Stadt Kyllburg

Vorbereitende Untersuchungen gemäß § 141 BauGB für das Gebiet „Innenstadt“ mit integriertem städtebaulichen Entwicklungskonzept zur Aufnahme in das Städtebauförderungsprogramm „Historische Stadtbereiche“

Bericht zur Vorlage bei der Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion

Abschlussbericht

Stand: März 2016

erarbeitet durch:

ISU Immissionsschutz, Städtebau, Umweltplanung Am Tower 14 54634 / Flugplatz

Telefon 06561/9449-01 Telefax 06561/9449-02

E-Mail [email protected] Internet www.i-s-u.de

STADT KYLLBURG UNTERSUCHUNGSGEBIET „INNENSTADT“ Vorbereitende Untersuchungen gemäß § 141 BauGB Abschlussbericht - Stand März 2016

INHALTSVERZEICHNIS 1 Vorbemerkungen ...... 3 2 Allgemeine Rahmenbedingungen ...... 7

Teil B Bestandsaufnahme und Analyse ...... 19 1 Methodik ...... 19 2 Strukturdaten der Gesamtstadt und des Untersuchungsgebietes ...... 20 3 Örtliche Bestandsaufnahme im Untersuchungsgebiet ...... 25 4 Ergebnisse der Beteiligung und Mitwirkung ...... 47 5 Nachweis städtebaulicher Missstände ...... 55

Teil C Integriertes städtebauliches Entwicklungskonzept (ISEK) ...... 57 1. Sanierungsziele ...... 57 2 Sanierungsrahmenplan ...... 60

Teil D Wahl des städtebaulichen Instrumentariums ...... 70 1 Festlegung eines Sanierungsgebietes ...... 70 2 Sanierungsverfahren...... 71 3 Gebietsabgrenzung ...... 72

Teil E Durchführung der Sanierung ...... 73 1 Zeitplanung ...... 73 2 Sozialplan ...... 73 3 Erfolgskontrolle ...... 73 4 Kosten und Finanzierung ...... 74

Teil F Anhang...... 75 1 Einwohnerfragebogen ...... 75 2 Pläne im DIN A3-Format ...... 77 3 Städtebaulicher Rahmenplan (Originalformat) ...... 77

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1 Vorbemerkungen Die Stadt Kyllburg wurde bereits im Jahr 1996 in das Städtebauförderungsprogramm des Landes Rheinland-Pfalz aufgenommen. Seither sind umfangreiche öffentliche und private Sanierungsmaß- nahmen durchgeführt worden, die zu einer erheblichen substanziellen Verbesserung des Sanie- rungsgebietes im zentralen Bereich der Stadt Kyllburg geführt haben. Die funktionalen Probleme der Stadt Kyllburg und hier insbesondere die des von historischer Bausubstanz geprägten Zentrums bestehen aber nach wie vor und werden durch den Rückgang der Bevölkerung, durch den demo- graphischen Wandel und den Verlust an Zentrumsfunktionen verschärft. Viele Einzelobjekte und zum Teil zusammenhängende Gebäudeensembles sind dadurch in ihrer Substanz bedroht. Leerstände in Teilen des Zentrums beeinträchtigen die Funktionsfähigkeit der Stadt. Aus diesen Gründen ist es angezeigt, dass die Stadt Kyllburg den Sanierungsprozess mit neuen Schwerpunkten fortsetzt. Die Notwendigkeit entsprechender weiterer, gezielter Struktur- und / oder Sanierungsmaßnahmen wurde in vorlaufenden Gesprächen und Ortsterminen festgestellt und auch seitens der Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion (ADD) Trier bestätigt. Daher sollen Teile des Sanierungsgebietes in das Förderprogramm des Landes und des Bundes „Historische Stadtbe- reiche“ überführt werden. Mit Datum vom 16.12.2014 erhielt die Stadt Kyllburg vom Ministerium des Inneren, für Sport und Infrastruktur den Bescheid, dass sie in das Programm „Historische Stadtbe- reiche" aufgenommen wurde. Als Voraussetzung für die förmliche Aufnahme in das Bund-/ Länderprogramm zur Städtebauförde- rung sind jedoch „Vorbereitende Untersuchungen“ gemäß § 141 Baugesetzbuch (BauGB) durchzu- führen, um auf dieser Grundlage nachweisen zu können, ob und wenn ja welche städtebaulichen Missstände vorliegen. Die bereits erfolgreich durchgeführten Maßnahmen der Stadtentwicklung und der Stadtkernsanierung der Vergangenheit sollen nun zielgerichtet weitergeführt werden, um die Innenstadt auch in Zukunft attraktiv und lebenswert zu erhalten. Aufgabe wird es daher zukünftig sein, den baulichen und funktionalen Abwertungsprozess nicht nur aufzuhalten, sondern auch trag- fähige Nutzungskonzepte für die Zukunft zu entwickeln, um den Einwohnern und auch Ortsfremden zu ermöglichen, die Stadt Kyllburg als Wohn- und / oder gewerblichen Standort zu nutzen. Parallel beabsichtigt die Stadt Kyllburg, weitere Anstrengungen zur Aufwertung des öffentlichen Raums vor- zunehmen, um die Attraktivität der Stadt weiter zu steigern. Zur Umsetzung der oben angeführten Ziele ist zunächst eine detaillierte, übergreifende Bestands- aufnahme als Voraussetzung für die Erstellung eines Handlungskonzeptes erforderlich. Neben der qualitativen Erfassung der Bausubstanz, der Grün- und Verkehrsflächen und der Nutzungsstruktu- ren gehören auch die Zusammenstellung der statistischen Daten zum Umfang der Bestandsauf- nahme. Parallel dazu erfolgt eine Rückkopplung mit der Bevölkerung und auch den Träger öffentli- cher Belange. Ein auf die Ergebnisse der Bestandsaufnahme und Bürgerbeteiligung basierendes Handlungskonzept soll Schlüsselprojekte, eventuell mit Prioritätensetzung, benennen und als Grundlage für einen Kosten- und Finanzierungsplan dienen.

