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UF KTUELLA TÄGLICHA postt..ddee wwwwww..ddieie-t-tagesespos 11.11. April 2019, Würzburg, Jahrgang 72, Nr.15–4,00Euro

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EUCHARISTIE Was bedeutete

Chur der Altar in der frühen Kirche? Bistum S. 11 Foto: Netanyahus Sieg KOMMENTAR Missionarische Jugend Israels Premier Netanyahu geht gestärkt aus den Wahlen hervor: An ihm vorbei kann kaum eine VON KILIAN MARTIN Regierung gebildet werden VON TILL MAGNUS STEINER

m Mittelpunkt der israelischen Parlamentswahlen standen keine tremen, anti-palästinensischen Partei Ozma Yehudit bei diesen Wahlen Die kirchliche Jugendarbeit in Deutschland kommt langsam politischen Themen. Der Gang an die Wahlurnen am vergangenen auf einer gemeinsamen Liste angetreten ist und voraussichtlich vier oder aber sicher in der Moderne an. Etwas zynisch könnte man so das Dienstag war ein Referendum über die Zukunft Benjamin Neta- fünf Sitze gewonnen hat, erklärte nach einem Telefongespräch mit dem Vorhaben der Bischofskonferenz beschreiben, neue Leitlinien Inyahus als Premierminister. Das Ergebnis nach der Auszählung von Premierminister: „Netanyahu erklärte seine Absicht, eine rechte Regie- für die Jugendpastoral zu formulieren (siehe Seite 10). Die der- 98% der abgegebenen Stimmen ist eindeutig ausgefallen. Im Vergleich rung zu bilden, und wir sehen uns als Seniorpartner darin.“ Er fügte aber zeit gültigen stammen schließlich aus dem Jahr 1991 – selbst die zur letzten Wahl im Jahr 2015 konnte Likud, die Partei Benjamin Neta- auch hinzu, dass dies nicht bedingungslos geschehen wird: „Zwei Tage sind meist der Adoleszenz längst entwachsenen Spitzenfunktionäre nyahus, fünf Sitze dazugewinnen. Die von seinem Hauptherausforderer vergangen, seit Netanyahu versprochen hat, die Souveränität in Judäa und katholisch-deutscher Jugendverbände haben das nicht mehr Benny Gantz zusammen mit Yair Lapid angeführte Wahlliste Kahol Lavan Samaria durchzusetzen. Souveränität ist also ein wichtiges Ziel für diese aktiv miterlebt. erreicht zwar ebenso 35 Sitze, aber dennoch konnte Benjamin Netanyahu Regierung.“ In einem Fernsehinterview am Samstagabend hatte der Pre- Über eine ganze Generation hinweg blieben die Grundprinzi- schon in den frühen Morgenstunden am Mittwoch verkünden: „Ich habe mierminister angekündigt im Falle eines Wahlsieges Gebiete des Westjor- pien der Seelsorge für junge Katholiken unverändert. Selbst in der Nacht bereits Gespräche mit den Vorsitzenden der rechten Partei- danlands zu annektieren. angesichts der Ewiggültigkeit der kirchlichen Lehre ist das un- en, unseren natürlichen Partnern, geführt. Fast jeder erklärte öffentlich, Trotz drei bevorstehender Anklagen wegen Korruption und laufenden verständlich. Schließlich konnte vor bald drei Jahrzehnten die dass er mich [dem Präsidenten] zur Bildung der nächsten Regierung Ermittlungen in einem vierten Fall wird Benjamin Netanyahu der alte Entwicklung gerade der Jugendkultur nicht vorhergesehen wer- empfehlen werde.“ Um eine Mehrheitsregierung in der Knesset bilden zu und neue Premierminister Israels sein. Zwar werden nun die Details der den. Nun soll die kirchliche Jugendarbeit also digitaler, fl exibler können, muss eine Koalition mindestens aus 61 Abgeordneten bestehen Anklagen, die während der Wahl nicht freigegeben werden durften, in den und individueller werden. Das ist nur zu begrüßen. Damit würde und die von ihm angestrebte Koalition aus religiösen und rechten Parteien kommenden Wochen die Schlagzeilen Israels bestimmen. Aber bereits vor die Jugendpastoral den veränderten Realitäten der Gegenwart verfügt über 65 Sitze. der Wahl hatten, abgesehen von Kulanu, alle potenziellen Koalitionspar- Rechnung tragen. Schon kurz nach den ersten Prognosen erklärte der zweite große Ge- teien ausgeschlossen, dass sie im Falle der Eröffnung eines Gerichtsver- Eine echte Modernisierung der Jugendarbeit ist damit aber winner der Wahlen, die beiden ultraorthodoxen Parteien, dass sie mit fahrens gegen Benjamin Netanyahu dessen Rücktritt verlangen würden. noch nicht erreicht. Für die Zukunft ist es unerlässlich, dass die ihren voraussichtlich 16 Sitzen sich an die Seite Benjamin Netanyahus Zwei Faktoren waren entscheidend für seinen Wahlerfolg. Zum einen katholische Jugendpastoral, wie Jugendbischof Stefan Oster stellen werden. Der gegenwärtige Finanzminister Moshe Kahlon erklärte die von ihm geschürte Angst vor einer Koalition, die auf die Stimmen der anmerkt, eine missionarische ist. Es ist aus Sicht der Kirche auf der Wahlparty seiner Partei Kulanu zwar, dass er – ebenso wie die na- Parteien der Palästinenser in Israel angewiesen wäre. Und zudem die in- unerlässlich, dass ihre Seelsorge für die jungen Menschen tionalistische Partei Israel Beitenu – erst das für Donnerstagnachmittag ternationale Hilfe während seines Wahlkampfes. US-Präsident Donald J. sich zukünftig vor allem der Verkündigung widmet. Politische erwartete fi nale Wahlergebnis abwarten wolle, aber gegenüber Journalis- Trump anerkannte die von Syrien 1967 eroberten Golanhöhen als israe- Verbandsarbeit oder belanglose Freizeitbeschäftigungen sollten ten sagte er kurze Zeit später: „Ich bin Mitglied des Nationalen Lagers, ich lisches Staatsgebiet. Und der russische Präsident Vladimir Putin ermög- nicht länger als Normalfall kirchlicher Jugendarbeit gelten. Bi- werde Benjamin Netanyahu empfehlen.“ Seine Partei wird voraussichtlich lichte die Rückführung der Überreste des vor 37 Jahren im Libanon Krieg schöfe und große Jugendverbände können sich bei zahlreichen mit vier Abgeordneten in der Knesset vertreten sein. Der Knessetabgeord- gefallenen israelischen Panzerkommandanten Zachary Baumel. Die nun jungen Aufbrüchen in der Kirche anschauen, was es bedeutet, nete Bezalel Smotrich der Siedlerpartei, die zusammen mit der rechtsex- offene Frage ist, welchen Preis Benjamin Netanyahu hierfür zu zahlen hat. eine missionarische Jugendpastoral zu betreiben. Von der aus den Weltjugendtagen hervorgegangenen Nightfever-Bewegung bis hin zu Neuen Geistlichen Gemeinschaften gibt es viele posi- tive Ansätze. Natürlich werden diese auch künftig nicht das Maß SERIE Warum Papst Benedikt XVI. seinen Dienst poetisch, aller Dinge sein. Doch sie machen vor, was die vielleicht wich- tigste Leitlinie für die katholische Jugendpastoral der Zukunft priesterlich und prophetisch ausgeübt hat S. 19 ist: Dient es dem Glauben? Die Tagespost ñ11. April 2019 2 Themader Woche „Ein Bischof muss sich an die Wahrheit halten“ Churs scheidender Bischof Vitus Hounder ist sich sicher: Wenn wir nicht bei der überlieferten

Botschaft des Herrn bleiben, sterben wir aus VON OLIVER MAKSAN

Exzellenz, Sie gelten überdie Schweizhin- folgt – und die Landeskirchen sich aus- aus als das, was man heutzutage umstrit- schließlich um technische und finanzielle ten nennt. Warum? Weil Sie unbequeme Abläufe kümmern? Positionen vertreten? Oder würden Sie Ja. Ursprünglich lief das auch so. In den selbstkritisch sagen: Ich habe nicht im- Körperschaften haben sehr fromme Leute mer den richtigen Ton getroffen? gewirkt, die nicht auf die Idee gekommen Auch ein Bischof ist Mensch und kann na- wären, gegen den Bischof und die Lehre der türlich in der Kommunikation Fehler ma- Kirche zu arbeiten. Mit dem gesellschaftli- chen. Aber ich habe ein gutes Gewissen. Ich chen Wandel der letzten 50 Jahre hat sich habe versucht, mein Amt am Beispiel des das aber völlig geändert. Es ist auch ein Un- Herrn auszurichten. Der war ja auch um- terschied, ob man sich auf der Ebene der stritten. Deshalb kann ich mich gut mit ihm Kirchgemeinde für die Pfarrei einsetzt oder identifizieren – und er umgekehrt hoffent- ob man sich auf kantonaler Ebene als Kör- lich auch. (lacht) perschaft mit einem Millionenbudget dem Bischof als Para-Ordinariat entgegenstellt. Also liegt es an Ihren Positionen, dass Sie zur Reizfigur reformkatholischer und sä- Wieviel Schaden haben denn diese kor- kularer Kreise wurden? porativen Strukturen in der katholischen Ich beziehe Stellung im Sinne der Lehre Verkündigung angerichtet? der Kirche, wie sie überliefert wurde. Nicht Das ist von Kanton zu Kanton verschieden, mehr und nicht weniger. Das ist die Aufgabe weil die Kantonsverfassungen unterschied- eines Bischofs. lich strukturierte Körperschaften einge- richtet haben. Hinzu kommt, dass nicht alle Innerkirchlich haben Sie sich damit aber gleich viel Geld haben. In Zürich ist man nicht nur Freunde gemacht. Der Rektor sehr reich. Da wird dann auch vieles am Bi- der Churer theologischen Hochschule, schof vorbei und gegen die Lehre der Kirche Christian Cebulj, stellt sich Ihren Nach- getan. Es werden Schriften herausgegeben, folger ganz anders als Sie vor: „Für mich die im Widerspruch zum katholischen Glau- ist wichtig, dass es einen Steuermann gibt ben stehen. Die „Jugendkirche“ der Kör- an Bord des Bistums, der die Stürme der perschaft treibt mehr Yoga als katholische Zeit kennt; er muss die Pluralität in der Glaubensverkündigung. Als Bischof kann Gesellschaft akzeptieren und nicht dage- ich mich damit nicht mehr identifizieren. genrudern.“ Haben Sie als Bischof gegen den Strom der Pluralität gerudert? Was können Sie dagegen tun? Natürlich. Man muss als Bischof gelegent- Wenig. Ich versuche, mit den Verantwort- lich gegen den Mainstream rudern. Dass ich lichen zu sprechen. Aber wenn ich sie nicht die Pluralität kennen und mich mit ihr aus- überzeugen kann, bleibt mir nichts, außer einandersetzen muss, ist klar. Aber einfach das hinzunehmen. mitrudern darf ich nicht. Ich muss unter- scheiden, was im Sinne unseres Glaubens ist Gibt es damit de facto nicht eine Art und was nicht. Schisma in der Schweiz? Da ist die Kirche des Bischofs und eine Körperschaft, die Können Sie ein Beispiel nennen? unter der Flagge der katholischen Kirche

Mein letzter Hirtenbrief, mit dem ich von KNA segelt, aber im Grunde tut, was sie will, meinem Bistum Abschied nahm. weil sie das Geld hat.

Foto: So ist es. Wir haben tatsächlich ein inner- Darin sprachen Sie von Gottesfurcht, Empfiehlt ein Zugehen Roms auf die Piusbruderschaft: Bischof Huonder. kirchliches Schisma der divergierenden dem Hören auf das Lehramt, Beichte und Richtungen: Die Kirche tritt für den gan- Umkehr. zen Glauben ein, die Körperschaften fühlen Ja, ich habe eigentlich nichts anderes ge- Aber woher kommen diese innerkirchli- Mach, was du willst, es ist egal, wie du lebst. Form der vom Bischof unabhängigen Kir- sich zwecks Erhalts ihrer Privilegien dem macht, als die Grundlagen unseres Glau- chen Widerstände? Sondern er ruft immer in die Entscheidung: chenfinanzierung gibt? gesellschaftlichen Mainstream verpflichtet bens noch einmal zu verdeutlichen. Daran Man setzt auf Anpassung, auf eine sich ra- Geh hin und sündige nicht mehr. Das ist Die mit dem Papst und den Bischöfen geein- und bekämpfen Glaubensinhalte, die heute haben manche Anstoß genommen. Ich habe sant ändernde Gesellschaft. Nur so glaubt . Das andere ist eine Verkürzung von te Kirche ist immer reformierbar. Wenn aber schlecht ankommen. Das ist der Interessen- eine böse Reaktion gelesen im Newsletter man, Anschluss finden zu können. Ich halte Jesus. diejenigen, die in diesen Körperschaften Ver- konflikt. der „Römisch-katholischen Körperschaft das für einen Irrweg. antwortung tragen, glauben, gegen den Bischof des Kantons Zürich“, jener vom Staat ge- Sie sprachen vorher davon, dass eine und den Glauben der Kirche opponieren zu Sie sagten, dass das duale System grund- schaffenen Paraorganisation zur Kirche. Reformkatholiken würden Sie nun fra- Kirche, die ihr Fähnchen in den Wind müssen, schaufeln sie sich ihr eigenes Grab. sätzlich kein Problem ist, wenn jeder Aber das ist für mich nicht verwunderlich, gen: Ist bei Jesus nicht jeder willkommen hängt, keine Zukunft hat. Nun gibt es in AufdieDauerlaufenihnendanndieLeuteweg. tut, was ihm zukommt. Nun läuft es aber denn von dort sind immer wieder Angriffe gewesen? der Schweiz das sogenannte duale Sys- nicht so. Wäre es dann nicht besser, das gekommen. Vor allem in unserem kirchli- Bei Jesus ist jeder willkommen: Das ist eine tem: Vom Staat geschaffene kantonale Aber steht das duale System nicht schon System gleich ganz abzuschaffen? chen Personal erwarten manche eine Verän- sehr gefährliche Aussage. Sie stimmt auch Körperschaften oder Landeskirchen be- grundsätzlich im Widerspruch zur ka- Das ist eine Meinung, die man haben kann. derung der kirchlichen Lehre. Aber das hat nicht ganz, weil Jesus eine Entscheidung kommen die Kirchensteuermittel. Die Di- tholischen Lehre von der Kirche? Und vielleicht kommt es von selbst, wenn keine Zukunft. Es sterben jene Meinungen für Gott fordert. Und wenn bei ihm alle özesen wiederum beziehen ihre Mittel von Es ist dann ein Widerspruch, wenn man sich immer mehr Menschen von diesen aus, die ständig von innen her gegen die Kir- willkommen sind, dann in dem Sinne, dass diesen. Die können deswegen doch noch meint, man müsste die Stelle des Bischofs staatskirchenrechtlichen Körperschaften che agieren. Ihre Position wird in 50 Jahren jeder, der sich wirklich für Gott entschei- lange ein Eigenleben führen, oder? An- einnehmen. Wenn man den Bischof respek- abwenden. Dann werden sie mit der Zeit nicht mehr vertreten werden. den will und sich vom Bösen abwendet, ders gefragt: Ist die Kirche der Schweiz tiert, was auch in diesem System geht, dann obsolet. angenommen ist. Er sagt aber nirgends: überhaupt reformierbar, solange es diese kann das in der Praxis funktionieren, hat es Was macht Sie da so sicher? ja lange auch. Aber wenn man in die Opposi- VondenSchwierigkeiten abgesehen:Wäre Wenn wir nicht bei der überlieferten Bot- tion geht und eigentlich zwei Gesellschaften es aus katholischer Sicht nicht besser, es schaft des Herrn bleiben, sterben wir aus. aufbaut in der einen Kirche, wird es schwie- gäbe diese Korporationen nicht mehr? Schauen Sie sich die reformierte Kirche in „Wir haben ein innerkirchliches Schisma: rig. Dann hat eine solche Struktur keine Da- Unter diesen Umständen: Ja. der Schweiz an. Dort hat man alles freigege- seinsberechtigung mehr. ben: von der Verpflichtung zur Taufe bis zum Die Kirche tritt für den Glauben ein, die HabenSieversucht,einenpolitischenPro- Glaubensbekenntnis. Und kaum jemand Das heißt, Sie könnten durchaus damit le- zess zur Abschaffung in Gang zu bringen, geht mehr hin. Wer dort etwas vom Glau- Körperschaften sind dem Mainstream ben, wenn die Bischöfe die Leitungs- und um eine Änderung der Kantonsverfas- ben hören will, der muss in die Freikirchen Lehrhoheit haben und man ihnen darin sungen zu erreichen? gehen. verpflichtet.“ Die Tagespost ñ11. April 2019 Thema der Woche 3

Nicht systematisch. Wir hatten neulich sen. In Deutschland sind die Bischöfe zu- eine rechtliche Auseinandersetzung mit dem in Sachen Zulassung von Nicht-Ka- der Körperschaft (Landeskirche) Grau- tholiken zur Kommunion uneins. Für wie bünden. Sie unterstützt eine Abtreibun- IN gefährlich halten Sie diese theologischen gen befürwortende Organisation namens Fliehkräfte? Adebar finanziell. Für das Leben der ka- Foto: Sobald es um die Substanz des Glaubens geht, tholischen Kirche bestimmte Mittel gehen brauchen wir Einheit. Es kann dann in Polen an eine Organisation, die Abtreibungen nicht anders sein als in Deutschland. Und in unterstützt. Wir haben gegen die Landes- Deutschland wiederum kann es in einer so kirche geklagt, aber leider verloren. Das zentralen Frage wie der Eucharistie nicht hat mich sehr betrübt. Andererseits hat sein, dass es in der einen Diözese so und in es offengelegt, was für absurde Strukturen der anderen anders ist. Die Bischöfe müssten wir haben. Vielleicht hat es ja den Effekt, nach Einheit suchen. Und dann ist das natür- dass immer mehr Menschen gegenüber lich auch eine Aufgabe der Zentrale in Rom. dem Bischof erklären, dass sie Kirchen- mitglied bleiben, aber die Körperschaften Der Papst scheint diese Fliehkräfte aber verlassen wollen. auch als kreatives Chaos zu schätzen und es einfach zuzulassen. Weder wurden die Würden Sie Ihren Gläubigen den Austritt Dubia der Kardinäle beantwortet noch der empfehlen? Kommunionstreit definitiv entschieden. Ja. Wenn die Körperschaften weiter ge- Ich sage bewusst Zentrale, denn natürlich gen die Lehre der Kirche handeln, werden hat der Papst seine Berater. Sie müssen sich Bischöfe zum Austritt aus diesen Körper- überlegen: Wie beraten wir den Heiligen Va- schaften aufrufen müssen. Proteste von unten: Huonder ist Feindbild reformkatholischer Kreise. ter? Ich kann nur sagen: Es muss auf Ebene der Bischöfe wie Roms unbedingt ein Um- denken geben, denn es geht etwa beim Kom- munionempfang wirklich um die Substanz die Einheit der Kirche. Spaltung in der Kir- Wie? Was müsste die Bruderschaft jetzt des Glaubens. „Sobald es um die Substanz des Glaubens che muss überwunden werden. Wir dürfen tun, was Rom, damit es wirklich zu einer nicht vergessen: Die Piusbruderschaft hat Einigung kommt? Jetzt ist von den deutschen Bischöfen der geht, brauchen wir Einheit. Es kann viele Anhänger. Vor allem wäre zunächst einmal eine Aner- „synodale Weg“ beschlossen worden. Da kennung des Einsatzes beider Seiten nötig, geht es um die heißen Eisen Sexualmoral, Ihr Amt ist ein informelles. Sie haben kei- auch wenn man sich theologisch noch nicht Zölibat und Zugang der Frau zum Weihe- in Polen dann nicht anders sein als in ne konkreten Verhandlungsvollmachten, geeinigt hat. Die Bruderschaft müsste po- amt. So will man der Kirche in der Miss- sondern versuchen, durch Ihr Mitsein sitiver hervorheben, dass es dem Aposto- brauchskrise wieder auf die Beine helfen. Deutschland.“ eine Brücke zu sein. lischen Stuhl Ernst ist. Dieser wiederum Der richtige Weg? Ja, meine Rolle ist in erster Linie informell. müsste die Bemühungen der Bruderschaft Ein „synodaler Weg“ kann gut sein, wenn Nun kann man die Probleme mit dem Herr Bischof, Sie werden Ihren Ruhe- Aber auch das hat seine Wirkung. Zum Bei- würdigen und ihre Sorgen ernster nehmen. es um Beratung geht, aber wenn man dann dualen System auch als Eingriff in die stand in einer Einrichtung der Piusbru- spiel auf das Jahr der Barmherzigkeit hin, als In der Bruderschaft darf man nicht den Ein- im Rahmen eines solchen Prozesses meint, gemeinschaftliche Religionsfreiheit der derschaft verbringen. Mussten Sie vom die Priester der Bruderschaft vom Papst die druck bekommen, sie würde einfach hinein- alles ändern zu müssen, was die Kirche bis- Katholiken betrachten. Religionsfreiheit Heiligen Vater genehmigen lassen, dass Erlaubnis bekamen, die Absolution zu er- genommen, um sie nachher irgendwie be- her getan hat, dann kann dabei nichts Gutes scheint es in der Schweiz nur für den ein- Sie sich in einer Schule der Bruderschaft teilen. Ich habe daran mitgewirkt. Ich hatte schneiden zu können. Dann fiele es leichter, herauskommen. Das finde ich doch sehr be- zelnen Katholiken, nicht für die Gemein- niederlassen? Papst Franziskus vorgeschlagen, er solle doch die theologischen Probleme, die es manch- unruhigend. Ich hoffe, dass die deutschen schaft zu geben. Gibt es keine Politiker, Nein, denn in einem Schreiben des frühe- auch Barmherzigkeit gegenüber der Bruder- mal tatsächlich gibt, zu lösen. Bischöfe sich ihrer Verantwortung für den die das ändern wollen? ren Präfekten der Glaubenskongregation, schaft üben und ihnen die Vollmacht erteilen. Glauben bewusst sind. Manche schon. Aber unsere Politiker sind Kardinal Gerhard Ludwig Müller, an die Ein Jahr später habe ich ihn wieder getroffen Muss die Bruderschaft das Konzil in sei- im Allgemeinen nicht so kirchlich gesinnt. Bruderschaft ist das so formuliert. Und der und er hat mir mitgeteilt, dass er meinen Vor- ner Gänze annehmen? Oder kann es da Am 21. April treten Sie in den Ruhestand. Präfekt spricht ja in der Autorität und mit schlag aufgreifen würde. Das hat mich darin auch Formen der gestuften Anerkennung Haben Sie einen Wunschkandidaten für Man muss ja nicht katholisch sein, um Billigung des Papstes. Aber ich habe den bestärkt, den Weg mit der Bruderschaft in geben, so wie die Dokumente des Konzils Ihre Nachfolge? diese Position zu vertreten, nur liberal. Heiligen Vater informiert. Richtung Einheit weiterzugehen. ihrem Gewicht nach auch nicht alle auf Jeder Bischof muss dem Heiligen Stuhl ge- Es geht schließlich um Religionsfrei- derselben Stufe stehen? mäß Kirchenrecht regelmäßig Kandidaten heit. Sie sollen Verbindungsmann zwischen Nun wird dieser Weg schon seit Jahren Sicher müsste man auf diesem Prinzip auf- nennen. Das habe ich auch für den Churer Das gibt es auch. Aber wenn es um die Frei- der Bruderschaft und Rom sein. Wie ka- gegangen, ohne dass man sich geeinigt bauen. Nicht alle Dokumente des Konzils Stuhl nach bestem Wissen und Gewissen heit der Katholiken geht, die gegen Abtrei- men Sie zu dieser Rolle? hätte. Es schien unter dem früheren Ge- haben den gleichen Stellenwert. Vor allem gemacht. bung und „Ehe für alle“ sind, dann ist man Ich bin schon lange an dem Prozess der neraloberen Bischof Fellay eine Annähe- müsste man die Dokumente des II. Vatika- plötzlich nicht mehr liberal und setzt sich Gespräche zwischen Rom und der Bru- rung zu geben. Unter dem neuen Oberen nischen Konzils wieder stärker als eine Ent- Welchen Rat geben Sie Ihrem Nachfolger? nicht ein. derschaft beteiligt. Da die Gemeinschaft in Pagliarini hat man den Eindruck, dass wicklung aus der Vorgängerzeit betrachten. Der Bischof muss sich unbedingt an die Menzingen in der Schweiz ihren Sitz hat, es wieder eine Eiszeit gibt, dass es nicht Seitens der Glaubenskongregation müsste Wahrheit halten. Und zwar deshalb, weil Haben Sie mit Papst Franziskus über die dachte man, dass ein Schweizer Bischof mit- mehr um praktische Fragen der Einglie- man wieder stärker an das vorkonziliare die Liebe sich an der Wahrheit freut, wie der Probleme mit den landeskirchlichen Or- einbezogen werden sollte. Deshalb wurde derung in die Kirche, sondern um harte Lehramt anknüpfen, um der Bruderschaft heilige Paulus im Hohelied der Liebe sagt. ganisationen gesprochen? ich von der Kommission , der doktrinäre Fragen geht. die Anerkennung des Konzils zu erleichtern. Damit haben wir beide Pole beieinander: die Der Heilige Vater kennt unsere Probleme. für den Dialog mit der Bruderschaft zustän- Das wirkt vielleicht nach außen so. Aber Es geht darum, die Kontinuität der Lehre Liebe und die Wahrheit. Wir neigen dazu, Ich konnte ihm das im persönlichen Ge- digen Kommission, angefragt. So kam es doktrinelle Bedenken in der Bruderschaft besser aufzuzeigen. beide gegeneinander auszuspielen und sind spräch darlegen. Auch das Staatssekreta- zu einem ständigen Kontakt mit Vertretern gab es auch unter Bischof Fellay. Die wer- uns nicht bewusst, dass die Liebe eigentlich riat und die Bischofskongregation wissen der Bruderschaft hier in der Schweiz. Die den jetzt vielleicht wieder etwas deutlicher. Derzeit ist die Weltkirche zunehmend un- auf der Wahrheit gründet. Deshalb würde Bescheid und sind nicht glücklich über die Ergebnisse habe ich nach Rom weitergelei- Ich weiß nicht, ob eine neue Eiszeit kommt. eins. In Deutschland legt man das Papst- ich meinem Nachfolger sagen: Bleibe unbe- Situation. Aber sie sind machtlos. Das muss tet. Diesen Auftrag werde ich nun weiterhin Aber umso mehr muss man daran arbeiten, schreiben „“ anders aus dingt bei der Wahrheit des Glaubens. Alles in der Schweiz gelöst werden. wahrnehmen. In erster Linie geht es mir um dass es zu einer guten Lösung kommt. als in Polen oder in manchen US-Diöze- andere kann daraus erwachsen. Kampf um die Nachfolge Gracia Foto:

m 21. April endet die Amtszeit schluss von Frauen) regional entschieden werden von Vitus Huonder (77) als Bi- können. „Die Katholische Kirche im Kanton Zürich schof der auf das 5. Jahrhundert erwartet, dass der neue Bischof im Bistum Chur vor- zurückgehenden Diözese Chur. behaltlos Ja sagt zu einer synodalen Kirche“, so das Der rätoromanische Mutter- Schreiben. A sprachler war 2007 von Papst Be- Unterdessen hat der wahlberechtigte Domherr nedikt XVI. zum Bischof der auch die Stadt Zürich Christoph Casetti einem falschen Verständnis vom umfassenden Deutschschweizer Diözese ernannt Bischof als Brückenbauer eine Absage erteilt. „Ein worden. Papst Franziskus hatte Huonders altersbe- ‚Brückenbauer‘ müsse er sein, der neue Bischof von dingten Rücktritt 2017 nicht angenommen, sondern Gespräch in Chur: Bischof Huonder und „Tagespost“-Chefredakteur Oliver Maksan. Chur. So kann man es allenthalben hören und lesen“, seine Amtszeit zur allgemeinen Überraschung um schrieb Casetti im Mitteilungsblatt des Bistums. zwei Jahre verlängert. Huonders Nachfolger wird „Wie ist das zu verstehen? Er soll Brücken bauen vom 24-köpfigen Domkapitel aus einer vom Heiligen Stuhl vorgelegten Dreierliste (Terna) ausgewählt. Zehn zwischen den polarisierten Gruppen des Bistums. Er soll Vertrauen bilden und so die Einheit in der Diözese der wahlberechtigten Domherren sind von Huonder ernannt worden. Mit dem Churer Wahlverfahren hat Rom wieder herstellen. Doch wie kann er diejenigen vereinen, die sich grundsätzlich nicht einig sind in den Fragen anders als in den beiden anderen Deutschschweizer Diözesen Basel und Sankt Gallen nennenswerten Einfluss wie zum Beispiel diesen: Ist Jesus wirklich der Sohn Gottes und nicht nur der Menschensohn, der Sohn Josefs? auf die Bischofsbestellung. Ist er wirklich von den Toten auferstanden oder geht einfach seine Sache weiter? Können nur Männer Priester Kritiker des Bischofs haben sich kürzlich in einem offenen Brief an Papst Franziskus gewandt. Der Gene- werden? Können die wiederverheirateten Geschiedenen zur Kommunion gehen oder nicht? Kann die ‚Ehe für ralvikar des Kantons Zürich Josef Annen und die Synodalratspräsidentin der Zürcher Landeskirche Franziska alle‘ von der Kirche anerkannt werden? Ist nur die natürliche Familienplanung erlaubt oder muss die Kirche Driessen-Reding fordern darin vor dem Hintergrund der Missbrauchsfälle, dass es in der katholischen Kirche endlich die Verhütung freigeben?“ Solche Gegensätze könnten Casetti zufolge nur um den Preis eines völligen synodale Prozesse brauche, in denen die Zugangsbedingungen zu den kirchlichen Ämtern (Pflichtzölibat, Aus- Relativismus in Bezug auf die Glaubenswahrheiten und die daraus folgende Lebenspraxis vereinigt werden. Die Tagespost ñ11. April 2019 4 Politik Geschwächt in den Kulturkampf

Die Debatte über die „Ehe für alle“inder Schweiz zeigt, dass das Bekenntnis vieler Schweizer Katholiken zur Schöpfungsordnung durchden Zeitgeist unterminiertist –Bischöfenicht ausgenommen VONDOMINIK LUSSER

ie politische Auseinanderset- Grund“sehe, „lesbischen Frauen und erste UNESCO-Generaldirektor äußerte zung um die Zukunft der Ehe ist schwulen Männern, die als Personen in frei- 1942 in „Evolution –The Modern Synthe- Din eine entscheidende Phase ge- em Entschluss miteinander die Ehe einge- sis“die Ansicht, dass gewisse Eigenschaften treten. Bis im Juni 2019 läuft hen wollen, abzusprechen, dass auch sie sich des Menschen der Evolution hinderlich wä- das Vernehmlassungsverfahren zur parla- ganzheitlich –also leiblich-seelisch, geistig- ren, wasihn schließlich die Frageaufwerfen mentarischen Initiative „Ehe für alle“, die geistlich, eben in ihrer ganzen Existenz –, lässt, „ob das Ziel nicht darin bestehen soll- den Zugang homosexueller Paarezur stan- als einander ergänzend erfahren“. te, das Säugetier in uns sterben zu lassen, desamtlichen „Heirat“ samt Adoptionsrecht Damit aber relativiert der Theologe,wie um dem Menschen ein kompletteres Leben fordert. Gleichzeitig steht auch die Zulas- es scheint, die aufeinander verweisende und zu ermöglichen“. sung „verheirateter“ lesbischer Paarezur angewiesene Leiblichkeit vonMann und Mit Blick auf die Gender-Ideologie, die Samenspende zur Debatte. Im Zivilgesetz- Frau als objektivesMaß. Wasfür die Ehe – zweifellos Teil dieser Agenda ist, hat der buch würde es demnach künftig heißen: „Ist nicht nur im christlichen Kontext –seit je- Osnabrücker Sozialethiker Manfred Spie- die Mutter zum Zeitpunktder Geburt mit her als konstitutivangesehen worden ist, kervon einer „neuen Gnosis“gesprochen einer Frau verheiratet, so gilt die Ehefrau wirdzur „Form“, die im Zugeeiner Eheöff- (Magazin „Z“, Nr.15/16,2016). Ausderen als der andereElternteil.“ nung auch überwunden werden darf. Die Sicht sind „wir nicht der (…), der wir zu sein Solche Forderungen, über die letztlich Sinndeutung vonSexualität und Leiblich- scheinen, sondern Götter,die noch in der das Stimmvolk zu befinden haben wird, wi- keit wirddem Subjektüberlassen, wie es in Körperlichkeit gefangen sind“. Dieser Gno- dersprechen offensichtlich nicht nur den der Gegenwartskultur gang und gäbe ist. sis gilt die Erkenntnis,dass wir im Hinblick Geboten der Vernunft (etwadem Kindes- auf Sexualität und Generativität „götterglei- wohl), sondern auch dem christlichen Ver- Frauenbund will kirchliche che Alleskönner“sind, als Bedingung für ständnis vonEhe und Familie. Doch wäh- eine Befreiung, die allein vommenschlichen rend Linkeund Liberale ebenso militant wie Trauung für alle Willen abhängensoll: „Wir bestimmen einmütig ihr Ziel der Umdeutung des Ehe- „JungeLeute empfinden es immer weni- dann, wasLiebe ist.“ In diesem Zusammen- begriffs verfolgen, zeigt sich die ursprüng- gerals sinnstiftend, in einem Frauen- oder hang istauch die Tatsache interessant, dass lich im katholischen Raum und Denken be- Die Befürworter der Homo-„Ehe“ in der Schweiz –hier im Februar in Bern –sind Männerkörper geboren zu sein“, lautetder es bereits zum Arsenal der antiken Gnosis heimatete ChristdemokratischeVolkspartei sich einig.Die Katholiken nicht. Foto: dpa alarmierende Befund der belgischen Se- gehörte, die auf Fruchtbarkeit gerichtete Se- CVPindieser Fragetief gespalten. Als 2017 xualtherapeutin Ther´ ese` Hargot in ihrem xualität zu parodieren. Diese wurde als Ge- über eine Fristverlängerung der 2013 einge- 2017 erschienenen Buch „Sexuelle Freiheit botdes bösen Schöpfersgedeutet, um die reichten parlamentarischen Initiative abge- Partnerschaften zu befürworten. Es gehört schränktdie katholischeLehre, wonach es aufgedeckt“. Undder französische Jurist Menschheit in der Materie zu versklaven. stimmt wurde, stimmten 16 der 30 Natio- indes zum absoluten Kern christlicher An- keinerlei Fundament dafür gibt, „zwischen Greg´ or Puppinck beschreibtunter Titel Unter dem Einfluss eines leibvergessenen nalräte der CVP-Fraktion dafür und ver- thropologie, dass Gott den Menschen nach den homosexuellen Lebensgemeinschaften „Les droits de l'homme d´enature“´ (Die Zeitgeistes istbei vielen Katholiken, auch passten damit eine erste Chance, der seinem Bild als Mann und Frau geschaffen und dem Plan Gottes über Ehe und Familie Rechte des denaturierten Menschen, 2018), bei Theologenund Seelsorgern, der Sinn Homo-„Ehe“ eine klareAbsagezuerteilen. und das Geschenk der Sexualität exklusiv Analogien herzustellen, auch nicht in einem wie ein „desinkarnierter Individualismus“ dafür verblasst, wie sehr homosexuelle Be- Die unverhohlene Sympathie vieler dem Bund dieser beiden anvertraut hat, ver- weiteren Sinn“ (Amoris laetitia, Nr.251). materialistischer Prägung den christlichen ziehung und „Elternschaft“der „inneren Christdemokraten für die LGBT-Agenda bunden mit dem Auftrag, das Leben weiter- Gleichzeitig steht das Bistum Chur nach Humanismus als kulturprägende Kraft ab- Wahrheit der gegenseitigen Sprache des betrifft aber nicht nur Bundes- und Kan- zugeben. Doch wirddiese Lehreselbstvon eigener Aussageder Tatsache „machtlos gelösthat. Der Direktor des „European Leibes“ (JohannesPaul II.) widerspricht. tonsparlamentarier,die sich der Kirche be- Bischöfen zusehends verwässert. Der Basler gegenüber“, wenn Manfred Belok, Profes- Center for Lawand Justice“ zeigt auf, dass Geniale Gegenmittel wie die Theologie des reits entfremdethaben. Sogar Mandatsträ- Oberhirte Felix Gmür möchte zwar,wie er sor an der Theologischen Hochschule Chur, der Umdeutung der Menschenrechte seit Leibes des polnischen Papstes,die seit ger, die in der Sonntagsmesse als Lektor 2015 in einem Interviewmit der „Aargauer dieses Bekenntnis öffentlich untergräbt. 1948(vonnatürlichen zu widernatürlichen Jahren verfügbar wären, haben bisher noch oder Kommunionhelfer mitwirken oder in Zeitung“ausführte, einen klaren Unter- Der Pastoraltheologehat kürzlich in einer und schließlich zu transnatürlichen Rech- kaum Verbreitung gefunden. Undsokann kirchlichen Gremien Einsitz nehmen, sym- schied zwischen der sakramentalen Ehe Talksendung des Schweizer Fernsehens die ten) eine tiefgehende Transformation des die katholische Schweiz nicht behaupten, pathisieren zum Teil offen mit der „Ehe für und gleichgeschlechtlichen Partnerschaften Frageaufgeworfen, ob die Kirche in der Fra- Begriffs „Würde“ zugrunde liegt. Diese mei- für den bevorstehenden Kampf um die Ehe alle“. Das Versagen der CVPdeutetsoauch gewahrt haben, erachtetesaber als Aufgabe ge der „Ehe für alle“„die Zeichen der Zeit“ ne heute nicht mehr den Menschen in sei- geistig gerüstetzusein. Im Gegenteil: Wer auf eine Krise der kirchlichen Verkündigung der Weltkirche, „auch für diese Verbindun- wahrnehme, vondenen das Zweite Vatika- ner den Leib und die Seele einschließenden sich für die Ideologie des Gegners so emp- hin, die nun schon Jahrzehnte andauert. genSinndeutungen zu finden“. nische Konzil gesprochen habe. Vomchrist- Personalität, sondern werde„zusehends auf fänglich zeigt, muss damit rechnen, dass Pfarreien, in denen die anthropologischen lichen Liebesgebother gesehen sei es,so den individuellen Willen reduziert oder auf sein Heer sich auflöstoder gar zum Gegner Grundwahrheiten, um die es hier geht, noch Nur BischofHuonder Belok, „das Allerwichtigste, wie Menschen den GeistimGegensatz zum Körper“. Dies überläuft. Die Waffen bereits gestreckthat klar angesprochen werden, gibtesnicht in ihrer Beziehung miteinander umgehen, aber führedazu, „jede Überwindung natür- der Vorstand des Schweizerischen Katholi- mehr viele. Undsoist es nicht verwunder- bekennt katholische Lehre und nicht, in welcher Beziehungsform sie licher Schranken als Befreiung und Fort- schen Frauenbundes.Dieser ließ im De- lich, dass 2014 in einer Umfragedes VomSt. Galler BischofMarkus Büchel leben“. Zentral sei die „Beziehungsqualität“. schrittanzustreben“. zember 2018 die Parole verlauten: „Jazur SchweizerischenPastoralsoziologischen sind ähnlich zweifelhafte Signale zu verneh- Der Theologieprofessor sieht der Ehe denn Als einen ideologischen Wegbereiter die- Zivilehe für alle, ja zur kirchlichenTrauung Instituts von27000 Teilnehmern gut 60 men. Undsovertrittvon den Deutsch- auch nichts genommen, sollte sie für gleich- ses Kulturwandels nennt Puppinck Julian für alle.“ Prozent angaben, die kirchliche Anerken- schweizer Diözesanbischöfen allein der geschlechtlichePaaregeöffnetwerden. Auf Huxley,den Bruder des Schriftstellers Der Autorist Mitarbeiter der Stiftung nung und Segnung gleichgeschlechtlicher Churer Oberhirte Vitus Huonder uneinge- Anfrageführte Belok aus,dass er „keinen Aldous Huxley.Der Transhumanistund Zukunft CH. Multirreligiöse Bundeswehr

Künftig wirdeswieder Militärrabbinerinder deutschen Armee geben. Schwieriger istesmit den Militärimamen VONCARL-HEINZ PIERK

Das jahrelangeRingen um die Frage, wie in 41 000 Katholiken. Die Soldaten sind aller- ßen. Die fachliche Aufsicht über das theolo- Bislangwaren die jüdischen Soldaten auf sche Bischofskonferenz oder die Evangeli- der Bundeswehr eine religiösvielfältige dings nicht zur Angabe ihrer Konfession gische Wirken soll beim Zentralrat liegen, christliche Seelsorger angewiesen, wenn es sche Kirche in Deutschland fehlen auf mus- Seelsorgefür Soldaten unterschiedlichen verpflichtet. Das Ministerium schätzt die die Dienstaufsicht über die Arbeit der Mili- um Beistand in Gewissensfragenging.Doch limischer Seite. Darauf wies auch ein Spre- Bekenntnissesangeboten werden kann, ist Zahl der jüdischen Soldaten auf etwa 300 tärrabbiner bei der Bundeswehr.ZuBeginn die Rabbinersollenmehr leisten, als Sol- cher des Bundesverteidigungsministeriums beendet.Neben den großen christlichen und jene der muslimischen auf rund 3000. isteine niedrigeeinstelligeZahl an Militär- daten bei moralischen und ethischenProb- gegenüber der „Tagespost“ hin:„Das Prob- Kirchen soll es künftig auch eine Einbin- Der Zentralrat der Muslime in Deutschland Rabbinerngeplant, um Erfahrungen zu lemen zur Seite zu stehen. Im Rahmen des lem ist, dass wir vonmuslimischer Seite bis- dung vonMilitärrabbinern und Militärima- geht auf Anfrageder „Tagespost“ davonaus, sammeln. Lebenskundlichen Unterrichtskönnten sie her weder einen vertragsfähigen Koopera- men geben. Dies hatte Verteidigungsminis- „dass mindestens 2000 muslimischeRek- auch jungeSoldaten für antisemitische Ent- tionspartner haben, noch dass uns darge- terin Ursula vonder Leyen (CDU) ange- ruten in der Bundeswehr dringend Seelsor- wicklungen in der Gesellschaft sensibilisie- stellt wird, wie die Zusammenarbeit ausse- kündigt. Damit sollen Soldatenjüdischen gerbenötigen“. ren, sagte Josef Schuster,der Präsident des hen soll.“ Deshalb sollen muslimische und muslimischen Glaubens eigene Seel- Es geht um eine Rückkehr zur Normali- Zentralrats der Juden in Deutschland. Sie Geistliche über sogenannteGestellungsver- sorger bekommen.Zunächstist der Wegfrei tät. Im Ersten Weltkriegdienten 30 jüdi- könnten Vorurteileabbauen und Missstän- trägeandie Bundeswehr gebunden werden. für eine jüdische Militärseelsorge. Der erste sche Seelsorger in der Armeedes Deut- den entgegentreten. Die Bundeswehr sei Die Details sind noch zu verhandeln. Einig- Militärgeistliche jüdischenGlaubenskönn- schen Reiches.„WirmöchtenwiederMili- Teil der deutschen Gesellschaft, man wolle keit herrscht über folgende Voraussetzun- te seine Arbeit in der Bundeswehr zum En- tärrabbiner in unseren Reihen beheimatet einen Beitrag in dieser Armeeund für diese gen: Ein muslimischer Militärseelsorger in de des Jahres aufnehmen. Zuvor muss noch wissen“, sagte Frau vonder Leyen in Berlin Armeeleisten. Schuster erklärte wörtlich: der Bundeswehr muss die deutscheSprache ein entsprechender Staatsvertrag zwischen bei einer Tagung des Zentralrats der Juden „Neben jüdischenSoldaten, die in der Bun- in Wort und Schrift beherrschen, einen in der Bundesrepublik Deutschland und dem unter dem Titel „Militärrabbiner in der deswehr dienen, möchten wir mit Militär- Deutschland anerkannten Hochschulab- Zentralrat der Juden in Deutschland ge- Bundeswehr.Zwischen Tradition und He- rabbinern die jüdische Perspektive und die schluss in islamischer Theologie besitzen, schlossen werden. Der Einrichtung einer rausforderung“. Die Geistlichen seienfrü- jüdische Ethik einbringen.“ über eine seelsorgliche oder gemeindliche muslimischen Militärseelsorgedagegen her ein fester Bestandteil des soldatischen Ein vergleichbares Angebotfür muslimi- Erfahrung in Deutschland verfügen und von stehen noch einigeHürden entgegen. Alltagsinden deutschen Streitkräften ge- scheSoldaten existiertbisher nicht. Mög- islamischen Religionsgemeinschaften, die Bei Einführung der MilitärseelsorgeEn- wesen –und sie freue sich, dass es bald lichkeiteneiner muslimischen Militärseel- die Zielgruppe der Soldatinnen und Sol- de der 50er Jahregehörten nach Angaben wieder so sein werde, dass ein neues Kapitel sorge sollen aber diskutiert werden. Das daten repräsentieren, in die Bundeswehr des Verteidigungsministeriums rund 98 der gemeinsamen Geschichte aufgeschla- Problem: Da es in Deutschland keinen re- entsandt und seitensder Bundeswehr ak- Prozent der Soldaten einer christlichen genwerde. Der Anspruch auf ungestörte präsentativenDachverband der muslimi- zeptiert werden. Bisher vermittelte das Kirche an. Heute sei es nur noch etwa die Religionsausübung und Seelsorge sei im Künftig ein fester Bestandteil der Seel- schen Glaubensrichtungen gibt, kann aus Zentrum für InnereFührung in Koblenz für Hälfte –inder Bundeswehr gebe es derzeit Soldatengesetz verankert, so die Ministerin. sorgeinder Bundeswehr: Rabbiner rechtlichen Gründen kein Staatsvertrag ge- Juden und Muslime auch seelsorgerische schätzungsweise 53 000 Protestanten und Dies gelte für alle Religionen gleicherma- vorSoldaten. Foto: dpa schlossen werden. Strukturen wie die Deut- Angebote außerhalb der Bundeswehr. Die Tagespost ñ11. April 2019 Politik 5

