Altenheimer, Reiner (MSa 28/2004) -Drifter 191

einer Altenheimer kann auf eine an- Champion seine Altersvorsorge – diverse Rsehnliche Erfolgsbilanz im Rallye-Sport Mietshäuser in Wiesbaden, Trebur und den zurückblicken. Zwischen 1964 und 1981 Mainzer Vororten Kostheim und Kastel. gehörte der Wiesbadener Kfz-Meister zu «Aber ich liege nicht auf der faulen Haut», den wildesten Porsche-Reitern der Nation. stellt Altenheimer klar. «In den Häusern Wobei er der Stuttgarter-Marke immer die gibt’s immer was tun, ich mach’ fast alles Treue hielt – sein erster Porsche war ein selbst und bin mein eigener Hausmeister.» 356, es folgten der 911 T und alle mögli- Die restliche Zeit, so denn welche chen Carrera-Varianten. Knapp 200 Siege bleibt, gehört seinen Hobbys Tennis und fuhr der Deutsche Rallye-Meister von 1975 Golf und natürlich der Familie. Seit elf Jah- ein, dazu noch eine Vizemeisterschaft ren ist er mit seiner zweiten Frau Brigitte (’74) und zwei Gesamtsiege bei der Tour verheiratet, sein 38-jähriger Sohn aus ers- d’Europe (’75, ’76). ter Ehe fährt unter tatkräftiger technischer Von seinen Copiloten Helmut Köhler, Mithilfe des Herrn Papa historische Ral- Klaus Fabisch und Hanno Menne profilier- lyes. Zuletzt mit einem edlen Del- te sich vor allem der Letztgenannte mit ta, ab diesem Jahr mit einem Audi 200 immer neuen Tricks und Taktiken. So at- quattro. Und einen der beiden Enkel (10 testierte die Branche dem Team Altenhei- und 11) begleitet Opa Altenheimer noch mer/Menne jenen ganz speziellen Einfalls- nebenbei als Chauffeur und Ratgeber zu reichtum, den es nun mal braucht, um die dessen Kart-Slalom-Wettbewerben. Werksteams immer wieder in Verlegenheit Überhaupt ist der Kontakt zum Motor- zu bringen oder gar zu schlagen. sport nie abgerissen, zumal der ehemali- Dauerhafte Rückenprobleme und ein ge Porsche-Drifter auch noch Vorsitzender Bandscheibenvorfall erzwangen schliess- der «Rallyegemeinschaft Lahn» ist. So oft lich Altenheimers Rückzug von der Rallye- es geht, steht er an der Rallye-Piste und Piste. Seine Wiesbadener Porsche-Werk- trifft sich mit ehemaligen Kumpels und statt führte er noch bis zur Verpachtung Konkurrenten. Nur zu Walter Röhrl hat Al- weiter, bevor er seinen Wohnsitz nach Nie- tenheimer ein stark unterkühltes Verhält- derselters im Taunus («da wo das Original- nis: «Er hat mich menschlich mal tief ent- Selterswasser herkommt») verlegte. Von täuscht. Über Einzelheiten möchte ich dort aus verwaltet der einstige Rallye- aber nicht mehr reden.»

Rallye-Meister: Altenheimer 1974 Hausmeister: Altenheimer heute

Meisterjahr ’75: Im Porsche Carrera driften Altenheimer/Menne zum Titel Barth, Helmut (MSa 51/2004) 192 Mit Zak auf Zack 192

elmut Barth bereut «nicht eine einmal im Leben.» Fünf Titel in der DRM, HStunde», wenn er an seine 28 Jahre bei einer in der Tourenwagen-EM und mehrere zurückdenkt. Als echter Eifeler hundert Einzelsiege hat Superhirn Barth (Geburtsort Burgbrohl, Wohnort Nieder- als Zaks engster Vertrauter mitgestaltet. zissen) erlebte der leidenschaftliche Tech- Ende 1995, als der Seniorchef den Tradi- niker den rasanten Aufstieg des Rennstalls tions-Rennstall wegen angeschlagener von der ersten Stunde an. Für Teameigner Gesundheit längst in andere Hände gege- Erich Zakowski war Barth rechte Hand, ben hatte, suchte auch sein treuester Chefmechaniker und Entwickler in Perso- Weggefährte eine neue Herausforderung. nalunion. Der Mann an Zaks Seite erinnert Die fand Barth zunächst bei AMG-Merce- sich manchmal mit einem Schuss Wehmut des, wo er anfangs in der DTM für die an die grossen Jahre des Eifel-Teams: Die beiden UPS-Autos zuständig war und an- Ford-Ära mit Escort und Capri, die bären- schliessend die Projektleitung für den Bau starken Gruppe-5-DRM-Autos, das Turbo- des Strassen-CLK GTR übernahm. Seit April Zeitalter mit dem Super-Capri und 2004 hat sich Audis sportliche Dependance schliesslich die Formel 1. «Das schönste «quattro GmbH» in Heilbronn die Dienste Jahr war für mich 1974», rekapituliert des Technikers gesichert. Dort kümmert Barth, «als wir mit unseren Escort-Jungs sich der mittlerweile 55-Jährige im Dunst- (Heyer/EM, Glemser/DRM) gleich zwei kreis seines alten Rennkumpels und quatt- Titel auf einen Schlag geholt haben. ro-Geschäftsführers Werner Frowein um Dagegen war das Ende von Zakspeed in der den Bereich «Sonderfahrzeug-Projekte». Formel 1 der bitterste Moment.» Lebensmittelpunkt bleibt für Barth Mit Dieter Glemser verbindet ihn bis (seit 36 Jahren verheiratet mit Ingrid, ein heute eine herzliche Freundschaft, «weil Sohn, 35) trotz des Jobs in Heilbronn das er 1973 mit dem Escort RS mein erster Eifeldorf Niederzissen, «denn hier steht Titelgewinner war». Barth und seine mein Haus, hier lebt meine Familie, hier Kollegen Bruno Bunk und Norbert Kreyer treffe ich alte Freunde». Hier findet er auch galten im Zak-Verbund als verschworene die Ruhe für ausgedehnte Spaziergänge Truppe, für die es technisch keine Grenzen oder ein Tennis-Match. Auch gesundheit- zu geben schien. «So ein Trio», schwärmt lich ist alles im grünen Bereich, «nur ein der alte Zak noch heute, «kriegst du nur paar Kilo müssen demnächst mal runter.»

F1-Träume mit Zakspeed: Barth 1985 Neue Zukunft mit Audi: Barth 2004

Zakspeed-Führungsriege ’85: Barth (l.) und Zakowski mit Pilot Jonathan Palmer Becker, Karl Heinz (MSa 06/2004) Der Renn-Veteran 193 arl Heinz Becker steht für den klassi- gehört er immerhin zu den 25 Besten, die Kschen Vertreter des Privatfahrers. Un- jemals an der DRM teilgenommen haben. auffällige Erscheinung, schmal, schütteres Als Krönung kaufte er sich Mitte der Haar, selten ohne Werkzeug in der Hand, 90er-Jahre einen alten -Formel 1 fast immer am Rennauto schraubend. «Ich und startete damit in der Interserie sowie war und bin hoffnungsloser Idealist», sagt in der britischen «Single Seaters Open». der hagere Mann aus Steinhagen bei Bie- Sofern sich ein Geldgeber fände, würde er lefeld. «In den 40 Jahren meiner Renne- vielleicht sogar noch ein Jahr weiterma- rei bin ich immer eigene Wege gegangen, chen. Ansonsten wird er den Helm an den habe alles selbst gemacht und alles selbst Nagel hängen, «denn der Betrieb hat Vor- bezahlt.» Liebend gerne wäre er wenigs- rang und darf nicht unter meinem Hobby tens vorübergehend als Werksfahrer oder leiden». wenigstens mit der finanziellen Unterstüt- Ernsthaft verletzt hat sich Becker nur zung eines grossen Sponsors angetreten. einmal bei einem Mega-Crash vor vier Jah- Aber seit den 60er-Jahren, als er mit ei- ren im englischen Thruxton. Bei 240 knick- nem Glas 1304 TS durchstartete, blieb er te am Minardi die Radaufhängung ein – immer auf sich alleine gestellt. «Vielleicht mit Wirbelbruch landete er im Kranken- wird man deshalb so ein Eigenbrötler.» haus. Kaum genesen, zwängte er sich er- Aber gejammert hat er nie, sondern neut in den aufgebauten Monoposto und stattdessen ordentlich Gas gegeben. Im gab wieder Vollgas. «Ich bin noch immer 1304 TS raufte er mit Stars wie Helmut Kel- schnell genug und gesundheitlich fit», leners oder Gerhard Bodmer um Siege, mit versichert der gebürtige Schlesier, der im den abenteuerlichsten BMW-Varianten März 60 Jahre alt wird. machte er in der Rennsportmeisterschaft Privat hat Karl Heinz Becker einen Ra- (DRM) eine prächtige Figur, und mit den dikalschnitt gemacht – nach 40 Jahren Ehe skurrilsten Lola-Sportwagen tobte er in trennte er sich von Gattin Rita. Seine neue der Interserie rum. Dort holte er 1995 auch Lebensgefährtin Julia aus Litauen be- seinen ersten und einzigen Meistertitel. scherte dem bis dahin kinderlosen Renn- Fünfmal stand der BMW-Tüftler in der DRM freak mit Viktoria (6 Monate) noch spätes als Drittplatzierter auf dem Podium, 202 Vaterglück. «Ich betrachte das als grosses Punkte hat er zusammengefahren. Damit Geschenk und werde es geniessen.»

Idealist: Karl Heinz Becker 1975 Realist: Karl Heinz Becker heute

Edel-Privatier: Becker mit dem Lola-Sportwagen 1983 in der Interserie Blome, Rena (MSa 37/2004) 194 Die Löwen-Lady

ena Blome dürfte die wohl einzige der PS-starken 205 Turbo 16 fahren, durfte RRallye-Pilotin Deutschlands gewesen aber nicht. Darüber war ich so enttäuscht, sein, die stolze Inhaberin eines Peugeot- dass ich die Konsequenzen gezogen und Werksvertrags war. Drei Jahre lang driftete Schluss gemacht habe. Ich sah einfach die gebürtige Hannoveranerin im Zeichen keine Möglichkeit mehr, mich fahrerisch des Löwen für Peugeot Deutschland über weiterzuentwickeln.» die Rallye-Pisten im In- und Ausland. PR- Längst hat die alleinerziehende Mutter und Sportchef Jean-Paul Boulanger liess zweier Söhne (30, 13) in ihrem Leben neue sich 1983 nach einer Talentsichtung von Orientierungspunkte gesetzt. So enga- den Fähigkeiten der damals 33-jährigen gierte sie sich im Auftrag der deutschen Malergesellin überzeugen und schickte sie Verkehrswacht bei einem Sicherheits- zunächst mit einem 104 ZS ins deutsche trainings-Projekt für Frauen, das sie als Rallye-Championat. Die mutige Löwen- Botschafterin begleitete. Allerdings hatte Lady schloss schon ihre Premierensaison sie auch ihr ganz persönliches Schock- als Tabellenzwölfte ab, im folgenden Jahr Erlebnis: «Ich wurde schwer krank und bin steigerte sie sich sogar bis auf Platz 6. froh, dass ich heute überhaupt noch lebe.» Danach durfte sie zusammen mit ihrer Über viele Jahre hinweg gehörten Klinik- Copilotin Petra Schuster in einem kräfti- Aufenthalte zum normalen Alltag. geren 205 GTI auf Punktejagd gehen und Ihre schwere Krankheit bewog sie auch, als Belohnung für gute Darbietungen auch beruflich radikal umzudenken. «Ich bin einige EM- und WM-Läufe fahren. So jetzt ein überzeugter Gesundheitsapos- schlossen die beiden Damen bei der 1000- tel», erklärt die inzwischen 54-Jährige, die Seen-Rallye in Finnland als bestes sich eine neue Existenz als selbstständige deutsches Team unter 32 gestarteten Fachfrau im Gesundheits- und Wellness- Landsleuten ab. «Die Zeit bei Peugeot war bereich aufgebaut hat. Rena Blomes die schönste in meinen insgesamt sechs grosses Fernziel ist die Eröffnung einer ei- Rallye-Jahren», blickt Blome zurück. «Ich genen Klinik für Naturheilkunde. «Ich habe dort viel gelernt und nette Menschen möchte anderen Menschen ersparen, was um mich gehabt.» ich selbst habe durchmachen müssen. Und Trotzdem endete ihre Rallye-Karriere mit den Kräften der Natur kann man 1986 abrupt: «Ich wollte unbedingt einen unheimlich viel bewegen.»

