VERBANDSGEMEINDE BERNKASTEL-KUES

Studie zu Wirtschafts- und Strukturdaten Verbandsgemeinde Bernkastel-Kues und Landkreis Bernkastel- 2016

Zusammengestellt von Nadja Görz und Julia Fuchte, Cusanus Hochschule Bernkastel-Kues Inhalt

Diese Studie haben wir im Auftrag der 0 Kompaktübersicht ...... 6 Verbandsgemeinde Bernkastel-Kues für 1 Zur Verwaltungsstruktur Interessierte erstellt, die sich in der Region – zum Beispiel als Unternehmer*innen der Verbandsgemeinde...... 12 und/oder Bewohner*innen – ansiedeln 2 Geschichtliches...... 16 und sich einen Überblick über grundle- 3 Natürliche Voraussetzungen...... 20 gende wirtschaftliche, geografische und gesellschaftliche Verhältnisse im Landkreis 3.1 Flächen und deren Nutzung...... 23 Bernkastel-Wittlich und insbesondere 3.2 Wald und Forstwirtschaft...... 26 der Verbandsgemeinde Bernkastel-Kues 3.3 Klimatische Bedingungen...... 28 verschaffen wollen. Auch ansässigen Bürger*innen und Entscheidungsträger*in- 4 Bevölkerungsentwicklung...... 30 nen mag sie interessante Einblicke in die 4.1 Bevölkerungsstand...... 32 Lebensverhältnisse der Region bieten. Fast 4.1.1 Landkreis...... 32 alle unserer verwendeten Statistiken sind online abrufbar (vgl. Quellenverzeichnis) 4.1.2 Verbandsgemeinde...... 34 und gelten größtenteils für den Zeitraum 4.2 Bevölkerungsentwicklung und von 2010-2016. Wir wünschen allen aktuelle Wanderungsstatistik...... 38 Leserinnen und Lesern eine informative Lektüre! 4.2.1 Landkreis...... 38 Wir danken allen herzlich, die unsere 4.2.2 Verbandsgemeinde...... 40 Arbeit an dieser Studie inhaltlich und 4.2.2.1 Bevölkerungsentwicklung...... 40 formal unterstützt haben. Insbesondere 4.2.2.2 Mobilitätsperspektive...... 44 sind dies: Unsere Kommilitonin Tanja Brumbauer, Georg Laska, Matthias Vollet, 5 Allgemeine Wirtschaftsdaten...... 46 Geschäftsführer der Kueser Akademie für 5.1 Das Land Rheinland-Pfalz: Überblick Europäische Geistesgeschichte, zahlreiche zur wirtschaftlichen Entwicklung...... 48 Mitarbeiter*innen der Verwaltung der Verbandsgemeinde Bernkastel-Kues 5.2 Landkreis...... 51 (insbesondere Gudrun van Brandwijk 5.3 Einzelne Strukturdaten...... 52 und Wolfgang Hauth), Stadtbürgermeister 5.3.1 Beschäftigte...... 52 Wolfgang Port und die Ortsbürgermeister der Ortsgemeinden, Alfred Becker, 5.3.2 Arbeitslosigkeit, atypische Arbeits- Ehrenamtsbeauftragter der Verbands- verhältnisse und Grundsicherung...... 57 gemeinde, Jörg Lautwein und sein Team 5.3.3 Pendlerbewegungen...... 62 der Ferienland Bernkastel-Kues GmbH sowie Bianca Waters und Claus Conrad 5.3.4 Bildungslage im Landkreis...... 63 von der Entwicklungsagentur 5.4. Betriebsstätten...... 64 Bernkastel-Kues! 5.4.1 Landkreis...... 64

Nadja Görz und Julia Fuchte 5.4.2 Verbandsgemeinde...... 65 5.5 Finanz- und Wirtschaftskraft...... 66 5.5.1 Landkreis...... 66 5.5.2 Verbandsgemeinde...... 68 5.5.2.1 Einnahmen und Ausgaben...... 68 5.5.2.2 Steuereinnahmekraft...... 70

2 VERBANDSGEMEINDE BERNKASTEL-KUES

5.5.2.3 Steuerkraftzahlen...... 72 8.2 Industrie im Landkreis...... 106 6 Wirtschaftsstandort...... 74 8.3 Handel...... 108 6.1 Landkreis...... 76 8.3.1 Landkreis...... 108 6.1.1 Steuern...... 76 8.3.2 Verbandsgemeinde...... 110 6.1.2 Einkommen der Privathaushalte...... 77 8.3.2.1 Einzelhandelsbetriebe...... 110 6.1.3 Baugenehmigungen und 8.3.2.2 Einzelhandel in der Stadt...... 111 Gewerbeflächen...... 78 9 Tourismus und Gastgewerbe...... 120 6.1.4 Wirtschaftliche 9.1 Attraktivität des Tourismus...... 122 Entwicklungspotenziale...... 78 9.1.1 Tourismus-Strategien des 6.2 Verbandsgemeinde...... 79 Ferienlands Bernkastel-Kues...... 123 6.2.1 Profil des Standorts 9.1.2 Potential als Kurstandort und Bernkastel-Kues...... 79 im Gesundheitstourismus...... 124 6.2.2 Grundsteuern und Gewerbesteuern... 80 9.2 Wirtschaftliche Bedeutung 6.2.3 Gewerbegebiete...... 81 des Tourismus...... 126 6.2.4 Infrastruktur...... 81 9.3 Tourismusintensität...... 127 6.2.4.1 Lage und Anbindung...... 81 9.4 Entwicklung von Ankünften und 6.2.4.2 Projekt "B50 neu"...... 82 Übernachtungen...... 128 6.2.5 Energie...... 83 9.5 Einzelheiten...... 129 6.2.6 Wirtschaftsförderung...... 83 9.5.1 Herkunft der Gäste...... 129 7 Landwirtschaft und Weinbau...... 84 9.5.2 Betriebe und Auslastung...... 130 7.1 Allgemeines...... 86 9.5.3 Saisonverlauf, Aufenthaltsdauer...... 132 7.2 Betriebe und landwirtschaftlich 9.5.4 Camping-Tourismus...... 133 genutzte Fläche...... 87 10 Bildungs- und Kulturstandort...... 134 7.3 Landwirtschaftliche Bodennutzung... 90 10.1 Bildung...... 136 7.4 Viehhaltung...... 91 10.1.1 Landkreis...... 136 7.5 Weinbau an der und in der 10.1.1.1 Früherziehung...... 136 Verbandsgemeinde...... 92 10.1.1.2 Schulen...... 137 7.5.1 Lagen...... 93 10.1.1.3 Berufsschulen...... 139 7.5.2 Rebsorten und -flächen...... 94 10.1.1.4 Weiterbildung...... 142 7.5.3 Weinbaubetriebe im Haupt- und 10.1.2 Verbandsgemeinde...... 143 Nebenerwerb...... 96 10.1.2.1 Schulen...... 143 7.5.4 Erträge und Ernte...... 97 10.1.1.2 Hochschulen und Weiterbildung...... 147 8 Handwerk, Industrie und Handel...... 198 10.2 Kulturstandort...... 147 8.1 Handwerk...... 100 10.2.1 Landkreis...... 149 8.1.1 Landkreis...... 101 10.2.2 Kultur in der Verbandsgemeinde...... 149 8.1.2 Verbandsgemeinde...... 105 Quellenverzeichnis...... 152

3 4 Herzlich Willkommen in der Verbandsgemeinde Bernkastel-Kues

Als Bürgermeister der Verbandsgemeinde Bernkastel-Kues begrüße ich Sie aufs Herzlichste und freue mich über Ihr Interesse an der Mittelmoselregion Bernkastel-Kues und seinen Ausläufern in und Hunsrück. Mit der Wirtschafts- studio wollen wir allen Interessierten grundlegende wirt- schaftliche, geografische und gesellschaftliche Faktoren und Verhältnisse in unserer Region und speziell in der Verbands- gemeinde Bernkastel-Kues dokumentieren. Selbstverständlich sind diese Informationen auch online über unsere Homepage abzurufen. Dieses Printmedium wurde ausdrücklich für den Personen- kreis aufgelegt, der keinen Zugang zum Internet hat oder wünscht. Besuchen Sie uns in unserem neu renovierten, barrierefreien Verwaltungsgebäude und sprechen Sie unsere Mitarbeiter bei weiteren Fragen an. Sie werden Ihnen bei allen Fragen weiter- helfen. Ich wünsche Ihnen in unserer Ferienregion eine gute Zeit. Mit freundlichen Grüßen

Ulf Hangert, Bürgermeister der Verbandsgemeinde Bernkastel-Kues

5 0 KOMPAKTÜBERSICHT

0 Kompaktübersicht Wirtschafts- und Strukturdaten

Zuordnung Bundesland Rheinland-Pfalz Landkreis Bernkastel-Wittlich Amtlicher Verbandsgemeindeschlüssel 231 01 Gemeinden 23 Amtsgericht Bernkastel-Kues Landgericht Oberlandesgericht Koblenz IHK-Bezirk Trier Arbeitsmarktregion Bernkastel-Wittlich Arbeitsagenturbezirk Trier

Verwaltung Gestade 18 54470 Bernkastel-Kues Tel. 06531-54-0 Fax: 06531-54107 [email protected] www.bernkastel-kues.de Bürgermeister Ulf Hangert ( CDU)

Ortsgemeinden Bernkastel-Kues mit Andel und Wehlen Burgen Graach mit Emmeroth/Fronhofen/Götzeroth/ Oberkleinich/Pilmeroth/Thalkleinich, Ilsbach Lieser Lösnich Maring-Noviand Mülheim an der Mosel Neumagen-Dhron Ürzig Zeltingen-Rachtig

6 Abb.1: Das Wappen der Verbandsgemeinde

Das Wappen Der Krebs weist auf Kardinal Nikolaus von Kues hin, der Verbandsgemeinde eigentlicher Name Cryfftz (= Krebs). Die Weintrauben symbolisieren den Weinbau der Region. Das Kreuz steht für das Erzbistum Trier, das den überwiegenden Teil des Landkreises beherrschte.

Bevölkerung (2014) Einwohner*innen 27.706 Männer 13.727 (49,5%) Frauen 14.014 (50,5%) Deutsche 25.925 (93,5%) Ausländer*innen 1.816 (6,5%) unter 20 Jahre 4.598 (16,6%) 20 - 65 Jahre 16.527 (59,6%) 65 Jahre und älter 6.616 (23,8%) Jugendquotient 27,8 Altenquotient 40,0 Bevölkerungsdichte 11 Ew./km²

Flächennutzung (2014) Gesamtfläche Verbandsgemeinde 249 km² Davon in % Landwirtschaftsfläche 38,8 Waldfläche 46,2 Wasserfläche 2,9 Siedlungs- und Verkehrsfläche 11,7 Sonstige Flächen 0,5

7 0 KOMPAKTÜBERSICHT

Beschäftigung (2014) Arbeitslosenquote (Bernkastel-Wittlich) 3,9 Einpendlerquote (Bernkastel-Wittlich) 24,3 Auspendlerquote (Bernkastel-Wittlich) 30,2 Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte (2015) am Arbeitsort am Wohnort Insgesamt 9.351 10.566 Männer 4.745 5.635 Frauen 4.606 4.931

Agrarstruktur (2010) Landwirtschaftliche Betriebe 748 Landwirtschaftlich genutzte Fläche in ha 6.477 Landwirtschaftlich genutzte Fläche je Betrieb in ha 9 Anteil Ackerland in % 26,9 Anteil Dauergrünland in % 38,3

Weinbau (2010) Betriebe mit 0,5 ha und mehr Rebfläche (2010) 678 Rebfläche je Betrieb in ha (2010) 3 Bestockte Rebfläche in ha (2010) 2.409 Weißweinrebsorten in % 91,7 Rotweinrebsorten in % 8,3

Tourismus (2015) Betriebe 795 Angebotene Betten 10.182 Gäste 443.443 Übernachtungen 1.432.001 Durchschnittliche Verweildauer in Tagen 3 Orte mit Fremdenverkehrsprädikaten (2016) Heilbäder 1 Erholungsorte 2 Fremdenverkehrsorte 14

Hochschulen im Umkreis Cusanus Hochschule Bernkastel-Kues von 100 km Fachhochschule Fachhochschule Kaiserslautern Fachhochschule Koblenz, Fachhochschule Trier Fachhochschule für öffentliche Verwaltung (Mayen/Hahn) Hochschule der Polizei Rheinland-Pfalz (Hahn) Universität Kaiserslautern, Universität Koblenz-Landau, Universität Trier

Gesundheit (2015) Freipraktizierende Ärztinnen und Ärzte 44 1 auf 631 Einwohner*innen Freipraktizierende Zahnärztinnen und -ärzte 12 1 auf 2.313 Einwohner*innen Öffentliche Apotheken 8 1 auf 3.470 Einwohner*innen

8

Bildung (2015/16) Schüler/ Schüler/ Pendler- Schulen, Schülerinnen innen am innen am Saldo und Schüler nach Schularten Schulen Schulsitz Wohnort % Anzahl

Grundschulen 13 879 847 32,2 +32

Realschulen plus 2 1-009 759 28,8 +250

Gymnasien 1 996 751 28,5 +245

Integrierte Gesamtschulen - - 164 6,2 -164

Förderschulen 2 213 107 4,1 +106

Freie Waldorfschulen - - 3 0,1 -3

Insgesamt 18 3.097 2.631 100 +46

Berufsbildende Schulen (2015/2016) Schüler/ Schulform innen am Schulen Schulsitz

Berufsschulen 2 752

Fachschulen 1 98

Zweijährige höhere 1 163 Berufsfachschulen

Berufsfachschulen I 1 71

Berufsfachschulen II 1 33

Berufsoberschule I 1 12

Berufsoberschule II 1 44

Duale Berufsoberschulen 1 24

Insgesamt 2 1.197

9 Verkehrsanbindung Straße A 48 Koblenz / Trier / Luxemburg A 60 Richtung Belgien A 1 Saarbrücken A 61 Köln / Ludwigshafen B 50 Richtung Wittlich B 53 Richtung Koblenz / Trier B 269 Richtung Hunsrück

Luftverkehr Flughafen Hahn (30 km) Flughafen Luxemburg (80 km) Flughafen Frankfurt a.M. (125 km) Flughafen Köln / Bonn (130 km)

Schiene EC/IC/RE/RB zwischen Trier und Koblenz ab Bahnhof Wittlich (17 km)

Schifffahrt Verbindungen nach Traben-Trarbach, Trier, Neumagen-Dhron, Piesport und . Schiffsanlegestellen in der Region: Kesten, Brauneberg, Mülheim, Lieser, Bernkastel-Kues, Graach, Wehlen, Zeltingen-Rachtig und Ürzig. Sportboothafen und Yachthafen in Neumagen-Dhron.

Busunternehmen Moselbahn Rhein-Mosel-Verkehrsgesellschaft Omnibustouristik

weitere Taxiunternehmen Mietwagenanbieter

10 Die administrative Struktur Das Bundesland Rheinland-Pfalz gliedert sich in 24 Landkreise. in Rheinland-Pfalz In diesen liegen 150 Verbandsgemeinden (2014) und 12 kreisfreie Städte, unter anderem die Oberzentren , Ludwigshafen, Trier, Koblenz und Kaiserslautern. Zu jeder Verbandsgemeinde gehören zahlreiche eigenständige Ortsgemeinden. Jede Verbandsgemeinde ist eine eigene Gebietskörperschaft öffentlichen Rechts. Sie besitzt einen Verbandsgemeinderat, der von den Bürgern gewählt und von ihrem Bürgermeister geleitet wird.

Der Landkreis Der Landkreis Bernkastel-Wittlich ist eine Gebietskörperschaft in Rheinland-Pfalz. Sitz der Kreisverwaltung und zugleich bevölkerungsreichste Stadt ist Wittlich. Der Landkreis ist flächenmäßig der zweitgrößte in Rheinland-Pfalz nach dem Eifelkreis Bitburg-Prüm.

Steuern (2016) Gewerbesteuerhebesatz (Durchschnitt): 379 % Grundsteuer A: 323 % Grundsteuer B: 364 %

Abb.2: Rheinland-Pfalz mit seinen Landkreisen.

11  1 Zur Verwaltungsstruktur

12 1313 1 VERWALTUNGSSTRUKTUR

1 Zur Verwaltungsstruktur

In Rheinland-Pfalz sind Verbandsgemeinden Verwaltungsein- heiten in der Rechtsform von Gebietskörperschaften, die sich aus benachbarten Gemeinden des gleichen Landkreises bilden. Sie sind Gemeinden und Landkreisen gegenüber rechtlich gleichgestellt. Als Gemeindeverbände dienen Ver- bandsgemeinden der Stärkung der Verwaltungskraft der verbandsangehörigen Ortsgemeinden und Städte, die so ihre politische Selbstständigkeit und regionale Unterschiedlichkeit wahren können.

Wittlich Verbandsgemeinde Verbandsgemeinde Traben-Trarbach Wittlich Land

Abb.1: Der Landkreis Bernkastel-Wittlich und seine Verbandsgemeinden

Verbandsgemeinde am

Die historischen Ursprünge dieser Ver- waltungsform liegen bereits im Selbstver- waltungsgesetz für Gemeinden, das sich das Land Rheinland-Pfalz in den Umbau- prozessen nach dem 2. Weltkrieg am 27. September 1948 gab. Es sollte ein Verwal- tungsmodell geschaffen werden, dass den Erfahrungen mit der Amtsverfassung in der ehemaligen preußischen Rheinprovinz und der gemeinschaftlichen Bürgermeisterei in der ehemaligen bayrischen Pfalz Rechnung tragen sollte. Schrittweise folgten in den 1960er und 1970er Jahren Gesetze, die der weiteren Vereinfachung und Neugliederung der kommunalen Verwaltungsstrukturen 14 dienten. Die Verbandsgemeinde Bernkastel-Kues Fremdenverkehrsförderung. Aufgrund der Vorsitzenden. Seit 2014 setzt sich der Rat (vgl. Abb.1) schließlich wurde im Laufe Auflösung der Verbandsgemeinde Neuma- wie folgt zusammen: dieses Strukturwandels am 7. November gen-Dhron und der dadurch verursachten Das Gebiet der Verbandsgemeinde ist 1970 als Zusammenschluss von damals Gebietsvergrößerung um drei neue Ortsge- zum einen durch die Ortsgemeinden im 26 Einzelgemeinden gegründet und in den meinden wurde der Verbandsgemeinderat Hunsrück gekennzeichnet. Hochscheid ist seit dem 7. Juni 1969 bestehenden Land- am 11. März 2012 außerhalb der regulären mit 16 km die am weitesten von Bern- kreis Bernkastel-Wittlich eingegliedert. Kommunalwahlen für eine verkürzte Wahl- kastel-Kues entfernte Ortsgemeinde. Allerdings wurden bereits wenig später die periode bis 2014 neu gewählt. Diese Wahl Die Hunsrück-Gemeinden sind vor allem acht Hunsrücker „Kirchspielgemeinden“ bestätigte den in seiner dritten Amtszeit landwirtschaftlich geprägt. Die an der Pilmeroth, Emmeroth, Fronhofen, Göt- amtierenden Ulf Hangert (CDU) erneut Mosel gelegenen Ortsgemeinden sind auf- zeroth, Kleinich, Thalkleinich, Oberklei- als Verbandsgemeindebürgermeister. grund ihrer Lage Weinbaugemeinden. Der nich und Ilsbach zur Mehrortsgemeinde Der Verbandsgemeinderat Bernkastel-Kues Weinbau an der Mosel blickt auf ein langes Kleinich zusammengefasst, so dass die besteht aus 36 ehrenamtlichen Ratsmit- kulturelles Erbe der Römer zurück, das die Verbandsgemeinde Bernkastel-Kues über gliedern, die bei der Kommunalwahl am Region wesentlich geprägt hat. Das folgen- einige Jahrzehnte aus 20 Ortsgemeinden 25. Mai 2014 in einer personalisierten de Kapitel gibt einen kurzen Einblick in die bestand. Konkret waren dies: Stadt Bern- Verhältniswahl gewählt wurden, und historischen Entwicklungen der Region der kastel-Kues, Lieser, Brauneberg, Lösnich, dem hauptamtlichen Bürgermeister als Verbandsgemeinde Bernkastel-Kues. Burgen, Longkamp, Erden, Maring-Novi- and, Gornhausen, Monzelfeld, Graach, Mülheim, Hochscheid, Ürzig, Kesten, Veldenz, Kleinich, Wintrich, Kommen und 4 Zeltingen-Rachtig. 8 Aufgrund der Auflösung der Verbands- gemeinde Neumagen-Dhron wurden die 9 drei Ortsgemeinden Minheim, Neuma- gen-Dhron undPiesport zum 1. Januar 2012 Abb.2: Sitzverteilung der Parteien in die Verbandsgemeinde Bernkastel-Kues 46 12 im Verbandsgemeinderat nach eingegliedert, so dass die Gebietskörper- der Wahl 2014 in % schaft seither aus 22 Ortsgemeinden und der Stadt Bernkastel-Kues besteht. Verwaltungssitz sowie wirtschaftliches und kulturelles Zentrum der Verbands- 21 gemeinde ist die namensgebende und einwohnerstärkste Stadt Bernkastel-Kues. Verbandsgemeinden haben eine eigene 36 Sitze, verteil auf gewählte Gemeindevertretung (Verbands- 46,1% = 17 Sitze gemeinderat) und eine eigene Verwaltung CDU (Verbandsgemeindeverwaltung) mit SPD 20,6% = 8 Sitze (ab 13.06.2016 7 Sitze) einem hauptamtlichen Bürgermeister als Verwaltungsleiter. Die Verbandsgemeinde Freie Liste 12,4% = 4 Sitze (ab 13.06.2016 5 Sitze) übernimmt mit ihren Gremien wichtige 9,0% = 3 Sitze Aufgaben der Selbstverwaltung, u.a. sind FDP dies Schulbildung, technische Hilfe, Bau Grüne 8,4% = 3 Sitze und Pflege von Sport- und Freizeitanlagen sowie Sozialeinrichtungen, Wasserver- ÖDP 3,5% = 1 Sitz sorgung, Abwasserbeseitigung, Flächen- nutzungsplanung und Wirtschafts- und 15 G 2 Geschichtliches

