Festlegung

Bundesnetzagentur für Elektrizität, Gas, Telekommunikation, Post und Eisenbahnen

- Präsidentenkammer -

Rundfunk-Übertragungsdienste zur Bereitstellung von Sendeinhalten für Endnutzer

Markt Nr. 18 der Empfehlung 2003/311/EG

Öffentliche Fassung Festlegung

Inhaltsverzeichnis A. Zusammenfassung...... 1 B. Einleitung ...... 4 C. Übersicht über Rundfunkübertragungsdienste in Deutschland...... 5 I. Markt Nr. 18 der Empfehlung 2003/311/EG der Kommission ...... 5 II. Die Entwicklung der deutschen Rundfunklandschaft ...... 6 III. Telekommunikationsrechtliche Aufsicht...... 18 IV. Medienrechtliche Aufsicht ...... 20 D. Gang der Ermittlungen...... 22 E. Vorbringen der Marktteilnehmer auf das Auskunftsersuchen...... 23 I. Anbieterbefragung ...... 23 1. Bayern Digital Radio ...... 23 2. Digital Radio Südwest...... 23 3. Digital Radio West ...... 24 4. Grundstücks- und Immobilien Verwaltungs- und Verwertungs GmbH Annaberg ....24 5. ILCO Funktechnik ...... 24 6. Kabel Deutschland...... 25 7. Kabelfernsehen München ServiCenter ...... 27 8. NetCologne ...... 29 9. ...... 29 10. Regional TV...... 30 11. T-Systems ...... 30 II. Nachfragerbefragung...... 31 1. Alster Radio ...... 31 2. Antenne Bayern Hörfunkanbieter...... 31 3. Antenne Thüringen ...... 32 4. ANGA Verband privater Kabelnetzbetreiber ...... 32 5. Arbeitsgemeinschaft Privater Rundfunk - APR ...... 33 6. Radio ...... 35 7. Deutsche Welle...... 35 8. Energy Sachsen...... 36 9. Funk & Fernsehen Nordwestdeutschland...... 36 10. Hit Radio Antenne 1 ...... 36 11. Hit-Radio Antenne Hannover ...... 37 12. Kabelfernsehen München ServiCenter ...... 37 13. NetCologne ...... 38 14. NORA NordOstsee Radio ...... 38 15. Radio 7 Hörfunk ...... 38

II Festlegung

16. Radio Schleswig-Holstein...... 38 17. Radio/Tele FFH GmbH & Co. Betriebs KG Hit Radio ...... 39 18. ...... 39 19. VBL Verband Bayerischer Lokalrundfunk ...... 40 20. Verband privater Rundfunk und Telekommunikation ...... 40 21. VOX Film- und Fernseh GmbH & Co. KG ...... 42 22. Zweites Deutsches Fernsehen...... 42 F. Nationales Konsultationsverfahren ...... 43 G. Einvernehmen des Bundeskartellamts ...... 43 H. Europäisches Konsolidierungsverfahren ...... 44 I. Marktabgrenzung...... 45 I. Sachliche Marktabgrenzung ...... 45 1. Analoge und digitale Einspeisung von Rundfunksignalen in das einzelne Breitbandkabelnetz (Einspeisemärkte) ...... 45 a. Kein gemeinsamer Markt für Signaleinspeisungen in Breitbandkabelnetze und in andere Übertragungswege ...... 46 (1) Einspeisung Free-TV ...... 48 i. Satellitenübertragung ...... 49 ii. Terrestrik ...... 51 iii. Breitbandige Telekommunikationsnetze...... 52 (2) Einspeisung Pay-TV...... 53 i. Bestimmung des Nachfragers bei der Pay-TV-Einspeisung ...... 53 ii. Bedeutung der technischen Reichweite...... 54 (3) Einspeisung Hörfunk ...... 55 b. Kein gemeinsamer Markt für Signaleinspeisungen in alle Breitbandkabelnetze..56 (1) Free-TV ...... 56 (2) Pay-TV ...... 56 (3) Hörfunk...... 57 c. Gemeinsamer Markt für Einspeisungen von Fernseh- und Hörfunksignalen...... 57 d. Gemeinsamer Markt für Einspeisungen analoger und digitaler Signale ...... 58 e. Technische Plattform und Verschlüsselungsdienstleistungen ...... 59 f. Ergebnis ...... 60 2. Belieferung von NE 4-Clustern ≤ 500 Wohneinheiten mit Rundfunksignalen durch Kabelnetzbetreiber einer vorgelagerten Ebene...... 61 a. Gemeinsamer Markt für die Signallieferung aus überlappenden Breitbandkabelnetzen...... 61 b. Kein gemeinsamer Markt mit Selbsterstellung ...... 62 c. Kein gemeinsamer Markt für die Versorgung von NE 4-Clustern ≤ 500 Wohneinheiten und NE 4-Clustern > 500 Wohneinheiten...... 62 d. Ergebnis ...... 63

III Festlegung

3. Belieferung von NE 4-Clustern > 500 Wohneinheiten mit Rundfunksignalen durch Kabelnetzbetreiber einer vorgelagerten Ebene...... 64 4. Bereitstellung von Satelliten-Transponderkapazitäten für die Übertragung von Rundfunksignalen ...... 64 5. Bereitstellung von terrestrischen Sendeanlagen für die Übertragung analoger Fernsehfunksignale gegenüber Inhalteanbietern...... 64 a. Gemeinsamer Markt für überlappende terrestrische Sendernetze ...... 65 b. Kein gemeinsamer Markt für die Übertragung von Fernseh- und Hörfunksignalen 65 c. Kein gemeinsamer Markt für die Übertragung analoger und digitaler Fernsehsignale ...... 66 d. Ergebnis ...... 67 6. Bereitstellung von terrestrischen Sendeanlagen für die Übertragung digitaler Fernsehfunksignale gegenüber Inhalteanbietern...... 67 7. Bereitstellung von terrestrischen Sendeanlagen für die Übertragung analoger UKW- Hörfunksignale gegenüber Inhalteanbietern ...... 68 8. Bereitstellung von terrestrischen Sendeanlagen für die Übertragung digitaler Hörfunksignale gegenüber Inhalteanbietern ...... 69 9. Bereitstellung von terrestrischen Sendeanlagen für die Übertragung digitaler Hörfunksignale gegenüber Anbietern von Telekommunikationsdiensten ...... 69 II. Räumliche Marktabgrenzung...... 70 1. Analoge und digitale Einspeisung von Rundfunksignalen in das jeweilige Breitbandkabelnetz (Einspeisemärkte) ...... 70 2. Belieferung von NE 4-Clustern mit Rundfunksignalen durch Kabelnetzbetreiber einer vorgelagerten Ebene (Signallieferungsmärkte)...... 70 3. Vorleistungsmärkte für Satelliten-Transponderkapazitäten ...... 71 4. Bereitstellung von terrestrischen Sendeanlagen für die Übertragung analoger Fernsehfunksignale gegenüber Inhalteanbietern...... 72 5. Bereitstellung von terrestrischen Sendeanlagen für die Übertragung digitaler Fernsehfunksignale gegenüber Inhalteanbietern...... 73 6. Bereitstellung von terrestrischen Sendeanlagen für die Übertragung analoger UKW- Hörfunksignale gegenüber Inhalteanbietern ...... 73 7. Bereitstellung von terrestrischen Sendeanlagen für die Übertragung digitaler Hörfunksignale gegenüber Inhalteanbietern ...... 73 8. Bereitstellung von terrestrischen Sendeanlagen für die Übertragung digitaler Hörfunksignale gegenüber Anbietern von Telekommunikationsdiensten ...... 74 III. Gesamtergebnis der Marktabgrenzung ...... 74 J. Drei-Kriterien-Test...... 77 I. Einspeisemärkte und Signallieferungsmärkte ...... 78 II. Bereitstellung von terrestrischen Sendeanlagen für die Übertragung analoger Fernsehfunksignale ...... 80 III. Bereitstellung von terrestrischen Sendeanlagen für die Übertragung digitaler Fernsehfunksignale ...... 81

IV Festlegung

IV. Bereitstellung von terrestrischen Sendeanlagen für die Übertragung analoger UKW- Hörfunksignale gegenüber Inhalteanbietern...... 83 V. Bereitstellung von terrestrischen Sendeanlagen für die Übertragung digitaler Hörfunksignale gegenüber Inhalteanbietern...... 84 VI. Bereitstellung von terrestrischen Sendeanlagen für die Übertragung digitaler Hörfunksignale gegenüber Anbietern von Telekommunikationsdiensten...... 85 VII. Ergebnis...... 85 K. Beträchtliche Marktmacht...... 87 I. Einspeisemärkte der Unternehmen KBW, KDG und UM ...... 87 1. Bedeutung von gegengewichtiger Marktmacht...... 88 2. Durchsetzung medienrechtlicher Ansprüche ...... 89 3. Förderung alternativer Empfangswege...... 90 4. Verlangen „überhöhter“ Weitersendeentgelte...... 90 5. Verweigerung von Weitersenderechten...... 90 6. Machtverteilung und Verhandlungsergebnisse...... 93 a. Netzausbaustrategie ...... 93 b. Geschäftsmodell...... 94 c. Verschlüsselungsplattform ...... 94 d. Einspeiseentgelte ...... 94 e. Set-Top-Boxen ...... 95 f. Grundverschlüsselung...... 96 g. Simulcast-Phase ...... 97 7. Ergebnis...... 97 II. Einspeisemärkte alternativer NE 3-Betreiber ...... 98 III. Belieferung von NE 4-Clustern ≤ 500 Wohneinheiten mit Rundfunksignalen durch Kabelnetzbetreiber einer vorgelagerten Ebene ...... 98 IV. Belieferung von NE 4-Clustern > 500 Wohneinheiten mit Rundfunksignalen durch Kabelnetzbetreiber einer vorgelagerten Ebene ...... 99 V. Markt für die analoge terrestrische UKW-Hörfunkübertragung...... 100 L. Gesamtergebnis ...... 102 1. Kabel Baden-Württemberg GmbH & Co. KG...... 102 2. Kabel Deutschland GmbH ...... 102 3. Unity Media GmbH...... 102 4. T-Systems Business Services GmbH ...... 103 M. Anhang 1: Erläuterung des angewandten deutschen Telekommunikationsrechts und des dadurch umgesetzten europäischen Sekundärrechts...... 104 . Anhang 2: Marktabgrenzungs- und Marktbeherrschungskriterien ...... 104 O. Anhang 3: Abkürzungsverzeichnis...... 104 P. Anhang 4: Stellungnahmen im Konsultationsverfahren ...... 104 Q. Anhang 5: Schreiben des Bundeskartellamts ...... 104

V Festlegung

R. Anhang 6: Auswertungsergebnisse der Anbieterbefragung ...... 104 S. Anhang 7: Auswertungsergebnisse der Nachfragerbefragung ...... 104

VI Festlegung

A. Zusammenfassung 1. Die Europäische Kommission empfiehlt den nationalen Regulierungsbehörden, den Markt für „Rundfunk-Übertragungsdienste zur Bereitstellung von Sendeinhalten für Endnut­ zer“ (Markt 18) zu prüfen. Dementsprechend wird im Folgenden untersucht, welcher bzw. welche Rundfunkübertragungsmärkte für eine Regulierung in Betracht kommen und ob auf diesem bzw. diesen Märkten wirksamer Wettbewerb herrscht. 2. Relevant für die vorliegende Untersuchung sind gemäß der Empfehlung 2003/311/EG und der zugehörigen Begründung lediglich Vorleistungsmärkte, die eine Verbreitung von Rundfunksignalen über Kabel, Satellit und Terrestrik bzw. damit funktional vergleichbaren Medien zum Gegenstand haben. 3. Ein Blick auf den Endkundenbereich in Deutschland zeigt, dass Fernsehsignale derzeit zu über 55% über Kabel, zu ca. 40% über Satellit und nur noch zu unter 5% über Terrestrik empfangen werden. Im Gegensatz dazu erfolgt der Radioempfang überwiegend über die (analoge) UKW-Terrestrik. 4. Dem Endkundenbereich sind in Deutschland nicht nur ein, sondern tatsächlich mehrere Vorleistungsmärkte vorgelagert. Die Untersuchung grenzt 30 solcher Vorleistungsmärkte in sachlicher und räumlicher Hinsicht namentlich ab. Es handelt sich dabei um 13 Märkte im Kabelbereich und um 17 Märkte im terrestrischen Bereich. Aufgrund rechtlicher Vorgaben aus der Rahmenrichtlinie ist im Satellitenbereich kein Markt abzugrenzen. Von den genann­ ten 30 Märkten kommen allerdings nur 14 Märkte für eine Regulierung in Betracht, nämlich die bereits erwähnten 13 Kabelmärkte sowie ein Markt im terrestrischen Bereich. Beträchtli­ che Marktmacht und damit ein Fehlen wirksamen Wettbewerbs lassen sich am Ende nur für sieben Märkte feststellen, nämlich für sechs Kabelmärkte und für den einen bereits erwähn­ ten terrestrischen Markt. 5. Im hier relevanten Kabelbereich bestehen zwei unterschiedliche Arten von Vorleistungs­ märkten, nämlich einerseits Kabeleinspeisemärkte und andererseits Signallieferungsmärkte. 6. Gegenstand von Kabeleinspeisemärkten ist das Angebot der analogen und/oder digita­ len Einspeisung von Rundfunksignalen in ein Breitbandkabelnetz, welches der jeweilige Ka­ belnetzbetreiber der Netzebene 3 gegenüber einem Inhalteanbieter abgibt. Bei der soge­ nannten „Netzebene 3“ handelt es sich um den Signaltransport von einer Kabelkopfstation bis zum Übergabepunkt auf dem jeweils versorgten Grundstück. Hieran schließt sich die so­ genannte „Netzebene 4“ an, also der Signaltransport vom Übergabepunkt bis zur Kabelan­ schlussdose in der jeweiligen Wohnung. 7. Kabeleinspeisemärkte sind netzbezogen abzugrenzen. Denn aus Sicht der nachfragen­ den Inhalteanbieter können die Kabelendkunden allein über das jeweilige Netz der Netzebe­ ne 3 erreicht werden. Weder über Satellit, Terrestrik oder breitbandige Telekommunikations­ netze noch über andere Breitbandkabelnetze derselben Netzebene sind diese Endkunden adressierbar. Als relevante Märkte sind die Einspeisemärkte der Unternehmen KDG, Unity Media, KBW, PrimaCom, EWT, Kabelfernsehen München und NetCologne sowie sonstiger Netzbetreiber der Netzebene 3, sofern sie Einspeiseentgelte erzielen sollten, abzugrenzen. 8. Diese Märkte weisen Merkmale natürlicher Monopole auf und kommen deshalb allesamt für eine Regulierung nach dem zweiten Teil des TKG in Betracht. Im Rahmen der Marktana­ lyse zeigt sich allerdings, dass allein die drei Nachfolgegesellschaften des ehemaligen Mo­ nopolisten AG, nämlich KDG, UM und KBW, sich unabhängig von Wett­ bewerbern, Kunden und Endverbrauchern verhalten können. Auf deren Märkten herrscht deshalb kein wirksamer Wettbewerb. Die anderen Unternehmen sind hingegen aufgrund ihrer vergleichsweise geringen Größe einer ausgleichenden Gegenmacht der Inhalteanbieter ausgesetzt. 9. Die Existenz von Signallieferungsmärkten ist eine deutsche Besonderheit. Sie beruht auf der aus politischen Gründen herbeigeführten Trennung der Netzebenen 3 und 4. Betrei­ ber der Netzebene 4 beziehen dabei gegen Entgelt Signale von Betreibern der Netzebene 3.

1 Festlegung

Anders als bei der Kabeleinspeisung ist es dem Nachfrager der Signallieferung allerdings letztlich gleich, mit welchem Kabelnetz der Netzebene 3 er einen Vertrag abschließt, jeden­ falls solange die jeweiligen Netze räumlich verfügbar sind und das Programmangebot ver­ gleichbar ist. Aufgrund unterschiedlicher Ausweichmöglichkeiten der Nachfrager sind die Märkte allerdings nach der Größe der versorgten Cluster (Gesamtheit der von einem einzi­ gen NE 3/NE 4-Übergabepunkt aus versorgten Wohneinheiten) zu unterteilen. Es bestehen Signallieferungsmärkte für die Versorgung von NE 4-Clustern ≤ 500 Wohneinheiten und für die Versorgung von NE 4-Clustern > 500 Wohneinheiten. 10. In räumlicher Hinsicht sind für beide Signallieferungsmärkte jeweils drei Regionalmärkte abzugrenzen. Diese Angrenzung folgt den Verbreitungsgebieten der Regionalgesellschaften KDG, UM und KBW. Innerhalb dieser Gebiete herrschen jeweils homogene Wettbewerbsbe­ dingungen. 11. Auch die Signallieferungsmärkte werden durch Merkmale natürlicher Monopole gekenn­ zeichnet und kommen deshalb für eine Regulierung in Betracht. Tatsächlich verfügen die Regionalgesellschaften auf den Signallieferungsmärkten für die Versorgung von NE 4­ Clustern ≤ 500 Wohneinheiten über beträchtliche Marktmacht. Auf den Signallieferungs­ märkten für die Belieferung von NE 4-Clustern > 500 Wohneinheiten besteht hingegen wirksamer Wettbewerb, weil die NE 4-Betreiber in der Regel auf einen Signalbezug über eigene Kabelkopfstationen ausweichen können. 12. Im Satellitenbereich kann die genaue Abgrenzung des oder der sachlich relevanten Märkte letztlich dahin stehen. Denn jedenfalls überschreiten der oder die räumlich relevanten Märkte die deutschen Grenzen insofern, als Inhalteanbieter zumindest eine gemeinsame Versorgung der deutschen und österreichischen Gebiete nachfragen. Eine Abgrenzung län­ derübergreifender Märkte ist jedoch allein der Europäischen Kommission vorbehalten, siehe Art. 15 Abs. 4 Rahmenrichtlinie. Mangels örtlicher Zuständigkeit kann die Bundesnetz­ agentur keinen Markt im Satellitenbereich abgrenzen. 13. Anders als im Kabelbereich (und wohl auch im Satellitenbereich) sind im terrestrischen Bereich die Übertragungen nach Fernseh- und Radiosignalen sowie nach analogen und digitalen Signalen zu trennen und jeweils verschiedenen sachlich relevanten Märkten zu­ zurechnen. 14. Die Trennung nach Fernseh- und Radiosignalen resultiert aus dem unterschiedlichen Empfangsverhalten der Endkunden. Anders als im Kabel- und Satellitenbereich, wo die Ra­ dioübertragungen jeweils ein Zusatzgeschäft zu den Fernsehübertragungen darstellen, fol­ gen die terrestrischen Übertragungen von Fernsehsendungen einerseits und Radiosendun­ gen andererseits unterschiedlichen Pfaden. Während Fernsehsendungen nur vergleichswei­ se selten terrestrisch empfangen werden, spielt der terrestrische Radioempfang nach wie vor eine herausragende Rolle im intermodalen Vergleich. 15. Die Trennung nach analogen und digitalen Signalen folgt vor allem aus den unter­ schiedlichen Wettbewerbsbedingungen in diesen Bereichen. Während die analoge terrestri­ sche Fernsehübertragung fast vollständig von der digitalen terrestrischen Fernsehübertra­ gung verdrängt worden ist, ist die digitale terrestrische Radioübertragung gegenüber der analogen terrestrischen Radioübertragung bislang erfolglos geblieben. 16. Eine weitere Unterteilung der sachlich relevanten Märkte ergibt sich schließlich im Son­ derfall der digitalen Radio-Terrestrik. Dort sind zwei Vorleistungsebenen insofern hin­ tereinandergeschaltet, als T-Systems und Landesrundfunkanstalten ihre Sendeleistungen an DAB-Sendebetriebsgesellschaften verkaufen, welche dann ihrerseits Vertragspartner der Inhalteanbieter werden. In sachlicher Hinsicht sind danach insgesamt fünf verschiedene Ter­ restrikmärkte zu unterscheiden, nämlich jeweils Märkte für die analoge und digitale Fernseh- und Radioübertragung, wobei im Falle der digitalen Radio-Terrestrik zwei Vorleistungsmärkte bestehen. 17. In räumlicher Hinsicht sind die Märkte für terrestrische Leistungen unterschiedlich zu behandeln. Während die beiden Märkte für analoge terrestrische Übertragungsleistungen

2 Festlegung sowie der Markt für digitale terrestrische Fernsehübertragungen aufgrund homogener Wett­ bewerbsbedingungen national abzugrenzen sind, ergeben sich im digitalen terrestrischen Radiobereich in Übereinstimmung mit den jeweiligen Frequenzbedeckungsräumen regionale Märkte. Insgesamt sind so 17 sachlich und räumlich relevante terrestrische Vorleistungs­ märkte abzugrenzen. 18. Allerdings kommen 16 dieser Märkte nicht für eine Regulierung nach dem zweiten Teil des TKG in Betracht. Im terrestrischen Fernsehbereich ist die analoge Übertragung im endgültigen Niedergang begriffen, während die digitale Übertragung noch keine gesicherte Marktposition hat finden können. Letzteres gilt auch für die digitale terrestrische Radio­ übertragung. Aufgrund ihrer im intermodalen Vergleich geringen Bedeutung erscheint eine Regulierung der entsprechenden terrestrischen Übertragungsmärkte nicht notwendig und letzten Endes unverhältnismäßig. 19. Allein der nationale Markt für die analoge terrestrische Radioübertragung über UKW kommt für eine Regulierung in Betracht. T-Systems verfügt auf diesem Markt als fast alleini­ ger Anbieter über beträchtliche Marktmacht.

3 Festlegung

B. Einleitung Die Regulierungsbehörde legt erstmals unverzüglich nach Inkrafttreten des Gesetzes die sachlich und räumlich relevanten Telekommunikationsmärkte fest, die für eine Regulierung nach den Vorschriften des Teils 2 des TKG in Betracht kommen, § 10 Abs. 1 TKG. Im Rah­ men der jeweiligen Festlegung prüft die Regulierungsbehörde, ob auf dem untersuchten Markt wirksamer Wettbewerb besteht oder ob ein oder mehrere Unternehmen über beträcht­ liche Marktmacht verfügen, § 11 Abs. 1 S. 1 und 2 TKG. Die Kommission empfiehlt den nationalen Regulierungsbehörden, bei den entsprechenden Festlegungen u.a. einen Markt für „Rundfunk-Übertragungsdienste zur Bereitstellung von Sendeinhalten für Endnutzer“ zu prüfen (siehe Ziffer 18. Anhang der Empfehlung 2003/311/EG).1 Diese Prüfung wird im Folgenden vorgenommen. Dazu werden ƒ zunächst eine Übersicht über die Rundfunkübertragungsdienste in Deutschland gegeben (vgl. Kapitel C), ƒ der Gang der Ermittlungen dargestellt (vgl. Kapitel D), ƒ die wichtigsten Marktteilnehmer und deren Vorbringen dargelegt (vgl. Kapitel E), ƒ auf die nationale Konsultation eingegangen (vgl. Kapitel F), ƒ auf das Einvernehmen mit dem Bundeskartellamt hingewiesen (vgl. Kapitel G), ƒ das europäische Konsolidierungsverfahren beschrieben (vgl. Kapitel H), ƒ dann die Marktabgrenzungen durchgeführt (vgl. Kapitel I), ƒ daran anschließend die Merkmale des § 10 Abs. 2 S. 1 TKG geprüft (vgl. Kapitel J), ƒ das Vorliegen beträchtlicher Marktmacht untersucht (vgl. Kapitel K) sowie ƒ abschließend diejenigen Unternehmen genannt, die auf den abgegrenzten Märkten über beträchtliche Marktmacht verfügen (vgl. Kapitel L).

1 Empfehlung der Kommission vom 11.02.2003 über relevante Produkt- und Dienstmärkte des elekt­ ronischen Kommunikationssektors, die aufgrund der Richtlinie 2002/21/EG des Europäischen Parla­ ments und des Rates über einen gemeinsamen Rechtsrahmen für elektronische Kommunikationsnet­ ze und –dienste für eine Vorabregulierung in Betracht kommen (Empfehlung 2003/311/EG), veröffent­ licht im Amtsblatt der Europäischen Union 2003, Nr. L 114/45. 4 Festlegung

C. Übersicht über Rundfunkübertragungsdienste in Deutschland Ausgehend von der Empfehlung der Kommission werden im Folgenden diejenigen Leistun­ gen beschrieben, die Gegenstand des oder der hier zu untersuchenden Märkte sind. Dar­ über hinaus wird ein kurzer Blick auf die (bisherige) telekommunikations- und medienrechtli­ che Kontrolle der hier fraglichen Leistungen bzw. Märkte geworfen.

