Z 8398 C Informationsdienst der Christlich Demokratischen Union Deutschlands Union in Deutschland Bonn, den 27. März 1975 Regierung • SPD Die stärksten Stimmverluste mußte die SPD in Gebieten mit weicht weiter aus hohem Arbeitnehmeranteil hinnehmen. Aus Sorge um Ersparnisse und Arbeitsplatz Die Antwort auf die Frage, ob die Bundes- wenden sich die Wähler der regierung noch in dieser Legislaturperiode Union zu. Seite 4 eine Steuererhöhung plant, ist auch bei den Haushaltsberatungen im • BUNDESTAG offengeblieben. Die Aufforderung der Unionsfraktion an den Bundesfinanzminister, Bei der Haushaltsdebatte hatte er möge erklären, ob er die Finanzlücken die Union gegenüber der bis 1977 durch höhere Steuern, Sparmaß- zwielichtigen Koalition die nahmen oder durch neue Schulden schließen besseren Argumente. Seite 5—7 wolle, parierte Apel mit der Ausrede, jetzt könne Verläßliches über das Jahr 1976 • KANZLERAMT noch nicht gesagt werden. Mit seiner 40prozentigen „Ein Finanzminister, der nicht weiß, wie er die Personalüberkapazität ist das fälligen Rechnungen bezahlen soll, gibt eine Bundeskanzleramt zu einer unglückliche Figur ab", schreibt die Frankfur- Quasi-Außenstelle der SPD- Baracke geworden. Seite 8 ter Neue Presse. Diese Hilflosigkeit darf jedoch einem verant- wortlichen Politiker nicht nachgesehen wer- • HAUSHALT den. Aber Apels Dilemma ist das Elend der Die Union macht Vorschläge Regierung insgesamt. Sie ahnt Schlimmes, zur Überwindung der weil ein weiteres Mal ihre Voraussagen nicht schwelenden Finanzkrise. zutreffen. Seite 11- • Steuererhöhungen ab 1976 oder 1977 oder Eingriffe in gesetzlich fixierte Leistungen für M CDU die Bürger oder beides zugleich: Die Bundes- Anträge des Bundesvorstandes regierung wird nicht umhinkönnen, der Öffent- auf Änderung des Statuts und lichkeit über diese bitteren Konsequenzen der Parteigerichtsordnung ihrer jahrelangen Mißwirtschaft reinen Wein zur Vorlage beim 23. Bundes- einzuschenken. parteitag. Dokumentation UiD 13/75 • Seite 2

Wienand-Affäre noch einmal aufgerollt INFORMATIONEN werden. Es herrscht in der Fraktion der Eindruck vor, daß bei den bisherigen Untersuchungen nicht die Wahrheit ge- NPD-Vorsitzender: sagt worden ist. Ein Anlaß, die Affäre Kauptgegner ist die CDU noch einmal aufzurollen, wäre für die CDU/CSU die Aussage des Guillaume- Hauptgegner der NPD seien die CDU- Bekannten Tolle vor den Staatsschutz- regierten Bundesländer, da sie es ab- behörden, Guillaume habe ihm am Tage lehnten, aktive Mitglieder „unserer Par- vor dem Mißtrauensvotum gegen Brandt tei" zum Staatsdienst zuzulassen, oder erklärt, der Bundeskanzler verfüge über sie sogar vom Dienst suspendieren, wie Mittel, die ein Überleben der SPD/FDP- den Mannheimer Oberstudienrat Dek- Koalition ermöglichten. Ehmke werde kert. Dies erklärte der Bundesvorsit- „das schon machen" (vgl. UiD 12/74). zende der NPD, Mußgnug, auf einer Diese Aussage Tolles war im ersten Pressekonferenz in am 30. 3. Steiner/Wienand-Ausschuß nicht gehört 1975. worden. Anlaß dazu war die Mitteilung, daß die NPD Klage gegen die Landesregierung Chance für den Sport Baden-Württemberg eingereicht habe. Die CDU/CSU-Fraktion begrüßte die Ver- Ihr soll künftig untersagt werden, von abschiedung einer Entschließung über der NPD als verfassungsfeindlicher Par- eine europäische „Charta des Sports für te' zu sprechen und aufgrund dessen alle" durch die erstmals in Brüssel ver- die Bestimmungen des Radikalenerlas- sammelten Sportminister der Mitglieds- ses anzuwenden. staaten des Europarats. Der Rang, den Dieser Erlaß sei ungesetzlich, hier sei sie dem Sport beimesse, verbiete es — man sich mit der SPD und auch mit den wie die CDU/CSU betonte —-, Probleme Kommunisten durchaus einig. Dem Bun- des Sports isoliert von anderen Fragen deskanzler machte der NPD-Vorsitzende des gesellschaftlichen und politischen folgendes Kompliment: „In manchen Lebens zu betrachten. Diese Charta bie- Dingen sind wir in der te eine Chance, die bildungs-, gesund- praktischen Politik näher als der CDU." heits- und sozialpolitische Bedeutung des Sports noch stärker im Bewußtsein Nochmals ein der Bevölkerung zu festigen. Steiner-Ausschuß? Milliarden-Defizit Die Klärung der Frage, ob das Mißlin- bei Arbeiter-Renten gen des 1972 von der CDU/CSU ver- suchten Kanzlersturzes auch auf Be- Der Konjunktureinbruch wird in die- stechung zurückzuführen ist, wird mög- sem Jahr zu Einnahmeausfällen in Mil- licherweise noch einmal einen parla- liardenhöhe bei den Rentenversiche- mentarischen Untersuchungsausschuß rungen in der Bundesrepublik führen. beschäftigen. Unmittelbar nach der Allein die Arbeiter-Rentenversicherun- Osterpause wird die Opposition darüber gen müssen mit einem Defizit von etwa entscheiden, ob Aspekte der Steiner/ 9 Mrd. DM rechnen. Dieser Fehlbetrag, UiD 13/75 • Seite 3 der das bisher vom Bundesarbeitsmi- nisterium angenommene Defizit von 3,5 STICHWORTE Mrd. DM um das Zweieinhalbfache übertrifft, wird über den Finanzausgleich von der Bundesanstalt für Arbeit an die Fast zehn Millionen 18 Rentenversicherungen der Arbeiter ausgeglichen. Schüler sitzen dieses Jahr in den allge- Auch die Rentenversicherung der Ange- meinbildenden Schulen. Das sind etwa stellten wird 1975 nach Zahlung dieses 164 000 mehr als im Vorjahr. Milliardenzuschusses möglicherweise selbst in rote Zahlen rutschen: Sollten ihre Beitragseinnahmen nur um weniger Die meisten Konkurse als 10% (gegenüber 14% 1974) stei- gen, dürfte sie das Rentenjahr 1975 mit der Nachkriegszeit in einem Monat (792) einem Minus abschließen. fanden in diesem Januar statt: 38 Prozent mehr als im Januar 1974. Eltern organisieren sich bundesweit Die Elternvereine in den Ländern Ba- Wieder Gebührenerhöhungen den-Württemberg, Bremen, Hamburg, bei der Bundespost wird es geben. Hessen, Niedersachsen, Nordrhein-West- Allerdings „erst 1977". so erklärte Bundes- falen und Rheinland-Pfalz haben eine postminister Kurt Gscheidle. Bundesarbeitsgemeinschaft der Eltern- vereine ins Leben gerufen. Der Verband will Reformpläne, „die aus- Angesichts der Massenflucht schließlich ideologischen Zwecken die- nen", oder solche, für die weder die in Vietnam ruft der Bund der Vertriebenen finanziellen, personellen, noch sachli- Regierung, Kirchen und alle Kräfte der chen Voraussetzungen gegeben sind, Gesellschaft zu einer umfassenden künftig bundesweit bekämpfen. Hilfsaktion auf. CDU kritisiert Kreibich Die Berliner CDU-Fraktion übte scharfe Der Präsident Kritik an der Erklärung von FU-Präsi- dent Kreibich, daß er es ablehnen müs- der DDR-Kunstakademie, Prof. Konrad se, Vorermittlungen gegen diejenigen Wolf, lehnte eine Koexistenz der Gesell- Universitätsmitglieder einzuleiten, die schaftssysteme als „Demagogie im Wahlaufrufe für KPD, SEW oder KBW Interesse des Überlebens einer zum Unter- unterzeichnet hätten. Die hochschulpo- gang verurteilten Gesellschaftsordnung" ab. litische Sprecherin der CDU-Fraktion, Ursula Besser, erklärte, die Weigerung von Kreibich mache erneut deutlich, Rapide gesunken „wie wenig er willens oder in der Lage ist, sich an die vom Gesetz gezogenen ist der Auftragseingang bei den deutschen Grenzen zu halten". Stahlwerken im Februar 1975. UiD 13/75 • Seite 4

