Nahverkehrsplan

des Zweckverbandes ÖPNV Saale-Orla 2015 bis 2019/ Verlängerte Gültigkeit bis 2021

Für das Gebiet des Saale-Orla-Kreises und des Landkreises Saalfeld-Rudolstadt

Beschlossen durch die Zweckverbandsversammlung am 11. Dezember 2014

Mit Beschluss der Zweckverbandsversammlung Nr. 03/2019 vom 17. Juni 2019 wurde die Geltungsdauer des Nahverkehrsplanes 2015-2019 in unveränderter Form bis zum 31.12.2021 verlängert. Nahverkehrsplan Zweckverband ÖPNV Saale-Orla 2015-2019 Seite 2

Vorbemerkungen

Im Jahr 2005 wurde die Aufgabenträgerschaft entsprechend § 3 Abs. 1 ThürÖPNVG für die Organisation des ÖPNV von den Landkreisen Saale-Orla und Saalfeld-Rudolstadt auf den Zweckverband ÖPNV Saale-Orla übertragen. Seit der Fortschreibung im Jahr 2007 wird nur noch ein Nahverkehrsplan für das Zweckverbandsgebiet erstellt. Die Gültigkeit der Fortschreibung ist entsprechend der gesetzlichen Regelung auf fünf Jahre angelegt.

Am 3. Dezember 2009 ist die Verordnung (EG) Nr. 1370/2007 des Europäischen Parlaments und des Rates vom 23. Oktober 2007 über öffentliche Personenverkehrsdienste auf Schiene und Straße und zur Aufhebung der Verordnungen (EWG) Nr. 1191/69 und (EWG) 1107/70 des Rates in Kraft getreten. Aus diesem Grund wurde eine erneute Fortschreibung des Nahverkehrsplanes bereits im Jahr 2010 vorgenommen, um sich dem aktuellen Rechtsrahmen anzupassen. Die Geltungsdauer des gültigen Nahverkehrsplanes ist dabei auf das Jahr 2014 begrenzt, sodass die Fortschreibung für 2015- 2019 notwendig wird.

Statistische Daten beziehen sich immer auf den Stichtag 31.12.2013. Abweichungen werden kenntlich gemacht.

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Inhaltsverzeichnis

Vorbemerkungen...... 2 Inhaltsverzeichnis ...... 3 Abbildungsverzeichnis ...... 5 Tabellenverzeichnis ...... 6 Abkürzungsverzeichnis ...... 7 1 Gesetzliche Grundlagen...... 8 2 Analyse des Nahverkehrsraumes des Zweckverbandes ÖPNV Saale-Orla ...... 9 2.1 Ausdehnung ...... 9 2.2 Siedlungsstruktur und Raumgliederung ...... 9 2.3 Bevölkerungsentwicklung ...... 12 2.4 Erwerbstätige und Berufspendler ...... 13 2.5 Schüler und Schulstandorte ...... 14 2.6 Mobilität ...... 15 2.7 Verkehrsinfrastruktur ...... 16 2.8 Wirtschaft ...... 18 3 Analyse des ÖPNV im Zweckverbandsgebiet ...... 19 3.1 Organisationsstruktur des Straßenpersonennahverkehr ...... 19 3.2 Schienenpersonennahverkehr ...... 20 3.3 Straßenpersonennahverkehr ...... 20 3.4 Haltestellen und Verknüpfungspunkte ...... 22 3.5 Fahrzeugtechnik ...... 23 3.6 Leistungsangebot ...... 24 3.7 Beförderungsaufkommen ...... 25 3.8 Tarifsystem ...... 26 4 Verkehrspolitische Zielsetzungen und Qualitätsmerkmale ...... 27 4.1 Beförderungsaufgabe und allgemeine Zielsetzungen ...... 27 4.2 Organisatorische, verkehrliche und tarifliche Kooperationen ...... 28 4.3 Ziele und Grundsätze der Erschließungs- und Verbindungsqualität ...... 28 4.4 Ziele und Grundsätze der Beförderungs- und Angebotsqualität ...... 30 4.4.1 Fahrzeuge ...... 30 4.4.2 Haltestellen...... 31 Nahverkehrsplan Zweckverband ÖPNV Saale-Orla 2015-2019 Seite 4

4.4.3 Fahrgastinformation, Service und Personal ...... 32 4.4.4 Tarifentwicklung ...... 33 4.4.5 Flexible Bedienungsformen und Freizeitverkehre ...... 33 4.4.6 Qualitätssicherung ...... 34 5 Entwicklungsziele im Nahverkehrsraum bis 2019 ...... 35 5.1 Leistungsangebote im Straßenpersonennahverkehr ...... 35 5.2 Liniennetz und Verknüpfungspunkte ...... 36 5.3 Infrastrukturmaßnahmen ...... 38 5.4 Marketing und Werbung ...... 39 6 Finanzierung des ÖPNV ...... 40 7 Wettbewerb und gesetzliche Rahmenbedingungen ...... 43 Anlagenverzeichnis ...... 44 Kartenteil ...... 108

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Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1 Raumstrukturelle Gliederung ...... 11 Abbildung 2 Bevölkerung nach Altersgruppen ...... 13 Abbildung 3 Entwicklung der Pkw-Dichte im Verbandsgebiet ...... 16 Abbildung 4 Organisationsstruktur ÖPNV ...... 19 Abbildung 5 Buseinsatz an Arbeitstagen ...... 24 Abbildung 6 Auswirkungen von Ganztagsschulen auf die Verkehrsspitzen ...... 36 Abbildung 7 Entwicklung der Aufwendungen im Verkehrsunternehmen ...... 41 Abbildung 8 Entwicklung der Einnahmen im Verkehrsunternehmen ...... 41

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Tabellenverzeichnis

Tabelle 1 Politische Raumgliederung ...... 10 Tabelle 2 Bevölkerungsentwicklung 2002-2030 ...... 12 Tabelle 3 Entwicklung der Schülerzahlen 2004/05 bis 2019/20 ...... 14 Tabelle 4 km-Straßennetz nach Straßenkategorie ...... 16 Tabelle 5 SPNV- Regionallinien ...... 20 Tabelle 6 Eigene Linien, die fremdes Gebiet berühren ...... 21 Tabelle 7 Fremde, das eigene Gebiet berührende Linien ...... 22 Tabelle 8 Wichtige Verknüpfungspunkte ...... 23 Tabelle 9 Beförderungsaufkommen ...... 25 Tabelle 10 Einzugsbereich von ÖPNV-Haltestellen und entsprechenden Gehzeiten ...... 29

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Abkürzungsverzeichnis

EW Einwohner

EW/km² Einwohner pro Quadratkilometer

FVO Freistellungsverordnung

KBS Kursbuchstrecke km Kilometer

Mrd. Milliarden

ÖPNV Öffentlicher Personennahverkehr

PBefG Personenbeförderungsgesetz

Pkw Personenkraftwagen

SPNV Schienenpersonennahverkehr

StPNV Straßenpersonennahverkehr

ThürÖPNVG Thüringer Gesetz über den öffentlichen Personennahverkehr

VMT Verkehrsverbund Mittelthüringen

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1 Gesetzliche Grundlagen

Gesetzliche Grundlage für den öffentlichen Personennahverkehr im Freistaat Thüringen ist das Thüringer Gesetz über den öffentlichen Personennahverkehr (ThürÖPNVG) in der Fassung der Neubekanntmachung vom 22.06.2005. § 5 beschreibt die Verpflichtung der Aufgabenträger des Straßenpersonennahverkehrs (StPNV) zur Erstellung eines Nahverkehrsplanes für einen Zeitraum von fünf Jahren, der nach Ablauf dieser Dauer oder bedarfsgerecht fortzuschreiben ist.

Weitere maßgebliche Gesetze sind das Personenbeförderungsgesetz (PBefG), das Gesetz zur Regionalisierung des öffentlichen Personennahverkehrs (Regionalisierungsgesetz - RegG), das Gesetz zur Entflechtung von Gemeinschaftsaufgaben und Finanzhilfen (Entflechtungsgesetz) und das Thüringer Gemeindeinfrastrukturgesetz.

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2 Analyse des Nahverkehrsraumes des Zweckverbandes ÖPNV Saale-Orla

2.1 Ausdehnung

Das Zweckverbandsgebiet umfasst den Landkreis Saalfeld-Rudolstadt und den Saale-Orla-Kreis. Das Territorium wird im Bereich Thüringens durch die Landkreise Sonneberg, Hildburghausen, den Ilm- Kreis, den Landkreis , den Saale-Holzland Kreis und den Landkreis begrenzt. Weitere Nachbarn sind der Vogtlandkreis in Sachsen und die Landkreise Hof und Kronach in Bayern.

Das Zweckverbandsgebiet liegt im Südosten Thüringens und ist zu großen Teil geprägt durch die Ausläufer des Thüringer Waldes und des Frankenwaldes (Thüringer Schiefergebirge). Das Gelände im Saale-Orla-Kreis ist durch einen deutlichen Mittelgebirgscharakter gekennzeichnet. Über 80% der Fläche liegen über 400 m Höhe. Des Weiteren zeichnet sich das Gebiet durch die Fluss- und Seenlandschaft, mit Saale, Orla, Schwarza, Sormitz und Wisenta sowie mit markanten Tälern, Senken (Gebiet der Orlasenke), Stauseen und dem Plothener Teichgebiet aus. Entlang der Saale-Kaskade finden sich die Hauptsperren bei Bleiloch und Hohenwarte, die die größte Stauseen Deutschlands bilden.

Das Verbandsgebiet hat eine Flächenausdehnung von 2.183 km², davon der Landkreis Saalfeld- Rudolstadt 1.035 km² und der Saale-Orla-Kreis 1.148 km². Fast die Hälfte der Fläche bilden Wald- und Wasserflächen und ein ähnlich hoher Teil wird landwirtschaftlich genutzt.

Die Ost-Westausdehnung beträgt ca. 70 km, die Nord-Südausdehnung ca. 50 km, die Höhenlage liegt zwischen ca. 169 m über NN im Saaletal) und 792 m über NN am Wetzstein bei Lehesten. Verkehrsbezogen bestehen insbesondere vom Schwarzatal und von Saalfeld aus auf die angrenzenden Höhenlagen Höhenunterschiede bis zu ca. 250 m auf kurzen Streckenabschnitten (Gefällestrecken über 10 %).

Das Klima hat in weiten Teilen des Gebietes Mittelgebirgscharakter. In den Wintermonaten herrschen überwiegend schwierige Straßenbedingungen.

2.2 Siedlungsstruktur und Raumgliederung

Das Zweckverbandsgebiet zählt ca. 400 Orte und Ortsteile. Ein Großteil dieser Orte findet sich in den neun Verwaltungsgemeinschaften wieder, wobei 16 Städte und sechs Gemeinden keinen Anschluss an Verwaltungsgemeinschaften besitzen. Gleichzeitig nehmen drei der Gemeinden Aufgaben als erfüllende Gemeinde wahr (Tabelle 1).

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Saalfeld-Rudolstadt Saale-Orla-Kreis

Städte ohne Anschluss an Bad Blankenburg, Königsee-Rotten- Bad Lobenstein, Gefell, eine VGS bach, Leutenberg, Remda-Teichel, Hirschberg, Krölpa, Neustadt an Rudolstadt, Saalfeld der Orla, Pößneck, Saalburg- Ebersdorf, Schleiz, Tanna, Wurzbach Verwaltungsgemeinschaften Bergbahnregion/Schwarzatal, Oppurg, Ranis-Ziegenrück, Saale- (VGS) , , Seenplatte, Triptis Rennsteig, , Schiefergebirge

Gemeinden ohne VG-An- Kamsdorf, Kaulsdorf, Saalfelder Remptendorf schluss Höhe, Uhlstädt-Kirchhasel, Unterwellenborn Erfüllende Gemeinden Kaulsdorf für: Altenbeuthen, Neustadt für: Kospoda, Linda, Drognitz, Hohenwarte Stanau Remptendorf für: Burgk

Tabelle 1 Politische Raumgliederung

Über 80 Prozent der Orte bzw. Ortsteile im Verbandsgebiet verzeichnen weniger als 500 Einwohner. Werden die Einwohnerdaten des Statistischen Landesamtes zum Stichtag 31.12.2012 zugrunde gelegt, beträgt die Einwohnerdichte im Zweckverbandsgebiet 91 EW/km². Einzeln betrachtet bedeutet dies für den Landkreis Saalfeld Rudolstadt eine Einwohnerdichte von 108 EW/km² und für den Saale-Orla-Kreis 74 EW/km². Damit liegt das Verbandsgebiet deutlich unter dem Landesschnitt Thüringens (2011: 135 EW/km²) und kann vor allem im Saale-Orla-Kreis als äußerst dünn besiedelt angesehen werden. Nennenswerte Ballungszentren bilden das Städtedreieck mit Saalfeld, Rudolstadt und Bad Blankenburg mit ca. 60.000 EW sowie die Städte (ohne Ortsteile) Pößneck mit 12.977 Einwohner, Neustadt/Orla mit 7.214 Einwohner, Schleiz mit 5.946 Einwohner und Bad Lobenstein mit 5.176 Einwohner. In den Karten 1 und 2 werden sowohl die politische Raumgliederung als auch die Bevölkerungsverteilung gezeigt.

