zellischen Jahrbüchersind. Pflichten ThemavonHeft139derAppen- und deren staatsbürgerlichen Rechteund kratisches Staatswesennichtfunktioniert gesellschaftliches Engagementeindemo- der Bürgerinnen undBürger, ohne deren Lesen. Sieallegehören zurGemeinschaft in derFreizeit, beimZuhören, Aushandeln, Gemeinschaft oderalleine,beiderArbeit, zeigt MännerundFrauen,AltJung,in voller LängeimBuchinnernreproduziert – fangen hat.MeiersBleistiftzeichnung–in Buchillustrator, ineinemBildstreifen einge- schule , Kunstschaffender und Bildnerisches GestaltenanderKantons- sie Werner Meier, seit1983Lehrer für sind sovielfältigundunterschiedlich,wie Bürgerinnen undBürger in der Respublica Zum Titelbild ISSN 1010-4585 2012 Appenzellische Jahrbücher Heft 139 easeee o e pezlice eenüzgnGslshf H.139 Herausgegeben vonder AppenzellischenGemeinnützigenGesellschaft Appenzellische Jahrbücher 2012 www.aggesellschaft.ch zellischen Jahrbüchersind. Pflichten ThemavonHeft139derAppen- und deren staatsbürgerlichen Rechteund kratisches Staatswesennichtfunktioniert gesellschaftliches Engagementeindemo- der Bürgerinnen undBürger, ohne deren Lesen. Sieallegehören zurGemeinschaft in derFreizeit, beimZuhören, Aushandeln, Gemeinschaft oderalleine,beiderArbeit, zeigt MännerundFrauen,AltJung,in voller LängeimBuchinnernreproduziert – fangen hat.MeiersBleistiftzeichnung–in Buchillustrator, ineinemBildstreifen einge- schule Trogen, Kunstschaffender und Bildnerisches GestaltenanderKantons- sie Werner Meier, seit1983Lehrer für sind sovielfältigundunterschiedlich,wie Bürgerinnen undBürger in der Respublica Zum Titelbild ISSN 1010-4585 2012 Appenzellische Jahrbücher Heft 139 easeee o e pezlice eenüzgnGslshf H.139 Herausgegeben vonder AppenzellischenGemeinnützigenGesellschaft Appenzellische Jahrbücher 2012 www.aggesellschaft.ch Appenzellische Jahrbücher 2012 Heft 139

Herausgegeben von der Appenzellischen Gemeinnützigen Gesellschaft

Redigiert von Heidi Eisenhut und Hanspeter Spörri Mit Unterstützung der Lotteriefonds der Kantone Appenzell Ausser- und Innerrhoden

Umschlag Werner Meier, Trogen Konzept/Redaktion Heidi Eisenhut, Hanspeter Spörri Bildredaktion Heidi Eisenhut («Bürgerinnen und Bürger in der Res publica»), Chronisten Gestaltung/Layout Rolf Egger Druck Appenzeller Medienhaus, © 2012 Appenzellische Gemeinnützige Gesellschaft AGG Inhaltsverzeichnis

7 Vorwort

1. Bürgerinnen und Bürger in der Res publica

12 Der Staat – die Solidarität der Bürgerinnen und Bürger Hanspeter Spörri

26 Versammelt am patriotischen Tisch Hanspeter Spörri, Heidi Eisenhut

50 Tugenden gestern und heute Heidi Eisenhut

62 Patriotismus im 21. Jahrhundert? Malte C.Krugmann 2. Chroniken und Nekrologe

84 Landeschronik von für das Jahr 2011 Jürg Bühler

Gemeindechronik von Appenzell Ausserrhoden für das Jahr 2011 100 Hinterland, René Bieri 101 Urnäsch 103 Herisau 109 110 111 Stein 112 Schönengrund 113

116 Mittelland, Martin Hüsler 116 Teufen 119 Bühler 123 127 Speicher 131 Trogen

134 Vorderland, Hanspeter Strebel 135 Rehetobel 136 Wald 138 Grub 140 Heiden 144 145 Lutzenberg 146 148

150 Landeschronik von Appenzell Innerrhoden für das Jahr 2011 Rolf Rechsteiner

166 Bevölkerungs- und Finanzstatistik 2011 der Gemeinden Aus serrhodens und der Bezirke Innerrhodens Elisabeth Ramseier und Silvan Wüst Nekrologe: 168 Rosemarie Bänziger-Meier, 1920–2011, Armin Stoffel 169 Alfred Broger, 1922–2011, Rolf Rechsteiner 170 Lina Hautle-Koch, 1911–2011, Monika Egli 171 Albert Manser-Schälli, 1937–2011, Rolf Rechsteiner 172 Werner Nef, 1936–2011, Stefan Frischknecht 173 Alfred Sigrist, 1918–2012, Hanspeter Spörri 174 Hugo Welz-Wälchli, 1929–2011, Martin Hüsler

3. Appenzellische Gemeinnützige Gesellschaft (AGG)

176 Protokoll der 179. Jahresversammlung der AGG 179 Jahresrechnungen 2011 der AGG 184 Revisorenbericht 185 Jahresberichte der dem Patronat der AGG unterstehenden Institutionen 202 Verzeichnis der Mitglieder der verschiedenen Kommissionen und der Rechnungsrevisoren 205 Mitgliederverzeichnis der AGG 227 Mitgliederbestand nach Gemeinden 228 Verzeichnis der mit der AGG im Schriftenaustausch stehenden Institutionen

4. Anhang

230 Appenzeller Publikationen 2011/12 239 Bildnachweis 240 Autorin und Autoren, Chronisten des Jahrbuches

Vorwort 7

Vorwort

Im Thementeil des vorliegenden Jahrbuchs laden wir Sie ein, am patriotischen Tisch Platz zu nehmen. Sie stutzen? Patriotis- mus? Das Wort wirkt unzeitgemäss. Daniel Thürer, der Referent an der Jahresversammlung 2011 der Appenzellischen Gemein- nützigen Gesellschaft, verwendet es ganz bewusst. Der patrio- tische Tisch ist eine Institution der Aufklärung, die er gerne reanimiert sähe: als Ort der Deliberation, der ausgedehnten, kontroversen und lösungsorientierten Debatte, die jeder demo- kratischen Entscheidung vorangehen sollte. Die Demokratie kann unterschiedlich ausgeprägt sein – eines darf sie nicht sein: eine Herrschaft oder Diktatur der Mehrheit über die Minder- heiten. Man könnte nun vermuten, dass in der medialisierten Ge- genwart Debatten in ausreichender Zahl geführt werden, im Fernsehen, in den Zeitungsspalten, in den Tiefen des Internets. Überall sind wir mit Politiker- und Expertenmeinungen, redak- tionellen Leitartikeln und Publikumskommentaren konfron- tiert. Häufig sind sie forsch formuliert und scheinen dem Motto zu folgen: «Angriff ist die beste Verteidigung.» Das mag unter dem Gesichtspunkt der Wirksamkeit die richtige Strategie sein. Aufmerksamkeit ist ein kostbares Gut. Die Lautstärke steigt, weil alle versuchen, alle anderen zu übertönen. Das führt zu Über- druss. Manche mögen schon gar nicht mehr hinhören. Der patriotische Tisch nun ist das Gegenteil einer Arena: Hier nimmt man nicht Platz, um die eigene Botschaft möglichst wir- kungsvoll in Szene zu setzen und den politischen Gegner zu ver- unglimpfen und niederzuringen, sondern zunächst einmal, um zuzuhören, sich ein Bild der unterschiedlichen Wahrnehmun- gen und Interessenlagen zu machen. Und um dann vielleicht die eigene Haltung zu begründen und zu entwickeln, allenfalls auch zu verändern. In einiger Distanz zu den Scheinwerfern, Kameras und Mik- rofonen funktioniert die Politik auch heute noch oft genau so: als hartes, aber zugleich kollegiales Ringen um die richtigen Antworten auf verzwickte Fragen. Selbstverständlich ist Trans- parenz nötig, muss die Öffentlichkeit ins Bild gesetzt werden über die Details der politischen Auseinandersetzungen, über die Lösungsvarianten, die zur Diskussion stehen, über wider- sprüchliche Fakten und divergierende Meinungen, über «deför ond deweder». Dies geschieht heute wohl nicht in ausreichen- dem Mass. 8 Vorwort

Der patriotische Tisch ist nicht der Ort, wo Entscheide gefällt werden – aber an ihm huldigt man der Gründlichkeit: Man be- müht sich darum, andere zu verstehen und selbst verstanden zu werden. In diesem Sinn möchten wir Sie einladen, sich mit uns Gedanken zu machen über die Zukunft unserer Demokratie, über staatsbürgerliche Rechte und Pflichten – über Bürgertu- genden. Das Wort hat ebenfalls einen altertümlichen Klang. Aber den Tugenden unserer Vorfahren verdanken wir wohl vie- les, unter anderem auch die stabile demokratische Ordnung, die sich heute noch bewährt.

Der Thementeil enthält vier Beiträge, von denen drei durch uns Redaktoren geprägt sind und das soeben Skizzierte in verschie- denen Facetten beleuchten: Die Zusammenfassung eines Ge- sprächs mit Daniel Thürer (S. 12–25); Interviews mit elf Perso- nen, die alle in unseren Kantonen leben und den virtuellen pa- triotischen Tisch mit unterschiedlichen Beiträgen bereichern (S. 26–49); sodann eine die geschichtlichen Erfahrungen einbe- ziehende Betrachtung von staatsbürgerlichen Haltungen – Tu- genden –, die es erst möglich machen, dass eine Gemeinschaft in ihrer ganzen Vielfalt funktioniert und das Zusammenleben fruchtbar und anregend wird (S. 50–61). Der vierte Beitrag schliesslich beleuchtet einen Teilbereich der Diskussion: Das Vorstandsmitglied der Hamburger Patriotischen Gesellschaft, Malte C. Krugmann, setzt sich in seinem fundierten Aufsatz mit dem Patriotismusbegriff und dessen Bedeutung im Gestern und Heute auseinander (S.62–81). Der Bilderfries auf dem Umschlag und im Innern des Thementeils wurde von Werner Meier ge- schaffen. Dem Trogener Lehrer und Kunstschaffenden ist es ge- lungen, über das Medium Bleistiftskizze dem Thema eine zu- sätzliche inhaltliche Dimension beizufügen: den gesellschaftli- chen Alltag in Appenzell Ausserrhoden.

Der zweite und dritte Teil des Jahrbuchs enthalten in bewährter Form die Landes- und Gemeindechroniken beider Appenzell, die AGG-Berichterstattungen, das Mitgliederverzeichnis der AGG und weitere Anhänge, so den Verweis auf die Appenzeller Bibliografie 2011 mit Kurzbesprechungen zu aktuellen Appen- zeller Publikationen. Bei den Chroniken haben wir erstmals den Bildteil anders gestaltet als in den Vorjahren. Stärker als bisher sollen die Bilder als eigenständige Zeugnisse sprechen. Die fünf Appenzeller Chronisten schauen teilweise auf eine langjährige Mitarbeit zurück, die wir an dieser Stelle gerne wieder einmal erwähnen und herzlich verdanken: Dienstältester Chronist ist Jürg Bühler, Herisau, der seit 1983 die Ausserrhoder Landes- chronik verfasst. Die Hinterländer Gemeindechroniken werden seit 1992 von René Bieri, Herisau, geschrieben. Seit 1997 kann Vorwort 9 die AGG auf Martin Hüsler, Speicher, als Mittelländer Chronist zählen. Die Innerrhoder Landeschronik wird seit 2005 von Rolf Rechsteiner, Oberegg, verfasst. Jüngster Chronist im Team ist Hanspeter Strebel, St.Gallen, der seit 2010 die Vorderländer Gemeindechroniken verantwortet.

Zu guter Letzt noch ein Hinweis für alle, die gerne auch in alten Jahrbüchern blättern. Dank einer Zusammenarbeit zwischen der Kantonsbibliothek Appenzell Ausserrhoden und der ETH- Bibliothek Zürich im Rahmen von www.e-lib.ch kam die Retro- digitalisierung und elektronische Erschliessung des Jahrbuch- archivs zustande. Ab Herbst 2012 werden Sie via http://retro. seals.ch freien Zugang zum gesamten Bestand der Jahrbücher seit 1854 haben. Neben der einfachen Volltextsuche nach dem Vorbild von Google können Sie Ihre Abfrage in der erweiterten Suche unter Einsatz verschiedener Filter verfeinern, oder Sie konsultieren den Autorenindex für die Suche nach bestimmten Personen. Natürlich kann auch einfach der Inhalt eines ausge- wählten Bandes durchstöbert werden. Neben der Bildschirm- anzeige ist es möglich, alle Artikel und Bände als PDF-Doku- mente herunterzuladen. Wir freuen uns, auf diese Weise die Inhalte appenzellischer Geschichtsschreibung einem weiteren Nutzerinnen- und Nut- zerkreis zugänglich zu machen; in der Hoffnung, dass bei Frage- stellungen, welche die Schweizer und Ostschweizer Geschichte betreffen, der in den Jahrbüchern gesammelte Themenfundus mitberücksichtigt wird. Die ETH-Bibliothek übernimmt zusätz- lich die Langzeitarchivierung der elektronischen Daten inkl. da- zugehöriger Metadaten.

Wir danken allen Autorinnen und Autoren und den zahlreichen Personen, die das aktuelle Jahrbuchheft mit ihren Berichten, Statistiken, Protokollen und Fotografien angereichert haben. Beim Appenzeller Medienhaus, insbesondere bei Rolf Egger, be- danken wir uns für die stets reibungslos funktionierende gute Zusammenarbeit. Den Leserinnen und Lesern von Heft 139 der Appenzelli- schen Jahrbücher wünschen wir viel Freude bei der Lektüre.

Trogen und Teufen, im September 2012

Heidi Eisenhut, Leiterin Kantonsbibliothek Appenzell Ausserrhoden Hanspeter Spörri, Journalist, Vorstandsmitglied AGG

1. Bürgerinnen und Bürger in der Res publica 12 Bürgerinnen und Bürger in der Res publica

Der Staat – die Solidarität der Bürgerinnen und Bürger

Zusammenfassung des Gesprächs zwischen Daniel Thürer, Heidi Eisenhut und Hanspeter Spörri vom 2. Januar 2012, Monstein GR, mit Elementen aus der Rede zur Jahresversammlung der Appen- zellischen Gemeinnützigen Gesellschaft vom 26. November 2011 im Restaurant Alpstein, Appenzell

Hanspeter Spörri

Demokratie, wir wissen es heute, funktioniert Cambridge und am European University Insti- besser als alle anderen Staatsformen. Auch für tute in Florenz. Auch nach seiner Emeritierung Daniel Thürer, emeritierter Professor für Völ- bekleidet er verschiedene Funktionen: So ist er kerrecht, Europarecht, öffentliches Recht und Mitglied des IKRK, er vertritt die Schweiz in der vergleichendes Verfassungsrecht an der Uni- Europäischen Kommission gegen Rassismus versität Zürich, ist die Demokratie etwas, das und Intoleranz in Strassburg und ist Präsident «wir nicht preisgeben wollen und dürfen». In der Deutschen Gesellschaft für Internationales seinem Vortrag vor der Jahresversammlung der Recht. Thürers Publikationsliste umfasst zahl- Appenzellischen Gemeinnützigen Gesellschaft reiche Veröffentlichungen im Bereich des Völ- im Bezirk Rüte im November 2011 erinnerte er ker- und Europarechts sowie des schweizeri- aber daran, dass Demokratie an Voraussetzun- schen und vergleichenden öffentlichen Rechts. gen geknüpft ist. Seine Ausführungen basier- Als Experte wurde und wird er für Beratungen ten auf seiner vielbeachteten Abschiedsvorle- ausländischer Parlamente (z.B. Polen, Bundes- sung an der Universität Zürich vom 23. Novem- republik Deutschland) und Regierungsinstan- ber 2010, die auch in gedruckter Form vorliegt: zen (z.B. im Rahmen des «Forum of Federa- Res publica. Von Bürgertugenden, Menschen- tions», Ottawa), Expertisen für internationale rechten und neuen Feudalismen.1 Organisationen (z.B. High Commissioner for 27 Jahre lang lehrte Daniel Thürer an der Human Rights der UN), Vorträge im In- und Universität Zürich. Er war Gastprofessor etwa Ausland sowie Missionen im Ausland beige- in Harvard, Stanford, Hongkong, Paris, Posen, zogen.2 Bürgerinnen und Bürger in der Res publica 13

In Daniel Thürers wissenschaftlicher Arbeit wie Geschichte gekommen sei. Beispielsweise be- in seinem internationalen Engagement geht es stehe über seine Mutter eine familiäre Bezie- immer wieder um die Rechtsstaatlichkeit, die hung zu den Baumeistern Grubenmann – und «Rule of Law», auch auf internationaler Ebene. wohl dadurch habe er ein besonderes Interesse Diese soll auch verhindern, dass sich die De- an deren Arbeit: «Der Brückenbau fasziniert mokratie durch sich selbst abschafft, dass sie mich bis heute», sagt Thürer: «Und das im tech- zu einer Herrschaft der Mehrheit über die Min- nisch-ästhetischen, aber auch im übertrage- derheiten verkommt. nen, metaphorischen Sinn.» Brücken müssten Heidi Eisenhut und Hanspeter Spörri ver- solide, sollten aber ebenso elegant sein. Auch brachten einen denkwürdigen Januartag im tief zwischen unterschiedlichen Kulturen könnten verschneiten Monstein bei Davos, der zweiten Brücken gebaut werden. Heimat der Familie Thürer. Dort forschten sie in einem ausführlichen Gespräch mit Daniel Thü- Die Villa Roth rer nach den appenzellischen Wurzeln seines Aufgewachsen ist Daniel Thürer in einem be- Denkens und seines politischen Weltbilds und sonderen Haus, in der Villa Roth in Teufen. Das wollten – herausgefordert durch den Vortrag Gebäude im Dorfzentrum, das 1977 einem ge- anlässlich der Jahresversammlung – mehr wis- planten Post-Neubau weichen musste, wurde sen über seine Haltungen zur Res publica, zu von Landammann Johannes Roth (1812–1870), Bürgertugenden, seiner Rede von neuen Feu- vermutlich nach Plänen von Felix Wilhelm dalismen und der Idee des patriotischen Tischs. Kubly, erbaut. Um 1880 erfuhr es eine Erweite- rung durch den Sohn, Landammann und Mi- Am Anfang stand Teufen nister Arnold Roth (1836–1904). Vater und Thürer, 1945 geboren, hat seine Kindheit und Sohn vertraten Appenzell Ausserrhoden im Jugend in Teufen verbracht. Was hat ihn ge- Ständerat. Arnold Roth war ausserdem von prägt? Er muss nicht lange überlegen und zählt 1877 bis 1904 Gesandter, das heisst Minister, auf: «Das Dorf, die Pfadfinder, die Landschaft, der Schweiz beim Deutschen Reich. Die beiden der Alpstein, wo ich oft mit den Eltern wan- Politiker – «eigentlich waren sie mehr Staats- derte.» Wichtig sei auch gewesen, dass er durch männer als Politiker», meint Daniel Thürer, no- die Familie in Kontakt mit der appenzellischen tabene Persönlichkeiten, die uneigennützig 14

Bedeutendes leisteten, das über die alltägliche kirche ermöglicht und einen wesentlichen An- Politik hinausging – waren im Haus immer teil der Kosten für den Bau der neuen Strasse noch ein wenig präsent, vor allem auch, weil von St. Gallen nach Teufen und durch das Dorf sich Vater Georg Thürer, der HSG-Professor, getragen. Germanist und Historiker, vertieft mit deren Wirken befasste und sein Wissen später in ei- Atmosphäre der Gleichberechtigung nem Band der Teufener Hefte zusammen- Prägend seien aber nicht nur das Elternhaus fasste.3 gewesen, sagt Daniel Thürer, sondern auch die Die Villa sei etwas gross angelegt und eher damaligen Kontakte zu Gleichaltrigen und Äl- unpraktisch gewesen, erinnert sich Daniel teren, die ihm beispielsweise die Mitgliedschaft Thürer. In ihr habe sich ein Lebensstil manifes- in der Staatsbürgerlichen Arbeitsgemeinschaft tiert, der nicht ganz ins Appenzellerland passte. beider Appenzell oder in der Offiziersgesell- In dieser Ambiance aufzuwachsen, sei aller- schaft ermöglicht haben. Kennengelernt habe dings anregend gewesen: «Es gab einen gros- er Ende der 1960er-Jahre unter anderen Hans sen Weinkeller und viele verborgene Winkel im Altherr aus Trogen, den heutigen Ständerats- Haus; die Grosseltern sowie eine Tante wohn- präsidenten, den späteren St. Galler Kantons- ten ebenfalls da. Wir Kinder suchten nach dem bibliothekar Peter Wegelin aus Teufen oder geheimen Gang, der angeblich zum Haus des den Altgermanisten Stefan Sonderegger aus anderen Roth-Bruders auf der gegenüberlie- Herisau. Es habe in diesem Kreis ein demokra- genden Strassenseite führte.» Gefunden haben tischer Geist geherrscht; es sei locker und ganz sie zwar einen Eingang, aber keinen Gang. und gar unhierarchisch zugegangen. Häufig sei Früh jedoch erfuhr Daniel Thürer auf diesen man zusammen gewandert, habe irgendwo ei- Wegen etwas über den Lebensstil des Aus- nen Most getrunken und dabei intensiv und serrhoder Grossbürgertums. Ihr Reichtum meistens auf hohem Niveau diskutiert und po- habe Vater und Sohn Roth erlaubt, sich ehren- litisiert: «Das geschah in einer Atmosphäre des amtlich zu engagieren. Ausserdem hätten sie gegenseitigen Respekts. Ich hatte gewöhnlich mit namhaften Beiträgen den Bau des Pfarr- eine andere Meinung, war für den Uno-Beitritt hauses (heute Gemeindehaus) und des Schul- und fand, das Frauenstimmrecht müsse nun hauses gegenüber der Teufner Grubenmann- endlich eingeführt werden.» Dagegen seien Ar- Bürgerinnen und Bürger in der Res publica 15

gumente vorgebracht worden, die ihm schon des Establishments; wir glaubten, er führe die damals «archaisch» erschienen: die Frau ge- Bevölkerung am Gängelband, übe als ideologi- höre nicht in die Politik; in der Uno sei die sche Instanz einen verdeckten Einfluss aus. Schweiz verloren. «Aber was mich beein- Unter dem Traktandum ‹Varia› liess er uns aber druckte: Man konnte offen reden, wurde nicht ausführlich zu Wort kommen, und erstaun- verfemt wegen einer abweichenden Auffas- licherweise hörte man uns zu. Wir schlugen – sung.» Dies sei in der Demokratie etwas We- wenn ich mich recht erinnere – vor, eine neue sentliches. Dazu gehöre, dass man aufeinander Dorfzeitung zu gründen, weil der Säntis, das in eingehe, sich gegenseitig achte, Zeit in Gesprä- Teufen redigierte Blatt, kurz zuvor eingegangen che investiere. war. Und wir regten auch die Schaffung eines Einwohnerrats an, eines Gemeindeparlaments. Prägende Gemeindeversammlung Wir waren selbst etwas erstaunt, als daraus eine Thürer erinnert sich auch an Stammtischtreffen gute, sachliche Debatte entstand. Schliesslich von Jugendlichen, an denen er häufig teilnahm: mussten wir einsehen, dass unsere Vorschläge «Wir unternahmen unter anderem einen politi- zu wenig durchdacht waren. Über die Finanzie- schen Vorstoss für eine Grundlagenreform der rung der Zeitung hatten wir uns gar keine Ge- Gemeinde Teufen. Die Bevölkerung hielten wir danken gemacht. Aber es wurde dennoch eine für schlecht informiert; die Gemeindever- Kommission eingesetzt, welche das Thema sammlung wurde nur von wenigen besucht; prüfen sollte.» dorfpolitische Diskussionen fanden kaum statt. Dieser Sonntagmorgen mit der Gemeinde- So gingen wir also gemeinsam an die Gemein- versammlung habe ihn für das ganze Leben ge- deversammlung – wohl mit einigen Vorurtei- prägt, glaubt Daniel Thürer. Es sei sozusagen len. Es war ja die Zeit der Studentenproteste, der erste Schritt in jenes Gebiet gewesen, mit und wir hatten alle den Philosophen Herbert dem er sich dann ein Leben lang beschäftigt Marcuse gelesen, kannten seinen Essay über habe: mit Staats- und Völkerrecht, mit Demo- die repressive Toleranz, glaubten mit ihm, die kratie und Gesellschaft. Beeindruckt habe ihn Toleranz in liberalen Staaten diene bloss der viel später, dass auch Nelson Mandela über ver- Unterdrückung.4 Willi Schläpfer, der damalige gleichbare prägende Erfahrungen berichtet Gemeindehauptmann, galt uns als ein Organ habe:5 «Ich glaube, dass beispielsweise in 16 Bürgerinnen und Bürger in der Res publica

Deutschland oder Frankreich das Lokale allzu Ein Stück weit sei wohl die ganze Schweiz von gering geschätzt wird.» Im Gegensatz dazu der Landsgemeindedemokratie geprägt, ver- habe in der Schweiz das Dorf, die Gemeinde, mutet er. Da er oft reise, im Auftrag des Europa- eine immense Bedeutung: «Es gibt keinen rates, des IKRK oder anderer Institutionen, grundsätzlichen Widerspruch zwischen einer könne er Vergleiche anstellen. Das Staatsver- Dorfgemeinschaft und grossen internationalen ständnis sei in der Schweiz tatsächlich einzig- Institutionen. Sie funktionieren ähnlich. Wich- artig: «Es wird nicht von der Obrigkeit geprägt. tig ist, dass man einander respektiert und sich Und es ist sichtbar, dass die Macht vom Volk gegenseitig zuhört.» ausgeübt wird.» Deshalb sei auch der Genos- senschaftsgedanke hierzulande verbreitet. In Landsgemeindedemokratie der Landsgemeinde habe dies eine symbol- Dass zu Thürers wichtigsten Erfahrungen auch hafte Abbildung gefunden. die Landsgemeinde gehört, überrascht nicht. Thürer ist überzeugt, dass die politische Kul- Immer wanderte die ganze Familie gemeinsam tur der Schweiz historische Wurzeln habe, die nach Trogen oder Hundwil. Fasziniert war er weit vor die Zeit von 1848 zurückreichen: «In «von der Ernsthaftigkeit und Feierlichkeit» des der Urschweiz ging es wohl nicht so heroisch Anlasses. «Und mich beeindruckte, dass man zu, wie Schiller es schildert. Aber es existierten die Regierungsmitglieder sah, dass diese vor ei- in jener Zeit Alp- und Agrargenossenschaften. nem standen oder aus der Mitte des Volkes he- Auch in der Ostschweiz fanden schon vor Jahr- raus gewählt und auf den Stuhl geleitet wur- hunderten Landsgemeinden statt – so, wie die den.» Ihm fiel in jungen Jahren auf, wie die Germanen in noch früheren Zeiten ihre Thing- Kandidierenden eher bescheiden gekleidet an versammlungen abhielten.» Doch auch der die Landsgemeinde kamen, um nachher ja Einfluss der Französischen Revolution sei be- nicht den Eindruck zu erwecken, sie hätten mit deutend – und jener der Regeneration, deren der Wahl gerechnet. «Aus meiner subjektiven Repräsentanten gerade in Appenzell Aus- Sicht», sagt Thürer, «war die Abschaffung der serrhoden bemüht gewesen seien, im Rahmen Landsgemeinde einer der grössten Fehler der von Lesegesellschaften und kulturell-gemein- Ausserrhoder Geschichte». Der Kanton habe nützigen Vereinen eine Öffentlichkeit zu pfle- dadurch unendlich viel verloren. gen und via die Gründung von Presseorganen, Bürgerinnen und Bürger in der Res publica 17

durch die erstmalige Publikation der Staats- pflicht.» Die Landsgemeinde habe dem ent- rechnung und den Druck des Landbuchs, der sprochen: «Man sah, wer teilnahm, konnte die Gesetzessammlung, Transparenz zu schaffen. politische Entscheidfindung beobachten. Den Die Verfassungsdiskussion Anfang der 1830er- Regierungsräten war jederzeit klar, dass sie sich Jahre ist ein gut dokumentierter Prozess zähen bald wieder dem Volk zu stellen hatten. Das politischen Ringens um ein kantonales Grund- stellte einen Wert an sich dar.» gesetz.6 Aber nicht nur einige Kantone der Deutsch- Aber ob denn die Landsgemeinde nicht schweiz kannten diese Form der direkten De- auch viele Nachteile gehabt habe? Thürer er- mokratie: Genf hielt Bürgerversammlungen in wähnt das fehlende Stimmgeheimnis: «Mir der Kathedrale St-Pierre ab; dort fand auch persönlich war das egal. Wenn mein Vater ein Jean-Jacques Rousseaus Idee vom Gesell- Geschäft besessen hätte, wäre es vielleicht an- schaftsvertrag grosse Beachtung. Laut diesem ders gewesen. Vielleicht hätten wir dann das geht legitime politische Macht nur vom allge- Gefühl gehabt, wir müssten Rücksicht nehmen. meinen Willen aus und habe stets für das Ge- Aber es gehört zur Republik, dass man den Mut meinwohl zu sorgen.7 Genf sei im 18. Jahrhun- hat, zu seiner Meinung zu stehen. Bei der dert ein Phänomen gewesen, eine Insel der Re- Landsgemeinde überwog für mich zudem der publik. Integrationswert. Es war sichtbar, wer Verant- wortung trägt, wer demütig vor das Volk treten Verantwortung der Bürgerinnen und Bürger und Rechenschaft ablegen musste.» Das ent- Von den Bürgerinnen und Bürgern in der Repu- spreche im Grunde genommen genau dem, blik erwartet Daniel Thürer viel, zuvorderst die was heute von Regierungen international ge- Fähigkeit zur politischen Auseinandersetzung. fordert werde: Transparency, Responsiveness Wert- und Beurteilungsdifferenzen seien dabei und Accountability – drei Schlüsselworte, die als «notwendiger Bestandteil des demokrati- benennen, was die Behörden heute zu erfüllen schen Prozesses» zu akzeptieren und auszuhal- hätten: «Ihre Entscheide müssen transparent ten, auch bei allergrössten Meinungsverschie- und nachvollziehbar sein; sie müssen für Bür- denheiten in grundsätzlichen Fragen. Dazu gerinnen und Bürger ansprechbar sein und ha- brauche es ein grosses Selbstvertrauen. Bürge- ben ihnen gegenüber eine Rechenschafts- rinnen und Bürger müssten bereit sein, selbst 18 Bürgerinnen und Bürger in der Res publica

zu entscheiden. Sie könnten nicht alle schwie- also auch der Menschenrechte – werde in der rigen Fragen an Experten delegieren. Solche Schweiz häufig unterbewertet. Die Justiz müsse seien zwar manchmal nötig, um Optionen auf- in der Lage sein, Rechtsgarantien durchzuset- zuzeigen, um beispielsweise die Sicherheit von zen. Auch Minderheiten, auch Einzelne, müss- Atomkraftwerken zu beurteilen oder rechtliche ten geschützt sein – auch jene, die eine abwei- Fragen zu klären: «Aber letztlich liegt die Ver- chende Position vertreten. «Denn es gibt im- antwortung bei der Politik, im politischen Pro- mer Leute, die nicht ins Schema passen, die in zess, also bei den Bürgerinnen und Bürgern. Opposition zur Mehrheit stehen.» Thürer nennt Diese Verantwortung kann man nicht abtre- die Minarettinitiative als Beispiel für eine ten.» Volksabstimmung, bei der «die Rechtsposition Daniel Thürer selbst wird oft als Experte bei- der anderen zu wenig ernst genommen wurde, gezogen. Dennoch glaubt er, dass Experten al- unter anderem dadurch, dass über Muslime ler Fachrichtungen dazu neigten, ihre Positio- pauschalisierende Klischees verbreitet wur- nen zu verabsolutieren. Dies sei einerseits ver- den.» ständlich, da sie auf ihrem Gebiet mehr wüss- Wer den Text einer Volksinitiative formuliere, ten als andere. Andererseits seien Bürgerinnen müsse sich Rechenschaft ablegen, dass seine und Bürger Generalisten, die «mit Recht ver- Worte allenfalls Eingang in die Verfassung fin- ständliche und allgemeinverträgliche Lösun- den und somit zum obersten Recht des Staates gen fordern». Sie könnten sich auf den «Com- werden: «Da sollte nichts stehen, was den mon Sense» berufen, auf die Vernunft und den Grundprinzipien des Verfassungsrechts wider- Alltagsverstand. spricht, etwa dem Verhältnismässigkeitsgebot Thürer spricht in diesem Zusammenhang und dem Willkürverbot.» Thürer beobachtet von Bürgertugenden: «Wer das Stimmrecht gegenwärtig, dass es merkwürdig sei, wie ver- ausübt, muss wissen, dass er oder sie damit mehrt nachlässig mit diesen Prinzipien umge- Entscheide fällt, von denen Mitmenschen be- gangen werde, wie Einwände abschätzig als troffen sind. Zum Stimmrecht gehört deshalb formaljuristische Bedenken abqualifiziert wür- auch eine Sorgfaltspflicht.» Diese werde den. manchmal wohl ungenügend wahrgenommen, Die Intellektuellenfeindlichkeit, die darin vermutet Thürer. Die Idee des Rechtsstaates – zum Ausdruck komme, sei leider auch im Ap- 19

penzellerland ausgeprägt. Das sei auch des- keine Entscheide fällen. Ihre Pflicht wäre es halb schade, weil gerade in Appenzell Aus- laut Thürer aber, jeden Verfassungstext im Ent- serrhoden schon sehr früh eine Balance von wurf zu prüfen und allfällige Einwände und Be- Demokratie und Rechtsstaat angestrebt wor- denken rechtlicher Art mit den Initiantinnen den sei. und Initianten zu diskutieren. Im besten Fall würden diese danach von sich aus den Initia- Die Bürgerkommission tivtext revidieren. Sie könnten aber auch ein- In einer Demokratie sollte es möglich sein, dass fach in einer Erklärung begründen, weshalb sie ein Gericht die Politik bei den Grundprinzipien nicht auf Änderungsvorschläge eingehen wol- behaften könne, führt Daniel Thürer aus. Erst len. Der frühere Appenzeller Bundesrat Arnold dadurch erhalte die Republik einen höheren Koller hatte eine solche Idee in einem Pressein- Wert, erhebe sich sozusagen über sich selbst, terview vorgeschlagen. über den Alltag, über Egoismen und Einzelin- teressen. «Zu den Bürgertugenden gehört Das Dilemma der Demokratie manchmal auch, dass man als Bürgerin und Thürer erläutert an einem fiktiven Beispiel, wie Bürger gegen seine unmittelbaren eigenen In- das ablaufen könnte: Sollte eine Initiative zur teressen stimme. Das wird heute unterbewer- Einführung der Todesstrafe lanciert werden – tet. Dafür überhöht und verabsolutiert man die beispielsweise unter dem Eindruck eines Volkssouveränität: Das Volk hat gesprochen. schweren Verbrechens – würde die Kommis- Punkt.» Dabei gehe vergessen, dass in der De- sion einerseits wohl Verständnis äussern für mokratie Gegengewichte nötig seien, Checks das Anliegen, anderseits aber auch darauf hin- and Balances. weisen, dass die Todesstrafe Menschenrechts- Thürer empfiehlt deshalb Parlament oder verträgen widerspricht und zu institutionellen Bundesrat, in diese Richtung aktiv zu werden. Schwierigkeiten, beispielsweise mit dem Eu- Zu prüfen sei die Einsetzung einer Kommission roparat, führen würde. Die Initianten wären von Vertrauensleuten, eine Art «Bürgerkom- danach frei, an ihrem Anliegen festzuhalten mission», der alle Initiativtexte vorgelegt wer- oder es zurückzuziehen. In den Abstimmungs- den müssten. Vielleicht erfordere dies eine Ver- erläuterungen des Bundesrates aber wären fassungsänderung. Diese Kommission würde die Einwände enthalten. Denkbar wäre auch 20 Bürgerinnen und Bürger in der Res publica

die Einführung einer Verfassungsgerichts- Gewohnten abweichenden Ideen bleiben we- barkeit. Man könnte dem Bundesgericht die der Raum noch Zeit. Kompetenz geben, grobe Missgriffe zu korri- gieren. Mut zur Diskussion von Grundsatzfragen Thürer nimmt einen Einwand ernst: In der Dass es auch anders möglich ist, hat Daniel Tat könne dies zu einer Verabsolutierung recht- Thürer beispielsweise im Südsudan erlebt, in licher Argumente führen: «Es geht aber immer einem der ärmsten Länder der Welt. Die meis- ums Abwägen und Ausbalancieren. Daran ten Einwohner können weder lesen noch müssen alle Gewalten im Staat beteiligt sein.» schreiben. Eine kleine Elite hat in den USA stu- Es sei deshalb eine öffentliche Debatte nötig. diert. Thürer beriet die verfassungsgebende Allerdings glaubt Daniel Thürer nicht, dass der- Versammlung, die in einem riesigen Zelt tagte: zeit die Voraussetzungen dafür günstig seien. «Sie stand vor einer Tabula-rasa-Situation. Die Allzu verkürzt seien die Argumente, die heute Mitwirkenden bemühten sich alle darum, den über die Medien ausgetauscht würden. Oft andern zuzuhören.» Im Zentrum eines solchen stünden Symbole und Klischees im Vorder- Prozesses stehe die Frage, welche politischen grund, was zu unschönen Debatten führe, in Mechanismen man einführen wolle. Derartige denen es gar nicht mehr um das eigentliche Prozesse fänden beispielsweise auch in Ser- Thema gehe. Die vorgeschlagene Kommission bien oder Georgien statt. Immer wieder falle könnte immerhin zur Versachlichung der Dis- ihm an solchen Orten auf, wie gross die Freude kussion beitragen. am Beratschlagen und gemeinsamen Überle- Und nochmals kommt Thürer auf die Grund- gen sei. Häufig zeige sich eine spielerische voraussetzung des politischen Dialogs zu spre- Seite – etwas, das uns in der Schweiz ein wenig chen: Man muss Fehler machen dürfen. Auch abhanden gekommen sei: «In Ländern, in de- der Holzweg ist ein Weg. Imagination und Intu- nen früher Willkürherrschaft herrschte, sind ition sollen im politischen Dialog wieder zu ih- die Leute diskussionsfreudig, gerade auch die rem Recht kommen. Zu einseitig verlaufen Jungen. Sie fragen: Was ist ein gerechter, fairer heute die Debatten im Parlament. Fast immer Prozess? Was ist ein Verbrechen gegen die geht es um Geld und um Eigeninteressen. Für Menschheit und was ist Völkermord? Viel in- das Erörtern von Visionen und gänzlich vom tensiver als hierzulande wird an Grundsatzfra- Bürgerinnen und Bürger in der Res publica 21

gen und Definitionen gearbeitet. Davor scheint mit den ungerechten Pariser Vorortsverträgen man sich in der Schweiz zu fürchten. Man will die Keimlinge für den 2. Weltkrieg gepflanzt den Status quo nicht gefährden, hat ein grosses worden seien. Erst nach 1945 sei man zur Ein- Sicherheitsbedürfnis; man glaubt, alles könnte sicht gelangt, dass neue Gebilde stets auf der ins Rutschen geraten, wenn man irgendwo an- Grundlage des Rechts, des Verfassungsrechts fängt, etwas in Frage zu stellen.» und des Völkerrechts, aufbauen müssten. Glücklicherweise seien in den Anfängen des Zunehmende Ungleichheit europäischen Einigungsprozesses mit Konrad Daniel Thürer unterstreicht einen Grundsatz Adenauer und Alcide de Gasperi grosse Geister der Res publica, namentlich, «dass die Macht am Werk gewesen. allen gehört; dass sie als ein Gemeingut aller öffentlich verwaltet werden muss; dass alle das Mut zur Benennung von Ungleichheiten gleiche Recht haben; und dass die Politik über Was lässt sich gegen zunehmende Ungleich- der Wirtschaft steht. Auch das Völkerrecht be- heiten tun? Um beim Beispiel der G20 zu blei- ruht auf der Gleichheit aller Staaten.» Interna- ben: Einzelne Länder sind offensichtlich diskri- tional seien heute aber gegenläufige Tenden- miniert. Auch die Schweiz, die längst Mitglied zen zu beobachten: Die G20 beispielsweise, die sein sollte, wenn die G20 tatsächlich das täte, Gruppe der zwanzig wichtigsten Industrie- und was sie als ihre Aufgabe bezeichnet, nament- Schwellenländer, führe sich auf, als ob sie die lich die 20 wirtschaftlich leistungsfähigsten Welt regiere und es deshalb nicht nötig habe, Staaten zusammenzubringen. Auch Holland andere Länder anzuhören. Innerhalb der EU und Schweden gehörten dann dazu. Es wäre sei diese Tendenz durch die Eurokrise ver- also eine Allianz aus Ländern zu bilden, die fak- schärft worden, obwohl auch die EU auf der tisch und moralisch das Recht hätten, dabei zu prinzipiellen Gleichwertigkeit aller Mitglieder sein: Man sollte auch den Mut haben, in grös- aufbaue. Wenn sich aber hegemoniale Systeme seren Kategorien zu denken, beispielsweise die bildeten – Thürer spricht in diesen Fällen von Frage zu stellen, wie man die G20 in das Uno- «neuen Feudalismen» – habe das immer prob- System integrieren könnte. Denn dies entsprä- lematische Folgen gehabt, wie die Geschichte che dem Grundsatz der «Rule of Law» besser zeige, beispielsweise nach dem 1. Weltkrieg, als als die ad hoc arrangierte G20. Es wäre auch 22 Bürgerinnen und Bürger in der Res publica

eine Integration in den IMF, in den Internatio- Inter essen – und nicht einmal mehr jene der nalen Währungsfonds, in das Weltbanksystem Aktionäre. möglich. Allenfalls könnte man auch im Rah- Und so kehrt das Gespräch nach dem Exkurs men der Uno einen Welt-Finanz- und Wirt- in die internationale Politik wieder zurück ins schaftsrat schaffen, analog zum Sicherheitsrat Appenzellerland: Hier seien einerseits Fami- der Uno. Das wäre viel repräsentativer und de- lien einflussreich gewesen, die – wie die Zell- mokratischer als die jetzt herrschende Willkür. weger – im Christentum verankert gewesen Die Schweiz, glaubt Thürer, trete allzu ängst- seien, über Bildung und nicht nur über eine lich auf, auch im Rahmen der Uno. Die Schwei- gute Ausbildung verfügt hätten. Anderseits hät- zer Aussenpolitik sei stark durch wirtschaftli- ten manche in der Bevölkerung zwar über eine che Interessen bestimmt. Zu einer funktionie- geringe Bildung verfügt, seien aber dank ihrer renden Wirtschaft gehöre der gegenseitige Re- grossen Lebenserfahrung gleichwohl in der spekt. Es liege im schweizerischen Interesse, Lage gewesen, politische Vorgänge zu beurtei- ein gewisses Vertrauenskapital aufzubauen. Ei- len. Nochmals kommt Thürer auf die heutige nes Tages könnte das Land darauf angewiesen Manager-Kaste zu sprechen: Viele ihrer Ange- sein. Es sei deshalb beispielsweise klug und hörigen seien möglicherweise sogar gebildet, richtig, bei Waffenexporten restriktiv zu sein aber zugleich Getriebene, hätten den Kontakt und nicht nur kurzfristige Industrieinteressen zur Gesellschaft verloren, lebten abgeschottet zu verfolgen. und eingemauert. Diese neue feudalistische Kaste sei gänzlich intransparent, beruhe auf ei- Elite ohne Werte ner extremen Teilung der Gesellschaft in ein Neue Feudalismen haben sich nach Thürers Oben und ein Unten. Beobachtung auch in der Wirtschaft heraus- gebildet. Es sei eine sogenannte Elite, eine Wenn das geschichtliche Wissen fehlt schmale «Manager-Kaste», entstanden, die Besorgnis liegt Thürer in der Stimme, während aber eigentlich keine wirkliche Elite sei. Sie ver- er seine Beobachtungen vertieft: Im Gegensatz körpere keine moralischen Werte mehr, wie zum globalisierten Kapitalismus habe das frü- einst beispielsweise die Familie Zellweger in here schweizerische Wirtschaftsnetzwerk mehr Trogen, sondern verfolge hauptsächlich eigene menschliche Züge gezeigt. Die Direktoren und Bürgerinnen und Bürger in der Res publica 23

Verwaltungsräte der grossen Unternehmen, Den Patriotismus neu definieren etwa der Schweizerischen Bankgesellschaft, Wohl deshalb ist Daniel Thürer darauf gekom- seien z.B. im Militär engagiert gewesen. «Dies men, der Idee des Patriotismus neues Leben hatte auch einen Vorteil: Sie standen zumindest einzuhauchen. Der Patriotismus sei nicht mit dem männlichen Teil des Volks in Kontakt, gleichzusetzen mit dem Nationalismus, der so hatten irgendwann eine ganz gewöhnliche Rek- viel Leid verursacht habe, denn «er schliesst rutenschule absolviert, ihren Dienst als Unterof- auch Liberalität und Idealismus mit ein». Im fizier und Offizier geleistet und sind dadurch 18. Jahrhundert seien es die Aufgeklärten gewe- auch über die Sorgen und Nöte der Leute im sen, die sich Patrioten nannten. Im Schloss Rei- Bild gewesen. Das interessiert heute niemanden chenau fand einst ein patriotisches Seminar mehr. Man kann vom Militär halten, was man statt: Mit dabei waren beispielsweise Johann will. Aber immerhin hockten die Männer einmal Gaudenz von Salis-Seewis (1762–1834), der zusammen im Dreck. Heute steigt man, wenn Offizier und Dichter, und Heinrich Zschokke man zur sogenannten Elite gehört, einfach ir- (1771–1848), der deutsche Schriftsteller und gendwann oben ein, häufig ohne grundlegende Pädagoge, der sich in der Schweiz hatte einbür- mitmenschliche Erfahrungen, aber auch ohne gern lassen – ein Aufklärer und Revolutionär. humanistische Bildung und historische Kennt- Die Patrioten der Aufklärung seien Weltbürger nisse.» Diese wären heute vor allem wichtig, gewesen, nicht Nationalisten, sagt Thürer: «Sie meint Thürer. Aber jetzt werde Wirtschaft schon standen für universale Ideale ein, sorgten sich in der Primarschule unterrichtet. Natürlich sei um die Gemeinschaft, kannten Werte.» es nötig, dass man etwas über Märkte und Wech- «Von mir selbst würde ich sagen, ich sei aus selkurse wisse. «Aber ohne geschichtliches Wis- Patriotismus Europäer», meint Thürer: «Ob- sen lässt sich Wirtschaftswissen gar nicht veror- wohl ich unter den gegebenen Umständen ten. Dann fehlt ein Kompass.» Auch staatsbür- nicht für einen EU-Beitritt eintrete. Aber ich gerliche Werte sollten in der Schule vermittelt identifiziere mich sehr mit anderen europä- werden. Bei Gymnasiasten habe er aber die Er- ischen Ländern, allerdings auch mit Ländern fahrung gemacht, dass sie wenig Ahnung von in Afrika, in denen ich bei den Missionen im der Schweiz hätten, wenig über die Errungen- Einsatz war. Alle Länder bestehen aus Men- schaften dieses Staates wüssten. schen. Und alle Menschen haben letztlich den 24 Bürgerinnen und Bürger in der Res publica

gleichen Wert. Man liebt ja nicht das Vaterland. wieder einmal an Grundsatzfragen und Defini- Es geht nicht um die Würde des Landes, son- tionen gearbeitet wird, an dem der Status quo dern um die Würde der Menschen.» von den vielfältigen Gesprächsteilnehmenden Viel sei heute von Souveränität und Unab- befragt werden darf, als ein Ort, der Holzwege hängigkeit die Rede – einem Patrioten gehe es zulässt – und an dem alle allen zuhören und aber nicht um die Souveränität und Unabhän- sich gegenseitig ernst nehmen. gigkeit als solche, sondern um die Werte, die Ein humanistisches und vielleicht rein idea- dahinter stünden: «Das hat nichts mit einem listisches Konzept? Die Jahrbuch-Redaktoren dumpfen Rütli-Patriotismus zu tun. Rütli – das reisen mit dieser Idee im Gepäck durch den heisst eigentlich nur: ein Projekt, das verwirk- Schneesturm von Monstein ins Appenzeller- licht werden muss. Es geht um Werte, um die land zurück. Gesellschaft. Auch der Begriff der Republik ist heute vielleicht etwas aus der Mode geraten. Aber es ist wichtig, dass man ihren Wert wieder erkennt und wieder herstellt.» Ein Patriot oder eine Patriotin ist für Daniel Thürer somit ein Mensch, der in einem Bezug zu seinem Land, seinem Kanton, zu seiner Re- gion stehend, als Teil einer Gemeinschaft also, das Mögliche unternimmt, um zu deren Gedei- hen einen Beitrag zu leisten. Ob Mann, ob Frau, ob alt, ob jung, ob Pazifistin oder Offizier, ob Akademiker oder Bauer, wichtig seien Engage- ment und echte Teilhabe. Aus diesem Gedan- ken heraus hat Thürer die Idee des patrioti- schen Tischs entwickelt, als ein Ort, an dem Menschen unterschiedlichster Provenienz zu- sammenkommen, ihre Anliegen einbringen und diskutieren, als ein Ort, an dem vielleicht Bürgerinnen und Bürger in der Res publica 25

1 Daniel Thürer: Res publica. Von Bürgertugenden, 4 Herbert Marcuse: Repressive Toleranz. Essay. 1965. Menschenrechten und neuen Feudalismen. Zürich/ URL: www.marcuse.org/herbert/pubs/60spubs/ St.Gallen 2011. 65reprtoleranzdt.htm (Abfrage vom 17.7.2012). 2 Daniel Thürer. URL: http://de.wikipedia.org/wiki/ 5 Martin Meredith: Nelson Mandela. Ein Leben für Daniel_Thürer (Abfrage vom 17.7.2012). – Auswahl aus Frieden und Freiheit. München 1998. der Publikationsliste: Kosmopolitisches Staatsrecht. 6 Emil Schiess: Hundert Jahre Amtsblatt 1834–1934. In: Zürich 2005 (Grundidee Gerechtigkeit 1); Völkerrecht AJb 1935, S. 1–19. Kühne: Der Kampf um politische und als Fortschritt und Chance. Zürich 2009 (Grundidee soziale Grundsätze im Kanton Appenzell A.Rh. wäh- Gerechtigkeit 2); zusammen mit Zdzisław Ke˛dzia rend der letzten drei Jahrzehnte. Erste Abtheilung (Hrsg.): Managing Diversity. Protection of Minorities in 1830–1834. Teil 1 und Schluss. In: AJb 1860, S. 24–42 International Law. Zürich und Baden-Baden 2009; zu- und AJb 1861, S. 3–24. Verfassung, angenommen von sammen mit Thomas Buergenthal: Menschenrechte. der Landsgemeinde in Trogen den 31. Augstmonat Ideale, Instrumente, Institutionen. Zürich 2010; Inter- 1834. [Trogen 1834]. national Humanitarian Law: Theory, Practice, Context. The Hague 2011. 7 Anlässlich von Rousseaus 300. Geburtstag im Jahre 2012 sind zahlreiche Bücher erschienen. Eines davon: 3 Georg Thürer: Johannes und Arnold Roth. Zwei Ernst Cassirer: Über Rousseau. Hrsg. und mit einem Appenzeller Staatsmänner. Teufen 1981 (Teufener Nachwort von Guido Kreis. Berlin 2012. Hefte 6).

Bildstreifen: Werner Meier (siehe hintere Umschlagklappe) 26 Bürgerinnen und Bürger in der Res publica

Versammelt am patriotischen Tisch Interviews: Hanspeter Spörri Konzept und Einleitung: Heidi Eisenhut

«Die Patrioten der Aufklärung standen für uni- haben. Das Ergebnis lesen Sie auf den folgen- versale Ideale ein, sorgten sich um die Gemein- den Seiten: eine Reihe von Kurzinterviews mit schaft, kannten Werte.»1 – Das ist der Aus- den erwähnten Bürgerinnen und Bürgern je- gangspunkt für Daniel Thürers Idee vom patri- den Alters. otischen Tisch als einem Ort der gelebten Soli- darität, des demokratischen Aushandelns, des Weitere Tischrunden Engagements, der echten Teilhabe. Menschen Der ersten Tischrunde könnten aber durchaus unterschiedlicher gesellschaftlicher, politi- weitere folgen, auch nicht fiktive. Daniel Thürer scher, beruflicher und geografischer Proveni- sieht den patriotischen Tisch mitten auf einem enz können an diesem Ort zusammenfinden, Platz einer Renaissancestadt.2 Das Leben in ihre Anliegen einbringen und angehört wer- dieser Stadt, auf diesem Platz, gestaltet sich den. Und sie können mitdiskutieren und ge- nach dem Leitbild der Res publica. Die Bauten meinsam Lösungen entwickeln. Die Vielfalt der am Platz sind verschiedene Gotteshäuser, ein Gesellschaft wird als Stärke erkannt, am patrio- Rathaus, in dem die Bürgerinnen und Bürger tischen Tisch werden Gespräche über das all- frei ein- und ausgehen, Rat holen, Sorgen de- gemeine Wohl des Gemeinwesens geführt, die ponieren und sich treffen können, sowie Schul- nur dann repräsentativ sein können, wenn häuser und Universitäten, die eine Geisteshal- möglichst viele Mitglieder eines Gemeinwe- tung vertreten und entwickeln, in der Demo- sens mitdiskutieren: Dieser Gedanke liegt der kratie und Exzellenz keine Widersprüche sind, Institution «patriotischer Tisch» zugrunde. sondern sich gegenseitig befruchten, in denen Als Jahrbuch-Redaktoren machten wir uns interdisziplinär gearbeitet und geforscht wird – unter dem Eindruck von Daniel Thürers Aus- auch mit offenem Ausgang. Weiter steht am führungen auf die Suche nach Appenzeller Per- Platz ein Pavillon des Friedens, in dem ver- sonen, die wir gerne an einem fiktiven patrioti- schiedene Kulturen aufeinandertreffen, Ge- schen Tisch versammeln würden. Wir suchten danken austauschen sowie Konzerte und Aus- und fanden Marilene Hess, Paul Knill, Verena stellungen veranstalten. Und zu guter Letzt Fricker, Hannes Göldi, Vreni Kölbener, Arthur gehört zu den Bauten am Platz ein «Palais de Bolliger, Nicole Widmer, Dölf Mettler, Annika Justice»: «Zu den vornehmsten Aufgaben des Schläpfer, Ralph Devos und Nelly Näf. Wir Gerichts würde es gehören, für Integrität und suchten und fanden eine Pfarrerin, einen ehe- Fairness des demokratischen Prozesses zu sor- maligen Oberst im Generalstab, eine Sozialar- gen und Ungleichgewichten im verfassungs- beiterin, Politiker und Personen, die im Ver- staatlichen System, auch plebiszitären Aus- einsleben aktiv sind oder in ihrem unmittelba- wüchsen der direkten Demokratie, entgegen- ren gesellschaftlichen Umfeld Eigeninitiativen zutreten»,3 schreibt Daniel Thürer hierzu. entwickeln, einen Architekten, einen Bankier, Am patriotischen Tisch mitten auf diesem eine Supervisorin und eine Human Resource Platz in der Renaissancestadt finden zu unter- Managerin. Wir suchten und fanden aktive und schiedlichen Zeiten unterschiedliche Perso- exponierte Persönlichkeiten, die sich nicht nen zusammen. Thürers Ausführungen fol- scheuen, in der fiktiven Tischrunde pointierte gend wird fingiert, dass in einer zweiten Tisch- Standpunkte zu vertreten und die in ihrem Wir- runde z.B. ein Publizist, der von tiefgreifenden kungskreis bisher etwas in Bewegung gesetzt und gestaltenden Einflüssen der Literatur auf Bürgerinnen und Bürger in der Res publica 27

das (kollektive) Bewusstsein der Menschen riotische Tische übers ganze Land verstreut ge- und das Gemeinwesen überzeugt ist, am Tisch ben sollte. Einer unter ihnen sagt, dass die Aus- sitzt. Ein Völkerrechtler der gegen den staatli- serrhoder Kulturlandsgemeinde ein vergleich- chen Waffenhandel kämpft, eine engagierte bares Forum bilde, dass diese aber nur einmal Bürgerin, die für freiwillige gemeinnützige Ar- jährlich stattfinde. beit eine Lanze bricht, sowie ein früherer Offi- zier, der gerne die allgemeine Wehrpflicht Einsatz für das Ganze, das Wohl aller durch einen Dienst aller für die Allgemeinheit Das Wesenselement einer Republik wie der ersetzt sähe und sich dafür einsetzt, dass frei- Schweiz sei die Solidarität der Bürgerinnen willige, gemeinnützige Einsätze Einzelner bei und Bürger, sagt Daniel Thürer. In den Gesprä- Stellenbewerbungen aufgeführt und berück- chen mit den Interviewpartnerinnen und sichtigt werden, gesellen sich dazu. Sodann sit- -partnern forschten wir nach dieser Solidarität zen am Tisch zwei Staatsrechtler, die dafür plä- – und auch nach kritischen Haltungen zu aktu- dieren, einen religiösen Ausnahmeartikel in ellen Themen und Entwicklungen. Gesellschaft der Verfassung durch einen Toleranzartikel zu und Staat sind nicht statisch, sondern in steti- ersetzen, da eine Verfassung keinesfalls diskri- ger Veränderung begriffen und deshalb form- minierende Grundsätze enthalten dürfe. Auch und veränderbar – und zwar durch alle, die am eine Kommunalpolitikerin ist anwesend. Sie demokratischen Prozess teilnehmen oder sich weist auf die Bedeutung kleiner Netzwerke – in irgendeiner Weise kulturell und gesellschaft- Vereine oder lokale Behörden – hin, deren En- lich engagieren. Oberstes Ziel der Res publica gagement häufig kreative Lösungsansätze ist laut Thürer die Wahrnehmung von Verant- möglich macht und prägend wirken kann, etwa wortung durch Behörden und Bürgerinnen bei der Einführung des Stimm- und Wahlrechts und Bürger für das Ganze, das Wohl aller, das für Ausländerinnen und Ausländer auf kom- Gemeinwohl – national und international. munaler Ebene. Analog dazu lobt ein Wirt- schaftsführer die tragende und treibende Kraft von kleinen und mittleren Unternehmen in der Schweiz. Ein Regierungsrat vertritt überzeugt seine Haltung als Europäer aus Patriotismus. Weiter sitzt eine besorgte Bürgerin am Tisch und fragt in die Runde, weshalb es in der Schweiz trotz grossem Reichtum wenig Mä- 1 Hanspeter Spörri: Der Staat. Die Solidarität der Bür- zene gäbe. Ein Student setzt sich dafür ein, dass gerinnen und Bürger. In: AJb 139 (2012), S. 12 schnelle und zunehmende Zerstörungen und 2 Siehe hierzu und im Folgenden: Daniel Thürer: Res Verunstaltungen von Orts- und Landschaftsbil- publica: Von Menschenrechten, Bürgertugenden und dern ins öffentliche Bewusstsein gerückt wer- neuen Feudalismen. St.Gallen 2011, bes. S. 36–40. den sollten; dass es hierfür einer Bewusstseins- 3 Thürer, Res publica (wie Anm. 2), S. 37. entwicklung bedürfe. Schliesslich sitzt am Die Teilnehmenden an der ersten Tischrunde haben für Tisch eine fröhliche Gruppe von Bürgern, de- ihr Porträt einen Ort im Appenzellerland ausgewählt, ren Sprache ortsfremd ist, die aber einhellig der für sie von besonderer Bedeutung ist. verlauten lassen, dass es solche gemischte pat- Fotos: Martina Basista 28 Bürgerinnen und Bürger in der Res publica Marilene Hess 1968, Gais Evangelische Pfarrerin in Teufen

Man sagt Ihnen nach, Sie hätten das Talent, Und was ist die Aufgabe der Kirche? Menschen miteinander in Verbindung zu brin­ Darüber herrscht bekanntlich keine Einigkeit. gen, zu vernetzen. Sehen Sie sich auch so? Aber das schadet nicht, im Gegenteil: Es gehört Ich stehe nicht gerne vorne. Das überlasse ich zur Kirche, dass sie öfter Zerreissproben zu be- lieber anderen. Aber ich mag es, Menschen mit stehen hat. In einer lebendigen Kirche werden unterschiedlichem Hintergrund, von ganz ver- immer wieder Debatten geführt über Auftrag, schiedener Herkunft und mit eigenen Stärken Sinn und Ziele. Auch in der Kirche, nicht nur in und Begabungen zusammenzubringen, um der Politik, ist es wichtig, dass man unter- gemeinsam etwas zu entwickeln und zu ver- schiedliche Auffassungen äussern kann und wirklichen. Das ist mir auch im kirchlichen gemeinsam aushandelt, wo die Prioritäten zu Rahmen wichtig – beispielsweise in der Kir- setzen sind. Lange war die Kirche in der chenzeitschrift Magnet, in deren Redaktions- Schweiz in erster Linie eine Institution zur kommission ich mitwirke. Pflege des privaten, verinnerlichten Glaubens und einer gewissen Bürgerlichkeit. Heute äus- Gegenwärtig steht aber das Individuelle, nicht sert sie sich auch zu den gesellschaftlichen und die Gemeinschaft, im Vordergrund. Steht man politischen Entwicklungen, hinterfragt etwa also nicht auf verlorenem Posten, wenn man auf Ursachen und Folgen der Globalisierung. In die Gruppe setzt? meinem persönlichen Verständnis wird die Ich vermute, dass in der Gesellschaft zwei ge- Kirche ihrer Kernbestimmung erst gerecht, genläufige Tendenzen wirken: Einerseits geht wenn sie sich auch in die Gesellschaft einbringt der Rückzug ins Private weiter. Wenn jeder für und ihre Stimme zu aktuellen Fragen erhebt. sich sorgt, ist für alle gesorgt – so lautet die De- vise. Das ist möglicherweise nur eine Pendel- Sie waren beim Aufbau des Forums Palliative bewegung, eine Reaktion auf die gesellschaftli- Care Teufen als Vernetzerin tätig. Was war da chen Ideen der 68er. Anderseits wächst aber Ihr Antrieb? das Bewusstsein, dass wir als Einzelne nicht so Wer das Leben vom Ende her betrachtet, ent- autark und autonom sind, wie wir vielleicht zu- deckt eine neue Dimension und wird sich be- nächst meinen. Autonomie und Autarkie sind wusst, wie wichtig die Geborgenheit ist, die wir ohnehin nicht des Menschen höchstes Gut! uns gegenseitig geben können. Das Nachden- Menschen können nicht für sich alleine leben, ken über das Sterben bereichert das Leben. sind immer irgendwie aufeinander angewie- Palliative Care hat zum Ziel, dass man sich am sen, das gilt fürs ganze Leben und auch für die Ende des Lebens aufgehoben weiss. Wenn man Religiosität. Die kann man nicht einfach im stil- sich die Endlichkeit bewusst macht, erlebt man len Kämmerlein praktizieren. Zu den Aufgaben eine grosse Lebendigkeit, erfährt das Leben als des Staates gehört deshalb in meinen Augen etwas Kostbares. die Wahrung der individuellen Freiheit, auch der Freiheit der Einzelnen, sich zu äussern und gehört zu werden. Aber ebenso der Schutz von Schwachen, Bedürftigen, Minderheiten.

Marilene Hess im Garten vor dem Pfarrhaus in Teufen

30 Bürgerinnen und Bürger in der Res publica Paul Knill 1956, Herisau Architekt Seit 2008 Zentralpräsident Bund Schweizer Architekten BSA

Sie üben sehr viele nebenberufliche Tätigkeiten Behörden können eine Verfügung erlassen. aus, sind nicht nur Architekt mit eigenem Büro, Das ist manchmal unausweichlich. Aber dann sondern beispielsweise Präsident der Fach­ wird meistens Widerstand geleistet. Und das kommission Heimatschutz von Appenzell Resultat ist in der Regel am Ende nicht besser Innerrhoden. und hat erst noch einen weniger nachhaltigen Das ist eine behördliche Fachkommission, der Effekt, als wenn etwas einvernehmlich ausge- beispielsweise die Beurteilung aller Baugesu- handelt wird. Wenn man den Weg des Dialogs che ausserhalb der Bauzonen, am Siedlungs- beschreitet, vermeidet man den Streit, bemüht rand und in geschützten Ortsbildern obliegt. sich gegenseitig darum, die Haltung des an- Dass ich als Ausserrhoder in Innerrhoden die- dern zu verstehen. Das ist mir viel lieber als auf- ses Vertrauen geniesse, freut mich besonders. wendiger Schriftverkehr. Zudem besteht im Gespräch die Möglichkeit, Überraschendes zu Zudem wirken Sie beratend in verschiedenen entdecken, kennen zu lernen. Oft geht es aller- Ostschweizer Städten und Dörfern, sind im Vor­ dings zunächst darum, die Konfrontation zu stand des Museums Herisau und aktiv beim überwinden, auf die sich jemand vielleicht Schaukasten Herisau, einer Art Kunsthalle im schon eingestellt hat. Wenn dies so gelingt, Miniaturformat. Zusammen mit dem arbeits­ dass niemand das Gesicht verliert, kann es zu intensiven Amt als Zentralpräsident des BSA Lösungen kommen, die für alle Beteiligten neu ergibt sich so ein Pensum, das 100 Prozent weit und gut sind. Voraussetzung dafür ist aller- übersteigt. dings die allseitige Bereitschaft zum Dialog. Ich trenne nicht zwischen Beruf und Nebentä- tigkeit oder Hobby. Das Leben ist dadurch viel- Da muss man aber bereit sein, nachzugeben. leicht anstrengender, aber auch ausgefüllter. Man muss bereit sein, die eigene Position auf Erfahrungen aus dem einen Bereich wirken den Prüfstand zu stellen. Das bedeutet nicht sich förderlich im andern aus. Nachgiebigkeit oder Schwäche. Resultate sol- cher Diskussionen müssen mehr sein als nur Beim Bauen prallen gegensätzliche Interessen Kompromisse. Im besten Fall gewinnen sie und Haltungen aufeinander. Wie gehen Sie eine eigenständige Qualität, jene Absolutheit, damit um? die gutes Bauen auszeichnet. Die Ausgangslage In den Beratungsmandaten stehen meistens hat allerdings einen grossen Einfluss: die Be- das Aushandeln, der Dialog im Zentrum. Aller- dingungen des Ortes, das Raumprogramm, das dings bedeutet dies, dass das Resultat nicht alle Geld und nicht zu vergessen die kulturelle Ein- Ansprüche vollkommen erfüllt, auch nicht alle stellung der Bauherrschaft und die Qualität der fachlichen. Beim Bauen ist das heikel, denn ein lokalen Planungs- und Baukultur. Gebäude steht für lange Zeit da, und man kann eigentlich keine mildernden Umstände gel- tend machen, wenn etwas nicht geglückt ist.

Paul Knill in seinem Architekturbüro in Herisau Bürgerinnen und Bürger in der Res publica 31 32 Bürgerinnen und Bürger in der Res publica Verena Fricker 1949, Trogen Leiterin Hauswirtschaft und Stv. Heimleitung Werkheim Neuschwende, Trogen Gründerin Trogener Adventsmarkt

Der Trogener Adventsmarkt, der 2012 bereits Die Aufmerksamkeit wofür? zum 27. Mal stattfindet, ist heute ein vorweih­ Beispielsweise für andere Menschen oder ein nachtlicher Grossanlass. 45 Institutionen für soziales Engagement. Ich habe den Eindruck, Menschen mit Behinderung sind beteiligt und dass vieles von dem, was heute politisch ent- verkaufen ihre Produkte. Was stand am Beginn schieden wird, nicht den Menschen dient, son- dieser Idee? dern nur bewirkt, dass Verantwortung abge- Am Beginn dieser Idee standen der Landsge- schoben wird. Ich wünschte mir, dass vermehrt meindeplatz, der wie geschaffen ist für einen dem Schwächsten die Aufmerksamkeit gewid- solchen Anlass, und das Bedürfnis, eine Platt- met wird und entsprechend Gesetze und Rege- form für den Verkauf von qualitativ hochwerti- lungen erarbeitet werden. Die Starken können gen Produkten zu schaffen, die in täglicher Ar- sich ohnehin wehren. beit von Menschen mit Behinderung in sozia- len Institutionen entstehen. So begann ich im Mit dem Adventsmarkt haben Sie aber gerade Herbst 1986 herumzutelefonieren und Leute in dieser Richtung mehr bewirkt, als Sie je zu suchen, die mitmachten – und ich erhielt so- gehofft haben? fort und spontan Zusagen. Er tut den beteiligten Institutionen und den da- rin Arbeitenden gut. Ich sehe das auch bei uns Wäre das auch heute noch so? im Werkheim: Während des ganzen Jahres sind Da bin ich mir nicht so sicher. Einerseits beein- sich die Bewohner bewusst, dass sie an Produk- flussen Sparmassnahmen, von denen viele so- ten auch für den Adventsmarkt arbeiten. Das ziale Institutionen betroffen sind, eine Teil- motiviert und erhöht die Freude an der Arbeit. nahme an einem solchen Anlass, und andrer- Und der Besucherkreis, der sich für solche Pro- seits habe ich den Eindruck, dass aufgrund all- dukte interessiert und diese auch erwirbt, ist gemein zunehmender Anforderungen ein der- inzwischen riesig und weiterhin am Wachsen. artiges Engagement überfordern kann. Nicht selten höre ich: das ist mir zu streng, das kann Das Wohltätige steht gar nicht im Vordergrund? ich nicht, ich bin schon genug ausgelastet. Da- Wir sind ein Markt, ein Ort, wo Nützliches und für habe ich Verständnis. Der heutige Rückzug Schönes angeboten und verkauft wird – und wo ins Private, den ich oft beobachte, ist vielleicht sich Menschen mit und ohne Behinderung be- eine Reaktion auf den verbreiteten Wohlstand, gegnen und zusammen feiern. Der Preis des darauf, dass kein Rahmen mehr vorgegeben ist Standortmarketings, der uns vor einigen Jahren und man sich angesichts der unzähligen Mög- zugesprochen wurde, ermöglichte uns zusätz- lichkeiten nicht freier, sondern eher ohnmäch- lich auch die Schaffung einer jährlichen Kunst- tig fühlt. Das kann auch die Aufmerksamkeit ausstellung und Kunstpreis-Verleihung. Auch schmälern. da geht es um Qualität. Denn auch unter den Menschen mit Behinderung sind Künstlerin- nen und Künstler mit besonderem Talent zu finden. Sie sollen am Adventsmarkt eine Platt- form haben.

Verena Fricker in der ehemaligen Backstube im Werkheim Neuschwende Bürgerinnen und Bürger in der Res publica 33 34 Bürgerinnen und Bürger in der Res publica Hannes Göldi 1953, Teufen Selbständiger Berater, Coach und Projektleiter Ehemaliger Oberst im Generalstab Stiftungsratspräsident und Geschäftsführer Internat Gymnasium St.Antonius, Appenzell

Sie haben in der Armee rund 1600 Diensttage Die Armee hat ihre gesellschaftliche Bedeutung geleistet, zusätzlich ausserdienstlich einen gros­ in den letzten Jahren weitgehend verloren. sen Arbeitsaufwand bewältigt, waren Kompa­ Nicht nur die Armee, auch andere ehemalige nie­, Bataillons­ und Regimentskommandant, Säulen der Gesellschaft, zum Beispiel die Kir- Oberst im Generalstab, Präsident der Appenzel­ chen. Ich vermute, dass sich viele Bürgerinnen lischen Offiziersgesellschaft. Welches Fazit und Bürger fragen, auf wen oder was sie sich ziehen Sie aus Ihren militärischen Erfahrungen? noch verlassen können. Mancherorts, wo wir Wie bei jedem gesellschaftlichen Engagement einst ziemlich sicher zu sein glaubten, dass wir ist es auch in der Armee so, dass man nicht nur auf Zuverlässigkeit und Anstand zählen konn- gibt, sondern auch viel zurückbekommt. ten, ist Unschönes zu Tage getreten.

Die Armee ist hierarchisch organisiert. Woran mangelt es? Das heisst nicht, dass ich, wenn ich in der Hie- Ich mache in einer Lesegruppe mit. Wir lesen rarchie weit oben bin, einfach befehlen kann. alle das gleiche Buch und diskutieren dann da- Nur wenn mir die Leute Vertrauen schenken rüber. Da merkt man unweigerlich: die eigene und das gleiche Ziel verfolgen, habe ich Erfolg. Wahrnehmung ist nicht die ganze Wahrheit. In Ich kann mich als militärischer Chef zwar auf unseren Gesprächen über Literatur müssen wir die formelle Macht zurückziehen. Aber damit Ansichten und Werthaltungen nicht aufgeben, erreiche ich bestenfalls ein äusserlich zufrie- aber wir sollten bereit sein, sie in Frage zu stel- denstellendes Bild. Ob ich aber von den Leuten len. Wenn ich nur den eigenen Standpunkt ver- in letzter Konsequenz und wenn es drauf an- teidige, die eigene Meinung durchzusetzen kommt unterstützt werde, ist mehr als fraglich. versuche, drehe ich mich im Kreis. Das passiert m.E. in Gesellschaft und Politik, wo häufig eine Vieles hat sich in den letzten 20 Jahren geändert. Streitkultur herrscht, in der Leute mit anderen Einst war die Armee die Kaderschmiede Standpunkten verunglimpft werden, jeder auf der Wirtschaft. Kosten des anderen gewinnen will. Im Gegen- Bei allem Vorbehalt: dass Führungskräfte der satz zur Lesegruppe bedingen gesellschaftliche Wirtschaft früher vermehrt auch in der Politik und politische Fragestellungen Entscheide. und in der Armee engagiert waren, hatte viele Der Weg dazu ist aber der gleiche: Gegenseitige positive Seiten. Die Chefs hatten so Kontakt zur Wertschätzung, Offenheit, vielleicht eine ge- Truppe respektive Bevölkerung; sie wussten, wisse Demut, könnten Handlungsbasis sein. wo der Schuh drückt. Wer gemeinsam die Stra- pazen des Militärdienstes erlebt hatte, kannte sich und andere besser. Ich habe im Militär viele Erfahrungen gemacht, die mich geprägt haben und mich befähigten, andere Führungs- aufgaben besser zu erfüllen. Kaderschmiede: Die Anforderungen des heutigen Berufslebens und die Änderung des Wertesystems führen dazu, dass viele junge Leute die Prioritäten an- ders setzen.

Hannes Göldi in seinem Garten in Teufen Bürgerinnen und Bürger in der Res publica 35 36 Bürgerinnen und Bürger in der Res publica Vreni Kölbener-Zuberbühler 1964, Appenzell Familienfrau, Hauswirtschaftslehrerin, akademische Supervisorin Grossrätin Appenzell Innerrhoden, Grossratspräsidentin 2010/11 Seit 2011 Präsidentin AGG

Wie kam es zu Ihrem politischen Engagement? suchten die Standeskommission dazu zu be- Ich bin überzeugt, dass sich alle entsprechend wegen, endlich auch Frauen als Ehrengäste an ihren Möglichkeiten in Gesellschaft und Politik die Landsgemeinde einzuladen; wir setzten engagieren sollten. Verantwortung habe ich uns für die staatspolitische Bildung der Frauen immer schon gerne übernommen, in der und für deren Vernetzung ein. Schule als Klassensprecherin, später als Präsi- dentin der Landjugend Gäbris. Zu jener Zeit 1999 wurde mit Ruth Metzler sogar eine fragte mich Hans Höhener, ob ich in einer Ar- Innerrhoder Politikerin als Bundesrätin gewählt. beitsgruppe mitwirken wolle, die abklären Das war sozusagen die Krönung unserer Bemü- sollte, ob die Landsgemeinde auch mit Frauen hungen. Allerdings wurde dadurch auch der durchgeführt werden könnte, was wir nach un- Gegenwind schärfer. Ruth Metzler hatte sehr seren Untersuchungen klar bejahten. schnell Karriere gemacht und erntete dadurch auch Missgunst. Das bekamen andere Frauen Das Fehlen des Frauenstimmrechts war ein ebenfalls zu spüren. Motiv, aktiv zu werden? Als ich in Walzenhausen meine erste Stelle als Führt das politische Engagement bei Frauen zu Lehrerin antrat, erhielt ich noch vor dem ersten grösseren Belastungen als bei Männern? Lohn eine Steuerrechnung. Ich erinnere mich, Das ist vor allem dann der Fall, wenn sie auch dass es mich ärgerte, wie die Männer steuer- der traditionellen Frauenrolle weiterhin ge- pflichtig zu sein, ohne über die Verwendung recht werden, sich nicht nur beruflich, sondern des Geldes mitentscheiden zu können. auch familiär engagieren und damit gänzlich ausgelastet sind. – Männer, die für ein politi- 1989 wurde das Frauenstimmrecht in Ausserrho­ sches Amt kandidieren, werden jedenfalls in den angenommen. Aber Sie waren im Jahr zuvor Interviews kaum gefragt, wie sie gedenken, die nach Innerrhoden gezogen. Betreuung der Kinder zu organisieren. In Innerrhoden scheiterte das Frauenstimm- recht an der Landsgemeinde 1990. Mir war klar, Aber als politisches Thema ist die Gleichstellung dass etwas geschehen musste, weshalb ich von Mann und Frau gegenwärtig nicht in den dem Aktionskomitee für das Frauenstimm- Schlagzeilen. recht beitrat. Männer und Frauen bringen nur im partner- schaftlichen Miteinander zukunftsweisende Dieses wurde in Innerrhoden auch nach der und gesellschaftstaugliche Lösungen zustande. noch im gleichen Jahr vom Bundesgericht durch­ Vieles hat sich in den letzen Jahren tatsächlich gesetzten Einführung teilweise angefeindet. zum Positiven verändert. In Appenzell gibt es Wir galten als «linke Weiber» oder Emanzen. seit zehn Jahren einen Kinderhort. Geblieben Unter uns Frauen spürte ich aber eine grosse ist nur, dass bei Wahlen an Frauen bedeutend Solidarität. Von 1997 bis 2002 durfte ich das höhere Ansprüche gestellt werden. Frauenforum präsidieren – fünf spannende, lehrreiche Jahre im Team mit einsatzbereiten und zuverlässigen Frauen. Wir engagierten uns beispielsweise für einen Kinderhort und ver-

Vreni Kölbener auf dem Hohen Hirschberg in Appenzell Bürgerinnen und Bürger in der Res publica 37 38 Bürgerinnen und Bürger in der Res publica Arthur Bolliger 1948, Teufen Bankier Alt Kantonsrat und ehemaliger Präsident der FDP Appenzell Ausserrhoden

Was die Bürgerrechte betrifft, gilt die Schweiz Der Bürger ist Kunde. als Paradies. Das wurde problematisch, als auch die grossen Unser System bevorzugt die Bürgerinnen und Unternehmen sich als «Kunden des Staates» zu Bürger gegenüber den gewählten Behörden. verhalten begannen. In den 1990er-Jahren Diese müssen ihr Tun und Lassen laufend drohten einige: «Wir bleiben, wenn ihr uns das rechtfertigen. Als Bürger muss ich mein Wahl- bietet, was wir brauchen und solange die und Abstimmungsverhalten und mein Han- Schweiz uns nützlich ist. Wenn das nicht mehr deln aber nicht begründen. der Fall ist, ziehen wir weg.»

Die Behörden üben Macht aus, also ist es richtig, Eine Machtverschiebung im Zeichen der wenn sie Rechenschaft ablegen. Globalisierung? Mich beschäftigen momentan aber weniger die Jedenfalls Anzeichen eines Ungleichgewichts. Behörden als die Bürgerinnen und Bürger. Dieses hässliche Bild zeigt sich auch auf Ge- Diese können durchaus die Behörden schika- meindeebene. Beispielsweise bei einer Villa nieren oder gegen das Gemeinwohl handeln. mit umzäuntem Areal, Video-Überwachung Es wäre schön, wenn auch sie eine Verpflich- und Betreten-Verboten-Schild: das ist kein tung übernähmen, ihr Verhalten gegenüber Symbol des Bürger- und Gemeinsinns, aber Behörden oder Öffentlichkeit zu erklären. eine Folge davon, dass die Gemeinden versu- chen, steuerlich attraktiv zu sein. Wer die ho- Das wäre wohl nicht besonders populär. hen Bodenpreise zahlt und sich an die Bauvor- Deshalb empfinde ich unser System als Schla- schriften hält, kann hierher ziehen. raffenland! Am Anfang stand die alte liberale Forderung, wonach der Staat für den Bürger da Die Behörden versuchen, bürgernah zu sein. zu sein habe, nicht umgekehrt. Das wurde in Die Umfrage zur Bürgerzufriedenheit, die Ap- den letzten Jahrzehnten so ernst genommen, penzell Ausserrhoden vor einiger Zeit durch- dass man den Staat in ein Servicesystem umge- führte, hat mich geärgert. Der Staat braucht baut hat. Viele Bürgerinnen und Bürger geben nicht zufriedene Kunden, sondern engagierte diesem Staat ausser den Steuern allerdings we- Bürgerinnen und Bürger. nig zurück. Und die Steuern empfinden sie meistens als zu hoch. Sehen Sie darin ein Anzeichen der Entpoliti­ sierung? Nicht gerade ein freisinniger Standpunkt. Aus meiner Sicht sollte der Staat mehr sein als Im Gegenteil! Der Freisinn verkörperte einst ja nur ein Dienstleistungsbetrieb, der möglichst geradezu die Idee der Eigen- und Mitverant- reibungslos funktioniert. Er muss die politische wortung der Bürgerinnen und Bürger. Aller- Auseinandersetzung ermöglichen. Dabei geht dings haben wir uns heute angewöhnt, den es um die Gemeinschaft, um das gemeinsame Staat als Einrichtung zu sehen, deren Aufgabe Aushandeln und Ausbalancieren. Aber wir sind es ist, uns das Leben so angenehm wie möglich eine Gesellschaft, die lieber nimmt als gibt. zu machen. Wenn eine Strasse einmal für ein Und die Behörden tun alles, um keine Angriffs- paar Stunden gesperrt ist oder die Müllabfuhr flächen zu bieten. nicht pünktlich kommt, wird aufbegehrt.

Arthur Bolliger in seinem Wohnzimmer in Teufen Bürgerinnen und Bürger in der Res publica 39 40 Bürgerinnen und Bürger in der Res publica Nicole Widmer 1980, Gais Flight Attendant, Primarlehrerin, Vertriebsagentin für Reinigungsprodukte Chorsängerin und Turnerin

Als Flight Attendant haben Sie äusserst un­ Als Flight Attendant arbeiten Sie im Team. regelmässige Arbeitszeiten. Trotzdem machen In der Crew sind oft Leute, mit denen ich aus- Sie auch noch Aushilfs­ und Nebenjobs als Leh­ serhalb der Arbeit nie in Kontakt käme, aber rerin und im Verkauf und sind in verschiedenen die Unterschiede werden unbedeutend, sobald Vereinen aktiv. Der volle Terminkalender scheint wir ins Flugzeug steigen. Und auch die Passa- Sie nicht zu stören? giere spüren wohl immer noch das Besondere Ich habe schon als Kind viel unternommen, die dieser Zweckgemeinschaft, die für ein paar Singschule besucht, ein Instrument gespielt, Stunden auch eine Schicksalsgemeinschaft ist. war in der Pfadi und in der Rhythmischen Gym- nastik, später dann Scharleiterin von Jungwacht Manche sehen wohl auch etwas auf die Flight und Blauring. Und im Damenturnverein Spei- Attendants herab. cher war ich Leiterin und Präsidentin. Heute Ich bleibe immer freundlich. Aber unterwürfig bin ich Hauptleiterin Geräteturnen und Leite- bin ich nie – auch meine Kolleginnen und Kol- rin der Schaukelringsektion des Turnvereins legen bei der Swiss pflegen diese Kultur. Bei Wald. Und ich singe im Gemischten Chor Wald. ungeduldigen oder aggressiven Passagieren ist es mein Ziel, dass sie mit der Zeit einsehen, wie Und bei all diesen Aktivitäten hatten Sie nie das unpassend ihr Verhalten ist und sie sich beim Gefühl, es sei zu viel? Aussteigen allenfalls bedanken. Im Flieger ist Für mich stimmt es so. Ich bin da einfach hin- einfach kein Platz zum Ellenbögeln. eingewachsen. Wir wohnten in einem Bauern- haus, mit Hühnern, Enten, Katzen. Bereits In der Gesellschaft ist das aber gang und gäbe. meine Mutter arbeitete als Flight Attendant. Die Gesellschaft ist sehr individualistisch und Mit uns vier Kindern, dem Garten, ihrem Beruf schnelllebig. Traditionen wie z.B. das Silvester- und ihren vielen Interessen war sie sehr enga- chlausen bilden hier einen wichtigen Gegen- giert. Wir wurden früh zur Selbständigkeit er- pol. Ich bin ein Landei und will eines bleiben. zogen. Dazu gehört auch die Bereitschaft, Ver- Aufgewachsen bin ich ohne Fernseher, und ich antwortung zu übernehmen. habe immer noch keinen. Er gibt einem zwar viele Informationen. Aber lieber nutze ich die Ist das auch eine politische Aussage? Zeit für andere Dinge. Und zum Herunterfah- Parteipolitik liegt mir nicht. Aber es ist mir ren und Abschalten nach dem Fliegen kenne wichtig, an den Abstimmungen und Wahlen ich bessere Methoden: im Garten ein wenig teilzunehmen, um das politische Geschehen jäten zum Beispiel. zu beeinflussen. Als Bürgerin glaube ich, dass das nicht nur mein Recht, sondern eine Pflicht ist. Politisch stehe ich links, das heisst: Mir ist das Miteinander wichtig. Ich suche nicht den Konflikt, sondern die Gemeinschaft, die Zu- sammenarbeit. Alleine kann man ja nichts er- reichen. Allerdings bin ich auch ein Wett- kampftyp, schon seit der Kindheit. Im Sport wollte ich mich immer mit anderen messen.

Nicole Widmer vor «ihrer» Alphütte in Wald Bürgerinnen und Bürger in der Res publica 41 42 Bürgerinnen und Bürger in der Res publica Dölf Mettler 1934, Appenzell Bauernmaler, Komponist und Chorleiter

Als Sie 1972 nach Appenzell kamen, waren die Welche Bedeutung haben Volksmusik und Appenzeller Musik und das Brauchtum noch Brauchtum für eine Gesellschaft? längst nicht so populär wie heute. Sie schaffen eine Verbindung zwischen Ver- Viele Innerrhoder wussten nicht einmal, was gangenheit und Zukunft. Sie sind eine Art von ein «Rugguusseli» ist. Die eigene Kultur wurde Sprache. zu jener Zeit vernachlässigt. Es gab beispiels- weise das Postplatzfest, aber das war ein Hei- Dienen sie nicht auch der Abgrenzung? matabend, wie er auch in Tirol oder anderswo Die Appenzeller Kultur ist eher ein Beispiel für stattfand. das Gegenteil. Einflüsse von aussen waren seit jeher wichtig. Aber natürlich geht es auch um Dass sich das geändert hat, ist ein Stück weit das Eigene, um die Überlieferung, die man auch Ihr Verdienst. pflegt. Das weiss ich nicht. Ich weiss nur, dass mich die Appenzeller Kultur augenblicklich in Bann ge- Sie haben sehr viel Energie und Zeit für diese zogen hat. Ich fand hier eine Heimat. Ich Kultur eingesetzt. stamme aus dem Toggenburg, bin dort bei Pfle- Ich habe während 20 Jahren fünf Chöre geleitet geeltern aufgewachsen, die selber beide musi- – ich war also jeden Abend fort. Und an Wo- kalisch aktiv waren, mir aber keine musikali- chenenden fanden Konzerte statt. Ich weiss, sche Ausbildung ermöglichten. Und nach dem dass die Familie zu kurz kam. Ich bin deshalb Ende der Sekundarschule wurde ich sozusagen sehr dankbar, dass meine älteste Tochter mich abgeschoben. Das war hart. Aber es hatte auch stark unterstützte und mir den Rücken frei hielt. einen Vorteil: Ich war frei, konnte tun und las- Aber irgendwie hatte ich gar keine Wahl: Die sen, was ich wollte. So meldete ich mich zu- Musik und das Malen waren und sind meine nächst auf ein Stelleninserat und wurde Knecht Leidenschaften, nicht nur mein Beruf. Ihnen bei einem Bauern in Waldstatt. Das war wichtig. habe ich stets alles untergeordnet. Die Beziehung zur Landwirtschaft blieb, auch als ich später die Kunstgewerbeschule be- Auch ein gesellschaftliches Engagement? suchte und eine Lehre als Stickereizeichner Ja, wenn Sie die Kultur zum Gesellschaftlichen machte. zählen. Politisch hätte ich mich nie engagieren können. Zwar verfolge ich das Geschehen. Aber Was bedeutet für Sie die Landwirtschaft? ich wäre zu sehr zwischen den einzelnen Par- Man neigt heute dazu, sie zu unterschätzen, teien hin- und hergerissen gewesen, um mich sieht sie manchmal bloss als Kostenfaktor. Da- für die eine oder andere Richtung entscheiden bei ist es langfristig entscheidend, wie und wo zu können. unsere Nahrungsmittel produziert werden. Viele meiner Freunde sind Bauern. Ich kenne Sie haben sich für Appenzell entschieden? deren Sorgen und weiss um ihre Verbunden- Einzelne fanden zu Beginn, ich sei kein Einhei- heit mit der Natur und den Tieren. Und natür- mischer und solle mich nicht einmischen. Aber lich mit dem Brauchtum. das legte sich schnell. Hier fand ich meine Hei- mat und eine Aufgabe. Ich glaube, dass die Hei- mat dort ist, wo man eine Aufgabe hat.

Dölf Mettler vor seiner Alphütte in Brülisau

44 Bürgerinnen und Bürger in der Res publica Annika Schläpfer 1987, Trogen Sozialpädagogin Präsidentin Verein IG Lauter

Sie haben vor kurzem Ihre Ausbildung als Was motiviert Sie dazu? Sozialpädagogin abgeschlossen und Ihre erste Es macht Freude. Sonst würde ich es nicht ma- Arbeitsstelle angetreten. Wurde Ihnen das chen. so ziale Engagement in die Wiege gelegt? Ich suchte einen Beruf, in dem ich mit Men- Die Bar ist ein öffentlicher Ort. schen zu tun habe und nicht zu oft im Büro Das ist den Gästen wohl manchmal gar nicht sitze. Viele Jahre war ich in der Pfadi aktiv. Auch bewusst. Aber es ist wirklich ein Stück Öffent- da ist es ja wichtig, gemeinsam etwas in Bewe- lichkeit, was hier abläuft: von endlosen Parties gung zu setzen. bis zu ernsthaften Diskussionen. Besonders in Erinnerung ist mir die Diskussion über die Mi- Die Viertel­Bar im ehemaligen Schlachthaus der narett-Initiative. Da gab es niemanden, der Metzgerei Hirschen in Trogen ist ebenfalls ein nicht mitdiskutierte, denn alle waren interes- Gemeinschaftsprojekt. siert, auch die Jüngeren, und alle hatten eine Anfänglich waren wir zu zehnt. Wir wollten et- Meinung. Es wurde auch recht laut. Im Allge- was für die Jungen tun – für uns und die Gleich- meinen wird aber weniger diskutiert, je jünger altrigen, denn in Trogen war wenig los. Es gab das Publikum ist. Und das ist auch nicht zwar die RAB-Bar, aber da verkehrten unsere schlimm. Die Bar ist einfach ein Ort, um unter Lehrer. Für unsere Generation war nichts da. Leuten zu sein. Uns schwebte etwas vor, das halb Laden, halb Bar war. Schliesslich resultierte daraus die Vier- Wie erleben Sie die politische Stimmung? telbar: Ein Treffpunkt, ein Ort für Konzerte. Ich glaube eine gewisse Unsicherheit zu spüren, Auch ein Ort für politische Diskussionen, für auch bei mir selbst. Gerne orientiert man sich Jass- und Schachabende. Mit der RAB-Bar ar- deshalb an jemandem, dem man vertraut. Die beiten wir zusammen. Sie ist freitags geöffnet, so genannte Peergroup ist wohl extrem wichtig, wir haben donnerstags und samstags Betrieb. die Gleichaltrigen mit gleichen oder ähnlichen Und alle zwei Jahre veranstalten wir gemein- Interessen. Da bilden sich Meinungen und Hal- sam das Barmuda-Fest. tungen.

Eine Bar – das stellt man sich einfach vor. Ältere vermuten oft, die junge Generation inte­ Eine Bar auf die Beine zu stellen ist ganz und ressiere sich nur für Parties und Konsum. gar nicht einfach. Es steckt mega-viel Arbeit da- Natürlich steht der Konsum oft im Vordergrund hinter. Da ist zunächst der Verein «IG Lauter». – das war vermutlich schon früher so. Aber Dieser brauchte Statuten und einen Vorstand wenn geeignete Plattformen zur Verfügung ste- und muss jährlich die Hauptversammlung ab- hen, werden sie genutzt, dann engagieren sich halten. Das will alles organisiert sein. Sodann junge Leute, interessieren sich für politische die Bar selbst: Zunächst mussten wir das Lokal und gesellschaftliche Fragen. Daran wollen wir finden, es dann umbauen und einrichten. Da auch in der Viertel-Bar arbeiten. halfen junge Berufsleute mit. Schliesslich der Barbetrieb: Ohne Freiwillige geht nichts. Hinzu kommen Konzerte und andere Anlässe. Immer ist viel Organisatorisches zu erledigen.

Annika Schläpfer in der Viertel-Bar in Trogen Bürgerinnen und Bürger in der Res publica 45 46 Bürgerinnen und Bürger in der Res publica Ralph Devos 1947, Heiden Bis 2011 Inhaber der Niederer Eisenwaren AG, Heiden Kantonsrat 2002–2010, Kantonsratspräsident 2009/10 Vizepräsident der SVP Appenzell Ausserrhoden

Wieso sind Sie Politiker geworden? einander aus, über alle Parteigrenzen hinweg. Ich habe viel über die beiden Weltkriege gele- Aber die Tendenz zur gesellschaftlichen Spal- sen und mir dabei oft überlegt, wieso es zu die- tung, zum Alles-oder-Nichts-Denken, wird ge- sen Katastrophen kommen konnte. Und ei- schürt. Wer das tut, hat aber die Demokratie gentlich bin ich auch ein 68er. In jener Zeit des nicht begriffen. In der Demokratie geht es nicht gesellschaftlichen Umbruchs kam ich zur Ein- nur darum, dass die Mehrheit sagt, wo es lang- sicht, dass die schweizerische Demokratie eine geht. Wichtig ist, dass man einen möglichst gute Einrichtung ist; sie ist nämlich so gestaltet, breiten Konsens erzielt. dass zwischen den Kantonen und Sprachregio- nen, zwischen unterschiedlichen Bevölke- Die Spaltung der Gesellschaft ist aber doch rungsgruppen, zwischen gegensätzlichen Inte- heute Realität? ressen und Meinungen immer wieder ein Aus- Das ist richtig. Die Demokratie wäre darauf an- gleich gefunden werden kann. Zu dieser Über- gewiesen, dass alle ihren Egoismus und alle zeugung kam ich zu einer Zeit, als es in Europa ihre eigenen Bedürfnisse ein wenig zurückste- noch Diktaturen gab: in Portugal, Spanien und cken und für das Ganze, für die Gemeinschaft, Griechenland. Ich wusste: das kann nicht der denken. Weg sein. Die Parteipolitik spielte für mich aber immer eine eher untergeordnete Rolle, obwohl Für Sie steht die Gemeinschaft im Zentrum Ihres ich Vizepräsident der SVP Appenzell Aus- politischen Denkens. Braucht es also gar keine serrhoden bin. Leaderfiguren? Selbstverständlich braucht es die. Am Ende ei- Politik ist aber immer auch Parteipolitik. ner politischen Debatte, dann, wenn alle ihre Die Parteien sind ja auch nötig. Wer würde Meinung zu einem Thema geäussert haben, sonst die Debatten organisieren und die politi- braucht es jemanden, der sagt: Das machen wir schen Meinungen bündeln? Aber in den politi- jetzt. Ich bewundere beispielsweise Präsident schen Ämtern, als Gemeinderat, Kantonsrat, in Obamas Kampf für die Gesundheitsreform. Er allen Kommissionen, habe ich immer auch die wusste: der Ausgang ist ungewiss. Aber er Erfahrung gemacht, dass Parteien keine Rolle wusste auch: eine Krankenversicherung auch spielen und man einfach versucht, gemeinsam für die Armen ist richtig und nötig. Wie kann gute Lösungen zu finden. Wenn die Parteien man da nur dagegen sein? sich selbst allzu wichtig nehmen, kann der po- litische Prozess allerdings erheblich gestört werden. Dann geht es plötzlich nicht mehr um gute Lösungen für alle, sondern darum, wie eine einzelne Partei möglichst viele Wähler- stimmen sammelt. Die Arena-Sendung im Schweizer Fernsehen liefert dafür gutes An- schauungsmaterial. Ich schaue sie nur ungern. Meistens wird in diesen Debatten von links und rechts nur ausgeteilt. Privat kommen die Politi- kerinnen und Politiker zwar meistens gut mit-

Ralph Devos vor seinem Bauernhaus in Rehetobel Bürgerinnen und Bürger in der Res publica 47 48 Bürgerinnen und Bürger in der Res publica Nelly Näf 1950, Urnäsch Personalfachfrau, Coach, Projektleiterin

Sie waren während fast Ihrer ganzen Laufbahn Eine Form gegenseitiger Kontrolle. im Personalwesen tätig, zuletzt beim Kanton Mir kam dabei mein Grossvater in den Sinn, der Appenzell Ausserrhoden mit dem Aufbau des 1906 die Liegenschaft in Urnäsch erwarb, in der Personalwesens beschäftigt. Vor fünf Jahren ich jetzt wohne. Er war ein arbeitsamer Mann übernahmen Sie aber eine Aufgabe in Kenia. und erhielt deshalb von Nachbarn kleine Kre- Was war der Grund? dite in Form von Zedeln, für die er pünktlich Fremde Kulturen und das Leben der Menschen Zinsen zahlte. Mit der Zeit kam er so zu gewis- anderswo haben mich immer interessiert. sem Wohlstand. Während Reisen durch Afrika, Asien und Ame- rika setzte ich mich mit verschiedenen Men- Die Kreditvergabe ist aber immer ein Risiko. schen und deren Leben auseinander. Der Das sahen wir auch in Kenia. Manche Kredit- Wunsch, im Ausland etwas Sinnvolles zu tun, nehmerinnen verstarben, beispielsweise an wurde so immer stärker. Deshalb meldete ich Aids. Aber im Grossen und Ganzen ist das Mo- mich schliesslich bei der Bethlehem Mission dell erfolgreich, weil die Frauen einander ken- Immensee, einer Organisation der personellen nen und wissen, wem sie Geld anvertrauen. Entwicklungszusammenarbeit. Von ihr erhielt ich 2007 das Angebot, in den Slums von Nairobi Warum reden Sie nur von Frauen? für eine katholische Pfarrei das Personalwesen In den Slums liegt die Verantwortung bei den aufzubauen. Es kam aber zu Unruhen, zu ge- Frauen. Afrikanische Frauen, sagt man, haben waltsamen Konflikten zwischen den Volks- zehn Arme und Hände. Männer hingegen tau- gruppen und zu Vertreibungen. Das verän- chen oft ab, verschwinden, wenn es ihnen zu- derte meine Aufgabe. Es ging nur noch um Not- viel wird, suchen sich eine neue Frau. hilfe, später dann darum, möglichst vielen Leu- ten wieder zur Selbständigkeit zu verhelfen. Stadt oder Land, spielt auch das eine Rolle? In dörflichen Strukturen, auf dem Land, ist die Wie macht man das? Zuverlässigkeit generell höher: Man ist fürein- Zum Beispiel mit Mikro-Krediten, die gezielt an ander da, schaut aufeinander. Frauen vergeben werden. Die Geldbeträge sind klein, bewegen sich in der Grössenordnung Sehen Sie die Schweiz heute anders? von nicht mehr als 100 Franken. Eine solche Der Wert regionaler Autonomie und föderalis- Summe kann jemandem die Eröffnung eines tischer Strukturen wurde mir erst in Afrika rich- Coiffeursalons ermöglichen. Diese Kleinstkre- tig bewusst. Auch das Schweizer Schulsystem dite werden in von 15 bis 20 Frauen gegründe- schätze ich jetzt mehr. Klassenunterschiede ten lokalen Vereinen vergeben. Über die Kre- spielen darin eine untergeordnete Rolle. ditvergabe an Mitglieder wird in der Gruppe entschieden. Je nach individuell erworbenen Inzwischen sind Sie in die Schweiz zurückge­ Erträgen wird von den Mitgliedern Geld einbe- kehrt, engagieren sich aber weiterhin für Kenia. zahlt, das unter anderem auch als Sozialvor- Die «Freunde Kenias und seiner Menschen» sorge verwendet werden kann. sind ein kleiner Verein, der Hilfe zur Selbsthilfe leistet, das Bildungs- und Gesundheitswesen fördert und mit einer kenianischen Partneror- ganisation zusammenarbeitet – alles im über- schaubaren Rahmen.

Nelly Näf auf dem Vorplatz der evangelischen Kirche Herisau Bürgerinnen und Bürger in der Res publica 49 50 Bürgerinnen und Bürger in der Res publica

Tugenden gestern und heute Heidi Eisenhut

Es ist derzeit in der Schweiz und in Europa häufiger von Tugen- den die Rede als auch schon. In Büchern und Zeitschriften wird nach der «Sittsamkeit» der Gesellschaft im 21. Jahrhundert ge- fragt, in den Feuilletons ist von Moralvorstellungen und Nor- men die Rede, von «gut» und «schlecht». Die Frage nach der Sittsamkeit wird dann aktuell, wenn der allgemeine Eindruck überhand nimmt, dass im gesellschaftlichen und politischen Alltag «Ungerechtes» geschieht, dass einzelne Personen, Perso- nengruppen, ja ganze Gemeinschaften auf Kosten anderer un- verhältnismässig profitieren. Nachrichtenmeldungen, die von rücksichtslosem Egoismus und Gier berichten und vom Raub- bau an unseren natürlichen Ressourcen, sind entscheidende Faktoren im Prozess der öffentlichen Meinungsbildung. Die Sa- tellitenschüssel und das Smartphone in allen Winkeln der Erde werden zum Symbol für einen Standard, den sich eine Mehrheit unter den über sieben Milliarden Menschen auf der Welt zum Vorbild nimmt – auch wenn universelle Prinzipien wie Freiheit, Gleichheit, Solidarität, Autonomie und Menschenwürde weder eingehalten sind noch garantiert werden können. Das Gefüge ist labil, und im Kampf um bessere Bedingungen für sich selbst sind Charaktereigenschaften wie Bescheidenheit, Uneigennüt- zigkeit und Mässigung, Verantwortungsbewusstsein, Solidarität und Einsatzbereitschaft oder Verlässlichkeit, Toleranz und Zivil- courage nicht gefragt. Nachfolgend versuche ich, aus geschichtlichen Erfahrungen heraus abzuleiten, weshalb sich ein von guten Charaktereigen- schaften geleitetes Handeln trotzdem langfristig auszahlt, was allenfalls solche zentralen Charaktereigenschaften sein können und was mündige Bürgerinnen und Bürger in einem demokra- tischen Staat tun können, um diesem Gemeinwesen als Gesam- tem Sorge zu tragen und es auch für weniger privilegierte Mit- bürgerinnen und -mitbürger lebenswert zu machen.

Rückzug ins Private Der allgemeine Eindruck, das Gefühl, von allen Tugenden ver- lassen worden zu sein, lähmt. Viele Abläufe des Alltags sind heute von Desinteresse geprägt, Politikverdrossenheit hat sich breitgemacht: Engagement lohne sich nicht, bewegen lasse sich nichts, alles sei kompliziert und ohnehin schon vorgegeben. Verschiedene Gemeinschaften haben Probleme, Persönlichkei- ten zu finden, die bereit sind, öffentliche Ämter zu bekleiden, Bürgerinnen und Bürger in der Res publica 51

sich in Gremien und Vereinsvorstände wählen zu lassen. Der Beruf sei wichtiger – das Private habe Vorrang. Und auch der Be- ruf selbst zeigt Tendenzen, zur Privatsache zu werden: das Ab- arbeiten der eigenen To-do-Listen ist an die Stelle der Ausübung des Berufs als Berufung getreten, die neben einem fachlichen Blick über den Tellerrand auch eine Sozialorientierung mitein- schliessen würde. Eine Gesellschaft erstarkt nicht, wenn solche Tendenzen sich verstärken: Sie arbeitet sich selbst ab und ver- waltet den Status quo; Kreativität und Innovationsfreude fehlen.

