Elke Goez

Das Zisterzienserkloster Ebrach in seiner fränkischen Umwelt

Sonderdruck aus dem 98. Jahrbuch des Historischen Vereins für Mittelfranken 1996/99 ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS

ADB Allgemeine Deutsche Biographie brosch. broschiert Flurk. Flurkarte geb. gebunden Hg., Hrsg. Herausgeber Jb Mfr Jahrbuch des Hist. Vereins für Mittelfranken JfL Jahrbuch für fränkische Landesforschung kart. kartoniert LK, Lkr. Landkreis Ln. Leinen MVGN Mitteilungen des Vereins für Geschichte der Stadt Nürnberg N, n Norden, nördlich NDB Neue Deutsche Biographie O, ö Osten, östlich RB Regesta Boica S, s Süden, südlich StAN Staatsarchiv Nürnberg TK Topographische Karte WDGBI Würzburger Diözesangeschichtsblätter W, w Westen,westlich ZbLG Zeitschriftfür bayerischeLandesgeschichte ELITE GOEZ

DAS ZISTERZIENSERKLOSTER EBRACH IN SEINER FRÄNKISCHEN UMWELT'

Klöster waren im Mittelalter nicht nur Zentren der Frömmigkeit und des Gottesdienstes, Horte der Kultur sowie der theologischen und philosophi- schen Wissenschaften, sondern auch Mittelpunkte des politischen und nicht zuletzt des wirtschaftlichen Lebens eines ganzen Raumes. Auch die Abtei Ebrach wurde im Laufe der Zeit zu einem Zentralort des Steigerwaldgebietes, obwohl dies in der Gründungszeit nicht abzusehen und keineswegs inten- diert war. Man hat vermutet, daß sich vielleicht schon im Jahre 11192die fränkischen Brüder Berno und Richwin3 entschlossen, ein Kloster zu gründen. Sie dach-

' Die vorliegende Studie beruht auf einem Vortrag, den ich 1997 auf der Jahrestagung des Historischen Vereins für Mittelfranken in Höchstadt/Aisch hielt. Der Charakter der Rede wurde beibehalten, der Text indessen um Quellen- und Literaturhinweise ergänzt. Eine um- fassende, dokumentierte gut Geschichte des Klosters Ebrach gibt es bislang noch nicht. Wi- gand \VEIGAND, Geschichte der Fränkischen Cistercienser Abtei Ebrach, Landshut 1834, ist die überholt; Veröffentlichungen von Josef WIRTH, Die Abtei Ebrach. Zum achthunderjähri- gen Gedenken 1127-1927, Gerolzhofen 1928, und Adelhard KASPAR,Chronik der Abtei Ebrach, Münsterschwarzach 1971,verzichten auf Quellenbelege und Zitatnachweise. Die Fest- schrift Ebrach 1127-1977, hg. v. Gerd ZIMMERMANN, Volkach 1977, korrigiert in einigen Beiträgen die phantasievollen Ausführungen Kaspars. Zu zahlreichen Detailfragen liegen in- dessenArbeiten vor, auf die an entsprechender Stelle hingewiesen wird. Einen unvollständigen Überblick die bietet: über Quellen Helga WEiss, Die Zisterzienserabtei Ebrach, eine Unter- suchung zur Grundherrschaft, Gerichtsherrschaft und Dorfgemeinschaft im fränkischen Raum (= Quellen und Forschungen zur Agrargeschichte VIII), Stuttgart 1962, S. 130-134. Die Überlieferung urkundliche, kopiale und literarische Ebrachs ist ungemein reich, aber bislang nur zum kleinsten Teil erschlossen. Im Auftrag der Gesellschaft für fränkische Geschichte be- reite ich die Edition der Urkunden vor, die Publikation wird zunächst den Bestand bis zum Ende des Abbatiats Hermanns II. (t 1306) umfassen. Vor kurzem wurde die Einzelblattüber- lieferung Ebrachs bis 1400 aus dem Bayerischen Hauptstaatsarchiv München, wo sie irre- führenderweise in den Fonds Hochstift eingeordnet war, an das zuständige Staatsar- chiv Würzburg abgegeben. Da die Dokumente dort bislang noch keine neue Signatur erhalten konnten, zitiere ich nach der veralteten Münchener Numerierung: BU (= Bamberger Urkun- den) mit Nummer. Z KASPAR,Chronik (wie Anm. 1), S. 1; \VIRTH, Abtei (wie Anm. 1), S. 2; Ferdinand GELD- NER, Abt Adam von Ebrach, in: Fränkische Lebensbilder 2, Würzburg 1968, S. 8-25, (zit. Abt Adam), bes. S. 9; DERSELBE,Abt Adam von Ebrach, das staufische Königshaus und der heilige Bernhard von Clairvaux, in: JfL 11/12 (1953), S. 53-65, (zit. Adam von Ebrach), bes. S. 58; Leo- pold GRILL, Studien zur Gründung der Abtei Ebrach, in Festschrift Ebrach (wie Anm. 1), S. 28-37, hier S. 29. Sie alle nehmen das Datum 1119 an. Wenn die Vermutung zutrifft, könnte Bischof Erlung von Würzburg (1106-1121) in den Gründungsvorgang involviert gewesen

1 ten dabei nicht an eine herkömmliche Benediktinerabtei, sondern der Kon- vent sollte dem neuen, erst etwa 20 Jahre alten Zisterzienserorden angehören, der durch seine spezifische Spiritualität und strenge Askese Bewunderung er- regte. Nicht jeder konnte an jedem beliebigen Platz solch eine Abtei einrich- ten, und so wandten sich die Brüder im Einverständnis mit ihrem Lehens- herrn, dem Grafen Gozwin von Höchstadt4, und dem Bischof von Würzburg an das im burgundischen Mutterkloster CIteaux tagende Generalkapitels. Dort der Platz den Ansprüchen des Ordens wurde geprüft, ob Ebera" genügte, eines monastischen Verbandes, der sich wegen der allzu weltlich empfundenen Lebensführung der Benediktiner von diesen abgespalten und sich besonders harte, jeden Luxus unterbindende Lebensregeln gesetzt hatte'-. Seine Klöster sollten in der Einsamkeit fern von menschlichen Siedlungen

sein. Sicher ist dies freilich nicht; bei der endgültigen Gründung 1127 kann hingegen die Zu- stimmung Bischof Gebhards von Würzburg mit Sicherheit vorausgesetzt werden, obwohl dar- über nichts Näheres bekannt ist; vgl. Alfred WENDEHORST,Das Bistum Würzburg. Die Bi- schofsreihe bis 1254 (= Germania Sacra, Neue Folge 1: Die Bistümer der Kirchenprovinz Mainz, Teil 1), Berlin 1962, S. 137. 3 Beide Stifter Ebera" ist daher daß werden niemals de genannt, es anzunehmen, sie nicht bei in oder Ebrach ihren Stammsitz hatten. Mit der Ministerialität von , für die al- lerdings erst aus dem 13. Jahrhundert Zeugnisse vorliegen, kann keine Verbindung hergestellt dürfte werden; es sich bei dem Brüderpaar um Edelfreie gehandelt haben, vgl. GELDNER,Abt Adam (wie Anm. 2), S. B. a Das Lehensverhältnis ist in einerUrkunde für Ebrach aus dem Jahr 1134 ausdrücklich be- zeugt: Benef: cium eciam illud, quod predictus frater Berno et ipsittsfrater carnalis Riewinus de comite Gozwino habuerunt... Das Original ist verloren, doch ist der Text durch zwei Kopial- bucheinträge gut bezeugt: Staatsarchiv Würzburg (künftig StAW), Rep. D7 Ebracher Amts- bücher, Nr. 3/I1(Liber Privilegiorum II), fol. 231'-232; ebenda, Nr. 4 (Liber Pietanciarum), fol. 36'-37; gedruckt bei Franz Xaver WEGELE,Monumenta Ebracensia, Nördlingen 1863, Nr. 3, S. 52 f.; vgl. auch GELDNER,Abt Adam (wie Anm. 2), S. 16. s den Aus Anfangsjahren des Zisterzienserordens gibt es nur fragmentarische Aufzeich- die Tagungen nungen über des Generalkapitels; für 1126, das für die Beratungen über die ge- plante Neugründung am wahrscheinlichsten sein dürfte, fehlen sie ganz. GRILL, Studien (wie daß Anm. 2), S. 29, vermutet, erst nach dem Hunger- und Seuchenjahr 1124/25 mit der defini- begonnen tiven Planung wurden. 1193 wird die Abtei erstmals in den Ordensstatuten genannt, CANIvEZ, vgl. Josephus-Maria Statuta capitulorum generalia ordinis Cisterciensis ab anno 1116 ad annum 1786, Bd. 1, Namur 1933,1193/41, S. 164 f. 6 Allgemeine Literatur. Die Cistercienser, Geschichte - Geist - Kultur, hgg. v. A. SCHNEI- DER,A. WEINAND, W. BICKEL, E. COESTER,2. Aufl., Köln 1977; Die Zisterzienser, Ordensle- ben Ideal \Virklichkeit, hg. Kaspar ELr zwischen und v. I- Peter JOERISSEN- Hermann Josef ROTH, 2 Bde., Köln 1980-1982; L. J. LEKAI, Geschichte und Wirken der weißen Mönche, Der Orden der Cistercienser, übersetzt von A. SCHNEIDER,Köln 1958. Als zisterziensische der Grundsätze nennt der erste Abschnitt Charta Caritatis: Quia unius vere regis et donrini et magistri nos omnes servos licet inutiles essecognoscirnus, iccirco abbatibus et confratribus nostris

2 oder großen Straßen liegen', nach Möglichkeit an einem Fluß- oder Bachlauf, da jeder Mönch am fließenden Wasser seine Kleidung selbst waschen und täg- lich sein Geschirr selbst abspülen mußte. In den Ordensstatuten wurde ver- langt, daß die Gegend sich zur Landwirtschaft eigne, sollten doch die Zister- zienser von ihrer Hände Arbeit leben8. Das im sumpfigen Tal des Flüßchens Ebrach gelegeneAreal, welches im Westen von einem Höhenzug des Steiger- waldes abgeschlossen wird und nur nach Osten offen ist, erwies sich als ein idealer Platz für einen Zisterzienser-Konvent. Dennoch verzögerte sich die Gründung. Erst im Jahre 1127 wurden von Kloster Morimond in der Diözese Langres zwölf Brüdern nach Franken entsandt, um dort die erste Zisterze rechts des Rheines, nach Altenkamp (Erzdiözese Köln) und Lützel (Diözese Basel) die dritte in deutschen Landen ins Leben zu rufeng. Die Wahl des Gründungsabtes Adam bedeutete für den jungen Konvent einen Glücksfall. Der noch nicht 30jährige, aus dem Kölner Raum10stammende Mönch war in Morimond durch seine vielfältige Begabung aufgefallen. Doch das Leben als einfacher Bruder befriedigte ihn nicht; er faßte den Plan, im Heiligen Land zu missionieren. Zwei Mahnbriefe" des bis heute als Heiligen verehrten Abtes

monachis, quos per diversa Iota Dei pietas per nos miserrimos hominum sub regulari disciplina ordinaverit, nullam terrene commoditatis seu rerum temporalium exactionem imponimus. Prodesse enim illis omnibusque sande ecclesiefiliis cupientes, nil quod eos grauet, nil quod eorum substantiam minuat erga nos agere diponimus, ne dum nos abundances de eorum pau- pertate essecupimus avaricie maluni quod secundum apostolum ydolorum servitus compro- batur evitarepossimus. CANIVEZ, Statuta I (wie Anm. 5), S. XXVI. ' Canivez, Statuta I (wie Anm. 5), 1134/1, S. 13: Quo in loco lint construenda coenobia: In civitatibus, castellis, villis nulla nostra construenda sunt coenobia, sed in locis a conversatione hominum semotas. 8 Ebenda, 1134/, S. 14: Monachis nostri ordinis debetprovenire victus de labore manuum, de cultu terrarum, de nutrimento pecorum, ende et licet nobispossidere ad proprios usus aquas, silvas, vineas, prata, terras a saecularium hominum habitatione semotas et animaliapraeter ilia, quae magis solentprovocare curiositatem et ostentare in se vanitatem quam aliquam affere uti- litatem, sicut sent cervi, grues et cetera huiusmodi. ' Relacio a quibus et quando domus hec fundata sit, ed. WEGELF, Monumenta Ebracensia (wie Anm. 4), S. 1-5, hier S. 1: Anno ab incarnacione domini MCXXVII sub reuerentissimo papa Honorio imperii Lotharii imperatoris, duo et secundo anno ... obtulerunt quidam milites, Berno Riwinus, Ebera dictum Cysterciensi ..., et Gastrumsuum ordini ad construendam abba- ciam. Die Anzahl der zu einer Neugründung nötigen Mönche war in der Ordensregel vorge- schrieben, vgl. Canivez, Statuta I (wie Anm. 5), 1134/XII: Duodecim monachi cum abbate ter- ciodecimo ad coenobia nova transmittantur. to Die Gründungsgeschichte Ebrachs sagt über Abt Adam natus ex prouincia ciuitatis Agrippinensis Colonie: WEGELF,Monumenta Ebracensia (wie Anm. 4), S. 1. " Bernhard von Clairvaux, Sämtliche Werke II, hg. und übersetzt v. Gerhard B. WINKLER, Innsbruck 1992, Brief 5, S. 296-299; Brief 7, S. 303-333.

