Heimatbrief der Kreisgemeinschaft Osterode Ostpr. e.V.

Folge 124 Osterode am Harz, Dezember 2016

Die Kirche in Locken, gemalt von Wiesław Reginis Engelsskulptur Tauf- oder Weihwasserbecken

Altarraum der Lockener Kirche Geistliches Wort Liebe Leserinnen und Leser der Osteroder Zeitung, Flüchtlinge – das ist das beherrschende Thema in diesen Tagen. Es ist Ende September und da muss das „Geistliche Wort“ verfasst werden. Sie werden die Osteroder Zeitung in den Adventstagen in Händen halten. Und wenn ich in den vergangenen Jahren nicht immer sicher war, ob das, was mich im September bewegt hat, im Dezember noch aktuell sein würde, dann ist das in diesem Jahr ganz anders. Ich bin mir sicher: Auch im Dezember wird die Flüchtlingsfrage weiter ganz aktuell sein, wird die Politik fordern, wird aber auch jede und jeden von uns bewegen und uns fragen lassen: Wie wird alles weitergehen? Flüchtlinge – Sie alle, wir alle, werden bei diesem Stichwort an unser ei- genes Lebensschicksal erinnert, gerade in diesem Jahr 2015. Es sind ja genau siebzig Jahre her, dass wir geflohen sind, vertrieben wurden, wie immer man es nun nennen will. Es wird an unserem inneren Auge noch einmal vorbei ziehen, auch wenn wir damals Kinder, Jugendliche waren, was wir erlebt, erlitten haben. Und als wir dann schließlich eine neue Heimat gefunden hat- ten, da wurden wir auch nicht immer mit offenen Armen aufgenommen. Das kann uns in besonderer Weise sensibel machen für all die Flüchtlinge unserer Tage, für die Asylsuchenden, die in ihrer Heimat politisch Verfolgten, für die- jenigen, die in ihrer Heimat keine Lebensmöglichkeiten mehr sehen. Wir „Kleinen Leute“ werden die „Großen Probleme“ nicht lösen können. Aber wenn uns Zeit und Kraft geschenkt wird, kleine Schritte zu gehen, dort mit anzupacken, wo Hilfe benötigt wird, dann tragen wir mit dazu bei, dass Menschen wieder aufatmen und neu Hoffnung schöpfen können. Ich möchte Ihnen Mut machen, solche kleinen Schritte zu gehen. Aber lassen Sie mich auch dies sagen, es ist mir wichtig: Wir dürfen auch den Mut haben „nein“ zu sagen, wenn wir uns an dieser Stelle überfordert fühlen. Diese Freiheit ist uns geschenkt, wir brauchen dabei kein schlechtes Gewissen zu haben. In all diesen uns so bewegenden Tagen und Fragen dürfen wir einen Asyl- suchenden an unserer Seite wissen, er hat schon vor zweitausend Jahren ge- lebt und damals zusammen mit seinen Eltern in Ägypten Asyl gefunden. Wir können es nachlesen, was seiner Zeit geschehen ist, sein Schicksal hat der Evangelist Matthäus aufgeschrieben, im zweiten Kapitel seines Evangeliums ist es in den Versen 13 – 15 festgehalten. Sie wissen es längst, wer dieser Asyl- suchende ist, Jesus von Nazareth, dessen Geburt im Stall von Bethlehem wir in diesen Advents- und Weihnachtstagen auch in diesem Jahr wieder feiern. In diesem Asylsuchenden, das ist unser Glaube, tritt Gott selbst an unsere Seite. Das kann uns Mut und Zuversicht schenken. Wir sind Gott so viel wert, das gilt jeder und jedem von uns. Ich wünsche Ihnen, liebe Leserinnen, liebe Leser, diese Gottesnähe in die- sen Advents- und Weihnachtstagen und darüber hinaus im neuen Jahr. Ihr Pfarrer i. R. Werner Nabakowski

OSTERODER ZEITUNG 1 Inhalt Geistliches Wort von Pfarrer i. R. Werner Nabakowski ...... 1 Aus der Kreisgemeinschaft Der Vorstand informiert ...... 4 Der Schriftleiter gibt Einblicke ...... 11 Termine der Heimattreffen ...... 13 Treffen der Heimatfreunde aus Frögenau und Kaulbruch ...... 15 Treffen der Heimatfreunde aus Baarwiese, Altfi nken, Hirschberg und Thomareinen ...... 16 Aus unserer Patenstadt/unserem Patenkreis Offi zielle Delegation aus Ostróda (Karl-Heinz Löwe) ...... 18 Erinnerungen an die ersten Jahre der Partnerschaft (Frank Seeringer) 21 Leserbrief ...... 23 Heimatkunde – Geschichte – Kultur Der „Buddhist“ Paul Dahlke (von Gisela Schweda besorgt) ...... 24 Osterode und seine jüdischen Mitbürger (Klaus-Dieter Alicke) ...... 25 Judenfriedhof Liebemühl (Harry Zillgith) ...... 30 Locken, Gedicht von Dieter-E. Roehr ...... 32 Locken, Geschichte, Kirche, Taufengel (Zusammenstg. G. Schweda) .33 Locken, Dorfgeschichte in Ausschnitten (Werner Graw) ...... 36 Grüße aus Locken, Bildkarten (von Gisela Schweda gefunden) ...... 44 Spurensuche im Raum Locken (Prof. Dr. Eckhard Schäfer) ...... 45 Umgebung von Locken (von Gisela Schweda vermittelt) ...... 48 Autofahrt in die südostpreußische Heimat 1973 (Prof. Dr. Mruck) ..49 In unserem Heimatkreis damals: Erinnerungen und Erlebnisse „Sterne“ über dem einstigen Landkreis Osterode (Prof. Dr. Schäfer) . 53 Ein langer Weg von Ostpreußen nach Mecklenburg (M. Poschmann) 56 Zwischen Ural und Eismeer (Dorothea Stein v. Kamienski) ...... 61 Wie vier Ostpreußen noch einmal fl üchteten (Ilse Winter) ...... 72 In unserem Heimatkreis heute: Informationen und Impressionen Der Deutsche Tag am Liceum in Ostróda (G. Naworska) ...... 74 Neuer Vorstand der Deutschen Gesellschaft „Tannen“ (Heft 8) ...... 75 Osteroder Bahnhof gewinnt (von G. Schweda übersetzt) ...... 76

2 OSTERODER ZEITUNG Unesco-Welterbe für den Oberländischen Kanal? (Edyta Gladkowska) 77 „Heiße Tage“ in der „Kalten Heimat“ (Klaus Masuhr) ...... 78 Winter in Groß Pötzdorf (von Gisela Schweda entdeckt) ...... 87 Familiennachrichten Geburtstage – Ehejubiläen – Todesfälle ...... 88 Nachrufe Heinz Boritzki und Ulrich Reipert ...... 101 Mitteilungen Pension „Alte Schule“ in Kernsdorf (Jacek Tracs) ...... 104 Zeitzeugendatenbank (BdV) ...... 106 Polnische Archivdatei ostpreußischer Standesämter (M. Poschmann) .107 Busreise nach Osterode (Nischik) ...... 109 Suchanzeigen ...... 110 Veranstaltungshinweise Kulturzentrum Ostpreußen / Ostpreußentreffen ...... 113 Aus der Kunstszene Stare Jablonki (Władysława Małgorzata Biez·un´ska ...... 114 Hobby Maler in Ostróda (Ala Pisarska/Gisela Schweda) ...... 115 Die Druckerei ...... 116 Maler Reginis ...... 116 Jubiläumseiche in Marienfelde (Schweda, Pisarska, Kowalski) ...... 117 Heimweh nach Osterode (Christina Duscha-Zimmer) ...... 119 Zeichnungen aus Osterode 1912/13 (Adolf Duscha) ...... 120 Weihnachtsgans als Friedenstaube (Christina Duscha-Zimmer) ...... 121 Masurisches, Gedicht von Dr. Werner Möllenkamp ...... 122 Die letzten Ostpreußen (Ottokar G. E. Wagner) ...... 124 Organisation der Kreisgemeinschaft Vorstand der Kreisgemeinschaft – Namen und Anschriften der Mitglieder ...... 125 Redaktion der Osteroder Zeitung – Namen und Anschriften der Mitarbeiter ...... 125 Geschäftsstelle und Heimatstube ...... 126 Bücher und Pläne der Kreisgemeinschaft ...... 127 Impressum ...... 128

OSTERODER ZEITUNG 3 Aus der Kreisgemeinschaft

Der Vorstand informiert Liebe Landsleute, liebe Leser der Osteroder Zeitung in Nah und Fern, wieder neigt sich ein für uns Heimatvertriebene geschichtsträchtiges Jahr dem Ende zu: • Vor 70 Jahren endete im August 1945 der 2. Weltkrieg, der über 60 Millionen Menschen das Leben kostete, und der die Ursache, der unmit- telbare Anlass dafür war, dass von 18 Millionen Deutschen in den Ost- gebieten des früheren Deutschen Reiches, über 14 Millionen ihre ange- stammte deutsche Heimat verloren, aus ihr vertrieben wurden. • Am 20. Juni, dem „Weltflüchtlingstag der Vereinten Nationen“, wur- de in der BRD erstmalig regierungsamtlich der „Gedenktag für die Opfer von Flucht und Vertreibung“ mit einer Gedenkstunde im Schlüterhof des Deutschen Historischen Museums in Berlin begangen. Nicht nur für uns als unmittelbar Betroffene sollten diese Ereignisse – Ende des 2. Weltkrieges, Flucht und Vertreibung – Mahnung und Ver- pflichtung vor allem in einer Richtung sein: Den historischen Zusammen- hang dieser Ereignisse nicht zu vergessen, Lehren daraus zu ziehen und alles zu tun, damit sich Derartiges nicht wiederholt und unseren Kindern und Enkeln und deren Nachkommen erspart bleibt. Schauen wir uns aber heute in der Welt um, so muss man den Eindruck gewinnen, dass die Menschen und insbesondere die Politiker nichts aus der Geschichte gelernt und keine Lehren aus diesen Ereignissen gezogen haben. Es ist deshalb gut und begrüßenswert, dass die Bundesregierung in der Begründung ihrer Entscheidung an diesen historischen Kontext erinnert: „Mitte des Jahres 2014 waren nach Angaben der Vereinten Nationen weltweit 56,7 Millionen Menschen auf der Flucht; viele als Flüchtlinge im Ausland, der größere Teil als Vertriebene im eigenen Land. Flucht und Vertreibung sind aber auch Teil der europäischen Geschichte im 20. Jahrhundert. Millionen Menschen mussten im Kontext des von Deutschland ausgegangenen Zweiten Weltkrieges ihre Heimat verlassen. Die Vertreibung der europäischen Juden fand ihr grauenvolles Ende in den Vernichtungslagern. Auch Millionen Deutsche mussten schließlich

4 OSTERODER ZEITUNG aufgrund von Flucht, Vertreibung, Zwangsumsiedlung und Deportation ihre angestammte Heimat verlassen ... Mit dem Datum 20. Juni knüpft die Bundesregierung an den Weltflüchtlingstag der Vereinten Nationen (VN) an und erweitert das Flüchtlingsgedenken um das Schicksal der Vertriebenen.“ Und der Bundespräsident, Joachim Gauck, mahnte in seiner Anspra- che in Berlin, nicht zu vergessen: „Es war das nationalsozialistische Deutschland, von dem dieses Un- recht ausging, das Tod und Verderben über Europa gebracht hat, das Ver- treibung, Gewalt, Besatzungsterror und Vernichtung zur Alltagserfah- rung für viele Völker Europas werden ließ. Und das einen „Generalplan Ost“ entwickelte, nach dem ganze Völker als vermeintlich minderwertig von der Landkarte getilgt und zum Teil ermordet werden sollten.“ Wir in der Kreisgemeinschaft Osterode Ostpreußen e. V. bekennen uns zu diesem historischen Kontext und betrachten das als Teil unseres sat- zungsgemäßen Auftrags, mit unseren bescheidenen Mitteln einen kleinen Beitrag für Völkerverständigung und Frieden in der Welt zu leisten. Mit der heutigen Folge 124 setzen wir die thematische regionale Ge- staltung der Osteroder Zeitung mit dem Schwerpunkt „Locken“ fort und hoffen, dass diese Richtung allgemein und auch die speziellen Beiträge aus dieser Region das Interesse und die Zustimmung der Leser finden. In der nächsten Folge wollen wir die Region „Kernsdorfer Höhe“ in den Mit- telpunkt stellen und Sie sind aufgerufen, uns mit Ihren Beiträgen dabei zu unterstützen. Was ist in dieser Folge berichtenswert seit der Information des Vor- standes in der vorangegangenen Folge 123 der Osteroder Zeitung? Am 20. September 2015 fanden in Osterode am Harz erstmalig das Hauptkreistreffen mit 89 Teilnehmern und die Mitgliederversammlung, die den Jahresbericht des Kreisvertreters und die Jahresrechnung 2014 ge- nehmigte und dem Vorstand die Entlastung erteilte, an einem Tag statt. In der Feierstunde konnten wir als Gäste begrüßen: den Bürgermeister unse- rer Patenstadt, Herrn Klaus Becker, den Abgeordneten des Landtages von Niedersachsen und stellvertretenden Landrat, Herrn Karl-Heinz Haus- mann, den Ratsvorsitzenden der Stadt Osterode am Harz, Herrn Harald Renz, die Fraktionsvorsitzenden der CDU und der SPD im Stadtrat von Osterode am Harz, Frau Regina Seeringer und Herrn P. Wendlandt, den Vorsitzenden des BdV-Kreisverbandes, Herrn H. Wabbels, sowie aus un- serem Heimatkreis als „alte Bekannte“ Henryk Hoch und Ingrid Lipka

OSTERODER ZEITUNG 5 aus Ostróda und erstmalig den neu gewählten Vorsitzenden und die Ge- schäftsführerin der Deutschen Gesellschaft „Emil von Behring“ in Ho- henstein, Leo Kuck und Grazyna Kuck. Grußworte, in denen insbesondere die jahrelange freundschaftliche Verbundenheit mit unserer Kreisgemeinschaft zum Ausdruck gebracht und seitens der Landsleute aus dem Heimatkreis für die Unterstützung der Arbeit der deutschen Gesellschaften gedankt wurde, hielten Karl- Heinz Hausmann und Henryk Hoch. Viel Applaus erhielt wiederum der Schauspieler Herbert Tennigkeit für seine Darbietungen im Unterhaltungsprogramm, mit dem er uns sehr einfühlsam und teilweise auch amüsant daran erinnerte, wie notwendig und wichtig es ist, die Erinnerung an unsere Heimat Ostpreußen wach zu halten und weiter zu tragen. In seinen Berichten in der Feierstunde und zur Mitgliederversammlung konnte der Kreisvertreter eine insgesamt positive Bilanz der Arbeit der Kreisgemeinschaft ziehen und feststellen, dass die Situation nicht mehr so sorgenvoll ist, wie am Anfang der im nächsten Jahr zu Ende gehenden Wahlperiode, wenngleich es noch eine Menge zu tun gibt. Bei der Zahl der Mitglieder der Kreisgemeinschaft hat sich keine gro- ße Bewegung ergeben. Das bedeutet: Sowohl die Mitgliederzahl als auch die Zahl der Teilnehmer am Hauptkreistreffen nehmen stetig ab; neue Mitglieder stoßen kaum zur Kreisgemeinschaft. Über das Ergebnis der Beratung im Vorstand in seiner Sitzung im November 2015 zum Thema Mitgliederwerbung wird erst in der nächsten Folge der Osteroder Zeitung zu berichten sein. Einem Vorschlag der Mitgliederversammlung folgend, werden wir in der Osteroder Zeitung herausnehmbare Mitgliederanträ- ge abdrucken. Alle Leser sind aufgerufen, über eine Mitgliedschaft in der Kreisgemeinschaft ernsthaft nachzudenken, sich dafür zu entscheiden und ihre ausgefüllten Anträge an die Geschäftsstelle zu senden. Aber auch wer bereits Mitglied ist, wird gebeten, diesen Antrag auszufüllen und der Ge- schäftsstelle zu übermitteln, damit wir ein reales Bild von unserem aktu- ellen Mitgliederstand erhalten und unsere Unterlagen auf den neuesten Stand bringen können. Im nächsten Jahr 2016 endet die derzeitige Wahlperiode des Vorstan- des, finden Neuwahlen statt; sie gilt es langfristig vorzubereiten. Wir wer- den uns in der nächsten Vorstandssitzung eingehend darüber verständi- gen, wie es in der nächsten Wahlperiode weitergehen soll und in der Folge 125 der Osteroder Zeitung ebenfalls hierüber berichten.

6 OSTERODER ZEITUNG Die Mitgliederversammlung hat sich einmütig dafür ausgesprochen, das Hauptkreistreffen künftig an einem Tag in unserer Patenstadt Os- terode am Harz und das Regionaltreffen weiterhin in Hamm-Westtün- nen im Vereinsheim des dortigen Schützenvereins durchzuführen. Die Termine 2016 sind: Regionaltreffen in Hamm-Westtünnen am 22. Mai und Hauptkreistreffen in Osterode am Harz am 18. September (siehe hierzu Seite 13). Das Regionaltreffen in Hamm-Westtünnen am 17. Mai 2015 mit knapp 150 Teilnehmern war leider getrübt durch die unerwartete Erkrankung von G. Behrendt, was zu einem damit verbundenen Ausfall der musika- lischen Umrahmungen führte und zu einer kurzfristigen Umstellung des gesamten Programms zwang. Ungeachtet dessen hat das Treffen eine posi- tive Resonanz und allgemeine Zustimmung gefunden. Wir haben aus die- ser Situation Schlussfolgerungen für die Zukunft gezogen, die auch für das Hauptkreistreffen gelten werden, damit sich Derartiges nicht wiederholt. Die finanzielle Situation der Kreisgemeinschaft ist gegenwärtig dank Ihrer Spenden stabil. Lassen Sie in Ihrer Spendenbereitschaft bitte nicht nach und unterstützen Sie uns auch weiterhin finanziell. Das ist eine sehr wichtige und entscheidende Grundlage für unsere Arbeit in der kommen- den Wahlperiode. Der vom Vorstand beschlossene Wechsel des Kreditin- stituts von der Postbank zur Sparkasse wurde zwischenzeitlich vollzogen und ist bei künftigen Überweisungen zu beachten. Die Geschäftsstelle ist unverändert eine stark genutzte Anlaufstelle für Aus kunftsersuchen aller Art. Leider wird dabei immer noch vergessen, dass Anliegen seit dem 01. November 2013 schriftlich (Post, Fax, E-Mail) vorzutragen sind und wir nicht auf alle Fragen eine zufriedenstellende Antwort geben können. Das behindert die Arbeit von Frau Joanna Krzy- steczko, weshalb ich Sie bitte, bei der Umsetzung dieser Festlegung mit- zuhelfen. Die Modernisierung der EDV-Ausstattung wurde abgeschlos- sen und wird sicherlich, wie auch der neue Aktenplan, dazu beitragen, die Arbeit in der Geschäftsstelle weiter zu optimieren. Nachdem 2014 erstmals keine Arbeitsbesuche im Heimatkreis statt- finden konnten, weilte der Kreisvertreter im Mai und im Oktober 2015 nach längerer Zeit wieder zu zwei Arbeitsbesuchen in Osterode (Ostró- da). Hierbei konnte er sich davon überzeugen, dass ungeachtet personel- ler Veränderungen bei den Kommunalbehörden und mancher Störungen in der politischen Großwetterlage die seit Jahren aufgebauten und beste- henden Beziehungen unverändert gut und ausgesprochen freundschaft-

OSTERODER ZEITUNG 7 lich sind. Beeindruckend sind die vielfältigen Bemühungen vor Ort, das kulturelle Erbe aus unserer Vergangenheit zu bewahren und zu erhalten. Wir werden diese Bemühungen und Aktivitäten auch künftig im Rahmen unserer Möglichkeiten unterstützen. In der Heimatstube und dem Archiv haben H.-J. Falke und U. Schwe- da die Arbeiten zur Durchführung einer ordnungsgemäßen Bestandsauf- nahme des Sammlungsbestandes der Kreisgemeinschaft aufgenommen. Sie werden dabei von W. Mücke und K. Silz unterstützt, und wir sind zuversichtlich, nächstens nicht mehr nur über Vorhaben und Absichten, sondern über messbare Ergebnisse berichten können. Was die Homepage und die Chronik der Kreisgemeinschaft anbe- trifft, so hat der Vorstand in seinen Beratungen die Weichen gestellt für die endgültige Lösung dieser Aufgabe. Sie liegt in den Händen von G. Schweda (Homepage), tatkräftig unterstützt von W. Mücke, bzw. B. Gie- seler (Chronik). An dieser Stelle sei in diesem Zusammenhang W. Mücke öffentlich gedankt, denn seiner Initiative und seiner Aktivität ist es zu ver- danken, dass es Bewegung nicht nur beim Thema „Bestandsaufnahme“, sondern auch beim Wechsel des Kreditinstituts, bei der EDV-Ausstattung der Geschäftsstelle, bei der steuerrechtlichen Betreuung der KGO und in vielen anderen Fragen gegeben hat. Liebe Landsleute, liebe Leser der Osteroder Zeitung, in wenigen Tagen begehen wir das Weihnachtsfest, steht der Jahres- wechsel bevor. Der Vorstand wünscht Ihnen frohe, besinnliche und geseg- nete Feiertage und ein gesundes und friedliches neues Jahr 2016!

8 OSTERODER ZEITUNG Wir danken aufrichtig und ausdrücklich allen sehr herzlich, die bislang unsere Arbeit in der unterschiedlichsten Art und Weise unterstützt und damit zugleich ihre Verbundenheit mit unserer Kreisgemeinschaft sowie ihre Treue zu unserer Heimat Ostpreußen bekundet haben. Wir benötigen diese Hilfe und Unterstützung auch in der Zukunft für den Fortbestand der Kreisgemeinschaft, denn es gibt eine Menge zu über- legen, zu entscheiden und vor allem zu tun. Packen wir es gemeinsam an. Seien Sie nicht nur Zaungast, bringen Sie sich ein und machen Sie aktiv mit! Denken Sie vor allem daran und vergessen Sie nicht: Im nächsten Jahr sind Neuwahlen, stellen Sie sich deshalb für die Ar- beit im Vorstand zur Verfügung. Der Vorstand

Die Kreisgemeinschaft Osterode Ostpreußen e.V. dankt allen, die die Kreisgemeinschaft durch eine Spende finanziell unterstützen. Die Kreisgemeinschaft finanziert ihre satzungsgemäßen Aufgaben ausschließlich aus Spenden. Sie schaffen daher mit Ihren Spenden die finanziellen Voraussetzungen dafür, dass die Kreisgemeinschaft ihre Aufgaben erfüllen und damit auch die Osteroder Zeitung weiterhin herausgeben kann.

Neue Kontonummer der Kreisgemeinschaft: Sparkasse Osterode am Harz Konto-Nr. 215 126 186, BLZ 263 510 15 Für Überweisungen aus dem Ausland: Sparkasse Osterode am Harz IBAN: DE78 2635 1015 0215 1261 86 BIC: NOLADE21HZB

OSTERODER ZEITUNG 9 Hauptkreistref- fen in Osterode am Harz am 20.09.2015. Henryk Hoch, der Vorsitzende der deutschen Minderheit in Ostróda/ Osterode in Ostpreußen spricht zu den Teilnehmern.

Prof. Steiner dankt Herbert Tennig- keit für seinen amüsanten Vortrag in ostpreußischer Mundart.

Der Landtagsabgeordnete und stell- vertretende Landrat, Karl-Heinz Hausmann, bei seiner Begrüßungs- rede. Fotos: Klaus Masuhr

10 OSTERODER ZEITUNG Der Schriftleiter gibt Einblicke in sein Tun und Planen Die Folge 124 ist schon die siebente in meiner Verantwortung. Na- türlich habe ich keine Chancen, auf die 27 Ausgaben meines Vorgängers Alfred Knafla zu kommen, der der Zeitung ein moderneres Gesicht gab, oder gar die 30 des Begründers Dr. Wolfgang Kowalski und seines Nach- folgers Klaus Bürger, der ihn annähernd erreichte. Schön wäre es, wenn es ginge. Meine Tätigkeit besteht darin, Beiträge zu sammeln, Kontakte zu hal- ten, Bilder auszuwählen, Begleit- und Verbindungstexte zu schreiben, al- les an das Druckhaus zu senden, den Probedruck zu sichten und zu korri- gieren, so gut es geht. Fehler schleichen sich dennoch ein. Als ich 2012 mit der Aufgabe betraut wurde, hatte ich beim Treffen in der Osteroder Burg so etwas wie ein Heureka-Erlebnis. Ich sah die Aus- stellung der polnischen Malerin Wanda Rakowicz, kaufte alles Angebote- ne auf und präsentierte meinen Vorstandskollegen mein erstes Titelbild: Storch am Wasser vor Osteroder Kirchtürmen! Aber es gab Bedenken. Für die Dezember-Ausgabe passt kein Storch, warf der Vorsitzende ein. Ich sollte ihn für Mai 2013 zurückstellen. Aber da war ja noch der Bis- marckturm im Schneetreiben! Volles Einverständnis. Er ziert jetzt die Fol- ge 118. Und der Storch musste auf Folge 119 warten. Für die OZ 120 vermittelte Gisela Schweda ein Gemälde der Künstlerin Ala Pisarska vom Drewenzsee mit Osterode. Für 121 hatte ich die Idee ei- nes Hohenstein-Titels, möglichst von der gleichen Malerin. Der Vorsitzen- de bestärkte mich darin, aber Bedenken von Gisela: Ala wohnt in Ostroda und hat kein Auto! – Dann soll sie ein Pferd nehmen oder Rad fahren! – Aber es ist Winter und in Ostpreußen liegt Schnee! – Zum Glück wur- de das Problem schneller als gedacht gelöst. Fotos von Hohenstein waren schon vorhanden und das Gemälde der Burg kam zügig übers Internet. Für den Liebemühl-Titel schickte Harry Zillgith Fotos seiner Gemäl- de von der Malerin Inge Steinmeyer, die schon 1992 entstanden waren. Für Gilgenburg wandte sich Gisela Schweda erfolreich an die polnische Malerin Bozena Szapszynska, die sogar eine künstlerische Rekonstrukti- on des alten Gilgenburg wagte. Erfreulich die Mitarbeit alter Gilgenbur- ger, die Texte und Bilder zur Verfügung stellten. Für die siebte Folge kam der Gedanke, nach den vier Städten die be-

OSTERODER ZEITUNG 11 deutende Landgemeinde Locken im Nordosten des Kreises in den Mittel- punkt zu rücken. Erste Chance für einen Mann: Wiesław Reginis, Maler litauischer Herkunft, schuf das Bild der Lockener Kirche. Auch hier war die Resonanz erstaunlich gut nach vorsichtigen Versu- chen der Kontaktaufnahme. Es kam ein Gedicht über Locken und sogar ein für private Zwecke ausgearbeitetes Geschichtswerk über die Gemein- de von 153 Seiten, das wir hier nur in Ausschnitten wiedergeben können. Dazu eine Spurensuche aus dem Jahr 1980. In Folge 115 hat bereits Walter Mathiak detailliert die Geschichte Lo- ckens von prussischer Zeit an bearbeitet. Mit Folge 125 möchte ich einen Höhenflug wagen, 312,2 m über den Meeresspiegel: Die Kernsdorfer Höhen mit ihren Gemeinden nahe Gil- genburg in Richtung Osterode und Hohenstein. Bin gespannt, was aus dieser Region kommt. Schloss Klonau am Naturpark, auch von Reginis gemalt, würde sich als Titelbild anbieten, wenn nicht noch etwas direkt von den Kernsdorfer Höhen kommt. Ich bitte alle Leser, sich über mögli- che Beiträge Gedanken zu machen. Vielleicht tauchen noch alte Fotos und Texte auf. Man macht sich Gedanken, wie es mit der Osteroder Zeitung weiter- gehen soll. Ist die Zahl 125 schon ein Höhepunkt, ein Jubiläum, das be- sonders gefeiert werden muss? Hoffentlich noch nicht der Endpunkt ei- ner 1834 gegründeten Zeitung, deren Namen unser Heimatbrief am Leben hielt. 2016 muss ein neuer Vorstand die richtigen Beschlüsse fassen und Zustimmung unter den Mitgliedern und Lesern finden, die in ausreichen- der Zahl vorhanden sein sollten. Es bleibt die Hoffnung, dass der Heimatbrief in irgendeiner Form wei- terbesteht und noch lange Interessenten findet, für die es sich weiterzuar- beiten lohnt. Auch wenn es manchmal schwerfällt. Man kommt an seine Grenzen. Schlimm, wenn der Drucker ausfällt oder die Übermittlung im Internet nicht klappt. Dann wird es eng. So musste ich nach meiner ersten Ausgabe zu meinem obligatorischen Urlaub auf einer Mittelmeerinsel ver- spätet nachfliegen, was damals zu Gerüchten führte, ich würde den OZ- Auftrag zurückgeben. Die Auszeit bedeutet, dass ich nach Auslieferung der Zeitung telefonisch nicht erreichbar bin und meist erst das Heft später lesen kann. Anfragen auf dem Anrufbeantworter versuche ich nach Rück- kehr zu beantworten, wenn Nummern sich speichern ließen oder deutlich erkennbar sind. Zur Zeitung nehme ich gern Anregungen und Angebote auf, auch

12 OSTERODER ZEITUNG Probleme mit der Lieferung gebe ich gern an die Geschäftsstelle weiter, wenn sie zu identifizieren sind. Manches geht aber bei unklaren Angaben verloren. Ich hoffe, dass diese Folge 124 und auch die nächste 125 überwiegend Gefallen finden. Weiter in die Zukunft mag ich noch nicht denken. Klaus Masuhr

Zum Gelingen unserer Zeitung trägt die gute Zusammenarbeit mit der Rautenberg Druck GmbH in Leer/Ostfriesland (Foto Seite 116) maßgeb- lich bei. Die Herren Brosa und Kaja, zuständig für den geschäftlichen und technischen Bereich, konnte ich schon im Oktober 2012 bei der letzten Schriftleiter-Tagung in Bad Pyrmont kennenlernen. Hauptansprechpart- nerin wurde Frau Peters, die meine Einsendungen bearbeitet, in steigen- dem Maße zusätzlich mit Texten und Fotos per E-Mail eingedeckt wird und daraus die OZ gestaltet. Klaus Masuhr

Termine der Heimattreffen 2016 Hauptkreistreffen der Kreisgemeinschaft Osterode Ostpreußen e.V.

in Osterode am Harz, Stadthalle am Sonnabend, 18. September 2016. Das Programm wird in der nächsten Folge abgedruckt.

Regionaltreffen der Kreisgemeinschaft Osterode Ostpreußen e.V.

in Hamm-Westtünnen am Sonntag, 22. Mai 2016, Von-Thünen-Halle (Vereinsheim des Schützenvereins Westtünnen 1893 e.V.), Hubert-Westermeier-Straße 1. Das Programm ist auf der nächsten Seite abgedruckt.

