DER ROTE LÖWE AUSGABE 3/2016

Von Fans für Fans unpolitisch – parteiisch – unabhängig seit 1895

Eintracht Braunschweig

1. FC Nürnberg

Danke Vrana

In dieser Ausgabe: Herausgegeben vom Fanprojekt Braunschweig

Vorwort S. 2 Ostern im Kosovo S. 9

Fan-Versammlung vom 15.03.16 S. 3+4 Damir Vrančić S. 10+11

„Eintracht ist unser Leben!“ S. 5-7 Impressum S. 11

1. FC Nürnberg S. 8

Alle Ausgaben auch als Download unter www.fanpresse.de Das nächste Heft erscheint zum Heimspiel gegen den Fortuna Düsseldorf DER ROTE LÖWE AUSGABE 3/2016 Vorwort | Seite 2 Moin liebe Fußballverrückte Wir sind Eintracht?

Wir sind Eintracht. Ist das ei- tern der Eintracht, dem Fan- wurde gesungen, gespielt, ge- sein Fett weg, als „letzter gentlich ein überstrapazierter Rat, dem Fanprojekt und tanzt, gelacht und lange gefei- Scheiß vom Merchandise“, Slogan und verbinden wir et- Protagonisten der Fanszene. ert. Vor allem aber ist da etwas wurde aber dennoch irgendwie was mit dem Begriff Eintracht? Hier nehmen neben den passiert, was den Begriff Ein- auch für Traditionsbewusste Na ja, im Idealfall ist es natür- Fanbeauftragten, Geschäfts- und Kommerzkritiker sympa- lich das was wir wirklich sind, führung, Presseabteilung thisch. Da konnten zwei blinde eine einträchtige Familie und und Organisation von Ein- Fans zeigen, wie sehr sie dabei vor allem ein Gefühl aus dem tracht Teil. In dieser Form sind und dazugehören. eine Haltung und eine Identität bundesweit einzigartig. erwachsen. Mehr als Fußballan- Selbst die Vizepräsidentengat- hänger, die zufällig aus dersel- – Da wird innerhalb der Fan- tin war alles andere als ein ben Gegend kommend, nichts szene Hilfe organisiert wenn Fremdköper aus fernen VIP Besseres mit sich anzufangen jemand Probleme hat, hier Welten. Viele Momente waren wissen, als zum Fußball zu ren- gibt es vom Auto für Chris- rührend und ergreifend, alle die nen. Im Idealfall streiten wir tel bis zur Dauerkarte für dabei waren sind zusammenge- über Mannschaftsleistung, Rolli unzählige Beispiele. wachsen, alle haben sich schät- Spiele, Kaderzusammenstel- zen gelernt. Das war, ist und lung, nörgeln hier und da, wis- – Hospiz, Kinderkrebssta- bleibt Eintracht! Und nicht zu- sen, dass wir meistens eigent- tion, Frauenhaus, Kinder in letzt die Ultras von Cattiva, was lich keine Ahnung haben und Armut, Braunschweiger Ta- gibt es nicht alles für Ansichten stehen dann letztlich immer zu fel und viele andere soziale über diese schlimmen Ultras… unserem Verein, halten eben zu- Einrichtungen bekamen ne, die sind nicht schlimm, sammen, wenn es drauf an- Spenden im Laufe der ganz im Gegenteil, die haben kommt. Aber da ist noch mehr, Jahre, die Christel und viele ganz genau verstanden was uns verbinden Geschichte und andere sammelten. Cattiva Eintracht ist. Geschichten, ja auch eine ei- spendet jährlich Summen gene Mentalität und vor allem im sechsstelligen Bereich Und wir vom Fanprojekt waren wir sind mit dem Herzen bei für soziale Zwecke. Viele von Anfang an Feuer und der Sache, zu Tränen gerührt, Hinterbliebene konnten Flamme für die Idee von Axel mitfühlend auch gegenüber an- sich auf vielfältige Unter- Preuß gewesen, dem Chefdra- deren Mitgliedern unserer Fuß- stützung aus der Fanszene Auf der Party nach dem maturgen vom Staatstheater als ballfamilie. Und es gibt einige verlassen. Theater. Lebensfreude pur mit wir im vergangenen Sommer ganz praktische Beispiele die AC/DC-Luftgitarre, das erste Mal darüber sprachen. verdeutlichen was Eintracht – Da gibt es eine Revue im Foto: Karsten König Denn für uns ist klar gewesen: ausmacht: Staatstheater – Unser Aan- Das ist Fankultur! Das ist genau tracht. das was es ausmacht. In der Ge- – Da ist ein Spiel der Fans ge- tracht nicht besser mit Leben meinschaft aktiv sein und dabei gen die erste Mannschaft, Und jetzt gab es das 5. Interkul- füllen oder nach außen deutlich manchmal auch ganz besonders was es in der Form in ganz turelle Theaterfestival mit dem machen kann. Auf der Bühne verbindende Momente erleben. Deutschland in den ersten Schwerpunkt Fußball. standen verschiedene Fangene- drei Ligen nicht gibt. rationen und wenn man so will, In Eintracht für Eintracht! Da standen dann ganz normale verschiedene Fantypen. Vom Euer Fanprojekt – Da ist ein regelmäßiges Fußballfans auf den Brettern, Ultra bis zum (Achtung!) Mas- Treffen zwischen Mitarbei- die die Welt bedeuten. Da kottchen. Letzteres bekam zwar

Die Fanzeitung wird von einer ehrenamtlichen Fanredaktion mit großem persönlichen Engagement zu jedem Heimspiel erstellt und kostenlos im Stadion verteilt.

Wir sind weiterhin auf Förderer angewiesen, die uns durch Ihre Spende bei der Erstellung der Fanzeitung unterstützen. Eine Spendenquittung kann ausgestellt werden. Kontakt: [email protected] AUSGABE 3/2016 Thema: Kommunikation | Seite 3 „Mach doch mal den Mund auf…!“ Die Fan-Versammlung vom 15.03.16 als Aufhänger zum Thema Kommunikation zwischen Verein und Fans

etwas Tolles für die Zukunft des ten Summen durch Eintracht BTSV. Braunschweig in einigen Jahren diese „Fußkette“ lockern oder Aber einige andere Dinge sehe sogar lösen könnte. Doch genau und sah ich eben nicht so posi- bei diesem Thema „Kölmel“ tiv. Im Laufe dieser Saison än- hörte ich von vielen die Frage: derte sich was. „Kölmel-Verträge? Nie ge- hört...worum geht es denn da Es ergaben sich zum Ende der überhaupt?“ Hinrunde, in der Winterpause und mit dem Start der Rück- Eigentlich eine großartige Wei- runde Situationen und Ereig- chenstellung von Seiten des nisse, die in vielen Eintracht- Vereins, was die Zukunft der Foren, im Stadion etc. zu Dis- Finanzen des BTSV betrifft, kussionen führten, die unter- doch dieses Thema ist auf der Auf der Fanversammlung, Fotos: Bernhard Grimm schiedlicher nicht geführt wer- Homepage nur einen unauffälli- den konnten. Ob es der Wechsel gen, schlicht kommentierten Die Fan-Versammlung vom sportlicher Umbruch her, das von Emil Berggreen nach Artikel wert, den wohl kaum ei- 15. März 2016 war nicht ein- war wohl allen klar. Dass hier Mainz war, nicht getätigte aber ner zur Notiz genommen hat, fach nur ein Zusammenkom- auch ein paar Gefahren lauern angekündigte Spielerverpflich- der nicht den Hintergrund et- men von Eintracht-Fans und und so etwas nicht immer rund tungen im Winter, die plötzli- was genauer kennt und verfolgt den Verantwortlichen der läuft, liegt in der Natur der Sa- che Ausleihe von Mads Hvil- hat. Auch zu den anderen oben Braunschweiger Eintracht. Zu- che. Positiv in diesem Zusam- som nach Brann Bergen bis genannten Themen fehlte hier mindest nicht für mich persön- menhang muss ich einfach noch 2017, die Rückkehr von Domi einfach Aufklärung, die für die lich. Ich hatte mich an diesem einmal auf das neue NLZ ver- Kumbela, nur eine weitere Neu- Fans, aber auch für das Gesicht Abend auf den Weg gemacht, weisen, wo in den letzten Jah- verpflichtung in Person von des Vereins in der Öffentlich- weil ich viele Fragen im Kopf ren großartiges aufgebaut und dem Skippy from Down Under keit gut gewesen wäre. Meine hatte und auf viele Antworten geleistet worden ist. Und dass für die U 23, Stefan Valentini, Meinung. Damit stand ich an hoffte. Ich fühlte mich aufgrund wir nach so wenigen Jahren das Spielsystem von Torsten dem Abend nicht alleine da. einiger Tatsachen und Situatio- schon Namen aus dem eigenen Lieberknecht, aber auch The- nen, gerade nach der Winter- Nachwuchs in der 1. Mann- men, wie der Kölmel-Vertrag, Auf der Fan-Versammlung sollte pause, als Fan schlichtweg vom schaft auf der Anzeigentafel le- der aufgrund von Änderungen zu vielen dieser Themen nach- Verein im Regen stehen gelas- sen können, ist ein unglaubli- u. a. beim Thema TV-Gelder gebessert werden. Darauf ziel- sen. Ich war verärgert. Das ches Geschenk. Hier entsteht und wohl entsprechend gezahl- ten die Fragen der anwesenden hatte ich schon lange nicht mehr so empfunden. Im Laufe der Veranstaltung sollte sich he- rausstellen, dass nicht nur für mich das Thema Kommunika- tion und damit der schlichte Wunsch nach Information von Seiten des Vereins im Vorder- grund stand. Denn das war es, was viele in den letzten Mona- ten ganz massiv von Seiten der Eintracht vermisst haben.

