Domplatz in Maria Saal. Aufn. B. Ponta-Zitterer Das Epitaph von Johannes Rosegger in der Domkirche von Maria Saal

BRIGITTE PONTA-ZITTERER Abb. 1: Der Abschied Christi von seiner Mutter, Epitaph Johannes Rosegger, 1586. Aufn. B. Ponta-Zitterer

Stelle eingetragen wurde. Das Epitaph befindet sich am südlichen Pfeiler zwischen dem Haupt- und Seitenschiff unterhalb einer barocken Darstellung mit der Aufnahme des Heiligen Johannes Nepomuk in den Himmel (um 1730).2 Bemerkenswert ist das Relief vor allem deshalb, weil sowohl die Ikonografie wie auch die Komposition auf einer grafischen Vorlage von Albrecht Dürer beruhen, worauf Richard Milesi 1963 erstmals hingewiesen hat.3

Mit einer Höhe von 1,04 m und einer Breite von 78 cm ist das Epitaph von Johannes Rosegger verhältnismäßig klein. Das nach unten hin leicht In der Propstei-, Pfarr- und Wallfahrtskirche von ausladende Epitaph fällt durch seinen klaren, re- Maria Saal befindet sich ein Epitaph mit einem du zierten Aufbau auf und gliedert sich vertikal in nach einer Vorlage von Albrecht Dürer (1471– zwei etwa gleich große Teile. Der obere Teil gibt 1528) gestalteten Relief (Abb. 1).1 Es ist aus Mar- eine religiöse Szene wieder, der untere charakte- mor gefertigt und wurde für den Dechanten risiert den Verstorbenen; beides ist mit ausführli- Johannes Rosegger errichtet, der 1586 verstor- chen Inschriften versehen. ben ist. Rosegger hat das Epitaph zu Lebzeiten selbst in Auftrag gegeben, weil das Sterbedatum Das obere Bildfeld wird von einem schmalen pro- – 22. Januari 86 – erst nachträglich und auffal- filierten Rahmen eingefasst. Es zeigt in figural lend unbeholfen an der dafür ausgesparten gestaltetem Relief die Darstellung des Abschieds

