Blätter aus dem Thurgauer Wald

Informationen für Waldeigentümer und Forstreviere 23. Jahrgang, Nr. 1, Januar 2016 2 Editorial

Geschätzte Leserinnen und Leser

Nach einem sehr milden und auch trockenen Problem und in anderen Gebieten gedeiht die Herbst kamen mit dem neuen Jahr die ersehn- Tannenverjüngung üppig? Sicher ist jedenfalls, ten Niederschläge. Es gab ansehnliche Was- dass naturnahe und stabile Waldbestände in sermengen; unsere Böden danken dies. Wie grossen Teilen des Thurgaus ohne Tanne un- gewünscht kam zuerst das Wasser und da- denkbar sind. In Zusammenhang mit den sich nach ab Mitte Januar die Kälte und auch et- ändernden klimatischen Bedingungen dürfte was Schnee. Lange mussten wir auf den Win- die Bedeutung der Tanne zudem noch weiter ter warten; nun ist er da. Hoffen wir, dass zunehmen. dieses für die Waldarbeit ideale Wetter einige In der Reihe der Revierporträts stellen wir Zeit anhalten wird. Auch für die gesamte Na- Ihnen das Forstrevier am Rhein vor. Dieses tur wäre es günstig, wenn einige Wochen win- Porträt ist kein Zufall, denn der zuständige Re- terliche Verhältnisse herrschen würden. vierförster Jakob Gubler feierte am 1. Septem- Erfreulicherweise dürfen wir vermelden, dass ber 2015 sein 30-Jahr-Jubiläum. Lesen Sie im Jahr 2015 im Thurgauer Wald keine nennens- selbst, wie man auch nach 30 Jahren voller werten Waldschutzprobleme aufgetreten sind, Freude und Elan den gewählten Beruf aus- wie ein entsprechender Rückblick aufzeigt. Er- üben kann! freulich ist ebenfalls, dass für weitere vier Jahre Bereits ist es ein Jahr her, seitdem die (2016–2019) eine NFA-Vereinbarung mit dem Schweizerische Nationalbank den Eurokurs Bund ausgehandelt werden konnte und kurz fallen liess. Es war ein für die Schweizer Wald- vor dem Abschluss steht. Dabei wurden in etwa und Holzwirtschaft äussert schwieriges Jahr die gleichen Finanzmittel in Aussicht gestellt und die Schwierigkeiten dauern an. Ja, die wie in der Periode 2012 bis 2015. Zum Dritten Konsequenzen sind sogar für die gesamte ist erfreulich, dass die Bemühungen im Bereich Schweizer Wirtschaft nach wie vor spürbar. Aus- und Weiterbildung von Forstfachleuten Dennoch wird sich dieser Schritt nicht rück- Früchte tragen. Ein besonderes Beispiel dazu gängig machen lassen. Die Wald- und Holz- stellen wir Ihnen auf Seite 20 vor. branche ist gefordert, sich mit den neuen Rah- Nach der Fichte, der Buche und der Lärche menbedingungen auseinanderzusetzen. ist im Rahmen der Baumartenporträts die Tan- Nun wünsche ich Ihnen – geschätzte Lese- ne an der Reihe. Jedermann, ja jedes Kind, rinnen und Leser – eine angenehme und kurz- kennt die Tanne – oder eben doch nicht!? Häu- weilige Lektüre und unfallfreies Arbeiten in fig spricht man von einer «Tanne», wenn ein Ihrem Wald. Baum Nadeln trägt, so beispielsweise beim weihnachtlichen Tannenbaum. Aber diese Bäu- me sind bekanntlich immer seltener Weiss­ tannen, sondern (importierte) Nordmannstan- nen oder Rottannen. In diesem Porträt geht es um die Weisstanne, eine für mich persönlich in verschiedener Hinsicht sehr wichtige Baum­ art, zu der sich auch ein paar Fragen stellen. Verkennt nicht die Holzindustrie den Wert des Weisstannenholzes? Warum ist der Verbiss Daniel Böhi durch Schalenwild in gewissen Gebieten ein Kantonsforstingenieur

BTW 1/2016 3 Inhalt

Forstamt und Forstdienst Rückblick auf die Thurgauer Waldschutzsituation 2015 5 Die Tanne im Kanton und in den Forstrevieren 6 NFA im Wald – Rückblick und Ausblick 9 Fledermäuse im Winterschlaf bei der Holzerei berücksichtigen 10 Das Forstrevier am Rhein 14 Drei Revierförster aus der Schule Werner Kreis 18 Information zur Schnitzelaufbereitung im Forstrevier am Nollen 19

Aus den Verbänden Herbarien der Forstwartlernenden neu mit erhöhten Anforderungen 20

Diverses Die Eibe – Buchempfehlung 21 Stelleninserat 23

4 BTW 1/2016 Forstamt und Forstdienst Rückblick auf die Thurgauer Waldschutzsituation 2015

Die Buchdrucker-Population (Borkenkäfer) be- glücklicherweise nicht mehr gefunden. Nach findet sich seit 2008 im Thurgau auf einem tie- vier Jahren jährlich durchgeführten Kontrollsu- fen Niveau. Allerdings stieg die Anzahl Käfer- chen mit ausgebildeten Spürhunden gilt der nester und somit auch die Schadholzmenge im Standort Salenstein und somit der ganze Kan- Spätsommer 2015 erstmals wieder deutlich an. ton nun offiziell als ALB-frei. Der Citrusbockkä- Der heisse und niederschlagsarme Sommer/ fer (CLB), ebenfalls in Asien beheimatet, wurde Herbst verlangte den Fichten viel ab. Die unter erstmals 2014 in Sirnach beobachtet. Die Trockenheit gestressten Rottannen hatten den durchgeführten Kontrollgänge mit Hunden blie- Käferattacken wenig entgegenzusetzen. ben erfreulicherweise erfolglos. Die Eschenwelke ist eine Pilzkrankheit, die Die vom Borkenkäfer befallene Menge Fich- Eschen in allen Altersstufen befällt und zum Ab- tenholz stieg auf 6320 Kubikmeter an (Vor- sterben bringen kann. Der aus Ostasien stam- jahr: 2530 Kubikmeter). Die Anzahl der neu mende Pilz hat sich über die ganze Schweiz entstandenen Käfernester verdreifachte sich ausgebreitet. Gemäss heutigem Stand der For- im Vergleich zum Vorjahr auf 144 Nester. schung gibt es keine realistischen Gegenmass- Sämtliche Forstreviere meldeten Borkenkäfer- nahmen. Etwa zehn Prozent der Eschen schei- befall. Sollte der Winter 2016 niederschlags- nen aber gegen die Krankheit resistent zu sein. arm und mild bleiben, wird die Situation ab Dieser Umstand gibt Hoffnung, dass die Esche April mit dem Ausflug der überwinternden im Thurgau überleben wird. Borkenkäfer kritisch. Vermehrte Kontrollgän- ge, frühzeitiges Erkennen von Befallsherden Kanton oder WSL geben Auskunft und konsequentes Fällen und Abführen von Wenn Verdacht auf irgendwelche Schadorga- befallenen Rottannen wird unerlässlich sein. nismen besteht, melden Sie dies bitte der zu- ständigen kantonalen Fachstelle oder direkt Eingeschleppte Organismen der Eidgenössischen Forschungsanstalt für Etwas ruhiger präsentiert sich die Situation bei Wald, Schnee und Landschaft (WSL) in Bir- eingewanderten bzw. eingeschleppten forstlich mensdorf. Die WSL untersucht die allfällige relevanten Organismen. Der Asiatische Laub- Krankheit und gibt dazu eine Rückmeldung holzbockkäfer (ALB), der 2011 in Salenstein und allfällige Massnahmenvorschläge. entdeckt wurde und als besonders gefährlicher und meldepflichtiger Schädling gilt, wurde Ruedi Lengweiler

Ein sogenanntes Käfernest mit zahlreichen Das typische Frassbild des Borkenkäfers unter der abgestorbenen Fichten. Foto: Ruedi Lengweiler Rinde. Foto: Ruedi Lengweiler