1.1 Förderprogramm „Historische Stadtbereiche“ Das Land Rheinland-Pfalz sieht in der städtebaulichen Sanierung und Erneuerung eine langfristige Schwerpunktaufgabe und fördert daher entsprechende Maßnahmen mit verschiedenen, aufeinan- der abgestimmten Förderprogrammen. Die Städte und Gemeinden nehmen dabei die Aufgaben vor Ort selbständig und eigenverantwortlich im Rahmen der rechtlichen Vorgaben des Baugesetzbu- ches, der Gemeindeordnung sowie der Verwaltungsvorschrift zur "Förderung der städtebaulichen Erneuerung" wahr. Ziel der städtebaulichen Sanierung ist es grundsätzlich, die gewachsenen baulichen Strukturen der Kommunen zu erhalten und zeitgemäß fortzuentwickeln. Dabei sollen auch die wirtschaftlichen Rah- menbedingungen gestärkt und die natürlichen Lebensgrundlagen geschützt und verbessert werden. Es handelt sich demnach um eine Querschnittsaufgabe der Stadtplanung. Vorrangig geht es in der

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Regel um die Stärkung der Innenentwicklung der Städte und Gemeinden und die Bewältigung des wirtschaftsstrukturellen und demographischen Wandels. Im Zuge des Programms „Historische Stadtbereiche“ werden insbesondere Stadterneuerungsmaß- nahmen auf der Grundlage eines Erhaltungsgebietes nach § 172 BauGB oder eines Sanierungsge- bietes nach § 142 BauGB als Einheit im Sinne einer gebietsbezogenen Gesamtmaßnahme geför- dert. Der Förderzweck richtet sich dabei auf städtebauliche Maßnahmen in innerstädtischen Gebie- ten, um insbesondere historische Stadtkerne mit denkmalwerter Bausubstanz auf breiter Grundlage zu sichern und zu erhalten. Insofern passt die Stadt Kyllburg, mit ihrem historischen Stadtkern, der als entsprechendes Fördergebiet ausgewiesen werden soll, exakt in dieses Programm. Zuwendungen aus dem Programm werden der betreffenden Kommune für die städtebauliche Ge- samtmaßnahme bereitgestellt. Voraussetzung dazu ist es, durch Stadt- bzw. Gemeinderatsbe- schluss ein Erhaltungsgebiet oder Sanierungsgebiet förmlich festzulegen. Dann können innerhalb dieses Gebietes Einzelmaßnahmen gefördert werden, die den in einem entsprechenden städtebau- lichen Rahmenplan (Integriertes städtebauliches Entwicklungskonzept - ISEK) festgelegten und ebenfalls zu beschließenden Entwicklungszielen entsprechen. Dazu gehören nach Vorgaben des Landes Rheinland-Pfalz insbesondere: . die Sicherung erhaltenswerter Gebäude, historischer Ensembles oder sonstiger baulicher An- lagen von geschichtlicher, künstlerischer oder städtebaulicher Bedeutung, . die Modernisierung und Instandsetzung oder der Aus- und Umbau dieser Gebäude oder En- sembles, . die Erhaltung und Umgestaltung von Straßen- und Platzräumen von geschichtlicher, künstleri- scher oder städtebaulicher Bedeutung, . die Durchführung von Ordnungsmaßnahmen zur Erhaltung bzw. Wiederherstellung des histori- schen Stadtbildes und Stadtgrundrisses, . die Vorbereitung der Gesamtmaßnahme sowie die Erarbeitung und Fortschreibung von Plan- ungen und Konzepten, die Leistungen von Sanierungsträgern und anderen bestätigten Beauf- tragten zur Beratung von Eigentümern/Investoren. Zuwendungsempfänger und Träger der Gesamtmaßnahme ist grundsätzlich die jeweilige Stadt oder Gemeinde. Als Voraussetzung einer Förderung ist festgelegt, dass das besondere Städtebaurecht angewendet wird und die Ausgaben der Gesamtmaßnahme weder von der Gemeinde allein getra- gen noch anderweitig gedeckt werden können. Grundlagen der Förderung sind die Gebietsabgrenzung (z.B. förmlich festgelegtes Sanierungsge- biet), sowie das zu erstellende städtebauliche Entwicklungskonzept mit zugehöriger Maßnahmen-, Kosten- und Finanzierungsübersicht. Im Bedarfsfall können zusätzlich auch städtebauliche Verträge abgeschlossen werden. Für die Förderung privater Sanierungs- und Modernisierungsmaßnahmen erarbeitet die Stadt oder Gemeinde für das Fördergebiet eine „Modernisierungsrichtlinie“. Förderungsfähig sind grundsätzlich alle Ausgaben der Gemeinde für die Vorbereitung, Durchführung und Abwicklung der Gesamtmaßnahme nach Maßgabe der erlassenen Zuwendungsbestimmungen. Da das Programm „Historische Stadtbereiche“ generell auf die Erhaltung und Stärkung der Funkti- onsfähigkeit der (historisch gewachsenen) Innenstädte als Standorte für Wohnen, Einkaufen, Tou- rismus, Kultur usw. ausgelegt ist, werden sowohl öffentliche Maßnahmen (z.B. Anlegen von Park- plätzen, Ausbau und Gestaltung von Straßen, Wegen und Plätzen u.Ä.), als auch private Bau- und Modernisierungsmaßnahmen gefördert. Die Ausgestaltung der Fördermaßnahmen, die Vorhabenauswahl, die Umsetzung und Erfolgskon- trolle usw. erfolgt analog zu allen Bund-Länder-Programmen der Städtebauförderung. Basis der Pro- grammumsetzung sind die Programmstrategie sowie die Verwaltungsvereinbarung (VV) Städte- bauförderung, die u.a. auch den Verteilungsschlüssel zur Aufteilung der Fördermittel auf die Länder