Aber wie war es dazu gekommen?

Nach den Jahren von Kontinui- tät und sportlichen Erfolgen musste u. a. zwangsläufig ein DER ROTE LÖWE AUSGABE 3/2016 Thema: Kommunikation | Seite 4

sammlungen nicht nur die Ein- Dinge schlichtweg anders kom- tracht-Familie, von der immer muniziert oder an die Fans he- in den höchsten Tönen als Not- ran getragen hätte, es durch wendigkeit für den Erfolg und diese Aufklärung viel weniger das Gesicht des Vereins gespro- Unmut und Irritation gegeben chen wird, „mitzunehmen“, hätte. ist nein, er verpasst sogar die posi- einer, wie kein zweiter, der das tiven und erfolgreichen Punkte vorlebt und immer wieder ver- intensiver und ausgiebiger für sucht. In der Öffentlichkeit, mit sich selber zu nutzen. Beispiel den Fans, wo immer er auf- ganz aktuell: Eintracht Braun- taucht. Mit all seiner Emotiona- schweig erhält die Lizenz für lität. die nächste Saison 16/17 ohne jegliche Auflagen und Nach- Hier ist der ganze Verein mit besserungen. Vor einigen Jah- seinen Verantwortlichen gefragt ren eine undenkbare Tatsache. und hier gibt es ganz klar Hand- Heute ist dies eine Randnotiz lungsbedarf! Dass es ja gehen Fans ab. Verärgerung und An- der Fans von enormer Bedeu- auf eintracht.com wert. Eine kann, haben Marc Arnold und spannung lag in der Luft. tung. Damit musste man den positive Bilanz und Erklärung Soeren Oliver Vogt ja an die- Wechsel im Nachhinein nicht für diesen Erfolg hätte nichts sem Abend auch bewiesen. Hier Marc Arnold nahm hier u. a. gut finden, aber die Entschei- mit Selbstdarstellung zu tun, kamen doch ordentliche und Stellung zum Thema Emil dung von Seiten des Vereins sondern mit Stolz auf das ge- sachliche Argumente zustande, Berggreen. Am Ende war der hatte verständliche Argumente. meinsam erreichte. die für Antworten sorgten. Transfer wirtschaftlich ein gu- Diese beiden Beispiele zeigen tes Geschäft für den Verein, so einfach die Problematik der Dass dann Torsten Lieber- Vielleicht kann die Redaktion wie es in der Geschichte von fehlenden Kommunikation mit- knecht am Ende der Fan-Ver- vom ROTEN LÖWEN hier in wohl einander auf. sammlung betont hat, dass es der kommenden Saison ein kaum ein anderes Beispiel gibt. nicht wieder 3 Jahre dauern bisschen „Hilfestellung“ leis- Die Art und Weise, wie dieser Im ersten Abschnitt der Fan- darf, bis man sich mit den Fans ten. Das Thema Kommunika- Wechsel zustande kam, hatte Versammlung sind Initiativen zu so einer Runde trifft, war für tion im blaugelben Alltag von aber eindeutig einen bitteren vorgestellt worden, die genau alle ein gutes Schlusswort, wo- Verein, Mannschaft, Fans und Beigeschmack bei den Fans gegen diese Tendenz der feh- rüber ich mit Torsten anschlie- seinen Personen soll hier eine hinterlassen. Es kristallisierte lenden Information und Kom- ßend spontan selber noch reden neue Plattform erhalten. Darin sich durch die Worte des Sport- munikation zwischen Verein konnte. soll es um Information und managers heraus, dass das An- und Fans sprechen. Von daher Aufklärung gehen. gebot von Mainz sehr, sehr lu- ist es unverständlich, wenn man Torsten stimmte mir uneinge- krativ war. Für die Verantwort- auf der einen Seite erlebt, wel- schränkt zu, dass das Thema Klare Antworten auf klare Fra- lichen war es fraglich, ob in der che positiven Aktionen, Eigen- Kommunikation zwischen Ver- gen sollen hier für alle Parteien gesundheitlichen Situation von initiative der Fanszene, dem ein und Fans und allen Grup- genau das stärken, was uns Emil Berggreen in der Rück- Fanprojekt und dem gegründe- pen, wie der FanRat e.V. und wichtig ist. Die Eintracht-Fami- runde wirklich das von ihm zu ten FanRat e.V. hier angescho- andere, gerade in einer Zeit wie lie und die Pflege des gegensei- erwarten gewesen wäre, was ben werden und welche alltägli- dieser, ganz wichtig ist. tigen Respekts durch Kommu- sich alle von ihm erhofften. chen Fragen und Themen, die nikation. 100%tige Fitness und damit für die Fans wichtig sind, nicht Für mich wurde an diesem weitere Einsätze und Tore im näher von Seiten der Verant- Abend klar, dass, wenn man Mirko Proske (Der Angry) Trikot der Eintracht. Danach wortlichen erläutert werden. sah es nicht wirklich aus. Im Was nützen da eine bunte Sommer wäre dann die Situa- Homepage oder eine Facebook- tion um die Person Emil Berg- Seite, wenn diese nicht mit kla- green eine andere und nicht un- ren Inhalten für die Fans, son- bedingt eine wirtschaftlich bes- dern mit Standardsätzen und sere gewesen. So hat man sich dünn gestreuten Infos bestückt kurzfristig, und das Angebot werden, die ich so beim Kicker von Mainz war kurzfristig, wie online als Randnotiz lesen Marc Arnold versicherte, dazu kann? Hier wird die Plattform entschieden, Emil Berggreen nicht sinnvoll genutzt. ziehen zu lassen. Der Verein verpasst hier die Aber genau solche Details sind Möglichkeit u. a. über neue Me- für das Verständnis von Seiten dien oder eben diese Fan-Ver- AUSGABE 3/2016 Thema: Themenwoche Interkultur | Seite 5 Themenwoche Interkultur – ein Fazit Ein drittes Mal das Theaterstück United, wie dem U-17-Fußballfie- dem Theaterstück stecken neun wissen aus eigenem Erleben, wel- als Thema? Ist das nicht ein biss- ber, wie der Fanchormeisterschaft. Wochen intensivster Proben. In cher Aufwand, welche Energie chen viel? Ja, möchte man mei- Insgesamt haben mehr als 2000 den anderen Projekten war es aber auch welche Leidenschaft in nen. Dennoch möchten wir an die- Besucher die ganzen Angebote nicht weniger Zeit und Aufwand. all den Projekten der Woche Inter- ser Stelle unbedingt ein Fazit zie- rund um die Themenwoche wahr- Das ist Grund, das Ganze entspre- kultur steckt. hen von der Themenwoche Inter- genommen. Die Begeisterung, die chend zu würdigen. Aber wir fei- kultur. Wann hat es das schon mal Freude, das Interesse war überall ern eben nicht nur uns selbst, son- Wir sind stolz auf das, was wir ge- gegeben, dass sich das Staatsthea- zu sehen, zu spüren, zu hören. Und dern alle Mitwirkenden und im schafft haben, wir sind stolz auf ter Braunschweig eine Woche lang so ist es nur angebracht, hier ein Hintergrund Arbeitenden, die ge- die überragende Resonanz, wir intensiv in verschiedenen Projek- positives Fazit zu ziehen. nauso wie wir unendlich viel Mü- sind stolz darauf, dreimal das ten mit unserer geliebten Eintracht hen auf sich genommen haben, Kleine Haus gerockt zu haben, und dem Thema Fußball beschäf- Stellvertretend für alle Mitwir- um da richtig schöne Stücke auf wir sind stolz, ein Teil dieser un- tigt? Das gab‘s in dieser Form kenden an allen Projekten möch- die Beine zu Stellen. Alle aufzu- glaublichen Woche(n) gewesen zu noch nie! Und deswegen ist es ten wir mit den Statements auf führen würde die Seiten jetzt sein! Das hat in dieser Form kei- auch etwas ganz Besonderes. Des- den folgenden Seiten die intensive sprengen, aber an alle ein großes ner von uns erwartet. wegen war diese Themenwoche Arbeit aller würdigen. Und selbst- Dankeschön. Das Projekt hat un- eine ganz besondere Themenwo- verständlich feiern wir uns gna- glaublich viel Spaß gemacht und Stellvertretend für ALLE che, die nicht nur aus dem Thea- denlos selbst. Immerhin war nahe- uns unglaublich bereichert und Mitwirkenden an der Themenwo- terstück bestand sondern auch aus zu die gesamte Redaktion in die- neue Perspektiven – auch bei der che: Das Ensemble von einem Fußballturnier wie Nations ses Theaterprojekt involviert. In Eintracht – aufgezeigt und wir „Eintracht ist unser Leben!“ „Eintracht ist unser Leben!“ erzählt das Fansein ohne Kitsch und Klischees

