Johann Dina Maria Warkentin – Wacker – Alexenko – zur Erinnerung Miss Chefredakteurin an den PlusSize der „Zeitung bedeutenden Germany für Dich“ Literaten

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Erscheint seit 1950 VERBANDSPOLITIK • SOZIALES • INTEGRATION • KULTUR • GESCHICHTE • RELIGION • ÖFFENTLICHKEIT • JUGEND Landsmannschaft der Deutschen aus Russland e.V. t e n l g e s t a u k u n f t Bundeskanzlerin

– Z empfängt Deutsche aus Russland t e n l u s a m m e n h a Z

22. Sitzung der Deutsch-Russischen Nr. 6 Regierungskommission Juni 2017 AUS DEM INHALT Besondere Verantwortung 2 Besondere Verantwortung für Russlanddeutsche für Russlanddeutsche 3 Auf ein Wort 22. Deutsch-Russische Regierungskommission 3 Bundeskanzlerin Angela Merkel im für die Angelegenheiten der Russlanddeutschen Gespräch mit den Deutschen aus Russland 5 Altersarmut der Deutschen aus Russland und 9,5 Millionen Euro aus dem 5 Bundesvorstand im Gespräch Bundeshaushalt sind im laufen- mit der Bundestagsfraktion DIE LINKE den Jahr zur Unterstützung der Rin der Russischen Föderation lebenden 6 EKD: Beauftragte/r für die Fragen der Spätaussiedler und Heimatvertriebenen Russlanddeutschen vorgesehen. Das sind 6 Reformationsjahr in Russland eröffnet rund 100.000 Euro mehr als im zurücklie- 7 Deutsche aus Russland kandidieren genden Jahr. Die russische Seite hat rund für den 147,5 Millionen Rubel (rund 2,3 Milli- onen Euro) bereitgestellt und für 2017 8 Angekommen in der deutschen Politik? rund 150 Millionen Rubel (rund 2,4 Mil- Hartmut Koschyk und Minister Barinow 9 Heinrich Zertik (MdB) - lionen Euro) für Unterstützungsleistun- zeigten sich erfreut darüber, dass zeitgleich alles Gute zum 60. Geb0rtstag gen eingeplant. zur Kommissionssitzung das zweite Kul- 10 Wanderausstellung der Landsmannschaft Das sind die wichtigsten Ergebnisse der tur- und Geschäftsforum der Russland- 11 Ein Abend mit Russlanddeutschen 22. Deutsch-Russischen Regierungskom- deutschen in den Räumen der Industrie- aus den USA mission für die Angelegenheiten der Russ- und Handelskammer in Bayreuth stattfand. 12 Multiplikatorenschulung der landdeutschen, die vom 22. bis 24. Mai in Das Programm habe dabei von 500 Jahren Jugend- LmDR Baden-Württemberg Bayreuth, Bayern, tagte. (Die Landsmann- Reformation über deutsch-russische Wirt- 13 „Kulturwandel durch Medien“ schaft der Deutschen aus Russland war ver- schaftsbeziehungen bis zu sozialem En- 14 Landesgruppe Bayern: Ewald Oster treten durch ihren Bundesvorsitzenden Wal- gagement von Unternehmen gereicht. als Vorsitzender wieder gewählt demar Eisenbraun und den Vorsitzenden Koschyk stellte heraus,­ dass die Bundes- ihrer Jugendorganisation, Walter Gauks.) regierung der historisch bedingten beson- 15 Baden-Württemberg Am Mittwoch unterzeichneten die bei- deren Verantwortung Deutschlands für die 16 Bayern den Vorsitzenden, der Bundesbeauftragte Deutschen in ihren Herkunftsgebieten auch 22 Berlin-Brandenburg für Aussiedlerfragen und nationale Min- künftig gerecht und diese im Rahmen des 22 Hamburg derheiten, Hartmut Koschyk, und der Lei- finanziell Möglichen weiterhin unterstüt- 22 Hessen ter der Föderalen Agentur für Nationalitä- zen werde. Er würdigte die hier seit mehr 24 Niedersachsen tenangelegenheiten, Minister Igor Barinow, als 20 Jahren bestehende enge und vertrau- 26 Nordrhein-Westfalen in den Räumen der Regierung von Ober- ensvolle Zusammenarbeit zwischen der 27 Sachsen franken ein entsprechendes Abkommen. deutschen und der russischen Regierung, Drei Tage lang wurde internationale Po- auch wenn nicht immer Übereinstimmung 27 Schleswig-Holstein litik in Bayreuth gemacht. So begrüßten bei in allen Fragen erzielt werden konnte und 28 Von der Wüste zur Kernphysik der Sitzung beide Seiten den Fortgang der die gesamtpolitische Situation Verhandlun- 29 „Verfolgte Kirche - verbotene Bibel im zurückliegenden Jahr wieder aufgenom- gen mitunter erschwere. Beide Seiten versi- in der Sowjetunion, 1918-1988“ menen Arbeit an einem neuen Abkommen cherten, ihre Zusammenarbeit im Interesse 30 Ausstellungen - Musik - Literatur über die Zusammenarbeit zwischen der der gemeinsamen Verantwortung für die 32 „Rote Fahne“ / „Zeitung für Dich“ - deutschen und der russischen Regierung Russlanddeutschen fortsetzen zu wollen. 60 Jahre Gratwanderung zur Förderung der Russlanddeutschen in Stephan Herbert Fuchs 34 Ewald Oster: „Ich kann mir mein Leben der Russischen Föderation. (Pressemitteilung Hartmut Koschyk) ohne Musik nicht vorstellen...“ 36 Glückwünsche 37 Bücherangebot 38 200 Jahre schwäbische Auswanderung in den Südkaukasus 40 Zum Gedenken 41 Zur Erinnerung an Johann Warkentin (1920-2012) 43 Bücherangebot 44 „Man nehme ... so man hat!“ 46 Die Landsmannschaft 47 Porträt Dina Wacker 48 40 Jahre Ortsgruppe Lübeck