I. Markt Nr. 18 der Empfehlung 2003/311/EG der Kommission Die Kommission empfiehlt den nationalen Regulierungsbehörden in Ziffer 18. Anhang der Empfehlung 2003/311/EG, einen Markt für „Rundfunk-Übertragungsdienste zur Bereitstel­ lung von Sendeinhalten für Endnutzer“ zu prüfen. Diese Übertragungsdienste müssen sich auf „Rundfunk“ beziehen. Damit sind Tonsendun­ gen, Fernsehsendungen oder andere Arten von Sendungen gemeint, die zum unmittelbaren Empfang durch die Allgemeinheit bestimmt sind.2 Erfasst werden namentlich die Bereitstel­ lung frei ausgestrahlter Sendungen, Abonnementfernsehen und Pay-TV sowie die Übertra­ gung interaktiver Dienste.3 Der zu untersuchende Markt befindet sich im Abschnitt „Großkundenmärkte“ (d.h. Vorleis­ tungsmärkte) der Empfehlung. Deswegen sind Rundfunk-Übertragungsdienste im gegenwär­ tigen Zusammenhang nur insoweit von Interesse, als sie nicht auf einem Endkundenmarkt gehandelt, sondern als Vorleistungen bezogen werden. Die Empfehlung sieht dabei aller­ dings nicht nur Anbieter von Telekommunikationsdiensten (etwa Kabelnetzbetreiber einer nachgeordneten Netzebene), sondern, wie sich aus der Begründung zur Empfehlung ergibt, auch sonstige Unternehmen (etwa Inhalteanbieter) als relevante Empfänger einer Vorleis­ tung an.4 In der Folge werden vom empfohlenen Markt grundsätzlich alle Rundfunk- Übertragungsdienste erfasst, welche nicht unmittelbar vom Endverbraucher nachgefragt und vergütet werden. Allerdings wird aus der Begründung zur Empfehlung auch deutlich, dass die Kommission bei der Abgrenzung des Marktes lediglich an terrestrische Sendeanlagen, Kabel- sowie Satelli­ tenverbindungen als derzeit relevante Übertragungssysteme gedacht hat.5 Glasfaser- oder Richtfunkverbindungen, mit deren Hilfe die Signale zur Sendeanlage, zur Kabelkopfstation oder zu einem Satellitenuplink geführt werden, werden weder in der Begründung der Kom­ mission noch in bisherigen Marktdefinitionen anderer Regulierungsbehörden berücksichtigt. Namentlich Ton- und TV-Leitungen sind daher im vorliegenden Zusammenhang nicht zu beachten. Gleiches gilt für Satellitenuplinks, die ebenfalls nicht in der Begründung zur Emp­ fehlung erwähnt werden. Neben der eigentlichen Übertragungsleistung benötigt der jeweilige Vorleistungsempfänger auch einen Zugriff auf gewisse technische Dienstleistungen, welche ihm die Bereitstellung von analogen Abonnement-, Pay-TV- oder interaktiven Diensten sowie generell von digitalen Diensten ermöglichen. Zu diesen Dienstleistungen zählen etwa Zugangsberechtigungssys­

2 Zum telekommunikationsrechtlichen Rundfunkbegriff, der weiter gefasst ist als derjenige des Me­ dienrechts nach § 2 Abs. 1 Rundfunkstaatsvertrag (RStV), vgl. im nationalen Recht etwa § 4 Nr. 33 Frequenzbereichszuweisungsplanverordnung (FreqBZPV) vom 28.09.2004 sowie die zugehörige Be­ gründung, S. 4. Siehe auch das Schreiben der KDG vom 05.04.2006, S. 13, in welcher Mediendienste als relevante Nachfrager nach „Rundfunkübertragungsdiensten“ verstanden werden. 3 Vgl. Begründung zur Empfehlung 2003/311/EG, S. 37. 4 Vgl. Begründung zur Empfehlung 2003/311/EG, S. 37. Soweit sich die T-Systems in ihrer Stellung­ nahme vom 22.03.2006, S. 3 ff., zu möglichen Abhilfemaßnahmen (eine Zugangsregulierung sei nicht sinnvoll möglich) äußert, wird auf die von der zuständigen Beschlusskammer noch zu erlassende Re­ gulierungsverfügung verwiesen. 5 Vgl. Begründung zur Empfehlung 2003/311/EG, S. 38 (nach Ansicht der Kommission dürften in Zu­ kunft darüber hinaus andere Übertragungskanäle stärker genutzt werden, z.B. Telekommunikations­ netze, deren Bandbreiten durch DSL- oder andere Technologien erhöht werden). Siehe ferner Ofcom, Broadcasting transmission services: A review of the market, 2004, Rz. 3.17. 5 Festlegung teme, Anwendungsprogramm-Schnittstellen und/oder elektronische Programmführer. Die Kommission rechnet diese Dienstleistungen zu gesonderten Märkten.6 Denn gemäß Art. 5 und 6 in Verbindung mit Anhang I der Zugangsrichtlinie könnten die Mitgliedstaaten alle Betreiber von Zugangsberechtigungssystemen auffordern, Zugang zu fairen, angemessenen und nicht diskriminierenden Bedingungen zu bieten oder die Zugangsbedingungen lediglich auf Betreiber mit beträchtlicher Marktmacht auf dem relevanten Markt anwenden. Daher be­ stehe aufgrund der Zugangsrichtlinie keine Veranlassung, in diesem Bereich der Empfehlung relevante Produkt- und Dienstemärkte festzulegen.7

II. Die Entwicklung der deutschen Rundfunklandschaft Öffentlich-rechtliche Sendeanstalten besaßen ursprünglich ein Monopol für Rundfunkveran­ staltungen in Westdeutschland. Nach dem II. Weltkrieg teils noch von den Besatzungsmäch­ ten, teils bereits von den neu geschaffenen Ländern gegründet, waren regional tätige Sen­ deanstalten sowohl aus politischen als auch aus frequenzwirtschaftlichen Gründen zunächst die einzigen Anbieter von Radio- und Fernsehsendungen.8 Die Programmübertragung er­ folgte dabei über analoge terrestrische Sendeanlagen, welche von den jeweiligen Sendean­ stalten selbst betrieben wurden. Auf überregionaler Ebene schlossen sich diese Sendeanstalten 1950 zur rechtlich unselb­ ständigen „Arbeitsgemeinschaft der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten der Bundesre­ publik Deutschland“ (ARD) zusammen. Diese Arbeitsgemeinschaft hat sich bis heute erhal­ ten. Sie umfasst nunmehr neun Landesrundfunkanstalten9 und den Auslandssender der Bundesrepublik Deutschland, die Deutsche Welle. Das deutsche Grundgesetz von 1949 bestätigte die föderale Struktur des Rundfunkwesens, indem es den Bundesländern die Zuständigkeit für Organisations- und Programmfragen auf dem Gebiet des Rundfunks zuwies. Gleichwohl strebte der Bund im Laufe der 50er Jahre nach eigenen Sendeanstalten. Dementsprechend wurden als bundeseigene Sendeanstalten der Deutschlandfunk (vorrangig zur Versorgung des Gebiets der DDR mit bundesdeutschem Rundfunk) und die bereits genannte Deutsche Welle (zur Versorgung des Auslands) gegrün­ det. Die ebenfalls geplante Errichtung einer bundeseigenen Fernsehsendeanstalt scheiterte jedoch, nachdem das Bundesverfassungsgericht 1961 im so genannten „Ersten Rundfunkur­ teil“10 dem Bund die entsprechende Zuständigkeit abgesprochen hatte. Anstelle dessen er­ weiterten die Bundesländer im selben Jahr die Rundfunklandschaft per Staatsvertrag um ein „Zweites Deutsches Fernsehen“ (ZDF). Das „Erste Rundfunkurteil“ beschäftigte sich nicht allein mit der Veranstaltung, sondern auch mit der Übertragung von Rundfunk. Letztere erfülle eine bloß dienende Funktion und gehöre zu den Angelegenheiten des Bundes.11 Im Anschluss an dieses Urteil wandten sich die Sen­ deanstalten an die bundeseigene Deutsche Bundespost, sofern sie Sendekapazitäten für neue Programme benötigten. Derart teilen sich die terrestrischen Sendernetze heute auf in einerseits diejenigen, welche bis zum genannten Urteil von den öffentlich-rechtlichen Sende­ anstalten betrieben wurden und aus Bestandsschutzgründen weitergeführt werden konnten (Erstes Fernsehprogramm der ARD und Hörfunkprogramme der Landesrundfunkanstalten in den alten Bundesländern), und andererseits diejenigen, welche nach dem Urteil von der Deutschen Bundespost neu aufgebaut wurden und heute von ihrer mittelbaren Rechtsnach­

6 Vgl. Begründung zur Empfehlung, S. 38. 7 Vgl. Begründung zur Empfehlung, S. 38. 8 Siehe dazu Libertus, Essential Aspects Concerning the Regulation of the German Broadcasting Sys­ tem, 2004, S. 4. 9 Bayerischer Rundfunk (BR), München; Hessischer Rundfunk (hr), Frankfurt; Mitteldeutscher Rund­ funk (MDR), Leipzig; Norddeutscher Rundfunk (NDR), Hamburg; Radio Bremen (RB); Rundfunk Ber­ lin-Brandenburg (RBB), Potsdam; Saarländischer Rundfunk (SR), Saarbrücken; Südwestrundfunk (SWR), Stuttgart; Westdeutscher Rundfunk, Köln (WDR). 10 BVerfGE 12, S. 205ff. 11 BVerfGE 12, S. 227. 6 Festlegung folgerin, der T-Systems Business Services GmbH12, weitergeführt werden (sonstige Fern­ seh- und Hörfunkprogramme der öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten sowie Rundfunkpro­ gramme der seit den 80er Jahren gegründeten privaten Inhalteanbieter). Bis heute betreiben allein die öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten und die T-Systems Busi­ ness Services GmbH in nennenswertem Umfang analoge terrestrische Sendernetze, wobei allerdings die öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten „ihre“ Frequenzen aufgrund medienrecht­ licher Zuweisung nur für Übertragungen eigener Programme nutzen dürfen. Die analoge Terrestrik kann aufgrund begrenzter Frequenzkapazitäten nur eine vergleichs­ weise geringe Anzahl von Programmen übertragen. So können bzw. konnten vom Fernseh­ zuschauer regelmäßig nur vier bis zehn Fernsehprogramme terrestrisch empfangen werden. Im Fernsehbereich hat deshalb – und wegen der vergleichsweise hohen Übertragungskosten pro erreichtem Haushalt – mit dem Aufkommen alternativer Übertragungswege und dem allmählichen Übergang zur digitalen Übertragung die analoge Terrestrik zusehends an Be­ deutung verloren. Sie spielt heutzutage nur noch eine marginale Rolle. Im Hörfunkbereich hingegen ist die analoge terrestrische Übertragung über Ultrakurzwelle (UKW) nach wie vor dominierend. Sie hat sich trotz der seit über einem Jahrzehnt andauern­ den Bemühungen um die Etablierung einer digitalen Übertragungsform behaupten können. Sonstige analoge Übertragungen über Langwelle, Mittelwelle und Kurzwelle sind allerdings aufgrund der vergleichsweise schlechten Übertragungsqualität für die nationale Versorgung ohne weitere Bedeutung.13 Letztere Übertragungsleistungen werden deshalb – ebenso wie die digitale Nachfolgeversion Digital Radio Mondiale (DRM) – nachfolgend nicht weiter be­ trachtet. In den 80er Jahren ermöglichten neue Entwicklungen in der Übertragungstechnik die Erwei­ terung der Rundfunkinfrastruktur um analoge Kabel- und Satellitenübertragungswege. For­ ciert wurde insbesondere der Ausbau des Breitbandkabels. Das Kabelnetz versprach die parallele Übertragbarkeit von bis zu 33 analogen TV-Programmen und bis zu 36 analogen Hörfunkprogrammen. Das in Deutschland in den letzten zwei Jahrzehnten entstandene analoge Breitbandkabel­ netz wird gemeinhin in vier verschiedene Netzebenen unterteilt. Der überregionale Abschnitt wird als Netzebene 1 (NE 1) bezeichnet. Von einem Studio, in dem Hörfunk- oder Fernseh­ programme produziert werden, werden die Programmsignale über Richtfunk-, Kabel- oder Satellitenverbindungen an den regionalen Abschnitt, die Netzebene 2 (NE 2), herangeführt. Innerhalb der NE 2 werden diese Signale in das Breitbandkabelnetz eingespeist. Die örtli­ chen Verteilnetze ab der Kabelkopfstation bilden die Netzebene 3 (NE 3), wobei diese im Einzelfall noch nach über- und untergeordneten Verteilnetzen unterteilt werden kann. Die NE 3 endet an einem Übergabepunkt, ab dem die Signale in die Hausverteilanlagen, die Netz­ ebene 4 (NE 4), weiter geleitet werden. Die NE 4 versorgt unmittelbar den Endkunden. Sie kann die Verkabelung eines einzelnen Grundstücks oder aber ganzer Wohngebiete umfas­ sen.

12 Die T-Systems Business Services GmbH und ihr Schwesterunternehmen T-Systems Enterprise Services GmbH sind im Dezember 2005 aus der damaligen T-Systems International GmbH hervorge­ gangen, siehe das Schreiben der T-Systems vom 22.03.2006, S. 6. 13 Vergleiche das Schreiben der APR – Arbeitsgemeinschaft Privater Rundfunk vom 26.04.2004, S. 1. Die T-Systems International GmbH betont in ihrem Schreiben vom 07.04.2004 auf S. 15, dass es mitt­ lerweile mangels Vermarktbarkeit schon mehrere stillgelegte Standorte mit koordinierten, aber nicht genutzten LW- und MW-Frequenzen gebe. 7 Festlegung

Quelle: Leitfaden Medienversorgung, hrsgg. von Premiere und Astra, 2002 In der Regel ist für die Übertragung in der NE 1 der Inhalteanbieter selbst verantwortlich. Auf der NE 2 sind hauptsächlich Satellitennetzbetreiber tätig. Die NE 3 wurde größtenteils von der Deutschen Bundespost aufgebaut, der Betrieb konzentriert sich heute vorwiegend bei ihren Nachfolgegesellschaften (den so genannten „Regionalgesellschaften“)14 sowie bei ei­ nigen wenigen anderen Anbietern, die sich durch den Aufbau eigener Kabelkopfstationen von den Regionalgesellschaften unabhängig gemacht haben15. Der Betrieb der NE 4 wurde aus politischen Gründen nicht allein der Deutschen Bundespost, sondern auch lokalen Hand­ werksbetrieben übertragen. In der Folge versorgt etwa die KDG nur ca. 1/3 ihrer Endkunden

14 Das sind • erstens Kabel Baden-Württemberg GmbH & Co. KG [KBW] für das Gebiet von Baden- Württemberg (Kabelkunden 2004: [BuGG...]) • zweitens die Unity Media GmbH [UM] mit ihren Tochterfirmen o Iesy Hessen GmbH & Co. KG [Iesy] für das Gebiet von Hessen (Kabelkunden 2004: o [BuGG...]); o Ish NRW GmbH [Ish] für das Gebiet von Nordrhein-Westfalen (Kabelkunden 2004: o [BuGG...]); o zudem beherrscht die Unity Media GmbH seit Dezember 2005 den vormals „privaten“ Kabelnetzbetreiber Tele Columbus GmbH & Co. KG (Hannover) (Kabelkunden 2004: [BuGG...]); und • drittens Kabel Deutschland GmbH (mitsamt ihres Tochterunternehmens Kabel Deutschland Ver­ trieb und Service GmbH & Co. KG) [KDG] für das restliche Bundesgebiet (Kabelkunden 2004: • [BuGG...]). 15 Hierzu zählen insbesondere • ewt GmbH (Kabelkunden 2004: [BuGG...]). • Kabelfernsehen München ServiCenter GmbH & Co.KG (Kabelkunden 2004: [BuGG...]). • NetCologne GmbH (Kabelkunden 2004: [BuGG...]), sowie • PrimaCom AG (Kabelkunden 2004: [BuGG...]). 8 Festlegung direkt auf der NE 4-Ebene, während die sonstigen Endkunden an Netze anderer NE 4­ Betreiber angeschlossen sind.16 Ebenfalls in den 80er Jahre begann die Nutzung von Satelliten für Zwecke der Rundfunk­ übertragung. Satelliten bieten in der Regel analoge Übertragungskapazitäten an, die noch­ mals deutlich über denjenigen des Kabels liegen. Üblicherweise umkreisen die entsprechenden Satelliten die Erde auf einer geostationären Umlaufbahn, d.h. von der Erde aus gesehen stehen sie immer über demselben Ort. Das Sa­ tellitensignal wird hergestellt, indem Rundfunkprogramme von einer Erdfunkstelle zu dem jeweiligen Satelliten ausgesendet werden (Uplink). Auf dem Satelliten ist ein Transponder installiert, der das empfangene Signal verstärkt, es in ein anderes Frequenzband umwandelt und dann zur Erde zurücksendet (Downlink). Der geografische Bereich, in dem das Satelli­ tensignal zu empfangen ist, wird Ausleuchtzone oder Footprint genannt. Der Empfang setzt grundsätzlich eine Sichtverbindung der Empfangsantenne zum Satelliten voraus, d.h. die Parabolantenne muss auf die Orbitalposition des sendenden Satelliten ausgerichtet werden. Je nach Satellit erfolgt die Ausstrahlung „direct-to-home“ (DTH) oder „direct-to-cable“ (DTC). Während die DTH-Ausstrahlung der direkten Versorgung der Zuschauer über Einzel- bzw. Gemeinschaftsantennenempfang dient, richtet sich die DTC-Ausstrahlung an Breitbandka­ belnetzbetreiber, welche die aufgefangenen Signale in ihre Kabelkopfstationen einspeisen. Die DTC-Ausstrahlung ergänzt allerdings nur die DTH-Ausstrahlung insofern, als auch die Kabelnetzbetreiber den Großteil der von ihnen verbreiteten Programme über die DTH- Ausstrahlung erhalten. Die DTC-Ausstahlung nehmen sie nur für Programme in Anspruch, die sie ansonsten gar nicht empfangen und weiterverbreiten könnten, namentlich also für Pay-TV-Programme. Ursprünglich sollten mehrere Satellitensysteme wie TDF/Telecom, DFS Kopernikus, Thor und ASTRA die Rundfunkversorgung per Satellit in Europa sicherstellen. Allerdings forderte fast jeder Betreiber von dem Empfangsteilnehmer einen auf sein System abgestimmten Re­ ceiver sowie die Ausrichtung der Empfangsantenne auf seinen Satelliten. Diese Anforderun­ gen erwiesen sich letztlich als zu hoch. Heutzutage ist das Satellitensystem Astra der luxem­ burgischen Société Européenne des Satellites S.A. (SES) jedenfalls bei der DTH- Ausstrahlung mit Abstand marktführend. Zweitstärkster Anbieter ist die französische Europe­ an Telecommunications Satellite Organisation (EUTELSAT) mit ihrem -Bird-System. Im Verbund der TV-Empfangsebenen behauptet die Satellitenübertragung in Deutschland heute die zweite Position:17

16 Nach Heitzig Consult, Die Revitalisierung der Kabelnetze, 2002, S. 170, sollen auf der NE 4 heutzu­ tage über 14.000 Unternehmen tätig sein. Allerdings wird sich unter diesen Unternehmen eine nicht unbeträchtliche Anzahl von Unternehmen der Wohnungswirtschaft befinden, welche letztendlich der Endkundenseite zuzurechnen sind. 17 Neben der hier wiedergegebenen Studie der Arbeitsgemeinschaft Fernsehforschung (AGF) gibt es weitere, in einzelnen Details abweichende Studien etwa der Gemeinsamen Stelle Digitaler Zugang (GSDZ) oder von SES Astra. 9 Festlegung

Im Hörfunkbereich ist eine derartige Zeitreihenanalyse nicht verfügbar. Es existiert aber eine Übersicht über die ungefähre prozentuale Verteilung der Empfangswege für den Beginn des Jahres 2005:

Fragestellung: Es gibt verschiedene Möglichkeiten, wie man Radioprogramme empfangen kann. Bitte sagen sie mir, was für den Radioempfang in Ihrem Haushalt genutzt wird. Sie können mehrere der Möglichkeiten, die ich Ihnen jetzt vorlese, nennen. Quelle: ma 2005 Radio Allerdings dürfte diese Übersicht nur einen ersten Anhaltspunkt für die tatsächliche Bedeu­ tung der einzelnen Übertragungswege bieten. Denn aus der Übersicht geht nicht hervor, mit

10 Festlegung welcher Intensität die einzelnen Übertragungswege genutzt werden. Daten aus anderen Mit­ gliedstaaten legen zwar nahe, dass der terrestrische Empfang gemessen in Hörminuten den Empfang über Kabel und Satellit deutlich überwiegt.18 Andererseits betonen die öffentlich- rechtlichen Landesrundfunkanstalten, sie wüssten aus den Reaktionen der Zuhörer, dass ein nicht unerheblicher Teil derjenigen, die einen analogen Kabelanschluss besäßen, diesen auch für die Hörfunkwiedergabe über die heimische Stereoanlage nutzten.19 Im politischen Raum war seit den 70er Jahren strittig, wie mit der sich abzeichnenden Erwei­ terung von Übertragungskapazitäten umgegangen werden sollte, d.h. welche Formen von Programmanbietern künftig zugelassen werden sollten. Unter dem Eindruck der dynami­ schen technischen Entwicklung, publizistischer und ökonomischer Interessen sowie des „Dritten Rundfunkurteils“20 des Bundesverfassungsgerichts wurde schließlich 1984 in einer ersten Welle von Landesrundfunkgesetzen die Durchführung privaten Rundfunks erlaubt. Drei Jahre später harmonisierten die Länder mit dem „Staatsvertrag zur Neuordnung des Rundfunkwesen“ – 1991 ersetzt durch den „Staatsvertrag über den Rundfunk im vereinten Deutschland“ – die Grundzüge des dualen Rundfunksystems. Im Rahmen dieser Staatsverträge einigten sich die Bundesländer u.a. auf die Einrichtung von Landesmedienanstalten. Deren Hauptaufgaben sollten die Zulassung privater Rund­ funkveranstalter, die Kontrolle der strukturellen Vielfaltsicherung und die Programmaufsicht sein. Zur Koordinierung und Abstimmung grundsätzlicher länderübergreifender Fragen arbei­ ten die heutzutage 15 Landesmedienanstalten im Rahmen der „Arbeitsgemeinschaft der Landesmedienanstalten in der Bundesrepublik Deutschland“ (ALM) zusammen. Im Gefolge der skizzierten Liberalisierung entwickelten sich im Fernsehbereich zwei private Fernsehsenderfamilien, die heute die wesentliche Konkurrenz zu den öffentlich-rechtlichen Anbietern darstellen, nämlich zum einen die Pro Sieben Sat1 Medien AG (Sat1, Kabel1, 9Live, ProSieben) und zum anderen die RTL Gruppe (RTL, RTL II, Super RTL, VOX, n-tv). Während sich die öffentlich-rechtlichen Sender sowohl aus Rundfunkgebühren als auch aus Werbeeinnahmen finanzieren, stützen sich die beiden großen privaten Senderfamilien der­ zeit noch zum ganz überwiegenden Teil auf Werbeeinnahmen. Auf längere Sicht jedoch sol­ len bei den privaten Sendern vermehrt Umsätze mit Transaktionsfernsehen (Call-TV), mobi­ len Dienste, Licensing, Merchandising, T-Commerce, Gaming, Shopping usw. erzielt wer­ den.21 Darüber hinaus ist auch ein Einstieg der beiden großen privaten Sendergruppen in das Pay-TV-Geschäft abzusehen. Aufgrund des umfangreichen Angebots an Free-TV hat bisher allerdings nur die Premiere AG als Programmplattform mit einem relativ hochpreisigen „Premium“-Paket in nennenswer­ tem Maße Abonnenten für ein Pay-TV-Angebot gewinnen können.22 Die Marktführerschaft von Premiere im Pay-TV-Bereich wird allerdings seit kurzem von den Pay-TV-Angeboten einiger vertikal integrierter Netzbetreiber angegriffen. Letztere bieten unter eigenem Namen Programmpakete (Bouquets) an, so z.B. KDG (beispielsweise Kabel Digital Home)23, UM

18 Nach der irischen Marktuntersuchung spielen etwa Mobilität und Portabilität für den Radioempfang eine so große Rolle, dass nur 2% der Iren täglich Radio über Kabel oder Satellit hören, vgl. ComReg, Response to Consultation: Market Analysis – Wholesale Broadcasting Transmission Services, 2004, Rz. 4.14. 19 Siehe das Schreiben von ARD und ZDF vom 18.05.2006, S. 8. 20 BVerfGE 57, S. 295 ff. 21 So VPRT, Die Zukunft des digitalen Rundfunks in Deutschland – Antworten auf einen Fragenkata­ log der Monopolkommission, S. 9. 22 Zum 30.06.2005 verfügte die Premiere AG über 3.313.140 feste Kunden, vgl. http://www.digitalfernsehen.de/news/news_43998.html. 23 Die KDG hat bis Anfang 2006 für ihre Programmpakete im digitalem Kabel-TV über 400.000 Kun­ den gewinnen können. Davon haben 260.000 Kunden das deutschsprachige Angebot „Kabel Digital Home“ und 140.000 eins der neun fremdsprachigen Angeboten gewählt. Vgl. http://www.heise.de/newsticker/meldung/print/68444 vom 18.01.2006. Siehe auch den Bericht „Kabel Deutschland macht Gewinn“ in der „Welt“ vom 30.11.2005. Im ersten Quartal 2006 hat KDG weitere 77.000 neue Abonnenten gewinnen können, so dass sich die Gesamtzahl zum 31.03.2006 auf ca. 11 Festlegung

(tividi) und Eutelsat (VisAvision).24 Für Aufsehen sorgte UM, als es ihr im Dezember 2005 gelang, sich über ihre Tochtergesellschaft Arena GmbH die Live-Übertragungsrechte für die deutsche Fußball-Bundesliga von Juli 2006 bis Juli 2009 zu sichern.25

Zuschaueranteile für das Jahr 2005, Quelle: AGF/GfK-Fernsehforschung; bei Premiere eigene Angaben des Veranstalters für 2005 (vgl. http://www.kek-online.de/cgi-bin/esc/zuschauer.html). Im Hörfunkbereich konnten sich seit den 80er Jahren ebenfalls eine Reihe privater Anbieter etablieren. Im Gegensatz zum Fernsehbereich sind aber kaum nationale Inhalteanbieter ent­ standen. Vielmehr betätigen sich die meisten Radioveranstalter auf lokaler bzw. regionaler Ebene.26 Radioprogramme werden häufig begleitend zu anderen Tätigkeiten (Autofahren, Joggen, Hausarbeit usw.) gehört. Anfang des Jahres 2005 sind bei einer Erhebung in Deutschland insgesamt 327 Radiopro­ gramme gezählt worden, die sich zwischen privaten, öffentlich-rechtlichen und sonstigen Programmveranstaltern wie folgt verteilen:

480.000 Kunden erhöhte, vgl. www.teltarif.de/intern/action/print/arch/2006/kw14/s21210.html vom 08.04.2006. 24 Einen Überblick über die verschiedenen Programmpakete gibt Goldmedia, Media Transmission Infrastructures 2009, S. 44. Die eigene Vermarktung von Digitalpaketen soll sich für Kabelnetzbetrei­ ber ab einer Netzgröße von 15.000 bis 20.000 Haushalten rechnen, Goldmedia, a.a.O., S. 46. 25 Die (für die Vergabe von Sendelizenzen zuständigen) Landesmedienanstalten sehen diese Verbin­ dung von Netz und Programm durchaus kritisch, siehe den Bericht „Unbekannte Größen“ in der „Zeit“ vom 29.12.2005. 26 Zur publizistischen Rolle insbesondere des privaten Hörfunks vgl. kritisch Helmut G. Bauer, „Weiß­ buch über die Situation des privaten Hörfunks in Deutschland,“ 2004, S. 16 ff. m.w.N. 12 Festlegung

Anzahl Sender: Alle Sender, die mindestens eine Nennung im Weitesten Hörerkreis haben, d.h. in den letzten 14 Tagen gehört wurden. Sonstige Sender: nichtkommerzieller Hörfunk, Offene Kanäle/Bürgerfunk, Uni- und Hoch­ schulradios, Lernradios, Militärsender, ausländische Sender, kirchliche Sender, freie Radios, Sonstige. *Die Summe der Marktanteile gehörter Programme kann größer 100 sein, da Überschneidungen möglich sind. Quelle: ma 2005 Radio I, Basis: Erwachsene ab 14 Jahre, Mo-So