Ein altes Thema Den Eindruck, dass die guten Jahre vorbei seien und schwieri- gere Zeiten sich ankündigten, diesen Eindruck hatten frühere Generationen auch schon. Abgesehen davon, dass es in der menschlichen Natur liegt, die eigene Vergangenheit im Ver- gleich mit der Gegenwart tendenziell positiver zu sehen, gibt es in der Geschichte Zeiten, in denen ganze Gemeinschaften Ener- gien verspürten und positiv gestimmt waren oder umgekehrt Energielosigkeit und Zerfallstendenzen beklagten und «das Ende» prognostizierten. Eine interessante Wende weg vom Kul- turpessimismus und hin zu einem neuen Aufbruch und neuen Visionen ist in der Eidgenossenschaft der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts zu beobachten. Das ganze Abendland befand sich in einem Veränderungsprozess: zu denken ist an die Auf- klärung, an die amerikanische Unabhängigkeitsbewegung und an den Ruf nach Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit. In der alten Eidgenossenschaft mit ihren 13 Orten, den zugewandten Orten und den Untertanengebieten war die Verkrustung offen- sichtlich: Die politische Organisation war nicht mehr zeitge- mäss. Verschiedene Währungen, Zollschranken, uneinheitliche Masse und Gewichte machten das Leben der immer globaler agierenden Kaufleute schwer. Lokale Querelen in konfessionel- len Belangen, zwischen Dörfern oder wirtschaftlich und poli- tisch dominierenden Familien zeigten auf, dass es an manchem mangelte, was die Zeit der Aufklärung aufs Tapet gebracht und für moderne Staatswesen eingefordert hatte. Die Informations- pflicht und die Frage nach den Kompetenzen der Behörden oder das Recht auf Kritik und Opposition der Obrigkeit gegen- über standen noch keineswegs auf einer Basis, die Missbrauch und Eigennutz verhindert hätte. Grundsätze wie die Gewalten- teilung oder die Entflechtung von Kirche und Staat wurden mancherorts erst in den Verfassungen des 19. Jahrhunderts fest- 1 Zum Patriotismusbegriff vgl. den geschrieben. Somit erstaunt es nicht, dass der vom patrioti- Beitrag von Malte C. Krugmann in schen und kosmopolitischen Gedankengut seiner Zeit1 beseelte diesem Band, S. 62–81. Trogner Arzt und Frühaufklärer Laurenz Zellweger (1692–1764) 2 Maximen = Leitgedanken, in Bezug auf die Alte Eidgenossenschaft 1764 festhalten konnte, Grundprinzipien. dass «die Beobachtungen der heutigs Tags üblichen Maximen2 52 Bürgerinnen und Bürger in der Res publica und der im Schwang3 gehenden Sitten» ihn darauf schliessen 3 Im Schwang sein = sehr verbrei- liessen, «daß auch in unserer Schweitzer-Welt nichts anders tet, sehr beliebt, in Mode sein. mehr als falsche Politick, Eigennutz, Kunststreiche und Verstel- 4 Herrn Doctor Zellwegers patrio- lung herrscheten, und die noch anscheinende Vertraulichkeit tischer Abschied von der Helve- mehr einer angewöhnten Rotine und Uebung, als Würkungen tischen Gesellschaft. In: Denkmal. Herrn Doctor Laurenz Zellweger redlicher Herzen, zuzuschreiben, und also der ächte wahre Pat- aus Trogen im Appenzeller-Land 4 riotismus schier gänzlich erloschen wäre.» von der Helvetischen Gesellschaft errichtet durch Joh. Caspar Hirzel. Private Initiativen Zürich 1765, S.1–48, hier S.25 f. Im «Jahrhundert der Sozietäten»5 entstanden in der Eidgenos- 5 Emil Erne: Die schweizerischen senschaft wie im übrigen Europa private Vereinigungen, die Sozietäten. Lexikalische Darstel- sich den Themen Bildung und Wissenschaft, Kultur und Ökono- lung der Reformgesellschaften des mie widmeten. Sie gaben sich selbst den Auftrag der «Förderung 18. Jahrhunderts in der Schweiz. Diss. Bern 1986. Zürich 1988, hier 6 der Volkswohlfahrt» , den sie nicht nur materiell, sondern bes. S.11–14 (Geleitwort von Ulrich ebenso in geistes-, staats- wie auch bildungspolitischer Ausrich- Im Hof). tung erfüllten. Zellwegers Worte waren an die Adresse der «So- 6 Diesen Auftrag gab sich im 19. zietät der Sozietäten», an die 1761 neu gegründete Helvetische Jahrhundert auch die Appenzelli- Gesellschaft in Schinznach7, gerichtet. Die Helvetische Gesell- sche Gemeinnützige Gesellschaft. schaft war eine Art «eidgenössischer patriotischer Tisch»8 des Siehe «Kurzportrait» und «Ge- 18. Jahrhunderts. Zahlreiche Anregungen gingen von ihr aus. schichte», URL: www.aggesell- schaft.ch (Abfrage vom 3.8.2012). Tätig, in dem Sinne, dass sie konkrete Projekte umgesetzt hätte, Siehe auch den Beitrag von Krug- wurde die Gesellschaft nie. Das war auch nie die Absicht; ihre mann (wie Anm. 1), bes. S.64–66. Mitglieder waren allesamt Personen, die sich lokal zum Wohle 7 Ulrich Im Hof: Die Entstehung der Gemeinschaft einsetzten. Sie alle plagten die gleichen Ge- der politischen Öffentlichkeit in der fühle und Stimmungen, die auch von Laurenz Zellweger be- Schweiz. Struktur und Tätigkeit der schrieben wurden: eine Unzufriedenheit mit der Stagnation in Helvetischen Gesellschaft. Frauen- den 13 alten Orten, die Beobachtung von Zerfallserscheinungen feld/Stuttgart 1983 (Die Helvetische und das Fehlen eines Forums für einen interkonfessionellen, Gesellschaft 1). – François de Capi- tani: Die Gesellschaft im Wandel. die Sprachregionen überschreitenden und interdisziplinären Mitglieder und Gäste der Helve- Austausch unter den führenden Geschlechtern der Eidgenos- tischen Gesellschaft. Frauenfeld/ senschaft. Neben Gutsherren, Geistlichen, Kaufleuten, Magist- Stuttgart 1983 (Die Helvetische Ge- raten und Verwaltungsbeamten gehörten der Helvetischen Ge- sellschaft 2). – Erne, Sozietäten (wie sellschaft auch Professoren, Ärzte, Offiziere in Fremden Diens- Anm. 5), bes. S.35–40. ten, Handwerker und Künstler an. Viele dieser Persönlichkeiten 8 Zum «patriotischen Tisch» siehe hatten politische Ämter inne oder standen am Anfang politi- S.12–25 und 26–49 in diesem Band. scher Karrieren. Gemäss dem sehr allgemein formulierten Ge- 9 Siehe Emil Erne: Art. «Helveti- sellschaftszweck, der «Förderung der helvetischen Freund- sche Gesellschaft». In: Historisches schaft und Eintracht»9, wollte die Gesellschaft die Reform, nicht Lexikon der Schweiz (HLS). Version vom 5.12.2007. URL: www.hls-dhs- die Revolution. Sie entwarf Utopien, deren Umsetzung sie den dss.ch/textes/d/D16429.php lokalen Sozietäten überliess. (Abfrage vom 3.8.2012). 10 Franz Urs von Balthasar: Patrio- Eine «Pflanzschule» für künftige Politiker tische Träume eines Eydgnossen Auf der Basis dieser Erfahrungen konnte Zellweger im gleichen von einem Mittel, die veraltete Eyd- Text von seiner kulturpessimistischen Perspektive abrücken: gnoßschafft wieder zu verjüngeren. «Die erste Aufmunterung gab mir unsers nunmehr seligen Bal- Freystadt 1758. thasars Vorschlag eines Eidsgenössischen Seminarii10, ein patri- otischer Vorschlag, welchen man mit beyden Händen ergreifen Bürgerinnen und Bürger in der Res publica 53

solle», hielt er in seiner Rede fest. Er meinte damit die Idee des Luzerner Staatsmanns und Staatsrechtlers Franz Urs von Bal- thasar (1689–1763), der in einer Kleindruckschrift eine eidge- nössische Lehranstalt als eine Art «Pflanzschule» für künftige Politiker beider Konfessionen forderte. Jünglinge aus angesehe- nen Geschlechtern oder die sonst in ihrer Entwicklung vielver- sprechend waren, sollten unter der Aufsicht von erfahrenen Lehrmeistern staatspolitischen Unterricht erhalten, sie sollten die Geschichte der Eidgenossenschaft und anderer Republiken, Bündnisse und Verträge, Rechte und Bräuche, gemeinnützige Interessen und die Unterschiede unter den Regierungsarten kennen lernen, mit der zentralen Absicht, Missbräuchen begeg- nen zu können. Sie sollten zudem eingeführt werden in innen- wie aussenpolitische Abläufe und Verbindungen und durch gute Beispiele älterer Generationen «zu gleicher Tapferkeit, Redlichkeit und Einmüthigkeit angefrischet, und sowohl zu eif- riger Beobachtung der Gesetze als zu Ausübung aller Tugenden und anständigen Sitten, als des wahren Fundaments einer ruhi- gen, gesegneten, und glücklichen Regierung angeleitet» werden. «Es wäre also zu wünschen», schloss Zellweger, «dass man die- 11 Zellweger, Patriotischer Ab- sen patriotischen Traum realisirte.»11 schied (wie Anm. 4), S.26–29. Werden die Worte von Laurenz Zellweger ins 21. Jahrhundert übertragen, so sind sie in ihrer Kernaussage modern: Der Trog- ner Intellektuelle sah in der Form der Helvetischen Gesellschaft als «Eidgenössisches Seminar» einen von Partikularinteressen losgelösten Ort, an dem es möglich ist, bei künftigen Entschei- dungsträgern eine wertbestimmte Erziehung und Bildung zu fördern, ihnen den Keim für demokratische wie moralische 12 Die einseitige Ausrichtung auf Grundwerte einzupflanzen – und dies durch Männer12, die in die «Männer» und die «angesehe- ihrem Leben Erfahrungen gesammelt haben und die diese Er- nen Geschlechter» entsprach dem fahrungen weiterzugeben als Verantwortliche für eine Gemein- auf den wehrfähigen Mann der ge- bildeten Oberschicht hin ausge- schaft nicht nur bereit, sondern moralisch verpflichtet sind. An- richteten Weltbild der Zeit. Aus lässlich der 250-Jahr-Feier der Helvetischen Gesellschaft hat der heutiger Sicht ist dieses einge- HSG-Professor Rainer J. Schweizer aufgezeigt, welche Themen schränkte Denken in Bezug auf die heute auf der Tagesordnung einer wertbestimmten Erziehung Gleichheitsfrage schwer nachvoll- stehen sollten: «Die soziale Solidarität, die Achtung der Natur- ziehbar. Es ist bei Jean Jacques Rousseau und dessen Gesell- schätze, die Pflege und Freude an kulturellem und künstleri- schaftsvertrag genauso anzutreffen schem Schaffen, sie alle nähren den Geist der Gemeinschaft und wird entsprechend kritisch und den Willen, die Rechte und Freiheiten der Menschen dieses rezipiert. Landes zu fördern. Aufmerksamkeit für die Anliegen der Mit- menschen und Mut zur Veränderung der geltenden Ordnung 13 Rainer J. Schweizer: Zukunfts- sind Charakterstärken der Demokratinnen und Demokraten. aufgaben der NHG/RS. Vortrag an- Ein Engagement für eine so imprägnierte freiheitliche, rechts- lässlich des 250-Jahr-Jubiläums der staatliche Demokratie lohnt sich überall, in der Gemeinde, in Helvetischen Gesellschaft am 18.2.2012 in Aarau. URL: www.dia- einer Non-Profit-Organisation, in Unternehmen oder in inter- 13 loguesuisse.ch (Abfrage vom nationalen Gremien.» 3.8.2012). 54 Bürgerinnen und Bürger in der Res publica

«Ein entstaubtes Verständnis von Tugenden und Lastern» wäre, Abb.1: Allegorien der Güte und so hat der deutsche Philosoph Martin Seel jüngst festgehalten, Gerechtigkeit als Stuckaturen der ein «höchst wünschenswertes Lebenselixier einer liberalen Kul- Gebrüder Moosbrugger im Gemein- dehaus Trogen, ca. 1777. tur und Gesellschaft»14. Es braucht, so lässt sich als Zwischener- gebnis resümieren, eine Hinwendung zu wichtigen und als er- strebenswert geltenden Tugenden im Sinne von Charakterei- genschaften, die das Individuum und insgesamt die Gemein- schaft befähigen, das «sittlich Gute» zu verwirklichen. Welches sind nun aber solche – oder besser: zentrale und vielleicht sogar unverzichtbare – Charaktereigenschaften?

Güte und Gerechtigkeit Im Vorwort zu seiner Geschichte des Appenzellischen Volkes hielt Johann Caspar Zellweger, Kaufmann, Philanthrop und Histori- ker sowie Grossneffe von Laurenz Zellweger, 1830 fest, dass er unter anderem mit der Niederschrift der Geschichte aufzeigen möchte, «welch nützliche Folgen Tugend und Hingebung für das gesammte Vaterland jederzeit gehabt, wie hingegen Leiden- 14 Martin Seel: Wie gut sollen wir schaften, wie die ausschliessliche Beachtung des eigenen Vor- sein? In: Die Zeit, Nr. 24, 6.6.2012. – theils und aus Stolz erwachsener Trotz stets nachtheilig auf das Ders.: 111 Tugenden, 111 Laster. Eine philosophische Revue. 15 Wohl unsers Kantons eingewirkt haben.» Unter «Tugend» ver- Frankfurt/M 2011. stand Zellweger eine durch fortgesetzte Übung erlangte Fertig- 15 Johann Caspar Zellweger: keit im Guten, in deren Wesen es liegt, nie stehen zu bleiben, Geschichte des Appenzellischen sondern wider verschiedene Versuchungen zu immer grösserer Volkes. Erster Bd. Trogen 1830, Vollkommenheit fortzuschreiten. Das Gute wird bestimmt S.V (Vorrede). Bürgerinnen und Bürger in der Res publica 55

Abb.2: Allegorien der Güte, Treue, Gerechtigkeit und des Friedens in einer Vignette auf dem Frontispiz der Walserschen Appenzeller Chronick, 1740.

durch das sittliche Gefühl oder das Gewissen und hat als Be- zugspunkt Gott als Urquell alles Guten.16 Die politische Bilderwelt von Appenzell Ausserrhoden kennt Darstellungen der Tugenden Güte und Gerechtigkeit unter der 16 Vgl. den Art. «Tugend». In: Stuckatur der Landsgemeinde im Trogner Gemeindehaus (um Brockhaus Bilder-Conversations- Lexikon. Bd. 4. Leipzig 1841, S.491. 1777, Abb. 1) und der Tugenden Güte, Treue, Gerechtigkeit und URL: www.zeno.org/ Friede in einer von vier Kupfervignetten auf dem Frontispiz der nid/20000871834 Neuen Appenzeller Chronick von Gabriel Walser (1740, Abb. 2): (Abfrage vom 3.8.2012). «In dem vierten Schild mit der Ueberschrifft: Verbleibt durch 17 Gabriel Walser: Neue Appenzel- diese unverrückt», heisst es in einer Erklärung in der Chronik, ler-Chronick, oder, Beschreibung «wird gezeiget, wie die edle und kostbare Freyheit, durch die vier des Cantons Appenzell der Innern- nacheinander stehende Tugenden Güte, Treue, Gerechtigkeit und Aussern-Rooden […]. St.Gallen 1740, Frontispiz und S.0. – Psalm und Friede, auf die späthe Nachkommen könne erhalten und 85,11 [Einheitsübersetzung]: fortgepflantzet werden. Nemlich, Güte und Treue müssen einan- «Es begegnen einander Huld und der begegnen: Gerechtigkeit und Friede sich küssen, wie zu lesen Treue; Gerechtigkeit und Friede im 85sten Psalm, im eilften Vers.»17 Unterhalb der Stuckatur der küssen sich.» Landsgemeinde rahmen die Allegorien Güte und Gerechtigkeit 18 Heidi Eisenhut: Caritas und den Sinnspruch «Die Tugend ist die sicherste Grundsäule der Justitia als Fundamente. In: Zeit- Freiheit. La vertu est le plus sûr boulevard de la liberté.»18 Die zeugnisse. Appenzeller Geschich- Gerechtigkeit (iustitia), die bei Aristoteles die erste aller Tugen- ten in Wort und Bild. Herisau 2013 [in Vorbereitung]. den ist, und die Güte oder Liebe (caritas), die diesen Rang bei Paulus einnimmt, sind in beiden Darstellungen von zentraler Be- 19 Siehe hierzu auch Alois Riklin: Politik und Ethik. In: Ders.: Verant- deutung. Sie werden je als unabdingbar für die Freiheit – und wortung des Akademikers. St.Gal- somit für ein Leben, wie es die Staatsform der Demokratie für len 1987, S.39–88, hier v.a. S.79f. alle Menschen vorsehen würde – erwähnt.19 Beide Tugenden ha- 56 Bürgerinnen und Bürger in der Res publica

ben sich in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts in Europa Abb.3–9: Allegorien der sieben Pri- zunehmend zu zwei Stammtugenden herausgebildet. Es sei da- märtugenden I Glaube (lat. fides rin «die stufenweise Vervollkommnung des Lebens an[gedeutet], mit Kreuz, Kelch und Manna, Schleier mit Strahlen), II Liebe (lat. indem sich der Mensch von der blossen Gesetzmässigkeit seiner caritas mit Kindern und Füllhorn Handlungen nach und nach zu der Reinheit und Heiligkeit des mit Flammen), III Hoffnung (lat. Herzens, die das Gute aus Liebe zum Guten thut, erheben soll.»20 spes mit nach oben, in den Himmel gerichtetem Blick, die Hände zum Sieben Primärtugenden Gebet gefaltet), IV Gerechtigkeit (lat. iustitia mit Schwert, Waage und In der abendländischen Geschichte gibt es aber mehr als zwei Weltkugel), V Klugheit (lat. pruden- Stammtugenden. Güte/Liebe und Gerechtigkeit gehören zu ei- tia mit Schlange, Spiegel und Zirkel, nem Kanon von sieben Primärtugenden. Es sind dies vier plato- übersetzt mit «Vorsichtigkeit»), VI nische und somit griechische und drei paulinische und somit Mässigung (lat. temperantia mit christliche Tugenden: Gerechtigkeit, Mässigung, Mut und Klug- Mischgefässen zur Vermischung von Wasser mit Wein) und VII Mut (lat. heit (Abb. 6–9) sowie Glaube, Hoffnung und Liebe (Abb. 3–5). fortitudo mit Ritterrüstung, zerbro- Ohne sie – und das rechtfertigt gewissermassen ihre Vorrang- chene Säule, auf dem Kopf sitzt ein stellung und gibt eine Antwort auf die Frage nach allfälligen Chamäleon, übersetzt mit «Stärke»). zentralen und vielleicht sogar unverzichtbaren Charaktereigen- Hans Burgkmair d.Ä. (1473–1531), schaften –, schreibt der deutsche Philosoph Martin Seel, sei es Holzschnitte, 30,7 x 19,1 cm, um 1510. unmöglich, ein guter Mensch zu sein.21 Umgekehrt kennt die abendländische Tradition sieben besonders schwerwiegende Laster, christlich gesprochen Todsünden: Stolz, Neid, Zorn, Trägheit, Geiz, Völlerei und Wollust. Unter einer «Tugend», so wurde oben definiert, wird im 21. Jahrhundert eine wichtige und als erstrebenswert geltende Charaktereigenschaft, die eine Person oder eine Gemeinschaft befähigt, das sittlich Gute zu verwirklichen, verstanden. «Tugen- den sind tragende Kräfte der Vermittlung zwischen der Sorge um sich selbst und der Rücksicht auf andere.»22 Für Aristoteles ist Bürgerinnen und Bürger in der Res publica 57

«Tugend» der Weg zu einem geglückten Leben, das heisst zu ei- nem Leben, in dem der Mensch die Möglichkeiten verwirklicht, die in ihm angelegt sind.23 Die positive Konnotation von Tugen- den verleitet zur einfachen Gleichung «Tugenden sind gut, Las- ter sind schlecht». Diese wird u.a. durch Immanuel Kant kriti- 20 Art. «Cardinal». In: Brockhaus siert: Er betont die Ambivalenz der Tugenden, etwa der Tugend Bilder-Conversations-Lexikon. Bd. Mut, die sowohl das Handeln des Verbrechers als auch das Han- 1. Leipzig 1837, S.383 f. URL: deln des Polizisten bestimmen kann.24 In der jüngsten Tugend- www.zeno.org/nid/2000081749X diskussion zeigt Martin Seel, dass von den von ihm bezeichneten (Abfrage vom 31.7.2012). 111 Tugenden mit einer einzigen Ausnahme alle gleichzeitig 21 Siehe Seel, 111 Tugenden, 111 auch Laster sein können. Diese Ausnahme ist die Grausamkeit. Laster (wie Anm. 14), S.293–297. Sie ist, so Seel, der Inbegriff der menschlichen Bösartigkeit.25 22 Seel, Wie gut sollen wir sein? Die US-amerikanische Wirtschaftshistorikerin Deirdre Mc- (wie Anm. 14). Closkey hat im Schweizer Monat die vier Grund- oder Kardinal-, 23 Ursula Wolf: Aristoteles’ ‹Niko- das heisst Schlüsseltugenden, der griechischen und römischen machische Ethik›. 2. Aufl. Darm- Antike wie folgt beschrieben: «Der Gerechtigkeitssinn ist eine Tu- stadt 2002, v.a. S.23–36. gend ersten Ranges. Aus ihm gehen zwischenmenschlicher 24 Immanuel Kant: Grundlegung Respekt und gesellschaftliches Gleichgewicht hervor. […] Mässi- zur Metaphysik der Sitten. Köln gung ist eine andere Tugend und meint das Gleichgewicht in der 2008 [Originalausg. 1785]. – Andrea eigenen Seele, die Beherrschung des eigenen Verlangens. Der Marlen Esser: Eine Ethik für Endli- che. Kants Tugendlehre in der Ge- Mut ist die dritte Tugend. Denn welche Person könnte sich genwart. Stuttgart/Bad Cannstatt schon entwickeln, wenn sie wie Oblomow, die namensgebende 2004. Figur aus Iwan Gontscharows literarischem Meisterwerk, im 25 Seel, 111 Tugenden, 111 Laster Bett bliebe, voller frei flottierender Angst oder ennui, jener aris- (wie Anm. 14), S.23–25 und 281f. tokratischen Version von Feigheit? Die Klugheit ist die ‹Mutter 26 Deirdre McCloskey: Bürgerliche der Tugenden›, wie sie der heilige Thomas von Aquin nannte – Tugenden? In: Schweizer Monat wir würden heute wohl Know-how, savoir faire oder ‹gesunder 997 (Juni 2012), S.44–47, hier S.44. Menschenverstand› sagen.»26 58 Bürgerinnen und Bürger in der Res publica

James Joyce hat zu Beginn des 20. Jahrhunderts in seinem Ro- man Ulysses daran erinnert, dass die abendländische Kultur ein Zweistromland sei und dass das Abendland von zwei Flüssen bewässert würde. «Die Quelle des einen sprudelt in Israel, die des anderen in Griechenland», schreibt Dietrich Schwanitz zu diesem Thema.27 Eine Kultur, so ergänzt Schwanitz, das sei nicht 27 Dietrich Schwanitz: Bildung. zuletzt der gemeinsame Schatz von Geschichten, der eine Ge- Alles, was man wissen muss. meinschaft zusammenhält. Es sind Geschichten, mit denen ein Frankfurt/M 1999, S.34. «Wir» sich identifizieren kann, die von dessen Ursprüngen er- zählen und diese Ursprünge erklären. Die Biographien Europas sind die Bibel und das Homerische Doppelepos Ilias und Odys- see. Es sind sowohl Geschichtsbücher als auch religiöse Bücher. Homer erzählt vom Treiben der Götter mitten unter den Men- schen, in der Bibel ist der Umgang des einzigen Gottes mit sei- nem Volk Thema.28 28 Peter von Matt: Die tinten- Die beiden Flüsse nähren sich gegenseitig. Ihr Ineinander- blauen Eidgenossen. Über die lite- fliessen im vierten nachchristlichen Jahrhundert hat zu einer rarische und politische Schweiz. München 2001, S.10. Ergänzung des abendländischen Tugendkanons von vier auf sieben geführt. Wie die Verbindung der quadrivialen höheren Fächer Arithmetik, Geometrie, Astronomie und Musik mit den trivialen Basisfächern Grammatik, Rhetorik und Dialektik zu den septem artes liberales, den sieben freien Künsten, die der ge- samten Bildung eines Menschen über Jahrhunderte zugrun- delagen (und -liegen), so haben sich die vier Kardinaltugenden Gerechtigkeit, Mässigung, Mut und Klugheit durch die paulini- 29 1. Korinther 13,13 [Einheits- 29 übersetzung]: «Für jetzt bleiben sche Trias Glaube, Hoffnung, Liebe zu den sieben Primärtu- Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei; genden ergänzt. McCloskey schreibt: «Der Glaube ist eine rück- doch am grössten unter ihnen ist wärtsgewandte Tugend, die darin besteht, eine eigene Identität die Liebe.» Bürgerinnen und Bürger in der Res publica 59

zu haben und anzunehmen, einen Ort, einen Ausgangspunkt. […]. Hoffnung dagegen ist eine in die Zukunft gerichtete Tugend, die sich dadurch auszeichnet, ein Ziel, ein Projekt zu haben und auch zu verfolgen. […] Die Liebe, die grösste Tugend der drei ‹neuen›, wenn man Paulus glauben möchte, macht den Sinn al- ler anderen aus: Liebe zum Partner, Liebe zum Mitmenschen, 30 McCloskey, Bürgerliche Tugen- Liebe zum Land […].»30 den? (wie Anm. 26), S.44. Eine neue Liste vorrangiger Tugenden? Gerechtigkeit, Mässigung, Mut, Klugheit, Glaube, Hoffnung und Liebe – von den sieben Begriffen klingen nicht alle gleich zeitge- mäss. Dass der Fokus im 18. Jahrhundert auf der Gerechtigkeit und der Güte/Liebe lag, zeigt, wie zu unterschiedlichen Zeiten, die jeweils geprägt sind durch unterschiedliche Kulturen, ein- zelne Tugenden wichtiger erscheinen können als andere. Heute würde eine Liste vorrangiger Tugenden neben Gerechtigkeit, Klugheit und Mut auch Besonnenheit, Mitgefühl, Aufmerksam- keit, Aufrichtigkeit, Bescheidenheit, Gelassenheit, Grosszügig- keit, Nachsicht, Selbstachtung, Toleranz, die Fähigkeit zu 31 Seel, 111 Tugenden, 111 Laster Freundschaft und Liebe sowie einige weitere enthalten.31 Die (wie Anm. 14), S.294 f. Übersetzung von caritas mit «Güte» oder «Liebe» zeigt zudem eine weitere Komponente, die zu beachten ist: die sprachliche. Begriffe – und im Besonderen abstrakte Begriffe wie die Be- zeichnungen für die Tugenden – können je nach zeitlichem und räumlichem sowie sprachkulturellem Kontext ihre Begriffsin- halte verändern oder verschieben. Meist reicht somit nicht ein- fach die Nennung eines Begriffs. Um Missverständnissen vorzu- beugen, macht es Sinn, die aktuelle Konnotation mitzuliefern, zu erklären, mit welchen Bedeutungsmustern ein Begriff gegen- wärtig aufgeladen ist. Die antike «Klugheit» wäre somit mit «Know-how», «savoir faire» oder «gesunder Menschenverstand» in Bezug auf die Gegenwart adäquat übertragen, wie dies Mc- Closkey in ihrem Definitionsversuch geschrieben hat. In der heutigen Diskussion geht es aber weniger um die Eta- blierung eines neuen Kanons und um die Auszeichnung einer Tugend als besonders herausragend als um das Bewusstsein da- für, dass es ein Set aus Tugenden gibt, das menschliches Gutsein als Basis für gesellschaftliches Gutsein definiert. Diese Tugen- den haben eine Art Vorrangstellung. Martin Seel spricht von ih- nen als «Kristallisationen», weil sie alle anderen um sich grup- pieren – je mehr desto besser. Sie seien diejenigen Tugenden, schreibt er, «deren Ausbildung und Erhaltung man beliebigen 32 Ebd., S.295. Personen gegenüber einfordern kann».32 Das Stichwort «einfordern» führt über zum letzten Abschnitt der vorliegenden Ausführungen. Ausbilden, erhalten und ein- fordern – alle drei Verben sind durch Individuen wie durch Ge- meinschaften beeinflussbar. Die Sorge um die vorrangigen Tu- 60 Bürgerinnen und Bürger in der Res publica genden liegt in der Macht aller handlungsfähigen Menschen – und sie ist für das gegenseitige Verständnis untereinander und das respektvolle Zusammenleben miteinander unverzichtbar. Die Demokratie baut auf diesem Prinzip auf: auf dem «guten Willen» der Menschen.

Friedfertig, freiwillig, öffentlich und gemeinsam Eine Demokratie kann aber auch erstaunlich lange funktionie- ren, wenn sich eine Gemeinschaft eher durch Eigennutz und Trägheit «auszeichnet». Eingangs wurde vom allgemeinen Ein- druck gesprochen, von allen Tugenden verlassen worden zu sein. Der deutsche Philosoph Georg Lohmann formuliert poin- tiert, eine moderne Demokratie setze keine tugendhaften Bür- gerinnen und Bürger voraus. Sie funktioniere auch dann, wenn die Bürgerinnen und Bürger eher lasterhaft seien und als Egois- ten vor allem ihr privates Wohl verfolgen. Aber: «Eine Demokra- tie funktioniert um so besser, je mehr sie durch die entgegen- kommenden Leistungen tugendhafter Bürger geprägt wird, und die relevanten Bürgertugenden entwickeln sich um so besser, je mehr sie sich in zivilgesellschaftlichen Aktivitäten betätigen und entwickeln können.»33 33 Georg Lohmann: Zivilgesell- Das Engagement in der Pfadi, im Verein, in der gemeinnützi- schaft und Bürgertugenden. [Mag- gen Gesellschaft, im Sozialeinsatz, in einer Non-Profit-Organi- deburg 2003], S.12. URL: www.die- bonn.de/doks/lohmann0301.pdf sation, in der Gemeinde, in Unternehmen oder in internationa- (Abfrage vom 3.8.2012). len Gremien macht die Unabdingbarkeit von guten Charakterei- genschaften als «Lebenselixier» unserer liberalen Kultur und Gesellschaft bewusst. Gemeinschaften wie die erwähnten sind um bestimmter gemeinsamer Ziele willen öffentlich tätig, und sie haben immer die Zukunft und damit die Nachhaltigkeit im Sinne einer Verantwortung für jüngere (Erziehung und Bildung) und noch ungeborene Generationen (Erhalt der natürlichen Le- bensgrundlagen) im Blick. Vier Kennzeichen, schreibt Loh- mann, sollten für solche Gemeinschaften bestimmend sein: Erstens Friedfertigkeit im Sinne einer konventionellen und mo- ralischen Anerkennung jeder und jedes Einzelnen als gleichbe- rechtigtes Mitglied; zweitens Freiwilligkeit in der Ausübung der Mitgliedschaft und eine Bereitschaft, sich auch für Gemeinbe- lange verlässlich und kompetent einzusetzen; drittens Öffent- lichkeit im Sinne eines offenen Raums der gemeinsamen Mei- nungs- und Willensbildung, der Verhandlungs- und Diskussi- onsmöglichkeit gemeinsamer Wertüberzeugungen, Präferen- zen und Entscheidungen, der Überprüfung von Tatsachenbe- hauptungen und moralischen Imperativen, der Befragung von Herrschaftslegitimationen und Auswirkungen staatlichen Ver- waltungshandelns; und schliesslich viertens die Gemeinschaft- lichkeit, d. h. dass eine Person nicht als unmittelbare Einzelper- son Akteurin in einer Zivilgesellschaft ist, sondern dass eine Bürgerinnen und Bürger in der Res publica 61

Bürgerin oder ein Bürger immer in einem Bezug zu einem Ge- genüber, als Mitglied einer Gruppe oder in einer öffentlich be- 34 Lohmann, Zivilgesellschaft und stimmten Rolle, in der Zivilgesellschaft auftritt.34 Bürgertugenden (wie Anm. 33), S.14–19. Für ein stetes Aushandeln der Tugenden Lohmanns Auffassung deckt sich mit derjenigen des Rechtswis- senschafters Daniel Thürer, die in dessen Abschiedsvorlesung 2010 wie in dessen Rede anlässlich der Jahresversammlung 2011 der Appenzellischen Gemeinnützigen Gesellschaft über Men- schenrechte, Bürgertugenden und neue Feudalismen zum Aus- 35 Daniel Thürer: Res publica: Von druck kommt.35 Für den Völkerrechtsprofessor steht an erster Menschenrechten, Bürgertugenden Stelle der Bürgertugenden die Fähigkeit zur Deliberation. Er und neuen Feudalismen. St.Gallen meint damit den Prozess des Argumentierens, der kritischen 2011. – Hanspeter Spörri: Der Staat. 36 Die Solidarität der Bürgerinnen Auseinandersetzung, des Abwägens und des Verhandelns. und Bürger. In: AJb 139 (2012), Thürers Einladung folgend steht es den Bürgerinnen und Bür- S.12–25. gern frei, an einem «patriotischen Tisch», der symbolhaft für 36 Thürer, Res publica (wie eine friedfertige, freiwillige und offene Gemeinschaft von Perso- Anm. 35), S.20–30. Spörri, Staat nen jedweder Provenienz steht, Platz zu nehmen und sich dort (wie Anm. 35), S.12–25. auf der Basis des eigenen Erfahrungsschatzes öffentlich zu äus- sern. In Erinnerung an Laurenz Zellwegers Worte werden Tu- genden durch Erziehung, Nachahmung guter Beispiele und Ge- wöhnung erworben. Zellwegers Plädoyer für die Förderung ei- ner wertbestimmten Erziehung und Bildung bei künftigen Ent- scheidungsträgerinnen und -trägern an einem von Partikular- interessen losgelösten und von der Vielfalt der anderen Partizi- pierenden geprägten Ort, ist heute aktuell. Die «Förderung der Volkswohlfahrt», die den Zweck gemeinwohlorientierter Ge- meinschaften umschreibt, könnte sich auf der Suche nach zeit- gemässen Formen des zivilgesellschaftlichen Engagements sol- chen Themen stellen. Vielleicht ist der eingangs geäusserte Ein- druck, dass sich ein Engagement nicht lohne und es nichts zu bewegen gäbe, dass alles kompliziert und ohnehin schon vorge- geben sei, u. a. auch damit verbunden, dass nicht nur der Staat, sondern auch freiwillige Gemeinschaften und Zusammen- schlüsse dazu neigen, alte und womöglich überholte oder nicht mehr konsensfähige Verpflichtungen mitzuziehen und die Er- kenntnis, dass Tugenden «durch Erfahrung und Überlegung 37 Seel, Wie gut sollen wir sein? stets neu justiert werden» müssen,37 ausser Acht zu lassen. Der (wie Anm. 14). Mensch für sich selbst und als Mitglied von Gemeinschaften ist aufgefordert, sich immer wieder kritisch zu befragen, immer wieder neue Formen des Aushandelns zu suchen und die Fähig- keit zur Erneuerung zu behalten. Das macht das Menschsein wie die aktive Rolle als Bürgerin und Bürger eines demokrati- schen Gemeinwesens abwechslungsreich, öffnet Möglichkeiten für Überraschendes und Unerwartetes, bedeutet aber auch Ar- beit, bedingt einen langen Atem und baut auf die stete Hoffnung. 62 Bürgerinnen und Bürger in der Res publica

Patriotismus im 21. Jahrhundert?

Malte C. Krugmann

«Patriotismus» und «Patriot» sind umstrittene Begriffe, in Deutschland sind sie vor allem auch historisch belastet. Spätes- tens nach dem Zivilisationsbruch durch den Nationalsozialis- mus waren sie für lange Zeit tabuisiert, wurde Patriotismus mit einer aggressiv-nationalistischen Machtpolitik identifiziert. Um so überraschender muss es aus heutiger Sicht erscheinen, dass Dolf Sternberger bereits 1947 wieder vom lebendigen Vaterland sprach1 – jener Dolf Sternberger, der dann 1979 den Begriff des 1 Dolf Sternberger: Begriff des «Verfassungspatriotismus» einführte, der sich spätestens An- Vaterlandes. In: Die Wandlung 2/6 fang der 1990er-Jahre als Konsensbegriff für die liberale Öffent- (1947), S.367–379. lichkeit in Deutschland etablierte. Als Loyalität gegenüber den Verfahren demokratischer Willensbildung und den im Grund- gesetz verbrieften Menschen- und Bürgerrechten gilt der Ver- fassungspatriotismus, insbesondere wie er letztlich von Jürgen Habermas formuliert wurde2, bis heute als konsensstiftend für 2 Jürgen Habermas: Staatsbürger- das nationale Selbstverständnis, zumal er auch eine Perspektive schaft und nationale Identität für den Weg Deutschlands zur offenen Republik und damit zu (1990). In: Ders.: Faktizität und Gel- tung. Beiträge zur Diskurstheorie einer Menschenrechtsnormen entsprechenden Einwande- des Rechts und des demokrati- rungs- und Migrationspolitik eröffnet. schen Rechtsstaates. Frankfurt/M 1992, S.632–660. Ein schwieriger Begriff Dennoch bleiben «Patriotismus» und «Patriot» unter Verdacht und wird über ihren politischen Bedeutungsgehalt gestritten – auf der Strasse, in der politischen Öffentlichkeit und in der Wis- senschaft. Rechtslastige bis rechtsradikale Populisten und De- magogen benutzen das Etikett «Patriotismus», um Verunsiche- rungen und Ängste der Menschen für ihre politischen Ziele zu instrumentalisieren. Während sich nicht wenige auf der ande- ren Seite des politischen Spektrums hierdurch in der Einschät- zung bestätigt sehen, dass Patriotismus immer schon gleichbe- deutend mit einem dumpfen nationalistischen Weltbild gewe- sen ist, veröffentlichen andere Publikationen mit beispielsweise 3 Robert Habeck: Patriotismus. Ein Titeln wie Patriotismus. Ein linkes Plädoyer oder Patriotismus – linkes Plädoyer. Gütersloh/Mün- 3 chen 2010. Der Autor ist Grünen- mehr als ein Gefühl. Der «Pop- und Party-Patriotismus» (Neue Chef in Schleswig-Holstein und ge- Zürcher Zeitung) der WM 2006 in Deutschland wurde von der hört seit kurzem der neuen Landes- allgemeinen Publizistik zunächst zwar etwas ungläubig beob- regierung an. – Matthias Greffrath: achtet, letztlich aber ganz überwiegend als neuer «unverkrampf- Patriotismus – mehr als ein Gefühl. ter Patriotismus» begrüsst. Kritische Stimmen gab es nur we- Deutschlandfunk, 3.10.2006. Der Autor gehört der SPD-Grundwerte- nige. Kein Jahr später wurden anlässlich des Erscheinens der kommission an und ist Mitglied neuesten Erhebungen zum Rechtsextremismus des Sozialwis- des Wissenschaftlichen Beirats von senschaftlers Wilhelm Heitmeyer Nationalismus, Chauvinis- attac. Bürgerinnen und Bürger in der Res publica 63

mus, Ausländerfeindlichkeit und Patriotismus in einen Topf ge- steckt. «Die Mär vom guten Patrioten» titelte die Süddeutsche 4 Süddeutsche Zeitung, 14.7.2007. Zeitung hierzu4, als hätte es die WM-Diskussion und die Quint- essenz aus ihr, dass der Patriotismus sich wieder einen Platz un- ter den politischen Leitbegriffen und Tugenden in Deutschland 5 So Eckhard Fuhr: Was ist des erobert habe5, nicht gegeben. Aber dies ist keineswegs allein ein Deutschen Vaterland? In: Aus Poli- deutsches Phänomen, auch beispielsweise in der internationa- tik und Zeitgeschichte 1–2/2007 len sozialwissenschaftlichen Diskussion stehen sich beide Posi- (2.1.2007), S.7. tionen gegenüber: In modernen Republiken habe sich der Pat- riotismus als Gegengift gegen nationalistische Strömungen er- wiesen, so z. B. das Argument auf der einen Seite, während auf der anderen der Patriotismus gemeinsam mit dem Nationalis- mus für innergesellschaftliche Ab- und Ausgrenzungsprozesse sowie aggressives aussenpolitisches Dominanzstreben verant- 6 Maurizio Viroli: For Love of wortlich gemacht wird.6 Country: An Essay on Patriotism Diese Situation ist Grund genug für Vereine, Organisationen, and Nationalism. Oxford 1997. Patriotische Gesellschaften, die sich gerade in Deutschland und Bernard Yack: The Myth of the Civic Nation. In: Critical Review 10/2 der Schweiz oft seit über hundert Jahren und länger praktisch (1996), S.193–212. Ders.: Can Patri- für die politische und soziale Entwicklung im Interesse der otism Save Us from Nationalism? Emanzipation der Menschen, des Gemeinwohls und einer re- Rejoinder to Viroli. In: Critical publikanisch-demokratischen Ordnung engagieren und sich Review 12/1–2 (1998), S.203–206. entsprechend als patriotisch verstehen, sich ihres Selbstver- ständnisses zu vergewissern. Das Patriotische ist in diesen Orga- nisationen meistens so selbstverständlich, dass ihre Mitglieder nichts Ehrenrühriges an ihm empfinden. Konfrontiert mit der Kritik, «patriotisch» sei doch eine Kampfparole der Neonazi- Szene, reagiert man daher meistens irritiert und ratlos. Der Weg heraus aus dieser Defensive und hin zu «patriotischen Perspek- tiven» führt notwendig über die kritische Selbstvergewisserung der eigenen Herkunft und die Reflexion des gewachsenen Selbstverständnisses. Die Bedeutungsgehalte von Patriotismus unterliegen dem historischen Wandel und waren zu verschiedenen Zeiten ganz unterschiedlich ausgeprägt. Die Funktionen des Patriotismus haben sich aber nicht nur in Abhängigkeit von sozialen und po- litischen Entwicklungen verändert, sondern sind auch in star- kem Mass abhängig von nationalen Faktoren: Der Charakter des Patriotismus hat nahezu in allen europäischen Ländern eine ei- gene spezifische Ausprägung und ist in keinen zwei Ländern gleich. Ausserhalb Europas verhält es sich nicht anders. Im Fol- genden kann und soll weder auf die gesamte nahezu 300-jährige Geschichte des neuzeitlichen europäischen Patriotismus-Be- griffs noch auf die unterschiedlichen nationalen «Patriotismen» eingegangen werden. Die Rekonstruktion der historischen Wur- zeln der aufklärerisch-patriotischen Tradition konzentriert sich aus naheliegenden Gründen zeitlich auf das 18. Jahrhundert und national auf Deutschland (Deutsches Reich) und die 64 Bürgerinnen und Bürger in der Res publica

Schweiz, in denen es bei aller Unterschiedlichkeit gewisse Pa- ra llelen der patriotischen Bewegungen gegeben hat. 7 Jakob Grimm u. Wilhelm Grimm: Die Wurzeln des neuzeitlichen Patriotismus Deutsches Wörterbuch. Bd.13. Leipzig 1889, Sp.1504,67. Als Beis- Der neuzeitliche Begriff des Patriotismus entstand im frühen piel für die erste Bedeutung wird 18. Jahrhundert als eigenständiges Konzept, noch bevor sich ein im Grimmschen Wörterbuch ein Nationalismus herausgebildet hatte. In seiner ursprünglichen Vers von Johann Peter Uz (1720– Bedeutung enthielt er nichts von einer aggressiven und sich aus 1796) angeführt: «der gröszte staat einem Überlegenheitsgefühl speisenden Abgrenzung eines Vol- ist schwach, der ungezählte heere, doch keine patrioten hat.»; für die kes, einer Nation gegenüber anderen. Im Deutschen tauchte zweite Bedeutung wird ein Zitat das Wort «Patriot» erstmals im späten 16. Jahrhundert auf und von Johann Micraelius (1597–1658) war den Gebildeten der frühen Aufklärungszeit geläufig. Es ist gegeben: in das Konsilium «kann abgeleitet vom französischen patriote, das «Vaterlandsfreund» niemand als eingesessene patrio- bedeutet, und vom mittelalterlich lateinischen pa tri ota, das ei- ten … angenommen werden.» nen «Einheimischen» oder «Landsmann»7 bezeichnet. In dem 8 Johann Heinrich Zedler: Grosses mit Abstand umfangreichsten enzyklopädischen Werk, das in vollständiges Universal-Lexikon Europa während des 18. Jahrhunderts entstanden ist, in Zedlers aller Wissenschaften und Künste (1732–1754). Bd. 26. Leipzig und Universallexikon, wird der Patriot 1740 als «ein rechtschaffene[r] Halle 1740, Sp. 1393. URL: www. Landes-Freund, ein Mann, der Land und Leuten treu und red- muenchener-digitalisierungszent- lich vorstehet, und sich die allgemeine Wohlfahrt zu Herzen ge- rum.de (Abfrage vom 8.8.2012). 8 hen lässet», beschrieben. Diese Definition knüpft an die Ur- 9 Ebd. In einem weiteren Eintrag sprungsbedeutung an, geht jedoch über sie hinaus und reflek- zum Wort «Patriot» wird ausser- tiert bereits die in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts verbrei- dem The Britiish Patriot angeführt: tete Verwendung des Begriffs «Patriot». In einem zweiten Ein- «PATRIOT (THE BRITTISH) ein Moralisches Wochen-Blat, so zu trag verzeichnet das Universallexikon das Wort als «Titel Mora- London 1731 seinen Anfang ge- lischer und Satyrischer Abhandlungen, von welchen zu Ham- nommen hat.» Ebd., Sp. 1394. burg in den Jahren 1724, 1725 und 1726 wöchentlich ein Blat […] 10 In den ersten neun Monaten ih- heraus gekommen sind», und wertet diese als «herrliche Mo- res Erscheinens steigt die Auflage nats-Schrift».9 der Wochenschrift von 400 auf 5000 Der Patriot ist eine der ersten Moralischen Wochenzeitschrif- Exemplare. Alle drei Jahrgänge wer- ten mit aufklärerischen Zielen auf dem europäischen Kontinent. den in vollem Umfang in der Zeit Sie ist in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts zugleich eine der bis 1765 viermal in Buchform nach- gedruckt (1728/29, 1737/38, 1746 erfolgreichsten ihrer Art und findet Verbreitung weit über Ham- und 1765). Vgl. Jürgen Rathje: Ge- burgs Stadtmauern hinaus in ganz Europa.10 Nach ihrem Vor- schichte, Wesen und Öffentlich- bild entstehen zahlreiche periodische Publikationen in Deutsch- keitswirkung der Patriotischen Ge- land und anderen europäischen Ländern, die sich in ähnlicher sellschaft von 1724 in Hamburg. In: Weise der Verbreitung und Propagierung patriotischer Tugen- Rudolf Vierhaus (Hrsg.): Deutsche Patriotische und Gemeinnützige den verschreiben. So sehr die, insbesondere frühe, Herausgabe Gesellschaften. München/Wolfen- des Hamburger Patrioten auch spezifisch lokalen Bedingungen büttel 1980, S.55, Anm. 18f. 11 geschuldet ist, so ist sie doch in erheblichem Mass Teil und 11 Zu den spezifisch gesellschaft- Ausdruck eines mindestens in den «gesitteten Ständen» Euro- lichen, sozialen und ökonomischen pas verbreiteten aufklärerisch-moralischen Engagements. In Verhältnissen in Hamburg in der seinem Kern kann das Programm des Hamburger Patrioten als ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts repräsentativ für die Zeit betrachtet werden. siehe Franklin Kopitzsch: Grund- züge einer Sozialgeschichte der «Patrioten müssen wir alle seyn», heisst es gleich in der vier- Aufklärung in Hamburg und Altona, ten Ausgabe über die selbst gesteckten Ziele und Aufgaben. «Pa- 2. erg. Aufl. Hamburg 1990, S.135– triot sey ein Mensch, dem es um das Beste seines Vaterlandes 215. Bürgerinnen und Bürger in der Res publica 65

ein rechter Ernst ist, der seinen Gott recht erkennet, das Predigt- Amt ehret, Wahrheit und Ordnung liebet, die Obrigkeit fürchtet, und dem gemeinen Wesen redlich zu dienen geflissen ist, auch zu dem Ende nicht allein selbst ein Patriot zu seyn, sondern zu- gleich, so viel an ihm ist, Patrioten zu machen, das ist, andere zu denen Pflichten, die sie Gott und dem Vaterlande schuldig sind, 12 Michael Richey und Barthold anzuweisen, suchet […].»12 Offenkundig in dem Selbstbewusst- Heinrich Brockes (Hrsg.): Der Pat- sein, selber ein Patriot und als solcher zur Mündigkeit berufen riot: Erstes Jahr. Neue und verb. und Vorbild für andere zu sein, richtet sich der Autor an seine Ausg. mit vollständigem Register. 3. Aufl. Hamburg 1747 [Erstausgabe Mitbürger mit dem Appell, es ihm gleich zu tun, indem auch sie 1724], St.4, S.29. sich in ihrer praktischen Lebensführung von Vernunft und Tu- gend leiten lassen, dem Gemeinwesen zu dessen allgemeiner Wohlfahrt und der Verbesserung der bürgerlichen Ordnung die- nen, anderen durch dieses patriotische Handeln ein Beispiel geben und so dazu beitragen, dass sich die Zahl der Patrioten ständig vergrössert. Der Autor versteht sich ausdrücklich als «christlicher Patriot»: Christliche Überzeugungen und «eine kluge[,] aus der gesunden Vernunft fliessende Sitten-Lehre» ge- hören für ihn zusammen. Seine Aufgabe sieht er jedoch allein in dieser «patriotischen Sittenlehre», der es um Bürgertugenden und das Wohl und Wehe «einer ganzen Republik» geht, für das es nicht nur «frommer, sondern zugleich kluger und gescheidter 13 Alle ebd., St.4, S.30f. Bürger», eben Patrioten, bedarf.13 Sie handeln weder aus Eigen- nutz noch Ruhmsucht, machen kein Aufhebens von ihrer Tu- gendhaftigkeit und sind aufgeklärt, vorurteilsfrei und unabhän- gig in ihrem Denken. Freilich bedürfte es keiner patriotischen Sittenlehre in aufklärerisch-erzieherischer Absicht, wenn nicht viele Mitbürger noch weit entfernt von patriotischer Tugendhaf- tigkeit wären und statt dessen «eingewurzelte Irrthümer, Miß- 14 Ebd., St.1, S.7f. bräuche und üble Gewohnheiten»14 ihre praktische Lebensfüh- rung bestimmten. Ebenso sieht der Autor des Patrioten zahlrei- che Missstände und Fehlentwicklungen innerhalb des Gemein- wesens und kritisiert die bestehenden gesellschaftlichen Zu- stände, ohne freilich damit die bürgerliche Ordnung in Frage stellen zu wollen. Im weiteren Verlauf des 18. Jahrhunderts dominiert der Be- griff «Patriot» in vielen Ländern Europas nicht nur die geistig- kulturelle, sondern auch die gesellschafts- und wirtschaftspoli- tische Diskussion. «Patriot» und «Patriotismus» werden zum Leitbild, zur Verpflichtung der politischen Aufklärung. Seine Tu- genden verpflichten den Patrioten angesichts von Mitbürgern und Verhältnissen, die nicht so sind, wie sie sein sollen, refor- merisch eindeutig tätig zu werden: Aus den Appellen der Früh- zeit wird zunehmend praktisches Handeln. Volksaufklärer, Pä- dagogen und Philanthropen popularisieren die patriotischen Tugenden in dem Bemühen, gerade auch den «mittleren und gemeinen Mann» zu erziehen und seine praktische Lebensfüh- 66 Bürgerinnen und Bürger in der Res publica rung zu bessern. Sie erhalten unmittelbare Unterstützung durch die Bewegung der patriotischen Gesellschaften, denen sie häu- fig selber angehören. Auch diese engagieren sich in der Volksauf- klärung und Volkserziehung, sie befördern aber vor allem auch «Patriotismus, Industrie und nützliche Thätigkeiten» durch kon- krete praktische Reformmassnahmen wie die Einrichtung von Elementarschulen, Waisenhäusern, Armenanstalten, «Erspa- rungskassen» oder auch die Einführung neuer Methoden in der Landwirtschaft, von Pockenimpfungen, Blitzableitern und Strassenbeleuchtung. Absicht und Zweck all dieser und ähnli- cher Massnahmen ebenso wie der Verbreitung von Bildung und Wissen sind die Verbesserung der gesellschaftlichen Verhält- nisse und die Beförderung allgemeinen Wohlstands. Getragen von der Überzeugung immer fortgehender Vervollkommnung der Menschheit gilt das Handeln dem bonum commune: Das Ziel der Patrioten ist die «allgemeine, gemeinschaftliche äußer- liche Glückseligkeit», die der «gemeinschaftliche Endzweck der Verbindung der großen bürgerlichen Gesellschaft» ist, wie der Hamburger Gymnasialprofessor Johann Moritz Heinrich Geri- cke 1782 formuliert.15 Und auf die Frage, worin denn diese «äu- 15 Johann Moritz Heinrich Geri- ßerliche gemeinschaftliche Glückseligkeit» besteht, hat Gericke cke: Versuch einer allgemeinen eine klare Antwort parat: «Der Zustand des Staats, wenn es ihm Abhandlung vom Patriotismus. Hamburg 1782, S.37. wohl gehet.»16 In der Wahl der Mittel, die Glückseligkeit menschlicher Ge- 16 Ebd., S.38. sellschaft zu erreichen, und im Verständnis der Pflichten des Einzelnen gegenüber dem Gemeinwesen unterscheiden sich Volksaufklärung und praktische Reformaktivitäten zunächst.17 17 Vgl. hierzu und zum Folgenden Um «Verstand und Tugend in die Welt zu bringen» (Christian Christof Dipper: Deutsche Ge- Wolf) setzen die frühen Volksaufklärer auf Bildung, Belehrung, schichte 1648−1789. Darmstadt 1997, S.188–199. Erziehung und gelegentlich auch Disziplinierung. Das nach ih- rem Verständnis in Unmündigkeit lebende «Volk» muss zu Mündigkeit und sittlicher Lebensführung gebracht, notfalls auch gezwungen werden, damit es seine notwendige Pflicht ge- genüber der Aufgabe der Gesellschaft – die Erlangung der Glück- seligkeit – erfüllen kann. In ethischer Hinsicht rangiert hier das Wohl der Gesellschaft, des Staats vor dem des Einzelnen. Den gemeinnützig-ökonomischen Reformern geht es dagegen mehr um die Autonomie und Selbsttätigkeit des Einzelnen. Für sie sind Freiheit, ungehinderte Entfaltung und freier Wille des Ein- zelnen entscheidend. Durch die Stimulierung des Selbstinteres- ses versprechen sie sich nicht nur eine wirkungsvolle Einübung von Tugenden wie Ordnung, Sparsamkeit und Gewerbefleiss, sondern auch die Herausbildung eines vernunftgeleiteten Han- delns, das zur Wahrung des Eigennutzes um Ausgleich mit den Interessen und dem Wohl der anderen, also der Allgemeinheit, bemüht ist. Der Kameralist Johann Heinrich Gottlob von Justi ist sich dieser Erwartung sicher, wenn er 1767 erklärt: «Ein jeder Bürgerinnen und Bürger in der Res publica 67

weiß, dass nur das eigene Interesse die Triebfeder des Fleißes ist, und wenn das fehlt, so kann man nur verdrossene und schlechte 18 Johann Heinrich Gottlob von Arbeit erwarten.»18 In dieser Moral kommt jenes grundlegende Justi: Oekonomische Schriften über Problem zum Ausdruck, dessen praktische Lösung für Kant eine die wichtigsten Gegenstände der zentrale Aufgabe der Staatsverfassung ist, wenn denn ein Fort- Stadt- und Landwirtschaft. Bd. 2. Neuaufl. 1767, zit. nach Dipper, schritt des gemeinschaftlichen wie individuellen Wohls mög- Deutsche Geschichte (wie Anm. 17), lich sein soll: nämlich eine Ordnung herzustellen und aufrecht- S.196. zuerhalten, in der die Menschen, obwohl sie ihren «selbstsüch- tigen Neigungen», ihren gegensätzlichen «Privatgesinnungen» folgen, «diese einander doch so aufhalten, daß in ihrem öffent- lichen Verhalten der Erfolg eben derselbe ist, als ob sie keine 19 Immanuel Kant: Zum Ewigen solche böse Gesinnung hätten».19 Diese Grundsituation, die Frieden. In: Ders.: Werke in zwölf Mandeville auf die kurze Formel «private vices public benefits» Bänden. Hrsg. v. Wilhelm Weische- bringt, impliziert, dass es Fortschritt allenfalls in der Legalität del. Bd. 11. Frankfurt/M 1967, S.223f. – Die Schriften von Kant und Rechtlichkeit gesellschaftlicher und staatlicher Ordnung, werden im Folgenden nach dieser aber kaum zu mehr Moralität gibt. Ausgabe zitiert: Kant, Werke, Bd. In Obwohl die grosse Mehrheit der Patrioten des 18. Jahrhun- Ausnahmefällen wird auf die Aka- derts ihre Ziele und ihr Handeln selber in moralischer Absicht demie Ausgabe der Sämtlichen versteht, sind sie dennoch eminent politisch. Die erwähnten ge- Weke Kants (Berlin, 1902ff.) als Quelle zurückgegriffen; in diesen meinnützigen Reformaktivitäten kommen nicht nur aus der Fällen ist die Zitierweise: Kant, AA, Mitte der Gesellschaft, sondern mit ihren Massnahmen und Bd. Die AA wird zitiert nach dem Modelleinrichtungen übernehmen die Patrioten und ihre So- Bonner Kant-Korpus. URL: www. zietäten Aufgaben, die in den Bereich staatlicher Zuständigkeit korpora.org/kant/ (Abfrage vom gehören. Sie überlassen damit real das gemeinschaftliche Wohl 8.8.2012). nicht mehr allein einem wohltätigen Monarchen oder Landes- vater, sondern nehmen es selber in die Hand. Sie wollen das Un- tertanendasein überwinden, sie wollen Einfluss und Teilhabe. Patrioten verstehen sich als Republikaner, denen «die Liebe der Freyheit, des Vaterlandes, der Gesetze, und die Vermaledeyung 20 Johann Georg Zimmermann: des Despotismus über alles gilt», wie der in Hannover lebende Vom Nationalstolze (1758). In: Schweizer Johann Georg Zimmermann in seiner 1758 veröffent- Sammlung der besten deutschen lichten Schrift Vom Nationalstolze formuliert.20 Sie ver stehen prosaischen Schriftsteller und sich als Staatsbürger im modernen Sinn, die Begriffe «Patriot», Dichter, 130. Teil. Karlsruhe 1783, «Republikaner» und «Staatsbürger» sind deckungsgleich und S.192. ihre Tugenden sind Bürgertugenden im prak tischen und umfas- 21 Vgl. Rudolf Vierhaus: senden Sinn, insofern sie sowohl das private als auch öffentliche «Patriotismus»-Begriff und Realität Handeln in seiner Gesamtheit umspannen.21 Ihr Verständnis einer moralisch-politischen Hal- tung. In: Vierhaus, Gesellschaften von «Vaterland» oder «Nation», der sie sich verpflichtet fühlen, (wie Anm. 10), S.17. folgt dabei Montesquieus Vorstellung, dass das, was einen Na- 22 Vgl. Rudolf Vierhaus: Montes- tionalcharakter ausmache, durch Gesetze, Sitten und Gebräuche 22 quieu in Deutschland: Zur Ge- geprägt werde. Der von Moses Mendelssohn hoch geschätzte schichte seiner Wirkung als politi- Philosoph Thomas Abbt gibt 1761 auf die selbst gestellte Frage scher Schriftsteller im 18. Jahrhun- «Was ist wol das Vaterland?» die Antwort: «Man kann nicht im- dert. In: Ders.: Deutschland im mer den Geburtsort allein darunter verstehen. Aber, wenn mich 18. Jahrhundert. Politische Verfas- sung, soziales Gefüge, geistige Be- die Geburt oder meine frye Entschließung mit einem Staat ver- wegungen. Ausgewählte Aufsätze. einigt, dessen heilsamen Gesetze ich mich unterwerfe; Geset- Göttingen 1987, S.9–32. zen, die mir nicht mehr von meiner Freiheit entziehen, als zum 68 Bürgerinnen und Bürger in der Res publica

Besten des ganzen Staates nöthig ist: alsdann nenne ich diesen Staat mein Vaterland.»23 In der Krünitzschen Enzyklopädie wird 23 Thomas Abbt: Vom Tode für das unter Heranziehung eines anonymen Beitrags aus den Jahrbü- Vaterland. Berlin 1761, S.17. chern der preußischen Monarchie vom August 1798 erläutert, dass «es ist nicht das Volk als Menschenzahl und Art, sondern […] der Verein [ist], der diese Menschenmasse zur Nation, zum Volke macht: Das Gesetz, die Verfassung.» Und dann weiter: «Der Patriot lebt eigentlich nur für die Verfassung.»24 24 Art. «Liebe». In: Johann Georg Selbstverständlich differenzieren sich Bedeutungsgehalt und Krünitz: Ökonomisch-technologi- Funktion des Patriotismus bereits während des 18. Jahrhun- sche Encyklopädie. Bd. 78. Berlin 1807, S.435. URL: www.kruenitz. derts aus und sind bis zu einem gewissen Grad abhängig vom uni-trier.de/ (Abfrage vom jeweiligen Standort des Autors ebenso wie von der sozialen und 8.8.2012). politischen Entwicklung. «Vaterland» kann, vor allem in Deutschland, Österreich und der Schweiz, eine Stadt, ein einzel- ner Staat und – vor allem in Frankreich und Grossbritannien – eine ganze Nation sein; nicht selten weitet es sich auch zu einem Weltbürgertum aus.25 Die eher konservativ gesinnten Patrioten 25 Bereits der Autor des Patrioten wollen eine Verbesserung der sozialen und politischen Verhält- charakterisiert sich als ein Mensch, nisse vorrangig durch Erneuerung der historischen reichs- und der «die gantze Welt als sein Vater- land, ja als einzige Stadt, und sich landesständischen Ordnung statt durch einen neuen republika- selber als einen Verwandten oder 26 nischen Verfassungsstaat. Auch die Verfechter des letzteren Mit-Bürger aller anderen Men- wollen letztlich keinen Umsturz, sondern erwarten von schen ansieht». Der Patriot, Erstes aufgeklärt-absolu tis tischen Regierungen eine reformerische Jahr (1724), Nr. 1, S.1, Anm. 6. und legitime, d. h. aus gemeinsamer Willensbildung hervorge- 26 Ein prononcierter Vertreter gangene Gesetzgebung, die die Menschen- und Bürgerrechte dieser Richtung ist beispielsweise sichert und gewährleistet, dass allein das Recht und keine Will- Friedrich Carl von Moser, der in seinen einschlägigen Schriften – kür mehr über die Bürger herrscht. Obwohl auch die Protago- Von dem Deutschen national-Geist nisten dieses stärker aufgeklärt-reformerischen Patriotismus (1765) und Patriotische Briefe häufig als Ratsherren, Beamten, Professoren und Geistliche sel- (1767) – einen reichsbezogenen Pa- ber den Staat repräsentieren, geraten gerade sie schon früh im- triotismus vertritt. mer wieder in Konflikt mit der Obrigkeit27 und gehen mit der 27 Bereits im ersten Jahr seines Er- zunehmenden Politisierung der Aufklärung (vor allem im Ge- scheinens (1724) sieht sich Der Pat- folge der Französischen Revolution) auf kritische Distanz zum riot in einem offenen Streit mit der Kirche der Stadt, die in dessen Be- Staat und seinen Organen. Es ist das aufklärerisch-patriotische mühungen, auf die praktische Le- Verständnis von Freiheit und menschlicher Würde, sich seines bensführung der Bürger pädago- eigenen Verstandes bedienen zu müssen, um selbst bestimmen gisch Einfluss zu nehmen, einen zu können, was man tun soll, das die Patrioten zwingt, auf Ge- Angriff auf ihre moralische Autori- setzen aus freier Übereinkunft der Staatsbürger zu beharren und tät sieht. Beispielhaft hierfür sind auch die obrigkeitlichen Repressio- die freie öffentliche Meinungs- und Willensbildung gegen jede nen gegen die Helvetische Gesell- Form obrigkeitsstaatlicher Bevormundung zu verteidigen. Sie schaft ab Mitte der 1760er-Jahre. sind daher keineswegs bloss zufällig wichtige Promotoren und Vgl. hierzu Ulrich Im Hof: Die Hel- Träger der neu entstehenden politischen Öffentlichkeit und be- vetische Gesellschaft 1761–1798. stimmen die Regeln der öffentlichen Meinungsbildung im In: Vierhaus, Gesellschaften (wie Anm. 10), S.223–240. Sinne aufgeklärter Vernunftsprinzipien: Überwindung der Vor- urteile, Sachverstand, Begründung der Argumente, öffentliche Überprüfung und Kritik der Argumente und Gegenargumente sowie Toleranz gegenüber unterschiedlichen Auffassungen. Bürgerinnen und Bürger in der Res publica 69

Diese Vernunftsprinzipien, das kritische Engagement für eine Verbesserung der sozialen und politischen Verhältnisse sowie der Rekurs auf die zeitgenössische Menschenrechtsdiskussion (auch in der Zeit nach der Französischen Revolution!) sind allen Patrioten unabhängig von ihrer Ausrichtung im Einzelnen ge- meinsam. Verbinden tut sie jedoch auch die Kritik am unechten und aufgesetzten «Patriotismus», am «Patriotismus» als Ca- mouflage und blosser Modeerscheinung. Wie ein roter Faden zieht sich die Auseinandersetzung mit geheuchelten patrioti- schen Gesinnungen und deren Geisselung durch die patrioti- schen Schriften des 18. Jahrhunderts. Verbreitet sind zudem Klagen über zu viele Vaterländer und Patriotismen, aber auch über zu wenig Vaterlandsliebe in Deutschland. So vermisst bei- spielsweise der konservative Friedrich Carl von Moser «bey dem gemeinen Deutschen eine solche national-Denkungsart, eine allgemeine Vaterlandsliebe […], wie man sie bey einem Britten, 28 Friedrich Carl von Moser: Von Eydgenossen, Niederländer, oder Schweden etc. antrifft».28 Kri- dem Deutschen national-Geist. tisiert wird andererseits auch der beschränkte Horizont man- O. O. 1765, S.13. cher Vaterlandsliebe. Johann Georg Zimmermann, der in seiner Schrift Vom Nationalstolze subtile Überlegungen zu den Gefah- ren und zum Nutzen nationaler Eigenliebe anstellt, stellt bei- spielsweise sarkastisch fest: «Die Liebe des Vaterlandes ist frei- lich in vielen Fällen mehr nichts als die Liebe eines Esels für 29 Zimmermann, Vom National- seinen Stall.»29 Und spätestens nach der Französischen Revolu- stolze (wie Anm. 20), S.119. tion beklagen nicht wenige in Deutschland, dass nicht mehr klar auszumachen sei, wofür der Patriotismus stehe. Christoph Mar- tin Wieland bringt dies auf den Punkt, wenn er resümiert: «Ich habe seit einigen Jahren so viel Schönes von Deutschem Patrio- tismus und Deutschen Patrioten rühmen gehört, […] daß ich […] wohl wünschen möchte, auch ein Deutscher Patriot zu werden. An gutem Willen mangelt es mir ganz und gar nicht: nur habe ich es bisher noch nicht so weit bringen können, mir von dem, was man einen Deutschen Patrioten nennt […] einen deutlichen 30 Christoph Martin Wieland: und rechtgläubigen Begriff zu machen.»30 Ueber Deutschen Patriotismus. Be- Wieland reiht sich bereits in den 1780er-Jahren in den Chor trachtungen, Fragen und Zweifel der patriotischen Kritiker unechter und schwärmerischer Spiel- (1793). In: Ders.: Sämtliche Werke. Bd. 31: Vermischte Schriften. Leip- arten des Patriotismus ein. Nach seiner Auffassung glaubten die zig 1857, S.246. Schwärmer, das Vaterland liesse sich schon errichten, wenn nur der eigene Wille dazu vorhanden wäre. Dagegen wendet Wie- land ein: «Kein Mensch in der Welt kann Alles, was er will, es sey 31 Christoph Martin Wieland: Pat- denn, daß er weise genug ist, nichts zu wollen, als was er kann.»31 riotischer Beitrag zu Deutschlands An dieser Einsicht mangele es jedoch den überschwänglichen höchstem Flor, veranlaßt durch ei- Vaterlandsfreunden, weil sie die politischen Realitäten in nen im Jahr 1780 gedruckten Vor- schlag gleichen Namens. In: Ders.: Deutschland ausblendeten: «Unsere Staatsverfassung […] ist es, Sämtliche Werke. Bd. 30: Ver- welche jedem Vorschlage, jeder Bestrebung, die auf allgemeines mischte Schriften (Leipzig, 1857), Nationalbestes, allgemeinen Nationalruhm, allgemeine Natio- S.362. nalreformen abzweckt, im Wege steht. […] Sie ist es, weswegen 70 Bürgerinnen und Bürger in der Res publica die Deutschen nie als ein Volk denken und handeln, nie das, was man im moralischen Sinne National-Uniform nennen könnte, haben werden.»32 Diese Nachteile, so Wieland weiter, würden 32 Ebd., S.364. allerdings durch einen «einzigen unschätzbaren Gewinn» mehr als aufgewogen, den er darin sieht, dass bei Fortbestand der ge- gebenen Staatsverfassung kein zivilisiertes Volk in der Welt «ei- nen höhern Grad menschlicher und bürgerlicher Freiheit genie- ßen und vor allgemeiner auswärtiger und einheimischer, politi- scher und kirchlicher Unterjochung und Sklaverei sicherer sein wird, als die Deutschen»33. Deutscher Patriotismus könne des- 33 Ebd., S.365. wegen nichts anderes sein, «als Liebe der gegenwärtigen Verfas- sung des gemeinen Wesens und aufrichtiges Bestreben, zur Er- haltung und Vervollkommnung derselben Alles beizutragen, was jeder nach seinem Stande, Vermögen und Verhältnisse zum Ganzen dazu beizutragen fähig ist»34. Wielands Kritik am reali- 34 Ebd., S.361. tätslosen Patriotismus zielt letztlich darauf ab, dass dieser sich auf eine selbst ernannte Willensgemeinschaft beruft, für die nur noch der eigene Wille Gesetz ist und die gegen jedes Hinterfra- gen ihrer Überzeugungen immun ist. Wohin derart dezisionisti- sches Wollen führt, das nicht nur den Patriotismus für seine Zwecke funktionalisieren kann, sondern auch an politische Träumereien innerhalb der Aufklärung anknüpft, ist heute hin- reichend bekannt. Im Gefolge der Französischen Revolutionen gewinnt im letz- ten Jahrzehnt des 18. Jahrhunderts die Frage nach einer zeitge- mässen Ausgestaltung der Staatsverfassung in den patrioti- schen Schriften stark an Bedeutung und wird im Vergleich zur Zeit vor der Revolution sehr viel offener behandelt. Die franzö- sischen Ereignisse verlangen nicht nur nach einer Parteinahme in die eine oder andere Richtung, sondern sie drängen vor allem auch auf praktische Schlussfolgerungen aus den verfassungs- rechtlichen Implikationen, die von Anfang an der politischen Aufklärung und damit auch der patriotischen Programmatik eingeschrieben sind. Diese Schlussfolgerungen werden von ei- nem Philosophen formuliert, der nicht aktiv an der patrioti- schen Bewegung beteiligt ist und mit seiner konsequenten poli- tischen Philosophie in den 1790er-Jahren eine Minderheiten- position einnimmt35: Immanuel Kant. 35 Vgl. hierzu Dipper, Deutsche Bereits in den 1770er-Jahren formuliert er im Zusammen- Geschichte (wie Anm. 17), S.315. hang mit Arbeiten an seiner Anthropologie zum Verhältnis der Nationen bzw. Völker untereinander: «Weil es eine Absicht der Vorsehung ist, dass Völker nicht zusammenfließen, sondern durch zurücktreibende Kraft unter einander im Konflikte sein, so ist der Nationalstoltz und Nationalhaß zu Trennung der Na- tionen nothwendig. […] Dieses ist der Mechanismus in der Welt- einrichtung, welcher uns instinktmäßig verknüpft und abson- dert. Die Vernunft gibt uns andrerseits das Gesetz, das, weil Bürgerinnen und Bürger in der Res publica 71

Instinkte blind sein, sie die Tierheit an uns zwar dirigieren, aber durch Maximen der Vernunft müssen ersetzt werden. Um des- willen ist dieser Nationalwahn auszurotten, an dessen Stelle Pa- 36 Immanuel Kant: Reflexionen triotism und Cosmopolitism treten muss.»36 Der Patriotismus ist zur Anthropologie (ca. 1773/75). für Kant also der Garant gegen den Nationalwahn – allerdings In: AA, Bd.15, Refl.1353, S.590f. nur in direkter Verknüpfung mit dem Kosmopolitismus. Kant definiert «patriotisch» im Gegensatz zu «despotisch»: Eine des- potische Regierung ist für ihn durch fehlende Gewaltenteilung gekennzeichnet; er bezeichnet sie auch als «väterliche Regie- rung», weil sie auf dem Prinzip des Wohlwollens gegen das Volk basiert und die «Untertanen als unmündige Kinder […] sich bloß passiv zu verhalten genötigt sind». Demgegenüber wird ein Staat patriotisch – «vaterländisch» wie Kant auch sagt – regiert, der «seine Untertanen zwar gleichsam als Glieder einer Familie, doch zugleich als Staatsbürger, d.i. nach Gesetzen ihrer eigenen Selbständigkeit, behandelt, jeder sich selbst besitzt und nicht vom absoluten Willen eines Anderen neben oder über ihm ab- 37 Immanuel Kant: Über den hängt»37. Gemeinspruch, In: Werke, Bd.11, Kant erörtert das Konzept des Patriotismus im Kontext seiner S.145f. Herleitung der Prinzipien des republikanischen Staates – Frei- heit, Gleichheit, Selbständigkeit – aus den Menschenrechtsprin- zipien. Patriotismus und Republikanismus sind für ihn aufs engste miteinander verknüpft. Insofern der Staat seinen Bür- gern die Menschen- und Bürgerrechte garantiert, können die Bürger eine patriotische Loyalität zu ihrem Staat entwickeln: «Patriotisch ist nämlich die Denkungsart, da ein jeder im Staat (das Oberhaupt desselben nicht ausgenommen) das gemeine Wesen als mütterlichen Schoß, oder das Land als den väterli- chen Boden, aus und auf dem er selbst entsprungen, und wel- chem er auch so als ein teures Unterpfand hinterlassen muß, 38 Ebd., S.146. betrachtet […].»38 Das zweite Konzept, das für Kant gemeinsam mit dem Patri- otismus den Nationalwahn abwehrt, ist der Kosmopolitismus, dessen Bedeutungsgehalt er allerdings für die Erfordernisse ei- 39 Vgl. Seyla Benhabib: Kosmopo- nes modernen Rechtsstaates weiterentwickelt.39 Ausgehend litismus und Demokratie: Von Kant von der Überzeugung, dass mit der republikanischen Staatsver- zu Habermas. In: Blätter für deut- fassung noch keineswegs die «Bösartigkeit der men schlichen sche und internationale Politik 40 54/6 (2009), S.67. Natur im freien Verhältnis der Völker» zivilisiert wird, bedarf es zur dauerhaften Abschaffung des Krieges auch einer globalen 40 Immanuel Kant: Zum ewigen Rechtsordnung. Kant unterscheidet hier zwischen Völkerrecht, Frieden. In: Werke, Bd. 11, S.210. das «auf einen Förderalism freier Staaten gegründet sein» soll,41 41 Ebd., S.208. und Weltbürgerrecht – ius cosmopoliticum –, das die Beziehun- gen zwischen Menschen und ausländischen Staaten betrifft, in- sofern diese «als Bürger eines allgemeinen Menschen staates anzusehen sind». Zwischen Staatsrecht, Völkerrecht und Welt- bürgerrecht be steht für Kant ein zwingender Zusammenhang: Ist auch nur eines nicht erfüllt, d. h. befindet sich in einem vor- 72 Bürgerinnen und Bürger in der Res publica rechtlichen Zustand, dann fällt das ganze Gebäude zusammen und «würde damit der Zustand des Krieges verbunden sein»42. 42 Ebd., S.203 Anm. Anders als für den innerstaatlichen Rechtszustand sieht Kant für eine republikanische Ordnung auf der Ebene der Völker keine Sanktionsgewalt zur Rechtsbewahrung und -durchset- zung vor. Vielmehr tritt an die Stelle der «positiven Idee einer Weltrepublik nur das negative Surrogat eines den Krieg abweh- renden […] und sich immer ausbreitenden» Völkerbundes43. 43 Ebd., S.213. Selbst dieser, so Kant, ist aber noch besser als eine Universalmo- narchie mit ihrem Drang zu Hegemonie nach aussen und ihrem «seelenlosen Despotism» im Inneren.44 Zwar bleibt die Souverä- 44 Ebd., S.225. nität der Mitglieder dieses Bundes unangetastet, gleichwohl setzt er – mindestens der Idee nach – der Entstehung absoluter Machtvollkommenheit eines einzelnen Staates Grenzen. Kant erweitert nun das Weltbürgerrecht um einen neuen As- pekt: «Das Weltbürgerrecht» – so formuliert er in Zum ewigen Frieden – «soll auf Bedingungen der allgemeinen Hospitalität 45 Ebd., S.213. eingeschränkt sein.»45 Das ist keine Frage von Philanthropie, 46 Ebd. sondern es geht um Recht: «das Recht eines Fremdlings, seiner 47 Ebd., S.214. Ankunft auf dem Boden eines anderen wegen, von diesem nicht 48 Immanuel Kant: Metaphysik der 46 feindselig behandelt zu werden.» Es handelt sich um kein Sitten, In: Werke, Bd. 8, S.476. Gastrecht, sondern um ein Besuchsrecht, das allen Menschen in 49 Ebd. einem fremden Land bzw. Staat zusteht. Das für den republika- nischen Staat bindende Recht, einen Ausländer temporär auf- 50 Kant, Metaphysik der Sitten (wie Anm. 48), S.429. zunehmen, solange er sich «friedlich verhält», und ihn nicht ab-, d. h. auszuweisen, wenn ihm dadurch ein Schaden an Leib und 51 Siehe hierzu Seyla Benhabib: Seele («sein Untergang») entstünde, leitet Kant aus folgenden Die Rechte der Anderen. Ausländer, Migranten, Bürger. Frankfurt/M. Prämissen her: Alle Menschen haben ein Recht, sich zu Ge- 2008, S.43 u. 47. meinschaften zusammenzutun, «sich zur Gesellschaft anzubie- 47 48 52 Kant, Zum ewigen Frieden (wie ten» . Als «Erdbürger» haben alle Menschen einen gemein- Anm. 40), S.216. In der Metaphysik schaftlichen Besitz der Oberfläche der Erde und ursprünglich der Sitten (wie Anm. 48), S.476, be- hatten alle das gleiche Zugangsrecht zu jedem Ort der Erde; da- schreibt Kant den Sachverhalt, an ran ändert sich auch dem Grunde nach durch die Bildung von den er hier anknüpft, mit folgenden Staaten nichts. Da die Oberfläche der Erde aufgrund ihrer Ku- Worten: «Je dichter die Besiedelung und lebhafter der Verkehr werden, gelgestalt endlich ist, können sich die Menschen «nicht ins Un- desto häufiger geschieht es, daß endliche zerstreuen», sondern müssen sich gegenseitig dulden Übel und Gewalttätigkeit, an einem und miteinander auskommen,49 wodurch ihre «äußere Freiheit» Ort unseres Globs, an allen gefühlt eingeschränkt ist50. Diese letzte Prämisse begründet entschei- wird.» dend das Weltbürgerrecht, dessen Kern das Recht ist, die Gesell- 53 Kant, Metaphysik der Sitten Vi- schaft anderer Menschen zu suchen.51 Es ist ein unmittelbares gilantius. In: AA, Bd. 26, 2, 1, S.674. Recht einzelner Menschen gegenüber fremden Staaten und de- 54 Kant, Metaphysik der Sitten ren Bürgern. Und es handelt sich schliesslich keineswegs um (wie Anm. 48), S.587f. eine bloss «phantastische und überspannte Vorstellungsart des 55 Kant, Anthropologie in pragma- Rechts», denn angesichts der wachsenden Gemeinschaft der tischer Absicht. In: Werke, Bd. 12, Völker wird «die Rechtsverletzung an einem Platz der Erde an S.685f. allen gefühlt». Die «Idee des Weltbürgerrechts» ist daher eine 56 Kant, Metaphysik der Sitten «notwendige Ergänzung des ungeschriebenen Kodex, sowohl Vigilantius (wie Anm. 53), S.673f. Bürgerinnen und Bürger in der Res publica 73

Medaille des Hamburger Kupferste- des Staats- als Völkerrechts zum öffentlichen Menschenrechte chers Christian Fritsch (1695–1769) überhaupt, und so zum ewigen Frieden», an den sich die recht- auf der Titelseite der Wochenschrift liche Verfasstheit in ihrer Gesamtheit nur unter dieser Voraus- Der Patriot; hier in der Version des 52 Nachdrucks von 1765. Links der setzung kontinuierlich annähert. Kopf des Cosmopolites Sokrates, da- Kosmopolitismus und Patriotismus bilden für Kant notwen- runter die Jahreszahl 1726. Rechts dig komplementäre Konzepte, weil sie in praktischer Absicht sind Minerva, die Göttin der Weis- unterschiedliche Ebenen des Systems von Staatsverfassung, heit, der Stadt, des Handwerks, Ge- Völkerrecht und Weltbürgerrecht repräsentieren, die wiederum werbes sowie der Dichter und Lehrer, und die Nymphe Amalthea, in der innerlich zwingend aufeinander aufbauen. Der Mensch als Welt- Mythologie u.a. eine Ziege, aus de- und Erdenbürger, der «Kosmopolit», muss «in der Anhänglich- ren Horn Nektar und Ambrosia ge- keit für sein Land Neigung haben, das Wohl der ganzen Welt zu flossen sein sollen und die daher für befördern».53 An dem Wohl eines Menschen «nur nach der all- den Überfluss steht, abgebildet. gemeinen Menschenliebe Anteil» zu nehmen, ist das kleinste Civium felicitati | PATRIOTA 54 HAMB[urgensis] heisst «der Ham- Interesse, das man ihm entgegenbringen kann. Die Loyalität burger Patriot befördert die Glückse- des Patrioten gilt der republikanischen Verfassung seines Ge- ligkeit der Bürger der Stadt». meinwesens, dem er sich zugehörig fühlt, in dessen spezifisch historisch gewachsener Ausprägung, denn die (republikani- sche) Regierungs- oder Verfassungsform ist als solche in ihrer allgemeinen Gestalt keinem einzelnen Volk vorbehalten. Seine Bestrebungen zur Beförderung von Freiheit, Gleichheit und Selbständigkeit und damit des inneren Friedens seines Staates ebenso wie seine Anhänglichkeit und sein konkretes Wohlwol- len für seine Mitbürger können nur gelingen, wenn sie zugleich an dem «regulativen Prinzip» zwischenstaatlicher Ordnung ori- entiert werden, dem die Idee einer «allgemein fortschreitenden Koalition» aller Menschen und Staaten «in eine weltbürgerliche Gesellschaft (cosmopolitismus)» zugrundeliegt.55 Eine Haltung, die Gegensätze zwischen einer partikularen Gruppe oder eines einzelnen Gemeinwesens einerseits und der Menschheit ander- seits postuliert, widerspricht dem Patriotismus.56 74 Bürgerinnen und Bürger in der Res publica

Während das kantische Patriotismusverständnis und das der patriotischen Bewegung des 18. Jahrhunderts im Prinzip eng beieinander liegen, verhält es sich mit dem Kosmopolitismus anders. Schon früh schreiben sich Patrioten den Kosmopolitis- mus auf ihre Fahnen. Bemerkenswertes Beispiel hierfür ist die Hamburger Wochenschrift Der Patriot, auf deren Titelseite schon 1726 eine Medaille abgebildet ist, die auf der einen Seite den Kopf von Sokrates und über ihm das Wort «COSMOPOLI- TES» zeigt.57 Der Kosmopolitismus ist in den patriotischen Wo- 57 Montaigne berichtet in seinem chenschriften ein häufig wiederkehrender Topos und die be- Essay Über die Knabenerziehung reits erwähnte Feststellung des Autors des Patrioten, die ganze von Sokrates: «Sokrates wurde ge- fragt, was seine Heimat sei. Er ant- Welt sei sein Vaterland, ist nicht untypisch. Ein solcherart abs- wortete nicht ‹Athen›, sondern: ‹die trakt-universalistischer Standpunkt ist mit Kants Kosmopolitis- Welt›. Er, dessen Geist reicher und mus allerdings schwerlich vereinbar, denn nach der Idee des ausgreifender war, als der aller an- Weltbürgerrechts haben die Menschen sowohl ein Vaterland als deren, umfing das Universum wie auch einen Weltbezug. Nicht weniger problematisch sind Verse seine Vaterstadt, und seine Er- kenntnisse, sein Wohlwollen und wie die folgenden: «Wer nur sein Vaterland, und Fremde nicht, sein Gemeinsinn galten dem gan- verehrt, | Ist keiner Vaterstadt und keines Lebens werth, | Ja, der zen Menschengeschlecht – im Un- verdienet selbst bey Fremden zu verderben, | Der lebt für sich terschied zu uns, die wir nur auf allein, und soll verlassen sterben.»58 Vermutlich glaubt der Au- unsere Füsse blicken.» Michel de tor mit diesem Bekenntnis seine Weltoffenheit zu dokumentie- Montaigne: Essais. Frankfurt/M. 1998, S.86. ren, aber das Gegenteil ist der Fall, denn letztlich verweigert er dem Fremden das Besuchsrecht. 58 [Barthold Joachim Zinck (Hrsg.)]: Der Bewunderer. Ham- burg 1741f., Bl. 1–53, zit. nach Hol- Aspekte eines universellen Patriotismus ger Böning: Das ‹Volk› im Patriotis- Die Wirkmächtigkeit der kantischen politischen Philosophie mus der deutschen Aufklärung. und Staatstheorie bis ins 21. Jahrhundert lässt sich eindrucks- URL: www.goethezeitportal.de/db/ voll u. a. an der amerikanisch-europäischen «Kant-De bat te» ab- wiss/epoche/boening_volk.pdf lesen, die durch die Ereignisse des 11. September 2001 und ihre (Version vom 02.08.2004), S.10. Folgen ausgelöst wurde.59 Sich an den Grundprinzipien der his- 59 Die Stationen dieser Debatte bis torischen europäischen Aufklärung als Leitidee für die Zukunft 2004 sind im Einzelnen dargelegt zu orientieren, macht jedoch nur dann Sinn, wenn die Frage bei Manfred Geier: Aufklärung. Das europäische Projekt. Hamburg nach den Möglichkeiten von Aufklärung unter den Bedingun- 2012, S.233–244. gen der eigenen Gegenwart geklärt wird. Eine umstandslose Übernahme des Denkens der historischen Aufklärung läuft nicht nur Gefahr, ihre kritischen Intentionen zu verfälschen, sondern trägt letztlich auch wenig zum Verstehen der Gegen- wart bei. Vor dem Hintergrund der Ausführungen des vorheri- gen Abschnitts sollen im Folgenden einige Prinzipien eines auf- geklärten universellen Patriotismus unter heutigen Bedingun- gen dargestellt werden. Im Gegensatz zum verbreiteten Gebrauch des Begriffs «Patri- otismus», der vorwiegend in der Zuschreibung einer mehr oder weniger adaptiven Haltung oder Gesinnung besteht, meint das Patriotismusverständnis gemeinwohlorientierter Organisatio- nen, die sich in der Tradition der Aufklärung begreifen, heute ein selbstbestimmtes und selbstgewähltes Handeln in gesell- Bürgerinnen und Bürger in der Res publica 75

schaftlicher Verantwortung. Dieses konkretisiert sich in seinen praktischen Zielen und Gegenständen in der beständigen kriti- schen Auseinandersetzung mit den aktuellen Entwicklungen in Gesellschaft, Politik und Staat. Handlungsleitend sind Begrün- dungen und Bewertungen, die das Ergebnis eines mündigen Gebrauchs des eigenen Verstandes sind – und eben keine Affir- mation herrschender Verhältnisse. Die Einheit von Reflexion und Handeln ist konstitutiv für den universellen Patriotismus. Der definitive und verbindliche Bezugsrahmen für die Refle- xion und das Handeln sind die universellen Normen der Frei- heit, Gleichheit, Autonomie und Menschenwürde sowie eine demokratische Ordnung, die mit der Gewährleistung der Men- schen- und Bürgerrechte die Voraussetzung schafft, dass diese Normen für den Einzelnen und für alle gleichermassen Geltung haben. Ihnen und der Demokratie gelten die Achtung und Wert- schätzung des universellen Patriotismus, ihnen ist er verpflich- tet und für ihre Verwirklichung engagiert er sich. Dabei orien- tiert er sich an der konkreten Ausprägung der universellen Men- schenrechte sowie der Bürgerrechte des Landes und der lokalen 60 Siehe Jürgen Habermas im Auf- Gemeinschaft.60 Die Motivation für die Reflexion und das Han- satz Vorpolitische Grundlagen des deln resultiert aus der jeweiligen Diskrepanz zwischen den uni- demokratischen Rechtsstaates? versellen Normen und ihrer tatsächlichen Umsetzung in den (2005). Dort heisst es u.a.: «Entge- gen einem weit verbreiteten Miss- jeweiligen Verhältnissen. verständnis heißt ‹Verfassungspat- Für die Freiheit des Einzelnen gilt uneingeschränkt die riotismus›, dass sich die Bürger die Grundbedingung, dass sie dort ihre Grenze hat, wo sie zu Lasten Prinzipien der Verfassung nicht al- des und der anderen geht. Heute kommt jedoch aus patrioti- lein in ihrem abstrakten Gehalt, scher Perspektive entscheidend eine weitere Grenze hinzu: Der sondern konkret aus dem ge- schichtlichen Kontext ihrer eigenen Gebrauch von Freiheit – individuell wie kollektiv! – darf nicht die nationalen Geschichte zu eigen natürlichen Lebensgrundlagen des Menschen zerstören und machen.» Ausserdem betont Ha- muss aus der Einsicht in die grundlegende Gemeinsamkeit der bermas in diesem Zusammenhang, Menschen mit der übrigen Natur vereinbar mit der Bewahrung dass es «im eigenen Interesse des der natürlichen Welt sein. Zukunftsoffene Zivilität und Lebens- Verfassungsstaates [liege], mit allen kulturellen Quellen schonend um- stile sollen diesen Schutz ebenso wie die ökologische und kultu- zugehen, aus denen sich das Norm- relle Diversität und den sozialen Ausgleich fördern. Freiheit zu bewusstsein und die Solidarität von leben, die Unabhängigkeit zu haben, eine eigene Wahl treffen zu Bürgern speisen.» In: Ders.: Zwi- können, sowie Achtung und Mitgefühl, auf die jeder den glei- schen Naturalismus und Religion: chen Anspruch hat, zu erfahren, setzen anderseits soziale und Philosophische Aufsätze. Frankfurt/M. 2005, S.111 u. 116. materielle wie auch immaterielle Mindestbedingungen voraus. Menschen, die in Armut leben und von sozialer Ausgrenzung betroffen sind, sind de facto von Freiheit ausgeschlossen und ihnen wird die elementare Würde vorenthalten. Der universelle Freiheits- und Gleichheitsanspruch impliziert deswegen in con- creto immer Solidarität und Gemeinsinn der Stärkeren mit den und für die Schwächeren. Der Kampf gegen Armut, benach- teiligende Lebenslagen und soziale Diskriminierung sind daher ebenso wie der Einsatz für die Wahrung der sozialen Rechte und das beständige Aushandeln der konkreten Ausge- 76 Bürgerinnen und Bürger in der Res publica staltung des Gemeinwohls fester Bestandteil des universellen Patriotismus. Die demokratische Rechtsordnung und die demokratischen Verfahren zur kollektiven Willensbildung sind die Vorausset- zungen für die Freiheit und Selbstbestimmung des Einzelnen und der Gesellschaft insgesamt, indem sie die Gleichheit aller als Staatsbürger herstellen, ansonsten aber die Verschiedenheit der Menschen als Privatpersonen akzeptieren. Demokratisches Recht in Verbindung mit dem staatlichen Gewaltmonopol ge- währleistet die Durchsetzung dieser Gleichheit und der Gren- zen der Freiheit auf der Basis demokratischer Legitimität. Dem Anspruch nach ist Demokratie ein beständiger und offener Aus- handlungsprozess. Dieser findet nicht nur auf sehr unterschied- lichen Ebenen und zwischen einer Vielzahl von Akteuren statt, sondern ist mit hoch komplexen Sachverhalten und Problem- stellungen befasst. Das Funktionieren von Demokratie ist daher heute auf die vom Staat unabhängige Selbstorganisation der Bürger in freiwilligen Assoziationen, Vereinigungen und Zu- sammenschlüssen angewiesen, die in ihrer pluralen Gesamt- heit die Zivilgesellschaft bilden. Am Gemeinsinn und Gemein- wohl ausgerichtete patriotische Assoziationen sind aktiver Teil dieser Zivilgesellschaft und Träger zivilgesellschaftlicher Ver- antwortung. Patriotisches Handeln ist daher in der Mitte der Gesellschaft verankert und einer kritischen Öffentlichkeit und kollektiven Deliberation, möglichst breiter sozialer und politi- scher Partizipation und der Stärkung lokaler Entscheidungspro- zesse verpflichtet. Die entsprechenden Verfahren und Gover- nance-Modi erfordern eigene Formen der Rationalität und müssen allen, die von ihren Entscheidungen betroffen sind, Be- teiligungsmöglichkeiten, Gleichheit und Freiheit garantieren. Zivilgesellschaftliche Organisationen und Verfahren sind je- doch nicht demokratisch legitimiert. So sehr sie Bestandteil der demokratischen Deliberation sind, können sie die repräsenta- tive demokratische Willensbildung und Rechts wahrung nicht ersetzen. Dieses ist auch deshalb nicht der Fall, weil sowohl Par- tizipation als auch die Zivilgesellschaft teilweise ausgrenzende Wirkungen haben und daher nicht per se den Ansprüchen von Gleichheit, Würde und Solidarität genügen. Partizipative zivil- gesellschaftliche Projekte und Verfahren wie zivilgesellschaftli- che Organisationen selber müssen immer wieder auf ihre In- halte und Ziele, Methoden und Rationalitäten sowie ihre exklu- siven und inklusiven Wirkungen hin bewertet werden. «Demokratische Identität, unser demokratisches ‹Wir›, ent- steht nicht im Konsens, der immer implizit bleiben kann, son- dern im expliziten Konflikt, der beide Seiten verbindet.»61 Von 61 Christoph Möllers: Demokratie – «Wir» sprechen Menschen dann, wenn sie Bindungen zu ande- Zumutungen und Versprechen. ren und zu Gruppen haben. Die Voraussetzungen für Bindun- Berlin 2009, S.13. Bürgerinnen und Bürger in der Res publica 77

gen sind Vertrauen, selbstgewählte Verpflichtungen für gemein- same Ziele und Verantwortung füreinander und für das «ge- meine Wesen». Dieses «Wir», also Gemeinschaft, kann eine Stadt, eine Region oder ein Land sein, entscheidend sind die konkreten Erfahrungen und Auseinandersetzungen zwischen Menschen an konkreten Orten. Gemeinschaft entsteht aus dem Prozess gemeinsamer Bearbeitung von Differenzen und Kon- flikten, in dem die Einzelnen Bindungen untereinander entwi- ckeln und doch ihre Eigenständigkeit wahren. Nicht zufällig ha- ben gerade deliberative Verfahren besonders identitätsstiftende 62 Vgl. hierzu Richard Sennett: Der Wirkungen.62 Das «Wir» ist freilich ambivalent: Es drückt nicht flexible Mensch: Die Kultur des nur Zugehörigkeit und Gemeinschaft aus, sondern auch Ab- neuen Kapitalismus. Berlin 1989, wehr gegen die Welt draussen. Kants Diktum, «daß Übel und S. 187–203. Sennett kommt auf- grund seiner Analyse globalisierter Gewalttätigkeit, an einem Ort unseres Globs, an allen gefühlt Arbeitsformen und -organisation wird» und sein Vermächtnis, die Verbindung zwischen lokaler zu folgendem Ergebnis: «Eine der und globaler Entwicklung von Recht und Moral zu wahren, ha- unbeabsichtigten Folgen des mo- ben heute angesichts der globalen ökologischen, wirtschaftli- dernen Kapitalismus ist die Stär- chen und arbeitsmarktpolitischen Interdependenzen mehr Ak- kung des Ortes, die Sehnsucht der Menschen nach der Verwurzelung tualität den je. Sie sind aber auch durch nationalistische und in einer Gemeinde. All die emotio- universalistische Exzesse in der jüngeren Geschichte als dauer- nalen Bedingungen modernen hafte Mahnung in unser Bewusstsein eingeschrieben. Ange- Arbeitens beleben und verstärken sichts der politischen Katastrophen des 20. Jahrhunderts lassen diese Sehnsucht […].» Gemein- sich die Augen heute und zukünftig nicht davor verschliessen, schaft entsteht aus Konflikten, «in- dem die Beteiligten es lernen, ein- dass ein einmal erreichtes Niveau von Zivilität keine Garantie ander zuzuhören und aufeinander gegen einen jederzeit möglichen Rückfall in die Barbarei bietet. einzugehen, obwohl sie ihre Diffe- Nicht nur deswegen ist der Fortschrittsoptimismus der Aufklä- renzen sogar noch deutlicher emp- rung heute kein vertretbarer Entwurf mehr. Hannah Arendt, die finden.» Ebd., S.189f. ja auch konkret erfahren musste, in welcher Weise der Verlust der nationalen Rechte auch zum Verlust der Menschenrechte führt, hat dennoch an der kantischen Hoffnung auf eine Annä- herung an eine «weltbürgerliche Verfassung» festgehalten: «Man urteilt immer als ein Mitglied einer Gemeinschaft, geleitet von seinem gemeinschaftlichen Sinn, seinem sensus communis. Doch letztendlich ist man Mitglied einer Weltgemeinschaft durch die einfache Tatsache, ein Mensch zu sein; das ist unsere ‹weltbürgerliche Existenz›. Wenn man urteilt und wenn man in politischen Angelegenheiten handelt, so soll man sich an der Idee, nicht der Tatsächlichkeit des Weltbürger-Seins und damit 63 Hannah Arendt: Das Urteilen. auch des Weltbetrachter-Seins orientieren.»63 Texte zu Kants Politischer Philoso- Die «Welt draußen» ist heute in allen europäischen Gesell- phie. München/Zürich 2012 [Erst- schaften so unmittelbar präsent wie nie zuvor: Im Gefolge welt- ausgabe 1970], S.117. weiter Migrationsprozesse ist es zu einer verstärkten Zuwande- rung aus allen Bereichen der Welt und zu einem dauerhaften Anstieg der Zahl hier lebender Ausländerinnen und Ausländer gekommen, die ihre eigenen lebensweltlichen Vorstellungen, kulturellen Traditionen und politischen Überzeugungen mit- bringen. Die entstandene Vielfalt der Lebensformen, die ethni- 78 Bürgerinnen und Bürger in der Res publica schen, religiösen und kulturellen Differenzen, werden jedoch von Einheimischen häufig als Bedrohung empfunden und das «Wir» wird zur Ablehnung und Ausgrenzung von Immigranten eingesetzt. Diese Fremdenangst und Fremdenfeindlichkeit ha- ben vorrangig soziale Ursachen: Überwiegend sind die zuwan- dernden Fremden Arme, die mit einkommensschwachen und prekär beschäftigten Einheimischen um Arbeitsplätze und Wohnungen konkurrieren, so dass letztere dann mit Verweis auf ihre nationale Zugehörigkeit eine politische Sicherung ihres be- scheidenen Besitzstandes einfordern. Diese Situation nutzen Rechtspopulisten u. a. in Deutschland (z. B. Thilo Sarrazin), den Niederlanden (z. B. Gert Wilders) und der Schweiz (z. B. Refe- rendum gegen Minarette) als Aufhänger für ihre aggressiv aus- länderfeindlichen und offen diskriminierenden Kampagnen. Sie bedienen sich dabei kulturalistischer Ideologien, nach de- nen die Identität von Individuen allein an die Kultur ihrer ethni- schen Herkunft gebunden sei und durch diese determiniert werde, wodurch kein Austausch zwischen Gruppen unter- schiedlicher Kulturen möglich sei. Sie sehen sich in ihrer Ableh- nung jeder Form von Integration sowie in ihrer Ausgrenzung und Abwertung von Fremden durch die Vorstellung von einem Kulturkampf zwischen «westlicher» und «islamischer» Kultur bestätigt. Der politische Kulturalismus enthält deutlich rassisti- sche Züge, auch wenn der Begriff «Rasse» von seinen Verfech- tern vermieden wird («Rassismus ohne Rasse»). Kulturalistische Ideologien richten sich unmittelbar gegen die demokratische Ordnung und ihre zentralen Prinzipien der Freiheit, Gleichheit, Autonomie und Menschenwürde sowie auch gegen ihre Offenheit für bewusste, legitime Veränderun- gen. Sie sind eine Kampfansage an die Demokratie. Dagegen reklamiert das Konzept des Multikulturalismus für sich, den An- forderungen der Integration in einer Weise zu entsprechen, die den Ansprüchen von Freiheit, Liberalität und Toleranz gerecht wird, indem der Multikulturalismus für eine mehr oder weniger gleichberechtigte Koexistenz verschiedener Kulturen in einem Land eintritt. Damit sitzt er jedoch demselben Fehler wie die Kulturalisten auf: Kulturelle Vielfalt daraus herzuleiten, dass jede Gruppe nun mal ihre eigene Herkunft, ihr eigenes Erbe habe, heisst kollektive kulturelle Identitäten zu verabsolutieren, den Angehörigen ethnischer Gruppen die Freiheit der eigenen Lebensgestaltung zu nehmen und in letzter Konsequenz nur die Alternative zwischen bedingungsloser Anpassung oder gar kei- ner zuzulassen. In der Realität geht es bei dem möglichst unge- störten Nebeneinander unterschiedlicher ethnischer, religiöser und kultureller Gruppen vor allem um Sonderrechte zum «Schutz» und zur Stärkung spezifischer Gruppenanliegen. Da Menschen in der Regel vielfache Identitätsbezüge und Loyalitä- Bürgerinnen und Bürger in der Res publica 79

ten haben, wird das Dilemma des Multikulturalismus-Konzepts in der Praxis schnell deutlich: Besondere kulturelle Schutzbe- stimmungen für eine Gruppe lassen beispielsweise Frauen oder Schwule, die ihr angehören, schutzlos gegenüber Misshandlun- gen oder Diskriminierungen durch Mitglieder der eigenen Gruppe. Die Praxis der Integration ist ein entscheidender Test für die Demokratie einer Gesellschaft und vor allem für die Standards ihrer politischen und moralischen Selbstverständigung. Auf der Grundlage der Komplementarität von Patriotismus und Kosmo- politismus sind für den universellen Patriotismus die Differen- zierung und Vermittlung von lokalen Bedingungen und univer- sellen Ansprüchen handlungsleitend für die Bearbeitung und Förderung von Prozessen der Integration. Ausgangspunkt ist die kosmopolitische Norm, wie sie Kant mit dem ius cosmopoliti- cum formuliert hat und wie sie heute im Kern in internationa- lem Recht und nationalen demokratischen Verfassungen kodi- 64 Z. B. Allgemeine Erklärung der fiziert ist64: Alle Menschen als Mitglieder der einen Weltgesell- Menschenrechte (1948), Genfer schaft haben ein Recht, in freier Entscheidung miteinander Flüchtlingskonvention (1951) oder agieren zu können und überall Schutz zu geniessen, unabhän- Europäische Konvention zum Schutze der Menschenrechte und gig von ihrem partikularen Staatsbürgerrecht. Diese Norm ist Grundfreiheiten (1950). heute um das Recht auf Zugehörigkeit und politische Teilhabe zu erweitern.65 Einwanderern das Recht auf politische Inklusion 65 Vgl. hierzu und zum Folgenden Benhabib, Die Rechte der Anderen zu verweigern, heisst sie von den universellen Prinzipien der (wie Anm. 51), S.134–143. Freiheit, Gleichheit und Solidarität auszuschliessen. Abgesehen von Merkmalen, die ein Einwanderer selber zu verantworten hat, kann es dafür unter demokratischen Voraussetzungen keine Gründe geben – erst recht dann nicht, wenn er im Aufnah- meland mit Pflichten belegt wird oder gar in ihm geboren ist. Eingewanderte sind in Einwanderungsländern keine Fremden sondern Inländer. Allerdings befindet jeder Staat über die Aus- gestaltung von Aufnahme, Zugehörigkeit und Bürgerstatus von Einwanderern im Rahmen souveräner demokratischer Ent- scheidungen selber. Ein solcher Prozess ist dadurch immer auch von einer partikularen kulturellen und nationalen Identi- tät geprägt. Hieraus ergibt sich ein Spannungsverhältnis zwi- schen universellen Menschenrechten und der spezifischen «ethischen Imprägnierung» (Jürgen Habermas) einzelstaatli- cher Rechtsordnungen. In diesem Spannungsverhältnis sind die Rechte und Ansprüche von Einwanderern im Rahmen der demokratischen Meinungs- und Willensbildung sowie zivilge- sellschaftlicher Auseinandersetzung kontinuierlich und immer 66 Vgl. ebd., S.52 u. 55. wieder auszuhandeln.66 Für die Aufnahme und Zugehörigkeit von Immigranten in der aufnehmenden Gesellschaft sind die Grundprinzipien ihrer de- mokratischen Ordnung – also in ihrem spezifischen und univer- sellen Gehalt – entscheidend. Einwanderer sind als Staatsbürger 80 Bürgerinnen und Bürger in der Res publica freie und gleiche Mitglieder der Gesellschaft. Sie haben die glei- chen Rechte und Pflichten wie alle anderen Bürger auch, für sie gelten positiv wie negativ keine anderen Grenzen wie für alle anderen auch. Die Gleichheit aller Bürger bedeutet freilich keine Gleichartigkeit, sie schafft gerade die Voraussetzungen für die gegenseitige Achtung gegenüber Differenzen – gegenüber unterschiedlichen Lebensformen, Überzeugungen, Wahrneh- mungen und Verhalten. Für diese Unterschiede spielen die kul- turelle Herkunft und Zugehörigkeit der Menschen ohne Zweifel eine grosse Rolle, woraus jedoch in keiner Weise folgt, dass diese schicksalhafte und nie veränderbare Determinanten gesell- schaftlichen Verhaltens sind. Fordert eine religiöse Minderheit Rechte ein, die allen zustehen, wie z. B. in Deutschland der Bau eines Gebetshauses, so ist dies keine Frage von mehr oder weni- ger Multikulturalität, sondern der Durchsetzung geltenden Rechts. Wo Aspekte spezifischer kultureller oder religiöser Prak- tiken das öffentliche Leben tangieren und die Rechte anderer beeinträchtigen (z. B. die Kleidung von Lehrkräften und Schü- lern in öffentlichen Schulen), müssen in einem deliberativen Prozess hierfür Regeln entwickelt und als solche in demokrati- scher Verantwortung ausgewiesen werden. Die Toleranz endet dort, wo die Grenzen der Freiheit missachtet und gegen legitime Regeln verstossen wird. Innerhalb dieser Grenzen gilt die Frei- heit des Einzelnen und bestehen die verschiedenen Lebensfor- men und Gruppen gemeinsamer Herkunft oder Religionszuge- hörigkeit gleichberechtigt nebeneinander. Dies kann auch Rückzug oder gar Abgrenzung zur Gesellschaft insgesamt be- deuten. Darin liegt jedoch per se zunächst nichts Negatives und daraus können keine Abstriche an der Existenzberechtigung ei- ner Gruppe abgeleitet werden. Die Integration des Fremden ist ein langwieriger, wider- sprüchlicher und vor allem konfliktreicher Prozess, der allen, den Immigranten wie den Einheimischen, viel abverlangt und der alles andere als gradlinig verläuft, sondern durch eine Dia- lektik von Annäherung und Abgrenzung gekennzeichnet ist. Differenzen und Konflikte sind auch hier entscheidend: Die Konfrontationen zwischen Einwanderungskulturen und der heimischen Kultur erzwingen sowohl die Abgrenzung aus Selbstbehauptung als auch die Auseinandersetzung mit der je- weils anderen und der eigenen Kultur. Für Einwanderer, die pa- rallel ja auch neue zusätzliche Loyalitäten entwickeln, führt dies irgendwann zu einem Entscheidungsprozess, an dessen Ende sie in der traditionalen Herkunftswelt verbleiben oder sich von ihr abwenden oder sogar bewusst mit ihr brechen. Bei aller An- näherung und auch neuen Bindungen ausserhalb der Her- kunftsgemeinschaft bleiben in allen Fällen auch hier Konflikte und Differenzen bestehen. Nicht zuletzt sie liefern sowohl für Bürgerinnen und Bürger in der Res publica 81

die Einwanderungskulturen als auch für die Mehrheitskultur das produktive Potenzial dafür, dass sie ihre Überlebensfähig- keit und Vitalität «durch den Entwurf von Alternativen zum Bis- herigen oder durch Integration fremder Impulse – bis hin zum 67 Jürgen Habermas: Die Einbezie- Bruch mit eigenen Überlieferungen» bewahren.67 hung des Anderen. Studien zur In der oben zitierten Passage von Hannah Arendt ist die Rede politischen Theorie. 2. Aufl. vom sensus communis, dem gemeinschaftlichen Sinn, der jeden Frankfurt/M. 1997, S.260. mit einer Gemeinschaft verbindet. Arendt nimmt hier Bezug auf Kant, der aus dem sensus communis das Prinzip der «erweiter- ten Denkungsart» als Maxime des «gemeinen Menschenver- standes» entwickelt hat. In der Kritik der Urteilskraft heisst es hierzu: «Unter dem sensus communis […] muß man die Idee ei- nes gemeinschaftlichen Sinnes, welches in seiner Reflexion auf die Vorstellungsart jedes anderen in Gedanken (a priori) Rück- sicht nimmt, um gleichsam an die gesamte Menschenvernunft sein Urteil zu halten, und dadurch der Illusion zu entgehen, die aus subjektiven Privatbedingungen, welche leicht für objektiv gehalten werden könnten, auf das Urteil nachteiligen Einfluss 68 Immanuel Kant: Kritik der Ur- haben würde.»68 Die erweiterte Denkungsart, das erweiterte Ur- teilskraft. In: Werke, Bd. 10, S.389. teilen setzt die Teilhabe an einer Gemeinschaft voraus, ohne sie ist wiederum keine Kommunikation möglich: Wir können nur kommunizieren, wenn wir fähig sind, vom Standpunkt der An- deren zu denken; nur dann können wir sie erreichen und so 69 Vgl. Arendt, Das Urteilen sprechen, dass sie uns verstehen.69 Das beschreibt treffend die (wie Anm. 63), S.109–114. Grundanforderung der Interaktion zwischen Nicht-Einheimi- schen und Einheimischen: die gemeinsame Welt zu gestalten, indem wir sie jeweils mit den Augen der anderen zu verstehen suchen und daraus konkretes Handeln ableiten. Das ist nicht mit Empathie zu verwechseln, gegen die schon Kant die erwei- terte Denkungsart abgegrenzt hat. Vielmehr geht es darum, jen- seits von Vorurteilen und mehr oder weniger latenten Diskrimi- nierungen eine Kommunikation herzustellen, die im gegensei- tigen Respekt Gemeinsamkeiten ermöglicht und Gegensätze verhandelbar macht. Arendt hat von der erweiterten Denkungs- art eine Verbindung zu Kants Überlegungen über eine vereinte, in ewigem Frieden lebende Menschheit hergestellt: Der Zu- stand ewigen Friedens war für Kant nicht allein deswegen er- strebenswert, weil es dann keine kriegerischen Auseinanderset- zungen mit all ihren zivilisatorischen Rückschlägen mehr geben würde, sondern er war für ihn auch die notwendige Vorausset- zung für eine möglichst grosse Ausbreitung der erweiterten Denkungsart und das heisst des Erreichens höchster Zivilisie- 70 Vgl. ebd., S.115. rung.70 Damit ist der Bogen vom sensus communis, vom Ge- meinsinn, zum Weltbürgerrecht als handlungsleitende Idee ge- schlagen.

