Samtgemeinde Am Dobrock , 19. November 2014

N i e d e r s c h r i f t über die 16. öffentliche Sitzung des Samtgemeinderates am Donnerstag, 13. November 2014, 19.00 Uhr, Ratssaal, Rathaus, Am Markt 1, 21781 Cadenberge

Anwesend unter dem Ratsvorsitzenden Michael Schlobohm sind die Samtgemeinderatsmit- glieder Karl-Heinz Linck, Carmen Sodtke, Alfred Hennig, Wolfgang Heß, Hans Lange, Karsten Lehmann, Heinrich Müller, Ralf Müller, Walter Peterson, Anne-Marie Tiedemann, Titus Nesper, Manfred Schmitz, Andreas Bienge, Hans Georg Heinßen, Jens-Erwin Kwiat- kowski, Georg Martens, Michael Merz, Jessica Meyer, Patrick Pawlowski, Reinhard Poppe, Horst von Thaden, Sabine van Gemmeren, Knut Schaeper und Walter Rademacher sowie der Allgemeine Vertreter Peter Uhl.

Weiter anwesend ist Fachbereichsleiter Knut Willenbockel und Holger von der Lieth, zugleich als Protokollführer.

Entschuldigt fehlen die Ratsmitglieder Detlef Horeis und Günther Behrens. Unentschuldigt fehlt das Ratsmitglieder Jan Asendorf.

Der Samtgemeinderat behandelt folgende Tagesordnung: Tagesordnung 1. Eröffnung der Sitzung, Feststellung der ordnungsgemäßen Ladung und der anwesen- den Ratsmitglieder sowie der Beschlussfähigkeit 2. Feststellung der Tagesordnung 3. Genehmigung der Niederschrift vom 29. September 2014 4. Bericht des Allgemeinen Vertreters über wichtige Angelegenheiten der Samtge- meinde und wichtige Beschlüsse des Samtgemeindeausschusses und Bekanntgabe amtlicher Mitteilungen 5. Behandlung von Anfragen 6. Auflösung des Zweckverbandes "Volkshochschule Hadeln" 7. Entlassung von Ehrenbeamtinnen aus dem Ehrenbeamtenverhältnis 8. Stellungnahme der Samtgemeinde Am Dobrock zum Entwurf des Landesraumord- nungsprogrammes 9. Durchführung einer Einwohnerfragestunde 10. Schließung der Sitzung 1. Eröffnung der Sitzung, Feststellung der ordnungsgemäßen Ladung __Quell_Datei_2014112411570987 . . . 172

und der anwesenden Ratsmitglieder sowie der Beschlussfähigkeit Ratsvorsitzender Michael Schlobohm eröffnet die Sitzung des Samtgemeinderates um 19.00 Uhr, begrüßt die Anwesenden und stellt die Ordnungsmäßigkeit der Einladung sowie die Beschlussfähigkeit fest.

2. Feststellung der Tagesordnung Die Tagesordnung wird einstimmig festgestellt.

3. Genehmigung der Niederschrift vom 29. September 2014 Die Niederschrift vom 29. September 2014 wird einstimmig mit einer Enthaltung genehmigt.

4. Bericht des Allgemeinen Vertreters über wichtige Angelegenheiten der Samt- gemeinde und wichtige Beschlüsse des Samtgemeindeausschusses und Bekanntgabe amtlicher Mitteilungen Allgemeiner Vertreter Peter Uhl berichtet wie folgt: Termine

11.10.2014 Kreisverbandstagung des Sozialverbandes Deutschland in der 14.10.2014 Offizielle Begrüßung der polnischen Schüler aus Witkowo im Rahmen der Städtepartnerschaft mit der Samtgemeinde Am Dobrock 14.10.2014 Feierstunde in der Grundschule Cadenberge anlässlich des Dienstantritts der Schulleiterin Gudrun Alfey 31.10.2014 Teilnahme am Empfang zum 105. Geburtstag der Einwohnerin Maria Holstenkamp, Dobrock 57, Wingst 01.11.2014 Gründungsversammlung der Jugendfeuerwehr Wingst 07.11.2014 100 Jahre Deutsches Jugendherbergswerk - Empfang in der Jugend- herberge Otterndorf

5. Behandlung von Anfragen Es liegen keine Anfragen vor.

6. Auflösung des Zweckverbandes "Volkshochschule Hadeln" Der Sachverhalt ergibt sich aus Punkt 7 der Niederschrift über die Sitzung des Samtgemein- deausschusses vom 20. Oktober 2014.