Seit Mitte der 90er Jahre bemühen sich Wirtschaft und Politik um eine Digitalisierung der Übertragungswege.27 Eine Digitalisierung von Übertragungswegen bringt eine Reihe von Vorteilen mit sich.28 Ge­ genüber der analogen Übertragung ermöglicht die digitale Übertragung eine weitaus effizien­ tere Ausnutzung der jeweiligen Frequenzen und damit nicht nur eine kostengünstigere Über­ tragung des einzelnen Programms, sondern auch insgesamt eine Vervielfachung der emp­ fangbaren Programme. Abhängig von der benutzten Übertragungsrate kann außerdem die Bild- und Tonqualität digitaler Übertragungsverfahren deutlich über derjenigen analoger Ü­ bertragungsverfahren liegen.29 Auch der mobile Empfang kann merklich besser als in der analogen Welt sein. Ferner können aufgrund der digitalen Signalform nicht nur Rundfunk­ programme, sondern auch sonstige individual- oder massenkommunikative Dienste über denselben Weg übertragen werden. Über Verschlüsselungssysteme ist eine individuelle Ad­ ressierung der Nutzer möglich. Schließlich ergibt sich mit der Abschaltung insbesondere des analogen terrestrischen Fernsehens eine Gelegenheit für die Wiederverwendung hochwerti­ ger Frequenzspektren zur Bereitstellung „konvergenter“ Dienste, die Mobiltelefonie und ter­

27 Vergleiche zur Digitalisierung insgesamt die „Mitteilung der Kommission der Europäischen Gemein­ schaften an den Rat, das Europäische Parlament, den Europäischen Wirtschafts- und Sozialaus­ schuss und den Ausschuss der Regionen über den Übergang vom analogen zum digitalen Rundfunk (digitaler Übergang und Analogabschaltung)“ vom 17.09.2003, KOM (2003) 541 endg. Vgl. ferner die „Mitteilung der Kommission an den Rat, das Europäische Parlament, den Europäischen Wirtschafts- und Sozialausschuss und den Ausschuss der Regionen über die Beschleunigung des Übergangs vom analogen zum digitalen Rundfunk“ vom 24.05.2005, KOM (2005) 204 endg., sowie die für das BMWA erstellte Marktstudie von Beckert/Schulz/Zoche/Dreier, Szenario für den Übergang der analogen zur digitalen Signalübertragung in den Breitbandkabelnetzen, 2005. Vgl. schließlich http://www.bmwi.de/BMWi/Navigation/Wirtschaft/Telekommunikation-und-Post/forum-digitale­ medien.html, Stand: 08.06.2006. 28 Der Übergang von der analogen zur digitalen Hörfunk- und Fernsehübertragung ist allerdings ein komplexer Prozess, dessen soziale und wirtschaftliche Auswirkungen weit über die rein technische Umstellung hinaus reichen, vgl. die Mitteilung der Kommission vom 17.09.2003, a.a.O., S. 7. 29 HDTV (High Definition Television) verlangt Datenraten von 20 - 39 Mbit/s, Enhanced/Extended De­ finition Television von 6 - 8 Mbit/s, Standard Definition Television (SDTV) von 3 - 4 Mbit/s und Low Definition Television (LDTV) von 1,5 - 2 Mbit/s. 13 Festlegung restrischen Rundfunk verbinden, sowie für neue grenzüberschreitende und europaweite e­ lektronische Kommunikationsdienste.30 Die technische Umsetzung der Digitalisierung basiert im Fernsehbereich auf den Vorgaben der internationalen DVB-Initiative (DVB = Digital Video Broadcasting), im Hörfunkbereich auf denjenigen der DAB-Initiative (DAB = Digital Audio Broadcasting).31 Diese Gruppen haben jeweils für die Übertragungswege Kabel, Satellit und Terrestrik optimierte technische Stan­ dards entwickelt und arbeiten weiter an deren Fortentwicklung. Mit der Digitalisierung von Übertragungswegen ändert sich das Gewicht von Dienstleistungs­ funktionen, die in der analogen Welt noch von eher untergeordneter Bedeutung bzw. gar nicht bekannt waren. Zumindest einige dieser Zusatzfunktionen können als neue Engpass­ bereiche wirken. Sie bedürfen daher besonderen Augenmerks von Seiten der medien- und/oder telekommunikationsrechtlichen Aufsicht.32 Als derartige Dienstleistung von Bedeutung ist einmal das sogenannte Multiplexing, bei dem übertragungsseitig in einem Sendezentrum (Play-Out-Center) mehrere zuvor digitalisierte und komprimierte Programmströme zu einem Datencontainer gemischt und gemeinsam in­ nerhalb der herkömmlichen Übertragungskanäle verbreitet werden. Außerdem sind empfän­ gerseitig, solange die vorhandenen Fernsehapparate die digitalen Signale nicht direkt verar­ beiten können, Zusatzgeräte (Set-Top-Boxen, STB) erforderlich, um die digitalen Signale zu demultiplexen, zu entkomprimieren und in analoge PAL-Signale rückzuverwandeln. Darüber hinaus kann die STB in Abhängigkeit von der auf ihr implementierten Software auch weitere Funktionen übernehmen. So kann auf Basis einer STB-Betriebssoftware, die über eine entsprechende Software-Schnittstelle (Application Program Interface, API) verfügt,33 dem Nutzer als Anwendung etwa ein Elektronischer Programmführer (EPG) und/oder ein genereller Zugriff auf Internetinhalte zur Verfügung gestellt werden. Eine weitere Anwendungsmöglichkeit besteht im Zusammenhang mit einer gegebenenfalls gewünschten Verschlüsselung der Programme. Eine Verschlüsselung macht die Nutzung betroffener Programme oder Beiträge von einer individuellen Freischaltung abhängig. Der gezielte Ausschluss sonstiger Zuschauer von der Nutzung entgeltpflichtiger Programme ist Grundlage des Bezahlfernsehens. Bei einer Grundverschlüsselung aller Programme können zudem generell unberechtigte Zuschauer von der Nutzung abgehalten und außerdem vielfäl­ tig verwertbare Daten über das Sehverhalten der Zuschauer gewonnen werden. Dem Inhal­ teanbieter wird Schutz gegen sonstige Eingriffe Dritter in seine Lizenzrechte (Kopierschutz) sowie eine territoriale Begrenzung der Signalverbreitung (wichtig aufgrund lizenzrechtlicher Erfordernisse) geboten. Der „Herrscher“ über die Verschlüsselung erhält einen direkten Zugriff auf die Verwendbarkeit des Signalstroms (Handhabung des Jugendschutzes usw.) sowie – unter Umgehung etwa des NE 4-Kabelnetzbetreibers – einen unmittelbaren Zugang zu den Endkunden. Eine Verschlüsselung erfordert allerdings die Einrichtung einer digitalen Plattform. Eine digi­ tale Plattform sorgt dafür, dass der Datenstrom übertragungsseitig verschlüsselt und emp­ fängerseitig entschlüsselt werden kann. Die Plattform umfasst im Wesentlichen die Bereit­ stellung eines Verschlüsselungssystems (Conditional Access System, CAS), die Smart­ Card-Verwaltung und eben den Zugang zu einer kompatiblen STB-Basis.

30 Vgl. dazu die o.g. Mitteilung der Kommission vom 24.05.2005, S. 3. 31 Eine weitere Initiative beschäftigt sich mit der Entwicklung von DRM - Digital Radio Mondiale. 32 Vgl. unten Abschnitte B.III. und IV. 33 Eine solche Schnittstelle wird beispielsweise im offenen Standard der „Multimedia Home Platform“ (MHP) definiert. Als proprietäre Standards sind etwa Media Highway (Canal+), Liberate (NTL), O­ penTV (F.U.N.) und Betanova (Premiere-d-box) bekannt, vgl. Goldmedia, Media Transmission Infrastructures 2009, S. 7. Zur medien- und wettbewerbspolitischen Bedeutung der Standardwahl siehe Ladeur, CR 2005, S. 99 (102 ff.). 14 Festlegung

Die Digitalisierung hat mittlerweile ihren Weg in alle herkömmlichen Übertragungsmedien gefunden. Sie ist dabei allerdings auf Widerstände getroffen, die teils allen Übertragungswe­ gen gemein waren, teils nur für einzelne Übertragungswege galten.34 Das Grundproblem der Digitalisierung ist lange Zeit die Art und Weise ihrer Finanzierung gewesen. Der einzelne Zuschauer und Zuhörer sieht im Allgemeinen, solange digitale Emp­ fangsqualität und Zusatzfunktionen noch eher unbekannt sind und ihm die analog gebotene Programmauswahl ausreicht, nicht den Mehrwert eines digitalen Empfangs. Gerade Deutschland hatte schon bisher ein recht breites Angebot analog empfangbarer Free-TV- und Hörfunkprogramme aufzuweisen. Es gab daher keine ausgeprägte Bereitschaft des „durchschnittlichen“ Endkunden, die Kosten einer Digitalisierung – also etwa Anschaffungs­ kosten für eine Set-Top-Box oder ein neues Empfangsgerät, höhere Kabelgebühren und/oder Entgelte für Programminhalte – zu tragen. Darüber hinaus sahen sich die etablier­ ten Inhalteanbieter dem Auftreten neuer Wettbewerber und Fragen des Signalschutzes ge­ genüber. Sie waren deshalb ebenfalls nur bedingt bereit, Kosten einer Digitalisierung zu ü­ bernehmen.35 Dieses allgemeine Finanzierungsproblem hat im Zusammenwirken mit den spezifischen Um­ ständen der einzelnen Übertragungswege unterschiedliche Ausbaustände bei Kabel, Satellit und Terrestrik bewirkt. Das Kabel ist im letzten Jahrzehnt zum wichtigsten Übertragungsweg für Fernsehprogramme avanciert. Trotzdem hat die Kabelbranche unter Unsicherheiten und Unterinvestitionen gelit­ ten. Die ursprüngliche Betreiberin der NE 3-Netze, die DTAG, zeigte ein nur zurückhaltendes Interesse an der Pflege und Fortentwicklung eines Netzes, das ihren eigenen Telefonnetzen Konkurrenz machen konnte. Ebenso erschwerten das Erfordernis einer Zusammenarbeit der verschiedenen Netzebenenbetreiber, das Fehlen eines einheitlichen STB-Standards sowie die langandauernde Weigerung der großen Privatsendefamilien, eine Grundverschlüsselung ihrer Programme zuzulassen, eine Digitalisierung der Netze.36 Mit den um die Jahreswende 2005/2006 getroffenen Vereinbarungen zwischen KDG und UM einerseits und den großen Privatsendergruppen andererseits zur Grundverschlüsselung scheint zumindest das letztge­ nannte Hindernis aus dem Weg geräumt zu sein.37 Darüber hinaus besteht die Aussicht, insbesondere über das Angebot von Triple-Play (TV, Internet, Telefon) eine verstärkte Nach­ frage nach digitalen Kabelangeboten und überhaupt höhere Umsätze pro Endkunden indu­ zieren zu können.38 Die Kabelnetzbetreiber nehmen deshalb zur Zeit verstärkt die Digitalisie­ rung ihrer Netze in Angriff. Soweit Kabelwege schon digitalisiert sind, bieten sie dem Zu­ schauer ca. 80 digitale TV-Kanäle.39

34 Vgl. die Mitteilung der Kommission vom 17.09.2003, a.a.O., S. 9 ff. 35 Vgl. „Digitaler Durchstart“ in: Focus, Heft Nr. 48 vom 24.11.2003, S. 217. 36 Die 7. Beschlussabteilung des Bundeskartellamts sieht weder in dem fehlenden STB-Standard noch in der – früheren – Einspeiseverweigerung der großen Privatsenderfamilien ein wesentliches Digitali­ sierungserschwernis, vergleiche das Schreiben des Bundeskartellamts vom 17.07.2006, S. 1. Zur Bewertung der Einspeiseverweigerung siehe allerdings auch den Untersagungsbeschluss B6-92202­ Fa-103/05 der 6. Beschlussabteilung des Bundeskartellamts vom 19.01.2006, S. 36 – Axel Springer / ProSiebenSat.1 Media. 37 Siehe die Berichte „Unbekannte Größen“ in der „Zeit“ vom 29.12.2005 und „Einigung im Fernsehka­ belstreit rückt näher“ in der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ vom 09.12.2005. 38 Vgl. allgemein Beckert/Schulz/Zoche/Dreier, Szenario für den Übergang der analogen zur digitalen Signalübertragung in den Breitbandkabelnetzen, 2005. Nach Expertenschätzungen soll sich Triple- Play erst ab einem zusammenhängenden Netz mit mindestens 10.000 (andere sprechen von 60.000) Wohneinheiten rentieren, vgl. Goldmedia, Media Transmission Infrastructures 2009, S. 21. Nach dem Bericht „Allein gegen die Telekom“ in der „Süddeutschen Zeitung“ vom 09.12.2005 sollen bis Ende 2008 rund 9 Millionen KDG-Kunden Triple-Play nutzen können. Tatsächlich in Anspruch genommen wurde das Internetzugangsangebot „Kabel Highspeed“ der KDG Ende September 2005 allerdings nur von 22.000 Kunden. 39 Vgl. „Digitaler Durchstart“, a.a.O., S. 218. Tatsächlich könnten bei einem erfolgreichen Ausbau bis 862 MHz und alleiniger Nutzung für Rundfunkübertragungen theoretisch insgesamt bis zu 837 digitale 15 Festlegung

Der Satellit ist der derzeit zweitwichtigste Übertragungsweg für Fernsehsendungen. Anders als in den Kabel- und Terrestrikbereichen mit ihren spezifischen Problemen konnten Astra und Eutelsat mit einer marktgetriebenen Digitalisierung der Satellitenübertragung begin­ nen.40 Unberührt von Kapazitätsknappheiten, die ein Simulcast ansonsten behindern, und konzentriert auf das reine Transportgeschäft,41 gelang es den Unternehmen, fast doppelt so viele Haushalte wie die anderen Übertragungswege digital anzubinden. Den Satellitenbetrei­ bern kam dabei zugute, dass für den Signalempfang ohnehin ein spezieller Receiver ange­ schafft werden muss. Bei Neuanschaffungen werden jedoch heutzutage kaum noch analoge, sondern fast ausschließlich digitale Receiver gekauft.42 Bereits im Herbst 2003 gab es per Satellit etwa 130 frei empfangbare digitale TV-Kanäle (davon 78 deutschsprachig) für deut­ sche Fernsehzuschauer.43 Der terrestrische Bereich ist von extrem hohen Übertragungskosten pro erreichtem Haushalt bei gleichzeitig geringen Übertragungskapazitäten gekennzeichnet. So stellten sich etwa im Jahr 2001 die Kosten der ARD für die (analoge) Verteilung ihrer Fernsehprogramme wie folgt dar:

Quelle: 13. Bericht der Kommission zur Ermittlung des Finanzbedarfs der Rundfunkanstalten, 2001 (Tz. 488). Gleichwohl wollte die Medienpolitik den Fortbestand des neben Kabel und Satellit dritten Übertragungsweges sicherstellen. Namentlich mit der Digitalisierung sollte sowohl der Kos­ ten- als auch der Kapazitätsproblematik der TV-Terrestrik begegnet werden.44 Tatsächlich konnte die Digitalisierung, von staatlicher Seite massiv subventioniert, die Empfängerzahlen (auf niedrigem Niveau) stabilisieren. Beginnend am 1.11.2002 in Berlin-Brandenburg, wur­ den und werden nach und nach in den Ballungsräumen digitale terrestrische Fernsehsen­ dungen verbreitet und die analogen Sendungen nach einer kurzen Simulcastphase abge­ schaltet. Innerhalb der jeweiligen Regionen übernehmen je nach Frequenzzuteilung T- Systems und/oder die jeweilige Landesrundfunkanstalt die Ausstrahlung der Sendungen. Aufgrund gemeinschaftsrechtlicher Einwendungen ist derzeit allerdings nicht absehbar, ob (und wie) der Staat die TV-Terrestrik weiterhin subventionieren darf und wird (genauer dazu in Abschnitt J.III. – Drei-Kriterien-Test).

Fernsehsignale sowie zahlreiche Hörfunkprogramme ausgestrahlt werden, vgl. Ring, Möglichkeiten und Grenzen nationalstaatlicher Deregulierung von Rundfunkveranstaltern, 2001, S. 2. 40 Mitteilung der Kommission vom 17.09.2003, a.a.O., S. 9. 41 Siehe Wagner, in: Gerth/Scheuer, Digitale Satellitenplattformen in den USA und Europa und ihre Regulierung, 2004, S. 41 (42). 42 Vgl. Goldmedia, Media Transmission Infrastructures 2009, S. 39 f. 43 Vgl. „Digitaler Durchstart“, a.a.O., S. 218. 44 Die terrestrischen Ausstrahlungskosten sollen sich mit der Digitalisierung pro ausgestrahltem Pro­ gramm / pro erreichtem Haushalt auf 1/3 der analogen Kosten verringern, wobei aber andere Berech­ nungen eine Verringerung auf lediglich 2/3 der analogen Kosten behaupten, siehe Goldmedia, Media Transmission Infrastructures 2009, S. 51 ff. Für die Kosten entscheidend ist letztlich, welcher Aus­ baustand angestrebt wird (nur Ballungsräume oder auch ländliche Gebiete). Allerdings bleibt die Ter­ restrik auch danach noch im intermodalen Vergleich zum ebenfalls digitalisierten Kabel und Satelliten der weitaus teuerste Übertragungsweg. 16 Festlegung

Auch Radioprogramme werden mittlerweile fast flächendeckend im DAB-Modus terrestrisch ausgestrahlt. Für die Verbreitung verantwortlich sind in den Regionen, in denen T-Systems nicht allein die Ausstrahlung übernehmen sollte, diverse DAB-Sendebetriebsgesellschaften, die unter Vermittlung namentlich der Landesmedienanstalten gegründet worden sind, und die ihrerseits auf das Sendernetz von Landesrundfunkanstalten und T-Systems zurückgrei­ fen können.45 Anders als in den mit digitaler TV-Terrestrik versorgten Gebieten ist allerdings in den mit digitaler Radio-Terrestrik versorgten Gebieten die parallele analoge Ausstrahlung nicht abgeschaltet worden. Verbraucher sind deshalb nicht genötigt, in neue und vielfach auch teurere digitale Radioempfangsgeräte zu investieren.46 Tatsächlich sind derartige In­ vestitionen bisher kaum getätigt worden. Der kommerzielle Erfolg von DAB-Radio ist damit bislang ausgeblieben. Auf längere Sicht ist allerdings ein Übergang zur ausschließlich digitalen Übertragung ge­ plant. Mit Beschluss vom 24.08.1998 unterstützte das Bundeskabinett entsprechende Vor­ schläge der so genannten „Initiative Digitaler Rundfunk.“ § 63 Abs. 5 S. 1 TKG 2004 sieht nunmehr in Anschluss an § 8 Abs. 3 Frequenzzuteilungsverordnung 2001 vor, dass Fre­

45 Anbieter von DAB-Übertragungsleistungen gegenüber Programmveranstaltern sind in den neuen Bundesländern und Berlin die T-Systems, in Berlin zusätzlich noch die Landesrundfunkanstalt RBB sowie in den alten Bundesländern eine Reihe verschiedener DAB-Sendebetriebsgesellschaften, näm­ lich die Bayern Digital Radio GmbH, die Digital Radio Nord GmbH, die Digital Radio Saar GmbH, die Digital Radio Südwest GmbH, die Digital Radio West GmbH und die Hessen Digital Radio GmbH. 46 Vgl. die Mitteilung der Kommission vom 17.09.2003, a.a.O., S. 10. Ausführlich zu dieser Problematik unten beim Drei-Kriterien-Test. 17 Festlegung quenzzuteilungen für analoge Rundfunkübertragungen für den Fernsehrundfunk bis spätes­ tens 2010 und für den UKW-Hörfunk bis spätestens 2015 widerrufen werden sollen.47 Als weiterer Rundfunk-Übertragungsweg scheinen sich breitbandige Telekommunikations­ netze zu etablieren (Stichwort: VDSL). Allerdings sind bisher kaum verlässliche Zahlen zu erhalten; die Entwicklung steht noch am Anfang. Die Übertragung über breitbandige Tele­ kommunikationsnetze wird deshalb in der vorliegenden Untersuchung (noch) nicht eigen­ ständig untersucht. Weiter sind Verschmelzungen von Rundfunkübertragungen und Mobil­ funkanwendungen zumindest geplant, so etwa in den Standards DVB-H und – in einer Wei­ terentwicklung des DAB-Standards – DMB (Digital Media Broadcasting).48 Auch diese Ent­ wicklungen finden hier noch keine weitere Berücksichtigung. Eine Übersicht über die bisherige Entwicklung des digitalen TV-Empfangs in Deutschland gibt folgende Darstellung:

III. Telekommunikationsrechtliche Aufsicht Seit Aufnahme ihrer Tätigkeit im Jahre 1998 hat die Regulierungsbehörde49 den Bereich der Rundfunkübertragungsdienste unter telekommunikationsrechtlichen Aspekten beaufsichtigt. Rechtsgrundlage dafür waren namentlich das Fernsehsignalübertragungsgesetz (FÜG) 1997 sowie das Telekommunikationsgesetz (TKG) 1996 und die dazu erlassenen Verordnungen.

47 Vgl. hierzu auch die „Mitteilung der Kommission an den Rat, das Europäische Parlament, den Euro­ päischen Wirtschafts- und Sozialausschuss und den Ausschuss der Regionen über die Beschleuni­ gung des Übergangs vom analogen zum digitalen Rundfunk“ vom 24.05.2005, KOM (2005) 204 endg. 48 Vgl. hierzu „Mobiles TV: Welcher Standard setzt sich durch?,“ http://www.teltarif.de/intern/action/print/arch/2006/kw01/s20029.html, Stand: 18.01.2006. 49 Bis zum 13.7.2005 als Regulierungsbehörde für Telekommunikation und Post (RegTP), seitdem als Bundesnetzagentur für Elektrizität, Gas, Telekommunikation, Post und Eisenbahnen (BNetzA). 18 Festlegung

Auf Basis des TKG 1996 hat die damalige RegTP insbesondere Maßnahmen zur Lizenzie­ rung, zur Frequenzregulierung und zur Ex-ante und Ex-post Entgeltregulierung von Rund­ funkübertragungsdiensten getroffen. Einer ständigen Ex-ante Entgeltregulierung unterlagen die zunächst von der DTAG selbst, später von ihrer Tochterfirma T-Systems International GmbH den privaten und öffentlich- rechtlichen Rundfunkveranstaltern dauernd überlassenen UKW-Sendeanlagen, analogen Fernsehsendeanlagen und analogen Fernsehfrequenzumsetzer. Nach ständiger Beschluss­ praxis verfügten die DTAG bzw. die T-Systems über eine marktbeherrschende Stellung auf den beiden Märkten für Sendeanlagen zur terrestrischen Verbreitung von analogem Fernse­ hen einerseits und von (analogem) Hörfunk über UKW-Frequenzen andererseits.50 Die räumliche Marktabgrenzung war zunächst offen gelassen, später aber dahin gehend konkre­ tisiert worden, dass als räumlich relevanter Markt jeweils das Gebiet der Bundesrepublik Deutschland anzusehen sei.51 Die zuletzt gültigen Entgeltgenehmigungen sind am 31.12.2005 ausgelaufen.52 Im Wege der Ex-post Entgeltregulierung überprüfte die Regulierungsbehörde im Jahr 1998 die von der DTAG erhobenen Entgelte für die Nutzung ihres Breitbandkabel- Anschlussnetzes. Dem Beschluss BK 3 A BK-Anschlussnetz vom 30.04.1998 lag die Fest­ stellung einer marktbeherrschenden Stellung der DT AG auf den beiden netzweiten Märkten für die Zuführung von Programmsignalen über das BK-Netz an Endkunden (Kabelendkun­ denmarkt) einerseits und an Kabelnetzbetreiber der NE 4 (Signallieferungsmarkt) anderer­ seits zugrunde. In einem weiteren Verfahren der Ex-post Entgeltregulierung forderte die Re­ gulierungsbehörde mit Beschluss BK 3b 99/001 vom 24.03.1999 die DTAG zur Anpassung der von ihr mit Inhalteanbietern vereinbarten Entgelte für die Einspeisung analoger TV- Programme (einschließlich Ton-Unterträger und programmbegleitender Informationen) in die Breitbandkommunikations-Netze der Kabel Deutschland GmbH auf. Der Beschluss stützte sich auf die Feststellung einer marktbeherrschenden Stellung der DTAG auf dem Markt für die Einspeisung von analogen Fernsehsignalen in das von ihrer 100%igen Tochterfirma Ka­ bel Deutschland GmbH betriebene Breitbandkommunikations-Netz. Als räumlich relevanter Markt wurde das Gebiet angenommen, in das die Inhalteanbieter ihr Programm durchleiten wollen, damit die Endkunden dieses Programm empfangen können. Schließlich genehmigte die Regulierungsbehörde eine Zeit lang im Wege der Ex-ante Ent­ geltregulierung die von der DTAG bzw. von DAB-Sendebetriebsgesellschaften gegenüber Inhalteanbietern erhobenen Entgelte für die DAB-Versorgung in verschiedenen Bundeslän­ dern. Den entsprechenden Beschlüssen lag die Feststellung einer marktbeherrschenden Stellung auf den jeweils landesweiten Märkten für das Angebot von Übertragungskapazitäten zur terrestrischen Verbreitung von digitalem Hörfunk mit programmbegleitenden Datendiens­ ten zugrunde.53 Im Jahr 2002 änderte die Regulierungsbehörde ihre Praxis. Sie lehnte eine weitere Genehmigungspflichtigkeit der bis dahin regulierten Entgelte ab, weil, wie eine ge­ nauere Prüfung gezeigt habe, den DAB-Sendebetriebsgesellschaften mangels Funktions­ herrschaft über den Übertragungsweg die erforderliche Netzbetreibereigenschaft fehle.54 Anstelle dessen ging die Regulierungsbehörde dazu über, die von der T-Systems von den DAB-Sendebetriebsgesellschaften erhobenen Entgelte für die Überlassung der DAB- Sendeanlagen zu genehmigen. Im Rahmen der entsprechenden Beschlüsse stellte die Re­