156 LANDESMUSEUM KÄRNTEN | RUDOLFINUM 2018 Jesu von seiner Mutter. Die Szene wurde in freier mats sind die beinahe bildfüllenden Hauptper- Landschaft, zum Teil unter dem Vordach eines sonen plastisch hervorgehoben und ins Monu- Gebäudes aus Holz, dargestellt. Die Komposition mentale gesteigert. Im Gegensatz zum fein wird durch die vier Hauptfiguren bestimmt, die modellierten, fast grafisch gestalteten Hinter- sich homogen im Bildvordergrund zusammenfin- grund mit der schemenhaft verfließenden Kontur den. Im Zentrum der Darstellung steht Jesus, der der Stadtansicht sind die Figuren klar definiert von den drei Frauen Abschied nimmt. Er ist eben und setzen sich deutlich ab. Die Darstellung zeigt aus dem Gebäude links getreten, um sich mit sei- das subtile Empfinden des Künstlers für Räum- nen Jüngern auf den Weg nach Jerusalem zu lichkeit, die am Epitaph aus Maria Saal im Ver- machen, wo das letzte Abendmahl stattfinden gleich zur Grafik etwas zurückgenommen wird, wird. Damit steht der Beginn der Passion Christi ansonsten dieser aber bis auf kleinste Details, unmittelbar bevor. selbst in der Behandlung der Draperie, beinahe wörtlich folgt. Links von Jesus befindet sich seine Mutter, die in Vorahnung der kommenden Ereignisse in die Das Hauptbild wird seitlich von zwei Pilastern mit Knie gesunken ist. Die hinter ihr stehende Frau, geometrischen und organischen Ornamenten Martha, legt ihre rechte Hand schützend und wie Rosetten und Festons gerahmt, die ebenso tröstend auf Marias Schulter, ähnlich wie das bei wie das Rollwerk typisch für die Kunst des der Beweinung unter dem Kreuz dargestellt wird. Manierismus sind. Der streng architektonische Die andere Begleiterin, die ebenfalls in die Knie Aufbau folgt dem Zeitstil zwischen Spätre- gesunken ist, wird auf Grund ihrer langen wallen- naissance und Frühbarock mit einigen wenigen den Haare mit Maria Magdalena identifiziert, der manieristischen Details. Schwester von Martha. Die beiden Frauen verfol- gen den Abschied mit ernstem Gesichtsaus- Der unbekannte Kopist war bemüht, die Drama- druck. Ihre Blicke sind leer und drücken hilflose tik des Geschehens der Vorlage entsprechend Trauer aus. Berührend ist der Blickkontakt zwi- zum Ausdruck zu bringen, wobei durch den stark schen dem stehenden Christus und der vor ihm erzählenden Moment und die Körperhaltungen knienden Mutter. Maria hat ihren Blick eindring- ein besonderer Reiz erzielt wird. Die Handlung lich zu ihrem Sohn gerichtet und streckt ihm fle- zeigt den Übergang Christi aus der Welt der hend die gefalteten Hände entgegen, als würde Menschen in das himmlische Reich. Christus, der sie ihn bitten zu bleiben. Christus wiederum erwi- Menschensohn, verabschiedet sich von seiner dert den Blick seiner Mutter voller Liebe und seg- irdischen Mutter und vertraut sie den Schwestern net sie mit der rechten Hand. Martha und Maria an, um durch die, ihm in den Schriften vorbestimmte, Passion zum Gottes- Der Landschaftshintergrund ist detailreich ge- sohn zu werden. Jedes Detail der Darstellung ist staltet. Ein mit Bäumen und Zäunen gesäumter zugleich eine Ankündigung der kommenden steiniger Weg lenkt den Blick zu einer Stadt - Leidensgeschichte. So erinnert der hölzerne Ste - kulisse. Obwohl auf einen topografischen Hin - her des Gebäudes an den Kreuzesstamm, an weis verzichtet wird, kann mit der sich auftür - dessen Fuß Maria zusammenbrechen wird. Das men den Stadtansicht nur Jerusalem gemeint Gerüst steht auch für das Tor des entweichenden sein, zumal der Abschied Jesu von seiner Mutter Christus. Das dornige Flechtwerk – senkrechte dem Einzug in Jerusalem unmittelbar vorangeht. Stäbe mit dünnen Zweigen, die kreisförmig zu- An einer Wegbiegung sind die Jünger Jesu er- sammengeflochten sind –, das den angedeute- kennbar, die ihm weit voraus sind. ten Weg nach Jerusalem säumt, ist zugleich als Zei chen der Dornenkrönung zu verstehen. Ein Die Szene ist nahsichtig und auf einen engen steiniger Weg führt nach Jerusalem, wo das Bühnenraum beschränkt. Trotz des kleinen For- Abendmahl ansteht. Und auch der kahle Baum

KUNSTGESCHICHTE 157 Abb. 2: Der Abschied Christi von seiner Mutter, Albrecht Dürer, Kleine Holzschnittpassion, 1508/09; aus: URL: http://www.zeno.org - Contumax GmbH & Co. KG

