Die Neue Stadt Mer Mein Stolz, Dass Aus Unserem Verband Men- Fiziere Vergessen, Als Wir Plötzlich Eine Landkarte Aus- Gleitet Werden Sollten, Gehörte Auch Ich
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Seite 1923 Heimatkundliche Blätter Januar 2015 Shirt. Ein relativ leichtes Baumwollgewebe das auch richten aus den Kriegsgefangenenlagern in die Hei- ministeriums, Oberst Mislitzki. Dieser hatte eine Liste als Futterstoff oder in der Buchbinderei zur Ver- mat und das Rote-Kreuz sah sich in Zugzwang. von einigen Lagern in der Nähe von Moskau, Kiew und stärkung von Landkarten diente) umgeben, so dass sich So begrüßte das Rote Kreuz in Verbindung mit dem Petrograd mitgebracht, wo, wie er sagte, sich die meis- der Kranke gemütlich fühlte und zugleich isoliert war. Kriegsministerium mit großer Freude einen Schritt des ten deutschen Gefangenen befänden, so dass von un- Im Anfang des Jahres 1903 übernahm ich auf be- Dänischen Roten Kreuzes, das im Auftrag der russi- seren drei Delegationen jeweils eine in Moskau, Kiew sonderen Wunsch der Oberin von Boltenstern vom schen Kaiserin, Marie Feodorowna, einer geborenen dä- und Petrograd wohnen könnte. Niemals, auch im Ent- Wiesbadener Verein vom Roten Kreuz den Posten der nischen Prinzessin, anfrug, ob russische Schwestern ih- ferntesten nicht, hatten die Russen die Möglichkeit er- Oberschwester im Städt. Krankenhaus Wiesbaden. Es re in Deutschland befindlichen Landsleute besuchen wogen, dass auch wir ihnen unsererseits mit fertigen Rei- herrschten dort schwierige Verhältnisse, da die Ver- dürften. Unsere sofortige Antwort lautete zustim- seplänen gegenübertreten könnten, eben so wenig war waltung dieses Krankenhauses den Ärzten, beson- mend unter der Bedingung, dass auch deutsche Schwes- ihnen je der Gedanke gekommen, dass wir ent- Jahrgang 62 31. Januar 2015 Nr. 1 ders aber der Schwesternschaft wenig freundlich, ja tern die deutschen Gefangenen in Russland besuchen schlossen waren, auch in Sibirien und Turkestan nach fast feindselig gegenüberstand … könnten. Ein sehr großzügiges Abkommen wurde ge- unseren Landsleuten zu sehen. Als wir nun diese Ab- ...ich wurde im Jahre 1908 zur Oberin dieser Schwes- troffen: drei russische wie auch drei deutsche Schwes- sicht äußerten, wurde uns sofort entgegengehalten, dass ternschaft berufen. tern erhielten das Recht, jeden Gefangenen, wo im- sich dort ja gar keine deutschen Gefangenen befän- … Bald verbreitete sich die Kunde von der Wies- mer er sei, im Lazarett, Lager, auf Arbeit oder im Ge- den. Diesem Einwand konnten wir sogleich mit den uns badener Ausbildung sogar bis über die Grenzen hi- fängnis, aufzusuchen und außer Hörweite – nicht au- gegebenen Informationen begegnen – und nie werde naus. Wir erhielten guten Nachwuchs, und es war im- ßer Sehweite – zu sprechen. Zu diesen Schwestern, die ich die grenzenlose Überraschung des Obersten Mis- Die neue Stadt mer mein Stolz, dass aus unserem Verband Men- von neutralen dänischen Rotkreuz-Delegierten be- litzki, sowie der sämtlichen anwesenden russischen Of- schen hervorgegangen sind, die auch größere Wir- gleitet werden sollten, gehörte auch ich. Unsere so un- fiziere vergessen, als wir plötzlich eine Landkarte aus- - Von Dr. Peter Thaddäus Lang kungsfelder übernehmen konnten