KdU-Rl JC/SHV SAD – Anlage 2 (gültig ab 01.01.2021)

Richtwerte für die Angemessenheit von Unterkünften im Landkreis

Zahl der Personen Richtwerte für die Angemessenheit der Wohnfläche Unterkunftskosten im Vergleichsraum I Vergleichsraum II 1 50 qm 360 € 350 € 2 65 qm 445 € 390 € 3 75 qm 490 € 460 € 4 90 qm 580 € 525 € 5 105 qm 635 € 605 € je weitere Person + 15 qm 95 € 90 €

1

KdU-Rl JC/SHV SAD – Anlage 2 (gültig ab 01.01.2021)

Zugeordnete Städte, Märkte und Gemeinden

Vergleichsraum I , Maxhütte-Haidhof, und

Vergleichsraum II Altendorf, Bodenwöhr, Bruck i. d. OPf., , Fens- terbach, , , , Neukirchen-Balbini, Neunburg v. W., , , , , Schönsee, , Schwarzach, , , , , , , , , , Weiding, Wernberg-Köblitz,

2

KdU-Rl JC/SHV SAD - Anlage 4b (gültig ab 01.01.2021)

Richtwerte (Nichtprüfungsgrenzen) für die Angemessenheit der Heizkosten für Heizungen mit zentraler Warmwasserversorgung

A) Heizöl

Der Richtwert für die Angemessenheit der Heizkosten (einschl. Warmwasser- versorgung) beträgt bei Heizöl pro Monat und qm der angemessenen 1,25 € Wohnfläche:

Bezogen auf die Richtwerte für die Angemessenheit der Wohnfläche ergeben sich für Heizöl damit folgende Kosten-Richtwerte pro Monat und Jahr:

Zahl der Personen Richtwerte für die Richtwerte HK/WW für Heizöl Wohnfläche (qm) Monatsbetrag Jahresbetrag 1 50 62,50 € 750,00 € 2 65 81,25 € 975,00 € 3 75 93,75 € 1.125,00 € 4 90 112,50 € 1.350,00 € 5 105 131,25 € 1.575,00 € 6 120 150,00 € 1.800,00 € je weitere Person 15 18,75 € 225,00 €

Für die Kosten der Unterkunft und die Heizkosten zusammen, errechnen sich je Monat damit folgende Gesamtangemessenheitsgrenzen:

Vergleichsraum I Burglengenfeld, Maxhütte-Haidhof, Schwandorf und Teublitz Zahl der Personen Richtwerte Miete Richtwerte HK/WW für Heizöl Gesamtgrenze

1 360,00 € 62,50 € 422,50 € 2 445,00 € 81,25 € 526,25 € 3 490,00 € 93,75 € 583,75 € 4 580,00 € 112,50 € 692,50 € 5 635,00 € 131,25 € 766,25 € 6 730,00 € 150,00 € 880,00 € je weitere Person 95,00 € 18,75 € 113,75 €

Vergleichsraum II alle übrigen Kommunen im Landkreis Zahl der Personen Richtwerte Miete Richtwerte HK/WW für Heizöl Gesamtgrenze

1 350,00 € 62,50 € 412,50 € 2 390,00 € 81,25 € 471,25 € 3 460,00 € 93,75 € 553,75 € 4 525,00 € 112,50 € 637,50 € 5 605,00 € 131,25 € 736,25 € 6 695,00 € 150,00 € 845,00 € je weitere Person 90,00 € 18,75 € 108,75 €

Die in den Tabellen ausgewiesenen Werte stellen auf die Richtwerte für die Angemessenheit der Wohnfläche ab. Von diesen Höchstgrenzen ist nach der Rspr. auch dann auszugehen, wenn die tatsächliche Wohnfläche niedriger ist.

KdU-Rl JC_SHV SAD - Anlage 4b (Richtwerte Heizkosten mit WW)_gültig ab 01.01.2021 1 B) Gas

Der Richtwert für die Angemessenheit der Heizkosten (einschl. Warmwasser- versorgung) beträgt bei Gas pro Monat und qm der angemessenen 1,625 € Wohnfläche:

Bezogen auf die Richtwerte für die Angemessenheit der Wohnfläche ergeben sich für Gas damit folgende Kosten-Richtwerte pro Monat und Jahr:

Zahl der Personen Richtwerte für die Richtwerte HK/WW für Gas Wohnfläche (qm) Monatsbetrag Jahresbetrag 1 50 81,25 € 975,00 € 2 65 105,75 € 1.269,00 € 3 75 122,00 € 1.464,00 € 4 90 146,25 € 1.755,00 € 5 105 170,75 € 2.049,00 € 6 120 195,00 € 2.340,00 € je weitere Person 15 24,50 € 294,00 €

Für die Kosten der Unterkunft und die Heizkosten zusammen, errechnen sich je Monat damit folgende Gesamtangemessenheitsgrenzen:

Vergleichsraum I Burglengenfeld, Maxhütte-Haidhof, Schwandorf und Teublitz Zahl der Personen Richtwerte Miete Richtwerte HK/WW für Gas Gesamtgrenze 1 360,00 € 81,25 € 441,25 € 2 445,00 € 105,75 € 550,75 € 3 490,00 € 122,00 € 612,00 € 4 580,00 € 146,25 € 726,25 € 5 635,00 € 170,75 € 805,75 € 6 730,00 € 195,00 € 925,00 € je weitere Person 95,00 € 24,50 € 119,50 €

Vergleichsraum II alle übrigen Kommunen im Landkreis Zahl der Personen Richtwerte Miete Richtwerte HK/WW für Gas Gesamtgrenze 1 350,00 € 81,25 € 431,25 € 2 390,00 € 105,75 € 495,75 € 3 460,00 € 122,00 € 582,00 € 4 525,00 € 146,25 € 671,25 € 5 605,00 € 170,75 € 775,75 € 6 695,00 € 195,00 € 890,00 € je weitere Person 90,00 € 24,50 € 114,50 €

Die in den Tabellen ausgewiesenen Werte stellen auf die Richtwerte für die Angemessenheit der Wohnfläche ab. Von diesen Höchstgrenzen ist nach der Rspr. auch dann auszugehen, wenn die tatsächliche Wohnfläche niedriger ist.

KdU-Rl JC_SHV SAD - Anlage 4b (Richtwerte Heizkosten mit WW)_gültig ab 01.01.2021 2 C) Heizstrom*

* Bei Nachtspeicheröfen etc. dürfte eher eine dezentrale Warmwasserversorgung in Betracht kommen.

Der Richtwert für die Angemessenheit der Heizkosten (einschl. Warmwasser- versorgung) beträgt bei Heizstrom pro Monat und qm der angemessenen 2,8750 € Wohnfläche:

Bezogen auf die Richtwerte für die Angemessenheit der Wohnfläche ergeben sich für Heizstrom damit folgende Kosten-Richtwerte pro Monat und Jahr:

Zahl der Personen Richtwerte für die Richtwerte HK/WW für Heizstrom Wohnfläche (qm) Monatsbetrag Jahresbetrag 1 50 143,75 € 1.725,00 € 2 65 187,00 € 2.244,00 € 3 75 215,75 € 2.589,00 € 4 90 258,75 € 3.105,00 € 5 105 302,00 € 3.624,00 € 6 120 345,00 € 4.140,00 € je weitere Person 15 43,25 € 519,00 €

Für die Kosten der Unterkunft und die Heizkosten zusammen, errechnen sich je Monat damit folgende Gesamtangemessenheitsgrenzen:

Vergleichsraum I Burglengenfeld, Maxhütte-Haidhof, Schwandorf und Teublitz Zahl der Personen Richtwerte Miete Richtwerte HK/WW für Gesamtgrenze Heizstrom 1 360,00 € 143,75 € 503,75 € 2 445,00 € 187,00 € 632,00 € 3 490,00 € 215,75 € 705,75 € 4 580,00 € 258,75 € 838,75 € 5 635,00 € 302,00 € 937,00 € 6 730,00 € 345,00 € 1.075,00 € je weitere Person 95,00 € 43,25 € 138,25 €

Vergleichsraum II alle übrigen Kommunen im Landkreis Zahl der Personen Richtwerte Miete Richtwerte HK/WW für Gesamtgrenze Heizstrom 1 350,00 € 143,75 € 493,75 € 2 390,00 € 187,00 € 577,00 € 3 460,00 € 215,75 € 675,75 € 4 525,00 € 258,75 € 783,75 € 5 605,00 € 302,00 € 907,00 € 6 695,00 € 345,00 € 1.040,00 € je weitere Person 90,00 € 43,25 € 133,25 €

Die in den Tabellen ausgewiesenen Werte stellen auf die Richtwerte für die Angemessenheit der Wohnfläche ab. Von diesen Höchstgrenzen ist nach der Rspr. auch dann auszugehen, wenn die tatsächliche Wohnfläche niedriger ist.

KdU-Rl JC_SHV SAD - Anlage 4b (Richtwerte Heizkosten mit WW)_gültig ab 01.01.2021 3 KdU-Rl JC/SHV SAD - Anlage 4a (gültig ab 01.01.2021)

Richtwerte (Nichtprüfungsgrenzen) für die Angemessenheit der Heizkosten für Heizungen ohne zentrale Warmwasserversorgung

A) Heizöl

Der Richtwert für die Angemessenheit der Heizkosten beträgt bei Heizöl pro 1,00 € Monat und qm der angemessenen Wohnfläche:

Bezogen auf die Richtwerte für die Angemessenheit der Wohnfläche ergeben sich für Heizöl damit folgende Kosten-Richtwerte pro Monat und Jahr: Zahl der Personen Richtwerte für die Richtwerte HK für Heizöl Wohnfläche (qm) Monatsbetrag Jahresbetrag 1 50 50,00 € 600,00 € 2 65 65,00 € 780,00 € 3 75 75,00 € 900,00 € 4 90 90,00 € 1.080,00 € 5 105 105,00 € 1.260,00 € 6 120 120,00 € 1.440,00 € je weitere Person 15 15,00 € 180,00 €

Für die Kosten der Unterkunft und die Heizkosten zusammen, errechnen sich je Monat damit folgende Gesamtangemessenheitsgrenzen:

Vergleichsraum I Burglengenfeld, Maxhütte-Haidhof, Schwandorf und Teublitz Zahl der Personen Richtwerte für Miete Richtwerte HK für Heizöl Gesamtgrenze 1 360,00 € 50,00 € 410,00 € 2 445,00 € 65,00 € 510,00 € 3 490,00 € 75,00 € 565,00 € 4 580,00 € 90,00 € 670,00 € 5 635,00 € 105,00 € 740,00 € 6 730,00 € 120,00 € 850,00 € je weitere Person 95,00 € 15,00 € 110,00 €

Vergleichsraum II alle übrigen Kommunen im Landkreis Schwandorf Zahl der Personen Richtwerte für Miete Richtwerte HK für Heizöl Gesamtgrenze 1 350,00 € 50,00 € 400,00 € 2 390,00 € 65,00 € 455,00 € 3 460,00 € 75,00 € 535,00 € 4 525,00 € 90,00 € 615,00 € 5 605,00 € 105,00 € 710,00 € 6 695,00 € 120,00 € 815,00 € je weitere Person 90,00 € 15,00 € 105,00 €

Die in den Tabellen ausgewiesenen Werte stellen auf die Richtwerte für die Angemessenheit der Wohnfläche ab. Von diesen Höchstgrenzen ist nach der Rspr. auch dann auszugehen, wenn die tatsächliche Wohnfläche niedriger ist.

KdU-Rl JC_SHV SAD - Anlage 4a (Richtwerte Heizkosten ohne WW)_gültig ab 01.01.2021 1 B) Gas

Der Richtwert für die Angemessenheit der Heizkosten beträgt bei Gas pro 1,30 € Monat und qm der angemessenen Wohnfläche:

Bezogen auf die Richtwerte für die Angemessenheit der Wohnfläche ergeben sich für Gas damit folgende Kosten-Richtwerte pro Monat und Jahr:

Zahl der Personen Richtwerte für die Richtwerte HK für Gas Wohnfläche (qm) Monatsbetrag Jahresbetrag 1 50 65,00 € 780,00 € 2 65 84,50 € 1.014,00 € 3 75 97,50 € 1.170,00 € 4 90 117,00 € 1.404,00 € 5 105 136,50 € 1.638,00 € 6 120 156,00 € 1.872,00 € je weitere Person 15 19,50 € 234,00 €

Für die Kosten der Unterkunft und die Heizkosten zusammen, errechnen sich je Monat damit folgende Gesamtangemessenheitsgrenzen:

Vergleichsraum I Burglengenfeld, Maxhütte-Haidhof, Schwandorf und Teublitz Zahl der Personen Richtwerte für Miete Richtwerte HK für Gas Gesamtgrenze 1 360,00 € 65,00 € 425,00 € 2 445,00 € 84,50 € 529,50 € 3 490,00 € 97,50 € 587,50 € 4 580,00 € 117,00 € 697,00 € 5 635,00 € 136,50 € 771,50 € 6 730,00 € 156,00 € 886,00 € je weitere Person 95,00 € 19,50 € 114,50 €

Vergleichsraum II alle übrigen Kommunen im Landkreis Schwandorf Zahl der Personen Richtwerte für Miete Richtwerte HK für Gas Gesamtgrenze 1 350,00 € 65,00 € 415,00 € 2 390,00 € 84,50 € 474,50 € 3 460,00 € 97,50 € 557,50 € 4 525,00 € 117,00 € 642,00 € 5 605,00 € 136,50 € 741,50 € 6 695,00 € 156,00 € 851,00 € je weitere Person 90,00 € 19,50 € 109,50 €

Die in den Tabellen ausgewiesenen Werte stellen auf die Richtwerte für die Angemessenheit der Wohnfläche ab. Von diesen Höchstgrenzen ist nach der Rspr. auch dann auszugehen, wenn die tatsächliche Wohnfläche niedriger ist.

KdU-Rl JC_SHV SAD - Anlage 4a (Richtwerte Heizkosten ohne WW)_gültig ab 01.01.2021 2 C) Heizstrom

Der Richtwert für die Angemessenheit der Heizkosten beträgt bei Heizstrom 2,30 € pro Monat und qm der angemessenen Wohnfläche:

Bezogen auf die Richtwerte für die Angemessenheit der Wohnfläche ergeben sich für Heizstrom damit folgende Kosten-Richtwerte pro Monat und Jahr: Zahl der Personen Richtwerte für die Richtwerte HK für Heizstrom Wohnfläche (qm) Monatsbetrag Jahresbetrag 1 50 115,00 € 1.380,00 € 2 65 149,50 € 1.794,00 € 3 75 172,50 € 2.070,00 € 4 90 207,00 € 2.484,00 € 5 105 241,50 € 2.898,00 € 6 120 276,00 € 3.312,00 € je weitere Person 15 34,50 € 414,00 €

Für die Kosten der Unterkunft und die Heizkosten zusammen, errechnen sich je Monat damit folgende Gesamtangemessenheitsgrenzen:

Vergleichsraum I Burglengenfeld, Maxhütte-Haidhof, Schwandorf und Teublitz Zahl der Personen Richtwerte für Miete Richtwerte HK für Gesamtgrenze Heizstrom 1 360,00 € 115,00 € 475,00 € 2 445,00 € 149,50 € 594,50 € 3 490,00 € 172,50 € 662,50 € 4 580,00 € 207,00 € 787,00 € 5 635,00 € 241,50 € 876,50 € 6 730,00 € 276,00 € 1.006,00 € je weitere Person 95,00 € 34,50 € 129,50 €

Vergleichsraum II alle übrigen Kommunen im Landkreis Schwandorf Zahl der Personen Richtwerte für Miete Richtwerte HK für Gesamtgrenze Heizstrom 1 350,00 € 115,00 € 465,00 € 2 390,00 € 149,50 € 539,50 € 3 460,00 € 172,50 € 632,50 € 4 525,00 € 207,00 € 732,00 € 5 605,00 € 241,50 € 846,50 € 6 695,00 € 276,00 € 971,00 € je weitere Person 90,00 € 34,50 € 124,50 €

Die in den Tabellen ausgewiesenen Werte stellen auf die Richtwerte für die Angemessenheit der Wohnfläche ab. Von diesen Höchstgrenzen ist nach der Rspr. auch dann auszugehen, wenn die tatsächliche Wohnfläche niedriger ist.

KdU-Rl JC_SHV SAD - Anlage 4a (Richtwerte Heizkosten ohne WW)_gültig ab 01.01.2021 3 D) Beispiele

Bsp.1: Eine alleinstehende Leistungsberechtigte hat in Schwandorf (Vergleichsraum I) eine Wohnung angemietet, die 60 qm groß ist. Die Wohnung befindet sich in einem alten Haus. Die Miete beträgt einschließlich Nebenkosten kalt 300 €. Die Wohnung wird mit Öl beheizt. Der Abschlag für die Heizkosten liegt bei 100 €.

Die Kosten der Unterkunft sind nach den Richtlinien angemessen, weil zwar der Richtwert für die Wohnfläche bei einem 1-Personen-Haushalt (50 qm) überschritten wird, nicht aber der Richtwert für die Kosten der Unterkunft, der im Vergleichsraum I für einen 1-Personen-Haushalt bei 360 € liegt. Bezüglich der Heizkosten wird der Richtwert für die Angemessenheit (50 €) überschritten.

Im Rahmen der vorzunehmenden Gesamtbetrachtung wird die Summe aus dem Richtwert für angemessene Unterkunftskosten und der Nichtprüfungsgrenze für angemessene Heizkosten aber noch eingehalten. Die Gesamtangemessenheitsgrenze beträgt für dieses Beispiel 410 € (360 € für die Kosten der Unterkunft und 50 € für die Kosten der Heizung). Die tatsächlichen Kosten von 400 € (300 € für die Bruttokaltmiete und 100 € für die Heizung mit Öl) liegen unter dieser Grenze, so dass die Wohnung insgesamt noch angemessen ist.

Bsp. 2: Ein alleinstehender Leistungsberechtigter hat in Nabburg (Vergleichsraum II) eine Wohnung angemietet, die 60 qm groß ist. Er muss hierfür 360 € Miete (Grundmiete einschl. Betriebskosten kalt) zahlen. Die Wohnung wird mit Öl beheizt. Der Abschlag für die Heizkosten beträgt monatlich 40 €.

Die Kosten der Unterkunft sind nach den Regelungen zur (abstrakten) Angemessenheit der Unterkunft zu hoch. Bezüglich der Heizkosten wird der Richtwert für die Angemessenheit (50 €) eingehalten, weil das Gebäude erst modernisiert wurde und über eine neue Heizanlage verfügt.

Im Rahmen der vorzunehmenden Gesamtbetrachtung wird die Summe aus dem Richtwert für angemessene Unterkunftskosten und der Nichtprüfungsgrenze für angemessene Heizkosten aber noch eingehalten. Die Gesamtangemessenheitsgrenze beträgt für dieses Beispiel 400 € (350 € für die Kosten der Unterkunft und 50 € für die Kosten der Heizung). Die tatsächlichen Kosten von 400 € (360 € für die Bruttokaltmiete und 40 € für die Heizung mit Öl) decken sich mit dieser Grenze, so dass auch diese Wohnung insgesamt noch angemessen ist.

KdU-Rl JC_SHV SAD - Anlage 4a (Richtwerte Heizkosten ohne WW)_gültig ab 01.01.2021 4

Landratsamt Schwandorf . Postfach 15 49 . 92406 Schwandorf www.landkreis-schwandorf.de

Ihr Zeichen: (Nur) Per E-Mail Ihre Nachricht vom: Unser Zeichen: 2.300 Unsere Nachricht vom: a) Jobcenter im Landkreis Schwandorf Name: H. Frisch Zimmernummer: 110 b) Sozialhilfeverwaltung Telefon: 09431 471-321 Telefax: 09431 471-469 E-Mail: [email protected]

20.10.2020

Bedarfe für Unterkunft und Heizung im Vollzug des SGB II und des SGB XII; Anpassung der Richtwerte für die (abstrakte) Angemessenheit von Unter- kunfts- und Heizkosten ab 01.01.2021

Anlagen Anlagen 2, 4a und 4b der KdU-Rl JC/SHV SAD in der ab 01.01.2021 geltenden Fassung Hinweisblatt zur Angemessenheit von Unterkunfts- und Heizkosten

Sehr geehrte Damen und Herren, die Richtwerte für die (abstrakte) Angemessenheit von Unterkunfts- und Heizkosten werden zum 01.01.2021 angepasst. Der Kreisausschuss hat der Anpassung am 19.10.2020 zugestimmt.

Anbei erhalten Sie die Anlagen zu den KdU-Richtlinien und das Hinweisblatt zur Ange- messenheit von Unterkunfts- und Heizkosten in der ab 01.01.2021 geltenden Fassung. a) Richtwerte für die (abstrakte) Angemessenheit der Unterkunftskosten Für 2021 werden die Richtwerte nochmals mit dem Verbraucherpreisindex für Bay- ern (Spezialindizes für die Netto-Kaltmiete und die Wohnungsnebenkosten) fort- geschrieben. Danach sind in Bayern im Zeitraum Juni 2018 bis Juni 2020 die Woh- nungsmieten (Nettokaltmieten) um 3,14 % und die Wohnungsnebenkosten um

Dienstgebäude Öffnungszeiten Bankverbindung Wackersdorfer Straße 80 Montag–Donnerstag 08:00–15:30 Uhr Sparkasse im Landkreis Schwandorf 92421 Schwandorf Freitag 08:00–12:00 Uhr IBAN: DE57 7505 1040 0380 0090 50 Telefon: 09431 471-0 BIC: BYLADEM1SAD Telefax: 09431 471-444 Nutzen Sie die Möglichkeit [email protected] der Terminvereinbarung!