2. Chroniken und Nekrologe 84 Landeschronik Appenzell Ausserrhoden

Landeschronik von Appenzell Ausserrhoden für das Jahr 2011 Jürg Bühler, Herisau

Das politische Jahr 2011 stand für Appenzell Auf kantonaler Ebene ist die Wahl des SVP- Ausserrhoden im Zeichen der Wahlen auf eid- Regierungsrats Hans Diem zum Landammann genössischer Ebene und der Wahl von Hans zu erwähnen. Der Herisauer obsiegte in der Altherr, Trogen, zum Ständeratspräsidenten für Wahl gegen den SP-Regierungsrat Matthias das Jahr 2012. Die freisinnige Nationalrätin Ma- Weishaupt, Teufen. Hans Diem ist damit der rianne Kleiner, Herisau, verzichtete im Herbst erste Ausserrhoder Landammann, der nicht auf eine erneute Kandidatur. Sie war 2003 als aus den Reihen der FDP stammt. – Der Aus- einzige Vertreterin Ausserrhodens in die serrhoder Kantonsrat befasste sich auch 2011 Grosse Kammer gewählt worden und hat sich mit einer Vielzahl von Geschäften. Von grosser in den acht Jahren ihres Wirkens in Bern mit Wichtigkeit war die Umsetzung der Revision ihrer sachbezogenen Arbeit in Kommissionen des Krankenversicherungsgesetzes im Bereich und im Parlament über die Parteigrenzen hin- der Spital- und Pflegefinanzierung und die da- aus Respekt verschafft. Marianne Kleiner war mit verbundene Verselbständigung des Spital- während 17 Jahren auf der politischen Bühne verbunds mit den Spitälern Herisau und Hei- aktiv. Vor ihrem Nationalratsmandat gehörte den sowie dem Psychiatrischen Zentrum in sie neun Jahre der Ausserrhoder Regierung an Herisau. Das ebenfalls verabschiedete Gesetz und diente Land und Volk auch als Frau Land- über das neue Kindes- und Erwachsenen- ammann. Zu ihrem Nachfolger im Nationalrat schutzrecht bringt grosse Veränderungen, wer- wählten die Ausserrhoderinnen und Aus- den doch verschiedene Aufgaben in diesem serrhoder den von der FDP vorgeschlagenen Bereich von den Gemeinden auf die Ebene des 31-jährigen Andrea Caroni aus Grub (Abb.4). Kantons verschoben. – Erwähnt seien schliess- Der sich ebenfalls zur Wahl stellende SVP-Re- lich auch noch die Übernahme des Präsidiums gierungsrat Köbi Frei, Heiden, unterlag seinem der Internationalen Bodenseekonfernz (IBK) jungen Kontrahenten überraschend deutlich. durch Landammann Hans Diem sowie das Chancenlos waren der CVP-Kandidat Max Na- grosse Juli-Unwetter im Appenzeller Hinter- dig, Herisau, und der vom «Grünen Appenzel- land, welches zwischen Herisau und Säntis lerland» portierte Samuel Büechi, Trogen. – Schäden in der Höhe von über 10 Mio. Franken Die Bestätigung des freisinnigen Hans Altherr, verursachte und neben dem Strassenverkehr Trogen, als Vertreter Ausserrhodens im Stände- auch den Bahnbetrieb erheblich beeinträch- rat war eine reine Formsache. Wenige Wochen tigte. nach seiner Wiederwahl wurde Hans Altherr in Bern zum neuen Ständeratspräsidenten ge- Eidgenössische Abstimmungen wählt. Damit krönte der Trogner seine politi- Auf eidgenössischer Ebene hatten die Stimm- sche Karriere, die 1976 im Gemeinderat seiner berechtigten im Jahr 2011 neben den eidgenös- Wohngemeinde begann und ihn dann über das sischen Wahlen lediglich über eine Sachvor- Regierungsratsamt bis in den Ständerat führte. lage zu entscheiden. Dem neuen Ständeratspräsidenten wurde am 7. Dezember in Trogen ein würdiger Empfang bereitet, in dessen Verlauf die Volksverbunden- 13. Februar Ja Nein heit, aber auch die Eloquenz und der Humor Initiative des Trogners zum Ausdruck kamen (Abb.7/8). «Für den Schutz vor Waffengewalt» 7 284 11 999 Landeschronik Appenzell Ausserrhoden 85

Der Ausgang der Abstimmung über die Volks- überregionaler Kultureinrichtungen war ein initiative «Für den Schutz vor Waffengewalt» engagierter Abstimmungskampf vorausgegan- deckte sich mit dem gesamtschweizerischen gen. Zehn Gemeinden lehnten die Vereinba- Ergebnis. In Ausserrhoden wurde die Initiative, rung ab, zehn stimmten ihr zu. Den grössten die verlangte, dass Armeewaffen nicht mehr zu Ja-Stimmen-Anteil lieferte mit fast 63 Prozent Hause aufbewahrt werden dürfen, mit 62 Pro- die Gemeinde Teufen, am deutlichsten verwor- zent abgelehnt, auf schweizerischer Ebene sag- fen wurde die Vereinbarung in Hundwil mit 68 ten 56 Prozent der Stimmenden Nein. Prozent Nein-Stimmen. – Keine Opposition er- wuchs dem Kredit von 2,15 Mio. Franken für Eidgenössische Wahlen Verbesserungen im Spital Heiden, darum wa- Bedingt durch den Rücktritt der freisinnigen ren die deutliche Annahme und Ja-Mehrheiten Ausserrhoder Nationalrätin Marianne Kleiner in allen Gemeinden keine Überraschung. kam es im Herbst zu einem engagierten Kampf um die Nachfolge für den einzigen Ausserrho- Kantonale Wahlen der Sitz in der Grossen Kammer in Bern. Die Bei den Erneuerungswahlen am 13. Februar FDP setzte mit dem 31-jährigen Anwalt Andrea wurden alle sieben Regierungsmitglieder wie- Caroni, Grub, auf eine unverbrauchte Kraft. Die dergewählt. Bei der Landammannwahl ob- SVP portierte Regierungsrat Köbi Frei, die CVP siegte der von der SVP portierte Hans Diem trat mit dem früheren Herisauer Gemeinderat (52,2 Prozent) vor dem SP-Kandidaten Mat- Max Nadig an und Samuel Büechi, Trogen, thias Weishaupt (47,8 Prozent). In 13 Gemein- wurde vom «Grünen Appenzellerland» nomi- den erhielt Hans Diem mehr Stimmen und in niert. Allgemein war mit einem Kopf-an-Kopf- sieben Gemeinden lag Matthias Weishaupt Rennen zwischen Caroni und Frei gerechnet vorne. Hans Diem ist der erste nichtfreisinnige worden. Die Wahl von Andrea Caroni fiel dann Ausserrhoder Landammann (Abb.2). Die Neu- aber überraschend deutlich aus. wahl war notwendig geworden, weil Landam- mann Jakob Brunnschweiler aufgrund der gel- Andrea Caroni 8 970 Stimmen tenden Amtszeitbeschränkung zurücktreten Köbi Frei 5 312 musste. Max Nadig 1 840 Samuel Büechi 1 114 Jakob Brunnschweiler (FDP) 14 401 Stimmen Keine hohen Wellen warfen die Ständerats- Hans Diem (SVP) 14 101 als Landammann 8 879 wahlen. Der sich zur Wiederwahl stellende frei- Rolf Degen (FDP) 14 684 sinnige Hans Altherr, Trogen, wurde mit 14 672 Jürg Wernli (FDP) 14 605 Stimmen gewählt. Köbi Frei (SVP 14 060 Marianne Koller (FDP) 14 319 Kantonale Abstimmungen Matthias Weishaupt (SP) 14 578 als Landammann 7 799 Die Ausserrhoder Stimmberechtigten mussten 2011 an der Urne lediglich über zwei kantonale Ganz im Schatten der Landammannwahl stan- Vorlagen abstimmen. den am 13. Februar die Gesamterneuerungs- wahlen für das Obergericht, die höchste rich- 13. Februar Ja Nein terliche Instanz im Kanton, in das neu auch das Lastenausgleich mit dem Kanton St.Gallen 9 146 8 743 Verwaltungsgericht integriert ist. Den Stimm- 23. Oktober berechtigten lag eine Liste mit den erforderli- Kredit für Verbesserung im Spital Heiden 14 554 2 848 chen 18 Kandidatinnen und Kandidaten vor. Der Abstimmung über die interkantonale Ver- Elf Personen gehörten dem Obergericht bereits einbarung über den Lastenausgleich mit dem bisher an, sieben wurden neu gewählt. Die Ge- Kanton St. Gallen im Bereich bedeutender wählten: Ernst Zingg, Aline Auer-Mezener, 86 Landeschronik Appenzell Ausserrhoden

Christian Nänny, Regula Eugster-Luder, Mar- Neuerungen steigenden Krankenkassenprä- kus Joos, Martin Engler, Susanne Rohner- mien zum Thema. Regierungsrat Matthias Staubli, Ernst Graf, Simon Graf, Corinne Spiller, Weishaupt schätzte den Aufschlag bei den Prä- Roger Krapf (alle bisher); Rudolf Aebischer, mien auf drei bis vier Prozent; die jährlichen Beat Dick, Walter Kobler, Patrik Louis, Bern- Mehrausgaben für den Kanton belaufen sich hard Oberholzer, Samuel Plachel und Hanspe- auf 4,6 bis 11,7 Mio. Franken. Der Aufwand für ter Wick Fischer (alle neu). Planungsaufgaben und Controlling etwa werde Bei den Gesamterneuerungswahlen in den massiv wachsen. Die Änderungen, eine Folge Kantonsrat am ersten April-Sonntag (2. Wahl- der Teilrevision des eidgenössischen Kranken- gänge am 15. Mai) blieb die Sitzverteilung sta- versicherungsgesetzes (KVG) im Jahre 2007, bil. Mit 24 Mandaten bildet die FDP weiterhin werden ab 2012 wirksam. Im Gesundheitswe- die stärkste Fraktion, dicht gefolgt von der Frak- sen spielt dann ein regulierter Markt. Die Pati- tion der Parteiunabhängigen mit 22 Sitzen. Die entinnen und Patienten haben ab nächstem SVP konnte ihre zehn Sitze halten, während die Jahr freie Spitalwahl; diese soll – zusammen mit SP einen Sitz gewann und jetzt fünf Mandate der Einführung der Fallpauschale (SwissDRG – hat. Die CVP konnte ihre drei Sitze im Kantons- Swiss Diagnosis Related Groups) – den Wettbe- rat verteidigen, die EVP verlor von ihren zwei werb unter den Leistungsanbietern fördern. Sitzen einen. Die Wahl der 19-jährigen par- Trotzdem laufen die Fäden weiterhin bei den teiunabhängigen Maturandin Anna Eugster Kantonen zusammen: Von ihnen verlangt das aus Speicher ins Kantonsparlament war das revidierte Krankenversicherungsgesetz eine bemerkenswerteste Ergebnis der Gesamter- umfassende Planung. Die vom Kantonsrat ver- neuerungswahlen. abschiedete Teilrevision des Ausserrhoder Ge- sundheitsgesetzes bildet die Grundlage dafür. Kantonsrat Und mit dem neuen Spitalverbundgesetz wan- Der Kantonsrat hat sich an sieben Sitzungsta- delt er den Spitalverbund (SVAR) von einer Ab- gen mit einer Vielzahl von Geschäften ausein- teilung der kantonalen Verwaltung in eine selb- andergesetzt. Im Zentrum standen dabei die ständige öffentlich-rechtliche Anstalt um. Dem Umsetzung der Revision des Krankenversiche- SVAR gehören die Spitäler Heiden und Herisau rungsgesetzes im Bereich der Spital- und Pfle- sowie das Psychiatrische Zentrum Appenzell gefinanzierung, die Verselbständigung des Spi- Ausserrhoden (PZA) an. Er wird ab 2012 folgen- talverbunds sowie die Vorlage zur Umsetzung den fünf privaten Kliniken im Kanton gleichge- des neuen Kindes- und Erwachsenenschutz- stellt: Berit Paracelsus Klinik AG, Niederteufen; rechts. Mit der Teilrevision des Energiegesetzes Hirslanden Klinik Am Rosenberg AG, Heiden; sowie dem Zwischenbericht des Regierungsra- Klinik Gais AG, Gais; Rheinburg-Klinik AG, tes zur Analyse der Gemeindestrukturen von Walzenhausen; Augenklinik Dr. med. Aldo Appenzell Ausserrhoden befasste sich das Kan- Scarpatetti, Teufen. Der Rat sagte in erster Le- tonsparlament mit zwei weiteren wichtigen sung Ja zu beiden Vorlagen. Er baute für sich Geschäften. aber eine grössere Kontrollmöglichkeit durch Die anstehenden grossen Veränderungen eine ständige Parlamentarische Gesundheits- im Gesundheitswesen prägten die Kantons- kommission ein. – Trotz Kritik und Rückwei- ratssitzung vom 21. Februar. Das Parlament sungsantrag genehmigte der Kantonsrat das sagte zweimal Ja: zum teilrevidierten Gesund- Leitbild Öffentlicher Regionalverkehr Appen- heitsgesetz und zum neuen Spitalverbundge- zell Ausserrhoden 2011–2022. Im Vorderland setz. Es tat dies aber offensichtlich mit einigem ist eine Überprüfung des Angebots vorgesehen. Unbehagen: Fast alle Voten in der Eintretens- – Gutgeheissen hat der Kantonsrat im Weiteren debatte machten die vorherrschende Unsi- die Teilrevision des Polizeigesetzes in erster Le- cherheit und den Unmut über die trotz aller sung sowie in zweiter Lesung das teilrevidierte Landeschronik Appenzell Ausserrhoden 87

Energiegesetz, wobei sich die von der Regie- schluss waren höhere Steuereinnahmen. Bei rung favorisierte mildere Version durchsetzte. einem Gesamtaufwand von 431,7 Mio. Franken Die Totalrevision des Gesetzes über den und Gesamteinnahmen von 436,3 Mio. Fran- Sonntagsverkauf gab an der Kantonsratssit- ken resultiert in der laufenden Rechnung ein zung vom 21. März zu reden. Die Kantonsrätin- Überschuss von 4,6 Mio. Franken. Der Perso- nen und -räte hatten zu klären, wer wann geöff- nalaufwand stieg um 1,7 Prozent, während der net haben darf und wer für Bewilligungen und Sachaufwand sich um 2,2 Prozent reduzierte. Rekurse zuständig ist. Das eidgenössische Ge- Bei einem Selbstfinanzierungsgrad von 92 Pro- setz ermöglicht es den Kantonen, maximal vier zent baute der Kanton etwas Eigenkapital ab. Sonntagsverkäufe durchzuführen. Die Ausser- Das Eigenkapital beträgt noch 75,1 Mio. Fran- rhoder Volkswirtschaftsdirektorin Marianne ken. Mit dem Eigenkapital könne der Kanton Koller (FDP) strebte an, zwei davon kantonal zwei bis drei grössere Defizite auffangen, sagte festzulegen; zwei weitere hätten die Gemein- der Finanzdirektor. – Dreieinhalb Stunden dis- den nach eigenem Gutdünken terminieren kutierte der Rat den Rechenschaftsbericht der können. Mit der FDP machte ihr die eigene Par- Regierung und nahm ihn zur Kenntnis. Die tei einen Strich durch die Rechnung: Mit 43 zu Staatswirtschaftliche Kommission (StwK), das 19 Stimmen bei zwei Enthaltungen sprach sich Oberaufsichtsorgan des Kantonsrats, welches eine Mehrheit für den Antrag der Freisinnigen Regierung, Verwaltung und Justiz überprüft, aus, den Gemeinden in dieser Sache freie Hand beklagte sich in ihrem Bericht, es gebe immer zu lassen. – Der Kantonsrat hiess die Teilrevi- wieder kantonale Angestellte, welche den In- sion der eigenen Geschäftsordnung gut. Die formationsfluss zu verhindern versuchten und Forderung nach einer ständigen Kommission auf Anfragen unangemessen reagierten. – Der für Aussenbeziehungen wurde mit klarem Kantonsrat nahm nach ausführlicher Diskus- Mehr abgelehnt. – Ernst Zingg ist als Präsident sion den 152. Rechenschaftsbericht des Aus- des Obergerichts bestätigt worden; vollamtli- serrhoder Regierungsrats zur Kenntnis. Eines cher Vizepräsident wird der bisherige Kantons- der Themen, die der Bericht behandelt, ist das gerichtspräsident Walter Kobler. sich zu Ende neigende Regierungsprogramm. Die Kantonsfinanzen und deren Entwick- Dafür, dass sie mit dem Programm für 2007– lung prägten die Kantonsratssitzung vom 2011 keine Trendwende bei der sinkenden Be- 2. Mai. Eine Verschuldung von bis zu 40 Mio. völkerungszahl erreichen konnte, wurde die Franken, eine konkurrenzfähige Steuerbelas- Regierung mehrfach kritisiert. Im Grossen und tung, eine stabile Staatsquote von 19 bis 20 Pro- Ganzen aber beurteilten die Parlamentarierin- zent und ein Selbstfinanzierungsgrad von 60 nen und Parlamentarier den Bericht als infor- Prozent – das sind die finanzpolitischen Ziele mativ und übersichtlich, mitunter allerdings Ausserrhodens, die der Kantonsrat im Rahmen als zu wenig konkret. – Bei den Wahlgeschäften des Finanzplans 2012–2015 und des Investiti- schnitt Ratschreiber Martin Birchler wie be- onsplans 2012–2017 zur Kenntnis genommen reits im Vorjahr schlecht ab, wurde er doch le- hat. Die Linke kritisierte die zu tiefe Staats- diglich mit 42 Ja bestätigt, bei 2 Nein und 17 quote, die Bürgerlichen lobten sie. Finanzkom- Enthaltungen. Zuvor hatte Landammann Ja- mission und SVP sprachen sich für eine tiefere kob Brunnschweiler die Arbeit des Ratschrei- Verschuldung von rund 20 bis 30 Mio. Franken bers gewürdigt und dessen Zuverlässigkeit ge- aus. Die SP forderte gerechte Steuern für alle. lobt. Zum neuen Präsidenten des Kantonsge- Einstimmig genehmigte das Kantonsparla- richts wurde der bisherige Vizepräsident Pius ment die Staatsrechnung 2010: Diese schliesst Gebert gewählt. Die Wahl war notwendig ge- mit rund 5 Mio. Franken Überschuss ab, statt worden, weil der bisherige Präsident Walter wie budgetiert mit einem Defizit von 15 Mio. Kobler im Frühjahr zum Vizepräsidenten des Franken. Ausschlaggebend für den Besserab- Obergerichts gewählt worden war. 88 Landeschronik Appenzell Ausserrhoden

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Zu Beginn der Kantonsratssitzung am 6. Juni schlug ein Modell vor, welches mit Ausnahme wurde der Herisauer Konrad Meier (FDP) als St. Gallens auch in vielen anderen Ostschweizer Nachfolger von Max Frischknecht (pu, Heiden) Kantonen auf Anfang 2013 zur Anwendung zum Kantonsratspräsidenten gewählt (Abb.3). kommt: Einer kantonalen Fachbehörde mit den Haupttraktandum war die SP-Initiative zur Ab- unterstützenden Diensten stehen regionale Be- schaffung der Pauschalbesteuerung. Zunächst rufsbeistandschaften gegenüber, die von den lehnte der Kantonsrat die Initiative mit 42 Ja Gemeinden organisiert und finanziert werden. und 20 Nein bei einer Enthaltung ab und Die SVP stellte einen Antrag auf Rückweisung, stimmte dann dem regierungsrätlichen Gegen- der ebenso chancenlos blieb wie der Vorstoss vorschlag zu. Dieser sieht wie die St. Galler Lö- der CVP/EVP-Fraktion, welche die regionalen sung für die Pauschalbesteuerung ein Min- Berufsbeistandschaften der kantonalen Fach- desteinkommen von neu 600 000 Franken vor. behörde unterstellen wollte. Am knappsten fiel Die Finanzkommission konnte sich mit ihrem der Entscheid zur Frage aus, wer für die getrof- Antrag auf ein Mindesteinkommen von 400 000 fenen Massnahmen der kantonalen Stelle zu Franken knapp nicht durchsetzen. Bis auf die zahlen habe. Die Parlamentarische Kommis- SP lehnten die Fraktionen sowie die Finanz- sion berief sich auf den Grundsatz «Wer befiehlt, kommission und die vorberatende Kommis- zahlt». Der Kanton hätte so jährlich zwischen sion die Initiative ab. Die CVP/EVP-Fraktion 2,5 und 3,5 Mio. Franken an zusätzlichen Kos- zeigte zwar Verständnis für eine Abschaffung ten zu tragen. Für Regierungsrat Jürg Wernli der Pauschal besteuerung, befürwortete aber hätte dies aber zu einem Systembruch geführt, den Gegen vorschlag. Gemäss Regierung über- weil im Sozialhilfegesetz klar deklariert sei, wer springt keiner der 18 pauschalbesteuerten Aus- für diese Kosten aufkommen müsse. Das Parla- länder (Stand 2008), die in Ausserrhoden woh- ment sprach sich mit 35 Ja zu 28 Nein bei zwei nen, die Hürde von 600 000 Franken. – In zwei- Enthaltungen für den Regierungsvorschlag aus. ter Lesung hat der Rat den Kredit von 2,15 Mio. – Anschliessend war die Anpassung der Aus- Franken für die Verbesserung des Ambulato- serrhoder Gesetze an die veränderte Situation riums am Spital Heiden zuhanden der Volksab- im nationalen Krankenversicherungsgesetz stimmung verabschiedet. (KVG) traktandiert. Zweimal sagte der Kantons- Mit Schaffung einer kantonalen Kindes- und rat einstimmig Ja: zum teilrevidierten Gesund- Erwachsenenschutzbehörde und der Zustim- heitsgesetz und zur Verselbständigung des Aus- mung zur neuen Spitalfinanzierung hatte der serrhoder Spitalverbunds (SVAR) in eine öffent- Kantonsrat am 19. September über zwei gewich- lich-rechtliche Anstalt. Allenthalben gaben tige Geschäfte zu befinden. Die Diskussion um Fraktionssprecher zuvor einem grossen Unbe- den neuen Kindes- und Erwachsenenschutz hagen Ausdruck und bemängelten die vielen dauerte über vier Stunden. Der Regierungsrat Unsicherheiten auf nationaler Ebene. Landeschronik Appenzell Ausserrhoden 89

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In zweiter Lesung befasste sich der Kantonsrat mentarier den Anstieg um 0,5 Prozent oder um am 24. Oktober mit der Volksinitiative der SP, 400 000 Franken ein. Wo dieser Beitrag einge- welche die Besteuerung nach Aufwand ab- spart wird, überlässt der Kantonsrat der Regie- schaffen wollte. Wäre der Wille der Regierung rung. Den Kürzungsantrag wertete Finanzdi- und der Mehrheit des Kantonsrats massge- rektor Köbi Frei als politisches Signal: In der bend, so würde die Pauschalbesteuerung bei- Debatte machte er einen verfügten Personal- behalten werden: Der Rat sprach sich mit 39:16 stopp publik. Der Stopp basierte auf dem tags bei 7 Enthaltungen für den regierungsrätlichen zuvor verabschiedeten Staatsbudget. Zusätzli- Gegenvorschlag aus. Dieser sah ein Min- ches Personal, das durch neue Gesetze verur- desteinkommen von 600 000 Franken für in der sachte Aufgaben übernehmen muss, ist davon Schweiz nicht erwerbstätige Ausländer vor. – In ausgeschlossen. In der Schlussabstimmung erster Lesung Ja sagte der Rat zu einem neuen passierte das Budget mit 54 Ja bei 3 Nein und 6 Geoinformationsgesetz. Dabei handelt es sich Enthaltungen. – Zu Beginn der Sitzung hatte um kantonale Ausführungsbestimmungen zu sich der Rat mit dem auslaufenden Regierungs- einem Bundesgesetz. Ziel ist die Schaffung ei- programm 2007–2011 befasst. Dessen Beurtei- ner umfassenden gesetzlichen Grundlage für lung fiel widersprüchlich aus: Während die die Erhebung, Nachführung, Verwaltung und FDP das Programm mit neuen konkreten Pro- Nutzung der Geodaten. – Im Übrigen nahm der jekten als «erfolgreich bis sehr erfolgreich» wer- Kantonsrat vom Zwischenbericht zum Projekt tete, glich das Votum der SVP schon eher einem «Analyse der Gemeindestrukturen» Kenntnis, Misstrauensvotum. Der Return on Investment wobei kritisiert wurde, die Regierung gehe zu sei ausgeblieben, sagte Parteipräsident Edgar langsam vor. Bei der Diskussion über das Budget 2012 an der Kantonsratssitzung vom 28. November Abbildungen Januar bis Oktober 2011 musste die Regierung eine Niederlage hinneh- 1 Übergabe des Kulturpreises durch Regierungsrat Jürg men. Im Budget hatte sie ursprünglich einen Wernli an Hans Schweizer. (Bild: APZ) Zuwachs beim Personalaufwand von 2,5 Pro- 2 Der neue Landammann Hans Diem nimmt die Gratu­ zent vorgesehen: 1,5 Prozent hätte sie aufge- lationen von SVP­Kantonalpräsident Edgar Bischof ent­ wendet, um individuelle Lohnanpassungen gegen. (Bild: APZ) vorzunehmen, 1 Prozent wäre zum Ausbau des 3 Der neue Kantonsratspräsident Konrad Meier freut Stellenetats vorgesehen gewesen. Wegen der sich über seine Wahl zum «höchsten Ausserrhoder». aktuellen Wirtschaftslage ging das der Mehr- (Bild: APZ) heit des Kantonsrates aber zu weit. Auf Antrag 4 Der wiedergewählte Ständerat Hans Altherr (rechts) der Finanzkommission, der nur von der SP gratuliert dem neugewählten Nationalrat Andrea nicht unterstützt wurde, dämmten die Parla- Caroni. (Bild: APZ) 90 Landeschronik Appenzell Ausserrhoden

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Bischof. Bei der Beurteilung des Programms für lich genau im Budget. Im vergangenen Jahr er- 2012–2015 verteilte der Kantonsrat dem Regie- hielt Appenzell Ausserrhoden aus dem Reinge- rungsrat einige Vorschusslorbeeren. Insbeson- winn der Nationalbank einen Anteil von rund dere zwei Punkte wurden gelobt: die Fokussie- 11,3 Mio. Franken. Dieser Betrag wird in den rung auf nur noch zwei Projekte (Bauen/Woh- nächsten Jahren bedeutend tiefer ausfallen. nen und Arealentwicklung) sowie das Mitwir- Zum kleineren Defizit haben auch Minder- ken der 20 Gemeinden. Über die nächsten vier aufwendungen bei der Verbilligung der Kran- Jahre investiert Ausserrhoden 6 Mio. Franken kenkassen-Prämien (0,5 Mio. Franken) und die in die Attraktivitätssteigerung des Kantons. geringeren Personalkosten (0,9 Mio. Franken) beigetragen. Einen Mehraufwand gegenüber Staatsrechnung 2011 dem Budget weisen folgende Rechnungspositi- Die Staatsrechnung 2011 weist bei Gesamtauf- onen auf: Massnahmen für die Sonderschu- wendungen von 450,1 Mio. Franken ein Defizit lung (1,2 Mio. Franken), Beiträge an die ausser- von 5,3 Mio. Franken aus, das entspricht einem kantonalen Schulen der Tertiärstufe (1 Mio. Besserabschluss um 6,7 Mio. Franken. Im Vor- Franken) und an die ausserkantonalen statio- anschlag wurde noch mit einen Defizit von 12 nären Hospitalisationen (1,2 Mio. Franken). Mio. Franken gerechnet. Ursache dafür sind Aufgrund von längerfristig geplanten, strate- höhere Steuereinnahmen. Der geplante Abbau gischen Projekten lagen die Nettoinvestitionen des Eigenkapitals zeigt sich in den hohen Net- mit 53,5 Mio. Franken auf einem Rekordhoch. toinvestitionen von 53,5 Mio. Franken. Den Bruttoinvestitionen von 66,9 Mio. Franken Nachdem bereits die Steuererträge 2010 we- standen Einnahmen in der Höhe von 13,4 Mio. sentlich höher ausgefallen waren als budge- Franken gegenüber. Zu den Investitionsprojek- tiert, wurden im Rechnungsjahr 2011 wegen ten gehörten die Umsetzung der kantonalen des soliden Konjunkturverlaufs nochmals hö- Informatikstrategie, die Umnutzung des Zeug- here Steuererträge verbucht. Bei den natürli- hauses Herisau, die Renovation des Psychiatri- chen Personen konnten Mehreinnahmen in schen Zentrums Appenzell Ausserrhoden, In- der Höhe von 7,8 Mio. Franken erzielt werden, vestitionen in die Spitalbauten Herisau und was im Vergleich zum Vorjahr einem Wachs- Heiden, welche noch durch den Kanton finan- tum von 4,6 Prozent entspricht; bei den juristi- ziert werden, sowie die Fertigstellung des schen Personen 0,5 Mio. Franken, was ein neuen Polizeifunknetzes. Wachstum von 11,5 Prozent ergibt. Höhere Ein- Das Eigenkapital sank Ende 2011 auf 69,7 nahmen von 0,7 Mio. Franken resultierten Mio. Franken, dagegen stieg das abzuschrei- beim Anteil an den Verrechnungssteuern des bende Verwaltungsvermögen auf 45,6 Mio. Bundes. Die Einnahmen bei den direkten Bun- Franken, was ein Nettovermögen von 24,1 Mio. dessteuern lagen mit 14,2 Mio. Franken ziem- Franken ergibt. Mit dem Eigenkapital könnten Landeschronik Appenzell Ausserrhoden 91

7 8 zwei bis drei grössere Defizite aufgefangen wer- sigen als auch einen Standort im Kanton su- den. Im Rahmen der Finanzplanung werden chenden Firmen in allgemeinen Fragen gehol- jedoch Massnahmen geprüft, welche den fen oder es konnten Kontakte vermittelt wer- durch die Kantonsverfassung geforderten mit- den. Mit Besuchen in Begleitung der Departe- telfristig ausgeglichenen Haushalt garantieren mentsdirektorin und der jeweiligen Gemein- können. depräsidenten bei rund 20 im Kanton ansässi- gen Firmen konnten interessante Kontakte ge- Volkswirtschaft knüpft werden, und es kam dabei auch zum Die rückläufige Konjunktur in der Schweiz hat Gedankenaustausch zwischen Politik und in der zweiten Hälfte des Jahres auch die Aus- Wirtschaft. Die schwierige wirtschaftliche Lage serrhoder Wirtschaft erfasst. Als Folge davon ist ist dafür verantwortlich, dass Neuansiedlun- die Zahl der Stellensuchenden, nach einer ra- gen nur schwer zu realisieren sind. Diverse Pro- schen Abnahme im ersten Halbjahr, in der jekte zogen sich in die Länge oder wurden sogar zweiten Jahreshälfte wieder angestiegen. Ein ganz abgebrochen. Im Vergleich mit dem Vor- Zeichen für die Schwierigkeiten im Zusam- jahr nahm die Zahl der Unternehmungen, die menhang mit dem starken Franken war auch durch die Wirtschaftsförderung beraten und der Umstand, dass in Ausserrhoden erstmals begleitet wurden, leicht ab. seit sieben Jahren zwei Firmen wieder Mitar- beitende in grösserer Zahl entlassen mussten. Trotzdem blieb die Arbeitslosenquote mit durchschnittlich 1,5 Prozent sehr tief. Das De- partement Volks- und Landwirtschaft setzte im Abbildungen Oktober bis Dezember 2011 Jahresverlauf den Fokus vor allem auf eine Stei- 5 Cover des Katalogs der Krüsi­Ausstellung im Haus gerung der Attraktivität des Kantons als Wohn- Appenzell in Zürich, 28. Oktober 2011 bis 3. März 2012. (Bild: Kantonsbibliothek Appenzell Ausserrhoden) und Wirtschaftsstandort. Auf Departements- stufe gilt es den Abgang von Departementsse- 6 Die neu gewählten im AGG­Vorstand (Caius Savary, kretär Gildo da Ros zu vermelden, seine Nach- Aktuar und Vizepräsident; Vreni Kölbener, Präsidentin, und rechts aussen Peter Michel, Kassier) verabschieden folge hat gegen Ende Jahr Lukas Gunzenreiner Hans Bischof und Annette Joos (Mitte). (Bild: AV) angetreten. 7 Das missliche Wetter tat der Freude über die Wahl Hans Altherrs zum Ständeratspräsidenten keinen Wirtschaftsförderung. Die Wirtschaftsförde- Abbruch. (Bild: APZ, Martina Basista) rung war auch im Jahr 2011 eine wichtige An- 8 Emotionaler Höhepunkt des Ständeratspräsidenten­ laufstelle für Wirtschaftsfragen aller Art. In empfangs in Trogen: Hans Altherr singt zusammen mit zahlreichen Beratungen und unterstützenden seiner Partnerin Andrea Kind und den anderen Gästen Dienstleistungen konnte sowohl bereits ansäs- das Landsgemeindelied. (Bild: APZ) 92 Landeschronik Appenzell Ausserrhoden

Landwirtschaft. Die Wetterkapriolen machten der Aufwand im Strafverfahren dadurch zuge- den Bauern zum Teil das Leben schwer. So fiel nommen. – Ausserrhoden ist 2011 von aufse- der erste Grasschnitt wegen anhaltender Tro- henerregenden Gewaltdelikten verschont ge- ckenheit gering aus. An den meisten Orten blieben. Verstärkt hat sich hingegen die bereits kompensierten die nachfolgenden Emdernten früher festgestellte Tendenz, wonach vermehrt diesen Verlust. Mit der Reifung des Getreides Delikte im Bereich der Wirtschaftskriminalität kam Ende Juni/Anfang Juli der grosse Regen, verübt wurden. Dabei haben vor allem drei was die Erntearbeit erschwerte und die an- spektakuläre Verfahren die hiesigen Behörden schliessende Trocknung notwendig machte. stark beansprucht. – Für Unbehagen sorgten Viel Feuchtigkeit und zu wenig Futter verkürz- die zahlreichen Zwischenfälle rund um das ten auch die Alpzeit. 2011 war im Allgemeinen Zentrum für Asylsuchende Landegg. Immer aber ein gutes Pflanzenjahr. Die Ernten im Ge- noch beunruhigend ist die hohe Zahl von Ge- treide-, Kartoffel-, Obst- und Weinbau fielen im waltdelikten, Sachbeschädigungen und Vanda- Durchschnitt quantitativ und qualitativ hervor- lenakten im Kanton. Eine weitere Zunahme ragend aus. Der Nutzviehmarkt machte eine dieser Verfahren konnte mit Polizeipräsenz schwierige Zeit durch, und bei den Schweinen und konsequentem Vorgehen gegen über- bereiteten wie letztes Jahr die tiefen Schlacht- führte Täter verhindert werden. Gleichblei- preise Sorgen. Grund ist die Belastung des bend hoch ist die Zahl von Strafverfahren mit Marktes durch eine zu hohe Produktion, die Beschuldigten, die psychisch auffällig sind. Sei- trotz Bemühungen des Produzentenverbandes tens der Strafverfolgungsbehörden besteht das noch nicht wieder gedrosselt werden konnte. Bedürfnis, insbesondere das Psychiatrische Auch die Branchenorganisation Milch (BOM) Zentrum Appenzell Ausserrhoden in diese Pro- schaffte es nicht, die ungelösten Probleme auf blematik so einzubinden, dass im Rahmen von dem Milchmarkt und diejenigen der überquel- dessen Leistungsauftrag Grundleistungen bei lenden Butterlager zu lösen. Entsprechend der forensischen Psychiatrie abgedeckt sind. blieben die Produzentenpreise weiterhin unter Druck. Die Zahl der Direktzahlungsbetriebe Gerichtswesen. Die neue eidgenössische Straf- hat in Appenzell Ausserrhoden gegenüber dem und Zivilprozessordnung prägte das Jahr der Vorjahr um knapp drei Prozent abgenommen. Ausserrhoder Gerichte. Die Regelungen haben Im Jahr 2011 haben 674 Betriebe Direktzahlun- sich bereits in den Fallzahlen niedergeschlagen. gen erhalten. Trotz des tiefen Euros war der Ab- Die Zahl der Zivilprozesse, die das Obergericht satz beim Appenzellerkäse gut. Auch die Nach- zu beurteilen hatte, ist 2011 gegenüber dem frage bei der Biomilch und den Bioprodukten Vorjahr um 30 Prozent gesunken. Bei den Straf- war zufriedenstellend. prozessen war jedoch eine Zunahme der Neu- zugänge um 60 Prozent auf 30 neue Fälle zu ver- Sicherheit und Justiz zeichnen. Im Rechenschaftsbericht wird die Am 1. Januar trat die Schweizerische Strafpro- Steigerung vor allem auf neue Beschwerdemög- zessordnung in Kraft und löste das kantonale lichkeiten zurückgeführt – in Zivil- und Strafsa- Gesetz ab. Auf dieses Datum hin wurde das Ver- chen ist das Obergericht die Berufungsinstanz höramt zusammen mit der Jugendanwaltschaft für Entscheide des Kantonsgerichts. Die Ver- in die Staatsanwaltschaft integriert. Die Neuor- mittlerämter sind komplett neu organisiert ganisation der Strafverfolgungsbehörden hat in worden: Anstelle von kommunalen Ämtern ent- organisatorischer Hinsicht keine Probleme stand eine regionale Organisation, die auf den verursacht. Problemlos hat sich auch die Zu- Bezirken Vorder-, Hinter- und Mittelland auf- sammenarbeit mit der Polizei entwickelt, wel- baut. Die Zahl der Begehren stieg um 19 Prozent che nun im Ermittlungsverfahren enger an die auf 262 Fälle. Es handelt sich dabei um eine mo- Staatsanwaltschaft gekoppelt ist. Allerdings hat derate Zunahme, da mit der neuen Zivilpro- Landeschronik Appenzell Ausserrhoden 93 zessordnung in allen Fällen ein Schlichtungs- gang bei den Widerhandlungen gegen das Be- versuch unternommen wird. Mit der Einfüh- täubungsmittelgesetz 34 Prozent bzw. 122 Tat- rung des neuen Justizgesetzes wurden auch die bestände. Die Delikte gegen das Ausländerge- Kompetenzen des Kantonsgerichts ausgeweitet, setz haben um insgesamt 22 Tatbestände (+122 das neu auch für Jugendstrafsachen zuständig Prozent) zugenommen. In der Gesamttendenz ist. In diesem Bereich gingen im Berichtsjahr erfuhren nur einzelne wenige Delikte eine Zu- fünf neue Fälle ein (Vorjahr zwei). Das Kantons- nahme. Erwähnenswert in diesem Zusammen- gericht nahm 21 neue Zivilprozesse auf, was mit hang sind Tätlichkeiten, Betrüge sowie Kon- den Pendenzen ein Total von 85 ergibt. 44 dieser kurs- und Betreibungsdelikte. Bei den Gewalt- Fälle konnten abgeschlossen werden. Bei den delikten zeigt sich mit 261 Tatbeständen eine Strafprozessen sanken die Neueingänge um 50 leichte Zunahme um 13 Prozent gegenüber Prozent auf 20 Neueingänge. dem Vorjahr. 95 Prozent der Fälle konnten auf- geklärt werden. Die Aufklärungsrate aller StGB- Strafanstalt Gmünden. Die Auslastung der Delikte liegt bei 66 Prozent. Mit dieser Zahl Strafanstalt lag im offenen Strafvollzug im Be- konnte die Kantonspolizei Appenzell Aus- richtsjahr mit 97,4 Prozent nochmals leicht hö- serrhoden ihre langjährige hohe Aufklärungs- her als im Vorjahr. Im kantonalen Gefängnis lag quote erneut steigern. die Auslastung bei rund 50 Prozent. Die ge- schlossene Spezialvollzugsabteilung, die als Unfallstatistik. Im Vergleich mit dem Vorjahr Übergangsstation mit erhöhtem Sicherheits- stieg die Zahl der Verkehrsunfälle um 143 an. standard für Gefangene vorgesehen ist, war Im Berichtsjahr ereigneten sich 477 polizeilich praktisch immer voll belegt. Im Strafvollzug ist registrierte Unfälle, was einer Zunahme von nicht nur die Zahl der psychisch kranken Insas- 42,8 Prozent entspricht. Dieser Anstieg ergibt sen höher geworden, auch die Komplexität der sich daraus, dass neu in der Statistik die Ver- Krankheitsbilder hat zugenommen. Belastend kehrsunfälle mit Wildtieren aufgeführt wurden, für das Personal ist die Zunahme des Anteils ebenso 33 Selbstunfälle, bei denen wegen von Insassen, die nicht oder nur bedingt in der Nichtgenügens der Meldepflicht die Lenker Lage sind, sich in den Vollzugsalltag einzuord- nicht ermittelt werden konnten. – Die Zahl der nen. Die Grenzen der Respektlosigkeit, verbun- bei den Unfällen verletzten Personen ist 2011 den mit massiven Drohungen gegenüber dem von 157 auf 142 gesunken. Glücklicherweise Personal der Strafanstalt und der Polizei, wur- waren auf den Ausserrhoder Strassen keine den öfters überschritten. Ebenfalls zugenom- tödlichen Unfälle zu verzeichnen. Einen gros- men haben vorsätzliche und grobfahrlässige sen Anteil an den Verkehrsunfällen machten Verstösse gegen die Hausordnung und die Zahl wiederum die Selbstunfälle aus. Insgesamt der Disziplinarverfügungen. Die Auftragslage musste die Kantonspolizei zu 178 Selbstunfäl- in den Werkstätten war trotz der Wirtschafts- len ausrücken, was mehr als einem Drittel aller lage gut; sämtliche Insassen konnten voll be- Unfälle entspricht. Der grösste Anteil an Selbst- schäftigt werden. unfällen wurde durch die Altersgruppe der 21- bis 29-Jährigen (43 Unfälle) verursacht. Haupt- Kriminalstatistik. Die Gesamtkriminalität lag ursachen waren das Nichtanpassen der Ge- im Jahr 2011 in Appenzell Ausserrhoden mit schwindigkeit und das Missachten des Vor- 2509 erfassten Straftaten 12 Prozent unter der- trittsrechtes. Erfreulicherweise sank die Anzahl jenigen des Vorjahres. Die Gesamtzahl von der Fahrzeuglenker und Fahrzeuglenkerinnen, 2509 Straftaten verteilt sich auf insgesamt 1534 bei denen nach einem Unfall eine Blutprobe Straffälle. Während die Anzahl Delikte nach angeordnet werden musste. Waren es im Vor- Schweizerischem Strafgesetzbuch mit 2113 jahr noch 50 gewesen, wurden 2011 lediglich 34 Straftaten in etwa gleich blieb, betrug der Rück- Blutproben angeordnet. 94 Landeschronik Appenzell Ausserrhoden

Asylwesen. Ende 2011 lebten in Appenzell Aus- Bauten ausserhalb der Bauzone zu ermögli- serrhoden 155 Asylsuchende und 78 vorläufig chen, unabhängig davon, ob das Objekt im Jahr Aufgenommene (ohne Flüchtlingsstatus) aus 1972 noch landwirtschaftlich genutzt wurde 16 Herkunftsstaaten. Die Zunahme gegenüber oder nicht. Bund und Parlament entschieden dem Vorjahr um rund 23 Prozent ist auf die ver- sich, mit einer Lösung nicht zuzuwarten, bis mehrten Bundeszuweisungen (+ 65,6 Prozent) die Gesamtüberprüfung der Bestimmungen zurückzuführen. Nach dem Ausschluss aus der zum Bauen ausserhalb der Bauzonen im Rah- Sozialhilfe beantragten elf Personen Nothilfe. men der zweiten Etappe der Revision des Der Aufenthalt in der Nothilfestruktur betrug Raumplanungsgesetzes abgeschlossen ist. So durchschnittlich 116 Tage. In dem vom Kanton verabschiedeten die Räte kurz vor Jahresende St. Gallen geführten Zentrum Landegg (Eggers- eine Teilrevision des Raumplanungsgesetzes riet) stehen Appenzell Ausserrhoden 40 Plätze und folgten damit der Standesinitiative. Für zur Verfügung. Mit einer durchschnittlichen Appenzell Ausserrhoden mit seiner Streusied- Belegung von rund 80 Prozent lag diese im Be- lung ist dies ein Entscheid mit weitreichender richtsjahr unter der vertraglichen Höchst- Wirkung. Im Rahmen der Wachstumsziele des grenze von 85 Prozent. Die Zusammenarbeit Regierungsprogramms wird der aktiven Bo- der beiden Kantone hat sich im ersten vollen denpolitik neben den Bereichen «Arealent- Betriebsjahr gut eingespielt. Neben laufenden wicklung» und «Bauen und Wohnen» deutlich engen Kontakten zwischen dem Migrations- mehr Aufmerksamkeit zuteil. amt St. Gallen, der Fachstelle Asyl und Integra- tion bzw. dem Migrationsamt Appenzell Aus- Im Hochbau herrschte im Berichtsjahr eine serrhoden sowie den Polizeikorps beider Kan- rege Bautätigkeit, insbesondere im Bereich des tone finden regelmässige Informations- bzw. Wohnungsbaus. Damit besteht die Hoffnung, Koordinationstreffen zwischen der Zentrums- dass der immer wieder beklagte Mangel an mo- leitung, den Behörden der beiden Kantone so- dernen zeitgemässen Familienwohnungen be- wie von Delegationen der Gemeinderäte von seitigt wird. Die Vermietung dieser Wohnun- , Lutzenberg und Heiden statt. Die gen bereitet kaum Mühe, hingegen scheint es genannten Stellen wurden ab dem Sommer zunehmend schwieriger zu werden, Wohnun- aufgrund von einzelnen renitenten und straf- gen in Altbauten zu vermieten, die nicht mehr fälligen Asylsuchenden aus den Maghreb-Staa- heutigen Wohnvorstellungen und Ansprüchen ten stark gefordert. Mit verschiedenen präven- entsprechen. – Bei den Hochbauten des Kan- tiven Massnahmen wurde auf die Situation re- tons sind neben Sanierungen und Modernisie- agiert, insbesondere mit der Erhöhung des Per- rungen im Psychiatrischen Zentrum Appenzell sonalbestandes im Zentrum, mit dem Aufge- Ausserrhoden (PZA) und den Spitälern Herisau bot eines privaten Sicherheitsdienstes sowie und Heiden vor allem die Bauarbeiten zur Um- der Erhöhung der polizeilichen Präsenz. Aus- nutzung des früheren Kantonalen Zeughauses serdem wurden die straf- und ausländerrecht- in Herisau zu erwähnen. lichen Möglichkeiten konsequent ausge- schöpft. Im Tiefbau sind die Ausbauten eines Teilstücks der Verbindung Trogen–Wald ebenso pla- Bauen und Umwelt nungsgemäss vorangekommen wie die Sanie- Die Raumplanung ist auch in Appenzell Aus- rung eines Teilstücks der Steinerstrasse in Teu- serrhoden ein aktuelles Thema. Erwähnens- fen. In Schwellbrunn wurden zwei Teilstücke wert ist die im Frühling 2008 eingereichte Stan- der Verbindung Schwellbrunn–Degersheim desinitiative des Kantons St. Gallen, die auch ausgebaut, und im Vorderland sind je eine von Ausserrhoder Seite unterstützt wurde. Sie Strassensanierung in Heiden und Reute ausge- zielt darauf ab, Sanierungen an bestehenden führt worden. Nicht weiter vorangekommen ist Landeschronik Appenzell Ausserrhoden 95 die Umfahrung Herisau bzw. der Autobahnzu- der lokalen und regionalen Organisationen zu bringer Appenzellerland; beim Kanton wartet einer einzigen Spitex-Organisation mit einer man weiter auf einen Entscheid aus Bern, wo noch zu definierenden Zahl von Filialen. das Projekt eingereicht wurde. Spitalwesen. Um den sich stark verändernden Im Bereich Energie sind das kantonale Förder- Rahmenbedingungen im Spitalwesen Rech- programm und das nationale Gebäudepro- nung zu tragen, werden Möglichkeiten für eine gramm sehr stark genutzt worden. Am stärks- intensivere Zusammenarbeit zwischen dem ten gestiegen ist die Unterstützung von Photo- Spital Appenzell und dem Spitalverbund Ap- voltaikanlagen. In den letzten zwei Jahren ha- penzell Ausserrhoden geprüft. – Im Hinblick ben das Förderprogramm und das Gebäude- auf die Einführung der neuen Spitalfinanzie- programm mit jährlich je 1 Mio. Franken an rung wurde eine neue Spitalplanung durchge- ausbezahlten Beiträgen weitaus höhere Inves- führt. Die erste Phase der Planung umfasste die titionen ausgelöst als in früheren Jahren. Ermittlung des künftigen Bedarfs an stationä- ren Leistungen in den Bereichen Akutsomatik, Gesundheit Rehabilitation und Psychiatrie. In einer zwei- Trotz des gesetzlichen Versorgungsauftrags tre- ten Phase wurden in einem breit angelegten ten Kanton und Gemeinden immer weniger als Verfahren die zur Bedarfsdeckung in Frage Anbieter von Gesundheitsdienstleistungen in kommenden Leistungserbringer bewertet und Erscheinung. Die 2011 beschlossene Änderung die Ergebnisse in einem Strukturbericht zu- der Rechtsform des Spitalverbundes Appenzell sammengefasst. Als Leistungserbringer sind Ausserrhoden von einer kantonalen Verwal- neben dem Spitalverbund Appenzell Aus- tungseinheit zu einer selbständigen öffentlich- serrhoden folgende Kliniken anerkannt wor- rechtlichen Anstalt verdeutlicht dies. Auch die den: Berit Paracelsus-Klinik in Niederteufen, Gemeinden ziehen sich zunehmend aus der Klinik Gais AG in Gais, Hirslanden Klinik Am operativen Führung der Alters- und Pflege- Rosenberg AG in Heiden, Rheinburg-Klinik AG heime zurück. Der Staat tritt neu als Leistungs- in Walzenhausen sowie die Augenklinik Dr. einkäufer auf, der für die Bedürfnisabdeckung med. Aldo Scarpatetti AG in Teufen. von medizinischen und pflegerischen Leistun- gen sorgen muss. Trotz der geänderten Zustän- Bildung digkeiten bleiben Kanton und Gemeinden ge- Wegen der abnehmenden Schülerzahlen stel- genüber der Bevölkerung politisch in der Ver- len sich in Appenzell Ausserrhoden Fragen zur antwortung. Auch wenn vermehrt marktwirt- künftigen Organisation der Schulen. In einem schaftliche Steuerungselemente im Gesund- ergänzenden Bericht zur Zukunft der Sekun- heitswesen zur Anwendung gelangen, ist die darstufe I legte das Departement Bildung die Gesundheitsversorgung ein regulierter und Möglichkeiten und Rahmenbedingungen dar, vom Staat kontrollierter Markt. Die Berufsaus- unter denen auch kleine Sekundarschulen übung der Gesundheitsfachpersonen und das qualitativ erfolgreich und zu vertretbaren Kos- mit Steuergeldern finanzierte medizinische, ten geführt werden können. In Kenntnis dieses pflegerische und therapeutische Angebot wer- Berichts formulierte der Regierungsrat Erwar- den auf Gesetzesstufe geregelt. Die Vielfalt der tungen an die künftige Organisation der Sekun- staatlich finanzierten Leistungsanbieter im Ge- darschulen und forderte die Schulträger auf, sundheitswesen erfordert starke Steuerungsin- bis Ende 2011 die Zukunft ihrer Schulen darzu- strumente. – Eine verstärkte Konzentration ist legen. – Eine Arbeitsgruppe befasste sich mit auch bei den verschiedenen Spitexorganisatio- der Weiterentwicklung des Berufsauftrags und nen im Kanton im Gange. Ziel des im Oktober der Anstellungsbedingungen der Lehrerinnen gestarteten Projekts ist der Zusammenschluss und Lehrer der Volksschule. Eines der Ziele war 96 Landeschronik Appenzell Ausserrhoden die flexiblere und bessere Nutzung von Kom- zudem ein Bewegungs- und Musikraum sowie petenzen und Ressourcen der Lehrpersonen. ein Ausstellungsraum geschaffen werden. Weiter wurden Massnahmen geprüft, welche den veränderten Ansprüchen an die Lehrper- Berufsbildungszentrum. Die Zahl der Lernen- sonen Rechnung tragen. – Im Dezember wur- den am Berufsbildungszentrum (BBZ) in He- den die kantonalen Ergebnisse der internatio- risau hat im Berichtsjahr mit 1033 Schülerin- nalen Schulleistungsuntersuchung PISA veröf- nen und Schülern einen neuen Höchststand fentlicht. Appenzell Ausserrhoden schloss im erreicht. In den Jahren zuvor waren es 990 bzw. Bereich der Lesekompetenz leicht über dem 1018 Jugendliche gewesen, die das BBZ besucht schweizerischen Mittelwert ab, in der Mathe- hatten. Das Aufrechterhaltungsaudit des Qua- matik und in den Naturwissenschaften deut- litätsmanagementsystems verlief erfolgreich. lich darüber. Der Kanton kennt im Gegensatz Im Rahmen des Managementreviews hat die zu anderen Kantonen keine Sonderschulen; Schulleitung gemeinsam mit Lehrpersonen daher wurden mehr leistungsschwache Schü- und unter Einbezug von Departement und Mit- lerinnen und Schüler getestet als in anderen arbeitenden Vision, Mission und strategische Kantonen. Die teilweise geäusserte Befürch- Ziele erarbeitet und entsprechende Messgrös- tung, wonach die Leistung in integrativen sen festgelegt. – Die Brücke AR hat auch im Schulungsformen leiden könnte, wurde durch fünften Jahr ihres Bestehens das Ziel einer An- die PISA-Resultate nicht bestätigt. schlusslösung für mindestens 80 Prozent der Jugendlichen übertroffen. Wichtigster Erfolgs- Kantonsschule. Am Ende des Schuljahres faktor war dabei das persönliche Coaching. – 2010/11 haben 94 Maturandinnen und Matu- Eine Befragung aller Lernenden, welche die randen den gymnasialen Maturitätsausweis er- Ausbildung im Sommer abgeschlossen haben, halten. Zwei Kandidaten erfüllten die Anforde- ergab Hinweise zur Gesamtzufriedenheit der rungen nicht. Aus der Berufsfachschule Wirt- Jugendlichen mit den Ausbildungsangeboten schaft waren 19 Lernende zur Prüfung angetre- des BBZ Herisau. In den meisten Belangen ten; 16 durften das Diplom entgegennehmen. stellten die Lernenden dem BBZ ein gutes Das Berufsmaturitätszeugnis, welches nach ei- Zeugnis aus. Es wurden auch gezielte Mass- nem erfolgreich abgeschlossenen Praxisjahr nahmen zur Verbesserung des Unterrichts und erworben werden kann, konnte an 12 Kandida- der Rahmenbedingungen ergriffen. tinnen und Kandidaten ausgehändigt werden. 16 Kandidatinnen und Kandidaten legten die Kirchen Abschlussprüfung zur Erlangung des Fachmit- Das Projekt «Kirche 2015» der Evangelisch-re- telschulausweises erfolgreich ab. Die Schule formierten Landeskirche beider Appenzell händigte zudem sechs Fachmaturitätsaus- wird nach einem entsprechenden Entscheid weise «Soziale Arbeit», vier für «Pädagogik» so- des Kirchenrats nicht weiterverfolgt. Ziel war es, wie zwei für «Gesundheit» aus. – Beim Start breit und visionär über die Kirche nachzuden- zum Schuljahr 2011/12 waren an der Kantons- ken. Der Abbruch des Projekts wurde damit be- schule insgesamt 681 Lernende eingeschrie- gründet, dass der Kirchenrat nicht der richtige ben (Gymnasium 373; Berufsfachschule Wirt- Initiant des Projekts sei und dass auch Ängste schaft und Berufsmaturität 44; Fachmittel- laut geworden seien, der Kirchenrat wolle die schule und Fachmaturität 61; Sekundarschule Kirchgemeinden fusionieren. Über eine allfäl- 186; Freiwilliges 10. Schuljahr 17). Das sind ge- lige Wiederaufnahme des Projekts wird erst nau gleich viele wie im Vorjahr. – In nur zehn nach dem Vorliegen einer umfassenden Studie Monaten wurde der Um- und Erweiterungsbau einer Fachhochschule diskutiert. – An der Sy- der Mensa realisiert. Das Platzangebot ist dabei node (Kirchenparlament) ist einem Projekt- verdoppelt worden. Im Untergeschoss konnten fonds von 420 000 Franken zugestimmt worden. Landeschronik Appenzell Ausserrhoden 97

Mit dem Fonds können Projekte von Kirchge- nach Trogen und Teufen bzw. Appenzell unter- meinden unterstützt werden, die der gesamt- wegs sein werden. – Das Unwetter im Juli, wel- kirchlichen Entwicklung förderlich sind. Ge- ches im ganzen Appenzellerland niedergegan- spiesen wird der Fonds aus dem Erlös des Ver- gen ist, hat auch die Infrastruktur der Appen- kaufs des Bildungszentrums Wartensee. zeller Bahnen stark beschädigt. Diese Schäden verursachten einen Sonderaufwand von 1,4 Tourismus und Bahnen Mio. Franken. – Für die vom Bund vorgegebene Tourismus. Die Appenzellerland Tourismus AG Sanierung von gegen 300 Bahnübergängen bis (ATAG) wurde im Berichtsjahr vom Kanton er- ins Jahr 2014 wurde eine Task Force eingesetzt. neut mit einem erhöhten Beitrag von 990 000 Diese nimmt sich der damit verbundenen Auf- Franken unterstützt. Dank der Erhöhung des gaben an und sorgt dafür, dass die den Anfor- Kantonsbeitrags ist es gelungen, auch die Ge- derungen nicht mehr genügenden Bahnüber- meinden zu einem Tourismusförderungsbei- gänge entweder saniert oder geschlossen wer- trag von insgesamt 200 000 Franken zu motivie- den. Neben den rein baulichen Aspekten sind ren. Die kantonalen und kommunalen Mittel es vor allem die Verhandlungen mit den An- bilden zusammen mit den Beiträgen der tou- stössern und betroffenen Liegenschaftsbesit- ristischen Leistungsträger und den selbst er- zern, welche erwartungsgemäss viel Zeit bean- wirtschafteten Mitteln eine gute finanzielle spruchen. Basis für die Tourismusförderung im Kanton. Damit ist es gelungen, die erfolgreichen Marke- Säntis­Schwebebahn. Trotz unsicherer Wirt- tingaktivitäten der ATAG weiterzuführen und schaftslage und der anhaltenden Franken- weiterzuentwickeln. Die Bereinigung der Tou- stärke war das Geschäftsjahr 2011 für die Sän- rismusstrukturen in Appenzell Ausserrhoden tis-Schwebebahn äusserst erfolgreich. Mit Aus- ist damit abgeschlossen. nahme der wettermässig schlechten Monate Juli und Dezember durfte das Unternehmen Appenzeller Bahnen. Die Appenzeller Bahnen nur gute Monatsergebnisse verbuchen. Im Ge- AG hat das Geschäftsjahr mit einem operativen schäftsjahr 2011 wurden mit der Schwebebahn Gewinn von rund 627 000 Franken abgeschlos- 420 986 Passagiere befördert. Die Säntis-Schwe- sen. Der Unternehmensgewinn beträgt 1,26 bebahn darf für das Geschäftsjahr 2011 den Mio. Franken. Die Steigerung der Nachfrage drittbesten Umsatz und den besten Cashflow und stabile Finanzerträge haben zu einem ope- in ihrer Geschichte vermelden. rativen Gewinn von rund 627 000 Franken ge- Sowohl das Panoramarestaurant auf dem führt. Das Geschäftsjahr 2011 war geprägt Säntis als auch das Restaurant auf der Schwäg- durch etwas schwächere touristische Frequen- alp, das Berghotel und das Gasthaus Passhöhe zen, aber leicht steigende Pendlerzahlen. Die erzielten Rekordumsätze. Mit einem Nettoum- Einigung der drei Kantone Appenzell Aus- satz von knapp über 14 Mio. Franken erzielte serrhoden, Appenzell Innerrhoden und St. Gal- die Säntis-Schwebebahn gegenüber dem Vor- len auf einen gemeinsamen Kostenteiler ist ein jahr einen Mehrumsatz von knapp 1 Mio. Fran- entscheidender Schritt auf dem Weg zur Um- ken und kann einen Reingewinn von 203 904 setzung der Durchmesserlinie Appenzell– Franken ausweisen. Die Gastronomiebetriebe St.Gallen–Trogen (DML). Neben den Kanto- erwirtschafteten 7,9 Mio. Franken, der Ver- nen wird der Bund rund 45 Prozent der Kosten kehrsertrag der Schwebebahn betrug 5,2 Mio. übernehmen. Die DML ist laut dem Bahnun- Franken, und mit erbrachten Infrastrukturleis- ternehmen die optimale Lösung, um die stei- tungen wurden 0,9 Mio. Franken erzielt. Der gende Nachfrage nach Mobilität abzudecken, Betriebsaufwand beträgt 10,9 Mio. Franken. und zwar mit einer Verdoppelung der Anzahl Davon sind 5,9 Mio. Franken Personal- und 5 Züge, welche danach im Viertelstundentakt Mio. Franken Material- und Sachaufwand. We- 98 Landeschronik Appenzell Ausserrhoden sentlich zum erfreulichen Ergebnis beigetra- Sommer erschlossen und ab Oktober während gen haben die attraktiven Marketing-Anlässe, mehrerer Monate im Haus Appenzell in Zürich die seit einigen Jahren fester Bestandteil des gezeigt. Veranstaltungskalenders der Säntis-Schwebe- Weitere Höhepunkte im Kulturjahr waren bahn sind. – Die im Zusammenhang mit dem die Veröffentlichung der multimedialen Web- Neubauprojekt Schwägalp als notwendig er- seite www.steffsigner.ch zur Sammlung des achtete Kapitalaufstockung war ein voller Er- Musikers und Bandleaders (Infra-)Steff Signer folg. Innerhalb von nur drei Monaten wurden und die Ausstellung «Herbert Hoffmann (1919– alle 24 000 Aktien gezeichnet. Damit konnten 2010)» zum Nachlass der Tattoo-Legende Her- für das geplante Projekt Schwägalp rund 20,7 bert Hoffmann im Kursaal Heiden. Sowohl die Mio. Franken beigebracht werden. Mit der Ka- Kunstsammlung als auch die Archive Signer pitalerhöhung ist die Zahl der Aktionärinnen und Hoffmann werden in der Kantonsbiblio- und Aktionäre von 7860 auf 13 902 gestiegen. thek aufbewahrt. – Am ersten Maiwochenende Damit dürfte die Säntisbahn wohl eines der am fand die Kulturlandsgemeinde 2011 zum breitesten abgestützten Tourismusunterneh- Thema «Arbeit, fertig, los» statt. Sie war diesmal men sein. Bund und Kanton haben im Rahmen bei Huber+Suhner in Herisau und im Sitter- der Neuen Regionalpolitik (NRP) ein zinsloses werk in St. Gallen zu Gast; mit 24 Mitwirkenden Darlehen von gut 4 Mio. Franken als Zeichen aus dem In- und Ausland. – Ebenfalls ein fixes der Anerkennung der «gesamtwirtschaftlichen Element im Kulturjahr ist der kulturelle Begeg- Leistung der Säntis-Schwebebahn AG für den nungsabend am letzten Mittwoch im Novem- Tourismus sowie für die einheimische Wirt- ber, an dem aktuelle Themen des kulturellen schaft» beschlossen. Lebens diskutiert werden und der als Plattform für Kunstschaffende wie für Institutionen aus Kultur dem Kulturbereich dient. 2011 wurde unter an- In der Kunstsammlung des Kantons Appenzell derem das Artist-in-Residence-Projekt «AiR» Ausserrhoden wurde im Berichtsjahr mit dem vorgestellt, das von der Kulturstiftung kuratiert Ankauf einer qualitativ hochstehenden Samm- wird. lung von 136 Werken des Künstlers Hans Krüsi eine Lücke geschlossen (Abb.5). Sie repräsen- Ausserrhoder Kulturpreis. Der Maler Hans tiert fast alle Facetten von Krüsis malerischem Schweizer ist vom Regierungsrat mit dem kan- und zeichnerischem Werk und stammt aus tonalen Kulturpreis 2011 ausgezeichnet wor- dem Nachlass des Sammlers Walter Irell-Gan- den (Abb.1). Damit wurde ein Künstler ausge- zoni. Hans Krüsi (1920–1995) ist einer der wich- zeichnet, der in einem halben Jahrhundert ein tigsten Ausserrhoder Künstler; in der Kunst- umfangreiches und vielfältiges Werk geschaf- sammlung des Kantons befanden sich bis an- fen hat. Seit vielen Jahren wohnt er im Strahl- hin aber lediglich vier Werke. Der Regierungs- holz in Gais. Der Preis ist mit 25 000 Franken rat hat für den Ankauf der Werke einen Beitrag dotiert. Hans Schweizer, 1942 in Herisau gebo- von 50 000 Franken aus dem Kulturfonds ge- ren, gehört zu den über die heimatlichen Gren- sprochen. Möglich gemacht haben die Erwer- zen hinaus bekanntesten zeitgenössischen bung fünf private Stiftungen: Überzeugt von Künstlern appenzellischer Herkunft. Sein der Qualität der Sammlung und von deren Be- Schaffen ist von einer erstaunlichen Breite und deutung für Appenzell Ausserrhoden haben Variabilität und zeugt von einer nie erlahmen- die Bertold-Suhner-Stiftung, die Dr. Fred Styger den Schaffenskraft. Er schaut seine Umgebung Stiftung, die Fredy und Regula Lienhard-Stif- als Künstler an, nimmt auf, was ihn beschäftigt tung, die Metrohm Stiftung sowie die Steinegg und setzt es in Malerei und Zeichnung um, zwi- Stiftung insgesamt einen Beitrag von 200 000 schenzeitlich auch in Skulptur. Von Anbeginn Franken beigesteuert. Die Sammlung wurde im ist es Hans Schweizer gelungen, die Volkskunst Landeschronik Appenzell Ausserrhoden 99 seiner Herkunftsgegend in seine Sicht der Welt statt und Hundwil). Allgemein ist festzustellen, und in Zeitgenossenschaft zu transportieren dass der Berufs- und Ausflugsverkehr in Rich- und zu transformieren. tung Appenzell steigt. – Appenzell Ausserrho- den zeigt sich als erster Kanton schweizweit Kulturstiftung. Sieben junge, begabte Men- vollständig dreidimensional im Netz. Möglich schen mit einem direkten Bezug zu Appenzell machte dies ein neu entwickeltes 3D-Geopor- Ausserrhoden haben Werkbeiträge der Aus- tal, das vielfältig eingesetzt werden kann: So serrhoder Kulturstiftung erhalten. Ausgezeich- wird es für die Beurteilung von raumplaneri- net wurden die Herisauer Grafik-Designerin schen Fragen beigezogen oder vereinfacht ver- Sarah Graf, die aus Speicher stammende Illust- schiedene Auswertungen in den Bereichen Lärm, ratorin Eva Rekade und Fabian Harb aus Hei- Energie oder Wald. Auch können Bauprojekte den, ebenfalls Grafik-Designer, sowie der in im 3D-Modell visualisiert werden; aber auch Niederteufen aufgewachsene Mode-Designer im Tourismusmarketing sind neue Wege denk- Armando Forlin, der in Antwerpen studiert. bar. – Die Volksinitiative «Für gleich lange Werkbeiträge für ihre Malerei erhielten Vera Spiesse beim Nichtraucherschutz» ist formell Marke und Francisco Sierra sowie die Konzept- zustande gekommen. Die Initiative, hinter der künstlerin Annina Frehner. Dieses Jahr finan- Gastro Appenzellerland steht, verlangt, dass zierte die Kulturstiftung AR zudem eine profes- der Nichtraucherschutz in Gastronomiebetrie- sionell geleitete Schreibwerkstatt und die Her- ben in Ausserrhoden gelockert und der libera- ausgabe eines Buches. Im Lauf von neun Mo- leren Bundeslösung angepasst wird. – Sascha naten entstanden, begleitet von Rainer Stöckli, Quaile heisst der neue Kantonstierarzt, der die vielfältige Texte von neun Autorinnen und Au- Leitung des Veterinäramts beider Appenzell toren, die in einem Band mit dem Titel «Mus- am 1. Juli übernommen hat. Quaile folgt auf Al- terbuch» (siehe unten S.237 f.) versammelt bert Fritsche, der als Kantonstierarzt nach sind. St.Gallen wechselte. – Mit der Innerrhoderin Vreni Kölbener ist erstmals eine Frau zur Präsi- Verschiedenes dentin der Appenzellischen Gemeinnützigen Der Verkehr hat auf den Ausserrhoder Strassen Gesellschaft (AGG) gewählt worden. Auf die 2011 um durchschnittlich 3,2 Prozent zuge- Hauptversammlung hin hatten neben Präsi- nommen. Im Verkehrsraum Herisau wurden dent Hans Bischof, Grub, auch Vizepräsidentin 3,5 Prozent mehr Fahrzeuge gezählt; die Achse Annette Joos-Baumberger, Herisau, demissio- St.Gallen–Herisau verzeichnete sogar 4,8 Pro- niert. Das Vizepräsidium übernahm der In- zent Mehrverkehr. Der Mehrverkehr auf den nerrhoder Caius Savary und das Kassieramt Kantonsstrassen schwankt zwischen einer Zu- Michel Peter aus Herisau. Die beiden zurück- nahme von 1,4 Prozent (zwischen Heiden und tretenden AGG-Vorstandsmitglieder wurden Wolfhalden) sowie 4,1 Prozent (zwischen Wald- zu Ehrenmitgliedern ernannt (Abb.6). 100 Gemeindechronik Hinterland

Gemeindechronik von Appenzell Ausserrhoden für das Jahr 2011

Hinterland und Hans Winzeler, verzichteten auf ihren An- teil an der Firma und brachten die Mehrheit René Bieri, Herisau des Aktienkapitals in eine Stiftung ein. Die Met- rohm AG als eigenständiges appenzellisches Unternehmen gehört zu 100 Prozent der Met- rohm-Stiftung. Deren Zweck ist unter anderem Es war eine hocherfreuliche Nachricht – nicht die Förderung sozialer, kultureller und ausbil- nur für die Gemeinde Herisau, sondern auch dungsbezogener Projekte im Kanton Appenzell für den Industriestandort Appenzellerland: Ausserrhoden und darüber hinaus. Viele Leute «Die 1943 gegründete Metrohm AG bleibt in und Institutionen haben seither profitiert, und Herisau.» Weil Ausbaupläne am Standort Ober- es ist nicht vermessen, wenn heute landauf, dorfstrasse wegen Einsprachen zu scheitern landab von einer «Metrohm als Perle des In- drohten, fasste das zweitgrösste appenzelli- dustriestandorts Ausserrhoden» die Rede ist. sche Industrieunternehmen einen Umzug in Am 29. Mai fand im Kulturzentrum Rank das den Westen der Stadt St.Gallen ernsthaft ins Gründungsfest der Sozialdemokratischen Par- Auge. Im letzten Moment kam es aber im neu tei Hinterland statt. Die Einladung richtete sich erschlossenen Herisauer Industriegebiet Hölzli an alle interessierten Personen der Hinterlän- zu einer Lösung. «Unser neuer Firmensitz ist der Gemeinden. Erster Präsident wurde Stefan ein Meilenstein – in jeder Hinsicht. Und ein Be- Kunz aus Waldstatt. Mit dieser Neugründung kenntnis zu Ursprung und Heimat des Unter- ist die SP nun im ganzen Kanton Appenzell nehmens, das in Herisau vor 68 Jahren von Ber- Ausserrhoden vertreten. told Suhner gegründet wurde», so Unterneh- Am 1. November durften die katholische mensleiter Christoph Fässler in der Einladung Pfarrei Peter und Paul Herisau, Waldstatt und zum Tag der offenen Tür im Oktober. Die Met- Schwellbrunn sowie die Pfarrei Urnäsch- rohm AG ist eine hoch spezialisierte Schweizer Hundwil mit Reto Oberholzer einen neuen Exportfirma im Bereich chemischer Analytik Pfarrer begrüssen. Der neue Pfarrer wechselte mit mehr als 40 eigenen Tochtergesellschaften vom Seelsorgeverband Niederhelfenschwil- in aller Welt und ebenso vielen Exklusiv-Vertre- Zuckenriet-Lenggenwil ins Appenzeller Hin- tungen. Die Entwicklung und Fertigung der Ge- terland. räte erfolgt nahezu komplett in Herisau. Der An einer ausserordentlichen Generalver- 2011 eröffnete Neubau ist im Übrigen das sammlung der Säntis-Schwebebahn AG im grösste je im Kanton in einer Etappe realisierte Sportzentrum Herisau wurden Mitte Novem- Bauprojekt mit einem Investitionsvolumen von ber die Weichen gestellt für einen Hotelneubau rund 116 Mio. Franken, geplant und umgesetzt auf der Schwägalp. Die von 580 Aktionären be- von ARGE Architektur und Keller.Hubacher. suchte Tagung stimmte trotz einiger kritischer Seifert. Der Umzug ins Industriegebiet Hölzli Voten dem 33,4-Millionen-Projekt bzw. einer ist in der Tat ein Meilenstein. Einen ähnlich be- Kapitalerhöhung zu und entschied an diesem deutenden Schritt zu Gunsten des Standorts Abend somit auch über die Zukunft des Berg- Herisau hatte die Metrohm 1982 vollzogen. Fir- hotels Schwägalp. Das geplante Hotel mit 52 mengründer Bertold Suhner und die beiden Zimmern, Wellness- und Tagungsbereich kos- Mitglieder der Geschäftsleitung, Lorenz Kuhn tet rund 15 Mio. Franken, der Ersatzbau für Gemeindechronik Hinterland 101

Gastronomie und Shop weitere rund 18 Millio- Wirz mit 517 Stimmen; Ueli Aerne 512; Peter nen Franken. Wunschtermin für die Eröffnung Mathis 507; Urs Dörig 495; Willi Urbanz 491. ist März 2015. Präsident: Alfred Wirz 508. – Kantonsrat. Ge- Zwei Bauprojekte für eine zeitgemässe Al- wählt: Käthi Nef-Alder 515 Stimmen; Dölf Bia- tersbetreuung sind erwähnenswert: In Wald- sotto 500; Alfred Wirz 452 (neu). Ulrich Mettler statt erfolgte Mitte Dezember die Grundstein- trat nach siebenjähriger Amtszeit als Kantons- legung für den Um- und Erweiterungsbau des rat zurück. Auf Ende Amtsjahr 2011/2012 Seniorenheims Bad Säntisblick, nachdem die reichte Gemeinderat Peter Hipp nach zehnjäh- Bewohner in den «Sonnenberg» Schwellbrunn, riger Amtszeit seinen Rücktritt ein. – Es war der ihnen während der Bauphase Gastrecht ge- das Hauptereignis im Urnäscher Kalenderjahr währt, umgezogen waren. Eingeweiht wird das 2011: Das geplante Projekt «Pflegezentrum Ur- neue Gebäude im Herbst 2012. In Urnäsch näsch» nahm an der Urne mit einem dreifa- sagte die Bevölkerung Ja zum Projekt «Pflege- chen Ja die entscheidende Hürde (Abb.7). Am zentrum Urnäsch». Der Baubeginn soll im Ap- deutlichsten war die Zustimmung mit 498 Ja ril 2013 erfolgen; der Bezug ist auf Sommer gegen 240 Nein bei der Frage, ob ein Teil des 2014 geplant. vorgesehenen Grundstücks in der Au der noch Da sie zufrieden mit der Arbeit von Appen- zu gründenden «Urnäscher Stiftung für das Le- zellerland Tourismus AG ist, sieht die Hinter- ben im Alter» für 99 Jahre unentgeltlich im Bau- länder Tourismusorganisation «Appenzeller- recht zur Verfügung gestellt werden soll. Die land am Säntis» ihre Aufgabe als erfüllt an. Die Grundsatzfrage, ob die Gemeinde die Sicher- Organisation löste sich an der Dezembersit- stellung der Altersversorgung gemäss kantona- zung auf, nachdem sie von der abgeschlosse- lem Gesundheitsgesetz mit der Realisierung nen Strukturbereinigung im Ausserrhoder Tou- des neuen Pflegezentrums gewährleisten soll, rismus und der erfolgreichen Arbeit der Ap- wurde mit 485 Ja gegen 242 Nein fast genau penzellerland Tourismus AG Kenntnis genom- mit Zweidrittelsmehrheit befürwortet. Mit 273 men hatte. «Appenzellerland am Säntis» war Nein gab es am meisten Gegenwind bei der 2008 gegründet worden, als die Hinterländer Frage der Finanzierung, zu der 463 Stimmbe- Gemeinden und Verkehrsvereine ihre Zusam- rechtigte ein Ja einlegten. Dabei ging es darum, menarbeit im Tourismus neu definierten. ob ein Gemeindebeitrag von 1 Mio. Franken an die Stiftung sowie die Abtretung der Subventio- nen und Fonds genehmigt werden soll. – Trotz eines Minus von knapp 390 000 Franken ge- URNÄSCH nehmigten die Stimmberechtigten an der Bud- get-Versammlung Mitte Dezember den Voran- Wahlen und Abstimmungen schlag einstimmig. An den Gesamterneuerungswahlen vom 3. Ap- ril gab es folgende Ergebnisse: Gemeinderat. Kirchen Gewählt: Hansruedi Diem 519; Peter Hipp 517; Die Frühjahrsversammlung der Evangelisch- Christian Knöpfel 515; Käthi Nef-Alder 513; Do- reformierten Kirchgemeinde hat den Einbau ris Brunner-Brägger 504; Tina Hachen-Rech- eines neuen Orgelregisters für 16 000 Franken steiner 500; Trudi Tobler-Eberle 493; Stefan wie auch die Jahresrechnung einstimmig gut- Frischknecht 490. Für den neunten Gemeinde- geheissen. – Per 1. November durften die ka- ratssitz wurde ein zweiter Wahlgang nötig. Die- tholische Pfarrei Peter und Paul Herisau, Wald- sen gewann Sandra Diesterbeck am 15. Mai mit statt und Schwellbrunn sowie die Pfarrei Ur- 306 Stimmen. – Gemeindepräsident. Gewählt: näsch-Hundwil mit Reto Oberholzer einen Stefan Frischknecht mit 464 Stimmen. – Ge­ neuen Pfarrer begrüssen. Der neue Pfarrer schäftsprüfungskommission. Gewählt: Alfred wechselte vom Seelsorgeverband Niederhel- 102 Gemeindechronik Hinterland fenschwil-Zuckenriet-Lenggenwil ins Appen- genschaft der «Kommission Mitteilungsblatt» zeller Hinterland. Durch die Schliessung des an. – Die Schiessanlage Sönderli in Gonten hat Kapuzinerklosters Appenzell verlor die Pfarrei «Zuwachs» erhalten: Nach kurzer Vorberei- Peter und Paul Pater Francesco Christen. Pfar- tungszeit konnte am 6. April der Schützenver- rer Josef Fritsche, der für die seelsorgerischen ein Urnäsch als neuer Nutzer der Anlage offizi- Belange in Urnäsch zuständig war, übernahm ell einziehen. Wie seit längerer Zeit bekannt, vermehrt Aufgaben in den Pfarreien des Inne- musste für die Schiessanlage Urnäsch aus ver- ren Landes. Pfarrer Oberholzer wurde am schiedenen Gründen ein Ersatz gesucht wer- 12. November in der katholischen Pfarrei Ur- den. Nachdem in der Schiessanlage Sönderli in näsch-Hundwil und am 20. November in He- Gonten auf Anfang dieses Jahres Platz für einen risau feierlich eingesetzt. weiteren Verein entstanden war, trafen sich die Militärdirektoren beider Kantone, der Haupt- Industrie und Gewerbe mann des Bezirks Gonten, der Gemeindeam- Vor 33 Jahren gründeten Ernst und Maya mann von Urnäsch, Vertreter der Standge- Frischknecht ein Transportgeschäft, zu dem im meinschaft Gonten und des Schützenvereins Wesentlichen der Muldenservice, Kippertrans- Urnäsch im letzten Herbst zu ersten Verhand- port und Winterdienst gehören. Per 1. Juli ging lungen. Dank der guten Gesprächskultur zwi- der Betrieb an die zweite Generation über. Edy schen allen Parteien konnte in nicht einmal Frischknecht und seine Frau Martina sind die sechs Monaten eine für alle Beteiligten befrie- neuen Inhaber. digende Lösung und für die Urnäscher Schüt- zen ein neues Zuhause gefunden werden. Die Kultur und Vereine Urnäscher zogen mit einem originellen Pferde- Das Appenzeller Volkskunde-Museum Stein gespann und Fahnenbegleitung im Stand Sön- und das Appenzeller Brauchtumsmuseum Ur- derli ein und wurden gebührend empfangen. näsch können seit August auf die Dienste der Die Gemeinde beteiligte sich mit 120 000 Fran- gemeinsamen Kuratorin Sabine August zählen. ken am Gontner Schiessstand. Das Endschies- Grund ihrer Anstellung ist die Museumsstrate- sen im Schützenhaus Urnäsch fand im Herbst gie der Ausserrhoder Regierung. 1972 wurde statt. – An der Korpsversammlung verabschie- der «Verein für ein Ortsmuseum Urnäsch» ge- dete sich Emil Stricker nach 20 Jahren – neun gründet. Im Zentrum steht das Brauchtum. Das Jahre davon als Kommandant – von der Feuer- Appenzeller Volkskunde-Museum wurde 1987 wehr. Der Gemeinderat wählte daraufhin Fritz eröffnet und wird getragen von der «Genossen- Nef-Koster zu seinem Nachfolger. – Anfang De- schaft Volkskunde-Museum Stein AR». – An der zember entschied die UBS, ihre Geschäftsstelle Hauptversammlung des Frauenturnvereins Ur- per Ende Januar 2012 zu schliessen. Die Ur- näsch erhielt Emmi Knöpfel das Vertrauen für näscher Kundschaft wird künftig in Herisau be- das Präsidialamt. Sie löst Erika Hörler ab, die dient. – Urnäsch erhielt im Sommer eine Klinik während 12 Jahren diese Verantwortung wahr- für Grosstiere. Das Tierarztehepaar Simone nahm. und Peter Weisser wechselte vom bisherigen Standort in der alten Walserfabrik Urnäsch in Verschiedenes den Neubau «Tierklinik im Fürtli», wo es nun Seit Februar 2011 hat die Gemeinde ein neu auch Platz für Rehabilitationstiere gibt. «Die gestaltetes Gemeindeblatt. Inhaltlich hat sich nächste ähnliche Klinik gibt es in Zürich», hiess nicht viel geändert, das Blatt ist jedoch farbiger es bei der Einweihung. – Am 17. September fei- geworden mit einer gepflegten Aufmachung. erte die Stiftung Columban mit einem Tag der Für die Redaktion und Produktion ist Jürg Büh- offenen Tür den 50. Geburtstag. Das Heim war ler, Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit, 1961 von Max Fuchsmann gegründet worden. Herisau, verantwortlich. Er gehört in dieser Ei- Dem Gründer war es ein grosses Anliegen, be- Gemeindechronik Hinterland 103 hinderten Kindern eine Heimat und Förderung zierten Steuerfuss. Der Voranschlag rechnet auf anthroposophischer Basis zu ermöglichen. mit einem Fehlbetrag von 2,4 Mio. Franken. Er baute die erste Wohngruppe und dann das Kinderwohnheim im alten Urnäscher Waisen- Kirchen haus. 1964 entstand der Eltern- und Förderver- An der ordentlichen Frühjahrsversammlung ein Pro Columban, und 1973 wurde die Stiftung der Katholischen Kirchgemeinde ist der Ver- gegründet, um auch langfristig den geistig und kauf der Liegenschaft Mühlebühl 17, wie ihn mehrfach schwerbehinderten Bewohnern im der Pfarreirat beantragt hatte, heftig diskutiert Heim ein Zuhause zu sichern. – 2010 ging Sän- worden; er wurde schliesslich mit 48 Ja gegen 41 tis-Print AG in Konkurs, die Gemeinde verlor Nein bei 8 Enthaltungen relativ knapp ange- auf einen Schlag 40 Arbeitsplätze, und schliess- nommen. Die Liegenschaft wird seit Langem lich kam im Sommer die Liegenschaft unter nicht mehr kirchlich genutzt und wurde an die den Hammer. Seit Anfang November herrscht Wohngemeinschaft des Vereins Säntisblick ver- Klarheit über die Nutzung. Der letzte Verwal- mietet. Vor dem Verkauf müssen allerdings die tungsratspräsident der Firma, der St. Galler An- Eigentumsverhältnisse geklärt werden, denn walt Patrick Stach, ersteigerte die Liegenschaft die Liegenschaft unterliegt einem Heimfall- und investiert jetzt 3 Mio. Franken für 20 Woh- recht an das Bistum St. Gallen. An der gleichen nungen eher kleinerer Grösse. Versammlung wurden die Rechnung 2010 und das Budget 2011 einstimmig gutgeheissen. Drei neue Pfarreiräte wurden gewählt und alle bis- herigen Mandatsinhaber bestätigt. Weiterhin HERISAU vakant ist das Präsidium. – Am 17. April billig- ten die Stimmberechtigten der Evangelisch-re- Wahlen und Abstimmungen formierten Kirchgemeinde die Jahresrechnung Am ersten April-Wochenende fanden im Kan- mit 580 Ja zu 36 Nein. Sie schloss mit einem Ge- ton die Gesamterneuerungswahlen statt. In winn von gut 35000 Franken ab, obwohl ein Herisau gab es im Einwohnerrat ein histori- Rückschlag von 850000 Franken budgetiert war. sches Resultat. Erstmals seit Einführung des Grund für diese Differenz war einerseits der Gemeindeparlaments im Jahre 1975 löste die verzögerte Baubeginn des Kirchgemeindehau- SVP die FDP als stärkste Fraktion ab. Sie kam ses; anderseits waren die Steuereinnahmen um auf 9 Sitze (+1), die FDP eroberte 8 Sitze (–2). über 200000 Franken höher als erwartet ausge- Die CVP erhielt 5 Sitze (+2), die SP 6 (unverän- fallen. Knapp 12 Prozent der Stimmberechtig- dert), die EVP 3 (–1). Nicht mehr angetreten ten gingen zur Urne. – Mitte April gab die Evan- war das Forum Herisau. Alle sieben Gemeinde- gelisch-reformierte Kirchenvorsteherschaft die räte mit Präsident Paul Signer an der Spitze Vertragsauflösung mit Pfarrerin Regula Men- wurden für eine weitere Amtsdauer wiederge- ges-Bachmann per Ende Oktober bekannt. Sie wählt. Die SVP (neu 4) gewann zulasten der übte ihr Amt 12 Jahre lang aus und trat aus ge- EVP (neu 1) einen Sitz in der vierzehnköpfigen sundheitlichen Gründen zurück. – Am 1. No- Herisauer Kantonsratsvertretung. Ansonsten vember durften die katholische Pfarrei Peter gab es keine Wechsel: Sowohl die FDP als auch und Paul Herisau, Waldstatt und Schwellbrunn die SP konnten ihre fünf bzw. zwei Sitze vertei- sowie die Pfarrei Urnäsch-Hundwil mit Reto digen. Die CVP blieb bei ihren zwei Sitzen, Oberholzer einen neuen Pfarrer begrüssen. Der konnte aber ihren prozentualen Stimmenanteil neue Pfarrer wechselte vom Seelsorgeverband von 9,9 auf 15,0 Prozent kräftig ausbauen. – Mit Niederhelfenschwil-Zuckenriet-Lenggenwil 2096 Ja- zu 577 Nein-Stimmen befürworteten ins Appenzeller Hinterland (siehe «Urnäsch»). die Stimmberechtigten am 27. November das – An der Urnenabstimmung vom 27. November Budget 2012 mit einem um 0,2 Einheiten redu- wählte die Evangelisch-reformierte Kirchge- 104 Gemeindechronik Hinterland

1 2 meinde Peter Solenthaler zum neuen Pfarrer. Lastwagenmechaniker vergrösserte die Dienst- Der neue Pfarrer, der seit 1990 in Gossau wirkte, leistungspalette, indem er neben dem Pneuge- besetzt eine 75-Prozent-Stelle. Die Stimmbe- schäft auch Reparaturen von und Services für rechtigten genehmigten das Budget 2012 mit Personen- und Lastwagen anbietet. – Was einst 6129 Ja zu 90 Nein. klein begann, ist mittlerweile zu einem stattli- chen Betrieb mit 21 Mitarbeitenden herange- Industrie und Gewerbe wachsen: Markus und Heidi Forster feierten im Auf Jahresbeginn wurde der Wechsel in einem Frühjahr das 30-Jahr-Jubiläum der Molkerei bekannten Fachgeschäft publik. Nach 27 Jah- Forster. Dabei zeichnet sich ein Generationen- ren übergab Inhaberin Renate Sonnenberg- wechsel ab; Ruedi Forster tritt in die Geschäfts- Truog ihren Laden mit Unterwäsche, Bade- leitung ein. – Mitte Juni weihte die Altrimo AG mode, Lingerie und Dessous an Sonja Gut. Der mit Hauptsitz in Appenzell ihre neue Nieder- Name Truog ist in Herisau verankert, gründete lassung am Platz ein. Damit folgte sieben Jahre doch Renate Sonnenbergs Mutter vor bald 70 nach Eröffnung der Herisauer Geschäftsstelle Jahren das Geschäft an der Schmiedgasse 14. eine Erweiterung. – Ende Juni gab es gleich drei Es wird unter dem bisherigen Namen weiterge- Jubiläen zu feiern, wobei der runde Geburtstag führt. – Und gleich noch eine «Neujahrsmel- in zwei Fällen mit dem altersbedingten Aus- dung»: Werner Zuberbühler verkaufte seine scheiden zusammenfiel. Ueli Fischer, 40 Jahre Firma «Zuba Werkbank- und Tischplatten» an bei der Mobiliar in Herisau – wovon 34 Jahre als der Alpsteinstrasse 62 nach 33 Jahren alters- Generalagent –, trat am 30. Juni in den Ruhe- halber an Urs Hugener, Möbelhaus AG, in Stein. stand. Die Ablösung wurde bereits zwei Jahre Das Geschäft wird unter dem Namen «Zuba- früher eingeleitet. Fischer trennte sich Anfang Platten AG» weitergeführt. Gegründet wurde 2009 vom operativen Geschäft, und die beiden der Betrieb 1945 von Vater Jakob Zuberbühler. Generalagenturen von Trogen und Herisau – Rosmarie und Markus Hirt eröffneten im April werden seither als Generalagentur Appenzell an der Bahnhofstrasse 13 eine Chocolaterie. Sie Ausserrhoden weitergeführt. Leiter ist Adrian sind Inhaber der Confiserie Hirt in Frauenfeld. Künzle. – An der Bachstrasse 6 schloss eben- Mit ihrem Engagement tragen sie einem Anlie- falls Ende Juni Giacomo Calderini seinen Coif- gen aus der Bevölkerung Rechnung, die nach feursalon. 50 Jahre früher, in seinem 20. Le- der Schliessung der beiden Confiserien Zäch bensjahr, hatte der Italiener aus dem Friaul in (Ende Dezember 2010) und Würzer (Ende Feb- Buchs die Schweizer Grenze überschritten und ruar 2011) den Verlust solcher Betriebe in der bei seinem Landsmann Mario Paone im Salon Gemeinde beklagten. – Ebenfalls im April gab Walhalla (Drogerie Eberle) in der Windegg eine Rolf Ehrbar sein Pneu-Haus im Gewerbezent- Anstellung erhalten. 1976 machte er sich selb- rum Hölzli an Bruno Heeb weiter. Der gelernte ständig. – Schliesslich noch das dritte Jubi- Gemeindechronik Hinterland 105

3 4 5 läum: Das Restaurant Schachen beim SOB- Schule Bahnhof, bekannt unter dem Namen «Baracca», Das Schulheim Wiesen schloss im Juli seine Tü- wurde vor 100 Jahren eröffnet. Das Restaurant ren. Verantwortlich waren strukturelle Verän- war ausschliesslich für die italienischen Gast- derungen, wie die Trägerstiftung «Gott hilft» arbeiter bestimmt, dies im Zusammenhang mit mitteilte. Ein Teil der drei Gebäude wird als dem Bau der Bodensee-Toggenburg-Bahn, die Wohnraum vermietet. Zudem kommt hier das am 1. Oktober 1910 eingeweiht worden war. seit elf Jahren in Herisau geführte Spiel- und Die Wirtinnen «Carolina» (bis 1946) und «San- Lernzentrum unter. Es wird als Privatschule ge- tina» (1946 bis 2008) waren legendäre Persön- führt. – Am 24. September wurde im Ifang- lichkeiten. Das Haus blieb in Familienbesitz Quartier das Jubiläum «100 Jahre Schulhaus und wird in dritter Generation von Giuseppe Ifang» gefeiert. Seit mindestens 1827 gab es im und Pasqualina Sagrafena geführt. – Mitte Juli Gebiet Ifang ein Schulhaus – in einem Bauern- wurde ein Zusammenschluss im Taxi-Gewerbe haus neben der ehemaligen Käserei. 1832 gemeldet. Alpstein-Taxi, vor neun Jahren von wurde ein neues Schulhaus eingerichtet, im Thomas und Trix Zellweger gegründet, gehört «Hause Tschumper». Das heutige Schulhaus neu zur Baldegger Group. – Ein grosser Tag für wurde 1910/11 unter der Führung von Gemein- den Industriestandort Appenzell Ausserrho- debaumeister Alfred Ramseyer gebaut. den: Mit einem Tag der offenen Tür weihte die

1943 gegründete Metrohm AG ihre neuen Ge- Abbildungen Januar bis Mai 2011 bäulichkeiten im Hölzli ein (Abb.9 bis 11). Am 1 Herisau Regierungsrat Hans Diem gratulierte der Feuer­ alten Standort an der Oberdorfstrasse konnte wehr Herisau. Durch die Professionalisierung der Feuer­ sich das auf dem Weltmarkt erfolgreich tätige wehr Herisau konnten die Brandschäden und die Zahl Unternehmen räumlich nicht mehr entwickeln. der Brandopfer in den letzten 120 Jahren um zwei Drittel Gegen 5000 Interessierte wollten am Tag der of- gesenkt werden, wie der Festredner festhielt. (Bild: APZ) fenen Tür die architektonisch eindrucksvollen 2 Waldstatt Die Lignatur AG in der Mooshalde ist mit Neubauten im Hölzli besichtigen. Mit einem ihrem Erweiterungsbau ein stattliches Unternehmen mit Investitionsvolumen von 116 Mio. Franken rea- 35 Mitarbeitenden geworden. (Bild: René Bieri) lisierte die Metrohm AG das grösste je in einer 3 Hundwil Margrit Müller­Schoch: Die neue Kantons­ Etappe im Appenzellerland erstellte Bauwerk, rätin und neue Gemeindepräsidentin von Hundwil. geplant und umgesetzt von ARGE Architektur (Bild: Martina Basista) und Keller.Hubacher.Seifert. – Das Herisauer 4 Stein Christoph Scheidegger wurde als Nachfolger von Malerunternehmen H. J. Diem AG regelte im Fritz Leirer zum Gemeindepräsidenten gewählt. Dezember seine Nachfolge. Die Alder+Kuratli (Bild: Martina Basista) GmbH übernahm den 1974 von Hans-Jakob 5 Waldstatt Im Frühjahr zog die Blumer Techno Fenster Diem gegründeten Betrieb per 1. Januar 2012. AG von Herisau nach Waldstatt. (Bilder: René Bieri) 106 Gemeindechronik Hinterland

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Kultur und Vereine 1911, als die Dorferkorporation zusammen mit An der 84. Hauptversammlung des Harmonika- den Quartierbewohnern Laternen und Sitzge- Orchesters Herisau kam es zu einer Übergabe legenheiten aufzustellen begann, entstand im des Dirigentenstabes. Karin Stricker erklärte ehemaligen Restaurant Sportplatz unter der nach 16 Jahren ihren Rücktritt; Nachfolgerin Linde der Quartierverein. Zum 100-jährigen wurde Marianne Bänziger. – Die Guggenmusik Bestehen demissionierte der gesamte Vorstand. «Izi bizi tini wini» feierte an der Fasnacht ihr Ein fünfköpfiges Gremium will das Jahr 1 nach 25-Jahr-Jubiläum mit einer grossen Party und dem runden Geburtstag in Angriff nehmen. – Kindermaskenball im Casino. – An einer Me- Mitte Dezember feierte die Casino-Gesellschaft dienorientierung informierte Mitte April der ihr 175-Jahr-Jubiläum. Damals hatte der Verein neu gegründete Verein Cinetreff Herisau über im Dorfzentrum den Bau des Casinos ermög- das neue Betriebskonzept. Offiziell wiederer- licht – ein Casino, in dem die Vereinsmitglieder öffnet wurde das Kino am 21./22. Mai, vorerst indessen auch früher nie dem Spielen frönten. für eine Dauer von zwei Jahren. Nach dieser Der Name für die 1836 gegründete Casino-Ge- Zeit werde Bilanz gezogen, erklärte Präsident sellschaft scheint sich auf den Versammlungs- Yves Noël Balmer. Während der zweijährigen ort selber zu beziehen; man erinnert sich an Pilotphase leisten die öffentliche Hand und Offiziersmessen, oder eben Offizierskasinos, Stiftungen Beiträge. – Generationenwechsel Räume, die dem militärischen Führungsperso- beim Turnverein Herisau: Raphael Froidevaux nal sowohl als Speise- als auch als Lese- und übergab an der Hauptversammlung das Präsi- Aufenthaltsräume dienten. Im Zentrum stan- dentenamt an den 28-jährigen Thomas Rohner. den von Anfang an das Lesen, die Pflege der Der Bisherige übte das Amt während sieben Kontakte, die Diskussion, das kulturelle Leben, Jahren aus. – Renate Bieg ist neue Präsidentin die vornehme Geselligkeit und die Förderung des Historischen Vereins Herisau und Umge- von Handel und Industrie. Präsidiert wird die bung, des Trägers des Museums Herisau am Casino-Gesellschaft heute von Suzanne Buch- Platz. Sie löste Peter Witschi ab, der den Verein mann. – Die weit jüngere Kulturvereinigung fast 20 Jahre geführt hatte. – Die Frohsinn- «Kultur is Dorf» feierte im gleichen Jahr ihr Chöre Herisau meldeten nach Dezember 2009 30-jähriges Bestehen. im April 2011 erneut einen Dirigentenwechsel. Doris Glatter-Götz wurde von Markus Büchi Verschiedenes aus Romanshorn abgelöst. Präsidiert werden Gleich zum Jahresbeginn gab es ein Jubiläum die Frohsinn-Chöre von Jakob Frischknecht zu vermelden. 1861 wurde der Grundstein für (Männerchor) und Susanne Alder (Frauen- die Feuerwehr Herisau gelegt. 150 Jahre später, chor). – Mitte September feierte der Quartier- am 8. Januar 2011, ging im Casino die Jubilä- verein Herisau-Ost seinen 100. Geburtstag. umsfeier mit zahlreichen Ehrengästen über die Gemeindechronik Hinterland 107

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Bühne (Abb.1). Schon vor der Gründung gab ren. Die Institution spürte immer stärker die es organisierte Gruppen, die sich um das Konkurrenz des Internets. Die Gründung eines Löschwesen kümmerten, doch der 18. Januar der ersten Brockenhäuser in der Region geht 1861 war mit der Bildung eines Turner-Ret- auf die Initiative einiger Mitglieder der Evange- tungskorps, das gut organisiert war und sich lischen Frauenhilfe zurück. Im Lauf der Jahre jährlich zu mindestens zwölf Übungen traf, arbeiteten fast 40 Frauen ehrenamtlich für das Gründungstag der Feuerwehr Herisau. Der ak- Brockenhaus; am Schluss waren es noch 13 tuelle Feuerwehrkommandant Roger Schläpfer Frauen. Im Laufe der 50 Jahre erwirtschaftete – er löste 2007 Hanspeter Alder ab – setzte sich das Brockenhaus rund 1,5 Mio. Franken für mit der Geschichte der Feuerwehr intensiv Hilfsbedürftige und wohltätige Institutionen. auseinander. Ein Vergleich ist interessant. Im Ruth Barbey war die einzige Frau, die auf Jubiläumsjahr verrichteten 83 Feuerwehrleute 50 Jahre gemeinnützige Arbeit zurückblicken ihre Arbeit, 1884 waren es noch über 1500 konnte. – Die Stiftung Altersbetreuung Herisau Mann. Durch die Professionalisierung und Mo- mit den Häusern im Heinrichsbad und Ebnet dernisierung der Feuerwehr wurde es möglich, feierte das zehnjährige Bestehen. Präsidiert den Personalbestand zu senken. – Dauerprä- wird sie seit Beginn vom früheren Herisauer senz des Schweizer Fernsehens in Herisau: «SF Gemeinderat Max Nadig. – In Herisau lebt eine bi de Lüt – die Alten kommen» strahlte acht alte Tradition wieder auf: Im Juli gründeten gut Sendungen über Land und Leute in der Aus- serrhoder Metropole aus. Ein OK mit Urs Meyer an der Spitze stand jeweils im Mittelpunkt. Hö- Abbildungen August bis Oktober 2011 hepunkt war die einstündige Bühnenrevue «Back to the Sixties», die am 26. März im Casino 6 Schwellbrunn Das neue Werkgebäude Eisigeli Schwell­ aufgezeichnet und einige Tage später als letzte brunn bietet der Blumer *BSB* reichlich Platz. (Bild: APZ) Sendung der Serie ausgestrahlt wurde. – An der 7 Urnäsch Zufriedene Gesichter bei den Hauptverant­ Spitze der CVP Herisau gab es im Frühjahr ei- wortlichen des Projekts «Pflegezentrum Urnäsch»: Ge­ nen Wechsel. Glen Aggeler folgte auf Daniel meindepräsident Stefan Frischknecht, Heimleiter And­ reas Stübi, Käthi Nef, Gemeinderätin und Präsidentin Troxler als Präsident; dieses Amt hatte der der vorberatenden Arbeitsgruppe, Jakob Nef, Präsident Scheidende zwei Jahre inne. Auch bei der CVP der Genossenschaft Alterssiedlung Au und Mitglied der AR war der Präsidentenwechsel eine Herisauer Baukommission des neuen Projekts (v.l.n.r.). (Bild: APZ)

Angelegenheit. Der frühere Gemeinderat Max 8 Schönengrund Die Musikgesellschaft Schönengrund­ Nadig übernahm den Posten von Helmut Rott- Wald in ihrer neuen Bekleidung. (Bild: applaus) ach. – Nach genau 50 Jahren (Gründung 6. April 9 Herisau Das alte Areal an der Oberdorfstrasse bleibt im 1961) öffnete das Brockenhaus an der Egg- Besitz der Metrohm AG. Es wird für Gewerbe und Woh­ strasse 21 Ende Juni zum letzten Mal seine Tü- nen umgenutzt. (Bild: APZ) 108 Gemeindechronik Hinterland

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40 Einheimische eine Blochgesellschaft. Zum Robert Walser lebte von 1933 bis zu seinem Tod ersten Mal wollten sie an der Fasnacht 2012 1956 in der Heil- und Pflegeanstalt Herisau. – den Brauch wieder aufleben lassen und durchs Herisau hat seine Chälblihalle wieder. Am Dorf ziehen. Wie in der Dorfgeschichte nach- 31. Dezember wurde das Multifunktions- zulesen ist, fanden vermutlich schon im gebäude nach einem Jahr Sanierungsarbeiten 18. Jahrhundert solche Umzüge in der Ge- mit dem «Chlausetröff» der Silvesterchläuse meinde statt. Dokumentiert ist, dass zwischen und einem Tag der offenen Tür in Betrieb ge- 1899 und 1914 die Blochkommission Ramsen- nommen. Die 1944 erbaute Chälblihalle ist ei- Moos aktiv war. Mit Ausbruch des Ersten Welt- nes der ältesten Mehrzweckgebäude im Kan- krieges wurde das Blochziehen in Herisau ver- ton. Die Sanierungskosten betrugen rund 4,2 boten. Der neu gegründete Vorstand wird von Mio. Franken. Koni Dietrich, Restaurant Schafräti, präsidiert. – Am 5. Dezember, dem UNO-Tag der Freiwilli- Totentafel gen, verlieh die Gemeinde erstmals den Prix Am 30. Januar 2011 starb Jakob Keller im 81. Al- Benevol, den Anerkennungspreis der nationa- tersjahr. Den früheren Postbeamten sah man len Fach- und Vermittlungsstelle für Freiwilli- vor seiner Pensionierung täglich mit der Paket- genarbeit. Aus 28 Bewerbungen entschied sich post auf Herisaus Strassen. Doch er stellte seine eine Jury für die Freiwillige Altersbetreuung der Kräfte während Jahren auch in den Dienst der Stiftung Altersbetreuung Herisau. Seit Anfang Öffentlichkeit: Von 1975 bis 1982 war er Mit- der 1990er-Jahre tragen die heute rund 50 Hel- glied des Einwohnerrates und gehörte von ferinnen dazu bei, dass sich die Betagten wei- 1982 bis 1996 dem Gemeinderat an. Von 1976 terhin als Teil der Herisauer Gemeinschaft füh- bis 1990 vertrat er die Gemeinde im Kantonsrat. len dürfen. Sie gehen mit ihnen spazieren, Jakob Keller gehörte der Sozialdemokratischen bringen sie zum Gottesdienst, helfen bei Anläs- Partei an. sen und unterstützen so das zeitlich oft stark Am 26. September nahm eine grosse Trauer- geforderte Pflegepersonal. – Aus Anlass des gemeinde Abschied von Ruth Beutler. Wäh- 50-jährigen Bestehens des Lions-Clubs Heris au rend vieler Jahre setzte sie sich in verschiede- entschieden sich die Mitglieder für ein nach- nen Funktionen und Ämtern, u.a. als Präsiden- haltiges Geschenk an die Gemeinde. Sie sa- tin der SP Herisau und ab 1996 bis 2007 als nierten den auf Initiative des verstorbenen Einwohnerrätin, für Solidarität, Gleichberech- Teufner Schriftstellers Peter Morger 1986 eröff- tigung, Gerechtigkeit und eine gesunde Um- neten Robert-Walser-Pfad, den ersten Litera- welt ein. Lange Jahre war sie auch Präsidentin turweg der Schweiz, und werteten den Walser- des claro Weltladens Herisau. Platz samt 1962 eingeweihtem Brunnen mit baulichen Massnahmen auf. Der Schriftsteller Gemeindechronik Hinterland 109

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den gleichen Zeitpunkt kündigte auch Chris- SCHWELLBRUNN tian Wildermuth seinen Rücktritt als Gemein- derat an. Er war 2008 in dieses Amt gewählt Wahlen und Abstimmungen worden. – Die Gemeindeversammlung vom Der Antrag des Gemeinderates über einen 18. November hiess das Budget 2012, das dank 1,062-Mio.-Franken-Baukredit für den Umbau des Bezugs von 130000 Franken aus dem Ei- des Gemeindehauses fand am 13. Februar genkapital noch mit einem Defizit von rund beim Stimmvolk ein positives Echo. Mit 394 Ja 12000 Franken rechnet, einstimmig gut. gegen 134 Nein wurde die Vorlage deutlich an- genommen. Die Gemeindeverwaltung kann Kirchen somit nach dem Umbau der ehemaligen Post- Ende Februar feierte die Evangelisch-refor- räumlichkeiten in das Erdgeschoss zügeln. Zu- mierte Kirchgemeinde das 10-Jahr-Jubiläum sätzlich entstehen im Obergeschoss zwei neue von Pfarrer Mark Schwyter. Er übt dieses Amt Wohnungen. – Die Gesamterneuerungswahlen im 50-Prozent-Pensum aus, zusammen mit sei- vom 3. April ergaben folgende Resultate: Ge­ ner Pfarrkollegin Verena Hubmann. meinderat. Gewählt (absolutes Mehr 174): Christian Wildermuth 349; Walter Raschle 346; Industrie und Gewerbe Ulrich Nef 346; Hans Ulrich Reutegger 343; Peter und Annelies Sturzenegger-Frick, die Karlheinz Diethelm 342; Thomas Plattner 339; «Ochsen»-Metzgermeister aus Schwellbrunn, Albert Weiler 334. – Gemeindepräsident. Ge- führen mit einem Team die «Gemsli»-Metzge- wählt (absolutes Mehr 175): Ulrich Nef 330. – rei in Waldstatt seit dem 1. April als Filiale und Geschäftsprüfungskommission. Gewählt (abso- sichern damit der Nachbargemeinde die ein- lutes Mehr 179): Marianne Preisig-Keller 359; Hans Saxer 357; Kurt Langenauer 357; Andrea Keller 254 (neu). Präsident (absolutes Mehr Abbildungen Oktober bis November 2011 178): Hans Saxer 349. – Kantonsrat. Gewählt 10 Herisau Im neuen Industriegebiet der Metrohm AG (absolutes Mehr 165): Peter Danuser 306; Ernst im Hölzli stehen die Visiere; 2008 war Baubeginn.