und überwinden den Schmerz der Trennung gemeinsam.5

Für die Zuschreibung des Epitaphs an einen be- stimmten Künstler liegen keine Anhaltspunkte vor, doch ist die motivische Anlehnung an den Maler und Grafiker Albrecht Dürer klar erkennbar. Das als Grafik in Umlauf gebrachte Thema des „Abschieds Christi von seiner Mutter“ geht auf den Holzschnitt aus der sogenannten Kleinen Passion (Abb. 2) von Dürer zurück, die zwischen scheint das kommende Leid anzudeuten, gleich 1508 und 1509 entstanden ist. dem Feigenbaum am Weg zum Passionsort, der auf Christi Geheiß verdorrt, weil er fortan keine Ab dem letzten Viertel des 15. Jahrhunderts wur- Früch te mehr tragen soll.4 den grafische Vorlagen berühmter Künstler – wie von Martin Schongauer (1448–1491) oder eben Das Bildthema entspricht dem verstärkten Be- Albrecht Dürer – als Muster genommen und in dürf nis im Spätmittelalter, das menschliche Le- den Dienst der Bildwiedergabe gestellt. Neben ben und Leiden des Gottessohnes vorstellbar zu der Illustration von Handschriften, die nun auch machen und es auf erträgliche Weise nachzu- durch vorgefertigte Bilddrucke ohne Beteiligung empfinden. Die Frauen stehen dem entweichen- professioneller Buchmaler möglich wurde,6 den Christus gleichwertig, jedoch in unterschied- waren sie von Anfang an auch als Vorlagen- lichen Reaktionen gegenüber. Während Maria blätter für andere Künstler gedacht. Diese Origi - Magdalena in Trauer erstarrt ist, steht Martha nale waren deshalb von großer Bedeutung, weil aufrecht hinter Maria und legt ihr schützend und sie im Gegensatz zu theoretischen Abhand lun- tröstend die Hand auf die Schulter. Dadurch gen konkrete bildliche Darstellungen zeigten. Die bekommt die Szene einen neuen Aspekt: Die Grafiken erschienen in Buchauflagen oder unab- zurückgelassenen Frauen bleiben zusammen hängig davon als Einzelblätter. Sie wurden auf

158 LANDESMUSEUM KÄRNTEN | RUDOLFINUM 2018 Abb. 3: Der Abschied Christi von sei- ner Mutter, Filialkirche zur heiligen Katharina im Bade in Bad Kleinkirch- heim, um 1520; Aufn. B. Ponta- Zitterer

Jahrmärkten gehandelt oder fanden durch rei- der ganze Kompositionen oder einzelne Motive. sende Verkäufer, wie sie etwa Dürer beschäftigt Seit dem ausgehenden 15. Jahrhundert (Spät- hat, Verbreitung. Durch die neuen Reproduk - gotik) waren vor allem Passionszyklen ein weit tions techniken des Holzschnitts und des Kupfer- verbreitetes Thema in der bildenden Kunst, wo- stichs konnten gleichartige Darstellungen in gro- bei das Gros der grafischen Vorlagen dieser Zeit ßer Anzahl hergestellt und einem breiten Publi- von Dürer und seinem Umkreis stammte.8 Daraus kum zugänglich gemacht werden. Dadurch er- ist keine Präsenz der Künstler abzuleiten, auch langte die Grafik internationale Bedeutung. Sie nicht von Albrecht Dürer in Kärnten. spiel te in der spätmittelalterlichen und frühneu- zeitlichen Bildhauerei und Malerei eine bedeuten- Wie in den anderen Bundesländern kommt das de Rolle, da sie von unterschiedlichen Meistern Thema des Abschieds Christi von seiner Mutter als Vorlagen benutzt wurden.7 in der Kunstgeschichte Kärntens kaum vor. Das wohl älteste Beispiel in Kärnten befindet sich auf Wie das Maria Saaler Epitaph zeigt, hinterließen der Rückseite des Schreins eines spätgotischen die Blätter deutscher Grafiker auch in Kärnten Flügelaltares aus der Zeit um 1520 in der Filial- ihre Spuren. Heimische Künstler griffen auf die kirche zur heiligen Katharina im Bade in Bad Druckgrafiken zurück und übernahmen entwe- Klein kirchheim (Abb. 3). Dessen Rückseite ist

