samstag, 22. juni 2019 efringen-kirchen/k andertal b a d i s c h e z e i t u n g 29 Asia-Restaurant „Eine wunderschöne Erkenntnis“ am Blumenplatz BZ-INTERVIEW mit dem Historiker Lukas Wenger über die Hintergründe des Überraschungsfunds von Überresten des Binzener Schlosses „Min“ im ehemaligen Pils-Stüble

BINZEN. Es war eine Sensation – im (aja). In Kandern am Blumen- Frühjahr 2018 sind in Binzen bei Arbei- platz ist ein neues Restaurant eingezogen. ten zu einem Anbau in der Schlossgasse In den Räumen des ehemaligen Pils-Stü- Fundamente des verloren geglaubten bles gibt es jetzt moderne asiatische Kü- Wasserschlosses gefunden worden. che. Die 34 Jahre alte Geschäftsführerin Historiker Lukas Wenger ist ein Exper- Hong Minh Nguy ist in Hanoi aufgewach- te der Geschichte der Adelsfamilie Grü- sen und hat in Karlsruhe BWL studiert. Im nenberg, die das Schloss erbaut hat, frisch renovierten Speisesaal, den ge- und war bei den Ausgrabungen dabei. flochtene Lampen, Bambushölzer und Elena Borchers hat sich mit Wenger Blumen zieren, bietet das „Min“ Platz für über die Bedeutung des Funds und die 75 Gäste, draußen auf der Terrasse sind es Zukunft der Überreste unterhalten. etwa 70. Zum Team gehören vier Köche, eine Thekenkraft und zwei Servierer. Mit- BZ: Die Überreste des Binzener Wasser- tags bietet das „Min“ eine wöchentlich schlosses wurden im Zuge eines Neubau- wechselnde Mittagskarte, die sich am sai- projekts gefunden. Warum wurde nicht sonalen Angebot orientiert. vorher schon danach gesucht, wo man In Kandern seien sie gut aufgenommen doch von der Existenz des Schlosses worden, sagt Geschäftsführerin Hong wusste? Minh Nguy. Die Eröffnung am Städtlifest Lukas Wenger: Die Spuren des Wasser- sei ein gelungener Auftakt gewesen. schlosses sind heute mit Häusern über- baut, sie befinden sich also auf Privat- grund, und da kann man nicht einfach an- fangen zu suchen. Möglicherweise wur- den früher, als die Keller der Häuser ge- baut wurden, schon Fundamente gefun- den und nicht beachtet – ohne da jemandem einen Vorwurf zu machen. Als nun im Zuge des Bauprojekts 2018 die Die Fundamente des Schlosses wurden 2018 von Archäologen freigelegt. F O T O : L A N D E S A M T F Ü R D E N K M A L P F L E G E Fundamente gesichtet wurden, musste al- les schnell gehen, damit das Baupro- Kander angelegt. Zudem hatte die Burg Hochadel zählten. Die Ortsadel-Familie zugeschüttet. Das Bauprojekt für einen gramm nicht verzögert wird. Für die Ar- laut Überlieferung einen Turm in einiger in Binzen hat nur eine Tochter hinterlas- Anbau wird aber offenbar erstmal nicht chäologie brauchte es eben einen konkre- Distanz zum Hauptgebäude. sen, aber keine Söhne, weshalb der Fami- weiterverfolgt. Da sich die Mauern auf ten Anlass. lienname erloschen ist. Diese Tochter Privatgrund befinden, kann man sie nicht BZ: Sie beschäftigen sich seit Ihrem Stu- von Binzen heiratete Berchtold von Ram- einfach offenlassen. Das würde hohe dium intensiv mit der mittelalterlichen stein, den Sohn einer wichtigen Adelsfa- Unterhaltungskosten bedeuten, die der Adelsfamilie Grünenberg, die bekannter- milie in der Gegend von Basel. Die Toch- Eigentümer, bezuschusst von Gemeinde maßen das Schloss in Binzen besessen ter Adelheid aus dieser Ehe wiederum – und Land, tragen müsste. Und sind wir Sie führen das neue Restaurant hat. Wie war es für Sie, als die Fundamen- auch hier gab es keine Söhne, die überlebt ehrlich: Es handelt sich um keinen beson- „Min“ in Kandern: Tuan Anh Dao und te gefunden wurden? haben – heiratete dann Konrad von Grü- ders spektakulären Befund, der viele Be- Hong Minh Nguy. F O T O : J U L I A J A C O B Wenger: Ich war hocherfreut, vor allem, nenberg. Die beiden Söhne aus dieser sucher anlocken würde – zu