badenovaKONZEPT/büro44

BADEN baut Edition No.3

Eine Region im Umbruch Salomon Dieter

Ettenheim Fischerbach Ringsheim Schuttertal Rheinhausen Schlatterer Stefan Gutach Wagenstadt

Malterdingen Winden Oliver Rein Oliver

Gündlingen Vörstetten

Umkirch Breisach

St. Märgen Schallstadt Ernst Schilling

Pfaffenweiler Bad Krozingen Sölden Lenzkirch Buggingen Volker Kieber Volker

Eimeldingen Mathias Guderjan Maulburg Harald Lotis

> Demografie > Neue Wohngebiete > Neue Gewerbeflächen > Flüchtlinge Jürgen Louis Editorial

Liebe Leserinnen und Leser, worden, die dazu beitragen, die Situ- ation in den Griff zu bekommen. Die die dritte Ausgabe von „BADEN baut“ Kommunen müssen ja nicht nur die könnte auch einen anderen Titel ha- Gegenwart bewältigen, sondern auch ben:„Baden muss bauen“. Auch in die- an die Zukunft denken – wir brauchen ser Region stehen wir vor völlig neuen Wohnungen, wir brauchen aber auch Herausforderungen: eine nicht abseh- neue Gewerbegebiete. Sie sind für die bare Zahl von Flüchtlingen kommt ins Entwicklung der Kommunen von enor- Susann Hemmerich Land, die These von Überalterung der mer Wichtigkeit – wir beschreiben des- büro44 Gesellschaft ist keine Panikmache, sie halb, wie beispielsweise die Stadt Bad ist ein Fakt. Aber wie ist diese Gesell- Krozingen einen Weg gefunden hat, 11 schaft darauf vorbereitet? Es gibt dazu Hektar Fläche für Industrie und Gewer- viele Antworten, wir glauben indessen, be zur Verfügung zu stellen. Auch hier dass es vermessen wäre, mit den unab- ist badenovaKONZEPT ein wichtiger Be- weisbar richtigen Rezepten aufzuwar- gleiter der Kommune. ten. Baden muss bauen und Baden wird „Baden muss bauen“, das ist tatsäch- bauen. Davon sind wir ebenso über- lich unser zentrales Thema. Wir brau- zeugt wie davon, dass in dieser Region chen Wohnungen, wir brauchen Häuser. alles getan wird, dass wir das schaffen. Ingmar Roth Container und Zelte sind keine Lösung, Es wird viele Mühen kosten, aber es badenovaKONZEPT vor allem nicht auf Dauer. Wir brauchen wird sich letzten Endes lohnen. aber auch funktionsfähige Städte und Gemeinden. Gemeinden mit einer In- Wir wünschen Ihnen eine spannende frastruktur, die den Herausforderungen Lektüre und viel Spaß beim Lesen! gewachsen sind. Unsere Kommunen haben Entwicklungspotenziale, das be- legen wir in dieser neuen Ausgabe von „BADEN baut.“ Zusammen mit dem Er- schließungsträger badenovaKONZEPT sind Projekte auf den Weg gebracht

Impressum büro44 Medien & Marketing GmbH Herausgeber: büro44 GmbH Medien & Marketing GmbH Marktplatz 7, 79206 Breisach in Kooperation mit Telefon: 07667/9297943 badenovaKONZEPT GmbH & Co. KG E-Mail: [email protected] www.buero44.de Redaktion: Jörg Hemmerich (V.i.S.d.P.) Layout/Herstellung: Susann Hemmerich badenovaKONZEPT GmbH & Co. KG Mitarbeit: Angelika Gippert Tullastraße 61, 79108 Fotos: MaMaPictures, Fotolia Telefon: 0761/215-1833 Anzeigen: Philipp Anton, netzwerk südbaden GmbH E-Mail: [email protected] Druck: Hofmann Druck, www.badenovakonzept.de