Alder 306. – Am gleichen Abstimmungssonntag 11 Herisau 2011 bezogen die 360 Mitarbeitenden der wurde die Jahresrechnung 2010 mit 327 Ja zu Metrohm AG die neuen Räumlichkeiten im architek­ 26 Nein klar gutgeheissen. – Anfang September tonisch beeindruckenden Bauwerk. (Bilder: APZ) gab Gemeindepräsident Ueli Nef seinen Rück- 12 Hundwil Das geplante Hotel auf der Schwägalp mit 52 tritt per Ende Mai 2012 bekannt. Er stand insge- Zimmern, Wellness­, Tagungs­ und Gastronomiebereich. samt 16 Jahre im Dienst der Gemeinde Schwell- 13 Schönengrund Das Opernhaus im norwegischen Kristi­ brunn, davon fünf Jahre als Schulpräsident und ansand: Die Holzkonstruktion des Daches wurde mit danach elf Jahre als Gemeindepräsident. Auf Maschinen der Krüsi Maschinenbau AG gefertigt. (Bilder: zVg.) 110 Gemeindechronik Hinterland zige «Metzg». Sie tragen im «Ochsen» seit dem führt rund um das Dorf Schwellbrunn. Auf Jahr 2000 in dritter Generation die Verantwor- 13 Tafeln sind historisch interessante Orte und tung. Der Doppelbetrieb Wirtschaft/Metzgerei Liegenschaften der Gemeinde beschrieben. ist seit 1938 in Familienbesitz. – Mitte April fei- erte Walter Schoch, Schlosserei und Ofenkom- Verschiedenes ponenten, das 30-Jahr-Jubiläum. Gleichzeitig Anfang Jahr erschien die erste Ausgabe des Ge- kündigen sich Veränderungen an, denn mit Ro- meindeorgans «blättli» mit dem neuen Layout land Schoch trat die zweite Generation ins Ge- und einem neuen Redaktorenteam. Das Mittei- schäft ein. Gegründet wurde dieses von Walter lungsblatt «Bi üs z’Schwellbronn» gibt es seit und Karolina Schoch. Sie übernahmen 1981 September 1989; es wurde von der FDP-Orts- den Betrieb von Ofenbauer und Schlosser «Hä- partei ins Leben gerufen. Über 15 Jahre lag die feli Frischknecht». – Über 500 Jahre war das Verantwortung für Redaktion und Gestaltung «Schäfli» in Schwellbrunn, im Bezirk Tüfi beim bei alt Gemeinderat Reini Brändle, unterstützt Dorfeingang Schönengrund gelegen, ein Gast- durch Kurt Langenauer. – Peter Frischknecht gewerbebetrieb. Im Frühjahr gab Besitzer Mar- gab zuhanden der Hauptversammlung seinen kus Sutter die definitive Schliessung bekannt. Rücktritt als Präsident des Verkehrsvereins Seit 1928 war es in Familienbesitz. – Im Eisigeli Schwellbrunn bekannt. Die Nachfolge konnte in Schwellbrunn tut sich etwas: Nach der er- mit Andi Eberhard geregelt werden. Frisch- folgreichen Arealentwicklung im vergangenen knecht übte das Amt während sieben Jahren aus. Jahr, an der Kanton und Gemeinde beteiligt wa- ren, nahm die Blumer *BSB* AG Mitte August einen Teil der Produktion auf. Die Blumer *BSB* HUNDWIL AG stellt spezielle Holztragkonstruktionen her und liefert diese montagefertig auf die Bau- stelle. Diese Konstruktionen werden beispiels- Wahlen und Abstimmungen weise für landwirtschaftliche Bauten, Sport- Gemeindepräsident Ernst Schmid (seit 2003) und Mehrzweckhallen, Gewerbebauten, Brü- und Marlies Schoch (seit 1991 Gemeinderätin, ckenkonstruktionen und auch im Wohnungs- seit 1999 Kantonsrätin) traten zu den Gesamt- bau in der ganzen Deutschschweiz eingesetzt. erneuerungswahlen nicht mehr an. Diese erga- Dank dem Erwerb des Baulandes im Eisigeli ben die folgenden Ergebnisse: Gemeinderat. kann die Blumer *BSB* AG zukünftig in den ei- Gewählt (absolutes Mehr 172): Konrad Keller genen vier Wänden Holztragwerke herstellen 351; Margrit Müller-Schoch 340; Hans Giger 331 (Abb.6). – Im Frühjahr erwarben Bruno (neu); Werner Steingruber 329; Walter Nef 315; Knechtle und Bruno Bösch das Hotel-Restau- Michael Friedrich 304; Willi Schläpfer 296 rant Sonnenberg. Für zwei Jahre zogen im (neu). – Gemeindepräsidentin. Gewählt (abso- Herbst Pensionäre und Personal des Senioren- lutes Mehr 172): Margrit Müller-Schoch 239 heims Bad Säntisblick Waldstatt ein. Das Seni- (Abb.3). – Geschäftsprüfungskommission. Ge- orenheim wird für 14 Mio. Franken saniert und wählt (absolutes Mehr 171): Andreas Löhrer erweitert. Was aus dem Sonnenberg später 340; Alfred Engler 339; Peter Schläpfer 338. Prä- werden wird, bleibt vorerst offen. Diskutiert sident (absolutes Mehr 173): Peter Schläpfer wird eine Übernahme durch die Gemeinde, 326. Ersatzmitglied: Heinrich Baumann 312; welche das Objekt als Alters- und Pflegeheim Vereinzelte 21. – Gemeindeschreiber. Gewählt zu nutzen gedenkt. (absolutes Mehr 171): Walter Buff 339. – Bau­ kommission. Gewählt: René Zähner 349; Hans Kultur und Vereine Holderegger 332; Werner Steingruber 327; An- Mitte September wurde nach mehr als zwei gelika Bellorti-Bortolusso 323; Ueli Reifler 309 Jahren Vorbereitung der Kulturweg eröffnet. Er (neu). Präsident (absolutes Mehr 170): Werner Gemeindechronik Hinterland 111

Steingruber 288. – Kantonsrat. Gewählt (abso- – Am 11. August wurde der «Donnschtig-Jass» lutes Mehr 161): Margrit Müller-Schoch 294 auf SF1 live vom Landsgemeindeplatz übertra- (neu); Walter Nef 245. – Am gleichen Abstim- gen. – An einer ausserordentlichen Generalver- mungssonntag wurde die Jahresrechnung 2010 sammlung der Säntis-Schwebebahn AG im mit 322 Ja zu 13 Nein klar gutgeheissen. Am Sportzentrum Herisau wurden Mitte Novem- 27. November sagten 137 Stimmberechtigte Ja ber die Weichen gestellt für einen Hotelneubau zum Voranschlag 2012, 8 legten ein Nein in die auf der Schwägalp. Die von 580 Aktionären be- Urne. – Ende 2011 reichte Gemeinderat Mi- suchte Tagung stimmte trotz einiger kritischer chael Friedrich seinen sofortigen Rücktritt ein. Voten dem 33,4-Mio.-Projekt bzw. einer Kapi- Gesundheitliche Gründe zwangen ihn zu die- talerhöhung zu und entschied an diesem sem Schritt. Abend somit auch über die Zukunft des Berg- hotels Schwägalp. Das geplante Hotel mit 52 Kultur und Vereine Zimmern, Wellness- und Tagungsbereich kos- Am ersten Juli-Wochenende feierte die Musik- tet rund 15 Mio. Franken, der Ersatzbau für gesellschaft Hundwil ihr 125-Jahr-Jubiläum im Gastronomie und Shop weitere rund 18 Mio. Beisein der Dorfbevölkerung und geladener Wunschtermin für die Eröffnung ist März 2015. Gäste, angeführt von Regierungsrätin Mari- Der Gebäudekomplex der Säntis-Schwebe- anne Koller. Ebenfalls vor Ort war die befreun- bahn AG auf der Schwägalp liegt auf dem Terri- dete Musikkapelle Dustelkingen aus Deutsch- torium der Gemeinde Hundwil, die somit auch land. Ein Team mit OK-Präsident Max Erni für die Baubewilligung zuständig ist (Abb.12). hatte sich zwei Jahre auf den Anlass vorbereitet. Die Dorfmusik wurde aus einer Militärkapelle gegründet: 1886 war das Gründungsjahr. Im Ju- STEIN biläumsjahr zählte die MG Hundwil 21 Mitglie- der zwischen 13 und 80 Jahren. Präsidentin Erika Nef kann seit 15 Jahren einen stetigen Wahlen und Abstimmungen Aufwärtstrend feststellen. Seit fünf Jahren ist Die Gesamterneuerungswahlen vom 3. April der Herisauer Ernst Baumann (früher Musik- lieferten folgende Ergebnisse: Gemeinderat. verein Herisau) musikalischer Leiter. – Der Gewählt (absolutes Mehr 194): Hansueli Buff Frauenturnverein erhielt im Frühjahr eine 395; Christoph Scheidegger 393; Ernst Heeb neue Präsidentin. Nach zehn Jahren erklärte 387; Ueli Hugener 387 (neu); Arnold Zellweger Brigitte Reifler ihren Rücktritt und Lilian Reifler 377; Zita Glaus 368; Siegfried Dörig 362; Jürg konnte als Nachfolgerin gewonnen werden. Aemisegger 356; Hans-Peter Ulli 292 (neu). – Gemeindepräsident. Gewählt (absolutes Mehr Verschiedenes 195): Christoph Scheidegger 354 (neu) (Abb.4). Am 3. Juli 2013 wird mit der Premiere von Fritz Leirer war als Gemeindepräsident zurück- «Der dreizehnte Ort – ein musikalisches Spiel getreten. – Rechnungs­ und Geschäftsprüfungs­ zum Fest» auf dem Landsgemeindeplatz die kommission. Gewählt (absolutes Mehr 199): 500-jährige Zugehörigkeit des Standes Appen- Markus Notter 404; Agnes Wüst-Kölbener 401; zell zur Eidgenossenschaft gefeiert. Das Spiel Heinz Mauch 376. Präsidentin (absolutes Mehr soll 25 mal aufgeführt werden und ist Bestand- 165): Agnes Wüst-Kölbener 320. – Gemeinde­ teil der offiziellen Feierlichkeiten unter der Lei- schreiber. Gewählt (absolutes Mehr 201): Fredi tung des Regierungsrats von Appenzell Aus- Weiersmüller 377. – Kantonsrat. Gewählt (ab- serrhoden und der Standeskommission von solutes Mehr 186): Alfred Stricker 360; Siegfried Appenzell Innerrhoden. Die Informationsver- Dörig 326. – Am gleichen Abstimmungssonn- anstaltung zum Spiel Ende Februar stiess im tag wurde die Jahresrechnung mit 400 Ja zu 13 vollbesetzten «Bären»-Saal auf reges Interesse. Nein gutgeheissen. – Mit 296 Ja- und 24 Nein- 112 Gemeindechronik Hinterland

Stimmen genehmigten die Stimmberechtigten SCHÖNENGRUND am 27. November den Voranschlag samt einer Steuersenkung um 0,1 auf 3,7 Einheiten. Wahlen und Abstimmungen Kirchen Die Gesamterneuerungswahlen ergaben fol- Die Frühjahrsversammlung der Evangelisch- gende Resultate: Gemeinderat. Hier lagen die ref. Kirchgemeinde unter dem Vorsitz von Urs Rücktritte von Emmi Schlegel (1999 gewählt) Hugener hiess die Jahresrechnung 2010 mit ei- und Kurt Knaus (2007) vor. Gewählt (absolutes nem Gewinn von 37000 Franken diskussions- Mehr 58): Ernst Mettler 130; Urs Haymoz 129; los gut. Sie wählte im weitern Christina Aemis- Heinrich Knöpfel 88 (neu); Hedi Knaus-Grü- egger neu in die Kirchenvorsteherschaft. ninger 81. Der fünfte Gemeinderatssitz ist noch vakant. – Gemeindepräsident. Gewählt (absolu- Industrie und Gewerbe tes Mehr 59): Hedi Knaus-Grüninger 61. – Ge­ Mit der Übernahme der Firma «Zuba Platten schäftsprüfungskommission. Gewählt sind (ab- AG» Herisau hat die 1959 von Hansruedi und solutes Mehr 65): Alfred Lämmler 131; Beda Silvia Hugener gegründete Möbelschreinerei Gmür 122. Weitere Stimmen erhielten Dominik Anfang 2011 einen weiteren wichtigen Ausbau- Flück, 61; Heiri Knöpfel 60. Präsident ist noch schritt getätigt. Das Unternehmen wird heute vakant. – An der Nachwahl vom 15. Mai setzte in zweiter Generation von Yvonne und Urs Hu- sich Dominik Flück im zweiten Anlauf mit gener unter dem Firmennamen Möbelbau Hu- 63 Stimmen knapp durch. Gegenkandidat And- gener AG geführt. Seit 1970 wird in einem Neu- reas Looser erreichte 61 Stimmen. – Kantons­ bau in Stein produziert, insbesondere Mas- rat. Gewählt (absolutes Mehr 62): Hedi Knaus- sivmöbel für Endkunden und für Wiederver- Grüninger 74. – Am 27. November sagten 89 käufer. Hugener wird in Herisau die Platten- Stimmberechtigte Ja und 6 Nein zum Voran- Produktion weiterführen und hat sich damit schlag 2012. ein drittes Standbein geschaffen. Industrie und Gewerbe Kultur und Vereine Seit einem halben Jahrhundert stellt die Firma An der Hauptversammlung im Januar musste Krüsi Maschinenbau AG verschiedene Maschi- die Musikgesellschaft Stein vom Rücktritt des nen zur Holzbearbeitung her. Geliefert werden musikalischen Leiters Ivan Vatchev Kenntnis die Produkte in die ganze Welt – von Südkorea nehmen. Er übte diese Aufgabe während sie- bis Russland. 1961 gründete Fritz Krüsi die Ein- ben Jahren aus. Das Eidgenössische Musikfest zelfirma in Speicher. 1962 verlegte das Unter- bildete den Abschluss seines Wirkens in Stein. nehmen den Sitz nach Schönengrund. Zwi- An der Hauptversammlung blieb seine Nach- schen 1966 und 1970 erfolgte der Bau der Werk- folge noch offen. halle Dorf Schönengrund, wo sich die Produk- tion befindet. In den 1977 erworbenen Fabrik- Verschiedenes liegenschaften Bleiche befinden sich die Kon- Das Appenzeller Volkskunde-Museum Stein und struktionsabteilung, Büro, Montage und Lager. das Appenzeller Brauchtumsmuseum Urnäsch 70 Prozent der Maschinen werden exportiert, können seit August auf die Dienste der gemein- bis zum Jubiläumsjahr wurden gegen 3500 samen Kuratorin Sabine August zählen. Grund Produkte in 34 verschiedene Länder verkauft. ihrer Anstellung ist die Museumsstrategie der Krüsi beschäftigt 22 Mitarbeitende (Abb.13). Ausserrhoder Regierung. Das Appenzeller Volks- kunde-Museum wurde 1987 eröffnet und wird Kultur und Vereine getragen von der «Genossenschaft Appenzeller Die Männerriege Schönengrund-Wald hat ei- Volkskunde-Museum» mit Sitz in Stein. nen neuen Präsidenten. An der Hauptver- Gemeindechronik Hinterland 113 sammlung wurde Hanspeter Eugster als Nach- Culturelle Suisse d’Aikido» gegründet. Diese folger von Walti Knaus in dieses Amt gewählt. Vereinigung präsidierte Willi Frischknecht Der Gewählte verfügt über langjährige Erfah- während vieler Jahre. Und er war auch Grün- rungen als ehemaliger Präsident der Aktivriege. dungsvater des Aikido-Clubs Appenzell im – Nach einer personellen Verstärkung und mit Jahre 1968. Dass in der «Mühle» acht Pflegekin- eigenem Internetauftritt ist aus dem Fasnachts- der aufwachsen durften, gehört zum gütigen komitee («Fako») am 13. Februar ein offizieller Wesen des Verstorbenen. Den Dank von allen Verein gegründet worden. Zweck des Vereins ist Seiten durfte die Familie an der Abdankung in die Organisation und Durchführung des «Schö- der voll besetzten Kirche erfahren. Firma, Fa- nengröndler Fasnachtsumzugs». Regula Loo- milie und Aikido – das waren die Inhalte des ser ist erste Präsidentin. – Das Jodlerquartett intensiven Lebens von Willi Frischknecht. Säntis aus dem Appenzeller Hinterland mit Anna und Fredi Müller, Käthi Frischknecht und Silvia Schönenberger feierte Mitte Februar sein WALDSTATT 20-Jahr-Jubiläum mit einem fesselnden Abend- programm und einer CD-Taufe. Auf Anregung des damaligen Dirigenten Willi Bänziger wurde Wahlen und Abstimmungen die Kleinformation 1991 gegründet, als das Am 13. Februar genehmigte das Stimmvolk den Landjugendchörli Säntis 1991 einen Unterhal- Antrag des Gemeinderates und somit den Kauf- tungsabend durchführte. – Vom 9. bis 11. Sep- rechtsvertrag Überbauung «Leuewies» mit 506 tember feierte die Musikgesellschaft Schönen- Ja gegen 188 Nein. Mit diesem Entscheid soll grund-Wald das 125-Jahr-Jubiläum. Höhe- die Gemeinde eine Zentrumsüberbauung mit punkt bildete der Festakt am zweiten Feiertag einem neuen Gemeindehaus im Stockwerkei- mit dem Einmarsch der neu uniformierten Mu- gentum erhalten. Gemeindepräsident Hans- sikantinnen und Musikanten (Abb.8). Peter Ramsauer sprach denn auch von einem Meilenstein in der Entwicklung Waldstatts. Die Totentafel Grundstücke wurden zum Preis von 2,2 Mio. Es ist ein zweifacher Schicksalsschlag, den die Franken an die Investorfirma Curiger Immobi- Familie Frischknecht zu verkraften hatte. Am lien AG in Au verkauft. – Am gleichen Abstim- 10. Juli verrichtete das verheerende Unwetter mungssonntag bewilligte der Souverän die an der Liegenschaft von Willi Frischknecht im Schaffung einer 50-Prozent-Stelle «Soziales» Gasthaus Mühle in Schönengrund ein zerstöre- mit 395 Ja gegen 306 Nein. – An den Gesamter- risches Werk. Zwei Tage später war der Besitzer neuerungswahlen waren insbesondere Sitze tot. Willi Frischknecht, 80 Jahre alt geworden, der beiden zurückgetretenen Mitglieder des konnte sich von seinem zweieinhalb Jahre zu- Kantonsrates, Ursula Weibel und Bernhard vor erlittenen Unfall nicht mehr erholen. Er Bühler, zu ersetzen. Es gab die folgenden Resul- schlief in seiner geliebten «Mühle» im Beisein tate: Gemeinderat. Gewählt (absolutes Mehr seiner Frau ein. Hier lebte Willi Frischknecht 222): Michael Hug 453; Marlis Blöck-Frei 446; seit 1966, und hier durfte er bis zuletzt sein Monika Knellwolf-Abderhalden 445; Jürg Lan- Hobby pflegen, das er seit jungen Jahren mit genegger 442; Monika Bodenmann-Odermatt leidenschaftlicher Hingabe betrieb: Aikido, der 436; Hans-Peter Ramsauer 430; Otto Wengi 408. japanische Kampfsport, war für Willi Frisch- – Gemeindepräsident. Gewählt (absolutes Mehr knecht eine Naturphilosophie und eine in kör- 221): Hans-Peter Ramsauer 402. – Geschäfts­ perliche Übungen übertragene Geisteskunst. prüfungskommission. Gewählt (absolutes Mehr Bei den Anfängen des Aikido in der Schweiz 223): Roman Messmer 441; Hans Straub 439; nahm der Appenzeller eine Schlüsselstellung Toni Bernet 438. Präsident (absolutes Mehr ein. So wurde 1969 in Herisau die «Association 222): Hans Straub 423. – Kantonsrat. Gewählt 114 Gemeindechronik Hinterland

(absolutes Mehr 220): Hans-Peter Ramsauer Frick, die «Ochsen»-Metzgermeister aus 412; Monika Bodenmann 371 (neu); Rolf Ger- Schwellbrunn, führen mit einem Team die mann 305 (neu). – An der Urne wurde Mitte «Gemsli»-Metzgerei seit dem 1. April als Filiale Mai die Jahresrechnung 2010 mit einem Auf- und sichern damit dem Dorf Waldstatt die ein- wandüberschuss von 150000 Franken mit 247 zige Metzg. – Ende 2010 schlossen Arthur und Ja zu 72 Nein gutgeheissen. Das Reglement Ursula Neuweiler ihr 1966 gegründetes Fachge- Friedhof und Bestattungen fand am gleichen schäft Neuweiler AG, Sanitär und Heizung, aus Sonntag mit 282 Ja zu 34 Nein ebenfalls eine Altersgründen und mangels Nachfolge in der deutliche Annahme. – Überraschend kündigte eigenen Familie. – Grossandrang am letzten Fe- Gemeindepräsident Hans-Peter Ramsauer En- bruar-Samstag bei der Lignatur AG: Die Firma de September den Rücktritt per Ende Mai 2012 öffnete aus Anlass der offiziellen Einweihung an. Steigende Anforderungen in Amt und Beruf des Erweiterungsbaus in der Mooshalde ihre liessen sich nicht mehr unter einen Hut brin- Türen. Die Lignatur AG ist spezialisiert auf die gen, so seine Begründung. – Am 27. November industrielle Fertigung von tragenden Dach- billigten die Stimmberechtigten den Voran- und Deckenelementen aus Holz. Das erste Lig- schlag 2012 mit einem Aufwandüberschuss natur-Element wurde 1984 produziert. Seit vier von 287 000 Franken und einem Steuerfuss von Jahren ist die Firma im Besitz von Ralph Schläp- 4,2 Einheiten. fer und Ruedi Jud (Abb.2). – Trudi und Hans Zeller erwarben im April 1981 von Oskar Leub- Kirchen ler auf der Geisshalde die Liegenschaft mit dem Die Frühjahrsversammlung der Evangelisch- bekannten Restaurant «Frohe Aussicht». Das reformierten Kirchgemeinde unter dem Vorsitz 30-Jahr-Jubiläum feierte die Wirtin – ihr Mann von Andrea Langenegger-Roth genehmigte die war im Jahr 2000 verstorben – ohne grosses Rechnung 2010 mit einem Mehraufwand von Aufsehen. Die «Geisshalde» wurde im Todes- 25000 Franken. Des Weiteren wurde über den jahr ihres Mannes das erste Nichtraucherlokal Sanierungsfall «Waldstätter Pfarrhaus» infor- in Appenzell Ausserrhoden. – Man kann auch miert. Eine Hausanalyse wurde erstellt, Ent- feiern, ohne einen runden Geburtstag zu ha- scheide über das weitere Vorgehen wurden ben. Der Verkehrsverein Waldstatt, seit 2003 noch keine getroffen. – Einstimmig verabschie- unter dem Namen Waldstatt Tourismus ge- dete die Evangelisch-reformierte Kirchgemein- führt, feierte am 1. April sein 111-jähriges Be- deversammlung im Herbst das Budget 2012, stehen. Der Verein, der heute von Walter Tan- das bei gleich bleibendem Steuerfuss mit ei- ner präsidiert wird, wurde am 1. April 1900 ge- nem Gewinn von 8600 Franken rechnet. gründet. – Anlässlich des Forums der Schwei- zer Aussenwirtschaft wurde Anfang April der Industrie und Gewerbe Osec Export Award für 2011 vergeben: Der De- Aus gesundheitlichen Gründen haben Monika korfarbenhersteller Arcolor AG aus Waldstatt und Urs Sturzenegger-Oertle Anfang Januar schaffte den zweiten Platz. Mit einem Marktan- nach 20 Jahren erfolgreichen Wirkens ihren teil von 40 Prozent ist die Arcolor AG Marktfüh- Metzgereibetrieb «Gemsli» Ende Februar auf- rerin im Bereich Dekordruckfarben. Der presti- gegeben. Sie hatten das «Gemsli» am 19. Juni geträchtige Anerkennungspreis der offiziellen 1990 übernommen und führten damit die Fa- Schweizer Exportförderer wurde von Volks- milientradition, die sich über drei Generatio- wirtschaftsdirektorin Marianne Koller-Bohl nen erstreckte, mit viel Herzblut weiter. Bis übergeben. – Die Blumer Techno Fenster AG 1990 war das «Gemsli» ein Doppelbetrieb Res- (Inhaber Franz Bischofberger und Thomas taurant/Metzgerei. Der Gastroteil wurde in Holderegger) bezog in Waldstatt einen Neubau der Folge zu Gunsten eines Metzgereiausbaus und feierte dies am 7. Mai mit einem Tag der aufgegeben. Peter und Annelies Sturzenegger- offenen Tür. Hervorgegangen ist die heutige Gemeindechronik Hinterland 115

Blumer Techno Fenster AG mit 70 Mitarbeiten- vor allem seine Landschaftsbilder und Karika- den 1997 aus der damaligen Fensterabteilung turen haben einen bleibenden Wert. der Blumer AG Waldstatt. Ihr letzter Standort war an der Kasernenstrasse in Herisau, wo sich Verschiedenes Erweiterungsmöglichkeiten nicht realisieren Seit zehn Jahren arbeitet Sabrina Steiger auf der liessen (Abb.5). Gemeindekanzlei Waldstatt. Anfang 2011 er- setzte die 30-jährige Ausserrhoderin Hermann Kultur und Vereine Meiler als Gemeindeschreiber. – Anfang Okto- Die 102. Hauptversammlung des Samariterver- ber erschien erstmals das Gemeinde-Publi- eins Waldstatt stand im Zeichen des Wechsels kationsorgan «Dä Waldstätter». Thematisiert an der Vereinsspitze. Elf Jahre lang hatte Bertha wurden dabei u. a. das für den Standort Wald- Scheuss die Geschicke des Samaritervereins statt ausgearbeitete Hotelprojekt und auch der gelenkt. Anfang Jahr übernahm die bisherige Umzug des Seniorenheims Bad Säntisblick in Aktuarin Nicole Leibundgut die präsidiale Auf- den «Sonnenberg» Schwellbrunn, der den Be- gabe. – Anfang Mai wurde mit einer Jubiläums- wohnern während der Umbau- und Erweite- ausstellung der 100. Geburtstag Otto Bruderers rungsphase Gastrecht gewährt. Die Grund- gefeiert (www.ottobrudererhaus.ch). Der 1994 steinlegung für dieses Bauwerk erfolgte Mitte verstorbene Maler wohnte in der Gemeinde; Dezember. Eingeweiht wird es im Herbst 2012. 116 Gemeindechronik Mittelland

Mittelland Martin Hüsler, Speicher

Dass das Appenzellerland keine Insel der Seli- Mittelland wurde im Dezember der Empfang gen in den Wirrnissen unserer Zeit mehr dar- von Hans Altherr als Ständeratspräsident in stellt, ist längst zur allgemeinen Erkenntnis ge- Trogen. In Begleitung von Prominenz aus Bun- worden und lässt sich an vielerlei Begebenhei- desbern freute sich der einstige Trogner Ge- ten immer wieder belegen. Was die Welt be- meindehauptmann über den herzlichen Will- wegt und in Atem hält, hat Auswirkungen bis in komm, den ihm die Bevölkerung bereitete. unsere Gemeinden. In wirtschaftlicher Hin- Eine gehaltvolle Feier in der Kirche und eine sicht musste dies im Jahr 2011 die Gemeinde gemütliche Nachfeier an der Kantonsschule Bühler auf besonders einschneidende Weise Trogen gaben dem Tag das Gepräge. erfahren. Betroffen war mit der Christian Esch- Nebst diesen wichtigen Geschehnissen ist ler AG ein auf langer Familientradition grün- unter dem Stichwort «Mittelland» zu erwäh- dender Betrieb. Mit grosser Bestürzung wurde nen, dass die Musikschule Appenzeller Mittel- im November die Nachricht aufgenommen, land wiederum einen ganzen Reigen von Musi- wonach die Firma ihre Produktion in der zierabenden veranstaltete. Sie begann ihn im Schweiz einstellen und nach Deutschland so- Januar im Singsaal der Schule Gais. – Die Sek- wie nach Thailand verlegen wolle. Den Verlust tion Mittelland des Appenzeller PluSportver- an Arbeitsplätzen in Bühler und im thurgau- bandes erhielt im Februar eine neue Präsiden- ischen Münchwilen, die bis Mitte 2012 abge- tin: Daniela Preisig aus Schwellbrunn been- baut würden, bezifferte die Firma auf 75. Büh- dete damit eine einjährige Vakanz. Werner ler bleibe Hauptsitz des Unternehmens, das Schefer und Judith Baumann wurden zu Eh- hier nebst den zentralen Diensten noch ein renmitgliedern ernannt. – An der im Dezember Technologie- und Innovationszentrum weiter- durchgeführten Hauptversammlung von «Wei- bestehen lassen wolle. Als wesentlichste terbildung Appenzeller Mittelland» wurde Gründe für die einschneidenden Massnahmen Bruno Eigenmann, ehemaliger Trogner Ge- nannte Peter Eschler, der die Firma zusammen meindepräsident, zum neuen Präsidenten und mit seinem Bruder Alex in dritter Generation damit zum Nachfolger von Anette Grasshoff führt, den zunehmenden Preis- und Margen- gewählt. Im Schosse der Institution werden je- zerfall, die Finanzkrise sowie den starken Fran- des Jahr 120 Kurse angeboten. ken (Abb.14). Noch in einer anderen Sache gab Bühler zu reden. Der leidige Adressen-Streit, 2010 im TEUfEN Zuge der Einführung von neuen Strassenbe- zeichnungen aufgeflammt, konnte noch immer nicht beigelegt werden und schwelte weiter – Gemeinde mit einstweilen nicht absehbarem Ende. Die Zum dritten Mal vergab die Gemeinde die Aus- Diskussionen rund um diese Angelegenheit zeichnung «Tüüfner Bär» für besondere Ver- schlugen durch bis auf die Gesamterneue- dienste. Mit dem Preis bedacht wurde Georg rungswahlen, in deren Ergebnissen sich die Po- Winkelmann, der gleichsam als die Visiten- sitionsbezüge einzelner Exponentinnen und karte Teufens gilt: in seiner Tätigkeit als Stati- Exponenten spiegelten. onsvorstand und Tourismus-Sachverständiger Zu einem freudvollen Ereignis auch für das (Abb.7).– Nach 28-jähriger Tätigkeit im Dienste Gemeindechronik Mittelland 117 der Gemeinde Teufen trat Ende Februar Bau- Formell zu wählen galt es auch den Gemeinde- sekretär Fritz Schiess in den Ruhestand. In sei- schreiber, der sein Amt bereits 2010 angetreten ner Amtszeit hatte er über 60 Hochbauprojekte hatte. Peter Thuma erhielt, bei einem absolu- der Gemeinde von der Projektierung bis zur ten Mehr von 694, 1382 Stimmen. In die Ge- Bauabrechnung begleitet und bearbeitet. – Die schäftsprüfungskommission wurden Michael «Offene Jugendarbeit» in Teufen erhielt mit Ad- Steiner (1311), Stefan Jäger (1304), Markus rian Osswald Anfang Mai einen neuen Leiter. Er Rothmund (1300), Christian Ehrbar (1292) und trat die Aufgabe im Rahmen eines 80-Prozent- Beat Bachmann (1275) gewählt; dies bei einem Pensums an. – Anfang Mai übernahm Yvonne absoluten Mehr von 651. Als GPK-Präsident Blättler-Göldi die Leitung des Alters- und Pfle- wurde Stefan Jäger mit 1314 Stimmen gewählt geheims Haus Lindenhügel und folgte in dieser (absolutes Mehr 677). Die Wahl in den Kan- Aufgabe der in den Ruhestand tretenden Mar- tonsrat, aus dem Gerhard Frey und Rolf Wald- gareta Schär nach. – Im Gemeindehaus konnte burger zurückgetreten waren, schafften die Bis- Ende Juni nach sechswöchiger Umbauzeit der herigen Reto Altherr (1397), Richard Wiesli neue Eingangsbereich in Betrieb genommen (1315), Christian Meng (1264) und Edgar Bi- werden. – An der öffentlichen Budget-Ver- schof (1187). Neu gewählt wurden Walter Grob sammlung im November ging es weniger um (1198) und Monica Sittaro (864). Obwohl er das die Finanzen, als vielmehr um den Fortgang absolute Mehr von 679 ebenfalls überschritten der Geschichte in Sachen AB-Ortsdurchfahrt. hatte, fiel Jean Sacchet mit 841 Stimmen als Gemeindepräsident Walter Grob konnte mit- überzählig aus der Wahl. – Ende November teilen, dass die Gemeinde Teufen beim Bun- wurde das Budget 2012 mit 1183:62 Stimmen desamt für Verkehr mit Blick auf die drei zur angenommen. Es basiert auf einem gleichblei- Diskussion stehenden Varianten – Einspur, benden Steuerfuss. Die Stimmbeteiligung be- Doppelspur und Untertunnelung des Dorf- trug 30 Prozent. kerns – auf viel positive Resonanz gestossen sei. Zur Tunnelvariante werde im zweiten Halbjahr Industrie und Gewerbe 2012 eine Volksdiskussion und, je nach deren In der «Linde» wurde gefeiert: Julia und Hans- Ergebnis, später dann eine Volksabstimmung Jakob Lanker-Popp hatten das Hotel-Restau- durchgeführt. rant vor 25 Jahren übernommen und führen die 1901 beginnende und mithin 110 Jahre Wahlen und Abstimmungen währende Familientradition weiter. Im August Die Gesamterneuerungswahlen von Anfang erhielt die Bevölkerung an einem Tag der offe- April, bei denen 36,4 Prozent der Wahlberech- nen Tür Einblick in den Gastrobetrieb (Abb.8). tigten ihre Stimme abgaben, brachten folgende – Mitte Mai konnte jenes neue Wohn- und Ge- Ergebnisse: In den Gemeinderat gewählt wur- schäftshaus an der Speicherstrasse eröffnet den (bei einem absoluten Mehr von 641) Wal- werden, dessen Bau zunächst Widerstand her- ter Grob (1452 Stimmen), Oliver Hofmann ausgefordert hatte. Die Migros erhielt damit ei- (1451), Martin Ruff (1440), Jean Sacchet (1432), nen wesentlich vergrösserten Supermarkt. Im Ursula von Burg-Hess (1429, neu), Susanne Zuge der Eröffnung erhielt die Stiftung Wald- Lindenmann-Zeller (1423), Martin Wettstein heim einen Check über 5000 Franken. – Ende (1393) und Daniela Ruppaner-Leirer (1355). Juli schlossen Franziska und Andreas Sutter Auf Vereinzelte entfielen 153 Stimmen. Für den ihre Spezialitäten-Metzgerei und zogen nach neunten Sitz wurde ein zweiter Wahlgang nötig. Rorschach. Platzmangel am bisherigen Stand- Als Gemeindepräsident wurde Walter Grob mit ort an der Hauptstrasse war die Ursache für 1358 Stimmen (absolutes Mehr 705) bestätigt. diesen Schritt. – Die Firma Emil Heierli, Zim- Aus der Gemeindeexekutive waren Frieda merei-Bauschreinerei, konnte im September Moesch und Monica Sittaro zurückgetreten. ihr 30-jähriges Bestehen feiern. Im Jubiläums- 118 Gemeindechronik Mittelland jahr beschäftigte das Unternehmen rund 30 zu feiern. Der Chor tat dies mit einem Unter- Mitarbeitende. – Ein Generationenwechsel er- haltungsabend in der «Linde», der unter dem folgte im Herbst in der Dorfbäckerei Manser. Motto «Glanzlichter» stand. – Ende November Damaris und Willi Regier übernahmen das Ge- stellte Urs Mauretter in der Gemeindebiblio- schäft von Marie-Theres und Josef Manser, wo- thek das von ihm gestaltete und von der Lese- mit nun die dritte Generation der Kundschaft gesellschaft ausgewählte Neujahrsblatt 2012 zu Diensten steht. – Im Restaurant Schützen- vor. In seinem Werk brachte er ein bäuerliches garten führte ab Oktober der in Niederteufen Motiv zur Darstellung. – Grosse Ehre für die wohnhafte Walter Metzler Regie. Er löste Teufner Pfadiabteilung Attila: Sie konnte im Freddy Würgler ab, der nach der Aufgabe des November für die Installation einer Photovol- «Ochsens» den «Schützengarten» interimis- taikanlage auf dem Pfadiheim den Umwelt- tisch betrieben hatte. – Am 1. Dezember konnte preis der Pfadibewegung Schweiz entgegen- die Metzgerei im «Schützengarten» nach ei- nehmen. Im Berner Jura wurde einer Attila-De- nem Umbau unter dem Namen «Tüüfner Dorf- legation das Preisgeld von 2000 Franken samt Metzg» wieder eröffnet werden. Pächter Chris- Urkunde ausgehändigt. toph Fässler setzte als Geschäftsleiter Daniel Breu ein. Kirchen Im Kirchenverwaltungsrat der Katholischen Kultur und Vereine Kirchgemeinde Teufen-Bühler-Stein Nord gab Nach zehn Jahren öffentlicher Auftritte hatten es Wechsel. Die Kirchgemeindeversammlung sich Irène Rempfler, Ursula von Burg und Erika von Ende März wählte Adrian Hinrichs, Stein, Jung – als «Drei Frauen» bekannt geworden – zum neuen Mitglied. Aus der kirchlichen Exe- für ihre Abschiedsvorstellung die Lesegesell- kutive zurückgetreten waren Peter Zeller nach schaft Teufen ausgesucht. Im Februar traten sie 17-jähriger Amtszeit sowie Andrea Inauen, die dort auf, und zwar so fulminant, dass in der zusammen mit ihrem Gatten Peter das Mes- Presse von einem «Erfolg seltenen Ausmasses» meramt übernahm. Neu in den Pfarreirat wur- zu lesen war (Abb.4). – Die Stiftung Gruben- den Ursula Katschnig und Roman Osterwalder, mann-Sammlung gab im Frühjahr die Wahl beide aus Bühler, gewählt. Eine Steuersenkung von Ulrich Vogt als Kurator der ins renovierte um zehn Prozent, von 0,5 auf 0,45 Einheiten, Zeughaus verlegten Sammlung bekannt. Die lehnte die Versammlung ab. – Anfang Mai 60-Prozent-Stelle trat der 45-jährige gebürtige wählte die Evangelische Kirchgemeinde Teu- Thurgauer Anfang Oktober an. – Im Juni gas- fen Yvonne Angehrn-Brechbühler zur neuen tierte die Compagnie Pas de Deux, bestehend Präsidentin. Sie löste Interimspräsidentin aus Aline Del Torre und Martin Hommel, mit Heidi Holderegger ab. Damit ergab sich in Teu- der Uraufführung des Stücks «Die Glücksgeige» fen die bemerkenswerte Situation, dass an der auf dem Zeughausplatz. Teufen war der Start- Spitze der beiden Kirchgemeinden ein Ehepaar ort für eine Tournee durch die Schweiz. – Ende steht, ist doch Alfons Angehrn seit 2010 Präsi- August machte das Jugend-Sinfonieorchester dent der Katholischen Kirchgemeinde. Neu in des Trinity Laban Conservatoire for Music and die Kivo gewählt wurden Erika Bänziger und Dance für ein Konzert in der evangelischen Kir- Claudia Weiler; sie folgten auf Rosmarie Ger- che Station. Die aus 60 Jugendlichen zusam- mann und Therese Vetsch. – Die Katholische mengesetzte Formation spielte Werke von Jo- Kirchgemeinde Teufen-Bühler-Stein Nord seph Haydn, Wolfgang Amadeus Mozart, Da- stellte mit Tanja Tribull und Claudio Kasper im rius Milhaud, Manuel de Falla, Ralph Vaughan Sommer neue Seelsorgende an. Tanja Tribull Williams und Richard Rodgers. – Beim Män- wurde vorab in Bühler eingesetzt, Claudio Kas- nerchor Tobel Teufen galt es im November, das per erhielt seinen Tätigkeitsbereich in der Ju- 20-Jahr-Dirigentenjubiläum von Benno Walser gendseelsorge zugeteilt. Diakon Albert Rusch Gemeindechronik Mittelland 119 verliess nach fast 20 Dienstjahren die Kirchge- Verschiedenes meinde in Richtung Innerrhoden. – Nach den Ende Januar wurde Martin Brunner, Leiter des Sommerferien trat Peter Gumbal sein Amt als Sonderschulheims Bad Sonder, pensioniert. Er neuer Pfarrer der Evangelisch-Methodisti- hatte diese Aufgabe 28 Jahre lang versehen. Die schen Kirche St. Gallen-Teufen an. Er löste die Heimleitung übergab er Thomas Schwemer in den Ruhestand getretene Christa Frey ab. – (Abb.3). – An den Schweizer Informatik-Meis- Ende Oktober verliess Axel Fabian die Pfarr- terschaften gewann der 17-jährige Teufner stelle in der Evangelischen Kirchgemeinde Thomas Leu die Silbermedaille. Nach der an Teufen und übernahm eine Stelle als Spitalseel- der Kantonsschule Trogen absolvierten Matura sorger im Kantonsspital Winterthur, blieb aber will er an der Technischen Hochschule Rap- in Teufen wohnhaft. Er hatte von 1989 bis 1995 perswil Informatik studieren. – Mitte August er- und dann wieder ab 2002 in Teufen gewirkt. – öffnete Sandra Gschwend an der Rütihof strasse Im Dezember wählte die Kirchgemeindever- eine neue Kinderkrippe mit dem Namen sammlung der Evangelischen Kirchgemeinde «Chinderwelt». – Grosse Beachtung fand eine Teufen die 44-jährige Verena Hubmann ein- im November im Schulhaus Landhaus durch- stimmig zur neuen Pfarrerin in einem 50-Pro- geführte Veranstaltung der IG Palliative Care zent-Pensum. Nebst ihrer Tätigkeit in Teufen ist Teufen. Unter dem Titel «Leben bis zuletzt» sie mit gleichem Pensum auch bei der Evange- wurde der Umgang mit dem Tod und mit dem lischen Kirchgemeinde Schwellbrunn ange- eigenen Sterben thematisiert. stellt.

Schule BüHLER Mit dem Projekt «Sonnwendlig» riefen zu Be- ginn des Schuljahrs 2011/12 Gina und Marius Tschirky die erste Waldspielgruppe im Mittel- Gemeinde land ins Leben. Bei guter Aufnahme ist eine Der Absicht des Gemeinderates, einen Projek- Erweiterung zum ersten Waldkindergarten ge- tierungskredit von 150000 Franken für die plant. – In wochenlanger Projektarbeit gelangte Fachbegleitung bei der Erstellung eines Kon- im Schultheater der 6. Klasse Hugentobler/ zepts für die Altersbetreuung zur Abstimmung Schwarz das Stück «Schwarze Brüder» in mul- zu bringen, erwuchs Opposition. Ein Komitee timedialer Gestaltung zur Aufführungsreife. – «Altersheim am Rotbach» ergriff das Referen- Im Juni übernahmen für eine Woche Studen- dum dagegen (Abb.5). – Im Frühjahr kündigte tinnen der Pädagogischen Hochschule des der Gemeinderat die bedarfsweise Herausgabe Kantons St.Gallen den Unterricht im Schul- eines Info-Blattes an. Damit wolle er den Infor- haus Dorf. «Schrift und Schreiben» lautete die mationsfluss in der Gemeinde verbessern. – Überschrift zu ihrer Themenwoche. – Den zum Mit verschiedenen Massnahmen erfuhren öf- Thema «Einbürgerungspraxis» produzierten fentliche Anlagen im Frühsommer eine Auf- Film «Die Schweizermacher» nahmen sich die wertung. So wurde das Pärkli beim ehemaligen Schülerinnen und Schüler der 3. Sekundar- Restaurant Rätschkachel mit neuen Sitzbänken klasse zur Vorlage für ein gleichnamiges Musi- ausgestattet, und das Bahnhofpärkli bekam cal, das sie in eigener Regie erarbeiteten und im dank einer Neugestaltung ein gediegeneres Juli auf die Lindensaal-Bühne brachten. – Nach Aussehen. – Im August sistierte das Ausserrho- 28-jährigem Wirken an der Sekundarschule der Obergericht das Verfahren im Adressen- Teufen trat Peter Elliker auf Ende des Schuljah- Streit. Es trat damit auf einen Rekurs der Ge- res 2010/11 in den vorzeitigen Ruhestand. Von meinde ein, den diese nach der Gutheissung 1988 bis 1993 hatte er den kantonalen Lehrer- eines vorgängigen Rekurses der Neuadressie- verein präsidiert. rungs-Gegner durch das Departement Bau 120 Gemeindechronik Mittelland

1 2 und Umwelt angestrengt hatte. – Am 8. Novem- Thomas Wetter (257), Jürg Gassmann (227), ber wurde die Genossenschaft für das Alters- Rudolf Steiner (213) und Vereinzelte (261). Für heim Bühler gegründet. Ihr Zweck ist es, die den siebten Sitz wurde ein zweiter Wahlgang Finanzierung eines Neubaus, der den von der erforderlich. Bestätigt wurden die Mitglieder Kantonalen Gebäudeassekuranz total abge- der Geschäftsprüfungskommission (absolutes schätzten Altbau ersetzen soll, sicherzustellen. Mehr 278): Vreni Gmünder (553), Jacqueline Zum ersten Präsidenten der Genossenschaft Manser-Stöckli (550), Manfred Meier (549), wurde Urs Tischhauser gewählt. – Im Novem- Barbara Widmer Etter (549), Heinz Tanner ber stellte die Gemeinde die neugeschaffene (546). Letzterer erhielt 527 Stimmen bei der Broschüre «Unser Leitbild» vor. Deren Sinn ist Wahl zum GPK-Präsidenten (absolutes Mehr es, die Bevölkerung zu animieren, «die vielen 273). In den Kantonsrat, aus dem Simone Einzelteilchen einer familienfreundlichen und Tischhauser zurückgetreten war, wurden Gil- innovativen Gemeinde zu einem schönen Bild gian Leuzinger (455, bisher) und Hans-Anton zusammenzusetzen», wie es in der Einleitung Vogel (330, neu) gewählt. Die Wahlbeteiligung zur Publikation heisst. lag bei 62,5 Prozent. Leicht geringer (61,8 Pro- zent) war die Stimmbeteiligung beim Kredit in Wahlen und Abstimmungen der Höhe von 150000 Franken für die Fachbe- Die mit Spannung erwarteten Gesamterneue- gleitung zur Erstellung eines Konzepts für die rungswahlen Anfang April brachten nicht den zukünftige Altersbetreuung. Der Kredit wurde grossen Umschwung, mit dem man da und mit 362 Nein gegen 226 Ja klar verworfen. – dort gerechnet hatte. So blieb namentlich Inge- Nachdem bei den Ergänzungswahlen in den borg Schmid, gegen die sich heftige Opposition Gemeinderat der siebte Sitz noch nicht hatte gerichtet hatte, Gemeindepräsidentin. Bei ei- besetzt werden können, weil das erforderliche nem absoluten Mehr von 294 erhielt sie 325 Quorum von vier Kandidierenden nicht er- Stimmen. Auf ihre Gegenkandidatin Elsbeth reicht worden war, zogen drei Kandidaten ihre Weiss entfielen 261 Stimmen, auf Sandra Rech- Bewerbung zurück, so dass Elsbeth Weiss in steiner deren 20 und auf Vereinzelte 25. Aus stiller Wahl in den Gemeinderat nachrückte. dem siebenköpfigen Gemeinderat waren Roger Sie hatte beim ersten Wahlgang am meisten Eggenberger, Jürg Diem und Verena Kürsteiner Stimmen gemacht, war aber ebenfalls unter zurückgetreten. Die Wahlen schafften im ers- dem absoluten Mehr geblieben. – Der Bühlerer ten Anlauf (absolutes Mehr 272): Kathrin Grie- Souverän hiess Mitte Mai die Jahresrechnung der (527, neu), Sandra Rechsteiner (479), Josef 2010 mit 218 Ja gegen 44 Nein gut. 27,6 Prozent Neff (474), Robert Heinrich (385), Ingeborg der Berechtigten bemühten sich an die Urne. – Schmid (364) und Stefan Freund (358, neu). 249 Ja gegen 61 Nein: So lautete das Ergebnis Weiter erhielten Stimmen: Elsbeth Weiss (261), bei der Ende November durchgeführten Ab- Gemeindechronik Mittelland 121

3 4 stimmung über das Budget 2012, das vom glei- davor durchgeführten Hauptversammlung chen Steuerfuss ausgeht. Die Stimmbeteili- konnten vier Mitglieder für teils jahrzehnte- gung lag bei 32 Prozent. lange Vereinstreue geehrt werden: Brigitte Wet- ter (30 Jahre), Vreni Gmünder und Irene Industrie und Gewerbe Schürpf (je 20 Jahre), Romy Stark (15 Jahre). – Von den weitreichenden Veränderungen bei Beim Freiwilligen Hilfsverein Bühler erfolgte der Christian Eschler AG ist im einleitenden anlässlich der Hauptversammlung im Frühjahr Abschnitt über das Mittelland zu lesen. – Im ein Wechsel im Präsidium. Lars Syring über- Mehrfamilienhaus «Nöggel» bezogen Mari- nahm das Amt von Rita Schöpfer, die es zehn anne Freund und Melanie Ulmann im Frühjahr Jahre lang ausgeübt hatte. – Den Abschluss des neue Räumlichkeiten für ihren Coiffeursalon. Veranstaltungsreigens 2010/11 machte bei der Dem Salon gliederten sie ein Nagelstudio an. – Lesegesellschaft Anfang Mai Albert Mehr, ein Im Herbst übernahmen Andreas und Gabriela gebürtiger Gaiser, der als Konsul in vielen Städ- Sanwald den elterlichen Fahrzeugbau-Betrieb, ten auf fast allen Kontinenten die Interessen den Armin Sanwald 1978 gegründet und zu- der Schweizerinnen und Schweizer vertreten sammen mit seiner Gattin Maja zum Florieren hatte. Seine Erlebnisse hat er in einem Buch gebracht hatte. Für ein gutes Dutzend Arbeits- festgehalten, das er bei der Lesegesellschaft plätze war so der Fortbestand gesichert vorstellte. – Im Mai erfuhr der Einwohnerver- (Abb.13). – Coiffure M konnte im November an der Dorfstrasse in einem Zehnfamilienhaus neue Räumlichkeiten beziehen und damit der Abbildungen Januar bis Februar 2011 Enge am bisherigen Standort an der Haupt- 1 Gais Mäddel Fuchs erläutert im Gaiser Dorfmuseum strasse 10 entrinnen. seine Bilder zum Verschwinden der Häge. (Bild: APZ, Werner Kamber) Kultur und Vereine An der Hauptversammlung der Lesegesell- 2 Trogen «Bimsalasim», ein dreiaktiges Stück für acht Schauspielerinnen und Schauspieler, gelangte in der schaft präsentierte der Steiner Samuel Stricker Kanti­Aula zur Aufführung. (Bild: APZ) seine Maturaarbeit zur Identität der Appenzel- ler. – Jürg Forrer wurde an der Hauptversamm- 3 Teufen Nach 28 Jahren Leitung des Sonderschulheims Bad Sonder in den Ruhestand getreten: Martin Brunner lung des Ornithologischen Vereins Bühler zum mit seiner Gattin Anita und seinem Nachfolger Thomas neuen Präsidenten gewählt. Er trat damit die Schwemer (v.l.n.r.). (Bild: APZ) Nachfolge des unerwartet verstorbenen Heinz 4 Teufen Abschiedsvorstellung von Irène Rempfler, Ursula Niederer an. – Der Samariterverein beging An- von Burg und Erika Jung – bekannt als «Drei Frauen» – fang März sein 100-Jahr-Jubiläum mit einem an einem Anlass der Lesegesellschaft Teufen. Brunch im Gemeindesaal (Abb.6). An der kurz (Bild: applaus) 122 Gemeindechronik Mittelland

5 6 ein Bühler eine Art Wiederbelebung, nachdem Feuerwehrverein Bühler. Für Rolf Walser rückte es um ihn längere Zeit still geblieben war. An- Stefan Buob nach. Als Besonderheit ist zu ver- stoss für das erneute Auftreten gab die Über- merken, dass just während der Hauptver- zeugung, dass eine parteipolitisch unabhän- sammlung des Feuerwehrvereins der Alarm gige Organisation für die Dorfgemeinschaft losging und die Anwesenden zum Ausrücken wichtig sei, wie es an der von 37 Personen zu einem Brand in Gais nötigte. besuchten Wiederbelebungs-Hauptversamm- lung hiess. – Das Rotbach-Chörli konnte im Au- Kirchen gust sein 40-jähriges Bestehen feiern. Es tat Personelle Wechsel in der Kirchenvorsteher- dies im Rahmen eines Jodlerabends im Ober- schaft der Evangelischen Kirchgemeinde Büh- stufenzentrum Gais, zu dem rund 800 Besu- ler gab es an der ordentlichen Kirchgemeinde- cherinnen und Besucher erschienen. Gastfor- versammlung im April. Für die zurücktreten- mationen aus Obwalden, Schwyz, dem Berner den Emil Walser und Ute Lindörfer rückten Su- Oberland und dem Toggenburg erwiesen dem sanne Manetsch und Marco Knechtle nach. – jubilierenden Chörli die Reverenz. – Am zwei- Im Oktober fand in der katholischen Kirche ein ten Oktober-Samstag fand im Gemeindesaal feierlicher Begrüssungsgottesdienst für Tanja die zweite Country-Night statt. Bestritten Tribull statt. Als neue Seelsorgende der Katho- wurde sie von der Formation «Sioux» aus Ap- lischen Kirchgemeinde Teufen-Bühler-Stein penzell. – Die Lesegesellschaft Bühler begab Nord wird sie vorab in Bühler eingesetzt. sich im Herbst in Waldstatt auf den Emma- Kunz-Pfad, der im Andenken an die weitherum Schule bekannte Heilpraktikerin errichtet worden war. Zum Abschluss des Schuljahres wagten sich Wie spannend Ahnenforschung sein kann, war die Schülerinnen und Schüler der 6. Klasse mit bei der Lesegesellschaft Ende Oktober von dem Musical «Schüler-Revolte» auf die Bühne Christian Nänny zu erfahren, der im Gemein- des Gemeindesaals. Die Idee dazu hatte ihnen desaal auf die eigenen Wurzeln zurückblickte. der Jugendroman gleichen Titels von Heidi – Die Reihe der Konzerte beim Bluesclub Bühler Wieder geliefert. setzte im November Gitarrist Claude Bourbon fort. – Bei einem von der Lesegesellschaft ver- Verschiedenes anstalteten Konzert von Ende November in der Mit grossem Eifer machte sich Mitte Mai ein gu- evangelischen Kirche gastierte das Hackbrett- tes Dutzend Freiwilliger an eine Bachputzete Jugendorchester Schweiz. Es liess dabei erken- entlang des Rotbachs. Die Gedankenlosigkeit nen, in welch unterschiedlicher Weise das Ins- und Sorglosigkeit vieler Mitmenschen mani- trument eingesetzt werden kann. – Ein Wechsel festierte sich anhand eines mit Abfallsäcken bis im Präsidium erfolgte Anfang Dezember beim obenhin gefüllten Anhängers. – Fritz Krüsi von Gemeindechronik Mittelland 123

7 8 der Garage Ebneter AG holte sich Anfang Juli Wahlen und Abstimmungen den Titel «Schweizer Meister der Subaru-Me- Die Gesamterneuerungswahlen von Anfang chaniker». Über 70 Mechaniker hatten am April brachten wenig Änderungen. Aus dem Wettbewerb teilgenommen, deren zehn ge- Gemeinderat war der Rücktritt von Beat Lan- langten in den in Safenwil AG ausgetragenen dolt zu vermelden. Gewählt wurden (absolutes Final. – Einige Mütter aus Bühler schlossen sich Mehr 352): Beat Signer (741 Stimmen), Martin im Verein «Schatzkistli» zusammen und hoben Walser (740), Andreas Winkler (725), Ernst Kol- mit dem Beginn des Schuljahres 2011/12 eine ler (708), Marlis Waldmeier (692), Jaap van Spielgruppe aus der Taufe. Sie belegt einen Dam (672) und neu Urs Bosshard (378). Als Ge- Raum im Altersheim. meindepräsident bestätigt wurde Ernst Koller mit 631 Stimmen (absolutes Mehr 353), Verein- zelte erhielten 74 Stimmen. Keine Wechsel gab es in der Geschäftsprüfungskommission. Ge- GAIS wählt wurden (absolutes Mehr 366): Sonja Frei (735), Robert Heim (731), Werner Brändli (728), Gemeinde René Ebneter (709) und Thomas Stahr (677); Im November erhielt das Alterszentrum Roten- als Präsident der GPK wurde Thomas Stahr mit wies das Qualitätszertifikat überreicht. Es be- 677 Stimmen bestätigt (absolutes Mehr 355). scheinigt der Einrichtung, dass sie die Quali- Und gleich blieb auch die Zusammensetzung tätsprüfung, -sicherung und -entwicklung ge- der Gaiser Kantonsratsdeputation mit Beat mäss dem von der Fachstelle Heimaufsicht und Landolt (717), Peter Meier (694) und Silvia -beratung des Kantons Appenzell Ausserrho- den entwickelten Qualitätsmanagement-Sys- tem anwendet. Die Initiative für die Überprü- fung ging von der Gaiser Heimkommission zu- Abbildungen März 2011 sammen mit der Heimleitung aus. – Unter dem 5 Bühler An der Art der Führung des Altersheims Rotbach Slogan «Gais – naturgemacht» präsentierte die – im Bild der Altbau – scheiden sich die Geister. Gemeinde Ende November ihren neuen touris- (Bild: APZ) tischen Auftritt. Ueli Fitzi, der Leiter von Gais 6 Bühler OK­Präsident Edwin Manetsch hält am Jubilä­ Tourismus, stellte im Kronensaal der Öffent- umsfest des Samaritervereins Rückschau. lichkeit vor, was Gais in touristischer Hinsicht (Bild: APZ, Roger Fuchs) zu bieten hat. Über www.gais-tourismus.ch be- 7 Teufen Georg Winkelmann erhielt den «Tüüfner Bär» kommen Interessierte Einblick. 2011. (Bild: APZ) 8 Teufen Familie Lanker bürgt seit 110 Jahren in der «Linde» für Qualität. (Bild: APZ, René Bieri) 124 Gemeindechronik Mittelland

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Lenz (648). Weitere Stimmen erhielten Bruno Ehre für Silvia und Thomas Manser vom Res- Schläpfer (54) und Vereinzelte (107). Die Wahl- taurant «Truube»: Das Wirtepaar wurde im Juni beteiligung betrug 36,9 Prozent. – Die Abstim- in die Gruppe «Jeunes Restaurateurs d’Europe» mung über das Budget 2012, dem eine Steuer- aufgenommen und gehört damit einem exklu- fusssenkung um 0,15 auf 3,8 Einheiten zu- siven Kreis von Junggastronomen an. – Die grunde liegt, fand mit 678 Ja gegen 56 Nein Ge- Firma Neff & Drexel AG hob im Sommer den nehmigung. 34 Prozent der Stimmberechtigten Standort Gais auf und verlegte die Aktivitäten bemühten sich an die Urne. zur Gänze an die Gaiserstrasse in Appenzell. Einzig der Verwaltungssitz blieb in Gais. – Mehr Industrie und Gewerbe Platz gab es im November für die Papeterie Anfang Januar eröffnete der aus Bremen stam- Tanner, die von ihrem bisherigen Standort am mende und seit 2007 in Gais wohnhafte Torsten Bahnhof an die Langgasse umzog. – Mitte No- Berghändler eine Praxis für Psychosomatik vember weihte der Landverband St. Gallen in und Psychiatrie. – Im März gewann Kasimir unmittelbarer Nähe zum Kreisel am westlichen Höhener aus Gais einen Plakat-Wettbewerb, Dorfeingang eine neue Agrola-Tankstelle mit den der Berufsverband der Schweizer Grafiker zwei Autowaschboxen und angegliedertem und die Schule für Gestaltung Bern und Biel Shop ein. Geleitet wird diese neunte Agrola- schweizweit ausgeschrieben hatte. Das Motto Tankstelle im Appenzellerland von Werner und für die gestellte Aufgabe lautete «Grafik Design Elsbeth Höhener. im Dialog». – Ende April versiegte der Zapf- hahn im «Bierhaus» definitiv. Die bisherige Kultur und Vereine Pächterin Eleonore Brüggler zog ins «Säge- Für einen stimmungsvollen Jahresauftakt war hüsli» nach Stein um. Die Gastroräumlichkei- die IG Kultur am Platz Gais besorgt. Sie ver- ten werden anderweitig genutzt. – Anfang Mai pflichtete für ein Konzert in der evangelischen übergab Max Müller seine Arztpraxis, die er Kirche die Thurgauer Mundartband «Galgevö- 27 Jahre lang geführt hatte, an Ueli Eggenber - gel». – Im Dorfmuseum begann Anfang Januar ger. – Werner und Elisabeth Höhener-Schläpfer eine bis Ende Juni dauernde Ausstellung zum übergaben den Betriebszweig Werkstätte ihrer Thema «Hag um Hag – ein Requiem». Anlass Höhener Landmaschinen AG auf den 1. Juli an dazu gab das vom Gaiser Fotografen Mäddel Michael und Doris Koch-Gollino, die zu die- Fuchs geschaffene gleichnamige Buch (Abb.1). sem Zweck die Koch Maschinen AG gründeten. – Die Neue Lesegesellschaft begann ihren Ver- Damit einher ging in der gleichen personellen anstaltungszyklus im Januar mit einem Referat Konstellation auch ein Wechsel in der Ge- des Herisauers Thomas Ruckstuhl zum Thema schäftsführung der Land- und Alpwirtschaftli- «Wunderwelt der Schmetterlinge». – Im Feb- chen Genossenschaft Gais-Bühler. – Grosse ruar kam es zur Gründung einer Stiftung, die Gemeindechronik Mittelland 125

11 12 sich zum Ziel setzte, nach dem Verschwinden hannes Fitzi eine grosse Zahl von Mitgliedern der Bibliobahn auch in Gais eine Bibliothek zu der Lesegesellschaft ins evangelische Kirchge- realisieren. Erster Stiftungsratspräsident wurde meindehaus zu locken und mit seinen Schilde- Hansueli Niederhauser. Im Atzgras 16 konnten rungen aus früheren Kutschen- und Fuhrhal- die passenden Räumlichkeiten gefunden wer- terzeiten zu unterhalten. – Mit «Viechereien» den. – Für eine Aufführung des Stücks «Aperitif war ein Projekt betitelt, mit dem der Chor Gais mit dem Teufel» durch den Theaterverein Ap- unter Michael Schläpfers Leitung im November penzeller Vorderland hatte die Neue Lesege- im Teufner Lindensaal im Rahmen von drei sellschaft das Patronat übernommen. Auf die Aufführungen das Publikum begeisterte. Mit- Bühne kam das Stück Anfang April in der Werk- eingebunden ins Projekt war auch The Dusa statt von Willi Metallhandwerk. Und im Mai Orchestra. – Im Museum am Dorfplatz präsen- waren dann das Vorarlberger Kabarett-Duo tierte ab Mitte November die Gaiserin Birgit Maria Neuschmid und Jörg Adlassnigg zu Gast Widmer Zeichnungen, Malereien und modell- im Kronensaal. «Hände hoch!» forderten sie hafte Skulpturen. – Im November bestritten Re- vom Publikum. – Beim gemeinnützigen Verein gine Weingart und Arnim Halter vom St. Galler «claro Weltladen Gais» erfolgte im Sommer ein Theater parfin de siècle im Schosse der Neuen Wechsel im Präsidium. Ursula Zbinden, bishe- Lesegesellschaft einen literarischen Abend, bei riges Teammitglied, übernahm das Amt von dem Texte von Alfred Polgar im Zentrum stan- Susanne Veser, die als Interimspräsidentin ge- den. Ergänzt wurde das gesprochene Wort von wirkt hatte. – Zu einer Standortbestimmung im Akkordeonklängen Brigitte Schmids. – «Sen- Hinblick auf das Appenzeller Chorfest im Okto- ber in Appenzell lud der Appenzellische Chor- verband am 27. August in die evangelische Kir- Abbildungen Mai bis Juni 2011 che ein, allwo verschiedene Chöre hören lies- 9 Speicher Elsbeth Gallusser und Peter von Tessin (vorne sen, wie weit sie mit den Vorbereitungen auf rechts) mit Helferinnen und Helfern sowie Vertretern der das Fest waren. – Mitte September gastierte das Ersparniskasse Speicher anlässlich der Übergabe des Zürcher Merel Quartet in der evangelischen Förderpreises. (Bild: APZ, Martin Hüsler)

Kirche. Es interpretierte Werke von Johann Se- 10 Speicher Für die 1999 mit dem Label «Energiestadt» bastian Bach, Ludwig van Beethoven und Felix ausgezeichnete Gemeinde Speicher ist die Heizzentrale Mendelssohn Bartholdy. – Die Neue Lesege- eine nachhaltige Einrichtung. (Bild: APZ, Bruno Eisenhut) sellschaft begab sich Ende August auf die Spu- 11 Gais Mit 100­jährigem Triebwagen auf 100­jähriger ren von Paracelsus. Unter der Führung von Strecke unterwegs. (Bild: APZ, Patrik Kobler)

Pfarrer Walter Frei, ehemals in Bühler im Amt, 12 Trogen Die Menschen hinter der Helimission Trogen: absolvierte sie einen Rundgang durch St. Gal- Gründer Ernst Tanner mit Gattin Heidi, Brikena und lens Altstadt. Im Oktober vermochte dann Jo- Simon Tanner. (Bild: APZ, Isabelle Kürsteiner) 126 Gemeindechronik Mittelland

13 14 nisch & freundlich» hiess es an drei November- lische Kirchgemeinde Gais seit August 2010 an abenden in der «Krone». Hackbrettler Nicolas – umfasst. Den Ablehnungsantrag hatte der Kir- Senn, die Sängerfreunde und Alphornbläserin chenverwaltungsrat selber gestellt. Er begrün- Lisa Stoll erfreuten ein zahlreiches Publikum. – dete ihn mit zu hohen Personalkosten, die für Beim Feuerwehrverein Gais erfolgte Ende No- die Kirchgemeinde Gais seiner Ansicht nach vember ein Wechsel im Präsidium. Ruedi Bos- über kurz oder lang in den finanziellen Ruin sard gab das Amt nach vier Jahren an Andreas münden müssten. Für den rücktrittswilligen Neff weiter. – Vor vollen Bankreihen traten Präsidenten Markus Weder konnte kein Nach- beim Adventskonzert in der evangelischen Kir- folger gefunden werden, so dass er für ein wei- che die beiden von Kapuzinerbruder Karl teres Jahr im Amt verblieb. – Die ordentliche Bauer geleiteten Gospelchöre Gossau und Kirchhöri der Evangelischen Kirchgemeinde Oberbüren gemeinsam auf. Begleitet wurden Gais wählte im April Käthi Wirth-Nef und De- sie von einem Ad-hoc-Orchester. Weitere ge- nise Hauser in die Kirchenvorsteherschaft. Sie sangliche Glanzpunkte setzte der jugendliche ersetzten Simone Kreienbühl und Margrit Mo- Tenor Omer Kobiljak aus Arbon. – Der Verein simann. – Der in Gais wohnhafte Alfred Escher Walderlebnisraum Gais erhielt Ende November wurde im Juni neuer Bischof der St. Galler Mor- den zum neunten Mal vergebenen Ostschwei- monen-Gemeinde «Kirche Jesu Christi der zer Umweltpreis «Der Grüne Zweig» zugespro- Heiligen der Letzten Tage». – Auf Ende Juli ging chen. Damit belohnte der WWF ein der Natur die Amtszeit von Brigitta Schmid als Leiterin und der Biodiversität verpflichtetes Projekt, der Pfarrei Gais zu Ende. Ihr Nachfolger wurde das in seiner Nachhaltigkeit «das Verständnis Pfarrer Albin Rutz, der unter dem Dach der für die Schönheiten und die Bedeutung des Seelsorgeeinheit Gäbris die Gaiser Pfarreilei- Waldes fördert», wie es in der Laudatio hiess tung übernahm. (Abb.16). Klinik Kirchen Von Mitte Januar bis Mitte März zeigte die Ap- «Halt geben und loslassen» war das Thema ei- penzellerin Karin Kaufmann eine Auswahl ih- nes Vortrags, den der bekannte Schriftsteller rer Sandbilder im Rahmen einer Ausstellung. – und Pädagoge Max Feigenwinter im Januar im Als Nachfolger von Torsten Berghändler nahm vollbesetzten reformierten Kirchgemeinde- im Januar Thomas Baisch seine Arbeit als Chef- haus hielt. – An ihrer ordentlichen Kirchge- arzt Psychosomatik auf. – Andrea Dobler-Kist meindeversammlung von Anfang April lehnte aus Eichberg stellte im Juli und im August in die Katholische Kirchgemeinde Gais jenen Teil kräftigen Acrylfarben gehaltene Bilder aus. – des Budgets 2011 ab, der die Kosten für die Rund 400 Personen nahmen im Juni am Patien- Seelsorgeeinheit Gäbris – ihr gehört die Katho- tenseminar der Klinik Gais teil. «Leben mit Gemeindechronik Mittelland 127

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Herzrhythmusstörungen» lautete das Thema SpEICHER der Tagung. – Yvonne Helfenberger aus St.Jose- fen stellte im Herbst Bilder und Keramikwerke aus. – Im Oktober fand in der Klinik eine Le- Gemeinde sung mit dem deutschen Schriftsteller Manolo Mitte Mai gab Adrian Schmidlin, Präsident der Link statt. – Arbeiten des Appenzeller Malers örtlichen SVP-Sektion, seinen Rücktritt. Er war Marc Trachsler, der sowohl moderne Bilder als im Zusammenhang mit der Wahl der 18-jähri- auch in traditioneller Manier gehaltene Bau- gen Anna Eugster in den Kantonsrat in die Kri- ernmalerei zeigte, waren ab November in den tik geraten, weil er sich dafür ausgesprochen Klinikräumen zu sehen. hatte, sie solle ihr Mandat zurückgeben, da sie dieses wegen ihres Studiums an der Universität Verschiedenes Innsbruck kaum ordnungsgemäss ausüben Die Delegiertenversammlung des Nordost- könne. Der SVP-Vorstand akzeptierte die De- schweizerischen Schwingerverbandes (NOS) mission Schmidlins einstimmig, nicht zuletzt vergab im Januar das NOS-Schwingfest 2013 im Bestreben, «die politische Situation für die nach Gais. – Im Februar fand im Oberstufen- SVP Speicher zu beruhigen». – Überraschendes zentrum das 1. Shooting Masters wurde an der Volksversammlung vom 27. Sep- mit Teilnehmenden aus fünf Nationen statt. tember bekannt. Gemeindepräsident Peter Sieger dieses Wettbewerbs für Luftgewehr- Langenauer wartete mit der Nachricht auf, die schützen wurde Peter Sidi aus Ungarn. Der An- in Niederteufen domizilierte Berit-Klinik fasse lass lockte 500 Zuschauerinnen und Zuschauer an. – Am letzten Mai-Wochenende wurde das

100-jährige Bestehen der Bahnverbindung Abbildungen Oktober bis Dezember 2011 Gais–Altstätten gefeiert. Die von zahlreichen 13 Bühler Generationenwechsel in der Firma Sanwald: Interessierten besuchten Festivitäten gestalte- Andreas und Gabriela übernahmen den Betrieb von ten sich sehr vielfältig und betrafen alle bahn- Armin und Maja Sanwald. (Bild: APZ) technischen Bereiche. Höhepunkt waren die 14 Bühler Schweren Herzens musste Peter Eschler im Nostalgiefahrten zwischen Gais und Rietli mit November von den Restrukturierungsmassnahmen der dem 100-jährigen Triebwagen CFe 3/3 Christian Eschler AG Kunde geben. (Bild: APZ, Kaspar Enz) (Abb.11). – Einen vierbeinigen Mister Schweiz 15 Speicher Das Interaktive Theater Knotenpunkt spielte aus Gais gab es im September. Am Zuchtstier- im Pfarreizentrum Bendlehn zum Thema «Vom gesun­ markt in Zug wurde Etvei Edel aus dem Stall den Umgang mit Depression». (Bild: APZ, Timo Züst) von Hansruedi Enz zum Mister der Braunvieh- 16 Gais Beim Verein Walderlebnisraum Gais freute man stiere gekürt. sich über den Ostschweizer Umweltpreis «Der Grüne Zweig». (Bild: APZ) 128 Gemeindechronik Mittelland einen Umzug nach Speicher ins Auge. Im Ge- 657). Aus dem Kantonsrat waren gleich drei biet Vögelinsegg wolle sie anstelle des leer ste- Rücktritte zu verzeichnen: Uli Seger, Heidi henden Kurhauses Beutler einen Neubau reali- Wüthrich und Adrian Künzli. Als Bisheriger sah sieren. Zudem seien ein Hotel und eine Augen- sich Ivo Müller mit 1248 Stimmen bestätigt. klinik geplant. Dieser Ankündigung folgte an- Neu gewählt wurden Jean-Claude Kleiner lässlich der Volksversammlung vom 7. Novem- (1246), Judith Egger (808) und Anna Eugster ber die Bestätigung, indem mitgeteilt wurde, (695). Weitere Stimmen erhielten Jürg Zürcher die Berit-Klinik plane den Umzug von Teufen (428) und Markus Zeller (376). Mit der 18-jähri- nach Speicher nunmehr definitiv. Ebenfalls gen Kantonsschülerin Anna Eugster zog die nach Speicher ziehe mit der Klinik Bellavista jüngste je in Ausserrhoden gewählte Kantons- eine weitere Privatklinik. Insgesamt könne mit rätin in die Legislative ein. Die Wahlbeteiligung rund 180 neuen Arbeitsplätzen gerechnet wer- erreichte 47 Prozent. – Am gleichen Abstim- den. – Die Jungbürgerinnen und Jungbürger mungs-Wochenende, an dem die Ausserrho- feierten den Übertritt in die Volljährigkeit im der Vertretung im eidgenössischen Parlament November mit einem gemeinsam verbrachten bestimmt wurde, fanden in Speicher zahlrei- Tag, bei dem sie Einblick in die Gemeindever- che Abstimmungen im Zusammenhang mit waltung erhielten, im Depot der Appenzeller Teilzonenplänen statt. Sie erbrachten die nach- Bahnen eine Tafel gestalteten, sich in Feldkirch folgenden Ergebnisse. Teilzonenplan für die auf der Go-Kart-Bahn vergnügten, im «Bären» Ausscheidung der Verkehrsflächen: 1129 Ja zu Speicherschwendi tafelten und im Buchensaal 347 Nein; Teilzonenplan für die Zweckbezeich- eine Party feierten. – An der Hauptversamm- nung der Grünzonen: 1193 Ja zu 313 Nein; Teil- lung des Feuerwehrvereins übergab Roman zonenplan für die Ausscheidung der Gefahren- Stöckli nach elf Jahren das Kommando der Feu- zonen: 1227 Ja zu 285 Nein; Teilzonenplanan- erwehr an Daniel Blatter. Roman Stöckli hatte passungen Rehetobelstrasse, Rickstrasse, Ifang insgesamt 21 Jahre in der Feuerwehr Speicher und Obere Schwendi: 954 Ja zu 573 Nein; Teil- Dienst geleistet. zonenplananpassungen Dorf, Bruggmoos und Hinterdorf 1075 Ja zu 455 Nein. Angenommen Wahlen und Abstimmungen wurde ferner das revidierte Bestattungs- und Relativ hohe Wellen warfen die Gesamterneue- Friedhofreglement mit 1500 Ja gegen 110 Nein. rungswahlen von Anfang April. Im Gemeinde- Die Stimmbeteiligung lag, je nach Vorlage, zwi- rat verpasste Walter Etterlin, bisher, mit 617 schen 50,61 und 54,34 Prozent. – Das Budget Stimmen das absolute Mehr von 649 und wurde 2012 mit bisherigem Steuerfuss wurde Ende abgewählt. Gewählt wurden Marianne Scheuss November im Stimmenverhältnis von 841 zu (1303), Peter Langenauer (1289), Fredy Zünd 107 angenommen. Die Stimmbeteiligung lag (1259), Thomas Christen (1239), Franz bei 31,6 Prozent. Knechtle (1228), Heinz Naef (1210) und Maya Boppart (683, neu). Weitere Stimmen erhielten Kultur und Vereine Samuel Lanker (126) und Vereinzelte (120). Bei Am Neujahrsapéro, durchgeführt im «Bären» einem absoluten Mehr von 670 sah sich Peter Speicherschwendi, wurde traditionsgemäss Langenauer mit 1270 Stimmen im Amt bestä- auch das Neujahrsblatt enthüllt. Gestaltet hatte tigt. In die Geschäftsprüfungskommission ge- es Jules Kaeser, der ein achtteiliges Karten-Set wählt wurden (absolutes Mehr 635): Eugen Bi- schuf. – Mit prominenten Musikern konnte schof (1316), Daniel Bühler (1311), Wolfgang «Kul-tour auf Vögelinsegg» sein Programm be- Weimer (1310), Hanni Brogle (1283) und Tho- reichern. Im Februar gab der Pianist Peter Wa- mas Flückiger (749, neu); Anick Reto Volger er- ters, gebürtiger Australier und jahrelang in hielt 340 Stimmen. GPK-Präsident wurde Da- Bühler zu Hause, einen Klavierabend mit Wer- niel Bühler mit 1259 Stimmen (absolutes Mehr ken von Johann Sebastian Bach, Frédéric Cho- Gemeindechronik Mittelland 129 pin und Elton John. Und im März trat Chris Jag- Heinz Rusch vom Schützenverein Herisau- ger, der Bruder des Rolling Stone Mick Jagger, Säge übernahm das Amt von Fredy Rohner, der im Kleintheater auf. – Der Samariterverein es zehn Jahre lang ausgeübt hatte und an der Speicher wählte an seiner Hauptversammlung DV zum Ehrenmitglied ernannt wurde. Barbara Gämperle zur neuen Präsidentin. Sie folgte auf Sylvia Vetsch. – Im Museum für Le- Kirchen bensgeschichten im Hof Speicher begann An- Die Katholische Kirchgemeinde Speicher-Tro- fang März eine Ausstellung über Hertha Ochs- gen-Wald konnte an ihrer ordentlichen Kirch- ner, die in Speicher von ihrem Gatten ein legen- gemeindeversammlung von Anfang April das där gewordenes Geschäft für Haushaltartikel durch den Rücktritt von Benno Jud vakant ge- und Eisenwaren übernommen und bis fast an wordene Kassieramt noch nicht besetzen. ihr Lebensende weitergeführt hatte. Zur Aus- Benno Jud hatte nach sechs Jahren seine De- stellung erschien im September in Broschüren- mission eingereicht. Neu in den Pfarreirat form ihre von Martin Hüsler verfasste Lebens- wurde Hanni Brogle, Speicher, gewählt. – Die geschichte. – Im Männerchor Eintracht erfolgte Evangelische Kirchgemeinde Speicher ging im März ein Wechsel im Präsidium. Für Robert nach dem Rücktritt von Hansjörg Müller ohne Hohl übernahm Heinz Vetsch den Verein. – Präsident ins Amtsjahr 2011/12. Interimistisch Eine schweizerische Erstaufführung gab dem übernahm Natalia Bezzola Rausch die präsidi- sehr gut besuchten Karfreitagskonzert im Pfar- alen Funktionen. Die Kirchgemeindever- reizentrum Bendlehn das besondere Gepräge. sammlung von Mitte Mai wählte Maria Barbara Fréderic Fischer, der in Trogen wohnhafte Barandun Scherrer und René Bosshard in die Komponist des zu Gehör gebrachten Werks, Kirchenvorsteherschaft, wo die beiden Neuge- und das Collegium Vocale Frisingae interpre- wählten Susan Lutz und Eveline Müller ersetz- tierten die «Sinfonia del volo con ode a Pavullo ten. – Im Rahmen einer vierteiligen Veranstal- e a Teichfuss» für konzertierendes Klavier und tungsreihe der Evangelischen Kirchgemeinden Gemischten Chor. – Der 20-jährige Aurel Büche Speicher und Trogen, der Katholischen Kirch- aus Speicher realisierte zusammen mit Freun- gemeinde Speicher-Trogen-Wald sowie des den den 90-minütigen Spielfilm «Werwölflä». Ausserrhoder Bündnisses gegen Depression Gedreht wurde der Streifen auf der Ramsen- zum Thema «Vom gesunden Umgang mit De- burg bei Herisau. Ende August war Premiere im pression» fand im Pfarreizentrum Bendlehn Kino City in Uzwil. – Im Museum für Lebensge- eine Aufführung des Interaktiven Theaters schichten waren ab Oktober Bilder von Claire Knotenpunkt aus Zürich statt. Nach der Dar- Cuorad-Enzler aus Speicher zu sehen. Sie bietung des szenischen Teils kam es zu einem stellte die Ausstellung unter den Titel «Kühe, Dialog zwischen dem Publikum, den Schau- nichts als Kühe». – Die Sonnengesellschaft und spielern und einer Fachperson (Abb.15). «Kul-tour auf Vögelinsegg» taten sich im No- vember zusammen und zeigten im Buchensaal Schule den von Roland von Tessin realisierten Doku- Die beiden 5. Klassen, unterstützt vom Gsängli mentarfilm «La Comunidad». Ebenfalls im No- und von den Jungbläsern des Musikvereins vember trat in den Räumlichkeiten von «Kul- Speicher, führten im März im Buchensaal zwei- tour auf Vögelinsegg» der Gospelchor Gossau mal das Musical «Felicitas Kunterbunt» auf. auf. Ihm folgte im Dezember das Trio Michael Viel Anerkennung war der verdiente Lohn für Neff (Horn), Jens Weber (Tenor) und Klaus-Ge- die Fleissarbeit. – Nach zweijähriger Bauzeit org Pohl (Piano) mit einer Aufführung von konnte am ersten September-Wochenende der Schuberts «Winterreise». – Der Vögelinsegg- Erweiterungsbau zum Zentralschulhaus einge- Schützenverband wählte an seiner Delegier- weiht werden. Gleichzeitig bedeutete dies auch tenversammlung einen neuen Präsidenten. den Abschluss der Sanierungsarbeiten am 130 Gemeindechronik Mittelland

100-jährigen Gebäude. Die Bevölkerung erhielt Verschiedenes Gelegenheit, sich über die gewandelten Um- Ende April trat das Posthalter-Ehepaar Heinz stände in der Vermittlung von Schulwissen ins und Heidi Preisig in den Ruhestand. Es hatte Bild setzen zu lassen. – Auf sehr gefällige und die Post Speicher praktisch mit deren Umzug eindrückliche Weise führte die Schule Speicher an den neuen Standort im Jahr 1981 übernom- im Dezember ein Krippenspiel auf. Die einzel- men. – Anfang Mai erhielten Elsbeth Gallusser nen Szenen spielten an verschiedenen Orten in und Peter von Tessin den zum dritten Mal ver- der Gemeinde, wobei die Weihnachtsge- gebenen Förderpreis der Ersparniskasse Spei- schichte eine teilweise Einbettung in aktuelle cher. Ausgezeichnet wurden sie für die im Jahr Gegebenheiten erfuhr. 2000 begonnene Führung des Esskleintheaters «Kul-tour auf Vögelinsegg» (Abb.9). – Reto Industrie und Gewerbe Schoch aus Speicherschwendi gewann im Mitte Mai konnte nach sechsmonatiger Bauzeit Sommer die Tortour, eines der härtesten Rad- die in der Wies erstellte neue Heizzentrale ihrer rennen der Welt, das über 1000 Kilometer non- Bestimmung übergeben werden. Eigentüme- stop durch die Schweiz führt. rin ist die Axpo Contracting AG. Als Generalun- ternehmerin verkauft die Firma Hälg & Co. die Totentafel gewonnene Wärme an die Elektro Speicher- Am 23. Januar erlag Peter Stahlberger-Linden- Trogen AG (EST), welche hierauf die Kund- mann im 73. Lebensjahr einem Herzinfarkt. Es schaft bedient. Die Anlagekosten beliefen sich hiess damit Abschied nehmen von einem Men- auf 6,5 Mio. Franken. Die Bevölkerung erhielt schen, der sich in seiner gewinnenden Art anlässlich eines Tages der offenen Türe Ge- überall grösster Beliebtheit erfreute. Peter legenheit, die Heizzentrale zu besichtigen Stahlberger wuchs in Basel auf, wo er die Ru- (Abb.10). – Im Mai wurde bekannt, dass die dolf-Steiner-Schule besuchte. Den dort vermit- St.Gallisch-Appenzellische Kraftwerke AG telten Werten blieb er zeitlebens verbunden. Er (SAK) per 1. Oktober 2011 die Elektro Speicher- erlernte den Beruf des Steindruckers und be- Trogen AG (EST) übernehme. Auslöser für trieb in Speicher ein eigenes Atelier, wo viele diese Übernahme, bei der keiner der 22 Ar- Künstlerinnen und Künstler ein- und ausgin- beitsplätze gefährdet war, stellte das im Sep- gen. Als begnadeter Tüftler schuf Peter Stahl- tember 2010 gefallene Nein des Speicherer berger immer wieder teils skurrile Objekte. Ein Souveräns zu einem Darlehen von 2 Mio. Fran- Herzensanliegen war ihm die Umsetzung eige- ken von der Gemeinde an die EST dar. Der EST- ner Ideen zur Förderung alternativer Energie. Verwaltungsrat sah sich danach gezwungen, Mehr als 30 Jahre lange lebte er zusammen mit das Kapital für die langfristige Strom- und Wär- seiner Gattin Silvia in Teufen, ehe das Paar 1998 meversorgung anderweitig zu besorgen und nach Speicher übersiedelte und in unmittelba- nahm Verhandlungen mit der SAK auf. – Im rer Nähe zum Atelier in der Steinegg ein male- November wurde bekannt, dass die seit mehr risches Häuschen mit grossem Umschwung als 50 Jahren bestehende Teppichwäscherei bezog. Knecht GmbH im Kalabinth auf den 1. Januar 2012 an die Hermann Koller AG in Gais über- geht. Damit verbunden ist eine Verlegung der Arbeitsabläufe und damit der Arbeitsplätze von Speicher nach Gais. Ein Teil der 14 Mitarbeiten- den der Knecht GmbH wurde von der Her- mann Koller AG übernommen. Für das Gaiser Unternehmen war es ein Schritt in Richtung der angestrebten Diversifizierung. Gemeindechronik Mittelland 131

kommission gingen folgendermassen aus (ab- TRoGEN solutes Mehr 299): Peter Schindler (604), Benno Jud (592), Tony Blättler (590); zum GPK-Präsi- Gemeinde denten gewählt wurde, bei einem absoluten Einen grossen Tag erlebte Trogen im Dezember. Mehr von 291, Benno Jud mit 573 Stimmen. Nach der Wahl von Hans Altherr zum Präsiden- Das Bild in der Schulkommission präsentiert ten des Ständerats empfing die Gemeinde ih- sich wie folgt (absolutes Mehr 291): Jürg Schrag ren ehemaligen Gemeindehauptmann am 7. (584), Barbara Ill-Schenkel (577), Stefanie Dezember im Rahmen einer gediegenen Feier, Rentsch Ruf (575), Lionel Monnet (570); Schul- bei der lediglich das Wetter nicht mitspielte. kommissionspräsidentin wurde Monika Sieber Mit Extrazügen reiste der Gewählte zusammen mit 573 Stimmen (absolutes Mehr 290). Aus mit einer grossen Delegation aus Bern nach dem Kantonsrat lagen die Rücktritte von Ueli Trogen. Nach einem Zug durchs Dorf fand in Schläpfer und Yvonne Blättler-Göldi vor. Bei ei- der evangelischen Kirche ein offizieller Festakt nem absoluten Mehr von 308 wurde Urs statt, bei dem Gemeindepräsident Niklaus Schläpfer (466) bestätigt; neu gewählt wurde Sturzenegger, der Ausserrhoder Landammann Niklaus Sturzenegger (476). Unter dem absolu- Hans Diem und Bundesrätin Eveline Widmer- ten Mehr blieben René Langenegger (264), Da- Schlumpf ans Rednerpult traten. Auf ihre An- niela Heyer (202), Lionel Monnet (200), Tim sprachen fand Hans Altherr launig-humorvolle Walker (135) und Res Schiess (80); auf Verein- Antworten. Den Abschluss des vom Appenzel- zelte entfielen 22 Stimmen. Es wurde somit ein ler Kammerorchester und vom Akkordeonis- zweiter Wahlgang nötig. Ein relativ knappes Ja ten Goran Kovacevic umrahmten Festaktes bil- gab es zur Neugestaltung des Landsgemeinde- dete der gemeinsame Gesang des Landsge- platzes, für die ein Kredit von 1,58 Mio. Franken meindeliedes. Anschliessend begab man sich zu bewilligen war. Den 382 Ja-Stimmen stan- zur Nachfeier in die Aula der Kantonsschule, den 322 Nein-Stimmen gegenüber. Die Stimm- wo Ständeratsvizepräsident Filippo Lombardi, beteiligung betrug 57,5 Prozent. – Im zweiten FDP-Fraktionspräsidentin Gabi Huber und der Wahlgang konnte Mitte Mai der dritte Kantons- Ausserrhoder Kantonsratspräsident Koni Meier ratssitz besetzt werden. Das Rennen machte das Wort ergriffen. – Die Wasserversorgung René Langenegger, der 323 Stimmen erhielt. Trogen erhielt zu Beginn des Jahres eine neue, Auf Daniela Heyer entfielen 234 Stimmen. Die elektronische Steuerungsanlage, die jene aus Wahlbeteiligung betrug 45 Prozent. – Mit dem dem Jahr 1976 ablöste. Sie dient nicht nur der bisherigen Steuerfuss präsentierte die Ge- Gemeinde Trogen, sondern über eine Fern- meinde Ende November das Budget 2012 zur steuerung auch der Nachbargemeinde Spei- Abstimmung. Bei einer Beteiligung von 31,5 cher. Prozent sagte der Souverän mit 321 zu 69 deut- lich Ja. Wahlen und Abstimmungen An den Gesamterneuerungswahlen von An- Industrie und Gewerbe fang April gab es im Gemeinderat keine Ände- Mitte Januar übernahm Raphael Theis die Ge- rungen. Gewählt wurden (absolutes Mehr 292): schäftsführung in der «Krone» am Landsge- Monika Sieber (595 Stimmen), Annelies meindeplatz, gab diese aber bereits im Schmid (593), Niklaus Sturzenegger (592), Frühsommer wieder ab. Als Nachfolger von Marc Fahrni (586), Jens Weber (578), Urs Nie- Markus Strässle, der sein Wirkungsfeld als Ver- derer (558) und Rita Schläpfer (556). Als Ge- antwortlicher für die Gastrobetriebe auf den meindepräsident bestätigt wurde Niklaus Stur- Säntisgipfel verlegt hatte, sprang Ivanassèn zenegger mit 605 Stimmen (absolutes Mehr Berov in die Lücke. Berov kennt die «Krone» als 307). Die Wahlen in die Geschäftsprüfungs- Küchenchef schon seit mehreren Jahren. – Eine 132 Gemeindechronik Mittelland positive Bilanz konnten die Organisatoren der Bruno Knechtle vom Verein Chupferhammer Gewerbe- und Kulturausstellung GUK 11 zie- in Schönengrund und ein aus Gründen des hen. Der Anlass mit rund 40 Ausstellern fand Persönlichkeitsschutzes nicht genannt sein am ersten September-Wochenende statt und wollender Künstler. gewährte in einem Zelt auf dem Landsgemein- deplatz Einblick in die Vielfalt des Trogner Ge- Kantonsschule werbes und kultureller Aktivitäten im Dorf. – «Bimsalasim» ist der Titel eines Theaterstücks, Nach elfjähriger Betriebszeit wurde die RAB- das die 18-jährige Kantonsschülerin Suramira Bar im Herbst im Zuge eines Umbaus aufge- Vos als Maturaarbeit geschaffen hatte. Im Ja- frischt. nuar erlebte das Stück in der Aula der Kantons- schule drei Aufführungen (Abb.2). – Sieben Kultur und Vereine Schülerinnen und Schüler entwickelten im Der 2006 begonnene und von der J.S. Bach-Stif- Rahmen des Schwerpunktfachs Wirtschaft eine tung getragene Zyklus der Aufführungen von multifunktionale Klammer, die sie Quick Clip Bach-Kantanten in der evangelischen Kirche nannten und mit der sie einen schönen Ver- nahm auch 2011 seinen Fortgang. Mit Rudolf kaufserfolg erzielten. – Ende März tagte das Ju- Lutz als Dirigent war den Aufführungen eine gendparlament zur Alpenkonvention in He- meisterhafte Umsetzung garantiert. Der musi- risau. Die Kantonsschule Trogen trat als Orga- kalische und vokale Part lag bei namhaften In- nisatorin und Vertreterin der Schweiz auf. Mit terpretinnen und Interpreten weiterhin in bes- Anna Eugster stellte sie auch eine von drei Prä- ten Händen. Viel Beachtung beim zahlreichen sidentinnen. – Im Mai nahm die Kantonsschule Publikum fanden stets auch die von bekannten an dem von der Schweizerischen Akademie der Persönlichkeiten angestellten Reflexionen zum Technischen Wissenschaften organisierten Kantatentext. – Bei der Musikgesellschaft Tro- TecDay teil, bei dem den Schülerinnen und gen erfolgte anlässlich der Hauptversammlung Schülern Einblick in naturwissenschaftliche im Januar ein Wechsel im Präsidium. Monika und technische Fachbereiche gewährt wurde. Brodmann übernahm das Amt von Robert Graf. Ausgewählt wurde der Bereich «Zahnmedizin – «Der Hausmann» war das Programm betitelt, zum Anfassen». – 52 Maturandinnen und Ma- mit dem der Berner Autor und Komiker Bänz turanden der nicht-gymnasialen Abteilung er- Friedli Anfang März bei der Kronengesellschaft hielten im Juni von Rektor Willi Eugster ihre gastierte. – Anfang November gastierte die le- Abschlusszertifikate. Die Übergabefeier, an der gendäre Schweizer Band «Les Sauterelles» mit sich der Innerrhoder Wirtschaftsförderer Be- Toni Vescoli als bekanntestem Mitglied im Kul- nedict Vuilleumier an die Versammelten rich- turhaus. – Vor grossem Publikum fand Ende tete, fand in der vollbesetzten Kirche Trogen Oktober in der Galerie am Landsgemeinde- statt. Dort ging ein paar Tage später auch die platz die Vernissage zur Ausstellung mit Wer- Maturitätsfeier für die 94 Gymnasiastinnen ken der beiden Künstlerinnen Sylvia Dietrich und Gymnasiasten über die Bühne. Als Gast- und Susi Stehle statt. Sie zeigten Skulpturen, rednerin war Janine Händel, CEO der Roger- Objekte und Karten mit Bildern und Text. – An Federer-Foundation, nach Trogen gereist. der im November durchgeführten Hauptver- sammlung des Skiclubs Trogen beendete Kinderdorf Pestalozzi Hansruedi Laich die dreijährige Vakanz im Prä- Im Februar und März hiess es im Kinderdorf sidium, indem er, als Ehrenmitglied notabene, wieder «Kinder machen Radio». Auf der Fre- das Amt übernahm. – Zum siebten Mal wurde quenz 93,6 MHZ ging powerup-radio auf Sen- im Rahmen des Adventsmarktes der Trogener dung. – Beim Wettbewerb «plusplusAR», ver- Kunstpreis verliehen. Preisträger waren Rainer anstaltet vom Kanton Appenzell Ausserrhoden, Haller, der bei der Valida in St. Gallen arbeitet, gewann die Stiftung Kinderdorf Pestalozzi in Gemeindechronik Mittelland 133 der Kategorie «Weiterkommen trotz Teilzeitar- Totentafel beit» einen Preis. «PlusplusAR» hat sich zum Am 12. November 2011 verstarb im 78. Lebens- Ziel gesetzt, Betriebe und Institutionen mit jahr Karl Wolf. In Trogen behält man ihn als familienfreundlichen Arbeitsplätzen auszu- überaus leutseligen, humorvollen Menschen zeichnen. in bester Erinnerung. Der im Kanton Bern auf- gewachsene Karl Wolf machte eine Ausbildung Verschiedenes zum Fotografen und war in späteren Jahren Ka- Im Februar wurde zur bestürzenden Gewiss- meramann bei einer Zürcher Filmproduktions- heit, dass von einem beispiellosen Fall von firma. Seinen Namen findet man im Abspann Missbrauch behinderter Menschen auch das namhafter Schweizer Filme, die ihre hohe Zeit Werkheim Neuschwende betroffen war. Der in den Fünfziger- und Sechzigerjahren hatten. schuldige Sozialtherapeut aus dem Bernbiet, Zusammen mit seiner Gattin oblag ihm danach dem 120 Übergriffe in diversen Schweizer Hei- die Leitung des im Schosse des Schweizeri- men zur Last gelegt wurden, war von 1987 bis schen Arbeiterhilfswerks geführten Heims Lin- 1989 im Werkheim Neuschwende tätig gewe- denbühl in Trogen. Als seine Frau, eine ge- sen. – An der Stiftungsratsversammlung der lernte Drogistin, später dann die ehemalige Stiftung Haus Vorderdorf wurde Bruno Schle- Drogerie Sonderegger übernahm, richtete er gel, ehemaliger Direktor der Sprachheilschule dort ein Fotoatelier ein. Als wacher Geist nahm St.Gallen, zum neuen Präsidenten des Stif- der Vater zweier Söhne intensiv Anteil am Lauf tungsrates gewählt. Kaspar Zimmermann, sein der Welt und war vor allem stark interessiert Vorgänger, hatte das Amt 14 Jahre lang ausge- am kulturellen Geschehen. Der Dorfgemein- übt. – Ende Juni wurde in Trogen das 40-jährige schaft diente er für kurze Zeit auch als Gemein- Bestehen der Helimission gefeiert. Ernst Tan- derat. Eine schwere Erkrankung, die ihn immer ner hatte das Hilfswerk 1971 gegründet. Sein pflegebedürftiger werden liess, nötigte ihn, die Anliegen, Menschen in schwer zugänglichen letzten Lebensjahre im Haus Vorderdorf zu ver- Gebieten Hilfe zu vermitteln, setzte er in all der bringen, wo Karl Wolf gut umsorgt den irdi- Zeit in Zusammenarbeit mit international täti- schen Weg beendete. gen Hilfswerken um. Die Geschäftsführung der Helimission gab Ernst Tanner seinem Sohn Simon weiter (Abb.12). 134 Gemeindechronik Vorderland