3 Bernhard von Clairvaux hielten ihn davor zurück; hingegen bedeutete die Gründung von Ebrach für ihn eine lohnende Aufgabe. Die Anfänge waren überaus schwer: Die beiden Edelfreien Berno und Richwin waren nicht reich, und die Grundausstattung des Klosters fiel daher eher spärlich aus. Um so dankbarer war man für mehrere Geldschenkungen des Bamberger Domherren Konrad, die zum Bau der Kirche, des Chores und des Klosters sowie zum Ankauf von Ackerland bestimmt waren12. Einige kleine Stiftungen kamen hinzu; dennoch waren die ersten Jahre gekennzeich- net durch äußerste Armut und schwere Arbeit. Später behauptete zwar die Gründungsgeschichte, es sei das staufische Königshaus gewesen,welches von den ersten Anfängen an seine mildtätige Hand über die Abtei gehalten habe; aber entgegen verbreiteter Annahme ist dies urkundlich nicht klar belegbar'3. Die rasch wachsende Zahl der Brüder stellte Abt Adam vor große Pro- bleme; doch gelang es ihm, durch die Erwerbung von günstig gelegenem Ackerland` und geschickten Gütertausch, unter anderem mit dem Abt von Fulda15,den Ebracher Besitz nicht nur räumlich zu vergrößern, sondern vor allem gewinnbringender nutzbar zu machen. Er war sich darüber klar, daß

12 Konrad stiftete paupertati eorum compaciens 40 Talente, welche er an sich für eine Pil- heiligen Grab in gerreise zum Jerusalem gespart hatte, XXXa videlicet talenta adiacenda mo- fundamenta nasterii erogavit... Postmodum uero X talenta ipsisfratribus contulit, ut in fundo ipsius fructibus ecclesie agros ex Silva novarent, ex quorum anniversariutn eins singulis annis ce_ lebrantes. Item exstructo eorum dormitorio, cum pre inopia rerum lumen sufficienter ibi habere ipse non possent, solita circa eos Ususbenignitate V talenta dedit, ut agros facerent... Item pro- ficientibus fratres rebus eorum, cum augmentari cepissent,ad dilatandum monasterum et fra- faciendum tribus exterioribus chorum X talenta impendit et aureum anuban inarcam valen- WEGELF, tem: Monumenta Ebracensia Nr. 1 (wie Anm. 4), S. 45 f. aus Liber Pietanciarum (wie Anm. fol. Das 4), 42'. Stück ist nicht datiert. Zweifellos handelt es sich um eine Zusammenfas- sung mehrerer Einzelschenkungen desselben Stifters. 13 Neue Quellenfunde wie die Reste eines Ebracher Totenbuches unterstützen indessen die Nachricht der Gründungsgeschichte; dazu demnächst Elke GoEZ, Staufisches aus Franken. Zu den Staufergräbern vgl. GELDNER,Ferdinand, Um die frühen Staufergräber in Ebrach, Lorc11 und Bamberg, in: Festschrift Ebrach (wie Anm. 1), S. 38-52. 14 Ebrach erwarb 1140 von dem \Vürzburger Kloster St. Burchard fünf Mansen in Stock_ heim, die für diesen Konvent sehr ungünstig lagen, zum Preis von 24 Pfund, vgl. Liber Privile- giorum II (wie Anm. 4), fol. 228'; Liber Pietanciarum (wie Anm. 4), fol. 39-40.1143 über- eignete Bischof Embricho von Würzburg Ebrach Güter in Bibilroth (nach \VIESSNER[nie Anm. 25], Zeubelried bei Ochsenfurt) und erhielt dafür von Ebrach eine angemesseneEnt_ schädigung: vgl. WEGELF,Monumenta Ebracensia (wie Anm. 4), Nr. 4, S. 54 f. 15 1136 tauschte Abt Konrad von Fulda eine Manse in Aloholfesheim (Alitzheim) gegen Äcker eine Manse in Suanefelt und zwölf in Brunnenstat (Brünnstadt), die aus dem Grün- dungsbesitz Ebrachs stammten: BU 200.

4 die Tag das heißt: nur Liegenschaften, an einem - in maximal acht Reitstun- den - erreichbar waren16, vom Kloster aus regelmäßig bearbeitet werden konnten und daß zusammenhängendes Land besser zu bewirtschaften war als verstreut liegende Güter. Seine Nachfolger sind diesbezüglich Abt Adam ge- folgt; sie bemühten sich, geschlosseneBesitzkomplexe zu schaffen, in denen allein das Kloster die Herrschaft ausübtet'. Rund 40 Jahre lang leitete Adam den Konvent; die Abtei blühte auf. Schon bald wurden vermögende Personen aus angesehenem Stande auf die Zisterze aufmerksam und förderten sie nach Kräften. Zur Weihe der ersten Kloster- kirche stiftete Bischof Embricho von Würzburg 1134 dem Konvent mehrere Güter1ß; kurz darauf erhielt Ebrach zusammen mit Langheim, einem seiner frühesten Tochterklöster, eine Salzquelle in Friedrichshall19, was König Kon- rad III. 1152 feierlich bestätigte20.Eben dieser Herrscher übertrug der Abtei

16 Zur Lage derGrangien vgl. CANIVEZ, Statuta I (wie Anm. 5), 1134/V: Ad haec exercenda, nutrienda, conservanda, seuprope seu longe, non tarnen ultra dietam grangias possumus habere per conversos custodientes. Auch die Entfernung der Grangien zu denjenigen der Nachbar- klöster war geregelt, vgl. ebenda, 1134/XXXII, S. 20: De vicinitate grangiarum: Grangiae autem diversarum abbatiarum distent inter se ad minus duabus leugis. " Zu den Wirtschaftsprinzipien der Zisterzienser vgl. Eduard HOFFMANN, Die Entwick- lung der \Virtschaftsprinzipien im Cisterzienserorden während des 12. und 13. Jahrhunderts, in: Historisches Jahrbuch 31 (1910), S. 699-727; Klaus SCHREINER,Zisterziensisches Mönch- tum und soziale Umwelt. Wirtschaftlicher und sozialer Strukturwandel in hoch- und spätmit- telalterlichen Zisterzienserkonventen, in: Die Zisterzienser (wie Anm. 6), S. 79-135; Werner ROSENER,Zur Wirtschaftstätigkeit der Zisterzienser im Hochmittelalter, in: Zeitschrift für Agrargeschichte und Agrarsoziologie 1982, S. 117-148; DERS.,Der wirtschaftliche Struktur- wandel in den niederrheinischen Zisterzienserklöstern während des Hoch- und Spätmittelal- ters, in: Die niederrheinischen Zisterzienserklöster im späten Mittelalter. Reformbemühungen, Wirtschaft und Kultur, hg. v. Raymund KOTIJE, Köln 1992, S. 21-47. Zur systematischen Ar- rondierung vgl. den Forschungsüberblick bei Christian MOSSIG,Grundbesitz und Güterbe- frühen wirtschaftung des Klosters Eberbach im Rheingau 1136-1250, Untersuchungen zur Wirtschaftsverfassung der Zisterzienser, Diss. Marburg (Quellen und Forschungen zur hessi- schen Geschichte 36), Darmstadt-Marburg 1978, S. 21ff. 18 Vgl. WEGELE,Monumenta Ebracensia (wie Anm. 4), Nr. 3, S. 52-53. 19 1152 Februar 2 verfügt Bischof Eberhard von Bamberg, daß die beiden Klöster die Salz- quelle gemeinsam ausbeuten dürfen und der Ertrag geteilt werden soll; allerdings bleibt die Quelle alleiniges Eigentum von Langheim, vgl. Liber Privilegiorum 11 (wie Anm. 4), fol. 225`-225`'; Otto DOBENECKER,Regesta diplomatica necnon epistolaria historiae Thuringiae I, Jena 1896, S. 354, Nr. 1168. Vgl. auch OttoVOLK, Salzproduktion und Salzhandel mittelalter- licher Zisterzienserklöster (= Vorträge und Forschungen, Sonderband 30), Sigmaringen 1984, v.a. S. 88f. 20 Vgl. Friedrich HAUSMANN, MGH Diplomata regum et imperatorum Germaniae tom. IX: Conradi 111.et filii eius Heinrici diplomata, Wien-Köln-Graz 1969, Nr. 270,1152 [Februar 2/15].

5 den der Sein Sohn nahezu gesamten Forst, genannt wird"21. Friedrich von Rothenburg schenkte dem Kloster das Dorf Schwabach (süd- lich von Nürnberg) mit der dortigen Pfarrkirche. Der Besitz mehrte sich; neun Jahre nach der Gründung organisierte Adam die klösterlichen Liegen- in Großbetrieben, bei den schaften vier Grangien", agrarischen wie sie frühen Zisterziensern üblich waren: Mainstockheim, Alitzheim, Kaltenhau- bei Volkach Morsbach, in dem Ebracher Hof in sen und sowie einer curia": Würzburg23. Noch zu seinen Lebzeiten kamen drei weitere Grangien hinzu: Mönchherrnsdorf bei , Waldschwind und Sulzheim24. Mit der Einrichtung der Ebracher in Würzburg Adam 114125 curia" tat einen Schritt, der an sich im Widerspruch zur Ordensregel stand, da diese den

21 Der Wald war als Reichslehen an einen gewissen Gvaltherus ausgegeben gewesen, der zugunsten Ebrachs darauf verzichtete und ihn Bischof Gebhard von Würzburg übertrug, da- dieser mit ihn dem Kloster übereignen konnte, vgl. HAUSMANN (wie Anm. 20), DKo 111260, 1151 (September nach 17). 22 Die Urkunde ist verloren: jedoch wurde die Stiftung wiederholt von der Krone bestätigt, Anm. vgl. 45. Erstmals ist sie in einer Urkunde Heinrichs VI. erwähnt, mit welcher dieser dein Kloster das durch zwischenzeitlich wohl Friedrich I. Ebrach entfremdete praedium Suaba re- stituierte, vgl. Regesta Imperii IV: Ältere Stauferzeit, 3. Abteilung: Die Regesten des Kaiserrei- Heinrich VI. ches unter 1165 (1190) - 1195, nach Johann Friedrich BBHMER, neubearbeitet von Gerhard BAAKEN, Köln-Wien 1972, S. 188, Nr. 463; Monumenta Boica 29, S. 485-486:... ad deferri Fridericus de Rodenburc noticiam cupimus ..., quod cognatus nosterfelicis memorie sub manu salamanni nobilis scilicet viii Cvnradi de Vvighardesheim predium mum in Svab, lociparrochia cum eiusdem et omnibus aliis eidempredio attinentiis pro reconpessationedivina contulit monasterio et usibusfratrum in Ebera Deo famulantium. 23 Mainstockheim, Alitzheim, Kaltenhausen, Morsbach und der Ebracher Hof in Würz- burg in der werden schon ersten päpstlichen Bestätigungsurkunde genannt, mit welcher Inno- II. 1142 März die cenz 16 Abtei unter den Schutz des hl. Petrus stellte: Julius von PFLUGIK- HARTTUNG,Acta pontificum Romanorum inedita II, Urkunden der Päpste 97-1197, Stuttgart 1884 (ND Graz 1958), S. 324-325, Nr. 363. 24 1148 erste Erwähnung von Mönchherrnsdorf in der Schutzurkunde Eugens II1. PFLUGK-HARTDUNG,Acta II (wie Anm. 23), Nr. 395, S. 347-348. Die Grangien Sulzheim und Waldschwind werden 1150 in einem zweiten Schutzprivileg Eugens III. genannt: PFLUGKK- HARTDUNG,Acta II, Nr. 397, S. 349-350. Die Ebracher Gründungsgeschichte gibt die Reihen- folge zutreffend wieder, jedoch ohne Morsbach: WEGELF,Monumenta Ebracensia (wie Anne, 4), S. 5. 25 1142 Bestätigung der curia in IVirzeburc durch Innocenz II.: PFLUGK-HARMNG, Acta II (wie Anm. 23), S. 324-325, Nr. 363; ob es sich dabei allerdings um den Hof in der heutigen Ebracher Gasse 6 handelte, ist fraglich; nach Wolfgang \VIESSNER,Das Gesamturbar des Zi- sterzienserklosters Ebrach vom Jahre 1340 (= Veröffentlichungen der Gesellschaft für fränki- sche Geschichte, X. Reihe, Bd. 8), Würzburg 1973, S. 9 Anm. 34, wurde dieser Hof erst 1219 fränkischer erworben. Vgl. auch Günther FRIEDRICH,Die Stadthöfe Zisterzicnserklöster, in" Mainfränkisches Jahrbuch für Geschichte und Kunst 39,1987, S. 1-44, bes. S. 17-18. Zur Er-

6 Mönchen Besitz und Aufenthalt in Städten untersagte26.Dennoch wurde die Gründung des ersten zisterziensischen Stadthofes auf deutschem Boden zu einem Vorbild für die anderen Konvente. Sie alle hatten das gleiche Problem: die Vermarkung der erwirtschafteten Überschüsse. Denn die Zisterzienser befähigte Verwalter, ihre die erwiesen sich als ungewöhnlich Konversen - we- in der Feld- Handarbeit Laienbrüder27 sentlich und eingesetzten - als ge- Landwirte. Da der Ackerbau den Mönchen" schickte von grauen als unver- zichtbarer Bestandteil des monastischen Lebens angesehen wurde, kam man ihm ebenso eifrig nach wie dem Chorgesang, den Gebeten und Messen. Daß jeder Mönch zusätzlich zu Gehorsam, Keuschheit und Armut zum Schwei- gen verpflichtet war, zeitigte durchaus auch wirtschaftliche Folgen: Es durfte keine Zeit mit müßigem Geplauder vertrödelt werden28; selbst auf dem Feld sollte nur das für den Fortgang der Arbeit Unerläßliche gesprochen werden29.