OSTERODER ZEITUNG 13 Regionaltreffen in Hamm-Westtünnen am 22. Mai 2016

P r o g r a m m

10.00 Uhr Saalöffnung für alle Teilnehmer

12.00 Uhr Eröffnung/Begrüßung Gemeinsames Singen des Ostpreußenliedes Totenehrung – Musik „Ich hatt´ einen Kameraden“ Bericht des Kreisvertreters Gemeinsames Singen „Mein liebes Osterode“ Grußworte Gemeinsames Singen der Nationalhymne Schlussworte des Kreisvertreters

Hinweise für die Anfahrt: Mit der Bahn: Vom Bahnhof Hamm (Westf.) Busverbindung mit der Linie 30 bis zur Haltestelle Von-Thünen-Halle. Der Bus verkehrt am Sonntag stündlich ab 9.27 Uhr. Mit dem Auto auf der A2: Abfahrt an der Anschlussstelle Hamm/Werl; auf der Werler Straße in Richtung Hamm bis zur Dr.-Loeb-Caldendorf- Straße, auf dieser Straße bis zur Hubert-Westermeier-Straße.

Einsendeschluss für die nächste Folge der Osteroder Zeitung: 15. März 2016

14 OSTERODER ZEITUNG Treffen der ostpreußischen Heimatfreunde aus Frögenau und Kaulbruch Für keinen war der Weg zu weit. Auch dieses Jahr trafen wir uns zu einem gemeinsamen langen Wochenende vom 17. bis 19. April 2015 in Bad Laer. Wie schon mehrmals in den letzten Jahren, wurden wir auch dieses Mal in dem Hotel „Haus Große Kettler“ herzlich begrüßt und bewirtet. Man hatte sich viel zu erzählen; Ereignisse vom vergangenen Jahr und immer wieder ein Austausch von Erinnerungen aus unserer Heimat Ostpreußen. So behauptete der Windmüller Dombrowski aus Kaulbruch, dass er das Mehl in besserer Qualität gemahlen habe, als das in der Mühle Ehmke in Frögenau der Fall war. Immer wieder wurden neue Erinnerungen wach und die Zeit schien uns viel zu kurz. Es bestand kein Zweifel, dass wir uns im nächsten Jahr am gleichen Ort wieder treffen, und zwar am Wochenende vom 22. bis 24. April 2016. Bis dahin liebe Grüße, viel Freude und Gesundheit. Werner Ehmke

Dorftreffen der Heimatfreunde aus Frögenau und Kaulbruch vom 17. bis 19. April 2015 in Bad Laer, Hotel „Haus Große Kettler“. Foto: Ehmke

OSTERODER ZEITUNG 15 17. Dorftreffen der ostpreußischen Heimatfreunde aus Baarwiese, Altfinken, Hirschberg und Thomareinen, Kreis Osterode/Ostpreußen Bei gutem Besuch fand am 09.05.2015 im Gasthaus/Pension Stocker in dem schönen Ostseebad Dierhagen (Fischland) das 17. Dorftreffen der ostpreußischen Landsleute aus den o. a. Heimatorten statt. Die Wirtin, Frau Springer, begrüßte uns – wie in den Vorjahren – recht freundlich mit einem liebevoll gedeckten Kaffeetisch und Kuchenbuffet. Alle freuten sich, wieder in die seit Jahren bekannten und lieb gewonnenen Gesichter zu schauen. Einige ältere Heimatfreunde, für die die Anfahrt zu beschwer- lich war, wurden von ihren Kindern gebracht. Auch durch die angebote- ne Mitfahrbereitschaft unseres Heimatfreundes Bruno Bieber fand unsere Heimatfreundin Charlotte Skubch nach langem Fernbleiben trotz ihrer

Dorftreffen der Heimatfreunde aus Ostpreußen in Dierhagen/Zingst am 09.05.2015. Foto: Viegas

16 OSTERODER ZEITUNG gesundheitlichen Beschwerden den Weg in unseren Kreis. Die Wiederse- hensfreude war wieder sehr groß. Vor 70 Jahren begann unsere gemeinsame Vertreibung im Kindes- und Jugendalter mit Angehörigen aus unseren Heimatdörfern in Ostpreußen. Darüber erfolgte ein intensiver Erlebnis- und Gedankenaustausch. Der größte Teil der Anwesenden war schon beim ersten Heimattreffen im Jah- re 1998 dabei. Auch ein neuer Heimatfreund mit ostpreußischen Wurzeln aus dem Dorf Thomareinen wurde begrüßt. Während der Gespräche untereinan- der stellten sich zur Überraschung sogar verwandtschaftliche Beziehun- gen heraus. Somit hatte der Besuch des neuen Gastes erfreuliche Ergeb- nisse. Wie jedes Jahr durfte auch dieses Mal ein gemeinsames Gruppenfoto trotz des trüben Wetters nicht fehlen. In diesem Jahr bedauern wir zwei Todesfälle aus unserer Gruppe. Es verstarben unsere langjährigen Heimatfreundinnen Gerlinde Köhler (An- fang des Jahres) und Renate Peyk (14 Tage nach unserem Treffen). Wir werden sie in unserem Kreis vermissen und immer in lieber Erinnerung behalten. Die Stunden vergingen wieder viel zu schnell. Einige Landsleute muss- ten sich noch am gleichen Tage verabschieden. Der Rest ließ den Abend in gemütlicher Runde ausklingen, um am kommenden Morgen ebenfalls die Heimreise anzutreten. Dank sei an dieser Stelle allen denen gesagt, die zu diesem Treffen ge- kommen sind und mit ihrer Anwesenheit dazu beitrugen, dass es ein ge- lungenes Wiedersehen wurde. Ich wünsche Euch, meine lieben Landsleute und Angehörigen, alles Gute und beste Gesundheit. Unser nächstes geplantes Zusammentreffen findet am 7. Mai 2016 um 14.00 Uhr wiederum im Gasthaus/Pension Sto- cker statt. Anschrift: Neue Straße 6, 18347 Ostseebad Dierhagen/Zingst, Tel. 038226/5080, Fax 038226/50840. Neue Heimatfreunde sind jederzeit herzlich willkommen! Ingrid Viegas, geb. Montowski Hofzeichendamm 9, 13125 Berlin, Tel. 030/5295164

OSTERODER ZEITUNG 17 Aus unserer Patenstadt/unserem Patenkreis Offizielle Delegation aus Ostróda zu Besuch in der Geschäftsstelle Am 26. Juni hatte die Osteroder Geschäftsstelle offiziellen Besuch. Der Bürgermeister von Ostróda, Czesław Najmowicz, und sechs weitere Mitglieder des Stadtrates von Ostróda informierten sich gemeinsam mit dem Bürgermeister von Osterode am Harz, Klaus Becker, über Ziele und Aufgaben der Kreisgemeinschaft Osterode Ostpreußen e. V. und die prak- tische Arbeit der Geschäftsstelle. Die Mitarbeiterin der Geschäftsstelle, Joanna Krzysteczko, begrüßte im Namen des 1. Vorsitzenden Prof. Dr. Edgar Steiner die Gäste. Henryk Hoch, Vorsitzender des Vereins der deutschen Minderheit in der Region Ostróda, stellte die Arbeit des Vereins anhand praktischer Beispiele aus- führlich vor. Dazu gehörte auch die Information über die „Osteroder Zei- tung“, die nicht nur an die rund 130 Vereinsmitglieder, sondern an 3.600 weitere Interessierte versendet wird. Nicht allen Gästen war bewusst, dass die Kreisgemeinschaft wichtige Arbeit in Ostróda leistet, indem sie z. B. durch Spenden Kindergärten und Schulen sowie soziale Aufgaben fördert oder Kontakte vermittelt, wenn im Rahmen der Familienforschung An- sprechpartner in Masuren oder darüber hinaus gesucht werden. Hochs Erläuterungen stießen auf sehr großes Interesse. Eingebettet war der Besuch in der Geschäftsstelle in ein umfangreiches Programm, das die Delegation im Rahmen eines Besuchs in Osterode ab- solviert hat. Dabei unternahm sie auch gemeinsam mit Stadtratsmitgliedern aus Osterode eine sehr informative Besichtigung der Obermann-Gruppe, eines Logistikdienstleisters im Gewerbepark Westharz. Firmenchef Lars Obermann hatte sie dort begrüßt („Eine Premiere und eine Ehre für uns, gleichzeitig zwei Bürgermeister aus zwei Ländern zu Gast zu haben.“). Er erläuterte, dass Logistik heute viel mehr ist als bloßer Warentransport von A nach B, wofür aber immerhin auch 90 eigene LKW eingesetzt würden. „Wir nehmen, wenn gewünscht, dem Kunden alles, was nach der Pro- duktion kommt, ab“, so Obermann. Dazu gehöre z. B. auch Verpackung, Lagerung, Zollabwicklung und vieles andere mehr. Viel Aufmerksamkeit schenkten die Ostródaer Osterodes Bürgermeis- ter, der am Samstag in einer anschaulichen Präsentation das System kom- munaler Einnahmen und der Finanzierung städtischer Aufgaben erläu-

18 OSTERODER ZEITUNG OSTERODER ZEITUNG 19 terte. Auch auf Beteiligungen, wie beim Energieversorger Harz-Energie und der Kreiswohnungsbaugesellschaft ging er ein und schilderte, wa- rum die Stadt mit den Wirtschaftsbetrieben der Stadt Osterode GmbH (WIBO) oder der Abwasserreinigungsbetriebe GmbH (ABBO) über Eigengesellschaften verfügt. Zahlreiche Fragen, besonders zu kommu- nalen Steuern, zeigten, dass diese Themen die Gäste sehr interessierten. Doch auch die für ein vertrauensvolles Miteinander unabdingbaren guten zwischenmenschlichen Beziehungen konnten gepflegt werden. Dazu be- stand zwischen den offiziellen Terminen Gelegenheit, z. B. am ersten Abend bei einem gemütlichen Zusammensein im Garten der Familie Melecky. Au- ßerdem nahm die Delegation nicht nur an der Eröffnung des am Besuchs- wochenende stattfindenden Osteroder Altstadtfestes „3 freundliche Tage“ teil, sondern besuchte dieses auch später noch einmal. Etwas unglücklich dagegen verlief der geplante Besuch des erst im Mai in Bad Harzburg eröff- neten Baumwipfelpfades, einer millionenschweren touristischen Investition im Harz. Nur kurz, nachdem die Gruppe die aus Stahlelementen und Holz gebaute Anlage betreten hatte, musste sie wegen eines sich schnell nähernden Gewitters evakuiert werden – der dazugehörende heftige Gewitterregen tat ein übriges, um den Termin buchstäblich ins Wasser fallen zu lassen. Bür- germeister Klaus Becker nutzte die gewonnene Zeit, die Gäste an der Söse- talsperre oberhalb von Osterode über ein drängendes Problem zu informie- ren. Dort muss ein sogenanntes Überlaufbauwerk im Damm der Vorsperre erneuert werden. Dazu will der Eigentümer der Talsperre, die Harzwasser- werke GmbH in Hildesheim, den Damm und damit auch die darüber ver- laufende Bundesstraße 498, die die Kernstadt Osterodes mit ihrer Ortschaft Riefensbeek-Kamschlacken verbindet, zwei Sommer lang komplett sperren. Eine Katastrophe für die kleine Ortschaft, die damit vom Tourismus für die- se lange Zeit faktisch abgeschnitten wird. Die Stadt Osterode hat den Harz- wasserwerken und dem für die Straße verantwortlichen Wirtschaftsministe- rium in Hannover Lösungsvorschläge präsentiert, über die aber noch nicht abschließend entschieden wurde – es ist, wie so oft, eine Frage des Geldes. Die Delegation aus Ostróda war vom 25. bis 28. Juni Gast der Stadt Os- terode. Zwischen beiden Städten wird eine intensive Partnerschaft gepflegt. Vergangenes Jahr konnte das 20-jährige Jubiläum gefeiert werden – eine Partnerschaft, die sich, so Czeslaw Najmowicz am Abschlussabend, sehr gut weiterentwickelt hat. Gerade Henryk Hoch ist von Beginn an einer der „Motoren“ der Städtepartnerschaft. Karl-Heinz Löwe Stadt Osterode am Harz, Wirtschaft und Marketing

20 OSTERODER ZEITUNG Erinnerungen an die ersten Jahre der Partnerschaft Osterode am Harz – Ostróda Es war der 7. September 1990. Wir, Bürgermeister Wendland, Stadtdirektor Mönnich, Willi Bremer und ich als Vertreter des Rats der Stadt Osterode am Harz, saßen im Zim- mer des neuen und demokratisch gewählten Bürgermeisters von Ostróda. Wir hatten den Kontakt nach der demokratischen Wende in Polen zu den jetzt demokratisch gewählten Vertretern von Ostróda, der Heimat unserer Paten, der Kreisgemeinschaft Osterode Ostpreußen e. V., gesucht. Und wir hatten schon am ersten Tag warmherzige und freundliche Menschen kennen gelernt, mit denen wir fast die ganze Nacht diskutiert hatten. Über kommunale Probleme, demokratische Strukturen und Verwaltung – wie stellt man eigentlich einen kommunalen Haushalt auf? Pläne und Visio- nen, große und kleine alltägliche Schwierigkeiten. Es waren gute Gesprä- che, interessant und spannend: wie organisiert man eine Stadt demokra- tisch nach Jahrzehnten kommunistischer Herrschaft? Am Vormittag hatten wir Landsleute besucht, deren Namen wir von der Landsmannschaft erhalten hatten, die sehr sehr bescheiden lebten, aber die uns gleich zu ihrem Treffen mit den wenigen deutschstämmi- gen in die ev. Kirche am Nachmittag einluden zu Kaffee und Kuchen. Wir nahmen den Bürgermeister und Stadtsekretär mit, wobei beide gar nicht wussten, dass es überhaupt eine deutsche Minderheit in Ostróda gab. Und sie versprachen, dem Wunsch der Deutschen zu entsprechen und ihnen einen eigenen Raum zu besorgen. Daraus entwickelte sich spä- ter eine eigene Wohnung als Treffpunkt der deutschen Minderheit mit u. a. einer eigenen Kleiderkammer wie sie uns ein Jahr später stolz zeigten. Da brachten wir ihnen dann auch, ihren Wunsch erfüllend, deutsche Lie- derbücher mit. Betreut wurden sie auch durch unsere Landsmannschaft Osterode Ostpreußen. Nun saßen wir im Rathaus und ich möchte schon sagen: wir saßen bei Freunden. Sie alle erzählten aus ihrem Leben. Keiner von ihnen kam ursprünglich aus Ostróda. Alle waren sie nach dem unsäglichen Krieg entwurzelt worden, vertrieben aus dem Osten und Süden, alle hatten in Ostróda eine neue Heimat finden müssen. Eigenartig war für mich, dass ich der einzige am Tisch im Rathaus von Ostróda war, der tiefe ostpreu-

OSTERODER ZEITUNG 21 ßische, masurische Wurzeln hatte. Mein Vater war in Masuren geboren und hatte in Osterode am Harz in der Heimat meiner Mutter auch wie- der eine neue Heimat finden müssen. Und irgendwie wurde mir klar, dass wir eine Aufgabe hatten, eine Chance zu nutzen aus all der Tragik der Vergangenheit wenn möglich eine gemeinsame Zukunft zu gestalten. Und dazu gehörten alle: die ehemaligen Bewohner, die Vertriebenen, un- sere Freunde der Landsmannschaft Osterode Ostpreußen, die nun auch wieder die Chance hatten, ihre alte Heimat zu besuchen und vielleicht bereit waren, gemeinsame Wege in die Zukunft zu finden. Und ihr Wis- sen um Geschichte und Historie von Osterode Ostpreußen in eine bes- sere Zukunft mit einzubringen. Wir als Namensvettern aus dem Harz, um Begegnungen zu fördern von Jugendlichen, von Vereinen und Ver- bänden, um Menschen und ihre Geschichte zu verstehen aber auch um eine friedliche Zukunft aufzubauen oder um ganz praktisch in der Ver- waltung zu helfen. Das alles in einem zukünftigen Europa ohne Grenzen und ohne militärische Widerstände. War das auch bei den katastrophalen wirtschaftlichen Bedingungen, bei Arbeitslosigkeit und sozialen Proble- men überhaupt möglich? All das waren Hoffnungen und Visionen im Jahre 1990. Im Jahre 2014 war ich mal wieder in Ostróda. Nicht mehr auf gerisse- nen Betonplatten, sondern auf einer schmucken Seepromenade, mit See- brücke, Wasserski-Anlage, Amphitheater, 4-Sterne-Hotels, das 500 Betten 5-Sterne-Hotel von Hilton eröffnet bald, Sportplatz, Schwimmbad und so weiter. Ostróda hat sich wieder zur Perle am Drewenzsee entwickelt, in der auch die eigene Geschichte sichtbar wird. Natürlich auch mit Hilfe aus Brüssel. Eine großartige Leistung aller Beteiligten in den letzten 25 Jahren. Nein, wir vier Osteroder, die dort im September 1990 im Rathaus von Ostróda – in Osterode Ostpreußen – gleich neben der mit sehr viel Liebe renovierten Ordensburg der Kreuzritter saßen, haben an der großartigen Entwicklung der Stadt am Drewenssee, am Oberländischen Kanal keinen großen Anteil. Aber vielleicht haben wir die jahrzehntelang verrammelten Fenster ein wenig geöffnet und frische Luft mitgebracht. Vielleicht haben wir ein wenig Mut und Hoffnung gemacht. Vielleicht haben wir auch helfen können. Aber in einem bin ich mir sicher: Wir sind Freunde geworden. Frank Seeringer, stellv. Bürgermeister Osterode am Harz a. D.

22 OSTERODER ZEITUNG Leserbrief

Sehr geehrte Damen, sehr geehrte Herren, als nunmehr vieljähriger aufmerksamer Leser unserer „Osteroder Zei- tung“ konnte ich gestern erfreut die Folge 123 erwartungsvoll in Empfang nehmen. Wie groß war aber die Enttäuschung, als ich meine mit viel Hoffnung verbundene Zuschrift über das Schicksal meiner engsten Verwandten aus Pulfnick, Kreis Osterode, nicht wiederfand. Ich hatte darum gebeten, da sich zweifellos noch ehemalige Pulfnicker finden, die mir etwas Genaues über das Schicksal meiner Großeltern (Ja- kob und Wilhelmine Behrendt) und die Brüder (Rudolf und Arthur Beh- rendt) und Schwester meiner Mutter im Jahr 1945 mitteilen könnten. Ich habe dort in Pulfnick am Eisingsee (Bild ist in der letzten Folge) glückliche Jahre meiner Kindheit verlebt, bin jedoch bereits 1944 zu meiner Mutter Frieda Behrendt nach Leipzig gekommen, wo sie Arbeit gefunden hatte. Alle meine langjährigen Ermittlungen über meine Pulfnicker Verwand- ten verliefen entweder völlig ergebnislos oder es gab krass widersprüchli- che Aussagen, sodass ich nach wie vor in Ungewissheit verharre. Sollte das Nichterscheinen meiner Zuschrift nur auf Platzmangel (s. S. 140) zurückzuführen sein, bitte ich hiermit erneut um Publikation im De- zemberheft. Ich habe diese E-Mail an die Kreisgemeinschaft gesandt, weil ich mir von Ihnen die notwendige Unterstützung meines Anliegens erhoffe. Mit herzlichen Grüßen an Euch, liebe Ostpreußen! Heinz Behrendt, Gottschaldstraße 3, 08523 Plauen/Vogtland E-Mail: [email protected]

Wir bedauern sehr, dass wir die Mail mit den Suchmeldungen im Mai nicht abdrucken konnten, weil sie dem Schriftleiter aus ungeklärten Grün- den nicht vorlag. Dafür veröffentlichen wir hier die Mail aus dem Mai 2015 und unter Suchanzeigen die vom 26.12.2014 in der Hoffnung, dass sich doch noch Landsleute aus Pulfnick oder Umgebung finden, die Auskunft geben können. Der Schriftleiter

OSTERODER ZEITUNG 23 Heimatkunde – Geschichte – Kultur Der „Buddhist“ Paul Dahlke

Dr. Paul Dahlke (1865–1928)

Der Begründer des Buddhistischen Hauses in Berlin ist ein gebürtiger Osteroder.

Paul Dahlke wurde am 25. Januar 1865 als Sohn eines Beamten an der Bergstraße 7 in Osterode in Ostpreußen geboren. Er war der älteste von fünf Geschwistern. Da der Vater aufgrund seiner beruflichen Tätigkei- ten häufig versetzt wurde, absolvierte Dahlke Gymnasien in Osnabrück, Hannover und Frankfurt, wo er am 16. März 1883 das Abitur ablegte. Ab dem Sommersemester studierte er Medizin in Berlin, wo er nach acht Semestern am 10. März 1887 das Rigorosum erfolgreich bestand. Am 6. August 1887 promovierte er mit einer Arbeit „Über den Hitzschlag“. Bald danach übernahm er eine homöopathische Praxis in Berlin, die er mit gro- ßem Erfolg bis 1898 führte. Er war Arzt und ein Wegbereiter des Buddhismus in Deutschland. Zu Lebzeiten veröffentlichte er neben zahlreichen Aufsätzen und Rezensio- nen über den Buddhismus auch 22 selbstständige Werke, davon vier Bände mit Übersetzungen buddhistischer Schriften. Dahlke war der Begründer des Buddhistischen Hauses in Berlin-Frohnau, des ältesten seiner Art in Europa, welches auch heute noch besteht. Von 1917 bis 1922 gab er die „Neubuddhistische Zeitschrift“ in fünf Jahrgängen und anschließend bis zu seinem Tod die „Brockensammlung“

24 OSTERODER ZEITUNG heraus. Beide Publikationen enthielten ausschließlich Beiträge von ihm. Die „Brockensammlung“ wurde von seinen Geschwistern noch bis 1938 weitergeführt, hauptsächlich mit Texten aus seinem Nachlass. Auch in seinem Beruf als Arzt und Homöopath entfaltete er eine rege Publikationstätigkeit. Er verfasste etwa 200 Aufsätze, die sich vorrangig mit der homöopathi- schen Arzneimittellehre befassen. Paul Dahlke starb am 29. Februar 1928 in Berlin und wurde auf seinem eigenen Grundstück beigesetzt. An seinem 150. Geburtstag, am 25. Januar 2015, wurde in der Burg in Osterode/Ostróda eine Gedenktafel enthüllt und mit anschließender Le- sung in der Bibliothek seiner gedacht. Quelle: Wikipedia, Muzeum w Ostródzie (Museum in Osterode) Gisela Schweda

Osterode und seine jüdischen Mitbürger Die ostpreußische Kleinstadt Osterode im Kreis Allenstein ist das heu- tige polnische Ostróda. Zu Beginn des 18. Jahrhunderts ließen sich erstmals jüdische Familien in Osterode nieder. Die zunächst kleine jüdische Gemeinschaft verfügte über einen 1735 angelegten Friedhof und einen Betraum. 1893 konnte die seinerzeit in ihrem Zenit stehende Gemeinde eine neue, größere Synago- ge einweihen; als architektonisches Vorbild diente dabei die Bromberger Synagoge.

Juden in Osterode (Ostpr.): --- 1812 ...... 15 Juden, --- um 1845 ...... ca. 110 “ , --- 1860 ...... 160 “ (ca. 5% d. Bevölk.), --- 1880 ...... 222 “ , --- 1895 ...... 214 “ , --- 1913 ...... ca. 200 “ , --- 1933 ...... ca. 150 “ , --- 1937 ...... 75 “ . Angaben aus: Ronny Kabus, Juden in Ostpreußen und The Encyclope- dia of Jewish Life before and during the Holocaust (Vol. 2), S. 949

OSTERODER ZEITUNG 25 Synagoge in Osterode (hist. Aufn. um 1905)

Innenansicht der Synagoge (um 1905)

Die Juden Osterodes verdienten ihren Lebensunterhalt vornehmlich im Einzelhandel, waren aber auch als Viehhändler und Fabrikanten tä- tig. Als Stadtverordnete und Magistratsmitglieder engagierten sie sich in der Kleinstadt, bis die Nationalsozialisten sie aus dem öffentlichen und wirtschaftlichen Leben und zur Auswanderung drängten. Zu einem ersten antisemitisch motivierten Anschlag war es in Osterode bereits 1932 ge- kommen: Ein Sprengkörper war vor einem jüdischen Geschäft deponiert worden, explodierte aber nicht. Im Laufe des Jahres 1935 kam es mehrfach zu Boykotten jüdischer Geschäfte. Im November 1938 wurde die Osteroder Synagoge zerstört, obwohl das Gebäude inzwischen veräußert worden war. Auch der jüdische Fried- hof wurde eingeebnet. Im Frühjahr 1939 gab es keine jüdische Gemeinde in Osterode mehr. Ca. 35 Kilometer westlich von Osterode liegt die Kleinstadt Deutsch Eylau (poln.: Ilawa); bereits zu Beginn des 18. Jahrhunderts war hier eine kleine jüdische Gemeinde existent, die um die Mitte des 19. Jahrhunderts mit ca. 160 Angehörigen ihre Blütezeit erreichte.

26 OSTERODER ZEITUNG Seit ca. 1815 (andere Angabe: seit 1828) verfügte die Gemeinde über ein eigenes Beerdigungsareal; es lag auf einem Hügel nahe der Ortschaft. Am Rande der Altstadt (in der Magazinstraße) ließ die Gemeinde um 1840 eine Synagoge erbauen. Nach Abwanderung eines Großteils seiner jüdischen Bewohner zogen nach dem Ersten Weltkrieg polnische Juden nach Deutsch Eylau; um 1930 lebten in der Kleinstadt mehr als 100 Juden. Als Mitte der 1930er Jahre fast die gesamte jüdische Bevölkerung abgewandert war, wurde das Syna- gogengebäude veräußert; trotzdem ging es 1938 in Flammen auf. Ein Jahr zuvor (1937) war die jüdische Gemeinde aufgelöst worden und die Innen- einrichtung der Synagoge in den niedersächsischen Ort Zeven verbracht; während der „Kristallnacht“ brannte die Synagoge in Zeven zusammen mit ihrer Einrichtung ab. Unter den Opfern der Shoa waren auch ca. 40 in Deutsch-Eylau gebürtige jüdische Bürger. Der während der NS-Zeit teilzerstörte Friedhof wurde in den 1970er Jahren völlig eingeebnet. In der zum Landkreis Osterode zählenden Kleinstadt Hohen- stein (poln.: Olsztynek) gab es eine jüdische Kultusgemeinde, deren An- fänge vermutlich in den 1830er Jahren liegen. Um 1880 erreichte diese mit mehr als 100 Angehörigen ihren zahlenmäßigen Höchststand. Aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts stammten der Friedhof und die Syn- agoge. – Zu Beginn der NS-Herrschaft hielten sich noch ca. 35 Juden in Hohenstein auf; die Synagoge wurde 1935 aufgegeben. In Gilgenburg (poln.: Dabrówno), einem Städtchen im ehem. Kreise Osterode, hat es auch eine israelitische Gemeinschaft gegeben; ihre An- gehörigen verdienten ihren Lebensunterhalt vornehmlich im Landhandel. – Bereits vor 1933 gerieten einige Juden Gilgenburgs in die Schusslinie der Nationalsozialisten; in der Folge wanderten viele Juden ab. Die ver- bliebenen wurden 1941 deportiert. – An die einstige jüdische Gemeinde erinnern heute das Synagogengebäude, dessen Inneneinrichtung im No- vember 1938 völlig ausbrannte, und Reste ihres Friedhofs. Seit 2002 erinnert eine unscheinbare Tafel am ehemaligen Synagogen- gebäude an dessen einstige Nutzung. Nach 1945 hatte es jahrzehntelang als Lagerraum gedient und verfiel zusehends. Seit 2010 ist man bemüht, das Gebäude zu erhalten. In Neumark/Westpreußen (poln. Nowe Miasto Lubawskie) – ca. 40 Kilometer südwestlich von Osterode gelegen – bestand nach 1815 eine jü- dische Gemeinde, die in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts mit mehr

OSTERODER ZEITUNG 27 Bilder von jüdischen Gräbern, die heute auf dem evangeli- schen Friedhof liegen, entdeckt von Uwe Schweda. Gut zu erkennen die hebräischen Schriftzeichen.

Fotografi ert von Uwe Schweda

28 OSTERODER ZEITUNG Gilgenburg: Ehem. Synagoge in Dabrówno (Aufn. ciekawemazury.pl, um 1990 und Igor Hryvnia, um 2010)

als 400 Angehörigen ihren zahlenmäßigen Zenit erreichte und damit fast ein Fünftel der Ortsbevölkerung ausmachte. Zu ihren Einrichtungen zählten ein in den 1850er Jahren errichte- tes Synagogengebäude und ein Friedhof, der bereits gegen Ende des 18. Jahrhunderts nahe des Burggrabens angelegt worden war. Um 1880/1885 nahm die Gemeinde dann ein neues Beerdigungsgelände in Nutzung; auf dem auch ein Taharahaus erstellt wurde. Anfang der 1840er Jahre wurde eine Gemeindeschule gegründet, die etwa drei Jahrzehnte Bestand hatte; danach besuchten die jüdischen Kin- der die zweiklassige evangelische Elementarschule. Quelle: Aus der Geschichte der jüdischen Gemeinden im deutschen Sprachraum Mit freundlicher Genehmigung von Herrn Klaus-Dieter Alicke.

OSTERODER ZEITUNG 29 Judenfriedhof Liebemühl In der Pogromnacht im November 1938 wurden auf dem Liebemühler Judenfriedhof die Gedenksteine vom Sockel gestoßen. Nach meiner Erin- nerung waren es ca. acht bis zehn Gräber. Die Gräber hatten Einfassungen aus Beton und am Kopfende stand der Gedenkstein. Einfassungen aus Me- tall gab es nicht auf dem Friedhof. Gut gepflegt war er nicht, aber hohes Gras oder Unkraut war nicht vorhanden. Der Friedhof war quadratisch angelegt und von acht Buchenbäumen umzäunt, die bei Sonnenschein Schatten spendeten. Dadurch kein Wuchs von hohem Gras und Unkraut sowie durch den Sandboden gehemmt. In Liebemühl gab es zu meiner Zeit nur die Judenfamilie Hirschfeld mit Sohn Adi (Adolf) und Tochter Lotti. Bei Mierau wohnte auf der Mansarde eine ältere Jüdin. Bei der 600-Jahr-Feier 1935 war die Familie Hirschfeld noch in Liebemühl. So um Ende 1936 oder Anfang 1937 war die Familie Hirschfeld spurlos verschwunden. Der Judenfriedhof lag an der Osteroder Chaussee, auf der südlichen Seite, von der Straßenbrücke über die Eisenbahnlinie ca. 900 m weit Rich- tung Osterode. Der Friedhof lag zur damaligen Zeit ca. 1 m höher als die Chaussee. Der Weg führte auf die östliche Seite des Friedhofs.

