Verkehrsgeschichte und Geschichte Die königlich-sächsischen Meilensteine der kursächsischen Postmeilensäulen

Im Zuge verstärkten Chausseebaus ab 1800, territorialer Veränderungen Sach- sens durch den Wiener Kongress 1815, der Einführung der neuen Meilenlänge Postmeilensäulen und -meilensteine in der „Allgemeinen Posttax-Ordnung“ des Sächsischen Finanzministeriums von sind steinerne Zeugen der Verkehrs- 1840 (1 Meile entsprach nun einer Strecke von 7,5 km) und einer folgenden Neu- und Postgeschichte Sachsens. Infolge vermessung des Landes verloren die kursächsischen Postmeilensäulen ihre Bedeu- ihrer Einmaligkeit sind sie wichtige tung als Entfernungsanzeiger. Die alten Angaben aus der Zeit Augusts des Starken Objekte des Denkmalschutzes. Sie gel- stimmten nun nicht mehr. Die Säulen wurden vorwiegend in größeren Orten ab- ten als Marksteine zweier Landesver- gebaut, in kleineren Orten sind etliche erhalten geblieben. messungssysteme innerhalb der wirt- schaftlichen Entwicklung Sachsens. Auf einer gemeinsamen Konferenz des Sächsischen Finanzministeriums und der Oberpostdirektion 1857 in wurde über die Aufstellung von neuen Post- Am Ende des 17. Jahrhunderts wurde meilensteinen beraten. Im Königreich Sachsen holte man Angebote für kosten- das Erzgebirge postalisch erschlos- günstiger gefertigte Steine ein. Nach Vermessungsarbeiten durch den Dresdener sen, um der gestiegenen wirtschaft- Oberstraßenmeister August Wilke erhielt der Dresdener Steinmetzmeister Carl lichen Bedeutung auch dieser Region Friedrich Theodor Uhlmann den Auftrag zur Fertigung der Steine. Sie wurden mit Rechnung zu tragen. Um 1700 war der Eisenbahn bis zu den jeweils standortnächsten Bahnhöfen transportiert. die Poststrecke von Schneeberg über , , Plat- So erhielt Sachsen ab 1859 nochmals ein einheitliches System von Meilenzeichen. ten bis Karlsbad eingerichtet. Bereits ab etwa 1695 wurden wichtige sächsische An den Straßenrändern stellte man Halb- und Ganzmeilensteine, Abzweig-, Grenz- Verkehrswege durch hölzerne Wegsäulen gekennzeichnet. Der Kurfürst von Sach- übergangs- sowie Stationssteine an den Ausgangs- und Endpunkten von Postrou- sen, August der Starke, veranlasste durch ein Dekret 1721 den Ersatz der hölzernen ten auf. Sie werden heute als königlich-sächsische Meilensteine bezeichnet. durch steinerne Wegsäulen unter Leitung des „Land- und Grenzkommissars“ Adam Friedrich Zürner (1679–1742). Die Städte und Gemeinden Sachsens wurden beauf- lagt, die steinernen Säulen zu setzen und zu finanzieren. An den Poststraßen wur- den Viertelmeilensteine, Halb- und Ganz- meilensäulen aufgestellt. Die sächsischen Städte errichteten wappengeschmückte Postdistanzsäulen vor den Stadttoren oder, wie z. B. in Eibenstock und Johanngeor- genstadt, später nur eine im Ortszentrum. Die in den Säulen eingemeißelten Ent- fernungen zu Städten und Poststationen waren in Stunden angegeben, wobei eine Wegstunde (St.) einer halben Postmeile (4,531 km) entsprach. Diese Wegstre- cke legte im Durchschnitt ein Fußbote in einer Stunde