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beinhalten. Das Fördergebiet ist räumlich zweckmäßig abzugrenzen und kann als Sanierungsgebiet nach § 142 BauGB oder Erhaltungsgebiet nach § 172 BauGB festgelegt werden.

1.2 Verfahren der Vorbereitenden Untersuchung (VU) Das Baugesetzbuch behandelt in den Paragraphen §§ 136 - 164 das relevante besondere Städte- baurecht. Nach dem BauGB versteht man unter städtebaulichen Sanierungsmaßnahmen Maßnah- men, durch die ein Gebiet wesentlich verbessert und umgestaltet werden sollen, wenn nachgewie- sen wird, dass entsprechende städtebauliche Missstände vorliegen. Diese liegen nach § 136 Abs. 2 und 3 BauGB vor, wenn: . das Gebiet nach seiner vorhandenen Bebauung oder seiner sonstigen Beschaffenheit nicht nach den allgemeinen Anforderungen an gesunde Wohn- und Arbeitsverhältnisse (...) ent- spricht . oder das Gebiet in der Erfüllung der Aufgaben erheblich beeinträchtigt ist, die ihm nach seiner Lage und Funktion obliegen (§ 136 Abs. 2 BauGB). Die Durchführung der Vorbereitenden Untersuchungen ist Voraussetzung für die förmliche Festle- gung des Sanierungsgebiets (Sanierungssatzung § 142 BauGB) und für die Förderung der städte- baulichen Gesamtmaßnahme. Aufgaben der Vorbereitenden Untersuchungen sind daher: . der Nachweis über städtebauliche Missstände im Gebiet (§ 136 Abs. 2 und 3 BauGB), . die Begründung, dass die Sanierungsmaßnahme im öffentlichen Interesse liegt und erforder- lich ist (§ 136 Abs. 1 BauGB) und dass sie zügig durchgeführt werden kann (§ 142 Abs. 3 BauGB), . ein Vorschlag zur Abgrenzung der Sanierungsgebiete, die förmlich festzulegen sind (§ 142 Abs. 1 BauGB) und - wenn nötig - auch von Ersatz- und Einzugsgebieten (§ 142 Abs. 2 BauGB), . ein Vorschlag, welches Sanierungsverfahren anzuwenden ist (§ 142 Abs. 4 BauGB). Der Beschluss zur Einleitung der Vorbereitenden Untersuchungen für das Gebiet ‚Innenstadt‘ der Stadt Kyllburg wurde am 04.11.2014 in der Sitzung des Stadtrates gefasst und ist seit 30.11.2014 in Kraft.

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1.3 Abgrenzung des Untersuchungsgebietes Das im Rahmen des Antrags zur Aufnahme in das Förderprogramm bereits vorläufig abgegrenzte Untersuchungsgebiet hat eine Größe von rund 7 ha. Dieser Bereich, wie in Abbildung 1 dargestellt, ist stark durch seine als Denkmalzone geschützte historische Bebauung und durch markante Ein- zeldenkmäler geprägt. Mit den historischen Gebäuden geht auch eine wesentliche Identitätsbildung mit der Stadt Kyllburg einher.