Sie erreichen das Landratsamt mit Citybus 102 oder mit Linienbus 105 und 106, halbstündlich ab Zentralem Omnibusbahnhof (am Bahnhof).

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3,92 % gestiegen. Diese Steigerungsraten wurden auf die bisherigen Richtwerte übertragen (Hinweis: Im Laufe des Jahres 2021 ist nach jetzigem Stand die Erstel- lung eines neuen schlüssigen Konzeptes geplant).

In der nachfolgenden Tabelle ist dargestellt, wie sich die Richtwerte mit der Fort- schreibung entwickeln. Die Richtwerte sind jeweils auf volle Fünf-Euro-Beträge auf- gerundet.

Zahl der Richtwerte für die Angemessenheit der Unterkunftskosten Personen Vergleichsraum I Vergleichsraum II (Burglengenfeld, (übrige Kommunen) Maxhütte-Haidhof, Teublitz und Schwandorf) bisher neu Differenz bisher neu Differenz 1 350 € 360 € 10 € 335 € 350 € 15 € 2 430 € 445 € 15 € 380 € 390 € 10 € 3 475 € 490 € 15 € 445 € 460 € 15 € 4 560 € 580 € 20 € 505 € 525 € 20 € 5 615 € 635 € 20 € 585 € 605 € 20 € je weitere 90 € 95 € 5 € 85 € 90 € 5 € Person

Die neuen Richtwerte sind durchwegs höher als die bisherigen Festsetzungen.

Falls der Ansatz von Kosten der Unterkunft durch den bisherigen Richt- wert bzw. die Gesamtangemessenheitsgrenze „gedeckelt“ war, ist ab 01.01.2021 ein höherer Bedarf zu berücksichtigen. Für die Leistungsbe- rechtigten ergeben sich in diesen Fällen entsprechend höhere Leistungen. b) Richtwerte für die (abstrakte) Angemessenheit der Heizkosten Die Kostenrichtwerte für die Heizkosten werden zum 01.01.2021 wie folgt ange- passt:

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Brennstoff Richtwert pro qm und Monat

ohne Warmwasser mit Warmwasser

bisher neu bisher neu

Heizöl (neu) 1,20 € 1,00 € 1,50 € 1,25 €

Gas (neu) 1,20 € 1,30 € 1,50 € 1,625 €

Heizstrom (unverändert) 2,30 € 2,30 € 2,875 € 2,875 €

Ergänzende Hinweise zu den Richtwerten für die Heizkosten: 1. Die Berechnung für Heizöl beruht auf einem Heizölpreis von brutto 0,65 €/l. Es handelt sich dabei um den diesjährigen Durchschnittspreis für eine Beschaffung von 900 Litern Heizöl (Eckwert für eine Wohnung mit einer Wohnfläche von 50 qm). Dieser Wert liegt über dem aktuellen Beschaffungspreis von 0,50 €/l (Stand 19.10.2020). Bei der Festsetzung war aber zu berücksichtigen, dass der Mehrwertsteuersatz zum 01.01.2021 wieder von 16 % auf 19 % steigen wird. Außerdem wird sich

Heizöl infolge der CO2-Bepreisung um knapp 8ct/l verteuern. Diese beiden Fak- toren sind – ausgehend vom aktuellen Preisniveau – durch den Richtwert von 1,00 € bzw. 1,25 € pro qm und Monat bereits gedeckt.

Beim Gas beruht der Richtwert auf den Tarifdaten des Grundversorgers E.ON

Bayern (Stand unverändert 01.04.2019). Wegen der CO2-Bepreisung, die bei diesem Energieträger zu Mehrkosten von 0,5 ct/kWh führen wird, war trotzdem die Erhöhung des Richtwerts angezeigt.

Beim Heizstrom bildet der Tarif E.ON Grundversorgung mit getrennter Messung (Stand ebenfalls unverändert 01.04.2019) die Grundlage für die Festsetzung.

Eine Anpassung ist nicht erforderlich. Bei Strom gibt es keine CO2-Bepreisung.

Für die übrigen Brennstoffe ist die Vorgabe von Euro-Beträgen aufgrund der Besonderheiten (unterschiedliche Holzarten, Vielzahl von Anbietern mit man- gelnder Marktübersicht) nicht möglich. Hier muss auf Verbrauchsmengen und den jeweils aktuellen Preis abgestellt werden.

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2. Hervorzuheben ist, dass es sich um Richtwerte (Nichtprüfungsgrenzen) handelt.

Beim Heizöl, wo der Richtwert abgesenkt wird, braucht deshalb im Hin- blick auf die Anpassung der Werte zum 01.01.2021 zunächst keine Auf- forderung zur Kostensenkung zu ergehen. Ob eine solche erforderlich ist, ist vielmehr erst nach Ablauf des Abrechnungszeitraums zu prüfen. Ggf. wären bei einer nochmaligen Verlängerung über den 31.12.2020 hinaus zudem die Regelungen zum erleichterten Zugang zu Grundsicherungs- bzw. So- zialhilfeleistungen infolge des Coronavirus nach dem Sozialschutz-Paket zu beachten. Der Eintritt der Unangemessenheit während des Leistungsbezugs ist gleichzusetzen mit Neuanträgen bzw. Weiterbewilligungsanträgen, bei denen bei einem Beginn des Bewilligungszeitraums innerhalb des genannten Zeitraums für die Dauer von sechs Monaten die tatsächlichen Kosten für Unterkunft und Heizung zu berücksichtigen sind.

Soweit die Richtwerte ansonsten immer noch überschritten werden und eine Anerkennung auch unter Zugrundelegung der Gesamtangemessenheits- grenze nicht möglich ist, ist zu prüfen, ob nach den Besonderheiten des Einzel- falls ein höherer Verbrauch bzw. höhere Kosten angemessen sind. Auf die Aus- führungen unter Nr. 4.1.2 der KdU-Rl-JC SAD bzw. unter Nr. 5.1.2 der KdU-Rl- SHV SAD wird verwiesen.

Für die ergänzende Beurteilung kann je nach Einzelfall auch der bundesweite Heizspiegel der co2online gGmbH (www.heizspiegel.de) hilfreich sein. Das Bundessozialgericht hat mehrfach entschieden (z. B. BSG vom 02.07.2009 – B 14 AS 33/08 R), bei Fehlen eines kommunalen Heizspiegels könne auf den bundesweiten Heizspiegel zurückgegriffen werden. Der maßgebende Grenzwert für angemessene Heizkosten errechne sich aus der abstrakt angemessenen Wohnfläche (und nicht aus der Wohnfläche der konkret innegehabten Wohnung) und den entsprechenden Werten der Spalte „zu hoch“ des bundesweiten Heiz- spiegels, der zum Zeitpunkt der behördlichen Entscheidung veröffentlicht gewe- sen sei.

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Dem Grenzwert aus dem bundesweiten Heizspiegel komme jedoch nicht die Funktion einer absoluten Quadratmeterhöchstgrenze zu. Auch diesem Wert liege nämlich keine Auswertung von Daten zugrunde, die den Schluss zuließe, es handele sich insoweit um angemessene Kosten. Der Grenzwert markiere nicht angemessene Heizkosten, sondern gebe einen Hinweis darauf, dass von unangemessenen Heizkosten auszugehen sei. Das Überschreiten des Grenzwer- tes könne lediglich als Indiz für die fehlende Angemessenheit angesehen werden ("im Regelfall") und führe zu einem Anscheinsbeweis zu Lasten des hilfebedürf- tigen Leistungsempfängers dahingehend, dass von unangemessen hohen Kos- ten auszugehen sei. Lasse sich nicht feststellen, dass im Einzelfall höhere Auf- wendungen gleichwohl angemessen seien, träfen den Hilfeempfänger die Folgen im Sinne der materiellen Beweislast. Mit Urteil vom 04.06.2014 (B 14 AS 53/13 R) hat es das BSG dementsprechend als unzulässig angesehen, generell und von vorneherein auf die Spalte „zu hoch“ als Angemessenheitsrichtwert abzustellen.

3. Bei der Gewährung einmaliger Heizbeihilfen, d. h. für Personen, die sonst keine laufenden Leistungen benötigen, die Aufwendungen für selbst zu beschaffende Brennstoffe oder Heizkostennachforderungen aber nicht aus eigenen Mitteln de- cken können, sind die Vorgaben des StMAS (aktuell im AMS vom 11.02.2020 zu den allgemeinen Anspruchsvoraussetzungen, Leistungsbedingungen und Ver- fahrensfragen, insbesondere auf S. 42) zu beachten. Danach ist nur das „über- steigende Einkommen im Monat des Bedarfs“ (Fälligkeit der Rechnung) einzu- setzen. Dies wurde vom BSG mit Urteil vom 08.05.2019 (B 14 AS 20/18 R) noch einmal bestätigt. Missbräuchliche Anträge sind ggf. über die Grundsätze der An- gemessenheit bzw. den Nachranggrundsatz zu lösen.

Mit freundlichen Grüßen

Frisch Verwaltungsrat

im Landkreis Schwandorf

Hinweisblatt zur Angemessenheit von Unterkunfts- und Heizkosten beim Bezug von Arbeitslosengeld II oder Sozialhilfe im Landkreis Schwandorf (Stand: 01.01.2021)

A) Für die Angemessenheit der Unterkunft gelten folgende Richtwerte:

Zahl der Richtwerte für die Angemessenheit der Personen Wohnfläche Unterkunftskosten im Vergleichsraum I1) Vergleichsraum II2) 1 50 qm 360 € 350 € 2 65 qm 445 € 390 € 3 75 qm 490 € 460 € 4 90 qm 580 € 525 € 5 105 qm 635 € 605 € je weitere Person + 15 qm 95 € 90 €

1) Burglengenfeld, Maxhütte-Haidhof, Schwandorf und Teublitz 2) Altendorf, Bodenwöhr, Bruck i. d. OPf., Dieterskirchen, , Gleiritsch, Gu- teneck, Nabburg, Neukirchen-Balbini, Neunburg v. W., Niedermurach, Nittenau, Oberviechtach, Pfreimd, Schönsee, Schmidgaden, Schwarzach, Schwarzenfeld, Schwarzhofen, Stadlern, Steinberg am See, Stulln, Teunz, Thanstein, Trausnitz, Wackersdorf, Weiding, Wernberg-Köblitz, Winklarn

Die Angemessenheit der Wohnfläche richtet sich nach den Werten, die der Freistaat Bayern für Wohnberechtigte im sozialen Mietwohnungsbau festgesetzt hat. Maßgebend ist dabei in der Regel die Zahl der dauerhaft in der Unterkunft wohnenden Personen. Erheblich ist außerdem nur die Fläche, nicht jedoch die Anzahl der Zimmer.

Bei den Unterkunftskosten wird auf die Bruttokaltmiete abgestellt. Dazu gehören die Grundmiete (Kaltmietzins) und alle mietvertraglich geschuldeten Nebenkosten (kalte Betriebskosten), die zulässigerweise auf Mieter umgelegt werden dürfen, z. B. Grund- steuer, Gebäudebrandversicherung, Wasser- und Kanalgebühren, Müllabfuhr.

Nicht zu den Unterkunftskosten rechnen  die Heizkosten und die Kosten für die Warmwasserbereitung. Diese werden geson- dert berücksichtigt (s. Abschn. B und C).  der Haushaltsstrom. Dieser ist über die Regelsätze abgegolten.

Bei den Richtwerten für die Unterkunftskosten handelt es sich nicht um die Durch- schnittsmieten für die jeweiligen Gemeinden. Nach der Rechtsprechung des Bundesso- zialgerichts ist nur das untere Segment des Wohnungsmarktes zu Grunde zu legen. Die Unterkunft muss und darf hinsichtlich Ausstattung, Lage und Bausubstanz grundsätzlich nur einfachen Standard erfüllen. Die Richtwerte beruhen auf einer Mietwerterhebung, 2 die Mitte des Jahres 2016 durchgeführt worden ist. Zum 01.01.2019 und zum 01.01.2021 erfolgte eine Fortschreibung mittels der Verbraucherpreisindizes für Woh- nungsmieten (Nettokaltmiete und Wohnungsnebenkosten) in Bayern.

Die Richtwerte bilden grundsätzlich nur die Höchstgrenzen für angemessenen Wohn- raum. Es besteht kein Anspruch darauf, diese Grenzen voll auszuschöpfen. Insgesamt ist eine Wohnung auch dann noch angemessen, wenn zwar der Richtwert für die Wohn- fläche, nicht aber der Richtwert für die Unterkunftskosten, überschritten wird.

B) Für die Angemessenheit der Beheizung gelten folgende Richtwerte:

Brennstoff Verbrauch Kosten pro pro qm und Jahr qm und Monat qm und Jahr Heizöl 18 l 1,00 € 12,00 € Gas 16,16 cbm bzw. 180 kWh 1,30 € 15,60 € Heizstrom 130 kWh 2,30 € 27,60 € Holz 41,66 kg bzw. 0,14 Ster Hinweis: Bei diesen Brennstoffen ist auf- Braunkohlebriketts 32,72 kg grund der fehlenden Markttrans- Holzpellets 36 kg parenz ein Richtwert für die Kos- Hackschnitzel 41,66 kg bzw. 0,24 Srm ten nicht möglich! Flüssiggas 13,84 kg

Um den angemessenen Gesamtverbrauch bzw. die Gesamtkosten zu errechnen, sind diese Werte mit den Richtwerten für die angemessene Wohnfläche (s. Abschn. A) zu multiplizieren.

Beispiel: Herr Müller lebt alleine in einer Wohnung mit 45 qm, die zentral mit Öl beheizt wird. In diesem Fall ist grundsätzlich ein Jahresverbrauch von bis zu 900 l Heizöl angemessen (Rechenweg: 18 l/qm x 50 qm). Dies sind in Kosten bis zu 50,00 € pro Monat bzw. 600 €/Jahr (Rechenweg: 50 qm x 1,00 €/qm und x 12 für den Jahresbetrag).

Anmerkung: Die Verbrauchswerte gehen dem Grunde nach schon von einem erhöhten Energieverbrauch (z. B. wegen schlechter Gebäudedämmung) aus. Gleichwohl kann im Einzelfall ein höherer Verbrauch möglich sein. Hierzu bedarf es aber der Darlegung nä- herer Umstände, über deren Berücksichtigung dann im Einzelfall zu entscheiden ist.

C) Kosten für die Warmwasserbereitung

Wird das Warmwasser zentral mit der Heizanlage erwärmt, erhöhen sich die Richtwerte nach Abschn. B um 25 %. Erfolgt die Aufheizung dezentral (z. B. über einen Boiler in der Wohnung), wird hierfür ein gesetzlich festgelegter Mehrbedarf berücksichtigt.

D) Wohneigentum

Für selbst genutzte, vermögensrechtlich geschützte Eigenheime und Eigentumswoh- nungen gelten vorstehende Ausführungen sinngemäß. Nach der Rechtsprechung darf bei den Kosten der Unterkunft und Heizung im Vergleich zu Mietwohnungen grundsätz- lich keine Besserstellung erfolgen.

Richtlinien des Landkreises Schwandorf zu den Leistungen für Unterkunft und Heizung im Bereich des Jobcenters im Landkreis Schwandorf (KdU-Rl JC SAD)

Vorbemerkung: Das Bayerische Staatsministerium für Familie, Arbeit und Soziales (StMAS) führt die Aufsicht über die kommunalen Träger, soweit diesen nach § 44b Abs. 3 SGB II ein Weisungsrecht gegenüber den Jobcentern zusteht. Dies betrifft insbesondere die leis- tungsrechtlichen Fragen zu den Bedarfen für Unterkunft und Heizung. Hierzu gibt es ausführliche Vollzugshinweise des StMAS (AMS), die unter folgender Adresse veröf- fentlicht sind: http://www.stmas.bayern.de/grundsicherung/jobcenter/index.php.

In den nachfolgenden Richtlinien, die eine zusammenfassende Weisung des Landkrei- ses Schwandorf für den Vollzug des § 22 SGB II darstellen, wird ergänzend auf die ergangenen AMS Bezug genommen. Dies geschieht zum Teil in den Vorbemerkungen zu den einzelnen Abschnitten und zum Teil im Text oder in den Fußnoten. Die unter- schiedliche Vorgehensweise ist dadurch begründet, dass die AMS inhaltlich anders aufgebaut sind als die KdU-Rl-JC SAD.

In der Zusammenschau sollen die Vollzugshinweise des StMAS und die KdU- Rl-JC SAD eine widerspruchsfreie, verbindliche Arbeitshilfe darstellen. KdU-Rl JC SAD (Stand: 26.11.2018)

Wesentliche Änderungen

Fassung vom 26.11.2018  Die Richtlinien sind redaktionell überarbeitet worden. In den Vorbemerkungen zu den einzelnen Abschnitten, im Text und/oder in Fußnoten wird der Bezug zu den ergangenen Vollzugshinweisen des StMAS hergestellt.  2.2.2, Rz_30: Zur Aufteilung der Unterkunftskosten wurde die Abweichung vom Kopfteilprinzip für einen notariellen Vertrag zu kostenfreiem Wohnrecht aufge- nommen.  2.2.2, Rz_31: Zur Aufteilung der Unterkunftskosten wurde die vorübergehende Abweichung vom Kopfteilprinzip bei vorübergehender Abwesenheit und vollständi- ger Sanktionierung eines Mitglieds der Bedarfsgemeinschaft ergänzt.  4.1.2.2, Rz. 85 alt: Die Regelung zur Gesamtbetrachtung bei alten Häusern und (hohen) Heizkosten wurde gestrichen, weil jetzt ohnehin auf die Gesamtangemes- senheitsgrenze abgestellt wird.  4.2, Rz 95 alt: Die Ausführungen zur Ansparung von Leistungen für die Heizung bei Selbstversorgern durch das JC wurden gestrichen, weil die Rechtsprechung ein sol- ches Verfahren nicht zulässt.  5.1, Rz_90: Hier wurden die Hinweise zur „Nicht-Erforderlichkeit“ eines gesonder- ten (vorherigen) Antrags für die Übernahme von Nebenkostennachforderungen hinzugefügt.  6.1, Rz_112: Einführung der Gesamtangemessenheitsgrenze entsprechend der ge- setzlichen Ermächtigung in § 22 Abs. 10 SGB II  6.1.5, Rz_130: Aufnahme eines Hinweises, dass bei der Aufforderung zur Kosten- senkung wegen zu hoher Heizkosten i. d. R. ein voller Abrechnungszeitraum für die Kostensenkung zuzugestehen ist  7.1.2, Rz_138: Hier wurden die Erläuterungen zur Plausibilität von Mietbescheinigun- gen und Angaben in Mietverträgen ergänzt.  8, 8.1, 8.3: Neu sind die Ausführungen zu den Genossenschaftsanteilen.