16 17 2 GESCHICHTLICHES

2 Geschichtliches

Bereits um etwa 5000 v. Chr. gab es erste heit eingeführt hatte, war das Handwerk „Verschönerungsverein“ zur Förderung des Siedlungen in der Region, in denen die stark überbesetzt. An Industrie fehlte es in Fremdenverkehrs und später zur Freilegung Kelten möglicherweise schon Weinbau der Region völlig, die Gemeinden hatten des Fachwerks zahlreicher Bernkasteler betrieben. Um 50. v. Chr. entdeckten die zudem eine hohe kriegsbedingte Schul- Häuser. Die Eröffnung des sogenannten Römer die Mosel für sich und entwickelten denlast zu tragen. 1815 teilte der Wiener „Saufbähnchens“, der Moseltalbahn, gab den Weinbau weiter. Ersten Weinhandel Kongress die Region Preußen zu; somit dem Tourismus 1905 weiteren Auftrieb und und -export gab es bereits im 10. Jh. n.Chr. wurden der Regierungsbezirk Trier und führte zur wirtschaftlichen Stärkung der Der erste Rückschlag war ein Rebanbauver- der Kreis Bernkastel gebildet. Mit Preußen Moselorte. bot durch Kaiser Diokletian. stand den Winzern, gestützt durch Weinzöl- Die Handelsvertragspolitik des Reichskanz- 1291 erhielt Bernkastel-Kues das Stadt- le für ausländische Weine, ein fast idealer lers Caprivi um 1890 beeinträchtigte die recht. 1500 baute man hier Silber ab, Absatzmarkt für ihren Wein zu Verfügung. Konkurrenzfähigkeit des Moselweins stark, was jedoch schon 22 Jahre später mit der Der Weinbau erlebte einen (allerdings 1899 gründete sich somit die Weinverstei- Schließung der gerade erst eröffneten eher quantitativen) Aufschwung. Ab 1828 gerungsgesellschaft „Bernkasteler Ring“, Münzprägeanstalt beendet wurde. Später jedoch erlebten die mittlerweile stark vom um den Weinpreis zu stabilisieren. wurde vorwiegend Kupfer und Blei abge- Moselwein abhängigen Winzer eine böse Bis zum 1. Weltkrieg wurde die Infrastruk- baut (z.B. in der zweiten Hälfte des 18. Jh. Überraschung, als sich mit dem Beginn tur des Kreises Bernkastel um 60 Stra- und zu Beginn des 19. Jh.). des Zollvereins die Grenzen öffneten und ßenkilometer erweitert, Kues wurde 1905 Seit 1578 wurde in der Region Bier gebraut; der Weinpreis abstürzte. Hungersnöte und eingemeindet, man baute eine Obst- und die letzte Brauerei stellte allerdings 1986 Auswanderungswellen waren die Folge. Weinbauschule und eröffnete das Mosel- ihren Betrieb ein („Bernkasteler Bürger Weder der 1848er Aufstand in Bernkastel krankenhaus. 70 Moselorte wurden an ein Bräu“). noch der Versuch, durch Anbau des Maul- Wasserleitungsnetz angeschlossen. Im Jahr 1787 förderte der Trierer Kurfürst beerbaums die Seidenindustrie zu fördern, Im Jahr 1929 gab es wieder einen Auf- Clemens Wenzeslaus von Sachsen den brachten Erleichterung. Erst eine Reihe schwung im Fremdenverkehr der Regi- Anbau der frostbeständigen Rieslingrebe, guter Weinjahrgänge und die Entwicklung on, infolge des gesetzlich eingeführten wodurch Missernten abgemildert und hin zum Qualitätsweinbau verbesserten Urlaubsanspruchs für einen Großteil der die Weinqualität stark verbessert werden die Lage der Moselwinzer. deutschen Arbeitsnehmer. Auch die 1933 konnte. Noch heute gilt diese Entschei- Um 1850 entstanden die ersten Winzer- begründete nationalsozialistische Bewe- dung als Segen für den Weinbau an der genossenschaften, die Preisstabilität und gung „Kraft durch Freude“ lockten neue Mosel. Absatzmärkte sicherten, aber erst nach Besucher an die Mosel; es folgten Weinpa- Wenig später brachte die Französische dem deutsch-französischen Krieg von tenschaften und erste Weinfeste. Revolution einschneidende Verände- 1870/71 gab es nachhaltige strukturelle Nach Kriegsende herrschte der Kampf ums rungen: Man gliederte die Rheinlande Verbesserungen der Region, die bisher Überleben und Lebensmittelknappheit; die in „Departements“ und „Kantone“ (z.B. als Grenzland weitgehend vernachlässigt französische Besatzung beschlagnahmte das Kanton Bernkastel als Vorläufer des worden war. Man baute die Moselbrücke zusätzlich Ernteeinträge. Nach 1948, auch Kreises Bernkastel) und löste bestehende in Bernkastel, stellte die Bahnstrecke Kob- dank des Marshall-Plans, kam es zum Wie- Herrschaftsverhältnisse auf, indem man lenz-Trier fertig und wenig später auch eine deraufbau, zum Beispiel von Brücken und Großgrundbesitzer entmachtete und deren Verbindung von Wengerohr nach Bernkas- Bahnstrecken, der das Wirtschaftswunder Grund und Boden auf die übrige Bevöl- tel. 1842 gründete Georg Adam Schmit- einleitete. Doch die Einführung einer Wei- kerung aufteilte. Napoleon bürdete der gen eine Zigarrenfabrik, die der Region nabgabe von 40 Pfennig pro Liter brachte Region jedoch auch eine große Abgaben- und ihrem Wein zu größerer Bekanntheit eine Absatzkrise hervor, verschärft durch last auf, sodass die Menschen der Region verhalf, 1907 jedoch ihren Sitz nach Trier das Aufkommen ausländischer Konkurren- den Sieg über Napoleon 1814 als Befreiung verlegte. Die besseren Verkehrsbedingun- zweine. Schließlich konnte diese zurück- erlebten. Dadurch, dass Frankreich die gen brachten vermehrt Touristen in die genommen und der Tourismus angekurbelt Stände aufgehoben und die Gewerbefrei- Region. 1883 gründete man daher einen werden, sodass sich die Lage in der Region

18 in den 50er Jahren entspannte. auf und bildete den Kreis Bernkastel-Witt- Im Bereich Infrastruktur wurden 1975 Im regionalen Handwerk hatten Ende der lich und am 7. November 1970 die Ver- und 1988 letzte Lücken bei den Straßen- Vierziger die Sparten Holz, Maschinen- bandsgemeinde Bernkastel-Kues. Andel verbindungen geschlossen (A 48 und A und Metallverarbeitung, Nahrungsmittel, und Wehlen wurden in die Stadt Bernkas- 60). Die bis dahin bestehende Bahnver- Textil, Leder sowie Hoch- und Tiefbau tel-Kues eingemeindet. bindung Bernkastel-Wengerohr fiel der dominiert, während das produzierende Ein Jahr später schlossen sich die Haupt- ‚Rationalisierung‘ zum Opfer, sodass der Gewerbe kaum vertreten war und somit die kellerei Koblenz, die Winzergenossen- Bahnhof in Ürzig der einzig verbliebene in wirtschaftlichen Kernpfeiler der Region der schaft Mittelmosel, die Gebietswinzerge- der Verbandsgemeinde ist. Im Juni 1997 Weinbau, die Landwirtschaft, das Hand- nossenschaft des Kreises Cochem und des wurde der Burgbergtunnel eröffnet, der die werk, Handel und Gastgewerbe blieben. Saar-Winzervereins Ruwer zur Zentralkel- Bernkasteler Innenstadt vom Durchgangs- Anfang der Sechziger protestierten die lerei „Mosel-Saar-Ruwer-Winzer“ („Mosel- verkehr befreite. Moselwinzer gegen die entstandene land eG“) zusammen. Aktuell (2016) wird die Fernstraßenverbin- Weinkonkurrenz (befördert durch die Der Grundstein für das Kurzentrum Kueser dung B 50 erweitert, um die belgischen/ Gründung der Europäischen Wirtschafts- Plateau wurde 1967 mit dem Bau einer niederländischen Nordseehäfen sowie die gemeinschaft 1968); allerdings wurde im Behinderteneinrichtung gelegt. 1975 belgischen Ballungsräume mit dem Rhein- Zuge des Einigungsprozesses jedoch auch eröffnete man zwei Kurkliniken mit 150 Ar- Main-Gebiet zu verbinden (vgl. Kap. 6.2.4). die Mosel mittels Staustufen ausgebaut, beitsplätzen und 400 Kurplätzen. 1976 und Mit dem Beitritt von 3 Ortsgemeinden der was einen uneingeschränkten Frachtschiff- 1982 folgten die Kliniken „Haus Mosel- ehemaligen Verbandsgemeinde Neu- verkehr ermöglichte. Deshalb und wegen höhe“ und die Kurklinik „Burg Landshut“ magen-Dhron zum 1.1.2012 wuchs die des wachsenden Autoverkehrs stellte die sowie 1983 ein Sport- und Kongresshotel. Verbandsgemeinde auf 23 Gemeinden an. Moseltalbahn 1963 ihren Betrieb ein. 1990 schließlich wurde ein Kurzentrum Entsprechend wurde im März 2012 der 1968 löste man aufgrund einer Verwal- eingerichtet, 1997 eröffnete die Klinik Verbandsgemeinderat neu gewählt. tungsvereinfachung den Kreis Bernkastel „Median“.

Abb. 1: Erstürmung Finanzamt

19 3 Natürliche Voraussetzungen

20 21 NATÜRLICHE 3 VORAUSSETZUNGEN

3 Natürliche Voraussetzungen

Die Verbandsgemeinde Bernkastel-Kues erstreckt sich im Tal der Mittelmosel zwischen Neumagen-Drohn und Lösnich und dehnt sich in südöstlicher Richtung bis in das Mittelgebirge des Hunsrück mit den Gemeinden Longkamp, Kommen, Kleinich und Hochscheid aus. Bemerkenswert sind die im Moseltal - im Hinblick auf den Breitengrad - relativ günstigen Klimawerte, was eine ganz wesentliche Voraussetzung für die Entwicklung des Weinbaus hier gewesen ist.

Abb.1: Lage der Verbandsgemeinde Bernkastel-Kues im Landkreis Bernkastel-Wittlich.

Wittlich Verbandsgemeinde Verbandsgemeinde Traben-Trarbach Wittlich Land

Morbach

Verbandsgemeinde

22 3.1 Flächen und deren Nutzung

In der Verbandsgemeinde nimmt die Stadt einzelnen Ortsgemeinden. größten Anteil an bewaldeten Flächen auf; Bernkastel-Kues mit 23,67 km2 die größte Mülheim und die Stadt Bernkastel-Kues gefolgt werden diese von Veldenz mit 59,8 Fläche ein, gefolgt von Kleinich im Huns- verzeichnen mit 25,5 % und 19,9 % einen %, welche am Fuße der ersten Hunsrück- rück. Die kleinste Fläche weist die Ortsge- hohen Anteil an Siedlungs- und Ver- wälder liegt. Kleinich (53,4%), Lieser meinde Lösnich mit 2,53 km2 auf (Tab. 3). kehrsfläche. Die Ortsgemeinden Hoch- (49,4%), Kommen (48,7%) und Erden Tab. 4 zeigt die prozentuale Verteilung der scheid (78,4 %) und Gornhausen (62,3%) (46,8%) haben im Vergleich einen etwas Nutzungsarten von Flächen innerhalb der im Hunsrück weisen mit Abstand den höheren Anteil an Landwirtschaftsfläche.

Siedlungs- Verkehrs- Landwirt- Waldfläche Sonstige fläche fläche schafts- Flächen fläche

Morbach 6,0 5,7 36,0 51,7 0,6

Wittlich 17,1 7,7 42,5 31,4 1,3

VG Bernkastel-Kues 5,2 6,5 38,8 46,2 3,5

VG Thalfang am Erbeskopf 3,6 5,7 32,9 57,5 0,3

VG Traben-Trarbach 4,3 5,3 29,3 58,7 2,4

VG Wittlich-Land 4,8 5,8 40,6 47,3 2,1

Landkreis Bernkastel-Wittlich 5,3 5,9 36,9 50,1 1,8

Landkreise 7,2 6,0 42,1 42,9 1,8

Tab. 1: Flächennutzung der Verbandsgemeinde Bernkastel-Kues im Vergleich (2014)

Merkmal Verbandsgemeinde Durchschnitt der Bernkastel-Kues % Verbandsgemeinden gleicher Größenklassen %

Landwirtschaftsfläche 38,8 48,7

Waldfläche 46,2 36,1

Wasserfläche 2,9 1,4

Siedlungs- und Verkehrsfläche 11,7 13,3

Sonstige Fläche 0,5 0,5

Tab. 2: Flächennutzung in den Verwaltungsbezirken des Landkreises 2014

23 NATÜRLICHE 3 VORAUSSETZUNGEN

Abb.2: Bodennutzung nach ausgewählten Verbandsgemeindever- 249,00 Nutzungsarten in % waltung Bernkastel-Kues Bernkastel-Kues, Stadt 23,67 11,7 0,5 Brauneberg 12,22 2,9 Burgen 7,78

38,8 Erden 3,69

Gornhausen 5,30

Graach an der Mosel 8,64

5,5 Hochscheid 15,39

Kesten 3,80

Kleinich 20,31

Landwirtschaftsfläche Kommen 2,82 Waldfläche Wasserfläche Lieser 5,42 Siedlungs- und Verkehrsfläche Lösnich 2,53 Sonstige Flächen Longkamp 11,50

Maring-Noviand 12,23

Minheim 5,39

Monzelfeld 12,5

Mülheim an der Mosel 4,92

Neumagen-Dhron 16,28

Piesport 19,6

Ürzig 6,04

Veldenz 14,41

Wintrich 17,59

Zeltingen-Rachtig 16,94

Tab.3: Flächen der einzelnen Ortsgemeinden

24 Gesamtfläche Landwirtschafts- Waldfläche Wasserfläche Siedlungs- und Sonstige Flächen in km2 fläche Verkehrsfläche

Neumagen-Drohn 16,28 45,8 30,1 5,8 15,7 2,5

Piesport 19,6 40,9 41,9 5 11,4 0,8

Minheim 5,39 45,1 34,7 9,4 9,9 1

Kesten 3,8 43,9 35,4 6,7 13,3 0,8

Wintrich 17,59 31,7 57,8 1,8 8,4 0,3

Brauneberg 12,22 45,7 39,3 3,8 11,1 0,2

Burgen 7,78 39,9 50,6 0,5 8,9 0,1

Gornhausen 5,3 30,8 62,3 0,1 6,8 0

Veldenz 14,41 32,3 59,8 0,3 7,5 0,1

Mülheim 4,92 34,8 34,6 4,8 25,5 0,2

Maring-Noviand 12,23 43,6 41,6 1,9 12,7 0,2

Lieser 5,42 49,4 29,7 3,6 16,6 0,7

Bernkastel-Kues 23,67 28,2 46 5,5 19,9 0,4

Monzelfeld 12,5 41,9 47,6 0,3 10,1 0,1

Longkamp 11,5 45,2 43,8 0,4 10,7 0,1

Kommen 2,82 48,7 37,8 0,4 12,8 0,3

Kleinich 20,31 53,4 37,3 0,4 8,9 0

Hochscheid 15,39 14,4 78,4 0,2 7,1 0

Graach 8,64 39,9 50,9 2,7 5,5 1

Lösnich 2,53 36,9 41,5 4,9 13,6 3,1

Erden 3,69 46,8 30,8 7,3 14,1 0,9

Ürzig 6,04 42,4 38,4 3,8 14,2 1,2

Zeltingen-Rachtig 16,94 37,9 47,1 3,8 11,1 0,1

Tab.4: Flächennutzung in den einzelnen Ortsgemeinden nach Nutzungsarten in %

25 NATÜRLICHE 3 VORAUSSETZUNGEN

3.2 Wald und Forstwirtschaft

Der Wald spielt aufgrund seiner Fähigkeit, Die hoheitliche Aufsicht über die Wälder Kohlenstoff im Rahmen des Photosynthe- von Rheinland-Pfalz obliegt den Landes- seprozesses zu binden und Sauerstoff zu forsten Rheinland-Pfalz. Diese sind auf produzieren eine wichtige Rolle im Klima- nahezu der gesamten Waldfläche tätig und schutz. Darüber hinaus fungiert er als Na- bewirtschaften insbesondere die landes- herholungsort, bietet Lebensraum für eine eigenen Wälder. Sie bewirtschaften den Vielzahl an Tieren und Pflanzen, dient als kommunalen Wald sowie betreuen privates Luft- und Wasserfilter, schützt vor Erosion Waldeigentum. Seit einigen Jahren findet und liefert Rohstoffe. Mit ca. 42 % bewal- ein aktiv eingeleiteter Waldumbau zur Sta- deter Fläche ist Rheinland-Pfalz vor Hessen bilisierung und Anpassung der Wälder an und Baden-Württemberg das Bundesland den Klimawandel statt. Es werden verstärkt mit dem größten Anteil an Waldfläche. Im Mischwälder aufgebaut, die standfester Landkreis Bernkastel-Wittlich, dem die gegenüber Gefahren und Klimaveränderun- Verbandsgemeinde zugeordnet ist, sind gen sind. 50% der Fläche bewaldet. Der Wald in der Verbandsgemeinde Die regelmäßige Bundeswaldinventur Bernkastel-Kues wird von den Forstämtern zeigt, dass sich in Rheinland-Pfalz rund Hochwald und Traben-Trarbach betreut. 46% der Waldfläche vorwiegend in Hand von Gemeinden, Städten und anderen Kör- perschaften befinden (d.h. Körperschafts- wald sind). Im Bundesvergleich liegt das Land auch hier an oberster Stelle. Die übrige Fläche verteilt sich auf Privatwald (26,7 %), Staatswald des Landes (25,6 %) und Staatswald des Bundes (1,6%), vgl. auch Tab. 5.

