Mathias Harzhauser
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ZOBODAT - www.zobodat.at Zoologisch-Botanische Datenbank/Zoological-Botanical Database Digitale Literatur/Digital Literature Zeitschrift/Journal: Beiträge zur Paläontologie Jahr/Year: 2002 Band/Volume: 27 Autor(en)/Author(s): Harzhauser Mathias Artikel/Article: Marine und brachyhaline Gastropoden aus dem Karpatium des Korneuburger Beckens und der Kreuzstettener Bucht (Österreich, Untermiozän) 61-159 ©Verein zur Förderung der Paläontologie am Institut für Paläontologie, Geozentrum Wien Beitr. Paläont., 27: 61-159, Wien 2002 Marine und brachyhaline Gastropoden aus dem Karpatium des Korneuburger Beckens und der • • Kreuzstettener Bucht (Österreich, Untermiozän) von Mathias H a r zh a u se r * Harzhauser , M. (2002): Marine und brachyhaline Gastropoden aus dem Karpatium des Korneuburger Beckens und der Kreuzstettener Bucht (Österreich, Untermiozän). — Beitr. Paläont., 27: 61-159, 12 Taf., Wien. Zusammenfassung chen Grabungen geborgene Material ermöglicht. Zum an Die marine und brachyhaline Gastropodenfauna des Kor deren lieferte die umfangreiche Sammlung des Naturhi storischen Museums Wien einen reichhaltigen Fundus. neuburger Beckens und der Kreuzstettener Bucht (Nie Neben der systematisch-taxonomischen Beschreibung derösterreich) wird beschrieben. Die Assoziationen ge der Fauna wurde auch eine paläoökologische und biostra ben mit 132 Arten einen guten Einblick in die Zusam tigraphische Analyse der bis jetzt unzureichend doku mensetzung der Gastropodenfauna des höheren Unter mentierten Faunengemeinschaften durchgeführt. Auffäl miozäns (Karpatium) in der Zentralen Paratethys. lig ist dabei der moderne, beinahe mittelmiozäne Charak Die paläoökolgische Charakterisierung der bearbeiteten ter der Assoziationen aufgrund des hohen Anteils an Ar Lokalitäten weist auf starken ästuarin-fluviatilen Einfluß ten, die in der Zentralen Paratethys im Eggenburgium und im südlichen Korneuburger Becken hin, der gegen Nor Ottnangium noch fehlen. den zu abnimmt, während die Kreuzstettner Bucht voll Die paläoökolgische Auswertung der Faunen weist auf marine Verhältnisse aufweist. beträchtlichen Brackwassereinfluß im Korneuburger Tornus kuemeli nov. sp. wird als neue Art eingeführt. Becken hin, der - mit marinen Unterbrechungen - am stärksten im südlichen Teil rund um Stetten nachzuweisen ist. Gegen Norden deuten die Faunen von Kamabrunn und Abstract Kleinebersdorf vermehrt auf marine Verhältnisse, die be The marine and brachyhaline gastropod fauna of the Kor- sonders auch in der Kreuzstettener Bucht vorherrschten. neuburg Basin and the Kreuzstetten Bay is described. Im ersten Teil der Monographie: „Das Karpat des Kor With 132 species the assemblages give a good impressi neuburger Beckens“ (Sovis & Schmid, 1998) gibt W es on of the gastropod fauna of the late Lower Miocene sely (1998) eine ausführliche Darstellung des geolo (Karpatian) in the Central Paratethys. gisch-tektonischen Rahmens des Korneuburger Beckens; The palecological characterisation of the investigated eine Beschreibung der bearbeiteten Profile und Auf sections documents strong fluvial influx in the southern schlüsse ist im selben Band bei Sovis (1998) nachzule Komeuburg Basin, which becomes weaker towards the sen. Im folgenden bezieht sich die Bezeichnung „Stetten“ north. In the Kreuzstetten Bay normal marine conditions als Fundortangabe auf die Grabungen im Bereich des Tei- prevailed. ritzberges. Tornus kuemeli nov. sp. is introduced as new species. 