Die Volkshochschule Hadeln hat das operative Geschäft zum Betrieb einer Volkshochschule zum 01.01.2011 auf die Volkshochschule im Landkreis e. V. übertragen. Seither besteht ein Rumpfzweckverband zur Abwicklung der personellen und versorgungs- rechtlichen Angelegenheiten.

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Aktuell bestehen noch ein unbefristetes sowie ein bis zum 31.12.2014 befristetes aktives Arbeitsverhältnis. Die Altersteilzeitregelungen mit dem früheren Geschäftsführer sind mitt- lerweile abgegolten.

Eine Auflösung des Zweckverbandes zum 31.12.2014 wird angestrebt. Hierzu wäre eine Weiterbeschäftigung der unbefristet beschäftigten Mitarbeiterin sowie eine Ausscheidens- regelung mit der Versorgungsanstalt des Bundes und der Länder (VBL) zu klären.

Die VBL kann von einem aus der Beteiligung ausscheidenden Beteiligten (hier der Zweck- verband) einen sogenannten Gegenwert verlangen. Hierunter ist die Summe der im Aus- scheidenszeitpunkt dem ausgeschiedenen Arbeitgeber (VHS) zuzurechnenden Anwart- schaften und Leistungsansprüche zu verstehen. Dieser ist von der VBL u. a. unter Zugrun- delegung der aktuellsten Satzung und der Berücksichtigung der Rechnungsparameter auf knapp 350.000 € ermittelt worden. Ein genauer Wert ließe sich allerdings nur durch ein ver- sicherungsmathematisches Gutachten errechnen.

Dieser Gegenwert wäre zum Beispiel entsprechend des Verhältnisses der Verbandsumlage im Falle einer Auflösung von den vier Samtgemeinden aufzubringen. Der Zweckverband hat einen Fachanwalt mit der Ermittlung von Möglichkeiten zur Reduzie- rung einer Gegenwertforderung der VBL beauftragt.

In der Zweckverbandsversammlung am 23.07.2014 wurde entsprechend der Empfehlung des Rechtsanwaltes einstimmig beschlossen, alle versicherungspflichtigen Beschäftigten der VHS Hadeln bis spätestens 31.12.2014 auf die Samtgemeinde Am Dobrock im Rahmen einer Verpflichtungserklärung gemäß § 23 b Abs. 4 VBL-Satzung zu übertragen. Hierunter ist das aktive Personal mit Ausnahme der befristet Beschäftigten sowie die Anwartschaften laut vorgenannter Verpflichtungserklärung zu verstehen.

Die Samtgemeinde Am Dobrock hat sich bereit erklärt, zum 01. Oktober 2014 eine Mit- arbeiterin vom Zweckverband zu übernehmen und als Verwaltungsfachangestellte unbefris- tet einzustellen. In diesem Zusammenhang bietet es sich an, dass die Samtgemeinde auch alle weiteren Beschäftigungsverhältnisse mit allen Rechten und Pflichten zum 01.01.2015 übernimmt.

Diese Personalübernahme durch die Samtgemeinde Am Dobrock könnte jedoch negative Auswirkungen auf die Höhe des Sanierungsgeldes an die VBL erwirken. Nach Auskunft der VBL wird sich die Erhöhung für die Samtgemeinde Am Dobrock in einem kleinen Rahmen

. . . 174 bewegen, da die "Masse" der VHS von Gegenwerten und Entgeltaufkommen im Verhältnis zueinander als gering zu bewerten ist. Die VBL erklärte, dass die Samtgemeinde Am Dobrock auf Grund der vorgenannten komplexen Zusammenhänge der Berechnung des Sanierungsgeldes nicht in der Lage sein wird, die genauen finanziellen Auswirkungen ab 2015 zu berechnen. Auch eine Schätzung wird nur schwer möglich sein. Lediglich die Aus- sage, dass die Auswirkungen nach jetzigem Rechtsstand gering sein werden, habe Bestand. Nach eigenen Aussagen könnte auch die VBL nur unter erheblichem Aufwand genaue Berechnungen durchführen, da hierfür in der Theorie für die Samtgemeinde Am Dobrock Festlegungen zum Stichtag 31.12.2014 erfolgen müssten, die nicht feststehen. Er geht davon aus, dass diese Berechnungen durch die VBL nicht erfolgen werden.