50 Beschlüsse BK 2d 99/027 vom 21.12.1999, BK 2d 00/002 vom 21.03. und 11.04.2000, BK 2d 00/024 vom 12.10.2000, BK 2d 01/019 vom 05.12.2001 sowie letztmalig BK 2f 02/021 vom 03.12.2002 und BK 2c 03/019 vom 14.10.2003. 51 Beschluss BK 2d 01/019 vom 05.12.2001. 52 Vgl. Beschlüsse BK 2f 02/021 vom 03.12.2002 und BK 2c 03/019 vom 14.10.2003. 53 Beschlüsse BK 2d 99/034 vom 29.02.2000, BK 2d 00/020 vom 05.10.2000, BK 2d 00/033 vom 22.12.2000, BK 2d 01/004 vom 29.05.2001, BK 2d 01/015 vom 01.10.2001 und BK 2d 01/020 vom 19.12.2001. 54 Beschlüsse BK 2f 02/004 vom 28.03.2002 und BK 2f 02/007 vom 15.04.2002. Aufgrund außerge­ richtlicher Vergleiche vom 08.12. bzw. 12.01.2005 verpflichtete sich die Regulierungsbehörde, diese Beschlüsse aufzuheben. 19 Festlegung gulierungsbehörde eine marktbeherrschende Stellung der T-Systems International GmbH fest und begründete dies mit der im Beschluss BK 2f 02/021 vom 03.12.2002 festgestellten marktbeherrschenden Stellung im Bereich der Überlassung analoger Sendeanlagen. Die genauere Marktabgrenzung für die Überlassung digitaler Sendeanlagen könne dahin stehen, weil die T-Systems auf jeden Fall über eine marktbeherrschende Stellung verfüge.55 Die ent­ sprechenden Entgelte sind zuletzt bis zum 31.12.2005 genehmigt gewesen.56 Mit Inkrafttreten des TKG 2004 entfiel die Notwendigkeit einer telekommunikationsrechtli­ chen Lizenzierung. Die sonstigen Aufgabenfelder der Regulierungsbehörde sind im Wesent­ lichen gleich geblieben. Unternehmen, die im Rundfunkbereich tätig sind, sehen sich na­ mentlich der Marktregulierung nach den §§ 9ff. TKG (deren Voraussetzungen vorliegend geprüft werden), der Frequenzregulierung sowie Maßnahmen gegenüber, die früher zumin­ dest teilweise im FÜG geregelt waren und nunmehr in den §§ 48ff. TKG enthalten sind. Die letztgenannten Vorschriften der §§ 48 ff. TKG haben vor allem die bereits oben erwähn­ ten neuen Dienstleistungsfunktionen im Blick. Sie treffen Regelungen zur Interoperabilität von Fernsehgeräten und zur Interoperabilität der Übertragung digitaler Fernsehsignale, na­ mentlich hinsichtlich von Anwendungs-Programmierschnittstellen, zum Zugang zu Zugangs­ berechtigungssystemen und zur Streitschlichtung. Die Regelungen zielen insbesondere dar­ auf, den Digitalisierungsprozess im Bereich der Rundfunkübertragung zu fördern und auf mehr Wettbewerb, gleichzeitig aber auch auf mehr Transparenz und Chancengleichheit der unterschiedlichen Zugangstechnologien hinzuwirken.57

IV. Medienrechtliche Aufsicht Neben der telekommunikationsrechtlichen Kontrolle unterliegen Anbieter von Rundfunküber­ tragungsdiensten auch einer medienrechtlichen Aufsicht. Diese Aufsicht kann – etwa durch Must carry-Verpflichtungen oder Missbrauchsvorschriften – unter Umständen Einfluss auf einige wesentliche Verhaltensparameter der Anbieter nehmen. Im Folgenden soll deshalb ein kurzer Überblick über die medienrechtliche Kontrolle in Deutschland gegeben werden. Ihre sekundärrechtliche Grundlage findet die von den Ländern ausgeübte Aufsicht über Rundfunkübertragungsdienste im jeweiligen Landesrecht und im zwischen den Ländern ge­ schlossenen „Rundfunkstaatsvertrag vom 31. August 1991 in der Fassung des Achten Rund­ funkänderungsstaatsvertrags“ (RStV), welcher seinerseits Teil des übergreifenden „Staats­ vertrags über den Rundfunk im vereinten Deutschland“ ist. § 50 RStV hält als Grundsatz fest, dass die Länder über die Zuordnung und Nutzung der Übertragungskapazitäten, die zur Verbreitung von Rundfunk dienen, nach Maßgabe des RStV und des jeweiligen Landes­ rechts entscheiden. Die §§ 51 bis 53a RStV enthalten hierzu rundfunkrechtliche Einzelrege­ lungen. Soweit es die Zuordnung von Satellitenkanälen zu bestimmten Programmanbietern anbe­ langt, entscheiden die Länder hierüber nach Maßgabe des § 51 RStV. Für Rundfunkübertra­ gungen via Satellit werden allerdings praktisch keine deutschen Satelliten genutzt. Von den Landesmedienanstalten wird deshalb regelmäßig keine eigenständige medienrechtliche Auf­ sicht über die Zuordnung von Satellitenkapazitäten ausgeübt.58 Originär zuständig sind viel­ mehr die Behörden von Luxemburg (für das ASTRA-System) und Frankreich (für das Eutel­ sat-System). In der Praxis können ASTRA und Eutelsat die Transponderkapazitäten nach eigenen Ermessen vergeben. Die Belegung analoger Fernsehkabelkanäle sowie digitaler und analoger Hörfunkkabelkanä­ le richtet sich nach Landesrecht, § 52 Abs. 1 S. 3-5 und Abs. 6 RStV. Die einzelnen Länder schreiben regelmäßig entweder ein Vorrangmodell vor, dem gemäß einzelne Gruppen von

55 Beschlüsse BK 2c 03/013 vom 03.09.2003 und BK 2c 04/001 vom 22.03.2004. 56 Beschluss BK 2c 04/001 vom 22.03.2004. 57 Begründung zum TKG, BR-Drs. 755/03, S. 99 f. 58 Vgl. näher Rossnagel/Sosalla/Kleist, Der Zugang zur digitalen Satellitenverbreitung, 2003, S. 57 ff. 20 Festlegung

Programmtypen zwingend einzuspeisen sind, oder aber bestimmen ein Auswahlmodell, bei dem lediglich die Einspeisung bestimmter als besonders relevant eingestufter Programme gesetzlich ausdrücklich angeordnet wird, die Kabelkanäle im Übrigen aber nach Auswahl der zuständigen Landesmedienanstalt zu belegen sind.59 Für die Belegung digitaler Fernsehka­ belkanäle trifft der RStV in § 52 Abs. 2-5 selbst detaillierte Regelungen. Danach gibt es einen „Must carry“-Bereich für gesetzlich bestimmte Fernsehprogramme des öffentlichen Rund­ funks sowie für regionale/lokale Programme, einen „Must carry minus“-Bereich im Umfang von einem Drittel der Übertragungskapazität, die der Netzbetreiber unter Berücksichtigung bestimmter Vorgaben selbst belegen darf, und schließlich den Rest, welchen der Netzbetrei­ ber grundsätzlich freihändig vergeben kann. § 52 Abs. 3 Nr. 5 RStV legt in diesem Zusam­ menhang u.a. fest, dass der Betreiber einer Kabelanlage Entgelte und Tarife im Rahmen des Telekommunikationsgesetzes so zu gestalten hat, dass auch regionale und lokale Angebote zu angemessenen und chancengleichen Bedingungen verbreitet werden können. Der Zugang zu terrestrischen Sendernetzen setzt nach den verschiedenen Landesgesetzen eine Zuordnung der entsprechenden Übertragungskapazitäten an den jeweiligen Programm­ anbieter voraus. Dabei werden die einem Land nach der nationalen Frequenzplanung zur Verfügung stehenden Kapazitäten durch die jeweilige Landesregierung zunächst zwischen dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk und den privaten Programmveranstaltern, vertreten durch die Landesmedienanstalt, aufgeteilt. In einem weiteren Schritt vergibt die Landesme­ dienanstalt die der Gruppe der Privaten zugeordneten Kapazitäten an bestimmte Programm­ anbieter. Die von der Regulierungsbehörde einem Netzbetreiber zugeteilten terrestrischen Sendefrequenzen sind durchweg mit dem Nutzungsrecht eines bestimmten Inhalteanbieters „belastet.“ § 53 RStV schließlich richtet sich an alle Anbieter von Telekommunikationsleistungen, die Rundfunk oder vergleichbare Telemedien verbreiten. In weitgehender Parallele zu den §§ 39, 42 und 48ff. TKG, nur eben unter medienrechtlichen Aspekten, regelt die Vorschrift, dass zur Sicherung der Meinungsvielfalt Anbieter von Rundfunk oder Telemedien weder unmittel­ bar noch mittelbar durch Zugangsberechtigungssysteme, durch Schnittstellen für Anwen­ dungsprogramme, durch Systeme, die auch die Auswahl von Fernsehprogrammen steuern und die als übergeordnete Benutzeroberfläche für alle über das System angebotenen Diens­ te verwendet werden, oder aufgrund der Ausgestaltung von Entgelten bei der Verbreitung ihrer Angebote unbillig behindert oder gegenüber gleichartigen Anbietern ohne sachlich ge­ rechtfertigten Grund unterschiedlich behandelt werden dürfen. Über das Vorliegen eines Verstoßes gegen das Behinderungs- oder Diskriminierungsverbot entscheidet die zuständige Landesmedienanstalt im Benehmen mit der Regulierungsbehörde. Nach der Begründung zum Staatsvertrag ist Ziel der letztgenannten Vorschrift eine Konzen­ tration von telekommunikations- und medienrechtlichen Verfahren. Die Ergebnisse der Prü­ fung im medienrechtlichen Verfahren nach § 53 RStV können Anlass für eine Abgabe an die Regulierungsbehörde sein oder in eine Entscheidung der Regulierungsbehörde münden.60 Einzelheiten zur inhaltlichen und verfahrensmäßigen Konkretisierung von § 53 RStV sind in der von der „Direktorenkonferenz der Landesmedienanstalten“ (DLM) am 26.6.2000 be­ schlossenen „Satzung über die Zugangsfreiheit zu digitalen Diensten“ enthalten.

59 Vgl. Schütz, Kommunikationsrecht, 2005, Rn. 440 ff. 60 Begründung zum Achten Rundfunkstaatsänderungsvertrag, S. 11. 21 Festlegung

D. Gang der Ermittlungen Zur Aufklärung des Sachverhaltes sind zwei parallele Befragungen von im Rundfunkbereich tätigen Unternehmen durchgeführt worden. In der ersten Befragung ist am 05.02.2004 ein förmliches Auskunftsersuchen gemäß § 72 Absatz 1 Nr.1 TKG1996 in Verbindung mit der Rahmenrichtlinie, insbesondere Artikel 5, 14 bis 16, an 47 vermutliche Anbieter von Rundfunkübertragungsdiensten mit Stellungnahme­ frist bis zum 26.03.2004 gesandt worden. Die Auswahl der befragten Unternehmen und Sendeanstalten richtete sich hinsichtlich der terrestrischen Sendernetzbetreiber nach einer bei der Regulierungsbehörde vorliegenden Auflistung ehemaliger Inhaber der Lizenzklasse 3 im Bereich der terrestrischen Rundfunk­ übertragung. Als Anbieter von Einspeisung bzw. Signallieferung in Breitbandkabelnetze sind alle Unternehmen befragt worden, die nach hiesigen Erkenntnissen mit ihren Leistungen im Bundesgebiet (mittelbar) mehr als 50.000 Wohneinheiten versorgen. Im Satellitenbereich ist von einer Anbieterbefragung vorerst abgesehen worden, weil schon erste Ermittlungen dar­ auf hindeuteten, dass der Markt für Transponderkapazitäten länderübergreifend abzugren­ zen und deshalb (zunächst) nicht zum Zuständigkeitsbereich der Regulierungsbehörde zu zählen ist. Alle Auskunftsersuchen sind erfolgreich zugestellt und von den betroffenen Unternehmen entweder schriftlich oder fernmündlich beantwortet worden. Die letzte gewährte Fristverlän­ gerung für die Beantwortung des Fragebogens endete am 19.05.2004. Ergänzend zur Anbieterbefragung sind mit Schreiben vom 04.02.2004 64 Unternehmen und Sendeanstalten als vermutliche Nachfrager nach Rundfunkübertragungsdiensten um freiwil­ lige Beantwortung eines Fragebogens mit Stellungnahmefrist bis zum 26.03.2004 ersucht worden. Als Nachfrager nach terrestrischen Sendeleistungen und Kabelnetzeinspeisung sind die Fernsehprogrammveranstalter mit der bundesweit größten Zuschauerbeteiligung sowie grö­ ßere Hörfunkveranstalter aus allen Regionen Deutschlands angeschrieben worden. Außer­ dem sind Kabelnetzbetreiber, die Signallieferungen von vorgelagerten Ebenen in Anspruch nehmen, in die Befragung einbezogen worden. Ungefähr die Hälfte der angeschriebenen Unternehmen hat auf das Auskunftsersuchen ge­ antwortet, teilweise allerdings nur, um den Verzicht auf eine inhaltliche Antwort mitzuteilen. Verwertbare Antworten haben 20 Unternehmen übermittelt. Zudem sind im Rahmen dieser beiden Auskunftsersuchen auch Stellungnahmen der ANGA, des APR und des VPRT bei der Regulierungsbehörde eingegangen. Bei Auswertung der Antwortschreiben haben sich verschiedene Rückfragen ergeben. Diese sind von der Regulierungsbehörde an mehrere Unternehmen gerichtet und von diesen be­ antwortet worden. Zur Aktualisierung und um Widersprüche zwischen verschiedenen Stellen des Hauses vor­ liegenden Zahlen aufzuklären, wurden am 30.11.2005 nochmals 7 Kabelnetzbetreiber ange­ schrieben. Sämtliche angeschriebene Unternehmen haben bis Anfang Januar 2006 geant­ wortet.

22 Festlegung

E. Vorbringen der Marktteilnehmer auf das Auskunftsersuchen

I. Anbieterbefragung 1. Bayern Digital Radio Eine Austauschbarkeit des terrestrischen Übertragungsdienstes DAB gegen andere Techno­ logien werde derzeit nicht gesehen. Sofern mit dieser Frage die Austauschbarkeit des Produkts „terrestrischer Übertragungs­ dienst“ verstanden werde, könne die UKW-Verbreitung allerdings als sehr eingeschränkte Alternative betrachtet werden. Die Einschränkungen seien hier insbesondere im Bereich ver­ fügbares Frequenzspektrum und der Eignung für den mobilen Empfang digitalisierter Ange­ bote zu sehen. Für eine Marktentwicklung bei Rundfunk-Übertragungsdiensten spielten die Verfügbarkeit geeigneter Standortressourcen und Frequenzkapazitäten eine entscheidende Rolle. Für DAB würden die gegenwärtig zur Verfügung stehenden Frequenzressourcen als deutlich zu knapp angesehen. DAB befinde sich in einer Konkurrenzsituation mit der seit Jahrzehnten etablierten UKW- Technologie. Der Erfolg von DAB werde von der Schaffung gleicher Voraussetzungen und Randbedingungen zur Festlegung des Entgeltniveaus für die Verbreitung abhängen. Für die Verbreitung digitalisierter Hörfunkinhalte zu mobilen Empfängern im Rundfunksinne (Punkt-zu-Multipunkt) seien Alternativtechnologien nicht erkennbar. DVB-T oder DVB-H bei­ spielsweise würden aufgrund der größeren Systembandbreite und der damit verbundenen Kosten auf absehbare Zeit nicht die für eine Grundversorgung erforderliche Netzabdeckung erreichen.

2. Digital Radio Südwest Für den Endkunden sei T-DAB graduell austauschbar mit UKW/FM, DVB-T und (einge­ schränkt) DRM. Markteintrittsschranken für neue Unternehmen seien: begrenzte Frequenz­ ressourcen; äußerst inattraktive Leistungsausstattung im Vergleich zu etablierten Diensten; vorhandene funktechnische Bebauung exponierter, für Rundfunkzwecke geeigneter Standor­ te etablierter Unternehmen; der äußerst schwierige Neubau (durch sehr schwer durchsetz­ bare Eingriffe in das Landschaftsbild, Verträglichkeit); fehlender Gestaltungsspielraum so­ wohl technisch als auch unternehmerisch; prohibitive Kosten für Frequenzzuteilungen, Fre­ quenznutzungen und weitere Gebühren und Beiträge; komplizierte Regulierung, komplizier­ tes Frequenzzuteilungsverfahren (Blockzuteilung wie auch Einzelzuteilung); länderspezifi­ sche vor- und nachgeschaltete medienrechtliche Regulierung der potentiellen Kunden; hohe Investitionen, Return on Investment (RoI) nur langfristig möglich und mit zahlreichen Risiken behaftet; Einbettung in horizontale Wertschöpfungskette (Content - Verbreitung - Endgeräte) bedeute zusätzliches Risiko des Markteintritts. Hinsichtlich der Einschätzung der Entwicklung innerhalb der kommenden 3 Jahre sei kaum mit einer wettbewerblichen Entwicklung zu rechnen, die den Status quo der deutschen Rund­ funkübertragungsbranche verändere. Langfristig würden drahtlosen WLAN-Diensten, MMDS und UMTS Entwicklungspotential zugetraut. Hierdurch könne zusätzlicher Wettbewerb ent­ stehen. Die Rückkanalfähigkeit von Übertragungsdiensten stelle ein weiteres Instrument zur Refi­ nanzierung von Programminhalten dar. Eine Einführung läge insofern im Interessenbereich von Anbietern von Rundfunkübertragungsleistungen.

23 Festlegung

3. Digital Radio West Nach Ansicht von Digital Radio West gestalteten sich die Möglichkeit für Unternehmen, auf dem Markt bzw. den Märkten für Rundfunk-Übertragungsdienste neu tätig zu werden, auf Grund von Frequenznutzungsrechten und langwierigen Lizenzierungsverfahren bei den Lan­ desmedienanstalten als schwierig. Die gegenwärtigen sowie die in den nächsten drei Jahren und darüber hinaus zu erwarten­ den wettbewerblichen Verhältnisse würden als gut eingeschätzt. Mit einer Etablierung von DAB-Empfängern im Markt würde der DAB-Frequenzbereich immer attraktiver werden. Durch innovative Programme und Empfänger könne das gesamte Spektrum der DAB- Möglichkeiten ausgeschöpft werden. Kabel und Satellit seien statische Systeme, die Anten­ nensysteme seien dagegen prädestiniert für mobile Anwendungen. Die Marktchancen von DAB hingen von der Flexibilität der Betreiber/Anbieter ab, den Weg zu hybriden Systemen zu verfolgen. Im Fokus sollten nicht die Systeme, sondern die vom Kunden akzeptierten Anwendungen stehen. Rückkanalfähigkeit sei für viele Anwendungen, gerade bei Zahlungssystemen, notwendig.

4. Grundstücks- und Immobilien Verwaltungs- und Verwertungs GmbH Anna­ berg Eine Austauschbarkeit von Übertragungsdiensten sei für die Grundstücks- und Immobilien Verwaltungs- und Verwertungs GmbH Annaberg auf Grundlage der Lizenzierung, Frequenz­ zuteilung und Standortgenehmigung durch die Regulierungsbehörde nicht gegeben. Ein Wettbewerb der Nachfrager sei ausgeschlossen, da die Programmanbieter durch Aus­ schreibung über die Sächsische Landesanstalt für privaten Rundfunk und neue Medien (SLM) ermittelt würden.

5. ILCO Funktechnik Die Fragestellungen seien laut ILCO Funktechnik GmbH in einigen Punkten schon etwas befremdlich und sie sorgten sich, ob deren Beantwortung sie nicht sehr in eine Position dränge, welche die vorhandenen Vorurteile gegen kleinere Unternehmen nur bestätigten. Die ILCO Funktechnik GmbH habe das Gefühl, dass sich aus den Fragestellungen ein Selbst­ verständnis ergebe, wonach nur Konzerne mit den vielfältigsten Verknüpfungen und Verstri­ ckungen leistungsfähige Dienstleister sind. Eine terrestrische UKW-Sendeanlage sei im Prinzip bei der derzeitigen Struktur kaum aus­ tauschbar, da dem Senderbetreiber die Übertragungskapazität zugeteilt werde, d.h. ein Wechsel erfordere eine komplette Neukoordinierung der Frequenz (zumindest formal). Damit seien erhebliche Kosten verbunden. Eine UKW-Rundfunkfrequenz werde immer auf 110 m genau auf einen Standort koordiniert, d.h. der Wechsel eines Anbieters bei Beibehaltung der koordinierten Frequenz bedeute die Beibehaltung des Standortes. Damit gebe es in der Re­ gel gute Mechanismen des Standorteigners, diesen Wechsel zu verhindern. Der Wechsel des Senderstandortes berge gravierende Nachteile für den Leistungsnehmer. Eine Neukoor­ dinierung sei sehr kostspielig, da ein neu hinzukommender Sender zum Schutze des beste­ henden Netzes die Störabstände nur unwesentlich erhöhen dürfe. Die Einschränkungen des neu koordinierten Senders seien immer gravierender als die des bestehenden, d.h. vorhan­ dene Rechte gingen verloren. Aus diesem Grunde könne man als seriöses, technisch orien­ tiertes Fachunternehmen auch niemals dem Kunden zu einer Umkoordinierung raten. Möglichkeiten für Unternehmen, auf diesem Markt neu tätig zu werden, seien aus Sicht der ILCO Funktechnik GmbH nahezu nicht vorhanden. Die ILCO Funktechnik GmbH sei ihres Wissens nach eines der ersten Unternehmen gewe­ sen, welches sich um eine Lizenz der Klasse 3 zum Betrieb von Rundfunksendern beworben hatte. Sie sei in der Anfangsphase sehr großem Druck ausgesetzt gewesen. Der Regulierer

24 Festlegung habe sich stets korrekt verhalten. Zur Zeit seien kaum Repressalien der derzeit agierenden Marktbeherrscher notwendig. Das aktuell praktizierte Konstrukt sei für diese Unternehmen ohnehin optimal. Die ILCO Funktechnik GmbH könne sich jedoch durchaus vorstellen, wel­ che Mittel anwendbar seien. Gegenwärtig sei kein Wettbewerb möglich. Eine Verschlechterung der Wettbewerbs­ möglichkeiten ergebe sich durch Einführung von digitalen Systemen mit hoher Flächenaus­ dehnung, da aus technischer Sicht eine solche Anlage nur durch einen Sendernetzbetreiber sicher betrieben werden könne. Es seien keine Möglichkeiten für einen reellen Wettbewerb vorgesehen. Nach Einführung der Digitalisierung der großen Programmanbieter werde eine Chance für den analogen UKW-Tonrundfunk zu Abdeckung lokaler Versorgungsräume ge­ sehen. Falls entsprechend reguliert werde, könnten nach digitaler Versorgung leistungsstar­ ke UKW-Frequenzen zu Gunsten einer individuellen Lokalversorgung geräumt werden. Ein Bedarf hierfür sei vorhanden. Ein Markt dazu sei schnell etabliert. Dieses Segment scheitere derzeit lediglich an nicht vorhandenen Kapazitäten (sublokaler Rundfunk, UNI Campus Ra­ dio, Veranstaltungs-Rundfunk, Kirchenfunk usw.). Die ILCO Funktechnik GmbH befürchte, dass bei einer weiten Marktöffnung der derzeit hohe Qualitätsstandard leide. Sie sei ferner davon überzeugt, dass man auch mit kleinen Zahlen weiter an Umfang zunehmen werde.

6. Kabel Deutschland Nach Ansicht der KDG bestünden für die Endkunden hinreichend Möglichkeiten, den Rund­ funksignalbezug über Kabelnetze durch den Bezug über andere alternative Rundfunkplatt­ formen, insbesondere per Satellit und terrestrische Abstrahlung, zu substituieren. Sowohl die Satellitenübertragung als auch die terrestrische Übertragung dienten dem gleichen Verwen­ dungszweck und wiesen mehr oder minder vergleichbare Eigenschaften auf. Zwar bestün­ den gewisse rechtliche Wechselhindernisse in Bezug auf den Satellitenempfang. Der Anteil der wechselfähigen Kunden sei jedoch groß genug, um erhebliche disziplinierende Wirkung auf die Kabelnetzbetreiber auszuüben. Der Rundfunkempfang über Satellit sei unter den Gesichtspunkt des Verwendungszwecks und der Eigenschaften mit dem Kabelempfang völlig austauschbar. Es bestehe sogar eine gewisse Überlegenheit des Satellitenempfangs gegenüber dem Kabelempfang im Hinblick auf das Programmangebot. Mit Ausnahme bestimmter lokaler Inhalte könnten die Endkun­ den über Satellit alle Kabelprogramme und darüber hinaus eine große Anzahl weitere Pro­ gramme empfangen. Endkunden mit digitalen Satellitenempfangsgeräten könnten heute sogar mehr als 1000 in- und ausländische Rundfunkprogramme empfangen, während die Kabelnetze in der Regel auf die Übertragung von 35 analogen Fernsehprogrammen und 13 digitalen Fernsehkanälen beschränkt seien. Für die Endkunden fielen bei einem Wechsel vom Kabelempfang zu Satellitenempfang überwiegend einmalige Kosten und praktisch keine laufenden Kosten an. Zu den einmaligen Kosten zählten vor allem die Investitionskosten in die notwendigen Empfangsanlagen. Diese würden für ein analoges Satellitenempfangssystem für einen Anschluss zwischen EUR 50,00 und EUR 300,00 zzgl. der Installationskosten betragen. Digitale Direct-to-Home-Systeme würden ab ca. EUR 100,00 angeboten. Diese Investitionskosten amortisierten sich jedoch im Schnitt schon bei einer Mindestnutzungsdauer von rund einem Jahr und könnten daher nicht als ein wirtschaftliches Hindernis angesehen werden, das Endkunden von einem Wechsel zum Satelliten abhalten könne. Die Wechselkosten vom Satellitenempfang zum Kabelempfang seien noch geringer. So liege die von den großen NE 3-Betreibern erhobene einmalige Anschlussgebühr bei lediglich EUR 33,52 (brutto). Weitere Anschaffungen müsse der Kabelkunde beim analogen Empfang hin­ gegen nicht tätigen. Beim digitalen Kabelempfang benötige der Endkunde lediglich noch eine Set-Top-Box.