Entsprechend des Regionalplanes Ostthüringens kommt dem Städtedreieck eine besondere Bedeutung als Mittelzentrum mit Teilfunktion eines Oberzentrums zu. Lediglich die Städte Bad Lobenstein, Pößneck und Schleiz werden zusätzlich als Mittelzentrum ausgewiesen. Neben sieben Grundzentren kommt dem Großteil der Ortschaften die Bedeutung als Grundversorgungsbereich zu (Abbildung 1). Oberzentren, Mittelzentren und Grundzentren erfüllen die folgenden Funktionen:

• Oberzentren stellen zentrale Einrichtungen und Angebote für den spezialisierten, höheren Bedarf bereit. • Mittelzentren halten zentrale Einrichtungen und Angebote für den gehobenen Bedarf vor. • Grundzentren befriedigen mit ihren zentralen Einrichtungen und Angeboten den allgemeinen, täglichen Grundbedarf. Gleiches gilt für die Grundversorgungsbereiche.

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Abbildung 1 Raumstrukturelle Gliederung1

1 Vgl. Regionalplan Ostthüringen vom 28.10.2011 Nahverkehrsplan Zweckverband ÖPNV Saale-Orla 2015-2019 Seite 12

2.3 Bevölkerungsentwicklung

Die Bevölkerung im Verbandsgebiet hat in den letzten zehn erfassten Jahren (2002-2012) um 30.319 Einwohner, d. h. ca. 15 % abgenommen. Damit liegt das Verbandsgebiet über dem Durchschnitt Thüringens von ca. 10 %. Ursächlich hierfür ist insbesondere der negative Saldo von Geburten und Sterbefällen. Gleichermaßen negativ fällt der Wanderungssaldo aus. Bezogen auf den genannten Betrachtungszeitraum haben ca. 15.000 Personen mehr das Verbandsgebiet verlassen, als hinzugezogen sind. Im Vergleich der beiden Landkreise können keine deutlichen Unterschiede der Bevölkerungsentwicklungen festgestellt werden. 2

Die Prognosen des Thüringer Landesamtes für Statistik bis zum Jahr 2030 bestätigen, dass sich der negative Trend fortsetzen wird, sodass das Verbandsgebiet im Jahr 2030 voraussichtlich nur noch 75% der Einwohner aus dem Jahr 2012 aufweisen wird. Der deutliche Sprung von 2011 zu 2012 lässt sich mit dem Zensus 2011 begründen. Im Rahmen des Zensus wurde belegt, dass weniger Einwohner als bisher angenommen im Verbandsgebiet leben. Aus diesem Grund ist der jährliche Saldo deutlich größer, als in den Vorjahren.

Jahr Personen Index jährl. Überschuss (2012=100) in % (-) 2002 226.217 115,5 -1,05 2003 223.286 114,0 -1,31 2004 221.193 112,9 -0,95 2005 218.638 111,6 -1,17 2006 215.609 110,1 -1,40 2007 212.452 108,5 -1,49 2008 209.642 107,0 -1,34 2009 206.935 105,6 -1,31 2010 204.617 104,5 -1,13 2011 202.628 103,4 -0,98 2012 195.898 100,0 -3,44 … … … … 2020 176.625 90,2 2025 162.614 83,0 2030 148.633 75,9 Tabelle 2 Bevölkerungsentwicklung 2002-2030

Die Bevölkerungsverteilung im Verbandsgebiet nach Orten und Ortsteilen wird in der Anlage 1 und 2 mit Stichtag 31.12.2012 dargestellt. Da die Daten von den Einwohnermeldeämtern abgefragt wurden, weicht die Gesamteinwohnerzahl von den Angaben des Statistischen Landesamtes ab. Als größtes Ballungszentrum im Verbandsgebiet, wird das Städtedreieck herausgelöst betrachtet.

2 Quelle: Thüringer Landesamt für Statistik Nahverkehrsplan Zweckverband ÖPNV Saale-Orla 2015-2019 Seite 13

Die Betrachtung der Bevölkerung nach Altersgruppen zeigt, dass der Anteil der Kinder unter 6 Jahren bei ca. 4% und der Anteil der Kinder zwischen 6 und 18 Jahren bei 8% liegen. Mit 63% der Einwohner bilden die 18 bis 65 Jährigen die größte Bevölkerungsgruppe, während 25% 65 Jahre und älter sind (siehe Abbildung).3

4,3%

8,4% 24,8% unter 6 Jahre 6-18 Jahre 18-65 Jahre 65 Jahre und älter 62,6%

Abbildung 2 Bevölkerung nach Altersgruppen

Prognosen zufolge wird vor allem die Gruppe der 18 bis 65 Jährigen, zugunsten des Anteils älterer Menschen, kleiner werden. Laut Landesamt für Statistik werden beide Bevölkerungsgruppen bis 2030 mit 45% zu 42% fast gleich auf sein. In der Konsequenz wird vor allem der Personenkreis im gebärfähigen Alter fehlen, welches folglich Auswirkungen auf die Zahl der Erwerbstätigen als auch Schülerzahlen haben wird.

2.4 Erwerbstätige und Berufspendler

Zum Stichtag 30. Juni 2013 gab es im Zweckverbandsgebiet 76.353 sozialversicherungspflichtige Erwerbstätige (Beschäftigte am Wohnort). Nachdem zwischen 2000 und 2002 die Anzahl der Erwerbstätigen deutlich zurückgegangen ist, wird seither ein konstantes Niveau erreicht. Dies spiegelt sich auch in den Arbeitslosenzahlen wieder. Im gleichen Zeitraum konnte die Zahl der Arbeitslosen kontinuierlich verringert werden. Die Arbeitslosenquote im Landkreis Saalfeld- Rudolstadt lag im Jahresdurchschnitt 2013 bei 9,1 % und im Saale-Orla-Kreis bei 8,2 %. Thüringenweit lag der Durchschnitt bei 9,1%.

Die Zahl der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten (Beschäftigte am Arbeitsort) kann synonym als besetzte Arbeitsplätze betrachtet werden. Auch die Zahlen der Beschäftigten haben sich in den letzten Jahren stabilisiert, sodass am 30. Juni 2013 im Verbandsgebiet 65.272 sozialversicherungspflichtige Beschäftigte festgestellt werden konnten.

3 Quelle: Thüringer Landesamt für Statistik, Gebietsstand 31.12.2011 Nahverkehrsplan Zweckverband ÖPNV Saale-Orla 2015-2019 Seite 14

Für die Fahrgastnachfrage ist es entscheidend, wie hoch das Aufkommen an Berufspendlern ist. Von Berufspendlern ist dann die Rede, wenn sich der Wohnort und der Arbeitsort bzw. wenn sich die Erwerbstätigen (Wohnortprinzip) und Beschäftigten (Arbeitsortprinzip) unterscheiden.

Im Jahr 2013 lag das Pendlersaldo bei minus 11.081 Personen (Auspendler 23.903 - Einpendler 12.822). Das heißt, es pendeln fast doppelt so viele Personen aus dem Zweckverbandsgebiet aus zur Arbeit, als in das Zweckverbandsgebiet ein. Veränderungen dieser Werte in den vergangenen Jahren waren nur marginal vorhanden. Die Zahlen können so gedeutet werden, dass die Zahl der Erwerbstätigen höher ist als die Arbeitsplätze im Kreisgebiet.

2.5 Schüler und Schulstandorte

Laut den aktuellen Schulnetzplänen verzeichnet das Zweckverbandsgebiet gegenwärtig 92 Schulen in Trägerschaft der Landkreise sowie freier Träger und den Städten Saalfeld und Rudolstadt. Davon sind 35 staatliche Grundschulen, 19 staatliche Regelschulen, 8 staatliche Gymnasien, 5 staatliche Förderschulen, 4 staatliche Berufsschulen sowie 12 private Bildungseinrichtungen und 9 Grund- und Regelschulen in Stadtträgerschaft.

Im Vergleich zum Schuljahr 2004/05 besuchen im Schuljahr 2013/14 ca. 2.000 weniger Schüler die allgemeinbildenden Schulen (Grund- und Regelschulen sowie Gymnasien) der Landkreise. In Zahlen ausgedrückt bedeutet das, einen Rückgang von 14.149 auf 12.184 Schüler bzw. 14 %. Im gleichen Zeitraum sanken die Schülerzahlen in Förderschulen von 1.100 auf 336 Schüler und in Berufsschulen von 5.800 auf 2.500 Schüler. Besonders betroffen vom Schülerrückgang waren und sind die Regelschulen. Diese verloren 28 % der Schülerschaft. Der Rückgang der Schüler ist nicht allein mit den geburtenschwachen Jahrgängen zu begründen, sondern gleichermaßen mit den sehr hohen Übertrittsraten von ca. 45% auf die Gymnasien.

Dies hat zur Folge, dass die Regelschulen immer kleiner werden, welches sich auch in den Prognosen bis zum Schuljahr 2019/20 deutlich zeigt (Tabelle 3).

Grundschulen Regelschulen Gymnasien Gesamt Anzahl Anzahl Anzahl Anzahl Index Schüler Schüler Schüler Schüler (2013/14=100 %)

2004/05 3.989 5.158 5.002 14.149 116 2006/07 4.357 3.556 4.346 12.259 2008/09 4.389 3.172 3.980 11.541 2010/11 4.301 3.400 3.930 11.631 2012/13 4.045 3.684 4.391 12.120 2013/14 3.958 3.696 4.530 12.184 100 2015/16 4.037 3.462 4.707 12.206 2017/18 4.073 3.292 4.717 12.082 2019/20 3.930 3.263 4.730 11.923 98 Tabelle 3 Entwicklung der Schülerzahlen 2004/05 bis 2019/20

Die Einzelbetrachtungen zu den Schulen ist den Schulnetzplänen zu entnehmen. Nahverkehrsplan Zweckverband ÖPNV Saale-Orla 2015-2019 Seite 15

Der Anteil an Fahrschülern im Verhältnis zu den Gesamtschülerzahlen beträgt im Zweckverbandsgebiet zwischen 60 und 70 Prozent. Sinkende Schülerzahlen führen zu geringeren Einnahmen sowohl aus dem Verkauf der Schülerfahrkarten als auch der Ausgleichszahlungen des Freistaates. Die Verringerung des Aufwandes verhält sich dazu unproportional, da sich die Anzahl der Fahrten und der angebotenen Kapazitäten nicht oder nur geringfügig verändern.

In weiterer Konsequenz zu den gravierenden Veränderungen der Schülerzahlen musste das Schulnetz bereits in den vergangenen Jahren angepasst werden. Daraus resultierend bestehen in Teilen des Verbandsgebietes bereits jetzt sehr lange Beförderungswege.

Durch das demografische Echo (Frauen der geburtsschwachen Jahrgänge kommen ins gebärfähige Alter) werden weiterhin massive Auswirkungen bis zum Jahr 2030 erwartet, sodass weitere Korrekturen im Schulnetz nicht auszuschließen sind. Die Entscheidungen für oder gegen Schulstandorte werden in der Regel politisch getroffen. Betrachtungen zu dem steigenden Aufwand der Schülerbeförderung finden dabei nicht oder ungenügend Beachtung, welches seinen Niederschlag in der Entwicklung der Kosten finden wird.

Ein weiterer Kostenschub ist durch die Einführung von Ganztagsschulen zu erwarten, da dies zwangsläufig zu einer höheren Anzahl von Fahrten führen wird. Aus diesem Grund wird im Abschnitt 5.1 einmal genauer auf die damit verbunden Probleme eingegangen.

Einzelheiten zu Schulstandorten Einzugsgebieten sind in Anlage 3 enthalten.

2.6 Mobilität

Den Erhebungen des Thüringer Landesamtes für Statistik bezüglich des Fahrzeugbestandes nach Kreisen ist zu entnehmen, dass im Verbandsgebiet zum 31. Dezember 2012 140.190 Kraftfahrzeuge angemeldet waren. 111.741 davon sind registrierte Pkw. Bei einer Einwohnerzahl von 195.898 Einwohnern ergibt sich eine Pkw-Dichte je 1000 Einwohner von 570. Damit liegt das Verbandsgebiet deutlich über dem Durchschnitt Thüringens von 536. Im Vergleich der Jahre ab 2000 ist die Tendenz steigend.

Abbildung 3 zeigt die Entwicklung der Pkw-Dichte über die Jahre 2000 bis 2012 (zum 31.12. eines jeden Jahres) für die beiden Landkreise sowie im Durchschnitt für das Zweckverbandsgebiet.

Der Motorisierungsgrad des Landkreises Saalfeld-Rudolstadt in den dargestellten Jahren ist geringfügig höher als der Landesdurchschnitt. Die Werte des Saale-Orla-Kreises liegen jedoch deutlich über dem Thüringer Durchschnitt, was vordergründig auf die höheren Anforderungen an die Mobilität im ländlichen Raum (Flächenkreis) und das ausgedünnte Nahverkehrsangebot zurückzuführen ist.

Bei der Betrachtung des Gesamtzeitraums fällt auf, dass der Bestand an Pkw ab 2007 im Vergleich der Vorjahre deutlich verringert ist. Eine Ableitung für den Motorisierungsgrad lässt sich daraus nicht treffen, da die Werte aus einer Umstellung des statistischen Erhebungsverfahrens resultieren. Ab dem 1. Januar 2007 erfolgte die Erfassung der Kraftfahrzeuge durch das Thüringer Landesamt für Statistik ohne vorübergehende Stilllegungen bzw. Außerbetriebsetzungen. Nahverkehrsplan Zweckverband ÖPNV Saale-Orla 2015-2019 Seite 16

Weiterhin führte die Anpassung der Einwohnerzahlen aufgrund des Zensus 2011 zu Verschiebungen in den Werten, da die Einwohnerzahl nach unten korrigiert wurde. Demgegenüber steht ein leichter Anstieg der Pkw-Anzahl.