richtung und Bedeutung zisterziensischer Stadthöfe vgl. Winfried SCHICH, Der Handel der rheinischen Zisterzienserklöster und die Errichtung ihrer Stadthöfe im 12. und 13. Jahrhun- dert, in: Die niederrheinischen Zisterzienserklöster (wie Anm. 17), S. 49-73; DERS.,Die Stadt- höfe der fränkischen Zisterzienserklöster in den Würzburg - Von Anfängen bis zum 14. Jahr- hundert, in: Zisterzienser-Studien III, Berlin 1976, S. 45-88; Reinhard SCHNEIDER,Stadthöfe der Zisterzienser Zu ihrer Funktion und Bedeutung, in: Zisterzienser-Studien IV (= Studien zur Europäischen Geschichte 14), Berlin 1979, S. 11-28; Winfried SCHICH, Der frühe zister- ziensische Handel und die Stadthöfe der fränkischen Zisterzienserklöster, in: In Tal und Ein- samkeit. 725 Jahre Kloster Fürstenfeld. Die Zisterzienser im alten Bayern, Bd. 3: Kolloquium, hg. v. Klaus WOLLENBERG,1990, S. 121-143. Vgl. ferner Wolfgang BENDER,Zisterzienser und Städte. Studien zu den Beziehungen zwischen den Zisterzienserklöstern und den großen ur- banen Zentren des (12. mittleren Moselraumes -14. Jahrhundert) (= Trierer Historische For- schungen 20), Trier 1992. 26 Vgl. Anm. 7 und CANIVEZ, Statuta I (wie Anm. 5), 1134/XXI, S. 17-18. 27 herkömmlichen Die Thesen über das Konversen-Institut müssen nach neueren For- schungen teilweise revidiert werden, obwohl die Masse tatsächlich für untergeordnete Tätig- keiten herangezogen wurde. Vgl. TÖPFER,Michael, Die Konversen der Zisterzienser. Unter- suchungen über ihren Beitrag zur mittelalterlichen Blüte des Ordens (Berliner Historische Studien 10: Ordensstudien IV), Berlin 1983; Reinhard SCHNEIDER,Vom Klosterhaushalt zum Stadt- und Staatshaushalt. Der zisterziensische Beitrag (Monographien zur Geschichte des Mittelalters 38), Stuttgart 1994. 28 Zum Gebot des Schweigens vgl. CANIvEZ, Statuta I (wie Anm. 5), 1134/LXXII, S. 30; 1134/LXXXV, S. 32; 1152/4, S. 46. 29 Vgl. Eberhard HoFFrIANN, Das Konverseninstitut des Cisterzienserordens in seinem Ursprung und seiner Organisation (= Freiburger Historische Studien 1), Freiburg/Schweiz 1905, S. 50; Hans \WISWE,Grangien niedersächsischer Zisterzienserklöster. Entstehung und Bewirtschaftung spätmittelalterlich-frühneuzeitlicher landwirtschaftlicher Großbetriebe, in: Braunschweigisches Jahrbuch 34,1953, S. 5-134, S. 93; TÖPFER,Konversen (wie Anm. 27), S. 43. Es gibt Hinweise auf eine spezielle Zeichensprache, die unter den Konversen verwendet wurde, vgl. \VISwE, Grangien, S. 91; G. van RYNBERK,De gebarentaal in een Cistercienser-

7 Außerhalb der kurzbemessenen Mittags- und Nachmittagspause war es den bestimmten Mönchen nicht erlaubt, die Arbeit niederzulegen, und selbst an Feiertagen durften verschiedene Tätigkeiten nicht ruhen30.Agrarische Inno- die Ebracher Ausnutzung lo- vationen aufgreifend, intensivierten unter aller kalen Möglichkeiten Fischzucht und Teichwirtschaft, die bekanntlich bis der fränkischen zum heutigen Tage das Erscheinungsbild Landschaft mitprä- gen31.Außerdem brachten sie neue Düngemethoden zur Anwendung, ent- der sumpften den Boden, kümmerten sich um Verbesserung Obstkulturen, Äpfeln, namentlich von Birnen und Kirschen, betrieben die Meliorisierung des Getreideanbaus, betätigten sich erfolgreich als Imker und widmeten sich daß die mit großem Erfolg auch dem \Veinbau32.Vielfach ist zu lesen, Brüder in großem Umfang Land gerodet hätten, doch trifft dies speziell für Ebrach nicht zu. Die Wälder wurden bewußt geschont; sie dienten den Mönchen

klooster der Nederlanden in de XVe eeuw, in: Citeaux in de Nederlanden 2,1951, S. 55-68; GRIESSER,Bruno, Ungedruckte Texte zur Zeichensprache in den Klöstern, in: Analecta Sacri Ordinis Cisterciensis 3,1947, S. 111-137; TÖPFER,Konversen, S. 43. 30 Die Lebensregeln der Konversen bei Philippe GUIGNARD (Hg. ), Les monuments primi- de la tifs Regle Cistercienne, publies d'apres les manuscripts de l'abbaye de Citeaux (Analecta Divionensia 6), Dijon 1878, S. 276-287; Nomasticon Cisterciense seu Antiquiores Ordinis Ci- sterciensis Constitutiones, ed. J. PARIS,Editio nova cd. H. SEJALON,Solesmis 1892; zuletzt: Usus conversorum hg. v. Jean A. LEFEVRE,in: Collectanea Ordinis Cisterciensium Reforma- torum 17,1955, S. 84-97. Vgl. auch TÖPFER,Konversen (wie Anm. 27), S. 129-134. Einen Überblick über die Tageseinteilung gibt Klaus WOLLENBERG,Die Zisterzienser in Altbayern, Franken und Schwaben, München 1988, S. 10. Allgemein vgl. Dietrich KUR?.E, Die Bedeutung der Arbeit im zisterziensischen Denken, in: Die Zisterzienser (wie Anm. 6), S. 179-202. 31 Die Teichketten zwischen Handthal und Ebrach werden der \Vasserbaukunst der Zister.. zienser und ihrem Bemühen um die Karpfenzucht verdankt; sogar die Vegetation mit Pflan- zen, die dem Schafsverbiß widerstehen, erinnert stellenweise noch heute an die exzessive Schafhaltung, vgl. Erik SODERVON GÜLDENSTUBBE,Die Zisterzienser und das Bistum Würz- burg, in: Die Zisterzienser in Franken. Das alte Bistum Würzburg und seine einstigen Zister- zen, hgg. v. Wolfgang BRUCKNERund Jürgen LENSSEN,Würzburg 1991, S. 9-19, S. 11ff.; Win, fried SCHENK,Mainfränkische Kulturlandschaft unter klösterlicher Herrschaft. Die Zister- zienserabtei Ebrach als raumwirksame Institution vom 16. Jahrhundert bis 1803 (= Würzbur- ger Geographische Schriften 71), Würzburg 1988, S. 241-256 (Teiwirtschaft), S. 219-228 (Schafzucht). 32 Verwendung von Zinseinkünften zur Pflege und zum Ausbau der Weingüter: StA Würz- burg, Ebracher Amtsbücher Rep. D71 8: Sportella Chartarum, fol. 101-102', K (1307), fol. 239`, N (1316), fol. 77, V (1422). Abt Alberich Degen führte 1665 die Silvaner-Rebe in Fran- in Franken: Ebrach, in: Zisterzienser ken ein, vgl. Gerd ZIMMERMANN,Die Männerklöster in Franken (wie Anm. 31), S. 77-83, bes. S. 80. Erst nach dem Ende des Dreißigjährigen Krieges konzentrierte die Abtei den Weinanbau auf besonders gute Lagen, vgl. GOLDENSIUBBE,Zi- SCHENK,Kulturlandschaft (wie Anm. 31), S. 233-241. sterzienser (wie Anm. 31), S. 9-19;

8 vorrangig zur Holzwirtschaft". Hingegen hatten sie an der Entstehung neuer Siedlungsgebiete kein Interesse. Als Folge der intensivierten Landwirtschaft ergaben sich enorme Ernteüberschüsse, die zum Verkauf anstanden. Zwar war es den Brüdern an sich verboten, gewinnorientierten Handel zu treiben34; aber sie setzten sich darüber hinweg. Das erwirtschaftete Geld verwendeten sie in erster Linie für ausgedehnte Landerwerbungen; aber auch der Bau von Kirche und Konventsgebäuden verschlang große Summen. In den Städten er- wies sich deren wachsende Bevölkerung als guter, sicherer Kunde; daher war es sinnvoll, dort über eigene Räumlichkeiten zu verfügen. Natürlich entfernte man sich mit dem Ausbau der Stadthöfe vom ursprünglichen Ideal der Be- dürfnislosigkeit, der Armut und Einsamkeit. Doch war dies keine Entwick- lung, die nur Ebrach genommen hätte, sondern sie betraf den gesamten Or- den. Alle Verbote und Strafverschärfungen nützten nichts; die frühzeitig ein- setzende Entwicklung der Zisterzen zu agrarischen Großunternehmen mit ausgeprägten wirtschaftlichen Eigeninteressen war ein unumkehrbarer Vor- gang. Freilich betraf dies nur eine Seite des Ordenslebens. Obwohl bereits der Gründungsabt den Konvent zu einer wirtschaftlichen Hochblüte führte, ver- nachlässigte Adam doch niemals Ebrachs geistliche, spezifisch monastische Aufgaben. Während seiner langjährigen Amtszeit (1127 bis mindestens 1166) wurden von Ebrach nicht weniger als sechs Tochterklöster gegründet, als er- stes 1129 Rein in der Steiermark`, eine der frühesten Zisterzen, die sich auch um Seelsorgebemühte, was ursprünglich kein Anliegen des Ordens war, und die mit Mariastraßengel eine der ältesten Wallfahrtskirchen der Steiermark betreute. Für Franken wichtig wurden die im Einvernehmen mit dem Bam- berger Bischof Otto dem Heiligen getätigten Gründungen von Heilsbronn36,

33 Vgl. GELDNER, Abt Adam (wie Anm. 2), S. 11. Abt Hieronymus Hölein erstellte in Ebrach die ersten Regeln für die Waldbewirtschaft, vgl. ZIMMERMANN, Männerklöster (wie Anm. 32), S. 80. Dazu grundlegend SCHENK, Kulturlandschaft (wie Anm. 31), S. 257-277, 290-315. Der \Vald als Jagdrevier: ebenda, S. 278-290. 34 Vgl. CANIVEZ, Statuta 1 (wie Anm. 5), 1134/LI, S. 24-25: De nundinis. Vgl. auch Anm. 17. 35 WEGELF, Monumenta Ebracensia (wie Anm. 4), S. 4. Zu Rein bei Graz vgl.: Stift Rein 1129-1979.850 Jahre Kultur und Glaube, Festschrift zum Jubiläum 1979. 36 WEGELF, Monumenta Ebracensia (wie Anm. S. Günther SCHUHMANN Gerhard 4), 4; - HIRSCHMANN, Urkundenregesten des Zisterzienserklosters Heilsbronn. Erster Teil 1132-1321 (= Veröffentlichungen der Gesellschaft für fränkische Geschichte, III. Reihe, Bd. 3), Würzburg 1957, Nr. 1.

9 der späteren Grablege der fränkischen Hohenzollern, und von Langheim3', das in den Andechs-Meraniern und den Grafen von Orlamünde großzügige Gönner und Förderer fand und bald wie Rein mit besonderer Hingabe das Wallfahrtswesen pflegte, zunächst nach Marienweiher, später nach Vierzehn- heiligen. Ferner besiedelte Ebrach schon in den 1140er und 50er Jahren das in Niederbayern gelegene ehemalige Augustinerchorherrenstift Aldersbach38 und als Neugründung die Abtei Bildhausen nahe Neustadt an der fränki- schen Saale39,eine Stiftung des rheinischen Pfalzgrafen und Grafen von Höchstatt Hermann von Stahleck, der selbst als Konverse in Ebrach eintrat

" Herbordi dialogus de vita s. Ottonis episcopi Babenbergensis, ed. Philippus JAFFE,Mo- numenta Bambergensia (= Biblioteca rerum Germanicarum V) Berlini 1869, I, 12, S. 712-713 (die neue Ausgabe: Monumenta Poloniae Historica N. S. 7,3, rec. et annotavit Joannes (Jan) WIKARJAK, praefatus et commentatus est Casimirus (Kazimierz) LIrtAN, Warschau 1974, war mir nicht zugänglich); Johann LoosHORN, Die Geschichte des Bistums Bamberg, II. Band: Das Bistum Bamberg von 1102-1303. Der heilige Bischof Otto, Festschrift zum 700jährigen Jubiläum seiner Heiligsprechung, 1888, um: Ndr. Bamberg 1967, S. 290-291; WEGELE,Monu- menta Ebracensia (wie Anm. 4), S. 4; C. A. SCHWEITZER,Das Copialbuch der Cistercienser- Abtei Langheim in vollständigen Auszügen der Urkunden von 1142-1500, in: 22. Bericht über das Wirken und den Stand des historischen Vereins zu Bamberg im Jahre 1858/59, Bamberg 1859, S. 1-136, S. 11. Vgl. auch Franz MACHILEK, Langheim als Hauskloster der Andechs-Me- ranier, in: Klosterlangheim (=Arbeitsheft des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege 65), 1994, S. 23-35; DERS.,Die Zisterze Langheim als fränkisches Hauskloster der Andechs-Me- ranier, in: Die Andechs-Meranier in Franken. Europäisches Fürstentum im Hochmittelalter, Katalog zur Ausstellung in Bamberg 1998, Mainz 1998, S. 167-176. 38 Ursprünglich 1139 von Bischof Otto dem Heiligen von Bamberg als Augustinerchor.. herren-Stift im Bistum Passaugegründet, vgl. Herbord 1,15 (wie Anm. 37), S. 714. Der Kon- durch vent wurde 1146 Bischof Egilbert nach Reichersberg transferiert. Daraufhin zogen ist Aldersbach aus Ebrach kommende Zisterzienser ein; vgl. LoosHORN II, 1 (wie Anm. 37), S. 293-294; WEGELE,Monumenta Ebracensia (wie Anm. 4), S. 4. 39 WAGNER, Heinrich, Geschichte der Zisterzienserabtei Bildhausen im Mittelalter (bis 1525), Würzburg 1976, S. 8-12. Bildhausen war eine Gründung Hermanns von Stahleck und seiner Frau Gertrud, die aber erst nach Hermanns Tod im Zusammenwirken Adams von Ebrach mit der Witwe des Pfalzgrafen zustandekam. Deshalb spricht Friedrich Barbarossa ist seiner Bestätigungsurkunde Abt Adam an; vgl. Henry SIMONSFELD,Jahrbücher des deutschen Reiches unter Friedrich I., 1. Bd.: 152-1158,1908, unv. Ndr. Berlin 1967, S. 519; Heinrich Ar_ PELT,Die Urkunden der deutschen Könige und Kaiser. Die Urkunden Friedrichs I. 1152-1158, MGH Diplomata regum et imperatorum Germaniae X/I, Hannover 1975, Nr. 161, S. 276-278. dilecto patri Adam Ebracensi fratribiss Zu der Gründung heißt ... venerando abbati et suis. es.- Eapropter, dilecte in domino pater, postulacionibus tuis clementerannuimus et venerabilem fra_ trem Heinricum abbatem cum fratribus suis et abbaciam, quam fundasti in predio nobilissinti principis nostri Hermannipalatini Bildhawsen, sub imperialis nostre tuicionis defensionem sus. Gertrud Äbtissin des cipimus etpresentis scriptiprivilegio communimus. starb 1191 als Zister.. in zienserinnenklosters St. Maria und Theodor Bamberg, vgl. GELDNER,Abt Adam (wie Anm. 2), S. 16.