BTW 1/2016 5 Forstamt und Forstdienst Die Tanne im Kanton Thurgau und in den Forstrevieren

Mit einem Vorratsanteil von 10 % ist die Tan- Tannenreich sind die Regionen Jura (22 %) ne nach der Fichte (33 %) die zweithäufigste und Voralpen (21 %). Im Mittelland liegt der Nadelbaumart im Thurgauer Wald. Im südli- Tannenanteil bei 18 %. Den höchsten Tannen- chen Kantonsteil erreicht die Tanne Anteile anteil weist der Kanton Neuenburg auf (36 %). von bis zu einem Viertel (Tannzapfenland!). Im Gegensatz zur Fichte, die seit 1995 um Als Folge der zurückhaltenden Nutzung hat 22 % zurückgegangen ist, hat der Vorrat der der Vorratsanteil der Tanne in den letzten 20 Tanne im Kanton Thurgau im gleichen Zeit- Jahren zugenommen. raum um 14 % deutlich zugenommen. Wie bei der Fichtenabnahme steht der Kanton Thur- Im Thurgauer Wald werden seit 1970 perio- gau auch bei der Zunahme der Tanne nicht disch Stichprobeninventuren durchgeführt, alleine da. Im gesamten schweizerischen Mit- um den Holzvorrat zu ermitteln. Die Inventur- telland ist gemäss LFI eine Zunahme des Vor- daten der Forstreviere stammen aus den Jah- ratsanteils der Tanne von 16 % (1995) auf ren 1998, 2003 und 2005 bis 2014. 18 % (2013) zu beobachten.

Zehn Prozent Tannenanteil im Thurgau Die Schattenbaumart der Bergstufe Die Tanne (Weisstanne) weist im Thurgauer Die Tanne ist eine ausgesprochene Schatten- Wald einen Vorratsanteil von 10 % auf. Sie ist baumart und liebt das ozeanisch geprägte nach der Fichte (Rottanne) mit 33 % die zweit- Klima des Juras und der nördlichen Voralpen. häufigste Nadelbaumart und nach der Buche Die Tanne bildet in der Montanstufe in tiefe- (18 %) und der Esche (11 %) die vierthäufigste ren Lagen (600 – 1000 m ü. M.) mit der Buche Baumart im Kanton Thurgau. Im kantonalen und in höheren Lagen (1000 – 1400 m ü. M.) Durchschnitt beträgt der stehende Holzvorrat mit der Buche und der Fichte natürliche der Tanne 37 Tariffestmeter pro Hektare (Tfm/ Mischbestände. Den höchsten Anteil erreicht ha). Tannenreich sind die Forstreviere «Am Nol- die Tanne zwischen 800 und 1000 Meter über len» (103 Tfm/ha), Fischingen (96 Tfm/ha) und Meer. Zum einen wurde die Tanne in ihrem Aadorf-Tänikon (78 Tfm/ha), tannenarm sind natürlichen Verbreitungsgebiet durch Kahl- die Forstreviere Neunforn-Uesslingen (6 Tfm/ schläge und Fichtenpflanzungen zurückge- ha), «Am Rhein» und Unterthurgau (je 7 Tfm/ drängt, zum anderen wurde sie in tieferen La- ha) im westlichen Kantonsteil (Abbildung Seite gen über ihr natürliches Verbreitungsgebiet 7, oben). Die Vorratsanteile der Tanne in den hinaus gepflanzt, so dass der aktuelle Tannen- einzelnen Forstrevieren liegen sehr weit ausei­ anteil über den ganzen Kanton Thurgau gese- nander (Abbildung S. 7, unten). Hohe Tannen- hen ihrem natürlichen Anteil vermutlich sehr anteile sind im Süden des Kantons zu finden. nahekommt. Die höchsten Tannenanteile weisen die Forstre- viere Fischingen (24 %), «Am Nollen» (22 %) Tannenholz: Einst begehrt, nun verschmäht und Aadorf-Tänikon (20 %) auf. Tiefe Tannenan- Das Holz der Tanne wird wie das Holz der Fich- teile von unter 5 % sind im Westen und Norden te als Bau- und Konstruktionsholz und für die des Kantons in 10 Forstrevieren anzutreffen. Herstellung von Papier verwendet. Dank seiner Gemäss Schweizerischem Landesforstin- Eigenschaft, keine Harzgallen zu bilden, wurde ventar (LFI) hat die Tanne schweizweit einen das Tannenholz früher dem Fichtenholz vorge- Vorratsanteil von rund 15 %. Damit ist sie zogen. Heute wird Tannenholz aber wegen des nach der Fichte (44%) und der Buche (18%) höheren Gewichts, des Nasskerns und der die dritthäufigste Baumart in der Schweiz. Ringschäle weniger geschätzt. Tannenholz wird

6 BTW 1/2016 Forstamt und Forstdienst

Vorrat der Tanne in Tariffestmeter pro Hektare (Tfm/ha) pro Forstrevier

Vorratsanteil der Tanne in Prozent pro Forstrevier

Der Tannenvorrat in den Thurgauer Forstrevieren in Tariffestmeter pro Hektare (oben) und als Anteil am Gesamtvorrat (unten). Abbildungen: Forstamt Thurgau

BTW 1/2016 7 Forstamt und Forstdienst

Risiken für die Tanne Die Tanne gilt allgemein als robuste Baumart. Sie reagiert allerdings empfindlich auf Spät- fröste und Frosttrocknis. Die Beobachtungen ihrer Robustheit gegenüber Trockenheit sind widersprüchlich. Die Tanne leidet unter dem Verbiss und dem Schälen des Schalenwildes (Reh-, Rot- und Gamswild). Bei uns eher sel- ten ist das Vorkommen des Krummzähnigen Tannenborkenkäfers. Der Befall durch die Tan- nentrieblaus kann bei jungen Tannen erhebli- che Schäden verursachen.

Grosse Tannen Tannen können 500 bis 600 Jahre alt werden und erreichen erstaunliche Dimensionen. Als grösste und wohl auch berühmteste Tannen Eine der markantesten Weisstannen im Kanton der Schweiz gelten die Tannen von Dürsrüti Thurgau ist die Grossmuttertanne im Staatswald (BE). Sie sind seit 1912 per Bundesratsbe- Feldbach beim Haidenhaus. Sie misst 1.31 Meter auf Brusthöhe und ist 47.20 Meter hoch. Ihr geschätztes schluss geschützt. 1974 wurde eine der rund Holzvolumen beträgt rund 23 Tariffestmeter (Tfm). 10 Tannen nach einem Blitzschlag gefällt. Sie Foto: Ulrich Ulmer war 57 Meter hoch, hatte einen Brusthöhen- durchmesser (BHD) von 1.58 Meter und war häufig im Erd- und Wasserbau verwendet. Wie 377 Jahre alt. Ihr Holzvolumen betrug 37 Ta- die Nadelbaumarten Fichte, Föhre und Lärche riffestmeter (Tfm). wurde auch die Tanne wegen der guten Eigen- Die vermutlich höchste Tanne im Kanton schaften ihres Holzes in Tieflagen ausserhalb Thurgau ist die Klostertanne in Fischingen. Sie ihres natürlichen Verbreitungsgebietes seit lan- wurde 2013 exakt vermessen (sieh BTW 1/2014 ger Zeit gefördert. S. 17). Sie ist rund 200 Jahre alt, 47.80 Meter hoch und hat einen Brusthöhendurchmesser Ausgeglichene Altersverteilung der Tanne (BHD) von 1.11 Meter. Ihr Holzvolumen wird mit Auf rund 900 Hektaren (4.5 %) der Thurgauer 22 Tariffestmeter (Tfm) angegeben. Eine weite- Waldfläche ist die Tanne die Hauptbaumart, auf re mächtige Tanne steht im Staatswald Feld- weiteren 1800 Hektaren (9 %) die häufigste Ne- bach beim Haidenhaus. Sie trägt den Namen benbaumart (Quelle: Bestandeskarte). In den «Grossmuttertanne», ist rund 250 Jahre alt, einzelnen Entwicklungsstufen vom Jungwuchs 47.20 Meter hoch und misst 1.31 Meter auf bis zum starken Baumholz beträgt der Flächen- Brusthöhe. Ihr Holzvolumen wird auf 23 Tarif- anteil der tannendominierten Bestände zwi- festmeter (Tfm) geschätzt. Die vermutlich schen 4 und 6 %. Der Flächenanteil über alle dickste Tanne im Kanton Thurgau dürfte im Entwicklungsstufen ist also recht ausgeglichen, Wald der Bürgergemeinde Tägerwilen stehen. was den Schluss zulässt, dass der Tannenanteil Sie weist einen Brusthöhendurchmesser (BHD) nachhaltig ist und langfristig Bestand hat. Die von 1.48 Meter auf. Ihr geschätztes Holzvolu- Tanne kommt im Thurgau kaum in Reinbestän- men beträgt rund 22 Tariffestmeter (Tfm). den, sondern meist in Mischung mit anderen Baumarten vor: am häufigsten mit der Fichte, Ulrich Ulmer etwas weniger häufig mit der Buche. Kreisforstingenieur Forstkreis 3