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KdU-Rl JC SAD (Stand: 26.11.2018)

Inhaltsverzeichnis:

1. Allgemeines zu den Bedarfen für Unterkunft und Heizung ...... 6 2. Unterkunftsbedarf bei Mietwohnungen ...... 8 2.1 Berücksichtigungsfähige Unterkunftskosten bei Mietwohnungen ...... 8 2.1.1 Allgemeiner Überblick ...... 8 2.1.2 Betriebskosten ...... 9 2.1.3 Sonstige mietvertraglich geschuldete Leistungen ...... 10 2.2 Angemessenheit der Kosten bei Mietwohnungen ...... 11 2.2.1 Bestimmung der abstrakt angemessenen Unterkunftskosten ...... 11 2.2.2 Ermittlung/Aufteilung der tatsächlichen Unterkunftskosten ...... 14 2.2.3 Bestimmung der konkret angemessenen Unterkunftskosten ...... 16 3. Unterkunftskosten bei Wohneigentum ...... 18 3.1 Berücksichtigungsfähige Kosten bei Wohneigentum ...... 18 3.1.1 Unabweisbare Aufwendungen für Instandhaltung und Reparatur ...... 19 3.1.2 Hausgeld ...... 21 3.1.3 Öffentliche Abgaben wie Erschließungs-, Herstellungs- und Ausbaubeiträge .... 22 3.1.4 Tilgungsraten ...... 22 3.2 Angemessenheit der Kosten bei Wohneigentum ...... 24 3.3 Unterkunftskosten bei Untermietverhältnissen und sonstigen atypischen Unterkunftsverhältnissen ...... 25 4. Kosten für Heizung und Warmwasser ...... 26 4.1 Abschlagszahlungen ...... 26 4.1.1 Allgemeines ...... 26 4.1.2 Angemessenheit von Abschlagszahlungen/Nichtprüfungsgrenzen ...... 27 4.1.3 Sonderfall: Angemessenheit der Wohnung bei zu großer Fläche...... 30 4.2 Selbstversorger ...... 30 4.3 Heizkosten bei Wohneigentum ...... 31 4.4 Anrechnungs-/Aufteilungsregelungen ...... 31 4.4.1 Einheitliche Energiekostenvorauszahlungen ...... 31 4.4.2 Einheitliche Vorauszahlungen für Heiz- und sonstige Betriebskosten ...... 31 4.4.3 Verwendung verschiedener Brennstoffe ...... 32 4.5 Aufteilung auf Personen...... 32

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KdU-Rl JC SAD (Stand: 26.11.2018)

5. Neben- und Heizkostenabrechnungen ...... 32 5.1 Nebenkostennachforderungen ...... 32 5.1.1 Fälligkeit der Abrechnung ...... 33 5.1.2 Mietrechtliche Berechtigung ...... 34 5.1.3 Kein Vorliegen von Schulden ...... 35 5.1.4 Angemessenheit ...... 35 5.1.5 Sonstiges ...... 36 5.2 Heizkostennachforderungen ...... 37 5.3 Guthaben ...... 37 6. Folgen bei nicht angemessenen Unterkunfts- und Heizkosten ...... 39 6.1 Unangemessene Kosten bei Eintritt der Hilfebedürftigkeit ...... 39 6.1.1 Möglichkeiten zur Kostensenkung ...... 40 6.1.2 Zumutbarkeit der Kostensenkung ...... 40 6.1.3 Unwirtschaftlichkeit des Umzugs ...... 42 6.1.4 Verfahren zur Kostensenkung ...... 43 6.1.5 Frist zur Kostensenkung ...... 44 6.2 Eintritt der Unangemessenheit während des Leistungsbezugs ...... 46 7. Verfahren bei Wohnungswechsel ...... 46 7.1 Personen ab Vollendung des 25. Lebensjahres ...... 46 7.1.1 Allgemeines zur Zusicherung nach § 22 Abs. 4 SGB II ...... 46 7.1.2 Anspruch auf Zusicherung ...... 47 7.1.3 Folgen eines Umzugs ohne vorherige Zusicherung ...... 49 7.2 Personen vor Vollendung des 25. Lebensjahres ...... 49 8. Übernahme von Wohnungsbeschaffungskosten, Mietkautionen, Genossenschaftsanteilen und Umzugskosten ...... 53 8.1 Vorherige Zustimmung, Zuständigkeit, Anspruch auf Übernahme ...... 53 8.2 Wohnungsbeschaffungskosten ...... 54 8.3 Mietkautionen und Genossenschaftsanteile ...... 54 8.3.1 Allgemeines ...... 54 8.3.2 Anspruch auf Übernahme der Aufwendungen ...... 55 8.3.3 Gewährung als Darlehen...... 56 8.4 Umzugskosten ...... 56 9. Übernahme von Schulden ...... 57

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KdU-Rl JC SAD (Stand: 26.11.2018)

9.1 Voraussetzungen für die Übernahme von Schulden ...... 57 9.2 Anspruch auf Übernahme von Schulden ...... 59 10. Sonderproblem: Renovierungskosten ...... 60 10.1 Einzugsrenovierung ...... 60 10.2 Schönheitsreparaturen ...... 61 10.3 Auszugsrenovierung ...... 63

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KdU-Rl JC SAD (Stand: 26.11.2018)

1. Allgemeines zu den Bedarfen für Unterkunft und Heizung

Vorbemerkung: Ausführliche Hinweise zu den allgemeinen Anspruchsvoraussetzungen, Leis- tungsbedingungen und Verfahrensfragen enthält das gleichlautende AMS vom 23.11.2017.

Gemäß § 22 Abs. 1 Satz 1 SGB II werden Bedarfe für die Unterkunft und Hei- 1 zung in Höhe der tatsächlichen Aufwendungen anerkannt, soweit diese ange- messen sind.

Der Begriff „Unterkunft“ ist weit zu fassen. Darunter fallen neben Miet- und 2 Eigentumswohnungen und Eigenheimen insbesondere Not- oder Obdachlo- senunterkünfte, Frauenhäuser, Hotel- und Pensionszimmer oder auch Wohn- mobile.

Entsprechend dem Gesetzeswortlaut können nur tatsächlich anfallende 3 Aufwendungen berücksichtigt werden.1 Gemeint sind damit Geldleistungen, welche die leistungsberechtigte Person in der Bedarfszeit für die Nutzung der Unterkunft Dritten gegenüber aufzubringen hat. Ob die Zahlungsverpflichtung privat-rechtlich (z. B. durch Mietvertrag) oder öffentlich-rechtlich (z. B. Be- nutzungsgebühren) begründet ist, ist unerheblich. (Tatsächliche) Aufwendun- gen liegen nicht vor, wenn die Unterkunft unentgeltlich gewährt wird oder gewährt werden muss (z. B. bei Wohnrecht). Eine Kostenübernahme scheidet auch dann aus, wenn die leistungsberechtigte Person keiner ernsthaften Zahlungsverpflichtung ausgesetzt ist. Dies kann z. B. bei nur zum Schein abgeschlossenen Verträgen (sog. Scheinge- schäften gemäß § 117 BGB) der Fall sein. Ist nicht glaubhaft gemacht bzw. im Zweifelsfall nachgewiesen, dass und in welcher Höhe Aufwendungen anfallen, sind bei der Bedarfsberechnung keine Aufwendungen zu berücksichtigten. Insbesondere Fälle, in denen Zahlungen gestundet worden sind, bis seitens

1 s. AMS vom 23.11.2017, Allgem. Anspruchsvoraussetzungen, Abschn. C IV, S. 37 ff. 6

KdU-Rl JC SAD (Stand: 26.11.2018)

des Jobcenters über einen Leistungsantrag entschieden ist, bzw. in der Höhe davon abhängig gemacht werden, was seitens des Jobcenters anerkannt wird, sind kritisch zu hinterfragen.

Bei Verträgen zwischen Angehörigen kommt es nicht auf den Fremdver- 4 gleich an. Das BSG betont, grundsicherungsrechtlich sei es sogar erwünscht, wenn der vereinbarte Mietzins aus Gründen verwandtschaftlicher Verbunden- heit niedriger sei als in einem Mietverhältnis unter Fremden. Zu hohen Kosten könne über die „Angemessenheit“ vorgebeugt werden. Es muss allerdings ei- ne echte Zahlungsverpflichtung vorliegen.2

Sind die Voraussetzungen des § 9 Abs. 5 SGB II – Haushaltsgemeinschaft 5 mit Verwandten und Verschwägerten – erfüllt, wird die Unentgeltlichkeit im Rahmen der Hilfebedürftigkeitsprüfung grundsätzlich vermutet; sie muss durch den Hilfebedürftigen ggf. widerlegt werden.

Bei den Aufwendungen muss es außerdem um einen gegenwärtigen Bedarf 6 gehen. Der Begriff „gegenwärtig“ wird durch die Fälligkeit einer Forderung be- stimmt. Für die zeitliche Zuordnung kommt es darauf an, wann der Leis- tungsberechtigte – in den Grenzen der Antragswirkung nach § 37 Abs. 2 SGB II – mit einer fälligen Forderung des Dritten (z. B. des Vermieters oder einer Gebührenabrechnungsstelle) belastet wird.3

Es muss sich zudem um Aufwendungen für die tatsächlich genutzte Unter- 7 kunft handeln. Bedarfe für Unterkunft und Heizung können daher in der Re- gel auch nur für eine Unterkunft berücksichtigt werden, und zwar an dem Ort, an dem sich der tatsächliche Lebensschwerpunkt des Leistungsberechtig- ten bzw. der Bedarfsgemeinschaft befindet. Kurze Unterbrechungen durch Ur- laub oder Krankheit sind unschädlich.4

2 BSG vom 03.03.2009 – B 14 AS 37/08 R, Rz. 27 3 s. ergänzend AMS vom 23.11.2017, Allgem. Anspruchsvoraussetzungen, Abschn. C III 4, S. 13 ff. 4 s. ergänzend AMS vom 23.11.2017, Allgem. Anspruchsvoraussetzungen, Abschn. C III 3 und 5, S. 12 bzw. 19 7

KdU-Rl JC SAD (Stand: 26.11.2018)

Zu den praktischen Auswirkungen dieser Grundsätze, insbesondere im Zu- 8 sammenhang mit Inhaftierungen, der Abrechnung von Benutzungsge- bühren für die Unterbringung anerkannter Flüchtlinge und zur An- tragstellung allgemein enthält das AMS vom 23.11.2017, Allgemeine An- spruchsvoraussetzungen, Leistungsbedingungen und Verfahrensfragen, im Abschn. C III 3, 4 und 6 ausführliche Hinweise.

2. Unterkunftsbedarf bei Mietwohnungen

Vorbemerkung: Ausführliche Hinweise zum Bedarf für Unterkunft enthält das AMS zum Thema „Allgemeine Anspruchsvoraussetzungen, Leistungsbedingungen und Verfah- rensfragen“ vom 23.11.2017.

2.1 Berücksichtigungsfähige Unterkunftskosten bei Mietwohnungen

2.1.1 Allgemeiner Überblick

Bei Mietwohnungen gehören zu den Unterkunftskosten im Sinne von 9 § 22 Abs. 1 Satz 1 SGB II  die vertraglich vereinbarte Nettokaltmiete (Grundmiete),  die mietvertraglich geschuldeten kalten Betriebskosten, soweit sie zulässi- gerweise auf den Mieter umgelegt werden dürfen (s. Nr. 2.1.2), und  sonstige mietvertraglich geschuldete Leistungen (s. Nr. 2.1.3).

Nicht zu den Miet- bzw. Betriebskosten gehören grundsicherungsrechtlich 10  die Kosten für Heizung und Warmwasser (s. hierzu die Regelung unter Nr. 4),  Bedarfe, die bereits von der Regelleistung umfasst sind, z. B. die Haus- haltsenergie und die Verköstigung (s. hierzu aber den unten beschriebenen Sonderfall der Inklusivmiete für besondere Wohnverhältnisse) und  Schadensersatzansprüche des Vermieters wegen Beschädigung der Mietsa- che, da diese nur aus Anlass des Mietverhältnisses aber nicht für die Unter- kunft entstehen.

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KdU-Rl JC SAD (Stand: 26.11.2018)

Sonderfall: Inklusivmiete bei besonderen Wohnverhältnissen 11 Wird vom Vermieter oder Betreiber im Falle besonderer Wohnverhältnisse (Untermiete, Pension, Frauenhaus) eine Inklusiv- oder Pauschalmiete erho- ben, in der für Bedarfe, die an sich bereits von der Regelleistung umfasst sind, ein unbestimmter Betrag enthalten ist (z. B. für Haushaltsstrom), kön- nen die Aufwendungen für die Unterkunft nicht um den Regelsatzanteil ge- kürzt werden.5

2.1.2 Betriebskosten

Nach § 556 Abs. 1 Satz 1 BGB können Mieter und Vermieter vertraglich ver- 12 einbaren, dass der Mieter die Betriebskosten für die gemietete Wohnung trägt. Nach der Definition des § 556 Abs. 1 Satz 2 BGB bzw. § 1 Abs. 1 Satz 1 der Betriebskostenverordnung (BetrKV) sind Betriebskosten Kosten, die dem Eigentümer durch das Eigentum am Grundstück bzw. der Wohnung oder durch den bestimmungsgemäßen Gebrauch des Gebäudes, der Nebengebäu- de, Anlagen und Einrichtungen des Grundstücks laufend entstehen.

Mietrechtlich umfasst der Begriff „Betriebskosten“ sowohl die „kalten“ Be- 13 triebskosten einer Wohnung als auch die Heiz- und Warmwasserkosten. Grundsicherungsrechtlich sind nur die kalten Betriebskosten den Unterkunfts- kosten zugeordnet. Für die Heiz- und Warmwasserkosten bestehen Sonderre- gelungen (s. Nr. 4).

Ob Betriebskosten im Einzelnen rechtlich zulässig auf den Mieter umgelegt 14 werden können, bestimmt sich nach § 2 BetrKV (s. Anlage 1). Zu den miet- vertraglich geschuldeten (kalten) Betriebskosten können z. B. gehören Grund- steuer, Gebäudebrandversicherung, Wasser- und Kanalgebühren, Müllabfuhr, gemeinschaftliche Treppenbeleuchtung, Hausmeisterkosten, Schornsteinreini- gung, nicht dagegen Positionen wie Abschreibungen, Verwaltungskosten oder das Mietausfallwagnis.

5 BSG vom 24.11.2011 – B 14 AS 151/10 R 9

KdU-Rl JC SAD (Stand: 26.11.2018)

Bei den kalten Betriebskosten kann eine Zahlung als Pauschale oder als Vo- 15 rauszahlung vereinbart werden. In der Regel sind auf die Betriebskosten Vo- rauszahlungen zu leisten, über die jährlich abzurechnen ist (s. hierzu ergän- zend Nr. 5). Die Höhe der laufenden Zahlungen ergibt sich aus den Festset- zungen im Mietvertrag bzw. der letzten Nebenkostenabrechnung. Sowohl Vermieter als auch Mieter sind aufgrund der Abrechnung berechtigt, für die Zukunft eine Anpassung an die tatsächlichen Werte vorzunehmen. Zum Nachweis der tatsächlichen Aufwendungen ist bei Erst- und Folgebewilligungen daher ggf. die Vorlage der letzten Betriebskos- tenabrechnung zu fordern (und deren Eingang zu überwachen).

Ist im Mietvertrag eine Pauschale vereinbart (Jahresbetrag oder monatliche 16 Pauschale), ist der Vermieter nicht berechtigt, darüber hinaus weitere Beträge zu verlangen (§ 556 BGB).

2.1.3 Sonstige mietvertraglich geschuldete Leistungen

Der Bedarf für die Unterkunft umfasst auch sonstige mietvertraglich geschul- 17 dete Aufwendungen für Leistungen oder Ausstattungsmerkmale, wenn diese nicht vermieden oder verringert werden können.6 Dazu können z. B. folgende Aufwendungen gehören:  ein Modernisierungszuschlag nach § 559 BGB,  Nutzungsentgelte für Kücheneinrichtung, Möbel7 und Kabelanschluss8, wenn die Wohnung nur mit diesen Nutzungsentgelten anmietbar ist,  die Miete für die Überlassung einer Garage, eines Stellplatzes oder eines Hausgartens, wenn die Wohnung nicht ohne diese anmietbar ist,9 und  die Kosten für Schönheitsreparaturen, soweit der Mieter vertraglich wirk- sam zur Übernahme verpflichtet ist (s. dazu auch Nr. 10).

6 s. ergänzend AMS vom 23.11.2017, Allgem. Anspruchsvoraussetzungen, Abschn. C VII 2, S. 50 ff. 7 BSG vom 07.05.2009 – B 14 AS 14/08 R 8 BSG vom 19.02.2009 – B 4 AS 48/08 R 9 BSG vom 07.11.2006 – B 7b AS 10/06 R 10

KdU-Rl JC SAD (Stand: 26.11.2018)

2.2 Angemessenheit der Kosten bei Mietwohnungen

Die hierfür erforderliche Prüfung ist in mehreren Schritten vorzunehmen. 18

2.2.1 Bestimmung der abstrakt angemessenen Unterkunftskosten

Als Erstes ist der für den Einzelfall maßgebende Richtwert für die abstrakt 19 angemessenen Unterkunftskosten zu bestimmen.

a) Allgemeines zu den Richtwerten Für Mietwohnungen gelten die in der Anlage 2 für die einzelnen Gemeinden 20 bzw. Vergleichsräume ausgewiesenen Richtwerte. Die Richtwerte sind das Produkt aus der abstrakt angemessenen Wohnfläche (Quadratmeterzahl) und dem abstrakt angemessenen Quadratmeterpreis (sog. Produkttheorie).10

Die Richtwerte bilden grundsätzlich nur die Höchstgrenzen für angemesse- 21 nen Wohnraum. Es besteht kein Anspruch darauf, diese Grenzen in vollem Umfang auszuschöpfen. Eine Wohnung ist außerdem auch dann noch ange- messen, wenn zwar der Richtwert für die Wohnfläche überschritten wird, nicht aber der Richtwert für die Kosten. Entscheidend ist im Ergebnis die Kostenbe- lastung, die sich für den Grundsicherungsträger ergibt.

b) Angemessene Wohnfläche Die Angemessenheit der Wohnfläche (Größe der Unterkunft) richtet sich 22 nach den landesrechtlichen Vorschriften zu § 10 des Gesetzes über die soziale Wohnraumförderung (WoFG).11 Erheblich ist dabei nur die Quadratmeterzahl. Regelungen in den Wohnraumförderungsbestimmungen, die differenzierend auf die Zahl der Räume abstellen, sind für die Beurteilung der abstrakt ange- messenen Wohnfläche ohne Bedeutung.

Nach den für Bayern geltenden Wohnraumförderungsbestimmungen sind fol- gende Werte zugrunde zu legen:

10 BSG vom z. B. 27.02.2008 – B 14/7b AS 70/06 11 Art. 12 BayWoFG und WFB 2012 (IMBek vom 11.01.2012, Az. IC1-4700-001/11) 11

KdU-Rl JC SAD (Stand: 26.11.2018)

Zahl der Personen abstrakt angemessene Wohnfläche eins 50 qm zwei 65 qm drei 75 qm vier 90 qm für jede weitere Person zusätzlich 15 qm

Maßgebend ist in der Regel die Zahl der dauerhaft in der Unterkunft wohnen- den Personen.

c) Angemessene Kosten Bei den Richtwerten für die Kosten ist auf die Grundmiete zuzüglich der 23 kalten Betriebskosten (sog. Bruttokaltmiete) abgestellt.

d) Besondere Fallgestaltungen  Zukünftiger Bedarf: 24 Ist mit hinreichender Sicherheit eine Erhöhung der Personenzahl zu erwar- ten (z. B. infolge bestehender Schwangerschaft), ist bereits von der höhe- ren Kopfzahl auszugehen.

 Zusammenwohnen mehrerer Personen ohne Vorliegen einer Bedarfsge- 25 meinschaft: Leben mehrere Personen zusammen, ohne dass für alle Personen mitei- nander eine Bedarfsgemeinschaft nach dem SGB II oder eine gemischte Bedarfsgemeinschaft nach dem SGB II und SGB XII vorliegt, ist hinsichtlich der abstrakten Angemessenheit der Unterkunftskosten jede Person bzw. Bedarfsgemeinschaft für sich betrachtet zu beurteilen.12 Dies gilt für reine Wohngemeinschaften zwischen „Fremden“, aber auch für Haushaltsgemeinschaften zwischen Verwandten und Verschwägerten.

12 BSG vom 18.02.2010 – B 14 AS 73/08 R 12

KdU-Rl JC SAD (Stand: 26.11.2018)

Bsp. 1: Drei Personen bilden eine reine Wohngemeinschaft. Davon sind zwei Perso- nen nicht bedürftig; die dritte Person hat Leistungen nach dem SGB II be- antragt.

Lösung: Für die dritte Person ist bei der Prüfung, ob die geltend gemachten Unterkunftskosten angemessen sind, auf den Richtwert für einen Ein- Personen-Haushalt abzustellen.

Bsp. 2: Eltern leben mit ihrem über 25 Jahre alten Kind in einer Wohnung. Es sind für alle drei Personen Leistungen beantragt.

Lösung: Bei den Eltern ist hinsichtlich der Unterkunftskosten auf einen Zwei-Personen-Haushalt und beim Kind – nachdem dieses mit den Eltern keine gemeinsame Bedarfsgemeinschaft bildet – auf den Richtwert für ei- nen Ein-Personen-Haushalt abzustellen.

Bsp. 3: Eltern leben mit ihrem über 25 Jahre alten Kind in einer Wohnung. Nur das Kind möchte Leistungen haben.

Lösung: Sofern das Kind für die Unterkunft einer tatsächlichen Zahlungs- verpflichtung ausgesetzt ist und die Unterhaltsvermutung nach § 9 Abs. 5 SGB II nicht greift, ist hinsichtlich der abstrakten Angemessenheit der Unterkunftskosten beim Kind auf einen Ein-Personen-Haushalt abzu- stellen.

 Temporäre Bedarfsgemeinschaften: 26 Ein größerer Wohnflächenbedarf ist in den Fällen zu berücksichtigen, in de- nen eine größere Wohnung aufgrund der Ausübung des Umgangsrechts mit leiblichen minderjährigen Kindern anzuerkennen ist. Dabei muss die Be- suchsregelung über gelegentliche Wochenendbesuche hinausgehen. Im

13

KdU-Rl JC SAD (Stand: 26.11.2018)

Einzelfall ist außerdem abzustellen auf die tatsächlichen Wohngegebenhei- ten des besuchten Elternteils sowie die Anzahl und das Alter der Kinder mit Einbeziehung deren Wohnbedarfs, z. B. durch Bett und ggf. Schreibtisch bei Schulbesuch, Trennung Schlafbereich vom Elternschlafbereich.

Beachte: 27 Die Frage, auf welchen Richtwert hinsichtlich der Personenzahl abzu- stellen ist, ist strikt zu unterscheiden von der Frage, wie die tatsäch- lich anfallenden Kosten ggf. auf Personen bzw. Bedarfsgemeinschaf- ten aufzuteilen sind (s. nachfolgend Nr. 2.2.2)!

2.2.2 Ermittlung/Aufteilung der tatsächlichen Unterkunftskosten

Im nächsten Schritt sind die tatsächlich anfallenden Unterkunftskosten zu 28 ermitteln. Wird die Unterkunft von mehreren Personen bewohnt, ist zu klären, wie die Unterkunftskosten auf diese Personen zu verteilen sind.