10 und dort verstarb". Mit der Gründung des Klosters Pomuk griff Ebrach weit nach Böhmen aus41 Allerdings veränderte sich unter Abt Adams Nachfolgern die überregio- nale Einbindung des Klosters. Der Freund Bernhards von Clairvaux, der in dessen Auftrag in Franken und Bayern als Kreuzzugsprediger aufgetreten war42,hatte Beziehungen zum staufischen Herrscherhaus und zum Papsttum geknüpft. Er war es gewesen, der von Innocenz II. 1142 ein großes Privileg erwirkt hatte, in welchem bereits vieles von dem enthalten war, worum es den Ebrachern in den folgenden Jahrhunderten immer wieder gehen sollte: Be- stätigung des Besitzes, Garantie der Zehnt- und Abgabenfreiheit, vor allem aber der päpstliche Schutz, um auf diese Weise den bischöflichen Einfluß in Schranken halten zu können43. Mit dem Tode Adams scheinen sich die weit- gespannten Beziehungen des Klosters ein Stück weit gelockert zu haben.

10 Vgl. Lionel BAUMGÄRTNER,Hermann von Stahleck, Pfalzgraf bei Rhein, Leipzig 1877, S. 27ff., bes. S. 41-42; Werner GOEZ, Hermann von Stahleck, in: Fränkische Lebensbilder 8, Neustadt/Aisch 1978, S. 1-21, bes. S. 19. Die Leiche Hermanns wurde zunächst in Ebrach be- stattet und nach der Fertigstellung von Bildhausen dorthin überführt, vgl. Hermann BAUM- GÄRTNER,S. 42; BERNHARDT,Wilhelm, Jahrbücher der deutschen Geschichte: Konrad III., 1883, unv. Ndr. Berlin 1975, S. 520; KASPAR,Chronik (wie Anm. 1), S. 18. 41 Vgl. WEGELF, Monumenta Ebracensia (wie Anm. 4), S. 4. Vgl. ferner Eytheren in der Diözese Utrecht, das nach Iselstein verlegt und in der Reformation aufgehoben wurde; vgl. Hubert PATZELT,Das Ebracher Tochterkloster Eytheren in Holland, in: Festschrift Ebrach, S. 60-62. 42 Ottonis Episcopi Frisingensis et Rahewini gesta Frederici seu rectius cronica. Bischof Otto von Freising und Rahewin, Die Taten Friedrichs oder richtiger Chronica, übersetzt von Adolf SCHMIDT,hg. v. Franz-Josef SCHMALE(Freiherr vom Stein-Gedächtnisausgabe XVII), Darmstadt 1965, S. 210 (= Ottonis et Rahewini gesta Friderici I. imperatoris, rec. Georg WAITZ, MGH scr. rer. Germ. in usum schol., Hannover und Leipzig 1912, S. 60): Post hecprin- cepsBaioariam ingreditur ibique mense Februario generalem citriam celebravit, ducens secum vice Clarevallensis abbatis Ebracensein abbaten Adam, virtun religiosum et honeste eruditum. Qui missarum sollempnia ex more celebrans invocataque sancti spiritlis gratia ambonem ascen- dit ac lectis apostolice sedis et Clarevallensis abbatis litteris, brevi exhortatione facta pene om- nibus qui aderant prefatain militiam profiteri persuasit. Vgl. ferner BERNHARDI,Jahrbücher (wie Anm. 40), S. 541; GELDNER,Abt Adam (wie Anm. 2), S. 17; Ludwig SCHMUGGE,Zister- zienser, Kreuzzug und Heidenkrieg, in: Die Zisterzienser (wie Anm. 6), S. 57-86, bes. S. 59. Die des Lobes für den ersten Ebracher Abt volle Gründungsgeschichte berichtet nicht darü- ber. Ob Adam der dauernde Bernhards des Rheins allerdings Statthalter rechts und sein stän- diger Bevollmächtigter beim deutschen König" war, wie GELDNER, Adam von Ebrach (wie Anm. 2), S. 62, meint, ist nicht zu beweisen. 43 PFLUGK-HARTTUNG,Acta II (wie Anm. 23), Nr. 363, S. 324-325. Der gegen die Bischöfe gerichtete Passus:Nulli episcopo nec alicui omnino hominum liceat, contra ordinis vestri insti- tuta novi aliquid vobis inducere vel loca vestra tern ere peruurbare. Vgl. auch Hans ZEiss, Reichs- unmittelbarkeit und Schutzverhältnisse der Zisterzienserabtei Ebrach vom 12. bis 16. Jahr- hundert, [Bamberg] 1926, S. 10; Elke GoEZ, Das Zisterzienserkloster Ebrach und die Päpste

1.1 Papstprivilegien44, Zwar erhielt es bis an die Schwelle der Neuzeit zahlreiche bestätigten der Abtei ihre Gerechtsame, und auch die deutschen Herrscher Aber der vor allem den Besitz von Schwabach45. es war nicht zu verkennen: der Umgebung, Konvent rekrutierte sich in steigendem Maße aus näheren dagegen Adam stammte aus dem Gebiet um Köln; waren mit Ausnahme von Äbten des zwei in der ersten Hälfte 14. Jahrhunderts46 alle seine Nachfolger, deren Heimatorte wir kennen, Franken, die allermeisten höchstens eine Tage- Diese Provinzialisierung be- reise entfernt vom Kloster zur Welt gekommen. deutete freilich nicht, daß die Bildung derer, die in Ebrach Profeß ablegten, in hatten berühmten der Regel nur dörflich gewesen wäre; einige vielmehr an Hochschulen studiert47. Auf dem Konzil von Konstanz (1415) gehörte der

bis zu Innocenz III., in: Jahrbuch für fränkische Landesforschung 57 (1997), S. 37-69, S. 38. Zu den Papstprivilegien des Ordens allgemein: Friedrich PFURTSCHELLER,Die Privilegierung des Zisterzienserordens im Rahmen der allgemeinen Schutz- und Exemtionsgeschichte vom An- fang bis zur Bulle Parvus Fons (1265) (Europäische Hochschulschriften, Reihe XXIII: Theo- logie, Bd. 13), Bern-Frankfurt a.M. 1972. 44 Bis zum Jahr 1300 erhielt Ebrach 59 Papstprivilegien: Innocenz II: BU 220; Eugen III: BU 243,249,267; Alexander IV: BU 328; Lucius III: BU 352,360; Gregor VIII: BU 374; In- nocenz III: Reg. Vat. 4, fol. 26`-26 Nr. CII (Brief), BU 432,446,447,457; Honorius III: BU 494,495,496,497,498,504,505,506,507,508,509; Gregor IX: Liber Privilegiorum II (wie Anm. 4), fol. 209`, BU 597; Innocenz IV BU 639,640, Lib. Priv. II, fol. 215`7215", D und fol. 271`-271 ', G, 641,642,643,644,673; Alexander IV: BU 723,726,727,728,732,734,735,736, 737,738,761,771,773; Urban IV: BU 791; Clemens IV: BU 819; Gregor X: BU 859,87.1; Ni- kolaus IV: BU 1044,1045,1046,1047,1086,1092; Bonifaz VIII: BU 1162. 4s Heinrich VI.: BU 395 (ehem. Kaiserselekt 558); Philipp von Schwaben: BU 413 (ehem. Kaiserselekt 565); Otto IV.: BU 452 (ehem. Kaiserselekt 596); Friedrich II.: BU 463 (ehem. Kaiserselekt 603), Liber Privilegiorum I (wie Anm. 4), fol. 118`, L; Heinrich (VII. ): BU 512 (ehem. Kaiserselekt 662); Konrad IV.: BU 601 (ehem. Kaiserselekt 767); Rudolf von Habsburg: BU 876 (ehem. Kaiserselekt 952); BU 919 (ehem. Kaiserselekt 988), BU 952 (ehem. Kaiserse- lekt 1009). Dazu kommt eine Schutzurkunde Heinrichs VI. aus dem Jahr 1194 (BU 935, ehem. durch Kaiserselekt 558) und eine Abgabenbefreiung für den Würzburger Hof Philipp von Schwaben (BU 433, ehem. Kaiserselekt 579). Zu den späteren Kaiserurkunden: Sportella fol. konnte Ebrach beim Tode Friedrichs Chartarum (wie Anm. 32), 306 -332`. Insgesamt III. 38 Kaiserurkunden vorweisen, die der Absicherung des Klosters dienten, worunter sich aller- dings auch vidimierte und transumierte Urkunden befanden. ' Friedrich von Leuchtenburg (1306-1328), 1328 als Bischof nach Eichstätt berufen, und Chronik (wie sein Nachfolger Albert I. von Anfeld (1328-1344); vgl. KASPAR, Anm. 1), S. 82-84. 47 Kaspar Brusch hat durch seine allzu phantasievollen Ausführungen in der Literatur Johannes, Ebracher Zisterzienser einige Verwirrung verursacht. Zur Klärung vgl. KIRSr, und ihr Universitätsstudium im Mittelalter, in: Herbipolis Jubilans. 1200 Jahre Bistum Würzburg. Festschrift zur Säkularfeier der Erhebung der Kiliansreliquien, \VDGBI 14/15,1952; Georg DENZLER, Bartholomäus Fröwein, Abt von Ebrach (1 1430), in: Festschrift Ebrach (wie Anm. 1), S. 147-163.

12 spätere Abt Bartholomäus sogar zu den Kommissionsmitgliedern, die darü- ber zu befinden hatten, ob Hus als Ketzer verurteilt werden sollte48. Nicht wenige Ebracher übernahmen in der Folge die Leitung anderer Zisterzen: so von Langheim, Rein, verschiedenen Konventen Ungarns und einmal sogar der eigenen Mutterabtei Morimond49. Aber obwohl manche namhafte Per- sönlichkeiten in Ebrach Profeß ablegten oder gar die fränkische Zisterze zeit- weilig leiteten, spielte Ebrach schon bald nach der Mitte des 12. Jahrhunderts in der großen Politik keine wichtigere Rolle mehr. Wohl aber änderte sich nichts an der Bedeutung des Klosters für seine fränkische Umwelt. Seit dem letzten Drittel des 12. Jahrhunderts kamen die Förderer des Klo- sters fast ausnahmslos aus den Mainlanden, vorwiegend aus dem direkten Einflußbereich der Abtei. Zu den großzügigsten Stiftern zählten die Grafen von Castell50,deren Besitzungen vor allem in Weingegenden an die Kloster- güter angrenzten51,die Grafen von Abenberg52, von Henneberg53, die Edlen

Vgl. DENZLER,Abt Bartholomäus (wie Anm. 47), S. 154-156. av Nach einer Zählung des Abtes Wilhelm Söllner (18. Jh. ) gingen 37 Ebracher Mönche als Äbte in andere Zisterzen: Pomuk, Bildhausen, Bronnbach, Schönthal, Maulbronn, Seisenstein (Österreich), Pelyez (Ungarn), Pastro (Ungarn), Heiligenkreuz, St. Gotthard (Ungarn), Mori- mond und Rein. Sicher nachweisbar sind: Rapoto, aus der Familie der Grafen von Abensberg, erster Abt von Heilsbronn, Philipp Heberlein, seit 1552 Abt von Heilsbronn, Johann von \Virsberg erster Abt, Johannes Raimermünzer 4. Abt von Langheim; 1385 stirbt Johannes Wohlmuet als Abt von Langheim. Sifridus wird erster Abt von Aldersbach, nach ihm stehen Heinrich Bamberg (+ 1280) und Herold (+ 1342) diesem Kloster vor. Während des Abbatiats Burchards II. von Ebrach (1455-1474) gehen folgende Mönche als Äbte in andere Klöster: Heinrich Scholl nach St. Gotthard in Ungarn, Heinrich Molitor nach Rein, Johannes Pluhel nach Aldersbach, Johannes Polegus nach Heiligenkreuz, Jodocus Rossner nach Pelyez in Un- garn; dieser wird zum Visitator des Ordens für Nieder-Ungarn bestellt; vgl. KASPAR,Chronik (wie Anm. 1), S. 88,97-106. 5o Sämtliche Urkunden der im folgenden genannten Geschlechter aufzuzählen, würde den Rahmen dieses Aufsatzes sprengen. Ich führe im Folgenden nur jeweils die erste Urkunde ei- ner Familie für Ebrach auf; Zeugenschaften in Urkunden Dritter werden dabei nicht berück- sichtigt. Castell: 1224 befreit Rupert alle Weingüter, die aus Casteller Besitz an Ebrach gelangt sind, von der Vogtei: seit 1802 im fürstlichen Hausarchiv zu Castell. 51 1271 April 22 (BU 839) spricht Graf Hermann von Castell über einen seiner Weinberge, quod habuimra in Rotelse, in loco nominato Swaneboum situm in dnobus frustis, contiguum et permixtum vineto monasterii Eberacensis. 52 Vor 1187 tauscht Graf Fridericus von Abenberg Güter mit Abt Burckard von Ebrach: StA Würzburg, Ebracher Amtsbücher D7, Nr. 21: Liber Palatii I, S. 113-115, A. 53 Durch Bischof Gebhard I. (von Henneberg) von Würzburg und dessen Bruder Poppo ergaben sich schon früh Kontakte. Erstmals tritt die Familie der Henneberger 1152 in einer Ebracher Urkunde auf, als Bischof Eberhard von Bamberg die Salzquelle in Lindenau zur Ausbeutung an Langheim und Ebrach gibt; die Quelle war vormals ein Lehen der Henneber- ger: Liber Privilegiorum 11(wie Anm. 4), fol. 225`-225`, F.