Zur Abdeckung der zu erwartenden negativen finanziellen Auswirkungen in diesem Zusam- menhang für die Samtgemeinde Am Dobrock ist vorgeschlagen, einmalig einen Betrag in Höhe von 40.000,00 € zu Grunde zu legen und diese Summe im festgelegten Verhältnis der Umlagezahlungen der Verbandsmitglieder zu verteilen und an die Samtgemeinde Am Dobrock zu zahlen.

Zwischenzeitlich hat die VBL schriftlich bestätigt, dass weder vom Zweckverband noch von den daran beteiligten Samtgemeinden nach Auflösung zum 31.12.2014 Forderungen in Richtung eines Gegenwertes gestellt werden, wenn die Samtgemeinde Am Dobrock das Personal übernimmt und eine entsprechende Verpflichtungserklärung gegenüber der VBL abgibt.

Um jedoch grundsätzlich eine spätere alleinige Zahlungspflicht für die Samtgemeinde Am Dobrock auszuschließen, wird zwischen den beteiligten Samtgemeinden eine entsprechende Vereinbarung schriftlich getroffen. In der Vereinbarung wird eine Auffangklausel zur Kosten- übernahme unbestimmter Zahlungsverpflichtungen an die VBL durch alle Verbandsmitglie- der aufgenommen.

Beschluss: Der Samtgemeinderat beschließt einstimmig: a) Die Vertreter in der Verbandsversammlung des Zweckverbandes „Volkshochschule Hadeln“ werden angewiesen, die Auflösung des Zweckverbandes zum 31.12.2014 zu beschließen. b) Die Samtgemeinde Am Dobrock erhält für die Übernahme der gesamten Pflichtversi- cherten (aktives und inaktives Personal) im Jahr 2015 eine pauschale kapitalisierte finanzielle Entschädigung in Höhe von 40.000,00 €. Der Eigenanteil der Samtge- meinde Am Dobrock beträgt davon 10.666,00 €.

. . . 175 c) Zwischen den beteiligten Samtgemeinden wird schriftlich mit einer Auffangklausel vereinbart, dass eine Kostenverteilung unbestimmter Zahlungsverpflichtungen an die VBL durch alle Verbandsmitglieder erfolgt. d) Die Samtgemeinde Am Dobrock schließt mit der VBL eine Verpflichtungserklärung zur Übernahme der Anwartschaften und Rentenansprüche der aufzulösenden VHS Hadeln.

7. Entlassung von Ehrenbeamtinnen aus dem Ehrenbeamtenverhältnis Der Sachverhalt ergibt sich aus Punkt 5 der Niederschrift über die Sitzung des Samtgemein- deausschusses vom 20. Oktober 2014. Die Samtgemeinde Am Dobrock hat die Beschäftigten Sigrid Gräper, Carmen Postel und Daniela Winter zu Standesbeamtinnen berufen. Gleichzeitig mit der Berufung zur Standes- beamtin wurden sie zu Ehrenbeamtinnen ernannt. Durch Änderungen im Personenstandsrecht ist die Berufung von Standesbeamten in das Ehrenbeamtenverhältnis nicht mehr vorgesehen. Die Berufungen in das Ehrenbeamten- verhältnis sind aufzuheben. Die Berufungen zu Standesbeamtinnen haben weiterhin Bestand. Bei den Standesbeamtinnen Daniela Winter und Sigrid Gräper erfolgten die Berufungen zu Standesbeamtinnen nicht mit dem Zusatz des Widerrufs. Der Widerrufsvorbehalt ist nach- zuholen.

Beschluss: Der Samtgemeinderat beschließt einstimmig: a) Die Standesbeamtinnen Sigrid Gräper, Carmen Postel und Daniela Winter werden mit sofortiger Wirkung aus dem Ehrenbeamtenverhältnis entlassen. b) Die Berufung der Beschäftigten Daniela Winter und Sigrid Gräper zu Standesbeamtinnen erfolgt mit Widerrufsvorbehalt.

8. Stellungnahme der Samtgemeinde Am Dobrock zum Entwurf des Landesraum- ordnungsprogrammes Der Sachverhalt ergibt sich aus Punkt 6 der Niederschrift über die Sitzung des Samtgemein- deausschusses vom 10. November 2014.

Die Niedersächsische Landesregierung beabsichtigt das Landesraumordnungsprogramm (LROP) zu ändern. Das offizielle Beteiligungsverfahren hat begonnen. Es besteht für die Träger öffentlicher Belange die Gelegenheit zur Abgabe von Stellungnahmen. Die Frist zur Vorlage wurde auf den 31.12.2014 verlängert.