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Gegenwärtig bestünden zwar bei einigen Endkunden rechtliche Wechselhindernisse auf­ grund mietvertraglicher Beschränkungen, die diese davon abhielten, vom Kabelempfang auf den Satellitenempfang umzusteigen. Kabel und Satellit könnten aber nicht etwa nur dann als austauschbar angesehen werden, wenn eine 100%ige Wechselmöglichkeit der Kabelkunden bestehe. Die Kabelnetzbetreiber würden nämlich nicht erst dann in ihrer wettbewerblichen Handlungsfreiheit eingeschränkt, wenn die letzten 10% ihrer Endkunden zum Satellitenemp­ fang gewechselt sind, sondern bereits bei einer sehr viel geringeren Nachfrageelastizität. Nach Einschätzung von KDG dürften gegenwärtig mehr als die Hälfte aller Endkunden in der Lage sein, kurzfristig, d.h. innerhalb eines Zeitraums von etwa sechs Monaten, auf den Sa­ tellitenempfang umzusteigen. Ein solcher Anteil an wechselfähigen Kabelkunden stelle ein hinreichendes Bedrohungspotential für die Kabelnetzbetreiber dar, so dass diese bei ihrem Marktverhalten auf das alternative Produkt Satellitenempfang Rücksicht nehmen müssen. Hierfür spreche vor allem, dass es sich bei einem Großteil der Kabelkunden, die nicht an einem Wechsel zum Satellit gehindert sind, um Endkunden mit Einzelanschlüssen handele, die Einzelnutzerverträge mit den NE 3-Betreibern geschlossen hätten. Diese Kundengruppe generiere den höchsten Durchschnittserlös pro Nutzer für die NE 3-Betreiber, womit die Durchschnittskosten der Kabelnetzbetreiber bei einem Wechsel überproportional ansteigen würden. Diese Position werde auch von der Europäischen Kommission in ihrer Empfehlung betref­ fend Produkt– und Servicemärkte im Bereich der elektronischen Kommunikation vertreten. Nach Ansicht der Kommission bestünde kein Grund zur Abgrenzung eigener Märkte bezo­ gen auf die jeweilige Plattform, sobald eine signifikante Anzahl von Endkunden zu angemes­ senen Kosten in der Lage sei, zwischen verschiedenen Empfangsplattformen zu wechseln. Hinsichtlich der terrestrischen Abstrahlung könne aus Endkundensicht auch der terrestrische Empfang von Rundfunksignalen als Ersatz für Kabelfernsehen angesehen werden. Die ge­ genwärtige analoge terrestrische Ausstrahlung im regional unterschiedlichen Umfang von bis zu 12 Programmen reiche zwar rein nominell nicht an die durch das Kabel übertragene An­ zahl von Programmen heran. Bei der Bewertung der Programmvielfalt der verschiedenen Übertragungsdienste sei jedoch zu berücksichtigen, dass sich im Jahr 2003 durchschnittlich mehr als 75% des Fernsehkonsums in Deutschland auf lediglich sieben Fernsehkanäle kon­ zentriere (RTL, SAT.1, ProSieben, ARD, ZDF, Dritte Programme und RTL II). Die Fernseh­ kanäle seien überwiegend auch über analoge Terrestrik zu empfangen. Eine weitgehende Austauschbarkeit mit dem Kabel bestünde in jedem Fall beim digitalen terrestrischen Rundfunk DVB-T, der den Empfang von bis zu 24 digitalen Programmen er­ mögliche. Die Mobilität von DVB-T bedeute sogar einen qualitativen Vorteil gegenüber Kabel wie auch Satellit. Trotz der bei einem Wechsel zum DVB-T-Empfang entstehenden einmali­ gen Kosten für die Anschaffung eines DVB-T-Receivers zwischen EUR 100 und EUR 200 sei der DVB-T Empfang nach etwa 12 Monaten günstiger als ein Kabelanschluss. Zudem bestünden auch keine rechtlichen Wechselhindernisse. Hinsichtlich der Existenz von nicht austauschbaren Produkte, von deren Angebot gleichwohl auf das Angebot der jeweils angebotenen Produkte innerhalb eines Jahres umgestellt wer­ den könne, sei der KDG nichts bekannt. Typische Unternehmen, die für einen Markteintritt in Betracht kämen, seien die NE 4­ Betreiber und Stadtwerke. In den vergangenen Jahren hätten viele NE 4-Betreiber ihre NE 4­ Netze von der Signallieferung durch einen NE 3 Betreiber abgekoppelt und in den Aufbau eines unabhängigen Signallieferungssystems investiert und damit ihr eigenes NE 3-Netz aufgebaut. Stadtwerke hätten besonders gute Voraussetzungen für einen Markteintritt, da sie in Gegen­ den mit einer hohen Bevölkerungsdichte tätig seien und bereits Versorgungs- und Entsor­ gungsnetzwerke betrieben, deren Leitungsschächte für den Aufbau eines Breitbandkabel­ netzes verwendet werden können. In den letzten Jahren hätten eine große Anzahl an Stadt­ werke als sog. City Carrier mit der Übermittlung von Rundfunksignalen begonnen.

26 Festlegung

Dagegen bestünden aufgrund der Kosten gewisse Marktzutrittsschranken in Bezug auf den Neubau eines völlig neuen integrierten Netzes. Behinderungsstrategien bestünden insoweit, als dass die Landesmedienanstalten die Kos­ ten, die durch die Umstellung von der analogen terrestrischen Verbreitung auf die Verbrei­ tung über DVB-T entstehen, subventionierten, wodurch es zu erheblichen Wettbewerbsver­ zerrungen käme. Die Kabelnetzbetreiber der NE 3 stünden zwar nicht miteinander im Wettbewerb, sähen sich aber einem erheblichen Wettbewerbsdruck von Seiten der Alternativen Satellit und DVB-T ausgesetzt. Zwischen den vier regionalen NE 3-Betreibern Kabel Deutschland Vertrieb und Service GmbH & Co. KG, Ish, Iesy und Kabel Baden Württemberg bestehe kein Wettbewerbs­ verhältnis. Der Grund hierfür liege in der Netzgebundenheit der von den NE 3-Betreibern angebotenen Dienstleistungen. Diese erbrächten ihre Dienstleistungen gegenüber den End­ kunden, den NE 4-Betreibern und den Inhalteanbietern über eine Vielzahl zumeist unterir­ disch verlegter regionaler und lokaler Netze, die sich nicht überschnitten oder parallel zuein­ ander verliefen. Die jeweiligen Aktivitäten der NE 3-Betreiber beschränkten sich daher aus­ schließlich auf die räumlichen Gebiete, in denen ihre Kabelnetze lägen. Seit der Veräuße­ rung der ehemals neun Kabelregionen durch die DTAG habe keiner der NE 3-Betreiber sein Netz in eine Region hinein erweitert, in der bereits ein anderer NE 3-Betreiber ein NE 3-Netz betreibe. Ebenso wenig habe ein NE 3-Betreiber ein neues Netz in einer solchen Region errichtet. Dies liege nicht etwa daran, dass die Kabelnetzbetreiber auf Wettbewerb unterein­ ander verzichten würden, sondern vielmehr an der aus wirtschaftlicher Sicht mangelnden Duplizierbarkeit der Infrastruktur Kabel. Auf den Signallieferungsmärkten sähen sich die Kabelnetzbetreiber einem erheblichen Wett­ bewerbsdruck durch den Satellitenempfang und den digitalen terrestrischen Empfang von Rundfunksignalen ausgesetzt. Die Kabelnetzbetreiber der NE 4 könnten im Rahmen der mediengesetzlichen Vorgaben frei über den Umfang des von ihnen angebotenen Produktes entscheiden. Ihnen stehe dabei frei, die in der NE 4 weiter zu verbreitenden Inhalte aus dem Kabelnetz eines NE 3- Betrei­ bers, von terrestrisch abstrahlenden Sendern oder durch Satellitenempfang zu beziehen. Gegenwärtig gingen insbesondere die großen überregional tätigen NE 4-Betreiber immer mehr dazu über, ihre Netze von der NE 3 abzukoppeln und die Signale über eigene Kopfsta­ tionen heranzuführen. Für die Endnutzer stehe der lokale Betreiber des Kabelnetzes sowohl zur Terrestrik als auch zum Satellitendirektempfang im Wettbewerb. Kabel Deutschland gehe daher davon aus, dass sich marktgetrieben neue, vielfältige Angebote für die Endnutzer entwickeln werden. Die Endnutzer hätten dann erstmals die Auswahlmöglichkeit zwischen drei gleichwertigen Empfangstechniken mit mehr oder weniger identischen, über den heutigen Umfang deutlich hinausgehenden Inhalteangeboten, die quasi flächendeckend vorhanden seien.

7. Kabelfernsehen München ServiCenter Für die terrestrische Ausstrahlung gebe es praktisch keine Austauschbarkeit, da das Ange­ bot an empfangbaren Kanälen im Vergleich zu Breitbandkabel und Satellit zu gering sei. Wie das Pilotprojekt Berlin zeige, ändere sich dies auch nicht durch digitale terrestrische Abstrah­ lung. Die dort zusätzlich angebotenen ca. 20 digitalen Programme stellten ebenfalls einen zu geringen Umfang dar. Zudem könne die Empfangbarkeit in Mehrfamilienhäusern nicht gleichmäßig gewährleistet werden. Satellit und Breitbandkabel seien hingegen prinzipiell austauschbar. Die Austauschbarkeit werde zu Lasten der Satellitenübertragung erschwert: sobald ein Rückkanal erforderlich sei (interaktives TV oder Internet); durch aufwändigen Rechteerwerb z.B. für Fremdsprachen­ programme für Satellitenempfang; durch das aktuell zu beobachtende Angebot der KDG

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über kostenlose Einrichtungen der NE 4 in Verbindung mit 10-jährigen Signallieferungsver­ trägen; durch die Bindung von Hausbewohnern über Individualverträge mit den über Satellit nicht ohne weiteres verfügbaren Sonderdiensten des NE–3-Betreibers über die (fremde) NE 4-Infrastruktur sowie die Verschlüsselungssoftware der Digitalboxen für z.B. Digi Kabel und weitere Angebote der KDG. Diese sei nicht kompatibel mit der Software, die das Wettbewerbsprodukt visAvision benöti­ ge, so dass bestehende Nutzer bei einem Wechsel neue Boxen kaufen müssten. Die Aus­ tauschbarkeit werde auch durch unterschiedliche Kostenbelastungen von NE 3-Anbietern z.B. wegen differenzierter Konditionen für Programmeinspeiseverträge oder Rechteabgel­ tung an die VG Media oder GEMA etc. (oder Programmanbieter unmittelbar) beeinträchtigt. Allgemeine Marktzutrittsschranken bzw. Expansionshemmnisse seien im Bereich der kabel­ gebundenen Rundfunkübertragungsdienste erkennbar, da diese in absehbarer Zeit keine neuen Anbieter zulassen würden. Im Gegenteil: es finde hier eher eine Konsolidierung statt. Satellitenübertragungswege seien im erheblichen Maße davon abhängig, mit welchem zu­ sätzlichen Aufwand Signale empfangen werden können. Daher dürfe dieser Markt auf ab­ sehbare Zeit zwischen Astra und Eutelsat (mit einem erheblichen Vorsprung für Astra) ver­ teilt sein. Bei der Kombination von Übertragungswegen wie Satellit und regionale Breitband­ kabelnetze seien die Marktzutrittsschranken solange relativ gering, wie der Betreiber tatsäch­ lich und rechtlich Zugang zu allen Programmen und Diensten habe und nicht andere Betrei­ ber ihre Marktmacht für Exklusivvereinbarungen nutzen können. Dies gelte auch und insbe­ sondere, wenn ein Kabelnetzbetreiber zwar pro forma nicht als Content-Anbieter auftrete, aber durch die Bündelung und Übertragung fremder Contents de facto als Inhalteanbieter auftrete oder Kooperationen mit Inhalteanbieter eingehe, die anderen nicht oder nicht zu vergleichbaren Konditionen zugänglich seien (mögliches Beispiel: Premiere und KDG). Die rechtliche und faktische Zwangsbündelung aller Übertragungsdienstleistungen der KDG bis zum Endkunden mit kompletter Signallieferung und Verpflichtung zum Empfang und Weiter­ leitung sämtlicher bestehender und künftiger Dienste der KDG stelle eine Marktzugangsbar­ riere dar. Wettbewerb in der NE 4 im Mehrfamilienhaus existiere seit den 70er Jahren traditionell zwi­ schen Handwerksbetrieben sowie kleinen und großen NE 4-Betreibern zum Vorteil der indi­ viduellen Lösungen in Mehrfamilienhäusern. [BuGG...] Hinsichtlich der Einschätzung der zu erwartenden wettbewerblichen Verhältnisse ist die Ka­ belfernsehen München ServiCenter GmbH & Co. KG der Ansicht, dass die Marktentwick­ lung, der Wettbewerb und damit die Chance auf nachhaltige Entwicklung innovativer Tech­ nik, aber auch innovativer Produkte und Dienstleistungen, im erheblichen Maße davon ab­ hängen werde, inwieweit und wie rasch kostengünstig breitbandige Übertragungswege der Last-Mile zum Kunden überbrückt werden können. Derzeit existiere eine signifikante Zahl solcher Verbindungen durch den Zweidraht der DTAG für Telefonnetze und das Breitband­ kabel der KDG in 450 MHz-Technik (nicht rückkanaltauglich und selbst bei der geplanten Aufrüstung nur mit einem marginalen Rückkanal ausstattbar). Jede Art drahtloser Empfang werde dann teuer und nicht finanzierbar, wenn er neben großer Bandbreite auch volle Interaktivität und mehr oder weniger flächendeckende Verfügbarkeit vorsehen solle. Zusätzliche physikalische Infrastruktur über die Last-Mile entstehe relativ rasch (vergl. NE 4­ Betreiber wie die KMS), wenn die Chance bestehe, diese Infrastruktur synergetisch zu nut­ zen, also Rundfunkversorgungsdienstleistungen mit Datendienstleistungen auf IP-Basis zu kombinieren. Dies setze voraus, dass bestehende Monopolstellungen, wie diejenige der DTAG beim Breitbandkabelnetz, nicht zementiert würden. Bestünden dann physische breit­ bandige Verbindungen in Clustern mit einer signifikanten Zahl von Wohneinheiten (begin­ nend ab 2.000), seien von da aus - ergänzend zur weiteren Erschließung - in der Tat draht­ lose Übertragungswege für die Erschließung angrenzender Bereiche (z.B. Einfamilienhäu­ ser) wirtschaftlich und technisch effizient einsetzbar.

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Nur wenn eine weitere (leistungsfähigere) physische Infrastruktur neben der Telefonleitung der DTAG in einer Vielzahl von Haushalten entstehe, entstünde auch rasch unter optimalen Wettbewerbsbedingungen die Voraussetzung für wachsende Telekommunikationsdienste.

8. NetCologne Die NetCologne hat in ihrem Antwortschreiben erklärt, dass eine Austauschbarkeit für Vor­ leistungsempfänger generell bei Kabel/Satellit möglich sei. Viele Vorleistungsempfänger hät­ ten sich in den letzten Jahren von den großen Netzbetreibern auf der NE 3 abgekoppelt. Die terrestrische Bedrohung werde als noch gering angesehen, da das Angebot – insbesondere auch an ausländischen Sendern – derzeit gering sei. Neue Marktteilnehmer hätten aufgrund der hohen Investitionskosten auf der Anbieterseite nur wenige Möglichkeiten. Aber auch auf der Nachfragerseite – sofern man hierunter die NE 4 verstehe – sorgten kürzere Vertragslaufzeiten und geringere Endkundenpreise dafür, dass für neue Marktteilnehmer wenig Spielraum bleibe. Bezüglich der Existenz von Behinderungsstrategien durch andere die in diesem Markt tätige Unternehmen hat NetCologne auf die Verlautbarung der ANGA verwiesen. In den nächsten Jahren würden sich die Gewichte zwischen den Verbreitungswegen nur wenig ändern. DVB-T werde in Ballungsräumen verfügbar sein, aber gerade in diesen Bal­ lungsräumen würden auch die Kabelnetzbetreiber vermehrt neue Dienste (Internet, Digital­ pakete) anbieten. Grundsätzlich werde der Wandel zur digitalen Verbreitung langsam weiter­ gehen. Die zunehmende Digitalisierung der großen NE 3-Betreiber biete kleineren Unter­ nehmen ggf. die Möglichkeit, mit einer Analogstrategie - zumindest in den nächsten Jahren - weiter zu wachsen. Der wichtigste Übertragungsweg der Zukunft werde auch im Kabel IP sein. Bereits heute würden dort Telefon und Internet über IP angeboten. Zukünftig werde dieser auch bei Diens­ ten wie VoIP eine wichtige Rolle spielen. UMTS (upstream) könne im Zusammenhang mit DVB-T (downstream) bei der mobilen Verbreitung interessant werden.

9. PrimaCom Das größte und attraktivste Angebot sei laut PrimaCom vor allem im rückkanalfähigen Breit­ bandkabel möglich. Die Austauschbarkeit werde hier durch die Angebotsvielfalt und die Hö­ he der notwendigen Investitionen bestimmt. Aufgrund der hohen Investitionen sei die bedeutendste Marktzutrittsschranke sicher die Be­ triebsgröße. Insbesondere im Kabelmarkt bestehe aber auch darin eine Gefahr, dass Kabel Deutschland aufgrund seiner Einkaufsmacht – wie zuvor schon die KirchGruppe – TV- Sender und Studios exklusiv an sich binde bzw. im Einkauf von Programmen so hohen Druck ausübe, dass Programmpakete zu wesentlich günstigeren Preisen sowohl dem End­ kunden als auch im Signalverkauf angeboten werden könnten. Die Weigerung der privaten Veranstalter, digital im Kabel ausgestrahlt zu werden, und die Forderung der öffentlich- rechtlichen Sender nach MHP behinderten ebenso eine schnelle Weiterentwicklung. Durch die staatlich subventionierte Verbreitung der digitalen Terrestrik entstehe dem Kabel eine starke Konkurrenz in dem Bereich, der im Moment den Kabelnetzbetreibern die meisten Einnahmen bringe und der die Aufrüstung der Netze finanziere. Rückkanalfähigkeit und In­ teraktivität würden seitens der PrimaCom-Kunden stark genutzt. Mobiles Internet ergänze das Angebot, stehe aber nicht in direkter Konkurrenz zum Kabel.

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10. Regional TV Die Möglichkeiten für ein Unternehmen auf dem Markt/Märkten für Rundfunk-Übertragungs­ dienste neu tätig zu werden, werde als gut eingeschätzt. Einziger Punkt, der als „Behinderung“ am Markt aufgefallen sei (als die Regional TV GmbH sich nach weiteren möglichen Standorten für Sendemasten erkundigt habe), sei die schein­ bare Absprache zwischen T-Systems (die ja sonst bspw. UKW-Sender vermiete) und der zum gleichen Mutterkonzern gehörenden „Funkturm GmbH“. Diese habe für die Mitbenut­ zung eines Standorts (zum eventuellen eigenen Sendebetrieb) so hohe Mietpreise verlangt (dreimal höher als bspw. im Vergleich zu Mannesmann-Masten!), dass es dann rechnerisch keinen Sinn mehr mache, Sender selbst zu betreiben. Zumindest an diesen Standorten sei also keine echte freie Marktwirtschaft/Marktzugang Dritter möglich. Nach Beurteilung der Regional TV GmbH seien die gegenwärtigen sowie die in den nächs­ ten drei Jahren und darüber hinaus zu erwartenden wettbewerblichen Verhältnisse gut.

11. T-Systems In Bezug auf die Programmverbreitung über terrestrische Rundfunksender bestehe insofern eine Austauschbarkeit, als ein Anbieter statt der terrestrischen Verbreitung alternativ zwi­ schen Kabel- oder Satellitenweg wählen könne. Im Hörfunkbereich bestehe darüber hinaus (zumindest theoretisch) die Möglichkeit, zwischen einer terrestrischen Verbreitung über Langwellen-, Mittelwellen-, Kurzwellen-, UKW- oder DAB-Sender zu wählen. Im Senderbereich würden alle nach derzeitigen Stand der Technik möglichen Übertragungs­ dienste angeboten. Alternative Varianten zu diesen Dienstleistungen seien nicht erkennbar. Im Senderbereich seien die frequenzrechtlichen Rahmenbedingungen maßgebend. Im Bereich der analogen und digitalen Rundfunksender finde Wettbewerb im Rahmen der Frequenzausschreibungen der Regulierungsbehörde statt. Die durch den Gesetzgeber defi­ nierten Anforderungen und Voraussetzungen im Bezug auf den Nachweis der Leistungsfä­ higkeit (Qualifizierung) sowie die durch regulierte Entgelte vorgegebenen wirtschaftlichen Spielräume (Ertragsspannweiten) böten neuen Marktteilnehmer und deren Investoren aus wirtschaftlichen Gesichtspunkten auf den ersten Blick wahrscheinlich keinen besonderen Anreiz, in den Wettbewerb einzutreten. Prinzipiell lägen aber in allen Bereichen der Rundfunkübertragungsdienste nach Erachten der T-Systems keine Marktzutrittsschranken oder Hemmnisse für neue Unternehmen im Rundfunkmarkt vor. Ferner seien der T-Systems derzeit keinerlei Behinderungsstrategien bekannt. Bei der Beurteilung des Marktes für terrestrische Rundfunkversorgung in Deutschland müsse zwischen dem Fernseh- und Hörfunkbereich unterschieden werden. Aufgrund der im letzten Jahrzehnt dramatisch zurückgegangenen Bedeutung der terrestrischen Fernsehversorgung, die nur noch von weniger als 10% der Haushalte genutzt werde, finde die Markteinführung von DVB-T in einem denkbar ungünstigen Umfeld statt. Die Fernsehversorgung im Kabel oder Satellit sei für fast jeden Haushalt eine ernsthafte Alternative. DVB-T müsse sich als einfache, preiswerte Alternative mit einem auch digital begrenzten Programmangebot im Markt positionieren. Erst perspektivisch erschließe das Medium neue Zuschauerreichweite im portablen und mobilen Empfangssegment. Aber auch die Einführung eines digitalen terrestrischen Hörfunks als Alternative zum weiter bestehenden UKW-Funk sei nicht einfach, obwohl die Hörfunknutzung in Deutschland nach wie vor stetig wachse. Das Problem liege hier im fehlenden Mehrwert für den Kunden. Im Gegensatz zu DVB-T würden digital kaum neue Programme terrestrisch angeboten. Die Poli­ tik habe mit ihrer Wahl einer Abbildung der heutigen UKW-Rundfunkwelt ein Szenario ge­ wählt, das für den Zuhörer wenig attraktiv ist. Hier sehe man, welchen Einfluss rundfunkpoli­ tische Entscheidungen auf den Geschäftserfolg der Beteiligten habe. Da der Betreiber der

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Netzinfrastruktur auf diese Entscheidungen keinen Einfluss habe, sei seine wettbewerbliche Stellung zu anderen Netzbetreibern wie Kabel und Satellit schwach. Die T-Systems erwarte, dass DVB-T in Ballungsräumen eine Alternative zum regionalen Ka­ belanbieter darstellen und seinen Markt im Segment der Haushalte finden werde, die an ei­ nem einfachen, übersichtlichen, aber preiswerten Programmangebot interessiert seien. Hin­ zu komme das Segment der Zweit- und Drittgeräte, in dem DVB-T eine gute Chance habe, seine Nutzer zu finden. Das DAB-System werde mittelfristig auch seinen Markt finden. Dies könne durch neue Programmangebote beschleunigt werden, die in der jeweiligen Region nicht über UKW verbreitet würden. Als digitales Breitbandsystem könne das DAB-System dem Hörfunk langfristig die Chance sichern, im Mix der elektronischen Medien seinen Platz zu finden und auszubauen. Alternative Funksysteme wie UMTS oder WLAN seien grundsätzlich auch zur Übertragung von Rundfunkprogrammen geeignet. Es werde jedoch erwartet, dass sich aus Kosten- und Effizienzgründen eine separate Rundfunksendeinfrastruktur (Kabel, Satellit, Terrestrik) sowie auch dezidierte Rundfunkempfänger wegen ihrer Einfachheit und Robustheit weiterhin be­ haupten würden. Diese Einschätzung gelte auch im Bezug auf xDSL und Powerline. In Zukunft werde mit einer stärkeren Nachfrage nach Rundfunkübertragungskapazitäten z.B. durch Mobilfunkanbieter gerechnet. Daneben würden z.B. Mobilfunkanbieter durch das An­ gebot von breitbandigen Datenübertragungsdiensten in Wettbewerb zu klassischen Rund­ funk-Übertragungsdienstleistungen treten. Durch die Kombination von Rundfunk- und Mobilfunkplattformen könnten viele neue und in­ teressante Dienste erst wirtschaftlich möglich gemacht werden.

II. Nachfragerbefragung

1. Alster Radio Die Alster Radio GmbH & Co. KG, die durch den Verband Privater Rundfunk und Telekom­ munikation (VPRT) geantwortet hat, fragt seit 1986 Rundfunk-Übertragungsdienste über analogen Hörfunk nach. Eine weitere Nachfrage nach Senderbereitstellung und technischer Übertragung von digitalem Hörfunk sei ab Mitte 2004 geplant. Alster Radio frage die genann­ ten Rundfunk-Übertragungsdienste zusammen mit RDS und ISDN-Standleitungen nach. Die Preise richteten sich nach der Preisliste der Firma T-Systems und seien nahezu konstant geblieben. [BuGG...] Der Alster Radio GmbH & Co. KG sei nicht bekannt, dass von ihrem Anbieter Maßnahmen zur Erhaltung eines Abnehmers ergriffen würden, falls dieser einen Wechsel des Anbieters ankündige. Ein tatsächlicher Wechsel sei dem Unternehmen nicht bekannt. Es könne auch nicht dargelegt werden, ob die von Alster Radio GmbH & Co. KG nachgefragten Produkte untereinander oder mit anderen Produkten austauschbar seien. Es sei keine Mindesterreichbarkeit bzw. -versorgung einer bestimmten Zahl von Endkunden erforderlich, um bestimmte Werbeeinnahmen zu garantieren. Ebenso existierten keine Be­ hinderungsstrategien durch die im Bereich der Rundfunk-Übertragung tätigen Unternehmen. Es herrsche freier Wettbewerb.