700

600

500

400

300

PKW PKW pro1000 EW 200

100

0 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012

Landkreis Saalfeld-Rudolstadt Saale-Orla-Kreis Zweckverband

Abbildung 3 Entwicklung der Pkw-Dichte im Verbandsgebiet

2.7 Verkehrsinfrastruktur

Das Straßennetz des Verbandsgebietes umfasst ohne Gemeindestraßen 1.427 km.

Straßenkategorie Landkreis Saalfeld- Saale-Orla-Kreis Zweckverband Rudolstadt km km km Bundeautobahnen 0 45 45 Bundesstraßen 136 128 264 Landesstraßen 238 366 604 Kreisstraßen 244 270 514 Gesamtstraßennetz 618 809 1.427 Tabelle 4 km-Straßennetz nach Straßenkategorie

Das Zweckverbandsgebiet wird auf Seiten des Saale-Orla-Kreises von der A 9 mit den Anschlussstellen Triptis, , Schleiz und Bad Lobenstein / Hirschberg durchquert, die bisher etwa zur Hälfte sechsstreifig ausgebaut wurde. Auch die verbliebenen Abschnitte von Schleiz bis Triptis sollen in den nächsten Jahren planmäßig so gebaut werden. Ebenso wichtig ist ein guter Ausbauzustand der notwendigen Umleitungsstrecken für eventuelle Abschnittssperrungen (Baumaßnahmen, Unfälle); hier besteht noch Nachholbedarf. Nahverkehrsplan Zweckverband ÖPNV Saale-Orla 2015-2019 Seite 17

Bundesautobahn sind für den regionalen ÖPNV weitestgehend uninteressant. Eine Nutzung durch den Linienverkehr findet nur im Ausnahmefall statt.

Von erheblicher Bedeutung ist der Ausbau der L 1048 als Zubringer vom Städtedreieck zur Bundesautobahn A 71. Fertiggestellt ist die Ortsumgehung Eichfeld. Der Neubau der Umgehungen Schaala (Tunnel) und der dreistreifige Ausbau der L 1048 von Eichfeld bis zur Anbindung Nahwinden ist realisiert worden. Nachfolgend ist die weitere Trasse bis Traßdorf leistungsfähig auszubauen. Diese Landesstraße wird mit Fertigstellung des Zubringers zur A 71 zur Bundesstraße umgewidmet.

Das Netz der überregionalen Straßenverbindungen wird repräsentiert durch die

 B 2 Gera -Triptis-Pößneck-Saalfeld, B 90 / L 1093 Saalfeld-Bad Lobenstein,  B 94 Schleiz-Zeulenroda-Greiz, B 282 Schleiz-Mühltroff-Plauen,  B 2 Gefell-Töpen-Hof und L 1095 Schleiz-Saalburg-Ebersdorf-Bad Lobenstein  B 88 AS Bücheloh (A 71)-Gehren-Königsee-Bad Blankenburg-Rudolstadt-Jena-Naumburg  B 85 / B 90 Rudolstadt-Saalfeld-Leutenberg-Wurzbach-Bad Lobenstein-A 9 und die  B 281 (Gera-)Mittelpöllnitz-Neustadt/Orla-Pößneck-Saalfeld.

Die regional bedeutsamen Straßenverbindungen des Hauptnetzes bilden die

 L 1077 Neustadt/Orla-AS Dittersdorf--Schleiz  B 85 Hockeroda-Probstzella-Ludwigsstadt-Kronach  B 281 Saalfeld-Lichte-Neuhaus am Rennweg-Eisfeld und die  L 1048 Arnstadt-AS Arnstadt-Süd-Stadtilm-Rudolstadt.

Die Verkehrsinfrastruktur des Zweckverbandsgebietes wird in Karte 3 dargestellt.

In den vergangenen Jahren konnten eine Vielzahl von Ortsumgehungen fertiggestellt werden. Die Ortsumgehungen wirken sich positiv auf die Gestaltung des StPNV aus, sodass die Ortsdurchfahrten in der Regel deutlich entlastet werden.

Neben dem Straßennetz gilt es, dass Schienennetz zu betrachten. Von großräumiger Bedeutung ist die Fernverkehrsverbindung Berlin - Leipzig - Saalfeld - Nürnberg – München. Mit Fertigstellung der neuen ICE-Strecke im Thüringer Wald im Jahr 2017 wird Saalfeld seinen ICE-Halt verlieren. Um die überregionale schnelle Anbindung zu erhalten, werden Expressverbindungen eingerichtet.

Verkehrsverbindung von überregionaler Bedeutung ist die eingleisige Hauptbahn (Leipzig - Zeitz) - Gera - Weida - Triptis - Neustadt/Orla - Pößneck oberer Bahnhof – Saalfeld. Als regionale Hauptverbindungen sind die Strecken Saalfeld - Hockeroda - Leutenberg - Wurzbach - Bad Lobenstein - Blankenstein/Saale, Saalfeld - Bad Blankenburg - Rottenbach - Stadtilm - Arnstadt (Erfurt) und Saalfeld- Probstzella- Nürnberg zu nennen.

Eine regionale Nebenbahnverbindung mit großer touristischer Bedeutung ist die Strecke "Oberweißbacher Bergbahn", bestehend aus der Standseilbahn Obstfelderschmiede - Lichtenhain Nahverkehrsplan Zweckverband ÖPNV Saale-Orla 2015-2019 Seite 18

und der normalspurigen Strecke Lichtenhain - Cursdorf (für elektrische Triebwagen). Als weitere Nebenbahnverbindung ist die Strecke Pößneck-Jena anzusehen.

2.8 Wirtschaft

Im Zweckverbandsgebiet ist ein beachtliches Wirtschaftspotenzial vorhanden. Der Landkreis Saalfeld- Rudolstadt als traditioneller Industriestandort ist geprägt durch über 100 bedeutende Unternehmen der Branchen Stahlerzeugung, Chemie, Elektrotechnik/Elektronik, Medizintechnik, Maschinen- und Werkzeugbau, Papierherstellung, Porzellanherstellung und -verarbeitung, Holz- und Glasverarbeitung, Kunststofftechnik und Nahrungsmittelproduktion mit einem jährlichen Umsatz von über 1,9 Mrd. Euro und einem Exportanteil von 45 %.4 Er zählt damit zu den umsatz- und exportstärksten Regionen in Thüringen. Der gesunde Branchenmix (keine Branche über 25%) ist Grundlage für ein stabiles Wachstum.

Der Saale-Orla-Kreis ist durch eine hohe Industriedichte gekennzeichnet und weist mit über 90 Industriearbeitsplätzen pro 1.000 Einwohner einen Spitzenwert in Thüringen auf. Der Branchenmix wird angeführt durch das Ernährungsgewerbe, die Herstellung von Metallerzeugnissen, Gummi- und Kunststoffwaren sowie das Holzgewerbe und die Bauzulieferindustrie mit einem jährlichen Umsatz von über 1,8 Mrd. Euro. Das größte Unternehmen, die GGP Media GmbH in Pößneck, produziert und vertreibt mit über 1.000 Beschäftigten graphische Druckerzeugnisse. Die Wirtschaft im Kreis arbeitet auf hohem internationalem Niveau. Die Exportrate beträgt 31 Prozent.

Verdeutlicht wird das Wirtschaftspotenzial auch durch die zahlreich geschaffenen und auch gut aus- gelasteten Industrie- und Gewerbegebiete, welche in Anlage 4 einzeln dargestellt werden.

Auch die Land- und Forstwirtschaft sowie der Tourismus sind starke Wirtschaftsfaktoren. Insbesondere touristisch hat das Zweckverbandsgebiet viel zu bieten. Neben den landschaftlichen Schönheiten und Anziehungspunkten bestehen eine Vielzahl historischer und technischer Sehenswürdigkeiten sowie saisonale Touristikangebote.

Die wesentlichen Tourismusgebiete und deren Angebote werden in Anlage 5 gezeigt.

Dem Tourismus kommt eine tragende Rolle für die Entwicklung des Gebietes zu. Unter dem Aspekt der umweltfreundlichen Erschließung der Fremdenverkehrs- und Naherholungsgebiete ergeben sich auch für den ÖPNV Fahrgastpotenziale. Allerdings wird auch zukünftig der Schwerpunkt der „Erschließung“ des Gebietes durch die individuelle Mobilität der Touristen geschehen (hoher Anteil Camping, Weiträumigkeit des Gebietes, relativ geringe Besucherzahlen).

Für bestimmte Regionen oder Angebote lassen sich aber auch verstärkt die Vorteile des ÖPNV integrieren, wie dies am Beispiel der Oberweißbacher Berg- und Schwarzatalbahn bereits gelungen ist.

4 Quelle: Thüringer Landesamt für Statistik, Gebietsstand 31.12.2012 Nahverkehrsplan Zweckverband ÖPNV Saale-Orla 2015-2019 Seite 19

3 Analyse des ÖPNV im Zweckverbandsgebiet

3.1 Organisationsstruktur des Straßenpersonennahverkehr

Im Jahr 2005 wurde die Aufgabenträgerschaft und damit die Verantwortung für die Organisation des ÖPNV von den Landkreisen Saalfeld-Rudolstadt und Saale-Orla auf den Zweckverband ÖPNV Saale- Orla übertragen. Seither ist der Zweckverband für die Festlegung der verkehrspolitischen Zielsetzungen verantwortlich, wobei er im Sinne der beiden Landkreise handelt. Der Einfluss der Landkreise wird darüber hinaus durch die Besetzung der Verbandsversammlung bedingt. Mit jeweils fünf Kreistagsmitgliedern sind die beiden Landkreise zu gleichen Teilen stimmberechtigt und treffen die Entscheidungen für die Ausgestaltung des ÖPNV im Verbandsgebiet.

Bis zum Jahr 2013 lagen die Linienkonzessionen noch bei den drei Einzelunternehmen, der OVS GmbH, der PVG mbH und der OVO GmbH, welche seit 2005 Teil der KomBus GmbH waren. Die Planung für die drei Unternehmen wurde seither durch die Holding durchgeführt. Durch die einheitliche Organisation der Betriebsabläufe konnte das Gesamtunternehmen flexibler und kostengünstiger wirtschaften und Einsparungen bei den Beschaffungs- und Verwaltungskosten erzielt werden. Weiterhin wurde der Einsatz eines einheitlichen Verkehrsleitsystems möglich. Zur weiteren Optimierung interner Abläufe wurde sich in 2013 dafür entschieden, die drei Unternehmen auf die KomBus Verkehr GmbH zu verschmelzen. Die KomBus Verkehr GmbH trat somit die Rechtsnachfolge für die drei Unternehmen an, wodurch auch die Linienkonzessionen auf sie übergegangen sind. Die KomBus Verkehr GmbH ist zu 100 Prozent Tochter der KomBus GmbH, welche wiederum zu je 50 Prozent im Eigentum der beiden Mitgliedslandkreise ist.

Die derzeitige Organisationsstruktur stellt sich wie folgt dar.

Abbildung 4 Organisationsstruktur ÖPNV Nahverkehrsplan Zweckverband ÖPNV Saale-Orla 2015-2019 Seite 20

3.2 Schienenpersonennahverkehr

Die Zuständigkeit für das SPNV im Zweckverbandsgebiet obliegt nach § 3 Abs. 1 ThürÖPNVG dem Freistaat Thüringen als Aufgabenträger und der Nahverkehrservicegesellschaft Thüringen mbH als Besteller der SPNV-Leistungen.

Der SPNV hat sowohl im Nahbereich als auch im Regionalbereich (Anbindung an die Oberzentren) Erschließungs- und Verteilungsfunktionen zu erfüllen. Hauptaufgabe des SPNV ist die regionale Erschließung auf dem bestehenden Liniennetz, wie im Abschnitt 2.7 dargestellt.

Eine Besonderheit stellt die Oberweißbacher Bergbahn Obstfelderschmiede-Cursdorf dar. Sie gilt als touristische Attraktion, erfüllt aber auch Aufgaben im Nahverkehr.

Im Bahnhof Saalfeld wird bis 2017 die Verknüpfung zum überregionalen Fernverkehr München - Berlin hergestellt. Mit Eröffnung der neuen ICE-Trasse über Erfurt wird der ICE-Halt in Saalfeld entfallen. Im Zuge dessen, ist die Erweiterung des StPNV-Verkehrsangebotes in Richtung Erfurt zu überprüfen.

Aktuell finden sich im Zweckverbandsgebiet die nachfolgenden Bahnverbindungen.

Tabelle 5 SPNV- Regionallinien

Die wichtigsten Übergangsstellen zum SPNV werden in Anlage 6 dargestellt.

Innerhalb der vergangenen zehn Jahre wurde der Verkehr auf zwei Strecken im Verbandsgebiet (Triptis-Unterlemnitz und Schönberg- Schleiz West) abbestellt. Um die überregionale Anbindung der Stadt Schleiz zu gewährleisten, wurden Ersatzverkehre mit Bussen bis nach Schönberg eingerichtet.

Ausführliche Informationen zum SPNV finden sich im „Nahverkehrsplan für den Schienenpersonennahverkehr im Freistaat Thüringen“, weshalb an dieser Stelle darauf verwiesen wird.