Vorderland Hanspeter Strebel, St. Gallen

Dominierendes Thema in Rehetobel, Wald und rats Rehetobel Ende November wurde dann Heiden und in der Mittelländer Gemeinde Tro- bekannt, dass das Gremium die Oberstufe wei- gen war im Berichtsjahr die Oberstufenfrage. terhin in Trogen belassen wolle. Tradition, ge- Dies, nachdem das Departement Bildung Ap- wachsene Strukturen und die Nähe zur Kan- penzell Ausserrhoden im Sommer 2009 den tonsschule sprächen für diese Lösung. Die Gemeinden Trogen, Wald und Rehetobel den Schule Heiden sei nur im pädagogischen Be- Sekundarschulvertrag, der mit der Kantons- reich attraktiver, hiess es. Gegenüber dem alten schule seit Generationen besteht, per 31. Juli Vertrag konnten – wohl auch dank des Drucks – 2014 gekündigt hatte – auf dem Hintergrund bessere Bedingungen für Rehetobel ausgehan- sinkender Schülerzahlen und der bevorstehen- delt werden. Heiden reagierte enttäuscht auf den Neuorganisation der Oberstufe im ganzen die Kehrtwendung. Dass sich einzelne Ge- Kanton. Ende 2011 wurde die offene Frage meinden in Bildungsfragen konkurrenzieren, nach lang anhaltender Diskussion und Ver- sollte besser keine Schule machen [Anm. der stimmungen untereinander auf einfache Weise Redaktion]. – Die Oberstufenfrage beschäftigt beantwortet: Vorläufig bleibt alles beim Alten. auch andere Vorderländer Gemeinden. Reute Richtig lanciert worden war die Debatte mit der will schulisch näher an Oberegg rücken. Der Ankündigung des Gemeinderats Rehetobel, er Wolfhäldler Gemeindepräsident Max Koch wolle auf die Unterzeichnung eines neuen, auf kann sich auch eine «Sekundarschule über fünf Jahre befristeten Sekundarschulvertrags dem Bodensee» mit Einbezug des Innerrhoder mit der Kantonsschule Trogen verzichten. Bezirks Oberegg vorstellen. Wolfhalden führt Stattdessen werde eine Kooperation mit Hei- die Oberstufe bereits seit längerem gemeinsam den angestrebt. Bereits Mitte März lag eine Ab- mit Grub. sichtserklärung für eine gemeinsame Ober- Die Marketingorganisation «Appenzeller- stufe der beiden Gemeinden vor. Ziel war es, land über dem Bodensee» (AüB) wurde aufge- diese auf das Schuljahr 2014/15 zu realisieren. löst. Für die Gesellschafter war dies kein Grund Im Schulhaus Gerbe in Heiden wurde ein rege zur Trauer, denn in der Appenzellerland Tou- genutzter «Ineluege»-Tag organisiert. Die Ge- rismus AG (ATAG) lebt sie weiter. Auch Name meinden Wald und Trogen kritisierten sowohl und Logo bleiben erhalten. Die seit 15 Jahren die vorschnelle Kündigung des Vertrags durch bestehende «Wirtschaftsförderung über dem den Kanton als auch die Vorgehensweise des Bodensee» wurde umstrukturiert und heisst Gemeinderats Rehetobel. Der Rehetobler Ge- jetzt «Verein Appenzellerland über dem Bo- meindepräsident Ueli Graf wehrte sich dage- densee». Ziel ist die Aufwertung des Vorderlan- gen, dass ihm die «Totengräber-Rolle» für das des als Wohn- und Wirtschaftsregion. Neuer Trogner Schulmodell zugeschoben werde. Es Geschäftsführer ist Christoph Wolnik aus Wolf- gehe nur darum, sich alle Optionen offen zu halden. – Die Raiffeisenbank Heiden mit ihrer halten. Auch aus der Einwohnerschaft seiner Geschäftsstelle in Speicher konnte erneut auf Gemeinde, insbesondere von der «Schule + ein Rekordjahr zurückblicken. Man nähert sich Elternhaus»-Sektion Rehetobel, wurden Kritik der Zahl von 5000 Genossenschaftern. Jeder und die Befürchtung geäussert, Bevölkerung dritte Einwohner im Vorderland gehört mittler- und Eltern würden übergangen. Nach einer weile dazu. Die Bilanzsumme stieg auf 382 Mio. dreistündigen Sondersitzung des Gemeinde- Franken. – Der Behindertenfahrdienst Tixi Vor- Gemeindechronik Vorderland 135 derland feierte sein zehnjähriges Bestehen. Die Bau einer grossen Freiflächen-Photovoltaik- Rheinburg-Klinik in Walzenhausen ist seit 2001 Anlage in Dorfnähe. Etwas gedämpft wurde die Standort eines Tixi-Taxis. Die Anfahrtswege in Euphorie, als der Regierungsrat in der Antwort das Vorderland sind dadurch kürzer geworden. auf die Einfache Anfrage eines Rehetobler Kan- Sechs bis sieben Personen betreuen unentgelt- tonsrats festhielt, es seien ausreichend Dach- lich den Behindertenfahrdienst. – Das 10-Jahr- flächen für Solaranlagen vorhanden und Anla- Jubiläum feierte auch die Spitex Vorderland. gen auf der grünen Wiese deshalb nicht zweck- Sie wurde vom Kantonalverband als «Vorzeige- mässig. Die Substitution des nicht erneuerba- spitex» gelobt. – Im Vorjahr waren in den Vor- ren Anteils des Energieverbrauchs der Ge- derländer Gemeinden grosse Bedenken wegen meinde durch Solarstrom bleibt das primäre eines möglichen Abbaus im öffentlichen Ver- Vereinsziel. Man fühlt sich in Rehetobel auch kehr laut geworden. Volkswirtschaftsdirektorin durch die Veröffentlichung des Solarkatasters Marianne Koller-Bohl versuchte die Bedenken des Kantons auf diesem Weg bestätigt. – Zwei in der Kantonsratssitzung vom Februar auszu- weitere Projekte, über die der Kanton infor- räumen. Bei der Verabschiedung des Leitbilds mierte, betreffen Rehetobel ganz direkt. So soll öffentlicher Verkehr erklärte sie, es sei kein Ab- im Gebiet Kaien eine Inertstoffdeponie entste- bau geplant. Die Vorwürfe seien «Panikmache». hen. Der Kanton versprach, die nicht zu ver- Die Auslastung einiger Postauto-Linien sei meidenden Emissionen durch den Betrieb so aber schlecht. gering wie möglich zu halten. – Positiv aufge- nommen wurde an einer Orientierungsver- sammlung das weit fortgeschrittene Vorprojekt für die Kantonsstrasse Nasenrank–Scheidweg, REHEToBEL das einen Ausbau der Fuss- und Radfahrwege vorsieht. Gemeinde Die Gemeinde musste mit einem höheren Wahlen und Abstimmungen Steuerfuss in das Jahr starten, nachdem im Vor- Nach dem Rücktritt der beiden FDP-Kantons- jahr das Defizit höher ausgefallen war als ver- räte Erich Straub und Roger Sträuli, die beide anschlagt. Zudem wurde Anfang Jahr aufgrund acht Jahre im Amt waren, galt es, zwei neue Ab- der Statistik des kantonalen Finanzdeparte- geordnete zu wählen. Im ersten Wahlgang ments bekannt, dass die Gemeinde die einzige wurde neben der Bestätigung des bisherigen ist, die in den letzten zehn Jahren an Steuerkraft Vertreters der Parteiunabhängigen, Willi Roh- eingebüsst hat – und zwar um drei Prozent. Der ner, Andreas Zuberbühler neu gewählt, im Verlust guter Steuerzahler konnte nicht kom- zweiten Wahlgang dann auch noch Rolf Stur- pensiert werden, und die Bevölkerungszahl zenegger (FDP). Neu in den Gemeinderat ge- stagnierte. Auch mangelnde bauliche Entwick- wählt wurden Hilda Fueter-Walt sowie Peter Bi- lung wurde als Begründung angeführt. Mit schoff, der das Schulpräsidium übernimmt. Sie dem ausgeglichenen Budget für das Jahr 2012 lösten die beiden zurückgetretenen Martin konnte der Gemeinderat im Herbst wieder zu- Zürcher und Michael Görtz Biehle ab. Die rest- versichtlichere Töne anschlagen. – Positive lichen Gemeinderatsmitglieder, namentlich Schlagzeilen machte die Gemeinde dagegen Ueli Graf (gleichzeitig Gemeindepräsident), mit der Gründung des Vereins Solardorf Rehe- Rudolf Schmid sen., Rosmarie Friemel-Brun, tobel unter dem Präsidium von Christian Ei- Martin Schoch und Richard Sennhauser wur- senhut; vier Tage nach der Katastrophe im ja- den in ihrem Amt bestätigt. – Am 27. November panischen Atomkraftwerk Fukujima. Auch die wurde der Voranschlag 2012 mit gleichbleiben- Gemeinde ist Vereinsmitglied. Zentrales Pro- dem Steuerfuss von 4,1 Einheiten mit 287:83 jekt eines ganzen Massnahmenpakets ist der Stimmen genehmigt. 136 Gemeindechronik Vorderland

Industrie und Gewerbe Jahren Pause brachte dem Gemischtchor Rehe- Die Zukunft von Restaurant und Hotel Löwen tobel die Höchstnote «vorzüglich». – Der Land- bewegte die Gemüter. Eine Veranstaltung, an frauenverein konnte in fröhlichem Rahmen der Ideen für eine Genossenschaftsgründung sein 95-jähriges Bestehen feiern. zur Sicherung des Traditionslokals diskutiert wurden, lockte über 70 Personen in den Lö- Verschiedenes wensaal. Erste Echos waren für die durch Ver- Anfang Juni konnten sich Jugendliche, Ge- kaufsinserate aufgeschreckten Initianten Da- meindebehörden und Kommissionsmitglieder vid Fässler und Sarah Kohler ermutigend, doch über die Eröffnung eines neuen multifunktio- der Finanz- und Sanierungsbedarf ist mit mehr nalen Jugendraums in der alten Telefonzent- als 500 000 Franken gross. Mit Besitzer Kurt rale freuen. Als Eröffnungsgeschenk stellte der Tobler konnte eine Absichtserklärung unter- Gemeindepräsident eine «Schadenfreiheits- zeichnet werden, wonach zumindest bis Ende prämie» von 500 Franken in Aussicht. – Mit In- März keine Verkaufsbemühungen unternom- teresse wurde das Urteil des Kantonsgerichts men und allfällige Interessenten an die Projekt- gegen drei Auftragsschläger zur Kenntnis ge- gruppe weitergewiesen würden. nommen, die im Sommer 2010 einen Rehetob- ler Bauern brutal verprügelt hatten. Das Ge- Schulen richt verurteilte sie wegen einfacher Körper- In einer dreistündigen Sondersitzung im No- verletzung ohne Tötungsabsicht zu teilweise vember entschied sich der Gemeinderat, dass bedingten Freiheitsstrafen von 14 bis 22 Mona- Rehetobel die Oberstufenschülerinnen und ten. Nur der Haupttäter muss zehn Monate ab- -schüler auch in Zukunft nach Trogen schicken sitzen. Die Staatsanwaltschaft hat gegen das wird. Zunächst hatte der Gemeinderat eine Urteil Berufung eingelegt. neue Zusammenarbeit mit Heiden anvisiert (siehe Beitrag Überblickskapitel «Vorderland»). Totentafel Auch wenn er in St. Gallen lebte und arbeitete, Kultur und Vereine wurde der Tod des Künstlers Alfred Kobel in Re- Im September wurde mit Pferdebildern von hetobel mit Betroffenheit zur Kenntnis genom- Heinz J. Berchtold im Kulturzentrum Kronen- men. Kobel hatte die Glasfenster im Chorraum bühl die 33. und letzte Ausstellung unter dem der evangelisch-reformierten Kirche geschaf- Kuratorium von Carl Haegler eröffnet. Der im fen und war in der Folge der Gemeinde stets kulturellen Bereich über Jahre engagierte Pfar- verbunden geblieben. Der Tod ereilte Kobel auf rer verliess Rehetobel und siedelte aus gesund- Sri Lanka, wo er jedes Jahr zu Erholung weilte heitlichen Gründen ins Betreuungszentrum und sich inspirieren liess. Heiden über. – In seinem ersten, etwas ruhige- ren Vereinsjahr nach dem 100-Jahr-Jubiläum wählte der Männerchor Oberegg-Rehetobel WALD mit Sepp Raimann einen neuen Präsidenten. Er ersetzte nach sieben erfolgreichen Jahren in diesem Amt Hans Schmid. – Auch die Musikge- Gemeinde sellschaft Brass Band Rehetobel erhielt eine Die bereits in den Vorjahren aufgegleiste Neu- neue Spitze. Marianne Zähner trat als Präsi- gestaltung der Liegenschaften Spar und Ge- dentin nach zehn Jahren unermüdlichen Ein- meindehaus im Dorfkern stand auch 2011 im satzes zurück. Ihre Aufgaben wurden vorläufig Zentrum des Gemeindegeschehens. Im Okto- unter den verbleibenden Vorstandsmitglie- ber konnte aus 49 Bewerbungen das Siegerpro- dern aufgeteilt. – Die erstmalige Teilnahme am jekt eines Studienauftrags vorgestellt werden. Appenzellischen Chorfest im Herbst nach vier Entstehen soll ein solitärer Baukörper, der Gemeindechronik Vorderland 137

Dorfladen, Gemeindekanzlei und Wohnungen AG, lud die Bevölkerung aus Anlass des 65-jäh- Platz bietet. Die Kosten werden auf rund sechs rigen Bestehens zu einem Tag der offenen Tür Mio. Franken geschätzt. Klar wurde, dass sich ein. Gleichzeitig feierte Firmeninhaber Fredy eine Sanierung der bestehenden Gebäude Walser seinen 65. Geburtstag. Die Firma hatte nicht lohnen würde. Die Stimmung in der Be- auch sonst Grund zur Freude. Die FDP.Die Li- völkerung an der ersten öffentlichen Vorstel- beralen Appenzell Ausserrhoden überreichte lung des Projekts war im Kern positiv. Das Feh- ihr den KMU-Preis für die Nachwuchs- und len von Parkplätzen vor dem Laden und grund- Mitarbeiterförderung im Betrieb. Auch der In- sätzliche Fragen nach der Gemeinde als Bau- dustrieverein beehrte den Betrieb mit einem herrin von Wohnungen wurden thematisiert. – Besuch, und schliesslich konnte für 1,7 Mio. Bei den Gesamterneuerungswahlen konnte ein Franken eine neue Maschine in Betrieb ge- Sitz im Gemeinderat nicht besetzt werden, nommen werden, die Freiräume für Privatauf- nachdem Sevarina Lanter und Yvonne Ziegler träge schafft. Es ist die grösste Investition in zurückgetreten waren. – Im November konnte eine Einzelmaschine in der Firmengeschichte. von der positiven Finanzlage Kenntnis genom- men werden, die der kleinen Gemeinde u.a. Kirche dank Finanzausgleich des Kantons eine er- Die Evangelische Kirchgemeinde wird von Fi- neute Steuersenkung erlaubte. Es waren auch nanzsorgen geplagt. Das Defizit 2010 war deut- hohe zusätzliche Abschreibungen möglich. – lich grösser als erwartet und die vereinzelten, Mit Freude wurde die Auszeichnung von Wald aber regelmässigen Kirchenaustritte ver- als «ausländerfreundlichste Gemeinde der schlimmern die Situation. Die jüngste grössere Schweiz», verliehen durch den Verein Investition, die Anschaffung einer neuen Orgel, Second@s-Plus Schweiz, zur Kenntnis genom- war ohne Budgetüberschreitung erfolgt. Von men. Sogar im ZDF wurde darüber berichtet. der Fusion mit einer anderen Kirchgemeinde wollen die Verantwortlichen vorläufig jedoch Wahlen und Abstimmungen nichts wissen. Zufrieden ist man mit der Ab- Bei den Gesamterneuerungswahlen wurden stimmung in der Politischen Gemeinde, dass alle Wiederkandidierenden problemlos bestä- man die nicht mehr benötigte Parzelle unter- tigt. Es sind dies: Jakob Egli (gleichzeitig Ge- halb des Gotteshauses, ursprünglich für ein meindepräsident), Roland Gartmann, Bruno Kirchgemeindehaus vorgesehen, eintauschen Mathis, Marlise Bänziger und Simone Brunetta. konnte gegen eine höhere Unterhaltsbeteili- Neu in den Gemeinderat gewählt wurde Sonja gung am Kirchengebäude. – Am Bettag wurde Blatter. Ein vakanter Sitze konnte nicht besetzt unter Mitwirkung des Gemischten Chors Wald werden. Jürg Solenthaler und Edith Beeler wur- das Jubiläum «325 Jahre Kirche Wald» zum den als Kantonsräte wiedergewählt. – Einem Thema gemacht. Im Anschluss an den Gottes- Tauschgeschäft mit einer Parzelle Land gegen dienst wurde der Film zum Festspiel «300 Jahre die höhere Beteiligung an den Unterhaltskos- Wald» gezeigt. Das Filmdokument zeigt auf ein- ten der Kirche zwischen Kirchgemeinde und drückliche Weise, wie die bunt durchmischte Politischer Gemeinde stimmte die Einwohner- Dorfbevölkerung 1986 gemeinsam ein facet- schaft Ende November zu. – Gutgeheissen tenreiches Theaterprojekt umsetzte: ein Integ- wurde auch das ausgeglichene Budget mit ei- rationsprojekt, das viel vom positiven Dorfgeist ner Senkung des Steuerfusses von 4,3 auf 4,2 vermittelt. Einheiten. Kultur und Vereine Industrie und Gewerbe Der «Hirschen» beherbergte einen Teil der Ver- Der grösste Arbeitgeber der Gemeinde mit anstaltungen der 4. Appenzeller Literaturtage, etwa 85 Mitarbeitenden, die Firma Walser & Co. die von Verleger und Autor Werner Bucher 138 Gemeindechronik Vorderland

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(Oberegg) organisiert werden. Zu Gast waren ergänzt. Beim Vorschlag für eine neue Gemein- diesmal Innerschweizer Autorinnen und Auto- deordnung gab vor allem die Frage, wer den ren, was einen spannenden Vergleich mit der Gemeindeschreiber künftig wählen soll, zu re- einheimischen Szene ermöglichte. – Der Ge- den. Darüber wurde denn auch separat abge- mischte Chor Wald unter der Leitung von Jürg stimmt. Die örtliche FDP hatte vergeblich eine Surber konnte mit Erfolgen aufwarten. So er- Reduktion der Gemeinderatssitze von sieben reichte er sowohl am St.Galler Kantonal-Ge- auf fünf angeregt. Gefürchtet wurden Folgekos- sangsfest in Marbach-Rebstein als auch am ten, die allenfalls durch zusätzliche Verwal- Appenzeller Chorfest in Appenzell die Höchst- tungsstellen hätten entstehen können. – Finan- note «vorzüglich». ziell war 2011 ein ruhiges Jahr. Auch der Steuer- fuss blieb mit 4,2 Einheiten stabil. Zum letzten Mal musste nach der Revision der Gemeinde- ordnung über die Jahresrechnung abgestimmt GRUB werden. Das war angesichts des positiven Ab- schlusses kein Problem. Ende November Gemeinde wurde im Rahmen der Revision der Ortspla- Die unerwartet deutliche Wahl ihres früheren nung gleich über sechs einzelne Vorlagen ent- Gemeinderats Andrea Caroni in der Kampf- schieden. Hinzu kamen noch das Budget 2012 wahl um den einzigen Ausserrhoder National- und Anpassungen im Baureglement. – Die Ge- ratssitz bedeutete für Grub den Höhepunkt des meinde Grub wurde in den Kreis der Spitex politischen Jahres. Zum ersten Mal ist Grub in Vorderland aufgenommen. Bundesbern vertreten. Der junge Jurist wurde noch am Abend des Wahltags von rund 250 Wahlen und Abstimmungen Personen in seiner Wohngemeinde empfangen Für die amtierenden Gemeinderatsmitglieder und gefeiert. Von Gemeindepräsidentin Erika gab es bei den Gesamterneuerungswahlen im Streuli erhielt er eine grosse Gruber Fahne ge- April keine Probleme: Alle Amtsträger, nament- schenkt (Abb.8). Bei der Bundesratswahl im lich Erika Streuli (gleichzeitig Gemeindepräsi- Dezember war Caroni bereits als Stimmenzäh- dentin), Werner Schläpfer, Katharina Zwicker, ler engagiert. – Für Gesprächsstoff sorgte auch Jessika Kehl, Guido Bischofberger und Udo der geräuschvolle Rücktritt von René Rohner Szabo, wurden mit guten Resultaten bestätigt. (FDP) als Gemeinderat und Schulpräsident, René Rohner wurde durch Eva Maria Drexel er- nicht aber als Kantonsrat. Die Zeit reichte nicht setzt, die sich für den zweiten Wahlgang zur mehr für eine Ersatzkandidatur bei den Ge- Verfügung gestellt hatte. Sie übernahm das va- samterneuerungwahlen im April. So wurde der kante Schulressort. René Rohner und Susanne Gemeinderat erst im Mai mit Eva-Maria Drexel Lutz (beide FDP) wurden als Kantonsräte be- Gemeindechronik Vorderland 139

4 5 stätigt. – Im Mai wurde die Teilrevision der Ge- vorstellen. Der Name des Investors blieb vor- meindeordnung mit 243:88 Stimmen ange- erst noch unbekannt. nommen. Der getrennt zur Abstimmung gelan- gende Vorschlag, die Wahlkompetenz des Ge- Kultur und Vereine meindeschreibers künftig an den Gemeinderat Der frühere Gemeindeschreiber und Erfolgs- zu übergeben, wurde indes mit 136:210 Stim- autor Walter Züst stellte mit «Die Biologin» sein men abgelehnt. Ein Komitee «gegen den Abbau siebtes Buch vor (Abb.5). Er siedelte dessen demokratischer Rechte» hatte den Antrag per Handlung nicht mehr wie in seinen früheren Flugblatt bekämpft. Bereits zehn Jahre zuvor Büchern in vergangenen Epochen an, sondern war derselbe Antrag gescheitert, damals mit wandte sich kritisch der Gegenwart zu und sin- knappem Resultat. – Am 27. November wurde nierte via seine Romanfiguren über aktuelle das Budget 2012 mit 243 Ja gegen 69 Nein gut- Probleme. Zusammen mit seinem Zwillings- geheissen. Das Baureglement fand mit 206 Ja bruder Ernst (Wolfhalden), der ebenfalls der gegen 96 Nein die Zustimmung der Bürger- Geschichtsschreibung zugetan ist, konnte Wal- schaft. Von gleich fünf Zonenplanänderungen ter Züst überdies Ende Jahr seinen 80. Geburts- wurde die Umzonung der Parzelle Dicken mit 151:166 Stimmen abgelehnt, die übrigen ange- nommen. Der Teilzonenplan Ebni nahm die Hürde allerdings nur mit einer Stimme Mehr- Abbildungen April bis September 2011 heit. Gutgeheissen wurde auch die Übertra- 1 Reute Ernst Pletscher, neuer Gemeindepräsident von gung der Liegenschaft Dorf 55 aus dem Finanz- Reute. (Bild: APZ) vermögen ins Verwaltungsvermögen, und zwar 2 Reute Arthur Sturzenegger führte die Gemeinde Reute mit 232:75 Stimmen. während 15 Jahren. (Bild: APZ) 3 Walzenhausen Der Gemeinderat Walzenhausen wurde Industrie und Gewerbe komplett erneuert. Von links: Urs Züst, Thomas Basel­ Der für seine 25-jährige Tätigkeit geehrte Ver- gia, Rita Kellenberger, Peter Gut, der neue Gemeinde­ waltungsratspräsident Heinrich Eggenberger präsident Hansruedi Bänziger, Marcel Stillhard und Roger Rüesch. Ganz rechts Gemeindeschreiber Remo Rit­ durfte auf ein erfolgreiches Geschäftsjahr der ter, der 2012 nach Reute wechselte. (Bild: APZ) Mineral- und Heilbad Unterrechstein AG mit 4 Heiden Michael Bless wurde seiner Favoritenrolle ge­ einem Umsatz von 1,9 Mio. Franken und 74 000 recht und gewann das Appenzeller Kantonalschwingfest Besucherinnen und Besuchern zurückblicken. in Heiden vor 2500 Zuschauenden. (Bild: APZ) Er konnte vor den Aktionären auch die interna- 5 Grub Der frühere Gruber Gemeindeschreiber Walter tional tätige Hotelbetreiber- und Hotelma- Züst brachte mit «Die Biologin» seinen siebten Roman nagement-Gesellschaft RIMC als künftige Be- auf den Markt und feierte mit seinem Zwillingsbruder treiberin des Wellnessparks Appenzellerland Ernst aus Wolfhalden seinen 80. Geburtstag. (Bild: APZ) 140 Gemeindechronik Vorderland

6 7 tag feiern. – Grub war auch Startort für die tra- auszuweiten. Der Gemeinderat machte einen ditionelle Konzertreihe «Appenzeller Winter». Vorschlag, wie die Zulassung von Kliniken ein- Das bekannte «Quatuor Byron»-Streichquartett schliesslich zugehöriger Dienstleistungen, Ho- aus Genf machte den Auftakt. – Die traditio- tels und (Ferien-)Wohnungen geregelt werden nelle Rose der FDP Grub für ausserordentliche kann. Die Umnutzung von touristisch bewirt- Leistungen wurde dem ehemaligen Gemeinde- schafteten Wohnungen in Zweitwohnungen rat Roger Egli verliehen. Er war in seinem Amt mit häufig «kalten Betten» sollte dabei verhin- für die Stromversorgung und für die Sicherheit dert werden. Einsprachen dagegen wurden ab- im Brandschutz verantwortlich. gewiesen. Der Abstimmungskampf war heftig, auch zum Teilzonenplan Nord, mit dem der Totentafel Migros ein neuer Standort ermöglicht werden Mit Elsy Lutz-Graf starb kurz nach der Über- sollte. Ein Flugblatt mit dem Titel «Rettet den siedlung in ein Seniorenzentrum und der Auf- Kurort Heiden» wurde verteilt, dessen Autoren gabe des «Anker» Anfang Jahr eine der dienst- wohl eigene Interessen vertraten. Der Gemein- ältesten Wirtinnen der Schweiz. 60 Jahre lang depräsident sprach von «Zerrbildern». Schliess- hatte sie den heimeligen Betrieb im Zentrum lich zogen die Opponenten in der Abstimmung des Dorfs geführt und Gäste aus allen sozialen Ende Juni klar den Kürzeren. Mit über 70 Pro- Schichten bewirtet. Zunächst hatte sie ab 1951 zent wurden die Vorlagen des Gemeinderates mit ihrem Gatten auch die dazugehörige Bä- gutgeheissen. – Erst am Anfang eines womög- ckerei betrieben. Bekannt geworden war die lich ebenfalls längeren Weges ist man in der 1923 geborene Elsy Lutz-Graf durch ihre neuen Planung von Sportanlagen nach der ge- Schlagfertigkeit und Gradlinigkeit. richtlichen Verhinderung des Langmoos-Pro- jekts. Es geht um ein Kostenvolumen von 20 Mio. Franken. Damit sollen eine neue Dreifach- Turnhalle mit Tiefgarage und ein neuer Fuss- HEIDEN ballplatz gebaut werden. Dies könnte wohl nur über eine Steuerfusserhöhung erfolgen, hiess Gemeinde es. Der von der Projektgruppe favorisierte Hal- Die Teilrevision des Baureglements, bei der len-Standort in der Gerbe geriet schon zu Be- sich die Gemüter vorab über die Themen «Kur- ginn der Volksdiskussion im September in die zonen» und Erhöhung der Ausnützungsziffer Kritik. Als Alternative wurde der Standort in der Wohn- und Gewerbezone 3 (WG3) er- Schwimmbad/Tennisplätze in die Debatte ein- hitzten, prägte die erste Hälfte des politischen gebracht. – Ein weiteres Jahresthema war die Jahres. Das Baugesetz erlaubt es, die relativ Energiepolitik. Als dritte Ausserrhoder Ge- enge Nutzung der Kurzone über ein Reglement meinde nach Herisau und Speicher erhielt Hei- Gemeindechronik Vorderland 141

8 den das Label Energiestadt. Vorwärts geht es 125-Jahr-Jubiläum feiern. Sie ist auch die Initi- mit der Fernwärme: Im Laufe der nächsten vier antin des Elektrizitätswerks Heiden. 1967 Jahre sollen sieben bis neun weitere Gemein- schloss sich die Wasserversorgung Heiden degebäude (darunter das Rathaus, die Post und dem Seewasserwerk Staad-Heiden an. – Über das Schulhaus Gerbe) an das Netz des Wärme- die gescheiterten Bemühungen zur Über- verbundes angeschlossen werden, der über nahme der Sekundarschülerinnen und -schü- eine Holzschnitzelheizung und industrielle ler von Rehetobel wird im Überblickskapitel Abwärme gespeist wird. Damit werde wesent- «Vorderland» berichtet. lich zur Verminderung des Ausstosses von Treibhausgas beigetragen. – Einmal mehr Wahlen und Abstimmungen sorgte auch ein Altersheim für Aufregung, in- Sämtliche an der Urne zu wählenden Behör- dem der Gemeinderat auf Ende Mai 2012 die denmitglieder wurden bei den Gesamterneue- Schliessung des Hauses «Müllersberg» be- rungswahlen im April überzeugend bestätigt. schloss; dies angesichts des hohen Investiti- Es sind dies im Gemeinderat: Norbert Näf, onsbedarfs. Noch nicht endgültig geklärt ist die Markus Hilber, Ueli Rohner, Judit Kantor, Wer- Zukunft des befristet als Bed-and-Breakfast- ner Rüegg, Heinrich van der Wingen und Chris- Betrieb genutzten Hauses «Bischofsberg», ei- tian Betschon. Norbert Näf wurde als Gemein- nes weiteren ehemaligen Altersheims. Der depräsident wiedergewählt. Er vertritt neben Pachtvertrag für den Landwirtschaftsbetrieb Max Frischknecht, Stefan Signer und Alexander wurde auf Ende April 2012 gekündigt. Eine Pro- Rohner die Gemeinde auch im Kantonsrat. Die jektgruppe unter der Leitung des Gemeinde- Wahlbeteiligung lag angesichts der fehlenden präsidenten wurde eingesetzt. – Finanziell hatte die Gemeinde ein gutes Jahr, was zum vierten Mal in Folge eine Senkung des Steuer- Abbildungen Oktober 2011 fusses ermöglichte. – Auch in der Gemeinde- verwaltung gab es eine bedeutsame Verände- 6 Heiden Sabrina Anita Keller aus Heiden holte in der rung. Anstelle des im April 2012 in Pension ge- Kategorie «Restaurations­ und Servicefachfrau» Gold an den Berufsweltmeisterschaften in London. (Bild: APZ) henden langjährigen Gemeindeschreibers und früheren Politikers Werner Meier wurde Rita 7 Heiden Anne und Andres Stehli nahmen Abschied von der Pension Nord in Heiden, die sie 35 Jahre geführt hat­ Tobler gewählt, die bereits als Stellvertreterin ten und die 65 Jahre im Familienbesitz war. (Bild: APZ) amtete. – Die Dorfbrunnen- und Roosenkorpo- ration (Roosen sind Weiher mit Löschwasser, 8 Grub Grub feierte am 23. Oktober mit dem neuen Na­ tionalrat Andrea Caroni seinen ersten Vertreter unter die aus dem Überlauf des Dorfbrunnens ge- der Bundeskuppel überhaupt. Gemeindepräsidentin speist wurden), welche die Gemeinde mit Erika Streuli überreichte ihm an der Wahlfeier eine Trink- und Löschwasser versorgt, konnte ihr Gruber Fahne. (Bild: APZ, Martina Basista) 142 Gemeindechronik Vorderland

Auswahl bei lediglich rund 26 Prozent. – Im Juni rung mit der Gemeinde, die eine stärkere finan- wurden drei umstrittene Vorlagen gutgeheis- zielle Unterstützung bringen wird, gab es aber sen (siehe obenstehenden Abschnitt). Das auch einen Lichtblick. – Auch Firmenjubiläen neue Baureglement wurde mit 1011 Ja gegen im Gewerbebereich gab es zu feiern: Das 358 Nein genehmigt, der Teilzonenplan Nord 50-Jahr-Jubiläum beging die Heizungs- und Sa- mit 1013 gegen 388 und die Neufassung des nitärfirma Paul Kobelt AG, ein Familienunter- Leistungsauftrags Kurverein knapper mit 763 nehmen in zweiter Generation. Ebenfalls ein gegen 597 Stimmen. Die Stimmbeteiligung lag 50-Jahr-Jubiläum konnte die Heller AG/Hohl bei relativ hohen 53,3 Prozent. – Ende Novem- AG feiern, die sich zu einem führenden Gene- ber hiessen die Stimmberechtigten den defizi- ralunternehmen für Wohn-, Gewerbe- und tären Voranschlag 2012 mit 602 Ja gegen 106 landwirtschaftliche Bauten entwickelt hat. Auf Nein gut mit einer Senkung des Steuerfusses 75 Jahre blickte die Hans Frischknecht AG zu- auf 3,7 Einheiten, was dem zweittiefsten Wert rück, die im Transportgeschäft tätig ist. – Mit im Kanton entspricht. dem Eisenwarengeschäft Niederer musste ein Traditionsgeschäft schliessen, dessen Wurzeln Industrie und Gewerbe ins 19. Jahrhundert zurückreichen. – In den La- Bedeutende Veränderungen gab es im Be- denlokalitäten der Metzgerei Geiger im Haus richtsjahr im Tourismusbereich beziehungs- «Schweizerbund» hat sich der Schlüsselservice weise in der Gastronomie: Zunächst wurde im Eugster eingerichtet. Das Ehepaar Walter und März der Verkauf des Kurhauses Sunnematt be- Vreni Geiger wurde pensioniert. – Die Raiffei- kannt, das über 25 Jahre von Madeleine und senbank Heiden erhielt vom Kanton den erst- Paul Girsberger geführt worden war. Die mals verliehenen Anerkennungspreis «plus- «Häädlerstube» wollen sie als Gastrobetrieb plusAR». Dieser wird für familienfreundliche weiterführen. – Maria und Erwin Keller, eben- Massnahmen vergeben. – Eine erfreuliche falls langjährige Wirte, verliessen das weithe- Nachricht gab es gegen Jahresende, als sich rum bekannte Forellenrestaurant Weid. zeigte, dass der Verkauf der Firma Grossauer an Schliesslich ging in der Pension Nord die «Ära die Elektro-Material AG im Vorjahr keinen Stel- Stehli» zu Ende (Abb.7). Ende Oktober wurde lenabbau zur Folge hatte. Alle 100 Mitarbeiten- das Hotel, das seit 1946 im Familienbesitz war, den konnten weiterbeschäftigt werden, und es geschlossen. – Auf ein nach eigenen Aussagen ist sogar ein Ausbau geplant. – Umstellung für «recht gutes» Geschäftsjahr blickte das Flagg- die Migros-Kundschaft im Dorf: Die Weih- schiff des Tourismus im Dorf zurück, das Hotel nachtseinkäufe in der einzigen Migros-Filiale Heiden. Belegung und Umsatz waren (bei ein- im Vorderland konnten bereits im Provisorium monatiger Betriebsschliessung) allerdings im Gewerbegebiet Langmoos getätigt werden, leicht rückläufig. In die (von den Gästen gut nachdem der Auszug aus den engen Verhält- aufgenommene) Erweiterung des Wellnessbe- nissen an der Poststrasse erfolgt war. Nach ei- reichs wurden 2,2 Mio. Franken investiert. Im nem Umzonungsentscheid der Stimmberech- Verwaltungsrat gab es mit dem Rücktritt von tigten kann ein Neubau im Gebiet Nord errich- Heinz Brunner eine Überraschung. – Die tet werden. – Die bekannte Fuhrhalterei Frisch- Schliessung verschiedener örtlicher Hotelbe- knecht wurde mit einer Gant Mitte April aufge- triebe schlug sich auch in einem Rückgang der löst. Das härteste sei nicht die Gant, sondern Logiernächte nieder. Der Kurverein, der einen die Trennung von den Pferden gewesen, sagte Rückschlag bei den Kurtaxen und ein Loch in Hans Frischknecht nach diesem Schritt. der Kasse zu verkraften hatte – es wurde eine strafrechtliche Untersuchung eingeleitet –, Kirchen machte sich Sorgen um die weitere Entwick- Für das sanierungsbedürftige Dach der katholi- lung. Dank einer neuen Leistungsvereinba- schen Kirche soll die Idee einer Vollbelegung Gemeindechronik Vorderland 143 mit Solarpaneln weiterverfolgt werden. So zu- und von Einwohnern und Einwohnerinnen mindest wollte es im April die Kirchbürgerver- Heidens gemalt worden. – Im Mai wurde die sammlung. Man rechnet mit Kosten von einer von der Kantonsbibliothek Appenzell Aus- halben Mio. Franken und hofft bei der Finan- serrhoden als Nachlassverwalterin initiierte zierung auf Partner. Der Gemeinderat hatte be- Ausstellung über die Tattoo-Legende Herbert reits im März den Abschluss einer Unterhalts- Hoffmann im Kursaal eröffnet. Hoffmann hatte vereinbarung beschlossen, analog derjenigen 30 Jahre seines bewegten Lebens in Heiden/ mit der Evangelischen Kirchgemeinde, die Schwendi verbracht. – Im Juni lud der mit Frauen schon seit Jahren besteht. – Im Mai organisier- verstärkte Männerchor Heiden mit Vizechor- ten die Katholische und die Evangelische leiter Hans Peter Kammermann zu einer inten- Kirchgemeinde zusammen eine Ausstellung siv vorbereiteten Veranstaltung «Country im unter dem Motto «Erlebniswelt Bibel. Die Bibel Depot» und lockte mehrere hundert Fans ins entdecken – mit allen Sinnen». Dazu gab es Vorderland. – Das Kino Rosental renovierte in zahlreiche Begleitveranstaltungen. der Sommerpause den Publikumssaal und die Bar. – Nach 15 Jahren kündigte Judith Hauptlin, Kultur und Vereine die Leiterin des Buch- und Textladens «Lib- Die Mitglieder der Bibliothek Heiden stimmten resso», an, die Führung abzugeben und das Ge- einem Zusammenschluss mit der Ausleihe im schäft in eine Genossenschaft zu überführen. – benachbarten Grub definitiv zu. Der Anstoss Der rührige Trachtenchor Heiden feierte sein kam von Grub, wo die Frequenz rückläufig war. 60-jähriges Bestehen mit einem Jubiläumsfest Das Vereinsvermögen des aufgelösten Biblio- und einer Reise in die Geschichte. Mit Ruedi thekvereins Grub von rund 10 000 Franken ging und Willi Rohner gab es in dieser ganzen Zeit nach Heiden, und die Mitglieder wurden auto- nur zwei Dirigenten. – Vier Jahre nach der Ein- matisch Mitglieder des Bibliotheksvereins Hei- weihung der sanierten Anlage erhielt das Schul- den. Der Gemeinderat Grub unterstützt den fu- haus Gerbe «seine Kunst». Sylvia Geel hatte ein sionierten Verein mit jährlich 2000 Franken. – Werk geschaffen, dessen Grundlage Kritzeleien Nach dem erfolgreichen Biedermeier-Fest in von Schülerinnen und Schülern sind. Heiden von 2010 konnte der Verein auch einen positiven finanziellen Abschluss zur Kenntnis Verschiedenes nehmen. Mit Christian Schlumpf trat ein Die Firma Sefar stellte der Gemeinde den fir- «Mann der ersten Stunde» aus dem Vorstand meneigenen Trainingsplatz zur Verfügung. zurück. Er wurde zum Ehrenmitglied ernannt. Heiden musste keine Miete, nur den Unterhalt – Auch der Verein «Henry-Dunant-Museum» bezahlen. Die ballspielenden Vereine, denen konnte mit dem Jubiläum vom Vorjahr auf ein Plätze fehlen, kamen so unverhofft zu neuen Grossereignis zurückblicken, aus dem ein fi- Möglichkeiten. – Der Brand in einer Gemein- nanzieller Gewinn resultierte, gab es doch dop- deliegenschaft im Dorfzentrum, die als Unter- pelt so viele Besucher wie in einem «Normal- kunft von Asylbewerbern diente, verlief nach jahr». Ein Höhepunkt des Jahres war die Ent- einem Grosseinsatz der regionalen Feuerwehr hüllung der Friedensglocke aus Nagasaki, de- glimpflich. Eine zunächst geäusserte Vermu- ren Klang zum Engagement für eine friedli- tung auf Brandstiftung konnte rasch ausge- chere Welt aufrufen soll. Mit der Verleihung des schlossen werden. – Heiden bot im Sommer Marketingpreises für das Erscheinungsbild des dem gut organisierten Kantonal-Schwingfest Dunant-Jahres gab es gleich nochmals eine fei- Gastrecht, das von Michael Bless gewonnen erliche Erinnerung an das Jubiläumsjahr. Rund wurde (Abb.4). 2500 Zuschauer wohnten dem 1000 rote Kreuze waren dafür von national be- Anlass bei. Es war der erste Sieg eines Appen- kannten Persönlichkeiten aus allen Sparten – zellers seit 2004. – An den Berufsweltmeister- bis hin zu Bundesrätinnen und Bundesräten – schaften in London sicherte sich die Heidlerin 144 Gemeindechronik Vorderland

Sabrina Anita Keller die Goldmedaille in der September 2010 eine entsprechende Volksini- Kategorie Restaurations- und Service-Fachfrau tiative der Lesegesellschaft Aussertobel von (Abb.6). – Die Blutspendeaktionen verschiede- den Stimmbürgerinnen und Stimmbürgern ner Vorderländer Gemeinden werden neu zen- angenommen worden war. In die Gemeinde- tral in Heiden durchgeführt. – Die Skilift AG exekutive gewählt wurden Max Koch, Astrid Heiden konnte die 70 000 Franken für ein neues Mucha, Hans Wild, Gabriela Weber, Gino Pau- Pistenfahrzeug 100-prozentig über Spenden fi- letti, Pius Süess und Heiko Heidemann. Max nanzieren. Die Taufe mit Champagner nahm Koch und Stephan Wüthrich wurden als Kan- der Vorderländer Ex-Skistar Sonja Nef vor. tonsräte bestätigt; Koch zusätzlich auch als Ge- meindepräsident. – Das Budget 2012 mit gleich bleibendem Steuerfuss wurde Ende November mit 179 Ja gegen 47 Nein deutlich angenom- WoLfHALDEN men.

Gemeinde Industrie und Gewerbe Die Gemeinderäte Rolf Kugler und Emil Koller Emil Hohl, Geschäftsführer von Medicel AG erklärten ihren Rücktritt. Mit Beginn der neuen und Robutec GmbH, hat die beiden Unterneh- Amtsperiode 2011–2015 trat die Redimensio- men an die englische Investment-Unterneh- nierung der Zahl der Gemeinderatssitze von mung Halma p.l.c. verkauft. Das Konzept des neun auf sieben in Kraft. Somit waren keine Er- weltweit tätigen Herstellers von Linsen-Injek- satzwahlen zu tätigen, und alle bisherigen Mit- tionssystemen und komplementären oph- glieder, die sich wieder zur Verfügung stellten, thalmo-chirurgischen Produkten soll weiterge- wurden bestätigt. – Bezüglich der finanziellen führt und es soll am Standort Wolfhalden fest- Situation nach «sieben fetten Jahren» sprach gehalten werden. Die Firma beschäftigt in der Gemeindepräsident Max Koch im April bei der Gemeinde rund 40 Angestellte. – Das Restau- Präsentation der Rechnung des Jahres 2010 von rant «Bella vista» (früher «Linde») wurde im einem «Wahnsinnsjahr», vor allem was den Mai geschlossen. Eine künftige Gastronutzung Steuereingang betraf. Der effektive Ertrags- wird als eher unwahrscheinlich bezeichnet. überschuss betrug 1,3 Mio. Franken. Weniger Erfreuliches zeigte der Kantonsvergleich be- Kirchen züglich der Zahlungsmoral: Wolfhalden belegt Die Renovationsarbeiten an der Kirche Wolf- hier den 20. und letzten Platz aller Gemeinden. halden konnten im September abgeschlossen Für das Budget 2012 wird bei gleichbleiben- werden. Investiert worden waren rund 1,6 Mio. dem Steuerfuss mit einer ausgeglichenen Franken. Dabei blieb der Charakter der Kirche Rechnung gerechnet. – Der neue Ausserrhoder als ortsbildprägendes Gebäude erhalten, und Landammann Hans Diem war der Festredner die Erneuerung wurde entsprechend respekt- an der 1.-August-Feier. Für etwas Unmut unter voll und sorgfältig vorgenommen. Was aufge- den mehrheitlich der SVP nahe stehenden Or- frischt und was ersetzt wurde, zeigt sich erst bei ganisatoren der Bundesfeier in Wolfhalden genauerer Betrachtung. sorgte die private Einladung des EU-Botschaf- ters Michael Reiterer durch den Gemeindeprä- Schule sidenten Max Koch. Die Sekundarstufe I von Wolfhalden und Grub will sich neu ausrichten und hat eine Konzept- Wahlen und Abstimmungen studie zum «Altersdurchmischten Lernen» Mit den kommunalen Gesamterneuerungs- ausgearbeitet. – Der Kindergarten Zelg im wahlen erfolgte eine Reduktion der Gemeinde- Schulhaus konnte sein 25-jähriges Bestehen ratssitze von neun auf sieben, nachdem im feiern. Gemeindechronik Vorderland 145

Kultur und Vereine jekt «Wohnen im Alter in der Region» mit einer Das Museum Wolfhalden zeigte eine Sonder- Konzentration der Pflege im dorfeigenen Al- ausstellung zu Catharina Sturzenegger, die von mendsberg zugunsten weiterer Abklärungen 1882 bis 1896 die Posthalterstelle im Dorf ver- vorerst gestoppt hat. Das Heim Brenden wird sah. Bekannt geworden ist sie als Weggefährtin nach einer Neuorganisation von Silvia Hein- und Vertraute von Rotkreuz-Mitgründer Henry rich geleitet, die gemäss einem Mandatsvertrag Dunant. – Der Turnverein Wolfhalden konnte vom Leiter des Almendsberg, Dieter Geuter, im September im Festzelt drei Tage lang sein unterstützt wird. – Die Lage der Gemeindefi- 125-jähriges Bestehen feiern. Das Programm nanzen ist nach wie vor gut. Für das Jahr 2010 reichte vom Comedy-Abend über die Turner- schloss die Gemeinde beinahe eine halbe Mio. Unterhaltung bis zum Festgottesdienst und Fa- Franken besser ab als budgetiert und auch für milienplausch mit sportlichen und spieleri- 2012 ist ein Gewinn budgetiert. – Im Juni konnte schen Disziplinen. – Im ehemaligen Alters- das neue Wasserreservoir Fuchsacker in Be- heim Wüschbach wird eine zweite Kita-Gruppe trieb genommen und im September dann fest- eröffnet. Die Kindertagesstätte in Heiden ist lich eingeweiht werden. davon nicht tangiert. – Im Januar wurde zum ersten Mal eine Sportnacht der Mädchen- und Wahlen und Abstimmungen Jugendriege durchgeführt. Dabei konnten die Die Gesamterneuerungswahlen brachten aus- Kinder nach den Spiel- und Plauschaktivitäten ser dem oben erwähnten Sitzwechsel im Kan- im Geräteraum übernachten. – Im Verkehrs- tonsrat keine Veränderungen. Dem siebenköp- verein gab es einen Wechsel an der Spitze. Do- figen Gemeinderat gehören Erwin Ganz, Mar- rothea Stacher-Lutz übernahm das Präsidium kus Traber, Esther Albrecht, Karl Adler, Hans von Hans Sieber, der wegen seiner grossen Ver- Dörig, Peter Schalch und Markus Hürlimann dienste zum Ehrenpräsidenten ernannt wurde. an. Neben Andrea Zeller Nussbaum vertritt Ge- meindepräsident Erwin Ganz Lutzenberg im Kantonsrat. – Im November wurde das Budget 2012 mit 162:33 Stimmen angenommen. LUTzENBERG Industrie und Gewerbe Gemeinde Das Restaurant Rebberg (früher «Anker») im Zu Beginn des Jahres trat das erste Leitbild der Ortsteil Haufen wird von der neuen Eigentü- Gemeinde in Kraft. Die Broschüre wurde in alle merin Madeleine Krüse als Therapie-, Seminar- Haushaltungen verteilt. Grundlage war eine und Klanghaus genutzt. Damit wird ein neues Bevölkerungsumfrage von 2009. Massgeblich Kapitel in der langen und wechselhaften Ge- an der Erarbeitung beteiligt war der langjährige schichte des Hauses geschrieben. – Auf der Gemeindeschreiber Philipp Suhner. – Nach «Hohen Lust» konnten derweil Barbara und dem Rücktritt von Luisa Hochreutener Huber Beat Barmettler-Gähler ihr 20-Jahr-Wirte-Jubi- aus dem Kantonsrat nach acht Jahren stellte läum feiern. Die «Hohe Lust» ist inzwischen sich an der Wählerversammlung nach ver- das einzige Restaurant im Ortsteil Haufen- schiedenen Absagen Gemeinderat Peter Brenden und mit dem grossen Saal auch ein Schalch zur Verfügung und wurde nominiert. beliebter Tagungsort. – Seit 50 Jahren ist das Kurz vor den Wahlen wurde dann aber der Landwirte-Ehepaar Heidi und Hans Aemiseg- Name von Andrea Zeller Nussbaum ins Spiel ger in der Direktvermarktung aktiv, seit Beginn, gebracht. Die parteiunabhängige Familienme- das heisst seit 17 Jahren, sind sie am Bauern- diatorin gewann die Wahl. – Die Zukunft des markt in Heiden präsent. Aemiseggers Spezia- Seniorenwohnheims Brenden bleibt ungeklärt, lität sind verschiedene Beeren, aber auch nachdem Walzenhausen das gemeinsame Pro- Fleisch wird direkt ab Hof verkauft. – Die Zu- 146 Gemeindechronik Vorderland kunft des Hotels Seeblick blieb auch im Be- nur noch aus drei Mitgliedern. Bald war klar, richtsjahr ungewiss. Ein geplanter Verkauf zer- dass auch diese Mitglieder – darunter Gemein- schlug sich in letzter Minute. Die Trägerschaft, depräsident Clemens Wick, der zuletzt fast alle der Fitness Club Wienacht AG, sucht weiter verwaisten Ressorts persönlich geführt hatte – nach einer potenten Käuferschaft. nicht mehr antreten würden. Clemens Wick, der als Präsident nur eine Legislaturperiode Schule absolviert hatte, aber Kantonsrat bleibt, und Jennifer Deuel aus St. Gallen wurde zur neuen seit Amtsantritt intern angefeindet worden war, Schulleiterin gewählt. – Als Plattform für Spass, bilanzierte selbstkritisch, die Kommunikations- Spiel, Gespräche und gemeinsame Aktivitäten und Feedbackkultur sei wohl nicht die beste für Kinder bis drei Jahre wurde der «Zwergli- gewesen. – Das neue Exekutivgremium fällte treff» ins Leben gerufen, der zweimal monat- bei der konstituierenden Sitzung verschiedene lich im Schulhaus Gitzbüchel aktiv ist. organisatorische Entscheide für die neue Amts- periode und schuf unter anderem ein neues Kultur und Vereine Ressort Gemeindeentwicklung. Dieses wird Mit Ruth Weber konnten die Musikvereine Lut- vom neuen Gemeindevizepräsidenten Marcel zenberg und Walzenhausen eine neue Leiterin Stillhard betreut. Die Vergangenheit sei abge- der gemeinsamen Jugendmusik «Young Notes» hakt, es gelte nur der Blick nach vorne, sagte der finden. Die Suche nach einer Nachfolgerin von neue Gemeindepräsident Hansruedi Bänziger Sonja Züst war nicht einfach. «Young Notes» in seinem ersten Interview. Weil der bisherige gilt als ideale Lösung zwischen Musikschule Gemeindeschreiber Remo Ritter, der 20 Jahre und Dorfverein und ermöglicht das Zusam- für Walzenhausen tätig war, in die Nachbarge- menspiel unter Gleichaltrigen. meinde Reute wechselte, war auch dieses Amt neu zu besetzen. Mit der Rheintalerin Nathalie Verschiedenes Cipolletta konnte erst eine Nachfolgerin desig- Die Klagen wegen des Asylzentrums Landegg niert, aber noch nicht offiziell gewählt werden. bzw. des Verhaltens einzelner Bewohner rissen – Finanziell konnte der alte (Rest-)Gemeinderat nicht ab. Opponenten aus Wienacht/Lutzen- einen geordneten Haushalt übergeben. Zum berg und Schwendi bei Heiden haben sich über vierten Mal in Folge gab es einen Ertragsüber- Internet vernetzt und zogen die Schaffung ei- schuss. Die Verschuldung war in der ansonsten ner Bürgerwehr in Betracht. Speziell belastet unglücklich verlaufenen Legislaturperiode seien die Anwohner des Bahnhofs Wienacht. markant zurückgegangen und das Eigenkapital Die Kantonspolizei hat ihre Präsenz markant auf 2,5 Mio. Franken angewachsen. Das vor- verstärkt (siehe Landeschronik Appenzell Aus- sichtig ausgearbeitete Budget 2012 geht von ei- serrhoden). nem Aufwandüberschuss von gut 200 000 Fran- ken aus. Dies bei gleichbleibendem Steuerfuss. – Einen Marschhalt legte der neue Gemeinderat bezüglich der geplanten Sanierung des Alters- WALzENHAUSEN heims Almendsberg ein. Dies wegen des hohen Investitionsbedarfs von 3,4 Mio. Franken. Zu- Gemeinde nächst sollte unter Mitwirkung der Fachhoch- Nach lang anhaltenden Wirren und Verstim- schule St. Gallen ein Alterskonzept erstellt wer- mungen präsentierte sich der Gemeinderat den, wobei auch eine Kooperation mit Nach- Ende Jahr vollständig neu zusammengesetzt. bargemeinden im Raum steht. Auch beim Neu- Ebenfalls zum Jahresende wurde zusätzlich ein bau eines Werkhofs steht die Realisierung eines Wechsel im Gemeindeschreiberamt bekannt. grösseren Investitionsprojekts noch aus. Zu Beginn des Jahres bestand der Gemeinderat Gemeindechronik Vorderland 147

Abstimmungen und Wahlen ren. – Pfarrerin Corinna Boldt konnte im Okto- Im Kantonsrat gab es bei den Gesamterneue- ber mit einem besonderen Festgottesdienst ihr rungswahlen keinen Wechsel. Dafür wurde der 15-Jahr-Dienstjubiläum feiern. Auch Kirchen- Gemeinderat komplett erneuert. Sechs Sitze ratspräsident Kurt Kägi verdankte der Ratskol- konnten im ersten Wahlgang vergeben werden. legin den Dienst in der Landeskirche. Ebenfalls Sie gingen an Marcel Stillhard, Thomas Basel- für 15 Jahre erfolgreichen Wirkens konnte gia, Peter Gut, Urs Züst, Roger Rüesch und schon früher im Jahr Katechetin Regula Künz- Hans Rudolf Bänziger, der auch zum neuen Ge- ler geehrt werden. Beide Personen waren vom meindepräsidenten gewählt wurde (Abb.3). Im ehemaligen Kivopräsidenten und alt Landam- zweiten Wahlgang wurde der Gemeinderat mit mann Hansueli Hohl «entdeckt» und gefördert Rita Kellenberger komplettiert. Im Kantonsrat worden. – Der Kirchenrat der Landeskirche hat wird die Gemeinde durch die drei Parteiunab- beschlossen, dem «Sonneblick» für seine beab- hängigen Clemens Wick, Peter Gut und Jürg sichtigte Erweiterung des Tagungszentrums Wickart vertreten. – Das Budget 2012 wurde im ein zinsloses Darlehen in der Höhe von 150 000 November mit 244:36 Stimmen klar angenom- Franken zu gewähren. Noch ist nicht definitiv men. Der Steuerfuss bleibt gleich. entschieden, wie es mit dem Projekt weiterge- hen soll. Eine Arbeitsgruppe soll Klarheit schaf- Industrie und Gewerbe fen. In neuem Glanz präsentiert sich am westlichen Dorfeingang das renovierte und im äusseren Schule Erscheinungsbild vereinheitlichte Kunststoff- Auf das Schuljahr 2011/12 wurde Stefan Signer, werk Herrmann AG. Ende Jahr konnten in einer Sekundarlehrer aus Heiden, in einem 70-Pro- spektakulären Aktion mit zwei Pneukrans drei zent-Pensum zum Schulleiter von Walzenhau- riesige neue Silos platziert werden. Sie dienen sen gewählt. Die bisherige gemeinsame Lei- der Lagerung von rund 150 Tonnen Kunststoff- tung mit Lutzenberg wurde aufgehoben und granulat – zwei Drittel des jährlichen Rohmate- die entsprechende Vereinbarung im gegensei- rialbedarfs. Die Investition belief sich auf rund tigen Einvernehmen aufgelöst. – Mit einem 400000 Franken. – Die von Ernst Schiess ge- Spieltag im August erinnerte die Spielgruppe gründete selbständige Tochtergesellschaft 3E an ihre Gründung im Jahr 1991, für die Judith Schweiz AG konnte ihr zehnjähriges Bestehen Niederer verantwortlich war. Neben rund 90 feiern. Mit den insgesamt sechs Mitarbeiten- Prozent des Nachwuchses in der Gemeinde den, die nicht nur Computerfreaks, sondern wurden immer auch Kinder von auswärts be- auch gelernte Schreiner sind, ist das Kleinun- treut. ternehmen inzwischen schweizerischer Mark- führer zur Herstellung von Software für den Kultur und Vereine Fensterbau. Bedient werden 135 Firmen. – Die Bereits ein kleines Jubiläum konnte das Appen- Metzgerei Heis hat erneut expandiert und führt zeller Singwochenende feiern, das Michael We- nun auch den Dorfladen von Thal, der damit ber zum fünften Mal im «Sonneblick» durch- erhalten werden kann. führte. An einen Erfolg hatte anfänglich nie- mand geglaubt. Das einstudierte Liedgut wird Kirchen jeweils zum Abschluss in einem Konzert in der Das denkmalgeschützte 175-jährige Pfarrhaus Kirche vorgetragen. der Evangelisch-reformierten Kirchgemeinde erstrahlt nach Renovationsarbeiten in neuem Verschiedenes Glanz. Eine Spezialität des Pfarrhauses sind Zum letzten Mal fand innerhalb des Weih- «blinde» Fenster, die einzig zur Harmonisie- nachtsmarktes der Gemeindeanlass «Walzen- rung des Gesamtbildes geschaffen worden wa- hausen ehrt» statt. Die Frage nach den Aus- 148 Gemeindechronik Vorderland wahlkriterien sei mit Ausnahme des Sports im- REUTE mer schwieriger zu beantworten, sagte der neue Gemeindepräsident Hansruedi Bänziger. Es werde aber nach einer neuen Lösung ge- Gemeinde sucht. Die 13 geehrten Personen stammen aus Die Gemeindeverwaltung erhielt neue oberste den verschiedensten Sparten, vorab dem Sport, Köpfe, und eine politische Karriere ging zu der Kultur und der Freiwilligen- und Jugendar- Ende: Auf Ende des Amtsjahres trat Arthur beit. – Nach 13-jähriger Tätigkeit wurde Helmut Sturzenegger von seinem Amt als Gemeinde- Neururer als Betreuer des Witzwegs verab- präsident zurück (Abb.2). 15 Jahre lang hatte er schiedet. Neuer Witzwegwart ist der in Wolf- die Geschicke von Reute gelenkt. Schon zuvor, halden wohnhafte Rico Winkler. – Der Musiker von 1982 bis 1990, sass er im Gemeinderat und Danü Wisler verwirklichte sich einen lang ge- zwölf Jahre (innerhalb seiner Präsidialzeit) im hegten Traum und bestieg mit einem in drei Kantonsrat, den er 2007 als erster Parteiunab- Stücke zerlegten Alphorn im Gepäck den Eiger. hängiger auch präsidierte. Ein wichtiges Anlie- Auf dem windigen Gipfel spielte er sein neues gen war ihm die regionale Zusammenarbeit, Stück «Schoggola». – Ein 20-jähriger Täter, der aber auch der Zusammenhalt innerhalb der 2010 eine damals 71-jährige Wirtin überfallen, Gemeinde. Verdienste erwarb er sich auch um zusammengeschlagen, betäubt, gefesselt und die Feuerwehr. Für die Übernahme des Kom- beraubt hatte, wurde zu einer sechseinhalbjäh- mandos hatte er 1990 das Gemeinderatsamt rigen Haftstrafe verurteilt, die aber zugunsten aufgegeben. Heute ist die Feuerwehr mit einer jugendrechtlichen Massnahme aufge- Oberegg fusioniert. Als Sturzeneggers Nachfol- schoben wird. Zudem hat er eine Genugtu- ger wurde Ernst Pletscher gewählt, der auch ungssumme von 25 000 Franken zu zahlen. Der Kantonsrat ist (Abb.1). – Auch Hansjörg Niede- Mann war vor der durch seine Brutalität gros- rer gab seinen Rücktritt aus dem Gemeinderat ses Aufsehen erregenden Tat aus dem Mass- bekannt. Er hatte als Baupräsident dem Gre- nahmenzentrum Kalchrain im Thurgau ausge- mium zehn Jahre angehört. Mitten im Amtsjahr brochen. – Während des Durchzugs des Sturm- kündigte zudem Marc Waibel nach zwei Jahren tiefs «Joachim», das andernorts weit gravieren- seinen Rücktritt aus dem Gemeinderat an und dere Spuren hinterliess, stürzte eine Tanne auf machte dafür gesundheitliche und berufliche ein Einfamilienhaus und beschädigte es erheb- Gründe geltend. Einen Wechsel, beziehungs- lich. – Am 11. Februar wurde die mit 105 Jahren weise eine regionale Rotation, gab es zudem älteste Ausserrhoderin Emma Rohner-Rohner auf der wichtigsten Kanzleistelle, dem Gemein- gefeiert. – Unter dem Titel «Projekt Sternen- deschreiberamt. Isabelle Coray-Kamber hatte staub» öffnete die vielseitig tätige Isabelle Kür- auf Anfang Jahr nach Lutzenberg gewechselt. steiner am Weihnachtstag ihre Stubentüre, um Im März wurde ein Nachfolger eingeführt, der ein Weihnachtsfest in privater Gemeinsamkeit aber seine Stelle in der Probezeit wieder ver- anzubieten. War der erste Versuch noch ohne liess. Interimistisch wurde das Amt vom frühe- Echo geblieben, so fanden sich nun doch ei- ren Herisauer Gemeindeschreiber Walter Bän- nige Leute zum gemeinsamen Essen, Reden ziger betreut. Im Herbst wurde dann bekannt, und Feiern ein. dass der bisherige langjährige Gemeinde- schreiber von Walzenhausen, Remo Ritter, das Amt auf März 2012 antreten würde. – Finanziell konnte Arthur Sturzenegger die Gemeinde in einem guten Zustand übergeben. Reute schrieb schwarze Zahlen, und das Eigenkapital konnte auf 830 000 Franken geäufnet werden. Auch für das Jahr 2012 sieht es nicht schlecht aus. Auf Gemeindechronik Vorderland 149 eine Steuersenkung wie beim Nachbarn Hei- Schulen den wurde aber verzichtet. Der neue Gemein- Reute erklärte, in Zukunft im Bereich der Se- depräsident Ernst Pletscher sprach sich dezi- kundarstufe I noch enger mit Oberegg zusam- diert gegen Steuersenkungen aus reinen Wett- menarbeiten zu wollen. bewerbsgründen aus. Kultur und Vereine Wahlen und Abstimmungen Die Feldschützengesellschaft Reute konnte Bei den Gesamterneuerungswahlen gab es (mit einem Jahr Verspätung wegen des eidge- keine Überraschungen. In den Gemeinderat nössischen Schützenfestes) auf das 200-jährige gewählt wurden die bisherigen Karl Breiten- Bestehen zurückblicken. Sie tat das vorab mit moser, Daniela Köppel, Manfred Laim, Marlen einem Jubiläumsschiessen mit rund 700 Schüt- Oggier-Ineichen, Ernst Pletscher, Niklaus Stur- zinnen und Schützen an vier Schiesstagen An- zenegger und Marc Waibel. Ernst Pletscher ist fang Juni. Auch eine Vereinschronik ist erschie- gleichzeitig Gemeindepräsident und vertritt nen. – Mit einem gelungenen Kirchenkonzert die Gemeinde zusammen mit Yvette Anhorn mit dem jungen Hackbrettspieler Urs Fässler im Kantonsrat. – Im November wurde das Bud- als Gastmusiker verabschiedete sich nach rund get 2012, das erneut mit einer schwarzen Null 14 Jahren Gerhard Pachler als Dirigent der Mu- rechnet, mit 119:20 Stimmen gutgeheissen. – sikgesellschaft Reute. – Auf viel Beachtung Die Ergänzungswahl für Marc Waibel, der mit- stiess die Ausstellung von 29 Porträts von Rüü- ten im Amtsjahr aus gesundheitlichen und be- tigerinnen und Rüütigern des Gaiser Fotogra- ruflichen Gründen kündigte, fand im April fen Mäddel Fuchs im Alters- und Pflegeheim 2012 statt. Watt. Die Kulturkommission hatte ihn für das Projekt «Land und Lüüt» beauftragt. Industrie und Gewerbe Der einst als bürgerliches Restaurant geführte Verschiedenes «Sternen» hatte es zuletzt mit asiatischer Küche Zum 25. Mal fand der Geländelauf Reute statt, versucht. Als der Wirt und Sohn des Besitzers der auf beachtliches Interesse stiess. Die Sport- seinen Sitz nach Balsthal verlegte, wurde das und Plauschveranstaltung war erstmals 1987 Lokal geschlossen. Seine Zukunft als Gastro- aus Anlass des 300-Jahr-Jubiläums der Ge- betrieb ist ungewiss. – Die Konsumgenossen- meinde organisiert worden und hat sich zu ei- schaft Reute und Umgebung feierte ihr 30-jäh- ner Tradition entwickelt, in die inzwischen riges Bestehen. Das Lebensmittelgeschäft Roh- auch eine Kategorie Walking integriert wurde. ner schloss vor 30 Jahren seine Türen. In der Ein Juni-Termin hat den Herbst abgelöst, um Folge wurden Aktienscheine für eine Konsum- den veränderten Feriengewohnheiten Rech- genossenschaft gezeichnet. Der Laden konnte nung zu tragen. als Denner-Satellit wieder eröffnet und bis in die Gegenwart weiter betrieben werden. 1985 wurde ein Neubau eingeweiht.

Kirchen Die noch nicht erfolgreiche Suche nach einer neuen Pfarrperson stand nach der Kündigung von Marion Giglberger im Zentrum der Tätig- keit der Evangelischen Kirchgemeinde Reute- Oberegg. In der Kivo gab es einen Wechsel von Klara Marti zu Grit Hermann, die das Kassier- amt übernommen hat. 150 Landeschronik Appenzell Innerrhoden

Landeschronik von Appenzell Innerrhoden für das Jahr 2011 Rolf Rechsteiner, Oberegg

2011 kam Bewegung in die Standeskommis- spitals St.Gallen aus der Zusammenarbeit sion: an der Landsgemeinde wurde ein neuer mussten neue Allianzen gesucht werden: Ge- Säckelmeister gewählt und im Dezember eine gen Jahresende wurde eine Integration in den Demission zuhanden der Landsgemeinde 2012 Spitalverbund Appenzell Ausserrhoden in die eingereicht, nachdem Landammann Carlo Wege geleitet. Appenzell könnte eine Tageskli- Schmid-Sutter bereits vor Jahresfrist seine Ab- nik mit Schwergewicht Orthopädie und redu- sicht erklärt hatte, nur bis 2013 im Amt bleiben zierter Grundversorgung erhalten. zu wollen. Dazu gesellte sich die Bestätigung Nirgends so sehr wie in kirchlichen Belan- des Standesvertreters Ivo Bischofberger trotz gen sucht Appenzell Innerrhoden nach Bestän- einem eher unkoordinierten Angriff der SVP. digkeit. Und doch hat sich die Situation in kür- Landammann Daniel Fässler musste sich in der zester Zeit fundamental verändert. Nur drei Nachfolge von Arthur Loepfe im Nationalrat ei- Jahre nach den Nonnen des Klosters Maria der ner Kampfwahl gegen den GFI-Präsidenten Engel haben auch die letzten Kapuzinerpatres Martin Pfister stellen. aus strategischen Gründen Appenzell verlas- Die grossen Themen der Politik drehten sich sen (Abb.13). Der Wegzug wurde zum ein- um die Strukturreform, die bis zum Jahresende schneidenden und am meisten beachteten Er- nur auf Stufe Parlament, nicht aber bis in die eignis des Jahres. Am 15. August verabschie- breite Bevölkerung hinein Resonanz fand. dete sich das verbliebene Grüppchen von acht Mehr Emotionen weckte die Zukunft von Spital Ordensbrüdern von seinem Wirkungsort, den und Pflegeheim Appenzell. Die Landsge- die Patres seit 1586 seelsorgerisch mitbetreu- meinde hatte die Möglichkeit, mit dem gröss- ten. Innerrhoden verdankt ihnen viel, nicht zu- ten Baukredit aller Zeiten einen ersten Pflock letzt das Gymnasium St.Antonius, das einst als zu schlagen: Auf dem Spitalguet, einer Liegen- Klosterschule ins Leben gerufen worden war schaft im Besitz des Kantons, soll ein neues Al- und inzwischen zur Kantonsschule mutierte. ters- und Pflegezentrum mit Demenzstation Die Klostergebäude und das Grundstück fielen gebaut werden. Wie weit dieses Bauwerk den zurück an den Kanton, wie es verbrieft war langen Weg zum skizzierten Gesundheitszent- (Abb.14). Der Kapuzinerorden hatte sich auch rum beeinflussen wird, ist offen. Vorsorglich dafür entschieden, den grössten Teil seiner wird das Alters- und Pflegezentrum autark aus- wertvollen Kulturgüter zurückzulassen; auch gestattet, das heisst mit eigener Küche und Wä- diese fielen an den Staat. Im Rahmen einer aus- scherei, obwohl die Verbindung zum beste- serordentlichen Session des Grossen Rates henden Spital gegeben sein wird. Auf diese wurde die Übergabe und Entgegennahme fei- Weise lässt sich eine Etappierung ganz nach erlich besiegelt. Der Augstheiligtag gehörte künftigem Bedarf sicherstellen. Es ist durchaus ganz den Abschiedsfeierlichkeiten, an denen möglich, dass kleinere Brötchen gebacken wer- sich auch Bischof Markus Büchel beteiligte. den, als der Spitalrat dies unter der Führung von Christian Baer erdacht hatte. Baer verliess Eidgenössische Abstimmungen das Gremium infolge Wegzugs, und einige Prä- Als klarer Fehlschuss erwies sich in Innerrho- missen haben sich in kürzester Zeit markant den die Initiative «Für den Schutz vor Waffen- verändert: Mit der neuen Spitalfinanzierung gewalt» (Waffeninitiative), für die am 13. Feb- und dem angekündigten Ausstieg des Kantons- ruar zur Urne gerufen wurde. Mit 73,32 Prozent Landeschronik Appenzell Innerrhoden 151

Neinstimmen belegte der Kanton einmal mehr nen zwischen Trogen und Teufen unter Elimi- den nationalen Spitzenrang, allerdings nur nierung des Umsteigebahnhofs in St.Gallen hauchdünn vor den Innerschweizer Kantonen bringen soll. Innerrhoden soll einen Anteil von UR, SZ und OW, die ebenfalls über der 70-Pro- 6,67 Mio. Franken leisten, ohne auf eigenen zentmarke in Sachen Ablehnung blieben. Schienen einen unmittelbaren Nutzen verspü- GFI-Präsident Martin Pfister wagte den Ver- ren zu können. Die Landsgemeinde wird ent- such, gegen Landammann Daniel Fässler in scheiden. den Wahlkampf um die Nachfolge von Natio- Einen Rutsch nach «innen» absolvierte die nalrat Arthur Loepfe, der altershalber und un- AGG: Die langjährigen Vorstandsmitglieder gern zurücktrat, einzusteigen. Das Manöver Hans Bischof-Egger und Annette Joos-Baum- blieb beim Urnengang am 23. Oktober chan- berger traten zurück. Sie wurden ersetzt durch cenlos, aber nicht ohne Wirkung: Linke Positi- Vreni Kölbener-Zuberbühler, die als erste Frau onen wurden in Innerrhoden selten so klar und in der Geschichte der AGG das Präsidium über- deutlich gehört. Daniel Fässler vereinigte 3107 nahm, durch Caius Savary-Tekenbroek, der Stimmen auf sich; sein Kontrahent fand 830 neu Vizepräsident und Aktuar wurde und Anhängerinnen und Anhänger; die Stimmbe- durch Michel Peter aus Herisau, der zum Kas- teiligung lag bei 37,3 Prozent. sier gewählt wurde. Die Tagung fand eher ver- sehentlich im Restaurant Alpstein statt: Der Bund und Mitstände Vorstand wähnte sich im Bezirk Appenzell; tat- Ende Juni tagte die Finanzdelegation der Bun- sächlich aber befand man sich auf Boden des desversammlung auf Einladung ihres schei- Bezirks Rüte, der bereits zwei Jahre vorher denden Präsidenten Arthur Loepfe während Gastgeber war. zweier Tage im Kleinen Ratsaal in Appenzell. Die Regierungen beider Appenzell hatten am Sie empfing die Bundesräte Ueli Maurer und 24. November Grund für eine kleine offizielle Johann Schneider-Ammann zu intensiven Ge- Zusammenkunft im Landesarchiv: An diesem sprächen. Tag jährte sich zum 600. Mal die Unterzeich- Ein ungewohntes Bild bot eine halbe Hun- nung des Burg- und Landrechtsvertrags mit sie- dertschaft Blaumützen Ende Juni im Raum Ap- ben der acht Alten Orte der Eidgenossenschaft penzell. Es handelte sich um Teilnehmer einer (Abb.20). Dieser attestierte den Appenzellern internationalen Militärbeobachterübung, die Eigenstaatlichkeit und förderte die Entwicklung im Dreiländereck Deutschland-Schweiz-Ös- zum eigenen Staatswesen. Die angereisten Poli- terreich durchgeführt wurde und hier ihren Ab- tiker durften das Dokument ehrfurchtsvoll be- schluss fand. Friedenssichernde Massnahmen rühren und eingehend betrachten. standen im Zentrum. Die Standortpromotion wurde im Oktober Kantonale Politik zur gemeinsamen Sache erklärt: Die Kantone Die Standeskommission traf sich im Berichts- St.Gallen, Thurgau und beide Appenzell be- jahr zu 25 Sitzungen und behandelte 1406 Ge- schlossen, sich künftig in dieser wichtigen Auf- schäfte mit einem Zeitaufwand von total 158 gabe gemeinsam stärker zu positionieren und Stunden. 3084 Protokollseiten wurden erstellt in der internationalen Landesvermarktung ge- und 434 Korrespondenzen auf den Weg ge- schlossener aufzutreten. So werden die vier bracht. An 32 Anlässen war die Kantonsregie- Partnerkantone als drittgrösste Schweizer Wirt- rung mit einer Delegation vertreten. Nicht we- schaftsregion wahrgenommen. niger als 60 Vernehmlassungen waren zu be- Zum Dauerbrenner in der Zusammenarbeit dienen und zwölf Erlasse zu verabschieden. 74 der Kantone St.Gallen und beider Appenzell erleichterte Einbürgerungen standen 32 or- entwickelte sich die Durchmesserlinie (DML), dentlichen gegenüber, und elf Personen wur- die höhere Frequenzen der Appenzeller Bah- den aus dem Bürgerrecht entlassen. 152 Landeschronik Appenzell Innerrhoden

Der Grosse Rat behandelte an sechs ordentli- feld der Landsgemeinde ihre Gefolgschaft und chen Sessionen 52 Geschäfte und tagte am portierte Landammann Daniel Fässler, aller- 15. August zusätzlich, um die Rücknahme der dings ohne vorher sein Einverständnis einge- Klosterliegenschaft durch den Kanton mit der holt zu haben. Prompt distanzierte sich dieser Kapuzinerprovinz zu besiegeln. In die Bau- öffentlich und in aller Form von dem als dreist pläne für das neue Alters- und Pflegeheim Ap- wahrgenommenen Vorhaben. Dies führte zu penzell kam Anfang Februar Bewegung. Der einem Zerwürfnis innerhalb der Partei. Ende Grosse Rat stimmte einem Rahmenkredit von Mai gaben die SVP-Grossräte Martin Bürki, 21 Mio. Franken zuzüglich 2 Mio. Franken Bau- Sepp Neff und Hans Brülisauer ihr Parteibuch herrenreserve zu. Die Landsgemeinde schloss ab. Damit verlor die Kantonalpartei zwei Be- sich dem Ansinnen an und genehmigte darü- zirkshauptleute und den Präsidenten des Bau- ber hinaus einen Zusatzkredit für den Bau ei- ernverbandes. Das sei «nicht allzu schlimm», nes zweiten Parkgeschosses im Untergrund. urteilte SVP-Präsident Emil Mock unter Medi- In der Junisession wählte der Grosse Rat den enbeschuss. Im Spätherbst wurde er durch Bankfachmann Alfred Inauen als Nachfolger Ruedi Eberle aus Gonten ersetzt. von Vreni Kölbener-Zuberbühler zum Präsi- Kurz vor Weihnachten reichte Landesfähn- denten (Abb.11). Josef Schmid rückte auf zum rich Melchior Looser seinen Rücktritt aus der Vizepräsidenten; Martin Bürki, Fefi Sutter und Standeskommission zuhanden der Landsge- Thomas Mainberger beliebten als Stimmen- meinde 2012 ein. Er war im Jahr 2004 gewählt zähler. Erstmals nahmen Sepp Manser für worden und führte das Justiz-, Polizei- und Mi- Schwende sowie Ursi Dähler-Bücheler und litärdepartement. Alfred Mittelholzer für Rüte an der Session teil (Abb.9). Viel Gesprächsstoff bot übers Jahr ver- Landsgemeinde teilt die Strukturreform mit einer Maximallö- Gleich zu Jahresbeginn machte Nationalrat Ar- sung, welche die Zusammenlegung aller fünf thur Loepfe den Weg frei für einen Nachfolger Bezirke des inneren Landesteils vorsah. Auch in der Grossen Kammer. Er werde altershalber die Zusammenlegung der Bezirks- und Jugend- und entsprechend ungern nicht mehr antreten gerichte wurde in die Wege geleitet. zur Gesamterneuerungswahl, teilte er mit. Der Umbau des Kapellentraktes am Gymna- Loepfe hatte dem Parlament zwölf Jahre lang sium Appenzell wurde termingerecht abge- angehört; er schuf sich einen Namen als Wirt- schlossen. Der Trakt beherbergt neu die Mensa schaftsvertreter, war Mitglied der Sicherheits- und sechs grosszügige Schulzimmer nebst Sit- politischen und der Finanzkommission und im zungs- und Gruppenzimmern. Ausgewiesen letzten Amtsjahr Präsident der Finanzdelega- wurden Mehrkosten von 1,235 Mio. Franken tion, der er mehrere Jahre angehört hatte. gegenüber dem revidierten Budget, das auf Unerwartet früh sah sich Säckelmeister Josef 6,06 Mio. Franken lautete. Moser gezwungen, sein Amt niederzulegen. Ei- Migg Hehli wurde in Schwende als neuer gentlich hatte er geplant, acht Jahre in der Stan- Hauptmann anstelle von Heidi Buchmann ge- deskommission zu verbleiben; bis zum Errei- wählt. In den Bezirken Appenzell und Rüte chen des Pensionsalters. Doch machte ihm musste gezählt werden: einerseits wurde Fritz seine Gesundheit einen Strich durch die Rech- Haueis als neuer Baupräsident gewählt – mit nung. Immerhin konnte er mit einem heraus- nur drei Stimmen Vorsprung auf Christoph ragenden Ergebnis von der politischen Bühne Keller, und in Steinegg gelang Ursi Dähler mit abtreten. sechs Stimmen Vorsprung auf Markus Sutter Die Landsgemeinde fand für einmal Anfang der Sprung in den Grossen Rat. Mai statt, denn das Osterfest fiel auf den letzten Die Innerrhoder SVP verweigerte dem am- Sonntag im April (Abb.2). Herrliches Früh- tierenden Ständerat Ivo Bischofberger im Vor- lingswetter stimmte die Versammlung positiv: Landeschronik Appenzell Innerrhoden 153 sowohl für die Wahl- als auch für die Sachge- Bezirke und Feuerschau schäfte. Daniel Fässler (Abb.3) als regierender Mit Heidi Buchmann (Abb.5) verabschiedete und Carlo Schmid-Sutter als stillstehender sich im Bezirk Schwende eine bewährte Politi- Landammann blieben unbestritten. Als neuer kerin mit beeindruckendem Palmarès. Buch- Säckelmeister beliebte der Versicherungsfach- mann war 1993 in den Bezirksrat gewählt wor- mann Thomas Rechsteiner, der vom Kantona- den und stand dem Gremium ab 2000 als erste len Gewerbeverband portiert worden war und Frau im Kanton in der Funktion des regieren- auf die Unterstützung fast aller Verbände und den Hauptmanns vor. Als Nachfolger wählte Gruppierungen zählen konnte. Antonia Fässler, die Bezirksgemeinde vom 8. Mai den Sekun- Lorenz Koller, Stefan Sutter und Melchior Loo- darlehrer Migg Hehli (Abb.6), auf seinen Sitz ser wurden ohne Gegenvorschläge in ihren als Mitglied rückte Thomas Signer nach. Die Ämtern bestätigt. Steuern wurden um sieben auf 24 Punkte ge- Ivo Bischofberger (Abb.4) wurde mit über- senkt. – Der Bezirk Rüte nahm die dritte Sanie- aus deutlichem Mehr für weitere vier Jahre rungsetappe der Eichbergstrasse in Angriff. (2011–2015) in den Ständerat gewählt. Er sah Das 630 m lange Teilstück vom Einlenker Feu- sich allerdings veranlasst, seinen Rücktritt als senalp bis zur Kantonsgrenze wurde mit gros- Rektor des Gymnasiums Appenzell per Ende sem Aufwand auf 5,5 m Fahrbahnbreite erwei- Schuljahr 2011/12 einzureichen, da sich ihm in tert. Angesichts des instabilen Geländes, das Bern neue und interessante Perspektiven eröff- eine permanente Kriechbewegung talwärts nen. Die Stelle wurde am 5. November zur macht, musste der Strassenkörper «schwim- freien Bewerbung ausgeschrieben. mend» verlegt werden. Mit Ende der Bauarbei- Herausragend unter den Sachgeschäften ten ging die Eichbergstrasse an den Kanton war das grösste Kreditbegehren, das dem In- über. Für Claudia Manser nahm der Treuhän- nerrhoder Souverän je vorgelegt worden war. der Bruno Koster im Bezirksrat Einsitz. Alfred Für den Bau eines neuen Alters- und Pflege- Mittelholzer und Ursi Dähler wurden in den heims auf dem Spitalguet wurden 21 Mio. Fran- Grossen Rat gewählt. Der Steuerfuss wurde um ken gesprochen, weitere 2 Mio. Franken wur- zehn auf 25 Prozentpunkte gesenkt. – Im Bezirk den bereitgestellt für ein zweites unterirdisches Appenzell nahm Fritz Haueis anstelle von Bau- Parkgeschoss, das allenfalls bewirtschaftet präsident Sepp Koster Einsitz im Bezirksrat. werden soll. Neu festgelegt wurde die Sitzzahl Der Steuerfuss wurde um acht auf 28 Prozent- im Grossen Rat (50 Sitze), und das neue Geoda- punkte gesenkt. – Die Bezirksgemeinde Schlatt- tengesetz fand einhellige Zustimmung. Eher Haslen wählte Ruedi Huber-Steffen für Kassie- umstritten war der Lastenausgleich für Zent- rin Annelies Sutter-Signer in den Rat. Mit nur rumsfunktionen, den beide Appenzell mit der 20 Prozentpunkten (–12) erreichte der kleinste Stadt und dem Kanton St. Gallen ausgehandelt Bezirk den tiefsten Steuerfuss aller Zeiten. – hatten; nach einem «Sirenengesang» seitens Dies auf Augenhöhe mit Gonten, das allerdings des Landammanns resultierte aber ein deut- nur sechs Punkte abbauen musste, um dieses liches Ja. rekordtiefe Niveau zu erreichen. Das Bahnhof- Zu den Ehrengästen der Landsgemeinde areal West wurde der Kernzone zugeteilt, der zählten Bundesrat Johann Schneider-Ammann, Quartierplan «Bartlimes» genehmigt. Zudem Ständeratspräsident Hansheiri Inderkum aus wurden zwei Kredite im Umfang von 150000 Uri und der Regierungsrat des Kantons Uri in Franken für eine neue Brücke über die Schwarz corpore, Br. Ephrem Bucher, Provinzial der und einen Hartbelag für die Parkplätze in Ja- Schweizer Kapuzinerprovinz, und Br. Hans kobsbad gesprochen. Im Juni sorgte die Auf- Portmann als letzter Guardian des Kapuziner- lage eines Quartierplans «Kernzone Gonten- klosters Appenzell. bad» für Wirbel. Die Mineralquelle und die Stif- tung Altersheim Gontenbad möchten verdich- 154 Landeschronik Appenzell Innerrhoden

1 2 tet bauen. Stein des Anstosses war das Vorha- Finanzen und Steuern ben, einen siebenstöckigen Hochbau mit Die Innerrhoder Staatsrechnung schloss mit ei- sechseckigem Grundriss östlich des Alters- nem Glanzresultat. Zwar verzeichnete die Lau- heims direkt angrenzend an das Bahntrassee fende Rechnung bei einem Gesamtaufwand zu stellen. Zudem sollte ein viergeschossiger von 144,9 Mio. Franken «nur» einen Über- Lagerkomplex für die Mineralquelle ermög- schuss von 442 000 Franken, doch wurde noch licht werden. Die Einsprachen konnten bis Jah- nie so viel investiert. Die Gesamtinvestitionen resende nicht erledigt werden. in Strassen, Abwasser und Entsorgung – sie Feuerschau: Die Dunke 2011 wählte Romeo werden als separate Rechnungen geführt – be- Premerlani als Nachfolger von Robert Signer in liefen sich auf 19,2 Mio. Franken. Die Nettoin- die Feuerschaukommission. Signer hatte sei- vestitionen betrugen 9,4 Mio. Franken. Abge- nem Amt während annähernd drei Jahrzehn- schrieben wurden in der Verwaltungsrech- ten die Treue gehalten. Prägendes Ereignis war nung und in den drei erwähnten Spezialrech- die Genehmigung des Quartierplans «Hintere nungen zusammen 14,1 Mio. Franken. Der Ei- Wühre II», der durch alle Instanzen erkämpft genfinanzierungsgrad lag bei 98 Prozent. Das werden musste und sich schliesslich dem Refe- Eigenkapital wuchs auf 51 Mio. Franken an. rendum stellte. Eine ausserordentliche Dun- Am guten Ergebnis markant beteiligt waren keversammlung genehmigte am 9. September die Erbschaftssteuern, die gegen 6 Mio. Fran- das umstrittene Projekt, das sich dem verdich- ken einbrachten. Bereits im Vorjahr war dieser teten Bauen verschrieben hat, aber auch reich- Posten in den Bereich von 7 Mio. Franken lich Grünfläche zwischen den Gebäuden vor- hochgeschnellt. Doch auf diesen erfreulichen sieht. – Die Geschäftszahlen der Feuerschau Ergebnissen lasse sich keine Finanzpolitik auf- gaben Anlass zum Jubel. Erzielt wurde der bauen, betonten der scheidende und der neue höchste operative Cashflow überhaupt. Er lag Säckelmeister unisono. Die Staatssteuern er- bei 3,352 Mio. Franken. Zwar ergab sich bei ei- reichten ein Total von 46,1 Mio. Franken. nem Aufwand von 16,465 Mio. Franken nur ein Die Jahresrechnung 2011 zeigte deutliche Ertragsüberschuss von 171000 Franken, doch Auswirkungen der Entflechtung innerkantona- konnten Abschreibungen im Umfang von 2,841 ler Finanzströme. Dem Kanton fielen elf Pro- Mio. Franken getätigt und Rückstellungen von zentpunkte mehr Steuern zu, die Bezirke wur- 340000 Franken vorgenommen werden. Der den im Gegenzug in dem Masse entlastet, dass Selbstfinanzierungsgrad lag bei 126,1 Prozent. ein Nullsummenspiel für die Steuerzahler re- Das Nettovermögen stieg bis zum Jahresende sultierte. In der laufenden Rechnung konnte auf 2,869 Mio. Franken. Am einträglichsten war der Aufwand gegenüber dem Budget um 1,7 einmal mehr die Energieversorgung; sie Mio. Franken verringert werden, während die schrieb einen Reingewinn von 776 000 Franken. Einnahmen um 7,4 Mio. Franken höher ausfie- Landeschronik Appenzell Innerrhoden 155

3 4 5 6 len. In der Verwaltungsrechnung 2011 wurde schäftsaufwand stieg um 0,9 Mio. Franken, so ein Cashflow von 7,8 Mio. Franken erzielt. dass der Bruttogewinn um 1,4 Mio. Franken Die Ausgaben in der Investitionsrechnung (–6,9 Prozent) auf 19,28 Mio. Franken sank. 2011 beliefen sich auf 12,5 Mio. Franken. Dem Von den gut zwei Milliarden Franken Kun- standen Einnahmen von rund 10,5 Mio. Fran- denausleihungen entfielen 1,86 Milliarden ken gegenüber, und zwar in Form von Bundes- Franken auf Hypotheken, das sind 6,1 Prozent beiträgen (3,13 Mio. Franken) und Abschrei- mehr als im Vorjahr. Von den Hypotheken ent- bungen (7,36 Mio. Franken). Die Nettoinvestiti- fielen 54 Prozent auf Innerrhoden, 28 Prozent onen betrugen 9,4 Mio. Franken. Für das neue auf Ausserrhoden und die restlichen knapp 18 Alters- und Pflegezentrum wurden zwei Mio. Prozent fast ausschliesslich auf die übrige Ost- Franken Rückstellungen getätigt. Mit Abstand schweiz. Die Spar- und Anlagegelder stiegen die gewichtigste Investition betraf den Gymna- um bemerkenswerte 9,6 Prozent auf knapp 1,1 sium-Umbau, allein 2011 beliefen sich diese Milliarden Franken. Deutlich nachgelassen Ausgaben auf 5,25 Mio. Franken. hatten einzig die Kassenobligationen auf 181,8 Mio. Franken (–11,1 Prozent). Kantonalbank Der Reingewinn 2011 fiel mit 11,865 Mio. Trotz schwieriger Rahmenbedingungen konnte Franken trotz Frankenstärke und unsicherem die Appenzeller Kantonalbank wiederum ein Marktumfeld um 2,1 Prozent höher aus als im sehr gutes Jahresergebnis ausweisen. Davon Vorjahr. Es wurden 0,257 Mio. Franken weniger profitierte nicht zuletzt der Kanton: In die vom Anlagevermögen abgeschrieben, und der Staatskasse flossen 7,45 Mio. Franken, davon ausserordentliche Aufwand fiel um knapp 1,5 0,75 Mio. Franken als Verzinsung des Dotati- Mio. Franken geringer aus. Den allgemeinen onskapitals. Grundpfeiler der Geschäftstätig- keit blieb das Zinsengeschäft, welches der grössten Herausforderung ausgesetzt war. Der Abbildungen Februar bis Mai 2011 Nachteil rekordtiefer Zinsen im Hypothekarge- 1 Die Zukunft des Spitals Appenzell bleibt ungewiss. schäft konnte nicht ganz ausgeglichen werden: 2 Landsgemeinde 2011 im Überblick. Der Erfolg in diesem Kernbereich reduzierte sich gegenüber dem Vorjahr um 0,3 Mio. auf 3 Daniel Fässler nimmt als regierender Landammann das Landessigill formell entgegen. 29,6 Mio. Franken. Spuren hinterliessen aber auch die Börsenflaute und die Finanzmarkt- 4 Ständerat Ivo Bischofberger kündigt seinen Rücktritt krise im Kommissions- und Handelsgeschäft. als Rektor des Gymnasiums St.Antonius an. Der Handelserfolg verkleinerte sich um 0,13 5 Heidi Buchmann tritt von der politischen Bühne ab. Mio. auf 1,2 Mio. Franken, der Kommissionser- 6 Hauptmann Migg Hehli (Mitte) mit den neu Gewähl­ trag um 0,252 auf 6,57 Mio. Franken. Der Ge- ten der Bezirksgemeinde 2011. (Bilder: AV) 156 Landeschronik Appenzell Innerrhoden

7 8 gesetzlichen Reserven der Bank wurden 4,47 das Wetter durcheinander. Mitte Juli wurden Mio. Franken zugewiesen. Das Eigenkapital nur noch 14 Grad gemessen, die Schneefall- stieg um 9,6 Mio. auf 208,4 Mio. Franken, womit grenze fiel auf 2000 Meter, auf den Alpbetrie- die Reserven weiter gestärkt wurden. Die Bi- ben machte sich Ernüchterung breit (Abb.10). lanzsumme stieg auf 2,329 Milliarden Franken. Schon Mitte August, also zwei Wochen früher Mit grossem Aufwand und sechsmonatiger als üblich, war der Alpstein grösstenteils ent- Bauzeit wurde die Niederlassung der Appen- leert. Der Sommer kehrte erst am 21. August zeller Kantonalbank in Oberegg komplett um- zurück mit Temperaturen bis 35 Grad Celsius. gebaut (Abb.18). Das Erdgeschoss im Haus Bä- Die Wärmeperiode hielt sich bis in den Oktober ren wurde neu konzipiert als Beraterbank. Die hinein. Am 8. des Monats fiel Schnee bis 800 m helle und freundliche Kundenhalle, dominiert ü. M., und am 22. wurde der erste Bodenfrost von einem bedienten Tresen, wird gesäumt im Tal vermerkt. Dann folgte ein mustergültiger von Büros und vier Besprechungszimmern hin- Spätherbst. Bis Anfang Dezember herrschte ter Glasfronten. Modernste Technologie sonniges und mildes Wetter, und auf der Al- punkto Datentransfer und Sicherheit hat Ein- pennordseite fiel während vierzig Tagen kein zug gehalten. Besonders kundenfreundlich Tropfen Regen. Froh war man allgemein, dass wurde der 24-Stunden-Bereich ausgestaltet: sich die Quellen bis zum Jahresende nach Re- Der Bancomat und ein weiterer Automat für gen- und Schneefällen wieder auffüllten. Einzahlungen mit Münzzähler (Nachttresor) sind in beheizten Räumen untergebracht. Landwirtschaft: Die 123. Hauptversammlung des Bauernverbandes Appenzell tagte im Ver- Wetter und Landwirtschaft einssaal in Oberegg. Präsident Sepp Neff be- Rekordverdächtige 17 Grad Celsius im Januar klagte den permanenten Preiszerfall, unter und zu milde Temperaturen (6–10 Grad Cel- dem vorab die Schweinemäster zu leiden hat- sius) bis zum 20. Februar prägten den Jahresbe- ten, während Poulet- und Eierproduzenten ginn. Schnee und Eis folgten nur für kurze Zeit. bessere Zahlen schrieben. In der Rechnung des Bereits im März konnte Gülle ausgebracht wer- Verbands resultierte bei einem Ertrag von den, und die Weidesaison begann ausneh- 507 000 Franken ein Vorschlag von 44 500 Fran- mend früh. Niederschläge waren rar, bis Ende ken. Ausgewiesen wurde ein Eigenkapital von April Abendgewitter mit starken Hagelschlägen 323 000 Franken. Pius Neff, Gehrenberg, wurde niedergingen, namentlich im Gebiet Wasser- anstelle von Albert Broger in den Vorstand ge- schaffen–Sollegg und Leimensteig–Brenden– wählt. Eine erfreuliche Schar erfolgreicher Be- Schlatt. Schon Anfang Mai konnte sehr gutes rufseinsteiger konnte geehrt werden. Heu geerntet werden, zum Monatsende erst fiel Als echte Herausforderung entpuppte sich ergiebig Regen. Nach ersten Hitzetagen geriet die tiergerechte Bauweise, die sich nach einer Landeschronik Appenzell Innerrhoden 157

9 10 11 fünfjährigen Übergangsfrist ab dem 1. Septem- jahr Beiträge der öffentlichen Hand im Umfang ber 2013 nicht nur auf Heimställe, sondern von 1,776 Mio. Franken. auch auf die Alp- und Weidställe ausdehnt. Läger-, Liegeboxen-, Fressachsen- und Krip- Justiz und Polizei penmasse müssen angepasst werden. Eine ent- Auf den ersten Blick scheint das Umfeld für die sprechende Informationsveranstaltung im Bevölkerung Innerrhodens entspannter ge- Restaurant Alpstein im Mai war gut besucht. worden zu sein. Im Jahr 2011 gingen bei der Mittels schriftlicher Selbstdeklaration wurden Staatsanwaltschaft nämlich nur 490 (Vorjahr alle Landwirte, die Ställe im Sömmerungsge- 642) Strafklagen und Strafanzeigen ein, zum biet und auf Heimweiden belegen, in der Folge Teil mit mehreren oder schweren Straftatbe- nach ihrem Handlungsbedarf befragt. ständen. Der vermeintliche Rückgang steht Tierbestände: Die Tierbestände des Kantons aber in unmittelbarem Zusammenhang mit der reduzierten sich im Vergleich zum Vorjahr neuen Strafprozessordnung, denn Fälle, in de- leicht. Beim Rindvieh wurden 14 297 (–482), nen die Täterschaft nicht ermittelt werden bei den Schweinen 25 865 (–350) Tiere gezählt. kann, werden nicht mehr an die Staatsanwalt- 912 Ziegen (–79), 3167 Schafe (–98) und 216 schaft weitergereicht zur formalen Einstellung, Pferde (+15) bevölkerten zusätzlich Weiden sondern verbleiben bei der Polizei. Zusam- und Ställe. Beim Geflügel wurde mit 121012 mengenommen dürfte das Total der Fälle ana- Tieren ein Rückgang um rund 2800 Exemplare log dem Vorjahr ausgefallen sein. verzeichnet. Die 70 Imker verzeichneten trotz Bei der Kantonspolizei Appenzell Innerrho- reduziertem Bestand ein Rekordjahr bei der den wurden nach einem Neuzugang insgesamt Honigernte; gezählt wurden am Stichtag 693 (Vorjahr 771) Völker. Das anbegehrte Volumen für Meliorationen Abbildungen Mai bis Juni 2011 war im Berichtsjahr deutlich rückläufig. Die Fachbereiche Hochbau und Betriebshilfen 7 Pfarrer Stephan Guggenbühl segnet die neu erbaute Sigelbahn vor der Jungfernfahrt. sowie Meliorationen im Bundesamt für Land- wirtschaft erteilten Zusagen im Wert von rund 8 Photovoltaikanlage auf dem Dach der Sägerei Fässler 530000 Franken, was ein Bauvolumen von in Gonten. 3,586 (Vorjahr 7,673) Mio. Franken auslöste. 9 Drei neu gewählte Grossräte (von links): Sepp Manser, Beiträge wurden an vier Güterstrassen, zwei Ursi Dähler und Alfred Mittelholzer. Stromversorgungsprojekte und fünf land- 10 Miserabler Alpsommer: Die Hoffnungen erfüllen sich wirtschaftliche Hochbauten gesprochen. Kan- nicht für die Sennen. ton und Bezirke genehmigten je 310 000 Fran- 11 Alfred Inauen sitzt ab der Junisession auf dem Stuhl ken Beiträge. Abgerechnet wurden im Berichts- des Grossratspräsidenten. (Bilder: AV) 158 Landeschronik Appenzell Innerrhoden

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29 Personen beschäftigt, davon vier Zivilan- Umgebaut wurde auch die Filiale der UBS an gestellte (260 Stellenprozente). Bei interkanto- der Hauptgasse 11. Vor vierzig Jahren, am nalen Polizeieinsätzen zugunsten Bund, Kan- 1. Dezember 1971, hatte der Schweizerische tonen und Polizeischule Ostschweiz wurden Bankverein an dieser Stelle den Betrieb aufge- total 133 Arbeitstage geleistet. nommen. Er kam 1998 fusionsbedingt zur UBS, 364 Ambulanzeinsätze mit Patienten wur- die sich ein einheitliches Auftreten am Markt den gefahren, je zur Hälfte ins Spital Appenzell auf die Fahne geschrieben hatte. Überflüssiges und in umliegende Spitäler. In 34 Fällen leistete Panzerglas wurde entfernt, die Kundenhalle of- die Ambulanz Hilfestellungen für einen Rega- fener und freundlicher gestaltet, die 24-Stun- Einsatz. den-Zone in die Halle integriert. Auf Innerrhoder Strassen wurden 162 Un- Der 13. Politapéro des Kantonalen Gewerbe- fälle registriert, 26 mehr als im Vorjahr. Deut- verbandes fand im Hotel Alpenblick in lich zugenommen haben Schleuder- und Schwende statt. Ständerat Ivo Bischofberger Selbstunfälle. Verzeichnet wurde ein Unfall mit referierte zur EU-Problematik und betonte die Todesfolge und 44 (34) Ereignisse mit ins- Wichtigkeit von persönlichen Kontakten mit gesamt 49 (34) Verletzten. Die Zahl der einge- Entscheidungsträgern im nahen Ausland. Es lösten Fahrzeuge blieb stabil bei 23 100. gelte, sich am Verhandlungstisch der Stärken des eigenen Landes stets bewusst zu sein und Gewerbe und Industrie konsequent an seinen Interessen festzuhalten. Die Raiffeisenbank Appenzell sorgte anlässlich Angesichts der enormen Beschleunigung in der Generalversammlung vom 12. April in Gais verschiedenen Entwicklungsfeldern der EU für eine Überraschung. Der frühere Ausserrho- müssten Beziehungen permanent überdacht der Molkenkurort soll am Dorfplatz 12 eine ei- werden, gab Bischofberger als Mitglied der gene Bankfiliale erhalten, wie VR-Präsident Aussenpolitischen Kommission zu bedenken. Marco Züger in Aussicht stellte. Feierstimmung Die Frankenstärke und die Turbulenzen um herrschte indes bereits am Hauptsitz in Appen- den Euro haben Exportbetriebe und Tourismus zell. Das Haus «Landammann Fässlers» wurde zum Teil in erhebliche Schwierigkeiten ge- stilvoll vom Erdgeschoss bis unters Dach neuen bracht. Der Blick nach innen zeigte jedoch, Bedürfnissen entsprechend umgebaut. Beides dass trotz allem Aufbruchstimmung vor- ist nicht zuletzt das Resultat kontinuierlichen herrschte. Von der öffentlichen Hand, von der Wachstums: Die Generalversammlung nahm Gastronomie und von Privaten wurde in gros- zur Kenntnis, dass die Zahl der Genossenschaf- sem Stil investiert. Gewichtige Bauprojekte ter um 402 auf 7553 angewachsen ist. Die Bi- wurden lanciert oder abgeschlossen. lanzsumme stieg auf 533 Mio. Franken, der Gefeiert wurde in den Schulanlagen Gringel: Reingewinn auf 723 000 Franken. Die – vorwiegend von einheimischen Unter- Landeschronik Appenzell Innerrhoden 159

14 15 nehmen – komplett umgebaute Aula konnte nommen hat. Kurz vor Weihnachten ging sie am 1. April in Betrieb genommen werden, und mit ihrer ersten 60 kW-Anlage ans Netz. die Dreifachturnhalle wurde Mitte September Auch die Erdgas-Versorgung wird Realität. im Rahmen einer bunten Unterhaltung ihrer Die Gravag AG erschliesst das Dorf Appenzell Bestimmung übergeben. Dreizehn Monate vom Rheintal her und stiess vor dem Winter- Bauzeit hatten genügt, um das ehrgeizige Pro- einbruch mit dem Leitungsbau bis zum Dorf- jekt umzusetzen. rand vor. Die ThyssenKrupp Presta AG Oberegg (Abb.16) feierte mit der Dorfbevölkerung das Bevölkerungsentwicklung und Gesundheit 40-jährige Bestehen des Unternehmens, das Der Einwohnerbestand per 31. Dezember 2011 sich inzwischen zum grössten Arbeitgeber des lag bei 15 789 Personen, was einem Zuwachs äusseren Landesteils entwickelt hat. Für nega- gegenüber dem Stichtag des Vorjahres um 59 tive Schlagzeilen sorgte hingegen Anfang Okto- Personen entspricht. Im inneren Landesteil ber die Litex AG in Appenzell: Sie hat ihre lebten 13 866 Personen, in Oberegg 1903 Perso- Produktion ins Ausland verlegt; zwanzig zum nen. Deutlich zulegen konnten die Bezirke Ap- Teil langjährige Mitarbeiter wurden in relativ penzell, Rüte und Gonten; namentlich kurzer Zeit entlassen. Schwende musste Verluste hinnehmen. Der Die Sepp Fässler AG baute ihre Ausstellung Anteil der ständigen ausländischen Wohnbe- hinter Glas auf 400 Quadratmeter aus, um die völkerung stieg um 31 auf 1581 Personen an. Modellvielfalt von BMW und Mini angemessen Deutlich stieg die Zahl der anerkannten Flücht- präsentieren zu können. Zum Jahresende gab linge von 20 auf neu 38 Personen. alt Landesfähnrich Alfred Wild seine Apotheke In der Geburtenabteilung des Spitals Ap- an der Hauptgasse 5 in neue Hände. Er hatte sie penzell wurden 61 Mädchen und 82 Knaben vor 28 Jahren als Drogerie übernommen und kraft seiner Legitimation umgehend den Status geändert. Seine Nachfolgerin Karin Schmidt ist Abbildungen Juni bis August 2011 eine ausgewiesene Fachfrau. 12 Die besten Maturi mit Emil Nisple (links), Rektor Erneuerbare Energien waren in Innerrho- Ivo Bischofberger (rechts) und Peter Raschle (im Hintergrund). den auf dem Vormarsch. Sie SAK realisierte im Frühsommer eine 1240 Quadratmeter grosse 13 Am 15. August verabschieden sich die letzten Kapuzi­ Photovoltaikanlage auf dem Dach der Sägerei nerpatres unter grosser Anteilnahme der Bevölkerung. Fässler in Gonten, die 180 000 kW Strom liefern 14 Das Klostergebäude der Kapuziner in Appenzell soll (Abb.8). In Oberegg wurde die IG Appen- ist verwaist. zeller Naturstrom Genossenschaft ins Leben 15 Der frühere Kapellentrakt wird neu als «Nordtrakt» gerufen, die ähnliche Projekte ins Visier ge- des Gymnasiums bezeichnet. (Bilder: AV) 160 Landeschronik Appenzell Innerrhoden

16 17 18 entbunden, dazu kam eine Hausgeburt. 83 Thomas Rechsteiner nahm als neuer Säckel- Paare gaben sich das Ja-Wort, in 72 Fällen be- meister von Amtes wegen Einsitz im Gremium. sassen beide Partner das Schweizer Bürger- Das Gesundheits- und Sozialdepartement recht. Im Berichtsjahr wurde zudem eine Part- war mit dem Vollzug der KVG-Revision in den nerschaft eingetragen. Die stärkste Abwei- Bereichen Spitalfinanzierung und -planung chung in der Statistik ergab sich bei der Ster- stark gefordert. Dem Spitex-Verein AI wurde berate: Fünfzehn Todesfälle mehr als im Vor- die Bewilligung erteilt zur Erbringung von Akut- jahr wurden verzeichnet; unter den 102 Ver- und Übergangspflege gemäss neuer Pflege- storbenen waren 46 Frauen und 56 Männer. finanzierung.