Von den Polen wurde der Friedhof gepflegt, die Buchenbäume über dem Erdreich gefällt (abgesägt), die Mauerreste und Einfriedungen wur- den entfernt, danach Kiefern neu angepflanzt, die langsam wachsen. Die im Erdboden verbliebenen Wurzeln der Buchenstämme trieben nun Äste von den Stubben und wuchsen schneller als die Kiefern. An den Stubben fand ich bei meiner Nachforschung 1994 fünf bis sieben Äste pro Stubben vor, ca. 8–9 cm dick. Auch Büsche mit den weißen Kügelchen – wenn man sie zerdrückt, gibt es einen Knall. Ein paar Jahre danach fragte mich H. H. Preuss, wo der Judenfriedhof wäre. Da H. H. Preuss gut deutsch spricht, ist er in Liebemühl der Dol- metscher. Es wäre ein deutschsprechender Mann bei ihm gewesen, der den

30 OSTERODER ZEITUNG Judenfriedhof suchte. Er konnte dem Mann keine Auskunft geben. H. H. Preuss kommt von Weepers am Geserich-See. Wir haben dann an einem Tag mit Fahrrädern die stillgelegte Osteroder Chaussee befahren, bis vor die neue Umgehungsstraße von Liebemühl. Ich habe mit H. H. Preuss den Friedhof durchkämmt – durch Kiefern und ausgeschlagenen Buchenbewuchs. Hans Hermann fand durch Schar- ren mit den Schuhen noch einige Ziegelsteine, war erfreut zu wissen, wo ehemals der Judenfriedhof war. Seit dem Frühjahr 2015 wird das letzte Stück der Autobahn Danzig– Elbing–Warschau von Liebemühl bis Osterode gebaut. Bei der Fahrt im August 2015 habe ich auf der 11 km langen Baustelle nur goldgelben Sand gesehen, für mich ein noch nie dagewesener Anblick. Bei meinem Besuch 2012 waren auf beiden Seiten der Strecke Liebe- mühl–Osterode ca. 50 m weit die Kiefern gerodet. Die Försterei Pillau- ken auf der nördlichen Seite sowie das ehemalige Gasthaus Schulz auf der südlichen Seite, auch gegenüber das Holzbohlenhaus, sind abgebrochen. Das Gästehaus zum Drewenz-See steht noch, ist aber stark verwüstet. So auch die Ferienhäuser des Justizministerium Warschaus, die im Wald an der ehemaligen Holzablage stehen. Harry Zillgith

Fundstelle aus: Wolfram Pyta „Hindenburg“ (S. 147) über den Kriegsberichterstatter Paul Lindenberg: Lindenberg war es gewesen, der den allerersten Bericht über den Sieg bei Tannenberg verfasst und an die Redaktion des „Berliner Tageblatts“ weitergeleitet hatte. Dieses hatte die Exklusivnachricht noch am Abend des 30. August 1914 in einem Extrablatt veröffentlicht. Denn der findige Journalist Lindenberg hatte sich sofort an die Fersen Hindenburgs gehef- tet, über dessen Person und militärischen Werdegang er sich im Unter- schied zu seinen Berufskollegen kundig gemacht hatte. Aus allernächster Nähe durfte er miterleben, wie Hindenburg in seinem Privatquartier, dem Hotel „Kühl“ im ostpreußischen Osterode, am 1. September 1914 auf die Ernennung zum Generaloberst anstieß. Es war nur folgerichtig, dass Lin- denberg der im Dezember 1914 erschienenen Sammlung seiner Kriegs- berichte den Titel „Gegen die Russen mit der Armee Hindenburgs“ gab.

OSTERODER ZEITUNG 31 Locken

Locken, du Kleinod in Masuren gelegen. Hier bin ich geboren, hier begann mein Leben, bin in der Kirche getauft, in die Schule gegangen. Der Krieg holte mich ein, ich bin fortgegangen.

Ganz vergessen habe ich dich nicht in all‘ den Jahren und so bin ich oft und sehr gerne hierher gefahren. Deine dunklen Wälder, deine klaren Seen sie sind so ruhig, sind so schön.

Ein Ort zum Verlieben bist du mir stets geblieben! Das konnte ich erfahren in all‘ den vergangenen Jahren.

Auch Einwohner habe ich hier getroffen; sie sind nett, freundlich und weltoffen. Wir sprechen zwar entweder deutsch oder polnisch nur; doch von Zwietracht gibt es keine Spur.

Beim Abschied bleiben unsre Augen nie ganz trocken; denn was uns vereint, ist – die Liebe zu Locken!

Im Juni 2012 Dieter-E. Roehr

32 OSTERODER ZEITUNG Locken/Łukta Locken liegt im prußischen Stammesgebiet Pomesanien im Kreis Osterode. Das Kirchdorf ging aus dem prußischen Dorf Lucten hervor und gehörte zur Ordenszeit zum Kammeramt Mohrungen. Der Name deutet auf Gewässer. Das prußische Dorf Locken liegt am Flüsschen Locke (Łukta). prußisch „luka“ = gelbe Teichrose, Mummel „lukna“ = Wasserpflanze, Sumpfpflanze „luktis“ = Schilfgras, Rohrgras „luknas“ = Sumpfgewässer „lukutis, locutis“ = Brasse (Fisch) Urkundliche Erwähnungen: Lucten (1384) Das Wappen zeigt das aufgrund seines Namens (lucte = Rohrgras, Schilf) in Silber fünf nebeneinander aus blau-silbernen Wellen wachsen- de schwarze Rohrkolben mit grünen Stengeln, die je ein grünes Blatt an der Außenstelle, der mittlere Stengel ein Blatt auf jeder Seite, haben.

Geschichte Vor 1352 Gründung mit etwa 20 Hufen Größe. 1414 wurde das Dorf im Hungerkrieg ausgeplündert und zerstört. 1454 geschah dasselbe im Ständekrieg. Im 16. Jahrhundert wurden dem Dorf die beiden wüsten Orte Lause- nick und Sporkeim zugeschlagen, sodass Locken 39 Hufen groß war. Zu dieser Zeit hatte Locken vier Krüger und mehrere Handwerker. Im 19. Jahrhundert entwickelte sich der Ort zu einem ansehnlichen Marktflecken. 1939 gab es 780 Einwohner. Der Bau der Kirche fällt in das 14. Jahrhundert. Um 1407 wurde das Gotteshaus abschließend zu einem einschiffigen, chorlosen Backsteinbau auf Feldsteinsockel mit zwei seitlichen Eingängen und kunstvollen West- portal umgestaltet. Der hölzerne Turm auf einem Unterbau aus Feldstei- nen und Ziegeln ist jünger als das Kirchenschiff. Die Wetterfahne auf der barocken Turmhaube, die um 1700 aufgesetzt wurde, zeigte die Jahreszahl 1816 oder 1817. 1878/79 renovierte man die Kirche gründlich, baute die nördliche Vor- halle an, gestaltete den Ostgiebel neu und zog die hölzerne Flachdecke

OSTERODER ZEITUNG 33 ein. Eine alte Kapelle im Südosten wurde in derselben Zeit abgebrochen. Der Innenraum der Kirche war früher ausgemalt. Patron der Kirche im Jahr 1886 war der Obermarschall Graf Dohna- Schlodien.

Ausstattung Bemerkenswerter Altar, der um 1580 geschnitzt und 1601 sowie 1820 restauriert wurde. Die Kanzel mit einfachen Schnitzereien und bemalten Füllungen ent- stand 1580. Die Taufschale aus Messing stiftete eine Gräfin Schlieben. Weihwasserbecken aus Granit, 15. Jahrhundert. Die Engelskulptur in der Vorhalle ist um 1700 in die Kirche gekom- men. Die Orgel schaffte man 1854 an. Sie wurde in den 1920er Jahren res- tauriert. Neben der Orgelempore gibt es seitliche Emporen und rechts und links vom Altar Gutsstände.

Gemeinde Zur Landgemeinde Łukta gehören 18 Ortsteile (deutsche Namen bis 1945)[2] mit einem Schulzenamt:

• Dąg (Dungen) • Kozia Góra (Schönhausen) • Ramoty (Ramten) • (Eckersdorf) • Łukta (Locken) • (Sooben) • Ględy (Gallinden) • (Moldsen) • Tabórz (Taberbrück) • (Koiden) • Mostkowo (Brückendorf) • (Worleinen) • Komorowo (Kämmersdorf) • (Pulfnick) • (Wönicken) • Kotkowo (Katzendorf) • (Plichten) • Zajączkowo (Falkenstein)

Weitere Ortschaften der Gemeinde sind: • Białka (Gehlfeld) • (Magergut) • Sarni Dół • Chudy Dwór • Niedźwiady (Bärenwinkel) • Skwary • (Draglitz) • (Neumannsruh) • Spórka (Sporken) • Gucin • (Neu Ramten) • Strzałkowo (Hinzbruch) • Lusajny (Luzeinen) • Orlik (F. Adlersbude) • (Schwoiken) • (Markuschöwen, • Pupki (Forsthaus Pupken) • Szeląg (Forsthaus Eckschilling) 1938–1945:Markushöfen) • Trokajny (Trukeinen)

34 OSTERODER ZEITUNG ein. Eine alte Kapelle im Südosten wurde in derselben Zeit abgebrochen. Taufengel in Locken/Łukta Der Innenraum der Kirche war früher ausgemalt. Patron der Kirche im Jahr 1886 war der Obermarschall Graf Dohna- Der Taufengel aus dem 17. Jahrhundert lag vergessen über 60 Jahre auf Schlodien. dem Kirchenboden. Am 1. Mai 2007 wurde die Skulptur in die Werkstatt von Frau Katarzyna Miszczuk gebracht und dort sorgfältig wiederher- Ausstattung gestellt. Die Restaurierungsinitiative ergriffen der damalige Pfarrer Kazi- Bemerkenswerter Altar, der um 1580 geschnitzt und 1601 sowie 1820 mierz Dubowski, der Organist Bernard Ewertowski und Frau Katarzyna restauriert wurde. Pe˛k. Die Kanzel mit einfachen Schnitzereien und bemalten Füllungen ent- Quelle: Jan Da˛browski, „Siedem wieków Łukty 600-lecie kos´cioła stand 1580. 50-lecie parafii Matki Boskiej Cze˛stochowskiej“ / „Siebenhundert Jahre Locken 600. Jahrestag der Kirche 50. Jahrestag der Pfarrei Mutter Gottes Die Taufschale aus Messing stiftete eine Gräfin Schlieben. von Tschenstochau“ Weihwasserbecken aus Granit, 15. Jahrhundert. Frei übersetzt: Gisela Schweda Die Engelskulptur in der Vorhalle ist um 1700 in die Kirche gekom- men. Die Orgel schaffte man 1854 an. Sie wurde in den 1920er Jahren res- tauriert. Neben der Orgelempore gibt es seitliche Emporen und rechts und links vom Altar Gutsstände.

Gemeinde Zur Landgemeinde Łukta gehören 18 Ortsteile (deutsche Namen bis 1945)[2] mit einem Schulzenamt:

• Dąg (Dungen) • Kozia Góra (Schönhausen) • Ramoty (Ramten) • Florczaki (Eckersdorf) • Łukta (Locken) • Sobno (Sooben) • Ględy (Gallinden) • Molza (Moldsen) • Tabórz (Taberbrück) • Kojdy (Koiden) • Mostkowo (Brückendorf) • Worliny (Worleinen) • Komorowo (Kämmersdorf) • Pelnik (Pulfnick) • Wynki (Wönicken) • Kotkowo (Katzendorf) • Plichta (Plichten) • Zajączkowo (Falkenstein)

Weitere Ortschaften der Gemeinde sind: • Białka (Gehlfeld) • Maronie (Magergut) • Sarni Dół • Chudy Dwór • Niedźwiady (Bärenwinkel) • Skwary • Dragolice (Draglitz) • Nowaczyzna (Neumannsruh) • Spórka (Sporken) • Gucin • Nowe Ramoty (Neu Ramten) • Strzałkowo (Hinzbruch) • Lusajny (Luzeinen) • Orlik (F. Adlersbude) • Swojki (Schwoiken) • Markuszewo (Markuschöwen, • Pupki (Forsthaus Pupken) • Szeląg (Forsthaus Eckschilling) 1938–1945:Markushöfen) • Trokajny (Trukeinen)

OSTERODER ZEITUNG 35 Titelblatt der Geschichte Lockens von Werner Graw, für private Zwe- cke umfassend erarbeitet. Wir bieten 9 von 130 Seiten. Der Schriftleiter

LOCKEN (LUCTEN) Kreis Osterode / Ostpreußen

Ein Dorf in der Geschichte und seine Dorfgeschichte(n). Angesiedelt zwischen Gedanken, Dichtung und Wahrheit. (Es wird eine Zusammenstellung aus diversen Unterlagen versucht.)

Stadt - Wappen

36 OSTERODER ZEITUNG In der Zeit um 1448 gab es im Kammeramt Locken 14 prußische Lehnsgüter und 18 Dörfer mit Namen prußischer Herkunft. Es waren: Galliden, Trukeinen, Plaudenik, (wüst), Thomareinen, Luzeinen, Koiden, Podleiken, Wöniken, Moldsen, Worleinen, Ramten, Lopkeim, Grasnitz, Rapatten, Draglitz, Sooben, Dungen und Locken. Namen deutscher Herkunft hatten nur die Orte: Brückendorf, Ziegenberg, Magergut, Kämmersdorf. Mit Ausnahme von Biessellen, Hasenberg, Gubitten und Schwenkendorf

blieben alle Orte des damaligen Kirchspiels bis in die Neuzeit beim Kirchspiel Locken. - (siehe Karte). In den Söllern des Ordenshofes in Locken wurde das Korn gesammelt, das die Prußen als Materialzins von ihren Hufen oder Haken (altpruß. Maß) -2 Hufen = ca. drei prußische Haken = 33 ha- für die Unterhaltung der Grenzposten im Gau Schlauen an der litauischen Grenze abzuführen hatten. Im Kammeramt waren damals von den Freien von 63 Haken = 15 Wehrdienste und 30 Scheffel Korn abzuliefern, wobei die Zahlen zeitlich schwanken, was durch Krieg und Pest bedingt auch nicht verwunderlich ist. Dabei waren die Erträge des Bodens sicher gering; denn noch im 18. Jahrhundert wird nur das 2-3-fache Korn geerntet. Im letzterwähnten Jahr 1448 treten in Locken 12 „Gärtner“ auf, die beim Scharwerk (Arbeitsdienst), bei der Ernte und bei Bauarbeiten helfen. Wie die Not dieser Zeit auch das Land entvölkerte zeigt folgende Begebenheit: Im Städtekrieg mit großen Verheerungen übergab „Fritsche von Locken“ in Brückendorf sein Besitz, Weib und Kind und kam aus Not zu uns auf die Marienburg. Die Pest 1464 tat sicher ihr übriges zur Dezimierung der Bevölkerung und so wanderten nach dem 2. Thorner Frieden 1466 verstärkt masovisch-polnische Bevölkerungsteile in den völkischen Schmelztiegel Preußen ein, die die „wüst“ gewordenen Höfe übernahmen. Wer Land zu wenig hatte, konnte eventuell noch etwas aus der „Heide“ zu pachten. In den Amtsrechnungen werden nämlich immer wieder die 25 Hufen große „Locksche Heide“ ~ 21 ~

O STERODER ZEITUNG 37 (südöstl.) und die Salmansheide (zwischen Eißingmühle und Landgut), sowie die Thomasheide bei Moldsen erwähnt. An Seen werden in der „Lockschen Heide“ der Jautt (Jagdsee ?), der Sörgell (Schwarzsee?), Karvik (Korwecksee) und der Mörgell (Mergelsee) bei Locken erwähnt. Mit der Zeit bildete sich auch eine gewisse soziale Struktur heraus, die sich grob aus Adeligen, Freien, kölmischen und landesherrlichen Bauern, Gewerbetreibenden, Handwerkern und Arbeitern zusammensetzte. –Die Dorfschulzen, Müller und Krüger gehörten neben den erstgenannten mehr zur bevorrechtigten Schicht. Einziger Großgrundbesitzer war damals im Kirchspiel der Adelige von Borck auf dem Lehnsgut Ramten, der Kirchpatron von Locken, mit ca. 200 Hufen Besitz im Kirchspiel. Die prußischen Freien waren frei vom Zehnten und bäuerlicher Arbeit, mußten jedoch dem Orden leichte militärische Reiterdienste leisten. Das Land gehörte ihnen „für immer“! Entsprechend ihrer Volkszugehörigkeit wurden sie mit dem prußischen Recht ausgestattet. Über Siedler mit kölmischem (Kulmer) Recht wird in Locken nur wenig berichtet, sie klagen jedoch über die stetige Steigerung der Zinsabgaben, die sicher durch das Ordensheer und Kriege bedingt sind. Prußische Bauern leisteten ja Materialzins (Naturalien). In Locken wird Mitte des 15. Jahrhunderts von vier Krügern (wie in der Neuzeit), sieben Schuhmachern, drei Schneidern, einem Schmied, zwei Korn- und einer Schneidemühle (Holz) sowie dem Ordenswirtschaftshof berichtet. Ebenso verdienten in Locken „Biener“ (Imker) ihr Brot mit der Unterhaltung und Nutzung von Waldbienen (Beuten), oft aus Masovien eingewandert. Wie in jedem Dorf gab es auch in Locken einen Hirten für das gesamte Großvieh des Dorfes. Die Dorfschulzen waren die Vorsteher ihrer Gemeinden. Sie hatten dafür zu sorgen, dass Befehle und Anordnungen der Landesherrschaft befolgt wurden, vertraten aber auch die Interessen ihrer Gemeinden gegenüber der Obrigkeit. Sie waren Vorsitzende des Dorfgerichtes, zogen Abgaben ein, begleiteten Fuhrkolonnen zur Ablieferungsstelle des Zinsgetreides, beaufsichtigten das Scharwerk und leiteten die Verlosung der Äcker. Krüger gab es außer in Locken auch in anderen Dörfern des Kirchspiels, nur in Locken wurde staatlicherseits den Krügern mehr Beachtung geschenkt, da sie dem Durchgangsverkehr (Warschau – Königsberg) zu dienen hatten. Es gab also in Locken sicher immer ein regeres Leben und Treiben als in den Dörfern der Umgebung.- In der großen Politik tritt zu Beginn des 16. Jahrhunderts Albrecht, Markgraf von Brandenburg, (aus der fränkischen Haupt- und Kurlinie Hohenzollern – Ansbach) in den Deutschen Orden ein und wird 1515 sein Hochmeister. Zwei Jahre später werfen große Ereignisse ihre Schatten voraus –die Reformation beginnt- , wobei über den regionalen Beginn und seine direkten Auswirkungen im Raum Locken Unterlagen nicht zur Verfügung waren. –Zur selben Zeit -1520- sitzt der Domherr und Astronom Copernicus als Beauftragter des Fürstbischofs vom Ermland in Allenstein und verteidigt es erfolgreich gegen Übergriffe des Ordens im Reiterkrieg.-

Nicolaus Copernicus Am Eingang zum Schloß von Allenstein

~ 22 ~

38 OSTERODER ZEITUNG –Das Seenareal um Locken war nämlich beträchtlich und ist uns aus dem Text ja schon teilweise bekannt.

Wegen eines besseren Überblickes, hier einmal die Lockener Seenlandschaft zusammenhängend: Seeareal um Locken (nach Vermessungen um 1900):

Mahrungsee

Eißingsee

Lobbesee

Tabersee

Mahrungsee 421,37 ha Großer Schwarzsee 5,27 ha Eißingsee 417,00 ha Jagdsee 5,21 ha Lobbesee 78,00 ha Sergesee 4,27 ha Mergelsee 10,18 ha Kleiner Schwarzsee 1,33 ha Korvecksee 7,60 ha Tabersee 84,87 ha Mühlenteich (Ramten) 6,77 ha Langer See ? ha

Die Abflußrichtung für Tabersee und Langersee war Drewenz-Weichsel, während für die anderen, falls vorhanden, der Abfluss zur Passarge hin ging.

~ 32 ~

O STERODER ZEITUNG 39

Schmiede Amling Bäckerei u. Lebensmittel Kühnapfel

LOCKEN

Denkmal

Siedlung

~ 98 ~

40 OSTERODER ZEITUNG

LOCKEN

~ 100 ~ OSTERODER ZEITUNG 41

Locken Winter 1940/41 (v. Norden) LOCKEN

Schule Locken 1936

Gasthaus „Roehr“ Mühle

Dorfstraße Dorfansicht

~ 110 ~ 42 OSTERODER ZEITUNG

LOCKEN - HEUTE

~ 128 ~

OSTERODER ZEITUNG 43 Grüße aus Locken

44 OSTERODER ZEITUNG Spurensuche im Raum Locken Wir schreiben den 23. August 1980. Nach 35 Jahren gelange ich zum ersten Mal wieder in unsere Heimat. Ich komme mit zehn jungen schwä- bischen Kameraden aus meiner christlichen Jungenschaft dorthin. Zuvor waren wir mitsamt unserem Wandergepäck und den Zeltplanen bei den Arbeitern der Danziger Leninwerft. Sie spürten zwar unsere Solidarität mit ihrem Anliegen, doch dann bat uns einer, dass wir unsere Wanderschaft lieber fortsetzen sollten. Auf diese Weise kommen wir über Mohrungen in den Raum Locken. Am Mahrung-See dürfen wir bei der deutschstämmigen Bäuerin, Frau Christina Liwen, noch Station machen und im Heu schlafen. Als sie erkennt, wie schwer unser Wandergepäck ist, spannt sie ihre zwei Pferde an und lässt uns alles auf den Panjewagen laden. Ihr kleiner Sohn darf auch mitkommen. Nun soll es über Brückendorf nach Locken gehen. Einige von uns laufen neben dem Gespann her. Schon in dem erstgenann- ten Dorf fange ich an, nach jener Stelle zu suchen, wo mein Vater 1933 ein Baugeschäft eröffnete. Meine Kameraden merken nicht, wie wichtig mir das gesamte „Kirchspiel“ ist, in dem ich als Wickelkind herumgetragen wurde. Wenn ich auch in Osterode geboren wurde, so begann doch unsere Familiengründung hier. Der Bauunternehmer lernte eine Försterstochter hinter Locken kennen und lieben. Sein Opel P4 erleichterte die Besuche bei der Braut. Während mir die familäre Vergangenheit so durch den Kopf geht, nähert sich die Gruppe einem grün-weißen Wegweiser nach Locken.

OSTERODER ZEITUNG 45 Ich staune über die heutige Bezeichnung für den großen Ort. Schon im 15. Jahrhundert hieß sie ganz ähnlich – nämlich „Luckten“.1 Dann hat ja die heutige Namensgebung wenigstens etwas Prußisches an sich. Lo- cken baute sich schon sehr früh zu einem ansehnlichen Marktflecken aus. Die kleinen Dörfer ringsrum brauchten unser Locken. Warum? Ein Kamerad errechnet gerade die Entfernung zur Kreisstadt Osterode. Sein Ergebnis: Per Luftlinie sind es nur 14 km. Doch um dort hinzukommen, sind es über Taberbrück ca. 20 und über Rapatten / Altjablonken sogar 32 km. Die „Barriere“ Schilling-See muss jedes Mal umfahren werden, falls man überhaupt eine Fahrgelegenheit hat. Auch wenn die Walddörfler es in der Vergangenheit bei Tafelbude mit einer kleinen Seilzugfähre für ein bis zwei Fuhrwerke versuchten, so erzielten sie kein praktikables Ergebnis für alle. Man brauchte auf dem Land einen zentralen Ort, in welchem man fast alles besorgen konnte. Und das wurde im Laufe der Geschichte unser Locken. Die Infrastruktur war nicht nur in der Zeit nach der Volksabstim- mung deutlich entfaltet worden. Bereits sehr viel früher, nämlich im 14. Jahrhundert, entstand hier die Kirche, in welcher meine Eltern 1936 ge- traut wurden. Sie ist ein chorloser, einschiffiger Backsteinbau, dessen Un- terkante aus Feldsteinen besteht. Ein weiteres öffentliches Gebäude ist die

Unser „Tross“ kommt in Locken am Gasthaus Fritz Krüger vorbei.

46 OSTERODER ZEITUNG Schule, die aus dem 19. Jahrhundert stammt. Gemessen an den Schulbauten auf den Dörfern, etwa von Dungen oder Moldsen, ist sie größer ausgelegt. Vermutlich mussten die Kinder aus den Dörfern nach der Grundschule hier noch vier Jahre die Schulbank drücken. Mindestens zwei Gaststätten hatten Räume für das öffentliche Leben. Man denke nur an die abendli- chen Stammtische und diese nicht nur für Pastor, Rektor und Forstmeister. Auch die Vereine, wie etwa der „Vaterländische Frauenverein vom Roten Kreuz“ oder die Sportler nutzten diese Möglichkeiten.

Kirche Schule

Meine Kameraden suchen nach den einstigen Läden. Doch finden sie nur einen, der geöffnet hat und auf dem das polnische Wort für Lebens- mittel steht. Eigentlich könnten wir hier doch mal anhalten. Meine zehn Schwaben gehen hinein, um etwas Nahrung zu erstehen. Doch viel gibt es drinnen nicht. Mehrfach heißt es 'ausverkauft'. Während die Jungs beim 'piwo' fröhlich sind, suche ich noch weiter. Ich weiß genau, dass es hier einmal einen Standesbeamten Goetz gab. Auch ein Tierarzt war im Ort. Wo mag die Amling'sche Schmiede gewe- sen sein? Und dann noch bitte die neue Siedlung aus den 30er Jahren. Dann be- ginne ich, die Straßen zu skizzieren. Plötzlich schauen mir zwei Beamte

OSTERODER ZEITUNG 47 der Miliz über die Schulter. Ich hatte sie gar nicht bemerkt. Wortlos mustern sie meine Blätter und gehen schmunzelnd weiter. Jetzt wird es aber Zeit für das Pferdegespann der Frau Liwen, das uns noch zu unserem Ziel bringen und da- nach noch nach Gubitten zurückfahren soll. Das Ziel ist die Försterei Pupken bei Dungen. Hier lebten einst meine Groß- eltern Freytag mit ihren drei Töchtern. Nach einer halben Stunde Fahrt durch den Wald kommen wir dort an. Der jun- ge Förster Bader nimmt uns freundlich auf. Und wieder wird für ein paar Näch- te das Heu in der Scheune unser Nachtlager sein. Prof. Dr. Eckhard Schäfer Literatur: 1. Hartmann, Ernst: Das Kirchspiel Locken, Kreis Osterode i. Ostpr., Gottfried Herder-Institut, Marburg 1967, S. 43. Sämtliche Fotos im Eigentum von E.S.

Umgebung von Locken/Łukta Die kleine Gemeinde Gallinden/Gle˛dy in der Gemeinde Locken betei- ligt sich 2008 mit der Sanierung des dortigen Friedhofs an einem landes- weiten Wettbewerb in Polen und erhielt dafür den 3. Preis. Die Kosten der Aktion betrugen rund 23.000 PLN, an denen die Gemeinde selbst mit über 13.000 PLN und eine Stiftung in Warschau mit etwa 10.000 PLN beteiligt war. Die Kreisgemeinschaft unterstützte dieses Projekt in Abstimmung mit dem Bürgermeister der Landgemeinde Locken im Rahmen des bestehenden Vertrages über Zusammenarbeit durch die Bereitstellung von 2.000 EUR. Dank der aktiven Mitwirkung aller Dorfbewohner konnte der sanierte Friedhof am 31. Oktober 2009 feierlich eingeweiht werden. Zukünftig wird der Friedhof als kulturelles Denkmal geführt und nicht mehr für Bestattun- gen genutzt. Ouelle: Wikipedia, Ostpreußen net, Osteroder Zeitung, Mai 2010, S. 66/67 Gisela Schweda

48 OSTERODER ZEITUNG Autofahrt in die suedostpreussische Heimat 1973 Wer kennt diese Ortsnamen noch: Arnsdorf/Kreis Heilsberg, Zoelp/ Kreis Mohrungen, Burdingen/Kreis Ortelsburg, Georgensgut/Kreis Or- telsburg, Malschoeven/Kreis Ortelsburg und dann Altstadt und Seemen und Gilgenburg/Kreis Osterode? All diese Orte waren fuer Jahrhunder- te Heimat fuer die Mrucks, die Chlebowskis, die Schlichts, die Abra- mowskis, die Bogdanskis. Wo fand ich diese Orts- und Familiennamen? Die Antwort: in dem „Deutschen Einheits-Familienstammbuch“, das ich im Nachlass meiner Eltern, der Familie Otto Mruck, fand. – Vater Mruck, Lehrer an der Jahnschule in Osterode, musste, um seine Beam- ten-Stellung zu erhalten, dokumentarisch beweisen, dass er „arischen“ Ursprungs war. Dass die Namen zu ueber 90 % auf eine slawisch/pol- nische Abstammung deuten, schien keine entscheidende Bedeutung zu haben. Wichtig fuer die N.S.-Machthaber war, dass keine Juden in der Familiengeschichte auftauchten. Gilgenburg taucht in der Mruck-Bog- danski-Familiengeschichte im Familienstammbuch immer wieder auf. Und nicht nur Gilgenburg, sondern Altstadt und Seemen in unmittelba- rer Naehe von Gilgenburg. So war es natuerlich, dass der heimatverbun- dene Lehrer Otto Mruck das Verlangen hatte, die Staetten seiner Geburt, seiner Jugend, seiner engeren Heimat, seiner Familiengruendung, seiner Berufstaetigkeit aufzusuchen. Das geschah im Sommer 1973, 28 Jahre nach dem Verlust der Heimat, fuer viele Menschen dem Verlust von Familienangehoerigen. Der sogen. Kalte Krieg war im Gange. Osteuropa war unter der harten Faust der Sowjetunion. Polen hatte eine kommunistische Regierung. Von Wieder- aufbau war noch wenig zu sehen. Es schien, dass Polen wirtschaftlich im Zustand der 1930er Jahre war. Dennoch war es moeglich, wenn auch nicht ohne Umstaende, nach und in Polen im frueheren Ostpreussen zu reisen. Ein Visum zur Einreise war erforderlich. Wenn man als U.S.-Bu- erger im Reisepass „Osterode/Deutschland“ stehen hatte, dann bestand der polnische Konsul in Washington DC darauf, dass das Geburtsland von „Deutschland“ auf „Polen“ geaendert werden musste, da Osterode ja nicht mehr deutsch, sondern polnisch war. Osterode und Altstadt und besonders Gilgenburg waren wichtige Ziel- orte unserer Autoreise. Altstadt bei Gilgenburg war ein voellig verlassenes Dorf. Man sah keine Menschen auf der Dorfstrasse – mit einer Ausnahme.

OSTERODER ZEITUNG 49 Eine aeltere Frau sah einen gelben VW mit einem deutschen und USA- Nummernschild. Direkt ging sie auf das Auto und Vater Mruck zu, sprach polnisch und deutsch und bat, wenn moeglich, ihr zu helfen, dieses ver- lassene Dorf hinter sich zu lassen. Die ehemalige Schule stand noch genau so da, wie sie im Jahr 1900 war. Ein solider Ziegelsteinbau, wo in der Vor-, der Kriegs- und der Nachkriegszeit ein Lehrer, Friedrich Mruck, ueber 1000 deutsch und polnisch sprechende Kinder unterrichtete. Im oberen Stockwerk war die Lehrerwohnung, Geburtsort fuer viele Mruck-Kinder, darunter Otto, der spaetere Lehrer an der Jahnschule in Osterode. Bei dem geringen Lehrergehalt war es notwendig, dass der Lehrer 30 Morgen Land besass und Rinder, Schweine und Gefluegel hielt, um seine Familie zu ernaehren. Der Lehrer war nicht nur Beamter, sondern auch Bauer, wie auch die Frau und die Kinder. Wie die Mrucks ueberhaupt mit die- sem Leben fertig werden konnten, bleibt fuer mich jedenfalls ein Raetsel. Als Lehrer Friedrich Mruck fuer seine erfolgreiche Lehrertaetigkeit den Preussischen Verdienstorden erhielt, schickte er diesen zurueck mit dem Kommentar, dass es wichtiger und besser waere, die Gehaelter fuer Lehrer zu erhoehen als Orden zu verleihen. Gilgenburg wurde/war ein besonderer Ort fuer die Bogdanski/Mruck- Familie. 1973 war die ehemalige evangelische Kirche voellig erhalten. Auf der Ehrentafel fuer die gefallenen deutschen Soldaten des Ersten Welt- krieges lesen wir „Leutnant Paul Mruck“, gefallen im September 1915 in Russland. Er war der aelteste Sohn der Friedrich-Mruck-Familie. In der gleichen Kirche wurde Kaethe Mruck, geborene Bogdanski, getauft und mit Otto Mruck im Jahre 1920 getraut. Die Familie Otto Bogdanski, ge- ehelicht mit Elise, geb. Koester, war eine wohlhabende Kaufmannsfamilie. Sie besass nicht nur ein gutes Geschaeft, ein grosses Wohnhaus und ein Hotel. Im gleichen Gebaeude war die Poststelle untergebracht. Eine weitere enge Verbindung zu Gilgenburg bestand durch Anna Mruck, aeltere Schwester von Otto, eine angesehene Geschaeftsfrau. Sie wurde Leiterin der oertlichen Bank, was damals beachtenswert war. Nur wenige Frauen in den 1920er/1930er Jahren fanden leitende Stellen. Freundschaften unter zumeist evangelischen und auch juedischen Gil- genburgern der „hoeheren“ Klasse bestanden fuer viele Jahre, eine davon meiner Mutter Kaethe mit ihrer juedischen Freundin bis in die Nach- Weltkriegszeit in den 1950er Jahren. Wenn auch die Kleinstadt Gilgen- burg 1973 verlassen schien, so ist und bleibt sie fuer die Familien Mruck/ Bogdanski ein wichtiger Ort in ihrer Familiengeschichte.