Abbildung 1: Abgrenzung des Gebiets „Innenstadt“ zur Durchführung der Vorbereitenden Untersuchungen, Beschluss 04.11.2014, Quelle: eigene Darstellung (ohne Maßstab) Am 02.02.2016 wurde durch den Stadtrat der Stadt Kyllburg eine Änderung der Abgrenzung des Untersuchungsgebietes beschlossen. Die Änderungen der Abgrenzung des Untersuchungsgebietes beziehen sich auf Flächen unterhalb der Mühlengasse und werden in der nachfolgenden Abbildung dargestellt:

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Abbildung 1: Erweiterung des Untersuchungsgebiets, Beschluss am 02.02.2016

2 Allgemeine Rahmenbedingungen

2.1 Lage und Anbindung der Stadt Kyllburg Die Stadt Kyllburg liegt abseits der Oberzentren ca. 12 km nordwestlich der Stadt Bitburg an der Landesstraße L34. Über die Landesstraße L32 und die Bundesstraße B51 oder auch die B257 ist eine Erreichbarkeit des Mittelzentrums Bitburg gegeben. In ca. 4 km Entfernung vom Zentrum - burgs liegt die Auf-/ Abfahrt der Bundesautobahn BAB 60. Über diese erfolgt die Anbindung von / in Richtung Prüm und Wittlich.

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Abbildung 2: Räumliche Lage von Kyllburg, Quelle: Geobasisinformationen der Vermessungs- und Katasterverwal- tung Rheinland-Pfalz 2013, eigene Darstellung (ohne Maßstab)

Die Stadt Kyllburg ist ursprünglich auf der Anhöhe über der Kyllschleife entstanden. Die weitere Siedlungsentwicklung erfolgte dann im Wesentlichen südlich der Kyll. Der Siedlungsbereich südlich der Kyll hat sich entlang der Bademer Straße den Berg hinauf ausgedehnt. Flächenintensive Nut- zungen wie Gewerbebetriebe und Schule, für die im engen Kylltal bzw. auf dem beengten Plateau des Stiftsbergs keine geeigneten Flächen vorhanden sind, wurden auf der südlichen Anhöhe errich- tet. Dies gilt auch für die Entwicklung von Wohngebieten.

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Abbildung 3: Luftbild des Zentrums von Kyllburg, Quelle: Naturschutzverwaltung Rheinland-Pfalz, Geobasisdaten Ka- taster- und Vermessungsverwaltung Rheinland-Pfalz, 2011

Abbildung 4: Ausschnitt 3 D Modell Rheinland-Pfalz; Quelle: ©GeoBasis-DE/LVermGeoRP 2015

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2.2 Historische Entwicklung der Stadt Kyllburg Der Ort Kyllburg wird erstmals im Jahr 800 in einer Schenkung an die Abtei Prüm erwähnt, die bereits zu dieser Zeit mehrere Ländereien besaß. In der Urkunde wurde der Ort als "castrum Kiliberg" be- zeichnet. Ab 1239 ließ Erzbischof Theoderich von Trier zum Schutz seines Gebietes die Kyllburg erbauen, die in Teilen bis heute erhalten geblieben ist. Von der ehemaligen erzbischöflichen Burg steht noch der Bergfried, der als 30 Meter hoher Aussichtsturm ausgebaut ist. Theoderichs Nachfol- ger, Arnold II., gab im Jahre 1256 den Bau einer Mauer um die Burg und die angrenzenden Häuser in Auftrag. Zu dieser Zeit besaß der Ort bereits stadtähnliche Rechte; die endgültigen Stadtrechte wurden im Jahr 1347 bestätigt. Das Marienstift zu Kyllburg wurde 1276 durch den Trierer Erzbischof Heinrich II. gegründet. Sie wurde nach einem zweiten Bauabschnitt erst 1350 vollendet. Mit der Kirche gründete Heinrich II. zugleich einen Kollegialstift. Die Stiftsherren wohnten in eigenen Häusern mit Garten, von denen noch einige vorhanden sind. 1802, als man alle Orden beseitigte, wurde das Stift aufgelöst. Durch die Schlussakte des Wiener Kongresses kam Kyllburg an Preußen beziehungsweise zum Regierungsbezirk Trier und zum Kreis Bitburg. Im Jahre 1856 führte Preußen eine Städte- und eine Landgemeindeordnung ein, was für Kyllburg bedeutete, dass es von einer Stadt zu einer Landge- meinde erklärt wurde. Dennoch konnte sich Kyllburg in wirtschaftlicher Hinsicht insbesondere nach der Erschließung der durch die Eisenbahn positiv entwickeln. Vor allem der Fremdenverkehr wurde zu einem immer bedeutenderen Wirtschaftsfaktor des Ortes. Der Erste und der Zweite Welt- krieg unterbrachen diese Entwicklung. Am Ende der nationalsozialistischen Herrschaft hatte auch der Eifelort Kyllburg unter mehreren Luftangriffen und Artilleriegefechten zu leiden. Erst Anfang der 50er Jahre hatte sich Kyllburg wieder zu einem aufstrebenden Kurort entwickelt. Im Jahr 1956 wurde Kyllburg von der Landesregierung Rheinland-Pfalz wieder zur Stadt erhoben.