„ihrer Partei" in hellen Scharen davon- SPD laufen. Doch die Lösung des Rätsels ist einfach. Die Arbeitnehmer haben begriffen, daß Arbeitnehmer sie die Hauptleidtragenden der verfehl- ten Wirtschafts- und Sozialpolitik der vertrauen der Politik SPD/FDP-Koalition in Bund und Länder der Union sind. Sie haben erkannt, daß die Infla- tion ihre Ersparnisse und nominalen Einkommenssteigerungen aufzehrt und Mit ihrer Diffamierungskampagne daß das Volksvermögen ständig zu ihren gegen die Union versucht die SPD Lasten „umverteilt" wird. Sie sind in von ihrem eigenen Versagen als Sorge um ihren Arbeitsplatz oder sogar Regierungspartei abzulenken. schon arbeitslos. Und sie fragen sich, Es kommt nicht von ungefähr, daß was die SPD/FDP eigentlich für sie, die sie dabei das Schwergewicht dieser Arbeitnehmer, seit 1969 getan hat. Kampagne in die Betriebe legt — Die Antwort lautet: nichts. Im Mittel- denn es sind vor allem die punkt des großangekündigten Reform- Arbeitnehmer, die dieser Partei den programms der gegenwärtigen Regie- Rücken kehren. Generalsekretär rung standen Vermögensbildung, Mit- Prof. Dr. Kurt H. Biedenkopf bestimmung, berufliche Bildung und Bo- trifft hierzu folgende Feststellungen: denrecht. Nach sechsjähriger Regie- Bei den Wahlen in Berlin und Rhein- rungszeit ist von alledem nichts ver- land-Pfalz hat sich der Trend aller wirklicht, und aller Voraussicht nach vorangegangenen Landtagswahlen fort- wird bis 1976 auch nichts verwirklicht gesetzt. Während die CDU erhebliche werden. Stimmengewinne verbuchen konnte, Im Gegensatz dazu haben die Unions- mußten SPD und FDP empfindliche Ver- parteien bereits 1973 ihr Reformpro- luste hinnehmen. Dabei ging ihr Stim- gramm beschlossen und der Öffentlich- menanteil am stärksten in Gebieten mit keit vorgelegt. Dieses Programm ent- einem hohen Arbeitnehmeranteil zu- hält alle Maßnahmen, die getroffen rück. Wie schon in den industriellen Bal- werden müssen, um für alle jungen lungsgebieten Hamburg, Hannover, Menschen eine hochqualifizierte beruf- Frankfurt und München, verlor die SPD liche Ausbildung sicherzustellen und auch jetzt wieder in den Berliner Arbei- um die Stellung der Arbeitnehmer durch terbezirken Wedding, Kreuzberg und Mitbestimmung und Vermögensbildung Neukölln bis zu 20% ihrer bisherigen in der Wirtschaft zu stärken. Doch die Wähler. Die meisten von ihnen kamen SPD/FDP-Koalition verweigert lieber zur CDU. die Erfüllung berechtigter Arbeitneh- Die Sozialdemokraten, die sich gerne merinteressen, als daß sie den Vor- als die einzige Arbeitnehmerpartei aus- schlägen der Union folgt. geben, stehen vor einem Rätsel. Für Wen wundert es also, wenn immer den Berliner SPD-Bürgermeister Neu- mehr Arbeitnehmer in der CDU die Par- bauer war es nach der Wahl unbegreif- tei erkennen, die ihre Interessen wirk- lich, warum gerade die Arbeitnehmer lich vertritt. UiD 13/75 • Seite 5

