Beschlüsse der sieben Gemeinderäte in der Ökomodellregion

Waging am See. Im Rahmen der Ökomodellregion Waginger See- sehen die beteiligten Kommunen – Waging, Taching, Wonneberg, Petting, Kirchanschöring, und – für sich eine Reihe von Gestaltungsmöglichkeiten, um den gemeinsam in der Bewerbung definierten Zielen näher zu kommen. Inzwischen haben alle Gemeinderäte die vom Vorstand und der Arbeitsgruppe „Ökoregion und Gemeinden“ ausgearbeiteten Beschlussvorschläge im Grundsatz abgesegnet. Maßnahmen, die Geld kosten, müssen aber, wenn die Umsetzung konkret bevorsteht, nochmals von jedem Gemeinderat eigens verabschiedet werden.

Gleichwohl sieht es Projektbetreuerin Marlene Berger-Stöckl als einen „Meilenstein“ an, dass sich sieben Bürgermeister übereinstimmend bereit erklären, dass sie die Ziele der Ökomodellregion im eigenen Wirkungsbereich der Gemeinde konkret mit Leben füllen wollen. Und Alfons Leitenbacher, der Chef des Landwirtschaftsamtes in , spürt durch die gemeinsamen Bemühungen „einen gewissen Schwung“ aufkommen und hält daher die Ökomodellregion für eine „rundum gute Sach’“.

In zehn Kategorien sind die Inhalte der Grundsatzbeschlüsse, die in allen sieben Kommunen gefasst wurden, verpackt worden: Das beginnt damit, dass die Kommunen landwirtschaftliche Flächen, die in ihren Besitz sind, an solche Bauern verpachten, die „eine möglichst ökologische und gewässerverträgliche Bewirtschaftung sicherstellen“. Das bedeute aber nicht, wie im Gespräch ergänzt wurde, dass die Bewirtschaftung zwingend biologisch sein müsse.

In den kommunalen Wäldern solle naturnaher Waldbau betrieben werden – gemäß der „Initiative Zukunftswald“, die u.a. von der Forstverwaltung des Landwirtschaftsamtes unterstützt werden soll: mehr Laubbäume, mehr Sträucher am Waldrand, kontinuierliche Pflege, Totholz liegen lassen, keine Chemie. Ausgleichs- beziehungsweise Ökokontoflächen, die ausgewiesen werden, sollen der landwirtschaftlichen Nutzung nicht komplett entzogen, sondern einer kleinbäuerlichen, ökologisierten Landwirtschaft für eine extensive Nutzung zur Verfügung gestellt werden. Beispiele dafür gibt es bereits bei jüngst geschaffenen Ausgleichsflächen der Gemeinde Waging bei Ebing und Unteraschau.

Weiters soll es für öffentliche Grünflächen ein sogenanntes „Pflegemanagement“ geben, zum Beispiel mit Festlegung von Mähzeiten, um einen Teil der Flächen zu extensivieren und Blühflächen zu schaffen. Eine gedeihliche und gut abgesprochene Zusammenarbeit und Kommunikation mit den gemeindlichen Bauhöfen und externen Dienstleistern ist Voraussetzung für die Ausarbeitung eines solchen Pflegeplans, der den Bauhöfen künftig auf Teilflächen auch Arbeit sparen soll – denn manchmal „sei weniger Pflege mehr“, so die Verantwortlichen.

Die Gemeinden werden auf ihren Flächen keine chemisch-synthetischen Pflanzenschutzmittel mehr verwenden. Die Bürgermeister sind sich bewusst, dass noch Aufklärungsarbeit in ihren Gemeinden zu leisten ist, damit sich nicht Bürger über vermeintlich „ungepflegte“ kommunale Flächen beschweren, auf denen das ein oder andere „Unkraut“ aus einer Fuge sprießt. Der Verzicht auf Gifte ist für die Gemeinden in ihrer Vorbildfunktion ein wichtiger Punkt.

Die Anlage von Streuobstwiesen ist ein weiteres Ziel, das schon ordentlich umgesetzt werden konnte: Fast 150 Bäume sind bereits gepflanzt, in Kirchanschöring, Petting und Waging sollen noch heuer weitere dazu kommen, kündigten Bürgermeister Birner und Bürgermeister Häusl an. Denn diese Streuobstflächen bildeten nicht nur die Grundlage für biologische Obstsäfte, die gesucht seien, sondern seien landschafts- und ortsbildprägend und hätten immer schon zu den bayerischen Ortschaften dazu gehört.

Kommunale Einrichtungen sollen, so der Punkt sieben der Zielerklärung der Ökomodellregion- Kommunen, in ihren Küchen einen wachsenden Anteil biologisch erzeugter, zumindest aber regional erzeugter Lebensmittel verwenden, Ähnliches gelte auch für die Ausstattung von Geschenkkörben, die bei Ehrungen gern überreicht werden. Und wenn in den Gemeinden etwas angeschafft wird, sei auf umweltfreundliche Beschaffung, am besten mit dem Umweltzeichen „Blauer Engel“, zu achten. Der Blaue Engel zeichnet Produkte aus, die nach jetzigem Standard am umweltfreundlichsten sind, aber die geforderten Qualitätsnormen wie z.B. die Druckerverträglichkeit bei Recyclingpapier berücksichtigen. Nicht zuletzt sollen die Gemeinden ein Flächenkataster erstellen, in dem Leerstände von Gebäuden sowohl im Bereich Wohnen als auch im Gewerbe und von unbebauten Baugrundstücken erfasst werden - nach dem Schlagwort: Innenentwicklung vor Außenentwicklung. Dies helfe nicht zuletzt, Flächen zu sparen, für Landwirte langfristig ebenso wichtig wie für das Landschaftsbild und den Tourismus.

Bürgermeister Hans-Jörg Birner stellte zu diesem Maßnahmenkatalog zusammenfassend fest, dass dessen Ausgestaltung im Detail jeder Kommune selbst überlassen bleibe. Da die Maßnahmen teilweise auch mit Kosten verbunden seien, treffe es sich gut, so Marlene Berger-Stöckl, dass die Gemeinden der Region jetzt bei den neuen Zusammenschlüssen wie Leader oder ILE mit dabei seien, über die für gewisse Projekte Fördergelder ausgereicht werden. Das sei, so Birner, eine extrem gute Ausgangsbasis und die Grundlage für eine Zusammenarbeit, wie sie kaum besser sein könnte – und damit die ideale Voraussetzung für regionale Entwicklung, deren Auswirkungen erst in zwei bis vier Jahren so richtig sichtbar würden.

Neben den zehn Punkten den Zielformulierung wurden von den Gemeinderäten einzelne Maßnahmen aus einer Liste von möglichen Maßnahmen abgesegnet, die unter der Rubrik „optional“, also „nicht zwingend“, aufgeführt sind: ein gemeinsames gemeindeübergreifendes Ökokonto, Moorrenaturierung, Nutzung öffentlicher Pflanzflächen für Gemüse und Beerenobst „an Stelle von Fleißigen Lieschen“, Anlage von Wildfruchthecken und Blühwiesen, Pflanzung selten gewordener heimischer Baumarten und Flächen für Gemeinschaftsgärten zur Verfügung stellen, wie es im Bereich Waging im Rahmen eines kleinen Modells von privater Seite jetzt ausprobiert werden soll.

Hans Eder