„Sie habenmir Debatte über Trisomie-Tests

BERLIN/AUGSBURG (KNA) Bluttests zur die Kindheitgestohlen“ Erkennung des Down-Syndroms bei Unge- borenen sind weiter heftig umstritten. Der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki kriti- Mediale und politische Attackenauf „Teenstar“ dienten alsAblenkungsmanöver–Jetzt gerät die an siertedie Diskussionüber vorgeburtliche Bluttests.Esbeunruhigeihn sehr,dass nur Österreichs Schulen vorherrschende „Sexualpädagogik derVielfalt“ ins Zwielicht VONSTEPHAN BAIER noch über eine Kostenübernahme der Tests durch die Kassen geredetwerde, sagte er im eit Monaten steht der Verein psychologischem und bindungstheoreti- Interviewder Kölner „Kirchenzeitung“ Teenstar,der Sexualpädagogik auf schem Wissen basierende, geschlechtssen- (Sonntag). „Viel wichtiger istdoch das,wo- der Grundlagedes christlichen sible Sexualpädagogik“ geboten. Doch nur rum es eigentlich geht: Sagen wir Ja zu je- S die Unterlagen vonTeenstar sind bislang dem Kind?“Erwürde viel lieber darüber Menschenbilds vermittelt, in Ös- terreich im Trommelfeuer medialer Be- öffentlich sowie durch das Bildungsminis- streiten, „ob wir es wirklich ernstmeinen richterstattung und politischer Kritik. In terium problematisiert worden. „Geradezu mit der Würdeeines jedeneinzelnen Men- der Vorwoche empfahl ÖVP-Bildungsmi- grotesk“ und „völlig verzerrt“findetdas schen ungeachtetseiner Fähigkeiten, seiner nister Heinz Faßmann den Schulen via Christian Spaemann. Fitness,seines volkswirtschaftlichen Nut- Medien, nicht mehr mit dem Verein zusam- Die Vorsitzende vonTeenstar Öster- zens“. „Wichtigerals die Kassenleistung für menzuarbeiten. Nun geht Teenstar in die reich, Helga Sebernik, findetdie Warnung den Bluttestwäreeine solidarische Kraft- Gegenoffensive:Bei einer Pressekonferenz des Bildungsministers vorTeenstar „nicht anstrengung, um Familienmit behinderten in Wien enthüllten Sprecher und Sympa- nachvollziehbar“. Zumal das Bildungsmi- Kindern zu unterstützen.“ thisanten des Vereins,der im Vorjahr 1600 nisterium im Vorjahr alle im Unterricht Vorder Debatte des Deutschen Bundes- Schülerinnen und Schüler des Landes er- verwendeten Kursbücher und Workshop- tags am Donnerstag pochte die SPD-Bun- reichte, wasandereGruppen an Öster- Mappen des Vereins erhalten und geprüft destagsabgeordnete DagmarSchmidt auf reichs Schulen den Kindern so vermitteln. habe. Nach wochenlanger Sichtung und ein „Recht auf Nichtwissen“. „Es darf kein „Sie haben genau erfahren, wasOralver- mehreren Gesprächen der Teenstar-Ver- Druck auf werdende Eltern aufgebaut wer- kehr istund wie ein Porno gedreht wird“, antwortlichen im Ministerium wurde dem den, sich einem Test zu unterziehen“, sagte berichtete die Wiener Unternehmensbera- Verein vonden Beamten Unbedenklichkeit Schmidt dem „Tagesspiegel“ (Dienstag). Es terin Suha Dejmek über einen Workshop, bescheinigt. Der Fortführung der sexualpä- müsse möglich sein, ein Kind zu wollen, oh- an dem ihr zehnjähriger Sohn teilnehmen dagogischen Arbeit vonTeenstar an Schu- ne solche Testsvorzunehmen. Der CSU- musste. Den Eltern warein Präventions- len stehe nichts im Wege,hieß es seitens Gesundheitsexperte Stephan Pilsinger be- Workshop gegensexuelle Gewalt angekün- Der Psychiater Christian Spaemann warnte in Wien vorder „Sexualpädagogik leitender Beamter. fürwortete eine eingeschränkte Kosten- digt worden, tatsächlich jedoch ging es um der Vielfalt“ und ihrem Wirken an Schulen. Foto: Stephan Schönlaub übernahme durch die Krankenkassen. Für Masturbationspraktiken und Kondome. Teenstar kann man Frauen ab 35 Jahren sollten die Kassen „die „Es warekelig“, berichtete der Zehnjährige weniger riskanten Bluttests bezahlen“, sag- seiner Mutter.Und wörtlich: „Mama, die Spaemann:Die Angriffe auf Teenstar seien che eingedrungen ist“, kritisierte Spae- weiterhinbuchen te er der „Augsburger Allgemeinen“.„Es haben mir meine Kindheitgestohlen.“ ein „groß angelegtes Ablenkungsmanöver“. mann. Helga Sebernik kann dem Kurswechsel darf aber in Zukunft nicht dazu kommen, Die allermeisten der rund einhundert an Als Psychiater könne er von„vielen tragi- vonBildungsminister Faßmann trotzdem dass das gesamte Genomvon Ungeborenen Die intimen Grenzender österreichischen Schulen tätigen sexualpä- schen Fällen sexueller Übergriffe zwischen etwasPositivesabgewinnen: „Das Ministe- auf Krankheiten untersucht wird.“Fünf dagogischen Vereine zählten zu jener Alli- Kindern berichten, die zu einer massiven rium istendlich alarmiert und schaut ge- bundesweite Fachverbände für Menschen Kinder überschritten anz, die sich der „Sexualpädagogik der Beeinträchtigungder weiteren sexuellen nauer hin, washier im Bereich der Sexual- mit Behinderung warnten voreiner „Regel- Ähnlich reagierte der Sohn vonNatalia Vielfalt“verpflichtetwisse. „In dieser Pä- Entwicklung geführt haben“. Die Förde- pädagogik unseren Kindern und Jugendli- finanzierung vonBluttests ohne medizini- Galbraith, der sich nachher stundenlang dagogik werden Wissensvermittlung und rung vonDoktorspielen in Kindergärten chen angeboten wird.“ Auch an die Eltern sche Indikation“.Dies wäre ein verheeren- still in seinem Zimmer verkroch. „Es ekelt sexuelle Selbsterfahrung gezielt miteinan- öffne dafür Türund Tor. Spaemann sieht vonSchulkindern appelliert die Teenstar- des Signal für die Ausgrenzung vonMen- mich einfach nur“, bilanzierte er später im der vermischt und damit die intimen Gren- im Agieren vieler Sexualpädagogeneinen Vorsitzende: „Schauen Sie genauer hin, wo- schen mit Behinderung, erklärten die Ver- Gespräch mit der Mutter.Indiesem Fall zen der Kinder und Jugendlichen massiv Verstoß gegendas gesetzliche „Indoktrina- mit ihreKinder konfrontiert werden!“ bände in Berlin. Es sei staatliche Aufgabe, wurden die Eltern nicht einmal vorab in- überschritten.“ tions- und ÜberwältigungsverbotanSchu- Eine zeitnahe Prüfung aller sexualpäda- für die Wertschätzung vonMenschen mit formiert. „Eltern und Kinder sollten nicht Der Psychiater und psychotherapeutisch len“sowie gegendie verbürgten Rechte von gogischen Angebote durch das Bildungsmi- Behinderung einzutreten, stattdiese auszu- überrumpelt werden“, fordert die Mutter, tätigeArzt wusste dafür Beispiele zu nen- Eltern auf die weltanschauliche Erziehung nisterium findetSebernik „unabdingbar“. grenzen und zu diskriminieren. die dafür wirbt, dass Eltern ihreKinder mit nen: Zehnjährigewürden angehalten, über ihrer Kinder.Erforderte bei der Presse- Wieesweitergeht, müssten letztlich die El- dem Thema nicht alleine lassen. Besonders ihresexuellen Vorlieben zu diskutieren und konferenz in Wien: „Es wirdZeit, dass die tern und die Schulen entscheiden. Teenstar traurig sei, dass den Kindern bei solcher vorden Klassenkameradinnen und dem Öffentlichkeit und die vernünftigen Bürger existierejedenfalls weiter.Und: „Man kann Recht auf Art Sexualpädagogik die Schönheit der Lie- Kursleiter über Erfahrungen mit Mastur- aller politischenCouleur zum Schutz der uns weiterhin buchen.“ Akteneinsicht be nicht vermittelt werde. Bei Teenstar da- bation zu sprechen. In Kindergärten wür- Kinder und Jugendlichenihr Augenmerk An dem Akkreditierungsverfahren, das gegenwürden die Eltern vorab eingeladen den Räume für Doktorspiele eingerichtet. auf die Tätigkeit dieser Vereine richten.“ der Bildungsminister für das Schuljahr MAINZ (DT/KNA) Der Missbrauchsbe- und detailliert über die Programme und In- Federführend sei der Wiener Verein Teenstar nimmt Spaemann vonseiner 2020/21ankündigte, will sich der Verein auftragte der Bundesregierung, Johannes- halte informiert. Deutlich wurde der Psy- „Selbstlaut“, der „mit seinen Schulungen Kritik ausdrücklich aus: Hier werde„eine trotzder erfolgten Rufschädigung jeden- Wilhelm Rörig,fordert ein bundesweit ein- chiater und Psychotherapeut Christian bereits in den Raum der katholischen Kir- moderne, auf biologischem, entwicklungs- falls beteiligen. heitliches Recht auf Akteneinsicht für Be- troffene vonsexuellem Missbrauch in den Kirchen. Der Zugang zu den Personalakten der mutmaßlichen Täter sei für die Opfer ein zentraler Punkt, sagte Rörig am Diens- Gloria lobtFamilienkongress tagabend im ARD-Magazin „Report Mainz“. Zur Transparenz in der Aufarbei- Fürstin Thurnund Taxis weistKritikdes Vatikan zurück VONMAXIMILIAN LUTZ tung gehöre, „dass Betroffene ein starkes, möglicherweise sogar einklagbaresRecht auf Akteneinsicht haben“. Bisher gibtesfür iel Kritik wurde in säkularen Me- Dies kontert Gloria damit, dassdie Veran- stellung weistdie Fürstin entschieden zu- „Kinder“noch mit weit über30Jahren „zu Missbrauchsopfer in der katholischen Kir- dienamWeltfamilienkongress in staltunginVerona kein „Moral-,perfekteFa- rück: Hausebei derMama.Damussten die che kein verbrieftes Recht auf Aktenein- Verona laut –für FürstinGloria milien- und Saubermann-Kongress“sei. „DieZahlen, die in den Medien kursieren, Demonstrantenschon vonweit her ange- sicht. VvonThurn undTaxis wardie Ver- Vielmehr gehe es darum, „die Politiker durch sind falsch. Es warencirca 5000 Gegen- karrtund motiviertwerden.“ Sie selbsthabe Die Deutsche Bischofskonferenz erklärte anstaltung jedoch ein „sehr großer Erfolg“. gute Argumente und Fakten davonzuüber- demonstrantenund circa 15 000 Lebens- den Marschfür dasLeben dank dervielen in einer Stellungnahme,bei der aktuellen Sie wissenicht,was man hättebesserma- zeugen, dassesrichtigist,das Konzept,Vater, schützer,die beim Marschdurch Verona da- jungen Leute, dieoffensichtlich auch Oma Überarbeitung der Leitlinien sei ein Verfah- chen können, so Fürstin Gloria vonThurn Mutter,Kinder‘ stattvorgeburtlichen Kin- bei waren.“ In Italien lebtendie meisten und Opa dabeigehabthätten, als „sehr bunt renvorgesehen, bei dem Betroffene„einen und Taxis gegenüberder „Tagespost“. Vonei- dermordszusubventionieren“. Dassauf dem und lustig“ wahrgenommen. Anspruch haben, sie persönlich betreffende nigen Ausnahmen abgesehen habeman Kongress innenpolitischeThemen Italiens Kardinalstaatssekretär PietroParolin und Informationen zu erhalten.“ DieseAus- durch die Vorträgewertvolle Einblickeindie verhandelt wurden,etwadie unterschiedli- PapstFranziskus hatten erklärt, das Anliegen kunfts- und Akteneinsichtsrechtesollten Förderprogramme für Familienund Kinder chen Positionen der beiden Regierungspar- des Kongressessei richtig, die gewählte Me- sich nach den jeweils geltenden rechtlichen in DeutschlandsNachbarländernsowie die teien desLandes,hat Fürstin Gloria nichtals thode jedoch falsch. Diese Ansichtkann Vorschriften richten. Einen zeitlichen Rah- Gesetzeslageanderer kinderfreundlicher derartdominant wahrgenommen, wie es in Fürstin Gloria nicht nachvollziehen. „Weiß men nannte die Bischofskonferenz nicht. Länder gewonnen. „Die Vorträgewaren nie denMedien dargestelltwurde. „Diese The- auch nicht, wasmit denen los ist“, so die langweilig, der Kongresssaal angenehm ge- menkamen als Polemik ja nur in den italie- 59-Jährige. „Was für eineMethode außer ge- 1000 Mitglieder der kühlt,das Programm abwechslungsreich. Die nischen Medienvor.“ Aufder Bühne sei über pflegteDiskussion, Debattenund friedlicher Medienwurden gutbedient, durften auch Parteipolitik nur insofern gesprochenwor- Marsch würden diedenn empfehlen?“ Für Muslimbruderschaft überall dabei sein und haben mit Salviniund den, als dass allePolitiker versprochenhät- sie höresich diePositionierung desVatikan Georgia Meloni sogar echte Volkstribune er- ten, mehrGeld für Familienausgeben zu so an, als ob mansich diplomatischdistanzie- BERLIN (KNA) Der Verfassungsschutzbe- lebt, wie sie bei uns garnicht mehr vorkom- wollen. renwolle „von den unappetitlichen Themen obachtetseit 1970 Organisationen, dieder men“,sodie Fürstin, die als einzigepromi- wie vorgeburtlicher Kindestötungund dem Muslimbruderschaft zugerechnetwerden. nente deutscheVertreterinamWeltfamilien- Abtreibungen scheinen unmittelbardamit zusammenhängenden Das teilte die Bundesregierung in einer am kongress teilnahm. Missbrauch vonKindern undJugendlichen“. Dienstag veröffentlichten Antwort auf eine Gerade die Auftritte rechter Politiker wie gesellschaftsfähig Aufgrund ihrerwirtschaftlichen Bedeu- KleineAnfrageder FDP-Fraktion mit.Ins- des Lega-ChefsMatteoSalvini oderGeorgia Neben dem Vorwurf einer politisierten tung scheinenAbtreibungenmittlerweile ge- gesamt sei von1040 Mitgliedernund An- Melonis vonden „Fratellid’Italia“ließen die Veranstaltung überwoginden Medien zu- sellschaftsfähig geworden zu sein,beklagtdie hängern der Muslimbruderschaft in Gegendemonstrantenden Vorwurf der fal- demdas Bild,dass 30 000 Menschen bei der Fürstin. „Für einen,selbsternannten‘oder Deutschland auszugehen. Weiter schreibt schen Moral erheben. Salvinihat zwei Kin- Gegendemonstrationmitgezogen seien, wo- ,sogenannten‘Lebensschützer warder Kon- die Bundesregierung, dass ihr keine als Ge- Fürstin Gloria vonThurn und Taxis auf der vonzweiverschiedenen Frauen, Meloni hingegen am Marsch für das Leben am dem Weltfamilienkongress in Verona. gress daher ein Pflichttermin. Meine Erwar- fährder eingestufte Personen bekannt seien, ein Kind, aber keinenMann. Sonntag nur 10 000 teilnahmen. Diese Dar- Foto: dpa tungen wurden erfüllt.“ die sich der Organisation zuordnenlassen. Die Tagespost ñ11. April 2019 6 Politik

Methode Mord Golan: Maroniten kritisierenTrump

In keinemLandder Welt werden so viele Menschen getötetwie in Mexiko VONMICHAEL LEH BEIRUT (DT/KAP) Die maronitischen Bi- schöfe bedauerndie Entscheidung des US- Präsidenten ,die Souveräni- „In Mexikosind nach Schätzungen allein in rechtsverteidiger und 40 Journalisten er- neuen Präsidenten L´opezObrador im De- Der Rechtsanwalt und Vize-Direktor der tät Israels über die Golanhöhen anzuerken- den letzten dreizehn Jahren 40 000 Men- mordetworden. An der Gewalt gegenMen- zember 2018 seien schon neun Menschen- mexikanischenMenschenrechtsorganisa- nen. Bei ihrer Monatsversammlung be- schen verschwunden“: Das hat der Leiter schenrechtsverteidigerund Journalisten rechtsverteidigerund sechs Journalisten tion „CentroProDH“, SantiagoAguirre, er- zeichneten die Bischöfe laut katholischer der Heinrich-Böll-Stiftung in Mexiko- seien auch oft staatliche Sicherheitskräfte ermordetworden. klärte gegenüber der „Tagespost“, es gebe Nachrichtenagentur „Fides“ die Entschei- Stadt, Dawid Bartelt, auf einer Tagung von beteiligt. Zwar gebe es seit 2012 einen Schwester Leticia Gutierr´ ez berichtete keine vollständigenstaatlichen Kriminali- dung als „Verletzung des Völkerrechts und Böll-Stiftungund „Reporter ohne Grenzen“ „Schutzmechanismus“ fürderzeit 790 Per- über die schwierige Lagefür Migrantenin tätsstatistiken. Zwischen 2006 und 2012 der Charta der VereintenNationen“. Sie wi- in Berlin erklärt. Fürdie weit über hundert- sonen, darunter 292Journalisten, doch Mexiko. Sie gehört dem Scalabrini-Orden habe es eine Statistik über die organisierte derspreche dem Recht eines jeden Volkes, tausend Angehörigen der Opfer sei dies be- funktionieredieser nichtausreichend. an und gründete eine Missionfür Migran- Kriminalität gegeben. „Das warzumindest ein Territorium wieder zu erlangen, das il- sonders grausam:„Siekönnen nicht ab- Zu den Morden kämen noch viele weitere ten und Flüchtlinge. Sie istzudem General- ein Ansatz, aber die Statistik wurde nicht legal vonanderen Staaten oder militäri- schließen mit einem Verbrechen, das eben Methoden dazu, um Menschen zum sekretärin der Fachstelle für Flüchtlinge aktualisiert“.Ferner habe das Militär bis schen Einheiten besetzt wurde. Während keinen Ort, keinen Körper und schon gar Schweigen zu bringen. Darunter Entfüh- der Mexikanischen Bischofskonferenz. 2012 eine eigene Datenbank über Tote bei des Sechs-Tage-Krieges1967 hatte Israel keine Gerechtigkeit hat.“ rungen und der Raub vonInformationen. Migranten sindinMexikobesonders ge- Auseinandersetzungen mit den Streitkräf- einenTeil der syrischen Golanhöhen er- Mexikohat 128 Millionen Einwohner auf „Viele werden auch willkürlich verhaftet.Es fährdet. Sie werden ebenfalls Opfer vonGe- ten geführt. obert, 1981 wurde die Annexion des strate- einem Gebietfünfmal größer als Deutsch- gibtkeine Ermittlungen, es wirdnicht ange- walt und Entführungen. Die Ordensschwes- Jetzt habe ein Gericht mehr Transparenz gisch wichtigen Gebiets unmittelbar ober- land. Es gebe kein Land auf dieser Welt, das klagt, es finden keine Prozesse stattund ternunterstützen ein Netzwerk vonHer- gefordert. „Es wirdinteressant sein, wie die halb des Sees Genezarethproklamiert. ohne Bürgerkriegoder erklärten Kriegeine man kann trotzdemjahrelang im Gefängnis bergenfür Migranten. Schwester Leticia neue Regierung damit umgeht“, sagte Agui- so hohe Zahl vonMorden –auch an Frauen bleiben“,soBreuer.Seit Amtsantrittdes wurde bei ihrer Arbeitselbstschon bedroht. rre. Gespräche zum –aufweise wie Mexiko, sagte Bartelt. 2017 wurden über 30 000 Menschen ermordet, Südsudan im Vatikan jeden Monat weit über 2000.Die Gewalt sei „unglaublich hoch“.Dies sei in Deutsch- VATIKANSTADT-JUBA (DT/KAP) Am land schwerbegreiflich zu machen, ja selbst heutigen Donnerstag endetdas zweitägige in Mexiko-Stadt, sagte er.Die Lagesei da- Friedenstreffen vonSüdsudans Präsident bei mit dem Wort „Menschenrechtskrise“ Salva Kiirund Oppositionsführer Riek noch „völligunzulänglich“beschrieben. Er MacharimVatikan. Wieder Vatikan am zitierte die Worte des Unterstaatssekretärs Dienstag mitteilte, geht es auf eine Idee des für Menschenrechte der neuen Regierung anglikanischen Primas,Erzbischof Justin vonPräsident Andres´ Manuel L´opezObra- Welby vonCanterbury,zurück. Organisiert dor,Alejando Encinas: „In Mexikowandelt wurde die als „geistliche Einkehr“ dekla- man auf Knochen.“Bartelt fügte hinzu: rierte Begegnung vonWelbys Büround dem „Wenn man in Mexikoanden richtigen vatikanischen Staatssekretariat. Geladen Stellen außerhalb der Städte anfängt zu sind nebenden Erzrivalen Kiir und Machar graben, stößt man auf Knochen und Schä- Verantwortungsträger der gemeinsamen del.“ Übergangsregierung, die ab 12. Mai starten Susanne Breuer,Misereor-Expertin für soll. Das afrikanische Land will damiteinen Lateinamerika, sprach voneiner „desaströ- seit 2013 währenden blutigen Konfliktbe- sen Bilanz“ der Menschenrechtewährend enden.Zum Ende des Treffens am Don- der Amtszeitdes letzten Präsidenten Enri- nerstagnachmittag isteine Rede vonPapst que Pena Nieto.Der Berichteiner Men- Franziskus geplant. schenrechtsorganisation konstatiereein „komplettes Versagen des Staates“. Wäh- rend der AmtszeitNietos von2012bis 2018 GB: Scheidungsrecht seien dem Bericht zufolge161 Menschen- Immer wieder sterben Menschen an der Grenze zwischen Mexikound den USA. Foto: dpa reformiert

LONDON (DT/KNA) Der britische Justiz- minister David Gaukehat die weitrei- chendste Reformdes Scheidungsgesetzesin Naht MadurosEnde? England und Wales der vergangenen 50 Jahreverkündet. Laut Medienberichten (Dienstag)sollen Scheidungen künftig we- Die Zukunftder Opposition in Venezuela steht auf derKippe VONMARCELA VELEZ-PLICKERT sentlich zügiger und ohne den Nachweis vonSchuld vollzogenwerden können.Die ie nennen es „Operacion´ Libertad“ wirtschaftliche und soziale Krise rutscht zuela eine Hyperinflation, welche die Ein- Gründe. Die Regierung hat nun eine drei- Gesetzesänderung,die im Londoner Parla- (Operation Freiheit). Es istJuan und vonPräsidentMadurodiktaturartig ge- kommen wertlos macht. Dieses Jahr könnte ßigtägigeStromrationierung angeordnet. In ment auf breite Unterstützung stieß, soll in Guaidos´ Plan, um den sozialisti- führt wird. die Inflationsrate sogar die Milliarden-Pro- Unternehmen und Behörden muss die spätestens drei Monaten in Kraft treten, Sschen Machthaber Nicolas´ Madu- Auch die Kirche beteiligt sich ganz offen zent-Markeüberschreiten. Fast vier Millio- Arbeit um 14 Uhr enden,viele Schulen und wie Gaukemitteilte. Man wolle mit ihr ro aus dem Präsidentenpalast zu vertreiben. an den Protesten der Opposition. Am Sams- nen Menschen–ein Achtel der Bevölke- Universitäten bleiben ganz geschlossen. künftig verhindern, dass sich ein Partner „Die größte Eskalation des Drucks in der tag mobilisierte sie eine „Via Crucis de la rung –haben dasLandinzwischen verlas- Wasdie Rationierunginder Praxis bedeu- gegendie Scheidung sperrenkönne und der Geschichte Venezuelas“, so die Opposition, Esperanza“(Kreuzweg der Hoffnung),alle sen. Millionen, die in Venezuela bleiben, tet, beschreibtKardinal Porras auf Twitter: Scheidungsprozessdurch ein „überholtes begann am Wochenende mitMassen- Gemeinden sollten sich daran beteiligen. hungern und sind abgemagert. Die U-Bahn fährt nicht, Geldautomaten Gesetz und ein erbittertes Spiel der Schuld- demonstrationen in mehr als dreihundert „Dunkelheit und Todwerden vomGuten Im März legten mehrtägigeBlackouts das funktionieren nicht, es gibtinKrankenhäu- zuweisungen“ zusätzlich vergiftet werde, so Städten und Orten des Landes.Bei Zusam- besiegt. Ein friedlicher Wandel istmöglich“, Land lahm. Madurobeschuldigte „Cyber- sern kein Licht. Ärztebeschreiben, wie sie der Justizminister.Bis dato muss der An- menstößenmit der Polizei in der Stadt Ma- sagte Kardinal Baltazar Porras,Apostoli- angriffe“ und „Sabotage“ derOpposition für Notfallpatientendie Geräte ausschalten tragstellerder Scheidung beweisen, dass racaibo wurden etwa dreißig Menschenver- scher Administrator der Erzdiözese von und der USAfür den Zusammenbruch der müssen und dann nur noch beten können. sein Partner entweder durch Ehebruch, letzt. Angestachelt wurden die Proteste Caracas. Aber Maduroklammertsich bis- Stromversorgung. Doch Fachleute sehen Die Stromunterbrechungen haben auch böswilliges Verlassen oder unvernünftiges auch durch die massivenStromausfälle und lang festandie Macht. Bislang hält das Mi- eher jahrelangen Investitionsmangel und zum Zusammenbruch der Trinkwasserver- Verhalten schuld an der Trennung ist. In die Trinkwasserknappheit in Teilen des litär festzuihm, die hohen Generälesind schlechte Wartung der Kraftwerkeals sorgung in Teilen des Landes geführt. Zu- Deutschland galt das sogenannte Verschul- Landes. Die Demonstrationen sollen laut auch die wenigen, die vondem System pro- sätzlich zu den Bildernvon Menschen, die densprinzipbis zur Reform des Familien- Opposition „die Endphase“ Maduros einlei- fitieren, indem sie die Erdölindustrieund im Müll nach Nahrungsmitteln suchen, rechts im Jahr 1977.Imvergangenen Jahr ten. die Reste der Wirtschaft leiten.Ihnen wird kommen nur Fotos vonMenschenschlan- hatten laut BBC-Angaben 188 000 Men- Allerdings könnte es auch die Endphase Bereicherung durch Korruption in Milliar- gen, die im Guaire-Fluss in der Hauptstadt schen in England und Wales die Scheidung des Oppositionsführers Guaidos´ ein. Seine denhöhe vorgeworfen.Zusätzlich stützt Caracas verdrecktes Wasser schöpfen. eingereicht. gewagten politischen Manöversind in eine sich Maduroauf die paramilitärischen „Co- Die Verzweiflung der Bevölkerung kritische Phase gekommen. Anfang April lectivos“, bewaffnete Gruppen, die „zur Ver- wächst. Unddennoch istnicht ausgemacht, Festnahmewelle gegen hat der 35-jährigeselbsternannte Über- teidigung der Revolution“ aufgestellt wur- dass die Regierung vonMadurobald fällt. gangspräsident auf Maduros Geheiß fak- den. Außenpolitisch stehen Russland und Sie hat weiter die faktische Staatsgewalt – Kritiker auf Kuba tisch seine parlamentarische Immunität China weiter hinter der Maduro-Regierung, und Gewalt istdabei wörtlich zu verstehen. verloren –erkönnte nun jederzeit verhaftet beide Länder haben Milliarden-Kredite für Polizei und Armee verschießen Tränengas HAVANNA (DT/KNA) AufKuba istes werden. Vorzweieinhalb Monaten, Ende die mittlerweile marode Ölindustrie des gegenProtestzüge, Mitglieder der „Colecti- nach Angaben der Kommission für Men- Januar,hatte sich Guaido,´ Präsidentder de- Landes gegeben. vos“ auf ihren Motorrädern machen Jagd schenrechte und Nationale Versöhnung mokratisch gewählten Nationalversamm- Das Land fällt derweil immer tiefer in die auf Demonstranten. Die Bischöfehaben das (CCDHRN) im März erneut zu zahlreichen lung, zum Übergangspräsidenten ernannt. ökonomische Krise. Maduro trat sein Amt scharf verurteilt: „Die Colectivosaufzuru- willkürlichen Festnahmen vonRegimekriti- Rund 50 Staaten aufder Erde, die große im März 2013 als Nachfolger der Sozialis- fen, die Menschen zu unterdrücken, istille- kern gekommen. Insgesamt seien 185 Fälle Mehrzahl der lateinamerikanischen Staa- ten-Ikone Chav´ ez an. Seit vier Jahren ist gal und unverantwortlich“, schrieb die Bi- verzeichnetworden, teilte die oppositionel- ten, die USAund die meisten EU-Länder, die Wirtschaft des einstwohlhabenden Öl- schofskonferenz. „Wir stimmen ein in die le Organisation am Dienstag mit. Derzeit haben ihn als Übergangspräsidenten an- landes in eine der schwersten Rezessionen Klageder Bevölkerung, die nach politi- sollen sich rund130 politische Gefangene Juan Guaido,selbst ernannter Inte- erkannt. Die USA, die weitereSanktionen gefallen, die Einkommen der Menschen schemWandel ruft.“ Bei Demonstrationen in Haftanstalten befinden. Im vergangenen rimspräsident vonVenezuela, spricht gegendas Maduro-Regime verhängt haben, sind wohl schon um etwa die Hälftegefal- während einer Protest-Kundgebung scheinen die Menschen ihreAngstzuver- Jahr hatte die CCDHRN insgesamt 2873 sowie Kolumbien, Chile und Brasilien sind len. EinigeÖkonomen vergleichen die Kri- gegendie Regierung vonMaduro zu lieren. FürMittwoch hat Guaidoz´ uneuen politischmotivierte Verhaftungen gezählt. seine wichtigsten Unterstützer.Esgibtseit se mit dem Absturz der Wirtschaftder Sow- Tausenden Menschen und kündigt Großprotesten aufgerufen. Dennoch,so In diesem Monat trittdie neue kubanische Januar immer wieder Massendemonstra- jetunion in ihrer Todesphase, andereziehen eine neue Dimension des Drucks für fürchtenBeobachter, könnte jederzeit eine Verfassung in Kraft. Die katholische Kirche tionen mitMillionenbeteiligung in dem Parallelen zum Kollaps in Zimbabwe in den einen Regierungswechsel in Venezuela große neue Repressionswelle der Opposi- hatte zuletzt Kritik an einer „fehlenden Plu- Land, das seit Jahren in eine verheerende neunzigerJahren. Wiedort gibtesinVene- an. Foto: dpa tiondas Genick brechen. ralität“inder neuen Verfassung geübt. Die Tagespost ñ11. April 2019 Politik 7

Ronnie Floyd

VONMAXIMILIAN LUTZ

Die „Southern BaptistConvention“ hat einen neuen Leiter: Mit reichlich Pathos und ausschweifendem Lob für die Arbeit seiner Kirche kündigte Ronnie Floyd jüngstan, dass er bereit sei, das Exekutivkomitee der größten baptistischen Gruppierung der USA zu führen. 13 Minuten dauertdas Vi- deo,indem sich der 63-Jährigeandie Rückkehr in eine zerstörte Heimat: Diese christliche Familie aus Batnaja bei Mossul wagte schon im Februar 2017 den Neuanfang. Mit Hilfe von„Kirche in Not“ Mitglieder der Megakirche „Cross und anderen Hilfswerken konnten tausende Häuser in der Ninive-Ebene seither wieder bewohnbar gemacht werden. Foto: KiN CH Church“wendet–deren Pastor Floyd bislang war–und „eine neue Beru- fung“inseinem Leben verkündet. Seine künftigenAufgaben fasstder ge- bürtigeTexaner darin selbstzusam- Aufbruchstimmung im Irak men: „Ich will die Vision fördern, Christus in die Welt hinauszutragen.“

Fast die Hälfte der vomISgeflohenenChristen istzurückgekehrt, weiß „Kirche in NotSchweiz“ VONJENS HARTNER

Frau Wicki-Rensch, Sie warenjetzt im ren–hier stehen unsereHäuser.“ Diejeni- bar.Die letzte Bastion der Dschihadisten- Diesen Eindruck teile ich nur bedingt. Für DER Irak. Wiegeht der Wiederaufbau der gen, die aber nach Europa oder in die USA miliz IS wurde Ende März in der syrischen die Kinder,Jugendlichen und jungen Er- PREDIGER christlichen Häuser voran? ausgewandert sind, dürften höchstensnoch Wüsteeingenommen.Damit verfügtder IS wachsenen wirdsehr viel gemacht. In den Während meines Aufenthalts im Irak konn- für Ferien in den Irak zurückkehren. über kein Territorium mehr.Experten ge- christlichen Dörfern der Ninive-Ebene hen aber davonaus,dass sich die Terroris- werden Kindergärten und Schulen reno- te ich mich davonüberzeugen, dassder Einegroße Bühne istihm nun jeden- Häuser sind unabdingbar.Sicherheit ten im Untergrund sammeln werden, um viert und instand gesetzt. Auch ein Teil des Wiederaufbau der rund 13 000 zerstörten falls bereitet, um dem selbstgesetzten aber auch. Sind IraksChristen sicher? mit gezielten Terroraktionen aktivzuwer- Erlösesdes im Namen vonPapstFranzis- Häuser vonChristen und der beschädigten Zielder Evangelisierung nachzukom- den. Ob sie dabei auch die christliche kus versteigerten Lamborghini Huracan´ ist Klöster und Kirchen vorankommt. Nach Gefahr an Leib und Lebenmüssen Christen men.Die Southern BaptistConven- Ninive-Ebene zum Zielhaben,ist schwerzu für einen Kindergarten und ein Zentrum in der Vertreibungdes IS musstezunächst momentannicht fürchten. Dies warnatür- tion, kurz SBC, hat über 15 Millionen sagen. Ganz generell bereitet den Christen der Ninive-Ebene bestimmt. An diesem analysiert werden, wasnoch steht, und es lich anders,als der IS in vielen Gebieten des Mitglieder.Sie stellt auch die größte die allgemeine LageimIrak mehr Sorgen. Beispiel zeigt sich, dass es PapstFranziskus mussten Zuständigkeitengeklärt werden, Iraks an der Macht war. Aber niemand kann protestantische Konfessioninden Die Frage, wie es langfristig im Irak weiter- ein großes Anliegen ist, den jungen Christen werwound wie helfen soll. „Kirche in Not“ genau sagen, wie es im Land weitergehen USA. Von2014bis 2016 stand Floyd, gehen und wie sich das wirtschaftliche Um- im Irak beizustehen. Gleichwohl darf nicht wird. Die Spannungen zwischen dem Zent- der verheiratetist und zwei Kinder warjedoch vonAnfang an klar,dass wir uns feld entwickeln wird, bereitetden Christen vergessen werden, dassChristenimNord- ralstaat und dem irakischen Kurdengebiet hat, ihr bereits als Präsident vor. Doch beim Wiederaufbau engagieren müssen. Kopfzerbrechen. Allerdings spürte ich wäh- iraknur eine Zukunft haben,wenn es für sie sind real. Die Minderheiten sind im Irak ge- es kann sich auch sehen lassen, wie Zusammenmit anderen Partnern wurde rend meines Besuchsauch ein großes Gott- Arbeitsmöglichkeitengibtund die Sicher- nerell in einer schwächeren Position und viele Menschen der Prediger mit Dok- das NinevehReconstructionCommittee vertrauen. Die Christensindtrotz aller of- heitslagestabil bleibt. Bei diesen Punkten müssen daherbesondersvorsichtig agieren. tortitelbisher bereitserreichenkonn- (NRC) aus der Taufe gehoben. Dort läuft fenen Fragen frohen Mutes und zählen auf istauch die Zentralregierung in Bagdad ge- Seit Oktober 2016 istdie mehrheitlich von te: In den mehr als drei Jahrzehnten, die Koordinationfür den Wiederaufbau die Solidaritätder Christenweltweit, auf fordert,damit die Rahmenbedingungen so Christen bewohnte irakischeOrtschaft in denen Floyd als Pastor tätig war, vonGebäuden der Christen zusammen. Es die Unterstützung der Ortskirchen sowie sind, dass alle profitieren können. Bartella vomISbefreit,doch nun sehen sich taufte die „Cross Church“imNord- gibtsehr viel Positiveszuvermelden. Bis auf den göttlichen Beistand, wasmich sehr die Christen mit der ethnischen Minderheit westen des Bundesstaates Arkansas Ende 2018 konnten 41 Prozent der zerstör- beeindruckte. Interessiertsich die Schweizer Politik der Schabak konfrontiert. Gab es 1980nur mehr als 18 000 Menschen. Mit nur ten Häuser wieder aufgebaut werden. In und Öffentlichkeit für das Schicksal der zwei Schabak-Familien im Dorf, so machen einer Gegenstimme wurde Ronnie den christlichen Dörfernspürte ich eine GlaubenSie, dassdie christliche Gemein- verfolgten Christen des Irak? sie heute mehr als 20 Prozent aller Bewoh- Floyd in Dallas zum Vorsitzenden des Aufbruchsstimmung. schaft des Irak eine Zukunft hat? Die Die Schweizer Politik engagiert sich überall ner aus –Tendenz steigend. Der Grund für Exekutivkomitees gewählt –das zeugt Jungen wollen doch gehen. Zurück blei- dort,woMinderheiten in Gefahr und be- den demografischen MikrokonfliktinBart- vonder Popularität des Geistlichen, Wieviele der 2014geflohenen Christen ben die Alten. drängt sind. Die Schweiz hat eine langehu- ella istdie hohe Geburtenrate der Schabak der bereits mehr als ein Dutzend Bü- manitäreTradition und jedes Jahr werden sind mittlerweile zurückgekehrt? cher verfassthat. Eine Popularität, die –und die Tatsache, dass vieleChristen sich viele Projekte rund um den Globus unter- Knapp 50 Prozent der vordem IS geflohe- er auch seiner umfassenden Präsenz gezwungen sehen, ihr Land zu verkaufen. stützt, um Armenund Bedrängten beizuste- nen Christen kehrten in ihreHäuser in der in Medien und Internetzuverdanken Die Kirche versucht, die Gläubigen davon hen. Dass unser gezieltes Engagement für Ninive-Ebene zurück. Dies isteine beein- hat. Regelmäßig veröffentlichter abzuhalten. Aber weralle seine Ersparnisse Christengeschätzt wird, teilen mir immer druckendeZahl. Die meisten dieser Chris- einen Podcast, predigt im TV,twittert, während des Exils in Kurdistan aufge- wieder Politiker mit. Auch an diversenVer- postetauf Instagram. Dass Floyd so ten lebten während der IS-Okkupation im braucht hat oder bereits im Ausland lebt, anstaltungen von„Kirche in Not“ nehmen aktivund vielseitig Werbung für seine kurdischen Exil in Erbil. Fürdiese Christen beziehungsweise dorthin emigrieren will, regelmäßig Politiker verschiedenerPartei- Kirche macht, istallerdings auch nö- kam es nie in Frage, ins Ausland zu gehen benötigt das Geld aus dem Landverkauf. en teil. Dieszeigt, dass unser Engagement tig. Denn die SBCbefindetsich seit und ihrechristlichen Dörfer aufzugeben. Nicht alle können sich ihreHeimatliebe breit abgestützt istund unterstützt wird. Jahren in einer Krise. Wieauch die Christen leben dort seit rund 2000 Jahren leisten. Wenn wir Sensibilisierungskampagnen zum katholische Kirche sind die Southern –sie fühlensich ihren Vorfahren, aber auch Thema „Christen im Irak“ machen, dann Baptists vonMissbrauchsskandalen der Tradition verpflichtet, im Irak zu blei- Befürchtet man eine Rückkehr des IS? erleben wir ein großes Interesse von gezeichnet, die Mitgliederzahl nimmt ben. Oft hörte ich vorOrt: „Der Irak ist Eine unmittelbareBedrohung für die Chris- Schweizer Gläubigen, aber auch vonden Lucia Wiki-Rensch leitet die Öffentlich- immer weiter ab.GeradejungeMen- unsereHeimat. Hier lebten unsere Vorfah- ten durch den IS istmomentan nicht spür- keitsarbeit vonKirche in Not in Luzern. Medien. schen, die sich immer weniger vonden Baptisten begeisternlassen, versucht Floyd durch seine Präsenzauf Social- Media-Kanälenzuerreichen. Landes- Druck auf Asiens Christen steigt weit bekannt wurde Floyd aber nicht nur durch seine TV-Auftritte, sondern auch dank Donald Trump; 2017 leitete Besonders Brunei, Indien und Indonesiensind Anlass zur Sorge er im Weißen Haus ein Gebetfür den Präsidenten. Seitdem gilt er als „Trump-nah“ –ein Stempel, der Fluch Menschenrechtsexperten verzeichnen religiöse Minderheiten, „fürdie die Proble- ler und eine Gruppe konservativerMuslime Thonhauser vonder Menschenrechtsorga- und Segengleichermaßen sein kann. einen steigenden Druckauf Christen in me durch die Einführung des Scharia-Straf- gegenüber.Das ganzeLand bewege sich im nisation ADF.Laut dem amerikanischen Um sich nicht den Unwillen der 9000 Südostasien. Thomas Müller, Analystbei rechts sehrstark zunehmen werden“. Momentallerdings in eine „islamischere „pewresearch center“ sei Indienjenes Land Mitglieder der „Cross Church“einzu- der christlichen Hilfsorganisation „Open Ähnliches beobachte der Experte auch in Richtung“, so Müller.Das habe sich etwa mit den größten sozialen Feindlichkeiten handeln, versuchte er jedenfalls,sein Doors“, macht das etwa am Beispiel Brunei Indonesien, in dem nächsten Mittwoch eine bei Anschlägen im Mai 2018 auf drei christ- gegenüber religiösen Minderheiten. Von Vorrücken an die Spitze der SBCgut fest. Dort könnten seit kurzem –dem Scha- neue Regierung gewählt wird. Bereits jetzt liche Kirchen oder bei der Entfernung 2017 auf 2018 seien außerdem die doku- zu begründen. Auch er könne das Ge- ria-Gesetz folgend –nun auch entsprechen- stehe fest: „Es wirdeine striktereAusrich- christlicher Kreuze auf Friedhöfen gezeigt. mentierten Fälle an Gewalt gegenChristen fühl des Verlustsnichtleugnen, so de Strafen verhängt werden, erklärteMül- tung zum geben und die Gesellschaft Eine zunehmende Diskriminierung ethni- um 20 Prozent gestiegen. Die Regierung Floyd.Aber das Gefühlder Berufung ler bei einem Pressegespräch am Dienstag wirdsich noch weiter polarisieren.“ In scher und religiöser Minderheiten sei auch kündigte an, das Land bis 2021 vonNicht- sei einfach stärker gewesen. in Wien. Davonbetroffen seien vorallem Indonesien stehen sich eine Gruppe libera- in Indien wahrnehmbar,sagte Andreas Hindu-Einflüssen befreien zu wollen. KAP Die Tagespost ñ11. April 2019 8 Meinung

LEITARTIKEL KOMMENTAR EinBündnis von Bauen stattenteignen VONRICHARDSCHÜTZE

Berlin diskutiert Enteignungen, um der bebaut werden könnten und das zudem Thronund Altar Wohnungsnotabzuhelfen. Enteignungen auch erstdurch neue Staatsschulden auf- sind in der marktwirtschaftlichen Ordnung gebracht werden müsste. aber letztesMittel. Als Ausfluss der So- Dochder Angriffder Linkspartei auf das zialpflichtigkeit des Privateigentums darf verhasste kapitalistische System, der von ARD,ZDF und Co.waren diese ultima ratio juristischund nach den RobertHabeck, dem neuen Politstar der Prinzipiender christlichen Soziallehrenur Grünen, mit Sympathie begleitetwird, ist beim Papst. Stattzufrie- angewandt werden, um schwerenSchaden ein nützliches Ablenkungsmanöver: Die vonder Allgemeinheit abzuwenden und Wutder Mieter über fehlenden und des- das Gemeinwohl zu sichern und istnur halb auch immer teureren Wohnraum soll denemSchulterklopfen dann zulässig, wenn der Erfolgder Maß- kanalisiertwerden und als Grundsteinder nahmen sichergestellt ist. Der Staat müss- allgemeinen Kapitalismuskritik dienen. täteden Machern des te Gewähr bieten,das Problem Wohnungs- Mit der „Überführung vonImmobilien notprofessionellerals private Eigentümer sowie Grund und Boden in Gemeineigen- öffentlich-rechtlichen managen und die Krisebesser als die Im- tum zum Zweckeder Vergesellschaftung“, mobilienwirtschaft lösenzukönnen. wie das Berliner Volksbegehren fordert, Doch die meisten Kommunen haben zu- soll vomVersagen der eigenen Wohnungs- Rundfunks aber mehr erstmassenhaft Wohnungen an private politik abgelenkt werden. Statt den Er- Unternehmen verscherbelt, um Geld für werb vonWohnraum durch eine Senkung Selbstkritik gut den Haushalt zu generieren, und den so- der Grunderwerbssteuer zu fördern und zialen Wohnungsbau nahezu eingestellt. geeigneteAnreizefür potenzielle Investo- VONOLIVERMAKSAN Allein die Entschädigung für die Enteig- renzuschaffen, wirdpseudomoralisch mit nungen aber würde das chronisch klamme „keine Rendite mit der Miete“ Stimmung Berlin bis zu 36 Milliarden Eurokosten. gemacht, aber kein Wohnraum geschaffen. Geld, mit dem staatseigene Grundstücke Welch’ billiger Populismus.

Den Segendes Papstes für den öffentlich- Augen“. Anne Will und ihrelegendären Sinn der Zwangsgebühren zweifeln lässt rechtlichen Rundfunk: Einebessere PR und Merkel-Interviews kann der Kardinal da oder ihremarktverzerrendeWirkungauf GASTKOMMENTAR Bestätigung seiner Arbeit kann man sich als nicht gemeint haben. Die Kämpfer für das die private Konkurrenz. Sie kritisieren, dass Chefredakteur eigentlich nicht wünschen. journalistische Gute in einer Welt voller ihnen in Tagesthemen, Heute-Journal und Dementsprechend zufriedene Gesichter populistischer Fake News:Indiesem Co.als Objektivität verkauft wird, wasinzu warennach der Audienz beim HeiligenVa- Selbstverständnis bestätigt durften die vielen Fälleneinfach Meinungvon Kleber, Warum eigentlichnicht? ter zu sehen,zuder ARD,ZDF und Co ver- Chefredakteurenach Hause fahren. Slomka und Hayali ist. Es sind dabei nicht gangene Woche in den Vatikan geeiltwaren. Zurückbleibtder Eindruck einerKirche, grölende Wutbürger und Verschwörungs- VONANDREAS THONHAUSER Vermittelt hatte den Termin Kardinal die um jeden Preis auf Anschluss an das Es- theoretiker,die dem ZDF Russia Today Marx. Der Papst: „Ich ermutigeSie, in tablishmentinPolitik und Medien setzt. oder Compactvorziehen, sondern Men- Ihrem Einsatz dafür zu sorgen, dass es Fak- Rundfunkstaatsverträgehalten schließlich schen aus der Mitte der Gesellschaft, die Warum eigentlich nicht? Diese Fragestellt dungsleistung der Schulenicht einverstan- ten stattFakeNews, Objektivität stattGe- die Illusion vonkirchlicher Relevanz auf- diese Diskrepanz feststellen. Medienfor- sich nicht nur Familie Wunderlich, wenn den, nahm die christliche Familie die Aus- rüchte, Differenzierung stattoberflächli- recht. Das Bündnis vonThron und Altar: So scher Kepplinger brachte es auf den Punkt: es um die Erlaubnis zum Homeschooling bildung ihrer Kinder selbstindie Hand. cher Schlagzeilengibt.“ Während Franzis- sieht es im 21. Jahrhundert aus.Die Kirche „Journalistensindkeine Lügner,aber Gläu- geht. Die beiden Eltern Dirk und Petra Damit verstieß sie gegendas deutsche kus also noch medienethisch mahnte und zu positioniert sich damit aber inmitten eines bige, die ihreSichtfür die Wahrheit halten.“ sowie ihrevier Kinder wandten sich diese Schulgesetz, welches voreinhundert Recht forderte, für das hohe Gut der legitimen Streits um Sinn und Sendung der Das Problembewusstsein bei vielen Vertre- Woche an die „Große Kammer“und somit Jahren im Rahmen der Weimarer Verfas- menschlichen Freiheitund Würdeent- öffentlich-rechtlichen Medien und macht tern des öffentlich-rechtlichenRundfunks höchsteInstanz des Europäischen Ge- sung die Bildung für den Staat monopoli- schieden Stellung zu beziehen, wand Kardi- sich ohne Notzum angreifbaren politischen bezüglich ihrer eigenen Arbeit istdabei et- richtshofs für Menschenrechte in Straß- sierte. Als Reaktion auf das erste Wunder- nal Marx Kränze.Die öffentlich-rechtli- Akteur.Dass es die Legitimationskrise der wa so hoch ausgeprägt wie bei Vertretern burg.ZuBeginn des Jahres hatten sie ein lich Urteil urteilte „DieWelt“ in einem chen Medien seien ein „wichtiger Pfeiler für öffentlich-rechtlichen Medien gibt, daran des Ersten und Zweiten Standes vorder negativesUrteil erhalten: Die deutschen Kommentar,dass es an der Zeit sei, dieses die Sicherung der Demokratie“. Sie fragten tragen ihreMachermaßgeblich selber Französischen Revolution.Stattglaubwür- Behörden hätten das grundlegende Recht Monopol zu überdenken. Auch Goethe „kritisch und auch unbequem nach“ und Schuld. Es istnichtinerster Linie das töd- dig auf die eigenen blinden Flecken zu re- der Wunderlichs auf Privatsphäreund Fa- wäre zu Hause unterrichtetworden. hätten „immer die wesentlichen Werte lich langweiligeProgramm aus Krimis und flektieren, schreibtman den Zwangsgro- milienleben im Jahr 2013 nicht verletzt. Der englische Anwalt, der die Wunder- einer pluralen und freien Gesellschaft vor noch mehr Krimis,das viele Menschen am schen zur Demokratieabgabe hoch und Damals standen mehr als 30 Polizisten lichsvor dem Menschenrechtsgerichtshof klopft sich für Faktenchecksauf die Schul- und Sozialarbeitermit Rammbock bewaff- vertritt, sieht internationales Rechtklar ter. netvor der Türder hessischen Familie. aufseiten seiner Klienten. Eltern hätten Ja:Ein öffentlich-rechtlicher Rundfunk Die Eltern wollten ihreKinder zu Hause das Recht, die Bildung ihrer Kinder zu Es wirdals Objektivität kann seinen Sinn haben. Viel Gutes wirdja unterrichten, wasinDeutschland illegal lenken, so Robert Clarke.Erhoffe, dass auch produziert. Demokratischer Diskus- ist. Eine echteAusnahme in Europa. So dies auch das europäische Höchstgericht verkauft, wasinvielen Fällen sion sind aber weder sein Programm noch gut wie alle anderen Länder erlauben es. letzten Endes bestätigten wird. seine Existenz entzogen. In anderen Demo- Die Kinder wurden gegenihren Willen für kratien geht es schließlichauch ohne. Zu mehrereWochen in ein Heim gebracht. Der Autor leitet die Öffentlichkeits- Meinung vonKleber und Co ist dem fälligen Diskurs über die Zukunft der Rasch warjedoch klar,dass sie gesund- arbeit der christlichenMenschen- öffentlichen Medienhat die Kirche aber am heitlich und schulischanderen in ihrem rechtsorganisationADF International allerwenigsten beizutragen. Alter in nichts nachstanden.Mit der Bil- in Wien.

PRESSESTIMMEN

Islamistische Theokratie vorden bald der schleppende Kriegzwischen fragen das,was ihnen gesagt wird. Wenn Kirche,die keine Angsthat, jungeMen- zum Schutzchristlicher Gebäude zu Toren Europas Haftar und Sarradsch beendetsein wird, sie sich mit ihren Fragen an die Kirche schen herauszufordern, ihr volles Poten- finden, sobald das Phänomen korrekter- Der Mailänder„Corriere della Sera“ morgen leicht eine Grundlage unterder wenden, aber keine oder nur eine unzurei- zial in Christus zu entfalten. fasstist. zeigt sich besorgt über die angespannte Ägide vonMedina, der saudi-arabischen chende Antwort bekommen, glauben sie, Lage vorder libyschen Hauptstadt Stadt, aus der ihrereichenFinanzierungen dass die Kirche keine Antwort hat. Aus Phänomen sachlich erkennen Weltweite Kraft zur Förderung des Tripolis stammen,finden könnten. Die neue Sta- diesem Grund muss unsereKatechese mit Die Pariser Wochenzeitung „France Guten Es gibtnoch eine zweite Gefahr: den bilität würde dann die Form einerTheo- Inhalten und mit Erfahrungen gefüllt sein. Catholique“mahnt zur Vorsicht vor Zum 35. Jahrestag der Aufnahme islamistischen Radikalismus.Obwohl kratie annehmen –nur wenigeStunden JungeMenschenhaben einensuchenden vorschnellenSchlüssen angesichtsvon diplomatischer Beziehungenzwischen General Haftarsich für einen säkularen auf dem Schlauchbootvon uns entfernt. Verstand und ein suchendes Herz. „Chris- Vandalismus gegen Kirchen: den Vereinigten Staaten und dem Staat ausgesprochen hat, sind seine Mit einer vonTrump unterminierten tus vivit“ offenbart vorallem, dass der Es stellen sich viele Fragen: Handelt es Heiligen Stuhl schreibt das Reihen gefüllt mit den einzigen wirklich NATO,den Vereinten Nationen, die so Papstein mitfühlendes Herz für junge sich um wahllosen Vandalismus,oder ist US-amerikanische „National Catholic motivierten Kämpfern: den Madchalis- pleonastischsind wie der alteVölkerbund Menschen hat, die sich oft gefangen und er gezielt gegendas Christentum gerich- Register“: ten. Es handelt sich dabei um Salafisten, und einer EuropäischenUnion, die ge- entfremdetfühlen in einer Welt, deren tet? Wenn ja, warum?WelcherNatur sind Kurz nach seinem Amtsantrittbat Prä- die vondem Saudi Rabi al-Madchali wöhnlich bewegungsunfähig ist, sollte Teile –paradoxerweise –noch nie so eng die Schmähgraffiti, die oft gefunden wer- sidentReagan um ein Treffen mit Papst organisiert werden, Feinde der Demo- diese Perspektive unseren Regierenden miteinander verbunden waren. „Zuerst den?Welches Profil ihrer Urheberergibt Johannes Paul II. Als sich die beidenh kratie und des Westens.Esheißt, dass viel mehr den Schlaf rauben als irgend- möchte ich jedemdie erste Wahrheit sa- sich nach deren Verhör?Wenn sich am 1982 im Vatikan trafen, fragte Präsident Haftars Söhne zwei salafistische Briga- eine Rangelei mit Macron. gen: ,Gottliebtdich‘. Wenn du das schon Ende herausstellt, dass zum Beispiel sata- Reaganden polnischen Papst, wann Ost- den in Bengasi befehligen. Die Madcha- mal gehört hast, egal, ich möchte dich da- nistische Motivationenvorhanden sind, europa vonder sowjetischenHerrschaft listen sind jedoch überall präsent: Sie JungeMenschen brauchen ran erinnern: Gott liebtdich. Zweifle nie dann wirduns das etwassehr Wichtiges befreit sein würde. Als der Papstant- kämpfen auch in den Reihen vonFayiz authentische Kirche daran, egal, wasdir im Leben passiert. über unsere Gesellschaft und insbesonde- wortete: „zu unseren Lebzeiten“, ergriff as-Sarradsch in Tripolisund infiltrieren In Dublin kommentiert der „Irish Catholic“ Egal in welcher Lebenslagedudich be- re über unsereJugend sagen. Aber in die- der Präsident seineHand und sagte mit den dritten Hauptakteur auf diesem das Nachsynodale ApostolischeSchreiben findest, du bistunendlich geliebt“, schreibt sem Stadium nähern wir uns diesem The- Nachdruck: „Lassen Sie uns zusammen- Schauplatz: die mächtige StadtMisrata. „Christus vivit“: er. ma sehr sachlich, um jede Versuchungzu arbeiten!“Präsident Reagan kehrtenach In Wirklichkeit spielen sie ihr eigenes Viele jungeMenschen geben die Glau- Eine authentischeKirche isteine Kirche, vermeiden, uns als Opfer zu stilisieren. Es Washington zurück und stellte innerhalb Spiel. Es istnicht zu weit hergeholtsich benspraxis auf, wenn sie Teenager und in der jeder selbsterlebtund erkennt, von handelt sich um echte Untersuchungs- vonzweiJahren offizielle diplomatische vorzustellen, dass die drei Akteure, so- jungeErwachsene werden, und hinter- Gott geliebtzusein. Aber es istauch eine arbeit, bei der es auch darum geht,Wege Beziehungen zum Vatikan her. Die Tagespost ñ11. April 2019

ÖKUMENE ALS IDENTITÄTSFRAGE Ein Gespräch mit dem Oberhaupt der Kirche 9 griechisch-katholischenKircheinder Ukraine,GroßerzbischofSwjatoslawSchewtschuk S. 12 Unbequeme Wahrheit adobe.stock.com Foto:

Es ist Zeit, sich mit der Heiligen Schrift, den Katechismus und der Ökologie des Menschen zu beschäftigen, wenn wir die Kirchenkrise

bewältigen wollen VON CHRISTA MEVES

– und nicht allein für die katholische pflanzungstrieb recht verstanden werden an den Großtrieb, der den Verzweifelten den pathologisch gewordenen Trieb habe Kirche – eine sachliche Bearbeitung des kann; denn der Trieb an sich gehört in durch dessen Sex-Sucht fest im Griff hat. loskommen lassen. Phänomens der allgemeinen Sexualisie- Gottes Ziel einer geistig reichen, vielköp- Sogar bis hin zu Kinderschänderphanta- Dass das nicht alle schaffen, zeigt uns rung der westlichen Welt auf den Tisch. fi gen Zukunft für die Krone seiner höchst sien lässt sich dann nichts anderes mehr nun allerdings der große Aufdeckungsvor- Es muss deshalb nun auch nach den tie- künstlerisch gestalteten Schöpfung – für denken; denn der Moloch fordert apodik- gang. Aber das Hineinschauen in diese tra- feren Ursachen gefragt werden. Es muss den Menschen. tisch das Aufsuchen immer stärkerer An- gischen Zusammenhänge muss uns eben in diesem Zusammenhang in den Blick Auch in den Priesterseminaren ist durch reize. Dann ist schließlich auch nicht mehr auch deutlich machen, dass besserwisse- genommen werden, dass vor 50 Jahren – die Sexvergötzung der westlichen Ge- ein geregelter Ausbildungsgang möglich; risches Kopfschütteln über „vertuschende unterstrichen von einem revolutionären sellschaften Aufklärung über solche Zu- denn der bedarf gezielter Lern-Aufmerk- Bischöfe“, die nun mithilfe staatlicher Ge- D Getöse – durch die sogenannte Befreiung sammenhänge von dringlicher Relevanz. samkeit... richte vor Ort in den Gefängnissen landen, ie BerichteBerichte überüber zur Sexualität – eine Verhaltensänderung Denn diese hierzulande rasch erfolgende Mit Kenntnis über diese Eigenschaft zur vorbeugenden Hilfe allein nicht dien- MissbrauMissbrauchsfsfäällllee von kaththoolilischschen PrPriiees-s- der gesamten Bevölkerung eingetreten ist. Befreiung von den christlichen Moralvor- des Großtriebs Sexualität ließ sich bald lich sein kann. Auf diesem Sektor brau- teternrn wweeltltwweeiitt wwoolllelenn unundd wolllleenn kein Damit wurde aber der zweitmächtigste stellungen – zunächst vor allem mithilfe schon in den siebziger Jahren voraussa- chen wir auf der ganzen Linie Umkehr Ende nehmen. Neue Fälle werden offen- Naturtrieb, den die Sexualität nun einmal des Fernsehens – hatte schließlich die gen, dass angesichts dieser Situation auch zum gesunden Maß. Und das heißt, wir bar. In der Tat, wie beschämend ist dieses darstellt, geradezu entfesselt. Denn dieser Jugend längst ungefiltert erfasst und ließ die Priesterschaft angefochten sein wür- brauchen eine nüchtern sachliche Beur- Fehlverhalten und für die Gemeinden, die zweitgrößte Lebenstrieb – von Gott selbst manche von ihnen – bald auch mithilfe der de; denn satanischer Geist geht schließ- teilung der Gefahren, die eine entfesselte davon betroffen sind, tief aufschreckend mit all seiner Schöpfung auch für den Pornographie in die Falle der Sexsucht lich durch alle Türen, wenn er im Zeitgeist Natur nun einmal mit sich bringt. Letzt- mit durcheinanderwirbelnden Folgen. Menschen eingerichtet – ist das Werkzeug geraten. Man machte sie wissen, dass in großmächtig genug geworden ist. lich ist damit aber eine intensivierte Hin- Der Schaden ist groß. Kirchenaustritte zur Gewinnung von Zukunft. Er pflegt der neuen Welt Beschäftigung mit Sex Ich habe sogar Geistliche erlebt, die kehr zu Gottes Schöpfungsordnung nötig. häufen sich. Aber das bedeutet für alle aber zu wuchern, wenn sorgsame Gärtner jeglicher Art – spätestens von der 12-Jäh- mir nach dem Lesen meiner Bücher ihre Dem muss in unserer modernen Welt neu Menschen des Westens eine schwere im Garten Eden nicht durch kompetenten rigkeit ab – zu befreiter Fortschrittlichkeit traurigen Vorgeschichten anvertrauten: und sehr gesundheitsbewusst begegnet Minderung des geistigen und sozialen Ni- Schnitt ein Übermaß verhindern. Aber gehöre.Bedenkender„vestaubten“Eltern, Sie seien als Jugendliche in einer Grup- werden, indem wir gehorsambereit und veaus. Das ist doppelt betrüblich, weil sich dergleichen geschah nicht, obgleich eine etwa gegen nächtliche Sexpartys mit open pe mit Wildlingen von der Sex-Welle er- sehr bewusst auf Gottes Willen und auf aus manchem hämischen Tenor der Be- solche Überwucherung nach dem Motto: end, gegen Verkehr in einem stillgelegten fasst und – für sich selbst schließlich tief seine Grenzsetzungen achten. Eine solche richte in der Mainstreampresse erkennen („Wer zweimal mit derselben pennt, ge- Bus nach Disco-Besuch miteinander und erschrocken – angefochten worden. Ihr Ursachenfindung wäre der erste Schritt lässt; dass der weit verbreitete Atheismus hört schon zum Establishment“) zur Fol- durcheinander, Warnungen vor dem Nut- Wunsch, den Priesterweg einzuschlagen, zur Sanierung. Doch dazu ist Umkehr in in unserer Welt die Einfl ussminderung ge hatte, dass nun mit Verhütungs- und zen der digitalen Medien für die Anregung sei vor allem aus dem Wunsch erwachsen, der gesamten Gesellschaft nötig. der katholischen Kirche geradezu an- Abtreibungsboom ein Geburtenschwund zur Selbstbefriedigung und des Suchens dadurch von dieser sie quälenden Gedan- In der Kirche aber brauchen wir mithil- strebt. Deshalb fehlen nicht selten einmal und viele neue chronische Krankheiten nach stärkerem Anreiz, fanden bald kein kenwelt und Sucht befreit zu werden. Das fe der Bibel, dem KKK, und der Beschäfti- ignorante nassforsche Veränderungsvor- entstanden. Dadurch beginnt die Zukunft Gehör mehr. Und das ging hierzulande habe man natürlich bei der Vorstellung gungmitderÖkologiedesMenschen–und schläge für die katholischen Grundstruk- der Menschen im christlichen Abendland viele Jahrzehnte hindurch so. Erst jetzt verschwiegen und auch im Seminar für das heißt mit den biologischen Grundla- turen unserer Kirche. generell infrage gestellt zu werden. setzt sich – besonders bei jungen Män- sich geheim gehalten. Einer berichtete gen unserer von Gott geschaffenen Na- Aber eins ist sicher: Es hilft nun alles Ein Bewusstsein über diese Zusam- nern – die Erfahrung durch, dass nicht nun allerdings auch mit glänzenden Au- tur – wie auch mithilfe von Beichte und Verdrängen des öffentlich oft hochnä- menhänge brauchen wir vor allem, und etwa die versprochene Befreiung von al- gen, dass ihn sein intensivierter totaler brüderlicher Hilfe – neue bewusste klare sigen Anprangerns über all das „Vertu- zwar mithilfe der vorhandenen seriösen lem und jedem dabei herauskam, sondern Einsatz – dann auch wirklich mit Beichte Grundlagen des Wissens, um der jetzigen schen“ nicht mehr. Es muss nun endlich Sexualwissenschaften, damit dieser Fort- stattdessen nicht selten die Fesselung und Gottes Hilfe – von der Fesselung an Wirrnis wirksam begegnen zu können.

