Städtebauliche Beurteilung zur Sicherung und Entwicklung bestehender Einzelhandelsstandorte in Hagenburg und Nahversorgungskonzept für die Samtgemeinde

Auftraggeber: Samtgemeinde Sachsenhagen Schloßstraße 3 31558 Hagenburg

Ihre Ansprechpartner Dip.-Geogr. Ann-Kathrin Lötz Verantwortlich für städtebaulichen Teil A: (Consultant) Planungsbüro REINOLD Raumplanung und Städtebau (IfR) Dipl.-Kfm. Jörg Lehnerdt 31737 - Seetorstr. 1a (Niederlassungsleitung) Telefon 05751/9646744 - Telefax 05751/9646745

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Münster / Rinteln, im August 2018

Inhaltsverzeichnis

Teil A: Städtebauliche Beurteilung zur Sicherung und Entwicklung bestehender Einzelhandelsstandorte in Hagenburg ...... 5

1 Städtebauliches Ziel...... 5

2 Bisherige planungsrechtliche Situation ...... 5 2.1 Rechtsverbindliche Bebauungspläne ...... 5 2.2 Änderung des FNPs ...... 7 2.3 Aufstellung von Bebauungsplänen ...... 7 2.4 Vorprüfung des Einzelfalles (UVP-Vorprüfung) ...... 8 2.5 Erarbeitung Nahversorgungskonzept ...... 8

3 Städtebauliches Konzept ...... 8 3.1 Städtebauliche Beurteilung des Vorhabens...... 9 3.1.1 Raumordnerische Zuordnung des Vorhabens ...... 9 3.1.2 Beschreibung der städtebaulichen Situation des zentralen Siedlungsgebietes Hagenburg ...... 10 3.1.3 Ausnahme vom Integrationsgebot - Begründung ...... 13 3.1.4 Standortalternativen ...... 15

Teil B: Nahversorgungskonzept ...... 22

1 Ausgangssituation und Zielsetzung ...... 22

2 Methodische Vorgehensweise ...... 23

3 Angebots- und Nachfrageanalyse ...... 24 3.1 Nahversorgungsrelevante Angebotssituation ...... 24 3.1.1 Hagenburg ...... 25 3.1.2 Sachsenhagen ...... 29 3.1.3 / Wölpinghausen ...... 32 3.1.4 Wettbewerbssituation im Umland ...... 32 3.2 Nahversorgungsrelevante Nachfragesituation...... 33 3.2.1 Kaufkraftpotenzial ...... 33 3.2.2 Ausstattungskennziffern ...... 35 3.2.3 Kaufkraftbilanz ...... 36 3.3 Bewertung des Nahversorgungsangebotes...... 37

4 Standortkonzept für den Lebensmitteleinzelhandel ...... 39

2

4.1 Vorgaben der Landes- und Regionalplanung für Einzelhandelsbetriebe mit nahversorgungsrelevanten Kernsortimenten ...... 39 4.2 Grundlegende Empfehlungen zur Weiterentwicklung des Nahversorgungsangebotes ...... 41 4.3 Standortkonzept und planungsrechtliche Steuerung des Lebensmitteleinzelhandels ...... 42

5 Räumliche Abgrenzung der Kongruenzräume ...... 46 5.1 Siedlungsstrukturelle Aspekte ...... 46 5.2 Infrastrukturelle Aspekte ...... 50 5.3 Fazit – Räumliche Abgrenzung der Kongruenzräume ...... 56

6 Einordnung aktueller Planungen ...... 59

7 Fazit ...... 64

3

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1: Auszug aus dem rechtsverbindlichen Bebauungsplan Nr. 33 „Lange Straße“ ...... 6 Abbildung 2: Auszug aus dem rechtsverbindlichen Bebauungsplan Nr. 25 „An der Wasserfurche“ ..... 7 Abbildung 3: Abgrenzung des zentralen Siedlungsgebietes (Vorschlag) des Flecken Hagenburg mit Kennzeichnung des historischen Siedlungskernes (rot) und des zentralen Versorgungsbereiches (schwarz schraffiert) ...... 11 Abbildung 4: Lage der Einzelhandelsstandorte ...... 12 Abbildung 5: Übersicht der Alternativstandorte ...... 20 Abbildung 6: Überblick nahversorgungsrelevante Angebotssituation ...... 24 Abbildung 7: Betriebsformen im nahversorgungsrelevanten Sortimentsbereich ...... 25 Abbildung 8: Nutzungskartierung Ortslage Hagenburg ...... 26 Abbildung 9: Fotos Edeka und Umfeld, Lange Straße ...... 27 Abbildung 10: Fotos Standort Cord-Bothe-Platz (ehemals Penny) ...... 27 Abbildung 11: Fotos Aldi, Altenhagen, Bergmannstraße ...... 28 Abbildung 12: Nutzungskartierung Ortslage Sachsenhagen ...... 30 Abbildung 13: Fotos Standort Penny, Obere Straße ...... 31 Abbildung 14: Wettbewerbssituation im Umland ...... 33 Abbildung 15: Nahversorgungsrelevantes Kaufkraftpotenzial in der Samtgemeinde ...... 34 Abbildung 16: Verkaufsflächen und Ausstattungskennziffer in den Mitgliedsgemeinden ...... 35 Abbildung 17: Kaufkraftzu- und Kaufkraftabflüsse...... 36 Abbildung 18: Fußläufige Erreichbarkeit der Lebensmittelangebote ...... 37 Abbildung 19: Standortkonzept für die Samtgemeinde Sachsenhagen ...... 42 Abbildung 20: Nahversorgungsangebote nach Standortlagen ...... 43 Abbildung 21: Abgrenzungsvorschläge ...... 44 Abbildung 22: Gliederung der Samtgemeinde Sachsenhagen ...... 46 Abbildung 23: Einwohnerzahlen der Samtgemeinde Sachsenhagen...... 47 Abbildung 24: 2.500 Meter-Radien ...... 49 Abbildung 25: Verkehrsanbindung ...... 50 Abbildung 26: Pkw-Erreichbarkeiten ...... 51 Abbildung 27: Zentralörtliche Einrichtungen ...... 53 Abbildung 28: Pendlerstatistik für die Samtgemeinde Sachsenhagen ...... 55 Abbildung 29: Empfehlung zur räumlichen Abgrenzung der Kongruenzräume ...... 57 Abbildung 30: Einwohner und Kaufkraftpotenziale nach Kongruenzräumen ...... 58 Abbildung 31: Umsatzprognose und Marktanteile des erweiterten Edeka-Marktes ...... 60 Abbildung 32: Umsatzprognose und Marktanteile des erweiterten Aldi-Marktes ...... 62

4 Städtebauliche Beurteilung

Teil A: Städtebauliche Beurteilung zur Sicherung und Entwicklung beste- hender Einzelhandelsstandorte in Hagenburg

1 Städtebauliches Ziel

Innerhalb des Flecken Hagenburgs befinden sich zwei Einzelhandelsbetriebe, die der Deckung des Be- darfs an Gütern des allgemeinen, täglichen Bedarfs dienen (Lebensmittel). Hierbei handelt es sich um den EDEKA-Markt Kappe, der sich als Vollsortimenter im Kernbereich Hagenburg darstellt, und um den Lebensmitteldiscounter ALDI am südwestlichen Siedlungsrand von Altenhagen. Beide Märkte überneh- men bereits seit vielen Jahren wesentliche Teile der Grundversorgung der Bevölkerung und streben bei fortschreitender positiver Bevölkerungsentwicklung des Flecken Hagenburgs zur Sicherung der Versor- gungsfunktion eine maßvolle Erweiterung ihrer Verkaufsflächen an. Dabei ist absehbar, dass aufgrund der bereits bestehenden Verkaufsflächen und der nunmehr geplanten Erweiterung beide Märkte großflä- chig sind bzw. werden.

2 Bisherige planungsrechtliche Situation

2.1 Rechtsverbindliche Bebauungspläne

Der Standort des Edeka Marktes befindet sich im räumlichen Geltungsbereich des Bebauungsplanes Nr. 33 „Lange Straße“. Dort ist für diesen Bereich als Art der baulichen Nutzung ein Sondergebiet mit der Zweckbestimmung „Lebensmittelmarkt“ festgesetzt. Für die von der Erweiterung betroffenen Flächen ist ein Mischgebiet festgesetzt. Die weiteren Informationen bzgl. der Maße der baulichen Nutzung sowie der überbaubaren Grundstücksflächen sind dem nachfolgend abgebildeten Planausschnitt zu entnehmen.

5 Städtebauliche Beurteilung

Abbildung 1: Auszug aus dem rechtsverbindlichen Bebauungsplan Nr. 33 „Lange Straße“

Der Standort des Aldi-Marktes befindet sich am östlichen Ortsteingang von Altenhagen. Diese Flächen, die sich südlich der Bundesstraße 441 befinden, liegen im räumlichen Geltungsbereich des Bebauungs- planes Nr. 25 „An der Wasserfurche“ und sind darin als Mischgebiet festgesetzt. Im weiteren Anschluss sind daran in westlicher Richtung ebenfalls Mischgebiete und in südwestlicher Richtung Allgemeine Wohngebiete festgesetzt. Die weiteren Informationen bzgl. der Maße der baulichen Nutzung sowie der überbaubaren Grundstücksflächen sind dem nachfolgend abgebildeten Planausschnitt zu entnehmen.

6 Städtebauliche Beurteilung

Abbildung 2: Auszug aus dem rechtsverbindlichen Bebauungsplan Nr. 25 „An der Wasserfur- che“

2.2 Änderung des FNPs

Art und Umfang der geplanten Vorhaben bewirken, dass im Rahmen der Änderung des Flächennut- zungsplanes die bisher wirksam dargestellten gemischten Bauflächen und Sonderbauflächen in Sonder- bauflächen „großflächiger Einzelhandel“ geändert bzw. diese erweitert werden müssen.

2.3 Aufstellung von Bebauungsplänen

Parallel zur Änderung des Flächennutzungsplanes ist die Aufstellung bzw. Änderung von Bebauungsplä- nen erforderlich, um die planungsrechtlichen Anforderungen an den jeweiligen Standort konkretisieren zu können. Hierfür ist die Festsetzung eines sonstigen Sondergebietes gem. § 11 Abs. 3 BauNVO erforder- lich. Die bisher festgesetzten Arten der baulichen Nutzung sind entsprechend zu ändern.

7 Städtebauliche Beurteilung

2.4 Vorprüfung des Einzelfalles (UVP-Vorprüfung)

Da bei beiden Vorhaben absehbar eine Grundfläche von mehr als 1.200 m² Geschossfläche angestrebt wird, ist im Rahmen des Vorentwurfs der v. g. Bauleitplanungen die Ausarbeitung einer Vorprüfung des Einzelfalls zur Feststellung der UVP-Pflicht des Vorhabens erforderlich.

2.5 Erarbeitung Nahversorgungskonzept

Vorbereitend zur Aufstellung der v. g. Bauleitplanungen wird von der BBE Handelsberatung GmbH, Münster, das Nahversorgungskonzept für die Samtgemeinde Sachsenhagen ausgearbeitet (vgl. Teil B), das auch Aussagen zur Verträglichkeit der hier in Rede stehenden Einzelhandelsvorhaben treffen wird. Auf der Grundlage einer Analyse der Angebots- und Nachfragesituation im Bereich der nahversorgungs- relevanten Kernsortimente (Nahrungs- und Genussmittel, Drogeriewaren) sollen darin ein Standortkon- zept sowie Vorschläge zur planungsrechtlichen Steuerung des Lebensmitteleinzelhandels in der Samtge- meinde Sachsenhagen abgeleitet werden.

3 Städtebauliches Konzept

Die geplante Erweiterung der Lebensmitteleinzelhandelsbetriebe dient der Sicherung und Entwicklung der Grundversorgung des Grundzentrums Hagenburg und seines Verflechtungsbereiches, insbesondere der im zentralen Siedlungsgebiet des Flecken lebenden Wohnbevölkerung. In diesem Zusammenhang ist zu berücksichtigen, dass im Sinne eines ausgewogenen Versorgungsangebotes die unterschiedlichen Betriebsformen der im Grundzentrum Hagenburg vorhandenen Anbieter in Form des Vollsortimenters Edeka und des einzigen Lebensmitteldiscounters Aldi eine sehr hohe Bedeutung beizumessen ist. Neben der Sicherung der fußläufig erreichbaren wohnortnahen Versorgungseinrichtungen ist aufgrund der länd- lich geprägten Strukturen des Fleckens auch die motorisierte Erreichbarkeit von Einrichtungen zur Ver- sorgung der Bevölkerung mit Gütern des allgemeinen, täglichen Bedarfs von Bedeutung.

Neben der Versorgung der Bevölkerung sind auch die Belange der Wirtschaft, auch ihrer mittelständi- schen Struktur im Interesse einer verbrauchernahen Versorgung der Bevölkerung, und die Belange der Erhaltung, Sicherung und Schaffung von Arbeitsplätzen (gem. § 1 Abs. 6 Nr. 8 BauGB) zu berücksichti- gen. Dies gilt besonders im Zusammenhang mit der geplanten Ansiedlung von Unternehmen und der da- mit verbundenen Schaffung und Sicherung von Arbeitsplätzen.

Im Rahmen der nachfolgenden Bauleitplanungen (FNP-Änderung und Aufstellung eines Bebauungspla- nes) werden die städtebaulichen Ziele durch Festsetzungen in Bezug auf die Art der baulichen Nutzun- gen, die Bauweise und die Erschließung konkretisiert.

8 Städtebauliche Beurteilung

3.1 Städtebauliche Beurteilung des Vorhabens

3.1.1 Raumordnerische Zuordnung des Vorhabens

Die geplanten Vorhaben stellen Einzelhandelsgroßprojekte im Sinne des LROP Niedersachsen dar, die raumbedeutsam sind. Zur Verbesserung der zentralörtlichen Versorgung bzw. der Nahversorgung eröff- net das LROP (zusätzlich zu den bisherigen Standorten in städtebaulich integrierten Lagen im Zentralen Siedlungsgebiet) zwei weitere Ansiedlungsmöglichkeiten:

a) in den Zentralen Orten: außerhalb der städtebaulich integrierten Lagen gemäß Kapitel 2.3 Ziffer 051 und

b) außerhalb der Zentralen Orte: an Standorten mit herausgehobener Bedeutung für die Nahversorgung gemäß Kapitel 2.3 Ziffer 10 LROP.

Zu a)

„Die Ausnahmeregelung gilt für Vorhaben, die nicht dem (engen) Begriff des „Vorhabens der wohnortbe- zogenen Nahversorgung“ (vgl. Begründung zu Ziffer 02 Sätze 2 und 3) unterfallen. Es handelt sich um Einzelhandelsgroßprojekte, die die Einzelhandelsziele des LROP einzuhalten verpflichtet sind. Die Aus- nahmeregelung soll dem Interesse der Raumordnung an einer flächendeckenden Versorgung der Bevöl- kerung mit Lebensmitteln und Drogeriewaren Rechnung tragen. Veränderte betriebliche Strukturen und veränderte Einkaufsgewohnheiten der Bevölkerung, die in erhöhtem Maße ein motorisiertes Verkehrsauf- kommen erwarten lassen, erschweren gerade in historischen Altstädten bei enger Bebauung, geringer Flächenverfügbarkeit oder anderen ungünstigen baulichen Gegebenheiten Neuansiedlungen oder grö- ßere Erweiterungen. In solchen Fällen erscheint es unter raumordnerischen Gesichtspunkten verträgli- cher, das Vorhaben außerhalb der städtebaulich integrierten Lagen im zentralen Siedlungsgebiet anzu- siedeln. Ein räumlich funktioneller Zusammenhang zu Wohngebieten und eine Einbindung in das Netz des öffentlichen Personennahverkehrs sind erforderlich.

Neue Einzelhandelsgroßprojekte sind nicht nur solche, die erstmalig am Ort angesiedelt werden sollen; die Regelung gilt auch bei der Erweiterung oder Verlagerung bestehender Vorhaben (vgl. dazu die Be- gründung zu Ziffer 02 Satz 1).“2

Zu b)

„Die Standorte mit herausgehobener Bedeutung für die Nahversorgung können auch eine Nahversor- gungsfunktion für benachbarte Ortsteile übernehmen. Wenn die Regionalen Raumordnungsprogramme von der Möglichkeit, herausgehobene Standorte für die Nahversorgung festzulegen, Gebrauch machen, müssen für diese Standorte auch die jeweils zu versorgenden Bereiche festgelegt werden. Dies ist not- wendig, um die Anforderungen an neue Einzelhandelsgroßprojekte im Sinne des Satzes 1 anwenden zu

1 LROP Begründung Teil C Seite 29

2 LROP Begründung Teil C Seite 28

9 Städtebauliche Beurteilung

können. Die zu versorgenden Bereiche können sich nicht überlagern. Die Abgrenzung der zu versorgen- den Bereiche kann im Einvernehmen mit den betroffenen benachbarten Gemeinden und Trägern der Re- gionalplanung auch über den jeweiligen Regionalplanungsraum hinaus erfolgen. Die Abgrenzung hat dann als nachrichtliche Darstellung zu erfolgen.“3

Auf Grund der Lage zum zentralen Versorgungsbereich Hagenburg (siehe nachfolgende Abbildung 3) kann der bereits bestehende Einzelhandelsstandort des EDEKA Marktes als städtebaulich integriert an- gesehen werden. Der Standort des ALDI Marktes befindet sich hingegen in einer nicht integrierten Lage am Ortsrand von Altenhagen. Es ist daher zu prüfen, ob für diesen Standort (Aldi) die Kriterien, die für die Ausnahme vom Integrationsgebot berücksichtigt werden müssen, erfüllt werden können. Hierbei handelt es sich regelmäßig nur um eine Einzelfallbeurteilung und nicht um eine generell gültige Regelung. Daher ist der Beachtung der entsprechenden Kriterien ein besonderes Gewicht beizumessen. Um nachfolgen- den Text werden daher die Prüfkriterien für die Anwendbarkeit der Ausnahme vom Integrationsgebot auf den hier in Rede stehenden Einzelfall (Standort Aldi) angewendet. Nachfolgend wird aus städtebaulicher Sicht begründet, warum eine Inanspruchnahme der Ausnahmeregelung vom Integrationsgebot gem. LROP 2.3 05 Satz 3 beantragt wird:

3.1.2 Beschreibung der städtebaulichen Situation des zentralen Siedlungsgebietes Ha- genburg

Der Kernort des Flecken Hagenburg wird durch den zentralen Versorgungsbereich des OT Hagenburg, der im Wesentlichen den zentral gelegenen und historisch gewachsenen Siedlungskern umfasst, gebil- det. Im Osten und Westen schließen sich daran sowohl Wohnsiedlungsbereiche als auch gewerblich ge- prägte Siedlungsflächen an. Im weiteren östlichen Anschluss schließen sich die im Zusammenhang be- bauten Siedlungsflächen des OT Altenhagen an. In diesem Bereich finden sich überwiegend nördlich der Bundesstraße historisch gewachsenen Strukturen, die durch die dort gelegenen noch in Betrieb befindli- chen oder in der Zwischenzeit umgenutzten landwirtschaftlichen Hofstellen gebildet werden. Ein zentra- ler Versorgungsbereich findet sich innerhalb dieses Siedlungsbereiches nicht.

Der historisch gewachsene Siedlungskern Hagenburgs, der aus der nachfolgenden Plandarstellung her- vorgeht, wird durch die dort vorhandenen überkommenen Bebauungsstrukturen geprägt. Darüber hinaus wird dieser Bereich durch den diesen Siedlungsbereich querenden Verlauf der B 441 beeinflusst. Die in diesem Bereich dichteren und gewachsenen Bebauungsstrukturen stellen sich neben Wohngebäuden auch als Standorte für Handwerks- und nicht störende Gewerbebetriebe dar. Aufgelockert wird dieser Siedlungsbereich durch vereinzelt noch vorhandene landwirtschaftliche Betriebe.

