Gemeinde Lindlar Gemeindeentwicklungskonzept 2035

Dipl.-Geogr. Ursula Mölders Dipl.- Ing. Dominik Geyer Dipl.-Ing. Verena Heinz M. Sc. M. Sc. Städtebau Sarah Kramme

Köln, Mai 2019

Geschäftsführende Stadt- und Regionalplanung Gesellschafter: Dr. Jansen GmbH Dipl.-Geogr. Ursula Mölders Neumarkt 49 Stadt- und Regionalplanerin SRL 50667 Köln Dipl.-Ing. Dominik Geyer Stadtplaner AK NW, Bauassessor Fon 0221 94072-0 Stadt- und Regionalplaner SRL Fax 0221 94072-18

Gesellschafter/Seniorpartner: [email protected] Dr. Paul G. Jansen www.stadtplanung-dr-jansen.de

Inhaltsverzeichnis

1 Herausforderungen und Chancen – Ein Gemeindeentwicklungskonzept für Lindlar 3 1.1 Handlungsanlass und Zielsetzung 3 1.2 Zentrale Zukunftsthemen und Fragestellungen 3 1.3 Bedeutung des Gemeindeentwicklungskonzepts 4 1.4 Bürgerorientierte Gemeindeentwicklung 4

2 Ausgangssituation 9 2.1 Lage im Raum, Siedlungsstruktur und verkehrliche Anbindung 9 2.2 Historische Entwicklung 10 2.3 Regionale Verflechtungen und Kooperationen 15 2.3.1 Leader-Region Oberberg 1000 Dörfer – eine Zukunft 16 2.3.2 Regionale 2025 – Das Bergische RheinLand 17 2.4 Technische Infrastruktur/Internet 19

3 Demografische Entwicklung 23 3.1 Bevölkerungsentwicklung 23 3.2 Bevölkerungsstruktur 30 3.3 Bevölkerungsprognose 31 3.4 Zusammenfassung demographische Entwicklungstrends 32

4 Zukunftsthema Glücklich zu Hause – Bauen und Wohnen 35 4.1 Wohnungsbestand sowie Entwicklungen 35 4.2 Wohnbauflächenentwicklung und Grundstücksmarkt 37 4.3 Bodenrichtwerte und Grundstückspreise 38 4.4 Mietwohnungssektor 40 4.5 Allgemeine Trends zur Wohnraumversorgung 43 4.6 Wohnmodelle und Vereine 44 4.7 Ortsbild und Baukultur 47 4.8 Ergebnisse der Öffentlichkeitsbeteiligung 48 4.9 Wohnungs- und Wohnbauflächenbedarf 48 4.10 Entwicklungsziele 51 4.11 Leitprojekte 53 4.12 Flächennutzungsplan-Neuaufstellung und regionalplanerische Vorgaben 55

5 Zukunftsthema Lokale Ökonomie 59 5.1 Arbeitsmarktdaten 59 5.2 Wirtschaftliches Profil 65 5.3 Gewerbeflächenbedarf 65 5.4 Ergebnisse der Öffentlichkeitsbeteiligung 66 5.5 Einzelhandel 66 5.6 Ergebnisse der Öffentlichkeitsbeteiligung 67 5.7 Entwicklungsziele 67

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5.8 Leitprojekte 68

6 Zukunftsthema Dörflich mobil und gut vernetzt 73 6.1 Mobilitätsstrukturen der Gemeinde Lindlar 73 6.1.1 Öffentlicher Personennahverkehr 73 6.1.2 Alternative Mobilitätsformen 74 6.2 Radverkehr 76 6.3 „Zukunftsnetz Mobilität NRW“ 76 6.4 Anregungen der Bürgerinnen und Bürger 77 6.5 Entwicklungsziele 77 6.6 Leitprojekte 79

7 Zukunftsthema Grünes Lindlar – Natur und Umwelt 83 7.1 Naturschutz 83 7.2 Land- und Forstwirtschaft 85 7.3 Steinbrüche und Bergbau 85 7.4 Innerörtliche Grün- und Freiflächen 86 7.5 Gewässerstrukturen 87 7.6 Klimaschutz und Energiewende 87 7.7 Umweltbildung 88 7.8 Entwicklungsziele 88 7.9 Leitprojekte 90

8 Zukunftsthema Vielfältiges Lindlar - Tourismus und Kulturangebote 93 8.1 Tourismus in Lindlar 93 8.2 Kulturangebote 97 8.3 Entwicklungsziele 98 8.4 Leitprojekte 99

9 Zukunftsthema Lebenslanges Miteinander – Soziale Infrastruktur und Bildung 103 9.1 Kindertagesstätten 103 9.2 Schulen 105 9.3 Weitere Bildungsangebote 110 9.4 Sport- und Freizeitangebote 111 9.5 Gesundheitliche Infrastruktur 114 9.6 Entwicklungsziele 117 9.7 Leitprojekte 118

10 Zukunftsthema Dörfliches Leben – Dörfliche Identität 123 10.1 Dörfliche Qualitäten und dörflicher Zusammenhalt 123 10.2 Entwicklungsziele 123 10.3 Leitprojekte 124

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11 Räumliche Vertiefungsbereiche 127 11.1 Einstieg 127 11.2 Lindlar Hauptort 129 11.3 Frielingsdorf/Scheel 134 11.4 Hartegasse/Kapellensüng 138 11.5 Schmitzhöhe 141 11.6 Linde 144 11.7 Hohkeppel 147

12 Räumliches Leitbild für Lindlar 153

13 Ausblick 159

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In dem nachfolgenden Text verwenden wir eine geschlechtsneutrale Sprache. Bei der konkreten Ansprache von Personen werden sowohl die weiblichen als auch die männlichen Personen genannt, z. B. „Bewohnerinnen und Bewohner“. Sollte aus Versehen oder aus Gründen der besseren Lesbarkeit an einigen Stellen nur die männli- che Form, z. B. „Akteure“ gewählt sein, meinen wir aber immer auch die weiblichen Personen, nämlich die Akteurinnen. Selbstverständlich sind für uns immer Männer und Frauen gleichzeitig, gleichgestellt und chan- cengleich angesprochen.

Dieses Gutachten unterliegt dem Urheberrecht. Vervielfältigungen, Weitergabe oder Veröffentlichung des Gutachtens in Teilen oder als Ganzes sind nur nach vorheriger Genehmigung und unter Angabe der Quelle erlaubt, soweit mit dem Auftraggeber nichts anderes vereinbart ist. Alle Fotografien, Pläne und Skizzen, die nicht gesondert gekennzeichnet sind: © Stadt- und Regionalplanung Dr. Jansen GmbH

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Erstes Kapitel Herausforderungen und Chancen – Ein Gemeindeentwicklungskonzept für Lindlar

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Vorwort des Bürgermeisters richtigen Entwicklungsziele für Lindlar sind. Danach folgte eine intensive Beratungsphase in dem den Prozess begleitenden Lenkungsgremium und final Als lebenswerte, dynamische und gastfreundliche den politischen Gremien der Gemeinde. Die hier Gemeinde blickt Lindlar auf eine gute und positive getroffenen Entscheidungen zur Gemeindeentwick- Entwicklung zurück. Lindlar ist beliebt als Wohnort lung werden im Flächennutzungsplan, der zurzeit und bietet attraktive Rahmenbedingungen für die neu aufgestellt wird, verankert. Ansiedlung von Unternehmen. Die touristischen Angebote konnten ausgeweitet werden und bieten Das nun vorliegende Gemeindeentwicklungskon- heute sowohl den Bürgerinnen und Bürgern Lindlars zept ist Ergebnis eines Diskussionsprozesses mit der als auch allen Besuchenden einen attraktiven Frei- gesamten Gemeinde und zeigt Wege einer mögli- zeit- und Erholungswert. Die reizvolle Lage in der chen Zukunft auf. Es stellt wichtige Weichen für die Natur, die vielseitigen Vereinsstrukturen, die guten stetige Bearbeitung der wichtigen gesellschaftlichen Betreuungs- und Bildungsangebote und das hohe Themen. Das Gemeindeentwicklungskonzept ist ein Engagement der Bürger und Bürgerinnen sind As- Statement für ein „Mehr“ und nicht für ein „Weiter pekte neben vielen anderen, die ein Leben in Lindlar so“. für alle Generationen rundum angenehm machen. Ich danke allen, die sich durch ihre Beteiligung und Trotz oder gerade wegen der positiven Entwicklung ihr Engagement für die Zukunft unserer Gemeinde hat die Gemeinde einen Prozess angestoßen, kon- eingesetzt haben. Dieses Engagement brauchen wir zeptionell und strategisch über die Zukunft Lindlars auch weiterhin, um die guten und ambitionierten nachzudenken. Wie wirken sich übergeordnete und Ziele für die Gemeindeentwicklung umzusetzen. gesellschaftliche Trends auf die Entwicklung der Lindlar ist bereit, seine Rolle in der Region einzu- Gemeinde aus? Wie wollen wir 2035 leben? Wollen nehmen und auszufüllen und gleichzeitig die dörfli- wir als Gemeinde wachsen? Sollen unsere dörfli- che Kultur und das dörfliche Leben in der Natur zu chen Strukturen beibehalten werden? Wie stellen pflegen. Wir als Gemeinde freuen uns darauf, die wir uns auf den Klimawandel und demografische Herausforderungen der Zukunft im Sinne unseres Veränderungen ein? Aber auch die Frage nach der Zusammenlebens hier in Lindlar anzunehmen! Rolle Lindlars in der Region muss diskutiert werden in Zeiten, in denen die benachbarten Metropolen Ihr Bürgermeister entlang der Rheinschiene große Herausforderungen in der Siedlungs- und Mobilitätsentwicklung zu bearbeiten haben. Wie wollen wir uns als Gemeinde in die Gemeinschaft des Bergischen Landes einbrin- gen, wenn regionale Kooperationen eine immer Dr. Georg Ludwig größere Rolle spielen?

Diese und viele weitere Fragen stellen sich mit Blick auf die Zukunft. Die Antworten möchte die Ge- meinde nicht alleine erarbeiten, sondern in einem breit angelegten Partizipationsprozess mit allen Bürgerinnen und Bürgern diskutieren. So wurden in der Anfangsphase thematisch strukturiert allgemei- ne Wünsche und Anregungen zur Zukunft von Lind- lar gesammelt. Diese wurden bewertet und zusam- mengefasst und unter Beteiligung von wichtigen Akteuren und Schlüsselpersonen der Gemeinde Ziele formuliert und Leitprojekte herausgearbeitet. Die breite Öffentlichkeit hat in einem abschließen- den Partizipationsprozess bewertet, ob das die

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1 Herausforderungen und Chancen – kleine und mittelständische Unternehmen? Wie Ein Gemeindeentwicklungskonzept können junge und gut ausgebildete junge Erwach- für Lindlar sene für Lindlar geworben werden? …

Zukunftsthema 3: Grünes Lindlar – Natur und Um- 1.1 Handlungsanlass und Zielsetzung welt Die Entwicklung der Gemeinde Lindlar als attrakti- Fragen: Welche Bedeutung hat der Naturraum, und ver Wirtschaftsstandort und Wohnstandort in den wie kann er geschützt und weiterentwickelt wer- letzten Jahren hat neben vielen positiven Effekten den? Wie können die Belange von Umwelt- und und Chancen für die Gemeinde auch Fragen aufge- Naturschutz mit der wirtschaftlichen Entwicklung worfen. Vor allem der zunehmende Flächenver- der Gemeinde zu einem Konsens geführt werden? brauch für Wohn- und Gewerbeflächen hat Nut- zungs- und Zielkonflikte hervorgerufen und erfor- Zukunftsthema 4: Vielfältiges Lindlar – Kultur, dert eine zukunftsorientierte Strategie zur Gestal- Freizeit und Tourismus tung der Gemeindeentwicklung. Aber nicht nur die kommunalen Fragen der Flächenverfügbarkeit, auch Fragen: Kann Lindlar touristisch weiter ausgebaut die demographischen, gesellschaftlichen, technolo- werden? Wie können Kultur- und Freizeit-Angebote gischen und klimatischen Rahmenbedingungen ausgeweitet werden? Sind Kooperationen mit den wirken sich auf die Entwicklung der Gemeinde aus. Nachbargemeinden möglich? …

Sowohl in der Bevölkerung als auch in Politik und Zukunftsthema 5: Dörflich mobil – Neue Wege der Gemeindeverwaltung wurde die Notwendigkeit Mobilität gesehen, diese umfassende Ziel- und Strategiedis- Fragen: Wie wird die Infrastruktur für die unter- kussion für die Zukunft der Gemeinde jetzt zu star- schiedlichen Verkehrsteilnehmer bewertet, und wie ten. Dabei wurde ein ganzheitlicher und integrativer kann sie verbessert werden? Wie kann eine zu- Blick auf alle Themen der Gemeindeentwicklung kunftsorientierte Mobilität für Lindlar aussehen? gelegt. Die Gemeinde hat sich mit dem Gemeinde- Wie kann das Verkehrsaufkommen minimiert wer- entwicklungskonzept der Aufgabe gestellt, mit allen den? … gesellschaftlichen Gruppen über die nachhaltige Zukunft Lindlars zu diskutieren. Zukunftsthema 6: Lebenslang Miteinander – Sozia- le Infrastruktur und Bildung 1.2 Zentrale Zukunftsthemen und Fragen: Wie wird die Bildungslandschaft in Lindlar Fragestellungen bewertet? Welche weiteren Angebote brauchen Das Gemeindewicklungskonzept bearbeitete dabei junge Erwachsene, Familien und Senioren? Wie folgende Zukunftsthemen und ausgewählte Fragen: können Dorfstrukturen dazu beitragen, dass Men- Zukunftsthema 1: Glücklich zu Hause – Alles rund schen länger autark bleiben? Welche Angebote ums Bauen und Wohnen fehlen in Lindlar, um ein lebenslanges Wohnen zu ermöglichen? … Fragen: Auf wie viele Einwohner soll Lindlar wach- sen? In welchen Ortschaften soll die Siedlungsent- Zukunftsthema 7: Dörfliches Leben – Dörfliche wicklung begünstigt werden? Wie bleiben dabei Identität dörfliche Strukturen intakt? Wie kann die (Nah-) Versorgung gesichert und verbessert werden? Was Fragen: Was bedeutet heute dörfliches oder ländli- muss getan werden, um ein lebenslanges Leben in ches Leben? Was muss getan werden, damit der Lindlar zu ermöglichen? … dörfliche Charakter erhalten bleibt? Welche Unter- stützung brauchen Ehrenamtler in Vereinen und Zukunftsthema 2: Lokale Ökonomie – Alles rund Kirchen, um eine dörfliche Struktur intakt zu halten? ums Arbeiten … Fragen: Wie kann die lokale Ökonomie gestärkt werden? Wo bestehen heute Konflikte mit gewerb- lichen Nutzungen? Welche Perspektiven brauchen

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1.3 Bedeutung des strategische Ausrichtung der Gemeinde wichtig Gemeindeentwicklungskonzepts sind. Städtebauliche Merkmale der Siedlungsberei- Das Gemeindeentwicklungskonzept beantwortet che aller einzelnen Ortschaften wurden im Rahmen diese und weitere Fragen. Es analysiert das Vorhan- von Ortsbegehungen erfasst. dene und erarbeitet unter Berücksichtigung von Beteiligungsergebnissen, übergeordneten Trends Es folgte ein umfassender Beteiligungsprozess. sowie regionaler Einbindung Entwicklungsziele und Jeder einzelne Beteiligungsbaustein wurde separat Leitprojekte, die in den kommenden Jahren schritt- dokumentiert. Alle Ergebnisse sind ausgewertet weise umgesetzt werden sollen. Das Gemeindeent- worden und in das Gemeindeentwicklungskonzept wicklungskonzept dient als Orientierungsgrundlage eingeflossen. und Leitlinie für die zukünftige Entwicklung Lindlars. Mit dem Orientierungsrahmen wird auch deutlich, Mit den Ergebnissen der Analyse wurde eine Öf- dass es keine unveränderlichen Zielaussagen sind, fentlichkeitsbeteiligung – die erste Zukunftskonfe- sondern Antworten auf grundsätzliche Zukunftsfra- renz – durchgeführt. Im Fokus der ersten Zukunfts- gen, die sich selbstverständlich veränderten Rah- konferenz, zu denen 500 Haushalte persönlich (per menbedingungen anpassen müssen. Zufallsprinzip ausgewählt) und die gesamte Bevöl- kerung auf unterschiedlichen medialen Wegen Lindlar möchte mit dem Konzept auch in Zukunft eingeladen wurden, stand die Frage nach den Visio- sozial verantwortlich, wirtschaftlich und umweltver- nen und den Wünschen der Bürgerinnen und Bür- träglich handeln. Somit stellt das Konzept den Auf- ger zur Gemeindeentwicklung. Wie soll sich die takt eines aktiven Prozesses dar, um die Zukunft der Gemeinde bis zum Jahre 2035 entwickeln? Soll die Gemeinde zu gestalten. Mit dem Gemeindeentwick- Gemeinde weiter wachsen und wenn ja, wo? Wie lungsprozess werden wichtige Fragen der regiona- soll sich die ländliche Mobilität entwickeln? Sollen len Bedeutung der Gemeinde behandelt und die die touristischen Angebote ausgebaut werden? Position im Bergischen Rheinland gefestigt. Diese und andere grundsätzliche Fragen wurden mit Mit dem politischen Beschluss des Gemeindeent- den Lindlarern diskutiert. wicklungskonzepts 2035 wird es zum Handlungs- rahmen der kommunalen Entwicklung für die nächsten Jahre. Der Gemeinde dient das beschlos- sene Konzept als grundsätzliche Positionierung für die langfristigen raumrelevanten Themen und the- matischen Fragestellungen in der Gemeindeent- wicklung. Das Gemeindeentwicklungskonzept ist in enger Verzahnung mit dem Flächennutzungsplan erarbeitet worden. Ebenso dient das Konzept dazu, die Themen herauszuarbeiten, die die Gemeinde in den regionalen Entwicklungsprozess der Regionale 2025 „Bergisches RheinLand“ einbringen möchte. Mit dem Gemeindeentwicklungskonzept macht sich die Gemeinde Lindlar auf den Weg, die zukünftige Gemeindeentwicklung aktiv zu gestalten.

1.4 Bürgerorientierte Gemeindeentwicklung Phase 1: Analyse Zu Beginn des Bearbeitungsprozesses wurde der Status quo zu allen relevanten Zukunftsthemen der Gemeindeentwicklung erfasst. Dazu wurden alle Planungen, Konzepte, Gutachten und politischen Beschlüsse gesichtet, die für die Bearbeitung und

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Aus den zahlreichen Ideen und Anregungen sowie Diskussionen konnten die Stärken und Schwächen der Gemeinde aus Sicht der Lindlarer Einwohner- schaft dezidiert benannt werden.

Anschließend folgte für die Dauer von einem Monat eine Online-Beteiligung zu den Entwicklungspers- pektiven. Die Online-Beteiligung umfasste einen Fragebogen und eine interaktive Karte für Ideen, Verbesserungsvorschläge und Maßnahmen.

Phase 2: Zieldefinition und Diskussion Phase 3: Konzeption Im Ergebnis dieser ersten Beteiligungsphase konn- Auf Grundlage dieser Ergebnisse wurde der vorlie- ten räumliche wie thematische Schwerpunktberei- gende Bericht erstellt. Die Anregungen der Bürge- che der Gemeindeentwicklung abgeleitet werden. rinnen und Bürger im Rahmen der ersten Zukunfts- Die bisherigen Beteiligungsformate zur Bewertung konferenz, der Online-Beteiligung und der zweiten der aktuellen Situation und dem Herausarbeiten Zukunftskonferenz sind in den Dokumentationen zu von Zielvorstellungen zeigten aber auch, dass die den Veranstaltungen erfasst. Aufgrund der Fülle der Gemeinde in vielen Bereichen gut aufgestellt ist, Anregungen aus der Bürgerschaft werden in diesem sich die Bürgerinnen und Bürger in ihrer Gemeinde Bericht nur die am stärksten diskutierten Themen wohlfühlen und es keiner Neuausrichtung der Ge- angerissen; gleichwohl wurden die vielfältigen An- meinde für die Zukunft bedarf. regungen in die Konzepterstellung eingebracht. Ein Teil der Anregungen betraf eine Konzept- und Maß- Im nächsten Schritt wurden die Entwicklungsziele nahmenebene, die es für das Gemeindeentwick- für die Gemeinde bis zum Jahr 2035 abgeleitet und lungskonzepts zu abstrahieren galt. in mehreren Zukunftsworkshops mit Experten zur Diskussion gestellt, konkretisiert und ergänzt. Mit Phase 4: Politische Beratung den Experten wurden auch Projektideen erarbeitet, Durch einen politisch besetzten Lenkungskreis wur- mit denen die Entwicklungsziele zu erreichen sind. de der Planungsprozess intensiv begleitet. Aufgabe des Lenkungskreises war es, wichtige Themen vor In einer zweiten Zukunftskonferenz zur Gemeinde- dem Bau-, Planungs- und Umweltausschuss vorzu- entwicklung wurden die Entwicklungsziele der je- beraten und den Bearbeitungsprozess mitzugestal- weiligen Zukunftsthemen sowie eine Auswahl an ten und zu steuern. Projekten zur Umsetzung der Entwicklungsziele der Öffentlichkeit vorgestellt. Anschließend bewerteten Der Gemeinderat hat das Gemeindeentwicklungs- die Teilnehmenden die Entwicklungsziele und Leit- konzept final beschlossen. projekte hinsichtlich ihrer Bedeutung für die zu- künftige Gemeindeentwicklung.

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Abbildung 1: Bausteine/Verfahrensschritte

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Zweites Kapitel Lindlar im regionalen Kontext

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2 Ausgangssituation innerhalb der Mittelgebirgsregion bzw. in deren Teilregion Oberbergisches Land, die durch häufigen Niederschlag und wenig ertragrei- 2.1 Lage im Raum, Siedlungsstruktur und che Böden gekennzeichnet ist und ursprünglich verkehrliche Anbindung gänzlich bewaldet war. Lindlar liegt im westlichen, der Rheinschiene zuge- wandten Bereich des Oberbergischen Kreises. Lind- Landschaftlich und strukturell prägend für das Ge- lars Nachbargemeinden und Nachbarstädte sind meindegebiet sind die Flusstäler und Höhen. Das Wipperfürth, , und Gemeindegebiet wird von Südwesten nach Nordos- im Oberbergischen Kreis sowie Kür- ten in der Länge durch zwei Täler gegliedert, die ten und im Rheinisch-Bergischen-Kreis. Die Lindlarer Sülz und der Lennefer Bach. Die zwei Kreisstadt Gummersbach liegt ca. 18 km von Lindlar Hauptverkehrsachsen L 299 und L 284 passen sich entfernt, das Mittelzentrum Bergisch-Gladbach ca. den topographischen Gegebenheiten an. 22 km und die Zentren der Städte Köln und Bonn ca. 35 km und ca. 45 km. Charakteristisch für die Gemeinde Lindlar ist ihre dezentrale Siedlungsstruktur. Neben dem Hauptort An das Autobahnnetz ist Lindlar über die AS bilden die fünf Kirchdörfer Frielingsdorf, Linde, Overath-Untereschbach und AS Engelskirchen der Hohkeppel, Schmitzhöhe und Kapellensüng/Harte- Bundesautobahn A 4 (Köln – Olpe) angeschlossen. gasse die Siedlungsschwerpunkte der Gemeinde. Im Gemeindegebiet selbst verlaufen lediglich Lan- Abseits der Kirchdörfer sind es die Streusiedlungen, des-, Kreis- und Gemeindestraßen. welche die Siedlungsstruktur und das Landschafts- bild prägen. Sie bilden die für das Bergische Land Geologisch gehört das Gemeindegebiet zum nördli- typische Form des Weilers, der sich vom Einzelhof chen rechtsrheinischen Schiefergebirge und bildet zum Dorfgebilde wandelt. Insgesamt ist das Ge- einen Übergang zwischen der Talebene des Rheins meindegebiet mit 249 Einwohnern pro m2 (Stand und dem sauerländischen Bergland. Lindlar liegt 31.12.2016) relativ dünn besiedelt.

Abbildung 2: Räumliche Lage

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2.2 Historische Entwicklung und Mühlen das Dorf Lindlar. Die Kirche bildete das Das Kirchspiel Lindlar setzte sich bis zur napoleoni- Zentrum des Dorfs, das durch Gräben und einen schen Besatzung aus acht Honschaften zusammen. Wall mit dornigem Buschwerk oder Palisaden ge- Die Honschaft war seit der Zeit des fränkischen schützt wurde. Die Walldurchgänge waren durch Reichs in Teilen des Rheinlands, vor allem am Nie- Falltore gesichert, woran heute noch der Straßen- derrhein und im Bergischen Land, die unterste Ver- name „Am Falltor“ erinnert. Die Pfarrkirche zu Lind- waltungseinheit auf dem Land. Meist gehörten lar war Mutterkirche der Kirchen in Hohkeppel (bis mehrere Honschaften einem Kirchspiel an. 1400) und Engelskirchen (bis 1554). Von der roma- nischen Kirche aus dem 12. Jahrhundert ist der Abbildung 3: Karte der Honschaften in der heutigen Turm erhalten geblieben. Der heutige Kirchenbau Gemeinde Lindlar um 1666 ist ein anschauliches Beispiel für die Verwendung der heimischen Grauwacke.

Abbildung 4: St. Severin zu Lindlar

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Hauptort Lindlar Lindlar lag an zwei wichtigen Handelsstraßen, der Der Hauptort Lindlar wurde erstmals 1109 als Landstraße Altenberg – Gimborn und der Straße Kirchdorf urkundlich erwähnt. Vermutlich ist er Köln – Marienheide. Spuren der alten Hohlwege jedoch schon früher entstanden, da sich bereits zeichnen sich noch heute im Gelände ab. Am Rande eine Urkunde aus dem Jahre 958 mit der Hohkeppe- des Orts liegt das Schloss Heiligenhoven mit ler Kirche befasst, die nachweislich der Lindlarer Schlosspark. Das ehemalige Rittergut ist aus einer Pfarrkirche unterstand. Waldrodungen sind für den Burg hervorgegangen, die 1363 erstmals Erwäh- rheinischen Raum seit 893 dokumentiert. Dies wäre nung findet. Südwestlich des Orts befinden sich der frühestmögliche Zeitpunkt für eine mittelalterli- außerdem die Überreste der Burg Unterheiligen- che Besiedlung in Lindlar. In der Urkunde aus dem hoven. Jahr 1109 wird Lindlar als „Lintlo“ bezeichnet; diese Bezeichnung lehnt sich an „Lindengebüsch“ an. Lindlar wurde bis zum Ende des zweiten Weltkriegs kaum erweitert. Der Zuzug von Evakuierten aus den Im Lindlarer Gebiet übten im Mittelalter drei Städten während des Kriegs und die Ansiedlung Grundherren ihren Einfluss aus: die Stifte St. Severin deutscher Flüchtlinge nach dem zweiten Weltkrieg und St. Maria im Kapitol in Köln sowie die Grafen sorgten für einen Anstieg der Einwohnerzahl und von Berg. Jede Grundherrschaft hatte ihren eigenen eine entsprechende Wohnungsbautätigkeit. Nach Herrenhof (Fronhof, Meierhof), in dem das Hofge- 1955 erhielt Lindlar ein städtischeres Gesicht und richt tagte, und eine eigene Mühle. Die Mühle des Erweiterungen in Richtung Falkenhof, ab den St. Severin Stifts stand im Dorf Lindlar, die des Stifts 1960er Jahren vor allem südlich des Lenneferbachs. Maria im Kapitol in Dürscheid und die der Grafen Das starke Wachstum des Ortsteils Lindlar im 20. von Berg in Scheel. Jahrhundert hat dafür gesorgt, dass ehemals eigen- Der Kern des alten Lindlars liegt am Südrand der ständige Höfe und Orte in das Ortsgebiet eingebet- flachen Lenneferbachmulde. Hier entwickelte sich tet wurden. aus dem Fronhof, der Kirche sowie mehreren Höfen

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Das Kirchdorf Lindlar ist von acht Kapellen umge- Östlich der Ortschaft Frielingsdorf liegt die Ruine ben, die den sogenannten „Lindlarer Kapellenkranz“ der ehemaligen Wasserburg Eibach (14. Jahrhun- bilden. St. Antonius (Waldbruch), St. Rochus (Kem- dert), die noch heute von einer Wasserfläche um- merich), Unserer Lieben Frau (Falkenhof), St. Lucia geben ist. In direkter Nachbarschaft sind Mauerres- (Klause) und die Dreifaltigkeitskapelle (Unterheili- te der Burg Neuenberg aus dem 15. Jahrhundert genhoven) stammen aus dem 15. bis 17. Jahrhun- erhalten geblieben. In der Nähe beider Ruinen liegt dert. Die Kapelle St. Marien (Burg) wurde Mitte des auf dem Neuenberg eine Kalksteinhöhle, die soge- 20. Jahrhunderts erbaut. Die Dorfgemeinschaft nannte Zwergenhöhle. Sie umfasst eine etwa 2 m Remshagen stiftete Anfang des 21. Jahrhunderts die hohe, 5 m breite und 7 m lange Erdöffnung, die Ökumenische Schöpfungskapelle. schräg in den Berg hineinführt. In der Höhle wurden Reste von prähistorischen Gefäßen gefunden. Frielingsdorf Das Kirchdorf Frielingsdorf taucht 1490 ersmals in Frielingsdorf wurde außerdem von der Nähe zu den Lindlarer Kirchenrechnungen auf, in der Schreibwei- Gewerbestandorten des Leppetals geprägt, in deren se Frylixdorf. Auf Drängen der Einwohner von Betrieben viele Einwohner des Orts Arbeit fanden. Frielingsdorf und umliegenden Weilern, die bisher einen weiten Weg zur Kirche in Lindlar auf sich Linde nehmen mussten, erhält der Wohnplatz 1797 die Linde wurde 1413 erstmals urkundlich erwähnt, in Kapelle St. Apollinaris und einen eigenen Geistli- der Schreibweise „Linden“. Im 17. Jahrhundert chen. Anfang des 19. Jahrhunderts wird die Ge- gehörte Linde zur Honschaft Ommer im Kirchspiel meinde Frielingsdorf mit der Abtrennung vom Lindlar. Bis 1868 besaß der Hof keine eigene Kirche, Pfarrbezirk Lindlar eigenständige Gemeinde, jedoch die Einwohner mussten zum Gottesdienst das 5 km nur für kurze Zeit. Die Gemeinde sei zu klein und zu entfernte Lindlar aufsuchen. Im Rahmen der gestie- arm, um einen eigenen Priester finanzieren zu kön- genen Einwohnerzahl wurde 1869 eine eigene Kir- nen, so die Argumentation. 1812 erkämpft Frie- che geweiht (St. Joseph), 1889 folgte die Abtren- lingsdorf schließlich dauerhaft seine Unabhängigkeit nung der Kirchengemeinde von Lindlar. Kirche und von der Pfarre Lindlar. Das Kirchengebäude der Schule bildeten das Zentrum des sich entwickelnden Gemeinde erlebte mehrere Zerstörungen. Dorfs. Der Straßenausbau Ende des 19. Jahrhun- derts zog die Ansiedlung von Gewerbe und Gast- Das heutige denkmalgeschützte Gebäude datiert häusern nach sich, die unter anderem als Posthalte- aus dem Jahr 1928 wurde von Dominikus Böhm stellen genutzt wurden. Der Anschluss Lindes an die entworfen. Es integriert Teile des alten Turms und Sülztalbahn eröffnete den Gastwirten die Möglich- ist ein prägnantes Wahrzeichen des Dorfs. keit, Sommerfrischler und Touristen aus der Stadt anzuwerben. Baulich prägnante Zeugnisse der Ver- Abbildung 5: St. Apollinaris in Frielingsdorf von gangenheit Lindes sind demnach neben dem histo- Dominikus Böhm rischen Ortskern das ehemalige Bahnhofsgebäude (Privatbesitz) und das erhalten gebliebene Viadukt der sogenannten Sülztalbahn. Die ehemalige Bahn- trasse verlief südlich von Linde in Tallage. Noch heute finden sich im ehemaligen Bahnhofsbereich gewerbliche Strukturen.

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Abbildung 6: St. Josef mit zahlreichen umgebenden Wohnplätzen eine selbständige Landgemeinde, die der Bürgermeiste- rei Engelskirchen im Kreis Wipperfürth angehörte. Ab 1816 gehörte Hohkeppel zu Preußen und behielt den Status der eigenständigen Landgemeinde bis 1974. Das Gemeindegebiet wurde 1975 auf die Gemeinden Overath, Engelskirchen und Lindlar aufgeteilt.

Die Kirche St. Laurentius aus dem 12. Jahrhundert wurde 1835 durch einen Neubau mit gleichen Aus- maßen ersetzt, vom ursprünglichen Gebäude ist der

Westturm erhalten geblieben. 1612 wird das soge- Hohkeppel nannte „Weiße Pferdchen“ vermutlich als Fuhr- mannsherberge in der Laurentiusstraße errichtet, Der Ortsteil Hohkeppel liegt auf einer Anhöhe zwi- heute eines der ältesten Häuser im Dorf. Das präg- schen Lenneferbach und Agger. Er wurde schon 958 nante Fachwerkhaus liegt an der alten Höhenweg- in einer Schenkungsurkunde erwähnt, die zu den verbindung nach Köln, die Händler, Bauern, Reisen- ältesten Urkunden des Bergischen Landes zählt. Die de und Pilger über Jahrhunderte genutzt haben. Als Schenkung von Kirchen an Stifte im Erzbistum Köln im 19. Jahrhundert die Täler verkehrstechnisch diente zu jener Zeit dem Zweck, die Position der erschlossen wurden, verloren die Wegeverbindung Kirchen gegenüber den weltlichen Grundherrschaf- und Herbergen auf der Höhe ihre Bedeutung. ten zu stärken. Die frühe Entstehung Hohkeppels lässt sich vermutlich auf seine günstige Lage an der In den 1950er und vor allem in den 1960er Jahren ehemaligen „Heidenstraße“, die das Bergische Land wurde das Dorf um ergänzende Einzelbauvorhaben fast ohne Talquerungen von Köln nach Kassel und mehrere Neubaugebiete erweitert. 1990, 1995 durchzog, zurückführen. Schon zur Römerzeit, in und 2006 folgten weitere Neubauwohngebiete. den ersten Jahrhunderten nach Christus, wurde sie als Verkehrsverbindung genutzt. Abbildung 8: St. Laurentius Abbildung 7: Hinweistafel zur Geschichte der Hei- denstraße in Hohkeppel

Schmitzhöhe Bereits 1400 löste sich die Pfarrgemeinde von der Schmitzhöhe liegt auf einem Bergrücken zwischen Pfarre Lindlar. Das Kirchspiel Hohkeppel umfasste dem Sülz- und dem Lennefetal und wird von mehre- die Honschaften Tüschen und Vellingen. Das Her- ren Bächen durchflossen, die in die Lindlarer Sülz zogtum Berg, dem Hohkeppel angehörte, wurde oder den Lennefer Bach münden. Die erste urkund- 1806 aufgrund eines Gebietstauschs von Bayern an liche Nennung des Orts datiert auf das Jahr 1478 in Frankreich abgetreten. Nach der französischen der Schreibweise „Hoee“ (Höhe). 1646 wurde die Verwaltungsreform bildete Hohkeppel zusammen Kirche St. Rochus und St. Sebastianus errichtet. Westlich des Orts steht das barocke Wasserschloss

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Georghausen aus dem frühen 18. Jahrhundert in zen, Kapellen oder Heiligenhäuschen) wird betend einer Niederung der Sülz. Es ist aus einer ehemali- niedergekniet und einer Station des Leidenswegs gen Wasserburg hervorgegangen, die 1466 urkund- Christi in Jerusalem gedacht. lich erwähnt wurde. Abbildung 9: St. Agatha Bis 1975 gehörte Schmitzhöhe zur Gemeinde Hoh- keppel. Nach der Auflösung der Landgemeinde wird Schmitzhöhe in das Gebiet von Lindlar eingemein- det. Die Ortschaft besteht heute aus den Ortsteilen Schmitzhöhe und Neuschmitzhöhe. Die Wohnungs- not nach dem zweiten Weltkrieg und die Ansiedlung von Vertriebenen sowie der Trend zum Leben auf dem Land Mitte der 1960er Jahre führten auch in Schmitzhöhe zu einem starken Wachstum des Orts. Vor allem in den 1960er und 1970er Jahren ent- standen mehrere neue Wohngebiete.

Hartegasse/Kapellensüng Die einstmals stadtmorphologisch eigenständigen Orte Kapellensüng und Hartegasse sind heute städ- tebaulich miteinander verbunden. Das Kirchdorf Kapellensüng wurde 1413 als „sune“ zum ersten Mal urkundlich erwähnt, 1662 die Kapelle St. Aga- tha. 1913/14 wurde der heutige Kirchenbau errich- tet, der durch freiwillige Spenden des „Agathabau- vereins“ finanziert wurde.

Die erste Erwähnung des Orts Hartegasse als „had- Wirtschaftliche Entwicklung ergassen“ fällt ebenfalls in das Jahr 1413. Der Orts- Die Bevölkerung von Lindlar lebte in der Vergan- name geht vermutlich auf die Wörter „hoar“ genheit vorwiegend von der Landwirtschaft. Hierfür (Matsch) und „gasse“ (Weg) zurück, was auf einen wurden im Mittelalter die ursprünglichen Wälder nassen und damit schwer passierbaren Weg hin- gerodet und das Land nutzbar gemacht. Allerdings deutet. Hartegasse und Kapellensüng gehörten im waren die landwirtschaftlichen Bedingungen zur 18. Jahrhundert der Honschaft Breun an. Erwirtschaftung des Eigenbedarfs im Gemeindege- biet ungünstig, da es sich bei den Flächen vorwie- In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurden gend um eher trockene Höhen und zu feuchte Tal- bäuerliche Produkte verstärkt durch Unternehmen auen handelte. Die im südlichen Bergischen Land oder Genossenschaften verarbeitet und vermarktet. bevorzugte Realteilung (gleichberechtigtes Erbe für In dieser Zeit entstand die Molkerei Mittmann, die alle Kinder) führte zudem zu stark zergliederten und Hartegasse bis 1969 prägte. In der ersten Hälfte des wenig effizienten Nutzflächen. Zunehmend prägten 20. Jahrhunderts gaben Obstverwertungsgenossen- kleinbäuerliche Weiler das Siedlungsbild, was auch schaften den Einwohnern aus der Umgebung Ar- heute noch für große Teile der Gemeinde Lindlar beit. typisch ist. Im Laufe des 19. Jahrhunderts setzte ein Modernisierungsprozess in der Landwirtschaft ein, Vom Friedhof in Kapellensüng führen sieben Fußfäl- im Zuge dessen die Flächen vergrößert und Feldhe- le durch Hartegasse bis nach Ohl. Der Bittgang zu cken beseitigt, Bäche begradigt und verrohrt und den sieben Fußfällen ist eine der ältesten Formen Feuchtwiesen trocken gelegt wurden. Ein Großteil des Kreuzwegs und wurde von Jerusalempilgern im der Gemeindefläche Lindlars befindet sich auch späten Mittelalter ins Rheinland gebracht. An sie- heute noch in landwirtschaftlicher Nutzung. ben Fußfällen bzw. Kreuzwegstationen (Flurkreu-

Gemeinde Lindlar – Gemeindeentwicklungskonzept 2035 13

Das Bergische Land zählt mit seinen jahrhunderteal- Verkehrsinfrastruktur ten Traditionen in der Metall- und Textilverarbei- Die wichtigste Verkehrsverbindung im Bereich der tung zu den ältesten Industriegebieten Deutsch- Gemeinde Lindlar verlief nach dem Mittelalter in lands. Der Erz-, Holz- und Wasserreichtum der Regi- Nord-Süd-Richtung von Hartegasse über Lindlar on ermöglichte schon früh eine industrielle Entwick- nach Engelskirchen. Der Höhenweg über Kem- lung. Seit dem späten Mittelalter wurden an den merich und Schmitzhöhe nach Köln war zu jener Bächen und Flüssen Hammerwerke, Mühlen und Zeit schlecht passierbar und daher von untergeord- Schleifereien errichtet. So auch auf dem Gebiet der neter Bedeutung. Insgesamt zeichnete sich die Gemeinde Lindlar, die vom 16. bis 19. Jahrhundert Gemeinde bis 1845 durch eine ungünstige verkehr- durch das Steinhauergewerbe (Abbau und Verarbei- liche Anbindung aus. Das Dorf Lindlar war nur über tung von Grauwacke, vom 17. bis 20. Jahrhundert schlechte Karrenwege von den Nachbarorten er- auch Marmor), die Eisenindustrie und den Bergbau reichbar, was die Entwicklung von Wirtschaft und geprägt wurde. Im Sülz- und Leppetal wurden Ei- Handwerk einschränkte. Der Bau der Straßenver- senhämmer und Schmelzöfen betrieben, von denen bindung von Engelskirchen über Lindlar nach Wip- Restbestände erhalten sind. perfürth verbesserte ab 1845 die Lage.

Auch heute noch ist das Leppetal Standort von In den Jahren 1894/95 begann die Gemeinde Lind- wichtigen Betrieben der Stahlindustrie. Hier bildete lar mit dem Bau der Straße durch das Lennefetal sich schon früh ein Gewerbestandort heraus, an (heutige L 299), die für eine bessere Anbindung an dem Menschen aus Frielingsdorf, Scheel und weite- das Rheinland sorgte. 1930 wurde die Straße durch ren umliegenden Orten ihre Arbeitsstelle fanden. das Sülztal fertiggestellt (heutige L 284). Ursprünglich reihten sich kleine wasserbetriebene Schmiedekotten an der Leppe auf, bis 1850 wurden 1897 wurde der Betrieb der Leppetalbahn zwischen Eisen und Stahl verarbeitet. Danach konnte die Engelskirchen und Marienheide aufgenommen („Et Region nicht mit mehr mit der Industrie des Ruhr- Bähnche“). Sie vereinfachte den Abtransport der gebiets konkurrieren. In der Folge spezialisierte sich schweren Grauwacke und sorgte für eine Absatz- die Produktpalette der Betriebe (z. B. Edelstahl), steigerung in der Steinbruchindustrie. Auch die oder sie stellten auf andere Produkte um (z. B. Edelstahlwerke in Kaiserau hatten starkes Interesse Kunstwolle aus Lumpen). Einen weiteren Einschnitt an einer Bahnanbindung. Um die engen Kurven im bedeutete das Ende des zweiten Weltkriegs, als die Leppetal bewältigen zu können, wurde die Bahn als Industrie im Ruhrgebiet aufgrund von Zerstörungen Schmalspurbahn ausgeführt. Die Bahn besaß keine und Demontage darniederlag. Diese Produktionslü- eigene Trasse, ihre Gleise wurden direkt neben der cke konnten unter anderem die Betriebe im Bergi- Straße verlegt. Eigene Bahnhöfe gab es dement- schen Land gewinnbringend für sich nutzen, indem sprechend nicht, die Haltepunkte waren in beste- sie Marktsegmente besetzten. Einige der heute im hende Gebäude integriert oder kleine Häuschen aus Tal ansässigen Unternehmen haben ihren Ursprung Wellblech. 1949 wurde der Personenverkehr einge- in einem kleinen Hammerwerk und agieren heute stellt. Nach der Schließung des Güterverkehrs 1958 z. B. als Edelstahl-Zulieferer auf dem Weltmarkt. wurden die Gleise demontiert, sodass heute kaum noch Spuren der Kleinbahn zu finden sind. Der Abbau der Steinwacke hat mehrere ehemalige Steinbrüche auf dem Gemeindegebiet hinterlassen, 1909 wurde mit dem Bau der Bahnstrecke von Im- die sich zu wertvollen Biotopen entwickelt haben. mekeppel bis Lindlar begonnen, die 1912 eröffnet Archäologische Funde aus den Steinbrüchen zeigen wurde. Der Bahnhof Lindlar wurde damit Endhalte- außerdem Abdrücke von baumförmigen Pflanzen, punkt der Bahnstrecke Köln-Mülheim – Lindlar die zu den ältesten der Welt zählen. Sie sind ca. 390 (sogenannte Sülztalbahn). Eine ursprüngliche Ver- Mio. Jahre alt. Viele historische Gebäude im Ge- längerung der Strecke nach Wipperfürth wurde meindegebiet wurden aus Grauwacke errichtet, nicht realisiert. Auf der Strecke wurden Personen beispielsweise die Kirche St. Severin im Hauptort und Güter befördert, unter anderem die im Ge- Lindlar. meindegebiet abgebaute Grauwacke. Der Perso- nen- und Güterverkehr wurde 1966 eingestellt und

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nachfolgend alle Gleise demontiert. Teile der Tras- anderen an die Regionalbahn Köln – Lüdenscheid se, einzelne Brückenbauwerke und Bahnhofsgebäu- über den Bahnhof Engelskirchen. Des Weiteren ist de sind erhalten geblieben (z. B. Bahnhofsgebäude Lindlar über sein Landes-, Kreis- und Gemeindestra- in Hommerich, Linde und Lindlar; Viadukt bei Lin- ßennetz an die umliegenden Nachbargemeinden de). Seit 2012 existiert ein asphaltierter Rad- und angeschlossen. Direkte Buslinien führen nach Wip- Wanderweg auf der Trasse zwischen Hommerich perfürth, Marienheide, Engelskirchen, Gummers- und Lindlar, der sogenannte Bahntrassenweg Sülz- bach, Overath und (Bensberg). talbahn. Interkommunale Kooperationen bestehen im Be- Abbildung 10: Verlauf von Leppebahn und Sülztal- reich der Bereitstellung und gemeinsamen Entwick- bahn (mit geplanter Erweiterung nach Wipperfürth) lungen von Gewerbe- und Industrieflächen. Teilflä- chen des Industrieparks Klause sind in interkommu- naler Kooperation mit der Gemeinde Engelskirchen entwickelt worden; auch die geplante südliche Er- weiterung des Industrieparks Klause ist ein inter- kommunales Projekt der Gemeinden Lindlar und Engelskirchen.

Lindlar und Engelskirchen kooperieren außerdem bei der Bereitstellung und Pflege der Infrastruktu- ren in ihren Gemeinden über den Technischen Be- trieb Engelskirchen/Lindlar (TeBEL). Das gemeinsa- me Unternehmen hat seinen Sitz in Lindlar. Das Aufgabenfeld umfasst Dienstleistungen des Stra- Quelle: Stadt- und Regionalplanung Dr. Jansen GmbH ßenbaus, der Landschaftspflege, des Winterdiensts, der Kanalunterhaltung, der Friedhofsbewirtschaf- 2.3 Regionale Verflechtungen und tung, der Schilderunterhaltung, Handwerksleistun- Kooperationen gen an Gebäuden, Arbeiten durch Unwetterereig- Die Gemeinde Lindlar gehört dem Oberbergischen nisse sowie Spielplatz-, Baum- und Streckenkontrol- Kreis gemeinsam mit der Stadt , der len. Gemeinde Engelskirchen, der Stadt Gummersbach, Auch im Bereich der gesundheitlichen Infrastruktur der Stadt Hückeswagen, der Gemeinde Marienhei- kooperiert Lindlar mit den umliegenden Gemein- de, der Gemeinde , der Gemeinde Nüm- den. Es besteht eine notärztliche Kooperation mit brecht, der Stadt , der Gemeinde Wipperfürth und Engelskirchen sowie Kürten und , der Stadt Waldbröl, der Stadt und Overath (Einsatz von Rettungswagen). Seit einigen der Stadt Wipperfürth an. Jahren existiert die Kooperation mit dem Kranken- haus in Engelskirchen, das seit der Schließung des Aufsichtsbehörde für Lindlar ist somit der Oberber- Krankenhauses in Lindlar das nächstgelegene Kran- gische Kreis, der für seine kreisangehörigen Ge- kenhaus für die Bewohner Lindlars darstellt. Soziale meinden überörtliche Aufgaben, Ausgleichs- und Beratungsstellen in Wipperfürth und Gummersbach Ergänzungsaufgaben erfüllt. In diesem Zusammen- bieten Leistungen an, die in Lindlar nicht vorhanden hang besteht eine enge Verflechtung der Mitglieds- sind. gemeinden und Städte im Kreis. Die Kreisstadt Gummersbach ist Verwaltungsstandort des Ober- Als wesentlicher Baustein der Weiterbildung hat die bergischen Kreises und damit Sitz überörtlicher Volkshochschule Oberberg ihre Zentrale in Gum- Einrichtungen wie beispielsweise der Ämter der mersbach. Ihre Außenstellen verteilen sich aber Kreisverwaltung, des Kreistags und des Landrats. auch dezentral über das Kreisgebiet und liegen in Lindlar sowie Bergneustadt, Engelskirchen, Hückes- An den überörtlichen Verkehr ist Lindlar über En- wagen, Marienheide, Morsbach, Nümbrecht, Rade- gelskirchen angebunden, zum einen über den vormwald, Reichshof, Waldbröl, Wiehl und Wipper- nächstgelegenen Autobahnanschluss der A 4, zum fürth.