26 Land Staatswald Staatswald Körperschafts- Privatwald Alle Eigen- Bund Land wald tumsarten

Baden-Württemberg 0,45219167 23,586901 40,0335497 35,9273576 100

Bayern 2,07229392 29,8465401 12,39341031 55,6877556 100

Brandenburg +Berlin 6,07541899 27,3743017 7,437150838 59,1131285 100

Hessen 1,07334526 38,1932021 36,27012522 24,4633274 100

Mecklenburg-Vorpommern 8,8999644 41,2246351 10,34175863 39,5336419 100

Niedersachsen 4,56987646 27,8777609 8,87492261 58,67744 100

Nordrhein-Westfalen 3,84783559 13,2050721 16,13467425 66,812418 100

Rheinland-Pfalz 1,56472262 25,592698 46,13560929 26,7069701 100

Saarland 0,76335878 47,7099237 22,90076336 28,6259542 100

Sachsen 6,01869159 38,5046729 10,31775701 45,1588785 100

Sachsen-Anhalt 10,1983533 26,3473054 9,131736527 54,3226048 100

Schleswig-Holstein 3,16273721 30,9948246 14,49108683 51,3513514 100

Thüringen 3,54074603 37,0828448 15,81459285 43,5618163 100

Hamburg + Bremen 31,4285714 14,28571429 54,2857143 100

Deutschland (alleLänder) 3,53322874 28,9824058 19,44496654 48,0393989 100

Tab.5: Anteil an der Gesamtwaldfläche in nach Land und Eigentumsart (2012)

27 NATÜRLICHE 3 VORAUSSETZUNGEN

3.3 Klimatische Bedingungen

In der Verbandsgemeinde Bernkastel-Kues wurde der Dezember 2010 als der kälteste gibt es Wetterstationen in Bernkastel-Kues Dezember seit 1969 verzeichnet. Auch in (186m), Zeltingen-Rachtig (212m), Piesport der Wetterstation Bernkastel-Kues ging (139m), Brauneberg (126m) und eine dieser Monat mit einem Durchschnittswert hydrometeorologische Station in Kleinich von -1,5 Grad Celsius als besonders kalter (447m). Abb. 3 zeigt die gemessenen Jah- Monat in die Klimaaufzeichnungen ein. Die resdurchschnittstemperaturen von 2006 Durchschnittstemperatur des Monats Ja- bis 2015 dieser Wetterstationen. Während nuar liegt zwischen 2001 und 2015 bei 3,6 global betrachtet das Jahr 2010 das wärms- Grad Celsius. Dieses Extremjahr wirkte sich te und niederschlagreichste Kalenderjahr somit auch auf die langjährigen Mittelwer- seit Beginn der Wetteraufzeichnungen war, te aus, die im folgenden Klimadiagramm blieb die Jahresdurchschnittstemperatur in der Wetterstation Bernkastel-Kues (Abb. 4) Deutschland unter dem vieljährigen Mittel für die Jahre 2001 bis 2015 aufgezeichnet zurück und ging damit als ein ungewöhn- sind. lich kaltes Jahr in die Geschichte ein. So

12,5°C

12°C

11,5°C

11°C

10,5°C

10°C

9,5°C 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015

Abb.3: Jahresdurchschnittstemperaturen 2006-2015 in der Verbandsgemeinde

28 30°C

20°C

10°C

0°C Januar Februar März April Mai Juni Juli August Sept. Okt. Nov. Dez.

Abb.4.1: Klimadiagramm Bernkastel-Kues Temperatur (2001-2015)

100 90 80 70 60 50 40 Okt. Nov. Dez. 30 20 10 0 Januar Februar März April Mai Juni Juli August Sept.

Abb.4.2: Klimadiagramm Bernkastel-Kues Niederschlag (2001-2015)

29 4 Bevölkerungsentwicklung

30 31 BEVÖLKERUNGS- 4 ENTWICKLUNG

4.1 Bevölkerungsstand 4.1.1 Landkreis

Tab. 1 zeigt ausgewählte Strukturdaten zur Bevölkerung des Landkreises Bern- kastel-Wittlich im Jahr 2013. Im Landkreis lebten 110.643 Menschen, davon 54.811 Männer und 55.832 Frauen. Der Anteil der Ausländer*innen an der Gesamt- bevölkerung betrug 5,9%. Damit liegt Bernkastel-Wittlich im Durchschnitt aller Landkreis). Der Jugendquotient lag im Landkreis laut Tab.1 bei 30,2 und damit leicht unter dem

Bevöl- Männer Frauen Aus- Ausländ. Jugend- Senioren- Bevöl- kerung länder Anteil an quotient quotient kerungs- insg. Innen Bevölke- dichte rung %

Bernkastel-Wittlich 110643 54811 55832 6529 5,9 30,2 35,1 95

Landkreise (Summe) 2965764 1459629 1506135 177754 6 30,8 34,5 158

Minimum der Landkreise 60765 30112 30653 2557 2,7 27,8 29,1 59

Maximum der Landkreise 209785 102901 106884 14067 9,2 32,5 39,8 489

Tab.1: Strukturdaten zur Bevölkerung im Landkreis Bernkastel-Wittlich 2013

32 Durchschnitt der Landkreise; der Senio- 35,9%. Die meisten jungen Frauen zog es renquotient betrug 35,1 (etwas über dem in die Städte: Die höchsten Anteile hatten Durchschnitt). Mainz und Trier mit ca. 44%. Im Landkreis wohnten 2013 durchschnitt- Sieht man sich die Herkunft der ausländi- lich 95 Einwohner*innen je Quadratkilome- schen Mitbürger*innen im Landkreis an, ter (Bevölkerungsdichte), was recht wenig zeigt sich, dass 2013 23,3% aller Aus- ist im Vergleich zu vielen anderen Land- länder*innen aus europäischen Ländern kreisen, wie Abb.1 zeigt. außerhalb der EU-Staaten kamen. Die 2013 waren 32,5% aller Frauen im Land- Mehrheit jedoch waren EU-Bürger*innen kreis im gebärfähigen Alter. In den anderen (60,5%) und 16,1% kam aus Ländern au- Landkreisen waren es zwischen 30,4- ßerhalb Europas.

Abb.1: Bevölkerung im erwerbsfähigen Abb.2: Bevölkerungsdichte der Landkreise Alter 2013 in den Landkreisen von RLP in RLP 2013 im Vergleich

unter 59% unter 100 59 bis 60% 100 bis 150 60 bis 61% 150 bis 200 61 bis 62% 200 bis 250 62 bis 63% 250 bis 300 63% und mehr 300 und mehr

33 BEVÖLKERUNGS- 4 ENTWICKLUNG

4.1.2 Verbandsgemeinde

In der VG Bernkastel-Kues lebten 2015 eher niedrig (siehe auch Tab.2). 27.741 Menschen, davon ca. 94% Deut- Tab. 3 betrachtet die aktuellen Altersver- sche. Tab. 3 zeigt die genauen Bevölke- teilungen in den Verbandsgemeinden, rungsanteile nach Alter, Geschlecht und die ebenfalls recht homogen sind. Die Nationalität im Vergleich zu denen anderer meisten jungen Menschen wohnen zurzeit Verbandsgemeinden im Landkreis: in Wittlich-Land (17,4%), am wenigsten in Außer in Wittlich-Land ist der Anteil der Bernkastel-Kues (14,6%). deutschen Frauen geringfügig höher Abb. 4 zeigt die Verteilung der drei Alters- als der der deutschen Männer. In der gruppen von Jungen, Erwerbstätigen und Verbandsgemeinde lebten 2015 mehr Älteren für die Verbandsgemeinde 2014. weibliche als männliche Ausländer*innen. Details zu genauer aufgeschlüsselten Den insgesamt vergleichsweise höchsten Altersgruppen enthält Tab. 4 (für das Jahr Ausländer*innen-Anteil weist Trarben-Tra- 2015). bach auf, doch sind die Anteile generell

Abb.3a: Kreisfreie Städte: Anteil der aus- Abb.3b: Landkreis: Anteil der ausländi- ländischen Bevölkerung nach den häufigs- schen Bevölkerung nach den häufigsten ten Staatsangehörigkeiten Staatsangehörigkeiten

3,0 2,8 2,8 2,7 3,2 2,9 3,3 2,9 3,4 3,8

7,4 6,7

47,0 47,6 10,8 12,3

19,1 18,3

Deutschland Deutschland Türkei Türkei Italien Polen Polen Italien Bulgarien Rumänien Griechenland Russische Förderation Rumänien Kosovo Kroatien Luxemburg Russische Förderation Vereinigte Staaten

34 Ein- Frauen Männer Deut- deut- deut- Aus- Aus- Aus- wohner- sche insg. sche sche Män- länder länder- länder zahl Frauen ner Innen innen insg.

VG Bernkastel-Kues 27.741 14.014 13.727 25.925 13.089 12.836 1.816 925 891

VG Thalfang am Erbeskopf 7.246 3.664 3.582 6.965 3.533 3.432 281 131 150

VG Traben-Trarbach 17.591 8.939 8.652 16.281 8.280 8.001 1.310 659 651

VG Wittlich-Land 29.454 14.843 14.611 28.071 14.199 13.872 1.383 644 739

Tab.2: Verbandsgemeinden des Landkreises Bernkastel-Wittlich im Vergleich: Einwohnerzahl, Geschlecht, Nationalität der Bevölkerung 2015

unter 18 bis 65 Jahre Summe Jugend- 18 Jahre unter und älter quotient 65 Jahre

Wittlich (Stadt) 3064 11755 3565 3672 26

Morbach 1757 6529 2172 10458 27

VG Bernkastel-Kues 4041 17084 6616 27741 24

VG Traben-Trarbach 2666 10602 4323 17591 25

VG Wittlich-Land 5138 18601 5715 29.454 28

VG Thalfang am Erbeskopf 1122 4655 1469 7.246 24

Landkreis Bernkastel-Wittlich 17788 69226 23967 110981 26

Tab.3: Bevölkerungsanteile nach Alter in den Verwaltungsbezirken des Landkreises 2014 (S4,8)

35 BEVÖLKERUNGS- 4 ENTWICKLUNG

Bevöl Bevöl- Bevöl- Deut- Deut- Deut- Ausländer Ausländer Ausländer kerung kerung kerung sche sche sche Ins- Männer Frauen Alter von...bis unter...Jahren gesamt Männer Frauen gesamt Männer Frauen gesamt unter 3 Jahre 565 305 260 513 279 234 52 26 26

3 bis 5 Jahre 569 322 274 546 296 250 50 26 24

6 bis 9 Jahre 853 422 431 786 386 400 67 36 31

10 bis 14 Jahre 1.182 601 581 1.102 556 546 80 45 35

15 bis 17 Jahre 845 441 404 805 428 377 40 13 72

18 bis 19 Jahre 557 288 269 537 274 263 20 14 6

20 bis 24 Jahre 1.427 764 663 1.283 697 586 144 67 77

25 bis 29 Jahre 1.406 737 669 1.232 660 572 174 77 97

30 bis 34 Jahre 1.354 707 647 1.143 595 548 211 112 99

35 bis 39 Jahre 1.453 728 725 1.281 627 654 172 101 71

40 bis 44 Jahre 1.750 885 865 1.576 806 770 174 79 95

45 bis 49 Jahre 2.324 1.161 1.163 2.176 1.102 1.074 148 59 89

50 bis 54 Jahre 2.493 1.239 1.254 2.350 1.169 1.181 143 70 73

55 bis 59 Jahre 2.127 1.060 1.067 2.013 1.014 999 114 46 68

60 bis 64 Jahre 2.193 1.121 1.072 2.093 1.066 1.027 100 55 45

65 bis 74 Jahre 3.047 1.497 1.550 2.946 1.441 1.505 101 56 45

75 und älter 3.569 1.449 2.120 3.543 1.440 2.103 26 9 17

Insgesamt 27.741 13.727 14.014 25.925 12.836 13.089 1.816 891 925

Tab.4.: Bevölkerung der VG Bernkastel-Kues nach Alter (im Detail), Geschlecht und Nationalität 2015

36 Abb.4: Altersverteilung in der Fläche Ein- Ein- VG Bernkastel-Kues 2014 in km2 wohner wohner- dichte

14,6 Bernkastel-Kues 23,67 6973 295 23,8 Brauneberg 12,22 1178 96

Erden 3,69 370 100

Gornhausen 5,3 205 39

Graach an der Mosel 8,64 658 76

Hochscheid 15,39 268 17

61,6 Kesten 3,8 346 91

Kleinich 20,31 675 33

unter 18 Jahre Kommen 2,82 313 111 18 bis 65 Jahre Lieser 5,42 1224 226 65 Jahre und älter Longkamp 11,5 1150 100

Lösnich 2,53 429 170

Maring-Noviand 12,23 1465 120

Minheim 5,39 456 85

Monzelfeld 12,5 1189 95

Mülheim an der Mosel 4,92 1011 205

Neumagen-Dhron 16,28 2297 141

Piesport 19,6 1990 102

Ürzig 6,04 880 146

Veldenz 14,41 956 66

Wintrich 17,59 915 52

Zeltingen-Rachtig 16,94 2222 131

Tab. 5: Einwohnerdichte in den Ortsgemeinden der VG Bernkastel-Ku- es 2014

37 BEVÖLKERUNGS- 4 ENTWICKLUNG

4.2 Bevölkerungsentwicklung und aktuelle Wanderungsstatistik 4.2.1 Landkreis

Im Vergleich mit den Minimal- und Insbesondere für die Altersgruppe der Maximalwerten der Landkreise in Rhein- unter-20-Jährigen lassen Hochrechnungen land-Pfalz verzeichnete der Landkreis wie die in Abb. 5 weitere Rückgänge in Bernkastel-Wittlich im Fünfjahresdurch- der Zukunft vermuten, auch aufgrund des schnitt (2013) nur einen leichten Bevöl- allgemeinen demografischen Wandels. kerungsverlust (145 Einwohner*innen, Für den Landkreis Bernkastel-Wittlich -0,1%), während viele andere Landkreise wird eine Abnahme junger Menschen von deutlich mehr Abwanderung erlebten. 15-20% gegenüber dem Jahr 2010 voraus- Im gesamten Bundesland Rheinland-Pfalz gesagt. gewannen eher die großen Städte in den Abb. 6 zeigt die Zuwachs-Prognosen für letzten fünf Jahren an Einwohner*innen; die anderen Altersgruppen im Vergleich dem allgemeinen Phänomen der Land- mit dem Maximal- und Minimalwert der flucht gemäß gab es in den meisten Land- Landkreise, die für Bernkastel-Wittlich für kreisen eher Fort- als Zuzüge. die Altersgruppen der unter 65-Jährigen Sieht man sich beispielsweise die realen ebenfalls negativ, für die der Älteren erwar- Wanderungsbewegungen 2010 im Land an, tungsgemäß positiv ausfallen. so gibt es in einigen wenigen Landkreisen Wie sich der Anteil der jungen Bevölkerung Verluste, in den meisten Wanderungs- im Landkreis entwickeln wird, darüber gewinne: Bernkastel-Wittlich lag in der gibt Abb. 6 Aufschluss: Bis 2030 wird die Kategorie 2-4 auf 1000 Einwohner*innen. Altersgruppe der 0-6-Jährigen voraussicht- Im Land Rheinland-Pfalz lag der Wande- lich um 11,4% zurückgehen, die Gruppe der rungsgewinn zum Vergleich bei 4,3. 6-10-Jährigen um 15%, die der 10-16-Jähri- Abb. 9 zeigt, wie stark der Anteil junger gen sogar um 24,3% und die der 16-20-Jäh- Menschen im Landkreis in den letzten Jah- rigen um 29,7%. ren zurückgegangen ist. In Bernkastel-Kues waren es 21%.

Landkreis Bernkastel-Wittlich -19,8

VG Wittlich-Land -20,0

VG Traben-Trarbach -23,6

VG Thalfang am Erbeskopf -22,7

VG Manderscheid -21,4

VG Kröv- -24,2

VG Bernkastel-Kues -21,0

Morbach -19,4

Wittlich, Stadt -11,7

Tab. 6: Entwicklung der Anzahl junger Men- schen im Landkreis , 2002-2013 in %

38 Abb.5: Hochrechnung für die Abnahme/Zunahme unter 20-Jähriger im Vergleich zu 2010 im Jahr 2030

Abnahme gegenüber 2010 in % 25% und mehr (9) 20 bis 25% (11) 15 bis 20% (3) unter 15% (11) Abnahme gegenüber 2010 in % unter 15% (2)

Land: Abnahme 17,6% ( ) Anzahl der Verwaltungsbezirke

Abb.6: Prognose der Bevölkerungsentwicklung bis 2030 2010 2030 - 24,3%

- 11,4%

7.067 - 29,7% -15,0%

5.200 5.352 5.298 4.608 3.947 3.725 3.354

0 bis unter 6jährige 6 bis unter 10jährige 10 bis unter 16jährige 16 bis unter 20jährige

39 BEVÖLKERUNGS- 4 ENTWICKLUNG

4.2.2 Verbandsgemeinde 4.2.2.1 Allgemeine Bevölkerungsentwicklung

Die historische Statistik zeigt, dass seit An- ist, also weniger Junge nachkommen, ist Vergleicht man die Wanderungsstatistik fang des 19. Jahrhunderts in der Verbands- die Zahl der 20-65-Jährigen entsprechend der gesamten Verbandsgemeinde mit gemeinde Bernkastel-Kues die Bevölke- gestiegen. denen der anderen Verwaltungsbezirke rung zunächst anwuchs und erst ab dem Wie sieht es mit aktuellen Wanderungsbe- im Landkreis, hatten 2014 die VG Witt- Jahr 1950 wieder rückläufig war (Abb.7). wegungen in der Verbandsgemeinde, d.h. lich-Land und die Stadt Wittlich den höchs- Der Zuwachs entspricht der allgemeinen Zu- und Fortzügen über Gemeinde- und ten Zuwachs von Personen innerhalb der historischen Bevölkerungszunahme; die Kreisgrenzen aus? Die Zahlen für das Jahr Gemeindegrenzen. Was Zu- und Fortzüge Abnahme könnte mit den allgemeinen 2014 zeigt Tab.8. In der Stadt Bernkas- über die Kreisgrenzen hinweg betrifft, Wanderungsbewegungen in großstädti- tel-Kues zogen hiernach 2014 633 Perso- verließen mehr Menschen den Kreis als zu- sche Standorte zu tun haben. Interessant nen aus anderen Ortsgemeinden zu und zogen. Einzig Wittlich und Traben-Trarbach erscheint die Stagnation der Abnahme seit 536 zogen in diese fort, was einen Saldo verzeichneten hier positive Salden. dem Jahr 1987. von 97 ergibt. 347 Personen zogen von Prognosen, wie sich die Bevölkerungsan- Wie Abb.8 zeigt, näherte sich der seit den außerhalb des Landkreises in die Stadt, zahl der Verbandsgemeinde entwickeln 60er Jahren wesentlich höhere Anteil von 289 Personen aus Bernkastel-Kues verlie- wird, zeigt Tab.9. Gemäß dieser Voraus- Frauen in der Verbandsgemeinde bis 1987 ßen den Landkreis, womit ein Saldo von berechnungen wird die Bevölkerung der an den Männeranteil an, was gegebenen- 58 bleibt. In beiden Fällen sind die Salden VG Bernkastel-Kues im Jahr 2035 noch falls mit Veränderungen in der Arbeitswelt positiv, d.h. insgesamt gab es in der Stadt 24,4% der Bevölkerung des gesamten zu erklären ist. einen Bevölkerungszuwachs. Landkreises ausmachen, was gegenüber Die aktuelle Entwicklung der Altersstruk- Den grafischen Vergleich der Salden der 2013 einen leichten Rückgang bedeutet. tur 2005-2014 in der Verbandsgemeinde Ortsgemeinden der VG Bernkastel-Kues Auch die Bevölkerungsanteile der anderen veranschaulicht Tab. 7. stellt Tab. 8 dar. Insbesondere die Stadt Verbandsgemeinden werden nach diesem Den demografischen Wandel bezeugen Bernkastel-Kues verzeichnete einen hohen Modell sinken, somit geht die Bevölkerung der Jugend- und Altenquotient. Während Zuzug von Personen außerhalb des Land- im Landkreis schätzungsweise generell die Zahl der jungen Menschen gesunken kreises. zurück.