Bitte beachten Sie: Redaktionsschluss für Teilnehmer der Sitzung der Regierungskommission(von links): Walter Gauks, Vorsitzender der die Juli-Ausgabe 2017 Jugend-LmDR, Waldemar Eisenbraun, Bundesvorsitzender der LmDR, der russische Minis- ist der 17. Juni 2017 ter Igor Barinow, Bundesbeauftragter Hartmut Koschyk, Heinrich Zertik MdB und Galina Ort- mann.

2  VOLK AUF DEM WEG Nr. 6/2017 Politik

in den letzten Monaten durch bestimmte menhang habe Auf ein Wort Entwicklungen zumindest medial etwas ich deutlich ge- sichtbarer. Unser Verband hat immer wie- macht, dass die Liebe Landsleute, der bemängelt, dass wir gerade auf der po- etappenweise Re- liebe Freunde und Unterstützer litischen Ebene ungehört bleiben und ver- habilitierung der der Deutschen aus Russland, nachlässigt werden. Daher halte ich es für Russlanddeut- einen Fortschritt, dass Bundeskanzlerin schen als eine in seinem Wahlkampf hat Armin La- Angela Merkel Vertreter der Deutschen aus Kernthematik schet, designierter Ministerpräsident des Russland im Bundeskanzleramt empfangen des Abkommens Landes Nordrhein-Westfalen, damit ge- hat. Mehr dazu finden Sie in dieser Aus- bestehen bleiben worben, sich für eine Verbesserung der gabe unserer Verbandszeitschrift. muss. Begrüßt Rentensituation einzusetzen. Dieses Ver- habe ich hinge- *** sprechen, auch in russischer Sprache kom- gen das Vorha- Waldemar Eisenbraun muniziert, war gezielt an die vielen wahlbe- Die Deutsch-Russische Regierungskom- ben, den Wir- rechtigten Aussiedler adressiert, um deren mission für die Angelegenheiten der Russ- kungskreis der Stimmen für die CDU zu gewinnen. landdeutschen wurde auf Beschluss der Re- Regierungskommission um beispielsweise Die Wahlergebnisse sind nun bekannt. gierungen der Russischen Föderation und wirtschaftliche Formate zu erweitern. Jetzt wird entscheidend sein, dass dem Ver- der Bundesrepublik Deutschland auf der *** sprechen auch Taten folgen, zumal die Ren- Grundlage von Artikel 12 der Gemeinsa- tenpolitik auf der Bundesebene gemacht men Erklärung vom 21. November 1991 Abschließend ein Hinweis und eine wird. Es wäre also folgerichtig, wenn sich sowie des Protokolls über die Zusammen- Empfehlung: Die Parteien sind gerade Armin Laschet auch als stellvertretender arbeit zur stufenweisen Wiederherstellung dabei, ihre Programme für die Bundestags- Vorsitzender der CDU Deutschlands für der Staatlichkeit der Russlanddeutschen wahl im September 2017 zu verabschieden gerechtere Renten unserer Landsleute ein- von 1992 gegründet. und zu veröffentlichen. Bitte setzen Sie sich setzen würde. Im Verlauf der 22. Sitzung der inhaltlich mit den Vorhaben der einzelnen Deutsch-Russischen Regierungskommis- Parteien auseinander, um diese auf Über- *** sion für die Angelegenheiten der Russ- einstimmung mit Ihren persönlichen Vor- Die auffällig unauffällige Volksgruppe landdeutschen wurde erkennbar, dass eine stellungen und Erwartungen zu prüfen. der Deutschen aus Russland und anderen Modifizierung des zugrunde liegenden Pro- Waldemar Eisenbraun, Nachfolgestaaten der Sowjetunion wurde tokolls angestrebt wird. In diesem Zusam- Bundesvorsitzender Bundeskanzlerin Angela Merkel im Gespräch mit den Deutschen aus Russland m 17. Mai 2017 fand auf Einla- Schwerpunktmäßig ging es um dung von Bundeskanzlerin Dr. • die Prob­lematik der drohenden Alters­ Angela Merkel ein Gespräch mit armut unter Aussiedlern, AVertretern der Deutschen aus Russland • den Bedarf an nachholender Integra- im Bundeskanzleramt statt. tion und politischer Bildung, Das Einladungsschreiben beginnt mit • die Förderung von Ehrenamt und Kul- den Sätzen: „Die Bedürfnisse und Interes- turarbeit, sen der Deutschen aus Russland liegen Frau • die Bedeutung des christlichen Glau- Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel sehr bens, am Herzen. Es ist ihr daher ein besonde- • die Unterstützung von identitätsstiften- res Anliegen, Vertreter der Deutschen aus den Maßnahmen Russland im Bundeskanzleramt zu einem • und die Ausweitung der gesellschaftli- Gespräch zu empfangen.“ chen und politischen Partizipation. Der Bundestagsabgeordnete und berufe- Thematisiert wurden auch die Nachfrage ner Referent unseres Verbandes für die po- nach russischsprachigen Medien und die litische Integration der Volksgruppe, Hein- zivilgesellschaftlichen und wirtschaftlichen rich Zertik, begleitete die Vorbereitungen Beziehungen mit den Herkunftsländern. zu dem Treffen intensiv und brachte Vor- schläge für den Teilnehmerkreis ein. Im Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel Nachstehend der Redebeitrag des Bundes- Vorfeld wurden unter seiner Federführung vorsitzenden der LmDR, Waldemar Eisen- die thematischen Beiträge unter den einge- der Bundeskanzlerin teil. Der Unterneh- braun. (Es gilt das gesprochene Wort.) ladenen Repräsentanten abgestimmt. merverband der Landsmannschaft wurde Die LmDR wurde durch den Bundesvor- durch Olesja Rudi und Arthur Steinhauer Sehr geehrte Frau Bundeskanzlerin, sitzenden Waldemar Eisenbraun und Adolf repräsentiert. im Namen des Bundesvorstandes der Braun, Bundesvorstandsmitglied und Lei- In ihrer Ansprache betonte die Bundes- Landsmannschaft der Deutschen aus Russ- ter des Sozialausschusses, vertreten. Für kanzlerin, es sei ihr wichtig, die Interes- land und aller anwesenden Landsleute die Jugendorganisation unseres Verban- sen und Bedürfnisse der Deutschen aus der danke ich Ihnen aufrichtig für den heuti- des sprach ihr Bundesvorsitzender Walter ehemaligen Sowjetunion von den Betroffe- gen Empfang im Bundeskanzleramt. Gauks. Als berufene Referentin der Lands- nen selbst zu erfahren. Im Gesprächsverlauf Ihre Einladung werten wir als ein deut- mannschaft für Bildung und Familie nahm wurde darauf geachtet, dass alle Teilnehmer liches Zeichen Ihrer Wertschätzung einer Albina Nazarenus-Vetter am Gespräch mit ihre Anliegen vorbringen konnten. großen Personengruppe, die völlig unver-