ISBN 978-3-9816029-5-1 Ausgabe 3/2016

BADEN baut Edition No.3 3 Kommunale Entwicklungen Kommunale Entwicklungen

Rheinhausen Hier treffen sich Jung und Alt ieber einmal neu bauen, als zwei und Oberhausen vorher getan hatten. Mal sanieren.“ 2004 haben die Aber ein Zukunftsmodell für neue Ge- LGemeinderäte von Rheinhausen nerationen war das nicht, das schwante zusammen mit ihrem Bürgermeister Dr. dem Gemeinderat und wohl auch vielen Jürgen Louis (48) aus dieser simplen Bürgern seit vielen Jahren. Erkenntnis heraus einen sehr weitrei- „Die Feuerwehr war irgendwie der chenden Beschluss gefasst. Anstatt Motor des Ganzen“, erinnert sich Bür- die in die Jahre gekommenen Rathäu- germeister Louis. Die Floriansjünger ser in den Ortsteilen Oberhausen und brauchten dringend eine neue Un- für viel Geld auf Vorder- terkunft, möglichst zentral gelegen, mann zu bringen, entschlossen sich da bot sich das Brachland in der Ge- die Rheinhausener dazu, vier Hektar meindemitte an. Und dann schaffte Brachland zwischen den Gemeinden die Gemeinde den ganz großen Wurf, gelegen, zum neuen Ortszentrum zu er- der größeren Städten wie zum Beispiel klären und dies keineswegs nur auf ei- dem Oberzentrum Villingen-Schwennin- nen Rathausbau zu beschränken. Man gen nie gelungen ist. Ein Ortszentrum muss dazu wissen, dass Rheinhausen praktisch im Niemandsland zu bauen, mit heute knapp 3.700 Einwohnern als integrative Kraft einer neu ent- eine Kunstgeburt ist, wie viele Gemein- standenen Gemeinde. Es gab – über den, die Anfang der 70er-Jahre des vo- Jahre verteilt – viele Sitzungen, Klau- rigen Jahrhunderts im Zuge einer gro­ suren und Beratungen, dann stand ßen Kommunalreform entstanden. Die fest: die Rheinhausener gehen einen Ober- und die Niederhausener lebten ganz eigenen Weg und sie schlagen in dem langgezogenen Dorf recht ge- gleichzeitig gleich mehrere Fliegen mit trennt, das Dorfleben funktionierte auf einer Klappe. Rheinhausens zweifach beiden Seiten mit Vereinen, Schulen promovierter (Dr. phil und Dr. jur.) Bür- und kleinen Läden. Das neue Rhein- germeister Jürgen Louis ahnte denn hausen machte erst einmal so weiter, auch, dass es ein steiniger Weg werden wie es die Bürger der Dörfer Nieder- würde. Denn man wollte ja wirklich in

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die Vollen gehen. Ein Zentrum in der um zu schauen, was eine kleine Ge- sieht chic aus und Gäste fehlen nicht. Ortsmitte mit einem Bürgerhaus samt meinde so stemmen kann. Insbeson- Gleich um die Ecke quasi befindet sich integriertem Rathaus sollte gebaut dere das Generationenhaus St. Josef ja der Europapark mit siebenstelligen werden, architektonisch schick, dazu stößt auf allerhöchstes Interesse, der Besucherzahlen jährlich. ein Generationenhaus. Und die Feuer- Modellcharakter ist so offenkundig, wie Besonders stolz sind die Rheinhau- wehr mit ihrem Magazin sollte ebenso er es auch beim Bürgerhaus ist. Das sener freilich auf ihr Generationenhaus Platz finden wie ein Rewe-Markt, eben Bürgerhaus ist ja nicht nur einfach eine St. Josef , für dessen Betrieb der (christ- ein richtig schickes Ortszentrum. Die Mehrzweckhalle, wie es viele in der lich überkonfessionelle) Saarländische Bürger votierten dafür, ein Bürgerent- Provinz gibt, hier findet wirklich das Ge- Schwesternverband verantwortlich ist, scheid, den Jürgen Louis 2008 initiiert meindeleben statt – die Vereine haben der von den 8 Millionen Euro Gesamtin- hatte, gab dann überraschend eindeu- Räume, große Veranstaltungen können vestitionen für das Generationenhaus tig mit einer Mehrheit von 70 Prozent über die Bühne gehen und bewirten 5,5 Millionen Euro eingebracht hat, der den endgültigen Ausschlag. Ein span- können die veranstaltenden Vereine kleinere Rest von 2,5 Millionen Euro nendes Quorum gab es dann noch zum auch, ein auf dem Land durchaus ganz kommt aus der Rheinhausener Ge- Bau des Generationenhauses, einem wichtiger Bestandteil gelingender Ver- meindekasse. Entstanden ist daraus Projekt, das die Vorstellungskraft vie- Dr. Jürgen Louis anstaltungen. Und weil das Bürgerhaus ein Projekt, das in Südbaden wirklich ler Rheinhausener fast sprengte. 65,3 ein Bürgerhaus ist, ist im ersten Stock ein Alleinstellungsmerkmal hat. Unter Prozent der Rheinhausener gingen an hauses ergeben hatte. Eine Mehrheit auch die Gemeindeverwaltung unter- einem Dach befindet sich in St. Josef die Wahlurnen, am Schluss war die der Rheinhausener will Veränderung, gebracht. Ohne Pomp, in modernen eine in sieben Gruppen aufgeteilte Spielende Kinder, dort wo auch Senioren wohnen Mehrheit von 53,1 Prozent Ja-Stimmen dokumentiert eben durch das nun fer- Räumen. So wie man sich heute Ver- Kindertagesstätte mit zusammen 100 zwar nicht berauschend, aber es war tig gestellte Ortszentrum. waltungen vorstellt, offen und bürger- Kindern im Erdgeschoss (drei Klein- klar die absolute Mehrheit. Im Prinzip Nun wird die neue Ortsmitte von Rhein- nah. Die alten Rathäuser gibt es noch, kind- und vier Kindergartengruppen) wiederholte sich, was schon der Bür- hausen ziemlich bestaunt. Delegati- das frühere Rathaus von Niederhausen und im Obergeschoss ist ein Pflege- gerentscheid zugunsten­ des Bürger- onen aus der Republik sind unterwegs, beherbergt jetzt ein Top-Fernost-Lokal, bereich mit 36 Pflegeplätzen unterge- bracht. Die betagten Bewohner haben sämtlich Einzelzimmer mit Balkon und Dusche/WC und vor allem: sie haben Kontakt. Nicht nur, weil sie von oben die Kleinen beim Spielen beobachten können. Es gibt auch vielfältige Begeg- nungen zwischen Jung und Alt, eine Begegnung von Generationen, die letz- ten Endes ermöglichen soll, dass junge und alte Menschen aufeinander zuge- hen, miteinander umgehen können. Zusammen Kochen, über alte Zeiten plaudern, aber auch Spaziergänge und Ausflüge. Es ist nicht nur einfach sozialpädagogisches Wortgeklingel. Tatsächlich treffen sich die Kinder mit den Alten regelmäßig und häufig im Fa- milienzentrum, das am Wochenende auch als „Café de la Vida“ (zu deutsch Café des Lebens) der Öffentlichkeit zur Beliebter Treffpunkt ist das Café de la Vida im Generationenhaus St. Josef Verfügung steht. Es ist wirklich ein ganz Da können Kinder noch staunen