Dabei gelten folgende Grundsätze: 29 Innerhalb der Bedarfsgemeinschaft erfolgt die Aufteilung der Kosten nach Kopfteilen, und zwar unabhängig davon, wer die Miete schuldet und wer welchen Teil der Wohnung nutzt.

Soweit Hilfebedürftige eine Unterkunft gemeinsam mit anderen Personen nut- zen, die nicht zur Bedarfsgemeinschaft gehören, sind die Kosten hierfür im Regelfall ebenfalls unabhängig von Alter und Nutzungsintensität anteilig nach Köpfen aufzuteilen.13

Leben Hilfebedürftige mit Nichthilfebedürftigen zusammen, ohne dass sie mit diesen eine Bedarfsgemeinschaft oder eine gemischte Bedarfs- gemeinschaft nach dem SGB II und SGB XII bilden, gilt dies allerdings nur, wenn die Hilfebedürftigen eine echte, eigene Zahlungsverpflichtung trifft.14

13 ständige Rspr. des BSG, z. B. BSG vom 23.11.2006 – B 11b AS 1/06 R 14 BSG vom 14.04.2011 – B 8 SO 18/09 R, Rz. 15, BSG vom 25.08.2011 – B 8 SO 29/10 R, Rz. 12 14

KdU-Rl JC SAD (Stand: 26.11.2018)

Ausnahmen von der kopfteiligen Aufteilung sind z. B. für behinderte 30 oder pflegebedürftige Personen denkbar, wenn für diese ein größerer Un- terkunftsbedarf besteht. Eine Abweichung vom Kopfteilprinzip wurde vom BSG auch für den Fall des Zusammenlebens mit einem Elternteil in einer ge- meinsamen Wohnung bejaht, weil zugunsten des Elternteils durch notariellen Vertrag ein kostenfreies Wohnrecht (einschließlich der Übernahme von Ne- ben- und Heizkosten) bestellt war.15

Eine vorübergehende Abweichung vom Prinzip der Aufteilung nach „Kopf- 31 teilen“ hat das BSG bejaht, wenn durch eine Berücksichtigung nach Kopfteilen eine Bedarfsunterdeckung und in der Folge Mietschulden entstehen würden, z. B. durch vorübergehende Abwesenheit (unter sechs Monate) oder vollständige Sanktionierung eines Mitglieds der Bedarfsgemeinschaft. Die Kosten der Unterkunft sind dann (nur) auf die verbliebenen Mitglieder der Be- darfsgemeinschaft aufzuteilen.16

Für das Zusammenleben mit Pflegekindern, die Leistungen nach 32 § 39 SGB VIII erhalten und Kinder, welche die erheblich niedrigeren BAföG- Leistungen erhalten und nach § 7 Abs. 5 SGB II vom Leistungsbezug nach dem SGB II ausgeschlossen sind, hat das BSG eine Abweichung vom Kopfteil- prinzip verneint.17

Gleiches gilt für Leistungsversagung bzw. –entzug wegen fehlender Mit- 33 wirkung. Die Ungewissheit über die Hilfebedürftigkeit einer Person wegen feh- lender Mitwirkung bei der Feststellung des zu berücksichtigenden Einkom- mens rechtfertigt, anders als beim verfügten Wegfall von Leistungen wegen Sanktionen, keine Abweichung vom Kopfteilprinzip aus bedarfsbezogenen Gründen.18

15 BSG vom 29.11.2012 – B 14 AS 36/12 R, Rz. 28 16 s. ergänzend AMS vom 23.11.2017, Allgem. Anspruchsvoraussetzungen, Abschn. C VI 2, S. 49 17 BSG vom 27.01.2009 – B 14/7b AS 8/07 R (für Pflegekinder) bzw. vom 27.02.2008 – B 14/11b AS 55/06 R für BAföG 18 BSG vom 14.02.2018, B 14 AS 17/17 R 15

KdU-Rl JC SAD (Stand: 26.11.2018)

Bestehen (wirksame) Untermietverhältnisse oder sonstige rechtlich ver- 34 bindliche Regelungen, sind diese maßgeblich. Für die Aufteilung der Unter- kunftskosten ist dann – abweichend vom Kopfteilprinzip – ggf. der Anteil ent- scheidend, der nach den internen Vereinbarungen auf den jeweiligen Mitbe- wohner entfällt.19

2.2.3 Bestimmung der konkret angemessenen Unterkunftskosten

In einem weiteren Schritt ist die konkrete Angemessenheit im Einzelfall zu 35 prüfen.20 Dazu ist der für den konkreten Einzelfall ermittelte Richtwert für die abstrakte Angemessenheit der Unterkunftskosten mit den tatsächlichen Un- terkunftskosten zu vergleichen.

Liegen die tatsächlichen Kosten im Rahmen des Richtwerts, können diese 36 bei der Errechnung des Leistungsanspruchs voll berücksichtigt werden.

Liegen die tatsächlichen Kosten über dem Richtwert, ist zu klären, ob nach 37 den Besonderheiten des Einzelfalles21 ausnahmsweise eine Abweichung nach oben geboten ist. In diesem Fall stellen die höheren Kosten die angemesse- nen Kosten dar, wobei diese gleichwohl immer noch unter den tatsächlichen Kosten liegen können.

Es muss sich um objektive Gründe handeln (z. B. Krankheit, Behinderung). Diese müssen zudem ursächlich für einen erhöhten Unterkunftsbedarf sein, wie dies etwa bei einem Rollstuhlfahrer der Fall sein kann. Rollstuhlgerechte Wohnungen sind in der Regel größer bzw. seltener verfügbar, so dass die Kosten hierfür die Richtwerte für die abstrakt angemessenen Unterkunftskos- ten meistens übersteigen. Keinen erhöhten Wohnbedarf bedingt dagegen eine Behinderung, die nicht zu einer besonderen Ausstattung der Wohnung führt.

19 BSG vom 22.08.2013 – B 14 AS 85/12 Rz. 24 ff. 20 s. ergänzend AMS vom 15.02.2017, Konkrete Angemessenheit, Kostensenkungsverfahren, Abschn. C, S. 5 ff. 21 ausführlich zu besonderen Umständen AMS vom 15.02.2017, Konkrete Angemessenheit, Kostensenkungsverfahren, Abschn. C V, S. 8 ff. 16

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Ein objektiver Grund für die Angemessenheit höherer Kosten kann im Einzel- fall auch dann vorliegen, wenn die neue Wohnung in Notfällen zur Beseiti- gung von Obdachlosigkeit (z. B. nach Unbewohnbarkeit der alten Wohnung wegen eines Brand- oder Wasserschadens) oder zur Vermeidung von Obdach- losigkeit (z. B. bei Zwangsräumung) kurzfristig bezogen werden muss und ei- ne günstigere Alternative kurzfristig nicht zur Verfügung steht. Etwaige Mög- lichkeiten der Gemeinde zur Unterbringung im Rahmen ihrer Zuständigkeit als Obdachlosenbehörde sind zu berücksichtigen. Bei Zwangsräumungen sind au- ßerdem die bisherigen Bemühungen des Leistungsberechtigten bei der Suche nach einer neuen Unterkunft zu würdigen.

Werden wegen der Besonderheiten des Einzelfalles höhere als die nach dem Richtwert angemessenen Kosten anerkannt, sind die Grün- de hierfür zu dokumentieren. Die Entscheidung soll in Abstimmung mit dem Sachbearbeiter erfolgen. Wird der Richtwert um mehr als 10 % überschritten, ist die Entscheidung in Abstimmung mit dem Teamleiter Leistung zu treffen.

Liegen keine Gründe für ein Abweichen vom Richtwert vor, ist zu prüfen, 38 ob ein Kostensenkungsverfahren einzuleiten ist (s. dazu Nr. 6).

17

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3. Unterkunftskosten bei Wohneigentum

Vorbemerkung: Hinweise zum Thema „Eigenheime/Wohneigentum“ enthält das AMS vom 30.06.2017.

Bei selbst genutztem Wohneigentum (Eigenheim oder Eigentumswoh- 39 nung) ergeben sich Besonderheiten. Zweck von Leistungen nach § 22 SGB II ist dabei nicht der Erhalt der Immobilie als Vermögensgegenstand, sondern allein der Schutz der Unterkunft im Sinne der Erfüllung des Grundbedürfnisses „Wohnen“.22

3.1 Berücksichtigungsfähige Kosten bei Wohneigentum

Beim Wohneigentum ergeben sich die Kosten der Unterkunft aus den mit dem 40 Wohneigentum unmittelbar verbundenen Belastungen. Es muss sich um Kos- ten handeln, die tatsächlich und untrennbar mit der Nutzung verbunden sind.23

Berücksichtigungsfähig sind 41  Schuldzinsen, soweit sie mit dem Eigenheim oder der Eigentumswohnung in unmittelbarem Zusammenhang stehen,  übliche (kalte) Betriebskosten (entsprechend den Betriebskosten einer Mietwohnung),  unabweisbare Aufwendungen für Instandhaltung und Reparatur (s. Nr. 3.1.1),  im Falle von Eigentumswohnungen auch das monatliche Hausgeld inklusive einer beschlossenen Instandhaltungsrücklage (s. Nr. 3.1.2),  öffentliche Abgaben wie Erschließungs-, Herstellungs- und Ausbaubeiträge nach dem Kommunalabgabengesetz (s. Nr. 3.1.3) und  unter eng begrenzten Voraussetzungen ausnahmsweise Tilgungsleistungen (s. Nr. 3.1.4).

22 BSG vom 02.07.2009 – B 14 AS 33/08 R 23 BSG vom 24.02.2011 – B 14 AS 61/10 R 18

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Nicht zu den Unterkunftskosten gehören folgende Aufwendungen: 42  Leibrentenleistungen für den Erhalt der Unterkunft,24  Mietkaufraten25,  Beiträge zu Lebensversicherungen für die Finanzierung eines Immobilien- erwerbs26 und  anteilige Aufwendungen für Wohnraum, der ausschließlich gewerblich oder beruflich genutzt wird.

3.1.1 Unabweisbare Aufwendungen für Instandhaltung und Reparatur

Aufwendungen für die Instandhaltung und Reparatur sind gemäß 43 § 22 Abs. 2 SGB II unter folgenden Voraussetzungen als Bedarf für die Unter- kunft anzuerkennen:

a) Es muss sich um Aufwendungen für selbst bewohntes Wohneigentum im 44 Sinne des § 12 Abs. 3 Satz 1 Nr. 4 SGB II handeln (geschütztes Wohnei- gentum).

b) Es muss sich um unabweisbare Aufwendungen für Instandhaltung und Re- 45 paratur handeln. Darunter fallen nur zeitlich besonders dringliche Maßnah- men, die absolut unerlässlich sind, damit die Unterkunft weiterhin bewohnt werden kann (z. B. undichtes Dach, defekte Heizung). Maßnahmen, die ei- ne wertsteigernde Modernisierung darstellen, können nicht berücksichtigt werden.

c) Die Aufwendungen müssen angemessen im Sinne des § 22 Abs. 2 Satz 1 46 SGB II sein. Soweit die Aufwendungen unabweisbar, aber nicht angemes- sen sind, kommt nur eine Darlehensübernahme nach § 22 Abs. 2 Satz 2 SGB II in Betracht (s. nachstehende Beispiele).

Bsp.: Ein Ehepaar bewohnt ein nach § 12 Abs. 3 Satz 1 Nr. 4 SGB II geschütztes

24 LSG NRW vom 20.02.2008 – L 12 AS 20/07 25 BSG vom 16.02.2012, B 4 AS 14/11 R 26 BSG vom 07.11.2006 – B 7b AS 8/06 R 19

KdU-Rl JC SAD (Stand: 26.11.2018)

Haus in Schwandorf. Als angemessene Kosten der Unterkunft können im Monat maximal Aufwendungen von 415,00 € anerkannt werden. Für Schuldzinsen und laufende Nebenkosten werden aktuell bereits 240,00 € pro Monat berücksichtigt. Für die Reparatur des defekten Heizkessels fallen lt. Kostenvoranschlag Ausgaben von 1.200,00 € an.

Lösung: Nach der Regelung in § 22 Abs. 2 Satz 1 SGB II sind die Kosten für die Reparatur in voller Höhe als Zuschuss zu übernehmen. Für den Monat der Antragstellung und die elf Folgemonate ist die Angemessenheitsgrenze nämlich im Umfang von 2.100,00 € nicht ausgeschöpft (s. nachstehende Berechnung):

Richtwert für abstrakt angemessene KdU 415,00 € bisher anerkannte KdU 240,00 € verfügbare Differenz 175,00 €

Deckelungsbetrag 12 Mo. a 175,00 € = 2.100,00 €

Lägen die Kosten für die Reparatur bei 2.500,00 €, könnten (nur) 2.100,00 € als Zuschuss gewährt werden. Für den Restbetrag von 400,00 € wäre allenfalls ein Darlehen nach § 22 Abs. 2 Satz 2 SGB II möglich. Wäre der Richtwert für angemessene Unterkunftskosten bereits ausge- schöpft, weil schon für Zinsen und Nebenkosten monatlich 415,00 € be- rücksichtigt werden, dann könnte für die Reparatur überhaupt kein Zu- schuss bewilligt werden und es käme für den gesamten Betrag allenfalls ein Darlehen in Betracht.

Die Modalitäten für die Erbringung eines Darlehens, die Aufrechnung und 47 die Rückzahlung des (restlichen) Darlehens ergeben sich aus § 42a SGB II. Vor einer Darlehensgewährung ist danach insbesondere noch zu prüfen, ob vorrangig einzusetzendes Vermögen nach § 12 Abs. 2 Satz 1 Nr. 1, 1a und 4 SGB II vorhanden ist (§ 42a Abs. 1 Satz 1 SGB II). Die fachlichen Hinweise der BA zu § 42a SGB II sind zu beachten.

20

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Bei darlehensweiser Übernahme von Leistungen nach § 22 Abs. 2 Satz 2 48 SGB II soll außerdem eine dingliche Sicherung erfolgen. Als Wertgrenze hierfür wird ein Betrag von 5.000,00 € festgesetzt.

Für die Reparaturen sind von der leistungsberechtigten Person je nach Kos- 49 tenaufwand ein bzw. mehrere Angebote vorzulegen, die genaue Angaben über Art, Umfang und Kosten der Maßnahme beinhalten müssen.

Entscheidungen, 50  bei denen fraglich ist, ob es sich um unabweisbare Aufwendungen für Instandhaltung und Reparaturen handelt,  über die darlehensweise Gewährung von Leistungen nach § 22 Abs. 2 Satz 2 SGB II und  die dingliche Sicherung sind in Absprache mit dem Teamleiter Leistung zu treffen.

3.1.2 Hausgeld

Eigentümer von Eigentumswohnungen zahlen die Betriebskosten in der Regel 51 als allgemeine Umlagen, sog. Hausgeld oder Hausumlage. Enthält diese Umlage auch Heizkosten und/oder Kosten für Warmwasser, sind diese in Ab- zug zu bringen.

Soweit mit dem Hausgeld oder daneben durch Beschluss der Eigentümerge- 52 meinschaft eine monatliche Instandhaltungsrücklage zu zahlen ist, sind diese Zahlungen dem Grunde nach als Kosten der Unterkunft anzuerkennen. Es handelt sich dabei um eine Ausnahme von dem Grundsatz, dass beim Er- haltungsaufwand nur nachgewiesene Aufwendungen zu den Kosten der Un- terkunft gehören, weil der Wohnungseigentümer durch den bindenden Be- schluss der Eigentümergemeinschaft verpflichtet ist.27 Wurde durch die Eigentümerversammlung eine konkrete Maßnahme zum Er- halt der Immobilie beschlossen und sind deshalb einmalige Zahlungen zusätz-

27 LSG BW vom 26.01.2007 – L 12 AS 3932/06 21

KdU-Rl JC SAD (Stand: 26.11.2018)

lich zu leisten, sind auch diese grundsätzlich als Kosten der Unterkunft zu be- rücksichtigen. Die Ausführungen zur Angemessenheit unter Nr. 3.1.1 gelten sinngemäß.

3.1.3 Öffentliche Abgaben wie Erschließungs-, Herstellungs- und Ausbaubeiträge

Bei solchen Kosten handelt es sich um einmalige Lasten, die tatsächlich und 53 untrennbar mit der Nutzung eines Hausgrundstücks verbunden sind. Nach der Rechtsprechung des BSG sind sie im Rahmen des § 22 Abs. 1 Satz 1 SGB II damit dem Grunde nach berücksichtigungsfähig. Auf die Ausgestaltung als Gebühr oder öffentlich-rechtliche Entgeltleistung besonderer Art kommt es nicht an.

Inwieweit eine Berücksichtigung solcher Lasten tatsächlich erfolgen kann, ist 54 im Rahmen der Angemessenheit zu prüfen. Aufwendungen für öffentliche Abgaben können danach nur berücksichtigt werden, soweit der Richtwert für die abstrakt angemessenen Unterkunftskosten – bezogen auf einen Jahreszeitraum – noch nicht ausgeschöpft ist. Außerdem ist ggf. eine Aufteilung der Kosten vorzunehmen (s. Nr. 2.2.2), und zwar selbst dann, wenn der Heranziehungsbescheid der Gemeinde nur an einen erwerbsfähigen Leistungsberechtigten innerhalb der Bedarfsgemeinschaft gerichtet ist.

Soweit nach diesen Grundsätzen Aufwendungen als Bedarf angesetzt werden 55 können, sind diese als tatsächlicher aktueller Bedarf im Zeitpunkt ihrer Fällig- keit zu berücksichtigen. Eine Verteilung auf längere Zeiträume erfolgt nicht.28

Vorrangig ist zudem die Möglichkeit einer Stundung zu prüfen. Ggf. sind 56 dann im Rahmen der Angemessenheit die Stundungszinsen als Kosten der Unterkunft anzusetzen.

3.1.4 Tilgungsraten

Tilgungsraten für Darlehen, die zum Bau oder Erwerb eines Eigenheims oder 57 einer Eigentumswohnung aufgenommen worden sind, können grundsätzlich

28 BSG vom 24.02.2011 – B 14 AS 61/10 R (Entscheidung zu Kanal-Hausanschluss) 22

KdU-Rl JC SAD (Stand: 26.11.2018)

nicht berücksichtigt werden. Sie dienen der Vermögensbildung.

Nur in besonderen Ausnahmefällen29 kann eine Berücksichtigung von Til- 58 gungsleistungen als Kosten der Unterkunft erfolgen. Folgende Voraussetzun- gen müssen hierfür erfüllt sein:

a) Es muss sich um angemessenes Wohneigentum im Sinne des § 12 Abs. 3 Satz 1 Nr. 4 SGB II handeln (Tilgungsleistungen für nicht geschützte Immobilien können in keinem Fall berücksichtigt werden).

b) Es müssen alle Möglichkeiten zur Aussetzung oder Verminderung der Til- gungsleistungen (Tilgungsaussetzung, Tilgungsherabsetzung oder Tilgungs- streckung) ausgeschöpft sein, d. h. die Tilgungsleistungen müssen zur Er- haltung des Wohneigentums unvermeidbar sein. Entsprechende Negativer- klärungen der Darlehensgeber müssen vorliegen.

c) Das Wohneigentum muss bereits weitestgehend finanziert sein (so dass die Übernahme von Tilgungsraten nicht mehr dem Aufbau, sondern dem Erhalt bereits bestehender Vermögenswerte dient).30

d) Tilgungsleistungen können maximal in Höhe der Differenz zwischen den Kosten einer abstrakt angemessenen Mietwohnung und der Summe der sonstigen Kosten des Wohneigentums übernommen werden (s. dazu auch Nr. 3.2).

Wenn in diesen Fällen trotz zuschussweiser bewilligter Tilgungsleistungen 59 noch ein ungedeckter Tilgungsbetrag verbleibt, kann dieser ggf. als Darlehen nach § 22 Abs. 8 SGB II übernommen werden. Voraussetzung für eine solche Schuldenübernahme ist jedoch, dass der Leistungsempfänger nach einer Überbrückungszeit zur weiteren Rückzahlung des Darlehens in der Lage ist.31

29 BSG vom 18.06.2008 – B 14/11b AS 67/06 R, BSG vom 07.07.2011 – B 14 AS 79/10 R 30 Bay. LSG vom 10.10.2008 – L 16 B 449/08 AS ER 31 OVG Bremen vom 20.05.2008 – OVG S 2 B 203/08 23

KdU-Rl JC SAD (Stand: 26.11.2018)

Entscheidungen über die Berücksichtigung von Tilgungsleistungen 60 sind in Abstimmung mit dem Sachbearbeiter zu treffen.

3.2 Angemessenheit der Kosten bei Wohneigentum

Bei der Angemessenheitsprüfung im Rahmen des § 22 Abs. 1 SGB II dürfen 61 Eigentümer gegenüber Mietern nicht privilegiert werden dürfen, d. h. die Prü- fung der Angemessenheit unterliegt grundsätzlich den gleichen Kriterien wie bei Mietern.32

Für die nachfragende Person/Bedarfsgemeinschaft sind also zunächst – ent- sprechend den Grundsätzen bei Mietwohnungen (s. Nr. 2.2.1) – die abstrakt angemessenen Unterkunftskosten zu bestimmen. Dann sind unter Berücksich- tigung der Besonderheiten bei Wohneigentum (s. Nr. 3.1) die tatsächlichen Kosten zu ermitteln und diese ggf. entsprechend Nr. 2.2.2 aufzuteilen.