Gemeinde Lindlar – Gemeindeentwicklungskonzept 2035 15

Die bergischen Kreise treten im Bereich Tourismus wurde. Bis zum Ende der Laufzeit der Förderperiode gemeinsam auf, um für ihre Region Reisende und können bei ausreichender Kofinanzierung (35 %) bis Tagesausflügler zu gewinnen und unter anderem zu 3,1 Mio. € Fördermittel für die Umsetzung nach- das Infrastrukturangebot im Rad- und Wandertou- haltiger Maßnahmen in der Region abgerufen wer- rismus gezielt zu vermarkten. Der Rheinisch-Ber- den. gische Kreis und der Oberbergische Kreis sind Ge- sellschafter der Naturarena Bergisches Land GmbH Die Potenziale des Raums liegen zum einen in der mit Sitz in Bergisch Gladbach. Diese betreibt mit Kleinteiligkeit und der gewachsenen Tradition der „Das Bergische“ das offizielle Tourismus-Portal des Kooperation, zum anderen in der Nähe zu den Bal- Bergischen Landes. Auf der Webseite www.dasber- lungsgebieten bzw. der Lagegunst. Dies bietet die gische.de werden dem Nutzer gebündelt für das Möglichkeit, sich als attraktive Region zu positionie- gesamte Bergische Land u. a. Unterkünfte verschie- ren und damit interessant für Menschen aus den dener Kategorien, gastronomische Angebote, Well- Ballungsregionen zu sein, sei es in touristischer ness und Kultur sowie Fahrrad- oder Wanderrouten Hinsicht als auch als Lebensstandort. Ziel der LEA- präsentiert. Eine Karte der Region kann nach Kate- DER-Region ist es, die vielen Akteure und Gemein- gorien wie Lieblingsplätze, Märkte oder Aussichts- schaften aus den Oberbergischen Dörfern über türme und Talsperren recherchiert werden. Als LEADER zu vernetzen, um neue gemeinschaftliche typisch bergische Elemente werden Land- Lösungsansätze zu generieren, die die Region schaftspanoramen, die bergische Kaffeetafel sowie „Oberberg“ zukunftsfester machen. Fachwerk und Schiefer vorgestellt und mit konkre- ten Orten verlinkt, die der Tourist aufsuchen kann. Die Kooperationsfreudigkeit und der gemeinschaft- Ein spezifisches Marketing für Wandertouristen liche Ansatz haben Tradition in Oberberg. Gemein- erfolgt über das Portal www.bergisches-wander- schaften und Kooperationen bestehen beispielswei- land.de. se in der Forstwirtschaft, in der Wasserwirtschaft sowie bei Querschnittsthemen, wie dem Erhalt der Auch der Naturpark Bergisches Land mit seiner Kulturlandschaft, für die Landwirte, Forstwirte, Geschäftsstelle in Gummersbach bietet Informatio- Naturschützer, Planer und andere Interessierte nen, Hinweise und Links für Touristen an. Er ist ein zusammenarbeiten. Zweckverband, bestehend aus dem Oberbergischen Kreis, dem Rheinisch-Bergischen Kreis und dem Die Kleinteiligkeit der Region, in der jede Kommune Rhein-Sieg-Kreis sowie den Städten Köln, Rem- 100 oder mehr Ortschaften umfasst, ist einerseits scheid, Solingen, . eine Herausforderung vor dem Hintergrund des demografischen Wandels, andererseits generieren 2.3.1 Leader-Region Oberberg 1000 Dörfer – eine die vielen Dorfgemeinschaften oft gute Ideen und Zukunft Ansätze, mit denen den Herausforderungen begeg- Lindlar hat sich zusammen mit den Städten net werden kann. Diese Ansätze sollen mit LEADER Bergneustadt, Gummersbach, Waldbröl und Wiehl regional zusammengeführt werden. Ziel ist es, ein sowie den Gemeinden Engelskirchen, Morsbach, Netzwerk für diesen ländlichen Raum entstehen zu Nümbrecht und Reichshof erfolgreich um die Auf- lassen. nahme in das LEADER-Programm beworben. LEA- DER ist ein Programm zur Umsetzung des Europäi- Angesichts der Vielzahl und Bedeutung der Dörfer schen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des in der Leader-Region wurden folgende übergeord- ländlichen Raums (ELER) auf Landesebene und inso- nete Entwicklungsziele festgelegt: fern Teil des Programms Ländlicher Raum NRW . Stärkung der Dörfer als Zukunftsräume der 2014 – 2020. Region „Oberberg“ . Sicherung und Verbesserung der Lebensbedin- Die Gemeinde Lindlar liegt am nordwestlichen Rand gungen der LEADER-Region Oberberg 1000 Dörfer – eine . Ausbau der Vernetzung der Akteure Zukunft, für die im Laufe des Bewerbungsprozesses eine Lokale Entwicklungsstrategie (LES) erarbeitet

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Daraus ergeben sich vier Teilziele: buspilgerweg“ schaffen. Starten sollen die Umbau- maßnahmen Anfang 2019. Auch andere Vereine . Fit machen der Bürgerinnen und Bürger durch und Ortsverbände aus Lindlar waren erfolgreich mit Lernen ihrer Bewerbung, zum Beispiel der Verein „Lindlar . Sicherung einer attraktiven Kulturlandschaft verbindet e. V.“ mit dem Projekt „Kleine Hilfen – mit attraktiven Dörfern großer Nutzen“, der „Verein der Freunde und För- . Erhalt und Verbesserung der Lebensbedingun- derer des Bergischen Freilichtmuseums Lindlar“ mit gen in den Dörfern der „Schule des Lebens“ oder der DRK Ortsverband . Arbeiten in einer wirtschaftlich attraktiven Lindlar-Frielingsdorf e. V. mit dem Projekt „Bewe- Region gungsparcours als Mehrgenerationenpark“.

Und die Querschnittsziele: Mit der „Ambulanten Kinderschutzhilfe“ des DRK- Kreisverbands Oberberg soll außerdem eine ambu- . Beitrag zum Umgang mit dem demografischen lante und wohnortnahe Beratungsstelle für Fami- Wandel lien, Kinder und Jugendliche geschaffen werden. . Beitrag zur Unterstützung des Regionsprofils Mit dem niedrigschwelligen Angebot sollen Bera- . Beitrag zum Ausbau von Angeboten für Kinder, tungsmöglichkeiten vor allem im Bereich Kinder- Jugendliche und junge Familien schutz angeboten, aber auch andere Hilfen vermit- . Erfüllung der LEADER Kriterien regional – telt werden. Das Projekt wird auch in der LEADER- nachhaltig – partizipativ – innovativ Region „Bergisches Wasserland“ umgesetzt.

Aus den oben dargestellten Vorgaben wurden vier Als Kofinanzierer für die LEADER-Projekte können Handlungsfelder gebildet, die nicht trennscharf zu die Kommunen oder der Oberbergische Kreis auf- verstehen sind, sondern ineinander greifen: treten, aber auch private Quellen genutzt werden. Hier kommen bspw. Geldinstitute, Unternehmen, . Handlungsfeld 1: Lernen in der Region mit den Stiftungen, Kirchen oder Vereine in Frage. Sowohl Themen Bildung, Qualifizierung und Wissens- öffentliche als auch private Akteure können Eigen- transfer (z. B. Bildung/Ausbildung im Gesund- leistungen in die Finanzierung einbringen. Viele der heitsbereich) möglichen Kofinanzierer wurden in den LEADER- . Handlungsfeld 2: Regionale Attraktivität mit Bewerbungsprozess Prozess eingebunden und sind den Themen Kultur, Tourismus bzw. Freizeit, daher bereits aktiv. Natur- und Kulturlandschaft (z. B. touristische Projekte und Projekte zur Inwertsetzung der 2.3.2 Regionale 2025 – Das Bergische RheinLand Kulturlandschaft) Die drei Landkreise Oberberg, Rhein-Sieg und . Handlungsfeld 3: Leben in der Region mit den Rhein-Berg mit insgesamt 28 Kommunen haben sich Themen Gesundheit, Generationen und Sozia- erfolgreich für die REGIONALE 2025 beworben. Sie les (z. B. attraktive Angebote für junge Men- positionieren das „Bergische RheinLand“ als Raum, schen in der Region) der zum einen von den Wechselbeziehungen zu . Handlungsfeld 4: Wirtschaften in der Region einer dynamischen städtischen Agglomeration und mit den Themen Fachkräfte, Standort und Ver- zum anderen von einem neuen Leben auf dem Land sorgung (z. B. Projekte zum Thema Energie geprägt ist. Auch Lindlar wird sich aktiv an den regi- und Holz) onalen Entwicklungsstrategien beteiligen. Das Ge- Gefördert werden Projekte in der Region, die den meindeentwicklungskonzept ist unter Berücksichti- oben genannten Zielen und Kriterien entsprechen. gung der Themen der Regionale 2025 „Bergisches Auf dem Gebiet der Gemeinde Lindlar beispielswei- RheinLand“ erarbeitet worden. se hat das Entscheidungsgremium der LEADER- Das inhaltliche Leitbild „Lebensqualität und regiona- Region das Projekt des Heimatvereins „Hohkeppel le Wertschöpfung im Bergischen RheinLand“ soll im 1954“ bewilligt. Der Verein kann das Fachwerk- und Rahmen der REGIONALE anhand von fünf unter- Dorfgemeinschaftshaus „Weißes Pferdchen“ zu schiedlichen, strategischen Entwicklungspfaden einer Pilgerherberge umbauen und so eine außer- konkretisiert und umgesetzt werden: gewöhnliche Übernachtungsmöglichkeit am „Jako-

Gemeinde Lindlar – Gemeindeentwicklungskonzept 2035 17

. Ressource trifft Kulturlandschaft Strategischer Entwicklungspfad 4: Mobilität und . Innovation schafft Arbeit Digitalisierung als Zukunftsmotor . Qualität von Wohnen und Leben Verschiedene Mobilitätsformen und -technologien . Mobilität und Digitalisierung als Zukunftsmo- im Sinne einer durchgängigen, intermodalen Mobili- tor tätskette werden für die Region überprüft. Dabei . Neue Partnerschaften quer vernetzt (Quer- geht es sowohl um die physische als auch die virtu- schnittsaufgabe) elle Verknüpfung nach innen und außen. Damit sollen die unterschiedlichen Potenziale und Qualitä- Strategischer Entwicklungspfad 1: Ressource trifft ten des Bergischen RheinLands und der Rheinschie- Kulturlandschaft ne verbunden und die Nahmobilität verbessert Die bestehende Kulturlandschaft soll im Sinne einer werden. Digitale Lösungsansätze im Bereich Mobili- regionalen Ressourcen-Landschaft weiterentwickelt tät und Logistik haben hierbei hohes Innovationspo- werden. Dabei sollen wertvolle Landschaftsbe- tenzial. standteile zu einer grünen Infrastruktur verknüpft werden. Ressourcen wie Wasser, Nahrung, Holz und Strategischer Entwicklungspfad 5 – Neue Partner- Wertstoffe sollen auf nachhaltige Weise für das schaften quer vernetzt Bergische RheinLand und die Rheinschiene er- Quer zu den thematischen Entwicklungspfaden schlossen und in möglichst geschlossene regionale sollen der bestehende Austausch zwischen Akteu- Kreisläufe gebracht werden (z. B. Cradle-to-Cradle- ren wie Behörden, Unternehmen, Verbänden und Region). Bürgerschaft sowie deren kooperative Zusammen- arbeit gestärkt werden. Dabei sind Synergien zu Strategischer Entwicklungspfad 2: Innovation nutzen, um gemeinsam effizienter zu handeln. Mit schafft Arbeit der Stärkung und Aktivierung von bürgerschaftli- Das Bergische RheinLand soll als leistungsstarke chem und unternehmerischem Engagement sollen Industrieregion weiterentwickelt werden, wobei der Projekte unterstützt werden, die den lokalen Be- Schwerpunkt auf die wissensintensive Industrie dürfnissen entsprechen und die Identifikation mit gelegt wird. Durch digitale Werkzeuge sollen die der Region stärken. Wissensräume der Rheinschiene und des Bergi- schen RheinLandes verknüpft werden und Innovati- Projektwettbewerbe und Auswahlkriterien onen generieren, z. B. bei der Nutzung neuer, nach- Zu den strategischen Entwicklungspfaden werden haltiger Bio-Materialien. Ziel ist es, die sogenannte jeweils Projektwettbewerbe durchgeführt, um eine „Bergische Tüftler-Mentalität“ mit der „Rheinischen begrenzte Anzahl sehr guter Projekte auszuwählen Weltoffenheit und Wissenschaft“ zu kombinieren. und zu fördern. Dafür müssen die Projekte eine Reihe von Kriterien erfüllen: Sie sollen interkom- Strategischer Entwicklungspfad 3: Qualität von munal (inhaltlich/räumlich grenzübergreifend) und Wohnen und Leben intermediär sein (Kooperationen/Verbindungen Das Bergische RheinLand soll sich zukünftig in eine zwischen verschiedenen Akteurstypen). Sie sollen „Region der kurzen Wege“ entwickeln. Wohnen, integriert sein (sektorübergreifend, interdisziplinär) Arbeiten, Versorgung, (Aus)Bildungsangebote und und einen relevanten, d. h. zukunftsorientierten Freizeitangebote sollen über innovative Mobilitäts- und strukturellen Beitrag liefern. Außerdem sollen angebote verknüpft werden. Um der demographi- sie realisierbar, nachhaltig und dauerhaft sein. schen Entwicklung und neuen Lebensstilen gerecht Schließlich müssen die Projekte ihren Innovations- zu werden, sollen zukunftsfähige Konzepte der gehalt und die Übertragbarkeit der Erkenntnisse auf Daseinsvorsorge und innovative Wohnangebote andere Regionen in Nordrhein-Westfalen nachwei- geschaffen werden. Dabei wird das bürgerschaftli- sen. che Engagement, das auf der Ebene des Dorfs oder Quartiers großen Gestaltungsspielraum hat, beson- ders unterstützt.

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2.4 Technische Infrastruktur/Internet Funktionierendes und schnelles Internet ist mitt- lerweile eine Voraussetzung für gesellschaftliche Teilhabe und maßgeblich mitentscheidend für die Lebensqualität und Wohnattraktivität. Auch für die Betriebe ist die Verfügbarkeit von schnellem Inter- net ein wichtiger, z. T. ausschlaggebender Standort- faktor. Im Hinblick auf die sich mehr und mehr wandelnden Arbeitswelten im Rahmen der Digitali- sierung, z. B. durch Zunahme von Home-Office-Ar- beitsplätzen, stellt die leistungsfähige Versorgung mit Internet eine wichtige Grundvoraussetzung für städtisches wie dörfliches Leben dar. Insbesondere in einer ländlich geprägten Gemeinde ist die digitale Vernetzung von zentraler Bedeutung.

In den Beteiligungsveranstaltungen zur Gemeinde- entwicklung wurde immer wieder auf die schlechte Internetversorgung der Gemeinde hingewiesen und der Breitbandausbau gewünscht.

Die Gemeinde Lindlar hat am 17.07.2018 einen Vertrag mit der Telekom zum Breitbandausbau unterzeichnet. Demnach werden ca. 95 % der bisher unterversorgten Bereiche im Gemeindegebiet aus- gebaut.

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Drittes Kapitel Demografische Entwicklung

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3 Demografische Entwicklung d. h. einen Überschuss der Gestorbenen gegenüber den Geborenen und ein Wanderungsdefizit, d. h. deutlich mehr Abwanderungen als Zuwanderungen, 3.1 Bevölkerungsentwicklung ist die Bevölkerung kontinuierlich geschrumpft. Zur Beschreibung und Analyse der demographi- schen Entwicklung der Gemeinde Lindlar wurde In jüngster Vergangenheit zeigt sich jedoch eine Rückgriff auf die amtliche Statistik des Landesbe- gegenteilige Entwicklung; der Schrumpfungsprozess triebs Information und Technik (IT.NRW) sowie auf wurde durch eine Wachstumsphase abgelöst. In Daten des Lindlarer Einwohnermeldeamts genom- den letzten Jahren verzeichnet die Gemeinde einen men. deutlichen Bevölkerungszuwachs. Gegenüber dem Jahr 2013 ist die Gesamtbevölkerung im Jahre 2017 Die Bevölkerungszahlen der Gemeinde Lindlar wa- um 2,3 % gewachsen. Zum 31.12.2017 zählt die ren im Zeitraum 2004 bis 2013 deutlich rückläufig. Gemeinde Lindlar gem. der Landesstatistik 21.513 Bedingt durch einen negativen natürlichen Saldo, Einwohner.

Abbildung 11: Bevölkerungsentwicklung Lindlar in absoluten Zahlen zwischen 2000 und 2017 (Stichtag 31.12.)

Quelle: IT.NRW, Darstellung Stadt- und Regionalplanung Dr. Jansen GmbH (die gestrichelte Linie stellt einen Abwärtssprung dar, der nicht real stattgefunden hat, vielmehr auf die Registerbereinigung durch den Zensus 2011 zurückzuführen ist).

Die unterschiedlichen Entwicklungsphasen der Ge- des Wanderungssaldos zwischen 2012 und 2014. meinde sind weniger auf die Veränderungen der Auch in den Folgejahren lag der Wanderungssaldo Geburtenrate gegenüber den Sterbefällen zurückzu- deutlich im positiven Bereich. Während die Entwick- führen; viel entscheidender und ausschlaggebender lungstendenz zwischen 2014 und 2016 negativ war, ist das Wanderungsverhalten. Auffällig in Bezug auf zeigte sich von 2016 auf 2017 eine positive Entwick- die Wanderungsstatistik ist die positive Entwicklung lung.

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Abbildung 12: Natürlicher Saldo und Wanderungssaldo in absoluten Zahlen zwischen 2000 und 2017 (Stichtag 31.12.)

Quelle: IT.NRW, Darstellung Stadt- und Regionalplanung Dr. Jansen GmbH

Im Vergleich mit Lindlar verzeichnet der Oberbergi- sche Kreis im Zeitraum 2013 bis 2017 ein geringeres

Bevölkerungswachstum von 1,0 %, auf Landesebene liegt der Zuwachs bei 1,9 %. In jüngster Vergangen- heit musste der Oberbergische Kreis Bevölkerungs- verluste in Kauf nehmen. Die Bevölkerungszahl ist von 273.452 Einwohnern zum Stichtag 31.12.2015 auf 272.968 Einwohner zum Stichtag 31.12.2017 zurückgegangen.

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Abbildung 13: Prozentuale Bevölkerungsentwicklung zwischen 2000 – 2017 (2000 = 100 %)

Quelle: IT.NRW, Darstellung Stadt- und Regionalplanung Dr. Jansen GmbH (die gestrichelte Linie stellt einen Abwärtssprung dar, der nicht real stattgefunden hat, vielmehr auf die Registerbereinigung durch den Zensus 2011 zurückzuführen ist)

Auf kleinräumiger Ebene – der Ebene der Lindlarer 2013 und 2015 konnte der Ausgangswert von 2009 Ortschaften – sind deutliche Unterschiede hinsicht- in Linde nicht wieder erreicht werden. Die auch in lich der Bevölkerungsentwicklung festzustellen. Für der Landesstatistik erkennbare positive Entwicklung alle Ortschaften bis auf den Hauptort und Hartegas- der Gemeinde seit 2013 ist für alle Ortschaften in se/Kapellensüng ist für die Jahre 2009 bis 2013 ein der Tendenz feststellbar. Eine besonders positive mehr oder weniger stark ausgeprägter Bevölke- Entwicklung zeichnet sich für den Hauptort Lindlar rungsrückgang festzustellen. Die Ortschaft Linde ab – während im Jahr 2013 8.483 Personen im war in den Jahren 2009 bis 2013 von den Kirchdör- Hauptort lebten, zählte der Hauptort im Jahr 2017 fern am stärksten von Einwohnerverlusten betrof- 8.995 Einwohner. fen. Trotz einer positiven Entwicklung zwischen

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Abbildung 14: Bevölkerungsentwicklung in den Ortschaften 2009 bis 2017

Quelle: Einwohnermeldeamt Gemeinde Lindlar, Darstellung Stadt- und Regionalplanung Dr. Jansen GmbH

Die Wachstumsphase zwischen 2013 und 2015, die 2015/2016 sind mehr Personen abgewandert als sich auf Ebene der Gemeinde, des Kreises und auf hinzugezogen. Für das Folgejahr 2017 ist ein deutli- NRW-Ebene sowie darüber hinaus vollzog, ist u. a., cher Überschuss der Zugezogenen feststellbar. jedoch nicht ausschließlich auf den Flüchtlingszu- strom zurückzuführen. Hinsichtlich des Merkmals Ausländer zeigt sich im Zeitraum 2013 bis 2015 ein deutlich höherer Zuzug Wird das Wanderungsverhalten nach den Merkma- gegenüber den Abwanderungen. Eine statistische len „Deutsche“ und „Ausländer“ aufgeschlüsselt, Auffälligkeit betrifft das Jahr 2015. Von 2014 auf zeigt sich folgende Entwicklung: Zwischen 2013 und 2015 sind 433 Ausländer hinzugezogen, gleichzeitig 2014 sind deutlich mehr Deutsche nach Lindlar sind über 260 Personen abgewandert. In den Folge- zugewandert als abgewandert, während im Jahr jahren nähert sich die Anzahl der Hinzuziehenden 2015 die Verhältnisse umgekehrt sind. Im Zeitraum und die der Fortzügler immer mehr an.

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Abbildung 15: Zu- und Fortzüge nach Deutschen und Ausländern

Quelle: IT.NRW, Auswertung und Darstellung Stadt- und Regionalplanung. Dr. Jansen GmbH

Nach Altersgruppen betrachtet sind im Durchschnitt der Jahre 2013 bis 2016 vor allem Deutsche zwi- schen 30 und 50 Jahren hinzugezogen, Abwande- rungen von Deutschen vollzogen sich insbesondere bei den Altersgruppen der 18- bis 25-Jährigen und der 30- bis 50-Jährigen.

Abbildung 16: Wanderungen nach Nationalität und Altersgruppen im Durchschnitt der Jahre 2013 – 2016

Quelle: IT.NRW, Auswertung und Darstellung Stadt-und Regionalplanung Dr. Jansen GmbH

Gemeinde Lindlar – Gemeindeentwicklungskonzept 2035 27

Bei der Gruppe der 18- bis unter 25-Jährigen han- Im Folgenden sind die Zu- und Fortzüge nach bzw. delt es sich um junge Erwachsene, die vorwiegend aus Lindlar im Durchschnitt der Jahre 2011 bis 2016 zu Ausbildungszwecken die Gemeinde verlassen. im regionalen Kontext dargestellt. Demnach sind Wird diese Personen- bzw. Altersgruppe bei der insbesondere Personen aus Köln (+97), Engelskir- Betrachtung der Zu- und Fortzüge außen vor gelas- chen (+71), Bergisch Gladbach, Overath (+53) und sen, wäre der Wanderungssaldo der Deutschen Wipperfürth (+51) zugezogen. Im gleichen Zeitraum durchgehend positiv. sind Lindlarer Bürgerinnen und Bürger insbesondere nach Köln (-100), Engelskirchen (-86), Gummers- bach (-61) und Bergisch Gladbach (-46) abgewan- dert.

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Abbildung 17: Zuzüge in und Fortzüge aus der Gemeinde Lindlar im Durchschnitt der Jahre 2011 bis 2016 in absoluten Zahlen

Quelle: IT.NRW, Auswertung und Darstellung Stadt- und Regionalplanung Dr. Jansen GmbH

Gemeinde Lindlar – Gemeindeentwicklungskonzept 2035 29

3.2 Bevölkerungsstruktur rund 24,9 % die Gruppe der 50- bis 65-Jährigen aus. Im Jahr 2017 setzt sich die Bevölkerung mit insge- Etwas mehr als 20 % der Bevölkerung sind 65 Jahre samt 21.513 Einwohnern zu 5,6 % aus Kindern unter und älter. Im Vergleich mit dem Oberbergischen 6 Jahren, zu 11,5 % aus Kindern und Jugendlichen Kreis zeigt sich eine vergleichbare Zusammenset- zwischen 6 und 18 Jahren sowie zu 7,8 % aus jungen zung der Bevölkerung nach Altersstruktur. In Lindlar Erwachsenen zwischen 18 und 25 Jahren zusam- ist der Anteil der Altersgruppe der 50- bis 65-Jäh- men. Weitere 29,5 % der Gesamtbevölkerung ma- rigen mit 24,9 % etwas höher als der des Oberbergi- chen die Altersgruppe der 25- bis 50-Jährigen und schen Kreises mit 23,8 % und NRW mit 22,6 %. Abbildung 18: Altersstruktur 2017 im Vergleich

Quelle: IT.NRW; Berechnung Stadt- und Regionalplanung Dr. Jansen GmbH

In der Gesamtbetrachtung der Altersstruktur nach Besonderheit stellt die Entwicklung des Anteils der Altersgruppen über die letzten 20 Jahren hinweg Kinder unter 6 Jahren dar: Nach einem Rückgang zeigt sich eine deutliche Zunahme der 50- bis 65- konnte sich der Anteil dieser Altersgruppe an der Jährigen und der über 65-Jährigen, während der Gesamtbevölkerung nicht nur stabilisieren, sondern Anteil der Kinder zwischen 6 und 8 Jahren und der- entwickelte sich zuletzt positiv. jenige der 25- bis 50-Jährigen rückläufig ist. Eine

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Abbildung 19: Altersstruktur in Lindlar (Stichtag 31.12.)

Quelle: IT.NRW; Berechnung Stadt- und Regionalplanung Dr. Jansen GmbH

Das Diagramm verdeutlicht für die letzten zwei 3.3 Bevölkerungsprognose Jahrzehnte eine deutliche Verschiebung der Alters- Das Landesamt für Statistik geht in der aktuellen struktur in Richtung einer älteren Gesellschaft. Bevölkerungsberechnung von einer konstant rück- läufigen Bevölkerungsentwicklung aus. Dieser Prog- nose aus dem Jahre 2014 liegt der Referenzzeit- raum 2009 bis 2013 zugrunde. Somit sind aktuelle Entwicklungen wie das Wanderungsverhalten der letzten Jahre nicht berücksichtigt.

In einer eigenen Berechnung finden alle aktuellen demographischen Komponenten (Geburtenzahlen, Sterbefälle und Wanderungsmuster) Eingang. Dem- nach ist weiterhin mit einem leichten Bevölke- rungswachstum zu rechnen. Mittelfristig ist von einer ausgeglichenen Bevölkerungsentwicklung aber langfristig mit rückläufigen Bevölkerungszah- len auszugehen.

Gemeinde Lindlar – Gemeindeentwicklungskonzept 2035 31

Abbildung 20: Bevölkerungsprognose 2040

Quelle: IT.NRW; Berechnung Stadt- und Regionalplanung Dr. Jansen GmbH

3.4 Zusammenfassung demographische Der demographische Wandel vollzieht sich auch in Entwicklungstrends der Gemeinde Lindlar. Die Gesellschaft ist im Zusammenfassend sind für die Gemeinde Lindlar Schnitt deutlich älter als in den letzten Dekaden. folgende demographische Entwicklungen und Diese Verschiebung in der Bevölkerungsstruktur Trends feststellbar: wird sich zukünftig weiter zuspitzen.

Lindlar ist eine wachsende Gemeinde. In den letzten Zuzüge generiert die Gemeinde Lindlar in erster Jahren erfreute sich die Gemeinde eines Bevölke- Linie aus Köln, Bergisch Gladbach oder aus dem rungszuwachses durch Zuwanderung. Gemäß der Oberbergischen Kreis, gleichzeitig verliert die Ge- Bevölkerungsvorausberechnung wird die Einwoh- meinde Einwohner an Köln, Bergisch Gladbach, nerzahl zunächst mäßig zunehmen, langfristig ist Kürten, Overath und Engelskirchen. Dabei verlassen jedoch von einem Bevölkerungsrückgang auszuge- insbesondere junge Erwachsene zu Ausbildungs- hen. zwecken die Gemeinde.

32 Stadt- und Regionalplanung Dr. Jansen GmbH

Viertes Kapitel Zukunftsthema Glücklich zu Hause – Bauen und Wohnen

34 Stadt- und Regionalplanung Dr. Jansen GmbH

4 Zukunftsthema Glücklich zu Hause – Baualtersklasse weisen heute in der Regel einen Bauen und Wohnen erhöhten Sanierungsbedarf auf. Zwischen den 1980er und 1990er Jahren wurden weitere 34 % des 4.1 Wohnungsbestand sowie Entwicklungen Wohnungsbestands fertiggestellt. Die Gebäude, die Baualtersklassen nach 2000 entstanden sind, machen rund 11 % des Im Rahmen des Zensus 2011 wurde der Gebäude- Wohnungsbestands aus. Die in den letzten Jahren bestand nach Altersklassen erhoben. Zu diesem fertiggestellten Gebäude bleiben dabei unberück- Zeitpunkt waren ca. 40 % des Lindlarer Wohnungs- sichtigt. Insofern findet eine prozentuale Verschie- bestands der Bauphase 1949 – 1979 (Nachkriegs- bung statt – der Anteil der Gebäude der Bauphase zeit) zuzuordnen, einer Zeit, in der der kriegsbe- ab 2000 ist etwas höher, der der übrigen Altersklas- dingte hohe Wohnraumbedarf durch vermehrte sen etwas geringer. Bautätigkeit kompensiert wurde. Gebäude dieser

Abbildung 21: Wohnungsbestand nach Baualtersklassen (Stand 2011)

Quelle: IT.NRW, Auswertung und Darstellung Stadt- und Regionalplanung Dr. Jansen GmbH

Wie sich der Wohnungsbestand in Lindlar insgesamt dem Wohnungszensus 2011 verlief die Entwicklung entwickelt hat, und welche Veränderungen sich im Oberbergischen Kreis positiver als in Lindlar. insbesondere in den letzten Jahren vollzogen ha- Nach dem Zensus zeigt sich für Lindlar ein abwei- ben, wird im Folgenden untersucht. chendes Niveau. So wurde die Zahl der Wohnungen deutlich nach oben korrigiert. In Lindlar und auf Entwicklung des Wohnungsbestands Ebene des Oberbergischen Kreises ist für das Jahr Werden die Entwicklungen des Wohnungsbestands 2017 gegenüber 2016 ein Rückgang der Wohnun- (Wohnungen in Wohn- und Nichtwohngebäuden) in gen festzustellen; in Lindlar ist diese Entwicklung der Gemeinde Lindlar und im Oberbergischen Kreis etwas gedämpfter gegenüber der des Kreises. gegenübergestellt, wird deutlich, dass diese in Lind- lar deutlich ausgeprägter sind. In den Jahren vor

Gemeinde Lindlar – Gemeindeentwicklungskonzept 2035 35

Abbildung 22: Entwicklung des Wohnungsbestands (Wohnungen in Wohn- und Nichtwohngebäuden) in Lindlar und im Oberbergischen Kreis 2000 – 2017 in Prozent (2000 = 100 %)

Quelle: IT.NRW, Darstellung Stadt- und Regionalplanung Dr. Jansen GmbH (die gestrichelte Linie stellt einen Abwärtssprung dar, der nicht real stattgefunden hat, vielmehr auf die Registerbereinigung durch den Zensus 2011 zurückzuführen ist)

2017 bestand der Wohnungsbestand in Lindlar zu Im Ein- und Zweifamilienhausbau entstanden im rund 74 % aus Wohnungen in Ein- und Zweifamili- Zeitraum 2000 bis 2017 im Gegensatz zum Mehrfa- enhäusern. milienhausbau jährlich neue Wohnungen. Die größ- ten Zuwächse der letzten 18 Jahre sind für die Jahre Baufertigstellungen 2000 (+39 WE), 2002 (+28 WE), 2003 (+30 WE), In den Jahren zwischen 2000 und 2017 wurden 2016 (+22 WE) und 2017 (+19 WE) festzustellen. kumuliert 255 Wohnungen in Ein- und Zweifamili- Diese Spitzen resultieren aus der Entwicklung grö- enhäusern und 87 Wohnungen in Mehrfamilienhäu- ßerer Neubaugebiete, wie beispielsweise die Er- sern in Lindlar fertiggestellt. Die größten Zunahmen schließung und Vermarktung des Neubaugebiets an Wohneinheiten im Mehrfamilienhausbau wur- Lindlar West mit sukzessiver Bebauung seit dem den für die Jahre 2000 und 2002 mit einem Plus von Jahr 2014. jeweils 17 Wohnungen und 2017 mit 22 Wohnein- heiten dokumentiert.

36 Stadt- und Regionalplanung Dr. Jansen GmbH

Abbildung 23: Absolute Zunahme an Wohneinheiten in Ein- und Zweifamilienhäusern sowie Mehrfamilienhäu- sern 2000 – 2017

Quelle: IT.NRW, Darstellung Stadt- und Regionalplanung Dr. Jansen GmbH

4.2 Wohnbauflächenentwicklung und Das Neubaugebiet Lindlar West südwestlich des Grundstücksmarkt Ortskerns umfasst Nettobauflächen von ca. 11 ha. Neubaugebiete Aufgrund der Gebietsgröße wurde das Neubauge- Die Siedlungsentwicklung der letzten zehn Jahre biet mit der erforderlichen sozialen Infrastruktur, erfolgte dezentral. So wurden in fast allen Kirchdör- einer Grundschule und einem Kindergarten, ausge- fern Neubaugebiete entwickelt. Ein Schwerpunkt stattet. Lindlar West wurde zunächst von einem der Baulandentwicklung lag auf dem Hauptort. Im Investor entwickelt (seit 2009), seit Sommer 2015 Folgenden wird die Wohnbauflächenentwicklung in erfolgen die Entwicklung und der Verkauf der den Kirchdörfern nach ihrer zeitlichen Abfolge kurz Grundstücke durch die Gesellschaft „Wohnen am umrissen: Schlosspark Lindlar“, an der die Gemeinde Lindlar beteiligt ist. Im Jahr 2009 erfolgte in Frielingsdorf-Scheel der Ausbau der „Alten Landstraße“ und der Straße „Im Am Ortsrand von Schmitzhöhe entstand vor weni- Feldchens Garten“. Insgesamt konnten 30 bis 40 gen Jahren das Neubaugebiet „Ortseingang Ost“ mit Baugrundstücke geschaffen werden. Weitere 22 insgesamt 19 Bauplätzen. Baugrundstücke wurden nördlich des Feuerwehrge- rätehauses zwischen der „Eibachstraße“ und „Alten Die Neubaugebiete in Lindlar werden in der Regel Landstraße“ baureif gemacht. durch die Bau-, Grundstücks- und Wirtschaftsförde- rung GmbH der Gemeinde Lindlar (BGW) als 100-%- Im Kirchdorf Hartegasse wurde im Jahr 2009 das ige Tochtergesellschaft der Gemeinde Lindlar ent- Baugebiet nördlich des Tulpenwegs und des Ro- wickelt. In der Vermarktung der BGW steht zurzeit senwegs erschlossen. Das Neubaugebiet besteht das Baugebiet „Ommerbornstraße“ in Frielingsdorf; aus ca. zwölf Grundstücken – der Verkauf der die Grundstücke sind mittlerweile verkauft oder Grundstücke erfolgte durch die BGW. bereits reserviert.

In Hohkeppel wurde 2009 das Gebiet „Am Wieden- Viele der zuvor genannten Baugrundstücke in den hof“ mit 13 Baugrundstücken erschlossen. Neubaugebieten sind bereits bebaut oder zumin- dest verkauft. Die Gemeinde Lindlar bzw. die BGW

Gemeinde Lindlar – Gemeindeentwicklungskonzept 2035 37

vergibt die Baugrundstücke mit einer Bauverpflich- Die Gemeinde Lindlar reagiert mit diesen Planungs- tung, sodass Grundstücksspekulationen ausge- vorhaben auf die seit mehreren Jahren festzustel- schlossen sind und sich die Baugebiete zeitnah lende hohe Nachfrage nach Baugrundstücken für füllen werden. Ein- und Zweifamilienhäuser. Bereits jetzt zeigt sich, dass die Nachfrage nach Baugrundstücken im aktu- Aktuell gibt es Bestrebungen für zwei Neubaugebie- ell geplanten Neubaugebiet (An der Jugendherber- te im Hauptort. Für das geplante Neubaugebiet an ge) höher ist, als Baugrundstücke zur Verfügung der Jugendherberge läuft zurzeit das Bebauungs- stehen werden. und Flächennutzungsplanänderungsverfahren. Die Gemeinde Lindlar möchte mit ihrem Angebot an Gemäß städtebaulichem Konzept sollen südlich des Bauflächen insbesondere die Zielgruppe der Fami- Hauptorts rund 70 Baugrundstücke für Einzelhäuser lien ansprechen. entwickelt werden. In räumlicher Nähe ab der Schützenstraße in Richtung Westen entlang der 4.3 Bodenrichtwerte und Grundstückspreise Talstraße zwischen Altenrath und Bolzenbach ist als Die Bodenrichtwerte für Baugrundstücke in Lindlar Lückenschluss ein kleines Neubaugebiet mit rund werden durch den Gutachterausschuss für Grund- sieben Grundstücken geplant. stückswerte im Oberbergischen Kreis jährlich fest- gestellt. Gemäß Grundstücksmarktbericht 2018 des In Altenlinde soll ein altes Fabrikgelände nach Abriss Gutachterausschusses weist die Gemeinde Lindlar der vorhandenen Hallen und Gebäude zu einem bei den Bodenrichtwerten für Grundstücke in mitt- Wohngebiet entwickelt werden. Hierzu wird aktuell lerer Lage für den individuellen Wohnungsbau so- der Bebauungsplan „Am Altenlinder Feld“ aufge- wohl im Hauptort als auch in den dörflichen Lagen stellt. Durch die Umnutzung sollen rund 65 Wohn- ein erhöhtes Preisniveau auf. Im Vergleich der Ge- einheiten in verschiedenen Wohnformen entste- meinden des Oberbergischen Kreises liegt die Ge- hen; zur Straße Altenlinde sind Mehrfamilienhäuser 2 meinde Lindlar mit 135 €/m im oberen Feld. Ledig- in Form von Stadtvillen sowie am Ortsrand und zum 2 lich in Hückeswagen mit 145 €/m und Radevorm- Hang Einzelhäuser geplant. 2 wald mit 150 €/m ist der Quadratmeterpreis höher als in der Gemeinde Lindlar. Der günstigste Quad- ratmeterpreis ist mit durchschnittlich 65 € in Mors- bach zu finden.

Abbildung 24: Bodenrichtwerte in €/m2 für Wohnbauflächen des individuellen Wohnungsbaus, 2018

Quelle: Grundstücksmarktbericht 2018, Darstellung Stadt- und Regionalplanung Dr. Jansen GmbH

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Im Vergleich der Bodenrichtwerte innerhalb der dörflichen Lagen einer Kommune weist die Ge- 2 meinde Lindlar mit 115 €/m das höchste Preisni- veau auf. Auch hier ist in der Gemeinde Morsbach der geringste Bodenrichtwert mit 55 €/m2 ange- setzt.

Abbildung 25: Bodenrichtwerte in €/m2 für Wohnbauflächen des individuellen Wohnungsbaus in den dörflichen Lagen, 2018

Quelle: Grundstücksmarktbericht Oberbergischer Kreis 2018, Darstellung Stadt- und Regionalplanung Dr. Jansen GmbH

Deutlich erkennbar sind die höheren Bodenricht- Veränderungen auf dem Grundstücksmarkt werte bei Kommunen, die räumlich am nächsten Im Vergleich zu den Jahren 2014 bis 2016 hat sich zur Rheinschiene sowie dem Ruhrgebiet liegen. Für der Grundstücksmarkt 2017 dahingehend verän- Radevormwald, Hückeswagen und Wipperfürth sind dert, dass der Gesamtmarkt an Grundstücken um neben Lindlar die höchsten Bodenrichtwerte festzu- 3,6 % zurückgegangen ist. Nur noch 282 Grundstü- stellen. cke mit einer Gesamtfläche von 78,3 ha wurden im Ähnlich verhält sich auch beim Kaufpreis der bebau- Jahr 2017 verkauft (2014: 317 Grundstücke mit ten Grundstücke. Hier ist ebenfalls ein Gefälle im einer Fläche von 113,2 ha). Ausschlaggebend dafür Verkaufspreis zu verzeichnen: je weiter die Ge- ist zum einen der um 45,3 % gesunkene Teilmarkt meinden und Städte von der Rheinschiene sowie der unbebauten Grundstücke und zum anderen der dem Ruhrgebiet entfernt liegen, desto geringer ist 63,4-%-ige Rückgang des Teilmarkts Land- und der Kaufpreis. Im Nordkreis (einschl. Lindlar) liegt Forstwirtschaft. Unbebaute Flächen waren im letz- der Schwerpunkt der Verkäufe aller bebauter ten Jahr somit nicht mehr so häufig Gegenstand Grundstücke bei einem Wert zwischen 125.000 € einer Transaktion, was sich positiv auf den Flächen- und 250.000 €. Der mittlere Oberbergische Kreis verbrauch der Gemeinde auswirkt. (Marienheide, Gummersbach, Engelskirchen, Wiehl) befindet sich mit seinen Grundstücksverkäufen Der Analyse der einzelnen Teilmärkte ist zu ent- schwerpunktmäßig im Bereich zwischen 100.000 € nehmen, dass im Jahr 2017 deutlich mehr bebaute und 250.000 €, wohingegen die Preisspanne des Grundstücke und Wohnungen verkauft wurden als Südkreises (Bergneustadt, Reichshof, Nümbrecht, unbebaute Flächen. Die nachfolgende Grafik ver- Waldbröl, Morsbach) zwischen 50.000 € und deutlicht dies. 250.000 € liegt (vgl. Regionale Wohnraumbedarfsa- nalyse für den Oberbergischen Kreis, 2017).

Gemeinde Lindlar – Gemeindeentwicklungskonzept 2035 39

Abbildung 26: Anzahl der Kaufverträge in Lindlar bezogen auf die Teilmärkte (2014 – 2017)

Quelle: Grundstücksmarktbericht Oberbergischer Kreis 2018, Darstellung Stadt- und Regionalplanung Dr. Jansen GmbH

4.4 Mietwohnungssektor nur 31 % den geringsten Anteil hat. Die Gemeinde Mietwohnungsbestand Lindlar liegt mit 38 % leicht unter dem kreisweiten Durchschnitt. Durch den Zensus 2011 konnten erstmals Aussagen zum Wohnungsbestand im Mietwohnungssektor Trotz des relativ durchschnittlichen Mietwohnungs- getroffen werden. Der durchschnittliche Anteil der anteils in Lindlar weist die Kommune gemäß der Mietwohnungen am Gesamtwohnungsbestand lag Studie „Regionale Wohnraumbedarfsanalyse für im Oberbergischen Kreis im Jahr 2011 bei ca. 40 %. den Oberbergischen Kreis“ als einzige im Oberbergi- Gummersbach weist mit 48 % den höchsten Anteil schen Kreis ein hohes Bedarfsniveau (Nachfrage) an Mietwohnungen auf, wohingegen Reichshof mit auf dem Mietwohnungsmarkt auf.

40 Stadt- und Regionalplanung Dr. Jansen GmbH

Abbildung 27: Bedarfsniveau auf dem Mietwohnungsmarkt im Oberbergischen Kreis 2017

Quelle: Ministerium für Wirtschaft/Energie/Bauen/Wohnen/Verkehr NRW, aus Gutachterausschuss für Grundstückswerte im Oberbergischen Kreis, Darstellung Stadt- und Regionalplanung Dr. Jansen GmbH

Mietpreise se festzustellen. Die Wohnungen mit ca. 60 m2 la- gen 2011 bei 5,88 €/m2 und stiegen bis 2017 um Das hohe Bedarfsniveau an Mietwohnungen in der 2 Gemeinde Lindlar wirkt sich sehr stark auf die örtli- 19 % auf 7 €/m an. Ein gleich starker Preisanstieg chen Mietpreise aus. So ist seit dem Jahr 2011 ein von 19 % ist auch bei den Wohnungen mit einer kontinuierlicher Anstieg der Quadratmetermietprei- Wohnfläche von 100 m² zu verzeichnen.

Abbildung 28: Entwicklung der Mietpreise in €/m2 in der Gemeinde Lindlar bezogen auf 60 bzw. 100 m2 Woh- nungen

Quelle: PWIB Wohnungs-Infobörse GmbH 2018, Darstellung Stadt- und Regionalplanung Dr. Jansen GmbH

Gemeinde Lindlar – Gemeindeentwicklungskonzept 2035 41

Die durchschnittliche Miete aller Wohnungsgrößen in Lindlar betrugt im Jahr 2017 5,80 €/m2. Lediglich das Mietniveau der Nachbargemeinde Engelskir- chen war im kreisweiten Vergleich mit 6,15 €/m2 höher. Abbildung 29: Durchschnittliches Mietniveau in den Kommunen des Oberbergischen Kreises in 2017

Quelle: Mietspiegel 2017: Oberbergischer Kreis, Gutachterausschuss für Grundstückswerte, Darstellung Stadt- und Regio- nalplanung Dr. Jansen GmbH

Die Tätigkeiten der BGW liegen neben der Entwick- lung und Vermarktung von Baugrundstücken auch in der Entwicklung von Mietwohnraum und Woh- nungsvermietung. Beispielhaft anzuführen ist das neu errichtete Mehrfamilienhaus an der Borromä- usstraße im Hauptort oder das im Bau befindliche Mehrfamilienhaus an der Corneliusstraße in Frielingsdorf. Viele der über ca. 80 Mietwohnungen liegen mit dem Mietsatz unter dem Satz des geför- derten Wohnungsbaus. Der Gemeinde ist es somit möglich, bezahlbaren Wohnraum anzubieten und Einfluss auf eine sozial ausgewogene Quartiersent- wicklung zu nehmen. Die BGW setzt sich zum Ziel, auch in den nächsten Jahren zusätzlichen bezahlba- ren Wohnraum für Familien, aber auch Menschen aller Generation zu schaffen.

42 Stadt- und Regionalplanung Dr. Jansen GmbH

4.5 Allgemeine Trends zur Der in Lindlar im Jahr 2000 pro Kopf zur Verfügung Wohnraumversorgung stehende Wohnraum von ca. 33,8 m2 je Einwohner Wohnfläche pro Kopf stieg vergleichbar dem landes- und kreisweiten Im Gemeindegebiet Lindlar stehen jeder Person im Trend über die Jahre kontinuierlich an. Der in der Jahr 2017 durchschnittlich ca. 46,3 m2 Wohnraum nachfolgenden Grafik dargestellte extreme Anstieg zur Verfügung. Die durchschnittliche Wohnraum- auf gemeindlicher und Kreisebene ab 2010 hängt versorgung in Lindlar liegt damit etwas unterhalb mit den korrigierten Bevölkerungszahlen und der des Niveaus des Oberbergischen Kreises mit 46,8 m2 Gebäude- und Wohnungszählung des Zensus 2011 zusammen. Im Jahr 2013 war in Lindlar der Wert Wohnraum je Einwohner sowie oberhalb der durch- 2 schnittlichen Wohnbaufläche je Einwohner in NRW mit 46,6 m Wohnbaufläche pro Kopf bisher am (43,8 m2/Einwohner). höchsten. In den letzten Jahren bewegt sich der Wert zwischen 46,1 bis 46,6 m2 Wohnfläche je Ein- wohner.

Abbildung 30: Entwicklung der Wohnfläche pro Kopf in der Gemeinde Lindlar und im Oberbergischen Kreis 2000 – 2017, Angaben in m2

Quelle: IT.NRW, Darstellung Stadt- und Regionalplanung Dr. Jansen GmbH

Der steigende Wohnflächenverbrauch innerhalb der Haushaltsgröße letzten zwei Jahrzehnte ist auf verschiedene Fakto- Den bundesweiten Entwicklungen folgend ist für die ren zurückzuführen. Zum einen sind es die sich Gemeinde Lindlar eine deutliche Verringerung der wandelnden Lebensentwürfe und sinkenden Haus- durchschnittlichen Personenzahl je Wohnung zu haltsgrößen, die einen erhöhten Pro-Kopf-Wohnflä- beobachten. Verantwortlich dafür sind Trends wie chenbedarf bedingen, zum anderen der Wertewan- die Abkehr von der Großfamilie, die wachsende Zahl del hinsichtlich der Wohnvorstellung aber auch von Familien mit nur einem Kind und ein steigender Einkommenssteigerungen, die eine Umsetzung Anteil von Alleinerziehenden und Singles sowie der dieser Vorstellungen erlauben. Hinzu kommt der Anteil älterer alleinstehender Personen. Umstand, dass heute viele ältere Personen allein in den Wohnungen und Gebäuden leben, in denen sie Seit dem Jahr 2000 sank die durchschnittliche Woh- zuvor als Familie (Mehrpersonenhaushalt) gewohnt nungsbelegungsziffer in Lindlar von 2,81 Personen haben. Mit zunehmendem demografischem Wandel je Wohnung auf 2,20 im Jahr 2013. Seitdem wird sich der Trend des steigenden Wohnflächen- schwankt der Wert zwischen 2,22 und 2,23 Perso- bedarfs weiter fortsetzen. nen je Haushalt. Im Oberbergischen Kreis ist die

Gemeinde Lindlar – Gemeindeentwicklungskonzept 2035 43

Wohnungsbelegungsziffer vergleichsweise niedri- Die höhere Belegungsziffer in der Gemeinde Lindlar ger. Während im Jahr 2000 durchschnittlich 2,50 lässt auf einen höheren Anteil von Familien und Personen in einem Haushalt lebten, sind es im Jahr entsprechend auf eine höhere Wohnattraktivität 2014 nur noch 2,10 Personen pro Haushalt. Auch Lindlars für diese (Ziel-)Gruppe schließen. hier pendelt sich der Wert in den letzten Jahren zwischen 2,10 und 2,12 ein.

Abbildung 31: Entwicklung der Anzahl der Personen je Wohnung in der Gemeinde Lindlar und im Oberbergi- schen Kreis 2000 – 2017

Quelle: IT.NRW, Darstellung Stadt- und Regionalplanung Dr. Jansen GmbH

Eigentumsstrukturen 4.6 Wohnmodelle und Vereine Laut dem Zensus 2011 gab es in der Gemeinde Mit der demographischen Entwicklung muss sich Lindlar im Jahr 2011 insgesamt 9.533 Wohnungen, auch der Wohnungsmarkt auf die besonderen die sich zu ca. 59 % in Eigentumswohnungen, 38 % Wohnbedürfnisse einer älteren Klientel einstellen. in Mietwohnungen sowie 0,13 % in Ferien- und In der Gemeinde Lindlar gibt es bereits einige bei- Freizeitwohnungen aufteilen. Die übrigen 2,8 % der spielhafte Wohnprojekte, die sich mit der Lebens- Wohnungen waren nicht bewohnt und somit als und Wohnsituation älterer Menschen befassen Leerstand erfasst. sowie die Situation auf dem angespannten Miet- wohnungsmarkt beleuchten. Aufgrund der Entwicklungen im Ein- und Mehrfami- lienhausbau in den letzten Jahren kann davon aus- Quartiersentwicklung Lindlar – Eine Initiative der gegangen werden, dass die heutigen Eigentü- Evangelischen Kirche Lindlar merstrukturen vergleichbar sind mit dem Zensus Bereits vor etlichen Jahren hat die evangelische 2011. Kirchengemeinde Lindlar begonnen, die Folgen des Nur sehr wenige Gebäude in Lindlar befinden sich in demografischen Wandels hinsichtlich des Wohn- kommunaler Hand. Einzelne Gebäude befinden sich raumangebots in den Blick zu nehmen. Mit dem im Eigentum unterschiedlicher Träger und Vereine Jubilate Forum und der daran anschließenden für besondere Wohnprojekte, die im Folgenden Wohnanlage Auf dem Korb 21 entstand ein Wohn- kurz vorgestellt werden und die für das Wohnungs- quartier, das auf die Belange der älter werdenden angebot für bestimmte Zielgruppen entscheidend Bevölkerung zugeschnitten ist. sind.