50 OSTERODER ZEITUNG Familie Bogdanski/Gilgen- burg, ungefähr 1906 (?), in der Mitte das Ehepaar – ganz links Käthe, seit 1920 Mruck.

Ferien auf dem Land bei Gilgenburg. Dieter Mruck mit Cousine Erika Olias, 1934 (?).

Seemen bei Gilgenburg.

Anna Mruck, Vorstand der Dieter Mruck 1922. Er fi el am Gilgenburger Bank bis 1944. 23.02.1943 als Leutnant zur See in Tromsoe/Norwegen.

OSTERODER ZEITUNG 51 Nicht weit von Gilgenburg ist Osterode am Drewenzsee. Im Sommer 1973, 28 Jahre nach Kriegsende, war sie landschaftlich wie eh und je eine attraktive Stadt. Baulich war in den 28 Jahren wenig geschehen, ausser einigen grossen „sozialistischen“ Haeuserblocks hier und da. Der Markt- platz war kein Marktplatz mehr. Der Drei-Kaiser-Brunen lag am Boden. Schulen waren nicht zerstoert oder wieder restauriert, wie z. B. die Jahn- schule und das Kaiser-Wilhelm-Gymnasium sowie auch die evangelische und die katholische Kirche. Lehrer Otto Mruck wollte unbedingt in seine Schule, die Jahnschule. Sein Gesicht strahlte, nachdem er „seine“ Schu- le besucht hatte. Er lobte die polnischen Kollegen und den polnischen Rektor, die ihn hoeflich und kollegial willkommen hiessen. Er war beein- druckt vom Lehrerzimmer, wo zu seiner Zeit karge Tische und hoelzerne Stuehle standen, jetzt jedoch schmucke Moebel und ja, sogar Polstersessel. Die Schueler waren diszipliniert, hoeflich und gut angezogen. Was wollte ein Lehrerherz mehr? So verliessen Vater Mruck, Sohn Armin und die US-gebuertige Schwie- gertochter Marlene den ehemals deutschen Kreis Osterode und besonders als Teil des Osteroder Kreises Gilgenburg zufrieden und optimistisch fuer die Zukunft des seit dem Zweiten Weltkrieg polnischen Ostróda. Die- ser Optimismus fuer das polnisch/europaeische Ostróda fanden meine Frau Marlene, meine Tochter Lauren und ich bestaetigt, als wir 2007 das 100-jährige Bestehen des ehemaligen Kaiser-Wilhelm-Gymnasiums und 2009 das 100-jährige Bestehen der evangelischen Kirche feiern durften. Ein letzter Besuch 1973 galt dem evangelischen Friedhof, wo auch die Gilgenburgerin Anna Mruck ihre letzte Ruhestaette gefunden hatte. Die Suche nach ihrem Grab verlief ergebnislos. Was wir fanden, war der in zwei Teile zerbrochene Grabstein der Osteroder Familie Doering mit den Worten „DIE LIEBE ABER HOERET NIMMER AUF“. Reisterstown, MD/JUSA-20.8.2015. Dr. Armin E. Mruck, Professor of History/President's Honored Emeritus, Towson University, Towson, MD./USA

52 OSTERODER ZEITUNG Aus unserem Heimatkreis damals: Erinnerungen und Erlebnisse „Sterne“ über dem einstigen Landkreis Osterode Den Hochsommer 1944 in unserer Heimat durften wir doch alle noch einmal so richtig genießen. Aber meinen Geschwistern und mir wollte dies nur teilweise gelingen. War doch im Frühling in der Herderstraße 4 zu Osterode ein Mann der Partei erschienen und hatte die Nachricht überbracht, dass unser Vater „für Führer und Vaterland“ bei Witepsk ge- fallen sei. Die unermessliche Trauer der Mutter übertrug sich auch auf uns drei Kinder. Um ihr auch nur ein wenig Trost zu vermitteln, lud sie ein verwandter Pastor für ein paar Monate zu seiner Familie nach Stolp in Pommern ein. Weil wir Kinder nun alleine zurückblieben, holte uns eine Schwester der Mutter nach Schlagamühle (Kolatek Waszeta) bei Hohen- stein (Olsztynek). Ich bekam ein Schreiben von der Jahn-Schule mit und wurde in dieser Zeit in Mörken (Mierki) unterrichtet. Da draußen bei der Getreideernte, beim Blaubeersammeln, beim Spielen in der großen Scheu- ne sollten wir uns ein wenig an das Unabänderliche gewöhnen. Wir erleb- ten aber auch dort schon vieles, mit dem uns der Krieg wieder einholen sollte. Eines Tages erschienen ca. 30 Pferde, die in der Scheune unterge- bracht werden mussten. Vermutlich waren es Beutetiere aus Russland, die kurzfristig zu versorgen waren. Da waren die Stukas, die in Grieslienen oder Allenstein aufstiegen und mit einem Höllenlärm in den Plautziger See (Jezioro Pluszne) zu stürzen schienen. Da bohrte sich ein Jagdflug- zeug in den Wald bei Waschette (Waszeta). Die Tanten erlaubten es mir leider nicht, an die nahe Unglücksstelle zu laufen. In den Tagen danach meinte ich einen Fallschirm über dem Wald niedergehen zu sehen und löste, weil ich es meldete, eine hektische Suchaktion aus. Der Höhepunkt war es natürlich, wenn die Verwandten es erlaubten, den Kahn am Bootssteg des Russensees (Jezioro Staw) zu besteigen. Es war in der zweiten Augusthälfte, um die Mittagszeit, als wir Kinder, ver- mutlich zusammen mit einer russischen „Ostarbeiterin“ mitten auf dem See waren. Herrlich – so in der Sonne die Frische des tiefen Wassers zu rie- chen und sich mit eigener Kraft auf dem See zu bewegen. Plötzlich hörten wir in der Ferne ein dunkles Brummen, das immer lauter wurde und uns Kinder neugierig werden ließ. Als wir an den Himmel schauten, glitzerten in der Sonne viele, viele kleine Sterne. Diese stellten sich bald als Flugzeuge

OSTERODER ZEITUNG 53 heraus. Sie kamen aus Richtung Osterode und drehten über Hohenstein in Richtung Osten ab. Während wir noch mit kindlichem Interesse die vielen Luftfahrzeuge beobachteten, trat die Großmutter auf die Empfangstreppe des Ferienheimes und schlug mit einem Hammer in einem bestimmten Rhythmus auf eine Bratpfanne. Sie hatte über den Volksempfänger erfah- ren, dass es feindliche Flugzeuge seien. Nun wollte sie uns vom See holen und machte Fliegerarlarm auf ihre Weise. Wir konnten die Hammerschlä- ge draußen auf dem See gut hören und ruderten sofort zum Steg zurück, ohne zu wissen, was die Töne wirklich bedeuten sollten. Bis heute hatte ich immer geglaubt, dass es sich bei den Fliegern um ein Bombergeschwa- der handelte, das unsere Landeshauptstadt Königsberg vernichtete. Durch die Literatur1 wird das aber widerlegt. Die eigentlichen Vernichtungs-

Teilstück des Russensees und sämtliche Gebäude des Ferienheims (Blick von der Landstraße Mörken-Schwedrich her)2. angriffe wurden in den Nächten zum 27. und 30. August geflogen. Da unsere Beobachtung aber am hellen Sommertag geschah, und die Strecke nach Königsberg für die Flugzeuge nicht mehr lang war, kommt sie für die nächtliche Bombardierung nicht in Frage. Doch gibt es hier möglicher- weise einen Zusammenhang.

54 OSTERODER ZEITUNG Sowohl „unsere“ beobachteten Maschinen, als auch die 174 bzw. die 189 britischen viermotorigen Lancaster-Bomber überquerten völkerrechts- widrig das neutrale Schweden (Provinz Schonen). Als die heftigen Pro- teste jenes Landes auf diplomatischem Wege London erreichten, lag Kö- nigsberg schon in Trümmern3. Die Verbände der Royal Air Force konnten an der Ostsee entlangfliegen, oder wie im beobachteten Falle, die Strecke über Land nehmen. Was sollte nun der von uns tagsüber gesehene Flug des kleineren Verbandes bezwecken? Er hatte wohl eine vorbereitende, spähende Aufgabe. Die Westalliierten, welche bis dahin schon viel Grauen über andere deutsche Städte gebracht hatten, mussten sich in Ostpreußen erst einmal orientieren: geographisch, wettermäßig, unter Auslotung der deutschen Abwehr, der Teilziele und der Berechnung der Treibstoffreser- ven. Es könnte doch sein, dass andere Landsleute die gleichen Beobach- tungen wie wir gemacht und dass Militärforscher diesen „explorierenden“ Flug schon längst in den Akten gefunden haben. Prof. Dr. Eckhard Schäfer

1. Literatur: Michael Wiek: Zeugnis vom Untergang Königsbergs; Beck-Ver- lag München, 2005; Gerfried Horst: Die Zerstörung Königsbergs; Osteuropa- Zentrum-Verlag, Berlin 2014 2. Foto vom Russensee/Staffsee im Eigentum von E.S. 3. Neben der Vernichtung der historischen Innenstadt von Königsberg wur- den an die 6.000 Menschen getötet und 210.000 obdachlos gemacht. Bei diesen Angriffen kamen u.a. die neuen Flammstrahlbomben zum Einsatz, die zuvor über Braunschweig, Kiel, Stuttgart und Stettin getestet worden waren, was das Inferno für die Menschen noch vergrößerte.

Einsendeschluss für die nächste Folge der Osteroder Zeitung: 15. März 2016

OSTERODER ZEITUNG 55 „Flucht und Vertreibung“ Ein langer Weg von Ostpreußen nach Mecklenburg – Erinnerungen Vor rund 70 Jahren, Mitte Januar 1945, begann die Rote Armee die Großoffensive auf die Grenze Ostpreußens, also die Ostgrenze des Deut- schen Reiches. Ich bin Jahrgang 1935 und im Kreis Osterode (Ostpr.) geboren. Die Zeit von der Flucht aus Ostpreußen im Januar 1945 bis zur Ankunft in Mecklenburg im Januar 1948 haben meine Kindheit, damit auch mein spä- teres Leben, nachhaltig geprägt. Dazu Phasen aus meinen Erinnerungen:

Dezember 1944/Mitte Januar 1945 – Biessellen, Kreis Osterode (Ostpr.) Der ostpreußische Winter hatte sich schon Anfang Dezember des Jah- res 1944 eingestellt. Es gab reichlich Schnee, Kälte aber auch oft strahlen- den Sonnenschein. Die Weihnachtszeit auf dem Hofe meiner Großeltern Kaiser verlief im nunmehr schon 6. Kriegsjahr in angespannter Stimmung. Die Nachrichten über die Kriegsereignisse, besonders an der Ostfront, sorgten bei den Erwachsenen ganz offensichtlich für Beunruhigung. Zu- dem hatten meine Großeltern Kaiser die Mitteilungen erhalten, dass ihre drei Söhne – Brüder meiner Mutter – in heldenhaftem Einsatz für das Deutsche Reich an der Ostfront gefallen sind. Schon seit einigen Wochen fuhren durch das Dorf Biessellen Panje- Wagen-Kolonnen mit Flüchtlingen aus östlichen Gebieten gen Westen. Ein Zeichen dafür, dass sich die Ostfront mit Macht auf die Gebiete Ost- preußens hinbewegte. Anfang Januar kam mein Vater aus dem Lazarett Allenstein auf Gene- sungsurlaub, während ich nach den Weihnachtsferien weiter die 4. Klasse in der Dorfschule von Biessellen besuchte. So verging die erste Januarhälf- te des Winters 1945. Ab 13. Januar begann die Rote Armee mit dem Großangriff auf die öst- liche Grenze Ostpreußens. Die deutsche Wehrmacht konnte der materi- ellen Übermacht nicht mehr viel entgegensetzen. In der Dorfbevölkerung wuchs die Unruhe, ebenso unter den im Dorf eingesetzten Fremdarbei- tern. Etwa ab 19. Januar erfolgte ein weiterer Vorstoß der Roten Armee an der Südgrenze Ostpreußens, somit auch des Kreises Osterode. Für uns

56 OSTERODER ZEITUNG war die Front nun in unmittelbarer Nähe. Nach den vorher auf den Ge- höften – unter Strafe gestellten – heimlichen Fluchtvorbereitungen kam am Freitag, dem 19. Januar, gegen Abend der Befehl zum Packen. Alle Bauern müssen zum 21. Januar morgens 6.00 Uhr abmarschbereit sein.

21./22. Januar 1945 – Aufbruch und erste Begegnung mit der Front Das für die Flucht vorgesehene Zweispänner-Pferdefuhrwerk war be- reits während der vergangenen Tage in der Scheune versteckt, heimlich vorbereitet worden. Der Leiterwagen hatte sein Planenverdeck und so einige Behältnisse waren auch am Wagen angebracht. Nun war das für die Flucht Notwendige zu verstauen. Aufgeladen wurde neben warmer Kleidung und Verpflegung für eine längere Zeit auch Futter für die Pfer- de sowie Stroh und Federbetten für die kalten Tage und Nächte auf dem Fuhrwerk. Lebensmittel aus Keller oder Räucherkammer gehörten natür- lich dazu. Die wichtigsten Urkunden und anderweitigen Papiere unserer Familie nahm meine Mutter in ihre Handtasche. In der Nacht zum 21. Januar, einem Sonntag, hat außer uns Kinder – meine Schwester und ich – niemand geschlafen. Beim Packen ist hoffent- lich an alles gedacht worden. Wichtig war auch das zurückbleibende Vieh zu versorgen. In den Ställen wurden Futtervorräte verteilt, sowohl für die Schweine wie auch für die Kühe und Kälber sowie das Geflügel. Früh- morgens machte mein Großvater seine letzte Runde durch die Ställe – er hat sich von seinen Tieren verabschiedet. Die Buchten wurden geöffnet, die Kühe losgebunden und die Stalltüren blieben offen stehen. Von nun an waren die Tiere des Hofes sich selbst überlassen. Am Morgen gegen 6 Uhr verließ der Pferdewagen mit Oma und Opa Kaiser, meinen Eltern, meiner Schwester Erika, mir und einem Fremd- arbeiter den Hof. Die Fahrt ging auf dem schneebedeckten aber festge- fahrenen Landweg in Richtung Dorf Biessellen. Schnell war das Gehöft mit seinen Gebäuden hinter uns in der Dunkelheit verschwunden – der Bauernhof Hermann Kaiser hatte für immer aufgehört zu existieren. Was mag wohl im Kopfe meines Großvaters, einem ostpreußischen Bauern mit Leib und Seele, vorgegangen sein, der seinen Hof, seine Tiere unter sol- chen Umständen verlassen musste. Meine Großeltern ahnten wohl, ihren Hof nie mehr wieder zu sehen. Aber deutscher Größenwahn wollte „Le- bensraum im Osten“ erobern – nun wurde der Eroberer jedoch in sein Land zurückgetrieben und bekam die Grausamkeit des selbst angezettel- ten Krieges am eigenen Leibe zu spüren.

OSTERODER ZEITUNG 57 Im Dorf war die Straße bereits voller Pferdefuhrwerke, die von den anderen Gehöften aufgebrochen waren. Die Wagen waren alle ähnlich hergerichtet. Manche Bauern hatten sogar Kühe oder Fohlen mit ange- bunden. Das Wetter schien an diesem Tag dem Anlass angemessen: trübe, dunkel, langsam einsetzender Schneefall. Das Einreihen der Fuhrwerke aus dem Dorf in den bereits auf der Landstraße von Hohenstein herkommenden Treck von Flüchtlingsfahr- zeugen verlief schleppend. Das waren nun nicht mehr die Panje-Wagen vergangener Wochen, jetzt waren es Wagen ostpreußischer Bauern aus den Kreisen Neidenburg und Ortelsburg sowie aus den südlichen Teilen der Kreise Osterode und Allenstein. Das Dorf Worleinen mit dem Elternhaus meines Vaters wurde am spä- ten Nachmittag bei beginnender Dunkelheit erreicht. Das Gehöft war von Flüchtlingen schon teilweise belegt. Die Eltern meines Vaters und seine Schwester Herta mit zwei Kindern waren nicht mehr anwesend, sie hatten Worleinen bereits verlassen. Am nächsten Morgen ging die Fahrt weiter. Beabsichtigt war die Rou- te Locken – Mohrungen – Elbing – Danzig. Wie am Vortag war die Fahrt mit vielen Unterbrechungen verbunden. Im Dorf Locken trafen sich wieder zwei Fahrzeugströme, der unsrige aus Richtung Hohenstein sowie der ande- re aus Allenstein kommende. Alle wollten in Richtung Mohrungen – Elbing der nachrückenden Front entkommen. Bei einbrechender Dunkelheit war Eckersdorf erreicht, ein Dorf etwa 4 km hinter Locken. Unser Nachtquartier schlugen wir im Saal des Dorfkrugs auf. Während die Männer einen Platz für den Wagen suchten und die Pferde versorgten, waren Oma Kaiser und meine Mutter mit uns Kindern in den bereits von Flüchtlingen wimmelnden Saal gegangen, um einen Schlafplatz auf dem ausgebreiteten Stroh zu suchen. Bald wurde gegessen und man traf Schlafvorbereitungen. Da wurden wir auf eine laute Stimme aufmerksam. Auf der kleinen Bühne stand ein Mann in brauner Uniform. Er versuchte gegen das allgemeine Stimmengewirr anzukämpfen. In seiner Rede sprach er vom Endsieg und den doch nicht immer zu ver- meidenden Unannehmlichkeiten, welche die ostpreußische Bevölkerung im Augenblick zu ertragen habe. Plötzlich brach Tumult aus, ein von draußen Kommender rief in den Saal: „Himmelpfort brennt!“. Der Uniformierte auf der Bühne brach seine Rede ab und verschwand schnell. Himmelpfort war das nächste Dorf in Richtung Mohrungen, etwa 4 km hinter Eckersdorf. Das hieß, unsere Weiterfahrt am nächsten Tag Richtung Elbing war nicht mehr möglich – die Front war bereits vor uns. Eltern und Großeltern überlegten,

58 OSTERODER ZEITUNG was nun zu machen sei, insbesondere da meinem Vater die Gegend aus seiner Jugend in Worleinen bestens bekannt war. Bevor die anderen Flüchtlinge mit ihren Überlegungen weiterkamen, war für uns die Entscheidung gefallen: Auf die Nachtruhe wird verzichtet – die Pferde hatten ja bereits gefressen – es wird sofort aufgebrochen zurück nach Locken. Von dort aus sollte dann eine andere Strecke in Richtung Guttstadt und Wormditt gesucht werden. Ein Durchkommen nach Elbing würde wohl auch auf Umwegen nicht mehr möglich sein.

22. Januar abends/08. Februar 1945 – Zurück und auf Umwegen bis nach Mehlsack Der Aufbruch in Eckersdorf ging schnell vonstatten. Die Nachtfahrt zurück nach Locken, entgegen dem normalen Verkehrsstrom, ging recht zügig, da die in Richtung Eckersdorf befindlichen Fahrzeuge des Trecks sich zur Nachtruhe an den Straßenrand gestellt hatten. In Locken wurde dann auf die nach Liebstadt führende Straße eingebogen. Diese war kaum befahren, aber teilweise schneeverweht. So verlief die Fahrt in den fol- genden Tagen über Guttstadt und Wormditt weiter bis zum Dorf Layss, in der Nähe von Mehlsack. Hier verbrachten wir fast zwei Ruhewochen immer in der Hoffnung, bald nach Biessellen zurückzukehren zu können. Nach den zuletzt vorliegenden Nachrichten war ein Verlassen Ost- preußens nur noch per Schiff ab Pillau bei Königsberg möglich oder ab Braunsberg – Alt Passarge über das zugefrorene Frische Haff zur Frischen Nehrung und dann weiter nach Danzig. Die Fahrt nach Königsberg-Pillau war meinem Vater zu unsicher. Da ständig mit Luftangriffen auf Pillau als Kriegshafen zu rechen war. Wer weiß, in welche Situation man da geraten würde. So stand also fest, am nächsten Tag nach Braunsberg aufzubrechen, um Ostpreußen über das Eis zu verlassen.

Zeitraum 09. bis 13. Februar 1945 – Über das Eis des Frischen Haffes Morgens der Aufbruch in Richtung Frisches Haff. Die Fahrt verlief, wie bereits gewohnt, mit häufigem Stocken der ganzen Kolonne. Gegen Abend war Braunsberg erreicht. Übernachtet wurde in einem bereits mit Flüchtlingen und verwundeten Soldaten überfüllten Saal. Am nächsten Morgen sollte die Fahrt nach Alt-Passarge an die Küste des Frischen Haffes weitergehen. Die Bauern mit Pferdefuhrwerken wur- den aufgefordert, mindestens einen der verwundeten Soldaten auf ihrer Fahrt über das Eis mitzunehmen. So auch wir. Das Wetter war sehr unge-

OSTERODER ZEITUNG 59 mütlich, trübe und kalt, nach wie vor mit Minustemperaturen. Die Fahr- strecke endete in Alt-Passarge nicht wie zu normalen Zeiten am Ufer des Frischen Haffes, sondern führte unmittelbar weiter auf dem Eis. Auf dem zugefrorenen Haff war eine unendliche Fahrzeugschlange zu sehen, deren Ende sich im Dunst verlor. Das gegenüberliegende Ufer, die Frische Neh- rung, war nicht erkennbar. Die Fahrt ging somit regelrecht ins Ungewisse. Der auf dem Eis freigegebene Fahrweg war zu beiden Seiten mit in das Eis gestreckten Sträuchern markiert. Schließlich sollte hier sowohl bei Nacht wie aber auch bei schlechter Sicht gefahren werden. Am frühen Nachmittag des 10. Februar ging es auf das Eis. Das Tem- po der Kolonne war so, dass man als Fußgänger nebenher gehen konnte oder sogar ein Stückchen im Voraus war. Außerhalb des Wagens war die feuchte Kälte aber recht ungemütlich. Deshalb krochen besonders wir Kinder zum Ausruhen oder Erwärmen wieder auf den Pferdewagen. So ging die Fahrt mit vielen Unterbrechungen langsam weiter. Bald wurde es dunkel. An den Fahrzeugen wurden nach und nach die Petroleumlaternen angezündet. Die Fahrzeugkolonne verbreitete nun einen gespenstischen Eindruck, weder deren Anfang noch deren Ende waren in der Dunkel- heit auszumachen. Wichtig war nur, dass man hinter seinem Vordermann herfuhr in der Hoffnung, dass die vorne fahrenden die markierte Strecke fanden. Irgendwann wurde Halt gemacht. Die Pferde mussten ihr Futter haben und auch etwas Ruhe. Die Fahrt auf dem Eis war für die Tiere zwar nicht so beschwerlich wie auf schlechten Landstraßen, jedoch trotz ihrer Stollen in den Hufeisen sehr ungewohnt. Dann wurde die Fahrt wieder fortgesetzt. Einer war der Kutscher, während die anderen schlafen konn- ten. Von der ersten Nacht auf dem Eis des Frischen Haffes haben wir Kin- der nicht viel mitbekommen. Der nächste Tag, der 11. Februar, war angebrochen. Der Dunstschleier schien sich an diesem Tage zu lichten. Vor uns war die Fahrzeugkolon- ne und entfernt sah man die Küste der Frischen Nehrung. Dort wollten wir also hin, das Eis sollte dann bei Neukrug auf der Frischen Nehrung verlassen werden. Rückwärtsgewandt war die Küste des ostpreußischen Festlandes zu erkennen. Die Kolonne kam wieder nicht so recht vorwärts. Deshalb fasste meine Mutter den Entschluss, nicht neben dem Wagen her- zulaufen, sondern mit mir voranzugehen, denn bis zum Ufer bei Neukrug könnten es nur noch etwa 5 bis 6 km sein. An Land wollten wir dann den Wagen mit der Familie erwarten. Sie nahm ihre Handtasche als einziges Gepäckstück, verstaute noch ein Stückchen Brot für unterwegs und wir gingen zu zweit los. Wir kamen neben der Fahrzeugkolonne recht gut vo-

60 OSTERODER ZEITUNG ran. Unser Wagen war hinter uns bald nicht mehr zu erkennen. Mit uns gingen noch andere Fußgänger in die gleiche Richtung. Viele waren dabei, die ihr letztes Hab und Gut auf einem Rodelschlitten oder sogar nur auf ihren Schultern bei sich hatten. Bald sahen wir allerdings, dass die Wagenkolonne nicht direkt auf die Nehrung fuhr, sondern sich entlang der Küste auf dem Eis in westliche Richtung, das heißt Richtung Kahlberg, weiterbewegte. Weiter in Ufernä- he erkannten wir dann, welche Tragödie sich hier auf dem Eis des Haffes abgespielt haben muss. Kurz vor dem rettenden Neukruger Ufer ein Bild des Grauens: Etwa zehn bis fünfzehn Pferdefuhrwerke waren im Eis ein- gebrochen. Manche Wagen waren bis an die Zeltüberdachung im Wasser verschwunden, wahrscheinlich einschließlich der Pferde und Menschen, bei einigen stand das Heck noch auf dem Eis, wobei Vorderwagen und Pferde im Wasser verschwunden waren, während bei anderen nur noch die hochragende Deichsel mit den toten Pferden daran zu sehen war. In Neukrug konnte also kein Fahrzeug mehr an Land gelangen. Der Fahr- zeugtreck fuhr darum in Ufernähe auf dem Eis weiter. Das haffseitige Ufer der Frischen Nehrung war in diesem Bereich ein Steilufer von mehreren Metern Höhe, so dass ein Verlassen der Eisfläche an einer anderen Stelle unmöglich war. Meine Mutter hatte keine Lust, mit mir die bereits zurückgelegte Stre- cke zurückzugehen, ein Warten auf unsere Familie mit dem Wagen in Neukrug entfiel ebenfalls. Also folgten wir dem Fahrzeugstrom in Rich- tung Kahlberg. Der Weg dorthin wollte kein Ende nehmen. Ein kleines Stückchen durfte ich auf einem fremden Pferdewagen Platz nehmen, um etwas auszuruhen. Am Kahlberg, an welchem die Fuhrwerke die Eisfläche verließen. Im ersten Gasthof, unmittelbar in Hafennähe, suchten meine Mutter und ich, völlig erschöpft und durchgefroren, ein Nachtquartier. Obwohl bereits alles überfüllt war, fanden wir doch noch eine kleine Ecke auf einem Strohlager. Nun versuchte meine Mutter etwas zum Essen zu besorgen. Das klappte auch, ebenso bekamen wir etwas Warmes zu trinken. Danach zu urteilen, wie viele Wagen wir auf unserem Fußmarsch überholt hatten, war mit unserem Wagen kaum vor dem nächsten Morgen zu rechnen. Also begaben wir uns erst einmal zur Nachtruhe. Meine Mutter schlief recht unruhig. Es war zwar ausgemacht, dass wir uns im ersten Gasthof nach Verlassen der Eisfläche wieder treffen wollen – jedoch im Ort Neukrug, wir waren nun aber in Kahlberg. Jetzt hatten wir den 12. Februar. Meine Mutter war früh aufgestanden, um aus der Küche der Gaststätte wieder

OSTERODER ZEITUNG 61 Essbares zu beschaffen, andererseits wollte sie auch immer die vorbeifüh- rende Straße im Auge behalten. Wagen für Wagen zog draußen vorbei. Neuankömmlinge berichteten über die eisige Nacht auf dem Eis. Auch ich ging nach draußen, um auf unseren hoffentlich bald vom Eis kommen- den Wagen zu warten. Der Fahrzeugstrom wollte kein Ende nehmen aber unser Wagen war nicht dabei. Im Laufe des Nachmittags wurde meine Mutter langsam unruhig, sollten wir unseren Wagen verpasst haben? Das wäre nicht auszudenken. Das einzige Gepäckstück war die Handtasche meiner Mutter, die einzigen Kleidungsstücke waren diejenigen, die wir bei unserem eisigen Marsch auf dem Leibe trugen. Also verbrachten wir eine weitere Nacht in unserem provisorischen Nachtquartier, wie auch letzte Nacht ohne Decken. In dieser Nacht hat meine Mutter wohl kaum geschlafen, sie hoffte nur, dass unser Wagen währenddessen nicht vorbeifährt, denn dieser Treff- punkt war ja nicht so vereinbart. Inzwischen begann der nächste Tag, der 13. Februar. Abwechselnd be- obachteten wir die Straße. Im Laufe des Vormittags sah ich dann unse- ren gerade vom Eis kommenden Pferdewagen. Freudestrahlend lief ich zu meiner Mutter, die sich gerade in der Küche des Gasthofes nützlich machte. Sie war sehr erleichtert, denn sie hatte wohl schon sehr große Be- denken, ob wir unsere Familie nochmals wiedersehen würden. Aus dem Bericht der Familie war zu entnehmen, dass die zurückliegen- den Tage und Nächte bei Minustemperaturen zwischen 10 und 20 Grad, insbesondere nachts, eisig waren. Insgesamt mussten auf der etwa 25 km langen Fahrstrecke zwischen Alt Passarge auf dem ostpreußischen Fest- land und Kahlberg auf der Frischen Nehrung rund 70 Stunden auf dem Eis des Frischen Haffes verbracht werden. Man war aber auf diese Weise der in Ostpreußen nachrückenden Roten Armee entkommen. Nun wurde erst einmal Rast gemacht. Die Pferde mussten sich von den Tagen auf dem Eis erholen und auch ihr Futter und richtiges Wasser haben. Auch der aus Braunsberg mitgenommene verwundete Soldat wurde an das Lazarett Kahlberg übergeben. Die folgende Nacht wurde noch im Gasthof verbracht, der meiner Mutter und mir einige Tage und Nächte als Unterschlupf gedient hatte.