BUNDESTAG Sozialisten sind unfähig zur Verwirklichung von Reformen

Die jährliche Haushaltsdebatte gibt nämlich Unterschiede in der Leistung Anlaß zur politischen Abrechnung, auch ihren Ausdruck in einem unter- besonders bei der Beratung des schiedlichen Entgelt finden. Kanzler-Etats. Sprecher der Union Drittens bedienen sich die deutschen zu diesem Thema waren Karl Sozialisten falscher Methoden zur Carstens, Richard von Weizsäcker Realisierung ihrer Zielvorstellungen. Sie und Franz Josef Strauß. Nachfolgend glauben, das Heil darin zu sehen, daß Auszüge aus ihren Reden. der Einfluß des Staates, des Kollektivs, erweitert wird, und sie verkennen da- bei das eigentliche Gebot unserer Zeit, : den immer zunehmenden Einfluß des Staates zurückzudrängen. Ein geradezu Man muß die Frage stellen, ob die klassisches Beispiel dafür ist das deutschen Sozialisten nach ihrem Schicksal der Reform der beruflichen eigenen Selbstverständnis aus einer Bildung. Erinnern wir uns doch daran, Reihe von Gründen, von denen ich die daß der erste Beitrag des Herrn von wichtigsten nennen möchte, überhaupt Dohnanyi zu diesem Thema in dem fähig sind, Reformen zu verwirklichen, Vorschlag bestand, dreitausend neue die den Menschen zugute kommen. Planstellen zur Durchführung des von Erstens, die deutschen Sozialisten gehen ihm vorgeschlagenen Berufsbildungs- von einer falschen Analyse der Wirk- gesetzes einzurichten. lichkeit aus, nämlich von der Vorstel- Viertens zerstören die Sozialisten bei lung, daß unsere Gesellschaft durch das Vorherrschen von Klassengegensätzen ihren Reformversuchen die natürlich und Klassenkämpfen gekennzeichnet gewachsenen Bindungen, auf denen sei, und daß eine kleine Gruppe von das Zusammenleben der Menschen be- Privilegierten die Masse der Bürger ruht. Noch in jüngster Zeit hat uns die ausbeute. Bundesregierung ein Beispiel dieser Art geliefert, als sie nämlich in der Be- Zweitens lassen sich die deutschen gründung zum Gesetz über die Neure- Sozialisten von der falschen Zielvorstel- gelung des elterlichen Sorgerechts lung leiten, möglichst weitgehend und schrieb, schon das Kleinkind sei Objekt möglichst schnell die Lebensverhält- elterlicher Fremdbestimmung. Hier wird nisse der Staatsbürger aneinander an- also das, was im natürlichen Bewußt- zugleichen. Damit verstoßen die deut- sein der Menschen Mutterliebe heißt, schen Sozialisten gegen ein elementa- reduziert auf die Formel „elterliche res Gebot sozialer Gerechtigkeit, daß Fremdbestimmung". UiD 13/75 • Seite 6

Franz Josef Strauß: Jetzt auf einmal wird auch von Ihnen die Erkenntnis verbreitet, daß die pri- Jahrelange Warnungen vaten Investitionen von heute die Ar- beitsplätze von morgen sind, wird in in den Wind geschlagen Zeitungsanzeigen und Broschüren unter der Überschrift „Jetzt investieren — es Man bekommt allmählich den Ein- lohnt sich" für die Inanspruchnahme der 1 druck, als ob harte Kritik an der hektisch beschlossenen 7 /2-prozentigen Politik der Regierung und ihrer Par- Investitionszulagen geworben. teien zu einer Art Majestätsbeleidigung, Aus dem Regierungslager stammt das zu einem Anschlag gegen die parla- Gleichnis vom Fensterputzer, der aus mentarische Demokratie und zu einem dem 87. Stockwerk eines Wolkenkratzers Verstoß gegen das Wohl des Volkes abstürzte, weil er Warnungen mißach- umgefälscht werden soll. Das sind die tete und sich nicht anschnallte. Als er ersten Ansätze autoritären Denkens. an der dritten Etage vorbeiflog, mur- Zunächst schlagen Sie die Warnungen melte er: „Was die Meckerer da oben vor der Inflation in den Wind, Herr Bun- nur wollen — bisher ist doch alles gut deskanzler, dann verkünden Sie, das gegangen ..." bißchen Inflation müsse für die Erhal- Wir wollen nicht noch einmal solche tung der Vollbeschäftigung in Kauf ge- Täuschungsmannöver wie z. B. vor und nommen werden. Dann erkennen Sie nach den Landtagswahlen in Nordrhein- endlich, daß die Inflation zu einer Ge- Westfalen und dem Saarland vom 14. fahr für die Arbeitsplätze wird. Dann Juni 1970 erleben. Damals versuchten treffen Sie zu spät und unzulänglich Sta- Sie, mit dem Versprechen von Steuer- bilisierungsmaßnahmen (siehe öffent- senkungen Wählerstimmen zu fangen. liche Haushalte) und dann spielen Sie 9 Tage vor den damaligen Wahlen, am den Helden und sagen, unsere Stabili- 5. Juni 1970, wurde das Steuerände- sierungspolitik führt aber zu einer ge- rungsgesetz, durch das auf Vorschlag wissen Arbeitslosigkeit, das müßten die der Regierung schon damals der Arbeit- Arbeitnehmer in Kauf nehmen. nehmerfreibetrag verdoppelt und die Er- Damit geben Sie doch zu, daß CDU und gänzungsabgabe für die Höherverdie- CSU mit ihren jahrelangen Warnungen nenden abgebaut werden sollte, durch vor der Inflation recht hatten; denn bei den Finanzausschuß des Bundestages rechtzeitiger und zulänglicher Stabili- gepeitscht. Nur 5 Tage nach der Wahl, tätspolitik wäre dieser Ablauf der Er- am 19. Juni 1970, gab die Regierung, eignisse nicht eingetreten. wie die Presse schrieb, die „Spekula- tion auf die Wählergunst mit einem bei- Vor noch gar nicht langer Zeit wurden spiellosen Zynismus auf" und zog das von der Regierung und von der SPD die bis zur damaligen Wahl lautstark ver- Unternehmer und die sonstigen Selb- kündete Versprechen, mit Wirkung zum ständigen verteufelt. Im Sommer 1973 1. Juli 1970 die Steuern zu senken, zu- hieß es in Zeitungsanzeigen der Bun- rück. desregierung: „Die Unternehmer müs- sen empfindliche Steuern zahlen, wenn Nach allen Wortbrüchen sollten Sie sie nicht bereit sind, ihre Investitionen nicht noch einmal auf die Vergeßlichkeit aufzuschieben . der Wähler spekulieren. UiD 13/75 • Seite 7