13 Windheim56; Ludwig von Scherenberg54,von Windecks und von von Wind- heim trat 1278 selbst ins Kloster ein, wobei er ihm einen Teil des Familienbe- Burgwindheim, sitzes übertrug57, darunter so wichtige Orte wie Ober- die Curien steinach und Schwappach, wo Ebracher später einrichteten, große Wirtschafts- und Amtshöfe. In der Frühzeit hatten namentlich die Bischöfe der von Würzburg zu den besonderen Förderern Zisterze gezähltSS,doch er- die fortschwärten gaben sich im Laufe des 13. Jahrhunderts Probleme, und bis zur Auflösung Ebrachs nicht ausgeräumt werden konnten: Ungeachtet al- ler päpstlichen Schutzbriefe versuchten die Bischöfe, die Oberhoheit über den Konvent und damit die Verfügungsgewalt über den Klosterbesitz zu er- langen. Sichtbares Zeichen für ihr Bemühen, die Hand nach Ebrach auszu- strecken, war der vielleicht schon seit dem Tode Bischof Siegfrieds 1150, si- cher aber 1287 einsetzende Brauch, ihre Herzen in der Klosterkirche zu be- statten. Insgesamt wurden die Herzen von mindestens 37 Oberhirten in Ebrach beigesetzt, aller Bischöfe, die zwischen 1287 (oder vielleicht schon 1150) und 1617 innerhalb ihrer Diözese starben59.Erst mit dem Nachfolger

5a Die Scherenberger sind oftmals als Zeugen in Ebracher Urkunden genannt. Handelnd treten sie erstmals 1247 April 11 auf, als Bischof Hermann von Würzburg einen Streit zwvi_ sehen Vogt Hartmudus von Scherenberg und Ebrach über die villa Durrengresin schlichtet: BU 647. 55 1263 Juli 19 stimmt Sibertus de Windeke einem Verkauf von Rechten an einer \V'iese in Burgwindheim durch seine Lehensleute Heinricus und Wobaelinusgenannt Vildener an Ebrach zu: BU 796. 56 1249 gestattet Sibertus de Windheim seinem Vogt Berthold, Ebrach eine Manse in Anip_ ferbach zu vermachen: BU 679. 57 1278 Oktober 6 (BU 921/1,921/II) bestätigt Bischof Bertold von Würzburg die Schen- kung des Ludwig von Windheim. 1281 November 2 (BU 953) überläßt Sibertus von Windeck dem Kloster seine Rechte an diesen gestifteten Gütern. 1290 Juli 30 (BU 1082/I, 1082/11) be- stätigt Erzbischof Gebhard von Mainz die umfängliche Dotation Ludwigs. 1332 bekräftigen Seitenverwandten Ludwigs, daß sie keine Rechte an den Gütern haben, die ihr Onkel einstmals der Abtei schenkte: Sportella Chartarum (wie Anm. 32), fol. 16T-168`, V. 58 Vor allem für die Frühzeit war die Förderung durch die Würzburger Oberhirsen für die Abtei unverzichtbar, vgl. WENDEHORST,Bistum \\Würzburg (wie Anm. 2), S. 146-147 (Bischof Embricho), 154 (Siegfried von Truhendingen), 159 (Gebhard von Henncberg), 164 (Hein- kündigen rich II. (von Stühlingen), 168 (Herold). Erstmals sich unter Heinrich 111.von Berg (1191-1197) Probleme an, als dieser Ebrach ein von ihm entfremdetes Gut zurückerstatten muß, vgl. ebenda, S. 182, BU 394/1 und 394/11 (1194 Januar 2). S. für die Zeit 59 KASPAR,Chronik (wie Anm. 1), 10-12, spricht sich von 1150 bis 1573 aus. Dagegen halten ZIMMERMANN, Männerklöster (wie Anm. 32), S. 79, WOLLENBERG,Zister- Zisterzienserklöster in Oberfranken. Ebrach zienser (wie Anm. 30), S. 11, DERS., - Langheim Himmelkron Schlüsselau. Ausstellung des 850jährigen Gründungsju- Sonnefeld - - anläßlich biläums der ehemaligen Zisterzienserabtei Langheim, Historisches Museum Bamberg 1982, bis für S. 26-27, nur die Zeit von 1287 1573 gesichert.

14 Julius Echters, Johann Gottfried von Aschhausen, endete diese Gewohnheit, die also durchaus Würzburger Herrschaftsziele dokumentierte. Weniger Pro- bleme bestanden bezüglich der anderen beiden fränkischen Diözesen. Die Bischöfe von Eichstätt urkundeten wiederholt zugunsten Ebrachs bezüglich der bei Nürnberg gelegenen Güter Schwabach und Katzwang6Ö. Die Ober- hirten von Bamberg konzentrierten hingegen ihre Fürsorge vornehmlich auf die Förderung von Langheim 61;der Selbständigkeit Ebrachs wurden sie nicht weiter gefährlich. Seit der Mitte des 13. Jahrhunderts unterstützten auch Bürger die Zisterze durch Stiftungen. Hier wären vor allem die Würzburger Brüder Selphar und Konrad Teuffel zu nennen, von denen Konrad selbst ins Kloster eintrat und dort bestattet wurde62. In der Reihe der Wohltäter Ebrachs finden sich auch etliche Bürger aus Nürnberg. Um ihrer Schenkungen willen rechneten sie alle auf die Fürbitte der frommen Mönche, ein immerwährendes Jahrgedächtnis und Seelenmessen.Nicht wenige hofften auf ein Grab innerhalb der Kloster- kirche oder doch in deren unmittelbarer Nähe; diesem Zweck diente bei- spielsweise auch die sogenannte Fuchsenkapelle. Nicht allein durch Schenkungen vergrößerte sich der Besitz. Mehr als die Hälfte der klösterlichen Liegenschaften kam durch Kauf an Ebrach. Dabei spielte eine wichtige Rolle, daß bei Teilen des fränkischen Adels die Ein- künfte nicht mit dem wachsenden Luxusbedürfnis Schritt hielten und man daher weit über die Verhältnisse lebten. Die Folge war Verschuldung. Man- cher hohe Herr suchte in dieser Situation auf seine Weise Unterstützung bei den reich gewordenen Mönchen. Mit gutem Grund untersagte schon Inno- lei- cenz III. 1204 den Ebrachern - und nicht nur ihnen -, Bürgschaften zu

60 1212 Mai 22 schenkt Bischof Hartwicus von Eichstätt die Kirche in Schwabach mit allen Erträgen an Ebrach: Liber Privilegiorum I (wie Anm. 4), fol. 119'-120`. 1290 April 7 überträgt Bischof Reinboto die Novalzehnten von Schwabach gegen eine Entschädigung an die Abtei: BU 1074.1296 August 17 inkorporiert Bischof Reinboto dem Kloster Ebrach die Pfarrei Katz- Überprüfung wang: BU 1170/1,1171/1. Spätere Dokumente, welche eine des Verkaufs der Pfarrei Katzwang durch Kloster Ellwangen an Ebrach beurkunden, sollen in einer eigenen Studie untersucht werden. 61 Urkunden vor 1200 für Ebrach und Langheim gemeinsam: 1152 Februar 2 überträgt Bi- schof Eberhard von Bamberg beiden Konventen die Nutzung der erwähnten Salzquelle in Lindenau: Liber Privilegiorum 11 (wie Anm. 4), fol. 225`-225`, F. Um 1197 bestätigt Bischof Thiemo von Bamberg eine Schenkung des Ministerialen Gundelohus an Ebrach, Langheim und Heilsbronn: BU 407. 1 1339 macht das Brüderpaar eine umfangreiche Stiftung an Ebrach: Sportella Chartarum (wie Anm. 32), fol. 241'-244', V-C. Konrad Teufel stirbt 134$ und wird neben seiner Mutter Mathilde in der Klosterkirche bestattet.

15 sten63,denn das konnte für das Kloster gefährlich werden. Der Papst wollte verhindern, daß die reiche Abtei von militärisch überlegenen Adligen zu Kre- ditvergaben gezwungen wurde, die ihm Schaden bringen konnten. Freilich hat das Verbot nichts genützt. Das Kloster war zu Zeiten vielmehr durchaus bereit, flüssiges Kapital leihweise auszugeben; allerdings wollte es dafür Si- cherheiten haben, und das bedeutete in erster Linie: Grundbesitz". Seit dem Ende des 13. Jahrhunderts häuften sich Notverkäufe des verschuldeten Adels; die Veräußerungen mußten dabei jeweils von den Erben der Verkäufer beschworen werden, um spätere Anfechtungen zu verhindern. Bei den Lie- genschaftserwerbungen Ebrachs aus dieser Zeit kann man nicht immer klar zwischen Notverkäufen und Schenkungen unterscheiden, denn bedeutende Stifterfamilien wie die Herren von Windeck und Windheim, die Thüngfelder, Schlüsselberger, Hohenberger und Stolberger drückten die finanziellen La- sten ihrer aufwendigen Lebensführung ebensosehr wie die Herdegen von Gründlach, die Fuchs zu Stockheim und Rödelsee, die Herren von Zabelstein und Scherenberg. Selbst die Casteller veräußerten bisweilen auffällig viele Güter in besten Lagen an Ebrach. Die Verschuldung des Adels barg durchaus auch Gefahren für die Klöster: Bald nach 1200 beklagte der Zisterzienser Caesarius von Heisterbach, daß viele, die in einem lasterhaften Leben ihr Ver- mögen durchgebracht hatten, anschließend Aufnahme in einem wohlsituier- ten Kloster suchten, um versorgt zu sein und nicht betteln zu müssen6S.Der Orden reagierte mit Verschärfung der Aufnahmebedingungen; gleichzeitig wurde die Zahl der Konversen drastisch reduziert, zumal es unter ihnen Un- ruhen gegeben hatte, weil viele sich ein minder arbeitsames, dafür um so be- schaulicheres Leben wünschten. Die um sich greifende Aufsässigkeit der Lai- enmönche und eine ständige Verteuerung der saisonalen Landarbeit, resultie- rend aus sinkender Bevölkerungszahl und steigender Landflucht, veränderte

63 Ad hec etiam prohibemus, ne aliquis monachus sive converses sub professione vestre do- mus astrictus sine consensuet licentia abbatis et maioris partis capituli vestri pro aliquo f ideitt- beat vel ab aliquo pecuniam mtttuo accipiat ultra pretium capitnli vestri providentia constitu- tum, nisi propter manifestam domes vestre tttilitatem. Vgl. GoEz, Zisterzienserkloster (wie Anm. 43), S. 66-67. Zur Häufigkeit päpstlicher Schutzurkunden in der Zeit Innocenz 111.vgl. ebenda, S. 54. 64 Vgl. demnächst meine Studie: Die südwestdeutschen Zisterzen und das Geld. 65 Caesarius von Heisterbach, Dialogus miraculorum, 1, ed. J. STANGE,Köln-Bonn-Brüssel 1851, S. 11-12,34. Ähnlich die Versus Pagani-Bolotini de falsis heremitis, qui vagando discurrunt, in: W. MEYER, Zwei Gedichte zur Geschichte des Cistercienser Ordens, in: der Wissenschaften Göttingen, Nachrichten vor der königlichen Gesellschaft zu phil.-hist. KI. 1908, Berlin 1908, S. 389-390; vgl. SCHREINER,Zisterziensisches Mönchtum (wie Anm. 17), S. 93-94.