Liegen die sich hiernach ergebenden Kosten über dem Richtwert für eine 62 vergleichbare Mietwohnung und ist nach den Besonderheiten des Einzelfalles kein Abweichen nach oben geboten, ist – wenn eine Kostensenkung möglich und zumutbar ist – ein Kostensenkungsverfahren einzuleiten (s. Nr. 6).

Dabei sind bei Wohneigentum bereits für den Zeitraum des Kostensen- 63 kungsverfahrens die in den vorstehenden Abschnitten genannten Beschrän- kungen zu beachten. Soweit also nach den Nrn. 3.1.1 bis 3.1.4  unabweisbare Aufwendungen für Instandhaltung und Reparatur,  einmalige Zahlungen für eine Instandhaltungsrücklage,  Aufwendungen für öffentliche Abgaben oder  ausnahmsweise Tilgungsraten dem Grunde nach anzuerkennen sind, können auch für die „Schonfrist“ nach § 22 Abs. 1 Satz 3 SGB II höchstens angemessene Aufwendungen berücksich- tigt werden.

32 BSG vom 07.11.2006 – B 7b AS 2/05 24

KdU-Rl JC SAD (Stand: 26.11.2018)

Bsp.: Durch Schuldzinsen und die kalten Betriebskosten ist der Richtwert für eine abstrakt angemessene Mietwohnung schon ausgeschöpft.

Lösung: Für die genannten Zwecke können auch während der „Schonfrist“ keine zusätzlichen Aufwendungen berücksichtigt werden.

Für Schuldzinsen gilt: Ergibt sich wegen auffallend ungünstiger Finanzierung 64 einer Immobilie ein besonders hoher Zins, so kann dieser auch nicht für die Dauer von sechs Monaten übernommen werden. Die anzusetzenden Zinsen sind in einem solchen Fall entsprechend zu kürzen bzw. ist hier nur eine sehr kurze Schonfrist zuzugestehen.

3.3 Unterkunftskosten bei Untermietverhältnissen und sonstigen atypi- schen Unterkunftsverhältnissen

Bei den atypischen Unterkunftsverhältnissen umfassen die tatsächlichen Auf- 65 wendungen die (privaten oder öffentlich-rechtlichen) Dritten geschuldeten Aufwendungen für die Deckung des Unterkunftsbedarfs, z. B. das Nutzungs- entgelt nach beendetem Mietverhältnis, Nutzungsentschädigungen für eine Obdachlosenunterkunft, die Miete für Hotel- und Pensionszimmer usw.

Hinsichtlich der abstrakten angemessenen Unterkunftskosten ist grundsätzlich 66 auf die Richtwerte für Mietwohnungen abzustellen. Führt dies beim Vergleich mit den tatsächlichen Kosten zu einem unbilligen Ergebnis, ist dies im Rah- men der individuellen Prüfung zu würdigen.

Bsp.: Für ein Untermietverhältnis werden bezogen auf die untervermietete Fläche – auch unter Berücksichtigung der gemeinsam genutzten Räume (Bad, Küche etc.) – im Vergleich zu den Gesamtkosten der Wohnung unverhältnismäßig hohe Kosten geltend gemacht. Lösung: Im Rahmen der individuellen Prüfung werden nur vertretbare Kosten anerkannt.

25

KdU-Rl JC SAD (Stand: 26.11.2018)

4. Kosten für Heizung und Warmwasser

Vorbemerkung: Ausführliche Hinweise zum Bedarf für Heizung und Warmwasser enthält das AMS zum Thema „Allgemeine Anspruchsvoraussetzungen, Leistungsbedingun- gen und Verfahrensfragen“ vom 23.11.2017.

Nach § 22 Abs. 1 Satz 1 SGB II werden Bedarfe für Heizung in Höhe der tat- 67 sächlichen Aufwendungen anerkannt, soweit diese angemessen sind.

Heizkosten sind sowohl die regelmäßigen Vorauszahlungen an den Vermieter 68 oder das Energieversorgungsunternehmen incl. der sich aus Abrechnungen ggf. ergebenden Nachzahlungsbeträge, als auch die Kosten für die periodische Beschaffung von selbst beschafften Brennstoffen. Zu den Heizkosten gehören neben den Brennstoffkosten ggf. auch Grund- und Zählergebühren, der Heiz- betriebsstrom33 und mietvertraglich geschuldete Kosten für Wartung und In- standhaltung.

Die Kosten für die Warmwasserbereitung gehören seit dem 01.01.2011 69 ebenfalls zum Bedarf für die Heizung, wenn die Erwärmung zentral mit der Heizanlage erfolgt. Soweit nachfolgend von Verbrauch oder Kosten die Rede ist, umfasst dies bei der „zentralen Variante“ in der Regel daher auch die Warmwasserbereitung.

Bei dezentraler Warmwasserbereitung erfolgt die Bedarfsdeckung dage- 70 gen über Mehrbedarfszuschläge nach § 21 Abs. 7 SGB II. Die fachlichen Hin- weise zu dieser Vorschrift sind zu beachten.

4.1 Abschlagszahlungen

4.1.1 Allgemeines

Sind gegenüber dem Vermieter oder Energieversorgungsunternehmen Ab- 71

33 zur Ermittlung der Aufwendungen für den Heizbetriebsstrom s. BSG vom 03.12.2015 – B 4 AS 47/14 R 26

KdU-Rl JC SAD (Stand: 26.11.2018)

schläge zu erbringen, ergibt sich die Höhe des Bedarfs aus dem Mietvertrag bzw. der Anpassung bei der letzten Heizkostenabrechnung oder der Voraus- zahlungsfestsetzung des Versorgungsunternehmens.

Eine Vereinbarung, wonach Vermieter für Heizung und Warmwasser lediglich 72 eine pauschale Zahlung (ohne Abrechnung) geltend machen, ist nach § 2 der Heizkostenverordnung grundsätzlich ausgeschlossen. Nur bei Gebäuden mit zwei Wohnungen, von denen eine der Vermieter selbst bewohnt, und ggf. für Untermietverhältnisse in der gleichen Wohnung können statt Vorauszahlungen mit Abrechnung auch pauschale Abgeltungen vereinbart werden.

Zum Nachweis der tatsächlichen Aufwendungen ist bei Erst- und Wei- 73 terbewilligungen die Vorlage der Heizkostenabrechnung bzw. die Abrechnung des Versorgungsunternehmens zu fordern, um Angaben über die Höhe des Energieverbrauchs und der damit einhergehenden Angemessenheit der Ab- schlagszahlungen zu bekommen.

4.1.2 Angemessenheit von Abschlagszahlungen/Nichtprüfungsgrenzen

Soweit nicht konkrete Anhaltspunkte für ein unwirtschaftliches und damit un- 74 angemessenes Heizverhalten oder für die Unrichtigkeit der Veranschlagungen vorliegen, ist von der Angemessenheit dieser Festsetzungen auszugehen.

Dies gilt insbesondere, soweit der Verbrauch bzw. die Kosten die festgesetz- 75 ten Nichtprüfungsgrenzen nicht überschreiten. Diese ergeben sich aus der  Anlage 3a (= Richtwerte für die Angemessenheit des Brennstoffver- brauchs für Heizungen ohne zentrale Warmwasserversorgung)  Anlage 3b (= Richtwerte für die Angemessenheit des Brennstoffver- brauchs für Heizungen mit zentraler Warmwasserversorgung)  Anlage 4a (Richtwerte für die Angemessenheit der Heizkosten für Heizun- gen ohne zentrale Warmwasserversorgung)  Anlage 4b (Richtwerte für die Angemessenheit der Heizkosten für Heizun- gen mit zentraler Warmwasserversorgung)

27

KdU-Rl JC SAD (Stand: 26.11.2018)

Wenn möglich, ist vorrangig auf die Verbrauchswerte abzustellen.

Bei der Ermittlung der für den Einzelfall zutreffenden Nichtprüfungs- grenze ist von der abstrakt angemessenen Wohnfläche auszugehen (auch wenn die tatsächliche Wohnfläche niedriger ist).34 So ist etwa bei einer Einzel- person die sich für 50 qm errechnende Nichtprüfungsgrenze zugrunde zu le- gen, auch wenn die Wohnung zum Beispiel tatsächlich nur eine Wohnfläche von 40 qm hat.

Liegen Verbrauch bzw. Kosten über der Nichtprüfungsgrenze ist im 76 Einzelfall zu prüfen, ob noch von einer Angemessenheit des Verbrauchs bzw. der Aufwendungen ausgegangen werden kann.35 Bei der Einzelfallprü- fung sind insbesondere folgende, den Heizbedarf beeinflussende Faktoren zu berücksichtigen:  bauliche Gegebenheiten wie Bauzustand des Hauses, Lage der Wohnung im Gebäude (z. B. Erdgeschoss-, Eck- oder Dachwohnung), Geschosshöhe, Wärmeisolierung des Gebäudes und der Fenster, Zustand und Alter der Heizung,  persönliche Bedürfnisse (Behinderung, Alter, Krankheit) und  meteorologische Daten.

Für die Einzelfallprüfung kommen insbesondere folgende Hilfsmittel in Be- 77 tracht:  Vergleich mit den Daten anderer Nutzer 78 Wohnt die betreffende Person oder Bedarfsgemeinschaft in einem Mehrfa- milienhaus oder in einer größeren Wohnanlage, können die individuellen Daten mit den Werten anderer Nutzer verglichen werden. Je mehr genutzte Wohnungen sich in dem Gebäude befinden, umso repräsentativer ist der ermittelte Durchschnittswert. Teilt man den nach der letzten Jahresabrech- nung für das gesamte Gebäude angefallenen Verbrauch bzw. die Gesamt- kosten durch die gesamte Wohnfläche, erhält man die Durchschnittswerte

34 BSG vom 12.6.2013 – B 14 AS 60/12 R, Rz. 25 35 s. ergänzend AMS vom 15.02.2017, Konkrete Angemessenheit, Abschn. VI, S. 1 ff. 28

KdU-Rl JC SAD (Stand: 26.11.2018)

für das Gebäude pro qm und Jahr. Diese können mit den individuellen Da- ten verglichen werden. Zu berücksichtigen ist zusätzlich ggf. noch die Lage der Wohnung. Erdge- schosswohnungen (über schlecht isolierten Kellern), Eckwohnungen (mit vielen Außenwänden) oder Dachgeschosswohnungen können je nach Lage und Dämmungszustand des Gebäudes Verbrauchs- und Kostenunterschiede in der Größenordnung von 15 bis 25 % im Vergleich zum Durchschnittswert bewirken.

 Werte aus einem verbrauchs- oder bedarfsorientiertem Energieausweis 79 Der verbrauchsorientierte Energieausweis wird auf der Grundlage des Energieverbrauchs des gesamten Gebäudes der letzten drei Jahre erstellt. Er gibt den tatsächlichen, durchschnittlichen Energieverbrauch aller Woh- nungen im Gebäude in der Kenngröße kWh pro qm und Jahr an. Dieser Energieverbrauchskennwert ist auf der S. 3 des Ausweises zu finden. Ein- schränkend ist anzumerken, dass beim verbrauchsorientierten Energieaus- weis der Energieverbrauchskennwert durch unangemessenes Heizverhalten in den Jahren, die seiner Berechnung zugrunde liegen, negativ beeinflusst worden sein kann.

Beim bedarfsorientierten Energieausweis wird dagegen ausschließlich auf den theoretischen, durchschnittlichen Energieverbrauch aller Wohnun- gen im Gebäude abgestellt. Der insoweit maßgebende Endenergiebedarfs- kennwert findet sich auf der S. 2 des Ausweises.

Wie beim Vergleich mit den Daten anderer Nutzer muss auch beim Ener- gieausweis die Lage der jeweiligen Wohnung ggf. gesondert beachtet wer- den.

Werden aufgrund der Einzelfallprüfung über der Nichtprüfungsgrenze 80 liegende Werte anerkannt, sind die Gründe hierfür in der Leistungsak- te zu dokumentieren.

29

KdU-Rl JC SAD (Stand: 26.11.2018)

Können der tatsächliche Verbrauch bzw. die tatsächlich anfallenden 81 Kosten nicht anerkannt werden, ist zu prüfen, ob ein Kostensen- kungsverfahren einzuleiten ist (s. Nr. 6).

4.1.3 Sonderfall: Angemessenheit der Wohnung bei zu großer Fläche

Für den Fall, dass eine Wohnung nach der Produkttheorie insgesamt (noch) 82 angemessen ist, obwohl die Fläche zu groß ist, ist es nicht zulässig, die Heiz- kosten anteilig im Verhältnis der abstrakt angemessenen zu der tatsächlichen Wohnfläche zu kürzen (keine Kürzung entsprechend dem sog. „Flächenüber- hangprinzip“).36 Es ist vielmehr zu prüfen, ob die geltend gemachten Heizkos- ten für eine Wohnung dieser Größe noch angemessen sind. Dies bedeutet aber andererseits nicht, dass ungeachtet des „Flächenüberhangs“ immer von der tatsächlichen Fläche auszugehen ist.

Bsp.: Bewohnt eine Einzelperson eine Wohnung, die 90 qm groß und von der Miete her angemessen ist, muss für die Angemessenheit der Heizkosten nicht zwangsläufig auf 90 qm abgestellt werden. Für solche Fälle kann es – je nach Lage des Einzelfalles – zumutbar sein, einen Teil der Wohnung nur in redu- ziertem Umfang zu beheizen.

4.2 Selbstversorger

Die Kosten für das Heizmaterial werden grundsätzlich nur im Monat der Be- 83 schaffung als Bedarf berücksichtigt.37 Zu beachten ist dabei, dass aktuell ein notwendiger Bedarf bestehen muss. Ein Anspruch entsteht grundsätzlich erst, wenn das vorhandene Heizmaterial verbraucht ist. Die Beschaffung des Heiz- materials soll den künftigen Heizbedarf decken. Eine mehrmonatige Bevorra- tung ist möglich und aus wirtschaftlichen Gründen sinnvoll. Bei der Bemessung der Einmalleistung ist grundsätzlich vom geltend gemach- ten Bedarf auszugehen. Zur Angemessenheit gelten die Ausführungen unter Nr. 4.1 entsprechend.

36 BSG vom 02.07.2009 – B 14 AS 36/08 R, Rz. 20 37 BSG vom 16.05.2007 – B 7b AS 40/06 R 30

KdU-Rl JC SAD (Stand: 26.11.2018)

4.3 Heizkosten bei Wohneigentum

Für die Heizkosten bei Wohneigentum gelten die vorstehenden Ausführungen 84 entsprechend.38 Im Hinblick auf das Privilegierungsverbot (s. Nr. 3.2) werden Heizkosten grundsätzlich nur bis zu der Höhe übernommen, wie sie bei der Beheizung einer der Wohnfläche nach angemessenen Mietwohnung anfallen würden.

Da die Quadratmeterzahl zwischen dem nach § 12 Abs. 3 Satz 1 Nr. 4 SGB II 85 vermögensrechtlich geschützten Wohneigentum und einer nach § 22 Abs. 1 SGB II angemessenen Unterkunft auseinander fallen kann, kön- nen im Einzelfall Finanzierungslücken entstehen. Diese Fehlbeträge sind aber nicht generell durch eine Aufstockung der Leistungen für die Heizung auszu- gleichen. Denn dies würde zu der eingangs erwähnten, nicht zulässigen Bes- serstellung von Wohneigentümern gegenüber Mietern führen. Eine Leistungs- gewährung kann ausnahmsweise in Betracht kommen, wenn ohne eine Grundbeheizung Gebäudeschäden drohen würden.

4.4 Anrechnungs-/Aufteilungsregelungen

4.4.1 Einheitliche Energiekostenvorauszahlungen

Bei einheitlichen Energiekostenvorauszahlungen sind die bereits durch 86 die Regelsatzleistungen abgegoltenen Kosten für Haushaltsenergie herauszu- rechnen. Soweit sich die auf die Haushaltsenergie entfallenden Anteile nicht genau feststellen lassen, sind die hierfür in den Regelsätzen enthaltenen An- teile abzusetzen. Lassen sich die tatsächlichen Kosten dagegen ermitteln, sind im Rahmen des Bedarfs für Heizung ausschließlich die reinen Heizkosten zu berücksichtigen.

4.4.2 Einheitliche Vorauszahlungen für Heiz- und sonstige Betriebskosten

Sind für die Heizung und die sonstigen Betriebskosten einheitliche Vo- 87 rauszahlungen zu erbringen und ist nicht ersichtlich, wie sich die Kosten verteilen, ist wie folgt zu verfahren:

38 s. ergänzend AMS vom 30.06.2017, Eigenheime/Eigentumswohnungen, S. 9 31

KdU-Rl JC SAD (Stand: 26.11.2018)

Für die Kosten der Heizung ist der sich nach den quadratmeterbezogenen Richtwerten ergebende monatliche Wert anzusetzen; für die sonstigen Be- triebskosten, der verbleibende Betrag aus der Vorauszahlung. Soweit diese Verfahrensweise erkennbar zu unrealistischen Ergebnissen führt, ist die Ver- teilung sachgerecht zu schätzen.

4.4.3 Verwendung verschiedener Brennstoffe

Wird nach der Fläche oder Nutzungsintensität der Räumlichkeiten deutlich 88 überwiegend mit einem Brennstoff geheizt, kann für die gesamte Unterkunft auch auf diesen einen Brennstoff abgestellt werden; dies gilt insbesondere, wenn dieser Brennstoff teurer ist als der andere.

4.5 Aufteilung auf Personen

Nr. 2.2.2 (Aufteilung nach Köpfen etc.) gilt entsprechend. 89

5. Neben- und Heizkostenabrechnungen

Vorbemerkung: Ausführliche Hinweise zur Anrechnung von Rückzahlungen und Guthaben (z. B. auch zur Problematik der „bereiten Mittel“ bei der Verrechnung mit an- derweitigen Verbindlichkeiten) enthält das AMS vom 23.11.2017 zum Thema „Allgemeine Anspruchsvoraussetzungen, Leistungsbedingungen und Verfah- rensabsprachen“, Abschn. V 1.

5.1 Nebenkostennachforderungen

Nebenkostennachforderungen sind zu übernehmen, 90  wenn im Monat ihrer Fälligkeit Hilfebedürftigkeit besteht,  soweit diese (mietrechtlich) berechtigt sind,  soweit es sich nicht um Schulden handelt und  vorbehaltlich ihrer Angemessenheit.

Für die Übernahme von Nachzahlungen bedarf es bei laufendem Leistungsbe- zug keines gesonderten (vorherigen) Antrags. Im Sinne des Meistbegünsti- gungsgrundsatzes ist nach der Rechtsprechung des BSG davon auszugehen, dass ein bereits gestellter Antrag auf Leistungen zur Sicherung des Lebensun-

32

KdU-Rl JC SAD (Stand: 26.11.2018)

terhalts alle Bedarfe umfasst, die nach Lage des Falls ernsthaft in Betracht kommen, wie Unterkunft und Heizung. Eine sachliche und zeitliche Konkreti- sierung der von der Antragstellung umfassten Bedarfe kann auch zu einem späteren Zeitpunkt vorgenommen werden, wenn sich diese erst während des laufenden Leistungsbezugs ergeben, also die Forderung erst nach der Antrag- stellung fällig wird. Mit der Vorlage von Betriebskostennachforderungen wird die Höhe des Bedarfs insofern lediglich weiter konkretisiert, jedoch keine wei- tere, vom Antrag nicht erfasste Leistung beantragt.39

Der Anspruch auf höhere Leistungen wegen des einmaligen Bedarfs setzt auch nicht voraus, dass das Jobcenter über die Nachforderung vom Leistungsbezie- her unverzüglich informiert wird.40 Die „Jahres-Grenze“ nach § 44 Abs. 4 SGB X ist jedoch zu beachten (§ 40 Abs. 1 Satz 2 Nr. 2 SGB II i. V. m. § 48 Abs. 4 Satz 1 SGB X).

Bsp.: Ein Leistungsberechtigter legt im Juli 2018 eine Nebenkostennachforderung vor, die er im September 2016 erhalten hat, und die nach den nachfolgenden Grundsätzen eigentlich berücksichtigungsfähig wäre. Da die Fälligkeit außer- halb der sich nach § 44 SGB X ergebenden Frist liegt (vor dem 01.01.2017) können hierfür jedoch keine Leistungen mehr erbracht werden.