VOLK AUF DEM WEG Nr. 6/2017 3 Politik schuldet unter dem Sowjetregime leiden gelegenheiten der deutschen Minderheiten ringeres Einkommen bedeutete. Für viele und unzählige Opfer erbringen musste. in den Herkunftsländern eingebunden wer- war es dennoch wichtig, nicht auf den Dank der verantwortungsvollen und weit- den. Das muss auch nach dem September Bezug von Leistungen aus den deutschen sichtigen Politik unter Bundeskanzler Dr. 2017 so bleiben. Sozialkassen angewiesen zu sein. Helmut Kohl bekamen diese Menschen die Wie auch unser Verband hat sich Herr Ein geringeres Einkommen bedeutet ge- lang ersehnte Chance, in ihre historische Koschyk gerade in den letzten Monaten ringe Beiträge u.a. zur Rentenversicherung Heimat zurückzukehren, um nach jahr- vehement gegen verzerrende Darstellun- und somit geringere Rentenbezüge. Zusätz- zehntelangen Diskriminierungserfahrun- gen der Volksgruppe der Deutschen aus lich verursacht die gesetzliche Deckelung gen als Deutsche unter Deutschen leben zu Russland in den Massenmedien eingesetzt, der so genannten Entgeltpunkte, der zent- können. deren christliche Verwurzelung betont und ralen Werteinheit in der gesetzlichen Ren- Die Deutschen aus Russland und den dem Vorwurf, Handlanger des Kremls zu tenversicherung, weitere massive Einbußen Nachfolgestaaten der Sowjetunion haben sein, widersprochen! Herr Koschyk war für die Betroffenen. Die in einem Konjunk- sich vorbildlich und beinahe „geräuschlos“ auch derjenige, der den Begriff „Integrati- turpaket untergebrachten Rentenkürzun- in die deutsche Gesellschaft integriert. Ein onslotsen“ in Bezug auf meine Landsleute gen für Spätaussiedler haben zur Folge, herausragendes Beispiel dafür ist Hein- geprägt hat. dass ein Teil der Deutschen aus der ehema- rich Zertik, Mitglied des Deutschen Bun- Eine erfolgreiche Integration hängt von ligen Sowjetunion von Altersarmut betrof- destages, dessen Vorfahren - wie die meis- vielen Faktoren ab. Das wesentliche Merk- fen oder akut gefährdet ist. Dabei handelt ten meiner Landsleute - nach Kasachstan mal jedoch ist und bleibt – meiner festen es sich überwiegend um Menschen, deren deportiert wurden. Lieber Heinrich, ich Überzeugung nach – die Eigeninitiative. Kinder und Enkelkinder einen beachtli- danke dir von Herzen für dein unermüd- Gerade hinsichtlich dieser Eigenschaft chen Beitrag für die deutschen Sozialkas- liches Engagement! Du bist eine Inspira- gibt es unter den verschiedenen Zuwan- sen leisten. Und der Generationenvertrag tion für viele unserer Landsleute, sich ge- derergruppen deutliche Unterschiede. Der greift bei dieser Personengruppe weiterhin! sellschaftlich und politisch zu engagieren. Forschungsbericht des Bundesamtes für Einen besonderen Dank möchte ich Migration und Flüchtlinge (BAMF) aus Sehr geehrte Frau Bundeskanzlerin, Hartmut Koschyk, dem Beauftragten der dem Jahr 2013 belegt eindeutig, dass ge- ich appelliere an Sie, alle erforderlichen Bundesregierung für Aussiedlerfragen und rade die Deutschen aus der ehemaligen Maßnahmen einzuleiten, um die Deut- nationale Minderheiten, aussprechen. Es Sow­jetunion sich selbst – und nicht etwa schen aus der ehemaligen Sowjetunion vor bestand und besteht eine enge und ver- den Staat oder die Regierung – in der Ver- der drohenden Altersarmut zu bewahren. trauensvolle Zusammenarbeit, für die ich antwortung sehen. Setzen Sie bitte Ihren Einfluss dafür ein, Ihnen, Herr Koschyk, persönlich und im Diese eigenverantwortliche Mentalität dass engagierte, gesetzestreue und loyale Namen des Verbandes sehr verbunden bin. meiner Landsleute und die vielfach nicht Bürger dieses Landes nicht länger bei den Herr Koschyk hat immer einen großen anerkannten Berufsabschlüsse haben dazu Rentenbezügen benachteiligt werden. Wert darauf gelegt, dass die Repräsentanten geführt, dass viele von ihnen ein Arbeits- Vielen Dank! der Deutschen aus Russland in die Sitzun- verhältnis aufgenommen haben, das unter Pressemitteilung der Landsmannschaft gen der Regierungskommissionen für An- ihrer Qualifikation lag und ein spürbar ge- der Deutschen aus Russland e. V.

Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Gespräches mit der Bundeskanzlerin (jeweils von links): 1. Reihe: Walter Gauks, Vorsitzender des Jugendverbands der LmDR; Irene Neh, Vorsitzende des Vereins zur Integration der Zuwanderer im Kreis Paderborn Monolith; Eleonora Heinze, Bezirksverordnete in Steglitz-Zehlendorf; Waldemar Eisenbraun, Bundesvorsitzender der LmDR; Heinrich Zertik MdB; Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel; Olesja Rudi, Leiterin des Unternehmerverbands der LmDR; Albina Nazarenus-Vetter, Stadträtin in Frankfurt am Main; Dr. Heinrich Derksen, Leiter des Bibelseminars Bonn; Hartmut Koschyk, Beauftragter der Bundesregierung für Aussiedlerfragen und nationale Minderheiten; Dr. Helene Friesen. 2. Reihe: Jakob Petker, Vorsitzender des Vereins Christliche Unternehmer; Adolf Braun, Bundesreferent für Soziales der LmDR; Arthur Steinhauer, Gründungsgesellschafter von MIX-Markt GmbH; Paul Derabin, Stadtverbandsvorsitzender der CDU Laatzen; Alexandra Dornhof, Bildungsreferentin der Deutschen Jugend aus Russland; Luise Rempel, Steuerberaterin. Pressefoto: Bundesregierung / Sandra Steins