16 das zisterziensische \Vrirtschaftssystem grundlegend, wovon noch zu spre- chen sein wird. Indessen blieb Ebrach von solchen Auseinandersetzungen, wie sie andern- orts an der Tagesordnung waren, zunächst noch weitgehend verschont. Der zunehmende Reichtum erlaubte den Bau einer neuen Klosterkirche. Das er- ste Gotteshaus war nach den rigiden Bauprinzipien der Frühzeit errichtet worden: ohne Turm, ohne plastischen Schmuck, bunte Glasfenster, Male- reien, Schnitzereien, ohne Edelmetallgeräte, große Kruzifixe und prächtige Altäre67. Diese Kargheit entsprach nicht mehr dem Zeitgeschmack. Im Jahr 1200 legte man den Grundstein für die noch heute stehende Klosterkirche, die 1285 vollendet wurde. Entsprechend der wechselnden Mode wurde sie vor allem im 17. und 18. Jahrhundert immer aufwendiger ausgestattet, bis sie im Inneren ihr heutiges Erscheinungsbild erhielt. 'Wachsende Probleme gab es seit dem 13. Jahrhundert vor allem auch mit dem Nachwuchs. Der große englische Abt und Reformator des Ordens, der zeitweilig Cteaux selbst leitete, Stephan Lexington, erkannte, woran es lag: Im Gegensatz zu den anderen Orden kümmerten sich die Zisterzienser zu die klö- wenig um die Ausbildung der Mönche, so daß Bildungshungrige, ein sterliches Leben anstrebten, namentlich von den Dominikanern viel stärker förderten. angezogen wurden, weil diese die Wissenschaften nach Kräften Dies sollte nun anders werden, Stephan Lexington richtete eine erste zister- ziensische Bildungsstätte in Paris ein6S.Auch in Ebrach bejahte man sein

6v Vgl. TÖPFER,Konversen (wie Annt. 27), S. 55-62. Zu den wirtschaftlichen Veränderun- gen vgl. Anm. 17. 67 Vgl. CANIVEX., Statuts I (wie Anm. 5), 1134/LX'XX: De littcris et vitreis (S. 31); 1134/X: Quod liceat vel non liccat nobis habere de auro, argento, gentntis et serico (S. 15); 1134/XX: De lignea Vgl. \V. BICKEL, Die Kunst der Cistercienser, in: sculpturis et picturis, et Bruce (S. 17). Die Cistercienser. Geschichte, Geist, Kunst, hg. v. A. SCHNEIDER u. a. Köln 1974, S. 193-340; Ulrich SCHRÖDER, Architektur der Zisterzienser, in: Die Zisterzienser (wie Anm. 6), S. 311- 344; Brigitte LYMMANr, Die Glasmalerei bei den Zisterziensern, in: Die Zisterzienser (wie Anm. 6), S. 345-356. Zur Buchmalerei: Gisela PLOT/.EK-\WJEDERHAKE, Buchmalerei in Zister- S. 357-375; Nigel F. PALMER, Zisterzienser zienserklöstern, in: Die Zisterziener (wie Anm. 6), Kloster Eberbach im Rhein- und ihre Bücher. Die mittelalterliche Bibliotheksgeschichte von Citeaux Rheinische Zisterzienser im gau, Regensburg 1998; Ausstellungskatalog: 109S-199S. Spiegel der Buchkunst. 22. November 1995 bis 12. Februar 1999, Landesmuseum Mainz (im Druck). 68 Registrum epistolarum Stephani de Lexinton, abbatis de Stanlegia et de Savigniaco, hg. v. Bruno GRIESSER,ACist. 1,1946, S. 1-115, S. 117-115 (Anfang 1227). Vgl. Louis J. LEKAI, Studien, Studiensystem und Lehrtätigkeit der Zisterzienser, in: Die Zisterzienser (wie Anm. 6), S. 165-170; G. MÜLLER, Die Gründung des Bernhardkollegs in Paris, Cist. Chronik 20,1908; P. DAUTREY, Croissance et adaption ehez les Cisterciens au teiziente siecle. Les debuts du College des Bernardins de Paris, ACist. 32,1978, S. 122-211.

17 kostspieli- Konzept, wollte aber andererseits die eigenen Novizen nicht zum gen Studium ins ferne Paris oder Bologna schicken, wo sie zudem nicht unter der des Aufsicht gehalten werden konnten. Also richtete Ebrach nach Mitte 13. Jahrhunderts bei Würzburg ein Studium ein69,das vorübergehend einmal der in Theologie Philoso- nach Erfurt70 verlegt wurde und Ausbildung und diente. phie, in Ansätzen aber auch in den Naturwissenschaften Trotz starker Konkurrenz durch Franziskaner und Dominikaner wuchs der Konvent bis in die Reformationszeit immer weiter an. Aus den sechs Grangien des Abtes Adam waren an der Schwelle zur Neuzeit 36 1/2 gewor- Ämtern Amts- den, die aus Gründen der Wirtschaftlichkeit zu acht und neun höfen zusammengefaßt wurden; je zwei Patres verwalteten einen Amtshof, durch Angestellten. Die Gü- gelegentlich mit Unterstützung einen weltlichen bewirtschaftet, ter wurden längst nicht mehr von Konversen sondern sie wa- ren zum wesentlichen Teil gegen Geld- und Naturalabgaben verpachtet. Die Ebracher waren ebenso zu Grundherren und Großgrundbesitzern geworden kritisierten wie die ehemals gerade deshalb so scharf Benediktiner. Der Bauernkrieg 1525 brachte eine erste existenzielle Krise. Zwar ging es den Ebracher Bauern im Vergleich zu anderen Grundherrschaften durchaus im nicht schlechter, doch herrschte gerade Raum zwischen Maindreieck und Regnitz-Furche Mißstimmung gegen das Klosterregiment, übrigens teilweise dem lokalen Adel bewußt Bereits E von den Bischöfen und geschürt71. seit .in-

das für die Or- 69 1282 richtete Abt Winrich in Sunderhofen ein studium generale ein, wohl den des densprovinz Franken gedacht war und 1284 vom Generalkapitel mit Privilegien Or- denskollegs in Paris ausgestattet wurde, vgl. DENZLER, Abt Bartholomäus (wie Anm. 47), S. S. 151 mit Anm. 17; Text bei \VEGELE,Monumenta Ebracensia 11(wie Anm. 4), 3 Urkunde 1. Zisterzienser im Studienbetrieb, Vgl. auch Reinhard SCHNEIDER,Rheinische mittelalterlichen S. S. in: Die niederrheinischen Zisterzienserklöster (wie Anm. 17), 121-136, 130. Das Studium DENZLER, Abt Bartholomäus (wie Anm. wurde indessen bald wieder geschlossen, vgl. 47), S. 151; SCHICH,Stadthöfe der fränkischen Zisterzienserklöster (wie Anm. 25), S. 50; SCHNEI- durch DER,Studienbetrieb, S. 131. Im Jahr 1373 wurde das Studium Abt Otto neubegründet, kurzer DENZLER,Abt Bartholomäus, S. allerdings wiederum nur mit Lebensdauer, vgl. 151; Michael HARTIG, Ebrach, in: LThK 111,636. 70 Vgl. L. WOCHER, Ex gestis abbatum Ebracensium, in: Cist. Chron. 5,1893, S. 173; Jo- hannes JAEGER,Series abbatum et religiosorum exempti monasterii Ebracensis ord. Cist., in: Cist. Chron. 14,1902, S. 161; DENZLER,Abt Bartholomäus (wie Anm. 47), S. 151. 71 Zur Steuerentlastung wurde schon vor dem Bauernaufstand an die Säkularisierung Bauernkrieg im Hochstift Bamberg, in: Rainer großer Klöster gedacht, vgl. Rudolf ENDRES, WOHLFEIL (Hg. ), Der Bauernkrieg 1524-1526. Bauernkrieg und Reformation (= Nymphen- burger Texte zur wissenschaftlichen Modelluniversität 21) München 1975, S. 90-115, S. 111ff.; Rudolf ENDRES(Hgg. ), Der deutsche DERS.,Franken, in: Horst BUSZELLO- Peter BLICKLE - Bauernkrieg, Paderborn-München-Wien-Zürich 1984, S. 134-153, S. 141,149; DERS.,Der Bau- für deutsche Landesgeschichte 109 (1973), S. 31-68, S. ernkrieg in Franken, in: Blätter 49-50.

18 die Zisterzienser gerem waren bei Landwirten und städtischen Händlern als Konkurrenten verhaßt, vor allem weil sie durch päpstliche, kaiserliche und bischöfliche Gnadenbriefe von Straßenzöllen, Stand- und Marktabgaben be- freit waren''. Mittlerweile hatte sich Ebrach zudem in der Vieh- und Pferde- zucht einen Namen gemacht, was den Unmut jener steigerte, die durch den Konvent wirtschaftlich ins Hintertreffen geraten waren. Als der Bauernauf- stand losbrach, mußten die Mönche fliehen; das Kloster und nahezu alle Amtshöfe wurden geplündert". Soweit man der Zinsbücher habhaft werden konnte, wurden diese vernichtet oder in die Ebrach geworfen; indessen konnte eine Anzahl von ihnen gerettet werden. Daß die Urkunden der Zer- störungswut der Bauern entging, grenzt an ein Wunder. Die Bibliothek wurde freilich sinnlos verwüstet; die Wohngebäude steckte man in Brand. Der Konvent besaß damals keine Bleibe mehr; Abt Johannes Leiterbach zahlte deshalb jedem Mönch 100 Goldgulden aus'{, denn ohne Entgelt wollte keiner einen Zisterzienser beherbergen. Als der Bauernaufstand schließlich niedergeschlagen worden war, kehrten die Brüder in eine verwüstete Abtei zurück. Zeitweilig hauste der Abt direkt neben der provisorischen Küche und beklagte sich bitter über den ständigen Essensdunst in seinem Schlafzim- mer73.Allerdings sollte festgehalten werden: Während die umliegenden geist- furchtbares beson- lichen und weltlichen Herren ein Blutgericht abhielten - ders dabei hervor hat die Bischof Konrad von Thüngen tat sich -, Abtei

72 Der Zorn der Bürgerschaft und der Händler Würzburgs über die Steuerfreiheit und an- dere Privilegien der Zisterzienser entlud sich besonders dramatisch 1297, als die Warenzüge der Abteien Ebrach, Heilsbronn, Bronnbach, Langheim, Schönthal, Himmelpforten, Maid- bronn und Heiligental an der Einfahrt in die Stadt gehindert, die zisterziensischen Stadthöfe gebrochen und die Waren verschleudert wurden. Zur Strafe wurde über die Stadt das Interdikt verhängt BU 1185. '3 Eine zeitgenössische Schadensliste des Ebracher Priors Johann Nibling, der unter ande- rem 31 zerstörte Klöster nennt, bei C. HöFLER, Fränkische Studien IV, in: Archiv für Kunde österreichischer Geschichts-Quellen S (1552), S. 260ff. Vor allem die Herrnsdorfer Amtsregi- ster wurden großenteils vernichtet: KASPAR,Chronik (wie Anm. 1), S. 120. Von den geraubten liturgischen Büchern wurden einige nach der Niederschlagung der Aufstände zurückgegeben, die Edelmetallgerätc blieben verschollen, vgl. ebenda S. 123. ' Vgl. KASPAR,Chronik (wie Annt. 1), S. 122. Die Not wurde durch die Anführer des schwäbischen Bundes Markgraf Kasimir von Brandenburg-Ansbach und Graf Wilhelm von Henneberg noch vermehrt. Der Markgraf ließ den Besitz einiger Klöster inventarisieren und die Schätze in die fürstliche Kammer bringen, vgl. ENDRES, Franken (wie Anm. 71), S. 150-151. 75 Vgl. KASPAR,Chronik (wie Anm. 1), S. 124.

19 Ebrach ihren Bauern gegenüber offenbar auf allzu grausame Rache ver- zichtet76. Damals erwogen die schwer geschädigten fränkischen Reichsritter sowie der Bischof von Würzburg, die eigenen Verluste durch eine Säkularisierung der fränkischen Klostergüter wettzumachen. Kein geringerer als Sebastian von Rotenhan, der Hofmeister des Würzburger Oberhirten, trat mit diesem Öffentlichkeit. Vorschlag an die Es war wesentlich der geschickten Ver- handlungsführung von Abt Johannes Leiterbach zu danken, daß die Kon- vente damals ihren Besitz behalten konnten; allerdings brachte ihm dies die persönliche Feindschaft des Würzburger Bischofs Konrad von Thüngen ein. Während der Reformation hatte Ebrach weniger Austritte zu verzeichnen als viele andere Klöster78. Nur fünfzehn Patres, die sich wohl um Andreas Fi- guli79scharten, einen Bekannten Luthers, verließen den Konvent. Ebrach ge- noß zu dieser Zeit keinen guten Ruf; Gerüchte über eine verlotterte Lebens- weise der Mönche gingen um. 1531 kam es deshalb zu einer Visitation durch Bischof Konrad von Thüngen. Daß sie negativ ausfiel, beruhte keineswegs ausschließlich auf dessen persönlichem Haß gegen Johannes Leiterbachso

76 KASPAR,Chronik (wie Anm. 1), S. 125. Möglicherweise trat Abt Johannes Leiterbach so- gar als Vermittler und Fürsprecher auf. Bischof Konrad von Thüngen mußte sich wegen seiner Härte mit der Bitte um Absolution an Rom wenden, vgl. Alfred WENDEHORST,Mitteilungen aus der Gothaer Handschrift Chart. A 185, in: WDGBI 35/36 (1974), S. 149-168; ENDRES, Franken (wie Anm. 71), S. 152; DERS.,Bauernkrieg (wie Anm. 71), S. 62-63; HOYER, E., Fürst- bischof Konrad III. von Thüngen als Richter, in: WDGBI 14/15 (1952/53), S. 433-478. 77 Vgl. KASPAR,Chronik (wie Anm. 1), S. 126-129. Der Gedanke war schon vor dem Bau- ernkrieg einmal geäußert worden, vgl. Anm. 71. Anders als Ebrach hatten Münster- schwarzach, Theres, Bildhausen und St. Stephan nicht erkennbar unter der Feindschaft des Würzburger Bischofs zu leiden. 78 Allgemein: Nicolaus HEUTGER,Die Zisterzienser in der Zeit der Reformation, in: Die Zisterzienser (wie Anm. 6), S. 255-266; B. LOHSE,Mönchtum und Reformation. Luthers Aus- des einandersetzung mit dem Mönchsideal Mittelalters (= Forschungen zur Kirchen- und Dogmengeschichte 12), Göttingen 1963. 79 Vgl. die Visitationsakten von 1531, die Liste der Ausgetretenen und ihre späteren Wohn- orte und Tätigkeitsbereiche bei KASPAR,Chronik (wie Anm. 1), S. 129-132. Caspar Vincentz aus Dettelbach übersandte seinem ehemaligen Abt eine schriftliche Begründung für seinen Austritt: StA Würzburg, Geistliche Sachen2301. 80 Zunächst hatte Papst Hadrian VI. Peter Fant, Abt 1523 von St. Stephan in Würzburg und Domdekan von Eichstätt, mit der Visitation beauftragt, doch blieb dies ohne Ergebnis. 1531 bestellte Clemens VII. den Würzburger Bischof Visitator. in beiden zum Fällen ein Verstoß ge- die Zisterzienserprivilegien, in denen festlegt daß gen eindeutig war, Zisterzienserklöster nur von Ordensangehörigen visitiert werden durften. Für Ebrach verbriefte dies erstmals Inno- cenz IV. 1246 September 25: BU 642. Zusammenfassung der Visitationsergebnisse bei KASPAR, Chronik (wie Anm. 1), S. 133-142; WIRTH, Ebrach (wie Anm. 1), S. 23-24; Zistcrzienscrklö- ster in Oberfranken (wie Anm. 59), S. 24.