2. Antenne Bayern Hörfunkanbieter Die Antenne Bayern Hörfunkanbieter GmbH & Co. KG (Antenne Bayern) hat in ihrer Stel­ lungnahme erklärt, dass sie Rundfunk-Übertragungsdienste zur Bereitstellung von Sendein­ halten für Endnutzer und ggf. Datenübertragungen (Leitungen, Satellitenstrecken) für pro­ grammbegleitende Daten (z.B. RDS, TMC, PAD-Daten f. DAB) nachfrage. Die Rundfunk­ dienstleistungen, die im Einzelnen nachgefragt würden, seien:[BuGG...] Die Leistungen würden ausschließlich landesweit akquiriert. Die Verträge hätten eine Kündi­ gungszeit von [BuGG...]. Zur Erhaltung eines Abnehmers würden keine Maßnahmen von

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Seiten des Anbieters ergriffen, falls dieser einen Wechsel des Anbieters ankündige. [BuGG...] Nach Meinung von Antenne Bayern seien Produkte untereinander oder mit ande­ ren Produkten nicht austauschbar, da sie teilweise von einem Unternehmen angeboten wür­ den. [BuGG...] Hierdurch werde es nahezu unmöglich, die Signalzuführung zu den UKW- Sendern von einer Drittfirma realisieren zu lassen. Nach Meinung von Antenne Bayern seien keine nennenswerten Änderungen in den nächsten Jahren zu erwarten, solange der Bereich UKW-Sender sich ausnahmslos in der Hand der T-Systems befinde.

3. Antenne Thüringen Die Antenne Thüringen GmbH & Co. KG, die ebenfalls durch den VPRT geantwortet hat, fragt zur Zeit neben Rundfunk-Übertragungsdiensten zur Bereitstellung von Sendeinhalten für Endnutzer in dem hier genannten Sinne keine weiteren sonstigen Dienste nach. UKW- Hörfunk werde seit dem 1. Februar 1993 von der Deutschen Telekom/T-Systems bezogen. Die genannten Leistungen würden in Thüringen landesweit nachgefragt.

4. ANGA Verband privater Kabelnetzbetreiber Die ANGA möchte stellvertretend für ihre Mitgliedsunternehmen auf einen akuten Marktdefi­ nitionsbedarf in der Breitbandkabelbranche hinweisen. Wie sich auch aus dem Beschluss­ entwurf des Bundeskartellamtes (vom 23.08.2004 zum Erwerb der Kabel Baden Württem­ berg durch die Kabel Deutschland Vertrieb und Service GmbH & Co. KG) ergebe, spreche vieles dafür, dass die Kabelregionalgesellschaften Kabel Deutschland, Ish, Kabel Baden Württemberg und Iesy über eine marktbeherrschende Stellung im sogenannten Signalliefe­ rungsmarkt (Belieferung der „Netzebene 4“- Betreiber mit Rundfunksignalen) verfügen. Die Feststellungen des Bundeskartellamtes, die auf einer umfassenden Marktbefragung und ­ analyse beruhten, seien aus Sicht der ANGA auch auf die Versorgung der Netzebene 4 mit anderen Diensten, beispielsweise Internetzugang, übertragbar. Die Kernaussage sei auf der Seite 54 des Schreibens zusammengefasst: „Bei einem großen Teil der derzeit in Deutsch­ land betriebenen NE 4-Netze handelt es sich jedoch nur um kleine Netzinseln, für die ein Bezug der Signale von der NE 3 unerlässlich ist.“ Ein alternativer Signalbezug über eigene Empfangsanlagen (sogenannte Kabelkopfstellen) komme aus Kostengründen allenfalls für größere NE 4-Netze in Betracht. Denn schon die Abbildung eines adäquaten TV- und Hörfunkangebots erfordere Investitionen in Höhe von 15. bis 30.000 Euro. Dies rechne sich für Anlagen mit wenigen hundert Haushalten nicht. Auch eine Umrüstung auf sogenannte Sat-ZF-Anlagen, mit denen das Satellitensignal ohne kanalselektive Aufbereitung in die Hausverteilanlagen weitergeleitet werde, sei für die Unter­ nehmen der ANGA keine Alternative. Zum einen erfordere dies die komplette Umrüstung der Hausverteilanlagen von der noch weit verbreiteten Baumstruktur auf eine Sternstruktur. Zu­ dem benötige jeder Haushalt mindestens einen Satelliten-Receiver. Ein Großteil der deut­ schen TV-Haushalte verfüge heute über zwei oder mehr TV-Geräte und benötigte dann meh­ rere Receiver. Gleiches gelte für Videorekorder. Dies führe zu erheblichen Mehrkosten, die den Kabelkunden kaum vermittelbar seien. Sat-ZF stelle aus Sicht der ANGA ein völlig anderes Geschäftsmodell dar. Denn der hand­ greiflichste Vorteil der „Dienstleistung Kabelanschluss“ liege für die Kabelkunden gerade darin, dass er für das Basisangebot kein zusätzliches Endgerät benötige. Die Notwendigkeit der Installation eines (oder gar mehrerer) Satellitenreceiver beeinträchtige dagegen die Ak­ zeptanz der Kabelanschlussentgelte durch die Haushalte, da die Vorteile gegenüber dem Satelliteneinzelempfang nur noch schwer erkennbar seien. Nach den Erkenntnissen der Mit­ gliedsunternehmen lasse sich auf Basis der Sat-ZF-Technik kein kommerzielles Geschäfts­ modell entwickeln. Sie komme für professionelle Betreiber nur in besonders gelagerten Ein­ zelfällen in Betracht.

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Im Übrigen bedürfe die Umrüstung der Anlagen auf eine Kopfstelle der Sat-ZF-Systeme der Zustimmung des Hausbesitzers und der Mitwirkung der Bewohner (insbesondere, weil auch Leitungen in den einzelnen Wohnungen neu verlegt werden müssten). Dies sei wegen der mit der Umrüstung verbundenen Arbeiten in vielen Fällen leider nicht zu bewerkstelligen.

5. Arbeitsgemeinschaft Privater Rundfunk - APR Als Interessenvertretung vorwiegend lokaler und regionaler Hörfunkanbieter erlaube sich die APR ergänzend zu den Angaben der einzelnen Unternehmen, die der RegTP aus dem Mit­ gliedsbereich geschrieben haben, zu dem Fragenkatalog Stellung zu nehmen. Die gestellten Fragen richteten sich, soweit dies für die ANGA nachvollziehbar sei, vorwie­ gend an größere Unternehmen. Lokale und regionale Hörfunkunternehmen seien nicht be­ fragt wurden. Hierauf sei vorab hingewiesen, um diesen Aspekt bei der Auswertung des Fra­ gebogens gegebenenfalls zu berücksichtigen. Ein Anbieter von Hörfunkprogrammen wolle im intendierten Sendegebiet möglichst alle Re­ zipienten erreichen. Entsprechend deren Nutzungsgewohnheiten bedürfe dies einer analo­ gen terrestrischen Programmverbreitung in UKW. Die übrigen analogen Frequenzbereiche würden nicht nachgefragt und seien allenfalls im Hinblick auf zukünftige Digitalisierungsstra­ tegien Gegenstand des Interesses. Als Anbieter analoger terrestrischer Rundfunk- Übertragungsdienstleistungen sei nur die Deutsche Telekom AG beziehungsweise ihre Kon­ zernunternehmen bekannt. Trotz mehrfacher Versuche, Wettbewerber zum Eintritt in diesen Markt zu ermuntern, habe sich kein Wettbewerb herausgebildet. Dies hänge an historisch gewachsenen Strukturen und auch daran, dass die Infrastruktur einschließlich der Standorte von Dritten nicht oder nicht zu marktgerechten Konditionen zur Verfügung stünden. Die me­ dienpolitische Aussage, die in einigen Landesmediengesetzen zu entsprechenden Regelun­ gen geführt habe, wonach UKW-Sendebetrieb in einer (für Investitionsentscheidungen rele­ vanten) Zukunft eingestellt werden solle, halte Dritte von einem Eintritt in den Markt des UKW-Sendebetriebs ab. Eine auf mittlere Sicht erfolgversprechende Digitalisierungsstrategie im Hörfunk sei nicht ersichtlich. Dies gelte augenscheinlich für DAB. Soweit über DRM Positives zu berichten sei, beziehe sich dies auf die großflächige und internationale Programmverbreitung, nicht auf die von den Verbandsmitgliedern nachgefragten Übertragungsdienstleistungen in den von ihnen versorgten regionalen bis landesweiten Sendegebieten. Astra Digital Radio spiele im Hinblick auf die satellitäre Programmverbreitung keine Rolle. Eine Programmverbreitung des Hör­ funks über DVB (T/H/S/C) erscheine aus derzeitiger Sicht ebenso wenig marktgerecht, da die Strukturen dieses Vertriebsweges (Gebietszuschnitte, Mobilität, Flächendeckung) auf das Fernsehen bezogen geplant worden seien. Die Verbreitung im Kabel (analog, digital sich entwickelnd) sei aus Sicht der Nachfrager ein eigenständiges Marktsegment. Für die im Radiomarkt reichweitenstarken Programme sei das Kabel kein Ersatz für den terrestrischen Vertriebsweg. Soweit derartige Programme auch im Kabel angeboten werden (Entgelte würden erst in jüngster Zeit oder in naher Zu­ kunft verlangt), dann, um auch hier präsent zu sein und dem Rezipienten den Wechsel zwi­ schen terrestrischen und kabelgebundenen Empfang zu ersparen. Die mögliche großflächige Verbreitung der Programme im Kabel sei für Anbieter spezieller Radioprogramme von Interesse. Derzeit seien fünf entsprechende Nachfrager bekannt, die bei den für die Werbewirtschaft wichtigen Reichweitenmessungen abgefragt würden. Es handele sich um besondere Programmformate wie beispielsweise Radio Melodie mit „alpen­ ländischer Musik“ auf der einen oder Sunshine Live mit einer Musikausrichtung an ein betont junges Publikum auf der anderen Seite. Eine Anzahl von Anbietern unterhalb der Schwelle, die für eine Reichweitenmessung interessant sei, sei bekannt. In derselben Fläche sei eine (analoge und digitale) Abstrahlung der Programme bei diesen Angeboten im Hinblick auf die hohen Kosten einerseits und die spezielle (und damit im Vergleich zu den Massenprogram­

33 Festlegung men vergleichsweise kleine) Zielgruppe andererseits nicht zu erwarten. Eine Substitution der Vertriebswege sei ausgeschlossen. Die Programmverbreitung von Radioprogrammen über Satellit sei üblich, diene aber im We­ sentlichen der Programmzuführung zu terrestrischen Sendern oder Kabelkopfstationen. Der Direktempfang von Radioprogrammen sei - völlig im Gegensatz zum TV-Markt - kaum aus­ gebildet. Im Allgemeinen wüssten die Zuhörer nicht, dass die Hifi-Anlage an den Satelliten­ empfänger angeschlossen werden könne; dies entspräche auch nicht der üblichen Emp­ fangssituation eines Radioprogramms im täglichen Nutzungsverhalten (Radiowecker, Kü­ chenradio etc.). Diese Art der Programmverbreitung erfolge bei lokalen und regionalen Radioangeboten nur im Ausnahmefall, da hier andere Zuführungsmöglichkeiten preisgünstiger bestünden und der Satellitenempfang gegenwärtig und auf absehbare Zeit keine eigenständige Rolle spiele. Trotz der Überschneidungen seien die Märkte für die terrestrische, kabelgebundene und die Programmverbreitung über Satellit von Radioprogrammen auf Seiten der Nachfrager klar abgrenzbar. Die im Fragebogen erbetene Auskunft betreffend die Nachfrage nach Übertragungs­ kapazitäten für Mediendienste bedürfe einer einführenden Klarstellung: welche Nachfragesi­ tuation im digitalen Bereich entstehen werde, sei derzeitig völlig unklar. Die gestellte Frage sei, wenn man nicht Spekulationen vortragen wolle, ernsthaft nur für den analogen terrestri­ schen Bereich der Programmverbreitung (über alle Übertragungswege) zu beantworten. Die Informationen, die über RDS, TMC oder gelegentlich diskutierte Systeme wie SWIFT/DARC und ähnliche auch aktuell diskutierte Varianten verbreitet werden (oder könnten), würden diesseits nicht als Mediendienste angesehen, sondern als integraler Bestandteil des Rund­ funkprogramms. Die in dem Fragebogen erbetene Auskunft zur Gebietsgröße der Nachfrager werde vor dem Hintergrund der gewachsenen UKW-Strukturen zu interpretieren sein. Ein Anbieter eines Radioprogramms könne sich sein Gebiet nicht nach Marktüberlegungen zurecht schneiden. Die Sendegebiete seien von der UKW-Technik vorgegeben und ließen sich nur in sehr be­ grenztem Maße optimieren. Zum Teil seien lokale und regionale Sendegebiete von den nach Landesrecht zuständigen Stellen nach medienrechtlichen Gesichtspunkten ausgewiesen, also vorhandene Übertragungskapazitäten unter diesem Gesichtspunkt gebündelt. Anzu­ nehmen sei, dass auch ohne diese Restriktion jedenfalls eine staatenübergreifende Nachfra­ ge nicht bestünde. Was die örtliche Marktabgrenzung anbelange, bestehe aus den technischen Restriktionen der analogen UKW-Versorgung für das nachfragende Hörfunkunternehmen kein Wettbe­ werb. Es könne weder auf ein anderes Gebiet ausweichen, noch innerhalb seines Versor­ gungsgebietes eine andere Frequenz benutzen, noch auf der Frequenz den Sendernetz­ betreiber wechseln (§ 47 Abs. 5 TKG). Die erbetene Auskunft zum Anteil der Übertragungskosten am Gesamtaufwand für die Er­ stellung eines Hörfunkprogramms ließe sich abstrakt durch den Verband nicht beantworten. Die Ausstattung mit Frequenzen sei bei den einzelnen Häusern sehr unterschiedlich. Auch die Annahme, dass eine großflächige Programmversorgung günstiger sei, täusche oft, weil bei Hinzutreten des privaten Rundfunks die leistungsstarken und somit kostengünstig (pro erreichbaren Einwohner) zu betreibenden Frequenzen vergeben wären und die Flächen so mit einer größeren Anzahl von Sendern geringerer Leistung versorgt würden. Die Kosten für die Nutzung der Musik im Hörfunk betrage rund zehn Prozent der Netto- Werbeeinnahmen; die Verträge seien im Internet abrufbar. Die Rechte und Erstellungs­ kosten für sonstige Inhalte (Nachrichtenagenturen, von freien Mitarbeitern eingekaufte Bei­ träge und angestellten Mitarbeitern zur Programmerstellung) kämen hinzu. Soweit im Fragebogen Auskunft über Umstände eines Wechsels von einem Dienstleister zum anderen erbeten werde, treffe das nicht die Situation der Hörfunksendeunternehmen gegenüber dem Sendernetzbetreiber. Im Bereich der UKW-Sender scheitere ein Wechsel

34 Festlegung aus medienrechtlichen Gründen (lizenziert werde die Veranstaltung über eine bestimmte Frequenz) und aufgrund von telekommunikationsrechtlichen Vorgaben (die Frequenz werde an einen Betreiber, nämlich die DTAG/TSI nach § 47 Abs. 5 TKG vergeben). Die APR sehe nicht, dass sich die Verhältnisse in den nächsten drei Jahren oder in einer längeren Perspektive bis 2010 ändern werden. Die Digitalisierung des Hörfunks werde nach ihrer Einschätzung auch dann keinen für den Gesamtmarkt relevanten Umfang erreichen, wenn mit erheblichen Werbedruck aller Beteiligten einschließlich der Endgeräteindustrie digi­ tale Systeme bekannt gemacht würden. Die (gewünschte) Digitalisierung des Hörfunks wür­ de länger brauchen, bis sie marktrelevant werde. Die Erfahrungen des digitalen Fernsehens seien nicht auf den Hörfunk übertragbar. Der Markterfolg des Hörfunks und damit die Nach­ frage nach den entsprechenden Übertragungskapazität hinge fast ausschließlich von der (derzeit analogen) terrestrischen Übertragung ab. Beim Fernsehen seien es vor der Umstel­ lung von analogem auf digitalen terrestrischen Betrieb noch gerade fünf Prozent der Haus­ halte, die diesen Vertriebsweg für den Empfang der Programme nutzten. Das erfordere komplett unterschiedliche Umstiegskonzepte. Die APR gehe zudem davon aus, dass die in dem Bereich federführende Medienpolitik ihren Schwerpunkt auf die Digitalisierung der ter­ restrischen Fernsehversorgung legen werde und die Digitalisierung des Hörfunks in den Hin­ tergrund trete. Eine Änderung der Situation sei also allenfalls langfristig zu erwarten, wobei derzeit leider noch nicht einmal marktgerechte Konzeptionen hierfür ersichtlich seien.

6. Delta Radio Über den VPRT hat die Delta Radio GmbH & Co. KG (Delta Radio) folgende Auskünfte er­ teilt: Sie sei Nachfragerin von Rundfunk-Übertragungsdiensten zur Bereitstellung von Sendeinhalten für Endnutzer in dem hier definierten Sinne und von sonstigen Übertragungs­ diensten. Die Leistungen würden landesweit in und um Schleswig-Holstein nachgefragt. Hin­ sichtlich der Preisangabe für international bezogene Programme verweise Delta Radio auf vorher dargestellte Preisverhältnisse. Die über Breitbandkabel erreichbaren Haushalte bzw. Wohnungseinheiten betrügen [BuGG...]. Ein Teil der Leistungen sei mit anderen Produkten austauschbar, z.B. sei theoretisch die Zuführung der Signale zu den UKW-Sendern auf ver­ schiedenen Wegen mit verschiedenen Partnern möglich. Eine genaue Zahl erreichbarer Endkunden ließe sich nicht nennen, da höhere Reichweiten auch oft höheren Aufwand erfor­ derten. Die Zugangsbedingungen für Sendestandorte (Immobilien) seien beschränkt bzw. ausgeschlossen. Rundfunklizenzen würden punktgenau vergeben, d.h. die Ausstrahlung habe von einem lizenzrechtlich definierten Standort zu erfolgen. Dieser Standort werde sei­ tens der jeweiligen Regulierungsbehörde (Landesmedienanstalten) nahezu ausschließlich nach Zuarbeit (technische Koordination) durch jene Organisation festgelegt, die entspre­ chende Standorte betreibe. Wettbewerb würde sich entfalten, wenn entsprechende Ände­ rungen bei den Zugangsbedingungen vorgenommen würden.

7. Deutsche Welle Die Deutsche Welle, Anstalt des öffentlichen Rechts (Deutsche Welle), fragt neben Rund­ funk-Übertragungsdiensten zur Bereitstellung von Sendeinhalten für Endnutzer in dem defi­ nierten Sinne auch sonstige Übertragungsdienste nach. Dabei handele es sich vor allem um folgende Rundfunk-Übertragungsdienste: Satelliten plus terrestrische Sendeeinrichtungen sowohl analog als auch digital. Die genannten Leistungen würden gemeinsam mit TV und Hörfunk der Analog- und Digitalausführung zu individuell festgelegten Kosten der Vertrags­ leistung eingekauft. Diese Leistungen würden national-, europa- und weltweit nachgefragt. Die Deutsche Welle führte weiter aus, dass die Anbieter Maßnahmen zur Erhaltung eines Abnehmers ergriffen, falls ein Abnehmer einen Wechsel des Anbieters ankündige. Bezüglich des eigenen tatsächlichen Wechselverhaltens antwortet die Deutsche Welle, dass ein Wech­ sel problematisch sei aufgrund der Kundenbindung. Weiter erklärt die Deutsche Welle, dass die nachgefragten Produkte untereinander und mit anderen Produkten austauschbar seien.

35 Festlegung

Eine Mindesterreichbarkeit bzw. -versorgung einer bestimmten Zahl von Endkunden sei nicht erforderlich, um bestimmte Werbeeinnahmen zu garantieren. Behinderungsstrategien durch Unternehmen, die im Bereich der Rundfunk-Übertragung tätig sind, seien nicht bekannt. Hin­ sichtlich der wettbewerblichen Verhältnisse auf den oben genannten Märkten müsse noch abgewartet werden.

8. Energy Sachsen Die Energy Sachsen (Energy Sachsen), die ebenfalls über den VPRT geantwortet hat, fragt zwar Rundfunk-Übertragungsdienste zur Bereitstellung von Sendeinhalten für Endnutzer im hier definierten Sinne, jedoch keine weiteren sonstigen Übertragungsdienste nach. Im Ein­ zelnen seien es folgende Dienstleistungen, die seit dem 1. Februar 1993 bei der Deutschen Bundespost-Telekom, der jetzigen T-Systems, eingekauft würden: [BuGG...] Diese Dienstleistungen würden mit keinem anderen Rundfunk-Übertragungsdienst zusam­ men erworben. Energy Sachsen beziehe die o. g. Leistungen landesweit (in Sachsen). Des Weiteren erfolge ein Einkauf der anschließend dargestellten Leistungen zur Ausstrahlung internationaler Programme. [BuGG...] Es seien auch keine Maßnahmen bekannt, die vom Anbieter zur Erhaltung eines Abnehmers ergriffen würden. Ein Anbieterwechsel sei jedoch aufgrund der Monopolstellung der T- Systems bei UKW-Sendern nicht möglich. Die nachgefragten Produkte seien untereinander oder mit anderen Produkten nicht austauschbar. Eine Mindesterreichbarkeit bzw. ­ versorgung einer bestimmten Zahl von Endkunden sei erforderlich, um bestimmte Werbeein­ nahmen zu garantieren. Eine Grenze sei jedoch nicht definierbar. Nach Einschätzung von Energy Sachsen würden sich kaum Veränderungen der Marktsitua­ tion ergeben, die für sie von Nutzen sein würden. Energy Sachsen vertritt die Meinung, dass in der Zukunft von einer weiteren Zersplitterung der Unternehmen im Breitbandkabelmarkt auszugehen sei.

9. Funk & Fernsehen Nordwestdeutschland Die Funk & Fernsehen Nordwestdeutschland GmbH & Co. KG (im Folgenden: Funk & Fern­ sehen Nordwest), die über den VPRT geantwortet hat, fragt Rundfunk-Übertragungsdienste zur Bereitstellung von Sendeinhalten für Endnutzer nach, jedoch keine sonstigen Übertra­ gungsdienste. Im Einzelnen handele es sich hierbei um Dienstleistungen im Bereich UKW- Hörfunk, die seit 1986 bei der T-Systems erworben würden. Funk & Fernsehen Nordwest frage Leistungen landesweit in Niedersachsen nach; sie beziehe aber auch internationale Programme. [BuGG...]. Funk & Fernsehen Nordwest ist der Meinung, dass vom Anbieter Maßnahmen zur Erhaltung eines Abnehmers ergriffen würden, falls dieser einen Wechsel des Anbieters ankündige. Für Funk & Fernsehen Nordwest sei ein Wechsel allerdings gar nicht möglich. Ebenso seien die Produkte untereinander bzw. mit anderen Produkten nicht austauschbar. Es existiere zwar keine Behinderungsstrategie, aber auch kein Wettbewerb.

10. Hit Radio Antenne 1 Hit Radio Antenne 1 erklärt, dass sie Rundfunk-Übertragungsdienste, welche unter den in der Empfehlung genannten Märkte zu fassen seien, nachfrage. Sonstige Übertragungsdiens­ te seien allerdings nicht relevant. Im Einzelnen seien es analoger Hörfunk, der seit dem Jahr 1988, und digitaler Hörfunk, der seit dem Jahr 1995 eingekauft werde. Diese Dienste würden zusammen mit Zusatzinformationen erworben. Hit Radio Antenne 1 frage UKW-Leistungen regional und landesweit in Baden-Württemberg nach. Hinsichtlich der Frage des eigenen Wechselverhaltens antwortete Hit Radio Antenne 1, dass zur Verbreitung der Programme über UKW und DAB keine Alternative zu den bisherigen Sendernetzbetreibern bestehe. Die

36 Festlegung

Produkte seien auch nicht untereinander oder mit anderen Produkten austauschbar. Eine Mindesterreichbarkeit bzw. -versorgung einer bestimmten Zahl von Endkunden sei erforder­ lich, um bestimmte Werbeeinnahmen zu garantieren, und dies sei abhängig von der Ge­ bietsstruktur.

11. Hit-Radio Antenne Hannover Das Verbreitungsgebiet der Hit-Radio Antenne Hannover GmbH & Co. (Hit-Radio Antenne) bezieht sich auf das Land Niedersachsen sowie (über Kabel) auf angrenzende Bundeslän­ der. Seit Mai 2002 betrieben die drei niedersächsischen Privatsender ein gemeinsames DAB-Programm und teilten sich die Kosten der Ausstrahlung. Die genaue Anzahl der jeweili­ gen Sender könne wegen ständiger Änderungen in den Netzausbauplänen nicht mehr nach­ vollzogen werden. Konkrete Auskünfte dazu könne nur der Netzbetreiber DRN geben. Eine weitere Nachfrage der Hit-Radio Antenne ergebe sich hinsichtlich der Rundfunk- Übertragungsdienste über Breitbandkabel, Satellit und oder terrestrische Sendeanlagen. [BuGG...] Die tatsächliche Anzahl an Hörern, die über Kabel erreicht würden, könne nicht angegeben werden, da die Netzbetreiber seit der Aufsplittung in diverse Kabelnetzbetreiber keine oder nur noch unzureichende Angaben machten. Die einzelnen Sender erhielten hierzu auch in den laufenden Verhandlungen keine Angaben von den Netzbetreibern. Die Vertragsbeziehungen gestalteten sich wie folgt: [BuGG...] Auf die Frage einer Mindesterreichbarkeit bzw. -versorgung ist Hit-Radio Antenne der An­ sicht, dass technisch die 100 %ige landesweite Verbreitung die Grundvoraussetzung sei. Für Hit-Radio Antenne sei nicht einschätzbar, ob „Behinderungsstrategien“ existieren. Fakt sei jedoch, dass es bei der Signalverbreitung über UKW und DAB keine Alternative zu DTAG und DRN gebe. Was eine vernünftige Verhandlung der Entgelt-Regelungen anbelange, stelle es eine erhebliche Behinderung dar, dass die DTAG (T-Systems und DT-Immo) ihre tatsäch­ lichen Kalkulationen nicht offen legten. Der Aufbau eines eigenen Sendernetzes sei derzeit nicht möglich.