5.1.1 Fälligkeit der Abrechnung

Bei Nebenkostennachforderungen entsteht der Bedarf im Monat ihrer Fällig- 91 keit.41 Dies ist der Monat, in dem das Nachforderungsverlangen bzw. die Ab- rechnung zugeht.42

Besteht in diesem Monat Hilfebedürftigkeit, ist die Nachforderung, wenn die 92 weiteren Voraussetzungen erfüllt sind, zu übernehmen. Für den laufenden

39 BSG vom 22.03.2010 – B 4 AS 62/09 R, Rz. 14 40 BSG vom 10.11.2011 – B 8 SO 18/10 R, Rz. 21 41 BSG vom 15.04.2008 – B 14/7b AS 58/07 R, Rz. 36, BSG vom 20.12.2011 – B 4 AS 9/11 R, Rz. 14 42 BSG vom 24.11.2011 – B 14 AS 121/10, Rz. 11 33

KdU-Rl JC SAD (Stand: 26.11.2018)

Bewilligungszeitraum liegt insoweit eine wesentliche Änderung der tatsächli- chen Verhältnisse im Sinne von § 48 Abs. 1 SGB X vor. Unerheblich ist, ob sich die Nachforderung (ganz oder teilweise) auf den Verbrauch in Zeiträumen bezieht, in denen keine Hilfebedürftigkeit bestand.

Bsp.: Laufender Bezug von Leistungen seit 02.04.2012, im Juli 2012 werden für das Jahr 2011 Nebenkosten nachgefordert -> Übernahme der Kosten ist möglich, wenn die weiteren Voraussetzungen erfüllt sind

Laufender Bezug vom 01.01.2011 bis 30.04.2012, im Juli 2012 werden Ne- benkosten für das Jahr 2011 nachgefordert -> Übernahme der Kosten nach § 22 Abs. 1 Satz 1 SGB II ist nicht möglich, da im Juli 2012 keine Hilfebedürf- tigkeit mehr besteht.

Nebenkostenabrechnung wird am 15.04. in Rechnung gestellt. Ein neuer An- trag auf laufende Leistungen wird am 20.04. gestellt -> Übernahme der Kos- ten ist bei neuer laufender Bedürftigkeit ggf. möglich, weil die Antragstellung nach § 37 Abs. 2 Satz 2 SGB II auf den Ersten des Monats zurückwirkt.

5.1.2 Mietrechtliche Berechtigung

Wurde vertraglich eine Vorauszahlung vereinbart, dann ist der Vermieter zu 93 einer ordnungsgemäßen und fristgerechten Abrechnung verpflichtet (§ 556 Abs. 3 BGB).

Formal ordnungsgemäß ist eine Abrechnung, die eine Zusammenstellung 94 der Gesamtkosten enthält sowie bei mehreren Mietparteien die Angabe und Erläuterung der zugrunde gelegten Verteilerschlüssel, die Berechnung des An- teils des Mieters und den Abzug seiner Vorauszahlungen; die Abrechnung muss gedanklich und rechnerisch nachvollziehbar sein.

Fristgerecht ist die Abrechnung, wenn sie dem Mieter spätestens bis zum 95 Ablauf des zwölften Monats nach Ende des Abrechnungszeitraums mitgeteilt

34

KdU-Rl JC SAD (Stand: 26.11.2018)

wird. Abrechnungszeitraum kann das Kalenderjahr sein, mietrechtlich kann aber auch ein anderer Jahreszeitraum vereinbart sein. Nach Ablauf dieser Frist hat der Vermieter keinen Anspruch auf Übernahme der Nachforderung, es sei denn, der Vermieter hat die verspätete Geltendmachung nicht zu ver- treten (§ 556 Abs. 3 Satz 3 BGB). Der Vermieter hat dies dem Mieter ggf. nachzuweisen.

Es ist darauf zu achten, dass nur abrechnungsfähige Betriebskosten berück- 96 sichtigt werden können (s. Nr. 2.1.2 bzw. Anlage 1).

5.1.3 Kein Vorliegen von Schulden

Es darf sich bei der Nebenkostennachforderung nicht um Schulden handeln. 97 Ist eine Nachforderung darauf zurückzuführen, dass der Hilfebedürftige seinen fälligen Verpflichtungen (z. B. Abschläge) nicht nachgekommen ist, sind sol- che Belastungen als Schulden anzusehen und nur unter den eingeschränkten Voraussetzungen des § 22 Abs. 8 SGB II übernahmefähig.43

5.1.4 Angemessenheit

Sind die vorstehenden Voraussetzungen erfüllt und sind die Kosten für die Un- 98 terkunft auch unter Berücksichtigung der Nachzahlung noch angemessen, ist der Nachzahlungsbetrag zu übernehmen. Abzustellen ist hinsichtlich der Angemessenheit auf den Abrechnungszeitraum, d. h. den Zeitraum, in dem die Kosten tatsächlich entstanden sind.44

Bsp.: Bei einer Nebenkostenabrechnung vom Juli 2012 werden für die Zeit vom 01.04.2011 bis 31.03.2012 Nebenkosten in Höhe von 100,00 € nachgefor- dert. Bei der Prüfung, ob die Nachforderung angemessen ist, sind die Kosten der Unterkunft für die Zeit vom 01.04.2011 bis 31.03.2012 zu betrachten.

Ergibt sich bei Prüfung der Nachforderung, dass der Richtwert für die An- 99

43 BSG vom 17.06.2010 – B 14 AS 58/09 R 44 BSG vom 06.04.2011 – B 4 AS 12/10 R 35

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gemessenheit durch die Nachforderung überschritten wird, ist die Nach- zahlung zwar zu übernehmen, es ist jedoch zu prüfen, ob für die Zukunft ein Kostensenkungsverfahren einzuleiten ist. Bei dieser Prüfung ist insbesondere zu würdigen,  ob auch für die Zukunft mit entsprechenden Nachforderungen zu rechnen ist,  inwieweit die „Mehrausgaben“ verhaltensabhängig waren (und damit steu- erbar sind),  ob für die Abrechnungsperiode besondere, individuelle Gründe vorlagen, welche die höheren Ausgaben rechtfertigen, bzw.  falls eine Kostensenkung zu fordern und ein Wohnungswechsel die einzige Möglichkeit hierzu wäre, ob der Wohnungswechsel unwirtschaftlich wäre (s. hierzu insbesondere Nr. 6.1.3). Ohne Kostensenkungsverfahren ist auch bei künftigen Abrechnungen der Nachzahlungsbetrag zu übernehmen.45

Sind die Unterkunftskosten dagegen bereits – ohne Berücksichtigung der 100 Nachforderung – unangemessen hoch und wurde schon ein Kostensen- kungsverfahren eingeleitet und ist auch die „Schonfrist“ nach § 22 Abs. 1 Satz 3 SGB II schon abgelaufen, ist eine Übernahme der Nachzahlung abzu- lehnen.

5.1.5 Sonstiges

Ob die Wohnung, für welche die Nebenkosten nachgefordert werden, im Mo- 101 nat der Nachforderung noch bewohnt wird, ist unerheblich, wenn die frühere Wohnung aufgrund einer Kostensenkungsaufforderung aufgegeben wurde und die Nachforderung noch innerhalb der „Schonfrist“ nach § 22 Abs. 1 Satz 3 SGB II anfällt.46

Ist der Antragsteller inzwischen in den Bereich eines anderen Jobcenters ver- 102 zogen, ist das Jobcenter des Zuzugsortes örtlich zuständig.

45 BSG vom 19.09.2008 – B 14 AS 54/07 R, LSG Hessen vom 28.07.2011 – L 7 SO 51/10 B ER 46 BSG vom 20.12.2011 – B 4 AS 9/11 R, Rz. 15 und 17 36

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5.2 Heizkostennachforderungen

Für Heizkostennachforderungen gelten die Ausführungen unter Nr. 5.1 sinn- 103 gemäß.

Zur Angemessenheit ist ergänzend zu beachten: 104 Bei Ein- oder Auszügen während des Jahres führt ein Vergleich mit den Jahresrichtwerten bzw. mit den Monatsrichtwerten (multipliziert mit der Zahl der Monate, in denen die Unterkunft bewohnt wurde) zu „verzerrten“ Ergeb- nissen. Etwa 60 % des Brennstoffbedarfs für die Heizung fallen erfahrungs- gemäß in den Monaten November bis Februar an, also in einem Drittel des Kalenderjahres. Für den Vergleich tatsächliche Kosten/Richtwert empfiehlt es sich daher, den anteiligen Richtwert mit Hilfe der sog. Gradtagszahlen zu be- stimmen (s. Anlage 5).47 Dazu ist der Jahresrichtwert mit den Anteilen für die Nutzungsmonate zu multiplizieren.

5.3 Guthaben

Nach § 22 Abs. 3 SGB II mindern Rückzahlungen und Guthaben, die dem 105 Bedarf für Unterkunft und Heizung zuzuordnen sind, die Aufwendungen für Unterkunft und Heizung nach dem Monat der Rückzahlung oder der Gut- schrift.

Außer Betracht bleiben: 106  Rückzahlungen, die sich auf die Haushaltsenergie oder nicht anerkannte Aufwendungen für Unterkunft und Heizung beziehen (§ 22 Abs. 3 Halb- satz 2 SGB II),  Anteile, die Positionen des Regelbedarfs betreffen und bisher aus dem Be- darf für Unterkunft und Heizung herausgerechnet worden sind,  Anteile, welche zwar den Kosten der Unterkunft und Heizung zuzuordnen sind, für die jedoch infolge von Sanktionen keine Leistungen erbracht wur- den.

47 SG Kassel vom 30.03.2010 – S 6 AS 143/08, Rz. 22 37

KdU-Rl JC SAD (Stand: 26.11.2018)

Für welche Zeiträume die Rückzahlungen/Guthaben entstanden sind, ist uner- 107 heblich, d. h. auch wenn die leistungsberechtigte Person für den Abrech- nungszeitraum gar nicht im Leistungsbezug stand, sind die Kosten für Unter- kunft und Heizung aufgrund der Rückzahlung/des Guthabens zu mindern. Un- erheblich ist auch, ob Rückzahlungen oder Guthaben allein aus Vorauszahlun- gen der leistungsberechtigten Person(en) resultieren.48

Ist eine Anrechnung im Folgemonat, z. B. aufgrund des bereits erfolgten 108 Rechnungslaufes, nicht möglich, erfolgt die Anrechnung im nächstmöglichen Monat. Ist die abzusetzende Rückzahlung oder Gutschrift höher als die monatlich an- erkannten Kosten für Unterkunft und Heizung, ist der übersteigenden Teil auf weitere Monate zu verteilen. Das gilt auch dann, wenn durch eine sofortige und einmalige Absetzung Direktzahlungen an den Vermieter und/oder Versor- gungsunternehmen im bisherigen Umfang unmöglich werden. Vermieter bzw. Versorgungsunternehmen sind ggf. entsprechend zu informieren.

Bei verspäteter Mitteilung ist § 45 bzw. § 48 SGB X zu prüfen. 109

Für den praktischen Vollzug ist zu beachten: 110 Da Rückzahlungen und Guthaben die kommunalen Aufwendungen für Unterkunft und Heizung, d. h. die Ausgaben des Landkreises mindern, müssen sie auch entsprechend verbucht werden (keine Verbuchung als Einkommen, das nach § 19 Abs. 3 SGB II vorrangig auf die Leis- tungen des Bundes anzurechnen ist!).

48 BSG vom 22.03.2012 – B 4 AS 139/11 R 38

KdU-Rl JC SAD (Stand: 26.11.2018)

6. Folgen bei nicht angemessenen Unterkunfts- und Heizkosten

Vorbemerkung:

Ausführliche Hinweise zum Kostensenkungsverfahren enthält das AMS zum Thema „Konkrete Angemessenheit; Kostensenkungsverfahren“ vom 15.02.2017, Abschn. F.

6.1 Unangemessene Kosten bei Eintritt der Hilfebedürftigkeit

Soweit die Aufwendungen für Unterkunft und Heizung bei Eintritt der Hilfebe- 111 dürftigkeit den der Besonderheit des Einzelfalles angemessenen Umfang über- steigen, sind sie als Bedarf so lange anzuerkennen, wie es nicht möglich oder nicht zuzumuten ist, durch einen Wohnungswechsel, durch Vermieten oder auf andere Weise die Aufwendungen zu senken, in der Regel jedoch längstens für sechs Monate (§ 22 Abs. 1 Satz 3 SGB II).

Nach § 22 Abs. 10 SGB II in der seit 01.08.2016 geltenden Fassung ist zur 112 Beurteilung der Angemessenheit der Aufwendungen für Unterkunft und Hei- zung die Bildung einer Gesamtangemessenheitsgrenze zulässig. Von die- ser Möglichkeit wird im Zuständigkeitsbereich des Jobcenters Ge- brauch gemacht, d. h. die Aufwendungen für Unterkunft und Heizung sind auch dann noch als angemessen zu bewerten, wenn zwar für sich betrachtet der Richtwert für die abstrakt angemessenen Unterkunftskosten nach Nr. 2.2.1 bzw. Anlage 2 oder die Nichtprüfungsgrenze für angemessene Heiz- kosten nach Nr. 4.1.2 bzw. den Anlagen 3, 3a, 4 bzw. 4a überschritten, die Summe aus beiden Werten aber noch eingehalten wird.

Das Kostensenkungsverfahren wird also immer dann relevant, wenn 113 a) die tatsächlichen Unterkunfts- und Heizkosten über dem Richtwert für die abstrakt angemessenen Unterkunftskosten (s. Nr. 2.2.1) und den Nichtprü- fungsgrenzen für die Heizkosten (s. Nr. 4.1.2) liegen, b) keine hinreichenden Gründe für ein Überschreiten dieser Werte im Einzelfall (konkrete Angemessenheit) vorliegen (s. Nr. 2.2.3 für Unterkunfts- bzw. Nr. 4.1.2 für Heizkosten),

39

KdU-Rl JC SAD (Stand: 26.11.2018)

c) eine Kostensenkung möglich und zumutbar und d) die Kostensenkung unter Berücksichtigung der bei einem Wohnungswechsel zu erbringenden Leistungen nicht unwirtschaftlich ist.

Auch bei unangemessenen einmaligen Kosten ist nach der Rechtspre- chung in der Regel eine Kostensenkungsaufforderung erforderlich.

6.1.1 Möglichkeiten zur Kostensenkung

Als Möglichkeiten zur Kostensenkung kommen z. B. in Betracht, 114  eine Reduzierung der Kaltmiete durch eine entsprechende Vereinbarung mit dem Vermieter,  die Untervermietung bzw. Vermietung bei Hauseigentümern,  eine Senkung der Betriebskosten und/oder Heizkosten durch geringeren Verbrauch oder Herabsetzung der Vorauszahlungen  der Einsatz von geschütztem Vermögen oder nicht anrechenbarem Ein- kommen sowie  ein Wohnungswechsel.

Der Wohnungswechsel (Umzug) ist dabei nachrangig gegenüber weniger 115 einschneidenden Maßnahmen, die zu einer Kostensenkung führen. Wie der Leistungsberechtigte die Kosten senkt, bleibt grundsätzlich ihm überlassen. Der Leistungsbezieher darf deshalb nicht zum Umzug aufgefordert werden, sondern nur allgemein zur Kostensenkung.

6.1.2 Zumutbarkeit der Kostensenkung

Verhandlungen mit dem Vermieter über eine Senkung der Grundmiete 116 sind dem Grunde nach immer zumutbar.

Gleiches gilt für eine Untervermietung, wenn die Wohnungsgröße und der 117 Zuschnitt der Wohnung eine solche zulassen und der Vermieter zustimmt (s. §§ 540 und 553 BGB). Einnahmen aus einem Untermietverhältnis sind von den Aufwendungen für Unterkunft und Heizung abzusetzen.49

49 BSG vom 06.08.2014 – B 4 AS 37/13 R bzw. AMS vom 23.11.2017, Allgemeine Anspruchs- voraussetzungen, Leistungsbedingungen und Verfahrensfragen, Abschn. C V 2, S. 45 40

KdU-Rl JC SAD (Stand: 26.11.2018)

Bei hohen, verbrauchsabhängigen Betriebskosten (Wasser, Kanal, Müllab- 118 fuhr, Heizung, Warmwasser) dürfte eine Senkung durch geringeren Verbrauch grundsätzlich immer möglich sein. Eine bloße Herabsetzung der Vorauszah- lungen ist dagegen zu vermeiden, wenn abzusehen ist, dass diese lediglich zu höheren Nachzahlungen führt.

Bietet der Leistungsberechtigte zur Finanzierung der unangemessenen Kosten 119 und zur Vermeidung eines Umzugs den Einsatz von geschütztem Vermö- gen, nicht anrechenbarem Einkommen oder von Leistungen des Le- bensunterhalts (Regelsatz, Mehrbedarfszuschläge) an, ist zu prüfen, ob die- se Finanzierung plausibel und nachhaltig möglich ist.

Ein Umzug wird in der Regel nicht zuzumuten sein bei 120

 absehbar kurzfristigem Leistungsbezug (Zeitraum von bis zu sechs Mona- ten; der Leistungsberechtigte ist aber darauf hinzuweisen, dass bei länge- rer Leistungsgewährung eine Kostensenkung gefordert wird),

 akut oder schwer chronisch kranken Leistungsberechtigten/Haushalts- angehörigen, wenn der mit dem Umzug verbundene Aufwand eine wesent- liche Belastung für den Betroffenen bedeuten würde;

 schwerbehinderten oder pflegebedürftigen Personen, wenn mit dem Umzug eine wesentliche räumliche Veränderung einhergehen und sich dadurch die Fähigkeiten zu gesellschaftlicher Teilhabe messbar oder die Gestaltung der pflegerischen und hauswirtschaftlichen Versorgung wesentlich verschlech- tern würde;

 schwerbehinderten oder pflegebedürftigen Personen, wenn die bestehende Unterkunft auf die besonderen Bedürfnisse der Person ausgestaltet ist und eine neue Unterkunft nur mit einem größeren finanziellen Aufwand umzu- bauen wäre;

41

KdU-Rl JC SAD (Stand: 26.11.2018)

 Haushalten mit minderjährigen Kindern, wenn die sozialen Bezüge der Kin- der dadurch gefährdet wären (allgemeine Hinweise genügen insoweit nicht, die Gefährdung muss im Einzelfall dargelegt werden); ist in diesen Fällen ein Schul- oder Kindertagesstättenwechsel erforderlich, ist die Frist zur Ab- senkung der Aufwendungen für die Kosten der Unterkunft rechtzeitig so zu legen, dass ein Umzug zum Schulwechsel oder zum Schuljahreswechsel stattfindet;

 vergleichbar schwerwiegenden sozialen Gründen.

Allein die typischerweise mit einem Umzug verbundenen Belastungen machen 121 einen Umzug dagegen noch nicht unzumutbar. Die Unzumutbarkeit kann, wie sich teilweise bereits aus den genannten Sachverhalten ergibt, dauerhaft oder auch nur vorübergehend vorliegen.

Fälle, in denen aus Gründen der Zumutbarkeit von der Kostensenkung 122 abgesehen wird, sind in regelmäßigen Zeitabständen zu überprüfen. Außerdem ist die Entscheidung, ob ein Umzug unzumutbar ist, in Ab- stimmung mit dem Teamleiter Leistung zu treffen.

6.1.3 Unwirtschaftlichkeit des Umzugs

Ist eine Kostensenkung nur durch Umzug möglich und der Umzug zumutbar, 123 kann hierauf nach § 22 Abs. 1 Satz 4 SGB II verzichtet werden, wenn der Umzug unter Berücksichtigung der bei einem Wohnungswechsel zu erbringen- den Leistungen unwirtschaftlich wäre. Ein Umzug ist als unwirtschaftlich anzusehen, wenn sich die Kosten nicht innerhalb von 36 Monaten amortisieren. Im Rahmen der Gesamtbetrachtung sind dabei die Unterkunfts- und Heizkosten für die bisherige Wohnung den Kosten für eine angemessene Wohnung gegenüberzustellen. Bei den Kosten für die neue Unterkunft sind auch die Wohnungsbeschaffungskosten und et-

42

KdU-Rl JC SAD (Stand: 26.11.2018)

waige Umzugskosten zu berücksichtigen.50

6.1.4 Verfahren zur Kostensenkung

Kann von dem Leistungsberechtigten nach entsprechender Einzelfallprüfung 124 eine Senkung der Aufwendungen erwartet werden, ist er hierzu unter Fristset- zung schriftlich und in ausreichend begründeter Form aufzufordern. Die Auf- forderung zur Kostensenkung stellt keinen anfechtbaren Verwaltungsakt dar und ist deshalb auch nicht so zu formulieren. Vielmehr handelt es sich nach ständiger Rechtsprechung des BSG (lediglich) um ein Informationsschrei- ben mit Aufklärungs- und Warnfunktion.

Notwendiger Mindestinhalt des Anschreibens sind 125  der Hinweis auf die Unangemessenheit der Kosten,  Erläuterungen dazu, welche Unterkunftskosten und/oder welcher Brenn- stoffverbrauch bzw. welche Heizkosten angemessen sind und  Angaben dazu, für welchen Zeitraum die tatsächlichen Kosten noch berück- sichtigt werden bzw. dass nach Ablauf der Kostensenkungsfrist nur noch angemessene Kosten berücksichtig werden.