Ein paar Bedenken bestanden dann troffen. Ihm war schnell anzumer- 2002, den ein Fan berufsbedingt bei doch. Es ist – wie ich finde – oft ein ken, dass er mehr möchte, als Kli- Mediamarkt am Radio erlebte. Von schmaler Grat, wenn Dritte versu- schees bedienen und so billig den der 3. Liga-Qualifikation im Spiel chen, den Fußball als Kulturgut zu Saal füllen. Er nahm unsere Hin- drei von Lieberknecht, dessen Emo- interpretieren. Wenn versucht wird, weise ernst, besuchte interne Sit- tionen noch einmal durch Nachspie- das Fansein als eine Art Mythos zu zungen des FanRat-Vorstands und len nachempfunden werden. Oder inszenieren – von Kumpels, die zeigte sich offen für Anmerkungen. natürlich auch vom Ingolstadtspiel, biertrinkend wie bedingungslos ih- Das hatten wir so bisher selten er- das ein Ehrenamtlicher, der das Foto + Foto Folgeseite: ren Verein unterstützen und dabei lebt. Und auch Michael Uhl, der Spiel seinerzeit für blinde Menschen Volker Beinhorn aber oft etwas trottelig dargestellt das Stück später schreiben sollte kommentierte, nachspricht. Das werden. Fußballfans, die in Sche- und dafür oftmals aus seinem sind Geschichten, die nicht neu sind, Gekrönt wird das Stück schließlich mata passen, die alle Trikots tragen, Wohnort Oldenburg anreisen muss- aus diesem Blickwinkel aber völlig durch Elemente wie eine Mini- an Tipprunden teilnehmen und wo te, nahm sich schier endlos viel neu erlebt werden und dadurch so Choreographie, die die Cattiva- die Grenze zum Fremdschämen Zeit. Zeit, mit den Fans zu spre- unglaublich authentisch bleiben. Jungs eigens für das Theater ge- schnell erreicht ist. Schalalala und chen, ihre Vitas zu ergründen. Zu Und so hangelt sich das Stück an ei- bastelt haben. Selbst Pyrotechnik so. Weil versucht wird, eine Kunst- verstehen, wie Eintracht-Fans ti- nem roten Faden entlang, der im wird eingesetzt – es ist wiegesasgt welt zu zeigen, die so nicht existiert cken – und dass sie eben oft anders Kern die jüngere Geschichte der ein authentisches Stück, mit allen und die falsche Eindrücke vermit- sind, als viele andere Fangruppen. Eintracht darstellt. Die jüngere inso- seinen Streitbarkeiten und teilwei- telt. Eben weil es den „Klischee- Dafür sprach Uhl mit Fans aus al- fern, als das Fans eben nur von dem se natürlich auch Widersprüchen, Fan“ so nicht gibt – und er schon len Kategorien, aus allen Teilen des berichten, was sie selbst mal erlebt die das Fansein mit sich bringt. gar nicht repräsentativ ist. Stadions. Eine einmalige Studie. haben – und das ist eben keine My- Dass sich aber sogar die Ultras da- thenbildung aus der schwarz-weiß für begeistern können zeigt, dass Die Sorge, dass die interkulturelle Dass sich dieser Aufwand gelohnt Konserve. Abgerundet wird dies hier etwas geschaffen wurde, das Woche von Staatstheater und Ein- hat, zeigte das Stück. Hier werden durch kleinere Anekdoten, die jeder kein Kitsch ist. Es ist vielmehr kri- tracht mit ihrem Flaggschiff, dem keine Phrasen gedroschen, die man Fan, der sein Fansein wirklich lebt, tisch, denn es endet mit dem heuti- Stück „Eintracht ist unser Leben“, erwarten könnte. Es dreht sich nicht kennen sollte: Wie es vor dem gen Tag, der aktuellen Saison. Ein- in genau diese 0815-Kerbe schla- nur – wie sonst immer – um 67, Heimspiel zum Stadion geht, nach tracht und die Fanszene befinden gen würde, konnte jedoch schnell Wolters und den kleinen Pissverein. und nach die Kumpels dazustoßen sich in einer Findungs-, mindes- ad acta gelegt werden. Ich hatte Es sind vielmehr die Fans selbst, die und man gemeinsam zur Hambur- tens aber in einer Umbruchphase, Axel Preuß, den stellvertretenden die Geschichte erzählen. Sie spielen ger Straße zieht. Oder wie man aus- so der Schlusstenor – oder „die Intendant des Staatstheaters und sich selbst und damit das, was sie wärts als angetrunkener Mitfahrer Kippe danach“, wie es im Stück Verantwortlichen für die Themen- wirklich erlebt haben – und was ihr von der Polizei nicht zum Neuner- heißt. Nicht unwahr. woche, am Rande eines Heimspiels Fansein geprägt hat. Große Ge- bus gelassen wird, weil man ja kei- weit vor dem Theaterprojekt ge- schichten sind dabei: Vom Aufstieg nen Autoschlüssel besitzt. Robin Koppelmann Henning – 1986 – Arminia Bielefeld Wolfgang – 1971 – SV Meppen Dirk – 1981 – SpVgg Erkenschwick Georg – 1954 – Schalke 04 Ich hatte grundsätzlich Interesse daran, mal Theater zu spielen. Die Ich habe schon beim Theater mitgespielt und wollte es eigentlich Ich bin überredet worden von Paul Beßler, einem unserer Blindenkom- Ich bin durch einen Bericht über Radio 38 neugierig geworden. Das Gelegenheit, dies dann auch noch mit dem Thema Eintracht tun zu nicht mehr machen. Aber die Kombination Eintracht und ein unbe- mentatoren. Zuerst wollte ich nicht, hab mich aber dann doch entschie- Thema fasziniert mich bis heute. Im November hatte ich ein Gespräch können, war perfekt. Aufmerksam geworden bin ich letztlich durch kannter Regisseur haben mich veranlasst es zu probieren. Ich habe den und das war gut so. Es war eine Herausforderung, aber für die mit Michael Uhl, da war mir klar, dass ich dabei sein will. Dass ich es meinen Fanclub-Kollegen Marc. Der zeitliche Aufwand war zwar mich richtig entschieden, ganz besonders waren die unterschiedli- muss man auch mal den Aufwand betreiben und wenn ich etwas ma- durfte, dafür bin ich sehr dankbar, obwohl ich nicht in den Innenraum viel höher als vorher angenommen, aber der Spaß sowie die über- chen Menschen in unserem Ensemble, die wunderbar zusammen chen will, dann mach ich es gut. Ich habe dadurch viel Kraft bekom- darf. Das Thema, die Menschen, die ich kennenlernen durfte, eine wältigenden Rückmeldungen waren ein hoher Lohn dafür. passen. Es freut mich sehr, dass ich dabei war. men und sehr viel Anerkennung. Und ich bin auch sehr stolz auf mich. große Bereicherung für mich als gebürtigen Braunschweiger.

Silke – 1976 – SV Wuppertal Fred – 2011 – 1. FC Heidenheim Theodore – 2005 – Chemnitzer FC Rainer – 1959 – Holstein Kiel Angesprochen hatte mich Olaf vom Fanprojekt. Nach dem ersten Das Theater kam über den Audiodescriptor auf mich zu. Eigentlich Ich bin regelmäßige Theatergängerin und bin so auf das Projekt auf- Weil ich früher schon bei Theaterproduktionen mitgemacht habe, Gespräch mit Michael Uhl war mein Interesse geweckt. Nach den hatte ich gedacht, dass der Zeitaufwand bei einer Großfamilie und merksam geworden. Für mich war es sehr spannend, andere Fans hat mich Axel Preuß angesprochen. Selbstverständlich wollte ich ersten 3-4 Proben war es kein Aufwand mehr. Es hat Freude ge- meinem Job zu groß wird und wollte schon absagen, aber die Be- kennenzulernen, da meine Sicht der Dinge durch die Haupttribüne gerne mitmachen. Der Aufwand hielt sich für mich in Grenzen, weil macht zu sehen wie unsere Eintracht-Familie an der Aufgabe wächst geisterung von Dirk und Lisa und vor allem das Team um Michael eingeschränkt war. Ich habe tolle Menschen kennen gelernt und bin ich als schon bei anderen Projekten beteiligt war beim Bürgerthea- und immer mehr Spaß hatte, außerdem war die Erfahrung bombas- und Jana haben mich dann so begeistert, dass ich mich darauf ein- froh, dabei gewesen zu sein. ter vom Staatstheater. tisch und der Zusammenhalt der Gruppe einfach klasse! gelassen habe. Und ich habe es nicht bereut!