20 Das monastische Leben hatte in der Tat schon seit geraumer Zeit Schaden ge- nommen: Das Mönchshabit wurde kaum noch getragen; nahezu alle Brüder besaßen Privateigentum; einige unterhielten anstößige Geschäftsbeziehungen zu einer Schweinfurter Jüdin; das Gebot des Schweigens wurde so wenig be- achtet, daß manche Patres darüber klagten, wegen des Geschwätzes nachts nicht schlafen zu können. Die täglich abzuhaltende Regelauslegung im Kapi- telsaal war zu einer Seltenheit geworden; bei den jungen Mönchen bestanden daher eklatante \Vrissenslücken bezüglich der Ordensregel. Selbst die Gottes- dienste und Gebetszeiten wurden nur nachlässig eingehalten. Eigentlich soll- ten sich die Mönche um 1 oder 2 Uhr nachts erheben, um die Matutin zu sin- gen, und um 5 Uhr mußten die Preces gebetet werden. Aus Bequemlichkeit faßte man damals in Ebrach beide zusammen oder ließ sie einfach ausfallen; in ihren Betten. wiederholt lagen die Mönche um 7 Uhr morgens immer noch So konnte es nicht weitergehen! Obwohl sich die Verlotterung nicht erst un- ter Johannes Leiterbach eingeschlichen hatte, wurde der Abt abgesetzt. Nach- Eine gründliche Reform war notwendig; sie erfolgte unter seinem der folger Johannes Lupi. Trotz des nicht endenden Streites bezüglich Phase bischöflichen Rechte gegenüber dem Konvent erlebte die Abtei eine fruchtbarer Erneuerung. 1594 konnte in Verhandlungen mit Bischof Julius beigelegt Echter von Mespelbrunn der Konflikt mit Würzburg zeitweilig Äbte Generalvikare werden". Im 16. und 17. Jahrhundert traten Ebracher als die Ein- des Ordens für ganz Franken aufs'`; ihnen oblag in den Mainlanden Abtissinnen der Klöster. Doch segnung neuer Abte und sowie die Visitation dem gerade als alle im Bauernkrieg zerstörten Gebäude gemäß veränderten ihren Un- Zeitgeschmack wiederaufgebaut worden waren und die Abtei mit brach tergebenen in friedlichem Wählstand hätte leben können, ein neuer der der Konflikt aus, länger und ungleich furchtbarer als vorangegangene, 30jährige Krieg. damit be- Soeben erst war Abt Johannes Dressel von Kaiser Ferdinand II. der Reformationszeit auftragt worden, dafür zu sorgen, daß die während diesen geistlichen Institutionen Frankens entfremdeten Güter zurückgege-

Vgl. WIRTH, Ebrach (wie Anm. 1), S. 27; KASPAR,Chronik (wie Anm. 1), S. 146. s2 Zuerst 1605 Abt Hieronymus: \VIRTH, Ebrach (wie Anm. 1), S. 28; KASPAR,Chronik (wie Anm. 1), S. 146. Das Amt erwies sich nach dem Niedergang des Ordens im Spätmittelalter Der des als besonders wichtig, vgl. Kaspar Etat - PETER FEIGE, Verfall zisterziensischen Ordenslebens im späten Mittelalter, in: Die Zisterzienser (wie Anm. 6), S. 237-242; Kaspar ELAI, Spätmittelalterliche Reformbemühungen unter den Zisterziensern im Rheinland und in den Niederlanden, in: Die niederrheinischen Zisterzienserklöster (wie Anm. 17), S. 3-20.

21 ben wurden83, als er durch die Ausdehnung der Kriegswirren auf die Mainlande veranlaßt wurde, die bewegliche Habe seines Konvents schleu- nigst nach Würzburg in Sicherheit zu bringen. Das Versteck wurde indessen entdeckt; nahezu alle liturgischen Gefäße aus Edelmetall fielen in die Hände der Schwedenß4.Eine Truppen-Einquartierung der Kaiserlichen konnte nur durch hohe Zahlungen und ein besonderes Privileg Wallensteins abgewendet werden85. Kurz darauf mußte der Abt erleben, daß der Schwedenkönig den Ebracher Hof Weyer der Stadt schenkte86;erst sechzehn Jahre später sollte Ebrach ihn durch den Westfälischen Frieden zurückerhalten87. Ebrach wurde 1632 mitsamt den umliegenden Amtshöfe geplündert, aller- dings von den kaiserlichen Truppen, deren marodierende Haufen das Land verheerten. Es sollte nicht vergessen werden, daß es der protestantische Graf von Castell-Rüdenhausen war, der zusammen mit einer schwedischen Salva- guardia diesem Unwesen ein Ende bereitete. Zeitweilig mußte Abt Johannes Dressler in die Eifel-Zisterze Himmerod ins Exil gehen; ein Freiherr von Künsberg wurde als Administrator in Ebrach eingesetzt"S.Dieser verlangte als erstes die Herausgabe des Archivs, und nur der Nervenstärke des Abtes, der zu diesem Zeitpunkt noch in Würzburg weilte, und seines in Ebrach ver- bliebenen Priors ist es zu danken, daß die Zins- und Registerbücher sowie die Urkunden in einer nächtlichen Aktion in die Bischofsstadt gebracht und dort sicher versteckt wurden89; andernfalls wäre wohl die gesamte Ebracher Über- lieferung verloren gegangen. Als der Abt nach Jahren endlich zurückkehren konnte, lagen viele Klostergebäude in Trümmern. Aber gerade die bittere Ar- mut brachte eine Rückbesinnung auf die alten Ordensideale. Bald bewun- derte man selbst in Citeaux die monastische Zucht und spirituelle Blüte, wie sie unter dem neuen Abt Heinrich Pfortner in dem Steigerwald-Kloster zu herrschen begannen.

83 Vgl. KASPAR,Chronik (wie Anm. 1), S. 147. So wurde Grünau den Karthäuscrn zurück- gegeben. Die beabsichtigte Restitution von Schefftersheim an die Prämonstratenser, sowie die Rückgabe der Pfarrkirche von Schweinfurt an das Würzburger Stift Haug konnten hingegen nicht durchgeführt werden. 84 WIRTH, Ebrach (wie Anm. 1), S. 31-32; KASPAR,Chronik (wie Anm. 1), S. 148; Zisterzi- enserklöster in Oberfranken (wie Anm. 59), S. 29. S5 KASPAR,Chronik (wie Anm. 1), 5.148-149. \Vallenstein stellte am 21. April 1632 der Ab- tei einen Schutzbrief aus, der die Befreiung von Einquartierungen mitbeinhaltete; die Mönche hatten das Privileg an die Klosterpforte angenagelt, vgl. Zisterzienserklöster in Oberfranken (wie Anm. 59), S. 29. 86 KASPAR,Chronik (wie Anm. 1), S. 150-152. 87 KASPAR,Chronik (wie Anm. 1), S. 159. 88 WIRTH, Ebrach (wie Anm. 1), S. 27-28; KASPAR,Chronik (wie Anm. 1), S. 154-156. 89 Vgl. WIRTH, Ebrach (wie Anm. 1), S. 38.

22 Erst nach dem Friedensschluß von 1648 konnte man an einen Wiederauf- bau denken. Unter Abt Alberich Degen, der Ebrach von 1658 bis 1686 leitete, begann die barocke Umgestaltung der Abtei. Die Kirche bildete nach wie vor das Zentrum des ummauerten Klosterbezirks. Außerhalb der Umwal- Ökonomiehöfe lung wurden neue errichtet; man legte den Abtsgarten an, durch welchen die gesamte Anlage einen betont großzügigen, luftigen Cha- rakter gewann. Der Umbau brachte hygienische Verbesserungen: Das Kran- kenhauswurde von den anderen Teilen des Klosters abgetrennt91.Abt Albe- rich straffte die Verwaltung und kümmerte sich um die Tilgung der Kriegs- schulden: nicht unverdient wurde er bald General-Provikar für die oberdeut- scheProvinz des Ordens'. Während die Abtei neuen Glanz gewann, hob sich zugleich der Lebens- standard der abhängigen Bevölkerung. Wie lebte sie? Wer vom Kloster Land pachtete oder zu Lehen nahm, mußte dafür Dienstleistungen sowie Natural- und Geldzinsen erbringen. Die Abgaben richteten sich nach der Beschaffen- heit und Größe des Ackerlandes, nicht nach der Anzahl der darauf tätigen Personen. Als Dienstleistungen wurden vor allem Hilfe beim Pflügen und Säenauf den vom Konvent selbst bewirtschafteten Feldern gefordert, Ernte- des einsatz beim Getreideschnitt und der Weinlese, Mitarbeit bei Reinigung Bachbetts, Spanndienste, namentlich auch beim Holz- und Kalktransport zu den Ziegelbrennereien, sowie Botengänge. Auf Wunsch konnten die Fronar- beiten durch eine entsprechende Geldsumme abgelöst werden. Zu diesen Diensten kamen die Naturalabgaben, die zumeist dreimal jährlich zu entrich- ten waren. Ein Beispiel: 1333 kaufte Ebrach von dem Edelherrn Dietrich von Hohenberg mehrere Güter in Eschenau, Neudorf und Schwappach für 602 Pfund, 12 Schillinge und 10 Heller. Die Liegenschaften wurden verpachtet; der Ertrag summierte sich jährlich auf 37 Scheffel-Weizen, 27 Scheffel Hafer, 16 Fuder Heu, 1210 Eier, 37 Hühner, 77 Käse, ein halbes Pfund Wachs sowie

hängt heute ' Ein Bild der barocken Abtei im Staatsarchiv Würzburg. Es zeigt, wie sehr drängten, sich die Bauten vor der Umgestaltung durch welche den einzelnen Teilen mehr Raum verschafft wurde. Zum Zustand vor dem Umbau vgl. Wolfgang WIEMIER,Die Ebracher Klosteranlage vor dem barocken Neubau, in: Festschrift 700 Jahre Abteikirche Ebrach 1285-1985, hgg. v. Wolfgang \\WIEMERund Gerd ZIMAMERDIANN,Ebrach 1985, S. 263-355; DERS.,Der vorbarocke Plan des Klosters Ebrach, in: Festschrift Ebrach (wie Anm. 1), S. 242- Kreuzgang, Kapitelsaal 258. Die Stukkierung von und südlichem Querhaus erfolgte 1696 durch den aus Mendrisio stammenden Giovanni Battista Brenno; vgl. Zisterzienserklöster in Oberfranken (wie Anm. 59), S. 30ff. 97 KASPAR,Chronik (wie Anm. 1),S. 162. 92 Kaspar,Chronik (,vie Anm. 1), S. 160.1613erhielt erstmalsein Abt von Ebrach dieses Amt für die fränkische Ordensprovinz, vgl. ZIDIAIERMANN,Männerklöster (wie Anm. 32), S. 79.

23 einen Geldbetrag von 8 Pfund, 160 Schillingen, 20 Unzen und 2 Denaren Haller Münze; einmalig erhielt das Kloster noch eine Zahlung von 40 Pfund Haller Währung93. Wie gesagt, mußten alle Pächter mehrere Tage im Jahr während der Heu- und Erntezeit Dienste verrichten{. Das klingt hart, doch drängten sich die armen Bauern des Steigerwaldvorlandes geradezu danach, bei der Abtei aus- zuhelfen, denn das Kloster erwies sich immer wieder als großzügig: Alle Ar- beiter würden mittags verköstigt; es gab Brot, Gemüse, Käse und Suppe, zwar nur selten Fleisch, aber fast immer Bier oder Wein in ungewohnt reich- lichen Mengen. Die Zugtiere, welche die Bauern zu stellen hatten, bekamen vom Kloster Futter und Wassers'. Bei Arbeiten in den konventseigenen Wäl- dern erhielt jeder ein Deputat an Brennholz, das so reichlich bemessen war, daß mancher auf den Gedanken kam, etwas davon zu verkaufen, was aller- dings vom Kloster unterbunden wurde, verdiente dieses doch selbst am Holzhandel". Oftmals gewährten die Mönche den Fronarbeitern überdies noch eine kleine finanzielle Entlohnung. So erhielt man bei der Heuernte zu- sätzlich zur Verköstigung 10 alte Pfennige97,bei Fischereidiensten 10 bis 12 Schillinge und zwei Fische98.Vor allem die Frauen drängten sich danach, Dienste als Wäscherinnen zu verrichten oder Botengänge zu übernehmen, denn die Abtei ermöglichte ihnen auf diese 'Weise ein kleines selbständiges Einkommen. Ursprünglich war ihre Anstellung als klösterliche Putz- oder Waschhilfen freilich streng verboten gewesen99. Gerade die kleinen Leute im Steigerwald liebten den Konvent. Die Äbte erhoben geringe Steuern und schützten ihre Abhängigen vor Ansprüchen Dritter. Bei der Umstellung von Ackerland auf \Veinanbau gewährte das Klo- ster Kredite; es forderte in manchen Fällen erst nach Ablauf von sechsJahren wieder Pachtgeld"'. Bei Mißernten oder Hagelschlag minderten die Äbte wiederholt fällige Zinse oder erließen sie ganz10'.