3.3 Straßenpersonennahverkehr

Aufgrund der geringen Anbindung des Zweckverbandsgebietes durch den SPNV (vor allem im Bereich des Saale-Orla-Kreises) ist größtenteils der StPNV für die Fein- und Flächenerschließung des Nahverkehrsplan Zweckverband ÖPNV Saale-Orla 2015-2019 Seite 21

ländlichen Raumes zuständig. Vorteile des StPNV sind die besseren Zugangsmöglichkeiten aufgrund geringerer Haltestellenabstände, die weitaus bessere Anpassungsmöglichkeit an die Topografie sowie die bestehende Siedlungsstruktur und die große Netzdichte.

Das Verbandsgebiet wird durch ein zentrenorientiertes StPNV-Netz erschlossen. Es bestehen sowohl Verbindungen aus den Mittelzentren in die Unter- und Kleinzentren sowie in die Fläche als auch Verbindungen in der Fläche, um so vor allem Notwendigkeiten des Schülerverkehrs zu genügen. Durch das bestehende StPNV-Angebot werden alle Gemeinden und deren Ortsteile im Zweckverbandsgebiet bedient.

Zur besseren Planbarkeit und Vermarktung wurden die Regionallinien in neun Linienbündel und fünf Einzellinien zusammengefasst. (Abschnitt 5.2) Darüber hinaus bestehen zwölf Stadlinien in den Städten Saalfeld, Rudolstadt, Pößneck, Schleiz, Bad Lobenstein sowie die verbindenden Linien im Städtedreieck. Linien mit überregionaler Bedeutung sind z.B. bilden die Verbindungen Schleiz – Jena, Schleiz – Gera und Saalfeld – Neuhaus. Die Darstellung der Linienbündel mit Angaben zu den Fahrplankilometern erfolgt in Anlage 7.

15 der Linien bedienen Ortschaften außerhalb des Verbandsgebietes. Hierzu sind Vereinbarungen zwischen allen beteiligten Trägern des Nahverkehrs geschlossen worden. Bei Einfahrt in das VMT- Gebiet, wurde die Anwendung des VMT- Tarifes vereinbart. Darüber hinaus, wurde das Tarifsystem bei Einfahrt in benachbarte Tarifgebiete angeglichen. Fahrausweise anderer Aufgabenträger werden nicht anerkannt und es bestehen keine Bedienverbote.

benachbarte Verkehrs- Linien erste Haltestelle im anderen LK unternehmen

113 Oesteröda, Dienstedt PVG 114 Neckeroda PVG 810 Krölpa RVG 820 Wolfersdorf JES 405 Neuhaus OVG 406 Neuhaus OVG 407 Neuhaus OVG 302 Neuhaus OVG 313 Neuhaus OVG 215 Pennewitz IOV 155 Töpen VU Bachstein 132 Weckersdorf PRG 143 Langenbach VVV 163 Reuth VVV 964 Freienorla JES 620 Blechschmiedenhammer, Lichtenberg Ostbayernbus Regensburg Tabelle 6 Eigene Linien, die fremdes Gebiet berühren Nahverkehrsplan Zweckverband ÖPNV Saale-Orla 2015-2019 Seite 22

Entgegengesetzt fahren auch andere Aufgabenträger in das Zweckverbandsgebiet ein. Hierzu wurden sieben Linien ermittelt.

Verkehrs- Linien unternehmen von nach über 306 IOV Ilmenau Ilmenau Königsee Gehren 308 IOV Ilmenau Altenfeld Königsee Herschdorf 501 U OVG Sonneberg Neuhaus/Rwg. Katzhütte Siegmundsburg 508 Fa. Ilchmann Masserberg Theuern Katzhütte 40 PRG Greiz Zeulenroda Neustast Auma/Triptis 221 PVG Weimar Weimar Rudolstadt Teichel

Tabelle 7 Fremde, das eigene Gebiet berührende Linien

3.4 Haltestellen und Verknüpfungspunkte

Im Verbandsgebiet befinden sich über 2.500 Bushaltestellen. Zentrale Omnibusbahnhöfe bzw. Haltestellen befinden sich in Bad Lobenstein, Königsee-Rottenbach, Neustadt, Pößneck, Rudolstadt, Saalfeld und Schleiz. lfd. Umsteige-/ Aufeinander abzustimmende Umsteige- Nr. Verknüpfungspunkt Linien verbindungen pro Arbeitstag [ ] [ ] [ ] [ ] 1 Bad Lobenstein L1, 610, 620, 630, 640, 720 Vielfach Bahnstrecke 557 2 Rudolstadt, Bahnhof / S1, S2, R mit 113, 114, 215, 217, Vielfach Anger 302, 120, 121, 122, 125 Bahnstrecke 560 3 Saalfeld, Bahnhof S1, S2, A, B, D mit 544, 545, 546, vielfach 547, 948, 217, 453, 554, 957, 405, Bahnstrecken 555, 557, 560, 561, 221 4 Königsee-Rottenbach 215 mit 330, 331, 333 8 5 Pößneck, Busbahnhof A, B, C, 944, 964, 965, 966, 968, vielfach 969, 971, 972 6 Schleiz, Busbahnhof A, B, C mit 132, 143, 155, 610, vielfach 611, 710, 720, 721, 730, 810, 820, 821 7 Neustadt (Orla), 822, 830, 831, 832, 944, 981, Vielfach Busbahnhof 82(Stadtverkehr) 8 Probstzella 407, 547, 555 Vielfach Nahverkehrsplan Zweckverband ÖPNV Saale-Orla 2015-2019 Seite 23

lfd. Umsteige-/ Aufeinander abzustimmende Umsteige¬- Nr. Verknüpfungspunkt Linien verbindungen pro Arbeitstag 9 Leutenberg 547, 554, 555 Vielfach Bahnstrecke 557 Tabelle 8 Wichtige Verknüpfungspunkte

An den Verknüpfungspunkten ist der Übergang der Verkehrsträger sicherzustellen. Hierbei sind Rahmenbedingungen einzuhalten. Der Schülerverkehr hat bei der Verknüpfung Vorrang. Bei konkurrierenden Anschlussverbindungen, wird nach der Priorität der Anschlüsse entschieden. Besonderes Augenmerk liegt auf dem z.B. auf dem Fernverkehr.

Seit mehreren Jahren besteht Handlungsbedarf für neue zentrale Busbahnhöfe in Bad Lobenstein und in Rudolstadt. Ein neuer Verknüpfungspunkt zwischen Bus und Bahn entsteht im Bereich Rottenbach. Weitere Zugangsstellen zum SPNV werden in Anlage 6 verdeutlicht.

Für eine große Anzahl der übrigen Haltestellen besteht baulicher Verbesserungsbedarf, vor allem um die laut PBefG vorgeschriebene Barrierefreiheit bis 2022 zu erreichen. Resultierend aus der schlechten Haushaltssituation der Städte und Gemeinden, werden Investitionen im Bereich der Haltestellen von Jahr zu Jahr verschoben.

Zur Verbesserung der Fahrgastinformation wurden in den letzten Jahren digitale Fahrgastinformationssysteme im Bereich der Stadtverkehre installiert. 100 Haltestellen sind mit diesen Anzeigen ausgestattet. Tendenz steigend.

Zur Beschleunigung des ÖPNV sind in den Städten Saalfeld und Rudolstadt im Rahmen der kurzfristigen Möglichkeiten Busspuren und von Bussen des StPNV angesteuerte Lichtsignalanlagen eingerichtet.

3.5 Fahrzeugtechnik

Die KomBus hält 231 Busse vor mit einem Durchschnittsalter von 8,4 Jahren. Davon werden 31 im Stadtverkehr eingesetzt und 196 im Regionalbusverkehr. Hinzu kommen vier Reisebusse. Im Jahr 2013/2014 wurden sechs 14,7m Busse angeschafft, um dem hohen Fahrgastaufkommen im Städtedreieck gerecht zu werden. Der Anteil an Niederflurfahrzeugen inklusive Low-Entry-Bussen beträgt 53 Prozent. Alle Fahrzeuge sind mit RBL-Technik, Fahrscheindruckern und akustischen Fahrgastinformationen ausgestattet. 120 Fahrzeuge im Stadtverkehr bieten darüber hinaus optische Fahrgastinformation.

Das beauftragte Verkehrsunternehmen ist aus wirtschaftlichen Gründen gehalten, einen ökonomisch optimierten Fahrzeugpark zu betreiben. Er soll sowohl den Anforderungen der Hauptverkehrszeiten genügen, als auch einen wirtschaftlichen Einsatz in den verkehrsschwachen Zeiten ermöglichen.

Der StPNV wird mit Linienbussen betrieben, die dem VDV-Standard entsprechen. In verkehrsschwachen Zeiten und auf verkehrsschwachen Strecken werden außerdem Kleinbusse und als flexible Bedienungsform auf einzelnen Relationen Rufbusse eingesetzt. Nahverkehrsplan Zweckverband ÖPNV Saale-Orla 2015-2019 Seite 24

Angaben zu den Standards der eingesetzten Fahrzeuge finden sich in Anlage 8. Die Vorgaben für die Fahrzeugtypen wurden den Linien in Anlage 7 zugeordnet.

3.6 Leistungsangebot

Der integrierte Schülerverkehr ruft im Linienverkehr enorme Leistungsspitzen am Morgen und am frühen Nachmittag hervor. Der arbeitstägliche Verlauf der im Einsatz befindlichen Busse (Fahrer) über die Tageszeit ist in nachfolgend qualitativ abgebildet.

Fahrzeugeinsatzdiagramm Referenztag: Dienstag 200

180

160

140

120

100 Ferien

80 Schule

Fahrzeuge Einsatz im 60

40

20

0 Uhrzeit 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 1

Abbildung 5 Buseinsatz an Arbeitstagen

Das im Überlandverkehr bestehende Angebot basiert in weiten Teilen auf den gewachsenen Strukturen beider Landkreise und wird darüber hinaus weitestgehend von den Erfordernissen des Schülerverkehrs bestimmt. Tagtäglich werden mehr als 7.600 Schüler befördert. Durch die Einführung von Ganztagsschulen wird sich die blaue Kurve nachmittags weiter ausdehnen, worauf im Abschnitt 5.1 eingegangen wird.

Um den Fahrgastbedürfnissen nachkommen zu können, wurden die Stadtverkehre neu gestaltet. Das betrifft die Netze, die Fahrpläne, den eingesetzten Fahrzeugpark und das Erscheinungsbild als eigene Verkehrsart. Die weitestgehenden Änderungen gibt es im Städtedreieck, in dem das Produkt „Städtedreieck mobil“ geschaffen wurde. In geringerem Umfang trifft das ebenso auf die Produktpalette „Stadt Pößneck mobil“, Stadt Schleiz mobil“ und „Bad Lobenstein mobil“ zu.

Trotz in der Vergangenheit erfolgter Fahrplankürzungen (vorwiegend im Gebiet Landkreis Saalfeld- Rudolstadt) kann das Fahrtenangebot im Verbandsgebiet noch als gut angesehen werden. Speziell Nahverkehrsplan Zweckverband ÖPNV Saale-Orla 2015-2019 Seite 25

auf den Stadtbuslinien besteht ein umfangreiches Fahrplanangebot für den StPNV. Im Städtedreieck werden am Wochenende rund um die Uhr Fahrten angeboten.

An den Wochenenden und Feiertagen, nachts und während der Schulferien besteht vor allem im Überlandverkehr ein gegenüber den Arbeitstagen ausgedünntes Angebot, welches der Nachfrage nicht immer entsprechen kann und der Akzeptanz des Nahverkehrs nicht förderlich ist.

Der Bedarf bzw. die Auslastung der einzelnen Linien wird durch das Verkehrsunternehmen in monatlichen Linienanalysen ermittelt. So wird z. B. auf erhöhten Bedarf im Stadtverkehr kurzfristig durch zusätzliche Busse reagiert. Auch bei Straßensperrungen oder Baumaßnahmen werden kurzfristig Angebotsänderungen realisiert.

3.7 Beförderungsaufkommen

In Tabelle 9 wird das Beförderungsaufkommen dargestellt. Im Betrachtungszeitraum von 2006-2013 ist zu erkennen, dass sich das Gesamtbeförderungsaufkommen erheblich reduziert hat. Während die Beförderungsfälle im Jedermann-Verkehr nahezu gehalten werden konnten, gehen die Beförderungsfälle im Schülerverkehr deutlich zurück. Der Verringerung im Jedermann-Verkehr konnte mit Neugestaltung der Stadtverkehre sowie der Einführung des Mobi-Tickets, entgegengewirkt werden. Dennoch ist ein weiteres Sinken dieser Werte wegen des weiteren Bevölkerungsrückganges zukünftig nicht zu vermeiden.

Im Jahr 2013 entfallen auf den Schülerverkehr (ohne freigestellten) 62 Prozent der Beförderungsfälle. Dieses Übergewicht des Schülerverkehrs am Gesamtverkehr beeinflusst die Gestaltung des StPNV maßgeblich und lässt für den übrigen Bereich nur geringe Spielräume. Andererseits hat der Zweckverband auf die Höhe des Aufkommens keinerlei Einfluss und kann dem negativen Trend nicht gegensteuern.