IM BLICKPUNKT Verschont uns!

VON REGINA EINIG

Gefolgschaft zu suchen und von dieser Unterwerfung zu fordern Scaraffia Aufmerksamkeit, weil das Webmuster ohne weiteres qualifi zierte Katholikinnen vor einer beruflichen Tätigkeit für die ist keine männliche Erfi ndung. Die Querelen um das vatikanische auf katholische Fakultäten, Verbände und teilweise auch auf Kirche ab. Eine Emanzipationsbewegung von der einschlägigen Frauenmagazin „Donne Chiesa Mondo“ und dessen machtbe- Ordensgemeinschaften übertragbar ist. Wo sich Theologie auf Agenda wäre ein echter Fortschritt, weil sie Spielräume freiset- wusst auftretende ehemalige Chefredakteurin Lucetta Scaraffia Feminismus reimt und Apostolatsgeist durch Machtansprüche zen könnte, um sich den tieferen Sorgen vieler Katholikinnen lassen erahnen, dass mehr Beteiligung von Frauen kein Patentre- ersetzt wird, waltet mitnichten freies Denken und weibliche zuzuwenden. Diese fallen oft wie selbstverständlich unter den zept für eine glaubwürdigere Kirche sein muss. Zumindest haben Bestenauslese. Frauen können Karrieren ebenso hartnäckig ver- Tisch – und führen zum stillen Exodus oder der inneren Emigra- die Redakteurinnen des „Osservatore Romano“, die weiter für die folgen wie Männer und sich dem Zeitgeist nicht minder befl issen tion etlicher Frauen. Wenn sich immer mehr Katholikinnen aus Zeitschrift arbeiten wollen, die ganze Härte weiblicher Macht- anbiedern. Doch was deutet darauf hin, dass die genderbewegte den Pfarreien und Verbänden zurückziehen, liegt die Ursache politik erlebt. Ihre Chefin führte keinen Dialog auf Augenhöhe Frauenfraktion mit Amtsansprüchen schärfer über den Glauben dafür weniger in der Frustration über männliche Herrschafts- und verzichtete auch darauf, sie schwesterlich an einer Ent- nachgedacht hat als jene vermeintlich angepassten Schwestern strukturen und der Sehnsucht nach mehr Gleichstellungspolitik, scheidungsfindung zu beteiligen. Recht apodiktisch soll Scaraffia im Glauben, denen die Ämterfrage weder Stein des Anstoßes sondern im fehlenden weiblichen Gegenüber in der Gemeinde. versucht zu haben, ihre Mitarbeiterinnen in ihren persönlichen noch Skandal ist? Wenn, wie nun landauf, landab gefordert wird, Gesucht werden Gleichgesinnte, die den unverfälschten Glauben Krieg gegen den neuen Direktor der Vatikan-Zeitung hineinzu- mehr Frauen kirchliche Führungspositionen übernehmen sollen, an die nächste Generation weitergeben wollen, Orientierung für ziehen. Ein Professionalitätsdefi zit, gegen das sich die Vatikan- müsste im Gegenzug die Gottesfrage Priorität erhalten. Sonst die Berufsentscheidung, mit der überzeugte Christinnen auch in angestellten zu Recht wehren. Denn ein öffentlich ausgetragener spiegeln neue Personalkonstellationen das alte Machtgefüge nur zwanzig Jahren noch in den Spiegel schauen können oder einfach Damenstreit, der das Blatt möglicherweise bekannter macht als seitenverkehrt wider. Der Charme der feministischen Theologie nur Menschen, die mitten in der Kirchenkrise vorleben, wie froh seine redaktionellen Beiträge, wäre eine Peinlichkeit, die Lesern hält sich in Grenzen: Schon jetzt schreckt deren basso continuo sie darüber sind, Christus zu kennen. Warum nicht mal eine Alter- und Redaktion besser erspart bleibt. Dennoch verdient der Fall „mehr Macht! Endlich Zugang zur Weihe!“ nicht wenige hoch- native zur Frauenpolitik nach protestantischem Zuschnitt? Die Tagespost ñ11. April 2019 10 Kirche

VERANSTALTUNGEN Bischöfe planen neue Marxbekennt sich Christustagemit zum „Abendland“ dem Regnum Christi Leitlinien für Jugendpastoral MÜNCHEN (DT) Kardinal ReinhardMarx kann dem Begriff vom„christlichen Abend- Im Geiste des „Mission Manifest“ lädtdas land“ auch Positivesabgewinnen. „Wenn Regnum ChristijungeErwachsene ab 16 Nach der Veröffentlichungdes NachsynodalenSchreibens„Christus vivit“ ,Abendland‘ bezogenauf Europa auch die Jahren in der Karwoche nach Kempten ein. Wurzeln in Judentum und Christentum Die Teilnehmer wohnen während der kündigt Jugendbischof Stefan OsterReformen an VONKILIAN MARTIN meint,aus denen sich ein Wertekanon he- „Christustage“vom 17.bis 21.4. in Gastfami- rausgebildethat, dann bin ich ganz einver- lien in der Pfarrei St. Anton. Zum Pro- standen mit diesem Wort“, sagte Marx im gramm gehören Straßenmission und ein Bayerischen Rundfunk. Noch im Januar Passionsspiel am Karfreitag. Am Mittwoch hatte der Erzbischof vonMünchenund feiertWeihbischof Florian Wörner mit den Freising den Begriff als „vor allem ausgren- Teilnehmern eine Aussendungsmesse. zend“ bezeichnet. Wieernun erklärte, lie- Infos und Programmunter ßen sich aus den jüdisch-christlichen Wur- www.regnumchristi.eu zeln Europas zentrale Grundwerte„und – oder [email protected] als Grundlagefür all das –die Gotteben- bildlichkeit des Menschen“ ableiten. Er warne jedoch davor, den Begriff „christli- Philosophisches ches Abendland“ zu instrumentalisieren. Werte wie die allgemeingültigeMenschen- Colloquium in Köln würde, Freiheit, Friedenund Solidarität Zum 100.Geburtstag der britischen Philo- dürften nicht benutztwerden zur Abgren- sophin Gertrude ElizabethAnscombe zung und Abwertung Anders-oder Nicht- (1919–2001) veranstaltetdas Kölner Lin- gläubiger.Geradewenn ein Begriff mehr- denthal-Institut in Kooperation mit der Ka- deutigsei, sei es wichtig, sorgsam auf die tholischenUniversitätEichstättein Collo- eigenen Worte zu achten und eine Instru- quium. Am 27.April ab 15 Uhr widmen sich mentalisierung des Begriffs zu vermeiden. internationale Expertendem Werk der ka- tholischenMoralphilosophin. Reguläre Jugendbischof Stefan Oster will die katholische Jugendarbeit in Deutschland reformieren. Foto: BistumPassau Teilnehmer 20 Euro. Kirchenbegehen Infos und Anmeldung unter er katholischen Jugendarbeit in werte Neuerung. Schließlich datieren die Jugend (BDKJ), hatten in einer gemeinsa- www.lindenthal-institut.de Woche für das Leben Deutschland steht eine Reform derzeit geltenden Leitlinien auf das Jahr men Stellungnahme ebenfalls lobende ins Haus.Dabei sollen insbe- 1991 und sind damit älter als die allermeis- Worte für „Christus vivit“ gefunden. „Das BONN (DT/KNA) Am 4. Mai beginnt die D bundesweite „Woche für das Lebenindie- Wochenende für sonderedie Ergebnisseder ten Gläubigen, für die sie gedacht sind. Schreiben istein Markstein einerkommen- Weltbischofssynode zur Jugend im Herbst Auch die nun vonOster angesprochenen den Jugend- und Berufungspastoral“, er- sem Jahr unterdas Motto „Lebenschützen. Alleinstehende vergangenen Jahres berücksichtigtwerden. Punktewaren damals nicht oder nur am klärten sie. Der Papstdrückedarin seinen Menschen begleiten. Suizide verhindern.“. Das erklärte Jugendbischof Stefan Oster Rande Gegenstand der Überlegungen. Wunsch nach einer Jugendseelsorgeaus, Ziel der Aktionswoche istesnach Angaben Die Gemeinschaft NotreDame de Vielädt am vergangenen Donnerstag nach der Ver- die zugleich volksnah und auf die Berufun- der Deutschen Bischofskonferenz und der ein zum langen Wochenende für Alleinsteh- öffentlichung des Nachsynodalen Apostoli- genjunger Menschen ausgerichtetist.Sie Evangelischen Kirche in Deutschland ende ab 35 Jahren vom16. bis 19.Mai. Im Seelsorge für Jugendliche schen Schreibens „Christus vivit“ (siehe DT müssezudem „flexibelanden verschie- (EKD), die Beratungsangebote für suizid- Edith-Stein-Haus in Weisendorf haben die Nr.14, 4.4.2019). Die Bischöfefühltensich soll flexibler werden densten Orten“ wirken. gefährdete Menschen bekannter zu machen Teilnehmer Gelegenheit, sich auszutau- durch das umfangreiche Papier „in unserem Im Namen der DBK-Jugendpastoral for- Jugendbischof Oster erinnerte daran, und die Öffentlichkeit für das Thema zu schen und ihreLebenssituation im Licht Vorangehen in der Jugendpastoral in dert Oster nundie Akteureder Jugendpas- dass das päpstliche Schreiben mit diesem sensibilisieren. des Glaubens zu betrachten. Teilnahme ab Deutschland bestärktund zugleichneu he- toral auf, sich mit den Themen auseinan- Fokus auf eine breite und flexibelangelegte Rund 10.000 Menschen nehmen sich in 105 Euro. rausgefordert“. derzusetzen. Diese sollen sich weiterhin an Seelsorgefür Jugendliche „einigeParalle- Deutschland nach offiziellen Schätzungen Infos und Anmeldung unter Besonders an vier Punkten wollen die den 15 „jugendpastoralenHandlungsfel- len zur Würzburger Synode“aufweise. Da- jedes Jahr das Leben. Es handle sich also www.edith-stein-haus.de Verantwortlichen Anstöße aus Synode und dern“ orientieren, wie sie die DBK aufzählt. mit erinnerte er erneut an die historischen um ein „dringendes Thema“, sagte der Papstschreiben aufgreifenund weiterarbei- Dazu zählenneben der Ministrantenarbeit Zusammenhängeder geltenden Leitlinien. Bamberger Weihbischof Herwig Gössl am Fatimatag vorder ten, so Oster: bei der Begleitung junger und den Verbänden auch Jugendkirchen Diese wareneine Fortführung des Doku- Dienstag der Katholischen Nachrichten- Menschenbei der Suche nach ihrer Beru- oderdie Jugendarbeit der Neuen Geistli- ments „Ziele und Aufgaben kirchlicher Ju- Agentur (KNA).Einfache Antworten gebe Karwoche fung, beim Zusammenwirken vonJugend- chenGemeinschaften und Bewegungen. gendarbeit“, das die Gemeinsame Synode es nicht: „Es hilft weder eine Skandalisie- und Berufungspastoral, bei der Digitalisie- Oster wünsche sich für alle Bereiche „eine der Bistümerder Bundesrepublik im Jahr rung noch eine Tabuisierung dieserTaten VorBeginn der Karwoche wirdam13. April rung und beim missionarischenEinsatz. Vielfalt an Formaten, die es jungen Men- 1975 beschlossen hatte. Die damals grund- oder deren Beschwichtigung.“Das Thema in der Wallfahrtsbasilika Maria Brünnlein Die Ergebnisseder Überlegungensollen im schen und Fachkräftender Jugendpastoral gelegten Leitlinien warenzuletzt zum 40. sei „in unserer Gesellschaft nach wie vor der monatliche Fatimatag begangen. Gele- November 2020 bei einem „Forum Jugend- ermöglicht, an den Themender Synode Jubiläum im Jahr 2015 in einem Forum Ju- mit einem Tabu belegt“,fügte Gössl hinzu. genheit zur Osterbeichte besteht von7bis pastoral“ gesammeltwerden. Schließlich weiterzuarbeiten: Fachtageund Wallfahr- gendpastoral diskutiert und bestätigt wor- Das sei ein gutes Zeichen, weil sich viele 11 Uhr.Heilige Messen um 8und 9.30 Uhr. sollen diese in neuen Leitlinien zur Jugend- ten,Konferenzen und Jugendfestivals“. den. Mit der angestrebten Neufassung Menschen nicht an Suizide gewöhnen wol- Der Pilgertag schließt mit der Eucharisti- pastoral der deutschen Bischöfe einfließen. Der DBK-Vorsitzende Kardinal Reinhard könnten sie somit erstmals seit Jahren einer len. Dennoch könne jedereinmal damit schen Andachtum11.30 Uhr. Wasauf den ersten Blick wenig spektaku- Marxund Thomas Andonie, Vorsitzender kritischen Betrachtung und Korrektur konfrontiert werden, insofern brauche es Infos unter www.maria-bruennlein.de lär scheint, istinder Tateine bemerkens- des Bundes der Deutschen Katholischen unterzogenwerden. eine breite Sensibilisierung.

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PERSONALIEN

PapstFranziskus hat den US-Amerikaner verbringt der gebürtigeNürnberger in wählt worden. Der 1982 geborene Ober- MICHAEL JUDE BYRNES zum neuen Erz- einemHaus der Schönstattschwestern in österreicher trittdie Nachfolgevon Maxi- bischof vonGuam ernannt. Der heute Ergenzingen bei Rottenburg. milianFürnsinn an, der dem Stift seit 1979 60-Jährigewar im Oktober 2016 als Koad- vorstand. Dem Stift gehören derzeit 15 jutor eingesetzt worden. Zuvor warer Die französischen Bischöfe haben den Erz- Chorherren an. Weihbischof in Detroit. Seinem Vorgänger bischof vonReims, ERIC DE MOULINS- warein zu- BEAUFORT,zum neuenVorsitzendenihrer Benediktinerpater AUGUSTINUS SAN- nächstnichtnäher benanntes Fehlverhalten Bischofskonferenz gewählt. Geboren wurde DER wirdMitglied im Päpstlichen Rat zur vorgeworfen worden. Im Jahr 2017 beauf- der 57-JährigeinLandau in der Pfalz, da Förderung der Einheit der Christen. Er tritt tragte PapstFranziskus den Kurienkardinal sein Vater dort als französischer Offizier dort die Nachfolgevon Monsignore MAT- RaymondLeo Burkemit der Untersuchung stationiert war. Von2008 bis 2018 warer THIAS TÜRK an, der nach zwei Jahrzehn- der Vorwürfe. Das Verfahren mündete in Weihbischof und Generalvikar des Erzbis- ten im Vatikan nach Würzburg zurückge- ein erstinstanzliches Urteil der Glaubens- tums Paris.ImAugust2018ernannte ihn kehrt ist. Sander gehört der Abtei Maria kongregation wegensexuellen Missbrauchs PapstFranziskuszum Erzbischof von Laach an. Seit 2008 isterwissenschaftli- gegenApuron im März 2018,wogegen die- Reims. cher Mitarbeiter des Johann-Adam-Möh- ser Widerspruch einlegte. Am Donnerstag ler-Institut für ÖkumenikinPaderborn. bestätigte die Kongregation das Urteil in Der Großmeister des Ritterordens vom Künftig isterzuständig für den Dialogder zweiter Instanz. Apuron erklärte dazu, er Heiligen Grab zu Jerusalem, Kardinal katholischen Kirche mit den lutherischen sei Opfer einer „koordinierten Kampagne“. EDWIN F. O’BRIEN,hat am Montagseinen Kirchen und dem lutherischen Weltbund. 80.Geburtstag gefeiert. Der gebürtigeNew Deremeritierte Vatikandiplomat Kardinal Yorker dienteseit 1996 als Weihbischofin Zum 1. Juli wird GEORG MÜLLER Offizial KARL-JOSEF RAUBER wirdandiesem NewYork, später als Erzbischof der Mili- im Bistum Speyer.Der 46-jährigebisherige Donnerstag 85 Jahrealt. PapstJohannes tärdiözese der USAund anschließend als Stellvertreter übernimmt das Amt von Paul II weihte den Mainzer Diözesanpries- Erzbischof vonBaltimore. Im Jahr 2011 NORBERTWEIS,der im kommenden Jahr ter im Jahr 1983 zum Bischof und entsand- übernahm er die Leitung des Ritterordens, in den Ruhestand tritt. Müller wurde im te ihn in den diplomatischen Dienst. Nach 2012 kreiertePapstBenediktXVI. O’Brien Jahr 2000 im Rom zum Priester geweiht, einer Zeit als Leiter der päpstlichen Diplo- zum Kardinal. In einem Konklave wären späterpromovierteerinTrier mit einer maten-Akademiediente Rauber von1993 derzeit noch 121 Kardinäle wahlberechtigt. Arbeitüber John Henry Newman. Seit bis 1997 als Nuntius in der Schweiz und 2012 wirkte er als Seelsorger in Ludwigs- Liechtenstein. Später warerinUngarn und Der bisherigeStifsdechant PETRUS STO- hafen-Oppau, 2016 übernahm er die Pfar- Moldawien sowie zuletzt in Belgien und CKINGER istzum neuen Propstdes Augus- reiHeiligeEdith Stein in Schifferstadt, die Luxemburg eingesetzt. Seinen Ruhestand tiner-Chorherrenstifts Herzogenburg ge- er auch künftig leiten soll. Die Tagespost ñ11. April 2019 Kirche 11

ter natürlich nicht die Betenden anschaut, sondern zwar an der Spitze steht, aber mit allen anderen in Richtung Mekka betet. Ge- nauso haben die Christen das gehandhabt. In jeder Kirche, die nach Osten gerichtet war, haben Priester und Volk beim eucha- ristischenOpfer gemeinsam zum Altar hin geschaut. Man stellte sich also gestaffelt auf: an der Spitze der Priester,dann die Al- tarassistenten und schließlich alle anderen. Das gilt genauso für die byzantinische, alt- orientalische und lateinische Liturgie.In den wenigen Kirchen des vierten und fünf- ten Jahrhunderts,bei denen die Apsis und damit der Altar im Westen lag, stand der Zelebrant hinter dem Altar,nicht um das Volk anzuschauen, sondernumdie Gebete nach Osten zu verrichten. In diesem Fall haben sich die Gläubigen zumindestinRom wohl nicht umgedreht. Hier galt meines Er- achtens die Regel, dass nur der Hauptzeleb- rant die liturgisch gebotene Ostrichtung einhalten musste, während man bei den Gläubigen ein Auge zudrückte.

„Eucharistie war Vonder „Reform der Liturgiereform“ spricht heute–unter PapstFranziskus – eigentlich keiner mehr.Inwelche Rich- tung aber müsstesich für Sie die Liturgie weiterentwickeln? Nun, das Konzil und die anschließende Li- höchstexklusiv“ turgiereform warenKinder ihrer Zeit.Sie agierten nach dem damaligen Stand der Wissenschaft. UndWissenschaft istnun Ein Gespräch mitdem Altertumswissenschaftler Stefan Heid über sein jüngstes Buch einmalvorläufig. Kardinal Ratzinger hat zum Verhältnisvon Altarund eucharistischem Opfer in der frühenKirche immer wieder beklagt, welcher Schaden droht, wenn Bischöfe zeitbedingten Exper- VONGUIDO HORST tisen folgen, stattauf die lebendige Tradi- tion und den Glauben des Gottesvolkes zu schauen. Eine Reihe vonRatschlägen der Experten damals –gerade auch zur Liturgie Kein Tisch wie jeder andere: Für die frühe Kirche war die Eucharistie ein wahresKultmahl. Die Aufnahme zeigt den Altar in der Kathedrale Saint-Denis.Foto: KNA –haben sich inzwischen als irrig erwiesen, aber nun istlängstdas Kindinden Brunnen Herr Professor Heid, wie starkist in der versteht, dass es sich hier nicht um ein net- Gedanke, die frühen Christen hätten für der frühen Kirche zuweilen Wandaltäre gefallen. Die Liturgieist komplett neu kon- heutigen theologischen Forschung der tes Freundschaftsmahl am Esstisch handelt, ihreheiligste Kulthandlung, die Eucharistie, gab.Der frühchristliche Altar istOrt des zipiert worden. Nun gilt unterschiedslos Ansatzvertreten, dassesimerstenund sondernumein wahrhaftes Kultmahl. banale Esstische benutzt, halte ich für ab- Gebets,und Gebetist Gespräch mit Gott. alles als Errungenschaft des Konzils und als zweiten Jahrhundertdes Christentums surdund typisch modern. Also schaut der Priester am Altar nicht zum sakrosankt, obwohl das Konzil das Wenigs- keinen Altarund damitauch kein Opfer Waswar das –ich würde mal sagen: ideo- Volk, sondern zu Gott im Himmel,nach Os- te davonschwarz auf weiß gefordert hat. Es und kein Priestertum gegebenhabe? logische –Vorurteil, das dazu führte, Wieist es denn mit der These,dassdas ten. Die frühe Kirche hat die Eucharistie- bedarf wohl noch einiger Generationen, bis Soweit ich sehe, istdas seit hundert Jahren dassdie liberale Theologie dieseQuellen Christentum in der Frühzeit in Hauskir- feier zuallererstund fundamental als Gebet darüber wieder mit kühlem Kopf gespro- allgemeine Lehre. Mit der vonIhnen ge- nicht mehr ernst nehmen wollte? chen organisiertwar und sich erst später und Opferbetrachtet. Aber schon in der An- chen werden kann. Momentanist jedoch schilderten Ansicht wartete zunächstdie li- –als Verformung der anfänglichen Pra- Ichnehme an, dass die Abschaffung des Op- tikehat jedes Opfer einen Mahlteil, in dem mein Eindruck eher,dass eine ängstliche beraleprotestantische Theologie auf, die xis –die Bischofskirchenals Ortder eu- fergedankens für die heilige Messe bei die Opfermateriekonsumiert wird. Die Mauer-und Bunkermentalität herrscht. sich vorallem mit dem Namen Adolf von Luther nun ihren Tribut forderte. Ichwun- charistischen Versammlung der Gläubi- Kommunion istalso nur ein Teil der eucha- Stefan Heid ist Professorfür Liturgie- Harnackverbindet, und die katholischen deremich sowieso, weshalb in lutherischen gen herausbildeten? ristischen Opferhandlung. Keineswegs hät- Forscher habensich nicht langebitten las- Kirchen bis heute der traditionelle Altar – Mit der Altar-Fragehängt die Hauskirchen- ten die Kirchenväter behauptet, die Eucha- geschichte und Hagiographieund Di- sen einzuschwenken. oft ein Wandaltar –für die Feier des Abend- Frageengstens zusammen. Meines Erach- ristie sei in erster Linie ein Mahl. rektor des Römischen Instituts der mahls beibehalten wurde, obwohl dort das tens müssen wir uns vondem Gedanken Görres-Gesellschaftmit Sitz am Cam- Sie sehendas in Ihrem jüngsten Buch Abendmahl eben nur als Mahl, nicht als verabschieden,die Eucharistie sei eine je- Hatdie frühe Kirche „zumHerrn hin“ze- po Santo.IndiesenTagen erscheint „Kircheund Altar“ differenzierter. Auch Opfer gefeiert wird. dermann verfügbare Mahlhandlunggewe- lebriert, also Priester und Gläubige ge- seinjüngstes Buch „Altar undKirche wenn das nicht einfach ist: Wiewürden sen. Sie warvielmehr der heiligsteKultvoll- meinsam in eine Richtung? –Prinzipien christlicher Liturgie“. Ver- Sie IhreAuffassung zusammenfassen? Trotzdem gibteseinen Unterschied zwi- lag Schnell undSteiner 2019, 496 Während die Mehrheits-Theologie in Altar, zug der Christen, den allein apostolisch au- In den meisten Kirchen ja. Man muss sich schen dem antiken Schlachtopferaltar torisierte Personenvollziehen durften. Es Seiten,gebunden, EUR 50,- Opfer und Priestertum eine Neuerung des das wie im Islam vorstellen, wo der Vorbe- der Heiden und dem Altarder Christen. mag viele fromme Hausgemeinschaften dritten Jahrhundertssehen will, kannich Worin besteht er? und Familienkreise in den Städten gegeben Anzeige beim besten Willen keinen Bruchinder his- torischen Entwicklung ausmachen. Altar, Nun ja, mit dem Schlachtopferaltar,auf haben, aber die Vorstellung, jeder Familien- vater oder jede Hausmutter hätte, wie sie eucharistisches Opfer,Priestertum –das dem Tieregeopfert werden, hat der christ- gerade wollte, der Eucharistie vorstehen sind seit dem dritten Jahrhundertvon nie- liche Altar nie etwaszutun gehabt. Aber mandem bestreitbare Fakten kirchlichen man darf eben nicht vergessen, dass die An- können, istvölligabwegig. Eucharistie war Gottesdienstes und christlicher Kirchen- tikeneben Schlachtopferaltären auch Sak- höchstexklusiv. Man braucht, um das zu verstehen, nur die mit höchster apostoli- struktur,egal ob im Westen oder im Osten. raltische kannte, die genauso Altärewaren, aber eben nicht für blutigeOpfer.Der scher Autorität geschriebenen Briefe des Deren Anfängereichen aber bruchlos bis Msgr.ObioraIke Rafael d’Aqui ins Neue Testament zurück. christliche Altar leitetsich meines Erach- Paulus zu lesen. Die Eucharistie gibtesnur tens vonsolchen Sakraltischen ab.Ent- durch autorisierte Personen,und gerade Können Sie einige aussagekräftige scheidend istdabei nicht die Form, sondern deshalb nur an einem einzigenAltar in archäologische und schriftliche Quellen allein,dass solche Tischaltäresakralwaren. einer Stadt, nicht in Hauskirchen. Schon nennen,die IhreThese stützen? Das heißt, sie durftenfür nichts anderesals seit Paulus istKirche immer die Ortskirche, Da muss man nicht langegraben. Das Neue für den Gottesdienst benutzt werden. Der nie eine Hauskirche. Die Christengemein- Nuntius Erzbischof Thomas Gullickson Giuseppe Gracia Testament spricht klar vomchristlichen schaft einer Stadt feiert die eine Eucharis- „Altar“, undzwarimHebräerbrief. Die An- tie. Hauskirchen als autonome Eucharistie- Jahreswallfahrt nach Einsiedeln mit strengungen der Bibelforscher,diesen Altar orte, vondenen es in jeder Stadt zahlreiche wegzuinterpretieren, sind obsolet. Ferner gegeben hätte, istein Wissenschaftsphan- NuntiusErzbischofThomasGullickson spricht Paulus im ersten Korintherbrief tom des zwanzigsten Jahrhunderts. vom„Tisch des Herrn“und meint damit Sonntag,19.Mai 2019 zweifellos einen exklusivfür das Herren- Istdie Einführung der Volksaltäremit 12.30h PontifikalamtKlosterkirche mahl benutztenSakraltisch,und nicht, wie der vomZweiten Vatikanum gewollten immer wieder behauptetwird, irgendeinen Liturgiereform eine Rückkehr zur Praxis 14.00h Mittagessen«Zwei Raben» (bitte anmelden) Esstisch. Ein Sakraltisch istnach allgemei- der frühen Kirche, weil man damals die 15.10h-Vorträge/Diskussion«Zwei Raben» mit ner spätantiker Religionspraxis nichts an- Eucharistie als Mahlfeier verstanden 16.45h NuntiusErzbischofThomasGullickson deres als ein Altar.Auch der für die Eucha- habe? Msgr.ObioraIke,Nigeria ristiefeier der Ortskirche vonKorinthbe- Nein, ganzsicher nicht. Schonder große Li- Rafael d’Aqui,Brasilien nutzte„Tisch des Herrn“ist ein Altar,wie turgieexperte Josef Andreas Jungmann hat schon der „Tisch des Herrn“imAlten Bund den Volksaltar als „neuen Altar“ bezeichnet, Moderation:GiuseppeGracia –nämlich im Buch Maleachi –, auf den sich und er hat damit recht. Der Volksaltar,bei Thema: Aktuell; «Grösste Christenverfolgung Paulusbezieht. Paulus stellt nun den christ- dem der Priester das Volk anschaut, isteine seit 2‘000 Jahren! lichenSakraltisch in den Kultzusammen- Erfindung unserer Tage.Das einzige,was er Fakten -Folgen-Hoffnungen!» hang der Opfer der Juden und Heiden. mit dem frühchristlichenAltar gemeinsam Wenn man sieht, wie extremsakralaufgela- hat, istdie Tatsache, dass er frei, das heißt den er das Herrenmahl sieht –wer unwür- nicht an der Wand steht. Allerdings muss dig daran teilnimmt, isstsich den Tod–,der Stefan Heid. Foto: Privat man einschränken, dass es auch schon in ww.kirche-in-not.ch Die Tagespost ñ11. April 2019 12 Kirche

Medien: Ladaria behält Immunität „Die Orthodoxieist gespalten“

LYON/WÜRZBURG (reg)Die Lyoner Das Bekenntnis zur Ökumene wurdezueinem Teil unsererIdentität, sagt dasOberhauptder griechisch-katholi- Staatsanwaltschaftwirdvorläufig nichts unternehmen, um die diplomatische Immu- schen Kirche in derUkraine, Großerzbischof SwjatoslawSchewtschuk, im „Tagespost“-Interview nität des Präfekten der Glaubenskongrega- VONSTEPHAN BAIER tion, Kurienkardinal , aufheben zu lassen. Das teilte das Stadtma- Exzellenz,wie lässt sich erklären, dass sion istein Bestandteil der Mission der ka- gazin vonLyonamDienstag auf seiner Präsident Poroschenkobei der ersten tholischenOstkirchen. Wirversuchen, die Website Lyonmag.commit. Ladaria hatte Runde der Präsidentenwahl so wenige Idee der Ökumene nicht nur in der Ausbil- sich unter Berufung auf seine diplomatische Stimmen erhielt,und dassJulia Timo- dung zu fördern, sondern auch einen öku- Immunität geweigert, als Zeugeineinem schenkonicht in die Stichwahl kam? menischen Dialogander Basiszuentwi- Gerichtsverfahren gegenden Lyoner Erzbi- Die Menschen in der Ukrainehalten Aus- ckeln. Es istaber wahr,dass wir auf der or- schof auszusagen. Die schau nach neuen Gesichtern, neuen Per- thodoxenSeite nicht immer die gleiche Of- Opfervereinigung „La Parole Liber´ ee´ “ sönlichkeiten, nach jemandem, der etwas fenheit gegenüber der Ökumene feststellen strebt eine Aufhebungder diplomatischen völlig Neues repräsentiert, das nicht mit können. So können Sie in etlichenKlöstern, Immunität Ladarias an, damit dieser in den Oligarchen verbunden istoder mit dem die zum Moskauer Patriarchat gehören, vie- Frankreich aussagen muss.Sie wirft ihm alten System,welches die Ukraine aus der le Bücher finden, die vonder „Häresie des vor, Barbarin zur Nichtanzeigevon Strafta- sowjetischen Vergangenheit erbte. Istes Ökumenismus“ handeln. Ökumenische Of- ten angestiftetzuhaben,weil er ihm geraten nun wahrscheinlich, dass ein ganz neuer fenheit gehört für viele orthodoxe Christen hatte, im Umgang mit einem Missbrauchs- in der Ukraine nichtzuihrer Identität. täter die notwendigen disziplinarischen Kandidat diese Erwartungen erfüllt? Wir Gleichwohl glauben wir,wie der Heilige Maßnahmen zu ergreifen, ohne öffentliches wissen es nicht. Wirkennen seineVorschlä- PapstJohannes Paul sagte, dass die Ukraine Ärgernis zu erregen. Nach Angaben des ge,Ideen und Vision nicht. Wirals Kirche ein Laboratorium der Ökumene ist. Magazins hat die Staatswaltschaft Lyon in der Ukraine versuchen, das Verantwor- dem Verband am Freitag mitgeteilt, dass sie tungsbewusstsein der Bürger zu fördern. Istdie „Ukrainisch-Orthodoxe Kirche vorerstkeine Schritte zur Aufhebung der Sie sollen nicht Gefangene der Emotionen des Moskauer Patriarchats“ loyalzuGe- diplomatischen Immunität Ladariaseinlei- oder der virtuellen Realität sein. sellschaftund Staatlichkeit der Ukraine? ten werde. Man wolle erstden Ausgang von Barbarins Berufungsverfahrens abwarten. Der Kreml schien mit dem Ergebnis zu- Offiziell deklarieren sie ihreLoyalität zur frieden zu sein. Istdiese Wahl ein Indiz Einheit und Souveränität des ukrainischen dafür,dassviele Ukrainer an der Orien- Staates.Bei einigen Priestern und Mönchen Vatikan aktualisiert tierung Richtung EU zweifeln? jedochmussten wir beobachten, dass sie Das denkeich nicht. Auch jener,der neu er- vomAggressorinstrumentalisiert wurden. Konvertiten-Regeln schien, deklariertesich klar pro-europäisch. Ichwürde mir wünschen, dass sich die Or- Aber wir zweifeln,oberkompetent genug thodoxie des Moskauer Patriarchats stärker VATIKANSTADT (DT/KAP) Der Vatikan ist, diese Versprechen zu erfüllen. Die für den interkonfessionellen und interreli- giösenDialogöffnetund sich der ukraini- hat seine Regeln für anglikanisch-katholi- Ukrainer suchen nach einer authentischen schen Gesellschaft vonheute mehr öffnet. sche Gemeinschaften aktualisiert. Vorzehn europäischenAusrichtung mit neuen An- Jahren hatte PapstBenediktXVI. Regeln führern. Aber ich muss unterstreichen, dass erlassen, nach denen übertrittswillige allein die Tatsache, dass bei diesen Wahlen Gruppenanglikanischer Christen in die ka- ein bislang Unbekannter aufsteigen konnte, tholische Kirche aufgenommen werden HINTERGRUND ein Zeichen dafür ist, dass wir ein solides können.Eshandle sich nun um „eine Aktu- Maß an Freiheitund Demokratie erreicht Der Siegerimersten Durchgang der alisierung nach einer Zeit erster Erfahrun- ukrainischen Präsidentschaftswahlen, gen“, heißt es in der Vatikanzeitung „Osser- haben. Die Wahl der Menschen mag ihren Wladimir Selenski, hält sich in Sachen vatoreRomano“amDienstag. Ergänzend Preis haben,aber die Menschenhaben die Religion nach wie vorbedeckt. Aller- wirdnun beispielsweise betont, dass Kleri- Möglichkeit,eine Wahl zu treffen. dings sagte seine Beraterin Irina We- ker, die in ein solches Ordinariataufgenom- nediktowa,Selenski werdedie Eigen- men werden, ihrebisherigeDiözese verlas- Präsident Poroschenkohattesich massiv ständigkeit der neuen, vonMoskau sen müssen.Für Gläubige, die nicht-katho- für die Autokephalie der ukrainischen abgelehnten„OrthodoxenKirche der lisch getauft wurden, wirdnun festgelegt, Orthodoxie eingesetzt. Es wurde erwar- Ukraine“ befürworten. Die Ukraine dass diese nach ihrem Übertrittdie weite- tet, dassdies seiner Popularität nützen sei ein säkularerStaat, aber für die renkatholischen Initiationssakramente der würde. Hatesihm stattdessen geschadet? Identität des Landes sei die vomÖku- Erstkommunion und Firmung empfangen. EinigeAnalysten haben untersucht, werwie menischenPatriarchat ausgestellte Nicht gültig Getaufte erhalten beim Eintritt und warum ihn im ersten Wahlgang wählte, Unabhängigkeitsurkunde vongrößter in das Ordinariat alledreiSakramente. und werihn in der zweitenRunde der Wah- Bedeutung. WerdeSelenski bei der len unterstützen werde. Ichmeine aber, Stichwahl am 21. Aprilgewählt, würde dass die Idee einerautokephalen orthodo- er die Errungenschaft der Autokepha- Vorwürfe gegen xenKirche in der Ukraine breite Unterstüt- lie verteidigen, ohne sich „in Entschei- zung genießt. dungen auf Pfarr-Ebene einzumen- Kardinal Maradiaga gen“. Sehen Sie einen Weg, die anhaltende Hintergrund der Aussagen Wenedik- BERLIN (KKS)Die Witweeines ehemali- Spaltung der Orthodoxie in der Ukraine towasist der parallel zum Wahlkampf genhonduranischen BotschaftersimVati- zuüberwinden? laufendeorthodoxe Streit um die kan erhebtschwere Vorwürfe gegenden Diese Fragesollte vorallem den orthodo- Ukraine. AmtsinhaberPetro honduranischen KardinalOscar Rodriguez xenGemeinschaften gestellt werden. Ich Im Blick auf die Vielzahl der orthodoxen Kirchen braucht es viele Dialoge, so Poroschenkosetzte sich im Vorjahr Maradiaga und den Heiligen Stuhl. Der SwjatoslawSchewtschuk, Großerzbischofvon Kiew und Halytsch. Foto: KNA für die Gründungeiner neuen, vom amerikanische Vatikanjournalist Edward denke, der Wille des Ökumenischen Pat- Moskauer Patriarchat unabhängigen Pentinveröffentlichte im „National Cath- riarchen Bartholomaios war, jene Spaltun- ukrainischen orthodoxenNational- olic Register“ ein Interview mit Martha geninnerhalb der Orthodoxie zu heilen, de- Haben diese Millionen Menschen eine beansprucht, alle anderen zu repräsentie- kirche ein. Zu ihr schlossen sich das Alegria Reichmann über ihr soeben auf renZeugen wir nach dem Zerfall der Sow- Chance, gerettet zu werden oder sind sie zur ren. Bisherwar häufig das Moskauer Pat- 1992entstandene KiewerPatriarchat Spanisch erschienenes Buch „Traiciones jetunion wurden. Die Spaltunginder ukrai- Hölle verdammt? Das behauptetejastets riarchat, als das größte, in diesem Dialog und eine kleinereKirche zusammen, Sagrados“(„Heiliger Verrat“). Darinschil- nischen Orthodoxie trat ja nicht nach der das Moskauer Patriarchat.Eswar Patriarch privilegiert. Jetzt haben wir zur Kenntnis zu die sich bereits vorher vomMoskauer dert sie, wie es dem Vatikan gelang,Mara- Anerkennung der Autokephaliedurch Pat- Bartholomaios selbst, der nun die Möglich- nehmen, dass wir unterschiedliche Dialoge Patriarchat abgespalten hatte. Die diaga aus der Vertuschungsaffäreumdie se- riarch Bartholomaiosein, sondern ereigne- keit zur Gemeinschaft für Millionen Ortho- fördern müssen, nicht nur mit Moskau, Ukraine hat ein Gesetz beschlossen, xuellen und finanziellen Vergehen vondes- te sich 25 Jahrefrüher.Sein Bestreben war, doxe öffnete. auch mit Konstantinopel,Antiochia, Jeru- wonach Pfarreien übertreten können, sen Weihbischof Pineda herauszuhalten, den Orthodoxeninder Ukrainezuhelfen, salem. Jedes dieser Patriarchate hat seine wenn mindestens zwei Drittel der Ge- wasReichmannals „groteskes Vorgehen diese Spaltung zu überwinden. Der Konflikt zwischen der russischen Or- Identität,seine Interessen, seine Art der meindemitglieder dafür stimmen. Die und eine Verhöhnung der Ehrlichkeit“ be- thodoxie und dem Ökumenischen Pat- Beteiligung an der ökumenischen Bewe- moskautreue Kirche wirft ukraini- zeichnet. Mehr als 20 Jahrelang habe Ma- Washat sich seit der Anerkennung der riarchen berührtdie katholische Kirche, gung.Das isteine Herausforderung, aber schen Politikern und Behörden in radiaga Pineda geschützt, der letztes Jahr Autokephalie verändert? weil er den ökumenischen Dialog betrifft. auch eine Chance, unsereSicht des ökume- diesem Zusammenhang seit Wochen zurücktrat, nachdem bekannt wurde, dass Der wichtigste Erfolg vonBartholomaiosist Zunächstmüssen wir Katholiken feststel- nischen Dialogs zu erneuern. eine Beteiligung an „illegalen“ Über- er Seminaristen sexuell missbraucht und die Vereinigung der sogenannten nicht-ka- len: Es gibtnicht die eine weltweite ortho- nahmen vonKirchengemeinden vor. mehrerehomosexuelle Liebhaber hatte. nonischen Orthodoxien.Zuvor hatten wir ja doxe Kirche, sondernunterschiedliche lo- Ihregriechisch-katholische Kirche in der Selenski hatte kürzlich erklärt,die Maradiaga, Erzbischof vonTegucigalpa und drei orthodoxe Kirchen in der Ukraine. kale orthodoxe Kirchen. In vielen Fragen Ukraine wurde früher vonden Orthodo- Fragenach seinem Religionsbekennt- einer der PapstFranziskus am nächsten ste- Zwei vonihnen wurden vereinigt, und eini- haben sie ihreinternen Diskussionenund xenverfolgt und angefeindet. Haben sich nis sei für ihn die „intimste Frage“. henden Berater,gehört dem päpstlichen ge Bischöfe und Priester des Moskauer Pat- dieseRessentimentsinLuft aufgelöst? Mit Gott spreche er ohne Vermittler, Gremium Kardinalsrat (K9-Rat) an, das Spaltungen. Die globaleOrthodoxie istge- riarchats schlossen sich dieser Einheit an. diese Kommunikation teile er mit nie- den PapstinFragen der Kirchenreformbe- spalten.Nichtnur in der Ukraine-Frage, Zumindest in den vergangenen 20 Jahren mandem. Er sei schon in Gotteshäu- raten soll. Er sei sehr einflussreich, „weil er Jetzt habenwir zwei Orthodoxien. Istdas auch in anderen Fragen. Wasinder Ukraine hat die Ausbildung unseres Klerus und der sernaller Konfessionengewesen, füh- die absolute Unterstützung vonjemandem ein Erfolg? Ichweiß es nicht. Zumindest geschah,ist nicht so einzigartig, dass es sol- Laienhinsichtlich der ökumenischen Frage le sich aber weder der Kirche noch habe, der noch viel mächtiger ist–von wurden einigevereint und erreichten eine ches nie in der Geschichte gegeben hätte. ihren Ertrag gebracht. Wirkönnen bei uns der Synagogeoder der Moschee zu- PapstFranziskus“. Vorwürfe gegenMara- Art innerer Einheit. Der wesentliche Erfolg Die katholische Kirche muss erkennen, kein Ressentiment feststellen, ja es sind die gehörig, meinte Selenski. Seine Frau diaga weise dieser stetsals „Verleumdun- dieses Prozesses ist, dass Millionen ortho- dass wir unterschiedliche Arten des ökume- griechisch-katholischen Gläubigen ökume- habe sogar dafür gesorgt, dass sein gen“ zurück. Reichmann betont: Nichts von doxerUkrainer,die zu diesen beiden Kir- nischen Dialogs mit den verschiedenenlo- nischoffener als die Gläubigen anderer SohnKyrill getauft wurde, sagte der dem, wassie geschrieben habe,sei „über- chen gehörten, wieder in Gemeinschaft ste- kalen orthodoxenKirchenfördern müssen. christlicher Kirchen und Gemeinschaften. Präsidentschaftskandidat, machte aber trieben. Ichschilderenur die Fakten genau- hen mit der weltweiten Orthodoxie. In der Es istunmöglich, einen einseitigen Dialog Der Ökumenismus wurde zu einem Teil keine Angabe, in welcher Kirche.KAP so,wie sie sind“. Vergangenheit wurde die Fragegestellt: mit einerKirche aufrechtzuerhalten, die unsererIdentität. Die ökumenische Mis- Die Tagespost ñ11. April 2019 Kirche 13 Wieder kein Hoffnungsträger

