DIE NORDISCHE MYTHOLOGIE IN STICHWORTEN

DIE EREIGNISSE: Die Weltentstehung Der Freya Die Götterdämmerung: Mimir Ragnarök Vidar

DIE ORTE: Die Walküren Die Nornen Walhalla Die Jötunen Bifröst Ägir Utgard Mimir Muspellheim DIE GESCHLECHTER: Die Frost- oder Reifriesen Die Wanen Die Fels- und Sturmriesen Die Zwerge Idun Die Nachtzwerge Die Asen /Wotan Die Trolle Pferd: Odins Ring: Odins Begleiter DIE »MONSTER«: /Donar Der Fenriswolf Baldur Nidhögg, der Drache Die Midgardschlange Heimdall

Die Weltentstehung Es gab eine Zeit, da nichts war. Da waren nicht Erde noch Sand, nicht das Meer und die See, und nicht der Himmel mit seinen Sternen. Am Anfang war nur , das gähnende, lautlose Nichts. Da schuf Allvaters Geist das Sein, und es entstand im Süden Muspellheim, das Land der Glut und des Feuers, und im Norden , das Land der Nebel, Kälte und Finsternis. Neun Reiche erschufen die Götter in der Welt, drei unterirdische, drei irdische und drei himmlische. Tief im Innern der Erde lag Niflheim, das Land des Eises und der Toten. Niflheim war der tiefste Abgrund, in dem die Verbrecher und Meineidigen ihre Strafe erleiden. Wanaheim war der Wohnsitz der Wanen. Im Land Nidavellir wohnten die Nachtzwerge, die verwachsen und hässlich waren, so dass von ihnen gesagt wurde, es sei besser, sie nicht zu beschreiben. Sie waren vieler Künste kundig, schmiedeten köstliche Kleinodien, scharfe Schwerter und Waffen. Sie schreckten und quälten bei Nacht die Menschen, waren aber auch dankbar, wenn ihnen jemand in der Not geholfen hat. Auf der Erde lag Midgard, das von den Menschen bewohnt wurde, und Jötunheim, in dem die Frost- und Reifriesen hausten. Im Himmel war das Feuerland Muspellheim, und Alfheim, wo die Hellelfen lebten, schön von Gestalt und immer fröhlich. Sie waren Freunde der Menschen. Vor allem aber ist Asgard zu nennen, das heilige Land der Asen. Dort wohnten die Götter in zwölf Schlössern, die sie sich erbaut hatten. Eine gewaltige Brücke, Bifröst, der Regenbogen, verband Erde und Himmel. Nur die Götter konnten die Brücke überschreiten, die von dem klugen Heimdall bewacht wurde. Er trug ein Horn, Giallar genannt, mit dem er am Tage der Götterdämmerung, die Asen zum Kampf rufen wird. Aus dem Norden, in Niflheim, entsprang ein tosender Quell, aus dem zwölf Ströme hervorbrachen. Die stürzten in den Abgrund, der Norden und Süden trennte, und erstarrten zu Eis. Aus Muspellheim flogen Funken auf das Eis, die Starre begann zu schmelzen, und der Riese Ymir taute daraus . Kurze Zeit später kam aus dem Eis die Urkuh Audumbla, von deren Milch Ymir sich nährte. Eines Tages sank Ymir, nachdem er sich satt getrunken hatte, in tiefen Schlaf, und aus seinen Achselhöhlen wuchsen zwei Riesenwesen, Mann und Weib. Aus diesen beiden entstammt das Geschlecht der Frost- und Reifriesen. Audumbla, die nirgends Gras fand, leckte an den salzigen Eisblöcken, und ihre Zunge löste am dritten Tage einen Mann aus dem Eis, der war stark und schön und nannte sich Buri. Er erschuf aus eigener Kraft einen Sohn, den er Bor nannte. Bor nahm die Riesin zu seiner Frau und zeugte mit ihr drei Söhne: Odin, Vili und Ve. Mit ihnen kam das Göttergeschlecht der Asen in die Welt. Odin, Vili und Ve zogen aus, um die Herrschaft über die Schöpfung zu gewinnen, und erschlugen den alten Riesen Ymir. Die Blutströme aus Ymirs Wunden überfluteten die Welt, und alle Frostriesen ertranken, bis auf und seine Frau, die Ahnen der späteren Riesen. Den toten Leib Ymirs warfen die Brüder Odin, Vili und Ve in den Abgrund zwischen Muspellheim und Niflheim und schufen aus ihm die Erde. Aus Ymirs Blut entstanden die Ströme und Meere, aus seinem Fleisch die Erde, aus Knochen und Zähnen Berge und Felsen, und aus seinem Schädel wurde die Wölbung des Himmels geschaffen. Als die Asen das Hirn des Riesen in den Himmel schleuderten, blieb es als Wolken in den Lüften hängen. Die Haare wurden zu Bäumen, die Augenbrauen bildeten einen Wall, der Midgard, das Land der Menschen, gegen das Meer und die Riesen schützen sollte. Aus Funken, die von Muspellheims Feuer herüberstoben, schufen die Götter die Sterne, denen sie Namen gaben, und jedem seine Bahn zuwiesen. Eines Tages sahen Odin und seine Brüder am Strand zwei Bäume, die Esche und die Ulme. Aus der Esche formte Odin den ersten Menschen, einen Mann, und aus der Ulme die Frau. Odin hauchte ihnen Leben und Geist ein, Vili gab ihnen Verstand und Gefühl, und Ve schenkte ihnen die Sinne des Gesichts und Gehörs, dazu die Sprache. Midgard war das Reich der Menschen; Niflheim das Reich der Kälte. Genau in der Mitte der Welt, in Asgard, bauten sich die Götter, die Asen, ihre eigenen Wohnungen. Dort thronte in Walhalla, der größten und prächtigsten Halle, Odin, der höchste Gott, und waltete über die Welt und über den Menschen. Auf seinen Schultern saßen zwei Raben, Hugin, der Gedanke, und Munin, das Gedächtnis, die auf sein Geheiß täglich ausflogen, um ihm ins Ohr zu raunen, was sie gesehen und gehört haben. In heiligen Nächten ritt Odin auf Sleipnir mit seinem Gefolge in wilder Jagd über die sturmgepeitschten Baumwipfel durch die Lüfte dahin. Oft stieg er auch in menschlicher Gestalt, einen blauen sternbesäten Mantel um die Schultern und einen breitkrempigen Hut auf dem Haupt, zur Erde hinab, um den Sterblichen sein Mitgefühl zu zeigen, ihnen zu helfen und ihre Gastfreundschaft zu erproben. Im Getümmel des Kampfes trug der Waffengewaltige eine strahlende Rüstung und , seinen mächtigen Speer. Er nahm am Kampfe nicht selbst teil, sondern ritt auf seinem achtfüßigen Ross Sleipnir über die Walstatt und zeichnete mit dem Speer die Männer, denen er den Tod bestimmt hatte. Die Walküren, Schlachtenjung- frauen von herrlicher Schönheit, begleitetem ihn und trugen die Gefallenen auf ihren feurigen Rossen nach Walhalla empor. Odins Sohn Thor, der auch Donar genannt wurde, war der kraftvolle Donnergott. Er half Göttern und Menschen und gewährte besonders den Schwachen seinen Beistand. Er hatte Gewalt über Wind und Wogen, über Blitz und Donner. Im rollenden Wagen, der von Böcken gezogen wurde, fuhr er auf den Wolken dahin, in der Rechten , den Hammer, der nach dem Wurfe in seine Hand zurückkehrt. Wie alle Götter wurde auch er von den Menschen nicht in Tempeln verehrt, sondern in Hainen, von den Bäumen ist ihm die sturmfeste Eiche heilig. In der Reihe der Göttinnen ist Odins Gemahlin Frigg, die mit ihm den Thron in Asgard teilte, die Königin der Götter und Menschen. Segen spendend und Licht schenkend schritt Baldur, der Gott der Frühlingssonne, der für das Gute und Gerechte kämpfte, über die Erde. Sein Bruder war der blinde Hödur, der Gott des Winters, der Finsternis und Kälte. Niemand liebte ihn, und überall, wo er herrschen durfte, erstickte das Leben. Loki, der Gott des Feuers, zeigte wankelmütigen, oft tückischen Sinn und hielt es mal mit den Asen, und mal mit den Riesen, die im rauen Nordland hausten und den Frieden in der Welt zu stören trachten. Der Fenriswolf und die Midgardschlange waren Lokis furchtbare Kinder. Ein alter Wahrspruch kündete den Asen, dass der Wolf Fenris ihren Untergang herbeiführen werde. Da fesselten die Götter ihn mit List, banden das Untier an einen Felsen im Meer und sperrten ihm den Rachen mit einem Schwert zu. Schauerlich heulte der Wolf in Schmerz und Wut. Am Tage der Götterdämmerung aber würde er sich befreien und gegen die Asen kämpfen, ebenso wie die Midgardschlange, die auf dem Grunde des Meeres ruhte und die ganze Erde mit ihrem Leib umschlang. In der Mitte von Asgard, stand Yggdrasil, die immergrünende Weltesche, die mit ihrer Krone hoch über das Himmelsgewölbe hinausragte und ihre Äste über die ganze Welt hin breitete und mit ihren Wurzeln die Hel, das Reich der Gewesenen, deckte. Am Urdbrunnen, an dem die Esche stand, wohnten die Nornen. Sie wussten um das Schicksal aller Götter und Menschen. Denn niemand sonst kannte es, selbst Odin nicht. Nicht immer würde Yggdrasil grünen, denn Nidhögg, der Drache, nagt an ihren Wurzeln, und einst wird der Tag kommen, da die Weltesche welken muss. Dann bricht Ragnarök, der Tag der Götterdämmerung, über Asgard herein; der Fenriswolf reißt sich von seinen Fesseln los, die Midgardschlange erhebt sich aus dem Meer, und die Riesen kommen. Götter und Helden sammeln sich zum letzten Kampf. Dann werden Asgard und Midgard vergehen, und alles Leben erlischt.

Yggdrasil Yggdrasil wurde als der größte und prächtigste Baum aller Zeiten beschrieben. Sein Zweige überschatteten die neun Welten und wuchsen über den Himmel. Er hatte drei große Wurzeln: Eine wuchs hinab nach Jötunheim, dem Land der Riesen, wo Mimirs Brunnen stand, die zweite reichte ins neblige Niflheim, wo der Drache Nidhögg sie von unten annagte. Die dritte befand sich nahe der Götterburg Asgard unter Urds Brunnen, wo sich die Götter täglich versammelten. Die drei Nornen holten hier täglich Wasser, mengten Erde bei und beschmierten damit Yggdrasils Rinde gegen drohende Fäulnis. Yggdrasil spiegelt den gefährlichen Zustand der Welt wieder, einer Welt, die von Anfang an fehlerhaft und zum Untergang verurteilt war.