8 BTW 1/2016 Forstamt und Forstdienst NFA im Wald – Rückblick und Ausblick

Gegenwärtig laufen die Abschlussarbeiten für Gegenwärtig werden die letzten Gesuche und das Buchhaltungsjahr 2015. Die budgetierten Abrechnungen für das Jahr 2015 eingereicht Werte können im Schnitt über alle NFA-Berei- und bis Ende Januar verbucht. Bekanntlich che (die Programmvereinbarungen zum Wald wurden 2012 mit den Leistungsvereinbarun- umfassen vier Bereiche: Waldwirtschaft, Bio- gen zwischen Forstamt und den Forstrevieren diversität, Schutzwald und Schutzbauten) gut spezifische Mengen-, Flächen- und Finanzziele eingehalten werden, auch wenn beim Schutz- definiert. Bei einzelnen Forstrevieren sind bei wald und den Schutzbauten mehr Mittel als den Kontrollen gegen Ende 2015 nun grösse- geplant ausgegeben werden. Das Bundesamt re Abweichungen aufgetreten, welche die ver- für Umwelt BAFU hat 2015 den Vollzug der einbarten Kontingente übermässig strapazier- Programmvereinbarungen stichprobenweise ten. In zwei Fällen wurden dabei Pflegegesuche überprüft und diesen für gut befunden. Die sistiert; ihre Übertragung auf die Periode neuen Vereinbarungen für die Periode 2016–2019 wird das dortige Kontingent bean- 2016 – 2019 sind mittlerweile auf dem Weg spruchen. der Unterzeichnung. Nach Abschluss der Buchhaltung 2015 wird über die gesamte Periode 2012–2015 Bilanz Dem Wesen des NFA (Neuer Finanzausgleich) gezogen. Dabei werden Flächen, Mengen und entspricht, dass der Bund nicht einzelne Pro- Finanzen für die Berichterstattung an das jekte oder objektspezifische Massnahmen BAFU aufbereitet; ebenso dienen die Zusam- prüft, sondern mit einem Stichproben-­ menstellungen für die Planung der Revier-Leis- Controlling den Vollzug als Ganzes auf einer tungsvereinbarungen 2016–2019. Das Forstamt strategischen Ebene mit dem Forstdienst dis- wird im Übrigen die verschiedenen Beitragsbe- kutiert. So werden bei der Jungwaldpflege stimmungen sowie die Pauschalen generell das Verfahren, die operativen Ziele des Kan- überprüfen. tons, die Dokumentation, die Planungsgrund- Kurz vor Weihnachten hat das BAFU dem lagen etc. begutachtet und ein Augenschein Kanton Thurgau die neuen Programmverein- im Gelände vorgenommen. Im Schutzwald barungen der Periode 2016–2019 zur Unter- wird die Beurteilung nach NaiS (Nachhaltig- schrift zugestellt. Sie treten nach beidseitiger keit im Schutzwald), bei den Schutzbauten Unterzeichnung rückwirkend auf den 1. Januar die gewählte Sanierungsvariante und die 2016 in Kraft. Fazit aus den Gesprächen mit technische Ausführung besprochen. Im Fazit dem BAFU ist, dass für alle vier Bereiche im äussern sich die BAFU-Vertreter dazu, ob die NFA (Waldwirtschaft, Biodiversität, Schutz- Qualitätskriterien und die Anforderungen ein- wald und Schutzbauten) wieder mit Beiträgen gehalten sind und der Kanton mit dem Voll- in ähnlichem Umfang für diese dritte NFA-Pe- zug innerhalb einer Vier-Jahres-Periode auf riode zu rechnen ist. Aus der im Gang befind- Kurs ist. Bei diesen Gesprächen interessiert lichen Waldgesetzrevision könnten eventuell auch, ob noch Potenzial zur Verbesserung bei noch zusätzliche Finanzmittel entstehen und Zielen und Strategien der Programmvereinba- auch das Problem der nicht weiter erhöhten rungen besteht; ebenso kann der Kanton sei- Beiträge für die Biodiversität im Wald wurde ne Anliegen einbringen. 2015 hat das BAFU bei den Bundesstellen erkannt. Bei einer Be- zur Jungwaldpflege, zum Schutzwald und zu willigung von zusätzlichen Mitteln würden die den Schutzbauten derartige Überprüfungen Programmvereinbarungen angepasst. vorgenommen und zur Umsetzung im Kanton Thurgau eine positive Rückmeldung gegeben. Geri Schwager

BTW 1/2016 9 Forstamt und Forstdienst Fledermäuse im Winterschlaf bei der Holzerei berücksichtigen

Die einheimischen, ausnahmslos geschützten benötigen reich strukturierte Landschaften Fledermausarten halten aktuell ihren Winter- mit einer grossen Insektenvielfalt und ausrei- schlaf. Mehrere Arten überwintern auch im chend Unterschlüpfen in alten Gebäuden so- Wald in Baumhöhlen. Werden solche Bäume wie in Bäumen mit Höhlen, Astabbrüchen, im Winter gefällt, ist das für die Tiere oft ein hohlen Stämmen oder aufgesprungener Bor- Todesurteil. Die Stiftung Fledermausschutz ke. Der Lebensraum der Fledermäuse hat sich bittet daher um Achtsamkeit und bietet Unter- aber bedingt durch die rege Bautätigkeit und stützung an. das stetige Verschwinden alter Gebäude so- wie durch die intensive landwirtschaftliche In der Schweiz sind rund 30 verschiedene Fle- und waldbauliche Nutzung im Mittelland zu- dermausarten nachgewiesen, 20 davon auch nehmend verschlechtert und verkleinert. im Thurgau. Viele dieser Arten sind aber ge- Ein weiterer Faktor für die Gefährdung der Fle- fährdet, stark gefährdet oder vom Aussterben dermausbestände ist die im Gegensatz zu den bedroht. Aus diesem Grund sind in der meisten anderen Kleinsäugern ausserordentlich Schweiz sämtliche Fledermausarten bundes- geringe Fortpflanzungsrate. Bei fast allen Arten rechtlich geschützt. Die Ursachen für den bringen die Weibchen pro Jahr nur ein einziges Rückgang der Fledermauspopulationen sind Jungtier zur Welt. Diese geringe Fortpflanzungs- vielfältig. In erster Linie sind wohl Lebens- rate wird mit einer hohen Lebenserwartung von raum- und Nahrungsverluste ausschlagge- bis zu 30 Jahren teilweise kompensiert. Aus die- bend, welche die Entwicklungen der letzten sem Grund sind Verluste bei adulten Tieren sehr Jahrzehnte mit sich brachten. Fledermäuse gravierend für die Population.