und für das Rote endlich besorgte, gütige Kaiserin Augusta Victoria emp- breiteten, auf der eine sehr große Anzahl von Lagern Albstadt wird in diesem Jahr 40 Jahre alt Kreuz und die Krankenpflege von Bedeutung wur- fing unsere Delegation vor der Abreise und gab uns die in Sibirien und Turkestan verzeichnet war. Unser deut- den – so etwa die Oberinnen Schwester Gerda von wärmsten Wünsche mit zum guten Erfolg unserer Mis- sches Kriegsministerium hatte nämlich in Verbindung Nun ist es schon vierzig Jahre her, dass die neue Stadt Freyhold, Schwester Cläre Port, Schwester Ludwiga von sion. mit dem Roten Kreuz sämtliche Familien daheim auf- Albstadt das Licht der Welt erblickte, nämlich am 1. Ja- Ferstel, Schwester Gertrud Hasemann, Schwester Hed- In Torneo trafen wir mit den nach Deutschland rei- gefordert, jeden Ort, von dem ein Gefangener ge- nuar 1975. da Flick, Schwester Rita Schmidt, Schwester Marie Vogt senden russischenSchwesternzusammen.Es waren Frau schrieben hatte, mitzuteilen. Nach diesen Angaben war und noch manche andere. Orschewski, die Generalin Samsonow, die sich um das unsere Landkarte angefertigt worden, zu der sich nun Wie kam es dazu? 1914 begann der I. Weltkrieg. Über die Gründe kann Schicksal ihres Mannes sorgte, und die Schwester Ka- die russischen Offiziere staunend drängten und mit der man sicher differenzierter Meinung sein, ich meine aber sembeg. Am Mittwoch, dem 8. September, nachts 12 wir nicht nur die Behauptungen des Obersten Mis- Die neue Stadt war ein Resultat der Gemeindere- in jedem Fall, dass es nicht Deutschland allein war, wie Uhr, erreichten wir Petersburg, seit kurzem Petrograd ge- litzki entkräften, sondern auch beweisen konnten, dass form des Landes Baden-Württemberg, auf deren Not- später die Alliierten behaupteten und auch den Ver- nannt, wo uns der Generalsekretär des Roten Kreu- man in Deutschland über die russischen Lager besser Be- wendigkeit Ministerpräsident Hans Filbinger in seiner sailler-Vertrag entsprechend gestalteten. Nichtsdesto- zes, Tschamansky, empfing. Am Nachmittag des kom- scheid wusste als in Russland selbst. Oberst Mislitzki Regierungserklärung am 19. Januar 1967 erstmals hin- trotz, der Wagemut deutscher Soldaten und die Hoff- menden Tages sollte auf einer Sitzung des Roten Kreu- gab seinen Widerstand zwar nicht auf, doch ent- wies. Sie beruht auf der simplen Binsenweisheit, dass nung an Weihnachten wieder zuhause zu sein, sollte sich zes unser Reiseweg festgelegt werden. schied der Vorsitzende, Baron Meyendorff, dass wir ge- größere Einheiten mehr leisten können als kleine. Des- nicht bewahrheiten. Deutsche Soldaten wurden dann Der Vorsitzende des Roten Kreuzes, General Mey- mäß den getroffenen Abmachungen das Recht hät- halb sollten zunächst die Landkreise, dann die Ge- auch in Russland in Kriegsgefangenschaft genommen. endorff, bewillkommte uns sehr liebenswürdig – ganz ten, unseren Reiseweg zum Besuch der Gefangenen- meinden im Bedarfsfall zusammengelegt und damit Im Jahr 1915 kamen auf geheimen Wegen erstmals Nach- im Gegensatz zum Vertreter des russischen Kriegs- lager selbst zu wählen. (Fortsetzung folgt) vergrößert werden. Als Ergebnis dieser Bemühungen wurde die Zahl der Land- und Stadtkreise von 72 auf 44 verringert und die Zahl der Gemeinden