3 LROP Begründung Teil C Seite 31

10 Städtebauliche Beurteilung

Abbildung 3: Abgrenzung des zentralen Siedlungsgebietes (Vorschlag) des Flecken Hagenburg mit Kennzeichnung des historischen Siedlungskernes (rot) und des zentralen Ver- sorgungsbereiches (schwarz schraffiert)

Im Nahbereich des historischen Siedlungskernes befinden sich neben Wohnnutzungen Gewerbe- und Handwerksbetriebe, Dienstleister, die Verwaltung des Flecken (Rathaus) sowie Einrichtungen zur Betreu- ung von Kindern und Senioren. Im Norden werden der Siedlungsbereich und dessen Entwicklungsmög- lichkeiten durch abgegrenzte Landschaftsschutzgebiete begrenzt, die den Übergangsbereich der Sied- lung zu den Freiflächen des Steinhuder Meeres kennzeichnen.

Der zentrale Versorgungsbereich Hagenburg bezieht sich im Wesentlichen auf den historischen Kernbe- reich und auf Flächen im östlichen Anschluss. Dort befinden sich neben Dienstleistungsbetrieben auch für die Versorgung der Bevölkerung relevante kleinflächige Einzelhandels– und Handwerksbetriebe, Ein- richtungen zur Kinderbetreuung sowie Freizeit- und Sporteinrichtungen. Im zentralen Versorgungsbereich des Flecken befindet sich auch der erweiterungswillige Lebensmittelvollsortimenter EDEKA mit zugeord- neten Stellplatzanlagen und begleitenden Läden (Blumen) sowie einer Apotheke. Dieser Bereich soll auch auf der Grundlage des ausgearbeiteten integrierten städtebaulichen Entwicklungskonzeptes für den Flecken Hagenburg auch zur Sicherung der Grundversorgung der Bevölkerung entwickelt werden.

An dieser Stelle sei auf das integrierte städtebauliche Entwicklungskonzept für den Flecken Hagenburg hingewiesen, das u.a. auch neben der gestalterischen Aufwertung besonders die funktionale Aufwertung des Ortskernes zum Inhalt hat.

Im Osten des Siedlungsbereiches Hagenburg schließt sich der nördlich der B 441 durch landwirtschaftli- che Betriebe und sonstige gemischte Nutzungen sowie der südlich der B 441 durch Wohnsiedlungsberei- che geprägte OT Altenhagen an. Der Übergangsbereich von Hagenburg zum OT Altenhagen stellt sich als fließend dar. Die Versorgung der in Altenhagen lebenden Bevölkerung wird durch den am östlichen

11 Städtebauliche Beurteilung

Ortsrand gelegenen Lebensmitteldiscounter, der eine Größe von weniger als 800 m² Verkaufsfläche auf- weist, gesichert.

Für die Beurteilung der Grundversorgung der Bevölkerung mit Lebensmitteln sind die nachfolgend aufge- führten Betriebe relevant. Planungsrelevant stellen diese sich neben der bisher ausgeübten Versorgungs- funktion auch aufgrund der angestrebten Erweiterung der Verkaufsflächen dar, die der dauerhaften Si- cherung der Versorgungsfunktion dienen soll, da die beabsichtigten Standorterweiterungen nicht mit dem bisher bestehenden Planungsrecht, d.h. den lokal rechtsverbindlichen Bebauungsplänen vereinbar sind.

Standort ALDI: östlicher Ortseingang Altenhagen mit Erschließung über die B 441

Standort EDEKA: im zentralen Versorgungsbereich und nördlich der B 441 gelegenen.

Die Lage der Einzelhandelsstandorte geht aus der nachfolgenden Übersichtskarte hervor.

Abbildung 4: Lage der Einzelhandelsstandorte

Der Flecken Hagenburg strebt aufgrund der anhaltenden Nachfrage nach Wohnbauland auch weiterhin die Deckung des auf Hagenburg und auf den OT Altenhagen bezogenen Wohnbedarfs an. Die bestehen- den Versorgungseinrichtungen werden absehbar zur Deckung des Bedarfs an Gütern des allgemeinen und täglichen Bedarfs nicht ausreichend sein. Die zukünftige Siedlungsentwicklung wird im Bereich der Schnittstelle zwischen dem Siedlungsbereich Altenhagen im Osten und Hagenburg im Westen auf bisher landwirtschaftlich genutzten Flächen südlich der B 441 erfolgen. Hierfür wird sowohl auf der Ebene der Samtgemeinde Sachsenhagen die Änderung des FNPs und auf der Ebene des Flecken Hagenburg die Aufstellung eines Bebauungsplanes (8,8 ha) vorbereitet. Darüber hinaus ist auf einer westlich angrenzen- den Fläche auch zukünftig mit einer entsprechend großen Siedlungsfläche zu rechnen, welche die bishe- rige Siedlungslücke schließen wird. Dies deutet darauf hin, dass die zu versorgende Bevölkerung auch zukünftig maßvoll zunehmen wird, sodass sich die lokalen Versorgungseinrichtungen darauf einzurichten haben.

12 Städtebauliche Beurteilung

Aufgrund der an Verkehrsachsen ausgerichteten Siedlungsstruktur ist ein wesentlicher Teil der auch im Flecken Hagenburg genauso wie im weiteren Verflechtungsbereich des Grundzentrums Hagenburg le- benden Bevölkerung auf den PKW-gestützten Einkauf angewiesen. Hiervon sind die hier in Rede stehen- den Einzelhandelsstandorte betroffen. Zur langfristigen Sicherung dieser Versorgungsstandorte und zur Vermeidung potenzieller Versorgungsdefizite4 auch vor dem Hintergrund der v. g. und in Aufstellung be- findlichen Wohnsiedlungsentwicklungen sollen diese in ihrem Bestand gesichert und maßvoll weiterentwi- ckelt werden. Insofern stellen die in Hagenburg vorhandenen Einzelhandelsbetriebe wesentliche Versor- gungsträger der lokalen allgemeinen, täglichen Versorgung der Bevölkerung dar.

Dabei sollen die bestehenden Einzelhandelsstandorte zentrenverträglich und baulich ertüchtigt und dadurch die vorhandenen Angebotsstrukturen im Lebensmitteleinzelhandel erhalten und mit Blick auf die Angebotsstruktur vielfältig entwickelt werden. Hierbei ist hervorzuheben, dass der Aldi-Markt als einziger im Flecken Hagenburg befindlicher Lebensmitteldiscounter eine wichtige Versorgungsfunktion über- nimmt. In diesem Zusammenhang dient die Erhaltung und Entwicklung dieses Solitärstandortes auch der Bereitstellung einer über den Flecken hinausgehenden und für den Verflechtungsbereich des Grundzent- rums Hagenburg insgesamt bedeutsamen Nahversorgungsausstattung (Betriebstypenmix) und damit der Vermeidung von Versorgungsdefiziten.

In diesem Zusammenhang sollen auch die Möglichkeiten der lokal vorhandenen ÖPNV-Haltestellen ein- bezogen werden. Im historisch geprägten Kernbereich sind ausreichend ÖPNV-Haltestellen vorhanden, wobei die im Nahbereich der Steinhuder-Meer-Straße auch für den Edeka-Markt eine große Bedeutung aufweist. Dieser kann über anschließende Wegebeziehungen fußläufig gut erreicht werden.

Der Aldi-Markt ist über die im Zuge der B 441 auf Höhe des Reiterweges befindlichen ÖPNV-Haltestelle sowie über die anschließenden Fußwege mit folgender Querungshilfe fußläufig auch unter Berücksichti- gung der Entfernung von rd. 300 m gut erreichbar.5

3.1.3 Ausnahme vom Integrationsgebot - Begründung

Bei dem in Altenhagen geplanten Erweiterungsvorhaben handelt es sich nicht um eine städtebaulich inte- grierte Lage i. S. d. LROP, da sich der Standort außerhalb des zentralen Versorgungsgebietes befindet. Die nachfolgende städtebauliche Begründung soll eine Inanspruchnahme der Ausnahmeregelung vom Integrationsgebot rechtfertigen. Die nachfolgende Begründung unterteilt sich in folgende Aspekte: a) Rücksichtnahme auf historisches Ortsbild und b) verkehrliche Gründe,

4 Bei Schließung einer der größeren, am Markt befindlichen Lebensmittelmärkte wäre eine vollständige und be- darfsgerechte Versorgung der Samtgemeinde nicht mehr gewährleistet.

5 In Anlehnung an die Ausführungen des Verbandes der Deutschen Verkehrsunternehmen (VDV) (vgl. VDV Schriften 4, Ausgabe 06/2001) ist im ländlichen Raum bis zu einer Entfernung von rd. 600 m von einem ange- messenen Einzugsbereich einer Bushaltestelle auszugehen.

13 Städtebauliche Beurteilung

c) fehlende Flächenpotenziale (sowohl innerhalb des ZV als auch außerhalb im weiteren zentralen Sied- lungsgebiets Hagenburgs)

- Die historisch gewachsenen Siedlungsstrukturen des Kernortes sollen erhalten werden

Das zentrale Versorgungsgebiet wird im Wesentlichen durch die historisch geprägte und dichte Bebau- ungsstruktur geprägt. Neben alten Hofstellen stellen in geschlossener Bauweise errichtete Wohngebäude eine städtebauliche Herausforderung dar, wenn es um die Identifizierung von Standortpotenzialen für die zentrale Siedlungsentwicklung geht. Die Beanspruchung der umgebenden Frei- und Grünflächen zum Zwecke der Bebauung ist aus Gründen der Erhaltung des in diesem Bereich noch ablesbaren histori- schen Siedlungsgrundrisses nicht möglich und städtebaulich nicht sinnvoll. Dieser historische Kernbe- reich erstreckt sich auf Flächen beidseits der B 441, Lüerßendamm und Schloßstraße geht fließend in die angrenzenden Wohnsiedlungsbereiche über (siehe Abbildung 3).

Dieser Bereich ist darüber hinaus durch eine räumlich enge Bebauung gekennzeichnet, die eine Ansied- lung eines Einzelhandelsgroßbetriebes auch hinsichtlich der Flächenanforderungen nicht zulässt, da so- dann die historisch kleinteiligen, engen und diesen Bereich städtebaulich prägenden Bebauungsstruktu- ren verloren gehen würden.

Die historischen Bebauungsstrukturen stellen einen wesentlichen identitätsstiftenden Aspekt dar, dessen Erhaltung auch zukünftig von besonderer Bedeutung für die Gemeindeentwicklung sein wird.

- Rücksicht auf ein historisch wertvolles Ortsbild

Mit der Ansiedlung von großflächigen Einzelhandelsbetrieben werden neben der Beanspruchung und der Neuordnung von Flächen auch weitergehende zweckorientierte Baukörper zu erwarten sein. Diese sind aufgrund ihres Gebäudevolumens (in der Regel wird eine abweichende Bauweise erforderlich sein, da es sich um Gebäudelängen von mehr als 50 m handelt), ihrer baulichen Gestaltung von Dachformen, Dach- farben und Außenwänden einschl. der zu erwartenden Werbeanlagen und der Beleuchtung der großflä- chig angelegten Parkplätze in der Lage, in dem historischen Siedlungskern (siehe oben) und in den sonst locker strukturierten Wohnsiedlungsbereichen gestalterische Beeinträchtigungen zu bewirken. Hierbei steht zu befürchten, dass die mit dem geplanten Einzelhandelsvorhaben verbundenen baulichen Gestal- tungsdetails auch auf die benachbarten Siedlungsbereiche maßstabsfremd und unproportional wirken. Ferner steht zu befürchten, dass sich die mit diesem Vorhaben verbundenen großen Parkplatzflächen ebenfalls unproportional und das Ortsbild störend darstellen, da diese befestigten Freiflächenanteile ge- genüber den im Siedlungsgebiet prägenden lockeren Bebauungsstrukturen mit Hausgärten, landwirt- schaftlichen Hofstellen und Parkanlagen fremdartig wirken. Von den großvolumigen Gebäuden kann auf die im zentralen Siedlungsgebiet befindlichen Wohnhäuser auch eine erdrückende Wirkung ausgehen. Diese könnte sich auf die Attraktivität des historisch gewachsenen und für den lokalen Fremdenverkehr bedeutsamen zentralen Versorgungsbereiches als auch touristisch relevanter Lebensmittelpunkt negativ auswirken.

- Vermeidung von zusätzlichen Beeinträchtigung der lokalen Verkehrssituation

14 Städtebauliche Beurteilung

Die bestehende Verkehrssituation ist durch die den Ort trennende B 441 geprägt. Diese Straße sowie die angrenzenden weisen aufgrund der Verkehrsbelastung als auch der Straßenquerschnitte Defizite im Be- reich der Verkehrssicherheit, der Lenkung des ruhenden Verkehrs und im Bereich der Erlebbarkeit und Attraktivität für die lokale Bevölkerung und die Einzelhandels-, Handwerks- und Gewerbebetriebe auf.

Eine Verbesserung der Verkehrssituation und damit eine Chance zur Verbesserung der lokalen Verkehrs- beziehungen sowie der Attraktivitätssteigerung der vom Durchgangsverkehr erheblich betroffenen Stra- ßen ist durch die seitens des Flecken Hagenburg angestrebte und abschnittsweisen Reduzierung der Geschwindigkeiten von 50 auf 30 km/h zu erwarten. Andere merkliche Maßnahmen zur Verkehrslenkung oder sonstigen Attraktivitätssteigerung des öffentlichen Verkehrsbereiches sind im zentralen Versor- gungsbereich des Flecken auf der Grundlage der im integrierten städtebaulichen Entwicklungskonzept ausgearbeiteten Maßnahmen zur gestalterischen und funktionalen Aufwertung von öffentlichen Plätzen und Straßen zu erwarten, ohne in diesen Bereichen die Sicherheit und Leichtigkeit des dort fließenden Verkehrs zu beeinträchtigen.

Der Flecken Hagenburg strebt in diesem Zusammenhang mittelfristig die Attraktivitätssteigerung der im historischen Kernbereich gelegenen Straßen an, sodass die Aufenthaltsqualitäten der Straßenräume ge- steigert und die anliegenden Einzelhandels-, Handwerks- und Gewerbebetriebe als auch die lokale Gast- ronomie und Beherbergung daraus einen Standortvorteil entwickeln können. Dieses Ziel soll nicht durch die Ansiedlung eines zusätzlichen großflächigen Einzelhandelsbetriebes innerhalb des zentralen Versor- gungsbereiches beeinträchtigt werden, da dieser auch dazu geeignet ist, nicht unerhebliche Verkehre wieder in die v. g. Straßen zu ziehen. Die Erreichbarkeit und damit auch die Leistungsfähigkeit der zu den Versorgungsstandorten führenden Straßen wird auch zukünftig gewährleistet werden können.

- Fehlende Flächenpotenziale für die Ansiedlung eines großflächigen Einzelhandelsbetriebes

Aus der im nachfolgenden Kapitel 3.1.4 abgebildeten Übersichtkarte sind die für die Ansiedlung eines großflächigen Einzelhandelsbetriebes geeigneten Flächen abgebildet. Dabei werden die Standorte als Alternativflächen in den Blick genommen, die innerhalb des zentralen Versorgungsbereiches liegen (Flä- che 1) und die Flächen, die aus anderen allgemeinen städtebaulichen Überlegungen aufgrund einer aus- reichenden Größe und umgebenden Nutzungsstruktur zur Ansiedlung eines Lebensmittelmarktes grund- sätzlich geeignet wären (Flächen 2 bis 7).

3.1.4 Standortalternativen

Die Entwicklung von Standorten, die für die Grundversorgung der Bevölkerung des Flecken Hagenburg von besonderer Bedeutung sind, wie es grundsätzlich für Lebensmittel und Drogeriewaren der Fall ist, muss sich durch ein hohes Maß an Zentralität in Bezug auf die zu versorgende Bevölkerung auszeich- nen. Hierbei ist davon auszugehen, dass sich die zu versorgende Bevölkerung im Wesentlichen innerhalb des zentralen Siedlungsbereiches versorgt oder zu versorgen ist.

Innerhalb bzw. unmittelbar an das zentrale Siedlungsgebiet Hagenburg angrenzend stellen sich unter Be- rücksichtigung folgender Standortkriterien die nachfolgend abgebildeten Alternativflächen dar (siehe auch Abbildung Standortalternativen):

a. Lage innerhalb des zentralen Versorgungsbereiches

15 Städtebauliche Beurteilung

b. Lage innerhalb bzw. unmittelbar an das zentrale Siedlungsgebiet angrenzend

c. und darüber hinaus beachtliche städtebauliche Kriterien:

- Gute Erreichbarkeit durch die zu versorgende Bevölkerung, möglichst fußläufig, bzw. in einem Radius von max. 10 Fußweg-Minuten

- Größe des Projektgebietes ca. 0,6 bis 1,0 ha einschl. der Hauptgebäude und der Stell- plätze sowie sonstigen Nebenanlagen

- Gesicherte und leistungsfähige Verkehrsinfrastruktur incl. Anbindung an den ÖPNV

- Vermeidung von erheblichen Eingriffen in Boden, Natur und Landschaft

- Vermeidung von Immissionskonflikten durch Verkehrs- und Gewerbelärm bzgl. be- nachbarter sensibler Nutzungen

1. Nördlich Lange Straße (B 441)/Westlich Lüerßendamm (Standort EDEKA)

Die Fläche umfasst den derzeitigen Standort des EDEKA-Marktes. Sie ist im Süden von der Langen Straße (B 441) aus und im Nordosten über den Lüerßendamm erschlossen und an das örtliche und überörtliche Verkehrsnetz angebunden. Auch die fußläufige Erreichbarkeit des Standortes ist über die umgebenden Fußwege gesichert.

Im südlichen Bereich wurden die Stellplatzflächen angeordnet, deren Zu- und Ausfahrt ausschließlich über die B 441 abgewickelt wird. Der Markt selbst ist im nördlichen Bereich platziert, sodass durch das Gebäude bereits eine lärmabschirmende Wirkung gegenüber dem nördlich befindlichen Seniorenheim erzeugt wird. Um den Stellplatzbereich herum finden sich zum Teil bereits ergänzende Nutzungen in Form eines Blumenladens und einer Apotheke. Grundsätzlich bietet die Fläche im Nordosten noch Ent- wicklungspotenzial für den bestehenden EDEKA-Markt, da die dort befindlichen, jedoch bereits versiegel- ten Flächen bei Umstrukturierung der internen Betriebsabläufe einbezogen werden könnten. Eine über die Eigenentwicklung des EDEKA-Marktes hinausgehende Standortentwicklung i. S. der Ansiedlung ei- nes weiteren großflächigen Nahversorgers ist hier jedoch durch das begrenzte Entwicklungspotenzial der Flächen nicht möglich. Hierdurch können sich insgesamt Synergieeffekte in Bezug auf die Nutzung der bereits bestehenden Anlageninfrastruktur bieten.

Mögliche Immissionsbelastungen durch den Markt wurden bereits im Rahmen dessen Planung und Reali- sierung gutachterlich überprüft und entsprechende Maßnahmen zum Immissionsschutz berücksichtigt. Es ist absehbar, dass Immissionskonflikte aber auch Verkehrslenkungsmaßnahmen angemessen berück- sichtigt werden können, sodass die Entwicklung einer attraktiven Ortsmitte möglich ist.

Die Fläche befindet sich innerhalb des räumlichen Geltungsbereiches des rechtsverbindlichen Bebau- ungsplanes Nr. 33 „Lange Straße“, der den Standort des EDEKA-Marktes bereits als Sondergebiet „Le- bensmittelmarkt“ festsetzt. Hier wäre im Rahmen einer Entwicklung am bestehenden Standort eine Ände- rung des Bebauungsplanes und damit die Erweiterung des Sondergebietes sowie die Einbeziehung neu zu ordnender Randbereiche (ehemalige Hofstellen) erforderlich. Diese würden nach Aufgabe der Hof-

16 Städtebauliche Beurteilung

stelle auch zur Verfügung stehen. In diesem Zusammenhang sie auch auf die Ausführungen des inte- grierten städtebaulichen Entwicklungskonzeptes hingewiesen, das bereits auf die Standortqualitäten die- ses Areals eingeht.