Das imposante «Braune Langohr» nutzt Baumhöhlen als Quartier. Es ist auf Waldbestände mit einem hohen Alt- und Totholzanteil angewiesen. Foto: Stiftung Fledermausschutz

10 BTW 1/2016 Forstamt und Forstdienst

Höhlenbäume sind wichtige Winterquartiere Die einheimischen Fledermäuse sind Winter- schläfer, weil in Mitteleuropa im Winterhalb- jahr nicht genügend Beuteinsekten zur Verfü- gung stehen, um diese Jahreszeit aktiv zu überdauern. Für den Winterschlaf suchen sich Fledermäuse einen geeigneten, in der Regel relativ feuchten und frostfreien Unterschlupf. Grosse Abendsegler, Kleine Abendsegler, Brau- ne Langohren, Rauhautfledermäuse, Weiss- randfledermäuse, Nordfledermäuse und wei- tere Arten überwintern auch im Wald in Baumhöhlen. Physiologisch folgt im Winterschlaf die Kör- pertemperatur einer Fledermaus streng der Umgebungstemperatur. Die Fledermaus ist also kalt und klamm – und damit reaktionsträ- ge und wehrlos. Der Herzschlag ist von meh- reren hundert Schlägen pro Minute im Wach- Auch die Wasserfledermaus, welche auf Insekten an zustand auf weniger als ein Dutzend pro der Wasseroberfläche spezialisiert ist, nutzt Bäume das ganze Jahr hindurch als Unterschlupf. Minute gesenkt worden, und der Sauerstoff- Foto: Stiftung Fledermausschutz verbrauch ist in diesem Zustand um den Fak- tor 100 abgesenkt. Für Fledermäuse können sich winterliche Holzfällaktionen daher fatal men oder bei sichtbaren Höhlen und Spalten auswirken. Um aufzuwachen, den Körper auf- am Stamm ist zu überdenken, ob es wirklich zuheizen und fliehen zu können, benötigt eine nötig und sinnvoll ist, diese Bäume zu fällen. Fledermaus mindestens eine halbe Stunde Solche Lebensraumelemente sind heute im oder länger. Ersatzunterschlüpfe sind selten intensiv bewirtschafteten Wald des Schweizer und schwierig zu finden, zudem können sich Mittellandes zu selten. Waldreservate und Alt- die Fledermäuse bei winterlichen Temperatu- holzinseln tragen zwar zur Förderung dieser ren keine langen Suchflüge leisten. Eine her- Strukturen bei, die Fledermauspopulationen umfliegende Fledermaus verbraucht in einer sind aber für ihr langfristiges Überleben auf Stunde dieselbe Energiemenge, die für elf der ganzen Waldfläche auf solche Habitate an- Tage Winterschlaf ausreicht. Die Wahrschein- gewiesen. Sie benötigen diese nicht nur für lichkeit, dass innert nützlicher Frist eine neue den Winterschlaf, auch im Sommerhalbjahr Winterunterkunft gefunden wird, ohne dass leben zahlreiche Arten vorwiegend in Bäumen. bei der Suche zu viel Energie verbraucht wird, Neben den Fledermäusen können zudem viele ist gering und die Erfrierungsgefahr bei tiefen weitere seltene Tierarten solche Strukturen als Temperaturen ist gross. Lebensraum und Unterschlupf nutzen.

Habitatbäume wenn möglich stehen lassen Notfalltelefon für gefundene Fledermäuse Den grössten Beitrag zum Schutz der Fleder- Es kann trotz aller Achtsamkeit passieren, dass mäuse leistet man, wenn man ökologisch be- bei der Holzerei im Winter ein von Fledermäu- sonders wertvolle Bäume nicht fällt, sondern sen bewohnter Baum gefällt wird. Dabei kön- bewusst stehen lässt. Insbesondere bei sehr nen sich Einzeltiere, aber auch bis zu einhun- alten, abgestorbenen und abgebrochene Bäu- dert Fledermäuse in einer Baumhöhle befinden.

BTW 1/2016 11 Forstamt und Forstdienst

In so einer grossen Baumhöhle könnten bis zu Beim Einfangen von Fledermäusen sollten unbedingt hundert Fledermäuse überwintern. Dieser Baum hätte Handschuhe getragen werden, denn Fledermäuse stehend den grösseren ökologischen Wert gehabt (hier ein «Kleiner Abendsegler») können zubeissen als jetzt aus ökonomischer Sicht. und dabei Krankheiten übertragen. Foto: Stiftung Fledermausschutz Foto: Stiftung Fledermausschutz

In solchen Fällen sollte man sich um die Ret- Nummer 079 330 60 60 kontaktieren. Für tung der gefährdeten Tiere bemühen. Die Stif- den Umgang mit Einzeltieren erhält man dort tung Fledermausschutz Schweiz bietet dabei Beratung und die Angaben zur nächstgelege- fachmännische Unterstützung an. nen Notpflegestation. Sind mehrere Tiere be- Ist aus dem Innern eines gefällten Baumes troffen, so werden diese umgehend von ei- das hohe Gezwitscher von Fledermäusen zu ner Fachperson der Stiftung Fledermausschutz vernehmen, so sollte man die vorhandenen abgeholt und dann in die zentrale Notpflege- Höhleneingänge beispielsweise mit einem station im Zoo Zürich gebracht, wo sie Taschentuch verschliessen, damit die Fleder- künstlich überwintert werden. Im kommen- mäuse keinen aussichtslosen Fluchtversuch den Frühjahr werden solche Fledermäuse unternehmen können. Wird bei den Fäll- und wieder freigelassen. Standortgebundene Ar- Rüstarbeiten versehentlich gar eine Fleder- ten (im Gegensatz zu den ziehenden Winter- maushöhle zersägt und Fledermäuse kom- gästen) werden dazu natürlich an ihren men zum Vorschein, so sind die Tiere nach Fundort zurückgebracht. Möglichkeit einzusammeln und sorgsam in Idealerweise wird die Nummer der Stiftung einer Kiste oder in einem Stoffsack einzu- Fledermausschutz gleich im eigenen Telefon sperren. Dabei ist aber Vorsicht geboten, abgespeichert. So kann man sofort reagie- denn Fledermäuse können zubeissen und ren, wenn bei der Holzerei Fledermäuse ent- dabei auch Krankheiten übertragen. Man deckt werden. Ein solcher Anruf ist mit wenig sollte sie daher nie mit blossen Händen, Aufwand verbunden und kann für eine stark sondern nur mit Handschuhen anfassen. bedrohte Tierart und insbesondere für die Sind die Fledermäuse eingesperrt, sollte man betroffenen Tiere überlebenswichtig sein. das Fledermausschutz-Notfalltelefon der Stif- tung Fledermausschutz Schweiz unter der Claudia Meile

12 BTW 1/2016 Forstamt und Forstdienst

bat conservation stiftungfledermausschutz fondation protection chauves-souris fondazione protezione pipistrelli fundaziun proteziun mez mieurs e mez utschels

Winterzeit ist Baumfällzeit - Notmassnahmen beim Auffi nden von Fledermäusen

Ausgangssituation 1 Ausgangssituation 2

Hohes Gezwitscher ertönt aus dem gefällten Baum. Fledermaushöhle wurde versehentlich zersägt und Fledermäuse kommen zum Vorschein.

Notmassnahme 1 Notmassnahme 1

Baumhöhlenlöcher sofort mit Lumpen verstopfen. Lebende und scheinbar tote Fledermäuse nur mit Hand- schuhen oder Tuch ergreifen - Beissgefahr.