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Das Landesraumordnungsprogramm ist die Grundlage für die nachfolgende Planungsstufe der Regionalen Raumordnungsprogramme (RROP) und legt gemeinsam mit diesen verbind- liche Ziele und Grundsätze der Raumordnung fest. Der Entwurf des LROP enthält somit auch Regelungen, die über das RROP Auswirkungen auf die kommunale Planungshoheit haben.

Aus Sicht der Samtgemeinde Am Dobrock sind insbesondere die Abschnitte 2.1 Entwicklung der Siedlungsstruktur und 3.1.1 Elemente und Funktionen des landesweiten Freiraumver- bundes Bodenschutz "Vorranggebiet Torferhaltung und Moorentwicklung" näher zu betrachten.

Der Abschnitt 2.1 "Entwicklung der Siedlungsstruktur des LROP" legt u. a. fest: Die Entwicklung von Wohn- und Arbeitsstätten soll auf die zentralen Orte und des Weiteren auf über den liniengebundenen ÖPNV angebundene Siedlungsgebiete konzentriert werden. In den übrigen Siedlungsgebieten soll die weitere Siedlungsentwicklung nachrangig erfolgen. Hier wurde die Verwaltung um Klärung gebeten.

Grundsätzlich ist zunächst Folgendes anzumerken: Der Begriff "Siedlungsentwicklung" im Landesraumordnungsprogramm ist gleichzusetzen mit der Festsetzung "Standortschwerpunkt Entwicklung und Sicherung und Entwicklung von Wohnstätten" im Regionalen Raumordnungsprogramm des Landkreises Cuxhaven. Diese Entwicklungsaufgabe hat in der Samtgemeinde Am Dobrock lediglich die Gemeinde Caden- berge als zentraler Ort und Grundzentrum der Samtgemeinde. Alle übrigen Mitgliedsge- meinden haben diese Schwerpunktaufgabe nicht. Diese Schwerpunktzuweisung ist im Übrigen bei allen Samtgemeinden im Landkreis Cuxhaven gleich.

Zum Abschnitt 2.1 "Entwicklung der Siedlungsstruktur des LROP" Bezogen auf die Siedlungsentwicklung in der Samtgemeinde Am Dobrock, hat neben der Cadenberge keine weitere Mitgliedsgemeinde im Regionalen Raumordnungsprogramm die Entwicklungsaufgabe Wohnstätten. Durch diese planerischen Zuweisungen sind die übrigen Gemeinden jedoch nicht gehindert, Baugebiete im Rahmen der Eigenentwicklung auszuwei- sen. Hierzu enthält das LROP keine einschränkenden Regelungen. Zu den Aussagen des ÖPNV ist anzumerken, dass alle Schulbuslinien zum ÖPNV gehören. Somit sind alle Mitgliedsgemeinden über die Schulbuslinien an den ÖPNV angebunden und dem geplanten LROP nicht daran gehindert, Bauplätze im Rahmen der Eigenentwicklung auszuweisen.

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Dennoch wird sich die Samtgemeinde Am Dobrock solidarisch einer diesbezüglich negativen Stellungnahme des Niedersächsischen Städte- und Gemeindebundes anschließen.

Zum Abschnitt 3.1.1 "Vorranggebiet Torferhaltung und Moorentwicklung": Der Entwurf des LROP nimmt erstmals die Ausweisung von Vorranggebieten Torferhaltung und Moorentwicklung auf. Begründet wird dies mit dem Klimaschutz zur Anpassung an den Klimawandel, der Wasserwirtschaft und des Arten- und Landschaftsschutzes. Moorland- schaften sollen wieder hin zu einem möglichst naturnahen Zustand entwickelt werden, um sie in ihrer Funktion als Kohlenstoffspeicher zu erhalten und zu entwickeln. Die Vorrangge- biete sind in die Regionalen Raumordnungsprogramme zu übernehmen und dort räumlich zu konkretisieren. Da das LROP nur die landesbedeutsamen Torf- und Moorkörper mit einem Vorrang belegt, können die Träger der Regionalplanung zusätzlich bedeutsame Vorrangge- biete festlegen.

Im Bereich der Samtgemeinde Am Dobrock sind Flächen im Ortsteil Bülkau-Bovenmoor sowie kleinere Flächen im Bereich Wingst-Oppeln und Wingst-Kraienholt als Vorranggebiet für die Torferhaltung und Moorentwicklung festgelegt worden.