Asgard Asgard (auch: Ásgarðr, Asgaard) ist in der nordischen Mythologie der Sitz der Götter (Asen), im Unterschied zu Midgard, dem Reich der Menschen, und Utgard, dem Heim der Riesen und Trolle. Diese und die anderen Sphären des germanischen Weltbildes werden von den Ästen und Wurzeln der Weltesche Yggdrasil verbunden, die in der Mitte der Welt steht. Asen lautet die altnordische Bezeichnung für die Götter, die ein menschenähnliches Alltagsleben führten. Der Zugang zu Asgard, der meist als Himmel vorgestellt wurde, war nur über die Brücke Bifröst (Regenbogen) möglich. Asgard war in zwölf Reiche eingeteilt, in denen jeder Hauptgott seinen eigenen Palast aus Gold oder Silber besaß. Der wichtigste Palast in Asgard war die Walhalla, der Wohnsitz Odins, des höchsten Gottes. Nach der Erschaffung der Menschen wiesen die Götter ihnen einen Platz zum Leben zu. Die Erde war in der germanischen Vorstellung eine flache Scheibe, die von einem mächtigen Ozean umflossen wurde. Am jenseitigen Ufer dieses Ozeans wiesen die Götter ein Land, genannt Jötunheim, den Riesen zu. In der Mitte der Weltscheibe bauten sie eine Festung für die Menschheit, genannt Midgard, die gegen die Riesen durch eine Palisade geschützt war. Schließlich bauten die Götter ihren eigenen Platz, genannt Asgard, eine Burg auf einem Felsen in der Mitte von Midgard. Im Schicksalsglauben der nordischen Welt ist das Wissen eingeschlossen, dass die Welt vom Beginn an zum Untergang verurteilt ist. Schon während der Weltschöpfung wurde die Saat der Zerstörung ausgestreut. Dieser Weltuntergang wurde zusammengefasst in der Vorstellung von Ragnarök, dem Untergang der Götter.

Walhalla Walhalla, war die Stätte der der ruhmreich auf dem Schlachtfeld gefallenen und von Odin selbst in sein Heer erwählten Krieger. Odin hatte die Walhall mit 500 Türen errichtet, jede einzelne so breit, dass achthundert Männer in einer Reihe hindurch passten, damit die auserwählten Krieger beim ersten Anzeichen der Götterdämmerung ausrücken konnten. Walhalla wurde als verschwenderisch und glänzend beschrieben, und auch das Paradies genannt. Die tapferen Krieger, die auf dem Schlachtfeld umkamen, wurden von den Walküren den kriegerischen Jungfrauen auserwählt und hier im Paradies der Krieger, empfangen. Nach der Ankunft wurden die Wunden der Männer auf wundersame Weise geheilt, und sie durften sich bis in alle Ewigkeit an Gelagen und Kampf erfreuen. Alles war im Überfluss da, es gab endlos Fleisch und Met. Die Einherjar übten sich täglich auf dem Turnierplatz, um für den alles entscheidenden Kampf am Ragnarök gewappnet zu sein.

Midgard Midgard (got. midjungards; an. miðgarðr; ae. middangeard; as. middilgard; ahd. mittigart) bezeichnet in der germanischen Mythologie die Welt der Menschen. Midgard liegt in der Mitte der Weltenesche Yggdrasil und wird von acht anderen Welten (Himmelswinden) umgeben, vier hellen und vier dunklen. Begrenzt wird es von der im Weltenmeer liegenden Midgardschlange. Midgard ist über die Regenbogenbrücke Bifröst mit der Götterwelt Asgard verbunden. Erschaffen wurde Midgard aus den Augenbrauen des Urriesen Ymir, nachdem die Götter Odin, Vili und Vé den Urriesen getötet hatten.

Bifröst Bifröst (nord. schwankende Himmelsstraße) ist in der germanischen Mythologie die dreistrahlige Regenbogenbrücke zwischen Midgard und Asgard. Heimdall ist der Wächter dieser Brücke. Die Götter benutzen diese Brücke, um Midgard zu erreichen und für ihre täglichen Treffen am Brunnen von Urd.

Utgard Utgard (altnordisch Utgardr, Außenwelt) ist in der Germanischen Mythologie das Gebiet außerhalb der von Menschen (Midgard) und Göttern (Asgard) bewohnten Welten. Es ist ein Wohnort für Riesen und Trolle.

Muspellheim Muspellheim war die Heimat von Surt. Er war nach nordischem Glauben Loki, dem Feuergott gleichgesetzt. Surt war ein Feuerriese mit Flammenschwert, der in Ragnarök die Welt in Brand setzen wird, indem er vom Flammenland Muspell aufsteigen wird, und Feuer in alle Richtungen schleudert. Die neun Welten werden lodernde Flammenmeere, wo Götter, Eisriesen, die Toten und Lebenden, Zwerge, Elfen und Tiere allesamt zu Asche verbrennen werden. Dann wird die Erde im Meer versinken, um später in frischem Grün wieder aufzuerstehen. (Vor der Südküste Islands entstand 1963-1965 durch Vulkaneruptionen eine Insel, die Surtsey, genannt wurde, nach dem Feuergott Surt.)

Die Wanen Die Wanen waren der ältere Teil der beiden Zweige der germanischen Götter. Sie lebten in Wanenheim, weit entfernt von Asgard, der befestigten Wohnstatt der Asen. In Mythen kämpften Wanen und Asen gleich nach der Schöpfung um die Vorherrschaft. Nach dem Sieg der Asen wurde der Friede durch einen Austausch von Göttern und Göttinnen besiegelt. Die Wanen entsandten den Meeresgott Njörd mit seinen Zwillingen Freyr und Freya nach Asgard, sowie Kwasir, der alle an Weisheit übertraf. Die Asen entsandten Honir und den weisen Mimir nach Wanenheim, wo sie gut aufgenommen wurden. Aber nach einiger Zeit erkannten die Wanen, dass sie einen schlechten Tausch gemacht hatten. Honir plapperte Mimir alles nach, worüber die Wanen so wütend waren, dass sie Mimirs Kopf abtrennten und nach Asgard schickten. Obwohl dadurch die Feindschaft nicht neu erwachte, entstand doch ein Riss zwischen den Asen und den Wanen.

Frigg Frigg, war die Göttin der Fruchtbarkeit, und die Frau des Götterkönigs Odin. Sie verkörperte das Wesen der Mutter und Ehefrau, und wurde als die Beschützerin der Frauen und der Ehe verehrt. Frigg genoss das Privileg, neben Odin auf seinem Thron Hlidskialf zu sitzen. Von dort konnte das göttliche Paar alle neun Welten sehen und die Ereignisse der Gegenwart und Zukunft mitverfolgen. Frigg und Odin hatten drei Söhne: Baldur, Gott des Lichtes, Hödur, der blinde Gott der Dunkelheit, der Baldur mit einem Mistelzweig tötete, und den Götterboten Hermod. Nach der Göttin Frigg wurde der Freitag, (Tag der Frigg, englisch Friday) benannt.

Sif Sif, die Frau des Donnergottes Thor , hatte langes, prächtiges Haar. Es galt als das Symbol für reifes Korn und somit für die Fruchtbarkeit. Laut einem Mythos schnitt der hinterlistige Gott Loki ihr prächtiges goldenes Haar ab. Am nächsten Morgen als Thor die Bescherung sah, war er außer sich vor Wut. Als Loki einwandte, es sei nur ein Scherz gewesen, forderte Thor Wiedergutmachung und Loki sagte, er wolle die Zwerge eine Perücke für Sif weben lassen. So bat Loki Iwaldis Söhne, für Sif eine Perücke aus gesponnenem Gold zu weben. Diese war so fein, dass ein leichter Windstoß sie zerzausen konnte, und echtem Haar so gleich, dass sie auf Sifs Kopf weiterwuchsen. Im Glauben, sich die Götter noch mehr verpflichten zu können, benutzten Iwaldis Söhne die restliche Hitze ihres Ofens, um für Frey das zusammenfaltbare Schiff Skidbladnir und für Odin den Zauberspeer Gungnir anzufertigen. Auf dem Rückweg zur Götterfestung Asgard, als Loki an den unterirdischen Behausungen der Zwerge vorbeikam, traf er dort die Brüder Brokk und Eiti. Diese waren von der hervorragenden Machart der Perücke, des Boots und des Speers so neidisch, dass Loki sie dazu bringen konnte, diese Stücke noch zu übertreffen. Er setzte sogar seinen eigenen Kopf, dass sie dies nicht schaffen würden. Die Zwergenbrüder, in ihrer Ehre gekränkt, erschufen darauf hin den Hammer Mjöllnir. Die Götter waren hocherfreut über die Schätze, die Loki und Brokk mitgebracht hatten. Jedoch forderte Brokk Lokis Kopf, aber die Götter lehnten ab. Sie waren jedoch einverstanden, dass Brokk Lokis Mund mit einem Riemen zunähte, nachdem Thor den flüchtenden Gott zurückgebracht hatte. Daraufhin schwor Loki Thor Rache.

Idun Idun, (auch Iduna) ihr Name bedeutet »Immergrün«, war die Göttin, welche die Äpfel der Jugend bewachte, die Göttin der Jugend und der Unsterblichkeit. Sie war die Tochter des Ivaldi und die Gattin von Bragi, dem Gott, der die Gabe der Weisheit und der Dichtkunst besaß. Wenn er in Asgard im Kreise der Götter die Harfe erklingen ließ, dann hingen alle an den Lippen des edlen Sängers und priesen die hohe, bezwingende Macht seines göttlichen Gesanges. Als Loki vom Reifriesen Thiassi gefangengenommen wurde, musste er im Austausch für seine Freilassung versprechen, die Äpfel von Iduna zu stehlen. Als Loki nach Asgard zurückkehrte, erzählte deshalb Iduna, er habe in der Nähe Äpfel von besserer Qualität wachsen sehen. Die gutgläubige Göttin begleitete ihn daraufhin in den besagten Wald, wo Thiassi in Gestalt eines Adlers auf seine Beute wartete. Er packte Iduna und ihre Äpfel mit seinen Klauen und flog nach Jötunheim, ins Land der Reifriesen. Der Verlust der Äpfel machte die Götter schwach und alt. Ihre Geistesschärfe ließ nach, und eine allgemeine Todesangst legte sich über Asgard. Schließlich sammelte Odin seine letzten Kräfte und fand Loki. Er zwang ihn dazu, Iduna und ihre Äpfel zurückzubringen. Darauf flog Loki verkleidet als Falke nach Jötunheim. Der Reifriese verfolgte ihn in Gestalt eines Adlers, aber er fiel den Flammen zum Opfer, die entlang der mächtigen Wälle Asgards züngelten. Dann gab Loki den kränkelnden Göttern ihre Äpfel zurück.