Aus drucktechnischen Gründen kann die für die nächste Folge vorge- sehene Fortsetzung gleich hier angeschlossen werden. Der Schriftleiter

62 OSTERODER ZEITUNG Zeitraum ab 14. Februar 1945 – Über die Frische Nehrung nach Danzig Morgens wurde Kahlberg vom Festland aus per Artillerie beschossen. Darum haben wir den Ort etwas überstürzt verlassen. Es ging hinaus auf den Landweg in westliche Richtung, das heißt in Richtung Bodenwinkel/ Stutthof am Beginn der Frischen Nehrung, mit uns auch wieder die lange Fahrzeugkolonne. Viele hatten sich, so wie wir auch, in Kahlberg erst einmal etwa in Sicherheit gefühlt, dann diesen Ort aber ebenfalls recht schnell hinter sich gelassen. Auf einigen Nachbarwagen fehlten noch eini- ge Familienangehörige, darunter auch Kinder. Man hoffte nun, dass diese zu Fuß hinterherkommen. Auch aus diesem Grunde ging es nur langsam vorwärts. Hauptursache war allerdings, dass der einzige auf der Nehrung westwärts führende Weg keine befestigte Straße, sondern im Sommer ein sandiger Waldweg ist. Dieser war jetzt tief verschneit, durch die vielen Fuhrwerke aber eisglatt und ausgefahren mit zum Teil tiefen Löchern. Die Pferde hatten Schwerstarbeit zu leisten. Das Wetter war an diesem Tag klar aber kalt, herrlicher Sonnenschein über tiefverschneitem Kie- fernwald. Wenn sich ab und an der Wald lichtete, sah man im Hinter- grund bewaldete Höhen der ostpreußischen Haffküste, während in nörd- licher Richtung die Ostsee zwischen den Bäumen hindurch schimmerte. Bei diesem Wetter war jedoch abzusehen, dass die Nacht wieder sehr kalt würde, wahrscheinlich trotz Ostseenähe um 20 Grad Minus oder noch tiefer. Zum Abend, bei bereits eingebrochener Dunkelheit, wurde die Nacht- ruhe vorbereitet, wie schon oft nicht in einer Ortschaft, sondern auf einer Waldlichtung. Bei unserem eiligen Aufbruch aus Kahlberg hatten wir al- lerdings vergessen, uns mit Wasser zu versorgen; unsere Milchkannen, als Wasserbehälter dienend, waren nahezu leer. Jetzt blieb nur die Möglich- keit, im Wald liegenden Schnee aufzutauen. Auf einem schnell angezün- deten Feuer, als Kochstelle eingerichtet, wurde für die Pferde Tränkwasser aufgetaut und für uns wurde aus Schnee Teewasser zubereitet. Der heiße Tee hat uns sehr gut getan. Die Nacht wurde bitter kalt, wie bereits vor- ausgesehen. Morgens, nachdem alle versorgt worden waren, ging es wei- ter. Nebenher erfuhren wir, dass in der Nacht von zwei anderen Wagen Angehörige verstorben sind, ein kleines Mädchen, das bereits seit Tagen krank war, und der Großvater einer Bauernfamilie. An eine Beerdigung war bei dem gefrorenen Boden nicht zu denken. Also wurden die Verstor- benen in Laken gehüllt und etwas abseits im Wald unter Schnee verscharrt – ein unwürdiges Lebensende.

OSTERODER ZEITUNG 63 Die Weiterfahrt führte von der Frischen Nehrung herunter an die Weichsel. Diese wurde etwa am 17. Februar auf einer Pontonbrücke bei strahlendem Sonnenschein überquert. Dann ging es weiter bis Danzig.

Zeitraum 19. Februar bis 03. März 1945 – Ende der Flucht in der Nähe von Kolberg (Pom.) Das durch die Front bis Elbing hin nahezu abgeschnittene Ostpreu- ßen lag hinter uns. Wir waren nach unserer Auffassung den unmittelba- ren Kriegsereignissen entkommen. Was lag also näher, die Weiterfahrt et- was geruhsamer angehen zu lassen. Dieser Meinung waren auch andere im Flüchtlingstreck. Einige überlegten sogar, Pferd und Wagen stehen zu lassen, um eventuell von Danzig oder Gotenhafen (das heutige Gdynia) über die Ostsee per Schiff nach Deutschland zu gelangen. Der Weg über die Ostsee wurde als sicher und weniger strapaziös angesehen. Dass aber zum Beispiel die mit Flüchtlingen beladene, aus Gotenhafen ausgelaufene „Wilhelm Gustloff“, bereits am 30. Januar, also fast drei Wochen zuvor, in der Ostsee durch Torpedotreffer versenkt worden ist, war im Flücht- lingstreck niemanden bekannt. Wir setzen unsere Flucht gen Westen per Pferdefuhrwerk fort. Die Fahrstrecke führte über Stolp und Köslin wieder an die Ostsee. Das nächste Ziel, Kolberg, sollte über die Nebenstrecke Sohrenbom/Henken- hagen erreicht werden. In der Zwischenzeit hatte wir uns mit einigen an- deren Flüchtlingen zusammengetan und legten die einzelnen Tagestouren gemeinsam zurück. Am nächsten Morgen ging es weiter. Doch die Küstenstraße nach Kol- berg war für Flüchtlingstrecks gesperrt, so dass wir in südliche Richtung ausweichen mussten. Das nächste Nachtquartier schlugen wir in Groß Pobloth, einem Dorf an der Straße Körlin–Kolberg im Schafstall des von den Eigentümern verlassenen Gutes auf, mit der Absicht, am folgenden Tag die Fahrt in Richtung Kolberg fortzusetzen. Dazu kam es nicht mehr – am Morgen des 03. März 1945 wurde das Dorf von einer Vorhut der Roten Armee eingenommen. Die Flucht aus Ostpreußen war damit nach sechs Wochen und rund fünfhundert bei Kälte, Eis und Schnee zurückgelegten Kilometern beendet.

März/April 1945 – Groß Pobloth nach der Besetzung durch die Rote Armee Der Gutshof Groß Pobloth lag abseits der von Körlin über Groß Jestin nach Kolberg führenden Landstraße. Gutsherr und Inspektor hatten den

64 OSTERODER ZEITUNG Ort rechtzeitig verlassen, während die meisten Gutsarbeiterfamilien und anderen Dorfbewohner zurückgeblieben waren. Die im Dorf anwesenden Flüchtlinge, die eigentlich für nur eine ge- plante Übernachtung provisorisch in Scheunen oder Ställen untergekom- men waren, versuchten nun, bessere Unterkünfte in den leerstehenden Gebäuden zu finden. Es war anzunehmen, dass man sich zunächst auf mehrere Tage oder sogar Wochen einzurichten hatte, um eventuell an- schließend in alte Heimat wie Westpreußen oder Ostpreußen zurückkeh- ren zu können. So bezog unsere Familie einen Raum im Erdgeschoss des Gutshauses. Etwa ab 5. März 1945 war rund 1 ½ Wochen lang tags und nachts aus der Ferne Kanonendonner zu hören. Einige Tage später erfuhren wir, dass in dieser Zeit die bereits eingekesselte Stadt Kolberg beschossen wurde. Kolberg sollte als Hafenstadt von der Deutschen Wehrmacht noch mög- lichst lange verteidigt werden, um Bewohnern, Flüchtlingen und den ein- gekesselten deutschen Soldaten noch eine Flucht per Schiff über die Ost- see zu ermöglichen. Am 18. März 1945 wurde Kolberg aufgegeben. Im Gutshaus Groß Pobloth wurde vorübergehend eine russische Kommandantur eingerichtet. Nun durften die freien Wohnräume in Ne- bengebäuden des Gutes von den bis dahin notdürftig untergebrachten Flüchtlingsfamilien bezogen werden. Für unsere Familie mit sechs Per- sonen (Großeltern, Eltern, meine Schwester und ich) verfügten wir jetzt über ein Zimmer im Obergeschoss eines Gutsnebengebäudes – wohl sei- nerzeit Zimmer für das im Gutshaus tätige Personal. Dabei entdeckten wir, das sich neben unserem Zimmer eine durch unauffällige Tapetentür erreichbare Bodenkammer befand. Das erwies sich später als Glücksfall, denn diese Tür ist von fremden Personen nie entdeckt worden. Dieses eine Zimmer war für die nächsten zwei Jahre unser Zuhause – bis zu unserer Aussiedlung Juli 1947. Mit uns wohnten noch weitere Flüchtlingsfamilien in diesem Gebäu- de. So auch die ebenfalls aus Ostpreußen geflüchtete Familie des späteren Bundesarbeitsministers, Herbert Ehrenberg. Im Erdgeschoss dieses Ge- bäudes gab es eine Waschküche und auf der Gartenseite befand sich die Schmiedewerkstatt des Gutes. Die Pferde und Fuhrwerke der jetzt festsitzenden ostpreußischen und westpreußischen Bauern hatten ebenso ihren Platz auf dem Gutshof ge- funden. Wichtig war besonders, dass noch genügend Futter für die Pferde in den Scheunen und auf den Speichern vorhanden war, obwohl von ein-

OSTERODER ZEITUNG 65 zelnen Kommandos der Roten Armee einiges an Vorräten abtransportiert worden war. Ähnliches galt für die Versorgung der als Flüchtlinge neu hinzugekommenen Dorfbewohner: Kartoffeln, Wruken und zu Schrot verarbeitbares Brotgetreide waren fürs erste ausreichend. Die Woche nach der Besetzung des Dorfes verliefen recht turbulent. Zunächst zogen immer wieder Kolonnen der Roten Armee die Haupt- straße entlang. Dabei machten sie auch ab und zu einen Abstecher auf den Gutshof, um irgendetwas zu beschlagnahmen: Getreide, Kartoffeln, Ge- flügel, Pferde oder auch komplette Pferdefuhrwerke mit Kutscher. Auch unser Vater musste sich eines Nachmittags mit komplettem Fuhrwerk ei- ner durchziehenden Militärkolonne anschließen. Nach etwa einem Monat war er wieder zurück, er hatte das Glück entlassen zu werden. Die für jeweils wenige Tage auf dem Gutshof einquartierten Soldaten verschafften sich in der Regel alles, was sie brauchten – wie eben jeder Eroberer im Feindesland. Andererseits versuchte man im Dorf mit der völlig neuen Lage klar zu kommen, wobei die Flüchtlinge aus Ost- bzw. Westpreußen es in den zurückliegenden Wochen schon gelernt hatten, mit unvorhergesehenen Situationen umzugehen. Auch wir Kinder versuchten daraus unseren Nutzen zu ziehen, so manches Essbare oder auch eine Sü- ßigkeit ist dabei für uns abgefallen. Die im Dorf anwesenden Frauen und Mädchen zogen es allerdings vor, sich möglichst wenig in der Öffentlichkeit zu zeigen. Trotzdem ergab es sich, dass einige in ihrer Notlage versuchten, ebenfalls von den Soldaten Lebensmittel zu besorgen. Bevor es jedoch an das „Bezahlen“ ging, waren sie meistens verschwunden. Das führte in der Regel dazu, dass betrunkene Soldaten lärmend durch das Dorf zogen und sich „Ersatz“ beschafften. Um besonders abends und nachts vor derartigen Überraschungen ge- schützt zu sein, wurden für die Frauen und Mädchen relativ sichere Ver- stecke erkundet. Eines davon war der sich in unmittelbarer Nähe befindli- che Dorfbackofen. Dieser lag wie ein mit Erde bedeckter Hügel im Freien. Der vordere Teil des Backofens war immer mit Strauchwerk gefüllt, um dieses für den nächsten Backtag zu trocknen, im hinteren Teil war genü- gend Raum als Schlafplatz für einige Frauen. Unsere Mutter war mit den Nachbarinnen oft in diesem Versteck. Glücklicherweise wurde dieser Zu- fluchtsort nie als solcher entdeckt, auch das vorne liegende Strauchwerk ist nie angezündet worden. Ein anderer Unterschlupf war die bereits er- wähnte, direkt neben unserem Wohnraum liegende Bodenkammer. Diese ersten Monate in Groß Pobloth konnte man getrost als „turbu- lent“ ansehen. So manches ging drunter und drüber. Besonders die hy-

66 OSTERODER ZEITUNG gienischen Verhältnisse waren äußerst unzureichend. Wasser musste von der etwa 500 m entfernten Dorfpumpe geholt werden. Als Toilette gab es nur ein abseits liegendes überdachtes „mehrsitziges“ Plumpsklo, ohne Trennwände, oder es musste ein Platz im Freien hinter den Ställen aufge- sucht werden. Die Versorgung der nun auf dem Gut lebenden Menschen war durch in Gutsställen und -speichern noch vorhandene Vorräte (Ge- treide, Kartoffeln, Rüben, Wruken usw.) annähernd gesichert. Trotzdem traten die in Notzeiten üblichen Erkrankungen auf, zumal keinerlei Me- dikamente verfügbar waren. Hier sind vor allem die vielen Durchfall- und Typhuserkrankungen mit Todesfällen zu nennen. Auch mein Großvater, Hermann Kaiser, ist im Juli 1945 an Typhus verstorben.

Ab Frühjahr 1945 – Gutsleben unter polnischer Oberhoheit Im späten Frühjahr 1945 wurde die sowjetische Kommandantur durch polnische Militärverwaltung abgelöst. Im Nachbardorf Kerstin blieb eine sowjetische Kommandantur aufrechterhalten. Die einheimischen wie auch hinzukommenden Dorfbewohner wurden jetzt von der polnischen Kommandantur aufgefordert, mit der Frühjahrs- bestellung der Gutsäcker zu beginnen. Besonders die Pferdegespanne der Flüchtlinge waren hier gefragt, da die Pferde des Gutes mit dem Gutsherrn seinerzeit den Ort verlassen hatten. Alles, was arbeitsfähig war, einschließ- lich der größeren Kinder, wurde für landwirtschaftliche Tätigkeiten her- angezogen. Einige der deutschen Bewohner wurden mit der Leitung der Gutsarbeiten betraut, wobei die Oberhoheit einem polnischen Verwalter oblag. Der normale Gutsbetrieb hatte begonnen, sogar mit Läuten der Hofglocke am frühen Morgen zur Arbeitseinteilung. Die Feld- und Hofarbeiten verliefen ordnungsgemäß. Für die Zeit Sommer und Herbst 1945 ist ein für die unmittelbare Nachkriegszeit besonders glücklicher Umstand hervorzuheben: Die inzwischen zivile polnische Verwaltung stationierte aus irgendwelchen Gründen die Milch- kühe der umliegenden Güter für einige Monate in Groß Pobloth. Fut- terbasis bzw. Weideflächen waren ausreichend vorhanden wie auch das zur Betreuung erforderliche deutsche Personal. Viele Frauen des Dorfes, die sowieso alle aus der Landwirtschaft kamen, hatten das Versorgen und Melken der Kühe zu übernehmen. Anfangs wurde keine Milch zur Mol- kerei transportiert, alles war für den Eigenverbrauch im Dorf bestimmt. Milch, Sahne, Butter und Quark waren damit als Nahrungsmittel reichlich vorhanden. Die Gerätschaften zum Milchschleudern oder Butterstampfen waren entweder auf dem Gut vorhanden oder wurden „neu erfunden“.

OSTERODER ZEITUNG 67 Ab und zu kam es auch vor, dass sich eines der Rinder „am Stacheldraht- zaun verletzte“ und demzufolge – natürlich mit Genehmigung des Guts- verwalters – notgeschlachtet werden musste. Wohl zufällig war es immer eins der kräftigsten. Das gab Fleisch für das ganze Dorf. Die Versorgung mit Brot war etwas schwieriger. Ein Teil des auf dem Gutsspeicher lagern- den Getreides war seinerzeit von durchziehenden Truppen beschlagnahmt worden, ein anderer Teil diente zur Frühjahresaussaat und der Rest an Roggen wurde zu Schrot gemahlen, einerseits zur Tierfütterung und an- dererseits als Deputat für die auf dem Gut Beschäftigten. Trotzdem war das Brot recht knapp bemessen. So kamen pfiffige Leute auf die Idee, den Brotteig mit gekochten und zerkleinerten Kartoffeln zu verlängern. Ein solches Kartoffel-Roggenbrot, im Gutssteinofen gebacken und mit Butter und Quark bestrichen, war wirklich eine Delikatesse. Inzwischen hatten sich auch die Flüchtlinge schon ordentlich einge- richtet. Unmittelbar am Gutspark lagen die Geflügelställe. Hier hielt man sich nun seine Hühner, die ursprünglich noch aus dem Geflügelbestand des Gutes stammten. Hinter dem vor uns bewohnten Haus lag der ehe- malige Gemüsegarten. Dieser wurde entsprechend der Möglichkeiten ebenfalls bestellt. Einige der Raucher – so auch unser Vater – bauten hier sogar Tabak an. Im Herbst gab der Obstgarten des Gutes so manches her. Außerdem erhielten alle, die auf dem Gut arbeiteten, das obligatorische Deputat, üblicherweise in Form von Naturalien des Gutes. Ein Höhe- punkt für das gesamte Dorf war immer das alle zwei Wochen sonnabends stattfindende Brotbacken. Der bereits erwähnte im Freien liegende große Backofen wurde angeheizt. Darauf hatten sich schon einige spezialisiert. Auch unser Vater konnte mit diesem großen Ofen ebenfalls sehr gut um- gehen. Man konnte sagen: Der Alltag war eingekehrt. Mittlerweile hatten sich im Dorf einige polnische Familien niederge- lassen. Polnisches Geld gab es ebenfalls und in den größeren Ortschaften – wie Körlin oder Groß Jestin – Lebensmittelgeschäfte. Hier konnte man notwendige Waren wie z.B. Zucker, Salz oder Öl kaufen, die auf dem Gut sonst nicht verfügbar waren. Im Herbst 1945 begann auch der polnische Schulbetrieb. Den deutschen Bewohnern wurde angeboten, sich für die polnische Staatsbürgerschaft zu entscheiden. Doch niemand wollte das. Das hieß aber für uns Kinder auch, die polnische Schule nicht besuchen zu dürfen. Deutscher Schulunterricht war sowieso untersagt. Also fiel bei uns Kindern in der Folgezeit der Schulbesuch insgesamt aus. Beim Um- gang mit unseren polnischen Spielgefährten eigneten wir uns aber recht brauchbare polnische Sprachkenntnisse an.

68 OSTERODER ZEITUNG 1946 – Die Suche nach Familienangehörigen Zu Beginn des Jahres 1946 hatte sich die Lage „normalisiert“, auch das Postwesen funktionierte. Die im Dorf lebenden Flüchtlingsfamilien, vorwiegend aus Ost- oder Westpreußen, waren seinerzeit jeweils alleine aus ihren Heimatorten ge- flüchtet. Unsere gesamte Verwandtschaft hatte nur in Ostpreußen ge- wohnt, war demzufolge auch geflüchtet und befand sich nun irgendwo im restlichen Deutschland, wenn sie nicht während der Kriegsereignisse sogar umgekommen war. Von unseren Familienangehörigen war also gar nichts bekannt. Mittlerweile kursierte im Dorf unter den Flüchtlingen eine Informa- tion, dass es in München einen Suchdienst für die durch Kriegswirren auseinander gerissenen Familien geben soll. Trotz recht unvollständiger Anschrift versuchte auch unsere Mutter, mit diesem Suchdienst in Ver- bindung zu treten. Endlich, nach einigen Wochen eine positive Antwort: Ihre Schwester Hedwig Kainzner wohnt in Köchelstorf bei Schöneberg (Sowjetische Besatzungszone). Diese hatte inzwischen ebenfalls über den Suchdienst erfahren, dass die ältere Schwester unserer Mutter nach ihrer Flucht bei Nordenham in Oldenburg (Britische Zone) gelandet war. El- tern und Schwester unseres Vaters wurden später ebenso über den Such- dienst des DRK ausfindig gemacht. Der damals in der Amerikanischen Besatzungszone in München einge- richtete „Suchdienst des Deutschen Roten Kreuzes“ hat Großes geleistet. Er hat sehr viel zur Familienzusammenführung, besonders der Flüchtlin- ge aus den östlichen deutschen Ländern beigetragen.

Mitte 1947/Anfang 1948 – Aussiedelung und Neubeginn in Deutsch- land Der politische Hintergrund war uns 1946/47 in Hinterpommern so nicht bekannt, Radio und Zeitungen standen nicht zur Verfügung. Deutschland hatte 1939 bzw. 1941 einen Krieg begonnen und das Er- gebnis war im Mai 1945 die bedingungslose Kapitulation. Also legten die Siegermächte auf den Konferenzen von Jalta (Februar 1945) sowie Potsdam (Juli/August 1945) den künftigen Status Deutschlands fest. So wurde auch eine territoriale Neugliederung des mittleren Europa (auch für Polen) be- schlossen. Gleichzeitig gab es Festlegungen zur „geordneten Überführung“, das heißt „Aussiedelung“, der in diesen Gebieten noch lebenden deutschen Bevölkerung in das restliche Deutschland. Dieses westlich von Oder-Neiße

OSTERODER ZEITUNG 69 verbliebene Deutschland war zu einem Neubeginn vorläufig – ebenso wie Österreich – in die vier Besatzungszonen der Siegermächte aufgeteilt. Im späten Frühjahr 1947 begann auch in unserer Gegend Hinterpom- merns die Aussiedelung der Deutschen, Flüchtlinge wie Einheimische. Das erfolgte per Eisenbahn, lediglich mit Handgepäck. Die Transporte gingen wechselweise in die britische bzw. die sowjetische Besatzungszo- ne. Mitte Juli 1947 erhielten auch meine Eltern die Aufforderung, uns mit Handgepäck auf die Umsiedlung nach Deutschland vorzubereiten. Alles übrige, auch die noch aus Ostpreußen stammenden Pferde, musste dem- zufolge zurückgelassen werden. Auf dem Bahnhof in Kolberg wurden uns Plätze in einem für die Aus- zusiedelnden bereitgestellten Güterzug zugewiesen. Das waren geschlos- sene, mit Stroh ausgelegte, für jeweils 30 Personen vorgesehene Güterwa- gen. Die Fahrt verlief mit vielen Unterbrechungen und endete schließlich in Prossen bei Bad Schandau in Sachsen. Hier folgte ein zweiwöchiger La- geraufenthalt zur Quarantäne mit den üblichen Formalitäten wie Papiere, Gesundheitskontrolle usw. Von hier aus wurden die Neuankömmlinge auf den Kreis Pirna (Sachsen) verteilt. Unsere Familie bekam ein Dachge- schosszimmer in Seeligstadt bei Radeberg (Sachsen) zugewiesen. Ab September 1947 begann für uns Kinder in Seeligstadt nach über zweieinhalbjähriger Zwangspause wieder der Schulbesuch. Meine Schwes- ter Erika – inzwischen neun Jahre alt – begann in der 1. Klasse, während ich fast 12-Jähriger wieder der 4. Klasse zugeordnet wurde. Für unsere Eltern stand fest, dass der Aufenthalt in Sachsen nur vorü- bergehend sein konnte. Als erstes reiste mein Vater nach Mecklenburg zu der in Köchelstorf, Kreis Schönberg, wohnenden Tante. In Mecklenburg hatte man ab 1946 mit der Bodenreform die großen Güter – die meistens von ihren Besitzern verlassen worden waren – aufgeteilt, um auch den neu hinzugezogenen Bürgern Ackerland für einen Neuanfang zu übereignen. So zogen wir mit unseren wenigen Habseligkeiten nach Mecklenburg. Meine Eltern übernahmen ab Januar 1948 in Liepen, Krs. Rostock, eine Neubauernstelle mit ca. 10 ha Acker, Wiese und Wald.

Eine Anmerkung zum Schluss: Ich habe mich nie als sogenannten „Heimatvertriebenen“ angesehen, sondern eher als Opfer des von Deutschland begonnenen 2. Weltkrieges – ohne diesen hätte es die Flucht und Vertreibung nicht gegeben. Manfred Poschmann, Lagerstraße 11, 18055 Rostock, Tel. 03 81/45 41 99

70 OSTERODER ZEITUNG Zwischen Ural und Eismeer Der im letzten Heft zurückgestellte Beitrag von Dorothea Stein v. Ka- mienski, der Schwester des langjährigen 2. Vorsitzenden unserer Kreisge- meinschaft, ist bereits vor zehn Jahren unter dem Titel: „Eine Arbeitsnacht im Deportiertenlager zwischen Ural und Eismeer“ erschienen. Da mir der Text irgendwie bekannt vorkam, durchblätterte ich alle Hefte ab OZ 1 und wurde endlich in Folge 103, S. 28 bis 36, fündig. Dennoch lasse ich die letzte Seite aus dem Advent 1947 der 1992 verstorbenen Opernsängerin hier abdrucken. Sie war mit ihrer Mutter ab August 1944 in Allenstein in NS-Haft, wurde aber von den Russen 1945 verschleppt.

Morgen ist 2. Advent. Wir müssen Tannen zum Adventskranz in die Baracke mitnehmen. Vor dem Raustreten singen wir dann noch unsere schönen Adventslieder. Ich will Gertrud ein kleines Kränzchen flechten und es ihr ans Kopfende der Pritsche stellen. Wenn sie dann aufwacht, freut sie sich. Nur Lichter habe ich keine. Ach, wieder ein Weihnachten ohne Pfefferkuchen! „Was meinst du, Gertrud, wie spät mag es sein?“ frage ich sie. Nach der Anzahl der Stämme, die wir gerollt haben, be- rechnet sie die Zeit. „Na, so 4 Uhr muss es schon sein.“ Nur noch zwei Stunden. Die letzten Stunden sind die schwersten. Das Hungergefühl ist schon lange überwunden. Ich bin nur sehr, sehr müde. Meine Gedanken su- chen nach etwas Schönem. Ich möchte einmal wieder Musik hören, die Matthäuspassion oder das As-Dur-Klavierkonzert von Schumann. Ich versuche das Thema zu summen. „Nanu, du bist ja so lustig“, wundert sich Gertrud, „was ist denn in dich gefahren? Mir ist nach allem ande- ren als nach Singen zumute.“ Noch so ein dicker Stamm – und ich kann nicht mehr! „Ach, Kleines, vielleicht fahren wir doch bald nach Hause. Ich freue mich so auf alles Schöne dort. Einmal muss es doch werden!“ Sie sieht mich mit ihren Kinderaugen nur stumm an und murmelt etwas in den Schal vor ihrem Mund. Wenn sie nur nicht so hoffnungslos wäre! Das macht sie immer schwächer. – Ein Stamm nach dem anderen prallt auf die Kette. „Haben die nicht endlich den Rachen voll da oben? Chris- tel, geh mal fragen, wieviel sie noch brauchen. Aber vergiss nicht nach der Uhr zu sehen!“ Nach einer Weile kommt Christel zurück: 10 Minuten nach 5, noch sechs Stämme!“ ruft sie schon von Weitem. Wir nehmen sie von vorne aus der ersten Schicht. Dann brauchen wir nicht so weit zu rollen. Der sechste Stamm fällt auf die Kette. Erlöst aufatmend werfen

OSTERODER ZEITUNG 71 wir unsere Knüppel auf den Haufen. Auch diese Nacht ist überwunden. Wieviel Nächte wohl noch? Wieder auf der Brücke entlang gehen wir hoch zum Berg. Endlich ertönt das erlösende Signal zum Arbeitsschluss. Wir klemmen unsere Scheite für den Barackenofen unter den Arm und eilen dem Lager zu. Am Zählerposten wieder warten, bis die Tagschicht durchgelassen wird. Diesmal haben wir alles hinter uns, aber heute Abend schon wieder geht das ewig gleiche Lied von neuem an. Jede Minute, jede Sekunde ist gleich, es gibt keine Abwechslung, keine Freude. Es gibt nur Arbeiten, Essen, Schlafen. Ach, schlafen! Ich freue mich schon auf die warme Baracke und die Pritsche. Vielleicht sind die Wanzen nicht so schlimm bei der Kälte. Wir sind am Lagertor angelangt. Nur noch einmal zählen, und der Weg in die Wärme ist frei. Der Stubendienst ist gerade beim Ausfegen. „Gibt‘s was Neues?“ Man hört die wiederholte, ewig gleiche Frage. „Neues? Ja, wir sollen bald nach Hause fahren“, ist wie üblich die Antwort. Ja, vielleicht fahren wir doch bald nach Hause!