40 Abb.7: Bevölkerungsentwicklung in der Verbandsgemeinde 1815-2011

33.000

30.000

27.000

24.000

21.000

18.000

15.000

12.000

9.000

6.000

3.000

0 1815 1835 1871 1905 1939 1950 1961 1970 1987 2011

Abb.8: Bevölkerungsentwicklung in der Verbandsgemeinde Bernkastel-Kues 1962-2014 nach Geschlecht

18.000

16.000

14.000

12.000

10.000

8.000

6.000

4.000

2.000 Männer 0 Frauen 1962 1972 1982 1992 2002 2012

41 BEVÖLKERUNGS- 4 ENTWICKLUNG

Bevöl- Bevöl- Bevöl- Bevöl- Jugend- Alten- kerung kerung kerung kerung quotient quotient unter 20 -65 65 Jahre 20 Jahre Jahre und älter

2010 27.741 14.014 13.727 25.925 13.089 12.836

2006 7.246 3.664 3.582 6.965 3.533 3.432

2007 27.741 14.014 13.727 25.925 13.089 12.836

2008 27.741 14.014 13.727 25.925 13.089 12.836

2009 27.741 14.014 13.727 25.925 13.089 12.836

2010 27.741 14.014 13.727 25.925 13.089 12.836

2011 27.741 14.014 13.727 25.925 13.089 12.836

2012 27.741 14.014 13.727 25.925 13.089 12.836

2013 27.741 14.014 13.727 25.925 13.089 12.836

2014 27.741 14.014 13.727 25.925 13.089 12.836

Tab.7: Bevölkerungsentwicklung in der Verbandsgemeinde 2005-2014 nach Alter

42 über Gemeinde Saldo über Kreis: Saldo

Wittlich 181 132

Morbach -26 -17

VG Bernkastel-Kues 137 -61

VG Thalfang am Erbeskopf 10 -37

VG Wittlich-Land 267 -762

VG Traben-Trarbach 33 108

Summe Landkreis 602 -389

Tab.8 : Zu- und Fortzüge über die Gemeinde- und Kreisgrenzen 2014: Die Verbandsge- meinden des Landkreises im Vergleich

2013 2020 2025 2030 2035

Morbach 9,5 9,4 9,4 9,5 9,5

Wittlich 16,6 17,5 17,9 18,3 18,6

VG Bernkastel-Kues 25 24,9 24,7 24,6 24,4

VG Thalfang am Erbeskopf 6,6 6,6 6,5 6,6 6,6

VG Traben-Trarbach 16 15,6 15,3 15,1 14,8

VG Wittlich-Land 26,4 26,1 26,1 26,1 26,1

Tab.9: Vorausberechnungen: Bevölkerungsanteil der Verbandsgemeinden im Landkreis 2013-2035, in %

43 BEVÖLKERUNGS- 4 ENTWICKLUNG

4.2.2.2 „Bleiben, gehen, wiederkommen“ – Mobilitätsperspektiven der Jugend in der VG

Ungeachtet des fortschreitenden demo- Eisdielen, Restaurants, Vereinskultur, Kino graphischen Wandels ist es lohnenswert, und Schwimmbad ein; was in der Wahr- sich mit den Motiven auseinanderzuset- nehmung der Beteiligten fehlte, waren zen, aufgrund derer junge Menschen ihre etwa Freizeitangebote, Mobilitätsangebote Heimatregion bzw. ihre Verbandsgemein- sowie ein Studienangebot. de verlassen. Im Januar 2015 führte das Die Hälfte der jungen Menschen beabsich- Jugendparlament Bernkastel-Kues daher in tigte, die VG zu verlassen, 36% beabsich- Zusammenarbeit mit der Kreisjugendpflege tigte dies nicht. Interessant ist hierbei das Bernkastel-Wittlich eine Onlinebefragung Verhältnis der Geschlechter: die jungen durch, um die Perspektiven der Jugend auf Frauen in der Befragung schienen eher die Verbandsgemeinde zu beleuchten. bereit zu sein, sich außerhalb der VG zu Dabei stellte sich heraus, dass der größte orientieren (Abb.10). bindende Faktor an die Heimat die Familie Auf die Frage nach den Anreizen, wieder in ist, gefolgt von Freunden, und eher gering die Heimat zurückzukehren, ergab sich das ausgeprägt Natur/ländliche Umgebung folgende Bild, an dem die Familie als Motiv und die Arbeit. Gefragt nach der Zufrie- bei den meisten an erster Stelle steht, denheit mit der eigenen Heimat ergab sich gefolgt von Aussichten auf eine Arbeits- folgendes Meinungsbild (Abb.9): stelle/eine Berufsausübung. Für einige So waren 64% der an der Befragung betei- waren jedoch auch regionale Faktoren wie ligten Personen mit ihrer Heimatregion zu- Infrastruktur/Mobilität und Freizeitangebo- frieden, 12% waren es nicht. Als besondere te wichtig. Angebote ihrer Region fielen den meisten

44 Abb.9: Zufriedenheit junger Menschen mit Familie 71 ihrer Heimat/VG 2015 Beruf/Arbeitsstelle 54

8% Freunde 37

12% Ruhe/ländliche Region/Natur 34

Mobilität/ÖPNV/Infrastruktur 13

Freizeitangebote 11 16% Sonstiges 8

Heimatverbundenheit 6 64% Soziales Umfeld und Gemeinschat 6

Internetanbindung 5

Partnerschaft 5 gut bis sehr gut neutral Wohnmöglichkeiten 5 unzufrieden bis sehr unzufrieden keine Angaben Kinder 4

Kindheitserinnerungen 4

Ausbildung/Schule 4 Abb.10: Geschlechterverhältnis bei der Frage: „Beabsichtigst du, (vor Ort, in der Nähe) deine Heimat zu verlassen?“ Einkaufsmöglichkeiten 3

Weinkultur 3 83 Männer Familienfreundlichkeit 2 71 67 Frauen Mehr Gestaltungsraum 2 46 Akzeptanz Jugendlicher 1

27 Alter 1

16 Finanzielle Anreize 1

Ja Nein Keine Angabe Freiraum 1

Hobbys 1

Kulturangebote 1

Lebensqualität 1

Abb.11: „Was würde dich veranlassen, wieder in die Region zurückzuziehen?“ 45 5 Allgemeine Wirtschaftsdaten

46 47 ALLGEMEINE 5 WIRTSCHAFTSDATEN

5.1 Das Land Rheinland-Pfalz: Überblick zur wirtschaftlichen Entwicklung

Vergleicht man Rheinland-Pfalz mit Vom Strukturwandel der Arbeitsmärkte in Wuchs deutschlandweit die Zahl der anderen Bundesländern, wuchs die Zahl den Neunziger Jahren war Rheinland-Pfalz Selbstständigen, blieb der Zuwachs in der Erwerbstätigen am Arbeitsort dort in weniger betroffen: Während 1991 viele Rheinland-Pfalz vergleichsweise gering den letzten Jahrzehnten deutlich (Abb.1; Selbstständige in Rheinland-Pfalz arbeite- (Abb.3). Es steigerte sich seit 1991 der zweithöchster Zuwachs im bundesweiten ten – mit 11,9% wies es die zweithöchste Anteil der Selbstständigen an der Gesamt- Vergleich). Quote der Selbstständigen auf – lag das beschäftigung dementsprechend nicht. Bundesland 2009 dagegen mit 11,5% nur noch etwas über dem bundesweiten Durchschnitt (Abb.2).

Abb.1: Entwicklung der Erwerbstätigkeit Abb.2: Selbstständigenquote Abb.3: Zuwachsraten der Selbstständigen/ (am Arbeitsort) 1991 bis 2009 in % 1991 und 2009 in % mithelfenden Familienangehörigen 1991 bis 2009 in %

25,3 11

11,9 11 11,5 19,3 8,4 11 9,1 10 7,3 4,3

Deutschland Westdeutschland Rheinland-Pfalz

48 Eine große Mehrheit der Selbstständigen Der Anteil von Beschäftigten wuchs in den In Rheinland-Pfalz zählten 1991 88,1% und und mithelfende Familienangehörigen ar- Jahren zwischen 1991 bis 2009 in Rhein- 2009 88,5% aller Erwerbstätigen zu der beiteten 2009 in Rheinland-Pfalz im Sektor land-Pfalz dagegen (Abb.5) – parallel zur Gruppe der Arbeitnehmer*innen. Das sind Dienstleistungen (Abb.4). Dies entsprach Entwicklung der Erwerbstätigkeit. Es gab ähnliche Anteile wie im Bund. etwa der bundesweiten Situation. Im Sek- einen Zuwachs von 11,4% - der zweithöchs- Abb. 6 zeigt das Verhältnis der Erwerbs- tor Land- und Forstwirtschaft und Fischerei te Zuwachs bundesweit nach Niedersach- formen im Jahr 2009 in Rheinland-Pfalz. arbeiteten etwas mehr Selbstständige als sen, während der Beschäftigtenanteil in Im Vergleich mit den anderen Bundeslän- in Gesamtdeutschland. den meisten anderen Bundesländern sank. dern gibt es einen recht hohen Anteil an atypisch Beschäftigten (22,6%).

Abb.4: Selbstständige/mithelfende Abb.5: Beschäftigungsentwicklung 2009 Abb.6: Erwerbsformen in Rheinland-Pfalz Familienangehörige in Rheinland-Pfalz zu 1991 in % 2009 in % nach Sektoren 2009 in %

5,5 12,4 5,3

11,2 15,7 22,6

7,4

4,1 66,1 71,9

Dienstleistungen Deutschland NormalarbeitnehmerInnen Land- und Forstwirtschaft, Fischerei Westdeutschland atypisch Beschäftigte Produzierendes Gewerbe (inkl. Bau) Rheinland-Pfalz Selbständige mit Beschäftigten Solo-Selbständige

49 ALLGEMEINE 5 WIRTSCHAFTSDATEN

Wie entwickelte sich der Anteil marginal Tab. 1 gibt eine Übersicht über verschie- Beschäftigter an den Erwerbstätigen? Dem dene Erwerbstätigenquoten des Jahres bundesweiten Trend entsprechend wuchs 2009 bestimmter Bevölkerungsgruppen in die marginale Beschäftigung in Rhein- Rheinland-Pfalz, verglichen mit dem Bund. land-Pfalz zwischen 2003 und 2009 (Abb. 7). Der Anteil lag in beiden Jahren im obe- ren Drittel im Vergleich mit den anderen Deutsch- Rheinland- Bundesländern. land Pfalz

55 - 64 Jährige 56,2 57,1 Abb. 7: Marginale Beschäftigung als Anteil an den Erwerbstätigen insgesamt Frauen 66,2 66,2 2003 und 2009 in % Männer 75,6 77,2

55 - 64 Jährige 55,7 55,7 ohne Abschluss 16,5 15,2 15,1 55 - 64 Jährige 13,6 14,8 13,2 (Fach)Hochschul- 86,8 87,9 reife

Tab.1: Erwerbstätigenquoten für RLP und Bund 2009 in %

Deutschland Westdeutschland Der Anteil der Erwerbstätigen bei den 55- Rheinland-Pfalz bis 64-Jährigen lag in Rheinland-Pfalz 1999 mit 36,4% unter dem bundesweiten Durch- schnitt, 2009 dagegen mit 57,1% leicht über diesem. Insgesamt ist die Erwerbstä- tigenquote der Älteren stark gestiegen. Wie auch im Bund war der Anteil Erwerbs- tätiger bei Frauen geringer als bei Män- nern. Außerdem war der Anteil Erwerbstä- tiger an der Gruppe von Menschen ohne Abschluss bzw. mit (Fach-) Hochschulab- schluss etwas höher als bundesweit. Was die Erwerbslosigkeit betrifft, hatte Rheinland-Pfalz 2009 (gemeinsam mit Süddeutschland, Hessen und Niedersach- sen) eine vergleichsweise geringe Quote unter 7%.

50 5.2 Landkreis

Während im Landkreis Bernkastel-Wittlich früher fast aus- schließlich die Landwirtschaft und der Weinbau Erwerbs- quellen boten, sind heute über 40.000 vielseitige Arbeitsplätze in Industrie, Handel und Handwerk entstanden. Arbeitgeber sind zahlreiche industrielle Großbetriebe ebenso wie viele mittelständische Betriebe sowie Klein- und Kleinstbetriebe. Wittlich gilt dabei als Wirtschaftszentrum des Landkreises, das sich nach dem Zweiten Weltkrieg rasant dank der günsti- gen Standortfaktoren entwickeln konnte. Mehr als 17 000 Menschen arbeiten dort, knapp 300 Hektar werden aktuell genutzt. Im engen Moseltal war und ist dagegen eine solche Entwicklung nicht möglich. Wittlich ist nicht nur Indust- riestandort, sondern bietet als Kreisstadt auch viele Arbeits- plätze im Dienstleistungsbereich. Trotz erheblicher Strukturveränderungen und eines hohen Anpassungsdrucks in den vergangenen Jahren hat die Zahl der Beschäftigten im Landkreis deutlich zugenommen, paral- lel zur Entwicklung im gesamten Bundesland. Der Dienstleis- tungssektor weist dabei die prozentual höchsten Steigerungen auf. Zu den wichtigsten Branchen im Landkreis Bernkas- tel-Wittlich gehört unter anderem der Maschinenbau ein- schließlich Metallbe- und -verarbeitung sowie die Nahrungs- mittel- und Holzindustrie. Sehr bedeutend ist die Vielzahl und die Vielfalt handwerklicher Betriebe und – weiterhin – Land- Laut der volkswirtschaftlichen Gesamt- wirtschaft und Weinbau; mehr als 4000 Menschen finden hier rechnungen der Länder wies der Landkreis einen Arbeitsplatz. Der Branchenmix aus Industrie, Landwirt- Bernkastel-Wittlich ein Bruttoinlandspro- schaft, Fremdenverkehr und sonstigen Dienstleistungen ohne dukt von 3.118 Mio Euro für das Jahr 2012 auf. Die privaten Haushalte verfügten, ausgeprägte Monostrukturen hat sich in den vergangenen je Einwohner*in, über ein Einkommen Jahren bewährt. von 23.994 €, das sie für Konsum- und Sparzwecke verwenden konnten (siehe auchV Kap. 5 und 6).

51 ALLGEMEINE 5 WIRTSCHAFTSDATEN

5.3 Einzelne Strukturdaten 5.3.1 Beschäftigte 5.3.1.1 Landkreis

Tab. 2 zeigt einige Daten zu den Be- schäftigten 2014. Im Landkreis gab es 2014 37.847 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte (am Arbeitsort), davon 549 in der Landwirtschaft (v.a. Weinbau), 16.182 in der Industrie und 21.116 im Dienstleis- tungssektor. Im Landkreis wohnten dage- gen 40.963 sozialversicherungspflichtige Beschäftigte.

LK Bernkastel- Wittlich Rheinland-Pfalz

Bruttoarbeitsentgelt 2714 2950 (Median in €, Arbeitsort)

sozialvers.pfl. 37847 1321470 Beschäftigte (Arbeitsort)

sozialvers.pfl. 40963 1453715 Beschäftigte (Wohnort)

ausschl. geringf. entl. 7658 266483 Beschäftigte (Arbeitsort)

ausschl. geringf. entl. 8560 278901 Beschäftigte (Arbeitsort)

Tab.2.: Beschäftigungsstatistik 2014 (Auswahl)

Sie verfügten über ein monatliches Bruttoarbeitsentgelt von 2.714 € (Medi- an). Erwerbstätige am Arbeitsort dagegen wurden 2014 57.591 gezählt. Davon waren 87,7% Arbeitnehmer*innen und 15,3% marginal Beschäftigte. Zum Vergleich gab es in Rheinland-Pfalz 89,4% Arbeitneh- mer*innen und 15,8% marginal Beschäftig- te. Die Arbeitsplatzdichte war mit 788 auf 1000 Einwohner*innen etwas höher als der Landesdurchschnitt (736). Die Beschäftigungsquote im Landkreis

52 betrug im Jahr 2014 55,7, ähnlich wie in Das Verhältnis der Frauen zur Gesamtheit Gesamtdeutschland (55,8). Sie war ein we- der sozialversicherungspflichtig Beschäf- nig höher als in Rheinland-Pfalz/Saarland tigten (am Wohnort, 15- unter 65 Jahre), insgesamt (54) und viel höher als in Trier d.h. die Beschäftigungsquote von Frau- (40,8). Der Indikator der Beschäftigungs- en, betrug im Landkreis 52, ähnlich wie quote zeigt an, in welchem Umfang sich bundesweit (52,1), wesentlich mehr als in soziodemographische Voraussetzungen, Trier (40,4) und etwas mehr als in Rhein- insbesondere Zahl und Struktur der Bevöl- land-Pfalz/Saarland (49,5).

Ältere (55- unter Entwicklung Beschäftigungsquote insgesamt 65 Jahre) Frauen (2005-2015)

LK Bernkastel-Wittlich 55,7 50,5 52 14,9

Kreisfreie Stadt Trier 40,8 40,4 40,4 20,4

Rheinland-Pfalz/Saarland 54 50,4 49,5 12,5

Deutschland 58,8 52,6 52,1 14,3

Tab.3: Strukturindikatoren des regionalen Arbeitsmarktes 2013/14

kerung, auf die Beschäftigung auswirken. Sieht man sich an, wie sich die Beschäfti- Die Anzahl der Erwerbsfähigen kann von gung in den Jahren 2005-2014 entwickelt Geburtenentwicklung und Lebenserwar- hat, ergibt sich für den Landkreis ein tung sowie kurzfristig von Wanderungen Indikator von 14,9, für Gesamtdeutschland und Pendlerströmen beeinflusst sein. 14,3, für Rheinland-Pfalz/Saarland 12,5, für Die Beschäftigungsquote der Älteren (50- Trier 20,4. In Bernkastel-Wittlich wuchs die 65 Jahre) betrug im Landkreis 50,5, diese Beschäftigung also – mehr als im Bund, ist weniger als in Gesamtdeutschland aber nicht so stark wie in der Stadt Trier. (52,6), ähnlich wie in Rheinland-Pfalz/ Noch ausführlichere Informationen über Saarland (50,4) und höher als in Trier Strukturindikatoren des regionalen Ar- (40,4). beitsmarktes zeigt die Tabelle der Arbeits- agentur Trier im Anhang dieser Studie.

53 ALLGEMEINE 5 WIRTSCHAFTSDATEN

5.3.1.2 Verbandsgemeinde

In der Verbandsgemeinde arbeiteten 2014 Die Zahl der sozialversicherungspflichtig 9.329 Beschäftigte, davon waren 4.795 Beschäftigten, die 2014 in der Verbandsge- Männer und 4.534 Frauen (vgl. Tab.4). meinde wohnten, betrug dagegen 10.350, Damit hatte sie die höchste Anzahl von das heißt, dass etwa 1.000 Personen zum Beschäftigten verglichen mit den anderen Arbeiten auspendelten. Verbandsgemeinden im Landkreis, jedoch weniger als die Stadt Wittlich (12.938).

Ver- änderung Beschäf- im Dienst- Jüngere zum tigungs- leistungs- Teilzeitbe- (unter Ältere Auszubil- Insgesamt Vorjahr dichte bereich schäftigte 30 Jahre) (60 Jahre +) dende

LK Bernkastel-Wittlich 37874 0,7 % 520 55,5 % 24,9 % 22,7 % 7 % 5,5 %

VG Bernkastel-Kues 9329 0,6 % 520 62,9 % 26,4 % 23,3 % 7,4 % 5,6 %

VG Wittlich-Land 5822 0,4 % 296 43,8 % 20,2 % 22,2 % 6,8 % 5,5 %

VG Traben-Trarbach 3923 -1,6 % 352 66,8 % 26,3 % 22 % 7,8 % 5 %

VG Thalfang am Erbeskopf 1494 -7,1 % 307 49,8 % 24,2 % 21,3 % 7,5 % 6,4 %

Wittlich 12938 2 % 1047 61,3 % 28,1 % 21,7 % 6,9 % 5,5 %

Morbach 4341 2,6 % 631 32,3 % 17 % 26 % 5,6 % 5,6 %

Tab.4: Arbeitsmarkt in den Verwaltungsbezirken des Landkreises 2014

54 Wie Tab. 5 und Abb. 8 zeigen, arbeiteten in Dieser Wert entspricht der Beschäftigungs- Abb.8: Beschäftigte (am Arbeitsort) der Verbandsgemeinde 2014 unter 5% aller dichte für den gesamten Landkreis 2014. in der Verbandsgemeinde nach Beschäftigten am Arbeitsort in der Land- Verglichen mit den einzelnen Verbandsge- Sektoren in % und Forstwirtschaft; 33,9% im produzie- meinden ist er nur in Wittlich und Morbach renden Gewerbe und 62,9% im Dienstleis- höher. Im Land Rheinland-Pfalz insgesamt 5 tungsbereich. Der Dienstleistungssektor ist er ebenfalls geringer als in der Ver- ist damit am größten vor Ort und auch mit bandsgemeinde. am größten im Vergleich zu den anderen Verbandsgemeinden (Morbach z.B. weist 33,9 dagegen einen höheren Anteil in der Land- und Forstwirtschaft auf). 62,9

Land- und- Forstwirtfschft, Produzierendes Dienstleistungs- Fischerei Gewerbe bereiche Land- undForstwirtfschft, Fischerei LK Bernkastel-Wittlich 2,4 42,8 55,8 Produzierendes Gewerbe Dienstleistungsbereiche VG Bernkastel-Kues 3,2 33,9 62,9

VG Wittlich-Land 2,2 54 43,8

VG Traben-Trarbach 2,1 31,1 66,8

VG Thalfang am Erbeskopf 0,9 49,3 49,8

Wittlich 0,1 38,6 61,3

Morbach 0,3 67,4 32,3

Abb. 5: Beschäftigte am Arbeitsort in den Verwaltungsbezirken des Landkreises 2014 nach Sektoren in %

55 ALLGEMEINE 5 WIRTSCHAFTSDATEN

Tab. 6 gibt Aufschluss über einen zweiten 2014 waren 23,3% der sozialversiche- Im Vergleich mit dem Durchschnitt der Ver- Indikator, die sogenannte Beschäftigungs- rungspflichtig Beschäftigten, die in der Ver- bandsgemeinden gleicher Größenklasse quote. 57,7 von 100 Einwohner*innen im bandsgemeinde arbeiteten, unter dreißig zeigt sich, dass in der Verbandsgemeinde Alter von 15 bis unter 65 Jahren gingen in Jahren alt, ähnlich viele wie im gesamten etwas mehr Frauen sozialversicherungs- der Verbandsgemeinde einer sozialversi- Landkreis (22,7%) und in Rheinland-Pfalz beschäftigt (am Arbeitsort) sind als in cherungspflichtigen Beschäftigung nach, (22%). Verglichen mit den anderen vergleichbaren Verbandsgemeinden. Bei wohingegen es in Wittlich nur 52,7 waren. Verbandsgemeinden arbeiteten nur in Mor- den sozialversicherungspflichtig Beschäf- Im gesamten Landkreis lag der Wert bei bach mehr junge Menschen (26%). 7,4% tigten am Wohnort ist der Anteil von Män- 56,2 und im Land Rheinland-Pfalz bei 54,7. aller sozialversicherungspflichtig Beschäf- nern und Frauen im Vergleich zu anderen 5,5% aller sozialversicherungspflichtig tigten am Arbeitsort waren dagegen Ältere Verbandsgemeinden in etwa gleich. Eine Beschäftigten am Arbeitsort waren Auszu- (über 60-Jährige), was ebenfalls ungefähr Übersicht über die einzelnen Merkmale bildende. dem gesamten Anteil im Landkreis (7%) gibt Abb.11. Wie sieht es bei der Altersstruktur aus? und in Rheinland-Pfalz (6,8%) entspricht.