Notmassnahme 2 Notmassnahme 2

Stammstück mit Höhle vorsichtig zurecht sägen. Stammstück Fledermäuse vorsichtig in gut verschliessbare Karton- in Ruhe nach weiteren Löchern absuchen und diese mit schachtel, Holzkiste oder verschnürbaren Stoffsack Lumpen verstopfen; hohle Stammabschnitte mit Karton- legen. oder Holzdeckel dicht abdecken. Notmassnahme 3 Notmassnahme 3

Stiftung Fledermausschutz c/o Zoo Zürich Zürichbergstr. 221 CH-8044 Zürich Telefon 044 254 26 80 Fax 044 254 26 81 Fledermausschutz-Nottelefon 079 330 60 60 fl [email protected] www.fl edermausschutz.ch Spendenkonto PC 80-7223-1

Das von der Stiftung Fledermausschutz empfohlene Vorgehen beim Auffinden von Fledermäusen während der Holzerei. Abbildung: Stiftung Fledermausschutz

BTW 1/2016 13 Forstamt und Forstdienst Das Forstrevier am Rhein

Das Forstrevier am Rhein umfasst 624 Hek­ Der Reviervorstand besteht aus Urban Brütsch taren Wald von rund 150 Waldeigentümern (Präsident), Max Erzinger, Bruno Giuliani, An- und besteht seit 2008. Es entstand aus dem drea Isler (Kassierin), Mathias Rickenbach Zusammenschluss der beiden Forstreviere (Aktuar) und Karl Vetterli (Vizepräsident) so- Diessenhofen und . Revierförs- wie zwei Vertretern der Politischen Gemein- ter Jakob Gubler kann auf 30 Jahre im Revier den Diessenhofen (Urs Sommerhalder) und zurückblicken. Wagenhausen (Kaspar Birrer).

Das Forstrevier am Rhein umfasst den Wald in Vom Schaaren bis zum Schoomet: den Gemeinden Diessenhofen und Wagen- grosse Standortsvielfalt hausen und besteht seit 2008 und dem Zu- Zum Forstrevier gehören die Waldkomplexe sammenschluss der beiden Reviere Wagen- (oberer) Schaaren, Buchberg und Rodenberg hausen und Diessenhofen. Der Zeitpunkt der sowie Stammerberg (Nordabhang) und Schoo- Fusion fiel mit der Pensionierung von Hans met, die als westliche Ausläufer des Seerü- Weber, Revierförster im Forstrevier Diessen- ckens gelten können. Die Wälder liegen zwi- hofen, zusammen. schen 400 und 600 m ü. M. und weisen eine Zum Revier gehören gesamthaft 624 Hekta- grosse Vielfalt auf. Standörtlich vorherrschend ren Wald von rund 150 Waldeigentümern. 441 sind Buchenwaldstandorte. Als kantonale Be- Hektaren (71 %) sind in öffentlicher Hand, 183 sonderheit gelten die relativ trockenen Lagen Hektaren (29 %) sind Privatwald. Damit liegt auf Schotter im Schaaren, wo Standorte des der Privatwaldanteil deutlich unter dem kan- Eichen-Hagebuchenwaldes vorkommen. tonalen Durchschnitt von 56 %. Eine Beson- derheit ist der rund 23 Hektaren grosse Wald Holzproduktion, Biodiversität, Schutzwald: auf dem Rauhenberg in Gailingen, der sich vielfältige Waldfunktionen seit Jahrhunderten im Eigentum der Bürgerge- Die Wälder sind dank günstiger Topografie, meinde Diessenhofen befindet und auf deut- Erschliessung und Standortsgüte prädesti- schem Gebiet liegt. niert für die Holzproduktion. Für die Biodiver-

Blick vom Generalstand auf dem Rodenberg nach Nordosten auf Rheinklingen und den Rhein. Links am rechten Rhein- ­ ufer die Bibermühle, im Hintergrund Ramsen und Singen (links) und der Wolkensteinerberg (Mitte). Foto: Ulrich Ulmer

14 BTW 1/2016 Forstamt und Forstdienst sität von grosser Bedeutung sind die drei Waldreservate «Schaaren», «Buchberg» und Forstrevier am Rhein «Heerenberg», die ganz oder teilweise im Re- vier liegen. Die beiden Waldtobel des Tobel- Fläche gemäss Forststatistik: bachs und des Iibebachs/Steibachs liegen im – Gesamtwaldfläche: 624 ha Schutzwaldperimeter (Erosionschutz). – Öffentlicher Wald: 71 % / 441 ha Die Vorratsaufnahme vom Herbst 2013 zeigt – Privatwald: 29 % / 183 ha folgende Baumartenzusammensetzung im Forst­- revier am Rhein: 33 % Fichte, 30 % Buche, 11 % Waldeigentum: Eiche, 7 % Föhre, 6 % Esche, je 3 % Tanne, Lär- – BG Diessenhofen: 234 ha che und Ahorn (total 53 % Laubholz). – BG Wagenhausen: 61 ha Der Revierteil Diessenhofen wurde 1999 – Staatswald St. Katharinental: 146 ha stark vom Orkan Lothar getroffen. Die nach- – Kleinprivatwald (150 Eigentümer): 183 ha haltig mögliche jährliche Nutzungsmenge, der sogenannte Hiebsatz, beträgt aktuell für das Hiebsatz total (in Revision): 4874 Tfm/Jahr gesamte Forstrevier knapp 5000 Tariffestme- ter Holz. Bemerkenswert ist die ausgegliche- ne Holznutzung im Privatwald Wagenhausen, UU: Du hast dich immer als Mann der Praxis wo sich seit Jahren der Zuwachs und die Nut- verstanden. Wie gross ist heute der Anteil zung die Waage halten. Aktuell läuft die Über- praktischer Arbeiten? arbeitung der Ausführungsplanung mit der JG: Circa 25 Prozent. Überprüfung der Hiebsätze. UU: Was ist heute besser als 1985? JG: Schwierig zu sagen. Körperlich ist die Förs- Elf Fragen von Kreisforstingenieur Ulrich terarbeit sicherlich weniger streng und der fi- Ulmer (UU) an Revierförster Jakob Gubler (JG) nanzielle Druck der Anstellung ist kleiner. Jakob «Köbi» Gubler feierte im Jahr 2015 sein UU: Was war 1985 besser als heute? 30-jähriges Dienstjubiläum als Revierförster. JG: Alles war weniger kompliziert, es gab Am 1. September 1985 begann er seine Tätig- deutlich weniger Bürokratie. Man hatte keit als Revierförster im damaligen Forstrevier mehr Zeit für intensive Wald- und Waldbe- Wagenhausen, zu dem neben der Gemeinde sitzerbetreuung. Wagenhausen auch die Bürgergemeinde Hütt- UU: Wo siehst du aktuell die grössten wilen gehörte. Das Forstrevier hatte eine Flä- Herausforderungen im Wald? che von rund 300 Hektaren. Seit dem 1. Okto- JG: Die grösste Herausforderung ist es, mit ber 2008 und dem Zusammenschluss der den heutigen Preisen/Beiträgen den Wald für beiden Forstreviere Wagenhausen und Dies­ die Waldbesitzer einigermassen kostende- senhofen betreut Köbi Gubler das Forstrevier ckend zu bewirtschaften. Die ökologischen am Rhein mit einer Fläche von 624 Hektaren und ökonomischen Interessen zu verbinden und gab dafür die Bürgergemeinde Hüttwilen ist ebenfalls eine Herausforderung. ab. UU: Welches ist deine Lieblingsbaumart? UU: Köbi, was hat sich seit deinem Start als JG: Nach dem keltischen Baumhoroskop bin Förster im Jahr 1985 am meisten verändert? ich eine Esche, aber aufgrund der heutigen JG: Die Erträge kamen damals aus dem Wald. Eschenwelke tendiere ich zur Eiche. Heute kommt viel Geld via Beiträge und dar- UU: Was gefällt dir am Försterberuf am aus ergibt sich viel Bürokratie. Persönlich besten? habe ich im Revier mit 80 Prozent praktischer JG: Die Vielfältigkeit der Aufgaben, die Freihei- Arbeit begonnen. ten sowie das Arbeiten mit und in der Natur.