Talentierte Quertreiberin: Blome ’84 Ein ganz neues Leben: Blome heute

Hunsrück-Rallye 1983: Die Peugeot-Damen Blome/Bärdges im 104 ZS Diekmann, Peter (MSa 14/2004) VW-Weltmeister 195 eter Diekmann kann das Privileg für sich Zehn Jahre später verflog Diekmanns Pin Anspruch nehmen, zu den drei Deut- Lust auf weitere Einsätze schlagartig, als schen zu gehören, die sich mit dem Titel ihn Porsche-Pilot Stoschek bei der histo- eines Rallye-Weltmeisters schmücken dür- rischen 1000-Minuten-Rallye in Österreich fen. Neben Walter Röhrl und Christian um einen Baum wickelte. Mit fatalen Fol- Geistdörfer (1980 und 1982) gelang dem gen: zwei gebrochene Lendenwirbel, drei Profi-Beifahrer dieser Erfolg 1986 an der Monate Gipskorsett. Seite des Schweden Kenneth Eriksson. Die Heute lebt der ehemalige Top-Beifahrer beiden gewannen als VW-Werksfahrer im zusammen mit seiner dritten Frau Conny Golf GTI die damals vorübergehend ausge- in Nentershausen im Westerwald. Dort schriebene FIA-Rallye-WM für seriennahe führt der inzwischen 60-Jährige als selbst- Gruppe-A-Autos. ständiger Kaufmann sein eigenes Unter- Der gelernte Koch wurde 1987 sogar mit nehmen, das Peltor-Kommunikationssys- der «Halda-Trophy» als weltbester Copilot teme und Sturzhelme mit integrierten ausgezeichnet. Diekmann sass in Ford, Sprechfunkanlagen vertreibt. Statt wilder Opel, Mercedes, Audi, VW und Porsche, sei- Ritte auf dem heissen Sitz gibt es jetzt ne Chefs am Lenkrad waren Kaliber wie Hol- ausgedehnte Hundespaziergänge mit sei- ger Bohne, Sepp Haider, Franz Wittmann, nem Irish Setter. Kalle Grundel oder der Brite Russel Trotzdem ist die Verbindung zum Ral- Brookes. «Der Wildeste von allen war der lyesport nie abgerissen, häufig fährt er als Grundel», weiss der Co, «und am souve- Zuschauer allein oder mit Freunden zu sei- ränsten empfand ich den Eriksson.» nen Lieblingsrallyes im In- und Ausland. Mit dem blonden Schwedentalent erleb- «Dann stehe ich am Streckenrand und hel- te er perfekte Drifts über Schotter, Schnee, fe jungen Fahrern mit ein paar Tipps.» De- Eis und Asphalt, aber auch die grösste Ent- primierend findet Diekmann jedoch, «dass täuschung seiner 15-jährigen Karriere: Volkswagen trotz des vorhandenen Poten- «Bei der East African Safari 1986 lagen wir zials den Rallyesport derart vernachlässigt 400 km vor dem Ziel mit unserem Golf zwi- – das tut schon weh.» Auch über die heu- schen den Audi von Mikkola und Röhrl klar tige Rallyeszene im Allgemeinen hat der auf Platz 2, als ohne Vorwarnung der Mo- ehemalige Weltmeister eine sehr eigene tor einging. Ein Jammer.» Meinung: «Früher war’s einfach geiler.»

WM-Titel mit VW: Diekmann 1986 Enttäuscht von VW: Diekmann 2004

Weltmeister aus Wolfsburg: Eriksson/Diekmann im Golf bei der Monte ’86 Dufter, Franz (MSa 41/2004) 196 Ein dufter Typ

ranz Dufter kann man getrost als Para- bar perfekter BMW-Werksvertrag aus uner- Fde-Bayer bezeichnen. Im Stile eines findlichen Gründen nicht zustande.» Ver- Schorsch Hackl (der – welch ein Zufall – bittert schiebt er zu diesem Thema nach: wie Dufter am Königssee wohnt) erledig- «Warum das 1986 nix wurde mit BMW, te der Kfz-Meister seine Pisten-Jobs still, bleibt wohl das Geheimnis des Herrn Stap- konsequent und erfolgreich. Nur selten pert (damaliger Sportchef) – ich zumin- fuhr er mit Werksunterstützung, von ei- dest weiss es bis heute noch nicht.» nem gut dotierten Werksvertrag ganz zu Aus familiären und beruflichen Grün- schweigen. Stattdessen werkelte vor allem den, aber auch wegen fehlender Motiva- in der Anfangszeit die ganze Familie an tion zog der Mann vom Königssee nach seinen Rennautos. «Wir haben immer al- rund 70 Siegen 1997 einen Schlussstrich les selbst bezahlt, Sponsoren waren die unter die Rennerei. Was heutzutage auf der grosse Ausnahme. Erst im mastop-Team Piste läuft, guckt er sich im Fernsehen an, seines Gönners Max Stocker aus Pfronten vorzugsweise Tourenwagen-EM, DTM und konnte Dufter sich voll entfalten und Top-10. Hin und wieder besucht er mal sei- sorgenfreie BMW-Starts im Langstre- ne Hausstrecke . Ansonsten ckenpokal absolvieren. bedauert der mittlerweile 42-Jährige, Wie viele junge Rennfahrer begann auch «dass fast alle Kontakte mit Ende der Kar- Dufter als 19-Jähriger im R5-Pokal, den er riere abgerissen sind». Nur seine treuen nach einem Titelgewinn (1984) und zwei Fans aus dem Langstreckenpokal melden Vizemeisterschaften (83/85) als Sprung- sich regelmässig zum News-Austausch. Ge- brett für den Aufstieg in den Langstrecken- sundheitlich geht es Dufter (seit 1988 ver- pokal und später in die Deutsche Touren- heiratet, eine 15-jährige Tochter) nach ei- wagen Trophäe (DTT) nutzte. Im 3er-BMW ner Herzoperation im Mai wieder gut. Auch lieferte er glanzvolle Vorstellungen, zähl- beruflich hat er als stellvertretender Lei- te rasch zu den heissen Siegkandidaten ter eines Berchtesgadener Reifenhandels und verpasste 1995 knapp den Gewinn der keinen Grund zur Klage. DTT. Allerdings musste er auch zwei gros- Eines ist ihm wichtig: «Die Zeit im R5- se Enttäuschungen wegstecken: «Das war Pokal und die BMW-Starts mit mastop im der Ausfall 1990 in führender Position bei Langstreckenpokal gehören zu meinen mit den 24 Stunden, und dann kam ein schein- Abstand schönsten Jahren im Rennsport.»

1981: Renn-Debüt als 19-Jähriger 2004: Als Geschäftsmann mit 42

Wilde Renault-5-Cup-Jahre: Dufter auf dem Weg zum Titelgewinn 1984 Evertz, Egon (MSa 09/2004) Mann wie Stahl 197 gon Evertz vollbrachte wie schon vier sen, damit konnten wir einpacken.» Der EJahre zuvor der Mainzer Max Nathan ein enttäuschte Fabrikant zog endgültig einen Kunststück, das wohl auf alle Zeiten eine Schlussstrich unter das Kapitel Motorsport Novität bleiben wird: 1960 gewann der und kümmerte sich fortan nur noch um Solinger Stahl-Industrielle gleich drei sein Firmen-Imperium mit Stahlbau-, deutsche Meistertitel – und das mit ein Schweisstechnik- und Flug-Unternehmen. und demselben Auto. Im DKW 1000 S Das Schachspiel (Stadtmeister, mehrfa- errang er das Rallye-, Tourenwagen- und cher Deutscher Meister und Team-Europa- Rundstrecken-Championat. In der darauf cup-Sieger) sowie die Fliegerei gehören folgenden Saison stieg er trotz erneut neben der Rennerei zu den Hobbys des führender Meisterschaftsposition Knall auf Multi-Manns. Mit seiner «Gulfstream Com- Fall aus dem Rennsport aus, weil die mander»-Turbopropmaschine stellte Geburt seines ersten Sohnes anstand «und Evertz für die Nonstop-Strecken Düssel- mir das wichtiger war als alles andere». dorf–Toronto und zurück zwei Weltrekorde Eine verlorene Wette nötigte ihn 15 auf. Sein inzwischen aufgelöstes Flugun- Jahre später zum Comeback. Auf Anhieb ternehmen «Air Evex» galt als gute Ad- wurde Evertz 1975 wieder Meister, diesmal resse für Geschäftsreiseflüge, wobei der mit einem Porsche Carrera RSR am Berg. Chef selbst als ausgebildeter Kapitän in Nebenbei teilte er sich mit verschiedenen Jets und Propellermaschinen gut 7000 Partnern die Cockpits diverser Porsche Flugstunden auf dem Buckel hat. Für seine 935, 908-3 und 936 in der Langstrecken- Engagements als Unternehmer wurde Egon WM, um sich nach zwei Jahren endgültig Evertz letztes Jahr mit dem «Bundesver- von der Rennpiste zu verabschieden. dienstkreuz 1. Klasse» ausgezeichnet. Aber der Jet-Pilot, Schach-Mäzen und Seine Söhne (42, 39) sind bereits voll in Geigenspieler machte weiter Schlagzeilen. die Firmengruppe integriert. Jetzt faszinierte ihn der Bau eines Formel- Das gibt dem 67-jährigen Solinger, der 1-Triebwerks auf Zweitaktbasis. Die 750- seit 44 Jahren mit Erika verheiratet ist, PS-Revolution fand nicht statt, das Projekt den nötigen Freiraum, um über den wurde noch während der Entwicklungs- nächsten Coup nachzudenken: «Ich würde phase eingestellt: «Die FIA hat unerwartet gerne eine komplette Weltumrundung im ein Verbot für Zweitakter in der F1 erlas- eigenen Flieger machen.»