Ver- Ver- änderung Beschäf- Jüngere Pendler- änderung zum tigungs- (unter saldo über zum Bev.-Anteil Insgesamt Vorjahr dichte 30 Jahre) VB-Grenze Insgesamt Vorjahr 15-65 Jahre

LK Bernkastel-Wittlich 40963 1,4 % 56,2 % 22,3 % -3185 2384 1,8 % 3,3 %

VG Bernkastel-Kues 10350 1,2 % 57,7 22,4 % -932 611 6,4 % 3,4 %

VG Wittlich-Land 11029 1,4 % 56,1 % 21,7 % -2169 448 -5,9 % 2,3 %

VG Traben-Trarbach 6192 1,2 % 55,5 % 22,7 % -838 467 7,1 % 4,2 %

VG Thalfang am Erbeskopf 2717 1,2 % 55,8 % 22,2 % -1002 160 -1,8 % 3,3 %

Wittlich 6510 2,6 % 52,7 % 22,4 % 1341 480 -2,2 % 3,9 %

Morbach 4165 0,3 % 60,6 % 22,8 % 414 2018 9,5 % 3,2 %

Tab. 6: Arbeitsmarkt in den Verwaltungsbezirken des Landkreises

VG Bernkastel-Kues 520 Teilzeitbe- Jüngere Ältere Auszubil- schäftigte (unter 30) (60+) dende Wittlich 1047 VG Bernkastel-Kues 1026,40 23,3 7,4 5,6 VG Wittlich-Land 296 LK Bernkastel-Wittlich 24,9 22,7 7 5,5 LK Bernkastel-Wittlich 520 Rheinland-Pfalz 26,7 22 6,8 5,4 Rheinland-Pfalz 498 Tab.8: Übersicht über ausgewählte Strukturindikatoren des Arbeitsmarkts der Verbands- Tab.7: Beschäftigungsdichte 2014 gemeinde, im Vergleich mit dem Landkreis und Rheinland-Pfalz

56 5.3.2 Arbeitslosigkeit, atypische Arbeitsverhältnisse und Grundsicherung 5.3.2.1 Landkreis

Die Arbeitslosenquote für den Landkreis Abb. 9: Arbeitslose im Landkreis je betrug im Februar 2016 4,6%, weniger als gemeldeter Arbeitsstelle, nach Berufs- im Bund (6,6%) (siehe Tab. 6). bereichen absteigend sortiert Vergleicht man die Arbeitslosigkeit im Landkreis mit dem Mittel der Landkreise 1,4 1 und dem Mittel für Rheinland-Pfalz, kann 2,5 6,1 man für 2014 feststellen, dass die Arbeits- losenquote hier ebenfalls deutlich geringer 2,8 ist (3,9 zu 4,7 und 5,4). Im Landkreis gab es insgesamt 4.370 Arbeitssuchende und 2.831 Arbeitslose, 4,9 3,5

Bestand an 4370 Arbeitsuchenden 4,1 4,9 Bestand an Arbeitslosen 2831 4,1 Männer 1521 53,7 %

Frauen 1310 46,3 % Land-, Forst-, Tierwirtschaft und Gartenbau, 15- unter 25 Jahre 295 10,4 % Verkehr, Logistik, dar. 15- unter 20 Jahre 63 2,2 % Schutz und Sicherheit Bau, Architektur, 50 Jahre und älter 1084 38,3 % Vermessung, Gebäudetechnik Kaufm. Dienstleistungen, Handel, dar. 55 Jahre und älter 711 25,1 % Vertrieb, Tourismus Langzeitarbeitslose 624 22,0 % Unternehmensorganisation, Buchhaltung, Recht, Verwaltung dar. 25- unter 55 Jahre 371 13,1 % Geisteswissenschaften, Kultur, Gestaltung dar. 55 Jahre und älter 238 8,4 % Insgesamt Schwerbehinderte 231 8,2 % Naturwissenschaft, Geografie, Informatik Ausländer 498 17,6 % Rohstoffgewinnung, Produktion, Fertigung Arbeitslosenquoten Gesundheit, Soziales, bezogen auf alle 4,6 % Lehre und Erziehung zivil. Erwerbspersonen

Männer 4,7 %

Frauen 4,5 %

Tab.9.: Kennzahlen zur Arbeitslosigkeit im Landkreis Febr. 2016

57 ALLGEMEINE 5 WIRTSCHAFTSDATEN

davon 46,3% Frauen und 53,7% Männer. (20,5). Auch im benachbarten Landkreis 10,4% darunter waren 15 bis unter 25 Bitburg-Prüm (22) und in der Stadt Trier Jahre alt, 38,3% davon 50 Jahre und älter (21,5) gab es zum Vergleich etwas weniger (vgl. Tab.6). 22% waren bereits lange Zeit geringfügig Beschäftigte. arbeitslos. 8,2% hatten eine Schwerbehin- Es lohnt auch ein Blick auf die Empfänger derung. 17,6% kamen aus dem Ausland. von Grundsicherung im Landkreis. Diese Die Arbeitslosenquote lag insbesondere besteht aus Grundsicherungsleistungen bei den Älteren recht hoch (5,8%). der Sozialhilfe (nach SGB XII) und für Wie sieht es mit sozialversicherungspflich- Arbeitsuchende (nach SGB II). Die Grundsi- tig Beschäftigten im unteren Entgeltbe- cherungsleistungen der Sozialhilfe werden reich, d.h. Geringverdienern aus (Abb.13)? im Alter und bei Erwerbsminderung ausge- 2013 lag der Wert für den Landkreis Bern- zahlt sowie zur Hilfe zum Lebensunterhalt. kastel-Wittlich bei 23,7. Dies ist deutlich Für November 2015 lagen dazu folgende höher als der bundesweite Durchschnitt Daten vor: Es gab 1.884 Bedarfsgemein- (20,4) und der Landesdurchschnitt schaften, davon die meisten mit einer

Abb.10: sozialvers.pfl. Beschäftigte Abb.11: SGB II-Quoten im unteren Entgeltbereich in % (2013) im Vergleich 2013

4,2 20,4 23,7

9,5 3,1

20,5 22 3,1

21,5 7,6

Bernkastel-Wittlich Bernkastel-Wittlich Eifelkreis Bitburg-Prüm Eifelkreis Bitburg-Prüm Trier Trier Rheinland-Pfalz Rheinland-Pfalz Deutschland Deutschland

58 Person (976). Ebenso hatten die meisten Betrachtet man die Ausgaben für Sozial- einen erwerbsfähigen Leistungsberech- hilfe und für Arbeitslosengeld I (Alg I) im tigten (1.322). Insgesamt gab es 3.701 Zeitvergleich von 2006 bis 2014 (Tab.10), Personen in Bedarfsgemeinschaften. zeigt sich, dass die Bruttoausgaben für Die Höhe der Grundsicherung für Arbeitsu- Sozialhilfe im Landkreis steigen; dies chende (nach SGB II) im Landkreis zeigt entspricht dem allgemeinen Trend in den Abb.10. Sie umfasst einmal das Arbeits- anderen Landkreisen sowie im gesamten losengeld II (Alg II) und dazugehörend für Bundesland, in dem die Ausgaben jedoch Nichterwerbstätige (Kinder, Partner) das insgesamt geringer sind. Sozialgeld. Die SGB II-Quote lag 2013 für Die Ausgaben zur Grundsicherung für den Landkreis Bernkastel-Wittlich bei 4,2. Arbeitslose dagegen sinken im Landkreis Deutlich weniger Menschen bekamen hier in diesem Zeitraum beständig, wie die Ent- im Vergleich zu Bund (9,5) und Land (7,6) wicklung der SGB II-Quote zeigt (Tab.10). insgesamt Grundsicherungsleistungen Während sie im Landkreis Bernkastel-Witt- (Abb.11). lich bis 2008 noch den Durchschnittswer-

LK LK Bern- Bern- kastel- Land- Rheinland- kastel- Land- Rheinland- Jahr Wittlich kreise Pfalz Jahr Wittlich kreise Pfalz 2006 100 100 100 2006 100 100 100 2007 115 108 103 2007 95 97 97 2008 117 122 107 2008 89 90 92 2009 127 134 111 2009 86 93 95 2010 133 141 117 2010 75 88 91 2011 138 147 122 2011 68 81 86 2012 146 154 127 2012 68 79 84 2013 152 162 132 2013 75 82 87 2014 162 172 140 2014 75 83 88

Tab.10a: Entwicklung der Bruttoausgaben Tab.10b: Entwicklung der der Sozialhilfe (nach SGB XII) 2006–2014 SGB II-Quote 2006–2014

59 ALLGEMEINE 5 WIRTSCHAFTSDATEN

ten für Rheinland-Pfalz und die anderen valente anzeigt: Demnach kommen 2008 Landkreise entsprechen, fallen sie danach auf 100 Erwerbstätige 83,6 Vollzeitarbei- deutlich geringer aus als diese. tende, 2013 sind sie auf 82 gesunken. Erst 2012 steigen sie wieder und nähern Die Arbeitslosigkeit (Arbeitslosenquote sich ihnen an. Teilzeit- und marginale in %) zeigt insgesamt einen Abwärtstrend Beschäftigungsverhältnisse ändern sich im nach einem Hoch im Jahr 2005 (6%) und Landkreis dagegen nicht bedeutend, was liegt 2014 bei 3,9% (siehe Tab.12). die Entwicklung der Quote der Vollzeitäqui-

LK LK LK Bern- Bern- Bern- kastel- Land- Rheinland- kastel- Land- Rheinland- kastel- Land- Rheinland- Jahr Wittlich kreise Pfalz Jahr Wittlich kreise Pfalz Jahr Wittlich kreise Pfalz

2004 100 100 100 2004 100 100 100 2005 6 8 8,8

2005 99 102 101 2005 102 101 101 2006 5,5 7,4 8,2

2006 103 105 104 2006 103 102 102 2007 4,3 5,8 6,5

2007 106 107 106 2007 104 103 103 2008 4 5 5,8

2008 108 108 106 2008 105 105 105 2009 4,3 5,4 6

2009 107 105 104 2009 105 105 105 2010 3,8 5 5,8

2010 109 111 108 2010 106 105 105 2011 3,5 4,7 5,3

2011 114 116 112 2011 107 106 106 2012 3,5 4,7 5,3

2012 116 117 114 2012 107 107 107 2013 3,9 4,8 5,5

2013 118 118 116 2013 108 108 108 2014 3,8 4,6 5,4

2014 120 123 118 2014 109 109 109 2015 3,6 4,4 5,2

Tab.11a: Arbeitsproduktivität Tab.11b: Erwerbstätige am Arbeitsort Tab.11c: Arbeitslosenquote 2004-2014 2004-2014 2005-2015 in %

2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014

Arbeitslosenquote 5,9 6 5,3 4,2 3,9 4,3 3,8 3,5 3,5 3,9 3,9

Tab.12: Entwicklung der Arbeitslosenquote im Landkreis 2004-2014

60 5.3.2.2 Verbandsgemeinde

In der Verbandsgemeinde lag im Jahr 2014 in der Verbandsgemeinde diesbezüglich der Jahresdurchschnitt an Arbeitslosen ausgewogener als in anderen Verbandsge- bei 611; das entspricht einem Anteil an der meinden. Bevölkerung im Alter von 15 – 65 Jahren Tab. 13 zeigt, dass in der Verbandsgemein- von 3,4%. de 2014 von 1000 der über/einschließlich In der Verbandsgemeinde gab es 2014 18 Jährigen 11,3 Empfänger*innen von 267 Empfänger*innen von Grundsicherung Grundsicherung im Alter bzw. bei Erwerbs- im Alter und bei Erwerbsminderung am minderung bezogen. Dieses Verhältnis Wohnort. 36,3% davon waren zwischen 15 entspricht in etwa dem durchschnittlichen und 65 Jahren alt. 34,8% waren 65 Jahre Wert für den Landkreis Bernkastel-Wittlich und älter. 28,8% der Empfänger*innen (11,1). Dagegen waren 14,3 von 1.000 der lebten in Einrichtungen. Damit ist das 65-Jährigen und Älteren Empfänger*innen Verhältnis dieser Bevölkerungsgruppen von Grundsicherung.

Außerhalb von Einrichtungen im Alter von… Insgesamt in 15-65 Jahren 65+ Jahren Erinrichtungen

VG Bernkastel-Kues 36,6 % 34,8 % 28,8 %

LK Bernkastel-Wittlich 32,9 % 40,8 % 26,3 %

Landkreise 36,8 % 39,6 % 23,6 %

VG Wittlich-Land 39,3 % 39,9 % 21,4 %

VG Traben-Trarbach 25,1 % 31,4 % 43,5 %

VG Thalfang am Erbeskopf 25,3 % 25,3 % 49,3 %

Wittlich 30,2 % 57,7 % 12,1 %

Morbach 45,5 % 53 % 1,5 %

Tab.13: Empfänger*innen von Grundsicherung im Alter und bei Erwerbsminderung am Wohnort in den Verwaltungsbezirken des Landkreises 2014

61 ALLGEMEINE 5 WIRTSCHAFTSDATEN

5.3.3 Pendlerbewegungen 5.3.3.1 Landkreis

In den Landkreisen von Rheinland-Pfalz ten. Das Maximum der Differenz zwischen gab es 2014 erhebliche Unterschiede beim Ein- und Auspendlern lag bei -1.967, das Pendlersaldo, jedoch sind sie in allen Minimum bei -32.936. Im Landkreis Bern- Fällen negativ, das heißt es pendelten kastel-Wittlich war der Auspendler-Über- mehr Beschäftigte aus, als dass einpendel- schuss vergleichsweise gering (-3.185).

5.3.3.2 Verbandsgemeinde

Der Pendlersaldo für die Verbandsgemein- LK Bernkastel-Wittlich -3185 de betrug 2014 -932; das heißt, das auch hier mehr Menschen auspendelten als VG Wittlich-Land -2169 einpendelten (Tab. 14). Im Gegensatz zu den gemeindefreien VG Traben-Trarbach -838 Städten Morbach und Wittlich hatten auch VG Thalfang am Erbeskopf -1002 die anderen Verbandsgemeinden negative Pendlersalden; im Vergleich zur VG Witt- VG Bernkastel-Kues -932 lich-Land pendelten wenig Beschäftigte aus der VG Bernkastel-Kues aus, jedoch et- Wittlich 1341 was mehr als aus der VG Traben-Trarbach. Morbach 415

Tab.14: Pendlersaldo der Verbands- gemeinde Bernkastel-Kues im Vergleich mit anderen Verbandsgemeinden, Städten und Landkreis (2014)

62 5.3.4 Bildungslage im Landkreis

Im Bereich Bildung fällt für den Landkreis Der Anteil der Schulabgänger ohne Haupt- ten Durchschnitt (6,2). In Trier (6,9) und Bernkastel-Wittlich im Jahr 2013 auf, dass schulabschluss im Schuljahr 2012/13 dem Landkreis Bitburg-Prüm (8,7) ist die sehr viele junge Menschen zwischen 18-25 ist im Landkreis Bernkastel-Wittlich (5,7) Ausbildungsquote dagegen noch höher. Jahren abwandern (Tab.15). Dies kann etwas höher als im Bund (5,2) und in Es gab in diesem Jahr 572 gemeldete sozi- Zeichen für ein geringes Arbeitsangebot Rheinland-Pfalz (5,3), und ebenfalls höher alversicherungspflichtige Arbeitsstellen. und wenig Möglichkeiten für zukunftssi- als in Trier (4,6) und im Landkreis Bit- Im Berichtsjahr 2013/2014 bewarben sich chernde individuelle Planung Jüngerer burg-Prüm (3,9). insgesamt 684 Personen für Berufsaus- sein, allerdings ist dabei das Vorhanden- Zur Ausbildungslage: Im Jahr 2013 weist bildungsstellen, unversorgt blieben bis sein bzw. Fehlen von Standortfaktoren Bernkastel-Wittlich eine Ausbildungsquote zum 30. September 41 davon. Es gab mehr zu berücksichtigen, die Zu-und Fortzüge von 6,5 auf. Hier beginnen mehr junge Berufsausbildungsstellen als BewerberIn- begünstigen, wie etwa Hochschulen. Menschen eine Ausbildung als im bundes- nen, nämlich 900, von denen 94 unbesetzt weiten Durchschnitt (5,4) und landeswei- blieben.

Bernkastel- Eifelkreis Rheinland- Wittlich Bitburg-Prüm Trier-Saarburg Pfalz/Saarland Deutschland

Anteil Beschäftiger mit (hoch) 16,7 15,4 18,9 22,3 25,1 komplexer Tätigkeit (2014)

Anteil Schulabgänger 5,7 3,9 7,4 5,3 5,2 ohne Hauptschulabschluss

Relativer Wanderungssaldo -2,1 -1,2 -2,7 0,9 1,9 (18 bis unter 25 Jahre)

Ausbildungsquote 6,5 8,7 7,3 6,2 5,4

Tab.15: Eckwerte zur Bildungslage im Landkreis, verglichen mit Deutschland, Rheinland-Pfalz und anderen Landkreisen, 2013

63 ALLGEMEINE 5 WIRTSCHAFTSDATEN

5.4. Betriebsstätten 5.4.1 Landkreis

Im Jahr 2008 gab es 5.232 Unternehmen Betriebs- Betriebs- im Landkreis; 2013 waren es noch 4.894, Jahr Unternehmen Betriebe gründungen ausgaben was in diesem Zeitraum einer Abnahme 2008 5232 100 100 100 100 von ca. 7% entspricht (Tab.16). Es zeigt sich, dass (nach einem Anstieg zwischen 2009 5134 98,1 98,7 104,0 112,9 2009 und 2010) seit 2011 weniger Betriebe gegründet, aber auch weniger Betriebe 2010 5192 99,2 99,8 116,1 104,8 aufgegeben wurden (Tab.17). 2011 5149 98,4 99,3 85,2 79,6 Im Jahr 2014 gab es 30 Insolvenzverfahren im Landkreis, womit Bernkastel-Wittlich 2012 4972 95,0 96,6 71,1 107,5 im Mittel der Landkreise liegt. Dies waren etwa 3% aller Unternehmensinsolvenzen 2013 4894 93,5 95,2 92,6 85,7 in Rheinland-Pfalz. Die Insolvenzhäufigkeit 2014 4934 94,3 96,1 66,4 70,7 lag bei 5,9 im Landkreis, wohingegen sie im Mittel der Landkreise bei 5,7 und in 2015 x x x 80,5 78,9 Rheinland-Pfalz etwas höher bei 6,3 lag. Abb. 22 zeigt die Zuordnung der Betriebe 2016 x x x 95,3 63,3 im Landkreis nach Wirtschaftsabschnitten bzw. deren Verteilung. Tab.16: Unternehmen, Betriebe und Gewerbemeldungen im Landkreis Bernkastel-Wittlich im Zeitvergleich, 2008-2014 (Messzahl 2008=100)

Abb.12: Einbetriebsunternehmen und Betriebe von Unternehmen im Betriebsaufgaben Betriebsgründungen Landkreis (2013) in % Jahr Prod.Gewerbe Sonstige Prod.Gewerbe Sonstige

9,5 2010 130 24 150 23 100 17 104 23 9 2011 33 2012 132 26 78 28

2013 103 23 107 31

2014 83 21 76 23 20

Tab.17: Betriebsaufnahmen und –aufgaben im Landkreis, 2010-2014 7,9

20,7

verarbeitendes Gewerbe Baugewerbe Handel, Instandhaltung, KFZ-Reparatur Gastgewerbe Freiberufliche, wissenschaftliche und technische Dienstleistungen Sonstige 64 5.4.2 Verbandsgemeinde

Etwa 29% aller Betriebe im Landkreis be- Abb. 13: Einbetriebsunternehmen fanden sich 2013 in der Verbandsgemeinde und Betriebe von Unternehmen in Bernkastel-Kues (Tab.18). Die Verbands- der Verbandsgemeinde (2013) in % gemeinde hat damit die höchste Anzahl Betriebe im Vergleich zu den anderen 9,7 Verbandsgemeinden. Die 1.437 Betriebe, die es in der Verbands- gemeinde 2013 gab, gehörten zu 20,2% 35,7 12 zum Sektor Handel, Instandhaltung und Reparatur von Kfz sowie zu einem ähnlich großen Anteil zum Gastgewerbe (Abb. 13). Fast ein Drittel aller Betriebe war Sonsti- gem zuzurechnen. 20,2 Die Gesamtverteilung der Betriebe in allen Verwaltungsbezirken des Landkreises nach Sektoren zeigt Tab.18. 8,6 13,8 Ein Großteil davon (89,7%) hatte 0-9 Beschäftigte, es gab kaum Betriebe und Unternehmen mit über 50 Beschäftigten. verarbeitendes Gewerbe In Betrieben der Verbandsgemeinde mit Baugewerbe 0-9 Beschäftigten arbeiteten 24,1% aller Handel, Instandhaltung, KFZ-Reparatur Beschäftigten. Das sind etwas mehr als Gastgewerbe durchschnittlich im Landkreis in Betrieben Freiberufliche, wissenschaftliche dieser Größe arbeiten, nämlich 18,8% und technische Dienstleistungen bzw. durchschnittlich in Rheinland-Pfalz Sonstige (18,7%).