Beförderungsart Beförderungsfälle nach §42 PBefG davon Schüler Beförderungs- Veränderung Jahr gesamt davon Schüler übriger nach FVO fälle gesamt zum Vorjahr StPNV

2006 8.948.076 6.026.226 2.921.850 558.767 9.506.843 -6,61% 2007 8.504.398 5.579.822 2.924.576 617.480 9.121.878 -4,22% 2008 8.737.497 5.684.138 3.053.360 675.053 9.412.550 3,09% 2009 8.486.784 5.421.091 3.065.693 639.199 9.125.983 -3,14% 2010 8.601.151 5.600.548 3.000.603 701.781 9.302.932 1,90% 2011 8.452.951 5.591.261 2.861.690 718.280 9.171.231 -1,44% 2012 8.217.123 5.506.577 2.710.546 682.701 8.899.824 -3,05% 2013 8.189.008 5.457.096 2.731.912 726.359 8.915.367 0,17% Tabelle 9 Beförderungsaufkommen

Nahverkehrsplan Zweckverband ÖPNV Saale-Orla 2015-2019 Seite 26

3.8 Tarifsystem

Bedingt durch das große Bedienungsgebiet und die unterschiedlichen Verkehrsarten gibt es ein sehr umfangreiches Tarifsystem. Grundsätzlich existieren für die Stadtverkehre und die Überlandverkehre unterschiedliche, aber miteinander verbundene, Tarifsysteme. Dabei gibt es Einzel- und Mehrfahrtenkarten sowie Wochen- und Monatskarten. Als „Jahreskarten“ existiert das „Job-Ticket“. Hierfür wird ein Vertrag zwischen Verkehrsunternehmen und Arbeitgebern geschlossen, wodurch die Mitarbeiter des jeweiligen Unternehmens ein Ticket erhalten womit sie ganzjährig Fahrten im Bedienungsgebiet der KomBus durchführen können. An Wochenenden und Feiertagen besteht darüber hinaus die Möglichkeit, mehrere Familienangehörige kostenlos mitzunehmen.

In Vereinbarung mit den Jobcentern der beiden Kreise gibt es für die Empfänger von Arbeitslosengeld eine besondere Form des Jobtickets. Das günstige Mobilitätsticket, kann in einem oder beiden Landkreisen genutzt werden.

Die Tarife im Zweckverbandsgebiet sind Bestandteil eines öffentlichen Dienstleistungsauftrages.

Nahverkehrsplan Zweckverband ÖPNV Saale-Orla 2015-2019 Seite 27

4 Verkehrspolitische Zielsetzungen und Qualitätsmerkmale

4.1 Beförderungsaufgabe und allgemeine Zielsetzungen

Der Zweckverband Saale-Orla ist Aufgabenträger für den Straßenpersonennahverkehr in den Landkreisen Saalfeld-Rudolstadt und Saale-Orla und nimmt somit alle im Zusammenhang stehenden Aufgaben (unter Beachtung der Verbandssatzung) für seine Mitglieder wahr.. Den Einwohnern des Verbandsgebietes soll ein qualitativ hochwertiger, zuverlässiger und attraktiver Omnibusverkehr angeboten werden, der die wirtschaftlichen Zwänge des Aufgabenträgers sowie seiner Mitglieder berücksichtigt.

Allgemein werden zwei grundsätzliche Beförderungsaufgaben definiert:

 Im Rahmen der allgemeinen Daseinsvorsorge ist der Bevölkerung, welche auf den öffentlichen Personennahverkehr angewiesen ist (etwa ein Drittel) die lebensnotwendige Mobilität in bezahlbarer Form zu sichern. Der ÖPNV ist ein alternativloses Mobilitätsangebot zur Absicherung des Schülerverkehrs und für die o. g. Personengruppe für alle übrigen notwendigen Erfordernisse (Berufs-, Einkaufs-, Arzt-, Behörden- und Freizeitverkehre). Mobilitätseingeschränkten Personen soll die notwendige Integration in die Gesellschaft erleichtert werden.

 Für die nicht unbedingt auf den ÖPNV angewiesenen Teile der Bevölkerung kann er eine sinnvolle und wünschenswerte Alternative darstellen.

Die Ausgestaltung der Beförderungsgrundsätze unterliegt den allgemeinen Zielsetzungen für den ÖPNV im Zweckverbandsgebiet.

 Der ÖPNV im Zweckverbandsgebiet ist am Bedarf seiner Nutzer auszurichten und unter der Maßgabe politischer, rechtlicher und finanzieller Aspekte sicherzustellen.  Im Sinne der Imagepflege des ÖPNV, sind Kundenanforderungen zur Erreichung einer guten Kundenzufriedenheit zu berücksichtigen. Sofern nicht wirtschaftliche Aspekte entgegenstehen.  Die Zusammenarbeit zwischen dem Zweckverband ÖPNV Saale-Orla, den Aufgabenträgern für den Schülerverkehr, dem SPNV und mit benachbarten Aufgabenträgern soll weiter verbessert werden. Hierzu ist es insbesondere erforderlich, dass die Verkehrsangebote mit benachbarten Aufgabenträgern abgestimmt und tariflich weitestgehend angeglichen werden. Ebenso ist die Realisierung der gegenseitigen Fahrscheinanerkennung zwischen den Aufgabenträgern voranzutreiben.  In Zusammenarbeit mit den Landkreisen sind die Bedarfsspitzen resultierend aus dem Schülerverkehr zu senken. Entscheidungen für Schulstandorte und Festlegung von Schuleinzugsgebieten sollen unter Berücksichtigung der Belange des ÖPNV getroffen werden. Die Wirtschaftlichkeit und dauerhafte Durchführbarkeit freigestellter oder individueller Schülerverkehr sollen durch Vergleichsbetrachtungen nachgewiesen werden. Nahverkehrsplan Zweckverband ÖPNV Saale-Orla 2015-2019 Seite 28

 Das bestehende Angebot des SPNV wird als sinnvolle Ergänzung zum StPNV gesehen und soll durch Erhaltung bzw. Ausbau der Verknüpfungspunkte zwischen Bahn und Bus unterstützt werden. Konkurrierende Verkehre dürfen nicht aufgebaut werden.  Die Nachfrage soll weitestgehend gebündelt und aufeinander abgestimmt werden, um eine maximale Kapazitätsauslastung zu erreichen.  Es ist ein einheitliches Tarifsystem vorzuhalten. Die Tarife sind sozial verträglich unter dem Aspekt der Wirtschaftlichkeit zu gestalten.  Fahrgastinformationen sind einheitlich und flächendeckend vorzuhalten und sind dem Bedarf der Nutzer nach elektronischen Auskunftsmöglichkeiten anzupassen.  Das beauftragte Verkehrsunternehmen hat alle organisatorischen und technischen Möglichkeiten zu nutzen, um zur Kostenreduzierung im ÖPNV beizutragen.

4.2 Organisatorische, verkehrliche und tarifliche Kooperationen

Mit der Aufgabenübertragung an den Zweckverband Öffentlicher Personennahverkehr Saale-Orla besteht eine kreisübergreifende Arbeitsebene, die alle Aufgaben der vorherigen Träger des ÖPNV umfassend erfüllt. Durch die Verbandsversammlung ist der erforderliche Einfluss der Landkreise gesichert.

Mit der Verschmelzung der drei Verkehrsunternehmen OVS, PVG und OVO auf die KomBus Verkehr GmbH im Juli 2013, hält dieses Unternehmen alleinig die Linienkonzessionen inne. Das Verkehrsunternehmen wird durch den Zweckverband zur Erbringung des fahrplanmäßigen Verkehrsangebotes zur Bedienung der Allgemeinheit im öffentlichen Personennahverkehr mittels Verkehrsfinanzierungsvertrag gebunden. Durch die Gesellschafterstruktur der KomBus GmbH (beide Landkreise Gesellschafter zu je 50 %) ist auch hier der Einfluss der originären Träger des ÖPNV gegeben. Die Strukturen sind zur Integration weiterer Partner offen.

Seit 2006 gibt es bereits zwischen den Unternehmen der KomBus-Gruppe ein gemeinsames Fahrscheinsortiment (Fahrscheinanerkennung auf gemeinsam befahrenen Linien bzw. Teilstrecken). Gebietsübergreifende Kooperationen zur Gestaltung und Einführung gemeinsamer Fahrscheintarife (z. B. VMT)dürfen nicht zu einem steigenden Aufwand und zu Durchtarifierungsverlusten führen, die von den Verkehrsunternehmen oder vom Zweckverband getragen werden müssen.

4.3 Ziele und Grundsätze der Erschließungs- und Verbindungsqualität

Die Darstellung der Richtwerte zur Erschließungs- und Verbindungsqualität dient bei Bedarf der Überprüfung der verkehrspolitischen Vorgaben. Bei der Definition der Richtwerte ist zu beachten, dass es die Siedlungsstruktur im Zweckverbandsgebiet nicht generell ermöglicht, einen gleichwertigen ÖPNV in allen Ortschaften anzubieten. Die Kleingliedrigkeit der Gemeinden lässt es nicht zu, Vorgaben anhand der Einwohnerzahl zu definieren. Für die Mindestbedienhäufigkeit der Orte sollen nachfolgende Grundsätze als Orientierungsbasis gelten:

 Anfahren einer Ortschaft (außerhalb von dicht bebauten Gebieten und Städten) einschließlich des Schülerverkehrs bis dreimal am Tag.  In Ferienzeiten sind tageweise bedarfsgerechte Verkehre anzubieten. Nahverkehrsplan Zweckverband ÖPNV Saale-Orla 2015-2019 Seite 29

 Mindestauslastung der Omnibusse außerhalb des Schülerverkehrs und betriebsnotwendiger Fahrten (durchschnittlich pro Fahrt im Minimum 6 Fahrgäste).

Die Auslastung der Linien soll mittels Linienanalysen und Wirtschaftlichkeitsbetrachtungen kontinuierlich geprüft und nachgewiesen werden. Sofern diese Kriterien nicht erreicht werden und ein konventioneller Linienverkehr unzweckmäßig sein sollte, sind verstärkt bedarfsorientierte Bedienformen einzusetzen. Ziel ist es, den Bedürfnissen der Anbindung von Ortschaften an zentrale Orte, Arbeitsplatz- und Ausbildungszentren, medizinische Versorgungszentren sowie an überörtliche bedeutende Ziele für Tourismus, Sport und Kultur gerecht zu werden. Zu berücksichtigen ist dabei, dass Angebote nur im Rahmen eines angemessenen finanziellen Aufwands geschaffen werden, die den wirtschaftlichen Belangen des Verkehrsunternehmens und des Zweckverbandes Rechnung tragen.

Teil der Erschließungsqualität ist die Festlegung von Einzugsradien (Luftlinienentfernung) für Haltestellen. Die Darstellung orientiert sich an den Empfehlungen des Verbandes deutscher Verkehrsunternehmen. Hierbei wird die Luftlinienentfernung angegeben sowie die Gehzeit, um die Haltestelle fußläufig zu erreichen.

Verkehrsgebiet StPNV (Bus) SPNV dicht bebaute Gebiete und Städte 500 m 1.000 m (9 min) (17 min) Sonstige Ortschaften 800 m 1.000 m (14 min) (17 min)

Begründete Ausnahmen sind zulässig. Angaben zur Gehzeit berücksichtigen eine mittlere Gehgeschwindigkeit von 70 m/min und einen Umwegfaktor von 20%.

Tabelle 10 Einzugsbereich von ÖPNV-Haltestellen und entsprechenden Gehzeiten

Begründete Ausnahmen können sein:

 Siedlungsflächen mit sehr niedriger Bebauungsdichte oder geringer Größe, auf denen das ÖPNV- Potenzial folglich sehr gering ist,  Gewerbe- und Industrieflächen, die nicht befahrbar sind oder nur sehr wenige Beschäftigte oder Besucher aufweisen,  Siedlungsteile, die aufgrund topografischer und baulicher Gegebenheiten nicht befahrbar sind.

Der Luftlinienradius berücksichtigt keine topografischen Besonderheiten, die ein schnelles Erreichen der Haltestelle trotz geringem Einzugsradius verhindern (z. B. Steigerungen, umwegige Fußwegführung, Querung von Bahnstrecken oder Flussläufen). Daher wird die Gehzeit unter Berücksichtigung eines Umwegfaktors von 20% und einer mittleren Gehgeschwindigkeit von 70 m/min ausgewiesen. Weiterhin sollen die im § 2 ThürÖPNVG formulierten Standards Berücksichtigung finden.

Bezüglich der Verbindungsqualität sind die bisher angewendeten Fahrplangestaltungsmerkmale – für die Verbindungsachsen (Taktzeit 1h) und Stadtbusnetze (Taktzeit entsprechend Stadtbussystemen) Nahverkehrsplan Zweckverband ÖPNV Saale-Orla 2015-2019 Seite 30

angebotsorientiert sowie im ländlichen Raum bedarfsorientiert, beizubehalten. Die Linien sind weitestgehend auf die Zentren entlang der Verkehrsachsen auszurichten und an den wichtigsten Knotenpunkten so zu vertakten, dass sie den Bedürfnissen der Fahrgäste, soweit dem kein unverhältnismäßiger organisatorischer und finanzieller Aufwand entgegensteht.

An Verknüpfungspunkten sollen die Umstiegszeiten zwischen Bus-Bus und Bus-Bahn bzw. Bahn-Bus möglichst kurz gehalten werden. Anschlüsse sind an den wichtigsten Verknüpfungspunkten zumindest in Lastrichtung sicherzustellen.