Robby – 1974 – Hertha BSC Holger – 1990 – Rot-Weiss Essen Bei mir war es ein Tipp von Wolfgang Schoeps, er sagte dem The- Als Axel das Projekt bei einer FanRat-Sitzung vorstellte, war ich ater, dass Vadder und ich für jeden Kram zu haben sind. Die In- schon sehr neugierig. Wie es funktionieren sollte, konnte ich mir forunde mit Axel und Micha allein war schon sehr lustig und so war zwar noch nicht vorstellen, aber die Neugier siegte natürlich. Der ich auf dem Zettel. Für Vadder ist sowas nichts und ich wollte mir Blick hinter die Kulissen, die Arbeit mit Theaterprofis, selbst auf diese Erfahrung nicht entgehen lassen, ich war neugierig und habe der Bühne stehen, Fans unterschiedlicher Richtungen und unter- vorher noch kein Theater gespielt. In der Zeit hatte ich geplant ge- schiedlichen Alters kennenlernen. Eine superspannende, berei- habt sechs Wochen nach Thailand zu fliegen, das habe ich dann ab- chernde, geile Sache! Daher empfand ich es auch nie als Aufwand gesagt. Außerdem bin ich ein Mensch der gern Leute kennenlernt. sondern war immer voller Vorfreude auf die nächste Probe. Und viele tolle neue gefunden hat. Ole – 1975 – MSV Duisburg Andrea – 2004 – Arminia Bielefeld Ich bin über Karsten König auf das Stück aufmerksam geworden Ein Kollege mailte mir den Aufruf von Axel Preuß. Unter professi- und bin einfach nur neugierig geworden. Das erste Gespräch mit oneller Anleitung ein Projekt mit zu entwickeln, das meine Leiden- Michael war interessant und versprach mehr! Mit meinen Rechnun- schaft zu Eintracht Braunschweig und mein „Fan-Dasein“ wieder- gen als Selbstständiger bin ich immer noch nicht auf dem Laufen- spiegelt, hat mich neugierig gemacht und fasziniert. Ich lernte viele den. Aber es hat sich auf alle Fälle gelohnt und war ein sehr schö- interessante und tolle Menschen kennen, die mein Leben echt berei- ner Jahresanfang! chert haben. Das Ensemble, das Theater-Team und letztendlich das Publikum haben mich total geflasht. Sensationell. Unvergessen. Arnt – 1990 – Hessen Kassel Erik – 1990 – Preußen Münster Wie vermutlich die Meisten anderen auch, bin ich ja in das Projekt Ich wurde von Michel gefragt, ob ich nicht Lust hätte, an einem eher so reingeschlittert. Das erste Mal davon gehört hatte ich eigent- Theaterprojekt mit Eintracht-Bezug teilzunehmen. Ich hatte eigent- lich erst von Erik in Sandhausen, wo wir dann mit Michael zusam- lich keinerlei Ambitionen bei diesem Stück mit auf der Bühne zu men das Spiel gesehen haben. Danach war ich auch eher skeptisch stehen, verstand meine Rolle eigentlich eher informierend, evtl. be- und habe mir die Erzählstunde und den Auftakt dann doch eher di- ratend. Aber Michael Uhl ließ keinen Zweifel daran aufkommen, stanziert angeschaut... Aber je mehr ich dann investiert hatte, je grö- dass ich mit auf die Bühne „müsse“ und ich bin ihm heute sehr ßer wurde auch das Interesse und die Begeisterung dann am Ende dankbar dafür. Denn ich habe dadurch unfassbare Menschen ken- auch mal das fertige Resultat zu sehen. Und natürlich ist nicht zu nenlernen und auch wieder etwas mehr über mich selbst lernen dür- vergessen, dass es vermutlich eine einmalige Chance war, bei der fen. Allein deshalb war der Aufwand schon sehr gut zu ertragen! man ja irgendwie auch ein wenig sich selber testen konnte. Anja – 2011 – TSV 1860 München Mary – 2005 – Chemnitzer FC Olaf vom Fanprojekt fragte, ob er meine Nummer weitergeben Karsten König hat Axel auf mich hingewiesen. Ich probiere gern dürfte und dann hat mich ziemlich bald Jana angerufen. Erst wollte auch neue Sachen aus und Eintracht ist ja ein verbindendes Thema, ich mal abwartend schauen, aber dazu kam ich nicht mehr, das ging welches mich sehr interessiert. Insofern empfand ich das auch nicht dann recht schnell mit der Entscheidung. als so großen Aufwand.

Kathrin – 2005 – Chemnitzer FC Marc – 1976 – Bayern München Simon – 1985 – Werder Bremen Christel – 1967 – TSV 1860 München Auch mich hat Olaf vom Fanprojekt angesprochen. Jana hatte dann Michael Uhl hatte meine Geschichten in „Blau-Gelb Sucht“ gele- Axel Preuß hatte mich auf der Bühne mal angesprochen. Der Auf- Das Fanprojekt hat meine Kontaktdaten an Michael weitergegeben. angerufen und gefragt, ob ich Lust hätte. Bei der ersten Probe war sen und kam auf mich zu. Starkes Projekt. wand war mir von Anfang an gar nicht so bewusst, aber ich war Und bei allem, was Eintracht betrifft, bin ich ja sofort da und sage ich sofort Feuer und Flamme für das Projekt. Ich bin froh, dass ich neugierig und so blieb ich zum Glück dabei. ja. Das Schöne an dem Projekt ist, dass alle Darsteller eine ganz dabei bin. tolle Gemeinschaft geworden sind. Viele Freundschaften sind ent- standen. Nuray – 2001 – Hertha BSC Michel – 1988 – Blau-Weiß Berlin Karsten – 1974 – Werder Bremen Lisa – 2011 – VfL Osnabrück Das Fanprojekt hat meine Nummer Axel Preuß gegeben und er hat Ich hab in der Vergangenheit schon mal im Theater gespielt. Da lag Das Fanprojekt hat mich angesprochen. Ich habe gesagt, ich schau Auch mich hat Paul Beßler angesprochen. Ich habe mitgemacht, mich angerufen. Das Wort ‚Eintracht‘ hat mich dazu bewegt den wohl noch meine Nummer rum. Axel hat mich dann angerufen. Den mir das an und dann entscheide ich und das hat mir am Anfang so weil Eintracht so ziemlich mein Leben ist und weil das Projekt to- Aufwand auf mich zu nehmen und natürlich die Neugier. Hat sich Aufwand habe ich unterschätzt. Aber ich habe es nicht bereut. Tolle gefallen, dass ich gesagt habe, dass ich dabei bin! tal Spaß gemacht hat mit all den Leuten. Das Ganze hat sich defini- ja gelohnt. Truppe! tiv ausgezahlt. Das Projekt ist einfach nur Bombe. Henning – 1986 – Arminia Bielefeld Wolfgang – 1971 – SV Meppen Dirk – 1981 – SpVgg Erkenschwick Georg – 1954 – Schalke 04 Ich hatte grundsätzlich Interesse daran, mal Theater zu spielen. Die Ich habe schon beim Theater mitgespielt und wollte es eigentlich Ich bin überredet worden von Paul Beßler, einem unserer Blindenkom- Ich bin durch einen Bericht über Radio 38 neugierig geworden. Das Gelegenheit, dies dann auch noch mit dem Thema Eintracht tun zu nicht mehr machen. Aber die Kombination Eintracht und ein unbe- mentatoren. Zuerst wollte ich nicht, hab mich aber dann doch entschie- Thema fasziniert mich bis heute. Im November hatte ich ein Gespräch können, war perfekt. Aufmerksam geworden bin ich letztlich durch kannter Regisseur haben mich veranlasst es zu probieren. Ich habe den und das war gut so. Es war eine Herausforderung, aber für die mit Michael Uhl, da war mir klar, dass ich dabei sein will. Dass ich es meinen Fanclub-Kollegen Marc. Der zeitliche Aufwand war zwar mich richtig entschieden, ganz besonders waren die unterschiedli- muss man auch mal den Aufwand betreiben und wenn ich etwas ma- durfte, dafür bin ich sehr dankbar, obwohl ich nicht in den Innenraum viel höher als vorher angenommen, aber der Spaß sowie die über- chen Menschen in unserem Ensemble, die wunderbar zusammen chen will, dann mach ich es gut. Ich habe dadurch viel Kraft bekom- darf. Das Thema, die Menschen, die ich kennenlernen durfte, eine wältigenden Rückmeldungen waren ein hoher Lohn dafür. passen. Es freut mich sehr, dass ich dabei war. men und sehr viel Anerkennung. Und ich bin auch sehr stolz auf mich. große Bereicherung für mich als gebürtigen Braunschweiger.