Gesundheit: Der Geschäftsgang im Spital und Bildung Pflegeheim Appenzell entwickelte sich nicht Das Gymnasium Appenzell feierte mit 49 Kan- erfreulich (Abb.1). Die Zahl der stationär be- didatinnen und Kandidaten eine Spitzenma- handelten Patienten ging um elf Prozent zu- tura zum 70-jährigen Bestehen der hauseige- rück, namentlich in der Inneren Medizin (–17 nen Prüfung. Der Durchschnitt lag bei der Note Prozent) und in der Allgemeinen Chirurgie 4,59; alle Teilnehmenden haben bestanden. (–26 Prozent). Verzeichnet wurden 7963 Pflege- Franziska Dörig aus Brülisau erzielte die Best- tage im Akutbereich und 16 642 im Pflegeheim, note 5,61; mit Tobias Müller (5,33) und Jan was einem Total von 24 605 Pflegetagen ent- Fässler (5,22) standen zwei weitere Appenzeller sprach. Die Kosten für 1157 ausserkantonale an vorderster Front (Abb.12). Aus der Maturi- Hospitalisationen beliefen sich auf rund 5,6 tätskommission verabschiedet wurde im Rah- Mio. Franken. Der breiten Öffentlichkeit vorge- men der Feier Oberförster Peter Raschle, der stellt wurde Ende Februar die ambulante Gast- dem Gremium 26 Jahre lang angehört hatte. roenterologie mit Tagesklinik im Spital Appen- Unter den Absolventinnen und Absolventen zell. Der Umbau wurde lanciert und betreut von Lehrabschlussprüfungen erzielten nicht von der St. Galler Chefärztin Christa Meyenber- weniger als 26 Kandidatinnen und Kandidaten ger, die Mitglied des Spitalrates ist. die Note 5,3 oder besser, allen voran die Media- Eine wichtige Veränderung ergab sich im Spi- matikerin Myriam Koch aus Jakobsbad mit 5,7. talrat, nachdem Christian Baer Ende Mai das Zwei Innerrhoder machten an den Berufswelt- Präsidium und die Mitgliedschaft im Gremium meisterschaften in London von sich reden. Pe- infolge Wegzugs zur Verfügung gestellt hatte. ter Enzler aus Appenzell holte sich bei den Frau Statthalter Antonia Fässler wurde von der Bauschreinern die Silbermedaille. Sandrine Standeskommission mit dem Präsidium betraut, Eisenhut aus Oberegg brachte unter den als neues Mitglied des Spitalrates wurde der Köchen ein Diplom nach Hause, was ihren Wirtschaftsprofessor Roman Dörig gewählt. Schweizer Meistertitel nochmals unterstrich. Landeschronik Appenzell Innerrhoden 161

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Als Schweizer Meisterin konnte sich auch Isa- Die ersten drei Jahre des Gymnasiums gelten belle Gmünder aus Appenzell feiern lassen; sie als allgemeine Schulpflicht und werden der Se- gewann den Titel in der Kategorie der In- kundarstufe I zugerechnet, die vollumfänglich nendekorations-Näherinnen. vom Kanton finanziert wird. Was darüber hin- Zu Beginn des Schuljahres 2011/12 konnte ausgeht, wird mit Beiträgen unterstützt. So leis- der komplett umgebaute Kapellentrakt des tete der Kanton an die Hinführung zur Matura Gymnasiums in Betrieb genommen werden und an Fachschulen insgesamt 2,088 Mio. (Abb.15). Hinter dem Namen Nordtrakt ver- Franken. An Fachhochschulen flossen 2,291, bergen sich neu eine gross angelegte Mensa an Universitäten weitere 1,828 Mio. Franken. und darüber, auf zwei Stockwerken angesiedelt, Zudem wurden rund 789000 Franken Stipen- sechs helle Schulzimmer mit Gruppenräumen. diengelder ausbezahlt und 96 500 Franken Stu- Darüber liegt das dritte Obergeschoss mit Stu- diendarlehen gewährt. dentenzimmern, welches vom Umbau nicht Insgesamt 519 Lernende standen in einem betroffen war. Zum Umbau gehörte die Totalsa- Lehrverhältnis und wurden an Berufsschulen nierung der Küche und ihrer Peripherie sowie landauf, landab unterrichtet, davon 249 im des ganzen Eingangsbereichs. Kanton St.Gallen und 223 am BBZ Herisau. Sie verursachten durchschnittliche Kosten von je Statistik: Auf der Volksschulstufe (Kindergar- 7350 Franken. Total wechselten 3,815 Mio. ten bis Sekundarstufe I) arbeiteten im vergan- Franken die Hand. 184 Lernende traten zur genen Jahr insgesamt 173 Lehrkräfte, davon 66 Lehrabschlussprüfung an und 176 bestanden, mit Vollpensum. Am Gymnasium waren 54 Lehrpersonen tätig, wovon 43 mit Teilpensum. Die Schülertabelle vom Dezember 2011 um- Abbildungen September bis Dezember 2011 fasste 290 Kindergartenkinder, 68 Kinder in 16 Politprominenz lässt sich die Errungenschaften der Vorschul-, Einführungs- und Kleinklassen so- ThyssenKrupp Presta AG erklären. wie 1032 Primarschülerinnen und -schüler. An 17 Das Berggasthaus Äscher ist «Berggasthaus des der Realschule Appenzell wurden 173 Schüle- Jahres 2012». rinnen und Schüler unterrichtet, an der Sekun- darschule 259. Oberegg führte eine integrierte 18 Das Team der Oberegger Bankniederlassung freut sich über den gelungenen Umbau. Oberstufe mit 76 Schülerinnen und Schülern. Am Gymnasium Appenzell wurden 344 Ler- 19 Agathe Nisple erhielt einen IBK­Förderpreis im nende betreut. Das ergibt ein Total von 2241 Bereich Kulturvermittlung. Schülerinnen und Schülern. In Sonderschulen 20 Der Landrechtsvertrag von 1411 wird im Landes­ ausserhalb des Kantons wurden weitere 21 Kin- archiv in Appenzell begutachtet. der betreut. 21 Stefan Inauen in der Kunsthalle Ziegelhütte. (Bilder: AV) 162 Landeschronik Appenzell Innerrhoden was einer Erfolgsquote von 95,7 Prozent ent- zig Grossveranstaltungen brachten auch in der sprach. Nebensaison neue Gäste nach Appenzell. Die Rechnung des VAT-AI schloss mit einem Defizit Kirchen von 83000 Franken. Dieses war zurückzufüh- Der Wegzug der Kapuziner trug der Pfarrei Ap- ren auf einen umfassenden Umbau der Tourist- penzell die Verantwortung über die Klosterkir- Information im Haus Buherre Hanisefs. Die Er- che ein. Pfarrer Stephan Guggenbühl wurde als träge im Berichtsjahr beliefen sich auf 2,066 Kirchendekan eingesetzt; er koordiniert die Mio. Franken, die Aufwände auf 2,149 Mio. Nutzung. Als Sofortmassnahme wurde zwi- Franken. Beschäftigt wurden 42 Voll- und Teil- schen Kirche und Klostergebäude, das in den zeitangestellte. Besitz des Kantons überging, ein physischer Viel Geld floss in die Tourismus-Infrastruk- Schnitt gesetzt. Die Querverbindungen wur- turen: Am Berggasthaus Bollenwees wurde ein den geschlossen und mit Sicherungsanlagen beachtlicher Erweiterungsbau in Betrieb ge- versehen, damit die Kulturgüter im leer stehen- nommen. Das Berggasthaus Forelle und die den Haus nicht von ungebetenen Gästen heim- «Loosmühle» in Weissbad wurden umfassend gesucht werden. modernisiert. Für die neue Sigelbahn konnte Unter Beschuss geriet eine Vereinbarung bereits in der ersten Februarhälfte bei idealsten des Vereins katholischer Kirchgemeinden mit Bedingungen der Seilzug erfolgen. Im Mai dem Bistum St.Gallen, die eine gestaffelte Er- wurde die Bahn als neuzeitliche Doppelseil- höhung der jährlichen Beiträge für die bistüm- Anlage mit Viererkabinen feierlich eröffnet lichen Dienstleistungen von aktuell 32000 (Abb.7). – Die Kastenbahn in nächster Nähe er- Franken auf 80000 Franken vorsah. Das Gre- hielt neue Kabinen und eine topmodern ausge- mium sei zu solchen Zugeständnissen nicht baute Talstation. Diese fiel mit Gesamtkosten befugt, wurde festgestellt. Die Standeskommis- von 2,26 Mio. Franken wesentlich teurer aus als sion musste sich der Sache annehmen. geplant; budgetiert waren 1,7 Mio. Franken. Nach denkmalpflegerischen Grundsätzen Trotz Auswirkungen der Euro-Krise konnte total saniert wurde das ehemalige Pfarrhaus bezüglich Frequenzen das drittbeste Jahr der Schlatt. Geschaffen wurde Wohnraum für eine Firmengeschichte verzeichnet werden mit Grossfamilie. Vom Umbau ausgeschlossen war 207435 Fahrten. Erwirtschaftet wurde bei ei- einzig das Tiefgeschoss mit dem Pfarreisaal. nem Gesamtumsatz von 2,585 Mio. Franken Am 13. Dezember konnte Johann Kühnis ein Jahresgewinn von 178000 Franken. – Die sein 30-Jahr-Jubiläum als Pfarrer von Oberegg Kronbergbahn reichte Anfang April zur Be- feiern. In dieser Zeitspanne standen 1087 reicherung des Familienangebots ein Bauge- Ehepaare vor ihm am Traualtar, und er hat 1092 such für einen Bogenparcours ein. Die Idee Kindern die Taufe gespendet. Halb so viele, scheiterte bereits in der Auflagephase. Hinge- nämlich 522 Männer, Frauen und Kinder, hat er gen konnte just vor Beginn der Wintersaison zu Grabe geleitet. neben der Talstation ein nagelneues Kioskres- taurant in Betrieb genommen werden, und erst- Tourismus mals war der Kronberg als Berg mit Schlittel- Die Tourismusverantwortlichen zeigten sich bahn in aller Munde. Erzielt wurde denn auch sehr zufrieden: 162000 Logiernächte wurden das beste Jahresergebnis der Firmengeschichte: in Innerrhoden gezählt. Das sind nur gut 3000 3,956 Mio. Franken Umsatz bedeuteten eine weniger als im Rekordjahr 2010, was angesichts Steigerung von 7,4 Prozent gegenüber dem des schwachen Euro als positives Ergebnis zu Vorjahr. – Die Ebenalpbahn vermeldete das werten war. Rekordfrequenzen konnten dank umsatzstärkste Jahr ihrer Geschichte. 210 082 des lang anhaltenden schönen Spätherbstwet- Beförderungen liessen die Einnahmen auf 1,9 ters die Bergbahnen verzeichnen. Über zwan- Mio. Franken hochschnellen; das Winterge- Landeschronik Appenzell Innerrhoden 163 schäft blieb unbefriedigend, obwohl auf Zuzug Nominiert vom Kanton Appenzell Innerrho- vom Kronberg her zu hoffen war. – Säntis: Zu den erhielt Agathe Nisple einen von acht För- Jahresbeginn wurden der Abbruch und Neubau derpreisen für Kulturvermittlung, verliehen des Ostflügels am Berggasthaus Alter Säntis in von der Internationalen Bodenseekonferenz Angriff genommen. Den fulminanten Auftakt (IBK). Gewürdigt wurde ihr unermüdliches lo- bildete der Aufstieg eines «Kaiser»-Schreitbag- kales und regionales sowie kreatives und im- gers über Eis und Schnee vom Schafboden mer auch spartenübergreifendes Engagement über Rotstein und Meglisalp zur Baustelle. Be- in allen Feldern von Kunst und Kultur (Abb.19). reits im Frühling konnten der Altbau des Gast- hauses entfernt, die Unterkellerung aus dem Unterhaltung: Der Dramatische Verein Oberegg Fels gesprengt und mit dem Neubau begonnen machte mit der Inszenierung des Stücks «Vom werden. Vor dem Wintereinbruch war der Roh- Himmel zrugg – Schacher Sepp II» von sich re- bau im Trockenen. Rund um den Gipfel waren den. Unter der Regie von Fredy Kunz ging es die Wanderwege zwischen Löchlibettensattel vierzehn Mal über die Bühne; rund 4400 Besu- und Blauschneelücke in den Jahren 2008 bis cher wurden gezählt. 2011 mit grossem Aufwand saniert worden. Die Slam-Poetin Lara Stoll durfte an den Das Projekt wurde Ende September als abge- 12. Appenzeller Kabarett-Tagen in «de goldig schlossen gefeiert. – Das Berggasthaus Äscher Biberflade» beissen. Sie liess Anette Herbst und er hielt hohe Weihen: Die Landesgruppe Nils Althaus bezüglich Gunst von Jury und Pub- Schweiz des ICOMOS ehrte das jüngst sanierte likum knapp hinter sich. Tags zuvor hatte das Gebäude unter der überhängenden Wand der Satiriker-Duo Stermann & Grissemann Humor Ebenalp und erklärte es zum «Berggasthaus hart an der Schmerzgrenze zelebriert. Der des Jahres 2012». Erbaut wurde es 1846 dreistündige Soloauftritt von Urban Priol (Abb.17). – Die GV des Hotels Hof Weissbad fei- hingegen bot Politkabarett vom Feinsten. erte einen neuen Rekord: Erstmals war es ge- Auch das A-cappella-Festival bot ein glän- lungen, die Umsatz-Traummarke von 20 Mio. zendes Programm. Den Auftakt bildeten ein Franken zu durchbrechen; bei einer Zimmer- Wunschkonzert der Säntis-Jodler, eine Beat- auslastung von 97 Prozent. boxing-Performance des Weltmeisters Joel Marian und eine komische Lebensberatung Kultur von LaLeLu aus Hamburg, gefolgt von «Muttis Am 12. Januar verschied nach schwerer Krank- Kinder» und der Laiengruppe «Ostinato». An- heit der Bauernmaler Albert Manser (Nekrolog geboten wurde von der Innerrhoder Touris- auf S. 171). Aufgrund einer ungünstigen Arzt- musorganisation ein Rugguusseli-Workshop, diagnose war ihm schon im Vorjahr der In- der allerdings nicht auf ungeteilte Freude stiess. nerrhoder Kulturpreis 2011 verliehen worden. Kritik wurde laut aus konservativen Kreisen. Nur zwei Wochen später folgte ihm Alfred Bro- Den versöhnlichen Abschluss bildete ein ge- ger im 88. Altersjahr in die Ewigkeit (Nekrolog freuter Abend mit «Vocale Neuburg» und «The auf S. 169). Ihm war der Kulturpreis im Jahr Magnets». 2008 zugesprochen worden. Das Jugendchörli Appenzell ritt im Jahr 2011 Musik: Zum Grosserfolg wurde das Neu- auf einer nachhaltigen Erfolgswelle. Es zog ein jahrskonzert des Vereins Konzerte in der Kir- in den nationalen Final des Folklorenach- che Oberegg mit der Jodlerin Nadja Räss, dem wuchs-Wettbewerbs, aus dem es am 10. Sep- Organisten Wolfgang Sieber und den Alder- tember am eidgenössischen Volksmusikfest in buebe. Schon eine halbe Stunde vor Konzert- Chur als Sieger hervorging. Damit nicht genug: beginn mussten Gäste abgewiesen werden, Im Dezember wurde es erneut ausgezeichnet weil nicht einmal mehr Stehplätze verfügbar mit dem «Kleinen Prix Walo». waren. Das Herbstkonzert von Chororganist 164 Landeschronik Appenzell Innerrhoden

Martin Küssner und der Sopranistin Stefanie Bauernmalerei von Aussenseitern stand ab An- Schmid-Deuschle unter dem Titel «Lobgesang fang März im Museum Appenzell im Mittel- und Marienverehrung» ging mit zarten Tönen punkt. Gezeigt wurden Werke von Albert Enzler unter die Haut. (1882–1974) und Johann Baptist Inauen (1909– Glücksgefühle löste auch das 18. Postplatz- 1985). Beide hatten eine Existenz am Rande der Openair aus mit Cracks wie Hubert von Goi- Gesellschaft geführt und erhielten erst späte sern, der Sängerin Dana Fuchs und «Dr. Feel- Anerkennung. Anfang Juli wurde die Sonder- good», der spanischen Band «Che Sudaka», der ausstellung «Kostbarkeiten aus dem Kapuzi- Gruppe «Männer am Meer» und dem «Appen- nerkloster Appenzell» eröffnet. Sie zeigte alte zeller Echo». 1800 Besucher wurden gezählt. Messgewänder und Preziosen aus der Hand Am 1. Oktoberwochenende trafen sich 38 von Gold- und Silberschmieden, die beim Weg- Chöre aus allen vier Landesteilen zum Appen- zug der letzten Patres dem Kanton überlassen zeller Chorfest. Gesang aus 1200 Kehlen vor wurden. Mitte November wurde eine Sonder- Fachexperten in geschlossenen Räumen und ausstellung vom Krakauer Krippen lanciert. draussen – spontan bei herrlichstem Herbst- Gezeigt wurden zwanzig Objekte aus den ver- wetter, gab es wohl noch nie im Dorf Appenzell. gangenen fünfzig Jahren. «Der Erfolg ruft nach einer Neuauflage», sagte OK-Präsident Lorenz Koller. Sport Für einmal warf in Sachen Sport ein Langzeit- Museen: Mit Stefan Inauen (Abb.21) hielt erst- projekt seine Spots voraus: Vorbereitet wurde mals ein Innerrhoder Künstler der jungen Gene- die Tauzieh-WM 2012, nicht nur mit der Sanie- ration Einzug in sämtliche Gemächer der Kunst- rung des für den Anlass vorgesehenen Grund- halle Ziegelhütte. Kurator Roland Scotti wid- stücks auf der Sandgrube, sondern auch mit mete dem eigenwilligen Werk des «Chügeler» einer Promotion-Aktion: Ex-Miss Schweiz einen umfassenden Katalog, der dessen Bedeu- Amanda Ammann und Ex-Schwingerkönig tung für die moderne Kunst unterstreicht. – Thomas Sutter schickten gemeinsam eine Me- Pünktlich zu seinem 100. Geburtstag erschien tall-Skulptur auf Reise, die auf den Grossanlass ein umfassendes Werkverzeichnis des Bauern- aufmerksam machen soll. Appenzell ist nach malers Josef Manser-Hautle («Mölpi») im Verlag Basel und Stans der dritte Austragungsort der Appenzeller Volksfreund. Die Daten akribisch Tauzieh-WM in der Schweiz. Ganz zufällig ist zusammengetragen und in Buchform umge- das nicht, denn die Einheimischen feierten setzt hat alt Landeshauptmann Josef Inauen. abermals Erfolge: Jasmin Brülisauer, Yvonne Die meisten Bilder sind in Privatbesitz, und da Fässler und Mario Broger holten sich Medaillen der Mölpi nicht Buch führte, war eine gross an- an der Junioren-EM, und die Damen des Seil- gelegte Suche auch über die Landesgrenzen hi- ziehclubs Gonten errangen den 2. Platz an der naus erforderlich. 565 Werke sind nun einwand- Schweizer Meisterschaft in der Kategorie bis frei belegt. Eine Sonderausstellung in der Kunst- 520 kg. halle Ziegelhütte präsentierte im März den Anfang September musste ein ad hoc ins Le- überwiegenden Teil des Gesamtwerks. ben gerufenes OK alle Hebel in Bewegung set- Das Museum Liner wartete bereits im Januar zen, um einen überraschenden Weltmeister zu mit der ersten Sonderausstellung auf. Sie war feiern: Domenic Senn hatte sich im Grasskifah- der Theosophie und Wandtafelzeichnungen ren am Atzmännig überraschend durch gesetzt von Rudolf Steiner und Fotografien von Otto und die Goldmedaille im Slalom nach In- Rietmann gewidmet. Anfang Juli setzte das nerrhoden gebracht. Roland Schneider durfte Haus die Reihe seiner monographischen Aus- sich als Europameister im Gesamtklassement stellungen zu Carl Walter Liner fort unter dem des Ski-Europacups für Gehörlose feiern las- Titel «Rhythmus und Farbe». sen. Landeschronik Appenzell Innerrhoden 165

Im Bereich OL machte Fiona Signer erstmals zeichnung und eine Verwechslungsgefahr national von sich reden. Sie holte sich den bestehe nicht, urteilte das Gremium. Trost 2. Rang an der Schweizer Meisterschaft im spendete allenfalls das Jahresergebnis, das an Team-OL. Franziska Dörig hatte eine schwie- der 75. Jahresversammlung des Appenzeller rige Saison mit Verletzungspech, konnte aber Käsehändler Verbandes AKHV verkündet den Jugend-Europacup in der Langdistanz ge- werden konnte: 9162 Tonnen Appenzeller Käse winnen wie auch zwei Silbermedaillen an der waren abgesetzt worden, davon 5623 Tonnen Schweizer Meisterschaft (Langdistanz und im Ausland, was neuen Rekord bedeutete. Staffel). Christa Ebneter erkämpfte sich zwei zweite Ränge an der SM in Sprint und Langdis- Totentafel tanz. Den Schweizer Meistertitel holten sich Katharina Liner­Rüf erstmals die A-Juniorinnen des Unihockey- Am 9. September durfte die Witwe von Carl clubs Appenzell. Unter den Schützen brillierte Walter Liner, Katharina Liner-Rüf, im 95. Alters- der Inf. SV Gonten mit dem 2. Rang an der jahr sanft entschlafen. Sie war die unverbrüch- Schweizerischen Sektionsmeisterschaft, Ge- liche Muse des Künstlers und sein grösster und wehr 300 m, Kategorie NLA Sport. treuester Fan. Seit der Gründung der Stiftung Museum Liner im Jahre 1997 gehörte sie dem Dies und das Stiftungsrat an. Sie war es, die der Institution Die Schulgemeinde Appenzell feierte im Mai die private Sammlung überliess mit erlesenen ein Doppeljubiläum: 200 Jahre Mädchenbil- Werken, von denen sich ihr Mann zu Lebzeiten dung und das 100-jährige Bestehen des Schul- nicht trennen mochte. hauses Chlos mit mehreren Events. Zur selben Zeit wurde auch der 100. Geburtstag für die Albert Breitenmoser Strecke Gais–Altstätten der Appenzeller Bahnen Am 25. Oktober verstarb in Leuk VS der lang- ausgerufen. Auch die Feuerwehr Schwende hat jährige Pfarrer von Gonten, Albert Breitenmo- dieses hohe Alter erreicht. ser. Geboren 1934 auf dem Gehrenberg bei Die Brauerei Locher machte als Whisky-Dis- Schlatt, absolvierte er nach dem Gymnasium tillerie Furore. Ihr wurde der Titel «Distillery of ein Theologiestudium beim Orden der Re- the Jear 2011» zuteil, nachdem ein Fassmuster demptoristen und empfing 1960 die Priester- aus dem Fass Nr. 1130 im Blindtest selbst jahr- weihe. Nach Einsätzen auf mehreren Kontinen- zehntealte Traditions-Whiskies aus Schottland ten kehrte er in die Schweiz zurück und wurde übertroffen hatte. 1981 zum 28. Pfarrer von Gonten und Urnäsch- Die Beschlüsse der Landsgemeinde zur Ver- Hundwil. In dieser Funktion wusste er bis 1999 meidung von Unkultur halten Stand: Nackt- Zeichen zu setzen, die unvergessen sind. wandern wird nicht zum Volkssport in Inner- rhoden. Das Bundesgericht hat entschieden, Elmar Dörig dass ausgesprochene Bussen rechtmässig sind Am 6. November verstarb in Oberegg nach und bezahlt werden müssen. Die Beschwerde- langer Krankheit alt Grossratspräsident Elmar führer haben zum Rückzug geblasen und ihre Dörig. Er hatte der Öffentlichkeit als langjäh- Schuld beglichen. Damit dürfte sich die Sache riger Primarlehrer, als Bezirksrat und Obereg- definitiv erledigt haben. ger Baupräsident, als Mitglied des Grossen Vor dem Kantonsgericht abgeblitzt ist die Rates in den Jahren 1986–1999 und als dessen Sortenorganisation Appenzeller Käse mit der Präsident im Jahr 1998/99 gedient. Dörig Forderung, einem Käser im Emmental die Be- machte sich einen Namen auch im Kulturbe- zeichnung «Appenberger» für seine Milch- reich als versierter Musiker und langjähriger produkte zu untersagen. Der Name Appenberg Präsident des Vereins Konzerte in der Kirche existiere tatsächlich als lokale geografische Be- Oberegg, dessen Gründungsmitglied er war. 166 Finanzstatistik

Bevölkerungs- und Finanzstatistik 2011 der Gemeinden Ausserrhodens und der Bezirke Innerrhodens Elisabeth Ramseier und Silvan Wüst

Appenzell Ausserrhoden Absolute Zahlen Anzahl Ergebnis Einwohner Gemeinde- Brutto- Eigen- der Jahres- 31.12.2011 Steuerfuss Vermögen Verschuldung kapital rechnung Gemeinde in TFr. in TFr. in TFr. in TFr. Bühler 1 701 4,30 13 281 9 838 2 889 28 Gais 3 047 3,95 15 842 12 053 3 250 750 Grub 1 000 4,20 7 710 5 268 1 324 188 Heiden 4 042 3,90 21 362 13 601 4 530 1 456 Herisau 15 256 4,30 90 431 70 214 10 244 1 705 Hundwil 977 4,30 6 340 4 771 883 194 Lutzenberg 1 272 3,90 9 220 1 969 2 363 346 Rehetobel 1 729 4,10 15 366 13 799 640 –40 Reute 638 4,20 5 552 3 760 1 101 271 Schönengrund 510 3,70 3 713 1 062 1 776 50 Schwellbrunn 1 484 4,00 10 548 7 694 1 573 –342 Speicher 4 148 3,70 29 875 26 740 1 727 126 Stein 1 377 3,80 7 311 1 747 3 380 632 Teufen 5 875 3,00 44 098 34 769 5 531 1 609 Trogen 1 725 4,30 9 725 8 205 1 169 257 Urnäsch 2 273 4,30 16 011 12 290 3 185 448 Wald 837 4,30 2 630 1 966 401 26 Waldstatt 1 809 4,20 14 793 13 948 717 –193 Walzenhausen 2 138 3,80 11 510 4 951 3 911 1 441 Wolfhalden 1 724 4,20 10 171 6 572 2 413 711 Summe 53 562 4.0 345 486 255 217 53 009 9 662 Durchschnitt Appenzell Innerrhoden Einwohner Steuerfuss Finanz- Verwaltungs- Ausgaben Einnahmen 31.12.2011 o/Kirchgem. vermögen vermögen Bezirk in % in TFr. in TFr. in TFr. in TFr. Appenzell 5 770 86 1 552 3 642 6 274 8 489 Schwende 2 117 102 757 1 830 2 117 2 385 Rüte 3 401 104 847 1 664 3 215 3 653 Schlatt-Haslen 1 137 96 1 010 5 912 1 127 Gonten 1 461 84 1 468 0 1 046 930 Oberegg 1 903 96 6 250 2 177 3 716 2 896 Summe 15 789 11 884 9 318 17 280 19 480 Finanzstatistik 167

1) Fremdkapital ohne Verhältniszahlen Spezialfinanzierungen in % des Finanzertrages Brutto- Brutto- Steuerertrag Verschuldung Verschuldungs- Investitions- 2) Bruttoinvestitionen je Einwohner je Einwohner anteil 1) anteil 2) in % der gesamten Aus- gaben Gemeinde in Fr. in Fr. in % in % Detaillierte Kennzahlen Bühler 2 785 5 784 92,8 14,3 2011 sind unter www.ar.ch, Gais 3 464 3 956 70,2 11,3 Rubrik Departemente/ Grub 2 673 5 268 89,7 20,4 Departement Finanzen/ Heiden 3 721 3 365 57,8 4,5 Finanzausgleich/ Kennzahlen der Herisau 3 284 4 602 88,9 19,2 Gemeindefinanzen Hundwil 2 091 4 883 73,0 9,9 abrufbar. Lutzenberg 2 865 1 548 26,8 18,4 Rehetobel 3 057 7 981 165,1 10,8 Reute 3 114 5 893 90,9 7,5 Schönengrund 1 825 2 082 45,2 7,8 Schwellbrunn 2 031 5 185 96,7 10,2 Speicher 3 458 6 446 126,6 18,1 Stein 3 036 1 269 21,9 3,6 Teufen 5 262 5 918 70,2 17,5 Trogen 3 105 4 757 81,7 10,5 Urnäsch 2 519 5 407 78,0 9,6 Wald 2 490 2 349 41,6 6,5 Waldstatt 3 089 7 710 165,4 5,2 Walzenhausen 3 450 2 316 37,8 4,7 Wolfhalden 3 407 3 812 73,6 19,4 Durchschnitt 3 388 4 765 81,7 14,2

Aufwand- Ertrags- Abzuschr. Pro-Kopf- überschuss überschuss Investitionen Verschuldung Bezirk in TFr. in TFr. in TFr. in Fr. Appenzell 2 215 3 642 630 Schwende 268 1 830 746 Rüte 438 1 664 212 Schlatt-Haslen 215 5 Gonten 116 0 Oberegg 820 2 177 713 Summe 936 3 136 9 318 168 Nekrologe

Rosemarie Bänziger-Meier (Herisau, 1920–2011) Armin Stoffel, Herisau

Eine grosse Trauergemeinde nahm im April 2011 auf dem Friedhof von Herisau Abschied (Bild: Archiv von Rosemarie Bänziger-Meier. Ihr breit gefä- Appenzeller Zeitung) chertes Engagement und ihre vielfältigen Ein- sätze in Politik, Gesellschaft und Kirche haben sie zu einer herausragenden Persönlichkeit ge- rei stand sie der Amtskirche eher skeptisch und macht. kritisch gegenüber. Bei Rosemarie Bänziger Nachdem sie ihre mütterlichen und familiä- standen Werte wie Solidarität, soziale Gerech- ren Pflichten gegenüber ihrer Tochter Mari- tigkeit und Bewahrung der Schöpfung im Zen- nette sowie ihren beiden Söhnen Andreas und trum ihrer Überlegungen und ihres Handelns. Felix weitestgehend erfüllt hatte, fand sie mit Auf die Annehmlichkeiten eines eigenen Autos über 50 Jahren den Weg in die aktive Politik. Sie hat sie stets verzichtet; sie war also mit Bahn, gehörte in den Jahren 1973 bis 1975 dem Ge- Bus, Taxi oder zu Fuss unterwegs. Und da ver- meinderat Herisau an, einem damals noch wundert es nicht, dass sie einen sehr engen Be- 21-köpfigen Gremium. 1975 erfolgte der Sys- zug zur Natur und zu den Bergen hatte. Wan- temwechsel, namentlich die erstmalige Bestel- derferien mit Verwandten und Bekannten so- lung eines 31-köpfigen Einwohnerrates und ei- wie mit der Frauengruppe der Pfarrei waren nes sieben Mitglieder umfassenden Gemein- ihre Leidenschaft. Hier fand sie Erholung, Ge- derates. Auf der Liste der Christlich-Demokra- borgenheit, Erfüllung und Glück. tischen Volkspartei (CVP) schaffte Rosemarie Rosemarie Bänziger war stets eine beken- Bänziger die Wahl in das Gemeindeparlament. nende Baslerin, stolz auf ihre Herkunft und ih- Nach je zwei Amtsjahren als Stimmenzählerin ren Basler Dialekt. Sie war – und dies vis-à-vis beziehungsweise Vizepräsidentin übernahm eines starken Ehegatten – zwar eigenständig sie im Sommer 1979 als erste Frau das Ratsprä- und selbstbewusst, aber dennoch bescheiden sidium. und zurückhaltend, ausgerüstet mit einem fei- Parallel zu ihrem Engagement als kommu- nen und differenzierten Sprachgefühl, so dass nale Parlamentarierin hat die Verstorbene in sie sich in der heutigen Politlandschaft der Pol- zahlreichen Gremien der CVP Herisau und der terer sowie der Schwarz-Weiss-Maler kaum CVP Appenzell Ausserrhoden mitgewirkt. Zu- noch wohl fühlen würde. Wir haben sie als um- dem gehörte sie zusammen mit ihrem im Jahre gängliche, teamfähige, angenehme und ver- 2007 verstorbenen Gatten Paul Bänziger, der an lässliche Kollegin und Freundin erlebt und ge- ihrem Begräbnistag seinen 100. Geburtstag schätzt. Dankbar, geduldig und liebenswürdig hätte feiern können, während Jahrzehnten zu hat sie auch ihren letzten Aufenthalt im Alters- den grosszügigen Gönnern der CVP Herisau. heim Ebnet gestaltet. Und so behalten wir sie Ebenso eindrücklich und überzeugend war auch gerne in unserer Erinnerung. ihr Engagement in der Pfarrei Peter und Paul: Sie war Mitglied des Kirchenchores, langjäh- rige Pfarreisekretärin und damit eine enge Ver- traute des Seelsorgeteams, und sie arbeitete in verschiedenen kirchlichen Gremien mit. Trotz dieser räumlichen und geistigen Nähe zur Pfar- Nekrologe 169

Alfred Broger (Appenzell, 1922–2011) Rolf Rechsteiner, Oberegg

Am 24. Januar starb nach einem langen erfüll- ten Künstlerleben der Appenzeller Maler, (Bild: Archiv Zeichner und Grafiker Alfred Broger im Alter Appenzeller Volksfreund) von 88 Jahren. Als elfter Preisträger erhielt er für sein Schaffen 2008 den Innerrhoder Kultur- preis. Damals sagte Laudator Peter Rothen- den Spitzenkönner verrieten. Wer Einblick in bühler, Chefredaktor von «Le Matin» und Bro- sein Atelier nehmen durfte, sah bald, dass hier gers treuester Bewunderer, zu den versammel- harte Knochenarbeit geleistet wurde. Denn ten Gästen: «Ich habe den Verdacht, dass ihr Leuchtkraft, wie Alfred Broger sie erzeugte, gar nicht wisst, was für ein grosser Künstler Al- kann man nicht in der Dose kaufen. Er wusste fred Broger ist.» genau um Farbschichtungen, die – gezielt auf- Dass er als Maler, Zeichner und Grafiker getragen – zusätzliche Lebendigkeit in die Dar- nicht weltberühmt wurde, hängt wohl mit sei- stellung bringen. Im Gedächtnis der Innerrho- ner Persönlichkeit zusammen. Ein stiller Schaf- der bleibt er haften als Bilderbuchgestalter fer war er. Bescheiden und seiner Heimat treu. («Restoni») und als Genremaler, der seiner Keiner, der sich ins Rampenlicht drängte. Und Heimat liebevolle Reverenz erwies: mit Trach- keiner, der sich in eine stilistische Schublade tenfrauen, Tieren, Kindern, Stickerinnen, Ber- einordnen liess. Ein unentwegt Suchender gen und ländlicher Idylle. Er hat illustriert, Col- blieb er bis zuletzt. Paradoxerweise hat genau lagen gefertigt, Glasfenster gestaltet, Holz- diese Vielfalt seinen Bekanntheitsgrad eher ab- schnitte, Wandmalereien und vieles mehr. Für geschwächt. Bei ihm musste man auch als Bild- seine leicht abstrahierten Sportbilder, biswei- betrachter immer wieder von vorne anfangen. len kühn «in Form gespachtelt», erhielt er 1997 Er experimentierte. die Auszeichnung «Sportkünstler des Jahres». Der 1922 geborene «Chrönis Fred» lebte Bis ein Unfall seine Bewegungsfreiheit ein- nach seiner Ausbildung und Tätigkeit als Textil- schränkte, gehörte der schlaksige Senior zum zeichner eine Zeit lang in Paris, später auch in Dorfbild von Appenzell. Fast täglich konnte London und Zürich. 1973 wurde er als frei schaf- man ihn antreffen: zwecks Einkäufen und Kon- fender Maler in Appenzell endgültig sesshaft. In taktpflege unterwegs mit dem Velo. Anlässlich Erinnerung bleibt er als Künstler, der mit kraft- seiner letzten Ausstellung in Gais lobte ihn vollem Strich und in packenden Farben eine Hans Höhener: «Seine Bilder sind appenzel- Vielfalt gestaltete, sei es in Gouache, Ölkreide, lisch geerdete Liebeserklärungen.» Der Lauda- Acryl oder Öl auf Leinwand, Holz oder Papier. In tor bezeichnete die Kunst des Innerrhoders als der Wahl seiner Utensilien und Malgründe war Sprache, die man in ihrer Gleichzeitigkeit von er virtuos, bisweilen gar den «Wilden» zuzuord- Melancholie, Dynamik, Witz und Farbigkeit nen. Er zögerte nicht, gewöhnliches Packpapier nicht sprechen, sondern nur malen könne. oder alte Zeitungen zu bemalen. In diesem Tun steckte ein gutes Stück Malwut. Manchmal war auch einfach keine Leinwand zur Hand, wenn er ein neues Thema in Angriff nahm. Grosse Aufmerksamkeit erregte Broger mit fotorealistischen Sujets, die in der Umsetzung 170 Nekrologe

Lina Hautle-Koch (Herisau, 1911–2011) Monika Egli, Rehetobel

«Wir wissen selber nie, wann der Faden reisst», hat Lina Hautle-Koch in ihrem letzten «Brief aus dem Altersheim» geschrieben und damit (Bild: Martina Basista) auf Todesfälle aus ihrem Bekanntenkreis Bezug genommen. Nur einen Monat später, am 14. Juni, ist ihr Lebensfaden auch gerissen. denen sie die Leute beschenkte. Obwohl sie 2003, als 92-Jährige, entschloss sie sich, in gerne länger zur Schule gegangen wäre, konnte regelmässigen Abständen einen «Brief aus sie nur acht Jahre lang die Halbtagesschule be- dem Altersheim» für die Appenzeller Zeitung suchen, weil ihre Hilfe zu Hause gebraucht zu schreiben. In diesen sehr persönlich gehal- wurde. Als 17-Jährige zog sie weg, zuerst nach tenen Beiträgen hat sie viel von früher erzählt, Basel, dann in den Thurgau, wo sie ihren ersten hat wohl bei vielen Leserinnen und Lesern Er- Mann – den Vater ihrer fünf Kinder – kennen innerungen geweckt und immer wieder ihre lernte. Wie man aus einem «Brief» erfahren tiefe Religiosität zum Ausdruck gebracht. Ein- konnte, starb ein Bub bereits als kleines Kind – mal gar fand ein Pfarrer einen ihrer «Briefe» so ein Ereignis, das sie in einem anrührenden Ge- bemerkenswert, dass er ihn als «Wort zum dicht verarbeitet hat. «Ich war eine Kämpferin», Sonntag» gleich noch einmal abdrucken liess. sagte Lina Hautle an anderer Stelle. Und das Die «Briefe» zeigten aber auch, dass Lina war sie nicht nur in der Bewältigung des Alltags, Hautle eine liebenswerte, humorvolle und sehr vor allem während der Jahre als alleinerzie- gescheite Frau war. Oft sandte sie als Beigabe hende Mutter mit wenig Einkommen. noch ein selbst verfasstes Gedicht mit. Denn Während 15 Jahren bis zum Pensionsalter Lina Hautle wurde einer breiteren Öffentlich- hat Lina Hautle den Kiosk am Bahnhof der Ap- keit nicht erst durch die Beiträge in der Zeitung penzeller Bahnen in Herisau geführt und als bekannt. Sie war eine begnadete Autorin von kommunikative Person viele Kontakte ge- Versen aller Art, von Texten für Jodellieder und knüpft. Dort wurde sie auch gefragt, ob sie Volkstheaterstücken, von denen sie mehr als 20 nicht ein Theaterstückli für eine Abendunter- geschrieben hat. Die Rechte an den Theater- haltung kenne. Sie kannte keines, hat sich aber stücken verkaufte sie dem Appenzeller Verlag. hingesetzt und während eines Nachmittags ei- Im Frühling 2012 wurden die gesammelten nen Einakter geschrieben – der Beginn eines Werke un ter dem Titel «Wüescht tue chonnt de- erfüllenden Hobbys. zue» ediert. «Ich bin froh, dass die Stücke nicht Lina Hautle wäre gerne 100 Jahre alt gewor- in Vergessenheit geraten, und freue mich, wenn den. Aber gewiss zürnt sie im Himmel oben sie aufgeführt werden», sagte Lina Hautle nach nicht, dass es nun nicht ganz so weit kommen dem Verkauf. konnte. Lina Hautle, so wurde während der Ab- Lina Hautle kam am 22. November 1911 in dankung gesagt, habe nach dem Tod einen un- Urnäsch als jüngstes von neun Kindern zur endlich friedlichen Ausdruck gehabt. Welt. Als Kind arbeitete sie oft und gerne am Stickrahmen. Vor allem Taschentücher wurden in Heimarbeit verziert. Dieses Handwerk hat sie bis ins hohe Alter gepflegt, davon zeugten die filigran bestickten Weihnachtskärtli, mit Nekrologe 171

Albert Manser-Schälli (Appenzell, 1937–2011) Rolf Rechsteiner, Oberegg

Als die Innerrhoder Kulturstiftung den Kultur- preis 2011 bereits im Juni 2010 an Albert Man- (Bild: Archiv ser vergab, war die Kunde von seiner schweren Appenzeller Volksfreund) Erkrankung in aller Munde. Am 12. Januar musste er im 74. Altersjahr den Kampf aufge- ben. Sein Lebenskreis hatte sich geschlossen. stände ist die Stimmung in seinen Arbeiten Mit Albert Manser verlor Innerrhoden einen aber immer lebensbejahend, ja fast schwärme- seiner bedeutendsten Vertreter der naiven risch warm geblieben. Kunst. Albert Manser wuchs als Bauernbub am Die «New York Times» hatte ihn anlässlich Rand von Appenzell auf einem Bauernhof am einer Ausstellung in den USA mit Grandma Hirschberg auf. Er besuchte die Realschule am Moses (1860–1961), der wohl berühmtesten Kollegium St.Antonius und absolvierte dann naiven Künstlerin überhaupt, verglichen. Zahl- eine Konditorlehre. Er kam gleichsam über das reiche Ausstellungen auf fast allen Kontinenten Chlausebickli zur Bauernmalerei. Bei ersten hatten diesen Ruf begründet, aber auch seine Gehversuchen entfaltete er ein auffallendes Ta- unvergessenen Bilderbücher «Albertli» und lent, so dass er ungeahnt schnell vom Malen «Barbara», die – in viele Sprachen übersetzt – zu leben konnte. Weltbestsellern wurden. Das Kinderhilfswerk Seine belebten Landschaften sind Geschich- UNICEF und die Pro Juventute haben Werke ten ohne Worte, sie sprechen eine universelle des Künstlers in Kunstdrucke umgesetzt und Sprache, sind lesbare Zeugen einer heilen Welt, rund um den Erdball verteilt. Für grosses Auf- von der viele nur noch träumen können. Dass sehen sorgte Albert Manser letztmals im Jahr er zu jedem seiner Sujets eine innige Bezie- 2009 mit einem Briefmarken-Dreierblock, der hung hatte, war unschwer zu erkennen, wenn die Sujets eines Alpaufzugs so gekonnt verteilt, er aus seiner Jugend erzählte. Beim Zuhören dass auch die Einzelmarke eine gültige Aussage erschloss sich seinem Gegenüber, dass Hei- macht. matliebe der Quell all seiner poetischen, fein Anlässlich der Verleihung des Innerrhoder ziselierten Bildergeschichten war. Als guter Be- Kulturpreises am 25. Juni 2010 würdigte Lauda- obachter nahm er auch kleinste Veränderun- tor Christoph Luchsinger seinen Freund: «Der gen in der Landschaft wahr und litt nur zu oft Mensch und Maler Albert Manser kennt das unter ihnen. Mit der bewussten Darstellung Gesicht seines Landes, und er kennt die Wur- des «alten» Zustandes führte er dem Betrachter zeln seiner Herkunft. Dieses Land, diese Umge- auf feine, aber eindringliche Art vor Augen, was bung, hat ihn geprägt. Dieses Land liebt er.» Im verloren gegangen war. Manser war sich Zentrum seines Schaffens stand der Appenzel- schmerzhaft bewusst, dass sich das Rad der ler Alltag und der Festtag (beider Rhoden) in Zeit nicht zurückdrehen lässt. Er war ein facet- ihrer grossen Vielfalt und im Wechsel von Ta- ten- und fantasiereicher, sensibler und aus- ges- und Jahreszeiten sowie von unterschied- drucksstarker Meister seines Fachs. lichsten Wetterstimmungen. Seine Regen-, Schnee-, Sturm-, Nebel- und «Sodelwetter»- Bilder sind zu einem eigentlichen Markenzei- chen geworden. Trotz garstiger Wetterum- 172 Nekrologe

Werner Nef (Urnäsch, 1936–2011) Stefan Frischknecht, Urnäsch

Am 29. April 2011 hat in der Kirche von Urnäsch eine grosse Trauergemeinde von Werner Nef (Bild: Archiv Abschied genommen. Mit ihm wurde der Letzte Appenzeller Zeitung) meiner Vorgänger als Gemeindepräsident von Urnäsch aus dieser Welt abberufen. Werner Nef ist in Urnäsch aufgewachsen und hat den gröss- Seine Grussbotschaften, die er an unzähligen ten Teil seines Lebens hier verbracht. Er war Veranstaltungen zu überbringen hatte, waren mit Leib und Seele Dachdecker und hat sein legendär. Sie enthielten keine grossen theoreti- Geschäft aufgebaut und erfolgreich geführt. schen Abhandlungen, sondern waren von ei- Für seine Art fast selbstverständlich, engagierte ner einfachen, einleuchtenden Bildsprache ge- er sich im Berufsverband und brachte sein Wis- prägt. Diese gaben seinen Botschaften das ge- sen dort ein. 16 Jahre lang präsidierte er den wisse Etwas. Darauf werde ich heute noch hie kantonalen Dachdeckermeisterverband. und da angesprochen. Werner Nef vermählte sich mit Emmi Frick In seine Amtszeit fiel die Frage eines Wegs von der Schönau in Urnäsch. Der Ehe entstam- zur Weiterentwicklung Urnäschs. Aus den men zwei Kinder, Werner und Annelise. Der damaligen Küchentischgesprächen wurde Verstorbene genoss es, die Zeit mit seiner Fami- schlussendlich, nach einem langen und nicht lie zu verbringen. In den letzten Jahren waren immer ganz einfachen Weg, das heutige Fe- es vor allem seine Enkel, die er gerne im Aar- riendorf. Mindestens den ideellen Grundstein gauischen besuchte oder sie bei sich in Ur- dazu haben er und die damaligen Gemeinde- näsch zu Besuch hatte. Die Familie bedeutete räte gelegt. ihm viel und gab ihm Kraft. Seine träfen Vergleiche, die Spontaneität Sein Engagement für die Öffentlichkeit und sein zeitlicher Einsatz für die Gemeinde bleibt unvergessen. 30 Jahre war er in der Feu- und die Allgemeinheit bleiben unvergessen. erwehr und schaffte es dort bis zum Komman- Werner Nef hat sich ein ehrendes Andenken danten. 1969 bis 1973 war er Mitglied des Ge- verdient. meinderates, 1984 bis 1990 wirkte er in der Ge- schäftsprüfungskommission (GPK) mit. Um den Wahlkampf um das Gemeindepräsidium im Jahr 1990 zu beleben, kandidierte er für das Amt des Gemeindehauptmanns. «Zöösle» habe er gewollt, aber es ist mehr daraus geworden. Weil er entgegen seiner Erwartungen gewählt wurde, verbrannte er sich die Finger. Und dann, als die Schmerzen abgeklungen waren, fing er Feuer für die Aufgabe. Mit seinem Elan, viel Pflichtbewusstsein und dem guten Augenmass fürs Machbare hat er die Aufgabe angepackt und die Gemeinde während acht Jahren ge- führt und repräsentiert. Nekrologe 173

Alfred Sigrist (Teufen, 1918–2012) Hanspeter Spörri, Teufen (Neffe)

Am 8. Juni 2012 starb in Teufen der Naturarzt Alfred Sigrist im 93. Altersjahr. Er verkörperte (Bild: Archiv als Person die Tradition der freien Heiltätigkeit Tüüfner Poscht) in Appenzell Ausserrhoden und pflegte ein Wissen, das über Generationen in Bauernfami- lien entstanden war – ein Frauenwissen eigent- deshalb nützlichen Büchern zusammenzufas- lich, das bei ihm in guten Händen war. sen. Das erste erschien bereits in den 1950er- Bereits seine Mutter Karolina Sigrist-Schefer Jahren unter dem Titel «Wildwachsende Nah- (1891–1976) und seine Grossmutter Katharina rung». An dessen Ratschläge hielt er sich auch Schefer (1850–1928) waren heilkundige Frauen selbst. Bis ins hohe Alter sammelte er in der Na- und führten in Teufen eine Praxis. Nach den in tur nicht nur Heilkräuter, sondern fast das der Familie überlieferten Rezepturen stellte ganze Jahr über auch Salat- und Gewürzpflan- auch Alfred Sigrist die traditionellen Salben zen. 1997 und 2001 erschienen die beiden Bü- und Tinkturen her, die den Grundstock seines cher «Appenzeller Kräuterapotheke» und «Ap- Arsenals bildeten. Die dafür benötigten Heil- penzeller Naturarztpraxis» im Appenzeller Ver- pflanzen sammelte er zum grössten Teil selber lag. in Wald und Feld, auf Bergtouren und Spazier- Obwohl er ein Einzelgänger war, hatte er die gängen. Menschen gern. Seine Patientinnen und Pa- Als gelernter Drogist mit Diplomabschluss tienten konnte er manchmal mit wenigen Wor- in Neuenburg erwarb er sich im gründlichen ten aufrichten. Denn er wusste: Es ist nicht der Selbststudium ein grosses Wissen über Heil- Arzt, der heilt. Es sind die Heilkräfte im Men- drogen. Aber Pflanzen waren für ihn mehr als schen selbst, welche die Gesundheit wieder nur die Summe ihrer Inhaltsstoffe. Die Wirkung herstellen. Die Selbstheilung war immer das der ganzen Wurzeln, Blüten oder Blätter zog er Ziel seiner Behandlung, sei es mit Worten, mit derjenigen der isolierten Inhaltsstoffe stets vor. Kräutermedizin oder homöopathischen Trop- Alfred Sigrist erlebte 1965 den Abstim- fen. 1998 übergab er seine Praxis mit allen Re- mungskampf um das neue Gesundheitsgesetz, zepturen an R oland Vontobel, mit dem er wäh- das er im Gegensatz zu vielen seiner Berufskol- rend mehrerer Jahre zusammengearbeitet legen befürwortete, weil es zwar den Naturärz- hatte. ten ihr Handwerk weiterhin erlaubte, aller- Die letzten zwei Jahre lebte Alfred Sigrist im dings eine Handhabe zur Bekämpfung der Altersheim Lindenhügel in Teufen. Er genoss Scharlatanerie bot. Nach dessen Annahme dort die Betreuung und die Unabhängigkeit durch die Landsgemeinde wurde er in die kan- und verbrachte viel Zeit in der Natur und mit tonale Heilmittelkommission berufen und Gesprächen über Botanik und Heilkunst. wirkte mit bei der obligatorischen Inspektion von Naturarztpraxen. Unermüdlich setzte er sich aber auch ein für die Erhaltung der freien Heiltätigkeit. Den öffentlichen Auftritt mied Alfred Sigrist nach Möglichkeit. Stolz war er, dass es ihm ge- lang, sein Wissen in leicht verständlichen und 174 Nekrologe

Hugo Welz-Wälchli (Trogen, 1929–2011) Martin Hüsler, Speicher

In Trogen begann am 13. Juli 1929 der irdische Weg von Hugo Welz, in einem Winterthurer (Bild: Archiv Pflegeheim ging er am 6. Oktober 2011 zu Ende. Appenzeller Zeitung) In den dazwischen liegenden 81 Jahren führte er ein von tiefer Hingabe an seine Familie, an seinen Beruf und an seine christliche Überzeu- 24. September 1950 den Entschluss: Von heute gung geprägtes Leben. an soll mein Leben Jesus angehören.» Mit einer Als ältestes von drei Geschwistern wuchs Konsequenz, die ihm nicht überall ungeteiltes Hugo Welz in Trogen auf und absolvierte dort Verständnis eintrug, ihn aber gleichwohl unbe- die Primar- und Sekundarschule. Sein gleich- irrt den für richtig erkannten Pfad beschreiten namiger Vater hatte 1936 in zweiter Generation liess, lebte er vor, wovon er felsenfest überzeugt die Schreinerei und die Wirtschaft zum Grütli war. Geistige Heimat wurde ihm namentlich übernommen. Das väterliche Handwerk führte der Evangelische Brüderverein. Als er 1960 an Sohn Hugo weiter, indem er 1945 in Rebstein der Bühlerstrasse in Trogen den Bau eines eine Lehre als Möbelschreiner begann und er- neuen Wohnhauses initiierte, realisierte er zu- folgreich beendete. Seine Gesellenjahre führ- sätzlich einen Saal, der in der Folge der aus ten ihn zunächst nach Frutigen und später dem Evangelischen Brüderverein hervorge- nach Ostermundigen in einen Betrieb, wo sich gangenen «Gemeinde für Christus» Heimstatt ihm die Schönheiten seines Berufs so richtig wurde. Hugo Welz engagierte sich auch im na- auftaten. tionalen Brüderrat und bei The Gideons Inter- 1956 ging Hugo Welz mit Hanni Wälchli die national, einer internationalen Vereinigung Ehe ein. Dem Paar wurden elf Kinder geschenkt. christlicher Geschäfts- und Berufsleute. Nach der Heirat arbeitete er im elterlichen Ge- 1986 stellte er sich, aus christlich begründe- schäft mit, das er dann 1965 übernahm. 1989 tem Verantwortungsgefühl, mit der Wahl in wurde aus der Schreinerei Welz eine Familien- den Gemeinderat Trogen in den Dienst der Öf- Aktiengesellschaft, an deren Spitze seit 1994 die fentlichkeit. Ein Jahr später wurde er zum Ge- beiden Söhne Simon und Andreas stehen. Mit meindehauptmann gewählt, welches Amt er viel Genugtuung konnte der Vater fortan zur aber 1988 wieder abgab, nachdem sich die Zu- Kenntnis nehmen, wie die Firma auch in dritter sammenarbeit in der Gemeindeexekutive nicht Generation prosperierte und sich ihr weit über nach seinen Vorstellungen hatte verwirklichen die Region hinaus bekannter guter Ruf weiter lassen. Hugo Welz verfolgte aber auch nach sei- festigte. nem Rücktritt das Geschehen im Dorf mit wa- Kennzeichnend für das Leben von Hugo chem Interesse, so lange es ihm gesundheitlich Welz war seine tiefe Verankerung im christli- vergönnt blieb. Eine schwere Erkrankung chen Glauben. Als wegweisend hiefür nannte zehrte dann mehr und mehr an seinen Kräften, er ein Schlüsselerlebnis im Mai 1950, als ein bis er seine Seele dem Schöpfer zurückgab. verheerendes Unwetter die Gärtnerei seines Als gradliniger, freundlicher Mensch wird Hugo damaligen Logisgebers zerstörte. Die Gotterge- Welz in Erinnerung bleiben. benheit und Ruhe des Hausvaters beeindruck- ten Hugo Welz nachhaltig. In seinen Aufzeich- nungen findet sich der Satz: «So fasste ich am 3. Appenzellische Gemeinnützige Gesellschaft (AGG) 176 Protokoll

Protokoll der 179. Jahresversammlung der Appenzellischen Gemeinnützigen Gesellschaft

Samstag, 26. November 2011, 10.00 Uhr Jahresbericht 2010 des Präsidenten Restaurant Alpstein, Appenzell Sehr geehrte Damen und Herren Vorsitz: Hans Bischof-Egger 200 Jahre Aargauische Gemeinnützige Gesell- Protokoll: Annette Joos-Baumberger schaft gaben im Jahre 2011 gute Gründe für fei- erliche Anlässe. Das Jahr 2011 wurde zum Eu- ropäischen Freiwilligenjahr erkürt. Luzern führte 2005 und Basel 2011 die «Europäische 1. Eröffnung und Jahresbericht des Präsidenten Freiwilligenuniversität» durch. Das Forum Im Namen des Vorstands begrüsst Präsident Freiwilligenarbeit ist in Basel beheimatet. Der Hans Bischof die Mitglieder der Appenzelli- Mitgliederversammlung der Schweizerischen schen Gemeinnützigen Gesellschaft und die Gemeinnützigen Gesellschaft SGG vom 29. No- Gäste der Jahresversammlung 2011. Speziell vember 2011 wird allerdings beantragt, den willkommen heisst er die Damen und Herren Verein «forum freiwilligenarbeit» aufzulösen, in politischen Ämtern, den Referenten Daniel da ab Anfang Dezember 2012 weder finanzielle Thürer und den Hauptmann des Bezirks Rüte, noch personelle Ressourcen zu Verfügung Hans Breu. Nach der Begrüssung der Ehren- stehen. Im Jahre 2010 finanzierte das Schwei- mitglieder und der Vertreter der Presse er- zerische Rote Kreuz SRK die Geschäftsstelle. wähnt der Präsident die Entschuldigungen ver- Bei den Beiträgen Dritter fehlen namhafte schiedener Mitglieder der AGG. Gönner. Der Hauptmann des gastgebenden Bezirks, Der neu zu gründende Verein «Swiss Volun- Hans Breu, richtet das Wort zur Begrüssung an teering» positioniert sich als Informationsbro- die Versammlung. Er dankt der AGG für ihren ker, Dienstleister, Vermittler und Anwalt des Einsatz im sozialen und kulturellen Bereich Freiwilligenengaments. Als nationales Kompe- und berichtet in launigen Worten über die spe- tenzzentrum nimmt er eine zentrale Rolle in zielle Struktur des Bezirks Rüte, der 3400 Ein- der Förderung und Weiterentwicklung der wohnerinnen und Einwohner zählt und dank Freiwilligenarbeit ein. Die Zielsetzung des Ab- attraktivem Wohnraum auch eine stetige Be- zugs von Freiwilligenarbeit bei den Steuerun- völkerungszunahme verzeichnet. Die Einla- terlagen ist darin eingeschlossen. Wesentliche dung des Bezirks Rüte zu Kaffee und Gipfeli Teilstrategien davon sind nationales Lobbying und die Worte des Bezirkshauptmanns werden und Entwicklung des Branchenbewusstseins. mit Applaus verdankt. Die Marktanalyse zeigt eine fehlende überge- Mit einem Gedicht von Erich Kästner ge- ordnete Instanz für die rechtlichen und politi- denkt Präsident Hans Bischof in der Toteneh- schen Rahmenbedingungen von Freiwilligen- rung der Mitglieder der AGG, die im vergange- arbeit. Für die Aufbauphase 2012–2014 braucht nen Jahr verstorben sind. In respektvoller Erin- es eine Geschäftsstelle mit anfänglich 80 Stel- nerung erheben sich die Anwesenden von den lenprozenten und jährlichen Aufwendungen Stühlen. von 188 000 bis 240 000 Franken. Im Endausbau ab 2015 sind eine Leistungsvereinbarung mit dem Staat sowie die Erweiterung der Geschäfts- stelle vorgesehen. Für die künftige Finanzie-  Protokoll 177 rung wird eine Zusammenarbeit mit dem volle freiwillige Mitarbeit. Den Verantwortli- Städte- und Gemeindeverband angestrebt. chen für das Jahrbuch 138 gebührt für die selb- Wenn nun die Freiwilligenarbeit staatlich- ständige Erledigung der Aufgaben sowie allen, politisch reguliert werden soll, dann verliert sie die sich für die AGG und deren Patronate ein- die Freiheit und damit das innere Feuer der setzten und wiederum einsetzen werden, einzelnen Freiwilligen, die Seele der Freiwillig- ebenso ein herzlicher Dank. Ein ganz grosses keit, mit einem rechten Anteil an der jährlichen Dankeschön sei für die während des Gesell- Staatsquote; so eine Befürchtung. An der Frei- schaftsjahrs erhaltenen Spenden und Ver- willigen Landsgemeinde vom 11. November mächtnisse ausgesprochen. 2011 in Bern gab es u.a. einen Vortrag zum Thema Soll die öffentliche Hand Freiwilligenar- Ich danke für die Aufmerksamkeit. beit fördern? Im Anschluss daran fanden eine Diskussion und Abstimmung über die Resolu- tion statt sowie die Übergabe der Resolution an Vizepräsidentin Annette Joos stellt den Jahres- den Ständeratspräsidenten sowie an die Ver- bericht zur Diskussion. Der Bericht wird mit treter der Verbände. Applaus genehmigt und verdankt. Meine Meinung dazu? Man hört immer wie- Die Einladung zur Jahresversammlung 2011 der, dass ein Mensch allein die Welt nicht ver- wurde den Mitgliedern der AGG zusammen ändern kann. Die Freiwilligenarbeit ist jedoch mit dem Jahrbuch fristgerecht zugestellt. Es der beste Beweis dafür, dass die Welt dank dem werden keine Änderungs- oder Ergänzungsan- Einsatz vieler Einzelner sehr wohl zu einem träge zur Traktandenliste gestellt. Der Präsi- besseren Ort werden kann. dent erklärt die Versammlung als eröffnet. 75 stimmberechtigte Mitglieder der AGG sind an- Die Schweizerische Gemeinnützige Gesell- wesend, das absolute Mehr beträgt 38. Es wer- schaft SGG bearbeitete im Jahre 2010 563 Gesu- den die Stimmenzähler gewählt. che; davon wurden 174 oder 31 Prozent mit ei- ner ausbezahlten Summe von 2 582 300 Fran- ken bewilligt. Bei unserer AGG konnte der 2. Protokoll der Jahresversammlung 2010 grösste Teil der Gesuche im Rahmen der Statu- Das Protokoll der 178. Jahresversammlung ten mit einer Gesamtsumme von 142 500 Fran- vom 20. November 2010 in Heiden findet sich ken bewilligt werden. Darin enthalten ist der im Jahrbuch 2011 auf den Seiten 200 bis 203. Es von der letztjährigen Jahresversammlung ge- wird ohne Wortmeldung genehmigt und der sprochene Betrag von 100 000 Franken zuguns- Aktuarin Annette Joos verdankt. ten der Grubenmann-Sammlung in Teufen. Die jeweilige Gesuchsprüfung und Hinterfra- 3. Rechnungsablage gung der aufgeführten Gesuchsargumente be- Die Ausführungen zu den Jahresrechnungen nötigen bei der SGG sowie bei der AGG viel Zeit 2010 finden sich im Jahrbuch auf den Seiten und Wachsamkeit. Eine Entlastung ab dem Jahr 204 bis 208. Kassierin Vreni Kölbener steht für 2012 bei den Sozialhilfegesuchen bringt die Fragen zur Verfügung. Das Wort wird nicht ge- Neuregelung der Fürsorgeleistungen durch die wünscht. Die Kassierin bedankt sich bei allen Gemeinden mit sich. Anderseits sind diese Auf- Mitgliedern und Spendern für deren Unterstüt- gaben bzw. Aufwendungen neu in den Ge- zung im vergangenen Jahr. meindebudgets zulasten der Steuerzahler ent- Der Revisorenbericht auf Seite 209 des Jahr- halten. buches wird von Revisor Fredi Lämmler verle- Die angefallenen Arbeiten 2010 hat der AGG- sen. Der Revisor beantragt, die Jahresrechnun- Vorstand in sechs Sitzungen bearbeitet: an alle gen der AGG seien zu genehmigen, der Kassie- Vorstandsmitglieder besten Dank für die wert- rin sei Entlastung zu erteilen und dem gesam- 178 Protokoll ten Vorstand sei für die grosse Arbeit der Dank volle Tätigkeit zugunsten der AGG. Beide Per- auszusprechen. sonen werden mit Applaus zu Ehrenmitglie- Alle Anträge des Revisors werden einstim- dern der AGG ernannt. mig gutgeheissen. Die Wahl der neuen Präsidentin Vreni Köl- bener erfolgt einstimmig und mit grossem Ap- 4. Bestimmung des Mitgliederbeitrages plaus. Hans Bischof beantragt im Namen des Vorstan- Die verbleibenden Vorstandsmitglieder des, die an der Jahresversammlung 2010 er- Gaby Bucher, Dölf Biasotto, Caius Savary, Ueli höhten Mitgliederbeiträge von 40 Franken für Widmer, und Hanspeter Spörri werden in globo Einzelmitglieder und von 65 Franken für Ehe- mit Applaus bestätigt. paar- und Partnermitgliedschaften zu bestäti- Infolge ihrer Wahl zur Präsidentin gibt Vreni gen. Juristische Personen bezahlen 200 Fran- Kölbener das Amt der Kassierin ab. Der Vor- ken, die Mitgliedschaft auf Lebenszeit kostet stand schlägt der Versammlung als neuen Kas- 700 Franken. Die Anträge werden einstimmig sier Michel Peter aus Herisau vor. Peter stellt gutgeheissen. Die entsprechende Änderung sich der Versammlung kurz vor und wird ein- von Art. 23a der Statuten ist vollzogen. stimmig und mit Applaus gewählt. Als neuen Revisor wählt die Versammlung 5. Festsetzung der Finanzkompetenz Emil Bischofberger, Oberegg; Fredi Lämmler, des Vorstandes Schönengrund, wird in seinem Amt bestätigt. Die Jahresversammlung hat gemäss Art. 9 lit. e der Statuten den jährlichen Betrag zu be- 8. Kreditbegehren Historisches Museum Heiden schliessen, über welchen der Vorstand wäh- Stefan Sonderegger, Präsident des Vereins His- rend des Jahres verfügen kann. Die Finanz- torisches Museum Heiden, stellt die Projekte kompetenz des Vorstandes beträgt neu 50 000 des Museums vor. Es geht u.a. darum, den Franken. Der Vorstand stellt den Antrag, die Fi- Nachlass von Carl Böckli (Bö) für die Besucher nanzkompetenz auf dieser Höhe zu belassen. attraktiver zu gestalten und dem Museum ins- Das Wort zu diesem Antrag wird nicht benutzt gesamt eine Auffrischung zu gewähren. Die und der Antrag ohne Gegenstimme genehmigt. Versammlung stimmt dem Kredit von 25 000 Franken einstimmig zu. Stefan Sonderegger 6. Subventionen 2010 bedankt sich herzlich. Der Vorstand der AGG beantragt der Versamm- Das Beitragsgesuch des Vereins Säntisblick, lung, die auf Seite 2 der Einladung aufgelisteten Herisau, wurde zurückgezogen. Subventionen an fünf Institutionen zu spre- chen. Die Versammlung genehmigt einstim- 9. Wünsche und Anträge mig die Ausrichtung der Unterstützungen im Es liegen keine Wünsche und Anträge vor. Gesamtbetrag von 21 000 Franken. Präsident Hans Bischof bedankt sich für die Teilnahme an der Jahresversammlung. 7. Wahlen Gemäss Art. 9 lit. g der Statuten der AGG hat die Im Anschluss an die Jahresversammlung Jahresversammlung mindestens sieben Mit- spricht Daniel Thürer zum Thema Res Publica: glieder des Vorstandes, den Präsidenten und Von Bürgertugenden, Menschenrechten und den Kassier sowie die Rechnungsrevisoren zu neuen Feudalismen. Das Referat bildet die Basis wählen. Präsident Hans Bischof, Aktuarin An- des vorliegenden Jahrbuchhefts. nette Joos und Revisor Walter Bischofberger haben ihren Rücktritt erklärt. Annette Joos und Dölf Biasotto würdigen Präsident und Aktuarin und danken für deren langjährige verdienst-  Jahresrechnungen 179

Jahresrechnungen 2011 der AGG

Einnahmen CHF CHF

Kapitalzinsen ...... 21 686.86

Spenden, Vergabungen, Vermächtnisse Vergabungen zum Andenken an: Max Bruggmann, W.Frisch- knecht, Anja Manser, Heidy Zopfi-Widmer, Hedy Schläpfer, Dr. Ruth Sonderegger, Reto Roncoroni, Beat Hefti, Karl Siegen- thaler, Greti Rempfler, Adelheid Tobler, Dr. Wegelin (St.Gallen), Jürg Wild, M. Rechsteiner, Rösli Schläpfer-Niederer, Hugo Welz, Carel Inauen, Brigitte Ebner, Lisel Schläpfer, Vroni Lutz, Anne- marie Schmid, Esther Preisig, Emil Breitenmoser, Kurt Gmünder, Diverse ungenannt...... 3 418.— 3 418.—

Unterstützungsbeiträge ab Fr. 200.- Patria Versicherungen, Basel...... 10 000.— Brauerei Schützengarten AG, St.Gallen ...... 300.— Finanzamt AR, Alkoholzehntel ...... 3 000.— Huwa Finanz- und Beteiligungs AG, Appenzell ...... 5 000.— Eisenhut & Co. AG, Gais ...... 200.— Ernst Jüstrich-Stopp, Walzenhausen ...... 1 500.— Evang. Kirchgemeinde, Speicher ...... 200.— Hans Ulrich Schläpfer-Reiser, Herisau ...... 200.— Chläus Manser, Courtepin ...... 500.— Altrimo AG, Appenzell...... 2 000.— 22 900.— an Direkthilfefonds ...... – 18 300.— 4 600.—

Mitgliederbeiträge ...... 68 975.—

Druckkostenbeiträge Appenzell Innerrhoden ...... 1 500.— Appenzell Ausserrhoden ...... 3 000.— 4 500.—

Sozialverzeichnis Einnahmen ...... 2 026.—

Total Einnahmen...... 105 205.86 180 Jahresrechnungen

Ausgaben CHF CHF

Subventionen gemäss Beschluss der JV 2011...... 21 000.—

Ausserordentliche Beiträge Projekt Trogener Adventsmarkt, Film zum Jubiläum ...... 5 000.— Projekt Musikgruppe «Erscht-Rächt», Appenzell...... 3 000.— Projekt Kurzfilm Thema Behinderung «look&roll», Heiden ..... 1 000.— Projekt Innerrhoder Elternbildungstag, Appenzell ...... 1 000.— Projekt Rober-Walser-Sommer, Herisau...... 3 740.90 Projekt Stiftung Herberge zum kleinen Glück, Trogen ...... 5 000.— Projekt Artist Direction, St. Gallen ...... 1 000.— Projekt Blochgesellschaft, Herisau...... 2 500.— Projekt «Ferienkolonie ins Appenzellerland», Hist. Verein Herisau 4 000.— Projekt «tuä normal», Jugendprojekt, App. Vorderland...... 3 000.— Projekt Friedensweg W-W, Heiden ...... 2 000.— weitere Beiträge ...... 630.70 31 871.60

Sozialverzeichnis Ausgaben ...... 3 110.50

Jahrbuch Druck / Versand ...... 38 330.05 Honorare...... 21 100.— 59 430.05

Verwaltung Buchhaltung ...... 3 056.40 Trauerkarten ...... 2 780.75 Diverse Aufwendungen...... 834.50 Sitzungsgelder ...... — Jahresversammlung ...... 4 156.60 Honorar ...... 1 500.— Depotgebühren, Bankspesen ...... 1 845.50 Homepage ...... 953.50 Sachversicherung Mineralien ...... — 15 127.25

Beiträge ...... 370.—

Total Ausgaben...... 130 909.40  Jahresrechnungen 181

Vermögen am 31.12.2010 ...... 1 536 394.10 Einnahmen 2011...... 105 205.86 1 641 599.96 Ausgaben 2011 ...... 130 909.40 Vermögen am 31.12.2011 ...... 1 510 690.56

Vermögensausweis

Aktiven CHF CHF Wertschriften ...... 1 647 743.22 Geldmarkt ...... 29 229.00 Obligationen ...... 1 223 902.78 Aktien ...... 409 511.53 Fonds...... 117 698.00 Immobilien ...... 122 408.00 übrige Anlagen ...... 0.— 1 902 749.31 Konten Postcheck ...... 13 761.03 UBS AG, Herisau ...... 1 192.74 Appenzeller Kantonalbank ...... 91 369.90 Appenzeller Kantonalbank, Euro-Konto...... 0.02 106 323.69 Verrechnungssteuern ...... 6 766.90 Aktive Rechnungsabgrenzungen ...... 71 875.00

Antiquitäten ...... 20 000.— Mineralien ...... 1.—

Total Aktiven...... 1 852 709.81

Passiven Kreditoren ...... 39 297.65 Behindertenhilfe...... 3 941.55 Passive Rechnungsabgrenzungen ...... 5 980.70

Fondsgelder Direkthilfefonds ...... 50 972.60 Besondere Aufgaben ...... 241 826.75

Total Passiven...... 342 019.25

Vermögen am 31.12.2011 ...... 1 510 690.56 182 Jahresrechnungen

Rechnung Fondsgelder CHF CHF

Direkthilfefonds Bestand 31.12.2010...... 42 912.60 Übertrag Unterstützungsbeiträge ...... 18 300.00 61 212.60 Unterstützungen (5) ...... –10 240.00 Bestand 31.12.2011 ...... 50 972.60

Besondere Aufwendungen Bestand 31.12.2010 ...... 230 420.35 230 420.35

Unterstützungen (1) ...... 11 406.40 Bestand 31.12.2011 ...... 241 826.75

Fonds Behindertenhilfe Bestand 31.12.2010 ...... 237 944.25 Zinsertrag...... 4 934.50 Spenden ...... 0.— 242 878.75 Unterstützungen...... 3 640.90 Verwaltung...... 588.83 Kursverlust...... 9 021.00 –13 250.73

Bestand 31.12.2011 ...... 229 628.02  Jahresrechnungen 183

Vermögensausweis CHF

Aktiven UBS AG, Herisau...... 31 992.17 Guthaben AGG ...... 3 941.55 Wertschriften...... 172 710.85 Darlehen Verein VHPG...... 20 000.— Verrechnungssteuer...... 983.45

Total Aktiven...... 229 628.02

Passiven Kreditoren ...... 0.—

Total Passiven...... 0.—

Vermögen am 31.12.2011 ...... 229 628.02

Bestand am 31.12.2010 ...... 237 944.25 Bestand am 31.12.2011 ...... 229 628.02

Verlust 2011 ...... –8 316.23 184 Revisorenbericht

Revisorenbericht

Sehr geehrte Damen und Herren Wir beantragen der Hauptversammlung 2012:

Auftragsgemäss haben die unterzeichneten Re- 1. Die Jahresrechnungen 2011 der Appenzelli- visoren die Jahresrechnung 2011 der AGG ge- schen Gemeinnützigen Gesellschaft seien prüft. Die Einnahmen- und Ausgabenbelege zu genehmigen. wurden stichprobenweise mit den Buchun gen 2. Dem Kassier, Herrn Michel Peter, sei Entlas- verglichen. Die Ergebnisse der Buchhaltungen tung zu erteilen. stimmen mit den Zahlen der Jahresrechnungen 3. Dem ganzen Vorstand der AGG sei für die überein. Die per 31.12.2011 aufgeführten Ver- grosse, uneigennützig geleistete Arbeit herz- mögenswerte sind durch ent sprechende Bestä- lich zu danken. tigungen ausgewiesen. Die ordentliche Gesellschaftsrechnung schliesst mit einem Ausgabenüberschuss von 25 703.54 Franken ab, wodurch sich das Vermö- Appenzell, 18. September 2012 gen auf 1 510 690.56 Franken vermindert. Die Jahresrechnung 2011 des Behinderten- hilfe-Fonds weist einen Ausgabenüberschuss von 8316.23 Franken aus. Das Vermögen per Die Revisoren: 31. Dezember 2011 beträgt 229 628.02 Franken. Die Buchhaltungen sind sauber geführt und Alfred Lämmler ordnungsgemäss abgeschlossen. Emil Bischofberger  Institutionen 185

Jahresberichte der dem Patronat der AGG unterstehenden Institutionen

Appenzellischer Hilfsverein für Psychischkranke einszwecke wahrzunehmen. Darum wird der Füh- rungsausschuss für die Betriebe von den übrigen www.hilfsverein-appenzellerland.ch Vereinsaufgaben entlastet und der Vorstand dahin- gehend ergänzt, dass er wieder Sprachrohr für psy- Das war richtig viel Arbeit, die dieses Jahr geleistet chisch Kranke sein kann sowie Themen und Anlie- wurde zugunsten der Neuorganisation und finanzi- gen der Sozialpsychiatrie wahrnehmen und aufgrei- ellen Absicherung der Sozialbegleitung Appenzeller- fen und in die Öffentlichkeit tragen kann. Diese Er- land. Diese Arbeit kommt der sozialen Integration gänzung ist in Arbeit. und Lebensqualität von Menschen zugute, die nicht nur mit ihrer Krankheit zu kämpfen haben, sondern Finanzsituation: Die Umsetzung der im letzten Jahr auch mit vielen Folgen in den persönlichen Bezie- durch den Vorstand beschlossenen Massnahmen hungen und den finanziellen, sozialen und berufli- hat sich positiv ausgewirkt auf die finanzielle Situa- chen Möglichkeiten in unserer Gesellschaft. Hier tion des Vereins. Die Defizitbeiträge an die Projekte setzen unsere beiden Betriebe an: Das Begleitete der Sozialbegleitung Appenzellerland sind spürbar Wohnen, das nun schon seit 15 Jahren besteht, und gesunken. Der Kanton ist erfreulicherweise auf un- das Arbeits- und Kreativatelier. Sie erweisen sich im- ser Begehren eingegangen, den Beitrag an das Ar- mer noch als Pionierbetriebe, gerade auch im Blick beitsatelier substanziell zu erhöhen. Zudem profitie- auf die Grundlinien des zurzeit diskutierten Psychia- ren wir nach wie vor und auch noch in den nächsten triekonzeptes des Kantons, das einen «Paradigmen- Jahren von den zugesicherten Unterstützungsbeiträ- wechsel von der institutionenzentrierten zur perso- gen der Ebnet-Stiftung. Voraussichtlich werden wir nenzentrierten Hilfestellung» vollzieht. Es sieht ne- ab spätestens 2013 unser Ziel erreichen, die Defizit- ben den stationären und anderen Angeboten nieder- beiträge des Vereins für die Projekte auf einem Ni- schwellige ambulante Hilfen beim Wohnen, zur Ar- veau von rund 30000 Franken jährlich stabilisieren beit und der Gestaltung sozialer Kontakte vor. zu können. In diesem Zusammenhang werden wir Mit grossem Einsatz hat sich der Vorstandsaus- unsere Anstrengungen verstärken, mehr öffentliche schuss mit Ursula Weibel und Doris Stark unter der und private Gelder zu erhalten. Dies rechtfertigt sich Leitung von Albert Wassmer zusammen mit den Be- durch die professionelle klientenzentrierte Arbeit, triebsverantwortlichen, Monique Roovers und Mi- die wir mit den und für die Menschen leisten, die von chael Higi, an diese Arbeit gemacht und neue Struk- psychischen Beeinträchtigungen betroffen sind. turen und Fundamente gelegt für die Zukunft unse- rer Tätigkeit mit und für psychisch verletzte Men- Profitiert hat die Rechnung des Vereins durch ein schen. Vermächtnis in der Höhe von rund 48000 Franken, Ihnen gilt mein grosser Dank. Ich muss sagen, für das uns Martha Dubs sel. zukommen liess. Ander- mich war dieses Jahr ein grosses Aufatmen, wusste seits haben wir für die Darlehen/Hypothek, die akti- ich doch die Sozialbegleitung Appenzellerland in gu- viert, aber unsicher sind, eine entsprechende Rück- ten Händen. Die Einzelheiten entnehmen sie den stellung gebildet, welche das Jahresergebnis um ins- Jahresberichten der Sozialbegleitung Appenzeller- gesamt 32100 Franken reduziert hat. Unter Berück- land, des Begleiteten Wohnens und des Arbeits- und sichtigung all dieser Aspekte schliesst die Jahres- Kreativateliers unter www.hilfsverein-appenzeller- rechnung des Vereins praktisch ausgeglichen ab. land.ch. Dank: Der Hilfsverein verdankt Martha Dubs nicht Neuausrichtung des Vorstandes: Der Vorstand des nur dieses Vermächtnis. Sie arbeitete seit 1946 über Hilfsvereins, dessen Kräfte in den vergangenen Jah- 40 Jahre lang in der damaligen Heil- und Pflegean- ren stark durch die operativen Betriebe gebunden stalt als Sozialarbeiterin, und als solche war sie waren, soll wieder frei werden, seine übrigen Ver- ebenso lange Aktuarin des Vereins. Auf ihre Initiative 186 Institutionen gehen unter anderem die Wohngruppen Schmied- Dienstleistungen gasse zurück, aus denen die Therapeutischen Wohn- Informationsvermittlung: Pro Senectute als Fach- gemeinschaften Säntisblick entstanden. Nochmals stelle für Fragen zum Alter erhält häufig telefonische herzlichen Dank für alles, liebe Martha Dubs. – Mein Anfragen. Vermehrt stellen wir zudem Informatio- Dank gilt weiter allen Mitarbeiterinnen und Mitar- nen auch ins Internet und haben dafür einen spezi- beitern der Sozialbegleitung Appenzellerland und ellen Menüpunkt «Infothek» mit vielen Links ge- den engagierten Vorstandsmitgliedern. – Danken schaffen. möchte ich allen Mitgliedern und Gönnerinnen, Sozialberatung: 2011 wurden 490 Personen bera- ebenso für die Gemeindebeiträge und Kirchenkol- ten, praktisch gleich viele wie im Vorjahr (494). Der lekten. Besonderer Dank gilt auch der Ebnet-Stiftung Schwerpunkt liegt weiterhin bei Fragen zu den Sozi- für ihren Beitrag von 30 000 Franken an das Kreativ- alversicherungen (AHV, Ergänzungsleistungen, Hilf- atelier und die Zusicherung weiterer Unterstützung, losenentschädigung, Prämienverbilligung, Kranken- sie macht uns frei für unsere Aufgaben. Wir hoffen kasse). Via individuelle Finanzhilfe konnten wir 67 auch in Zukunft auf Ihre Unterstützung. Personen in Notlagen mit total 80494 Franken (Vor- Norbert Hochreutener, Präsident jahr 72965) unterstützen. Daneben geht es häufig um Wohnfragen, um Vermittlung von Angeboten zur Alltagsbewältigung zu Hause oder um administrative Fachkommission Mineraliensammlung Hilfe. Zirka die Hälfte der Beratungen finden anläss- lich von Hausbesuchen statt. – Die Informations- Für das Jahr 2011 sind keine Neuigkeiten zu vermel- und Beratungsstelle für Altersfragen in Teufen wurde den. 2011 sehr rege benützt. Neben der Sozialberatung, Dr. Peter Kürsteiner, Präsident der Kommissionsarbeit und der Organisation von wiederkehrenden Anlässen (z.B. 66er-Feier) wurde ein Literaturimpulstag durchgeführt. Die neu er- Pro Senectute Appenzell Ausserrhoden stellte Broschüre «Angebote im Alter in Teufen» ist www.ar.pro-senectute.ch beispielhaft und stösst auf reges Interesse. – Neu füh- ren wir im Rahmen eines Pilotbetriebs für die Ge- Vorwort der Präsidentin meinde Herisau Beistandschaften. Auch 2011 sicherten Bund, Kanton, Gemeinden und Hilfen zu Hause: Unsere Freiwilligen unterstützen Spendende unsere Tätigkeit finanziell. Unsere Mitar- ältere Menschen zu Hause, dies in Ergänzung zur beitenden und freiwillig Tätigen brachten unser An- Spitex. Die Nachfrage nach administrativen Beglei- gebot zur Bevölkerung. Im Jahr der Freiwilligenar- tungen ist nochmals auf 1027 Stunden gestiegen beit wurde dieses Engagement vom Stiftungsrat im (Vorjahr 936). Die Kundinnen und Kunden schätzen Rahmen eines speziellen Anlasses gewürdigt. – «Vor- den monatlichen Besuch der Helferinnen und Helfer beugen ist besser als heilen.» Pro Senectute hat mit und deren Unterstützung in administrativen Belan- kantonaler Unterstützung das Präventionsprojekt gen. Für die vielfältigen Situationen ist bei den Frei- «Zwäg is Alter» aufgegleist, das grossen Anklang fin- willigen eine grosse Flexibilität notwendig. – Bei den det. Bewusstes Bewegen und Ernähren im Alter wir- Steuererklärungen hat sich die Nachfrage eingepen- ken sich positiv auf das Wohlbefinden und auf die delt (458, Vorjahr 462). Dieser Bereich mit seinen 37 Unabhängigkeit aus. – «Vorbeugen» im Sinne von Helferinnen und Helfern stösst an seine Kapazitäts- «Fit-bleiben für die Zukunft» gilt auch für Pro Senec- grenzen. – Unsere Ortsvertreterinnen und -vertreter tute Ausserrhoden selbst. Ein breit zusammenge- gratulierten im Rahmen des Besuchsdienstes zu run- setzter, engagierter Stiftungsrat gibt Gewähr für eine den Geburtstagen und informierten über die Ange- vorausschauende Tätigkeit und für den sorgsamen bote von Pro Senectute. – Der Entlastungsdienst hat Umgang mit den anvertrauten Mitteln. Und die 2011 an vier Einsatzorten insgesamt 650 Stunden Arbeit erfolgreich abgeschlossene Weiterbildung des Ge- geleistet. schäftsleiters lässt neue Impulse erwarten. – Ich Impuls (Sport und Bildung): Unter dem Titel «Im- danke allen herzlich, die uns durch ihre Unterstüt- puls» sind alle Angebote aus den Bereichen Sport, zung die Arbeit zugunsten der älteren Bevölkerung Bildung und Veranstaltungen zusammengefasst. – ermöglichen. Beim Sport hat sich der leichte Rückgang der Lek- Alice Scherrer, Präsidentin tions- und Teilnehmerzahlen der letzten Jahre fort-  Institutionen 187 gesetzt (2317 Lektionen, Vorjahr 2459). Angebote für telland betreut Helen Niedermann nur noch die Ge- neue Sportarten finden trotz viel Werbung zu wenig meinde Teufen (Beratungen und Anlaufstelle für Al- Echo. Ob Vorurteile gegenüber dem Seniorensport tersfragen). Für die restlichen Gemeinden im Mittel- die Ursache sind? Dabei ist die sportliche Betätigung land ist neu Jacqueline Gavrani zuständig. – Nach- einer der Schlüssel für ein gutes Älterwerden. Dafür dem es jahrelang bei den Festangestellten keine per- steigt die Nachfrage nach Sprach- und Computer- sonellen Wechsel gab, stehen mehrere Pensionie- kursen (587 Lektionen, Vorjahr 366). – Im Projekt rungen an. Per Ende 2011 hat die Sportleiterin, Erika «Zwäg is Alter» organisierten wir elf zusätzliche Kurse Wiederkehr, ihr Ressort an Theo Schmidhauser zu Themen wie Gleichgewichtstraining und Ernäh- übergeben. Er wird unterstützt von einer fachlich rung. Zudem fanden zwei grosse Impulsveranstal- bestens ausgewiesenen technischen Kommission. tungen und fünf Gruppenkurse statt. – Auch 2011 Im Sommer 2012 wird dann Annemarie Bächler, So- stiessen die vier Kurse zur Vorbereitung auf die Pen- zialarbeiterin im Vorderland, nach 20 Dienstjahren sionierung auf viel Interesse. Das Tanzcafé Herisau pensioniert werden. – Aus dem Stiftungsrat ist Els- wurde neun Mal durchgeführt. Die Besucheranzahl beth Rusch, vielen bekannt aus ihrer Tätigkeit im pendelt zwischen 40 und 50 Personen. Das Reprisen- Heinrichsbad, nach sieben Jahren zurückgetreten. kino «KiNomol» in Heiden zeigte 15 Filme, welche Mit ihrer grossen Erfahrung in der Altersarbeit, ih- durchschnittlich von 23 Personen besucht wurden. rem Fachwissen und ihrem Einfühlungsvermögen Zwäg is Alter: Im Appenzeller Vorderland läuft hat sie den Stiftungsrat massgeblich unterstützt. Der seit Herbst 2010 unser Projekt zur Förderung der Ge- Stiftungsrat freut sich, dass mit Susanne Looser er- sundheit. Wir möchten erreichen, dass ältere Men- neut eine Herisauerin für die Nachfolge von Elsbeth schen ihre Lebensqualität erhalten können und dass Rusch gewonnen werden konnte. – Der Stiftungsrat den Gemeinden längerfristig weniger Kosten für dankt allen für ihr grosses Engagement. Heimplätze entstehen – eine Win-Win-Situation für alle. – Inzwischen haben rund 600 Personen ein An- Finanzen, Organisation gebot von «Zwäg is Alter» genutzt. Zudem sind zahl- Die Jahresrechnung schliesst mit einem Ausgaben- reiche Artikel zum Thema erschienen. Wesentlich überschuss von – 12 190.35 Franken ab (Vorjahr für diesen Erfolg sind die Vernetzung und die gute + 48 595.66). Das Vermögen beträgt Ende 2011 Zusammenarbeit mit Hausärzten, Spitex und weite- 1 423 921.31 Franken. Die Ausgaben betrugen ren Organisationen sowie mit den Gemeinden. Un- 1 249 354.15 Franken (Vorjahr 1168 966.56). Der An- ter den Erwartungen blieb leider die Nutzung des teil an Administrativkosten, gerechnet nach der Angebots für präventive Hausbesuche. – Aufgrund ZEWO-Methodik, beträgt 13,1 Prozent (Vorjahr 13,2). einer positiven Zwischenauswertung beschloss der – Der Personalbestand der Festangestellten betrug Stiftungsrat die Verlängerung des Projekts. Ende Jahr 9 Personen (Vorjahr 8), welche sich 555 Stellenprozente (Vorjahr 535) teilen. Neben den In eigener Sache Festangestellten arbeiten rund 180 Freiwillige mit, Generelle Entwicklung: Der Stiftungsrat befasst sich als Sportleiterinnen und Sportleiter, im Steuererklä- bereits mit der Strategie ab 2013. Parallel hat er seine rungsdienst, bei den administrativen Begleitungen, Führungsinstrumente gemäss den Forderungen von im Entlastungsdienst oder als Ortsvertreterinnen Corporate Governance erneuert. Es ist dem Stif- und Ortsvertreter. Wir möchten allen für ihre Mitar- tungsrat als oberstem Organ von Pro Senectute Ap- beit herzlich danken. penzell Ausserrhoden wichtig, dass wir als Non-Pro- Markus Gmür, Geschäftsleiter fit-Organisation auch in diesem Bereich stets à jour sind. – Im Rahmen der überarbeiteten Strategie und im Bemühen, unsere Aufgaben und Befugnisse ver- Pro Senectute Appenzell Innerrhoden antwortungsbewusst und stufengerecht wahrzuneh- www.ai.pro-senectute.ch men, wollen wir die Anforderungen der Zukunft Es war Pro Senectute Appenzell Innerrhoden im Be- meistern. triebsjahr wichtig, die unverzichtbare Arbeit der eh- Personelle Wechsel: Unsere langjährige Sozialar- renamtlichen Mitarbeitenden für die ältere Bevölke- beiterin, Yvonne Geiger, hat im Mai 2011 eine neue rung zu würdigen und auf deren gesellschaftliche Stelle angetreten. Die Sozialarbeit im Hinterland Bedeutung hinzuweisen. Mit ihrem Einsatz unter- wird neu von Marianne Buchli sichergestellt. Im Mit- stützen diese Mitarbeitenden den Dialog über ver- 188 Institutionen schiedene Generationen hinweg und machen deut- Sport lich, dass Freiwilligenarbeit mehr ist als situatives Intakte soziale Beziehungen, eine positive Einstel- Engagement. Ohne das Engagement der Freiwilligen lung zum Altern und gesundheitswirksames Verhal- wären viele Aktivitäten der Pro Senectute nicht mög- ten helfen, möglichst lange ein aktives und selbstän- lich gewesen. Wir haben den Mitarbeitenden mit diges Leben führen zu können. Dies ist ein wichtiger kleinen Präsenten unsere Wertschätzung ausge- Grund, weshalb immer mehr ältere Menschen die drückt und gedankt. Sie verdienen auch in Zukunft körperliche Bewegung schätzen. Selbstverständlich unsere spezielle Aufmerksamkeit und Anerkennung. eignen sich viele Angebote auch sehr gut für Men- Mit den künftigen Herausforderungen in der Al- schen mit Einschränkungen. Auch im fortgeschritte- tersarbeit haben wir uns in der Strategieplanung nen Alter unterstützen regelmässige Bewegung und 2016 auseinandergesetzt. Diese setzt die Schwer- Gymnastik ein positives Lebensgefühl und das Er- punkte von Pro Senectute Appenzell Innerrhoden in halten der eigenen Mobilität. In allen Bezirken und den nächsten Jahren fest. Im Vordergrund stehen: in den Altersheimen bestehen Turnangebote. Regel- Angebote zur Unterstützung von Menschen in ihrer mässig treffen sich insgesamt 14 Turngruppen zu hochaltrigen Lebensphase, verstärkte Kooperation den wöchentlichen Lektionen. In Oberegg trifft sich mit weiteren Leistungsanbietern der Altersarbeit im eine grosse Anzahl Männer jede Woche in der einzi- Kanton und in der Region, die bedarfsgerechte Ent- gen Männerturngruppe der Pro Senectute. Im Hal- wicklung der Dienstleistungen in den einzelnen lenbad Appenzell trafen sich jede Woche zwei wei- Fachbereichen und die Regelung der Freiwilligenar- tere Sportgruppen zum Aquafitness. Die Wander- beit in einem Konzept. Weiter wurde mit dem Ge- gruppen in Oberegg und Appenzell können auf eine sundheits- und Sozialdepartement ein neuer Leis- treue Stammkundschaft zählen. Velobegeisterte tungsvertrag ausgearbeitet, welcher die Leistungen nahmen an den Halbtagestouren in der Region Ap- zugunsten der älteren Bevölkerung für die nächsten penzell teil. Insgesamt wurden 772 Sportlektionen Jahre festschreibt. durchgeführt, an welchen durchschnittlich elf Perso- nen teilnahmen. Die engagierten Sportleiterinnen Bildung ergänzten die Sportstunden mit zusätzlichen geselli- Lernen ohne Leistungsdruck, sondern aus Freude gen Anlässen wie Grillhöck, Wanderungen, Lotto- am Neuen. Das heisst: angepasstes Kurstempo, lust- Spielnachmittag, Weihnachtsfeier und Ausflügen. volles Lernen und geselliges Zusammensein unter Für Pro Senectute waren 28 Sportleiterinnen und gleichaltrigen Kursteilnehmenden. Fünfzehn Kurse Sportleiter im Einsatz. Diese bildeten sich in Fortbil- konnten durchgeführt werden. Bewährte Kurse fan- dungskursen regelmässig weiter, um ein zeitgemäs- den auch in diesem Jahr breiten Anklang. Dazu zäh- ses und attraktives Training zu ermöglichen. len die verschiedenen Computerkurse, der Kurs «Wie fahre ich», an welchem die Verkehrskenntnisse Soziale Unterstützung in Theorie und Praxis unter Leitung eines Fahrleh- Beratung und Begleitung: Im vergangenen Jahr ist rers aufgefrischt wurden, und die beliebten Yoga- die Anzahl der unentgeltlichen Sozialberatungen Stunden. Der Kochkurs für Männer ist erneut auf angestiegen. Insgesamt wurden 121 Dossiers geführt Interesse gestossen und war rasch ausgebucht. Neue (Vorjahr 104). Die Sozialberatung als niederschwelli- erfolgreiche Angebote zur Entspannung waren ges Angebot wird von Betroffenen und von deren «Atmen–Dehnen–Entspannen» und «Das Geheim- Angehörigen aufgesucht. Viele Ratsuchende kom- nis guter Laune». Der Kurs «Country-Line-Dance» men mit einer konkreten Fragestellung in die Bera- unterstützte Beweglichkeit und Koordination. Viele tung. Im Gespräch zeigt sich dann oftmals, dass da- Interessierte nahmen an den Veranstaltungen zum hinter zusätzliche Themen belasten. Die Komplexi- Thema «Finanzanlagen für Senioren» in Appenzell tät der Problemsituationen hat zugenommen und und «Die letzten Dinge regeln» in Oberegg teil. Erst- viele Beratungssituationen verlangen nach einer Zu- mals wurde in Oberegg ein Handykurs durchgeführt. sammenarbeit mit weiteren sozialen Institutionen Der sehr gut besuchte Kurs konnte in Zusammenar- und Personen. Grund für die Kontaktaufnahme wa- beit mit einer Oberstufenklasse durchgeführt wer- ren finanzielle Fragen mit 67 Prozent, gefolgt von den den. Im Winter genossen Grosseltern und Enkel das Themen Lebensgestaltung (12 Prozent), Gesundheit gemeinsame Kerzenziehen in weihnachtlicher At- (9), Wohnen (8), und Recht (6). Zwei Drittel der Rat- mosphäre. suchenden waren Frauen. Ziel bleibt es, in jeder Be-  Institutionen 189 ratungssituation die Ratsuchenden zu befähigen, und Jubilarinnen am Geburtstag von unserer Orts- selbstbestimmt zu handeln und Verantwortung zu vertreterin mit einem Besuch überrascht. übernehmen. Umsicht und Fachkompetenz sind nö- Freiwillige Renten- und Finanzverwaltung: Die tig, um in anspruchsvollen Situationen wieder Si- fristgerechte Bezahlung von offenen Rechnungen ist cherheit und Perspektiven vermitteln zu können. auch der älteren Bevölkerung ein grosses Anliegen. Die Beratungsgespräche finden in der Geschäfts- Mit zunehmenden Einschränkungen wird es für und Beratungsstelle in Appenzell und im Lindensaal viele eine anspruchsvolle Aufgabe, den Überblick am Kirchplatz 4 in Oberegg statt. In Oberegg ist die über die Ausgaben und Einnahmen zu behalten. Die Sozialarbeiterin jeden letzten Donnerstag im Monat freiwillige Renten- und Finanzverwaltung entlastet anwesend. – Macht älter werden depressiv? So wur- Betroffene und bietet eine persönliche, diskrete und den ambulante Fachstellen und die ältere Bevölke- kompetente Beratung und Unterstützung. Das Ange- rung zu Vorträgen und Fachgesprächen eingeladen. bot beinhaltet den monatlichen Zahlungsverkehr, Die sehr gut besuchten Veranstaltungen haben wir in das Ausfüllen der Steuererklärung, die Rückerstat- Zusammenarbeit mit dem Innerrhoder Bündnis ge- tungsanträge an Krankenkassen, das Einreichen von gen Depression durchgeführt. Angehörige von de- Unterlagen für Ergänzungsleistungen und, wenn nö- menzkranken Menschen trafen sich einmal im Mo- tig, die Korrespondenz mit Ämtern und Versicherun- nat zum Erfahrungsaustausch auf der Beratungs- gen. Im abgelaufenen Betriebsjahr haben 15 Perso- stelle. nen Pro Senectute mit der Renten- und Finanzver- Hilfen zu Hause: Das Tageszentrum bietet Men- waltung betraut. Zusätzlich wurden fünf vormund- schen mit altersbedingten Krankheiten einen wichti- schaftliche Mandate geführt. Es wurden 43 Steuerer- gen Ort der Begegnung. Die Aktivitäten dienen der klärungen von Personen in überschaubaren finanzi- Förderung von Gedächtnis, Beweglichkeit, Kontakt- ellen Verhältnissen ausgefüllt. Die Kostenbeteili- pflege und Geselligkeit. Mit dem Besuch im Tages- gung richtet sich nach den Vermögensverhältnissen. zentrum werden pflegende Angehörige entlastet. Viele Kundinnen und Kunden wurden zusätzlich von Das Tageszentrum ist von Dienstag bis Freitag geöff- der Sozialberatung in persönlichen und sozialen An- net und konnte insgesamt 833 Besuchstage verzeich- gelegenheiten begleitet. nen. Diese Tage verteilten sich auf 26 Gäste Finanzielle Unterstützung: Arm sein bedeutet (11 Frauen und 15 Männer). Im Betriebsjahr nah- nicht nur, mit materiellen Einschränkungen leben men 12 Personen das Angebot erstmals in Anspruch. müssen, hinter arm sein verbergen sich auch mehr Verlassen haben das Tageszentrum ebenfalls 12 Per- Zwänge und weniger Wahlfreiheiten. Hier hilft die sonen. Mit dem Entlastungsdienst für pflegende An- finanzielle Unterstützung mit, Notlagen zu beheben gehörige konnten in verschiedenen Situationen An- oder diese zu lindern. Ein weiteres Ziel ist es, die Teil- gehörige entlastet werden. – Unsere täglich frisch zu- nahme am sozialen Leben zu ermöglichen, um da- bereiteten Mahlzeiten berücksichtigen die Ernäh- mit Isolation und Vereinsamung älterer Menschen rungsempfehlungen für ältere Menschen. Die acht zu verhindern. Diese finanzielle Hilfe wird aus der Mitarbeitenden sind für viele ältere Menschen wich- AHV-Kasse des Bundes (Art. 10 ELG) und, wenn nö- tige Kontaktpersonen und erkennen psychische Be- tig, zusätzlich durch Spenden geleistet. Das Regle- lastungen und soziale Isolation frühzeitig. Bei Bedarf ment zur Individuellen Finanzhilfe und das Fondsre- stehen sie in engem Kontakt mit unserer Beratungs- glement der Pro Senectute Appenzell Innerrhoden stelle. Ausgeliefert wurden 10793 Mahlzeiten, davon klären die Ausrichtung der bedarfsorientierten Fi- 1303 im Bezirk Oberegg. Gekocht wurden die Mahl- nanzhilfe. Im Berichtsjahr wurden zur Unterstüt- zeiten für das Innere Land im Altersheim Gontenbad, zung in Notsituationen 6179.00 Franken ausbezahlt. für Oberegg im Alters- und Pflegeheim Watt. – Die kleinen Dinge des Lebens, die so selbstverständlich Gesellschaftliche Aktivitäten erscheinen, sind für viele ältere Menschen nicht Dreimal lud Pro Senectute zum Jass mit Spass ein. mehr ohne Hilfe von aussen zu erleben. Die enga- Zur fröhlichen Meisterschaft trafen sich jeweils 60 gierten Besucherinnen haben im Betriebsjahr 29 Per- Jassbegeisterte. Diese kamen aus allen Bezirken zu- sonen zu Hause im vertrauten Umfeld insgesamt 248 sammen und freuten sich über viele Begegnungen Mal besucht. Der Dienst wird in Kooperation mit der mit «alten» Kolleginnen und Kollegen. – Das Erzähl- Pfarrei St. Mauritius angeboten. In Oberegg wurden café ist ein Ort, wo Erinnern und Erzählen, Begeg- die 80-jährigen und mehr als 90-jährigen Jubilare nung und Austausch in heimeliger, anregender At- 190 Institutionen mosphäre möglich sind. Im vergangenen Jahr haben schliesst mit einem Einnahmenüberschuss von sich die Teilnehmenden zu sieben unterschiedli- 43 250.62 Franken ab. Dieses erfreuliche Resultat ist chen Themen ausgetauscht. Zusätzlich zu den öf- auf ein grösseres Testat zurückzuführen. Ende 2011 fentlichen Anlässen im Gesellenhaus in Appenzell betrug das Organisationskapital 1523130.08 Fran- wurde im Bürgerheim und im Tageszentrum zum Er- ken. Die Jahresrechnung (Bilanz und Betriebsrech- zählcafé eingeladen. – Zum Kino ab 60 wurde vom nung) 2011 wurde von der Revisionsgesellschaft initiativen Kino-Team viermal eingeladen. Die Filme KPMG AG, St. Gallen, geprüft und am 15. März 2012 aus der Region sind dabei auf viel Interesse gestos- für richtig befunden. sen. Bis zu 60 Personen haben die Filmvorführungen besucht. – Mitte Dezember nutzten 20 Personen, Zusammenarbeit und Vernetzung Grosseltern mit ihren Enkeln, das Angebot zum Ker- Pro Senectute hat Einsitz in den Kommissionen des zenziehen. In stimmungsvoller Atmosphäre wurden Bürgerheims Appenzell und des Altersheims Torf- Kerzen als ganz persönliche Kunstwerke und für spe- nest in Oberegg. Verschiedene Angebote zugunsten zielle Geschenke hergestellt. – Der täglich geöffnete der älteren Bevölkerung im Heim sind dank der Seniorentreff im Altersheim Gontenbad und im Bür- wohlwollenden Zusammenarbeit möglich. Anderer- gerheim Appenzell wird von Bewohnerinnen und seits kann Pro Senectute bei Leistungen wie dem Bewohnern sowie von weiteren Gästen für unge- Mahlzeitendienst und dem Tageszentrum auf die zwungene und persönliche Begegnungen gerne be- Unterstützung des Altersheims Gontenbad zählen. sucht. Freiwillige Mitarbeiterinnen sorgen für das Von der guten Zusammenarbeit im Spitex-Vorstand leibliche Wohl und unterstützen das gesellige Bei- und mit den Mitarbeiterinnen der Spitex konnten sammensein. – 2001 wurde der Seniorenchor Appen- Klientinnen und Klienten profitieren. Die unkompli- zell gegründet. Seither steht er unter der Leitung von zierte Zusammenarbeit mit dem Sozial- und Vor- Rolf Schädler. Wöchentlich treffen sich rund 80 Per- mundschaftsamt ermöglichte es, in schwierigen Si- sonen, um mit Begeisterung gemeinsam zu singen. tuationen positive Lösungen zu finden. Der Kontakt Mit einem Jubiläumsausflug ins Toggenburg wurde mit Mitarbeitenden der beiden Landeskirchen si- das 10-Jahr-Jubiläum gefeiert. Im Seniorenchor steht chert den wichtigen Informationsaustausch. Regio- zwar das Singen im Vordergrund, doch im Anschluss nal arbeiten wir im Vorstand des Schweizerischen an die Proben und bei verschiedenen Vereinsaktivi- Roten Kreuzes beider Appenzell mit. An den schwei- täten geniessen die Sängerinnen und Sänger auch zerischen Geschäftsleiterkonferenzen von Pro die Gemeinschaft in gemütlicher Runde. An ver- Senectute Schweiz werden die Anliegen der älteren schiedenen Auftritten konnte der Chor sein Können Bevölkerung und des Kantons Appenzell Innerrho- zeigen und mit seinen Darbietungen das Publikum den auch auf nationaler Ebene vertreten. Als Träger- überzeugen. – Ein feines Essen in gemütlicher Runde organisation unterstützt Pro Senectute Appenzell In- geniessen und über Gott und die Welt plaudern, ist nerrhoden die Unabhängige Beschwerdestelle für ein wichtiges Ziel unserer monatlich angebotenen das Alter Ostschweiz (OBA) und die Alzheimerverei- Mittagstische in Appenzell und Oberegg. Oft entstan- nigung St.Gallen-Appenzell. den daraus Spiel- und Jassrunden, bei denen die Ge- meinschaft weiter gepflegt wurde. Bis zu 30 Perso- Organisation nen trafen sich jeweils zum gemeinsamen Mittages- Geschäftsstelle Pro Senectute Appenzell Innerrhoden: sen in einem Restaurant der näheren Umgebung. – Die Geschäftsstelle wird von Edi Ritter-Rufer, dipl. So- Das Tanzbein schwingen, sich an fröhlicher Musik zialarbeiter FH, geleitet. Ingrid Albisser, Sozialarbei- erfreuen und einen gemütlichen Sonntagnachmit- terin, und Esther Wyss-Dörig, Kauffrau, ergänzen das tag verbringen sind die Ziele von Tanzen ab 60. In Team auf der Geschäftsstelle, welches sich 200 Stel- ungezwungener Atmosphäre bewegten sich Tanzbe- lenprozente teilt. Zahlreiche weitere Mitarbeitende geisterte an zwei Nachmittagen zu Appenzeller ermöglichen mit ihrem grossen Einsatz die verschie- Volksmusik. denen Aktivitäten von Pro Senectute Appenzell In- nerrhoden. Ihr Engagement geht oft weit über das Finanzierung Entgelt hinaus und wird überaus geschätzt. Wir be- Die Buchführung von Pro Senectute Appenzell In- danken uns bei allen Mitarbeiterinnen und Mitarbei- nerrhoden wird im Auftragsverhältnis vom Alters- tern für die gute Zusammenarbeit und für die wert- heim Gontenbad geführt. Die Jahresrechnung vollen Dienste zugunsten der älteren Bevölkerung.  Institutionen 191