4.4 Ziele und Grundsätze der Beförderungs- und Angebotsqualität

Neben den von Fahrgästen gewünschten Hauptattraktivitätsmerkmalen Häufigkeit, Schnelligkeit, Pünktlichkeit und Verlässlichkeit, haben der gebotene Komfort und die Ausstattung bei der Ausgestaltung des StPNV eine hohe Priorität. Entscheidend für das Marketing und die Wahrnehmung des Öffentlichen Personennahverkehrs im Zweckverbandsgebiet ist, mit welcher Qualität die Verkehrsleistungen erbracht werden. Unabdingbar gehört dazu, dass der Kunde vor der Fahrt geeignete Auskunftsmöglichkeiten hat, die ihm das bestehende Verkehrsangebot nahe bringen. Während und nach der Fahrt muss er im Fahrzeug und an Haltestellen Standards vorfinden, die einen positiven Eindruck hinterlassen. Insofern ist es wichtig, Qualitätsmerkmale zu definieren.

4.4.1 Fahrzeuge

Die eingesetzten Fahrzeuge sollen dem Fahrgast grundsätzlich komfortabel, sicher und sauber zur Verfügung stehen. Bei der Anschaffung ist darauf zu achten, dass die Fahrzeuge dem Stand der Technik zum Zeitpunkt ihrer Anschaffung entsprechen. Kriterien hierfür sind Komfort, Abgasemission, Fahrverhalten, Fahrsicherheit und Energieverbrauch. Im Hinblick auf die Novellierung des PBefG bezüglich der Herstellung der Barrierefreiheit für sensorisch eingeschränkte Personen bis zum Jahr 2022, ist bei der Anschaffung neuer Fahrzeuge auf barrierefreie Fahrzeugtypen bzw. Ausstattungsmerkmale im Rahmen der finanziellen Leistungsfähigkeit zu achten. In Anlage 8 werden die Fahrzeugstandards definiert, welche zum Einsatz kommen.

Bei der Beschaffung bzw. Unterhalt von Fahrzeugen sind zunehmend folgende Merkmale zu erfüllen:

 Einheitliche und verständliche elektronische Fahrtzielanzeige außen am Bus und akustische sowie visuelle Haltestelleninformation im Bus.  Niederflurtechnik- und Kneelingfunktion, im Regionalverkehr Berücksichtigung topografischer Verhältnisse beim Einsatz von Niederflurfahrzeugen, zumindest Low-Entry-Fahrzeuge (ggf. ersatzweise manuelle Rampe/Hublift).  Haltestellenwunschtaste für mobilitätseingeschränkte Personen.  Vorhaltung von Steh- und Abstellflächen sowie Mitnahmemöglichkeit für Kinderwagen und Rollstühle (ggf. Fahrrädern, Möglichkeit in Form von Gepäckträgern nutzen).  Möglichkeit des Fahrscheinverkaufs, Ausstattung mit Fahrscheindruckern.  Verbesserung des Fahrzeugkomforts durch Einsatz von Klimaanlagen soll in den Stadtverkehren aufgrund des hohen Fahrgastaufkommens und der geringen Haltestellenabstände erfolgen.. Nahverkehrsplan Zweckverband ÖPNV Saale-Orla 2015-2019 Seite 31

 Fahrzeuge sollen einem einheitlichen Farbgebungskonzept entsprechen. Ausgenommen hiervon ist das Anbringen von Außenwerbung, welche als zusätzliche Einkommensmöglichkeit genutzt werden soll. Dabei muss das Corporate Design erkennbar bleiben.  In der Wintersaison sind die Fahrzeuge vorgeheizt bereitzustellen.  Technische Ausstattung der Busse zur Ansteuerung der für die Busumlaufbeschleunigung vorgesehenen Lichtzeichenanlagen und RBL-System.  Fahrzeuge können solang eingesetzt werden, wie diese im technisch einwandfreien Zustand sind und es wirtschaftlich sinnvoll ist. Eine Orientierung über den Einsatzzeitraum gibt dazu Anlage 8.  Die Reinigung der Busse erfolgt regelmäßig, wobei eine Grundreinigung in den Sommermonaten einmal in der Woche und in der Wintersaison mindestens zweimal die Woche vorgenommen werden sollte. Spätestens am Ende einer jeden Fahrt sollte der Grobmüll durch das Fahrpersonal beseitigt werden, solang dadurch der Betriebsablauf nicht gestört wird. Grobe Verschmutzungen im Innenraum sind unverzüglich zu beseitigen, gegebenenfalls ist der Bus auszuwechseln.

4.4.2 Haltestellen

Die Ausgestaltung der Haltestellen hat bei der Akzeptanz durch die Fahrgäste einen hohen Stellenwert. Deshalb muss ihr Angebot und Zustand stetig verbessert werden. Gestaltung und Unterhaltung der Haltestellen ist Aufgabe der Städte und Gemeinden und spiegelt die Wertigkeit des ÖPNV für die Kommune wider; Fahrtenangebot und ansprechende Haltestellen bedingen sich gegenseitig.

Die Haltestellen sollen in Zusammenarbeit mit den Verkehrsunternehmen geplant und unterhalten werden. Dies ist unerlässlich, da das Verkehrsunternehmen für die Ausstattung der Haltestellen mit Fahrplänen, Tarifinformationen und Haltestellenbeschilderung zuständig ist.

Folgende Standards sind zu berücksichtigen

 Barrierefreier Zugang zu Haltestellen ist zu gewährleisten,  Haltestellen sollen funktionell, sicher und sauber vorzuhalten,  Ausstattung mit Haltestellenschild,  Witterungsschutz ist entsprechend der Bedeutung der Haltestelle vorzuhalten. Gegebenenfalls sollten Sitzgelegenheiten für Senioren und eingeschränkte Personen vorgehalten werden,  Bei der Einrichtung neuer Haltestellen bzw. Ausbau alter sind die örtlichen und verkehrlichen Gegebenheiten vor Ort zu berücksichtigen,  Bei Neu-bzw. Ausbau von Haltestellen soll auf eine ausreichende Beleuchtung geachtet werden,  Fahrgastinformationen sind einheitlich und sowohl in Textform als auch grafisch (mit Liniennetzplan) anzubringen. Darüber hinaus sollen Fahrplanaushänge mit QR-Codes ausgestattet werden, um der zunehmenden Nutzung elektronischer Auskunftsportale Rechnung zu tragen.  Sukzessiver Ausbau dynamischer Fahrgastanzeigen mit akustischer Auskunftsmöglichkeit. Die einschlägigen DIN-Normen zur barrierefreien Gestaltung der Haltestellen sind zu beachten. Nahverkehrsplan Zweckverband ÖPNV Saale-Orla 2015-2019 Seite 32

4.4.3 Fahrgastinformation, Service und Personal

Fahrgastinformationen

Neben den klassischen Printmedien in Form von Fahrplanheften und Aushängen sind die elektronischen Möglichkeiten in Form von Homepage und Apps für Smartphones und deren Anwendbarkeit zu nutzen. Damit sollen dem Fahrgast Anschlüsse gezeigt und ausreichend Informationen auch zu überschreitenden Linien zur Verfügung gestellt werden. Wichtig ist und bleibt weiterhin, dass auch Informationen zu Tarifen problemlos zu erhalten sind. Ferner sind Informationen in touristisch interessanten Bereichen sowie zentralen Orten des alltäglichen Lebens (z. B. Krankenhäuser, Einkaufszentren) zur Verfügung zu stellen. Dabei sollte besonders darauf geachtet werden, dass auch der Liniennetzplan zur Orientierung über das gesamte Bediengebiet hinterlegt wird.

Perspektivisch sollen dynamische Fahrplanauskunftssysteme mit Echtzeitdaten zu Ankunft- und Abfahrtszeiten ausgebaut werden, wobei die Umsetzung im Rahmen der finanziellen Möglichkeiten erfolgen soll. Vorrang sind hierbei denn Hauptverknüpfungspunkten sowie Haltestellen mit hoher Nachfrage zu geben. Darüber hinaus unterstützt der Zweckverband das Projekt Thüringer Datendrehscheibe.

Service

Durch das Verkehrsunternehmen sind Servicezentren und eine telefonische Servicenummer (werktags 7.00-17.00 Uhr) vorzuhalten. Die Serviceeinrichtungen sollen dem Fahrgast kompetente und schnelle Auskünfte erteilen und sich Problemen, Beschwerden und Anfragen der Kunden annehmen. Als wichtig wird erachtet, dass jeder Kunde auch zeitnah eine Antwort auf sein Anliegen erhält.

Personal

Fahrpersonal und Servicemitarbeiter sind das Aushängeschild des Öffentlichen Personennahverkehrs und tragen zu großen Teilen zum Image bei. Aus diesem Grund ist dafür zu sorgen, dass die Mitarbeiter folgende Anforderungen erfüllen:

 Freundliches, kompetentes und pflichtbewusstes Auftreten.  Auskunftsfähigkeit zu Fahrplänen, Beförderungstarifen, Aktionen des Verkehrsunternehmens und Fahrausweiserwerb.  Ortskenntnis im Einsatzgebiet.  Beherrschung der deutschen Sprache in Wort und Schrift.  Beherrschung von Kommunikationstechnik und Betriebstechnik.

Darüber hinaus muss das Erscheinungsbild der Mitarbeiter stets angemessen sein. Dazu gehört es, dass Dienstkleidung (Dienstbluse/-Hemd oder Poloshirt und witterungsbedingte Oberbekleidung) zu tragen ist. Nahverkehrsplan Zweckverband ÖPNV Saale-Orla 2015-2019 Seite 33

Die genannten Anforderungen gelten auch für Subunternehmer, die vom Verkehrsunternehmen beauftragt werden.

4.4.4 Tarifentwicklung

Durch den Abschluss eines Öffentlichen Dienstleistungsauftrages zur Beauftragung der KomBus Verkehr GmbH mit öffentlichen Personenverkehrsleistungen durch den Zweckverband ab dem 01.01.2017, geht die Verantwortung der Tarifgestaltung vom Zweckverband an das Verkehrsunternehmen über. Im Rahmen des Vertrages trägt das Verkehrsunternehmen das unternehmerische Risiko für die erzielten Fahrgeldeinnahmen. Insofern sind dem Unternehmen Gestaltungsmöglichkeiten zur Korrektur des Tarifsystems einzuräumen. Entsprechend der vertraglichen Regelungen kann das Unternehmen die Beförderungsentgelte um bis zu 3%-Punkte p.a. oberhalb der Veränderung des Verbraucherpreisindex des Freistaates Thüringen in den verfügbaren letzten zwölf vollen Kalendermonaten vor der Tarifentscheidung vornehmen. Für weitere Regelungen zur Anpassung des Tarifsystems gelten die Bedingungen des Öffentlichen Dienstleistungsauftrages. Das Unternehmen hat den Zweckverband mindestens zwei Monate im Vorhinein über beabsichtigte Tarifanpassungen zu informieren und sich mit ihm ins Benehmen zu setzen.

Das Tarifsystem ist so zu gestalten, dass es den Verkehrsbedürfnissen der Bevölkerung entspricht sowie betriebswirtschaftlichen Ansprüchen des Unternehmens gerecht wird. Gemäß § 2 Abs. 3 ThürÖPNVG soll die Bevölkerung die Möglichkeit erhalten, den ÖPNV zu sozialverträglichen Tarifen zu nutzen. Aus diesem Grund ist ein sich allein durch Fahrgeldeinnahmen finanzierender ÖPNV ist nicht realistisch. Eine gewisse Ausnahme bilden die Stadtverkehre. Ihre Tarife sollen so gestaltet werden, dass der Deckungsbeitrag möglichst erreicht wird. Die Fahrscheintarife sollen sich an dem allgemeinen Preisniveau der Region orientieren. Da sich Fahrpreiserhöhungen auch auf die Kosten im Schülerverkehr auswirken, ist besondere Sorgfalt bei der Entscheidung für eine Tarifanpassung gegeben. Grundsätzlich soll die Tarifstruktur für den Kunden verständlich und leicht handhabbar sein. Soweit wirtschaftlich sinnvoll, können Sondertarife mit touristischen Attraktionen bzw. anderen Verkehrsmitteln angeboten werden.

4.4.5 Flexible Bedienungsformen und Freizeitverkehre

Grundsätzlich obliegen die Nutzung und der Einsatz flexibler Bedienungsformen den Verkehrsunternehmen in Absprache mit dem Zweckverband, die durch den Zweckverband ÖPNV Saale-Orla mit der Durchführung der Nahverkehrsleistung beauftragt sind. Dies betrifft hauptsächlich die Linien, bzw. Linienäste, die seitlich der Haupterschließungsachsen liegen und ein geringes Fahrgastaufkommen aufzuweisen haben. Vor allem ist dies für Tagesrandlagen und für die Wochenenden bzw. Feiertage zu prüfen. Flexible Bedienungsformen können so eingerichtet werden, dass bei erkennbaren Vorteilen entsprechende Erweiterungen oder Reduzierungen flexibler Angebote vorgenommen werden können.

Nahverkehrsplan Zweckverband ÖPNV Saale-Orla 2015-2019 Seite 34

Die Vielzahl touristischer Angebote im Zweckverbandsgebiet bietet das Potenzial für wirtschaftlich sinnvolle und für den Nutzer attraktive Freizeitverkehre. Da die Nutzung touristisch bedeutsamer Ziele sowie Routen für den Fahrrad- und Wandertourismus eher zu Wochenend- und Ferienzeiten erfolgt, ist eine Anbindung zu diesen Zeiten sinnvoll. Nichtsdestotrotz erfolgt die Entscheidung für ein Verkehrsangebot im Einzelfall und nach einer Potenzialanalyse. Die Anbindung im klassischen Liniennetz ist meist unwirtschaftlich und von daher nur anzubieten, wenn nachweisbare Synergien bestehen (z. B. Verbindungsverkehre).