Richard von Weizsäcker: Das erste, was jeder Bürger in diesem Land verlangen kann, ist eine unge- „Sie verweigern schminkte Darstellung der Lage. Aber Ihre Regierung gibt sie nicht, Herr Bun- Wahrheit und Klarheit, deskanzler. Ihr Kabinettskollege Arendt erklärte z. B. im Januar bei der Debatte Herr Bundeskanzler" über das Sozialbudget, der gegenwär- tige Beitragssatz zur Rentenversiche- Die jüngste Drucksache Ihrer Regie- rung von 18% sei selbst bei vorsichti- rung, genannt Arbeitsbericht'75, mit ger Schätzung ausreichend, damit sie Ihrem Bild und Vorwort geschmückt, bis 1988 leistungsfähig bleibt. Das ist, Herr Bundeskanzler, spricht wieder vor um es wirklich vorsichtig zu charakte- allem davon, daß alles besser, schöner risieren, eine Irreführung der Öffent- und größer werde. Mehr Rechte, gün- lichkeit. Denn schon heute kann die Bei- stigere Bedingungen, größere Sicher- tragsgrenze doch nicht gehalten werden, heit, stärkere Vorsorge, neue Hilfe und wenn die Kosten, die im Rentenbereich immer wieder mehr Recht. Das ist der anfallen, von der Rentenversicherung wesentliche Inhalt dieser Schrift. Das ist teilweise auf andere Kassen verlagert auch der Grundton Ihrer Politik. Oder, werden, z. B. auf die Krankenkassen. wie neulich in der Ihnen ja sehr wohl gewogenen ,,Zeit" zu lesen war: „Wir Als Bundesregierung erklären Sie ein- schaffen das moderne Deutschland, fach: Wir sind es nicht, die den Bürger koste es, was es wolle". höher belasten. Das überlassen wir den Dem Bürger wird alles geliefert und ge- Selbstverwaltungsorganen der Kran- macht. Er selbst braucht nichts mehr kenkassen. Dieses Verfahren ist unse- zu tun. Probleme gibt es nach dieser riös und gefährlich. Der Bürger wird es Ihrer Weltschau nicht. Wer Probleme auf die Dauer weder Ihnen noch Herrn beim Namen nennt, ist ein Panikmacher. Arendt abnehmen. Denn er, der Bürger, Allenfalls gibt es vorübergehende Eng- zahlt alles aus einer, nämlich aus seiner pässe. Oder es sind Einflüsse des Aus- Kasse. Für ihn sind Steuerbelastungen landes, an denen die eigene Regierung und Steigerungen der Sozialabgaben unschuldig ist. Im übrigen aber geht Abzüge aus ein und derselben Lohn- alles weiter bergauf, und wir sind die tüte. Und er weiß auch, das dies auf- Spitzenreiter der Welt (obwohl jeder- grund einer einheitlichen Verantwortung mann weiß, daß dies für so zentrale Ge- dieser Ihrer Bundesregierung geschieht. biete wie Vollbeschäftigung und Wachs- Herr Brandt hat noch letzte Woche von tum überhaupt nicht stimmt)." dieser Stelle aus einen Monopolan- Die Regierung verspricht Angenehmes spruch seiner Partei für die Interessen- und verschweigt Unangenehmes. Ihr vertretung der breiten arbeitenden Presse- und Informationsamt ist eine Schichten unseres Volkes angemeldet. Werbeagentur für Volksbeglückung. Sie selbst, Herr Bundeskanzler, betreiben Sind eigentlich unsere großen Städte, ein Krisenmanagement ohne Konzept von denen sich eine nach der anderen und Ziel. Die langfristen Probleme las- mehrheitlich zur CDU bekennt, von ar- sen Sie treiben. Deshalb gilt Ihrem beitenden Menschen oder von Faulen- Haushalt unser Nein. zern bewohnt? UiD 13/75 • Seite 8

rechnungen für die Teilnahme an Juso- KANZLERAMT Kongressen. Der Personalratsvorsitzende im Bundes- kanzleramt charakterisierte die Tätig- So wurde drauflos keit dieser „Abteilung" wie folgt: „Die Organisationseinheiten, Planungs- gewirtschaftet methoden und Planungstechniken, In- formation und Dokumentation mit der In der Haushalts-Debatte des EDV und Grundsatzfragen des Regie- Bundestages haben Sprecher der rungssystems stehen mehr oder weni- Union auch die Personalaufblähung ger zusammenhanglos nebeneinander in den Ministerien, insbesondere und sind schon von ihrer Aufgabenstel- aber im Bundeskanzleramt kritisch lung her zu einer politischen Planung unter die Lupe genommen. im echten Sinne außerstande." Hier einige Fakten: Schließlich: Der Neubau des Bundes- kanzleramtes. Hierzu wieder Horst Personalbestand Kanzleramt. 1966: Schröder: „Zwar verdoppelt sich die 219; 1970: 395; 1975: 431. Dazu Nutzfläche des Kanzleramtes im Neu- stellte der Abgeordnete Horst Schrö- bau, aber auf der anderen Seite der (Lüneburg) fest: „Von diesem steigen die gesamten Bewirtschaf- Tatbestand leite ich meine Feststellung tungskosten, die jetzt ca. 600 000 DM ab, die der Personalrat des Bundes- pro Jahr betragen, auf ca. 2,5 Mio. DM kanzleramtes voll teilt, daß dieses Amt pro Jahr in Zukunft. Einschließlich der eine ca. 40 %ige Personalüberkapazität neuen Klimaanlage. Die jährlichen In- hat. Dieser Tatbestand der unnützen standsetzungskosten werden sich eben- Personalaufblähung ist auch meiner falls fast verdoppeln. Für den Betrieb persönlichen Meinung nach die eigent- dieser komplizierten technischen Anlage liche Ursache für den Fall Guillaume — hat die Bundesbaudirektion 18 Mann neben dem Spionageaspekt natürlich. technisches Personal berechnet." Ohne Rücksicht auf fachliche Qualifika- tion wurden — neben anderen — li- nientreue Parteifunktionäre in das Kanz- Aufgespießt leramt eingeschleust." Frankreichs Könige ließen im 18. Jahr- Ein besonderes Stück totaler Fehlkon- hundert den Staat finanziell verkommen. struktion ist die sogenannte Planungs- Sie machten Riesenschulden bei Geld- abteilung mit nicht weniger als 31 Stellen. verleihern, und die machten sie zu In- Hierbei handelt es sich als Quasi-Au- tendanten, sprich Steuereintreibern. ßenstelle der SPD-Baracke, vor allem Einer von denen sagte zu Louis XV.: um eine ideologische Spielwiese für „Wenn Majestät nur die Zinsen aus junge Politologen und Soziologen auf Dero Schatulle zahlen möchten, die Staatskosten — bis hin zu einer einsei- Schulden selbst hole ich mir schon vom tigen Auswahl von Instituten, Gutach- Pöbel." — „Sie sagen da etwas sehr tern und Honorarberatern mit teilweise Häßliches", erwiderte der Fürst, „mein horrenden Vergütungen, und bis hin zu Volk liebt mich. Es zahlt auch die Zin- einer Zweckentfremdung von Haus- sen." haltsmitteln, wie etwa Reisekostenab- (Kasper, Welt am Sonntag, 23. 3. 1975) UiD 13/75 • Seite 9