Wie vier Ostpreußen in den Märztagen 1945 noch einmal flüchteten – in die „andere Richtung“ Wir hatten die Flucht aus Osterode in Ostpreußen vor den Russen am 20. Januar 1945 gerade hinter uns gebracht und waren im März 1945 in Gelliehausen im Landkreis Göttingen gelandet. Familie Rinke, eine nie- dersächsische Bauernfamilie, nahm uns Flüchtlinge – Mutter mit drei Töchtern – 15, neun und vier Jahre alt – bei sich auf. Hier gab es keine Russen! Aber bald hieß es: die Amerikaner kommen! Und vielleicht sind auch Schwarze dabei? Von ferne war so etwas wie Kanonendonner zu hören. Familie Rinke mit Vater, Mutter, fünf kleinen Kindern, einem Polen und einer blutjungen Russin packten das Nötigste auf ein Fuhrwerk, das von einem Ochsen gezogen wurde. Wir vier ostpreußischen Flüchtlinge

72 OSTERODER ZEITUNG stiegen mit auf den Wagen. Nur der Opa musste zu Hause bleiben und auf den Hof aufpassen. Und ab ging es in den nahegelegenen Wald in Richtung Osten bergab bis zum Fluss und dann darüber hinaus in Rich- tung Kerstlingerode. Friedchen, die fünfjährige Tochter, frage ihre Eltern, warum wir denn in den Wald führen, wir würden doch sonst auch nicht bei Gewitter in den Wald fahren. Ich weiß nicht, was die Eltern ihr geant- wortet haben. Es war dunkel und wir versteckten uns im Wald. Von da unten guckten wir zurück hoch auf unser Dorf, was da wohl passierte. Später wurde uns erzählt, dass ein Panzer mitten im Dorf gestanden hätte. Und man hörte auch, dass der Schmied einen Arm verloren hat. Wobei eigentlich? Aber sonst war nichts zu erfahren. Kein Ami war zu sehen, Kanonendonner war auch nicht mehr zu hö- ren. Wir entschlossen uns zur Rückkehr. In den nächsten Tagen ging alles seinen gewohnten Gang. Ich glaube, mich zu erinnern, dass man wohl Ami-Autos gesehen hätte. Einmal kamen ein paar GIs (amerikanische Soldaten) auf unseren Bau- ernhof und sagten immer „eggs, eggs“, was sich für uns anhörte, als woll- ten sie eine Axt haben. Die inzwischen alleinstehende Bäuerin Frau Rin- ke war etwas unsicher. Ihr Mann war einige Tage vorher aus politischen Gründen „abgeholt“ worden. Ich konnte mit meinen Englischkenntnissen dann herausfinden, dass die Soldaten wohl Eier haben wollten. Das brach- te die Amerikaner dazu, sich mit mir zu unterhalten. Mir schlug das Herz bis zum Hals. Ich hatte ja noch nie mit jeman- dem richtig Englisch gesprochen, und dann gleich mit fremden Soldaten! Mir fiel kein gemeinsames Thema ein. Da dachte ich an Shirley Temple, den damals auch in Deutschland sehr bekannten Kinderfilmstar. Darü- ber konnte man reden. Sollte ich etwa Konversation machen? Die Amis freuten sich sicher, dass sie etwas Abwechslung hatten. Ich aber hatte schreckliche Angst vor ihnen und war froh, als sie endlich vom Hof ver- schwanden. Eines ist klar: Gott sei Dank, dass nun der Krieg für uns zu Ende war! Warum hatte ich eigentlich solche Angst vor den amerikanischen Soldaten gehabt? Ilse Winter, geb. Reinhardt-Bitschkowski Dabringhauser Straße 146, 51069 Köln, Tel. 02 21/68 64 42

OSTERODER ZEITUNG 73 Aus unserem Heimatkreis heute: Imformationen und Impressionen

Der Deutsche Tag am „Liceum Ogólnokształca˛ce Nr. I im. Jana Baz·yn´skiego“ in Ostróda Am 16. Juni 2015 wurde „Der Deutsche Tag” am Liceum Ogólnokształ- ca˛ce Nr. I im. Jana Baz·yn´skiego in Ostróda im Rahmen des deutsch-polni- schen Schüleraustausches veranstaltet. Pünktlich um 10:00 Uhr betrat die Aula die 13-Personen-Gruppe der deutschen Schüler mit ihren Betreuern aus dem Tilman-Riemenschneider- Gymnasium aus Osterode am Harz. Es kamen selbstverständlich ihre pol- nischen Partner aus dem Lyzeum, die ihre KlassenfreundInnen gebracht haben, eingeladene Schüler des Gymnasiums Nr. 2 in Ostróda mit ihren deutschen Gästen aus der Realschule Osterode am Harz, die Deutsch lernenden Schüler aus der Landwirtschaftlichen Berufsschule in Ostróda und natürlich offizielle Gäste, der Stellvertreter des Landkreises Ostróda, Herr Edmund Winnicki, der Direktor des Lyzeums, Herr Dariusz Bujak, und der stellvertretende Vorsitzende des Stadtrates und Vorsitzende des Verbandes der Deutschen Gesellschaften in Ermland und Masuren und der Deutschen Gesellschaft „Tannen“ in Ostróda, Herr Henryk Hoch. Die ganze Veranstaltung lag organisatorisch in den Händen von Ewa Damasiewicz-Szyman´ska und sprachlich von Gizela Naworska. Das umfangreiche Programm des Tages hat die Gäste stark beeindruckt. Außer Auftritte der die polnischen Volkstänze tanzenden Schüler, des Schulchors und der singenden und klavierspielenden Schüler unseres Ly- zeums konnten die Gäste einen kurzen Film über unsere Schule mit dem deutschen Kommentar sehen, sich ein in deutscher Sprache vorgeführtes Märchen „Schneewittchen und die sieben Zwerge“ anschauen und sich gleich danach am Quiz über das dargestellte Märchen beteiligen sowie ihr Wissen über unsere Nachbarländer im deutsch-polnischen Wettbewerb „Was weißt du über Polen“ für die deutschen Gäste und „Was weißt du über Deutschland“ für die polnischen Gastgeber prüfen. Jeder Gewinner bekam einen Preis und alle Teilnehmer der Wettbewerbe wurden reich-

74 OSTERODER ZEITUNG lich belohnt. Alle Preise für die Gewinner und die Belohnungen für die Teilnehmer wurden von der Kreisgemeinschaft Ostpreußen gesponsert. Der genannte Sponsor hat auch großzügig den Imbiss, mit dem die Gäste des „Deutschen Tages“ bewirtet wurden, finanziell unterstützt. Wir alle bedanken uns bei der Kreisgemeinschaft Ostpreußen dafür. G. Naworska, Deutschlehrerin am Lyzeum

Neuer Vorstand der Deutschen Gesellschaft „Tannen“ in Osterode (Ostróda) Im Juli 2015 endete die 4-jährige Amtsperiode des Vorstands der Oste- roder Gesellschaft der deutschen Minderheit „Tannen“. Aus diesem An- lass fanden dort am 18. Juli 2015 Wahlen statt. An der Wahlversammlung nahmen 26 Delegierte teil. Sie wählten einen neuen Vorstand und eine neue Revisionskommission. Der Vorstand der Gesellschaft hat nunmehr folgende Zusammenset- zung: Vorsitzender – Henryk Hoch Stellvertretender Vorsitzender – Wiesław Küchmeister (ein neues Vor- standsmitglied) Schatzmeister – Ingrid Lipka Sekretärin – Anna Pia˛tkowska Neue Vorstandsmitglieder – Andrzej Jarzabek, Andrzej Nowosielski und Ewa Ziejewska. Zu Mitgliedern der Revisionskommission wurden Maria Czajkowska, Tomasz Lipka und Anna Urban´ska gewählt. Der „alte“ und neue Vorsitzende der Gesellschaft, Henryk Hoch, fass- te das Ergebnis der Wahlen wie folgt zusammen: „In den Vorstand wurden einige neue, junge Mitglieder gewählt, die sein Durchschnittsalter erheb- lich gesenkt haben. Ich freue mich sehr darüber, denn ich zähle darauf,

OSTERODER ZEITUNG 75 dass sie neue Ideen und Aktivitäten für unsere zukünftige Tätigkeit ein- bringen werden. In der kommenden Wahlperiode werden wir das fortset- zen, was gut und sinnvoll ist und sich bisher bewährt hat, so die vielfäl- tigen kulturellen Veranstaltungen und die enge Zusammenarbeit mit den Kommunalverwaltungen der Stadt, des Landkreis und der Landgemeinde Osterode sowie mit der Kreisgemeinschaft Osterode Ostpreußen e. V. In- tensiv werden wir uns auch auf das 25-jährige Jubiläum der Gründung unserer Gesellschaft vorbereiten, das wir 2016 begehen. Ich bin fest davon überzeugt, dass der neue und verjüngte Vorstand an die bisherige erfolg- reiche Arbeit unserer Gesellschaft anknüpfen und diese in der Zukunft fortführen wird.“ Redaktionell bearbeiteter Auszug aus: Mitteilungsblatt der deutschen Gesellschaften in Ermland und Masuren, Nr. 8 (240), August 2015, Seite 6

Osteroder Bahnhof gewinnt Im Ministerium für Infrastruktur und Entwicklung in Warschau wur- de die Liste der Gewinner der achten Edition des Wettbewerbs, „Polen wird schöner“ – 7 Wunder Europäischen Fonds, bekanntgegeben. In der Kategorie „Revitalisierung“ gewann der Osteroder Bahnhof. Die Revita- lisierung des Bahnhofsgebäudes in Osterode/Ostróda erhielt die größte Zustimmung der Jury. Dank der Revitalisierung und Anpassung der neu- en Räumlichkeiten erfüllt der Bahnhof im vollem Umfang neue Funktio- nen, z. B. Verein der möglichen Initiativen „Rzecz Jasna“ (Klare Sache), künstlerischer Jugendclub für Kinder und Jugendliche, Verein der Hob- bykünstler, Lokales Karrierezentrum für Jugendliche, Arbeitsstätte für Menschen mit Behinderungen. Quelle: OSTRODA.WM.PL Frei übersetzt: Gisela Schweda

76 OSTERODER ZEITUNG Unesco-Welterbe? Gemeinden wollen den Oberländischen Kanal auf die Liste setzen

Die Gemeinden Ermlands und Masurens möchten den Oberlän- dischen Kanal auf die Unesco- Liste setzen. 2011 wurde das Ob- jekt bereits vom polnischen Prä- sidenten als Geschichtsdenkmal anerkannt; das gesamte Kanalsys- tem gilt als technisches Denkmal und steht unter Denkmalschutz. Auf dem Rollberg: Ausfl ugsschiff „Ostro- Die Selbstverwaltungen glauben, da“ Bild: H. Borowski/wikipedia dass der Oberländische Kanal mit dem Unesco-Titel noch mehr Touristen anlocken würde. Die Unesco verleiht die Titel Welterbe, Weltkulturerbe und Weltna- turerbe an Stätten, die aufgrund ihrer Einzigartigkeit, Authentizität und Integrität weltbedeutend sind und von den Staaten, in denen sie liegen, vorgeschlagen werden. Der Titel beruht auf der von 190 Staaten und Ge- bieten ratifizierten Welterbekonvention von 1972. Die Prozedur kann bis zu ein paar Jahren dauern. Zunächst wurde nun ein Antrag für die fünf Rollberge Buchwalde [Buczyniec], Kanthen [Katy], Schönfeld [Olesnica], Hirschfeld [Jelenie] und Kussfeld [Całuny] gestellt. Im Mai wurde der Oberländische Kanal nach der Restauration für Tou- risten wieder geöffnet. Es wurden nicht nur die Rollberge renoviert, son- dern auch die Schleusen Liebemühl [Miłomłyn] und Grünort [Zielona], die Schiffswege Liebemühl – Osterode [Ostróda] – Alt Jablonken [Stare Jabłonki], Liebemühl – Deutsch Eylau [Iława] und Röthloff See [jezioro Ruda Woda] sowie Bärting See [jezioro Bartezek]. Die Tore der Schleusen wurden elektrifiziert, sie sind sowohl von Hand als auch elektrisch be- dienbar. Der Oberländische Kanal wurde von 1844 bis 1860 unter der Lei- tung des königlich-preußischen Baurats Georg Steenke aus Königsberg erbaut. Als Besonderheit gelten die fünf Rollberge, auf denen die Schiffe zur Bewältigung des Höhenunterschieds von 99 Metern auf Schienenwa- gen über Land transportiert werden. Edyta Gladkowska

OSTERODER ZEITUNG 77 „Heiße Tage“ in der „kalten Heimat“

Vom 28. Juni bis 7. Juli dieses Jahres fand die in der OZ 122 angekün- digte Reise nach Ostpreußen statt. 31 Teilnehmer erlebten mit dem Ehe- paar Nischik die gut geplante Busfahrt bei hohen Temperaturen ohne Pan- nen. Um es gleich vorweg klarzustellen: Es war nicht eine Fahrt der Kreis- gemeinschaft Osterode, wie im Prospekt fälschlicherweise ausgedruckt, sondern ein Angebot an alle Mitglieder, Leser der OZ, Freunde und In- teressenten. So kam eine Reisegesellschaft von überwiegend älteren Ost- preußen mit ihren Partnern zusammen, aber auch Töchter und Söhne und sogar eine 16-jährige Enkelin waren dabei. Für Gesang nach selbstgefer- tigten Liederheften und kurzweilige Vorträge sorgte Edith unermüdlich; zum Ständchen anlässlich des 85. Geburtstags ihres Partners begleitete eine Gitarrenspielerin, dazu gab es Mondschein-Sekt aus Wanne-Eickel. „Nichts ist so schön wie der Mond von W-E…“ Alicja sorgte für Wohlbefinden, Wasser und Kaffee. Johann, der den Bus lenkte, stellte auf Rastplätzen Tische und Stühle auf, wenn zur Mit- tagspause warme Suppe und Würstchen geboten wurden. So wurde die lange Busfahrt kurzweilig und nahm einen harmonischen Verlauf. Nach der ersten Übernachtung bei Stettin steuerten wir Gdynia/Gdin- gen an und hatten genug Zeit, abends Hafen und Westernplatte zu be- suchen. Nächsten Tag ging es nach Zoppot, Oliwa und ausgiebig durch Danzig/Gdansk. Marienkirche und Krantor, den meisten schon bekannt, sahen wir nur von außen, wurden aber zu einem längeren Vortrag in die Katharinenkirche geführt. Der vierte Tag brachte die interessante Schiffs- reise auf dem Oberländischen Kanal über vier geneigte Ebenen, bevor wir in Osterode im Hotel Villa Port eintrafen. Es blieb genügend Zeit zum Spazierengehen am Drewenzsee bis zur Badeanstalt. Der 2. Juli war für Privattouren in die Heimatorte vorgesehen. Prompt trafen wir zwischen Arnau und Gilgenburg in Seubersdorf Reiseteilneh- mer, in Kraplau Pfarrer Reichelt, frisch pensioniert, bei Ausbesserungsar- beiten an der Kirche. In Gilgenburg war Eile angesagt. Vor der Kirche vie- le Menschen! Hochzeit, vermutete unser Taxifahrer. Wollte Taufengel und Deckengemälde fotografieren, konnte sie aber nicht ausfindig machen. Es war die falsche Kirche! Und draußen standen die Trauernden mit Sarg. Die richtige war dann die evangelische, die im Baugerüst wegen Renovie-

78 OSTERODER ZEITUNG Ostpreußenreise

Geburtstagsfeier mit Mondscheinsekt.

Die Reisegruppe wartet vor der Raststätte.

Zwischenmahl- zeit auf dem Rastplatz.

OSTERODER ZEITUNG 79 Im Hafen von Gdynia/ Gdingen.

Grandhotel in Zoppot/Sopot.

Danzig mit Krantor.

80 OSTERODER ZEITUNG Auf dem Oberländischen Kanal.

Hotel Villa Port in Ostró- da/Osterode.

Strand- promenade am Drewenzsee.

OSTERODER ZEITUNG 81 Johann Nischik, Alicja Nischik und Henryk Hoch im Haus „Tannen“.

Barockkirche Heiligelinde/Swieta Thorn, Architektur-Querschnitt. Lipka.

82 OSTERODER ZEITUNG Auf dem Heiligelinder See in Masuren, abseits vom Trubel.

Nikolaiken.

Auf dem Wasserweg von Nikolaiken zum masuri- schen Meer, dem Spirding- see.

Fotos: Renate Menzel-Riedel und Klaus Masuhr

OSTERODER ZEITUNG 83 Der Dom von Gniezno/Gnesen mit der Darstellung der Taufe des wohl ersten polnischen Königs, Mieszko I., 966.

Der segnende Christus von Swiebodzin und der Schriftleiter der OZ in Schwie- bus.

84 OSTERODER ZEITUNG rungsarbeiten nur über die Treppe zugänglich war. Umso besser waren die Deckenmalereien und der Taufengel von oben zu betrachten. Am 3. Juli ging es gemeinsam nach Heiligelinde. Das Orgelkonzert in der Barockkirche war ein Erlebnis, der Spaziergang am stillen See au- ßerhalb des religiösen Rummels auch. Eindrucksvoll die Schifffahrt von Nikolaiken zum Spirdingsee bei heißem Sommerwetter! Nach Rückkehr nach Nikolaiken war der Bernsteinschmuck die Hauptattraktion. Für Kaffee und Kuchen blieb wenig Zeit. Allenstein mit Führung stand am 4. Juli auf dem Programm. Bei großer Hitze suchte alles Schatten an der Burg und in der Altstadt. Zum Kaffee- trinken ging es zum Reiterhof „Marengo“. Kutschfahrt durch die Wald- und Wiesenlandschaft. Stall-Besichtigung. Folkloristische Unterhaltung mit Trachtentanzgruppen zu Kaffee und Kuchen. Am Sonntag bewegten wir uns bei anhaltender Hitze im weiträumigen Gelände des Hohensteiner Freilichtmuseums, sahen Bauernhäuser, Schu- len und Mühlen aus dem Oberland, Ermland und Masuren. Nachmittags wurden wir dann im Haus „Tannen“ von Ingrid Lipka und Henryk Hoch zu Kaffee und ausgezeichnetem Mohnkuchen begrüßt und waren froh, bei der Hitze nicht draußen sitzen zu müssen. Abends ein längerer Spazier- gang am Yachthafen vorbei, wo auch viele eigentümliche holzgeschnitzte Figuren stehen. Höhepunkt der Rücktour war Thorn mit seiner „hanseatischen“ Alt- stadt überwiegend im gotischen Stil. Hier erwischte uns der erste kräftige Regenschauer. In Gnesen war der Dom in seiner Bedeutung für das ers- te polnische Königtum sehenswert. Hier wurde Mieszko I 966 getauft. Schwiebus, preußische Enklave schon vor den polnischen Teilungen, glänzt mit der höchsten Christusfigur, die die auf dem Zuckerhut in Rio de Janei- ro um einen Meter überragt. Die Stadt selbst wirkte sonst, was Aufbau und Attraktivität betrifft, von allen, die wir sahen, am rückständigsten. Ab Braunschweig ging das Aussteigen der Teilnehmer los. Unser Pro- blem an der Raststätte Rhynern-Nord, dass wir den Wagen auf der Ge- genseite der Autobahn geparkt hatten, löste ein freundlicher Abholer aus Hamm, der mich auf Schleichwegen zum Auto brachte. Für mich war es die erste „organisierte“ Reise in die „kalte“ Heimat, die diesmal besonders heiß war. Sechsmal war ich schon „individuell“ ge- reist, so auch zu den drei Treffen 2006, 2009 und 2012, die in Ostpreußen stattfanden. Zielorte wie Danzig, Heiligelinde, Nikolaiken oder Allen-

OSTERODER ZEITUNG 85 stein hatte ich schon mehrfach besucht, aber jedes Mal gibt es Neues zu entdecken. Wer das erste Mal auf diese Tour geht, ist sicherlich in einer Reisegesellschaft gut aufgehoben. Für ältere Landsleute, die nicht mehr so mobil sind, ist es wohl die einzige Möglichkeit, die Heimat noch einmal wiederzusehen. So können wir froh und dankbar dafür sein, dass es noch Reiseveranstalter gibt, die engagiert und professionell das Wagnis einer solchen Reise auf sich nehmen. Die Teilnehmer waren augenscheinlich mehr als zufrieden, wenn nicht gar begeistert. Klaus Masuhr

Nachbemerkung: Habe beim Osteroder Treffen am Harz leider keinen Teilnehmer wiedergesehen. Vielleicht liegt Hamm den meisten näher! Ergänzungsfund aus dem Ortelsburger Heimatboten 2015, S. 8 (von Sabine Sinagowitz): Dies war unsere erste Studienreise mit der Kreisge- meinschaft Ortelsburg. Wir wollen darum zuerst unseren großen Dank aussprechen dem Reiseunternehmen Nischik, … für die wunderschönen und abwechslungsreichen Tage. Wir hatten sozusagen ein „Rundum-Sorg- los-Paket-all-inclusive“ gebucht: mit unserer guten Seele, dem Organisa- tionswunder Alicja Nischik, die stets dafür sorgte, dass es niemandem an etwas fehlte; und mit Johann Nischik, der uns mit seinem Bus stets sicher und gut gelaunt chauffierte; …

Die Veröffentlichung der von Jörg Behrens bereitgestellten ausgezeich- neten Fotos der Ostpreußenreise muss leider aus technischen und redakti- onellen Gründen verschoben werden. Der Schriftleiter

Einsendeschluss für die nächste Folge der Osteroder Zeitung: 15. März 2016

86 OSTERODER ZEITUNG Winter in Pacóltowo/Groß Pötzdorf

Fotos: aus dem Internet, von Gisela Schweda übermittelt

OSTERODER ZEITUNG 87 Familiennachrichten

Ehrenmitglied Alfred Knafla – 85 Jahre Am 06. Oktober 2015 vollendete Landsmann Alfred Knafla aus Laat- zen das 85. Lebensjahr. Geboren in Winrichsrode im Kreis Neidenburg, verlebte er die Kindheit seit 1936 in Bergfriede, wo seine Eltern einen Bau- ernhof bewirtschafteten, besuchte dort die Grundschule und danach das Kaiser-Wilhelm-Gymnasium in Osterode. Die Flucht im Januar 1945 mit dem Pferdetreck führte ihn und seine Familie im März 1945 nach Laboe an der Kieler Förde. Hier setzte er zunächst die Schulausbildung an der Heb- belschule in Kiel fort und beendete diese am Gymnasium in Northeim mit der Reifeprüfung. 1952 begann er die Laufbahn des gehobenen Dienstes in der Verwaltung des Landes Niedersachsen, an die sich nach dem Ab- schluss der Ausbildung eine mehrjährige Tätigkeit in verschiedenen De- zernaten beim Regierungspräsidenten in Hildesheim anschloss. 1960 wur- de er an das Niedersächsische Kultusministerium in Hannover versetzt und wechselte nach einer mehrjährigen Tätigkeit und der Übernahme in den höheren Dienst in das Niedersächsische Ministerium für Wissenschaft und Kunst, wo er bis zum Eintritt in den Ruhestand im November 1995 als Referent im Referat „Öffentliches Dienstrecht“ tätig war. Seit seiner Wahl zum Mitglied des Kreistages am 31.08.1996 und zum Mitglied des Kreisausschusses am 18.09.1999, dem er bis zum 29.08.2009 als Vorstandsmitglied angehörte, wirkte Lm. Alfred Knafla erfolgreich in unserer Mitte. Seine Stimme und seine Meinung waren stets gefragt und geachtet und bereicherten die Arbeit des Vorstandes. Hohe Anerkennung erwarb er sich vor allem durch seine über zehn Jahre währende verant- wortliche Tätigkeit in der Schriftleitung und der Redaktion der Osteroder Zeitung. Der ihm eigene hohe persönliche Einsatz, gepaart mit fachlicher Kompetenz und nie versiegenden guten Ideen bestimmten über Jahre maßgeblich die unverändert sehr gute Qualität und das allgemein aner- kannte Profil der zweimal jährlich erscheinenden Osteroder Zeitung, die unter seiner Leitung auch das heute noch aktuelle Gesicht erhalten hat. Verdienstvoll ist die eigenverantwortliche Erarbeitung und Herausgabe der 2005 erschienenen Dokumentation „Flucht und Vertreibung aus dem Kreis Osterode Ostpreußen“, die auf große Zustimmung nicht nur unter den Landsleuten gestoßen ist. Die pflichtbewusste Arbeit von Lm. Alfred Knafla ist ein überzeugender Beweis dafür, dass sein Herz seit der Flucht

88 OSTERODER ZEITUNG im Jahre 1945 unverändert für unsere Heimat Ostpreußen schlägt, er sich mit ihr ungebrochen verbunden fühlt und die Erinnerung an sie mit sei- ner publizistischen Arbeit in bewunderns- und nachahmenswerter Weise wach hält. Dafür spricht auch seine Bereitschaft zur Übernahme der Auf- gaben eines Rechnungsprüfers in den letzten beiden Jahren. Sein nimmer- müdes Wirken wurde wiederholt geehrt, u. a. mit dem „Wappenbecher“, mit dem „Verdienstabzeichen der KGO“ in Gold und als „Ehrenmitglied“ der KGO. Wir danken Lm. Alfred Knafla für das bislang für unsere Heimat Ost- preußen und unsere Kreisgemeinschaft über viele Jahre Geleistete, wün- schen ihm weiterhin familiäres Glück, persönlich Gesundheit und alles Gute für einen erfüllten Lebensabend. Der Vorstand

Waldemar Czichon – 70 Jahre Am 11. Dezember 2015 beging der Schatzmeister der Kreisgemein- schaft, Waldemar Czichon, in Steinhagen seinen 70. Geburtstag. Waldemar Czichon wurde in Steffenwalde als jüngstes von vier Kin- dern geboren, sein Vater war Landwirt und bis zu seinem Dienstantritt in der Wehrmacht im Herbst 1942 dort Bürgermeister, seine Mutter Haus- frau. Er besuchte von 1951 bis 1959 die 8-jährige polnische Volksschule in Steffenswalde und anschließend bis Ende Oktober 1961 das Autotech- nikum in Allenstein. Anfang Dezember 1961 siedelte er mit seiner Mutter und den Geschwistern, der Vater war aus dem II. Weltkrieg nicht zurück- gekehrt, in die BRD um, wo die Familie über das Lager Friedland bei Göttingen, ein Durchgangslager in der Nähe von Worms und ein Durch- gangslager bei Koblenz am Rhein im Oktober 1962 einen neuen Wohn- sitz im heutigen Steinhagen fand. Nach dem Abschluss der Realschule in Espelkamp mit der Mittleren Reife 1965, vorzeitiger erfolgreicher Beendi- gung einer 3-jährigen Lehre als Industriekaufmann 1967 und 3-wöchigem Dienst bei der Bundeswehr (Entlassung wegen festgestellter Hörproble- me) nahm er 1968 die Arbeit als Industriekaufmann/Angestellter bei der Fa. Hörmann auf, in der er 22 Jahre als Abteilungsleiter tätig war und aus der er 2012 nach 44 Berufsjahren ausschied.

OSTERODER ZEITUNG 89 Seit 2013 ist Waldemar Czichon Schatzmeister unserer Kreisgemein- schaft. Er erklärte sich zur Übernahme dieses wichtigen Amtes in einer für uns schwierigen Situation nach dem aus Krankheitsgründen bedingten unerwarteten Ausscheiden von Klaus Silz bereit. In dieser kurzen Zeit hat er unter Beweis gestellt, dass er auf Grund seiner langjährigen Berufserfah- rung und seiner engen Verbundenheit zu unserer Heimat ein wertvolles und verlässliches Vorstandsmitglied ist, das seine Aufgaben sehr eigenver- antwortlich und mit großer Akribie wahrnimmt und den zudem eine hohe Bereitschaft bei der Vertretung des Vorsitzenden auf Veranstaltungen der Landsmannschaft Ostpreußen e. V. auszeichnet. Wir danken Waldemar Czichon für die seither geleistete gute Arbeit, die die Grundlage für weitere Jahre eines erfolgreichen gemeinsamen Wir- kens im Vorstand unserer Kreisgemeinschaft bildet, und wünschen ihm hierfür Gesundheit und alles Gute. Der Vorstand

Die Kreisgemeinschaft Osterode Ostpreußen e.V. dankt allen, die die Kreisgemeinschaft durch eine Spende finanziell unterstützen. Die Kreisgemeinschaft finanziert ihre satzungsgemäßen Aufgaben ausschließlich aus Spenden. Sie schaffen daher mit Ihren Spenden die finanziellen Voraussetzungen dafür, dass die Kreisgemeinschaft ihre Aufgaben erfüllen und damit auch die Osteroder Zeitung weiterhin herausgeben kann.

Neue Kontonummer der Kreisgemeinschaft: Sparkasse Osterode am Harz Konto-Nr. 215 126 186, BLZ 263 510 15 Für Überweisungen aus dem Ausland: Sparkasse Osterode am Harz IBAN: DE78 2635 1015 0215 1261 86 BIC: NOLADE21HZB

90 OSTERODER ZEITUNG Geburtstage

Herzlichen Glückwunsch zum

70. Geburtstag Czichon, Waldemar (Steffenswalde), Schillerstr. 11, 33803 Steinhagen 2, am 11.12.2015 Weber, Elsbeth geb. Behr (Groß Nappern), Am Vogelanger 25, 64572 Büt- telborn, am 12.09.2015

75. Geburtstag Dreibach, Erna geb. Kempa (Ketzwalde), Römer Str. 20, 78183 Hüfi ngen, am 19.07.2015 Druminski, Werner (Buchwalde), Rosenweg 1, 27299 Langwedel-Etelsen, am 22.02.2015 Ehmke, Werner (Frögenau), Berliner Str. 42, 34308 Bad Emstal, am 19.09.2015 Scherwat, Helga (Hohenstein), Herzogstr. 2, 44651 Herne-Eickel, am 09.04.2015 Schulz, Brigitte geb. Simon (Lichteinen), Bünte 40 B, 21075 Hamburg, am 15.09.2015 Schulz, Gerhard (Lichteinen), Bünte 40 B, 21075 Hamburg, am 30.10.2015 Staack, Ingrid geb. Gans (Ketzwalde), Pappelweg 1A, 24787 Fockbek, am 06.06.2015 Weber, Margot geb. Bogun (Boguschöwen), Birkenkamp 2a, 23843 Bad Oldeslohe, am 28.08.2015

80. Geburtstag Fercke, Erna geb. Hinz (Moldsen), Ringstr. 9, 59427 Unna, geb. 25.12.2015 Foth, Ursula geb. Starosta (Frögenau), Haydnstr. 26 a, 27474 Cuxhaven, am 13.09.2015 Kernchen, Lydia geb. Brenda (Kernsdorf), Reckerdingsweg 32, 59427 Unna Massen, am 09.09.2015 Klamant, Bernhard (Theuernitz), Rüsselsheimer Weg 11, 44892 Bochum, am 27.07.2015

OSTERODER ZEITUNG 91 Kreowski, Gerda (Osterode), Leipzig (genaue Adresse wird auf Wunsch nicht veröffentlicht), am 05.10.2015 Kunze, Gertrud geb. Gertlowski (Döhringen), Am Volkspark 12, 06388 Gröbzig, am 27.11.2015 Sakowitz, Dieter (Gilgenburg), Zeppelinstr. 20, 46242 Sonnefeld, am 02.12.2015 Schülke, Gisela geb. Lach, (Ilgenhöh), Breedestr. 11, 59227 Ahlen-Vor- helm, am 29.04.2015 Paßlack, Anneliese geb. Gans (Ketzwalde), Schulze-Delitzsch-Str. 35, 24941 Flensburg, am 03.11.2015 Sakowitz, Dieter (Gilgenburg), Zeppelinstr. 20, 96242 Sonnefeld, am 02.12.2015

81. Geburtstag Kapries, Liesbeth geb. Radzinski (Dröbnitz), Kerbelweg 11a, 12357 Ber- lin, am 24.06.2015 Loesch, Artur (Marienfelde), Hegacker 29, 44627 Herne, am 14.08.2015 Sokoll, Hans (Osterode), 2 rue des Charpennes, 69680 Chassieu, Frank- reich, am 19.01.2016

82. Geburtstag Brandt, Otto (Mühlen), Parkstr. 9, 99510 Apolda, am 12.06.2015 Gralka, Helga geb. Duscha (Gusenofen), Köpersweg 5, 44894 Bochum, am 01.08.2015 Großbongardt, Annemarie geb. Sakowitz (Gilgenburg), Erlenweg 5, 47638 Straelen, am 25.07.2015 Köppke, Horst (Frögenau), Pappelweg 3, 27336 Rethem-Aller, am 06.10.2015 Tobies, Margarethe geb. Wischnewski (Nasteiken), Siemensstr. 42, 45143 Essen, am 13.11.2015 Vollrath, Frieda geb. Rogalla (Frögnau), Grenzstr. 9, 47475 Kamp-Lint- fort, am 23.07.2015

83. Geburtstag Döhring, Christel geb. Faust (Plichten), Stadtresidenz Casino, Kalsmunt- str. 68, 35578 Wetzlar, am 23.12.2015 Dworak, Hildegard geb. Wachholz (Taulensee), Paulinerstr, 10, 58239 Schwerte, am 30.08.2015

92 OSTERODER ZEITUNG Faßbender, Elfriede geb.Fenske (Frögenau), Schultheißenhof 14, 41747 Viersen, am 02.09.2015 Gehrke, Ulrich (Osterode), Bahnhofstr. 51a, 83329 Waging, am 21.10.2015 Jerzembek, Hildegard (Groß Lehwalde), Parkstr. 61, 19322 Wittenberge, am 14.07.2015 Menski, Charlotte geb. Mathias (Johanisberg), Lehmweg 5, 21385 Ame- linghausen, am 10.08.2015

84. Geburtstag Blanke, Harri (Osterode), Bornweg 10, 63628 Bad Soden-Salmünster, am 23.04.2015 Ender, Ruth geb. Schiminski (Kernsdorf), Am Rauhbusch 12, 52134 Her- zogenrath, am 05.09.2015 Formanowitz, Walter (Ketzwalde), Baumstr. 4, 18209 Steffenshagen, am 07.12.2015 Lange, Heinz (Worleinen), Amtsplatz 6, 18258 Schwaan, am 13.12.2015 Masch, Hildegard geb. Schulz (Ketzwalde), Am Sonnenberg 26, 23992 Neukloster, am 12.09.2015 Mohrenz, Adelheit geb. Ritter (Kernsdorf), Elchweg 9, 44627 Herne, am 01.07.2015 Olschewski, Elfriede geb. Schwarz (Marienfelde), Horsterstr. 2, 45897 Gelsenkirchen, am 29.01.2015 Pagel, Erna geb. Ganady (Ketzwalde), Ringstr. 1 in 14641 Bredow, am 07.10.2015 Sdrojek, Erwin (Ketzwalde), Gerh.-Hauptmann-Weg 3, 24223 Raisdorf, am 23.12.2015

85. Geburtstag Bartlewski, Kurt (Gr. Gardienen Kr. Neidenburg), Güldene Eiche 4, 44339 Dortmund, am 22.09.2015 Braun, Ruth (Frögenau), Goethestr. 54, 22880 Wedel, am 29.08.2015 Czichon, Ewald (Steffenswalde), Pfi rsichstr. 2, 33803 Steinhagen, am 08.09.2015 Drawert, Horst (Kernsdorf), Im Lindenfelde 25, 30974 Wennigsen, am 14.08.2015 Gollan, Alfred (Sabangen und Witulten), Samogowo 10, 11-015 Olszty- nek PL, am 04.07.2015 Hinz, Artur (Moldsen), Westkamp 8, 59427 Unna, am 29.09.2015 Kerski, Günter (Thierberg), Haffring 13 B, 17373 Ueckermünde, am 05.11.2015