Silke – 1976 – SV Wuppertal Fred – 2011 – 1. FC Heidenheim Theodore – 2005 – Chemnitzer FC Rainer – 1959 – Holstein Kiel Angesprochen hatte mich Olaf vom Fanprojekt. Nach dem ersten Das Theater kam über den Audiodescriptor auf mich zu. Eigentlich Ich bin regelmäßige Theatergängerin und bin so auf das Projekt auf- Weil ich früher schon bei Theaterproduktionen mitgemacht habe, Gespräch mit Michael Uhl war mein Interesse geweckt. Nach den hatte ich gedacht, dass der Zeitaufwand bei einer Großfamilie und merksam geworden. Für mich war es sehr spannend, andere Fans hat mich Axel Preuß angesprochen. Selbstverständlich wollte ich ersten 3-4 Proben war es kein Aufwand mehr. Es hat Freude ge- meinem Job zu groß wird und wollte schon absagen, aber die Be- kennenzulernen, da meine Sicht der Dinge durch die Haupttribüne gerne mitmachen. Der Aufwand hielt sich für mich in Grenzen, weil macht zu sehen wie unsere Eintracht-Familie an der Aufgabe wächst geisterung von Dirk und Lisa und vor allem das Team um Michael eingeschränkt war. Ich habe tolle Menschen kennen gelernt und bin ich als schon bei anderen Projekten beteiligt war beim Bürgerthea- und immer mehr Spaß hatte, außerdem war die Erfahrung bombas- und Jana haben mich dann so begeistert, dass ich mich darauf ein- froh, dabei gewesen zu sein. ter vom Staatstheater. tisch und der Zusammenhalt der Gruppe einfach klasse! gelassen habe. Und ich habe es nicht bereut!

Robby – 1974 – Hertha BSC Holger – 1990 – Rot-Weiss Essen Bei mir war es ein Tipp von Wolfgang Schoeps, er sagte dem The- Als Axel das Projekt bei einer FanRat-Sitzung vorstellte, war ich ater, dass Vadder und ich für jeden Kram zu haben sind. Die In- schon sehr neugierig. Wie es funktionieren sollte, konnte ich mir forunde mit Axel und Micha allein war schon sehr lustig und so war zwar noch nicht vorstellen, aber die Neugier siegte natürlich. Der ich auf dem Zettel. Für Vadder ist sowas nichts und ich wollte mir Blick hinter die Kulissen, die Arbeit mit Theaterprofis, selbst auf diese Erfahrung nicht entgehen lassen, ich war neugierig und habe der Bühne stehen, Fans unterschiedlicher Richtungen und unter- vorher noch kein Theater gespielt. In der Zeit hatte ich geplant ge- schiedlichen Alters kennenlernen. Eine superspannende, berei- habt sechs Wochen nach Thailand zu fliegen, das habe ich dann ab- chernde, geile Sache! Daher empfand ich es auch nie als Aufwand gesagt. Außerdem bin ich ein Mensch der gern Leute kennenlernt. sondern war immer voller Vorfreude auf die nächste Probe. Und viele tolle neue gefunden hat. Ole – 1975 – MSV Duisburg Andrea – 2004 – Arminia Bielefeld Ich bin über Karsten König auf das Stück aufmerksam geworden Ein Kollege mailte mir den Aufruf von Axel Preuß. Unter professi- und bin einfach nur neugierig geworden. Das erste Gespräch mit oneller Anleitung ein Projekt mit zu entwickeln, das meine Leiden- Michael war interessant und versprach mehr! Mit meinen Rechnun- schaft zu Eintracht Braunschweig und mein „Fan-Dasein“ wieder- gen als Selbstständiger bin ich immer noch nicht auf dem Laufen- spiegelt, hat mich neugierig gemacht und fasziniert. Ich lernte viele den. Aber es hat sich auf alle Fälle gelohnt und war ein sehr schö- interessante und tolle Menschen kennen, die mein Leben echt berei- ner Jahresanfang! chert haben. Das Ensemble, das Theater-Team und letztendlich das Publikum haben mich total geflasht. Sensationell. Unvergessen. Arnt – 1990 – Hessen Kassel Erik – 1990 – Preußen Münster Wie vermutlich die Meisten anderen auch, bin ich ja in das Projekt Ich wurde von Michel gefragt, ob ich nicht Lust hätte, an einem eher so reingeschlittert. Das erste Mal davon gehört hatte ich eigent- Theaterprojekt mit Eintracht-Bezug teilzunehmen. Ich hatte eigent- lich erst von Erik in Sandhausen, wo wir dann mit Michael zusam- lich keinerlei Ambitionen bei diesem Stück mit auf der Bühne zu men das Spiel gesehen haben. Danach war ich auch eher skeptisch stehen, verstand meine Rolle eigentlich eher informierend, evtl. be- und habe mir die Erzählstunde und den Auftakt dann doch eher di- ratend. Aber Michael Uhl ließ keinen Zweifel daran aufkommen, stanziert angeschaut... Aber je mehr ich dann investiert hatte, je grö- dass ich mit auf die Bühne „müsse“ und ich bin ihm heute sehr ßer wurde auch das Interesse und die Begeisterung dann am Ende dankbar dafür. Denn ich habe dadurch unfassbare Menschen ken- auch mal das fertige Resultat zu sehen. Und natürlich ist nicht zu nenlernen und auch wieder etwas mehr über mich selbst lernen dür- vergessen, dass es vermutlich eine einmalige Chance war, bei der fen. Allein deshalb war der Aufwand schon sehr gut zu ertragen! man ja irgendwie auch ein wenig sich selber testen konnte. Anja – 2011 – TSV 1860 München Mary – 2005 – Chemnitzer FC Olaf vom Fanprojekt fragte, ob er meine Nummer weitergeben Karsten König hat Axel auf mich hingewiesen. Ich probiere gern dürfte und dann hat mich ziemlich bald Jana angerufen. Erst wollte auch neue Sachen aus und Eintracht ist ja ein verbindendes Thema, ich mal abwartend schauen, aber dazu kam ich nicht mehr, das ging welches mich sehr interessiert. Insofern empfand ich das auch nicht dann recht schnell mit der Entscheidung. als so großen Aufwand.

Kathrin – 2005 – Chemnitzer FC Marc – 1976 – Bayern München Simon – 1985 – Werder Bremen Christel – 1967 – TSV 1860 München Auch mich hat Olaf vom Fanprojekt angesprochen. Jana hatte dann Michael Uhl hatte meine Geschichten in „Blau-Gelb Sucht“ gele- Axel Preuß hatte mich auf der Bühne mal angesprochen. Der Auf- Das Fanprojekt hat meine Kontaktdaten an Michael weitergegeben. angerufen und gefragt, ob ich Lust hätte. Bei der ersten Probe war sen und kam auf mich zu. Starkes Projekt. wand war mir von Anfang an gar nicht so bewusst, aber ich war Und bei allem, was Eintracht betrifft, bin ich ja sofort da und sage ich sofort Feuer und Flamme für das Projekt. Ich bin froh, dass ich neugierig und so blieb ich zum Glück dabei. ja. Das Schöne an dem Projekt ist, dass alle Darsteller eine ganz dabei bin. tolle Gemeinschaft geworden sind. Viele Freundschaften sind ent- standen. Nuray – 2001 – Hertha BSC Michel – 1988 – Blau-Weiß Berlin Karsten – 1974 – Werder Bremen Lisa – 2011 – VfL Osnabrück Das Fanprojekt hat meine Nummer Axel Preuß gegeben und er hat Ich hab in der Vergangenheit schon mal im Theater gespielt. Da lag Das Fanprojekt hat mich angesprochen. Ich habe gesagt, ich schau Auch mich hat Paul Beßler angesprochen. Ich habe mitgemacht, mich angerufen. Das Wort ‚Eintracht‘ hat mich dazu bewegt den wohl noch meine Nummer rum. Axel hat mich dann angerufen. Den mir das an und dann entscheide ich und das hat mir am Anfang so weil Eintracht so ziemlich mein Leben ist und weil das Projekt to- Aufwand auf mich zu nehmen und natürlich die Neugier. Hat sich Aufwand habe ich unterschätzt. Aber ich habe es nicht bereut. Tolle gefallen, dass ich gesagt habe, dass ich dabei bin! tal Spaß gemacht hat mit all den Leuten. Das Ganze hat sich defini- ja gelohnt. Truppe! tiv ausgezahlt. Das Projekt ist einfach nur Bombe. DER ROTE LÖWE AUSGABE 3/2016 Thema: Unser Gegner | Seite 8 Der BTSV und FCN – Begegnungen Der heutige Gegner ist uns in den letzten Jahren mehrfach begegnet – 2014 in einer denkwürdigen Partie…