KUNSTGESCHICHTE 159 vollständig bemalt und mit „Iohannes Schneller VRLAVB NEMEN / VND HINBECRH SCHAIDEN 1573“ auf der Predella bezeichnet9, wohl der – WERDEN MVESSE¯ / IESV DV / GEBIETER / nicht näher zu identifizierende – Künstler.10 Die ERBARM / DICH MEIN / MARIA DV / MVETER / Szene entspricht wie das Epitaph aus Maria Saal GOTTES BIT / FṼR MICH / HIE LIGT BEGRABEN dem Holzschnitt von Dürer. Eine jüngere Dar- DER EHRWVRDIG HE/RR IOAN¯ES ROSEGGER stellung des Abschieds Christi von seiner Mutter DECHANT GEWES/TER DA ZV VNSER LIEBEN aus dem 19. Jahrhundert befindet sich auf einem FRAWEN IM SAAL / ORDINARI PFARRER ZV Seitenaltar in der Pfarrkirche Maria Himmelfahrt PREY/ERN VND CLAGENFVRT VND / CAPLAN in St. Marein bei Wolfsberg.11 ZV TANZENPERG DER / IN GOTT VERSCHIEDE DEN 22 / TAG IANVARI VND IM. M. D 86 IAR / Das untere Bildfeld des Epitaphs ist der DEM GOTT GENADIG SEI VND EIN / FROLICHE Charakterisierung des Verstorbenen gewidmet. AVFFERSTEVNG ZV EWIGE / FREIDENREICHEN Um eine Inschriftentafel mit dem Bild Roseggers LEBENTN DER SALIGKEIT / VERLEIHEN WELLE gruppieren sich zwei konsolenartige Seitenele- AMEN. mente und ein Wappen. Die Fürbittformeln auf den zwei Seitenteilen, die von geflügelten Viel mehr, wie die Inschrift mitteilt, ist über Cherubsköpfen und hängenden Wolkenbögen Johannes Rosegger bislang nicht bekannt getragen werden, beziehen sich auf Jesus und geworden. Er stammte aus Glödnitz im Gurktal Maria und zeugen vom tiefen katholischen und war ursprünglich Chorherr zu St. Nikolaus in Glauben des Verstorbenen. Auf der Konsole links Straßburg. Mit dem Wechsel nach Maria Saal war stehen Stundenglas und Totenkopf, die auf die er unter Propst Nikolaus Coreth (1572–1593) als Vergänglichkeit alles Irdischen hinweisen. Weil Dechant tätig. In dieser Funktion unterstanden die Darstellung im Relief das dramatische ihm die Kaplanei Tanzenberg, die Pfarre Projern Moment unmittelbar vor der Passion schildert, ist und die Stadtpfarrkirche in .12 Klagen- die Sanduhr als Sinnbild der verrinnenden Zeit zu furt war ein Zentrum des Protestantismus, der sehen. Auf der Konsole rechts stehen Kelch und sich seit der Jahrhundertmitte auch in Kärnten Messbuch als Symbole des christlichen Glaubens ausgebreitet hatte, und dem die Propstei entge- beziehungsweise des Priesters Rosegger. Getra - genwirken sollte.13 gen wird das Epitaph von einem hochovalen Wappenschild mit dem persönlichen Wappen Im Zuge der Gegenreformation nahm die des Verstorbenen. Die Rollwerkkartusche um das Marienverehrung stark zu, weil die Protestanten Wappen wird spiegelbildlich von Engelsköpfen diese strikt ablehnten. In diesem Sinn ist das Relief flankiert. am Epitaph Roseggers auch dahingehend zu ver- stehen, dass es dessen religiöses Bekenntnis zum Das Relief mit dem Bildnis des Johannes Katholizismus widerspiegelt. Aufgrund seines Rosegger im unteren Bildfeld des Epitaphs ist in erfolgreichen Wirkens für die katholische Kirche eine überdimensionierte Schriftplatte eingebun- wurde das Epitaph an einem prominenten Platz im den, auf dem der kniende Stifter zugunsten einer Langhaus des Domes von Maria Saal angebracht. mehrzeiligen Inschrift in den Hintergrund tritt. Der Rosenkranz in seinen zum Gebet gefalteten Die der Himmelfahrt Mariens geweihte Wall- Händen und die Fürbitten an den Konsolen las- fahrts kirche erhebt sich über dem , seit sen in ihm einen großen Marienverehrer erken- der Antike eines der wichtigsten kulturge- nen. In der Memorialinschrift wird das Leben und schicht lichen Zentren Kärntens. Von einer Fes - Wirken des Verstorbenen gewürdigt: VRLAVB tungs mauer umgeben, zählt die spätgotische VND SCHIDVNS IESV CHRISTI / VON MARIA SEI- Kirche zu den ältesten und markantesten Gottes- NER LIEBEN MVETTER / VNS ZV EINER häusern des Landes. Chorbischof Modestus, der ERMANVNG DAS WIR / ALLE AVS DISER WELT im Zuge der zweiten, von Salzburg ausgehenden