Die Asen Die Wikinger nannten ihre Götter die Asen, die Pluralform des Wortes àss, was soviel bedeutet wie Gott. Ihre Religion wurde Asatru, das bedeutet Glauben an die Asen, genannt. Die Asen waren Kriegsgötter und stammten ursprünglich aus Asaland (Asien). Ihre Hauptstadt hieß Asgard. Die Nachbarn der Asen waren die Halbgötter, die Wanen, oder auch bekannt als die Fruchtbarkeits- götter. Sie lebten in Wanenheim, weit entfernt von Asgard, der befestigten Wohnstatt der Asen. In Mythen kämpften Wanen und Asen gleich nach der Schöpfung um die Vorherrschaft. Nach dem Sieg der Asen wurde der Friede durch einen Austausch von Göttern und Göttinnen besiegelt. In der germanischen Mythologie gab es Zwerge, Elfen und die Nornen, welche das Schicksal der Sterblichen bestimmten. Odin war ursprünglich der Herrscher der Asen, die sich aus mindestens zwölf Göttern zusammensetzten. Neben Odin waren die Hauptgottheiten der germanischen Mythologie seine Gemahlin Frigg, ihre Söhne Baldur, Gott des Lichts und Hödur, der blinde Gott der Dunkelheit. Weiterhin gab es noch Thor, den Gott des Donners, welcher die Menschen und die anderen Götter vor den Riesen beschützte. Die weiteren Götter waren Freyr, der Gott des Wohlstandes, und seine Schwester Freya, die Göttin der Fruchtbarkeit und Liebe, sowie die Göttinnen Induna, und Sif. Andere Götter waren Bragi, der Gott der Dicht- und Redekunst, Hermod der Götterbote, der Gott der Gerechtigkeit und Tyr, der von den Angelsachsen Tiw, oder altenglisch Tiwesdaeg genannt wurde. Nach dem Gott Tyr wurde der Dienstag benannt. Das Prinzip des Bösen unter den Göttern wurde durch Loki verkörpert. Alle Götter lebten zusammen in Asgard. Viele dieser Götter hatten keine speziellen Funktionen; sie tauchten lediglich als Gestalten in Mythen auf. Viele Helden galten als Nachkommen der Götter. Es waren u.a. Siegfried, der Drachentöter, Hadding, und die Walküren, die Kriegsjungfrauen Odins, zu denen auch zählte. Die Walküren wählten die in der Schlacht gefallenen Krieger aus und brachten sie nach Walhalla. Dort übten sich die Krieger tagsüber im Kampf. Abends saßen sie beim gemeinsamen Mahl zusammen und warteten auf die ersten Anzeichen des Ragnarök. An diesem Tag sollte es zur letzten Weltschlacht kommen, welche den Untergang der Götter und die Errichtung einer neuen Herrschaft des Friedens und der Liebe zur Folge haben würde. Gewöhnliche Sterbliche wurden nach ihrem Tod von der Göttin Hel in einer unterirdischen Welt aufgenommen, in der es keine Freude gab.

Odin Odin oder Wodan/Wotan war der Gott des Krieges, des Wissens und der Weisheit. Sein Name bedeutete auch »Gott der Erschlagenen«. Er war Magier, Seher, Heiler, Dichter und Entdecker der Runen. Er zeigte sich in der Kraft von Wind und Sturm, im Rauschen der Wälder und allem, was geheimnisvoll mächtig war. Er galt als Allvater, weil er der Vater der Götter und unser mythischer Urahn und Stammesgott war. Er kannte und erfüllte das Schicksal der Menschen, daher war er auch der Gott des Todes, der unser aller Schicksal war, der Führer der Totengeister und der Beherrscher des Krieges. Er wurde als Sohn der Riesen Burir und Bestla geboren, seine Brüder waren die göttlichen Asen Vili und Ve; seine Ehefrau die Göttin Frigg. Mit der Eisriesin Grid zeugte er seinen Sohn Widar und mit Rind, der Tochter des Königs Billing seinen Sohn Wali, die dazu bestimmt waren, den Tod ihres Vaters beim Ragnarök zu sühnen. Mit der Göttin Fjorgyns zeugte er den Donnergott Thor. Odin war von schöner, eindrucksvoller Gestalt, aber einäugig, weil er ein Auge geopfert hatte, um aus der Quelle Mimir Weisheit trinken zu können. Wenn er in seinen blauen Mantel gekleidet durch die Welt wanderte, verbarg er sein leeres Auge unter einem breitkrempigen Hut. Als Kriegsgott hielt Odin Hof in der Walhalla, wohin alle mutigen Krieger nach ihrem Tod in der Schlacht geholt wurden. Dort teilte sich Odin die Gefallenen mit der Göttin Freya. Um über alles auf der Welt informiert zu sein, flogen seine zwei weiße Raben Hugin (der Gedanke) und Munin (das Gedächtnis) täglich hinaus, um überall auf der Welt Neuigkeiten zu sammeln, die sie ihm dann berichteten. Seine größten Schätze waren sein achtbeiniges Pferd Sleipnir, sein Speer Gungnir, der nie sein Ziel verfehlte, und sein Ring Draupnir der sich in jeder neunten Nacht verachtfachte. Odin war ferner der Gott der Weisheit, der Dichtkunst und der Magie. Seine Botinnen waren die Walküren; sein ältester Sohn war der Donnergott Thor. Er war, wie die anderen Asen auch, als sterblich und den Fügungen des Schicksals unterworfen, dessen Macht alleine den Nornen bestimmt war. Damit er und seine Götter ewig jung blieben, stand Iduna, die Göttin der Jugend unter seinem besonderen Schutz. In der Legende war es ihm vorbestimmt, beim Ragnarök dem Weltuntergang, der im deutschen fälschlich als die Götterdämmerung bezeichnet wurde, von dem Fenriswolf verschlungen zu werden.

Sleipnir Als die Götter Midgard und Asgard gegründet hatten, erschien ein Maurer bei ihnen und bot an, eine große Mauer für Asgard zu bauen, die sie gegen die Riesen sichern sollte. Dafür bot er folgende Bedingungen an: Wenn er das Werk in einem Winter fertig stellen würde, wollte er mit Freya, der Sonne und dem Mond belohnt werden. Auf Lokis Veranlassung willigten die Götter ein, aber nur, wenn er das Werk ohne Hilfe vollbringen werde. Sie machten noch zur Bedingung, wenn die Arbeit am ersten Tag des Sommers nicht vollständig fertig sei, würde er keinen Lohn erhalten. Der Maurer war damit einverstanden, bat aber darum, seinen Hengst Svadilfiri zu Hilfe zu nehmen. Und da Loki nichts dagegen einzuwenden hatte, wurde die Bedingung angenommen. Der Maurer begann mit der Arbeit am ersten Wintertage, und die Götter waren erstaunt, als sie die gewaltigen Steinblöcke sahen, die der Hengst tragen konnte. Als nur noch drei Tage bis zum Ende des Winters fehlten, war die Arbeit so weit fortgeschritten, dass nur noch das Tor an seinen Platz gebracht werden musste. Jetzt waren die Götter beunruhigt. Heftig beschimpften sie Loki für diesen unseligen Handel. Sie drohten ihm den Tod an, wenn er nicht einen Weg finden würde, um den Vertrag zu brechen. Um sein Leben zu retten, schwor Loki, dass er den Maurer auf irgendeine Weise um den Lohn prellen werde. Am selben Abend, als der Maurer und sein Hengst Steine herbeischleppten, galoppierte eine Stute aus dem Wald und wieherte dem Hengst zu. Der Hengst brach aus seinem Geschirr aus und stürmte der Stute nach und kam nicht wieder. Ohne dem Hengst war es aber für den Maurer unmöglich, das Werk zeitgerecht zu vollenden. Voller Wut entpuppte sich der Maurer daraufhin als ein verkleideter Felsenriese, woraufhin Thor ihn mit seinem Hammer erschlug. Kurz darauf gebar die Stute (es war Loki) ein graues Fohlen mit acht Beinen: Sleipnir.

Draupnir Odins Zauberring Draupnir stand für Überfluss und Macht. Er war unglaublich wertvoll, da er jeden neunten Tag acht ebenbürdige Ringe hervorbrachte. Dadurch sicherte er Odin immensen Reichtum und die Herrschaft über die neun Welten. Draupnir wurde von dem Zwerg mit schwarzer Magie gefertigt, während sein Bruder Dvalin den Kopf vom Speer Gungnir anfertigte. Den Stab fertigte Odin aus dem heiligen Holz der Esche Yggdrasil , und versah ihn mit magischen Runenschnitzereien.