OSTERODER ZEITUNG 93 Kuschkewitz, Joachim (Seewalde), Breite Str. 13, 47877 Willich 1, am 04.12.2015 Piotrowski, Ruth (Rauden), Jella Leppmannstr. 49, 81673 München, am 08.11.2015 Weichert, Heinz (Moldsen), In den neuen Gärten, 12247 Berlin, am 03.08.2015

86. Geburtstag Elzermann, Hildegard geb. Hertrich (Kernsdorf), Andersenring 83b, 23560 Lübeck, am 06.09.2015 Gienke, Vera geb. Radtke (Osterode), Reiherweg 2a, 17109 Demmin, am 06.07.2015 Hinz, Erwin (Moldsen), Königsborner Str. 65, 59427 Unna, am 27.08.2015 Krieg, Frieda geb. Zdunek (Ketzwalde), Hüttengasse 50, 69253 Heilig- kreuzsteinach, am 15.12.2015 Sturm, Hilde geb. Behrendt (Kernsdorf), Im Feldbruch 65, 53892 Trois- dorf, am 19.10.2015

87. Geburtstag Dworak, Ernst (Ketzwalde), Paulinenstr. 10, 58239 Schwerte, am 24.12.2015 Kwader, Herta geb. Wazinski (Buchwalde), Hildegardstr. 4, 85716 Unter- schleißheim, Lohhof, am 23.12.2015 Maroldt, Helmut (Kernsdorf), Hehler 60, 41366 Schwalmtal, am 26.07.2015 Neßke, Heinz (Geierswalde), Lndenberger Str. 11, 13156 Berlin, am 31.10.2015 Pottek, Edith (Marienfelde), Alte Molkerei 3, 18225 Kühlungsborn, am 04.12.2015 Runo, Waltraud geb. Gorny (Frögenau), Mörserstr. 404, 47475 Kamp- Lintfort, am 08.06.2015 Wachholz, Kurt (Ketzwalde), Nienhäger Str. 58, 18209 Bad Doberan, am 21.07.2015 Wroblewski, Kurt (Kernsdorf), Lauschützer Chaussee 2, 03172 Schen- kendöbern OT Lauschütz, am 01.05.2015

88. Geburtstag Dembski, Heinz (Tannenberg), Talstr. 87, 89518 Heidenheim, am 04.09.2015

94 OSTERODER ZEITUNG Olschewski, Helmut (Marienfelde), Horsterstr. 2, 45897 Gelsenkirchen, am 29.07.2015 Schütz, Margot geb. Abramowski (Kernsdorf) Silberstr. 43, 56077 Kob- lenz, am 16.07.2015 Warnke, Karl (Ketzwalde), Alte Dorfstr. 19, 18209 Reddelich, am 20.11.2015

89. Geburtstag Hohenstein, Friedrich (Fritz), (Gilgenburg), Redderblock 54, 22145 Hamburg, am 18.09.2015 Melzer, Ursula geb. Zimmermann (Ketzwalde), Schulstr. 23, 06846 Des- sau, am 25.11.2015 Rudius, Margarete geb. Kandt (Frögenau), Königsberger Str. 29, 35649 Bischoffen, Haus des Lebens, am 12.12.2015

90. Geburtstag Badziong, Günther (Osterode), Hasseer Str. 67, 24113 Kiel, am 28.05.2015 Gottschalk, Anneliese geb. Schiminski (Kernsdorf), Karl-Marx Str. 7, 39221 Kleinmühlingen, am 20.10.2015 Gottschling, Else geb. Gießmnn (Hohenstein), Kirchhofstr. 5b, 24589 Nortorf, am 05.01.2015 Jerzembek, Elfriede (Gr. Lehwalde), Parkstr. 61, 19322 Wittenberge, am 09.10.2015 Mrongowius, Otto (Ketzwalde), Thüringer Str. 81, 68309 Mannheim, am 21.06.2015 Pichottky, Horst (Bergfriede), Kursana Domizil, 22113 Oststeinbek, am 20.07.2015 Rehm, Emma geb. Kwiatkowski (Kernsdorf), Bannmattstr. 9, 79650 Schopfheim, am 13.11.2015 Sadtkowski, Horst (Osterode), Bochumer str. 42, 28199 Bremen, am 24.12.2015 Trzaska, Herbert Emil (Rohmanen, Ks. Ortelsburg), Bergstr. 50, 59069 Hamm, am 27.10.2015

91. Geburtstag Gottschling, Else geb. Gießmann (Hohenstein), aus Nortorf, am 05.01.2016

OSTERODER ZEITUNG 95 Sobolewski, Ernst (Taulensee), Wolfstr. 1, 38275 Haverlah-Steinlah, am 31.12.2015 Wolf, Erna geb. Reuß (Tharden), Zellescher Weg 30 B, 01217 Dresden, am 14.12.2015

92. Geburtstag Böhm, Ursula geb. Bogdanski-Pogge (Osterode), Zimmermannstr. 10, 12163 Berlin, am 17.10.2015 Gürnth, Hildegard geb. Olschewski (Buchwalde), Straße des Aufbaus 3a, 03222 Lübbenau/Spreewald, am 06.01.2015

93. Geburtstag Czewonka, Martha (Frögenau), Jahnstr. 29, 47475 Kamp-Lintfort, am 17.09.2015 Goralski, Hedwig (Frögenau), Wilhelm-Külz-Str. 4/209, 06679 Hohenm- ölsen, am 19.04.2015 Goy, Grtrud geb. Kubiessa (Frögenau), Feldstr. 28, 47178 Duisburg, am 14.07.2015 Pichotka, Helene geb. Katolla (Weißberg), Am Langen Seil 67, 44803 Bo- chum, am 21.06.2015 Sobottka, Hermann (Bieberswalde), Gudastr. 4, 67549 Worms/Rhein, am 17.07.2015 Schmal, Christel geb. Dombrowski (Frögenau-Kaulbruch), Stellingstr. 33, 19249 Lübtheen, am 30.11.2015

94. Geburtstag Heinzke, Edith (Osterode), An der Decksteiner Mühle 5, 50935 Köhln, am 19.06.2015 Konopka, Irmgard geb. Priebe (Osterode), Forsthausweg 3, 37154 Nort- heim, am 29.11.2015

96. Geburtstag Plichta, Max (Neuhain), Sundern 14, Wb. 5, 59073 Hamm, am 30.10.2015

98. Geburtstag Schulz, Grete geb. Kochanowski (Neidenburg), Pfaffenstr. 3, 19055 Schwerin, Vitanas Senioren Centrum, am 19.08.2015

96 OSTERODER ZEITUNG Ehejubiläen

Wir gratulieren zur

Goldenen Hochzeit Bardtke, Reinhard und Ehefrau Gudrun (Katzwalde), Le-Lavandou- Str.15, 61476 Kronberg im Taunus, am 18.02.2015 Druminski, Werner (Buchwalde) und Ehefrau Inge geb. Borkowski (Kechlersdorf), Rosenweg 1, 27299 Langwedel-Etelsen, am 16.07.2015 Janowski, Gerhard und Ehefrau Helga geb. Steckel (Weißberg), Ringstr. 132, 42929 Dabringhausen, am 25.12.2015 Dr. Walden, Heinz und Ehefrau Gerlinde geb. Ohms (Seubersdorf), Ringstr. 27, 61476 Kronberg, am 15.05.2015

Diamantenen Hochzeit Pottek, Horst (Marienfelde) und Ehefrau Waltraud geb. Domke (Mesche- rin), Blossiner Str. 12, 12589 Berlin, am 29.10.2015

Eisernen Hochzeit Gottschalk, Manfred und Ehefrau Anneliese geb. Schiminski (Kernsdorf), Karl-Marx-Str. 7, 39221 Kleinmühlingen, am 20.10.2015

Todesfälle

Ehrend gedenken wir der Verstorbenen

Abramowski, Horst (Kernsdorf), am 10.04.2015 im Alter von 79 Jahren (Margot Schütz geb. Abramowski, Silberstr. 56077 Koblenz-Arenberg so- wie Ingrid Best geb. Abramowski, Forstrstr. 19, 56077 Koblenz-Arzheim) Bergmann, Erna geb. Reihs (Stendal OT Staffelde), am 04.11.2014 im Al- ter von 81 Jahren (Werner Bergmann, Storkauer Str. 15, 39596 Staffelde) Boritzki, Heinz (Osterode), am 14.07.2015 im Alter von 85 Jahren (Bryn- da Boritzki, Lepsiusstr. 36, 12163 Berlin sowie Tochter Costanze Lengyel geb. Boritzki, Gellérthegy u. 1, H-1016 Budapest sowie Schulkamerad Oskar Teitz, Wiesenredderstr. 98,22149 Hamburg)

OSTERODER ZEITUNG 97 Dembert, Else geb. Mai (Locken), am 12.11.2015 im Alter von 88 Jahren, (Ingrid Linke, Agnes-Miegel-Weg 8, 33813 Oerlinghausen) Dworak, Günther Dr. (Osterode), am 17.08.2015 im Alter von 93 Jahren (Tochter Dr. Regine Dworak, Wilhelmstr. 1, 23701 Eutin) Grassmann, Karl-Heinz (Osterode), am 13.02.2014 im Alter von 84 Jah- ren, Holger Grassmann, Auf dem Berge 38, 59174 Kamen) Gunia, Wilhelm (Manchengut), am 27.03.2014 im Alter von 83 Jahren (Ehefrau Hedwig Gunia, Stapelbrede 42, 33611 Bielefeld) Hein, Helmut geb. Koslowski (Biessellen), am 06.09.2015 im Alter von 94 Jahren (Sohn Bernhard Hein, Ziebigker Str. 18, 06846 Dessau) Helfer, Ingeborg geb. Bogdanski (Osterode), am 19.07.2015 im Alter von 85 Jahren (Ursula Böhm, Zimmermannstr. 10, 12163 Berlin) Jaguschewitz, Walter (Groß Lehwalde), im April 2015 im Alter von 92 Jahren in Toronto, Canada (bekanntgegeben von Ernst Sobolewski, Wolfstr. 1, 38275 Haverlah-Steinlah) Joswig, Erwin (Hohenstein), am 05.10.2015 im Alter von 83 Jahren (Ehe- frau Elfriede Joswig, An Lehrsteinbruch 26, 49479 Ibbenbüren) Kest, Emma geb. Katolla (Weißberg), am 29.06.2015 im Alter von 89 Jah- ren (Wilhelm Kost, Aggerstr. 86, 44807 Bochum) Klause, Hannelore geb. Kleinholz (Buchwalde), am 09.08.2015 im Alter von 83 Jahren, (Kurt Klause, Luxemburger Allee 5, 45481 Mülheim a. d. Ruhr) Kopelke, Günter (Lindenau), am 06.08.2015 im Alter von 82 Jahren (Toch- ter Ise Kopelke, Kamener Str. 124, 59425 Unna) Koslowski, Ruth geb. Woitkowski (Heinrichsdorf), am 20.08.2015 (Bernard Woitkowski aus Bremen) Lach, Jürgen (Ilgenhöh), am 17.04.2015 im Alter von 76 Jahren (Martina Strotmann, Beykamp 30, 48653 Coesfeld-Lette) Lehmann, Helga Dita geb. Czichon (Steffenswalde), am 23.06.2015 im Alter von 78 Jahren (Gustav Lehmann, Schlingweg 26, 33824 Werther) Lewandowski, Grete Anna geb. Kopatzki (Thomascheinen), am 16.06.2015 (Tochter Bettina Lewandowski, Carl-Schurz-Str. 64, 63225 Langen) Milinski, Gertraut geb. Wlotzka (Ketzwalde), am 16.06.2015 (letzte Adresse: Am Engelbach 22, 29699 Bomlitz) Miller, Helmut (Cleveland, Ohio USA), am 24.05.2015 (Elvira Miller, Goldstr. 12, 33813 Oerlinghausen) Murach, Ruth geb. Reihs (Lautens), am 13.04.2015 im Alter von 89 Jahren (Hildegard Lutz geb. Philipp-Lautens, Beethovenstr. 4, 42929 Wermels- kirchen)

98 OSTERODER ZEITUNG Prinz, Erna geb. Faust (Moldsen), am 31.03.2015 im Alter von 93 Jahren (Hildegard Matzke geb. Faust, Dreihausener Weg 28, 59757 Arnsberg) Rippholz, Edith geb. Falkus (Tannenberg), am 03.06.2015 im Alter von 81 Jahren (U. Rippholz, Streiffelder Str. 16, 52134 Herzogenrath) Roesler, Irene geb. Wittig (Locken), am 06.10.2015 im Alter von 78 Jahren (Gerhard Roesler, Breite Str. 8, 39596 Hindenburg) Romba, Ingrid geb. Lach (Ilgenhöh), am 30.09.2015 im Alter von 79 Jah- ren (Martina Strotmann, Breykamp 30, 48653 Coesfeld-Lette) Rupietta, Gustav (Hohenstein-Sprechan), am 17.08.2015 im Alter von 91 Jahren, (Lebensgefährtin Anneliese Zimmer, Neugasse 40, 64372 Ram- stadt) Schwiderski, Horst (Frögenau), am 23.06.2015 im Alter von 86 Jahren (Ehefrau Christa, Bergstr. 43, 27729 Wallhöfen) Sombray, Gerhard (Marwalde), am 22.03.2015 im Alter von 84 Jahren (Ursula Sombray, Röteteich 2, 49163 Bohmte) Teitz, Charlotte (Osterode), am 15.05.2015 im Alter von 79 Jahren, (Os- kar Teitz, Wiesenredder 98, 22149 Hamburg) Tissarek, Martha geb. Wischnewski (Nasteiken), am 12.06.2015 im Alter von 90 Jahren (Margarethe Tobies, Schwester Siemensstr. 42, 45143 Essen) Thiel, Manfred (Buchwalde), am 21.05.2015 im Alter von 76 Jahren (In- grid Thiel, Im Kläuerchen 6, 55276 Oppenheim) Welzel, Alfred (Osterode – ehem. Lehrer am Kaiser-Wilhelm-Gymnasi- um), am 30.06.2015 im Alter von 84 Jahren (Tochter Anke Welzel, Johan- na-Stegen-Str. 12, 12167 Berlin) Zacheja, Alois, (Mörken), am 22.05.2015 im Alter von 83 Jahren (Tochter Cäcilie Biernath geb. Zacheja, Elberfelder Str. 12, 45549 Sprockhövel) Zimmermann, Bruno (Kernsdorf), am 17.07.2015 im Alter von 85 Jahren (Tochter Waltraud Dorf, Guben Breesen)

Berichtigung aus Folge 122

Todesfälle Horowitz, Irmgard (Datum: unbekannt), Eggi 1, 58135 Hagen Richtig: Frau Horwitz lebt in einem Altenheim. Wir bedauern die Veröf- fentlichung der uns irrtümlich mitgeteilten Nachricht und wünschen Frau Horwitz viel Gesundheit und alles Gute für weitere Jahre.

OSTERODER ZEITUNG 99 Mitteilungen für die Folge 125 der Osteroder Zeitung In der Folge 125/Mai 2016 der Osteroder Zeitung können die folgenden Fami- lienereignisse veröffentlicht werden: - 70., 75., 80. und alle weiteren Geburtstage sowie - Goldene, Diamantene und Eiserne Hochzeiten, soweit sie in der Zeit bis zum 31. Mai 2016 begangen werden, - Todesfälle, die in der Zeit bis zum 1. April 2016 eintreten. Einsendeschluss: 1. April 2016 Wir bitten, für die Mitteilungen die folgenden Muster zu verwenden:

Geburtstag/Ehejubiläum Name: Vorname: Geburtsname: Geburtsdatum: Tag der Goldenen/Diamantenen/Eisernen Hochzeit: Letzter Wohnort im Heimatkreis: Jetzige Anschrift:

Todesfall Name: Vorname: Geburtsname: Verstorben am: im Alter von Jahren Letzter Wohnort im Heimatkreis: Name und Anschrift der Hinterbliebenen:

Wir bitten, die Mitteilungen schriftlich (mit Brief oder Postkarte) der Kreisgemeinschaft Osterode Ostpreußen, Postfach 1549, 37505 Osterode am Harz, Fax: 05522/5024671, e-mail: [email protected], mitzuteilen.

100 OSTERODER ZEITUNG Nachrufe

Heinz Boritzki * 23. Oktober 1929 † 14. Juli 2015 Am 14. Juli 2015 verstarb an seinem Wohnort in Wittenberge Landsmann Heinz Boritzki, gebo- ren am 23. Oktober 1929 in Osterode Ostpr. in der Kirchenstraße 55, wohnhaft von 1935 bis zur Flucht am 20. Januar 1945 in der Alberstraße 9. Seine El- tern waren Osteroder, sein Vater arbeitete bis 1945 im Reichsbahnausbesserungswerk der Stadt. Von 1936 bis 1944 besuchte er in Osterode die Südschu- le (Jahnschule). Flucht und Vertreibung im Januar 1945 verschlugen ihn nach Mitteldeutschland, wo er unter oft schwierigen Bedingungen sein Leben gestalten und manche Rückschläge meistern musste (siehe hierzu OZ, Folge 85, Seite 496). Die Mitgliederversammlung wählte ihn am 9. September 1994 zum Mitglied des damaligen Kreistages und des Kreisausschusses und übertrug ihm zu- gleich das nicht leichte Amt des 3. Vorsitzenden der Kreisgemeinschaft und Schriftleiters der Osteroder Zeitung, das er als Nachfolger seines langjährigen und bewährten Vorgängers, Lm. Gerhard Biell, in einer Pha- se ernsthafter Probleme und Schwierigkeiten bei der Sicherung der weite- ren Herausgabe des Heimatbriefes antrat. Mit seiner Amtsaufnahme und Amtsführung konnte der Grundstein gelegt werden für die fruchtbare Fortsetzung der jahrelang erfolgreichen Arbeit auf diesem sehr wichtigen Feld der heimatpolitischen Tätigkeit unserer Kreisgemeinschaft. Heinz Boritzki brachte neben den fachlichen Voraussetzungen für die Arbeit als Schriftleiter insbesondere das notwendige Engagement, den erforderli- chen Elan und die richtige Einstellung hierfür mit und gestaltete die Oste- roder Zeitung ab der Folge 84 sehr initiativreich, mit großer Verlässlich- keit und ausgeprägter Eigenverantwortung. Als Mitglied des Kreistages und des Kreisausschusses war er ein stets kritischer und kreativer Zeit- genosse. Gerade die Verbundenheit mit seiner Heimat Ostpreußen und seiner Geburtsstadt Osterode bestimmten seine Tätigkeit als Schriftleiter und die publizistische Gestaltung der Osteroder Zeitung in dieser Zeit. Viele Landsleute werden sich zudem sicherlich auch heute noch gerne an die freundschaftlichen und kameradschaftlichen Treffen der ehemaligen

OSTERODER ZEITUNG 101 Jahn-Schüler erinnern, die er als Mitglied des Kreistages zu den Haupt- kreistreffen in Osterode am Harz organisierte. Mit dem Erscheinen der Folge 90 der Osteroder Zeitung im November 1998 stellte Lm. Boritzki zu unserem großen Bedauern seine sämtlichen Tätigkeiten in der Kreisge- meinschaft ein und schied aus dem Kreistag und dem Kreisausschuss so- wie dem Amt des 3. Vorsitzenden und Schriftleiters der Osteroder Zeitung aus. Wir denken voller ehrlicher Dankbarkeit an die Jahre der gemeinsa- men Arbeit mit unserem Lm. Boritzki zurück und werden ihm mit seinen Leistungen für unsere Gemeinschaft in bewegter Zeit eine bleibende Erin- nerung bewahren. Unser aufrichtiges Mitgefühl und unsere Anteilnahme gelten den Hinterbliebenen. Der Vorstand

Ulrich Reipert * 19.12.1950 †17.07.2015 Mit großer Bestürzung erreichte uns die Nach- richt, dass Ulrich Reipert am 17. Juli 2015 ver- storben ist und seinen aufopferungsvoll geführten Kampf gegen eine schwere Krankheit verloren hat. Viel zu früh vollendete sich sein Leben, geknüpft an große Erwartungen. Als Sohn von Alma-Gertrude Reipert, vielen älteren Landsleuten bekannt unter dem Künstler- namen „Annuschka“ und durch ihre zahlreichen bühnenreifen Auftritte bei unseren Hauptkreistref- fen sowie durch ihr Engagement für den Zusammenhalt der Buchwalder, kam er bereits sehr früh als Jugendlicher mit unserer Kreisgemeinschaft in Berührung und bewahrte diese Verbindung auch auf seinem weiteren berufl ichen Entwicklungsweg als ihr Mitglied und durch die regelmäßige Teilnahme an den Heimattreffen. 1988 wurde er Mitglied des damaligen Kreistages und späteren Gesamtvorstandes. Diesem gehörte er bis zu des- sen Auflösung 2004 mit dem Aufgabenbereich „Rechtsfragen“ an, den er auch danach weiterführte. Alle Vereinsregularien aus dieser Zeit tragen seine Handschrift und werden uns stets an ihn erinnern. Die damals ge- schmiedeten Zukunftspläne, dass er einmal nach dem 60. Lebensjahr das Amt des Kreisvertreters übernehmen wird, zerschlugen sich plötzlich und unerwartet, als bei ihm die Diagnose einer seltenen Geschwulstkrankheit

102 OSTERODER ZEITUNG gestellt wurde. Ungeachtet dessen stand er dem Vorstand nach wie vor bei juristischen Fragen mit fachlichem Rat zur Seite und nahm mit wachem Geist regen Anteil an der Arbeit des Vorstandes und der Kreisgemein- schaft. Den Teilnehmern am Hauptkreistreffen 2014 wird sicherlich sei- ne Totenehrung in der Feierstunde noch in Erinnerung sein, damals wohl nicht ahnend, dass dies nunmehr sein Credo bleiben wird. Seine Ehefrau sandte uns das Bild für diesen Nachruf und schrieb dazu: „Das Schönste, was ein Mensch hinterlassen kann, ist ein Lächeln im Gesicht derjenigen, die an ihn denken.“ Wir teilen den Schmerz des unwiederbringlichen Verlustes mit seinen Angehörigen. Uli wird uns fehlen, bewahren wir ihn so in unserer Erinnerung. Der Vorstand

Ostpreußen

Oh hätt‘ ich tausend Münder, So schrie ich laut zu Dir. Tief in der Seele zündet Pfeilstark mein Ruf dahin. Ruhst Du noch still im Osten – Ein Land, mein Land, Du Land meiner Väter – Und wartest auf bessere Stunden? – Sollte ich schweigen um Dich, wär‘ ich Verräter, Schrei ich zu laut, öffne ich heilende Wunden. Ewig wach aber bleiben Gedanken. Noch nicht bist vergessen Du Heimat. Ulrich Reipert (Buchwalde) Dr.-Lieser-Straße 3, 5350 Euskirchen 27

Fundgut aus Folge 73 vom Mai 1990

OSTERODER ZEITUNG 103 Mitteilungen Unterkunftsmöglichkeiten im Heimatkreis Pension „Alte Schule“ in Kernsdorf Besitzer: Herr Jacek Tracs (spricht etwas deutsch)

Pension in Masuren – Stara Szkoła. Die Alte Schule ist ein Gebäude aus dem XIX. Jahrhundert, d. h. ca. 1890. Es war eine Zwei-Klassen-Schule, mit dunkler Klasse im Osten und heller Klasse im Westen. Sie diente bis 1978 als Schule. Die meisten Be- wohner von Wysoka Wies´/Kernsdorf haben diese Schule besucht. Seit fünf Jahren ist sie in unserem Besitz. Unter Beibehaltung des ur- sprünglichen Außenbereiches haben wir den Innenbereich den Bedürfnis- sen und dem Standard der heutigen Zeit angepasst. Wir haben fünf Gästezimmer, jedes mit eigenem Bad ausgestattet. Die Zimmer sind mit alten Vorkriegsmöbeln, die wir größtenteils selbst erneu- ert haben, eingerichtet. Die Gästezimmer sind generell Zweibettzimmer, aber in vier ist die Kombination 2+1 möglich. Zwei Gästezimmer haben einen Annex für Kinder. Für Kleinkinder haben wir zwei Kinderbetten. Für größere Kinder gibt es zwei Baumhäuser verbunden mit einer gesicherten Leiter, Schau-

104 OSTERODER ZEITUNG kel, Sandkasten und Rutsche. Für ältere Kinder haben wir 4 Fahrräder (1 Hybridfahrrad), 5 Hängematten und 31 Paar Lang- laufskier mit Schuhen sowie ein Schneemobil für die Skipisten. Kürzlich kauften wir 6 Paar Skiroller/Rollski, darunter einen für Jugendliche. Allerdings ist es eine extreme Sportart. Für die Erwachsenen gibt es einen Grillplatz verbunden mit einem Räucher- und Backofen und ein paar bequemen Lehn/Liegestühlen. Das Frühstück wird in unserer geräumigen Küche, an einem langen Tisch für 12 Personen, serviert. Zu unseren Spezialitäten gehören hausgemachte Pasteten, Bauernkä- se, Marmeladen und Honig, sowie frisches Gemüse aus eigenem Garten. Auf Wunsch servieren wir ein 3-5 Gänge-Menü aus einheimischen Bio- Produkten. Die Gerichte werden, von den besten nationalen und interna- tionalen Köchen inspiriert, zubereitet. Wir berücksichtigen etwaige spezielle Diäten (Vegetarier, Allergiker etc.). Außerdem können wir auch Picknick Körbe mit leckerem Essen vorbereiten. Die entspannte und friedliche Atmosphäre unseres Hauses wurde von vielen unserer Gäste hervorgehoben. In unmittelbarer Nähe, d.h. in ca. 500 m Entfernung befindet sich, ver- steckt in der Landschaft, das Fünf-Sterne-Hotel SPA Dr. Irena Eris. Es bietet eine breite Schönheitspalette und andere Attraktionen. Die Gegend unserer Pension ist einzigartig. Das Gelände ist hügelig und erinnert ein wenig an Beskid Niski/Niedere Beskiden. Daher eignet sich die Gegend rund um die Alte Schule für lange Spaziergänge. Man kann Wandern (im Winter auch Langlauf), Radfahren (manchmal muss man gut in die Pedale treten), Reiten, Schwimmen in den nahegelegenen Seen – der nächste befindet sich in 11 km Entfernung. Historische Eindrücke erwarten die Gäste in Grunwald, 18 km von der Schule entfernt. In der Pension wartet auf unsere Gäste eine große Bü- chersammlung in englischer Sprache sowie ein Heimkino mit 500 Filmen darunter mehrere sowjetische und russische Kultfilme in Originalsprache. Den Gästen steht ein kostenloses WiFi-Internet zur Verfügung. www.dylewskie.pl Frei übersetzt: Gisela Schweda

OSTERODER ZEITUNG 105 BdV-Zeitzeugendatenbank Der BdV beabsichtigt, eine Zeitzeugendatenbank zu erstellen. Hierzu hat sich der Präsident des BdV, Dr. Bernd Fabritius, mit folgendem Schrei- ben an die Landesverbände und Landsmannschaften gewandt: „Sehr geehrte Damen und Herren, 70 Jahre nach Kriegsende ist auch vor dem Hintergrund der aktuellen Ereignisse ein wachsendes Interesse der jüngeren Generation an den The- men Flucht und Vertreibung zu verzeichnen. Deshalb erreichen die BdV- Bundesgeschäftsstelle zahlreiche Anfragen von Lehrern, Studenten, Ein- richtungen der Erwachsenenbildung sowie Journalisten nach Zeitzeugen der Flucht und Vertreibung, die z.B. im Rahmen einer Unterrichtsstunde oder eines Vortrags bereit wären, sich im persönlichen Gespräch mit den Schülern oder Studenten Fragen zu ihrem Schicksal stellen zu lassen. Wir wissen, dass einige von Ihnen Zeitzeugen vermitteln und auch schon lange als Zeitzeugen über Flucht und Vertreibung berichten. Dafür sind wir sehr dankbar. Ein Vortrag oder ein persönliches Gespräch hin- terlassen einen weitaus tieferen – und dauerhaften! – Eindruck, als z. B. ein Video oder ein Geschichtsbuch das kann. Ein Zeitzeuge, der aus der eigenen Biographie berichtet und gleichzeitig für Rückfragen der Zuhörer zur Verfügung steht, ist als Multiplikator für das Vermitteln des Lebens in der Heimat, des erlebten Leids, aber auch des Ankommens in der neuen Heimat unübertroffen. Deshalb wollen wir unsere Zeitzeugen in einer Datenbank sammeln. Wir wären Ihnen dankbar, wenn Sie bei der Erstellung der Datenbank mithelfen würden. Es ist von vornherein ein Projekt auf Zeit – das wissen wir. Aber genau diese Zeit wollen wir noch intensiver nutzen, um gene- rationenübergreifend ins Gespräch zu kommen – da, wo es gewollt und gewünscht ist. Das Projekt wird innerhalb der BdV-Geschäftsstelle vom zuständigen Referenten für Grundsatz- und Jugendfragen, Roland Zillmann, geleitet, dem Aufbau und Pflege der Datenbank obliegen, genauso wie das Sicher- stellen der vertraulichen Behandlung der Kontaktdaten. Aus Datenschutz- gründen soll nur der Name, das Geburtsjahr, der Herkunftsort, die Her- kunftsregion sowie der aktuelle Wohnort – selbst das nur dann, wenn der Zeitzeuge ausdrücklich damit einverstanden ist – öffentlich sichtbar sein. Die Kontaktaufnahme mit dem Zeitzeugen geschieht ausschließlich über unsere Geschäftsstelle. Persönliche Daten werden vertraulich behandelt.

106 OSTERODER ZEITUNG Wir bitten darum, nur solche Personen zu benennen, die bereit sind, eine Anreise zu einer Schule/Universität in Kauf zu nehmen bzw. sich telefonisch befragen zu lassen. Wir nehmen unsererseits dann Kontakt zu den Personen auf und holen die erforderliche Einverständniserklärung ein. Lassen Sie uns die Jahre, in denen wir noch mobile Zeitzeugen haben, intensiv nutzen. Das müssen wir schon aus Respekt vor den Biographien der Flüchtlinge und Vertriebenen tun. Daher bedanken wir uns vorab für Ihre Mithilfe.“ Die Kreisgemeinschaft unterstützt dieses Vorhaben und bittet alle Mit- glieder und die Leser der Osteroder Zeitung, die zu einer Mitarbeit bereit sind, die Angaben Name und Vorname, Geburtsjahr, Herkunftsort und -region, ak- tuelle Postadresse, Telefonnummer, Faxnummer und E-Mailadresse zu richten an die Adresse: BdV Bundesgeschäftsstelle Grundsatz- und Jugendfragen z. Hd. Herrn Roland Zillmann 72 – 74 53175 Bonn. Der Vorstand

Hinweise zur polnischen Archivdatei ostpreußischer Standesämter Im „Archiwum Pan´stwowe w Olszynie“ (Staatliches Archiv in Olsz- tyn – Allenstein) werden Unterlagen der ostpreußischen Standesämter di- gitalisiert und sind bereits teilweise über das Internet kostenlos abrufbar. Adresse: http://olsztyn.ap.gov.pl/baza/wynik/php Es handelt sich hier vorwiegend um Kopien der Standesamtsunterlagen Geburtsregister, Heiratsregister und Sterberegister aus den Jahren etwa ab 1874 bis Anfang des 20. Jahrhunderts. Diese sind zu den jeweiligen Stan- desämtern jahresweise geordnet.