Comeback mit Titel: Evertz 1976 Schach und Fliegen: Evertz heute

Turbo-Power am Ring: Evertz 1976 im beim 1000-km-Rennen Fausel, Jutta (MSa 47/2004) 198 Fotos aus Passion

utta Fausel war als Fotografin in den «aber wenn überhaupt, dann nur an Ferdi J60er-, 70er- und 80er-Jahren fester Kräling – der hat sich damals immer fair Bestandteil der Rennszene. Persönliche benommen.» In dieser Zeit hat Jutta über Begeisterung für die Rennerei und ein gu- 170 F1-GP, rund 100 F2-EM- und Formel- tes fotografisches Auge verschafften ihrer 5000-Läufe und mindestens genauso viele Arbeit überall Anerkennung. «Leider muss- Rundstrecken- und Bergrennen fotogra- te ich ausgerechnet in Deutschland gegen fisch begleitet. Ihr Tagewerk entwickelte Vorurteile ankämpfen», klagt sie. «Eine die gelernte Fotografin oft noch in der Frau und gute Rennsportfotos, das wollte Nacht nach dem Rennen im eigenen Labor. in viele Männerköpfe einfach nicht rein.» Heute besucht die Schwäbin nur noch Obwohl sie das Verhalten von Kollegen und ab und zu die ChampCars («um foto- Veranstalter-Pressechefs damals sehr ge- technisch nicht ganz aus der Übung zu kränkt hat, ging die Göppingerin unbeirrt kommen»). Die Verbindung zum Rennsport ihren Weg und erkämpfte sich unter oft wird durch ihren sieben Jahre jüngeren abenteuerlichen Begleitumständen ihre Gatten John Ward gehalten, der schon vor Tickets. Und wenn gar nichts mehr ging, ihrer US-Einbürgerung als selbstständiger ebnete ihr sogar Bernie Ecclestone himself Renningenieur und -designer bei Dan mit einem Machtwort den freien Zugang Gurney an Bord war. Zweimal betreute er zu den begehrten Fotoplätzen. in der IMSA das -Meisterauto, der- Ihre Schnappschüsse, speziell aus der zeit hat sich das IRL-Team des Mexikaners Formel 1 und der Formel 2, waren für in- Adrian Fernandez seine Dienste gesichert. und ausländische Redaktionen (u.a. auch Nach Indianapolis (wo Jutta F. einen ei- Powerslide, MSa und sport auto) oft genug genen Blumenladen führte) residieren die gefragte Motive, die noch heute so manche beiden jetzt in Costa Mesa/Kalifornien. Retro-Story zieren. «In meinem Archiv Was rennsportmässig sonst noch so in finde ich noch immer jedes angefragte der Welt und vor allem in ihrer alten Foto aus dieser Zeit», sagt die 1989 in die Heimat passiert, bekommt Jutta per Luft- USA ausgewanderte Blondine stolz. post jede Woche neu mit einem MSa-Abo Irgendwann will die jetzt 63-Jährige ihren frei Haus geliefert. «Es gibt nur einen klei- Bestand von mehreren tausend Bildern aus nen Haken – leider kommt das Heft immer den Jahren 1963–88 komplett verkaufen, mit einer Woche Verspätung bei mir an …»

Deutsche Fotografin: Fausel 1970 Amerikanische Lady: Fausel 2004

Kampf um die Tickets: Wenn gar nichts mehr ging, half Bernie E. persönlich Grafenhorst, Bodo (MSa 08/2004) Der stille Macher 199 odo Grafenhorst ist einer der doch eher den Anteil. Für seine vielschichtigen En- Bseltenen Zeitgenossen, die um ihre Er- gagements wurden dem Versicherungs- folge und Verdienste nicht viel Lärm ma- kaufmann sowohl das Bundesverdienst- chen. Dabei hat der gebürtige Thüringer, kreuz am Bande (1984) als auch jenes 1. den es erst nach Ludwigshafen und später Klasse (1993) verliehen. nach Mainz verschlug, im Motorsport vor Auch als fast 80-Jähriger hat der quir- allem auf der Funktionärsebene wirklich lige Grafenhorst noch einen vollen Termin- grosse Dinge bewegt. Als Hobby-Rennfah- kalender: So wirkt er als Ehrenpräsident rer sah man ihn 18 Jahre lang am Steuer des ADAC Mittelrhein, Vorsitzender des diverser DKW-, VW-, Alfa-, Fiat- und BMW- Motorsportverbands Rheinland-Pfalz und Tourenwagen in den gängigen Disziplinen Mitglied im ADAC-Senat. Und als ob das Rallye, Rundstrecke und Bergrennen. «Wir noch nicht genug wäre, hat ihn seine Hei- sind doch damals alles gefahren, was so matstadt Mainz seit letztem Jahr auch anfiel.» noch als «Senioren-Sicherheitsberater» 1974 beschloss er im Alter von 50 Jah- engagiert. «Ich erkläre den älteren Mit- ren den Rückzug von der Rennpiste: «Zu bürgern in Seminaren, wie sie sich als Fuss- alt, keine Zeit, zu viele Funktionen und gänger und Autofahrer sicher im Verkehr Verpflichtungen.» Denn schon parallel zu bewegen und gegen Strassenräuber und seinen Rennfahrerjahren engagierte sich sonstige Gefahren wappnen.» der überzeugte ADAC-Mann ehrenamtlich Der rüstige Rentner ist seit 54 Jahren in zahlreichen Gremien der Sportpolitik. mit seiner Jugendliebe Anna verheiratet, Ein paar Stationen aus seinem beweg- hat zwei Töchter (53 und 48) und sieben ten Funktionärsleben: Fahrervertreter bei Enkelkinder, von denen drei begeisterte der ONS (dem heutigen DMSB), DSK-Präsi- Hockeyspieler beim Rekordmeisterclub RK dent, Vorstand des ADAC Mittelrhein, Mit- Rüsselsheim sind. «Opa Bodo» selbst dreht initiator der zuschauer-starken Nürburg- für die Fitness gelegentlich ein paar Run- ring-Events Truck-GP und Formel 1, Auf- den auf dem Golfplatz. «Der Motorsport sichtsratsmitglied der ADAC Reise GmbH, hat mich jung und gesund gehalten», sagt Delegierter bei der FIA. Auch am Aufbau der umtriebige Pensionär, «deshalb würde eines modernen Sicherheitssystems im ich auch gerne noch mal mit dem Wohn- Motorsport hat Grafenhorst entscheiden- mobil durch Kanada und die USA reisen.»

Racer: Bodo Grafenhorst 1970 Ratgeber: Bodo Grafenhorst heute

Stadtkurve Hockenheim ’63: DKW-Spitzenpulk mit Grafenhorst auf Platz 3 Henzler, Helmut (MSa 20/2004) 200 Schneller Schwabe

elmut Henzler zählte zu den Jungen rimentalauto für VW in Nardo ein halbes HWilden der 70er-Jahre, die als Formel- Dutzend Diesel-Geschwindigkeitsweltre- Super-VW- und Formel-3-Piloten von einer korde (Spitzenwert 353,8 km/h) aufstell- Formel-1-Karriere träumten. Nach einem te, gehört mit zu den Glanzleistungen des sensationellen Super-VW-Jahr 1978 (13 ehemaligen Spezialisten im Riesenslalom Saisonsiege, EM- und DM-Titelgewinn) und und Trickskilauf. Immerhin zählte Henzler Gala-Vorstellungen 1979 in der Formel-3- sogar mal zum Kader des früheren Natio- EM (dramatische Fights mit ) naltrainers Harald Schönhaar. waren die fahrerischen Voraussetzungen Noch heute pflegt der Ex-Formel-Pilot bei Henzler für den Einstieg in die Königs- das Skifahren in allen Varianten, «aber lei- klasse ideal. So notierte Norbert Haug, da- der fliegt man halt immer wieder mal hin mals Sportchef bei «auto motor und und bricht sich dabei die Knochen». Dazu sport», über den Shooting-Star: «Henzler macht er Extremtouren mit dem Mountain- zählt zu den wenigen Deutschen, denen bike und spielt fast professionell Golf internationale Fachkreise Chancen für ei- (Handicap 8,6). Der Tod seines Freundes nen Sprung in die Formel 1 einräumen.» Manfred Winkelhock hat Henzler 1985 so Tatsächlich gab es verheissungsvolle geschockt, dass ihm das Interesse am Testfahrten in England, aber das Unterneh- Rennsport schlagartig abhanden kam. Eine men Formel 1 scheiterte schliesslich an der Querverbindung gibt es heute nur noch zu geforderten Mitgift. Aus dem gleichen seinem Neffen, dem Porsche-Cup-Piloten Grund gab es auch keine Fortsetzung des Wolf Henzler. Formel-2-EM-Programms, das der Schwabe Als sparsame Schwaben haben Henzler 1980 im Maurer-Team als Ersatzmann für und Gattin Gerda in 35 Ehejahren ans Al- den tödlich verunglückten Markus Höttin- ter gedacht: Ein verpachtetes Restaurant, ger bestritt. Mietwohnungen und ein Seniorenheim ga- So blieb zum Schluss nur noch die Not- rantieren finanzielle Sorgenfreiheit. Toch- lösung BMW M1 in der Deutschen Renn- ter Carmen (33) hat ihre Eltern, die ab- sport-Trophäe (DRT), die er 1981 für das wechselnd in Nürtingen und im Allgäu le- Team GS Sport trotz eines bösen Unfalls ben, vor 18 Monaten zu Oma und Opa ge- auf dem Salzburgring gewann. Dass er zu- macht. Zukunftswünsche des 55-Jährigen? sammen mit Keke Rosberg in einem Expe- «Skifahren und Golfen, solange es geht.»

F3-Duelle mit Prost: Henzler 1979 Golfen und Skifahren: Henzler 2004

Rekordjahr 1978: Doppelmeister Henzler im March-Formel-Super-VW Hessel, Marc (MSa 41/2004) Himmel und Hölle 201

arc Hessel ging den klassischen Weg glückt) managte das Team wie schon zu Maller Talente, die von der grossen Kar- Kart- und FF-Zeiten. Mit Siegen und erneu- riere träumen: Erst die üblichen Kart-Jah- ter Vizemeisterschaft verschaffte er sich re, dann wilde Formel-Ford-Schlachten. Respekt und innere Genugtuung, ehe er Mit seinem «Lieblingsgegner» Michael seine Karriere 1992 wegen beruflicher Bartels lieferte er sich 1986 ein wüstes Neuorientierung beendete. Dauerduell um den Titel, den er trotz ei- Als Architekt brachte er sein Wissen bei ner grandiosen Siegesserie knapp verpass- Rennstreckenbauer Hermann Tilke ein und te. Trotzdem wurde der Verlierer zum gros- wirkte unter anderem bei den Layouts von sen Gewinner: Als Belohnung für seine 17 Malaysia, Estoril, Sachsenring, A1- und Saisonsiege im deutschen und europäi- Nürburgring mit. Für BMW arbeitete er im schen FF1600-Championat arrangierte Verbund mit Kalli Hufstadt als Produkttrai- Ford für ihn eine Audienz bei Superstar ner. Schliesslich bündelte der Ex-Rennfah- , und BMW wählte ihn zusam- rer alle Aktivitäten in der Event-Agentur men mit dem Belgier Eric van de Poele für PROS4DRIVE mit Sitz in Starnberg. Teilha- das DTM-Junior-Team 1987 aus. ber ist Harald Grohs, Berater Prinz Poldi Hessel nutzte seine Chance, gewann im von Bayern. Acht fest angestellte und bis Zakspeed-M3 gleich das zweite Rennen in zu 30 freie Mitarbeiter betreuen so renom- Zolder und war bis zum Finale heisser Ti- mierte Kundschaft wie BMW und Post oder telkandidat. Ein Jahr später erst Himmel, organisieren Incentives. dann Hölle: AMG holte den Bonner in die Bei einem BMW-Training für Präsiden- Mercedes-DTM-Mannschaft – und liess ihn tenchauffeure lernte Instruktor Hessel die nach wenigen Monaten wie eine heisse Organisationsdame Ana kennen, was zwei Kartoffel fallen. «Das war an sich schon Ereignisse zur Folge hatte: Hochzeit und ein Schock», sagt der Architekt mit abge- Sohn Mika (heute 3). Für die Familie möch- schlossenem Studium, «aber die noch te der leicht gestresste Geschäftsmann in grössere Enttäuschung waren die mensch- Zukunft mehr Zeit abzwacken, für die Aus- lichen Umgangsformen bei AMG.» fahrten im Oldtimer sowieso. «Vielleicht Fast trotzig stieg Hessel in die Formel kehre ich noch mal ins Rennauto zurück», 3 um, sein Vater Hans (im Februar dieses hält sich der 40-Jährige offen, «aber wenn Jahres auf tragische Weise tödlich verun- überhaupt, dann am liebsten in den USA.»