12. Kabelfernsehen München ServiCenter Die Kabelfernsehen München ServiCenter GmbH & Co. KG (Kabelfernsehen München) hat erklärt, dass sie Rundfunk-Übertragungsdienste bei Kabel Deutschland nachfrage. Sie ver­ markte diese Dienste an ihre Kunden über eigene NE 4 - Kabelanlagen weiter. Das Unter­ nehmen frage weitere Übertragungsdienste für die Bereitstellung des Produktes „Digi Kabel“ oder einzelner Programmpakete nach, ohne die komplette Signallieferung abnehmen zu müssen. Weiter frage Kabelfernsehen München die Einräumung von Kabelweitersenderech­ ten bei privaten und öffentlich-rechtlichen Veranstaltern von Rundfunk und Mediendiensten nach. Aktuelles Interesse bestehe auch an Premiere- bzw. KDG-kompatiblen Verschlüsse­ lungssystemen für digitale Plattformen. Kabelfernsehen München sei darüber hinaus Nachfrager von Programmsignalen sowie von Urheberrechten für die NE 4 - Verbreitung. Die Partner dafür seien „Kabel Deutschland“ bzw. andere Regionalgesellschaften. Dem Unternehmen seien auch seit 1999 Rechte für die NE 3 - Verbreitung und seit 2002 Rechte für den Betrieb einer digitalen Plattform und Verschlüsse­ lung eingeräumt worden. [BuGG...] Hinsichtlich der weiteren Fragen verweist Kabelfernsehen auf ihre Ausführungen als Anbie­ ter.

37 Festlegung

13. NetCologne NetCologne frage Rundfunk-Übertragungsdienste sowie sonstige Übertragungsdienste (Me­ diendienste) nach. [BuGG...] Die Preise richteten sich nach der Preistabelle der Firma Ish und variierten nach Größe des angeschlossenen Clusters. Die Leistungen würden lokal nachgefragt. Über Satellit würden aber auch internationale Programme bezogen. [BuGG...] Es sei keine Mindesterreichbarkeit bzw. -versorgung einer bestimmten Anzahl von Endkun­ den erforderlich, um bestimmte Werbeeinnahmen zu garantieren. Das Unternehmen sei zur­ zeit nicht direkt von Behinderungsstrategien betroffen. Der zunehmende Preisdruck der gro­ ßen Signallieferanten auf der NE 3 habe zur Folge, dass diese versuchen würde, andere NE 3 oder NE 4-Betreiber durch Dumping oder auch Behinderung aus dem Markt zu drängen. Problematisch sei darüber hinaus die Vermarktung von Digitalpaketen in Fremdnetzen. Diesbezüglich verweist NetCologne auf die einschlägigen Veröffentlichungen der ANGA.

14. NORA NordOstsee Radio Die NORA NordOstsee Radio GmbH & Co. KG (NORA), die über den VPRT geantwortet hat, frage die Verbreitung von UKW-Hörfunk nach. [BuGG...] Die Preise für die Nutzung der UKW-Sender mit RDS entsprächen immer dem AGB-Preis der T-Systems. Die Preise für die Signalzuführung zu den UKW-Sendern seien in einem Individualvertrag, geregelt. Die Verbreitung der nachgefragten Rundfunkübertragungsleis­ tung sei landesweit in und um Schleswig-Holstein. [BuGG...] Die Austauschbarkeit der Produkte sei nur bei bestimmten Leistungen praktisch möglich. Die Zuführung der Signale zu den UKW-Sendern z.B. sei auf verschiedenen Wegen und theore­ tisch mit verschiedenen Partnern möglich. Eine genaue Zahl lasse sich zwar nicht nennen, jedoch sei eine Mindesterreichbarkeit bzw. –versorgung einer bestimmten Anzahl von End­ kunden erforderlich, um bestimmte Werbeeinnahmen zu garantieren. Es sei auch oft höherer Aufwand für höhere Reichweiten erforderlich, um das Geschäft wirtschaftlich und stabil zu betreiben. Die Zugangsbedingungen für Sendestandorte (Immobilien) seien beschränkt bzw. ausgeschlossen. Rundfunklizenzen würden punktgenau vergeben, d. h. die Ausstrahlung habe von einem lizenzrechtlichen definierten Standort zu erfolgen. Dieser Standort werde seitens der jeweiligen Regulierungsbehörde (Landesmedienanstalten) nahezu ausschließlich nach Zuarbeit (technische Koordination) durch jene Organisation festgelegt, die entspre­ chende Standorte betreibe.

15. Radio 7 Hörfunk Die Radio 7 Hörfunk GmbH & Co. KG (Radio 7) frage Rundfunk-Übertragungsdienste, je­ doch keine sonstigen Übertragungsdienste nach. Im Einzelnen würden folgende Rundfunk-Übertragungsleistungen nachgefragt: [BuGG...] Eine Abhängigkeit der Werbeeinnahmen von den tatsächlich erreichten Hörern gebe es nicht, jedoch sei eine Abhängigkeit von den potenziell erreichbaren Hörern durchaus gege­ ben. Behinderungsstrategien seien der Radio 7 nicht bekannt. Die immens hohen Investitio­ nen stellten allerdings Markteintrittsbarrieren für potenzielle Wettbewerber dar. Nach Einschätzung von Radio 7 werde die Deutsche Telekom AG weiterhin marktbeherr­ schend bleiben.

16. Radio Schleswig-Holstein Die Radio Schleswig-Holstein GmbH & Co. (Radio Schleswig-Holstein), die über den VPRT geantwortet hat, ist Nachfragerin von Rundfunk-Übertragungsdiensten sowie sonstigen Ü­

38 Festlegung bertragungsdiensten, welche unter den in der Empfehlung genannten Märkten zu fassen seien. [BuGG...] Die landesweite Verbreitung erfasse das Gebiet in und um Schleswig-Holstein. [BuGG...] Die Austauschbarkeit sei praktisch nur bei bestimmten Leistungen möglich. So sei beispiels­ weise die Signalzuführung zu den UKW-Sendern auf verschiedenen Wegen und theoretisch mit verschiedenen Partnern möglich. Eine Mindesterreichbarkeit bzw. –versorgung sei erfor­ derlich, um bestimmte Werbeeinnahmen zu garantieren. Eine genaue Zahl lasse sich jedoch nicht benennen. Nach Auffassung des Radio Schleswig-Holstein existierten Behinderungsstrategien in Form von beschränkten bzw. ausschließenden Zugangsbedingungen für Senderstandorte (Immo­ bilien) und der punktgenauen Vergabe von Rundfunklizenzen. Dies bedeute, dass die Aus­ strahlung von einem lizenzrechtlichen definierten Standort zu erfolgen habe. Dieser Standort werde seitens der jeweiligen Regulierungsbehörde (Landesmedienanstalten) nahezu aus­ schließlich nach Zuarbeit (technische Koordination) durch jene Organisation festgelegt, die entsprechende Standorte betreibe.

17. Radio/Tele FFH GmbH & Co. Betriebs KG Hit Radio Die Radio/Tele FFH GmbH & Co. Betriebs KG Hit Radio (FFH), die ebenfalls über den VPRT geantwortet hat, hat Folgendes ausgeführt: Sie frage Rundfunk-Übertragungsdienste zur Bereitstellung von Sendeinhalten für Endnutzer, jedoch keine sonstigen Übertragungsdienste nach. Im Einzelnen handele es sich um folgende Dienste: [BuGG...] Nach Auffassung von FFH seien die nachgefragten Produkte weder miteinander noch mit anderen Produkten austauschbar. Eine Mindesterreichbarkeit bzw. –versorgung einer be­ stimmten Zahl von Endkunden sei erforderlich, um bestimmte Werbeeinnahmen zu garantie­ ren. Die Verfügbarkeitsgrenze der UKW-Sender liege bei 99,7 % bzw. 99,9 % im Jahr. Auf die Frage, wie das Unternehmen die gegenwärtigen sowie die in den nächsten drei Jah­ ren und darüber hinaus zu erwartenden wettbewerblichen Verhältnisse auf dem Markt ein­ schätzt, verweist FFH auf das Anschreiben des Verbands Privater Rundfunk und Telekom­ munikation (VPRT). Dieser vertritt die Meinung, dass im Bereich der Rundfunk- Übertragungsdienste kein Wettbewerb auf Seiten der Anbieter bestehe. Damit sei auch für die nachfragenden Unternehmen kein Markt eröffnet. Nach der Aufspaltung in einzelne Re­ gionalgesellschaften bewege sich auf dem Kabelmarkt die Entwicklung mittlerweile wieder zurück zu den früheren monopolistischen Strukturen.

18. Tele Columbus Die Tele Columbus AG & Co. KG (Tele Colombus) hat mitgeteilt, dass sie Rundfunk- Übertragungsdienste zur Bereitstellung von Sendeinhalten für Endnutzer nachfrage. Dabei handele es sich überwiegend um Rundfunksignal-Lieferungen (Signallieferungen) von Betreibern einer vorgeschalteten Netzebene. Das Unternehmen sei aber auch Nachfrager sonstiger Übertragungsdienste wie z.B. Übertragungsdienste für Pay-TV-Programme für zu­ sätzliche digitale Fremdsprachenpakete. [BuGG...] Die jeweiligen Preise für die nachgefragten Übertragungsdienstleistungen ergäben sich aus den AGB bzw. Preislisten der NE 3-Anbieter. Eine Verbreitung der von Tele Columbus bezo­ genen Rundfunk-Übertragungsleistungen erfolge in den Bundesländern Baden-Württemberg, Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen, Bremen, Hamburg, Schleswig-Holstein, Berlin, Bran­ denburg, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen.

39 Festlegung

[BuGG...]

19. VBL Verband Bayerischer Lokalrundfunk Der Verband Bayerischer Lokalrundfunk könne als Vertreter der bayerischen lokalen Radio- und Fernsehsender mitteilen, dass im gesamten bayerischen Raum kein Wettbewerb herr­ sche, sondern Sender- und Leitungswege von der Deutschen Telekom AG gemietet würden. Der lokale Hörfunk in Bayern benötige aus Sicht des VBL die Unterstützung der Regulie­ rungsbehörde.

20. Verband privater Rundfunk und Telekommunikation Die im Verband privater Rundfunk und Telekommunikation (VPRT) organisierten Mitglieder fragten Rundfunk-Übertragungsdienste (Kabel, Terrestrik und Satellit) nach. Dies gelte so­ wohl für die Fernseh- als auch für Hörfunksendeunternehmen und Mediendiensteanbieter des VPRT. Allerdings könne die Frage über die sonstigen Übertragungsdienste nicht für alle Mitglieder einheitlich beantwortet werden. Über die klassischen Übertragungsdienste hinaus seien für einige Mitglieder noch IP, UMTS sowie andere neue Übertragungsdienste wie DVB­ H, die auch zur Übertragung von Rundfunksignalen geeignet wären, relevant. Grundsätzlich würden von den VPRT-Mitgliedern Rundfunk-Übertragungsdienste für alle Übertragungswege sowohl analog als auch digital nachgefragt. Im Bereich des Fernsehens seien dies analoge Übertragungsdienste über Kabel, Terrestrik und Satellit sowie digital über DVB-T, DVB-C und DVB-S; im Hörfunk neben UKW und MW auch über DAB, DVB-S und ADR. Im Fernsehbereich fragten die Mitglieder die genannten Dienste auch und zusammen mit anderen Produkten nach. Das seien z.B. Zugangsberechtigungssysteme im Bereich des Abo-TV. Ebenso könne der Betrieb der Kabelkopfstelle als zusätzliche Leistung angeführt werden. Im Bereich des Hörfunks seien Rundfunk-Übertragungsdienste wie statisches und dynamisches RDS, ISDN-Standleitungen sowie TMC-Verkehrstelematik-Daten (jeweils in Kopplung mit dem UKW-Signal) und DCF-Uhren zu nennen. Größtenteils würden Signalzuführungen der T-Systems für die Versorgungen der UKW- Sender, Satelliten-Uplinks und DAB-Sender genutzt. Der VPRT gibt nachfolgende Angaben als allgemeinen Überblick über die Kosten seiner Mit­ glieder an: - Kabelverbreitung: 2,3 Mio. €/pro Jahr, - satellitäre Verbreitung: 5 bis 6 Mio. €, - digital-terrestrische Verbreitung in Nordrhein-Westfalen: 675.000 € pro Veranstalter je Programm, - Kabel-Hörfunk: 4,5 bis 9 Cent pro Haushalt und Jahr. Die Entgelte für die analog-terrestrische Verbreitung ließen sich der Preisliste der DTAG/T- Systems entnehmen. Im Vorfeld ihres Genehmigungsantrages im Herbst 2003 hätte die DTAG den VPRT darüber in Kenntnis gesetzt, dass der UKW-Rundfunk derzeit noch defizi­ tär betrieben werde und die Tarife daher in den Jahren 2004 bis 2007 schrittweise um insge­ samt 21 % erhöht werden müssten. Im Wege langfristiger Verhandlungen habe eine Ver­ ständigung mit der DTAG dahingehend erreicht werden können, dass die UKW-Tarife 2004 um 3 % sowie 2005 um 4 % erhöht würden. Weiter antwortete der VPRT, dass die meisten Fernsehsendeunternehmen unter seinen Mit­ gliedern an einer bundesweiten Einspeisung in die Breitbandkabelnetze interessiert seien. Bei der satellitären Verbreitung ergebe sich aufgrund der technischen Gegebenheiten eine staatenübergreifende, in der Regel zumindest europaweite Nachfrage. Eine Verbreitung über DVB-T werde in den jeweiligen Bundesländern zunächst als Ballungsraumkonzept verfolgt. Die Verbreitung des Hörfunks erfolge im Falle von UKW in der Regel landesweit, teilweise

40 Festlegung allerdings auch in Ballungsräumen. Über Satellit erfolge eine übergreifende (EU-weite) Ver­ sorgung entsprechend der jeweiligen Ausleuchtzonen. Im Bereich Kabel werde neben den bundesweit verbreiteten Hörfunkprogrammen im Wesentlichen eine landesweite Verbreitung inkl. der in den angrenzenden Bundesländern an den jeweiligen Kabelkopfstationen terrest­ risch zu empfangenden Programme nachgefragt. Zu der Frage, ob sonstige Leistungen neben der Übertragung von Rundfunksignalen (z. B. Inhalte, Urheberrechte) nachgefragt würden und wie die Zahlungen sich auf diese Bereiche verteilten, hat der VPRT mitgeteilt, dass im Bereich des Fernsehens neben den urheber­ rechtlichen Zahlungen an die Verwertungsgesellschaften GEMA und GVL erhebliche Investi­ tionen ins Programm getätigt würden. Die urheberrechtlichen Zahlungen an GEMA und GVL im Hörfunkbereich beliefen sich für die Sendeunternehmen jährlich auf ca. zwei Mio. €. Grundsätzlich lasse sich anmerken, dass im Bereich des Fernsehens, mit Blick auf eine ent­ sprechende Planungssicherheit der Unternehmen, eher langfristige Verträge zur Verbreitung in Breitbandkabelnetzen angestrebt würden. Ähnliches gelte für Verträge über eine satellitäre Verbreitung. In den DVB-T-Startregionen würden die Vertragslaufzeiten eher kürzer gehal­ ten. Im Hörfunk orientiere sich die Vertragslaufzeit für den jeweiligen Verbreitungsweg häufig an der Laufzeit der durch die zuständigen Landesmedienanstalt erteilten Lizenz. Der VPRT ist der Ansicht, dass im Anbietermarkt eine Monopolsituation vorliege. In Einzelfäl­ len würden sogar Kundenbindungsmaßnahmen durch den Netzbetreiber ergriffen. Dies betreffe jedoch in der Regel weitgehend Leistungen des Netzbetreibers (Internet, Telefon usw.), welche deshalb eher als Akquisemaßnahmen zu bewerten seien. Ein tatsächliches Wechselverhalten sei nicht möglich, da es keinen Wettbewerb gebe. Eine Austauschbarkeit der Produkte untereinander oder mit anderen sei nach Ansicht der VPRT-Mitglieder grundsätzlich nicht gegeben. Lediglich in ganz begrenztem Umfang im Be­ reich der Signalzuführung (z.B. Zuführung der Signale zu den UKW-Sendern) sei dies prak­ tisch machbar. Die nicht vorhandene Austauschbarkeit der Leistungen müsse bei der Bestimmung der Marktabgrenzung maßgeblich berücksichtigt werden. Weder im Bereich des Fernsehens noch des Hörfunks sei es den VPRT-Mitgliedern wegen der unterschiedlichen technischen und wirtschaftlichen Gegebenheiten der einzelnen Übertragungswege möglich, eine freie Auswahl zwischen Kabel, Satellit und Terrestrik zu treffen. Die Frage einer Mindesterreichbarkeit bzw. -versorgung hänge vom jeweiligen Businessmo­ dell des Veranstalters sowie dessen Ausrichtung (bundesweit, landesweit, regional/lokal) ab. Grundsätzlich sei anzumerken, dass Fernsehanbieter bestrebt seien, eine Mindestreichweite zu erzielen, die sowohl eine satellitäre Verbreitung als auch eine bundesweite Kabelverbrei­ tung einschließe. Eine solche Verbreitung sei regelmäßig erforderlich, um eine vermark­ tungsrelevante Größe zu erzielen. Einige Netzbetreiber verschlössen sich etwa für den Fall der Signalübertragung von Tonsig­ nalen zu bestimmten Senderstandorten via Breitbandkabelanschluss einer Diskussion über Alternativen und verhinderten auf diese Weise mögliche Kosteneinsparungen. Mitglieder hätten auch darauf hingewiesen, dass die Zugangsbedingungen für Senderstandorte be­ schränkt seien. Die Ausstrahlung habe von einem lizenzrechtlich definierten Standort zu er­ folgen, ein Standort, der von den Landesmedienanstalten ausschließlich nach vom Sender­ netzbetreiber festgelegten Kriterien bestimmt werde. Ein missbräuchliches Verhalten der Kabelnetzbetreiber sei zudem insbesondere im Hinblick auf die Einspeiseverträge zu Tage getreten. Die Kabelnetzbetreiber nutzten den ihnen in den neueren Landesmediengesetzen eingeräumten größeren Spielraum bei der Kabelbelegung dazu, ihre geschäftlichen Interes­ sen durch Einsatz einseitig formulierter Musterverträge durchzusetzen. Wenn ein Sender­ betreiber diese Bedingungen nicht akzeptiere, werde ihm vielfach offen mit dem Verlust des Kabelplatzes gedroht. Als weiterer Punkt möglicher Behinderungsstrategien komme die Kopplung von Kabelanschluss (Infrastruktur) und zusätzlichen Diensten (Inhalten) in Be­ tracht.

41 Festlegung

Der VPRT schließe daraus, dass es keinen Wettbewerb im Bereich der Rundfunk- Übertragungsdienste auf Seiten der Anbieter gebe. Somit sei auch für die nachfragenden Unternehmen kein Markt eröffnet. Die derzeitigen Übernahmeszenarien im Kabelmarkt wür­ den diese Grundsätze zunehmend verstärken. Es sei auch zu erwarten, dass die Dominanz der T-Systems im Bereich der Terrestrik erhalten bleiben werde. Die Entwicklungen im Satel­ litenmarkt verdeutlichten, dass ein Anbieter seine Marktstellung im Laufe der letzten Jahre so ausbauen könne, dass lediglich ein verschwindend geringer Teil der Haushalte ausschließ­ lich von einem anderen Satellitennetzbetreiber versorgt werde.

21. VOX Film- und Fernseh GmbH & Co. KG Die VOX Film- und Fernseh GmbH & Co. KG (VOX) frage neben Rundfunk- Übertragungsdiensten zur Bereitstellung von Sendeinhalten für Endnutzer u. a. auch folgen­ de Dienste nach [BuGG...] Als minimales Ziel der Erreichbarkeit bzw. einer Versorgung von Endkunden sehe VOX für das VOX-Vollprogramm, welches als Free-TV verbreitet werde, die beiden Reichweitenantei­ le von nationaler Kabelverbreitung und analoger Nutzung eines ASTRA-Transponders an. Die Ausschöpfung dieser beiden Verbreitungsmethoden führe zu einer Reichweite von ca. 94%. [BuGG...] Bei der Nachfrage nach den für die technische Reichweite erforderlichen Verbreitungsme­ thoden treffe man auf Märkte, die von wenigen Marktteilnehmern dominiert seien. Für den analogen terrestrischen Senderbetrieb trete als einziger Anbieter T-Systems International auf. Die großen NE 3-Betreiber dominierten bei der Kabelverbreitung. Beim Satelliten- Direktempfang hätte SES mit ASTRA die für Deutschland dominante Satellitenposition ge­ schaffen. Somit sei VOX auf die Infrastrukturen dieser Diensteanbieter zwingend angewie­ sen, wenn VOX die minimale technische Reichweite erzielen wolle. Ferner sehe VOX für die nächsten drei Jahre einen Erhalt der Marktpositionen der eben ge­ nannten Leistungsanbieter. Beim Start des DVB-T gehe VOX weiterhin von T-Systems Inter­ national als Anbieter für die Überlassung solcher Sendeanlagen aus. Im Bereich Kabel blei­ be die Kabel Deutschland GmbH für die analoge Weiterverbreitung in ihrer marktbeherr­ schenden Position als NE 3-Betreiber. Fortschreitend werde ein Umstieg auf den digitalen Empfang der Haushalte erfolgen, die bisher den analogen Satellitenempfang nutzten. Hier habe sich die ASTRA-Satellitenposition durch die Anzahl der dort heute digital verfügbaren Programme bereits dominant gefestigt.

22. Zweites Deutsches Fernsehen Das Zweite Deutschen Fernsehen (ZDF) frage folgende Dienste nach: [BuGG...] Diese Dienste würden im Einzelnen von nachstehenden Anbietern erbracht: [BuGG...] Das ZDF ist der Ansicht, dass diese Rundfunk-Übertragungsdienste eine Infrastruktur­ vorleistung darstellen. Sie seien auch eine feste Rahmengröße der in Jahrzehnte- Zeiträumen reifenden Empfangsgerätemärkte. Der Umgang mit langfristig ausgerichteten Anbieter-/Nachfragerverhältnissen bei der Rundfunkübertragung schaffe die Basis dafür und sei heute eingespielt. Dementsprechend werde ein Schutz vor missbräuchlichem Umgang mit den stabilen Programmverbreitungsstrukturen in erster Linie von den einschlägigen ge­ setzlichen Grundlagen erwartet. Mit Blick auf Wachstum und Planungssicherheit in den um­ satzstarken Märkten der Unterhaltungselektronikbranche erscheine eine künstliche Dynami­ sierung der Rundfunkübertragungsdienste mit hohen Risiken behaftet. Diese könnte schnell zu einer Gefährdung von Investitionen der Branche und vor allem auch der Geräteinvestitio­ nen der Zuschauer führen.

42 Festlegung

F. Nationales Konsultationsverfahren Zur Durchführung einer nationalen Konsultation im Sinne des § 12 Abs. 1 TKG hat die Bun­ desnetzagentur am 22.02.2006 einen Entwurf zur Marktdefinition und -analyse im Bereich der Rundfunkübertragungsdienste als Mitteilung Nr. 73/2006 im Amtsblatt Nr. 4 und auf den Internetseiten der Bundesnetzagentur veröffentlicht. Damit wurde interessierten Parteien Gelegenheit zur Stellungnahme bis zum 22.03.2006 gegeben. Innerhalb dieser Frist sind drei Stellungnahmen eingegangen. Sieben weitere Stellungnahmen sind innerhalb einer bean­ tragten und gewährten Fristverlängerung bis zum 05.04.2006 eingegangen. Gemäß § 12 Abs. 1 S. 2 sind die Ergebnisse des Anhörungsverfahrens sowie eine später eingegangene Stellungnahme am 07.06.2006 als Mitteilung Nr. 190/2006 im Amtsblatt Nr. 11 und auf den Internetseiten der Bundesnetzagentur veröffentlicht worden. Bei beiden Veröffentlichungen sind Betriebs- oder Geschäftsgeheimnisse nach § 12 Abs. 1 S. 3 TKG geschwärzt worden. Im Anhang 4 werden die Stellungnahmen interessierter Parteien wiedergegeben.

G. Einvernehmen des Bundeskartellamts Mit Schreiben vom 05.07.2006 ist das Bundeskartellamt um die Herstellung des Einverneh­ mens nach § 123 Abs. 1 S. 1 TKG zum nach der nationalen Konsultation überarbeiteten De­ finitions- und Analyseentwurf gebeten worden. Die 7. Beschlussabteilung des Bundeskartellamts hat das Einvernehmen mit Schreiben vom 17.07.2006 erteilt. Das Bundeskartellamt hat darauf hingewiesen, dass das Einvernehmen für die Zwecke der Regulierung erteilt werde und eine abweichende Bewertung bestimmter Einzelfragen aus kartellrechtlicher Sicht vorbehalten bleibe. Ergänzend hat das Bundeskartellamt auf folgende Punkte hingewiesen: Hinsichtlich der Ein­ speisemärkte teile die Beschlussabteilung in dieser Form nicht die Auffassung, die – frühere – langandauernde Weigerung der großen Privatsenderfamilien, eine Grundverschlüsselung ihrer Programme zuzulassen, und das Fehlen einheitlicher Set-Top-Boxen seien zwei der wesentlichen Digitalisierungserschwernisse im Breitbandkabelnetz gewesen. Es erscheine aus Sicht des Beschlussabteilung ferner fraglich, ob auch die Netze der ewt GmbH, der Ka­ belfernsehen München Servicenter GmbH & Co. KG, der NetCologne GmbH und der Prima- Com AG jeweils einen eigenen sachlich und räumlich relevanten Markt bildeten. Denn von der Unverzichtbarkeit der Einspeisung in die NE3-Netze dieser Betreiber aus Sendersicht sei – insoweit bestehe Übereinstimmung mit der Bundesnetzagentur – nicht auszugehen. Die Beschlussabteilung teile jedenfalls das Ergebnis, die genannten Netzbetreiber mangels be­ trächtlicher Marktmacht auf einem Einspeisemarkt nicht einer Regulierung zu unterwerfen. Zur Berücksichtigungsfähigkeit etwaiger Gegenmacht der Programmveranstalter auf den Einspeisemärkten verweise die Beschlussabteilung auf ihre in den Beschlüssen B7-22/05 (Zusammenschlussvorhaben Iesy/Ish) und B7-38/05 (Zusammenschlussvorhaben TeleCo­ lumbus/Ish) vertretene Auffassung. Hinsichtlich der vorgesehenen Unterteilung der Signallieferungsmärkte in solche für die Be­ lieferung von Netzebene 4 – Clustern mit bis zu 500 Wohneinheiten und solche für die Belie­ ferung von Netzebene 4 – Clustern mit mehr als 500 Wohneinheiten sei anzumerken, dass zwar die Clustergröße ein entscheidender Faktor sei, eine harte Trennlinie bei 500 Wohnein­ heiten die Wettbewerbsverhältnisse aber womöglich nur unscharf abbilde.