daure ich diese sehr. Mit vorzüglicher KOALITION Hochachtung gez. Edgar Meschkat, Bürgermeister, 23 Altenholz."

Willy Brandt zurück Rüge für Wehner ins Kanzleramt? Ordnungsruf für Gansei „Sehr interessant ist, daß sich offen- Wegen eines „unparlamentarischen" sichtlich die Freunde Willy Brandts um Ausdrucks wurde dem SPD-Fraktions- sein Comeback als Kanzler bemühen vorsitzenden Wehner zum Abschluß der und dabei davon ausgehen, daß Helmut Haushaltsdebatte am Donnerstag im Schmidt 1976 mit der SPD derart zer- Bundestag von Vizepräsident Jäger ei- stritten (und vielleicht auch gesundheit- ne Rüge erteilt. Wehner hatte während lich verschlissen) sein würde, daß der der Rede des CDU-MdB Reiner Möller Weg für Brandt wieder frei wäre. Hin- gerufen: „Waschen Sie sich erst mal". tergrund dieser Gerüchte ist das Sozia- Gegen SPD-MdB Gansei wurde ein listentreffen in Berlin, wo Brandt ge- Ordnungsruf ausgesprochen. Wie Prä- genüber ausländischen Parteifreunden sident Jäger erklärte, habe das Proto- bekundet hat, daß er keinesfalls ,vom koll der Sitzung vom Vortag ergeben, - Dampfer sei . Klaus Harpprecht (im daß Gansei den Fraktionschef Carstens mer noch Brandts enger Vertrauter in in einem Zwischenruf „Lügner und Fäl- USA, mit Wohnsitz bei Washington) be- scher" genannt hat. reitet für ihn eine USA-Reise vor, die als weiterer Schritt auf dem Wege ge- dacht ist." Dies schreibt der Bonner Zwangsernährung: Kritisierte „Exklusiv-Dienst" am 20. März 1975 und akzeptierte Ablehnung über die inneren Spannungen innerhalb Als CDU/CSU-Fraktionsvorsitzender der SPD. Prof. Karl Carstens im Bundestag die Berechtigung und den Sinn von SPD-Bürgermeister Zwangsernährung in Frage stellte, be- entschuldigt sich zog er dafür von SPD- und FDP-Politi- bei Franz Josef Strauß kern politische Prügel. Jetzt wird aus dem nordrhein-westfälischen Justizmini- Wehners Rüpelhaftigkeit im Bundestag sterium eine „Anordnung" angekündigt, stößt die Genossen in seinen eigenen die die Zwangsernährung — nicht die Reihen ab. So hat sich der SPD-Bür- künstliche Ernährung — abschafft. In germeister von Altenhaus bei Kiel bei Bonn wird aufmerksam registriert, daß F. J. Strauß für die Ausfälle von Herbert diesmal von der gleichen Seite eine Wehner gegen den CSU-Parteichef ähnliche ablehnende Reaktion ausblieb. brieflich entschuldigt: „Sehr geehrter Herr Strauß! Gestatten Sie mir bitte, Loderer nicht mehr mich für die unwürdige Bemerkung des Genossen MdB in aller glaubwürdig Form zu entschuldigen, die er Ihnen Doppelte Moral und Unglaubwürdigkeit gestern im Bundestag in seiner übli- in seinen Stellungnahmen zur gegen- chen zynischen Art an den Kopf gewor- wärtigen Wirtschafts- und Finanzkrise fen hat. Als altes Mitglied der SPD be- warf der Frankfurter CDU-MdB Helmut UiD 13/75 • Seite 10