Karriere mit BMW: Hessel 1987 Erfolg als Manager: Hessel 2004

Formel-Ford-Duell 1985 in Zolder: Hessel (r.) gegen Roland Ratzenberger Ickx, Jacky (MSa 32/2004) 202 Der Le-Mans-King

acky Ickx ist sicher ein würdiger Kandi- und die Nürburgring-Nordschleife, sprang Jdat für die 200. Folge von «Hallo, wie dort am weitesten und höchsten. Unver- geht’s?». Es wäre müssig, die Erfolge des gessen ist sein Teufelsritt von 1967 im Belgiers in seinen Paradedisziplinen For- Matra-F2, als er die gesamte Formel-1- mel 1, Formel 2 und Sportwagen aufzuzäh- Elite in Verlegenheit brachte. Diesen Mann len. Nimmt man seine furiosen Auftritte driften und kämpfen zu sehen, war immer im Tourenwagensport mit Ford und BMW ein wahrer Augenschmaus. dazu, muss der zweimalige F1-Vizewelt- «Es gibt Momente im Leben, in denen meister, F2-Europameister, mehrfache dir klar wird, dass die Zeit zum Aufhören Sportwagen-Weltmeister und sechsfache gekommen ist», begründete Ickx das Ende Le-Mans-Sieger als erfolgreichster All- seiner Rennfahrerlaufbahn. Dem Sport round-Pilot aller Zeiten gelten. blieb der inzwischen 59-jährige Wahl-Mo- Seine Rekordmarke von 37 Sportwagen- negasse trotzdem verbunden – bis zum WM-Laufsiegen steht noch immer felsen- letzten Jahr beispielsweise als «Directeur fest. Sogar den tückischen Sanddünen der de Course» des GP Monaco, als Berater ver- berüchtigten «Paris–Dakar» trotzte er Er- schiedener Rennveranstalter oder auch als folge mit Mercedes, Porsche und Citroën Organisator von Raid-Rallyes. «Ansonsten ab. Was der Sohn eines belgischen Motor- versuche ich, das Leben bewusst zu ge- Journalisten in 32 Jahren Autorennsport niessen, viel zu reisen und fremde Länder bis 1992 geleistet hat, ist in dieser Form zu erkunden.» kaum noch wiederholbar. Schon deshalb Der einzige Grund für seine seltenen nicht, weil es heute undenkbar ist, dass Rennbesuche ist seine zweitälteste Toch- ein Formel-1-Pilot parallel auch Sport- und ter Vanina (29). «Sie ist eine sehr mutige Tourenwagen fährt und somit bis zu 40 und gute Pilotin», glaubt der stolze Papa, Rennen in einer Saison absolviert. dessen vier restliche Kinder aus zwei ge- Der Name Ickx stand stets für grenzen- schiedenen Ehen keine Verbindung zum losen Mut, eiserne Disziplin und begnade- Rennsport haben. Gibt es noch Träume für tes Fahrtalent. Speziell auf nasser Piste einen Mann, der alles erreicht hat? war er ein Gigant, Angst kannte er nicht, Die Antwort entspricht dem Naturell des für Gegner von Regenrennen empfand er Abenteurers : «Wer keine Träu- Missbilligung. Er liebte den alten Spa-Kurs me mehr hat, hört auf zu leben.»

Mutiger Allrounder: Ickx 1973 Fröhlicher Globetrotter: Ickx heute

Auf dem Weg zum fünften Le-Mans-Sieg: Ickx ’81 im Werks-Porsche 936 Indra, Fritz (MSa 18/2004) Der PS-Professor 203 ritz Indra ist Techniker und Motorsport- deren Superstars 1973 die Tourenwagen- FFan mit Leib und Seele. Der Österreicher EM. Über die Motorentwicklung bei Audi hat zwar die wenigste Zeit seines Berufs- kam der PS-Professor 1985 als Direktor der lebens in seinem Heimatland verbracht, Vorausentwicklung zu Opel, wo ihm bald war aber dafür in Deutschland der klassi- die weltweite Verantwortung inklusive al- sche Botschafter für den berühmten Wie- ler Motorsportaktivitäten übertragen wur- ner Schmäh. Ob bei -BMW, Audi oder de. Beim Omega-Debakel in der 90er-DTM Opel – die Partner des Diplomingenieurs hat er «gelitten wie ein Hund», aber 1996 und Buchautors wussten seine techni- hat er sich dafür über die Siegesserie des schen Inputs ebenso zu schätzen wie sein Allrad-Calibra und Reuters ITC-Titel «ge- fröhlich-gemütliches Wesen. freut wie ein kleines Kind». Der erste Kontakt zum Motorsport ergab Vor acht Jahren folgte Fritz Indra dem sich für Indra noch während seiner Zeit an Ruf des Opel-Mutterkonzerns General Mo- der Technischen Universität in Wien: Ende tors nach Detroit, wo er bis heute als Di- der 60er-Jahre brachte er für den legen- rektor die Vorausentwicklung «GM Global dären Kaimann-Rennstall von Kurt Berg- Powertrain» leitet. Im Herbst wird er zu mann die Motoren auf Vordermann. «Für Opel nach Rüsselsheim zurückkehren, um ganz kleines Geld, so um 3000 Schilling sich dann pünktlich zum 65. Geburtstag (ca. 450 Mark) pro Motor», weiss Indra am 22. März 2005 in den Ruhestand zu ver- noch ziemlich genau. Ebenso noch in bes- abschieden. Zwar besitzt er in Zwingen- ter Erinnerung hat er den Schnäppchen- berg an der Bergstrasse ein Haus, aber auf preis, für den er seinen Landsmann und lange Sicht will er mit seiner Frau (seit 36 damaligen BRM-Formel-1-Piloten Niki Jahren verheiratet, zwei Söhne 32, 34) Lauda zu gelegentlichen EM-Starts im Al- nach Wien zurück, «weil ich die Nähe zum pina-BMW Coupé überredete: «3000 DM Heurigen und zur Uni brauche». pro Rennen plus Spesen.» Dort hat Prof. Indra, Träger des «Gros- Bei Alpina war Indra acht Jahre lang zu- sen goldenen Ehrenzeichens der Republik ständig für technische Entwicklung und Österreich», noch immer einen Lehrstuhl. Motorsport. Prompt waren die Autos aus «Ich will wieder vermehrt Technik-Vorträ- Buchloe besser als die Werks-BMW und ge- ge halten, um nach der Pensionierung den wannen unter Mithilfe von Lauda und an- Kontakt zur Szene nicht zu verlieren.»

Erfolg bei Alpina: Indra 1973 Karriere bei GM: Indra 2003

Alpina-Trio 1973 in Monza: Pilot Lauda, Teamchef Bovensiepen und Indra Inhester, Wolfgang (MSa 20/2004) 204 Rallye-Dirigent olfgang Inhester ist der Rallye-Zunft Jahre als «Direktor Globale PKW-Kommu- Wnoch bestens als versierter Copilot aus nikation» zu verbringen. Die letzten drei den späten 70ern in Erinnerung. Der Gym- Jahre residierte das Ex-Rallye-Ass in Lon- nasiallehrer und Journalist sass im Werks- don als Geschäftsführer der von Mercedes Toyota neben Achim Warmbold und im pri- und Cartier gegründeten «Laureus World vaten Ford Escort von Eberhard Kromm. Sports Awards» (Auszeichnung für die Seine Schützlinge dirigierte er von Erfolg weltbesten Sportler aus allen Disziplinen). zu Erfolg – mit Warmbold feierte er 1980 Demnächst wird der 51-jährige PR-Stra- nach einem Herzschlagfinale den Gewinn tege nach Deutschland zurückkehren, um der Deutschen Rallye-Meisterschaft. Gan- nach einer neuen Herausforderung zu su- ze zwei Sekunden entschieden über den chen. «Vielleicht als selbstständiger PR- Titelgewinn. Besonders stolz ist der Mann Berater, vielleicht auch noch mal ein gros- vom heissen Sitz auf jene goldene Serie, ses Ding bei der Industrie.» Vorerst hat er die er zusammen mit Escort-Drifter Kromm aber seine alte Liebe zum Rallyesport wie- hingelegt hat: «Innerhalb von drei Jahren der entdeckt, wenn auch nur im histori- haben wir 75 Klassensiege geschafft und schen Bereich. Unter seiner engagierten sind nicht einmal ausgefallen.» Mitwirkung wurde die «Österreichische Al- Der knapp fünfjährigen Rallyezeit folg- penfahrt» zu neuem Leben erweckt. 2004 te zunächst der Wechsel zurück in den steigt die dritte Neuauflage der traditions- Schuldienst und anschliessend der Ruf der reichen ehemaligen WM-Rallye. Zugelas- Automobilindustrie. Opels damaliger PR- sen sind aber nur noch Oldtimer bis Bau- Direktor Hans Willhelm Gäb, den Inhester jahr 1973, dem Jahr der letzten offiziel- noch heute als seinen grossen Mentor len Durchführung als WM-Lauf. Überdies preist, holte den sporterfahrenen Journa- trifft sich Inhester in Graz regelmässig mit listen als Redakteur in die Presseabtei- den alten Rallye-Spezis aus der Röhrl/Hai- lung. Die nächsten Stationen in Rüssels- der-Clique. heim: stellvertretender Pressechef, Leiter Der fünfmalige Teilnehmer der histori- Europa-Presse sowie Chef der Unterneh- schen Mille Miglia (immer im 300 SL-Flü- mens-Kommunikation. Nach zehn Opel- geltürer) ist seit 27 Jahren mit Rita ver- Jahren erlag Inhester einem Lockruf aus heiratet. «Kinder haben wir zwar keine, da- , um bei Mercedes weitere zehn für aber ein paar hübsche Oldtimer.»