BTW 1/2016 15 Forstamt und Forstdienst

UU: Wenn Du heute nochmals vor der Acht Fragen an Revierpräsident Urban Berufswahl stündest, was würdest du Brütsch (UB) machen? Seit der Gründung des Forstreviers im Jahre JG: Ich würde natürlich wieder den Försterbe- 2008 ist Urban Brütsch Präsident der Forstre- ruf wählen. vierkörperschaft. Der Forstingenieur ist da- UU: Im Normalfall arbeitest Du nun noch neben auch Präsident der Bürgergemeinde rund zehn Jahre als Revierförster. Was Dies­senhofen, Präsident des Thurgauischen wünschst du dir am meisten? Waldwirtschaftsverbandes (WVTG) sowie De- JG: Ich wünsche mir, dass mit den heutigen legierter bei WaldSchweiz (WVS). Strukturen weitergearbeitet werden kann und UU: Urban, was sind die Besonderheiten im dass die gute Zusammenarbeit mit den Nach- Forstrevier am Rhein? barrevieren, den Behörden und dem Forstamt UB: Das Forstrevier am Rhein ist mit 624 Hek- erhalten bleibt. taren ein überblickbares, relativ kleines Revier. UU: Köbi, du behauptest immer, das Es erstreckt sich vom tiefsten Punkt am Rhein­ Forstrevier am Rhein sei das schönste im ufer im Schaaren mit rund 400 m ü. M. bis zum Kanton Thurgau. Wie kommst du dazu? höchsten Punkt im Stammerberg mit rund JG: Die Landschaft hier ist sowieso die schöns- 600 m ü. M. Dementsprechend sind viele ver- te und der Wald mit all seinen Facetten passt schiedene pflanzensoziologische Gesellschaf- dazu. ten vertreten. Vom wärmeliebenden trockenen UU: Welche Aufgaben hast du noch neben Eichenwald über den typischen Buchenwald der Försterei? bis zum feuchten Eschenwald. Speziell zu er- JG: Ich bin in der Waldstrassenkorporation Wa- wähnen ist in unserem Revier sicher das relativ genhausen für den Strassenunterhalt zustän- grosse Sonderwaldreservat im Schaaren. dig und arbeite aktiv in der Naturschutzgruppe UU: Was funktioniert gut im Forstrevier Wagenhausen mit. Seit Kurzem bin ich Mitglied am Rhein? des Fachausschusses Wald der Försterschule UB: Wir pflegen eine sehr gute Zusammenar- Maienfeld. Und ich jage nicht (schmunzelt). beit mit unserem Förster Jakob Gubler und

Revierförster vom Forstrevier am Rhein, Jakob Gubler (links), und Revierpräsident Urban Brütsch (rechts). Foto: Ulrich Ulmer

16 BTW 1/2016 Forstamt und Forstdienst innerhalb des Reviervorstandes. In unserem Forstrevier haben wir ausser unserem Förster kein fest angestelltes Personal. Dank diesen sehr schlanken Strukturen arbeiten wir effizi- ent und zielgerichtet mit einem minimalen Verwaltungsaufwand und können für forstli- che Arbeiten sowohl geeignete Unternehmer als auch Akkordanten oder Mitarbeiter von Forstbetrieben kostengünstig einsetzen. UU: Wo könnte man noch etwas zulegen? UB: Durch eine noch bessere revierübergrei- Blick vom Hohenklingen nach Südwesten über den fende Zusammenarbeit könnten gewisse Ab- Rhein auf den Nordabhang des Stammerberges. Vorne am linken Rheinufer Wagenhausen, im läufe noch besser koordiniert und somit effi- Hintergrund Etzwilen (rechts). Foto: Ulrich Ulmer zienter werden. UU: Du hast einen guten Überblick über die und Ausbildungsplätzen, noch mehr defizitä- Waldverhältnisse in der Schweiz. Wo stehen ren Forstbetrieben bis zur Aufgabe der wir im Thurgau? Holznutzung im Privatwald. Wälder, die nicht UB: Im Vergleich zu andern Kantonen sind wir mehr bewirtschaftet resp. gepflegt werden, im Thurgau finanziell noch in einer relativ gu- können jedoch langfristig auch die geforder- ten Situation. Der Handlungsbedarf bei den ten Leistungen nicht mehr erbringen. forstlichen Strukturen ist bei uns bekannt und UU: Wie kann man darauf reagieren? wird laufend umgesetzt. Die Zusammenarbeit UB: Architekten, Holzverarbeiter, kantonale zwischen der Basis (Waldeigentümer), den Ämter, Holzverbraucher und Endkonsumenten Förstern und dem Forstamt funktioniert sehr (wir alle) müssen noch mehr für Schweizer gut und Herausforderungen, wie z.B. der Um- Holz, den einzigen nachwachsenden und gang mit den verschiedensten Ansprüchen an nachhaltig genutzten Rohstoff, den wir in der den Wald, werden angepackt. Schweiz haben, sensibilisiert werden. Eine UU: Wo siehst du Steigerungspotenzial? ganze Wertschöpfungskette mit einigen tau- UB: Die vielfältigen Leistungen, welche ein send Arbeitsplätzen hängt davon ab. Die ver- Forstbetrieb, ein Forstrevier oder schlussend- mehrte Verwendung von Schweizer Holz in lich der Waldeigentümer anbietet, können allen möglichen Bereichen muss gefördert nicht mehr nur über den Holzpreis entschä- werden. Leistungen, welche der Wald für die digt werden. Diesbezüglich müssen neue Lö- Öffentlichkeit erbringt, müssen entschädigt sungen ausgearbeitet werden zur Abgeltung werden (unbürokratisch und kostendeckend). effektiver Leistungen in den Bereichen Biodi- UU: Welches ist deine Lieblingsbaumart? versität, Erholung, Ökologie, Naturschutz, UB: Der Nussbaum (Juglans regia L.) gefällt Schutz vor Naturgefahren etc. mir sehr gut. Durch die Klimaveränderung UU: Wo siehst du aktuell die grössten wird er sicherlich auch bei uns eine etwas Herausforderungen im Wald? grössere Bedeutung erhalten. Bereits heute UB: Durch die heutigen tiefen Holzpreise und verbreitet er sich auf wärmebegünstigten den vermehrten Import von günstigen Rohwa- Standorten im Wald. Aus wirtschaftlicher Sicht ren, fertigen Hobel-/Schnittwaren oder gan- ist der Nussbaum mit seinem kostbaren Holz zen Holzbauelementen wird die Nachfrage und seiner kurzen Umtriebszeit von 80 Jahren nach Schweizer Holz oder die Preise dafür sehr interessant. noch mehr sinken. Dies führt zu einer gerin- Ulrich Ulmer geren Nutzungsmenge, Abbau von Arbeits- Kreisforstingenieur Forstkreis 3

BTW 1/2016 17 Forstamt und Forstdienst Drei Revierförster aus der Schule Werner Kreis

Am 1. Oktober 2015 hat Urs Fuchs sein Amt seit 2003 als Revierförster in Zihlschlacht wir- als neuer Revierförster in Güttingen angetre- kende Peter Plüer seine Forstwartlehre von ten. Damit werden nun gleich drei Forstrevie- 1985–1988 noch bei der damaligen Bürgerge- re im Forstkreis 2 von Förstern geleitet, die meinde Triboltingen mit Werner Kreis als Lehr- ihre Forstwartlehre seinerzeit beim Ermatin- meister. 1997–2000 ging dann Roman Gun- ger Revierförster Werner Kreis absolviert ha- tersweiler bei der Bürgergemeinde ben – eine einmalige Konstellation und ein denselben Weg. Er ist seit 2011 Förster des schöner Leistungsausweis für eine langjähri- Forstreviers Bürglen. Urs Fuchs schliesslich ge, erfolgreiche Nachwuchsförderung! folgte von 2005–2008 ebenfalls bei der Bür- gergemeinde Ermatingen und ist seit letztem Die denkwürdige Försterkarriere von Werner Herbst Revierförster in Güttingen. Kreis nahm ihren Anfang 1977 im seinerzeiti- Werner Kreis vermochte seinen ehemaligen gen Forstrevier Triboltingen unter heute kaum Lehrlingen nicht nur sein grosses Fachwissen, mehr vorstellbaren, einfachsten Verhältnissen. seine immense Erfahrung und die Liebe zum Als ausgesprochen unternehmerisch veranlag- Wald zu vermitteln, sondern auch die Faszina- ter Typ begann Werner jedoch unentwegt, sich tion der Jagd. Alle vier Revierförster sind pas- einen eigenen Forstbetrieb aufzubauen. Dazu sionierte Jäger und tauschen ihre neusten Er- gehörte auch die Lehrlingsausbildung. So sind lebnisse auf der Pirsch jeweils emsig seither über 20 angehende, junge Forstwarte untereinander aus. Vielen Dank, Werner, für auch nach dem Zusammenschluss der Beförs- Deine langjährige, erfolgreiche Nachwuchsför- terung mit der Bürgergemeinde Ermatingen derung zum Besten des Thurgauer Waldes! 1989 durch seine Schule gegangen und wur- den in ihrer Berufsauffassung wesentlich von Erich Tiefenbacher seinem Vorbild geprägt. So absolvierte der Kreisforstingenieur Forstkreis 2