2.3 Denkmalschutz In dem nachrichtlichen Verzeichnis der Kulturdenkmäler der Generaldirektion Kulturelles Erbe – Rheinland Pfalz für den Eifelkreis Bitburg-Prüm, Stand Februar 2016, sind die umfangreichen Denk- mäler und die Denkmalzonen für die Stadt Kyllburg aufgeführt. Daneben wurde für die umfassende historische Analyse die Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland, Kulturdenkmäler in Rheinland-Pfalz, Kreis Bitburg-Prüm, Band 9.1 ergänzend herangezogen und nachfolgend eingear- beitet. Kulturdenkmäler und Denkmalzonen, die sich im Bereich der Gebietsabgrenzung für das Förderpro- gramm „Historische Stadtbereiche“ (vgl. Abb. 1) befinden, sind im Folgenden dargestellt und mit der angegebenen Nummer im Bestandsaufnahmeplan „Historische Stadt“ eingetragen: Denkmäler im Untersuchungsgebiet: 1 Bademer Straße 4: ehemaliger Gasthof „Zur Pinn“, seit 1817 als solcher nachweisbar, mit achtachsigem Wohnhaus Der aus zwei Teilen bestehende Baukomplex nahm ursprünglich die ganze Breite des Land- streifens zwischen Straße und Fluss ein, die heutige Situation wurde durch Anschüttungen in der Vergangenheit verändert. Der ältere Bauteil, nach den charakteristischen Segmentblendbo- genfenstern aus dem frühen 19. Jahrhundert stammend, wurde in jüngster Zeit eingreifend mo- dernisiert, sodass im Wesentlichen nur noch die Fassade zur Bademer Straße alt ist. Anstelle eines westlich anschließenden, niedrigeren Hauses erbaute um 1904 der damalige Eigentümer Jakob Weber eine neue Gastwirtschaft, deren Eingangsfassade zur Brückenzufahrt ausgerichtet ist. Der großvolumige, zweigeschossige Bau mit Mansarddach mit den historisie- renden Architekturformen - größtenteils nach barocken Vorbildern - wurde bis auf einen Terras- senvorbau an der Kyllseite in der Vergangenheit äußerlich kaum verändert.

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2 Bahnhofstraße 4: traufständiges Wohn- und Geschäftshaus, 1913 Das Gebäude hat aufgrund der großen Geschosshöhen und des mächtigen, fast hausbreiten Zwerchhauses eine stattliche Erscheinung. Die im Obergeschoss ganz mit Sandsteinen ver- kleidete Fassade zeigt die spätbarock-klassizistischen Formen des ausgehenden 18. Jahrhun- derts und entspricht damit wie keine zweite in Kyllburg den bürgerlich verklärten Zielen der Reformarchitektur. 3 Bahnhofstraße 13: traufständiges Wohnhaus, um 1870/80 Es handelt sich um ein dreigeschossiges Wohnhaus auf der Nordseite der Bahnhofstraße, un- mittelbar vor der senkrecht abgearbeiteten Felswand stehend. In den Kellersockel wurde offen- bar eine, bereits vorher angelegte, heute noch westlich des Hauses weiterführende Stützmauer einbezogen, deren Lagerfugen unsachgemäß der Straßensteigung folgen. In der strengen Fas- sadengliederung zeigen sich noch starke klassizistische Einflüsse. Es bestehen nur geringfü- gige jüngere Veränderungen. 4 Bahnhofstraße 18: Wohn- und Geschäftshaus, um 1880/90 Die Fassadengliederung ist bis auf die einseitig angehängte, die ehemalige Durchfahrtachse noch in klassizistischer Tradition, die Einzelformen nach Vorbildern aus der italienischen Re- naissance. Die ehemalige Einfahrt links und der Hauseingang rechts flankieren den in der Mitte gelegenen Laden, der mit seinen beiden Schaufenstern zu Seiten der mittig gelegenen Tür für Kyllburger Verhältnisse ungewöhnlich groß ist. 5 Bahnhofstraße 24: Wohn- und Geschäftshaus Ein kleineres traufständiges Wohn- und Geschäftshaus in geschlossener Bauweise für die Bä- ckerei Peter Wallenborn (Inschrift) um 1910 erbaut. In der streng symmetrisch gegliederten Fassade werden stark verfremdete Architekturformen der Zeit um 1800 mit einzelnen Einflüs- sen aus dem Jugendstil verwendet. 6 Hochstraße 1, Bahnhofstraße 2: ehemaliges kurfürstliches Rentamt Breit gelagerter, ursprünglich beiderseits freistehender Kubus mit Mansardwalmdach und streng in sieben Achsen gegliederter Fassade. In der Mittelachse geohrtes Eingangsportal dar- über ein Sprenggiebel mit kurfürstlichem Wappen. Die großen Rechteckfenster und die durch- laufenden Fensterbankgesimse, die in dieser Region sonst erst um 1800 auftreten, lassen ei- nen auswärtigen Baumeister vermuten. Nach dem ersten Weltkrieg wurde das äußerlich bis heute unveränderte Haus zur Dependance des Eifeler Hofes eingerichtet. 1927 erfolgte auf dem südwestlich anschließendem Gelände die Anlage eines Hotelgartens, dem an der Hangseite zweigeschossige Liegehallen in Betonkon- struktion als Unterbau dienen. Auf der Freifläche zwischen dem ehemaligen Rentamt und dem Haus Bahnhofstraße 4 ent- stand kurz nach 1930 in der Flucht des letzteren ein großer Erweiterungsbau (Bahnhofstraße 2) der gegenüber dem Altbau weit zurückspringt. Während Ober- und Dachgeschoß die Archi- tektur des Rentamtes aufnehmen, ist das Erdgeschoß mit seiner durchgehenden Schaufens- terfront und der als Barockportal ausgebildeten Einfahrt eigenständiger gestaltet.