Die Möglichkeiten der Durchführung der Erweiterung des bestehenden Lebensmittelmarktes sind gege- ben, da der Eigentümer den Willen für derartige Erweiterungsabsichten dem Flecken Hagenburg gegen- über bereits dargelegt hat.

2. Südöstlich Lange Straße (B 441)/Nordöstlich Am Försterteich

Bei dem südöstlich der Langen Straße gelegenen Areal handelt es sich um mehrere rückwärtige Grund- stücksflächen, die derzeit als Hausgärten genutzt werden und grundsätzlich Potenzial für eine bauliche Nachverdichtung im Rahmen der Realisierung eines Einzelhandelsstandortes aufweisen. Eine Anbin- dungsmöglichkeit an die B 441 ist westlich des Grundstückes Lange Straße 61 möglich. Die fußläufige Anbindung der umliegenden Wohnsiedlungsbereiche kann über den südlich verlaufenden Fußweg und die Fußwege beidseits der B 441 sichergestellt werden.

Aufgrund der sich derzeit auf den Flächen darstellenden Nutzung als Hausgarten finden sich auf der Flä- che Gehölzstrukturen, die eine artenschutzrechtliche Relevanz aufweisen können und somit ggf. entspre- chende Maßnahmen für den Artenschutz erforderlich machen.

Aufgrund der unmittelbar umgebenden Wohngebiete sind Immissionskonflikte in Bezug auf die Verkehrs- abwicklung (Anfahrten und Zulieferung) zu erwarten.

Auch kann eine Flächenverfügbarkeit aufgrund der Vielzahl an Grundstückseigentümern nicht gewähr- leistet werden, da es sich um eine Vielzahl kleinerer Grundstückseinheiten mit unterschiedlichen Eigentü- mern handelt. Die Eigentümer sind größtenteils nicht verkaufsbereit, was für diese Flächen in der Vergan- genheit bereits schon zur Aufhebung einer Wohngebietsplanung hier geführt hat.

3. Östlich der Schierstraße (L 445)

Die Fläche liegt am südlichen Ortseingang Hagenburgs und weist durch die L 445 (Schierstraße) eine gute Anbindung an das örtliche und überörtliche Verkehrsnetz auf. Die Fläche ist aufgrund ihrer unmittel- baren Nähe zu den nordöstlich anschließenden Wohnsiedlungsbereichen auch fußläufig erreichbar, je- doch wäre eine fußläufige Anbindung mit dem Ausbau des Fußweges entlang der Ostseite der Schier- straße verbunden.

Aufgrund der intensiven landwirtschaftlichen Nutzung stellt sich der Eingriff in Boden, Natur und Land- schaft nicht als unüberwindbar und mit einem verhältnismäßigen Kompensationsbedarf dar. Auf Grund des Übergangsbereiches der Siedlung zur freien Landschaft kann eine landschaftsgerechte Integration durch Rahmeneingrünung erzielt werden.

Südlich der Fläche befindet sich eine ehemalige Hofstelle mit Pferdehaltung. Hier müssten ggf. unter Wahrung der lokalen Immissionssituation zwischen Einzelhandelsstandort und Hofstelle erhebliche Ab- stände eingehalten werden, sodass sich die Lage des Einzelhandelsstandortes aus städtebaulicher Sicht bedenklich in die sich südöstlich anschließende freie Landschaft hineinziehen würde.

17 Städtebauliche Beurteilung

Darüber hinaus stehen diese Flächen aufgrund der derzeitigen Bewirtschaftung nicht für die Entwicklung eines Einzelhandelsstandortes zur Verfügung. Eine gestalterische Integration hinzutretender baulicher Anlagen mit großvolumigem und großflächigem Charakter wird zu Beeinträchtigungen der bestehenden Siedlungsstrukturen führen.

Immissionskonflikte sind aufgrund der westlich benachbarten Wohnnutzungen in Bezug auf die Verkehrs- abwicklung (Anfahrten und Zulieferung) zu erwarten.

Dieser Standort weist ferner keine ausreichende Zentralität auf, bietet jedoch im unmittelbaren Umfeld ein gewisses Gewicht in Bezug auf die zu versorgende Bevölkerung, sodass ein räumlich-funktionaler Zu- sammenhang zur Wohnbebauung i. S. d. LROP 2.3 05 Satz 3 gegeben ist.

4. Östlich der Schierstraße (L 445)/nördlich Am Voßacker

Die Fläche liegt südlich der v. g. Fläche, südlich der Hofstelle. Die Fläche weist jedoch mit rd. 0,6 ha nur eine sehr geringe Größe auf, um die Standortanforderungen des geplanten Lebensmittelmarktes zu erfül- len. Die Fläche weist aufgrund der Vegetationsstrukturen (Weide) eine mittlere Wertigkeit für Arten- und Lebensgemeinschaften auf. Die Erschließung des Areals weist aufgrund des unmittelbar angrenzenden Kreuzungsbereich L 445 (Schierstraße)/Am Voßacker/Am Breiten Graben in Bezug auf die Gewährleis- tung der Sicherheit und Leichtigkeit des Verkehrs ein Konfliktpotenzial auf.

Sowohl nördlich als auch südöstlich der Fläche befinden sich Hofstellen, von denen die Nördliche – wie o.b. – eine Pferdehaltung aufweist und die Südöstliche noch aktiv bewirtschaftet wird. Unter Wahrung der lokalen Immissionssituation zwischen dem Einzelhandelsstandort und den landwirtschaftlichen Hofstellen müssten teilweise erhebliche Abstände eingehalten werden, die aufgrund des Flächenzuschnittes an dem Standort jedoch nicht eingehalten werden könnten. Darüber hinaus stehen diese Flächen aufgrund der unmittelbaren Anbindung an die nördlich gelegene Hofstelle nicht für die Entwicklung eines Einzelhan- delsstandortes zur Verfügung.

Diese Fläche liegt am Ortsrand und weist daher keine ausreichende Zentralität auf. Ein räumlich-funktio- naler Zusammenhang zur Wohnbebauung i. S. d. LROP 2.3 05 Satz 3 ist an diesem Standort nicht gege- ben.

5. Südlich Am Breiten Graben/nördlich Lütgen Hagen (Gewerbegebiet Großes Moor)

Die Fläche liegt südlich der Straße Am Breiten Graben und nördlich der Straße Lütgen Hagen, innerhalb des Gewerbegebietes Großes Moor. Die Fläche befindet sich innerhalb des räumlichen Geltungsberei- ches des rechtsverbindlichen Bebauungsplanes Nr. 30 „Gewerbegebiet Großes Moor“, der die Fläche entsprechend als Gewerbegebiet gem. § 8 BauNVO festsetzt. Hier wäre eine entsprechende Änderung des Bebauungsplanes erforderlich.

Die Erschließung des Planbereiches könnte über die Straße Lütgen Hagen erfolgen, die auch eine Anbin- dung an die zu versorgende Bevölkerung ermöglicht und dabei auch über bestehende Fußwege eine fuß- läufige Erreichbarkeit sicherstellt. Die am südlichen Ortsrand gelegene Fläche würde jedoch nur einen geringen Teil der zu versorgenden Bevölkerung abdecken.

18 Städtebauliche Beurteilung

Eine gestalterische Integration hinzutretender baulicher Anlagen mit großvolumigem und großflächigem Charakter kann aufgrund der Lage im Siedlungszusammenhang und der benachbarten gewerblich ge- prägten baulichen Anlagen gewährleistet werden.

Immissionskonflikte sind aufgrund der weiter entfernt gelegenen betriebsfremden Wohnnutzungen nicht ableitbar.

Da die Fläche jedoch auch weiterhin der Deckung des auf den Flecken Hagenburg entfallenden gewerbli- chen Baulandbedarfs dienen soll, ist eine Inanspruchnahme für die Realisierung des Einzelhandelsbetrie- bes nicht möglich. Darüber hinaus sind die bislang unbebauten Flächen bis auf 2 Teilflächen von je unter 4.000 m² bereits verkauft bzw. zugesagt und somit nicht mehr verfügbar.

Der Standort weist ebenfalls keine ausreichende Zentralität zum Siedlungskern und damit keinen räum- lich-funktionalen Zusammenhang zur Wohnbebauung i. S. d. LROP 2.3 05 Satz 3 auf.

6. Nördlich Wunstorfer Straße (B 441)/Östlich Steinhuder Straße (K 41)

Die Fläche befindet sich am nordöstlichen Ortseingang des Ortsteiles Altenhagen. Die Fläche wird derzeit als Weide genutzt und ist dem im Osten gelegenen Reitstall zu zuordnen. Die Fläche weißt aufgrund der unmittelbaren Nähe zum Kreuzungsbereich B 441 am Ortseingang des OT Altenhagen gute Anbindungs- möglichkeiten an das örtliche und überörtliche Verkehrsnetz auf. Problematisch ist die durch die Rand- lage und die K 41 und B 441 bedingte erschwerte fußläufige Erreichbarkeit für die zu versorgende Bevöl- kerung Hagenburgs und Altenhagen.

Darüber hinaus ist die Fläche seitens des Flecken Hagenburg als gewerbliche Baufläche vorgesehen, sodass auf dieser Fläche vordringlich der gewerbliche Baulandbedarf gedeckt werden soll, der mit der Ansiedlung von Handwerks- und Gewerbebetrieben sowie der Schaffung und Sicherung von Arbeitsplät- zen verbunden ist. Absehbar ist dieser Standort für den Lebensmitteleinzelhandel nicht vorgesehen. Der Standort würde auch hinsichtlich der fehlenden Zentralität und fehlenden Nähe zu der zu versorgenden Bevölkerung als Einzelhandelsstandort nicht geeignet sein. Ein räumlich-funktionaler Zusammenhang zur Wohnbebauung i. S. d. LROP 2.3 05 Satz 3 ist daher auch an diesem Standort nicht gegeben.

7. Nördlich Wunstorfer Straße (B 441) (Standort ALDI)

Bei der Fläche handelt es sich um den derzeit bereits bestehenden Einzelhandelsstandort des ALDI- Marktes am östlichen Ortseingang von Altenhagen. Der Markt wurde als kleinflächiger Einzelhandelsbe- trieb auf der Grundlage des rechtsverbindlichen Bebauungsplanes Nr. 25 „An der Wasserfurche“ errichtet und dient seither der Nahversorgung der westlich und südwestlich anschließenden Wohnsiedlungsberei- che Altenhagens. Über die angrenzenden Straßen ist eine direkte fußläufige Erreichbarkeit des Standor- tes gewährleistet. Für die Entwicklung des Standortes wäre eine Änderung des Bebauungsplanes erfor- derlich, da für einen großflächigen Einzelhandelsbetrieb die Festsetzung eines Sondergebietes erforder- lich wäre. Bisher ist für diesen Bereich ein Mischgebiet festgesetzt.

Die Fläche selbst weißt bereits die für den Markt erforderlichen Stellplatzflächen auch in angemessener Größe auf. Die entlang der Grundstücksgrenzen vorhandenen Gehölzstrukturen dienen der Eingrünung der Fläche und lösen bei Erhalt keine Artenschutzmaßnahmen aus.

19 Städtebauliche Beurteilung

Mögliche Immissionsbelastungen durch den Markt wurden bereits im Rahmen dessen Planung und Reali- sierung gutachterlich überprüft und entsprechende Maßnahmen zum Immissionsschutz berücksichtigt. Die Flächen können derart ausgerichtet und genutzt werden, dass die benachbarten Wohnsiedlungsbe- reiche nicht erheblich beeinträchtigt werden. Über die vorhandenen Straßen und Wege besteht eine un- mittelbare funktionale Verbindung zu diesem bereits bestehenden Einzelhandelsstandort, der im westli- chen Anschluss durch einen Getränkemarkt ergänzt wird. Durch den bestehenden und langjährig betrie- benen Einzelhandelsstandort kommt dieser Situation eine besondere und auf die Bedarfslage der lokal lebenden Bevölkerung eine besondere Bedeutung zu, dass eine Schließung des Standortes etwa in Folge der Aufgabe eines unwirtschaftlich gewordenen Marktes6 eine faktische Versorgungslücke entste- hen würde, die auch durch einen im Kernbereich Hagenburgs befindlichen Lebensmittelmarkt nicht kom- pensiert werden könnte.

Abbildung 5: Übersicht der Alternativstandorte

Sonstige Baulandpotenziale, Baulücken oder vom Leerstand bedrohte oder durch Abriss entwi- ckelbare Flächen

Innerhalb des vorgeschlagenen zentralen Siedlungsgebietes stellen sich keine relevanten Bauflächen im Sinne des § 34 BauGB dar, die ein vergleichbares Entwicklungspotenzial wie die v. g. Alternativstandorte mit Blick auf die Ansiedlung eines großflächigen Einzelhandelsbetriebes aufweisen. Dies wurde im Zuge der Ermittlung von Baulandpotenzialen im Siedlungsbereich geprüft. Darin wurden sowohl Baulücken nach § 30 (beplante Gebiete), § 34 (Innenbereich) und die Flächen, die aufgrund ihrer Beschaffenheit und Eigenart einen Leerstand erkennen lassen, beachtet.

6 Die Firma Aldi verfolgt mittlerweile seit 2013 andauernde Bemühungen ihre Betriebsstätte weiterzuentwickeln (vgl. Teil B, Kap.3.3)

20 Städtebauliche Beurteilung

Im Ergebnis wurde festgestellt, dass sich im zentralen Siedlungsgebiet keine ausreichend großen Flä- chen befinden, die nach § 30 oder § 34 BauGB einer entsprechenden Einzelhandelsnutzung zugeführt werden könnten.

Fazit:

Weitere alternative Grundstücksflächen, die eine Einzelhandelsentwicklung im zentralen Versorgungsbe- reich Hagenburg und damit eine Ergänzung der Lebensmittelversorgung ermöglichen würden, stellen sich aufgrund der engen Siedlungsstrukturen oder nicht ausreichender Erschließungsmöglichkeiten von rückwärtigen Grundstücksflächen nicht dar. Auch die aus allgemeinen städtebaulichen Erwägungen in den Blick genommenen Alternativstandorte stellen gegenüber der Erhaltung und maßvollen Entwicklung der bestehenden Einzelhandelsstandorte keine Verbesserung der Versorgungssituation dar. Zur Siche- rung der Nahversorgungsstruktur in der Samtgemeinde Sachsenhagen sind die bestehenden Nahversor- gungsstandorte bauleitplanerisch zu sichern. Hierzu wird im nachfolgenden Nahversorgungskonzept die vorhandene Angebots- und Nachfragesituation im Samtgemeindegebiet analysiert sowie die aus regio- nalplanerischer Sicht erforderlichen Grundlagen erarbeitet (u. a. Standortkonzept, räumliche Abgrenzung der Kongruenzräume).

21 Nahversorgungskonzept für die Samtgemeinde Sachsenhagen

Teil B: Nahversorgungskonzept

1 Ausgangssituation und Zielsetzung

In der Samtgemeinde Sachsenhagen soll die wohnortnahe Versorgung mit Gütern des täglichen Be- darfs (insbesondere Nahrungs- und Genussmittel und Drogeriewaren) gesichert werden. In diesem Zu- sammenhang sind Erweiterungspläne der vorhandenen Anbieter Edeka und Aldi zu bewerten und ggf. im Rahmen der Bauleitplanung zu steuern. In beiden Fällen werden die Märkte nach der Erweiterung mehr als 800 m² Verkaufsfläche haben und damit großflächig sein.

Basierend auf einer Analyse der Angebots- und Nachfragesituation im Bereich der nahversorgungsrele- vanten Kernsortimente (Nahrungs- und Genussmittel, Drogeriewaren)7 sollen ein Standortkonzept sowie Vorschläge zur planungsrechtlichen Steuerung des Lebensmitteleinzelhandels in der Samtgemeinde Sachsenhagen abgeleitet werden.

Mit Inkrafttreten des novellierten Landes-Raumordnungsprogrammes (LROP) Niedersachsen Anfang 2017 wurden die raumordnerischen Ziele zur Ansiedlung von großflächigen Einzelhandelsbetrieben (> 800 m² Verkaufsfläche) modifiziert. Zwar sind großflächige Betriebe mit periodischen Kernsortimenten nicht zwingend raumbedeutsam, im konkreten Fall ist aber absehbar, dass beide Planvorhaben nicht „ausschließlich kleinräumig wirken“ und damit raumbedeutsam sind.

Gemäß dem neu gefassten raumordnerischen Kongruenzgebot dürfen neue Einzelhandelsgroßprojekte in einem Grundzentrum den grundzentralen Verflechtungsbereich als Kongruenzraum nicht wesentlich überschreiten. Um dies für die beiden konkreten Planungen und ggf. weitere feststellen zu können, ist eine begründete Festlegung der Verflechtungs- bzw. Kongruenzräume der zwei Grundzentren innerhalb der Samtgemeinde erforderlich.

Die BBE Handelsberatung legt hiermit eine entsprechende Analyse der räumlichen Gegebenheiten sowie einen Festlegungsvorschlag für die zentralen Versorgungsbereiche und Kongruenzräume vor, die im wei- teren Verfahren als fundierte Entscheidungsgrundlage Verwendung finden können. Zudem handelt es sich bei dem Konzept – nach entsprechender Beschlussfassung durch den Samtgemeinderat – um ein städtebauliches Entwicklungskonzept, das nach § 1 Abs. 6 Nr. 11 BauGB bei der Aufstellung der Bebau- ungspläne zu berücksichtigen ist und als Grundlage für die Bewertung etwaiger Einzelhandelsentwick- lung nach dem LROP 2017 dienen soll.

7 Vgl. Hinweise zur methodischen Vorgehensweise, Kap. 2

22 Nahversorgungskonzept für die Samtgemeinde Sachsenhagen

2 Methodische Vorgehensweise

Das vorliegende Gutachten basiert auf Vor-Ort-Recherchen in der Samtgemeinde Sachsenhagen. In Er- gänzung erfolgte eine Aufbereitung von sekundärstatistischen Daten. Im Einzelnen wurden folgende Er- hebungen und Recherchen durchgeführt:

■ Vollerhebung und kartographische Darstellung aller Lebensmittelmärkte sowie Erhebung ergän- zender Angebote im Sortimentsbereich Nahrungs- und Genussmittel (z. B. Getränkemärkte, La- denhandwerksbetriebe) im Samtgemeindegebiet8

■ Abgleich der erhobenen Daten mit den Ergebnissen des Konsensprojektes Großflächiger Einzel- handels im erweiterten Wirtschaftsraum Hannover, 20179

■ Recherche größerer relevanter Wettbewerber im Umland der Samtgemeinde,

■ Durchführung von Vor-Ort-Recherchen zur Bewertung der beiden Planstandorte,

■ Umsatzschätzung für die erfassten Einzelhandelsbetriebe unter Berücksichtigung der standortbe- zogenen Rahmenbedingungen sowie branchen- und betriebsformenspezifischer Leistungskennzif- fern,

■ Kartographische Darstellung der ergänzenden handelsrelevanten Nutzungen (private Dienstleis- tungen, Gastronomie, öffentliche Einrichtungen) und der leerstehenden Ladenlokale in den Orts- kernen von Sachsenhagen und Hagenburg sowie zentralörtlicher Einrichtungen in der Samtge- meinde Sachsenhagen,

■ Aufbereitung relevanter sekundärstatistischer Daten und Informationsquellen (u. a. Statistiken der Bundesagentur für Arbeit zu sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten, Erhebung des Landes- amtes für Statistik Niedersachsen zu Pendlerzahlen),

■ Verwendung von aktuellen Datenmaterialien des IfH und der BBE Marktforschung (z. B. gemein- debezogene Kaufkraftkennziffern und sortimentsspezifische Pro-Kopf-Ausgaben).

8 In die Berechnungen fließt der nahversorgungsrelevante Sortimentsanteil (Nahrungs- und Genussmittel / Dro- geriewaren) ein.