Rallye-Co mit Bart: Inhester 1978 PR-Mann ohne Bart: Inhester 2004

Hunsrück-Rallye 1981: Inhester neben Warmbold in der Werks-Corolla Isert, Heinz (MSa 11/2004) Familiensache 205 einz Isert hat seinen Rennstall vom Zwischen 1967 und 1983 war Isert sel- Hersten Tag an als Familienunterneh- ber ein erfolgreicher Racer – vorzugswei- men betrieben. Das war schon so, als sich se bewegte er die Alfa-Romeo-Typen GTA der Franke aus Mainleus bei Bamberg 1986 1.6, GTAM 2.0 und den Sportwagen Tipo mit BMW zusammentat und in die DTM ein- 33. Aufgehört mit der eigenen Rennerei stieg. Alle Iserts (neben dem Chef dessen hat er «wegen des Alters und anstehender Bruder Uwe, deren Gattinnen und die Söh- Geschäftsgründungen». Besonders stolz ne Jochen und Wolfgang) legten begeis- ist er darauf, dass er als Fahrer (1972, Alfa tert Hand an. Wie eine Insel der Glückse- GTAM) und als Teamchef (mit Manthey in ligkeit residierte das Team im harten DTM- der DTM ’87, BMW M3) je einen Sieg auf Geschäft als Rennstall mit Herz und Fami- seiner Hausstrecke erreicht hat. lien-Atmosphäre. Ob Olaf Manthey, Kris Wie das Rennteam ist auch die Führung Nissen oder Poldi von Bayern – Isert-Pilo- der Isert-Autohäuser Familiensache: Die ten fühlten sich fast wie zu Hause. Auch BMW-Vertretungen in Kronach und Main- zu STW-Zeiten änderte sich daran nichts. leus managt Sohn Jochen, die Ferrari- und Jetzt blickt der Chef wehmütig auf sei- Maserati-Niederlassung dessen Bruder nen brachliegenden Fuhrpark: «Leider hat Wolfgang. Papa Heinz und Mama Edeltraut, BMW keine Verwendung mehr für uns, und seit 40 Jahren miteinander verheiratet, alleine können wir’s beim besten Willen stehen mit Rat und Tat zur Seite. An die nicht stemmen. Wir haben nichts verkauft, Rennstrecken geht der Seniorchef nur noch alles ist noch da, und wir könnten sofort ungern, «weil mir das zu weh tut». Weh- wieder loslegen. Die neue DPM oder auch mut packt ihn auch, wenn er die TV-Über- die EM wären Spielfelder, die uns taugen tragungen seiner ehemaligen Betäti- würden.» gungsfelder verfolgt. «Nix gegen die For- Immerhin zählt die Franken-Truppe zu mel 1», sagt Heinz Isert verbittert, «aber den erfolgreichsten BMW-Teams der alten die BMW-Führung sollte nicht vergessen, DTM, des ADAC-Cups und der STW-Ära. So dass das Unternehmen mit seinen Tradi- errang Manthey 1987 mit dem M3 den re- tionsteams im Tourenwagensport gross ge- spektablen vierten DTM-Schlussrang, und worden ist. Vielleicht geschieht ja in Mün- Nissen lenkte 1993 einen Isert-M3 GTR zur chen noch mal ein Wunder – wir wären so- Vizemeisterschaft im ADAC-GT-Cup. fort dabei.»

Stolz auf grosse Siege: Isert 1970 Enttäuscht von BMW: Isert 2004

Siegfahrt an der Noris: Isert 1972 im Alfa GTAM auf seiner Hausstrecke Jantke, Manfred (MSa 49/2004) 206 Karriere mit Porsche

anfred Jantke erlag schon früh der dass handelnde Personen im Hause das MFaszination Auto. Bereits in den 60er- Image einer 40-jährigen, ruhmreichen Jahren zirkelte der Journalist und Hobby- Porsche-Rennsporttradition durch ihre Rennfahrer als «auto motor und sport»- Entscheidungen in Frage stellten.» Testredakteur blitzsaubere Drifts für die Ex-Sportchef machte sich als Bilder des legendären Julius Weitmann auf Motorjournalist selbstständig, zog von den Asphalt. Zwischendurch klemmte er Stuttgart nach Stockach am Bodensee und sich gerne mal in einen Tourenwagen oder tat fortan nur noch Dinge, die ihm Spass Formel V und mischte bei den Besten mit. machten. Das war und ist vor allem Sport In Hockenheim gewann er ein top- und Fitness: Tennis, Radfahren, Joggen, besetztes Formel-V-Rennen mit Runden- Langlauf. «Dann geriet ich irgendwann in rekord, im Capri RS, BMW Alpina und die Fänge von Stefan Heinrich», erklärt er Porsche 911-R glänzte er ebenfalls. lachend. Der fröhlich-flapsige Eurosport- Jantkes Rennspass fand allerdings 1972 Kommentator und der eher streng-analy- ein abruptes Ende, als ihm Porsche die tisch veranlagte Jantke – gegensätzlicher Position des PR- und Sportchefs offerierte. geht’s kaum. Trotzdem eroberten die zwei Die Doppelfunktion stammte noch von als neues TV-Dream-Team die Herzen der Vorgänger Huschke von Hanstein, der die Fans. «Stefan und ich haben die abenteu- Latte für den Nachfolger ohnehin ziemlich erlichen Arbeitsbedingungen bei Euro- hoch gelegt hatte. «Das war eine Riesen- sport mit guter Laune kompensiert und herausforderung, zumal damals alles rund sind dabei richtige Freunde geworden», um Porsche sowieso Faszination pur war.» sagt der Le-Mans- und US-Sport-Experte. Jantke erlebte die besten Jahre im Nachdem Jantkes erste Ehe während Porsche-Sport (u.a. 7 Le Mans-Siege, 10 seines Porsche-Jobs im verflixten siebten Sportwagen- und 3 Formel-1-WM-Titel), Jahr scheiterte, ist der jetzt 66-Jährige war Architekt der Sponsorverträge mit (beneidenswert jugendlich und faltenfrei) Martini und Rothmans und etablierte das seit 1999 zum zweiten Mal verheiratet. Mit Weissacher Radrennen und das Filder- seiner Elke ist er total happy. Den Ist- städter Tennis-Turnier. Trotzdem verliess Zustand umschreibt er so: «No Stress, no er das Unternehmen nach 20 Jahren trau- Dogs, no Kids.» Der Spruch hätte auch vom rig: «Ich wollte nicht mehr akzeptieren, Kollegen Heinrich stammen können …

Karriere bei Porsche: Jantke 1978 Spass bei Eurosport: Jantke 2004

Ein Autotester gibt Vollgas: Jantkes Formel-V-Siegfahrt 1967 in Hockenheim John, Peter (MSa 04/2004) Camaro-Bändiger 207 eter John und sein Camaro gehörten zu stolz»), gelang ihm beim Finale auf dem Pden Attraktionen der frühen DTM-Jahre. selben Parcours der erste und einzige DTM- Meisterlich verstand es der Rheinländer, Sieg. Zwar brachte er es 1985 mit zweiten sich mit dem 5,7-Liter-Dickschiff im und dritten Plätzen kurzfristig zum Titel- Vorderfeld zu behaupten. Über Starts in aspiranten, aber zahlreiche Motorschäden verschiedenen BMW und eine mehrjährige warfen ihn in der Folge bis auf Schlussrang VW-Golf-Cup-Teilnahme war der Duisbur- 8 zurück. Johns Camaro-DTM-Ära endete ger im Premierejahr 1984 zur DTM gestos- 1988, «weil immer mehr Werksteams dazu sen. Dort setzte er in Zusammenarbeit mit kamen und meine Chance gegen null «American Car Service» den 400-PS-Koloss sank». Als Erinnerung an diese Zeit bleiben ein und sorgte für Aufruhr im Feld. ihm 140 hart erkämpfte DTM-Punkte. Es Besonders auf Vollgas-Pisten wie folgte der Wechsel in den Langstrecken- Wunstorf oder Avus ging es für den pokal, wo er bis zum Karriereende 1994 schnauzbärtigen Camaro-Bändiger zügig mit wechselndem Erfolg alle möglichen voran. Wobei er auf der Avus den Herren Autos steuerte. Harald Grohs und Kalli Hufstadt einen ge- Mit seiner Lebensgefährtin Ingrid lebt waltigen Schreck einjagte: Nachdem beim der 56-Jährige im rheinischen Moers, wo Anbremsen der Südkehre aus gut 300 km/h er als selbstständiger Kfz-Meister eine eine Bremsscheibe brach, räumte der wild kleine Autowerkstatt betreibt. Weil ihn schlingernde Camaro erst den Grohs-BMW Rennsport und Technik noch immer fas- ab und verfehlte danach den am zinieren, verbringt er die Wochenenden Streckenrand postierten Reporter Hufstadt gerne an den Rennpisten. So schraubte nur messerscharf. «Nie zuvor», liess Kalli John schon zu STW-Zeiten in Udo damals die Berliner Zuschauer atemlos Schneiders Audi-Team am Stuck-Auto, da- über Lautsprecher wissen, «musste ich so nach bei Abt an den A4 von Frank Biela um mein Leben rennen wie gerade eben.» und Christian Abt. Und seit letztem Jahr Das erste DTM-Jahr wurde auch gleich freut sich die Hotfiel-DTC-Truppe über die Johns bestes. Nachdem er schon das Dienste des ehemaligen Camaro-Domp- Einladungsrennen im Rahmen des Formel- teurs. Dessen nächstes Ziel ist der Aufbau 1-GP auf dem neuen Nürburgring ge- eines Youngtimers, «mit dem ichs gerne wonnen hatte («darauf bin ich besonders noch mal so richtig fliegen lassen will».

Hobbypilot aus Hingabe: John 1984 Techniker aus Hingabe: John heute

Power ist alles: Johns Camaro 1985 in Mainz-Finthen vor den Verfolgern Klammer, Franz (MSa 16/2004) 208 Skistar in der DTM ranz Klammer hatte seine Karriere als Chauffeur war. «Ich hatte eine tolle DTM- Ferfolgreichster Skirennläufer Öster- Zeit mit viel Gaudi», zieht Klammer Bilanz, reichs 1985 kaum beendet, da entschied «aber wenn du nicht gewinnst, verlierst du er sich für denselben Weg, den vor ihm sei- irgendwann die Motivation.» Zwar folgten ne Kollegen Toni Sailer, Jean Claude Killy weitere Starts in Österreich, bevor es ihn oder Bob Wollek gewählt hatten. Der Olym- wieder zurück in den Skizirkus zog. Im piasieger, Weltmeister und vierfache Ab- «Tournament of Champions» der Profis in fahrts-Weltcup-Sieger suchte seine neue den USA gewann er prompt noch mal sie- Herausforderung im Automobilsport. Nicht ben Abfahrts-Titel. als Superstar zum Angucken, sondern als Im Dezember feierte der Ski-Hero, seit ernsthafter Wettbewerber. 25 Jahren verheiratet und Vater zweier Dr. Helmut Marko, Chef des Grazer RSM- Töchter (15/10), in Bad Kleinkirchheim Rennstalls, setzte seinen Spezi Klammer mit 7000 Gästen seinen 50. Geburtstag. ab 1985 in der DTM zunächst in einen Alfa Die Kärntner Skiregion hat für ihn histo- GTV 6, später in einen Mercedes 190E. Zu- rische Bedeutung: «Hier habe ich als 18- sammen mit Teamkollege Peter Oberndor- Jähriger meine erste Europacup-Abfahrt fer brachte der Sieger von 25 Weltcup-Ab- gewonnen, und nun möchte ich die neu fahrten (der Rekord steht noch immer) so konzipierte Abfahrtspiste wieder in den manchen PS-Profi in Verlegenheit. So rie- Weltcup-Kalender reinbringen.» ben sich etwa die Herren Niedzwiedz und Als umtriebiger Geschäftsmann erledigt Reuter am 31. Mai 1986 in Mainz-Finthen der schnelle Franz heute jede Menge Jobs: die Augen, als Klammer ihnen die Pole vor Berater für Skifirmen, Werbefigur, Winter- der Nase wegschnappte. sportbotschafter, dazu die «Klammer Zwischendurch holte er mit Co Obern- Foundation» für in Not geratene Sportler dorfer bei der Tourenwagen-EM am Nür- oder die Jurymitgliedschaft für die alljähr- burgring einen Divisionssieg und beende- liche Vergabe des «Laureus World Sports te die 1000 km von Bathurst/AUS mit De- Award» in Monaco. Für die Hobbys Golf nis Hulme auf Platz 2. DTM-Siege blieben (Handicap 6) und Radfahren bleibt auch Klammer zwar versagt, aber 208 Punkte noch Zeit. «Und dann schau’ ich mir noch aus drei Jahren sind ein klarer Beleg da- die DTM im Fernsehen an und lese regel- für, dass er beileibe kein VIP- oder PR- mässig meine Lieblingslektüre MSa.»