Die Möglichkeiten zur Mitnahme von Fahrrädern (Fahrradträger, Anhänger, Fahrradbus) ist auf touristisch bedeutsamen Routen nachfrageorientiert auszubauen.

Um Kundenwünschen zu entsprechen, sind weiterhin Kooperationen mit Veranstaltern und touristischen Betreibern anzustreben, um im Bedarfsfall Sonderverkehre anbieten zu können, sofern die Finanzierung gewährleistet ist.

4.4.6 Qualitätssicherung

Um die angestrebten Standards zu wahren sind regelmäßige Qualitätskontrollen durchzuführen. Hierbei ist die Zusammenarbeit zwischen Zweckverband und dem beauftragten Verkehrsunternehmen unerlässlich. Informationsquellen zur Ableitung der geleisteten Qualität können sein:

 Beschwerdeauswertungen,  Fahrgastbefragung,  Soll-Ist-Vergleiche des Wirtschaftsplans,  Arbeitsstand von Vorbeugungs- und Korrekturmaßnahmen,  Mitarbeiterfeedback,  Verbrauchsaufzeichnungen,  Technische Überprüfungen,  Rechtliche Überprüfungen,  Überprüfungen des Arbeits- und Gesundheitsschutzes.

Anhand der ermittelten Informationen sind Entwicklungen abzuleiten und nachzuregulieren, sofern die angestrebten Anforderungen nicht erfüllt werden konnten.

Hauptkriterien müssen die Bewertung von Zuverlässigkeit und Pünktlichkeit sowie die Einhaltung der Vorgaben zu Fahrzeug- und Personaleinsatz sein. Wichtiger Bestandteil des Qualitätsmanagements sind strukturierte Zusammenfassungen von Kundenbeschwerden, welche wichtige Hinweise auf systematische Mängel in bestimmten Betriebsabläufen oder auch auf zu beeinflussende Rahmenbedingungen bringen können.

Aus der Ermittlung und Erfassung von Qualitätsmängeln und Störungen sind Maßnahmen zum nachhaltigen Abbau abzuleiten. Hierzu ist der Zweckverband auf eine enge Zusammenarbeit mit dem Verkehrsunternehmen angewiesen. Sollten die Mängel unmittelbar vom Unternehmen beeinflusst werden können, sind diese umgehend zu beheben. Nahverkehrsplan Zweckverband ÖPNV Saale-Orla 2015-2019 Seite 35

5 Entwicklungsziele im Nahverkehrsraum bis 2019

5.1 Leistungsangebote im Straßenpersonennahverkehr

Oberste Priorität hat die Erschließung der Nahverkehrsströme mit einem grundsätzlich bedarfsgerecht gestalteten StPNV-Angebot. Der integrierte Schülerverkehr und das übrige Fahrtenangebot sind auf einem bestimmten Linienbündel vom gleichen Konzessionär abzuwickeln. In den Stadtverkehren soll dies weitestgehend unabhängig vom Überland- und vom Schülerverkehr geschehen.

Im Überlandverkehr bildet der integrierte Schülerverkehr vor allem aus wirtschaftlichen Gründen das Grundgerüst des Gesamtangebotes an Arbeitstagen. Das bedeutet, dass das Maximum aller vorhandenen Ressourcen (Fahrzeuge, einsetzbares Personal) während des Schülerverkehrs genutzt wird. Gleichfalls kann Werkstattpersonal im Fahrdienst Einsatz finden.

In schulfreien Zeiten wird auch zukünftig nur ein reduziertes Fahrplanangebot bedient werden können, da eine Vielzahl von Fahrten mangels Fahrgastnachfrage nicht erforderlich ist, bzw. so unwirtschaftlich sind, dass ein Aufrechterhalten nicht verantwortet werden kann. Diese Zeiten sind verstärkt zu nutzen, um dem Personal den zustehenden Urlaub zu gewähren. Dies führt dazu, dass das Fahrplanangebot für die übrigen Fahrgäste oft unzureichend ist und verstärkt auf den motorisierten Individualverkehr zurückgegriffen werden muss. Gleiches trifft auf die Fahrplanangebote an den Wochenenden und an Feiertagen zu. Dieser Zustand ist nicht wünschenswert, lässt sich aber unter Berücksichtigung der Finanzierbarkeit nicht vermeiden. Aus diesem Grund soll der weitere Einsatz flexible Bedienformen geprüft und im Sinne der Fahrgäste bei gleichzeitiger Berücksichtigung der Finanzierbarkeit ausgebaut werden.

Unter Berücksichtigung o. g. Grundsätze sollen bestehende Verkehrsangebote soweit wie möglich unter dem Vorbehalt der Finanzierbarkeit erhalten bleiben. Grundlage hierfür ist das Fahrplanangebot 2014.

Auch spezielle Anforderungen zum Bedarf und zur Kundenfreundlichkeit sollen beim Leistungsangebot zur Erlangung einer guten Kundenzufriedenheit berücksichtigt werden, welche im vorangegangenen Abschnitt definiert wurden.

Bereits in der Vergangenheit wurde die Erhaltung bzw. der Ausbau der Verknüpfungspunkte zwischen Bus und Bahn unterstützt. Das bestehende SPNV- Angebot wird als sinnvolle Ergänzung zum StPNV angesehen. Zu betonen ist, dass die beiden Verkehrssysteme keine konkurrierenden Verkehre aufbauen dürfen. Die Fahrpläne von Bus und Bahn sind weiter aufeinander abzustimmen, um den Bedürfnissen der Fahrgästen Rechnung zu tragen und einen reibungslosen Übergang zwischen den Verkehrsmitteln zu ermöglichen.

Die Schülerbeförderung ist und bleibt eine wesentliche Größe bei der Aufwandsgestaltung des Busverkehrs. Sie soll auch künftig, soweit wie wirtschaftlich vorteilhaft, als integrierter Schülerverkehr durchgeführt und in enger Zusammenarbeit mit den Schulaufwandsträgern insbesondere unter dem Aspekt geringster Gesamtkosten und Abbau der Bedarfsspitzen weiter Nahverkehrsplan Zweckverband ÖPNV Saale-Orla 2015-2019 Seite 36

optimiert werden. Zur Verbesserung der Schülerbeförderung bei sogar reduziertem Aufwand sind vorhandene Spielräume auszuloten und spätestens mit jedem neuen Schuljahr wirksam umzusetzen.

Ansatzpunkte zur Senkung des Aufwandes, insbesondere zur Reduzierung notwendiger Busse wären

 die Zusammenlegung von Schulen in den Gebieten, wo der Beförderungsaufwand bei getrennten Standorten besonders hoch ist und die dafür notwendigen Voraussetzungen relativ einfach geschaffen werden können,  Aufgabe peripherer Schulstandorte zugunsten von zentraleren Standorten,  Festlegung des Einzugsbereiches der Schulen nicht vorrangig nach Verwaltungsgrenzen, sondern nach Grenzen, die sich an der Struktur des öffentlichen Verkehrs orientieren.

Durch die geplante Einführung von Ganztagsschulen ergeben sich zukünftig neue Vorgaben und Schwierigkeiten für den ÖPNV. Daraus resultierend wird sich die Nachmittagsspitze verlagen. Folglich ist mit der Verlängerung der Schichtzeiten des Fahrpersonals und der damit verbundenen Erhöhung des Personalaufwandes zu rechnen.

Abbildung 6 Auswirkungen von Ganztagsschulen auf die Verkehrsspitzen

5.2 Liniennetz und Verknüpfungspunkte

Das angebotene Liniennetz geht im Grunde auf die Strukturen von 1990 zurück. Bereits im Nahverkehrsplan 2010 wurden die Linien neu geordnet und aus organisatorischen und wirtschaftlichen Gründen in Linienbündel zusammengefasst. Die im Rahmen des Nahverkehrsplanes 2010 eingerichteten Linienbündel haben sich bewährt. Nahverkehrsplan Zweckverband ÖPNV Saale-Orla 2015-2019 Seite 37

Um den aktuellen Gegebenheiten zu entsprechen, unterliegt das Liniennetz regelmäßigen Anpassungen. In der Folge wird das Liniennetz nunmehr in neun Linienbündel für den Regionalverkehr, fünf Stadtverkehrssysteme und 5 Einzellinien unterteilt. Im Zuge der Überarbeitung wurden die Linien selbst einer Überprüfung unterzogen und soweit erforderlich neu strukturiert. Da dies ein stetiger Prozess ist, werden auch in Zukunft Änderungen erfolgen müssen, wenn auch nicht in dem bisherigen Ausmaß. Die Linienbündel sowie die beantragten Verkehrsleistungen werden in Anlage 7 dargestellt.

Als Grundsatz für das Verkehrsangebot gilt je nach Finanzierbarkeit die Erschließung aller Gemeinden und Ortsteile des Zweckverbandsgebietes. Aufbauend auf einem Grundgerüst an Taktverkehren auf den Hauptrelationen wird das Liniennetz durch angebotsorientierte Verkehre in der Fläche ergänzt. Die bestehenden Verbindungen zu Orten außerhalb des Zweckverbandsgebietes sollen erhalten werden. Sie stellen vorwiegend die notwendigen Verbindungen zu den wichtigen Zentren Erfurt, Weimar, Gera, Jena, Plauen, Hof und Ilmenau her und bieten von dort aus weitere überregionale Anschlussverbindungen. Sie haben aufgrund anderer Erschließungsrouten ihre Berechtigung neben teilweise gleichen Zielorten des SPNV und sind deshalb kein konkurrierender Verkehr. Linien benachbarter Aufgabenträger, die in das Verbandsgebiet hineinreichen, stellen die Verbindung zu weiteren Zentren wie Sonneberg und Zeulenroda her und werden als Ergänzung der eigenen ÖPNV-Angebote gesehen. Die mit benachbarten Aufgabenträgern bestehenden Vereinbarungen sollen zeitnah dem jeweiligen Änderungsbedarf angepasst werden. Weiterhin sind Tarife mit benachbarten Aufgabenträgern abzustimmen.

Linien sollen nach Möglichkeit so aufeinander abgestimmt sein, dass an den wichtigen Verknüpfungspunkten Umsteigeverbindungen mit kurzen Umsteigezeiten bestehen. Da die meisten Linien sternförmig auf die Zentren orientiert sind, sind diese Umsteigebeziehungen vor allem auf die Stadtverkehrslinien und den SPNV auszurichten. An den beiden größten Verknüpfungspunkten in Saalfeld und Rudolstadt ist dies durch das aktuelle Fahrplanangebot gesichert. In den kleineren Zentren werden die Verknüpfungen zwangsläufig ungünstiger, sind jedoch immer noch ausreichend, sollten aber einer ständigen Beobachtung unterliegen, um gegebenenfalls optimieren zu können.

Zur weiteren Angebotsverbesserung sollen bestehende Verknüpfungspunkte des StPNV mit dem SPNV besser ausgebaut und beworben werden und ggf. weitere Verknüpfungspunkte erschlossen werden. Insbesondere zur Vermeidung von Parkplatzsuchverkehr sollen eventuelle Fuß-, Rad- und Parkraumkonzepte der Städte und Gemeinden für zusätzliche Verknüpfungspunke zum StPNV (P+R - Parkplätze o.ä.) durch entsprechende Verkehrsangebote unterstützt werden. Durch eine gezielte Parkraumbewirtschaftung sollen speziell Langzeitparker zur Nutzung des ÖPNV bewegt werden. Bei Streckenstilllegungen im Regionalverkehr des SPNV ist der StPNV unter dem Vorbehalt entsprechender Nachfrage und ausreichender Finanzierung bereit und in der Lage, die bestehenden Angebote der Bahn bei gegebenenfalls notwendiger Routenanpassung in den Fahrplan zu übernehmen.

Zur weiteren Verbesserung des Stadtbusverkehres im Städtedreieck ist ein zentraler Verknüpfungspunkt der Stadtlinien im Bereich Rudolstadt – Bremer Hof geplant. Die Umsetzung Nahverkehrsplan Zweckverband ÖPNV Saale-Orla 2015-2019 Seite 38

hängt von der Finanzierbarkeit durch die Stadt Rudolstadt und der Förderung des Landes Thüringen ab. Die geplante Umsetzung im Jahr 2015 wird deutliche Auswirkungen auf das Angebot im Städtedreieck haben und mehr Möglichkeiten für die Fahrgäste bieten. Neben der bereits bestehenden Erschließung der drei Städte wird es möglich sein, Fahrten zu den zentralen Umsteigeplätzen in den Städten zu beschleunigen. Dies ist wichtig, da einer der Hauptkritikpunkte am ÖPNV die langen Fahrtzeiten sind. Mit dieser Maßnahme wird sich das bereits erfolgreich etablierte Produkt „Städtedreieck mobil“ noch deutlicher an den Kundenwünschen ausrichten.

5.3 Infrastrukturmaßnahmen

Ein durch Funktionalität und Optik geprägtes Haltestellennetz ist eine wesentliche Visitenkarte des gesamten ÖPNV. In der Vergangenheit wurden die zentralen Haltestellen größtenteils erneuert bzw. ausgebaut. Dennoch besteht nach wie vor Nachholbedarf bei `normalen´ Haltestellen. Maßnahmen zur Verbesserung sind z. B. befestigte Haltestellenbereiche mit Bord, zweckmäßige Wartehäuschen, Haltestellenbuchten, Busspuren, Wendeschleifen. Ein grundlegendes Bedürfnis liegt bei den Haltestellen in der gebotenen Sicherheit für die Fahrgäste und insbesondere für die Kinder.