9 Das im vorliegenden Gutachten mit berücksichtigte Sortiment „Drogeriewaren“ stellt hierbei nur einen Anteil der im Konsensprojekt ausgewiesenen Sortimentsgruppe „Gesundheit und Körperpflege“ dar. Gewisse Abwei- chungen können sich zudem durch unterschiedliche Sortimentsschlüssel sowie Zuordnungen zwischen Gast- ronomie- und Verkaufsflächen ergeben.

23 Nahversorgungskonzept für die Samtgemeinde Sachsenhagen

3 Angebots- und Nachfrageanalyse

3.1 Nahversorgungsrelevante Angebotssituation

Die dem Landkreis zugehörige Samtgemeinde Sachsenhagen setzt sich aus insgesamt vier Mitgliedsgemeinden zusammen. Dies sind die Stadt Sachsenhagen, der Flecken Hagenburg sowie die beiden Gemeinden Auhagen und Wölpinghausen. Größere Betriebe des Lebensmitteleinzelhandels sind lediglich in Sachsenhagen und Hagenburg, den beiden zentralen Orten der Samtgemeinde, ansässig. In den anderen Mitgliedsgemeinden und Ortsteilen sind lediglich vereinzelte kleinteilige Angebotsstrukturen zu identifizieren. Bevor die Ausstattung in den einzelnen Gemeinden im Detail dargestellt wird, ist in Ab- bildung 6 die Angebotssituation in der Samtgemeinde kartographisch zusammengefasst.

Abbildung 6: Überblick nahversorgungsrelevante Angebotssituation

Quelle: eigene Darstellung 2018; Kartengrundlage: Nexiga GmbH, 2006-2012; © GeoBasis-DE / BKG 2018

24 Nahversorgungskonzept für die Samtgemeinde Sachsenhagen

In der Samtgemeinde Sachsenhagen werden Einzelhandelsangebote vorgehalten, die den Grundversor- gungsbedarf der ortsansässigen Bevölkerung decken. Das Angebot konzentriert sich überwiegend auf den kurzfristigen Bedarfsbereich und vereinzelte Angebote anderer Sortimentsgruppen. Der örtliche Ein- zelhandel entfaltet somit nur eine begrenzte Ausstrahlungskraft über die Samtgemeindegrenzen hinweg.

Insgesamt existiert in der Samtgemeinde Sachsenhagen ein nahversorgungsrelevantes Angebot von rd. 4.000 m² Verkaufsfläche verteilt auf 22 Betriebe. Dieses setzt sich aus den klassischen Angeboten der Lebensmittelmärkte, aber auch aus einigen weiteren Anbietern, wie Getränkemärkten, Ladenhandwerks- betrieben, Lebensmittelfachgeschäften, Tankstellen u. ä. zusammen. Größere Angebotsformen wie SB- Warenhäuser sind vor Ort nicht vorhanden. Das Angebot der Lebensmittelmärkte konzentriert sich auf einen Supermarkt (Edeka) und zwei Discountmärkte (Aldi und Penny), die somit die wichtigsten Anbieter innerhalb der Samtgemeinde darstellen. Hierbei ist zu berücksichtigen, dass im Sinne eines ausgewoge- nen Versorgungsangebotes auch unterschiedlicher Betriebsformen im Grundzentrum Hagenburg neben dem Edeka-Markt auch der einzige Discountanbieter Aldi von sehr hoher Bedeutung ist.

Abbildung 7: Betriebsformen im nahversorgungsrelevanten Sortimentsbereich

Vertriebstypen Betriebe Verkaufsfläche

Anzahl absolut in m²

SB-Warenhäuser (> 5.000 m² VKF) - - Große Supermärkte (2.500 – 5.000 m² VKF) - - Supermärkte (400 – 2.500 m² VKF) 1 1.310 Discounter 2 1.350 Getränkemärkte 2 700 Sonstige Anbieter (u. a. Ladenhandwerk, Le- 17 620 bensmittelfachgeschäfte, Tankstellen) Summe 22 3.980 Quelle: BBE-Darstellung 2018, Rundungsdifferenzen möglich; nur nahversorgungsrelevanter Sortimentsanteil (Nahrungs- und Genussmittel / Drogeriewaren)

3.1.1 Hagenburg

Im Flecken Hagenburg (rd. 4.600 Einwohner) befindet sich der Angebots- und Versorgungsschwer- punkt des Lebensmitteleinzelhandels in der Samtgemeinde. Hagenburg ist verkehrlich zentral gelegen an der Bundesstraße B 441, die in Richtung Osten eine direkte Verbindung in das benachbarte Mittel- zentrum Wunstorf sowie mittelbar über Landes- und Kreisstraßen auch in die übrigen Mitgliedsgemein- den herstellt.

25 Nahversorgungskonzept für die Samtgemeinde Sachsenhagen

Ortslage Hagenburg

Die städtebauliche Ausgangssituation in Hagenburg wird überwiegend durch die bandartige Struktur entlang der Hauptverkehrsachse B 441 bestimmt. Ansätze zur Ortskernbildung sind nur rudimentär ent- lang der „Lange Straße“ etwa von der Einmündung „Neuer Bohnenkamp“ in östliche Richtung bis etwa zur St. Nikolai Kirche vorhanden. Neben der aufgelockerten und ortsbildprägenden Wohnbebauung ist hier lediglich eine kleinräumige Nutzungsmischung aus Einzelhandel, Dienstleistern, Gastronomie und öffentlichen Einrichtungen zu identifizieren. Bedingt durch die Verkehrsbelastung entlang der Bundes- straße ist nur eine sehr eingeschränkte Verweilqualität und Einkaufsatmosphäre gegeben. Innerhalb der Ortslage von Hagenburg befindet sich mit den zwei Bushaltestellen „Hagenburg Mitte“ und „Hagenburg Schule“ eine Anbindung an den öffentlichen Personennahverkehr.

Abbildung 8: Nutzungskartierung Ortslage Hagenburg

Quelle: eigene Darstellung 2018; Kartengrundlage: © GeoBasis-DE / BKG 2018

26 Nahversorgungskonzept für die Samtgemeinde Sachsenhagen

Zentral gelegen in der Ortsmitte befindet sich an der Lange Straße 20 der Standort des örtlichen Edeka- Marktes mit Bäckereifiliale in der Vorkassenzone. Wenngleich der Anbieter mit einer Verkaufsfläche von rd. 1.450 m² nicht mehr vollumfänglich den aktuellen Markteintrittsgrößen eines Vollsortimentsmarktes entspricht, so bietet er eine umfassende Grundversorgung für die (Samt-)Gemeinde. Ergänzt wird der Standort durch ein Blumengeschäft sowie eine Apotheke im direkten Standortumfeld. Um sich moderner und leistungsfähiger aufzustellen plant der Edeka-Betreiber aktuell den Neubau mit gleichzeitiger Erwei- terung seines Marktes. Die Planung soll ebenfalls ein größeres Objekt für das benachbarte Blumenge- schäft integrieren (vgl. Kapitel 6).

Abbildung 9: Fotos Edeka und Umfeld, Lange Straße

Quelle: eigene Fotos

Der vormals in einer Entfernung von rd. 400 m am Cord-Bothe-Platz ansässige Penny-Markt wurde im Sommer 2017 aufgegeben. Das Objekt steht aktuell leer bzw. wird lediglich noch von den verbleibenden Nutzungen, u. a. Bäckereifiliale, Schreibwarengeschäft / Postagentur, Imbiss und Bücherei belegt. Mit einer zur Verfügung stehenden Verkaufsfläche von rd. 500 m² bietet das Objekt allerdings auch nicht die Voraussetzungen wieder einen marktfähigen Lebensmittelmarkt anzusiedeln.

Abbildung 10: Fotos Standort Cord-Bothe-Platz (ehemals Penny)

Quelle: eigene Fotos

27 Nahversorgungskonzept für die Samtgemeinde Sachsenhagen

Die nahversorgungsrelevanten Angebotsstrukturen werden nur durch wenige weitere Einzelhandelsbe- triebe (Blumengeschäft, Blechblasinstrumentengeschäft) sowie Dienstleistungen (Bankfilialen bzw. -auto- maten, medizinische Dienstleistungen, Friseur, Fahrschule, Reinigung), gastronomische Angebote und Gemeinbedarfseinrichtungen (z. B. Rathaus, Schule, Kindergarten) ergänzt. Die aufgezeigten Angebots- strukturen stellen nur bedingt einen zusammenhängenden Besatz dar.

Sonstige Lagen

Im östlich von Hagenburg gelegenen Ortsteil Altenhagen befindet sich ein Discountmarkt des Betreibers Aldi (rd. 780 m²). Ergänzt wird dieser an seinem Standort aktuell durch einen kleinflächigen Getränke- markt sowie eine benachbarte Tankstelle. Auch die Firma Aldi hat den Wunsch die Verkaufsfläche ihres Marktes im Zuge betriebsbezogener Modernisierungsplanungen auf eine mittlerweile übliche Größenord- nung zu erweitern (vgl. Kapitel 6). Der Ortsteil Altenhagen ist in den vergangenen Jahren mehr und mehr mit Hagenburg zusammengewachsen, was durch weitere Baulandausweisungen auch zukünftig noch ge- zielt verstärkt werden soll.

Abbildung 11: Fotos Aldi, Altenhagen, Bergmannstraße

Quelle: eigene Fotos

In der Gemeinde Hagenburg sind neben den genannten Betrieben vereinzelt weitere kleinteilige Anbieter mit nahversorgungsrelevantem Sortiment ansässig. Neben einem Bäckereibetrieb sind dies allerdings Spezialanbieter (u. a. Tankstellenshop, Hofladen, Fischfeinkost, Weinverkauf), die nicht im direkten Wett- bewerb mit dem Lebensmitteleinzelhandel stehen.

Entwicklungsmöglichkeiten

Potenzielle Entwicklungsflächen, die eine zukünftige Entwicklung zusätzlicher bedarfs- und marktgerech- ter Angebotsstrukturen im Lebensmitteleinzelhandel ermöglichen würden, sind innerhalb der gegebenen Bebauungsstrukturen sowie im unmittelbaren Zusammenhang mit der bereits vorhandenen Nutzungsver- dichtung innerhalb der Hagenburger Ortslage nicht zu identifizieren, u. a. aufgrund zu geringer Größe, schwieriger Erschließung und unzureichender Verfügbarkeit. Das landwirtschaftlich genutzte Gebäudeen- semble östlich angrenzend an das Edeka-Grundstück würde im Falle einer Weiterentwicklung und Ver- größerung des Edeka-Standortes mit einbezogen.

28 Nahversorgungskonzept für die Samtgemeinde Sachsenhagen

Flächen, die ohne Kenntnis über eine tatsächliche Verfügbarkeit, augenscheinlich allein aufgrund ihrer Flächengröße in Frage kommen, befinden sich nur deutlich abseits der zu identifizierenden Ortslage, z. T. auch in Ortsrandlage. Da hier keine relevanten, unmittelbar angrenzenden Nutzungen oder erkenn- bare Ansätze zum Entstehen einer weiteren Verdichtung vorhanden sind wäre bei einer Belegung derarti- ger Flächen kein Beitrag zu einer weiteren Ortskernentwicklung zu erwarten.

Hinsichtlich der Prüfung möglicher Standortalternativen innerhalb des Fleckens Hagenburg sei auf die vorangehenden, dezidierten städtebaulichen Ausführungen des Planungsbüros Reinold (Teil A) verwie- sen.10

3.1.2 Sachsenhagen

Die Stadt Sachsenhagen (rd. 2.000 Einwohner) verfügt ebenfalls über ein Angebot im nahversorgungsre- levanten Sortimentsbereich und stellt damit den zweiten wesentlichen Angebotsschwerpunkt inner- halb der Samtgemeinde dar. Sachsenhagen verfügt allerdings über keine so gute Verkehrsanbindung wie Hagenburg, die verkehrliche Erschließung erfolgt hier lediglich über die L 445 und L 370. Die hier an- sässigen Angebote sind damit auch überwiegend auf die Versorgung der Sachsenhagener Bevölkerung sowie der aus den unmittelbar angrenzenden Ortschaften ausgerichtet.

Ortslage Sachsenhagen

In Sachsenhagen kann zwischen den Straßenzügen „Meierei“ und „Markt / Kuhle“ ein historisch gewach- sener Ortskern identifiziert werden. Dieser Ortskern von Sachsenhagen verfügt mit dem historischen Rat- haus sowie dem Marktplatz über einen städtebaulich attraktiven Mittelpunkt. Das durch die historische Bausubstanz geprägte Ortsbild bietet eine ansprechende Aufenthaltsqualität. Dennoch hat sich auch hier kein durchgehender Einzelhandelsbesatz oder eine stärker verdichtete Nutzungsmischung mit Dienst- leistern, Gastronomie und öffentlichen Einrichtungen herausbilden können. Ein Großteil der Gebäude wird allein durch Wohnen genutzt. Als nahversorgungsrelevante Angebote innerhalb des Ortskerns exis- tiert lediglich eine Bäckereifiliale.

10 Vgl. Teil A, Kap. 3.1.4

29 Nahversorgungskonzept für die Samtgemeinde Sachsenhagen

Abbildung 12: Nutzungskartierung Ortslage Sachsenhagen

Quelle: eigene Darstellung 2018; Kartengrundlage: © GeoBasis-DE / BKG 2018

Südlich des gewachsenen Ortskern bzw. Wasserschlosses befindet sich an der Oberen Straße als einzi- ger großer Versorger in Sachsenhagen ein Penny-Markt. Die rd. 750 m² große Filiale von Penny über- nimmt in Verbundlage zusammen mit einem Bäcker, Fleischer und Getränkemarkt einen wesentlichen Anteil an der wohnortnahen Versorgung für Sachsenhagen und das direkt angrenzende Auhagen. Die Bushaltestelle „Sachsenhagen Domäne“ sichert eine Anbindung an den öffentlichen Personennahver- kehr.

30 Nahversorgungskonzept für die Samtgemeinde Sachsenhagen

Abbildung 13: Fotos Standort Penny, Obere Straße

Quelle: eigene Fotos

Auch in Sachsenhagen konzentriert sich das Einzelhandelsangebot fast ausschließlich auf das nahver- sorgungsrelevante Sortiment. Ergänzend kommen einige wenige Dienstleister (u. a. Bankfilialen, Friseur), Gastronomiebetriebe sowie öffentlichen Einrichtungen (z. B. Rathaus, Kirche) hinzu. Der Ortskern stellt zwar den städtebaulichen Mittelpunkt dar, er kann aufgrund des geringen Angebotsbesatzes allerdings nur einen sehr eingeschränkten Zentrencharakter entfalten, der wesentliche, großflächige Angebots- standort befindet sich aufgrund der kleinteiligen Bebauungsstruktur innerhalb des historischen Ortskerns hingegen südlich daran angrenzend.

Sonstige Lagen

Abgesehen von den Angeboten im Ortskern bzw. unmittelbar daran angrenzend befindet sich in den sonstigen Lagen von Sachsenhagen lediglich eine weitere kleine Bäckerei.

Entwicklungsmöglichkeiten

Innerhalb des gewachsenen, durch historische Gebäudegrundrisse und Grundstückszuschnitte ge- prägten Ortskerns sind keine größeren Entwicklungsflächen für eine Weiterentwicklung des Lebensmitte- leinzelhandels zu identifizieren. Ein hoher Anteil der Flächen im Bereich des Ortskerns bzw. der Flächen in räumlicher Nähe ist zudem als Überschwemmungsgebiet einzuordnen (vgl. Darstellung im Flächennut- zungsplan). Größere Flächen, die jenseits der Frage nach einer tatsächlichen Verfügbarkeit, identifizier- bar sind, liegen eher außerhalb des Ortskernbereiches. Dies zeichnet sich bereits in der aktuellen Be- standssituation ab: Der Penny-Standort befindet sich außerhalb der historischen Strukturen, allerdings so nah daran, wie es aufgrund der faktischen Gegebenheiten möglich ist. Abgesehen von der Flächenver- fügbarkeit sind die Entwicklungspotenziale in Sachsenhagen mit rd. 2.000 ortsansässigen Einwohnern (zzgl. weiteren rd. 1.300 Einwohnern im benachbarten Auhagen) sowie der nicht ganz optimalen Ver- kehrsanbindung aus wirtschaftlicher Sicht stark eingeschränkt.

31 Nahversorgungskonzept für die Samtgemeinde Sachsenhagen

3.1.3 Auhagen / Wölpinghausen

Die Gemeinde Auhagen (rd. 1.300 Einwohner) grenzt unmittelbar an das Stadtgebiet von Sachsenha- gen.11 Die wohnortnahe Versorgung besteht hier lediglich aus einer Tankstelle mit zugehörigem Shop und wird daher vielmehr durch die Anbieter in Sachsenhagen übernommen, wenngleich diese aufgrund der Entfernung z. T. nicht mehr fußläufig erreichbar sind.

In der Gemeinde Wölpinghausen (rd. 1.600 Einwohner) ist mit einem Hofladen in Bergkirchen sowie ei- nem kleinen Lebensmittelgeschäft in Wölpinghausen die grundlegende Nahversorgung zwar gesichert. Die Angebote können jedoch nur einen sehr geringen Anteil des täglichen Versorgungsbedarfs der Bevöl- kerung abdecken, so dass für eine vollständige Bedarfsdeckung die umliegenden Angebotsstandorte auf- gesucht werden müssen. Angesichts des ortsansässigen Einwohnerpotenzials, welches sich wiederum auf vier Siedlungsbereiche verteilt, sind die Entwicklungsspielräume vor Ort selbst auch nur sehr be- grenzt.

3.1.4 Wettbewerbssituation im Umland

Wie die Abbildung 14 illustriert, befinden sich in den an die Samtgemeinde Sachsenhagen angrenzenden Kommunen zum Teil eigene leistungsfähige und gut zu erreichende Versorgungsstandorte.

Gerade für die Einwohner von Hagenburg stellen die Lebensmittelmärkte in der Nachbarstadt Wunstorf eine Einkaufsalternative zu den örtlichen Angeboten dar. In der Kernstadt von Wunstorf ist ein umfas- sendes Angebot unterschiedlicher Betriebsformate und Betreiber ansässig. Neben unterschiedlichen Su- permärkten, Discountern und einem kleineren SB-Warenhaus sind hier auch mehrere Drogeriemärkte ansässig. Das Angebot u. a. einer Discountfiliale des Betreibers Lidl sowie eines Drogeriemarktes Ross- mann bietet auch der Wunstorfer Stadtteil .

Auch einige der kleineren südlich, westlich und östlich an das Samtgemeindegebiet angrenzenden Ort- schaften verfügen über eigene Versorgungsstrukturen im nahversorgungsrelevanten Sortimentsbereich (z. B. NP und Netto in Haste, Edeka (2x) und Aldi in ) und bieten gerade für die Einwohner in Auhagen und Sachsenhagen somit ein alternatives Angebot.

Die für die Samtgemeinde Sachsenhagen nächstgelegenen Einkaufsstandorte in nordwestliche Richtung, also demnach insbesondere für die Wölpinghauser Einwohner, befinden sich in Rehburg (Edeka, Rewe, Penny) und Loccum (WEZ, Aldi, NP).

In südliche Richtung stellen zudem auch die vielfältigen Angebotsstrukturen in oder , gerade auch in Verbindung mit Arbeitswegen etc., ein mögliche Einkaufsalternative dar.

11 Lediglich der Auhagener Ortsteil Düdinghausen befindet eher in Richtung Hagenburg orientiert.

32 Nahversorgungskonzept für die Samtgemeinde Sachsenhagen

Abbildung 14: Wettbewerbssituation im Umland

Quelle: eigene Darstellung 2018; Kartengrundlage: Nexiga GmbH, 2006-2012; © GeoBasis-DE / BKG 2018

3.2 Nahversorgungsrelevante Nachfragesituation

3.2.1 Kaufkraftpotenzial

Das in der Samtgemeinde Sachsenhagen zur Verfügung stehende nahversorgungsrelevante Kauf- kraftvolumen errechnet sich aus der Multiplikation der Bevölkerungszahl mit dem statistisch ermittelten Pro-Kopf-Ausgabebetrag von aktuell ca. 2.660 € für nahversorgungsrelevante Sortimente (Nahrungs- und Genussmittel, Drogeriewaren), gewichtet mit der örtlichen Kaufkraftkennziffer.