Im letzten Jahr musste unsere ja immer die Geister, aber sie den, ob es ein solches Pressing dem Warum und hätte und was- Eintracht zwei Mal nach Nürn- geben eben den Stadien auch und eine derartige Geradlinig- wäre-wenn. Der Sack wäre berg fahren. Besonders in Erin- ihr eigenes Flair und einen Wie- keit zum Tor in der Saison zu- doch zu gewesen, Domi hatte nerung geblieben ist das 1:3 am dererkennungswert. Vorfreude vor schon einmal gegeben hat. denkbar schlecht geschossen, 32. Spieltag der Saison 2014/15. wie konnte er nur, Schäfer hat Ein Spiel, so waren sich hinter- doch noch nie einen Elfmeter her sehr sehr viele einig, was gehalten und ohnehin ist Pfitze von den Spielanteilen und der je der viel sicherere Elfmeter- Spielanlage her eigentlich nicht schütze … Ein Drama bahnt hätte verloren gehen können. sich in diesen Sekunden an, ir- Und doch standen am Ende null gendwie liegt es in der Luft, Punkte. Das weckt Erinnerun- man spürt was, aber bekommt gen an die Erstligasaison, als es nicht zu greifen. Noch nicht. wir am 22. Spieltag in Nürn- berg eines von vielen Endspie- Wenig später, die Seiten waren len bestreiten. Ein Spiel, so ver- gewechselt, kein Doppelschlag, rückt wie der Fußball, so absurd nein ein Donnerschlag mit lan- wie der Fußball. Ein Rückblick: gem Nachhall. Nürnberg schafft es, binnen zwei Minuten das 22. Februar 2014 Spiel zu drehen, gefühlt in die- 1. FC Nürnberg – BTSV Positiver Zwischenstand in Nürnberg, Foto: Robin Koppelmann sen 100 Sekunden kein Blau- Gelber am Ball. Schockstarre, Hinterher sitzt man einfach nur pur auf der Tour also. Und auch Das Tor ist nur eine Frage der Ratlosigkeit, irgendwie hoffen, da und fragt sich: „Was war die sportliche Situation unserer Zeit, die rote Karte für Nilsson dass noch eine Chance kommt. das?“ Man fragt nicht: „War das Eintracht macht in diesen Wo- kurz zuvor ebenfalls. Eintracht Und sie kommt. Wieder Elfme- jetzt historisch?“ oder „Wie chen Mut. vor der frenetischen blau-gel- ter, diesmal greift sich Eisen- konnte das kommen?“ oder ben Kurve weiter am Drücker, Ermin den Ball und irgendwie „Wer hat Schuld?“, sondern nur, Die Löwen haben nach dem es geht Schlag auf Schlag: Foul will der Glaube nicht recht ge- „Was war das?“. Okay, später hochemotionalen und hochver- von Schäfer an Domi, Rot traut lingen, weder auf den Rängen, dann stellt sich ein ganzer Blu- noch ihm, leider aber Schäfer, menstrauß an Fragen ein und der bis zu diesem Spiel in seiner jede Antwort führt zu einer wei- ewigen Karriere noch nie einen teren Frage, die nicht beantwor- Elfmeter gehalten hat und nun tet werden kann, weil das Ge- schon zwei in einem Spiel. schehene nicht fassbar erscheint, „Ausgerechnet“ sagt der Fern- nicht erklärbar, nicht deutbar. sehreporter. Den dritten Elfme- Zumal auch immer der Blick auf ter nimmt man dann ungerührt die tabellarischen Auswirkun- zur Kenntnis, wir würden ihn ja gen mitschwingt, welcher aber heute eh nicht reinkriegen und immer vom Spielende her ge- ob Nürnberg nun 2:1 oder 3:1 schaut wird und nicht von der … ach egal. Aber – Ironie der Sekunde des Ereignisses auf Ereignisse – Nürnberg kann dem Platz. Und so für die Erklä- den Deckel aufs Spiel machen rung nicht zwingend herhalten schafft es aber auch nicht. Mehr kann. Was also war passiert? Drama geht nicht, das hier Kurz vor dem ersten Elfmeter, Foto: Robin Koppelmann reicht und mehr kommt auch Alles war bereitet für eine span- nicht, die Protagonisten unten nende Auswärtstour. Endlich dienten 4:2-Sieg gegen den sich Siebert nicht, aber es gibt auf dem Rasen schonen den mal wieder ein Stadion, wel- mittlerweile zur Karikatur ver- Elfmeter. Domi läuft an und … Rest unserer Nerven. Ende, aus, ches schon von weitem als sol- kommenen Bundesligadino im Schäfer hält. vorbei. ches erkennbar ist, eines mit Gepäck Lust auf viel mehr. Und Flutlichtmasten und Laufbahn. Eintracht beginnt gut, wir konn- Im Grunde gehen hier die Dis- Und hinterher sitzt man einfach An der Laufbahn scheiden sich ten uns hinterher nicht entschei- kussionen los, die Frage nach nur da und fragt sich … AUSGABE 3/2016 Thema: Hopping | Seite 9 Ostern im Kosovo Eine Gruppe Eintracht-Fans erkundet ein Land, das eigentlich gar keins ist. Aber das positiv überraschte.

Was verbindest Du mit zes Land ist, das „reiche Hauptstadtverein FK Prishtina, dem Kosovo? Vermutlich Westeuropäer“ nicht als der etwa 3000 Zuschauer in das nichts Gutes und im Ide- nervig empfindet, son- Nationalstadion lockte. Pyro alfall gar nichts, so dürfte dern über jeden Gast und Torjubel mit Platzsturm in- die landläufige Meinung dankbar ist. Das wurde in klusive – eine gute Show, die die sein. Und ja, so war es bei nahezu jedem Gespräch Ultras mit Zaunfahne „United mir auch, bis zum dies- mit Einheimischen deut- States of Albania“ da abzogen. jährigen Osterwochen- lich: „Ihr kommt wirklich Wobei die Ergebnisse fast un- ende. Dann sollte es für Prishtina, Fotos: Robin Koppelmann aus Deutschland? Nur für wichtig sein dürften: Durch die insgesamt fünf Eintracht- den Kosovo? Wahnsinn“, unklare politische Lage des Lan- Fans und einen Anhänger des gar kein einziges eigenes Flug- hieß es oft. Und das übrigens in des, ist der Kosovo kein UEFA- 1. FC Magdeburg in eben jenen zeug, sondern nutzt Maschinen fließendem Deutsch, denn dies Mitglied. Und spielt damit im Balkanstaat gehen. Ein Staat, der deutschen Airline Germania. wird in den meisten lokalen Grunde nur für sich selbst. der das Problem hat, im Grunde Und so spricht die Crew deutsch Schulen sogar noch vor englisch nur ein halber Staat zu sein. und der Standard ist angemessen gelehrt. Und so kommt es, dass Auffällig ansonsten, dass die Denn zwar hat sich der Kosovo – keine Panik also. man vor Ort beim Versuch, den Straßen zwar heruntergekom- nach den blutigen Jugoslawien- etwas dünnen Fahrplan der ko- men sind, keinesfalls aber so kriegen vor wenigen Jahren ge- Etwas schwieriger ist der Trans- sovarischen Eisenbahngesell- verarmt wie beispielsweise in nauso von Serbien losgesagt, fer vom Flughafen in die City schaft zu entziffern, vom Bahn- Bukarest oder voller Kriegs- wie es beispielsweise Kroatien von Prishtina. Da es nicht einen hofsvorsteher direkt ins Stell- schäden wie in anderen Teilen oder Montenegro auch getan ha- Bus gibt, muss auf Taxen ausge- werk gebeten wird. Und dieser des Balkans. Bettler sind selten, ben. Doch weil hier neben den wichen werden. Und die wissen dort vor Ort wirklich jede Ver- Angst hat man auch im Dunkeln politischen auch religiöse und natürlich um die Unwissenheit bindung des Landes handschrift- angesichts der wirklich freundli- ethnische Spannungen dazu- der anreisenden Deutschen, lich notiert – schade, dass keine chen Einheimischen nicht. Und kommen, verweigert die Regie- doch selbst wenn die 20 Euro passende dabei war! Taxen sind wiegesagt ohnehin rung von Serbien dem Kosovo überteuert gewesen sein mögen: bezahlbar – nicht zuletzt, weil bis heute die Anerkennung. Und Für ein vollbesetztes Auto ist Nicht vergessen werden darf sie auch in Euro bezahlt werden auch wenn die USA und das immer noch ein fairer Kurs. aber natürlich der Fußball, nicht können. Denn dem Kosovo fehlt Deutschland den Kosovo bereits Das gilt auch für die Übernach- zuletzt deshalb war man ja über- es (noch?) an einer eigenen als vollwertigen Staat akzeptie- tungsmöglichkeiten in der haupt vor Ort. Der Zweitlig- Währung und so wurde diese ren – es gibt noch genug Länder, 250.000-Einwohnerstadt selbst: akick im Vorort Fushe Kosova einfach übernommen. die dies nicht zuletzt aus Angst Hotels der oberen Kategorie, wir dürfte dabei vor allem dank der vor eigenen Spaltungen (Russ- nutzten das „Golden Hotel“ gibt Bekanntschaft mit den heimi- Drei Tage in Prishtina und Um- land, Spanien ...) nicht tun. Und es für wirklich sehr humane schen Ultras in Erinnerung blei- gebung gehen schnell vorbei, daher ist der Kosovo für manche Preise. Und wer möchte nicht ben: Etwas bedrohlich umzin- das steht fest. Zu schnell, um ein Staat – und für andere nicht. einmal in der Präsidentensuite gelten die nach dem Spiel unsere genau zu sein – denn auch mit eigenem Whirlpool logieren Reisegruppe, doch statt Gewalt wenn es der Hauptstadt an So viel zur komplexen politi- (Preis: 219 Euro für zwei Nächte wollten diese nur ein Foto mit wirklichen Highlights fehlt, ist schen Lage – um einiges einfa- und zwei Personen)? den deutschen Gästen. Wobei die hügelige Grünlandschaft cher ist die Reise in den Kosovo, wir ihr Angebot, Drogen zum im Land umso interessanter. zumindest wenn man den Weg Nun könnte man sagen, dass es schmalen Preis zu erwerben, Doch dafür braucht es noch per Flugzeug nimmt. Easyjet ja typische deutsche Arroganz doch dankend ablehnten. Rich- Zeit und daher: Kosovo, wir fliegt seit kurzem von Berlin- ist, ein Land wie den Kosovo auf tig was los war dazu beim kommen wieder – so man uns Schönefeld für kleines Geld in sein Preisniveau und den denn lässt. Denn der die Hauptstadt Prishtina, dazu damit verbundenen Lu- Stempel im Reisepass gibt es noch die staatseigene Air- xus für Reisende zu redu- kann beispielsweisen bei line Air Pristina, die beispiels- zieren. Tatsächlich ist der Reisen nach Serbien für weise ab München fliegt. Eben Kosovo wirklich extrem Irritationen sorgen. Aber die Route nahmen auch wir – billig, ein gutes Steak im vielleicht wird das Land und keine Sorge: Wer hinter Air Restaurant gibt es mit auch endlich anerkannt. Prishtina alte Propellermaschi- Getränk für fünf Euro. Sie hätten es verdient. nen vermutet, liegt gänzlich Viel wichtiger ist aber, falsch. Air Pristhina hat nämlich dass der Kosovo ein stol- Fußball im Kosovo Robin Koppelmann DER ROTE LÖWE AUSGABE 3/2016 Thema: Damir Vrančić | Seite 10 „Die Fans sind verrückt!“ Nach sieben Jahren verabschiedet sich Damir Vrančić aus Braunschweig

