Dedenbach wurde 1309 erstmals urkundlich erwähnt Ein Blick in die Dorfgeschichte

Marianne Breuer

m Jahre 1309 wurde in Quellen pellenbau leisteten die Bewohner Hand- und Izur Geschichte der Burg Landskron erstmals Spanndienste. Das kleine Gotteshaus ist der urkundlich erwähnt. Somit konnte Deden- Muttergottes geweiht (Mariae Geburt). In dem bach mit Recht vom 17. bis 19. Juli 2009 sein Sakralbau steht noch ein barocker Altaraufsatz 700-jähriges Bestehen feiern. Zuvor hatte das aus dem 17. Jahrhundert mit Holzfiguren der Dorf am 8. März 2009 bereits den Weihetag Heiligen Sebastian und Rochus. Er wurde aus der alten Kapelle vor 500 Jahren feierlich be- der alten Kapelle übernommen. An der Stelle, gangen. Diese Jubiläen sind Anlass genug zu wo die Kapelle von 1509 stand, wurde 1921 an einem kleinen Blick in die Dorfgeschichte. der Straße nach Königsfeld ein großes Stein- kreuz errichtet. Es trägt die Inschrift: „Errichtet Zur Kapelle an geweihtem Ort“. Dedenbach gehörte stets Die alte Kapelle in Dedenbach aus dem Jahre zur Pfarrei Königsfeld. Allerdings finden bis 1509 hatte gerade einmal eine Abmessung von heute auch regelmäßig Gottesdienste in der 5 x 5 m, hinzu kam noch ein kleiner Chorraum. Dedenbacher Kapelle statt. 1884 wurde dieser Bau wegen Baufälligkeit ab- gerissen. Ein Jahr später entstand südlich des Dorfentwicklung alten Standorts – und damit näher zum Orts- Insgesamt wissen wir nur wenig über die Ent- kern hin – die heutige Kapelle nach Plänen des wicklung unseres Dorfes und seine Bewohner. Architekten Caspar Clemens Pickel. Beim Ka- Im Jahre 1767 kam es bei der Teilung der Burg-

154 u Heimatjahrbuch Kreis 2010 Blich auf Dedenbach: Das Dorf beging vom 17. - 19. Juli 2009 seine 700-Jahr-Feier mit einem attraktiven Programm.

herrschaft Olbrück unter die Herrschaft derer Wirtschaftsverhältnisse von Bornheim, bei denen es bis zur Besetzung Auf den steinigen Böden der Dedenbacher Ge- der Rheinlande durch französisches Revoluti- markung konnten zu allen Zeiten nur geringe onstruppen 1794 verblieb. In der Franzosenzeit Felderträge erwirtschaftet werden. So lebten gehörte Dedenbach zum Kanton Wehr. Unsere die meisten Bewohner mehr schlecht als recht Vorfahren waren von 1801 bis 1814 französische von Ackerbau und Viehzucht. Kamen noch Staatsbürger. Auf dem Wiener Kongress kamen Missernten hinzu, so mussten viele Hunger die Rheinlande 1815 zu Preußen. Dedenbach leiden. Hauptnahrungsmittel waren Kartof- zählte fortan zur Bürgermeisterei Königsfeld feln, Gemüse und Brot. Reichte das Getreide im Kreis Ahrweiler, ab 1883 Bürgermeisterei zum Brotbacken nicht aus, so wurden Erbsen , dann Amt Niederzissen. Seit der gemahlen und dem Mehl beigemischt. Kaffee Gebiets- und Verwaltungsreform von 1969/70 wurde aus gerösteten Eicheln zubereitet. Auch ist es Teil der Verbandsgemeinde mit im Krankheitsfall waren die meisten Menschen dem Verwaltungssitz in Niederzissen. nicht abgesichert. Innerhalb der Familien wa- 1767 wurde noch zwischen einem Nieder- und ren bis ins 20. Jahrhundert die Generationen Oberdedenbach mit einigen einzelnen Höfen aufeinander angewiesen. unterschieden, die mit der Zeit zu einem Dorf Zur Verbesserung ihrer Lebenssituation zusammenwuchsen und eine geschlossene Ein- suchten sich viele Dedenbacher schon früh heit bildeten. auswärts eine Arbeitsstelle. 1881 / 82 schrieb Eines der ältesten Häuser ist im Unterdorf die der Chronist dazu: „Die Einwohner sehen ehemalige Gastwirtschaft Kreyer, im Mitteldorf sich trotz allen Fleißes und aller Sparsamkeit das alte Haus der Geschwister Schmitt, in dem gezwungen, nach Bestellung der Äcker in eine Schmiede betrieben wurde. Gegenüber be- auswärtige Dienste zu treten. Aus denselben fand sich die Zehntscheune. Das Oberdorf war Gründen sind die Eltern veranlasst, ihre Kin- das Hauptdorf. Nach mündlicher Überlieferung der, wenn sie aus der Schule entlassen (sind), soll es dort auf dem Acker (Flurname) einige als Knechte und Mägde in fremde Dienste zu Häuser, eine Wirtschaft mit Tanzsaal und Ke- vergeben. Höchst selten, daß ein Junge ein gelbahn gegeben haben. Handwerk erlernte.“