Die Höhe der Kaufkraftkennziffer wird durch die Einkommensverhältnisse der Bevölkerung bestimmt. Die Kennziffer gibt unabhängig von der Gemeindegröße das verfügbare Netto-Einkommen pro Einwohner im Verhältnis zum Gesamt-Einkommen der Bundesrepublik an, welches für die Ausgaben im Einzelhandel

33 Nahversorgungskonzept für die Samtgemeinde Sachsenhagen

zur Verfügung steht. Das sortimentsspezifische Kaufkraftniveau für nahversorgungsrelevante Sorti- mente in der Gemeinde Sachsenhagen liegt bei durchschnittlich rd. 99,0 und somit knapp unterhalb des Bundesdurchschnitts (=100).12

Abbildung 15: Nahversorgungsrelevantes Kaufkraftpotenzial in der Samtgemeinde

Pro-Kopf-Kauf- Einwohner1) Kaufkraft kraft2)

in € in Mio. €

Samtgemeinde Sachsenhagen 9.426 2.633 24,9

Stadt Sachsenhagen 1.953 5,0 davon Sachsenhagen 1.753 2.578 4,5 Ortsteil Nienbrügge 200 0,5

Flecken Hagenburg 4.598 12,3 davon Hagenburg 2.865 2.673 7,7 Ortsteil Altenhagen 1.733 4,6

Gemeinde Auhagen 1.251 3,3 davon Auhagen 1.069 2.649 2,8 Ortsteil Düdinghausen 182 0,5

Gemeinde Wölpinghausen 1.624 4,3 davon Wölpinghausen 802 2,1 Ortsteil Bergkirchen 368 2.631 1,0 Ortsteil Schmalenbruch/Windhorn 101 0,3 Ortsteil Wiedenbrügge 353 0,9

1) Einwohnerstatistik der Samtgemeinde Sachsenhagen, Stand: 31.12.2017 2) BBE/IFH-Verbrauchsausgaben; nur nahversorgungsrelevant (Nahrungs- und Genussmittel / Drogeriewaren) Quelle: BBE-Darstellung 2018, Rundungsdifferenzen möglich

Nach den Zahlen der BBE-Marktforschung steht, unter Berücksichtigung der erläuterten Parameter, im Samtgemeindegebiet ein nahversorgungsrelevantes Kaufkraftvolumen in Höhe von insgesamt rd. 24,9 Mio. € im Jahr zur Verfügung.

12 Nahversorgungsrelevantes Kaufkraftniveau: Sachsenhagen 96,9; Hagenburg 100,5; Auhagen 99,6; Wölping- hausen 98,9

34 Nahversorgungskonzept für die Samtgemeinde Sachsenhagen

3.2.2 Ausstattungskennziffern

Wie im vorangehenden Kapitel dargestellt, konzentriert sich die Angebotsstruktur im Bereich der Nahver- sorgung innerhalb der Samtgemeinde stark auf Hagenburg und Sachsenhagen. In den Gemeinden Auha- gen und Wölpinghausen sind lediglich kleinteilige Angebote zur Deckung des täglichen Bedarfs vorhan- den.

Abbildung 16: Verkaufsflächen und Ausstattungskennziffer in den Mitgliedsgemeinden

Mitgliedsgemeinde Einwohner Verkaufsfläche Arealität

absolut in m² in m²/ EW

Sachsenhagen 1.953 1.130 0,58

Hagenburg 4.598 2.670 0,58

Auhagen 1.251 < 100 0,06

Wölpinghausen 1.624 < 100 0,06

Samtgemeinde Sachsenhagen insgesamt 9.426 3.970 0,42

Quelle: BBE-Berechnungen 2018, Rundungsdifferenzen möglich; nur nahversorgungsrelevanter Sortimentsanteil (Nahrungs- und Genussmittel / Drogeriewaren)

Betrachtet man die Verkaufsflächenangebote im Verhältnis zur Einwohnerzahl, so zeigt sich, dass die Versorgung der Bevölkerung mit Gütern des täglichen Bedarfs überwiegend von den Angeboten in Ha- genburg und Sachsenhagen übernommen wird. In den Gemeinden Auhagen und Wölpinghausen kann hingegen eine deutliche Unterversorgung festgestellt werden.

Als Maß für die quantitative Bewertung der vorhandenen Nahversorgungsstrukturen kann auf die soge- nannte „Arealitätskennziffer“ zurückgegriffen werden, die die vorhandenen nahversorgungsrelevanten Verkaufsflächen in Relation zur Einwohnerzahl setzt. Einen Überblick der entsprechenden Arealitäten nach Mitgliedsgemeinden gibt die vorstehende Tabelle.

Als Referenzgröße kann die Kennziffer bezogen auf die Samtgemeinde herangezogen werden. Diese be- läuft sich auf rd. 0,42 m² je Einwohner. Bezieht man den nahversorgungsrelevanten Verkaufsflächenbe- stand in Sachsenhagen und Hagenburg auf die jeweils vorhandene Einwohnerzahl, ergibt sich hier je- weils eine Arealität von rd. 0,6 m² je Einwohner - ein Wert, der die Bedeutung der hier ansässigen Ange- bote auch über die jeweils eigenen Bevölkerung hinaus widerspiegelt. Mit einer Arealität von gerade ein- mal 0,06 m² je Einwohner wird die schwache Versorgungssituation in Auhagen und Wölpinghausen be- stätigt.

35 Nahversorgungskonzept für die Samtgemeinde Sachsenhagen

3.2.3 Kaufkraftbilanz

Gleiches zeigt sich auch bei der Gegenüberstellung von vorhandener Kaufkraft zu lokalem Umsatz. Wäh- rend die vor Ort generierten Umsätze in Hagenburg und Sachsenhagen – zumindest geringfügig – höher sind als die zur Verfügung stehende Kaufkraft, kann durch die Angebote in den beiden anderen Mitglieds- gemeinden nur ein minimaler Anteil der vorhandenen Kaufkraft gebunden werden.

Abbildung 17: Kaufkraftzu- und Kaufkraftabflüsse

Umsatz- Mitgliedsgemeinde Kaufkraft Umsatz Kaufkraft- KK-Saldo Relation

in Mio. € in Mio. € in % in Mio. €

Sachsenhagen 5,0 5,1 102 + 0,1

Hagenburg 12,3 14,0 114 + 1,7

Auhagen 3,3 0,4 11 - 2,9

Wölpinghausen 4,3 0,4 9 - 3,9 Samtgemeinde Sachsenhagen 24,9 19,8 80 - 5,1 insgesamt Quelle: BBE-Berechnungen 2018, Rundungsdifferenzen möglich; nur nahversorgungsrelevanter Sortimentsanteil (Nahrungs- und Genussmittel / Drogeriewaren)

Für Hagenburg und Sachsenhagen ist die Umsatz-Kaufkraft-Relation von 114 bzw. 102 % zudem vor dem Hintergrund zu bewerten, dass die ortsansässige Bevölkerung ihre Einkäufe mit Sicherheit nicht voll- ständig vor Ort tätigt. Ein gewisser Kaufkraftanteil fließt immer auch an andere Angebotsstandorte ab, die z. B. Betreiberformate vorhalten, die innerhalb der Samtgemeinde nicht ansässig sind oder für den einzel- nen Bürger ggf. auch besser erreichbar sind.

Dies wird auch bei der Betrachtung der Umsatz-Kaufkraft-Bilanz bezogen auf die gesamte Samtge- meinde deutlich. Bei einem nahversorgungsrelevanten Kaufkraftpotenzial von insgesamt rd. 24,9 Mio. € fließen rechnerisch per Saldo rd. 5,1 Mio. € an die Angebotsstandorte in Nachbarkommunen, wie bei- spielsweise Wunstorf, Lindhorst oder Rehburg-Loccum, ab.

In der Samtgemeinde Sachsenhagen kann somit nicht die vollständige verfügbare Kaufkraft gebun- den werden. Wenngleich auch zukünftig allein aufgrund der Gemeindegröße und Siedlungsstruktur keine vollständige Kaufkraftbindung zu erwarten ist, so zeigen diese Werte noch offene Entwicklungspotenziale bei der Versorgungssituation im Lebensmittelsegment auf.

36 Nahversorgungskonzept für die Samtgemeinde Sachsenhagen

3.3 Bewertung des Nahversorgungsangebotes

Die Versorgung mit Gütern des täglichen Bedarfs sollte möglichst durch Einzelhandelsbetriebe in räumli- cher Nähe zum Konsumenten erfolgen. Als fußläufig erreichbar sieht die Arbeitshilfe zum Landes-Raum- ordnungsprogramm Niedersachsen 2017 einen Bereich mit einer maximalen Gehzeit von 10 Minuten an.13

In der folgenden Karte werden die fußläufigen Erreichbarkeitszonen um die im Samtgemeindegebiet ansässigen Lebensmittelmärkte dargestellt. Dabei wird die tatsächliche Gehzeit von maximal 10 Minuten und zusätzlich die 1.000-Meter-Wegedistanz unterschieden (vgl. Abbildung 18).

Abbildung 18: Fußläufige Erreichbarkeit der Lebensmittelangebote

Quelle: eigene Darstellung 2018; Kartengrundlage: © GeoBasis-DE / BKG 2018

13 Vgl. Arbeitshilfe zum Landes-Raumordnungsprogramm Niedersachsen 2017, S. 17

37 Nahversorgungskonzept für die Samtgemeinde Sachsenhagen

Die kartografische Darstellung der Verteilung der Lebensmittelmärkte verdeutlicht, dass in Hagenburg und Sachsenhagen ein Großteil der Wohnbevölkerung über einen Lebensmittelmarkt in fußläufiger Ent- fernung (10 Minuten-Gehzeit) verfügt. Der Edeka-Markt in der Ortsmitte von Hagenburg deckt einen Großteil des Hagenburger Siedlungskörpers ab, wenngleich ein gewisser Teilraum im südwestlichen Be- reich auch hier außerhalb der fußläufigen Erreichbarkeit des Anbieters verbleibt. Für einen wesentlichen Teil des Hagenburger Ortsteils Altenhagen bietet die Aldi-Filiale an der Bergmannstraße eine fußläufig erreichbare Versorgungsmöglichkeit. Der Penny-Markt in Sachsenhagen ist räumlich so gelegen, dass er den zentralen sowie südöstlichen Bereich der Stadt fußläufig abdeckt. Außerhalb der Erreichbarkeit von 10 min-Gehzeit befinden sich ein Teil des nördlichen Siedlungsraumes sowie auch der Ortsteil Nien- brügge.

Da in den Gemeinden Auhagen und Wölpinghausen keine entsprechenden größeren Versorgungsange- bote existieren, ist für die Einwohner dieser Mitgliedsgemeinden keine fußläufig erreichbare Nahversor- gung gegeben. Insgesamt befinden sich damit mindestens 3.100 Einwohner der Samtgemeinde Sach- senhagen außerhalb der fußläufigen Erreichbarkeit größerer Lebensmittelmärkte (ohne unversorgte Randbereiche in Hagenburg und Sachsenhagen).

Unter Berücksichtigung der vorhandenen Kaufkraftpotenziale ist damit ein Potenzial von in der Summe rd. 8,1 Mio. € zu identifizieren, welches keine Versorgungsmöglichkeiten innerhalb einer fußläufigen Dis- tanz vorfinden kann. Dieses Potenzial verteilt sich somit insbesondere auf die Sachsenhagener und Ha- genburger Betriebe oder fließt an Angebotsstandorte außerhalb der Samtgemeinde ab.

Ein Großteil der Bürger in der Samtgemeinde Sachsenhagen ist somit auf den Pkw-gestützten Einkauf an den drei größeren Standorten der bestehenden Lebensmittelmärkte (Penny, Edeka, Aldi) angewiesen, die damit eine sehr hohe Bedeutung innerhalb der örtlichen Versorgungsstruktur übernehmen. Für Sach- senhagen stellt der Penny-Markt den wichtigsten Nahversorgungsstandort dar. In Hagenburg ist es zum einen der Edeka-Markt im Ortzentrum, aber auch der solitär gelegene Aldi-Markt als einziger Discountan- bieter innerhalb dieses Grundzentrums. Zur langfristigen Sicherung der Versorgungsfunktion der beiden Grundzentren und zur Vermeidung eines potenziellen Versorgungsdefizits innerhalb der Samtgemeinde sind diese Angebote in ihrem Bestand zu sichern und weiterzuentwickeln. Spätestens bei Aufgabe eines der ortsansässigen Anbieter bestände die Gefahr eines Versorgungsdefizits für die Samtgemeinde Sach- senhagen. Dass sich Lebensmittelbetreiber bei fehlenden Entwicklungsmöglichkeiten auch aus bestehen- den Standortlagen und Marktgebieten zurückziehen, zeigen gutachterliche Beobachtungen auch in ande- ren ländlichen Räumen und wird letztlich auch durch den Rückzug der Firma Penny bestätigt. So zeigt die Firma Aldi bereits seit mehr als fünf Jahren konsequente Bemühungen ihren Standort in Hagenburg weiterzuentwickeln. Auch eine Nachnutzung der Aldi-Immobilie durch einen anderen Betreiber ist aus gutachterlicher Sicht nicht anzunehmen, da sich die aktuellen Markteintrittsgrößen von Discountern zu- meist oberhalb einer Verkaufsfläche von rd. 1.000 m² bewegen.

38 Nahversorgungskonzept für die Samtgemeinde Sachsenhagen

4 Standortkonzept für den Lebensmitteleinzelhandel

4.1 Vorgaben der Landes- und Regionalplanung für Einzelhandelsbetriebe mit nah- versorgungsrelevanten Kernsortimenten

Mit dem Landesraumordnungsprogramm Niedersachsen 2017 (LROP NDS) bestehen in Abschnitt 2.3 Ziele und Grundsätze der Raumordnung, die im Rahmen von Neuansiedlungen bzw. Erweiterungen von großflächigen Einzelhandelsvorhaben zu beachten (Ziele) bzw. zu berücksichtigen (Grundsätze) sind. Bei Einzelhandelsbetrieben mit periodischen Kernsortimenten sind folgende Zielvorgaben von Relevanz:

■ Konzentrationsgebot: Das LROP sieht als Regelfall vor, dass großflächige Einzelhandelsbetriebe grundsätzlich den zentra- len Orten zuzuordnen sind. Darüber hinaus bestimmt sich der Umfang neuer Flächen aus dem zent- ralörtlichen Versorgungspotenzial, den vorhandenen Versorgungseinrichtungen und der innerge- meindlichen Zentrenstruktur. ‘‘Neue Einzelhandelsgroßprojekte sind nur innerhalb des zentralen Sied- lungsgebietes des jeweiligen Zentralen Ortes zulässig (Konzentrationsgebot)‘‘ (LROP 2017, Abschnitt 2.3 Ziffer 04).

In der Samtgemeinde Sachsenhagen sind Sachsenhagen und Hagenburg als zentrale Orte eingeord- net worden. Wenngleich bislang keine konkrete Zuordnung des zentralen Siedlungsgebietes vorge- nommen worden ist, ist davon auszugehen, dass dieses die vollständigen Siedlungsbereiche von Sachsenhagen und Hagenburg umfassen wird. Auch der Hagenburger Ortsteil Altenhagen ist auf- grund der fortgeschrittenen Verbindung zwischen den Siedlungsbereichen einzubeziehen.

■ Integrationsgebot: Des Weiteren fordert das städtebauliche Integrationsgebot für die Neuansiedlung bzw. Erweiterung großflächiger Einzelhandelsbetriebe eine standortgerechte Ansiedlung an städtebaulich integrierten Standorten. ‘‘Neue Einzelhandelsgroßprojekte, deren Kernsortimente innenstadtrelevant sind, sind nur innerhalb der städtebaulich integrierten Lagen zulässig (Integrationsgebot). Diese Flächen müssen in das Netz des öffentlichen Personennahverkehrs eingebunden sein‘‘ (LROP 2017, Abschnitt 2.3 Ziffer 05).

Für Standorte außerhalb zentraler Versorgungsbereiche ist eine Ausnahmeregelung für Betriebe mit periodischem Kernsortiment vorgesehen (vgl. LROP 2017, Abschnitt 2.3 Ziffer 05 Satz 3). Hierfür sind die folgenden Voraussetzungen zu prüfen:

■ Mind. 90 % Verkaufsfläche des großflächigen Einzelhandelsprojektes liegen im periodischen Sortimentsbereich bzw. maximal 10 % aperiodische Sortimente (Rand-/Nebensortimente) sind zulässig.

■ Es liegt ein verbindliches städtebauliches Konzept vor, welches dokumentiert, dass Ansied- lungen in städtebaulich integrierten Lagen aus städtebaulich oder siedlungsstrukturellen Gründen, insbesondere zum Erhalt gewachsener baulicher Strukturen, der Rücksichtnahme auf ein historisch wertvolles Ortsbild oder aus verkehrlichen Gründen nicht möglich sind.

39 Nahversorgungskonzept für die Samtgemeinde Sachsenhagen

■ Lage im zentralen Siedlungsgebiet und Einbindung in das Netz des öffentlichen Personen- nahverkehrs

■ Kongruenzgebot: Verkaufsflächen und Warensortiment müssen der zentralörtlichen Bedeutung und dem Verflechtungs- bereich des jeweiligen zentralen Ortes entsprechen. Eine Einzelhandelsneuansiedlung oder auch Er- weiterung ist dann mit der planenden Gemeinde kongruent, wenn das geplante Vorhaben dem zent- ralörtlichen Auftrag der planenden Gemeinde entspricht und die wesentlichen Umsatzanteile aus dem Verflechtungsbereich der Gemeinde generiert werden.

Das Kongruenzgebot grundzentral wird im LROP 2017 als landesplanerisches Ziel definiert: ‘‘In einem Grundzentrum darf das Einzugsgebiet eines neuen Einzelhandelsgroßprojektes den grundzentralen Verflechtungsbereich gemäß Abschnitt 2.2 Ziffer 03 Sätze 8 und 9 als Kongruenzraum nicht wesent- lich überschreiten (Kongruenzgebot grundzentral)‘‘ (LROP 2017, Abschnitt 2.3 Ziffer 03, Satz 1)

Als grundzentraler Verflechtungsraum eines zentralen Ortes ist das jeweilige Gemeinde- oder Samt- gemeindegebiet anzunehmen (vgl. LROP 2017, Abschnitt 2.2 Ziffer 03 Satz 8). Wenn in einer Ge- meinde oder Samtgemeinde mehrere Zentrale Orte festgelegt sind, sind die jeweiligen grundzentralen Verflechtungsbereiche in Abstimmung mit der Gemeinde oder Samtgemeinde zu bestimmen (vgl. LROP 2017, Abschnitt 2.2 Ziffer 03 Satz 9). Eine Überschreitung des zugeordneten Verflechtungsrau- mes im oben genannten Sinne liegt dann vor, „wenn mehr als 30 vom Hundert des Vorhabenumsat- zes mit Kaufkraft von außerhalb des maßgeblichen Kongruenzraumes erzielt würde“ (LROP 2017, Ab- schnitt 2.3 Ziffer 03 Satz 5).

■ Beeinträchtigungsverbot: Das Beeinträchtigungsverbot legt ergänzend zum Kongruenzgebot fest, dass die Funktionsfähigkeit der zentralen Orte (insbes. auch der Nachbarkommunen) und integrierter Versorgungsstandorte sowie der verbrauchernahen Versorgung nicht wesentlich beeinträchtigt werden darf. ‘‘Ausgeglichene Ver- sorgungsstrukturen und deren Verwirklichung, die Funktionsfähigkeit der Zentralen Orte und integrier- ter Versorgungsstandorte sowie die verbrauchernahe Versorgung der Bevölkerung dürfen durch neue Einzelhandelsgroßprojekte nicht wesentlich beeinträchtigt werden‘‘ (LROP 2017, Abschnitt 2.3 Ziffer 08).