zurück. Auch die Stadt Eibenstock besaß eine Postmeilensäule. Ihre wechselvolle Geschichte wurde aufgearbeitet (s. Faltblatt „Postdistanzsäule Quelle: F. H. Hofmann, „Postgeschichte von Schwarzenberg“ Eibenstock“). Die rekonstruierte Distanzsäule wurde anlässlich der 850–Jahrfeier der Stadt 2005 auf dem Postplatz nahe ihrem ursprünglichen Standort wiederer- Charakteristisch ist ein etwa quadratischer Grundriss und ein walzenförmiger obe- richtet. Sie ist ein Schmuckstück in unserer Erzgebirgsstadt. rer Abschluss. Die Steine waren unterschiedlich groß; die Steinhöhe eines Stati- onssteins betrug 3 ½ Ellen (= 198,2 cm), die eines Ganzmeilensteins 2 ½ Ellen (= 141,6 cm). Die Schrift wurde eingehauen und schwarz ausgelegt. Die Stations- Auszüge aus 75 Jahre Eibenstocker Tageblatt, 3. Beilage vom 24. November 1928 steine an den Poststationen waren mit Inschriften zu den nächsten Orten und Post- Kontaktadresse: Forschungsgruppe „Kursächsische Postmeilensäulen“ e. V. stationen versehen; die Ganzmeilensteine mit Inschriften zur nächsten Poststation. „Aus der Geschichte des Eibenstocker Postwesens“ von Oberpostmeister Fülleborn Halbmeilensteine blieben ohne Inschriften. Ihre Schmuckelemente sind schwarze Bereichsbeauftragter: Heinz-Jürgen Guddat gusseiserne Königskronen auf der Vorder- und Rückseite als Zeichen der Postho- Ernst-Roch-Str. 6 ... Im Jahre 1851 wurde die Postanstalt zum Postamt II. Klasse erhoben und von heit des Königreiches. Als das Deutsche Reich 1875 der Pariser Meterkonvention 09456 Annaberg-Buchholz diesem Jahre an von dem Postmeister Fleischer bis zum Jahre 1859, in welchem das beitrat und damit in Sachsen die Meile als offizielles Längenmaß abgelöst wurde, Postamt unter die Aemter I. Klasse eingereiht wurde, verwaltet. Im Jahre 1862 erfolgte verloren auch diese Steine nach nur 16 Jahren ihre Bedeutung als Entfernungs- die Vereinigung der bis dahin selbständigen Telegraphenstation mit dem Postamt. Seit anzeiger. Sie wurden abgetragen, als Baumaterial verwendet; viele erhielten auch 1859 bekleidete die Vorsteherstelle der Postmeister Weigel, der 1870 zum Postdirektor Entfernungsangaben in km. ernannt wurde. Impressum: ... So bestanden 1874 täglich 13 abgehende und ankommende Posten, zu welchen über Seit 1964 gibt es eine Forschungsgruppe „Kursächsische Postmeilensäulen“ e. V. Herausgeber: Stadt Eibenstock 10 000 Personen eingeschrieben wurden. Sie bemüht sich auch um die Erhaltung der königlich-sächsischen Meilensteine in Inhalt: Sybille Kuntze nach Unterlagen der Forschergruppe ... Die früher in gemieteten Räumen, zuletzt in dem 1854 erbauten Postgebäude neben enger Zusammenarbeit mit dem Landesamt für Denkmalpflege Sachsen. Die For- „Kursächs. Postmeilensäulen“ e. V. Postmeilensteine Siegels Gasthaus untergebrachten Post- und Telegraphendienststellen wurden vom Jahre schungsgruppe sichtet historische Akten, sucht nach Reststücken, veranlasst deren Satz und Layout: Werbung & Design, Ina Gläser, Karlsbader Str. 8, 1864 ab in das vom Königl. Sächs. Staate erbaute Dienstgebäude am Postplatz verlegt. Bergung sowie Restaurierung und klärt Standortfragen. 