Heimatjahrbuch Kreis Ahrweiler 2010 u 155 So zog es immer wieder junge Menschen den Alle geschichtlichen Ereignisse und politischen Winter über u. a. ins Ruhrgebiet, wo sie in Fa- Entwicklungen des 20. Jahrhunderts hatten briken und Kohlezechen arbeiteten, um ihre mittelbar Auswirkungen auf das Dorfleben. Das Familien zu unterstützen. gilt für den Ersten Weltkrieg, die Inflationszeit, Dedenbach hatte um 1890 rund 300 Einwohner, Weltwirtschaftskrise, das Aufkommen des Nati- 2008 waren es 428. onalsozialismus, den Zweite Weltkrieg ebenso wie für den wirtschaftlichen Aufschwung und Schulverhältnisse die demokratische Entwicklung nach 1945. Mü- Bis zum Jahre 1830 wurde der Schulunter- hen, Armut und Krankheiten blieben die stän- richt in dafür angemieteten Räumen im Dorf digen Begleiter der Menschen, die hart arbeiten erteilt. Danach bestand im Mitteldorf ein eige- mussten, um ein Auskommen zu finden. nes Schulhaus, das mehrfach umgebaut wurde, 1909 bekam Dedenbach den ersten Telefon- aber dennoch zu klein und dunkel für einen anschluss. Der öffentlich Apparat hing in der effektiven Unterricht war. Ein danach errich- Wirtschaft Kreyer, später dann bei Heinrich teter Schulsaal erwies sich ebenfalls als unzu- Schmitz (Wengende). Derzeit gibt es wohl kei- länglich und musste 1889 polizeilich geschlos- nen Haushalt ohne Festanschluss oder / und sen werden, weil sich die Fundamente senkten. Mobiltelefon. Deshalb wurde 1890 mit einem Zuschuss von 1922 konnte die Gemeinde, die immer wieder 6000 Mark durch die königliche Regierung ne- unter großem Wassermangel litt, eine Was- ben der Kapelle ein neues Schulhaus erbaut, in serleitung bauen. Dies war möglich, weil der dem mehrere Schülergenerationen unterrichtet Jagdpächter Lazarus aus Neuss die Pacht für 9 wurden. Gegen Kriegsende war die Schule 1944 Jahre im Voraus gezahlt hatte. geschlossen worden. Nach ihrer Wiedereröff- Auch der innerdörfliche Straßenausbau machte nung schrieb die damalige Lehrerin Anneliese Fortschritte. Nienhaus Ende 1945 in die Schulchronik: „Die 1924 wurden alle Haushalte an die Stromver- Schulverhältnisse und der Leistungsstand der sorgung angeschlossen. Kinder sind miserabel.“ Das änderte sich aber. 1926/27 erfolgte der Straßenausbau nach Kö- Die Lehrer haben es nämlich bald geschafft, den nigsfeld (heutige L 88), bei dem Arbeitslose aus Kindern das beizubringen, was sie brauchten, Dedenbach kurzfristig Beschäftigung fanden. um einen Beruf zu erlernen. Die Kriegszeit (1939 - 1945) und die anschlie- Schließlich wurde die alte Schule Anfang der ßende Besatzungszeit waren harte Jahre. Nach 1960er Jahre durch einen Neubau am Standort der Währungsreform im Jahre 1948 ging es „Schabberich“ ersetzt. Am 7. Juni 1963 wur- aber aufwärts. 1950/1951 entstanden sogar in de das neue Schulgebäude seiner Bestimmung Dorfnähe für kurze Zeit in einem Steinbruch am übergeben. Im Zuge der Schulreform in Rhein- „Köschte Böschelche“ einige Arbeitsplätze. Der land-Pfalz erfolgte aber schon am 15.7. 1970 Steinbruch wurde aber wieder aufgegeben. die Schließung dieser Schule, was auf völliges Die zunehmende Motorisierung machte vor Unverständnis bei den Dorfbewohnern stieß. dem Dorf nicht Halt. In den 1950er Jahren gab Seither besuchen die Kinder aus Dedenbach die es in Dedenbach bei rund 350 Einwohnern 10 Grundschule in , die Hauptschule Traktoren, 50 bis 60 Motorräder, 3 Personen- Niederzissen, heute Regionale Schule Brohltal, wagen und einen Lastwagen. Heute besitzen die aber auch andere weiterführende Schulen im meisten Haushalte mindestens ein Auto. Kreisgebiet. Die Kindergartenkinder werden mit Der Dorfausbau mit dem Bau neuer Häuser, Ka- dem Bus in den Kindergarten nach Königsfeld nalisierung, Straßenpflasterung schritt ab Ende gebracht. der 1950er Jahre voran. Auch musste wegen des gestiegenen Wasserverbrauchs eine neue Veränderungen des Dorflebens Quelle gefasst werden. Wasser blieb lange Zeit Die Chronik von Dedenbach liefert uns viele ein Problem für Dedenbach. Erst seit 1969 gibt Details aus dem Dorfgeschehen. es Wasseruhren im Dorf, die den Wasserver-