Soll die Unangemessenheit bzw. Kostensenkungsaufforderung darauf gestützt 126 werden, dass die Zahlungsverpflichtung, welcher der Leistungsberechtigte ausgesetzt ist, zivilrechtlich unwirksam ist, muss der Leistungsberechtigte durch das Kostensenkungsverfahren in die Lage versetzt werden, seine Rech- te gegenüber dem Vermieter durchzusetzen.51

Falls die Kostensenkung nur durch Umzug erfolgen kann, hat sich der Be- 127 troffene unter Inanspruchnahme aller ihm zumutbar erreichbaren Hilfen und Hilfsmittel (z. B. Durchsicht von Zeitungs- und Internetanzeigen, Kontaktauf- nahme mit örtlichen Großvermietern) intensiv um eine kostenangemessene Unterkunft zu bemühen und ggf. jede ihm erreichbare, zumutbare bedarfsge- rechte kostenangemessene Unterkunft anzumieten. Es sind zudem kontinuier-

50 s. ergänzend AMS vom 15.02.2017, Konkrete Angemessenheit, Kostensenkungsverfahren, Abschn. F V, S 28 ff. 51 BSG vom 22.09.2009 – B 4 AS 8/09 R, Rz. 23 43

KdU-Rl JC SAD (Stand: 26.11.2018)

liche und nicht nur punktuelle Bemühungen zu fordern, die der Leistungsbe- rechtigte substantiiert darzulegen hat. Suchbereich ist grundsätzlich der gesamte örtliche Zuständigkeitsbereich des JC SAD (Landkreis Schwandorf), soweit nicht nach den Besonderheiten des Einzelfalles eine Unterkunftswahl in bestimmten Teilbereichen notwendig oder ausgeschlossen ist.

6.1.5 Frist zur Kostensenkung

Bei der in § 22 Abs. 1 Satz 3 SGB II genannten Frist von sechs Monaten 128 handelt es sich um eine Regel-Höchstfrist. Die Frist beginnt mit der Kos- tensenkungsaufforderung. Nach der Rechtsprechung des BSG kann ein Hilfebedürftiger – wenn er seine Verpflichtung zur Kostensenkung kennt und Kostensenkungsmaßnahmen möglich und zumutbar sind – ab dem Zeitpunkt, ab dem Kostensenkungs- maßnahmen wirksam werden könnten, nur noch die Aufwendungen für eine angemessene Wohnung verlangen. Eine generelle "Schonfrist" von sechs Mo- naten und die Weiterzahlung der unangemessenen Kosten "im Regelfall" für einen Sechsmonatszeitraum ohne weitere Begründung, sei weder dem Wort- laut noch dem Sinn und Zweck des § 22 Abs. 1 Satz 3 SGB II zu entneh- men.52

Besonderheiten gelten insbesondere für Wohneigentum, bei dem für be- 129 stimmte Ausgabearten die Berücksichtigung unangemessener Ausgaben gar nicht, also auch nicht übergangsweise möglich ist (s. Nr. 3.2).

Die Bestandsschutzregelung des § 22 Abs. 1 Satz 3 SGB II gilt nach ihrem 130 ausdrücklichen Wortlaut auch für Heizkosten, d. h. auch unangemessene Heizkosten sind so lange anzuerkennen, wie es nicht möglich oder zuzumuten ist, die Aufwendungen zu senken. Bei jährlichen Heizkostenabrechnungen werden Energieeinsparungen in der Regel nicht innerhalb von sechs Monaten zu realisieren sein, weil sich die Vorauszahlungen für die laufende Periode am Abrechnungsergebnis der letz-

52 BSG vom 19.02.2009 – B 4 AS 30/08 R, Rz. 31 44

KdU-Rl JC SAD (Stand: 26.11.2018)

ten Periode orientieren. Der leistungsberechtigten Person wird insofern min- destens ein voller Abrechnungszeitraum zur Änderung des Verbrauchsverhal- tens zuzugestehen sein.53 Dies ist v. a. bei Kostensenkungsverfahren zu be- achten, die erfolgen, weil zwar die Aufwendungen für die Unterkunft ange- messen sind, die Gesamtangemessenheitsgrenze aber überschritten wird, weil die Heizkosten unangemessen hoch sind.

Bei unangemessen hohen Abschlagszahlungen ist auch die Möglichkeit der kurzfristigen Herabsetzung der Vorauszahlungen zu prüfen.

Die erste Fristsetzung soll i. d. R. weniger als sechs Monate betragen (in 131 der Regel drei Monate), es sei denn, es ist von Anfang an eine Frist vom sechs oder ausnahmsweise mehr Monaten angezeigt.

Nach der gesetzten Frist können die tatsächlichen Kosten nur noch dann 132 übernommen werden, wenn der Nachweis erbracht wird, dass trotz ausrei- chender Bemühungen eine Kostensenkung nicht möglich war. Diese Fälle sind in regelmäßigen Zeitabständen zu überprüfen.

Wird vom Leistungsberechtigten von vornherein deutlich gemacht, dass keine 133 Bereitschaft zur Kostensenkung besteht, ist lediglich unter kurzer Fristset- zung die Übernahme der unangemessen hohen Kosten gerechtfertigt. Dies gilt auch dann, wenn ein Leistungsberechtigter kurz vor dem Beginn des Leis- tungsbezugs eine Unterkunft anmietet, deren Kosten unangemessen hoch sind, wenn er Kenntnis von der Unangemessenheit der Kosten hat und die Hil- febedürftigkeit absehbar war. Die unangemessenen Kosten brauchen dann nicht übernommen zu werden.54 Nach der Rechtsprechung des BSG muss die „Bösgläubigkeit“ allerdings deutlich zu Tage treten.55

53 s. AMS vom 15.02.2017, Konkrete Angemessenheit, Kostensenkungsverfahren, Ab- schn. F VI 3, S. 32 54 BSG vom 17.12.2009 – B 4 AS 19/09 R; Rz. 17 55 BSG vom 30.08.2010 – B 4 AS 10/10 R 45

KdU-Rl JC SAD (Stand: 26.11.2018)

6.2 Eintritt der Unangemessenheit während des Leistungsbezugs

Überschreiten die Kosten für Unterkunft und Heizung während der Dauer des 134 Leistungsbezugs z. B.  infolge Auszug oder Tod eines oder mehrerer Haushaltsangehöriger,  wegen Mietsteigerungen oder  aufgrund von neu festgelegten Höchstwerten die jeweiligen Angemessenheitsgrenzen, findet Nr. 6.1 entsprechend Anwen- dung.

7. Verfahren bei Wohnungswechsel

Vorbemerkung: Ausführliche Hinweise zum Wohnungswechsel enthält das AMS zum Thema Wohnungswechsel vom 15.02.2017, Abschn. 1.

7.1 Personen ab Vollendung des 25. Lebensjahres

7.1.1 Allgemeines zur Zusicherung nach § 22 Abs. 4 SGB II

Beabsichtigt der Leistungsberechtigte während des Hilfebezugs einen Woh- 135 nungswechsel, so soll er gemäß § 22 Abs. 4 SGB II vor Vertragsabschluss die Zusicherung des für die neue Unterkunft örtlich zuständigen kommunalen Trägers zur Berücksichtigung der Aufwendungen für die neue Unterkunft ein- holen.

Bei der Entscheidung über die Zusicherung handelt es sich um einen Verwal- 136 tungsakt. Gegenstand der Zusicherung nach § 22 Abs. 4 SGB II ist die Be- rücksichtigung der Unterkunftskosten für eine konkrete Unterkunft in konkre- ter Höhe. Der Hilfebedürftige hat keinen Anspruch auf eine pauschale Zusi- cherung für den Umzug in eine beliebige Unterkunft mit angemessenen Kos- ten.

Die Zusicherung nach § 22 Abs. 4 SGB II hat dabei allein eine Aufklärungs- 137 und Warnfunktion, d. h. die vorherige Zusicherung stellt keine Anspruchs- voraussetzung für die Übernahme von Unterkunfts- und Heizkosten dar. Bei

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nicht erforderlichen Umzügen können sich aus dem Fehlen der Zusicherung allerdings Beschränkungen bezüglich der Höhe der künftig zu berücksichti- genden Kosten ergeben (s. Nr. 7.1.3).

7.1.2 Anspruch auf Zusicherung

Auf die Zusicherung besteht (nur dann) ein Anspruch, wenn die Aufwendun- 138 gen für die neue Unterkunft angemessen sind (§ 22 Abs. 4 Satz 2 SGB II). Bei Umzügen innerhalb des gleichen Vergleichsraums muss der Umzug zudem er- forderlich sein, um einen solchen Anspruch zu begründen (§ 22 Abs. 1 Satz 2 SGB II).

Bei der Prüfung, ob die neue Unterkunft angemessen ist, ist darauf zu achten, ob die Angaben im Entwurf des Mietvertrags oder der Mietbescheinigung realistisch sind. Dies gilt insbesondere für die Betriebs- und Heizkostenvor- auszahlungen. Erscheinen die Angaben deutlich zu niedrig (z. B. im Vergleich zu den Abrechnungen für die bisherige Unterkunft oder allgemeinen Betriebs- kostenübersichten), sind sie zu hinterfragen. Können entsprechende Zweifel von den Leistungsberechtigten nicht ausgeräumt werden, ist die Zusicherung zu den Aufwendungen für die neue Unterkunft nicht zu erteilen.

Erforderlich kann ein Umzug z. B. sein, 139

 wenn der Umzug zur Kostensenkung notwendig ist, d. h. die bisherigen Aufwendungen für die Unterkunft den individuell angemessenen Umfang

übersteigen und es keine Alternativen zum Wohnungswechsel gibt. In die- sem Fall ist der Umzug durch das Jobcenter veranlasst und es erübrigt sich eine weitere Erforderlichkeitsprüfung. Soweit die Kosten für die neue Un- terkunft angemessen sind, ist eine Zusicherung zu erteilen.

 wenn durch den Umzug ein sozialversicherungspflichtiges Arbeitsverhältnis aufgenommen werden kann;

 bei Trennung der Ehe- oder Lebenspartner einer Bedarfsgemeinschaft,

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wenn einer der Partner neuen Wohnraum benötigt;

 zur Vermeidung drohender Wohnungslosigkeit (Räumungsklage oder Kün- digung wegen Eigenbedarf liegt vor);

 bei gesundheitlicher Gefährdung; diese ist im Zweifelsfall unter Einschaltung des Gesundheitsamtes zu überprüfen. Der Ausstattungszustand der Wohnung kann in diesem Fall grundsätzlich keine Rolle spielen. Bestehende Wohnungsmängel wie z. B. Feuchtigkeit, defekte Strom-, Gas-, Wasser- und Sanitärinstallationen, un- dichte Fenster und Türen müssen gesundheitsschädlich sein oder eine Ge- fahr darstellen und durch den Vermieter nicht innerhalb angemessener Frist abgestellt werden können. Zur Durchsetzung der Ansprüche aus dem Miet- vertrag sind die Leistungsberechtigten grundsätzlich an den Vermieter zu verweisen.

 wegen unzumutbar beengter Wohnverhältnisse.

Die Erforderlichkeit eines Auszugs ist dagegen grundsätzlich nicht gegeben, 140 wenn  lediglich der Wunsch nach einer besseren Wohnungsausstattung oder Woh- numgebung besteht,  pauschal mit besseren Chancen bei der Arbeitssuche argumentiert wird, ohne dass ein konkretes Arbeitsangebot nachgewiesen wird, oder  Streitigkeiten mit Nachbarn vorliegen.

In Fällen, in denen der Umzug nicht zwingend notwendig ist, ist letztlich da- 141 rauf abzustellen, ob ein plausibler, nachvollziehbarer und verständlicher Grund vorliegt, von dem sich auch ein Nichthilfebedürftiger leiten lassen wür- de.56

56 BSG vom 24.11.2011 – B 14 AS 107/10 R, Rz. 17 48

KdU-Rl JC SAD (Stand: 26.11.2018)

7.1.3 Folgen eines Umzugs ohne vorherige Zusicherung

Zieht der Leistungsberechtigte ohne vorherige schriftliche Zustimmung um, 142 werden für die neue Unterkunft höchstens Kosten in angemessener Höhe be- rücksichtigt. Der befristete Bestandsschutz des § 22 Abs. 1 Satz 3 SGB II greift nicht. Bei einem Umzug innerhalb des gleichen Vergleichsraums gilt außerdem: Erhöhen sich nach einem nicht erforderlichen Umzug die Aufwendungen für Unterkunft und Heizung, ist nach § 22 Abs. 1 Satz 2 SGB II weiterhin nur der bisherige Bedarf anzuerkennen, und zwar auch dann, wenn die Aufwendungen für die neue Unterkunft (noch) angemessen wären.

7.2 Personen vor Vollendung des 25. Lebensjahres

Bei Personen, die das 25. Lebensjahr noch nicht vollendet haben, hat 143 die Zusicherung dagegen nicht nur wie unter Nr. 7.1.1 ausgeführt, Hinweis- und Warnfunktion. Sie ist bei diesem Personenkreis nach § 22 Abs. 5 SGB II grundsätzlich Anspruchsvoraussetzung für die spätere Übernahme von Un- terkunfts- und Heizkosten.

Dieses Zustimmungserfordernis ist auf den Fall des Erstbezugs einer eigenen Wohnung beschränkt, da es nur in diesen Fällen zu einer Kostensteigerung wegen Gründung einer neuen Bedarfsgemeinschaft kommen kann. Eine an- spruchsbegründende Zusicherung ist bei Hilfebedürftigen, die das 25. Lebensjahr noch nicht vollendet haben, nicht erforderlich  beim Umzug der gesamten Bedarfsgemeinschaft oder  beim Auszug der Eltern; in diesem Fall ist § 22 Abs. 5 Satz 1 SGB II nicht analog anzuwenden, es sei denn es liegt ein Fall von Rechtsmissbrauch vor.57

Die Einholung der Zusicherung ist außerdem entbehrlich, wenn es dem Hilfe- bedürftigen aus wichtigem Grund unzumutbar war, die Zusicherung vor dem Umzug einzuholen. Dies ist dann der Fall, wenn eine Entscheidung wegen der

57 LSG SH vom 19.03.2007 – L 11 B 13/07 AS ER 49

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besonderen Dringlichkeit des Auszuges nicht rechtzeitig eingeholt werden kann (z. B. erwiesene Bedrohung einer unter 25 Jahre alten Person durch El- ternteil).

Zur Zusicherung ist der örtlich zuständige kommunale Träger bzw. das JC 144 SAD nach § 22 Abs. 5 Satz 2 SGB II verpflichtet, wenn ein  schwerwiegender sozialer Grund vorliegt,  der Umzug zur Eingliederung in den Arbeitsmarkt erforderlich ist oder  ein sonstiger ähnlich schwerwiegender Grund gegeben ist.

Schwerwiegende soziale Gründe liegen insbesondere dann vor, wenn zum 145 Zeitpunkt der Antragstellung  eine schwere Störung der Eltern-Kind-Beziehung besteht, d. h. das Zu- sammenleben von Eltern und der Person unter 25 Jahren aus physischen und/oder psychischen Gründen nicht mehr möglich ist oder ein Zusammen- leben wechselseitig nicht mehr zumutbar ist,  ohne Umzug Gefahr für das körperliche, geistige oder seelische Wohl der Person unter 25 Jahren besteht,  die Platzverhältnisse in der Wohnung der Eltern zu beengt sind,  bei Zusammenleben mit Geschwistern in der Wohnung der Eltern eine Ge- schlechtertrennung nicht möglich ist,  ein Verweisen auf die Wohnung der Eltern mangels entsprechender Pflich- ten nach dem BGB (z. B. Entscheidung der Eltern gegen Gewährung von Naturalunterhalt bzw. Titel des Kindes auf Barunterhalt, § 1612 BGB, oder Entscheidung des Vormundschaftsgerichts auf Unterbringung außerhalb des Elternhauses) nicht möglich ist bzw. ein Verweisen unzumutbar ist, weil z. B. der sorgeberechtigte Elternteil sein Sorgerecht nie oder für längere Zeit nicht ausgeübt hat,  die Person unter 25 Jahren fremd untergebracht ist oder sich in einer Ein- richtung nach § 67 SGB XII oder in anderen Einrichtungen nach dem SGB II, SGB VIII oder SGB XII aufhält, für den Fall, dass sie aus einer sol- chen Einrichtung eine eigene Wohnung bezieht (im Vordergrund steht hier der „Therapieerfolg“, welcher durch Zurückziehen zu den Eltern nicht ge-

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fährdet werden soll),  die Person unter 25 Jahren eine eigene Familie hat (z. B. Hei- rat/Lebenspartnerschaft oder Kind; ehe- oder partnerschaftsähnliche Be- ziehungen zählen hingegen nicht dazu).

Ein sonstiger, ähnlich schwerwiegender Grund im Sinne von § 22 Abs. 5 146 Satz 2 Nr. 3 SGB II liegt insbesondere vor, wenn  der Erstauszug sachlich gerechtfertigt war oder eine Zusicherung erteilt wurde und die Umstände sich nicht verändert haben,  eine unter 25 Jahre alte Frau schwanger ist,  der unter 25 Jahre alte künftige Kindsvater mit der Schwangeren zusam- menziehen und eine eigene Familie gründen will.

Für die Zusammenarbeit zwischen dem JC SAD und dem Kreisjugendamt gel- 147 ten nachstehende Regelungen:  Jugendliche SGB II-Antragsteller unter 18 Jahren: Trägt die jugendliche Person im JC SAD vor, dass ihr ein Zusammenleben mit den Eltern bzw. im elterlichen Haushalt nicht mehr zumutbar ist, wird die Frage, ob ein schwerwiegender sozialer Grund im Sinne des § 22 Abs. 2a Satz 2 Nr. 1 SGB II vorliegt, seitens des JC SAD in Zusam- menarbeit mit dem KJA SAD abgeklärt. Das JC SAD teilt dem KJA SAD schriftlich den Sachverhalt mit. Das KJA ermittelt die konkreten Lebensum- stände der jugendlichen Person und teilt das Ergebnis dem JC SAD mit. Die vom KJA SAD getroffene Entscheidung ist für das JC SAD verbindlich. Kann die beim JC SAD vorsprechende jugendliche Person bis zur Abklärung des Sachverhalts nicht mehr in der elterlichen Wohnung verbleiben bzw. vorübergehend bei Verwandten oder Freunden wohnen, wird unverzüglich das KJA SAD telefonisch verständigt. Zuvor wird jedoch seitens des JC SAD versucht, zwischen der jugendlichen Person und den Eltern zu vermitteln um eine Rückkehr in den elterlichen Haushalt zumindest vorübergehend zu ermöglichen.

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 Junge Volljährige (18 bis 21 Jahre): Hier gilt grundsätzlich die Vorgehensweise wie sie vorstehend bei jugendli- chen Antragstellern beschrieben ist. Hiervon abweichend nimmt das JC SAD die Prüfung, ob ein schwerwiegender sozialer Grund vorliegt, bei Stellung- nahmen anderer Personen (z. B. Bewährungshelfer) oder bei der Behaup- tung der jungen volljährigen Person, es liegen unzumutbare beengte Wohnverhältnisse im elterlichen Haushalt vor, selbst vor. Kann die junge volljährige Person bis zur Abklärung des Sachverhalts nicht mehr in der el- terlichen Wohnung verbleiben bzw. vorübergehend bei Verwandten oder Freunden wohnen, ist sie zur Vermeidung von Obdachlosigkeit an die zu- ständige Gemeinde zu verweisen.

 Umzug aus Heimen/betreuten Wohngruppen: Möchte die jugendliche oder junge volljährige Person von einem Heim oder betreuten Wohngruppe in eine eigene Wohnung ziehen, hält das JC SAD mit dem KJA SAD Rücksprache, ob der Bezug einer eigenen Wohnung er- forderlich ist. Diese Vorgehensweise ist deshalb erforderlich, weil die Eltern geltend gemachten Unterhaltsansprüchen mit der Begründung entgegen- treten, ihr Kind könnte auch wieder in den elterlichen Haushalt einziehen.

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8. Übernahme von Wohnungsbeschaffungskosten, Mietkautionen, Genossenschaftsanteilen und Umzugskosten

Vorbemerkung: Ausführliche Hinweise zum Wohnungswechsel enthält das AMS zum Thema Wohnungswechsel vom 15.02.2017, Abschn. 2 und 3.

8.1 Vorherige Zustimmung, Zuständigkeit, Anspruch auf Übernahme

Die Übernahme von Wohnungsbeschaffungskosten, Mietkautionen, Genossen- 148 schaftsanteilen und Umzugskosten kann nur nach vorheriger Zustimmung durch das Jobcenter erfolgen. Die Zusicherungen nach § 22 Abs. 6 SGB II sind dabei zu unterscheiden von der Zusicherung nach § 22 Abs. 4 und 5 SGB II (s. Nr. 7).

Hinsichtlich des Zeitpunkts ist auf das Entstehen der Kosten abzustellen. Der 149 Leistungsberechtigte muss die Zusicherung einholen, bevor er sich rechtlich (z. B. durch die Auftragsvergabe) bindet. Der entsprechende Antrag muss sich gerade auch auf die Anerkennung der genannten Kosten beziehen. Zwar sind Umzüge, die nach § 22 Abs. 4 oder 5 SGB II erforderlich sind, zu- gleich notwendig im Sinne von § 22 Abs. 6 SGB II. Allein die Erforderlichkeit des Umzugs führt aber nicht dazu, dass Wohnungsbeschaffungskosten, Miet- kautionen, Genossenschaftsanteile und Umzugskosten unabhängig von ihrer Höhe angemessen sind. Insoweit muss dem Jobcenter eine eigene Einschät- zung des Bedarfs und eine eigene Entscheidung über die Kostenübernahme ermöglicht werden.