Odins Begleiter Die beiden Raben Hugin und Munin (altnordisch: Huginn und Muninn) sind die Begleiter Odins. Hugin ist der Gedanke (vergleiche Niederländisch: het geheugen; zich verheugen = Deutsch: das Gedächtnis; sich freuen) und Munin die Erinnerung. Sie werden jeden Morgen von Odin in die ganze Welt ausgesandt, um ihm bei ihrer Rückkehr über die Geschehnisse in der Welt zu berichten. Von diesen Raben stammt »Rabengott« als (Kenning von altnord. kenna "kennzeichnen", Pl. Kenningar = poetische Umschreibung einfacher Begriffe) für Odin. Thor Thor oder auch Donar genannt, war der Gott der Blitze und des Donners. Er war der Gott des Himmels, der Herr über Sturm und Unwetter, und der Schwinger des Blitzstrahls. Seine Frau war die Göttin Sif. Mit der Riesin Jarnsaxa zeugte er die beiden Kinder Magni und Modi, die den Ragnarök überleben sollten. Er besaß drei Besitztümer: Den Zaubergürtel, genannt Megingjardar, der seine Kraft verdoppelte, wenn er ihn anzog, die Eisernen Handschuhe und den Hammer Mjöllnir, der mit den Worten zermalmen oder dem Blitz in Verbindung gebracht wurde. Durch seine Kraft war Thor der Beschützer der Götter vor den Riesen. Als einziger Gott war Thor niemals zu Pferd, sondern entweder zu Fuß oder mit seinem Streitwagen unterwegs. Nach dem Gott Thor wurde der Donnerstag (Donar) genannt. Fahrt gegen Geirröduri Loki, der Thor oft begleitete, wurde von dem Eisriesen Geirrödur gefangen genommen. Er versprach, um sich zu retten, Thor unbewaffnet in die Hände der Riesen zu spielen. Weil Thor Loki vertraute, ließ er sich von ihm ohne den Schutz von seinen Hammer in Geirrödurs Halle führen. Auf dem Weg dorthin suchten sie Grid auf, eine weise Frau vom Stamm der Jöten. Von Grid erhielt Thor einen Kraftgürtel, den Stab Gridarvölur und Eisenhandschuhe. So lernte Thor, der die Riesen (Thursen) sonst als Feinde bekämpfte, zum einen die positive Seite ihres Wesens als Urkräfte kennen, zum anderen aber auch die Magie der weisen Frauen, d.h. die weibliche Seite der Göttlichkeit. Nur dadurch gelang es ihm, der »anderen Seite« der weiblichen Magie zu widerstehen, dem Zauber, den Geirröds Töchter ausübten. Sie ließen den Fluss Vimur anschwellen, den Thor durchwaten musste, doch er konnte sich mit dem Stab Gridarvölur retten. In Geirröds Halle schließlich stemmten sich beide unter den Stuhl, auf dem Thor Platz nahm, und versuchten, ihn an der Decke zu erdrücken, doch er stemmte den Stab dagegen und brach beiden den Rücken. Nun warf Geirrödur selbst ein glühendes Eisenstück nach Thor, das er aber mit den Eisenhandschuhen, die er von Gridur hatte, auffing und zurückschleuderte. Es fuhr durch eine eiserne Säule, durchbohrte Geirrödur und drang tief in die Erde ein. Thors erste Fahrt Der Raub des Hammers Eines Morgens wachte Thor auf und vermisste seinen Hammer. Loki, dem er davon berichtete, lieh sich von ihr Falkengewand, suchte nach dem Hammer und fand schließlich den Riesen Thrym, der prahlte, er habe ihn gestohlen. Wenn die Götter die Waffe Thors und mit ihr ihren Schutz zurückhaben wollten, müssten sie ihm Freyja zur Frau geben. Natürlich weigerte sie sich, aber Loki wusste eine List: Thor selbst müsse sich in Freyjas Kleidern als Braut zu Thrym begeben und sehen, wie er dort seinen Hammer wiederbekäme. Zwar fürchtete Thor, in der Verkleidung lächerlich zu wirken, doch die Götter überreden ihn, den Plan zu befolgen. Mit Loki, der sich als Magd verkleidete, reiste Thor, den Bart unter dem Brautschleier verborgen, an Thryms Hof und schreckt den Riesen schon beim Willkommensmahl dadurch, dass er allein einen Ochsen und acht Lachse verspeiste. Als Thrym die vermeintliche Braut küssen wollte, schreckte er vor dem funkelnden Blick Thors zurück. Loki redete dem Riesen ein, Freyja habe aus Sehnsucht nach ihm tagelang nichts gegessen, und ihre Augen würden vor Verlangen brennen. Da holt Thrym Thors Hammer, um die Braut zu weihen. Thor ergriff seine Waffe und erschlug den Riesen. Thors Fahrt zum Utgard-Loki Gemeinsam mit Loki fuhr Thor nach Utgard, dem Land der Riesen. Als sie durch Midgard, das Land der Menschen kamen, erhielten sie Thialfi als Diener. In Utgard trafen sie auf den Herrscher, den Utgard-Loki. Er trug denselben Namen wie Odins Blutsbruder, denn er war ein Schamane und Magier wie Odin, aber eben einer von der »dunklen Seite«. In der Gestalt des Riesen Skrymir, dem sie unterwegs trafen, täuschte er Thor: Dreimal schlug der Gott mit dem Hammer nach ihm, doch jedes Mal zog er hohe Berge vor seinen Kopf und blieb dadurch unverletzt. In seiner Halle forderte Utgard-Loki die Besucher zu drei Wettkämpfen auf: Loki musste sich mit einem Mann namens im Essen messen, Thialfi im Wettlaufen mit Hugi. Beide wurden geschlagen. Thor selbst erhielt drei Aufgaben: Er musste aus Utgard-Lokis Horn trinken und leerte es nur zur Hälfte; er musste eine Katze hochheben und schaffte es nicht; und er musste gegen eine alte Frau ringen und verlor. Utgard-Loki erklärte, warum sie unterlagen: Logi war das Feuer, das alles verschlang, Hugi war der Gedanke, der schneller als alles was es gab, war. Das Horn, aus dem Thor trank, war mit dem Meer verbunden, die Katze war in Wirklichkeit die Midgardschlange (hier traf Thor zum zweiten Mal auf sie) und die alte Frau war das Alter selbst, das niemand besiegen kann. Kaum hatte er das gesagt, verschwand er samt seiner Halle. Thors zweite Fahrt Der Raub des Hammers Von den zahlreichen Kämpfen Thors gegen die Riesen ist der gegen der berühmteste. Hrungnir war der Stärkste unter ihnen und hatte ein Herz aus Stein, das »Hrungnirs Herz« hieß. Einmal traf Odin auf ihn und Hrungnir, dessen Pferd Gullfaxi das schnellste in Jötunheim war, und forderte ihn zu einem Rennen auf. Sie ritten, bis sie nach Asgard kamen. Dort prahlte Hrungnir mit seiner Kraft und drohte, er würde alle Götter bis auf Sif und Frey töten. Das hörte Thor und er erhob seinen mächtigen Hammer gegen Hrungir. Aber dem Riesen war klar, dass er ohne seine eigenen Waffen leicht getötet werden konnte, und er forderte Thor zu einem Zweikampf an der Grenze zwischen Asgard und Jötunheim auf. Begierig nahm Thor die Herausforderung an, obwohl Hrungnirs Kopf, Herz und Schild aus Stein waren. Hrungnir hatte als Waffe einen gewaltigen Wetzstein, den er gegen Thor warf, und der Gott warf gleichzeitig seinen Hammer. In der Luft trafen sie sich, der Wetzstein zersprang, der Hammer aber flog weiter und zertrümmerte Hrungnirs Kopf. Ein Stück des Wetzsteins traf jedoch Thors Kopf und drang so fest in ihn ein, dass er nicht mehr zu lösen war. Nach dieser Heldentat erhielt Thor auch den Beinamen: »Hrungnirs Schädelspalter«. Thors Fahrt zum Utgard-Loki Wie Odin, der auf der Suche nach der Weisheit ein Auge verlor, und Tyr, der bei der Fesselung des Fenriswolfs eine Hand einbüßte, war auch Thor verletzt. Er trug die Spur eines entscheidenden Kampfes, den Steinsplitter in seinem Kopf, immer an sich. Damit wurde bewusst, dass auch ein Gott nicht seit jeher vollkommen war, sondern sein ganzes Selbst erst durch Mühen und Opfer erlangen musste, die sich in solchen Spuren niedergeschlagen hatten. An ihnen werden, wie an den Falten und Narben der Menschen, Erfahrung und Reifung sichtbar, die einen Gott erst zu dem machten, was er war. Thor war ein Kämpfer und besaß natürlich die Spur einer Kampferfahrung. Sie war aber zugleich mehr, denn Wetzsteine wurden aus jenen Meteoriten oder Lavasteinen gemacht, die man auch Donnerkeile nannte, weil man glaubte, sie wären durch Blitzeinschläge entstanden. Hrungnirs Waffe stand also mit Thors eigenem Naturbereich in Verbindung, er kämpfte im Kampf gegen den stärksten Riesen gegen die zerstörerische, dunkle Seite seiner eigenen Kraft und seines eigenen Wesens. Erst indem er sich diesem Kampf offen stellte, mythisch in der Form des fairen Zweikampfs, wurde er ganz Herr seiner eigenen Kraft. Thors größter Kampf Die Kämpfe, die Thor gegen das Thursenvolk führte, waren zwar schwierig, es war aber kein Gegner dabei, den Thor nicht besiegen konnte. Nur einen Feind gab es, der ihm überlegen war, und das war die Midgardschlange, die auch Jörmungand hieß und rund um die Welt im Meer lag. Sie war, wie der Wolf Fenris, der in der Götterdämmerung gegen Odin kämpfen und ihn töten wird, ein Kind Lokis, das er mit der Thursin Angurboda (»Angstbringerin«) gezeugt hatte - ein Ungeheuer, das die ganze Fülle der Gefahren und lebensfeindlichen Mächte verkörperte, welche die lebendige, von den Göttern geordnete Welt, den Kosmos, bedrohten. Dreimal trat Thor gegen sie an. Beim ersten Mal kämpfte er gegen sie auf seiner Fahrt zu . Er war ein Reifriese und der Vater des Kriegsgottes Tyr. Thor suchte ihn auf, um seinen berühmten Braukessel zu holen, den der Meeresgott Ägir zum Brauen des Biers für ein großes Fest brauchte. Er blieb eine Weile zu Gast, und verblüffte die gesammelte Gesellschaft, indem er zwei Ochsen verspeiste. Hymir lud Thor darauf hin ein, mit ihm zum Fischfang zu gehen, damit sie am Abend genug zu Essen hatten. Als Köder nahm Thor den Kopf des größten Ochsen aus Hymirs Herde, und er ruderte bis ans Ende des Meeres, dorthin, wo die Midgardschlange lag. Als sie anbiss, musste sich Thor so fest gegen das Boot stemmen, dass er den Boden durchtrat. Er zog gerade den Kopf der Schlange aus dem Wasser und wollte sie mit dem Hammer erschlagen, da konnte Hymir seine Angst nicht mehr überwinden und kappte die Angelschnur. Die Schlange entkam. Aus Wut darüber gab Thor Hymir eine so gewaltige Ohrfeige, dass er ins Meer fiel, rettete ihn aber wieder und verlangte den Kessel. Hymir wollte aber zuerst eine Kraftprobe, die aber in Wirklichkeit eine magische Probe war. Thor sollte versuchen, den Glasbecher von Hymir zu zerschlagen. Er warf ihn zuerst gegen eine Steinsäule, doch die Säule zerbrach. Da gab ihm Tyrs Mutter den Rat, den Becher an Hymirs Kopf zu werfen. Dort, am Ursprung seiner magischen Kraft, zerbrach der Becher, und Hymir gab den Braukessel her, der so groß und schwer war, dass nur Thor ihn tragen konnte. Thors Ende Der letzte Kampf den Thor gegen die Midgardschlange führte, wurde sein letzter. Zweimal entkam er ihr; dann tötete er sie ... und sie ihn. Nach einem gewaltigen Ringen traf er sie mit seinem Hammer tödlich, doch im Kampf hatte sie all ihr Gift über ihn gespieen. Neun Schritte ging Thor von dem sterbenden Ungeheuer zurück, dann brach auch er tot zusammen.