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7 Hochstraße 2: Hotel Eifeler Hof, Neurenaissance Neben seinem bestehenden Gasthof baute der Kaufmann Wilhelm Schulte zur Bewältigung des steigenden Touristenzustroms ein dreigeschossiges Hotel, das Pfingsten 1890 eröffnet wurde (die sechs linken Achsen des heutigen Gebäudes). Etwa gleichzeitig erfolgte der Totalumbau der drei rechten Achsen des Altbaus zu einem zweigeschossigen Kaufhaus. Für die Schließung der Lücke zwischen den beiden Teilen und die wohl gleichzeitige Aufsto- ckung des Kaufhauses sowie verschiedene rückwertige Erweiterungen liegen keine genauen Daten vor; die Arbeiten fanden offenbar in mehreren Phasen zwischen ca. 1895 und 1905 statt. An dem heutigen Hotelbau lassen sich nur die nicht ganz regelmäßige Fassadenaufteilung und geringfügige Unterschiede in den Detailformen die Entstehung in mehreren Bauabschnitten er- kennen. 8 Hochstraße 10/12: dreigeschossiges Doppelhaus Beidseitig freistehendes symmetrisch angelegtes Doppelhaus, um 1890 durch den Steinbruch- besitzer Ludwig erbaut. Die rechte Hälfte, ursprünglich von ihm selbst bewohnt, ist seit dem frühen 20. Jahrhundert Sitz der Bürgermeistereiverwaltung. Der dreigeschossige traufständige Baukörper ist an beiden Enden von einem schmalen übergiebelten Risalit eingefasst und durch eine Mittelisene in zwei Hälften geteilt. Unverputztes, sorgfältig ausgeführtes Rotsandsteinmau- erwerk mit im Erdgeschoß segmentbogigen, sonst teils einfache, teils gekuppelte Rechteck- fenstern. Die neugotischen Einzelformen sind offenbar vom 1870 erbauten Kyllburger Bahnhof beeinflusst. Das Gebäude wurde in der Vergangenheit bis auf einen Ladenvorbau in der rech- ten Haushälfte kaum verändert. 9 Malberger Straße 1: Wohn- und Geschäftshaus Kleineres Wohn- und Geschäftshaus am Beginn der Zeile nördlich des Eisenbahneinschnittes, um 1910 erbaut. Das Haus steht zwar mit der Traufseite zur Straße, wirkt aber durch den haus- breiten Zwerchgiebel giebelständig. Die schlichte, symmetrisch gegliederte Putzfassade ist mit verfremdet barocken Architekturformen versehen. Das breite Schaufenster in der Mittelachse wird links von dem Hauseingang und rechts von einem Fenster über der Kellertür derart flan- kiert, dass die auf Pfeilern sitzenden Bögen eine gedrungene Dreierarkade bilden. 10 Malberger Straße 4, Marienstraße 3: Wohn- und Geschäftshaus Großes Wohn- und Geschäftshaus mit verwickelter Baugeschichte vom 18. bis 20. Jahrhundert. Als Kern schält sich ein dreiachsiges, zum ursprünglichen Verlauf der Marlberger Straße hin orientiertes Haus des späten 18. Jahrhunderts heraus, das Segmentbogenfenster und eine reich profilierte Haustüreinfassung besitzt. Im frühen oder mittleren 19. Jahrhundert wurde die- ses Haus geteilt, um eine Achse nach rechts verlängert und mit einer zweiten Haustür versehen (Marienstraße 3). Erst 1911 erfolgten die Umorientierung zur verlegten Marlberger Straße und die Erweiterung des Hauses bis zur neuen Fluchtlinie (Marlberger Straße 4). Die Fassade wurde, trotz ihrer Breite, als Giebelwand ausgebildet und das Dach erst über dem zweiten Obergeschoss abge- walmt. In Proportion und Gliederung handelt es sich um eine wenig anspruchsvolle Bauhand- werksarchitektur, die schlicht barockisierenden Einzelformen wurden sehr konventionell aus- geführt. 11 Malberger Straße 5: spätklassizistisches Wohnhaus Langgestrecktes, traufständiges Wohnhaus aus der Zeit vor 1865 - ursprünglich beidseitig, heut nur noch einseitig freistehend. Bis vor einigen Jahren, vielleicht auch ursprünglich als Apotheke genutzt. Die fünf linken Achsen der Fassade sind in gleichmäßiger Folge und mit dem Eingang in der Mitte ausgeführt, während die rechts mit größerem Abstand angehängte Achse die Sym- metrie empfindlich stört (nachträglich Verlängerung?). Der Bauzeit entsprechend wurde die