von 3375 auf 11071). Als ersten konkreten Schritt bildete der da- malige Innenminister Walter Krause im November 1967 eine „Kommission für Fragen der kommunalen Ver- Veranstaltungen und Exkursionen waltungsreform“. In dieses Gremium wurde auch der Ebinger Oberbürgermeister Dr. Hans Hoss berufen, der den Ablauf der Dinge somit aus nächster Nähe ver- Die Termine der Heimatkundlichen Vereinigung im Februar und März folgen konnte. Zum Anlass des 25-jährigen Grün- dungsjubiläums brachte er den Hergang der Albstadt- FEBRUAR densee beziehen konnte. In der Zurückgezogenheit auf der Sammlung Gerhard und Brigitte Hartmann von A Stadtwerdung aufs Papier und konnte sich hierfür auf Randegg entstanden 1934 mehrere Silberstiftzeich- bis Z mit Jeannette Brabenetz, M.A. seine privaten Unterlagen stützen2). Auf diesem Text Der ehemalige Tailfinger Bürgermeister Horst Kiesecker (SPD) und der ehemalige Ebinger Bürgermeister Dr. Hans Hoss (CDU). Mittwoch, 18. Februar 2015: Ausstellungsführung: nungen, u.a. mit dem Motiv der Kreuztragung. Schon 17.00 Uhr, Galerie Albstadt, Städtische Kunstsamm- fußt die nachstehende Darlegung3). Fotos: Stadtarchiv Albstadt „Krieg und Passion – Otto Dix nach dem 2. Weltkrieg“ um 1930 hatte sich Dix von der Kunst der Alten Meister lungen, Kirchengraben 11, 8 Euro. Dr. Hoss war klar, dass er bei diesem Thema vor al- und „Zwischen Reportage und Graphic Novel: Krieg wie Dürer, Schongauer und Hans Baldung Grien ange- lem bei den kleineren Gemeinden Gefahr lief, an lo- Ortsvorsteher durchaus weiter bestehen. Weiterhin Ebingen und Lautlingen teil. Als weiterer Schritt folgte zeichnen“ mit Dr. Veronika Mertens. zogen gefühlt und mit der alten Technik der Silberstift- kalpatriotische Empfindlichkeiten zu rühren. Deshalb sollte sicher gestellt werden, dass die Vereine in den im September 1971 eine Bürgerversammlung in Mar- Mit Bildern zu Krieg und Passion von Otto Dix erweitert zeichnung beschäftigt. Das Schlusskapitel der Ausstel- musste er in erster Linie auf das Atmosphärische ach- Ortsteilen als Träger des kulturellen Lebens vor Ort ge- grethausen, in welcher der Entwurf eines Eingliede- und beschließt die Galerie Albstadt das Gedenken an lung bildet Dix' Auseinandersetzung mit Krieg und STAMMTISCHE ten, das heißt: Seinen Gesprächspartnern wollte er als fördert werden, denn die kulturelle Eigenständigkeit rungsvertrags vorgestellt wurde. Die Diskussion dau- die zwei Weltkriege des 20. Jahrhunderts noch um eine menschlichem Leid in Bildern der Passion, auf die er vor Gleichrangiger, als Bürgermeisterkollege begegnen. sollte nicht nur erhalten, sondern weiter entwickelt erte bis tief in die Nacht, wie sich Dr. Hoss später er- neue Facette. Schon der junge Otto Dix (1891 – 1969) be- allem nach dem Zweiten Weltkrieg vielfach zurück- Jeweils am 1. Mittwoch eines Monats trifft sich unter der Das Wort „Augenhöhe“ hatte sich damals noch nicht werden5). innerte. Einige der von Margrethausener Bürgern vor- schäftigte sich 1913/14 während seines Studiums in greift. Die in Albstadt bewahrten Passionspastelle aus Leitung von Dr. Peter Th. Lang der Ebinger Stammtisch eingebürgert, aber genau das war gefragt. Für ganz gebrachten Änderungen wurden in der Folge einge- Dresden mit Bildern von menschlichem Leid und Tod. den