4  VOLK AUF DEM WEG Nr. 6/2017 Politik Altersarmut der Deutschen aus Russland

uf Einladung des Vorsitzenden gezielt ausgeblendet“, so der der Orts- und Kreisgruppe Augs- BdV-Präsident. Diese Ge- burg der LmDR, Dimitri Koros- nerationenungerechtigkeit Atylev, und des Augsburger Bundestagab- bestehe bis heute fort und geordneten Dr. Volker Ullrich diskutierte müsse politisch angegan- der Präsident des Bundes der Vertriebe- gen werden. „Ich danke dem nen, Dr. , am 22. April Freistaat Bayern und der dor- im Augsburger Haus der Begegnung mit tigen Staatsregierung aus- zahlreichen Gästen über das Thema „Al- drücklich dafür, dieses Anlie- tersarmut der Deutschen aus Russland gen der Spätaussiedler zum – Identität und Stellung in der Gesell- eigenen Anliegen gemacht schaft“. zu haben. Gemeinsam blei- „Die steigende Altersarmut unter den ben wir dran.“ Deutschen aus Russland und anderen Ähnlich äußerte sich Spätaussiedlern macht mir große Sorgen“, auch Dimitri Korostylev, leitete Fabritius ein. der zunächst Dr. Bernd Fa- Von links: Dr. Bernd Fabritius, Dimitri Korostylev und Ursachen dafür seien die restriktiven Än- britius und Dr. Volker Ull- Dr. Volker Ullrich, MdB. derungen des Fremdrentengesetzes­ in den rich willkommen hieß. „Un- 90er Jahren. 1996 seien lebensbiografieun- sere Volksgruppe ist überdurchschnittlich „Die überproportional hohe Zunahme abhängige Pauschalkürzungen (40%) sowie häufig von unterbrochenen Erwerbsbio- der Altersarmut muss als große Heraus- Deckelungen (auf einen Betrag unter der Ar- graphien, niedrigen Löhnen und hohen forderung für Gesellschaft und Politik be- mutsgrenze) eingeführt worden, deren einzi- Teilzeitarbeitsquoten betroffen“, so Koros- trachtet werden. Es muss Rentengerech- ger erklärter „Zweck“ die „Akzeptanzerhal- tylev. Dies erhöhe die Wahrscheinlichkeit tigkeit in Deutschland unter besonderer tung“ der sozialrechtlichen Integration der für niedrige Renten und Altersarmut. Der Berücksichtigung der Deutschen aus Russ- Spätaussiedler sein sollte. Integrationswille und die hohe Einsatzbe- land herrschen, ohne dabei die Generatio- „Dass die damals thematisierten Un- reitschaft, eine beliebige niederqualifizierte nengerechtigkeit bei der Rentenpolitik aus terschiede im Rentenniveau lebenslaufbe- Arbeit zu übernehmen, nur um nicht von dem Auge zu verlieren“, so Korostylev ab- zogene und nicht systematische Ursachen den Sozialkassen abhängig zu sein, bräch- schließend. (etwa eine Besserstellung) hatten, wurde ten daher negative Folgen mit sich. Quelle: www.berndfabritius.de Vertreter der Fraktion DIE LINKE im Bundestag im Gespräch mit dem Bundesvorstand der LmDR uf Initiative der Vizepräsiden- sowie die damit einhergehende Altersar- genden über den Ost-West-Ausgleich sowie tin des Deutschen Bundestages, mut zu den hervorzuhebenden Kernthe- das Rentenkonzept einer solidarischen , fand am 18. Mai ein men. Einigkeit bestand dabei in der For- Mindestrente von 1.050 Euro gesprochen. AGespräch zwischen Vertretern der Bun- derung nach Maßnahmen und Konzepten, Zudem wurden die Stärkung der gesell- destagsfraktion der Partei DIE LINKE die einer weiteren Absenkung des Renten- schaftlichen Partizipation von Spätaussied- und des Bundesvorstandes der LmDR niveaus entgegenwirken. So wurde im Fol- lern sowie des Ehrenamtes thematisiert. statt. Für die Fraktion DIE LINKE im Bun- destag beteiligten sich am Gespräch neben Petra Pau der Fraktionsvorsitzende Dr. , der europapolitische Sprecher , der rentenpoliti- sche Sprecher Matthias W. Birkwald und die kulturpolitische Sprecherin Sigrid Hu- pach. Für die LmDR sprachen ihr Bundes- vorsitzender Waldemar Eisenbraun, der stellv. Bundesvorsitzende Ernst Strohmaier und Adolf Braun, Bundesvorstandsmitglied und Leiter des Sozialausschusses. Vorangestelltes Ziel war es, sich gemein- sam über den Komplex „Rente“ zu verstän- digen. Eingangs fand dazu ein Austausch über die bestehenden Regelungen und da­ raus resultierende Probleme des Fremdren- tengesetzes statt. Speziell die Vergabe von Rentenpunkten stand dabei im Zentrum der beidseitigen Ausführungen. Im weiteren Gesprächsverlauf entwi- Die Gesprächsteilnehmer (von links): Matthias W. Birkwald, Andrej Hunko, Sigrid Hupach, ckelten sich das sinkende Rentenniveau Dietmar Bartsch, Petra Pau, Adolf Braun, Ernst Strohmaier, Waldemar Eisenbraun.