Spass in der DTM: Klammer 1986 Spass beim Golfen: Klammer 2004

Immer Vollgas: Mercedes-Pilot Klammer erschreckte manchen Rennprofi Klee, Karl (MSa 39/2004) Das BMW-Original 209

arl Klee gehörte ursprünglich zur be- Klee hat viele Chefs kommen und gehen Krühmten Ludwigshafener Rallye-Clique sehen: Härle, Neerpasch, Flohr, Braungart, der 60er-Jahre um Helle Bein, Wulf Bie- Stappert, Kalbfell – um die wichtigsten zu binger oder Gerd Raschig. Der Pfälzer Mo- nennen. Einer war immer da: «Mit Paul torsportfan griff zunächst selbst ins Lenk- Rosche hat sich in 30 BMW-Jahren ein re- rad eines Opel Kadett und landete im ONS- spektvoll-freundschaftliches Verhältnis Rallye-Pokal gleich auf Platz 3. Danach entwickelt.» Klees letzte Amtshandlungen stieg er als Co-Pilot in den BMW von Club- vor Beginn seines Ruhestands Mitte 2001 kollege Raschig, bevor ihn der damals am- waren Vorbereitung, Einsatz und Homolo- tierende BMW-Rennleiter Bein in die gation des 320i für die DTC. Sportabteilung nach München holte. Dort Der 66-jährige Pfälzer lebt mit seiner ersetzte der Pfälzer den pensionierten Ehefrau (seit 2003 ebenfalls pensioniert) Kundensport-Betreuer Heinz Weidauer. weiterhin in München. Langeweile gibt’s «Es begann die aufregendste Zeit mei- keine: Gartenarbeit, Oldtimerveranstal- nes Lebens», schwärmt Klee über die ers- tungen, Kontakt zu alten Weggefährten, ten zehn BMW-Jahre. «Der Aufbau der Mo- TV-Übertragungen von der Formel 1, DTM, torsport GmbH, das CSL-Renncoupé, das DTC und Tourenwagen-EM. Dazu häufige Junior-Team, die Procar-Serie mit dem M1 Spaziergänge, frische Luft und Bewegung. – faszinierend.» Seine Assistentin Hanne- Letzteres ist nach einer dramatischen lore Knöferle (erst Freundin, dann Dauer- Herzattacke (fünf Tage im Koma) für Klee lebensgefährtin, schliesslich Ehefrau) und fast lebenswichtig geworden. «Der Warn- der Automobil-Kaufmann wurden zu einer schuss hatte auch was Gutes – ich hab’ vor Art Herzstück des BMW-Motorsports. Schreck gleich das Rauchen eingestellt, Über den Tisch der beiden lief fast die von 70 Zigaretten am Tag auf null.» gesamte Administration: Homologation, Einen bislang unerfüllten Traum gibt es Versicherungen, Abrechnungen, Werks- auch noch: Australien. «Ich war schon und Privatfahrerbetreuung, BMW-Sportpo- überall auf der Welt, nur dort noch nicht.» kal. «Das Verhältnis zu den Fahrern war Vielleicht lädt ihn die weiss-blaue Formel- immer sehr herzlich, nur mit dem Cecotto 1-Truppe ja 2005 zum Grossen Preis von verband mich eine Art Hassliebe, weils bei Australien ein – verdient hätte es der treue ihm ständig Krach um die Kohle gab.» BMW-Diener allemal.

Wunderbare BMW-Jahre: Klee ’71 Traum von Australien: Klee heute

Ludwigshafener Rallye-Clan: Raschig/Klee 1970 bei der Tour de Corse Masing, Hajo (MSa 1–3/2004) 210 Der Renn-Airliner ajo Masing wusste immer Rat, wenn Die wohl wildeste Luftreise fand 1978 HRennfahrer, Teammanager oder Jour- mit dem Ford-Werksteam an Bord statt, als nalisten möglichst fix und unkompliziert die Maschine auf dem Rückflug vom zu den Rennstrecken Europas fliegen Österreichring in ein schweres Gewitter wollten. Als Geschäftsführer des Flugser- mit Hagelschlag geriet. Wolfgang Drehsen, vice-Unternehmens «Arcus Air» dirigierte damals als Fotograf mit an Bord: «Es war der schwergewichtige Rennfan und die Hölle. Wir hingen bleich in den Sitzen, Sponsor eine Luftflotte, die bis zu sechs und alle dachten, das Ende sei nah.» Als Flugzeuge und fünf Helikopter umfasste. sich die gebeutelte Reisegesellschaft nach Wenn mit Linienflügen gar nichts mehr glücklicher Notlandung das durch dicke ging, war die «Masing-Airline» gerade in Hagelkörner rundum beschädigte Flugzeug den 70er- und 80er-Jahren für die eilige besah, wurde klar, wie brisant die Lage Rennkundschaft der letzte Rettungsanker. wirklich gewesen war. Masing: «Das war in Der fröhliche 115-Kilo-Mann, selten der Tat unser schwerster Zwischenfall, der ohne glimmende Zigarette anzutreffen, Schaden betrug über 150 000 Mark.» arrangierte Starts und Landungen notfalls Offiziell ist Masing, der im Februar 62 auf der kleinsten Wiese neben einer wird und jetzt im württembergischen Rennpiste. Auch das ZDF-Sportstudio oder Weinstadt wohnt, zwar noch General- die Essener Motorshow schätzten Masings bevollmächtigter von «Arcus Air Logistic», Improvisationstalent – Promis und Formel- aber die angeschlagene Gesundheit (Herz- 1-Stars wurden selbst unter erschwerten OP, vier Bypässe, Bluthochdruck, Diabe- Bedingungen immer pünktlich abgeliefert. tes) lässt ihn nur noch mit reduzierter Die Fluggäste mussten allerdings bis- Power arbeiten. Aus 115 Kilo wurden 85, weilen strapazierfähig sein. So gerieten statt 100 Zigaretten am Tag darf er keine Schlechtwetterflüge speziell mit Propel- einzige mehr paffen. «Das ist alles gar ler-Fluggerät mitunter zum Horror-Szena- nicht mehr lustig», klagt Masing, der 2002 rio, an das sich RTL-Mann Willy Knupp noch mit dem Tod seiner Frau einen weiteren respektvoll erinnert: «Mit Hajos Piloten Schicksalsschlag verarbeiten musste. haben wir auch die übelsten Turbulenzen Fliegerei und Rennerei begeistern ihn noch überlebt. Die Jungs im Cockpit waren in immer: «Ich besuche Oldtimer-Flugtage heiklen Situationen sensationell.» und lese MSa.»

Der Herr der Helis: Masing 1973 Lädierte Gesundheit: Masing heute

Gruppenbild mit Chef: Masing (3.v.l.), «Aérospatiale»-Jets und Crew ’76 Maurer, Willy (MSa 22/2004) Bellofs Ziehvater 211 illy Maurer und sein Berliner Spirituo- «Es waren grosse emotionale Momente», Wsenunternehmen Mampe zählten Ende blickt Maurer zurück. «Wir haben damals der 70er-Jahre zu den wichtigsten Spon- die Geburtsstunde eines grandiosen Aus- soren. In der Rennsportmeisterschaft war nahmetalents erlebt.» Von den neun Sie- der in Boppard am Rhein geborene Jung- gen, die das Team bis zum F2-Ausstieg Millionär mit seinem Magenbitterprodukt Ende 1983 einfuhr, entfielen allein sechs «Halb & Halb» mehrere Jahre Werbepart- auf Supermann Bellof. «Stefans Tod 1985 ner von Zakspeed und Ford für das Escort- in Spa war das deprimierendste Ereignis und Turbo-Capri-Programm der Werkspilo- meines Lebens», gesteht der heutige An- ten Armin Hahne und Hans Heyer. Und mit lageberater. «Danach wollte ich nichts dem Fun-Getränk «Mambo» bewarb Motor- mehr vom Motorsport wissen. Bis heute sport-Fan Maurer 1979 den von Sieg zu habe ich kein Rennen mehr besucht.» Sieg eilenden Kremer-Porsche 935 von Nach Bellofs Tod siedelte Maurer mit . seiner Agentur von Monaco nach Tegern- Dann griff der gelernte Bankkaufmann see um, vor sechs Jahren entschied er sich nach den Sternen und gab bei Gustav Brun- endgültig für seine Wahlheimat Schweiz. ner seinen eigenen Formel-2-Rennwagen Der heute 52-jährige Junggeselle (dessen «Maurer MM» für Armin Hahne in Auftrag. Versuch einer Ehe nach sieben Jahren Das Projekt durchlief Anfangsschwierig- scheiterte) erledigt seine Geschäfte nun keiten, dazu kam mit dem Tod von Markus aus dem Nobelkurort Gstaad. Gesundheit- Höttinger (den 1980 in Hockenheim das lich geht’s ihm nach einem leichten Herz- verlorene Hinterrad von Toleman-Pilot De- infarkt wieder gut, die Hobbys Ski, Tennis rek Warwick am Kopf traf) ein schwerer und Golf kann er ohne Einschränkung aus- Rückschlag. Ab 1981 begann der Aufwärts- üben. Dazu spielt er begeistert Schach, vor trend mit dem ersten Sieg durch Roberto allem mit seinem 14-jährigen Sohn. Guerrero in Thruxton. Motorsport findet, wenn überhaupt, nur Mit Neuzugang , dessen noch im Fernsehen statt. Zwar informiert Management Maurer sofort an sich zog, er- sich Maurer über die Formel 1 und DTM, lebte das Team 1982 einen wahren Höhen- «aber meine Begeisterung ist nicht mehr flug. Unvergessen die sensationellen Auf- die von früher, dazu war die Zeit mit Ste- taktsiege in Silverstone und Hockenheim. fan viel zu schön».