160 LANDESMUSEUM KÄRNTEN | RUDOLFINUM 2018 Christianisierung ins Land gekommen war, hat Betritt man den Kirchplatz vom Eingang im um 760 in Maria Saal eine Marienkirche geweiht, Osten, fallen innerhalb der Wehranlage neben wohl einen Vorgängerbau des heutigen Domes.14 dem imposanten Kirchenbau die spätgotische Urkundlich belegt ist das Marienheiligtum erst- Licht säule (1497) und der zweigeschossige mals im Jahre 860. Der Beginn als Wallfahrtsort Karner in Form eines Oktogons (um 1500) auf. geht auf eine Legende aus dem 10. Jahrhundert Beides erinnert an den bis 1890 hier gelegenen zurück und erzählt von einem Gnadenbild, das Friedhof. Die spätgotische Lichtsäule oder von zwei adeligen Herrn von Prag nach Italien Totenleuchte, das Ewige Licht für die Armen gebracht hätte werden sollen und auf wundersa- Seelen, ist mit ihrem filigranen Aufbau aus Bal- me Weise nach Maria Saal gekommen ist. Auf dachinen, Krabben, Fialen und Kreuzblumen einem barocken Votivbild in der Kirche ist die über dem Tabernakel eine der wenigen ihrer Art, Wallfahrtslegende dargestellt. die sich in Kärnten erhalten haben.

Den wehrhaften Charakter des Domareals prä- Außen ist das Gotteshaus von zahlreichen gen die Wehrmauer mit Wehrgraben sowie die Grabsteinen, Reliefs, Fresken und architektoni- beiden mächtigen Westtürme aus dem 15. schen Bauelementen umgeben. Besonders fällt Jahrhundert. Aus dieser Zeit stammt auch der der sogenannte Keutschacher Altar oder auch dreischiffige Kirchenbau, wie er sich heute dar- Keutschacher Epitaph15 auf, das an der Süd- stellt. Die Grundsteinlegung dafür erfolgte am außenwand der Kirche angebracht ist. Das Epi- Anfang des 14. Jahrhunderts, der Bau war um taph aus rotem Salzburger Marmor zeigt die 1500 abgeschlossen. Der Grund für den Neubau Krönung Mariens, die von einem Gesprenge ist unbekannt. Heute vereint der Dom zahlreiche überhöht wird, und zwei kniende Ritter am unte- Kunstwerke von der Antike bis zur Gegenwart. ren Ende. Das Relief der Marienkrönung ist ein Von kunsthistorischer Bedeutung sind die mittel- Werk des Salzburger Bildhauers Hans Valken- alterlichen Fresken im Inneren der Kirche: Das auer, der für die Darstellung am Beginn des 16. Dreikönigsfresko im Chor (um 1435), der Stamm- Jahrhunderts ebenfalls eine Grafik von Dürer als baum Christi am Gewölbe des Mittel schiffes Vorbild genommen hat. Das Epitaph wurde um (1490), der auf Grund seiner stilistischen Arbeit 1510/15 für die Familie von Erzbischof Leonhard und Seltenheit der detaillierten Darstellung des von Keutschach in Auftrag gegeben und ist eines Themas im europäischen Raum einzigartig ist von rund 30 Grabsteinen, die an der südlichen und die Rettung des Apostel Petrus aus dem See Außenseite und in der Vorhalle des Südportals Genezareth durch Christus von Herbert Boeckl eingemauert sind und dem monumentalen Vor- an der Südwand des Querschiffes (1928). Der platz des Domes einen repräsentativen Charak- Arndorfer Altar (um 1520) und der Georgsaltar ter verleihen. Demnach bildet die Anlage ein ein- (1526) treten inmitten der barockisierten drucksvolles Ensemble, das zweitausend Jahre Inneneinrichtung, die nach einem Brand im 17. Kunst- und Kulturgeschichte spiegelt. Jahrhundert notwendig geworden ist, hervor.