Die in Bovenmoor festgelegten Vorrangflächen sind zum größten Teil bereits im RROP des Landkreises Cuxhaven als Vorranggebiet für Natur und Landschaft ausgewiesen. In den geplanten Vorranggebieten für die Torferhaltung und Moorentwicklung im LROP sind nachteilige Auswirkungen auf künftige landwirtschaftliche Flächennutzungen nicht auszu- schließen. Ein Großteil dieser Flächen wird zurzeit landwirtschaftlich intensiv bewirtschaftet. Eine Entwertung der betroffenen Flächen durch erschwerte oder unmögliche Bewirtschaf- tung ist zu erwarten. Der Entzug der landwirtschaftlichen Nutzung auf Moorstandorten ist sogar erklärtes Ziel des LROP. Daher wird die Samtgemeinde Am Dobrock sich in ihrer Stellungnahme gegen eine weitere Vorranggebietsausweisung für Torferhaltung und Moor- entwicklung aussprechen.

In der Beratung merkt Ratsherr Walter Rademacher an, dass nach seiner Rücksprache mit einem Entwässerungsverband keine Gefahren durch eine Wiedervernässung für angren- zende Oberlieger gesehen werden. Ratsherr Manfred Schmitz entgegnet dem, dass gerade der Ortsteil Bülkau-Bovenmoor 60 cm unter NN liege und eine dauerhafte Entwässerung notwendig sei. Eine Bewirtschaftung bei fehlender Entwässerung im Plangebiet wäre nicht mehr möglich. Außerdem liegen die an das Plangebiet angrenzenden Wohn- und Nutzflächen unter dessen Höhenniveau. Bauliche Maßnahmen als Überschwemmungsschutz für die angrenzenden Flächen können nicht ausreichen. Durch das Höhenniveau unter NN wird der hydraulische Wasserdruck

. . . 178 unterirdisch wirken. In früheren Jahren stand bei entsprechender Witterung das Gebiet Bovenmoor häufig vollständig unter Wasser. Die Samtgemeinde habe seinerzeit immer einen sehr hohen Aufwand zum Schutz der Bevölkerung betreiben müssen, um die Wohn- und Nutzflächen entsprechend zu schützen. Diese Problematik habe auch das Land Niedersachsen erkannt und im Jahre 2009 ein zusätzliches Stufenschöpfwerk an der Bülkau- (Auemühle) bauen lassen und umfangreiche Entschlammungsarbeiten am Gewässer Aue vorgenommen. Erst nach Durchführung dieser Maßnahmen im Jahre 2009 ist ein wirksamer Überschwemmungsschutz gegeben. Zudem befürchten die Landwirte durch die Festlegungen im LROP, dass die Entwicklung ihrer Höfe auf Dauer gefährdet wird. Die Ratsherren Heinrich Müller und Karl-Heinz Linck bestärken die Ausführungen des Vor- redners und zeigen wie Ratsherr Titus Nesper ihre generelle Ablehnung an.

Ratsfrau Sabine van Gemmeren und Ratsherr Walter Rademacher schließen sich in der Gesamtabwägung der Beschlussvorlage des Samtgemeindeausschusses an.

Beschluss: Der Samtgemeinderat beschließt einstimmig: 1.) Im Rahmen des Beteiligungsverfahrens zur Änderung und Ergänzung des Landesraumordnungsprogramms (LROP) werden nach Abwägung der Interessen von Klimaschutz und Landwirtschaft sowie Berücksichtigung der wasserwirtschaftlichen Erfordernisse folgende Einwendungen geltend gemacht: Die Neuaufnahme von Vorranggebieten Torferhaltung und Moorentwicklung und die hiermit verbundene Verpflichtung zur Aufnahme in das Regionale Raumordnungspro- gramm des Landkreises Cuxhaven führt zu Konflikten mit der Ausübung ordnungsge- mäßer Landwirtschaft. Es ist von einer nachteiligen Auswirkung auf die landwirtschaft- liche Nutzung durch mögliche Konflikte bei überlagernden Nutzungen von Moorschutz und Landwirtschaft auszugehen. Im Bereich der ansonsten strukturschwachen Samt- gemeinde Am Dobrock nimmt die Landwirtschaft einen besonders hohen Stellenwert ein. Durch die zu erwartenden Konflikte wird der ländliche Raum weiter geschwächt.