VOLK AUF DEM WEG Nr. 6/2017 5 Heimat im Glauben Beauftragte/r für die Fragen der Spätaussiedler und Heimatvertriebenen Zur Nachfolgeregelung in der EKD (Evangelische Kirche von Deutschland)

it Erschütterung haben wir er- Mittelasien sowie die konkrete Sorge um fahren, dass nach dem Aus- noch in den Herkunftsländern lebenden scheiden von Kirchenpräsident Angehörigen und nicht zuletzt das lang- Mi.R. Helge Klassohn als Beauftragter bis jährige generationsgebundene gesellschaft- dato keine Nachfolgebeauftragung ausge- liche Einfinden einer solch großen Gruppe, sprochen worden ist. die von der EKD maßgeblich aufgrund Diesen Verlust merken wir in unserer ihrer jungen Alterstruktur in den nächsten Arbeit jetzt schon sehr deutlich. Es fehlt Jahrzehnten gebraucht werden wird, zeigen die wichtige Kontaktperson zu Politik und zur Genüge die Wichtigkeit der Vernetzung Gesellschaft sowie gegenüber kirchlichen über die Beauftragung an. Belangen. Die Notwendigkeit der Beauf- Zu Recht warten auch noch jetzt viele tragung liegt darin, dass der Integrations- Menschen aus dieser Zuwanderungs- prozess von Aussiedlern und Spätaussied- gruppe auf die Einladung zum Gespräch lern in der Gesellschaft, aber auch in der über Glaubens- und Lebensfragen. Diese Kirche noch lange nicht abgeschlossen ist. Erwartungshaltung ist insbesondere der Angesichts der von der Kirche zu Recht spezifischen Situation des Staatsatheismus eingeforderten wertschätzenden Migra- der ehemaligen Sowjetunion geschuldet, tionspolitik für neue Zuwanderer ist eine der immer noch bis in die jüngste Genera- nachhaltige strukturelle und konzeptio- tion hineinwirkt. Hier besteht weiterhin ein nelle Arbeit mit der größten Einwande- deutlicher Missionsauftrag. rungsgruppe der Spätaussiedler und ihrer Durch die Nicht-Berufung ergeht ein Familien in die EKD heute gesellschaftspo- falsches Signal an die Gliedkirchen, an die litisch mehr als geboten. Dies dient der In- Ökumene und die Gesellschaft. tegration früherer Einwanderungsgruppen Wir bitten die Mitglieder des Rates, generell und deeskaliert Konflikte und So- sich für eine Berufung eines Beauftragten zialneiddebatten. oder einer Beauftragten für die Fragen der Gerade die Anfälligkeit gegenüber po- Spätaussiedler und Heimatvertriebenen pulistischen Vereinnahmungen, das Kon- einzusetzen. fliktpotential in Osteuropa und die Be- Reinhard Schott, Vorsitzender der Helge Klassohn, Kirchenpräsident i.R. drängungen christlicher Minderheiten in Konferenz der Aussiedlerseelsorge der EKD Reformationsjahr in Russland eröffnet

m 27. März 2017 fand im Beisein In seinem Grußwort betonte Koschyk, des Beauftragten der Bundes- dass die Brücke zur ursprünglich deutschen regierung für Aussiedlerfragen Heimat von Beginn an die Russlanddeut- Aund nationale Minderheiten, Hartmut schen bildeten. „Ihr christlicher Glaube Koschyk, anlässlich des 500-jährigen Re- war und ist nicht nur in kirchlicher Hin- formationsjubiläums eine feierliche Ver- sicht zentral, sondern spielt gerade auch anstaltung zur offiziellen Eröffnung des mit Blick auf die Bewahrung der eigenen Reformationsjahres in Russland statt. kulturellen Wurzeln und damit der Iden- Hartmut Koschyk überbrachte die tität weiterhin eine wichtige Rolle. Auch Grüße der Bundesregierung und des Vor- deswegen betone ich in meiner Arbeit als sitzenden des Rats der Evangelischen Kir- Beauftragter der Bundesregierung für Aus- che in Deutschland, Landesbischof Prof. siedlerfragen stets den Dreiklang von Hei- Dr. Heinrich Bedford-Strohm. mat - Identität - Glaube. Würde einer die- An der Veranstaltung nahmen auch der ser Laute fehlen, ginge die ganze Harmonie Apostolische Nuntius und Titularerzbi- verloren“, so Koschyk. schof von Canosa, Monsignore Celestino Am Rande der Feierstunde tauschte er Migliore, sowie Vertreter der russisch-or- sich mit Dietrich Brauer, Erzbischof der thodoxen Kirche und weiterer christlicher Evangelisch-Lutherischen Kirche in Russ- Kirchen teil. Aber auch hohe Vertreter des land, über die geplanten Veranstaltungen Präsidialamtes, der russischen Regierung im Reformationsjahr, aber auch über die und des Parlaments sowie Vertreter der aktuelle Lage der evangelischen Kirche in russlanddeutschen Öffentlichkeit waren Russland aus. Erzbischof Brauer ist zugleich vertreten. „Geistlicher Leiter” des Bundes der Evan- Musikalisch eindrucksvoll umrahmt gelisch-Lutherischen Kirchen in Russland, wurde die Feierstunde von der Kantorei der Ukraine, in Kasachstan, Mittelasien Hartmut Koschyk mit Dietrich Brauer, und dem Orchester der evangelischen St. und im Südlichen Kaukasus. Erzbischof der Evangelisch-Lutherischen Peter und Paul-Kathedrale in Moskau. Quelle: www.koschyk.de Kirche in Russland.