Link dem IG Metall-Vorsitzenden Eugen Internationales Steuerrecht, Bewertung, Loderer vor. Dies gelte nicht nur für die Vermögensteuer und Automation, de- Einseitigkeit, mit der Loderer die Bun- ren Leiter kürzlich verstarb, protestiert. desbank für die 2,1 Millionen Arbeits- Ein ungewöhnlicher und einmaliger Vor- losen und Kurzarbeiter verantwortlich gang. Auch die drei im Ministerium ver- machen wolle und dabei völlig das Ver- tretenen Beamtenorganisationen haben sagen und die politische Verantwortung Einspruch eingelegt, da bewährte Be- der Bundesregierung übergehe. Dies amte der Steuerabteilung übergangen gelte auch für die jüngsten Äußerungen worden sind. Politische Gründe werden Loderers zu den Preiserhöhungen in der als ausschlaggebend für die Beförde- Automobilindustrie. Der Vorwurf, daß rung des bisher noch an keinem größe- „Unternehmen, die gegenwärtig die ren Gesetzesvorhaben maßgeblich be- Autopreise erhöhten, zeigten, daß es ih- teiligt gewesenen Beamten angesehen. nen nur um Gewinne und Dividende Er war früher persönlicher Referent des gehe, und die Sicherheit der Arbeits- Parlamentarischen SPD-Staatssekretärs plätze ihnen gleichgültig sei", falle auf Offergeid, auf dessen Einfluß Mankes Loderer zurück. Denn der IG Metall-Vor- Beförderung in erster Linie zurückzu- sitzende sei selbst stellvertretender führen zu sein scheint. Aufsichtsratsvorsitzender des VW-Kon- SPD-Ämterpatronage ist auch im Falle zerns, und mit den SPD-Vertretern aus des jungen, unbekannten, mäßig be- Bund, Land und den Gewerkschafts- noteten und nach Urteil des Bundesar- vertretern habe er die Mehrheit im VW- beitsgerichts „noch nicht geeigneten" Aufsichtsrat. Der VW-Konzern habe aber Richters Friedhelm Jobs (38) im Spiel, nicht nur die Preise erhöht, sondern dessen Ernennung für das Bundesar- habe seit über einem Jahr hohe Kurz- beitsgericht die SPD/FDP-Koalition im arbeiterzahlen, baue ständig Leute ab Richterwahlausschuß durchpeitschen und sei dabei, ganze Zweigwerke, wie will, und dessen Beziehungen zur SPD z. B. in Neckarsulm, stillzulegen. besonders gut sind. Link, der selbst seit 1947 der IG Me- tall angehört, fordert Loderer auf, sich Wahlergebnisse weniger durch Einseitigkeiten um das „Wohlergehen der Bundesregierung", Durch ein Versehen sind im statistischen als mehr um das Wohlergehen der Ar- Teil der Dokumentation zu den Land- beitnehmer als stellvertretender VW- tagswahlen in Rheinland-Pfalz (Uid 11/ Aufsichtsratsvorsitzender zu bemühen, 1975) die Vergleichszahlen aus dem um damit seine Glaubwürdigkeit zu do- Jahre 1971 (in Klammern) in einer Reihe kumentieren. von Fällen auf der Basis des Zustands vor der Verwaltungsreform errechnet. Parteibuch vor Leistung Die Abweichungen zu den neuen Zah- len sind, bis auf eine Ausnahme, ge- Die Referenten der Steuerabteilung des ringfügig. Für den Landkreis Pirma- Bundesfinanzministeriums haben in sens, wo die Zahlen am meisten diffe- einem Brief an ihren Minister Apel rieren, hier das Ergebnis mit den rich- (SPD) gegen die Beförderung des nach tigen Vergleichszahlen: CDU: 61,4% Jahren und Dienstalter jüngsten Refe- (58,9%); SPD: 31,7% (31,1%); FDP- renten der Steuerabteilung, Klaus Man- 4,4% (5,5%); NPD: 1,6% (3,8%); DKP- Ke (38), zum Leiter der Unterabteilung 0,4 % (0,7 %). UiD 13/75 • Seite 11

BUNDESHAUSHALT 1975 In einem Jahr mehr Schulden als in 20 Jahren CDU/CSU-Regierung

„Der Ablauf der Haushaltsdebatte stellt. Davon wurden 25 von der Koali- hat der deutschen Öffentlichkeit tion angenommen; 84 Anträge wurden erneut dokumentiert, daß wir es mit abgelehnt. Die Gesamtsumme der in einer lange schwelenden Finanzkrise diesen 109 Anträgen vorgeschlagenen im Bund zu tun haben." Mit diesen Einsparungen hätte 3,4 Milliarden DM Worten umriß Dr. betragen. Um diese Summe hätte die die Diagnose der CDU/CSU zur Neuverschuldung gemindert werden gegenwärtigen Finanzpolitik der können. Bundesrepublik und begründete sie: M Die Mittel für Investitionen sinken. In den letzten fünf Jahren vor dem Ein- Bei der Einbringung des Etats ver- tritt der SPD in die Bundesregierung suchte die Bundesregierung noch, lagen sie bei durchschnittlich 26,6 Pro- eine Steigerungsrate von 8,7 Prozent zent. Nach fünf Jahren „sozialliberaler" als real hinzustellen. Die Opposition Regierung fielen sie im Jahre 1975 auf enttarnte die tatsächliche Rate von 12,6 16,2 Prozent. Gemäß der mittelfristigen Prozent. Zieht man das Konjunkturpro- Finanzplanung sollen sie bis 1977 auf gramm mit ein, liegen die Bundesausga- 15,6 Prozent absacken. ben sogar 14,3 Prozent über dem Stand von 1974. • Nach Artikel 115 des Grundgesetzes darf die Neuverschuldung des Bundes • Die Verschuldung stieg ungeheuer pro Jahr nicht über den Ausgaben für an. Laut Finanzplan aus dem Jahr 1975 Investitionsausgaben liegen. Deklarierte war eine Nettoverschuldung von 6,9 Mil- die Bundesregierung nicht die Summen, liarden DM vorgesehen. Im Etatentwurf die sie für die Bundesanstalt für Arbeit 1974 stieg die Verschuldung auf 15,6 Mil- ausgeben muß, als Investitionen, ob- liarden DM an. Bei Verabschiedung des wohl es sich tatsächlich um konsumtive Etats erreichte sie 22,8 Milliarden. Das Mittel für die Bezahlung der Arbeitslo- ist seit der letzten Prognose von 1974 senunterstützung handelt, wäre die heu- mehr als eine Verdreifachung. tige Verschuldungshöhe bereits verfas- • Mit der neuen Rekordmarke hat es sungswidrig. die Bundesregierung geschafft, in einem M Im Jahre 1976 soll die Schuldenauf- Jahr mehr Schulden zu machen als die nahme des Bundes noch einmal über CDU/CSU in zwanzig Jahren: damals die Summe des Jahres 1975 hinausge- insgesamt 14,3 Milliarden DM. hen. Die Behauptung der Bundesre- • Zur Verringerung der astronomischen gierung, sie mache jetzt nur Schulden, Verschuldung hat die CDU/CSU-Frak- um die Konjunktur für die Gegenwart tion während der Haushaltsberatungen anzukurbeln, erweist sich durch diese insgesamt 109 Kürzungsanträge ge- Tatsache als fadenscheinige Ausrede. UiD 13/75 • Seite 12