F2-Siege mit Bellof: Maurer 1982 Leben ohne Racing: Maurer heute

Sternstunden: Bellof im Maurer-BMW bei seinem Hockenheim-Sieg 1982 Pianta, Giorgio (MSa 52/2004) 212 Der DTM-Retter

iorgio Pianta hat seinen festen Platz in melten Alfa-Piloten unter Piantas Regie 41 GItaliens Rennsportgeschichte sicher. Siege, 19 Poles und 47 Rundenbestzeiten. Ob als Renn- und Rallyepilot (700 Starts, Doch als die Vorstände von Alfa und Opel ca. 70 Siege, 90 Podiumsplätze, drei Meis- zum Saisonende 1996 den Ausstieg be- tertitel) oder als Teamchef der Fiat-Mar- schlossen, konnte auch der grauhaarige kengruppe Lancia, Abarth und Alfa-Feldherr die DTM nicht mehr vor dem – der Mann fuhr immer auf der Erfolgsspur. Untergang bewahren. «Das war für mich Ob Formel 3, Formel 2, Rallyeauto oder die grösste Enttäuschung als Teamchef Tourenwagen – am wilden Pianta kam so überhaupt», sagt der Alfa-General. Bis schnell keiner vorbei. Die Pistenkarriere heute ist er überzeugter DTM-Fan ge- fand ihr Ende erst, als Fiat seinen blieben, war erst kürzlich wieder Gast beim Stammpiloten 1981 als Cheftester und Finale in Hockenheim. «Was ich da sportlichen Leiter ins Management berief. gesehen habe», schwärmt der 69-Jährige, Was den leidenschaftlichen Racer aber «bestärkt mich in meiner Meinung, dass selbst noch im fortgeschrittenen Alter Alfa hier nicht länger fehlen darf. Ein neuer nicht daran hinderte, im Testbetrieb Zeiten DTM-Auftritt würde der Marke gut tun.» vorzulegen, die bei seinen Chauffeuren Der ehemals starke Sportmanager des bisweilen Depressionen auslösten. 1993 Fiat-Konzerns gilt zwar offiziell längst als wurde der Alfa-Sportgeneral in Deutsch- pensioniert, steckt aber noch immer über land für die alte DTM sogar zum Retter in beide Ohren im Motorsport: Als Berater, höchster Not: Wegen des Ausstiegs von Sportkommissar und zusätzlich als Mentor BMW und Audi war nur noch ein Hersteller seines rennfahrenden Sohnes Alberto (Mercedes) an Bord, was unweigerlich den (22). Mit Ehefrau Ludovica (mit der er seit Kollaps der Serie bedeutet hätte. 23 Jahren verheiratet ist) lebt Giorgio Pianta schickte also seine Alfa-155- Pianta in Canavese nahe Turin und erfreut Streitmacht ins Gefecht und gewann durch sich bis auf nachlassende Sehkraft (grauer eine grandiose Siegesserie seines Star) guter Gesundheit. Sein Kämpferherz Lieblingspiloten auf Anhieb schlägt unverdrossen weiter für die DTM den Titel. Auch in den Folgejahren blieb und ein neues Alfa-Engagement: «Gebt mir Alfa der DTM treu und wurde zum Sympa- ein Budget, und ich bin morgen wieder thieträger schlechthin. Insgesamt sam- da.»

Erfolgreicher Rennfahrer: Pianta 1970 Bekennender DTM-Fan: Pianta 2004

Prost auf den DTM-Titel: Pianta und Christian Peruzzi (†) 1993 auf der Avus Pojer, Karl (MSa 35/2004) Vollgas-Hotelier 213

arl Pojer träumte als Kind schon davon, Pilot, ehe er die Rennerei schweren KProfi-Rennfahrer zu werden. Kein Herzens aufgab. Wunder, wenn man nur ein paar Kilometer Dafür wurde er zum Senkrechtstarter der neben dem Motorsport-Mekka Zeltweg auf- Hotel-Branche, übernahm das Kommando wächst und das Nationalidol Jochen Rindt für sämtliche Robinson-Clubs und machte bewundert. Sicherheitshalber durchlief die damals eher unspektakuläre Club-Kette Pojer aber erst mal eine Ausbildung als durch eine konsequente Qualitätsoffensive Hotelkaufmann, die ihn durch die grössten zum Marktführer im Premiumsegment für und berühmtesten Häuser der Welt führte. Club-Urlaub. Allerdings wurde Pojer dann Nebenbei absolvierte er einen Formel- nochmals vom Racing-Bazillus gepackt. Ford-Lehrgang in der britischen Rennfah- «Mein Rückfall dauerte drei Jahre und rerschule von Jim Russel als Jahresbester hiess Ferrari-Challenge – eine tolle Zeit.» und landete danach zwangsläufig im FF- Inzwischen ist der 49-Jährige (verhei- Team seines Landsmanns Walter Lechner. ratet, eine Tochter) auf dem vorläufigen Unter dem strengen Regiment von Arno Gipfel seines Berufslebens angekommen. Zensen und Franz Tost lernte er kämpfen Seit Juni 2003 leitet er den Gesamtbereich und siegen. Seine Gegner hiessen Michael «Hotels und Resorts» der TUI AG in Bartels oder Marco Werner, in der Opel- Hannover. Damit ist Karl Pojer beim Lotus-Euroserie gaben Kaliber wie grössten Ferienhotelier Europas Herr über Frentzen, Lehto oder Häkkinen das Tempo 290 Häuser (u.a. Riu, Iberotel, Grecotel, vor. «Leider erlag ich dem Trugschluss, Robinson) und 157 000 Betten. beide Jobs perfekt machen zu können», So ganz ohne schnelle Autos und Racing gibt Pojer heute zu. geht’s aber immer noch nicht. 2002 gönn- Als er gerade Direktor des Brüsseler te sich der regelmässige MSa-Leser noch Sheraton-Hotels war, wurde ihm klar, dass die historischen 24 Stunden von Le Mans sich beide Aufgaben nicht unter einen Hut mit einer AC Cobra (Baujahr ’68, 500 PS). bringen liessen. «Mein Zeitmanagement Vor kurzem hat er seinen Ferrari 360 geriet in Grenzbereiche, daher musste ich gegen einen Lamborghini Gallardo mich trotz ordentlicher Resultate für ein-getauscht. Einen Wunsch will er sich meinen Hauptberuf entscheiden.» Bis unbedingt noch erfüllen: «Im Porsche- 1995 startete er sporadisch als Hobby- Supercup-Rennen in Monaco starten.»

Formellehre bei Lechner: Pojer ’88 Herr über 290 Hotels: Pojer heute

Wilde Formel-Ford-Zeit: Pojer 1987 in Zolder im 1600er- Rathjen, Helmut (MSa 45/2004) 214 Viva Scuderia

elmut Rathjen und die Scuderia Han- «Die Veranstaltung ist ein Hseat – das ist eine untrennbar feste Markenartikel», sagt der jetzt 85-jährige Verbindung wie in einer langen, guten Ehe. Rathjen stolz. «Wir sind immer ausgebucht Seit 1958 steht der Name des Hamburgers und haben viele Wiederholer.» Trotz fort- für das Programm des wohl berühmtesten geschrittenen Alters sitzt der SC-Hanseat- und traditionsreichsten Sportfahrerlehr- Chef noch täglich sechs Stunden in seinem gangs auf dem Nürburgring. Bei der Geburt Hamburger Büro am Hafen, um gemeinsam der Idee (mitbeteiligt waren u.a. auch der mit seiner Tochter (54) die Lehrgänge vor- rennsportbegeisterte Rathjen-Freund und zubereiten. Um seine stabile Gesundheit ARD-Reporter Günther Isenbügel sowie mögen ihn viele beneiden: «Ich fühle mich Graf Berghe von Trips) ahnte freilich topfit, es zwickt nirgends», vermeldet der niemand, dass sich der Lehrgang schon langjährige DMSB-Sportkommissar und - bald als Branchenprimus und Dauerbren- Sicherheitsbeauftragte, der noch nicht mal ner entwickeln würde. In zwei 3-Tages- einen Hausarzt hat. Rathjen war selbst Veranstaltungen werden jedes Jahr rund viele Jahre erfolgreicher Rallye- und 600 Teilnehmer mit Grenzbereich und Rennpilot und auf der sportpolitischen Ideallinie vertraut gemacht – bis heute Schiene eng mit ADAC Hansa und DMSB sind das über 25 000 Lernwillige. verbunden. Er ist Inhaber von 23 waren unter den Instruktoren der 60er- Weltrekorden, das zugehörige Renngerät, Jahre noch grosse Rennfahrernamen wie ein Messerschmitt, steht im Deutschen , Paul Frère oder Hans Stuck Museum in München. sr. (dessen 15-jähriger Sohn Hans- Mit Borgward, Volvo und BMW startete Joachim der Gruppe in unbewachten er 13 Mal bei der Monte und fährt noch Momenten schon mal die Ideallinie erklär- immer historische Rallyes. Auf seine te) zu finden, setzten die Organisatoren Initiative hin wurde gerade ein Revival der in der Folgezeit mehr auf eine Permanent- «Tour d’Europe» aufgelegt. Nach 20 Jahren Crew ausgewiesener Ring-Spezialisten. Die Pause will er die Mammut-Rallye mit neuer Teilnahme kostet inzwischen inklusive Streckenführung rund um die Ostsee Begrüssungsessen und Gala-Abend zum wieder salonfähig machen. «Aber Zeit zum Abschluss 1540 Euro, in der Anfangszeit Segeln», schiebt der 85-Jährige nach, war man noch mit 500 DM dabei. «muss auch noch bleiben.»

Lang ist’s her: Rathjen und der 15-jährige Hans Stuck beim Ring-Lehrgang 1965

Wie die Zeit vergeht: Rathjen, Stuck und Hanseat-Partner Christian Kubon heute Schäfer, Günther (MSa 26/2004) Der Rundfunker 215

ünther Schäfer zählt zur alten Gilde der li Hufstadt hatte Schäfer die Angewohn- Gklassischen Motorsportreporter, die heit, die Rennschauplätze bevorzugt im noch alles konnten: Rundfunk, TV, Stre- Wohnmobil anzusteuern. ckenreportage und Schreiben. Seine Part- Der Rundfunk- und TV-Mann spulte bis ner waren die ARD und speziell der Baye- 1993 ein wahres Mammutprogramm ab, als rische Rundfunk, Eurosport, Sport-Agen- ihn eine Krebserkrankung aus heiterem turen, Rennveranstalter oder auch Fach- Himmel zu einer längeren Auszeit zwang. blätter wie rallye racing und MSa. «Ich habe viel Glück und vor allem einen Der gebürtige Nürnberger mit zwei ab- guten Professor gehabt, nach drei Opera- geschlossenen Ausbildungen als Kfz-Tech- tionen und den Nachbehandlungen war niker und Journalist rückte nach seiner ak- das Ärgste überstanden. Heute bin ich wie- tiven Zeit im Motorrad-Geländesport (ab der gesund, mein Körper ist clean.» 1954) und als BMW-Pilot am Berg in den Nach der Genesung hat Schäfer eine 60er-Jahren zunächst in die Funktionärs- Umorientierung seiner beruflichen Enga- gilde auf, um als Renn- und Sportleiter gements vorgenommen und eine eigene wertvolle Erfahrungen zu sammeln. Zum Firma für TV- und Videoproduktionen, Prä- Journalismus kam der Franke «aus Unzu- sentations- und Eventtechnik gegründet. friedenheit über die Berichterstattung in Seine alten Verbindungen halfen beim Er- Wort und Schrift». So wurden für den tech- schliessen des neuen Kundenstamms, den nischen Betriebsleiter einer grossen Spe- er in den Bereichen Sport, News und Kul- dition die Hobbys Schreiben und Reden tur fand. Mit Motorsport hat der heute 67- bald zum Hauptberuf. Jährige so gut wie nichts mehr zu tun, nur Rund 2000 Sportereignisse hat Schäfer sein Heimrennen am Norisring besucht er als freier Mitarbeiter für die ARD-Hörfunk- noch hin und wieder. kette und für Eurosport übertragen. Dazu Fazit des kinderlosen und geschiedenen gehörten neben Formel 1, DRM, DTM und Umsteigers: «Ich habe ein tolles Motor- Sportwagen-WM auch die Motorrad-WM sportleben gehabt, viele nette und auch und Wintersport. Dazu kamen jede Menge einige weniger nette Menschen kennen ge- Streckenreportagen mit Highlights in Ho- lernt und wertvolle Freundschaften ge- ckenheim, auf der Avus oder am Nürburg- schlossen. Jetzt geniesse ich meine neue ring. Wie sein unvergessener Kollege Kal- Gesundheit und mein neues Leben.»