Die Festsetzungen von Vorranggebieten für Torferhaltung und Moorentwicklung sind von daher generell abzulehnen und sollten allenfalls auf entsprechende rechtskräftige FFH- und Naturschutzgebiete begrenzt werden, von denen in der Samtgemeinde Am Dobrock im Vergleich zum ganzen Landkreis Cuxhaven bereits ein überdurchschnitt- licher Flächenanteil festgesetzt wurde: Flächengröße des Landkreises Cuxhaven: 205.732,93 ha Flächengröße der Samtgemeinde Am Dobrock: 17.795,52 ha FFH-Gebiete

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o Flächengröße im Landkreis Cuxhaven: 12.583,59 ha o Flächenanteil im Landkreis Cuxhaven: 6,12 % o Flächengröße in der Samtgemeinde Am Dobrock: 1.357,02 ha o Flächenanteil in der Samtgemeinde Am Dobrock: 7,63 %

Naturschutzgebiete o Flächengröße im Landkreis Cuxhaven: 11.537,55 ha o Flächenanteil im Landkreis Cuxhaven: 5,61 % o Flächengröße in der Samtgemeinde Am Dobrock: 1.436,83 ha o Flächenanteil in der Samtgemeinde Am Dobrock: 8,07 %

2.) Zu Kapitel 2, 2.1, 04: Die Einführung einer Pflicht zu "einvernehmlich entwickelten Siedlungsgebieten mit Potentialen und Maßnahmen für eine Flächen sparende und nachhaltige Siedlungs- entwicklung" wird abgelehnt. Dieser Punkt muss entfallen. Mit der Einführung eines solchen verpflichtenden einvernehmlichen Instrumentes und den damit verbundenen umfangreichen Darlegungspflichten (Leerstand, Folgekosten, Infrastruktur) würde die Bauleitplanung letztlich von den Gemeinden zu den Landkrei- sen als Untere Raumordnungsbehörde wechseln. Offenbar ist Ziel dieses Entwurfes, die gemeindliche Entwicklung nur mit Zustimmung der weiteren Raumordnungsbehör- den zu ermöglichen. Das ist ein Eingriff in die gemeindliche Planungshoheit, der so nicht hingenommen werden kann.

3.) Kapitel 2, 2.1, 06: Die Vorgabe, Wohn- und Arbeitsstätten auf zentrale Orte und ÖPNV-Linien gebundene Gebiete zu konzentrieren und im Übrigen Siedlungsentwicklung nur nachrangig zuzulassen, wird abgelehnt. Dieser Punkt muss entfallen. Eine derart zwingende Vorgabe wird die von der Landesregierung gerade gewollte Entwicklung in strukturschwachen Bereichen unmöglich machen und zur weiteren Abkopplung und Schwächung des ländlichen Raumes führen.

4.) Kapitel 2, 2.2, 03 und 05: Der Wegfall der Möglichkeit, Grundzentren in Einzelfällen mittelzentrale Teilfunktionen zuzuweisen, wird abgelehnt. Die Möglichkeit muss erhalten bleiben. Die Einzelfallre- gelung ist sinnvoll, um in den Gebieten, die vornehmlich von Grundzentren geprägt sind, eine darüber hinausgehende Versorgung und Entwicklung zu sichern. Der Weg-

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fall dieser Möglichkeit würde eine starke Beeinträchtigung der Versorgung des ländli- chen Raumes, auch in Bereichen der Bildung und Gesundheit, zur Folge haben.

5.) Kapitel 2, 2.2, 03 und 04: Die Einrichtung von Verflechtungsbereichen eines Grundzentrums begrenzt auf das Gemeinde- oder Samtgemeindegebiet ist entbehrlich. Auch die dazugehörige Einrich- tung von Erreichbarkeitsräumen, ermittelt anhand des motorisierten Individualverkehrs, ist sehr theoretisch und in Teilen lebensfern. Die Einkaufsbeziehungen der Bürgerin- nen und Bürger reichen weit über die jeweiligen Grenzen der neuen Verflechtungsbe- reiche in Mittelzentren hinaus. Verflechtungen durch den ÖPNV werden ausgeblendet. Auch diese Vorschrift dient der weiteren Einschränkung der Entwicklung des Einzel- handels, insbesondere in den Mittelzentren und wird abgelehnt.

9. Durchführung einer Einwohnerfragestunde Eine Einwohnerfragestunde wird durchgeführt.

10. Schließung der Sitzung Ratsvorsitzender Michael Schlobohm schließt die Sitzung des Samtgemeinderates um 19.40 Uhr.

Ratsvorsitzender Allgemeiner Vertreter Protokollführer

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