Der stolze Lehrmeister mit seinen ehemaligen Lehrlingen, die unterdessen Försterkollegen geworden sind (v.l.n.r. Werner Kreis, Roman Guntersweiler, Urs Fuchs, Peter Plüer). Foto: Erich Tiefenbacher

18 BTW 1/2016 Forstamt und Forstdienst Information zur Schnitzelaufbereitung im Forstrevier am Nollen

Am Samstag, 7. November 2015, fand ein vielbesuchter Anlass für die Waldeigentümer im Forstrevier am Nollen statt. Revierförster Thomas Einsele vermittelte den Waldeigentü- mern viele Informationen zur Bereitstellung und zum Verkauf von Holzschnitzeln. Gleich- zeitig waren die Firmen Roth Holzschnitzel GmbH und Böhi Agro-Service GmbH mit ihren Fahrzeugen vor Ort und demonstrierten die praktische Aufbereitung der Schnitzel. Revierförster Thomas Einsele begrüsst die Wald­ eigentümer. Foto: Peter Rinderknecht Informations- und Weiterbildungsanlässe für die Waldeigentümer gehören zu den Traditio- rial und je ein Nadel- und Laubholz-Polter in nen im Forstrevier am Nollen. Am 7. Novem- Industrieholzqualität. In dieser Reihenfolge ber konnte Revierförster Thomas Einsele gut steigt auch der Preis für die Schnitzel an. 80 Waldeigentümer zur Information und zur praktischen Demonstration der Holzschnitzel- Demonstration der Aufbereitung aufbereitung am Waldrand beim Riethüsli be- Auf viel Interesse stiess bei den Waldeigentü- grüssen. mern die Demonstration der Holzschnitzel-Auf- bereitung. Im Einsatz stand der neuste Hacker, Bereitstellung des Schnitzelholzes mit dem Holz bis zum Durchmesser von 75 Anschaulich zeigte Thomas Einsele die Anfor- Zentimeter gehackt werden kann. Für die Wald­ derungen an die Hackholzhaufen, die unter- eigentümer hatte Thomas Einsele ein informati- schiedlichen Hackholzsortimente und die Aus- ves Merkblatt vorbereitet und zum Abschluss wirkungen auf den Preis auf. So waren vor waren alle zu einem Umtrunk eingeladen. dem Anlass vier Hackholzpolter gerichtet wor- den: ein Nadelholz-Polter mit hohem Reisigan- Peter Rinderknecht teil, ein Laubholz-Polter mit viel astigem Mate- Kreisforstingenieur Forstkreis 1

Praktische Demonstration der Holzschnitzel-Aufbereitung. Für den effizienten Einsatz wesentlich sind der aufeinander abgestimmte Einsatz des Hackers und des Transportunternehmers. Foto: Peter Rinderknecht

BTW 1/2016 19 Aus den Verbänden Herbarien der Forstwartlernenden neu mit erhöhten Anforderungen

Zur Grundausbildung als Forstwart gehört Wert auf Naturpräparate gelegt. Dies bedeu- das Erstellen einer Pflanzensammlung, eines tet, dass neben dem Blatt und dem Winter- sogenannten Herbariums. Traditionellerweise zweig auch Samen oder Früchte, das jeweilige fand auch im Jahr 2015 am 30. Oktober die Holz und gegebenenfalls der Keimling gesam- Herbarienausstellung der Forstwartlernenden melt und präpariert werden müssen. Das Er- im dritten Lehrjahr statt. Aufgrund der im stellen der Herbarien soll dazu dienen, durch 2014 eingeführten höheren Anforderungen Sammeln und Aufbereiten der Gehölzteile den präsentierten sich verschiedenste Werke auf Lerneffekt im Fach «Waldbauliche Grundla- qualitativ hohem Stand. Das zahlreich er- gen» zu verbessern. Die Gestaltung des Her- schienene Publikum honorierte die ausge- bariums steht den Lernenden frei. stellten Pflanzensammlungen wiederum mit Gegen Abschluss des fünften Semesters einer spannenden Publikumsbewertung. werden die Herbarien jeweils an der Gewerbli- chen Berufsschule (GBW) in Weinfelden der Öf- Den meisten lernenden Forstwarten ist be- fentlichkeit präsentiert. Ein Grossaufmarsch reits vor Lehrbeginn bekannt, dass es im Sin- von Eltern, Verwandten, Freunden, Lehrmeis- ne der Artenkenntnis in der Grundausbildung tern, Ausbildnern und Lehrern der lernenden eine Pflanzensammlung der wichtigsten Forstwarte sowie Vertreter des Forstamtes ehrte Waldbaum- und -straucharten anzulegen gilt. die Lernenden mit ihrem Besuch. Die Anwesen- Zu den diesbezüglichen Anforderungen er- den konnten sich sodann am Anblick der Werke stellte die Codoc als Fachstelle für die forstli- mit den erhöhten Anforderungen erfreuen. che Aus- und Weiterbildung eine Empfehlung Mit der lancierten Publikumsbewertung der zuhanden der kantonalen OdAs (Organisatio- ausgestellten Pflanzensammlungen konnte nen der Arbeitswelt). sich jeder Besucher für die aus seiner Sicht Die forstlichen Lehrbetriebe im Thurgau ha- schönsten Objekte einsetzen. Der Publikums- ben anlässlich des Lehrmeistertages 2013 preis wird dann anlässlich der Lehrabschluss- entschieden, die Anforderungen an die Herba- feier im Juli 2016 verliehen. rien zu erhöhen. So werden von den Lernen- den pro Baum- und Strauchart neu mehr OdA Wald Thurgau Pflanzenteile gefordert und es wird zusätzlich Mathias Rickenbach, Ausbildungsleiter

Zahlreiche Eltern, Verwandte, Freunde, Lehrmeister, Offensichtliche Zufriedenheit über die präsentierten Ausbildner und Lehrer der lernenden Forstwarte Herbarien – dies sowohl bei den Forstwartlernenden begutachteten die individuell gestalteten Herbarien. als auch bei den vielen Besuchern. Foto: Max Brenner Foto: Max Brenner

20 BTW 1/2016 Diverses Die Eibe – Buchempfehlung

Eine der geheimnisvollsten und interessan- lung im Vergleich zu den typischen Koniferen- testen einheimischen Baumarten ist gewiss arten wie Fichte oder Föhre. die Eibe (Taxus baccata). Schon seit seiner Auf die Verflechtung der Eibe mit ihrer Um- Zeit als Forstwartlehrling ist der Bündner welt wird ebenfalls ausführlich eingegangen. Förster Jürg Hassler-Schwarz deren Faszina­ Neben der allgemein bekannten Schattento- tion erlegen und hat sich seitdem mit viel leranz werden weitere wichtige Standortan- Eifer und Herzblut ein umfassendes Wissen sprüche beschrieben und in einem Öko- zu dieser Baumart angeeignet. Zum Nutzen gramm zusammengefasst. Auf das gesamte für alle baumkundlich und ethnobotanisch in- Verbreitungsareal der Eibe wird kurz, auf das teressierten Fachleute und Laien lässt uns Vorkommen in Graubünden etwas ausführli- nun Jürg Hassler mit einer fachlich fundierten cher und durch eine Verbreitungskarte er- Publikation an seinen Kenntnissen teilhaben. gänzt eingegangen. Zahlreiche nützliche und schädigende Beziehungen mit andern Orga- Das gut lesbare, reich illustrierte und sehr an- nismen von den Pilzen bis zum Schalenwild sprechend gestaltete Büchlein von 60 Seiten sowie deren Bedeutung für die Ausbreitung Umfang darf wohl mit Fug und Recht als klei- der Samen werden mit Text und Bild illust- ne Eiben-Monographie bezeichnet werden. riert. Eine detaillierte morphologische Beschrei- Als seltene und spezialisierte Baumart ver- bung von Blüte und Frucht über den Aufbau dient die Eibe eine vermehrte Aufmerksam- der Nadeln und die Holzanatomie bis hin zu keit und Förderung durch den Forstdienst. Im Rinde, Stamm und Wurzelwerk schält die bio- entsprechenden Kapitel wird hier vor allem logische Charakteristik der Eibe heraus und auf das sensible Verhalten bei stärkeren Ein- erklärt auch ihre systematische Sonderstel- griffen mit Freistellung und auf den starken