26. April 2013. Ingolstadt. Ein- Bis zur B-Jugend blieb Vrana tracht Braunschweig kann an auch in Kesselstadt, ehe die diesem Freitagabend Ge- Frankfurter Eintracht auf ihn schichte schreiben. Gewinnen aufmerksam wurde und ihn an die Löwen beim FC Ingolstadt den Riederwald holte. Doch nur 04, so kehrt das einstige Grün- zwei Jahre später nahm das dungsmitglied zurück in die 1. Schicksal einen entscheidenden Fußball-. In der Lauf: „Ich hatte in Frankfurt Startelf steht auch wieder Da- nicht so das Standing. Da gab Sekunden vor DEM Tor, Sekunden nach DEM Tor, mir Vrančić. Das war während es damals viele deutsche Natio- Foto: Robin Koppelmann Foto: Bernhard Grimm der Saison bei weitem nicht im- nalspieler. Mir wurde zu verste- mer so. Aber in den letzten Wo- hen gegeben, dass man für die habe ich mir das kleine Neun- gar sein Bundesliga-Debüt fei- chen baut Torsten Lieberknecht A-Jugend eher auf andere meter-Tor immer als Mauer hin- erte – gegen Borussia Mönchen- wieder regelmäßig auf ihn – im setzt“, gibt Vrančić zu verste- gestellt und dann habe ich bis gladbach. Im folgenden Heim- Zentrum des Mittelfelds. Mit hen. „Mainz hingegen war sehr zum Abwinken geübt. Das war spiel gegen die Bayern stand er Erfolg. Seitdem unsere Num- interessiert. Die wollten mich normal“, so der Mittelfeldspie- sogar erstmals in der Startelf und mer 6 wieder in der Startelf unbedingt haben!“ Volker Kers- ler. „Auch Kloppo hat immer durfte sich über die vollen 90 steht, ging kein Spiel mehr ver- ting, heute Leiter des Nach- gesagt: Der kann die Augen zu Minuten beweisen. Am Ende der loren. wuchsleistungszentrums in machen und schießt den immer Spielzeit stiegen die Mainzer Mainz und damals Jugendkoor- rein – und hat dann gelacht.“ nach zwei Jahren wieder aus der So war das bei Damir auch dinator des FSV, begab sich Bundesliga ab. Doch Jürgen schon als er mit dem Kicken be- persönlich nach Hanau und ver- Für Damir selbst gab es in den Klopp setzte auch in der 2. Bun- gann. In der Jugend des VfR pflichtete gleich beide Vrančić- ersten Jahren im Herrenbereich desliga auf den Bosnier. Diese Kesselstadt. 1994. Mit acht Jah- Brüder. Und so entschied sich dagegen nicht viel zu lachen. In Tatsache verhalf ihm auch zu ren. Kesselstadt ist ein Stadtteil die Familie geschlossen nach der Rückrunde der Saison seiner ersten Einladung zur bos- von Hanau, in den viele Fami- Mainz zu ziehen. „Im Nachhin- 2004/2005 hatte er sich zwar im nischen Nationalmannschaft. lien zogen, die vor dem Bürger- ein war das auch die richtige Regionalliga-Team der Mainzer Ohne jedoch einen Einsatz zu er- krieg im ehemaligen Jugosla- Entscheidung“, lässt Vrana kei- einen Stammplatz erkämpft, halten, kehrte er in die rheinland- wien Anfang der 1990er Jahre nen Zweifel aufkommen. konnte den Abstieg in die Ober- pfälzische Hauptstadt zurück. flohen. So auch die Vrančićs. liga Südwest aber auch nicht ver- Doch auch dort musste Vrana ei- Von Slavonski Brod, einem Zurück in Ingolstadt, am 26. Ap- hindern. Und in der darauffol- nige Rückschläge einstecken.. In Grenzort im heutigen Kroatien ril 2013. Die 90 Minuten sind genden Spielzeit verletzte er sich der Rückrunde kam er nur noch – in dem Damir auch geboren um und es steht 0:0. Ein Unent- bereits am 4. Spieltag schwer. sporadisch zu Einsätzen und da wurde – hatten sie sich auf die schieden mit dem beide Mann- Hoher Verschleiß in den Knien sein damaliger Berater offenbar lange Reise nach Deutschland schaften sicherlich gut leben sorgte für einen Knorpelschaden. Probleme mit Mainz’ Manager begeben. Beim Fußballspielen können. Doch in der Nachspiel- Die Folge: Beide Knie mussten Christian Heidel hatte, wurde der im Park wurden er und sein vier zeit wird der eingewechselte Pi- operiert werden, was eine zehn- zum Saisonende auslaufende Jahre jüngerer Bruder Mario erre Merkel in Strafraumnähe monatige Zwangspause nach Vertrag nicht verlängert. Damir dann von einem Trainer des noch einmal von den Beinen ge- sich zog. Ein herber Rückschlag Vrančić war zum ersten Mal ein VfR entdeckt und zum Training holt und Schiedsrichter Martin in der Entwicklung eines jungen arbeitsloser Fußballprofi. eingeladen. Eigentlich war es Petersen entscheidet auf Frei- Spielers. Mehr noch: Sogar eine eher Mario der auffiel, weil er stoß für die Eintracht. Etwa 20 Fortsetzung der Karriere war Die Sekunde, als der Ball über ein kleiner „Trickser“ war und Meter vor dem Tor; zentrale Po- plötzlich fraglich. „Doch Dr. Bo- die Neun-Mann-Mauer – beste- auch die älteren Mitspieler sition. Deniz Dogan und Damir enisch in Augsburg hat mich hend aus sieben Ingolstädtern mehrfach ausspielte. Doch Vrančić stehen bereit, um den dann gerettet!“, zeigt sich Vrana und zwei Braunschweigern – in beim Training überzeugte auch Ball in Richtung Tor zu beför- heute immer noch dankbar dafür, Richtung Tor fliegt, ist viel- Damir. „Ich musste nur einmal dern. Die 2.200 mitgereisten dass der Spezialist für Sportver- leicht die wahnsinnigste in der den Ball hochhalten und fünf Fans, die dahinter stehen, starren letzungen ihn vor einem vorzeiti- Vereinsgeschichte unserer Ein- Minuten später hatte der Trai- gebannt auf das Spielfeld. Und gen Karriereende bewahrte. tracht. Man ahnt: Das Ding ner schon Fußballschuhe für dann ist es Damir Vrančić, der passt! Doch jubeln ist noch mich organisiert“, erzählt der den Ball mit dem rechten Fuß Und der 1,84 m große Techniker nicht. Der Atem stockt. Özcan heute 30-Jährige nicht ganz gefühlvoll über die Mauer hebt. kämpfte sich zurück. Er über- springt. Und exakt eine weitere ohne Stolz. „Drei, vier Tage „Das habe ich so mein ganzes zeugte in der zweiten Mann- Sekunde später schlägt der Ball später habe ich dann schon das Leben trainiert. Freistöße. In schaft so sehr, dass er im Dezem- im oberen linken Eck des Ingol- erste Spiel gemacht.