Bleibtmit dem neu ernanntenErzbischof vonWashingtonWiltonD.Gregory alles beim Alten? VONMAIKE HICKSON

m4.April endete das langeWar- dazu auf, Gregorys Ernennung „zu stop- ten auf einenNachfolger für den pen“.Glaubenstreue katholische Laien sei- Ain die Missbrauchskrise verwi- en empört, so die Petition, „dass Erzbischof ckelten Kardinal Wilton Gregory,der für seineUnterstüt- in Washington: PapstFranziskus ernannte zung der Homosexuellen-Agenda bekannt Erzbischof Wilton D. Gregory aus Atlanta ist“, den leeren Stuhl in Washington beset- zum neuen Erzbischof vonWashington. zen solle. Die Ernennung eines Mannes, Gregory wirdeiner Diözese mit fast „der ganz offen vonder katholischen Mo- 700 000 Gläubigen vorstehen. Viele Katho- rallehreabweicht“, lege nahe, dass „es dem liken reagierten erstaunt und ablehnendauf Vatikan nicht wichtig ist, den amerikani- diese Ernennung. Catholic News Agency schen katholischen Kirchgängern zuzuhö- (CNA) zufolgesollen sowohl der umstritte- ren“. So fürchten denn auch die mehr als ne Kardinal Wuerl als auch der nicht min- siebentausend Unterzeichner,„dass Grego- der umstrittene Kardinal BlaseCupich Ein- rys Ernennung nur den eisernenGriff der fluss auf die Ernennung ausgeübthaben. Bernardins,der McCarricks und der Wu- Das Auswahlverfahren bezeichnete CNA erls in Washingtonund in den USAfortset- als „allesandereals ,business as usual‘“. zen wird“. Demzufolgehätten erneut diejenigen das John-Henry Westen, Herausgeber von Sagen gehabt, die im Zentrum der gegen- LifeSiteNews, erklärt gegenüber der „Ta- wärtigen Missbrauchskrise in den USAste- gespost“, dass es bereitsseit zehn Jahren für hen. Wuerl hat nachweislich bereits 2004 US-Katholiken„aus gesellschaftlichen und über die Missetaten des nun laisierten vor- rechtlichen Gründen“immer schwererwer- maligen Kardinals TheodoreMcCarrick de, „die kirchliche Lehrezuhomosexuellen Bescheid gewusst. Cupich istein Ziehkind Taten aufrechtzuerhalten“, eine Lehre, „die McCarricks. Gregory und er gehören zum ErzbischofGregorys Haltung im Umgang mit Missbrauchsfällen bereitet vielen Gläubigen Bauchschmerzen. Foto: KNA aus Liebe den Schaden homosexueller Ta- progressivenFlügel der amerikanischen Bi- ten für Leib und Seele erkennt“. Es sei ge- schöfe. nau diese Liebe,„die Katholiken dazu Gregory amtierte von2001–2004 als nals Joseph Bernardin. Letzterer galt als brauchskrise in der Kirche die sogenannte nalsstand erhobenund damit der vierte US- bringt, sich der Lächerlichkeit in der Gesell- Vorsitzender der US-Bischofskonferenz. Förderer der Homosexuellen-Kultur in sei- Dallas Charta zum Missbrauch verabschie- Würdenträger,den PapstFranziskus in sei- schaft auszusetzen“, indem sie „Gottes Plan WieMcCarrick unterließ er es 2004, einen ner Diözese. Nachdem Gregory die Diözese det. Kritikern zufolgenimmt diese Charta nen Senat aufnimmt. Die anderen drei sind zur menschlichen Sexualität verteidigen“. Brief des Präfekten der Glaubenskongrega- Belleville (Illinois) geleitethatte, wurde er die Bischöfevon der Verantwortung für die Joseph Tobin, Blase Cupich und Kevin Daher sei die Ernennung vonErzbischof tion, Kardinal Joseph Ratzinger,zuveröf- im Jahre2004 an die Spitze des Bistums Vertuschung vonMissbrauchsfällen aus Farrell.Allen istgemein, dass sie zum pro- Gregory nun solch ein „Schaden für Ame- fentlichen, demzufolgekatholische Politi- Atlanta (Georgia) berufen. und schuf damitden Raum für das Problem gressivenFlügel der katholischen Kirche in rika“,auch, weil „er sich feigegezeigt hat ker, die Abtreibungbefürworten, vonder In Atlanta zeigte sich Gregory positiv McCarrick. Gregory hatte dann bereits im den USAgehören. Somit setzt der Papst und dem Druck der Kultur nachgegeben Heiligen Kommunion ausgeschlossen sind. gegenüberder Homosexualität eingestellt. Jahre2004 erklärt, die Missbrauchskrise seine Politik fort, das amerikanische Epis- und damit die GläubigeninBezug auf diese Beide stelltendie Frageindas Ermessen So lud er den bekannten Förderer der unter Kontrolle zu haben, und beschrieb sie kopat umzubauen. wichtigekirchlicheLehreverwirrt hat“. des einzelnen Bischofs. Entsprechend LGBT-Agenda innerhalb der katholischen als „zur Vergangenheit gehörend“. Die glaubenstreuen Katholiken in den „Unter dem Vorwand des Willkommenhei- schwach wardie Stellungnahme,die die Kirche, Pater James Martin, SJ zu Vorträ- Daher istnicht zu erwarten,dass sich die USAbetrachten diese Entwicklung mit ßens hat er die kirchliche Lehreverzerrt US-Bischöfeimselben Jahr verabschiede- genein. Zudem ernannte er einen Priester Lage im Erzbistum Washington entschei- Argwohn, insbesondereimLichtdes Miss- und damit eine Missachtung gegenüber ten. der die LGBT-Agenda fördert –Pater dend ändert. Ein Kommentator beschrieb brauchsskandals.MehrereOrganisationen denjenigen Gläubigengezeigt, die ihm an- Der 71-jährigeErzbischof Gregory hat Henry Gracz –zum geistlichenBegleiter Gregory als einen„anderen Kardinal Wu- sammeln Unterschriftenund widersetzen vertraut sind.“ Raymond Arroyozitierte in sich auch sonstals liberaler Prälat gezeigt. vonMissbrauchsopfern seiner Diözese. erl“. sich öffentlich der Ernennung Gregorys. einer EWTN-Sendung eine Quellein In Chicagowurde er 1983 Weihbischof und Während Gregory die US-Bischofskonfe- VoraussichtlichwirdErzbischof Gregory Eine Petitionder US-kanadischen News Washington zur Personalie Gregory: „This galt als Ziehsohndes umstrittenen Kardi- renz leitete, wurde 2002 im Zug der Miss- bald nach dieser Ernennung in den Kardi- WebseiteLifeSiteNewsruft zum Beispiel is business as usual.“ JungeFedern Wieder Glaube die Handschrift Gottes im Alltag aufleuchten lässtund zum Nachdenken und Schmunzeln anregt –darüber schreiben 17-bis 30-jährigeAutorenauf dieser Seite

In den Zehn Geboten heißt es gleich als Kirche sitzen brauchen, istdie Aktion eine den ich zuvor noch nie gehört hatte, nach- Durfteich wirklichalles fühlen, wasich 24 Stunden Erstes: Du sollstGott lieben mit ganzem gute Erinnerung daran, Gott auch im Alltag denken. Ichglaube, er istdie Lösung für fühlte?AuchNegatives? Mittlerweile Herzen. Tueich das? Wieviel bin ich bereit immer wieder Zeit zu schenken, wie auchEr Fragen, die ich mir schon öfter gestellt habe ich diese Fragen für mich bejaht und für den Herrn ihm zu geben?UmIHN wirklich lieben zu es für uns tut. Sei es mit einemkurzen Kir- habe: Darf ich negative Gefühle gegenüber halteden richtigen Umgang mit meinen können, müssen wir ihn, wie in jeder Bezie- chenbesuch auf demWeg zur Arbeit,einem bestimmten Situationen,Menschen oder negativenGefühlen für den entscheiden- VONVANESSAGRECO hung, zuerstkennenlernen und vorallem zusätzlichen Gebetwährend eines Spazier- mir selbsthaben?Oder istdies unchrist- den Punkt. Zeigte ich meinem Mitmen- Zeit mit ihmverbringen. IHM Zeit schenken, gangs oder tagsüber innezuhalten,uman lich? Undwie gehe ich damit um? schen meine Ablehnung?Schließe ich ihn auch dann, wenn wir –wie heutzutagesooft IHNzudenken. Die Möglichkeiten hierzu In meinem Leben gibteszum Beispiel aus? Rede ich schlecht über ihn?Behandle –meinen, vorlauterAlltaggar keine Zeit zu sind zahlreich.Dann heißt es nicht nur ein- eine Handvoll an Personen, mit denen ich ich ihn schlecht? Oder aber: Bin ich trotz- haben. Auch Jesus zogsich immer wieder zu- malimJahr„24 Stunden für denHerrn“, nichts anfangen kann und die mir meist dem so freundlich wie zu anderen Men- rück, um zu beten. Der heiligeFranz von sondern wirklichjeden Tagauf's Neue. auf den ersten Blick unsympathisch wa- schen auch?Behandle ihn mit Respekt? Sales sagte einmal:„Nimmdir jedenTag eine DieAutorin, 26, ist Rechtsreferendarin ren. Trotzdem laufen sie mir immer Undgestehe ihm positive Eigenschaften halbe StundeZeit zum Gebet, außer wenn du wieder über den Weg, weil wir an der glei- zu? Ichdenke, wenn zweiteresder Fall ist, vielzutun hast, dann nimm dir eine ganze chenUni sind, die gleiche Arbeitsstelle dann habe ich michgegen die Sünde und StundeZeit.“ Dies können wir auchvon der haben, im gleichen Verein oder der glei- für den richtigen Umgang mit meinenGe- heiligen Mutter Teresa lernen. Als diese von Gefühle sind chenGemeinde sind oder als Nachbarn in fühlen entschieden, verhalte mich christ- einer Mitschwester gefragt wurde, ob sie aus- der gleichen Straße wohnen. Ein Auswei- lich, lebe Nächstenliebe und hab dabei 24 Stundenfür den Herrn –solautetdie von nahmsweise ihreArbeit nicht für die heilige keine Sünde chenist in vielen Fällen nicht möglich und auch ein gutes Gewissen. PapstFranziskus hervorgerufene Gebetsak- Messe und die Anbetungunterbrechen scheint erstrecht nichtzielführend zu Ichdenke, das Beispiel mit meinen mir tioninder Fastenzeit. VorKurzemwar es können, da es geradenach einerÜber- VONKATRIN SCHWEGELE sein. Immer wieder machen sich bei mir unsympathischen Mitmenschen lässt sich auchdiesesJahr wieder so weit und in vielen schwemmung vielzuhelfengab,verneinte sie dahernegative Gefühle gegenüberdiesen auf Gefühle jeglicher Art übertragen. Das Gemeinden wurden dieKirchentüren für 24 dies, da sie wusste, dass die Kraftfür den täg- Personen bemerkbar.Oft habe ich mir die- Schuldbekenntnis istübrigens ebenfalls Stundenzur eucharistischen Anbetung und lichDienst nur aus dem Kontakt mit Gott ge- se negativenGefühle verboten, versucht, auf meiner Seite, denndort steht, dass zum Empfang der Hl. Beichtegeöffnet. zogenwerden kann. Es lohntsich also, Zeit sie zu verdrängen oder vonanderen ver- Sünde „in Gedanken, Worten und Wer- Während ich in den Morgenstunden in der für Gott zu investieren. Nichtnur,umihn mittelt bekommen,ich dürfe diese Gefüh- ken“ möglich sei, Gefühle sind hingegen mit Kerzen beleuchteten Kirche vordem Al- besserkennenzulernen und mehr zu lieben, le nicht haben. Als Christin wollte ich nicht mit eingeschlossen. Möglich istes lerheiligsten kniee, sinne ich überden Wort- sondernauch,umhierdurch Kraft undStär- christlich, nicht aber sündhaft sein, und aber,seine Gefühle durch Gedanken, Wor- laut„24 Stundenfür denHerrn“nach. Wa- kung zu erfahren. Dannhaben vielleicht auch meinen Nächsten lieben.Wirklich gelun- te und WerkeinSünden umzuwandeln. rum sitze ich geradeheute in derKirche und wir automatisch mehrZeit. Zeit, die uns bis- genist es mir leider nie, meine negativen Den Satz „Gefühle sind keine Sünde“ liege nicht zuhause im Bett?Muss es nicht herimAlltagfehlt, undZeit, die wirGott und Gefühle nicht mehr zu fühlen, vielmehr möchte ich Dir,lieberLeser,deshalb mit eigentlich jeden Tag24Stunden für Gott hei- unserenNächsten schenkenkönnen. haben sie bei mir nur ein schlechtes Ge- der Ergänzung „… sofern richtigmit ihnen ßen?Immerhinhat Gott für mich auch jeden Auch wenn die Kirchentüren in der Regel Seit eine Frau bei unserem letzten Alpha- wissen verursacht. umgegangen wird“,andie Hand geben. Tagauf's Neue Zeit. Unddas durchgängig, am Abend geschlossenwerden, undwir na- Treffen sagte: „Gefühle sind keine Sünde“, Der Satz „Gefühle sind keine Sünde“ Die Autorin, 20, studiert vonmorgens bis abends. türlich nicht jeden Tag24Stunden in der muss ich immer wieder über diesenSatz, ließ mich daheraufhorchen und hoffen. Rechtswissenschaften in München Die Tagespost ñ11. April 2019 14 Nimm &lies GläubigeFaszination

Interessante Fakten zum Grabtuch vonTurin–Ein Glaubenszeugnis vonErzbischof Karl Braun und Barbara Stühlmeyer VONJOACHIM WERZ

anche Begrifferufen nicht die verschiedenen Wege und Stationen des Antlitz Christi bezeugen, können unter an- nur Meinungenund Kritik Grabtuches und die oftmals Verwobenheit derem in der Fasten- und Passionszeit als Mhervor,sondern auch oftmals des Tuches in kirchliche wie auch weltliche geistliche Lektüredienen. Skepsis und Polemik.Dem Politik. Hierbei faszinieren Braunund In ihrem Schlussplädoyererklären die istauch so,wenn das Wort „Turiner Grab- Stühlmeyer vorallem mit einem detaillier- beiden Autoren, dass sie vonder Echtheit tuch“fallen gelassen wird. Der emeritierte ten und sehrverständlichwiedergegebenen des Grabtuches überzeugtsind und wie sehr BambergerErzbischof Karl Braun und die Wissen über die verschiedenen Stadien der sie selbstvon diesem Antlitz berührtund Kirchenhistorikerinund Musikwissen- Entdeckung und wissenschaftlichen Erfor- innerlich verwandelt wurden. Sie prognosti- schaftlerin Barbara Stühlmeyer tragen in schung des Grabtuches. zieren, dass die Beschäftigung mit dem ihrer neu erschienenen Monographienicht Besondersinteressant sind die Ausfüh- Grabtuch nie aufhören wirdund darf, denn nur den Status quo der internationalen For- rungen zur Bedeutung des Grabtuches im letztlichwirddadurch deutlich, dass der schungzum Turiner Grabtuch zusammen, Kontext der Jesusreliquien sowie zum Ein- Menschein genuin religiöses Wesen ist, der sondern legenauch ein persönlichesGlau- fluss desselbenauf die bildlichen Darstel- nach Gott sucht und auch darauf hofft und benszeugnis für die Echtheit des Grabtu- lungen Jesu ChristiimLaufe der Geschich- vertraut, ihn finden zu können. Erzbischof ches vonTurin ab. te. Abbildungen bereichern die Abhandlung Braun und Barbara Stühlmeyer zeigen, dass Die entscheidendeFragedabei istsowohl und veranschaulichen zudem das besonders dies durch die sowohl wissenschaftliche als vonhistorischer als auch vonreligiöser Be- in diesem Kontext Ausgeführte sehr gut. auch religiöse Beschäftigung mit dem Grab- deutung: Istauf diesem Grabtuch tatsäch- Bisher blieben die Auswirkungen des Turi- tuch vonTurin möglich ist. lich Jesus vonNazarethnach der Abnahme ner Grabtuches auf die Liturgie weitestge- Die spürbare Faszination der beiden Au- vomKreuz zu sehen?Seit Jahrhunderten hend unberücksichtigt. Dieses Desiderats toren wirddurch Literatur und Forschungs- streiten Wissenschaftler und Theologen, nehmen sich die beidenAutoren an und ergebnisse untermauert; die historische Ge- Journalisten und Gläubigegleichermaßen weisen interessante Verbindungen zwi- nese, die kulturellen Ein- und Auswirkun- und teilweise mit faszinierender Ausdauer schen dem Grabtuch sowie liturgischenund gensowie die frömmigkeitsgeschichtlichen über die Frage, ob das Turiner Tuch tat- musikalischen Bräuchen und Traditionen Folgen werden facettenreich schriftlich wie sächlich jenes Grabtuch sei. Viel mehr noch nach. Dabei wirddeutlich,dass das Grab- auch durch Abbildungen dargestellt; die geht es um die Frage: Können wir uns tat- tuch vonTurin Musiker und Komponisten glaubende Begeisterungder Autoren sächlich ein Bild vomSohn Gottes machen? aller Zeiten in seinen Bann zog, um diesem springt auf den Leser über.Eine Leseemp- Die Monographiegliedert sich in fünf- Antlitz eine Stimme, eine Harmonie, einen fehlung, um sich nicht nur interessantes zehn Kapitel mit zahlreichenUnterkapi- Klang zu geben. Das Turiner Grabtuch wird die Forschung auch weiterhin beschäftigen. Foto: dpa Wissen zum Turiner Grabtuch anzueignen, teln, die kurz und daher auch sehrleser- Es wäre zu kurz gegriffen, würde man nur sondern um sich auch selbstauf die Suche freundlich sind. Durch diese Kürze sowie die wissenschaftlichen Ergebnisse sowie die nach dem Antlitz des Sohnes Gottes zu ma- durch die spürbareFreude der Autoren an kulturellenund sozialen Auswirkungen Teresa vonAvila bis hin zu Maria Pierina Jesu Christi seine Berechtigung hat. Daher chen. der Thematik bekommt das Buch eine un- nennen,die Braun und Stühlmeyer vorle- wirderkennbar,wie sehr die Verehrung des bieten diese theologiehistorischen Ausfüh- Barbara Stühlmeyer,Erzbischof em. geheureDynamik und Frische. gen. Die Arbeit istvor allem auch theologie- Antlitzes Jesu Christi mit der Geschichte rungen auch ein gutes und historisch unter- KarlBraun: Das Turiner Grabtuch. Interessierte findendarin Informationen geschichtlich gut kontextualisiert, wasun- der Kirche, ihren Frömmigkeits- und An- mauertes Fundament für die spirituellen Faszination und Fakten. Butzon & über die materielle Beschaffenheit des ter anderem die Ausführungen über die dachtsformen verbunden istund warum Betrachtungen zum Turiner Grabtuch von Bercker,Kevelaer 2018, 200 Seiten, Grabtuches sowie die verschiedenenSpu- Passionsmystik deutlich machen. VonAu- auch in der Gegenwart die Verehrung des Erzbischof Braun. Diese kurzen Impulse, gebunden, ISBN 978-3-766-62534-2, renwie Blut, Wasser,Pollen,Salben, über gustinus über Bernhardvon Clairvaux, Grabtuches beziehungsweise des Antlitzes die die Intensität der Begegnung mit dem EUR 20,-

SONNTAGSLESUNG Nicht vondieser Welt Das Königtum Jesu Christi Jesaja 50,4–7;Philipper 2, 6–11; Lukas 19,28–40 Zu den Lesungen des Palmsonntags2019(Lesejahr C)

VONREGINA WILLI salems.Jesus schicktzweiJünger in ein Jesus warwährend seines öffentlichen Denken dieser Welt. Die Liturgie schlägt als Dorf und beauftragtsie, ein Fohlen, das sie Wirkens sehr oft umgeben voneiner un- erste und zweiteLesungen Jesaja 50,4–7 dort finden werden, zu ihm zu führen. Als zählbaren Menschenmenge,die ihm zuhör- und Philipper2,6–11vor und bietetdamit Das Evangelium vomEinzug Jesu in Jeru- die Eigentümer nach dem Grund ihres Tuns te und vonihm Heilung erwartete (vgl. einenhermeneutischen Schlüssel zum Ver- salem aus dem Lukasevangeliumberichtet, fragten, antworteten die Jünger ohne weite- Lukas 6, 17;7,11; 9, 37). Wo warensie jetzt? ständnis des Königtums Jesu: Jesaja 50,7 im Unterschied zum Matthäus- und Mar- re Erklärung: „Der Herr braucht es“. Jesus „Er erniedrigte sich und Ausdem Text istkaum etwaszuentneh- wirdals sogenanntes drittes Gottesknechts- kusevangelium, voneinem schlichteren wählt ein Fohlen. Es istdies zweifelsohne men. Lukas nennt nur die Jünger,die Jesus lied bezeichnet. EinzuginJerusalem; es wirdeinzig von ein Verweis auf die Prophetie vonSacharja wargehorsam bis zum beim Einzug in die Stadt Jerusalem beglei- Der Ausdruck „mein Gott,der Herr“, wel- einer Schar der Jünger gesprochen, die (vgl. Zacharia 9, 9). Tod, bis zum Todam ten und ihm die Ehreerweisen. Under cher in dem kurzen Abschnittdreimal wie- Jesus begleiten und ihm die Ehreerweisen, Die Tatsache, dass auf dem Tier noch nie- spricht von„einigen Pharisäern aus der derholt wird, betont die starkeund innige sowie voneinigen anwesendenPharisäern. mand gesessen hatte, konnte nahelegen, Kreuz. Darumhat ihn Menge“,die ihm zuriefen, seine Jünger zu- Verbindung des Gottesknechtes mit dem In der hellenistischen Kulturwelt, in dass es für einen königlichen Gebrauch vor- Gott über alle erhöhtund rechtzuweisen und zum Schweigen zu brin- Herrn. Dieser Gottesknechtist vorallem Kleinasien, Palästina und Ägypten wares gesehen ist, wie es im Alten Orient nicht un- gen. ein Hörenderund Gehorsamer Gott gegen- üblich, dassbei der Ankunft einesKönigs üblich war, besondereTiereauszusondern ihm den Namen verliehen, Diese Pharisäer haben nicht nur Jesus über.Erstärktund tröstetdie Müden und oder eines anderen hohen Würdenträgers und bereitzustellen für wichtige, vornehm- nicht erkannt, sondern sie warenihm ver- mutlosGewordenen mit seinem Wort. Das die soziale,politische und religiöse Füh- lich königliche Personen. Die Jünger Jesu der größer istals alle Na- mutlich auch feindselig gesinnt, wie aus der bringt ihm Ablehnung, Verfolgung und rungsschicht und Scharen festlich gekleide- legtenKleider auf das Tier sowie auf die men, damit alle im Him- Verbindung mit dem vorausgehenden Schmähungen ein (v.5–6).Doch er wehrt ter Bürger der Stadt–Erwachsene und Straße,wie wir es aus dem Alten Testament Gleichnis (19,11–27)deutlichwird. Jesus sich nicht mit Gewalt und nimmt keine Ra- Kinder–dem Kommendenauf dem Weg für den Empfang vonKönigenkennen (vgl. mel, auf der Erde und antwortete ihnen: „Ich sage euch:Wenn sie che, sondern setzt seine ganze Hoffnung zur Stadt entgegengingen, um ihn mit Ehr- 2Könige9,13). [das heißt die Jünger] schweigen, werden und sein ganzes Vertrauen auf „Gott,den erbietung willkommen zu heißen. Dabei Dabei begann „die Schar der Jünger freu- unter der Erde ihreKnie die Steine schreien“. Als Jesus sich nun der Herrn“, der ihn nicht zuschanden werden wurden festliche Reden gehalten als Aus- dig und mit lauter Stimme Gott zu loben beugen vordem Namen Stadt näherte, und sie vorsich erblickte, lässt. druck der Anerkennung und Hochachtung, wegenall der Machttaten, die sie gesehen weinte er über sie: „Wenn doch auch du an Diesbezeugt letztlich auch der Philipper- ehe die so verehrtePerson anschließend fei- hatten“ und riefen, Psalm 118 zitierend: Jesu und jeder Mund be- diesem Tagerkannt hättest, wasFrieden brief: Jesus Christus,der Sohn Gottes,ging erlichindie Stadt hinein begleitetwurde. „Gesegnetsei der König, der kommt im Na- kennt: „Jesus Christus ist bringt. Jetzt aber istesvor deinen Augen seinen Wegder Erniedrigung bis zum Tod Der Erzählung vomEinzug Jesu in Jeru- men des Herrn. Im Himmel Friede und Eh- verborgen.“(V. 42) am Kreuz. Dies warjedoch nicht das Ergeb- salem (19,28–40) geht unmittelbardas re in der Höhe!“. Lukas fügt hier den Begriff der Herr“ –zur EhreGot- Jesus ist„der König, der kommt im Na- nis eines dunklen Mechanismus oder eines Gleichnisvon einem „Mann vornehmer „der König“ein und betont damit bewusst men des Herrn“(V. 38).Johannes der Täu- blinden Schicksals: Es warvielmehr seine Herkunft“ voraus,der in ein Land reiste, um die königliche Natur Jesu. Dieser Ruf der tes,des Vaters.“ fer hatte einstseine Jünger zu Jesus ge- freie Wahl durch die großherzige Zustim- die Königswürde zu empfangen (19,11–27). „Schar der Jünger“ istjenem Ruf der himm- schicktmit der Frage: „Bistduder,der kom- mung zum Heilsplandes Vaters.Seine be- PHILIPPER 2, 8–11 Die Einwohner seines Landes aber hassten lischen Heerschar ähnlich,der auf dem Feld men soll, oder sollen wir auf einen andern ständigeVerbundenheit mit dem Vater gab ihn und ließen ihm sagen: „Wir wollen vonBethlehem anlässlich der Geburt Jesu warten?“ (Lukas 7, 19). Diese Frageerhält ihm die Kraftdazu, den Wegzugehen, ohne nicht, dass dieser Mann unser König wird“. erklang: „Ehresei Gott in der Höhe, und nun im Ruf der Jünger Jesu ihredefinitive Rache zu nehmen an jenen, die ihn verfolg- Unmittelbar nach diesem Gleichnisfolgt Friede auf Erden …“ (Lukas 2, 13–14). Der Antwort. Jesus istderjenige, der kommen ten. „Darum hat ihn Gott über alle erhöht der Einzug in Jerusalem mit seinen Vorbe- Lobpreis ertönte, nachdem ein Engel den soll. und ihm den Namen verliehen, der größer reitungen. Lukas betont dabei vorallem die Hirten die Geburt „des Retters,Christus, Jesus istKönig, und er wirddies auch vor istals alleNamen.“ Jesus Christus istinsei- königliche Natur Jesu und die mangelnde des Herrn, in der Stadt David“ angekündigt Pilatus bejahen. Dochsein Königtum ent- ner Demut, in der wahren Größe seiner Lie- Erkenntnisvon Seiten der Bewohner Jeru- hatte. spricht nicht den Erwartungen und dem be, wirklich der Herr. Die Tagespost ñ11. April 2019 Neuevangelisierung 15

Gott stattGuru

Östliche Traditionen wie die Holi-Feste aus Indien üben nach wie voreine große Faszination auf viele Menschen aus.Sie sind jedoch mit Gefahren für das geistliche Leben verbunden. Foto: dpa

entdeckte“, schreibtVerlinde, „ging ich dem Priester.Dieser erklärte ihm, dass er ihm habe ich dreimal die Welt umreist. Pater Joseph-Marie Verlinde, der mitt- Die Meditationstechniken nicht mehr zur Messe. Ichwar Forscher der Exorzistseiner Diözese sei. Verlinde Während vier Jahren hatte ich lange Auf- lerweile 70 Jahrealt ist, hat zahlreiche des Orients hatten den jun- und Chemiker.Damals habe ich mich dafür unterzogsich Befreiungsgebeten, die ihn enthalte in den Ashrams des Himalayas, wo geistliche Bücher verfasst. Unter diesen be- entschieden, meinem Guru nach Indien zu vomEinfluss des Teufels lösten. Später ich die Lehredes Hinduismus sowie des findetsich auch eine Einladung zur Lectio genJoseph-Marie Verlinde folgen. Ichhabe dort langeAufenthalte in wurde er Seminarist,dann Priester in der Buddhismusund vorallem gewisse geistli- Divina (Parole et silence, 2002). Die Lectio weit vomkatholischen seinem Ashram des Himalayas verbracht. Diözese Montpellier und promovierte in che Techniken, die bestimmte Bewusst- Divina istdas genaue Gegenteilund das Nach einer starken geistlichen Erfahrung Philosophie und Theologie. seinszustände erlaubensollen, studieren beste Gegenmittel gegendiese falschen Glauben entfernt.Viele habe ich Jesus Christus wiederentdecktund Heute isterder Abteiner vonihm ge- konnte.“ Techniken, die sich nur auf das Ichstützen bin nach Europa zurückgekehrt.“ gründeten Gemeinschaft, der Monastischen und nur das Ichals Ziel haben.Nur in der Jahrespäterist er Priester Nach seiner Rückkehr in Europa prakti- Gemeinschaft der Familie des heiligen orin sieht Pater Jospeh- Heiligen Schrift aber,die „im Geistgelesen geworden. zierte er den Okkultismus,den er im Orient Josef. Diese Gemeinschaft lebtinSaint Marie Verlinde das Problem und ausgelegt werden muss“, finden die entdeckthatte, weiter.Erbesaß die Fähig- Joseph de Mont-Luzin, in der Nähe von bei solchen Erfahrungen? Gläubigen „Gottes Kraft zum Heil“ („Dei VONJEAN-MARIE DUMONT keiten eines Mediums und eines Hellsehers, Lyon, und in Saint-Joseph de Mont-Rouge, W Das erste liegt darin, dass verbum“). benutztesehr wirksam das Pendel und in der Nähe vonMontepellier.Zuihr gehö- Gott als persönlichesund transzendentes nder katholischenWelt Frankreichs konnte durch Magnetismus heilen. „Es gab renMänner und Frauen, Mönche und Non- Sein in diesen Prozessen völlig abwesend istPater Joseph-Marie Verlinde be- Personen, die wollten,dass ich meine Hand nen, die der Benediktsregel folgenebenso ist. Es handelt sich um eine rein immanente Ikannt. Seine Geschichte istvor allem auf sie lege,sie spürtenein Fluidum und wie Laien, die nach dieser Spiritualitätle- Stärke und Energie mit der Tendenz des deshalb interessant, da sie der einer fühlten sich besser.“ ben, aber in der Welt bleiben wollen. Pantheismus: alles sei göttlichund ich muss ganzen Generation entspricht, die sich ab Gleichzeitig ging er jeden Tagzur Messe, Pater Joseph-Marie Verlinde hat mehr- mich in dieser unpersönlichen Energie ver- den 1960er Jahren vomkatholischen Glau- empfing die Kommunion, betete den Ro- mals in Konferenzen, in Büchern oder in lieren, um besser zu leben. Die Personsoll ben entfernteund in anderen religiösen senkranz. Er wardavonüberzeugt, dass alle Interviewsvon seinen Erfahrungmit der sich nicht bewegen, ihreAtmung maximal Traditionen, insbesonderebei indischen diese Praktiken vereinbarwaren. „Allmäh- Esoterik erzählt und vorder Gefahr der beschränken, ihreKonzentrationsfähigkeit Sekten und Gurus,„etwasAnderes“, einen lich istmir bewusstgeworden, dass diese geistlichenTechniken, die vonden östlichen üben,und alles tun, um das „Ich“zuanäs- Sinn suchte. Einige, wie Joseph-Marie Ver- Handlungeneine okkulte Dimension hat- Religionen inspiriert sind, gewarnt. „Auch thesieren und so alle Leiden zu reduzieren. linde,sind mit einemerneuerten Glauben ten, denn es handelt sich um die Verwal- wenn ich eine christliche Erziehung erhal- Diese Techniken zielen dabei vorallem da- zur Kirche zurückgekehrt. tung, die Beherrschung und die Arbeit ten hatte, wurde ich in die große Protestbe- rauf ab,das Wohlbehagen des Individuums Maharishi Mahesh Yogi, der „Meister“, dunkler Kräfte.Nach und nach sahich die wegung, die gegenalle Strukturen der Ge- zu vermehren, und nicht darauf, das Gute der Verlinde vomwahren Glaubenabbrach- Folgen meiner Handlungen. Ichempfand sellschaft dieserEpoche gerichtetwar,ver- zu tun. te, istder Begründer der transzendentalen seltsame Symptome, die mit dem Spiritis- wickelt.Eines Tageshabe ich ein Plakat mit Die zweite Folgesolcher Praktiken istdie Meditation. Mit seiner Hilfe entdeckte mus zu tun hatten, Stimmen/Entitäten einer Werbung für die Transzendentale Reduzierung des Sinnes derLiebe.Das Ich, Joseph-Marie die Leidenschaft für diese sprachen zu mir und ludenmich zu einem Meditation gesehen. das nicht mehr –oder zumindestweniger – Meditationstechnik. Sein Beispiel istgera- Dialogmit ihnen ein. Eines Tagesverstand Ichwar vondem Vorschlag, durch einfa- leidet, verzichtetauch darauf, die anderen de heute besonders wichtig, da Medita- ich alles.Während der Messe und die Ele- che Methoden höhere Bewusstseinszustän- aktivmit seiner Freiheit, seinem Willen und tionsmethoden zur Förderung der persönli- vation hörte ich dieselben Stimmen/Entitä- de zu erreichen, die erlauben,sich selbst auch mit den Schmerzen, die die Liebemit chen Entwicklung sehr beliebtsind. Sie sind ten, die behaupteten, wohlwollende und völlig zu verwirklichen,angezogen. Ichhabe sich bringt, zu lieben. „Nach der orientali- das Zeichen des „Unbehagens in der Kul- heilende Geister zu sein, die in diesem Fall den Guru der Beatlesgetroffen. Wiremp- schen Auffassung sagt Buddha, dass die Lie- tur“, den das Vergessen Gottes mit sich blasphemischeWorte gegenJesus Christus fanden beide Sympathie füreinander.Ich be wie der Hass eine Illusion ist, die ver- bringt. schrien. Ichwar völlig verwirrt“, schreibt habe ihn gefragt,obich bei ihm bleiben nichtetwerden muss,dasie die Illusion der „Alsich die Transzendentale Meditation Verlinde.Nach der Messe sprach er mit konnte und wurde wie sein Assistent. Mit Alterität, des Anderen, aufrechterhält.“ Pater Joseph-Marie Verlinde. Foto: IN

16.April: Der Wochenheilige Der heiligeContardo D’Este

Contardo D'Este, der im Jahr 1216 in der Als Königin vonUngarn machte sie ihren aus seiner Heimat auf, um auf dem tethatten. Sofort begannen an seinem norditalienischen Stadt Ferrara geboren Einfluss geltend und sorgte dafür,dass ihr Jakobsweg nach SantiagodeCompostela Grab Wunderheilungen zu geschehen. Vor wurde, hatte schon vorseiner Geburt Halbbruder das Recht auf den Thron des zu pilgern und dabei die Menschen, denen allem Bauern der Gegend, die aufgrund einen schwerenStand. Er warein Spross Herzogs vonFerrara zurückerhielt; 1235 er unterwegsbegegnete, im Glauben zu er- der schwerenFeldarbeit unter Kopf- und des hochadligen Rittergeschlechts der Este ernannte der König vonUngarn Contardo bauen. Sie gingen zunächstinnordwest- Rückenschmerzen litten, wurden geheilt. und der erste Sohn und damit der desig- zum Ritter vomHeiligen Grab zu Jeru- liche Richtung, bis sie in das Dorf Bovi bei So kam der arme Pilger schnell in den Ruf VONCLAUDIA KOCK nierte Nachfolger des jungen Herzogs von salem. So stand dem jungen Herzogmit 19 Pavia kamen. der Heiligkeit. Als seine Gefährten auf Ferrara, Aldobrandino d’Este. Noch vor Jahren ein Leben offen, das ihm eine hohe Hier erkrankte Contardo schwerund dem Rückweg vonSantiagodeCompostela In dieser Woche, am 16.April, feiert der seiner Geburt starb sein Vater jedoch mit Machtposition im damaligen Europa zu- konnte nicht weiterreisen, hielt aber seine nach ihm suchten, erzählte man ihnen die emeritierte PapstBenediktXVI. seinen 92. nur 25 Jahren; wahrscheinlich fiel er sicherte, ebenso wie großes Ansehen, Gefährten an, den Wegfortzusetzen, was Geschichte. So enthüllten sie den Dorfbe- Geburtstag. In seinem letzten Grußwort einem Giftmordzum Opfer.Contardos Reichtum und die Möglichkeit, einen diese schwerenHerzens taten. Er selbst wohnern die wahreIdentität des Pilgers: an die Gläubigen vonder Mittelloggia des Mutter wurde zusammen mit seiner Halb- Kreuzzug ins HeiligeLand zu leiten. Er blieb todkrank in einer Herbergezurück Contardo d’Este, der Herzogvon Ferrara. Apostolischen Palastes in Castel Gandolfo schwester Beatrice, die einer früheren Ehe spürte jedoch einen inneren Ruf, sein und wurde, als sein Geld ausging, von Schon kurze Zeit später wurde sein Leich- vorsechs Jahren erklärte er: „Ich bin ein des zwischenzeitlich verwitweten Vaters Kreuzrittertum auf ganz andereWeise zu einem Bauern aufgenommen, der ihm ge- nam in die Pfarrkirche vonBoviüberführt, einfacher Pilger,der nun die letzte Etappe entstammte, vomHof verbannt, und als leben: als armer Pilger,der Zeugnis gibt stattete, auf einem Strohsack in einer Hüt- wo seine Verehrung nicht aufhörte. seines Wegesauf dieser Erde antritt“. Sein Contardo geboren war, wurde ihm das vomEvangelium. te auf dem Land zu liegen. Unter diesen Im 16.Jahrhundert wurde er vonPapst Geburtstag fällt zusammen mit dem Ge- Recht auf die Nachfolgeseines Vaters ab- So verzichtete Contardo auf die Herrschaft ärmlichen Umständen verstarb Contardo Paul V. heiliggesprochen. Im Martyrolo- denktag eines Heiligen, der als der „arme gesprochen. in Ferrara und unternahm zunächsteine d’Este am 16.April 1239. gium Romanum heißt es zum 16.April: „In Pilger“ verehrt wird: Contardo d’Este, der Beatrice, eine vondreiFrauen aus dem Wallfahrt ins HeiligeLand. In die Heimat Der Legende nach begannen bei seinem Bovi bei Pavia Gedenktag des heiligen Pil- auf die Herzogswürde und politische Geschlecht der Este, die nach ihrem Tod zurückgekehrt führte er dort ein einfaches Toddie Glocken der Kirche vonallein zu gers Contardo,der ein Leben in äußerster Macht verzichtete, um sein Leben als ein- heiliggesprochen wurden, heiratete im Jahr Leben als Büßer.Mit 33 Jahren brach er läuten und hörten nicht auf, bis die Ein- Armut wählte und an einer Krankheit ver- facher Pilger zu verbringen. 1234 den ungarischen König Andreas II. zusammen mit einigen Gefährten erneut wohner vonBoviden armen Pilger bestat- starb,auf dem Wegnach Compostela.“ Die Tagespost ñ11. April 2019 16 Theologie &Geschichte Hochfinanz im Herrscherhaus

Lorenzo istschwerkrank. Man munkelt von Nur ein Jahr nachder Hochzeit istCle- Als Krämers- einer Abzehrung, die man seinem aus- mens tot, der neue Papstpfeift auf die Ver- schweifenden Lebenswandel zuschreibt, sprechungen seines Vorgängers und Cate- tochter und böse womöglich istesdie neue Modekrankheit rina muss spüren, dasssie plötzlichnur Syphilis.Endlich gellen die Schreie eines noch die unstandesgemäße „Italienische Königin diffa- Neugeborenen durch die Hallendes trutzi- Krämerstochter“ist.Der Ehemann wendet genPalazzo an der ViaLarga; es istein sich vonihr ab und seiner 19 Jahreälteren Mädchen.Doch so sehr sich Lorenzo auch Erzieherin Diane de Poitiers zu. Caterina miert: Vor500 müht, die in seine Arme gelegte, kleine Me- aber gelingt es durch ihr gewitztes und diceerin „mit ebenso großer Freude zu geistvolles Naturell, ihren königlichen Jahren wurde empfangen, als wäre sie ein Junge“, so we- Schwiegervater zu bezaubern und ent- nig kann dies über die Tatsache hinwegtäu- kommt so der drohendenhöfischen Isola- Caterina de schen, dass die Situation der Familie fragil tion. 1536 stirbtder Dauphin und Caterinas ist. Innerhalb nur eines Monatswirddie Mann rücktzum Kronprinzen auf. Der Neugeborene Vollwaise. Abgesehen von Hochadel drängt Franz I., die bis datokin- Medici geboren einer nicht erbberechtigten Seitenlinie ist derlose Ehe seines Sohnes scheidenzulas- VONGEORGBLÜML außer ihr nur noch ein illegitimer Kardi- sen, aber die Mediceerin wirft sich dem Kö- nalssohn vorhanden, um die Medici-Ge- nig tränenreich zu Füßen und erklärt, sie ittwoch, 13.April 1519,Flo- schäftezuführen. wolle sich jederEntscheidung beugen, so- renz. Im Palastder Medici So unsicher wie die Situation der Familie fern sie nur in Frankreich bleiben dürfe. Mherrscht eine gespannteUn- istauch die Zeit, in welche die kleine Cate- ruhe; eine sehnsüchtiger- rina Maria Romulade’ Medici hineingebo- Suchte Ausgleichzwischen wartete Geburt steht ins Haus.Durch Zu- renwird; eine Epoche der Umbrüche. Eini- wendungen und Gefälligkeiten –nötigen- ge Monate vorCaterinas Geburt warKaiser den Konfessionen falls auch mit einerordentlichen Prise ag- Maximilian, der letzte Ritter,gestorbenund Sie blieb und gebar –nachdem Diane de gressiverVerschlagenheit –hatte die Ban- um den Thron des Heiligen Römischen Poitiers ihren Liebhaber ermahnte, die ehe- kierssippe ein Netz vonpersönlichen Ab- Reiches bewerben sich dessen Sohn, König lichen Pflichtenaufzunehmen –zehn Kin- hängigkeitenund Verflechtungen geknüpft. Karl vonSpanien, und Franz I. vonFrank- der.Dreien vonihnen sagte der Prophet In einem kometenhaften Aufstiegwar es reich. Dabei geht es nicht um die Vormacht- Nostradamusvoraus,Königevon Frank- den Medici innerhalb vonweniger als hun- stellung nur im Alten Europa.Seit der Ent- reich zu werden. Der düster umwitterte dert Jahren gelungen, zunächstdie Repub- deckungder Neuen Welt vorwenigen Jahr- Hellseher stand zeitlebens in Caterinas lik Florenz und inzwischen sogar den Stuhl zehntengeht es erstmals um Geopolitik. In Gunst, nachdemerden frühen Todihres Petri unter ihreKontrollezubringen. Mexikohat sich der Konquistador Hernan´ Gatten vorhergesehen hatte. „In einem gol- Künstlerwie Botticelli,Brunelleschi, Dona- Cortes´ zur Eroberung des Aztekenreiches denen Käfig“, derköniglichenPrunkrüs- tello und vorallem der göttliche Michel- aufgemacht und der PortugieseMagellan tung, „sticht der Löwe sich die Augenaus“; angelo danken ihreKarrieren zu einem istzuseiner Weltumsegelung in See gesto- beim Freundschaftsturnierdrang ein Lan- Gutteil der kunstsinnigen Marketingstrate- chen. Die Neuzeitist auf dem Vormarsch. zensplitter durch seinen Helm. Als Köni- gie der Florentiner Famiglia, deren Name Doch im barbarischen Norden des Konti- ginwitwebegleitete Caterina ihreSöhne wie kein anderer mit dem Glanz der Renais- nents,den das Mittelalternoch festimGriff Franz II., Karl IX. und HeinrichIII., teil- sance verbunden ist. Der alteingesessene hat, vollzieht sich etwasBeunruhigendes. weise auch als Regentinvon Frankreich. Hochadel Europas betrachtete die Empor- Befeuert voneiner medialen Revolution, „Ich will in allen Dingen zur EhreGottes kömmlingemit Geringschätzung –und kam der Erfindung des Buchdrucks,und beglei- Mutterdreier französischer Könige: Caterina de Medici. Foto: Alamy handeln und meine Autorität erhalten, doch an dem neuenMachtfaktor nicht vor- tetvon einemneuerlichen Aufflammen der nicht für michselbst, sondernumdas Kö- bei. Besonders für die Begehrlichkeiten des Pest breitet sich in Germanien eingefährli- nigreich zu bewahren“, schriebsie, förderte französischenKönigs auf italienische Besit- cher Zweifel aus.Zweifel an der Unfehlbar- vonumklammerten Frankreich. Im Ränke- zu durchkreuzen. Als Häscher sie abholen, Künstlerund gilt als Großpatin der franzö- zungen warendie nach internationaler An- keit der Heiligen RömischenKirche und spiel der beidenErzrivalen wirdCaterina istdie Elfjährigedavonüberzeugt, die Hin- sischen Küche. Mit politischer Klugheit erkennung strebenden Newcomer aus Flo- vorallem am Papsttum –besonders, seit es eine wichtigeTrumpfkarte im Ärmel des je- richtung stünde bevor. Caterina schert sich suchtesie den schwelenden Religionskon- renz das geeignete Vehikel. Im Gegenzug in den Händen der Mediciist.Erstzwei weiligen Papstes sein, denn das Haus Öster- die Haareund legt ein Nonnengewand an, fliktzwischen Katholiken und Protestanten für die Unterstützungvon Leo X. hatte Kö- Jahrezuvor hatte sich ein gewisser Dr.Mar- reich hat sich auch in Süditalien und damit doch man verbringtsie nur in Klosterhaft. durch Reformen und Kompromisse zu lö- nig Franz I. dem Neffen des Medicipapstes tinus Luther an der Praxis der kirchlichen in bedrohlicher Nähe zum Kirchenstaat Inmitten all dieser Wirren lernt sie Grie- sen und gewährte den Hugenotten gewisse eine passende Brautzugeschachert: Made- Ablassgewährung gestört. festgesetzt, an dessen Spitze –nach dem chisch, Latein und Französisch; ihr Inte- Freiheiten in der Religionsausübung. leine de la Tour d’Auvergne wurde mit TodLeos X. und einem kurzenZwischen- resse gilt der Mathematik. Schließlich aber siegten die Eiferer auf bei- Lorenzo di Pierode’ Medici verheiratet. Caterina soll ins Bordell spiel –bald wieder ein Medicisteht. Die 1533 dann der Paukenschlag: Hochfinanz den Seiten und Frankreich stürzte ins Der kapriziöseBankier-Filius bekam eine Politik vonClemens VII. schaukelt zwi- heiratetfranzösisches Königshaus.Cle- Chaos.UmAusgleichbemüht, verehelichte Braut aus bestem französischem Uradel, gezwungen werden schen Habsburg und Valois.Mehrfachwird mens VII. reistpersönlich nach Marseille, Caterina ihreTochter mit dem Hugenotten- Abstammung vomHeerführerdes Ersten Noch istdie Glaubensspaltung Europas Caterina vonden Feinden ihres Onkels als um über die letzten Details des streng ge- führer; die Hochzeitendete im Blutbad. Kreuzzuges inklusive,und mit dem regie- nicht vollzogen, aber Caterinasweiteres Le- Geisel genommen. Republikanische Flo- heimen Zusatzprotokolls zum Heiratsver- Vom23. zum 24.August1572, in der Nacht renden Königshaus Valois weitschichtig ben wirdentlangdieser sich aufspreizenden rentinerwollen sie während einer Belage- trag zu feilschen, vorallem Territorialan- vordem Tagdes Hl. Bartholomäus,wurden verschwägert. konfessionellenBruchlinieverlaufen,wie rung nacktineinem Korb über die Stadt- sprüche in Oberitalien. Nach zehntägigen zunächstinParis und in den Folgetagen Ein Jahr nach der glanzvollen Hochzeit auch entlang der Rivalität zwischen dem mauern hängen, damit sie im Kanonenfeuer Verhandlungen istder Handel perfektund frankreichweit Tausende vonHugenotten im Loire-Schloss Amboise erwartetalles Habsburgerreich Karls V.,welches von der Kaiserlichen umkäme. die vierzehnjährigePapstnichte kannden ermordet. Das Massaker wurde Caterina die Geburt des Universalerben des mächti- Wien bis nach Madridund vonPeru bis zu Auch erwägt man, sie ins Bordell zu zwin- gleichaltrigen Henri d'Orleans´ heiraten, angelastet. Bis heute klebt an ihr das Bild genBankhauses.Die Zeit drängt, denn den Philippinen reichen wirdund dem da- gen, um päpstliche Heiratspläne endgültig den Bruder des französischen Thronfolgers. der „bösen Königin“...

