NSG-ALBUM

Trilobitenfelder bei Gees

NSG 7233-046

(G. Ostermann, 2014)

NSG-ALBUM Trilobitenfelder bei Gees

Entwicklung des Gebiets im Zeitraum der Biotopbetreuung (Überblick)

Schutzgebietsausweisung NSG seit 12.06.1987, Teil des FFH-Gebietes 5706-303 „Gerolsteiner Kalkeifel“ Biotopbetreuung seit: 1991 Entwicklungsziel: Erhalt der fossilführenden Sedimentschichten, insbesonde- re der verschiedenen Trilobitenarten. Erhaltung der montanen, wacholderreichen Kalkmagerra- sen mit angrenzenden Gebüschen und Mischwäldern. Maßnahmenumsetzung: Wiederaufnahme der Schafbeweidung, Entbuschungen, Kiefernrücknahme, Waldumwandlung, Grünlandextensivie- rung. Zustand (früher): Brachliegende, verbuschende und durch Kiefernsämlinge teilweise wiederbewaldete Enzian-Schillergrasrasen mit Wacholdern. Massive Schäden an fossilführenden Schich- ten durch wilde Grabungen. Nicht standortgerechte Kie- fern- und Fichtenforste. Anpflanzung von Ormorikafichten- Alleen entlang des Weges. Bisher erreichtes Ziel: Schafbeweidung. Rücknahme des Kiefernbestandes und Wiederherstellung von Kalkmagerrasen. Entfernen der Ormorikafichten. Nachentbuschungen bzw. Beseitigung von Nadelholz-Sämlingen, Rückgang der illegalen Gra- bungen.

Ihr Biotopbetreuer im Landkreis „“:

Dipl. Ing. agr Gerd Ostermann Tel.: 06597-2022 mailto: [email protected]

Impressum Landesamt für Umwelt Rheinland-Pfalz Kaiser-Friedrich-Str.7 55116 Mainz www.lfu.rlp.de

Fotos: Gerd Ostermann Text: Gerd Ostermann Stand: November 2019

- 2 - NSG-Album „Trilobitenfelder bei Gees“

Lage des NSG Trilobiten- felder bei Gees

Geofachdaten: © LANIS RLP 2019

Geobasisdaten: © GeoBasis-DE / LVermGe- oRP 2019

Maßnahmenflächen der Biotopbetreuung (blau)

Geofachdaten: © LANIS RLP 2019

Geobasisdaten: © GeoBasis-DE / LVermGe- oRP 2019

Biotopkartierung Geofachdaten: © LANIS RLP 2019 Geobasisdaten: © GeoBasis-DE / LVermGeoRP 2019

NSG-Album „Trilobitenfelder bei Gees“ - 3 -

Blick nach Südwesten entlang des Pelm- Salmer Weges.

(G.Ostermann 2019)

Blick nach Nordosten mit Ortsrand Gees

(G. Ostermann, 2019)

Zentralteil mit Schafher- de

(G. Ostermann, 2019)

- 4 - NSG-Album „Trilobitenfelder bei Gees“

Wacholderheide mit Or- morikafichten-Allee.

(G.Ostermann, 1990)

Entbuschungsaktion der örtlichen BUND- Kreisgruppe auf dem Magerrasen

(G. Ostermann, 1996)

Kiefernrodung auf Kalk- magerrasen durch den Hegering

(G.Ostermann, 1997)

NSG-Album „Trilobitenfelder bei Gees“ - 5 -

Wilde Großgrabung am Nordostrand des NSG

(G. Ostermann, 1989)

Wilde, illegale Fossilgra- bung in der Wacholder- heide.

(G. Ostermann, 1989)

Wissenschaftlicher Schurf des Institutes für Paläontologie der Uni- versität Bonn.

(G. Ostermann, 1998)

- 6 - NSG-Album „Trilobitenfelder bei Gees“

Prof. Dr. Haas mit Mitar- beitern am Schurf der Uni Bonn.

(G. Ostermann, 1998)

Schurfgraben des Institu- tes für Paläontologie der Uni Bonn.