Schreiben & Reden: Schäfer 1980 Events & Management: Schäfer ’04

Mikro-Mann: Schäfer 1989 bei einer Eurosport-Sendung am Nürburgring Schmidt, Konrad (MSa 30/2004) 216 Die Siegfabrik

onrad Schmidt wollte eigentlich selbst ge Auto einstampfen liessen. «Die ganze Kmal ein grosser Rallye-Pilot werden. Mannschaft war am Boden zerstört.» Aber der Maschinenbau- und Kfz-Inge- Dass es noch schlimmer kommen könn- nieur musste erkennen, dass sich sein Ta- te, konnte Schmidt damals nicht ahnen. lent in Grenzen hielt und er den Lenkrad- Der 30. April 1994 wurde zum Alptraum- job besser den Profis überlassen sollte. So tag des SMS-Chefs. Als Teilhaber und Tech- entschied sich der Nürnberger für die Rol- nik-Partner des -F1-Rennstalls le des Teamchefs und setzte die Besten der musste er miterleben, wie Roland Ratzen- Zunft ans Volant seiner Renn- und Rallye- berger in tödlich verunglückte. «Für Autos. Mit seinen bevorzugten Hausmar- mich war es der schwärzeste Tag in 25 Jah- ken Volkswagen und Audi gelangen vor al- ren Motorsport.» lem im Rallye-Sport schon bald wertvolle Inzwischen ist Schmidt aus dem Sport- Siege und Titel. Topstars wie Walter Röhrl, Business sowie aus seinen beiden Firmen Michèle Mouton, Harald Demuth oder Ar- (SMS-Team und Autohaus) ausgeschieden, min Schwarz fuhren mit den Autos von SMS die Geschäfte werden von Partner Harald (Schmidt Motor Sport) der Konkurrenz auf Peelen allein weitergeführt. «Der Racing- und davon. Vier Rallye-Meistertitel und an Job hat mich verschlissen, ich wollte kei- die 250 Einzelsiege sprechen eine eindeu- nen Herzinfarkt in der Boxengasse.» Da- tige Sprache. her gibt es im Leben des erfolgreichen Zusammen mit Audi stellte sich Schmidt Teamchefs neue Prioritäten: Familie, 1990 der Herausforderung DTM und siegte Freunde, soziale Kontakte, Hobbys wie auch hier auf Anhieb. Im denkwürdigen Fi- Golf, Tennis und Skilaufen. Seine Söhne nale von Hockenheim gewann Hans Stuck (23, 19) wollen wie der Vater die Inge- mit zwei Laufsiegen das begehrteste Tou- nieurslaufbahn einschlagen, der Ältere renwagen-Championat. Dieser Titel gilt als steckt mitten im Maschinenbau-Studium der wertvollste Erfolg in der Teamhistorie. und ist nebenbei noch Technischer Kom- Dafür bescherte VW dem ehrgeizigen missar in der Formel-3-Euroserie. Teamchef die «grösste persönliche Enttäu- Dazu offenbart Schmidt, der im Dezem- schung», als die Wolfsburger die in Auf- ber 56 wird, Verblüffendes: «Ich will einen trag gegebene Entwicklung des Allrad-Golf Roman schreiben. Falls sich der eine oder für die Rallye-WM stoppten und das ferti- andere wiedererkennt, wäre das Zufall …»

Beginn der Siegesserie: Schmidt ’79 Neue Prioritäten: Schmidt heute

Historisches DTM-Finale: Das SMS-Audi-V8-Trio 1990 in Hockenheim Sommer, Willi (MSa 07/2004) 218 Ring-Spezialist illi Sommer zog 1968 bei einer Ford- der am Sonntagsmorgen von Mainz zum WNachwuchssichtung das grosse Los: Nürburgring, um «für mich ganz allein ein Als 21-Jähriger wurde er zum ersten paar Runden zu drehen». Piloten des Zakspeed-Teams ausgewählt. Diese Tradition pflegt der Fiat-Händler Der Mainzer, der zuvor schon mit einem noch heute, derzeit mit einem selbst Steyr-Puch 650 TR am Berg und auf der hergerichteten 100-PS-Cinquecento 1,1 Rundstrecke einer der Besten war, nahm Turbo. «Damit verblase ich alles, was da fortan im grün-gelben Escort 1300 GT Platz an Porsche, BMW und Ferrari so über den und bescherte Erich Zakowski und Ford die Ring stolpert.» Und einmal im Jahr gibt’s Einsicht, den Richtigen genommen zu ein grosses Ring-Happening mit seinen haben. Die Auftritte des Nachwuchsmanns alten Steyr-Puch-Kumpels Liedl, Hering, endeten meist mit Siegen, nur selten gab’s Eichhammer und Co. Mit denen trifft er Schrott. Als dann noch Harald Menzel als sich überdies jeden ersten Donnerstag im Teamkollege hinzustiess, eilte das Zak- Monat zum Stammtisch in der ehemaligen speed-Escort-Duo von Erfolg zu Erfolg. Steyr-Puch-Hochburg Regensburg. Eine besonders beliebte Sommer-Übung Obwohl seine zwei Brüder jeweils durch bestand darin, im kleinen Escort die di- Verkehrsunfälle ums Leben kamen, ist die cken Sportwagen am Berg zu ärgern. Einen Autoleidenschaft des jetzt 56-Jährigen Grossteil seiner Siegbilanz (nach der Es- ungebrochen. So hält sich denn auch die cort-Zeit kamen noch höchst erfolgreiche Begeisterung von Frau und Kindern (ein Abarth- und Formel-3-Jahre dazu) Sohn, 23, eine Tochter, 15) über die erkämpfte sich der Kfz-Meister auf der Sonntags-Umtriebe des Familienober- Nürburgring-Nordschleife. «Diese Renn- haupts in Grenzen. Formel 1 und DTM sind strecke war und ist für mich das Aller- TV-Pflichtprogramm, wobei Sommer re- grösste», schwärmt er. «Hier kannst du gelmässig über die Reporter wettert: «Die zeigen, was du drauf hast und so manchen erklären technische Hintergründe entwe- vermeintlichen Supermann bis auf die der falsch, schlecht oder gar nicht.» Knochen blamieren.» Deshalb düste er Seine Zukunftswünsche sind schnell auch nach Ende seiner Rennfahrerkarriere aufgezählt. «Gesund bleiben und mög- (die er Ende 1974 auf Wunsch seines lichst lange schnell Autofahren können. schwer kranken Vaters aufgab) immer wie- Sonst brauch’ ich nichts.»

Seriensiege am Berg: Sommer ’69 Lustrunden am Ring: Sommer 2004

Zakspeeds Anfänge: Ford-Escort-Pilot Willi Sommer 1970 in Hockenheim Stermitz, Mercedes (MSa 13/2004) Die schnelle Miss 219 ercedes Stermitz gehörte zu jener Da- Fünf Wochen lang lag Mercedes mit Mmenriege der 80er-Jahre, die den Ford- schwersten Kopf- und Beinverletzungen Fiesta-Ladies-Cup konsequent als Sprung- im Koma, wurde unzählige Male operiert brett für eine Rennsport-Karriere genutzt und kann erst seit ein paar Jahren wieder hat. Über ihren motorsportlichen Ziehva- ein normales Leben führen. Abgesehen ter Dr. Helmut Marko fand die Stewardess von einem Gehfehler durch ein dauerhaft der Austrian Airlines als frisch gekürte verkürztes Bein sind alle Unfallfolgen «Miss Steiermark» und «Miss » den überstanden. Weg ins Cockpit eines Rennautos. Erste Seit ihrer Heirat mit einem Versiche- Starts im Marko-Alfa GTV in Österreich, rungskaufmann ist Mercedes Stermitz aus- dann zwei Jahre Ladies-Cup mit 20 ehrgei- schliesslich Hausfrau und Mutter. Zwei Kids zigen Geschlechtsgenossinnen und (Tochter Mercedes, 8, und Sohn Harald, 6) schliesslich der Werksvertrag bei BMW. halten die Ex-Rennfahrerin rund um die Zusammen mit ihrer Ladies-Cup-Kolle- Uhr auf Trab. «Jetzt hab’ ich mein tägli- gin Annette Meeuvissen trat die Österrei- ches 24-Stunden-Rennen hier zu Hause», cherin 1987 und 1988 in der DTM und bei lässt sie atemlos vernehmen. «Vor allem ausgesuchten EM- und WM-Läufen im meine leicht behinderte Tochter braucht Werks-M3 an. Zwar rissen die beiden Hüb- sehr viel Zuwendung.» schen im Club der harten DTM-Fighter kei- Beim DTM-Lauf auf dem A1-Ring zeigte ne Bäume aus, aber blamiert haben sie sich sie sich im letzten Jahr erstmals wieder an auch nicht. Immerhin gilt der siebte Ge- der Rennstrecke und genoss die Atmosphä- samtrang bei den 24 Stunden von Spa als re in vollen Zügen. «Es war schön, alte Highlight der BMW-Zeit. Freunde wiederzutreffen und ein bisschen Formel 3, Sportwagen und ein kurzes Benzin zu reden.» Ansonsten verfolgt die Formel-3000-Gastspiel in Argentinien wa- fast 46-jährige ehemalige Miss Austria mit ren die weiteren Stationen von Stermitz, Wohnsitz in Baden (Nähe Wien) im Fern- bevor ihre Karriere durch einen Verkehrs- sehen alles zum Thema Formel 1 und DTM. unfall im Februar 1993 ein jähes Ende «Vor allem die DTM-Übertragungen erin- nahm. Ein fataler Irrtum auf der Felber- nern mich an meine schönsten Jahre im tauernstrasse führte zu einem Frontalcrash Rennsport. Das war eine wunderbare Zeit, mit einem entgegenkommenden Fahrzeug. die mir BMW da ermöglicht hat.»

Miss & Motorracing: Stermitz ’84 Hausfrau & Mutter: Stermitz heute

Flott im Kremer-: Platz 8 für Stermitz/Rensing 1991 am Ring