6  VOLK AUF DEM WEG Nr. 6/2017 Politik Deutsche aus Russland kandidieren für den Bundestag

Albina Nazarenus-Vetter

Zur Person: Albina Nazarenus-Vetter wurde 1974 in Russland geboren. 1994 siedelte sie nach Deutschland aus. Nach dem Studium der Germanistischen Linguistik und Slawis- tik an der Humboldt-Universität zu Berlin leitete sie im Auftrag des Hessischen So- zialministeriums zahlreiche Projekte zur Unterstützung der Integration der jungen Deutschen aus Russland. Seit 2013 ist sie Bildungsreferentin und Geschäftsführerin der Deutschen Jugend aus Russland e. V. (DJR), deren Mitbe- gründerin sie ist. Von 2011 bis 2016 war sie Stadtverordnete, seit 2017 ist sie Stadträtin in Frankfurt am Main. Seit 2015 ist sie au- Albina Nazarenus-Vetter Olesja Rudi ßerdem Vorsitzende des Netzwerks Aus- siedler der CDU Hessen. schaftlichen und politischen Partizipation (Bachelor-Abschluss) an der International 1995 trat Albina der LmDR ein und be- der Deutschen aus Russland. University of Bruchsal und ein Semester an gann kurz darauf in der Geschäftsstelle der Wir fordern von den politisch Verant- der International University of Florida. Sie LmDR in Berlin mit der Sozialberatung un- wortlichen daher, sich für eine verstärkte ist geschäftsführende Gesellschafterin einer serer Landsleute. Gegenwärtig ist sie zudem Förderung der politischen Bildungsarbeit Spedition in Lahr-Langenwinkel mit knapp berufene Bildungsreferentin der LmDR. der Deutschen aus Russland einzusetzen und 160 Mitarbeitern. Beim Landesparteitag der CDU Hessen die Rahmenbedingungen dafür zu schaffen. Bei der Landsmannschaft der Deutschen am 6. Mai 2017 wurde sie als Kandidatin Wir wünschen uns Maßnahmen, die aus Russland leitet Olesja Rudi den Unter- auf der Landesliste für die Bundestagswahl zur Verbesserung der gesellschaftlich-po- nehmerverband und ist zudem stellvertre- mit dem Listenplatz 23 gewählt. litischen Teilhabe, zur Identifikation mit tende Vorsitzende der Ortsgruppe Lahr Albina Nazarenus-Vetter ist verheiratet dem demokratischen Werte- und Normen- (Baden-Württemberg). Olesja Rudi en- und Mutter von zwei Söhnen. system der Aufnahmegesellschaft und der gagiert sich als Aussiedlerbeauftragte der Erziehung der Deutschen aus Russland zu CDU Ortenau. Bei der CDU-Bezirksver- Ihr Statement für VadW: mündigen Bürgern unserer freiheitlich-de- ordnetenversammlung in Löffingen wurde „Die Deutschen aus Russland kehren in mokratischen Gesellschaft beitragen. sie auf der CDU-Landesliste mit dem Lis- die Heimat ihrer Vorfahren zurück, um als Und wir wünschen uns eine bessere In- tenplatz 39 für den Bundestag nominiert. Deutsche unter Deutschen in Frieden und tegration in die parteipolitische Land- Olesja ist verheiratet und hat eine Tochter. Freiheit ihr Leben gestalten zu können. schaft. Es müssen mehr Deutsche aus Russ- Die meisten von ihnen sind inzwischen in land politische Mandate übernehmen und Ausschnitt aus ihrer Schule, Ausbildung, Arbeit, Vereinen und sich aktiv am politischen Geschehen betei- Kandidatenvorstellung: Wohnumfeld gut integriert. Da sie im poli- ligen. Auch dies bedarf spezieller Eingliede- „Meine Aufgabe sehe ich darin, meinen tischen Diskurs eher unauffällig sind, ging rungsprogramme bzw. Fördermaßnahmen. Landsleuten die Politik näher zu bringen, man die letzte Zeit davon aus, dass der In­ Denn wir dürfen es als freiheitlich-demo- sie nicht nur zu motivieren, zur Wahl zu tegrationsprozess quasi abgeschlossen ist kratische Gesellschaft nicht zulassen, dass gehen, sondern sich vor der Wahl ausführ- und es keine Probleme mehr bei der Ein- uns das Vertrauen der bis dahin sehr loya- lich zu informieren und sich aktiv in der gliederung gibt. len Volksgruppe verloren geht. Politik zu engagieren. Allerdings zeigten die neuesten politi- Ich setze mich dafür ein, dass die poli- Ich stelle immer wieder fest, dass diese schen Entwicklungen um die Deutschen aus tisch Verantwortlichen in diesem Land die Bevölkerungsgruppe, einen Mangel an po- Russland (ich nenne nur den „Fall Lisa“), dass Sorgen der Deutschen aus Russland ernst litischer Aufklärung aufweist. Ich brauche es Defizite beim Verständnis von Demokratie nehmen und diese dabei unterstützen, ein Sie und die Unterstützung meiner Partei, und einen gewissen Grad der Unzufrieden- selbstbestimmtes, eigenverantwortliches um gemeinsam diese Aufgabe zu bewäl- heit gibt und die Empfänglichkeit für ideolo- und gemeinwohlorientiertes Leben in Frie- tigen. Die Bevölkerungsgruppe der Deut- gische Einflüsse, meist verbreitet durch russi- den und Freiheit zu führen.“ schen aus Russland gilt in Deutschland sche Propagandamedien, hoch ist. als die im Vergleich zu anderen Migran- Neben immer noch bestehenden Defizi- Olesja Rudi tengruppen am erfolgreichsten integrierte. ten bei der Anerkennung von im Ausland Bis zuletzt waren die meisten Deutschen erworbenen Abschlüssen und Qualifikati- Zur Person: aus Russland CDU-Wähler. Dies hat sich onen, Angst vor dem Verlust der Identität Olesja Rudi wurde 1980 in Talghar, Ka- seit den Ereignissen in der Silvesternacht und Heimat (geschürt durch deutschland- sachstan, geboren. 1991 siedelte sie mit in Köln leider geändert, und ein Teil der feindliche Propaganda aus dem Herkunfts- ihrer Familie nach Deutschland aus. Sie er- Wähler ist aus Trotz zur AfD übergelaufen. land) und dem gravierenden Problem der warb ihre Hochschulreife in Baden-Würt- Wir müssen jetzt alles daran setzen, diese Altersarmut unter den Senioren existiert temberg und studierte danach Business Ad- Wähler für die CDU wieder zurückzuge- das reale Problem der mangelnden gesell- ministration in International Management winnen.“