44 Stadt- und Regionalplanung Dr. Jansen GmbH

Die Wohnanlage mit insgesamt 30 Wohnungen, die der dort lebenden Bevölkerung und somit den dort sowohl öffentlich geförderten als auch frei finan- lebenden Experten durchzuführen, wurde das Bür- zierten Wohnraum bietet, wurde als barrierefreies gerforum Kirchdorf entwickelt. und kommunikatives Quartier gestaltet. Inmitten der Wohnbebauung wurden Gemeinschaftsflächen Projekt „Entwicklung altengerechter Quartiere in angelegt, die als Treffpunkt für die Bewohner die- Lindlar“ nen und somit die Kommunikation und das Zusam- Das generationenübergreifende Projekt „Entwick- mengehörigkeitsgefühl stärken sollen. Neben den lung altengerechter Quartiere in Lindlar“ wurde barrierefreien Wohnungen gibt es eine De- 2016 gemeinsam von der Gemeinde Lindlar und der menzwohngemeinschaft mit eigener Gartenanlage Evangelischen Kirchengemeinde im Zuge des Pro- für bis zu acht Bewohner sowie eine Tagespflege in jektaufrufs des Programms „Entwicklung altenge- der Anlage. Aufgrund der verschiedenen Wohnfor- rechter Quartiere in NRW“ sowie dem gleichnami- men und der angeschlossenen Pflegeeinrichtungen gen Masterplan des Ministeriums für Gesundheit, soll lebenslanges Wohnen ermöglich werden. Wei- Emanzipation, Pflege und Alter des Landes Nord- tere Schwerpunkte sind die Förderung der Selbst- rhein-Westfalen ins Leben gerufen. Die Gemeinde ständigkeit sowie die gegenseitige Hilfe durch eine Lindlar ist eines von 52 weiteren Quartieren in NRW aktive und funktionierende Nachbarschaft. und gilt als Modellprojekt für den Oberbergischen Abbildung 32: Wohnanlage Auf dem Korb 21 Kreis. Seit 2017 hat der Verein „Lindlar verbindet“ das Projekt als Träger übernommen.

Die Ziele der altersgerechten Quartiersentwicklung lauten:

. Selbstbestimmtes Leben in der vertrauten Umgebung auch bei Unterstützungs-oder Pfle- gebedürftigkeit möglich machen. . In den Quartieren lebendige Beziehungen zwischen den Generationen entstehen lassen oder bewahren. . Soziale Folgekosten durch wohnortnahe Prä- Im Zuge der Planungen des Quartiers kristallisierte vention und Stärkung der haushaltsnahen Ver- sich heraus, dass für eine integrierte Entwicklung sorgung vermeiden. eine zentrale Ansprechperson und Koordinierungs- . Gesellschaftlichen Dialog über das Zusammen- stelle benötigt wird, die alle Akteure an einen Tisch leben in einer solidarischen Gesellschaft unter bringt und immer wieder Verbindungen und Netz- den Bedingungen des demographischen Wan- werke formt. Aus diesem Grund wurde im Jahr 2011 dels fördern. das Quartiersmanagement mit einem Quartiersma- nager initiiert. Die vier bedeutenden Schwerpunkte des Projekts Versorgung, Wohnen, Gemeinschaft und Engage- Ab Sommer 2014 wurde das Konzept des Quar- ment werden durch kleinteiligere Ansatzpunkte tiersmanagements mit Hilfe der Stiftung Wohl- bearbeitet. Dazu zählen beispielsweise Mobilität, fahrtspflege auf die Kirchdörfer der Gemeinde über- Versorgung in den dörflichen Strukturen, Bekämp- tragen. Schwerpunkt der dort verankerten Quar- fung von Einsamkeit im Alter, Nachhaltigkeit, Schaf- tiersentwicklung „Daseinsvorsorge Dorf“ ist neben fung von Begegnungen, Beteiligung von Jugendli- einer altersgerechten Entwicklung vor allem die chen sowie die Stärkung der Integration und Will- Sicherung der dörflichen Nahversorgungsstruktu- kommensstruktur. ren, die Anpassung des Wohnraums sowie die Si- cherung der Selbstbestimmung und Teilhabe in allen Lebensbereichen. Um die vielfältigen Aufga- benstrukturen in partizipativen Ansätzen, d. h. mit

Gemeinde Lindlar – Gemeindeentwicklungskonzept 2035 45

Als Modell- oder Schwerpunktbereich wurde das Quartier Lindlar-West zwischen Rheinstraße und Kölner Straße ausgewählt. Innerhalb des verdichte- ten Quartiers entlang der Breslauer und Berliner Straße werden seit längerer Zeit Stadterneuerungs- bedarfe gesehen. Dichte, sozial benachteiligte Wohnbebauung der 1960er und 1970er Jahre, ge- paart mit wenigen Grünflächen, wirken sich auf das Leben im Quartier negativ aus. Durch mehrere pa- rallel laufende Entwicklungen bekommt das Quar- tier Li-West nun einen Entwicklungsschub.

Das Neubaugebiet westlich der bestehenden Sied- lung soll mit seinem hohen Anteil an Einfamilien- Initiative Bezahlbarer Wohnraum häusern ein Gegengewicht zu dem stark verdichte- Die „Initiative bezahlbarer Wohnraum“ ist 2013 aus ten Viertel darstellen. Um die beiden Quartiere dem Quartiersmanagement der Gemeinde Lindlar jedoch zu einem gemeinsamen Ganzen werden zu entstanden und hat sich zur Aufgabe gemacht, lassen, müssen Maßnahmen ergriffen werden. Die bezahlbare und vor allem barrierearme Wohnalter- derzeit sowohl räumliche als auch strukturelle nativen für älter werdende Menschen zu entwi- Trennung soll durch die breit getragene, integrierte ckeln. Grund für die Entwicklung der Projektidee Quartiersentwicklung aufgehoben werden, indem und Initiative war die hohe Anzahl älterer Men- der Altbestand aufgewertet wird. Ein weiterer Bau- schen im Gemeindegebiet, die nicht mehr in ihren stein ist die Umnutzung des ehemaligen Pfarrer- großen Einfamilienhäusern leben können und wol- Braun-Hauses zu einem Wohnprojekthaus, in dem len, aufgrund der geringen Anzahl von kleineren verschiedene Angebote für Jung und Alt unterge- Wohnungen sowie den hohen Mietpreisen jedoch bracht werden sollen. Zukünftig könnte das zentral keinen geeigneten Wohnraum finden. Gerade im im Quartier gelegene Haus ein Anziehungspunkt für ländlichen Raum, sprich in den Kirchdörfern und die Nachbarschaft in beiden Wohnbereichen und zu Ortschaften Lindlars, ist es von großer Bedeutung, einem gemeinsamen Anlauf- und Begegnungspunkt auf die Herausforderungen des demografischen werden. Ausgehend von dem Ankerpunkt soll sich Wandels vorbereitet zu sein. das Quartier sukzessive altersgerecht weiterentwi- Um den vorherrschenden Mangel an Wohnrauman- ckeln, in dem Barrieren abgebaut, Fassaden ver- geboten für die ältere Bevölkerung zu bekämpfen, schönert und die Nachbarschaften gestärkt werden. hat die Initiative das „Lindlarer Modell“ entwickelt. Abbildung 33: Sanierte und unsanierte Gebäude an Unter dem Titel „Daheim … und nicht allein!“ wurde der Breslauer Straße ein Konzept entwickelt, das die Umnutzung des Einfamilienhauses anstrebt. Ziel des Modells ist es, die nach Auszug der Kinder, dem Versterben des Ehepartners oder zunehmenden körperlichen Ein- schränkungen zu groß gewordenen Häuser so um- zubauen, dass mehrere unabhängige Wohnbereiche entstehen, um so eine Art Wohngemeinschaft zu entwickeln. Die Vorteile einer solchen Umbaumaß- nahme sind vielfältig. Neben den materiellen Fakto- ren, wie Kostenteilung, gemeinsames Nutzen von Dingen oder aber das Teilen von Arbeitsaufgaben stehen die sozialen Faktoren an oberster Stelle. Die Hausbesitzer können selbstbestimmt in ihrem Ei- genheim wohnen bleiben, ohne dabei einsam alt zu werden. Gleichzeitig werden die Wohnhäuser im Bestand aufgewertet.

46 Stadt- und Regionalplanung Dr. Jansen GmbH

Seit 2017 arbeitet die Initiative unter dem Namen In den Kirchdörfern sind hingegen auch Mehrfamili- „Initiative gemeinschaftliche Wohnformen“, um enhäuser anzutreffen, die zumeist gut in das Sied- neben der Grundidee verstärkt das gemeinschaftli- lungsgefüge integriert sind und kaum als solche che Wohnen sowie das soziale Umfeld zu beleuch- wahrgenommen werden. ten und zu unterstützen. Zu diesen Themenfeldern zählen Aufgaben wie die Pflege der Nachbarschaf- Harmonisch wirken die Dorflagen insbesondere ten und die Bildung von Netzwerken. Kurz gesagt, durch sich wiederholende Baustile. Besonders pitto- Aufgaben, die die Folgen des demografischen Wan- resk wirken diejenigen Gebäude, die im Fachwerk- dels wie Einsamkeit in den älteren Lebensjahren hausstil errichtet wurden; sehr häufig sind auch die sowie den Pflegenotstand mildern. regionale Grauwacke und der regionaltypische Ber- gische Schiefer anzutreffen. In vielen Fällen werden Ergänzend zu erwähnen sind die Alten- und Pflege- Fachwerk, Schiefer und Grauwacke auch kombi- heime in der Gemeinde Lindlar: niert.

Das Deutschordens-Altenzentrum Pfarrer-Braun- In den Lindlarer Neubaugebieten, die zumeist aus- Haus liegt im Zentrum Lindlars, sodass Einkaufs- schließlich aus Einfamilienhäuser bestehen, sind möglichkeiten, Apotheken, Banken, Restaurants weitere Baustile vertreten, die nicht immer ortsan- und Cafés zu Fuß gut erreichbar sind. 80 Senioren gepasst und eher für andere Regionen typisch sind. leben im stationären Pflege- und Betreuungsbe- reich. Ergänzend dazu können ältere Menschen in Abbildung 34: Fassaden aus Grauwacke 33 barrierefreien Mietwohnungen mit Service le- ben.

Das „Haus Sonnengarten“, betrieben vom Pflege- netzwerk Leppershammer, umfasst fünf Pflege- wohngruppen, in denen jeweils bis zu zehn Men- schen wohnen. Im Rahmen dieser kleinen Gemein- schaften wird großer Wert auf Individualität und Kleinteiligkeit gelegt.

Die Lebensbaum GmbH bietet eine ambulant be- treute Wohngemeinschaft (Demenz-WG). Außer- dem betreibt sie zwei Tagespflegeeinrichtungen: Zum einen die Tagespflege Auf dem Korb (15 Ta- Abbildung 35 Kombination Bergischer Schiefer und gespflegegäste) in der Nähe der Jubilate Kirche im Fachwerk als Fassade und Grauwacke als Sockel Zentrum Lindlars, zum anderen die Tagespflege Am Park (21 Tagespflegegäste) im Westen von Lindlar.

4.7 Ortsbild und Baukultur Die Ortschaften betten sich in der Regel harmonisch in das Landschaftsbild ein. Vorzufinden sind in den Dorflagen zumeist Ein- und Zweifamilienhäuser, die mit ihren großen Gärten einen fließenden Übergang zur Landschaft bilden. Aufgelockert werden diese Siedlungsstrukturen u. a. durch kleine landwirt- schaftliche Hofstellen, Wiesen und Weiden inner- halb der Dorflagen.

Gemeinde Lindlar – Gemeindeentwicklungskonzept 2035 47

4.8 Ergebnisse der Öffentlichkeitsbeteiligung . Vorschlag: Grundstücksbörse auf der Gemein- Ein Diskussionsschwerpunkt der ersten Zukunfts- dewebseite konferenz lag auf der Frage, wie die Bevölkerungs- . Kleinere Wohneinheiten für Einzel- oder Zwei- und Wohnbauentwicklung gesteuert werden soll. personenhaushalten schaffen Diese Grundsatzfrage der Gemeindeentwicklung wurde sehr kontrovers diskutiert. Tenor war jedoch, 4.9 Wohnungs- und Wohnbauflächenbedarf dass die Wohnbauflächenentwicklung maßvoll er- Für die Gemeinde Lindlar wurde der für den Pla- folgen soll und Zuwanderungen nur bedingt gene- nungshorizont 2035 zu erwartende Wohnungs- und riert werden sollen. In diesem Kontext wurde auch Wohnbauflächenbedarf rechnerisch ermittelt. Die von einem Teil der Bürger, die die Veranstaltung Prognose des Wohnungsbedarfs stützt sich, ausge- besucht hatten, der Wunsch vorgebracht, dass hend vom aktuellen Wohnungsbestand in der Ge- Bauland vorrangig an Lindlarer und Lindlarerinnen meinde Lindlar, zunächst auf die Bevölkerungsprog- vergeben werden soll. nose und die Haushaltsprognose für den Oberbergi- schen Kreis. Der Trend zu einer sinkenden durch- Aktuell erfolgt die Grundstücksvergabe nach dem schnittlichen Personenzahl je Wohnung (Woh- Prinzip „first come, first serve“. In der Regel sind es nungsbelegungsziffer) sowie der steigende Pro- die Lindlarer, die über die Planungsabsichten der Kopf-Wohnflächenbedarf werden in die Berechnung Gemeinde und aktuelle Entwicklungen am besten einbezogen. Weitere Komponenten der Bedarfs- informiert sind (z. B. über die entsprechenden Bau- prognose sind der Neubedarf, der Ersatzbedarf und leitplanverfahren). Eine Überprüfung der Anfragen eine Fluktuationsreserve. im geplanten Neubaugebiet an der Jugendherberge Der Neubaubedarf ergibt sich aus der Veränderung ergab, dass die Nachfrager zum Großteil aus Lindlar der Haushaltszahl im Planungszeitraum gemäß stammen. Zum Teil handelt es sich auch um Perso- Prognose. Er entsteht grundsätzlich aus einem Zu- nen, die in Lindlar geboren, jedoch abgewandert wachs der Haushaltszahl. Die Differenz aus der sind und nach Lindlar z. B. aufgrund der in Lindlar Haushaltszahl im Prognose- und der im Ausgangs- wohnhaften Familienangehörigen und/oder zur jahr ergibt den Neubedarf. Familienbildung zurückkehren möchten. Der Ersatzbedarf bildet den Bedarf für entfallende Ein besonderer Fokus der Anregungen der Bürger- Wohnungen ab und wird durch unterschiedliche schaft lag auf der Bereitstellung von Wohnangebo- Gründe wie die Zusammenlegung von Wohnungen, ten für die Zielgruppe Senioren und Familien. Ge- Umnutzungen oder Abriss von Gebäuden/Wohnun- wünscht wurden u. a. zusätzliche Angebote im Be- gen ausgelöst. Als Regelwert werden jährlich 0,2 % reich Mehrgenerationenwohnen sowie Generatio- des Wohnungsbestands angenommen. nenprojekte, Alters-WGs, Angebote im Bereich betreutes Wohnen oder auch „Service Wohnen“ für Die Fluktuationsreserve beschreibt die Differenz ältere Menschen in den Kirchdörfern. zwischen den nachfragenden Haushalten und der Anzahl der verfügbaren Wohnungen im Ausgangs- Ebenso diskutiert wurden die Themen „Bezahlbarer jahr. Zur Gewährleistung eines ausreichenden Wohnraum für junge Menschen, Senioren und Fa- Wohnungsangebots für Umzugswillige wird eine milien“ sowie „Geförderter Wohnraum“ sowohl im jährliche Fluktuationsreserve von 1 % des Woh- Hauptort als auch in den Kirchdörfern. nungsbestands vorausgesetzt. Für die Gemeinde Lindlar wurde auf diese Weise für Weitere Anregungen der Bürgerinnen das Jahr 2035 (Prognosehorizont 18 Jahre) ein Ge- und Bürger aus der Beteiligung samtbedarf von 450 Wohneinheiten ermittelt. Dies . Maßvolles Wachstum in allen Kirchdörfern entspricht einem jährlichen Bedarf von 25 neuen . Der dörfliche Charakter muss erhalten bleiben Wohnungen. Differenziert nach den Wohnungs- . Bebauungsplan für die Dörfer. Ortsansässige marktsegmenten Ein- und Zweifamilienhäuser so- können nicht auf den eigenen Grundstücken wie Mehrfamilienhäuser verteilt sich der Bedarf auf bauen 267 Wohnungen im Ein- und Zweifamilienhausbau und 183 Wohneinheiten in Mehrfamilienhäusern.

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Der zukünftige Bedarf an Wohnraum und Wohn- zunehmendem Alter in Richtung Familienwohnen, formen für eine älter werdende Gesellschaft lässt möglichst als Eigenheim mit Garten. Die Gruppe der sich nur bedingt quantifizieren. Eine besondere ca. 45- bis unter 60-Jährigen bewegt sich dagegen – Rolle spielen daher die Träger und Vereine, die im zumindest statistisch gesehen – vergleichsweise direkten Austausch mit den Lindlarerinnen und wenig auf dem Wohnungsmarkt. Erst wenn die Lindlarern stehen, die Entwicklungen beobachten Kinder aus dem Haus sind, beginnt eine neue Nach- und die Nachfrage unmittelbar erfahren. Evident ist, frage in Richtung kleinerer Wohnungen, möglichst dass Mehrfamilienwohnen heute praktisch durch- in zentraler und integrierter Lage mit der Nähe zu gehend barrierefrei gestaltet wird. Kultur, Versorgungs- und auch medizinischen Ange- boten. In den Grafiken zu den Bevölkerungspyrami- Anhand der folgenden Bevölkerungspyramiden, in den ist diese Gruppe an der Überschrift „Wachsen- denen den Altersgruppen die jeweilige Wohnpräfe- de Bedeutung der Rückkehr in die Städte“ erkenn- renz zugeordnet wurde, wird ersichtlich, wie sich bar. Ab einem Alter von ca. 75 Jahren setzt ein mit der Verschiebung der Altersklassen bzw. Ent- Trend zu betreutem Wohnen ein, oder es kommt wicklung des Bevölkerungsaufbaus auch die Nach- ein Umzug zu den Kindern in Frage. frage auf dem Wohnungsmarkt ändert. Denn je nach Alter verändern sich auch die Bedürfnisse und Im Jahre 2017 ist insbesondere die Altersgruppe der Anforderungen an eine Wohnung deutlich. 45- bis 60-Jährigen stark vertreten, gefolgt von der Altersgruppe der 18- bis 30-Jährigen. Während sich Während in der Haushaltsgründungsphase, die die Wohnsituation der Altersgruppe der 45- bis 60- meist in einem Alter zwischen 18 und knapp 30 Jährigen kaum ändert, ist vor allem bei den 18- bis Jahren erfolgt, eher kleinere Mietwohnungen nach- 30-Jährigen die Nachfrage nach kleinen Wohnungen gefragt werden, verschiebt sich diese Nachfrage mit hoch.

Abbildung 36: Bevölkerungspyramide/Wohnpräferenz 2017

Quelle: Stadt- und Regionalplanung Dr. Jansen GmbH

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In den nächsten 13 Jahren (2030) wird die Alters- Gleichzeitig wird die Nachfrage nach Ein- und Zwei- gruppe der 60- bis 75-Jährigen am stärksten vertre- familienhäusern hoch sein. Ausschlaggebend für die ten sein. Die Wohnpräferenz dieser Altersgruppe Veränderung ist die steigende Zahl der Personen im liegt bei Wohnungen in integrierter Lage. Alter von 30 bis 45 Jahren, die auf dem Wohnungs- markt mit dem Wunsch nach Eigentumsbildung auftreten.

Abbildung 37: Bevölkerungspyramide/Wohnpräferenz 2030

Quelle: Stadt- und Regionalplanung Dr. Jansen GmbH

Auch in den Folgejahren wird die Nachfrage nach Die Gruppe zeichnet sich in der Regel durch den Ein- und Zweifamilienhäusern weiterhin hoch sein. Wunsch oder das Erfordernis nach seniorengerech- Stetig zunehmen wird der Anteil der Hochbetagten. tem Wohnen oder auch betreutem Wohnen aus.

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Abbildung 38: Bevölkerungspyramide/Wohnpräferenzen 2040

Quelle: Stadt- und Regionalplanung Dr. Jansen GmbH

4.10 Entwicklungsziele raum angewiesen sind, stärker zu berücksich- tigen. Wie die Analyse und die Wünsche der Bürgerinnen . Baukultur und dörfliche Identität: Der Wunsch und Bürger bereits zeigen, ist das Zukunftsfeld nach dörflicher Identität ist eng verzahnt mit Wohnen und Bauen sehr umfassend und beinhaltet der Baukultur bzw. dem Bauen im ländlichen viele Einzelaspekte der Gemeindeentwicklung, die Stil. In einigen Quartieren der Gemeinde zeigt im Rahmen der Gesamtstrategie zu berücksichtigen sich, dass die Umsetzung der individuellen ar- sind. Kernthemen der Strategie für das Zukunftsfeld chitektonischen Vorstellungen zur Verfrem- Wohnen sind demnach: dung des Ortsbilds führt und infolgedessen der Gebietscharakter nicht mehr stimmig ist. . Art und Weise der Siedlungsentwicklung: Für die weitere Siedlungsentwicklung der Ge- Für das Zukunftsthema Wohnen wurden daher meinde Lindlar sind Prämissen und Hand- folgende Entwicklungsziele definiert: lungsmaxime festzulegen. . Anpassung des Wohnungsangebots an den Bedarfsgerechte, maßvolle und stufen- demographischen Wandel: Mit dem demogra- weise Siedlungsentwicklung unter der phischen Wandel sind trotz der bestehenden Prämisse Innenentwicklung vor Außen- guten Ansätze altengerechte Wohnangebote entwicklung und zur nachhaltigen Siche- zu schaffen, weitere Anpassungen sind erfor- rung der Infrastruktur derlich. Der Wohnungsneubau in Lindlar erfährt in den . Vielfältige Wohnungsangebote: Bei der Wohn- letzten Jahren eine besondere Dynamik. Derzeit standortentwicklung sind die Wohnbedürfnis- sind mit dem Neubaugebiet an der Jugendherberge se von Bürgern, die auf bezahlbaren Wohn- und dem Flächenrecyclingprojekt in Altenlinde ins-

Gemeinde Lindlar – Gemeindeentwicklungskonzept 2035 51

gesamt rund 135 zusätzliche Wohneinheiten in der Gestaltung des Generationenwechsels Entwicklung bzw. geplant. Der Hauptort und Alten- bei Bestandsimmobilien, Optimierung linde erfahren auf diese Weise eine deutliche Stär- der Wohnraumangebote für das Alter kung als Wohnstandort. Im Zusammenhang mit der Viele freistehende Einfamilienhäuser werden von Entwicklung von Lindlar West in den letzten Jahren einer einzigen Person bewohnt, zum Großteil han- liegt die Neubauaktivität im Schwerpunkt auf dem delt es dabei um ältere Personen, deren Ehepart- Hauptort. ner/Ehepartnerin bereits verstorben ist. Um den Druck auf die Neubautätigkeit im Einfamilien- Dem dörflichen Charakter der Gemeinde entspre- haussegment zu entschärfen, soll der Generatio- chend sollte die zukünftige Siedlungs- bzw. Wohn- nenwechsel bei Bestandsimmobilien aktiv gestaltet bauentwicklung Lindlars maßvoll und bedarfsge- werden mit dem Ziel, entsprechende Wohnungsan- recht erfolgen. Eine maßvolle Entwicklung bedeutet gebote für Einpersonenhaushalte zu eröffnen und eine behutsame Flächeninanspruchnahme sowie Einfamilienhäuser im Wohnungsbestand dem Woh- eine an die jeweilige Siedlungsstruktur angepasste nungsmarkt wieder zugänglich zu machen. Eine und mit dem Ortsbild vereinbare Siedlungsentwick- zentrale Voraussetzung für den Generationenwech- lung. sel ist u. a. die Anreicherung des Wohnungsmarkts Die Siedlungsentwicklung ist am zu erwartenden mit barrierearmen/barrierefreien Wohnungen – Bedarf auszurichten. Insofern bedeutet bedarfsge- insbesondere in den zentralen bzw. integrierten rechnet auch nachfrageorientiert. Im Rahmen der Lagen. Aufgrund der tiefen Verwurzelung der Lind- Bedarfsermittlung wurde ein Bedarfswert errech- larerinnen und Lindlarer in den Kirchdörfern sind net, der als Orientierungswert für eine langfristig auch in solchen Quartieren altersgerechte Wohnan- ausgelegte Siedlungsentwicklung zu verstehen ist. gebote zu schaffen, um sicherzustellen, dass soziale Kontakte und die gesellschaftliche Teilhabe am Die Entwicklung größerer Neubaugebiete sollte Dorfleben Bestand haben. möglichst stufenweise erfolgen, d. h. es sind sinn- volle Bauabschnitte zu bilden, die eine sukzessive Verstärkter Neubau von Mehrfamilien- Bebauung ermöglichen. Selbstverständlich muss die häusern zur Sicherung von ausreichen- Baulandentwicklung bzw. die Bildung von Bauab- dem Wohnraum für alle schnitten unter wirtschaftlichen Aspekten, z. B. in In der Gemeinde Lindlar sowie im ländlichen Raum Bezug auf die Herstellung der technischen Infra- im Allgemeinen ist das Einfamilienhaus die gängigs- struktur, erfolgen. te Bau- und Wohnform. Der Neubau eines freiste- Priorität vor neuen Baulandausweisungen hat je- henden Einfamilienhauses ist jedoch nur für einen doch die Innenentwicklung, d. h. die Mobilisierung Teil der Bevölkerung bzw. für bestimmte Zielgrup- bisher noch ungenutzter Wohnbauflächenpotenzia- pen wie Familien interessant, da sich die Wohnvor- le in den Ortschaften, aber auch die Bestandsent- stellungen immer mehr ausdifferenzieren. Bedingt wicklung. durch den demographischen Wandel werden zu- künftig kleinere, barrierearme Wohnungen – insbe- Im Rahmen der Siedlungsentwicklung sind insbe- sondere in zentraler Lage – stärker nachgefragt. sondere diejenigen Ortschaften in den Blick zu Barrierearme/-freie Wohnungen mit Aufzug sind in nehmen, die bereits über ein Infrastrukturangebot der Regel nur ab einer dreigeschossigen Bauweise verfügen. Ziel ist es, die vorhandene Infrastruktur im Mehrfamilienhausbau wirtschaftlich darstellbar. durch die Siedlungsentwicklung zu erhalten und zu stärken. Mit der ausgeprägten dezentralen Sied- Auch das Wohnen im preisgünstigen Segment stellt lungsstruktur soll die Siedlungsentwicklung – auch eine wichtige Voraussetzung für eine heterogene zur Stärkung der Versorgungsinfrastruktur – zukünf- dörfliche Gesellschaft dar. Ziel ist es daher, zusätzli- tig weiterhin dezentral erfolgen. che Wohnraumangebote im Mehrfamilienhausbau zu schaffen. Wichtiger Akteur ist die BGW der Ge- meinde Lindlar mit ihrem Mietwohnungsangebot im Mehrfamilienhaussegment. Das Engagement der BGW, den Wohnungsmarkt mit mietbarem und

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bezahlbarem Wohnraum anzureichern, ist aufrecht- Mit dem Grundstücksmodell werden soziökonomi- zuerhalten. Darüber hinaus wird der Bau von geför- sche Kriterien festgelegt, durch die ein Ranking bzgl. dertem und bezahlbarem Wohnraum im Rahmen der Interessenten zur Vergabe von gemeindlichen der Wohnraumförderung in NRW forciert. Bauplätzen möglich wird. Die Gemeinde stellt auf diese Weise sicher, dass Aufgrund der vorherrschenden Strukturen ist eine bestimmte Nachfragegruppen einen Vorteil beim Mehrfamilienhausbebauung nur an ausgewählten Baulanderwerb erhalten. Als Kriterien könnten Stellen im Gemeindegebiet anzustreben, an denen beispielsweise die Ortsgebundenheit/Wohndauer in eine mehrgeschossige Bauweise das Orts- und Lindlar, eine Erwerbstätigkeit in der Gemeinde, die Landschaftsbild nicht maßgeblich verändert bzw. Anzahl der Kinder oder die Anzahl der schulpflichti- überformt wird. gen bzw. in Ausbildung befindlichen Kinder, eine Behinderung, eine ehrenamtliche Tätigkeit in der Entwicklung eines zu Lindlar passenden Gemeinde oder z. B. auch das Familieneinkommen Gestaltungskonsenses für Gebäude und

herangezogen werden. Quartiersstrukturen In einigen Neubaugebieten der Gemeinde Lindlar, aber auch in den Bestandsquartieren zeigt sich, dass Baulückenkataster

durch das individuelle Bauen bauliche Strukturen entstehen, die sich im besonderen Maße von der Die Gemeinde wird bei der Mobilisierung ungenutz- Umgebungsbebauung absetzen und sich nicht in ter Baulandpotenziale tätig. In einem ersten Schritt das Ortsbild einpassen. wird das Baulückenpotenzial aus ungenutzten Grundstücken und geringfügig bebauten Grundstü- Um den dörflichen Charakter und das Ortsbild vor cken in den Ortschaften erfasst, kartographisch möglichen architektonischen Ausreißern zu schüt- dargestellt und bewertet. zen, soll ein für Lindlar passender Gestaltungskon- Durch eine aktive Eigentümeransprache werden die sens für Gebäude und bauliche Anlagen erarbeitet Entwicklungsperspektiven der Grundstücke bzw. werden. Verwertungsinteressen der Eigentümer ermittelt und entsprechend unverbindlich vermerkt. Bei Dies betrifft ebenso den öffentlichen Raum, für den Verkaufsinteresse werden Namen und Telefon- in vielen Fällen kein Gestaltungsrahmen erkennbar nummer im Planungsamt hinterlegt. ist. Im Kontext der Sicherung und Entwicklung der Wohnumfeldqualitäten wäre die Gemeinde gut Eine Übersicht des Baulückenpotenzials – insbeson- beraten, gewisse Qualitätsstandards zur Gestaltung dere der Grundstücke, für die Verkaufsbereitschaft und Ausstattung des öffentlichen Raums festzule- der Eigentümer besteht – könnte auf der Internet- gen. seite der Gemeinde veröffentlicht werden. Auf diese Weise wird über die Gemeinde der Kontakt zwischen möglichen Bauwilligen und veräußerungs- 4.11 Leitprojekte bereiten Grundstückeigentümern hergestellt. Zur Umsetzung der Entwicklungsziele des Zukunfts- themas Bauen und Wohnen dienen folgende Leit- Jung kauft Alt projekte:

Ein zentrales Problem bei der Vermarktung bzw. Lindlarer Grundstücks-Modell Wiedernutzung von Altbauten ist die Einschätzung

Um den Prozess der Grundstücksvergabe für die des Modernisierungsaufwands. Im Gegensatz zu Bürgerinnen und Bürger sowie Nachfrager insge- Neubauten fehlt es den Bauherrn oft an fundierten samt transparenter zu gestalten, kann die Gemein- Grundlagen für die Finanzierung. Bereits im Vorfeld de Lindlar ein Grundstücksmodell zur Vergabe von des Erwerbs fallen Kosten für erforderliche Gutach- Baugrundstücken entwickeln und anwenden. ten an. Dieser zusätzliche Aufwand kann sich als wesentliches Entwicklungshemmnis für die Reakti- vierung von Altbausubstanz herausstellen. Um die

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Nutzungsmöglichkeiten und die damit verbundenen Grundstücken über die verbindliche Bauleitplanung Umbau- und Sanierungskosten von Altimmobilien ein Baufenster in zweiter Reihe anzubieten. Ein fachkundig abschätzen zu lassen, kann die Gemein- zweites Baufenster soll ermöglichen, dass Familien de Lindlar die Erstellung von Altbau-Gutachten in mehreren Generationen in räumlicher Nähe zuei- individuell fördern. Die Förderung ist verbunden mit nander wohnen und sich ein Grundstück teilen der Verpflichtung der Kaufinteressenten, der Ge- können. meinde Lindlar das Gutachten zur Verfügung zu stellen, um einerseits Mehrfachbeauftragungen zu Investorengetragene Projekte im Mehr- familienhausbau vermeiden und andererseits ein Altbau-Zustands-

Kataster für die weitere Vermarktung aufbauen zu können. Aufgabe der Gemeinde Lindlar wird es sein, Investo- ren und Bauherrn für Mietwohnungen im dörflich Integrierte Beratung und Unterstützung angepassten Mehrfamilienhausbau zu gewinnen. von älteren Umzugswilligen Ziel ist es, den Lindlarer Wohnungsmarkt durch

barrierefreie Wohnungen für Senioren in zentraler Um das Freiwerden von Ein- und Zweifamilienhäu- Lage und Mietwohnungen im sozialen/geförderten sern maßgeblich zu unterstützen und künftige Wohnungsbau für am Wohnungsmarkt benachtei- Überhänge im Bereich der Ein- und Zweifamilien- ligte Personen wie alte Menschen, Behinderte, häuser zu vermeiden, kann gemeinsam mit lokalen kinderreiche Haushalte und Alleinerziehende anzu- Kreditgebern eine Strategie zur Beratung und Un- reichern. Das Bestreben nach zusätzlichen Woh- terstützung von älteren Personen entwickelt wer- nungen im Mehrfamilienhausbau muss mit der den. jeweiligen Örtlichkeit vereinbar sein. Aufgrund der Topographie sowie des städtebaulichen und sozia- Vielfach ist die Finanzierung einer neuen und barri- len Umfelds werden nur ausgewählte Standorte für erefreien Wohnung in zentraler Lage über die Ver- die Entwicklung von Mehrfamilienhausbau in Frage äußerung eines (meist sanierungsbedürftigen) Ein- kommen. familienhauses nicht mehr zu leisten. Es bedarf einer Kreditaufnahme zur Deckung des Fehlbedarfs, Gestaltungsfibel für Gebäude und den öffentlichen Raum Es wird demnach empfohlen, in enger Zusammen- arbeit mit den Banken ein Programm aufzulegen mit dem Ziel, älteren Menschen barrierefreie Woh- Eine Gestaltungfibel bietet eine gute Orientie- nungen anzubieten und damit vorhandene Einfami- rungsmöglichkeit für Bauwillige, die ein Gebäude lienhäuser dem Markt zur Verfügung zu stellen. Die neu errichten oder auch umgestalten möchten. Die Banken können hier sowohl im Investment bei der Gestaltungsfibel zeigt gute Beispiele für eine orts- Neubauentwicklung barrierefreier Wohnungen, bei angepasste Bebauung, die Bauherrn als Hilfestel- der Kreditvergabe sowie bei der Vermarktung der lung nutzen können. Ebenso werden Beispiele für Altimmobilie unterstützen, beraten und partizipie- Baustile und architektonische Sonderformen gege- ren. Besonders an diesem Ansatz ist die integrierte ben, die mit allgemeinen Gestaltungszielen für die Beratung und Unterstützung von älteren Immobili- Lindlarer Wohngebiete nicht vereinbar sind. Ziel ist eneigentümern in Verbindung mit Kreditvergabe es, das ortsbildangepasste Bauen zu fördern bzw. und Vermarktungsaspekten. das harmonische, dörfliche Gesamtbild der Ort- schaften dauerhaft zu sichern.

Familienfreundliche Nachverdichtung Mit einer Gestaltungsfibel für den öffentlichen Raum, z. B. explizit für den Lindlarer Ortskern, kön-

In vielen Fällen sind die Grundstücke in den Ort- nen zukünftige Maßnahmen und Erneuerungen schaften nicht weniger als 800 m2 groß. Einzelne nach einheitlichen Vorgaben geplant werden. Auf- gabe der Gestaltungsfibel für den öffentlichen Grundstücke weisen auch Grundstücksgrößen von bis zu 2.000 m2 auf; zumeist handelt es sich um tiefe Raum ist es u. a., Qualitätsziele und Kriterien zu Gartengrundstücke. Ziel des Projekts „Familien- definieren, Ausstattungselemente festzulegen so- wie Hinweise für barrierefreie Gestaltung zu geben. freundliche Nachverdichtung“ ist es, bei geeigneten

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4.12 Flächennutzungsplan-Neuaufstellung und Die Gemeinde hat sich in Bezug auf die Siedlungs- regionalplanerische Vorgaben entwicklung an die Vorgaben der Regionalplanung Die rechnerisch ermittelten Bedarfswerte liefern zu halten. Dazu zählt auch, dass kleinen Ortschaften einen Orientierungsrahmen für den langfristigen nur geringe Möglichkeiten der Siedlungsentwick- Gesamtbedarf an Wohneinheiten in Lindlar (Pla- lung zugestanden werden; Entwicklungsmöglichkei- nungshorizont 2035). Die gewählte Vorgehensweise ten bestehen nur im Rahmen der Tragfähigkeit der der Bedarfsermittlung entspricht den landesplaneri- jeweiligen Infrastruktur. schen Vorgaben bzw. dem Landesentwicklungsplan NRW. Die Siedlungsentwicklung ist gem. den landes- und regionalplanerischen Regularien vornehmlich auf Im Rahmen der parallelen Flächennutzungsplan- die im Regionalplan der Bezirksregierung Köln dar- Neuaufstellung werden die ermittelten Wohnein- gestellten Allgemeinen Siedlungsbereiche auszu- heiten anhand siedlungsstrukturtypsicher Dichtwer- richten. Dies bedeutet, dass eine Siedlungsentwick- te in Fläche umgerechnet. lung insbesondere im Hauptort Lindlar, in Schmitz- höhe und in Frielingsdorf stattfinden kann. Auf Ebene des Flächennutzungsplans wird über- prüft, ob der ermittelte Bedarf an Wohnbauflächen Die Gemeinde Lindlar ist bestrebt, die dezentrale über die noch vorhandenen Wohnbaureserven, Siedlungsstruktur im Rahmen der Flächenauswei- d. h. Flächen, die im gültigen Flächennutzungsplan sungen der Flächennutzungsplan-Neuaufstellung zu verankert sind, jedoch noch nicht entwickelt wur- stärken. den, ausgeglichen werden kann. Zu berücksichtigen sind auch aktuelle Planungsvorhaben wie die Für das Kirchdorf Hartegasse wird bzgl. der Regio- Wohnbauprojekte An der Jugendherberge und Zum nalplanung die Darstellung als Allgemeiner Sied- Alten Linderfeld. lungsbereich angeregt. Die im Rahmen einer ASB- Darstellung zugestandenen Entwicklungsmöglich- Flächenneuausweisungen sind erforderlich, wenn keiten bieten gute Voraussetzungen, nicht nur städ- der Bedarf nicht gedeckt werden kann und/oder tebauliche Defizite fokussiert in Angriff zu nehmen, Alternativflächen strategisch im Flächennutzungs- sondern auch hinsichtlich der Erreichbarkeit/Anbin- plan verankert werden sollen. dung, der Infrastruktur und ggf. Versorgungsstruk- tur entsprechende Impulse in Hartegasse zu setzen.

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Fünftes Kapitel Zukunftsthema Lokale Ökonomie

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5 Zukunftsthema Lokale Ökonomie 5.1 Arbeitsmarktdaten Rund die Hälfte der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in Lindlar ist im Produzierenden Ge- Unter dem Zukunftsthema Lokale Ökonomie wer- werbe tätig (48,8 %). Ein weiteres Viertel aller sozi- den die Themen Wirtschaft und Gewerbeflächen alversicherungspflichtig Beschäftigten am Arbeitsort sowie Einzelhandel, Gastronomie und Dienstleis- ist dem Wirtschaftsbereich Sonstige Dienstleistung tung zusammengeführt. Zunächst liegt der Schwer- zuzuordnen, auf den Wirtschaftsbereich Handel, punkt der Analyse auf den Wirtschaftsstrukturdaten Gastgewerbe, Verkehr entfallen vergleichbar viele wie Entwicklung der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigte. Im Bereich Land- und Forstwirtschaft, Beschäftigten, Arbeitsplatzzentralität, Branchen- Fischerei sind rund 1,2 % der Sozialversicherungs- struktur, Berufsein- und -auspendler sowie auf der pflichtig Beschäftigten tätig. Definition des wirtschaftlichen Profils.

Abbildung 39: Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte nach Wirtschaftsbereichen im Vergleich (Stichtag 30.06.2017)

Quelle: IT.NRW, Auswertung Stadt- und Regionalplanung Dr. Jansen GmbH

Im Vergleich mit dem Oberbergischen Kreis ist in Seit 2009 ist die Zahl der sozialversicherungspflich- Lindlar der Anteil der Beschäftigten im Produzie- tig Beschäftigten am Arbeitsort annähernd stetig renden Gewerbe und auch im Wirtschaftsbereich gestiegen. Der in Abbildung 40 erkennbare Rück- Handel, Gastgewerbe und Verkehr deutlich ausge- gang der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten prägter. Noch deutlicher wird der Lindlarer Schwer- von 2008 auf 2009 ist auf die globale Finanz- und punkt im Produzierenden Gewerbe im Vergleich mit Wirtschaftskriese zurückzuführen. Im Jahr 2017 ist der Landesebene. Hier entfallen nur 26,9 % der gegenüber dem Jahr 2009 die Zahl der sozialversi- sozialversicherungspflichtig Beschäftigten auf die- cherungspflichtig Beschäftigten um 1,3 % gestiegen. sen Wirtschaftsbereich.

Gemeinde Lindlar – Gemeindeentwicklungskonzept 2035 59

Abbildung 40: Entwicklung der sozialversicherungspflichtig der Beschäftigten (Stichtag 31.06.)

Quelle: IT.NRW, Darstellung Stadt- und Regionalplanung Dr. Jansen

Besonders betroffen von der Wirtschaftskrise war in Aktuelle Zahlen zum 30.06.2017 belegen eine Zu- Lindlar das Produzierende Gewerbe. Gegenüber nahme der Beschäftigung im Wirtschaftsbereich dem Jahr 2008 sank die Zahl der sozialversiche- Handel, Gastgewerbe und Verkehr – gegenüber rungspflichtig Beschäftigten um 500 Beschäftigte, dem Vorjahr ist die Zahl der sozialversicherungs- während sich die Zahl der sozialversicherungspflich- pflichtig Beschäftigten um 1,15 % bzw. um 209 tig Beschäftigten in den übrigen drei Wirtschafts- Beschäftigte gestiegen. zweigen kaum veränderte.

Abbildung 41: Entwicklung der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten am Arbeitsort nach Wirtschaftsberei- chen in Prozent

Quelle: IT.NRW, Berechnung und Darstellung Stadt- und Regionalplanung Dr. Jansen GmbH

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In Bezug auf die Bevölkerung weist Lindlar eine zu 1.000 Einwohner wider. Die Arbeitsplatzzentrali- Arbeitsplatzzentralität von 294 auf. Die Arbeits- tät der Gemeinde Lindlar liegt mit diesem Wert platzzentralität spiegelt das Verhältnis der sozial- deutlich unter dem des Oberbergischen Kreises und versicherungspflichtig Beschäftigten am Arbeitsort von NRW. Abbildung 42: Arbeitsplatzzentralität – SvB Arbeitsort/1.000 Einwohner im Vergleich (Stichtag 30.06./30.12.2017)

Quelle: IT.NRW, Berechnung Stadt- und Regionalplanung Dr. Jansen GmbH

Im Vergleich der kreisangehörigen Gemeinden liegt Lindlar im unteren Mittelfeld. Die Arbeitsplatzzent- ralität der Kreisstadt Gummersbach ist mit 573 annähernd doppelt so hoch.

Abbildung 43: Arbeitsplatzzentralität der Kommunen des Oberbergischen Kreises – SvB Arbeitsort/1.000 Ein- wohner (Stichtag 30.06./30.12.2017)

Quelle: IT.NRW, Berechnung Stadt- und Regionalplanung Dr. Jansen GmbH

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Zur Bewertung der Bedeutung Lindlars als Arbeits- Wohnort setzen. Dieser Wert lag in den letzten rund ort lässt sich die Zahl der sozialversicherungspflich- zehn Jahren zwischen 0,69 und 0,74; entsprechend tig Beschäftigten auch in ein Verhältnis mit den wohnen mehr sozialversicherungspflichtig Beschäf- sozialversicherungspflichtig Beschäftigten am tigte in Lindlar als dort arbeiten. Abbildung 44: Arbeitsplatzzentralität – SvB Arbeitsort/SvB Wohnort (Stichtag 30.06.)

Quelle: IT.NRW, Berechnung Stadt- und Regionalplanung Dr. Jansen GmbH

Für das Pendlerverhalten in Lindlar ist ein deutlicher Zurückzuführen ist dieser Sachverhalt auf eine posi- Überschuss der Auspendler gegenüber den Ein- tivere Entwicklung der Einpendler gegenüber den pendlern charakteristisch. Seit dem Jahr 2014 Auspendlern. nimmt der negative Pendlersaldo kontinuierlich ab.

