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31. Januar 2013

Gemeinde Riepsdorf, B-Pläne Nr 5, 1. Änderung und Nr. 7 Windparks Koselau und Gosdorf

Hier: Ergänzende Ausführungen zur Ergebnisdarstellung des Fachgutach- tens Vögel gemäß der Stellungnahmen des Kreises Ostholstein (Schreiben vom 21.01.2013).

In seinen Stellungnahmen zum eingereichten Fachgutachten Vögel (BioConsult SH 2012) hat der Kreis Ostholstein gebeten, folgende Punkte näher zu erläutern:

1) Beginn der Untersuchungen Anmerkung Kreis OH: „Der Beginn der Untersuchungen liegt relativ spät: am 20.04. im WP Koselau (13.06. WP Gosdorf). Das LLUR gibt Mitte Februar vor. Es ist zu klären, ob und in wieweit die getroffene Bewertung trotzdem belastbar ist“.

Der empfohlene Beginn von Untersuchungen von Mitte Februar des LLUR (LANU 2008) bezieht sich auf den Vogelzug. Die Eignungsgebiete befinden sich jedoch nicht innerhalb des Prüfbereiches für besonders bedeutsame Gebiete für den Vogelzug, daher wurde bei unseren Untersuchungen der Fokus auf die Erfassung der Flugaktivität der beson- ders zu berücksichtigenden Groß- und Greifvogelarten gelegt. Für die Erfassungsme- thodik dieser Artengruppe existieren bislang keine Untersuchungs-standards (s. LANU 2008, S. 26), die Wahl des Untersuchungszeitraumes und der Beginn dieser Untersu- chungen orientiert sich u. a. auch an dem zu erwartenden Artenspektrum und deren Brutperiode bzw. Hauptaktivitätsperiode. Darüber hinaus sind witterungsbedingte Unter- schiede in der Aktivität der Arten bzw. deren Erfassbarkeit bei der Auswahl der Erfas- sungstermine zu berücksichtigen. Während der nördliche der beiden Beobachtungs- standorte (Gebiet Koselau) einen weiten und repräsentativen Überblick über den Ge-

1 samtraum bot, wurde der Beobachtungsstandort Süd (Gosdorf) ab Mitte Juni hauptsäch- lich eingerichtet, um die Flugaktivität der dort innerhalb des Eignungsgebietes brütenden Rohrweihen während der Nestlingsphase zu erfassen. Der hier gewählte Untersu- chungszeitraum umfasst die Hauptaktivitätsperiode der betrachteten Arten Seeadler, Rotmilan, Rohrweihe, Weißstorch und Schwarzstorch, so dass die getroffenen Ergeb- nisse und Bewertungen für diese Arten vollumfänglich als belastbar anzusehen sind.

2) Untersuchungsradius für die Kartierung von Groß- und Greifvogelnestern, Berücksichtigung der Standorte nach LANU (2008) Anmerkung des Kreis OH: „Entgegen der Absprache mit der UNB wurde nur im Um- kreis von 3000 m um die Vorhabensgebiete eine flächendeckende Kartierung der Groß- und Greifvogelnester durchgeführt, lediglich für Seeadler und Schwarzstorch wurden 8000 m genommen. Es könnten jedoch theoretisch Richtung Nordosten auch außerhalb der untersuchten Radien weitere Weißstorch- oder Rotmilan-Brutplätze mit ihren 4000 m- bzw. 6000 m-Radien die Windparks erreichen. Welche Erkenntnisse gibt es hierzu?“ und „Es sind einige der alten „LLUR-Brutplätze“ (Karte der „Empfehlungen 2008“) nicht in der neuen Brutplatzkarte auf S. 12. dargestellt. Sind diese überprüft worden und nicht mehr vorhanden? Dies betrifft zwei Weißstorch-Brutplätze und einen Rohrweihen-Brutplatz in unmittelbarer Nähe zu den Windparks.“ Eine flächendeckende Untersuchung von Groß- und Greifvogelneststandorten im Radius von 6.000 m um die Vorhabensgebiete bedeutet einen erheblichen und unverhältnismä- ßigen Erfassungsaufwand und wurde aus diesem Grund nicht vorgesehen bzw. mit an- geboten. Diese Problematik wurde im Rahmen der Vorbesprechung mit der UNB weiter ausgeführt. Es wird die Ansicht vertreten, dass die gute Kenntnislage aufgrund verschie- dener landesweiter Monitoring-Programme im Kombination gezielter Kontrollen für die betroffenen Arten hinreichend ist, um die Brutplätze darzustellen. Das LLUR empfiehlt lediglich die Berücksichtigung möglicher Neststandorte in den entsprechenden Radien. Dies ist in der Untersuchung von BioConsult SH erfolgt. Bei der Darstellung wurden die aktuell besetzten Neststandorte der Jahre 2011 bzw. 2012 innerhalb der potenziellen Aktionsradien bis 6000 m berücksichtigt, beim Seeadler und Schwarzstorch wurden auf- grund der größeren maximalen Aktionsräume Bruten in Entfernungen bis zu 8000 m berücksichtigt. In nordöstlicher Entfernung von 4000 bzw. 6000 m existieren aktuell kei- ne besetzten Weißstorch- bzw. Rotmilannester (Recherche in vorliegenden Unterlagen und bei lokalen Experten). Die alten Brutplätze nach der Karte des LLUR (LANU 2008) wurden dabei berücksichtigt und überprüft, und es wurde festgestellt, dass einige dieser nicht mehr existieren. Das betrifft auch die Weißstorch-Brutplätze sowie den Standort einer Rohrweihe.

