737 Die Kirche in M a r i e ndorf erhält einen hölzernen Turmaufbau. 1748 Ein Brand vernichtet fast alle Gebäude in M a r i e n d o r f . 1760 Im siebenjährigen Kriege kommen die Russen und die Österreicher bis nach Berlin. In M a r i e n d o r f mußten die Bauern Verpflegung und Quartier stellen. 1769 Die Kirche in L i c h t e n r a d e wird gründlich renoviert. 1773 In L i c h t e n r a d e wird die Separation durchgeführt. 1775/1777 Die von Friedrich dem Großen geförderten Entwässerungsgräben sind in L i c h t e n r a d e (1775) und M a r i e n f e l d e (1777: Königsgraben) fertiggestellt und schützen die Feldmarken vor den bisher üblichen Überschwemmungen. 1800 Ei n w o h n e r z a h l e n der 4 Dörfer: Lichtenrade : 241 Mariendorf : 162 Marienfelde : 148 Lichtenrade : 112 1801 In M a r i e n f e l d e wird die Separation durchgeführt. Damit verbunden ist die Aufhebung der Allmende. um 1810 Die Reformen des Freiherrn von Stein sichern den Bauern die Freiheit der Person (1806), die Verfügungsfreiheit über das Eigentum (1807) und die Freizügigkeit (1811) zu. 1811 Friedrich Ludwig Jahn eröffnet in der Hasenheide einen Turnplatz. 1821 Auf dem höchsten der 5 T e m p e l h o f e r Weinberge wird zur Erinnerung an die siegreichen Schlachten ein Denkmal eingeweiht. Dieser Berg erhält daraufhin den Namen Kreuzberg. 1828 Ein Teil der T e m p e l h o f e r Feldmark, das Tempelhofer Feld, wird von den Bauern an den preußischen Staat verkauft, der dieses Gelände als Exerzier- und Paradeplatz benötigt. 1835 An der Westseite des T e m p e l h o f e r F e l d e s wird an der Grenze zu Schöneberg eine Pferderennbahn angelegt, die jedoch wenige Jahre später an die Ostseite verlegt werden muß. 1838 Die neue Provinzial-Chaussee Berlin-Kottbuss, die T e m p e l h o f , M a r i e n d o r f und L i c h t e n r a d e durchschneidet, wird eröffnet. 1841 In Ma r i e ndorf wird die Separation beendet. 1844 Adolf Kiepert erwirbt das aus Bauernhöfen zusammengelegte Rittergut M a r i e n f e l d e und entwickelt es zu einem Musterbetrieb. 1853 An der Dorfstraße (heute: Alt-Lichtenrade) in L i c h t e n r a d e wird ein neues Schulhaus eingeweiht. 1864 Die M a r i e n d o r f e r Dorfstraße (heute: Alt-Mariendorf) wird gepflastert. Zwei Pfuhle werden zugeschüttet. 1872 T e m p e l h o f und M a r i endorf erhalten ein neues Schulhaus. An der Ringbahn wird die Haltestelle T e m p e l h o f eröffnet. 1875 Die Berlin-Dresdener Eisenbahn wird eröffnet - mit einer Haltestelle in M a r i e n f e l d e . Die vom Halleschen Tor abfahrende Pferdeeisenbahn wird nach T e m p e l h o f geführt und 1883 bis M a r i e n d o r f verlängert. 1878 Das Garnisons-Lazarett am Metzplatz in T e m p e l h o f ist fertiggestellt. 1879 M a r i e n f e l d e erhält Gasanschluß. 1883 L i c h t e n r ade erhält eine Postagentur und eine Haltestelle an der Berlin- Dresdener Eisenbahnstrecke. Der Maler Arnold Böcklin unternimmt auf dem T e m p e l h o f e r Feld erste Flugversuche. 1888 In Ma r i endorf wird die Adlermühle errichtet. 1895 Der Bahnhof M a r i endorf wird eröffnet. 