ANMERKUNGEN

1 Dom zu Maria Saal. Ort der Kraft. Domführer, Kärntens, Klagenfurt 1963, S. 34–35; Abb. 54–55. Stiftspfarre Maria Saal (Hg.), o. J., S. 10. 4 Mt. 21, 18 f. 2 Karl Ginhart (Hg.), Die Kunstdenkmäler des politischen 5 Traudgard Dingeldein, in: Ulrich Kuder/Dirk Luckow Bezirkes Klagenfurt Land, Band V, 2, Klagenfurt 1934, S. (Hg.), Des Menschen Gemüt ist wandelbar. Druckgrafik 40 (588). der Dürer-Zeit (Kat. Ausst., Kunsthalle zu Kiel 2004) 3 Richard Milesi, Romanische und ritterliche Grabplastik Kiel 2004, S. 141.

KUNSTGESCHICHTE 161 6 Daniel Hess/Thomas Eser (Hg.), Der frühe Dürer, (Kat. 429, Abb. 12; Alfred Ogris, Matthias Perdon – ein Ausst. Germanisches Nationalmuseum, Nürnberg Lebensbild aus der Zeit der Gegenreformation, zu- 2012), Nürnberg 2012, S. 147. gleich ein Beitrag zu zwei Kärntner Ortsnamen, in: 7 Ebenda, S. 147. Carin thia I, 1984, 174. Jg., S. 303–347, bes. S. 326–328. 8 Janez Höfler, Die Tafelmalerei der Dürerzeit in Kärnten 13 Alfred Ogris, Matthias Perdon – ein Lebensbild aus der (1500–1530), Klagenfurt 1998, S. 28. Zeit der Gegenreformation, zugleich ein Beitrag zu 9 Otto Demus, Die spätgotischen Altäre Kärntens, zwei Kärntner Ortsnamen, in: I, 1984, 174. Jg., Klagenfurt 1991, S. 440, Abb. 550. S. 320–321. 10 Janez Höfler, Die Tafelmalerei der Dürerzeit in Kärnten 14 Christine Tropper, Zur Geschichte der Pfarren und (1500–1530), Klagenfurt 1998, S. 129 bes. 131; Karl Kirchen in der Marktgemeinde Maria Saal, in: Alfred Ginhart (Hg.), Die Kunstdenkmäler des politischen Ogris/Wilhelm Wadl (Hg.), Marktgemeinde Maria Saal. Bezirkes Spittal an der Drau, Band I, 2, Klagenfurt 1929, Geschichte – Kultur – Natur. Ein Gemeindebuch für alle, S. 64 (152). Klagenfurt 2007, S. 367–389; Paul Gleirscher, Karan- 11 Karl Ginhart (Hg.), Die Kunstdenkmäler des politischen tanien. Slawisches Fürstentum und bairische Graf- Bezirkes Wolfsberg, Band VIII, Klagenfurt 1934, S. 51 schaft, Klagenfurt a. W. 2018, S. 227–232. (987); Dehio Handbuch. Kunstdenkmäler Österreichs. 15 Friedrich W. Leitner, Die Grablegen in der Propstei- Kärnten, Klagenfurt 2001, S. 764. pfarrkirche zu Maria Saal, in: Alfred Ogris/Wilhelm Wadl 12 Friedrich W. Leitner, Die Grablegen in der Propstei- (Hg.), Marktgemeinde Maria Saal. Geschichte – Kultur – pfarrkirche zu Maria Saal, in: Alfred Ogris/Wilhelm Wadl Natur. Ein Gemeindebuch für alle, Klagenfurt 2007, S. (Hg.), Marktgemeinde Maria Saal. Geschichte – Kultur – 419, Abb. 1. Natur. Ein Gemeindebuch für alle, Klagenfurt 2007, S.

162 LANDESMUSEUM KÄRNTEN | RUDOLFINUM 2018