2 3) Berücksichtigung eines Uhu-Brutplatzes Anmerkung des Kreis OH: „Ein vom o. g. Büro 2011 neu festgestellter Uhu-Brutplatz überstreicht mit seinem 4000 m-Radius die südliche Hälfte des Windparks Gosdorf. Auf S. 14 wird der Brutplatz zwar in der Karte dargestellt, aber ohne Radius, und auch im weiteren Textteil wird er nicht mit betrachtet. Unklar ist daher, ob er bei den Beobach- tungen vor Ort berücksichtigt wurde und möglicherweise keine Rolle gespielt hat oder ob die Untersuchung nicht stattgefunden hat.“

Der Uhu ist aufgrund des 2012 bestätigten Brutplatzes in 3,6 km Entfernung bzgl. der Bewertung des Vorhabensgebietes Gosdorf als potenzielles Nahrungshabitat zu berück- sichtigen. Diese Bewertung wurde in den entsprechenden Kapiteln des Fachgutachtens ergänzt. Für den Uhu ergibt sich aufgrund relativ weiten Entfernung zum Brutplatz und der geringen Eignung/Qualität der überwiegend intensiv genutzten Agrarflächen dieses Vorhabensgebietes insgesamt eine als gering zu bewertende Bedeutung als Nahrungs- habitat. Auch ein regelmäßig genutzter Flugkorridor kann ausgeschlossen werden. Demzufolge sind die gebietsspezifischen Auswirkungen durch die Windenergieplanun- gen für diese Art als gering einzustufen.

4) Bedeutung des Gebietes für den Vogelzug

Anmerkung des Kreis OH: „Für den Tagvogelzug wird auf S. 22 davon ausgegangen, dasser sich in dieser Region abseits der Küstenlinien stark auffächert und verteilt, so dass mit geringen Zugintensitäten zu rechnen sei. Parallel betriebene Zuguntersuchun- gen eines anderen Büros weiter südwestlich, zeigten jedoch, dass durchaus stärkere Zugintensitäten im Binnenland nachzuweisen waren und deren Strom durch den schon vorhandenen Windparkriegel um Riepsdorf abgelenkt bzw. zweigeteilt wurde (Koop mündlich 2012). Diese Problematik könnte bei den noch höher geplanten Anlagen aus- geprägter werden. Eine Beleuchtung dieser Problematik fehlt.“ und „Hat die für die 150 m hohen Anlagen vorgeschriebene Nachtbefeuerung einen Einfluss auf das Kollisionsrisiko von Vögeln und Fledermäusen?“

Die Beobachtungen und Erfassungen innerhalb der Eignungsgebiete ergaben keinen Hinweis auf erhöhte Zugintensitäten. Auch wenn nicht die komplette Periode des Vogel- zuges im Frühjahr und Herbst erfasst worden ist, lässt sich diese Aussage grundsätzlich für diesen Raum treffen. Diese Einschätzung wird durch eine Reihe weiterer Untersu- chungen anlässlich von WEA-Planungen der Umgebung (z. B. , Görtz-Kalkberg, Süsel-Kesdorf) und letztendlich durch die Darstellungen von B. KOOP (2002, 2010, 2012) bestätigt. Es ist nicht vollständig auszuschließen, dass in jedem Binnenlandgebiet Ost- holsteins einzelne Tage mit hohen Zugintensitäten vorkommen (z. B. 2012 starker Buch-