Abbildung 45: Pendlersaldo

Quelle: IT.NRW, Berechnung Stadt- und Regionalplanung Dr. Jansen GmbH

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Für die Berufseinpendler zeigt sich anhand der Sta- Pendlerverhalten begünstigt. Bei den Berufs- tistik nach Wirtschaftsbereichen, dass fast gleich- auspendlern ist hingegen ein Schwerpunkt im ermaßen das Arbeitsplatzangebot im Produzieren- Dienstleistungsgewerbe festzustellen. den Gewerbe und Dienstleistungsgewerbe das Abbildung 46: Berufsein- und -auspendler nach Wirtschaftszweigen in absoluten Zahlen (Stichtag 30.06)

Quelle: IT.NRW, Berechnung Stadt- und Regionalplanung Dr. Jansen GmbH Die meisten Berufseinpendler zum Stichtag ten zum Stichtag 30.06.2016 weitere 769 Personen 30.06.2016 stammen aus dem Oberbergischen Kreis ein, aus Bergisch Gladbach stammten 242 Berufs- (2.632 Personen); besonders hoch ist die Zahl der einpendler, gefolgt von Kürten mit 228 Personen Einpendler aus den Nachbarkommunen Wipper- und Overath mit 217. Weitere 245 Tagespendler fürth (359), Engelskirchen (652) und Gummersbach nahmen den Weg von Köln nach Lindlar auf sich. (709). Aus dem Rheinisch-Bergischen Kreis pendel-

Gemeinde Lindlar – Gemeindeentwicklungskonzept 2035 63

Abbildung 47: Berufseinpendler (Stichtag 30.06.2016)

Quelle: IT.NRW, Darstellung Stadt- und Regionalplanung Dr. Jansen Deutlich stärker ausgeprägt sind die Auspendlerver- schen Kreis und Berufsauspendlern in den Oberber- flechtungen mit der Stadt Köln (1.397 Personen) gischen Kreis ist nahezu ausgeglichen. Ein Großteil und dem Rheinisch-Bergischen Kreis (1.749) – ins- der Auspendler in den Oberbergischen Kreis entfällt besondere mit Bergisch Gladbach (948 Personen). auf die Nachkommunen Wipperfürth (690), Engels- Das Verhältnis der Einpendler aus dem Oberbergi- kirchen (685) und Gummersbach (656). Abbildung 48: Berufsauspendler

Quelle: Stadt- und Regionalplanung Dr. Jansen GmbH

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5.2 Wirtschaftliches Profil Zu den gewerblichen/industriellen Altstandorten in Das wirtschaftliche Profil der Gemeinde Lindlar wird Lindlar zählen die Gewerbegebiete Leppetal, Hom- durch einen breiten Branchenmix bestimmt. Prä- merich, Niederhabbach und Bolzenbach. Beim Ge- gend sind insbesondere mittelständische Unter- werbegebiet Niederhabbach handelt es sich um nehmen – darunter auch einzelne Hidden Champi- einen gewerblichen Solitärstandort des Unterneh- ons (mittelständische Unternehmen, die in Nischen- mens Oni Wärmetrafo GmbH. Das Gewerbegebiet Marktsegmenten Europa- oder Weltmarktführer Hommerich erstreckt sich östlich der L 284 und der sind). In erster Linie sind in Lindlar Unternehmen Lindlarer Sülz auf Höhe des Ortsteils Hommerich. aus den Bereichen Eisen- und Stahlverarbeitung, Neben einem Baustoffunternehmen sind u. a. die Holzverarbeitung und Holzhandel, Kunststoffverar- Unternehmen Walloschke Oberflächentechnik und beitung und -produktion, Maschinenbau und Ener- Eurolat GmbH ansässig. Das langgestreckte Gewer- gie, Handwerk, Kfz und Autohandel, Dienstleis- begebiet Leppetal liegt nördlich (parallel) zur L 97 in tungswesen sowie der Medienbranche ansässig. Kaiserau. Flächengrößter Betrieb ist das ansässige Unternehmen Schmidt + Clemens GmbH & Co. KG; Die Gemeinde Lindlar blickt auf eine positive wirt- der Standort wurde 1900 gegründet. schaftliche Entwicklung bei steigenden Beschäftig- tenzahlen zurück. Als Gewerbe- und Industrie- Im Rahmen der Umnutzung der Leppe-Deponie zum standort konnte sich die Gemeinde insbesondere Innovationstandort :metabolon wurden 7 ha des durch die Entwicklung neuer, z. T. interkommunaler Areals zu einem nachhaltigen Gewerbegebiet ent- Gewerbe- und Industrieflächen im Industriepark wickelt. Ansässig sind ausschließlich Unternehmen Klause profilieren. Am Standort Klause sind insge- aus den Bereichen Abfallwirtschaft, Stoffumwand- samt 165 Firmen mit über 2.000 Arbeitsplätzen lung und Umwelttechnik. Das nachhaltige Gewer- angesiedelt. Ein wichtiges und gebietsprägendes begebiet ist offizieller Partnerstandort des Modell- Unternehmen ist die Holz Richter GmbH. Die Ge- projekts „Nachhaltige Gewerbeflächenentwicklung meinde kann eine anhaltende Nachfrage nach Ge- in NRW“. werbegrundstücken verzeichnen – die Flächenver- fügbarkeit ist jedoch nahezu ausgeschöpft. 5.3 Gewerbeflächenbedarf Für die Gemeinde Lindlar wurde der Bedarf an Wirt- Die gemeindeeigene Bau-, Grundstücks- und Wirt- schaftsflächen nach einem rechnerisch-prognosti- schaftsförderung GmbH (BGW) plant zurzeit die zierenden Ansatz ermittelt. Berechnungsgrundlage südwestliche Erweiterung des Industrieparks um ca. ist die GIPRO-Methode, basierend auf dem ISB- 28 ha einschließlich Grünflächen, Entsorgungsflä- Modell. chen etc. in interkommunaler Kooperation mit der Gemeinde Engelskirchen. Hierzu wird aktuell der Es ist darauf hinzuweisen, dass jede Berechnungs- Flächennutzungsplan der Gemeinde Lindlar geän- methode grundsätzlich mit Unsicherheiten behaftet dert (76. FNP-Änderung) und der Bebauungsplan ist. In der Gewerbe- und Industrieflächenbedarfs- 21.D aufgestellt. Aktuell werden die Planungsab- prognose (GIPRO) sind es die standardisierten Vari- sichten in der Bevölkerung intensiv diskutiert. ablen wie Flächenkennziffern, Reaktivierungs-, Ver- lagerungs- und Neuansiedlungsquoten, die nicht Weitere geeignete Flächen zur Bestandssicherung, zwingend die tatschlichen Verhältnisse in der Ge- d. h. zur Erweiterung und Auslagerung von Betriebs- meinde Lindlar widerspiegeln. teilen von in Lindlar ansässigen Unternehmen kann die Gemeinde allerdings nicht anbieten. Bzgl. der Entscheidender Eingangswert der Bedarfsberech- geplanten Erweiterung des Industrieparks Klause nungsmethode nach GIFPRO ist die Zahl der sozial- zeigt sich, dass vor allem ansässige Unternehmen versicherungspflichtig Beschäftigten im Ausgangs- die Flächen nachfragen werden. So meldeten meh- jahr. Je nach Wirtschaftsbranche fließt die Beschäf- rere Unternehmen aus dem Industriepark Klause tigtenzahl in unterschiedlichem Maße in die Be- Bedarf an bzw. richteten eine konkrete Anfrage an rechnungsmethode ein. In dem Modell werden auf die Gemeinde. empirische Untersuchungen und Analysen gestützte Quoten für die Neuansiedlung, Verlagerung und für

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die Reaktivierung frei werdender Flächen angesetzt. der Gemeinde vorhanden sein, um Betriebsabwan- Darüber hinaus findet eine empirische Flächen- derungen und den Verlust von Arbeitsplätzen zu kennziffer je Verdichtungsraum Eingang in die Be- verhindern. rechnung. Multipliziert mit dem Planungszeitraum sowie einem Planungszuschlag von bis zu 20 % kann Weitere Anregungen der Bürgerinnen auf diese Weise der Bedarf ermittelt werden. und Bürger aus der Beteiligung . Nachhaltige Unternehmen bevorzugen Für die Gemeinde Lindlar wurde für den Planungs- . Junge, kleine und innovative Unternehmen horizont 2035 ein Bedarf von 35 ha errechnet. Wird stärken dieser Wert nach einer gewerblichen und industriel- . Für gesicherte Arbeitsplätze braucht es auch len Nutzung differenziert, so ergibt sich ein Bedarf Erweiterungsflächen, Natur und Arbeitsplätze von 19 ha für Gewerbe und 16 ha für Industrie. müssen kein Widerspruch sein! Dieser rechnerisch ermittelte Bedarf ist den vor- handenen Reserven gegenüberzustellen. 5.5 Einzelhandel Der Lindlarer Hauptort ist der zentrale Versorgungs- Im Rahmen der FNP-Neuaufstellung werden die schwerpunkt der Gemeinde. Während im engeren aktuellen Reserven, die mit den Bedarfen zur Er- Umfeld der Pfarrkirche St. Severin kleinere, über- mittlung der Größenordnung benötigter Flächen wiegend inhabergeführte Geschäfte verschiedener verrechnet werden, überprüft. Eine Teilmenge des- Einzelhandelsbranchen den Einzelhandel prägen, sen sind auch die betriebsgebundenen Reserven – liegen an der L 299/Dr.-Meinerzhagen-Straße u. a. Grundstücke, die sich die Betriebe vorsorglich für großflächige Einzelhandelsbetriebe, ein Drogerie- ihre Unternehmenserweiterung gesichert haben. markt, ein Getränkemarkt und ein größeres Beklei- dungsgeschäft. Die einzelhandelsgeprägte Kölner 5.4 Ergebnisse der Öffentlichkeitsbeteiligung Straße stellt die (auch fußläufige) Verbindung zwi- Das Zukunftsthema Lokale Ökonomie wurde im schen der Einzelhandelsagglomeration rund um den Rahmen der ersten Zukunftskonferenz intensiv Drogeriemarkt und der historischen Mitte her. diskutiert. Als Grundsatzproblem stellt sich die Be- einträchtigung der Natur und Überformung des Der Rewe-Markt liegt direkt an der L 299/am Bus- Landschaftsbilds durch die Inanspruchnahme land- bahnhof und ist hinsichtlich der Verkaufsfläche der wirtschaftlicher Flächen und Waldflächen für eine größte Supermarkt im Hauptort. Im Gebäude befin- Gewerbeflächenentwicklung heraus. Ein Teil der den sich außerdem ein Florist und eine Bäckerei. Bürgerschaft weist daher auf einen unlösbaren Auch der Edeka an der Kölner Straße und der Nor- Konflikt zwischen der Bedeutung und Entwicklung ma in der Friedhofstraße sind zentrale Versor- Lindlars als Wirtschaftsort und den landschaftlichen gungspunkte. Ergänzt wird das Nahversorgungsan- und dörflichen Qualitäten der Gemeinde hin. gebot im Hauptort durch zwei dezentral gelegene Discounter. Ein Lidl befindet sich am östlichen Orts- Die Erhaltung des Status an Gewerbeflächen würde rand am Kreisverkehr, ein Aldi-Süd im nördlichen jedoch nicht nur einen Stillstand in der gewerbli- Bereich des Hauptorts in Altenlinde. chen Entwicklung, sondern eine unerwünschte Negativentwicklung bedeuten. Denn die ansässigen Das Angebot entlang der Kölner Straße/Dr.-Mei- Unternehmen sind darauf angewiesen, auf den nerzhagen-Straße setzt sich aus einem dm Drogerie- Markt zu reagieren und ihre Produktion und Pro- fachmarkt, einem Getränkehandel sowie Fachge- dukte anzupassen bzw. fortzuentwickeln sowie schäften für Elektrowaren, Orthopädie und Schuh- Betriebsabläufe zu modifizieren. Ein Betrieb, der technik und Malerzubehör zusammen. Außerdem sich räumlich nicht entwickeln kann, wird auf lange sind Bekleidungsgeschäfte, Schuhgeschäfte, Bäcke- Sicht nicht an den Standort Lindlar zu binden sein reien und Cafés sowie zwei Tankstellen und eine und Betriebsteile oder den gesamten Betrieb in die Filiale der Volksbank ansässig. Region oder darüber hinaus verlagern. Ein gewisses Maß an Gewerbeflächen sollte daher im Portfolio

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Im nördlich angrenzenden Bereich rund um die Um Versorgungslücken zu schließen, ist die Kreis- Kirche St. Severin befinden sich beispielsweise ein sparkasse mit dem „Kreissparkassenmobil“ als mo- Hofladen, eine Parfümerie, ein Computerfachge- bile Filiale u. a. in Linde, Schmitzhöhe und Hartegas- schäft, ein Goldschmied und ein Fotofachgeschäft, se regelmäßig vor Ort. außerdem ein Spielwarenladen sowie ein Wein- und Teefachhandel. 5.6 Ergebnisse der Öffentlichkeitsbeteiligung In der Öffentlichkeitsbeteiligung wurde sehr deut- In Richtung und entlang der Eichenhofstraße bieten lich, dass ein besonderer Fokus auf den Einzelhan- ein Fachgeschäft für Hörgeräte, ein Blumenladen del im Hauptort gelegt werden sollte. So wurden und ein Spezialgeschäft für Kleinmöbel und Second Unterstützungsangebote für die Einzelhändler ge- Hand ihre Waren an. An der Eichenhofstraße befin- wünscht, aber auch der Abbau von Leerständen als det sich darüber hinaus eine Filiale der Kreisspar- Handlungserfordernis benannt. kasse. Ergänzt wird das Angebot durch Apotheken, weitere Bäckereien und Cafés sowie zahlreiche Vielfach diskutiert wurde der Wunsch nach mobilen Gastronomiebetriebe, Hotels und Dienstleistungen. Angeboten im Sinne von Bringdiensten oder Fah- renden Händlern zur Gewährleistung der Nahver- Im Hauptort sind vereinzelt Leerstände zu beobach- sorgung in den Kirchdörfern, die über keine nen- ten, die Potenzial für eine Angebotserweiterung nenswerte Versorgungsinfrastruktur verfügen. Im- bieten. Die Leerstände sind im Bereich Eichenhof- mer wieder wurde auch ein Dorfladen z. B. für Har- straße, Hauptstraße und Kirchplatz anzutreffen. Die tegasse gewünscht. Leerstände sind im Ortskern zwar wahrnehmbar, jedoch – bis auf die Konzentration der Leerstände in Weitere Anregungen der Bürgerinnen der Eichenhofstraße – (noch) nicht prägend. und Bürger aus der Beteiligung

In Frielingsdorf sichert ein Rewe die örtliche Nah- . Wochenmarkt neu strukturieren, z. B. größe- versorgung. Neben einem Ableger der Kreissparkas- res Angebot, Verlegung auf Samstag oder Ko- se und der Volksbank sind im Dorfkern mehrere operation mit dem LVR-Museum Versicherungsbüros, Ärzte, eine Bäckerei, mehrere . Mit den Gebäudeeigentümern sind Konzepte Fahrschulen, ein Outlet-Center und Gastronomiebe- zu entwickeln, um den Leerstand zu beenden. triebe ansässig. . In Hartegasse fehlt ein Lebensmittelladen. Hartegasse wächst, viele ältere Leute wohnen In Hartegasse-Kappelsüng stehen den Bewohnern hier, und ohne Auto sind die Einkaufsmöglich- u. a. eine Bankfiliale, ein Metzger und eine Bäckerei keiten begrenzt. zur Verfügung. Der nächstgelegene Supermarkt und weitere Angebote befinden sich in Frielingsdorf. Die 5.7 Entwicklungsziele Versorgungsstruktur ist in Hartegasse folglich nicht sehr ausgeprägt, sodass die Bewohner auch für Für die zukünftige Gemeindeentwicklung wurden kleinere Besorgungen den Weg nach Frielingsdorf für das Zukunftsthema Lokale Ökonomie folgende oder in den Hauptort auf sich nehmen müssen. Vorgaben erarbeitet:

Stärkung der regionalen Bedeutung Schmitzhöhe verfügt über einen Edeka, der die Lindlars als Wirtschaftsstandort Bürgerinnen und Bürger mit Gütern des täglichen

Bedarfs versorgt. Die in Lindlar ansässigen Unternehmen sind nicht nur für den Wirtschaftsstandort Lindlar von zentra- Die Kirchdörfer Linde und Hohkeppel verfügen da- ler Bedeutung, sondern für den Wirtschaftsstandort gegen über keinerlei Nahversorgungseinrichtungen, Oberbergischer Kreis insgesamt. Unternehmen mit sodass sich die Bewohnerschaft in den umliegenden Weltruf mit Unternehmenssitz in Lindlar sind auf- Kirchdörfern oder im Hauptort versorgen muss. grund ihrer Strahlkraft und Bedeutung sowie der vernetzten Beziehungen (Kooperationen, Zuliefe- rerketten etc.) in die Region auch von regionaler

Gemeinde Lindlar – Gemeindeentwicklungskonzept 2035 67

Bedeutung. Gleichermaßen ist das durch die Lindla- nimieren, aber auch der Ökologie innerhalb der rer Firmen bereitgestellte Arbeitsplatzangebot von Gewerbegebiete einen höheren Stellenwert beizu- regionaler Dimension. messen.

Aktive Sicherung und Erweiterung der Für die Gemeindeentwicklung ist die „Stärkung der Funktionsvielfalt des Ortskerns Lindlar

regionalen Bedeutung Lindlars als Wirtschafts- standort“ eines der zentralen Entwicklungsziele mit Der Ortskern vereint gleich mehrere Funktionen. Als überörtlicher Bedeutung. Ziel der Gemeindeent- Versorgungsschwerpunkt der Gemeinde übernimmt wicklung sollte es sein, Lindlar als attraktiven und dieser eine zentrale Versorgungsfunktion für die regional bedeutsamen Wirtschaftsstandort zu si- Gesamtgemeinde. Ergänzt durch das gastronomi- chern und zu stärken sowie die Unternehmen an sche Angebot ist der Ortskern ein gern besuchter den Standort zu binden und Arbeitsplätze in der Ort. Mit seiner überwiegend historischen Bebauung Region auch für die Zukunft zu sichern. ist er für die Bewohner des Hauptorts, aber auch für die Gemeinde Lindlar insgesamt identitätsstiftend. Bedarfsgerechte Gewerbeflächen- Die Strahlkraft der Ortsmitte basiert auf der Vielfäl- entwicklung zur Sicherung wohnortna- tigkeit des Ortskerns, die perspektivisch nicht nur her Arbeitsplätze und der bestehenden gesichert, sondern auch erweitert werden soll, um Betriebe den Ortskern als solchen zu stärken. Eine Herausforderung der Gemeindeentwicklung stellt die Entwicklung und Bereitstellung eines be- 5.8 Leitprojekte darfsgerechten Angebots an Wirtschaftsflächen dar. Gestaltungsvorschläge für naturnahe Unternehmen beziehen in der Regel nur sofort Gewerbegebiete verfügbare Areale in ihre Unternehmens- und Mit diesem Projekt soll ein Gestaltungsleitfaden mit Standortentscheidungen ein. Das grundsätzliche einem Maßnahmenkatalog mit niederschwelligen Problem besteht darin, dass die Gemeinde mit der bis anspruchsvollen Gestaltungsoptionen für eine Planung und Entwicklung von Flächen in Vorleistung naturnahe Gewerbegebietsgestaltung entwickelt gehen muss, um kurzfristig auftretende Nachfragen und den Unternehmen an die Hand gegeben wer- bedienen zu können. Zu Beginn des Planungspro- den. Entscheidend ist, dass nicht nur auf die opti- zesses muss die Kommune ihre Konzepte zu Investi- schen Verbesserungsmöglichkeiten, sondern auch tionen in Flächen, Ver- bzw. Entsorgungsinfrastruk- auf den ökologisch erzielbaren Effekt abgestellt tur und Verkehrswege auf eine in fünf und mehr wird. An dieser Stelle nur beispielhaft genannt sein Jahren zu erwartende Nachfrage ausrichten, denn soll die Anlage von extensiven oder intensiven der Zeitraum von Beginn der Planung bis zum Ver- Gründächern, Fassadenbegrünung, insektenfreund- trieb der Flächen kann diese Dimension erreichen. liche Außenbeleuchtung, blütenreiche private Grün- flächen, Trockenmauern als Lebensraum etc., die Eine bedarfsgerechte Gewerbeflächenentwicklung einen wesentlichen Beitrag zur ökologischen Quali- bedeutet daher nicht, mit Planungen auf die Nach- tät der Gewerbegebiete leisten können. fragen zu reagieren, sondern eine vorausschauende Gewerbeflächenentwicklung zu betreiben, um den Bei dem Gestaltungsleitfaden ist grundsätzlich die ansässigen Unternehmen Expansionsspielräume zu Gestaltung öffentlicher Räume wie Straßen und offerieren und das Arbeitsplatzangebot zu sichern. Grünflächen innerhalb der Gewerbegebiete und die Gestaltung der Privatflächen, d. h. der jeweiligen Naturnahe und landschaftsintegrieren- Betriebsgrundstücke zu unterscheiden. Während de Entwicklung von Gewerbegebieten die Gestaltungvorschläge oder auch -vorgaben für

Zur besseren Vereinbarkeit von Gewerbe und Natur den öffentlichen Raum in der Selbstbindung der ist eine naturnahe und landschaftsintegrierende Gemeinde bzw. der BWG liegen, sind die Gestal- Gewerbegebietsentwicklung anzustreben. Ziel ist tungsmöglichkeiten auf den Privatgrundstücken es, die optischen Beeinträchtigungen von Gewerbe- (soweit nicht über einen Bebauungsplan festgelegt) hallen auf das Landschaftsbild durch z. B. eine wirk- in der Regel von der Mitwirkung und der Bereit- same Randeingrünung der Gewerbegebiete zu mi- schaft der Unternehmen abhängig.

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Integriertes Handlungskonzept für den Bewerberpool für Ausbildungsberufe Hauptort

Als konkretes Projekt wird ein Bewerberpool für Ein zentrales Projekt zur Attraktivierung und Stär- Ausbildungsberufe vorgeschlagen, aus dem die kung des Hauptorts ist die Erstellung eines Inte- Unternehmer qualifizierte Bewerber für die jeweili- grierten Handlungskonzepts. Mit einem Integrierten ge Ausbildungsstelle auswählen können. In den Handlungskonzept werden konkrete Maßnahmen Expertengesprächen zeigte sich, dass es sich für für ein abzugrenzendes Maßnahmengebiet erarbei- Unternehmen mit Ausbildungsplätzen immer tet, beschrieben und mit Kosten beziffert. Alle schwieriger gestaltet, den Ausbildungsplatz an ge- Maßnahmen werden zu einem Maßnahmenkonzept eignete Bewerber zu vergeben – festgestellt wurde gebündelt, das auch die Umsetzungszeiträume ein Qualitätsproblem bei den Bewerbungen bzw. festlegt. Das Integrierte Handlungskonzept ist zu- Bewerbern. gleich Grundlage für die Beantragung von Städte- baufördermitteln zur Finanzierung der Projekte. Der Bewerberpool bringt auch für den Bewerber entscheidende Vorteile. Zum einen muss der Be- Aufgabe des Gemeindeentwicklungskonzepts ist es, werber seine Bewerbung nicht an mehrere Unter- diejenigen Ortsteile und Bereiche zu identifizieren, nehmen richten (geringerer Aufwand), zum anderen für die die Erstellung eines Integrierten Handlungs- werden auf den Bewerber andere Unternehmen konzepts zielführend ist. Im Verfahren stellte sich aufmerksam, die der Bewerber in seine sonstige relativ früh heraus, dass die Entwicklungsbemühun- Bewerbungsrunde vielleicht nicht einbezogen hätte. gen der nächsten Jahre gezielt auf den Ortskern und Für den Bewerber ergeben sich daraus bessere die angrenzende Lagen zu richten sind. Chancen, einen Ausbildungsplatz zu erhalten. Die Unternehmen profitieren von einer größeren Aus- wahl an Bewerbern. Inwieweit sich das Projekt aus Citymanager datenschutzrechtlichen Gründen umsetzten lässt, ist im Weiteren zu prüfen. Zur Unterstützung der Einzelhändler im Ortskern und zur Stärkung der Geschäftslage Eichenhofstraße Stärkung „kreativer Geschäftsideen“ zur und Hauptstraße wird ein Citymanager vorgeschla- Profilierung Lindlars gen, der als starker Partner des Einzelhandels und

„Kümmerer“ zur Profilierung des Ortskerns auftritt. Um die Attraktivität des Einzelhandels zu sichern Aufgabe des Citymanagers ist es, die Einzelhändler, bzw. zu steigern, bedarf es innovativer Konzepte Dienstleister und Gastronomen zu beraten, Marke- und Herangehensweisen zur Positionierung und tingaktionen und Veranstaltungen zu planen, zu Profilierung des Lindlarer Einzelhandels. Mit den organisieren und durchzuführen, bei leerstehenden allgemeinen Entwicklungen und Trends im Einzel- Gewerbeeinheiten geeignete Mieterinnen und handel wie der zunehmenden Filialisierung oder Mieter zu finden sowie Maßnahmen zur Erhöhung dem Online-Handel stellt sich die Frage, wie Lindlar der Attraktivität des Ortskerns zu erarbeiten und sich als Standort gegenüber anderen Städten und umzusetzen. Gemeinden absetzen bzw. profilieren kann, um der Gleichheit und Austauschbarkeit des Ortskerns mit anderen Zentren aufgrund eines vergleichbaren Einzelhandelsangebots entgegenzuwirken bzw. die vorhandenen Strukturen auch für die Zukunft zu sichern. Im Rahmen von „Kreativworkshops“ soll ein spezieller Fokus über die Unternehmertreffen hin- aus auf die Entwicklung zukunftsweisender Ge- schäftsideen sowie Aktionen gelegt werden.

Gemeinde Lindlar – Gemeindeentwicklungskonzept 2035 69

Digitaler Marktplatz

Eine Vermarktungsstrategie im Bereich Einzelhan- del, Dienstleistung und Gastronomie könnte die eines Digitalen Marktplatzes bzw. Shopping-Portals zur Unterstützung der lokalen Händler und Bindung der Kaufkraft sein: Auf einer Internetseite/App stellen sich Einzelhändler, Dienstleister und Gastro- nomen aus Lindlar vor, beschreiben ihr Sortiment und benennen die Öffnungszeiten. Die Einzelhänd- ler können darüber hinaus auf ihr Online-Angebot verweisen. Der Kunde kann sich über den digitalen Markplatz einen Überblick über das Einkaufs-, Dienstleistungs- und Gastronomieangebot verschaf- fen und wird über gemeinschaftliche Marketingak- tionen der Händlerschaft informiert. Mögliche In- terneteinkäufe sollen auf diese Weise vermieden werden.

Ein Teilaspekt dieser Strategie könnte auch die Vermarktung lokaler Produkte sein, wie z. B. Aus- künfte über Hofläden, Milchtankstellen und andere bestehende und neuartige Ansätze.

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Sechstes Kapitel Zukunftsthema Dörflich mobil und gut vernetzt

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6 Zukunftsthema Dörflich mobil und gut tung dienen. Es sollen damit mehr Fahrten gerade vernetzt in der Schwachverkehrszeit angeboten werden. Auch soll durch die Vermeidung von Linienbus- Leerfahrten der Kraftstoffverbrauch gesenkt wer- In der heutigen Zeit und insbesondere im ländlichen den. Raum ist eine starke Pkw-Orientiertheit festzustel- len. Während durch den motorisierten Individual- Die Mittelzentren Bergisch Gladbach und Gum- verkehr einerseits eine Unabhängigkeit in den Er- mersbach sind mit dem ÖPNV in rund einer Stunde reichbarkeiten für jeden Einzelnen entsteht und die (Bergisch Gladbach) bzw. rund 45 Minuten (Gum- Gemeinde folglich durch ein intaktes engmaschiges mersbach) erreichbar. Straßennetz mit dem Umland und den Nachbar- kommunen miteinander verflochten ist, führt ande- Die großräumige Anbindung Lindlars an das Ober- rerseits die Verkehrsbelastung zu massiven Beein- zentrum Köln erfolgt über die Busverbindung der trächtigungen. Die hohen Pendlerströme, die sich Linie 421 (mit Umstieg in Bergisch Gladbach in die täglich aus der Gemeinde heraus und wieder hinein SB 40). Die Fahrt mit den Buslinien 421 und SB 40 ziehen sowie die Vielzahl an Flächen, die für den dauert 1 Stunde 20 Minuten. Alternativ können die ruhenden Verkehr vorgehalten werden müssen, Buslinien 331 oder 332 nach Engelskirchen und von beeinflussen nicht nur das Ortsbild negativ, sondern dort die RB 25 nach Köln Hauptbahnhof genutzt wirken sich gleichzeitig negativ auf die Lebensbe- werden. Hierfür wird ebenfalls 1 Stunde und 20 dingungen und eine klima- und umweltfreundliche Minuten benötigt. Die Anbindung Kölns mit dem Stadtentwicklung aus. Pkw ist mit einer Fahrzeit von rund 45 Minuten daher sowohl im Berufsverkehr aus auch im Frei- Bereits heute ermöglicht die Gemeinde Lindlar ein e zeitverkehr deutlich attraktiver. Zur Diskussion steht Verlagerung der Verkehrsströme auf den öffentli- zurzeit die Elektrifizierung und Optimierung der chen Personennahverkehr sowie weitere alternative Oberbergischen Bahn RB 25 zwischen Köln-Hansa- Mobilitätsangebote. Der ÖPNV kann die zentrale ring und Lüdenscheid. Im Rahmen einer Machbar- Alternative zum motorisierten Individualverkehr keitsstudie wurde u. a. ein zusätzlicher Bahnhalt in darstellen, insofern dieser gut organisiert, vernetzt Vilkerath überprüft. Sollte der Bahnhalt in Vilkerath und attraktiv aufgebaut ist. Busse und Bahnen bie- verwirklicht werden, könnte über eine Buslinie von ten für viele Menschen oft die einzige Möglichkeit, Vilkerath über Hohkeppel und Schmitzhöhe die sich fortzubewegen. Das ÖPNV-Angebot in der Ge- Anbindung des westlichen Gemeindegebiets an meinde wird durch ehrenamtlich getragene Projek- Köln erheblich verbessert werden. te ergänzt. Dennoch bedarf es auch hier einer At- traktivierung und Ausweitung der Angebotsstruktu- Alle Schülerinnen und Schüler aus Lindlar können ren. das Schülerticket nutzen. Sie können damit inner- halb des gesamten VRS das ganze Jahr über kosten- 6.1 Mobilitätsstrukturen der Gemeinde Lindlar los (ohne Elternbeitrag) mit Bus und Bahn fahren, nicht nur zu den Schulzeiten, sondern auch in ihrer 6.1.1 Öffentlicher Personennahverkehr Freizeit. Im Öffentlichen Personennahverkehr verbinden neun Buslinien der Oberbergischen Verkehrsgesell- Anregungen der Bürgerinnen und Bürger schaft OVAG, der Verkehrsgesellschaft Bergisches aus der Beteiligung

Land mbH (VBL) und der Regionalverkehr Köln (RVK) . die Lindlarer Ortschaften miteinander und mit dem Vernetzung über die Gemeindegrenzen hinaus . Bessere Anbindung an die Regionalbahn in Umland. Viele der Linien verkehren jedoch nur Engelskirchen eingeschränkt, beispielsweise nur mit bedingtem . Samstagsverkehr ohne Verbindungen sonntags und Bessere/häufigere Taktung (abends/Wochen- ende) in alle Richtungen, bessere Abstimmung feiertags oder als vorab zu bestellender Taxibus. Die auf Fahrpläne der DB ausschließliche Durchführung von abgerufenen . Fahrten im Taxibus soll dabei der Angebotsauswei- Schnellbus von Lindlar nach Bensberg zur KVB- Haltestelle als Alternative zur RB 25

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. Ausrichtung des ÖPNV nach Bergisch Gladbach den. 2016 wurde das Angebot um weitere Ortschaf- verbessern ten erweitert (z. B. Linde). Bürgerbusfahrer/in kann . Preisniveau des ÖPNV senken (besonders bei jede Person mit gültigem Führerschein werden. Kurzstrecken) Auch der Verein „Lindlar verbindet – Quartiersent- . Bessere Vernetzung der kleineren Ortschaf- wicklung durch Vernetzung e. V.“ unterstützt Men- ten/Kirchdörfer/Hauptort . Bürgerbus ausweiten als Angebot für Senioren schen dabei, am sozialen Leben teilzuhaben. „Limo“ ist nicht nur Fahrdienst, sondern die Fahrer/innen . Bedarfsverkehr anstelle von Linienverkehr, helfen zum Beispiel beim Einkaufen im Laden und z. B. Anruf-Sammel-Taxi, „Bus-on-demand“, Steuerung über eine App? Tragen der Einkaufstaschen in die Wohnung oder beim Arztbesuch. Der Fahrdienst ist nicht gewinn- . Förderung von Wartehäuschen, speziell an orientiert, die Fahrer arbeiten ehrenamtlich. Es wird Knotenpunkten für Schulkinder . Schulbusangebot erweitern lediglich eine angemessene Kostenbeteiligung er- hoben. Für viele Fahrgäste sind dabei die Vertraut- . Elektromobilität bei den Buslinien anwenden heit und ein gutes Gespräch mit dem Fahrer beson- . Kleine Busse einsetzen, da die Linienbusse oft nicht ausgenutzt sind ders wichtig. Die nach Entfernung gestaffelten Prei- se orientieren sich am Tarif des ÖPNV und sollen die . Gewerbegebiet Klause verstärkt an die Busli- Betriebskosten des Fahrzeugs abdecken. Der Fahr- nien anbinden . Ortschafts-Buslinie einsetzten, die alle Ort- wunsch wird telefonisch übermittelt und ein Termin nach Kapazität vergeben. Gefördert wird „Limo“ schaften miteinander verbindet durch mehrere Verbände der Wohlfahrtspflege. . Fahrradmitnahme im ÖPNV erleichtern . ÖPNV auf das Tourismusangebot abstimmen Abbildung 49: Bürgerbus Lindlar und Touristenrouten anbieten

6.1.2 Alternative Mobilitätsformen Da der öffentliche Nahverkehr nur ein einge- schränktes Mobilitätsangebot bereithält, bieten die Gemeinde Lindlar und bürgerschaftliche Vereine weitere, alternative Mobilitätsformen an: . Bürgerbuslinie und Fahrdienst Limo . Pendlerparkplätze und Mitfahrbörse . (Kostenlose) Elektroladesäulen . Zwei E-Autos im Fuhrpark der Gemeinde . Nahmobilitätsprojekt Agger-Sülz-Radweg . Pilotprojekt E-Dorfauto in Linde (2016 – 2017) Pendlerparkplätze und Mitfahrbörse Seit 2017 bietet die Gemeinde Lindlar acht kosten- Bürgerbus Lindlar und Limo freie Pendler-Parkplätze an, die zentral gelegen, gut Der Bürgerbus Lindlar ist ein durch ehrenamtliche ausgeleuchtet und mit einem Pendlerschild gekenn- Fahrer und Mitarbeiter aufgebauter Fahrdienst, der zeichnet sind. Die acht Pendler-Parkplätze befinden das Streckennetz der OVAG dort ergänzt, wo diese sich an folgenden Orten: mit ihren Bussen nicht mehr fahren oder fahren . Lindlar Rathaus können, sprich es nicht mehr wirtschaftlich er- . Lindlar Kreisverkehr Nähe Jugendherberge scheint. Seit 1997 werden so viele kleinere Ort- . Lindlar Shaftsbury-Straße schaften an den Hauptort Lindlar und an die ande- . Frielingsdorf Tennisplatz Scheeler Mühle ren Kirchdörfer angebunden. Hauptzielgruppe sind . Hartegasse Katholische Kirche diejenigen Bewohner, die aufgrund ihrer Wohnlage . Linde Parkplatz am Pfarrheim stark auf das eigene Auto angewiesen sind. Hier soll . Schmitzhöhe Katholische Kirche gerade bei der älteren Bewohnerschaft eine deutli- . Hohkeppel Laurentiusplatz che Verbesserung der Erreichbarkeiten erzielt wer-

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Potenzielle Fahrgemeinschaften können sich über Abbildung 51: Vernetzung der einzelnen Mobilitäts- ein Servicetool auf der Gemeindewebsite zusam- angebote menfinden: Lindlar.de/Pendler. Es öffnet sich die Eingabemaske von „www.fahrgemeinschaft.de“, dem Pendlerportal des Automobilclubs ADAC. Inte- ressierte finden damit Mitfahrangebote oder kön- nen selbst eine Mitfahrmöglichkeit anbieten.

Ziel von „www.fahrgemeinschaft.de“ ist es, eine kostenlose Vermittlung von Fahrgemeinschaften aufrechtzuerhalten. Fahrer und Mitfahrer können bei Interesse direkt über E-Mail oder Telefon mitei- nander in Kontakt treten. Im Vergleich zu anderen Mitfahrportalen ist „www.fahrgemeinschaft.de“ vollständig kostenlos. Es fallen für den Nutzer keine Gebühren oder Vermittlungsprovisionen an.

Abbildung 50: Pendlerparkplatz Quelle: Rundschau 16.01.2016 Bestandteile des Projekts waren: . Telefonzentrale für Menschen, die nicht inter- net-affin sind . Ausweitung des Bürgerbusses auf Linde . Sozialer Fahrdienst Limo . Mitfahrzentrale www.fahrgemeinschaft.de . Elektro-Dorfauto in Linde . Neue Ladesäule mit Öko-Strom in Linde (kos- tenlose Nutzung an zwei Ladepunkten) Kern des Projekts war die „Telefonzentrale“, die durch Ehrenamtler mit Telefon und Tablet besetzt

war. Handys und Tablets wurden aus Fördergeldern der Robert-Bosch-Stiftung finanziert. Die Freiwilli- Elektromobilität gen arbeiteten ortsunabhängig. Rund um diese Auf dem Gebiet der Gemeinde Lindlar gibt es der- virtuelle Telefonzentrale wurden bestehende Ange- zeit sechs Elektroladesäulen: am Rathaus, auf dem bote vernetzt und neue Mobilitätsangebote ge- Parkplatz an der Kölner Straße, in Lindlar-Linde, am schaffen, wie die neue Ladesäule und das E-Dorf- :metabolon und zwei Säulen im Industriepark Klau- auto, das ab Juli 2016 genutzt werden konnte. Ein- se. An drei Ladestationen kann umsonst getankt wohner aus Linde konnten sich gegen einen Mo- werden. natsbeitrag registrieren und dann mit dem Auto Pilotprojekt „Mobil in Linde – auch ohne eigenes fahren (Car-Sharing). Gebucht wurde über eine Auto“ Smartphone-App oder die Telefonzentrale des Pro- jekts. Vor nicht allzu langer Zeit wurde im Ortsteil Linde das Pilotprojekt „Mobil in Linde – auch ohne eige- Rückblickend ist für das Pilotprojekt „Mobil in Linde nes Auto“ durchgeführt. Ziel des Projekts war es, – auch ohne eigenes Auto“ festzuhalten, dass der alle Angebote der Nahmobilität in Linde miteinan- Carsharing-Ansatz wenig erfolgreich war, da das der zu vernetzen. Das Projekt wurde vom Bürger- Dorfauto kaum nachgefragt bzw. genutzt wurde. verein initiiert und gemeinsam mit der Gemeinde Zurückzuführen ist dies u. a. auf den geringen Be- organisiert; auch lokale Unternehmen beteiligten kanntheitsgrad bzw. die nicht ausreichende Ver- sich. Das Projekt war bewusst so angelegt, dass es marktung des Angebots. Der Ansatz wurde daher Modellcharakter für ganz Lindlar haben kann. nach der Pilotphase nicht weiterverfolgt.

Gemeinde Lindlar – Gemeindeentwicklungskonzept 2035 75

6.2 Radverkehr Im Sommer 2017 wurde ein erster Teil auf vorhan- Das Radverkehrsnetz der Gemeinde ist bisher wenig denen Radwegen eröffnet, von Rösrath bis Siegburg ausgeprägt. In der Regel wird der Radverkehr mit und von dort wieder zurück bis Overath. Der Bau dem motorisierten Individualverkehr geführt. Be- gänzlich neuer Radwege, ist jedoch mit erheblichen dingt durch eine unzureichende Radverkehrsinfra- Kosten verbunden, sodass die beteiligten Kreise und struktur und die starke Topographie spielt der Rad- Kommunen auf finanzielle Unterstützung des Lan- verkehr als Mobilitätsform in Lindlar bislang nur des hoffen. Der Radweg zwischen Lindlar und En- eine untergeordnete Rolle. Durch den Ausbau der gelskirchen vorbei am Entsorgungszentrum Meta- Trasse der ehemaligen Sülztalbahn zum Bahntras- bolon soll bspw. mehrere hunderttausend Euro senweg wurde eine wichtige West-Ost-Achse in kosten. Tallage der Lindlarer Sülz für den Radverkehr ge- schaffen. E-Bikes ermöglichen es mittlerweile, to- Für zwei Teilabschnitte des neuen Radwegs über- pographisch bewegte sowie längere Strecken leich- nimmt überwiegend das Land Nordrhein-Westfalen ter zurückzulegen. Da die E-Mobilität im Radverkehr die Kosten. Die Kreise und Gemeinden setzen au- immer weiter fortschreitet, wird das Radfahren ßerdem auf das Strukturförderungsprogramm Regi- zunehmend attraktiver und der Umstieg vom Auto onale 2025. auf das Rad erleichtert. Angesichts dieser grund- sätzlichen Entwicklung ist für Lindlar ein deutlicher Mit dem Projektaufruf der Regionale 2025 wurde Nachholbedarf in Punkto Radwegeinfrastruktur die Idee der Fortführung des Bahntrassenwegs festzustellen. Sülztalbahn in Richtung Wipperfürth von der Ge- meinde Lindlar und der Stadt Wipperfürth aufge- Aktuelle Radverkehrsprojekte griffen und als Projektvorschlag in das Regionale 2025-Verfahren eingebracht. Der Agger-Sülz-Radweg ist ein überregionales und interkommunales Projekt, an dem die drei Landkrei- se Oberberg, Rhein-Berg und Rhein-Sieg sowie zehn 6.3 „Zukunftsnetz Mobilität NRW“ Städte und Gemeinden sowie der Verein Region Seit 2016 ist Lindlar Mitglied im „Zukunftsnetz Mo- Köln/Bonn beteiligt sind. Mit dem Weg entlang der bilität NRW“, zu dem insgesamt 94 Mitgliedskom- Flussläufe von Agger und Sülz soll eine Verbindung munen gehören. Ziel des Netzwerks ist es, Städte zwischen dem bergischen Panoramaradweg und und Gemeinden bei der Ausgestaltung einer zu- dem Siegtal-Radweg sowie zugleich eine Nord-Süd- kunftsfähigen, sicheren und nachhaltigen Mobili- Verbindung zwischen den Kreisen geschaffen wer- tätsentwicklung zu vernetzen und zu beraten. Der den. Die Gemeinden hoffen, damit zwei Ziele zu regionale Austausch, Lehrgänge und die kostenfreie erreichen: Verbesserung der touristischen Infra- Beratung von Verkehrs-Experten sind wesentliche struktur und der Nahmobilität. Unterstützungsbausteine.

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Abbildung 52: Mobilität im Umweltverbund

Quelle: DTK - Datenlizenz Deutschland - Namensnennung - Version 2.0 (www.govdata.de/dl-de/by-2-0), Darstellung Stadt- und Regionalplanung Dr. Jansen GmbH

6.4 Anregungen der Bürgerinnen und Bürger 6.5 Entwicklungsziele Anregungen der Bürgerinnen und Bürger Die steigenden Einwohnerzahlen bedingen nicht nur aus der Beteiligung eine angespannte Situation auf dem Wohnungs-

markt, sondern wirken sich auch auf die Mobilitäts- . Sozialen Fahrdienst ausbauen strukturen der Gemeinde aus. Hinzu kommen das . Car-Sharing Stationen in den Kirchdörfern sich verändernde Mobilitätsverhalten sowie die verorten Mobilitätsbedürfnisse einer alternden Bevölkerung, . Car-Sharing auf das ländliche Leben ausrichten steigende Energiepreise und die Anforderungen an . Mobilität für Jugendliche entwickeln umwelt- und klimafreundliche Mobilitätsformen. . Einen Mitfahrhaltepunkt für jedes Kirchdorf Ein Zusammenspiel aus all diesen Faktoren gibt . Verleih von tauglichen Pedelecs (E-Bikes) Anlass, das bisherige System zu überdenken und . Mehr Ladestationen für Elektroautos zukunftsweisend weiterzuentwickeln. Um die Mobi- . Bewerbung des Bürgerbusses verbessern lität in der Gemeinde nachhaltig und umweltfreund- . Bürgerbus Richtung Kürten ausrichten licher zu gestalten, ist es unabdingbar, den Umwelt- . Sichere Parkplätze für Fahrräder; besonders verbund und darin insbesondere den öffentlichen am Busbahnhof Personennahverkehr zu optimieren. . Beschilderung der Radwege aufwerten . Beschaffenheit vieler Radwege verbessern . Straßenbegleitende Radwege besser sichern

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Mobilität ist nicht nur ein wichtiger Standortfaktor Verbesserung der Erreichbarkeit lokaler zur Unterstreichung der Lebensqualität und Attrak- und regionaler Ziele im optimierten tivität Lindlars als Wohn- und Wirtschaftsstandort, Mobilitätsverbund sondern auch Voraussetzung für die gesellschaftli- Eine gezielte, zukunftsfähige, umweltfreundliche che Teilhabe. und auf alle Nutzergruppen abgestimmte Mobili- tätsstruktur ist insbesondere in den ländlichen Folgende Entwicklungsziele umschreiben die An- Räumen nur noch über ein integriertes und über strengungen der Gemeinde, die ländliche Mobilität alle Mobilitätsformen in Einklang gebrachtes Kon- für die Zukunft zu optimieren: zept möglich. Bereits heute besteht der öffentliche Verkehr aus weit mehr Angebotsformen als aus Lindlar als Modellkommune für ländli- dem klassischen ÖPNV mit Bus und Bahn. Im Ge- che Mobilität – Neue Mobilitätskultur meindegebiet Lindlar hat sich durch verschiedene

durch alternative Mobilitätsangebote Verkehrsträger, private und ehrenamtlich getragene entwickeln Fahrdienste sowie Angebote neuer Mobilitätsfor- Während die Großstädte und Ballungsgebiete sich men ein parallel laufendes System entwickelt, das den Herausforderungen verkehrlicher Überlas- insbesondere an den Schnittstellen Verbesserungs- tungserscheinungen stellen müssen, sind die ländli- potenzial aufweist. chen Regionen mit Fragestellungen zur Organisation von passgenauen und ausreichenden Mobilitätsan- Grundlegendes Ziel ist ein Zusammenschluss der geboten konfrontiert, die nicht nur eine Fortbewe- Angebote der Verkehrsverbünde zu einem Mobili- gungsmöglichkeit darstellen. Viele Dörfer und Sied- tätsverbund, der als organisatorische Vernetzung lungen haben mit Abwanderungstendenzen zu von Verkehrsmitteln und Mobilitätsdienstleistungen kämpfen, wodurch die Grundversorgung innerhalb auf die Förderung von Intermodalität (Nutzung der Ortschaften oftmals nicht mehr gegeben ist. unterschiedlicher Verkehrsmittel auf einem Weg; Genau dort übernehmen die Mobilitätangebote die Verkettung von Verkehrsmitteln) und Multimodali- Rolle einer grundsätzlichen Daseinsvorsorge. tät (Nutzung von mehreren Verkehrsmitteln inner- halb eines Zeitraums von beispielsweise einer Wo- Auch in Lindlar zeigen sich in einzelnen Ortschaften che) abzielt. Folglich bedeutet dies die Verknüpfung vergleichbare Tendenzen. Vor dem Hintergrund des öffentlichen Verkehrs mit anderen Mobilitäts- einer langfristig schrumpfenden Bevölkerung wird dienstleistungen wie Car-Sharing, Radleihsystemen sich die Gemeinde Lindlar als zukünftige Modell- und Bürgerbussen, und den neuen technologischen kommune für den ländlichen Raum mit den heuti- Komponenten wie Buchungsplattformen und Be- gen Fragestellungen einer nachhaltigen und klima- zahlsystemen, um so eine integrierte und aufeinan- verträglichen Mobilität auseinandersetzen. Um zu der abgestimmte Mobilität zu ermöglichen. Dabei erproben, wie sich nachhaltige Mobilitätskonzepte ist ganz besonders auf die interkommunale Zusam- im Alltag ländlich geprägter Städte und Gemeinden menarbeit zu achten, sodass Verkehrskonzepte bewähren und um innovative Lösungsansätze über- über die Gemeindegrenze hinaus gedacht und voll- all im ländlichen Raum zu testen, wird die Gemein- zogen werden. Denn durch vernetzte Strukturen de Lindlar modellhafte Wege testen. kann im ländlichen Raum ein funktionierendes Ver- Zu den Aufgaben gehört die Entwicklung von be- kehrsnetz aufgebaut werden. zahlbaren Mobilitätsstrukturen auch ohne Auto, die Fahrradfreundliches Lindlar – Stärkung es jedermann ermöglichen, diese zu nutzen und der Nahmobilität durch Ausbau des somit die Grundversorgung zu decken. Dazu müssen Radwegenetzes Rahmenbedingungen geschaffen werden, die eine einfache und grundsätzliche Kommunikation der Die Nahmobilität zu stärken, ist für jede Kommune verschiedenen Mobilitätsangebote bewerkstelligen, eine wichtige, aber auch anspruchsvolle Aufgabe. aber gleichzeitig auch den Öffentlichen Personen- Denn die Nahmobilität ist zukunftsfähig; sie gestal- nahverkehr zu einem flexiblen nachfrageorientier- tet Orte, verbindet Menschen und bringt somit ten System ausbauen, das weiterhin durch bürger- neue Lebensqualität. Dabei geht es um Fragestel- schaftlich getragene Angebote ergänzt wird. lungen der Barrierefreiheit bzw. Barrierearmut und

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der Verkehrssicherheit, die oft mit umfangreichen ro-Mobilität – ist es wichtig, im Rahmen des Mobili- Baumaßnahmen an Geh- und Radwegen verbunden tätskonzepts eine ganzheitliche Betrachtung von sind. Verkehr und Umwelt vorzunehmen. Darüber hinaus verknüpft das Mobilitätskonzept soziale, ökonomi- Bei der Förderung der Nahmobilität wird das Ge- sche und ökologische Ziele mit den Zielen der Ver- samtsystem aus Kommunikation, Kultur, Service kehrsentwicklung. Folgende Bausteine soll das Mo- und Infrastruktur betrachtet, sodass die infrastruk- bilitätskonzept beinhalten: turellen, rechtlichen und kulturellen Rahmenbedin- gungen des Rad- und Fußverkehrs verbessert wer- . Fuß- und Radverkehr den. Neben dem gezielten Klimaschutz durch die . Öffentlicher Personennahverkehr Förderung des Rad- und Fußverkehrs wird gleichzei- . Pkw-Verkehr tig ein wichtiger Beitrag zur Bewältigung weiterer . Dienstliches und gewerbliches Fahraufkom- gesellschaftlicher Herausforderungen, wie dem men Lärmschutz und der Gesundheitsförderung, geleis- tet. Insbesondere die Verlegung von Kurzstrecken- Der Fokus des Mobilitätskonzepts soll auf einer fahrten mit dem Pkw auf das Fahrrad muss bei der nachhaltigen Mobilitätsentwicklung liegen. Dazu Stärkung der Nahmobilität von oberster Priorität zählen insbesondere Maßnahmen zur Stärkung des sein. Umweltverbunds (Bus-, Bahn-, Rad- und Fußver- kehr), durch den Ausbau der öffentlichen Ver- Die Optimierung des Radwegenetzes innerhalb des kehrsmittel und die Steigerung der Anzahl der We- Gemeindegebiets sowie die Ausweitung der Er- ge, die zu Fuß und mit dem Fahrrad oder in Kombi- reichbarkeit von regionalen Zielen müssen dringen- nation dieser umweltfreundlichen Verkehrsmittel de Bestandteile Lindlars dörflicher Mobilität sein. zurückgelegt werden können. Denn eine flächendeckende fahrradfreundliche Gestaltung der öffentlichen Räume und Wegebe- Mobilstationen ziehungen begünstigt die Wahl des Fortbewe- gungsmittels. Eine geeignete Infrastruktur muss gewährleistet sein, um eine zügige, sichere und Aufgrund des sich stetig wandelnden Mobilitätsver- komfortable Nahmobilität für alle Nutzergruppen zu haltens und der voranschreitenden Technologien ist ermöglichen, um die Alltagsmobilität zu sichern. auch in den ländlichen Räumen vermehrt das mul- Wichtig ist dabei auch die Verknüpfung zum ÖPNV, timodale und intermodale Verkehrsverhalten zu indem die Fahrradmitnahme in Bus und Bahn ohne beobachten. Dies bedeutet, dass immer mehr Men- Probleme möglich sein muss. schen diverse Verkehrsarten nutzen, um ihre Wege zurückzulegen. Um dieses Verhalten zu unterstüt- 6.6 Leitprojekte zen und weiter zu fördern, ist es wichtig, Schnitt- stellen und Verknüpfungspunkte der unterschiedli- Die nachhaltigen und zukunftsweisenden Entwick- chen Verkehrsarten einzurichten. lungsziele im Bereich Mobilität sollen durch ver- schiedene Leitprojekte erreicht werden: Zur Stärkung einer vernetzten Mobilität sowie der einzelnen Verkehrsarten werden in ausgewählten, Mobilitätskonzept stark frequentierten Bereichen, wo mindestens

zwei Verkehrsarten des Umweltverbunds aufeinan- Ein integriertes Mobilitätskonzept untersucht die dertreffen, sogenannte Mobilstationen geschaffen. Gesamtmobilität der Gemeinde Lindlar mit allen Diese unterstützen und fördern ein inter- und mul- Auswirkungen auf das öffentliche und wirtschaftli- timodales Verkehrsverhalten innerhalb der Kom- che Leben. Dabei werden alle Wege mit dem Pkw mune sowie über die Gemeindegrenzen hinaus. und Lkw, mit Bus und Fahrrad sowie zu Fuß be- trachtet. Durch veränderte Bedürfnisse und Anfor- derungen der Mobilität – zum Beispiel durch inno- vative Verkehrssysteme wie Car-Sharing und Elekt-

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aufzuzeigen, welche Vernetzungsmöglichkeiten Neue Mobilitätsformen bestehen. Ergänzend könnten eine Internetseite

oder eine App angeboten werden. Die aktuellen Entwicklungstrends in der Mobilität beschäftigen sich bereits stark mit neuen Mobili- tätsformen. Darunter sind neuartige und innovative Ausbau des Radwegenetzes

Mobilitätsformen und -dienstleistungen zu verste- hen, die mit den neuen Informations- und Kommu- Mit zunehmender E-Mobilität gelingt es besser, nikationstechnologien verwoben sind. Gefasst wer- weitere Strecken auf sich zu nehmen und topogra- den kann dies auch unter dem Begriff „öffentliche phisch bewegte Abschnitte zu meistern. Die Ge- Individualverkehrsmittel“. meinde Lindlar setzt sich das Ziel, sichere und durchgängige Radwege mit regionaler Anbindung zu Gemäß dem Motto „Nutzen statt besitzen“ soll der schaffen, die genügend Infrastrukturen für die E- Ansatz der Sharing-Economy in der Gemeinde Lind- Bike-Nutzer bereitstellen. lar weiterverfolgt und somit der Verzicht auf das eigene Auto gestärkt werden. Dazu gehören neben Pedelecs finden ihren Einsatz überwiegend in der dem klassischen stationsbasierten Carsharing, das Freizeit. Dabei kann das Pedelec eine gute Alterna- stationsungebundene Carsharing, die öffentlichen tive im Pendlerverkehr sein. In Lindlar stehen nur Fahrradverleihsysteme sowie das private Carsha- wenige durchgehend sichere Radwegeverbindun- ring. gen zur Verfügung. Häufig verlaufen die Radwege über Wirtschaftswege, die in ihrer Beschaffenheit Auch Mitfahrgelegenheiten auf dem Weg zur Arbeit und Ausstattung den Anforderungen eines Fahrrad- oder zu Freizeiteinrichtungen reduzieren das Ver- fahrers nicht genügen. Darüber hinaus führen viele kehrsaufkommen und stellen im Idealfall ein sozia- Wegeverbindungen über stark befahrene Straßen, les Element dar, das den Zusammenhalt fördert. die keine sichere Nutzung zulassen und somit nur selten befahren werden. Begünstigt werden die neuen Mobilitätsformen durch Elektromobilität, die sich sowohl in der priva- Neben der funktionalen Aufwertung der Radwege ten als auch in der gemeinschaftlichen Nutzung muss eine gestalterische Neupositionierung vorge- (Sharing-Systeme) etabliert hat, Mobilstationen, die nommen werden. Ganz besonders im Vordergrund den Umstieg auf ein anderes Verkehrsmittel erleich- steht der Ausbau der Beschilderung der Radwege, tern sowie die Nutzung von Informations- und sodass auch ortsunkundige Nutzer sicher durch das Kommunikationstechnologien. Gemeindegebiet geführt werden können.