■ „Standorte mit herausgehobener Bedeutung für die Nahversorgung“: Unter bestimmten Voraussetzungen sind neue Einzelhandelsgroßprojekte mit periodischen Kernsorti- menten (mind. 90 %) abweichend von Abschnitt 2.3 Ziffer 02 Satz 1 sowie Ziffern 03 bis 05 auch an Standorten zulässig, die in Regionalen Raumordnungsprogrammen als „Standorte mit herausgehobe- ner Bedeutung für die Nahversorgung“ festgelegt wurden. Die Standorte außerhalb der zentralen Orte müssen im räumlichen Zusammenhang mit dem jeweiligen Ortskern oder mit Wohnbebauung liegen und ihr Einzugsbereich darf den zu versorgenden Bereich nicht überschreiten. Sie sollen zudem in das Netz des öffentlichen Personennahverkehrs eingebunden sein (vgl. LROP 2017, Abschnitt 2.3 Zif- fer 10). Das Abstimmungsgebot und Beeinträchtigungsverbot bleiben unberührt.

40 Nahversorgungskonzept für die Samtgemeinde Sachsenhagen

4.2 Grundlegende Empfehlungen zur Weiterentwicklung des Nahversorgungsange- botes

Die Samtgemeinde Sachsenhagen verfügt im nahversorgungsrelevanten Sortimentsbereich zwar über ei- nen soliden, aber grundsätzlich noch ausbaufähigen Verkaufsflächenbesatz. Das vorhandene Angebot sollte zukunftsfähig aufgestellt werden, um auch mittel- und langfristig eine angemessene wohnortnahe Versorgung der Einwohner in der Samtgemeinde sicherstellen zu können und Kaufkraftabflüsse an Ange- botsstandorte in benachbarten Kommunen zu minimieren. Hierzu sind quantitative und qualitative Entwick- lungsmaßnahmen im Lebensmitteleinzelhandel notwendig, für die die Samtgemeinde die für eine erfolgrei- che Umsetzung notwendigen planerischen Voraussetzungen schaffen möchte.

Angesichts der geringen Einwohner- und Kaufkraftpotenziale und damit fehlenden Tragfähigkeit in vielen einzelnen Gemeinden bzw. Ortsteilen sind die Angebote an den bereits existierenden Standorten von Lebensmittelmärkten (Hagenburg und Sachsenhagen) zu stärken und im Rahmen der noch bindungs- fähigen Potenziale weiterzuentwickeln. Bereits in Sachsenhagen bleiben die Entwicklungsmöglichkeiten, trotz der Tatsache, dass der Standort aus regionalplanerischer Sicht als Grundzentrums eingeordnet wird, angesichts der gerade einmal rd. 1.750 Einwohner im eigentlichen Kernbereich sowie der nicht ganz optimalen verkehrlichen Anbindung aus betrieblicher Sicht aber deutlich eingeschränkt. Wesentliche Trä- ger des Versorgungsangebotes stellen somit die Betriebe in Hagenburg dar. Neben dem im Ortzentrum liegenden Edeka-Markt gehört hierzu auch der solitäre Aldi-Standort. Diesem kommt als einzigem Dis- countanbieter in Hagenburg eine wichtige Bedeutung im Sinne eines möglichst vielfältigen Branchenmix zu.

Insgesamt ist für die Weiterentwicklung der Angebotssituation sowohl in Sachsenhagen als auch in Ha- genburg nach Einschätzung der BBE maximal eine Neupositionierung der vorhandenen Anbieter zu er- warten, nicht aber mehr die vollständige Neuansiedlung eines Anbieters. Selbst unter Annahme einer rechnerisch vollständigen Kaufkraftabdeckung bei einer Umsatz-Kaufkraft-Relation von 100 % in der Samtgemeinde insgesamt, bliebe in der Summe ein offenes Potenzial von rd. 5,1 Mio. €. Für einen Standort der Größenordnung und räumlichen Struktur wie die Samtgemeinde Sachsenhagen ist eine der- art hohe Umsatz-Kaufkraft-Relation aber nur schwer zu erreichen, da ein gewisser Anteil der Kaufkraft immer auch an Betriebsformate oder Betreiber abfließt, die in der Samtgemeinde selbst nicht vorgehalten werden (z. B. andere Discountbetreiber, SB-Warenhäuser, Drogeriemärkte). Auch wird das Einzugsge- biet der ansässigen Lebensmittelmärkte über das eigene Samtgemeindegebiet hinaus durch die Ange- bote in den Nachbarkommunen begrenzt, die zugleich auch räumliche Einkaufsalternativen für Einwohner aus Bereichen der Samtgemeinde darstellen, von wo diese Angebote besser erreicht werden können.

Für den Bereich der Nahversorgung ergeben sich damit folgende Handlungserfordernisse:

■ Ausbau der grundzentralen Versorgungsfunktion der Samtgemeinde bzw. der beiden örtlichen Grundzentren zur Positionierung der Samtgemeinde auch im Wettbewerb mit den Nachbarkom- munen

■ Sicherung und Stärkung des nahversorgungsrelevanten Einzelhandels in den Ortszentren (bzw. sich daran anschmiegenden Standortlagen) von Hagenburg und Sachsenhagen

■ Sicherung einer möglichst wohnortnahen Versorgung der Bevölkerung

41 Nahversorgungskonzept für die Samtgemeinde Sachsenhagen

■ Zentrenverträgliche Modernisierung und zukunftsfähige Weiterentwicklung der bestehenden An- gebotsstrukturen im Lebensmitteleinzelhandel

■ Sicherung einer möglichst vielfältigen Angebotsstruktur, Etablierung marktgängiger Betriebsfor- mate

4.3 Standortkonzept und planungsrechtliche Steuerung des Lebensmitteleinzelhan- dels

Für den Erhalt und die Stärkung der Nahversorgung in der Samtgemeinde Sachsenhagen wird folgendes Standortkonzept vorgeschlagen. Das vorgeschlagene Standortkonzept für die Nahversorgung basiert auf einem funktional und räumlich differenzierten Versorgungsmodell und berücksichtigt die Vorgaben des Landes-Raumordnungsprogrammes Niedersachsen 2017.

Abbildung 19: Standortkonzept für die Samtgemeinde Sachsenhagen

Quelle: eigene Darstellung 2018; Kartengrundlage: © GeoBasis-DE / BKG 2018

42 Nahversorgungskonzept für die Samtgemeinde Sachsenhagen

Die Ansiedlung und Erweiterung großflächiger Betriebe mit nahversorgungsrelevanten Kernsortimenten sollte vorrangig auf die zentralen Versorgungsbereiche gelenkt werden. Als zentrale Versorgungsberei- che mit einer Funktion für die Grund- und Nahversorgung können die beiden Ortszentren von Sachsen- hagen und Hagenburg eingeordnet werden, wenngleich die Nutzungs- und Besatzdichte (insb. in Sach- senhagen) nur bedingt den Anforderungen an die Ausweisung zentraler Versorgungsbereiche genügt. Aus städtebaulicher Sicht stellen sie aber die Standorte innerhalb der Samtgemeinde dar, die die höchste Eig- nung als Ortszentrum aufweisen und die damit auch im Fokus möglicher, geeigneter Ortskernentwicklun- gen stehen sollten14.

Abbildung 20: Nahversorgungsangebote nach Standortlagen

Standortlage Verkaufsfläche Umsatz

in m² in Mio. €

Ortszentrum Hagenburg 1.380 6,9

Nahversorgungsstandort Bergmannstraße 1.100 5,6 (OT Hagenburg)

Ortszentrum Sachsenhagen < 100 < 0,2

Ergänzungslage Nahversorgung Obere Straße 1.080 4,8 (OT Sachsenhagen)

Sonstige Solitärlagen in der Samtgemeinde 390 2,4

Samtgemeinde Sachsenhagen insgesamt 3.970 19,8

Quelle: BBE-Berechnungen 2018, Rundungsdifferenzen möglich; nur nahversorgungsrelevanter Sortimentsanteil (Nahrungs- und Genussmittel / Drogeriewaren)

Im Ortszentrum von Hagenburg ist der Edeka-Markt an der Langen Straße ein wesentlicher Magnetbetrieb. Neben seinem Beitrag zu einer – wenn auch schwachen – Ortskernverdichtung dient der Markt auch der wohnortnahen Versorgung seines Umfeldes. Im Zusammenhang mit dem Ortszentrum in Sachsenhagen wird der Penny-Markt inklusive arrondierender Nutzungen an der Oberen Straße als Ergänzungslage Nah- versorgung eingeordnet. Der Penny-Markt liegt zwar nicht mehr unmittelbar im gewachsenen Ortskern, schmiegt sich aber weitestgehend an diesen an und ergänzt ihn sowohl räumlich als auch funktional. Auf- grund seiner zentralen „Mittellage“ zwischen den Siedlungslagen Sachsenhagen und Auhagen ist er als elementarer Bestandteil der Versorgungsstruktur zu bewerten. Weiterentwicklungen der in den zentralen Versorgungsbereichen bzw. in der Ergänzungslage ansässigen Betriebsstätten sind damit sowohl aus

14 Entwicklungsmaßnahmen u. a. auch in Zusammenhang mit dem ISEK

43 Nahversorgungskonzept für die Samtgemeinde Sachsenhagen

städtebaulicher wie auch aus versorgungsstruktureller Sicht zu empfehlen, sofern diese den raumordneri- schen Vorgaben des LROP NDS 2017 entsprechen.15

Abbildung 21: Abgrenzungsvorschläge

OZ Hagenburg OZ Sachsenhagen

Quelle: BBE-Darstellung 2018; Kartengrundlage: © GeoBasis-DE / BKG 2018

Aufgrund einer faktisch fehlenden Flächenverfügbarkeit im Zusammenhang mit den vorhandenen Nut- zungen in den Ortskernen (vgl. Kapitel 3.1.1 und 3.1.2) sowie insgesamt deutlich eingeschränkten Ent- wicklungspotenzialen in der Stadt Sachsenhagen sind die zentralen Versorgungsbereiche bzw. sich an- schmiegende Ergänzungslage durch einen weiteren Nahversorgungsstandort mit wohnortnaher Ver- sorgungsfunktion zu ergänzen. Eine angemessene und bedarfsgerechte Versorgung der Bevölkerung im Bereich der Nahversorgung kann gerade für den Flecken Hagenburg und die ihm zugeordneten Ver- sorgungsbereiche sowie auch für die Samtgemeinde insgesamt nicht allein durch die Anbieter innerhalb der Ortszentren und anschmiegenden Lagen gewährleistet werden (vgl. Kap. 3.3). Als weiterer Bestand- teil des bestehenden Nahversorgungsnetzes ist der Standort des Aldi-Marktes an der Bergmannstraße im Hagenburger Ortsteil Altenhagen zu nennen, der als einziger Discountanbieter im Grundzentrum Ha- genburg eine wichtige Bedeutung übernimmt. Dieser Standort bietet neben einer wohnortnahen Versor- gung der Einwohner von Altenhagen die Möglichkeit eine angemessene Nahversorgungsausstattung für die Samtgemeinde Sachsenhagen insgesamt bereitzuhalten. Bei Aufgabe des Discountstandortes auf- grund fehlender Entwicklungsmöglichkeiten bestände die Gefahr eines Versorgungsdefizites bezogen auf

15 u. a. Einhaltung Kongruenzgebot (LROP 2017, Abschnitt 2.3 Ziffer 03) und Beeinträchtigungsverbot (LROP 2017, Abschnitt 2.3 Ziffer 08)

44 Nahversorgungskonzept für die Samtgemeinde Sachsenhagen

die Versorgungssituation in der Samtgemeinde insgesamt sowie auch im Hinblick auf einen grundlegen- den Betriebstypenmix im Grundzentrum Hagenburg. Es ist daher die Anpassung des bestehenden Nah- versorgungsstandortes an aktuelle Marktanforderungen und Betriebsformate zu empfehlen, sofern

■ durch den Nahversorgungsstandort keine städtebaulich negativen Auswirkungen auf die zentralen Versorgungsbereiche der Samtgemeinde zu erwarten sind und

■ die Planung den raumordnerischen Vorgaben des LROP NDS 2017 entspricht.16 In den einzelnen Mitgliedsgemeinden der Samtgemeinde sind angesichts der ortsansässigen Einwohner- zahlen und hieraus resultierender Kaufkraftpotenziale aktuell keine größeren Neuentwicklungen im Be- reich der Lebensmittelmärkte zu erwarten. Dennoch sollen auch etwaige neue Standorte der woh- nungsnahen Versorgung mit nahversorgungsrelevanten Kernsortimenten in Siedlungsräumen mit nachgewiesenen Versorgungslücken grundsätzlich zulässig sein, sofern sie der Versorgung ihres zu- geordneten Versorgungsbereiches dienen und keine negativen raumordnerischen und städtebaulichen Auswirkungen zu erwarten sind (Einzelfallprüfung).17

16 u. a. Einhaltung Kongruenzgebot (LROP 2017, Abschnitt 2.3 Ziffer 03) und Beeinträchtigungsverbot (LROP 2017, Abschnitt 2.3 Ziffer 08)

17 u. a. Einhaltung regionalplanerischen Vorgaben Kongruenzgebot (LROP 2017, Abschnitt 2.3 Ziffer 03) und Beeinträchtigungsverbot (LROP 2017, Abschnitt 2.3 Ziffer 08)

45 Nahversorgungskonzept für die Samtgemeinde Sachsenhagen

5 Räumliche Abgrenzung der Kongruenzräume

Zur räumlichen Abgrenzung von Kongruenzräumen können abgesehen von den tatsächlichen Angebots- verhältnissen siedlungsstrukturelle Aspekte wie die Einwohnerstruktur und räumliche Lagebeziehungen genauso wie infrastrukturelle Aspekte, z. B. verkehrliche Erreichbarkeiten (Pkw, ÖPNV), Pendlerverflech- tungen oder zentralörtliche Einrichtungen hinzugezogen werden.

5.1 Siedlungsstrukturelle Aspekte

Einwohner- und Siedlungsstruktur

Das Samtgemeindegebiet von Sachsenhagen besteht aus insgesamt vier Mitgliedsgemeinden, die in folgender Abbildung dargestellt sind. Die Gemeinden Sachsenhagen, Hagenburg und Auhagen verfügen je über zwei Ortsteile, Wölpinghausen sogar über vier Ortsteile. Die Samtgemeinde ist mit insgesamt zehn definierbaren Siedlungsbereichen demnach durch eine sehr dezentrale Siedlungsstruktur geprägt.

Abbildung 22: Gliederung der Samtgemeinde Sachsenhagen

Quelle: eigene Darstellung 2018; Kartengrundlage: Nexiga GmbH, 2006-2012; © GeoBasis-DE / BKG 2018

46 Nahversorgungskonzept für die Samtgemeinde Sachsenhagen

Die Bevölkerung der einzelnen Mitgliedsgemeinden bzw. Ortsteile verteilt sich dabei wie folgt:

Abbildung 23: Einwohnerzahlen der Samtgemeinde Sachsenhagen

Mitgliedsgemeinde / Ortsteil Einwohner Einwohner Einwohnerdichte

absolut in % EW je km²

Stadt Sachsenhagen 1.953 21 125,8

Sachsenhagen 1.753 19 -

Ortsteil Nienbrügge 200 2 -

Flecken Hagenburg 4.598 48 283,1

Hagenburg 2.865 30 -

Ortsteil Altenhagen 1.733 18 -

Gemeinde Auhagen 1.251 13 101,2

Auhagen 1.069 11 -

Ortsteil Düdinghausen 182 2 -

Gemeinde Wölpinghausen 1.624 18 88,6

Wölpinghausen 802 9 -

Ortsteil Bergkirchen 368 4 -

Ortsteil Schmalenbruch / Windhorn 101 1 -

Ortsteil Wiedenbrügge 353 4 - Samtgemeinde Sachsenhagen 9.426 100 150,9 insgesamt Quelle: Einwohnerstatistik der Samtgemeinde Sachsenhagen, Stand: 31.12.2017

Es wird deutlich, dass der Flecken Hagenburg mit insgesamt knapp 4.600 Einwohnern mit großem Ab- stand den Siedlungsschwerpunkt der Samtgemeinde darstellt. Knapp die Hälfte aller Einwohner hat ih- ren Wohnort in Hagenburg oder in dem, im unmittelbaren Siedlungszusammenhang, angrenzenden Orts- teil Altenhagen. Die zweithöchste Einwohnerzahl kann die Stadt Sachsenhagen (rd. 1.950 Einwohner) inklusive ihres im Westen räumlich abgesetzt liegenden Ortsteils Nienbrügge – aber auch ohne – ver- zeichnen. Weitere rd. 1.620 Einwohner sind innerhalb der Gemeindegrenzen von Wölpinghausen ansäs- sig, verteilen sich hier allerdings auf die vier Siedlungsbereiche Wölpinghausen, Bergkirchen, Schmalen- bruch / Windhorn und Wiedenbrügge, wovon der erstgenannte mit rd. 800 Einwohnern noch den größten darstellt. Die kleinste Mitgliedsgemeinde ist Auhagen mit dem nördlich gelegenen Ortsteil Düdinghausen und verfügt in der Summe über rd. 1.250 Einwohner. Die intensive ländliche und dezentrale Prägung Sachsenhagens zeigt sich auch bei Betrachtung der Einwohnerdichte bezogen auf die einzelnen Mit- gliedsgemeinden und die Samtgemeinde insgesamt. Mit einer Fläche von insgesamt rd. 62,5 km² und

47 Nahversorgungskonzept für die Samtgemeinde Sachsenhagen

9.450 Einwohnern liegt die Einwohnerdichte in der Samtgemeinde Sachsenhagen bei lediglich rd. 151 Einwohnern je km².

Für die Samtgemeinde Sachsenhagen ist gemäß Vorausberechnungen des Landesamtes für Statistik Niedersachen in der Perspektive bis 2025 (Basis 31.12.2015) von einer rückläufigen Bevölkerungsent- wicklung (-5% zum Basisjahr) auszugehen. Die Entwicklung in den vergangenen zwei Jahren (9.253 Einwohner am 31.12.2015 zu 9.426 Einwohner am 31.12.2017) hingegen zeigt bislang einen Zu- wachs von knapp 2 %.

Altersstruktur

In Sachsenhagen liegt der Anteil der Bevölkerung, der älter als 65 Jahre ist, aktuell bei rd. 23 %, in Ha- genburg und Auhagen sind es 22 % und in Wölpinghausen macht diese Altersgruppe einen Anteil von 26 % aus. Bezogen auf die Samtgemeinde liegt der Anteil der über 65 Jährigen demnach durchschnittlich bei etwa 23 %. Im Vergleich hierzu lag der Anteil der über 65 Jährigen im Jahr 2014 in ganz Niedersach- sen bei 21,4 %.18 Die Samtgemeinde Sachsenhagen liegt hinsichtlich der demographischen Entwicklung also leicht oberhalb des niedersächsischen Durchschnitts.

Räumliche Lagebeziehungen

Die Samtgemeinde Sachsenhagen befindet sich räumlich gelegen zwischen dem Steinhuder Meer und dem Verlauf des Mittellandkanals. Der Flecken Hagenburg stellt den am weitesten nordöstlich gelegenen Siedlungsbereich der Samtgemeinde dar. Hagenburg und Altenhagen sind dabei in den vergangenen Jahren deutlich zusammengewachsen und sollen auch zukünftig durch die geplante Siedlungsentwick- lung in ihrer Verbindung gestärkt werden.19 So liegen die beiden Angebotsstandorte der Lebensmittel- märkte in Hagenburg (Edeka) und Altenhagen (Aldi) in einer Entfernung von rd. 2,5 km die durch eine überwiegend durchgängige Besiedlung entlang der B 441 geprägt ist.

Westlich von Hagenburg grenzen im weiteren Verlauf der B 441 die Wölpinghauser Ortsteile Wieden- brügge und Schmalenbruch / Windhorn an sowie weiter südwestlich, angebunden über die L 453, der Ortsteil Bergkirchen und Wölpinghausen selbst. Südwestlich von Hagenburg im Schnittbereich der vier administrativen Grenzen innerhalb der Samtgemeinde liegt der Auhagener Ortsteil Düdinghausen, er- reichbar von Hagenburg über die L 445 genauso wie über die L 453.