156 u Heimatjahrbuch Kreis Ahrweiler 2010 Schärfen von Werkzeug am Schleifstein

Jagdhornbläser beim Dorfjubiläum, dessen Schirmherrschaft der Jagdpächter Gregor Steinborn übernommen hatte.

Spinnen erfordert viel Ausdauer. brauch exakt messen. Dedenbach ist heute an oder haben außerhalb des Dorfes in den neu er- den Wasserzweckverband Maifeld-Eifel ange- schlossenen Baugebieten gebaut. Aus dem eins- schlossen. tigen Bauerndorf ist für die meisten Bewohner Ab den 1950er Jahren hielt ein bescheidener eine reine Schlafstätte geworden. In den alten Wohlstand Einzug ins Dorf, da alle Arbeit in Häusern leben überwiegend ältere Menschen. Fabriken, Handwerksbetrieben oder auch Be- Sterben sie, werden die Häuser vermietet oder hörden fanden. Viele Bewohner bestellten verkauft. Neubürger kennen durchweg kein tra- damals noch als Nebenerwerbslandwirte ihre ditionelles Dorfleben mehr und haben oft keine Felder. Beziehung mehr zum Dorf. Es gibt aber auch Ende der 1960er Jahre begann die Flurberei- solche, die bewusst den Kontakt suchen und nigung. Die großen Parzellen erleichterten die diesen im Vereinsleben von Dedenbach finden. maschinelle Feldarbeit. Aber die Zahl der land- Hierzu bieten sich an die Gymnastikriege De- wirtschaftlichen Betriebe ging immer mehr zu- denbach, die Tischtennisfreunde, der Verkehrs- rück. Heute gibt es in Dedenbach zwar keinen und Verschönerungsverein, der Möhnenverein, Vollerwerbslandwirt mehr, jedoch bearbeiten die Landfrauen, die Freiwillige Feuerwehr und einige Familien größere Höfe im Nebenerwerb. der Junggesellenverein. Das Dorfleben hat sich in den letzten Jahr- Für die Dinge des täglichen Bedarfs sind die zehnten grundlegend geändert. Viele junge Bewohner von Dedenbach auf das Auto an- Leute arbeiten auswärts, sind weggezogen, gewiesen. Einen Bäcker- oder Tante-Emma-

Heimatjahrbuch Kreis Ahrweiler 2010 u 157 Laden gibt es vor Ort nicht mehr. Allerdings Dazu zählten die offenen Höfe im alten Dorf- kommt jede Woche ein Lebensmittel-, Fisch- kern, wo das historische Leben im Dorf, u. a. mit und Backwaren-Auto vorbei. Doch man trifft alten Handwerks- und Ackergeräten, früherer beim Einkaufen nur selten jemanden, um ein Kleidung und traditionellen Speisen und Ge- Schwätzchen zu halten. Diese Vorzüge eines tränken präsentiert wurde. Monatlang hatten lebendigen Dorflebens gehören der Vergan- Vereinsmitglieder und rührige Dorfbewohner genheit an. Schade eigentlich, aber das Rad das Fest vorbereitet. Der Einsatz lohnte sich, der Geschichte lässt sich nicht zurückdrehen. denn es wurde ein voller Erfolg. Immerhin kann man sich in der Eifelgoldhal- Es bleibt zu hoffen, dass die gelungene Jubi- le und in der Gastwirtschaft zum gemütlichen läumsfeier die Dorfgemeinschaft nachhaltig Zusammensein treffen. stärkt und Schwung gibt für die weitere Dorfer- neuerung, damit unser Dorf Zukunft hat. Jubiläumsfeier 2009

Zur 700-Jahr-Feier von Dedenbach vom 17.- Literatur: 19. Juli 2009 kamen viele Besucher aus nah - Rudolf Leisen: Chronik Waldgut Schirmann, Schalkenbach, Dedenbach und Oberdürenbach. Bad Neuenahr-Ahrweiler 1999. und fern. Einheimischen und Gästen wurde ein - Festschrift Dedenbach anno 2009. 700 Jahre und kein bisschen leise – reichhaltiges Unterhaltungsprogramm geboten. Lebendiges Dedenbach – Heiteres, Besinnliches, Wissenswertes. 2009.

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