Land- und- Forstwirtfschft, Produzierendes Dienstleistungs- Fischerei Gewerbe bereiche

VG Bernkastel-Kues 3,4 % 32,8 % 63,8 %

LK Bernkastel-Wittlich 1,5 % 41,8 % 56,7 %

Landkreise 1,5 % 35,6 % 62,9 %

VG Wittlich-Land 2 % 54,1 % 43,9 %

VG Traben-Trarbach 2,2 % 30,2 % 67,6 %

VG Thalfang am Erbeskopf 0,8 % 48,6 % 50,6 %

Wittlich 0,2 % 37,5 % 62,3 %

Morbach 0,3 % 65,7 % 34 %

Tab.18: Betriebe in den Verwaltungsbezirken des Landkreises 2013 nach Wirtschaftsab- schnitten

65 ALLGEMEINE 5 WIRTSCHAFTSDATEN

5.5 Finanz- und Wirtschaftskraft 5.5.1 Landkreis

Das Bruttoinlandsprodukt (nominal) des für den Landkreis ein BIP von 54.238€ je Landkreises Bernkastel-Wittlich betrug Erwerbstätigen. Eine andere (geeignetere) 2013 3.124 Mio. oder Mrd.??? € (vgl. Möglichkeit, auf die Arbeitsproduktivität Tab. 19 und 20) und liegt damit etwa im zu schließen, ist, sich das Arbeitsvolumen, Mittel des Landkreisdurchschnitts. Es d.h. die abgeleisteten Erwerbstätigenstun- macht ungefähr 2,5% des BIP von ganz den anzusehen. Im Landkreis betrug das Rheinland-Pfalz aus (124.247 Mio. €) BIP je Erwerbstätigenstunde 2013 40,02€. und befindet sich damit auf Rang 12 aller Damit liegt es unter dem Mittel der Land- Verwaltungsbezirke in Rheinland-Pfalz. kreise und Rheinland-Pfalz insgesamt. Im Durchschnitt macht dies 28.568 € pro Gegenüber 2008 (mittelfristig) stieg es um Einwohner*in. Wie hoch 2013 die Arbeits- 12,1% an, verglichen mit 2003 um 28,8%. produktivität war, lässt sich an der Zahl Es zeigt sich, dass der Landkreis im ver- der Erwerbstätigen am Arbeitsort messen. arbeitenden Gewerbe/Baugewerbe (insg. Diese Zahl, bei der keine Verkürzung der Rang 8 im Vergleich der Verwaltungsbezir- Arbeitszeit oder vermehrte Teilzeitbeschäf- ke) eine recht hohe Bruttowertschöpfung tigung berücksichtigt sind, zeigt 2013 erreicht, verglichen mit Trier und Rhein-

v LK Bernkastel- Min. der Max. der Wittlich Landkreise Landkreise Landkreise Rheinland-Pfalz

BIP nominal 3,12 Mrd. 73,54 Mrd. 1,12 Mrd. 6,08 Mrd. 124,24 Mrd. je Einwohner 28568 24821 14473 31906 31072 je Erwerbstätige/m (Arbeitsproduktiivität) 54238 60263 50850 79995 63653 je Erwerbst-Stunde (Arbeitsproduktivität) 40,02 45,73 40,02 60,21 47,93

Bruttowertschöpfung (in Mil.€) 2,80 Mrd. 66,11 Mrd. 1,01 Mrd. 5,46 Mrd. 111,69 Mrd.

Tab.19: Wirtschaftskraft im Landkreis Bernkastel-Wittlich 2013 im Vergleich mit dem Mittel der Landkreise und Rheinland-Pfalz

2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013

BIP pro Einwohner 21439 21583 22519 23718 24692 24582 25475 27133 27835 28568

Tab.20: Entwicklung des Bruttoinlandsprodukts im Landkreis pro Einwohner*in 2004-2013 in Euro

66 land-Pfalz. Arbeitssektoren an, ergibt sich dabei 2013 hatten 97,8% aller umsatzsteuer- folgendes Verhältnis: 2% davon wurden pflichtigen Unternehmen im Landkreis in Land- und Forstwirtschaft/ Fischerei einen Jahresumsatz unter 5 Mrd. €; nur erwirtschaftet, 40,4% im produzierenden 2,2% erwirtschafteten einen höheren. Gewerbe, zu dem verarbeitendes und Bau- Dies spiegelt das Verhältnis im gesamten gewerbe zählen. Der Rest entfällt auf die Bundesland: Dort waren es 97,6% mit Dienstleistungsbereiche (57,6%), wie etwa einem Jahresumsatz unter 5 Mrd. € und Handel, Finanzwesen, öffentliche Dienst- 2,4% darüber. leister etc. Im Vergleich war die Bruttowert- Wie sich allgemein die Wirtschaftskraft im schöpfung im gesamten Bundesland im Landkreis entwickelt hat, gemessen am Sektor Produzierendes Gewerbe niedriger Bruttoinlandsprodukt pro Einwohner*in, (33,9%) und im Sektor Dienstleistungs- zeigt Abb. 25. Das BIP stieg von 21.439 € bereich etwas höher (64,6%). In Abb. 14 im Jahr 2004 auf 28.568 € im Jahr 2014, sind die Sektoren einzeln und detaillierter das bedeutet einen Zuwachs von 33,25%. aufgeschlüsselt. Sieht man sich die Anteile der einzelnen

Brutto- Abb.14: Bruttowertschöpfung in wert- Bernkastel-Wittlich 2013 nach Sektoren BIP schöp- 2 nominal fung

Bernkastel-Wittlich 3,12 2,80 21,8 30,2 Min. der Landkreise 1,12 1,14

Max. der Landkreise 6,08 5,46

Tab.21: BIP und Bruttowertschöpfung des Landkreises 2013, verglichen mit 20,4 Maximal- und Minimalwert der Landkreise 6,9 in Mrd. Euro 15,3

Land- und Forstwirtschaft/Fischerei Verarbeitendes Gewerbe Baugewerbe Handel, Verkehr, Gastgewerbe, Information und Kommunikation Finanz-, Versicherungs- und Unternehmensdienstleister, Grundstücks- und Wohnungswesen Öffentliche und sonstige Dienstleister, Erziehung, Gesundheit

67 ALLGEMEINE 5 WIRTSCHAFTSDATEN

5.5.2 Verbandsgemeinde 5.5.2.1 Einnahmen und Ausgaben

Über 70% der Bruttoeinnahmen der Ver- Eigenbetriebe bandsgemeinde stammte im Jahr 2014 aus Schulden und Eigengesell- Investitionskre- Steuern, allgemeinen Zuweisungen und insgesamt schaften dite Kassenkredite Umlagen (Abb 14, Abb. 15). Der Rest wurde 1970 64000 0 64000 0 eingenommen durch Gebühren und zweck- gebundene Abgaben, Kredite und Darlehen 1972 482000 0 482000 0 und sonstige Quellen. Im Vergleich mit den anderen Verbandsgemeinden nahm 1974 783000 0 783000 0 Bernkastel-Kues etwas mehr Steuern 1976 8,48 Mil. 3,12 Mil. 5,96 Mil. 0 ein. Diese betrugen (2014) 373 Euro pro Einwohner*in. 1978 8,31 Mil. 5,76 Mil. 2,83 Mil. 0 Einen großen Teil der Bruttoausgaben (Abb. 16) verwendete die Verbandsgemein- 1980 9,51 Mil. 6,84 Mil. 3,22 Mil. 0 de auf Personal (38,1%) und Sachaufwand 1982 9,55 Mil. 6,31 Mil. 3,45 Mil. 0 (20,5%), danach folgen Sachinvestitionen (10,6%) und soziale Leistungen (10,6%) 1984 8,29 Mil. 5,93 Mil. 3,14 Mil. 0 sowie Tilgung von Krediten (6,9%) und Zinsausgaben (3%). 1986 8,06 Mil. 5,93 Mil. 3,08 Mil. 0 Abb. 22 gibt eine Übersicht über die allge- 1988 10,76 Mil. 8,14 Mil. 3,16 Mil. 0 meine Entwicklung des Verbandsgemein- dehaushalts von 1970 bis 2014. 1990 19,48 Mil. 15,59 Mil. 3,21 Mil. 0

1992 24,65 Mil. 18,89 Mil. 6,12 Mil. 0

1994 30,86 Mil. 22,18 Mil. 9,15 Mil. 0

1996 36,96 Mil. 21,70 Mil. 8,78 Mil. 0

1998 30,60 Mil. 21,73 Mil. 9,04 Mil. 0

2000 31,33 Mil. 21,85 Mil. 9,84 Mil. 0

2002 29,99 Mil. 20,49 Mil. 9,23 Mil. 0

2004 30,21 Mil. 19,31 Mil. 9,12 Mil. 2,12 Mil.

2006 31,14 Mil. 18,89 Mil. 9,19 Mil. 4,23 Mil.

2008 29,98 Mil. 17,78 Mil. 9,14 Mil. 850000

2010 33,89 Mil. 18,81 Mil. 9,18 Mil. 2,16 Mil.

2012 38,63 Mil. 19,77 Mil. 11,85 Mil. 6,84 Mil.

2014 39,41 Mil. 18,96 Mil. 10,74 Mil. 9,84 Mil.

Tab.22: Entwicklung des Verbandsgemeindehaushalts 1970-2014 in Euro

68 Steuern, Sonstige allgemeine Gebühren und laufende Zuweisungen Einnahmen aus Zulagen und zweckgebundene Zuweisungen und Zuschüsse Krediten und Umlagen Abgaben vom Land für Investitionen inneren Darlehen

VG Bernkastel-Kues 373 20 4 22 13

Durchsch. VG gl. Größe 349 21 5 26 30

Tab.23: Bruttoeinnahmen der VG in Euro je Einwohner

Abb.15: Bruttoeinnahmen der Abb.16: Bruttoausgaben der Verbands- Verbandsgemeinde, 2014 gemeinde Bernkastel-Kues 2014

10,7 17,9 6,9

2,4 38,1 4,1 0,7 10,6 3,9 3 70,9  10,2 20,5

Steuern, allgemeine Personalausgaben Zulagen und Umlagen Sachaufwand Gebühren und zweck- Soziale Leistungen gebundene Abgaben Zinsausgaben Sonstige laufende Sachinvestitionen Zuweisungen vom Land Tilgungen von Krediten Zuweisungen und Übrige Ausgaben Zuschüsse für Investitionen Einnahmen aus Krediten und inneren Darlehen Übrige Einnahmen

69 ALLGEMEINE 5 WIRTSCHAFTSDATEN

5.5.2.2 Steuereinnahmekraft

Die Steuereinnahmekraft (siehe Infokas- meinde stiegen im Vergleich zur Verschul- ten) der Verbandsgemeinde belief sich dung viel weniger stark an im Laufe der 2014 auf 21.476.217 €. 7.695.489 € der letzten dreißig Jahre, wie Abb. 24 zeigt. Steuereinnahmen waren Gewerbesteu- 1991 und 2010 übertreffen die sonst ereinnahmen; der Gemeindeanteil an weniger ausfallenden Gewerbesteuer- der Einkommenssteuer belief sich auf einnahmen den Gemeindeanteil an der 9.028.104 €. Der Gemeindeanteil an der Einkommenssteuer. Insgesamt sinken die Umsatzsteuer lag bei 75.265€. Gewerbesteuereinnahmen nach einem Die Steuereinnahmen der Verbandsge- Maximum seit 2011 wieder.

Gewerbesteuer- Gemeindeanteil Gemeindeanteil Steuerein- einnahmen Einkommensteuer Umsatzsteuer nahmekraft

1983 3308911 3924717 0 9022094

1984 3169117 4099029 0 9160736

1985 2968028 4011003 0 8912131

1986 2161216 4194977 0 8331873

1987 2352856 4366063 0 8663417

1988 3310408 4844044 0 10353004

1989 3409537 5196686 0 10938824

1990 3582847 5131037 0 11150468

1991 6269236 5468024 0 14509792

1992 5305278 6022134 0 13958856

1993 5714446 6116438 0 14653389

1994 4402872 6191225 0 13386564

1995 3097951 6284559 0 12286058

1996 3830483 5551723 0 12468519

1997 4005104 5534239 0 12687148

1998 3436963 5780173 634194 13034749

70 Gewerbesteuer- Gemeindeanteil Gemeindeanteil Steuerein- einnahmen Einkommensteuer Umsatzsteuer nahmekraft

1999 3775943 5915291 675482 13631764

2000 3957062 6103160 618827 14192820

2001 4018077 5861020 611588 13974814

2002 3425867 5706617 603900 13000845

2003 3043322 5562389 599283 12473164

2004 2787932 5234596 603633 11975364

2005 4412558 5463180 610906 13971736

2006 5919354 5937596 644703 16242960

2007 5150343 6557076 716102 15992700

2008 5642281 7393466 739386 17388119

2009 3707914 6871473 759327 14853268

2010 8209142 6734991 778913 19320323

2011 10609987 7389558 816027 22569578

2012 6861153 8300220 842371 19795172

2013 8337726 8571439 859099 21619410

2014 7695489 9028104 875265 21476217

Tab.24: Entwicklung der Steuereinnahmekraft 1983-2014 in €

71 ALLGEMEINE 5 WIRTSCHAFTSDATEN

5.5.2.3 Steuerkraftzahlen im Zeitvergleich

Es folgt eine kurze Übersicht über die und der Gewerbesteuer (Tab. 27), wobei Entwicklung der Steuerkraftzahlen in den die Werte 2012 jeweils einen Höhepunkt letzten Jahren, die Maße der von Gebiets- erreichen. körperschaften erzielbaren Steuereinnah- Tab. 28 zeigt die Entwicklung der Steuer- men sind. kraftzahlen 2006-2017. Tab. 25 zeigt, dass seit dem Jahr 2012 die Wie sich die Steuerkraftmesszahlen für die Grundsteuer A (für Betriebe der Land- und Verbandsgemeindeumlage in den Jahren Forstwirtschaft) angestiegen ist. 2012 bis 2017 entwickelten, darüber gibt Ebenso verhält es sich mit der Grundsteuer Tab. 29 Aufschluss. B (für Gebäudeeigentümer, siehe Tab. 26)

72 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017

Grundsteuer A 320258 309383 316861 292406 307890 289572 431827 368624 495141 438843 418158 416754

Tab.25: Entwicklung der Grundsteuer A 2005-2017 in Euro

2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017

Grundsteuer B 2,12 2,20 2,25 2,21 2,25 2,28 2,76 2,73 3,43 3,21 3,24 3,28

Tab.26: Entwicklung der Grundsteuer B 2005-2017 in Millionen Euro

2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017

Gewerbesteuer 3,35 6,06 5,34 5,56 3,58 5,17 9,85 7,92 8,51 7,05 7,57 8,84

Tab.27: Entwicklung der Gewerbesteuer 2006-2017 in Millionen Euro

2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017

Umlagegrundlagen 13,45 17,31 17,14 18,42 15,84 16,61 24,25 24,17 25,67 24,25 24,90 25,24

Umlagesatz 39,8 % 35,2 % 35,2 % 35,2 % 39 % 39 % 36 % 34 % 33 % 32,5 % 31,5 % 31 %

Umlagebetrag 5,35 6,09 6,03 6,48 6,18 6,48 8,73 8,21 8,47 7,88 7,84 7,82

Tab.28: Entwicklung Steuerkraftzahlen 2006-2016, Umlagegrundlagen einschl. Schlüsselzuweisungen in Millionen Euro

Gemeinde- anteil an der Gemeinde- Ausgleichs- Gewerbe- Einkommen- anteil an der leistung gem. Schlüssel- Grundsteuer A Grundsteuer B steuer steuer Umsatzsteuer § 21 LFAG zuweisungen Gesamt

2012 431827 2,76 Mil. 9,85 Mil. 7,22 Mil. 822571 777913 2,37 Mil. 24,25 Mil.

2013 368624 2,73 Mil. 7,92 Mil. 7.98 Mil. 845262 847507 3,47 Mil. 24,17 Mil.

2014 495141 3.43 Mil. 8.51 Mil. 8,64 Mil. 855528 856886 2,86 Mil. 25,67 Mil.

2015 438843 3,21 Mil. 7,05 Mil. 8,79 MIl. 872464 916012 2,96 Mil. 24,25 Mil.

2017 416754 3,28 MIl. 7,77 8,84 Mil. 1,13 897122 2,89 Mil. 25,24 Mil.

Tab.29: Entwicklung der Steuerkraftmesszahlen für die Verbandsgemeindeumlage 2012-2017 in Euro

73 6 Wirtschaftsstandort

74 75 6 WIRTSCHAFTSSTANDORT

6.1 Landkreis 6.1.1 Steuern

Gegenüber den Ballungsräumen sind die Gebäudeeigentümer) bei 344% sowie der weist dagegen einen Wert von 510 € pro kommunalen Steuern und Abgaben im Hebesatz für die Gewerbesteuer bei 367%. Einwohner*in auf, der Durchschnitt in ganz Landkreis niedrig. Wichtig für sich ansie- Das Realsteuer-Istaufkommen im Landkreis Rheinland-Pfalz einen Wert von 590. Die delnde Gewerbebetriebe, Landwirte oder lag 2013 durchschnittlich bei 58.847 (in Steuerkraft der Gemeinden im Landkreis Gebäudeeigentümer ist die ortsspezifische 1.000 €), das sind 532 € pro Einwohner*in. ist also etwas höher als die der Gemeinden Gewerbe- bzw. Grundsteuer, daher lohnt Um die durchschnittliche Steuerkraft der aus anderen Landkreisen, jedoch vergli- ein Blick auf die Realsteuerhebesätze. Gemeinden des Landkreises mit anderen chen mit der durchschnittlichen Steuer- Für den Durchschnitt der Gemeinden im vergleichen zu können, wird die Realsteu- kraft in Rheinland-Pfalz insgesamt etwas Landkreis Bernkastel-Wittlich lag der He- eraufbringungskraft angegeben. Diese niedriger. besatz für die Grundsteuer A (für Betriebe beträgt für den Landkreis 61.024 (in 1000 Der Landkreis als solcher wies 2013 Steuer- der Land- und Forstwirtschaft) bei 321%, €) bzw. 551 € je Einwohner*in. Der Durch- einnahmen von 89.484 € auf (808 € je der Hebesatz für die Grundsteuer B (für schnitt der Landkreise in Rheinland-Pfalz Einwohner*in).