Baldur Baldur, Odins und Friggs Sohn, war der schönste und edelste unter den Göttern. Der blühende Jüngling, der Gott des Lichtes und des Frühlings, des Guten und des Gerechten, wurde von allen Asen am meisten geliebt. Mit seiner Frau hatte er einen Sohn namens Forseti, den Gott der Gerechtigkeit. Eines Tages träumte die Göttermutter Frigg einen bösen Traum. Sie sah wie die Todesgöttin Hel ihren Sohn Baldur entführte. Auch Baldur träumte, dass sein junges Leben von Gefahren bedroht sei. Da beschwor Odin die uralte Wala, die Seherin der Hel, aus ihrem Grab, um sichere Kunde zu erfahren. Auf die Frage, wen man im Reiche der Hel erwarte, erhielt er die Antwort: »Baldur, den Guten, erwartet man. Hödur, sein blinder Bruder, wird ihn töten.« Die Asen und Göttinnen hielten, voll Sorge um das Leben ihres Lieblings, Rat und fassten den Beschluss, dass alle Geschöpfe, die im Himmel und auf Erden sind, einen heiligen Eid schwören sollten, Baldur niemals etwas anzutun. Frigg selbst nahm Feuer und Wasser, Riesen und Zwerge, Menschen, Tiere und Pflanzen in strenge Eidespflicht. Von nun an verfehlte jede Waffe, die man gegen Baldur richtete, ihr Ziel. Ja es wurde zu fröhlicher Kurzweil unter den Asen, nach Baldur Geschosse zu werfen; doch keines traf ihn. Am Rate der Götter hatte auch der verschlagene und ränkesüchtige Loki teilgenommen. Während die Götter nun mit Baldur ihr Spiel trieben, wandte er sich als Bettlerin verkleidet an die gütige Frigg und entlockte ihr ein Geheimnis: Auf einer Eiche vor Walhallas Tor wuchs der Mistelstrauch. Diesen, so verriet Frigg, hatte sie nicht schwören lassen, weil er ihr zu schwach und unbedeutend erschienen war. Schnell entfernte sich Loki, nahm seine wahre Gestalt an und eilte zur Eiche. Er schnitt ein Zweiglein der Mistelstaude ab und kehrte in den Kreis der Götter, die immer noch ihr fröhliches Spiel trieben, zurück. Untätig abseits stand nur Baldurs Bruder, der blinde Hödur. »Wie soll ich mitspielen, da ich doch des Augenlichts beraubt bin?« versetzte er missmutig auf Lokis Frage. »Spanne den Bogen, hier ist ein Pfeil«, sagte Loki und reichte ihm den Mistelzweig, »ich werde für dich zielen!« Der blinde Hödur tat nach dem Geheiß des bösen Gottes, und, wie vom Blitz getroffen, sank Baldur entseelt zu Boden. So hatte sich die Weissagung der Wala grausam erfüllt. Nur Odins Wort, dass Hödur ein dem Baldur vorherbestimmtes Schicksal vollzogen habe, schützte den Mörder vor der Rache der Götter. Dann schickten sie sich auf Geheiß des Göttervaters an, Baldurs Leichnam zu bestatten. Nie zuvor hatte in Asgard und auf der Menschenerde so tiefe Trauer geherrscht wie jetzt um Baldur, den lieblichen Gott. Am Strande des Meeres hatten die Asen Baldurs Schiff aufgestellt und auf ihm den Scheiterhaufen errichtet. Als sie den Leichnam obenauf legten, konnte Nanna, die Gattin Baldurs, den Anblick nicht länger ertragen, und ihr Herz brach vor . So betteten die Asen sie an Baldurs Seite. Alle Götter gaben dem toten Sonnengott Worte der Hoffnung mit auf den Weg. Niemand jedoch weiß, was Odin dem edlen Toten ins Ohr flüsterte. Thor legte die Flamme an den mächtigen Scheiterhaufen. Dabei stieß er ein Zwerglein, Lit mit Namen, das ihm vor die Füße kam, mit einem Tritt in die Flamme, dass es verbrannte. Dann schoben die Riesen das Schiff in die Fluten und ließen es die hohe See gewinnen. Immer mächtiger griff in dem wilden Fahrtwind die Flamme um sich, und einer riesigen Opferfackel gleich jagte Baldurs Schiff zum letzten Male über das Meer. Als die Springflut gierig nach den brennenden Balken griff und ihre Glut in die Tiefe zog, war es den am Gestade harrenden Asen, als versinke die ganze Welt ringsum in Dämmerung. Niemand trauerte mehr um Baldurs Tod als seine Mutter Frigg. War Baldur, der Frühlingsgott, den Asen und der Menschenwelt nun für immer entrissen? Sollte Hel, die Göttin des Totenreichs, sich noch erweichen lassen, den Götterliebling freizugeben? Oder war Baldur jetzt für immer verloren? Auf Friggs inständige Bitten entschloss sich Hermod, der Götterbote, seinen Bruder zu befreien. »Ich gebe dir Sleipnir, mein Ross, für die lange Wegstrecke«, sagte Odin zu seinem Sohne, »es wird dich sicher ans Ziel führen, denn ihm ist der Weg bekannt.« Neun Nächte ritt der Götterbote, bis der achtfüßige windschnelle Renner die Brücke, die zur Hel hinabführte, erreichte. Hermod wagte es kühn, in das Reich der Toten einzudringen. Bald sah er Baldur, den geliebten Bruder, schlafbefangen und bleich, an Nannas Seite sitzen. Er flüsterte ihm Worte des Trostes zu. Aber lange mühte sich der Götterbote vergeblich, die düstere Hel zur Milde zu stimmen. Mit eisiger Kälte blickte sie ihn an. Dann ließ sie ihre Stimme vernehmen: »Wer gestorben ist, bleibt meinem Reiche verfallen. Auch Baldur gehört mir. Trotzdem will ich die Bitte der Götter erfüllen und ihm die Freiheit wiedergeben, wenn alle Geschöpfe der Welt, ob lebende oder tote, ihn beweinen. Verweigert auch nur ein einziges Geschöpf diesen Anteil der Tränen, so bleibt Baldur für alle Zeit in meinem Reich der Toten!« Hermod eilte, um zum Asenhof zurückzukehren. Baldur und Nanna gaben ihm Geschenke mit auf den Weg, die er Odin und Frigg mitbringen sollte. Dort in Walhalla warteten alle voller Spannung auf den abgesandten Boten. Und voller Hoffnung sandte Frigg sogleich die Alben, ihre Boten, in die Welt hinaus, um alle Geschöpfe für Baldurs Heimkehr zu gewinnen. »Denkt an meinen geliebten Sohn, den Frühlingsgott«, ließ sie ihnen sagen, »und weinet über seinen Tod, so wird die Göttin der Unterwelt ihm die Heimkehr gewähren.« Friggs Mühen schien nicht umsonst: Alle Geschöpfe, zu denen ihre Boten kamen, waren voller Erbarmen und weinten um den toten Lichtgott. Schon machten sich die Alben auf den Heimweg. Alle Wesen, sogar die starren Steine, hatten Anteil an Baldurs Schicksal gezeigt. Da trafen die Alben in düsterer Felsenhöhle eine grimmige Riesin, Thögg mit Namen, die hatte um Baldurs Tod keine Träne geweint, und kein Bitten und Flehen konnte sie rühren. So blieb Baldur im Reiche der Hel. Nicht wenige der Asen, die mit Betroffenheit die Weigerung des finsteren Weibes vernahmen, glaubten, dass hier Loki sein hasserfülltes Werk fortsetze. Wo war der hinterhältige Mörder geblieben? Inmitten des Entsetzens, das bei Baldurs Ermordung alle gepackt hielt, hatte der heimtückische Loki entkommen können. Er floh nach Jötunheim und verbarg sich dort in einem einsamen Versteck. Die Götter aber fanden seine Spur. Doch als sie sich dem Hause, dessen vier Fenster nach allen Himmelsrichtungen gingen, näherten, machte sich der verschlagene Loki eilig davon. Er verwandelte sich, wie er es oft zu tun pflegte, in einen Lachs und verbarg sich unter einem Wasserfall. Vorher hatte er ein Netz, das er sich eben fertigte, um zu erproben, ob man ihn damit fangen könne, ins Feuer geworfen. Das wurde ihm zum Verhängnis, denn in der Asche noch erkannten die Götter die Form des Netzes und wussten nun, wo und mit welchem Mittel sie ihn fangen sollten. Mochte Loki sich auch immer wieder der Verfolgung entziehen, die Götter fingen ihn schließlich in den Maschen des von ihm erfundenen Netzes. Die Rache der Asen war so schrecklich wie das Verbrechen, das Loki begangen hatte. Sie führten ihn auf eine Insel im Reiche der Hel und schmiedeten ihn dort an einen scharfkantigen Felsen, dass er kein Glied regen konnte. Über dem Haupte des Verräters befestigten die Rächer eine Natter, die ihm unablässig ihr Gift aufs Antlitz träufelte. Zwar teilte , Lokis Gattin, das schwere Los des Verdammten. Tag und Nacht saß sie neben dem Gefangenen und fing das Natterngift in einer Schale auf. Doch wenn die Schale voll war und das treue Weib sich erhob, um sie auszuleeren, wurde Loki von brennendem Schmerz gequält, dann wand er sich, dass ganz Midgard erschüttert wurde und die Erde erzitterte. Dieses Erzittern nennen die Menschen Erdbeben. In solchen grausigen Nächten heult der Fenriswolf, und die Midgardschlange regt sich in der Tiefe des Meeres, die Wogen rauschen wild empor, und Sturmfluten branden wider den Wall, mit dem die Götter Midgard gegen die See geschützt haben.