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Die Tullahalle ist Treffpunkt für Vereine und Organisationen besonderes Café, getragen von der als Geheimtipp: der Kaffee kommt aus der aus der ganzen Region kommen, Gemeinde Rheinhausen (87 Prozent) der Rösterei Schwarzwild in Freiburg, deren Eltern dieser Glaubensrichtung und dem Saarländischen Schwestern- die Kuchen liefert die renommierte nahestehen. Es gibt offensichtlich kei- verband (13 Prozent). Ehrenamtlicher Ortenauer Confiserie Gmeiner und Bio- ne Reibereien und die Pius-Brüder lie- Geschäftsführer ist Bürgermeister Tees bezieht das Café aus der elsäs- fern sogar Spenden für den Betrieb des Jürgen Louis, der sich für diesen Job sischen Partnergemeinde Wittisheim Generationenhauses ab, obwohl sie eigens noch eine ganz besondere Aus- vom Bio-Teehaus Les Jardins de Gaia. Kleinkindbetreuung in Kindertagesstät- bildung angedeihen ließ: er absolvierte Möglich wird das Rheinhausener Mo- ten als unvereinbar mit ihrem Glauben zusammen mit seinem Stellvertreter dell letzten Endes nur, weil viele Frei- ablehnen. Aber das sind wirklich nur im Gemeinderat Bernd Maurer eine willige mitmachen. Weil viele aus der Marginalien. Das neue Zentrum von Ausbildung als Kaffee-Sommelier bei Gemeinde dahinter stehen, die natür- Rheinhausen wächst wirklich immer der IHK Hannover. Das nützt natürlich lich auch Interesse daran haben, dass mehr zum Zentrum einer pulsierenden auch dem Renommee des Café de la der Ort sich weiter entwickelt. In den Gemeinde. Der fehlt es jetzt wirklich nur Vida, der intergenerativen und inklusi- letzten Jahren sind Neubaugebiete zu- noch an einem: Platz für neue Mitbür- ven Begegnungsstätte des Generatio- sammen mit den Erschließungsträger ger. Rheinhausen ist schließlich kein nenhauses St. Josef. Behinderte Mit- badenovaKONZEPT entwickelt worden, Schwund-Dorf, die Statistik verzeichnet arbeiter der Caritas-Werkstatt Riegel Rheinhausen macht sich. Und es ist einen Geburtenüberschuss. Wobei si- sind ganz selbstverständlich im Service spannend. Zum Beispiel haben die kon- cher von Vorteil ist, dass die neue Kita tätig. Längst kommen auch Gäste von servativen katholischen Piusbrüder das im Generationenhaus St. Josef sogar Unser Sitzmöbel-Partner: weiter weg nach Rheinhausen, gilt doch ausgediente alte Schulhaus in Nieder- eine Betriebsgenehmigung für 128 das Café mittlerweile irgendwie auch hausen übernommen, in das nun Kin- Plätze hat. <

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