sehen wären weil dieser Fund eine wunderschöne Er- Ehe, Johann und Arnold von Grünenberg, vier Grundmauern, die drei Steinreihen kenntnis gebracht hat. So kann der Stein- bauten etwa um 1300, zusammen mit hoch sind. bau ungefähr auf das Jahr 1300 zurückda- ihrem Großvater Berchtold von Ram- K U R Z G E M E L D E T tiert werden. Das passt genau mit der Fa- stein, das Schloss in Binzen in Stein neu BZ: Bleibt also nichts Sichtbares übrig? miliengeschichte der Grünenbergs zu- auf. Wenger: Doch. Funde, die rund um das KANDERN sammen, die zu diesem Zeitpunkt Fuß in Fundament gemacht wurden, etwa Kera- Binzen gefasst haben. BZ: Heißt das, das Schloss stand davor mikscherben von Geschirr und Metall- Zweimal ausverkauft schon? gegenstände, wurden entnommen und Das Forsthof Open-Air des Musikver- BZ: Wie hat es die Adelsfamilie nach Bin- Wenger: Das weiß man nicht. Bevor Bur- werden derzeit bei der Landesdenkmal- eins Wollbach am Samstag, 22. Juni, zen verschlagen? gen aus Stein gebaut wurden, gab es pflege aufgearbeitet und dokumentiert. ist ausverkauft. Für die Veranstaltung, Lukas Wenger F O T O : P R I V A T Wenger: Die Grünenbergs lebten in der schon burgähnliche Anlagen aus Holz. In Dann werden sie eingelagert und können die unter der Schirmherrschaft von Zeit von 1200 bis zur Mitte des 15. Jahr- vielen Fällen wurden die Steinbauten an nach Voranmeldung für die Forschung be- Ortsvorsteher Max Sütterlin steht, gibt BZ: Was haben die Archäologen genau ge- hunderts, ihr Stammsitz war in Melchnau der Stelle der früheren Holzbauten errich- sichtigt werden. Möglicherweise könn- es keine Karten mehr. Auch ist der funden? im Kanton Bern. Es war eine sehr große tet. Der einheimische Adel von Binzen ten Teile dieser Funde aber später einmal Sauser-Express des Fördervereins Blas- Wenger: Es wurde die Fundamentmauer Familie, man kennt mehr als 130 Perso- hat sicher im zwölften Jahrhundert auch in Binzen ausgestellt werden. musik des Musikvereins Wollbach am eines Wohngebäudes freigelegt, das sich nen. Sie traten im schweizerischen Mit- einen Wohnsitz im Dorf gehabt – ob auch – Samstag, 12. Oktober, ausverkauft und innerhalb der Burganlage befunden hat. telland, im Elsass und im Südbadischen in dort, wo das steinerne Schloss ab 1300 Zur Person: Lukas Wenger, 48, wohnt in es gibt keine Plätze mehr. Es hatte eine Grundfläche von 81 Qua- Erscheinung. Einer der Zweige mit etwa gebaut wurde, muss offen bleiben. Bözberg (Schweiz) und arbeitet im Gesund- dratmetern und war sicherlich zwei 30 Personen ließ sich in Binzen nieder heitswesen. Er studierte Geschichte und Stockwerke hoch und in Stein gebaut. Es und übernahm dort für eine Zeit die Herr- BZ: Die Fundamente wurden nun wieder Archäologie und hat sich unter anderem Bilanz der Freien Wähler hat also genügend Wohnfläche für die schaft. zugedeckt, zu sehen ist nur noch Wiese. eingehend mit der Adelsfamilie von Grünen- Zur Jahreshauptversammlung treffen Adelsfamilie geboten. Die gesamte Burg Warum werden diese Überreste nicht of- berg beschäftigt. Er ist Vorstandsmitglied sich die Mitglieder der Freien Wähler hatte eine Grundfläche von etwa einem BZ: Wie kam es dazu? fen gehalten? in der Fricktalisch-Badischen Vereinigung Kandern am Dienstag, 2. Juli, um 19.30 Hektar und war von einer Umfassungs- Wenger: Das kam über zwei Stationen Wenger: Die Beschaffenheit der Ruinen für Heimatkunde. Seine Frau stammt aus Uhr im Gasthaus Weserei in Kandern. mauer umschlossen. Darum herum war zustande. Im Mittelalter gab es ursprüng- wurde genau dokumentiert, dann wur- (Baden), wo Wenger für eine Unter anderem stehen Neuwahlen auf ein Wassergraben mit Wasser aus der lich den freiherrlichen Ortsadel, der zum den sie mit Flies abgedeckt und wieder Zeit