(G. Ostermann, 1998)

Trilobit Phacops (Geesops) schlotheimi.

(Th. Pompe, 1990)

NSG-Album „Trilobitenfelder bei Gees“ - 7 -

Starke Naturverjüngung von Wacholder.

(G. Ostermann, 2014)

Neuere wilde Grabung

(G. Ostermann, 2014)

Beweidung des Kalkma- gerrasens mit Schafen (Coburger Füchse).

(G. Ostermann, 2019)

- 8 - NSG-Album „Trilobitenfelder bei Gees“

Schafbeweidung im Zent- ralteil.

(G. Ostermann 2019)

Wacholder im dichten Flechtenbestand.

(G. Ostermann 2014)

Bewirtschaftete Grün- landflächen im NSG

(G. Ostermann 1990)

NSG-Album „Trilobitenfelder bei Gees“ - 9 -

Fransen-Enzian (Genti- anella ciliata).

(G. Ostermann, 2008)

Deutscher Enzian (Gen- tianella germanica).

(G. Ostermann, 2013)

- 10 - NSG-Album „Trilobitenfelder bei Gees“

Biotoptypische und seltene Arten

Pflanzenarten:

• Wacholder (Juniperus communis) • Große Händelwurz (Gymnadenia conopsea) • Fliegen-Ragwurz (Ophrys insectifera) • Großes Zweiblatt (Listera ovata) • Weiße Waldhyazinthe (Platanthera bifolia) • Blaugras (Sesleria varia) • Fiederzwenke (Brachypodium pinnatum) • Kleiner Wiesenknopf (Sanguisorba minor) • Bitteres Kreuzblümchen (Polygala amarella) • Großes Schillergras (Koeleria pyramidata) • Golddistel (Carlina vulgaris) • Frühlings-Segge (Carex caryophyllea) • Deutscher Enzian (Gentianella germanica) • Fransen-Enzian (Gentianella ciliata) • Teufelsabbiss (Succisa pratensis) • Hängender Mensch (Aceras antropophorum) • Blauer Eisenhut (Aconitum napellus) • Seidelbast (Daphne mezereum)

Anmerkungen:

Die Geeser Trilobitenfelder erstrecken sich entlang des Südost-Randes der Gerolsteiner Kalkmulde. Sie sind aufgebaut aus Mergelkalken und Teil der Ahrdorf-Schicht aus der mitteldevonischen - Stufe. Bedeutung erlangt dieses Gebiet v.a. durch seine paläontologische Sonderstellung in der Eifel. Pflanzen- und Tierwelt sind bedeutsam und typisch für die Eifeler Kalkgebiete.

Historie:

Die Felder sind "nicht nur die bekannteste Fossilfundstelle der Eifel, sondern eine der berühmtesten Fossilfundstellen der Welt überhaupt"(KOWALSKI 1978). Sie ist zudem die älteste, von Fachleuten re- gelmäßig aufgesuchte Fossilfundstelle der Eifel. 1825 beschrieb BRONN die beiden häufigsten Geeser Trilobitenarten (Phacops (Geesops) schlotheimi und Phacops latifrons) und löste damit eine Welle von Trilobitenfunden aus, die bis heute zu insge- samt 90 Beschreibungen von Arten und Unterarten führte. 26 davon finden sich in Gees und sind z.T. zum erstenmal hier beschrieben worden. Im Jahr 1845 besuchte Alexander von Humboldt bei seinem Aufenthalt in Gerolstein die Trilobitenfel- der. Arten wie Scutellum alutaceum geesense RUD.& E.RICHTER 1956 und Phacops (Geesops) schlotheimi (BRONN 1825) tragen den Namen des Ortes. (B. DOHM widmete in seinem Buch "Stielauge der Urkrebs" (1933) einem Eifel-Trilobit die Hauptrolle in diesem erdgeschichtlichen Roman.