' Sportella Chartarum (wie Anm. 32), fol. 37438", A. Weitere instruktive Beispiele ebenda fol. 41°. 42", L; fol. 43°-44`, P. 94 Zu den unterschiedlichen gemessenenund ungemessenen Diensten vgl. WEiss, Zisterzi- enserabtei Ebrach (wie Anm. 1), S. 60-80. 9s WEisS,Zisterzienserabtei Ebrach (wie Anm. 1), S. 81. Die Naturalvergütung konnten auf Wunsch auch in Geld ausgezahlt werden, vgl. ebenda, S. 80-81. 96 WEiss, Zisterzienserabtei Ebrach (wie Anm. 1), S. 82 mit Anm. 420 und 421. 97 WEiss, Zisterzienserabtei Ebrach (wie Anm. 1), S. 82. 98 WEiss, Zisterzienserabtei Ebrach (wie Anm. 1), S. 82 mit Anm. 424. 99 Zu der Bedeutung des Klosters als Arbeitgeber vgl. ZIMNIERAIANN,Männerklöster (wie Anm. 32), S. 81. too So in Rödelsee: WEISS,Zisterzienserabtei Ebrach (wie Anm. 1), S. 59, Anm. 317. tot WEISS,Zisterzienserabtei Ebrach (wie Anm. 1), S. 58-59.

24 Trotz aller Großzügigkeit stand das Kloster wirtschaftlich glänzend da. Sein Reichtum spiegelte sich in den prächtigen Restaurierungen oder Neu- Äbte bauvorhaben, mit denen sich die während des 18. Jahrhunderts gegen- seitig zu übertrumpfen suchten. Künstler wie Dientzenhofer102 und Balthasar Neumann103wurden unter Vertrag genommen; trotz einer Kontribution in Höhe von 72.000 Gulden, die während des Siebenjährigen Krieges dem Kon- vent abverlangt wurde10', errichtete man in Ebrach eine neue Orangerie und einen Hirschgarten.

Den Wohlstand, an dem auch die Klosterabhängigen teilhatten, demon- strierte das letzte große Fest, das Ebrach feiern konnte105 1788 beging der Abt Wilhelm Roßhirt, dessen Zeit das Wort der Kir- greise zu von goldenen che im Steigerwald" die Runde machte, sein 60jähriges Priesterjubiläum. Der Überschwemmungskatastrophe mildtätige Mann, der einmal nach einer mehrere Wagen mit Brot und Mehl nach Bamberg geschickt hatte, um den Notleidenden zu helfen, wurde mit einem viertägigen Fest geehrt. Nach ei- nem Prunkfrühstück zog man unter Trompeten- und Paukenklang durch eine Ehrenpforte, wo eine 22köpfige Kapelle musizierte; dann ging es in die Kirche. Auf dem Platz vor dem Kloster gab es den ganzen Tag lang Wein und Brot für die Bevölkerung. Die Gäste des Abtes aßen an einer Tafel mit 340 Gedecken und hörten nachmittags ein Konzert mit der Sopranistin Madame Stephani, bevor es zum Souper ging. Der nächste Tag brachte ein Feuerwerk und die Aufführung eines Singspiels. Am Dienstag gab ein Komödientheater

102Johann Leonhard Dientzenhofer wurde unter Abt Ludwig Ludwig (1686-1696) mit dem Konventsneubau beauftragt, vgl. ZUtMMERTANN, Männerklöster (wie Anm. 32), S. 80. Er war vorher in Waldsassen tätig und wurde von dort nach Ebrach berufen; vgl. Zisterzienser- klöster in Oberfranken (wie Anm. 59), S. 37; ferner Thomas KORTH, Leonhard Dientzen- hofers Ebracher Architektur, in: Festschrift Ebrach (wie Anm. 1), S. 259-343. 103Balthasar Neumann lieferte Entwürfe für Treppenhaus, Saaltrakt sowie die Flügel um den Ehrenhof. Die Projekte sind verloren, die Rechnungen erhalten, vgl. Zisterzienserklöster in Oberfranken, S. 39. Engagiert wurde dann allerdings Joseph Greising, ein durch Fürstbi- schof Johann Philipp Franz von Schönborn geförderter Architekt: ebenda, S. 39. Vgl. Rainer KENGEI., Joseph Greising der Architekt der fränkischen Barockklöster, in: WDGBI 14/15 (1952/53), S. 565-592. 104 Vgl. ZIM MERAMANN,Männerklöster (wie Anm. 32), S. 80. Noch weit schmerzhafter war die 1797 erfolgte Beschlagnahmung des Schwabacher Hofes durch die Preußen, vgl. ebenda, S. 81. Im Streit um die Pflicht zum Huldigungseid des Abtes gegenüber dem preußischen König unterlag Eugen Montag, vgl. DONMARUS,Max, Abt Eugen Montag, Ein Streiter für die Rechte der Zisterzienserabtei Ebrach und für das \Vohl der Klosterangehörigen (1791-1803), in: Fest- schrift Ebrach (wie Anm. 1), S. 197-212, S. 205-206. 105Zum Fest von 1788 vgl. \WWIRTH,Ebrach (wie Anm. 1), S. 128-130; KASPAR,Chronik (wie Anm. 1), S. 175-177.

25 die Schwänke in modischen Kostümen zum Besten. Am Mittwoch wich Fest- Ökonomiehof Waldschwind diesem Tag gesellschaft in den nach aus, weil an im Klosterdistrikt kein Fleisch gegessenwerden durfte; Abt Roßhirt wollte Enthaltsamkeit seinen Gästen eine solche erzwungene nicht zumuten. der Zwar immer Es waren die letzten unbeschwerten Tage Abtei. war noch Äbte fast der Zustrom an Novizen erstaunlich hoch; die vier letzten konnten den Fürstbischö- 170 neue Mönche aufnehmen10b.Aber die Spannungen mit immer Eugen fen von Würzburg lebten wieder auf und nahmen mehr zu107. Montag, der letzte Abt, veröffentlichte drei Bücher, um zu beweisen, daß Kaiser Papst Ebrach reichsunmittelbar sei und somit außer und niemand Herrschaft über die Abtei ausüben dürfe108.Aber selbst wenn er damit den hätte, hätte Schicksal der Zi- Bischof von Würzburg überzeugt - es nichts am die sterne geändert. Seit der Französischen Revolution überschlugen sich Er- hohe eignisse. Der Koalitionskrieg forderte von Ebrach Kriegstributionen; im August 1796 rückten überdies die Franzosen ein und plünderten das Klo- besetzt104. dem ster. Im Dezember 1800 wurde die Abtei erneut Seit Frieden beschlossene Sache. von Luneville (8. Februar 1801) war die Säkularisation für Umsonst wies Abt Eugen Montag auf die enorme Bedeutung Ebrachs die

106Die Konventslisten bei Kaspar, Chronik (wie Anm. 1), S. 180-184. der Zeit des letzten 107Zur Spätzeit Ebrachs vgl. Johannes JÄGER,Kloster Ebrach. Aus Ab- DOMARUS, tes Eugen Montag und der Säkularisation des Klosters, 2. Aufl. Gerolzhofen 1922; Abt Eugen Montag (wie Anm. 104), S. 200ff. der die 108Ein Beispiel unter mehreren für das Vorgehen Bischöfe war gewaltsame Visita- tion des Klosterhofes in Sulzheim: StA Würzburg, Ebracher Amtsbücher Rep. D7/2111:Liber Palatii III, S. 956-960. Bereits Abt Wilhelm SÖLLNERhatte mit seiner Brevis notitia monasterii die B.V. M. Ebracensis sac. ordinis Cisterciensis in Franconia, 1738 Reichsunmittelbarkeit der Friedrich Abtei beweisen wollen. Das Buch erregte den Zorn des Würzburger Fürstbischofs in ließ. Karl von Schönborn, weshalb er die gesamte Auflage Würzburg öffentlich verbrennen Montag Es ist nur die 1739 in Rom erschienene Auflage erhalten. Auch Eugen versuchte wie- derholt, die Reichsunmittelbarkeit der Abtei zu belegen, am wichtigsten, aber ebenfalls erfolg- das Prädicat los war die Schrift: der Abtei Ebrach in Francken reichsunmittelbar recht- Ob ihrer Unterthanen die Regel der Reichsfreyheit mäßig gebühre und ob dieselbe als Herrschaft Landeshoheit be- gegen die hochfürstl. Würzburgische Ansprüche einer vollkommenen zu (1786). haupten befugt seye? Erläutert aus der Geschichte, Privilegien, Verträge" Montag Konrads IV, 1240 November: BU stützte sich zentral auf einen Passuseiner Urkunde von 601 (ehem. Kaiserselekt 767). Vgl. dazu (nicht irrtumsfrei) ZEIG,Hans, Reichsunmittelbarkeit und Schutzverhältnisse der Zisterzienserabtei Ebrach vom 12. bis 16. Jahrhundert. Diss. München, (wie Anm. S. [Bamberg 1926]; vgl. auch DoMARUS, Abt Eugen Montag 104), 202ff. Erst im der den Untergang der Abtei besiegelte, Reichsdeputationshauptschluß - 1803 Februar 25 - Ebrach das Prädikat vgl. ZIMMMIERUMANN,Männerklöster wurde reichsunmittelbar" zuerkannt, (wie Anm. 32), S. 82. 109Vgl. DOMARUS,Abt Eugen Montag (wie Anm. 104), S. 207.

26 hin; den ganze Region von Jahreseinnahmen10 wurde mindestens die Hälfte für die Besoldung Angestellten, Priestern Pfarrern von und - in Katzwang, Schwabach und Leerstetten unterhielt die Abtei sogar evangelische Pfarrer"' das Schulwesen, Künstlerhonorare, Kredite für die -, Landbevölkerung und Almosen ausgegeben. Doch das interessierte niemanden. Am 6. September 1802 besetzte das kurbayerische Regiment der Chevaux-legers des Erbprin- zen von Leiningen Ebrach; damit erfolgte eine vorläufige Inbesitznahme112. Ein Vierteljahr später entband Abt Eugen Montag die Beamten und Diener des Klosters von ihren Pflichten13. Am 2. Februar 1803 registrierte der Würzburger Regierungsrat Hofer gemeinsam mit dem Landesgeometer Beerwein die Immobilien, die Bibliothek, das Archiv und die Kunstschätze der Abtei`. Exakt einen Monat später teilte der kurfürstliche Kommissär Stubbe dem Konvent die Auflösung mit. Am 4. Mai 1803 erlosch das mona- stische Leben in Ebrach. Den 51 verbliebenen Patres und zehn Laienbrüdern wurden Pensionen ausgesetzt15, dem Abt die Wahl seines Alterssitzes freigestellt: Eugen Mon- tag entschied sich für Oberschwappach. Man schaffte die Bilder und Kunst- schätze der Abtei in die Münchener Staatssammlungen oder versteigerte sie, teilweise mit haarsträubender Hast. Niemand machte sich Gedanken darü- ber, daß mit der Aufhebung der Zisterze allein in Ebrach selbst mehr als 200 Arbeitsplätze vernichtet wurden, was in einem strukturschwachen Gebiet, wie es der Steigerwald war und bis heute geblieben ist, einer Katastrophe gleichkam. Mit einem Schlag gab es keine Verdienstmöglichkeiten für allein- stehende Frauen mehr, keine günstigen Kredite für Bauern, keine Unterstüt- zungen für Notleidende. Die medizinische Grundversorgung durch das klö- sterliche Krankenhaus und die damit verbundene Apotheke endete ebenso wie die kostenlose Erziehung hochbegabter Kinder. Eugen Montag mußte dem Elend tatenlos zusehen. Der letzte Abt von Ebrach starb am 5. März 1811.

110Vgl. Dieter Matthäus DANNERT, Die Finanz- und Besitzverhältnisse der Abtei Ebrach zum Zeitpunkt ihrer Aufhebung 1802/03, Zulassungsarbeit der Universität Erlangen-Nürn- berg, \Virtschafts- und Sozialwissenschaftliche Fakultät 1968/69; SCHENK, Kulturlandschaft (wie Anm. 31), S. 107-120. 111KASPAR, Chronik (wie Anm. 1), S. 163 f. 112DOMMARUS, Abt Eugen Montag (wie Anm. 104), S. 208. 113Ebenda. 11' Vgl. ZIMMERMANN,Männerklöster (wie Anm. 32), S. 83. 115Wenigstens für hatte sie Abt Montag durch ein Schreiben an Kurfürst Maximilian Jo- Januar Maximalversorgung seph vom 7. 1803 eine erwirken können; vgl. DOMARUS,Abt Eu- gen Montag (wie Anm. 104), S. 209 f.

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