Bragi Bragi (von altnord. bragr, »der Vornehmste”, »Häuptling”, »Fürst”, »Dichtung”) ist in der germanischen Mythologie der Gott der Dichtkunst und begrüßt die gefallenen Helden in Walhall. Er ist der Sohn von Odin und Frigg und gehört somit zu den Asen. Verheiratet ist er mit Idun.

Heimdall Heimdall (altnord. : »der Strahlende« od. »Weltglanz« oder »der, der die Welt beleuchtet«) ist in der nordischen Mythologie der Schutzgott, der Lichtgott, und der Himmelswächter, sowie der Schützer allen Lebens. Der schwedische Forscher Birger Pering identifiziert Heimdall als den »Schutzgeist« der Götter. Heimdall braucht weniger Schlaf als ein Vogel und kann bei Tag und Nacht gleich gut sehen. Er kann so gut hören, dass er die Wolle auf den Schafen und das Gras auf der Weide wachsen hört. Heimdall wohnt in Himinbjörg und reitet auf seinem Pferd Gulltopp. Er besitzt das Horn , das am Ende die Ragnarök einläutet. Heimdall ist Wächter der Regenbogenbrücke Bifröst, die Midgard mit Asgard verbindet. Er hört und sieht alles und wird weise »wie sonst nur die Wanen« genannt. Heilig sind ihm die Widder. Im Ragnarök kämpft er gegen seinen Konkurrenten Loki. Beide verlieren den Kampf und töten sich gegenseitig.

Hel Hel war der Name für die Göttin des Todes, als auch für die Unterwelt. Ihr mächtiger Palast mit riesengroßen Mauern und Toren hieß Eisregen, ihre Schlüssel Hunger und ihr Messer Hungersnot. Ihr Diener wurde Greisenhaftigkeit gerufen, ihre Dienerin die »Kindisch Werdende«. Ihr Eingang hieß Wolfsfalle, ihre Spindel »Bettlägerigkeit« und ihre Bettvorhänge »Jammervolle Schwäche«. In der Zeit des Odinskult wurde ein Unterschied gemacht zwischen dem ehrenwerten Tod den Krieger auf dem Schlachtfeld erlitten, und als Odins Gäste nach Walhalla kamen, und dem unehrenhaften Tod der im Bett Gestorbenen, die zu Hel geschickt wurden. Es gab auch eine Anspielung, dass Hel einen besonderen Platz zur Bestrafung der Bösen enthielt, besonders für solche Männer, die zwei für den nordischen Ehrenkodex besonders abstoßende Sünden begangen hatten: Flucht und Mord. In den Mythen wird noch eine weiter entfernte Unterwelt erwähnt, Niflheim (Nebelhölle oder Nebelwelt) genannt. Dieses Gebiet bestand schon vor der Erschaffung der Welt. Es war der Nordteil von Ginnungagap, der großen Leere.

Freyr Freyr war der Gott der Fruchtbarkeit; zuständig für den Frieden, den Regen und das Sonnenlicht. Er war der Herrscher des Feenreiches Alfheim und mit der Riesin Gerda verheiratet. Freyr und seine Zwillingsschwester Freya, waren die Kinder von Njörd, der germanische Gott des Meeres, aus dem Götterstamm der Wanen. Sein Name stand in enger Verbindung mit der Göttin Nerthus (Erdmutter), die unter den Angeln und deren germanischen Stämmen an der Westküste der Ostsee zu Beginn der christlichen Zeit verehrt wurde. Freyr war der Hauptgott für Fruchtbarkeit in der späten heidnischen Zeit. Für die Schweden war er der höchste Gott und der göttliche Ahnherr ihrer Könige. Der große Tempel in Uppsala soll von Freyr errichtet worden sein, nachdem er ihn zu seinem Hauptsitz erwählt hatte. Seine größten Schätze waren sein Eber , der von Zwergen gemacht worden war, und schneller laufen konnte als jedes Pferd, und sein zusammenfaltbares Schiff Skidbladnir. Weiterhin besaß er ein Schwert das einen Sonnenstrahl symbolisierte, und aus eigener Kraft kämpfen konnte.

Freya Freya war die Zwillingsschwester von Frey. Sie war bekannt für ihre Zauberkraft und Schönheit, wodurch sie zahlreiche Verehrer hatte. Sowohl Odin als auch Freya interessierten sich für die heldenhaften Toten und teilten am Ende jeder Schlacht die Gefallenen unter sich auf. Odins Anteil ging nach Walhalla, während Freyas Heer in ihrem Palast Sessrumnir lebte. Möglich ist, dass Freyas verschollener und wenig bekannter Gatte Odur niemand anderes als Odin selbst war; dann wäre Freya mit Frigg gleichzusetzen. Freya war die Göttin der Lust und Liebe, also eine geeignete Partnerin für Odin, den Vater der Schlachten und Zerstörung. Sie ritt mit einem von zwei Katzen gezogenen Wagen umher, und hinterließ dabei eine Spur aus Morgentau und Sonnenlicht. Sie schüttelte Frühlingsblumen aus ihrem goldenen Haar und weinte Tränen, die sich in Bernstein verwandelten.

Die Walküren Die Walküren, die Wählerinnen der Erschlagenen, wurden in späteren Mythen etwas romantisch die Kriegsmägde Odins genannt. Sie waren in der germanischen Mythologie jungfräuliche Kriegerinnen, die dem Odin, Herrscher der Götter, dienten. Ursprünglich waren sie jedoch Dämonen des Todes und des Gemetzels, die wie Wölfe die Leichen auf den Schlachtfeldern verschlangen. Darin gleichen sie den griechischen Furien mit ihrem Durst nach blutiger Rache und Vergeltung. Das spiegelte sich auch in ihren Namen wieder: Hlökk - Kreischerin Skölgül - Raserin Güll - Würgerin In ihren glänzenden Rüstungen ritten die Töchter des Todes durch die Lüfte. Auf dem Schlachtfeld wählten sie aus den Verstorbenen die Einherjer (ehrenvoll Gefallene), erweckten sie mit einem Kuss zu neuem Leben und brachten die Seelen der gefallenen Helden nach Walhalla. Die Walküren stehen durch die Möglichkeit der Schicksalsfügung in Beziehung zu den Nornen, Fylgien und den Disen. Brunhild* war in der germanischen Mythologie eine schöne, starke Prinzessin, eine Kriegerin und die Anführerin der Walküren. Sie widersetzte sich Odin und wurde deshalb auf die Erde verbannt und in einem Feuerring gefangen gehalten. Als dem Feuerring trotzte und ihren Zauberschlaf beendete, verliebten sich die beiden. Sie verlobten sich, und Sigurd (Siegfried) setzt seine Reisen fort. Auf einer seiner Reisen wurde er von Kriemhild verhext, vergaß Brunhild und heiratete stattdessen Kriemhilds Tochter Gudrun. Dann half er Gunnar, Brunhild zu erobern, indem er die Gestalt Gunnars annahm. Brunhild durchschaute die Täuschung und bewirkte Sigurds Tod. Doch tief betrübt darüber warf sie sich auf einen Scheiterhaufen und verbrannte mit ihm. * Die Sage ist als DAS LIED DER NIBELUNGEN bekannt.

Die Nornen Die Nornen waren drei Weiber von unermesslicher und unerbittlicher Macht. Ihre Namen waren Urd, Verdani und . Die Namen der drei Nornen kann man übersetzen mit Schicksal, Sein und Unvermeidlichkeit, oder noch freier mit Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Die Nornen stellte man sich auch als Spinnerinnen vor, die für jedes sterbliche Leben ein Stück Garn von individueller Länge spinnen. Die Nornen verkörperten die Macht des Schicksals, denen Menschen und Götter, selbst Odin, unterworfen waren. Sie bewachten den Brunnen Urd an den Wurzeln des Weltbaums Yggdrasil.

Die Jötunen Jötunn (an. iötunn, ahd. enz, aeng. eoton, dä. jætte, sv. jätte) ist eine Bezeichnung für Riesen in der altnordischen Mythologie. Der Name leitet von dem verb essen (ahd. ezzan) ab, womit sich die Bezeichnung als die Gefräßigen übersetzen ließe. Die Bezeichnung wird sowohl für weibliche als auch für männliche Riesen verwendet. Die Jötunen wohnen in Jötunheim, das jenseits der von Menschen bewohnten Erde liegt. Der Herr dieses Reiches, das mit dem Totenreich zusammenfällt, ist Utgardloki. Sie sind die Nachkommen des Urriesen Ymir und lebten bereits vor der Geburt der Götter. Den Asen und Menschen gegenüber sind sie teils (wie zum Beispiel Ägir und Mimir) freundlich gesinnt. Andere Jötunen stellen Bedrohungen für die Asen dar. Thor bekämpft sie deshalb ständig. Dieser Kampf wird bis zu Ragnarök anhalten.

Ägir Ägir (Hlér, nord. »Meer”) ist neben Wate in der germanischen Mythologie ein Name für den Riesen der See und des Bieres. Ägir ist ein Meeresriese, der den Asen nahe steht, aber dem älteren Geschlecht der Riesen angehört, und in der nordischen Mythologie die Züge eines Meeresgotts annimmt. Er ist der Sohn des Miskorblindi und Vater von neun Töchtern, den Ägirstöchtern (Blödughadda, Bygleya, Dröbna, Dusa, Hefrig, Himinglätfa, Kolga, Raun, Udor oder Unn), welche als Meereswellen galten. (Neben diesen Namen nennt Snorri aber noch etliche andere!) Seine Gattin ist die Meeresgöttin Ran. Er wohnt auf der Insel, die Hlésey genannt wird und ist sehr weise. Ägir wurde von Thor aufgetragen, für die Götter Bier zu brauen, aber er gab vor keinen Kessel zu haben, der dafür groß genug sei. In Wirklichkeit wollte er sich aber nur keinen Befehl von Thor geben lassen. Thor allerdings besorgte sich einen riesigen Kessel vom Reifriesen Hymir. So musste der gedemütigte Ägir doch noch das Bier für Asgard, den Wohnsitz der Götter, brauen. Um sich für diese Niederlage zu rächen, vergällte er das Bier mit Hopfen, so dass es wohl noch trinkbar, aber nicht mehr genießbar war. Bei einem Gelage der Asen lässt er Gold in die Halle tragen, so dass diese hell erleuchtet wird wie von einem Feuer.