Die südlichsten Siedlungsbereiche der Samtgemeinde stellen die Stadt Sachsenhagen mit dem westlich gelegenen Ortsteil Nienbrügge sowie das räumlich unmittelbar an Sachsenhagen angrenzende Auhagen dar. Sachsenhagen und Auhagen bilden trotz der unterschiedlichen Gemeindezugehörigkeit einen na- hezu vollständig zusammenhängenden Siedlungszusammenhang.

Die Arbeitsgruppe „Strukturwandel im Einzelhandel und § 11 Abs. 3 BauNVO“20 stellte in ihrem Bericht fest, dass in dünner besiedelten ländlichen Räumen, d. h. bei Einwohnerdichten von 1.250 Einwohner je

18 Landesamt für Statistik Niedersachsen, Hannover 2016

19 Vgl. Teil A, Kap. 3.1.2

20 In ZfBR 2002, 598, 601

48 Nahversorgungskonzept für die Samtgemeinde Sachsenhagen

km² und weniger, der Nahbereich auch bis zu einem Radius von 2.500 Metern gezogen werden kann. Mit rd. 151 Einwohnern je km² trifft dies auf Sachsenhagen zu. Als den beiden Grundzentren zuzuord- nende Nahbereiche können demnach in jedem Fall die in Abbildung 24 farblich gekennzeichneten Berei- che angesehen werden.

Abbildung 24: 2.500 Meter-Radien

Quelle: eigene Darstellung 2018; Kartengrundlage: Nexiga GmbH, 2006-2012; © GeoBasis-DE / BKG 2018

49 Nahversorgungskonzept für die Samtgemeinde Sachsenhagen

5.2 Infrastrukturelle Aspekte

Verkehrsanbindung

Die Samtgemeinde Sachsenhagen liegt im Norden des Landkreises Schaumburg unmittelbar südlich des Steinhuder Meeres. Die verkehrliche Erschließung der Samtgemeinde ist insbesondere durch den Verlauf der Bundesstraße B 441 gekennzeichnet. In einer Entfernung von etwa 15 bis 20 km besteht aus der Samtgemeinde eine Anbindung an die Autobahn A 2 in Richtung Hannover bzw. Bielefeld.

Abbildung 25: Verkehrsanbindung

Quelle: eigene Darstellung 2018; Kartengrundlage: Nexiga GmbH, 2006-2012; © GeoBasis-DE / BKG 2018

Der Flecken Hagenburg (Hagenburg & Altenhagen) weist innerhalb der Samtgemeinde die verkehrs- zentralste Lage direkt an der B 441 auf. Über diese ist das nordöstlich gelegene Mittelzentrum Wunstorf (Region Hannover) in knapp 10 Minuten Fahrzeit erreichbar. Ebenso bietet die B 441 in die entgegenge- setzte Richtung eine Anbindung an die westlich gelegene Nachbarkommune Rehburg-Loccum (Landkreis Nienburg/Weser).

Die übrigen Mitgliedsgemeinden und Ortsteile verfügen über keinen direkten Anschluss an die Bundes- straße. Von der B 441 ausgehend sind Wölpinghausen und Auhagen über unterschiedliche Kreis- und Landesstraßen (u. a. K 37, L 445, L 453) erreichbar. In einer Entfernung von rd. 5 km südlich zur B 441

50 Nahversorgungskonzept für die Samtgemeinde Sachsenhagen

liegt die Stadt Sachsenhagen. Von Sachsenhagen aus in südliche Richtung besteht über die Gemeinde Lindhorst hinweg ein mittelbarer Anschluss an die B 65, die Distanz beträgt hier etwa 8 km.

Pkw-Erreichbarkeit

Die Darstellung der Pkw-Fahrzeitisochronen wird lediglich für die geringste Erreichbarkeitsstufe innerhalb von 5 Minuten dargestellt. Bereits bei Betrachtung der 10 Minuten-Isochrone ist aus nahezu allen Ortstei- len eine Erreichbarkeit der gesamten Samtgemeinde gegeben.

Abbildung 26: Pkw-Erreichbarkeiten

Hagenburg Sachsenhagen

51 Nahversorgungskonzept für die Samtgemeinde Sachsenhagen

Wölpinghausen Auhagen

Quelle: eigene Darstellung 2018; Kartengrundlage: Nexiga GmbH, 2006-2012; © GeoBasis-DE / BKG 2018; Berech- nung der Fahrzeitzonen: ArcGIS-Online

Aus dem Kriterium der Pkw-Erreichbarkeit ergibt sich somit eine bessere Erreichbarkeit des Grundzent- rums Hagenburg aus den Ortsteilen Altenhagen und Wiedenbrügge. Das Grundzentrum Sachsenhagen kann hingegen eindeutig aus Auhagen sowie den Ortsteilen Nienbrügge, Bergkirchen und geringfügig schneller auch aus Wölpinghausen erreicht werden. Der zeitliche Aufwand aus Schmalenbruch / Wind- horn und Düdinghausen ist in etwa gleich hoch zu bewerten.

ÖPNV-Anbindung

Typisch für den ländlichen Raum ist in der Samtgemeinde Sachsenhagen zwar eine generelle ÖPNV- Anbindung vorhanden, diese verkehrt allerdings überwiegend zu den Stoßzeiten am Morgen, Mittag und Abend.

Die Buslinie 2010 der „Schaumburger Verkehrs GmbH“ sowie auch die Linie 2 von „Ruhe Reisen“ stellen eine Anbindung der Samtgemeinde an die Stadt Stadthagen sowie in Richtung Steinhude sicher. Sie ver- kehren neben Hagenburg und Sachsenhagen – zumindest zeitweise – auch über die übrigen Mitgliedsge- meinden und Ortsteile, sind allerdings sehr stark auf den Schulverkehr ausgerichtet und bieten damit eine zeitlich nur eingeschränkte Verbindung. In jedem der einzelnen Ortsteile ist somit mindestens eine Bus- haltestelle, z. T. auch mehrere vorhanden.

Zentralörtliche Einrichtungen

Die meisten zentralörtlichen Einrichtungen in der Samtgemeinde Sachsenhagen konzentrieren sich in den beiden Grundzentren Sachsenhagen und Hagenburg, einzelne Angebote werden aber auch in den anderen Mitgliedsgemeinden vorgehalten.

52 Nahversorgungskonzept für die Samtgemeinde Sachsenhagen

Abbildung 27: Zentralörtliche Einrichtungen

Hagenburg Sachsenhagen

Wölpinghausen Auhagen

Quelle: eigene Darstellung 2018; Kartengrundlage: Nexiga GmbH, 2006-2012; © GeoBasis-DE / BKG 2018

Die am stärksten vertretenen zentralörtlichen Einrichtungen stellen medizinische Einrichtungen sowie Schulen / Kindergärten dar. Die meisten Schulen / Kindergärten haben ihren Standort in Hagenburg. So- wohl in Hagenburg als auch in Sachsenhagen wird das Angebot einer Grundschule vorgehalten. Ein Kin- dergarten ist in allen Mitgliedsgemeinden zu finden. Sachsenhagen und Hagenburg verfügen beide über ein Rathaus sowie eine Bücherei, auch Kirchengemeinden sind hier vorzufinden. Zudem sind in allen Mit- gliedsgemeinden Feuerwehren und Sportvereine ansässig.

53 Nahversorgungskonzept für die Samtgemeinde Sachsenhagen

Pendlerverflechtungen

Mit insgesamt rd. 3.177 Beschäftigten pendelt ein hoher Anteil der in der Samtgemeinde Sachsenhagen wohnhaften Beschäftigten aus ihrem Wohnort heraus an eine andere Arbeitsstätte. Im Verhältnis zu den in die Samtgemeinde einpendelnden Beschäftigten (rd. 1.126 Beschäftigte) ergibt sich damit ein negati- ver Pendlersaldo von rd. -2.051 Beschäftigten.

Aufgrund der ausgeprägten Pendlerbeziehungen der in der Samtgemeinde wohnhaften Beschäftigten in das Umland ist von größeren Kaufkraftabflüssen an diverse Einkaufsstandorte auszugehen.

54 Nahversorgungskonzept für die Samtgemeinde Sachsenhagen

Abbildung 28: Pendlerstatistik für die Samtgemeinde Sachsenhagen

Mitgliedsgemeinde Einpendler Auspendler Pendlersaldo

absolut absolut absolut

Stadt Sachsenhagen 343 653 -310

Flecken Hagenburg 290 1.522 -1.232

Gemeinde Auhagen 30 496 -466

Gemeinde Wölpinghausen 463 506 -43 Samtgemeinde Sachsenhagen 1.126 3.177 -2.051 insgesamt Quelle: Statistik der Bundesagentur für Arbeit, Tabellen, Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte - Pendler nach Gemeinden, Hannover, Februar 2017

Touristische Potenziale

Die Samtgemeinde Sachsenhagen verfügt aufgrund der begünstigten Lage unmittelbar am Naturpark Steinhuder Meer grundsätzlich auch über ein gewisses touristisches Potenzial. Die Beherbergungsbe- triebe, die von der amtlichen Statistik erfasst werden, befinden sich allesamt in Wölpinghausen.21 Hier können in vier erfassten Beherbergungsbetrieben insgesamt 9.420 Gästeübernachtungen gezählt wer- den.

Das LROP sieht prinzipiell auch die Berücksichtigung der Kaufkraft von Touristen vor.22 Aufgrund der mangelnden Verfügbarkeit weiterer, detaillierterer Zahlen, die auch den Tourismus in den übrigen Mit- gliedsgemeinden erfassen, soll der Aspekt der touristischen Potenziale für die weitere Analyse allerdings außer Betracht bleiben.

21 Landesamt für Statistik Niedersachsen, Monatserhebung im Tourismus Niedersachsen, Zahlen für 2016

22 Vgl. Arbeitshilfe zum LROP 2017, Punkt 3.5, S. 22 f.

55 Nahversorgungskonzept für die Samtgemeinde Sachsenhagen

5.3 Fazit – Räumliche Abgrenzung der Kongruenzräume

Bei Gemeindegebieten mit mehreren zentralen Orten muss gemäß Abschnitt 2.2 Ziffer 03 Satz 9 LROP für jeden zentralen Ort ein teilörtlicher Verflechtungsbereich definiert werden. Bei Samtgemeinden erfolgt dies durch die Zuordnung der einzelnen Mitgliedsgemeinden zu den festgelegten Grundzentren.

Für die Beurteilung des Kongruenzgebotes im Rahmen von Einzelhandelsplanungen müssen die Mit- gliedsgemeinden der Samtgemeinde Sachsenhagen somit den beiden Grundzentren Sachsenhagen und Hagenburg zugeordnet werden. Gemäß der Arbeitshilfe zum LROP darf dabei allerdings keine Überla- gerung der teilörtlichen grundzentralen Verflechtungsbereiche entstehen.23 Aufgrund der dezentralen Struktur auch der einzelnen Mitgliedsgemeinden soll die Zuordnung auf Ortsteilebene erfolgen. Die Be- stimmung kann gemäß Arbeitshilfe in beschreibender oder zeichnerischer Darstellung vorgenommen werden.

Die BBE Handelsberatung GmbH empfiehlt resultierend aus der Angebots- und Nachfragesituation sowie den vorgenannten siedlungs- und infrastrukturellen Aspekten die folgende Zuordnung der einzelnen Ort- steile zu den zwei Grundzentren Sachsenhagen und Hagenburg (vgl. Abbildung 29):

Kongruenzraum Grundzentrum Hagenburg

■ Hagenburg

■ OT Altenhagen

■ Wölpinghausen

■ OT Wiedenbrügge

■ OT Schmalenbruch/Windhorn

■ OT Düdinghausen

Kongruenzraum Grundzentrum Sachsenhagen

■ Sachsenhagen

■ OT Nienbrügge

■ Auhagen

■ OT Bergkirchen

23 Vgl. Arbeitshilfe zum LROP 2017, Punkt 3.9, S. 24

56 Nahversorgungskonzept für die Samtgemeinde Sachsenhagen

Abbildung 29: Empfehlung zur räumlichen Abgrenzung der Kongruenzräume

Quelle: eigene Darstellung 2018; Kartengrundlage: © GeoBasis-DE / BKG 2018

Sehr eindeutig ist allein aufgrund der bestehenden Siedlungsstruktur die Zuordnung des Ortsteils Alten- hagen zu Hagenburg sowie der Siedlungsbereiche von Auhagen und Nienbrügge zu Sachsenhagen. Auch aus dem Ortsteil Bergkirchen ist eine deutlich schnellere Erreichbarkeit des Grundzentrums Sach- senhagen gegeben. Die Einwohner aus Wiedenbrügge, Schmalenbruch / Windhorn, Düdinghausen und auch Wölpinghausen müssen für die Erreichbarkeit beider Grundzentren einen gewissen Raumwider- stand überwinden. Aufgrund der ländlichen Raumstruktur ist der Rückgriff auf den motorisierten Individu- alverkehr für den Lebensmitteleinkauf, abgesehen von den Einkäufen die durch die dokumentierten klein- teiligen Versorgungsangebote abgedeckt werden können, hier somit zwingend notwendig. Aus diesem Grunde sind die genannten Mitgliedsgemeinden bzw. Ortsteile aus gutachterlicher Sicht dem stärkeren zentralen Ort – also Hagenburg – zuzuordnen, für den auch ein realistisches Entwicklungspotenzial gege- ben ist.

57 Nahversorgungskonzept für die Samtgemeinde Sachsenhagen

Dem Grundzentrum Sachsenhagen werden demnach 3.390 Einwohner zugeordnet, dem Grundzent- rum Hagenburg 6.036 Einwohner. Bezogen auf die nahversorgungsrelevante Kaufkraft ergibt dies ein Kaufkraftpotenzial von 8,8 Mio. € für Sachsenhagen und 16,1 Mio. € für Hagenburg. In Relation zu den aktuell vor Ort gebundenen Umsätzen liegt bei dieser Zuordnung die Umsatz-Kaufkraft-Relation im Grundzentrum Sachsenhagen bei rd. 64 %, die für das Grundzentrum Hagenburg bei rd. 85 %.

Abbildung 30: Einwohner und Kaufkraftpotenziale nach Kongruenzräumen

Grundzentrum / zugeordnete Ort- Kaufkraftpotenzial Einwohner steile im Bereich Nahversorgung

absolut in % in Mio. € in %

Grundzentrum Sachsenhagen 3.390 36 8,8 35

Sachsenhagen 1.753 52 4,5 51 OT Nienbrügge 200 6 0,5 6

OT Bergkirchen 368 11 1,0 11

Auhagen 1.069 32 2,8 32

Grundzentrum Hagenburg 6.036 64 16,1 65

Hagenburg 2.865 47 7,7 48 OT Altenhagen 1.733 29 4,6 29

Wölpinghausen 802 13 2,1 13 OT Schmalenbruch / Windhorn 101 2 0,3 2 OT Wiedenbrügge 353 6 0,9 6

OT Düdinghausen 182 3 0,5 3

Quelle: BBE-Darstellung 2018; Einwohnerstatistik der Samtgemeinde Sachsenhagen, Stand: 31.12.2017; BBE/IFH-Verbrauchsausgaben für Nahversorgung (Nahrungs- und Genussmittel / Drogeriewaren)

58 Nahversorgungskonzept für die Samtgemeinde Sachsenhagen

6 Einordnung aktueller Planungen

In der Samtgemeinde Sachsenhagen stehen im Zusammenhang mit der Sicherung der wohnortnahen Versorgung zwei Erweiterungsplanungen ansässiger Lebensmittelmärkte an. Bei beiden Planungen handelt es sich um großflächige Einzelhandelsvorhaben, welche grundsätzlich gemäß § 11 Abs. 3 BauNVO sowie den Vorgaben des Landes-Raumordnungsprogrammes Niedersachsen 2017 beurteilt werden müssen .Basierend auf den vorangehenden Ausführungen soll hierzu eine knappe Einordnung vorgenommen werden.

Der Edeka-Betreiber Kappe an der Lange Straße in Hagenburg plant zur zukunftsfähigen Positionie- rung seines Marktes einen Neubau mit Modernisierung und Erweiterung. Der Edeka-Markt mit heute rd. 1.450 m² Verkaufsfläche soll gemäß einer aktuellen Planung auf eine Größenordnung von etwa 2.000 m² erweitern werden. In die Planung einbezogen werden soll zudem ein Bereich für Bäcker/Café/Bistro in der Vorkassenzone sowie der örtliche Blumen-/Pflanzenanbieter Kick.

Auf Basis der Ausführungen des vorliegenden Nahversorgungs- und Standortkonzeptes kann der Stand- ort des Edeka-Marktes dem zentralen Versorgungsbereich des Grundzentrums Hagenburg zugeord- net werden. Er liegt also innerhalb eines Bereiches mit einer hohen städtebaulichen Priorität für zukünf- tige Entwicklungen. Auch gemäß LROP 2017 entspricht die Planung somit dem Konzentrations- und In- tegrationsgebot.

Zur Einhaltung des Kongruenzgebotes darf nicht mehr als 30 % des Vorhabenumsatzes mit Kaufkraft von außerhalb des maßgeblichen Kongruenzraumes (hier Verflechtungsbereich Grundzentrum Hagenburg) erzielt werden. Das wirtschaftliche Einzugsgebiet des Planvorhabens konzentriert sich zu einem sehr ho- hen Anteil auf Hagenburg und den Ortsteil Altenhagen, dehnt sich aufgrund Attraktivität und Ausstrah- lungskraft zudem aber auch auf die weiteren Mitgliedsgemeinden und Ortsteile der Samtgemeinde und darüber hinausgehend auch auf Nachbarkommunen wie u. a. Wunstorf-Steinhude aus. Für den erweiter- ten Edeka-Markt ist gemäß vorläufiger Berechnungen zu erwarten, dass ein Anteil von rd. 72 % des Um- satzes durch Kunden aus dem Verflechtungsbereich24 generiert werden kann, während ein Umsatzanteil von rd. 18 % aus dem Rest der Samtgemeinde und weitere rd. 10 % von außerhalb der Samtgemeinde stammen. Das Kongruenzgebot kann damit als erfüllt angesehen werden.

24 Zugrunde gelegt wird hierbei die empfohlene Abgrenzung der Verflechtungsbereich für die beiden Grundzen- tren Hagenburg und Sachsenhagen.

59 Nahversorgungskonzept für die Samtgemeinde Sachsenhagen

Abbildung 31: Umsatzprognose und Marktanteile des erweiterten Edeka-Marktes25

Erwarteter Kaufkraft- Kaufkraftbin- Bereich Kundenanteil Umsatz potenzial dungsquote

absolut in % in Mio. € in %

Grundzentrum Hagenburg 5,7 72 16,1 35

Hagenburg 3,2 41 7,7 42 OT Altenhagen 1,7 22 4,6 38

Wölpinghausen 0,4 5 2,1 17 OT Schmalenbruch / Windhorn 0,1 1 0,3 20 OT Wiedenbrügge 0,2 3 0,9 20

OT Düdinghausen 0,1 1 0,5 20

Grundzentrum Sachsenhagen 1,4 18 8,8 16

Sachsenhagen 0,7 9 4,5 15 OT Nienbrügge 0,1 1 0,5 15

OT Bergkirchen 0,2 3 1,0 17

Auhagen 0,4 5 2,8 15

Weiteres Einzugsgebiet 0,8 10 ./. ./.

Nahversorgungsrelevante 7,9 100 ./. ./. Kernsortimente gesamt

Nonfood-Sortimente 0,8 ./. ./. ./.

Summe Planvorhaben Edeka 8,7 ./. ./. ./.

Quelle: BBE-Darstellung 2018; Rundungsdifferenzen möglich

Auch der im Hagenburger Ortsteil Altenhagen ansässige Aldi-Markt an der Bergmannstraße hat den Wunsch sich im Rahmen betrieblicher Umstrukturierungen marktgerecht aufzustellen und plant einer Er- weiterung seiner Verkaufsfläche. Die heute bestehende Fläche von rd. 780 m² soll im Rahmen eines Neubaus auf eine Größenordnung von rd. 1.000 m² erweitert werden. In der vorliegenden Planung ist der heute am Standort bestehende Getränkemarkt nicht mehr berücksichtigt.