Für die CDU/CSU-Bundestagsfraktion 8. Der öffentliche Dienst ist nach den trug Althammer ein Programm vor, das Erkenntnissen der Privatwirtschaft zu in dieser Finanzkrise ein Programm zum modernisieren und zu rationalisieren, Handeln sein müßte: um die weitere Personalvermehrung zu 1. Die Bundesregierung ist verpflichtet, bremsen. den Wählern die Tatsachen über die 9. Es ist sofort eine Arbeitsgruppe Finanzkrise offen auf den Tisch zu le- zur Erarbeitung eines Rahmenplanes für gen, damit die Bevölkerung bereit wird, den öffentlichen Gesamthaushalt einzu- zur Überwindung der krisenhaften Er- setzen, der Lösungsvorschläge für das scheinungen beizutragen. Finanzdefizit erarbeitet. 10. Bis zum 1. Juni 1975 soll die Bun- 2. Die Bundesregierung muß ihre irre- desregierung auf der Basis dieser Über- alen Programme konkretisieren, weil die legungen ein Konzept erarbeiten und Bevölkerung nicht von Woche zu Woche dem Bundestag vorlegen. entscheidende Daten und Gesetzesvor- stellungen verändert dargestellt bekom- So stimmte die men darf und sich im wirtschaftlichen CDU/CSU-Bundestagsfraktion Verhalten ständig neu orientieren muß. Votum der 3 Es sind alle Anstrengungen zu un- Einzelplan CDU/CSU ternehmen, das reale Wachstum in der 01-Bundespräsident ja Wirtschaft zu verbessern, damit die so- 02-Bundestag ja zialen Leistungen gehalten werden kön- 03-Bundesrat ja nen. Die Regierungsmaßnahmen reichen 04-Bundeskanzler nein nicht aus. 05-Auswärtiges Amt nein 4. Die Bundesregierung hat wirksa- 06-lnneres nein mere Maßnahmen gegen die Arbeits- 07-Justiz nein losigkeit anzuwenden. Der Antrag der 08-Finanzen nein CDU/CSU gegen die Jugendarbeitslo- 09-Wirtschaft nein sigkeit zeigt einen Weg. 10-Ernährung nein 5. Die Gesetzesflut des Bundes und 11-Arbeit nein der Länder ist einzuschränken, die bis- 12-Verkehr nein herigen Gesetze sind durchzuforsten, 13-Post nein um viele überflüssige und Geld ko- 14-Verteidigung ja stende Verwaltungsarbeit einzusparen. 15-Jugend nein Der Staat soll mit dem Reglementieren 19-Bundesverfassungsgericht ja aufhören und sich wieder auf seine we- 20-Bundesrechnungshof ja sentlichen Aufgaben konzentrieren. 23-Entwicklungshilfe nein 6. Die mittelfristigen Prognosen und 25-Städtebau nein die mittelfristige Finanzplanung sind zu 27-lnnerdeutsche Beziehungen nein revidieren und auf einen aktuellen Stand 30-Forschung nein zu bringen. 31-Bildung nein 7. Der Bund hat realistische Investi- 32-Bundesschuldenverwaltung nein tionsprogramme auszuarbeiten, um sie 33-Versorgung ja im Bedarfsfalle und ohne bürokratische 35-Verteidigungslasten ja Hemmnisse möglichst schnell realisieren 36-Zivile Verteidigung ja zu können. 60-Allgem. Finanzverwaltung nein WD 13/75 • Seite 13

AUSLAND Ernste Sorge um Entwicklung in Portugal

Zu den aktuellen Vorgängen munistisches Portugal kann kein NATO- in Portugal erklärte der Partner sein. Generalsekretär der CDU, Unser Sicherheitsinteresse und unsere Prof. Dr. Kurt H. Biedenkopf: Verbundenheit mit allen Demokraten Die CDU ist angesichts der letzten verpflichtet uns, den demokratischen Entwicklung in großer Sorge um Parteien Portugals in ihrer Bedrängnis den Bestand und die Zukunft des freien beizustehen. Wir appellieren daher an demokratischen Portugal. Das Programm alle Verantwortlichen in Portugal, zu der Bewegung der Streitkräfte Portugals den Prinzipien des Programms der Be- vom 25. April 1974 versprach die Ent- wegung der Streitkräfte vom 25. April kolonalisierung, den Aufbau einer neuen 1974 zurückzukehren, damit das Land Wirtschafts- und Gesellschaftsordnung den dringend benötigten inneren Frie- und die Errichtung einer freiheitlichen den für den Aufbau einer demokrati- Demokratie. schen Gesellschaft erhält. Was ist daraus geworden? Seit Januar dieses Jahres eskalierte der Terror der extremen Linken gegen zugelassene demokratische Parteien. Versammlun- TERMINE gen und Kundgebungen der christlich- demokratischen Parteien (PDC, CDS 11.4. LV Berlin, Landesvorstand und PPD) wurden systematisch zer- 11.4. LV Berlin, Landesausschuß schlagen. Deutlicher Gewinner der Ent- 11.4. LV Rheinland, Geschättstührender wicklung in den letzten Monaten sind Landesvorstand, Köln die von Moskau gesteuerten Kommu- 11.4, LV Rheinland, Landesvorstand, Köln nisten unter der Führung ihres Vorsit- 11.112. 4. LV Westlalen-Lippe, Landesaus- zenden Cunhals. Obwohl ihre Basis im schuß Jugend und Familie, Arnsberg Volk bisher als äußerst schmal anzuse- 13.4. LV Rheinland/Westfalen-Lippe, Wahl- hen ist, droht eine Machtergreifung kampferöffnung NRW, Düsseldorf durch Kommunisten und prokommuni- 13. 4. LV Bremen, Ordentlicher Parteitag, stische Kräfte. Bremen Leidtragende dieser Entwicklung wer- 14. 4. CDU — Bund, Präsidium, Bonn den nicht nur die Portugiesen, sondern 16.4. LV Rheinland/Westfalen-Lippe, Mit- alle freien Staaten Westeuropas sein, telstandsvereinigung, Landesdelegier- die sich zu ihrer gemeinsamen Vertei- tentagung NRW, Dortmund digung in der Atlantischen Allianz zu- 18.4. LV Hessen, Landesvorstand, sammengeschlossen haben. Ein kom- Frankfurt UiD 13/75 • Seite 14

ÖFFENTLICHKEITSARBEIT Neu im Angebot:

SPD und FDP versuchen den Wirtschaftsaufschwung herbeizureden. Sie tun dies, obwohl sie wissen, daß unsere Wirtschaft von dem erhofften Aufschwung noch weit entfernt ist. Die Flugblätter zur Wirt- schaftslage widerlegen das Gerede von SPD und FDP. Sie zeigen die Wirklichkeit — ohne Schönfär- berei. Eine Wirklichkeit, in die uns die SPD/FDP- Regierung geführt hat.