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Fassade noch in feinen, spätklassizistischen Formen ausgearbeitet wobei die dünnlinig geritzte Putzquaderung über beide Geschosse reicht. 12 Malberger Straße 7: Wohnhaus, historisierender Mansarddachbau (bez. 1907) Beidseitig freistehendes Einfamilienhaus von 1907 (Inschrift). Der Baukörper mit seinem hohen Mansarddach ist trotz des etwas über die Traufe hinausragenden Treppenhauses an der rech- ten Hausecke von geschlossenem Umriss. Eine malerische Wirkung entsteht nur durch die Anordnung der verschiedenen Tür- und Fensteröffnungen, von denen keine der Anderen gleicht. Am Hauseingang mischen sich spätgotische und Renaissanceformen. Sonst überwie- gen teilweise verfremdete Motive nach barocken Vorbildern - der Einfluss der Reformarchitektur ist kaum spürbar. 13 Mühlengasse: Schaftkreuz, Wegekreuz Im Zweiten Weltkrieg beschädigtes Schaftkreuz von 1791 in den damals üblichen, schlichten Formen mit nach oben verjüngtem Schaft. Das obere Ende fehlt, die Inschrift ist deshalb un- vollständig. Das Kreuz steht etwa an alter Stelle - wurde aber nach dem Krieg in eine Stütz- mauer eingelassen. 14 Stiftstraße 13: ehemalige Paramentenfabrik, wohnhausartiger neugotischer Putzbau Als Paramentenfabrik, kurz vor 1900 durch Leonard und Josef Brück erbaut, wurde der Betrieb bereits vor dem Ersten Weltkrieg wieder eingestellt. Ein zweigeschossiger Baukörper in der Form eines Wohnhauses, das Erdgeschoss mit Putzquaderung und niedrigen Segmentbogen- fenstern als Sockel behandelt, im Obergeschoss größere Rechteckfenster mit spitzbogiger Maßwerkfüllung. Zum rechts anschließenden Seitenbau vermittelt ein zurückspringender, das Gebäude wenig überragender, Turm mit quer zur Straße verlaufendem Satteldach und neugo- tischen Fensterformen. Die Einfriedung des kleinen Vorplatzes am Ende der Zufahrtsrampe (schmiedeeiserne Gitter zwischen Pfeilern mit Mosaikeinlagen) greift ebenfalls neugotische Einzelformen auf, stammt aber erst aus dem 20. Jahrhundert. 15 Stiftstraße 17: stattliches Wohnhaus Stattliches, als einziges in der unteren Stiftstraße giebelständiges Wohnhaus aus dem fortge- schrittenen 18. Jahrhundert – im Keller und in der hinteren Haushälfte wurden ältere Reste einbezogen. Der tonnengewölbte Keller ist etwa zwei Meter kürzer als das Haus und über einen schmalen Vorraum von der Straße aus zugänglich. Im rückwärtigen Teil der linken Traufwand befindet sich eine breit abgefaste, segmentbogige Türeinfassung mit Blattwerk in den Bo- genzwickeln -1 wohl aus dem Anfang des 17. Jahrhunderts. Die Straßenfassade ist symmetrisch in drei Achsen gegliedert und verfügt über große Segment- bogenfenster und ein ebenfalls segmentbogiges reich profiliertes Oberlichtportal. Über diesem befindet sich eine gerade Verdachung mit rundbogigem Sprenggiebel, der eine Wappentafel des Kanonikers und Kantors an der Stiftskirche, Matthias Vitalis Ricardy, umschließt. Der in der Beischrift erhaltene Hinweis auf Ricardys Funktion als Pfarrer von St. Maximin grenzt die Bau- zeit auf die Jahre zwischen 1766 und 1770 ein. 16 Stiftstraße 20: Wohnhaus, mit Stallanbau Ein in eine längere Häuserzeile integriertes traufständiges Wohnhaus mit rechts anschließen- dem, niedrigem Stallanbau. In der Front eine reich profilierte, geohrte Haustüreinfassung mit aufgesetztem Oberlicht - zu dessen Seiten die Jahreszahl 1764. Die großen Rechteckfenster wurden erst im 19. Jahrhundert anstelle der ursprünglichen eingesetzt. 17 Stiftstraße 22: spätbarockes Wohnhaus Ein in geschlossener Zeile errichtetes, traufständiges Wohnhaus. Das Oberlichtportal ist ganz ähnlich wir bei Nummer 20 - jedoch bereits von 1760. Die ursprünglichen Fenster wurden schon