3 finkenzug im Binnenland, OAG-SH-net), jedoch ist eine regelmäßige Konzentration des Tagvogelzuges und eine erhöhte Bedeutung der hier betrachteten Gebiete für den Vo- gelzug aufgrund der bestehenden Kenntnisse nicht zu erwarten. Eine nachhaltige Rie- gelwirkung durch ein regelmäßiges Ausweichverhalten halten wir aufgrund unserer Be- obachtungen und Ergebnisse für unwahrscheinlich, auch wenn in Einzelfällen ein Auf- splitten von Zugtrupps an Windparks vorkommen kann. Großräumiges Meide- oder Ausweichverhalten an Windparks ist von einigen Großvogelarten wie Kormoranen, Kra- nichen oder Gänsen innerhalb der Zugverbände bekannt. Ein quantitativer Nachweis ist jedoch nur mit aufwändigen Erfassungen („vor“ und „hinter“ dem Windpark) zu erbrin- gen. Die Hauptzugrouten dieser Arten liegen nachgewiesenermaßen nicht in diesem Teil Ostholsteins. Für die Masse des Kleinvogelzuges sind Meidereaktionen gegenüber Windparks von untergeordneter Bedeutung bzw. nicht nachgewiesen (z. B. BioConsult SH & ARSU 2010). Nach eigenen Beobachtungen werden Windparks von den quantita- tiv bedeutsamen Arten (Feldlerche, Star, Wiesenpieper, Buchfink) i. d. R. ohne Aus- weichverhalten durchquert, der Tagzug über Land verläuft in meist geringen Flughöhen unterhalb der drehenden Rotoren der meisten Anlagentypen. Sollte das beobachtete Ausweichverhalten entgegen unserer Einschätzung quantitative Bedeutung haben, wür- de sich der resultierende Mehraufwand in Zeit und Energie – gemessen an den Gesamt- strecken des Zuges der einzelnen Arten – in geringen und nicht relevanten Bereichen bewegen. Das Areal der Windparks liegt in der Hauptzugrichtung, das heißt, die Front- seite des Windparks, auf welche die Vögel treffen würden, ist lediglich ca. 400 m breit, die Erhöhung der Gesamtzugstrecke somit aufgrund eines Ausweichens sehr gering und negative Auswirkungen auf Zeit- und Energiebudgets daher nicht wahrscheinlich (z. B. Desholm et al. 2006).

Nachtbefeuerung: Eine nächtliche Beleuchtung ist bei Anlagenhöhen von > 150 m er- forderlich. Diese Beleuchtung kann potenziell zur Anziehung von ziehenden Vögeln füh- ren. Es wird davon ausgegangen, dass der Nachtzug in Höhen stattfindet, in denen die Beleuchtung nicht mehr anziehend wirkt; zudem zeigen blinkende rote Lichter eine weit geringere Attraktion als z. B. Dauerbeleuchtung (GEHRING et al. 2009). Es kann nicht ausgeschlossen werden, dass bei schlechter Sicht, Regen und infolgedessen tiefflie- genden Nachtziehern die Beleuchtung eine Anziehung und möglicherweise auch eine Desorientierung ausübt; es liegen aber keine quantitativen, belastbaren Daten und keine Hinweise auf erhöhte Kollisionsraten des nächtlichen Vogelzugs vor.

4 Literatur DESHOLM, M. (2003): How much do small-scale changes in flight direction increase over- all migration distance? J. Avian Biol. 34: 155-158.

GEHRING, J., P. KERLINGER, A. M. MANVILLE (2009): Communication towers, lights, and birds: successful methods of reducing the frequency of avian collisions. Ecological Ap- plications 19 (2): 505-514.

HÖTKER, H., (2006): Auswirkungen des „Repowering“ von Windkraftanlagen auf Vögel und Fledermäuse. Untersuchung i. A. des LANU Schleswig-Holstein. Veröffentlichung Michael-Otto-Institut im NABU. LANU (LANDESAMT FÜR NATUR UND UMWELT DES LANDES SCHLESWIG-HOLSTEIN, 2008): Empfehlungen zur Berücksichtigung tierökologischer Belange bei Windenregieplanun- gen in Schleswig-Holstein. Flintbek. KOOP, B. (2002). Vogelzug über Schleswig-Holstein – Räumlicher und zeitlicher Ablauf des sichtbaren Vogelzuges nach archivierten Daten von 1950-2002. Gutachten i.A. Lan- desamt f- Natur u. Umwelt Schleswig-Holstein, Flintbek. KOOP, B. (2010). Schleswig-Holstein: Kreuzung internationaler Zugwege. Der Falke 57: 50-54. KOOP, B. (2012): Vogelzug über Schleswig-Holstein 2011. Mitteilungen Ornithologische Arbeitsgemeinschaft für Hamburg und Schleswig-Holstein e. V.

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