EXERCITIUM IhrehöchsteVerwirklichung

Eine alte Volksweisheit VONLORENZ JÄGER nur stumm. Sicher,auch sie „spricht“, aber ders als im Islam; der Gebetsruf des Muez- aber hierder Gesang auch eigentümlich nicht wie die Menschensprache, sondern in zins istkein eigentliches Singen, sondern machtvoll, die männlichen Stimmen der besagt: Wo gesungen Es istfrüh am Morgen, sie singt mit heller, einem Medium der Schwere,der Körper. eben ein –Rufen, und vomGemeindege- Russen tendieren an sich schon zum Bass, fastnoch mädchenhafter Stimme: Il estla,` Das gemalte Bild rücktschon näher,wenn sang weiß die Moschee nichts,der nächst- und wie bei den eindrucksvollen Bärten wird, da lass dich nieder, il estla,` il estla...E` rist da, er istda. Oder, es uns handelnde oder leidende Menschen liegende, aber doch nicht ganz aufgehende der orthodoxenPriester mag ein Männ- denn böseMenschen stärker gesagt: wirklichanwesend. Hier,bei zeigt. Im Drama und im Gedicht spricht die Vergleich wäre die Koranrezitation, die ihre lichkeitsentwurf eine gewisse Rolle spie- mir.Man merktsofort, die Rede istvon Stimme, aber wohl erstimGesang findet eigene Rhythmik und Stimmlagehat, auch len. kennen keine Lieder. Jesus Christus.Die Melodie istsoanspre- sie die ihr eigene Höhe. erste Ansätze der Melodie, die aber unent- Wiedem auch sei: Die Gesandten aus chend und einfachwie der Text.Und doch Der Philosoph Arthur Schopenhauer (1788 wickelt bleibenund gegenüber dem reinen dem noch heidnischen Kiew, die im Jahr ErstimGesang findet nicht trivial. Dass Er anwesend ist, wird bis 1860) warder musikfreundlichstealler Lehrgehalt zurücktreten müssen. Die Mu- 988 ausgeschicktworden waren, um nach die menschliche Stimme ausgeführt: In meinen Siegenund in mei- Philosophen, er notierte: „Die Musik redet sik istdie einzigeKunst, die auch im Him- der wahren Religion zu suchen, und zu nen Niederlagen, in jeder Sekunde, am nicht vonDingen: sie redetvon lauter Wohl mel stattfindet, wenn die Engel ihr Sanctus, Juden und Muslimen gezogenwaren, zu ihrer höchsten Ver- Abend,wenn ich bete. Schau, ich zeige ihn und Wehe (die einzigenRealitäten für den sanctus singen –als Architekten oder Ma- fandendoch erstimweihnachtlichen dir.Esgibtkeine Situation, in der Er nicht Willen) und darum spricht sie so sehrzum ler,die mit schwerenund räumlichen Din- Mönchsgesang in Byzanz, in der Hagia wirklichung. anwesend wäre.Sie singt es so vorsich hin, Herzen: während sie mit dem Kopf unmit- genumgehen, sind Engel nicht denkbar, Sophia, das Argument,wenn man so sa- wie sie es oft in alltäglichen Augenblicken telbar nichts zu tun hat.“ auch wenn sie in naiverenBildern gern mit gendarf, dass sie nun nicht mehr weiter tut, und meistens sind es solche Lieder mit UndHegel, der anderegroße Philosoph, Geigen dargestellt werden. Es gibteine Ge- suchenmussten. Denn so berichteten sie: religiösem Inhalt.Die menschliche Stimme sagt es auch sehrschön: In der Musik ist schichte, in der die innerliche Verbindung „Wir wussten nicht, warenwir im Him- findetimGesang ihrehöchste Verwirkli- das erzeugende Prinzipein Erzittern. Das vonChristlichkeit, Seele und Gesang so mel oder auf Erden. Denn auf der Erde chung, sie selbstwirdzum Instrument. bringt sie der Seele so nahe, denn auch dort deutlich wirdwie sonstkaum. Dazu muss gibteseinen solchen Anblicknicht oder Stimme und Gesang sind unmittelbarvon sind die hohen Ereignisse ein Erzittern. man wissen, das die Orthodoxie eben auch eine solche Schönheit. Wirvermögenes der Seele her.Das hebtsie aus den Künsten Kein Zufall, dass Musik und Gesang un- nur den Gesang in der Kirche gelten lässt, nicht zu beschreiben. Nur das wissen wir, heraus.Inder Architektur istauch Seele, trennbar zum Christentum gehören. An- die Orgel findetkeinen Zugang. Nun ist dass Gott dort bei den Menschen weilt.“? Die Tagespost ñ11. April 2019

FACHTAGUNG Wieeine Aussagezum Islam an der Kultur 17 HochschuleHeiligenkreuz fürUnruhe sorgte S. 18 Im Gespräch ñ dpa stock.adobe.com, Fotos:

DerDer VeVerlrlusustt

chon Aristoteles wusste es: Auf Diskussionskultur. Gerade in der Mitte sollte die Mitte kommt es an. Nicht eine gelassene Ausgewogenheit und Offen- die Mittelmäßigkeit, sondern heit herrschen. In Abgrenzung zu Fanatis- das Mittelmaß, das rechte Maß, derder wawahrhrenen MitMittete mus und Extremen. Sdas genau dort liegt, wo die Ext- Durch den Verlust einer maßvollen de- Sreme sich berühren und das des- mokratischen Mitte scheint bei den soge- halb logischerweise kein Extrem ist. Voila! Jahren des 21. Jahrhunderts ein totaler nicht wenige Katholiken mit Blick auf nannten progressiven Kräften tatsächlich ein Tapferkeit statt Feigheit oder Tollkühnheit, Paradigmenwechsel in der christdemokra- offizielle Initiativen der Organisation Ausschließlichkeitsanspruch, ein autoritärer Mäßigung statt Stumpfheit oder Wollust, tischen Familienpolitik, in der Klima- und Kirche eine anschwellende Unlust emp- Moralismus entstanden zu sein, mit dem Großzügigkeit statt Geiz oder Verschwen- Umweltpolitik und – wenn man die Annä- finden und dazu auf Abstand gehen. Post- man die offensive erzieherische Vermittlung dung. herung an China und die Distanz zu den moderner Katholizismus – nein danke. neuer „Gesellschaftswerte“ begründen will; Was in der Philosophie wahr ist, kann der Vereinigten Staaten betrachtet – auch in Politische Doch: Könnte man überrascht sein, sogar – wie man inzwischen weiß –, um den Politik nur recht und billig sein. Bevor Hel- der Wirtschafts- und Außenpolitik. Nicht wenn eine Kirche, die mit einem frei- Preis der Sprachzerstörung. mut Kohl vor 30 Jahren ansetzte, zum Kanz- zu vergessen: die Migrationspolitik, bei der Herrscher willigen Kniefall gegenüber der Welt ihr Wie sehr die teils gescheiterte, teils ver- ler der Einheit zu werden, versuchte er, sich Merkel seit 2015 die Position einnimmt, Zentrum aufgäbe und dieses mit Agen- säumte Etablierung einer gemäßigten Mitte als der Politiker der Mitte zu inszenieren. die sie zu Beginn der 00er Jahre vehement gebrauchen gern den aus dem Bereich des Multikultura- auf die Gesellschaft zurückwirkt, ist aber Was sich auch schon allein durch seine Kör- bekämpft hatte. lismus, Klimaschutzes und Religionsre- auch an der Erstarkung rechter und linker perfülle anbot. Wo Kohl stand, musste schon Dieser Umschwung unter dem Zeichen den Begriff der lativismus füllen würde, nur schwerlich, Vereinigungen ablesbar: „Identitäre“ und rein visuell die Mitte, das Zentrum sein – der Raute war nicht mit Diskussion und wenn überhaupt, in der Lage wäre, einen „Antifa“ scheinen in manchen Kreisen salon- fern von allen Extremen. Rechte und Linke Aufklärung verbunden, es wurden Tat- authentischen Halt und wahre Orientie- fähig geworden zu sein. Dadurch droht nun in den eigenen Parteireihen, Alfred Dregger sachen geschaffen. Begleitet von morali- Mitte, um ihre rung zu geben? Würde eine solche Kirche die Wiederholung des Musters der Weima- und Manfred Kanther, Rita Süsmuth und schen Appellen, die dazu dienen sollten, nicht ihre Wegweiser-, Unterscheidungs- rer Republik aus unverstandenen Reformen, Norbert Blüm – Kohl hielt sie alle zusammen Merkel als die personifizierte Weltmitte zu Macht zu sichern. und Zeichenfunktion aufgeben? Würde schmerzvoller Wählerenttäuschung, Identi- und gab damit auch der Gesellschaft (und präsentieren – wenn nicht gar als Leucht- sie ihren Gründer, ihren Auftrag und ihre tätskrise und zwangsläufigem Machtverlust. seiner eigenen Machtposition) einen soliden figur der christlichen Mitte in der Politik. Doch die Werte, Gläubigen verraten? Im schlimmsten Fall könnte sogar ein erneu- Halt. Mögen die Spätfolgen – insbesondere Was die vielen unterstützenden Worte Dabei besteht die Gefahr des Verlus- ter Marsch in den Sumpf der Diktatur dro- auf dem Gebiet der Familien- und Renten- wichtiger Kirchenvertreter zwischen Ber- die damit in tes der Mitte, nicht religiös, sondern na- hen, in dem ein Extrem sich auf Kosten der politik – mitunter auch verheerend sein. Der lin und Rom für Merkels Kurs suggerier- turrechtlich-zivilisatorisch verstanden, gemäßigten Kräfte zur Mitte erklärt. Und sei Trick mit der Mitte funktionierte. ten. Man gab ihr den Segen, gewürzt mit natürlich längst auch in der Gesellschaft, es auch nur, um die Ordnung wieder herzu- Sein Nachfolger im Kanzleramt, Gerhard jeder Menge Gute-Laune-Fotos. Verbindung stehen, in den demokratischen Gesellschaften. stellen. Was immer das konkret heißen mag. Schröder, tat es Kohl gleich. Nach dem Vor- Eine Form von kirchlicher Symbolpoli- Paradoxerweise hat die Etablierung einer Auch ein anderer Schlüsselbegriff unse- bild des CDU-Kanzlers und inspiriert von tik, welche die Frage nahelegt, wie es denn sind ziemlich neuen politisch progressiven Mitte näm- rer Zeit, der Begriff der kulturellen Vielfalt, Schröders damaligem britischem Amtskol- eigentlich um die kirchliche Mitte steht: lich alte Tendenzen bestärkt, welche die hängt unmittelbar mit dem Verlust der Mitte legen Tony Blair und dessen Grundsatzpro- Befindet sich dort immer noch, wie es sein flexibel. Auch in Mitte des Zusammenhalts bedrohen. zusammen: Aufgrund der Flüchtlingskrise gramm „New Labour“ versuchte der Mann sollte, der Erlöser Jesus Christus und Sein Mögen die von Franziskus unlängst wird verstärkt die multikulturelle Gesell- aus Hannover die neue Mitte zu kreieren, die Kreuz als die perfekte und kraftvolle Dar- Gesellschaft und gelobten öffentlich-rechtlichen Medi- schaft als Lösung aller Probleme angeboten. in seinem Fall eine sozialdemokratische sein stellung der wahren Mitte schlechthin? en in Deutschland sich auch bemühen, Manche Medien feiern sie als Fortführung sollte. Vor 20 Jahren, im Juni 1999, wurde Als Berührungspunkt von Mensch und Kirche ist längst das pluralistische Ganze zusammenzu- der Zivilisation auf einer höheren Ebene, als „Der Weg nach vorne für Europas Sozialde- Gott, Himmel und Hölle, Tod und Leben, schweißen. Es hilft nicht viel. Die medi- entstünde daraus ein neuer Garten Eden. mokraten“ veröffentlicht. Die Schlagworte Heil und Verdammnis? Oder hat sich an enwirksam zelebrierte „bunte Republik“ Genau das Gegenteil dürfte der Fall sein. Re- lauteten „Neue Mitte“ in Deutschland, und der zentralen Stelle des Katholizismus nicht mehr klar, ist zu leicht als Mogelpackung, als ein ligiöse und kulturelle Vielfalt führt leider oft der „Dritte Weg“ im Vereinigten Königreich. inzwischen ein neues Glaubensideal, eine eintöniges Konglomerat linker Ideen nur zu mehr Konflikten. Die Geschichte ist Das sozialdemokratische Facelifting ließ „neue Mitte“ eingenistet? Der Mensch, das was im Zentrum und Ideologien durchschaubar. Als Pseu- voll mit Negativbeispielen dafür, dass mul- ehedem unterschiedliche Positionen ver- Humanum, das jede Kategorisierung in do-Mitte also, als vermeintlicher Kon- tiethnische Staatsgebilde eine äußerst fragile schwimmen, das immerhin half, den Wech- Klassen, Nationen, Geschlechter oder Re- stehen soll, um sens. Konsistenz besitzen und eingehen. Dem Ver- sel vom sozialdemokratischen Etatismus ligionen als lebensbedrohliche, weil ein- lust der Mitte wird man dadurch nicht ange- zum Neoliberalismus durchzusetzen. Durch schränkende und potenziell Hass schüren- Verirrungen ie fragwürdig die Be- messen entgegentreten können. Schröders Hartz-IV-Politik hingegen rückte de Differenzierung wertet? Ein Ideal, das zeichnung der gesell- Interessant ist aber auch, dass mit den die SPD notgedrungen nach rechts. Was ihn – unter dem Deckmantel geopolitischer und Extreme W schaftlichen „Mitte“ aktuellen Kernbegriffen eng einher die Ver- erst die Herrschaft in der Partei und schließ Ziele – in geradezu heidnischer Weise um W heute ist, lässt sich be- - ächtlichmachung des Christentums geht. lich die Kanzlerschaft kostete. Schröder hat- die Natur und die Erde kreist? Oder, wie es sonders anschaulich am populistischen Eine Diskussion darüber scheint heute nahe- te die Anziehungskraft der Mitte eingebüßt. auch in der Gnosis üblich war, um Gott und zu vermeiden. Feindbild-Stereotyp der „alten, wei- zu unmöglich, weil reflexartig Hassbegriffe Seine bewusste Anpassung an die Globali- Teufel, Gut und Böse, gleichstarke Prinzi- ßen Männer“ erkennen, das unter dem wie „Kreuzzüge“, „Hexenverfolgung“ oder sierung, mochte er sie auch revolutionär ver- pien ohne Zwischennuance? Genügt die Deckmantel des Universalismus und der „Inquisition“ in die Runde geworfen werden. kaufen, hatte die SPD überflüssig gemacht. Viel spricht dafür, dass die sich im Zuge Emanzipation neue Formen des Ras- Dabei hätte das authentische Christentum, Nach einem ähnlichen Muster, nur spie- des Zweiten Vatikanischen Konzils erge- Besinnung auf sismus, der Altersdiskriminierung und wie es Kohl wohl einst vorschwebte, durch- gelverkehrt, verfuhr die Merkel-CDU. Auch bene Selbstaushöhlung der spirituellen des Sexismus in unverhohlener Weise aus die vitale Kraft, um die Mitte der Gesell- Angela Merkel war eine Meisterin der Mitte. Mitte der Kirche während der 10er Jahre verbindet. Zeigt sich in einem solchen schaft in Freiheit und Einklang mit den Tu- Eigene Ideen und Visionen hatte sie nicht, weiter zugenommen hat. Die Geschichte den Menschen? Stigma-Stereotyp nicht deutlich der in- genden zu formen. nur das Ziel, mit physikalischer Genauig- von „Bruder Jesus und seinen Freunden“ tolerante Charakter der neuen gesell- Doch angesichts der neuen Entwicklung, keit die Macht auszubalancieren. Hier mal wird zwar weiter verkündet, die Sakra- VON BURKHARDT GORISSEN schaftlichen Mitte? Ihre reale Enge und dass inzwischen sogar mitten aus dem Raum ein christliches Bekenntnis und ein Foto mente möglichst barrierefrei gespendet, UND STEFAN MEETSCHEN Beschränktheit? Abweichenden Meinun- der Kirche, katholisches Kulturgut verächt- mit Erika Steinbach, da mal ein beherztes doch die Verbindlichkeit der katholischen gen nicht länger argumentativ begegnen lich gemacht wird, mutet dies wie ein naiver Zugehen auf das Bio- und Unternehmermi- Lehre ist spürbar gelockert worden. Im zu wollen, sondern sie pauschal sowie Traum an. Die wahre Mitte – man muss sie lieu – in den 00er Jahren genügte das. Dann Namen der Barmherzigkeit, wie der mo- personal zu diskreditieren, ist jedenfalls wohl in sich selbst finden. Als Mensch und – fast unmerklich – vollzog sich in den 10er derne Mensch sie interpretiert. Weshalb kein Zeichen von Freiheit, Wahrheit und als Katholik. Durch Christus. Die Tagespost ñ11. April 2019 18 Feuilleton

„Das Böse hat keine Zukunft“ TAGESPOSTING

Wiewirdder Islam menschenrechtsfähig?,fragten Experten an der HochschuleHeiligenkreuz VONSTEPHAN BAIER

person und ihrem Schöpfer betreffen, seien Wenn die Liebe „nicht Sache des Staates“.Ebadi weiter: „Wir können die Gesellschaftheute nicht nicht mehr da ist mit einem Regelwerk regieren, das 14 Jahr- hunderte alt ist.“ Bis hierher folgte ihr das VONJOHANNESHARTL Publikumaufmerksam und interessiert. Das Buch Genesis berichtetuns die an- Unruhe kam im Saal auf, als die Friedens- rührende Geschichte vonJakob,der für nobelpreisträgerin forderte, man dürfe Ter- seine Braut Rahel sieben Jahrelang arbei- rorakte Einzelner nicht dem Islam zu- tet. In einem kleinen Nebensatz offenbart schreiben. Begründung:Man verurteile sich dabei Tiefes: Die sieben Jahreseien auch nicht den Buddhismus dafür,dass in ihm vorgekommen wie einigewenigeTage, Myanmar Buddhisten Muslimeermorden weil er Rahel liebte (Gen 29,20). Dieses und vertreiben. „Was im Gazastreifenstatt- Detail könnte man als romantische Über- findet, schreibenwir nicht dem Judentum treibung oder orientalische Ausschmü- zu.“ Nicht konsensfähig schien im Audito- ckung überlesen.Beim Nachspüren jedoch rium ihreThese: „Der Islam wirdmiss- wirddeutlich, dass hier etwasEntschei- braucht. Es gibtkeinen Unterschied zwi- dendes gesagt ist. Jakobs Liebe lässtihn schenden Religionen,sondern zwischen Mühsames leicht ertragen. Ja,sie verän- den Anhängern vonReligionen.“ Eine Be- dert seine Wahrnehmung, sodass das end- sucherin schrie dazwischen:„Wirhaben los Langeihm vergleichsweise kurz er- heute diegrößteChristenverfolgung seit scheint. Hier isteine tiefe menschliche tausend Jahren, und Sie behaupten, das Wahrheit ausgedrückt: dem Liebenden habe nichts mit dem Koran zu tun.“ –Sagte gehen Dingeleichter vonder Hand. Man es,ging und knallte die Türe hinter sich zu. betrachte einmal die frisch Verliebten! Wie Andereverstanden es,ihren Einspruch fließen die Zeilen dahin, füllten früher mit mehr Manieren zu präsentieren. Die Briefseiten und heute Dutzendevon Text- Versuche der Friedensnobelpreisträgerin, nachrichten. Doch auch die Liebe einer den Islam für menschenrechtskompatibel Mutter zu ihrem kranken Kind, wie selbst- zu erklären, warenallerdingskein Versuch, verständlich sind da die Mühen, nachts die Extremisten zu entschuldigen, sondern aufzustehen, Tränen zu trocknen, abzu- eine inner-islamische Alternative zu entwi- warten. Während die Liebe so wichtig ist, ckeln. Zu einer solchenwirdesjedoch mehr istsie doch auch das,was am leichtesten brauchen als den Verweis auf Menschen- erkaltet. AusRomantik istwie über Nacht rechtsverletzungen vonGläubigen anderer ein gewöhnliches Nebeneinander gewor- Menschlichkeit ist das erste Opfer des Krieges.Dieses Foto der ermordeten Fotografin Anja Niedringhaus zeigt eine ira- Religionen oder die These, dassChristus– den. Aufeinmal fehlen die Gesprächsthe- kische Mutter,die ihr Kind am Stadtrand vonBasra trägt, als sie aus der südirakischen Stadt flieht. Foto: dpa im Gegensatz zu Moses und Mohammed – men, es wirdlangweilig. Der ehedem ge- nur nichtlang genug lebte, um zum Gesetz- liebte Beruf isteine Last, das,wofür ich geber einer Gemeinschaftzuwerden. Eba- einmal brannte, tote Routine: alles wird as der chaldäische Patriarch halbe Million sei geblieben. Der sogenannte Annahme des Islam zwingen.“ Auch für die dis heutiges Ringen um eine Modernisie- stumpf, wenn die Liebe nicht mehr da ist. vonBabylon, Kardinal „Islamische Staat“ habe Christen vordie Al- islamischen Obrigkeitensei es dringlich, rungdes Islam mag seine argumentativen All das trifft auch auf das geistliche Leben WLouis Raphael Sako, an ternativegestellt, entweder zum Islam zu den Extremismus,der sich in den zurücklie- Schwächenhaben, knüpft aber zweifellos zu. Dass sie ihreerste Liebe verlassen hät- Hoffnung und Zuversicht zu konvertieren, eine Schutzsteuer zu zahlen genden Jahrzehnten ausbreitete, loszuwer- an ihrer eigenen Lebenserfahrung an: „Wir ten, das formuliert der Auferstandene als bieten hat, wurzelt im Glauben: „DasBöse oder getötetzuwerden. „Für uns isteswie den. „Sie sprechen vonToleranz, praktizie- warenschonvor 1979 Muslime, aber der Is- Kritik an der florierenden Gemeinde von hat keine Zukunft. Das Gute istlangsamer, ein Wunder,dass kein Christzum Islam rensie aber nicht“, wirft Sakoislamischen lam wardamals keine politische Macht.“ Ephesus (Offb2,4). Denn auch wenn es aber es bleibtinEwigkeit.“ DieFakten und konvertierte“, sagte Sako. Autoritäten vor. Viele Imame würden in Zu den Höhepunkten der Heiligenkreu- noch so leicht ist, das aus dem Blick zu Erfahrungen, vondenen Patriarch Sakoam „Religion wirdzur Waffe gemacht“, so der ihren MoscheenHass schüren. Sakoforder- zer Fachtagung zählte die erfahrungsdichte verlieren: es geht Gott ums Herz. Nach- Samstag bei einerFachtagung an der „Phi- Patriarch. Die Einstellung der islamischen te in Heiligenkreuz, eine Exegese für den Analyse des Chefanklägers des Internatio- folgeJesu istein Beziehungsgeschehen, losophisch-Theologischen Hochschule Be- Extremisten sei in der heutigen, multiethni- Koran zu entwickeln, Lehrpläne zu etablie- nalen Strafgerichtshofs in Den Haag, Serge und wenn die Beziehung nicht mehr intakt nediktXVI. Heiligenkreuz“ breit berichtete, schen und multireligiösen Zeit einfach nicht ren, die Menschen zu wahren Verehrern Brammertz. Die politischeUnterstützung ist, dann istalles anderenur Schall und verführen jedocheher zu Resignation und praktikabel.Aber: „Radikale Muslime kön- Gottes werden lassen und damit freiheitli- für das internationale Gericht sei heute ge- Rauch. „Liebstdumich?“, fragt Jesus Verbitterung: Etwaeine Million Christen nen sich auf den Koran berufen, wenn sie che Gesellschaften ermöglichen. ringerals in den 1990er Jahren, meinte der Petrus,der ihn gerade erstverleugnethat. hätten den Irak verlassen, weniger als eine Nichtgläubigehassen, vertreiben oder zur AufFragen aus dem Auditoriumerklärte belgische Jurist. Große Länder würden dem Um eine Erklärung scheint es ihm nicht zu das Oberhauptder chaldäischen Katholi- Gerichtshof die Anerkennung verweigern, Anzeige gehen. Um die Liebe geht es ihm. Die Lie- ken, dass viele Muslime durch die Glau- der Multilateralismus sei einem neuen be macht alles leicht und gibtden inneren bensarmut und den Mangel an Moral im Egoismus gewichen, die Bereitschaft zu ge- Sinn zurück. Wienaheliegend istes, dass Westen irritiert seien. Das löse in der isla- meinsamer Problemlösung schwinde. der Glaube mühsam werden kann. Wie mischen Welt Angstund Aggression aus. Fürden VölkermordinRuandaund die einladend, auf die Kirche zu schimpfen, WOHIN „Wir müssen sie lieben“, meinteder Pat- Kriegsverbrechen im ehemaligen Jugos- auf die böse Gegenwart, oder in jene ver- riarch auf eine betontislamkritische Frage. lawien habe der Weltsicherheitsrat ein borgene Herzensroutine zu verfallen,die Undweiter: „Ich sage ihnen, sie müssen aus internationales Tribunal geschaffen, doch die kleine Schwester der offenen Lieblosig- der Erfahrung der Christen lernen. Wenn im Fall Syriens sei dies stetsamVetomin- keit ist. Wieklar wirdalles wieder,wenn die Muslime ihren Islam nicht erneuern, destens einerMacht im UN-Sicherheitsrat wir an den Ort zurückfinden, den Jakob hat er keine Zukunft.“ gescheitert. „Niemand zählt mehr die Op- uns weist: den Ort der Liebe. AusLiebe zu WOHIN NACH DEM ABITUR? Füreinen nicht-fundamentalistischen, fer“, so Brammertz, der bedauerte, dass Jesus und weil wir uns vonihm geliebt NACH DEMsondern weltoffenen Islam plädierte im internationale Strafverfolgung heute mehr wissen, leben wir ein Leben des Glaubens. BBachelorh l off LLiberalib l ArtsA Kaisersaal des Zisterzienserklosters die ira- Ausnahme als Regelfall sei. Nur daraus her und dafür gibteseine Kir- nische Friedensnobelpreisträgerin Shirin che. Alles andereist zweitrangig. Wie Schule des Lebens –Schule des Denkens Ebadi. Sie kritisierte, dass in ihrem Heimat- Im Krieg muss auch die kommt man zurück zur Liebe und wie ging land Iran wie in Saudi-Arabien die Religion sie überhauptverloren?Diese Fragen zu Das dreijährige interdisziplinäre „Liberal Arts“ Programmder Hochschule Trumau politische Macht hat. So könne in Saudi- Wahrheitleiden (bei Wien) schafft die Grundlagen in klassischer Bildung. Alte Sprachen werden stellen, istein erster wichtiger Schritt. Wer Arabien jeder bestraftwerden, der die Internationale Strafverfolgung wirdof- ebenso gelehrt wie Philosophie, Anthropologie und Theologie, Literatur und Musik, sich das traut und dann auch mit offenem Pflichtgebete nicht einhält, im Iran gebe es fenbar immer schwieriger: Wegender be- ergänzt durch Recht, Geschichte, Politik und Wirtschaft. Bildung ist mehr als Infor- Herzen auf eine Antwort wartet, wirdsie mationssuche. Bildung hat den ganzen Peitschenhiebe bei Verstößengegen den grenzten Kooperation der Weltmächte wie bekommen. Sie zu hören kann wehtun. Ramadan. Die Scharia werdejenach den der betroffenen Regierungen, wegender ge- Menschen im Blick! Studium in kleine In Freiheit die Wahrheit Doch sie istdie einfachste Frageder Ge- Klassen, analytische Textarbeit, Rhetorik Intentionen des Staates ausgelegt, und zwar ringenBefugnisse der internationalen Er- wissenserforschung. Allein schon sie zu und Diskurs. (Unterrichtssprache: Englisch) erkennen –klar denken als einzig mögliche Auslegung: „Die Scharia mittler und der parteilichen Sicht vonBe- und folgerichtig handeln stellen, istein Bruch mit der selbstgenüg- wirdsogedeutet, wie es dem Staat passt.“ völkerungen. Wo internationaleErmittler samen Trägheit des erkaltenden Herzens. Studium Generale Ebadi kritisierte, dass die Bahai im Iran an nationale Gesetze gebunden und auf die Die Trauer darüber,dass etwasvon der nicht anerkannt sind, dass es für Christen Hilfe der nationalen Politiker wie der Ein Jahr das Deinem Leben Richtung gibt Liebe verloren gegangen ist, hat heilende und Zoroastrier diskriminierende Geset- öffentlichen Meinung angewiesen sind, sind Wirkung. Die Frageaneinen nahen Men- Zusätzlich zum Bachelor bietet die Hochschule auch das einjährige „Studium Gene- zesbestimmungen gibt, dassApostasie, also die Hürden zu objektiverAufklärung und schen oder an den Herrn „wie steht es um rale“ zusammen mit der Hochschule Benedikt XVI. in Heiligenkreuz an. Eine breite der Abfall vomIslam, bis heute mit Hin- Strafverfolgung hoch. Brammertz berichte- unsereLiebe?“, führt direktindie Mitte Allgemeinbildung in den klassischen humanistischen, philosophischen und theologi- richtung geahndetwerden kann. 300 Perso- te etwa,dass in Srebrenicanoch immer je- und zurück an den Ort, an dem das schen Traditionen. (Engl./Dt) nen seien im Iran derzeit wegenihres Über- des Jahr neue Leichengefunden werden, Schwierigeleicht wird. tritts zum Christentum im Gefängnis. dass der Zugang zu Tatorten eingeschränkt Stell die Weichen neu: Fit für Studium und Leben Die Juristin, die vorder Revolution Kho- sei, dass trotzMillionen Seiten an Beweis- Ganzheitliche Bildung, christliches Gemeinschaftsleben an einem meinis 1979 als erste Richterin des Iran den material Kriegsverbrecher als Volkshelden internationalen Campus geben Orientierung für zukünftige Berufe Senat des Teheraner Stadtgerichts präsi- gefeiert würden. Die „Verherrlichung ver- und weitereStudien. dierte und heute im Exil in London lebt, urteilter Kriegsverbrecher“gibtesnicht nur fragte: „Istder Islam überhauptmenschen- auf dem Balkan, wo Brammertzinsbeson- InterInt nationales Theologisches Institut Information und Anmeldung: rechtsfähig?“Ihreeigene Antwort fiel posi- dereSerbienund der bosnischen Serbenre- tivaus.Allerdings brauche der Islam heute publik schwere Vorwürfe machte. Seine er- Schloßgasse 21 E-Mail: [email protected] eine Renaissance,wie sie das Christentum nüchterteBilanz lautete: „Im Kriegist 2521 Trumau T: +43 2253 21808 nach dem Mittelalter hatte. AlleRegelun- immer die Menschlichkeit das erste Opfer, Austria www.iti.ac.at Der Autor ist Leiter des Gebetshauses gen, die die Beziehung zwischen der Einzel- und die Wahrheit das zweite.“ Augsburg. Foto: Archiv Die Tagespost ñ11. April 2019 Feuilleton 19 Der vomGlauben Durchseelte

BenediktXVI.ist nicht nur eine Persönlichkeit der Zeitgeschichte,meistens warerder ZeiteinigeSchritte voraus VONMARTIN LOHMANN

ntweder man istProphetoder dass Vernunftweiterund größerist.Was Priester oder Poet.Selten treffen nicht experimentierbarist,muss deswegen Esich alledreiBegabungen in nicht unvernünftig sein. Vielmehr gibtesda einer Person. Doch es gibtsie, eine andereWeise der schauenden, der ver- diese mehrfach beschenkten Persönlichkei- nehmenden Vernunft, in der sie dann erst ten, zu denen sich eventuell gar noch ein zu ihrer eigentlichen Größe kommt, indem viertes „P“zuden drei PPP hinzugibt: sie versteht, werich bin. Das versteht sie Papst. Bei Benedikt XVI. treffen alle vier nur,wenn sie eben auch die Anrede von „P“zu–und verbinden sich zu einer außer- Gott her hört. Das heißt, wir müssen wieder ordentlichen Persönlichkeit der Kirche, zu einergrößeren Vernünftigkeit kommen, aber auch der Zeitgeschichte. Wenn Joseph in der der Glaube nicht irrational ist. Er Ratzinger am 16.April 2019 sein 92.Le- bleibtMysterium, aber er istvernünftig und bensjahr vollendet, dann istdas der Ge- dem Verstehen zugeordnet. burtstag eines Theologenvon Weltrang, Mit dieser zu ihren großen Möglichkeiten eines Kirchenvatersder Neuzeit und eines geöffneten Vernünftigkeit erhält dann die sensiblen Menschen aus Bayern, der das Wissenschaftswelt wieder ihremenschli- Papstamtwie kaum ein anderer durch sei- chen Maßstäbe und ihren menschlichen nen Rücktrittvom Petrusdienstveränderte Zusammenhang.“Essei sehr wichtig, dass und als Emeritus in den Gärten des Vati- „die Wissenschaft wieder den Mut findet, kans durch Gebetund Wort gegenwärtig ist. nach Wahrheit zu fragen und die Wahr- Joseph Ratzinger und BenediktXVI. istein heitsfragewieder als dem Vernunftbereich PPPP: Poet,Priester,Prophetund Papst. zugehörig ansieht“.Auf diese Weise könne Poeten zeichneteine besondereLiebe zur sie „die Furcht vorder Wahrheit überwin- Sprache aus,die ja mehr istals ein Instru- den, die tatsächlich da ist“. Auch in der Kir- ment der schnellen Kommunikation, son- che fürchte man, dass wenn man sage,dies dern das Sein selbstzum Ausdruck bringen sei wahr,„man sei dann intolerant gegen- will und als Medium Wahres,Richtiges und über den anderen und man gebe überhaupt Wichtiges zur Mitteilung bringen möchte. der Intoleranz Vorschub.Esist in unserem In der Sprache geschieht –bestenfalls –Be- Bewusstsein sozusagen eine Verbindung gegnung, Erkenntnis und Leben.Der Theo- zwischen Wahrheitund Intoleranz herge- loge und praktizierende Musikliebhaber stellt worden.“ Joseph Ratzinger,den man später den Mo- Zu seinen Prophezeiungen muss man zart der Theologie nannte, kultivierte schon unter anderem auch jene zählen, in denen früh wieder seinen Umgang mit Wörtern, Das Pontifikat ist beendet, die Zeit als Kirchenlehrer beginnt erst noch: Der emeritierte Papst Benedikt XVI. Foto: dpa der Theologe und die zeitgeistigen Strö- mit Begriffenund deren Zuordnungmit je- mungen erkennende und analysierende Ge- ner edlen Materie,die man Sprache nennt. lehrteschon früh vordem radikalenGlau- Wörter und Worte zeichnensich durch sein das Gutsein. Der Menschwirdnicht vergrö- in denen wir uns Klima und Licht selber ge- erhebt. In einemlängeren Gesprächsagte bensabfall und dem Verdunsten des Katho- ganzes und wahrlich umfangreichesSchrift- ßert, wenn ihm Autonomie zugesprochen ben“,gleiche: „Dabeikönnen wiruns doch Kardinal Ratzinger 1996: „Leider istesso, lischen bis hinein in die Kirche warnte. Er werk dadurch aus,dass sie eine innigeund wird, sondern verkleinert, denn er kommt nicht verbergen, dass wir in dieser selbstge- denn der Begriff Natur istinzwischen von machte sich daher–wie das bei Propheten respektvolle Liebe im Umgang verraten, erstwahrhaftzusich selbst, wenn er über machten Welt im Stillen doch aus den Vor- der Naturwissenschaft so beschlagnahmt, so ist, die den Durchblick wagenund dann um, ja um anderen die Schönheit dessen an- sich hinauskommt. Er istmehr bei sich räten Gottes schöpfen, die wir zu unseren dass sein ursprünglicherphilosophischer auch noch recht haben mit ihren Befürch- zubieten und auch möglich zu machen, was selbst, wenn er bei Gott ist, als wenn er nur Produkten umgestalten. Die Fenster müs- Gehalt dem heutigen Menschen sprachlich tungen –geradeinDeutschland keine in der Sprache und dem Wort sich erschlie- er selber sein will.“Und es istdas Wort sen wieder aufgerissen werden, wir müssen nicht mehr sichtbar,nicht mehr zugänglich Freunde. Erstrecht nicht, als er als Papstin ßen sollund kann: Wahrheit. Der Beginn eines klugen Propheten, wenn es dann wieder die Weite der Welt, den Himmel und ist. Dass hier sozusagen die Grundmuster Freiburgdie Entweltlichung der Kirche an- des Johannesevangeliums scheint dem spä- heißt: „Wir müssen, ja wir dürfen nicht das die Erde sehen und all dies recht zu gebrau- der Wirklichkeit gemeint sind und nicht mahnte und deutlich zum Ausdruck brach- teren Papsteine stetsMahnung gewesen zu Sein für uns zurechtbiegen, damit es uns chen lernen.“ einzelneVerlaufsgesetzlichkeiten, das ist te, dass diese Kirche gerade in seiner Hei- sein, den Anspruch Gottes gegenüber dem dienlich wird, denn dann zerstören wir die Werwieder in die Weite,indas Ganze zu- tatsächlich aus dem Blick geraten. Insge- mat existenziellvon der Verweltlichung und Wort nicht zu vergessen und ihm in Welt und uns selbst.“ Mehr als drei Jahr- rückfinden wolle, und werdabei nicht samt würde ich das vonIhnen beschriebene der auch pekuniär gesteuerten Anpassung menschlicher Gebrechlichkeit so edel wie zehnte später istdiese Mahnung aktueller möchte, dass die Vernunftwieder ihreGrö- Programm ,Selbstkritikder Aufklärung‘ an das Profane gefährdetist.Eswirkte wie möglich gerecht zu werden. Immerhin heißt denn je –aber auch verdrängter als je zuvor. ße findet, ohneins Irrationaleabzugleiten, nennen, auf dass sie ganz sie selber werde.“ eine geradezu skurrile Bestätigung,mit wel- es dort, dass im Anfang das Wort, der Logos, Deshalb gilt umso mehr: „Hinhören auf die müsse nicht zuletzt die Ökologie, die Natur (vgl. Joseph Ratzinger,Gesammelte Schrif- cher Schnelligkeit damaligedeutsche Zuhö- war, und dassder LogosGott war–und dass Sprache Gottes,das heißt, Gott gemäß zu des Menschen wieder zulassen und neu ten 13,Freiburg 1245–1249). rerund Verantwortungsträger in Freiburg aus dem Wort alles geworden ist. entdecken. „Wir müssen auf die Sprache noch im Verhallen der Mahnworte in Mik- Wasfür ein Anspruch! Wasfür ein Ge- der Natur hören und entsprechend antwor- ie Aufklärung sei „jedenfalls rophone und Schreibblöckediktierten,dass schenk!Was für eine Zuversicht! Gerade für Poeten, Priester &Propheten ten.“ Unddas bedeute im Blick auf den nicht auf den Weggekommen, BenediktXVI. auf keinen Fall die Kirche in Menschen im 21. Jahrhundert, wo das Menschen, dasserselbst seine Natur achtet der ihr positivesWesen voll Deutschland gemeint haben könnte. Wort, wo bestimmte Wörterinflationär ent- und respektiert, sie keinesfalls beliebig ma- D zur Erscheinungbringen L I T E R AT U R-SERIE Manches wirktmehr als 40 Jahrespäter wertetzuwerden scheinen und die Ehr- nipulieren dürfe. „Der Mensch istnicht nur könnte. Anders ausgedrückt: Es isteine Re- noch so aktuell, als wäre es präzise ins Heu- furcht vorder Sprache und ihrer Verknüp- werden.“Wenn wir,denen Gott entgegen- sich selbstmachende Freiheit. Der Mensch duktion der Vernunfterfolgt, weil sie zu- te geschrieben oder gesagt. Darin zeigtsich fung mit der vorgegebenen Würdedes komme, doch nur begreifen würden, dass macht sich nicht selbst. Er istGeistund nächst einmal vomGlauben abgedrängt die Kraft des Propheten, der als Priester Menschen zu schwinden scheint und ausge- das Gebotein letztlich einfaches ist: „Dass Wille, aber er istauch Natur,und sein Wille wurde und nur rein in sich selbstohne jeden ebenso weise wie weit zu schauen in der La- rechnet vomMenschen verraten wird. Bei wir gemäß der Wahrheit werden.“ istdann recht, wenn er auf die Natur hört, Einfluss des Glaubens und der Offenbarung ge ist–und dazu einlädt.InRatzingers Ratzinger konnte und kann man immer Der Priester und Bischof, der seineBega- sie achtet und sich annimmt als der,der er bestehen sollte. Das heißt, sie istbewusst „Dogma und Verkündigung“(1977)lesen wieder vorallem in seinen Texten erleben, bung im Umgang mit der Sprache immer in istund der sich nicht selbstgemacht hat. schwerhörig geworden gegenüberanderen wir im Blick auf die Wüstenzeit als Zeit der wie in einerwahrhaftigen Sprache höchste den Dienstdes Liebenden stellte, traut die- Gerade so und nur so vollzieht sich wahre Realitäten, eben gegenüber dem, wasaus äußersten Gefährdung und Versuchung, in Erkenntnisse und Verheißungen mit poeti- se Befähigung allen Gottesgeschöpfen zu. menschliche Freiheit.“Und weiter: „Die der Offenbarung,aus dem Glauben heraus der „Israel murrt gegenseinen Gott“und scher Liebenswürdigkeit und Klarheit dazu Der bischöfliche Wahlspruch wurde daher Kultur Europas istaus der Begegnung von kommt. Sie darf es gar nicht hören, weil sie „zurück ins Heidentum“möchte: „Istdarin einladen, selbstund ohne überbordende auch zu einer Mut machenden Einladung Jerusalem, Athen und Rom –aus der Be- gar nicht mehr rein wäre,weil die Philoso- nicht auch unsereSituation beschrieben? Anstrengung geradezu leicht in höchste an viele, „Mitarbeiter der Wahrheit“–Co- gegnung zwischen dem Gottesglauben phie gar nicht mehr Philosophie wäre.So Kirche istheute in einer ganzneuenWeise Geisteswelten aufzusteigen. Alleindie En- operatores veritatis–zusein und zu blei- Israels,der philosophischen Vernunft der denktman, und das führt danndazu, dass (...)indie Zeit der Wüstehineingeschickt. zyklika „Deus CaritasEst“(Gott istdie Lie- ben. Wersodenktund lebt, der erfährt auch Griechen und dem Rechtsdenken Roms schließlich nur noch gilt, wasexperimentell Sie hat so viele Behausungenund Sicherun- be) istnicht nur ein Bekenntnis,sondern freien und klaren Blick auf die Gefahren für entstanden. Diese dreifache Begegnung bil- verifizierbar ist, dassalso die Vernunft sich genverloren. Nichts vondem, wassie zu eine vonzärtlicher Liebe wortreiche Hin- Wahrheit und Würdeund Leben im Alltäg- detdie innere Identität Europas.Sie hat im auf einen engen Sektor beschränkt, eben tragen schien, hält mehr.“ Auch an die Kir- führung zu Gott selbst. In den Texten dieses lichen und Politischen. Es istnur konse- Bewusstseinder Verantwortung des Men- che unserer Zeit „drängensich die Halluzi- Poeten istnachzuspüren, dassdaein vom quent und logisch, dass bereits der Kardinal schen vorGott und in der Anerkenntnis der nationen der Wüste, ihreVersuchungenhe- GlaubenDurchseelter denktund formu- Ratzinger vorder Diktatur des Relativis- unantastbaren Würdedes Menschen, eines Auch an die Kirche unserer ran. Auch ihr legt sich nahe, da der ferne liert.Soversteht man dann auch frühere mus warnte, die eine als Toleranz verkaufte jeden Menschen, Maßstäbe des Rechts ge- Zeit „drängensich die Gott so ungreifbar geworden ist, es mit dem Ausführungen, wie etwa jene aus dem Jahre und sich in feinem Tuch tarnende militante setzt, die zu verteidigen uns in unserer his- Näheren zu versuchen, die Weltlichkeit 1988,wenn es in „Diener eurer Freude“ Intoleranz befördere, weil sie sich derdurch torischen Stunde aufgegeben ist.“ Halluzinationen der Wüste, selbst als Christlichkeit zu erklären, das heißt: „Bekehrung –das erste Wort des Wahrheit möglichen wirklichen Freiheit Jemand, der Poet-, Priester-und Pro- ihreVersuchungen heran“ Aufgehen in der Welt als den wahren Dienst Christentums –kann nur verkündigen, wer verschließt und diese phobisch bekämpft. phet-Sein gleichermaßen in die Wiegege- Jesu Christi auszulegen.“ selbstvon ihrer Notwendigkeit berührt Füralle hörbar –und vonvielen kleingeistig legt bekommen hat, istschließlich angstfrei Vordieser versuchsstarken Anpassung, worden istund darum die Größe vonGnade und angstvoll sofort überhört –waren die und energiereich verwachsen mit einer Ver- den naturwissenschaftlich ausweisbaren, die eine billige und falsche wäre,aber warnt begriffenhat.“ prophetischen Worte des Poeten und Paps- söhnungsmission,die einenluzidenGeist und damit die großen Realitäten des Men- der Prophetimmer wieder.Die buchstäbli- Wiesehr der Poet seine Gabemit der tes im deutschen Bundestag, als dieser die nicht lockerlassenkann. Bei Joseph Rat- schenins Beliebigeund Irrationale ab- che Notwendende Entweltlichung der Kir- Missiondes Priesters zu verbinden ver- Ökologie des Menschenanmahnteund vor zinger zeichnete sich schon früh ab,wie schiebt. Dadurch entsteht eine Art Schizo- che Gottes ist, so würde man heute wohl sa- steht, mag ein Auszug aus einer Predigt vom den fatalen Folgen des Ignorierens von sehr es ihm ein Anliegen ist, eine in der tor- phrenie. Als vernünftig bleibtdas Experi- gen, alternativlos.Essei denn, man wollte 16.Mai 1985 verdeutlichen,wosich –wie so Wahrheit, Recht, Verantwortung und Weis- sohaften Selbstverliebtheitsteckengeblie- mentierbareübrig. Alles andere, das heißt eine Entchristlichung der dann immer käl- oft bei ihm –SpracheinreinerForm anbie- heit warnte. bene Aufklärung zu befreien zu einem die großen eigentlichen Menschheitsfragen ter werdenden Welt. Joseph Ratzinger, tetund lichtreich Trostvermittelt: „Das Er sprach vonder „sich exklusivgeben- ganzheitlichen Freiheitsgebilde, das die und Fragen jedes Einzelnen,werden ins Ir- BenediktXVI. –zweifellos ein Poet,der als Letzte und Entscheidende für den Men- den positivistischen Vernunft, die über das Glaubensbefähigung des Menschen nicht rationaleabgeschoben, und damit muss die Priester und ProphetPapstwurde und des- schen, gerade auch für sein Wohl und Funktionieren hinaus nichts wahrnehmen“ ins Gefühligeabdrängt und sich selbstge- Menschheit in ihremWesentlichen irratio- sen Botschaft verständlich, unbequem, klar Glück, istnicht das Wohlfühlen, sondern könne und „den Betonbauten ohne Fenster, recht als Ratio bezeichnend über die Fides nalwerden.“ Man müsse „wieder zeigen, und einladend bleibt. Die Tagespost ñ11. April 2019 20 Kultur Ritual, Reinigung, Versöhnung

Mehr Dekolonialisierung: In Halle versucht sich ein Opernprojektnach derOp´era„L’Africaine“ vonGiacomo Meyerbeer VONWERNER HÄUSSNER

ielleichtliegt die Wahrheit nicht schaft alles möglich ist, wie die Grenzen des vonheute sind Hunger,Krieg, Entwick- und drei dann aberimmer bruchstückhaf- längst rationalistisch dekonstruiert haben, in den inhaltsschwerenProkla- Genres zu erweiternsind. Fürden kreativen lungshilfe, oder Giraffen, Löwenund Ele- ter.Bestimmte Sequenzen wiederholten als Motor für gesellschaftliche Gewalt Vmationen, nicht in der ausgefeil- Zugriff auf Meyerbeers Werk arbeitetdie fanten. sich im Sinne vonErinnerungen, aber auch wahrnehmen oder in Form sinnentleerter ten Dekonstruktion. Sondern in Oper Halle mit einemafrikanisch-deut- Wasineiner voneinem –oft nichtbe- als Metapher: Die Abschiedsarie der Ines` säkularer Rituale nur noch rudimentärin ein paar Sätzen, die eheramRand wahrge- schen Team: dem Video-Designer Thomas wussten –Alltagsrassismus geprägten Erin- etwa,von Liudmilla Lokaichuk anrührend ihren Alltag integrieren. nommen werden. Etwa, wenn ein angehei- Goergeund dem Bühnen- und Kostümbild- nerung versunken ist, sind schockierende gesungen, verbindetsich dann vordergrün- Unter dieser Voraussetzung fügt sich ein terter Hase sagt, das Projektsei leichter ge- ner Daniel Angermayr (beide warenin Tatsachen wie die Ermordung vonbis zu dig mit Videos vonBootsflüchtlingen, die großer Bogenaus den disparaten Splittern – sagt als getan, „denn wir bekommen es mit Schlingensiefs„Parsifal“ in Bayreuth mit 80 000 Herero undNama durch die deut- wohl alles andereals eine „beau rivage“ver- den historistischen Kostümen des Grand- Kräften zu tun, die wir nichtkontrollieren lassen, wirdaber auch zur Chiffrefür das Opera´ -Kitsches,den performativenEin- können“. Oder einer der afrikanischen Per- Verlassen alter,vertraut gewordener Kopf- schüben und Überlagerungen, der multime- former bemerkt, wenn der Geist„entkolo- bilder,wenn der „Geistentkolonialisiert“ dialen Kommentierung, dem zunehmenden nialisiert“werden soll, sei die Waffe nicht werden soll. Zerfleddern der Opern-Struktur –und da- Logik, sondern Wunder. Haben wir es mit Spannend, dass die afrikanische Perspek- mit der Musik Meyerbeers –inMomente kolonialen Dämonen zu tun?Müssen wir, tive diejenige eines Rituals ist–eine Form, des Zitats, der Erinnerung, auch des grotes- wie es auf einemDetail der Bühne zu lesen die Europäer heute weithin nur noch als sä- kenKontrastes.Nicht jeder Teil dieser so ist, mit Dante „alle Hoffnung fahren“ las- kularisierte psychologische Methode und entschlossen wie prekär zusammengefüg- sen? nicht mehr als eine zutiefst religiös-trans- ten Sammlung theatraler Mittel geht auf: Die Oper in Halle istinden letzten Wo- zendental konnotierte Weise der Weltdeu- Nervig wird’s, wenn die Vorgängezuein- chen in die Schlagzeilengeraten, weil der tung und -auseinandersetzung wahrneh- deutig als politische Statements in dürren Vertragihres Intendanten Florian Lutz men. Dass etwa der Bischof (Michael Zehe) Worten firmieren. Oder wenn ein Zuschau- nicht verlängert wurde. Sein Vorhaben, in der Ratsversammlung im ersten Aktvon erquiz im dritten Teil zwar die Kenntnislü- neue Wege in der Oper zu gehen, warvom Meyerbeers Oper eine Schamanenmaske cken vonMenschen auf den Sitzstufen der Stadtrat bei seinem Dienstantritt2016aus- trägtund erstvor dem Eintreten vonVasco Raumbühne entlarvt, aber eherals abge- drücklich gewünscht, in letzterZeit aber da Gama ein rotes Birettaufsetzt, behaup- droschenes Verfahren wirkt, um die Zu- immer wieder auch interner Kritik ausge- tet, dass sich Religion in allen kulturellen schauer zu beteiligen. setzt. Vorallem die Rolle des Geschäftsfüh- Kontexten als vonGottoder Göttern ge- Spannend wirdeswohl noch einmal, rers der Theater-, Oper-und Orchester rechtfertigteMacht manifestierenkann. wenn sich im vierten Teil und der „Euro- GmbH Halle (TOOH) wurde als spaltend Die Titel der vier Teile benennen das Ri- p´eenne“ ein neuerHorizont auftut,der –so und destruktivwahrgenommen. tual:Der „Auseinandersetzung mit den Ah- istzuhoffen –nicht in vordergründigen De- Kennzeichnend für den ehrgeizigenNeu- nen“ (Fotouona Djami Y´ele)´ folgt die „Ver- batten um Raubkunstoder N-Wörter ste- zugangzur Gattung Musiktheater istein söhnung“ (Boo ASan Pkamine),´ die „Reini- ckenbleibt. Die „neuen Erzählungen der ge- umfangreiches Projekt, das sich noch bis in gung“(Piir ASi`en) und die „Verwandlung“ meinsamen afrikanisch-europäischen Ver- die Spielzeit 2020/21erstrecken wird: „I (Nisalb Liefo).Vorbild istein Ritual des gangenheit“ brauchen die Vertiefung. Sie likeAfrica and Africa likes me –Ilike westafrikanischen Volkes der Dagara. Man brauchen den „Dialogals Chance“, der im Europe and Europe likes me“. Viermal er- könnte problemlos auch christliche Buß- dritten Teil dieser Tetralogie beschworen scheint Giacomo Meyerbeers „L’Africaine“ Zuerst trug der Bischof (Michael Zehe) eine Schamanenmaske, dann rotes Birett: und Reinigungsriten heranziehen. Zwi- wurde, nicht die Haltung, die zu Beginn im auf der Raumbühne Sebastian Hannaks, Religion soll sich in allen Kulturen manifestieren können. Foto: Oper Halle schen der Darstellung grundlegender Er- Bild treffend festgehalten wird: Da steht auf viermal verändert sich die Gestalt der Auf- scheinungsformen menschlicher Religiosi- der leeren Bühne eine Kiste mit der Auf- führung: Meyerbeers „Grand Opera“´ wird tät, Synkretismusund Transformation von schrift „charite“.´ Denwohl schönsten Hin- dekonstruiert nach allen Regeln der zeitge- dabei), dem Filmemacher und Hip-Hoper schen Schutztruppen des Generalleutnants Ritualen sind die Grenzen im künstleri- weis gab einer der afrikanischen Performer nössischen Theaterkunst, wird„übermalt“. Lionel PuotaireSome,´ dem Sound-Desig- Lothar vonTrotha in Deutsch-Südwestafri- schen Kontext fließend. (Rosina Kaleab,Karmela Shako, SergeFou- Der vierteTeil ab 21. Juni verbindetMeyer- ner Abdoul Kader Traore,´ dem Projektko- ka, dem ersten Völkermorddes 20.Jahr- Im zweiten Teil gehen die afrikanischen ha) mit dem eher nebenhergesprochenen beers Musik mit Neukompositionen des ordinator Michael vonzur Mühlen und hunderts,der auch als „Rassenkampf“ ver- Darsteller genauer darauf ein, wie sie „kolo- Satz: „Sie kennen unsereGeschichten Südafrikaners Richardvan Schoor und dem Dramaturgen Philipp Amelungsen. standen wurde. Oder die Konservierung nialeDämonen“ vertreiben und „den Auf- nicht.“Wer dabei zuhört,mag schonauf wandertschließlich nach Lübeck. Dort ent- Undweil das Unternehmen halt auch mit und teilweise Ausstellungvon Skelett,Ge- trag der Ahnen erfüllen“. Die untrennbare dem Wegzur „Verwandlung“ sein. steht gleichzeitig eine Filmoper mit dem Ti- Oper zu tun hat, mit den Dirigenten Mi- hirn und Geschlechtsteilen der „Venus´ hot- Verbindung vonKunstund Ritual wirdbe- Wernach Halle kommen will, um Gia- tel „L’Europeenne´ “nach einem Drehbuch chael Wendebergund Peter Schedding. tentote“ Sarah Baartman in Paris.Beides nannt. Der Kunst–für die es in der westaf- como Meyerbeers „L’Africaine“zuerleben, des Regisseurs und Performers Lionel Pou- Die Oper selbstist nicht länger Illusions- spielt in den Aufführungen in Halle eine rikanischen Sprache der Performer kein bringt falscheErwartungen mit. In Halle taireSome,´ der in Halle zum Produktions- und Überwältigungstheater,sondern Ob- Rolle, wenn etwa Meyerbeer und Bartmann Wort gebe –komme der Begriff des „Heili- geht es um die Erweiterung des Musikthea- team gehört und in Burkina Faso mit Chris- jekteiner neuen Perspektive,für die sich die als Puppen wie auf erhöhtenSchiedsrich- gen“ am nächsten, heißtesda. Kunstals et- ters in Richtung neuer Spielformen, um die toph Schlingensiefgearbeitethat. Unddiese afrikanischen Performer immer entschiede- ter-Leitertürmen sitzen und über das „Dra- was, das aus eineranderen Welt komme, das Oper als Material, um Entdeckungslustund Umkehrung der Perspektive –Afrikablickt ner in die Abläufe einmischen. Afrika,so ma des Kolonialismus“räsonnieren, das ein Torzueiner anderen Welt sei: Es gehört Theater als multiperformativesMedium. auf Europa mit dem Medium Oper – ließe sich pointieren, blicktauf eine Vorstel- weder Afrika noch Europa wirklichaufge- wohl auch zur Entkolonialisierung des Also um politischen und ästhetischen Dis- kommt im Gegenzug 2020/21nach Halle. lung von„Afrika“, wie sie sich in der Exotis- arbeitethaben. Geistes,die spirituellen und transzenden- kussionsstoff. Wersich daran beteiligen Das vomFonds Doppelpass der Kultur- mus-Perspektive der europäischen Kultur Meyerbeers Oper lief im ersten Teil in ten Bezügeafrikanischer Kulturen ernstzu möchte, wirdvielleicht nicht vonallen ein- stiftung des Bundes geförderte Projektwill des 19.Jahrhunderts ausgebildethat –und einer kitschig-historistischenSpielversion nehmen –eine fordernde Aufgabezumal für gesetzten Mitteln und Konzepten,aber von ausprobieren, wasmit der Kunstgattung wie sie bis heute, wenn auch vielfältig trans- vorden Augender stummenafrikanischen Europäer,die sich aus ihren traditionellen der Intention an sich durchaus angeregt Oper unter dem Zeichen der Zeitgenossen- formiert, weiterwirkt: Die medialenBilder Beobachter ab,erschien in den Teilen zwei christlichen Bezügen gelöstund Religion nach Hause gehen. SchmutzigeWäsche aus Automaten