Anreizförderung für ehrenamtliche Mobilitätskampagne Fahrdienste

Einzelne Versuche, mit neuen Mobilitätsformen wie Gut funktionierende ehrenamtliche Fahrdienste, die z. B. dem Dorfauto die ländliche Mobilität zu ver- den öffentlichen Personennahverkehr dort ergän- bessern, sind nicht geglückt. Zurückzuführen ist dies zen, wo sich Lücken auftun, sind für den Erhalt der u. a. darauf, dass viele Bürgerinnen und Bürger das Mobilität älter werdender Menschen auf dem Land Angebot nicht kannten. Auch der Bürgerbus und die wichtig. Es wird jedoch immer schwieriger, Fahrer Möglichkeiten der Beförderung sind nicht flächen- für diese Fahrdienste zu finden, sodass eine finanzi- deckend bekannt. Mit einer Mobilitätskampagne elle Unterstützung dieser Dienste anzustreben ist. sollen die Bürgerinnen und Bürger über das Ge- Überall dort, wo Ehrenamtliche sich engagieren und samtangebot sowie Neuheiten, z. B. bei Fahrplan- vor allem dort, wo sie Daseinsaufgaben erfüllen, änderung oder weiteren Mobilitätsangeboten, um- müssen die Rahmenbedingungen stimmen. Die fassend informiert werden. Denkbar wäre z. B. ein Gemeinde soll in Zukunft finanzielle Unterstützung Mobilitätskompass, eine Broschüre, in der die Mög- für die ehrenamtlichen Fahrdienste leisten. lichkeiten der Beförderung verständlich dargestellt werden. Im Sinne des Mobilitätsverbunds gilt es

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Siebtes Kapitel Zukunftsthema Grünes Lindlar – Natur und Umwelt

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7 Zukunftsthema Grünes Lindlar – Natur Grundlage europäischer Richtlinien ausgewiesen. und Umwelt Rund 86 % des Gemeindegebiets sind als Schutzge- biet deklariert.

Die Gemeinde Lindlar liegt im westlichen Oberber- Naturschutzgebiet gischen Kreis und somit mitten im Naturpark Bergi- sches Land. Der Naturpark birgt viele Besonderhei- Die strengste gesetzliche Schutzgebietsform, das ten wie eine kleinräumige und artenreiche Kultur- Naturschutzgebiet (NSG), bietet einen intensiven landschaft, Rückzugsräume für zahlreiche bedrohte Flächenschutz und wird nur für Flächen mit heraus- Tier- und Pflanzenarten sowie Fluss- und Bachtäler. ragender regionaler Bedeutung für den Arten- und Dies alles findet sich auch in der Gemeinde Lindlar. Biotopschutz angewandt. Innerhalb des Gemeinde- gebiets Lindlars sind acht Naturschutzgebiete fest- Mehr als Zweidrittel des Gemeindegebiets sind gesetzt, die ca. 174 ha einnehmen. Geschützt wer- landwirtschaftliche Flächen oder Waldgebiete. Den den ehemalige Steinbrüche, wie der Steinbruch naturräumlichen Gegebenheiten kommt neben der Bolzenbach und der Dolomiteinbruch in Linde; im Funktion als Lebensraum für Tiere, Pflanzen und Vordergrund stehen dabei der Schutz der Wieder- Menschen aber auch eine große Bedeutung als besiedlungsvegetation sowie die Sicherung von weicher Standortfaktor für die Gemeinde zu. Für fossilen Strukturen. Darüber hinaus werden große viele Bewohner Lindlars ist die Natur das prägende Waldbestände sowie Bachtäler geschützt, um Vege- und wichtigste Merkmal der Gemeinde und aus- tationsstrukturen sowie Tierarten in ihren vernetz- schlaggebend für die hohe Lebensqualität. ten Strukturen zu erhalten.

Landschaftsschutzgebiet 7.1 Naturschutz Diejenigen Flächen, die außerhalb von Siedlungsbe- Das Gemeindegebiet, das sich durch einen reichen reichen liegen und nicht als NSG erfasst sind, sind Bestand an unterschiedlichen Freiräumen auszeich- als Landschaftsschutzgebiet (LSG) ausgewiesen. net und zahlreiche Tier- und Pflanzenarten behei- Landschaftsschutzgebiete schützen nicht nur die matet, ist nahezu flächendeckend (Ausnahme bil- Naturlandschaften, sondern sichern auch die Kultur- den die Siedlungsbereiche) im Sinne des Natur- landschaften, folglich die land- und forstwirtschaft- schutzrechts mit einem Schutzstatus belegt. Um die lich genutzten Gebiete. Grundsätzlich dient die heimische Flora und Fauna in ihrer Komplexität zu Schutzform dazu, Landschaftszusammenhänge bewahren, wurde eine Reihe von Gebieten zum sowie das Landschaftsbild der Gemeinde Lindlar Schutz von Pflanzen und Tieren und zum Erhalt des unter naturwissenschaftlich-ökologischen und kul- Landschaftsbilds nach dem Bundes- und Landesna- turell-sozialen Gesichtspunkten zu erhalten. turschutzgesetz Nordrhein-Westfalen und auf der

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Abbildung 53: Landschaftsräume und Schutzgebiete

Quelle: Stadt- und Regionalplanung Dr. Jansen GmbH

Naturdenkmäler und geschützte Landschaftsbe- topverbundflächen herausragender Bedeutung sind standteile die Kernflächen des Biotopverbunds, und Bio- Über das gesamte Gemeindegebiet verteilt liegen topverbundflächen besonderer Bedeutung sind diverse Naturdenkmäler und geschützte Land- Verbindungsflächen. Kernflächen zeichnen sich schaftsbestandteile. Hierbei handelt es sich um durch geschützte Flächen des Biotopkatasters aus. punktuelle oder kleinflächige Objekte, die aufgrund Verbindungflächen dienen der Ausbreitung und ihrer Bedeutung für den Naturhaushalt, ihrer kul- dem Austausch von Individuen benachbarter Popu- turhistorischen Bedeutung oder der Eigenart und lationen. In Lindlar sind 27 Flächen als Biotopver- Schönheit der Bestände geschützt sind. bundflächen gekennzeichnet, die zum Teil auch über die Gemeindegrenzen hinausgehen. Zehn der Biotopverbundflächen Verbundflächen sind als Flächen herausragender Bedeutung eingestuft. Als Biotopverbundflächen werden all diejenigen Flächen gekennzeichnet, die zur dauerhaften Siche- Naturpark Bergisches Land rung der Populationen wild lebender Tiere und Pflanzen sowie ihrer Lebensstätten, Biotope und Die Gebietskörperschaften Solingen, Wuppertal, Lebensgemeinschaften sowie der Bewahrung, Wie- Remscheid, Köln, der Oberbergische Kreis, der derherstellung und Entwicklung funktionstüchtiger Rheinisch-Bergische Kreis und der Rhein-Sieg-Kreis ökologischer Wechselbeziehungen dienen. Dabei sind Bestandteil des auf einer Fläche von 2.116 km², wird zwischen zwei Kategorien unterschieden: Bio- zwischen Wupper und Sieg gelegenen Naturparks

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Bergisches Land und haben sich als Träger des atur- dem Ausland importierten Produkten im Super- parks zu einem Zweckverband zusammengefunden. markt. Darüber hinaus wird so die lokale Wirtschaft Laut Bundesnaturschutzgesetz sind Naturparks gestärkt und die wohnortnahe Versorgung in eini- einheitlich zu entwickelnde und zu pflegende Ge- gen Bereichen abgesichert. biete, die zum Großteil durch Landschafts- oder Naturschutzgebiete geschützt sind, eine große Ar- Die Siedlungsentwicklung geht oft zu Lasten der ten- und Biotopvielfalt sowie eine vielfältig genutzte landwirtschaftlichen Nutzflächen. Mit dem fort- Landschaft aufweisen. Außerdem ist ein Naturpark schreitenden Strukturwandel in der Landwirtschaft durch landschaftliche Voraussetzungen geprägt, die sinkt zwar die Zahl der Betriebe, gleichwohl führt sich für die Erholung sowie für den nachhaltigen aber die Professionalität der Betriebe zu einer ho- Tourismus besonders eignen. hen Effizienz in der Lebensmittelproduktion und dem Erhalt des Landschaftsbilds des Bergischen Die Kernaufgaben des Naturparks liegen einerseits Landes. Die Landwirte leisten einen wertvollen im Naturschutz und der Landschaftspflege sowie Beitrag zum Erhalt und zur Pflege der Natur und einer nachhaltigen Regionalentwicklung und ande- Landschaft. Aufgrund dessen und der wirtschaftli- rerseits in der Erhaltung und Weiterentwicklung chen Kette der vor- und nachgelagerten Betriebe ist von nachhaltigen touristischen Strukturen. die Landwirtschaft von zentraler Bedeutung für die Gemeinde Lindlar. Anregungen der Bürgerinnen und Bürger aus der Beteiligung Der Konflikt zwischen der Landwirtschaft und der

Siedlungsentwicklung ist durch den Eingriff in die . Die Natur rund um Lindlar ist erhaltenswert Fläche bzw. durch Flächeninanspruchnahme imma- und Grund der Attraktivität Lindlars. nent. Desto bedeutender ist es, die Innenentwick- lung stärker in den Fokus zu nehmen und die Inan- 7.2 Land- und Forstwirtschaft spruchnahme landwirtschaftlicher Flächen zu be- Die einst treibende Kraft in der Entwicklung und grenzen. Besiedlung Lindlars, die Land- und Forstwirtschaft, ist auch heute noch fester Bestandteil im Gemein- Anregungen der Bürgerinnen und Bürger degebiet. Trotz einer rückläufigen Anzahl landwirt- aus der Beteiligung schaftlicher Betriebe ist die Landwirtschaft die prä- . Einen Einklang zwischen Natur, Landwirtschaft gende Nutzungsstruktur auf dem Gemeindegebiet. und wirtschaftlicher Entwicklung herstellen So werden mehr als 45 % der Gemeindegebietsflä- . Erhalt von Grünflächen und Wäldern im Um- che landwirtschaftlich genutzt; weitere 35 % sind feld des Ortskerns bewaldet. Im Landesvergleich weist Lindlar einen . Blumenwiesen anlegen und erhalten sehr hohen Anteil sowohl an Waldflächen als auch . Landwirtschaftliche Austragungen regulieren an Landwirtschaftsflächen auf, gem. Landesentwick- (Boden- und Gewässerschutz) lungsplan liegt der durchschnittliche Waldanteil in . Waldflächen in und um Lindlar sollten zuguns- Nordrhein-Westfalen bei 27 %. ten der Menschen und des Klimaschutzes er- halten bleiben Die landwirtschaftlichen Betriebe in Lindlar bewirt- schaften ihre Flächen überwiegend als Dauergrün- land (Wiesen und Weiden) zur Viehzucht oder als 7.3 Steinbrüche und Bergbau Ackerflächen, die durch Getreideanbau dominiert Der weit über die Gemeindegrenze hinaus bekannte sind. Grauwacke-Abbau wird heute nur noch durch drei produzierende Firmen am Berg Brunerst betrieben. Viele Landwirte betreiben eine Direktvermarktung Die übrigen, stillgelegten Steinbrüche sind wieder ihrer Produkte und Erzeugnisse an den Endverbrau- der Natur anheimgefallen, sodass sich dort wertvol- cher. Über Hofläden, Milchtankstellen und Stände le Lebensräume für Tieren und Pflanzen entwickelt auf den Wochenmärkten bieten sie den Bürgerin- haben. Einige dieser Steinbrüche befinden sich in nen und Bürgern eine Alternative zu den oft aus einem Naturschutzgebiet oder in Biotopverbundflä-

Gemeinde Lindlar – Gemeindeentwicklungskonzept 2035 85

chen, damit beispielsweise die Wiederbesiedlungs- Abbildung 54: Skateranlage im Freizeitpark vegetation und dort lebende Tiere geschützt wer- den.

Anregungen der Bürgerinnen und Bürger aus der Beteiligung

. Die seit vielen Jahren angestrebte Renaturie- rung des Steinbruchs sollte in Angriff genom- men werden . Steinbrüche sind Biotope – jedenfalls nach ihrer Bewirtschaftung. Im Bereich Eremitage/ Brunerst sollten Naturschutzgebiete geschaf- fen werden, damit die einzigartige Natur erhal- Abbildung 55 Teich im Freizeitpark ten bleibt. Auch der steigende Freizeitdruck sollte dort abgefedert werden. Keinesfalls dür- fen diese Bereiche für Klettersport oder Ähnli- ches geopfert werden.

7.4 Innerörtliche Grün- und Freiflächen Auch in einer ländlichen Kommune wie Lindlar sind Parks und innerörtliche Grünflächen bedeutend für die Lebens- und Freizeitqualität. Neben der identi- tätsstiftenden Wirkung für die jeweiligen Wohn- quartiere erfüllen die innerörtlichen Grün- und

Freifläche eine stadtklimatische Funktion.

In das „Netzwerk“ der öffentlichen Grün- und Frei- Der unmittelbar nördlich des Ortskerns gelegene flächen in Lindlar sind straßenbegleitende Grün- und sehr zurückhaltend gestaltete Park Plietz bietet strukturen, wohnortnahe Spielplätze sowie Flächen weitere Spielmöglichkeiten für Kinder im Grünen. mit besonderer Funktion wie Sportanlagen und Besonderheit des Parks ist ein Urban-Gardening Friedhöfe eingebunden. Der Golfplatz Schloss Bereich für die Bürger. Georghausen befindet sich im westlichen Gemein- Abbildung 56: Park Plietz degebiet und zieht Besucher aus der ganzen Region in die Gemeinde.

Freizeitpark und Schlosspark bilden am Rand des Hauptorts die grüne Spange zwischen dem LVR- Freilichtmuseum und dem Ortskern. Beide Parkan- lagen, die im Grunde fließend ineinander überge- hen sind wichtige Naherholungsflächen für die an- grenzenden Wohnquartiere und für die Gemeinde insgesamt. Der naturbelassene Schlosspark mit Schlossteich wirkt verwunschen und stellt einen Ort der Ruhe dar. Im Freizeitpark ist ein vielfältiges

Angebot an Sport- und Freizeitnutzungen wie Spiel- platz, Skateanlage, Minigolf etc. anzutreffen. Die im Weitere kleine Parkstrukturen und Freiflächen wer- Laufe der Jahre ergänzten neuen Spiel- und Bewe- den gerade in den Kirchdörfern und kleinen Ort- gungsangebote stehen im deutlichen Kontrast zum schaften oftmals für temporäre Aktionen wie bei- generellen Pflegezustand der Parkanlage. spielsweise Zirkusveranstaltungen oder Schützen-

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feste genutzt. Außerhalb dieser Aktionszeiträume Die Gemeinde hat sich bereits in ihrem Leitbild dienen die Flächen als Erholungs- oder Freizeitflä- „Lindlar 2020“ zum Klimaschutz bekannt und unter- chen. stützt im Rahmen ihrer Möglichkeiten die politische Zielsetzung der Bundesregierung, bis zum Jahr 2020 Anregungen der Bürgerinnen und Bürger die bundesweiten Treibhausgasemissionen um 40 % aus der Beteiligung in Bezug auf das Jahr 1990 zu reduzieren. . Der Freizeitpark ist sehr in die Jahre gekom- men! Gepflegt sieht anders aus. Er muss wie- Mit der Erstellung des integrierten Klimaschutzkon- der zum Aushängeschild werden. zepts im Zeitraum 2011/2012 wurde die konzeptio- . Attraktivitätssteigerung des Freizeitparks: Der nelle und strategische Grundlage für weitergehende Freizeitpark als Gesundheits- und Erholungs- Aktivitäten unter Einbindung aller relevanten loka- park. Ausgewiesene Nordic-Walking-Runden, len Akteure geschaffen. Die Umsetzung des Klima- im Winter beleuchtete Nachtlaufstrecke, Out- schutzkonzepts sowie die Einführung eines Klima- doorfitnessgeräte, den Spielplatz näher in den schutzcontrollings wurden vom Rat der Gemeinde Park holen und nicht am Rand belassen, „Kul- im Jahr 2013 beschlossen. Seit dem Jahr 2015 be- turpark“ mit (musikalischen) Veranstaltungen, sitzt die Gemeinde Lindlar einen Klimamanager zur Pavillon für Kinder- und Jugendarbeit Umsetzung des Klimaschutzkonzepts sowie weiterer Maßnahmen.

7.5 Gewässerstrukturen Viele der im Klimaschutzkonzept benannten Maß- Die Gemeinde Lindlar ist von vielen Wasseradern nahmen sind Schnittstellenprojekte zwischen Klima- durchzogen. Zu den größten Bächen zählen die schutz und Mobilität. Die stark bewegte Topogra- Lindlarer Sülz, der Lennefer Bach sowie die Leppe. phie und die infrastrukturellen Bedingungen in und Sämtliche Wasserläufe orientieren sich von Osten um Lindlar sorgen dafür, dass der motorisierte Indi- nach Westen und verlaufen somit parallel zur topo- vidualverkehr auch zukünftig eine vordringliche graphischen Höhenentwicklung. Alle drei Bachläufe Rolle im Verkehrssystem der Gemeinde spielen wird haben eine hohe Bedeutung für den Biotopverbund (bis zu 80 %, Endbericht Integriertes Klimaschutz- resp. den Landschaftsraum und bieten somit Fauna konzept 2013). und Flora einen optimalen Lebensraum. Neben der Förderung umweltfreundlicher Ver- Die stehenden Gewässer im Gemeindegebiet sind kehrsmittel (ÖPNV, Elektromobilität etc.) sind daher überwiegend künstlichen Ursprungs. Hervorzuhe- auch Maßnahmen anzustoßen, die eine umweltver- ben sind der Schlossteich sowie der Teich im Frei- träglichere Abwicklung des Pkw-Verkehrs ermögli- zeitpark, die beide als Erholungsflächen anzusehen chen. Im Integrierten Klimaschutzkonzept von 2013 sind. Weitere Wasserflächen befinden sich im priva- werden Fahrgemeinschaften in den Bereichen ten Besitz und werden z. B. als Fischaufzuchtteiche Pendler- und Versorgungsverkehr als wirksame genutzt. Möglichkeit der Effizienzsteigerung beschrieben. Sie 7.6 Klimaschutz und Energiewende erhöhen die Fahrzeugauslastung und verringern damit den CO -Ausstoß pro Kopf (siehe Abschnitt Klimaschutz ist ein weltweites und grundlegendes 2 „Alternative Mobilitätsformen“). Ziel in allen Gesellschaftsbereichen, das nur erreicht werden kann, wenn sich möglichst viele Menschen Außerdem stellt das Klimaschutzkonzept fest, dass dafür einsetzen. Der Klimaschutz ist eine Quer- viele private Pkw-Fahrten in Lindlar im Nahbereich schnittsaufgabe, die alle Themen der Stadtentwick- von 1 bis 5 km zurückgelegt werden. Darauf weist lung berührt. Auch in Lindlar wird dem Klimaschutz auch die hohe Parkraumauslastung im Gemeinde- eine hohe Bedeutung beigemessen. Der kommuna- gebiet hin. Um diese Kurzfahrten zu reduzieren, le Slogan im Bereich Klimaschutz lautet: Umwelt- können restriktive Maßnahmen wie Parkraumbe- bewusst und wirtschaftlich“. Zentrale Herausforde- wirtschaftung oder Tempolimits angewendet und rungen liegen in der Energieeinsparung, der effizi- im Gegenzug die Nutzung von Fahrrädern (E-Bikes) enteren Nutzung von Energie sowie in dem ver- und des ÖPNV attraktiver gemacht werden. stärkten Einsatz erneuerbarer Energien.

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Zahlreiche Maßnahmen des Klimaschutzkonzepts Zukunft sensibilisiert. Das Bergische Energiekompe- wurden bereits umgesetzt bzw. sind laufende Akti- tenzzentrum ist ein Zusammenschluss wichtiger vitäten, die die Gemeinde Lindlar übernimmt. Dazu Akteure aus den Kompetenzbereichen Energie, zählen neben Maßnahmen zur Verbesserung der Energieeffizienz und Klimaschutz. Im Rahmen einer Mobilität auch beratende Tätigkeiten, wie bei- betreuten Dauerausstellung können sich Interes- spielsweise die Information von Bauherren zur kli- sierte im Bereich neuer Technologien und Innovati- mafreundlichen Bauplanung oder aber auch offene on zur Umsetzung von Energieeffizienz und Klima- Beratungstermine rund um das Thema Klimaschutz. schutzzielen austauschen, informieren und weiter- Beispiele für durchgeführte und laufende Maßnah- bilden. men sind: Die Forschungstätigkeit umfasst die Entwicklung . Informationsveranstaltungen/-kampagnen für innovativer Verfahren zur stofflichen und energeti- Bürgerinnen und Bürger sowie Unternehmen schen Verwertung von Rest- und Abfallstoffen mit . Veranstaltung „E-Mobilität für Handwerker dem Ziel, Stoffkreisläufe zu schließen. Das For- und Unternehmen“ schungsprojekt entstand im Rahmen der Regionale . Projekt „E-Car-Sharing auf dem Lande“ 2010 und wurde durch Zusammenarbeit der Tech- . Projekt „Passive Klimatisierung – Jalousien- nischen Hochschule (TH) Köln und dem Bergischen steuerung im Winter“ Abfallwirtschaftsverband ermöglicht. Weiterhin . Einrichtung von Pendlerparkplätzen; Fahrge- forciert das :metabolon den Aufbau eines Wissens- meinschaften können über die Gemeinde- netzwerks – angeschlossen haben sich dem Netz- Webseite („Lindlar.de/Pendler“) zusammen- werk bereits nationale und international anerkann- finden te Hochschulen, F&E-Einrichtungen sowie regionale . Der Klimaschutzmanager ist Mitglied im Effi- Verbände und Unternehmen. Als offizieller Lern- zienzbeirat des Oberbergischen Kreises (OBK) und Kompetenzstandort der TH Köln finden im . Mitarbeit beim Entwurf des Nahverkehrsplans :metaobolon auch Lehrveranstaltungen der TH des OBK statt. . Interkommunaler Arbeitskreis „Vernetzte Mobilität auf dem Land LEO“ zusammen mit 7.8 Entwicklungsziele Overath und Engelskirchen Das Gemeindegebiet wird von großflächigen land- . Information von Eigentümern über Förder- wirtschaftlichen Arealen sowie Waldflächen und möglichkeiten zur Heizungsoptimierung im zahlreichen Kleingewässern geprägt. Zentrale Auf- Rahmen einer großangelegten Werbekampag- gabe der Gemeindeentwicklung wird es sein, Natur ne (Beilage im Mitteilungsblatt Lindlar – Aufla- und Landschaft als Lebensgrundlage der Menschen, ge 9.300 – sowie Zeitungsartikel) Tier und Pflanzen zu erhalten, die Vielfalt der Land- schaft zu wahren und die Arten- und Biotopvielfalt Anregungen der Bürgerinnen und Bürger zu fördern sowie im Bereich Umweltbildung und aus der Beteiligung Klimaschutz das Engagement zumindest zu sichern. . Emissionen durch starken Pkw-, Lkw- und Motorradverkehr eindämmen Erhalt und stetige Weiterentwicklung . „Umweltverträgliches“ Bauen ökologisch bedeutsamer Strukturen, Stärkung der Freiraum- und Biotopver- netzung 7.7 Umweltbildung Bereits heute sind groß- und kleinflächige ökolo- Im Bereich der Umweltbildung ist das :metabolon gisch wertvolle Strukturen im Gemeindegebiet nach eine wichtige Anlaufstelle. Das :metabolon ist zu- dem Naturschutzgesetz unter Schutz gestellt oder gleich außerschulischer Lernort, Energiekompetenz- als Biotopverbundflächen definiert. Grundlage für zentrum, Forschungseinrichtung, nachhaltiges Ge- den Erhaltung und die Weiterentwicklung der Bio- werbegebiet sowie Freizeitareal. Als Lehr- und Lern- topvernetzung ist der Landschaftsplan des Ober- landschaft werden alle Altersgruppen zu den The- bergischen Kreises mit seinen behördenverbindli- men Umwelt, Ressourcen und Energieformen der chen Entwicklungszielen.

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Einen wichtigen Beitrag zur Stärkung der lokalen Sicherung der landwirtschaftlichen Nut- Freiraum- und Biotopvernetzung kann die Gemein- zung sowie Beibehaltung der naturver- de dadurch leisten, dass sensible Bereiche vor anth- träglichen und nachhaltigen Landwirt- ropogenen Einflüssen geschützt werden. Eine ver- schaft, Stärkung der ökologischen netzte Freiraumstruktur sowie durchgängige Fuß- Landwirtschaft und der regionalen Ver- und Radwege tragen dazu bei, diejenigen Freiräu- marktung me, die schützenswert sind, von denjenigen abzu- Als dominierende Nutzungsstruktur im Gemeinde- grenzen, die für die Bürger zugänglich sein sollen. gebiet und prägender Bestandteil im Landschafts- Sie leiten Bürger und gleichzeitig auch die Touristen bild kommt der Landwirtschaft in Lindlar große gezielt von einem Ort zum nächsten, sodass eine Bedeutung zu, die es auch in Zukunft zu erhalten gelenkte Erlebbarkeit der Natur- und Schutzgebiete gilt. Neben der kommunalen Verantwortung der möglich ist. Sicherung der landwirtschaftlichen Flächen für die landwirtschaftlichen Betriebe, in dem die Innen- Stärkung der gesellschaftlichen Verant- entwicklung der Außenentwicklung vorgezogen und wortung im Bereich Klimaschutz und somit die Flächeninanspruchnahme begrenzt wird, Klimaanpassung ist die nachhaltige Landwirtschaft zu unterstützen. Neben dem Landschaftsschutz kommt in der zu- Die aktuell hohe Nachfrage nach Bioprodukten künftigen Entwicklung Lindlars dem Klimaschutz sowie ein neues Bewusstsein für Ökologie stärken eine übergeordnete Bedeutung zu. Als Quer- und unterstützen diejenigen Betriebe, die für sich schnittsaufgabe berührt der Klimaschutz alle The- die Potenziale dieser besonders ressourcenscho- men der Stadtentwicklung. Eine klimafreundliche nenden und umweltverträglichen Wirtschaftsform Mobilität, die sich aus einem starken ÖPNV und erkannt haben. Auch die in Lindlar ansässigen Ni- einer attraktiven Fuß- und Radwegesituation zu- schenbetriebe der ökologischen/nachhaltigen sammensetzt, ist ebenso wichtig wie die Einführung Landwirtschaft partizipieren von dieser Entwick- eines hohen energetischen Standards bei Neubau- lung. ten oder Sanierungsmaßnahmen. Neben der Bear- beitung von kommunalen Klimaschutzthemen- und Ziel ist es, die heimische Landwirtschaft – insbeson- zielen sowie Maßnahmen der Klimaanpassung ist es dere die ökologische Landwirtschaft – dahingehend von Bedeutung, auch den Bürgern die gesellschaftli- zu unterstützen, dass diese die Möglichkeit haben, che Verantwortung für den Klimaschutz zu übertra- ihre Produkte lokal und in der Region zu vermark- gen, denn nur wenn sich möglichst viele Menschen ten. In den dörflichen Lagen können auf diese Wei- in ihrem unmittelbaren Lebensumfeld mit greifba- se auch Lücken in der Daseinsvorsorge geschlossen ren Maßnahmen dafür einsetzen, kann dies umge- werden. setzt werden.

Bereits im Klimaschutzkonzept wurde ein Maßna- menpaket geschnürt, das am Lebensalltag orientiert ist und sich gezielt an alle Generationen richtet. In Zukunft sind diese Maßnahmen noch deutlich aus- zubauen und in weitere umweltbildende Themen aufzunehmen.

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7.9 Leitprojekte alle verfügbaren Informationen über den Zustand von Wald und Feldstrukturen etc. zusammengetra- Für das sehr vielfältige Zukunftsfeld „Natur und gen und fortgeschrieben werden. Aus der Analyse Umwelt“ wurden folgende nachhaltige und zu- und den Ergebnissen sollen zielgerichtete teilräum- kunftsweisende Entwicklungsziele definiert und liche Projekte zur Sicherung, Pflege und dem Erhalt übergeordnete Leitprojekte der Gemeindeentwick- von Natur und zum Artenschutz entwickelt werden. lung festgelegt:

Konzept zur Klimawandelanpassung

Maßnahmen zur Anpassung an den Klimawandel treten durch zunehmendes Aufkommen von Starkregenereignissen und Hitzeperioden vermehrt in den Vordergrund kommunalen Handelns. In der Förderkulisse des Bundes nimmt das Vorhandensein von Anpassungs-Konzepten als Vorbedingung für bestimmte Fördermaßnahmen der Klimaanpassung zu. Mit einen Klimaanpassungskonzept für die Ge- meinde Lindlar sollen die bisherigen Erfahrungen klimabedingter Auswirkungen und deren Folgen auf die Gemeinde zusammengetragen und analysiert werden. Diese Erfahrungen sind Anlass für eine Bestandsaufnahme, die untersucht, welche Berei- che oder Aufgaben der Gemeinde besonders anfäl- lig sind und/oder sich künftig klimawandelbedingt ändern könnten. Vorrangiges Ziel des Konzepts ist die Sensibilisierung der Verwaltung und Politik zu diesem Themenbereich.

Verstetigung des Klimaschutzmanage- ments der Gemeinde

Im Rahmen des Klimaschutzmanagements der Ge- meinde Lindlar konnten bereits viele Klimaschutz- projekte umgesetzt werden. Die Gemeinde wird das Klimaschutzmanagement auch in Zukunft fortfüh- ren, um an die bisherigen Erfolge weiter anzuknüp- fen und das Know-how rund um die Klimaschutz- bemühungen der Gemeinde in das Konzept zur Klimawandelanpassung einzubringen. Das Aufga- benfeld des Klimaschutzmanagement ist dabei sehr querschnittsorientiert ausgelegt, es beinhaltet so- wohl koordinierende als auch beratende Funktio- nen.

Naturflächenmanagement

Zur Sicherung des Naturraums in Lindlar sowie einer naturnahen Flächenentwicklung soll ein kommuna- les Naturmanagement aufgebaut werden, in dem

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Achtes Kapitel Zukunftsthema Vielfältiges Lindlar – Tourismus und Kulturangebote

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8 Zukunftsthema Vielfältiges Lindlar - der Naturarena den weiteren Ausbau der Wander- Tourismus und Kulturangebote wege – sowohl die tatsächliche Umsetzung als auch die digitale Aufbereitung der Wanderstrecken ein- schließlich Vermarktung. Mit ihrem Angebot und 8.1 Tourismus in Lindlar Service spricht Lindlar Touristik nicht nur Besucher Die Gemeinde Lindlar präsentiert sich potenziellen der Gemeinde an, sondern ist oftmals auch Vermitt- Gästen als eine der ältesten Kommunen des Bergi- ler und Ratgeber für die Einwohner der Gemeinde. schen Landes, die sich durch „bergische Gemütlich- Aufgrund der verstärkten Einbindung von Ortsver- keit und herzliche Gastfreundschaft“ auszeichnet. einen und sonstigen Einrichtungen wird die Vernet- Ihre Lage im Herzen des Naturparks Bergisches Land zung innerhalb der Gemeinde gefördert. und ihre geringe Entfernung zur Großstadt Köln hat sie zu einem beliebten Ferien- und Freizeitziel wer- Bausteine und Projekte zur Steigerung der Besu- den lassen. cherzahlen sieht die Gemeinde bei der Verbesse- rung der touristischen Angebotsqualität, d. h. Pla- Für den Übernachtungsgast stehen ca. 473 Betten nung und Pflege von Wanderwegen, Parkanlagen in Hotels, Pensionen, Erholungs-, Ferien- und Schu- und Ortsverschönerungen. Außerdem sollen das lungsheimen sowie Jugendherbergen zur Verfü- Leit- und Beschilderungssystem zu den Ausflugszie- gung. Campingliebhaber können zwischen drei len verbessert, Pauschalangebote entwickelt, frem- Campingplätzen wählen. In den Vorsorge- und denverkehrsfördernde Veranstaltungen umgesetzt Reha-Kliniken werden insgesamt 38 Betten angebo- sowie eine gezielte Zusammenarbeit verschiedener ten. Vereine/Verbände und Akteure im Gemeindegebiet und eine optimale Darstellung im Internet erreicht Gem. der amtlichen Statistik des statistischen Lan- werden. desamts NRW verzeichnete der Lindlarer Touris- musbereich im Jahr 2017 22,8 % mehr Ankünfte in Kernelemente der touristischen Infrastruktur Lind- Hotels gegenüber dem Jahr 2016. Im Jahr 2017 lars sind: wurden insgesamt 12.855 Übernachtungen in Ho- tels registriert; dies entspricht einer Zunahme um . LVR-Freilichtmuseum 27,8 % gegenüber dem Vorjahr. Auch die Lindlarer . Erlebnissteinbrüche/Grauwackeabbau Campingplätze werden stärker nachgefragt. Die . 2T Kletter- und Boulderhalle Ankünfte sind im Jahr 2017 um 12,6 % und die . :metabolon Übernachtungszahlen um 25,7 % gestiegen. . Wandern und Radfahren . Historische Ortskerne, Burgruinen und Kapel- Wichtigste Zielgruppe des Lindlarer Tourismus sind len Kurzzeit- und Wochenendurlauber. Die Gemeinde Lindlar verfolgt das Ziel, die Gäste- und Besucher- LVR-Freilichtmuseum zahlen zu erhöhen und damit eine Umsatzsteige- Das Freilichtmuseum des Landschaftsverbands rung der am Fremdenverkehr partizipierenden Rheinland präsentiert das typische Landschaftsbild Betriebe zu erreichen. Eine zentrale Rolle spielt vor rund 100 Jahren im Rheinland. Das 25 ha große dabei die gemeindeeigene Lindlar Touristik mit Museumsgelände lädt zum Rundgang durch die Hauptsitz am Marktplatz und einer Außenstelle im vergangene Welt ein. Historische Gebäude, Vieh- Freilichtmuseum. Hinzu kommt die gute Onlineprä- ställe und Gärten zeugen vom Leben und Arbeiten senz, die sich in Form einer Webseite, digitalen der Menschen. Äcker, Obstwiesen, Viehweiden, Wandertracks und Newslettern zeigt. Die Tourist- Wald und Teich spiegeln die einstige bergische Information der Gemeinde arbeitet dabei sowohl Kulturlandschaft wider. Die Besucher sollen die operativ als auch konzeptionell. Zu den Schwer- Vielfalt und den Artenreichtum der heimischen punktaufgaben im Kundenkontakt gehören die Natur erfahren können. Jahreszeitliche Feste, Vermittlung von Unterkünften, die Beratung zu Handwerksvorführungen, Veranstaltungen, Ferien- Ausflugsplanungen und der Verleih von E-Bikes. aktionen und Angebote zum Mitmachen ergänzen Lindlar Touristik übernimmt in Zusammenarbeit mit das Museumsprogramm und lassen die Vergangen-

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heit lebendig und erfahrbar werden. Ein Museums- Ein Zukunftsprojekt der Gemeinde Lindlar ist das laden und gastronomische Angebote laden zum geplante Grauwackemuseum. Die Errichtung eines längeren Aufenthalt im Museum ein. Grauwackemuseums wurde als Projekt in das Lea- der-Programm „1.000 Dörfer – eine Zukunft“ einge- Neben der Vermittlungsarbeit übernimmt das Frei- bracht und positiv beschieden. Platz finden wird das lichtmuseum auch forschende Tätigkeiten in den Museum in den neuen Räumlichkeiten des 2T- Bereichen Bäuerliche Kultur und Flora und Fauna Areals. Besucher können sich auf eine Zeitreise von des Bergischen Landes sowie umweltbildende Maß- der Urzeit bis zur Gegenwart freuen. Projektbetei- nahmen in Form von kleinen Projekten. ligte sind darüber hinaus die Lindlarer Steinbruch- betriebe und das LVR-Museum. Das LVR-Freilichtmuseum für Ökologie und bäuer- lich-handwerkliche Kultur soll in den nächsten Jah- 2T Kletter- und Boulderhalle ren ausgebaut werden. Zur Verstärkung des Ange- Im Hauptort Lindlar befindet sich eine der größten bots werden weitere Gebäude errichtet. Interaktive Indoor-Kletteranlagen des Rheinlands, die 2T Klet- Ausstellungen, Erlebnispfade und Spielmöglichkei- ter- und Boulderhalle. Sie bietet Klettermöglichkei- ten sind in der Entwicklung. ten für Erwachsene und Kinder auf einer Fläche von 2 2 Erlebnissteinbrüche und Grauwackeabbau 1.000 m im Boulder- und 1.500 m im Kletterbe- reich bis zu einer Höhe von 15 m. In den Kletter- In drei großen Steinbrüchen in Lindlar wird nach wie Pausen können Getränke und kleine Speisen im vor Bergische Grauwacke abgebaut. Hier lässt sich eigenen Café eingenommen werden. Neben Klet- anhand von Fossilien die Entstehungsgeschichte des terkursen sind auch Geburtstage, Schulausflüge Bergischen Landes ablesen. Archäologische Funde oder Firmenfeiern in der Kletterhalle buchbar. aus der Ära des Mitteldevons, ca. 390 Mio. Jahre alt, zeigen die ältesten bisher bekannten baumför- Abbildung 58: 2T Kletter- und Boulderhalle migen Pflanzen der Erde.

Abbildung 57: Grauwacke-Steinbruch in Lindlar

Die 2T Kletter- und Boulderhalle ist auf dem Areal der alten Papierfabrik unmittelbar nördlich des Hauptorts untergebracht. Die ehemaligen Fabrikhal- Die Steinbrüche können im Rahmen von Führungen len beherbergen außerdem ein Brauhaus, Event- erkundet werden. In den Führungen wird Wissens- und Seminarräume sowie perspektivisch ein Hotel. wertes über die mühevolle und harte Arbeit der Auch der Außenbereich wird im Rahmen von Veran- Steinhauer vermittelt. Darüber hinaus besteht im staltungen und Freizeitangeboten, wie z. B. eine Zuge dessen die Möglichkeit, mit Hammer und Schlittschuh- und Eisstockbahn in der Winterzeit, Meißel in den Steinbrocken nach Fossilien zu su- bespielt. chen. Thematisch wird der Lindlarer Grauwackeab- bau mit dem Themenwanderweg Steinhauerpfad, der rund um die Steinbrüche nördlich des Hauptorts verläuft, aufgegriffen.

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:metabolon Kurse für Schülerinnen und Schüler werden im au- Auf dem Deponiegelände der Leppe Deponie in ßerschulischen Lernort :metabolon angeboten und Lindlar-Remshagen befindet sich das :metabolon. Es zielen darauf ab, Kinder und Jugendliche für die umfasst sowohl ein Entsorgungszentrum als auch Themen Umwelt, Ressourcen und Energieformen ein Technologie-Kompetenzzentrum und einen für der Zukunft zu sensibilisieren. die Freizeitnutzung ausgelegten Außenbereich. Im Rahmen der Regionale 2010 wurde die Leppe De- Das Bergische Energiekompetenzzentrum infor- ponie zum Forschungs- und Innovationszentrum für miert und berät die breite Öffentlichkeit, das Fach- Stoffumwandlung und Umwelttechnologien umge- publikum, bestimmte Berufsgruppen oder Hausei- baut. Heute bietet das Projekt :metabolon fünf gentümer zu den Themen Energieeffizienz, Res- inhaltliche Schwerpunkte, die den Stoffkreislauf und sourcenschonung, neue Technologien, Klimaschutz, die Wandelbarkeit einer Landschaft darstellen und etc. für den Besucher erlebbar machen. Darüber hinaus wird im :metabolon zu innovativen Im Rahmen der Neugestaltung wurde ein Teil des Verfahren der stofflichen und energetischen Ver- Deponiegeländes zu einer öffentlich zugänglichen wertung von Rest- und Abfallstoffen geforscht, Außenanlage mit abwechslungsreichen Freizeit- und wobei das übergeordnete Ziel das Schließen von Erholungsaktivitäten ausgebaut. Die Hanglage und Stoffkreisläufen ist. Auf dem 7 ha großen nachhalti- die Weitläufigkeit des Areals bieten Raum für au- gen Gewerbegebiet sind ausschließlich Unterneh- ßergewöhnliche Sportarten, Wanderer und Moun- men aus den Bereichen Abfallwirtschaft, Stoffum- tainbiker: Von der Aussichtsplattform können die wandlung und Umwelttechnik angesiedelt. Besucher einen Rundumblick auf das Bergische Land und das Deponiegelände genießen. Eine 110 m Wandern und Radfahren lange Doppelrutsche bietet ein besonderes Rut- Die abwechslungsreiche Landschaft mit Wiesen, scherlebnis. Der Bikepark offeriert sportliche Hin- Wäldern, Höhen, Tälern und dörflichen Siedlungs- dernisse für Mountainbike-Fahrer (u. a. asphaltier- strukturen macht die Gemeinde Lindlar zu einem ter Pumptrack). Außerdem nutzen Gleitschirmflie- attraktiven Wander- und Radfahrgebiet. ger, Crossgolfer und Longboard-Fahrer das Gelände. Einige Freizeitangebote sind nur am Wochenende Mehrere gut ausgeschilderte Wanderwege laden buchbar, da diese unter der Woche mit dem regulä- zum Erkunden bestimmter Themen ein. Wanderkar- ren Entsorgungsbetrieb kollidieren. Die Aussichts- ten können vor Ort bei LindlarTouristik mitgenom- plattform, das Bistro und die Wanderwege können men, online bestellt oder als Datei heruntergeladen täglich innerhalb der Öffnungszeiten besucht wer- werden: den. . Steinhauerpfad (Rundweg mit Informationen Abbildung 59: Blick vom :metabolon über das Bergi- zum Leben der Steinhauer, Steinbruch) sche Land . Sagenweg (Weg auf den Spuren von Rittern und Zwergen zu Burgruinen, Schlössern und einer Höhle) . Liederweg Hohkeppel (Rundwanderweg zu landschaftlich schönen Aussichtspunkten, Lie- dertafeln mit Texten deutscher Volkslieder, Wassertretstelle) . Pilgerweg Heidenstraße (Weg auf der ehema- ligen Heer- und Handelsstraße von Leipzig nach Köln, alter Pilgerweg nach Santiago de Compostela) . Bergischer Panoramasteig (Etappe durch Lind- lar führt an Freilichtmuseum und :metabolon vorbei)

Gemeinde Lindlar – Gemeindeentwicklungskonzept 2035 95

. Sülzbahnsteig (Rundweg auf den Spuren der dustriekultur sind die ehemaligen Bahnhofsgebäude historischen Sülztalbahn, u. a. auf der stillge- in Linde und Lindlar sowie das erhalten gebliebene legten Bahntrasse) Viadukt der stillgelegten Sülztalbahn. . Zeitreise (Reise von der Vergangenheit in die Die Überreste zweier Burgen lassen sich auf dem Zukunft von Lindlar) Gebiet der Gemeinde besichtigen, die Ruinen Neu- . L-Weg (Etappen-Rundweg über Höhen, durch Täler und Ortschaften Lindlars) enberg und Eibach in Scheel. Die Ruinen der Burg Unterheiligenhoven liegen auf Privatgelände und . Kulturlandschaftsweg (Kulturlandschaft rund sind nicht zugänglich. Westlich des Orts Schmitzhö- um Hartegasse) . L‘Ommer jon! (Wanderung entlang des Om- he steht das barocke Wasserschloss Georghausen aus dem frühen 18. Jahrhundert in einer Niederung merbachs) der Sülz. Heute beherbergt es den Golfclub Georg- . Museumswanderwege (Fünf Touren rund um das Freilichtmuseum Lindlar) hausen. Den westlichen Stadteingang des Hauptorts Lindlar prägt das Schloss Heiligenhoven mit seinem Abbildung 60: Wanderkarten im Ortskern idyllischen Schlosspark. Abbildung 61: Schloss Heiligenhoven

Auch für Radfahrer bzw. den Radtourismus ist das Gemeindegebiet Lindlar attraktiv. Gleichwohl exis- Für Liebhaber von Kirchenbauwerken und religiösen tieren nur wenige Wege, die den Radfahrern vorbe- Artefakten sind die jeweiligen Kirchen in den Kirch- halten sind. Die beschilderten Wege des NRW- dörfern von Interesse. Besonders hervorzuheben ist Radverkehrsnetzes entsprechen zumeist den klassi- die Kirche St. Apollinaris in Frielingsdorf. Das heuti- fizierten Straßen ohne Radwege und sind daher ge denkmalgeschützte Gebäude aus dem Jahr 1928 wenig verkehrssicher. Eine große Ausnahme und wurde von Dominikus Böhm entworfen. Sehens- radtouristische Besonderheit ist der Bahntrassen- wert ist außerdem der sogenannte „Lindlarer Kapel- weg Sülztalbahn, der besonders gut ausgebaut ist lenkranz“ rund um den Hauptort Lindlar. Darüber und ohne große Steigungen von Hommerich nach hinaus ist das Gemeindegebiet durchzogen von Lindlar Hauptort führt. zahlreichen Wegekreuzen und Fußfällen, z. B. die sieben Fußfälle von Kapellensüng nach Ohl. Historische Ortskerne, Burgruinen und Kapellen Führungen und jahreszeitliche Feste Der historische Ortskern Lindlars mit seinen Fach- werkhäusern, Gassen, kleinen Läden und seinem Im Laufe des Jahres werden in Lindlar Führungen zu gastronomischen Angebot lädt Gäste zum Bummeln verschiedenen Themen angeboten. Dazu gehören und Verweilen ein. Darüber hinaus lassen sich wei- Fossiliensuche, Erlebniswanderungen, Schatzsuche tere malerische Dörfchen und Weiler mit Fach- im Steinbruch, unterschiedliche Ortsführungen, werkhäusern entdecken, beispielsweise der histori- eine kulinarische Tour und verschiedene jahreszeit- sche Ortskern von Hohkeppel mit dem sogenannten liche Exkursionen. „Weißen Pferdchen“. Prägnante Zeugnisse der In-

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Gäste von außerhalb werden durch jahreszeitlich lar mit wechselnden Orchestern (das junge orches- geprägte Feste nach Lindlar gelockt, wie den Bergi- ter nrw, das Märkische Jugendsinfonieorchester, schen Frühling, das Maifest im historischen Orts- das Symphonieorchester des Oberbergischen Krei- kern, die Bergische Wanderwoche, eine Sommer- ses, das KinderOrchester NRW) sowie verschiedene fahrt, diverse Sommerwanderungen, das Herbst- Ausstellungen mit Künstlern und Schulgruppen. Im fest, den Kunsthandwerkermarkt, das Lichterfest Kulturzentrum Lindlar mit seinen Räumlichkeiten in und den Weihnachtsmarkt. der Real- und Hauptschule Lindlar finden Theater- aufführungen, Karnevalsveranstaltungen und Kon- Anregungen der Bürgerinnen und Bürger zerte unterschiedlicher Genres statt. Für Vereine aus der Beteiligung und Organisationen, aber auch für private Veran- . Lindlar als 1. Natursportregion im Bergischen staltungen kann das Kulturzentrum angemietet Land werden. . Bergische Identität erhalten und stärker ver- markten Seit zehn Jahren findet im Sommer das Klavierfesti- . Überregionaler Ausbau des Radwegenetzes val Lindlar statt. Im Zentrum des Festivals steht die zur touristischen Nutzung; Radler zur Pause in Förderung von talentierten Pianistinnen und Pianis- Lindlar bewegen ten aus dem In- und Ausland, die in einem Meister- . Themenwanderwege ausbauen/vermarkten kurs Unterricht erhalten. Die internationalen Gäste . Ankündigungstafel für Veranstaltungen in werden in Lindlarer Familien untergebracht. Wäh- Lindlar rend des Festivals können täglich Klavierkonzerte im . Standortwechsel/Attraktivierung des Wohn- Kulturzentrum besucht werden. mobilstellplatzes . Eine „LindlarCard“ über Hotels organisieren Seit neun Jahren werden die Klangräume Lindlar . Mehr Belebung der touristischen Angebote vom :metabolon (Stichwort Mountainbike veranstaltet. Gemeinsam realisieren LindlarKultur usw. und der Kulturbeirat der Gemeinde Lindlar mit Un- . Dörfer müssen als „Region Lindlar“ gemeinsam terstützung des Fördervereins für Musik in Lindlar vermarktet werden, weniger als Ort Lindlar und der Volksbank Berg eG diese musikalische Ver- . Stärke touristische Vermarktung des Metabo- anstaltungsreihe. Ziel ist es, musikbegeisterte Men- lons/Nutzung des Geländes für weitere Aktivi- schen zusammenzubringen, um gemeinsam aktiv zu täten musizieren, Erfahrungen auszutauschen und bei 8.2 Kulturangebote Konzerten und Workshops Musikgenuss zu erleben. Konzipiert sind die „Klangräume Lindlar“ als mehr- Neben den bekannten touristischen Angeboten und tägige Veranstaltungsreihe, die sich mit einem qua- Hotspots verfügt die Gemeinde Lindlar über zahlrei- litativ hochwertigen und jährlich wechselnden Mu- che Kulturangebote, die ihren Bekanntheitsgrad sikangebot sowohl an aktive Musiker/innen richtet über die Gemeindegrenzen hinaus haben. Die fol- als auch an Kenner und Liebhaber der jeweiligen gende Beschreibung des Kulturangebots gibt einen musikalischen Stilrichtung sowie (Musik-) Interes- Überblick über die bekanntesten, zumeist gemeind- sierte im Allgemeinen. Dabei steht anders als bei lichen oder institutionellen Kulturangebote in Lind- konsumorientierten Veranstaltungen die Kombina- lar. Die Auflistung ist jedoch nicht abschließend. tion aus Erleben und Mitmachen im Vordergrund. Darüber hinaus gibt es eine Reihe weiterer ehren- Im Sommer finden weitere Open-Air-Konzerte an amtlicher Initiativen, die einen wertvollen Beitrag verschiedenen Stellen im Gemeindegebiet statt. zur kulturellen Vielfalt in Lindlar leisten. Die katholischen Kirchengemeinden veranstalten in Die Fachabteilung LindlarKultur der Gemeinde Lind- verschiedenen Ortsteilen u. a. Gesprächskreise und lar führt Veranstaltungen und Ausstellungen in Konzerte in ihren Räumlichkeiten bzw. Kirchen. Im Lindlar durch, berät und betreut Künstlerinnen und Jubilate Forum organisiert die Ev. Kirchengemeinde Künstler, die in der Gemeinde aktiv sein möchten, Lindlar verschiedene kulturelle Angebote, bei- und ist Anlaufstelle bei allen kulturellen Themen in spielsweise Kunstausstellungen, Theateraufführun- der Gemeinde. LindlarKultur organisiert jährlich vier gen, ein Literaturcafé und Konzerte. bis fünf Symphoniekonzerte im Kulturzentrum Lind-

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Des Weiteren bieten die Gemeindebibliothek und Genau dort wird die Gemeinde Lindlar weiter an- der Treffpunkt Bücherwurm in Frielingsdorf kultu- knüpfen. Mit neuen gezielten touristischen Angebo- relle Veranstaltungen an. Einblicke in Heimatkultur, ten und einer Profilierung der Gemeinde in einem Traditionen und alte Handwerkskunst gewährt re- bestimmten Tourismussektor werden die ambitio- gelmäßig das Freilichtmuseum. niert gesteckten Ziele dazu beitragen, bei der Be- völkerung Identität zu stiften sowie das Tourismus- Darüber hinaus zu nennen sind die Aktivitäten der bewusstsein und das Bewusstsein für einen nach- lokalen Karnevalsgesellschaften, die den Karneval in haltigen Tourismus zu steigern. Lindlar aktiv gestalten. Um diese Entwicklungsrichtung zu erreichen, um- Das kulturelle Jahresprogramm in Lindlar bietet eine schreiben folgende Entwicklungsziele die Anstren- Vielfalt an weiteren Veranstaltungen wie die Kunst- gungen der Gemeinde, Lindlar touristisch zu profi- handwerkertage Lindlar, Präsentationen von Kunst- lieren sowie die Freizeit- und Kulturqualitäten der projekten an Lindlarer Schulen etc. Gemeinde weiter zu festigen:

Anregungen der Bürgerinnen und Bürger Ausbau des Tourismus: Lindlar über- aus der Beteiligung nimmt eine führende Rolle im nachhal-

tigen Tourismus für das Bergische Land . Größeres Angebot an kulturellen Veranstal- Mit der vorhandenen touristischen Infrastruktur tungen: Die kulturelle Bildung ist auch eine sowie den Potenzialen, die sich darüber hinaus wichtige Bildung für unsere Kinder aufgrund der naturräumlichen und baukulturellen . „Kulturpark“ mit (musikalischen) Veranstal- Besonderheiten der Gemeinde und des kulturellen tungen Engagements von Bürgern, Vereinen und Institutio- . Mehrzweckhalle Kultur und Sport: Eine Ein- nen bieten, ist die Gemeinde bestrebt, sich im Be- richtung für Konzerte, Theater, Sport reich Tourismus in der Region zu profilieren und . Attraktive Kulturangebote jenseits der Musik- den Tourismus weiter auszubauen. Zielsetzung für vereine und Steinhauergilde, z.B. alternative die Gemeinde Lindlar ist es, eine führende Rolle im Theatergruppen, Weltmusik, Vorträge nachhaltigen Tourismus im Bergischen Land einzu- 8.3 Entwicklungsziele nehmen. Die Gemeinde Lindlar zeichnet sich durch eine Hinter dem Leitprinzip der Nachhaltigkeit werden optimale Lage zwischen dem Ballungsgebiet der für die Gemeine Lindlar sämtliche Strategien sub- Rheinschiene und eine enge Verknüpfung mit ei- sumiert, die darauf ausgerichtet sind, die Identität nem hochwertigen Natur- und Landschaftsraum zu stärken und den Besuchern die Besonderheiten aus. Mit zahlreichen Wanderwegen zieht die Ge- der Gemeinde näher zu bringen – insbesondere meinde die Touristen an, die auf der Suche nach Landschaft und Natur aktiv zu erleben, ohne ihr zu dem Naturerlebnis sind. Auch die überregional schaden. Der Nachhaltigkeitsgedanke für die Ge- bekannten Freizeitangebote wie :metabolon und meinde Lindlar berücksichtigt im weiteren Sinne LVR-Freilichtmuseum machen Lindlar schon heute auch Themen wie eine nachhaltige Mobilität im zu einem touristischen Hotspot im Oberbergischen Tourismus und damit die Erreichbarkeit Lindlars als Kreis. Die Freizeit- und Erholungsqualität Lindlars Tourismusdestination sowie die Anbindung touristi- gewinnt sowohl für die vor Ort lebenden Menschen scher Infrastrukturen auf möglichst umwelt- und als auch für Gäste aus dem nahen Umfeld und Ta- klimaschonende Weise. gestouristen immer mehr an Bedeutung.