1900 Einwohnerzahlen der 4 Dörfer: Tempelhof : 9991 Mariendorf : 5764 Marienfelde : 1946 Lichtenrade : 818 1901 Das Gaswerk M a r i e n d o r f wird in Betrieb genommen und die Pferde- eisenbahn durch die zweigleisige elektrische Bahn ersetzt. Die Freiwillige Feuerwehr M a r i e n f e l d e ist gegründet. 1902 L i c h t e n r a d e erhält Gasanschluß. Der Turm der Dorfkirche wird erneuert. 1903 Das Kloster "Vom Guten Hirten" in M a r i e n f e l d e ist fertiggestellt. 1904 Die Charlottenburger Wasserwerke beliefern M a r i e n f e l d e . 1905 Das Rathaus M a r i endorf wird eingeweiht. 1906 In Te m p e l h o f und L i c h t e n r ade gründet sich die Freiwillige Feuerwehr. In Mariendorf wird der Teltowkanal eröffnet. 1907 Ma r i e n f e l d e erhält elektrische Stromversorgung. Die Charlottenburger Wasserwerke beliefern L i c h t e n r a d e . 1910 T e m p e l h o f kauft den Westteil des Tempelhofer Feldes für 72 Millionen Goldmark von der preußischen Militärverwaltung zurück. Hier entsteht später die Gartenstadt Neu-Tempelhof. 1911 L i c h t e n r a d e wird mit Elektrizität beliefert. 1913 Die Trabrennbahn in M a r i e n d o r f wird eröffnet. 1920 Tempelhof, Mariendorf, Marienfelde und Lichtenrade werden eingemeindet und bilden den 13. Verwaltungsbezirk von Groß-Berlin. Der ursprünglich Mariendorfer Ortsteil Südende kommt zum Bezirk Steglitz. 1922 Zwischen den Ortsteilen L i c h t e n r a d e und M a r i endorf wird durch eine Autobuslinie eine direkte Verkehrsverbindung geschaffen. 1923 Der Fl ugbetrieb auf dem Tempelhofer Feld wird aufgenommen. 1926 Das U l l s t e i n h a u s ist nach den Entwürfen des Architekten Eugen Schmohl fertiggestellt. 1928 Das Reichspostzentralamt im Ortsteil Tempelhof wird eröffnet. 1929 Der " L i l a r e s a " (Lichtenrader-Lankwitzer-Regenwasserkanal) ist fertiggestellt. Familie Kiepert verkauft das Marienfelder Gut an die Stadt Berlin. 1931 Der erste Teil des V o l k s p a r k s Mariendorf wird freigegeben. 1933 Das Ki nderkrankenhaus im Ortsteil Lichtenrade wird eröffnet. 1938 Das Rathaus Tempelhof ist fertiggestellt. 1939 Der Zentralflughafen Tempelhof wird eröffnet. Die Flughafenanlage entstand nach den Plänen des Architekten Dr. Sagebiel. 1948/1949 Die Bl o c k ade der Westsektoren Berlins wird von der Sowjetunion verhängt. Da die Land- und Wasserwege blockiert sind, wird eine Luftbrücke organisiert. 1951 Das Lu f t b r ü c k endenkmal ist erbaut. 1955 Das S o m m e r b a d im Ortsteil Mariendorf ist fertiggestellt. 1961 Der erste Rammstoß für den U-Bahnbau von Tempelhof nach Mariendorf erfolgt am 6. März. Am 13. August erfolgt die Abriegelung durch Ost-Berlin, die in der Folgezeit durch den M a u e r b a u auch äußerlich sichtbar gemacht wird. Die S t r a ß e n b a h n 99 macht ihre letzte Fahrt vom Bahnhof Lichtenrade zum Bahnhof Tempelhof. 1966 Die U-Bahn fährt bis zur Endhaltestellt Alt-Mariendorf. Ein umfangreicher Industriekomplex entsteht an der Motzener Straße im Ortsteil Marienfelde. 1974 Das K l ä r w e r k Marienfelde ist fertiggestellt. 1975 Mit dem Bau des Flughafens in Tegel verliert der Zentralflughafen Tempelhof an Bedeutung. 1980 Einige Teile des F r e i z e i t p a r k s Marienfelde werden freigegeben. 1987 E i n w o h n e r z a h l e n :