Auch die Genderperspektive hilft nicht:Zur Rassismusdebatte zwischen dem Bauunternehmen Hornbach und Japan VONALEXANDER RIEBEL

apan empörtsich: über deutschen eine jungeAsiatin die deutsche Unterwäsche worden, auf der es heißt, dass viele Kom- Automatenkultur weltweit mit dem Land in „Rassismus“. In japanischen Talk- voneinem Straßenautomaten.“ Ebenso hat mentareaus der „asiatischen Community“ Verbindung gebracht.“ shows,inNachrichtensendungen Hornbach erklärt: „Dass diese Szene eine eingegangen seien. „Wir nehmen es sehr Die japanische Zeitung „Asahi shimbun“ Jund Zeitungskommentaren sowie in Protagonistin asiatischer Herkunft zeigt, hat ernst, wenn sich Menschen aufgrund unserer fragt in scharfenKommentaren, wasin den soziale Medien verbreitetsich Ärger keinen tieferen Hintergrund.“Doch Japaner Werbung persönlich verletzt fühlen“, heißt Deutschland los sei. Asiatinnen kenne man über Werbung aus dem BaumarktHorn- lassen sich durch solche Anonymisierung es da. Man lade zum Gespräch ein –Ziel sei in Deutschland eher in der Prostitution und bach.Ein Werbeclip zeigt, wie Gärtner ihre nicht täuschen. Denn beinahe unmerklich es,sich auf Augenhöhe zu begegnen, um die weniger in gut angesehenen Berufen. Das verschwitzte Unterwäsche ausziehen, die stehen an dem Laufband, auf dem die Wä- Hintergründe für mögliche Verletzungen zu Land müsse an seinem Frauenbild noch viel dann in handlichen Plastikpackungen ver- schestückeliegen, die japanischen Schrift- erfahren und sich konstruktivauszutau- arbeiten, schreibteine japanische Journalis- schweißt wirdund so aus einem Automaten zeichen für „Geruch des Frühlings“(aoi no schen. Wüsste man bei Hornbach etwasvon tin der Zeitung vonMünchen aus. gezogenwerden kann. Eine jungeFrau, wohl haru).Damit istdie Produktion für Japan japanischen Umgangsformen, so hätte man Japan hat immer mit großem Respektauf eine Japanerin, zieht sich solch eine Pa- eindeutig. Unddie „taz“belegt den japani- nicht ein Gespräch auf Augenhöhe angebo- Deutschland geschaut,auch wegender ande- ckung, öffnetsie und schaut betört: „So schen Kontext mit den Worten: „Vielleicht ten, sondern es anders formuliert –der so renArt des Umgangs mit der Zeit des Zwei- riecht das Frühjahr“, erscheintein Schrift- meinten die Macher es emanzipatorisch: Sie massivKritisierte steht nicht auf Augenhöhe. ten Weltkriegs.Die Rede vonFriedrich von zug. spielt auf die Unterwäsche-Automaten in Stattdessen zeigt Hornbach „Haltung“–im Weizsäcker istnoch heute ein Begriff in Warum wir?, fragt man sich in Japan. Tokio an, aus denen die Angestellten der Clip wirdjetzt auf erklärende Beitrage, auch Japan, Deutschland istfür die Inselbewoh- Während Muslime und Juden in Deutsch- Großstadt benutzte Schlüpfer vonSchul- auf Japanisch, im Internetverwiesen, der in- ner eine der großen Kulturnationen. Umso land tabu seien, sei Asien rassistisch aus mädchen kaufen. In diesem Fall wurden die zwischen „auf alle Kunden ausgeweitetsei“ . Gleich kommt das „Frühlings“-Erlebnis, größer muss wohl die Enttäuschung über die deutscher Perspektive nicht besetzt. Aus Rollen gendermäßig umgedreht.“ Auch Man habe die Rollenbilder umkehren wol- wenn die „Asiatin“ an deutscher Män- Werbung vonHornbach ausfallen. Wird ein deutscher Sicht, sowohl bei Hornbach wie spricht man in Japan davon, dass Herren bei len, sagte Hornbach-Pressesprecher Florian nerwäsche schnüffelt. Foto: Hornbach Volk normalerweise nicht als Rasse aufge- auch in den meisten deutschen Medienbe- Schulschluss mittags vonOberstufenschüle- Preuß gegenüber dieser Zeitung: Die Män- fasst, so hat der Vorwurf des Rassismus richten, wirdfür die Öffentlichkeit ein un- rinnen getragene Unterwäsche kaufen. Die ner ziehen sich aus und die Frau handle gegenüber Deutschland die Eigentümlich- deutliches Bild erzeugt, wasmit Asien ge- Idee istalso nicht völlig aus der Luft gegrif- selbstbestimmt am Automaten. Doch han- Ländern. Auch wenn der Ort der Handlung keit, dass sich die Japaner nicht auf andere meint sein soll. So istbei faz.netvon einer fen. delt man im Werbeclip selbstbestimmt? keine Rolle spielen soll, räumt Hornbach Völker zurückführen. Ob es nun um Japaner „asiatisch aussehenden Frau“ die Rede, die Hornbach selbsthat bei Twitter zum Dia- Doch eher im richtigen Leben. Würdeder doch auf der Internetseite die Möglichkeit oder sonstumAsiaten geht, sollte für Horn- die verschweißte Packung öffnet. Auch die logüber den Werbeclip eingeladen. Die fünf Clip auch in Japan laufen, wärenzumindest Japans ein: „Dass sich der Japan-Vergleich bach keine Rolle gespielt haben –Werbung „taz“sieht das Geschehen in einem allge- Gartenarbeiter sind inzwischen zum Titel- die japanischen Kundinnen angesprochen. aufdrängt, istfür uns nachvollziehbar, in diskriminierender Weise sollte es über- mein asiatischen Kontext:„Dort kauft sich bild auf der Twitter-Seite bei Hornbach ge- Aber er läuft nur in wenigen europäischen schließlich wirddie ,Urban Legend‘ der hauptnicht geben dürfen. Die Tagespost ñ11. April 2019 Kultur 21

INTERNATIONALE ZEITSCHRIFTENSCHAU rigen Kindern Termine für sie, darunter ExzentrikundGeheimnis auch Arzttermine. Immerhin15Prozent erinnern ihreKinder,die auf ein College gehen, mit einer SMS oder einemAnruf EinzigartigeBildgestaltung:Der „Meister vonHeiligenkreuz“ineiner daran, einenTestoder eine Unterrichts- stunde nicht zu verpassen. Eines der un- Ausstellungdes Wiener Kunsthistorischen Museums VONGUDRUN TRAUSMUTH geheuerlichsten Resultate der Umfrage war, dass laut USA TODAY „elf Prozent eim Betreten der Kabinettaus- der Elternvon erwachsenenKindern den stellung über den „Meister von Arbeitgeber ihres Kindes anrufen, wenn es BHeiligenkreuz“, die es im Wiener bei der Arbeitein Problemhabe“. Doch Kunsthistorischen Museum seit das Problem dabei sei, wie Julie Lythcott- kurzem zu sehen gibt, ziehen einen die Haims der NYT sagte, dass Eltern ihre prächtiggolden und leuchtend farbigen Angriffauf die Demokratie Kinder nicht erwachsenwerden lassen. wundersamen Werkeeines rätselhaften Künstlers in ihren Bann. Die Bezeichnung Im SPECTATOR schreibtPiers Morgan, Gegendie Evolutionstheorie „Meister aus Heiligenkreuz“ istder Notna- dass er bei einemerneutenBrexit-Refe- Wissenschaftler äußertenihreSkepsis me eines Künstlers,der um 1400 ein großes rendum für den EU-Austrittstimmen gegenüber dem Darwinismus,wie die geistlichesWerk geschaffen hat; aufgrund würde, obwohl er vordreiJahren dagegen amerikanische Ausgabe der Zeitung verschiedener Indizien vermuten die war. Weshalb?Weil er so wütendüber EPOCH TIMES meldet. Nur zwei Sätze Kunsthistoriker,dass der Anonymus seine eine zweite Volksabstimmung wäre,denn enthältdie Stellungnahme, die seit den AusbildungimUmfeld der Pariser Hof- er habe noch niemanden getroffen, der letzten Jahren bis heute vonmehr als kunsterfahren hat. –Warum aber„Meister seine Meinung geändert habe. Wasgerade 1000 Wissenschaftlern unterzeichnet aus Heiligenkreuz?“, washat der Ort im geschehe,sei eine „Schande“: „Ein Unter- wurde. Die Liste enthält unteranderen die Wienerwald mit besagtem Künstlerzutun? haus,das fastnur mit „Remainer“-Abge- Namen vonWissenschaftlern weltweit re- Zumindestdieses Rätsel istleicht zu lösen: ordneten besetzt ist, versucht alles in sei- nommierter Universitäten wie Yale, Das zentrale Werk des Meisters,ein Dipty- ner Macht Stehende zu tun, um das Er- Princeton, Stanford, des „Massachusetts chon (1415/20), wurde 1926 durch das gebnis von2016umzustoßenoder den Institute of Technology (MIT) sowie von Brexit abzuschwächen, dass dieser schließ- Mitgliedernder amerikanischen Akademie lich keine Ähnlichkeit mit dem mehr hat, der Wissenschaften und der nationalen DasDiptychon isteines wofür die Leavers einststimmten. Ich Wissenschaftsakademien Russlands, der„außergewöhnlichsten finde diesen Angriff auf unsereDemokra- Ungarnsund Tschechiens.Mit ihrer Er- tie weitaus unheilvoller als alles andere, klärung wollen sie dem Eindruck ent- Tafelbilder“ derKunst wasuns bei einem Austrittohne Deal aus gegentreten, dass die darwinistische Theo- um das Jahr 1400 der EU passieren könne.“ rie über allen Zweifel erhaben sei. Sie halten die Entstehung des Lebens durch Umweltschutz durch Kernenergie zufälligeMutationen für nicht plausibel Kunsthistorische Museum aus dem Zister- Der amerikanische Umweltschützer Mi- und fordern „eine sorgfältigeUntersu- zienserstift Heiligenkreuz erworben; man chael Shellenberger gab dem französi- chung“der Belege für den Darwinismus vermutet, dass der aus Paris kommende schen Monatsmagazin LE POINT ein sowie das Ende der Diskriminierung von Wanderkünstler sein Meisterwerk in der Interview. Die 2008 vom„Time Magazi- Forschern, die am Darwinismus zweifeln. Gegend vonWien realisiert hat, zumal das ne“ zum „Helden der Umwelt“ gekürte Diptychon auf Eichenbretternlokalen Ur- Galionsfigur der „pragmatischen Umwelt- sprungs gefertigt wurde. schützer oder auch Ökomodernisten“ ver- Kurator GuidoMessling bezeichnetdas teidigt Atomtechnologien als beste Maß- Diptychon im großartigen Ausstellungska- nahme, um die Umwelt zu schützen. Seit talogals eines der „außergewöhnlichsten Zu den Hauptwerken des „Meisters vonHeiligenkreuz“ gehört „Tod der Maria“ einigen Jahren stellterfest, „dass die er- Tafelbilder“der Kunstum1400.Seine Be- (1420/30), gemalt auf Tannenholz. Foto: Kunsthistorisches Museum Wien neuerbaren Energien, obwohl sie billiger sonderheit sieht er nicht so sehr in der Far- wurden, zu einem erheblichen Anstiegdes benpracht, dem hohen Aufwand an Blatt- Strompreises geführt haben“. Natürlich goldauflagen und in der kräftigen Farbig- und der National Gallery of Art in Washing- an den Plan Gottes an. Die relativgeringe könne man auch noch weitereWindräder keit, sondern im Bildprogramm, welches die ton;die beiden Tafeln werden zwar durch Größe des Diptychonslässtvermuten,dass installieren, meint er,und sie würden dann Verkündigung Mariens mit der Mystischen keinen gemeinsamen architektonischen es als mobiles persönliches Andachtsbild eben noch mehr Insekten, Fledermäuse Vermählung der heiligen Katharina kombi- Raum vereint, wie dies beim Heiligenkreu- gedient hat. Besonders auffallend sind die und Vögeltöten. Doch die grünen Ener- niert. Verbunden sind die beiden Innensei- zer Dipthychon der Fall ist, doch sind sie in mit Scharnierenverbundenen Rahmen des gien seienbegrenzt: „Der Wind wirdnicht ten des Diptychons durch einen architekto- ihrer Komposition einander spiegelbildlich zweiteiligen Werkes,indie rotund blau ge- stärker wehen und die Sonne nicht öfter Wird der Glaube zumVerbrechen? nischen Einheitsraum. Während die Ver- zugeordnetund weisen durch ihreaufein- färbte –und zum Teil bestückte –Reli- scheinen. 450 mal so viel Fläche istnötig, Wird Großbritannien den christlichen kündigungsszene vomheiligen Paulus und ander verweisenden Bildthemen auf ihre quienfächer eingearbeitetsind. um auf einer Solarfarm in Kalifornien die Glauben zu einemHassverbrechen erklä- einem weiteren Apostel begleitet wird, fin- Herkunft aus einem Klarissinnenkloster Mit einem als Kopie überlieferten Porträt gleiche Energie wie mit einem Kernkraft- ren?,fragt Simon Caldwell im CATHOLIC den sich auf der rechtenInnenseite, das Ge- hin.Neben diesen beiden Hauptwerken des der Herzogin Beatrix vonHohenzollern werk zu erzeugen.“ Das,was Leute wie HERALD.Ein Vertreter der katholischen schehen gleichsam voneinem abgetrennten „Meisters vonHeiligenkreuz“ zeigt die Ka- (16.Jahrhundert)hebtdie Kabinettausstel- GretaThunberg wollten, habe nichts mit Kirche in Schottland vermutet, „dass die Zuschauerraumaus betrachtend, die heilige lung schließlich das HöfischeimWerk des dem Klimawandel zu tun: „Was sie wollen, Gläubigen schon bald Gesetzesbrecher Dorothea und die heiligeBarbara. Der Ku- Der Meister geht souverän Heiligenkreuzer Meisters ausdrücklich her- istsoziale Macht. GretaThunberg will, sein könnten, wenn sie sich zur kirchlichen rator betont, dass diese Konstellationen vor, das auch in seiner geistlichenKunstein dass wir alle Vegetarier werden, dass man Lehreüber Ehe und Sexualität bekennen“. ebenso einzigartig seien wie die Gestaltung mit der Blickrichtung und wichtiges Gestaltungselement darstellt. nicht mehr mit dem Flugzeugfliegt und Der Leiter des Catholic Parliamentary der Rückseiten der beiden Tafelbilder,wo Die Ausstellung „DerMeister von dass wir sogar unserpolitisches System Office, AnthonyHoran, warnte Politiker eine Muttergottes mit Kind und eine heilige Chronologie der Geschich- Heiligenkreuz“ ist im Kunsthistori- aufgeben. Sie will uns ein ökonomisches davor, dass ein neues Gesetz über Hass- Dorothea als große Standfiguren einander te der Heiligen um schen Museum in Wien bis23. Juni Mittelalter aufzwingen.“ Wenn es ihr mit verbrechen auch normale Katholiken be- zugewandtsind. Die starkeBetonung der 2019zubesichtigen–ambestenin einem Ausweg aus der Klimakrise wirklich treffen könnte, die es wagten, die kirch- heiligen Dorothea und der heiligen Katha- Verbindung mit einem anschließen- ernstwäre, „würde sie vonder ganzen liche Lehre etwa über gleichgeschlecht- rina könnte im Übrigen ein Indizdafür sein, binettausstellung auch das vergleichsweise den Ausflug nach StiftHeiligenkreuz, Welt fordern, dem Beispiel ihres Heimat- liche „Ehen“ oder über Transsexualität zu dass das Diptychon für die Wiener Kapelle kleine Bild „Vermählung der heiligen um den „Meister vonHeiligenkreuz“ landesSchweden zu folgen“, wo der Neu- teilen:„Wirmüssen uns davorschützen, St. Dorothea und Katharina bestimmtwar, Katharina“ (1415/20) aus dem Wiener Bel- im namensgebenden geistlichen bau vonKernkraftwerken erlaubtist und und Meinungs-,Gedanken-, Gewissens- wo unter HerzogAlbrecht V. 1414 ein vedere. Wieder Ausstellungskatalog argu- Raum nachwirken zu lassen. die Kernenergie zu etwa einem Drittel der und Religionsfreiheit gewährleisten. Man- Augustinerchorherrnstift gegründetwurde. mentiert, könnte dieses Werk aufgrund der Anzeige Gesamtstromerzeugungbeiträgt–in che Leute könnten behaupten, dass das Wasden Ausstellungsbesuchern bei der strukturellenVergleichbarkeit mit dem Deutschlandwurde der Totalausstiegaus Äußern der Position der katholischen Kir- Betrachtung der Bilder auffällt, sind die ku- Heiligenkreuzer Diptychon den linken Teil der Kernenergie bis 2022beschlossen. che über Ehe oder menschliche Sexualität gelig gewölbten Stirnen und vorallem die eines weiteren Diptychons gebildethaben, ein Versuch sein könnte, Hass zu schüren.“ dünnen, überlangen, fastspinnenartigen dessen rechterTeil in Analogie zu zwei an- Doch das,soHoran weiter,„wäre natürlich Finger der Figuren. Dies diagnostiziert deren erhaltenen Katharinen-Diptychen „Schneepflugeltern“ noch schlimmer falsch,aber ohne Möglichkeit zu einer so- Guido Messling als manieristische Über- die Kreuzigung Christi als zweites Bildthe- als „Helikoptereltern“ liden Debatte und zu einem Meinungsaus- steigerungder Schönheitsideale der „Inter- ma haben könnte. Nach den „Helikoptereltern“, die ihreKin- tausch riskieren wir,eine intolerante und nationalen Gotik“. Sichtlich hatte der Ergreifend istdas Diptychon „Christus BuBuchhüchhüllenllen ffüürsürsrs der überbehüten und wie ein Hubschrau- illiberale Gesellschaft zu werden“.Esherr- „Meister aus Heiligenkreuz“ auch eine Nei- als Schmerzensmann und Maria mit dem ber ständig über ihr Wohlergehen kreisen, sche heute „ein Klima der Angstinder gung zu kostbaren Stoffen, sowie eine Vor- Kinde“ (1415/20) aus dem Kunstmuseum GottGotteseslob,lob, alallele BibBibeleln,n, kommen nun die „Schneepflugeltern“: Gesellschaft“, in dem sich die Menschen liebe für Architektonisches.Dazu kommen Basel, das im originalenRahmen erhalten Diese räumen ihren Kindern sämtliche „allenfalls unwohl“ und „schlimmstenfalls liebenswerte Details,wie etwa die beiden ist. Die beiden Tafeln werden aufgrundder inin allenallen FoFormrmatatenen Hindernisse aus dem Wegund erziehen total verängstigt“fühlten, in Bezug auf bauenden Engel auf der linken Innenseite mit dem Heiligenkreuzer Diptychon weit- sie damit, wie die NEW YORK TIMES ihren Glaubenoffen zu sein.Schon heute des Diptychons –dieser Bildausschnittist gehendübereinstimmendenFormenspra- feststellt, zu „unfähigenErwachsenen“. Sie würden Grundschulen zu „ideologischen auch auf dem Coverdes prächtigen Ausstel- che ebenfalls dem „Meister vonHeiligen- n NotizbuchserieNotizbuchserie „L„Logbuch“ogbuch“ verhielten sich wie „Maschinen, die vo- Schlachtfeldern“. So versuchte beispiels- lungskatalogs zu finden. kreuz“, oder aber einemseiner Werkstatt- n StiftrStiftrollenollen raustuckern und alle Hindernisse auf dem weise eine Schule in Croydon zu garantie- Die Besonderheit der Wiener Kabinett- mitarbeiter zugeschrieben. Beim Betrach- n vieleviele NeuheitNeuheiten,en, Wegihrer Kinder zum Erfolg wegräumen, ren, dassalle ihrer Schüler an einem„Gay- ausstellung ist, dasszum ersten Mal allebe- ten verwundert die Anordnung: Entgegen damit sie keine Fehlschlägeund keine Pride-March“teilnehmen, wasdazu führ- kannten Werkedes „Meisters aus Heiligen- der Blickrichtung und der Chronologie fin- z.z. B.B. diedie StiftStifteboebox„x „WoWoody"ody" Frustrationenerlitten“. Auch andereUS- te, dass 110 Eltern ihreKinder vonder kreuz“ gemeinsam ausgestellt werden, was detsich der Schmerzensmann auf der lin- Zeitungen griffen das Thema auf, nachdem Schule abmeldeten, während sich Hunder- –abgesehen vomHeiligenkreuzer Dipthy- kenTafel und Maria mit dem Kind auf der Genau für mich. eine neue Umfrageinden USAergeben te vonmuslimischen Eltern gegen„No chon –vier weitereWerkebetrifft: Die Ta- rechten. Ausder Perspektive der Heilsge- hatte, dass Eltern selbstdann noch Dinge Outsiders“ aussprachen, ein LGBT-Lehr- feln des zweiteiligen Altarwerks „Tod der schichte setzt sich der Maler souverän über KALOSLederwarenKuno Preßl GmbH &Co. KG für ihreKinder erledigten, wenn diese be- programm, das an der Parkfield School, Maria“ und „Tod der heiligen Klara“ die Zeit hinweg: Die einander treffenden HoferStr.12•D-95111 Rehau •Tel.09283-1214 reits erwachsensind.Soetwavereinbaren einer Grundschule in Birmingham unter- (1420/30) befindensich heute getrennt BlickeChristi und seiner Mutter deuten E-Mail: [email protected] 74 Prozent der Eltern von18- bis 23-jäh- richtetwird. KS voneinander im Cleveland Museum of Art eine tiefesWissenund zugleich die Hingabe www.KALOS.de www.ANDSONS.de Die Tagespost ñ11. April 2019 22 Medien

Kirchenkritikvon innen DER DICKE HUND

Die Kirche in derSchweiz Doch öffentlichist vondieserVielfalt we- Dicker Hund nig zu spüren. Wernicht bereit ist, nach Ni- entferntsich auf manchem schenangeboten zu suchen,muss sich mit hoch drei den kirchlichenLeitmedien zufrieden ge- Sonderweg vomweltweiten VONJOSEF BORDAT ben. Über diese wirdseit Jahren kontro- Katholizismus.Beispielhaft vers diskutiert. Dreh- und Angelpunktsind dabei immer wieder Fragen nach Ausrich- Die NPD rief dazu auf, Menschen zu be- zeigt das derZustand der tung und Ausgewogenheit der Themen und nennen, die man am besten schnell ab- katholischen Medienim Positionen. schieben sollte. Die ganze Aktionlief auf Unter diesem Vorzeichen fand die Neu- Twitter –hashtag: „abschiebechallenge“. Land VONDAVID WYSS strukturierung der Schweizer Kirchenzei- Einerseits isteine solche „Challenge“ eine tung (SKZ) statt, die mit einer neuen Re- abstoßende,weil menschenverachtende daktionsleitung Anfang 2018 ihren Ab- Provokation.Andererseits istdas Dulden uf seinem Internetauftrittlistet schluss fand. Das Blattrichtet sich primär seitens Twitter eine kritikwürdigeForm der Schweizerische Katholische an Hauptamtliche und versteht sich als der Unterstützung. Schließlich berichteten Presseverein (SKPV) 68 katho- theologische Fachzeitschrift. Zugleich ist vieleUser vondieser skandalösen Aktion, Alische Medienangebote auf dem sie das amtlicheMitteilungsorgan der wobei die empörte Berichterstattung wie- Gebietder Schweiz. In Relation zu knapp deutschsprachigen Bistümersowie der derum Teil des perfiden NPD-Kalküls ist. drei Millionen Katholiken istdies eine be- Bistümer mit deutschsprachigem Territo- Das sind gleich drei beachtenswerte As- eindruckende Vielfalt. Eine Vielfalt,die rialanteil. Zur Neuaufstellung des Blatts pekte auf einmal. den einzelnenSprachteilen und den ver- erklärte der Basler Generalvikar Markus Zum einen istdadie NPD-„Challenge“ schiedenen Prägungen des Schweizer Ka- Thürig: „Wir probieren ein Instrument zu selbst.Eine „Challenge“ (zudeutsch: He- tholizismus geschuldetist.Dabei sind bilden, bei dem man lernen kann, wie man rausforderung)ist eine Art Social Media- Kommunikationsorgane fremdsprachiger unterschiedlichePositionen darstellen und Anfang 2018 fand nicht nurbei der „Tagespost“ein Wechsel statt, sondern auch Kettenbrief, in dem User aufgefordert die theologische Fachzeitschrift „Schweizer Kirchenzeitung“ präsentierte sich im Katholiken, die in der Schweiz eine beacht- zur Kenntnis nehmen kann.“ Weniger dip- werden, etwasganz Bestimmteszutun, liche Zahl darstellen, oder die Medien neuen Format und bedient im wöchentlichen Turnus eine Auflagevon knapp lomatisch ausgedrücktbedeutet das wohl: 2000 Exemplaren. Foto: SKZ und zwar in einer für Anderenachvollzieh- zahlreichergeistlicher Gemeinschaften da- Künftig sollenauch Positionen, die ge- baren Weise, also Internet-öffentlich. Oft rin noch gar nicht erfasst. meinhin als „konservativ“ gelten, stärker dient das einem guten Zweck oder soll Diese Zahlen des SKPVlassen eine blü- berücksichtigt werden. Damit kam man einen Missstand markieren und bekannt hende und vielfältigekatholische Publizis- dem Churer Wunsch nach mehr Beachtung de und vonbeiden finanziert wird. Wie wirdauch der Katholizismusder italie- machen. Dass hier eine Aufforderung er- tik vermuten. Sie imponierenzudem ange- für die kirchlichen Positionen nach. Für auch anderemarktführende katholische nisch- und französischsprachigen Lands- geht, Menschen zu nominieren, die abge- sichts sinkender Auflagen und steigender kritische Kommentareaus der etablierten Nachrichtenportale muss sich die Seite leutemit regelrechter Ignoranz gestraft. schoben werden sollten, isteine Pervertie- Kosten im helvetischen Verlagswesen. katholischenMedienwelt sorgte zudem die immer wieder Kritik an ihrer Ausrichtung Eher wirdnoch der Austausch mit dem rung der eigentlich ganz netten Idee. Eine Berufung des Churer Diözesanpriesters gefallen lassen. Innerhalb der Grenzen von deutschsprachigen Ausland gesucht, als Abschiebung istimmer eine persönliche Roland Graf in die Redaktionskommission. Sachlichkeit und Anstand gehört Kritik mit dem Tessin oder der Westschweiz. Der Härte, die Menschenexistenziell betrifft. Nicht weiter problematisiert wirddagegen schließlich zum Geschäft publizistischer zur Avantgarde der Progressivität zählende Schon vondaher verbietetsich ein hämi- Grafs Kollege in der Redaktionskommis- Arbeit. Redaktionelle Leitlinien und eine publizistische Arm des liberalen Deutsch- scher Umgangmit dem Thema. Dass dann sion, Heinz Angehrn. Der St. Galler Diöze- inhaltliche Profilierung sind unvermeidli- schweizer Katholizismusverkörpert damit vorallemdeutsche Politikerinnen und sanpriester mit Hang zur Provokationen che Folgen. Bei „kath.ch“allerdings isteine genau jene Borniertheit, der er eigentlich Politiker mit Migrationshintergrund be- ecktselbstinseinem Bistum, der „liberalen dezidiert kirchenkritische Redaktion am den Kampf angesagt hat. Jenseits der gut nannt wurden, zeigt, wie hirnrissig und ab- Flanke“ deseidgenössischen Katholizis- Werk, deren Arbeit offensichtlich einseitig finanzierten Kirchenstrukturen sind je- stoßend die NPD-Aktion ist. Das istdie mus,immer wieder an. Ob Angehrn, der istund bleibt. Neben anerkennungswürdi- doch auch positivstimmende Wachstums- eine Seite. gern mit seiner MitgliedschaftimSterbe- genBerichten über kirchliches Leben und phänomene zu beobachten. Ein Kollektiv Zum anderen braucht es für eine „Chal- hilfeverein EXIT kokettiert, mehr als der Wirken im Land findetsich zu kirchen- junger Medienschaffender hat etwa mit lenge“ jedoch auch eine möglichstgroße konservative Graf für eine integrative Wen- internenThemen häufig klischeehafte und dem Onlineradio „fisherman.fm“ein pro- Plattform. Davongibtesunter den „klas- de in der Geschichte der Kirchenzeitung berechenbareKirchenkritik. So taugt auch fessionelles Jugendformatmit Sitz in Zug sischen“ Sozialen Medien vorallem zwei: steht, darf infrage gestelltwerden. „kath.ch“bedauerlicherweise nichtzum in- geschaffen, das ohne Kitsch und krampf- Facebook und Twitter.Dieser Kurznach- Gemessen an der Reichweite noch be- tegrativenMediumfür den Schweizer Ka- hafteNiederschwelligkeit auskommt. In richtendienstbot der NPD den Raum für deutsamer als die SKZ istdas Onlineportal tholizismus. Zeiten totgesagter Printmedienhaben sie die Hetz-Aktion –und das recht lange, „kath.ch“. Es versteht sich als Informati- Dabei istein Charakteristikumder hel- darüber hinaus mit „Melchior“ein Maga- auch dann noch, als die ersten Beschwer- ons- und Diskussionsplattformfür aktuelle vetischen Gesellschaftgerade die Kompro- zin aus dem Boden gestampft, das sowohl den eintrafen.Während sich die Twitter- Themen aus Kirche und Gesellschaft der miss- und Integrationskultur,die den ge- inhaltlich wie optisch mit Hochglanzfor- Community rasch und konzertiert gegen Schweiz. Träger des Dienstesist dasKa- sellschaftlichen Zusammenhalt jenseits maten renommierter Verlagshäuser mit- die rechte Hetze solidarisierte, blieb tholische Medienzentrum, das 2014 ge- vonSprach- und Gesinnungsgrenzen ga- halten kann. Twitter tatenlos,obgleich die NPD-Aktion meinsam vonder Schweizer Bischofskon- rantiert. Eine unversöhnliche Polarisie- Damit füllt es zwar nicht die Lückeder gleich gegenmehrereRegeln der haus- DieSchweizerische Kirchenzeitung ferenz und der Römisch-Katholischen rung widerspricht dem zutiefst. Bemer- katholischen Publizistik in der Schweiz. eigenen Nutzungsbedingungen verstößt. thematisiert auf ihrem Online-Auftritt Zentralkonferenz der Schweiz –dem Zu- kenswert ist, dass gerade die katholischen Doch dieser Aufbruch zeigt, dass eine qua- Nach und nach richteten sich daher die Lügeund Wahrheit am Beispiel von sammenschluss der staatskirchenrechtli- Leitmedien der Deutschschweiz diese litative Avantgarde am ehesten jenseitsder kritischen Wortmeldungen nicht mehr nur Pinocchio. Foto: SKZ chen „Kantonalkirchen“–gegründetwur- Gegenkultur zu bedienenscheinen. So klassischenStrukturen zu erhoffen ist. gegendie „Herausforderung“der NPD, sondern immer öfter auch gegendas Netz- werk selbst. Unter dem hashtag „Twitter- DuldetNazis“machtenNutzer ihrem Un- mut über die Passivität des führenden Hoffnung durch Haltung Kurznachrichtendienstes Luft. Das wiederum machte die ganze Sache schließlich so bekannt, dass sie auch Jana Highholder sollals frisches Gesicht die EKDimNetzvertreten. außerhalb vonTwitter rezipiertwurde. Die Internetseite des Fernsehsenders RTL Zugleich wirdsie wegenihrer bibeltreuenEinstellungkritisiert VONJOSEF BORDAT sprach vom„Hassauf Twitter gegenPro- minente“, der Berliner „Tagesspiegel“ be- ie Evangelische Kirche in Also: Eigentlich alles perfekt. Wäre da Gemeinschaftswerk der Evangelischen richteteüber „Hass und Hetze im Netz“ Deutschland (EKD) steckt nicht ihrekonservative theologische Linie, Publizistik, in seinem Blog(„Confessio mit dem vielsagenden Untertitel „Wenn nicht weniger in der Krise als die sich durch die Clips zieht. Besonders ihr Digitalis“) auf dem Portal „evangelisch.de“: Deutsche Deutsche abschieben“und die Ddie Katholische. Hier wie dort Frauenbild steht im Zentrum der Kritik. In „Dass Jana in ihrem eigenen Glauben frei- SchweizerPlattform „Nau“ legt den Finger fehlen vorallem jungeMenschen,die sich einer rund 20-minütigen Diskussion mit kirchlich geprägt ist, warschonbei der ers- in die Wunde: „Nationaldemokratische berufen fühlen, in ihrer Kirche für den der Pfarrerin Hanna vertrittJana die Posi- ten Agenturpräsentation klar.Unter den Partei Deutschlands freut sich über Be- christlichen Glauben einzustehen. Wastun? tion, dass sie sich sehr wohl einem Mann YouTubern, die die Agenturen mit einge- achtung“ und zitiert die NPD-Zeitschrift Die EKD hatte eine Idee: Wenn die jungen unterordnen könne, wenn dieser sie liebe bracht haben, warsie aber diejenigemit der „Deutsche Stimme“, die schamlos feixte, Menschen nicht zu uns kommen, müssen „wie Christus die Gemeinde“. Empörung al- besten Bildschirmpräsenz und der klarsten mit der Aktion würden „Gutmenschen zur wir zu ihnen gehen. Ganz originell istdas lerorten! So schnellkann das gehen:Von eigenen Glaubens-Ansage. Wenn man zei- Weißglut getrieben“. Auseiner geschmack- nicht, doch der Gedankewurde konsequent der Hoffnungsträgerin zur Hardlinerin. Da- genmöchte, dasschristlicherGlaubeauch losen,aber kaum beachteten „Challenge“ umgesetzt. Mit der 19-jährigen Medizinstu- bei isteine starkepersönliche Haltung ge- für jungeMenschen ein Halt sein kann, und wurde binnen weniger Tage ein Medien- dentin, Poetry-Slammerin und gläubigen rade das,was auch andereMenschen stärkt, YouTube ein personalisiertes Medium ist, Politikum.Und genau das istder dritte evangelischenChristinJana Highholder wasihnen Hoffnung gibt. braucht man eine Person, für die das selbst Punkt: Erstdie Protestwelle sorgte dafür, wurde eine junge, attraktive YouTuberin en- Seitdem schlagen die Wellen hoch –in- so istund die davonerzählen kann. Ein Wi- dass Menschen über den überschaubaren gagiert, die den Glaubenfrisch und frei ver- nerhalbwie außerhalb der EKD.Sogar schi-Waschi-Ethik-Sozial-YouTube-Kanal Dunstkreis der rechtsextremen Partei hi- kündetund dabei beachtliche Resonanz er- „Zeit Online“greift die als ambivalent emp- funktioniert dafür erstrecht nicht.“Wie naus vonder SacheNotiz nahmen.Ironie fährt:Ihr Kanal „Jana glaubt“ wirdvon über fundene Digitalstrategie der Evangelischen wahr. der Sozialen Medien. 12 000 Abonnenten verfolgt, ihreVideos er- Kirche auf und fragt in Richtung Jana: „Ist WasJana Highholder vondem Wirbel Also: Dass eine Partei Menschen abschie- reichen tausende Besucher und behandeln sie die Antwort?“ Das wiederum kommt um ihren YouTube-Kanal hält,erfährt man ben will,die hier geboren wurden, dass ein (nicht nur) religiöse Themen in jugendge- freilich ganz auf die Fragean, die gestellt unterdessen in keinem der zahlreichen großes Soziales Mediumdabei als Vehikel rechter Weise. „Jana Highholder istdie wird. Vonerstaunlicher Solidarisierung Presseberichte. Auch für „Die Tagespost“ dient und dass die aufgebrachte Masse die Hoffnung der EvangelischenKirche“, fasst zeugt in diesem Zusammenhangein gerade- warsie bisher nicht zu erreichen. Zu hoffen Aktion erstmit ihrer Gegenaktion so rich- das „ProMedienmagazin“euphorisch zu- zu apologetischer Beitrag Hanno Terbuy- bleibt, dass sie selbstihreHoffnung nicht Die Hoffnung der EKD: Jana Highhol- tig bekannt macht, all das istinder Sum- sammen. kens,Leiter Digitale Kommunikation im verliert. der. Foto: IN me ein ganz dicker Hund. Die Tagespost ñ11. April 2019 Medien 23

Frau Tezel, Herr Duken, wie würden Sie ccccccc Ihrejeweiligen Figuren –Aylin und Jan– charakterisieren? Geldwäsche Aylin Tezel:Aylin isteine sehr unberechenba- re Frau,nicht nur fürihr Umfeld, sondern Diese Woche auf Twitter auch für sichselber. Sie hat ein unglaubliches Der finanzierteTerror: DieHauptdarsteller Aylin Tezelund KenDuken zum Feuerinsich, einunglaubliches Getrieben- Hier redetFrau Weidel natürlich Unsinn. sein,eine Rastlosigkeit. Sie kannnichtzur Fernsehfilm„DieInformantin –Der Fall Lissabon“ VONJOSEG´ ARCIA´ Es istunstrittig, dass die Verfassung Enteig- Ruhe kommen, sie kann nicht still sein,sie nung zulässt. Das müsste Frau Weidel am kann nicht ankommen,auch nicht in sich sel- HINTERGRUND besten wissen. Werhat denn die Juden in ber.DieseEnergie istauch ein Stück weit für ganz Europa, und zwar aus reiner Geldgier andere gefährlich.Gleichzeitig hat sie aber und ohne Entschädigung, enteignet? denDrang, Ordnung zu schaffen. Deswegen Die Informantin Der SPD-Bundestagsabgeordnete Karl will sie Juristin werden. Sie möchteGerech- Lauterbach zur Enteignungs-Debatte Aylin (Aylin Tezel) studiert in Wien tigkeitschaffen. Jura –als Teil einesZeugenschutz- KenDuken: Im ersten Film hatte JanAylin „Abtreibungsgegner*innen nennen sich programms.Als sie aber einenNot- rekrutiertund sichinsie verliebt. Alssie es „Lebensschützer“(und verwenden dabei rufihrer Schwester Elif (Pegah Fe- schafft, sichvon ihm zu lösen, hinterlässtsie ausschließlichdie männliche Form!). Sie rydoni) bekommt, kehrt die junge Janmit einem Scherbenhaufen, weil er in die- unterstellen damit allen, die anderer Mei- Frau nach Berlin zurück, womit sie semBeruf mittlerweile dahinvegetiert, undin nung sind, sie seiengegen das Leben. Auf gegendie Auflagen des Zeugen- seiner Ehe kurz vorder Scheidungsteht. Jan amerikanisch: Wernicht ,ProLife‘ist,ist schutzprogramms verstößt.Dies hatakzeptiert, dass er versagthat. In demMo- ,ProDeath‘“. liefert LKA-ErmittlerinHannah ment kehrt Aylin in sein Leben zurück, und Politik-und Sprachforscherinander (Suzanne vonBorsody) die Chance, erwecktdas Feuerinihm.Auf deranderen Universität Berkeley,ElisabethWeh- Aylin wieder als verdeckte Ermitt- Seitewill er sie nicht in dieser Gefahr sehen. ling,über SpracheimLebensschutz lerin einzusetzen. Sie sollden er- In dem Zwiespalt befindet er sich. folgreichen Rechtsanwalt Engel- Es gibtkein Zwischenleben.Ein Mensch Aylin (Aylin Tezel) soll als verdeckte Ermittlerin einen Rechtsanwalt aushorchen, hardt(StefanKurt)aushorchen, der Aylin will Gerechtigkeit, aber ist dies der lebt, oder er isttot.Entweder man istFÜR der offenkundig in Geldwäsche für eine Terrorgruppe verwickelt ist. Jan(Ken offenbar in illegale Geldwäschefür richtige Weg? Vielleicht ist dies im ech- das Lebensrecht vonUngeborenen oder für Duken) möchte sie aber da raushalten, weil er diesen Auftrag für viel zu gefähr- Terrorgruppen verwickelt ist. Ihrge- tenLeben gar nicht so einfach wie im lich hält. Foto: ARD Degeto /Britta Krehl ihren Tod. Also ist,ProLife‘vs. ,ProDeath‘ lingt es schnell, dasssich Engel- Studium... entwaffnend wahr.Dieser ÄServiceTweet hardts Sohn Alex(Franz Dinda) für Aylin Tezel: Dasist das SpannendeanAylin, für @ARD Framing-Expertin @EòWehling sie interessiert. deshalb hat sie eine solche Bandbreite.Sie greifbar.Sie möchte die beidenschützen, weil Wirktdie Geschichtebei einer solchen istvöllig GEZ-gebührenfrei. will Gerechtigkeit,hat aber gleichzeitig eine sie weiß,dass siedurch dieArt,wie sie im Le- Konstellation nicht etwas niederdrü- Die Journalistin undBuchautorin Bir- Aylin sollvon Jan(KenDuken) ge- gewisseGrenzenlosigkeit.Sie willStruktur, ben steht, eine Gefahrfür anderesein kann. ckend? gitKelle zumTweet vonElisabeth führtwerden, mit demsie früher zu- aber sie bricht ununterbrochenaus Struktu- Sie entscheidet sich ganz bewusst, sichmit der Aylin Tezel:ImGegenteil.Ich findesehr Wehling sammen war. Allerdings istJan von renaus.Sie will Kontrolle, kann abernicht Polizeiindie Gefahr zu begeben. Sie weiß, spannend,sich demauszusetzen, wieviele Aylins Einsatzallesandereals be- einmalsich selbstkontrollieren.Das macht dass dieKonsequenz daraus ist, dass sie zu Farben ein Menschhaben kann.Wir Men- Ausaktuellen Anlass,weil ich in Interviews geistert,weil er ihn für vielzuge- Aylin so zerrissen. ihrerSchwester keinen Kontakthalten darf. schenbestehennicht ausSchwarz-Weiß, als „jesidische“ Aktivistin bezeichnet werde: fährlich hält. Aylin bleibtjedoch KenDuken:IndiesemBeruf alsErmittler nichtnur aus Gut oder Böse. Wirhaben so Gegendie Straflosigkeit vonKriegsverbre- Aufeineranderen Ebene weiß sie aberauch, nichts anderes übrig, als denAuftrag wandert man immer auf einem schmalen viele Einflüsse in uns.Ein Mensch hat viele chen kämpfeich als Deutsche &Europäe- dass es wahrscheinlich das Besteist. auszuführen –will sie nichtihre Grat zwischen das Illegale legal zu bekämpfen Seiten.Diesen Reichtum in einem Menschen rin. Hier geht es um unsereeuropäischen Schwester und derenkleine Tochter oder dasIllegale illegal zu bekämpfen. Wiere- zu sehen,das istfür michdas Spannende. Werte, um unsereSicherheit, um unseren Interessant sind auch die Beziehungen zu in Gefahrbringen. agiert man darauf?Inall denJahren hat Jan den zwei Männern, zu Janund zu Alex. KenDuken:„DieInformantin“ istund bleibt Kampf gegenden Terror. als verdeckter Ermittler gearbeitet. Das allerdings Fiktion,erversucht keinen Realis- Die Menschenrechtsaktivistin und Aylin Tezel: Sie benutztganz bewusstihre „Die Informantin–DerFall Lissa- macht ihn aus.Dass er aberjetzt nicht mehr mus–auchbei JamesBond fragt keiner,obes Regisseurin Düzen Tekkalüber Energie zum Flirten.Dies isteins ihrer Mittel. bon“ istder zweite Film einer Reihe, als verdeckterErmittlerarbeiten, sondernje- realistisch ist, auseinem Flugzeug ohne Fall- Kriegsverbrechen Gleichzeitig hat sie eine wahreVerbindungzu dieimMärz2016begann.Der Fern- mand führen muss,macht ihnohnmächtig. schirm zu springen.Esgeht um Entertain- Jan. Beide haben ein gutes Herz,abersie be- sehfilm vonDrehbuchautorin und Darunter leidet er,weil er nicht kontrollieren ment und Emotionen,wie irrational wir durch Regisseurin IsabelKleefeld setzt kann, inwiefern dieGrenze überschritten nutzen Mittel,die moralisch schwierig zu be- Emotionen werden. Preis für eine wird. Janist aberein Mensch miteinemun- trachtensind.Sie lebenineinerZwischen- aber keine Kenntnis des ersten fassbargroßenGerechtigkeitsempfinden.Er welt,woman wederindie normale noch in Allerdings ist Geldwäsche ein sehr reales Filmsvoraus.Über daseigentliche Missbrauchs-Doku kämpftwirklich gegendas Böse. eine kriminelle Welt hineinpasst. Trotzdem Thema ... ThemaGeldwäscheund die damit stellt Aylin eineVerbindungzuAlexher.In- KenDuken:Vielevon den Leuten aus dem verbundene Ermittlertätigkeit hin- Die Dokumentation „Missbrauch –eine Aylin hat eineenge Beziehung zu ihrer wieweit sie echte Gefühle hat,odersie nur Umfeld des „Terrorismus“ scheinen von aushandelt der Film insbesondere Frau kämpftumAufklärung“ des Bayeri- Schwester Elif... vorspielt, kann manbei ihr nichteinschätzen. Emotionen geprägt undgepusht, Dingezu auch vonden vielen Zwischentönen schen Rundfunks (BR) wirdbei der 30. Aylin Tezel: DieLiebe zu ihrerSchwester und Aylin geht ohnehin davonaus,dass sie nie- tun, die unfassbar sind. Denn in ihren gebro- in den zwischenmenschlichenBe- „Romy“-Preisverleihung am 13.April mit derenTochterSuist so etwaswie ihreAchil- mandem vertrauenkann,weilsie in ihrem Le- chenenExistenzen werden sie zu Marionet- ziehungen, aberauch in jedem Pro- dem Akademie-Preis ausgezeichnet. In der lesferse,ist ihrwunder Punkt–daist sie an- ben diese Erfahrunggemacht hat. tenvon anderen. tagonistenvon „DieInformantin – am 6. Februar im BR erstmals ausgestrahl- DerFall Lissabon“. ten und vonder ORF-Religionsabteilung übernommenen Sendung sprachen die frü- „Die Informantin–Der Fall Lissa- hereOrdensfrau Doris Wagner und Kardi- bon“. Regie: Isabel Kleefeld.90 nal Christoph Schönborn über Missbrauch Minuten. Samstag,13. April, vonNonnen und Angehörigen geistlicher Streaming Apple 20:15 Uhr,ARD. Gemeinschaftendurch Priester.DT/KAP Apple will am WachstumsmarktStreamingdienst teilnehmen. Anzeige Noch sindjedoch einigeFragen offen VONJOSEG´ ARCIA´

ie sich seit einigen Jahren ver- ge Inhalte, um eine Art Konkurrenz zu den breitende Begeisterung für Fern- Inhaltenanbieten zu können, die Amazon sehserien hat dem sogenannten oder Netflix im Sortiment haben. Spekuliert DStreaming-Marktdie größten wirdzurzeit noch darüber,obApple zusätz- Wachstumszahlen im Medienbereich be- lich zu den eigenen Produktionen auch Zu- schert. Verzeichneten die deutschen Kinos gang zu bestimmten Sendern gegeneinen 2018 einen Rückgang –sowohl in den Besu- monatlichen Aufpreis anbieten wird, um so cherzahlen als auch in den Umsätzen –von die TV-App zu einer zentralen Anlaufstelle etwa 15 Prozent, so steigerte Netflix im drit- für TV-und Film-Inhalte zu machen. Laut ten Quartal 2018 seine Abonnentenbasis um einem Bericht des „Spiegels“wirdApple 46 Prozent gegenüber dem dritten Quartal TV+ sein Konzeptähnlich wie Amazon des Vorjahres: Hatte Netflix 2017 in Prime Video aufziehen: Amazon produziert Deutschland 3,5Millionen Abonnenten, so Apple-CEOTim Cook bei der Vorstel- eigene Serien und kauft zusätzliche Stream- sind es 2018 rund 5,1Millionen. In demsel- lung des neuen Apple-Streamingdiens- ing-Kanäle („Channels“) an, die Amazon ben Zeitraum verbuchte Amazon Prime Vi- tes „Apple TV+“ am 25. März. Foto: IN Prime-Kunden dazubuchen können. Apple deo ein Plus von24Prozent auf 9,9Millio- plant Ähnliches mit sogenannten „Apple TV nen Abonnenten. Weltweit verfügte Netflix Channels“. Ende des dritten Quartals 2018 über 137 iPhone zum wertvollsten Konzern der Welt, Ab wann Apple TV+ in Deutschland ver- Millionen Abonnenten. In dem Zeitraum aber die Zeiten des großen Wachstums im fügbar sein wird, istnoch unklar.Darüber hi- kletterte der Nettogewinn auf 402,8 Millio- Smartphone-Marktsind vorbei. Deshalb naus wirdessich erstzeigen, ob die Inhalte nen Dollar (347 Millionen Euro) nach 129,6 sucht Apple nach neuen Erlösquellen, und des Apple-Streamingdienstes attraktivge- Millionen im Vorjahreszeitraum. da bietetsich ein Abodienstan, in dem Apple nug sein werden, um Kunden vonNetflix Kein Wunder,dass sich die weltweiten eigene Serien und Filme bündeln kann. oder Prime Video abzuwerben, beziehungs- Medienkonzerne an diesem riesigen Markt Laut Apple befinden sich bereits mehrere weise damit deren Kunden die Apple TV+- beteiligen wollen. Hat Disney für Ende des Serien in Arbeit. Die „New York Times“ Inhalte zusätzlich buchen –zumal Disney Jahres einen eigenen Streamingdienstna- spricht in dem Zusammenhang vonderzeit zum Jahresende ebenfalls einen ähnlichen mens Disney+ angekündigt, so sorgte Apple zwei Dutzend Eigenproduktionen. Dabei Dienstanbieten wird. Einen Vorteil gegen- für Aufsehen, als am 25.März Apple-Chef arbeite Apple eng mit vielen Stars aus Holly- über Netflix und Amazon hat Apple jeden- TimCook verkündete, wasinder Branche wood zusammen, wie etwa StevenSpielberg, falls: Sind die meisten Videodienste monat- schon langegemutmaßt wurde: Im Herbst J. J. Abrams,Reese Witherspoon, Jennifer lich kündbar,sokann Apple seinen Strea- soll Apple TV+ in mehr als 100 Ländern an Aniston oder M. Night Shyamalan. Apple mingdienstganz einfach auf vielen Millionen den Start gehen. Apple wurde zwar durch das verspreche sich davonbesonders hochwerti- Geräten verankern. Die Tagespost ñ11. April 2019 24 Literatur Der Kampfumdas Seelenheil