Entstehung:

Trilobiten (Dreilapper) sind Gliedertiere, die im tropischen Devonmeer vor 340-400 Mio. Jahren seich- te Uferzonen bevölkerten. Ihre anatomische Aufteilung in Kopfschild, Rumpf und Schwanzschild und in linke Seite, Mittelabschnitt und rechte Seite führte zu ihrer Namensgebung (trilobatus = dreige- lappt). Sie stellen eine selbstständige Klasse des Arthropodenstammes zwischen den Arachniden (Spinnen und Skorpione) und den Crustaceen (Krebsen) dar.

NSG-Album „Trilobitenfelder bei Gees“ - 11 -

Unter den günstigen ökologischen Bedingungen am Südrand der Gerolsteiner Kalkmulde konnten sich die Trilobiten in eine "Lagune" entlang des Pelm-Salmer-Weges zurückziehen. Strömungsfreies und gleichmäßig warmes Wasser, das Absetzen von feinem Kalkschlamm und gelegentliches Trockenfallen des Meeresbodens mögen zum guten Erhaltungszustand der Fossilien beigetragen haben.

Vegetation:

Neben der erdgeschichtlichen Bedeutung ist auch der ökologische Zustand des Gebietes von besonde- rem Interesse. Auf engstem Raum finden sich so unterschiedliche Pflanzengesellschaften wie ein Perlgras- Buchenwald (Melico-Fagetum), der entlang des Baches in einen galerieartigen Hainmieren-Erlen- Auenwald (Stellario Alnetum glutinosae) übergeht, bachbegleitende Hochstaudengesellschaften (Valeri- ano-Filipenduletum), Naß- und Feuchtweiden (Calthion), intensiv genutzte Fettweiden (Lolio- Cynosuretum) magere Glatthaferwiesen (Alchemillo-Arrhenatheretum), bis hin zum Enzian- Schillergrasrasen (Gentiano-Koelerietum) mit Wacholder (Juniperus communis) als kennzeichnender Art für ehemalige Schafbeweidung.

Eingriffe / Gefährdung:

Die z.T. massiven Grabungen führten stellenweise zum vollständigen Abtrag der Vegetation und zu morphologischen Veränderungen. Abgrabungen finden stellenweise weiterhin statt. Ein asphaltierter Wirtschaftsweg verläuft quer durch das Gebiet und ermöglicht leichten Zugang. Der Wegrand dient teilweise als Holzlagerplatz. Ein standortfremder Kiefernbestand, intensiv genutzte Fettweiden und Ablagerungen organischen Mate- rials mit nitrophilen Ruderalgesellschaften sind weitere Störungen.

Literatur: BRONN, H.G. (1825): Über zwei neue Trilobitenarten zum Calymene-Geschlechte gehörig. Taschenb. f. d. ges. Mineralogie 19, 317-321, Frankfurt/M. DOHM, B, (1933): Stielauge der Urkrebs. Leipzig DOHM, B. (1930): Die Kalkmulde von Gerolstein in der Eifel. Wittlich KOWALSKI, H. (1978): Die Trilobitentrift bei Gees- Ein weltberühmter Fossilienfundort. Eifel-Jahrbuch 1979, 57-61, Düren KOWALSKI, H. (1982): Eifeler Trilobiten und ihre Geschichte. Aufschluss 33, 437-451, Heidelberg MEYER, W. (1986): Geologie der Eifel. Stuttgart OSTERMANN, G. (1990): Die Trilobitenfelder bei Gees. Heimatjahrbuch 1991 des Kreises Daun, 108-111, Daun. PREUß, G.(Hrsg.)(1968): Landschaftsplan Vulkaneifel. Beiträge zur Landespflege in Rheinland-Pfalz, Bd.2, Kaiserslautern RICHTER, RUD.& E. (1930): Neue Hörner-Trilobiten in unserer Schausammlung. Natur und Museum 60, 31-45, Frankfurt/M. STEININGER, J. (1831): Bemerkungen über die Versteinerungen, welche in dem Übergangs-Kalkgebirge der Eifel gefunden werden. Programm Gymnasium zu Trier, 3-44, Trier (Blattau) STUMP, D. (2015): Die Mini-Monster von Pelm, Gees und Gerolstein. Heimatjahrbuch Landkreis Vulka- neifel 2016, Daun.