OSTERODER ZEITUNG 107 Nach dem Aufrufen erscheint ein Übersichtsblatt mit dem Verzeichnis verfügbarer Register. „Wykaz znalezionych materiałów“ – Liste vorliegender Umterlagen Weitere Hinweise zum Umgang: Sygnatura Ordnungsbegriff – die Dateien sind nach diesem Merkmal sortiert (u. a. ist ein Kennzeichen für das jeweilige Standesamt darin ent- halten). Beispiele: 42/323/… Standesamt Herzogswalde 42/346/… StA Grasnitz 42/349/… StA Locken 42/357/… StA Taberbrück 42/740/… StA Reichau 42/744/… StA Mohrungen 42/745/… StA Reichertswalde 42/746/… StA Liebstadt Stadt 42/751/… StA Waltersdorf 42/888/… StA Eckersdorf 42/890/… StA Liebemühl Nach Anklicken eines Standesamtes (z. B. Locken – 42/349/1 Geburts- nebenregister Nr. 1 – 34 … 1874) erscheinen zunächst die Register-Deck- blätter. Danach sind die nach Datum aufsteigend sortierten personenbezo- genen Blätter aufrufbar. dalej (rechts oben) weiter zum nächsten Blatt wstecz (links oben) zum vorhergehenden Blatt zurück zamknij (rechts unter dem Blatt) Schließen des Blattes POWRÓT Zurück zum Verzeichnis Einige der dargestellten Personenblätter sind sehr schlecht les- bar (schwache Kopie). Kenntnisse im Umgang mit der alten deutschen Schreibschrift sollten vorhanden sein. Insgesamt ist das Ganze eine recht mühevolle Arbeit – jedoch sehr hilf- reich für die eigene Ahnenforschung. Der Dank geht an die polnischen Kollegen die es sich zur Aufgabe ge- macht haben, alte deutsche Archivunterlagen aufzubereiten – Dzie˛nkuje˛ bardzo! Mannfred Poschmann, 18055 Rostock, Lagerstr. 11, Tel. 03 81/45 41 99 EMail: [email protected]

108 OSTERODER ZEITUNG Die Reiseplanung zeigt kleine Veränderungen gegenüber der Voran- kündigung in Folge 123, S. 128–130: Eine Stadtrundfahrt in Posen ist nicht mehr vorgesehen, dafür ein Zwischenaufenthalt in Marienburg mit Be- sichtigung des Schlossmuseums. Die Schifffahrt auf dem Oberländischen Kanal ist für den 08.07.2016 geplant, dem letzten Aufenthaltstag in Osterode, also etwas anders als in meinem Bericht der Busfahrt 2015 in diesem Heft. Übrigens: Danzig ist die Königin des Baltikums (nicht Basilikums)! Der Schriftleiter

OSTERODER ZEITUNG 109 Suchanzeigen

Frau Christa Laub, Jorkerfelde 16 G, 21635 Jork, schreibt uns als Lese- rin der „Osteroder Zeitung“ wie folgt: In dem Nachlass meiner verstorbenen Mutter Edith Becker, geb. Wichert, habe ich ein Sparkassenbuch der Kreis- und Stadtsparkasse Osterode/Ostpr. (letzte Eintragung am 16.01.1945!) und verschiedene weitere Schriftstücke, Bescheinigungen, Bahnfahrkarte, Kriegsgefangenenpost und 15 Negativbil- der von Fräulein Hildegard Hollasch aus Tharden (geboren am 17.03.1914) gefunden. Meine Mutter und ihre Eltern (Curt und Maria Wichert) wohnten bis zur Flucht in Osterode, Hindenburgstraße 1. Der Name Hollasch ist mir aus Erzählungen meiner Mutter nicht bekannt. Ich habe keine Erklärung dafür, wie diese auf Hildegard Hollasch ausgestellten Schriftstücke etc. in den Besitz meiner Mutter gelangten. Vielleicht finden sich durch Nachfor- schungen oder eine Suchanzeige Angehörige von Fräulein Hollasch, denen die genannten Unterlagen dann übergeben werden könnten. Hinweis der Redaktion (Lm. Günther Behrendt): Nach der Flucht 1945 soll die Familie Hollasch in Schleswig-Holstein angekommen sein und wohnte dort in Neustadt/Holst., Teufelsberg 15. Hildegard Hollasch hatte zwei Geschwister (Christel und Fred). Aus unserer Heimatkreiskartei ist ersichtlich, dass Fräulein Hildegard Hollasch, geb. 17.03.1914, zuletzt in Duisburg, Glaubergstraße 38, wohn- te. Ein Sterbedatum ist nicht bekannt. Für eine eventuelle Übergabe der o. a. Unterlagen werden Angehö- rige bzw. Verwandte von Hildegard Hollasch gesucht. Wer meldet sich bzw. wer kann hilfreiche Angaben machen? Mitteilungen erbeten an Günther Behrendt, Qualenriethe 9, 31535 Neustadt, Tel. 0 50 32/6 16 14 (Mitarbeiter der Redaktion der Osteroder Zeitung)

Guten Tag, ich suche dringend Informationen zu meiner Mutter, Mar- garete Kaduk, geb. Klopottek,* 21.03.1919 in Buchwalde, Kreis Ostrode. Über weiterführende Informationen würde ich mich sehr freuen. Dank im Voraus und den besten Grüßen Maria Kaduk, Kopernikusstr. 12, 40223 Düsseldorf Tel. 0211 375962, E-Mail: [email protected]

110 OSTERODER ZEITUNG Guten Tag, ich bin Nachfahrin der Familie Pawelzcik. Die Familie kam um 1930 nach Klein Lehwalde. Der Vater Adam war Straßenwärter. Seine Frau hieß Friederike. Die Kinder waren Walter (als junger Mann gefallen in Finnland), Elisabeth (geb. 1925) und Helmut (geb. ca. 1927). Ich suche Menschen, die die Familie kannten, vielleicht noch Fotos haben. Viele Grüße Alexandra Paetsch, Am Kiebitzberg 5, 30926 Seelze Tel. 0 51 37/93 83 93, E-Mail: [email protected]

Guten Tag, Frau Krzysteczko, nach unserem Telefongespräch schicke ich Ihnen das Besprochene noch einmal schriftlich. Herr Werner Macholl, geb. 31.01.1927 in Berlin, bat mich, da er keinen Internetzugang hat, nach seiner Jugendfreundin Edith Wolff, geb. April 1927 in Röschken, zu forschen. Das Geburtsdatum ist leider nicht mehr bekannt. Kennengelernt hat Werner Macholl Edith Wolff bei einem Verwand- tenbesuch 1943 in Röschken. Der Vater hieß Otto Wolff. Die Familie Wolff lebte 1945 nach der Flucht in Finkenkrug bei Berlin. Den letzten Kontakt zu Edith Wolff hatte er 1946. Edith Wolff lernte dann einen Bergmann aus dem Ruhrgebiet kennen, heiratete und verzog in das Ruhrgebiet. Der Wohnort dort ist nicht be- kannt. Sie hatte einen Sohn aus dieser Ehe mit dem Namen Werner. Mit freundlichen Grüßen Ulrich Kröner

Wer kennt Anneliese Schröder, geb. 10.12.1927, älteste Tochter von Fi- scher Schröder in Liebemühl, verheiratete Heese, oder die Kinder – zwei Söhne, geb. 1951 und 1953, und zwei Mädel, geb. 1959 und 1961. Auskunft an Harry Zillgith, Auf der Knappule 16, 44265 Dortmund, Tel. 02 31/46 08 32

OSTERODER ZEITUNG 111 Sehr geehrte Redaktion der Osteroder Zeitung, mit großer innerer Bewegung habe ich in der letzten Folge unserer Zei- tung auf der Seite 139 die zwei schönen Bilder vom Eißingsee betrach- tet – zeigen sie doch jenen See, an dessen Ufern ich in der anliegenden Gemeinde Pulfnick (heute Pelnik) die glücklichste Zeit meiner Kindheit verbrachte. Nun habe ich an Sie ein sehnliches Anliegen. Würden Sie im nächs- ten Heimatbrief meine Bitte veröffentlichen, dass sich vielleicht frühere Pulfnicker Einwohner finden, die mir etwas Genaueres über das Schicksal meiner nächsten Verwandten mitteilen könnten – es handelt sich um die alteingesessene Pulfnicker Landwirtsfamilie Jakob und Wilhelmine Beh- rendt sowie deren Angehörige Emma, Arthur und Rudolf Behrendt. Alle meine langjährigen Nachforschungen haben nur zu äußerst ungenau- en und widersprüchlichen Ergebnissen geführt und in der DDR war mir die Existenz einer Kreisgemeinschaft Osterode gar nicht bekannt gewor- den. Unsere Nachbarn waren die Familien Linke bzw. Grabowski. Unser Wohnhaus stand im Zentrum Pulfnicks, nur durch die Dorfstraße vom Eißingsee getrennt (in dem ich meine ersten Schwimmversuche unter- nahm!). Gesichert scheint lediglich zu sein, dass die Pulfnicker viel zu spät die Erlaubnis zur Flucht vor der näherrückenden Roten Armee erhielten, auch meine nächsten Verwandten nicht mehr entkamen und in unser Dorf zurückkehrten. Ab diesem Zeitpunkt ist mir ihr Schicksal unbekannt, da ich die letzten Kriegsereignisse dort nicht mehr erlebte, sondern mich bei meiner Mutter Frieda Behrendt in Leipzig aufhielt, wo sie zu diesem Zeitpunkt arbeitete. Können Sie mir helfen? Viele herzliche Grüße Heinz Behrendt, Gottschaldstraße 3, 08523 Plauen/Vogtland, Tel. 0 37 41/47 03 91, E-Mail: [email protected]

Einsendeschluss für die nächste Folge der Osteroder Zeitung: 15. März 2016

112 OSTERODER ZEITUNG Veranstaltungshinweise

Ausstellungen bis 31.12.2015: Ermland und Masuren - Historische Stadtansichten bis 21.02.2016: Die Reichskanzler der Weimarer Republik. Ausstellung der Stiftung Reichspräsident- Friedrich-Ebert-Stiftung, Heidelberg

Das Ostpreußische Landesmuseum ist wegen Umbau geschlossen!

Landsmannschaft Ostpreußen, Landesgruppe M-V Vors.: Manfred F. Schukat, Hirtenstr. 7a, 17389 Anklam , Tel. 03971 - 245688

21. Ostpreußentreffen Mecklenburg-Vorpommern

Neubrandenburg 2016 Sonnabend, den 8. Oktober 2016, 10–17 Uhr Jahn-Sport-Forum Neubrandenburg, Schwedenstraße Alle 40 ostpr. Heimatkreise sind an Extra-Tischen ausgeschildert. Verwandte & Freunde bitte mitbringen. Für das leibliche Wohl und ein schönes Kulturprogramm ist gesorgt.

OSTERODER ZEITUNG 113 Aus der Kunstszene Władysława Małgorzata Biez·un´ska Die Freizeit verbringt sie beim Malen mit neuen Techniken wie Pastelle oder Monotypie. Die Ma- lerei gibt ihr eine große Zufrieden- heit und Entspannung. Seit März 2011 ist sie Mitglied im Klub der Hobby Maler. Sie beteiligte sich am „Malen im Freien“ am Dre- wenz See und danach an den Aus- stellungen.

Der Bahnhof von Alt-Jablonken/Stare Jablonki.

114 OSTERODER ZEITUNG 45 Jahre Hobby Maler in Osterode/Ostróda Der Verein der Hob- by Maler ist einer von vielen im Landkreis Osterode/Ostróda. Seit der Gründung im Jahr 1968 hat der Verein zahlreiche Aus- stellungen durchge- führt. Die Mitglieder ha- ben viele Preise und Auszeichnungen ent- gegen genommen. Die Arbeiten waren in in- dividuellen und kollek- tiven Ausstellungen zu sehen. Es fanden auch einige Treffen „Malen im Freien“, sowohl im Landkreis als auch im Ausland, statt. Unter den Mitgliedern sind Amateure und Profis auf dem Gebiet der Malerei, Fotografie, Bildhauerei oder Computergrafik. Willkommen sind Auto- ren in der Literatur, Historiker und talentierte Menschen. Lange Zeit un- terstützen Gisela und Uwe Schweda den Verein. Seit 2012 sind sie nun Mitglieder. Gisela und Uwe leben in Gelsenkirchen, aber mehrmals im Jahr sind sie in Osterode. Gemeinsam arbeiten sie im Friedensdorf Inter- national und pflegen freundschaftliche Beziehungen zu den jetzigen Be- wohnern aus Osterode/Ostróda und mit Menschen aus dem Landkreis Osterode/Ostróda, die jetzt in Deutschland leben. Gisela entdeckte die Malerei und Uwes Hobby ist das Fotografieren. Er sucht nach Orten mit interessanten Geschichten. Giselas und Uwes Werke wurden in der Burg und im Amphitheater ausgestellt. Ala Pisarska Frei übersetzt: Gisela Schweda

OSTERODER ZEITUNG 115 Der Maler des Titelbildes Wiesław Reginis, Ostróda.

Die Druckerei Die Rautenberg Druck GmbH – hier entsteht die Osteroder Zeitung.

Der Zeitungsbericht vom 28.07.1020 aus dem Gedenkbuch.

116 OSTERODER ZEITUNG Suche nach der Jubiläumseiche in Marienfelde Am 28. Juli 1929 wurde zum 600-jährigen Bestehen der Gemeinde Ma- rienfelde ein Dorffest begangen. Zur 600-Jahr-Feier und zum Gedenken, der 20 im I. Weltkrieg Gefallenen aus Marienfelde/Glaznoty, 7 aus Ruh- walde/Wygoda, 3 aus Klein Lobenstein/Lubstynek, 7 aus Kernsdorf/Wy- soka Wies´, wurde eine Eiche geweiht. Dank der Idee von Herrn Ryszard Kowalski haben wir uns am 20.08.2015 auf die Suche nach der Jubiläumseiche – mit Ryszard Kowal- ski, Ala Pisarska, Uwe und Gisela Schweda – begeben, um den Standort zu finden. Stolz und fest steht sie – tief verwurzelt in der Erde – voll Kraft und Vertrauen am Fuße der ev. Kirche von Marienfelde. Ganz herzlichen Dank an Frau Joanna Krzysteczko aus der Geschäfts- stelle der Kreisgemeinschaft Osterode Ostpreußen e. V., die mir bei der Suche des Gedenkbuches behilflich war. Quelle: Gedenkbuch der Jahrfeier 1329-1929 Gisela Schweda

Im Gedenkbuch fi ndet sich in „deutscher“ Handschrift ein Gedicht zur Weihe der Heldeneiche in „deutschnationalem“ Geist und unversöhnlich gegenüber den polni- schen Nachbarn, das unseren Bemühungen krass entgegensteht. Ein Verfasser ist nicht genannt, nur der Name des zwölfjährigen Schülers Gernot Dennukat, der es damals vortragen durfte. Joanna Krzysteczko hat die Zeilen in Druckschrift übertragen. Um- seitig die Fotos der erfolgreichen deutsch- polnischen Suche von Rychard Kowalski mit Uwe Schweda, der die Aufnahme mit Ala Pisarska, Rychard Kowalski und Gisela Schweda besorgte.

OSTERODER ZEITUNG 117 118 OSTERODER ZEITUNG Diese Zeilen kamen mir am 10.08.2006 vor meinem ersten Wiederse- hen am 31.08.2006 mit meiner Heimatstadt Osterode (nach der Flucht am 21.01.1945) anlässlich der Reise zum Heimatkreistreffen vom 31.08. bis 07.09.2006 in Ostróda den Sinn: Heimweh nach Osterode Über mir die Wolken jagen nach Osten hin, bei starkem Wind, und ich hör‘ sie lockend fragen: „Kommst Du mit, Osteroder Kind?“

Gern würd‘ ich mit ihnen ziehen in die Heimat traut, doch weit. Müsst‘ den Fesseln nur entfliehen, denn ich spür‘: Jetzt wird es Zeit!

Wolken sagt, ob dunkle Wälder rund noch um Osterode stehen. Sagt, ob über gold‘ne Felder noch die Sommerwinde wehen.

Ob das Korn in gelben Wogen flüsternd mit den Ähren rauscht, Obiges Foto von Sigi Sommer aus Osterode/Ostpreußen, Wasser- ob, wenn ihr vorbeigeflogen, straße, wurde am 04.09.2006 von seinen Liedern habt gelauscht. mir und meinem Sohn in Ostróda gemacht. 61 Jahre sind vergangen, müssen nicht noch mehr vergehen, seit mein Heimweh angefangen. – Osterode, ich muss Dich wiedersehen!

Mein alter Traum aus Kindertagen: Der Bismarckturm im tiefen Schnee. – Ja, ich werd‘ den Wolken sagen: Nehmt mich mit zum Drewenzsee!!!

Christina Duscha-Zimmer, Am Grünen Weg 17, 40667 Meerbusch Tel. 0 21 32/7 18 29 geb. in Osterode/Ostpreußen, Kirchenstraße 41, ul. S. Wyspianskiego 12

OSTERODER ZEITUNG 119 Fleischermeister Adolf Duscha entspannt sich beim Klavierspiel zwischen seiner Arbeit in der Wurstküche und dem Verkauf im Laden und hatte keine Zeit, seine Schürze abzunehmen!

Weihnachten 1912/13 bei Familie Adolf Duscha, Osterode/Ostpr., Pausenstraße 1.

120 OSTERODER ZEITUNG Weihnachtsgans als Friedenstaube Vor 50 Jahren war es für junge unverheiratete Paare fast unmöglich, in Düsseldorf eine eigene Wohnung zu mieten, und so mussten wir im No- vember 1963 heiraten, um als Eheleute endlich unseren Mietvertrag zum 1. Dezember unterschreiben zu können. Wir waren sehr glücklich über unser eigenes „Nest“ und beeilten uns, damit wir es bis zum Weihnachtsfest renoviert und gemütlich eingerichtet hatten. Ich freute mich ganz besonders darauf, den Festtagsbraten ganz allein nach meinen Vorstellungen zubereiten zu können. Den Mittagstisch hatten wir gemeinsam festlich gedeckt: Die Kartof- feln dampften auf dem Herd und Rotkohl mit Äpfeln sowie Gänsebraten dufteten bereits köstlich, während mein „Männe“ eine gute Flasche Wein entkorkte und beiläufig fragte: „Du vergisst doch nicht, die Bratensoße mit Mehl anzudicken und mit Sahne zu verfeinern, so wie meine Mutter es immer macht?“ Ich glaubte, nicht richtig gehört zu haben! Das kann nicht wahr sein, dachte ich, dass er mir schon nach knapp vier Flitterwochen Vorschriften macht, und so erwiderte ich ärgerlich: „Doch, ich werde es absichtlich vergessen, weil mir Mehlpampe nicht schmeckt und es in meiner Familie üblich ist, das leckere pure Bratenfett über die Gans, Kartoffeln und den Kohl zu gießen!“ Ein Wort gab das andere, und bald waren wir mitten in unserem ersten Streit! Plötzlich bemerkte ich brenzligen Bratengeruch und riss, immer noch wütend, mit einem Ruck die Backofentür auf. Da kam mir völlig unerwar- tet der Bräter wie eine Rakete entgegengeschossen. Gerade noch konnte ich zur Seite springen, als der Topf an mir vorbei durch die ganze Küche sauste und erst an der gegenüberliegenden Wand abprallte, wobei die Gans herausschleuderte, auf dem Küchenboden landete und das herausspritzen- de Bratenfett auf der neuen Küchentapete einen riesengroßen Fettfleck verursachte. Ich stand da und wusste nicht, ob ich weinen oder lachen sollte, als ich sah, wie die Bratensoße langsam von der Wand tropfte und mit ihr auch unser Streitgrund. Mein „Männe“ war kalkweiß im Gesicht, nahm mich in die Arme und sagte tröstend: „Gott sei Dank, dass Dir nichts passiert ist, aber das soll uns eine Lehre sein, nie wieder über Lappalien zu streiten. Und so war es.

OSTERODER ZEITUNG 121 Seit über 50 Jahren feiern wir gemeinsam und harmonisch mit der gan- zen Familie unsere Weihnachtsfeste, aber so ein aufregendes wie das erste, haben wir nie wieder erlebt. P.S.: Einige Zeit später haben wir bemerkt, dass der Herd auf dem un- ebenen Küchenfußboden nicht waagerecht stand und dass das der wahre Grund für die friedenstiftende Gänse-Rakete war. Christina Zinner-Duscha, Am Grünen Weg 17, 40667 Meerbusch Tel. 0 21 32/7 18 29

Masurische Elegie Wer fragt uns denn schon wovon wir träumen? Lag ich versonnen in Gottes Garten, mitten von duftenden Fichtenzweigen sich dehnenden Birkenbäumen wohlig auf sattem Mariengras blickt‘ ich hinauf zum hellen Abendstern über meiner Zauberwelt Schöpfers Hand und Sphärenzelt hört ich euch wieder sehnsuchtsselige Himmelsstimmen wispernden Nachtgesang im vertrauten Masurenklang lausch‘ ich verträumt Gesängen wie diesen will eilen, Masuren, zu euch Paradiesen. Werner Möllenkamp

122 OSTERODER ZEITUNG L‘amour mazur Der Duft der Erde die satte Herde wie Samt und Seide der Atem der Heide das Korn so dicht dies pralle Licht die innigste aller meiner Amouren bist du, mein Schatz, du schönes Masuren. Die Rosenzikaden zirpen zur Nacht dem Schöpfer dankend was der Tag gebracht sag‘ es dem Herrn du holder Abendstern die innigste aller meiner Amouren bist du, mein Schatz, du schönes Masuren. Werner Möllenkamp, 2004

Dem Schriftleiter liegen weitere Texte von Dr. Werner Möllenkamp, Werner Graw, Christiane Duscha-Zinner und Zeichnungen ihres Vaters Paul Duscha, Fleischermeister im alten Osterode, und sogar ihres Groß- vaters Adolf Duscha vor, die auf Veröffentlichung warten. Dazu stellte mir Ilse Conrad-Kowalski gebundene Werke folgender Autoren, die ihre Schicksalserfahrungen und Kenntnisse über Ostpreu- ßen ihren Kindern, Enkeln und der Nachwelt weitergeben wollen, zur Verfügung: Edeltraut Krebs-Krafft: Meine Mädchenjahre in russischer Gefangen- schaft, Hamburg 1996 Irmingard Alex (war Lehrerin in Mölln): Erinnerungen I (privat) und Ursula Böhm: Hör auf mit deiner Märchenstunde (privat) Nur Aufschreiben ist hilfreich, wenn Nachfahren das Erlebte nicht mehr hören mögen!

OSTERODER ZEITUNG 123 Die letzten Ostpreußen Wir sind die Letzten, denen noch der Heimatwind die Wiegenlieder sang und die Kirchenglocken ihre Botschaft zuriefen.

Wir sind die Letzten, die dort noch an der Mutter Hand durch die Tage wanderten.

Wir sind die Letzten, denen dort noch die Sonne die Kindheit durchleuchtete, und die der eisige Winter erschaudern ließ.

Wir sind die Letzten, die dort unbeschwert den Schulweg entlang hopsten und glücklich waren.

Wir sind die Letzten, denen die Heimat all‘ ihre Geborgenheit schenkte, bis die Kriegsfurien uns aus ihren schützenden Armen rissen.

Wir sind die Letzten, die das alles noch im Herzen tragen.

Und wir werden die Letzten sein, mit denen die Erinnerungen an dieses wunderbare Land im fremder Erde für immer versinken. Ottokar G. E. Wagner, 21.02.2007

124 OSTERODER ZEITUNG Organisation der Kreisgemeinschaft

Vorstand der Kreisgemeinschaft – Namen und Anschriften der Mitglieder 1. Prof. Dr. med. Edgar Steiner Vorsitzender und Kreisvertreter Friedrich-Hegel-Str. 18, 15230 Frankfurt (Oder), Telefon: (0335) 539096 2. Burghard Gieseler Stellvertretender Vorsitzender Elritzenweg 35, 26127 Oldenburg, Telefon: (0441) 6001736 3. Waldemar Czichon Schatzmeister Schillerstr. 11, 33803 Steinhagen/Westf., Telefon: (05204) 7478 4. Klaus Masuhr Im Anger 3, 56154 Boppard, Telefon: (06742) 4451 5. Hans-Jürgen Falke Im Luftfeld 53, 40849 Düsseldorf, Telefon: (0211) 404829 6. Wieland Mücke Ackerbreite 12, 37520 Osterode am Harz, Telefon: (05522) 318331

Redaktion der Osteroder Zeitung – Namen und Anschriften der Mitarbeiter 1. Klaus Masuhr, Schriftleiter (Adresse wie oben) 2. Günther Behrendt Qualenriethe 9, 31535 Neustadt a. Rbge., Tel.: (05032) 61614 3. Alfred Knafla Kapellenbrink 10 A, 30880 Laatzen 4. Joanna Krzysteczko (siehe Geschäftstelle und Heimatstube der Kreisgemeinschaft) 5. Wieland Mücke (Adresse wie oben) 6. Gisela Schweda Winkelmannshof 26, 45891 Gelsenkirchen, Tel.: (0209) 781664 7. Prof. Dr. Edgar Steiner (Adresse wie oben)

OSTERODER ZEITUNG 125 Geschäftsstelle und Heimatstube der Kreisgemeinschaft

Anschrift: Kreisgemeinschaft Osterode Ostpreußen e. V. Abgunst 1, 37520 Osterode am Harz Postfach 1549, 37505 Osterode am Harz Tel.: 05522/919870, Fax: 05522/5024671 E-Mail: [email protected]

Leiterin: Joanna Krzysteczko

Geschäftszeiten: Dienstag und Donnerstag von 14 bis 17 Uhr

Beauftragter für die Heimatstube: Hans-Jürgen Falke Im Luftfeld 53, 40849 Düsseldorf, Telefon: (0211) 404829

Die Ausstellungsräume der Heimatstube können jederzeit während der o. a. Geschäftszeiten der Geschäftsstelle besichtigt werden.

Neue Kontonummer der Kreisgemeinschaft: Sparkasse Osterode am Harz Konto-Nr. 215 126 186, BLZ 263 510 15 Für Überweisungen aus dem Ausland: Sparkasse Osterode am Harz IBAN: DE78 2635 1015 0215 1261 86 BIC: NOLADE21HZB

Präsentation im Internet: www.kreisgemeinschaft-osterode-ostpreussen.de

Diesem Heft wird in der Mitte das Formular einer Beitrittserklärung bei- gefügt, das ohne finanzielle Verpflichtung an die Geschäftsstelle zu senden ist, denn die Kreisgemeinschaft lebt weiter von Ihren Spenden, nicht von Mitgliedsbeiträgen. Die Mitgliederversammlungen finden jährlich beim Hauptkreistreffen statt und sind praktisch nur noch erweiterte Vorstands- sitzungen. Da wäre eine stärkere Beteiligung interessierter OZ-Leser (und PAZ-Bezieher) wünschenswert. Der Schriftleiter im Namen des Vorstands

126 OSTERODER ZEITUNG Bücher und Pläne der Kreisgemeinschaft

Bücher 1. Chronik der Stadt Liebemühl 1800-1922, 156 Seiten, 1,– Euro 2. Bildband III – Osterode Ostpr. in alten Ansichten – Format A5, 186 Seiten, 170 Wiedergaben alter Aufnahmen, davon 45 farbig, 10,– Euro 3. Bildband IV – In alten Ansichten – Gilgenburg, Hohenstein, Liebemühl im Kreis Osterode Ostpr., Format A5, 175 Seiten, 170 Reproduktionen, davon 32 farbig, 10,– Euro 4. Geschichte des Amtes und der Stadt Hohenstein, Nachdruck von 1859, Format A5, 132 Seiten, 7,50 Euro 5. Sonderschrift „Städtepartnerschaft Hohenstein-Leipzig. 1915“, Format A5, 90 Seiten, 1,– Euro

Kreiskarte und Stadt-/Ortspläne a) Kreiskarte Osterode Ostpr. im Maßstab 1:100000, 9,– Euro b) Stadtplan Osterode Ostpr., 4,– Euro c) Stadtplan Hohenstein, 2,50 Euro d) Stadtplan Liebemühl, 2,50 Euro e) Stadtplan Gilgenburg, 2,50 Euro f) Ortspläne von allen Dörfern in der Größe DIN A4, 3,50 Euro g) CD mit allen Ortsplänen der Gemeinden im ehem. Kreis Osterode Ost- pr. einschl. Einwohnerverzeichnissen und Kirchspielen (Stand. 1945), 20,– Euro

Bestellungen ausschließlich bei der Geschäftsstelle der Kreisgemeinschaft Osterode Ostpreußen, Postfach 1549, 37505 Osterode am Harz, Tel.: 05522/919870, Fax: 05522/5024671. Die oben angegebenen Preise zuzüglich Versandkosten von 2,50 Euro bei Büchern bzw. 1,50 Euro bei Kreiskarten und Plänen sind im Voraus auf das Konto der Kreisgemeinschaft Osterode Ostpreußen e.V.: Sparkasse Osterode am Harz, Konto-Nr. 215 126 186, BLZ 263 510 15, zu überweisen.

OSTERODER ZEITUNG 127 Impressum Herausgeber: Kreisgemeinschaft Osterode Ostpreußen e.V. Kreisvertreter: Prof. Dr. med. Edgar Steiner Redaktion: Klaus Masuhr, Schriftleiter: Koordinierung, Gestaltung und inhaltliche Gliederung, Zusammenstellung des Manuskripts; Heimatkunde – Geschichte – Kultur Günther Behrendt: In unserem Heimatkreis damals (Erinnerungen – Erlebnisse – Berichte), Ortstref- fen und Schülertreffen, Mitteilungen und Suchanzeigen Alfred Knafla: Dokumentationen und Verschiedenes Joana Krzysteczko: Familiennachrichten, Bücher und Pläne der Kreisgemeinschaft, Versand der Zeitung Wieland Mücke: Aus unserer Patenstadt Osterode am Harz Gisela Schweda: Aus unserem Heimatkreis heute (Informationen – Impressionen) Prof. Dr. med. Edgar Steiner: Berichte über aktuelle Vorgänge in der Kreisgemeinschaft, Heimattreffen, Orga- nisation der Kreisgemeinschaft, Ehrungen, Gedenken, Buchbesprechungen Bitte senden Sie Ihre Beiträge unmittelbar an die zuständigen Mitarbeiter! Bestellungen, Abbestellungen, Adressenänderungen: Geschäftsstelle der Kreisgemeinschaft Osterode Ostpreußen e.V., Postfach 1549, 37505 Osterode am Harz, Tel.: 05522/919870, Fax: 05522/5024671 Druck: Rautenberg Druck GmbH, Blinke 8, 26789 Leer/Ostfriesland Auflage: 4.000 Exemplare Erscheinungsweise: Zwei Folgen jährlich, im Mai und im Dezember. Einsendeschluss: 1. Februar und 1. September Jeder Verfasser ist für seinen Beitrag verantwortlich. Namentlich gekennzeichne- te Beiträge geben nicht in jedem Fall die Auffassung des Herausgebers und der Redaktion wieder. Die Redaktion behält sich bei allen eingesandten Manuskrip- ten das Recht vor, Kürzungen und sinnvolle Änderungen ohne Rückfrage vorzu- nehmen sowie den zeitlichen Abdruck der Beiträge zu bestimmen. Nachdruck – auch auszugsweise – nur mit Genehmigung des Kreisvertreters.

128 OSTERODER ZEITUNG Fragmente der Turmuhr der Lockener Kirche

Taufengel mit der Muschel des Hl. Jakobus, Neugestaltung des alten Taufengels? Kirche in Locken ostpreussen-net