Die kulturellen – insbesondere musikalischen – Facetten der Gemeinde untermauern die hohe Lebensqualität in der Gemeinde und sind wichtiger Bestandteil der kulturellen Bildung und Identität Lindlars.

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steht. Der Natursport verlangt einen bewussten Erhalt, Profilierung und Weiterentwick- Umgang mit natürlichen Lebens- und Landschafts- lung des Freizeit- und Kulturangebots räumen und fügt sich somit sehr gut in das Entwick-

Die Gemeinde Lindlar verfügt bereits heute über ein lungsziel des nachhltigen Tourismus ein. Dennoch durchaus ansprechendes und auch über die Ge- kommen immer wieder Konflikte zwischen Umwelt- meindegrenzen hinaus bekanntes Kultur- und Frei- schützern und Sportlern auf, die aber durch ge- zeitangebot. Aufgrund der sich wandelnden Gesell- meinsam erarbeitete Konzeptionen, die eine neue schaft ist es von hoher Priorität, genau diese vor- Qualität im naturverträglichen Sport hervorbringen, handenen Strukturen zu sichern und in bestimmten abgewendet werden können. Bereichen weiterzuentwickeln, sodass die verschie- denen gesellschaftlichen Schichten bzw. Alters-und Übergreifend über sämtliche Strategien und Hand- Zielgruppen ein entsprechendes Freizeit- und Kul- lungsansätze müssen stets die Nachhaltigkeit und turangebot vorfinden und gleichzeitig der Touris- die gemeindeverträgliche Ausrichtung des Touris- mus von diesen Entwicklungen profitiert. mus in Lindlar im Vordergrund stehen.

8.4 Leitprojekte Ausbau des Wander- und Radwegenetzes

Die nachhaltigen und zukunftsweisenden Entwick- lungsziele sollen durch verschiedene Leitprojekte Als aufbauende Maßnahme zur Optimierung des erzielt werden: Radwegenetzes für den alltäglichen Nutzer soll das Wegenetz auch für die touristische Nutzung ausge- Tourismuskonzept weitet werden. Hierzu sind neben der Entwicklung eines gestalterisch ansprechenden Beschilderungs-

konzepts die derzeitigen Wegeführungen sowie die Aufgrund der naturräumlichen Lage und der Beson- Schnittstellen bzw. Anbindung an die überörtlichen derheiten der Region spielt der Tourismus bereits Radwanderwege zu überprüfen und gegebenenfalls heute im Gemeindegebiet eine überaus wichtige zu ergänzen. Wichtig dabei ist der Ausbau der be- Rolle. Um die derzeit funktionierenden touristi- gleitenden Infrastrukturen, die sich mit der ver- schen Strukturen weiter zu optimieren, soll in ei- stärkten Nutzung des E-Bikes verändert haben. Es nem partizipativen Prozess ein Tourismuskonzept müssen mehr Ladesäulen und Verleihstationen erarbeitet werden, das Lindlar auf der touristischen innerhalb des Radwegenetzes verortet werden. Landkarte neu positioniert. Aufbauend auf ein brei- Auch die Lindlarer Gastronomie soll verstärkt in das tes analytisches Fundament sollen Strategien und Radwegenetz integriert werden. Handlungsansätze entwickelt werden, die die tou- ristischen Organisationsstrukturen sowohl auf ge- In den letzten Jahren kam dem Wandertourismus meindlicher als auch auf regionaler und überregio- eine immer höhere Bedeutung zu. Dazu wurden naler Ebene stärken, Kooperationen um ein aktives bereits einige Wege qualifiziert und als Themen- und professionelles Tourismusmarketing aufbauen, wanderwege ausgearbeitet. Nichtsdestotrotz ist das die Gemeinde gegenüber den Wettbewerbern ver- Wanderwegenetz weiter zu optimieren. Gerade in stärkt profilieren sowie den Steuerungsbedarf der der Ausweitung Lindlars als führende Tourismusre- punktuell hohen Tourismusintensität durch gezielte gion im Bergischen Land muss die Gemeinde in Lenkung abdecken. diesem Tourismusfeld mindestens konkurrenzfähig bleiben. Dazu sind bereits bestehende Wanderwege Aufbauend auf die bereits vorhandenen Natur- regelmäßig auf ihre Funktionalität zu kontrollieren sportarten wie Mountainbike, Trail Running und und an geeigneten Stellen um Aussichtsbereiche Gleitschirmfliegen kann sich die Gemeinde aufgrund und Verweilmöglichkeiten zu ergänzen. Wichtig ist ihrer naturräumlichen Lage in diesem Sektor weiter auch, den Mut aufzubringen, untergenutzte Wege profilieren und zur 1. Natursportregion im Bergi- zu schließen und dem Naturraum zurückzugeben. schen Land werden. Natursportarten sind Sportar- ten, die in der freien Landschaft stattfinden, wobei stets der Erhalt der Naturräume im Vordergrund

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Profilierung und Weiterentwicklung des Klavier-Festivals und der Open-Air Ver- anstaltungen

Die Gemeinde Lindlar ist durch das jährlich stattfin- dende Klavier-Festival national wie international bekannt. In Zukunft sollen das Klavier-Festival sowie die anderen Open-Air Veranstaltungen, wie z. B. das Lichterfest oder der Weihnachtsmarkt, auf ihre Optimierungs- und Profilierungsmöglichkeiten un- tersucht werden. Mit den bestehenden außerge- wöhnlichen Veranstaltungsorten wie :metabolon oder Steinbrüche etc. sowie den Potenzialen, die sich aus der naturräumlichen und dörflichen Gege- benheiten für weitere besondere Veranstaltungsor- te ergeben, ist eine Ausweitung der Angebotsstruk- turen im Bereich Open-Air anzustreben.

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Neuntes Kapitel Zukunftsthema Lebenslanges Miteinander – Soziale Infrastruktur und Bildung

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9 Zukunftsthema Lebenslanges Für das Kindergartenjahr 2018/19 wird eine Versor- Miteinander – Soziale Infrastruktur gungsquote von 35,5 % im Bereich der Kinder unter und Bildung drei Jahren erreicht, für den Bereich der Kinder über drei Jahren eine Quote von 96,1 %. Der ange- strebte Versorgungsgrad von 35 % bei den U3- Lindlar verfügt über eine gute Angebotsstruktur im Plätzen und von 95 % bei den Ü3-Plätzen kann we- Bereich Bildung und soziale Unterstützung. Die gen der steigenden Kinderzahlen ab dem Kindergar- gesellschaftlichen Herausforderungen und die Be- tenjahr 2019/2020 nicht mehr aufrechterhalten wältigung der Folgen des demografischen Wandels werden, wenn keine weiteren Versorgungsangebo- stellen jedoch auch Lindlar vor neue Herausforde- te eingerichtet werden. Die Gemeinde Lindlar und rungen. Für die Zukunft gilt es zu prüfen, ob die die Träger der Betreuungseinrichtungen besprechen vorhandenen Strukturen mit Blick auf eine sich die Ausbaumöglichkeiten. Im Rahmen der Betriebs- verändernde Gesellschaft angepasst werden müs- erlaubnis dürfen beispielsweise die bestehenden sen. Auch zukünftige Nachfragen sowie der daraus Gruppen mit bis zu zwei weiteren Kindern belegt resultierende Anpassungsbedarf von Einrichtungen werden und eröffnet der Gemeinde damit einen und sozialer Infrastruktur müssen betrachtet wer- Spielraum von zusätzlichen 72 Plätzen. den. Bildung, Unterstützungs- sowie kulturelle und Freizeitangebote sind für die Bewohnerinnen und Lindlar Hauptort Bewohner in Lindlar im jedem Alter wichtig. Zur Sicherung eines attraktiven Wohnstandorts und der Acht Einrichtungen liegen im Bereich des Hauptorts gesellschaftlichen Teilhabe sind vielfältige Angebote Lindlar. Das DRK betreibt die Kitas „Klause Entde- dauerhaft zu sichern. cker“ in Klause und „Henry Dunant“ in Lindlar. Die Kita „Klause Entdecker“ (40 Plätze in zwei Gruppen, 9.1 Kindertagesstätten 15 Plätze unter drei Jahren) hat ihren Standort im Auf dem Gebiet der Gemeinde Lindlar befinden sich Industriegebiet Klause und ist daher insbesondere 16 Kindergärten unterschiedlicher Trägerschaft mit für Eltern interessant, die dort ihren Arbeitsplatz insgesamt 734 Plätzen. Die meisten KiTas werden haben. Trotz der Lage im Industriegebiet hat die von Elterninitiativen betrieben (vier Einrichtungen Kita ein naturnahes Außengelände mit direktem mit insgesamt 155 Plätzen). Die katholische Kirche Zugang zum angrenzenden Wald. stellt in ihren drei Kindergärten mit 195 Plätzen die meisten Betreuungsplätze bereit. Zwei Einrichtun- Abbildung 62: Kindertagesstätte Klause Entdecker gen werden vom Deutschen Roten Kreuz, zwei vom Jugendhilfeträger Parisozial Bergisches Land und je eine KiTa von der evangelischen Kirche, der AWO und den Johannitern betrieben. Die Schmidt & Cle- mens GmbH & Co KG betreibt außerdem für ihre Beschäftigten eine Betriebskita in Kaiserau.

Lindlarer Familien können umfassende Unterstüt- zung in den Familienzentren in Anspruch nehmen, die an drei Kindertagesstätten angegliedert sind. Zwei Einrichtungen haben einen sprachlichen und weitere zwei Einrichtungen einen inklusiven Schwerpunkt. Eine Waldgruppe und ein Waldkin- Quelle: Stadt- und Regionalplanung Dr. Jansen GmbH dergarten ergänzen das Betreuungsangebot. Die DRK-Kita „Henry Dunant“, die einen sprachli- Die Gemeinde Lindlar erwartet in den nächsten chen Förderschwerpunkt hat, bietet 65 Plätze in Jahren weiterhin steigende Kinderzahlen. Daher drei Gruppen an, davon zwölf Plätze für Kinder wurde im Dezember 2017 die neue KiTa „Lebens- unter drei Jahren. Sie stellt ein vielfältiges, wech- bäumchen“ im Ortsteil Lindlar eröffnet, die ab selndes Angebot an AGs im Vor- und im Nachmit- Sommer 2018 auf insgesamt 40 Plätze erweitert tagsbereich bereit, das die pädagogische Gruppen- werden soll. arbeit ergänzt und den Kindern zusätzliche Wis-

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sensbereiche erschließt. Diese werden ergänzt um bot wahrnehmen. Die Aufenthaltswagen der Wald- die offene Gruppenarbeit, die Kindern ermöglicht, kindertagesstätte befinden sich in unmittelbarer alle Angebote der Einrichtung wahrzunehmen. Nähe eines Bauernhofs in Lindlar-Unterheiligenho- ven. Das Familienzentrum Paffenberg, seit 2016 in Trä- gerschaft der PariSozial Bergisches Land, bietet 65 Frielingsdorf Kindern, darunter zwölf Kindern unter 3 Jahren, mit In Frielingsdorf befinden sich drei Kindergärten mit seinem bezugspädagogischen und inklusiven Kon- öffentlicher Förderung und die Betriebskita der zept viel Raum zum Spielen und Lernen. Der Sprach- Schmidt & Clemens GmbH & Co KG in Kaiserau. förderung und Sprachbildung wird dabei ganz be- sondere Bedeutung beigemessen. Die AWO betreibt die kleine Kita „Marie Juchacz“ mit 20 Plätzen (sechs Plätze U3). Die Kindertages- Das Familienzentrum Paffenberg ist ein Ort der stätte befindet sich in einem Einfamilienhaus mit Begegnung für Kinder, Eltern und Familien. Vernetzt vier verschiedenen Ebenen, was eine familiäre At- mit vielen Partnern im Sozialraum (Beratungsstel- mosphäre schafft. Wald und Wiese sind fußläufig zu len, Tagesmütternetzwerk e. V. und anderen sozia- erreichen, Waldtage gehören zum regelmäßigen len Diensten und Organisationen) bietet das FZ Angebot. Beratung und Unterstützung für die ganze Familie und Eltern vielfältige Möglichkeiten zur Begegnung Die katholische Kita „St. Apollinaris“ umfasst drei und zum Austausch miteinander. Gruppen mit insgesamt 70 Plätzen, davon sechs Plätze für Kinder unter drei Jahren. Die Kinder der Die katholische Kita „St. Severin“ ist ein Familien- Einrichtung können eine große Turnhalle mit vielen zentrum und berät und unterstützt Kinder und Fa- Geräten und ein großes Spielgelände nutzen. Die milien direkt oder in Zusammenarbeit mit Koopera- religiöse Erziehung fließt in die alltäglichen Lebens- tionspartnern. Angebote zur Familienbildung und situationen der Kinder ein. Erziehungspartnerschaft ergänzen das Unterstüt- zungsangebot. Die Kita bietet 80 Plätze in vier Der evangelische Kindergarten „Domino“ besteht Gruppen, davon 19 Plätze für Kinder unter drei aus vier Gruppen mit insgesamt 85 Plätzen, davon Jahren. stehen 18 Plätze für Kinder unter drei Jahren bereit. Der Kindergarten bietet inklusive Plätze und koope- Die Elterninitiative „Spatzennest“ ist mit 75 Plätzen riert als Familienzentrum mit Schulen, Sportverei- ebenfalls eine große Einrichtung und stellt 25 Plätze nen etc. Er eröffnet Familien ein Unterstützungs- für Kinder unter drei Jahren zur Verfügung. Das netzwerk aus Beratungsstellen, Tagespflege, Famili- Konzept der Kita liegt auf den beiden Schwerpunk- enbildung und unterschiedlichen, dem Sozialraum ten Bewegung und Ernährung. Entsprechend wer- entsprechenden weiteren Leistungserbringern. Seit den Aktivitäten wie Wassergewöhnung, Jogging- 2015 gibt es eine Waldgruppe mit Bauwagen, die gruppe, Turngruppen und Waldtage angeboten. ein waldpädagogisch ergänztes Betreuungsangebot verfolgt. Die von der Lebensbäumchen GmbH betriebene Kita „Lebensbäumchen“ offeriert ab Sommer 2018 Hartegasse/Kapellensüng 40 Plätze, davon zwölf für Kinder unter drei Jahren. Die zweigruppige Kita Hartegasse, seit 2016 in Trä- Sie verfolgt unter anderem den Ansatz der interge- gerschaft der PariSozial Bergisches Land, bietet mit nerativen Pädagogik und wird hierfür mit der be- ihren 40 Plätzen, darunter zwölf Plätze für Kinder nachbarten „Seniorentagespflege Am Park“ zu- unter 3 Jahren, ein familiengerechtes Kita-Angebot sammenarbeiten. im Ortsteil Hartegasse. Mit einem halboffen ausge- richteten pädagogischen Konzept eröffnet sich den Die Johanniter bieten in ihrem „Waldkindergarten“ Kindern in ihren Gruppen und in vielfältigen grup- 40 Plätze in zwei Gruppen an, die mehrere Stunden penübergreifenden Projekten und Angeboten viel am Tag draußen verbringen. Auch sechs Kinder Raum zum Spielen und Lernen. unter drei Jahren können dieses spezifische Ange-

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Linde 9.2 Schulen Der Kindergarten „Linder Kinder e. V.“ bietet Be- Die Schulbildung der Kinder und Jugendlichen hat in treuungsplätze für 40 Kinder in zwei Gruppen, da- der Gemeinde Lindlar einen hohen Stellenwert. von zwölf Plätze für Kinder unter drei Jahren. Die Durch ständige Investitionen an und in den Gebäu- Einrichtung legt ihren Schwerpunkt auf Inklusion den, Sportstätten und sonstigen Einrichtungen und bietet logopädische, physiotherapeutische und befinden sich die Schulen der Gemeinde in einem motopädische Therapien in der Einzelförderung und guten Zustand. in Kleingruppen für Kinder mit und ohne Behinde- Ziel der Gemeinde ist es, den in Lindlar lebenden rung an. Kindern und Jugendlichen hervorragende Entwicke- Schmitzhöhe lungsmöglichkeiten zu bieten. Daher hält die Ge- meinde Lindlar ein breit gefächertes Schulangebot In Schmitzhöhe stellen die katholische Kirche und vor, das die persönlichen Fähigkeiten und Neigun- eine Elterninitiative Kindergartenplätze zur Verfü- gen aller Schülerinnen und Schüler berücksichtigen gung. soll. In Lindlar können alle Sekundarstufe-I- und -II- Die Kita „St. Laurentius“ bietet in zwei Gruppen Abschlüsse der Regelschule absolviert werden. insgesamt 45 Plätze an, darunter sechs Plätze für Schülern mit Förderbedarf wird eine individuelle Kinder unter drei Jahren. Der Kindergarten ist na- Zuwendung mittels einer geeigneten Schulform turnah umgeben von Feld, Wald und Wiesen. Die wohnortnah garantiert (Förderschule). religiöse Erziehung ist ein fester Bestandteil der Kindergartenarbeit. Die Gemeinde Lindlar ist Schulträger von insgesamt fünf Grundschulen, die alle als Gemeinschafts- Die Kita „Klecks“ wird von der Christlichen Elternini- grundschulen geführt werden. In der Sekundarstufe tiative Schmitzhöhe e. V. betrieben und umfasst umfasst das Schulangebot eine Gemeinschafts- eine Gruppe von 20 Kindern mit sechs Plätzen für hauptschule, eine Realschule und ein Gymnasium Kinder unter drei Jahren. sowie im Bereich der Sonderpädagogik eine Förder- Hohkeppel schule mit dem Schwerpunkt Lernen.

In Hohkeppel betreibt die Christliche Elterninitiative Die Gemeinde möchte auch in den nächsten Jahren Hohkeppel e. V. seit 1999 die Kita „Bollerwagen“, das bedarfsgerechte, wohnungsnahe und zukunfts- die sechs Plätze für Kinder unter drei und 14 Plätze orientierte Schulangebot sicherstellen und weiter- über drei Jahren anbietet (insgesamt 20 Plätze). entwickeln.

Anregungen der Bürgerinnen und Bürger Gemeinschaftsgrundschulen aus der Beteiligung Die Grundschule bildet als Primarstufe den für alle . Platzangebot in Kindergärten erweitern schulpflichtigen und schulfähigen Kinder gemein- . Es sollte für jedes Kind in Lindlar einen Kinder- samen Unterbau des Schulwesens. Die fünf Ge- gartenplatz geben meinschaftsgrundschulen (GGS) der Gemeinde . Leider fehlt es in Hartegasse an Kindergarten- werden aktuell im Schuljahr 2018/2019 von 790 plätzen! Kaum einer bekommt in Hartegasse Schülerinnen und Schülern in 34 Klassen besucht. einen Platz, eine oder zwei weitere Gruppen oder ein Waldkindergarten wären eine Lö- Die Entwicklung der Schülerzahlen zeigte von 2005 sung! bis 2015 einen kontinuierlichen Rückgang um durchschnittlich 33 %. Von dieser negativen Ent- wicklung waren alle fünf Grundschulen im Gemein- degebiet von Lindlar betroffen. Ab dem Schuljahr 2016/2017 konnte an allen Grundschulen steigende Schülerzahlen verzeichnet werden. Dieser Aufwärts- trend wird auch weiterhin für alle Grundschulen der Gemeinde prognostiziert. Erst ab dem Jahr 2025

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werden wieder sinkende Schülerzahlen prognosti- ell 97 Schüler und Schülerinnen kommen vorwie- ziert, die aber auch die Verwendung der niedrigeren gend aus den Dörfern Linde, Hartegasse/Kapellen- IT-NRW-Geburtenprognose (ab 2025) zurückzufüh- süng und den umliegenden Ortschaften und vertei- ren sind. len sich auf sechs Klassen. Für die kommenden Jahre rechnet die Gemeinde Lindlar mit einem Alle fünf Gemeinschaftsgrundschulen bieten die leichten Anstieg der Schülerzahlen auf 119 im Jahr Betreuung in Offenen Ganztagsschulen (OGS) nach 2024. Schulschluss bis 16:00 Uhr an. In der überwiegen- Die Schule liegt in unmittelbarer Nähe der Kirche St. den Zeit der Schulferien wird ebenfalls eine Betreu- ung von 8:00 bis 16:00 Uhr angeboten. In der OGS Agatha am Rande des historischen Dorfkerns von Kapellensüng und ist teilweise von Wiesenflächen nehmen die Kinder am gemeinsamen Mittagessen umgeben. Die Kinder der Grundschule, denen die teil, werden bei den Hausaufgaben betreut und wählen anschließend ein erweitertes Spiel- und fußläufige Erreichbarkeit nicht gegeben ist, werden im Schülerspezialverkehr (Schulbus) zur Schule und Sportangebot. zurück befördert.

GGS Frielingsdorf Das bereits 1874 errichtete Schulgebäude wurde Gegenwärtig besuchen 178 Schülerinnen und Schü- mehrfach erweitert. Seit 1996 ergänzt ein Neubau ler die GGS Frielingsdorf. Bis 2024 rechnet die Ge- das alte Gebäude aus Sichtmauerwerk zu einem meinde Lindlar mit einem Anstieg der Schülerzahlen Ensemble aus Alt und Neu. Der Schulhof ist in zwei auf 220 Schülerinnen und Schüler in neun Klassen. Terrassen unterteilt. Unterhalb der Schule liegt eine Ab 2025 werden aufgrund der niedrigen IT NRW- große Sporthalle mit Fußballplatz. Die Unterkunft Geburtenprognose wieder sinkenden Schülerzahlen der Offenen Ganztagsschule und der Randstunden- erwartet. Zukünftig soll die Zweizügigkeit der betreuung ist direkt an das Schulgebäude ange- Grundschule in Frielingsdorf aufrechterhalten blei- schlossen und somit für die Schüler problemlos zu ben. erreichen. In Kooperation mit dem Caritasverband Oberberg e. V. bietet die Grundschule Kapellensüng Die Schule liegt zentral im alten Dorfkern und ist ihren SchülerInnen täglich Mittagessen, Hausaufga- vom Busbahnhof Frielingsdorf (Linien 307, 308, 333, benbetreuung, AGs, individuelle Förderung, Spiel- 335) oder der Haltestelle Friedhof (Linie 335) inner- und Turnmöglichkeiten. halb von 5 Minuten fußläufig erreichbar. Viele Kin- GGS Lindlar-Ost der aus Frielingsdorf und Scheel kommen zu Fuß zur Schule oder mit dem Bus aus den umliegenden Gegenwärtig besuchen 206 Schülerinnen und Schü- Dörfern, z. B. aus Fenke, Brochhagen oder Dassie- ler die zweizügige GGS Lindlar-Ost in acht Klassen. fen. Für die kommenden Jahre rechnet die Gemeinde Lindlar mit einem Anstieg der Schülerzahlen auf 244 Im Sommer 2002 bezog die Schule einen Schuler- im Jahr 2024. weiterungsbau, in dem vier Klassen untergebracht Die zweizügige Grundschule hat im Februar 2004 sind. Den Schülerinnen und Schülern stehen seit- ein neues zweigeschossiges Schulgebäude bezogen. dem zwei Schulhöfe zur Verfügung. Der Offene Es schließt ein Wohngebiet am östlichen Rand Lind- Ganztag und die Randstundengruppe werden in lars ab, das in den offenen Landschaftsraum hinein- Kooperation mit dem Deutschen Roten Kreuz Kreis- ragt und liegt weithin sichtbar auf einer Höhe. Di- verband Oberberg e. V. angeboten. Eltern der Schu- rekt an der Schule wurde eine Bushaltestelle einge- le betreiben die „Bücherinsel“, in der sich Schüle- richtet, die von den Linien 331 und 332 angefahren rinnen und Schüler vormittags und an zwei Nach- wird. Vom Zentrum Lindlars ist die Schule in 15 bis mittagen Bücher, CDS und DVDs ausleihen können. 20 Minuten zu Fuß erreichbar.

GGS Kapellensüng Die Schule bietet die Offene Ganztagsschule unter Die Gemeinschaftsgrundschule Kapellensüng ist der Trägerschaft des Deutschen Roten Kreuzes, eine überwiegend einzügige Grundschule. Die aktu- Kreisverband Oberberg. e. V., an. Bis zu 100 ange- meldete Kinder werden in vier Gruppen betreut und

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erhalten Unterstützung bei den Hausaufgaben und GGS Schmitzhöhe Mittagessen. Sie können an AGs und offenen Ange- Gegenwärtig besuchen 115 Schülerinnen und Schü- boten sowie der Ferienbetreuung teilnehmen. Den ler die einzügige GGS Schmitzhöhe in fünf Klassen. Eltern stehen zwei Abholphasen zur Verfügung. Für die kommenden Jahre rechnet die Gemeinde Außerdem bietet die Schule eine Randstundenbe- Lindlar mit einem Anstieg der Schülerzahlen auf 142 treuung für 20 bis 30 Kinder. Sie können nach der Schülerinnen und Schüler im Jahr 2024. Die Ge- Schule bis 13:30 Uhr spielen, basteln, malen, ki- meinde Lindlar möchte das Grundschulangebot in ckern, Hausaufgaben machen, etc. Für den Sportun- Schmitzhöhe auch zukünftig sicherstellen. Auch an terricht stehen Übungsstunden in einem eingerich- der GGS Schmitzhöhe können Kinder im Offenen teten Turnraum und Stunden in der Voßbruchhalle Ganztag betreut werden. zur Verfügung. Die Schule liegt in der Nähe eines großen Straßen- GGS Lindlar-West kreuzungspunkts und ist über die angrenzende Gegenwärtig besuchen 194 Schülerinnen und Schü- Bushaltestelle der Linie 421 an den öffentlichen ler die zweizügige GGS Lindlar-West in acht Klassen. Nahverkehr angebunden. Darüber hinaus wird auch Für die kommenden Jahre rechnet die Gemeinde die GGS Schmitzhöhe vom Schülerspezialverkehr Lindlar mit einem Anstieg der Schülerzahlen auf 234 angefahren. Schülerinnen und Schüler im Jahr 2024. Gem. Schulentwicklungsplan 2018 sind auf Basis der Die Schule liegt am Westrand des Hauptorts Lindlar Entwicklung der Schülerzahlen und mit Blick auf die an einer Ausfallstraße inmitten von Wohngebieten. geltenden gesetzlichen Regelungen für die Gemein- Sie wird an der Haltestelle Falkenhof durch die schaftsgrundschulen der Gemeinde Lindlar keine Buslinie 421 angefahren. Die Buslinien 331 und 398 schulorganisatorischen Maßnahmen notwendig. können innerhalb von 5 Minuten an der Haltestelle Oberheiligenhoven erreicht werden. Weiterführende Schulen Lindlar bietet mit einer Hauptschule, einer Real- Abbildung 63: Gemeinschaftsgrundschule Lindlar- schule, einem Gymnasium und einer Förderschule West ein eng miteinander verknüpftes, dreigliedriges Schulsystem, das den Schülerinnen und Schülern alle Schulabschlüsse ermöglicht. Noch in den 1960er Jahren fuhren Kinder aus Lindlar, die eine Realschule besuchen wollten, nach Bensberg, Rün- deroth oder Wipperfürth. Ein Gymnasium gibt es erst seit 1998, vorher besuchten Gymnasiasten entsprechende Schulen in Bensberg oder Wipper- fürth.

Im Zeitraum der Schuljahre 2005/06 bis 2012/13 ist das Schüleraufkommen im Bereich der Sekundar-

stufe insgesamt um etwa 10 % zurückgegangen. Das zweigeschossige und unterkellerte Gebäude der Davon betroffen waren allerdings nur zwei der drei Schule wurde 2001 bezogen. Für den Sportunter- Schulen (Hauptschule und Realschule), während die richt stehen Übungsstunden in der schuleigenen Schülerzahl am Gymnasium anstieg. Für die Jahre Turnhalle zur Verfügung. Die Offene Ganztagsschule 2018 bis 2028 rechnet die Gemeinde mit einer wei- umfasst drei Gruppen, in denen nach Unterrichts- teren Abnahme der Schüler an der Hauptschule schluss bis zu 75 Kinder betreut werden können. Wilhelm-Breidenbach-Weg. Auch für die Realschule Außerdem können 25 Kinder die Randstundengrup- Lindlar wird in den Jahren 2019 und 2020 mit einer pe bis 13:30 Uhr besuchen. Die Schule beschäftigt weiteren Abnahme gerechnet. Für die darauffol- jeweils einen Lehrer für Türkisch und einen Lehrer genden Schuljahre wird wieder ein leichter Anstieg für Albanisch. der Schülerzahlen prognostiziert. Für das Gymnasi-

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um Voßbrucher Straße wird bis zum Jahre 2023 von Die Gemeinschaftshauptschule ist in einem dreige- einer Abnahme der Schülerzahlen ausgegangen, schossigen Gebäude untergebracht und verfügt danach rechnet die Gemeinde für das Gymnasium über gut ausgestattete Fachräume, darunter eine wieder mit steigenden Schülerzahlen. Metall- sowie eine Holzwerkstatt; es gibt ein PC- Labor und Physik-, Chemie- und Musikräume sowie Die weiterführenden Schulen in der Gemeinde Lind- ein Selbstlernzentrum. Die Klassenräume liegen in lar werden neben den Schülern aus dem eigenen den oberen Stockwerken. Jede Etage verfügt über Gemeindegebiet nur in geringem Umfang (ca. 10 %) mehrere Differenzierungsräume und Medienstatio- auch von auswärtigen Schülern besucht. nen. Alle Klassenräume haben einen Internetan- schluss. Die Werkräume und die Schulküche liegen Abbildung 64: Schulzentrum Lindlar neben dem großen Kulturzentrum im unteren Be- reich der Schule.

Die Klassen haben mit 18 bis 24 Schülerinnen und Schülern eine kleine bis moderate Größe. Die Schule bietet den gebundenen Ganztag von 7:35 bis 15:15 Uhr an. Seit 2003 ist die tägliche Schulsozialarbeit ein kostenloses, vertrauliches Beratungsangebot für Schüler, Eltern und Lehrer der GHS Lindlar. Seit einigen Jahren arbeitet die Schule auch nach dem Modell der Inklusion.

Der 1996 aus einem Schulprojekt hervorgegangene Alle weiterführenden Schulen befinden sich in „Snack 96 e. V.“ betreibt die Mensa und einen Ki- räumlicher Nähe am Rande des Hauptorts Lindlar osk, an dem Schülern in den Pausen Brötchen und und kooperieren in allen pädagogischen Fragen Snacks angeboten werden. An vier Tagen in der miteinander. In unmittelbarer Nähe zu den Schulen Woche arbeiten neben einer Köchin und einer Lehr- liegen eine Dreifachturnhalle, das Hallenbad der kraft acht Schülerinnen und Schüler der Stufen 9 Gemeinde und eine moderne Kunstrasenanlage mit und 10 gemeinsam an der Verpflegung für Schüler integrierter Leichtathletiksportstätte. und Lehrer (Zubereitung, Verkauf, Service, Spülen).

Laut aktuellem Schulentwicklungsplan ist eine Um- Außerunterrichtlich arbeiten Schüler an schuljahr- gestaltung der Schullandschaft in Lindlar nicht not- übergreifenden Projekten in Kooperation mit Fir- wendig; alle drei weiterführenden Schulen sind men und Institutionen. Dazu gehören Projekte wie stabil. Die Übergangsanalyse von Klasse 4 und 5 und „KAoA - Kein Abschluss ohne Anschluss“ und fol- die steigenden Schülerzahlen für die Zukunft bele- gende Kooperationen: gen, dass die Prognose für die weiterführenden Schulen recht gut ist. . KURS-Vertrag mit der Kreissparkasse Köln . KURS-Vertrag mit der BAV Gemeinschaftshauptschule Lindlar . Berufseinstiegsbegleitung durch Mitarbeiter des Nestor Bildungsinstituts Die im Jahr 1968 gegründete Gemeinschaftshaupt- . Covestro Science Lab schule Lindlar besuchen derzeit 199 Schülerinnen und Schüler in neun Klassen (Zweizügigkeit). Realschule Lindlar Die Gemeinschaftshauptschule ist über die Halte- Die dreizügige Realschule umfasst derzeit 18 Klas- stelle Schulzentrum mit den Buslinien 332, 335, 398 sen mit 432 Schülerinnen und Schülern. Sie wurde und 421 gut zu erreichen. Das Schulzentrum ist 1965 eröffnet, um den Lindlarer Kindern bessere außerdem vom Zentrum Lindlars nur ca. 7 Minuten Möglichkeiten zur Vorbereitung auf „Aufgaben des zu Fuß entfernt. Es liegt am Rande des Orts zwi- praktischen Lebens mit erhöhter fachlicher, wirt- schen Wohngebieten, Sportplätzen und Feldern. schaftlicher und sozialer Verantwortung zu geben“

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(Gemeinderat Lindlar). 1968 bezog die Schule ein sammenarbeit mit Polizei, Polizeisportverei- neu errichtetes Schulgebäude. Durch die Errichtung nen und Volkshochschule Oberberg) eines Erweiterungsbaus entstand 1977 ein Schul- . Unterstützung des Kinderheims „Tuwapende zentrum, in dem neben der Realschule die Gemein- Watoto“ in Tansania schaftshauptschule Lindlar angesiedelt ist. Kurzzei- . Gedenkstättenfahrt Krakau tig war hier auch das Gymnasium untergebracht. 2004 wurde ein weiterer Anbau mit Musiktrakt Gymnasium fertiggestellt, da die bestehenden Räumlichkeiten Das Gymnasium der Gemeinde Lindlar besuchen für die Klassen der Haupt- und der Realschule nicht aktuell 658 Schülerinnen und Schüler. Gegründet im ausreichten. Im Sommer 2009 wurde schließlich das Jahr 1997 bezog das Gymnasium im Jahr 2002 ein Hauptgebäude aus dem Jahre 1968 umfangreich eigenes Schulgebäude. saniert und den aktuellen Brandschutzbestimmun- gen angepasst. Die Schule ist über die Haltestelle Voßbrucher Stra- ße mit den Buslinien 332 und 398 zu erreichen, Das heutige Gebäude umfasst eine Ebene für die außerdem können die Buslinien 335 und 421 an der Naturwissenschaften, ein großes Medienzentrum Haltestelle Carola-Lob-Weg genutzt werden. Das mit modernen Schülerarbeitsplätzen und integrier- Gymnasium liegt nur etwa 7 Gehminuten vom Zent- ter Bücherei, Musikräume und Fachräume für rum Lindlars entfernt zwischen Wohngebieten, Kunst‐ und Textilgestaltung. Schülerinnen und Schü- einer Sportanlage und offenen Grünflächen und ler mehrerer 10. Jahrgangsstufen haben in den Feldern. vergangenen Jahren die Schule zum Teil gemeinsam mit ihren Lehrerinnen und Lehrern renoviert und Die Schule verfügt über einen gut ausgestatteten ein Schülercafé im Foyer eingerichtet. Das Café naturwissenschaftlichen Trakt, drei Computerräu- wurde in den letzten Jahren um eine Verkaufstheke me, eine Cafeteria mit Kiosk, eine Dreifachturnhalle, und eine neue Küche erweitert. eine Schülerbücherei, einen Musiktrakt und eine Freiluftklasse. Ziel der Schule ist es, bis 2020 alle Wie die Gemeinschaftshauptschule ist die Realschu- Klassen mit fester Medieninstallation wie Beamer, le Lindlar über die Haltestelle Schulzentrum mit Rechner, Lautsprecher, ggf. Dokumentenkamera mehreren Buslinien gut zu erreichen und liegt nur auszustatten. etwa 7 Minuten zu Fuß vom Zentrum des Orts ent- fernt. Das Gymnasium ist eine Halbtagsschule von 7:35 bis 12:50 Uhr mit zusätzlichem Lehrplanunterricht Die Realschule ist eine Halbtagsschule, an der der teilweise bis 15:20 Uhr, in der SEK II teilweise bis Kernunterricht am Vormittag stattfindet. An Nach- 17:00 Uhr. Seit 2009 wird eine Übermittagsbetreu- mittagen mit zusätzlichen Unterrichtsangeboten ung für die Klassen 6 bis 9 angeboten. Besondere bietet die Schule eine pädagogische Übermittagsbe- Angebote des Gymnasiums sind u. a.: treuung bis 15:15 Uhr und ein warmes Mittagessen für alle Schülerinnen und Schüler an. Schulsozialar- . Medienbegleiter (zusammen mit der Realschu- beit findet wöchentlich als niederschwelliges Bera- le) tungsangebot statt. . „Kein Abschluss ohne Anschluss (KAoA)“ . SOKO-Tage (Training für „Soziale Kompetenz“) In den Projekten des schuleigenen Programms . Förderung in den MINT-Fächern „Schüler machen Schule“ können sich Schülerinnen . Inklusion und Schüler in einem Teilbereich aktiv in die Gestal- tung des Schullebens einbringen und dort Verant- Qualitätsprüfer der Bezirksregierung Köln führten wortung übernehmen. Weitere Projekte: im November 2014 eine Qualitätsanalyse („Schul- inspektion“) durch, bei der das Gymnasium Lindlar . Em-Jug („Emanzipatorische Jugendarbeit“ – sehr gute Ergebnisse erzielte. Besondere Stärken Selbstsicherheits- und Konflikttrainings in Zu- wurden in den Bereichen Unterrichtsorganisation und Schulklima attestiert.

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Abbildung 65: Gymnasium Lindlar Familie, Beruf und Gesellschaft. Die St. Antonius- schule arbeitet mit allen Schulen der Gemeinde zusammen. Sie versteht sich als Unterstützungssys- tem für Schülerinnen und Schüler und ihre Familien. Die Förderschule ist eine offene Ganztagsschule im Primarbereich und bietet einen gebundenen Ganz- tag im Sekundarbereich.

Anregungen der Bürgerinnen und Bürger aus der Beteiligung

. Bildungsangebote sind vorbildlich . Grundschulen in den Kirchdörfern müssen bleiben Förderschule (St. Antoniusschule) . Verschiedene Schulformen erhalten Die Förderschule dient der Erziehung und Ausbil- . Eine Schule am Ort schafft eine soziale Ge- dung von Kindern und Jugendlichen, die einen son- meinschaft und fördert den Zusammenhalt derpädagogischen Förderbedarf mit dem Förder- . Das dreigliedrige Schulsystem erhalten schwerpunkt Lernen, Emotionale und soziale Ent- . Gesamtschule schaffen wicklung und/oder Sprache haben und in den all- gemeinbildenden Schulen nicht die benötigte För- 9.3 Weitere Bildungsangebote derung erfahren können. Weitere Bildungsangebote für Kinder, Jugendliche und Erwachsene ermöglichen in Lindlar mehrere Die Förderschule besuchen derzeit 46 Schülerinnen Büchereien, die Volkshochschule Oberberg sowie und Schüler. Sie sind in einem dreigeschossigen die katholische und evangelische Kirche. Auch die Gebäude mit Dachgeschoss untergebracht, das am Vereine und das Freilichtmuseum Lindlar tragen Rande Lindlars an einem gewerbegebietsähnlichen zum Veranstaltungsangebot bei. Standort liegt. In der Nachbarschaft der Schule befinden sich ein Baumarkt und eine Kampfsport- Büchereien schule. Das Areal wird von Wohngebieten, Feldern Ziel der Gemeindebücherei in der alten Schule ist und dem Gewerbegebiet am Sägewerk umgrenzt. die Versorgung der Lindlarer Bevölkerung mit Me- Die Förderschule ist mit den Buslinien 332, 335 und dien aller Art für Ausbildung, berufliche und persön- 421 gut zu erreichen. liche Fortbildung, Freizeit und Leseförderung. Die Gemeindebücherei wird ehrenamtlich geführt und Bis zum 31. Juli 2017 wurde die Förderschule von von der Gemeinde Lindlar unterstützt. Das Angebot der Gemeinde Lindlar unter dem Namen Janusz- umfasst Sachbücher, Belletristik, Hörbücher für Korczak-Schule geführt. Sie musste aufgrund der Erwachsene, Kinder- und Jugendliteratur, Kindervi- Mindestgrößenverordnung für Förderschulen des deos, Kinderkassetten und CDs. Außerdem können Landes Nordrhein-Westfalen geschlossen werden. Medien anderer Bibliotheken über Fernleihe be- Als neuer Träger setzt die St. Antoniusschule der stellt werden. Die Bibliothek bietet zwei Internetar- Caritas‐Jugendhilfe‐Gesellschaft (CJG) die Förderar- beitsplätze und Beratung der Besucher an. beit in einer Privatschule am gleichen Ort fort. Die Schule ist jetzt ein Teilstandort der CJG St. Antoni- Seit 1999 unterstützt der Förderverein Gemeinde- usschule in Reichshof. bücherei Lindlar e. V. die Bücherei mit Einnahmen aus Mitgliedsbeiträgen, Spenden und Veranstaltun- Die St. Antoniusschule arbeitet als weiterführende gen. Mit der Bereitstellung finanzieller Mittel und Schule im Bereich der sonderpädagogischen Förde- durch persönlichen Einsatz möchte er den Fortbe- rung mit Schülerinnen und Schülern mit den Förder- stand der Bücherei absichern und das Bildungsan- schwerpunkten Lernen sowie emotionale und sozia- gebot erweitern. le Entwicklung. Ziel ist die Entwicklung der eigenen Persönlichkeit und größtmögliche Integration in

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Abbildung 66: Gemeindebücherei Lindlar in der Feiern finden hier ihren Raum. Das Forum veran- alten Schule staltet derzeit u. a. Kochkurse, Sportkurse und Wildkräuterseminare.

Anregungen der Bürgerinnen und Bürger aus der Beteiligung

. Ein breit gefächertes Ausbildungsangebot mit Anschlussbeschäftigung . Angebote der Volkshochschule erweitern . Musikschule oder Jugendkunstschule

9.4 Sport- und Freizeitangebote Lindlar bietet durch seine Lage in einer durch Fel- Die katholische Kirche betreibt zwei öffentliche der, Wald, Bäche, Höhen und Täler geprägten Land- Bibliotheken, die Bibliothek St. Severinus im schaft vielfältige Möglichkeiten der Freizeitgestal- Hauptort Lindlar und die Bücherei St. Laurentius in tung in der Natur. Ein attraktives Erholungs-, Wan- Hohkeppel. Diese bieten Bücher, Spiele, MCs, CDs der- und Radfahrgebiet liegt unmittelbar vor der und DVDs für Erwachsene und Kinder. Die Auswahl Haustür. umfasst aktuelle Romane, religiöse Literatur, Bio- grafien, Kinder-/Jugendbücher sowie Sachbücher. Die Gemeinde Lindlar verfügt über sechs gemeindli- che Sportplätze, zwei Naturrasenplätze und ein In Frielingsdorf ermöglicht seit 1996 der gemein- Kunstrasenkleinspielfeld. Neun gemeindliche Sport- nützige Verein „Treffpunkt Bücherwurm“ den Be- und Turnhallen stehen den Schulen und Vereinen wohnern von Frielingsdorf, Scheel, Brochhagen und zur Verfügung. Tennisspielende können 14 Tennis- Fenke eine wohnortnahe Versorgung mit neuen plätze nutzen. Eine Minigolfanlage und ein Golfplatz Bestsellern, Hörbüchern und Klassikern der Litera- stehen für Golfinteressierte bereit. Reitsport kann tur. Aus der ehemaligen Gemeindebücherei ist in drei Reithallen und auf vier Reitplätzen betrieben außerdem ein Treffpunkt für Kommunikation, Kunst werden. Die 12 Oaks Ranch und die Dusty Saddle und Kultur im Ort entstanden. Ranch bieten auch Ausritte in die Umgebung an. Zielgenauigkeit kann an einem Bogenschießstand Die Volkshochschule Oberberg des Oberbergischen und sieben weiteren Schießständen geübt werden. Kreises veranstaltet Seminare an mehreren Schul- Auf dem Flugplatz Lindlar wird Segelflugsport be- standorten in der Gemeinde. Dazu gehören Fitness- trieben. Er liegt im Südteil der Gemeinde an der trainings, Sprachkurse, Integrationskurse des BAMF, Nordseite des Bergrückens Holzer Kopf, der das Kochkurse etc. Aggertal zwischen Engelskirchen und Loope im Norden begrenzt. Das Bildungswerk der Erzdiözese Köln offeriert Kurse und Veranstaltungen vorwiegend in den Wasserfreunde genießen das Schwimmen im ge- Räumlichkeiten der katholischen Kirche, bspw. in meindeeigenen Hallenbad „Parkbad Lindlar“ mit den Familienzentren und Pfarrzentren, aber auch in großer Wasserrutsche, Wellnessbereich und Liege- verschiedenen Seniorenheimen und im Kulturzent- und Sportwiese. Die Bergische Salzgrotte bietet rum. weitere Wellnessmöglichkeiten. Die waldreiche Umgebung kann auf dem Waldsportpfad erkundet Das evangelische Jubilate Forum Lindlar versteht werden. Fünf Grillplätze, die über das Gemeindege- sich als Begegnungsstätte für Menschen verschie- biet verteilt liegen, laden zum Verweilen ein. dener Generationen und Lebensstile. Seine Angebo- te sind für alle Menschen in Lindlar offen: Bürger- schaftliches Engagement, Gruppenangebote, offene Treffs, Arbeitskreise, Selbsthilfegruppen, Feste und

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Abbildung 67: Parkbad Lindlar Die Evangelische Kirche bietet mit dem Jugendtreff Twigs im Jubilate Forum ebenfalls Billard, Darts, Kicker, Playstation und einen offenen Treff an. Im Forum werden außerdem regelmäßige Spieletreffs veranstaltet.