Stiftungsrat: Der Stiftungsrat traf sich zu fünf offiziel- gruppe gebildet, welche ihre Arbeit im Jahr 2011 auf- len Sitzungen. Die wichtigsten Geschäfte waren: Ge- genommen hat. Wir gehen davon aus, in etwa einem nehmigung von Jahresrechnung und Budget, Strate- Jahr den politischen Gremien konkrete Ergebnisse gieentwicklung, Zusammenarbeit mit Pro Senectute und Vorschläge zu unterbreiten. Schweiz und der neue Leistungsvertrag mit dem So- Für die Werterhaltung der Gebäude der Schule zial- und Gesundheitsdepartement. Vertreter des Roth-Haus hat der Stiftungsrat ein umfassendes Sa- Stiftungsrates nahmen teil an Tagungen und Sitzun- nierungsprogramm beschlossen, mit dem Ziel, die gen der Regionalkonferenz Ostschweiz und von Pro beiden Häuser energetisch und heizungstechnisch Senectute Schweiz. Zur gegenseitigen Information zu optimieren. Dank den Abschreibungen aus den traf sich der Stiftungsrat mit dem neuen Präsidenten letzten Jahren sind die nötigen finanziellen Mittel des Stiftungsrates der Pro Senectute Schweiz, Toni vorhanden. Frisch, und mit dem Direktor von Pro Senectute Bei der Diskussion um die Schulträgerschaft geht Schweiz, Werner Scherrer. es dem Stiftungsrat um die Optimierung der strategi- Edi Ritter-Rufer, Geschäftsleiter schen Führung, damit die Schule Roth-Haus auch in Zukunft gute Bedingungen für die Kinder mit beson- deren Bedürfnissen wie für die Lehrkräfte bieten Schule Roth-Haus, Teufen kann. Entscheidend sind jedoch nicht die Form der www.roth-haus.ch Schulträgerschaft, sondern die Kompetenz und Em- pathie unserer Mitarbeitenden auf allen Stufen. Un- Am 5. Juni 2012 sind es genau 40 Jahre her, dass im sere Schulleiterin Elisabeth Zecchinel ist zusammen «alten Waisenhaus» unsere Tagesschule für Kinder mit ihrem Team täglich gefordert, den mannigfalti- mit besonderen Bedürfnissen ihren Betrieb mit fünf gen Bedürfnissen unserer Schülerinnen und Schüler Schülern und einer Lehrerin aufgenommen hatte. gerecht zu werden. Die gute Atmosphäre im Roth- Wie uns Ake Rutz im Interview in diesem Jahresbe- Haus, verbunden mit einem positiven Lernklima, richt erzählt, war dies eine wahre Pioniertat von en- zeugen davon, dass es ihnen stets gut gelingt. Ich gagierten Eltern und weitsichtigen Leuten der Ap- danke an dieser Stelle der Schulleitung und allen penzellischen Gemeinnützigen Gesellschaft AGG. Mitarbeitenden, aber auch meinen sieben Kollegin- Ich freue mich, dass wir auch nach vier Jahrzehnten nen und Kollegen vom Stiftungsrat herzlich für ihr immer noch auf die wertvolle Unterstützung der Engagement zugunsten der uns anvertrauten Kinder. AGG sowie auf die wohlwollende Anteilnahme der Roland Bieri, Präsident Stiftungsrat Gründergeneration um Frau Rutz zählen dürfen. Ob die Schule «gross geworden ist» in dieser Zeit? Mit derzeit 54 Kindern und 49 Mitarbeitenden ist sie zwar «grösser» geworden, aber bezüglich Engage- Staatsbürgerliche Arbeitsgemeinschaft ment und Hinwendung zu unseren Kindern mit be- beider Appenzell sonderen Bedürfnissen ist sie die gleiche geblieben Die Staatsbürgerliche Arbeitsgemeinschaft beider wie vor 40 Jahren. Appenzell hat in den letzten Jahren keine Aktivitäten Sowohl die Mitarbeitenden, die Schulleitung wie mehr entwickelt. Staatsbürgerliche Fragestellungen auch der Stiftungsrat haben stets das Ziel vor Augen, sind zwar weiterhin höchst aktuell. Angesichts der unsere Schülerinnen und Schüler optimal zu fördern, europäischen Währungs- und Wirtschaftskrise und um ihnen als Erwachsene ein selbstbestimmtes Le- der politischen Polarisierung und Medialisierung ben in Würde zu ermöglichen. Wenn wir dabei hel- der Gesellschaft sind sie jedoch etwas in den Hinter- fen können, Jungendträume zu verwirklichen, macht grund gerückt. Die Appenzellische Gemeinnützige uns dies besonders froh. Gesellschaft ist allerdings nicht nur eine Institution Seit drei Jahren wird die Schule im Rahmen einer mit wohltätiger und kultureller Ausrichtung, son- Leistungsvereinbarung mit den Kantonen geführt. dern pflegt auch das historische Bewusstsein und hat Dies hatte verschiedene Veränderungen zur Folge, weiterhin einen staatsbürgerlichen Auftrag. Diesem die den ehrenamtlich tätigen Stiftungsrat veranlasst wird die AGG unter anderem gerecht mit der Heraus- haben, seine Funktion als Schulträger zu hinterfra- gabe der Appenzellischen Jahrbücher. Themen mit gen. Zusammen mit den Verantwortlichen im De- staatsbürgerlicher Ausrichtung kommen jeweils partement Bildung in Herisau wurde eine Arbeits- auch an der Jahresversammlung und bei allfälligen 192 Institutionen weiteren Veranstaltungen zur Sprache. Die Aufgaben Rücktritt eingereicht. Der Scheidende hat sich stets der bisherigen staatsbürgerlichen Arbeitsgemein- für die Anliegen benachteiligter Menschen und ins- schaft werden deshalb direkt dem Vorstand der AGG besondere unserer Gehörlosen eingesetzt. Unser übertragen. Die Arbeitsgemeinschaft selbst wird auf- herzlichster Dank für sein aktives Mitwirken und die gelöst. besten Wünsche für Gesundheit begleiten ihn in sei- Ruedi Früh, Präsident nen wohlverdienten Ruhestand. Als seine Nachfol- Hanspeter Spörri, Vorstandsmitglied AGG gerin wird von der Gemeinnützigen Gesellschaft des Kantons Thurgau Susanne Spring-Müller, Steckborn, in unseren Stiftungsrat delegiert. Erfreuliche Jahresrechnung: Dank Vollbesetzung Stiftung Ostschweizerisches Wohn- und des Hauses während des ganzen Jahres und dank Altersheim für Gehörlose, Trogen umsichtiger Führung des Heimes schloss auch die www.hausvorderdorf.ch diesjährige Jahresrechnung sehr erfreulich ab. Die OBT St. Gallen wurde wiederum mit der Revision der Bericht der Heimkommission Jahresrechnung betraut. Mutationen im Stiftungsrat: Nach 19-jährigem Mit- Grosser Dank an unsere Spender: Grosszügige wirken im Stiftungsrat hat alt Regierungsrat Kaspar Spenden ermöglichen in unserer Institution immer Zimmermann, Schwändi GL, seinen Rücktritt einge- wieder Extraanschaffungen oder Investitionen, die reicht. Er war als Nachfolger von Rudolf Schläpfer, das Leben unserer älteren und pflegebedürftigen Be- Teufen, 13 Jahre lang Präsident des Stiftungsrates. wohnerinnen und Bewohner angenehmer gestalten Kaspar Zimmermann war ein sehr weitsichtig den- helfen. Auch an dieser Stelle danken wir für die nam- kender Präsident. Die Zusammenarbeit mit ihm im haften Beträge und versichern, dass wir die Spenden Stiftungsrat wie in der Heimkommission gestaltete zweckmässig und gezielt einsetzen werden. sich stets sehr zuvorkommend, kooperativ und ziel- Ausserordentliche Stiftungsratssitzung: Um Bau- gerichtet. Wir danken ihm herzlich für seine langjäh- und Bodenreserven für allfällige spätere Erweiterun- rige erfolgreiche Tätigkeit und wünschen ihm noch gen unserer Institution zur Verfügung zu haben, hat viele Jahre in Gesundheit und Wohlergehen. Als der Stiftungsrat anlässlich einer ausserordentlichen Nachfolger des scheidenden Präsidenten wählte der Sitzung im November dem Kauf der unmittelbaren Stiftungsrat einstimmig den bisherigen Vizepräsi- Nachbarliegenschaft Bubenrain, Wäldlerstrasse 6, denten, Bruno Schlegel, Degersheim. Als früherer einstimmig zugestimmt. Ferner hat der Rat einen Direktor der Sprachheilschule St.Gallen verfügt er Kredit für einen sanften Umbau der Liegenschaft über ausgezeichnete Fach- und Sachkenntnisse, ins- Wäldlerstrasse 10 für Betreutes Wohnen ebenfalls besondere was die Gehörlosigkeit und die Führung einstimmig gutgeheissen. einer grösseren Institution anbelangt. Wir freuen uns Unser Dank: Wir sind unseren Gönnern und auf eine konstruktive Zusammenarbeit und danken Spendern zu grossem Dank verpflichtet. Danken ihm für die Bereitschaft, das Amt anzunehmen. Für wollen wir aber auch allen Mitgliedern des Stiftungs- das Vizepräsidium hat sich unser verdientes Mitglied rates und der Heimkommission, die sich tatkräftig Alex Rohner, Heiden, zur Verfügung gestellt. – Die für die Geschicke der Institution und das Wohlerge- Gemeinnützige Gesellschaft des Kantons Glarus hat hen unserer Bewohnerinnen und Bewohner einset- im vergangenen Jahr den Arzt Jakob Brunner, Mitlödi zen. Herzlichen Dank der Heimleitung, Ilir und Sa- GL, in unseren Stiftungsrat delegiert. Wir freuen uns bine Selmanaj-Kreis, für ihre in allen Belangen um- über seine Bereitschaft, in unserem Gremium mitzu- sichtige Führung unseres Heimes und allen unseren wirken. – Im hohen Alter von fast hundert Jahren ist Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die sich mit am 11. Oktober unser ehemaliger Präsident des Stif- grossem Einsatz in Pflege, Küche und Haushalt enga- tungsrates, Andreas Wegelin, St.Gallen, verstorben. gieren. Der Verstorbene war von der Gründung der Stiftung Emil Hersche, Präsident Heimkommission im November 1956 bis im Mai 1994 Mitglied des Stif- tungsrates und von 1959 bis 1972 deren Präsident. Bericht der Heimleitung Wir werden dem Verstorbenen ein treues Andenken Ein ereignisreiches Jahr liegt wiederum hinter uns. bewahren. – Aus dem Stiftungsrat hat Leo Hoffmann, Wir möchten Ihnen unser Alltagsleben, unsere Wert- Kreuzlingen, nach 21-jährigem Mitwirken seinen vorstellungen und die wichtigsten Ereignisse des  Institutionen 193 letzten Jahres etwas näher bringen und wünschen ren bei den Eingängen. Auch eine neue Telefonan- Ihnen viel Freude beim Lesen. lage, eine mobile «Bain-Marie», zum Warmhalten Anlässe verschönern den Heimalltag: Es war ein der Speisen sowie eine komplette Gartenstuhl- und Jahr mit vielen schönen Begegnungen und bunten Tisch-Garnitur mit entsprechender Beschattungsan- Anlässen: kulturell, kulinarisch, musisch wie auch lage wurden letztes Jahr angeschafft. literarisch. Unsere Anlässe werden so geplant, dass Jung und Alt gemeinsam: Seit gut einem Jahr läuft für jeden Geschmack etwas dabei ist und die Erfah- das Projekt «Brückenschlag Jung und Alt» im Haus rungen, die sich die Bewohnerinnen und Bewohner Vorderdorf. Kinder von Trogen und Umgebung und in ihrem reichen Leben angeeignet haben, zum Tra- Senioren des Heimes begegnen sich regelmässig un- gen kommen und auch im hohen Alter lustvoll wei- ter kundiger Leitung. Beide Gruppen erleben eine tergegeben oder vertieft werden können. Bereicherung. Damit die Treffen von Jung und Alt er- Abschied kein Tabu: Es gab aber auch schwieri- folgreich ablaufen und neue Erkenntnisse aus die- gere Momente, besonders dann, wenn wir uns von sem Projekt in die Gesellschaft einfliessen, begleitet einem Bewohner oder einer Bewohnerin für immer uns die Fachhochschule für Angewandte Wissen- verabschieden mussten. Durch eine umsichtige Be- schaften, St.Gallen. Der positive Zwischenbericht gleitung mit Einbezug aller Beteiligten, besonders hat uns veranlasst, in einer zweiten Studienphase der nächsten Verwandten und Freunde, erhoffen wir mit der Fachhochschule weiter zusammenzuarbei- uns den Abschied im Haus Vorderdorf persönlich ge- ten. stalten zu können, so wie es den Hinterbliebenen Administration und Hauswirtschaft: Die adminis- entspricht. Sterben gehört zum Leben und ist wie die trative Abwicklung nach der Einführung der Pflegefi- Geburt ein Teil davon. Dies wissen wir alle und doch nanzierung verläuft zufriedenstellend gut. Für Heidi ist jeder Abschied mit Trauer und Schmerz verbun- Ruckstuhl, Leiterin Sekretariat, war dies eine sehr den. Was uns aber noch wichtiger ist als ein «guter anspruchsvolle Angelegenheit, die sie sehr gut meis- Abschied», ist das Sterben in Würde. Unser Personal terte. Die Neustrukturierung der Hauswirtschaft mit ist dafür geschult, den Pflegeprozess in der Phase des den neuen Aufgaben in der Organisation ist hervor- Sterbens für den Bewohner so erträglich wie nur ragend angelaufen und wird nach internen Bedürf- möglich zu gestalten. Die Pflege allein zeichnet je- nissen in Zusammenarbeit mit dem Küchenteam doch ein Sterben in Würde noch nicht aus. Eine ge- laufend angepasst. sunde Nähe, persönliche Anteilnahme und Feinge- Lehrabschlüsse und neue Lernende: Mit Stolz be- fühl sind dafür entscheidend wichtig. Unser Pflege- richten wir, wer in unserem Lehrbetrieb im letzten team wie auch wir von der Heimleitung bemühen Jahr mit Erfolg abgeschlossen und das Diplom erhal- uns um gute Voraussetzungen. ten hat: Have Kaccoraj, Fachfrau Gesundheit; Gab- Erneuerungen: Eine unserer wichtigsten Erneue- riela Lauchenauer, Fachfrau Gesundheit; Mirza Tad- rungen im letzten Jahr war sicherlich der Garten mit zic, Fachmann Gesundheit; Suzana Shala, Fachfrau dem Sitzplatz. Es ist ein Spaziergarten mit Gehwegen, Hauswirtschaft; Anja Hälg, Hauswirtschaftspraktike- die an duftenden Blumen und leuchtenden Gräsern rin; Lilian Roos, Hauswirtschaft. – Nochmals allen vorbeiführen. Hochbeete laden ein, stehend den Absolventen unsere herzliche Gratulation zum er- Garten zu pflegen. Das Ergebnis konnte letzten folgreichen Abschluss! Wir freuen uns, weiterhin Herbst bereits geerntet und genussvoll verzehrt wer- jungen Menschen die Möglichkeit für eine gute Aus- den. Der Spielplatz unmittelbar neben dem Spazier- bildung anzubieten und stellen Ihnen unsere neuen garten lässt viel Freude aufkommen; das Kinderla- Lernenden vor: Melanie Sturzenegger, Fachfrau Ge- chen bereichert. Das Verweilen beim Zuschauen sundheit; Rouven Szentkiralyi, Koch; Anja Niederer, oder beim Dasein und Geniessen der Blumen und KV. – Unsere Leiterin Hauswirtschaft, Elisabeth der Natur ist bei schönem Wetter sehr beliebt. Wir Maissen, ist zurzeit selber berufsbegleitend in Aus- sind dankbar für diesen Garten, ist er doch ein wich- bildung zur Bereichsleiterin Hotellerie-Hauswirt- tiger und schöner Begegnungsort geworden. – Um schaft. Wir profitieren bereits von guten Ideen und die Lebensqualität möglichst lange erhalten zu kön- Kenntnissen, die in den Betrieb einfliessen. Wir wün- nen, braucht es eine gute Infrastruktur. Diese wird schen Elisabeth Maissen sowie allen neuen Lernen- laufend mit kleineren Anschaffungen ergänzt und den viel Freude in ihrer Ausbildung. optimiert. Besonders bequem für die Rollstuhlbe- Unser Dank: Wir danken allen motivierten Men- nützer sind unsere neuen elektronischen Schiebetü- schen, die freiwillig ihr Wissen, ihre Zeit und ihr Kön- 194 Institutionen nen unseren Heimbewohnerinnen und -bewohnern gagement, Begeisterung und Überzeugung zu be- zukommen lassen. Ein ganz grosser Dank geht auch werkstelligen. Die Tatsache, dass das ganze Team an an alle Mitarbeitenden, die jeden Tag ihre Arbeit mit diesem Strick mitzog und trotz grosser Arbeitsbelas- Engagement und Geduld erbringen. Jede Arbeit, die tung eine fast reibungslose Umsetzung erreichte, ist getätigt wird, auch wenn sie im Hintergrund passiert, das Herausragende dieses Erweiterungsprojekts. An ist wertvoll und trägt zum Ganzen bei. – Bei uns steht dieser Stelle ein herzliches Dankeschön seitens des der Mensch mit seinen Möglichkeiten, Ängsten, Sor- Vorstands. gen und Hoffnungen im Zentrum unseres Handelns, Die Liegenschaft «Im Mühlebühl», welche wir damit sich Seele, Geist und Körper im Gleichgewicht von der Katholischen Kirchgemeinde gemietet hat- befinden. Unsere wichtigsten gelebten Werte sind ten, haben wir für Jugendliche / junge Erwachsene in geprägt von Achtung, Individualität, Loyalität, Lei- der Adoleszenz, die sich in einer beruflichen Mass- denschaft, Bildung, Erfolg, Gastlichkeit, Geborgen- nahme der IV befanden, während ca. zehn Jahren heit, Heimatgefühl, Herzlichkeit, Höflichkeit und genutzt, und vielen war sie ein vorübergehendes Zu- zum Schluss dem Wichtigsten: Menschlichkeit. Mit hause auf dem Weg in das Erwachsenenleben. Auch diesen Wertvorstellungen sind wir für das kom- hier bedanke ich mich für das entgegengebrachte mende Jahr gerüstet und freuen uns auf neue Her- Vertrauen während dieses Mietverhältnisses. Durch ausforderungen. – Für Ihr Vertrauen in unsere Insti- die Erweiterung des vereinseigenen Wohnraums ha- tution und in unsere Mitarbeitenden danken wir Ih- ben wir das Mietverhältnis folgerichtig aufgelöst. nen. Es bestärkt uns in unserer täglichen Arbeit, das An die Umbau- und Einrichtungskosten an der Richtige zu tun. Sonnenfeldstrasse erhielten wir grosszügige Zuwen- Ilir und Sabine Selmanaj-Kreis, Heimleitung dungen von Stiftungen. Diese halfen uns, ohne Li- quiditätsengpass unseren finanziellen Verpflichtun- gen nachzukommen. Sie ermöglichten es zudem, die Säntisblick – Sozialpsychiatrische Angebote, öffentliche Hand zu entlasten. All den verantwortli- Herisau chen Stiftungsratsmitgliedern ein herzliches Danke- www.saentisblick.org schön. Das Frühjahr 2011, das heisst die Monate April, Bericht der Vereinspräsidentin Mai und Juni, waren geprägt durch Umbau und Ein- Horizonte: «Wenn Du ein Schiff bauen willst, dann richtung und das Einziehen erster Bewohnerinnen trommle nicht Männer zusammen, um Holz zu be- und Bewohner in unser neues Angebot. Von Beginn schaffen, Aufgaben zu vergeben und die Arbeit ein- an war die Nachfrage nach diesem neuen Wohnan- zuteilen, sondern lehre die Männer die Sehnsucht gebot gross, so dass alle Plätze bereits im Juli belegt nach dem weiten, endlosen Meer.» (Antoine de waren. Es ist neben der Attraktivität des Wohnraums Saint-Exupéry: Die Stadt in der Wüste/Citadell) das Konzept, welches zuweisende Institutionen und Meer, Weite, Abendrot, Aufbruch, Mut, Lebens- Interessenten überzeugt. Es besteht eine hohe Reali- freude, Freiheit, Motivation, Veränderung, «Aufbre- tätsnähe, und unsere Teams richten sich immer wie- chen zu neuen Horizonten»: 2011 wurden nun also der nach den Bedürfnissen der jeweiligen Situation. unsere Pläne Wirklichkeit, die Strategie des Vor- Die zentrale Stelle einer agogischen Leitung als An- stands konnte umgesetzt werden und wir konnten sprechperson für Interessierte hat sich ebenfalls sehr unser Angebot weiter ausbauen und optimieren. Mit bewährt. – Ich danke allen ganz herzlich, die sich in der kantonalen Bewilligung der Platzzahlerhöhung irgendeiner Form materiell wie ideell für den Säntis- war der Weg frei für den Kauf der Liegenschaft an der blick einsetzen. Sonnenfeldstrasse in Herisau. Der Säntisblick hat so- Rosmarie Kühnis, Vereinspräsidentin mit in den letzten sechs Jahren die Platzzahl von 16 auf 32 Wohnplätze verdoppelt. So haben wir nun Bericht der Leitung eine betriebswirtschaftlich verantwortbare Grösse Ein turbulentes Jahr liegt hinter uns. Es wurde gemalt erreicht. Unser Angebot wurde dabei weiter differen- und geschraubt, gezügelt und eingerichtet, gefragt ziert. und geantwortet, gestritten und sich wieder vertra- Was mit den vorhandenen beschränkten Res- gen, Energie getankt und wieder verwendet… – Es sourcen 2011 von den Mitarbeitenden im Säntisblick ging um die Frage der Planbarkeit des Unplanbaren. geleistet wurde, war nur mit grosser Motivation, En- Mit viel Elan haben wir uns in die Veränderung ge-  Institutionen 195 stürzt. Teams wurden fusioniert, Leitungsfragen zumindest spinnen können. Also lassen wir uns die mussten geklärt werden, neue Konzeptionen wur- naiven Fragen nicht ausreden! den erarbeitet, Unsicherheiten mussten ausgehalten … dem Einstein-Prinzip: Der Geistesblitz schlägt und trotzdem musste immer wieder eine sichere auf Abwegen ein. Innovation gelingt eher, wenn wir Rahmung hergestellt werden. Veränderungen erzeu- mal Pause vom Problemlösen machen. Also: Aus- gen immer Reibung, und Reibung erzeugt Wärme. Es schweifen, abschweifen. Zurück zur Langeweile! galt, einen vernünftigen Umgang mit der Wärme zu Prognosen sind immer schwierig, insbesondere entwickeln und flexibel zu bleiben im Vertrauen, dann, wenn es sich um die Zukunft handelt, wir mei- dass wir es schaffen würden. nen aber am Horizont wieder Veränderungen auszu- Rückblickend sind wir ausserordentlich zufrie- machen … den mit dem erreichten Ergebnis. Unser Angebot hat Sebastian Reetz-Spycher, Geschäftsleitung sich vergrössert und differenziert. Wir haben attrak- Doris Bloch, Agogische Leitung tiven Wohnraum hinzugewonnen und sämtliche Plätze waren von Beginn an belegt. Infolge der Ver- grösserung des Angebots haben wir den Personal- Verein Dreischiibe. Betriebe für berufliche schlüssel um ca. 300 Stellenprozente erhöht und Rehabilitation von Menschen mit psychischen durften dadurch im Team motivierte neue Mitarbei- Behinderungen terinnen und Mitarbeiter begrüssen. Die Zahl der www.dreischiibe.ch Ausbildungsplätze in unserer Organisation konnte in der Folge ebenfalls erhöht werden. Bericht der Vereinspräsidentin Im Jahr 2012 werden wir uns unter anderem mit unseren Grundsätzen zur Prävention von sexueller 25 Jahre dreischiibe Herisau Ausbeutung, Missbrauch und anderen Grenzverlet- Nach dem Grundsatz «Eingliederung vor Rente» zungen auseinandersetzen. Die von vielen Bran- schloss der Verein dreischiibe in Herisau im Jahr chenverbänden, Institutionen und Organisationen 1985 mit der Eröffnung von begleiteten Arbeitsange- unterzeichnete Charta finden Sie auf den letzten bei- boten im handwerklichen Bereich für Menschen mit den Seiten des Jahresberichts unter www.saentis- einer psychischen Beeinträchtigung eine zentrale blick.org. Lücke in der Ostschweiz. Dann erkannten die Grün- Wir legen weiterhin grossen Wert auf eine gute dungsmitglieder, dass es auch an Arbeitsplätzen Zusammenarbeit mit unseren Zuweisern. Auch in fehlte, wo sich Klienten und Klientinnen mit berufli- Zukunft werden wir flexible Lösungen für jene Men- chen Fähigkeiten im Bereich der Administration und schen anbieten, die an unsere Türen klopfen und Verwaltung einbringen konnten. An der 2. Mitglie- dies auch dann, wenn die Finanzierungsfragen noch derversammlung im April 1986 wurde deshalb be- nicht abschliessend geklärt sind. schlossen, einen 2. Betrieb in St.Gallen zu gründen. Das Thema Innovation wird uns auch im Jahr Am 1. Oktober 1986 eröffnete in der dreischiibe 2012 beschäftigen. Getreu dem Referat des Philoso- St.Gallen das Bürozentrum (heute Office Point), der phen Ludwig Hasler anlässlich des Insos-Kongresses Mikrofilmdienst (heute Mikrofilm-/Digitaltechnik) 2011 zum Thema Innovation kann man nicht davon und der Berufsförderungskurs (heute Berufliche In- ausgehen, dass es Methoden des «Innovierens» gebe. tegrationskurse). 2003 kam das Tageszentrum mit Es gehe vielmehr um die Frage, wie wir uns präparie- dem Auftrag der Sozialrehabilitation und dem Ange- ren müssen, damit das Neue uns nicht verfehlt, wenn bot von Tagesstrukturen dazu. 2005 eröffnete der Of- es denn an uns vorbeiläuft. Gemäss Hasler gelingt fice Point in St.Gallen zwei Büroaussenstellen, soge- uns dies mit … nannte Open Offices, mit wirtschaftsnahen Ausbil- … der Ödipus-Falle: Planer/-innen provozieren, dungsplätzen im KV-Bereich. Ab 2007 stellte der Mi- was sie nicht wollen. Innovation ist nicht das Ergeb- krofilmdienst auf moderne Digitaltechnik um. Zur nis professionell planerischer Organisation, sondern Begleitung in den ersten Arbeitsmarkt wurde 1991 das Ergebnis aus dem Porösen, jenem, das dazwi- die Fachstelle für berufliche Integration geschaffen. schen und unterwegs passiert … Dieses Job Coaching hat sich laufend weiterentwi- … der Pubertäts-Lizenz: Wissen ist gut, Fantasie ist ckelt, eine anspruchsvolle Aufgabe, die auch von der besser. Innovation ist etwas für Leute, die nie aus der IV als besondere Qualität geschätzt wird. Die drei- Pubertät herauskommen, das heisst für Leute, die schiibe St. Gallen darf mit Stolz auf 25 Jahre Entwick- 196 Institutionen lung in der beruflichen Rehabilitation und Integra- Bericht des Geschäftsführers tion von Menschen mit einer psychischen Beein- Noch ein 25-Jahr-Jubiläum trächtigung zurückblicken. Das Jubiläum wurde im Nach dem Jubiläum der dreischiibe Herisau im Vor- Frühjahr 2011 mehrfach gebührend gefeiert. Speziell jahr feierte die dreischiibe St.Gallen im Jahr 2011 ihr gefreut hat uns dabei, dass eine der Mitbegründerin- 25-jähriges Bestehen an drei durchwegs gelungenen nen, Regierungsrätin Kathrin Hilber, eine Ansprache Anlässen, einmal mit geladenen Gästen im Haus und gehalten hat. einem Tag der offenen Tür, einmal mit der ganzen Belegschaft in der Lokremise. Detaillierte Berichte Austritt des Geschäftsführers aus dem Kreis der Teilnehmenden geben die dama- Stefan Grisch, seit 2004 Geschäftsführer, trat per Ja- lige Stimmung bestens wieder. – Die Geschäftsfüh- nuar 2012 in den Ruhestand. Mit ihm verlieren wir rung dankt an dieser Stelle den beiden OK-Teams für einen umsichtigen Geschäftsführer, dem die ver- die Organisation der ganzen Anlässe. schiedenen Geschäftsfelder sehr am Herzen lagen, für die er sich mit grossem Engagement eingesetzt Umbau des Cafés in der dreischiibe Herisau hat. Unter seiner Leitung erfolgten zum Beispiel die Im Sommer 2011 wurden über 1 Mio. Franken in den Eröffnung der Open Offices sowie der Umbau des La- Umbau unseres Cafés Herisau investiert. Das ganze dens und des Cafés in Herisau. Im Besonderen hat Vorhaben war komplex, zeitlich gedrängt und für die Stefan Grisch mit betriebswirtschaftlichem Blick verschiedenen Auftragnehmer sehr anspruchsvoll, und Kenntnissen die dreischiibe zu einer Organisa- auch für die dreischiibe Herisau, welche praktisch tion weiterentwickelt, die heute finanziell auf guten während der ganzen Bauphase den Betrieb vollum- Beinen steht. Stefan Grisch gebührt ein grosser Dank fänglich aufrechthielt. Das Resultat lässt sich sehen. für seine wertvolle Arbeit zum Wohl der dreischiibe, verbunden mit den besten Wünschen für die Zu- Ausbildung in der dreischiibe kunft. – Für die Übergangszeit konnten wir Herrn Im Berichtsjahr haben siebzehn Lernende ihre Be- Fritz Lüdi als interimistischen Geschäftsführer ge- rufsausbildung in unserem Hause erfolgreich abge- winnen. Wir danken ihm herzlich, dass er sich den schlossen. Das spricht für die Lernenden, aber auch anstehenden Anliegen und Fragen annimmt. für unsere Ausbildner/-innen, welche den Dank und die Anerkennung für ihre anspruchsvolle Aufgabe Wechsel im Vorstand verdienen. In diesen Dank einschliessen möchte ich Die dreischiibe darf auf langjährige und erfahrene auch die Leitung der Erlebniswoche, welche für die Vorstandsmitglieder zählen. Im 2011 ist Herr Marcel Lernenden zum vierten Mal durchgeführt wurde. Enz nach 15 Jahren Tätigkeit per Ende März zurück- getreten. Wir danken ihm herzlich für die langjäh- Rückblick auf 2011 – und ein Ausblick rige, ehrenamtliche Mitarbeit im Vorstand. Im Hin- Die dreischiibe blickt auf ein erfolgreiches Jahr 2011 blick auf das Jahr 2012 werden wir mit zwei weiteren zurück. Sowohl in Herisau wie auch in St.Gallen wa- Austritten rechnen und die Ressorts Finanzen, Reha- ren wir ansprechend ausgelastet, Auftragslage und bilitation und Infrastruktur mit neuen Vorstandsmit- Beschäftigung für die verschiedenen Bereiche waren gliedern besetzen müssen. zufriedenstellend. Der Bereich Mikrofilm-/Digital- technik wuchs volumenmässig weiter. Ab 2012 bie- Weiter in die Zukunft ten wir hier neu die Ausbildung zum Print- Wir sind zuversichtlich, dass sich die dreischiibe medienpraktiker/-in an, was die Attraktivität unse- auch unter dem neuen Geschäftsführer gut positio- res Hauses weiter erhöht. Im Bereich Office Point nieren und unter Anpassung und Ergänzung der ei- sind nach einigen Mutationen mit Herrn Benz ein nen oder anderen Geschäftsstrategie positiv weiter- neuer Bereichsleiter sowie mehrere Gruppenleiter/- entwickeln wird. Im Sinne der Rehabilitation und innen in unser Haus eingetreten. Bereits wurden ver- Integration verwende ich zum Abschluss gerne das schiedene Projekte lanciert, um auch den OP opti- Zitat von John Ruskin, der sagt: «Nicht was er mit sei- mal für zukünftige Anforderungen vorzubereiten. In ner Arbeit erwirbt, ist der eigentliche Lohn des Men- Herisau liefen die beiden Gastrobetriebe erfolgreich, schen, sondern was er durch sie wird.» und die beiden «Werkbereiche» generierten eben- Yvonne Varan-Koopmann, Präsidentin falls neue Aufträge. – Ich danke an dieser Stelle allen für den geleisteten Einsatz im vergangenen Jahr und  Institutionen 197 bin überzeugt, dass dieses Team auch die zukünfti- wiederkehrende Handlungen und Arbeiten ange- gen, mit Sicherheit zunehmenden Herausforderun- wiesen. Dem Personal gelingt es immer wieder, inte- gen erfolgversprechend angeht. ressante Arbeitsmöglichkeiten zu schaffen und die Fritz Lüdi, Geschäftsführer a.i. Gratwanderung zwischen den Bedürfnissen der Auf- traggeber («Just in Time»-Produktion) und den Kern- aufgaben der «stääg» (optimale Betreuung und För- Verein Werkstätte und Wohnheim für derung der Betreuten) gut zu meistern. An dieser Stelle bedanken wir uns bei allen Auftraggebern Behinderte Steig, Appenzell herzlich für das uns entgegengebrachte Vertrauen. www.steig.ch Sie tragen zu einer sinngebenden Tätigkeit und einer sinnvollen Arbeitsgestaltung bei. Wir können unsere Der Präsident, Jakob Signer, berichtete an der Gene- Leistungen zu marktgerechten Preisen anbieten. ralversammlung vom 21. Juni 2012, dass das Ge- Vielleicht werden Sie ein neuer Kunde oder kennen schäftsjahr 2011 in verschiedener Hinsicht ein er- Unternehmen, die es werden könnten? Wir sind folgreiches Jahr war: dankbar für Ihre Weiterempfehlung! – Die Zahl der Beschäftigten stieg um zwei auf 51; Im Frühling 2011 konnten wir zwei neue Merce- damit verbunden nahmen die Arbeitstage in der des-Sprinter-Busse in Betrieb nehmen. Somit sind Werkstatt um drei Prozent zu. die Wohngruppen flexibler bei ihren Ausflügen. In – Trotz des starken Frankens hatten wir Vollbeschäf- einem der beiden Bussen können die Sitze ausge- tigung in der Werkstatt, und so konnte der Erlös baut werden, so kann dieser unter der Woche für aus externen Arbeiten praktisch auf dem Rekord- Materialtransporte der Werkstätte eingesetzt werden. wert des Vorjahres gehalten werden. Ausserdem haben wir einen Renault-Kleinwagen be- - Auch die Aufenthaltstage im Wohnheim konnten schafft, in dem auch eine Person mit Rollstuhl trans- nochmals leicht gesteigert werden. portiert werden kann. Er dient für Arztbesuche und – Und nicht zuletzt konnte der Aufwand pro Betreu- andere Einzeltransporte. ungstag sowohl in der Werkstätte als auch im Im letzten Jahr erhielt der Geschäftsausschuss In- Wohnheim gesenkt werden. formationen zum neuen Finanzierungssystem, das die Kantone ab 2013 einsetzen wollen. Interessant Der Nettoertrag der Werkstätte erreichte mit 365 000 waren insbesondere die Modellrechnungen, die uns Franken das Vorjahresniveau. Mit neun Kunden aufzeigten, wo wir im Vergleich zu anderen Ost- konnten wir 2011 eine neue Geschäftsbeziehung auf- schweizer Institutionen stehen. Wir haben diesbe- bauen. Wir sind froh und dankbar über dieses nach züglich noch Hausaufgaben zu machen, stehen aber wie vor sehr schöne Auftragsvolumen; es ist Aus- insgesamt gut da. druck einer langjährigen Zusammenarbeit auf ei- An der GV 2010 wurde die Versammlung über die nem qualitativ hohen Niveau. Diese Zusammenar- Strategieabsichten zur Erweiterung des Leistungsan- beit schätzen wir sehr und pflegen sie auch. Die ers- gebotes der «stääg» orientiert. Unter Einbezug von ten drei Quartale des Jahres 2011 waren noch geprägt externen Spezialisten wurden Bedürfnis und Mach- von der guten Konjunktur. So waren die Auslastung barkeit abgeklärt. Der Schlussbericht von «socialde- und der Umsatz im Bereich Produktion über das sign» sieht Bedarf für eine Tagesstätte für Hirnver- ganze Jahr sehr gut. Im vierten Quartal machten sich letzte und für eine begleitete Wohngruppe. Eine Al- bereits erste Auswirkungen der beginnenden Wirt- terswohngruppe ist jedoch kein Thema. Weitere Ab- schaftskrise bemerkbar. Die Zusammenarbeit und klärungen des Vorstands mit dem Kanton (Betriebs- die Kundenbetreuung sowie der Auftritt auf dem bewilligung, Finanzierung, Bodenbesitzer) bezüg- Produktions- und Dienstleistungsmarkt werden des- lich des Bauvolumens und der Rentabilität von In- halb immer wichtiger (siehe www.steig.ch, neu vestitionen sind erfolgt. Der Vorstand hat daraufhin «Kernkompetenzen»). Einerseits geht es darum, ge- beschlossen, das Leistungsangebot der «stääg» um eignete Arbeit für die Betreuten zu finden, anderer- eine Tagesstätte für Menschen mit Hirnverletzungen seits wird ein hohes Mass an Qualität und Flexibilität und um Begleitetes Wohnen zu erweitern. Der Aus- gefordert. Vor allem Flexibilität ist für Menschen mit bau der Holzwerkstätte sowie Lager- und Garagen- einer geistigen Behinderung eine grosse Herausfor- bedarf sollen in die Planung der notwendigen Erwei- derung. Viele unserer Betreuten sind auf regelmässig terungsbauten einbezogen werden. 198 Institutionen

Das Personal der «stääg» fördert und unterstützt die Ansprüchen können wir nur gerecht werden dank Entwicklung von Persönlichkeiten. Mit reflektiertem dem Einsatz und der Professionalität des Personals Fördern und Fordern stärken wir die individuellen und dank der Unterstützung durch den Vorstand Fähigkeiten des Einzelnen und begleiten sein selbst- und den Aufsichtsrat. Herzlichen Dank für das Enga- ständiges und verantwortliches Handeln. Wir bieten gement aller Beteiligten. Ein weiterer Dank geht an eine bedarfsorientierte Begleitung und Betreuung die Eltern und gesetzlichen Vertreter, an die Behör- an, sowohl im Arbeits- und Hauswirtschaftsbereich den für die wertvolle Unterstützung und die gute Zu- als auch im Wohnheim. Für das Personal bedeutet sammenarbeit – sowie auch an alle Spender, Sponso- dies, dass wir uns täglich mit sämtlichen Facetten ren und Kunden. Wir freuen uns sehr auf die weitere des Lebens von Menschen mit Behinderung, aber Zusammenarbeit mit Ihnen allen! auch mit Entwicklungen und mit der Zukunft aus- Godi Trachsler, Betriebsleiter einandersetzen. Für 23 Betreute ist die «stääg» ihr Zuhause, in welchem sie sich sicher fühlen und ihre Freizeit verbringen. Hier haben sie ihre Freunde und Wohnheim Kreuzstrasse Herisau Kollegen. Hier erleben sie Hochs und Tiefs. Zu den www.wohnheim-kreuzstrasse.ch Betreuten, die im Wohnheim leben, kommen jeden Tag 27 externe Betreute zur Arbeit auf die «stääg». In Das Jahr 2011 war mit den Worten der Heimleiterin allen Bereichen, Werkstätte, Wohnheim und Haus- ein «strubes» Jahr. Massgeblich geprägt wurde es wirtschaft, werden sie von professionellem Personal durch die schwere Erkrankung und den Tod einer begleitet. Immer wieder hat dieses abzuwägen, ob Mitarbeiterin. Darauf verursachte ein schwerer Velo- seine Begleitung der Individualität der Betreuten ge- unfall eine monatelange Lücke im Team. Schliesslich recht wird und wie diese in allen Lebensphasen ein bewegte ein tödlicher Arbeitsunfall in der Familie ei- nach Möglichkeit selbstbestimmtes und eigenstän- ner Mitarbeiterin das Team und die Wohnenden. diges Leben führen können. Die Rückmeldungen, Heimleitung, Team und Wohnende haben sich Zeit welche die «stääg» von den Betreuten und ihren ge- genommen und Formen gefunden für einen behut- setzlichen Vertretern im letzten Jahr erhalten hat, samen Umgang miteinander und für die gemein- sind durchwegs positiv. Die offene Kommunikation same Trauer. trägt dazu bei, dass in beinahe allen Situationen eine In Bezug auf die Bewohnerinnen und Bewohner gute Lösung im Interesse der Betroffenen gefunden zeichnet sich das vergangene Jahr mindestens statis- werden kann. tisch durch eine aussergewöhnliche Konstanz aus. Neben dem primären Ort des Lebens, dem eige- Nur gerade ein Neueintritt war zu verzeichnen. Für nen Zimmer, benötigt jeder Betreute einer Wohn- viele Wohnende ist das Wohnheim längst zur Heimat gruppe eine Familie oder Bezugsperson, um Kontakt geworden. Dadurch gewinnt die fachliche Betreu- mit anderen Menschen aufzunehmen, mit ihnen in ung und Begleitung an Kontinuität und Tiefe. Ent- Beziehung zu treten sowie Aufgaben zu übernehmen, wicklungen werden möglich, weil dafür genügend die über den persönlichen und privaten Bereich hin- Zeit da ist und die Zeit genutzt wird. – Die Konstanz ausreichen. So werden Erfahrungen gemacht, die in der Zusammensetzung der Wohnenden gibt auch das Leben bereichern. Der Wechsel zwischen den Verbindlichkeit im Zusammenleben und schafft Lebensbereichen bringt Abwechslung und gibt Raum, die Wohnenden in die Gestaltung des Zusam- Struktur. Der tätige, schaffende Mensch ist immer menlebens und des Alltags miteinzubeziehen. So ein schöpferischer Mensch: In dem Masse, in dem wurden gemeinsam Regeln für das Rauchen im Haus ich tätig bin und etwas schaffe, wächst auch mein gefunden und umgesetzt. Das Sommerfreizeitpro- Selbstbewusstsein. In unseren Werkstätten, Beschäf- gramm wurde wieder gemeinsam gestaltet und rege tigungsgruppen und in der Hauswirtschaft werden benutzt. Die Wohnenden werden nach Möglichkeit die einzelnen Tätigkeitsbereiche nach Schwerpunk- und mit viel Organisationsgeschick auch bei der Er- ten der Anforderungen an die Betreuten und nach füllung ihrer individuellen Wünsche unterstützt. dem notwendigen Förder- und Entwicklungsbedarf Neu eingerichtet wurde der Medienraum «Scala» mit gegliedert. TV, Videorecorder, PC mit Internet-Anschluss und Wir setzen uns intensiv und positiv mit Entwick- einer kleinen Bibliothek. lungen auseinander – im Interesse der Menschen, Konstanz und Verlässlichkeit zeichnen auch das welche auf der «stääg» arbeiten und wohnen. Diesen Team aus: Am 19. Januar 2011 konnten Vorstand,  Institutionen 199

Aufsichtsrat und Team mit Barbara Auer ihr 25-Jahr- sie im Wohnheim gelebt wird, fast von Beginn weg Jubiläum im Wohnheim, davon fünf Jahre als Heim- zwar «nur» im Hintergrund, aber nicht weniger leiterin, feiern. – Die Leiterin der Fachstelle Heim- massgebend geprägt. aufsicht und -beratung bescheinigte nach einem Vorstand und Aufsichtsrat stehen vor personellen Kontroll- und Beratungsbesuch im Wohnheim einer- Veränderungen. Im Dezember teilte Werner Niede- seits die Erfüllung sämtlicher Qualitätsanforderun- rer mit, dass er auf diese Mitgliederversammlung gen und schilderte anderseits, sie habe im Wohn- nach fast 30 Jahren als Aktuar und juristischer Bera- heim Kreuzstrasse ein Klima erlebt, «welches ge- ter und unzähligen Protokollen zurücktrete. Für Vor- prägt ist durch gegenseitige Achtung und Toleranz stand und Heimleitung war er seit der Gründung des auf allen Ebenen». – Im jährlichen Audit galt das be- Vereins stets eine tragende Stütze, die wir als Freund sondere Augenmerk des Teams dem «Betreuungs- geschätzt haben und die uns als Freund sicher ver- umfeld der Wohnenden» und der «Zusammenarbeit bunden bleiben wird. – Gesundheitliche Gründe mit Angehörigen und Freunden der Wohnenden». zwangen Bianca Kühn, seit 2003 Mitglied im Auf- Der Auditbericht bestätigt die hohe Qualität der im sichtsrat, zum Rücktritt. Ihre ruhig-zurückhaltende Wohnheim geleisteten Arbeit. Das Qualitätszertifikat Teilnahme und fundierte fachliche Unterstützung wurde für weitere drei Jahre erneuert. – Das Treffen und Begleitung werden wir vermissen. Für ihre Ge- zwischen Vorstand und Team hat inzwischen einen sundheit wünschen wir ihr alles Gute. festen Platz in der Agenda und bestätigt die gegen- seitige Wertschätzung. Statistisches Die anhaltend hohe Auslastung bestätigt den Bedarf: Vorstand und Aufsichtsrat Im Jahr 2011 haben 19 Menschen im Wohnheim Im letzten Jahresbericht bereits angesprochen wurde Kreuzstrasse gelebt, drei Frauen und 16 Männer. Es die Absicht, die Erwartungen an den Aufsichtsrat an- gab einen Eintritt, keinen Austritt. Zwölf Wohnende gesichts des veränderten Umfelds – Stichworte stammen aus dem Kanton St. Gallen, sechs aus dem «Qualitätsmanagement», «Heimaufsicht» – zu über- Kanton Appenzell Ausserrhoden, und ein Bewohner prüfen. Im gemeinsamen Workshop von Vorstand, kommt aus dem Kanton Zürich. – Insgesamt ergaben Aufsichtsrat und Team wurden Erwartungen formu- sich 6916 Belegungstage (Vorjahr 6901), was einer liert und die Rollen, Verantwortlichkeiten und Kom- Auslastung von 99,7 Prozent entspricht (Vorjahr petenzen hinterfragt und geklärt. Die Ergebnisse die- 99,5). ses Prozesses finden ihren Niederschlag in den bean- tragten Änderungen der Statuten. Der Workshop un- Finanzen terstrich die Verbundenheit in der gemeinsamen Die Betriebsrechnung schliesst erneut mit einem Aufgabe, für die wir uns alle mit Freude engagieren, kleinen Defizit ab. Dennoch ist die finanzielle Lage neugierig, vertrauensvoll, verlässlich, partizipativ, des Wohnheims gut. Das kleine Eigenkapital, das im wohlwollend-kritisch. Auf die fachliche Begleitung letzten Jahr durch ein grosszügiges Legat noch er- und weitblickende Mitsicht des Aufsichtsrates kön- höht werden konnte, gibt uns Handlungsspielraum. nen und wollen wir auf keinen Fall verzichten. – Letz- Nach wie vor offen ist, wie der Kanton Appenzell ten Frühling hatte der Kanton angekündigt, künftig Ausserrhoden künftig abrechnen will. kein Qualitätszertifikat mehr zu verlangen. Neuer- dings wurde diese Aussage relativiert, ohne aller- Ausblick dings klare Vorgaben zu machen. So oder so hat der Am 30. Oktober 2012 wird der Verein 30 Jahre alt. Im Vorstand beschlossen, die Zusammenarbeit mit Sommer 2012 werden wir das 30-jährige Bestehen «Wege zur Qualität»/Confidentia auf einer neuen Ba- des Wohnheims feiern können. In alter Frische ge- sis fortzuführen. Aus der Arbeit des Teams ist die re- wissermassen. Nicht nur weil das Haus dann 100 gelmässige, fachlich begleitete und unterstützte Re- Jahre alt wird und ein neues «Kleid» bekommen soll. flexion des eigenen Handelns nicht wegzudenken. – Sondern weil die Idee «frisch» und lebendig geblie- Anfang des letzten Jahres schliesslich war die Präsi- ben ist: Weil sie stetig weiterentwickelt, angepasst, dentin zu einem Referat bei der Jahreshauptver- erneuert, weil sie ganz einfach gelebt wird. Allen, die sammlung des psychoanalytischen Vereins Zürich- dazu beigetragen haben und weiter dazu beitragen, Kreuzlingen eingeladen. Das vom Verein getragene sage ich ganz einfach: danke! Institut hat die psychoanalytische Sozialarbeit, wie Dr. Anita Dörler, Präsidentin 200 Institutionen

Zentrum für Appenzellische Volksmusik Jungmusikanten-Stobede: Unter der Leitung von www.zentrum-appenzellermusik.ch Matthias Weidmann (Fachmitarbeiter ZAV) fand am 16. Oktober im Restaurant Passhöhe/Schwägalp eine Ausstellungen Musig-Stobede statt. Spielweise und Stücke waren Die Entwicklung der Appenzeller Streichmusik: Die mit mehreren Musikschülerinnen und -schülern Jahresausstellung im ersten Stock zeigte den Werde- eine Woche zuvor an zwei Tagen eingeübt worden; gang von der Zweimann-Formation zur Quintettbe- das Ergebnis durfte sich dann auch hören lassen setzung im Jahre 1892 mit zwei Geigen, Hackbrett, (über 80 Gäste und Musikanten). Cello und Streichbass. Diese Fünfmann-Besetzung Vierte Singlosi in den Gaststätten von Gonten, (Frauen hatten damals in der Tanzmusik nichts zu 7. Oktober: Die Singlosi findet jährlich am ersten suchen) setzte neue Massstäbe und galt fortan als Freitag des Monats Oktober statt. Etwa 185 singfreu- «Original Appenzeller Streichmusik». Ein ausgewo- dige Personen aller Altersklassen besuchten den An- genes Klangbild, verbunden mit grossartigen Kom- lass im Hotel Bären, Restaurant Mühleggli und Krone positionen von Anton und Hermann Moser, Josef Pe- sowie im Café Rössli. In jeder Gaststätte waren Chor- terer-Wild, Ignaz Dörig und anderen sorgte für den oder Jodelgruppen anwesend mit dem Auftrag, die Erfolg der Appenzeller Streichmusik, die sich von der singwilligen Gäste zu unterstützen, tote Punkte zu allgemein schweizerischen Ländlermusik klar ab- überbrücken und den Abend mit Eigendarbietungen hebt und Weltruhm erreichte. aufzulockern: Doppelquartett Pfiiffestier, Appenzell; Bindli-Schuppl, Urnäsch/Gonten; Jodelquartett Historische Blasmusikinstrumente: Vom 8. Juli bis Haslen (Markus Dörig); Jodelgruppe Hirschberg, He- 5. August präsentierte das ZAV in der Roothuus- risau. Stube eine Ausstellung mit historischen Blasmusik- Appenzell-Toggenburg: Die Musigstobete im Res- instrumenten. Diese und die dazugehörigen Noten- taurant Seegüetli, Unterwasser, vom 5. Juni und jene bücher stammten aus der Mitte des 19. Jahrhunderts im Restaurant Churfirsten, Wattwil, vom 20. Novem- und waren bis etwa 1970 im Besitz der MG Hundwil ber brachten Musikanten aller Altersstufen aus dem (Leihgabe Sammlung Burri, Bern). Zusätzlich wurde Toggenburg und Appenzellerland zusammen. Sie die Ausstellung bereichert mit Materialien aus dem boten vor allem jungen Musikantinnen und Musi- Museum Appenzell. Die Vernissage (mit Stegräf- kanten eine gute Auftrittsmöglichkeit. gruppe Appenzell) wurde von ca. 30, die Finissage Publikation «Hackbrettstücke von Jakob Alder», (mit Familienmusik Aurel Wyser) von ca. 75 Perso- 19. Mai, Herisau: Die neue Publikation mit 38 Kom- nen besucht. Insgesamt 188 Ausstellungsbesucher positionen für Hackbrett, von Matthias Weidmann konnten registriert werden. ausgearbeitet und mit Akkordangaben versehen, er- schien als Nr. 6 der hauseigenen Schriftenreihe. Anlässe, Veranstaltungen und Publikationen Rund 150 Personen erschienen zur Vernissage in der Musikantentreffen am Berchtoldstag; Neujahrsemp- Hackbrettwerkstatt von Werner Alder in Herisau. fang und Einweihungskonzert Toggenburger Hausor- Jock Alders ehemalige Hackbrettschüler traten an gel: Am Abend des 2. Januar 2011 wurde ein erstes diesem Abend auf und spielten – jeder in seiner Art – Konzert mit der Toggenburger Hausorgel geboten: Kompositionen ihres Lehrmeisters. Der Anlass Organist Johann Manser wartete mit einem auserle- führte zu einer spannenden Begegnung von Musi- senen Konzertprogramm auf. Bereichert wurde der kanten aus Ausserrhoden, Innerrhoden und dem instrumentale Abend mit dem Auftritt der Neujahrs- Toggenburg. sängergruppe «Böschelibuebe», welche die alte Tra- Publikation Gitarrenmusik aus der Ostschweiz dition des «Omsinge» über Weihnachten-Neujahr «Ond s Tanze, das halte mer för kä Sönd»: Diese Pub- wieder pflegt. Der späte Abend wurde zu einer ei- likation wurde am 23. November vom Verfasser gentlichen Stobede, als diverse Gäste zu Streichinst- Christoph Jäggin (Turbenthal) als Nr. 105 im Root- rumenten griffen und Appenzellermusik vom Feins- huus präsentiert. ten boten. Ein zweites Konzert mit der Toggenburger Projekt Naturjodel: Das Projekt «Naturjodel im Hausorgel fand eine Woche später statt. Beide An- Appenzellerland und Toggenburg» wurde auch im lässe zusammen lockten über 100 Gäste ins Root- vergangenen Jahr vorangetrieben. Erwin Sager, Büh- huus. ler, arbeitete an der Dokumentation insgesamt 256 Stunden.  Institutionen 201

Gönnerverein FZAV Arrangeur von klassischen und volksmusikalischen Am 11. November führte der Gönnerverein FZAV im Werken. Dabei entstanden die CDs «Heimwärts», Roothuus Gonten seine Jahreshauptversammlung «Verliebt i Züri» und «Marchstei». Als Mitarbeiter bei durch. Er umfasst unterdessen gut 300 Mitglieder, der Herausgabe der Volksmusiksammlung Hanny wovon über 50 vom Vereinspräsidenten Erwin Sager Christen kam er intensiv in Kontakt mit alten Schwei- zur HV begrüsst werden konnten. Nachdem der zer Volksmusikquellen. Mit der «Stubete am See» ge- Gönnerverein im vergangenen Jahr den Kauf der wann er den Wettbewerb «Echos» von Pro Helvetia. Toggenburger Hausorgel mit 40000 Franken unter- Dieses Festival für neue Schweizer Volksmusik in der stützt hatte, wollte man das Instrument nun auch Tonhalle Zürich findet alle zwei Jahre unter seiner geniessen, als Soloinstrument und im Zusammen- Leitung statt. spiel auch in ungewohnten Kombinationen. Persönlicher Ausblick und Dank von Joe Manser Roothuus-Betrieb, Personelles Der vorliegende Jahresbericht stammt zum letzten Öffnungszeiten: Dienstag bis Freitag, jeweils 9 bis Mal von Joe Manser, Geschäftsführer ZAV 2003 bis 11.30 Uhr. – 103 Einzelpersonen (Vorjahr 136) und 35 2012. Mit über 67 Jahren werde ich im November Gruppen (davon 8 Schulklassen) mit insgesamt 628 2012 in Pension gehen. Ich bin dankbar, dass ich vor Teilnehmenden (Vorjahr 18/413) statteten dem bald zehn Jahren die Geschäftsführung des ZAV/ Root huus einen Besuch ab, oft verbunden mit Apéro Roothuus Gonten übernehmen durfte und viele Pro- oder Kleinkonzert. Überdies wurden die Räumlich- jekte erledigen oder in die Wege leiten konnte. Auf keiten auch mehrmals an Drittpersonen vermietet. – den neuen Geschäftsführer Florian Walser wartet Ab Sommer 2012 ist Florian Walser neuer Geschäfts- weiterhin viel Arbeit. Ihm wünsche ich in seinem führer. Der Stiftungsrat ZAV hat ihn als Nachfolger neuen Tätigkeitsfeld viel Glück und guten Erfolg. – von Joe Manser gewählt. Florian Walser wurde in Zü- Dem Stiftungsrat ZAV, speziell dem Stiftungspräsi- rich und Basel von Heinz Hofer und Hans Rudolf denten Carlo Schmid-Sutter, danke ich herzlich für Stalder zum Klarinettisten ausgebildet. Während sei- das Vertrauen, das Wohlwollen und die Unterstüt- nes Studiums trat er ins Tonhalle-Orchester Zürich zung, die ich in all den Jahren meiner Geschäftsfüh- ein, wo er seit 21 Jahren tätig ist. Zusammen mit dem rung erfahren durfte. Schweizer Oktett machte er sich einen Namen als Joe Manser, Geschäftsführer 202 KommissionenundRevisoren

Verzeichnis der Mitglieder der verschiedenen Kommissionen und der Rechnungsrevisoren

1. Mitglieder der Kommissionen Pro Senectute Appenzell Ausserrhoden Stiftungsrat: Alice Scherrer-Baumann, Grub, Präsi- Appenzellische Gemeinnützige Gesellschaft dentin; Hanspeter Müller, Trogen, Vizepräsident; Gesellschaftsvorstand: Vreni Kölbener-Zuberbühler, Georg Amstutz, Herisau; Rodolphe Dettwiler, Teu- Appenzell Steinegg, Präsidentin; Caius Savary- fen; Elisabeth Eschler-Sutter, Teufen; Susanne Loo- Tekenbroek, Appenzell, Aktuar und Vizepräsident; ser, Herisau; Barbara Schittli, Speicher; Birgit Michel Peter, Herisau, Kassier; Dölf Biasotto-Keller, Schwenk, Gais Urnäsch; Gaby Bucher-Germann, Teufen; Ueli Wid- Geschäftsleitung: Markus Gmür, Rehetobel mer, Trogen; Hanspeter Spörri, Teufen Redaktionskommission: Dr. phil. Heidi Eisenhut, Re- Pro Senectute Appenzell Innerrhoden hetobel, Leiterin Kantonsbibliothek Appenzell Aus- Stiftungsrat: lic. iur. Emil Nisple, Appenzell, Präsi- serrhoden; Hanspeter Spörri, Teufen dent; Melchior Looser, Oberegg; Maria Dörig, Appenzell; Albert Fässler, Appenzell; Dr. med. Kurt Appenzellischer Hilfsverein für Psychischkranke Ebneter, Appenzell Vorstand: Norbert Hochreutener, Herisau, Klinik- Leitung Geschäfts- und Beratungsstelle: Edi Ritter, seelsorger, Präsident; Rita Paolucci, Herisau, Aktua- Gais rin; Dr. phil. Matthias Weishaupt, Teufen, Regie- rungsrat; lic. iur. Pia Trutmann Rüesch, Herisau; Dr. med. Nico Schwarzenbach, Herisau; Isabel Ger- Schule Roth-Haus, Teufen mann, Herisau; Martin Weidmann, Appenzell, Sozi- Stiftungsrat: Roland Bieri, Teufen, Präsident; Norbert alberatung Appenzell Innerrhoden; Sappho Wieser, Eugster, Appenzell, Vizepräsident, Delegierter Ap- Appenzell, Pro Infirmis St.Gallen-Appenzell; Ursula penzell Innerrhoden; Dölf Biasotto-Keller, Urnäsch, Weibel, Waldstatt Delegierter AGG; Gaby Bucher-Germann, Lust- Mitarbeitende/Beratende Funktion: Albert Wassmer, mühle, Delegierte AGG; Ursula von Burg, Niederteu- Gossau; Christa Berger, Herisau fen, Delegierte Gemeinde Teufen; Roman Reuteler, Appenzell, Delegierter Insieme; Dr. Alexandra Schu- Leitung Sozialbegleitung Appenzellerland: Michael bert, Herisau, Delegierte Appenzell Ausserrhoden; Higi, Grub; Monique Roovers Deriks, Herisau Katharina Sturzenegger-Nänny, Trogen, Delegierte AGG; Elisabeth Zecchinel, Amriswil, Schulleiterin Kantonalkommission Pro lnfirmis (mit beratender Stimme) St.Gallen/Appenzell Dr. iur. Manfred Dähler, St.Gallen, Präsident; Dr. Staatsbürgerliche Arbeitsgemeinschaft Thomas Bodenmann, Urnäsch; Leo Coray, Bad Ra- beider Appenzell gaz; Monika Eugster-Sutter, Appenzell; Emil Zeller, Oberriet; Fredi Züst, Herisau Ruedi Früh, Rehetobel, Präsident; Peter Raschle, Ap- penzell, Kassier; Dr. phil. Ivo Bischofberger, Oberegg; Fachkommission Mineraliensammlung Dr. iur. Hans Altherr, Trogen; Prof. Dr. Stefan Sonder- egger, Heiden; Oliver Brosch, Heiden Dr. Peter Kürsteiner, Uzwil, Präsident; Dr. Hans Aeschlimann, Trogen, Vizepräsident und Protokoll- führer; Hans A. Bischof-Egger, Grub AR, Kassier/De- Stiftung Ostschweizerisches Wohn- und Alters- legierter AGG; Dölf Biasotto-Keller, Urnäsch, Dele- heim für Gehörlose, Trogen (Haus Vorderdorf) gierter AGG; Heinz Buchhold, Bernhardzell; Hans Stiftungsrat: Bruno Schlegel, Degersheim SG, Präsi- Künzle, Herisau; Ernst Lehmann, Herisau; Mario dent; lic. oec. Alexander Rohner, Heiden, Vizepräsi- Piredda, Herisau dent; Christian Rohrer, St.Gallen, Kassier; Annette  KommissionenundRevisoren 203

Joos-Baumberger, Herisau; Emil Hersche, Appenzell; Wohnheim Kreuzstrasse, Herisau Werner Ebneter, Appenzell; Alice Scherrer-Baumann, Vorstand: Dr. Anita Dörler, St.Gallen, Präsidentin; Grub AR; Ruth Scherrer, Niederurnen, GL; Dr. theol. Patricia Stöppler-Cadonau, Trogen, Vizepräsidentin; Heinz Külling, Amlikon, TG; Dr. med. Jakob Brunner, Fidel Cavelti, Herisau, Aktuar; Fredi Züst, Herisau, Mitlödi GL; Katharina Germann-Rüsch, Aktuarin Kassier; Helmut Rottach, Herisau; Max Eugster, He- (nicht Mitglied des Stiftungsrates), Gais risau; Guido Kolb, Herisau Heimkommission: Emil Hersche, Appenzell, Präsi- Aufsichtsrat: Marie Luisio, Herisau; Albert Heule, He- dent; Katharina Germann-Rüsch, Gais, Aktuarin; risau; Dr. med. Douglas Puccini, Wil; Dr. med. And- Christian Rohrer, St.Gallen, Kassier; lic. iur. Willy reas Quarella, St.Gallen; Monique Roovers, Herisau Graf, Teufen; Pfr. Dr. theol. Josef Manser, Speicher; Heimleiterin: Barbara Auer, Herisau Hann-Ursi Schiltknecht, Speicher; Ilir und Sabine Selmanaj-Kreis, Trogen, Heimleitung Delegierte in den Stiftungsrat der Lungenliga Appenzell Ausserrhoden Säntisblick – Sozialpsychiatrische Angebote, Alice Scherrer-Baumann, Grub AR Herisau

Vereinsvorstand: Rosmarie Kühnis, Schachen bei Stiftung Zentrum für Appenzellische Volksmusik Herisau, Präsidentin; Mirjam Kramer, Herisau, Vize- Stiftungsrat: Carlo Schmid-Sutter, Oberegg, Präsi- präsidentin; Richard Hartmann, Herisau, Kassier; dent; Kurt Rusch, Gonten, Vizepräsident; Annette Dr. med. Ilse Schläpfer, Herisau; Urs Bösch, Grub Joos-Baumberger, Herisau, Delegierte AGG; Margrit Geschäftsleitung: Sebastian Reetz-Spycher, Speicher Bürer, Herisau, Leiterin Amt für Kultur AR; Roland Inauen, Appenzell, Leiter Kulturamt AI; Katrin Meier, Verein Dreischiibe. St.Gallen, Leiterin Amt für Kultur SG; Jakob Freund, Betriebe für berufliche Rehabilitation von Bühler; Noldi Alder, Urnäsch; Niklaus Ledergerber, Menschen mit psychischen Behinderungen Gonten; Nadja Räss, Alt St.Johann Vorstand: Yvonne Varan-Koopmann, St.Gallen, Prä- Geschäftsführer: Joe Manser-Sutter, Appenzell [bis sidentin; Barbara Auer, Herisau; Urs Huber, St.Gal- 31.8.12], Florian Walser, Wald ZH [ab 1.9.12] len; lic.iur. Josef Jacober, St.Gallen; John F. Leuenber- ger, Zuzwil; Flurina Meisen Zannol, Degersheim; Appenzellische Volksschriftenkommission Urs Schneider, Diepoldsau; Dr. med. Urs Stillhard, Walter Klauser, Trogen; Kurt Sallmann, Gais St.Gallen Geschäftsführer: Kaspar Niederberger, Winterthur [ab 1.7.12] Geschäftsprüfungskommission: Benno Giger, St.Gal- len; Martina Signer, St.Gallen

Verein Werkstätte und Wohnheim für Behinderte Steig, Appenzell Vorstand: Jakob Signer, Appenzell, Präsident; Fefi Sutter jun., Appenzell, Kassier; Sappho Wieser-Boss- hard, Arbon, Aktuarin; Antonia Fässler, Frau Statt- halter, Appenzell; Beda Eugster, Appenzell; Katha- rina Sturzenegger-Nänny, Trogen, Delegierte AGG; Barbara Fässler, Appenzell Aufsichtsrat: Dr. med. Andreas King, Gonten; Frido- lin Hungerbühler, Bad Ragaz; Moni Manser-Sutter, Appenzell; Max Rickenbacher, Aarau; Lucia Leder- gerber, Gonten Betriebsleitung: Godi Trachsler, Appenzell 204 KommissionenundRevisoren

2. Rechnungsrevisoren

Appenzellische Gemeinnützige Gesellschaft Säntisblick – Sozialpsychiatrische Angebote, Revisoren der Gesellschaftsrechnung: Emil Bischof- Herisau berger, Bankverwalter, Oberegg; Alfred Lämmler, Die TreuhandExperten AG, Herisau Buchhalter, Schönengrund Verein Dreischiibe. Appenzellischer Hilfsverein für Psychischkranke Betriebe für berufliche Rehabilitation Helmut Rottach, Herisau; Othmar Ammann, Herisau von Menschen mit psychischen Behinderungen Die TreuhandExperten AG, Herisau Pro Senectute Appenzell Ausserrhoden Ostschweizerische Treuhandgesellschaft Herisau AG Verein Werkstätte und Wohnheim für Behinderte Steig, Appenzell Pro Senectute Appenzell Innerrhoden Dr. Heinrich Schwägler, St.Gallen; Urs Büchel, KPMG AG, St.Gallen Appenzell; Hans Heierli, Teufen

Staatsbürgerliche Arbeitsgemeinschaft Wohnheim Kreuzstrasse, Herisau beider Appenzell Die TreuhandExperten AG, Herisau Dr. iur. Hans Altherr, Trogen Stiftung Zentrum für Appenzellische Volksmusik Schule Roth-Haus, Teufen BBT Guido Koller AG, Gais Altrimo AG, Appenzell Appenzellische Volksschriftenkommission Stiftung Ostschweizerisches Wohn- und Hermann Müller, Urnäsch Altersheim für Gehörlose, Trogen OBT AG, St.Gallen  Mitgliederverzeichnis 205

Mitgliederverzeichnis der AGG Jahreszahlen = Eintrittsdatum

AppenzellAusserrhoden

Bühler Gais

Bänziger Andreas, Oberer Roggenhalm 351 2004 Altherr Hans, Hebrig 1989 Bänziger-Ulmann Marie-Theres, Rähn 376 1991 Bodenmann-Müller Hans J., Stein Rietli 1960 Bänziger-Ulmann Ueli, Rähn 376 1991 Bruderer Kurt, Rösslistrasse 1 2000 Bruderer-Näf Theo, Nöggel 182 1988 Brugger-Glinz Jacques, Zung 9 1980 Eisenhut-Anderes Johannes, Steinleuten 868 2000 Dätwyler Christian, Schwantlernegg 12 1964 Eisenhut-Anderes Martina, Steinleuten 868 2000 Dätwyler Simone, Schwantlernegg 12 1964 Frehner-Holderegger Dora, Trogenerstr. 629 1991 Eisenhut Urs Walter, Mühlweg 11 1989 Freund-Oertle Jakob, Trogenerstrasse 756 1980 Eisenhut-Knöpfel Mathias, Dorfplatz 4 1976 Früh-Bösch Hans-Rudolf, Schützenberg 536 1976 Enz-Eisenhut Margaretha, Gäbrisstrasse 33 2000 Furter-Berner Ulrich, Böhl 584 1976 Fuchs Erny Hansueli, Brunnenau 416 2006 Gamp Syring Regula, Oberdorf 32 2003 Fuchs Mäddel, Sommersberg 2003 Guyer-Hunger René, Rosenberg 105 1974 Fuchs Marisa, Sommersberg 2003 Huber-Alder Dora, Steig 257 2002 Germann-Rüsch Katharina, Langgasse 41 1989 Huber-Alder Max, Steig 257 2002 Gmünder Margrit, Langenacker 11 2004 Hunziker-Hadorn Walter, Mempfel 597 1974 Hermann Koller AG, Lochmühlestrasse 5 1950 Klauser-Grieder Urs, Oberdorf 29 1996 Hilfiker Hansueli, Obere Rotenwies 17 1969 Kriemler-Hofstetter Edi, Egg 677 1974 Hochuli Jürg, Schwantlern 10 2001 Lesegesellschaft Bühler, Hofstetter-Zeller Daniel, Gaiserau 10 1960 Miryam Leuzinger, Oberes Grüt 772 1916 Höhener-Marx Rudolf, Gäbrisstrasse 4 1988 Leuzinger-Maissen Gilgian, Oberes Grüt 772 2008 Klauser-Gubler Hans-Peter, Rösslistrasse 25 2005 Leuzinger-Maissen Miryam, Oberes Grüt 772 2008 Klauser-Gubler Marianne, Rösslistrasse 25 2005 Longatti-Rhyner Ernst, Mempfel 599 1976 Knechtli Rosa, Lanzen 403 1979 Meier Alfred, Weid 321 1993 Koller Edith, Riesern 7 1973 Müller Emil, Mempfel 740 1976 Koller Hedy, Riesern 7 1972 Naef Hans, Weissegg 379 1974 Koller Willy, c/o Willy Koller & Co., Strahlholz 1969 Nänny-Eisenhut Annemarie, Scheienhaus 1991 Künzle-Brander Hanspeter, Rotenwies 60 1980 Nänny-Eisenhut Christian, Scheienhaus 1989 Kürsteiner Ernst, Zung 1957 Sager-Lauchenauer Erwin, Städeli-Steinleuten 1974 Landolt-Weibel Andrea, Schwantlern 41 2010 Schmid Ingeborg, Hohe Buche 2008 Landolt-Weibel Beat, Schwantlern 41 2010 Schöpfer-Roth Josef, Felsen 114 1987 Mösli-Bösch Martin, Obere Rotenwies 18 1989 Schreinerei J. Widmer AG 1955 Rohner-Bösch Hans, Langgasse 40 1959 Steiner Rudolf, Oberer Mempfel 581 1974 Rohner-Reindl Ernst, Oberdorf 19 1961 Syring-Gamp Lars, Oberdorf 32 2003 Sallmann-Beck Gabi, Rietli 2003 Tisca-Tiara / Stiftung 1969 Sallmann-Beck Kurt, Rietli 2003 Tischhauser-Linder Simone, Sonnenberg 685 2008 Scheuss Erich, Zweibrücken 1993 Tischhauser-Linder Urs, Sonnenberg 685 1981 Schmid-Moser Hanswalter, Waldburger-Meier Max, Schwantlen 308 2004 Obere Rotenwies 11 1972 Walser-Jaeggy Dora, Dorf 49 1993 Toggweiler Peter, Rotenstein 7 1999 van Dam Jaap, Gäbrisstrasse 45 2008 206 Mitgliederverzeichnis

Wagner-Bächler Horst, Rotenwies 63 2006 Bötschi-Brägger Josua, Nelkenweg 1972 Waldmeier-Willi Max, Gaiserau 63 1960 Breu-Hänni Rudolf, Sägewiesstrasse 6 1987 Walser Beatrice, Schwantlern 43 1997 Brosch Oliver, Langmoosstrasse 3 2005 Zürcher Anna, Schwantlern 23 1960 Bruderer Caroline, Poststrasse 8 1947 Bruderer-Abderhalden Edwin, Grub Hasenbühlweg 11 1968 Brunner-Sprenger Heinz, Thalerstrasse 27 1987 Bischof Anny, Hord 445 2001 Calderara Peter, Im Stöckli 3 1987 Bischof Hans, Hord 445 1997 Casserini Bruno, Brunnenstrasse 8 1987 Camenzind Hildegard, Rüti 179 1996 Dietz Robert, Schützengasse 9 1950 Caroni Andrea Claudio, Frauenrüti 363 2008 Ebneter Adrian, Asylstrasse 22 1990 Egger Hermann jun., Halten 129 1957 Eggenberger Elsbet, Schwendistrasse 19 1962 Eugster Hans, Dicken 436 1989 Eggenberger-Kühne Heinrich, Paradiesweg 2 1982 Gübeli-Müller Franziska, Frauenrüti 321 1988 Eggenberger-Kühne Monique, Paradiesweg 2 1982 Hugener Jakob, Frauenrüti 1 1957 Egli Graf Josette, Gmeindweg 6 2001 Imholz Erika, Riemen 1999 Engler-Seiler Martin, Poststrasse 1 1976 Imholz Peter, Riemen 1999 Ennulat Andreas, Paradiesweg 2 2010 Jäger Walter, Hord 371 1991 Enzler-Schürch Fritz, Badstrasse 13 1972 Jucker Peter, Ochsenwiese 2003 Etter-Meier Peter, Rosentalweg 7 1969 Kehl-Lauff Jessika, Salen 1987 Feurer Walter, Oberes Werd 1987 Kehl-Lauff Othmar, Salen 1987 Fischer Erich, Weidstrasse 19c 2001 Keller-Breu Heinz, Krähtobel 94 1988 Frehner Robert, Hasenbühlweg 13 1989 Lutz-Peter Bernhard, Hord 361 1988 Frei Köbi, Oberer Werdbüchel 4 2008 Lutz-Peter Susanne, Hord 361 2008 Frey Theo, Apotheke 1917 Mösli Hans, Rüti 1991 Frischknecht Max, Köhlerweg 1 1987 Reithof in der Rüti AG, Rüti 179 1996 Früh Verena, Weidstrasse 10 1981 Rohner-Locher Jakob, Schwarzenegg 236 1989 Furrer-Spirig Edi, Vordermatten 43 1987 Scherrer Alice, Vorderdorf 377 1996 Gemeindekanzlei 1981 Scherrer Erich, Vorderdorf 377 1976 Graf Ernst, Gmeind 110 1966 Schouwey Rudolf, Ebni 16 1965 Graf Kurt, Brunnenstrasse 21 1979 Spalinger-Rotach Paul, Weiherwies 410 1961 Graf Ruedi, Gmeindweg 6 2001 Spalinger-Rotach Regula, Weiherwies 410 1996 Graf Urs, Mattenweid 41 1987 Streuli Erika, Frauenrüti 2004 Graf-Beutler Ernst, Altenstein 1992 Waidelich Ernst, Salen 249 1997 Graf-Niederer Walter, Asylstrasse 9 1964 Walser-Kaufmann Anita, Rössliboden 483 2008 Graf-Zbinden Albert, Seeblickstrasse 2 2001 Walser-Kaufmann Kurt, Rössliboden 483 2001 Hafner Lukas, Schwendistrasse 15 2003 Züst Walter, Hord 330 1972 Heeb Gallus, Schulhausstrasse 9 1950 Heller-Dekker Heiri, Bärlochen 1723 2005 Heiden Hilty-Bischof Hansjörg, Seeblickstrasse 3 2001 Historisch-Antiquarischer Verein, Abderhalden-Färber Doris, Im Grund 4 1997 Stefan Sonderegger, Nordweg 9 1987 Abderhalden-Färber Eduard, Im Grund 4 1972 Hohl-Breu Ernst, Thalerstrasse 33 1972 Alder Treuhand AG, Weidstrasse 4a 1950 Holenstein Oscar, Mittlere Täschenstrasse 5 1987 Bachmann Christian, Täschenstrasse 12 1987 Jester Lorenz, Sonnenbergstrasse 10 1981 Bannwart Harb Franziska, Blumenfeldstr. 11 2006 Kammermann Hans Peter, Brunnhalde 1 2010 Bänziger Arthur, Thalerstrasse 6 1962 Kellenberger-Gasenzer Willi, Im Grund 12 1974 Bänziger-Rudolf Emil, Langmoosstrasse 9 1987 Kern-Keller Erich, Austrasse 1 1972 Bär Susi, Weidstrasse 23 2002 Kern-Keller Susanne, Austrasse 1 1972 Bär Ulrich, Weidstrasse 23 2002 Koller-Sonderegger Alfred, Sonnenbergstr. 2 1969 Berweger-Hecek Willi, Gasthaus Hirschen, Kubli-Langenegger Hans, Poststrasse 25 1972 Werdstrasse 36 1947 Langenauer-Peterhans Walter, Brunnenstr. 13 1987  Mitgliederverzeichnis 207

Lendenmann Walter, Zelg 88 1972 Werner-Eisenhut Paul, Schützengasse 40 1966 Locher-Rohner Anton, Weidstrasse 1 1989 Wigger-Kösters Annegret, Thalerstrasse 31 1996 Locher-Rohner Ursula, Weidstrasse 1 1996 Wigger-Kösters Stefan, Thalerstrasse 31 1987 Merkl-Hersche Ursula, Poststrasse 24 2010 Wüthrich-Früh Elisabeth, Weidstrasse 10 1983 Merz Christian, Paradiesstrasse 18 1992 Wüthrich-Früh Peter, Weidstrasse 10 2002 Meschenmoser-Erdin Conradin, Badstrasse 6 1987 Zigerlig-Zogg Alexander, Sonnhalde 13 1972 Messmer Elsbeth, Mittelbissauweg 5 1998 Züst Hansjörg, Weidstrasse 37 1966 Messmer Max, Mittelbissauweg 5 1998 Müller Pathle-Bochmann Horst A., Herisau Mittlere Täschenstrasse 7 1979 Näf Kurt, Weidstrasse 22 1972 Ackermann-Chardon Erich, Zeughausweg 1 1950 Näf Norbert, Kirchplatz 2006 Aerni-Rietmann Werner, Obere Huebstrasse 8 1983 Nef Jakob, Weidstrasse 14 1987 Aktiengesellschaft Cilander 1981 Niederer-Meisser Heinz, Vordorf 3 2000 Alder-Frehner Maya, Degersheimerstrasse 35 1950 Oehler Arthur, Badstrasse 9e 1972 Alder-Preisig Katrin, Steinrieselnstrasse 40 2006 Peter-Schläpfer Silvia, Paradiesweg 3 1961 Alder-Preisig Markus, Steinrieselnstrasse 40 2006 Rechsteiner Christian, Langmoosstrasse 26 1993 Allenspach-Wärtli Gino, Eggstrasse 4 1991 Rechsteiner Kurt, Kirchplatz 7 1972 Ammann Ernst, Hölzli 2788 2001 Rentsch Peter, Brunnenstrasse 19 1962 Ammann Othmar, Mühlehof 5 2005 Rohner Alexander, Brunnenstrasse 17 1996 Amstutz Georg, Sonneggstrasse 7 2007 Rohner Peter, Poststrasse 10 2011 Appenzeller Medienhaus AG, Kasernenstr. 64 1968 Rohner Ueli, Am Rosenberg 1 2004 Appenzeller-Buff Paul-Ruedi, Höhenweg 21 1969 Rohner-Bärlocher Fritz, Rosentalstrasse 8a 1997 Auer Barbara, Burghalden 10 1991 Rohner-Bärlocher Judith, Rosentalstrasse 8a 1997 Bänziger Ernst, Sedelstrasse 2 1961 Rohner-Hohl Doris, Am Rosenberg 1 1949 Bänziger Walter, Rohrenstrasse 20 1965 Schär-Fasnacht Hans Jürg, Bänziger-Meier Rosmarie, Oberer Werdbüchel 10 1968 Altersheim Ebnet, Ebnetstrasse 1 1944 Schiess Alexa, Austrasse 3 1993 Bänziger-Scherrer Willi, Kasernenstrasse 92 1957 Schläpfer Antoinette, Im Grund 5 1996 Barbey-Sahli Gabriele, Kasernenstrasse 39a 1993 Schläpfer Kurt, Im Grund 5 1966 Barbey-Sahli Jean-Pierre, Kasernenstrasse 39a 1984 Schlegel-Ulrich Denise, Weidstrasse 38 2001 Bär-Ohmayer Heinrich, Kasernenstrasse 48 1983 Schlegel-Ulrich Max, Weidstrasse 38 2001 Baumann-Solenthaler Willy, Ergeten 2723 1960 Schmid Markus, Badstrasse 31 2009 Baumberger Hans-Ulrich, Sonneggstrasse 14 1962 Schoch-Witschnig Gisela, Schwendistrasse 31 1987 Berger-Kohnle Christa, Scheffelstrasse 8 1996 Sefar AG, Hinterbissaustrasse 25 1969 Berger-Kohnle Hanspeter, Scheffelstrasse 8 1965 Signer Stefan, Oberbrunnen 330 2011 Berger-Krebser Daniel, Schwellbrunnerstr. 72 1987 Signer-Schmidt Ruth, Obere Täschenstr. 12 1981 Bernhard-Lehmann Andreas, Signer-Schmidt Walter, Obere Täschenstr. 12 1981 Sonnenböhlstrasse 17 1976 Sonderegger Konrad, Obereggerstrasse 3 1958 Bezirksvereinigung Mühle, c/o Monika Huber, Sonderegger Max, Poststrasse 9 1961 Bruggereggstrasse 34 1944 Sonderegger Stefan, Nordweg 9 1987 Bieg Renate, Steinrieselnstrasse 25 2010 Sonderegger Ueli, Wiesstrasse 25 2001 Bieri-Bosshardt René, Triangelstrasse 3 1976 Sonderegger Weine AG, Poststrasse 9 1972 Binder-Liechti Elisabeth, Brugg 1920 1960 Städler Heidi, Vordorf 11 2004 Blaser-Nobel Hanspeter, Waldeggstrasse 33 2008 Steffen Willy, Schmittenbühlstrasse 3 1987 Blaser-Nobel Judith, Waldeggstrasse 33 2008 Stehli-Hebrock Andres, Weidstrasse 32 1976 Bodenmann Hans Jörg, Schmiedgasse 33 1984 Sturzenegger Hedi, Schützengasse 10 1979 Boller-Bucher Walter, Birkenstrasse 11 1962 Tisato-Sulzer Fausto, Brunnenstrasse 32 2001 Bösch-Gasser Christian, Tisato-Sulzer Susanna, Brunnenstrasse 32 2001 Schwellbrunnerstrasse 2499 2008 Verein Dunant-Jahr 2010 Heiden, Norbert Näf 2007 Bösch-Gasser Erika, Weisser Emil, Poststrasse 10 1972 Schwellbrunnerstrasse 2499 2008 208 Mitgliederverzeichnis

Bosshard-Bischof Andreas, Obere Huebstrasse 4 1984 Hanselmann-Messmer Werner, Triangelweg 2 1984 Breuss Walter, Bachstrasse 20 1974 Hartmann Dieter, Bruggereggstrasse 29 1984 Brönnimann-Zellweger Markus, Bachstrasse 37 2009 Hersche-Toggweiler Walter, Huebstrasse 20 1984 Brönnimann-Zellweger Esther, Bachstrasse 37 2009 Herzer-Baumer Heinz, Rondellestrasse 2 1980 Bruderer-Stucki Kurt, Obere Wilenhalde 18 1960 Hochreutener Norbert, Eggweg 5 2003 Brugger Max, Waldeggstrasse 18 2001 Hochuli Heinz, Schmidhusen 34 1996 Bruggmann-Dutler Lotty, Rondellenstrasse 4 1957 Hofstetter Willi, Untere Harfenbergstrasse 4 1978 Brülhart Martin, Kreckelweg 8 2005 Holderegger Hans, Steinrieselnstrasse 76 1960 Brülisauer Johannes K., Gossauerstrasse 10 2002 Holenstein-Roggwiler Bruno, Sonnenfeldstr. 4 1989 Brunner Marlies, Kreuzstrasse 15 1974 Honsell Rolf, Bahnhofstrasse 10 1954 Bruppacher Thomas, Höhenweg 25 1968 Huber & Suhner-Stiftung 1985 Bruppacher-Lanzrein Lucie, Bergstrasse 38 1960 Huber Martin, St. Gallerstrasse 57 1951 Brütsch-Vogelsanger Paul, Bruggereggstr. 19 1962 Isaac Rolf, Gossauerstrasse 29 2001 Büchler-Manser Kurt, Bergstrasse 40 1998 Joos-Baumberger Annette, Höhenweg 23 1995 Büchler-Manser Rita, Bergstrasse 40 1998 Joos-Baumberger Markus, Höhenweg 23 1995 Buchmann Christoph, Bergstrasse 17 2000 Jösler-Büchi Räto, Buchenstrasse 23 1962 Buchmann Suzanne, Bergstrasse 17 2000 Jung Karin, Ahornstrasse 3 2012 Buff Sandro, Platz 9 2011 Kägi Kurt, Sonnenfeldstrasse 4 1950 Buff-Künzler Elsbeth, Huebstrasse 19 1950 Keller Walter, Erlenbach 1 1948 Bühler-Schläpfer Jürg, Ahornstrasse 6 1984 Keller-Ernst Edwin, Egg 3237 1960 Cremer Roman, Waldeggstrasse 31 1989 Keller-Roth Hans, Rohrenstrasse 16 1992 Cuorad Christian, Sonneggstrasse 2 2011 Kempf-Marini Gabriella, Gossauerstrasse 93 1975 Danuser Markus, Bergstrasse 35 2009 Kempf-Marini Hans-Heini, Gossauerstr. 93 1975 Diem-Knupp Hans, Ramsenburgweg 2 2005 Klaus Herbert, Witenschwendi 1a 2001 Diem-Schmuckli Margrit, Gossauerstrasse 47 1960 Kleiner-Schläpfer Marianne, Sonnenböhl 3756 1994 Eckert Christian, Ahornstrasse 3 2012 Kleiner-Schläpfer Peter, Sonnenböhl 3756 1994 Ehrbar-Wittmer Hans-Rudolf, Gossauerstr. 121 1983 Knaus-Hotz Christine, Wyburgweg 9 1987 Eichenberger-Läuffer Fred, Scheibe 9 1971 Knaus-Hotz Urs, Wyburgweg 9 1987 Elmer-Bühler Hansruedi, Moosmühlestr. 18 1991 Knaus-Spielmann Hansjürg, Bruggereggstr. 25 1973 Elmer-Bühler Trudi, Moosmühlestrasse 18 1991 Knecht-Weiss Alice, Schmidhusen 27 1989 Eugster Max, Moosmühlestrasse 22 1950 Knellwolf-Gantenbein Otto, Eugster Rudolf, Schmiedgasse 46 1960 Kasernenstrasse 91 1958 Eugster-Troller Bruno, Eggstrasse 4 1990 Knellwolf-Knöpfel Willi, Bleichestrasse 7 1963 Fässler Vreni, Obere Wilenhalde 11 2004 Knellwolf-Straub Werner, Waldeggstrasse 17 1989 Forster-Hunger Sigmund, Rietwisstrasse 10 1975 Koller Fridolin, Saumstrasse 8 2001 Forster-Walter Jakob, Höhenweg 18 1972 Koller-Kuratli Kurt, Hölzli 2783 1986 Frey Dora, Burghalden 6 1978 Kramer-van der Saag Mirjam, Bruggereggstr. 5 2008 Frischknecht-Mayer Elisabeth, Sonnenhof 5 1999 Kramer-van der Saag Jon Erik, Bruggereggstr. 5 2008 Fuchs Thomas, Eggstrasse 32 2001 Kreienbühl-Kast Alfred, Ebnetstrasse 27 1969 Gähler Ernst, Gossauerstrasse 24 2000 Kreienbühl-Kast Liny, Ebnetstrasse 27 1996 Gähler Heidi, Gossauerstrasse 24 2000 Kühn Christiane, Melonenstrasse 11 1987 Germann Solveig, Kasernenstrasse 5 1984 Kuhn-Wirz Lorenz, Bruggereggstrasse 28 1986 Geser Kurt, Höhenweg 2 2004 Kunz-Fischer Helga, Bergstrasse 15 1997 Giezendanner-Zitt Heinrich, Rütistrasse 40 1989 Kunz-Fischer Peter, Bergstrasse 15 1982 Gilgen-Sulzberger Paul, Sonnenfeldstrasse 9 1989 Kunz-Langenauer Elisabeth, Burghalden 2894 1978 Gloor-Schwab André, Schägg 22 1972 Kunz-Langenauer Richard, Burghalden 2894 1978 Gonzenbach Nina, Witenschwendi 17 2010 Künzle-Epper Anna, Platz 1 1977 Gonzenbach Peter, Kasernenstrasse 30 1979 Künzle-Epper Hans, Platz 1 1958 Gregorin Heinz, Kasernenstrasse 40 1966 Landesbuchhaltung des Kantons Grob Martin, Huebstrasse 40 2002 Appenzell Ausserrhoden 1979 Häberli-Nef Albert, Rondellestrasse 8 1971 Lechthaler Helmut, Alte Bahnhofstrasse 3 1987  Mitgliederverzeichnis 209

Lesegesellschaft Moos, André Schiesser, Pythoud-Lugrin Janine, Kasernenstrasse 58a 2004 Moosmühlestrasse 12 1944 Pythoud-Lugrin Jean-Bernard, Leuthold Matthias, Bahnhofstrasse 10 2008 Kasernenstrasse 58a 2004 Lutz Paul Otto, Oberdorfstrasse 124/I 1992 Ramsauer-Honegger Emil, Bahnhofstrasse 2 1983 Meddeb-Bauer Barbara, Oberdorfstrasse 37 1997 Rast-Steiger Adolf, Sonneggstrasse 9 1956 Meier Bernhard, Gibelhalde 3 2003 Rast-Steiger Ursula, Sonneggstrasse 9 1996 Meier-Küng Kurt, Schmidhusen 17 1976 Rechsteiner Walter, Langelenstrasse 10A 1990 Meier-Küng Renate, Schmidhusen 17 2000 Reimann Inge, Rütiwaldstrasse 10 1987 Meier-Müller Edith, Bergstrasse 28 1996 Rietmann-Gujer Peter, Bergstrasse 26 1978 Meier-Müller Werner, Bergstrasse 28 1996 Roduner-Künzler Eduard, Steinrieselnstr. 69 1974 Meier-Spiess Hugo, Eggstrasse 47 1973 Rothe-Herzig Adolf, Mühlestrasse 2b 1972 Menet Ralf, Gossauerstrasse 120 2011 Rottach-Gross Helmut, Waldeggstrasse 12 1989 Menet-Studer Ernst, Gossauerstrasse 120 1990 Rüesch Tobias, Bertold Suhner-Strasse 12a 2011 Menges Regula, Zeughausweg 6 2000 Rüesch-Streiff Manfred, Eggstrasse 3382 1966 Merz-Schüller Hans-Rudolf, Rüesch-Streiff Margrit, Eggstrasse 3382 1998 Witenschwendi 14 1971 Schefer-Meier Ruth, Langelenstrasse 12 1976 Merz-Vetsch Hans, Scheffelstrasse 7 1987 Schefer-Weidenbach Beatrice, Merz-Vetsch Kathrin, Scheffelstrasse 7 1987 Obere Huebstrasse 10 1997 Metrohm AG, Oberdorfstrasse 68 1969 Schefer-Weidenbach Max, Mettler Erwin, Haldenweg 5 2005 Obere Huebstrasse 10 1970 Mettler Jürg, Dreilindenweg 7 2001 Schenkel-Solenthaler Lotti, Mettler Lilian, Haldenweg 5 2005 Obere Harfenbergstrasse 8 1989 Mettler Willi, Degersheimerstrasse 74 1989 Schenker Peter, Obere Huebstrasse 9 1999 Mettler-Fiechter Hedy, Oberdorfstrasse 106 1974 Schiess Berty, Kasernenstrasse 82 2008 Mettler-Guntli Hans, Rondellestrasse 6 1971 Schiess Dora, Kasernenstrasse 82 2008 Mettler-Schoop Hans, Haldenweg 8 1960 Schiess-Stieger Hilda, Bergstrasse 10 1987 Mock-Zeller Stephan, Krombach 2 2007 Schildknecht Thomas, Müller Beat, Spittel 3 2004 Obere Sonnenbergstrasse 9 1997 Müller Joan, Gossauerstrasse 63 2004 Schildknecht Willi, Schmiedgasse 12 1960 Müller Vinzenz, Gossauerstrasse 63 2004 Schindler Anna, Sonneggstrasse 7 2007 Müller-Hochstrasser Hermann, Schläpfer Daniel, Obermoosbergstrasse 8a 1986 Gossauerstrasse 63 1953 Schläpfer Roger, Scheibe 8a 2000 Müller-Lauterwasser Mädi, Haldenweg 30 1971 Schläpfer Schenker Marianne, Naef-Meier Esther, Bergstrasse 38 1976 Obere Huebstrasse 9 1972 Naef-van Beek Jacqueline, Schläpfer-Reiser Hans Ulrich, Rohrenstr. 11 1980 Robert Walser-Strasse 5a 2001 Schläpfer-Sambuc May, Bergstrasse 30 1958 Naef-van Beek Matthias, Schläpfer-Sambuc Peter, Bergstrasse 30 1958 Robert Walser-Strasse 5a 2001 Schlotterbeck-Schmidt Kurt, Nägele-Grolimund Margrith, Güetli 2 1992 Obermoosberg 2Q 1969 Nägele-Grolimund Willi, Güetli 2 1960 Schoch Otto, Bergstrasse 16 2008 Nef Annemarie, Buchenstrasse 19 1959 Schoch-Bolliger René, Steinrieselnstrasse 65 1984 Nef Elsbeth, Oberdorfstrasse 56 1980 Schoch-Bolliger Ursula, Steinrieselnstrasse 65 1995 Nef-Büchi Jakob, Oberdorfstrasse 143 1960 Schoch-Hausmann Otto, Höhenweg 6 1970 Niederer-Bürki Werner, Triangelstrasse 3 1981 Schoch-Hausmann Sylvia, Höhenweg 6 2008 Nigg Energietechnik AG, Gossauerstrasse 2 1975 Schorer-Daume Monika, Bleichestrasse 6 2001 Nufer-Lieb Jürg, Alterszentrum Schrepfer-Oertle Marlise, Heinrichsbad/Park, Kasernenstrasse 91 1988 Bruggereggstrasse 16 1991 Nufer-Lieb Lotti, Alterszentrum Schweizer-Frischknecht Jakob, Huebstrasse 9 1960 Heinrichsbad/Park, Kasernenstrasse 91 1997 Senn Rita, Haldenweg 24 1969 Ott Eugen, Obere Wilenhalde 2 1984 Signer-Füger Paul, Eggstrasse 44 1998 Peter Möhrle AG, Poststrasse 6a 1972 Signer-Preisig Hansjörg, Sonneggstrasse 12 2011 210 Mitgliederverzeichnis

Signer-Preisig Regula, Sonneggstrasse 12 2011 Zurflüh Fredy, Schmidhusen 6 1991 Signer-Rüesch Paul, Scheibe 9 1989 Züst-Schreiber Alfred, Bleichestrasse 1 1989 Signer-Schmid Trudi, Platz 11 1973 Züst-Sonderegger Alfred, Bleichestrasse 6 1957 Slongo-Rüesch Louis, Steinrieselnstrasse 61 1970 Slongo-Rüesch Ursula, Steinrieselnstrasse 61 1970 Hundwil Sonderegger Stefan, Buchenstrasse 1958 Sonderegger-Schefer Paul, Akazienstrasse 2 1957 Blaser Margot, Moos 99 1996 Sprecher-Cabalzar Christian, Kreuzstrasse 11 1997 Dürst Fritz, Mitledi 122 1984 Stauber Lotti, Bruggereggstrasse 15 1978 Eggenberger Niklaus, Urnäscherstrasse 1990 Steinegg-Stiftung, Heinz Stamm, Steinegg 3 1997 Fässler Madeleine, Grünau, Urnäscherstr. 49 1984 Stern Peter, Egg 3674 1996 Fiechter-Dütschler Heinz, Äckerli 851 2001 Storz-Gantenbein Margrit, Sonnenberg 10 1971 Fiechter-Dütschler Verena, Äckerli 851 2001 Stüdli Holz AG 1988 Fritsche Josef, Ochsen 29 2001 Sturzenegger Helene, Untere Steinegg 9 2001 Fritsche Lydia, Ochsen 29 2001 Sturzenegger Walter, Untere Steinegg 9 1968 Hugener Johann Jakob, Hagtobel 179 1984 Sturzenegger-Jackson Theo, Jenni-Weber Emil, Restaurant Traube 1994 Steinrieselnstrasse 25 1988 Lauchenauer Elsa, Moos 1958 Sturzenegger-Signer Hansueli, Scheibe 11 1980 Lauchenauer Vreni, Moos 99 1996 Styger Ueli, Sonnenberg 6a 2004 Löhrer Andreas, Äckerli 852 2000 Sutter-Egger Max, Kasernenstrasse 41 1971 Menet Hans, Böhl 311 1989 Sutter-Egger Verena, Kasernenstrasse 41 1997 Schläpfer-Schefer Peter, Halten 1989 Sutter-Schlegel Robert, Steinrieselnstrasse 92 1958 Schoch Marlies, Hundwilerhöhe 1972 Tanner Heinrich, Steinegg 1 1954 Tobler Ulrich, Buchberg 2010 Tobler Elsi, Kasernenstrasse 86a 1955 Treichler Peter, Hohberg 2342 1983 Lutzenberg Trutmann Rüesch Pia, Bertold Suhner-Strasse 12a 2011 Berger Antoinette, Fuchsacker 277 2003 UBS AG 1974 Berger Peter, Fuchsacker 277 2003 Vetter Heinz, Gutenbergstrasse 3 1998 Bischof Gebi, Hof 653 1990 Vetter-Vetsch Hansruedi, Gutenbergstrasse 3 1975 Bullinger Dieter, Fuchsacker 678 2003 Vetter-Vetsch Marti, Gutenbergstrasse 3 1996 Gähler Elsbeth, Haufen 130 1990 Waldburger Christian AG, St. Gallerstrasse 21 1976 Ganz Erwin, Fuchsacker 276 2004 Waldburger Peter, Sonnenbergweg 20 2001 Ganz Idi, Fuchsacker 276 2004 Waldburger-Fitzi Hans, Gossauerstrasse 130 1951 Niederer Rolf, Haufen 218 1989 Walker Josef, Grueb 4 2001 Tobler Hanspeter, Oberhof 448 1972 Weber Heinrich, Sonnenhof 1 1981 Weishaupt Natal, Mühlehof 9 2003 Rehetobel Weishaupt Sabine, Mühlehof 9 2003 Wernli Jürg, Schwänberg 2672 1985 Altherr Daniela, Sonnenbergstrasse 4 1997 Wetter-Keller Anna, Waldeggstrasse 42 1963 Altherr Rolf, Sonnenbergstrasse 4 1996 Widmer-Vils Idy, Obermoosberg 6P 1972 Anderwert-Tobler Fritz, Sägholzstrasse 11 1982 Winzeler-Bergan Hans, Waldeggstrasse 41 1963 Anderwert-Tobler Ursula, Sägholzstrasse 11 1997 Wirth Bruno, Steinrieselnstrasse 26a 1987 Bänziger Andreas, Sonnenbergstrasse 42 1987 Würth-Gehrig Christoph, Eggstrasse 28 2001 Bänziger Brigitte, Sägholzstrasse 51 2001 Würth-Gehrig Vreni, Eggstrasse 28 2001 Bänziger Trudi, Sägholzstrasse 6 2003 Zangerl Liselotte, Moos 4896 1987 Bauert-Reiner Gisela, Gartenstrasse 12 1996 Zeller Emil, Postfach 54, Bergstrasse 33 1972 Bauert-Reiner Martin, Gartenstrasse 12 1996 Zeller Ueli, Metzgerei, Buchenstrasse 18 1992 Baumgartner Jürg, Sägholz 1992 Zeller-Gyr Werner, Kreuzstrasse 15 1951 Bischofberger-Hörler Judith, Gartenstrasse 11 1996 Zellweger Papeterie, Kasernenstrasse 10 1922 Bischofberger-Hörler Walter, Gartenstrasse 11 1966 Ziegler-Teufel Walter, Platz 10 1984 Bissegger-Bello Robert, Gartenstrasse 17 1983  Mitgliederverzeichnis 211

Brzakovic Dolly, Heidenerstrasse 3 1978 Rutz Alfred, Bergstrasse 51 1988 Burgauer Pierre, Alte Landstrasse 29 1983 Sieber-Gähler Dora, Sägholzstrasse 78 1998 Cauderay André, Holderenstrasse 1 1956 Sieber-Gähler Fritz, Sägholzstrasse 78 1998 Degen Rolf, Sonnenbergstrasse 36 1989 Steiner Pius, Dorf 6 2008 Eisenhut Heidi, Nasen 15 2003 Stieger-Knellwolf Elsbeth, Eisenhut Walter, Sonderstrasse 18 1987 Lobenschwendistrasse 12 2008 Frei Kathrin, Gartenstrasse 19 2011 Straub Emil, Nasen 5 1991 Frei Thomas, St. Gallerstrasse 2 2005 Straub Erich, Alte Landstrasse 39 1997 Freuler Vreny, Habset 96 2002 Straub Vreni, Alte Landstrasse 39 1997 Früh Ruedi, Nasen 15 2003 Sträuli-Frei Roger, Sonnenbergstrasse 17 2003 Giger Hans, Michlenberg 1 1982 Sträuli-Frei Ursula, Sonnenbergstrasse 17 2003 Gmür Markus, Bergstr 38 1997 Streiff-Tobler Klara, Heidenerstrasse 20 1993 Graf Simon, Sonnenbergstrasse 23 2007 Sturzenegger Arthur, Gartenstrasse 18 1955 Graf Ueli, Gartenstrasse 17a 2008 Sturzenegger Elli, Gartenstrasse 18 1996 Graf-Eugster James, Bergstrasse 21 1979 Sturzenegger Rolf, Sonnenbergstrasse 1 1997 Graf-Laich Werner, Dorf 7 1978 Tolle Steffen, Bergstrasse 18b 1998 Heider Rellstab Iris, Sonnenbergstrasse 28 2003 Traber Hansruedi, Städeli 7 1998 Hörler-Zuberbühler Emanuel, Holderenstr. 33 1997 Traber Marianne, Städeli 7 1998 Hörler-Zuberbühler Katrin, Holderenstrasse 33 1997 Ukatz-Fehr Agi, Urwaldhaus zum Bären, Hotz Hans-Peter, Alte Landstrasse 180 2006 Robach 25 2005 Jäger Peter, Sägholzstrasse 5 2010 Ukatz-Fehr Dieter, Urwaldhaus zum Bären, Kast Anita, Midegg 79 1955 Robach 25 2005 Kaufmann Judith, Sonnenbergstrasse 21 1997 Vogel Christian, Lobenschwendistrasse 17 2005 Kaufmann Teddy, Sonnenbergstrasse 21 1997 Vogel Jacqueline, Lobenschwendistrasse 17 2005 Keller Rudolf, Oberkaien 2 1997 Volkart Walter, Gartenstrasse 20 1997 Keller Sophie, Oberkaien 2 1997 Walser Erich, Musterplatz 2 1979 Kern-Fuchs Hans, Restaurant Weinburg, Weishaupt-Spiele Arenda, Robach 36 2002 St. Gallerstrasse 28 1994 Weishaupt-Spiele Hans, Robach 36 2002 Kern-Nestler Hans, Sonnenbergstrasse 4 1966 Weisser-Lendenmann Christian, Kohler-Rohner Heidi, Gartenstrasse 8 1989 Sonderstrasse 20 1997 Kohler-Rohner Ueli, Gartenstrasse 8 1989 Krucker Remo, Buechschwendistrasse 22 2007 Weisser-Lendenmann Rita, Sonderstrasse 20 1997 Kunz Michael, Holderenstrasse 7 1998 Zähner Albert, Holderenstrasse 29 1980 Lenggenhager Christian, Dorf 3 1997 Zähner-Züst Marianne, St. Gallerstrasse 7 1997 Lesegesellschaft Dorf 1923 Zähner-Züst Theo, St. Gallerstrasse 7 1997 Lienert Otto, Fernsicht 1 1982 Zesiger Hotz Anne, Alte Landstrasse 180 2006 Maeder Herbert, Unterer Michlenberg 5 1974 Zgraggen Romano, Sonnenbergstrasse 20 1998 Meier Heinz, Oberstrasse 11 1982 Zgraggen Rosmarie, Sonnenbergstrasse 20 1998 Müller-Rohner Maria, Sonnenbergstrasse 14 1997 Zingg Heinz, Sonderstrasse 29 2009 Nadler-Schöni Elisabeth, Neuschwendi 4 2002 Zuberbühler-Fagetti Bernadette, Nadler-Schöni Walter, Neuschwendi 4 2002 Heidenerstrasse 57 1996 Nef-Mühlebach Barbara, Midegg 76 2008 Zuberbühler-Fagetti Fredy, Heidenerstrasse 57 1996 Nef-Mühlebach Walter, Midegg 76 2008 Zuberbühler-Tobler Hansueli, Optiprint AG, Kurt Etter, Buechschwendistr. 5 1997 Heidenerstrasse 8 1966 Paganoni Marco, Gartenstrasse 19 2011 Zuberbühler-Tobler Hedi, Heidenerstrasse 8 2002 Pearson-Mächler Monika, Bergstrasse 53 2009 Zürcher Martin, St. Gallerstrasse 33 2006 Rechsteiner-Schläpfer Ernst, Holderenstr. 10 1997 Zürcher Ruth, St. Gallerstrasse 33 2006 Rechsteiner-Schläpfer Ruth, Holderenstr. 10 1997 Züst Walter, Alte Landstrasse 21 1990 Rellstab Urs, Sonnenbergstrasse 28 1996 Rohner Urs, Hofmüli 20 1998 Rohner-Weber Willi, Holderenstrasse 3 1975 212 Mitgliederverzeichnis

Reute Nef Myrtha, Geren 720 2008 Nef Ulrich, Geren 720 2008 Bänziger Emil, Schwendi 120 1973 Schärer Erich, Geren 715 1979 Bruderer Markus, Rohnen 1978 Schmid Peter, Eggeli 434 2004 Büchel Daniel, Schachen 170 1999 Schoch Hanspeter, Geren 1991 Heierli-Gamper Jakob, Alte Post 1989 Schoch Jakob, Bubenstieg 408 2003 Niedermayer-Schmid Franz, Schachen 422 2001 Schwyter-Küfer Mark, Dorf 3 2008 Niedermayer-Schmid Patrizia, Schachen 422 2001 Schwyter-Küfer Sabine, Dorf 3 2008 Rechsteiner-Niederer Esther, Hirschberg 478 2000 Städler Josef, Schlössli 1978 Rechsteiner-Niederer Ruedi, Hirschberg 478 2000 Staub Hansruedi, Dorf 105 1989 Sturzenegger-Schmid Arthur, Schachen 1979 Stäubli Johannes, Rothus, Blatten 1168 1993 Walker Bruno, Mohren 1968 Stehle Stäubli Barbara, Rothus, Blatten 1168 2008 Steiner-Bollmann Marcel, Alpenrose 1188 1988 Schönengrund Steiner-Bollmann Yvonne, Alpenrose 1188 1988 Sturzenegger Peter, Metzgerei Ochsen, Dorf 59 2008 Beck Josef, Rest. Kreuz, Stofel 1981 Sturzenegger Werner, Rest. Ochsen, Egg 1973 Blandford Vivien, Unterdorf 14 2009 Toggenburger Hans, Wiesenrain 1990 Brändle Kurt, Hauptstrasse 6 1975 Toggenburger Marianne, Wiesenrain 1990 Deissel Ewald, Oberdorf 55 1973 Wittau Irene, Dorf 39 2008 Eugster Albert, Hinterdorf 72 1978 Eugster Walter, Hinterdorf 1973 Speicher Fitze-Alder Hanspeter, Wald 1973 Frei Elsa, Unterdorf 12 1957 Abegglen-Frehner Annegret, Bruggmoos 17 1997 Gugolz Walter, Teufenbergstrasse 318 1987 Abegglen-Frehner Peter, Bruggmoos 17 1989 Häfliger Tony, Unterdorf 14 2009 Altherr-Fehle Max, Ober Bendlehn 29 1957 Inauen Josef, Tannenrain 1986 Arnoffi Paolo, Rickstrasse 14g 2004 Kellenberger-Bolt Walter, Unterdorf 24 1968 Auer Kerstin, Steinegg 19 1999 Knaus-Grüninger Hedi, Dorf 30c 2007 Auer Michael, Steinegg 19 1999 Knaus-Scheu Kurt, Teufenbergstrasse 58 1987 Auer-Ibach Eugen, Unter Bendlehn 22 1975 Krüsi Fritz, Dorf 1968 Auer-Ibach Margrit, Unter Bendlehn 22 1997 Lämmler-Schlegel Alfred, Kugelmoos 337 1987 Bezzola Rausch Natalia, Tobelstrasse 4 2009 Naef Hans-Peter, Ahornstrasse 8 1987 Bezzola Rausch Stephan, Tobelstrasse 4 2009 Nufer Heinrich, Restaurant Ochsen, Unterdorf 1973 Boesch Jürg, Hinterwies 54 1989 Sewer Rolf, Kugelmoos 1990 Boppart Maya, Hauptstrasse 9 2002 Sturzenegger Kurt, Gasthaus z. Löwen 1973 Bräuninger-Fässler Karl, Reutenenstrasse 2 1952 Weder Heinz, Ahornstrasse 6 1976 Breitenmoser Christian, Obere Kohlhalden 40 1980 Wehrlin Hans, Unterdorf 289 1973 Brogle Hanni, Dorf 4 1980 Wehrlin Marcel, Unterdorf 289 2008 Brunner Andreas, Dorf 4 2004 Brunner-Solothurnmann Ernst, Dorf 42 1995 Schwellbrunn Brunner-Solothurnmann Margrith, Dorf 42 2010 Deillon Serge, Kirchrain 20 1973 Aegerter Rainer, Dorf 75 1972 Egger Paul, Kalabinth 47 2008 Bolzern Werner, Bubenstieg 824 2003 Egger-Altherr Stephan, Hauptstrasse 7 1992 Büsser-Klauser Werner, Geren 1991 Eugster Martin, Dorf 16 1957 Frischknecht Hans, Dorf 50 1993 Evangelische Kirchgemeinde 1974 Frischknecht Hans, Dorf 41 1964 Frick-Niederer Theodor, Ober Bendlehn 8 1961 Gähler Ernst, Dorf 8 1957 Frischknecht Hanspeter, Grünaustrasse 12 2000 Gemperle-Berger Max, Heimat 972 1991 Huber-Rohner Ruedi, Röhrenbrugg 11 1980 Koller Josef, Eisigeli 307 2010 Hüsler Martin, Kohlhalden 25 1979 Kupferschmidt Ursula, Löschwendi 2002 Klee Peter, Kohlhalden 38 2002 Müller Gabriela, Eggeli 434 2007 Klee Suzanne, Kohlhalden 38 2002  Mitgliederverzeichnis 213