Mimir Mimir ist ein altes Wesen in der nordischen Mythologie. Je nach Quelle wird er entweder zu den Asen oder den Riesen gezählt. Mimir taucht als Person in den Liedern der kaum auf. Der weise Mimir wurde von den Asen zu den Wanen geschickt, um den Frieden zwischen den beiden kriegsmüden Göttergeschlechtern zu besiegeln. Er sollte Hoenir als Ratgeber dienen. Die Wanen bemerkten bald, dass Hoenir von Mimirs Rat abhängig wurde. Da die Wanen sich betrogen fühlten, schnitten sie Mimirs Kopf ab und schickten ihn zurück zu den Asen. Odin jedoch bestrich den abgetrennten Kopf mit Kräutern, damit er niemals verwesen konnte. Dann sprach er einen Zauberspruch aus, um ihm seine Sprache wiederzugeben. Später wurde Mimirs Kopf von Odin unter den Wurzeln des Weltenbaumes Yggdrasil platziert, um einen magischen Brunnen zu bewachen. Um Mimirs Weisheit zu erlangen, opferte Odin eines seiner Augen, damit er aus dem Brunnen trinken durfte. Das Auge schwamm als Symbol des Vollmondes in dem Brunnen, während Heimdalls Horn den Halbmond darstellt.

Ullr Uller (altnord. Ullr: »der Ehrenhafte«; altenglisch: wuldor »Glanz, Ruhm«) ist in der germanischen Mythologie der Gott des Winters, der Jagd, des Zweikampfes, der Weide und des Ackers. Er wohnt in seiner selbst gebauten Halle Ydalir (Eibental).

Vidar Vidar (auch anord. Víðar, Widar, Vidarr - »der weithin Herrschende”) ist in der germanischen Mythologie der Gott des Waldes, der Rache und des Schweigens. Er ist der Sohn des Gottes Odin und der Eisriesin Grid (auch: Gridr) und trägt in der Dichtung den Beinamen »Der schweigsame Ase«. Sein Bereich in Asgard ist Vidi. Er ist den Asen stets eine gute Stütze und der einzige, der von Lokis hetzenden Reden in der Halle Thryms verschont blieb. Er hat einen Schuh aus Stahl, der unverwundbar und unzerstörbar ist. Nach Thor ist Vidar der stärkste Ase, ähnlich wie Vali ist er auch ein geborener Rächergott, der sich sein ganzes Leben darauf vorbereitet, den Tod Odins in der Schlacht um Ragnarök zu rächen. Seine Wohnung heißt Widi oder Landwidi und ist ein grüner, von Gesträuch und hohem Gras bewachsener Raum, in anderen Überlieferungen wird Widi auch als Blätterpalast beschrieben. Als Odin beim Weltuntergang (Ragnarök) durch den Fenriswolf stirbt, rächt Vidar den Tod seines Vaters, indem er mit seinem Schuh in den Rachen des Wolfes tritt und ihm den Oberkiefer abreißt. Er ist einer der wenigen Überlebenden von Ragnarök.

Ymir Ymir war nach der nordischen Mythologie das erste Lebewesen. Als Eisriese entstammte er dem ewigen Eis in Ginnungagap. Er war böse und brachte anfangs alle weiteren Eisriesen aus dem Schweiße seiner Achselhöhle hervor. Er nährte sich von der Milch der Urkuh Audumbla, die Buri aus dem Eis freigeleckt hatte. Von dessen Enkeln, den Brüder Odin, Vili und Ve wurde Ymir getötet. Als diese seine Gewalttätigkeit und die seiner stets wachsenden Eisriesenhorde satt hatten, griffen sie zu den Waffen, ermordeten ihn und ertränkten alle Eisriesen in seinem Blut, außer Bergelmir und seine Frau, die in einem Einbaum entkamen, und so das Geschlecht der Riesen erhalten konnten. Aber niemals verloren sie ihren Hass auf die Götter. Zu Ragnarök waren die Reifriesen und die Toten aus Hels Reich dazu bestimmt, die Rechnung für Ymirs Zerstückelung zu begleichen.

Loki Loki oder Loge ( oder Loptr; norddeutsch von logi »Feuerbringer”, »Lohe”, »Luftgott” und »Lügengott«; nicht zu verwechseln mit dem Riesen Logi, dem Wildfeuer) ist eine Gestalt aus der germanischen Mythologie. Loki war der Sohn der Riesen Farbauti und , seine Brüder sind Byleist und Belblindi, seine Frau ist Sigyn, die ihm Narfi und Váli gebar. Er war ein Verleumder der Götter und der Vater der Lügen, ein Unruhestifter und Betrüger. Durch »Blutsbrüderschaft« steht er in besonderer Beziehung zu Odin. Er besaß einen schlechten Charakter und war in seinem Verhalten sehr launisch. Er übertraf alle anderen an List und Schläue, und er benutzte immer unsaubere Tricks. Von Zeit zu Zeit stürzte er die Götter in schweres Unglück, aber meistens konnte er sie auch durch seine Listen retten. Sein größter Verrat war in Asgard die Ermordung von Odins Lieblingssohn, Baldur. Die Tatsache, dass seine Eltern Riesen waren, könnte dabei helfen seinen Drang zu Übeltaten zu erklären. Loki zeugte mit der Riesin Angrboda drei Unholde: Den Wolf Fenris, die Midgardschlange Jörmungand und Hel, die Beherrscherin der Unterwelt. Loki war aber auch die Mutter von Odins berühmten Pferd Sleipnir.

Narfi Narfi (auch: Nöri, Nari oder Narvi) ist in der germanischen Mythologie ein Riese, der »der Kühle« genannt wird. Er ist einer der beiden Söhne des Loki und der Sigyn. Er hat eine Tochter namens Nott (die Nacht). Die Götter lassen ihn nach Ägirs Trinkgelage von einem Wolf in Stücke reißen, um mit den Gedärmen Loki fesseln zu können.

Die Frost- oder Reifriesen Utgard im Reiche Jötunheim, war die Burg der Reifriesen, errichtet aus Schnee und glitzernden Eiszapfen. Die mächtigen, bedrohlichen und betäubenden Eismassen des Nordens waren eine ständige Gefahr für die Menschen, ganz wie die Reifriesen, deren Feindseligkeit schließlich beim Ragnarök den Göttern zum Verhängnis werden sollte. Bis es soweit war, schickten sie eisige Froststürme, um die Frühlingsknospen anzugreifen, oder schüttelten Lawinen von ihren Schultern oder Augenbrauen herab.

Die Fels- und Sturmriesen Die Fels- und Sturmriesen personifizierten die riesigen Gebirge und Gewitterwolken. Da sie an Dunst und Nebel gewöhnt waren, verwandelten sie sich wie die Zwerge in Stein, wenn sie hellem Tageslicht ausgesetzt wurden. Dies erklärt die Entstehung von fantastischen Felsformationen, wie beispielsweise dem Riesengebirge, das aus Riesen geformt wurde, die so dumm waren, sich bei Sonnenaufgang im Freien aufzuhalten.

Die Zwerge Zwerge sind in der nordischen Mythologie kleinwüchsige, menschenähnliche Wesen, die ein altes Handwerk ausüben. Sie wohnen unter den Bergen und Felsen sowie in Erdhöhlen, wie die skaldischen Kenningar aus dem 11. und 12. Jahrhundert und die Sagen des 13. und 14. Jahrhunderts berichten. Die Menschen dachten, dass sie die geheimnisvollen Naturkräfte im Inneren der Erde repräsentieren. Eine (kategorische) Vermischung von Alben und Zwergen muss angenommen werden. Heutzutage werden sie auch oft mit Heinzelmännchen (»tomtegubbar«), Bergtrollen und anderen Wesen vermischt. Über den Ursprung der Zwerge gibt es in der Edda unterschiedliche Versionen. Die Völuspá beschreibt die Erschaffung der Zwerge aus dem Blut des Riesen und den Knochen des Riesen Bláinn.

Die Nachtzwerge Die Nachtzwerge entstanden aus Maden im verwesenden Fleisch des erschlagenen Riesen Ymir. Die Götter fanden sie jedoch zu hässlich, um gesehen zu werden, und verbannten sie zu einem Leben unter der Erde. Sie verwandelten sich wie die Riesen bei Tageslicht zu Stein, was die vielen kleineren Felsen und Steine erklärt, die überall in der nordischen Landschaft zu finden sind.

Die Trolle Troll, auch Trold, Tröll (nord. für Unhold, Riese, Zauberwesen), stammt aus der germanischen Mythologie. Trolle sind immer männlichen Geschlechts und oft schadenbringende Geisterwesen in Riesen- oder Zwergengestalt.

Der Fenriswolf Fenris war der Sohn von Loki und der Reifriesin Angrboda. Er war der alles verschlingende Wolf, die Bestie der Ragnarök. Laut der Prophezeiung sollte ein Zeitalter der Axt, des Schwertes, des Windes und schließlich des Wolfes kommen, bevor dann die Welt vollständig zerstört würde. Der Wolf wurde von Tag zu Tag größer und gefährlicher, bis der weise Odin die Gefahr erkannte und die Götter beschlossen, das Ungeheuer in einer Höhle anzuketten. Es gab jedoch keine Kette, die stark genug war, dieses Tier zu halten. Schließlich fertigten die Zwerge eine magische Fessel an. Fenris ließ sich die Fessel nur unter der Bedingung anlegen, dass einer der Götter seine Hand in seinen Rachen legte. Der Schwertgott Tyr war als einziger dazu bereit. Als der Wolf gewahr wurde, dass die Kette nicht zu sprengen war, biss er ihm die Hand ab. Fenris wurde daraufhin an einen Felsen gebunden, und sein Maul wurde durch ein Schwert offen gehalten, damit er nicht zubeißen konnte. Als er zu Ragnarök aus seiner Gefangenschaft freikam, war er ein Anblick des Schreckens. Er öffnete sein riesiges Maul so weit, dass sein Unterkiefer den Boden berührte und der Oberkiefer bis zum Himmel reichte. Odin wurde beim Ragnarök von Fenris verschlungen.

Nidhögg Nidhögg war in der nordischen Mythologie ein Drache, der an einer der drei Wurzeln des Weltenbaumes Yggdrasil lebte. Der eisige Nebel und die Dunkelheit von Niflheim waren sein Revier. Dort zeriss er Leichen und fraß sie auf. Wenn er manchmal den Geschmack von totem Fleisch überdrüssig war, nagte Nidhögg an Yggdrasils Wurzeln, vermutlich in der Hoffnung, der Welt damit auf irgendeine Weise Schaden zuzuführen. Sowohl Yggdrasil als auch Nidhögg waren dazu bestimmt, die Katastrophe von Ragnarök und den Untergang der Welt zu überleben.