“ Mainz auf dem Trainingsplatz ber 2006 unter Jürgen Klopp so- städter Tors ein. Jetzt erst fällt AUSGABE 3/2016 Thema: Damir Vrančić, Impressum | Seite 11 alles ab. Von Vrana und seinen in Ingolstadt reduziert wird, stört auch in schwereren Zeiten schon Sportmagazin Mitspielern auf dem Platz. Von ihn allerdings wenig: „Das war sehr gut getan. Vermissen wird Fanzeitung dem Team auf oder vor der Er- natürlich die Krönung. Auch er neben den Fans auch die Impressum satzbank. Von den 2.200 Mitge- wenn ich vorher auch schon mei- Stadt. „Als ich hierher kam, Herausgeber: reisten. Und allen anderen, die nen Teil zum Erfolg beigetragen kannte ich Braunschweig noch es mit Blau-Gelb halten und vor habe. Aber es ist schon schön, gar nicht. Einige meiner Freunde den Bildschirmen auf diesem dass die Leute dieses eine Tor dachten, Braunschweig liegt im Planeten sitzen oder stehen. mit mir in Verbindung bringen.“ Osten. Ich liebe die Stadt. Und Fanprojekt Braunschweig habe sie dann auch meinen Rheingoldstraße 34 Dass dieser magische Moment Obwohl Damir Vrančić in den Freunden gezeigt und alle fan- 38112 Braunschweig überhaupt erst möglich wurde, letzten Spielzeiten immer weni- den es toll hier. Sie hat genau die haben wir alle aber auch tatsäch- ger zum Einsatz kam, hörte richtige Größe und du findest al- lich Jürgen Klopp zu verdanken. man von ihm nie ein Wort des les was du brauchst“, gerät Da- Er war es, der sich dafür stark Missfallens über diese Situa- mir ins Schwärmen. „Die Stadt AWO Kreisverband machte den kurzzeitig arbeitslos tion. Er war noch nie der extro- werde ich vermissen. Ich bleibe AWO Kreisverband e.V. gewordenen Vrančić für die vertierte Typ, der öffentlich auch solange hier, bis ich einen Schlossstraße 8 zweite Mannschaft von Borussia Einsatzzeiten fordert oder mit neuen Verein gefunden habe.“ 38100 Braunschweig Dortmund zu verpflichten. „An- seinem Verhalten Unruhe in die Tel.: 0176 11264893 sonsten wäre ich nicht auf die Mannschaft bringt. Dass sein Noch ein letztes Mal der 26.Ap- Idee gekommen dorthin zu charakterstarkes und verständ- ril 2013. Irgendwo auf der Auto- Leitung: wechseln“, gibt auch Vrana zu. nisvolles Wesen ihm in seiner bahn 9. Eintracht Braunschweig Karsten König (V. i. S. d. P.) Und Klopp war es auch, der ihn Karriere - in einem immer här- ist gerade nach 28 Jahren wieder Fotos: später dann seinem alten Main- teren, leistungsfordernden und in die 1. Fußball-Bundesliga auf- Volker Beinhorn, zer Zimmerkollegen Torsten kommerzialisierteren Business gestiegen. Die Mannschaft fährt Bernhard Grimm, Lieberknecht in Braunschweig - manchmal im Weg gestanden zur internen Aufstiegsfeier nach Robin Koppelmann, empfahl. „Die Zeit in Dortmund hat, daraus macht er kein Ge- Nürnberg. Der Mann der den Holger Alex war super. Und die hätten mich heimnis: „Das ist zu 100 % so. entscheidenden Freistoß ver- Satz: auch gerne behalten. Aber die Aber so bin ich. Das ist im Fuß- senkt hat, sitzt im tobenden PER Medien & Marketing GmbH Perspektive mit Eintracht in die ball, aber auch im Leben, leider Mannschaftsbus und liest ein www.per-mm.de 2. Liga aufzusteigen war da. oft ein Nachteil.“ Doch gerade Buch. Zum Schein. Denn Kon- Layout: Und Kloppo hat dann auch ge- diese Charaktereigenschaften zentrieren geht in dem Moment Designbüro Concept+Design sagt, dass die Rahmenbedingun- sind es, die ihm vor allem in sowieso nicht. „Alle haben Bier Juli Zimmermann gen hier einfach stimmen und er Braunschweig eine hohe Wert- getrunken und gefeiert“, erklärt Auflage: 3.000 Exemplare mir den Verein und auch den schätzung eingebracht haben. Vrana. „Ich trinke kein Bier und Redaktion: Trainer ohne Zweifel empfehlen „Die Fans sind schon extrem musste noch tausend SMSen be- Holger Alex (Chefredaktion), kann. Ich war mit Dortmund zu besonders. Egal, in welcher antworten. Ich brauchte einen Erik Baake, Karsten König, einem Freundschaftsspiel hier. Liga wir gespielt haben. Oder Moment für mich, deswegen hab Robin Koppelmann, War damals auch schon beein- wenn du einfach nur durch die ich halt so getan, als würde ich Mirko Proske, Ensemble von druckt von der super Atmo- Stadt gehst. Auch wenn wir mal lesen. Innerlich habe ich mich “Eintracht ist unser Leben!” sphäre und den Fans im Stadion. schlechter gespielt haben. Es natürlich brutal gefreut und hatte Nach den Gesprächen hat Tors- wird dir immer eine Wertschät- Gänsehaut. Ich habe halt ein ten Lieberknecht mir dann die zung entgegengebracht. Die bisschen Show gemacht.“ Und Die in den Zitaten und Beiträ- gen abgedruckten Meinun- Stadt gezeigt. Und an dem Tag Fans hier sind verrückt – posi- diese wird nun irgendwo außer- gen geben nicht in jedem Fall habe ich dann auch unterschrie- tiv verrückt!“ halb von Braunschweig weiter- die Meinung des Fanprojekts ben“, fasst Damir die damalige gehen – ganz sicher. Doviđenja, oder der Redaktion wieder. Entscheidung zusammen. Ob das bei seinem neuen Verein Damir! Und bis dahin von gan- auch der Fall sein wird, dass zem Herzen alles Gute! Kontakt: 141 Pflichtspiele, sowohl für die kann Vrana noch nicht sagen. [email protected] erste als auch die zweite Mann- Fakt ist, dass er gerne auf mög- Erik Baake schaft der Löwen, hat er seitdem lichst hohem Niveau weiterspie- Besucht uns auf Facebook: FanbetreuungEintrachtBraunschweig in sieben Jahren absolviert. In len würde. Doch auch wenn es diesen Partien war er an 30 Toren „nur“ die dritte Liga sein sollte, direkt beteiligt. Elf erzielte er so sieht Damir Vrančić das zwar Das nächste selbst, 19 weitere bereitete er als Rückschritt, „gerade wenn Fanzeitungstreffen findet vor. Allein in der Saison man schon 1. und 2. Bundesliga vor dem Start in die neue 2010/2011 war er mit sechs To- gespielt hat“, freut sich aber ein- Saison statt. ren und acht Vorlagen maßgeb- fach wieder darauf Fußball spie- Wir informieren euch lich am Aufstieg in die 2. Bun- len zu können. Er blickt positiv rechtzeitig! desliga beteiligt. Dass er oftmals in die Zukunft. Das hat ihm ja, Damir im Gespräch mit der trotzdem nur auf dieses eine Tor wie wir spätestens jetzt wissen, Redaktion, Foto: Holger Alex