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im frühen 19. Jahrhundert durch solche mit Segmentbogen ersetzt. Es besteht eine neue stö- rende Sockelverkleidung. 18 (gegenüber) Stiftstraße 27 – 31: Schaftkreuz, Wegekreuz Ein qualitätvolles neugotisches Schaftkreuz von 1904 und der Inschrift zufolge anstelle des Vor- gängers von 1793. Der Schaft über dem hohen Sockel ist in Form einer gotischen Fiale gefer- tigt, aus der das abschließende Kleeblattkreuz mit dem fein gearbeiteten Korpus wächst. 19 (an) Stiftstraße 44: Kopie mit Spolien des Portals des ehemaligen spätbarocken, nach 1945 neu aufgebauten Wohnhauses Das spätbarocke Wohnhaus wurde nach völliger Zerstörung im Zweiten Weltkrieg in neuer Form wieder aufgebaut - lediglich das Portal kopiert annährend den früheren Zustand. Hier wurden auch drei aus den Trümmern geborgene Stücke des Vorgängerbaus einbezogen (Scheitelstein des Türbogens, linke Einfassung und Sturz des Oberlichtes), die stilistisch dem Haus Bademer Straße 23 nahestehen und möglicherweise vom gleichen Steinmetz stammen. Bisher ist der mögliche Sinngehalt nicht geklärt - besonders des Scheitelsteins, auf dem ein flammendes oder von Pfeilen durchbohrtes Herz von Masken mit Narrenkappe flankiert wird. Denkmalzonen im Untersuchungsgebiet: I. Bahnhofstraße 10 – 24 (gerade Nummern): Zeile kleinstädtischer historisierender Wohn- bzw. Wohn- und Geschäftshäuser Die kleine Denkmalzone besteht aus einer Zeile gut erhaltener, kleinstädtischer Wohn- bzw. Wohn- und Geschäftshäuser, die alle zwischen der Eröffnung der Eifelbahn und dem Ersten Weltkrieg gebaut wurden. Die meisten stammen aus der Zeit zwischen etwa 1890 und 1910. Die historisierenden Fassaden verwenden Formen der italienischen (Nummer 18) und der deutschen Renaissance sowie - im Sinne der Reformarchitektur - des bürgerlichen Spätbarock (Nummer 24). Außer den beiden völlig modernisierten Häusern Nummer 12 und Nummer 20 tragen alle Bauten zum historischen Wert der Denkmalzone bei. II. Stiftstraße 1 – 18, 20 und 22: an der ursprünglich einzigen Straße der Burgsiedlung erhaltener geschlossen bebauter Straßenabschnitt Der stark ansteigende schmale Abschnitt am unteren Ende der Stiftstraße wird von traufständi- gen meist zwei-, teilweise auch dreigeschossigen Häusern begleitet, die sich auf der Westseite zu einer durchgehenden Zeile zusammenschließen und auch auf der Ostseite nur wenige Lü- cken freilassen. Es handelt sich bei ihnen durchweg um Putzbauten mit schlichter Werksteilgliederung, die Ent- stehungszeit reicht vom mittleren 18. Jahrhundert (Nummer 20 und Nummer 22) bis zum frühen 20. Jahrhundert. Trotz der vielen jüngeren Häuser vermittelt der Straßenabschnitt noch in etwa das Bild der Bau- und Bebauungsweise um 1800 – also am Ende des kurfürstlichen Zeitalters. Lediglich bei Nummer 6, 10, 12 und 18 wurde in den letzten Jahrzehnten die Fassade moderni- siert - alle übrigen sind prägende Bestandteile der Denkmalzone. III. Stiftstraße 27 – 31: ehemalige Kurfürstliche Burg Ab 1239 vom Trierer Erzbischof Dietrich II. angelegt und wenig später in die Befestigung des Ortes einbezogen. Aus dieser Zeit stammen im Wesentlichen die etwa dreieckige Grundform und der hohe, auf der Südseite erhaltene Bergfried. Der an den östlichen Ringmauerabschnitt angelehnte Palas wurde im ausgehenden 16. Jahrhundert, die Wirtschaftsgebäude am Nordrand des Hofes 1764 neugebaut.

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Um 1840 kam es zum Umbau der früheren Stallungen zwischen Bergfried und Straße zu einem kleinen Schulhaus. 1911 kam es nach jahrelangen Planungen und Beratungen durch den rhei- nischen Provinzialkonservator zum Abbruch des Palas für einen größeren Schulneubau. Das baufällige Wirtschaftsgebäude aus dem 18. Jahrhundert wurde erst nach dem Zweiten Weltkrieg ersatzlos beseitigt. Wegen das nach Norden und Osten abfallenden Geländes grenzt sich die Burganlage auf drei Seiten durch hohe Stützmauern gegen das umgebende Terrain ab. Nur das südliche Vorfeld liegt etwa auf dem Niveau des Burghofes. Die aufgehende Ringmauer wurde - soweit sie nicht als Gebäuderückwand diente - bereits 1826 niedergelegt, so dass heute nur noch ein kurzes Stück östlich des Bergfrieds erhalten ist - wo sich über einer vermauerten Tür ein Wappenrelief von 1766 befindet. Ein kleineres, rundbogiges Tor, das ehemalige Mühlenpförtchen, wurde nach dem Schulneubau von 1911/12 nördlich des Schulhauses wieder errichtet. In geringer Höhe alt ummauert ist weiterhin ein östlich der Burg vorgelagerter Zwinger. Westlich an den Bergfried anschließend befindet sich das zweigeschos- sige ältere Schulhaus (Stiftstraße 27). Nur die zum Hof gerichtete Traufseite ist regelmäßig durchfenstert. Die schlichten Einzelformen stellen sich in der Art gleichzeitiger Wohnhäuser dar. Das 1911/12 nach Plänen des Kreisbaumeisters Sturmfels in neubarocken Formen erbaute, neue Schulhaus (Stiftstraße 29/31) steht zwar an Stelle des Palas, nimmt aber baulich keinen Bezug auf diesen. Vielmehr differenziert der zweigeschossige Baukörper in den ringmauerparal- lelen Wohntrakt und den südlich anschließenden, quer dazu stehenden Schulsaaltrakt, dem auf der Südseite ein Treppenvorbau mit breitem korbbogigem Zugang angefügt ist. Die Schulsäle - zwei je Geschoß - sind in damals üblicher Weise von den