Zuständig für die Zusicherungen ist nach § 22 Abs. 6 Satz 1 SGB II 150 a) bei den Wohnungsbeschaffungskosten und den Umzugskosten der für den bisherigen Wohnort zuständige Träger und b) bei der Mietkaution und den Genossenschaftsanteilen der für den neuen Wohnort zuständige Träger.

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Anspruch: 151 Die Zusicherung soll erteilt werden, wenn der Umzug durch das Jobcenter veranlasst oder sonst notwendig ist (s. Nr.7.1.2) und wenn ohne die Zusiche- rung eine Unterkunft in einem angemessenen Zeitraum nicht gefunden wer- den kann (§ 22 Abs. 6 Satz 2 SGB II). Sind diese Voraussetzungen erfüllt, ist das Ermessen für die Übernahme angemessener Kosten in der Regel auf Null reduziert, d. h. angemessene Kosten sind nach vorheriger Zustimmung zu übernehmen.58

Sind die Voraussetzungen des § 22 Abs. 6 Satz 2 SGB II nicht erfüllt, können 152 Wohnungsbeschaffungskosten, Mietkautionen, Genossenschaftsanteile und Umzugskosten in der Regel nicht übernommen werden. Im Rahmen der vor- zunehmenden Ermessensausübung kann im Einzelfall aber auch eine Über- nahme angemessener Kosten angezeigt sein.

8.2 Wohnungsbeschaffungskosten

Der Begriff Wohnungsbeschaffungskosten ist weit auszulegen und umfasst al- 153 le Aufwendungen, die mit dem Finden und Anmieten einer angemessenen Wohnung verbunden sind (z. B. Maklergebühren, Kosten für Wohnungsanzei- gen und doppelte Mietaufwendungen aufgrund von Kündigungsfristen). Solche Kosten können nur ausnahmsweise in besonders zu begründenden Einzelfäl- len übernommen werden.

8.3 Mietkautionen und Genossenschaftsanteile

8.3.1 Allgemeines

Die Mietkaution stellt eine Sicherheitsleistung für den Vermieter dar. Sie dient 154 der Absicherung für den Fall, dass der Mieter die vertraglichen Pflichten aus dem Mietverhältnis verletzt.

Die Höhe der Kaution darf nach § 551 Abs. 1 BGB höchstens das Dreifache der auf einen Monat entfallenden Grundmiete (ohne Betriebskosten) betra-

58 SG Kiel vom 23.02.2012 – S 24 SO 4/12 ER 54

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gen. Der Mieter ist nach § 551 Abs. 2 BGB berechtigt, die Kaution zu drei gleichen monatlichen Teilzahlungen zu leisten. Die erste Teilzahlung ist zu Be- ginn des Mietverhältnisses fällig. Zum Nachteil des Mieters abweichende Ver- einbarungen sind nach § 551 Abs. 4 BGB grundsätzlich unwirksam.

Voraussetzung für die Überlassung einer Genossenschaftswohnung ist in 155 der Regel zunächst die Mitgliedschaft in der Genossenschaft. Hierfür sind ein oder mehrere Geschäftsanteile als Pflichtanteile zu zeichnen. Die Höhe der Anteile ist in der Satzung für die Genossenschaft festgelegt. Nach der gesetz- lichen Regelung sind die Aufwendungen für den Erwerb von Genossenschafts- anteilen den Mietkautionen gleichgestellt. Sie entstehen mit dem Bezug der Wohnung. Nach dem Auszug aus der Wohnung können die Genossenschafts- anteile wieder veräußert werden.

8.3.2 Anspruch auf Übernahme der Aufwendungen

Die Aufwendungen für die Mietkaution bzw. den Erwerb von Genossenschafts- 156 anteilen sind nach § 22 Abs. 6 SGB II zu übernehmen, wenn a) der Umzug durch das Jobcenter veranlasst oder aus sonstigen Gründen notwendig ist und wenn ohne die Zusicherung eine Unterkunft in einem an- gemessenen Zeitraum nicht gefunden werden kann, b) die Kosten für die neue Wohnung (ggf. unter Heranziehung der Gesamtan- gemessenheitsgrenze) angemessen sind, c) die Aufwendungen für die Mietkaution bzw. den Erwerb der Genossen- schaftsanteile den gesetzlichen Bestimmungen bzw. der Regelung durch Satzung entsprechen, d) der Bedarf vor seiner Entstehung (Abschluss des Mietvertrages) geltend gemacht wird und e) der Bedarf nicht durch Vermögen nach § 12 Abs. 2 Satz 1 Nr. 1, 1a und 4 SGB II oder auf andere Weise gedeckt werden kann.

Zum Vermögenseinsatz entsprechend Buchst. e ist anzumerken: 157 Wenn sich Eltern mit minderjährigen Kindern eine Wohnung anmieten, ist grundsätzlich ausschließlich auf das Vermögen der Eltern abzustellen. Der

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Einsatz des Grundfreibetrages für minderjährige Kinder kommt z. B. dann in Betracht, wenn eine Minderjährige, die selbst ein eigenes Kind betreut, in ei- gener Bedarfsgemeinschaft eine Wohnung (Unterschrift des MV durch die El- tern!) anmietet und über verfügbares Vermögen nach § 12 Abs. 2 Nr. 1a und/oder Nr. 4 SGB II verfügt. Bei der Entscheidung, ob Vermögen nach § 12 Abs. 2 Nr. 1, Nr. 1a und Nr. 4 SGB II in ausreichendem Maße zur Verfügung steht, ist als Grundlage für den Zeitpunkt der Verfügbarkeit auf den Beginn des Mietverhältnisses abzustellen.

8.3.3 Gewährung als Darlehen

Aufwendungen für Mietkautionen und Genossenschaftsanteile sollen gemäß 158 § 22 Abs. 6 Satz 3 SGB II als Darlehen erbracht werden. Die Rückzahlung richtet sich damit grundsätzlich nach § 42a SGB II. Die Hinweise im AMS vom 15.02.2017, Wohnungswechsel, Abschn. 3, S. 18 ff., und die fachlichen Hin- weise zu § 42a SGB II sind zu beachten.

8.4 Umzugskosten

Der Leistungsberechtigte ist grundsätzlich verpflichtet, den Umzug in Eigenre- 159 gie mit Hilfe von Verwandten und Bekannten durchzuführen.

Ist der Leistungsberechtigte mit einer pauschalen Abgeltung einverstanden, 160 können bei einem Umzug innerhalb der Gemeinde pauschal 200 € und bei ei- nem Umzug in eine andere Gemeinde pauschal 300 € übernommen werden. Ansonsten sind die Kosten für einen Mietwagen als Bedarf anzuerkennen. Der Antragsteller hat hierfür mindestens zwei Kostenvoranschläge vorzulegen.

Ausnahmen von der Selbsthilfeverpflichtung sind i. d. R. nicht möglich, da der 161 Bedarfsgemeinschaft immer mindestens eine erwerbsfähige Person angehört. Ist der Leistungsberechtigte objektiv nicht in der Lage, den Umzug, wie be- schrieben zu organisieren, können ausnahmsweise die angemessenen Kosten für ein Umzugsunternehmen übernommen werden. Ein solcher Ausnahmefall ist eingehend zu begründen (z. B. Vorlage ärztlicher Atteste). Von den Leis- tungsberechtigten sind außerdem mindestens zwei Kostenvoranschläge von

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Umzugsfirmen einzureichen. Bei Anerkennung der Kosten einer Spedition ist zu prüfen, ob der Leistungsberechtigte nicht zumindest folgende Arbeiten selbst durchführen kann:  Auf- und Abbau der Möbel  Ein- und Auspacken des Hausrats und der Kleidung.

Über die Übernahme der Kosten ist der Leistungsberechtigte schriftlich zu in- 162 formieren, die Kosten sind nach Eingang der Rechnung direkt an die Mietwa- gen- bzw. Umzugsfirma zu überweisen.

9. Übernahme von Schulden

Vorbemerkung: Ausführliche Hinweise zur Übernahme von Schulden enthält das AMS zum Thema „Abtretung, Übertragung, Verpfändung und Pfändung; Direktzahlun- gen an Dritte; Übernahme von Schulden; Informationen bei Räumungskla- ge“ vom 20.12.2017, Abschn. C.

Zum Zweck der Vermeidung von Wohnungslosigkeit können im Einzelfall Miet- 163 schulden oder auch Energie-/Wasser-/Heizkostenrückstände durch den Leis- tungsträger übernommen werden. Die Geldleistungen sollen als Darlehen er- bracht werden. Hieraus folgt, dass nur in atypischen Ausnahmefällen eine Gewährung als Zuschuss in Betracht kommt.

9.1 Voraussetzungen für die Übernahme von Schulden

Für die Übernahme von Schulden müssen folgende Tatbestandsvoraussetzun- 164 gen erfüllt sein:

a) Bezug von Arbeitslosengeld II für Unterkunft und Heizung Schulden können nach § 22 Abs. 8 SGB II nur übernommen werden, so- fern bereits Leistungen für Unterkunft und Heizung nach dem SGB II er- bracht werden. Ausreichend ist ein Anspruch. Über den Anspruch muss noch nicht positiv entschieden sein.

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b) Zweck Zweck der Schuldenübernahme muss die Sicherung der Unterkunft zur Vermeidung von Wohnungslosigkeit oder die Behebung einer vergleichba- ren Notlage sein. Letzteres ist beispielsweise bei einer faktischen Unbe- wohnbarkeit der Wohnung wegen einer Energiesperre (Strom, Heizung) der Fall, z. B. bei Hinweis des Energielieferungsunternehmens auf die Berechti- gung zur Liefereinstellung und Benennung eines zeitnahen Sperrtermins.

c) Gerechtfertigte Schuldenübernahme Eine Rechtfertigung liegt im Regelfall vor, wenn mit der Schuldenübernah- me eine drohende Vermieterkündigung wegen Zahlungsrückständen abge- wendet werden kann oder diese nach § 569 Abs. 3 Nr. 2 BGB unwirksam wird. An der Rechtfertigung fehlt es, wenn 165  die Unterkunft bereits geräumt ist,  die Räumung auch durch Übernahme der Rückstände nicht mehr abge- wendet werden kann,  es wiederholt zu Rückständen gekommen und kein Selbsthilfewillen er- kennbar ist, z. B. bei fehlender Inanspruchnahme von Angeboten der Schuldnerberatung,  trotz ausreichenden Einkommens Mietrückstände gezielt herbeigeführt werden (Missbrauchsfälle),  die Leistung zur Sicherung einer kostenunangemessenen Unterkunft ein- gesetzt werden soll59 (Ausnahmen können bei eingeschränktem Ermes- sen in Einzelfällen gegeben sein, z. B. bei Schulkindern mit besonderem Schutzbedürfnis),  wenn der Hilfebedürftige nicht glaubhaft macht, dass er die Selbsthilfe- möglichkeiten zur Beseitigung der Notlage ausgeschöpft hat. Im Rahmen der Selbsthilfe kann es dem Leistungsberechtigen beispiels- weise zumutbar sein, sich um einen Vertragsabschluss mit einem ande- ren Stromanbieter zu bemühen, zivilrechtlich im Wege des einstweiligen Rechtsschutzes gegen die Energiesperre vorzugehen, wenn die Energie-

59 LSG BB vom 04.12.2008 – L 29 B 1928/08 AS ER 58

KdU-Rl JC SAD (Stand: 26.11.2018)

sperre zu Unrecht erfolgt und damit hohe Erfolgsaussichten für ein Ob- siegen im Prozess bestehen (nicht aber, in komplizierten Fällen, wenn ein hohes Prozess- und Kostenrisiko vorliegt),  wenn eine erkennbar „zu hohe“ Forderung vorliegt,  bei Vorliegen der Möglichkeit, ein Ratenzahlungsangebot des Energiever- sorgungsunternehmens in Anspruch zu nehmen, und  wenn der Einsatz von Schonvermögen möglich ist. Ist noch Schonver- 166 mögen nach § 12 Abs. 2 Nr. 1, 1a und 4 SGB II vorhanden, ist dieses vorrangig zur Tilgung der Schulden einzusetzen. Der Gesetzestext nimmt in § 22 Abs. 8 Satz 3 SGB II ausdrücklich zwar nur auf § 12 Abs. 2 Nr. 1 SGB II Bezug, es ist aber nicht ersichtlich, weshalb zumindest die nach Nr. 1a und 4 an sich geschützten Vermögenswerte nicht vor einer Über- nahme von Schulden zum Einsatz kommen sollten.60

9.2 Anspruch auf Übernahme von Schulden

Auf der Rechtsfolgenseite räumt § 22 Abs. 8 SGB II Ermessen ein. 167

Dem Leistungsträger wird in § 22 Abs. 8 Satz 1 SGB II ein Ermessensspiel- raum eröffnet, den dieser den allgemeinen Regelungen folgend so auszulegen hat, wie es Sinn und Zweck erfordern. Droht Wohnungslosigkeit, hat der Leistungsträger allerdings nur einen engeren Ermessensspielraum in Form des gebundenen Ermessens („sollen“). Hieraus folgt, dass Schulden im Regelfall übernommen werden, wenn dies gerechtfertigt und notwendig ist und Woh- nungslosigkeit droht.

Dem Leistungsberechtigten muss die Wohnungslosigkeit wegen der bestehen- den Schulden konkret und zeitnah drohen (beispielsweise Kündigung durch den Vermieter aufgrund der Mietschulden, anhängige Räumungsklage). Diese darf auch nicht anders abwendbar sein. Zu beachten ist, dass der allgemeine Hinweis des Vermieters auf sein Kündigungsrecht nicht ausreicht. Vielmehr ist notwendig, dass eine Kündigung des Vermieters vorliegt.

60 s. zu dieser erweiternden Auslegung AMS vom 20.12.2017, Übernahme von Schulden, Ab- schn. C VII 2d, S 21, und Fachliche Weisungen der BA zu § 42a, Rz. 42a.5, Stand 04.08.2016 59

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10. Sonderproblem: Renovierungskosten

Vorbemerkung: Hinweise zu Renovierungen bzw. Schönheitsreparaturen enthält auch das AMS zum Thema „Allgemeine Anspruchsvoraussetzungen, Leistungsbedingun- gen und Verfahrensfragen“, Abschn. C VII 2b.

Bei den Renovierungskosten ist zu unterscheiden zwischen den 168  Kosten für Renovierungsarbeiten beim Einzug (Einzugsrenovierung),  den Kosten für die Renovierung während des laufenden Mietverhältnisses (sog. Schönheitsreparaturen) und  den Kosten für Renovierungsarbeiten beim Auszug (Auszugsrenovierung).

Ein Anspruch auf Übernahme dieser Kosten besteht nur, soweit diese Kosten 169 nicht mit der Regelleistung abgegolten sind, eine wirksame mietvertragliche Verpflichtung hierzu besteht, die Durchführung erforderlich ist und die Kosten angemessen sind. Die in die Bemessung der Regelleistung eingeflossenen Anteile für „Reparatur 170 und Instandhaltung der Wohnung“ erfassen angesichts der Höhe dieser Antei- le nur Aufwendungen, die in einer Mietwohnung üblicherweise auch außerhalb von Schönheitsreparaturen anfallen (auf den Mieter überwälzte „kleine In- standhaltungen“) und nicht die „Schönheitsreparaturen“ zur Beseitigung von Mängeln, die durch vertragsgemäßen Gebrauch entstanden sind.61

10.1 Einzugsrenovierung

Die Kosten für eine Einzugsrenovierung gehören nach der Rechtsprechung 171 nicht zu den Wohnungsbeschaffungskosten, weil sie nicht der Erlangung einer Wohnung dienen. Sie sind daher den Kosten der Unterkunft gemäß § 22 Abs. 1 SGB II zuzuordnen. Zu übernehmen sind solche Kosten aber nur dann, wenn der Umzug bzw. Ein- zug vom Jobcenter veranlasst oder genehmigt worden ist, die Renovierung ortsüblich ist, um die Bewohnbarkeit der Wohnung herzustellen, und die Kos-

61 BSG vom 19.03.2008 – B 11b AS 31/06 R 60

KdU-Rl JC SAD (Stand: 26.11.2018)

ten angemessen sind.62 Da im Bereich des Landkreises Schwandorf Wohnun- gen üblicherweise renoviert, zumindest aber doch bewohnbar vermietet wer- den, kommt die Übernahme der Kosten für eine Einzugsrenovierung grund- sätzlich nicht in Betracht.

10.2 Schönheitsreparaturen

Eine Übernahme der Kosten für Schönheitsreparaturen kommt nur in Fra- 172 ge, wenn die Renovierungsverpflichtung wirksam auf den Leistungsberechtig- ten (Mieter) übertragen wurde. Nach § 535 Abs. 1 Satz 2 BGB obliegt es dem Vermieter, die Mietsache in ei- nem zum vertragsgemäßen Gebrauch geeigneten Zustand zu erhalten. In- standhaltungsmaßnahmen und Schönheitsreparaturen gehen deshalb grund- sätzlich zu Lasten des Vermieters. Dieser kann aber diese Verpflichtung durch Vertrag auf den Mieter übertragen. Daher ist in solchen Fällen der Mietvertrag zu prüfen.

Nach der ständigen Rechtsprechung des Bundesgerichtshofs sind starre Fris- 173 tenpläne in Bezug auf die Regelmäßigkeit von Schönheitsreparaturen oder die unabhängig vom Abnutzungsgrad vereinbarte Auszugsrenovierung unwirk- sam. Unwirksam sind also Regelungen, die dem Mieter starre Renovierungs- fristen vorgeben (z. B. Küche alle drei Jahre, Wohnzimmer alle fünf Jahre). Auch ein Zusatz „und bei Bedarf“ führt in diesen Fällen nicht zur Wirksamkeit. Enthält der Mietvertrag dagegen keine starren Fristen, sondern schlägt er nur mögliche Renovierungsintervalle vor, so wurde die Renovierungsverpflichtung wirksam auf den Mieter übertragen. Allgemein vorgegebene Zeitabstände in denen Schönheitsreparaturen erforderlich sein könnten, führen nicht zur Un- wirksamkeit. Formulierungen wie „spätestens“, „mindestens“, „innerhalb“, „übliche Fristen“, weisen auf das Vorliegen von starren Fristenpläne hin und sind daher unwirksam.

Ist die mietvertragliche Regelung unwirksam, ist der Leistungsberechtigte im 174 Verhältnis zum Vermieter nicht zur Vornahme der Schönheitsreparaturen ver-

62 BSG vom 16.12.2008 – B 4 AS 49/07 R 61

KdU-Rl JC SAD (Stand: 26.11.2018)

pflichtet, so dass keine Zahlungen hierfür zu erbringen sind. Die Zurückwei- sung unrechtmäßiger Forderungen des Vermieters obliegt dem Leistungsbe- rechtigten im Rahmen seiner Selbsthilfeverpflichtung.

Für den Fall, dass der Leistungsberechtigte dagegen mietvertraglich wirksam 175 zur Vornahme von Schönheitsreparaturen verpflichtet ist, sind die erforderli- chen Kosten zu übernehmen, wenn der Zustand der Wohnung oder einzelner Räume eine Renovierung erfordert.

Der notwendige Umfang der Renovierungsarbeiten erstreckt sich dabei grund- 176 sätzlich nur auf das Tapezieren und Streichen der Wände und Decken und ggf. Innenanstriche der Fenster, Türen und Heizkörper. Dabei kann als An- haltswert von folgenden Zeitabständen ausgegangen werden:  Tapezieren und Streichen der Wände und Decken in Küchen, Bädern, Du- schen und Toiletten alle drei Jahre;  Tapezieren und Streichen der Wände und Decken in Wohn- und Schlafräu- men einschl. Kinderzimmern und Dielen alle fünf Jahre;  Innenanstrich der Fenster, Türen und Heizkörper ggf. alle zehn Jahre.

Die Renovierungsarbeiten sind im Regelfall durch den Leistungsberechtigten 177 in Eigenregie durchzuführen. Zu übernehmen sind dann nur die Materialkos- ten. Unwirksam sind insoweit auch mietvertragliche Klauseln, wonach die Schön- heitsreparaturen durch eine Handwerkerfirma ausgeführt werden müssen. Für die Schönheitsreparaturen ist kein besonderes handwerkliches Geschick erfor- derlich. In Baumärkten werden z. B. auch kostenlose Arbeitsanleitungen an- geboten.

Wird vorgetragen, dass aus gesundheitlichen Gründen die Arbeiten nicht ohne 178 fremde Hilfe durchgeführt werden können, ist – soweit sich dies nicht bereits aus den vorliegenden Unterlagen ergibt – ein ärztliches Attest vorzulegen, aus dem sich neben der Art und Dauer der vorliegenden Erkrankung auch die dar- aus ergebenden Einschränkungen im Hinblick auf die auszuführenden Reno-

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KdU-Rl JC SAD (Stand: 26.11.2018)

vierungstätigkeiten ergeben müssen.

10.3 Auszugsrenovierung

Die Ausführungen zu Schönheitsreparaturen gelten für die Auszugsrenovie- 179 rung entsprechend. Zusätzlich ist bei der Auszugsrenovierung zu beachten, dass Kosten hierfür nur übernommen werden können, wenn diese im Zusammenhang mit einem notwendigen Umzug anfallen (s. Nr. 7.1.2).

Schwandorf, 26.11.2018

Ebeling Landrat

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