Bernkastel-Wittlich 551 € Gewerbesteuer Grundsteuer A Grundsteuer B

Landkreise 510 € Bernkastel-Wittlich 385 321 378

Kreisefreie Städte 810 € Landkreise 367 321 344

Rheinland-Pfalz 590 € Rheinland-Pfalz 370 335 350

Tab.1: Realsteueraufbringungskraft des Tab.2: Realsteuerhebesätze (Durchschnitt) 2013 Landkreises im Vergleich pro Einwohner

Betrag je Verhältnis Primäreinkomen Betrag Anteil Einwohner z. Landesw.

Bernkastel-Wittlich 3,03 Mil. € 3 % 27671 € 107,8

Landkreise 78 Mil. € 76% 26282 € 102,4

Rheinland-Pfalz 102,5 Mil. € 100% 25659€ 100

Anteil Anteil Betrag je Verfügbares Einkommen Betrag 2014/13 Landesw. Primärein. Einwohner 2014/13 Verhältnis

Bernkastel-Wittlich 2,6 Mil. € 1,5 % 3 % 86,7 % 23994 € 2,7 % 111,0

Landkreise 65,6 Mil. € 1,8 % 76 % 84,2 % 22135 € 2,1 % 102,4

Rheinland-Pfalz 86,3 Mil. € 1,8 % 100 % 84,2 % 21608 € 1,8 % 100

Tab.3: Einkommen der privaten Haushalte im jahr 2014

76 6.1.2 Einkommen der privaten Haushalte

Abb. 1 schlüsselt die unterschiedliche Abb.1: Kaufkraft in Rheinland-Pfalz 2016 Kaufkraft 2016 im Bundesland Rhein- land-Pfalz auf. Der Landkreis Bernkas- Altenkirchen tel-Wittlich liegt dabei im Bereich 20.500- 21.500 € im mittleren Feld. Die Kaufkraft dort ist jedoch höher als in direkt benach- barten Landkreisen. Westerwaldkreis Laut Tab.4 lag das Primäreinkommen der Neuwied Haushalte im Landkreis 2013 bei 3.019 Ahrweiler Mio €, was einem Anteil am Bundesland von 2,9% entspricht. Auf den/die einzelne Mayen-Koblenz KO Einwohner*in heruntergerechnet belief sich das Einkommen auf 27.615 €, was den Landeswert um ca. 7 Prozentpunkte Vulkaneifel Rhein-Lahn-Kreis überstieg. Cochem-Zell Das verfügbare Einkommen, das 85% Eifelkreis vom Primäreinkommen ausmachte, lag Rhein- Bitburg-Prüm Bernkastel- Hunsrück- bei 2.571 Mio. €, was 3% Anteil am Land Mainz- MZ Wittlich bedeutete. Jede/r Einwohner*in hatte Kreis Bingen statistisch 23.518 € zur Verfügung. Dies entsprach einem Verhältnis zum Landes- Bad Kreuznach Alzey- wert von ca. 110 %. Trier Worms Birkenfeld Trier-Saarburg Donners- WO bergkreis Primäreinkommen 3,01 Mil. € Kusel FT Kaiserslautern Anteil am Land 2,9 % Bad LU KA Dürkheim Rhein- je Einwohner 27615 € Pfalz-Kreis NW SP LD im Verhältnis zum 106,8 % Zweibrücken Landeswert (=100) Pirmasens LD 18500 bis unter 19500 € Verfügbares Einkommen 2,57 Mil. € Südl. 19500 bis unter 20500 € Südwestpfalz Weinstraße Anteil am Land 3 % 20500 bis unter 21500 € Germersheim 21500 bis unter 22500 € 23518 € je Einwohner 22500 bis unter 23500 € im Verhältnis zum 23500 bis unter 24500 € 110 % Landeswert (=100) 24500 bis unter 25500 € 25550 € und mehr Anteil des verfügbaren Einkommens am 85 % Primäreinkommen

Tab.4: Hebesätze der Ortsgemeinden der Verbandsgemeinde 2016

77 6 WIRTSCHAFTSSTANDORT

6.1.3 Baugenehmigungen und Gewerbeflächen

Der Landkreis verfügte 2013 über eine Im Jahr 2013 wurden im Landkreis (Bereich Vielzahl sofort bebaubarer Industrie- und Wohnbau) Baugenehmigungen (Neubau) Gewerbeflächen. In den nach dem Landes- für 223 Gebäude und 320 Wohnungen entwicklungsprogramm ausgewiesenen erteilt. Der durchschnittliche Kaufwert je „Landesweit bedeutsamen Gewerbe- und m2 baureifes Land betrug 59 €. Die veran- Industriestandorten“ (Stadt Wittlich, schlagten Baukosten betrugen (in 1.000 €) Gewerbepark Hunsrück-Mosel in Morbach, 66.684. Zum Vergleich waren die mini- Industriepark Region Trier) standen über malsten Baukosten in den Landkreisen 160 ha erschlossenes Bauland für Investo- 8.250 (in 1000 €), der maximale erreichte ren bereit. Wert innerhalb der Landkreise betrug 84.203 (in 1000€).

6.1.4 Wirtschaftliche Entwicklungspotenziale

Die Gründungsintensität (Jahresdurch- 2013 gab es 2.561 Beschäftigte in den schnitt) im Landkreis lag 2008-2011 bei Hochtechnologiebranchen im Landkreis 28 je 10.000 Erwerbsfähigen, in Trier zum (entspricht Rang 22 im Vergleich mit den Vergleich bei 27 und in Gesamt-Rhein- anderen Verwaltungsbezirken). Dies ist ein land-Pfalz bei 38. Mittelfristig (verglichen Anteil von 6,9% an allen Beschäftigten. mit 2004-2007) sank dieser Wert um 8,7%, Der Durchschnittswert für Rheinland-Pfalz langfristig (2000-2003) sogar um 9,3%. lag dafür bei 15,1%. Der Anteil im Landkreis Auch in Trier und im Land gab es Abwärts- ist mittelfristig gewachsen (im Vergleich trends. mit 2008 um 4,3 %). 2013 gab es 1.824 Beschäftigte mit Sehr hoch im Landkreis war die Anzahl der Hochschulabschluss im Landkreis Bern- Beschäftigten in den wissensintensiven kastel-Wittlich, womit dieser im landes- Dienstleistungsbranchen, nämlich 10.508 weiten Vergleich Rang 21 einnimmt. Dies Personen, das bedeutet einen Anteil von entspricht einem Anteil von 4,9% an allen 28,4% an allen Beschäftigten. In Trier lag Beschäftigten; in Trier liegt dieser Anteil dieser Wert zum Vergleich bei 34,9%, im bei 7,2 %, im gesamten Bundesland bei 9 Bundesland bei 37,9%. Hier gab es im %. Im Vergleich zu 2008 stieg dieser Anteil Landkreis im mittelfristigen Vergleich ein um 33,2%, im Vergleich zu 2003 sogar um Wachstum von 12,3 %. 59,4%.

78 6.2 Verbandsgemeinde 6.2.1 Profil des Standorts Bernkastel-Kues

Bernkastel-Kues, Mittelzentrum für die Ver- Rund 800 gewerblich gemeldete Betriebe Kaufkraft in der Verbandsgemeinde bandsgemeinde und die zweitgrößte Stadt aus dem Handels- und Dienstleistungs- im Landkreis, soll hier als ein wichtiger sektor sind hier angesiedelt, während die Kaufkraftpotenzial 173,3 Standort innerhalb der Verbandsgemeinde Bereiche Industrie und produzierendes in der VG insgesamt Mio. € beleuchtet werden. Die Stadt umfasst die Gewerbe eher eine untergeordnete Rolle Kaufkraftindex für 100,5 % Stadtteile Andel, Bernkastel, Kues und spielen. Hinzu kommen noch 70-100 Win- Stadt BKS (2009) Wehlen und hat 6.987 Einwohner (2015), zer mit 238 ha Rebflächen im Stadtgebiet. von denen die meisten in Kues und Wehlen Im Bereich der Altstadt gibt es ca. 74 Fach- Kaufkraft pro Person/Jahr wohnen. geschäfte. Auf der Kueser Seite befinden im Nahbereich der Stadt 5227 € Als Doppelstadt mit weiteren Stadtteilen sich großflächige Einzelhandelsbetriebe Bernkastel-Kues auf beiden Seiten der Mosel kann Bernkas- wie Supermarktketten (zur speziellen Situ- pro Person/Jahr im tel-Kues nicht als geschlossenes Stadtge- ation des Einzelhandels siehe ausführliche erweiterten Mittelbereich 2752 € biet gesehen werden. Andel und Wehlen Informationen im Kap. 8). der Stadt sind bereits von der Innenstadt zu weit Ein Kompetenzschwerpunkt der Stadt liegt BRD pro Person/Jahr entfernt, um eine fußläufige Anbindung im Weinanbau – hier befinden sich weltbe- 18904 € in Betracht zu ziehen. Zwar verfügt das rühmte Weingüter und Weinlagen – sowie zum Vergleich Stadtgebiet über zwei Brücken über die in der weinverarbeitenden Industrie (u.a. Mosel, diese sind jedoch nicht in vollem Moselland eG, Weinkellerei Peter Mertes). Umfang von allen Verkehrsteilnehmern Der zweite starke Sektor ist der Tourismus (Schwerlastverkehr) zu benutzen. Somit (737.606 Übernachtungen im Jahr 2009, Parken in Bernkastel-Kues prägt die Mosel als gleichzeitig verbinden- ca. 1,5 Millionen Tagesgäste in der Stadt), des und trennendes Element das Stadtbild dabei kommen etwa 28,6 Prozent der Stellplätze 800 von Bernkastel-Kues. Übernachtungsgäste aus dem Ausland, Parkplätze am Die Bevölkerungsdichte beträgt 277 insbesondere aus den Niederlanden, Bel- ca. 400 Moselufer Bernkastel Einwohner*innen je Quadratkilometer. Die gien, Skandinavien und Großbritannien. Gesamtfläche des Stadtgebiets umfasst Die Stadt verfügt mit dem Kueser Plateau Parkplätze am ca. 200 23.657.101 m2, von der ein Großteil mit ebenfalls über einen heilklimatischen Nikolausufer Kues Wald bedeckt ist sowie landwirtschaftlich Kurort, dem größten Reha-Standort in Parkplätze im genutzt wird (siehe dazu auch Kap.3). Rheinland-Pfalz (fünf Reha-Kliniken mit Altstadtparkhaus sowie ca. 200 Als Mittelzentrum und Verwaltungssitz rund 1.000 Betten). in der Friedrichstraße der Verbandsgemeinde Bernkastel-Kues Unter den zahlreichen Gesundheitsdiens- übernimmt sie neben Traben-Trarbach die ten sind u.a. der Caritasverband, eine hauptsächliche Versorgungsfunktion für Caritas Sozialstation, eine DRK-Sozialstati- den Verflechtungsbereich der eigenen on und ein DRK-Sozialwerk. Verbandsgemeinde.

79 6 WIRTSCHAFTSSTANDORT

6.2.2 Grundsteuern und Gewerbesteuern

Tab. 5 zeigt die Hebesätze (Grundsteuer A, Nivellierungssätze 2016 B und Gewerbesteuer) für 2016 für die ein- 300 365 365 zelnen Ortsgemeinden. Die Durchschnitts- Grundsteuer A Grundsteuer B Gewerbesteuer werte der Verbandsgemeinde betrugen für Grundsteuer A (für Betriebe der Land- und Bernkastel-Kues 320 365 380 Forstwirtschaft) 323%, für Grundsteuer B Brauneberg 41 365 390 (für Gebäudeeigentümer) 364 % und für die Gewerbesteuer 379%. Für die Stadt Burgen 390 390 415 Bernkastel-Kues betrug der Gewerbesteu- erhebesatz 380%, Grundsteuer A 320% Erden 330 380 380 sowie Grundsteuer B 365%. Gornhausen 285 330 365

Graach/Mosel 380 370 370

Hochscheid 300 345 365

Kesten 370 385 400

Kleinich 290 310 350

Kommen 310 365 380

Lieser 320 365 390

Longkamp 300 365 400

Lösnich 325 365 380

Maring-Noviand 310 365 370

Monzelfeld 300 365 365

Mülheim/Mosel 300 365 365

Ürzig 300 365 365

Veldenz 385 385 410

Wintrich 310 365 365

Zeltingen-Rachtig 300 365 380

Minheim 330 365 380

Neumagen-Dhron 320 365 375

Tab.5: Hebesätze der Ortsgemeinden Piesport 310 365 380 der Verbandsgemeinde 2016 Summe 7425 8370 8720

Durchschnitt 323 364 379

80 6.2.3 Gewerbegebiete

In der Verbandsgemeinde Bernkastel-Ku- dem die einzelnen Ortsgemeinden an den werden soll. es gibt es verschiedene Gewerbegebiete Kosten, aber auch an den Einnahmen über Dies ist ein Ziel der Gesamtfortschreibung (wie etwa in Kues, Andel oder Mülheim). Gewerbesteuer und Grundstückverkäufe des Flächennutzungsplanes der Verbands- Zurzeit (2016) ist zudem ein interkom- beteiligt sind. Es handelt sich um ca. 60 gemeinde Bernkastel-Kues, die in 2016 munales Gewerbegebiet in Planung, ein ha Bruttofläche im Bereich Longkamp und begonnen wird. solidargemeinschaftliches Projekt, bei Monzelfeld, die an die B 50 angebunden

6.2.4 Infrastruktur 6.2.4.1 Lage und Anbindung allgemein

Wichtigste Verkehrsadern für die Anbin- stieg bei Lösnich oder die Anbindungen im fahrt intensiv genutzt. Mit Fertigstellung dung der Stadt Bernkastel-Kues sind die Bereich Platten. der Großschifffahrtsstraße für Frachtschiffe den Moselschleifen folgende Bundesstra- Die Bundesbahnstrecke Trier-Koblenz wurde die Mosel als europäische Binnen- ße B 53 und die B 50 sowie die Landes- (Regional und Fernverkehr) führt durch wasserstraße Vb eingestuft. Bei einem straßen L 158 und L 47 mit Anschlüssen in das Kreisgebiet und ermöglicht damit vom Frachtaufkommen von jährlich 15–16 Mio. den Hunsrück und die Eifel. (vgl. Abb.4). Bahnhof Wittlich in Wengerohr (17 km von Tonnen und einer Verkehrsleistung von Die B 50 Richtung Wittlich, B 53 Richtung Bernkastel-Kues) den optimalen Anschluss mehr als 3 Mrd. Tonnenkilometern zählt Koblenz/Trier, B 269 Richtung Hunsrück an Bahnstrecken im gesamten Bundesge- die Mosel zu den am meisten befahre- mit einer Gesamtlänge von 190 Kilometern biet und im benachbarten Ausland. Darü- nen Wasserstraßen in Europa. Neben der bilden die Basis des Straßennetzes, das ber hinaus bieten die Flughäfen Hahn (20 Güterschifffahrt verkehren Passagierschiffe durch 388 Kilometer Landesstraßen, 485 km) und Luxemburg (80 km) Flugverbin- zwischen den touristisch erschlossenen Kilometer Kreisstraßen und durch eine gro- dungen in die ganze Welt. Hahn ist für die Weindörfern und kleinen Städten der Mit- ße Anzahl von Gemeindestraßen ergänzt Hunsrückregion ein wichtiger Arbeitgeber tel- und Untermosel. wird. und Standort, um den sich zahlreiche Un- Für Freizeitaktivitäten in der Verbandsge- Durch die Autobahn A 1 ist der Landkreis ternehmen angesiedelt haben und ist auch meinde bieten zwei örtliche Schifffahrtsge- an das Autobahnnetz angeschlossen für den Tourismus nicht zu unterschätzen. sellschaften ab Mai tägliche Verbindungen (Anschluss Wittlich, ca. 20 km von Bern- Der Flughafen Frankfurt a.M. ist 125 km nach Traben-Trarbach, Trier und Zell. Im kastel-Kues entfernt). Die A 60 verbindet weit entfernt, der Flughafen Köln-Bonn 130 Angebot sind Rundfahrten, Abendfahrten ihn mit den Niederlanden und Belgien, die km. Die Verkehrslandeplätze in Föhren und und Sonderfahrten zu verschiedenen A 48 führt nach Koblenz, Trier und Luxem- Bitburg liegen in unmittelbarer Nähe zu Moselstationen wie Brauneberg, Bernkas- burg, die A 61 nach Köln und Ludwigsha- Gewerbegebieten. tel-Kues, Graach, Wehlen, Zeltingen-Rach- fen. Im Umkreis von hundert bis hundertfünfzig tig, Neumagen-Dhron u.a. Hierüber bestehen großräumige Verbin- Kilometern befinden sich die Städte Saar- Für individuelles Reisen gibt es drei dungen zu den Oberzentren Trier und Kob- brücken, Wiesbaden, Mainz, Luxemburg, Taxiunternehmen und einen Mietwagenan- lenz sowie darüber hinaus. Durch den Bau Köln, Kaiserslautern, Frankfurt a.M. bieter. Was die private PKW-Mobilität des Hochmoselübergangs und damit dem Auch die Mosel als Transportweg hat angeht, so gab es im Landkreis mit fast Lückenschluss zwischen B 50 im Hunsrück Bedeutung. In den Jahren 1958-1964 111.000 Einwohner*innen (2014) 66.551 und der A 60 in der Eifel wird bald eine wurde sie von Metz bis in die Mündung bei Personenkraftwagen, das entspricht einer bessere Anbindung an das Bundesfernstra- Koblenz kanalisiert, d.h. zur Großschiff- PKW-Dichte von 690 PKW auf 1000 Einwoh- ßennetz existieren (vgl. 6.2.4.2). Erreichbar fahrtsstraße ausgebaut. Seitdem wird sie ner*innen. wird diese Verbindung über den Moselauf- von der Güter-, Fahrgast- und Sportschiff-

81 6 WIRTSCHAFTSSTANDORT

6.2.4.2 Projekt „B50 neu“

Zurzeit (2016) wird die Fernstraßenverbin- erschlossen werden. Dies wird die Siche- dung B 50 erweitert, um die belgischen/ rung bestehender und die Schaffung neuer niederländischen Nordseehäfen sowie die Arbeitsplätze erleichtern. Nicht zuletzt ist belgischen Ballungsräume mit dem Rhein- die Anbindung des Flughafens Hahn ein Main-Gebiet zu verbinden. bedeutendes Ziel der Maßnahme. Dieses zählt momentan zu den wichtigsten Die Bauarbeiten am Hochmoselübergang großräumigen Verkehrsprojekten bundes- sind im April 2009 endgültig gestartet, weit. Zudem soll mit dieser Verbindung 2018 sollen Brücke und Teilstrecke eröffnet auch die westliche Eifelregion besser werden. Niederlande

Wichtigste Fakten zum Projekt „B50 neu“ Köln Gesamtlänge 25 km Aachen Länge des Zubringers 3 km A4 Anschlussstellen 6 mit Zubringer Bonn

Bauwerke 41 Belgien A1 darunter 1 Moselbrücke Nordrhein-Westfalen A3 4 Talbrücken Rheinland-Pfalz 12 Grünbrücken A61 1 Landschafts- tunnel B51

Erdbewegung 4,1 Mil. km3 A60 Prüm Koblenz A48 Fläche der Trasse 230 ha Bitburg Wittlich A61 Hahn Fläche der Ausglei- 592 ha A60 chungsmaßnahmen Mainz Luxemburg A64 B50 neu B50