Die vorangehenden Ausführungen haben gezeigt, dass auch der Aldi-Standort eine wichtige Funktion für die Versorgung seines wohnortnahen Umfelds, aber auch für die Versorgungssituation in der Samtge- meinde insgesamt sowie einen ausgeglichenen Betriebstypenmix in Hagenburg übernimmt. Ohne diesen Anbieter bestände mit allein den Anbietern Penny in Sachsenhagen und Edeka in Hagenburg die Gefahr

25 Vorläufiges Prognosemodell, abschließende Festlegung der Marktanteile erst im Rahmen einer Auswirkungs- und Verträglichkeitsanalyse möglich

60 Nahversorgungskonzept für die Samtgemeinde Sachsenhagen

eines Versorgungsdefizites in der Samtgemeinde. Aufgrund fehlender Entwicklungsmöglichkeiten in den Ortszentren ist dieser bestehende Standort nachhaltig zu sichern. Als Nahversorgungsstandort mit wohnortnaher Versorgungsfunktion ist hier die Anpassung an aktuelle Marktanforderungen grundsätz- lich zu empfehlen. Die Planung darf dabei keine negativen städtebaulichen Auswirkungen auf die zentra- len Versorgungsbereiche in der Samtgemeinde haben und muss den Vorgaben des LROP 2017 entspre- chen.

Da sich der Aldi-Standort somit außerhalb einer integrierten Lage im Sinne des LROP befindet, ist hier die Ausnahmeregelung für Betriebe mit periodischem Kernsortiment (LROP 2017, Abschnitt 2.3 Ziffer 05 Satz 3) anzuwenden.

Mit der vorliegenden „Städtebaulichen Beurteilung zur Sicherung und Entwicklung bestehender Einzel- handelsstandorte in Hagenburg“ (Teil A, Planungsbüro Reinold) und dem „Nahversorgungs- und Stand- ortkonzept“ (Teil B, BBE Handelsberatung) liegt nach Durchführung eines Beteiligungs- und Abstim- mungsverfahren und Beschlussfassung im Rat eine städtebauliche Konzeption vor, die sich detailliert mit der Nahversorgungssituation in der Samtgemeinde sowie zukünftigen Entwicklungsmöglichkeiten auseinandersetzt. Bei dem Standort an der Bergmannstraße ist von einer Lage im zentralen Siedlungsge- biet auszugehen, es besteht eine räumlich funktionelle Anbindung an Wohngebiete sowie den ÖPNV. Für den Aldi-Markt ist zudem anzunehmen, dass die Vorgabe eines Verkaufsflächenanteils von 90 % periodi- scher Sortimente eingehalten wird.

Auch diese Planung darf nicht mehr als 30 % des Vorhabenumsatzes mit Kaufkraft von außerhalb des maßgeblichen Kongruenzraumes (hier Verflechtungsbereich Grundzentrum Hagenburg) erzielen. Die höchste Kaufkraftbindungsquote ergibt sich für das unmittelbare Umfeld in Altenhagen sowie für Hagen- burg, das wirtschaftliche Einzugsgebiet des Planvorhabens erstreckt sich aber zudem auch auf die weite- ren Mitgliedsgemeinden und Ortsteile der Samtgemeinde und Nachbarkommunen z. B. Wunstorf-Stein- hude. Für den erweiterten Aldi-Markt ist nach vorläufigen Berechnungen ein Anteil von rd. 76 % des Um- satzes durch Kunden aus dem Verflechtungsbereich26 zu erwarten, rd. 15 % stammen aus dem Rest der Samtgemeinde und weitere rd. 9 % von außerhalb der Samtgemeinde. Das Kongruenzgebot kann damit als erfüllt angesehen werden.

26 Zugrunde gelegt wird hierbei die empfohlene Abgrenzung der Verflechtungsbereich für die beiden Grundzen- tren Hagenburg und Sachsenhagen.

61 Nahversorgungskonzept für die Samtgemeinde Sachsenhagen

Abbildung 32: Umsatzprognose und Marktanteile des erweiterten Aldi-Marktes27

Erwarteter Kaufkraft- Kaufkraftbin- Bereich Kundenanteil Umsatz potenzial dungsquote

absolut in % in Mio. € in %

Grundzentrum Hagenburg 4,4 76 16,1 27

Hagenburg 2,3 39 7,7 30 OT Altenhagen 1,6 27 4,6 35

Wölpinghausen 0,3 5 2,1 12 OT Schmalenbruch / Windhorn ./. ./. 0,3 15 OT Wiedenbrügge 0,1 2 0,9 10

OT Düdinghausen 0,1 2 0,5 15

Grundzentrum Sachsenhagen 0,9 15 8,8 10

Sachsenhagen 0,5 8 4,5 10 OT Nienbrügge ./. ./. 0,5 7

OT Bergkirchen 0,1 2 1,0 12

Auhagen 0,3 5 2,8 10

Weiteres Einzugsgebiet 0,5 9 ./. ./.

Nahversorgungsrelevante 5,8 100 ./. ./. Kernsortimente gesamt

Nonfood-Sortimente 0,9 ./. ./. ./.

Summe Planvorhaben Aldi 6,7 ./. ./. ./.

Quelle: BBE-Darstellung 2018; Rundungsdifferenzen möglich

Erforderlich wäre für die jeweiligen Vorhaben im Zuge anstehender Bebauungsplan-Verfahren weiterhin eine absatzwirtschaftliche Auswirkungsanalyse, mit der zu prüfen ist, ob für den Realisierungsfall ne- gative Auswirkungen auf zentrale Versorgungsbereiche in der Samtgemeinde Sachsenhagen und in den Nachbarkommunen im Sinne von § 11 Abs. 3 Baunutzungsverordnung (BauNVO) sowie auch zur Ein- haltung des raumordnerischen Beeinträchtigungsverbotes ausgeschlossen werden können.

27 Vorläufiges Prognosemodell, abschließende Festlegung der Marktanteile erst im Rahmen einer Auswirkungs- und Verträglichkeitsanalyse möglich

62 Nahversorgungskonzept für die Samtgemeinde Sachsenhagen

Insgesamt ist festzustellen, dass beide Planungen zu einer zukunftsfähigen Sicherung der wohnortna- hen Versorgung in Hagenburg sowie auch in der Samtgemeinde beitragen können. Angesichts der örtli- chen Siedlungsstruktur bleiben die Entwicklungspotenziale für eine Weiterentwicklung des Nahversor- gungsangebotes stark auf die bereits bestehenden Anbieter konzentriert. So sind Neuansiedlungen inner- halb der Samtgemeinde nicht zu erwarten und die Potenziale können und sollten dafür genutzt werden die bestehenden wohnortnahen Versorgungsstrukturen zu stärken, zumal auch zusätzliche Flächen, die für die Aufnahme moderner Lebensmittelmärkte geeignet wären, im Zusammenhang mit den bestehen- den Nutzungen nicht erkennbar sind.

63 Nahversorgungskonzept für die Samtgemeinde Sachsenhagen

7 Fazit

■ In der Samtgemeinde Sachsenhagen soll die wohnortnahe Versorgung mit Gütern des täglichen Bedarfs gesichert werden. In diesem Zusammenhang sind Erweiterungspläne der vorhandenen Anbieter Edeka und Aldi zu bewerten und ggf. im Rahmen der Bauleitplanung zu steuern.

■ Gemäß dem raumordnerischen Kongruenzgebot dürfen neue Einzelhandelsgroßprojekte in einem Grundzentrum den grundzentralen Verflechtungsbereich als Kongruenzraum nicht wesentlich überschreiten. Um dies für die beiden konkreten Planungen und ggf. weitere feststellen zu kön- nen, ist eine begründete Festlegung der Verflechtungs- bzw. Kongruenzräume der zwei Grund- zentren innerhalb der Samtgemeinde erforderlich.

■ Insgesamt besteht in der Samtgemeinde Sachsenhagen ein nahversorgungsrelevantes Angebot von rd. 4.000 m² Verkaufsfläche in insgesamt rd. 22 Betrieben. Dieses setzt sich aus den klassi- schen Angeboten der Lebensmittelmärkte, aber auch aus weiteren Anbietern (z. B. Getränke- märkte, Ladenhandwerksbetriebe, Lebensmittelfachgeschäfte, Tankstellen) zusammen. Größere Angebotsformen wie SB-Warenhäuser sind vor Ort nicht vorhanden. Das Angebot der Lebensmit- telmärkte konzentriert sich auf einen Edeka- und Aldi-Markt in Hagenburg sowie einen Penny- Markt in Sachsenhagen. In den Gemeinden Auhagen und Wölpinghausen sind lediglich kleintei- lige Angebote zur Deckung des täglichen Bedarfs vorhanden. Die an die Samtgemeinde Sachsen- hagen angrenzenden Nachbarkommunen verfügen zum Teil auch über eigene leistungsfähige und gut zu erreichende Versorgungsstandorte.

■ Betrachtet man die Verkaufsflächenangebote in der Samtgemeinde im Verhältnis zur Einwohner- zahl, zeigt sich, dass die Versorgung der Bevölkerung mit Gütern des täglichen Bedarfs überwie- gend von den Angeboten in Hagenburg und Sachsenhagen übernommen wird. In den Gemeinden Auhagen und Wölpinghausen kann hingegen eine deutliche Unterversorgung festgestellt werden. Gleiches gilt auch für die Gegenüberstellung von vorhandener Kaufkraft zu lokalem Umsatz. Wäh- rend die vor Ort generierten Umsätze in Hagenburg und Sachsenhagen – zumindest geringfügig – höher sind als die zur Verfügung stehende Kaufkraft, kann durch die Angebote in den beiden an- deren Mitgliedsgemeinden nur ein minimaler Anteil der vorhandenen Kaufkraft gebunden werden.

■ Bei einem nahversorgungsrelevanten Kaufkraftpotenzial von insgesamt rd. 24,9 Mio. € fließen per Saldo rd. 5,1 Mio. € an die Angebotsstandorte in den Nachbarkommunen Wunstorf, Lindhorst oder Rehburg-Loccum, ab. In der Samtgemeinde Sachsenhagen kann somit nicht die vollständige verfügbare Kaufkraft gebunden werden. Wenngleich auch zukünftig allein aufgrund der Gemein- degröße und Siedlungsstruktur keine vollständige Kaufkraftbindung zu erwarten ist, so zeigen diese Werte noch offene Entwicklungspotenziale bei der Versorgungssituation im Lebensmit- telsegment auf.

■ Die räumliche Verteilung der Lebensmittelmärkte zeigt, dass in Hagenburg und Sachsenhagen ein Großteil der Wohnbevölkerung über einen Lebensmittelmarkt in fußläufiger Entfernung (10 Minu- ten-Gehzeit) verfügt. Da in den Gemeinden Auhagen und Wölpinghausen keine entsprechenden größeren Versorgungsangebote existieren, ist für die Einwohner dieser Mitgliedsgemeinden keine fußläufig erreichbare Nahversorgung gegeben. Insgesamt befinden sich damit mindestens 3.100 Einwohner der Samtgemeinde Sachsenhagen außerhalb der fußläufigen Erreichbarkeit größerer Lebensmittelmärkte (ohne unversorgte Randbereiche in Hagenburg und Sachsenhagen).

64 Nahversorgungskonzept für die Samtgemeinde Sachsenhagen

■ Ein Großteil der Bürger in der Samtgemeinde Sachsenhagen ist somit auf den Pkw-gestützten Einkauf an den drei größeren Standorten der bestehenden Lebensmittelmärkte (Penny, Edeka, Aldi) angewiesen, die damit eine sehr hohe Bedeutung innerhalb der örtlichen Versorgungsstruk- tur übernehmen. Für Sachsenhagen stellt der Penny-Markt den wichtigsten Nahversorgungs- standort dar. In Hagenburg ist es zum einen der Edeka-Markt im Ortzentrum, aber auch der solitär gelegene Aldi-Markt als einziger Discountanbieter innerhalb dieses Grundzentrums. Zur langfristi- gen Sicherung der Versorgungsfunktion der beiden Grundzentren und zur Vermeidung eines po- tenziellen Versorgungsdefizits innerhalb der Samtgemeinde sind diese Angebote in ihrem Bestand zu sichern und weiterzuentwickeln.

■ Angesichts der geringen Einwohner- und Kaufkraftpotenziale und damit fehlenden Tragfähigkeit in vielen einzelnen Gemeinden bzw. Ortsteilen ist es der Samtgemeinde zu empfehlen die Angebote an den bereits existierenden Standorten von Lebensmittelmärkten (Hagenburg und Sachsenha- gen) zu stärken und im Rahmen der noch bindungsfähigen Potenziale weiterzuentwickeln. Neben den in den Ortzentren bzw. hieran anschmiegend liegenden Märkten Edeka und Penny gehört hierzu auch der solitäre Aldi-Standort in Hagenburg. Diesem kommt als einzigem Discountanbie- ter in Hagenburg eine wichtige Bedeutung im Sinne eines möglichst vielfältigen Branchenmix zu.

■ Für den Bereich der Nahversorgung ergeben sich damit folgende Handlungserfordernisse:

■ Ausbau der grundzentralen Versorgungsfunktion der Samtgemeinde bzw. der beiden örtli- chen Grundzentren zur Positionierung der Samtgemeinde auch im Wettbewerb mit den Nachbarkommunen

■ Sicherung und Stärkung des nahversorgungsrelevanten Einzelhandels in den Ortszentren (bzw. sich daran anschmiegenden Standortlagen) von Hagenburg und Sachsenhagen

■ Sicherung einer möglichst wohnortnahen Versorgung der Bevölkerung

■ Zentrenverträgliche Modernisierung und zukunftsfähige Weiterentwicklung der bestehenden Angebotsstrukturen im Lebensmitteleinzelhandel

■ Sicherung einer möglichst vielfältigen Angebotsstruktur, Etablierung marktgängiger Betriebs- formate

■ Für die Samtgemeinde können im Rahmen des Standortkonzeptes in den beiden Grundzentren die zentralen Versorgungsbereiche Ortszentrum Sachsenhagen und Hagenburg definiert werden, denen die höchste städtebauliche Priorität zugeschrieben werden kann. Dem zentralen Versor- gungsbereich Hagenburg wird der Anbieter Edeka zugeordnet. Der Penny-Markt in Sachsenha- gen befindet sich zwar nicht mehr im historischen Ortskern, schmiegt sich aber weitestgehend an diesen an und ergänzt ihn sowohl räumlich als auch funktional. Er wird daher als Ergänzungslage Nahversorgung eingeordnet. Weiterentwicklungen der in ZVB und Ergänzungslage ansässigen Betriebsstätten sind damit sowohl aus städtebaulicher wie auch aus versorgungsstruktureller Sicht zu empfehlen, sofern diese den raumordnerischen Vorgaben des LROP NDS 2017 entsprechen.

■ Aufgrund einer faktisch fehlenden Flächenverfügbarkeit im Zusammenhang mit den vorhandenen Nutzungen in den Ortskernen sowie insgesamt deutlich eingeschränkten Entwicklungspotenzialen in der Stadt Sachsenhagen sind die zentralen Versorgungsbereiche und hieran anschmiegenden Lagen durch den Nahversorgungsstandort mit wohnortnaher Versorgungsfunktion an der Berg- mannstraße (Aldi) zu ergänzen. Dieser Standort bietet neben einer wohnortnahen Versorgung der

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Einwohner von Altenhagen die Möglichkeit eine angemessene Nahversorgungsausstattung für die Samtgemeinde Sachsenhagen insgesamt bereitzuhalten. Bei Aufgabe des Discountstandortes aufgrund fehlender Entwicklungsmöglichkeiten bestände die Gefahr eines Versorgungsdefizites bezogen auf die Versorgungssituation in der Samtgemeinde insgesamt sowie auch im Hinblick auf einen grundlegenden Betriebstypenmix im Grundzentrum Hagenburg. Es ist daher die Anpassung des bestehenden Nahversorgungsstandortes an aktuelle Marktanforderungen und Betriebsfor- mate zu empfehlen, sofern diese bestimmte Voraussetzungen erfüllt.

■ Sehr eindeutig ist allein aufgrund der bestehenden Siedlungsstruktur die Zuordnung des Ortsteils Altenhagen zu Hagenburg sowie der Siedlungsbereiche von Auhagen und Nienbrügge zu Sach- senhagen. Auch aus dem Ortsteil Bergkirchen ist eine deutlich schnellere Erreichbarkeit des Grundzentrums Sachsenhagen gegeben. Die Einwohner aus Wiedenbrügge, Schmalenbruch / Windhorn, Düdinghausen und auch Wölpinghausen müssen für die Erreichbarkeit beider Grund- zentren einen gewissen Raumwiderstand überwinden. Aufgrund der ländlichen Raumstruktur ist der Rückgriff auf den motorisierten Individualverkehr für den Lebensmitteleinkauf, abgesehen von den Einkäufen die durch die dokumentierten kleinteiligen Versorgungsangebote abgedeckt wer- den können, hier somit zwingend notwendig. Aus diesem Grunde sind die genannten Mitgliedsge- meinden bzw. Ortsteile aus gutachterlicher Sicht dem stärkeren zentralen Ort – also Hagenburg – zuzuordnen, für den auch ein realistisches Entwicklungspotenzial gegeben ist.

■ Unter Berücksichtigung siedlungs- und infrastruktureller Aspekten aber auch der bestehenden An- gebots- und Nachfragesituation sollen dem Grundzentrum Sachsenhagen demzufolge die Mit- gliedsgemeinden bzw. Ortsteile Sachsenhagen, Nienbrügge, Bergkirchen und Auhagen zugeord- net werden. Für das Grundzentrum Hagenburg erfolgt eine Zuordnung der Mitgliedsgemeinden und Ortsteile Hagenburg, Altenhagen, Düdinghausen, Wölpinghausen, Wiedenbrügge sowie Schmalenbruch / Windhorn. Dem Grundzentrum Sachsenhagen werden demnach 3.390 Einwoh- ner zugeordnet, dem Grundzentrum Hagenburg 6.036 Einwohner. Bezogen auf die nahversor- gungsrelevante Kaufkraft ergibt dies ein Kaufkraftpotenzial von 8,8 Mio. € für Sachsenhagen und 16,1 Mio. € für Hagenburg.

■ Die vorliegenden Planungen von Edeka und Aldi fügen sich in das definierte Standortkonzept für die Samtgemeinde Sachsenhagen ein und erfüllen aus gutachterlicher Sicht zudem die Vorgaben des LROP 2017. Sie tragen zudem zu einer langfristigen Gewährleistung der wohnortnahen Ver- sorgung in der Samtgemeinde Sachsenhagen bei. Neben dem Edeka-Markt als Magnetbetrieb innerhalb des Hagenburger Ortskerns kommt auch dem solitär gelegenen Aldi-Standort eine hohe Bedeutung innerhalb des Nahversorgungsnetzes zu. Ohne diesen Anbieter bestände mit allein den Anbietern Penny in Sachsenhagen und Edeka in Hagenburg die Gefahr eines Versorgungs- defizites in der Samtgemeinde. Aufgrund fehlender Entwicklungsmöglichkeiten in den Ortszentren ist dieser bestehende Standort nachhaltig zu sichern.

■ Erforderlich wäre für die jeweiligen Vorhaben im Zuge anstehender Bebauungsplan-Verfahren weiterhin eine absatzwirtschaftliche Auswirkungsanalyse, mit der zu prüfen ist, ob für den Re- alisierungsfall negative Auswirkungen auf zentrale Versorgungsbereiche in der Samtgemeinde Sachsenhagen und in den Nachbarkommunen im Sinne von § 11 Abs. 3 Baunutzungsverord- nung (BauNVO) sowie auch zur Einhaltung des raumordnerischen Beeinträchtigungsverbo- tes ausgeschlossen werden können.

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Münster, im August 2018 BBE Handelsberatung GmbH

i. V. Ann-Kathrin Lötz i. V. Jörg Lehnerdt

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