08309 Eibenstock, Tel.: 037752 61778 im Auersberggebiet Hier haben sie sich bis Anfang Oktober 1908 befunden. Königlich-sächsische Meilensteine im Auersberggebiet Stationsstein Stationsstein 1 Eibenstock 2 Eibenstock Im Raum um Eibenstock und Johanngeorgenstadt sind einige der königlich-sächsischen Meilensteine erhalten geblieben. Allerdings war der Zustand der meisten bei Bergung 7 Ganzmeilenstein 8 Ganzmeilenstein schlecht; das Material nach den vielen Jahren durch Umwelteinflüsse stark verwittert. Durch entsprechendes Aktenmaterial im Staatsarchiv Dresden konnten sich die einzelnen Standort: Kirchplatz Standort: Karlsbader Straße Poststraßenverläufe sowie die ursprünglichen Standorte und Inschriften der Meilensteine ermitteln lassen. Auch hier hat sich die Forschungsgruppe „Kursächsische Postmeilen- Standort: Hauptstraße Standort: Riesenberger Straße ehem. Postkurse ehem. Postkurse säulen“ e.V. verdient gemacht. ehem. Postkurs ehem. Postkurs Nr. 204 (Eibenstock-) und Nr. 206 (Eibenstock-Carlsbad) und Nr. 214 (Schwarzenberg-Eibenstock) Nr. 215 (Schwarzenberg-) Nr. 205 (Eibenstock-Klingenthal) Nr. 207 (Eibenstock-Johanngeorgenstadt)

Vorderseite: Vorderseite: Vorderseite: Vorderseite: Eibenstock Eibenstock Eibenstock Wildenthal 0,76 M. 1,42 M. Rückseite: Rückseite: Eibenstock Wildenthal Auerbach 0,82 M. Rückseite: Rückseite: 2,77 M. Johanngeorgenstadt Schwarzenberg Schwarzenberg Klingenthal 2,12 M. 2,00 M. 2,00 M. 3,60 M. Carlsbad 5,79 M.

Stationsstein Stationsstein 3 Eibenstock 4 Johanngeorgenstadt 9 Ganzmeilenstein 10 Ganzmeilenstein Standort: Forstamt Standort: Alter Markt Vorderseite: Standort: Neues Wiesenhaus Standort: Blechhammer ehem. Postkurse ehem. Postkurs Johanngeorgenstadt ehem. Postkurs ehem. Postkurs Nr. 212 (Schneeberg-Eibenstock) und Nr. 207 (Eibenstock- bis zur Landesgrenze Nr. 208 (Auerbach-Johanngeorgenstadt) Nr. 205 (Eibenstock-Klingenthal) Nr. 214 (Schwarzenberg-Eibenstock) Johanngeorgenstadt) 0,11 M. Platten 8 0,94 M. Carlsbad 4,25 M. Vorderseite: Vorderseite: Vorderseite: 11 Eibenstock Rückseite: Auerbach Eibenstock Johanngeorgenstadt 2,00 M. 1,00 M. Wildenthal Rückseite: 1,30 M. Schneeberg Eibenstock 1,85 M. 2,12 M. Rückseite: Rückseite Schwarzenberg Auerbach 9 Johanngeorgenstadt Klingenthal 2,76 M. 4,33 M. 2,33 M. 2,60 M. Schwarzenberg 4,42 M. 2,39 M. 12 Bhf. Schwarzenberg 2,54 M. 10 5 Ganzmeilenstein 6 Ganzmeilenstein 11 Halbmeilenstein 12 Halbmeilenstein Standort: Alte Poststraße Standort: Carlsfelder Straße Standort: ehem. Torfhaus Standort: Riesenberger Straße ehem. Postkurs ehem. Postkurs ehem. Postkurs ehem. Postkurs Nr. 206 (Eibenstock-Carlsbad) Nr. 208 (Auerbach-Johanngeorgenstadt) Nr. 205 (Eibenstock-Klingenthal) Nr. 215 (Schwarzenberg-Wildenthal) Vorderseite: Eibenstock 1,00 M. Auerbach 3,21 M. Vorderseite: Wildenthal Johanngeorgenstadt 0,18 M. 1,33 M. Rückseite: Rückseite: Johanngeorgenstadt 1,12 M. Auerbach Carlsbad 3,00 M. 4,79 M. Schwarzenberg über Sosa 3,29 M.