Bildflugblatt zur Wirtschaftslage „Was nun, Herr Bundeskanzler?"

Mindestabnahme: 1 000 Exemplare Arbeitslosigkeit, Preis: 10,— DM je 1 000 Exemplare Kurzarbeit, Best.-Nr.: 1335 Inflation, Milliarden Staatsschulden und schlechte Chancen für die Textflugblatt zur Wirtschaftslage Jugend Mindestabnahme: 1 000 Exemplare Preis: 10,— DM je 1 000 Exemplare Best.-Nr.: 1340

Broschüre Argumentationskarte „Arbeitslosigkeit, Inflation und Wirtschaftspolitik Rezession" Diese 8seitige Broschüre aus der Diese 4seitige Argumentationskarte Serie: Argumente — Dokumente — enthält die Informationen, die die Materialien enthält die Bilanz einer Mitglieder der CDU bei ihrer Diskus- gescheiterten Politik der SPD/FDP- sion zur Wirtschaftspolitik brauchen. Regierung. Mindestabnahme: 100 Exemplare Mindestabnahme: 25 Exemplare Preis: 4,— DM pro 100 Exemplare Preis: 0,11 DM pro Exemplar Best.-Nr.: 6336 Best-Nr. 5337 UiD 13/75 • Seite 15 Weitere Neuerscheinungen: SPD und FDP versuchen von ihrem eigenen Ver- sagen abzulenken. In der Wahl ihrer Mittel, deren sie sich dabei bedienen, sind sie nicht zimperlich. In Franz Josef Strauß glauben sie ein geeignetes Opfer gefunden zu haben. Es ist viel geredet wor- den um Franz Josef Strauß und das, was er in Sont- hofen gesagt haben soll. Doch was sagte er wirk- lich? Das Flugblatt gibt Antwort auf diese Frage. Was sagt Flugblatt Franz Josef „Was sagt Franz Josef Strauß wirklich" Strauß wirklich: Mindestabnahme: 1 000 Exemplare Preis: 13,40 DM je 1 000 Exemplare Best.-Nr.: 1341 # Broschüre „Bonn wird nicht Weimar" Bundestagsrede von in der Debatte zur Inneren Sicherheit. Umfang: 16 Seiten Mjndestabnahme: 20 Exemplare Preis: 0,16 DM pro Exemplar Best.-Nr.: 3342

Broschüren-Serie: Argumente — Dokumente — Materialien # „Mehr Sicherheit in Freiheit" Beiträge zur Verteidigungspolitik auf dem Sicherheitspolitischen Kongreß in Koblenz (Helmut Kohl, Egon A. Klepsch, Manfred Wörner, Kai-Uwe von Hassel). Umfang: 44 Seiten Mindestabnahme: 25 Exemplare Preis: 0,75 DM pro Exemplar Best.-Nr.: 5334 # „Partnerschaft in Familie und Gesellschaft" Beiträge von der 9. Bundesdelegiertentagung der CDU-Frauenvereinigung in Dortmund (Helmut Kohl, Helga Wex, Grundsatz- und Aktionsprogramm). Umfang: 24 Seiten Mindestabnahme: 25 Exemplare Preis: 0,38 DM pro Exemplar Best.-Nr.: 5339

Bestellungen an das IS-Versandzentrum, 483 Gütersloh 1, Postfach 6666, Telex 933753 isver v d. Alle Preise verstehen sich inklusive Verpackungskosten zuzüglich Porto- bzw. Frachtkosten und Mehrwertsteuer. UiD 13/75 • Seite 16

ZITAT Anschrift:

Das Diktat der leeren Kassen

Was nottut, was allein noch helfen kann, ist die gründliche Besinnung auf das, was der Staat unter allen Umstän- den leisten muß — und das bedeutet die Aussonderung all dessen, was er unterlassen oder anderen anvertrauen man einer demokratisch gewählten Re- sollte. Eine neue Definition des Staates gierung empfehlen, sich mit einem Male und seiner Ordnungsfunktion — sie ist davon zu befreien und sich statt dessen überfällig. Denn viel zu lange hat man mit aller Welt anzulegen. Aber die Bun- ihn ohne Bedenken zum Kärrner immer desregierung wie auch die Regierungen größerer gesellschaftspolitischer Lasten der Länder und die Verwaltungen der gemacht. Gemeinden werden am Ende nicht dar- Das sprengt zweifellos die herkömm- an vorbeikommen: Sie müssen wenig- liche Dimension des Sparens. Denn die stens einen Teil des Ballastes und der bisherigen Sparaktionen waren zumeist finanziellen Verpflichtungen loswerden, nur dann erfolgreich, wenn sie sich ge- die sie sich von vermeintlichen oder tat- gen Minderheiten richteten. Sie wurden sächlichen Mehrheiten haben aufschwät- jedoch rechtzeitig gestoppt, wenn Kon- zen lassen. So viel, wie der Staat an flikte mit starken Mehrheiten zu befürch- Leistungen anbietet, kann er auf Dauer ten waren. Eine Reform des öffentlichen nicht bezahlen. Dienstes hat es bis heute nicht ge- Es gibt viele staatliche Leistungen, die geben, weil die Politiker den Zorn der allesamt eines gemeinsam haben: Sie dort beschäftigten Millionen fürchteten. geben vor, der sozialen Sicherung oder Eine grundlegende Reform unseres kulturellen Bereicherung von Mehrhei- Systems der sozialen Sicherung, dessen ten zu dienen und deren berechtigten Kosten und Risiken sich neuerdings in Anspruch zu erfüllen. Doch solche Be- geradezu abenteuerlichem Tempo be- glückung schlägt schließlich in eine all- schleunigen, ist ebenfalls ausgeblieben: mähliche Entmündigung der Bürger um, Man fürchtet die Rache der Begünstig- die vieles von dem, was ihnen da ser- ten. viert wird, auch selbst leisten könnten Solche Ängste und Sorgen sind ver- — und sollten. ständlich, und es wäre unseriös, wollte Die Zeit, 21. März 1975

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