Hierfür sind im Bereich des Zweckverbandes die Städte und Gemeinden zuständig. Die erforderlichen Maßnahmen sollen in Zusammenarbeit mit den Straßenbaulastträgern und übrigen Betroffenen geplant und realisiert werden. Durch den Freistaat Thüringen werden die erforderlichen Maßnahmen mit Fördermitteln unterstützt. Voraussetzungen für die Fördermittelausreichung an Städte und Gemeinden sind eine rechtzeitige Planung und Beantragung der Maßnahmen, bei gleichzeitiger Einhaltung aller formellen Anforderungen. Durch die jährliche Abfrage des Zweckverbandes nach geplanten Investitionsvorhaben im Bereich ÖPNV wird deutlich, dass immer mehr Gemeinden trotz der vorteilhaften Fördersituation des Freistaates, aufgrund der angespannten Haushaltssituation, keine Möglichkeit mehr haben, den notwendigen Eigenanteil aufzubringen. Insofern ist es wenig verwunderlich, dass jährlich weniger Maßnahmen angemeldet werden. Zukünftig kommt erschwerend hinzu, dass das PBefG5 bis zum Jahr 2022 die Barrierefreiheit im ÖPNV und seinen Zugangsstellen vorsieht. Damit verbunden sind erhöhte Kosten, für die keinerlei Mehrausgleich erfolgt. Gleichermaßen gilt dies für die Investitionen des Verkehrsunternehmens, da die aus der Regelung resultierenden technischen Anforderungen mit Mehraufwendungen verbunden sind.

Es liegen bereits seit längerem Planungen für größere Maßnahmen in Rudolstadt, Königsee- Rottenbach und Bad Lobenstein (Busbahnhof bzw. zentrale Haltestelle) vor. Von diesen Maßnahmen sollen der zentrale Verknüpfungspunkt in Königsee-Rottenbach (Stadtteil Rottenbach) und der Busbahnhof in Bad Lobenstein im Jahr 2015 umgesetzt werden, wofür entsprechend Fördermittel beantragt wurden.

5 Siehe §8 Abs.3 PBefG. Nahverkehrsplan Zweckverband ÖPNV Saale-Orla 2015-2019 Seite 39

Für die Straßenbaulastträger bleibt weiterhin die Verpflichtung zur Pflege des Straßennetzes. Besonders durch starke Straßenschäden entstehen für den ÖPNV zusätzliche Kosten (Fahrzeugschäden, geringe Fahrgeschwindigkeiten, Umwegkosten durch Baustellen usw.) sowie auch Imageverlust wegen schlechtem Fahrkomfort.

Während Städte und Gemeinden für den baulichen Zustand der Haltestellen verantwortlich sind, ist das Verkehrsunternehmen, u. a. für die Fahrplanaushänge verantwortlich. Aufgrund der unterschiedlichen Formate der Aushänge bestehen Probleme mit der einheitlichen Darstellung des Fahrplans sowie weiterführenden Informationen für den Fahrgast. Aus diesem Grund soll ein Haltestellenkataster eingerichtet werden, indem die Aushänge an der jeweiligen Haltestelle per Foto hinterlegt werden. Somit ist es möglich, dass bei Unstimmigkeiten zu Größe und Form die beste Variante eines Fahrplanaushangs ermittelt werden kann, ohne dass die Haltestelle vor dem Fahrplanwechsel angefahren werden muss.

Der Betriebshof in Saalfeld befindet sich im Eigentum des Zweckverbandes. Die erforderlichen Instandhaltungs- und Baumaßnahmen werden vom Verkehrsunternehmen als Nutzer geplant und finanziert. Die Fahrzeuge sind durch die Verkehrsunternehmen so zu beschaffen, dass sie den grundlegenden Anforderungen gemäß Anlage 8 und den übrigen Vorgaben dieses Nahverkehrsplanes genügen. Dabei sind die im Abschnitt 4.4.1 gestellten Anforderungen an den Fahrzeugpark zu berücksichtigen. Die im Zeitraum 2015-2019 geplanten Maßnahmen sind ebenfalls im Investitionsplan (Anlage 9) aufgeführt. Der Investitionsplan wird jährlich fortgeschrieben ist jedoch durch die jeweiligen Maßnahmenträger eigenverantwortlich umzusetzen.

5.4 Marketing und Werbung

Der Aufgabenträger und das Verkehrsunternehmen haben durch aktives Marketing das Image des ÖPNV zu pflegen und auf die bestehenden Angebote aufmerksam zu machen. Neben den Fahrplanheften soll die quartalsweise erscheinende Fahrgastzeitung omni und die Servicebüros zur Kundeninformation und Werbung dienen. Bei Veröffentlichungen (insbesondere omni) ist auf den regionalen Bezug der Informationen zu achten, um die potenziellen Fahrgäste vor Ort direkt ansprechen zu können. Um der steigenden Nutzung elektronischer Medien gerecht zu werden, ist neben einer benutzerfreundlichen Unternehmenshomepage, die App zur Fahrten- und Tarifauskunft weiterzuentwickeln. Des Weiteren wird die gezielte Vermarktung touristisch interessanter Verbindungen in Kooperation mit anderen Verkehrsunternehmen, touristischen Institutionen sowie der Marketingkooperation Bus&Bahn Thüringen (Bsp. Schwarzatal erFahren) angestrebt. Zur Ermittlung weiterer Bedarfe sind Marktanalysen durchzuführen.

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6 Finanzierung des ÖPNV

Gemäß § 3 Abs. 2 ThürÖPNVG haben die Aufgabenträger des StPNV die Aufgabe, den ÖPNV entsprechend ihrer Leistungsfähigkeit im eigenen Wirkungskreis zu finanzieren. Entsprechend der Verkehrsfinanzierungsverträge zwischen Zweckverband und Verkehrsunternehmen, muss der Zweckverband den Teil der Aufwendungen erstatten, die nicht durch entsprechende Erlöse gedeckt werden können. Die Finanzierung erfolgt dabei nicht allein durch den Aufgabenträger, vielmehr fußt der ÖPNV auf verschiedenen Finanzierungsquellen, die sich wie folgt darstellen:

 Einnahmen aus dem Fahrscheinverkauf des beauftragten Unternehmens,  Ausgleichszahlungen des Landes Thüringen nach §45a PBefG (Ausgleich für Beförderung von Personen mit Zeitfahrausweisen des Ausbildungsverkehrs),  Ausgleichszahlungen aus §§ 148,149 SGB IX (Ausgleich für die Beförderung von Schwerbehinderten),  Ausgleichszahlungen des Aufgabenträgers Zweckverband ÖPNV Saale-Orla,  Einnahmen aus Drittgeschäften (z. B. Werbeeinnahmen, Gelegenheitsverkehre),  Fördermöglichkeiten für Infrastrukturmaßnahmen und Fahrzeuge, sowie Kooperationen zwischen Aufgabenträgern.

Die finanziellen Mittel des Zweckverbandes sind Bestandteil seines Verwaltungshaushaltes, der vor allem aus der Verbandsumlage seiner Mitglieder und dem Betriebskostenzuschuss des Freistaates gespeist wird. Die derzeitigen gesetzlichen Regelungen (§ 8 ThürÖPNVG und die gültige Finanzierungsrichtlinie) sind hinsichtlich der finanziellen Unterstützung des StPNV durch den Freistaat so unverbindlich, dass die Finanzplanung durch den Aufgabenträger äußerst schwierig und mit großen Unsicherheiten behaftet ist. Da die Landesmittel nicht mit der Aufwandsentwicklung des Verkehrsunternehmens Schritt halten, sondern im Gegenteil im Verbandsgebiet grundsätzlich rückläufig sind, wird zukünftig der Anteil der Umlage und damit ihre Höhe steigen müssen. Alternativ ist mit Leistungseinschränkungen zu rechnen, welches sich auch auf die Leistungen im Schülerverkehr auswirken wird. Mit der Konsequenz, dass dieser dann von Dritten organisiert werden muss.

Den Bemühungen des Verkehrsunternehmens zur Senkung des Ausgleichbetrages im ÖPNV stehen die negativen Entwicklungen der Aufwendungen entgegen, welche sich auch bis 2019 massiv auswirken werden. Bei gleichbleibendem Leistungsumfang und Struktur werden die Entwicklungen des Personalbedarfes (z. B. Mehraufwand durch Ganztagsschulen) und der Vergütungstarife sowie die Kosten für Kraftstoff und Energie zu signifikanten Mehrbelastungen führen. Gleichfalls werden sich die Preise für Material, Investitionsgüter und Dienstleistung verteuern. (siehe Abbildung 7)

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Entwicklung der Aufwendungen

Personal Kraftstoff Investitionen Rest Subunternehmer

2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013

Abbildung 7 Entwicklung der Aufwendungen im Verkehrsunternehmen

Demgegenüber steht die Entwicklung des Fahrgastaufkommens und der Beförderungstarife. Trotz sinkender Einwohner- und Schülerzahlen war es dem Unternehmen in den letzten Jahren möglich, die Fahrgeldeinnahmen konstant zu halten bzw. zu steigern. Die Steigerung der Fahrgeldeinnahmen reicht aber nicht, um den sprunghaften Anstieg der vom Markt vorgegebenen Kosten auszugleichen.(siehe Abbildung 8) Das Problem wird sich in den nächsten Jahren verschärfen, da die Prognosen auf einen weiteren Bevölkerungsrückgang hinweisen, wodurch sich auch das Fahrgastpotenzial reduzieren wird. Bei der Anhebung der Beförderungstarife zur Kompensation des Defizits ist Vorsicht geboten. Die prognostizierten Fahrgeldzuwächse können durch die Abwanderung von Fahrgästen deutlich reduziert werden. Außerdem muss die Sozialverträglichkeit der Tarife weiterhin gegeben bleiben.

Entwicklung der Einnahmen

Erlöse Fahrgeld Landesmittel Sonstiges 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013

Abbildung 8 Entwicklung der Einnahmen im Verkehrsunternehmen

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Eine der wenigen Möglichkeiten kostensenkend zu wirken, wäre, die Verkehrsspitzen zu reduzieren und über den Tag zu strecken. Dies kann jedoch nur durch Handeln der politischen Gremien (Kreistage und Landtag) sowie der Schulämter und Schulverwaltungen geschehen. Diese geschilderten Entwicklungen, die durch die Verkehrsunternehmen nicht beeinflussbar sind, führen zu einem stark steigenden Finanzausgleich, der auch zukünftig durch den Zweckverband zu decken ist.

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7 Wettbewerb und gesetzliche Rahmenbedingungen

Am 3. Dezember 2009 ist die Verordnung (EG) Nr. 1370/2007 des Europäischen Parlaments und des Rates vom 23. Oktober 2007 über öffentliche Personenverkehrsdienste auf Schiene und Straße und zur Aufhebung der Verordnungen (EWG) Nr. 1191/69 und (EWG) 1107/70 des Rates in Kraft getreten. Dies stellt die rechtliche Grundlage dar, an der sich der Zweckverband ÖPNV Saale-Orla bei der Vergabe von Nahverkehrsleistungen, bei der Berechnung des finanziellen Ausgleichs für die Übernahme von Leistungen, bei der Gewährung des entsprechenden Ausgleiches und dem Einräumen von ausschließlichen Rechten zu verhalten hat.

In diesem Zusammenhang ergibt es sich, dass sich der Aufgabenträger zukünftig zwischen Direktvergabe und Wettbewerb entscheiden muss. Dafür muss der Aufgabenträger Direktvergabevoraussetzungen herstellen oder die Voraussetzungen für einen Wettbewerb schaffen.

Der Zweckverband ÖPNV Saale-Orla hat sich bereits mit Veröffentlichung der EU-Verordnung mit seinem Beschluss Nr. 2/2009 für die wettbewerbsfreie Vergabe öffentlicher Dienstleistungsaufträge an die KomBus-Gruppe im Bereich des öffentlichen Personennahverkehrs entschieden. Aufgrund dieser Beschlusslage werden die Nahverkehrsleistungen, die der Zweckverband zu erbringen hat in Übereinstimmung mit dem geltenden Recht weiterhin wettbewerbsfrei an die Unternehmen der KomBus vergeben. Aufgrund der bestehenden Verkehrsfinanzierungsverträge greifen die Ausnahmeregelungen des Artikels 8 der Verordnung (EG) Nr. 1370/2007. Ab 2016 hat eine Neubetrauung für acht Jahre zu erfolgen. Insofern konnten die Konzessionen für die beschriebenen Linienbündel bis zum Jahr 2019 erneuert werden. Die Erteilung der Liniengenehmigung obliegt dem Thüringer Landesverwaltungsamt, als Genehmigungsbehörde. Die Überprüfung zur Vergabe der Leistungen nach Auslaufen der bestehenden Konzessionen hat bereits begonnen und wird für das Jahr 2019 vorbereitet.

Unwägbarkeiten ergeben sich aufgrund der fehlenden Rechtssicherheit bezüglich der vom Freistaat zu erwartenden Zuwendungen für eine bedarfsgerechte Verkehrsbedienung sowie für Ausgleiche im Rahmen der Schüler- und Schwerbehindertenbeförderung. Hier wären zukünftig transparente und planbare Regelungen wünschenswert.