JohannesBallestrems ersterRoman: Unter den schimmernden Türmen vonOxfordgeht es ums Ganze VONURS BUHLMANN

in Roman-Debut wie ein China- tern immer wieder daran, diese Grund-De- Böller –Johannes Ballestrem terminanten unsererExistenz dem so leicht Elegt einenErstling vor, der es mit zu langweilenden Publikum vonheute jedem hochgejubelten Werk von mundgerecht zu servieren. Erfolgsautorenaufnehmen kann. Ein Thril- Nicht so Johannes Ballestrem, Er hat ler aus dem Oxforder Studenten-Milieu – nicht nur eine filmreife Handlungentwor- da fließt vordem Blut ersteinmal reichlich fen; sie schreit tatsächlich nach einer Verfil- Alkohol–eine Geschichteumdie geistige mung, die aber vomScientology-verseuch- Weltherrschaft, die bei näherem Hinsehen ten Hollywood nicht kommen wird. Er gibt gar nichtsounwahrscheinlich klingt, das auch die richtigen Antworten und erliegt Ganze eingeordnetineineunaufdringlich nicht der Versuchung des manichäischen christliche Weltsicht. Denkens vomergebnisoffenen Kampf zwi- Louis Macreiffe,aus alter schottischer schen Gut und Böse. Vorderhand mag es al- Familie (so wie der Autor einem bekannten lerdings scheinen, als triumphieredas Böse. schlesischen Geschlechtentstammt), stu- Der Übeltäterdes Romans ruftesdem Spi- diert in Oxfordund wirdnach und nach in ritus der Universität zu: „Euer Got- eine Geschichte hineingezogen, die zu- tesbild istverweichlicht, vomBlitze schleu- nächstunglaublich erscheint. Offenkundig dernden Zeus und dem mächtigenJahwe gibtesinder traditionsreichen Universi- hin zu einem kraftlosen Zeitgeistjesus... tätsstadtjemanden, der einenaltenMyste- Langewirdesnicht mehr dauern und Eu- rienkult wiederbeleben will,aus der Zeit thanasiewellen werden Europa über- des Urchristentums kommend, aber klar schwemmen. Die alte, noch christliche Ge- gegendie christliche Botschaft gerichtet. neration wirdentsorgt werden. Die Herr- Bei diesen Dingen geht es im Kern, das be- schaft über den TodwirdChristus wieder tont der Autor zu Recht, immer um Varia- entzogenund dem Menschenzurückgege- tionenauf das gnostische Prinzip vomge- ben werden.“ heimenWissen einer Gruppe vonEinge- Doch Ballestrem weiß, dass das Werk der weihten und vonder Möglichkeit einer Erlösung schon geschehen ist. So findeter Selbsterlösung ohne Gott.Auch ohne die eine schöne Schlussszene mit dem Chor des Roman-Handlung kann man festhalten: Magdalen College,der den Hymnus Eucha- Viele weltanschauliche Gruppen heutzuta- risticus vomTurm auf eine verwirrte Stu- ge arbeiten auf dieser Grundlage,stehen Am Ende des Romans klingt der Chor des Magdalen Collegeherüber und sorgt für Frieden. Foto: Adobe Stock denten-Clique herunter singt und wieder vondaher dem Christentum und seiner für Frieden sorgt,ein Bild, das Mahler für Botschaft einergefallenenSchöpfung, die eine seiner Symphonien verwendet haben durch den geopferten Sohn des Schöpfers Familie, der sich zu Großem auserwählt neben den Dominikanern–Blackfriars – dass gerade ein epochaler Kampf zwischen könnte. Alle können allerdings nicht geret- wieder geheilt wird, negativbis offen feind- wähnt –und die Guten, Louis’ eleganten und den Oratorianern. Auch die „Rhoden- Gut und Böse tobt? Ein Kampf freilich, der tetwerden; es gibtMenschen, die sich dem selig gegenüber. Mitstudenten Bowsie und den phänomena- ser“ erscheinen, niemand anderes als die so alt istwie die Menschheit, der aber in Bösen überantworten, auch das istdem Au- Vondaausgehend entwickelt Ballestrem len AltphilologenSir Lemual Fitzpatrick, Malteser,die in der Stadt eine große Schar unsererEpochedurch die unglaublichen tor bewusst. Johannes Ballestrem istein eine erstaunlich gut geschriebene und über- Inhaberdes komplizierten Baronet-Titels junger Freiwilliger unterhalten. und unheimlichen Möglichkeiten der Wis- wirklich begabter Schriftsteller mit Ahnung aus spannende Geschichte,die nicht nur in und Hütereines geheimen Amtes der Uni- Aber es geht Johannes Ballestrem gerade senschaften mit besonderer Intensität aus- vomLeben, klarer Botschaft und gut ge- Südengland, sondernauch in Rom, Istan- versität. WerOxfordkennt und liebt, wird nicht um die pittoreskeSchilderung eines getragen wird. Um die Grundlagendes spitzter Feder.Man kann nur hoffen,dass bul, Akaba am Roten Meer und Havanna vieles wiedererkennen, eine Reihe der 38 Studentenlebens,das ein wenig aus der Zeit Menschseins wirddabei gerungen, warum dies nicht sein letztes Opus war. spieltund sich mit der Präzision und Ge- Collegesmit ihren Eigenheiten taucht auf, gefallen zu scheint,sondern um die brand- überhauptwir den Wechselfällen einer irdi- JohannesBallestrem:Somnambulia. schwindigkeit eines Action-Filmsentwi- und als Insider-Tipp St. Benet’sHall, das aktuelle Auseinandersetzung mit einer schenExistenz ausgesetzt sind und wo Thriller.BraumüllerBelletristik,Wien ckelt.Esgibtdie Bösen–den Hierophanten benediktinische Studienhaus mitten im „ka- zentralen Frageunserer Zeit:Auf welcher unserWeg einmal enden soll. Die ganz gro- 2018, 191 Seiten,ISBN 978-3-99200- zunächst, Abkomme einer griechischen tholischen Viertel“ der Universitätsstadt, Seite stehenwir?Ist uns eigentlich bewusst, ßen Fragen also; christliche Autoren schei- 209-3, EUR 18,– Wahrheit als Spiegelinder Hand Gottes

Vorihrem 65.Geburtstag:Sibylle Lewitscharoff erörtert mit Najem Wali zentrale Figuren in Bibel und Koran VONFELIX DIRSCH

Hüte dich vorfalschen Freunden! Diesen das belletristisch interessierte Publikumhi- mehr,wenn sie über alle Einzelheiten len. Weiterhin hat die akademisch ausgebil- Fragen rund um Barmherzigkeit näherzu- Rat gab voreinigen Jahren die österreichi- naus wurde die Verfasserin einigerviel be- menschlicher Existenz entscheidenmüs- dete Religionswissenschaftlerin unlängst bringen. sche Literaturkritikerin Sigrid Löffler der achteter Romane erstmit ihrer Dresdner sen. mit dem aus dem Irak stammenden islami- Oder nehmen wir die weltgeschichtliche Schriftstellerin Sibylle Lewitscharoff. Sie Rede 2014 bekannt.Mit drastischen Wor- Überblicktman Lewitscharoffs Œuvre schenPublizisten Najem Wali eine Studie Strahlkraft einer Gestalt wie Hiob (Ayyub)ˆ . sei in Gefahr,sodie Antipodin des verstor- ten geißelte sie Erscheinungsformen künst- auch nur oberflächlich, so ergeben sich etli- auf den Marktgebracht, die Streifzüge Er istmöglicherweise der Prophet, mit des- benen Marcel Reich-Ranicki, vom„paraka- licher Befruchtung, die sogar zu „Halbwe- che Berührungspunkte mit Facetten des durch Bibel und Koran präsentiert.Die Ab- sen Geschichte der Islam sich am ausführ- tholischenEleganz-Phänomen“ (Peter Slo- sen“ führen könnten. Mag man solche For- christlichen Glaubens und der christlichen handlung erörtert die Bedeutung von lichsten beschäftigt,obwohl er in der jü- terdijk) vereinnahmtzuwerden. Wersich mulierungen auch für zugespitzt halten,so Ethik. So werden Lebensanfang und -ende Grenzgängern zwischen dem christlich-jü- disch-christlichen Tradition gar nicht als mit der protestantischerzogenen Lewit- arbeitetesie in ihrer Ansprache doch die auch in ihren Romanen gelegentlich aufge- dischen und dem islamischen Grundbuch Prophetauftritt.Gerade das 20.Jahrhun- scharoff,die am 16.April ihren 65.Geburts- quintessenzielle Gefahr menschlichen griffen.Das Totenreich und die es besie- des Glaubens:Die Gestalten Eva, Abraham, dert kennt vieleHiob-Nachfolger.Zuden tag feiert, ausführlicher beschäftigt, weiß, Schöpfungsgemurkses heraus: Das,was delnden Völker werden teilweise ausführ- Moses,Lot,Hiob,Jona, König Salomo, bemerkenswerten unterihnen zähltder von dass solche gut gemeinten Ratschlägeüber- Menschentraditionell entlastet, weil sie für lich inspiziert. So auch in „Consummatus“. Maria und der Teufel werden ausführlich Lewitscharoff angeführte jüdische Dichter flüssig sind. IhreBücher enthalten christli- die Genese des Lebens keine letzte Verant- Der Titel spielt –inbewusster Doppeldeu- untersucht und in die jeweiligeGlaubens- Jizchak Katzenelson (1886–1944). Die che Inhalte in genuin-dosierter Form. Über wortung tragen müssen, belastetsie umso tigkeit –auf die letzten Worte Jesu am tradition eingeordnet. Die Person Jesu wird Wucht der Empörung über das Erlittene Kreuz an: Es istvollbracht! Ein ehemaliger hingegen eher peripherbehandelt. Beim und die Verzweiflung über das Absehbare Anzeige Lehrer namens Ralph blicktauf sein ge- Leserkommt kein Zweifel auf, dass es sich sprechen aus jeder Zeile seines (übersetz- scheitertes Leben zurück. Der Alkoholiker bei beiden Autoren um liberale Vertreter ten) Poems „Das Lied vomletztenJuden“. trauert um seine Eltern wie auch um seine ihrer Religion handelt. Der Glaube an Gott steht durch das Schwei- Beeindruckende Glaubenszeugnisse Geliebte Joey,die er auf unglückliche Weise Wasbeabsichtigt diese Publikation?Vor- gendes Allerhöchsten in Frage. Die Ankla- überfahren hat. Nun will er ständig zwi- dergründigeinen neuender zahlreichen ge trifft die Christen als Kollektiv: „Denn vonPriestern und Missionaren schen dem Diesseits und Jenseits hin- und Dialogversuche zwischen den beiden schuldig istder schlechteste und auch der herwechseln. Sind die verstorbenenAnge- monotheistischen Weltreligionen. Das Wis- beste Christ. Der schlechteste der Christen Paul Josef hörigen nah oder fern?Ist Gott wirksam sen, das Lewitscharoff und Wali ausbreiten, hilft den Deutschenmorden, und der beste KKardinal Cordes (Hg.) oder unwirksam?Eindrucksvoll istdas Bild istbeeindruckend. Die großen Glaubensfi- zwinkert, schläfrig, mit dem Augenlid …“ inalCordes(Hg.) Glaubenslicht PaulJosefKard vonder Schleuse, die die Toten ansaugt. guren sind in einerFülle literarischerund Lewitscharoff und Wali betrachten ge- im Priesterleben Hinter ihr steht Jesus. künstlerischerWerkerezipiert und vielfach mäß eineraus dem islamischen Kulturkreis Bestellen Sie direkt bei: Gebunden,G 144 Seiten Ebenso entdecktman in dem Roman Teil mythischer Erzählungen. Das Spekt- überlieferten Weisheit die Wahrheitals Media Maria Verlag 13,5×20,5 cm „Apostoloff“zahlreiche Anspielungen auf rum an Verfremdungenund Variationen ist Spiegelinder Hand Gottes,der herunterfiel Nordstraße 2 € 15,95(D),€16,50(A) christliches wie kulturchristlichesGedan- verblüffend. Lewitscharoff hält mit ihren und deshalbzerbrochen ist. Es istfür sie 89257Illertissen ISBN kengut. Die Apostel folgenbekanntlich erzählerischen Fähigkeiten nicht hinterm nun an der Zeit,die Scherben wieder zu- [email protected] 978-3-9454019-9-6 www.media-maria.de Christus,auf den der Name vonLewitscha- Berg.EinigeEpisoden werden (fastkaum sammenzusetzen. Beiden istesgelungen, Tel. 07303/952331-0 roffs Vater („Kristo“) anspielt. Der Arzt, aus bemerkbar)ausgeschmückt. Jeder kennt ein Werk zu verfassen, das auf einem hohen Fax07303/952331-5 UBENS- Bulgarien stammend, begingmit 43 Jahren die Geschichtevom Opfer Abrahams.Le- inhaltlichen und stilistischen Niveau das GLA Suizid und hinterließ die Familie mittellos. witscharoffs manchmal ausschweifende Fa- Informationsbedürfnisvieler an dem The- LICHT Dass eine Reise in sein Herkunftsland für bulierkunstwirddeutlich, wenn sie die an- ma Interessierter befriedigt. leben die Erzählerinzur inneren Zerreißprobe gebliche Sicht des Philosophen Sören Sibylle Lewitscharoff/Najem Wali: imPriester wird, istnicht erstaunlich.Ein Autokorso, Kierkegaardauf die Tatdes biblischen Ur- Abraham trifft Ibrahˆım. Streifzüge finanziert voneinem reichenExil-Bulga- vaters schildert: Der Däne verbringt angeb- durch Bibelund Koran. Suhrkamp- ren, kehrt heim, im GepäckeinigeUrnen, lich in Berlin eine schlaflose Nacht, in der Verlag, a.M. 2018, 309 Sei- die in der Heimaterde bestattetwerden sol- ihm eine göttliche Maus erscheint, um ihm ten, EUR 24,– Die Tagespost ñ11. April 2019

THEOLOGIE Die akademischeTheologie derSchweiz erlebt Leben 25 nach einer großen Geschichte eine traurigeGegenwart S. 27 Glaube &Wissen ñ DiDiee Globalisierung

desdes „Wir“ Von Freiheit, Verantwortung, Würde und Person ist wieder viel und beinahe ständig die Rede. Doch längst nicht alle verstehen darunter dasselbe. Nicht einmal in Deutschland. Weil die zunehmende Ver- ur wer frei ist, Mensch, den eine Krankheit kann sich bin- an personalen Äußerungen wirrung sich auch auf das Verständnis des christ- den. Treffe hindert, bleibt Person. Denn ich eine freie Person ist er seinem We- lichen Menschenbildes auszuwirken droht, ist es N Entschei- sen nach. Schließlich wird N von der Definition des dung, bin ich gebunden. Konkurrierende Op- Menschen als aufrechtste- Zeit, Begriffe zu klären und vom Kopf auf die Füße tionen schließe ich aus. Was ich hendes Wesen auch der entscheide, wird mir zugerechnet. Querschnittsgelähmte zu stellen VON HANS THOMAS Freiheit gebietet Zurechnungsfähig- nicht ausgenommen. keit, Selbstverantwortlichkeit. Ihr Jeder Mensch ist Person. verdankt meine Freiheit Würde. Als Diese Einheit begrifflich Menschen, die nicht, noch nicht, nicht mehr Verstehen wir eigentlich alle dasselbe?" Emails, Telefon, von Facebook & Co. erst Freiheitswesen ist der Mensch Person aufzulösen, ist gefährlich. Personen sind. In der Charta der Grund- Sind das Universalbegriffe, kulturübergrei- gar nicht zu reden: Ausdruck der Rollen – einzigartig, einmalig. Zur Lebens- Denn dann gibt es bald auch rechte der Europäischen Union vom Jahr fend eindeutig und daher – prinzipiell – für von Interessenvertretern, Werbebeauf- wirklichkeit gehört das Miteinander 2000 folgten auf Art. 1 – „Die Würde des jedermann gleichermaßen verständlich? tragten, Ratgebern et cetera gegenüber mit anderen Personen – je einzigartig Menschen ist unantastbar“ – die Grund- Am Freitagabend herrschte Konsens: Wir mutmaßlichen Trägern der Rollen Wäh- in ihrem Anderssein. „Einzigartig“ und rechte mit „Jede Person hat das Recht verstehen dasselbe. Alle Anwesenden hat- ler, Fußballfan oder Familienmensch. Oft „Miteinander“ sind kein Widerspruch, auf Leben“. In den Fassungen der Char- ten an einer Universität studiert. „Universi- ohne Aussicht, dass sich die Kommunika- liefern vielmehr unserer Freiheit ihre le- ta von 2004 und 2007 heißt es: tät“ ist eine Idee europäischen Ursprungs. toren je leibhaftig begegnen. bendige Spannung. Wo selbstverantwor- „Jeder Mensch hat das Recht Schon das Wort transportiert die Botschaft Der Ersatz persönlicher Begegnung durch tete Freiheit öffentliche Anerkennung auf Leben.“ universalen Erkennens und Wissens. Doch mediale und digitale Kommunikation ver- findet, kommt Menschenwürde zur Gel- Im Bekenntnis zur „unan- schon am Samstagabend herrschten Zwei- leitet – eher unbewusst – zur Gleichsetzung, tung. Das Grundgesetz erkennt sie jedem tastbaren“ Menschenwürde fel und am Sonntagmittag die Meinung vor, gar Verwechslung von Rolle und Person. Ge- Menschen zu – gleiche Würde. wurzeln die Menschenrech- es lohne doch ein tieferes Eindringen in die wiss nimmt jedermann im täglichen Leben Schon im privaten Miteinander ge- te. Aber handelt es sich bei der europäische Geschichte und christliche Be- unterschiedliche „Rollen“ wahr. Das ist nor- währleistet diese Anerkennung, dass Achtung von Menschenwürde griffswelt, ehe man universal gleiches Ver- mal und gut. Indes soll in den verschiedenen ich Vertrauen erfahre, nicht einsam und -rechten um das Bekenntnis zu einer stehen unterstellt. Rollen das „Ich selbst“ sich gleichermaßen bin, Freunde habe, auf die ich mich wahren Erkenntnis oder um bloße – ge- Auch in China gilt selbstverständlich äußern. Es kann sich darin auch verlieren. verlassen kann, dass ich Verträge und gebenenfalls geschichtlich erfahrungsge- ein ethisches Gebot, Menschen wertzu- Erst recht, wenn das „Ich selbst“ noch dazu Versprechen halte. Dass es so etwas sättigte – Vereinbarungen? Träfe schätzen – vorzugsweise Angehörige der neigt, in dieser oder jener Rolle aufzugehen gibt wie Treue, zumal wenn es um ein Letzteres zu, bliebe das Bekenntnis Familie, Freunde, Nachbarn, Personen mit und sich darin – mitunter öffentlich und me- Lebensprojekt geht wie bei der Ehe politischer Willkür ausgeliefert Verantwortung für das Gemeinwohl oder dial gezwungen – zu inszenieren. und der Gründung einer Familie. Ehe oder einem Mehrheitswillen, vor schlicht Mitbürger. Der Gedanke, Men- Person und Rolle nicht zu unterscheiden, und Familie sind die natürliche Schule dem allenfalls das Beiwort „un- schen unterschiedslos wertzuschätzen, weil ist keineswegs ein neues Phänomen. Das la- gelebter freier Bindung von Personen und antastbar“ noch sie Menschen sind, erschien jedoch weniger teinische Wort persona – griechisch: proso- ihr besonderes Bewährungsfeld. Der Schutz bedacht. Und auf die Frage, ob eine wert- pon – entstammt dem antiken Theater und von Ehe und Familie, den das Grundgesetz geschätzte Person ihre anerkannte Würde bedeutete dort Maske, Rolle. Noch im Neu- gebietet (Art. 6), wurzelt unmittelbar im Be- auch verlieren oder verwirken kann – in- en Testament erscheint das Wort in dem kenntnis zur „unantastbaren“ Würde jedes folge Versagens etwa oder gar eines Verbre- antiken Sinn, wenn es dort mehrfach heißt: Menschen" (Art. 1). chens wegen, herrschte eher Schweigen. „Gott schaut nicht auf die Person“. Worauf Regeln, die das Bekenntnis zur gleichen Vielerorts wird der Einzelne vor allem als sollte Er – nach unserem Wortverständnis Würde aller auch praktisch zum Ausdruck Glied in einem „Wir“ wahrgenommen, im – denn schauen, wenn nicht auf die Person? bringen, sind jedermann persönlich tief in Familien- und Sippenzusammenhang oder Gott wendet dem Menschen Seine erlösen- Herz und Gewissen eingeschrieben. Viele im Gemeinwesen und hier vorwiegend mit de Liebe zu. Er schaut auf die Person. werden in Gesetzen ausgedrückt. Die ge- seiner Funktion oder dem Amt, das er inne- Unser Verständnis von Person verdanken waltige Freiheitsstatue in New York hebt hat, identifiziert. wir der gedanklichen Erfassung der christ- mit der rechten Hand die Flamme der Frei- In Stammesgesellschaften, stellt der be- lichen Glaubensgeheimnisse mit Hilfe der heit, mit der linken hält sie das Gesetzbuch: rühmte französische Ethnologe und Sozio- griechisch-römischen Geisteswelt – vor al- Spannung zwischen Wollen und Sollen, Schutz gewährt. loge Marcel Mauss fest, bezieht sich selbst lem auf den Konzilien des vierten Jahrhun- Bindung von Freiheit an Verantwortung. Ihn zu umgehen, der persönliche Name bevorzugt auf eine derts. Jesus von Nazareth – wahrer Gott und Mensch, Personsein, Würde: Darunter dürfte der begriff- vorgegebene Rolle innerhalb einer Rang- wahrer Mensch: nicht zwei Rollen, sondern wurde nicht zu allen Zeiten und wird auch liche Kunstgriff ordnung. Der Mensch werde erst dann zu- zwei Naturen, zwei Wesenheiten in einer heute nicht überall Gleiches verstanden tauglich sein. nehmend als vollwertig anerkannt, wenn Person; Trinität, Dreifaltigkeit: nicht drei – womöglich nicht einmal bei uns. Immer- Vor den Gesetzen hat er die in ihn gesetzten Erwartungen erfüllt. Rollen. hin: Unter allen Wesen der belebten Natur – weil Person – jeder Ungleiche Würde der Menschen also, von Die Heiligen Schriften berichten von dem gilt der Mensch als etwas Besonderes. Weil Mensch die „gleiche der theatralisch zelebrierten Würde des einen und einzigen Gott und zugleich – un- Gott ihn nach seinem Abbild geschaffen hat, Würde“, ob Tellerwä- Mächtigen bis hin zur Würdelosigkeit der ser begrenztes Verstehen überschreitend sagt die Bibel, und: Weil Gott selbst Mensch scher oder Präsident Ausgestoßenen. Unser Achtungsgebot un- – in Gott vom Austausch zwischen Vater, geworden ist. Aber auch derjenige, dem die der Republik. Beson- verlierbarer Menschenwürde verlangt in- Sohn und Heiligem Geist. Gespräch und Bibel nichts sagt, weiß sich einmalig, un- dere Ehrungen wegen des, dass niemand „ausgestoßen“ oder aus- Austausch findet zwischen Personen statt. austauschbar, erfährt sich als Individuum eines Amtes, Leistun- genommen wird. Drei Personen, einander zugewandt in voll- und Subjekt seines Ich-Bewusstseins: mit gen oder Verdiensten kommen hingebender Liebe. Verstand und freiem Willen, als Träger von gilt hierzulande als as Alte Testament nennt Aus dem christlichen Menschenbild mit Rechten und Pflichten, dem sein Handeln Würde anderen Typs. jeden Angehörigen des seinem Verständnis von Personsein, Wür- zugerechnet wird. Im interkulturellen Gottesvolkes „Bruder“. de und Rechten des Menschen sind die Bekanntlich gibt es Menschen, die zu Dialog indes fällt die Wer nicht dazugehörte, frühen philosophischen und auch theolo- bestimmten Leistungen des Bewusstseins Verständigung darüber war ausgegrenzt aus dem gischen Bemühungen nicht wegzudenken. oder Verstandes nicht, noch nicht oder schon schwerer: 1989 Dvertrauten „Wir“. Dieses D Im christlichen Menschenbild gehört zur nicht mehr fähig sind – sei es aufgrund ih- wurden in Peking auf „Wir“ hat Christus globalisiert: Zum „Wir“ Person das Einzigsein wie das Miteinander: res Entwicklungsstadiums, sei es aufgrund dem Tianamen-Platz gehören nunmehr alle Menschen. eine dialogische Wirklichkeit, die Beziehung von Behinderung oder Krankheit. In die Demonstranten mit Ge- Alle zu würdigen, ruft nach Offenheit zum Du, zu anderen Personen – in Offenheit Debatten um das Lebensrecht dringt längst walt niedergerollt. Über für die, die mir begegnen – jeweils mit für Liebe und Hingabe. Denn Gott hat den das Argument, sie seien daher nicht, noch „Freiheit, Demokratie, Gespür dafür, wie nah sie mir begegnen. Menschen nach seinem Abbild geschaffen. nicht, oder nicht mehr Personen. Immer- Menschenrechte“, nach Etwa als Personen, denen ich Zuwendung Auch ist die göttliche Liebe fruchtbar. Ihr hin: Menschen, die schlicht schlafen, wurde denen dort gerufen wur- schulde. Die Medien-, Bildschirm- und verdankt sich die Schöpfung. Sie legt die das Personsein bislang noch nicht abge- de, diskutierten ein Jahr Digitalwelt lenkt da reichlich ab: In all den Teilhabe der ehelichen Liebe an der Frucht- sprochen. Andererseits bestreiten später in Köln ein gan- Polit-, Sport- oder Popstars begegnen uns barkeit der göttlichen Liebe nahe: Ehe wird neuerdings einige Neurowissen- zes Wochenende lang kaum je Personen. Gefeiert werden sie zur Familie: Mutter-Vater-Kind – ein irdi- schaftler die Willensfreiheit – und deutsche und chine- in ihrer Rolle. Zugegeben: Meisterrolle. scher Abglanz von „Dreieinigkeit“: Bild und damit ein wesentliches Merkmal sische Akademiker. Ähnlich die tägliche Kommunikation un- Ermutigung zu einem Leben miteinander in von Personen. Und doch: Ein Foto: adobe.stock.com Die zentrale Frage: ter persönlich völlig Unbekannten: Briefe, Würde. Die Tagespost ñ11. April 2019 26 Familie

Der Bumerang

Die deutscheKita-Wirklichkeit: Eine jüngst veröffentlichte Studie des Verbands Bildung und Erziehung ist wie ein Bumerang und zeigt Engpässebei Personal und Fachkräften. Foto: dpa

Deutschlandseien betreuungsbedürftig, so achtlicher Teil der Fachkräftenah an der die Ausbildung des neuen Erziehungsper- kostet Geld und hier stoßen Gewerkschaf- Eine Umfrage viele wie noch nie. Hier zählt man offen- persönlichen Leistungsgrenze“. Es stelle sonals vorgesehen. Der wirkliche Bedarf ten, Verbände und Wissenschaftauf die sichtlich die Kinder zwischeneins und sich die Frage, „wieEinrichtungen, in denen und die Qualität der Betreuung –das war Mauer des politisch-ökonomischen Estab- legt Personal- sechs Jahren zusammen.Knapp die Hälfte regelmäßig eine Fachkraft für 16,18oder 20 nichtauf dem Schirm. Es ging einzig und al- lishments.Die Lobby der Wirtschaft ist der Einrichtungen sei aktuellunterbesetzt, Kinder zuständig ist, die Erwartungen an lein um „Parkplätze“für Kinder, um mehr stärker als die Anwälte des Kindeswohls. rund 90 Prozent der Befragten Kita-Lei- eine hochwertigeBildung, Erziehung und jungeFrauen in den Erwerbsberuf zu brin- Hinzu kommt, dass das mediale Trommel- notund tungen gaben an,imvergangenen Jahr zu- Betreuung erfüllen sollen“. gen. Dabei berief man sich ständig auf die feuer der letzten Jahrzehnte das öffentliche mindestzeitweise mit „bedenklich zu wenig All das istnichtneu. Schon 2007 gab es EU.Die schlug in ihrer unverbindlichen Bild der Hausfrau und Mutter zerschossen Qualitäts- Personal“ gearbeitet zu haben. „Stattsich Stimmen, nicht zuletzt in dieser Zeitung, Barcelona-Resolution einen Schätzwert und viele jungeFrauen verunsichert hat. auf ihrepädagogischen Kernaufgaben zu die daraufhinwiesen, doch erstmalden Be- von33Prozent vor, wassich außerdem Niemand steht gern unter permanenter An- mängel in konzentrieren, können Fachkräfte gerade darf an Kita- und hier insbesonderean nach den Bedürfnissen in jedem Land rich- klage, schon gar nicht, wenn die Anerken- einmal eine Minimalbetreuung sicherstel- Krippenplätzen festzustellen und dann ten sollte. Wörtlich heißt es in den Schluss- nung für die eigene Leistung der Erziehung len“, heißt es in der Studie. Besonders kri- auch dafür zu sorgen, dassesgenügend gut folgerungen des Vorsitzes des Europäi- fehlt, auch wenn diese gesellschaftlichab- deutschen tisch ist, so die Studie, die Situation bei den ausgebildete und entsprechend bezahlte schen Rats vom15.3.2002 für eine „ver- solutnotwendig ist. Jetzt wirddie Rech- Kleinsten: Fürunter Dreijährigewirdlaut Erzieher und Erzieherinnen gebe. Es wurde stärkte Beschäftigungsstrategie“unter nung präsentiert. Es fehltlandesweit an gu- Kitasbloß - VBE eine Fachkraft für drei Kinder benö- vorgerechnet: „Wenn ein Jahrgangdas El- Punkt32: „Die Mitgliedstaatensollten tem Fachpersonal und an Qualität in den tigt. In rund 97 Prozent der Fälle istdie ent- terngeld in Anspruch nimmt, waswahr- Hemmnisse beseitigen, die Frauen von Kitas.Viele Eltern haben das geahnt und und die sprechende Relation allerdings schlechter. scheinlich ist, kommen theoretisch 1,3 Mil- einerBeteiligung am Erwerbsleben abhal- erziehen, wenn es irgendwie geht, ihreKin- Ein Fünftel weistsogar ein Verhältnis von lionen Kinder für Krippen infrage, das wäre ten, und bestrebtsein, nach Maßgabe der der selbst. Eine Bewegung greift diesbezüg- Versäumnisse nur 1:8 odernoch schlechter auf. Auch bei dann bei 750 000 Krippenplätzen schon Nachfragenach Kinderbetreuungseinrich- lich um sich. Auch in der Wirtschaft däm- den Über-Dreijährigen seien vieleKitas eine organisierteBetreuungsquote von tungen und im Einklang mit den einzel- mert es.Esfehlen nicht nur Fachkräfte,es vondem empfohlenenSchlüssel von1:7 rund 65 Prozent. Aber soviel Frauen wollen staatlichen Vorgaben für das Versorgungs- fehltvielenArbeitnehmern und übrigens der Politik und weit entfernt. Dabei gilt: Je größer der Trä- die Kindergar nicht in die Fremdbetreuung angebotbis 2010 für mindestens90Pro- auch Arbeitgebern an Humanvermögen, ger, desto mehr Stellen sind unbesetzt. Be- geben, im Gegenteil, wenn sie könnten, zent der Kinder zwischen drei Jahren und sprich an menschlichen Fähigkeiten wie so- der Lobbyder sondersbetroffen vonden Problemen seien würden sogar mehr als zwei Drittel ihre dem Schulpflichtalter und für mindestens ziale Kompetenz, Empathie, emotionale In- Einrichtungen mit mehr als 100 Kindern. Kinder selbererziehen. Könnten die Müt- 33 Prozent der Kinder unter drei Jahren telligenz, Ausdauer,Integrität. Die Studie Wirtschaft Hier komme es in rund71Prozent der Fälle ter frei entscheiden, bräuchte man nur Betreuungsplätze zur Verfügung zu stellen.“ des VBE istder erste Hilfeschrei und man zur Reduzierung vonAngeboten und ande- 450 000 Krippenplätze. Es wirdalso eine Nach Maßgabe der Nachfrage–die an- braucht keine prophetischen Fähigkeiten VONJÜRGEN LIMINSKI renBeeinträchtigungen. KleinereEinrich- Struktur geschaffen, die auch Realitäten geblichvorgeschriebenen 33 Prozent EU- um vorauszusagen, dassweitere folgenwer- tungen mit unter 20 Plätzen seienweniger und Bedürfnisse schaffen soll. Dieses Be- Durchschnittwaren ein Täuschungsmanö- den. Die Politik stellt sich taub.Esgab keine stark betroffen (51,3 Prozent). „In größeren dürfnis kann man zusätzlich erzwingen, in- ver, um den Bedarf amtlich festzulegen, Reaktionenauf die Studie. So wie sie auch swar ein Hilfeschrei. Der Ver- Einrichtungen istdie Personalfluktuation dem man die Optiondes Zuhause,mithin nach Gutsherrenart. Eine seriöse Rechnung keine Studien in Auftrag gibt, die die Folgen band Bildung und Erziehung oftmalshöher,weswegennicht selten meh- die Wahlfreiheit ökonomisch weiter ein- nach Maßgabe der Nachfragesieht anders der Krippenoffensive untersuchen. Solche (VBE), eine der zwei großen Bil- rere Stellen gleichzeitigbesetzt werden schränkt“. aus.Sie muss die Geburtenzahlen in Rech- Studien sind vorhanden, diese Zeitung hat Edungsgewerkschaften in müssen.“ Die Nachbesetzung offener Stel- Genau das istgeschehen. Die Große Ko- nung stellen und die Wünsche der Mütter. darüber berichtet, etwa über den vonSerge Deutschland, hat zusammen mit der Hoch- len dauerebei 70 Prozent aller Kitas im alition hat den wirtschaftlichenSpielraum Das hätte sich errechnen lassen, siehe oben. Sulz herausgegebenen Sammelband mit schuleKoblenz und der Agentur Wolters Durchschnittmindestens drei Monate. vonFamilien so eingeengt,dass vielfach Heute stellt die WELTfest: „Vom Vorbild dem Titel „Schadetdie Kinderkrippe mei- Kluwer eine Umfrageunter mehr als 2600 Im Alltag bedeutetdas,dass die Erzieher beide Eltern arbeiten müssen, um über die zur Verwahranstalt“.Auch das istschönge- nem Kind? –Worauf Eltern und Erzieh- Kita-Leitungen durchgeführt und das Er- und Fachkräfteden Anforderungen oft Runden zu kommen. Ausgerechnetder da- redet. Denn das Vorbild Kita gab es nur in erInnen achten und wassie tun können“, gebnis warder WELTfolgende Haupt- nicht gerecht werden können. 86 Prozent maligeCDU-Generalsekretär,Ronald Po- den medialen Verkündigungender Politi- der die Erfahrungen und wissenschaftli- schlagzeile für dieSeiteeins wert: „In neun der betroffenen Einrichtungen gaben des- falla, sprach in einem Rundfunk-Interview ker, übrigens auch in den Springer-Publika- chen Ergebnisseder letzten Jahrezusam- vonzehn Kitas herrscht Personalnot“. Auch halb an, dass sie ihreBetreuungsangebote voneiner Steigerung um 750 000 Plätze, tionen. Immerhin zeigt der Begriff „Ver- menfasstund in praktische Ratschlägeum- in anderen Medien, vorallem den öffent- zurückfahren oder andereMaßnahmen er- stattauf 750 000 und bei diesen ungefähren wahranstalt“mehr Sinn für die Realität. setzt. Es isteigentlich wie immer seit mitt- lich-rechtlichen, zeigte mansichüber- greifen mussten, um den Personalmangel Angaben istesgeblieben. Heute isterim Das zweite, nachhaltigereProblem istdie lerweile mehreren Jahrzehnten in Deutsch- rascht, so als ob diese Umfrageein gut ge- zu überbrücken. „Den Angestellten steht Vorstand der Deutschen Bundesbahn mit Qualität. Das wirdauch in der neuen Studie land: Die Familien fahren am besten, wenn hütetes Geheimnis offenbart hätte. Dabei weniger Zeit für das einzelne Kind zur Ver- für die ungefährenZeiten der Bahn zustän- nur unter dem Gesichtspunktdes Betreu- sie sich nicht auf die Politik, sondern auf wirdüber den Personalmangel geredet, seit fügung, Gruppenmüssen vergrößert oder dig. An die zusätzliche Zahl vonErziehern ungspersonals betrachtet. Als Lösung sich selbstverlassen und in ihrem AlltagLö- es die Krippen-Offensivegibt, also seit sogar vorübergehend geschlossen werden“, und Erzieherinnen dachte in der Regierung schlägt man eine bessereBezahlung vor. sungen suchen, angefangen bei der Erzie- zwölf Jahren. schreibtder VBE. Zudem müssten spezielle damals niemand.Aber auch darauf wurde Das istrichtig, greift aber zu kurz. Wichti- hung und Betreuung der Kleinsten bis hin Die Studie istwie ein Bumerang, die Lernangebote und Ausflügeeingestellt wer- hingewiesen. Allein bei einemmangelhaf- gernoch wäre eine gründliche Ausbildung zur Bildung für die größeren Kinder.Die Wirklichkeit schlägtzurück. Der Befund den. TrotzÜberstunden seienauch für ten Schlüssel von1:5hätteman für wenigs- mit Berücksichtigung der wissenschaftli- Kirchen könnten dabei helfen und tun es in der Umfragemit dem Titel „Kita-Leitung in Selbstorganisation, Fortbildung und Quali- tens 100 000 Erzieherinnen Vorsorgetref- chen Ergebnisse der letzten zwanzig Jahre manchen Diözesen auch –aber in der Öf- Zeiten des Fachkräftemangels“ ergibt zu- tätsentwicklung nicht die nötigen Ressour- fen müssen. In keinem Budget vonBund, in der Hirn-und Bindungsforschung sowie fentlichkeit herrscht bei diesem Thema nächstinZahlen:3,6 Millionen Kinder in cen vorhanden. In der Folgearbeite„ein be- Ländernoder Kommunen warenPosten für in der Entwicklungspsychologie. All das auch hier das große Schweigen. Die Tagespost ñ11. April 2019 Bildung 27 „Das theologische Mistbeet“ Die Schweiz hat im 20.Jahrhundert überdurchschnittlich viele herausragende Theologenhervorgebracht. Dieses große Erbeträgt heute jedoch kaum noch Früchte VONMARTIN BRÜSKE

nder Nacht vom9.auf den 10.De- trieben. Wird geforscht und gelehrt. Refor- Fribourg veranstaltete deutsche Überset- zember 1968 starb in Basel ein Jahr- miert, freikirchlichund katholisch (und zung der Werkedes russischen Theologen Itausendtheologe.Natürlich, die Wer- nicht zu vergessenauch orthodoxinCham- und Philosophen Sergij Bulgakov erwähnt tung „Jahrtausendtheologe“ istnicht besybei Genf). Aufdeutsch, französisch werden. Damitwirdein dringendes Deside- einfach beweisbar.Sie zeigt auch die Sub- und italienisch (denn auch dietheologische rat erfüllt:Bulgakov spielt, wasKraft, Tiefe jektivität dessen, der so schreibtund redet. Fakultät in Lugano sollnicht vergessen und Weite des Horizontsangeht, in einer Aber es gibtdoch Indizien: Das theologi- werden). Undesspiegeln sich alle Konsense Liga mit Barth. sche Interesse an Karl Barthhat in den und Dissense über das Verständnis des Letzteres Projekt spiegelt dann doch auch fünfzig Jahren nach seinem Tod–außer im Christentums,die die Kirchen heute um- eine Eigenart der katholischen Theologie in deutschsprachigen, katholischen Raum – treiben, selbstverständlich auch in den der deutschen Schweiz, die wenigstens auf nie nachgelassen, im Gegenteil. Barth ge- theologischenFakultäten. Wieanders? einen Teil zutrifft und die ihr zugleich hört zu den weltweit meisttraktierten Wenn man nun den Blick vornehmlich Potenzial zur Erneuerung gibt: Sie istande- Theologenüberhaupt. Mindestens das auf die deutschsprachige, katholische rentheologischen Sprach- und Kulturräu- schließt ihn ein in die Reihen des Pantheons Schweiz richtet, weil die kirchlich-theologi- men näher als das durchschnittliche theolo- der Allergrößten.Das ist, gerade auch aus schen Sprachräume jeweils tief, wenn auch gische Milieu in Deutschland oder Öster- der Perspektive eines katholischenTheolo- mit deutlicherEigenprägung, verwurzelt reich. Bulgakov wirdjaüberall in der Welt gen, kein Irrtum und längst keine Mode sind im jeweiligen Kultur-und Konfes- und wiederum über Konfessionsgrenzen mehr. sionsraum, dann muss man wohl festhalten: hinwegals ein Theologe vonhöchstem Weitetman aberden Blick etwasaus und Wasfehlt, sind die ganzgroßen Debatten, Rang wahrgenommen,erist durch Überset- schaut auf Barths schweizerischen Her- die mit den ganz großen Namen und den zung und Forschung in der angelsächsi- kunftszusammenhang, dann stellt man mit ganz großen Entwürfen verbunden zu sein schen Welt ebenso präsent wie in der roma- Erstaunen fest: Barth istwohl ein Gipfel pflegten. nischen –nur in Deutschland nicht. Dass voneinsamer Höhe, aber er istkonfessions- Damit spiegelt die katholische Theologie diese Provinzialisierung vonFreiburgaus und sprachübergreifend keineswegs allein. in derdeutschen Schweiz jedochlediglich aufgebrochen wird, istkein Zufall. Beson- Das kleine Land hat im 20.Jahrhundert die Situation der akademischenkatholi- ders Freiburg/Fribourg, das auf einer eine weit überdurchschnittliche Zahl von schen Theologie im gesamten deutschspra- Sprachgrenze liegt, repräsentiert diese Nä- bedeutenden Theologen, teils vonWelt- chigen Raum, so wie ja auch ein großer Teil he zu anderen theologischen Kulturen. rang, hervorgebracht. Fast so etwaswie ein der Lehrenden in Chur,Luzern und im Wiekann es weitergehen?Inder Schweiz „theologisches Mistbeet“. Es handelt sich deutschsprachigen Zweig der zweisprachi- denken immer mehr Theologinnen und dabei um Theologensehr unterschiedlicher, genFakultät im schweizerischen Fribourg Theologeninakademischer oder kirchli- teils durchaus gegensätzlicher Art und Aus- aus Deutschland kommt. Letztereist aller- cher Verantwortung konfessionsübergrei- richtung. Ausder Barth-Generationsind dings auch in diesem Zweig ziemlich inter- fend über Möglichkeiten einer Erneuerung jedenfalls mindestens noch Emil Brunner national besetzt. Es fehlt –und das istkeine der Theologie nach. Ein Ort der Vernetzung und EduardThurneysenzunennen. Aufka- gute Entwicklung –der aus der Schweiz für dieses Nachdenken istdas in Fribourg tholischer Seite gehört ein HansKüng stammende akademische Nachwuchs. angesiedelte „Zentrumfür Glaube und Ge- ebenso dazu wie Hans-Ursvon Balthasar Von„Mistbeet“ kann also keine Rede sellschaft“. Die vondort ausgerichteten oder –inder Romandie –ein großer Tho- mehr sein. Undalle kirchlich und theolo- Studientage2019werden sich im Gespräch mistwie Charles Journet, der wiederum gisch Verantwortlichen sollten sich sehr vonMiroslavVolf, HartmutRosaund Wim jenseits des deutschsprachigen katholi- ernstdie Fragenach den Ursachen stellen. Wenders genau dieser Fragewidmen.Dabei schen Raums, nach wie vorbreiteste Wir- Der Kontrastist sehr krass: Das bedrückt, steht eine EinsichtimMittelpunkt: Theolo- kung entfaltetund längstals Klassiker gilt. wenn man sich den historischen Horizont In der Schweiz wird auch heute zukunftsweisende Theologie betrieben, ge- gie, die heute marginalisiert ist, gewinnt Ausder Romandie wärenauf reformierter klar macht. Aber es isteben eine Illusion zu forscht und gelehrt. Aber das Gespräch mit den ganz großen Theologen wie ihreRelevanz zurück im Horizont der Fra- Seite etwa die in ihrer Bedeutung für die meinen, die akademische Theologie könne Hans-Urs vonBalthasar fehlt. Foto: KNA ge nach dem guten Leben. Dies abernicht in ökumenische Diskussionkaum zu über- sich lösen vomZustand der Kirche. Die Kri- einer akademischen „splendid isolation“, schätzendenMax Thurian (der späterkon- se des kirchlichen Christentums in unseren sondern –bei allem durchzuhaltenden wis- vertierte) und Jean-Jacques vonAllmen zu Breiten istnotwendig auch die Krise der immer wieder schöne Früchte zu vermel- hochseriöse Weise einem Publikumzu- senschaftlichen Anspruch –ineiner tiefen nennen.Thurians Buch über die Eucharis- Theologie, eine Krise, die sich durch die Er- den, die einen einfach freuen dürfen. Drei gänglich macht, das nur noch selten über Verwurzelung in einer communialen, kirch- tie dürfte zu den wichtigsten Beiträgen ge- eignisse des Jahres 2018 im Blick auf den sollen –pars prototo, denn die Auswahl ist die sprachlichen Fähigkeiten verfügt, um lichen, spirituellen Praxis.Indiesem Hori- hören, die im 20.Jahrhundert zu diesem kirchlichen Umgang mit Missbrauch sicher ganz subjektiv–genannt werden. Sie sind sich ihreEigenart zu vergegenwärtigen. Die zont istauch theologische Ausbildung zu er- Thema veröffentlicht worden sind. Man noch einmal entscheidend verschärft hat verbunden mit den Fakultätenvon Chur, Bibelals Muttersprache der Liturgie er- neuern. Deshalb auch: Keine Erneuerung könnte diese Reihe katholischer wie protes- und für die katholischeTheologie –auch in Luzern und Freiburg. Zunächstdas große, schließt in der Zusammenarbeitvon Exege- der Theologie ohne Erneuerung der Kirche. tantischer Theologenziemlich langefort- der Schweiz –eine zentrale Herausforde- jetzt zum Abschluss gekommene und in ten und Liturgiewissenschaftlern ein mehr- Das gilt für die Schweiz, wie überall, wo setzen. rung darstellt. Chur verantwortete Projektder „Vulgata bändiges Werk unterdem Titel: „Luzerner Menschen Jesus als ihren Herrn bekennen Undheute?Auch heute wirdinder Weil aber auch heute theologisch ge- deutsch“, die die spätantikeSprachform der Biblisch-Liturgischer Kommentar zum und dieses Bekenntniszugleich denkend Schweiz zukunftsweisende Theologie be- forschtund gearbeitetwird, sind doch auch Bibelübersetzung des Hieronymus auf Ordo Missae“. Schließlich soll auch die in verantworten wollen. Rücksichtnahme auf die Spitze getrieben

Wiedie neuen SprachverboteimBildungsbetrieb sogar Karrieren behindern VONBARBARA STÜHLMEYER

rancesca Carposgalt als virtuose gemeint istund deshalb immer noch ver- zu äußern, ganz egal, ob es dabei um Toilet- Er würde dies dann als nicht bestanden be- mus.Der Professor istnoch im Amt. Eine und ausdrucksstarkeFagottistin wendetwird, gerietbei einigen ihrer Stu- ten für das dritte Geschlecht, die Frage, wer werten. So weit, so konsequent. Tatsächlich Ungerechtigkeit, die zeigt, dass Antisemitis- und empathische Professorin für denten in den völlig falschen Hals.Sie Mann und werFrau istoder die Untiefen istesunmöglich, den Termin einerPrüfung mus in Großbritannien salonfähig ist, im FMusik am Londoner Music Col- schrienempört auf, sammelten Unter- der political correctness geht. Denn der Be- jedem einzelnen Studenten mundgerecht Hinblick auf Sinto und Roma aber große lege.Ihren Unterricht beschränkte sie nicht schriften, bezeichneten Carpos als Rassistin griff, den die Musikerinverwendethatte, zu machen. Es gibtislamische, jüdische, Sensibilität herrscht. nur auf die Vermittlung rein fachlicher In- und sorgten dafür,dass die bis dahinerfolg- warweder ihreErfindung noch hatte sie die christliche, pagane und atheistische Stu- Dasselbe giltbekanntlich im Bereich formationen. Es warihr auch ein Anliegen, reich arbeitende Musikerin und Dozentin Intention, Orchestermusiker zu diffamie- denten in Schottland und werjedem Ein- Gender. Hier gilt es einigen bereits als dass ihreStudenten nachAbschluss der fristlos entlassen wurde. Der Vorwurf gegen ren. Er warein Zitat, die Wiedergabe einer zelnen zugesteht, die religiösen Vorschrif- Hassrede, die lexikalische Definition des Studienzeit dort ankamen,wosie hinwoll- sie lautete, sie habe mit ihrem Memo zum durchaus ironisch gemeinten Selbstbe- ten,denen zu folgen er frei ist, zum allge- Wortes Frau öffentlich vorzulesen, weil die ten, in der Musikwelt. Unddie kann, auch Thema erfolgreicher Einstiegins Berufsle- zeichnung. Dass die empörten Studenten meinen Gesetz zu erheben, wirdPrüfungen all jeneausschließt,die sich als Frau defi- und gerade wasden klassischen Musikbe- ben dafür gesorgt,dass sich ein vergiftetes dennoch und gegenalle berufsgenossen- ganz allgemein absagen müssen. Denn es nieren, abernicht als solche geboren sind. trieb angeht, durchaus rau sein. Klima entwickelt habe, in dem Musiker zu schaftlicheWahrscheinlichkeit Rechtbeka- wäre unmöglich, angesichts der breit ge- Wasdas Beispielvon Francesca Carpos also In einemOrchester wirdkeiner der Inst- Komplizen bei der Belästigungund der Dis- men und Carpos entlassenwurde zeigt, dass streuten Festdaten derkeltischen Götter, pars prototodeutlich macht ist: Wirhaben rumentalisten mit Samthandschuhen ange- kriminierungihrer Kollegengeworden wä- sich heute jeder mit seiner Empfindlichkeit des noch einzurichtenden Gedenktags zu in Europa die Rücksichtnahme auf mögli- fasst. Dort herrscht vielmehr eine lebhafte ren. Dass ihr einziges Anliegen gewesen durchsetzen kann, wenn er nur laut genug Ehren vonRichardDawkins,den islami- che Empfindlichkeiteninzwischen auf die Konkurrenz. Die aber betrifft nicht nur die war, die Studenten, deren Blick durch die schreit und genügend gleichEmpörte um schen, jüdischenund christlichen Festtagen Spitze getrieben. Gleichzeitig sind Empa- Mitglieder der einzelnen Instrumentengat- engen Mauern des Elfenbeinturmes oft sich schart. noch irgendeinen allgemeinakzeptierten thie und das,was man gemeinhin unterAn- tungen untereinander –zweifalsche Töne nicht weit genug reicht,auf die Realität vor- Undgenau das istgefährlich. Denn es Prüfungstermin zu finden. In einem sol- stand versteht,inerschreckendem Maße zu viel und der Vorspielerposten geht an zubereiten und in ihrem Memo auch zu le- kann und wirdinnichtallzu fernerZukunft chen Fall gilt,dass man sich nach der Mehr- rückläufig. Zwischen beidem besteht ein den nächsten ambitionierten Kollegen– sen gewesen war, dasseshilfreich und för- zu entschiedenen,jaradikalen Gegenreak- heitrichtet. Unddie istinSchottlandchrist- Zusammenhang. Denn werinnicht mehr sondernauch zwischen den Gattungen derlichist,sich in das gewünschte Berufs- tionen führen. In Schottland istdies bereits lich. nachvollziehbarer Weise gegängelt, diffa- selbst. feld nicht nur professionelleinzubringen, so weit. Aber die Geschichte istnoch nicht zu En- miert oder wie im Falle vonFrau Carpos Darauf machte Professor Carpos die Stu- sondern auch sozialaufgeschlossenzusein, Dort reklamierte kürzlich eine orthodoxe de. Der Professor fügte nämlich an, dass die unrechtmäßigerweise entlassen wird, ist denten aufmerksam und sie verwendete da- warnicht mehr Teil des Diskussion.Esging jüdische Studentin für sich, am Freitag- Studentin besser daran täte, ihreForderung versucht,seinerseits überzureagieren. Die bei genau jene Begriffe, die im Orchesterall- nur noch um ein einziges Wort: Gypos –Zi- abend und Samstag kein Examen schreiben nicht zu wiederholen, denn sonstsei damit Professorin tat dies zum Glück nicht. Sie tag durchaus gängig sind. In England be- geuner. zu können, weil dies den Geboten ihrer Re- zu rechnen, dass Studenten mit jüdisch klagteund sie bekam auch Recht sowie eine deutetdies: die Violinen sind die Gypos –zu Der Fall vonFrancesca Carpos istinso- ligion zuwiderliefe. Die Reaktion des Pro- klingenden Namen künftig nicht mehr an Entschädigung von180 000 Pfund. Die be- Deutsch Zigeuner–und die Harfen das fern symptomatisch, als er zeigt, wie fessors wareindeutig. Es stünde ihr frei, so der Universität aufgenommen werden wür- teiligten Studentenwurden nicht diszipli- pond life –das Leben am Teich. Waswitzig schwierigesheutesein kann, sich öffentlich sagte er,nichtzur Prüfung zu erscheinen. den.Dies istein klarer Fall vonAntisemitis- niert. Die Tagespost ñ11. April 2019 28 Wirtschaft