wohnte. der Tagesordnung. Geselligkeit Strom für 35 Haushalte unter der Eiche Der Eimeldinger Rat sieht das Wasserkraftprojekt positiv Beim Kleinkemser Brunnenfest (pink). Jüngst wurde die geschätzten mittleren Leistung für rund Idee des Vereins Bürgerenergie Dreilän- 35 Haushalte „sowohl ökonomisch wie EFRINGEN-KIRCHEN-KLEINKEMS dereck vorgestellt und wie berichtet be- auch ökologisch sehr gut“, hielt er fest. (cre). Zum 14. Mal in Folge veranstaltete reits öffentlich diskutiert, an der Kander Zumal „die Gemeinde Eimeldingen kein die Ortsverwaltung von Kleinkems ge- ein Wasserkraftwerk zu errichten. Es läge finanzielles und wirtschaftliches Risiko meinsam mit dem Gesangverein Rhein- zwar auf dem Gebiet der Gemarkung Bin- zu tragen hätte“. Lediglich die am Wasser- lust und dem SC Kleinkems am Donners- zen, aber aus historischen Gründen wäre kraftwerk geforderte Fischtreppe würde tag das Brunnenfest. War der Ursprungs- die Gemeinde Eimeldingen für den für die Gemeinde mit 50 000 bis 60 000 gedanke für das Fest die Finanzierung der Unterhalt zuständig. Die Gemeinde Euro zum Tragen kommen, wovon aber Brunnen im Dorf gewesen, kommt der Er- kommt als Rechtsnachfolgerin der dama- wieder bis zu 70 Prozent gefördert wer- lös in den letzten Jahren vermehrt den be- ligen Wuhrgenossenschaft ins Spiel, die den könnten. Zudem, so erinnerte Friebo- teiligten Vereinen zugute. Die Ortsver- bis weit ins 20. Jahrhundert hinein mit- lin, müsse die Fischtreppe Naturschutz- waltung partizipiert nicht daran. „Unser hilfe des Kanderwassers über ein Netz richtlinien zufolge ohnehin gebaut wer- Anliegen ist es, gemeinsam Kleinkems von Gräben die Bewässerung von Wiesen den. Friebolin fand das Projekt gut. darzustellen“, nannte Ortsvorsteher Jörg Mit flotten Klängen unterhielt die „Erste Markgräfler Dilettanten-Musik“ und Feldern sicherstellte. Bürgermeister Der Bürgermeister erwähnte noch ei- Kratz den gewandelten Festanlass. unter Michael Glünkin die Besucher des Brunnenfestes. F O T O : C R E M E R Oliver Friebolin brachte das Thema in der nige „sinnlose Vandalismusschäden in Nicht zum ersten Mal unterhielt in jüngsten Gemeinderatssitzung nochmals der Gemeinde“, die er sehr bedauerte. Kleinkems die „Erste Markgräfler Dilet- nehmen, auch mal vorbeizuschauen. Vie- Lörrach abgeholt. Da es erst zu Beginn des zur Sprache. Anders als sein Vorgänger, Zudem verwies er darauf, dass wieder ein tanten-Musik“ die Besucher mit flotter le Besucher kamen aus Kleinkems oder Nachmittags zu regnen begann, waren Altbürgermeister Manfred Merstetter, für Kinderferienprogramm stattfinde. Blasmusik. Im vergangenen Jahr hatte umliegenden Dörfern, einige hatten aber zur Mittagszeit alle Tische und Bänke auf den das Projekt nicht wirtschaftlich ist, Bewilligt hat der Gemeinderat Eimel- Werner Lehmann den Taktstock an Mi- auch eine weitere Anfahrt in Kauf genom- dem Brunnenplatz dicht besetzt. Die über sahen er wie auch die Ratsmitglieder es dingen in der Sitzung auch die Vergabe chael Glünkin weitergereicht, der auch men. So hatte Axel Übelin die 35 Kilome- 20 Helfer und Helferinnen am Grill, an grundsätzlich positiv. der Ingenieurleistungen und Tiefbau- heuer unter der Kleinkemser Dorfeiche ter aus auf seinem Drahtesel der Essens- und Getränkeausgabe, am Ge- Nach Einschätzung von Friebolin wäre arbeiten für insgesamt rund 37 000 Euro die Musiker (und eine Musikerin) diri- zurückgelegt und dabei gleich noch sei- schirrspüler sowie in der Kaffeestube im die alternative Stromerzeugung durch die für die Erneuerung eines Teilstückes des gierte. Lehmann ließ es sich jedoch nicht nen Arbeitskollegen Stephan Czech aus Rathaus hatten alle Hände voll zu tun. Bürgerenergie Dreiländereck mit einer Mischwasserkanals im Silcherweg.