43 Festlegung

H. Europäisches Konsolidierungsverfahren Am 31.07.2006 notifizierte die Bundesnetzagentur gemäß § 12 Abs. 2 Nr. 1 i.V.m. § 10 Abs. 2 und § 11 Abs. 3 TKG der Europäischen Kommission und den nationalen Regulierungsbe­ hörden der anderen Mitgliedstaaten den vorgenannten Maßnahmeentwurf. Mit Schreiben vom 31.08.2006 erklärte die Kommission, sie habe den Maßnahmenentwurf untersucht und gebe aufgrund der sehr speziellen Situation in den deutschen Märkten keine Stellungnahme ab (beigefügt als Anlage 2). Stellungnahmen anderer nationaler Regulie­ rungsbehörden sind ebenfalls nicht eingegangen

44 Festlegung

I. Marktabgrenzung Die BNetzA hat unter weitestgehender Berücksichtigung der Empfehlung und der Leitlinien61 die sachlich und räumlich relevanten Märkte entsprechend den nationalen Gegebenheiten im Einklang mit den Grundsätzen des Wettbewerbsrechts abzugrenzen, § 10 Abs. 1 TKG i.V.m. Art. 15 Abs. 3 Rahmenrichtlinie62.63

I. Sachliche Marktabgrenzung In Deutschland bestehen im Bereich der Rundübertragungsdienste im Sinne der Empfehlung 2003/311/EG mehrere sachlich relevante Märkte. Wie bei allen anderen nationalen Regulie­ rungsbehörden, die diesen Bereich bisher untersucht haben, zeigt sich auch für Deutsch­ land, dass die von der Empfehlung 2003/311/EG angenommenen Konvergenzentwicklungen noch nicht zu einem Punkt gelangt sind, an dem die traditionell nach Übertragungswegen getrennten Märkte zu einem großen Gesamtmarkt verschmolzen wären.

1. Analoge und digitale Einspeisung von Rundfunksignalen in das einzelne Breitbandkabelnetz (Einspeisemärkte) Gegenstand des ersten Submarktes ist das Angebot der analogen und/oder digitalen Ein­ speisung von Rundfunksignalen64 in ein Breitbandkabelnetz, welches ein Kabelnetzbetreiber der NE 3 gegenüber einem Inhalteanbieter abgibt. Der Kabelnetzbetreiber überträgt dabei die Rundfunksignale in seinem Netz bis zum Übergang zur NE 4 oder – wenn er selbst das Netz der NE 4 betreibt – bis zur Kabelanschlussdose des Endverbrauchers. Er erhält dafür im Regelfall so genannte „Einspeiseentgelte“ vom jeweiligen Inhalteanbieter. Allerdings erzielt nicht jeder Kabelnetzbetreiber derartige Einspeiseentgelte. Einspeiseent­ gelte erhalten nur diejenigen Kabelnetzbetreiber, die wegen der Größe ihres Versorgungs­ gebiets eine derartige Bedeutung für die Programmverbreitung haben, dass Inhalteanbieter zur Zahlung für die Einspeisung bereit sind. Nach Kenntnis der BNetzA erzielen folgende Unternehmen bzw. Unternehmen, die mit diesen verbunden sind (§ 3 Nr. 29 TKG), als An­ bieter auf Einspeisemärkten Kabeleinspeiseentgelte65: • ewt GmbH66 • Kabel Baden-Württemberg GmbH & Co [KBW]67 • Kabel Deutschland GmbH [KDG]68 • Kabelfernsehen München ServiCenter GmbH & Co. KG69

61 Leitlinien der Kommission zur Marktanalyse und Ermittlung beträchtlicher Marktmacht nach dem gemeinsamen Rechtsrahmen für elektronische Kommunikationsnetze und –dienste (Leitlinien), veröf­ fentlicht im Amtsblatt der Europäischen Gemeinschaften 2002, Nr. C 165/6. 62 Richtlinie 2002/21/EG des Europäischen Parlaments und des Rates vom 07.03.2002 über einen gemeinsamen Rechtsrahmen für elektronische Kommunikationsnetze und –dienste (Rahmenrichtli­ nie), veröffentlicht im Amtsblatt der Europäischen Gemeinschaften 2002, Nr. L 108/33. 63 Zu den Einzelheiten der Marktabgrenzung vgl. Abschnitt N – Anlage 2: Marktabgrenzungs- und Marktbeherrschungskriterien. 64 Zur Definition von „Rundfunk“ vgl. Abschnitt C.I. – Übersicht über Rundfunkübertragungsdienste. 65 Zahlungen der Kabelnetzbetreiber nach § 20 b UrhG für Senderechte, welche über die Verwer­ tungsgesellschaften GEMA und VG Medien mittelbar auch Programmveranstaltern zu Gute kommen, erfolgen auf einem anderen Markt und sind deshalb nicht geeignet, die Angebotsqualität der Einspei­ sung in Frage zu stellen; so auch BKartA, Beschluss B7-22/05 vom 20.06.2005 – Ish/Iesy, Rz. 39; BKartA, Beschluss B7-38/05 vom 21.06.2005 – Ish/CIE, Rz. 30. 66 Einspeiseumsätze 2004: [BuGG...] 67 Einspeiseumsätze 2004: [BuGG...] 68 Einspeiseumsätze 2004: [BuGG...] 69 Einspeiseumsätze 2004: [BuGG...] 45 Festlegung

• NetCologne GmbH70 • PrimaCom AG71 • Unity Media GmbH [UM].72 Entgegen der von UM im Konsultationsverfahren geäußerten Auffassung73 sind sämtliche der zur Unternehmensgruppe der Unity Media GmbH gehörenden Unternehmen als Anbieter auf Einspeisemärkten zu berücksichtigen, sofern sie Einspeiseentgelte erzielen. Dies gilt namentlich auch für die Unternehmen der Tele Columbus-Gruppe. Als Unternehmen im Sin­ ne von § 11 Abs. 1 S. 2 und 3 TKG sind gemäß § 3 Nr. 29 TKG das Unternehmen selbst oder mit ihm im Sinne des § 36 Abs. 2 und § 37 Abs. 1 und 2 des Gesetzes gegen Wettbe­ werbsbeschränkungen verbundene Unternehmen anzusehen. Die Tele Columbus GmbH & Co. KG ist in diesem Sinne sowohl mit der Unity Media GmbH als auch mit ihren eigenen Tochterunternehmen verbunden.74 Dabei spielt es auch keine Rolle, dass die Einspeiseent­ gelte der Tele Columbus-Gruppe geringer sind als diejenigen ihrer Schwesterunternehmen Ish und Iesy. Sinn und Zweck des § 3 Nr. 29 TKG ist es, eine Umgehung der Regulierungs­ vorschriften durch Auslagerung von Geschäftsbereichen auf rechtlich selbständige Unter­ nehmen zu verhindern.75 Von den Verbundvorschriften werden damit gerade auch kleinere Unternehmen einer Unternehmensgruppe erfasst. Sollte es im (regionalen) Einzelfall noch weitere Unternehmen geben, die derartige Entgelte erhalten, so erstrecken sich die folgenden Ausführungen auch auf diese Unternehmen. a. Kein gemeinsamer Markt für Signaleinspeisungen in Breitbandkabelnetze und in andere Übertragungswege Es besteht kein gemeinsamer Markt für Signaleinspeisungen in Breitbandkabelnetze einer­ seits und in andere Übertragungswege andererseits. Vielmehr ist, wie es auch der bisherigen ständigen Praxis von Kommission, Bundesgerichtshof, Bundeskartellamt, deutscher Regulie­ rungsbehörde und anderen nationalen Regulierungsbehörden entspricht, die Einspeisung von Rundfunksignalen in Breitbandkabel gegenüber den Übertragungswegen Satellit und Terrestrik einem eigenen Markt zuzuordnen. Das Bundeskartellamt hat diese Praxis erst un­ längst im Rahmen zweier Fusionskontrollverfahren einer ausführlichen Überprüfung unterzo­ gen und ist dabei zu dem Ergebnis gekommen, dass für das Angebot in Deutschland auch weiterhin von getrennten Märkten auszugehen sei.76 Aufgrund der wirtschaftlichen Verhält­ nisse hatte sich das BKartA dabei vornehmlich auf die Einspeisung von TV-Signalen ge­ stützt; die Ergebnisse sind aber auf die Einspeisung von Radiosignalen übertragbar. Die Ausführungen im Konsultationsentwurf zu den Kabeleinspeise- und Signallieferungsmärkten wa­ ren zum Großteil aus der genannten Untersuchung des BKartA übernommen bzw. an diese angelehnt worden. Sie sind vorliegend an neuere Entwicklungen angepasst worden, die sich nach Fertigstellung des Konsultationsentwurfs ergeben haben. Die Kommission hatte sich erstmals in der Entscheidung MSG Media Service77 vom 09.11.1994 mit der Marktabgrenzung hinsichtlich deutscher Breitbandkabelnetze befasst.

70 Einspeiseumsätze 2004: [BuGG...] 71 Einspeiseumsätze 2004: [BuGG...] 72 Einspeiseumsätze 2004: [BuGG...] 73 Vgl. das Schreiben der UM vom 22.03.2006, S. 1. 74 Zum Zusammenschluss zwischen Unity Media GmbH und Tele Columbus GmbH & Co. KG siehe http://www.telecolumbus.de/pressemitteilungen/pressemitteilungen.php?id=68, Stand: 29.05.2006. Zur Einbindung von TeleColumbus in die Gesamtstrategie von UM vergleiche etwa http://www.tvmatrix.de/?newsid=6902, Stand: 29.05.2006. 75 Säcker, in: Säcker (Hrsg.), Berliner Kommentar zum TKG (2006), § 3 Rn. 62. 76 BKartA, Beschluss B7-22/05 vom 20.06.2005 – Ish/Iesy, Rz. 42ff.; BKartA, Beschluss B7-38/05 vom 21.06.2005 – Ish/CIE, Rz. 33ff. 77 Kommission, Entscheidung vom 09.11.1994 in der Sache IV/M.469, ABl. 1994, Nr. L 364/1 – MSG Media Service. 46 Festlegung

Ebenso wie in der nachfolgenden Entscheidung Deutsche Telekom/Beta Research78 vom 27.05.1998 ging sie dabei von einem eigenen Markt für „TV-Kabelnetze“ in Abgrenzung zum Markt für die Anmietung von Transponderkapazitäten aus. Maßgeblich hierfür war bei Zugrundelegung der Sicht der Programmanbieter, dass eine kostenmäßige Austauschbarkeit von Kabel und Satellit nicht anzunehmen79 und die technische Reichweite der beiden Über­ tragungswege höchst unterschiedlich war (nur 1/3 der Haushalte wurden über den Satelli­ tendirektempfang erreicht).80 In der Entscheidung Nordic Satellite Distribution vom 19.07.1995 nahm die Kommission mit derselben Argumentation einen eigenen Markt für die Bereitstellung von Transponderkapazitäten gegenüber der Programmverteilung über terrest­ rische Verbindungen an.81 In der Entscheidung UCG/Noos hob die Kommission wiederum hervor, dass es Gründe für die Abgrenzung eines eigenständigen Kabelfernseheneinspei­ semarktes gebe. Sie konnte die Entscheidung aber letztes Endes offen lassen.82 In der Ent­ scheidung über die Beihilfengewährung im Falle von DVB-T führte die Kommission zwar ei­ nerseits aus, terrestrische Sendernetzbetreiber wie das Tochterunternehmen der Deutschen Telekom T-Systems konkurrierten mit Kabelbetreibern und Medienkonzernen wie UPC (Li­ berty Media), mit Satellitenbetreibern wie SES Astra, NSAB und Eutelsat und mit anderen, die Infrastrukturdienste für Rundfunksender anböten.83 Andererseits betonte die Kommission aber auch, dass die Rundfunkanbieter auf dem Großkunden-Übertragungsmarkt die ver­ schiedenen Übertragungswege eher als komplementär denn als substituierbar ansehen wür­ den. Es müsse jedoch klar unterschieden werden zwischen dem Großkundenmarkt, auf dem die Rundfunkanbieter von den Netzbetreibern Übertragungskapazität einkaufen, und dem Endkundenmarkt, auf dem die Zuschauer von den Netzbetreibern Rundfunkinhalte bezie­ hen.84 Der Bundesgerichtshof hat mit Urteil vom 19.03.1996 in der Sache Pay-TV-Durchleitung e­ benfalls einen eigenen Markt für die Durchleitung von Rundfunk- und Fernsehprogrammen durch Kabelnetze angenommen. Die Satelliten- und terrestrischen Übertragungswege ka­ men nach dieser Entscheidung als Ausweichmöglichkeiten der Programmanbieter deshalb nicht in Betracht, weil sich die Errichtung solcher Empfangsmöglichkeiten ihrer Einflussnah­ me weitgehend entziehe. Sie stünden in der Regel in keinerlei Vertragsbeziehungen zu den Haus- und Grundeigentümern; dass sie bei diesen die Errichtung eigener Dachantennen, Satellitenanlagen oder Kabelanschlüsse erreichen könnten, sei nicht ersichtlich.85 Das Bundeskartellamt hatte sich bisher in fünf Entscheidungen und in einer Vielzahl von Fu­ sionsverfahren, die ohne eine förmliche Entscheidung abgeschlossen wurden, mit der Marktabgrenzung im Zusammenhang mit dem Breitbandkabel zu befassen. Es geht in stän­ diger Praxis davon aus, dass der Einspeisemarkt auf das Breitbandkabel zu beschränken ist. Hierfür war vor allem maßgeblich, dass die Programmanbieter eine möglichst 100%ige tech­ nische Reichweite erreichen müssen und daher die Einspeisung in die Kabelnetze komple­ mentär zur Übertragung über Satellit (und über terrestrische Sendernetze) nachfragen.86

78 Kommission, Entscheidung vom 27.05.1998 in der Sache IV/M.1027, ABl. 1999, Nr. L 53/31 – Deut­ sche Telekom/Beta Research. 79 Kommission, a.a.O., MSG Media Service, Rz. 42; Kommission, a.a.O., Deutsche Telekom/Beta Research, Rz. 21. 80 Kommission, a.a.O., Deutsche Telekom/Beta Research, Rz. 20. 81 Kommission, Entscheidung vom 19.07.1995 in der Sache IV/M.490, ABl. 1996, Nr. L 53/20 – Nordic Satellite Distribution, Rz. 57. 82 Kommission, Entscheidung vom 17.05.2004 in der Sache Comp/M 3411, Abl. 2004, Nr. C 177/4 – UGC/Noos, Rz. 25. 83 Kommission, Entscheidung vom 09.11.2005 in der Sache C 25/2004 – DVB-T-Beihilfen, Rz. 84. 84 Kommission, a.a.O., Rz. 81. 85 BGH, Urteil vom 19.03.1996, WuW/E BGH 3058 – Pay-TV-Durchleitung. 86 BKartA, Beschluss B7-205/00 vom 04.04.2001 – Callahan/Netcologne, S. 10f.; BKartA, Beschluss B7-168/01 vom 22.02.2002 – Liberty/KDG, Rz. 87; BKartA, Beschluss B7-150/04 vom 28.12.2004 – SES Astra/DPC, Rz. 63ff; BKartA, Beschluss B7-22/05 vom 20.06.2005 – Ish/Iesy, Rz. 42ff.; BKartA, Beschluss B7-38/05 vom 21.06.2005 – Ish/CIE, Rz. 33ff. 47 Festlegung

In ihrer bisher einzigen Entscheidung zum Bereich der Einspeiseleistungen in Kabelnetze hat die (damalige) RegTP ebenfalls einen auf das Breitbandkabel beschränken Markt ange­ nommen.87 Soweit schließlich andere nationale Regulierungsbehörden den Markt Nr. 18 der Empfehlung 2003/311/EG bereits untersucht haben, sind diese teils ebenfalls zu eigenstän­ digen Breitbandkabelmärkten gelangt, haben sie teils aber auch in gemeinsamen Märkten mit Satellitenübertragungen zusammen gefasst oder sich nicht weiter zur genauen Marktab­ grenzung geäußert.88 Letzteres und Vorletztes geschah allerdings nur in Ländern, in denen Kabel und Satellit eine gegenüber der Terrestrik vernachlässigbare Rolle spielen. Die technischen und wirtschaftlichen Entwicklungen der letzten Jahre rechtfertigen es eben­ so wenig wie die gegen diese Praxis vorgebrachten Argumente, von der hergebrachten Marktabgrenzung für die Einspeisemärkte abzuweichen. Insbesondere Kabel- und Satelli­ teneinspeisung (sowie Terrestrik und breitbandige Telekommunikationsnetze) stehen sich im Sinne des Bedarfsmarktskonzepts nach ihren Eigenschaften, ihrem wirtschaftlichen Verwen­ dungszweck und ihrer Preislage auch heute nicht so nahe, dass der verständige Abnehmer (hier: Programmanbieter) sie für die Deckung eines bestimmten Bedarfs als gegeneinander austauschbar ansieht. Sie sind aus der Sicht des nachfragenden Inhalteanbieters vielmehr komplementär und jeder für sich unverzichtbar.89

(1) Einspeisung Free-TV Für einen Free-TV-Sender folgt dies zunächst daraus, dass er eine möglichst 100%ige tech­ nische Reichweite erzielen muss, d.h. er muss in möglichst allen Fernsehhaushalten emp­ fangen werden können. Für private Free-TV-Sender ergibt sich dieser Bedarf aus ihrem Finanzierungsmodell. Sie finanzieren sich ganz überwiegend aus Werbeerlösen. Diese wiederum richten sich insbe­ sondere nach der technischen Reichweite und dem Zuschaueranteil einer Sendung, der wiederum von der technischen Reichweite abhängt. Eine Verringerung der Reichweite be­ deutet dementsprechend für einen privaten TV-Sender eine Beeinträchtigung der Finanzie­ rungsgrundlage.90 Insbesondere kann gegen die Einschätzung, die privaten Free-TV-Sender verlangten nach möglichst 100%iger Reichweite, nicht eingewandt werden, Pro7Sat1 habe in den Einspeise­ verhandlungen mit KBW im Dezember 2005 mit einer Verweigerung der Erteilung von Wei­ tersenderechten gedroht und könne also offensichtlich auf 2,3 Millionen Zuschauer verzich­ ten.91 Diese Drohung ist nicht wahr gemacht worden, obwohl [BuGG...]. Letztendlich bestä­ tigt dieser Vorgang vielmehr, dass die privaten Free-TV-Sender auf eine möglichst umfas­ sende Verbreitung ihrer Sendungen angewiesen sind. Für öffentlich-rechtliche Free-TV-Sender ergibt sich der Bedarf nach Sichtbarkeit in einer möglichst großen Zahl von Fernsehhaushalten schon aus ihrem Grundversorgungsauftrag. Darüber hinaus sind einige öffentlich-rechtliche Fernsehsender auch teilweise werbefinan­ ziert. Dies gilt insbesondere für die Hauptprogramme von ARD und ZDF. Werbeeinnahmen machen hier ca. 43% des Gesamtbudgets aus. Die Werbeeinnahmen sind inzwischen auch im Hinblick auf eine angemessene Höhe der Rundfunkgebühren für die öffentlich-rechtlichen

87 RegTP, Beschluss BK 3b-99/01 vom 24.03.1999 – Einspeiseentgelte; siehe auch oben, Abschnitt B.III. – Übersicht. 88 Vgl. die Stellungnahmen der Kommission vom 11.12.2003 in der Sache AT/2003/0018, vom 02.03.2004 in der Sache IE/2004/0042, vom 14.07.2004 in der Sache FI/2004/0076, vom 28.01.2005 in der Sache UK/2004/0111, vom 08.06.2005 in der Sache SE/2005/0188, vom 28.10. und 25.11.2005 in Sachen NL/2005/0246, 0270 und 0277, vom 04.11.2005 in der Sache ES/2005/0252 sowie vom 24.02.2006 in der Sache FR/2006/0335. 89 So auch das Fazit des VPRT im Schreiben vom 06.04.2006, S. 2. 90 Vgl. das Schreiben von Pro7Sat1 vom 24.05.2006, S. 2. 91 So aber das Schreiben der KDG vom 05.04.2006, S. 14, vgl. auch S. 22, sowie KBW, Schreiben vom 22.03.2006, S. 12 ff., und UM, Schreiben vom 22.03.2006, S. 5 f. 48 Festlegung

Sender von erheblicher Bedeutung und auch vom BVerfG unter gerade diesem Gesichts­ punkt als zulässig erachtet worden.92 Dieses Element verstärkt noch einmal den Bedarf nach einer möglichst großen technischen Reichweite. Ein Free-TV-Sender kann den wesentlichen Teil der Kabelhaushalte nicht über Satellit und den wesentlichen Teil der Satellitenhaushalte nicht über Kabel erreichen. Dies liegt daran, dass ein beliebiger Endkundenhaushalt typischerweise nur für eine der beiden Empfangsar­ ten ausgerüstet ist. Dabei ist hervorzuheben, dass es aus der Sicht eines Fernsehsenders für die Einspeisung primär darauf ankommt, welche Haushalte er aktuell auf welchen Wegen erreicht. Denn die Inhalteanbieter leiten ihren Bedarf an der Einspeiseleistung nicht von dem Bedarf der Zuschauer ab, sondern von dem Bedarf der Werbekunden und den politischen Grundversorgungsvorgaben. Der Bedarf der Werbekunden richtet sich aber auf die Erreich­ barkeit aller Zuschauer, die ihre (potenziellen) Kunden und Abnehmer der beworbenen Pro­ dukte sind. Eine direkte Kundenbeziehung zwischen den Inhalteanbietern und den Fernseh­ zuschauern bei Free-TV-Programmen besteht gerade nicht, diese besteht vielmehr allein zu den Werbekunden. Im Hinblick auf die Zwecke dieser Werbekunden wird von den Inhaltean­ bietern durch die Einspeiseleistung Reichweite eingekauft. Die Werbeeinnahmen des Fern­ sehsenders richten sich danach, wie viele Haushalte die gesendeten Werbespots aktuell sehen können und sehen, nicht wie viele dies irgendwann sein werden oder sein könnten. Auch wenn eine erhebliche tatsächliche Austauschbarkeit im Hinblick auf technische und rechtliche Entwicklungen aus der Sicht der Endkunden bzw. der insoweit maßgeblichen Verbrauchsdisponenten (Wohnungswirtschaft) heute anzunehmen ist, wirkt sich dies auf die Sicht der Inhalteanbieter nicht aus. Denn es besteht ein zeitlicher „Lock-in-Effekt,“ der zu­ mindest eine Reaktionsverzögerung der Verbrauchsdisponenten/Endkunden zur Folge hat. Offensichtlich bestehen nach wie vor sehr lange Vertragslaufzeiten bei Gestattungsverträgen mit der Wohnungswirtschaft. Die mietrechtliche Lage für eine abweichende Entscheidung des einzelnen Mieters von der Entscheidung des Vermieters ist tendenziell restriktiv, so dass ein Wechsel, selbst wenn er gewollt ist, nur mit erheblicher zeitlicher Verzögerung möglich wäre. Deshalb greift auch der Einwand, die Endkundenhaushalte könnten und würden den Emp­ fangsweg wechseln, nicht durch. Denn ein Teil der Haushalte kann den Empfangsweg tat­ sächlich nicht ohne weiteres wechseln. Selbst von den Haushalten aber, die wechseln könn­ ten, würde ein erheblicher Teil dies nicht tun. Der mit dem einseitigen „Setzen“ eines Sen­ ders auf beispielsweise den Satelliten-Übertragungsweg verbundene Reichweitenverlust ist für die Annahme einer Austauschbarkeit daher nach wie vor zu groß. Im Übrigen steht die hiesige Einschätzung, etwaige Wechselmöglichkeiten der Endkunden schlügen nicht auf die Marktabgrenzung auf der Vorleistungsebene durch, im Einklang mit der ständigen Praxis der Kommission zu sog. „indirect pricing constraints.“ Die Kommission hat mehrfach betont, Wechselmöglichkeiten der Endkunden seien allenfalls bei der Markt­ analyse, nicht aber bei der Marktabgrenzung der Vorleistungsmärkte zu berücksichtigen93. i. Satellitenübertragung

92 BVerfGE 90, 60, S. 90 f. 93 Vgl. die Stellungnahmen der Kommission vom 05.02.2004 in Sachen UK/2003/0032-0034, S. 6; vom 25.06.2004 in der Sache FI/2004/0062, S. 5; vom 20.08.2004 in der Sache SE/2004/0083, S. 3; vom 25.08.2004 in der Sache IE/2004/0093, S. 4 f.; vom 06.10.2004 in der Sache UK/2004/0094, S. 3; vom 22.12.2004 in der Sache PT/2004/0118, S. 4 f.; vom 28.10.2005 in der Sache IT/2005/0253, S. 5 f.; vom 02.12.2005 in der Sache NL/2005/0281, S. 5 ff. und vom 22.12.2005 in der Sache AT/2005/0312, S. 5 f. Erwägungsgrund Nr. 7 der Empfehlung 2003/311/EG, auf den im Konsultations­ verfahren mehrfach verwiesen wurde, gibt nichts her für die hier vorliegende Problematik, wie sich etwaige Wechselmöglichkeiten von Endkunden auf die Abgrenzung eines Vorleistungsmarktes aus­ wirken. 49 Festlegung

Satellitenhaushalte können häufig nicht ohne weiteres auf einen Breitbandkabelanschluss wechseln, weil es dafür an einem in der Nähe liegenden NE 3-Netz mangelt. In Mehrfamili­ enhäusern ist es zudem der Vermieter, der von den Mietern erst einmal vom Aufbau einer Breitbandkabelverteilanlage überzeugt werden muss. Daran kann er zudem – selbst wenn er wollte – noch durch länger laufende Wartungsverträge der Satellitenanlage gehindert sein. Ähnlich stellt sich die Situation für den umgekehrten Fall des Wechsels vom Kabel zum Sa­ telliten dar. Auch hier kann in Mehrfamilienhäusern der Vermieter durch langlaufende Gestat­ tungsverträge mit dem bisherigen Kabelnetzbetreiber an einem Wechsel in absehbarer Zeit gehindert sein. Die einzelnen Mieterhaushalte selbst können regelmäßig nicht ohne Einver­ ständnis des Vermieters wechseln. Letzteres wird – wie schon die umfangreiche Rechtspre­ chung zur Thematik zeigt94 – häufig seine Zustimmung verwehren. In einer ähnlichen Situa­ tion können sich Wohnungseigentümer nach WEG befinden. Hier kann die Teilungserklärung oder eine Vereinbarung der Eigentümer der Aufstellung einer Satellitenantenne entgegen­ stehen.95 Selbst von den Haushalten, die zum Satellitenempfang wechseln könnten (al