KOLUMNE Ein dritter Weg Deutsche Waffen an die Saudis? Jenseits vomKapitalismus: Istder Distributismus eine Alternative?Auftaktzueiner Debatte VONSEBASTIAN SASSE VONTHOMAS BERENZ istributismus –der Begriff Der vonDeutschland verhängte befristete klingt sperrig und lädt nicht ge- Stopp für Rüstungsexporte nach Saudi- rade dazu ein, sich mit dem zu D Arabien hat in den vergangenen Monaten beschäftigen, wasdahinter und Wochennicht nur zu Streit in der steht. Das lohnt sich aber.Denn es geht um Großen Koalition geführt. Auch die euro- eine Wirtschaftsordnung einesdritten We- päischen Partner,die an der Auslieferung ges, weder kapitalistisch noch sozialistisch. vongemeinsamen Waffensystemen an den In Deutschlandist heute mittlerweile die Wüstenstaatbeteiligt sind, reagierten ver- Wahrscheinlichkeit größer,dass Literatur- ärgert.Vor allem Stimmen aus der CDU/ wissenschaftler etwasmit dem Begriffan- CSU befürchten, dass Deutschland durch fangen können als Ökonomen. Gilbert seinen Alleingangsein Ansehen als ver- Keith Chesterton,der britische Schriftstel- lässlicher europäischer Bündnispartner ler („Father Brown“), gehörte nämlich zu nachhaltig beschädigt. Ferner meldete sich Beginn des 20.Jahrhunderts zu den Anhän- die WirtschaftzuWort. gern dieser Richtung. Ein zweiterFaktor: Immerhin gehört Saudi-Arabien zu den Viele der grundlegendenSchriften des Dis- besten Kundender deutschen Rüstungs- tributismus warenbisher nur sehr schwer industrie. Um rund 50 Millionen Euro, auf zugänglich, geschweigedenn in deutscher 416 Millionen Euro, stiegder Wert aller Übersetzung zu erhalten. Doch es deutet genehmigten Exporte vonRüstungsgütern sich eine Wende an. Der Renovamen-Verlag und Waffennach Saudi-Arabien im ver- hat nun Hillaire Bellocs „Der Sklavenstaat“ gangenen Jahr –trotz des Exportstopps herausgebracht. vomNovember! Alle Argumente,die gegen eine Aufrechterhaltung des Exportstopps Eigentumkonstituiert sprechen, seiensie politischbegründet Freiheit oder mit Verweis auf die wirtschaftlichen In einer freien Gesellschaft ist für Belloc das Eigentum nicht nurauf wenigeverteilt. Foto: dpa Folgen der Restriktionen,mögen nach- Belloc (1870–1953), der in Paris in einer vollziehbarsein. französischen Familie geboren wurde, die Doch fällt auf, dass in der gesamten Dis- kurz danach nach Großbritannien umsie- mus.Der Begriff leitetsich vondem lateini- steht für ihn im krassen Gegenteil zum dieWirtschafts- und Finanzkrise erschüt- kussion die ethischen Aspekte des Exports delte,war Schriftsteller,Journalist, Essay- schen Verb „distribuere“ ab,das so viel wie Ideal des Distributismus,nach dem das terten kapitalistisch geprägten Welt interes- vonWaffen und Rüstungsgütern kaum ist. Sein Werk umfasst über 100 Veröffent- „teilen, verteilen“ bedeutet. Eine distributi- Eigentum unterallenfreien Bürgern ver- sant. Freilich stellt sich die Frage, wie sich eine Rolle spielen. Aber gerade bei einem lichungen, das Spektrum reicht vonRoma- ve Wirtschaftsordnungzeichnetsich da- teilt istund nicht in der Hand einiger weni- dieser Ansatz heute konkret wirtschafts- Land wie Saudi-Arabien istdies mehr als nen über Kinderbücherbis hin zu Sachbü- nach dadurch aus,dass das Eigentum unter gerKapitalisten konzentriert sein darf. politisch umsetzenließe. GibtesÜber- bedenklich. Dort sind die Rechte der chern zu historischen Fragen. Eine histori- allen freien Bürgern verteilt ist. AusBellocs schneidungen zu den aktuellen Thesen des menschlichen Person, das Recht auf Mei- sche Perspektive entwickelt Belloc auch in Sicht entspricht dieseiner natürlichen liberalen ÖkonomenPaul Collier,der einen EinAnsatz für nungs-und Religionsfreiheit massivein- „Der Sklavenstaat“, der 1912 erschienen ist. Eigentumsstreuung,die sich durch die „sozialen Kapitalismus“ fordert und die geschränkt. Regierungskritiker werden ve- In dem Buchtitel stecktdie Ausgangsthese Christianisierung in Europa etabliert habe. die Gegenwart? Etablierungeiner „Rottweiler-Gesell- hement verfolgt.Der KriegimJemen, an vonBelloc: Die ökonomische Grundlage Der Bruch setzt für ihn mit dem Kapitalis- Die Alternative zu diesem Zustandliegt schaft“ beklagt? Diesen Fragen sollinden dem sich Saudi-Arabien –auch mit Waf- der europäischen Gesellschaft sei vorder mus ein, der durch die Reformation begüns- für Belloc entweder in einerRückkehr zu kommenden Wochen in loser Folgeineiner fen aus Deutschland –beteiligt, hat bisher Christianisierung eine Sklavenwirtschaft tigt, nun, so BellocsGegenwartsanalyse am dem Sklavenstaat vorchristlicherPrägung Debattenachgegangen werden. fast18000 Menschendas Leben gekostet gewesen. Erstmit der Ausbreitung des Vorabend des Ersten Weltkrieges, zurdo- oder eben in einer Rückbesinnung auf das Hillaire Belloc: Der Sklavenstaat. Re- und unvorstellbares Leidüber die Zivil- Christentums habe sich eine andereWirt- minierenden Wirtschaftsform geworden distributive Leitbild, der Freiheit durch novamen-Verlag 2019,ISBN-978 bevölkerung gebracht. schaftsformdurchgesetzt: der Distributis- sei. Das Phänomen der Lohnknechtschaft Eigentum. Diese Position istineiner durch 3-95621-137-9. 16,- EUR Istesauf diesem Hintergrund überhaupt ethisch vertretbar,ausschließlich über ein Moratorium im Rüstungsexport nach Saudi-Arabien nachzudenken, nicht aber einen langfristigen, grundsätzlichen Rüs- Heinrichder Ewige tungsstopp in Betracht zu ziehen, und zwar auch fürdie Länder,die vonrechts- staatlichen Strukturen ähnlich weit ent- Christliche Vordenker derSozialen Marktwirtschaft–Teil V: Heinrich Brauns VONSEBASTIAN PRINZ fernt sind? Jeder Rüstungsexport muss politisch begründetund zugleich ethisch Heinrich, den Ewigen, nannten ihn seine Brauns bewegte zeitlebens,als Priester ter Kaplan“ bezeichnet wurde, interpretiert verantwortbar sein, dann erstwirtschaft- Zeitgenossen: HeinrichBrauns,katholi- und als Politiker,die soziale Frage. Er war Overbeck rückblickend als Ehrentitel. Das licherRationalität folgen. Die Charta der scher Priester,Zentrumspolitiker,Reichs- eine treibende Kraft der katholischen Bistum Essen pflegt bis heute die Erinne- Vereinten Nationensieht den Einsatz von arbeitsminister in der Weimarer Republik Arbeiter-Bewegung und Arbeiter-Selbstor- rung an Heinrich Brauns.Sohat der erste Waffen nur dann legitimiert, wenn dieser und einer der profiliertesten christlichen ganisation. Dabei warihm die Sozial-En- Essener Bischof Franz Kardinal Hengsbach der Verteidigung im Angriffsfall und der Vordenker der Sozialen Marktwirtschaft zyklika „Rerum novarum“Richtschnur,die einenHeinrich-Brauns-Preis ausgelobt, der Wahrung vonFrieden, Sicherheit und seiner Zeit.Seinen Spitznamen verdankter Ideen des Sozialismuswies er zurück. In an Personen verliehenwird, die sich um die Freiheitder Menschen eines Landes dient. der Tatsache, dass er trotzder extremen den letzten Jahren des Kaiserreichs war katholische Soziallehreverdient gemacht Demnachist es durchaus legitim, dass je- Kurzlebigkeit der damaligen Koalitionsre- Brauns Direktor des Volksvereins für das haben. Zu den Preisträgern zählen der lang- dem Staat die zu seiner Verteidigung er- gierungen acht Jahrelang Arbeitsminister katholische Deutschland, der wichtigsten jährigeBundesarbeitsminister Norbert forderlichen Mittel zu Verfügung stehen. blieb und damit der dienstältesteMinister katholischenOrganisation dieser Zeit, die Blüm,der frühereVerfassungsrichter Paul Zugleich istdas damit verbundene Prinzip der Weimarer Republik war. sich besonders für soziale Gerechtigkeit Kirchhof und der nordrhein-westfälische der Suffizienz aber nicht nur vonden und sozialen Frieden einsetzte. Arbeitsminister Karl-Josef Laumann. Staaten zu beachten, die Waffen und Rüs- Als Minister konnte er seine Ziele auf Er organisierte tungsgüter für diesen Zweck kaufen,son- staatlicher Ebene umsetzen und Gesetze Brauns warnach dem Krieg dern auch vonden exportierenden Staa- den Volksverein zur Arbeitslosenversicherung, zum Arbei- ten. Nur wenn sichergestellt werden kann, Die Stiftung für Christlich-Soziale Poli- terschutz, zur Arbeitszeit, zur Sozialversi- ein Orientierungspunkt dass ein beliefertesLand beziehungsweise tik, die dem CDU-Arbeitnehmerflügel na- cherung sowie zum Wohlfahrts- und Ver- Laumann gehörte ebenfalls zu den Red- Regime sich seiner Verantwortlichkeit für hesteht, sieht in Brauns einen ihrer geisti- sorgungswesen initiieren. nern des Gedenkveranstaltung. Er vertrat die Wahrung des Friedens bewusstist und genAhnen und würdigte ihn im Februar in Bei der Tagung hob der langjährigeBun- die Position, dass ohne HeinrichBrauns darüber hinaus fähigist,dieser Verantwor- Berlinanlässlich seines 150.Geburtstags destagspräsidentNorbert Lammert beson- und weitereKöpfe der katholische Sozial- Er war der längst amtierende Minister tung auch ohne den Einsatz vonWaffen mit einerTagung mit hochkarätigenRefe- ders das frühe, weitsichtige–und erfolglose lehreinder Bundesrepublik das Modell der der Weimarer Republik: Der Priester nachzukommen, kannüber Rüstungsex- renten. Stiftungs-Vorsitzender Karl Schie- –Bemühen Brauns’hervor,die konfessio- sozialen Marktwirtschaft schwerlich einge- Heinrich Brauns konnte acht Jahre porte verhandeltwerden. werling pries Braunsals Vater vonGeset- lang als Reichsarbeitsminister sozial- nelle Beschränkung der Zentrumspartei auf führtworden wäre.Bezogen auf die heutige zen, die noch heute die Sozialordnung der politische Akzente setzen. Foto: KNA das Katholische zu einerchristlichenVolks- Situation erklärte Laumann, dass es auch Bundesrepublik prägen. Die Stiftung wolle partei zu weiten. Brauns habe an der Schaf- heute einer Verbindung vonMarktund ord- Brauns dem Vergessen entreißen und sein fung wichtiger Grundlagen für unseren heu- nenden staatlichen Eingriffen bedürfe,um Wirken für die Gegenwart fruchtbar ma- tigen Sozialstaat mitgewirkt. zu gewährleisten,dass unser Wirtschafts- Anzeige chen. Der Ort der Tagung warsowohl in his- Aushistorischer Perspektive sei es das system sowohl effizient istals auch dem torischer als auch in politischer Hinsicht Verdienstchristlich-sozialer Politiker wie Wohl der Menschendient. mit Bedacht gewählt: Das Haus der Deut- Brauns,dass man den Sozialstaatsgedanken Den Blick auf Gegenwart und Zukunft schen Parlamentarischen Gesellschaft im als den spezifisch deutschen Beitrag zur lenkte insbesondereder Sozialethiker El- DiePriesterausbildungshilfe e. V. suchtfür ihre ehemaligenReichstagspräsidentenpalais Entwicklung einer modernen,demokrati- mar Nass.Erwarnte in seinem Vortragvor Dipl. theol. Thomas Berenz leitet den GeschäftsstelleinBonn-BadGodesberg vis-a-´ vis des Reichstags,einer Wirkungs- schen Staats- und Gesellschaftsordnungan- einer Entgrenzung vonArbeit und daraus zumnächstmöglichen Zeitpunkteine Arbeitsbereich Erwachsenen- und Fa- stätte vonBrauns,und mitten im politi- sehen könne. folgendem Druck, etwa durch permanente milienbildungimBischöflichen Gene- Assistenzder schen Berlin. Die noch in Königswinter in Mit Ruhr-BischofFranz-Josef Overbeck telefonische Erreichbarkeit. Schiewerling ralvikariat Trier Geschäftsführung der Nähe der früheren Hauptstadt Bonn an- sprach auch der Bischof, in dessen heuti- kündigte abschließend an, dass die Stiftung sässigeStiftung unterstreicht mit ihrer ers- gemBistum Brauns den Großteil seines für Christlich-Soziale Politik sich künftig in Teilzeit (50%,nachAbspracheerweiterbar). Die Kolumne erscheint in Kooperation ten derartigen Veranstaltung in der Haupt- priesterlichen Dienstes geleistethat. Over- regelmäßig in der Hauptstadt aus christ- Details unter www.priesterausbildungshilfe.de mit der KatholischenSozialwissen- Bewerbungsschluss istder 30.April 2019 stadt, sich im politischen Berlinmehr Ge- beck charakterisierte Brauns als „Ideal des lich-sozialerPerspektive zu politischen schaftlichen Zentralstelle in Mönchen- hör verschaffenzuwollen. sozialen Priesters“. Dass Brauns als ein „ro- Themen zu Wort melden will. gladbach. Die Tagespost ñ11. April 2019 Reise &Lebensart 29 Der „hültzin Gott“

Noch heute eifern zur Erinnerung an den Einzug des Heilands ließ zu Zeiten der „josephinischenRefor- auf einer Eselin. Ausder Biografie des Bi- men“ ab 1780 die Palmesel als „übertrieben Christen am Sonntag vor schofs Ulrich vonAugsburg wissen wir,dass aufgeputzte,unerwünschte figürliche Beginn der Karwoche den derartigeProzessionen mit einem „Palm- Heilsdarstellung“ verbieten. Dennoch bei esel“ auf das Jahr 970 zurückgehen. Prozessionen mitgeführte hölzerne Esel Palmprozessionen zu Priester oder Ministranten in entspre- wurden bis 1800 sogleich konfisziert, zer- chenden Gewändern stellten im Mittelalter schlagen und verbrannt oder verschwanden Ehren des Herrn im alten häufig Christusauf demEseldar und in Kirchenverliesen und auf Dachböden. Jerusalem nach. Der mischten sich unter die Teilnehmer der sehr In manchen Kirchen, wie etwa in Schwa- verbreiteten Palmsonntagsprozessionen. bach oder LandsbergamLech, in Volkskun- Palmesel darf dabei Das lebendige Grautier wurde im 10.Jahr- demuseen und Heimatstuben sind heute nicht fehlen hundert mehr und mehr durch einen höl- noch vereinzelt hölzerne Palmesel zu fin- zernen Esel ersetzt, auf dem zunächstkos- den. Daneben legenineinigen bayerischen VONKARL-HEINZ WIEDNER tümierteChristusdarsteller saßen, später Gemeinden –beispielsweise in Kößlarn, aus Holz geschnitzte, segnende Christusfi- Zwiesel, Kühbach oder Deggendorf – stern als höchstes Fest der guren im Umzug mitgeführt wurden. Jeder immer noch Palmsonntagsumzügeunter Christenheit istmit vielerlei re- Teilnehmer warbestrebt, den Palmeselein Mitführung vonPalmeseln Zeugnisabvon ligiösemVolksbrauchtum ver- Stück des Wegeszuziehen oder zumindest der einstigen Beliebtheitdieses Brauches. Obunden, dessen Ursprünge bis zu berühren, denn im Volksglauben verband Die „Weihe der Palmen“ steht heute in ins 4. Jahrhundert zurückzuverfolgen sind. man damit die Vergebung aller Sünden. fastallen katholischen Gemeinden im Mit- Insbesonderetrifft das auf prunkvolle und Liturgische Gesänge, inbrünstigeGebete telpunktdes Palmsonntags.Stattdes Brau- pompöseProzessionen am Palmsonntag zu. und Jubelrufe der Gläubigen gehörten zu ches der Mitführung eines Palmesels zur Anfangssymbolisierten während der Um- den Umzügen am Palmsonntag. Den „hült- Prozession erinnern in unserer Zeit „Palm- zügeaus Holz geschnitzte Christusfiguren zin Gott“, wie der Palmesel schließlichab- boschen“anden Einzug Jesu in Jerusalem, auf Leiterwagen den triumphalen Einzug göttisch genannt wurde, behängten die als dort zur Feier des TagesPalmzweigege- Jesu Christi nach Jerusalem. Man wollte Gläubigen mit Blumengirlanden, Ostereier- schwungen wurden. Stechpalme,Buche, auf diese Weise ein Stück biblischer Ge- kränzen, Würsten und Edelsteinen. Er wur- Wacholder,Eibe, Hasel,Weidenkätzchen, schichte szenisch darstellenund die Gläubi- de zu einer Kultfigur,die dem strengen TannenzweigeinForm vonHandsträußen, geneng in das Geschehen einbinden. christlichen Anliegen abträglich war. Buschen oder Ruten werden vonden Geist- Heute sind zwar die meisten Palmesel aus Holz, doch immer wieder nehmen Die Evangelisten Matthäus und Johannes Der Klerus musste immer wieder fest- lichen gesegnet. Häufig sind Pflanzenbü- auch lebende Grautiere an den Prozessionen teil. Foto: dpa berichten in der heiligen Schriftvon alljähr- stellen, dass viele Menschenmit dem Palm- schel mit bunten Bändern, Kreuzen, Her- lichenPalmprozessionen zu Ehren des esel regelrecht Unfug trieben. Man zogmit zen, Eiern oderroten Beeren geschmückt Herrn im alten Jerusalem. Dem nachzu- ihm schließlichsogar durch Wirtshäuser; und stehen nach dem GottesdienstinVor- oder wilde JägerzuFronleichnam vertrei- sonntag verspätetzum Gottesdienster- eifern, sind noch heute die Christenam Betrunkene ließen ihren Spott an ihm aus. gärten oder vorden Häusern und schmü- ben und im Volksbrauchtum Haus,Hof und schienen. Ebenso verulkte man damit den Palmsonntag aufgerufen. Allerdings hat Deshalb istesnicht verwunderlich, dass cken –zum Kranzgebunden –die Ein- Garten vorUngeziefer und Unkraut schüt- ersten und letzten„Palmträger“ an der Kir- sich das Bild im Laufe der Zeit ständig ge- Martin Luther dieser Volkssitte schon wäh- gangstüren bis nach dem Osterfest. Den zen sollten. chentür,wie auch in vielen Regionen derje- wandelt.Die ursprünglich auf dem Holzwä- rend der einsetzendenReformation in pro- Maien und Lebensrutenähnlich, gelten Der Begriffdes „Palmesels“ wurde im nige, der nicht in neuenKleidernzum vor- gelchen mitgeführte Christusfigur saßab testantischen Regionen kurzerhand ein En- Palmbuschenals heilsam und Segenbrin- Volksbrauchtumdes 19.Jahrhunderts aller- österlichen Gottesdiensterschien, „Palm- dem 9. Jahrhundert unsererZeitrechnung de bereitete. Auch die katholische Kirche gend, wie einstbesonders ausgewählte, ge- dingsgar zum Schimpfnamen für Lang- esel“ gerufen und durch ein Kreidekreuz auf auf einem lebenden Esel –ein Brauchtum nahm an den Gepflogenheiten Anstoß und segnete Kräuterbuschen Hexen, Schrate schläfer und Ungeschickte, die am Palm- dem Rücken bloßgestellt wurde. t ehrsam rk ve emden Fr olnisches

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Vielfalt eher skeptisch zu beschützen. Heute befindetsie sich in gegenüber.Zudiesem der Tretjakow-Galerie der russischen Hauptstadt, während eine Kopie, die man Ergebniskommtlaut dem großen Ikonenmeister Andrej Rubljov „idea“ eine repräsentative zuschreibt, in der Uspenskij-Kathedrale im Kreml verehrt wird. Um beide in allen De- Studie der Robert Bosch tails zu studieren, reiste Büssing eigens nach Russland. Als sie in der Schlangevor Stiftung.Besonders stark dem Eingang der Kathedrale stand, fiel ihr angenommenwerden ein kleiner Stein auf, der sich vonihrem Fundament abgelösthatte. Sie hob ihn auf – demnach Menschen mit und setzte ihn, wieder daheim, dem Behinderung,einer Christuskind ins Haar.Seitdem befindet sich ein kleines Stück der Moskauer Ka- nicht-heterosexuellen thedrale in Bielefeld. Alexandra Büssings Geheimnis ist, sich Orientierung oder einer vonGott leitenzulassen. Gerne zitiert sie anderen ethnischen den russischen Metropoliten Hilarion Al- feyev,einen der brillantesten Köpfe der mo- Herkunft. Die größten dernen Orthodoxie: „Gott lässtnie ab von Vorbehaltegibtesgegen- dem, waservorhat mit einem Menschen.“ Büssing: „Ich will nicht etwasvon mir aus- über Religion und drücken, wie meine modernen Künstlerkol- legen. Ichbeteund hoffe, dass Gott mir er- religiöserVielfalt. 49 laubt, etwasauszudrücken, das er uns offen- Prozent sindder Meinung, baren will. Ichbin dabei nur ein Instru- ment, ein kleiner Faden, der Gott mit den dassReligion Privatsache Menschen verbindet.Nicht mehr –allesan- ist, also religiöse derewäreStolz. Gott kann so unendlich viel mehr als jeder Künstler. Kunstist nicht da- Bekundungenund Symbole zu da, uns vonihm abzulenken. Sie soll uns Menschen dahin führen, uns geistig zu ent- wie Kruzifix, Kopftuchund Die Künstlerin in Aktion: Alexandra Büssing weiß, dass Kreativität vomKünstler die ganze Hingabeverlangt. Fotos: MH wickeln.“ Kippa nicht in die Das istdie Essenzder orthodoxenIkono- graphie: Der Künstler malt nicht, er Öffentlichkeit ie isteine, die gerne ihr Licht unter Familie ein Kloster.Zurück in der Schule, Künstlerin „ein wahres Wunder.Eswar „schreibt“ eine Ikone, ja er betetsie. „Eine gehörten. Gegenteiliger den Scheffel stellt, die kein großes trug die Elfjährigedemonstrativein Kreuz eines der beglückendsten Erlebnissemei- Ikone istein GebetinFarben“, erklärt mir Aufsehen um ihrePerson macht. um den Hals.Als die Lehrer sie aufforder- nes Lebens“. Natürlich wollte sie sich hier Büssing. „Siesollte nicht das Werk eines SEine natürliche Schönheit von39 Ansicht sind 48 Prozent. ten, es abzunehmen oder zumindest unter auch engagieren, besann sich auf ihreAus- Künstlers sein, sonderndes Heiligen Geis- Jahren, ungeschminktund in bequemer der Kleidung zu tragen, weigerte sie sich: bildung –und schuf aus Natursteinen aus tes.Wer eine Ikone schreibtoder betet, der Freizeitkleidung, vomTyp eher Kunststu- „Das warmeine erste Rebellion!“ dem Fliesen-Großmarktein großformati- erhofft sich das Mitwirken des Heiligen dentin als Künstlerin, bewusstunauffällig An der Moskauer Kunstakademie spezia- gesMosaik des Heiligen für dieAußenwand Geistes,genau wie es die Autoren der Hei- und das Scheinwerferlicht scheuend. Selbst lisiertesie sich auf Monumentales:Skulptu- der Kirche. Die Gemeinde warbegeistert, ligen Schrift taten. Darum schätzt die Iko- GLOSSE ihr Auto istein Mini, das ultimative Under- ren, Fresken und Mosaiken. Sie wollte Kir- erbatsich noch ein Mosaik der Gottesmut- nenmalerei keine neuen Kompositionen, statement-Vehikel. ErstimGespräch istsie chen ausschmücken. Da gab es jede Menge ter für den Innenraum. Bald darauf wurde keine Veränderung der Motive.Vielmehr Politiker im geistreich und eloquent, öffnen sich ihrein- Bedarf. Russland erlebte gerade eine ortho- Büssing beauftragt, auch die russisch-or- versucht der Künstler,immer tiefer in das telligenten, warmen Augen, die sie bis dahin doxe Renaissance,seit 1990 wurden über thodoxeKirche in Bielefeld auszuschmü- Geheimnis eines Motivseinzudringen und halb verschlossenhielt, so als wolle sie je- 30 000 neue Kirchen gebaut.Die junge cken, dann fertigte sie ein Mikromosaik für seine theologische Aussagezuerkennen.“ Unruhestand den vorschnellen Blickinihretiefe, russi- Künstleringlaubte sicher zu sein,dass ihr ein Kloster auf dem „heiligenBerg“ Athos Umso intensiverstudiert sie die Ur-Iko- sche Seeleverhindern. WerAlexandra Büs- die Aufträgenicht ausgingen. an. nen: die Lukasbilder,aber auch das Turiner sing auf der Straße begegnet, ahnt nicht, Doch das Schicksal wollte es anders.Im Grabtuch und das geheimnisvolle Schleier- VONSTEFAN MEETSCHEN dass er eine faszinierendeKünstlerin vor 4. Studienjahr lernte sie einenjungen deut- IhreKunstsoll der geistigen bild vonManoppello,das auf sie eine eigen- sich hat. Eine wahreMeisterin ihres Fachs, schen Künstler kennen und lieben, der in artigeFaszination ausübte. Gerade hat sie „Ich wareinmal die Zukunft“–mit die nur für ein paar Tage in Deutschland ist, Moskaustudierte. Der gläubigeKatholik Entwicklung dienen die Advocata,die älteste und heiligsteIkone diesen Worten verabschiedete sich weil sie gerade in Moskau, ihrer eigentli- brachte sie mit der Bilderwelt des Westens Eines ihrer intensivsten Projekte wurde Roms und ebenfalls der Tradition nach ein 2016 David Cameron aus demAmt chen Heimat, an einem wahren Jahrtau- in Berührung, die sie auf Anhieb faszinierte. das Mosaikbild der Gottesmutter,umdas Lukasbild, für sich entdecktund will sie bei des britischen Premierministers.Seit- sendprojektteilnimmt, das derzeit noch „Jeden Taglasen wir im Evangelium. Mein der Priester der Bielefelder Kirche gebeten ihrem nächsten Besuch in der Ewigen Stadt dem istesstill geworden um den unter strengster Geheimhaltung steht –den Mann hat mir alles beigebracht, wasich hatte. Es sollte eine der heiligsten Ikonen inspizieren. Mann,der mit einem Referendum das Mosaikschmuck für eine orthodoxe Ka- heute über den katholischen Glauben Russlands darstellen, „Vladimirskaya“. Sie IhreHoffnung ist, noch viel zu schaffen. „Brexit“-Theatereinleitete.Als Bera- thedrale, die als „Hagia Sophia“unserer weiß.“Sofertigtesie als Diplomarbeit einen zeigtMaria, wie sie den Jesusknaben lieb- Schon weil in der Orthodoxie bei jeder Li- ter,Redner und Schirmherr für die Zeit gefeiert werden wird, finanziertvom Kreuzweg an, gemalt nach alten Vorbildern kost und wirddaherauch als „Eleusa“, „die turgie in den Fürbitten auch für die Men- Alzheimerhilfe wirkternun im Hin- russischen Staat. wie dem Genter Altar des Janvan Eyck und Zärtliche“ bezeichnet. Der Legende nach schen gebetetwird, die eine Kirchemitge- tergrund. Dassesauch anders geht, Der Weg, der die jungeKünstlerin aus gu- dem IsenheimerAltar des Matthias Grüne- stammt sie vomEvangelisten Lukas,Kunst- staltethaben. So erhofft sie sich einen an- habenjetzt Bundeskanzlerin Angela tem Hause–ihr Vater istRechtsanwalt, ihre wald, beide Meister der niederländischen historiker dagegen halten sie für eine hoch- gemessenen Lohn im Himmel. Auch katho- Merkel und der frühereUS-Präsident Mutter adliger Abstammung –über Renaissance. Dabei malte sie, wie die gro- wertigebyzantinische Arbeit aus dem 12. lische Kirchen würde sie gerne gestalten, vorexerziert. Merkel Deutschland nach Belgrad führt, begann in ßen Meister des 16.Jahrhunderts,mit Ei- Jahrhundert.Sicher ist, dass sie 1131 als Ge- wenn man sie denn ließe. Denn Alexandra empfing Obamazueinem anderthalb- Moskau. Er wargeprägt vomZusammen- Tempera und Öl. schenk des Patriarchen vonKonstantinopel Büssing istmehr als nur eine begnadete, tief stündigen Gespräch im Kanzleramt. bruch der Sowjetunion, den sie mit elf Das Paar heiratete und Alexandra, jetzt an den Großfürsten Juri Dolgorukij nach gläubigeKünstlerin: Sie istauch eine Brü- Offiziell„privat“, aber wenn man sich Jahren erlebte. „Auf einmal waruns der Bo- Büssing, zognach der Geburt einer Tochter Kiewgelangte.Dessen Sohn Wladimir ckenbauerinzwischen der Orthodoxie und ansieht, wie Merkel Obama die Wange den unter den Füßen weggezogen“, erinnert und Abschluss ihres Studiums nach Clop- brachte sie 1155 in seine Lieblingsstadt Vla- der katholischen Welt. Eine, die bislang im tätschelt unddieserden Fotografen sie sich. „Für uns waresbeides:ein großes penburg in Niedersachsen, eine katholische dimir.1395 wurde sie nach Moskau geholt, Verborgenen blühte, unddie es zu entde- zuwinkt, lässtsich –abgesehen vonder Glück, aber auch eine schwere Last.“ Die Enklave.Während ihr Mann jetzt einem um die Stadt vorden Mongolen Tamerlans cken gilt! location–ein D´eja-` vu-Erlebnis kaum Last: Ein allgemeiner Skeptizismusmachte „Brotberuf“nachging und Programmierer vermeiden. Istervielleicht immer sich in ihrer Generation breit. Wemkonnte wurde („ZweiKünstler in der Familie konn- noch Präsident? Istdas deutsch-ame- man noch glauben?Gewiss nicht den Leh- ten wir uns einfach nicht leisten“), versuch- rikanische Symbolpolitik? DieZeit- rern, die in einem Jahr Lenin priesen, ein te die jungeRussin mit christlichen Moti- ebenen verwischen, wenn die Realität Jahr später verdammten. Die jungen Rus- veninder modernen KunstFuß zu fassen. geleugnetwird. Doch werweiß: Viel- sen lernten damals,keinerIdeologie mehr Erfolglos: „Die Kunstszene in Deutschland leicht wirdauch Angela Merkel, wenn zuvertrauen. Sicherheit fand Büssing statt- tut sich einfach schwermit religiösen The- sie 2021 das Kanzleramtaufgibt,in dessen im christlichen Glauben, den zu ent- men.“Stattdessen fand sie eine Anstellung irgendeinerWeiseweiter Kanzlerin decken sie als „das größte Glück ihres Le- als Kunstlehrerinander katholischenLieb- spielen?ImEU-Parlament, dies be- bens“ bezeichnet. frauenschule in Cloppenburg. richtete neulich „Focus“, hat der lang- Schon mit fünf Jahren hatte sie beschlos- Erst2011erfuhr Büssing, dass in Clop- jährigeAbgeordneteBernd Posseltseit sen, Künstlerin zu werden. „Das warvon penburg eine russisch-orthodoxe Kirche ge- 2014 keine Sitzung verpasst, obwohl er Anfang an klar,das wurde auch nie mehr in- baut wurde, die dem hl. Seraphim vonSa- kein Mandat mehrbesitzt.Ertue ein- fragegestellt“, gesteht sie selbstbewusst. Als rowgeweiht ist. Der Mönch und Einsiedler, fach so,als wäre er gewählt.Sehr ver- eine engagierte Lehrerin einenKurs über Mystiker und Wundertäter des 19.Jahrhun- antwortungsbewusst–könnteman die Kunstvon Ägypten, Griechenland, Rom derts hatte immer zu ihren Lieblingsheili- dazu mit viel Wohlwollen sagen. Oder: und Byzanz anbot, waresumsie geschehen: gengehört. Zu erleben, wie Menschen als sehr menschlich. Man munkelt übri- „Ich verliebte mich in den orthodoxen Gemeinde im Miteinander ein Gotteshaus gens,auch David Cameronhätte nichts Glauben und seineKunst“, gesteht sie mit errichten, wie jeder ehrenamtlichund nach gegenein Comeback einzuwenden. strahlenden Augen. Sie ging erstmals allein Feierabendseinen Teil dazu beitrug und in die Kirche, besuchte mit Freunden ihrer wie auch der Priester anpackte, warfür die Jesus Christus: Der Maßstab, an dem Alexandra Büssing sich orientiert. Die Tagespost ñ11. April 2019 Aus aller Welt 31

Bild der Woche Warum nicht mal eine HarleyDavidson für den Papstbauen?Auf diese Idee kamen die Mitglieder des christlichen Motor- radclubs „Jesus Biker“ in Hessen. Ein Motorrad- Händler warsofort bereit, die schwereMaschine mit dreidimensionalem Kreuz auf dem Kotflügel zu bau- en. Im Juli wirddas Uni- kat dem PapstinRom zum Signieren vorgefah- ren. Aufdass die Harley für einen gutenZweck versteigert werde. Die Einsegnung fand jetzt statt. Foto: BR24/Christian Wölfel

Ein „leuchtendes Vorbild“ BEIM NAMEN GENANNT

„Bester Lehrerder Welt“:Pater Peter Tabichi ausKenia hat den „GlobalTeacher Prize“erhalten VONSTEFAN AHRENS

rist Franziskaner,unterrichtet genwerde: „Afrika bringt in Zukunft Wis- Schulstunden und an Wochenenden –denn den, werseine Schüler am besten fördert Mathe und Physikineinem ent- senschaftler,Ingenieure und Unternehmer 95 Prozent seiner Schüler,die teilweise und ein Vorbildfür seineKollegenist,heißt Elegenen Landstrich Kenias –und hervor,deren Namen einstinjederEckeder einen Schulwegvon bis zu sieben Kilome- es in der Ausschreibungzum Global setzte sich gegen10000 Kandi- Welt bekannt sein werden. UndMädchen tern in Kauf nehmen, leben in Armut und Teacher Prize. Tabichi setzte sich unteran- daten aus 180 Ländern durch: Pater Peter werden ein riesiger Teil dieser Geschichte sind Waisen oder Halbwaisen. Außerdem derem gegenKollegenaus Indien, Austra- Tabichi erhieltam23. MärzinDubai den sein.“ besucht er die Schüler und ihreFamilien lien, Argentinien, Brasilien, Japan und den diesjährigenrenommierten Global Teacher „Ich wählte ein religiöses Leben, um ar- zuhause, um herauszufinden, mit welchen Niederlanden durch. Im Interview mit der „Herder Korrespon- Prize und gilt damitals „bester Lehrer der men Menschen zu helfen; es liegt in mei- Herausforderungendiese konfrontiert sind: Die Finalrunde des Wettbewerbs fand im denz“ hat der Schriftsteller MARTIN Welt“. Das Preisgeld für den Mann Gottes: nem Herzen,mich um anderezuküm- „Drogen, Teenager-Schwangerschaften, Rahmen der weltweit größten Fachtagung MOSEBACH die öffentlichen Auftrittevon Nichtsweniger als eine Million US-Dollar. mern“, erzählt der 36-Jährigeinseinem Kinderheiraten –alles das kann dazu füh- für Schule und Bildung in Dubai statt. Am PapstFranziskus kritisiert. In früheren Der 36-jährigeTabichi habe sein Leben Kandidaten-Video zur Preisvergabe des ren, dass Schüler nicht mehr in die Schule „Global Education &Skills Forum“ Zeitensei das päpstliche Auftreten altmo- der Hilfe für seine benachteiligtenMitmen- Global Teacher Prize. „Willstduein groß- kommen“, sagt Tabichi. Fürviele Schüler (GESF) nahmen rund 2000 Lehrkräfte, disch und „rührend in seiner Gestrigkeit“ schen verschrieben, hieß es vonseitender artiger Lehrer sein, muss du kreativarbei- sei es außerdem schwierig, morgens zuhau- Schulforscher und Bildungspolitikerteil. gewesen, aber die „starken Männer der gemeinützigen Varkey Foundation. Die Or- ten, Technologienfördern und auf moderne se etwaszuessen zu bekommen, so der Leh- Initiator des GESF und Stifter des millio- Moderne, ein Stalin, ein Hitler, haben ganisation des indischen Geschäftsmanns Lehrmethoden zurückgreifen.“Rund 80 rer. Undweil sich hungrige Schüler in der nenschwerenLehrerpreises istder aus ganz andereStilmittel gebraucht, um sich SunnyVarkey vergibtden Preis und sagt Prozent seines Lehrergehalts spendetTabi- Schule nicht konzentrierenkönnen, sorgt er Indien stammende Unternehmer Sunny ins rechte Licht zu setzen, und so hält es über Tabichi: „Er hat das Leben seiner chi seit langem an Projekte, die den Bewoh- auch dafür,dass sie ein Frühstück erhalten. Varkey.Sein Geld verdiente er unter ande- auch der heutigePapst“. Auch das Küssen Schüler auf so vielfältigeWeise bewegt, et- nern seines Dorfs in Kenia zugutekommen. Aufdie Frage, ob der Preis und das Geld remmit Immobiliengeschäften; als Betrei- und Liebkosen vonKindern kritisierte der wa durch die Einführung vonWissen- Seine Spenden unterstützen auch seine ihn verändern werden, sagte er,dass es ihn ber vonmehr als 130 Schulen in mehreren mehrfach ausgezeichnete Autor und be- schaftsclubs oderals er zwischen rivalisie- Schüler,die sich weder Schuluniformen nicht verändern werde, jedoch die Jugend- Ländern istseine Unternehmensgruppe kennende Katholik. KrankeimRollstuhl, renden Ethnien und Religionen Frieden noch Bücher leisten können. lichen und Kinder,welche in ihrem Alltag aber auch im Geschäft mit der Bildungak- so Mosebach, würden benutzt,umanih- schuf“, so die Veranstalter.Tabichi istder Zudem setzt sich der Franziskanerpater herausgefordert sind. Auch sollten die Leh- tiv. nen Wohltätigkeit und Barmherzigkeit zu erste Afrikaner,der die begehrte Auszeich- für die Förderung vonMädchen und die In- rerüberlegen, wie sie die Gesellschaft ver- demonstrieren: „Mich überläuft es mit nung entgegennehmen konnte. klusionbehinderterMenschen ein und ändern können; es ginge nicht ums Geld Er achtetauf das Potenzial Schauder,wenn der regierende Heilige brachte den Bewohnernder kargen Region oder den Ruhm der Lehrer. Der Global seiner Schüler Vater immer vonder Zärtlichkeit Gottes Fürden Preisstieg er zum nachhaltigeLandwirtschaftstechniken und Teacher Prize wirdseit 2015 verliehen. Mo- spricht.“ Der gemeinsam mit Mosebach die Nutzung erneuerbarer Energien bei.Ta- deriert wurde die Veranstaltung in diesem In der Stunde seines größten Erfolges interviewte Präsident des Zentralkomitees ersten Malins Flugzeug bichi und weitereLehrerkollegen unter- Jahr vonHollywood-Star Hugh Jackman. zeigt sich Peter Tabichi bescheiden.„In der deutschen Katholiken (ZdK), Thomas Der Franziskanerpater unterrichtetseit richten ihreSchüler auch außerhalbder Als bester Lehrer kann ausgezeichnet wer- Afrika blätternwir jeden Tageine neue Sei- Sternberg, wies die Ausführungenzurück. 2016 an der schlecht ausgebauten Keriko te um und schlagen ein neues Kapitel auf“, „Da muss ich wirklichheftig widerspre- Secondary School im Dorf Pwani im Naku- sagte Tabichi bei der Verleihung. „Dieser chen, weil ich es anders erlebthabe“, sagte ru County nordwestlich der Hauptstadt Preis istkeine Auszeichnung für mich, son- Sternberg. Nairobi. Das Schüler-Lehrer-Verhältnis an dern für die jungen Menschen des Konti- der KerikoSecondary School beträgt 58 :1. nent. Als Lehrer habe ich lediglichihre In einem Gastbeitrag für die gleiche Zeit- Viele seiner Schüler sind Waisen oder stam- Neugier,ihr Talent, ihreIntelligenz und schrift wirft die evangelische Theologin men aus armenVerhältnissen. IhreZu- ihren Glauben erkannt.“Ineinem Inter- ELLEN UEBERSCHÄR Joseph Ratzinger kunftschancen versucht der Ordensmann viewerklärte er zudem, dass er mit dem er- vor, als Leiterder Glaubenskongregation unter anderem durch Computerkurse zu haltenen Preisgeld die Talentförderung und wie als PapstBenediktXVI. eine „vormo- verbessern –obgleich ihm nur ein einziger den Wissenschaftsclub an seiner Schule derne,triumphalistische Theologie und Computer zur Verfügung steht und die spo- ausbauen wolle. Außerdem kündigte er an, hierarchische Kirchenstruktur“ vertreten radische InternetverbindunginKenias Rift in eine bessereComputerausstattung inves- und befördert zu haben. Diese Strukturen Valley zu wünschen übrig lässt. tierenzuwollen. erwiesen sich nun als „reformunfähig,in- Unddennoch: Durch Tabichis Einsatz er- Kenias Präsident Uhuru Kenyatta gratu- human und antiaufklärerisch“. Dazu be- reichten seine Schüler die Finalrunde des in lierte Tabichi zum Gewinn der Auszeich- merkt CHRISTOPH OHLY,der Vorsitzen- Washington D.C. stattfindenden„Intel nung in einer Videobotschaft, die anlässlich de des Neuen Schülerkreises Joseph Rat- International Science and Engineering der Verleihung ausgestrahlt wurde. Darin zinger PapstBenediktXVI. gegenüberder Fair“ und erhielten vonder britischen bezeichnete der PräsidentsTabichi als ein „Tagespost“: Dass eine „solchkonfessiona- „RoyalSociety of Chemistry“ einen Preis. leuchtendes Vorbild für die gesamte Welt: listische Entgleisung in der heutigen Zeit Der Franziskaner,der zur Preisverleihung „Peter,deine Geschichteist die Geschichte noch möglich istund voneiner theologi- zum ersten Mal in seinem Leben in ein Afrikas –ein jungerKontinent, der vorTa- schen Fachzeitschriftund einem kirch- Flugzeug stieg, istaufgrund solcher Erfolge lenten platzt“, sagte Kenyatta. „Deine Schü- lichen Internetportal verbreitetwird“, deshalb davonüberzeugt, dassselbstder ler haben gezeigt, dass sie in Wissenschaft, müsse „bestürzen“. Die Äußerungenzer- scheinbar uneinholbare technologische und Technologie und allen Bereichen des störten „gewachsenes ökumenischesVer- ökonomische Vorsprung der entwickelten menschlichen Lebens unter den Besten der trauen“ und würden eine „erschreckende Länder gegenüber den Ländern Afrikas de- Welt bestehen können. Sie brauchen nur die Unkenntnis“ der Theologie Ratzingers be- renZukunftsperspektive nicht beeinträchti- So jubelt ein Pädagogik-Sieger: Pater Tabichi bei der Preisvergabe. Foto: dpa richtigeUnterstützung.“ legen. Die Tagespost ñ11. April 2019 32 Aussprache

„Kirchensteuer“auch innerhalb der katho- endlich jemand wagt, dagegen anzugehen. Medienberichte nach DemoFürAlle-Ver- Silbermond zur Eröffnung (bei dieser MOMENT MAL lischen Kirche vorurteilsfrei zu diskutie- Wenn es sich nur um eine sprachliche Va- anstaltungen in der Säkularpresse. Gruppe nichtverwunderlich, dass das ren, sehrdankbar sein. In dieser (hoffent- riante handelte, könnte man über diesen Hedwig v. Beverfoerde,Aktionsbünd- passt, da sie ihreWurzeln im CVJM hat). Verehrte Leserinnen und Leser,es lich geführten) Debatte wirdman aber Unsinn noch lachen.Aber angestoßen von nis für Ehe&Familie-DemoFürAlle Mir warund istdiesesLied eine Bereiche- wirdIhnen nicht entgangen sein: Die- einigeunangenehme Wahrheiten nicht Judith Butler wirddas biologische Ge- rung meines Glaubens an den auferstan- se Ausgabe hat vermehrtindie ausblenden können. Etwazehn Prozent schlecht als Konstruktdargestellt, das je- denen Christus,der lebtund beständig das Schweiz geblickt.Das große Ab- der Katholiken in Deutschlandsind viel- derzeit veränderbar ist. Das Fataledaran Kollegenkritik an Pater Ockenfels Gute für uns will, im Hier und Jetzt. Der schiedsinterviewmit Bischof Huonder leicht noch als „praktizierende Katholi- istjedoch, dass Behörden, Universitäten, Wunschnach PopmusikimGottesdienst, machte den Anfang. Der Hintergrund ken“ anzusprechen, die verbleibenden Staaten et ceterazur Umsetzung gezwun- gerade in der eigenen Trauung, istnicht ist: Künftig versucht die „Tagespost“, Unsäglicher neunzig Prozent der „Gläubigen“ nutzen genwerden und sie umfassend vonKon- verwerflich. Ganz im Gegenteil: Liturgie mehr Leser auch in der Schweiz zu die Zugehörigkeit zur Kirche zwar gerne zernen der USAfinanziert wird. Es geht und ebenso liturgischer Gesang wollen die gewinnen. Deshalb wollenwir die Angriff als Rahmenprogramm bei Familienfeiern, soweit, wersich dem Mainstream nicht Menschen inhaltlich und ästhetisch er- Entwicklungen in Kirche, Politik und schätzen auch die sozialen Einrichtungen beugt, dem wirdzum Beispiel eine Exa- Mit großer Irritation habe ich vonden un- reichen. Dieser Wunsch muss kompetent Gesellschaft der Schweiz verstärktin der Kirche, haben sich abervom Glau- mensarbeiten nicht anerkannt. säglichen, politisch motivierten Angriffen begleitetwerden, nicht abwehrend,son- den Blick nehmen. Die Eidgenossen- bensleben längstentfernt. Dies bedeutet Außerdem geschieht dies alles,ohne dass gegenPater Prof. Wolfgang Ockenfels dern konstruktiv. schaft verfügt über ein uraltes christ- aber auch, dass neunzigProzent des Kir- darüber in der Öffentlichkeit diskutiert durch einen Sozialethiker-Arbeitskreis ge- Tobias Lübbers, liches Erbe. Die Säkularisierung der chensteueraufkommens voneiner Bevöl- worden istund ohnelegitimierte Mandate hört (Artikel und Kommentar in der 96050 Bamberg Gesellschaft wie der Kirche selbst kerungsschicht aufgebracht wird, die sich in der UN und EU.Mir kommt es vorwie „Tagespost“ vom28. März, Leserbriefe in machen es aber nicht leicht, es in die innerlich längst vomKatholizismus ent- in dem Märchen „Des Kaisers neue Klei- der Ausgabe vom4.April).Diesermir bis Zukunft zu retten. Das dürfte Lesern fernt hat. Ausfinanziellen Gründen istdie der“, bis ein Kind die Wahrheit aufdeckt. datounbekannte Arbeitskreis spielt sich in Deutschland und Österreich be- römisch-katholische Kirche in Deutsch- Gegendiese sich einschleichende Ideo- wie ein Möchtegern-Zensurkomitee auf, HINWEIS kannt vorkommen. land alsoauf die praktizierenden Gemein- logie sollte massivstprotestiertwerden. das glaubt, ProfessorOckenfels und die Leserbriefe sind keine redaktionellen Mei- An dieser Stelle ein herzlicher Gruß demitglieder gar nicht angewiesen, aber Dr.KarinWitt,Düsseldorf vonihm geleitete traditionsreiche Zeit- nungsäußerungen. Kürzungen behalten wir an alle „alten“und hoffentlich viele sehr wohl auf die neunzig Prozent Tauf- schrift „Neue Ordnung“ anschwärzen zu uns vor. Wirlesen alle Zuschriften auf- neuenLeser der „Tagespost“ in der scheinkatholiken. Kann es sein,dass man- können. Der Sprecher des Arbeitskreises merksam, bitten aber um Verständnis,dass Schweiz. IHRE REDAKTION che für gläubigeKatholiken unverständ- DerWolf in Deutschland arbeitetmit einschüchterndem, aber letzt- wir keine Auskunft darüber geben können, liche Entscheidungoder Verlautbarung lich schwammigem Vokabular („populisti- warum einzelne Leserbriefe nicht veröf- sich gerade aus diesem Umstand erklärt? Unverantwortbares sches und extremrechtes Fahrwasser“), fentlicht wurden. DIE REDAKTION Dass man aufgrund der finanziellen Ab- ohne konkrete Beispiele und Belege für MARKTPLATZ hängigkeit vomgesellschaftlichen„Main- Freilandexperiment angebliche Verfehlungen. Es genügt eine Kur an der polnischen Ostseeküste in stream“bereit ist, unumstößlicheGlau- pauschale Anklage, fertig istdie Denunzia- Bad Kolberg: 14 Tage ab 299 €, Hausabholung benswahrheiten in Fragezustellen?Es Zu „An der Wolfsfront“ (DT vom4.April): tion. Besonders übel istdie Aufforderung, 70 €. Telefon: 0048-94-7107784 Die Tagespost sieht fastdanach aus und das wäre dann Ein sehr lesenswerter Artikel, der es auf die Zeitschrift aus Bibliotheken zu ver- Katholische Wochenzeitungfür Politik, ganz sicherein weiterer Grund, sich von den Punktbringt. Fazit: Wölfe in Deutsch- bannen, und die drohende Bitte an den Wirkaufen Wohnmobile +Wohnwagen Gesellschaft und Kultur der Kirchensteuer zu verabschieden. land sind ein großes aus dem Ruder ge- Dominikanerorden, Sanktionen zu ver- VormalsDeutsche Tagespost 03944-36160 www.wm-aw.de Fa. Hardi Schumny,89134 Blaustein laufenes und unverantwortbares Freiland- hängen. Waskönnte denn drohen? Soll Katholische Zeitung fürDeutschland. experiment. Undesgab in den letzten eine heilige PC-Inquisition tätig werden, 1948 begründet vonJohann Wilhelm Naumann Jahren seltensteinen journalistischen Bei- die politischinkorrekte Gedankenver- Herausgeber: Bischof Hankeund dieKirchensteuer PeterHahne und der Gender-Wahn trag, der die Sachverhalte in dieser The- folgt? Pater Ockenfelsist ein gebildeter, Domdekan Prälat Lic.theol.Günter Putz matik so auf den Punktbringt, ohne in streitbarer Geist, der immer mit offenem Kirche auf Gläubige MassiverProtest ideologischer Verblendung die Leser zu Visier für seine Idealeund Ansichten ge- Chefredakteurund Geschäftsführer: manipulieren, sonderninDarstellung der kämpft hat, in der Kirche und in der Ge- Oliver Maksan nicht angewiesen erforderlich Tatsachen diese sachlichaufzubereiten! sellschaft. Weil er sich dem nach links ver- Redaktion: Dankeschön dem Autor! rutschten Zeitgeistnicht angepassthat, gilt Sebastian Sasse (Chef vomDienst, Politik,Wirtschaft), Zu „Die Ruhe vordem Zusammenbruch“ Der Artikel vonPeter Hahne: „Wer hat MathiasVogt, er nun als „rechts“, wasein Schimpfwort ReginaEinig (Kirche aktuell,Bildung), Dr.Stefan (DT vom4.April): Herrn Bischof Hanke Angstvor dem Gender-Wahn“ (DT vom 33161 Hövelhof sein soll. Ichfinde, alle, die für die Freiheit Meetschen (Im Gespräch,Feuilleton, Ausaller Welt), muss man für den Versuch, das Thema 21. März) spricht mir aus der Seele, da des Geistes und des Wortes in Gesellschaft Dr.Alexander Riebel(Kultur,Medien, Literatur,Bildung),Dr. Josef Bordat (Internetredaktion, und Kirche sind, sollten Pater Ockenfels Medien),Kilian Martin (Internetredaktion,Kirche), Anzeige Weltfamilienkongress in Verona den Rücken stärken. Maximilian Lutz (Internetredaktion,Reise), Dr.PhilipPlickert, 60322 Frankfurt Guido Horst(BüroRom/Vatikan-Korrespondent), Dr.TillMagnusSteiner (BüroJerusalem/Heilig- Dashat mich Land-Korrespondent), Stephan Baier(BüroÖster- Wissenschaft lebt reich/EU-/Südosteuropa-Korrespondent),Stefan AttraktiveKontomodelle rden überrascht Rehder(Korrespondentfür Bio-Ethik,Glauben und We vomDiskurs Wissen), Barbara Knievel(Art Direktor) Augsburg Sie Zu „In die Mühlen der Politik geraten“ 0821 3460-0 auch (DT vom4.April): Guido Horsts Darstel- Wolfgang Ockenfelsist einer der wenigen Erscheinungsweise:donnerstags

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Dass Veranstaltungen, kerimBereich der populären Musik zu terreich“, Wilhelm-Greil-Straße 1, die sich für die echte Ehe und die natür- schulen, damit diese bei dem Wunsch 6020Innsbruck /Österreich sowie liche Familie einsetzen, politisch heftig be- nach Popmusikgezielte Hinweise geben von„CBM Deutschlande.V.“, Stuben- kämpft werden, istimÜbrigenweder neu können. Gerade bei der im Artikel ange- wald-Allee 5, 64625 Bensheim. noch ungewöhnlich. Vielmehr beweistes sprochenen Position Introitus fällt mir EineTeilauflage enthälteineBeilage deren Relevanz. Leider erinnert Guido sofort ein hervorragendes Beispiel ein: von„Kirche in Not Schweiz“, Cysat- Horsts Artikel mich ein wenig an typische Singen Sie mal „Irgendwas bleibt“ von straße 6, 6004 Luzern /Schweiz.