Die Katholische Jugend Frielingsdorf offeriert ein abwechslungsreiches Programm an Freizeitaktivitä- ten drinnen und draußen, jahreszeitlichen Feiern und Partys. Darüber hinaus können Jugendliche die spezifischen Angebote der (Sport-) Vereine und Kirchengemeinden nutzen.

Der Demeter Breuner Hof und der Eichenhof ma- Die Offene Kinder und Jugendarbeit liegt in Lindlar chen Führungen und umweltpädagogische Veran- in den Händen der Streetworkerin, die von der staltungen für Kinder und Erwachsene. Die Fisch- Caritas für die Betreuung der Jugendlichen in En- zucht Rameil bietet Führungen sowie Angelmög- gelskirchen und Lindlar eingestellt wurde. Als aufsu- lichkeiten an. chende mobile Jugendarbeit bietet sie nieder- schwellige Angebote und Gespräche, um mit den Die Bewohner Lindlars können im Kulturzentrum, Jugendlichen und jungen Erwachsenen der Ge- im Jubilate Forum und den Büchereien zusammen- meinde Kontakt aufzunehmen. Mit einem Kleinbus, kommen, oder sie treffen sich in den zahlreichen der als kleines Büro fungiert und nebenbei viele Vereinen und Kirchengemeinden in den Kirchdör- Freizeitartikel, wie Fußbälle und Federbälle mit sich fern. führt, ist die Streetworkerin regelmäßig unterwegs und bietet ihre Hilfe an. Kinder und Jugendliche In Lindlar gibt es verschiedene Angebote der Kin- Ein wichtiger Treffpunkt für Jugendliche und junge der- und Jugendarbeit. Die Angebote liegen in un- Erwachsene war bisher das Café Elan im Ortszent- terschiedlicher Trägerschaft und über das Untersu- rum von Lindlar. Mit der Schließung des Cafés fehlt chungsgebiet verteilt. es an geeigneten Möglichkeiten zu feiern.

Kinder und Jugendliche können sich auf 28 ge- Senioren meindlichen Kinderspielplätzen und neun Bolzplät- Für Senioren gibt es eine ganze Reihe von Treff- zen austoben. Die Gemeinde Lindlar, die Träger der punkten, Spiel- und Sportangeboten in verschiede- Jugendtreffs und die Kirchen organisieren während nen Ortsteilen Lindlars. Informationen dazu und zu der Schulferien ein Ferienprogramm für Schülerin- allen anderen Themen sind gebündelt im Wegwei- nen und Schüler in Lindlar. ser für Seniorinnen und Senioren zusammengefasst.

Das Jugendzentrum Horizont in Lindlar steht allen Der Gemeinde Lindlar ist eine aktive Teilhabe der Kindern und Jugendlichen ab dem Besuch der wei- Einwohner in allen Lebensphasen wichtig. Daher terführenden Schule bis zum Alter von 27 Jahren wird eine Fülle von Angeboten vorgehalten, um sich offen. Billard, Kicker, Darts, Air-Hockey, Musik und mit Gleichgesinnten oder anderen Menschen zu Offene Treffs sind klassische Angebote der Offenen treffen. Darunter fallen Angebote im Sport, zu Ge- Jugendarbeit. Man kann spielen, sich mit anderen sundheit, Kultur, Geselligkeit oder Reisen. Auch die treffen, Musik hören und machen, sich austau- Sportvereine bieten gesonderte Angebote für Men- schen, aber auch Rat, Hilfe und Tipps zu Bewerbung schen im Alter an. und Berufswahl bekommen. Im Jugendzentrum Damit das Leben im Alter ohne finanzielle Sorgen befindet sich ein Cafébereich mit vielen Spielen, erfolgen kann, bietet die Gemeinde umfassende Getränken und kleinen Snacks. Beratung zu Rente, Pflegegeld und Wohngeld. Dazu hat sie eine übersichtlich Anliegendatenbank „Wo

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finde ich was?“ zusammengestellt. Alle Fragen rund Lindlar, zum anderen unterstützen sie die Ge- um den Ruhestand inkl. der Themen Krankheit und meindebücherei, den Treffpunkt Bücherwurm Behinderung bietet die kostenlose kommunale in Frielingsdorf, das Freilichtmuseum und das Senioren- und Pflegeberatung der Gemeinde Lind- Automuseum, die Musik in Lindlar, Kinder und lar. Ein besonderes Angebot können Senioren mit Jugendliche sowie den Sport. dem Bürgerbus nutzen. Der Bürgerbus wurde von . Gemeindeverbände: Der Gemeindesportver- Bürgern aus dem Bergischen Land ins Leben geru- band Lindlar und der Zweckverband der kul- fen. Mit einem achtsitzigen Kleinbus werden als turtragenden Vereine übernehmen in der Ge- Alternative zum Öffentlichen Nahverkehr und als meinde Lindlar übergeordnete Funktionen. Ersatz von Buslinien, die aufgrund von Unwirt- . Karnevalsgesellschaften: Fünf Karnevalsgesell- schaftlichkeit eingestellt wurden, die Menschen von schaften kümmern sich in Lindlar um die Auf- A nach B gefahren. rechterhaltung der Karnevalstraditionen. . Musikvereine: Rund zehn Musikvereine in den Flüchtlingsarbeit unterschiedlichen Kapellendörfern, Blasor- Die Gemeinde Lindlar hat sich in der Arbeit mit chester und ein Tambour-Korps bieten die Geflüchteten gut aufgestellt. Der Verein WinLi – Möglichkeit, in der Gemeinschaft Musik zu Willkommen in Lindlar möchte den Geflüchteten, machen. die in der Gemeinde Zuflucht suchen, das Ankom- . Schützenvereine: Der Schießsport und die men in einer für sie fremden Umgebung erleichtern. Tradition der Schützenbruderschaft sind mit Das Ziel des Vereins WinLi ist es, eine Willkom- sieben Schützenvereinen in Lindlar vertreten. menskultur innerhalb der Gemeinde zu pflegen. . Sportvereine: Rund 25 Sportvereine organisie- Gemeinsam mit vielen Partnern organisiert WinLi ren das sportliche Angebot in der Gemeinde e. V. ein vielfältiges Angebot, um den Alltag der Lindlar. Sie decken eine breite Palette von Dis- Geflüchteten zu erleichtern. Im Schwerpunkt wer- ziplinen ab und sind in allen Kirchdörfern mit den Angebote zur Ermittlung sprachlicher Kompe- Aktivitäten vertreten. tenzen und Hilfestellung bei der Bewältigung von . Tierzuchtvereine: Neun Vereine beschäftigen Alltagssituationen geleistet. Die Angebote umfassen sich mit der Zucht verschiedener Tierarten wie der Bereiche Sprachkurse, Besuchsdienste, Arbeit & Bienen, Brieftauben, Kaninchen, Geflügel, Fi- Praktikum, Sport, Freizeit, Fahrradspende, Feste. schen und Hunden. . Mobilitätsangebote: Der Bürgerbus Lindlar Ehrenamtliches Engagement e. V. organisiert seit 1997 den Bürgerbus mit dem Ziel, die Beweglichkeit vieler bislang auf Lindlar und seine Kirchdörfer verfügen über eine das Auto angewiesener (vor allem älterer) große Anzahl von Vereinen, die teilweise auf eine Menschen deutlich zu verbessern. Auch der lange Historie zurückblicken können. Viele der zahl- Verein „Lindlar verbindet – Quartiersentwick- reichen Sport- und Freizeitangebote in der Gemein- lung durch Vernetzung e. V.“ koordiniert im de Lindlar werden von den rund 120 ortsansässigen Gemeindegebiet Lindlar unterschiedliche Vereinen und Organisationen getragen: Hilfsprojekte für den Alltag. Im Projekt „Limo“ werden Menschen mit Einschränkungen in der . Bürgervereine: In vielen Ortsteilen engagieren Mobilität zuhause abgeholt und zu Begeg- sich Bürgervereine für die Entwicklung ihres nungsangeboten oder zum Einkaufen gefah- Dorfs, für Kultur- und Brauchtumspflege. Min- ren. destens elf Vereine sind hier aktiv. . Chöre: Dem Gesang haben sich ca. 13 Vereine In Lindlar finden sich außerdem zahlreiche weitere verpflichtet: Vom Männergesangverein über Vereine, u. a. zu folgenden Themen: Kirchenchöre bis zum Jazzchor – die Lindlare- . Vereine von oder für Senioren rinnen und Lindlarer können zwischen ver- . Tierschutz schiedensten Genres wählen. . Haus- und Grundbesitz . Fördervereine: Die rund 15 Fördervereine . Tanz kümmern sich zum einen um die Schulen in . Geselligkeitsverein und Kultur in Hohkeppel

Gemeinde Lindlar – Gemeindeentwicklungskonzept 2035 113

. Flüchtlingsarbeit sichergestellt. Das NEF (Notarzteinsatzfahrzeug) aus . Freiwillige Feuerwehr Engelskirchen oder Wipperfürth – besetzt mit Ret- . Ortsverbände von AWO, DRK, Malteser Hilfs- tungsassistent und Notarzt – kann alle in Lindlar dienst, DJH befindlichen Einsatzgebiete anfahren. Ist der Lindla- . und viele weitere rer Rettungswagen im Einsatz, so wird das Gebiet von den benachbarten Wachen Engelskirchen und Anregungen der Bürgerinnen und Bürger Wipperfürth versorgt. Außerdem fährt bei Bedarf aus der Beteiligung zusätzlich der RTW Kürten oder RTW Overath aus

dem Rheinisch-Bergischen Kreis im Rahmen der . Freizeitangebote für Jugendliche überörtlichen Hilfeleistung im westlichen Bereich . Freizeittreffs für Jugendliche der Gemeinde. . Ein Kino für alle Altersgruppen . Mountainbikestrecken schaffen/ausschildern Beratungsstellen . Freibad/Badesee fehlt in Lindlar Die Beratungslandschaft in Lindlar ist recht über- sichtlich. Viele Themenfelder werden nicht im Ge- 9.5 Gesundheitliche Infrastruktur meindegebiet angeboten, zur Beratung müssen Lindlar verfügt über ein umfassendes Angebot an Einrichtungen in den Nachbargemeinden und Nach- Arzt- und Reha-Praxen, Apotheken und Sanitäts- barstädten aufgesucht werden. häusern, Krankentransport- und ambulanten Pfle- gediensten, Osteopathen und Heilpraktikern. Dar- . Sucht: Zwei Einrichtungen in Lindlar bieten über hinaus sind mehr als 30 Haus- und Fachärzte in Sprechstunden für Suchtkranke an. Lindlar niedergelassen. Neben der Allgemeinmedi- . Psychische Erkrankungen: In der Teestube zin sind Mediziner für Augenheilkunde, Frauenheil- Severinushaus können sich Menschen mit psy- kunde, Gefäß-/Unfallchirurgie, Dermatologie, Kar- chischen Erkrankungen beraten lassen, weite- diologie, Orthopädie und Zahnheilkunde tätig. re Anlaufstellen gibt es in Wipperfürth. . Geistige Behinderung: Koordinations-, Kon- Vier Apotheken befinden sich im Gemeindegebiet, takt- und Beratungsstelle für Menschen in davon drei im Hauptort Lindlar und eine in Lindlar. Frielingsdorf. Ein Sanitätshaus bietet seine Dienste . Demenz: In Lindlar gibt es zwei Beratungsstel- und Produkte im Hauptort Lindlar an, weitere Sani- len zu Demenz, außerdem eine kommunale tätshäuser müssen dagegen in Rösrath, Engelskir- Senioren- und Pflegeberatung. chen oder Wiehl-Marienhagen aufgesucht werden. . Beratung zur Sterbebegleitung: Zwei Hospiz- Sechs ambulante Pflegedienste, fünf davon mit Sitz gruppen helfen Patienten und beraten Ange- in Lindlar, versorgen pflegebedürftige Einwohnerin- hörige in der Gemeinde Lindlar. nen und Einwohner. . Selbsthilfe: In Lindlar treffen sich zwei Selbst- hilfegruppen (Schlaganfall und Aphasiker, Krankenhaus und Rettungsdienst Menschen mit chronischen Schmerzen). Das Herz-Jesu-Krankenhaus mit seiner geriatrischen Abteilung wurde Mitte 2018 geschlossen. Ein RTW Eine Schuldnerberatung befindet sich nicht in der (Rettungswagen) sowie ein KTW (Krankentrans- Gemeinde, die nächste liegt in Gummersbach und portwagen) sind zunächst in der Rettungswache Engelskirchen. Lindlar stationiert. Auf dem nördlichen Zipfel des Rathausparkplatzes soll eine neue Rettungswache Beratungsstellen zu bspw. Schwangerschaft und entstehen. Familienplanung sind vor Ort nicht vorhanden, hier- für muss nach Bergneustadt, Gummersbach oder Seit 1999 besteht bereits eine Kooperation Lindlars Wiehl ausgewichen werden. Ebenso gibt es keine mit dem St.-Josef-Krankenhaus Engelskirchen in Psychologische Beratungsstelle für Eltern, Kinder Form der „Katholische Kliniken Oberberg gGmbH“. und Jugendliche oder spezifisch für Frauen und Die notärztliche Versorgung wird in der Gemeinde Mädchen. Die nächste Einrichtung des Kinder- Lindlar über das sogenannte Rendezvous-System schutzbunds befindet sich in Gummersbach.

114 Stadt- und Regionalplanung Dr. Jansen GmbH

Anregungen der Bürgerinnen und Bürger aus der Beteiligung

. Verbesserung der medizinischen Infrastruktur (Fachärzte, Ambulanz, Hausärzte in den Kirch- dörfern) . „Service Wohnen“ für ältere Menschen in den Kirchdörfern . Pflegeschlüssel in Altersheimen erweitern . Strukturen schaffen, die attraktiv für Landärzte sind (pro Kirchdorf ein Arzt)

Legende zur Abbildung 68

Gemeinde Lindlar – Gemeindeentwicklungskonzept 2035 115

Abbildung 68: Soziale Infrastruktur

Quelle: DTK - Datenlizenz Deutschland - Namensnennung - Version 2.0 (www.govdata.de/dl-de/by-2-0), Darstellung Stadt- und Regionalplanung Dr. Jansen GmbH

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9.6 Entwicklungsziele Erhalt der Lindlarer Schul- und Bildungs- Lindlar präsentiert im Bereich Bildung, Freizeitan- landschaft, Ausbau bedarfsgerechter

gebote und im Themenbereich Soziales und Leben Betreuungsstrukturen im Alter ein breites und gutes Angebot. Auch bei Das Lindlarer Schulsystem ist in Bezug auf Ange- der Befragung der Bürgerinnen und Bürger wurde botsvielfalt und Qualität sehr gut aufgestellt. Daher eine hohe Zufriedenheit mit dem Angebot offen- ist die Zielsetzung, sowohl das Angebot als auch die sichtlich. Qualität auf dem guten Niveau zu halten. Das Vor- handensein aller Schulformen ist für die Attraktivi- Als wichtige Herausforderungen wurde mehrfach tät Lindlars als Wohn- und Arbeitsstandort von genannt, dass auch in der Gemeinde Lindlar zu- extrem hoher Bedeutung. nehmend die grundsätzlichen gesellschaftlichen Trends einer disperser werdenden Gesellschaft Worauf sich alle Schulen, insbesondere die Grund- deutlich werden, bei der die gesellschaftliche Teil- schulen und die Sekundarstufe 1, einstellen müs- habe für bildungsfernere Menschen zunehmend sen, ist, dass immer mehr Kinder und Jugendliche schwieriger wird. Dies sei bei der Weiterentwick- durch die Doppelerwerbstätigkeit der Eltern auf lung zu berücksichtigen. Außerdem wurde an ver- eine Nachmittagsbetreuung angewiesen sind. Hier schiedenen Stellen betont, dass die Angebote für haben Experten die Nachholbedarfe bestätigt. Da- Jugendliche ausgeweitet werden müssen, um gute her ist die nachmittägliche Betreuung und Hausauf- und alternative Freizeitangebote bereitstellen zu gabenhilfe in guter Qualität und mit vielfältigem können, Jugendliche mit geringen Teilhabechancen Angebot auszubauen. Um die Bedarfe richtig ein- besser zu integrieren und für alle eine bessere Iden- schätzen zu können, sollen Schulen, Eltern und tifikation mit Lindlar zu sichern. Kinder/Jugendliche gemeinsam an einem ganzheit- Die Gemeinde Lindlar setzt sich aufgrund dessen für lichen Konzept arbeiten. folgende Entwicklungsziele ein: Vernetzung und Profilierung der Struk- Umfassende Sicherung der gesellschaft- turen: Schule/Beruf/Wirtschaft – Schu- lichen Teilhabe für alle in Lindlar Woh- le/Gesellschaftliches Leben nenden Der Fachkräftemangel ist ein großes gesellschaftli- Auch in Lindlar sind nach Aussagen von Experten ches Thema. Die Attraktivität und die Funktionalität die gesamtgesellschaftlichen Tendenzen einer sozia- einer starken lokalen Ökonomie hängen auch mit len Segregation zu erkennen, wenn auch in weit der Verfügbarkeit von Arbeitnehmern zusammen. geringerem Maße als in großstädtischen Bereichen. Daher sollen weiterführende Schulen vor Ort und So nehmen im Bereich der Kinder- und Jugendarbeit ansässige Unternehmen gemeinsam an einem Kon- die Anzahl derjenigen zu, die nicht die ausreichende zept der engeren Vernetzung von Schule und Beruf Unterstützung oder finanzielle Sicherheit in der arbeiten. Die Kooperationen sollen dabei in beide Familie erfahren, die ein unbeschwertes Leben und Richtungen gehen: Unternehmen gehen in die Schu- Aufwachsen erfordern. Auf diese Kinder und Ju- len und die Schulen in die Unternehmen. gendlichen sollen alle Betreuungs- und Bildungsein- richtungen sowie die Jugendeinrichtungen ein be- Aber auch in gesellschaftlichen Bereichen soll eine sonderes Augenmerk haben und gezielte Hilfe an- engere Verzahnung erfolgen. So könnten Schülerin- bieten, Kontakt zu Beratungs- und Hilfeangeboten nen und Schüler soziale oder touristische Projekte, vermitteln und Hürden beim Annehmen von Hilfen ehrenamtliche Tätigkeiten, Unterstützung der Ver- abbauen. eine etc. übernehmen. Im Gegenzug könnten inte- ressierte Erwachsene, Institutionen etc. ihre Koope- Aber auch Erwachsene in verschiedenen Lebens- ration und Unterstützung an Schulen einbringen. phasen können in schwierige Situationen kommen, in denen Hilfe erforderlich ist. Ziel ist, eine „wache und menschliche Gesellschaft“ in Lindlar zu stärken und zu leben, die auch für Menschen in Notlagen offen ist.

Gemeinde Lindlar – Gemeindeentwicklungskonzept 2035 117

Ausbau der außerschulischen Lernange- 9.7 Leitprojekte bots und der Kinder- und Jugendinfra- Ausweitung der frühkindlichen Betreu- struktur ung, bessere Vernetzung von Tagespfle- Lernen findet heute nicht mehr nur in der Schule ge und Kindertagesstätten statt. Und lebenslanges Lernen ist mehr denn je von Auch in Lindlar haben sich gesellschaftliche Famili- großer Bedeutung. Der Schul- und Bildungsstandort enstrukturen dahingehend entwickelt, dass in den Lindlar soll durch eine konzeptionell neu aufgestell- Familien zunehmend beide Elternteile einer Er- te und aufeinander abgestimmte Angebotsstruktur werbsarbeit nachgehen. Aus diesem Grund steigen für Kinder und Jugendliche gestärkt werden. Dabei die Betreuungsbedarfe in den frühkindlichen Le- geht es nicht nur darum, neue Orte zu schaffen, bensphasen. Ziel ist ein bedarfsgerechtes Angebot sondern auch die vorhandenen Strukturen auf ihre für die Betreuung der Kleinsten vorzuhalten. Darun- Tauglichkeit als außerschulischer Lernort oder au- ter fallen der Ausbau des Angebots in den beste- ßerschulisches Lernangebot zu prüfen und weiter- henden Kindertagesstätten und der Ausbau der zuentwickeln. Schwerpunkte für Lindlar könnten die Kindertagespflege. Um die Bedarfe besser ermitteln Themen Umweltbildung und Naturerhalt, Lernen in zu können, sollen regelmäßige Bedarfserhebungen und mit der Natur oder Freizeit in der Natur sein. erfolgen und mit den KITA-Leitungen abgestimmt Sicherung der bestehenden Infrastruk- werden. Wichtig ist auch, eine gute Vernetzung tur für Menschen im Alter zwischen den Angeboten zu schaffen. Hier soll ein regelmäßiger Austausch stattfinden, um ein ausrei- Die Angebote für Menschen im Alter wurden von chendes und qualitativ gutes Betreuungsangebot vielen Seiten im Bereich Hilfen, Freizeit und Bera- für Kinder bis zum Eintritt in die Grundschule zu tung als sehr gut bezeichnet. Daher wird auch hier sichern. Zu prüfen ist, ob besondere naturnahe das Ziel formuliert, diesen Standard zu halten. Angebote wie der Waldkindergarten ausgeweitet werden können. Sicherung der medizinischen und haus- ärztlichen Versorgung, Ausweitung Konzept für eine verbesserte Nachmit-

mobiler und innovativer Angebote tagsbetreuung

In vielen Landesteilen ist gerade der ländliche Raum vom Ärztemangel betroffen. Auch wenn heute die Auch an den weiterführenden Schulen sollen die Situation in Lindlar in weiten Teilen noch als ausrei- Nachmittagsbetreuung und Nachmittags-Freizeitan- chend eingestuft wird, sollte die Situation stetig gebote ausgeweitet werden. Gerade für die Jahr- evaluiert werden und bei ersten Anzeichen einer gangsstufen 5 bis 7 soll ein für alle drei weiterfüh- Unterversorgung entgegengewirkt werden. Dabei renden Schulen vernetztes Programm geschaffen sollen auch über innovative Wege der Versorgung werden. Dies soll sowohl fördernde schulspezifische wie Onlinesprechstunden, digitale Rezepte, ein Arten wie Hausaufgabenhilfe oder Sprachunterricht attraktives Ärztezentrum, Anreizförderung, Anmie- als auch spannende und schulübergreifende Sport- tung von Praxen nachgedacht werden. oder Freizeitmöglichkeiten umfassen. Zur Errei- chung der Ziele ist von den Schulen und der Ge- meinde eine gemeinsame Strategie zu erarbeiten.

Jährliche Lindlarer Bildungskonferenz zur Verbesserung des Austauschs der Träger

Lindlar verfügt mit dem dreigliedrigen Schulsystem und den Grundschulen über ein Bildungsangebot, dem die Experten und Bürger ein sehr gutes Niveau attestieren. Schule, Bildung und berufliche Perspek- tiven befinden sich jedoch in einem stetigen Wan- del. Mit einer jährlichen Bildungskonferenz sollen

118 Stadt- und Regionalplanung Dr. Jansen GmbH

alle Bildungsträger zusammenkommen und aktuelle Heimat-Manager für Vereine und eh- renamtliche Strukturen Herausforderungen und Themen, aber auch eine

Weiterentwicklung der Lindlarer Bildungslandschaft besprechen. Wichtige Themen sind die Gestaltung Die Gemeinde Lindlar steht für eine hohe Vereins- der Übergänge, die Anpassung von Bildung an ge- vielfalt und damit verbunden für ein bedeutendes sellschaftliche Veränderungen und die Sicherstel- ehrenamtliches Engagement. Um den Vereinen und lung von Teilhabe bildungsferner Familien an Bil- den vielen Ehrenamtlern eine Wertschätzung, aber dung. auch Unterstützung und Steuerung sowie Entwick- lungsperspektiven zu bieten, ist die Benennung Aufstockung des Personals zur Verbes- oder Einstellung eines Heimatmanagers ein Leitpro- serung der Freizeit- und Teilhabeange- jekt. Der Heimatmanager wäre Ansprechpartner für bote für alle alle Aktiven in der Gemeinde, um Aufgaben sind

gemeinsame Aktivitäten zu planen und durchzufüh- Ein wichtiges Thema in allen Beteiligungsschritten ren, Synergieeffekte für die Einrichtungen und Ver- zum Gemeindeentwicklungskonzept war die Aus- eine herauszuarbeiten sowie gemeinsame Projekte weitung der Angebotsstrukturen für Jugendliche. wie z. B. den Ehrenamtstag und andere Formen der Das gemeindliche Angebot kann bei den bestehen- gesellschaftliche Begegnung zu entwickeln. den personellen Strukturen jedoch nicht weiter ausgebaut werden. Daher ist eine zentrale Forde- Auch der Aufbau einer Börse bzw. Plattform, auf rung aus den Reihen der Einrichtungen, das Perso- der sich alle Aktiven austauschen können und Akti- nal im Bereich der Jugendbetreuung aufzustocken. vitäten aufeinander abstimmen, soll vom Heimat- manager übernommen werden. Aufgrund der räumlichen Struktur der Gemeinde wird es jedoch nicht möglich sein, für alle Kirchdör- Anreizförderung für neue Ärzte fer ein Angebot zu schaffen. Daher soll gemeinsam

mit den gemeindlichen Jugendtreffs und den kirch- lichen Trägern und Jugendlichen vor Ort überlegt Obwohl die medizinische Versorgungssituation in werden, welche (mobilen) neuen Angebote für Lindlar noch als ausreichend eingestuft wird, sind welche Zielgruppe und welches Alter an welcher Veränderungen für den ländlichen Raum absehbar. Stelle geschaffen werden sollen. Wichtiges Ziel ist, Zudem wünschen sich die Bewohner eine bessere den Jugendlichen bedarfsgerechte neue Möglichkei- Versorgung in den Kirchdörfern. ten zu offerieren. Dabei geht es nicht um überregi- onal bedeutsame Highlights, sondern um Unterstüt- Aus diesem Grund soll für Lindlar ein Konzept erar- zung bei Fragen rund um die tägliche Alltagsbewäl- beitet werden, mit dem für angehende oder erfah- tigung der Jugendlichen in einer sich schnell wan- rende Mediziner Anreize geschaffen werden, sich delnden Welt. dauerhaft in Lindlar mit einer Praxis anzusiedeln. Diese Anreize können monetärer oder unterstüt- zender Natur sein. Es wird ein Arbeitstreffen aller medizinischen Träger (Ärzte, Pflegedienste, Senio- renberater) in Lindlar vorgeschlagen, die beraten, wie die medizinische Versorgung in Lindlar bis 2035 gesichert werden kann. Aus dem Auftakttreffen können ein Netzwerk und Kooperationen der medi- zinischen Träger in Lindlar entstehen, die den Standort Lindlar für Praxis-Nachfolger wie für Neu- ansiedlungen interessant machen.

Gemeinde Lindlar – Gemeindeentwicklungskonzept 2035 119

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Zehntes Kapitel Zukunftsthema Dörfliches Leben – Dörfliche Identität

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10 Zukunftsthema Dörfliches Leben – Förderung des Zugehörigkeitsgefühls Dörfliche Identität zum Hauptort

Gerade bei den übergeordneten Themen der Ge- 10.1 Dörfliche Qualitäten und dörflicher meindeentwicklung wie Sicherung der Nahversor- Zusammenhalt gung, der Bildungsinfrastruktur, der lokalen Öko- Die Bewohnerinnen und Bewohner der Gemeinde nomie und des Tourismus ist ein gemeinsames Lindlar stufen ihre Gemeinde als ländlich ein. Der Agieren der Bewohner- und Akteursschaft wichtig. dörfliche Charakter und das ländliche Flair sowie die In allen Kirchdörfern und Ortschaften ist es daher kleinteiligen Siedlungsstrukturen und identitätsstif- erforderlich, eine Zugehörigkeit zur Gesamtgemein- tenden Gebäude und öffentlichen Räume werden de zu entwickeln und das Agieren nicht nur auf den als heimatstiftend und Identitätsfördernd empfun- jeweiligen Wohnstandort zu beziehen, sondern den. Die Lindlarer und Lindlarerinnen schätzen das auch auf die Gesamtgemeinde. Leben im Einklang von dörflichen Qualitäten und Natur. Das Heimat- und Zugehörigkeitsgefühl wird Stärkung des vielfältigen Vereinslebens durch die zahlreichen Vereine gestützt; sie fördern und Vernetzung der Vereine innerhalb

ein gutes Miteinander und die örtliche Verbunden- der Ortschaften heit. Zudem wird das dörfliche Leben durch ein Bewusstsein schaffen für Ehrenamt und hohes Engagement der Bürger in der Gemeinschaft Nachbarschaftshilfe gefördert. Gerade Familien mit Kindern und Jugend- Vereine und Ehrenamt fördern und lichen schätzen das gute Leben und das behutsame zukunftsfähig halten Aufwachsen in der Gemeinde. Das Vereinsleben und das ehrenamtliche Engage- ment ist an vielen Stellen in der Gemeinde die wich- 10.2 Entwicklungsziele tigste Säule des dörflichen und gemeinschaftlichen Die Gemeinde Lindlar setzt sich für folgende Ent- Lebens sowie der gemeindlichen Solidarität. Hier wicklungsziele ein: findet eine Fülle von Tätigkeiten und nachbarschaft- licher Hilfe statt, die nicht mit öffentlichen Angebo- Bewahrung und Stärkung der örtlichen ten abgedeckt werden können. Allerdings werden Besonderheiten in den Ortschaften die Arbeit und das hohe Engagement der Aktiven in

Lindlar besteht neben dem Hauptort aus fünf Kirch- Vereinen, dörflichen Strukturen und Nachbarschaf- dörfern und weit über 100 Ortschaften. In Lindlar ten wenig wertgeschätzt und eher als selbstver- besonders ist, dass sich die Lindlarer und Lindlare- ständlich angesehen. Die Arbeit lastet oftmals auf rinnen eher zum jeweiligen Wohnort und nicht den gleichen Schultern, und es fehlt der Nach- zwangsläufig zum Hauptort Lindlar zugehörig füh- wuchs, durch den die Arbeit nachhaltig gesichert len. Dieses Zugehörigkeitsgefühl als Ausdruck der würde. Hier soll verstärkt für die Bedeutung der dörflichen Identität soll weiter gestärkt werden. Vereine und des Ehrenamts geworben und Struktu- Gerade in den Kirchdörfern sollen sowohl die dörfli- ren aufgebaut werden, die die Wertschätzung der che Infrastruktur und die dörfliche Gemeinschaft als Aktiven, aber auch die Funktionalität von Vereinen auch die städtebauliche Mitte eines jeden Kirch- sicherstellen. Gemeinsam soll an einem zukunftsfä- dorfs ausgebaut werden. Jede Dorfgemeinschaft higen Konzept zur Sicherung und zum Ausbau der soll wie in der Vergangenheit ihre eigene Identität bestehenden Strukturen gearbeitet werden. behalten. Gleichwohl gibt es viele Themen inner- halb des Gemeindeentwicklungskonzepts, welche die gesamte Gemeinde betreffen und wo ein Zuge- hörigkeitsgefühl zur Gesamtgemeinde wünschens- wert ist.

Gemeinde Lindlar – Gemeindeentwicklungskonzept 2035 123

10.3 Leitprojekte Arbeitskreis „Dorfvereine“ zum dör- Nachwuchsförderung für ehrenamtliche ferübergreifenden Austausch der Erfah- Tätigkeiten

rungen in der Vereinsarbeit

Viele Vereine leiden unter Nachwuchsproblemen; In allen Kirchdörfern und über die Gemeinde ver- die Arbeit der Vereine lastet oft auf wenigen und teilt gibt es Angebote im Freizeit- und Sportbereich, eher „älteren“ Schultern. Aus diesem Grund soll in der Kinder- und Jugendarbeit und im dörflichen gemeinsam mit dem Heimatmanager und dem oder kirchlichen Gemeindeleben. Viele Vereine Arbeitskreis der Dorfvereine ein Nachwuchspro- arbeiten aber nebeneinander her oder sind nur auf gramm erarbeitet werden. Es umfasst die Themen ein Kirchdorf fokussiert. Anzustreben ist, einen Aufklärung und Information, Marketing und Wer- Arbeitskreis aller Vereine zu gründen, der zu be- bung. stimmten Themen oder Anlässen kommuniziert und einen gemeindeübergreifenden Austausch und eine Marketing für vorhandene Vereine – Ein Vernetzung organisiert. Der Arbeitskreis kann so gemeinsamer Auftritt aller Vereine

auch die Interessen aller Vereine nach außen ver- treten. Gemeinsame Themen sind beispielhaft: Um das breite Angebot der Vereine für alle Bürge- Terminkoordination, Organisationsunterstützung, rinnen und Bürger transparent zu machen, hatten gemeinsames Sponsoring, Entwicklung gemeinsa- die Bürgerinnen und Bürger die Idee, eine gemein- mer Feste oder Profile für die Vereine, gegenseitige same Webseite oder einen gemeinsamen Auftritt Unterstützung, Synergieeffekte beim Austausch von aller Vereine auf einer Social-Media-Plattform zu Materialien und Equipment. Der Arbeitskreis Dorf- installieren. Initiator sollte der Heimatmanager sein, vereine soll eng mit dem Heimatmanager zusam- der sukzessive alle Kontakte, Informationen und menarbeiten. gemeinsame Ideen bündelt.

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Elftes Kapitel Räumliche Vertiefungsbereiche

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11 Räumliche Vertiefungsbereiche gestärkt werden. Um neben den übergeordneten gemeindlichen Strategien auch die einzelnen Ort- schaften besser beleuchten zu können, wurde jedes 11.1 Einstieg Kirchdorf als einzelner Vertiefungsbereich nochmals In den vorangegangenen Kapiteln wurden die Be- untersucht. In den nun folgenden Steckbriefen sind sonderheiten der Gemeinde Lindlar und die Ent- die wesentlichen baulichen sowie infrastrukturellen wicklungsziele der Gemeindeentwicklung thema- Besonderheiten eines jeden Kirchdorfs aufgeführt tisch herausgearbeitet. Da der analytische Schwer- sowie die sich aus der Analyse ergebenden Heraus- punkt und die konzeptionellen Überlegungen des forderungen und Handlungsbedarfe formuliert, die Gemeindeentwicklungskonzepts auf der Gesamt- in einer Karte räumlich verortet wurden. gemeinde liegen und mit dem Gemeindeentwick- lungskonzept ein Handlungsrahmen für die Ge- Im weiteren Verlauf des gemeindlichen Entwick- meindeentwicklung erarbeitet werden soll, sind lungsprozesses werden die Herausforderungen und viele Ausführungen und Aussagen übergeordneter Handlungsbedarfe der einzelnen Kirchdörfer noch Natur. Die jeweiligen Besonderheiten der Kirchdör- tiefgreifender untersucht und konzeptionell auf den fer werden daher nicht immer im Einzelnen explizit Ort angepasste Maßnahmen und Projekte entwi- herausgestellt. ckelt. Auch hier werden die Bürgerinnen und Bürger Lindlars weiterhin an dem Prozess beteiligt. Die dezentralen Strukturen Lindlars, die sich im Hauptort Lindlar und den umliegenden Kirchdörfern Die nun folgenden räumlichen Vertiefungsbereiche zeigen, sind Grundgerüst der Gemeinde und sollen werden in Form des unten dargestellten Steckbriefs durch den Gemeindeentwicklungsprozess weiterhin konkretisiert.

Ortsteil

Einwohner Städtebauliche Grundstruktur Siedlungsentwicklung/ Wohnungsbau Gewerbe Anbindung Nahversorgung Sehenswürdigkeiten und Naherholung Anregungen der Bürgerinnen und Bürger aus der Beteiligung Herausforderungen und Handlungsbedarfe

Gemeinde Lindlar – Gemeindeentwicklungskonzept 2035 127

Für die Kartendarstellungen in den Steckbriefen ist darauf hinzuweisen, dass nicht alle Aussagen und Maßnahmen konkret verortet werden können bzw. erst in einem Beteiligungsprozess mit den Bewoh- nern der Kirchdörfer erarbeitet werden sollen. Bei- spielhaft zu nennen ist die Gestaltung der Ortsmit- ten. Im engen Austausch mit den Bewohnern sind z. B. folgende Fragen zu erörtern: Sollte der Dorf- platz charakteristischer gestaltet werden? Wo feh- len Aufenthaltsmöglichkeiten? Wo könnten Mobil- stationen verortet werden?

Darüber hinaus werden in den Karten die zum jetzi- gen Zeitpunkt der parallelen Flächennutzungsplan- Neuaufstellung diskutierten potenziellen Siedlungs- erweiterungsflächen sowie ungenutzte Bauflächen dargestellt. Die Flächendarstellungen sind daher nicht gesetzt, sondern sollen nur verdeutlichen, welche Innenentwicklungsmöglichkeiten möglich sind und über welche siedlungsstrukturellen Ent- wicklungsbereiche aktuell nachgedacht wird. Oft- mals handelt es sich bei den dargestellten Sied- lungserweiterungsbereichen um Alternativstandor- te.

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11.2 Lindlar Hauptort

Lindlar Hauptort

Einwohner 8.955 Einwohner im Jahr 2017 Städtebauliche Grundstruktur Die L 299 durchquert Lindlar in der Länge und trennt den Hauptort in einen Nord- und einen Südteil. Parallel zur Straße verläuft der Lennefer Bach. Eine zweite West-Ost-Achse ist die Hauptstraße als Rückgrat des Ortskerns. Um die Kirche St. Severin und entlang der Kölner Straße konzentrieren sich Einzelhan- del, Gastronomie und verschiedenen Dienstleistungen. Zur Hauptstraße zeigt sich der Ortskern von einer städtebaulich unattraktiven Seite – Flächen für den ruhenden Verkehr, mindergenutzte Grundstücksberei- che und Gebäuderückseiten prägen den zentralen Bereich entlang der Haupt- straße. Der Bereich wirkt insgesamt wenig einladend und bildet kein angemes- senes Entree zum historischen Ortskern. Der westliche Ortseingang auf Höhe des Schlosses Heiligenhoven ist weder gestalterisch ablesbar, noch ist die Hauptstraße als Einfallstraße und verbin- dendes Glied zwischen dem Wohngebiet Lindlar West und dem Freizeitpark und Schloss Heiligenhoven sicher zur überqueren. Im Grunde bildet das LVR- Freilichtmuseum bereits den Auftakt des Hauptorts, der Bereich wird jedoch nicht als solcher wahrgenommen. Siedlungsentwicklung/ Vom Ortskern ausgehend hat sich der Hauptort Richtung Westen und Osten Wohnungsbau entwickelt. Die Siedlungsentwicklung in Richtung Norden wird durch den Orts- teil Altenlinde und Abgrabungsflächen am Berg Brunerst begrenzt. Der Sied- lungsraum von Altenlinde und Lindlar-Ort gehen fließend ineinander über. Auch in südlicher Richtung nähern sich Lindlar-Ort und die kleinteiligen Ort- schaften Bolzenbach-Schümmerich und Altenrath-Bröhl immer weiter an. Der Lindlarer Hauptort ist im Wesentlichen geprägt durch eine lockere Wohn- bebauung mit überwiegend Ein- und Zweifamilienhäusern. Nur im historischen Ortskern und entlang der Hauptstraße zeigt sich vereinzelt eine geschlossene Straßenrandbebauung.

Gemeinde Lindlar – Gemeindeentwicklungskonzept 2035 129

Lindlar Hauptort

Der Kern des ursprünglichen Lindlar liegt am Südrand der flachen Lennefer- bachmulde. Der Ortsausbau vor 1900 vollzog sich entlang der Hauptstraße sowie entlang der Straße, die Lindlar gen Nordwesten Richtung Lindlarer Sülz verlässt (Altenlinde). Ein wesentlicher Entwicklungsschritt erfolgte mit dem Bau der Bahnstrecke von Immekeppel bis Lindlar (1909 bis 1912), die über eine charakteristische Schleife westlich des Orts Lindlar erreichte. Das Bahnhofsge- bäude wurde im Ortsteil Altenlinde errichtet, der nach wie vor von Gewerbe- ansiedlungen geprägt ist und dessen Straßennamen auf die ehemalige Bahn- strecke hinweisen. Die ehemalige Gleisschleife ist durch den heutigen Sülztal- Radweg und den Straßenverlauf Lindenallee/Auf dem Heidchen erkennbar. Der Hauptort Lindlar ist nach und nach gewachsen. Nach 1955 erfolgte eine verstärkte Erweiterung Lindlars um Wohngebiete zwischen dem städtischer werdenden Dorfkern und dem Falkenhof im Westen sowie ab 1960 südlich des Lennefer Bachs. Parallel zur Wohnnutzung wurden große Gemeinbedarfsflä- chen geschaffen, um dem gestiegenen Bedarf an Schulen, Kindergärten und Sportplätzen zu entsprechen. Die baulichen Erweiterungen verdoppelten die bebaute Fläche Lindlars. Später folgten die Wohngebiete nördlich der Straße Am Kirschbäumchen und Klauser Straße. Im letzten Jahrzehnt wurde das Wohngebiet am Ostrand an der Jugendherber- ge entwickelt, in jüngster Zeit entstand das Neubaugebiet Lindlar West, das in den Landschaftsraum hineinragt. Die innerörtlichen Wohngebiete am Ruhrweg (entlang der Kölner Straße) und nördlich des Friedhofs befinden sich aktuell im Bau. Der neue Eigentümer des Lindlarer Krankenhausgeländes, die HKM Projektge- sellschaft, baut dieses zu Seniorenwohnungen mit anschließenden Arztpraxen und Raumangeboten für medizinnahe Dienstleistungen um. Wertvolle und umnutzbare Gebäudestrukturen werden dabei erhalten. Die Krankenhauska- pelle wird entwidmet und soll anderweitig genutzt werden. Auf Grundlage des Flächennutzungsplans der Gemeinde Lindlar verfügt der Hauptort über größere Wohnbaupotenzialfläche zwischen der Borromäusstra- ße und der Schillerstraße. Weitere nennenswerte Nachverdichtungspotenziale bzw. ungenutzte Potenziale befinden sich zwischen der Straße im Rosengarten und der Straße zur Heide, zwischen der Straße Am langen Hahn und dem Schwalbenweg. Eine weitere Wohnbaufläche zur Ortsabrundung ist zwischen Buchenweg und Lindenallee zu verorten. Weitere kleine Nachverdichtungspo- tenziale sind in über den Ortskern verteilten Baulücken zu finden. Der Regionalplan der Bezirksregierung stellt über die Flächennutzungsplandar- stellung hinaus Allgemeine Siedlungsbereiche dar, die nachweislich des Wohn- bauflächenbedarfs als Bauflächen in den Flächennutzungsplan übernommen werden können. Nicht alle diese Flächen eignen sich nach einer ersten Ein- schätzung für eine Siedlungserweiterung, daher wurden zusätzliche Flächen identifiziert, die geprüft werden sollten. Gewerbe Nördlich des Orts liegen drei große Steinbrüche mit angrenzendem Gewerbe (Steinbruchbetriebe), die sich in den Hang des Brungerst eingraben und in denen Grauwacke gewonnen wird. Weitere Gewerbeansiedlungen sind am

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Lindlar Hauptort

nordwestlichen Rand des Orts entlang der Straßen Altenlinde/Bahnhofstraße/ Am Bahndamm und im Süden im Übergang zu den Ortsteilen Bolzenbach und Schümmerich (Gewerbegebiet Bolzenbach) ansässig. Ein einzelner Discounter befindet sich in städtebaulich wenig integrierter Lage am Ostrand des Haupt- orts. Auf dem Gelände der ehemaligen Papierfabrik werden mehr und mehr Event- und Freizeitnutzungen etabliert (Kletterhalle, Veranstaltungshalle, Gas- tronomie). Im Randbereich sind gewerbliche Nutzungen vorzufinden. Anbindung An der Hauptstraße im Ortskern liegt der Busbahnhof als zentrale Anlaufstel- le vieler Buslinien. Der Hauptort ist im ÖPNV durch die Buslinien 307, 332, 335, 398 und 421 erschlossen. Zusätzlich verkehrt der Bürgerbus. Der Bus- bahnhof zählt aufgrund seiner städtebaulichen Gestaltung und ausschließli- chen Reduzierung auf die Verkehrsfunktion zu den unattraktiven Bereichen im Ortskern. Nahversorgung Im Ortskern befinden sich die zwei Lebensmittel-SB-Betriebe Edeka und Rewe, ergänzt wird das Angebot durch die Discounter Norma im Ortskern, Lidl am östlichen Ortsrand und Aldi in Altenlinde. Hinzu kommen Geschäfte unterschiedlicher Einzelhandelsbranchen. Der Ortskern ist zugleich der Ein- zelhandelsschwerpunkt der Gemeinde. Ganz vereinzelt sind Leerstände vorzufinden, die jedoch noch nicht gebietsprägend sind. Sehenswürdigkeiten und Als touristische Attraktionen im Hauptort sind insbesondere das LVR- Naherholung Freilichtmuseum, die Steinbrüche, das Schloss Heiligenhoven sowie die Klet- terhalle 2T zu nennen. Das Freilichtmuseum beabsichtigte eine Erweiterung der nördlichen temporären Eventflächen und Parkplatzes zur Hauptstraße. Da der Haupteingang der Freilichtmuseums an der L 299 vom Ortskern auf direktem Wege nur über einen schmalen straßenbegleitenden Weg an der L 299 zu Fuß oder mit dem Rad zu erreichen ist, ist die Wegeverbindung über den Grünspange Schlosspark und Freizeitpark oder über die Wegeachse Hauptstraße touristisch auszubauen, um Besucher der Museums auch in den Ortskern zu lenken. Größere öffentliche Grünflächen im Hauptort sind der Park rund um die Villa Pietz, der Freizeitpark und der Schlosspark Heiligenhoven. Der Park um die Villa Pietz stellt eine wichtige Wegeverbindung vom Ortskern zum 2T- Eventareal dar und ist durch alte Baumbestände geprägt. Darüber hinaus hat sich hier der Gemeinschaftsgarten „Essbares Lindlar“ angesiedelt, der von Bürgerinnen und Bürgern gepflegt wird, wodurch ein Treffpunkt mit berei- chernden Begegnungen und Bekanntschaften entstanden ist. Die Parkanlage wirkt jedoch vernachlässigt und sollte perspektivisch als Grüne Lunge der nördlichen Quartiere des Hauptorts aufgewertet und regelmäßig gepflegt werden. Der Schlosspark Heiligenhoven und der Freizeitpark, die nahtlos ineinander übergehen, haben für die Naherholung und das Freizeitangebot im Hauptort einen hohen Stellenwert. Gleichwohl sind beide Bereiche aus gestalterischen und funktionalen Gesichtspunkten optimierbar. Anregungen der Bürgerinnen und . Ausweitung des Sortiments und Erhöhung der Vielfalt im Einzelhandelsbe- Bürger aus der Beteiligung satz (Buchhandlung, Textilien etc.) . Ärztliche und fachärztliche Versorgung sichern und weiter ausbauen . Maßvolle Verdichtung und Wohnraum für alle schaffen

Gemeinde Lindlar – Gemeindeentwicklungskonzept 2035 131

Lindlar Hauptort

. Keine Verstädterung Lindlars, Grünflächen innerhalb der Siedlungsstruk- turen und um Lindlar erhalten . ÖPNV weiter ausbauen und Verkehrsberuhigung in einigen Straßen (be- sonders vor sozialen Einrichtungen für Kinder) . Verkehrssicherheit für Fußgänger und Radfahrer erhöhen . Aufwertung der Pflasterung im historischen Ortskern und allgemeine Erhöhung der Barrierefreiheit . Aufwertung der Freizeitstrukturen in Lindlar . Angebote für Kinder und Jugendliche erhöhen

Herausforderungen und Durch verschiedene investorengetragene Projekte wurden und werden immer Handlungsbedarfe wieder neue Entwicklungsimpulse im Hauptort gesetzt. Zu nennen sind bei- spielsweise die aktuellen Vorhaben Burn-Out-Klinik im Schloss Heiligenhofen und Vitalquartier am ehemaligen Krankenhaus-Standort, aber auch die Umnut- zung der ehemaligen Papierfabrik zur Event- und Freizeitlokation. Im Gegensatz dazu wurden in den letzten Jahren weniger wegweisende Projekte im öffentli- chen Raum umgesetzt. Grundsätzlich sind für den Hauptort – auch im Vergleich mit anderen Kommunen – keine maßgeblichen städtebaulichen Defizite nach- weisbar, die die Lebensqualität und Attraktivität des Ortes in Frage stellen. Gleichwohl sind die Möglichkeiten der städtebaulichen Aufwertung des Orts- kerns nicht von der Hand zu weisen.