Die Midgardschlange Die Weltenschlange (altnordisch Miðgarðsormr; auch Jormungand, altnordisch: Jörmungandr) ist in der germanischen Mythologie eine die Welt umspannende Seeschlange. Wie Hel und der Fenriswolf wurde auch sie von Loki gezeugt. Thor begegnet ihr dreimal, und tritt zweimal an, sie zu vernichten. So wird im Mythos von Thors Fischzug berichtet, wie er zusammen mit dem widerstrebenden Riesen Hymir hinausrudert, um die Midgardschlange zu erlegen. Zuvor reißt Thor noch einem von Hymirs Stieren den Kopf ab, um ihn als Köder an seine Angelleine zu binden. Nachdem das Monster anbeißt, zieht Thor es aus dem Wasser und will es mit seinem Hammer Mjölnir erschlagen. Hymir jedoch erschrickt beim Anblick der Midgardschlange so sehr, dass er die Leine kappt und sie so entkommen kann. Voll Wut über Hymirs Dummheit erschlägt Thor diesen und kehrt allein ans Ufer zurück. Während seines Aufenthaltes in Utgard trifft Thor die Riesenschlange zum zweiten Mal, wenn auch in verwandelter Form. Dem Gott wird die Aufgabe gestellt, eine Katze zu stemmen, was dieser nicht schaffen kann, da die Katze die verwandelte Midgardschlange ist. Das dritte und letzte Mal trifft Thor zur Zeit der Ragnarök auf das Untier. Diesmal kann er es töten, stirbt aber kurz darauf selbst an dessen Gifthauch.

Der Fimbulwinter Der Fimbulwinter (von altnordisch Fimbulvetr, »riesiger Winter”) ist in der germanischen Mythologie die erste der vier eschatologischen Katastrophen, die den Untergang der Götter, Ragnarök genannt, einleiten. Es handelt sich um eine Eiszeit mit drei strengen Wintern, ohne Sommer dazwischen, mit Schnee, klirrendem Frost und eisigen Stürmen.

Ragnarök Bei den Göttern herrschte tiefe Trauer, seit der Todespfeil Baldur ins Herz getroffen hatte. Nur die finsteren Riesen und die missgestalteten Zwerge frohlockten, denn mit dem Erlöschen des Sonnenglanzes wuchs ihre Macht der Finsternis. Böse Zeichen kündeten dem Walvater das Ende der goldenen Zeit. Die Blätter der Weltesche Yggdrasil wurden welk, und die Asen begannen zu altern, denn Iduna, die Göttin der Jugend war verschwunden. Vergebens ließ Odin seine Raben ausfliegen, um nach Iduna zu suchen. Als sie nach langer Zeit zurückkehrten, brachten sie schlimme Kunde: Iduna, die strahlende Göttin, weilte im Totenreich der Hel, von wo es keine Rückkehr gibt, und auch Bragi, ihr Gatte, war ihr dorthin gefolgt, und noch andere unheilvolle Zeichen wussten die Raben zu berichten. Den Geschöpfen auf der Erde entschwinde die Lebenskraft, und in Mimirs heiligem Brunnen beginne die Weisheit zu versiegen. Voll düsterer Ahnungen hatte Odin die unheilschwere Botschaft vernommen. Er erkannte, dass das schicksalhafte Verhängnis unaufhaltsam seinen Lauf nehmen würde, nachdem Baldur und Iduna zu Hel gefahren waren. In den Nächten hörten die Asen aus den Abgründen der Unterwelt den Fenriswolf heulen. Lokis schrecklicher Sohn zerrte gierig an seinen Ketten, denn er witterte, dass die Stunde seiner Befreiung nahe. Als mit Baldurs Tod die Sonne ihren Glanz verlor, fiel ein harter langer Winter, der Fimbulwinter, ins Land. Schneegestöber dauerte an und starker Frost, raue Winde tobten, und der Winter schien kein Ende mehr zu nehmen. In dem Wüten der Elemente war es, als liege Dämmerung auch in den Seelen der Menschen. Arges geschah unter Göttern und Menschen. Krieg erfüllte die Welt, Brüder töteten einander aus Habgier. Meineid und Mord, Ehebruch und Verletzung der Gastfreundschaft geschahen, und Gier und Gottlosigkeit herrschten. Mit bitterer Sorge sahen die Götter im hohen Asgard, wie alle Ordnungen sich auflösten. Vergeblich schleuderte Thor seinen Hammer Mjölnir gegen die Riesen; denn unverletzlich saßen sie hinter den schützenden Eiswänden des Fimbulwinters. Vergebens ritt Odin auf Sleipnir zum alten Mimir, dem Weisen, aber der Weisheitsbrunnen war wie von wildem Sturm bewegt; in ratloser Ohnmacht stand Mimir vor dem Verhängnis. Da ritt der Göttervater auf Sleipnir zurück nach Walhalla, um Götter und Helden zum Kampfe zu rufen, denn das Unheil nahte. Laut krähte der hellrote Hahn auf Asgards Dach, und krächzend antwortet der dunkelrote auf Hels Halle. Die Midgardschlange erhebt ihr furchtbares Haupt aus den Fluten des Meeres, und der Grenzwall, der Midgard schützt, bricht. In Todesangst fliehen die Menschen in die Gebirge und bergen sich in Höhlen, denn nun reißt sich der Fenriswolf aus seinen Banden los, dass die Erde im Innersten erbebt. Stürmisch braust das Meer über seine Ufer, und es kommt ein Schiff gefahren, das von Loki gesteuert wird, und alle Riesen sind bei ihm. Es ist , das Nägelfahrzeug: Es ist aus Finger- und Zehennägeln der Toten erbaut, welche die Menschen ehrfurchtslos seit langem zu schneiden unterlassen hatten. Der Wolf Skoll, dessen gähnender Rachen Himmel und Erde berührt, verschlingt Sonne und Mond, und Finsternis breitet sich über die Welt. Ragnarök bricht an. Es birst der Himmel, und in unendlichen Scharen kommen Muspellheims Söhne geritten. Surt, der Urweltriese, reitet an der Spitze, und rings um ihn lodert alles von Brandfackeln. Wild entschlossen ziehen sie nun hinaus auf das Feld Vigrid, die Kampfebene, und mit ihrem Heereszuge sammeln sie sich zum Streite alle Mächte der Finsternis. Da dröhnt über Asgard hinweg das Giallarhorn, mit dem Heimdall die Götter zum Kampfe ruft. Es ertönt so laut, dass man auf der ganzen Welt seinen Schall hört. Wenn es zum drittenmal gellt, öffnen sich Walhallas Tore weit, und der glänzende Heerwurm der Götter und Helden reitet hervor. Die Spitze führt Odin in leuchtender Rüstung, den Goldhelm auf dem Haupte, und Gungnir, den nie fehlenden Speer, in der Faust. Auf Vigrid, der Kampfebene, beginnt die letzte entsetzliche Schlacht. Odins Waffe wütet unter den herandrängenden Riesen, und gleich dem herabsausenden Blitz fährt Thors Hammer gegen die Scharen der Unholde. In den Reihen der Asen wütet, Schrecken verbreitend, Lokis Sohn, der grimmige Fenriswolf. Unverwundbar zeigt er sich gegen alle Waffen der Götter. Loki und Heimdall töten sich gegenseitig. Mit Mjölnir, dem Hammer, zerschmettert Thor den Kopf der Midgardschlange; doch auch für ihn ist es der letzte Kampf: Der Gifthauch des sterbenden Drachen reißt den gewaltigen Asen mit in den Tod. Tyr stößt auf Garm, den Höllenhund; doch während dieser dem Kriegsgott die Kehle zerreißt, führt der Ase mit seinem Schwerte gegen das Untier den Todesstoß. Lange kämpft Odin mit dem Fenriswolf, der sich mit entfesselter Kampfesgier auf den Göttervater stürzt und am Ende verschlingt der Weltenwolf Odin. Was hilft es, dass Widar, Odins gewaltiger Sohn, zur Rache herbeieilt und den Wolf zermalmt? Odin, der Herr von Asgard, ist tot! Für die Asen ist das Ende gekommen. Surt, der Feuerriese, dringt in Asgard ein und schleudert den Feuerbrand in die Halle, dass ringsum die glühende Lohe zum Himmel emporschlägt, und auch Midgard geht in der gierigen Flamme auf. Die ganze Welt geht in Flammen auf, und die wohlgefügte Ordnung des Weltalls, einst von den Asen in weiser Sorge geschaffen, ist dahin, der allgemeine Untergang ist da. Der Abgrund der Hel öffnet sich und verschlingt die Toten. Schwarz wird die Sonne, die Erde versinkt. Vom Himmel fallen die Sterne. Glutwirbel umwühlen die allnährende Weltesche. Die heiße Lohe bedeckt den Himmel, und wenn Yggdrasil, der Weltenbaum, donnernd zusammenstürzt, ist die Welt der Götter und der Menschen in den Wassern versunken. Doch bedeutet nach der Sage der ungeheure Weltenbrand, der Asgard und Midgard vernichtet hat, nicht das Ende. Das Feuer hat alles geläutert, alle Schuld gesühnt, und das goldene Zeitalter, das einst herrschte, kann wiederkehren. Ein Weltentag mit seinem Guten und Schönen, aber auch mit seiner Schuld und seinen Fehlern ist abgelaufen, und ein neuer Tag ist angebrochen. Aus dem Meere, dessen Wogen die Welt der Asen verschlungen haben, erhebt sich eine neue Erde mit grünen Fluren, die keines Menschen Hand besät hat. Und wie jener erste Tag beginnt auch dieser mit dem Zustand der Unschuld und des Friedens, mit dem vollkommenen Glück. Auch die Sonne hat eine Tochter geboren, die nicht minder schön ist als die Mutter und die nun in ihrer Bahn wandelt. Und unter den Wurzeln der Weltesche in Urds Brunnen haben sich zwei Menschenkinder verborgen gehalten, Lif und Lifthrasir, das Leben und die Lebenskraft. Aus ihnen erwächst ein neues Geschlecht, das die Erde bewohnen wird. Ein neues Asgard ersteht. Baldur, der strahlende Lichtgott und Odins Bruder Honir; die Söhne Odins, Widar und Wali, sowie Thors Söhne Magni und Modi, die den Hammer ihres Vaters erbten, überlebten den Ragnarök. Es galt nicht mehr die Frost- und Eisriesen zu zermalmen; denn das finstere Riesengeschlecht ist nicht zu neuem Leben erwacht. Ungetrübter Friede herrscht von nun an in den himmlischen Höhen.