Die wenig hohe, dunkelgrüne Eibe ist wohl eine der interessantesten und geheimnisvollsten einheimischen Baumarten. Foto: Ruedi Lengweiler

BTW 1/2016 21 Diverses

Wilddruck, der die Verjüngung oft stark beein- trächtigt, eingegangen. Wohl allgemein bekannt ist die Verwen- dung von Eibenholz für die Herstellung von Pfeilbogen und Armbrust im Mittelalter sowie die Giftigkeit der Eibe insbesondere für Mensch und Haustiere. Beide Themenberei- che werden ausführlich behandelt und damit unser Halbwissen fachlich fundiert gefestigt. Die Bedeutung der Eibe für den Menschen seit der Steinzeit mit dem Höhepunkt der Nutzung im Mittelalter wird ausführlich erläu- Nadeln, Samen und Rinde der Eibe sind ausseror- tert, ebenso die heutige eingeschränkte Nut- dentlich giftig, nur für Wiederkäuer wie das Reh ist der Verzehr ungefährlich. Foto: Claudia Meile zung des Holzes für Spezialarbeiten. Auch die Verwendung der schnitttoleranten Eibe in der Gartengestaltung sowie im kulturellen Bereich toxischen Wirkungen und Vergiftungserschei- sind Themen in diesem Kapitel. nungen. Auch auf die weniger bekannte medi- Besonders interessant sind die detaillierten zinische Verwendung von Eibenextrakten als Ausführungen zum Gift der Eibe (Taxin), seine Heilmittel wird in diesem Kapitel hingewiesen. unterschiedlichen Konzentrationen in den ein- Der Mystik und dem verborgenen Charakter zelnen Baumteilen sowie die Schilderung der dieser düster wirkenden und geheimnisvollen Baumart sind zum Abschluss einige philoso- phische Gedanken gewidmet. Wer das kleine Buch aufmerksam durchgelesen hat, wird dem Autor wohl zustimmen, dass die Eibe nicht nur als «Baum des Todes», sondern im ewigen Spiel von Werden und Vergehen eben- so auch als «Baum der Wandlung» verstan- den werden kann. Markus Bichsel Forstingenieur, Chur

Die Eibe. Jürg Hassler-Schwarz (2015). Eine Beschreibung der physischen und mythi- schen Eigenschaften sowie der kulturellen Be- deutung in Graubünden. Calven Verlag, Chur, ISBN 978-3-905261-39-4. 2. erweiterte Aufla- ge, 60 Seiten. Preis: Fr. 25.00 zzgl. Porto und Verpackung

Zu beziehen beim Autor: Jürg Hassler-Schwarz Sum Curtgins 9 CH-7013 Domat Ems Das interessante Buch über die Eibe ist direkt beim 078 710 94 95 Autor zu beziehen. Abbildung: zVg E-Mail: [email protected]

22 BTW 1/2016 Diverses Stelleninserat

Das Forstrevier am Untersee liegt auf dem Thurgauer Seerücken und ist ein Doppelrevier mit 1296ha Mischwäldern. Der Revierteil Ost (611 ha) umfasst die Bürgergemeinde Ermatingen (401 ha), die Politische Gemeinde Wäldi (22 ha) sowie 188 ha Privatwald. Die Bürgergemeinde Ermatingen führt einen Forstbe- trieb mit 5 – 6 Mitarbeitern, davon 2 Lernende. Zum Revierteil West (685 ha) gehören die Politische Ge- meinde Berlingen (187 ha), die Bürgergemeinde Salenstein (183 ha) und 315 ha Privatwald. Aufgrund der gleichzeitigen Pensionierung der beiden Revierförster sind beide Stellen neu zu besetzen. Wir suchen deshalb per 1. Juli 2016 oder nach Vereinbarung

1 Revierförster/in und Betriebsleiter/in (100 %) für den Revierteil Ost 1 Revierförster/in (100 %) für den Revierteil West

Aufgaben: − hoheitliche Aufgaben innerhalb des Forstreviers und Öffentlichkeitsarbeit − Beratung bei Pflege, Holzernte, Pflanzungen, Naturschutz und Holzverkauf − weitere Aufgaben gemäss Pflichtenheft − Revierteil Ost: operative Führung des Forstbetriebes der Bürgergemeinde Ermatingen, inkl. Ausbildung von Lernenden − Revierteil West: operative Führung der Forstbetriebe Berlingen und Salenstein mit Teilzeitangestellten Wir erwarten: − Diplom Förster/in HF einer interkantonalen Försterschule der Schweiz − Führungserfahrung oder Bereitschaft zur Übernahme von Führungsverantwortung − gute waldbauliche Kenntnisse − Teamfähigkeit, Kontaktfreudigkeit, Belastbarkeit, Verhandlungsgeschick − unternehmerisches Flair und Interesse an betriebswirtschaftlichen Fragen Wir bieten: − herausfordernde, vielseitige und entwicklungsfähige Aufgaben − modernen Forsthof, moderne Büroinfrastruktur − zeitgemässe Anstellungsbedingungen Ihre Bewerbungsunterlagen mit Foto richten Sie bitte bis 5. März 2016 an: Forstrevier am Untersee, Heinz Kasper, Wieslistr. 16, 8267 Berlingen Weitere Auskünfte: – Heinz Kasper, Präsident Forstrevier am Untersee, Tel. 052 761 27 82 – Werner Kreis, Revierförster, Revierteil Ost, Tel. 071 660 11 44 – Rolf Singer, Revierförster, Revierteil West, Tel. 071 664 19 02 – Ulrich Ulmer, Kreisforstingenieur, Forstkreis 3, Tel. 058 345 62 93

Arbeitsjubiläen und runde Geburtstage im Forstdienst

Ende Januar 2016 bis Ende April 2016 8. Februar Stefan Bottlang 30. Geburtstag 22. Februar Josef Brütsch 90. Geburtstag 5. April Heinz Büchi 75. Geburtstag 12. April Iris Diesmann-Bornet 80. Geburtstag 18. April Ernst Greminger 60. Geburtstag

BTW 1/2016 23 Weisstannenverjüngung

Die Weisstanne ist im Thurgau eine wichtige und geschätzte Baumart. Ihre Bedeutung dürfte angesichts der sich ändernden klimatischen Bedingungen noch zunehmen. Nicht überall gedeiht die Tannenverjügung aber so üppig wie hier im Haidenwald im Forstrevier Feldbach. Foto: Claudia Meile

Impressum

«Blätter aus dem Thurgauer Wald» Redaktion und Herausgeber: Forstamt Thurgau Spannerstrasse 29 8510 Frauenfeld

Telefon 058 345 62 80 Fax 058 345 62 81 E-Mail [email protected] Internet www.forstamt.tg.ch

Titelbild: Der Winter liess lange auf sich warten. Forstrevier Güttingen. Foto: Claudia Meile

Druck: galledia frauenfeld ag PERFORMANCE Auflage: neutral Circa 4500 Exemplare als Beilage im «Thurgauer Bauer» Drucksache No. 01-16-410769 – www.myclimate.org vom Freitag, 29. Januar 2016, plus circa 675 Exemplare © myclimate – The Climate Protection Partnership