2. Historisches Schlüsselwörter Gastropodenführende Aufschlüsse aus dem Bearbei Gastropoda - Karpatium - Untermiozän - Korneuburger tungsraum waren schon Hörnes (1856) bekannt, der aus Becken - Niederösterreich - Paläoökologie - Biostrati Ebersdorf, Weinsteig und Niederkreuzstetten mnd 54 Ar graphie ten nennt und z.T. in seiner großen Monographie abbil det. Wenig später sind Gastropoden des Korneuburger Raumes erneut Ziel der Bearbeitung durch R. Hörnes & 1. Einleitung Auinger (1897-91), die die von M. Hörnes beschriebene Fauna revidieren und durch etliche Arten erweitern. Rund Die mit 132 Arten überraschend artenreiche marine und zwei Jahrzehnte später veröffentlicht Schaffer (1907, brachyhaline Gastropodenfauna des Korneuburger 1908) eine erste, lediglich 13 Gastropodentaxa umfassen Beckens und der Kreuzstettener Bucht wird hier zum er de Liste vom Teiritzberg und erwähnt auch Leobendorf sten Mal umfassend dargestellt. Diese Bearbeitung wurde als Fundpunkt. Wenig später beschreibt V etters (1910, zum einen durch das von Dr. Wofgang Sovis in zahlrei 1914) erneut die Fauna vom Teiritzberg, die er gemein * Anschrift d. Verf.: Dr. Mathias Harzhauser, Naturhistorisches sam mit Fundpunkten des tieferen Mittelmiozäns be Museum Wien, [email protected] arbeitet und die er - wie schon Schaffer (1908) - als ©Verein zur Förderung der Paläontologie am Institut für Paläontologie, Geozentrum Wien 62 Beitr. Paläont., 27, Wien 2002 Gründer Schichten zusammenfaßt. 1926 schließlich pu denster Assoziationen, die an die jeweiligen Umweltbe bliziert Glaessner erstmals eine ausführliche, 56 Gastro- dingungen angepaßt waren. Da viele der beschriebenen podentaxa umfassende Liste vom Teiritzberg bei Stetten. Taxa aus der Sammlung des NHMW stammen, war es Auch er betrachtet die beschriebene Fauna noch als Äqui nicht möglich, alle genannten Arten den entsprechenden valent der jüngeren Molluskenfauna aus den Gründer Probennummem in Sovis (1998) zuzuordnen. Es werden Schichten. Zwei Jahre darauf führenB obies & Kölbl daher nur die beiden signifikanten Proben 001/D/C und (1928) einige charakteristische Gastropoden des Korneu 001/Z/C im Detail behandelt. burger Beckens an und stufen die Sedimente ins „obere Helvet“ ein. Erst in den 30er Jahren beschäftigt sich Sie ber in mehreren systematischen Arbeiten eingehend mit 3. 1. 1. Proben 001/D/C und 001/Z/C den Gastropodenfaunen Niederösterreichs und behandelt 001/D/C dabei wiederholt Material aus dem Korneuburger Raum. 1936 erscheint seine Arbeit zu den Cancellariiden, Diodora (Diodora) itálica (Defrance , 1820) 1936/37 folgt die Darstellung der Potamididen, Cerithi- Nerita (Theliostyla) plutonis (Basterot , 1825) iden und Triphoriden und 1937 veröffentlicht er seine Ar Agapilia pachii (Hôrnes , 1848) (Boettger , 1906) beit über die Fasciolariden. In den 50er Jahren folgen Re Pareuchelus heres Granulolabium plicatum (Bruguière , 1792) visionen der Bullaceen (1953) und Ringiculiden (1954) Granulolabium bicinctum (Brocchi, 1814) erger durch B und der Bucciniden und Nassariiden durch Ptychopotamides papaveraceus (Basterot , 1825) B eer -B istricky (1958), in denen auch auf Arten des Terebraba bidentata (Defrance in Grateloup , 1840) Korneuburger Beckens und der Kreuzstettener Bucht ein- Sandbergeria spiralissima (Dubois, 1831) gegegangen wird. Zusätzlich publiziert Papp (1952) seine Turritella (Eichwaldiella) bicarinata (Eichwald , 1830) Gedanken zur Gruppe um „Clithon pictus “ und zur Caecum (Brochinia) banoni Benoist , 1874 Gattung „P irenella“ Im Gegensatz dazu erwähnen Melanopsis impressa Krauss , 1852 Schaffer (1942, 1943), Schaffer & Grill (1951) und Fossarus costatus (Brocchi, 1814) Hydrobia cf. frauenfeldi (Hôrnes , 1856) Grill (1953) in ihren geologischen Darstellungen des Hydrobia? sp. Korneuburger Beckens vorwiegend die von Glaessner Tornus kuemeli nov. sp. (1926) beschriebenen Faunen, ohne neue Gastropoden- Stossichia multicingulata (Boettger , 1887) taxa anzuführen. Calyptraea (Calyptraea) depressa Lamarck , 1822 Eine der letzten systematischen Bearbeitungen neogener Polinices pseudoredemptus (Friedberg , 1923) österreichischer Gastropoden, die auch Funde aus dem Natica tigrina Defrance , 1825 Korneuburger Becken berücksichtigt, stammt wieder von Murex (Bolinus) subtorularius Hôrnes & Auinger , 1885 Sieber (1960) und behandelt die Turritellen. Dieselbe Hexaplex (Phyllonotus) pomiformis Gruppe wird 1989 von Stürmer in einer unpublizierten Pyrene (Alia) polonica (Pusch, 1837) Dissertation revidiert. In einer weiteren unpublizierten Nassariidae indet. Dissertation behandelt Stoiaspal (1974) auch die Ocine- Clavatula dorotheae (Hôrnes & Auinger , 1891) brinen des österreichischen Karpatiums. Neben diesen Perrona jouanneti (Des Moulins , 1842) s. 1. systematischen Darstellungen gibt Sovis (1987) in einem Acteon pinguis d ’Orbigny , 1852 Ausstellungskatalog eine Zusammenstellung einiger be Acteon semistriatus burdigalensis d ’Orbigny , 1852 Turbonilla cf. pseudcostellata hoernesiana Sacco, 1892 sonders typischer Gastropoden vom Teiritzberg, die Odostomia (Megastomia) conoidea (Brocchi, 1814) durch die kurzen Faunenlisten in Stürmer & al. (1991) noch ergänzt werden. 2001 werden einige der charakteri stischen Brackwassergastropoden des Korneuburger 001/Z/C Beckens von H arzhauser & K owalke dargestellt und mit jenen des frühmiozänen Mittelmeerraumes ver Agapilia pachii (Hôrnes , 1848) glichen. Hydrobia cf. frauenfeldi (Hôrnes , 1856) Tornus kuemeli nov. sp. Turboella acuticosta Sacco, 1895 Alvania montagui trochiformis Csepreghy -Meznerics , 1956 3. Faunenbestand und Paläoökologie Alvania cf. oceani (d ‘Orbigny , 1852) 3.1. Teiritzberg bei Stetten Triphora perversa (Linné , 1758) Odostomia (Megastomia) conoidea (Brocchi, 1814) Die reichste Gastropodenfauna des Untersuchungsgebie Odostomia cf. peregrina Boettger , 1901 tes stammt vom Teiritzberg bei Stetten. Mit 87 Spezies Cingulina miocaenica Boettger , 1901 repräsentiert der Teiritzberg rund 2/3 des bekannten Ar Turbonilla cf. pseudcostellata hoernesiana Sacco, 1892 teninventars des Korneuburger Beckens.