Als Herausforderungen der Gemeindeentwicklung bzw. der zukunftsorientier- ten Entwicklung des Hauptorts wurden u. a. folgende Entwicklungsbausteine identifiziert:

. Städtebauliche Attraktivierung des Ortskerns (Adressbildung des Orts- kerns zur L 299, Aufwertung des öffentlichen Raums des historischen Kerns unter dem Gesichtspunkt Barrierefreiheit und „Altstadtcharakter“) . Sicherung der Nahversorgung, Umgang mit (temporären) Leerständen, Unterstützung der Einzelhändler, Aufwertung der Eichenhofstraße als Ge- schäftslage . Bessere Verknüpfung/Verbindung der touristischen Angebote mit dem Ortskern (LVR-Freilichtmuseum, Steinbrüche etc.) . Aufwertung des Schlossparks und des Freizeitparks mit gleichzeitiger Ver- bindung zur Ortsmitte . Maßvolle Siedlungserweiterung, Prüfung der Möglichkeiten von Mehrfa- milienhausbebauung (gut angebunden/zentrumsnah) . Umstrukturierung des Busbahnhofs zur Mobilstation/städtebauliche Auf- wertung des Busbahnhofs . Profilierungsstrategie über Events in Verbindung mit innovativen Angebo- ten im Handel und der Gastronomie . Quartiersbezogene Öffnung des Gymnasiums

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Lindlar Hauptort

Gemeinde Lindlar – Gemeindeentwicklungskonzept 2035 133

11.3 Frielingsdorf/Scheel

Frielingsdorf/Scheel

Einwohner 2.587 Einwohner in 2017 Hier 3 Fotos einfügen Städtebauliche Grundstruktur Das Kirchdorf Frielingsdorf liegt auf einem flachen Bergrücken im Südosten des Gemeindegebiets. Natürliche Siedlungsgrenze bildet der Scheelbach im Süden des Orts. Die einst eigenständigen Ortschaften Frielingsdorf und Scheel sind zu einem Siedlungskörper zusammengewachsen. Siedlungsentwicklung/ Anfang des 19. Jahrhunderts bestand Frielingsdorf nur aus wenigen Gebäuden Wohnungsbau entlang der Straße nach Scheel und den Straßen Richtung Sülz. An der Größe des Orts änderte sich bis Mitte des 20. Jahrhunderts wenig, die bestehenden Siedlungsbereiche dehnten sich nur langsam aus. Erst nach dem zweiten Welt- krieg wurden zahlreiche Wohnstraßen neu angelegt, sodass von einem Maß- stabssprung gesprochen werden kann. Frielingsdorf hat sich vor allem südwest- lich der L 97 in die Hanglage hinauf Richtung Timberg mit Wohnbauflächen ausgedehnt, östlich des historischen Dorfkerns hangabwärts Richtung Scheel- bach und im Norden Richtung Scheel zwischen Jan-Wellem-Straße/Eibachstraße und Waldrand. Das Ortszentrum von Frielingsdorf wird von einem großen Ver- kehrskreisel geprägt, an dem die Landesstraßen 97 und 302 zusammentreffen. Hier konzentrieren sich einige Einkaufsmöglichkeiten sowie Gastronomie und der Busbahnhof Frielingsdorf. Teile des historischen Ortskerns mit der Kirche St. Apollinaris erstrecken sich anschließend gen Nordosten entlang der Jan- Wellem-Straße. An der Eibachstraße Richtung Scheel liegt eine Gemeinbedarfsfläche mit Feuer- wehrhaus, Kindergarten und Sporthalle sowie eine landwirtschaftliche Fläche, die gänzlich von Bebauung und hangaufwärts vom Friedhof umgeben ist. Süd- lich der Eibachstraße befindet sich eine weitere, größere landwirtschaftliche Fläche, die auf drei Seiten von Wohnbebauung und auf einer Seite von Sportan- lagen eingefasst ist. Scheel weist einen recht kompakten historischen Sied- lungskern auf. Seit 1972 befindet sich in seiner Mitte ein Park mit Brunnen. Scheel wurde vor allem nach Norden in Richtung Wald um Wohnbauflächen erweitert, außerdem in kleinerem Umfang am östlichen und südlichen Rand.

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Frielingsdorf/Scheel

In beiden Ortsteilen liegen innerhalb der geschlossenen Siedlungsstruktur meh- rere unbebaute Freiflächen. Der Flächennutzungsplan der Gemeinde Lindlar weist im Ortsrandbereich weitere Wohnbauflächen aus, die z. T. schon in Be- bauungspläne übersetzt, aber noch nicht entwickelt bzw. bebaut wurden. Anbindung Im Ortskern treffen die Landesstraßen 97 und 302 an einem großen Verkehrs- kreisel zusammen. Die L 97 kommt von Hartegasse und führt über Frielingsdorf nach Kaiserau in das industriell geprägte Leppetal. Die L 302 führt nach Norden Richtung Wipperfürth. Aus Scheel führt keine überörtliche Straße heraus. Die Strecke vom Zentrumskreisel zur nächsten Autobahnauffahrt nach Engelskir- chen beträgt ca. 8 km. Zum Ortskern Lindlar beträgt die Entfernung 4,5 km. Vier Buslinien fahren durch Frielingsdorf, wovon drei Linien ihre End- bzw. Starthaltestelle im Kirchdorf haben (307, 308, 335). Die durchgängige Buslinie 333 verbindet Frielingsdorf mit Wipperfürth und Engelskirchen. Der Busbahnhof Frielingsdorf ist die am häufigsten frequentierte Haltestelle im Zentrum des Dorfs. Drei weitere Haltestellen erschließen die nordöstlich gelegenen Wohn- gebiete und Scheel. Eine weitere Haltestelle befindet sich hangabwärts an der Frielingsdorfer Straße. In Scheel befindet sich die Endhaltestelle der Buslinie 335 von Bergisch Gladbach nach Scheel, die jedoch nur selten angefahren wird. Meist enden die Busfahrten bereits im Busbahnhof Frielingsdorf. Nahversorgung Für die Nahversorgung in Frielingsdorf ist insbesondere der Rewe mit integrier- ter Bäckerei relevant, der sich im Zentrum des Kirchdorfs befindet. Eine Tank- stelle, zwei Autowerkstätten, Restaurants (Vereinslokal), ein Allround-Discoun- ter, eine Fahrschule, ein Bekleidungsgeschäft, die Kreissparkasse und die Volks- bank, eine Apotheke, ein Hotel mit Restaurant, Ambulanter Pflegedienst und Arztpraxen bieten den Bewohnern Frielingsdorfs alles für den täglichen Bedarf und stellen damit die Grundversorgung sicher. Sehenswürdigkeiten und Östlich des Ortsteils Frielingsdorf liegt die Ruine der ehemaligen Wasserburg Naherholung Eibach (14. Jahrhundert), die noch heute von einer Wasserfläche umgeben ist. In direkter Nachbarschaft sind Mauerreste der Burg Neuenberg aus dem 15. Jahrhundert erhalten geblieben. In der Nähe beider Ruinen liegt auf dem Neu- enberg eine Kalksteinhöhle, die sogenannte Zwergenhöhle. Sie umfasst eine etwa 2 m hohe, 5 m breite und 7 m lange Erdöffnung, die schräg in den Berg hineinführt. In der Höhle wurden Reste von prähistorischen Gefäßen gefunden. Darüber hinaus bietet die 12 Oaks Ranch Westernreiten und Natural Horse- manship an. Anregungen der Bürgerinnen und . Erhalt der Grünstrukturen in und rund um Frielingsdorf Bürger aus der Beteiligung . Verkehrssicherheit erhöhen . Ausbau und Verbesserung des Radwegenetzes und der Wanderwege . Innenentwicklung ermöglichen sowie weiteres Bauland ausweisen . Verbesserung der Pflege der öffentlichen Grün- und Freiflächen . Erhalt und Sicherung der sozialen Infrastrukturen

Gemeinde Lindlar – Gemeindeentwicklungskonzept 2035 135

Frielingsdorf/Scheel

Herausforderungen und Das Kirchdorf Frielingsdorf bildet einen weiteren Siedlungsschwerpunkt der Handlungsbedarfe Gemeinde und weist neben dem Hauptort die größte zusammenhängende Siedlungsstruktur auf. Umso bedeutender ist, dass der historische Ortskern von Scheel über gänzlich andere städtebauliche und dörfliche Qualitäten verfügt als das Zentrum von Frielingsdorf. Beide Ortsmitten bieten durchaus das Potenzial, charakteristischer und als dörfliche Treffpunkte schöner und funktionsgerechter gestaltet zu werden.

Folgende weitere Herausforderungen der Dorfentwicklung und Handlungsbe- darfe für die Zukunft wurden erkannt:

. Räumliche Inszenierung der Kirche St. Apollinaris sowie Umfeldgestaltung, Belebung Ortszentrum, Steigerung der Aufenthaltsqualität, Verkehrsopti- mierung , Umstrukturierung und städtebauliche Aufwertung des Busbahn- hofs zur Mobilstation (Gesamtkonzeption für das Frielingsdorfer Zentrum) . Aufwertung einzelner ortsbildprägender Gebäude im Zentrum von Frielingsdorf . Sicherung der bestehenden Nahversorgungsstrukturen in Frielingsdorf für das Kirchdorf insgesamt sowie für Hartgasse und die umliegenden Dörfer, Abbau von Leerständen, Optimierung der Erreichbarkeit der Nahversor- gungsstrukturen in Frielingsdorf für Scheeler Bürgerinnen und Bürger . Sicherung des Dorfschulstandorts und Schulbetriebs der Gemeinschafts- grundschule Frielingsdorf . Siedlungsentwicklung mit besonderem Fokus auf die Innenentwicklung, Prüfung Mehrfamilienhausbebauung

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Frielingsdorf/Scheel

Gemeinde Lindlar – Gemeindeentwicklungskonzept 2035 137

11.4 Hartegasse/Kapellensüng

Hartegasse/Kapellensüng

Einwohner 1.933 Einwohner in 2017 Siedlungsentwicklung/ Das Kirchdorf Hartegasse liegt im Sülztal und besteht aus den siedlungsstruktu- Wohnungsbau rell zusammengewachsenen Ortsteilen Hartegasse und Kapellensüng. Die Gebäude des historischen Dorfs Hartegasse reihten sich im 19. Jahrhundert in der Form eines Straßendorfs entlang der von Südwesten nach Nordosten verlaufenden Sülztalstraße auf (heutige L 284). Die Bebauung des Kirchdorfs konzentrierte sich im Wesentlichen auf den Straßenabschnitt in Ost-West- Ausrichtung und am Knick, ein weiterer Siedlungsschwerpunkt lag an der Stra- ßenkreuzung nach Brochhagen (Steinenbrück). Der Ort Süng lag abseits der überörtlichen Talstraße und umfasste wenige, in vier Weiler verteilte Häuser hangaufwärts um die Kirche St. Agatha und entlang kleinerer Wege. Beide Orte erweiterten sich kaum bis zur Mitte des 20. Jahr- hunderts und waren durch eine freie Fläche voneinander getrennte bauliche Einheiten. Heute sind Kapellensüng und Hartegasse städtebaulich miteinander verbunden. Die Hangfläche zwischen Kapellensüngs historischem Dorfkern und der histori- schen Bebauung von Hartegasse entlang der Sülztalstraße ist aufgefüllt mit einer lockeren Wohnbebauung aus Ein- und Mehrfamilienhäusern. Auch ent- lang der Straße zum Ortsteil Bonnersüng reihen sich Wohnhäuser auf. Andere Bereiche von Hartegasse sind dagegen kaum gewachsen. Erweiterungsbereiche befinden sich zwischen der Straße Am Südhang und dem großen Gelände des Gewerbebetriebs Orbach (Holzhandel), die beide nördlich der Sülztalstraße in die Landschaft hineinragen. Im Süden ist an der Sülztalstraße außerhalb des Orts eine große Sportanlage entstanden. Nördlich der alten Mühle liegt ein großer landwirtschaftlicher Betrieb. Die Ortschaft Hartegasse-Kapellensüng besitzt aufgrund seiner historischen Entwicklung keinen erkennbaren Ortskern oder zentralen Platz.

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Hartegasse/Kapellensüng

Für das Kirchdorf Hartegasse wird zur Sicherung des vielfältigen infrastrukturel- len Angebots aus Grundschule, Kindergarten, Volksbank-Filiale, mobiler Spar- kassenservice, Sportstätte und ÖPNV-Anbindung sowie optionalen Angebotser- gänzungen die regionalplanerische Darstellung als Allgemeiner Siedlungsbereich mit weitergreifenden Entwicklungsmöglichkeiten angestrebt. Anbindung Hartegasse wird von der L 284 durchquert, von der im Osten des Orts die L 97 nach Frielingsdorf abzweigt. Die L 84 führt weiter nördlich ins 10 km entfernte Wipperfürth. Ins Zentrum von Lindlar sind es rund 5 km. Die nächste Autobahn- auffahrt in Engelskirchen ist ca. 12 km entfernt. Busse der Buslinien 332 und 335 führen durch Hartegasse und halten an den Haltestellen Hartegasse im Zentrum des Kirchdorfs sowie in Steinenbrücke am Ostrand. Kapellensüng ist nicht durch den ÖPNV erschlossen. Nahversorgung Die Einwohner von Hartegasse/Kapellensüng finden im Kirchdorf eine Bäcke- rei/Konditorei sowie eine Metzgerei vor. Der nächsten Supermärkte befinden sich im rund 3,5 km entfernten Frielingsdorf (Rewe) und im rund 3,5 km ent- fernten Altenlinde (Aldi). Vereinzelte Kneipen und Gasthöfe sind ebenfalls noch im Kirchdorf ansässig. Neben der SB-Filiale der Volksbank Berg eG können die Bürger zweimal die Woche auf dem Parkplatz gegenüber der Gaststätte Spren- ger Roth die mobile Filiale der Kreissparkasse Köln aufsuchen. Sehenswürdigkeiten und Naherholung Anregungen der Bürgerinnen und . Ansiedlung eines Lebensmittelgeschäfts Bürger aus der Beteiligung . Verbesserung der medizinischen Versorgung . Verbesserung des ÖPNVs . Verbesserung der Fuß- und Radwege sowie der Verkehrssicherheit . Innenentwicklung ermöglichen und Mehrgenerationenhäuser errichten . Aufwertung der öffentlichen Flächen (Dorfplatz) . Sicherung der bestehenden sozialen Infrastrukturen

Herausforderungen und Die Herausforderungen und Handlungsbedarf liegen in: Handlungsbedarfe . Schaffung einer deutlich wahrnehmbaren und identifikationsreichen Dorfmitte, Generierung eines zentralen Treffpunkts . Optimierung der Erreichbarkeit und Anbindung . Sicherung des Dorfschulstandorts und des Schulbetriebs der Gemein- schaftsgrundschule Kapellensüng . Definition eines westlichen Ortseingangs entlang der Sülztalstraße sowie eines Osteingangs . Entwicklung neuer Versorgungsstrukturen, um die Nahversorgung der Bürger zu gewährleisten, z. B. ein Dorfladen . Kleinräumige Siedlungserweiterung

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Hartegasse/Kapellensüng

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11.5 Schmitzhöhe

Schmitzhöhe

Einwohner 1.831 Einwohner in 2017 Siedlungsentwicklung/ Schmitzhöhe liegt auf einem Bergrücken zwischen dem Sülz- und dem Lennefe- Wohnungsbau tal und wird von mehreren Bächen durchflossen, die in die Lindlarer Sülz oder den Lennefer Bach münden.

Das Kirchdorf entwickelte sich aus einem Weiler an der Straße, die zwischen den Tälern von Sülz und Lennefer Bach quer über die Höhe führte (heute die Hochstraße K 20) am oberen Ende eines Bachtals. Seit Mitte des 19. Jahrhun- derts kreuzt der Leienhöher Weg die Ortschaft, entlang dessen sich Schmitzhö- he geringfügig gen Südwesten erweiterte. Im Ort stand ursprünglich die Kapelle St. Rochus und St. Sebastianus, die in den 1920er Jahren durch eine neue Kapel- le außerhalb des historischen Ortskerns an der Kreuzung Lindlarer Straße/ Hochstraße ersetzt wurde. Nach dem zweiten Weltkrieg erfolgte eine weitere Ausdehnung und verkehrliche Erschließung des Orts Richtung Schönenborn. Das Kirchdorf entwickelte sich insbesondere westlich und östlich der Lindlarer Straße vor allem in den 1960er und 1970er Jahren, um zahlreiche Neubürger zu beheimaten. Schmitzhöhe zeichnet sich durch eine lockere Bebauung mit Ein- familienhäusern aus. Neben der Wohnnutzung sind nur einzelne andere Nut- zungen wie ein Supermarkt, die Gemeinschaftsgrundschule und zwei Kindergär- ten vorhanden. Am südlichen Rand der Bebauung, etwas abgerückt, befindet sich ein Ensemble aus dem Kindergarten St. Laurentius und einer Kapelle. Zuletzt entwickelt wurde das Neubaugebiet „Im Holler Feld“ am östlichen Orts- ausgang. Einzelne unbebaute Grundstücke (Baulücken) bilden bis auf eine Flä- che am nördlichen Rand/Am Kutschweg die einzigen Wohnbauflächenreserven. Im Regionalplan der Bezirksregierung Köln sind Schmitzhöhe und Schönenborn als zusammenhängender Allgemeiner Siedlungsbereich dargestellt. Dies bedeu- tet, dass aus regionalplanerischer Sicht ein Zusammenwachsen der Ortsteile möglich ist bzw. eine mögliche Siedlungsentwicklung in diesem Bereich erfolgen kann.

Weitere Entwicklungsmöglichkeiten sieht der Regionalplan auch südlich von Schönenborn vor.

Schmitzhöhe verfügt über keinen ausgeprägten Ortskern. Anbindung Schmitzhöhe und Schönenborn werden durch die Kreisstraßen K 20 und K 24 erschlossen. Die nächstgelegene Auffahrt auf die A 4 liegt ca. 8 km entfernt bei Untereschbach. Der Ortskern Lindlar ist ca. 9 km entfernt.

Gemeinde Lindlar – Gemeindeentwicklungskonzept 2035 141

Schmitzhöhe

Im Busverkehr fahren zwei Buslinien Schmitzhöhe an. Die 421 von Lindlar Bus- bahnhof nutzt die K 24 über die Höhe und hält dreimal im Siedlungsbereich, bevor sie nach Bensberg weiterfährt. Die 398 startet ebenfalls am Busbahnhof Lindlar, nimmt dann die Route über das Tal des Lennefer Bachs und führt bei Köttingen hinauf nach Schmitzhöhe und Schönenborn (zwei Haltestellen). Nahversorgung Als wichtiger Nahversorger für Schmitzhöhe ist der Edeka an der der Lindlarer Straße zu nennen. Weitere kleine Dienstleister sowie eine Geschäftsstelle der Volksbank Berg eG sind ebenfalls im Kirchdorf angesiedelt. Auch hier verkehrt einmal in der Woche die mobile Filiale der Kreissparkasse Köln. Sehenswürdigkeiten und Westlich des Orts steht das barocke Wasserschloss Georghausen aus dem Naherholung frühen 18. Jahrhundert in einer Niederung der Sülz. Es ist aus einer ehemali- gen Wasserburg hervorgegangen, die 1466 urkundlich erwähnt wurde. Anregungen der Bürgerinnen und . Erhalt und weitere Ansiedlung von grundlegenden Versorgungsstrukturen Bürger aus der Beteiligung . Bessere Anbindung der Radwege an den Hauptort . Verkehrssicherheit der Fußgänger und Radfahrer erhöhen . Verbesserung des ÖPNVs, besonders an den Wochenenden . Ausbau und Pflege der Wanderwege verbessern . Weitere Baugebietsausweisung zum Erhalt der Infrastruktur . Pflege der öffentlichen Flächen verstärken . Gastronomisches Angebot verbessern . Schaffung von Treffpunkten für die Ortsgemeinschaft . Unterstützung des Ehrenamts . Angebot für Kinder und besonders Jugendliche erhöhen . Renovierung und Ausbau der Turnhalle . Mehrzweckhalle: Ausbau der Sporthalle für eine bessere Nutzung von Veranstaltungen für die Vereine, WC-Ausbau, zusätzlicher Raum. Möglich- keiten schaffen, dass auch kleinere Vereine die Räumlichkeiten nutzen können.

Herausforderungen und Als strukturelles Defizit fehlen dem Kirchdorf Schmitzhöhe eine Ortsmitte und Handlungsbedarfe ein öffentlicher Ort als Treffpunkt. Weitere Herausforderungen und Handlungs- bedarfe sind zu sehen in:

. Sicherung des Dorfschulstandorts und Schulbetriebs der Gemeinschafts- grundschule Schmitzhöhe . Verbesserung der Anbindung durch den ÖPNV an die anderen Kirchdörfer, Mobilstation . Siedlungsentwicklung, Prüfung geeigneter Standorte für eine Mehrfamili- enhausbebauung . Sicherung der (Nah)-Versorgungsinfrastruktur . Optimierung der ärztlichen Versorgung . Optimierung Anschluss an den Bahntrassenradweg Sülztalbahn

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Schmitzhöhe

Gemeinde Lindlar – Gemeindeentwicklungskonzept 2035 143

11.6 Linde

Linde

Einwohner 1.220 Einwohner in 2017 Siedlungsentwicklung, Das Kirchdorf Linde liegt auf einer Anhöhe zwischen Lindlarer Sülz und Ommer- Wohnungsbau bach. Es entwickelte sich um den Kreuzungspunkt zweier Straßen, der heutigen Linder Straße und der Wilhelm-Müller-Straße/Josefsstraße. Die Pfarrkirche St. Josef und die ehemalige Schule, die sich heute zu einem Kindergarten und ei- nem kleinen Gemeindesaal umfunktioniert haben, bildeten das Zentrum des sich entwickelnden Dorfs. Linde zeigte im 19. Jahrhundert wenig bauliche Entwicklung, es zeichnet sich Anfang des 20. Jahrhundert eine Erweiterung entlang der Straße nach Scheu- renhof ab. Der Bau der Sülztalbahn zieht keine größere Siedlungsentwicklung nach sich. Erst nach dem zweiten Weltkrieg wird Linde um ein großes Wohnge- biet nördlich und östlich des historischen Ortskerns erweitert, außerdem um ein Wohngebiet entlang der Dörler Straße. Linde und Scheurenhof sind nun durch eine kontinuierliche Wohnbebauung miteinander verbunden. Eine Gemeinbedarfsfläche im Zentrum des Dorfs umfasst die Kirche, das Ge- meindehaus und einen Kindergarten. Eine Gewerbefläche mit einer leerstehenden Gewerbeimmobilie befindet sich südlich von Linde im Bereich des ehemaligen Bahnhofs. Das Wohnbauflächenpotenzial in Linde beschränkt sich auf einige wenige unbe- baute Baugrundstücke (Baulücken). Da das Kirchdorf im Regionalplan nicht als Siedlungsbereich dargestellt ist, kann eine Wohnbauflächenentwicklung nur im Rahmen der Eigenentwicklung, d. h. aus dem Bedarf des Kirchdorfs heraus, erfolgen.

Anbindung Linde wird nur durch die Kreisstraße K 29 erschlossen (Linder Straße). Die Dis- tanz zur nächsten Autobahnauffahrt der A 4 bei Overath beträgt ca. 12 km. Der Ortskern Lindlar ist ca. 5 km entfernt.

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Linde

Eine Buslinie fährt Linde an (335). Der Bus kommt aus Scheel/Frielingsdorf, folgt dem Tal der Lindlarer Sülz, um dann bei Linde die Sülz Richtung Ommer- bach und weiter bis nach Bergisch Gladbach zu fahren. Er hat nur eine Haltestel- le im Kirchdorf Linde. Nahversorgung Das Kirchdorf weist keine nennenswerten Nahversorgungsstrukturen auf. Der nächste Supermarkt befindet sich im rund 3,5 km entfernten Schmitzhöhe. Jedoch sind eine Pizzeria sowie eine SB-Geschäftsstelle der Volksbank Berg eG in Linde angesiedelt. Auch Linde wird einmal in der Woche durch die mo- bile Filiale der Kreissparkasse Köln angefahren. Sehenswürdigkeiten und Zu den Sehenswürdigkeiten in Linde zählen das ehemalige Bahnhofsgebäude Naherholung (Privatbesitz) und das Viadukt der Sülztalbahn südlich des Orts. Anregungen der Bürgerinnen und . Ansiedlung eines Tante-Emma-Ladens Bürger aus der Beteiligung . Grünstrukturen innerhalb des Ortes erhalten . Renaturierung des Steinbruchs und Anbindung an Rad- und Wanderwege . Verbesserung des ÖPNVs . Verkehrssicherheit für Fußgänger und Radfahrer erhöhen . Weiteres Bauland bereitstellen . Errichtung eines zentralen Treffpunkt für die Dorfgemeinschaft

Herausforderungen und . Gestaltung eines zentralen Dorfplatzes Handlungsbedarfe . Gestaltung der Orteingänge entlang der Lindener Straße . Sicherung des Kindergartenstandorts und Betrieb des Kindergartens . Verbesserung der Anbindung durch den ÖPNV an die anderen Kirchdörfer, zentraler kleiner Busbahnhof . Kleinräumige Siedlungsentwicklung . Prüfung der touristischen Erschließung des Dolomitsteinbruchs Linde

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Linde

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11.7 Hohkeppel

Hohkeppel

Einwohner 943 Einwohner in 2017 Siedlungsentwicklung, Der Ortsteil Hohkeppel liegt auf einer Anhöhe zwischen Lenneferbach und Ag- Wohnungsbau ger. Die frühe Entstehung Hohkeppels lässt sich vermutlich auf seine günstige Lage an der ehemaligen „Heidenstraße“, die das Bergische Land fast ohne Tal- querungen von Köln nach Kassel durchzog, zurückführen. Als im 19. Jahrhundert die Täler verkehrstechnisch erschlossen wurden, verloren die Wegeverbindung und Herbergen auf der Höhe ihre Bedeutung. Die Kirche St. Laurentius formt im 19. Jahrhundert das Zentrum des Dorfs. Vom Kirchplatz ausgehend führen zwei Straßen strahlenförmig Richtung Lennefer Bach, auf der gegenüberliegenden Seite berührt die Laurentiusstraße den Platz. Entlang dieser Straßen spannt sich kompakt der Siedlungskörper auf. Das Sied- lungsbild erhält sich bis Mitte des 20. Jahrhunderts. In den 1950er und vor allem in den 1960er Jahren wird das Kirchdorf um ergänzende Einzelbauvorhaben und mehrere Wohngebiete erweitert. 1990, 1995 und 2006 folgten weitere Neu- baugebiete. Sie liegen vor allem südwestlich des historischen Dorfkerns auf beiden Seiten der L 84 und entlang der Laurentiusstraße nach Osten. Besonders auffällig im Kirchdorf ist der fließende Verkehr, der sich durch die zum Teil sehr schmale Straße bewegt. Problematisch ist insbesondere der das Kirchdorf passierende Schwerlastverkehr. Wohnbauflächenpotenziale sind in Hohkeppel ausschließlich in Form von Bau- lücken vorhanden. Da das Kirchdorf mit seinen rund 950 Einwohnern im Regio- nalplan nicht als ASB dargestellt ist, kann eine Wohnbauentwicklung nur im Rahmen der Eigenentwicklung erfolgen. Anbindung Hohkeppel wird von der L 84 durchquert. Die nächstgelegene Autobahnauffahrt befindet sich nach ca. 4,5 km bei Overath. Der Ortskern Lindlar ist rund 8 km entfernt. Zwei Buslinien fahren Hohkeppel an. Die Buslinie 440 Richtung Immekeppel hat ihre Endhaltestelle im westlichen Ende des Kirchdorfs, in Hohkeppel-Frieling-

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Hohkeppel

hausen. Diese Haltestelle sowie die Haltestelle Hohkeppel Kirche werden auch von der Linie 398 angefahren, die zwischen Schmitzhöhe und Lindlar verkehrt. Die dritte Haltestelle in Hohkeppel liegt am Ostrand des Kirchdorfs (Am Linden- baum, Linie 440). Nahversorgung Hohkeppel weist keine Nahversorgungsstrukturen auf, der nächstgelegene Supermarkt befindet sich in Vilkerath (Overath). Sehenswürdigkeiten und Eine besondere Sehenswürdigkeit ist das Fachwerkhaus und ehemalige Naherholung Fuhrmannsherberge „Weißes Pferdchen“. Anregungen der Bürgerinnen und . Hohes Verkehrsaufkommen minimieren; Durchgangsverkehr minimieren Bürger aus der Beteiligung . Grundlegende Versorgungsstrukturen sollen in Hohkeppel wieder angebo- ten werden . Erhalt von umliegenden Wiesen und Wäldern . Verbesserung der ÖPNV Anbindung . Buswartehäuschen für Schulkinder . Radwegeverbindungen weiter ausbauen . Nachverdichtung im Innenbereich mit einer für Hohkeppel passenden Gestaltung . Zusätzliche Freizeitangebote für Jugendliche

Herausforderungen und . Gestaltung der Ortseingänge und der Ortsdurchfahrt, Beseitigung von Handlungsbedarfe Gefahrensituationen . ÖPNV-Anbindung an den geplanten Bahnhaltepunkt in Vilkerath . Stärkung des Kindergartenstandorts und Kindergartenbetriebs

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Hohkeppel

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Zwölftes Kapitel Räumliches Leitbild

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12 Räumliches Leitbild für Lindlar Im Rahmen der parallelen Neuaufstellung des Flä- chennutzungsplans wurden erste potenzielle Flä- chen für mögliche Neuausweisungen identifiziert Die räumlichen Aussagen der Entwicklungsziele und untersucht. Das Gesamtgerüst dieser Potenzial- wurden zu einem räumlichen Leitbild zusammenge- flächen, die auch in den Karten der räumlichen führt. Es beinhaltet Kernaussagen zur künftigen Vertiefungsbereiche dargestellt sind, liegt oberhalb Siedlungsentwicklung, zur ländlichen Mobilität, zu des zu erwartenden und von der Bezirksregierung Natur, Umwelt und Landschaft sowie Freizeit, Kultur Köln zugestandenen Wohnbauflächenbedarfs. und Tourismus. Gleichwohl sollen die Flächen zunächst als weitere Prüfflächen in der Diskussion gehalten werden, um Zunächst greift das Leitbild die naturräumlichen und den Entwicklungsspielraum offen zu halten. Dies landschaftlichen Gegebenheiten der Gemeinde schließt nicht aus, dass sich im Rahmen des Verfah- Lindlar auf. Prägende lineare Strukturen sind die rens zur Neuaufstellung des Flächennutzungsplans Flussläufe der Lindlarer Sülz und des Lennefer Bachs einzelne Flächen als ungeeignet erweisen oder auch in den Tallagen. Waldflächen verteilen sich über das bisher nicht dargestellte Flächen mit aufgenommen gesamte Gemeindegebiet und orientieren sich in werden. ihrer Ausbreitung an den Flussläufen. Die Waldflä- chen begünstigen die landschaftliche Vielfalt und Die zu den räumlichen Vertiefungsbereichen ge- erfüllen für die Bürgerinnen und Bürger eine wichti- troffenen Aussagen zu potenziellen Wohnbauflä- ge Erholungsfunktion. chen wurden für das räumliche Leitbild abstrahiert und finden sich in den räumlichen Schwerpunktbe- Bei den Flussauen und angrenzenden Waldberei- reichen für die Wohnbauentwicklung wieder. chen handelt es sich größtenteils um Verbundflä- chen für Flora und Fauna. Im räumlichen Leitbild Als räumliche Siedlungsschwerpunkte für eine Ge- werden die Biotopverbundflächen als wichtige zu werbeflächenentwicklung kommen zwei Standorte sichernde Strukturen aufgegriffen. Als schützens- in Frage: Der Industriepark Klause und der Standort werte Bereiche bzw. als absolute Tabuflächen für :metabolon. Hierdurch werden vorhandene ge- jegliche Siedlungsflächenentwicklung oder sonstige werbliche Ansätze bzw. die Gewerbestandorte Beeinträchtigungen finden auch die Naturschutzge- gestärkt. Die gewerblichen Altstandorte hingegen biete wie das NSG Sülzbachaue, NSG Bolzenbach, eignen sich aufgrund der beengten Verhältnisse in NSG Steinbruch bei Oberkotten, NSG bei Felsenthal Tallagen und Flussläufen nicht für eine darüber hin- etc. Eingang in das räumliche Leitbild. ausgehende Gewerbeflächenentwicklung. Bei den bestehenden Strukturen wird die Aufgabe der Ge- Grundgerüst des Leitbilds sind darüber hinaus die meindeentwicklung in der Bestandspflege/-entwick- bestehenden Siedlungsstrukturen mit dem lung liegen. Hauptort und den Kirchdörfern Frielingsdorf, Harte- gasse-Kapellensüng, Schmitzhöhe, Linde und Hoh- Eine Herausforderung der Gemeindeentwicklung keppel sowie kleinteiligere Einzelhandelsagglomera- wird darüber hinaus in der Optimierung der ländli- tionen. Zum Ausdruck kommt die siedlungshisto- chen Mobilität durch einen verbesserten Umwelt- risch bedingte dezentrale Siedlungsstruktur der verbund liegen. Mit dem Sülzbahnradweg auf der Gemeinde mit ihren vielen Ortschaften. Für die ehemaligen Bahntrasse wurde ein wichtiger Stre- Gemeinde Lindlar ist diese siedlungsstrukturelle ckenabschnitt zur Anbindung des Gewerbegebiets Gliederung ein Charakteristikum, das im Rahmen Hommerich und Linde an Lindlar geschaffen. Auch der Gemeindeentwicklung wichtige Zielvorgaben Schmitzhöhe sollte auf kurze Sicht an den Bahntras- liefert. Die zukünftige Siedlungsentwicklung soll senweg angebunden werden, um Lindlar mit diesen räumlichen Rahmenbedingungen folgen und Schmitzhöhe im Radwegenetz zu verbinden. An entsprechend dezentral erfolgen. Gleichwohl liegen vielen Stellen ist das Radwegenetz lückenhaft oder die räumlichen Schwerpunkte der Siedlungsent- gar nicht ausgeprägt. Die Herstellung eines „durch- wicklung auf dem Hauptort und den Kirchdörfern. gängigen“ Radwegenetzes stellt nicht nur aus finan- zieller Sicht ein Mammutprojekt dar. Ziel sollte es

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daher sein, peu à peu sinnvolle Teilstrecken zu er- schließen, die die Vernetzung der Kirchdörfer un- tereinander und mit dem Hauptort sowie über die Gemeindegrenzen hinaus ermöglichen.

Im Bereich Tourismus sind erste konkrete Projekte und Vorhaben mit konkretem Flächenbezug be- nannt. Dazu zählt insbesondere die Erweiterung des LVR-Freilichtmuseums.

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Abbildung 69: Räumliches Leitbild

Quelle: Stadt- und Regionalplanung Dr. Jansen GmbH

Gemeinde Lindlar – Gemeindeentwicklungskonzept 2035 155

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Dreizehntes Kapitel Ausblick

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13 Ausblick Als Wirtschaftsstandort übernehmen die Gemeinde und die in der Gemeinde ansässigen Unternehmen eine regionale Verantwortung in Bezug auf die Be- Das Gemeindeentwicklungskonzept 2035 bündelt schäftigung und das Image der Region. Die Gemein- themenübergreifend die Entwicklung der Gemeinde de hat sich ihr Image und Profil über einen längeren Lindlar. Es liefert aufgrund der vielfältigen stadt- Zeitraum erarbeitet; für die Zukunft gilt es, dieses entwicklungs- und gesellschaftsrelevanten Inhalte wirtschaftliche Potenzial zu nutzen und harmonisch Antworten auf Grundsatzfragen der Gemeindeent- mit den Anforderungen von Natur und Klimaschutz wicklung. zu vereinen.

Hervorzuheben ist, dass während des Prozesses Der rund einjährige Planungsprozess des Gemein- Entwicklungsperspektiven erarbeitet wurden, die deentwicklungskonzepts war geprägt von einer von überörtlicher Bedeutung und Strahlkraft sind. hohen Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger, die Dies sind die Entwicklungsziele zur „Stärkung der aktiv die Zukunft ihrer Gemeinde mitgestalten regionalen Bedeutung Lindlars als Wirtschafts- möchten. In den beiden Zukunftskonferenzen, der standort“, „Lindlar als Modellkommune für ländli- Online-Beteiligung und Expertengesprächen im che Mobilität“ und „Lindlar übernimmt eine füh- Rahmen der Zukunftsworkshops wurde eine Fülle rende Rolle im nachhaltigen Tourismus für das Ber- an Anregungen, Ideen, Wünschen und Zielvorstel- gische Land“. Mit diesen sehr ambitionierten Ent- lungen in den Planungsprozess eingebracht und in wicklungsabsichten kann sich die Gemeinde in der Form von Entwicklungszielen und Leitprojekten Region und darüber hinaus profilieren. Der Profilie- modifiziert. rungsgedanke ist aber im Grunde „nur“ eine positi- ve Begleiterscheinung. Vielmehr liegt die Bedeutung Ein wichtiger Baustein der Umsetzung des Gemein- dieser Entwicklungsziele in der Eigenmotivation der deentwicklungskonzepts wird die Erstellung des Gemeinde, sich für die Zukunft gut aufzustellen. Integrierten Handlungskonzepts für den Ortskern sein. Mehrere, auch übergeordnete (Leit-) Projekte Das Ziel, Modellkommune für die ländliche Mobili- haben einen direkten Bezug zum Hauptort und tät zu sein, ist ein sehr hochgestecktes Ziel. Es wird Ortskern. Während viele Leitprojekte auf eine lang- aber für Lindlar und alle anderen Kommunen im fristige Umsetzung ausgelegt sind, wird mit dem ländlichen Raum erforderlich sein, neue Wege zu Integrierten Handlungskonzept und der beabsichtig- gehen, da eine gut funktionierende Mobilitätsstruk- ten Beantragung von Städtebaufördermitteln ein tur ein zentraler Faktor der gesellschaftlichen Teil- Umsetzungszeitraum von fünf bis sieben Jahren habe ist. Die schon gelebte Verantwortung der anvisiert. Gemeinde in Bezug auf eine nachhaltige Mobilität wird damit weiter verankert und weiterentwickelt. Das Gemeindeentwicklungskonzept stellt als infor- melles Konzept den Orientierungsrahmen sowie Der Nachhaltigkeitsgedanke spiegelt sich in hohem eine Entscheidungsgrundlage für das weitere Han- Maße auch in den Entwicklungsbemühungen im deln dar. Damit ist es kein statisches Papier, das Bereich Tourismus wider. Lindlar verfügt über viel- über unvorhersehbare Entwicklungen hinwegsehen fältige touristische Angebote im Bereich Naturer- sollte. Das Konzept ist auf den Planungshorizont lebnis und Naturerholung. Diese Ansätze gilt es zu 2035 und damit auf einen langen Zeitraum ausge- erhalten und zu ergänzen, um die Bedeutung Lind- legt. Gesellschaftliche Veränderungen, eine sich lars als Destination und aufgrund der wichtigen immer weiterentwickelnde Mobilität, klimatische Arbeitsplätze in diesem Segment sowie der darüber Ereignisse etc. sind nicht absehbar, sodass das Ge- hinaus gehenden positiven Effekte des Tourismus meindeentwicklungskonzept im Kern nur eine zu- (z. B. auf die Gastronomie) zu sichern. Entwicklun- kunftsorientierte Strategie sein kann und Ausdruck gen im Tourismus sollten und müssen immer im des Entwicklungswillens der Gemeinde Lindlar ist. Einklang mit der Natur und den natürlichen Res- sourcen erfolgen.

Gemeinde Lindlar – Gemeindeentwicklungskonzept 2035 159

Nr. Leitprojekt nach Zukunftsthema Kurzfristig – Mittelfristig – Langfristig – Kosten in den nächs- in den nächs- in mehr als ten fünf ten fünf bis zehn Jahren Jahren zehn Jahren Bauen und Wohnen

1.1 Lindlarer Grundstücks-Modell zu prüfen 1.2 Baulückenkataster zu prüfen 1.3 Jung kauft Alt zu prüfen 1.4 Integrierte Beratung und Unterstüt- zu prüfen zung von älteren Umzugswilligen 1.5 Investorengetragene Projekte im zu prüfen Mehrfamilienhausbau 1.6 Familienfreundliche zu prüfen Nachverdichtung 1.7 Gestaltungsfibel für Gebäude und 35.000 den öffentlichen Raum Lokale Ökonomie

2.1 Gestaltungfibel für naturnahe 40.000 Gewerbegebiete 2.2 Bewerberpool für Ausbildungsberufe zu prüfen 2.3 Stärkung „kreativer Geschäftsideen“ zu prüfen zur Profilierung Lindlars 2.4 Integriertes Handlungskonzept für 50.000 den Hauptort 2.5 Citymanager zu prüfen 2.6 Digitaler Marktplatz zu prüfen Ländliche Mobilität

3.1 Mobilitätskonzept 60.000 3.2 Mobilstationen zu prüfen 3.3 Neue Mobilitätsformen zu prüfen 3.4 Mobilitätskampagne 100.000 3.5 Ausbau des Radwegenetzes zu prüfen 3.6 Anreizförderung für ehrenamtliche 25.000 Fahrdienste Grünes Lindlar

4.1 Klimaanpassungskonzept 50.000 4.2 Naturflächenmanagement zu prüfen Tourismus und Kulturangebote

5.1 Tourismuskonzept 40.000 5.2 Ausbau des Wander‐ und Radwege- zu prüfen netzes

160 Stadt- und Regionalplanung Dr. Jansen GmbH

Nr. Leitprojekt nach Zukunftsthema Kurzfristig – Mittelfristig – Langfristig – Kosten in den nächs- in den nächs- in mehr als ten fünf ten fünf bis zehn Jahren Jahren zehn Jahren 5.3 Profilierung und Weiterentwicklung zu prüfen des Klavier‐Festivals und der Open‐ Air Veranstaltungen Lebenslanges Miteinander – Soziale Infrastruktur und Bildungseinrichtungen 6.1 Ausweitung der frühkindlichen zu prüfen Betreuung, bessere Vernetzung von Tagespflege und Kindertagesstätten 6.2 Konzept für eine verbesserte zu prüfen Nachmittagsbetreuung 6.3 Jährliche Lindlarer Bildungskonfe- 15.000 renz zur Verbesserung des Austauschs der Träger 6.4 Aufstockung des Personals zur 70.000/Jahr Verbesserung der Freizeit‐ und Teilhabeangebote für alle 6.5 Heimat‐Manager für Vereine und 80.000/Jahr ehrenamtliche Strukturen 6.6 Anreizförderung für neue Ärzte zu prüfen Dörfliche Identität 7.1 Arbeitskreis „Dorfvereine“ zum zu prüfen dörferübergreifenden Austausch der Erfahrungen in der Vereinsarbeit 7.2 Nachwuchsförderung für 10.000 EUR ehrenamtliche Tätigkeiten 7.3 Marketing für vorhandenen Vereine 10.000 EUR – Ein gemeinsamer Auftritt aller Vereine

Bei der Umsetzung der Maßnahmen sollen die För- Identität, Maßnahmen durch Akteure und zur dermöglichkeiten des Landes NRW geprüft werden. Sicherung des historischen Erbes (mögliche Aktuell erscheinen folgende Förderangebote für die Förderzugänge: Heimat-Scheck, Heimat-Preis, Umsetzung des Gemeindeentwicklungskonzepts in Heimat-Werkstatt, Heimat-Fonds und Heimat- Lindlar relevant zu sein. Diese müssen jeweils pro- Zeugnis, z. B. für die Projekte Nachwuchsför- jektbezogen geprüft werden: derung, Marketing für die Vereine, Arbeitskreis „Dorfvereine“) . Städtebauförderung 2008 für die Erstellung . Dorferneuerung 2019, Förderzugang für die und Umsetzung des Integrierten Handlungs- städtebauliche Aufwertung der Dorfmitten in konzepts und des Citymanagers (mögliche den Kirchdörfern Förderzugänge „Aktive Stadt- und Ortsteilzen- . Regionale 2025 bei strukturellen Untersu- tren“, „Kleine Städte und Gemeinde“ oder chungen zu Projekten mit regionaler Bedeu- „Zukunft Stadtgrün“) tung (z. B. Mobilitätskonzept, Tourismuskon- . Heimatförderung für Projekte zur Unterstüt- zept) zung und Weiterentwicklung der dörflichen

Gemeinde Lindlar – Gemeindeentwicklungskonzept 2035 161

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Abbildungen

Abbildung 1: Bausteine/Verfahrensschritte 6

Abbildung 2: Räumliche Lage 9

Abbildung 3: Karte der Honschaften in der heutigen Gemeinde Lindlar um 1666 10

Abbildung 4: St. Severin zu Lindlar 10

Abbildung 5: St. Apollinaris in Frielingsdorf von Dominikus Böhm 11

Abbildung 6: St. Josef 12

Abbildung 7: Hinweistafel zur Geschichte der Heidenstraße in Hohkeppel 12

Abbildung 8: St. Laurentius 12

Abbildung 9: St. Agatha 13

Abbildung 10: Verlauf von Leppebahn und Sülztalbahn (mit geplanter Erweiterung nach Wipperfürth) 15

Abbildung 11: Bevölkerungsentwicklung Lindlar in absoluten Zahlen zwischen 2000 und 2017 (Stichtag 31.12.) 23

Abbildung 12: Natürlicher Saldo und Wanderungssaldo in absoluten Zahlen zwischen 2000 und 2017 (Stichtag 31.12.) 24

Abbildung 13: Prozentuale Bevölkerungsentwicklung zwischen 2000 – 2017 (2000 = 100 %) 25

Abbildung 14: Bevölkerungsentwicklung in den Ortschaften 2009 bis 201726

Abbildung 15: Zu- und Fortzüge nach Deutschen und Ausländern 27

Abbildung 16: Wanderungen nach Nationalität und Altersgruppen im Durchschnitt der Jahre 2013 – 2016 27

Abbildung 17: Zuzüge in und Fortzüge aus der Gemeinde Lindlar im Durchschnitt der Jahre 2011 bis 2016 in absoluten Zahlen 29

Abbildung 18: Altersstruktur 2017 im Vergleich 30

Abbildung 19: Altersstruktur in Lindlar (Stichtag 31.12.) 31

Abbildung 20: Bevölkerungsprognose 2040 32

Gemeinde Lindlar – Gemeindeentwicklungskonzept 2035 163

Abbildung 21: Wohnungsbestand nach Baualtersklassen (Stand 2011) 35

Abbildung 22: Entwicklung des Wohnungsbestands (Wohnungen in Wohn- und Nichtwohngebäuden) in Lindlar und im Oberbergischen Kreis 2000 – 2017 in Prozent (2000 = 100 %) 36

Abbildung 23: Absolute Zunahme an Wohneinheiten in Ein- und Zweifamilienhäusern sowie Mehrfamilienhäusern 2000 – 2017 37

Abbildung 24: Bodenrichtwerte in €/m2 für Wohnbauflächen des individuellen Wohnungsbaus, 2018 38

Abbildung 25: Bodenrichtwerte in €/m2 für Wohnbauflächen des individuellen Wohnungsbaus in den dörflichen Lagen, 2018 39

Abbildung 26: Anzahl der Kaufverträge in Lindlar bezogen auf die Teilmärkte (2014 – 2017) 40

Abbildung 27: Bedarfsniveau auf dem Mietwohnungsmarkt im Oberbergischen Kreis 2017 41

Abbildung 28: Entwicklung der Mietpreise in €/m2 in der Gemeinde Lindlar bezogen auf 60 bzw. 100 m2 Wohnungen 41

Abbildung 29: Durchschnittliches Mietniveau in den Kommunen des Oberbergischen Kreises in 2017 42

Abbildung 30: Entwicklung der Wohnfläche pro Kopf in der Gemeinde Lindlar und im Oberbergischen Kreis 2000 – 2017, Angaben in m2 43

Abbildung 31: Entwicklung der Anzahl der Personen je Wohnung in der Gemeinde Lindlar und im Oberbergischen Kreis 2000 – 2017 44

Abbildung 32: Wohnanlage Auf dem Korb 21 45

Abbildung 33: Sanierte und unsanierte Gebäude an der Breslauer Straße 46

Abbildung 34: Fassaden aus Grauwacke 47

Abbildung 35 Kombination Bergischer Schiefer und Fachwerk als Fassade und Grauwacke als Sockel 47

Abbildung 36: Bevölkerungspyramide/Wohnpräferenz 2017 49

Abbildung 37: Bevölkerungspyramide/Wohnpräferenz 2030 50

Abbildung 38: Bevölkerungspyramide/Wohnpräferenzen 2040 51

Abbildung 39: Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte nach Wirtschaftsbereichen im Vergleich (Stichtag 30.06.2017) 59

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Abbildung 40: Entwicklung der sozialversicherungspflichtig der Beschäftigten (Stichtag 31.06.) 60

Abbildung 41: Entwicklung der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten am Arbeitsort nach Wirtschaftsbereichen in Prozent 60

Abbildung 42: Arbeitsplatzzentralität – SvB Arbeitsort/1.000 Einwohner im Vergleich (Stichtag 30.06./30.12.2017) 61

Abbildung 43: Arbeitsplatzzentralität der Kommunen des Oberbergischen Kreises – SvB Arbeitsort/1.000 Einwohner (Stichtag 30.06./30.12.2017) 61

Abbildung 44: Arbeitsplatzzentralität – SvB Arbeitsort/SvB Wohnort (Stichtag 30.06.) 62

Abbildung 45: Pendlersaldo 62

Abbildung 46: Berufsein- und -auspendler nach Wirtschaftszweigen in absoluten Zahlen (Stichtag 30.06) 63

Abbildung 47: Berufseinpendler (Stichtag 30.06.2016) 64

Abbildung 48: Berufsauspendler 64

Abbildung 49: Bürgerbus Lindlar 74

Abbildung 50: Pendlerparkplatz 75

Abbildung 51: Vernetzung der einzelnen Mobilitätsangebote 75

Abbildung 52: Mobilität im Umweltverbund 77

Abbildung 53: Landschaftsräume und Schutzgebiete 84

Abbildung 54: Skateranlage im Freizeitpark 86

Abbildung 55 Teich im Freizeitpark 86

Abbildung 56: Park Plietz 86

Abbildung 57: Grauwacke-Steinbruch in Lindlar 94

Abbildung 58: 2T Kletter- und Boulderhalle 94

Abbildung 59: Blick vom :metabolon über das Bergische Land 95

Abbildung 60: Wanderkarten im Ortskern 96

Gemeinde Lindlar – Gemeindeentwicklungskonzept 2035 165

Abbildung 61: Schloss Heiligenhoven 96

Abbildung 62: Kindertagesstätte Klause Entdecker 103

Abbildung 63: Gemeinschaftsgrundschule Lindlar-West 107

Abbildung 64: Schulzentrum Lindlar 108

Abbildung 65: Gymnasium Lindlar 110

Abbildung 66: Gemeindebücherei Lindlar in der alten Schule 111

Abbildung 67: Parkbad Lindlar 112

Abbildung 68: Soziale Infrastruktur 116

Abbildung 69: Räumliches Leitbild 155

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