Klingele Thomas, Buchenstrasse 55 2003 Zellweger-Etter Erich, Hauptstrasse 64 1984 Knecht AG, Teppichwäscherei, Kalabinth 19 1970 Zellweger-Etter Ursula, Hauptstrasse 64 1996 Koller Marcel, Oberdorf 2 2011 Zünd Fredy, Rickstrasse 36 2006 Krüsi Werner, Sägli 7 1992 Langenauer-Looser Christoph, Hinterwies 42 1997 Stein Langenauer-Looser Silvia, Hinterwies 42 1993 Langenauer-Müller Peter, Flecken 2 1973 Baumann Jacqueline, Schnädt 2009 Langenauer-Müller Ursula, Flecken 2 2000 Baumann Willi, Schnädt 2009 Lanker AG, Hauptstrasse 22 1970 Diebold Bruno, Langenegg 820 1987 Lauper Denise, Obere Kohlhalden 42 2001 Frei Philippe, Gruenholz 94 1993 Lauper Roland, Obere Kohlhalden 42 2001 Frei-Schenker Heidi, Auf Stein 2004 Merian Beatrice, Unter Bendlehn 29 2001 Frigoli Bruno, Büel 321 1991 Merian Christoph, Unter Bendlehn 29 2001 Hauser Vreni, Büel 1994 Möhr Christoph, Hinterwies 41 1991 Hugener-Heeb Werner, Schachen 58 1999 Müller-Murlot Ivo, Sägli 30 2002 Krüsi Hanspeter, Schachen 807 1996 Naef-Stückelberger Heinz, Ober Bendlehn 20 1996 Kündig-Bleiker Lydia, Hagtobel 298 1964 Naef-Stückelberger Ulrike, Ober Bendlehn 20 1996 Kündig-Büchler Claudia, Hagtobel 296 2001 Naef-Vogt Franziska, Herbrig 21 2005 Leirer Fritz, Schachen 654 1973 Naef-Vogt Heinrich, Herbrig 21 2005 Leirer Rita, Schachen 654 2008 Neff Koller Claudia, Oberdorf 2 2011 Mauch-Züger Heinz, Steinweg 715 2011 Pfister Ruth, Sägli 34 1992 Rüdlinger-Graf Heinrich, Schachen 631 2001 Preisig-Köppel Walter, Oberdorf 12 1948 Rüdlinger-Graf Trudy, Schachen 631 2001 Rechsteiner Matthias, Herbrig 27 2001 Rutsch-Carlile Markus, Rämsen 1993 Rekade Hansjörg, Oberwilen 1992 Schär Vreni, Langenegg 781 1989 Rohrer Fred, Steinegg 17 1948 Schiess Jörg, Dorf 5 1993 Rüsch Rosmarie, Hohrüti 14 1973 Stricker Alfred, Schachen 1966 Rutz-Brix Ake, Seeblickstrasse 22 1973 Stricker Fredi, Reute 77 1993 Schärer Louis-Martin, Sonder 14 2006 Styger Heidi, Haus Florida 1926 Schefer Hans Walter, Tannenbaum 1948 Weiersmüller Alfred, Schachen 1993 Schindler-Pfister Benjamin, Ober Bendlehn 32 2010 Schindler-Pfister Kathrin, Ober Bendlehn 32 2010 Teufen Schönenberger Ernst, Seeblickstrasse 31 1992 Sigrist-Zöllig Gabriela, Hauptstrasse 9 2003 Albrecht-Albrecht Ruedi, Untere Grünau 127 1987 Sigrist-Zöllig Markus, Hauptstrasse 9 2003 Alder-Urben Urs, Hörliweg 281 1955 Sonderegger Hans-Ulrich, Seeblickstrasse 42 1983 Andermatt-Fritsche Lucia, Gremmstrasse 24 2003 Sonderegger Meinrad, Drogerie 1994 Andermatt-Fritsche Thomas, Gremmstrasse 24 2003 Sonderegger Peter, Rüschen 1973 Auer von Ins Christine, Im Stofel 8 2009 Spycher-Schmid Hans, Oberdorf 23 1975 Azimex AG, Speicherstrasse 1969 Stahlberger-Lindenmann Peter, Steinegg 32 1976 Bänziger Markus, Spiessenrüti 514 1986 Stahlberger-Lindenmann Silvia, Steinegg 32 1998 Bergundthal-Lippuner Hermann, Stieger-Münch Max, Kirchrain 17 1980 Rütihofstrasse 23 1984 Tanner Eduard, Vorderer Flecken 2 1987 Berner Erich, Auf dem Stein 2610 1972 Weber Stefan, Hauptstrasse 72 2006 Blankenhorn-Uehlinger Rolf, Weber-Spengler Doris, Reutenenstrasse 6 1999 Rothenbüelstrasse 10 2001 Weber-Spengler Stephan, Reutenenstrasse 6 2003 Blumer Christian, Gählern 955 2001 Wick Alfons, Seeblickstrasse 7 1989 Bolliger-Knöri Arthur, Speicherstrasse 76 1984 Widmer Thomas, Herbrig 20 1991 Bolliger-Knöri Renate, Speicherstrasse 76 1984 Widmer-Brunner Hermi, Unter Bendlehn 55 1991 Brägger-Schmid Mädi, Schützenbergstrasse 8a 2003 Widmer-Brunner Liliane, Unter Bendlehn 55 1991 Brägger-Schmid Matthias, Schützenbergstr. 8a 1984 Wüthrich-Alder Fritz, Ober Bendlehn 25 2007 Brunnschweiler-Koch Jakob, Speicherstrasse 3 2001 Wüthrich-Alder Heidi, Ober Bendlehn 25 2007 Brunnschweiler-Koch Margrit, Speicherstr. 3 2002 214 Mitgliederverzeichnis

Bucher Gaby, Lindenstrasse 7 2000 Holderegger-Lipp Werner, Weiherstrasse 3 1973 Buff-Egloff Hans, Hätschen 933 1961 Hugelshofer Werner, Vorderhausstrasse 3 1996 Buff-Frehner Peter, Stofelweid 16 1976 Hummler Elisabeth, Speicherstrasse 24 2000 Burch-Schiess Guido, Weiherstrasse 8 1999 Hummler Konrad, Speicherstrasse 24 2000 Burch-Schiess Ursula, Weiherstrasse 8 1999 Hunziker-Luzi Adele, Im Holz 16 1989 Cappis-Bianchi Marc, Steinweg 3b 1995 Hunziker-Luzi Hans, Im Holz 16 1989 Cappis-Bianchi Valeria, Steinweg 3b 1996 Isler Rainer, Rothhusstrasse 6 1976 De Clercq-Lüchinger Cathérine, Jäger-Züger Lilli, Steinerstrasse 3 1949 Lütisweesstrasse 821 1998 Keller Erwin, Gopfweg 5 1984 Dudli-Sutter Marianne, Grünaustrasse 4 2006 Keller Willi, Im Stofel 6 2008 Dudli-Sutter Matthias, Grünaustrasse 4 2006 Kern-Bösch Alfred, Blattenstrasse 27 2001 Eggmann-Hanselmann Hermann, Kern-Bösch Esther, Blattenstrasse 27 2001 Hauptstrasse 79 1968 Koch Walter, Stofelweg 4 1976 Eisele Janine, Grünaustrasse 8 1989 Koller Hans, Wellenrüti 585 1999 Eschler-Sutter Christian, Im Stofel 8 1983 Koller-Bohl Hans, Im Holz 9 2009 Eschler-Sutter Elisabeth, Im Stofel 8 1997 Koller-Bohl Marianne, Im Holz 9 2009 Eugster-Thäler Jakob, Büelstrasse 19 1993 Kunz Druck & Co. AG, Hauptstrasse 51 1968 Fässler Oskar, Ebni 5 1980 Kuratli Alice, Au 1154 2009 Frauenkloster Wonnenstein 1977 Kuratli Hanspeter, Au 1154 2009 Frey Marion, Steinwichslenstrasse 30 2010 Labhart-Heil Christian, Schützenbergstr. 10 1998 Frey-Hediger Gerhard, Hinterbodenstrasse 3 1994 Leibundgut-Keller Heinrich, Fürer Walter, Stofelrain 2008 Schützenbergstrasse 23a 1968 Gähler-Christen Maggie, Alte Speicherstr. 1803 1998 Lendenmann Herta, Speicherstrasse 34 2001 Gähler-Christen Peter-Rolf, Lüchinger-De Clercq Thomas, Alte Speicherstrasse 1803 2003 Lütisweesstrasse 821 2008 Geiser-Huber Hanspeter, Steinwichslenstr. 36 1989 Lutz-Waldmeier Kurt, Steinerstrasse 7b 1958 Geiser-Huber Silvia, Steinwichslenstrasse 36 1989 Meier Andreas J., Oberes Schlatt 968 1991 Gemeinde Teufen, Kulturkommission, Müller-Luder Fritz, Bächlistrasse 23 1984 Gemeindehaus 1980 Nänny-Preisig Stephan, Rütiholzstrasse 27b 1984 Giuliano Piergiorgio, Blattenstrasse 9 1999 Nebe-Fink Hans-Werner, Hauptstrasse 94a 1976 Giuliano Ursula, Blattenstrasse 9 1999 Nef Urs, Hauptstrasse 5 1987 Gloor Peter, Bächlistrasse 33 1984 Nef-Gassner Alfred, Hauptstrasse 3 A 1952 Göldi Hannes, Schönenbüelstrasse 2020 1997 Nef-Knöpfel Hanspeter, Feld 2008 Graf Walter, Werdenweg 7a 1968 Nef-Knöpfel Katharina, Feld 2008 Graf-Leuenberger Peter, Hinterrainstrasse 2a 1989 Notter-Rüdolf Maria, Vorderhausstrasse 3 2002 Grunder-Wyser Paul, Hauptstrasse 39 1978 Nüesch-Gautschi Rosmarie, Gsell Christoph, Auf dem Stein 1253 1999 Steinwichslenstrasse 32 1968 Halter Beat, Büelstrasse 11 1977 Preisig Paul, Engelgasse 215 1952 Heeb-Gubler Kurt, Kurvenstrasse 12 1968 Preisig Ruedi, Zeughausstrasse 1b 1984 Hefner-Bicker Walter, Zeughausstrasse 3 1952 Preisig-Bachmann Brigitte, Rothhusstrasse 7 1997 Heller Andreas, Rütibergstrasse 1711 2004 Preisig-Bachmann Werner, Rothhusstrasse 7 1997 Hengartner Gallus, Speicherstrasse 80 2002 Rau Ina, Obertobel 1976 Hengartner Ursula, Speicherstrasse 80 2002 Rau Thomas, Auf dem Stein 463 1983 Herzog-Fust Gertie, Im Holz 3a 1996 Renz Beat, Hauptstrasse 93 1952 Herzog-Fust Hansruedi, Im Holz 3a 1993 Riechsteiner Patrick, Steinwichslenstrasse 30 2010 Hilsdorf Claus, Gremmstrasse 19 1976 Rohrer-Lindemann Christoph, Hochreutener Marianna, Auf dem Stein 1253 1999 Bächlistrasse 9a 1991 Höhener Bruno, Speicherstrasse 47 1987 Ruff-Breitenmoser Martin, Oberfeld 2009 Höhener-Zingg Hans, Schützenbergstrasse 23 1980 Ruff-Breitenmoser Katja, Oberfeld 2009 Höhener-Zingg Helen, Schützenbergstrasse 23 1995 Schefer-Geiger Werner, Tonisbüel 1968 Holderegger-Lipp Marcella, Weiherstrasse 3 1996 Schiess-Negele Fritz, Sonnenberg 309 1983  Mitgliederverzeichnis 215

Schläpfer Robert J., Rütiberg 1961 Departement Sicherheit und Justiz AR, Schmid Ernst Kaspar, Hauteten 1708 1982 Geschäftsstelle Bewährungshilfe 2000 Signer Ruth, Gremmstrasse 18 1986 Dörig Thomas, Gfeld 41 1984 Spörri Hanspeter, Speicherstrasse 16 1968 Eigenmann Bruno, Bruederwald 3 2001 Stäheli Kurt, Hinterrainstrasse 4 2002 Eugster Willi, Berg 609 1987 Stamm Elisabeth, Speicherstrasse 78 1996 Eugster-Luder Regula, Befang 148 1980 Stamm Heinz, Speicherstrasse 78 1996 Eugster-Luder Samuel, Befang 148 1980 Studach-Buff Paul, Bühlerstrasse 698 1984 Eugster-Stransky Hansjakob, Berg 30 1980 Studer Helga, Rütiholzstrasse 13 1996 Eugster-Stransky Traudl, Berg 30 2003 Studer Rudolf, Rütiholzstrasse 13 1985 Fischer-Läuchli Frederic, Oberdorf 38 1988 Styger-Schiess Rudolf, Schönenbüelstrasse 3 1962 Fischer-Weber Hans, Befang 20 1958 Sulzer-Dornbierer Andres, Im Holz 6 1980 Fitze Christian, Unterbach 30 1988 Sulzer-Dornbierer Elsbeth, Im Holz 6 1996 Fricker Hans-Ruedi, Hüttschwende 7 2001 Suter Marie-Therese, Steinwichslenstrasse 38 2000 Fricker Thea, Hüttschwende 7 2010 Suter Thomas, Steinwichslenstrasse 38 2000 Fricker Vreni, Hüttschwende 7 2001 Sutter Hansueli, Steinwichslenstrasse 38 2010 Frischknecht André, Niderenweg 9 2000 Tachezy Ivo, Haagweg 9 1949 Fritsche Erika, Niedern 20 1994 Tischhauser-Vogt Annemarie, Frohne Renate, Berg 376 2003 Sonnenbergweg 1299 2008 Goetz Raymond, Gfeld 154 1966 Tischhauser-Vogt Tony, Sonnenbergweg 1299 1984 Hagmann Hubert, Befang 146 1988 Waldburger Hansruedi, Stofelweg 3 2008 Heierli-Weydknecht Heidy, Berg 137 1997 Walder-Hauser Susanne, Speicherstrasse 65 2009 Hohl-Lauchenauer Elsa, Stein 5 2007 Walser Adrian, Werdenweg 8 1984 Hohl-Lauchenauer Hermann, Stein 5 2007 Wegelin-Zbinden Peter, Hörliweg 1233 1965 Jakob Ilona, Bach 1 2008 Wegelin-Zbinden Sibylle, Hörliweg 1233 1996 Kasper Hans Georg, Bergweg 8 2012 Weiler Bea, Speicherstrasse 54 2010 Knöpfli-Bergs Willi, Gfeld 154 1966 Weishaupt Matthias, Speicherstrasse 34 1994 Kröger Hans-Henning, Unterbach 1 2004 Wetzel Silvia, Werdenweg 6 2008 Kuhn Ernst, Oberdorf 21 1947 Wetzel Urs, Werdenweg 6 1984 Kuhn Matthias, Hüttschwende 7 2010 Wild-Knechtle Tony, Alte Speicherstrasse 2401 1980 Künzle Madeleine, Landsgemeindeplatz 9 2010 Winkelmann Georg, Bahnhof 1 1977 Künzle Ueli, Landsgemeindeplatz 9 2010 Winkelmann Heidi, Sonnenburg 1949 Laich Hansruedi, Unterstadel 166 1993 Zuberbühler Walter, Alleeweg 2130 2009 Lenz-Kohli Rolf, Speicherstrasse 64 1989 Zuberbühler-Zürcher Ernst, Rütiholzstrasse 3 2001 Lenz-Kohli Ruth, Speicherstrasse 64 1989 Zuberbühler-Zürcher Margrith, Rütiholzstr.3 2001 Lesegesellschaft Bach, Daniel Erdmann, Zuppinger Hanspeter, Speicherstrasse 58K 1966 Schurtanne 4 1925 Zürcher Emil, Engelgasse 217 2001 Lesegesellschaft Eugst 1923 Meier Helen, Bergweg 1 1976 Trogen Meier Rose, Gfeld 19L 1966 Meier-Hartmann Susanna, Schurtanne 6 2003 Aeschlimann Hans, Unterbach 17 1988 Meier-Hartmann Werner, Schurtanne 6 2003 Altherr Hans, Nideren 2 1975 Meisser Ruth, Befang 2 2003 Bänziger Thomas, Bleichi 14 2006 Niederer Willy, Gfeld 4 1989 Bänziger Ursula, Bleichi 14 2006 Niederer-Widmer Regula, Bach 4 2006 Bruderer Ernst, Ratholz 4 1959 Niederer-Widmer Urs, Bach 4 2006 Bruderer Heiri, Lindebüel 13 1973 Olibet Tschösi, Unterbach 2003 Bruderer-Menden Fritz, Befang 147 1984 Pfister Daniel, Schopfacker 11 2006 Bucher Karin, Kantonsschulstrasse 6 2010 Rechsteiner Werner, Unterneuschwende 225 1998 Bührer-Engi Susann, Berg 608 1984 Ringeisen Fredy, Berg 18 1972 Cavelti Reto, Rathaus 2011 Roderer Rolf, Oberdorf 44 1968 Clavadetscher Otto P., Schopfacker 67 1966 Ruckstuhl Werner, Bühlerstrasse 1 1984 216 Mitgliederverzeichnis

Schefer-Frick Erika, Speicherstrasse 56 2009 Hohl-Züst Alfred, Bindlistrasse 23 1964 Schefer-Schels Richard, Oberdorf 2 1981 Hueberger-Nef Olgi, Gerenstrasse 7 2011 Schläpfer Johannes, Stein 4 1984 Hürlemann-Halter Hans, Gerenstrasse 5 1963 Schläpfer Werner, Vordorf 45 1990 Irniger Walter, Lärchenegg 1968 Schläpfer-Fässler Alice, Niedern 111 1941 Lampart-Züger Rosemarie, Mühlstatt 1469 1962 Selmanaj Ilir, Vorderdorf 52 2003 Mathis-Kegele Peter, Gerenstrasse 10 1986 Sieber Monika, Nideren 34 2009 Meier Karl, Moos 3 2007 Sieber Otmar, Nideren 34 2009 Müller Hansueli, Oberes Moos 39 1997 Sonderegger-Stauss Dora, Hinterdorf 26 1995 Müller-Schmid Hermann, Schwägalpstrasse 1 1964 Sonderegger-Stauss Hanspeter, Hinterdorf 26 1995 Müller-Schmid Maja, Schwägalpstrasse 1 1995 Spychiger Heinz, Niedern 20 1984 Nef-Alder Jakob, Dürrhalde 11 1986 Sturzenegger Elsbeth, Schopfacker 18 1996 Nef-Alder Katrin, Dürrhalde 11 2002 Sturzenegger Emanuel, Chrombach 395 1992 Nef-Jakob Peter, Oberes Moos 14 1986 Sturzenegger-Nänny Katharina, Schopfacker 66 1990 Nessensohn-Zwicker Esther, Halten 649 1984 Sturzenegger-Nänny Niklaus, Schopfacker 66 1984 Oertle Wilhelm, Kronbach 218 1984 Surber Peter, Lindenbüel 7 2005 Osterwalder-Nef Jakob, Bindliweg 9 1983 Suter Max, Gfeld 13 1988 Schmid Katja, Schwägalpstrasse 44 2004 Tunger Albrecht, Boden 2 1988 Schmid Roman, Schwägalpstrasse 44 2004 Vallender-Clausen Dorle, Unterbach 29 1984 Schmid-Nef Verena, Mühlstatt 1022 1978 Vallender-Clausen Klaus A., Unterbach 29 1996 Steingruber-Zimmermann Ursula, Widen 1989 Weishaupt Elsbeth, Berg 2000 Taverna-Würmli Erhard, Oberes Moos 29 1983 Widmer Rudolf, Speicherstrasse 61 1957 Tisca Tiara Stiftung, Grüt 163 1969 Widmer Ueli, Berg 35A 1989 Vernier Marlis, Scheidweghalde 4 2011 Wild Rolf, Dorf 7 1990 Walser Gerhild, Mettlenweg 13 2008 Zahner-Fritsche Judith, Gfeld 32 2005 Walser Hanspeter, Mettlenweg 13 2003 Walser Leni, Mettlenweg 13 2003 Urnäsch Walser Stefan, Mettlenweg 13 2008 Wettstein-Aebi Willy, Herisauerstrasse 10 1958 Alder-Rentsch Werner, Widenbach 5 2004 Zellweger-Högger Hans, Steinrüti 497 1978 Alder-von Mentlen Walter, Dorfplatz 16 2009 Bänziger Jean, Restaurant Löwen 1984 Wald Biasotto Margaretha, Gerenstrasse 7 2009 Biasotto-Christen Walter, Bindlistrasse 27 1951 Egli Jakob, Unterdorf 10 2002 Biasotto-Keller Adolf, Scheidweghalde 10 1996 Engler-Lehmann Maja, Nageldach 53 2000 Biasotto-Keller Marie-Theres, Frehner Christian, Unterdorf 21 2006 Scheidweghalde 10 2008 Frischknecht Alfred, Rechberg 70 1957 Biasotto-Polli Mia, Schwägalpstrasse 1 1964 Gloor-Müller Paul, Oberdorf 45 1991 Blaas-Baumgartner Hanspeter, Irniger Hannes, Oberdorf 48 2004 Herisauerstrasse 15 1978 Kast-Schwarz René, Wannen 240 1962 Bodenmann-Eugster Thomas, Mettler Werner, Hotel Hirschen, Bühl 1992 Schwägalpstrasse 17 1997 Mosimann-Zumbrunn Beat, Dorf 379 1998 Bodenmann-Müller Max, Schwägalpstrasse 1 1968 Mosimann-Zumbrunn Ursula, Dorf 379 1998 Dörig Urs, Unterdorfstrasse 24 1984 Müller Gloor Gabriele, Oberdorf 45 1989 Ehrbar-Demarmels Robert, Hochalpstrasse 4 1984 Nagel Fredi, Unterdorf 6 1992 Frischknecht Christian, Dürrhalde 26 1991 Pecnik-Hohl Slavko, Dorf 26 2008 Frischknecht-Diem Rosemarie, Feldstrasse 3 1997 Pecnik-Hohl Therese, Dorf 26 2008 Frischknecht-Rütschi Elsbeth, Dürrhalde 24 1986 Rittmeyer Marc, Rechberg 1976 Frischknecht-Rütschi Stefan, Dürrhalde 24 1986 Schläpfer-Brühlmann Bruno, Girtanne 254 1969 Götz Rainer, Hofstrasse 14 2002 Sprecher-Graf Hans, Scheibe 248 1978 Heuberger-Nef René, Gerenstrasse 7 2011 Steffen Bernhard, Vordorf 576 1990 Hipp Peter, Gerenstrasse 7 2003 Stricker-Dolder Hedi, Bärloch 1998  Mitgliederverzeichnis 217

Walser & Co. AG 1969 Gut Peter, Städeli 77 2010 Walser Heinrich, Sonnhalde 280 1972 Hafner Thomas, Aegetholzstrasse 28 2006 Herrmann AG, Kunststoff-Werk 1969 Waldstatt Hohl Peter, Nördli 791 1968 Hohl-Schneider Hans-Ueli, Lachen 733 1957 Amiet Brigitte, Halde 157 1973 Jankovics Ivan, Grund 533 2005 Blumer Hermann, Oberschwendi 40 1990 Jankovics Susanne, Grund 533 2005 Bühler Walter, Böhl 685 1995 JUST Schweiz AG, Unterdorf 62 1969 Dällenbach-Mosheer Ruth, Haldenstrasse 23 1990 Jüstrich Ernst, Gebert 842 1998 Dällenbach-Mosheer Walter, Haldenstrasse 23 1990 Jüstrich Hansueli, Rosenberg 659 1998 Eberhard-Bruderer Sylvia, Dorf 235 1965 Jüstrich Marcel, Klosen 663 1998 Egli-Huber Bruno, Böhl 1987 Jüstrich-Stopp Ernst, Klosen 661 1965 Erismann-Nufer Emanuel, Haldenstrasse 25 1973 Kellenberger-Gabathuler Alfred, Grund 543 1991 Eugster-Kündig Hans, Harschwendistrasse 1 1957 Kellenberger-Sonderegger Bernard, Dorf 106 2008 Eugster-Kündig Rosmarie, Harschwendistr. 1 1997 Kellenberger-Sonderegger Gaby, Dorf 106 2008 Frauenverein Waldstatt 1953 Keller Adrian, Dorf 92 2000 Gantenbein Hans Ulrich, Alte Landstrasse 22 1987 Knöpfli Luzius, Dorf 86 2000 Gantenbein-Widmer Hansueli, Geisshalde 456 1987 Kötscher Dagmar, Lachen 1098 1987 Häne Roman, Alte Landstrasse 4 2012 Künzler-Bänziger Edgar, Dorf 91 1987 Huber Hedi, Gschwend 418 2001 Künzler-Bänziger Irma, Dorf 91 1999 Hungerbühler Bruno, Kneuwis 819 2002 Kürsteiner Isabelle, Gütli 187 2000 Koller-Béchaz Andreas, Kneuwis 744 1994 Lesegesellschaft Lachen 1944 Krüsi-Schläpfer Lina, Dorf 170 1962 Pfister Erich, Weid 1225 1996 Meiler Ursula, Kneuwis 747 2001 Pfister Sabine, Weid 1225 1996 Müller-Rohner Reto, Harschwendistrasse 30 2000 Ritter Remo, Gütli 1169 1996 Müller-Rohner Ursula, Harschwendistrasse 30 2000 Schnider-Züst Walter, Ebni 656 1998 Ramsauer-Knechtle Hans-Peter, Staub-Wüst Lili, Thole 1173 1973 Alte Landstrasse 48 2007 Steiger-Jüstrich Toni, Ebni 1304 1998 Ramsauer-Knechtle Irène, Alte Landstrasse 48 2007 Stiftung Waldheim, Kronenwies 2006 Roth Silvia, Oberschwendi 621 2010 Sturzenegger-Knellwolf Ernst, Post 1956 Roth Willi, Oberschwendi 621 1981 Suhner-Jüstrich Ernst, Grausegg 1110 1960 Schefer Ernst, Harschwendi Ost 2000 Tobler Ruth, Grausegg 314 2002 Schreinerei Blumer AG, Mooshalde 15 1997 Tobler Verena, Lachen 763 1998 Steininger-Raisslé Andreas, Bad 641 2003 Vetter-Michel Elisabeth, Almendsberg 609 1995 Steininger-Raisslé Judit, Bad 641 2003 Weber-Zeller Michael, Platz 1235 2008 Weibel-Ehrbar Ursula, Oberer Hof 15 2012 Weber-Zeller Ruth, Platz 1235 2008 Widmer-Kuhn B., Harschwendistrasse 4 1981 Wick Clemens, Dorf 84 2008 Widmer-Kuhn Max, Harschwendistrasse 4 1981 Wiesendanger Annegret, Heldwis 1996 Winiger-Ritschard Urs, Kneuwis 763 1987 Wiesendanger Hans, Heldwis 1996 Zellweger-Meier Elsbeth, Obere Kneuwis 14 1989 Ziegler Eva, Wilen 369 1989 Zellweger-Meier Jürg, Obere Kneuwis 14 1989 Züst Herbert, Höhe 952 1966 Zellweger-Meier Werner, Mooshalde 490 1991 Züst Urs, Höchi 1246 2011

Walzenhausen Wienacht-Tobel

Bibliothek Walzenhausen, Dorf 2005 Briegel Hans, Dorf 3 2008 Boldt Corinna, Kirchplatz 112 2004 Meier Werner, Landeggstrasse 18 1984 Brandenberger Christa, Lachen 1194 2006 Calderara Silvia, Platz 1264 1957 Diener Markus, Dorf 54 1979 Götz Inigo, Güetli 1136 2008 218 Mitgliederverzeichnis

Wolfhalden Appenzellinnerrhoden

Anderegg Ernst, Bleichestrasse 790 1974 Bayard Armin, Platz 244 2003 Bruderer Peter, Heitersberg 599 1981 Appenzell Brunner Christian, Hinterbühle 851 1983 Appenzeller Alpenbitter AG, Buff Urs, Luchten 89 1996 Weissbadstrasse 27 1969 Eggenberger Peter, Lehn 1972 Appenzeller Kantonalbank, Direktion 1938 Frey-Lienhard Maggie, Sonder 644 2002 Appenzeller Volksfreund, Engelgasse 3 1954 Frey-Lienhard Urs-Peter, Sonder 644 2002 Baer Christian, Nollisweid 35a 2009 Fuster Josef, Guggenbühel 436 2002 Baer Christine, Nollisweid 35a 2009 Geiger Edy, Tobelmühle 926 1989 Bärlocher Lorenz, Gontenstrasse 22 1995 Knüssi-Menzi Otto, Zelg 1989 Bärlocher Paul, Gontenstrasse 22 1984 Koch-Kern Brigitte, Lehn 2000 Bärlocher Valentin, Gontenstrasse 22 1997 Koch-Kern Max, Lehn 2000 Baumann Walter, Weissbadstrasse 11 1982 Kugler-Knupp Roland, Hinterergeten 124 1988 Biegger Lisbeth, St. Antonstrasse 7 2001 Künzler Fritz, Hasle 306 1972 Bircher Rita, Löwen 1984 Langer Thomas, Vorderdorf 59 2000 Bischofberger Ferdinand, Schlatt 1973 Lesegesellschaft Tanne, c/o René Bänziger, Böhi Roman, Mooshaldenstrasse 18 1972 Schönenbühl 2003 Bölsterli-Baumgartner Rudolf, Lutz Ernst, Mühltobel 503 1993 St. Antonstrasse 5 1983 Montanes-Weiss Astrid, Hinterergeten 1088 1988 Brauerei Locher AG 1932 Nagel Hans-Jörg, Hinderbühle 538 1981 Breitenmoser Guido, Gaiserstrasse 12a 1974 Niederer Kurt, Tobelmühle 1997 Breitenmoser Josef, Gaiserstrasse 1984 Pauletti Gino, Kronenstrasse 961 2000 Breitenmoser Silvio, Weissbadstrasse 19 2012 Reust Dora, Unterlindenberg 212 1981 Breitenmoser-Fuchs Emil, Kreuzhofstrasse 31 1976 Sgarbi-Naef Bruno, Mühltobel 512 1984 Breitenmoser-Ulber Emil, Sonnhalde 34 1972 Sonderegger Reinhard, Hinteregg 923 1998 Breu-Dörig Hans, Steinegg, Schönenbüel 48 2008 Sonderegger-Weiss René, Vorderdorf 693 1970 Breu-Dörig Rita, Steinegg, Schönenbüel 48 2008 Sturzenegger Robert, Kronenstrasse 194 1981 Broger Emil, Sonneli Sonnenhalb 1968 Tobler Hanskonrad, Bodenmühle 340 2011 Broger Urban, Gontenstrasse 52 2004 Vigniti-Hirsiger Esther, Hinterbühle 936 2002 Brogli Herbert, Obere Hirschbergstrasse 34 2010 Vigniti-Hirsiger Toni, Hinterbühle 936 2002 Büchel Martin, Nollenstrasse 10a 2000 Wild Hans, Mühltobel 487 2002 Buchmann Ferdinand, Weissbadstrasse 21 1972 Willi-Frauenfelder Werner, Dorf 48 1978 Cajochen-Forst Josef, Küechlimoosstrasse 3 1996 Wüthrich Stephan, Hinterbühle 981 2002 Cajochen-Forst Roswitha, Küechlimoosstr. 3 1997 Zogg Hans, Oberdorfstrasse 917 1965 Dähler Roland, Eggerstandenstrasse 35 2007 Zürcher Emil, Dorf 46 1956 Dobler-Schärli Bernadette, Hostetstrasse 3 2008 Züst Ernst, Unterwolfhalden 899 1965 Dobler-Schärli Guido, Hostetstrasse 3 1984 Doerig Albert, Kreuzhof 1960 Domakowski Karin, Hundgalgen 6 2001 Domakowski Klaus, Hundgalgen 6 2001 Dörig Albert, Forrenstrasse 21 1984 Dörig Bruno, Hostetstrasse 7 1992 Dörig Ottilia, Unteres Ziel 26 2000 Dörig Regula, Rest. Linde, Hauptgasse 40 2001 Dörig Roland, Unteres Ziel 26 2000 Dörig-Hersche Albert, Steinegg, Zistli 14 1984 Ebneter Kurt, Untere Blumenrainstrasse 17 1984 Ebneter Werner, Nollenstrasse 30 1984  Mitgliederverzeichnis 219

Ebneter-Fischer Christa, Gaiserstrasse 39b 2002 Inauen Roland, Chappelihof 13 1997 Eggimann Hans, Möserwies 12 2004 Jacober Rolf, Sonnhalde 32 1960 Eggimann Katharina, Möserwies 12 2004 Karrer Ludwig, Gaishausstrasse 8a 1988 Engler Rolf Peter, Gass Steinegg 1984 Kaufmann Max, Gaishausstrasse 39 1984 Enzler Lukas, Blattenheimatstrasse 10 2006 Keller Rudolf, Gaishausstrasse 6 1989 Enzler-Dörig August, Hirschengasse 12 1984 Keller-Stadler Daniel, Nollenstrasse 28a 2004 Eugster-Rempfler Josef, Alpsteinstrasse 18 1997 Keller-Stadler Hildegard, Nollenstrasse 28a 2004 Eugster-Rempfler Rosmarie, Alpsteinstrasse 18 1997 Klarer Elsbeth, Hauptgasse 10 1994 Fässler Adalbert, Falkenburg 2007 Klarer Erich, Hauptgasse 10 1994 Fässler Alois, Moos, Enggenhüttenstrasse 24 2000 Knechtle Beat, Blattenrain 1965 Fässler Antonia, Kaustrasse 11 2011 Kölbener Beat, Unterrainstrasse 25 1986 Fässler Daniel, Hofersäge 1995 Kölbener Franz, Gaiserstrasse 7 1960 Fässler Erich W., Gansbach 17 2002 Kölbener Vreni, Fleckenmoos 2003 Fässler Josef, Zielstrasse 8a 1984 Kolb-Lutz Georges, Güetlistrasse 23 2004 Fässler Klaus, Weissbadstrasse 22 1984 Kolb-Lutz Rosemarie, Güetlistrasse 23 2004 Fässler-Sutter Bruno, Hostetstrasse 4 1982 Koller Albert, Zistli 12 1984 Favale Giuseppe, Sälde 1 1997 Koller Arnold, Gschwendes 8 1972 Fenster Dörig AG, Blattenheimatstrasse 2b 1984 Koller Lorenz, Immstrasse 17 1992 Freund Hansjörg, Steigwaldstrasse 23 2008 Küng-Inauen Josef, Schönenbüel 34 1988 Fritsche Johann Baptist, Hofwiesweg 3 1960 Künzle Andreas, Gass Steinegg 30 2009 Fritsche-Beeler Annelies, Eggerstandenstr. 10 1999 Künzle Elisabeth, Gass Steinegg 30 2009 Fritsche-Beeler Hans, Eggerstandenstrasse 10 1999 Laimbacher Josef, Kreuzhofstrasse 1 1962 Fritsche-Peterer Martin, Eggerstandenstr. 2E 1968 Locher Raphael, Brauerei 1998 Gamp Rudolf, Spiesslers/Unterrain 2007 Loepfe-Kölbener Arthur, Gass Steinegg 1996 Geiger Arnold, Meistersrüte 1981 Loepfe-Kölbener Ingrid, Gass Steinegg 1996 Gmünder Hubert, Güetlistrasse 28 1984 Manser Markus, Gontenstrasse 15 2004 Gmünder Kurt, Schützenwiesstrasse 11 2008 Manser Michael, Ziegeleistrasse 36 2007 Gmünder Leo, Ebnistrasse 2 1983 Manser Ueli, Nollenstrasse 5B 2011 Gmünder-Koller Josef, Blumenrainstrasse 29 1972 Manser-Schälli Albert, Forrenstrasse 19 2005 Gmünder-Manser Josef, Chappelihof 10, Manser-Schälli Gertrud, Forrenstrasse 19 2005 Gass Steinegg 1972 Manser-Sutter Joe, Brestenburg 6 1984 Gnepf-Landolt Hans, Neuhüsli Eggerstanden 2 1983 Margreiter-Sutter Doris, Eggerstandenstr.13 2004 Goldener Emil, Güetlistrasse 18 1948 Mazenauer Rahel, Nollisweid 36 2011 Graf Beat, Brestenburg 1 1989 Mettler Dölf, Alte Unterrainstrasse 12 1982 Grosser Hermann, Sonnhalde 30 2002 Metzler Ruth, Lehnstrasse 18 2003 Gruber-Bischofberger Luzius, Gadenstatt 14 2008 Mittelholzer Leo, Kuenzes-Lehn 1956 Gruber-Bischofberger Petra, Gadenstatt 14 2008 Mock-Kölbener Franz, Herrenrüti 3 1984 Grünewald Wolfgang, Lehnstrasse 49 2011 Nisple-Gassner Agathe, Jakob Signer-Strasse 5 2005 Guggenbühl Stefan, Marktgasse 4 2001 Nisple-Gassner Emil, Jakob Signer-Strasse 5 2005 Gymnasium St. Antonius, Verwaltung, Pérez Dominik, Blattenmoos 784 2009 Hauptgasse 51 1988 Raess-Manser Herbert, Hostet 13 2012 Hautle Hedy, Eggerstandenstrasse 31 1972 Raess-Manser Priska, Hostet 13 2012 Heeb Stefan, Landsgemeindeplatz 1994 Raschle Peter, Hundgalgen 10 2008 Heim Toni, Galgenhang 16 2001 Rechsteiner Josef, Sammelplatz 12 2001 Hersche Emil jun., Sonnhalde 14 1971 Rechsteiner Thomas, Immstrasse 5 2011 Hirn Markus, Sammelplatz 18 1996 Regli-Kölbener Elisabeth, Mosersweid 52 2000 Hirn Peter, Gaiserstrasse 151 2011 Regli-Kölbener Walter, Mosersweid 52 2000 Hörler-Koller Lydia, Rosenböhleli 10 2011 Reichmuth Sepp, Hauptgasse 31 2000 Huber Hans, Rässengüetli 9 2006 Rempfler Bernhard, Untere Blumenrainstr. 4 2005 Huber Rudolf, Gaishausstrasse 12 1988 Rempfler-Scherrer Josef, Bödeli 6 1975 Inauen Alfred, Lehnstrasse 4 2011 Rothenberger Hansueli, Löwen 1984 220 Mitgliederverzeichnis

Savary-Tekenbroek Caius, Alpsteinstrasse 22 1997 Gonten Savary-Tekenbroek Charlotte, Alpsteinstr. 22 1997 Saxer-Fröhlich Renzo, Güetlistrasse 1984 Dörig Louise, Alpenheim 1973 Schlatter-Brülisauer Annemarie, Kaustr. 17a 2008 Eberle Ruedi, Bühl 2000 Schürpf Marlies, Tonimateies 5 2009 Gmünder Charly, Hotel Bären 1956 Signer Jakob, Nollisweid 65 2008 Holderegger-Neff Josef, Lorettoweidli 22 1984 Sonderegger Hubert, Zielstrasse 14a 2001 Isler-Baumer Janine, Obere Reeb 2000 Sonderegger Mario, Kronengarten 5 2005 Manser Albert, Sulzbach 1984 Stark Monika, Hauptgasse 20 2005 Mineralquelle Gontenbad AG, Gabriela Manser 1965 Stark Peter, Hauptgasse 20 2005 Steeb Dieter-Christian, Immstrasse 24 2003 Haslen Steuble Adolf, Hirschbergstrasse 1981 Streule Albert, Hauptgasse 35 1994 Brülisauer-Näf Bernadette, Ebnet 8 1984 Streule-Mazenauer Emil, Steinegg, Brülisauer-Näf Guido, Ebnet 8 1984 Brülisauerstrasse 1988 Büchler Marie-Louise, Föschern 2001 Sutter AG, Baugeschäft, Bahnhofstrasse 8 1973 Hörler Johann, Rothüsli 1982 Sutter Stefan, Brülisauerstrasse 13 2006 Koller Walter, Eggerstandenstrasse 2F 1981 Sutter-Keller Josef, Blattenrainstrasse 9 1968 Koster Walter, Hensle 1984 Sutter-Weishaupt Fefi, Nollenstrasse 3 2008 Rechsteiner Alois, Sonnmatt 1984 Sutter-Weishaupt Priska, Nollenstrasse 3 2008 Trachsler-Zanoni Gottfried, Schöttlerstrasse 34 1988 Oberegg Trachsler-Zanoni Mariette, Schöttlerstrasse 34 2001 Bischofberger Emil, Vorderdorfstrasse 6a 1950 Ulmann Peter, Brüggliweg 2 1984 Bischofberger Walter, Dorfstrasse 17 1968 Ulmann-Brander Manuela, Nollisweid 27 2008 Bischofberger-Breu Ivo, Ackerweg 4 1989 Ulmann-Brander Stefan, Nollisweid 27 2008 Bischofberger-Breu Margrith, Ackerweg 4 1999 Ulmann-Ebneter Roswitha, Blumenrainweg 2 2001 Breu Karl, Wiesstrasse 10 1998 Weishaupt Achilles, Schönenbüel 56 1998 Breu-Oertle Arnold, Fahlstrasse 2 2008 Wenk Henry, Lehnstrasse 43 2009 Breu-Oertle Ruth, Fahlstrasse 2 2008 Wetter Josef, Sonnenhalb 1984 Bruderer Hans, Dorfstrasse 26b 1971 Wild Alfred, Apotheke, Hauptgasse 5 1984 Bürki Martin, Ebenaustrasse 22 2011 Wyser Paul Julian, Obere Webern 2000 Bürki-Schärli Felix, Unterdorfstrasse 19 2001 Wyss Brigitta, Gaishausstrasse 8 2006 Eisenhut-Geiger Felix, Rank 727 2004 Wyss Herbert, Bäbelers 26 2002 Gemeindeverwaltung Oberegg, Wyss Josef, Steig 1984 Bezirkskassieramt 1984 Zeller Anna, Rütistrasse 41 2010 Hospenthal Matthias, Unterdorfstrasse 23 2004 Zeller-Rauscher Albert, Nollisweid 21 2004 Locher Kurt, Rutlenstrasse 17 1965 Zimmermann Josef, Bahnhofstrasse 44 2001 Looser Melchior, Frohe Aussicht 1999 Zimmermann Raphaela, Bahnhofstrasse 44 2001 Rechsteiner Rita, Schitterstrasse 6 2003 Zimmermann Stephan, Lehnstrasse 18 2012 Rechsteiner Rolf, Schitterstrasse 6 2003 Schmid Jakob, Feldlistrasse 13 1992 Schmid Moritz, Schwellmühle 1971 Brülisau Schmid-Eugster Ruth, Wiesstrasse 26 2001 Schmid-Sutter Carlo, Wiesstrasse 32 1983 Bischofberger-Koller Gabriela, Sonderegger André, Vorderdorfstrasse 9 1971 Chapf/Schwarzenegg 2008 Sonderegger Erwin, Rutlengasse 10A 1958 Bischofberger-Koller Reto, Sonderegger Erwin, St. Antonstrasse 9c 1990 Chapf/Schwarzenegg 2008 Sonderegger-Eugster Hans, Sonnenstrasse 10 1982 Moser-Schluep Nelly, Bachers 2001 Sonderegger-Eugster Monika, Sonnenstr. 10 1999 Moser-Schluep Raymond, Bachers 2001 Stark Josef, Unterdorfstrasse 2 2003  Mitgliederverzeichnis 221

Weissbad Franke Rolf, Unterau 66 1984 Franke Sylvia, Unterau 66 2009 Baumberger Jeanette, Parkstrasse 1 2001 Hurni Marcel, Loosböhl 2000 Baumberger Max, Parkstrasse 1 2001 Inauen Toni, Weissbadstrasse 7 2004 Bernhardsgrütter Christina, Böhlisjockes 29 2005 Kradolfer Martin, Sonnehüsli 1987 Bernhardsgrütter René, Böhlisjockes 29 2005 Mainberger Thomas, Zidler 19 2011 Bischofberger AG, Biber-Spezialhaus 1972 Rogalla Beate, Parkstrasse 1 2005 Detzel Heinz, Parkstrasse 1 2004 Schmid Josef, Triebernstrasse 16 2011 Dörig-Räss Johann Baptist, Böhlisjockes 1973

Auswärtige

Albert Theo, c/o Martin Albert, 1962 Appenzellerverein Zürichsee 1984 Weierstrasse 29, 5242 Lupfig Käthi Dietsche, Mockenwiesstrasse 14, Alder Andreas 1994 8713 Uerikon Pancalt 118A, 6540 Castaneda Bächi Kurt 2005 Alder Fritz 1964 Finsterrütistrasse 31, 8134 Adliswil Schulstrasse 3, 5525 Fischbach-Göslikon Bänziger Ralph Peter 2008 Alder Hanspeter 1987 Hohlstrasse 150, 8021 Zürich Gründenstrasse 65, 8247 Flurlingen Bayard Adrian 2003 Altherr Ernst 1980 Winterhaldenstrasse 2, 9113 Degersheim Seminarstrasse 8, 9400 Rorschach Biedermann Roger 2009 Altherr Fredi 2001 Hintergasse 19, 8213 Neunkirch Cunzstrasse 28, 9016 St.Gallen Birchler Christoph 1992 Ammann Beda 2001 Rotachstrasse 11, 9000 St. Gallen Untere Briggasse 26, 3902 Glis Bischofberger Bruno 1970 Appenzeller Hans 1998 Langjoch, Toggwilerstrasse 177, 8706 Meilen Zürcherstrasse 67, 8640 Rapperswil SG Bischofberger Kurt 2001 Brühlweg 4, 5432 Neuenhof Appenzeller Verein Winterthur 1984 Jakob Altherr, Rebrainstrasse 19a, Bisig Alfred 1987 8624 Grüt (Gossau ZH) Hardungstrasse 10, 9011 St. Gallen Appenzellerverein Luzern 1944 Blum Iris 2003 Margrit Amstad, Neuweg 13, 6003 Luzern Sonneggstrasse 69, 8006 Zürich Appenzellerverein Bern 1931 Blumer Eliane 2012 3000 Bern Rue du Tunnel 5, 1005 Lausanne Appenzellerverein Chur 1984 Bosshard Hans 1981 Fritz Frischknecht, Scalettastrasse 133, Gerbereiweg 24, 3145 Niederscherli 7000 Chur Bötschi Margrit 2006 Tschudistrasse 43, 9000 St. Gallen Appenzellerverein Toggenburg 1984 Regina Roth, Schmittlistrasse 11, Brandenberger Eugen 1988 9642 Ebnat-Kappel Churerstrasse 56, 9450 Altstätten SG 222 Mitgliederverzeichnis

Brauerei Schützengarten AG, 1934 Dörler Anita 1981 St. Jakob-Strasse 37, 9000 St. Gallen Wildeggstrasse 40, 9000 St. Gallen Breitenmoser Rudolf 1973 Egli Christoph 2000 Hardstrasse 70c, 5430 Wettingen Berneckstrasse 26, 9435 Heerbrugg Breitenmoser-Keller Franz 1978 Eichenberger Walter 1955 Gerhaldenstrasse 34, 9008 St. Gallen Haltenrebenstrasse 134, 8408 Winterthur Breu Armin 1992 Eisenhut Hanspeter 1980 Iverturststrasse 2, 9472 Grabs Rebhaldenstrasse 18, 8596 Scherzingen Brönnimann-Winzenried Fritz 1973 Engeler Erwin 2011 Muristrasse 23, 3123 Belp Zum Sillerblick, 8053 Zürich Bruderer-Hutchinson Hans 1948 Engler Ueli 2003 Dumphaldenweg 10, 4133 Pratteln Langmoosweg 4a, 9400 Rorschach Bruggisser-Böni Max 1997 Ernst Hohl-Kulturstiftung Appenzell 1956 Kirchlistrasse 32, 9010 St. Gallen Bahnhofstrasse 43, 8001 Zürich Bruggisser-Böni Myrthi 1997 Eugster Andreas 2003 Kirchlistrasse 32, 9010 St. Gallen Wartenbergstrasse 23, 4104 Oberwil BL Brunner Roland 2004 Eugster Arthur 1996 Schönaustrasse 35, 9000 St. Gallen Spiltrücklistrasse 3, 9011 St. Gallen Buff Christoph 1962 Eugster Hansruedi 1991 Chlini Schanz 31, 8260 Stein am Rhein Chörenmattstrasse 47, 8965 Berikon Buff Elsbeth 1981 Eugster Reini 1991 Dorfstrasse 11, 8803 Rüschlikon Lilienweg 4, 5200 Brugg AG Buff-Schweizer Heidi 1978 Eugster-Wieland E. 1997 Obere Gähwiesstrasse 3, 9652 Neu St. Johann Autisstrasse 18a, 8872 Weesen Bühler Sina 1972 Eugster-Wieland Urs 1984 Villa Waldbüel, 9240 Uzwil Autisstrasse 18a, 8872 Weesen Bürge-Gähwiler Peter 1978 Expo Norm AG 1989 Via ai Monti 85, 6600 Locarno Schachenstrasse 7, 9016 St. Gallen Cerny Wenzel 1981 Fässler Benjamin 2009 Bodenacherring 56, 8303 Bassersdorf Langackerstrasse 20, 4532 Feldbrunnen D‘Antuono Heidi 1984 Fässler Katrin 2011 Säntisstrasse 12, 9326 Horn Sonnenrain 25, 3063 Ittigen Dobler Karl 1986 Fässler Martin 1998 Sentier du Ministre 28, 2014 Bôle Hintergasse 10, 9620 Lichtensteig Donati Rolf-Mario 1989 Fischer-Bischofberger Manfred 1995 Hagenwiesenstrasse 15, 8108 Dällikon Meierhofstrasse 17, 8274 Tägerwilen Dörig Bernice 1998 Fischer-Bischofberger Marlies 1995 Chemin des Côtes 32, 1297 Founex Meierhofstrasse 17, 8274 Tägerwilen Dörig Johann 1998 Frehner Albert 1979 Chemin des Côtes 32, 1297 Founex Poststrasse 54, 9478 Azmoos Dörig Klaus 1966 Frei Paul 2002 Peter-und-Paul-Strasse 5, 9010 St. Gallen Hirzelweg 3, 5610 Wohlen AG Dörig-Hug Bruno 1997 Frei Walter 2006 Kesselhaldenstrasse 77, 9016 St. Gallen Metallstrasse 8, 9000 St. Gallen  Mitgliederverzeichnis 223

Frischknecht-Bichsel Fritz 1969 Hohl Andreas 1998 Halden, 9657 Unterwasser Kirchbodenstrasse 71b, 8800 Thalwil Frischknecht-Bichsel Maja 2000 Hohl Heinz 1971 Halden, 9657 Unterwasser Schöneggweg 38, 6410 Goldau Frischknecht-Stüdli Willy 1954 Hohl Theodor 2003 Hardungstrasse 15, 9011 St. Gallen Riedernrain 101, 3027 Bern Fröhlich Annagreth 2004 Hohmann-Preisig Doris 2011 Finkenweg 9, 8500 Frauenfeld Sonnsyterain 26, 6048 Horw Fröhlich Urs 2004 Hugentobler Otto 2001 Finkenweg 9, 8500 Frauenfeld Biserhofstrasse 10, 9011 St. Gallen Gantenbein René 1987 Isoz Emil 1978 Egelsee 350, 9535 Wilen b. Wil Bruggwaldpark 35, 9008 St. Gallen Gmünder Bernhard 1987 Jäger Alfred 2010 Weststrasse 148, 8400 Winterthur Buchstrasse 33, 9000 St. Gallen Graf-Eisenhut Max 1962 Jäger Barbla 2010 Hauptstrasse 57, 9436 Balgach Buchstrasse 33, 9000 St. Gallen Graf-Eisenhut Trudy 2000 Jäger Peter 1971 Hauptstrasse 57, 9436 Balgach Willishalten, 3086 Zimmerwald Graf-Sturzenegger Martha 1986 Josi-Schiess Erika 2002 Iddastrasse 59, 9008 St. Gallen Staatsstrasse 53, 3049 Säriswil Grob Traugott 1989 Josi-Schiess Franz 2002 Bottigenstrasse 348, 3019 Bern Staatsstrasse 53, 3049 Säriswil Guerra-Pflüger Marianne 2008 Kaiser Peter 2000 Falkenstrasse 13, 9200 Gossau SG Domino 366, 9320 Frasnacht Guerra-Pflüger Peter und Marianne 2008 Kast Walter 1972 Falkenstrasse 13, 9200 Gossau SG Seehaldenstrasse 23b, 9404 Rorschacherberg Haag Rolf 1984 Kellenberger Hans 1957 Alpsteinstrasse 4, 9240 Uzwil Hohlweg 8, 4125 Riehen Haas Titus 1996 Kellenberger Otto 1981 Gladbachstrasse 108, 8044 Zürich Stockerenstrasse 24, 3065 Bolligen Helg Felix 1985 Kempf Rolf 1968 Rebwiesenstrasse 14, 8406 Winterthur Begonienstrasse 12, 8472 Seuzach Helvetia Versicherungen 1926 Klauser-Nievergelt Heidi 1947 Dufourstrasse 40, 9001 St. Gallen Forrenbergstrasse 32, 8472 Seuzach Hilb Rolf 1987 Knellwolf Jean 1964 Sonnenstrasse 37a, 8280 Kreuzlingen Gustav-Maurer-Strasse 5, 8702 Zollikon Hintsch Gustav 1968 Knöpfel Paul 1981 Zimmerweg 2, 8240 Thayngen Sonnrain 5, 3110 Münsingen Historisches Lexikon 1994 Koller Josef 1956 der Schweiz (HLS), 3001 Bern Schwendistrasse 6, 9032 Engelburg Höhener Max 1970 Koller-Hautle Albert 2001 Scheideggstrasse 12, 6038 Gisikon Galgenzelg 11, 3150 Schwarzenburg Hohl Alfred 1999 Kreienbühl Lukas 1995 Zilstrasse 8, 9016 St. Gallen Skistrasse 16, 7270 Davos Platz 224 Mitgliederverzeichnis

Kuhn-Vonmont Annemarie 1997 Meier-Abderhalden Ruth 1989 Salisstrasse 5, 9000 St. Gallen Weissenrainstrasse 55, 8707 Uetikon am See Kuhn-Vonmont Heinrich 1980 Meier-Keller Oskar 1978 Salisstrasse 5, 9000 St. Gallen Weingartenstrasse 16, 8708 Männedorf Kunz Kurt 2001 Menet-Hofmann Hedi 1984 Dietlistrasse 27, 9001 St. Gallen Oberdorfstrasse 8, 9122 Mogelsberg Kunz Regula 2001 Menet-Hofmann Konrad 1996 Dietlistrasse 27, 9001 St. Gallen Oberdorfstrasse 8, 9122 Mogelsberg Künzle Thomas 2009 Messmer Roland 1964 Giesshübelstrasse 62H, 8045 Zürich Dorfstrasse 34, 8309 Nürensdorf Kürsteiner Peter 1989 Mösle Hansueli 1986 Alpsteinstrasse 28, 9240 Uzwil Scheitlinstrasse 6, 9000 St. Gallen Lämmler Emil 1973 Müller-Jüstrich Hans 1957 Himmenreich 9A, 9562 Märwil Gartenstrasse 2, 9425 Thal Lämmler Rahel 2009 Müller-Jüstrich Christa 2008 Badenerstrasse 123a, 8004 Zürich Gartenstrasse 2, 9425 Thal Lämmler Walter 1987 Müller Hans-Ulrich 1992 Spiegelgasse 12, 8001 Zürich Pilatusstrasse 35, 5703 Seon Langenauer Jakob 2000 Müller Jürg 1991 Wilfried-Heusser-Strasse 96, 8632 Tann Unterdorfstrasse 2, 9472 Grabs Langenegger Hans 1958 Müller-Zinsli Silvia 2007 Rebackerweg 6, 8135 Langnau am Albis Gurtenweg 40, 3074 Muri b. Bern Lauffer Felix 1983 Neff Albert 2001 Am Schützenweiher 20, 8400 Winterthur Grubenstrasse 24, 8404 Winterthur Lechleitner Anna 1964 Nef-Schönenberger Hans 1969 Bachstrasse 5, 9327 Tübach Schützenstrasse 5 A, 9500 Wil SG Locher Erich 2004 Niederer Roland 1994 Prasserieweg 7, 7000 Chur Staanackerstrasse 21, 8234 Stetten SH Locher-Kormann Brigitte 1993 Nigg Silvia 2011 Schoretshuebweg 15, 9015 St. Gallen Kubelstrasse 437, 9014 St. Gallen Locher-Kormann Walter 1993 Nüesch Christian 1992 Schoretshuebweg 15, 9015 St. Gallen Brunnenwiesenstrasse 15, 8105 Regensdorf Lötscher-Jakob Dorothea 2003 Oberkircher Walter 1987 Terrassenweg 33, 3360 Herzogenbuchsee Frohsinnstrasse 2, 8374 Dussnang Lutz Max 2000 OBV Ostschweizerischer 1973 Seeheimstrasse 7, 9403 Goldach Blindenfürsorge-Verein, Bruggwaldstrasse 37b, Maeder Andreas 1997 9008 St. Gallen Imbodenstrasse 28, 9016 St. Gallen Oertle-Roth Arnold 1986 Mani-Oertle Trudi 1996 Casa Fontana, 6838 Muggio Biderstrasse 38, 3006 Bern Pagani Emilio 1959 Manser Chläus 2002 Redingstrasse 3, 9000 St. Gallen Chemin de la Forêt 12, 1784 Courtepin Patria Genossenschaft 1926 Meier Ernst 1998 Annette Lohmann, St. Alban-Anlage 26, Unterrindal 75, 9604 Unterrindal 4052 Basel  Mitgliederverzeichnis 225

Pfändler-Schneiter Marianne 1996 Schneider-Künzler Ursula 1994 Albertstrasse 2, 5432 Neuenhof Waldistrasse 36, 8134 Adliswil Preisig Hermann 1987 Schneiter Bruno 1992 Sandgrubenweg 40, 4105 Biel-Benken BL Rütiweg 129, 3072 Ostermundigen Preisig Paul 1963 Schneiter Gustav 1992 Chemin de la Donnaz 3, 1802 Corseaux Stallikonerstrasse 36, 8903 Birmensdorf ZH Räss Bernadette 2012 Schoch-Diethelm Hans 1991 Kastenberg 5, 9312 Häggenschwil Erlewis 27, 8234 Stetten SH Räss Bruno 2011 Signer Christian 1991 Kastenberg 5, 9312 Häggenschwil Elisabethenstrasse 41, 4051 Basel Raster Nellie 2009 Signer Gerold 1984 Bächelackerstrasse 9, 8132 Hinteregg Oberdorfstrasse 15, 9642 Ebnat-Kappel Raster Peter 1998 Signer Hans Georg 1982 Bächelackerstrasse 9, 8132 Hinteregg Unterer Rheinweg 116, 4057 Basel Reich Regula 2001 Signer Kurt 2011 Südstrasse 88, 8008 Zürich Rue de la Montagne 12, Rhiner Oskar 1966 2300 La Chaux-de-Fonds Seeweg 8, 8590 Romanshorn Sonderegger Hans 1989 Rohner Kaspar 1989 Asylstrasse 20, 9424 Rheineck Im Gässli 37, 8162 Steinmaur Sonderegger Peter 2011 Rotach Heinrich 2008 Vogelbuckstrasse 40, 8307 Effretikon Bannstrasse 40b, 6312 Steinhausen Sonderer Franz 1987 Ruf Arthur 2005 Aubrigstrasse 9, 8800 Thalwil Höhenweg 6, 9552 Bronschhofen Sprecher Jürg 2010 Sauter-Schilling Max 1999 Sennweg 6, 3012 Bern Wartensteinstrasse 21b, 9008 St. Gallen Steiner-Hunziker Heidi 1970 Schärer Anna 2006 Niederbürerstrasse 7, 9245 Oberbüren Toblerstrasse 19, 8044 Zürich Steingruber Christian 2002 Schärer Nathalie 2009 Route des Grandseys 67, 1564 Domdidier Weinbergstrasse 71, 8408 Winterthur Strebel Hanspeter 1994 Scherrer Hanny 1983 Altenwegenstrasse 35, 9015 St. Gallen Keltenstrasse 12, 8125 Zollikerberg Stricker-Enggist Hans 1964 Schiess Menga 2004 Staatsstrasse 115B, 3626 Hünibach Burg Rufi 20, 8762 Schwanden GL Tachezy Ruedi 1978 Schläpfer Alfred 2002 Konkordiastrasse 23, 9000 St. Gallen Dürrenmattweg 21, 4123 Allschwil Tanner Albert 1979 Schläpfer-Denzler Hedwig 2008 Gryphenhübeliweg 3, 3006 Bern Allmendstrasse 13, 8952 Schlieren Tanner Walter 1994 Schläpfer-Denzler Otto 2008 Im Gjuch 6, 8932 Mettmenstetten Allmendstrasse 13, 8952 Schlieren Schmid Doris 1959 Thalmann-Schiess Annelies 1997 Wiesentalstrasse 6b, 9000 St. Gallen Hofackerstrasse 5, 8372 Wiezikon b.Sirnach Schmid Moritz 2010 Tobler Bruno 1991 Kreuzbleichestrasse 16, 9000 St. Gallen Langweg 13, 8370 Sirnach 226 Mitgliederverzeichnis

Tobler Edgar 1964 Wieser Sappho 2004 Fällandenstrasse 9, 8600 Dübendorf Pro Infirmis, Turnerstrasse 34, 9000 St. Gallen Tobler Robert 1953 Wiesner-von Arx Vreni 1996 Rothbergstrasse 11, 4132 Muttenz Kindhausen, Püntstrasse 9, 8604 Volketswil Tobler Theo 2009 Wilhelm Ulrich 1988 Erdbühlstrasse 10, 8472 Seuzach Burgstrasse 17, 5012 Schönenwerd Ueberschlag Doris 2002 Willi Adolf 1986 Marktgasse 5, 9000 St. Gallen Breiteackerstrasse 6, 8422 Pfungen Vogt Ueli 2011 Witschi Peter 1986 Tannenstrasse 39, 9010 St. Gallen Speicherstrasse 24, 9000 St. Gallen Vonwiller Hans-Martin 2011 Wolfensberger-Heim Willi 1960 Rossimattstrasse 8, 3074 Muri b. Bern Hauptstrasse 19, 9030 Abtwil SG Vuilleumier Paul 1999 Zellweger Alfred 1973 Schwanenstrasse 22, 9200 Gossau SG Werkstrasse 6, 9434 Au SG Wagner Eva 2002 Zellweger-Tanner Stephanie 2000 Brandschenkestrasse 150, 8002 Zürich Sevogelstrasse 69, 4052 Basel Waldburger Hanspeter 1977 Zimmermann Anita 2005 Alpenstrasse 30, 3066 Stettlen Neumülistrasse 8, 9424 Rheineck Walser Ulrich 2009 Zobrist Hans Werner 1970 Länzweg 16, 8942 Oberrieden Packerweg 23, 4852 Rothrist Werder Elisabeth 1989 Zöllig-Lutz Gerda 2001 Seuzachersrtasse 68, 8400 Winterthur Hard 11, 8408 Winterthur Werschler-Bänziger Margrit 1953 Zünd Marcel 2001 Grünaustrasse 16, 9016 St. Gallen Marweesstrasse 13, 9014 St. Gallen Widmer Thomas 2008 Züst Kurt 1968 Langwattstrasse 37, 8125 Zollikerberg Untere Bühlenstrasse 115, 8708 Männedorf

iMAuslAnd

Fischli Pesendorfer Isabella 2007 Martinstrasse 25 (Lutherhof 1) AT-1180 Wien Schoch Bruno 2000 Treburerstrasse 12 DE-64516 Moerfelden-Walldorf  Mitgliederverzeichnis 227

Mitgliederbestand nach Gemeinden

Mitgliederbestand Ende August 2012 Ehrenmitglieder: Ernennung

Bühler 37 Appenzell 181 Fritz Frischknecht, Unterwasser 1991 Gais 42 Brülisau 4 Paul Brütsch, Herisau 1994 Grub 30 Gonten 7 Arthur Sturzenegger, Rehetobel 1996 Heiden 115 Haslen 7 Hans Künzle, Herisau 1998 Herisau 275 Oberegg 27 Walter Koller, Haslen 2000 Hundwil 17 Weissbad 15 Hermann Müller, Urnäsch 2003 Lutzenberg 9 Ivo Bischofberger, Oberegg 2007 Rehetobel 104 Auswärtige 227 Reute 10 Ausland 2 Schönengrund 23 Schwellbrunn 29 Speicher 83 Total 1691 Stein 23 Teufen 147 Trogen 85 Urnäsch 49 Wald 21 Waldstatt 36 Walzenhausen 48 Wienacht-Tobel 2 Wolfhalden 36

Bemerkung: Mitglieder, die seit zwei oder mehr Jahren ihren Beitrag nicht bezahlt haben, wurden aus dem Mitgliederverzeichnis gestrichen.

Adressänderungen im Mitgliederverzeichnis sind zu richten an: Vreni Kölbener-Zuberbühler, Fleckenmoos, 9050 Appenzell 228 schriftenaustausch

Verzeichnis der mit der AGG im Schriftenaustausch stehenden Institutionen

Tauschstelle: Kantonsbibliothek Appenzell Ausserrhoden, Trogen

Aargau: Historische Gesellschaft des Kantons London: The British Museum, State Paper Aargau Room Appenzell Ausserrhoden: Kantonsbibliothek Luzern: Zentralbibliothek Luzern Appenzell Ausserrhoden in Trogen Neuenburg: Bibliothèque Publique de la Ville Staatsarchiv Appenzell Ausserrhoden in de Neuchâtel Herisau St.Gallen: Historischer Verein des Kantons Appenzell Innerrhoden: Innerrhodische St.Gallen Kantonsbibliothek in Appenzell Kantonsbibliothek St.Gallen Historischer Verein Appenzell Schaffhausen: Historischer Verein des Kantons Basel: Historische und Antiquarische Gesell- Schaffhausen schaft zu Basel (Universitätsbibliothek Stadtbibliothek Schaffhausen Basel) Schwyz: Historischer Verein des Kantons Bern: Bibliothek des Historischen Vereins des Schwyz (Kantonsbibliothek Schwyz) Kantons Bern (Zentralbibliothek) Solothurn: Historischer Verein des Kantons Schweizerische Nationalbibliothek Solothurn Bodensee: Verein für Geschichte des Boden- Strasbourg: Bibliothèque nationale et universi- sees und seiner Umgebung in St.Gallen taire de Strasbourg Freiburg i.Br.: Universitätsbibliothek, Zeit- Thurgau: Historischer Verein des Kantons schriftenakzession Thurgau Fribourg: Deutscher Geschichtsforschender Thurgauische Kantonsbibliothek in Verein des Kantons Freiburg (Kantons- Frauenfeld bibliothek) Vorarlberg: Vorarlberger Landesbibliothek Glarus: Historischer Verein des Kantons Vorarlberger Landesarchiv Glarus (Landesbibliothek Glarus) Washington: The Library of Congress, Ex- Graubünden: Historische Gesellschaft von change and Gift Division, Washington D.C. Graubünden (Staatsarchiv Graubünden) Zug: Gemeinnützige Gesellschaft des Kantons Verein für Bündner Kulturforschung (VBK) Zug in Chur Historischer Verein Zentralschweiz (Staats- Konstanz: Bibliothek der Universität Konstanz archiv Zug) Lausanne: Société d’Histoire de la Suisse Zürich: Zentralbibliothek Zürich Romande (Bibliothèque Cantonale et Uni- Antiquarische Gesellschaft in Zürich versitaire, Lausanne) (Staatsarchiv Zürich) Leipzig: Die Deutsche Bibliothek / Deutsche Landesmuseum Zürich Bücherei Schweizerische Gemeinnützige Gesell- Liechtenstein: Historischer Verein für das schaft (SGG) Fürstentum Liechtenstein 4. Anhang 230 Appenzeller Publikationen 2011/12

Appenzeller Publikationen 2011/12

Heidi Eisenhut (Kantonsbibliothek Appenzell Ausserrhoden [KBAR], Redaktorin Jahrbuch, Trogen) Doris Überschlag (Innerrhodische Kantonsbibliothek [KBAI], Appenzell) Hanspeter Spörri (Redaktor Jahrbuch, Teufen)

Elektronische Appenzeller Bibliografie Über einzelne Veranstaltungen und Anlässe im Die seit 2010 nur noch in elektronischer Form Jahresablauf geben die Landes- und Gemein- verfügbare Appenzeller Bibliografie verzeich- dechroniken Auskunft. net Schriften und audiovisuelle Medien, die das Appenzellerland bzw. die Kantone Appen- zell Ausserrhoden und Innerrhoden betreffen; Die Medienbestände beider Bibliothe- ebenso verzeichnet sie unselbständige Publi- ken sind im Internet abrufbar: kationen, Aufsätze in Sammelwerken, Beiträge KBAI: bibliothek.ai.ch (Verbund mit der in Zeitschriften und grössere Artikel in Zeitun- Volksbibliothek Appenzell) gen, sofern diese einen thematisch grundle- KBAR: www.ar.ch/kantonsbibliothek > genden Bezug zum Appenzellerland oder zu Online-Katalog (Teilkatalog des St.Gal- einem der beiden Kantone haben und Neues ler Bibliotheksnetzes) zur Darstellung bringen. In die Bibliografie aufgenommen werden zudem Medien, die in den beiden Kantonen Alle je veröffentlichten und in der Kantonsbib- erarbeitet, publiziert oder verlegt werden, und liothek Appenzell Ausserrhoden gesammelten zwar auch dann, wenn sich diese Medien the- Medien können im Online-Katalog durch Ein- matisch nicht mit appenzellischen Inhalten be- gabe des Kürzels arb + Jahr (z.B. arb2011 = aus- fassen. Sie werden als Nachweis für das kultu- serrhodische Bibliografie 2011) als alphabeti- relle Leben und Schaffen in der Bibliografie sche Liste aufgerufen werden. aufgeführt. Die innerrhodischen Medien werden wei- Obwohl zum Teil Gegenstand der Samm- terhin im Innerrhoder Geschichtsfreund abge- lungen in den beiden kantonalen Bibliotheken, druckt. werden folgende Medien in der Bibliografie nicht aufgeführt: Lexikonartikel; Medien ap- Kommentare zu Publikationen penzellischer Institutionen mit nicht-appen- Seit 1825, seit dem Erscheinen des ersten Jahr- zellischen Themen; Jahresberichte von Institu- gangs der Appenzellischen Monatshefte, dem tionen, Vereinen und Firmen ohne thematisch Vorgängerpublikationsorgan der Appenzelli- selbständige Darstellungen; Amtsdruckschrif- schen Jahrbücher, wird Literatur zum Appen- ten; Gesetzessammlungen; Gerichtsentscheide; zellerland angezeigt. Angefangen hat die An- spätere, nicht oder unwesentlich veränderte zeige mit Besprechungen der wichtigsten Neu- Auflagen von bereits angezeigten Medien; Re- erscheinungen. Seit 2010 knüpfen wir an diese zensionen; Berichte von Veranstaltungen; Re- Tradition an: Im Unterschied zur Besprechung portagen und Interviews im Rahmen von der wichtigsten Neuerscheinungen haben wir Vereinstätigkeiten; Adressverzeichnisse; Fahr- uns zum Ziel gesetzt, mit Blick auf die Appen- pläne; Plakate; Postkarten; Prospekte. Ausstel- zeller Bibliografie eine Auswahl an themati- lungsberichte können je nach landeskund- schen Blöcken, die im Berichtsjahr zu Publika- licher Relevanz in der Bibliografie erscheinen. tionen und Diskussionen angeregt haben, zu- Appenzeller Publikationen 2011/12 231

1 2 3 4 sammenzustellen und zu kommentieren. Das 1 Badrutt Ursula et al.: Bauen im Dorf. Ein Pro- Berichtsjahr dauert von Anfang Juli bis Ende jekt der Ausserrhodischen Kulturstiftung. Juni des aktuellen Jahrbuch-Jahres. 2012 be- Dokumentation. Hrsg. von der Ausserrho- trifft dies den Zeitraum vom 1. Januar 2011 bis dischen Kulturstiftung. Speicher: Lutz, 2011 zum 30. Juni 2012. Ausnahmen sind möglich. 2 Buschauer, Yvo: Kirchen und Kapellen in Ap- penzell Innerrhoden. Appenzell: Eigenverlag, Architekturliteratur zwischen Tradition 2011 (Schriftenreihe von Yvo Buschauer; H. 10) und Vision 3 Flury­Rova, Moritz et al.: Die reformierte Kirche «[…] wo man hinblickt, sieht man die Wohnun- in Heiden, Appenzell Ausserrhoden. Bern: Ge- gen dieser Glücklichen. Die meisten dieser sellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte, Häuser sind von Holz. Aber sie haben alles, was 2012 (Schweizerische Kunstführer; Serie 91, Nr. 903) man wünschen kann, Reinlichkeit und Be- quemlichkeit, und zu diesen gesellt sich noch 4 Hassler, Uta et al. (Hrsg.): Appenzeller Strick- eine dritte Gefährtin – Zufriedenheit. An den bau. Untersuchungen zum ländlichen Gebäu- debestand in Appenzell Ausserrhoden. Zürich: reizendsten Hügeln, auf Anhöhen, die die fröh- vdf, 2011 liche Landschaft beherrschen, liegen sie, diese Beilage: Daumenkino: Abbruch des Hauses Wohnungen der Freiheit und des Friedens […]», Bischofsberg 418 in Heiden, Appenzell Aus- schwärmt der Braunschweiger Kunsthändler serrhoden, 1590–2009 Carl Julius Lange im 1796 erschienenen Band 2 seiner Briefe Ueber die Schweiz und Schweizer und vermutet hier ein arkadisches Appenzel- lerland. Was wundert’s, titelt 2011 das Lifestyle- Magazin Herbarella sein Journal Nr. 17 Wo die penzeller Volkskunde-Museum Stein eine Aus- Landschaft ein Garten ist über ebendiese Land- stellung, begleitet von Führungen und Vorträ- schaft. Stimmungsvolle Bilder und ein Pot- gen. Als Schlussbericht und Dokumentation pourri aus Garten- und Wohnkultur, Kulinari- erschien ein schmales Heft, das an sechs aus- schem und Touristischem bezeugen dies und gewählten Objekten Lösungsideen aufzeigt. animieren zum näher Kennenlernen. «Traditionelle Elemente respektieren und sie Hausbau und Streusiedlung faszinierten im Sinne eines zeitgenössischen, identitätsstif- auch Salomon Schlatter, der erstmals 1922 Das tenden Bauens weiterentwickeln», so das Fazit Appenzellerhaus und seine Schönheiten im Auf- der Publikation. trag der Heimatschutzvereinigung Appenzell Dasselbe Anliegen verfolgt das Handbuch Ausserrhoden beleuchtete. Dem Erbe Sorge Einpassung und Gestaltung landwirtschaft­ tragen und es weiterentwickeln – dem widmete licher Ökonomiebauten in Appenzell Innerrho­ sich Bauen im Dorf. Initiiert durch die Aus- den. Landläufig als Modellstall bezeichnet, serrhodische Kulturstiftung entstand im Ap- wird beispielhaft dargestellt, wie neue Ställe 232 Appenzeller Publikationen 2011/12

5 6 7 8 sich besser ins Siedlungsbild einpassen lassen, Föhn, einer der Projektmitarbeiter, in einem ohne Minderung der optimalen wirtschaftli- Aufsatz. Das Fachbuch vereinigt wissenschaft- chen Abläufe. Das Handbuch liefert Gestal- liche Beiträge von Architekten, Denkmalpfle- tungsempfehlungen, ist aber auch praktisches gern, Bauhistorikern und Ingenieuren. Sie ver- Arbeitsmittel, indem es Planungsphasen, Koor- gleichen und beschreiben die Bautradition, dination und Hilfestellung verschiedener Äm- Zimmermannskunst und Handwerkstechnik. ter und Kommissionen, Raumprogramm, Bau- Am Beispiel wird eine Translozierung erläutert, weise und Materialien bis hin zu Kostenbe- naturwissenschaftliche Untersuchungen bil- rechnungen festhält. den ein Konservierungskonzept für künftige Das Architektur Forum Ostschweiz will mit Beurteilungen. Witzig und informativ ist das der Auszeichnung gutes Bauen 2006–2010 das beigefügte Daumenkino über den Abbruch des Augenmerk auf die Baukultur lenken. Aus über Hauses Bischofsberg 418 in Heiden. 220 eingereichten Arbeiten wurden 24 bemer- Besondere Bauten oder Baugruppen stellt kenswerte Beispiele ausgewählt, darunter das jeweils die Gesellschaft für Schweizerische REKA-Dorf in Urnäsch und die renovierte Ka- Kunstgeschichte vor. In umfassender Darstel- pelle des Psychiatrischen Zentrums Appenzell lung erscheinen sie in der Reihe Kunstdenkmä­ Ausserrhoden in Herisau. In zwei Publikatio- ler der Schweiz, in handlicher und kostengüns- nen richtet es sich an die Öffentlichkeit, in einer tiger Form in der kleinen Reihe Schweizerische elegant gestalteten Broschüre der Edition Kunstführer. 2011 erschienen Der Kursaal in Hochparterre und einer Beilage zur Tages- Heiden (Nr. 883) und Die reformierte Kirche in presse. Heiden (Nr. 903). Ein Inventar der innerrho- Das Institut für Denkmalpflege und Baufor- dischen Kirchen und Kapellen präsentiert Yvo schung der ETH Zürich und die Kantonale Buschauer und widmet jedem der 64 Objekte Denkmalpflege von Appenzell Ausserrhoden eine Seite mit Bild und Informationen zu Bau, legen eine Untersuchung über den Appenzeller Geschichte und Besitzverhältnissen. Strickbau vor. «Um den Fortbestand der vielen Auf den Punkt gebracht, haben die Publika- alten Strickbauten im Appenzellerland zu ga- tionen eine klare Stossrichtung: Tradition pfle- rantieren, bedarf es sensibler Unterhalts- und gen und zeitgenössisch weiterführen – damit Sanierungsarbeiten und zwar im Verständnis das Appenzellerland lebenswert bleibt. (du) der charakteristischen Eigenschaften und Wirkweisen der Baustruktur. Voraussetzung Zeitkritik aus verschiedenen Blickwinkeln dafür ist ein Handwerkerwissen, das sich in Bücher werden unter anderem publiziert, um technischer und konstruktiver Hinsicht mit der Ideen zu verbreiten und zum Durchbruch zu eigenen Baukultur auseinandersetzt und – verhelfen; oder um Ideen zu bekämpfen. Man- sorgfältig gesammelt – der nächsten Genera- che Autorinnen und Autoren spitzen ihre The- tion weitergegeben wird», schreibt Norbert sen polemisch zu, um Interesse und Aufmerk- Appenzeller Publikationen 2011/12 233

9 10 11 12 samkeit zu erringen. Das befeuert die Debatten, 5 Lindt, Ueli et al.: Der Kursaal in Heiden, Kanton aber es polarisiert auch. Einige Neuerschei- Appenzell Ausserrhoden. Bern: Gesellschaft für nungen des letzten Jahres machen dies beson- Schweizerische Kunstgeschichte, 2011 (Schwei- ders augenfällig. Sie üben aus verschiedenen zerische Kunstführer; Serie 89, Nr. 883) Blickwinkeln Zeit- und Gesellschaftskritik. 6 Mack, Gerhard: Auszeichnung gutes Bauen 2006–2010. Schaffhausen, Thurgau, St. Gallen, Unerbittlicher Ernst Appenzell Inner- und Ausserrhoden, Glarus Beispielsweise das Buch des Hundwiler Pfar- und Fürstentum Liechtenstein. Hrsg. vom Ar- chitektur Forum Ostschweiz. St. Gallen: St. Gal- rers Paul Bernhard Rothen. Während 18 Jahren ler Tagblatt, 2011 wirkte dieser als Basler Münsterpfarrer. Wegen eines Konflikts mit der Gemeindeleitung 7 Mack, Gerhard: Auszeichnung gutes Bauen 2006–2010. Schaffhausen, Thurgau, St. Gallen, musste er die Stelle verlassen. Sein Sammel- Appenzell Inner- und Ausserrhoden, Glarus band mit Predigten zu allen Festen und Sonn- und Fürstentum Liechtenstein. Hrsg. vom tagen des Kirchenjahres lässt einen erahnen, Architektur Forum Ostschweiz. Zürich: Edition wieso es zum Streit kommen konnte: Pfarrer Hochparterre, 2011 Rothen schreibt, dass jede rechte Predigt daran 8 Standeskommission Appenzell Innerrhoden festhalten müsse, «dass sie im Namen Gottes (Hrsg.): Einpassung und Gestaltung landwirt- gehalten wird, und das heisst: sie richtet sich schaftlicher Ökonomiebauten in Appenzell an ihre Hörer im Auftrag des Schöpfers, ‹der Innerrhoden. Handbuch. Appenzell: Kanton Himmel und Erde gemacht hat›, und des Erlö- Appenzell Innerrhoden, 2012 sers, der am Ende der Zeiten sein letztes Wort 9 Wo die Landschaft ein Garten ist. Appenzeller- über jeden Menschen und jedes Volk sprechen land = Herbarella: Gartenkultur, Reisen, Küche wird.» Die Gewissheit über die eigene Rolle, die und Lebensart; Jg. 5 (2011) Nr. 4 aus diesen Zeilen des Vorworts spricht, gibt 10 Flückiger, Stefan und Martina Schwab: Globali- dem Prediger Kraft, exponiert ihn aber auch: sierung: die zweite Welle. Was die Schweiz er- Die Periode, in welcher der Prophet Jesaja wartet. Mit zwei Kommentaren von Konrad wirkte (740–701 v. Chr.), beschreibt Rothen als Hummler und Rudolf H. Strahm. Zürich: Verlag eine Zeit «blinder Sicherheit und oberflächli- Neue Zürcher Zeitung, 2011 cher Vernünftigkeit» (S. 293): «Es war zwar äus- 11 Hersche Peter: Gelassenheit und Lebensfreude. serlich gesehen eine recht gute Zeit. Man hatte Was wir vom Barock lernen können. Freiburg Wohlstand und Sicherheit. Die Ernten waren i.Br.: Herder, 2011 gut, man konnte grosse Feste feiern. […] Man 12 Hummler Konrad und Franz Jaeger(Hrsg.): häufte Besitztümer an, die man selber gar nicht Stadtstaat – Utopie oder realistisches Modell? brauchen konnte. Religiös war man aufgeklärt. Theoretiker und Praktiker in der Debatte. Die alten Geschichten von Mose und Abraham Zürich: Verlag Neue Zürcher Zeitung, 2011 nahm man als schöne, aber ein bisschen veral- 234 Appenzeller Publikationen 2011/12

13 14 15 16 tete Legenden. Wenn es Gott gibt, sagte man, könnte. «Die vielbeschworene Konkordanz», solle er sich bitte schon doch endlich wieder so Hummler, sei zur intellektuell wenig berau- einmal zeigen.» schenden Subsistenz verkommen. Man zehre Was Rothen über den Propheten Jesaja pre- von früheren Erfolgspositionen, gebe dann und digte, bezieht er vielleicht auch auf sich selbst: wann die eine oder andere preis, baue aber «[…] merkwürdig fremd, unbegreiflich in sei- keine neuen komparativen Vorteile gegenüber nem unerbittlichen Ernst, beängstigend und dem Ausland auf. «Derweil langweilt sich un- faszinierend zugleich, muss er gewirkt haben sere Jugend oder feiert ihre Parties der Zu- auf seine Zeitgenossen.» Mit der Zeit – gegen die kunftslosigkeit im Leichtsinn geerbten Wohl- Zeit, so lautet denn auch der Titel von Rothens stands.» (S. 231) Linken und Rechten empfiehlt Buch. Sein Autor kann nicht einfach als konser- Hummler den Verzicht auf unrealistische Posi- vativ eingeordnet werden. In einer Predigt zum tionen, also auf die Idee des völligen Allein- Apostel Paulus offenbart er sich so: «Wer ergrif- gangs, auf den längst veralteten Mythos der fen ist von einer Erkenntnis, die grösser ist, als Neutralität, aber auch auf die EU-Beitrittsop- er sie zu fassen vermag, wer überzeugt ist, dass tion. Nachdem sich die EU immer weiter von er der Wahrheit dienen will und darf, versucht direktdemokratischen Vorstellungen wegbe- nicht, diese Wahrheit mit einem abstrakten Be- wege, bleibe kein Spielraum mehr für eine Bei- griff zu umfangen und zu einem Objekt seines trittsvision der Schweiz. Die Vision des Stadt- Eifers zu machen. Nur wer die Wahrheit so staates Schweiz bleibt im Band allerdings eher klein haben will, dass sie in einer Ideologie konturlos – eine Vision eben. Platz hat, wird zum Fanatiker, der einen ‹Ismus› Zum lesenswerten Buch Globalisierung: die durchsetzen möchte.» (S. 302) zweite Welle von Stefan Flückiger und Martina Schwab steuert Konrad Hummler einen vor- Ausweg aus dem Patt? ausschauenden Kommentar bei, in welchem er Wie verhält sich das mit dem Liberalismus? einen fast vollständigen Mangel an Macht auf Diesem ist wohl Konrad Hummler verpflichtet. schweizerischer Seite feststellt: «Der Klassen- Bei drei Neuerscheinungen des letzten Jahres erste hat alle Vorzüge, aber kräftig ist er nicht.» ist er Autor und/oder Herausgeber. Alle wur- Hummlers Anlagekommentare sind unter den vor dem Notverkauf der meisten Ge- dem Titel Versuch, Irrtum, Deutung erschienen. schäftsbereiche der Bank Wegelin publiziert, Teilweise wirken sie mit ihrer Zeit- und Gesell- deren unbegrenzt haftender Teilhaber Humm- schaftskritik ebenfalls wie Predigten. Es sei er- ler ist. In Stadtstaat – Utopie oder realistisches staunlich, «wie selbstverständlich jene, die ‹das Modell?, herausgegeben von Konrad Hummler Gute› zu vertreten vorgeben, sich vorschnell und Franz Jaeger, erörtern Persönlichkeiten auf die Seite der Obrigkeit und ihrer finanziel- aus dem liberalen Lager, wie die Schweiz aus len Bedürfnisse schlagen», stellt Hummler in ihrem «faktischen Patt» (Hummler) finden seinem später berühmt gewordenen Anlage- Appenzeller Publikationen 2011/12 235

17 18 19 20 kommentar Nr. 265 fest. Dieser trägt den Titel 13 Hummler Konrad: Versuch, Irrtum, Deutung. Abschied von Amerika: «Die USA haben mit Ab- Anlagekommentare 1990 bis 2010. Ausgewählt, stand am meisten kriegerische Handlungen, bearbeitet und eingeleitet von Hans-Christoph einmal mit, meistens ohne UNO-Mandat vom Kesselring. Zürich: Orell Füssli, 2011 Zaun gerissen. Kriegsvölkerrecht wurde ver- 14 Oertle Vincenz: Ein Appenzeller in der Waffen- letzt, geheime Gefängnisse unterhalten, frag- SS. Appenzell: Appenzeller Volksfreund, 2012 würdige Regimes werden gestützt, ein absurder 15 Rothen Paul Bernhard: Mit der Zeit gegen die Krieg gegen Drogen geführt mit gravierenden Zeit. Predigten zu allen Festen und Sonntagen Auswirkungen im Ausland (Kolumbien, Afgha- des Kirchenjahres. Zürich: LIT, 2011 nistan) und im Inland (nach glaubwürdigen 16 Maag, Elsbeth: Pappeln rennen durchs Tal. Quellen reichen die Tentakel der Drogenmafia Gedichte. Geleitsätze von Rainer Stöckli. Kreuz- bis weit in politische Kreise hinein). In gera- lingen: Isele, 2011 dezu atemberaubender Doppelmoral unter- 17 Stöckli, Rainer: Hans Holbein und seine Gäste. halten die USA Offshore-Oasen riesigen Aus- «Vergessene» Totentanz-Spiele zwischen 1900 masses in Florida, Delaware und anderen Teil- und 1990. Sonderdruck aus: L’art macabre staaten.» (S. 302) Im gleichen Text lässt sich im 12/2011. Jahrbuch der Europäischen Totentanz- Vereinigung, S. 137–154 Nachhinein auch die moralische Begründung dafür herauslesen, weshalb die Bank Wegelin 18 Stöckli, Rainer (Hrsg.): Säntis und Alpstein im amerikanische Kunden von der UBS über- Gedicht. Eine Anthologie. Eggingen: Isele, 2009 nahm. Gegen diese habe die Schweiz die Treue 19 Praetorius, Ina und Rainer Stöckli (Hrsg.): Wir gebrochen: «‹Man› hatte versprochen, gedul- kommen nackt ins Licht, wir haben keine Wahl. det, Standfestigkeit gemimt – und ist nun um- Das Gebären erzählen, das Geborenwerden. 150 Szenen aus der Schönen Literatur zwischen gefallen.» 1760 und 2011. Herisau: Appenzeller Verlag, 2011 Gelassenheit und Lebensfreude 20 Stöckli, Rainer (Red./Hrsg.): Ich und ich und An eine Predigt erinnert auch Peter Hersches nochmals ich. Wo bleibt da Platz für dich? He- Buch Gelassenheit und Lebensfreude – was wir risau: Appenzeller Verlag, 2009 (Peter Morger, vom Barock lernen können. Der Innerrhoder ist Sichtung eines literarischen Werkes Heft 1) emeritierter Geschichtsprofessor der Universi- tät Bern. Er hat ein «linkes» und zugleich sehr katholisches Buch über die Barock-Kultur ge- schrieben. Es ist auch ein Buch gegen den Zeit- geist. «Der Mensch des Barock war der Natur untertan und respektierte im Allgemeinen die von ihr gezogenen Grenzen», schreibt Hersche: «Die Wirtschaft war keine alles andere domi- 236 Appenzeller Publikationen 2011/12

21 22 23 24 nierende Macht, sondern hatte rein dienende Heinrich Johann Hersche. Tatsächlich liefert Funktion, sie war sozial verantwortlich und das Buch (militär-)historisch Interessierten kulturell ‹eingebettet›. Der Einzelne stand nicht eine Fülle von Details. Etwas verbrämt trans- unter dem Druck, sich ständig an Neues anpas- portiert es auch Meinung und Zeitkritik: dass sen zu müssen. [...] Trotz insgesamt karger ma- die über siebenhundert Schweizer, die in Hit- terieller Basis wurden gewaltige kulturelle Leis- lers Waffen-SS gedient hätten, nicht in das tungen erbracht.» (S. 152) Eigentlich dreht sich überhöht zelebrierte Geschichtsbild der Grenz- das ganze Buch um den Konflikt zwischen pro- besetzung 1939–1945 passten; dass einzelne testantischer Ethik und katholischer Kultur. der Freiwilligen nach der Haftentlassung zeit- Hersche hegt mehr als nur Sympathien für den lebens Hass und Ausgrenzung getroffen habe. heute verbreiteten Widerstand «gegen einen «Kaum je zuvor war über einem Besiegten ein als problematisch zu wertenden Fortschritt, ge- derartiges Gewitter an zu Dogmen erhobenen gen das kapitalistische Wirtschaftssystem und Geschichtsfälschungen, Lügen und Verleum- die uns aufgedrängte unruhige Lebensweise, dungen niedergegangen, wie über Deutsch- gegen die Zerstörung der Umwelt und die welt- land, den Deutschen, dem deutschen Soldaten weite soziale Ungleichheit.» (S. 156) und damit auch über den ausländischen Frei- Hersche wendet sich auch gegen die These, willigen», schreibt der Autor Vincenz Oertle. die Barockmusik sei – wegen der beiden He- Streckenweise liest sich sein Buch wie der Ver- roen Bach und Händel – aus dem Geist des Pro- such einer Ehrenrettung. Selbst ein 60 Jahre testantismus, genauer des Luthertums, er- später erstelltes graphologisches Gutachten wachsen, denn auch in der Musik des Barock scheint ihm geeignet, seine Hauptperson, dominiere, wie sonst in der Barock-Kultur, das Heinrich Johann Hersche, Major der Kavallerie, katholische Europa. nicht reüssierter Nationalratskandidat der Na- Wie dem auch sei, Hersches Buch ist auch tionalen Front und als Standartenführer zweit- von Protestanten und Konfessionslosen mit höchster Schweizer Offizier der Waffen-SS, in Gewinn zu lesen, denn gegen Gelassenheit und ein besseres Licht zu rücken. Es bezeichnet ihn Lebensfreude ist grundsätzlich von keiner Seite als willensstark, leistungsfähig, pflichtbewusst etwas einzuwenden. Und Hersches Kritik am und energisch. Oertle übersieht, dass es bei der Fortschrittsgedanken ist ein Impuls für jede tie- Einordnung historischer Vorgänge nicht um in- fer schürfende Debatte zur Gegenwart. dividuelle Charakterfragen geht. Manchmal waren es wohl gar fehlgeleitete Tugenden und Missglückte Ehrenrettung nicht die Laster, welche Ursache von Katastro- Eine letzte Neuerscheinung soll hier vermerkt phe und Untergang waren, wie Winston Chur- sein. Sie hat auf den ersten Blick wenig mit der chill einmal anmerkte. (sri) Thematik zu tun, erzählt die Geschichte(n) von Appenzellern in der Waffen-SS, namentlich von Appenzeller Publikationen 2011/12 237

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Veröffentlichungen von Rainer Stöckli 21 Stöckli, Rainer (Red./Hrsg.): Aber dä Näbel isch Manche Lehrerinnen und Lehrer pflegen im gschtige i dä letschte Joor. Herisau: Appenzeller Laufe ihrer Unterrichtsjahre thematische Verlag, 2009 (Peter Morger, Sichtung eines lite- Sammlungen zuhanden der Stoffvermittlung rarischen Werkes Heft 2) in Ordnern und Schachteln zusammenzustel- 22 Stöckli, Rainer (Red./Hrsg.): Wir Schwärmer len. Wenn sie das Pensionsalter erreicht haben, sind Kinder des Traums und des Albtraums. so lässt sich beobachten, publizieren sie Herisau: Appenzeller Verlag, 2010 (Peter Mor- (Schul-)Bücher – sie schöpfen aus ihrem rei- ger, Sichtung eines literarischen Werkes Heft 3) chen Fundus gesammelter Materialien und 23 Stöckli, Rainer (Red./Hrsg.): Bin kein Mensch, ziehen daraus die Blüten. Auch bei Rainer bin ein Phänomen. Herisau: Appenzeller Ver- Stöcklis Werdegang ist diese Tendenz zu beob- lag, 2010 (Peter Morger, Sichtung eines literari- schen Werkes Heft 4) achten, aber es wäre zu kurz gegriffen, alleine den Ruhestand für seine rege Publikationstä- 24 Stöckli, Rainer (Red./Hrsg.): Frühlingeling. tigkeit verantwortlich zu machen. Seit 1980 re- Spring über deinen Schatten. Herisau: Appen- zeller Verlag, 2011 (Peter Morger, Sichtung zensiere er sogenannt Schöne Literatur in eines literarischen Werkes Heft 5) Schweizer Tageszeitungen und amte als Her- 25 Stöckli, Rainer (Red./Hrsg.): Es gibt keine Illu- ausgeber von Gedichtbänden, ist auf der Web- sion, die ich nicht habe. Herisau: Appenzeller seite des Appenzeller Verlags zu lesen. Texte Verlag, 2012 (Peter Morger, Sichtung eines lite- aus seiner Feder fliessen seit 1976 aus dem Vor- rarischen Werkes Heft 6) derländer Weiler Schachen bei Reute hinaus in 26 Museum für Lebensgeschichten (Hrsg.): Peter die weite Welt: Jüngst sind es zunehmend Vor- Morger. «Ich baue mir meine eigenen Regeln». worte zu Büchern von Ostschweizer Autorin- Mit Beiträgen von Johannes Schläpfer et al. nen und Autoren, zu Publikationen in Mundart Speicher: Lutz, 2012 und zu Werken, die sich mit dem Thema «To- 27 Stöckli, Rainer (Hrsg.): Musterbuch. Texte aus tentanz» in Text und Bild auseinandersetzen. der Ausserrhoder Schreibwerkstatt 2011. Daneben stechen zwei Anthologien sowie der He risau: Appenzeller Verlag, 2011 mit viel Sorgfalt und Aufwand erarbeitete Ver- such hervor, via eine Edition von Teilen aus Pe- ter Morgers literarischem Nachlass, den 2002 aus dem Leben geschiedenen Appenzeller Au- tor wenigstens noch einmal in Erinnerung zu rufen. 2011 war es dem pensionierten Gymna- siallehrer vergönnt, im Auftrag der Ausserrho- der Kulturstiftung eine Schreibwerkstatt zu lei- ten, deren Früchte seit Anfang 2012 in einem «Musterbuch» versammelt vorliegen. Auf die 238 Appenzeller Publikationen 2011/12 beiden Anthologien, auf die Erinnerung an Pe- Speicher die Ausstellung «Ich baue mir meine ter Morger und auf das Musterbuch soll in der eigenen Regeln» eröffnet werden. Sich seine ei- Folge kurz eingegangen werden. genen Regeln bauen – vielleicht ist das genau Die erste Anthologie erschien 2009 und ver- der Satz, den es braucht, um den Zugang Stöck- sammelt über 100 Textzeugen zum Themen- lis zu Morger zu verstehen. Dieser Zugang ist kreis «Säntis» (siehe AJb 2009/10, S.249–251). nicht ganz einfach, Klara Obermüller hat ihn in Die zweite Anthologie erschien 2011 und ver- einer Rezension im Tages-Anzeiger «eigenwil- sammelt 150 «Szenen aus der Schönen Litera- lig» genannt (TA, 30.7.2012). Als Redaktor und tur» zum Themenkreis «Gebären» und «Gebo- Herausgeber ummantelt Stöckli die Texte mit renwerden». Beiden Anthologien ist gemein- viel Eigenem, wertet und bedient sich dabei der sam, dass sie Textzeugen von der Mitte des Ich- und Wir-Form. Die vielen typografischen 18. Jahrhunderts bis heute enthalten. Beim Besonderheiten – Klammern, Schrägstriche, Säntis-Buch ist es das Loblied, das im Zentrum Kursivsetzungen, An- und Abführungszeichen steht: «Lob / Ruhm / Preis mittels ausseror- –, aber auch die Abkürzungen und Einrückun- dentlichem rhetorischem Aufwand», wie der gen erschweren den Lesefluss. Losgelöst von Herausgeber in seiner literaturhistorischen solchem ermöglichen die Hefte Entdeckungen, Kontextualisierung der Textgattung festhält etwa die faksimilierte Edition Morgerscher No- (S. 187–195). Das Gebären-Buch transzendiert tate vom April 2000 in Heft 4. Die hintere innere Gattungsgrenzen stärker. Die Auswahl an Er- Umschlagklappe eines jeden Hefts bietet einen zählszenen und Gedichten machen neugierig hilfreichen Überblick über die Inhalte von genauso wie die Einflechtung eines Comic oder Stöcklis «Sichtung». des Triptychons von Anne-Marie Salome Bren- Heidi Elmiger-Bänziger, Jeanne Iris Loosli, ner (Die Schwangere – Die Gebärende – die Andrin Albrecht, Elisabeth Erny-Waldburger, Stillende). Zusammen mit dem Essay von Ina Martina Zimmermann, Mark Schwyter, Julia Praetorius «im Zentrum der Textlese» (S. 195– Sutter, Rebecca C. Schnyder und Ursula von 221), in dem die Germanistin und evangelische Allmen heissen die Autorinnen und Autoren, Theologin das Dilemma der «Geburtsverges- deren Texte aus der Schreibwerkstatt der Aus- senheit» zum Thema macht, wird das Buch zu serrhodischen Kulturstiftung in der Anthologie einem Ganzen, das der beabsichtigten diszipli- Musterbuch abgedruckt sind. Rainer Stöckli lei- nenübergreifenden Auseinandersetzung mit tete diese Schreibwerkstatt, deren Teilneh- einem Gegenstand eine weitere Dimension mende sich von Januar bis Herbst 2011 achtmal zufügt. trafen und die Texte gegenseitig intensiv disku- Seit 2009 jedes halbe Jahr ein Heft und zum tierten und redigierten. Der Titel «Musterbuch» Schluss noch einen Schuber: alles in allem ein ist treffend – das eine oder andere gebotene sehr schönes Produkt, gestaltet im Appenzeller Muster ruft nach mehr. Verlag, herausgegeben ebendort. Mit diesen Insgesamt ist Rainer Stöcklis Engagement Worten lässt sich Rainer Stöcklis «Sichtung» innerhalb des Ostschweizer Literaturhorizonts von Peter Morgers literarischem, journalisti- lobenswert – seit über 30 Jahren unermüdlich; schem und fotografischem Werk umschreiben. u.a. auch als langjähriges Vorstandsmitglied Die Edition ist sorgfältig geplant und konzipiert der Gesellschaft für deutsche Sprache und Lite- worden; Stöckli hatte seit 2006 Peter Morgers ratur (GdSL) St. Gallen. (he) schriftlichen Nachlass in der Kantonsbiblio- thek Appenzell Ausserrhoden geordnet und er- schlossen – in Freiwilligenarbeit. Mit dem Er- scheinen des letzten Hefts konnte aus Anlass von Morgers zehntem Todestag im Februar 2012 im Museum für Lebensgeschichten in  Bildnachweis 239

Bildnachweis

Personen Martina Basista, 1987, Fotografin, Herisau: Seiten 29, 31, 33, 35, 37, 39, 41, 43, 45, 47, 49 Werner Meier, 1956, Kunstschaffender, Gymnasiallehrer Bildnerisches Gestalten, Trogen: Umschlag, Seiten 12 bis 25

Institutionen Hessisches Landesmuseum, Darmstadt: Seiten 56 bis 58 (I, II, III, V, VI) Kantonsbibliothek Appenzell Ausserrhoden, Trogen: Seiten 54, 55 Kupferstichkabinett, Dresden: Seite 57 (IV) Öffentliche Kunstsammlung, Basel: Seite 58 (VII) Patriotische Gesellschaft von 1765, Hamburg: Seite 73 240 AutorenundChronisten

Autorin und Autoren, Chronisten sowie Redaktion des Jahrbuches

René Bieri (1943), Herisau Rolf Rechsteiner (1956), Oberegg Redaktor bei der Appenzeller Zeitung, Herisau, Leitender Redaktor beim Appenzeller Volksfreund, bis April 2007 Appenzell E-Mail: [email protected] E-Mail: [email protected]

Jürg Bühler (1951), Herisau Hanspeter Spörri (1953), Teufen Redaktor bei der Appenzeller Zeitung, Herisau, Journalist, Moderator, Coach und Kursleiter, bis Juli 2007; seither frei schaffend im Bereich Vorstandsmitglied AGG Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit E-Mail: [email protected] E-Mail: [email protected] Hanspeter Strebel (1948), St.Gallen Heidi Eisenhut (1976), Rehetobel Redaktor bei der Appenzeller Zeitung, Herisau, Dr. phil., Historikerin, Leiterin Kantonsbibliothek bis 2009; seither frei schaffend Appenzell Ausserrhoden, Trogen E-Mail: [email protected] E-Mail: [email protected] Daniel Thürer (1945), Zürich Martin Hüsler (1943), Speicher Prof. Dr. iur. Dr. rer. publ. h.c., LL.M. (Cambridge), Korrektor beim Appenzeller Medienhaus, Herisau, em. Professor für Völkerrecht, Europarecht, öffent- bis Oktober 2008 liches Recht und vergleichendes Verfassungsrecht E-Mail: [email protected] an der Universität Zürich E-Mail: [email protected] Malte C. Krugmann(1944), Hamburg Vorstandsmitglied der Hamburger Patriotischen Gesellschaft E-Mail: [email protected] zellischen Jahrbüchersind. Pflichten ThemavonHeft139derAppen- und deren staatsbürgerlichen Rechteund kratisches Staatswesennichtfunktioniert gesellschaftliches Engagementeindemo- der Bürgerinnen undBürger, ohne deren Lesen. Sieallegehören zurGemeinschaft in derFreizeit, beimZuhören, Aushandeln, Gemeinschaft oderalleine,beiderArbeit, zeigt MännerundFrauen,AltJung,in voller LängeimBuchinnernreproduziert – fangen hat.MeiersBleistiftzeichnung–in Buchillustrator, ineinemBildstreifen einge- schule Trogen, Kunstschaffender und Bildnerisches GestaltenanderKantons- sie Werner Meier, seit1983Lehrer für sind sovielfältigundunterschiedlich,wie Bürgerinnen undBürger in der Respublica Zum Titelbild ISSN 1010-4585 2012 Appenzellische Jahrbücher Heft 139 easeee o e pezlice eenüzgnGslshf H.139 Herausgegeben vonder AppenzellischenGemeinnützigenGesellschaft Appenzellische Jahrbücher 2012 www.aggesellschaft.ch

zellischen Jahrbüchersind. Pflichten ThemavonHeft139derAppen- und deren staatsbürgerlichen Rechteund kratisches Staatswesennichtfunktioniert gesellschaftliches Engagementeindemo- der Bürgerinnen undBürger, ohne deren Lesen. Sieallegehören zurGemeinschaft in derFreizeit, beimZuhören, Aushandeln, Gemeinschaft oderalleine,beiderArbeit, zeigt MännerundFrauen,AltJung,in voller LängeimBuchinnernreproduziert – fangen hat.MeiersBleistiftzeichnung–in Buchillustrator, ineinemBildstreifen einge- schule Trogen, Kunstschaffender und Bildnerisches GestaltenanderKantons- sie Werner Meier, seit1983Lehrer für sind sovielfältigundunterschiedlich,wie Bürgerinnen undBürger in der Respublica Zum Titelbild ISSN 1010-4585 2012 Appenzellische Jahrbücher Heft 139 easeee o e pezlice eenüzgnGslshf H.139 Herausgegeben vonder AppenzellischenGemeinnützigenGesellschaft Appenzellische Jahrbücher 2012 www.aggesellschaft.ch