Tempelhof : 57.386 Mariendorf : 47.714 Marienfelde : 32.830 Lichtenrade : 48.834 186.764

Literatur- und Quellenverzeichnis

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Giese, E. Die alteingesessenen Lichtenrader Familien. Aus "Heimatfest Lichtenrade" am 3.-5. August 1934

Göldner, Alfred Aus vergangenen Tagen - mit besonderer Berücksichtigung von Berlin-Mariendorf und Umgebung. Ein Beitrag zur Heimatge- schichte für Schule und Haus. Berlin 1925

Grunow, W. Kleine Chronik der Familie Grunow. Berlin 1974

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Möllenbeck, F.K. Die Geschichte des Bezirkes Tempelhof

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Postier, Wilfried Lichtenrade, ein Dorf in Berlin Berlin 1983

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Spatz, Willy Der Teltow, Band 1-3. Berlin 1905, 1912, 1920

Teltower Kreisblatt Jahrgänge 1867 - 1877

Teltower Kreiskalender Jahrgänge 1906 - 1936

Vogel, Werner 650 Jahre Mariendorf? Jahrbuch für brandenburgische Landesgeschichte. 1938

Wollschläger, Paul Der Bezirk Tempelhof, eine Chronik in Geschichten und Bildern. Berlin 1964

Wundrich, Hermann Vom Bauernhof zur Gartenstadt. Lichtenrade im Laufe der Jahrzehnte. Berlin 1964

Leihgeber

Das Bezirksamt Tempelhof dankt den nachfolgenden Personen und Institutionen für ihre Leihgaben: Arbeitskreis Historisches Lankwitz, Berlin 46 Baumgart, Fred, Berlin 36 Berliner Feuerwehr, Feuerwehrmuseum, Berlin 13 Berliner Post- und Fernmeldemuseum, Berlin 30 Berliner Stadtgüterklub Berlin-Marienfelde, Berlin 48 Bez.-Amt Tempelhof, Bau- und Wohnungsaufsichtsamt, Berlin 42 Bez.-Amt Tempelhof, Gartenbauamt, Berlin 42 Bez.-Amt Tempelhof, Heimatmuseum, Berlin 42 Bez.-Amt Tempelhof, Hochbauamt, Berlin 42 Bez.-Amt Tempelhof, Stadtplanungsamt, Berlin 42 Bundespostmuseum Frankfurt Conterra Bauträgergesellschaft mbH, Berlin 15 Eberbeck, Rosemarie, Berlin 42 Evangelische Kirchengemeinde Lichtenrade, Berlin 49 Evangelische Kirchengemeinde Mariendorf, Berlin 42 Evangelische Kirchengemeinde Marienfelde, Berlin 48 Evangelische Kirchengemeinde Tempelhof, Berlin 42 Evangelisches Konsistorium Berlin, Berlin 42 Evangelisches Zentralarchiv Berlin, Berlin 12 Fabarius, Hans-Werner, Berlin 48 Ferdinant und Reimers, Architekten, Berlin 19 Fiene, Heinz, Berlin 41 Friese, Wolfgang, Berlin 46 Geheimes Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz, Berlin 33 Gesellschaft für Erdkunde, Berlin 41 Gischow und Partner, Landschaftsarchitekten, Berlin 61 Haberecht, Günter, Berlin 42 Ibbeken, Hillert, Berlin 33 Klünner, Hans-Werner, Berlin 42 Koch, Ralf, Berlin 49 Krenz, Renate, Berlin 47 Landesarchiv Berlin, Berlin 30 Landesbildstelle Berlin, Berlin 21 Plansammlung der Universitätsbibliothek der TU Berlin, Berlin 10 Postier, Wilfried, Berlin 49 Rüdiger, Regine, Berlin 42 Senator für Bau- und Wohnungswesen V, Berlin 31 Senator für Stadtentwicklung und Umweltschutz IV, Berlin 61 Schulz, Hans-Ulrich, Berlin 42 Schwertfeger, Martin, Berlin 47 Staatsbibliothek Preußischer Kulturbesitz, Berlin 30 Stephani, Elisabeth, Berlin 21 Stolpe, Berlin 46 Universität Keele, England Verein für die Geschichte Berlins, Berlin 31