Trier A1

A62 A63 A8 Frankreich A6 Saarbrücken

Saarland

Abb.4: regionale Bedeutung des Projekts „B50 neu“

82 6.2.5 Energie

Aktuell (geplante Umsetzung ist 2017) weiter ausgebaut: Acht Anlagen stehen be- beteiligt sich die Verbandsgemeinde Bern- reits auf dem Gebiet der Einheitsgemeinde kastel-Kues mit als Träger in Form einer Morbach, weitere acht auf dem Gebiet der Anstalt des öffentlichen Rechts (Energie- Gemeinden Veldenz und Gornhausen (Ver- welt „Hunsrück-Mosel“) am Bau eines bandsgemeinde Bernkastel-Kues). Windparks am Ranzenkopf, der im Bereich Im Bereich Solarenergie ist 2014 in der der Verbandsgemeinde Bernkastel-Kues Ortsgemeinde Neumagen-Dhron auf dem und der Einheitsgemeinde Morbach liegt. 4 ha großen Gelände einer ehemaligen Es handelt sich hier um ein Projekt der Bauschuttdeponie bzw. einer alten Kies- kommunalen Familie unter Federführung grube ein Solarpark in Betrieb genommen der Anstalt öffentlichen Rechts (AöR) worden, an dem die Verbandsgemeinde „Energie Bernkastel-Wittlich“. In der AöR jedoch nicht beteiligt ist. der Verbandsgemeinde Bernkastel-Kues Seit 2012 ist bei den Verbandsgemeinde- sind alle Stadt-/Ortsgemeinden vertreten. werken neben der Wasserversorgung und Somit profitieren auch Nichtstandortge- Abwasserbeseitigung der Betriebsbereich meinden an der regionalen Wertschöpfung. ENERGIE angesiedelt. Hier wurden bisher Die erzielten Gewinne sollen nach einem 13 Photovoltaik-Anlagen auf öffentlichen speziellen Schlüssel verteilt werden, auch Gebäuden errichtet. Im Bereich der Abwas- energetische Sanierungen könnten damit serentsorgung werden heute überwiegend gefördert werden. Bau und Wartung der moderne Trennsysteme genutzt, bei denen Anlagen sollen möglichst Betriebe aus der Oberflächen- bzw. Niederschlagswasser Region übernehmen. Bürger können sich und Abwässer nicht mehr zusammen als Kommanditisten (z.B. Bürgerwindrad, geklärt werden. Die Kläranlage in Bernkas- Bürgerphotovoltaik) beteiligen. tel-Kues wird durch eine Photovoltaik-An- Die AöR will bis zu 16 Anlagen errichten lage sowie eine Mikrogasturbine versorgt, lassen – mit einer Gesamtleistung von 48 womit sie zeitweise energieautark ist und Megawatt und einer Investitionssumme die Gebühren für die Verbraucher konstant von 80 Millionen Euro. gehalten werden sollen. Damit wird die Windkraft in der Region

6.2.6 Wirtschaftsförderung

Um die Stadt Bernkastel-Kues als attrak- derprogrammen vor. Dazu zählen Förder- tiven Einkaufs- und Erlebnisstandort zu mittel der Mittelstandsbank und der Inves- bewahren sowie die heimischen Händler, titions- und Strukturbank Rheinland-Pfalz. Dienstleister und Gastronomen zu fördern, Einen umfassenden Überblick zu Zuschüs- hat sich im Jahr 2004 die Entwicklungs- sen, zinsgünstigen Darlehen usw. gibt es agentur Bernkastel-Kues e.V. gegründet, auch unter www.foerderdatenbanken.de, die aktives Standortmarketing betreibt. der Förderdatenbank des Bundes. Für InvestorInnen halten der Bund und das Land Rheinland-Pfalz eine Reihe von För-

83 7 Landwirtschaft und Weinbau

84 85 LANDWIRTSCHAFT 7 UND WEINBAU

7. 1 Allgemeines

Die Landwirtschaft in der Verbandsge- weite Teile der Flächennutzung, insgesamt meinde Bernkastel-Kues ist deutlich 43 % (siehe Abb.3) wird als Dauergrünflä- durch pflanzliche Erzeugung bestimmt. che zum Weiden der Tiere verwendet. Die Dies liegt an dem regional bedeutsamen Milch- und Fleischerzeugung nimmt aller- Anbau von Sonderkulturen, insbesondere dings eine untergeordnete Position ein. natürlich dem Weinanbau. In den an Mit diesen Überblickswerten passt sich der Mosel gelegenen Ortsgemeinden die landwirtschaftliche Struktur der dominiert der Weinbau und macht den Verbandsgemeinde in die Gegebenheiten größten Teil der land-wirtschaftlichen des Bundeslandes Rheinland-Pfalz ein: Produktion aus (siehe Unterkapitel Der Anteil der pflanzlichen Erzeugung am Weinbau). gesamtwirtschaftlichen Produktionswert Von 748 Betrieben der Verbandsgemeinde der Landwirtschaft liegt in Rheinland-Pfalz im Stichjahr 2010131 waren 678 (dies ent- als Weinbauland bei 76 %, und ist damit spricht 90,6 %) im Weinbau tätig (vgl. Tab. deutlich höher als im gesamten deutschen 1132 und 2133). Die Viehhaltung bestimmt Bundesgebiet (nur 51 %).

1,4 6,3 12,3 10,5

1,9 15,1 3,5

19

29,9

Rheinland-Pfalz ist das Weinbauland Abb. 1: Produktionswerte der land- Nr.1 in Deutschland. Das zeigen auch die wirtschaftlichen Erzeugung in Rhein- Produktionswerte der landwirtschaftlichen land-Pfalz 2013 in % Erzeugung. Etwa ein Drittel des gesamten Produktionswertes entfiel im Jahr 2013 Getreide auf den Wein. Gemüse Die pflanzliche Produktion in ihrer Gesamt- Weinmost/Wein heit dominiert die rheinland-pfälzische Sonstige pflanzliche Produkte Landwirtschaft. Rinder und Kälber Schweine Milch Sonstige tierische Produkte Landwirtschaftliche Dienstleistungen (einschl. nichtlandwirtschaftliche Nebentätigkeiten 86 7. 2 Betriebe und landwirtschaftlich genutzte Fläche

Als langfristige Entwicklung zeigt sich in Jahr Betriebe Fläche je Betrieb Jahr Betriebe Fläche der Verbandsgemeinde ein Trend zu we- niger, aber immer größeren Betrieben (im 1971 2529 8763 ha 3 1987 100 100 Flächenumfang und/oder Tieranzahl). 1975 2420 8534 ha 4 1989 97 99 Dieselbe Tendenz ist auch im Weinbau zu beobachten (siehe Unterkap Weinbau). 1977 2296 7993 ha 3 1991 93 100 Abb.1 zeigt, dass seit der Jahrtausend-wen- 2255 7486 ha 3 88 100 de die landwirtschaftliche genutzte Fläche 1979 1993 im Umfang kaum zurückgegangen ist, die- 1983 2083 7205 3 1995 83 95 se Fläche jedoch von einer abnehmenden Anzahl an Einzelbetrieben bewirtschaftet 1987 1926 6998 4 1997 75 93 wird. Die durchschnittliche Betriebsgröße 1871 6909 4 68 95 steigerte sich von 2001 mit 5 ha landwirt- 1988 1999 schaftlich genutzter Fläche auf 9 ha im 1989 1865 6947 4 2001 65 92 Jahr 2010, die Anzahl der Betriebe fiel im selben Zeitraum von 1.246 Betrieben auf 1990 1810 7069 4 2003 57 93 748 Betriebe (dies entspricht einem Rück- 1991 1795 7021 4 2005 53 94 gang von 40%). Diesen Abnahmeprozess spiegelt auch die Tab. 2. 1992 1733 6751 4 2001 49 93

1993 1676 7012 4 2010 39 92

1616 7011 4 1994 Tab.2: Landwirtschaftliche Betriebe 1995 1552 6608 4 und Fläche 1987 bis 2010 in der Verbandsgemeinde Bernkastel-Kues 1996 1470 6511 4 in der Gegenüberstellung Messzahl 1987=100 1997 1421 6537 5

1998 1384 6641 5

1999 1322 6665 5

2001 1246 6399 5

2003 1095 6525 6

2005 1019 6558 6

2007 942 6522 7

2010 748 6477 9

Tab.1: Landwirtschaftliche Betriebe und landwirtschaftlich genutzte Fläche 1971-2010

87 LANDWIRTSCHAFT 7 UND WEINBAU

Von den 748 landwirtschaftlichen Be- von 44,6% aller Betriebe des Landkreises. trieben in der Verbandsgemeinde 2010 Nicht unerwähnt bleiben soll, dass die waren 52% im Haupterwerb tätig und 40% Nische der ökologischen Landwirtschaft im Nebenerwerb (siehe Tab.3). Es wird bereits 5,5,% der landwirtschaftlich ersichtlich, dass während der Umfang der genutzten Fläche des Landkreises für sich landwirtschaftlich genutzten Fläche nahe- beansprucht. zu konstant blieb, die Anzahl der Betriebe Zuletzt zeigt Tab. 5 die Anzahl und Fläche fast um die Hälfte abnahm. der landwirtschaftlichen Betriebe in der Der Zum Vergleich zeigt die Tabelle 4 die tiefenregionalen Ebene der Ortsgemein- landwirtschaftlichen Zahlen des Landkrei- den. Darin wird deutlich, dass die durch- ses Bernkastel-Wittlich an: Die Verbands- schnittliche Betriebsgröße in den Ortsge- gemeinde deckt einen Anteil von 18,66% meinden, die im Hunsrück liegen, deutlich der gesamten landwirtschaftlich bewirt- höher ist als diejenige der Weinbauge- schafteten Fläche des Landkreises, die meinden an der Mosel. durchschnittliche Betriebsgröße liegt unter In Gornhausen beispielsweise ist die der des Landkreises in Höhe von 21ha. durchschnittliche Betriebsgröße 50,4 ha Schließlich stellen die 748 Betriebe der und in Kleinich 66,14 ha. Verbandsgemeinde einen großen Anteil

Land- wirtsch. genutzte GKL der Weinbau- Betriebstyp Betriebe Fläche Rebfläche betriebe Rebfläche

juris. Personen x x unter 1 136 97 ha

Einzelunternehmen 696 5774 ha 1 bis 2 172 249 ha

Haupterw.-Betriebe 395 4370 ha 2 bis 3 112 276 ha

Nebenerw.-Betriebe 301 1403 ha 3 bis 5 130 497 ha

Personengesellsch. x x 5 bis 10 107 707 ha

Insgesamt 748 6477 ha 10 bis 20 x x

20 und mehr x x

Summe 678 2201 ha Tab.3: Landwirtschaftliche Betriebe in der Verbandsgemeinde 2010

LW- Dauer- Öko.bew. Verwaltungsbezirk Betriebe Größe LW-Fläche Ackerland grünland Fläche Rinder Schweine

Landkreis Bernkastel-Wittlich 1678 21 ha 34703 ha 45,8 % 44 % 5,5 % 24206 12854

Tab.4: Landwirtschaftliche Daten im Landkreis Bernkastel-Wittlich 2010

88 LW Haupt- LW Neben- erwerbsbetriebe erwerbsbetriebe Stadt/Ortsgemeinde Anzahl Fläche Anzahl Fläche

Stadt Bernkastel-Kues x x x x

Brauneberg 31 235 25 84

Burgen 11 218 x x

Erden 12 72 x x

Gornhausen 5 252 6 39

Graach an der Mosel x x x x

Hochscheid x x x x

Kesten 19 73 x x

Kleinich 7 463 9 236

Kommen x x x x

Lieser 26 111 x x

Lösnich x x 5 87

Longkamp x x x x

Maring-Noviand 19 185 19 117

Minheim x x x x

Monzelfeld x x 3 108

Mülheim an der Mosel x x x x

Neumagen-Dhron 50 441 x x

Piesport 46 265 x x

Ürzig 22 218 x x

Veldenz x x 15 115

Wintrich 23 90 x x

Zeltingen-Rachtig 27 90 x x

Tab.5: Landwirtschaftliche Betriebe nach Ortsgemeinden 2010

89 LANDWIRTSCHAFT 7 UND WEINBAU

7. 3 Landwirtschaftliche Bodennutzung

Abb.2 beschreibt die prozentuale Vertei- des Weinbaus in der Landwirtschaft der lung der Bodennutzung für die Verbands- Verbandsgemeinde deutlich. gemeinde im Stichjahr 2010. Es wird Der Getreideanbau folgt mit 18% auf dem deutlich, dass Dauergrünfläche (43%) zum dritten Platz. Tab. 6 listet die Kultivierung Weiden von Tieren oder Heuherstellung mit der verschiedenen Getreide- und Frucht- der Nutzung für den Weinbau (38%) den arten nach Betrieben und Anbauflächen- umfassenden Teil der landwirtschaftlichen umfang auf. Unter den Getreidesorten sind Bodennutzung auf sich vereinigen. Hieran Gerste und Weizen auf den Spitzenpositi- wird wiederum die exponierte Bedeutung onen.

Abb.2: Landwirtschaftliche Nutzung Land- genutzte und Fruchtarten in der Verbandsgemeinde Hauptnutz- wirtsch. Fläche Bernkastel-Kues 2010 in % und Fruchtart Betriebe in ha Ackerland 62 1743 1 18 Getreide einsch.Mais 43 1075

Weizen 31 398

38 Winterw. eins.Dinkel x x

Roggen, x x Wintermengg.

Triticale 18 225

43 Gerste 33 400 Wintergerste 16 115

Getreide Sommergerste 28 285 Dauergrün Silomais 10 168 Rebfläche Obstanlagen Hackfrüchte x x

Kartoffeln 10 1

Hülsenfrüchte 3 5

Obstanlagen 30 38

Rebfläche 678 2201

Dauergrünland 143 2480

LF insgesamt 748 6477

Tab.6: Kultivierung der verschiedenen Getreide- und Fruchtarten nach Betrieben und Anbauflächenumfang in der Verbandsgemeinde 90 7. 4 Viehhaltung in der Verbandsgemeinde

Die Zeitenreihe von 1980 bis 2010 (Tab.7) Rinder Schweine gibt einen Überblick über die Entwicklung Jahr Einhufer insgesamt Milchkühe Schafe insgesamt Zuchtsauen der Tierhaltung in der Verbandsgemein- 1980 180 4636 1414 789 2593 99 de Bernkastel-Kues. Es zeigt sich, dass sowohl die Rinderhaltung als auch die 1982 209 4525 1315 745 2463 138 Schweinezucht in der Region an Be- deutung verloren haben, es gibt immer 1984 170 4187 1297 771 1836 118 weniger Halter und Tiere. Von 1990 bis 1986 170 4823 1089 945 1826 128 2010 haben die Rinderbestände um 33,8% abgenommen, unter den Michkühen sogar 1988 191 2417 972 866 1502 105 um 54,2%. Noch deutlicher ist dieser Trend in der Schweinehaltung: Hier ist im selben 1990 160 3282 939 934 1155 74 Jahreszeitraum eine Abnahme von 89,6% 1992 146 3285 887 853 1211 81 der Tiere zu verzeichnen. Hintergrund ist eine zunehmende Spezialisierung und wei- 1994 146 3261 787 795 1036 67 tere technologische Professionalisierung der Betriebe, die es kleineren Betrieben 1996 130 3237 733 817 877 50 erschwert mit den größeren zu konkurrie- 1999 127 2899 671 1202 725 x ren. Hatte in den 1950er Jahren noch jeder Landwirt Rinder im Stall, findet Rinder- 2001 206 2571 574 1035 565 x haltung heute nur noch in spezialisierten Betrieben statt. Und auch in der Schwei- 2003 207 2392 549 1557 645 x nezucht übernehmen wenige, stärker 2007 168 2261 374 1044 x x professionalisierte Betriebe die Produkti- on. Dazu ist grundsätzlich zu sagen, dass 2010 212 2172 430 1009 120 x im Weinland Rheinland-Pfalz, anders als in der deutschlandweiten Produktion, die Tab.7: Zeitenreihe Viehbestände in der Verbandsgemeinde Bernkastel-Kues 1950-2010 tierische Erzeugung nur eine untergeordne- te Rolle in der Landwirtschaft spielt. In der Schafhaltung ergibt sich dagegen für die Landwirtsch. Großvieh- Verbandsgemeinde Bernkastel-Kues ein Tierarten Betriebe einheiten Tiere anderes Bild, hier zeigt sich eine Zunahme Einhufer 25 201 212 der Bestände. Im genannten Zeitraum gab es einen leichten Zuwachs der Bestände Rinder 41 1.659 2.172 um 8,1%. Tab. 8 zeigt darüber hinaus für das Stichjahr 2010 die Anzahl an Betrieben Milchkühe 9 430 430 in der Verbandsgemeinde mit Tierhaltung. Andere Kühe 34 638 638

Schafe 15 90 1.009

Schweine 7 15 120

Ziegen 8 10 129

Hühner 20 4 965

Tab.8: LW Betriebe mit Viehbeständen in der Verbandsgemeinde Bernkastel-Kues 2010

91 LANDWIRTSCHAFT 7 UND WEINBAU

7. 5 Weinbau an der Mosel und in der Verbandsgemeinde

Rheinland-Pfalz ist das deutsche Wein- Abb.3: Bestockte Rebflächen bauland Nummer eins, es produziert 2/3 in RLP 2015 nach Anbaugebieten des gesamten deutschen Weinmostes. 0,9 Die beiden größten deutschen Wein- 0,7 anbaugebiete, Rheinhessen und Pfalz, 6,6 vereinigen über 3/4 (=78 %) der gesamten bestockten Rebfläche in Rheinland-Pfalz 13,6 auf sich. Mit ca. 8.792 ha Anbaufläche Moselgebiet folgt auf Platz drei unter den 41,5 rheinland-pfälzischen Anbaugebieten (= 13,6 %) und auf Platz fünf in Deutschland (Siehe Abb.3). Der Weinanbau an den drei Flüssen Mosel, Saar und Ruwer wurde 1990 aus Vermarktungsgründen von den Landwirt- 36,8 schaftskammern mit „Weinbaugebiet Mosel-Saar-Ruwer“ benannt und 2006 schließlich in das „Weinbaugebiet Mosel“ umbenannt. Mit ihrem römischen Erbe Rheinhessen ist die Mosel kulturhistorisch das ältes- Pfalz te Weinanbaugebiet Deutschlands. Das Mosel Gebiet, das sich von Koblenz bis nach Trier Nahe erstreckt, zählt zu den Anbauregionen mit Ahr den meisten Steillagen und den steilsten Mittelrhein Weinbergen der Welt und ist das weltweit größte Anbaugebiet für . Rotweine konnten sich an der Mosel nicht durchset- zen, man bleibt traditionell dem Weißwein treu. Typisch für die Mosel sind die Schie- ferhänge, die reich an Mineralien sind und dem Wein eine zugleich würzig-kräftige und feinnervige Note verleihen. Die steilen Tallagen der Mosel machen die Region zu einer der wärmsten in Deutschland und bieten damit ideale Anbaubedingungen für eine Vielfalt an Rebsorten. Die Hänge über dem Fluss speichern die am Tag gewonne- ne Sonnenwärme und geben diese in der Nacht wieder ab.

92 7.5.1 Lagen

Die Moselregion gliedert sich in sechs und Rotweinsorten macht in der Gegen- von knapp 9 %. Piesport ist mit 403 ha Bereiche (Burg Cochem, Bernkastel/ Mit- überstellung bereits deutlich, dass - wie Anbaufläche unter den Ortsgemeinden telmosel, Ruwertal, Saar, Obermosel und für das Moselanbaugebiet typisch - auch der Verbandsgemeinde Bernkastel-Kues Moseltor) sowie 20 Großlagen. Der Bereich die Winzer der Verbandsgemeinde den die größte Weinbaugemeinde, gefolgt von Bernkastel/Mittelmosel ist mit Rebflächen weißen Rebsorten den Vorzug geben. Bernkastel-Kues (234 ha) und Brauneberg von insgesamt 5.723 ha das flächenmäßig Prozentual ausgedrückt beanspruchen die (225 ha). Die Winzer der Verbandsgemein- größte Anbaugebiet der Mosel und damit Weißweinsorten damit einen hohen Anteil de bewirtschaften einen hohen Anteil von das Herzstück des Moselweinbaus. Hier von 91% an der Gesamtbestockung, die 71,3 % des gesamten Rebflächenumfangs werden die von der Fachwelt gerühmten Rotweinsorten nur einen kleinen Anteil des Landkreises Bernkastel-Wittlich. und überregional bekannten „großen“ Spitzenweine produziert. Die Anbaugebie- te der Verbandsgemeinde Bernkastel-Kues Stadt/Ortsgemeinde Weißwein Rotwein Gesamt gehören zu diesem Bereich, sie umfassen eine Rebfläche von 2.391 ha (Stand 2014, Stadt Bernkastel-Kues 224 10 234 siehe Tab.9). In diesem Bereich finden sich die Großlagen Badstube, Kurfürsten- Brauneberg 200 25 225 lay, Michelsberg, Münzlay, Nacktarsch, Burgen 47 7 54 Probstberg, Römerlay, Sankt Michael, Schwarzlay sowie Vom Heißen Stein, Erden 99 9 108 die sich jeweils wieder in Einzellagen, überwiegend im Steilhang, gliedern. Inter- Graach an der Mosel 80 3 83 nationale Berühmtheit hat die Großlage Kesten 88 18 106 Badstube erlangt, die ausschließlich auf dem Gebiet des Bernkastel-Kueser Lieser 109 20 129 Stadtteils Bernkastel liegt und damit eine der wenigen deutschen Großlagen ist, die Lösnich 26 4 30 sich nicht über mehrere Ortsgemeinden Maring-Noviand 140 31 171 erstrecken. In