VOLK AUF DEM WEG Nr. 6/2017 7 Politik Angekommen in der deutschen Politik? Politische Partizipation der Deutschen aus Russland in der Aufnahmegesellschaft Natalie Pawlik: „Ich möchte im deutschen Sozialsystem vieles verändern.“

631 – so lautet die aktuelle Anzahl der Bundestagsabgeordneten, von denen mindes- tens 35 aus Migrantenfamilien kommen. Tendenz steigend. Der Abgeordnete Heinrich Zertik ist allerdings derzeit der einzige Deutsche aus Russland im Bundestag. In der vorherigen Wahlperiode waren unsere Landsleute gar nicht vertreten. Erfreulicherweise werden auch in der kommunalen Politik immer mehr Deutsche aus Russland aktiv und nehmen häufiger wichtige Positionen in den Vorständen ein. Wie die 24-jährige Deutsche aus Russland Natalie Pawlik, die sich bereits seit ihrer Schulzeit eifrig politisch engagiert. „Hoffnungsträgerin der SPD“ nannte man sie in den Medien. Mit gutem Recht – im Oktober 2016 wurde sie vom Wahlkreis 177, Wet- terau I (Hessen), als Kandidatin der SPD für die Bundestagswahl 2017 nominiert. Im Gespräch mit unserer Redakteurin Lena Arent erzählte Natalie Pawlik, was sie auf die politische Laufbahn gebracht hat und warum sie in der SPD einen guten An- sprechpartner für Deutsche aus Russland sieht.

Lena Arent: Frau Pawlik, viele Deut- fühl nicht teilen. Einigen wenigen geht es schen aus Russland, die sich politisch en- tatsächlich sehr gut, doch nicht dem Groß- gagieren, neigen eher zur CDU. Grund teil der Bevölkerung. Viele Menschen sind Zur Person: dafür ist die Dankbarkeit dieser Par- verunsichert und vertrauen immer weniger Natalie Pawlik wurde 1992 in Wostok, tei gegenüber, weil gerade die CDU der Politik, sie haben Abstiegsängste. Russland, geboren. 1999 siedelte sie mit die Rückkehr unserer Landsleute nach Ungerecht finde ich z.B. die Verhältnisse ihrer Familie nach Deutschland aus. Deutschland ermöglicht hat. Warum im Berufsleben. Viele verdienen nicht nur Sie machte ihr Fachabitur in Fried­ fiel Ihre Wahl auf die Sozialdemokraten? zu wenig zum Leben, sie haben auch keine berg (Hessen) und erwarb den Bache­ Natalie Pawlik: Mich hat die Idee von so- Sicherheit in ihrem Arbeitsleben. Befristete lorabschluss in Geschichte, Politik- zialem Aufstieg und sozialer Gerechtigkeit Arbeitsverträge und Leiharbeit, die eigent- wissenschaft und Soziologie an der zur SPD gebracht. Bereits in der Schulzeit lich die Ausnahme sein sollten, sind Nor- Jus­tus-Liebig-Universität Gießen. Seit habe ich angefangen, mich politisch zu en- malität geworden. Gerade aus der Perspek- 2016 studiert sie Gesellschaft und Kultu- gagieren, in der Hessischen Landesschüler- tive von jungen Menschen sage ich: Es kann ren der Moderne am Institut für Soziolo- vertretung. doch nicht sein, dass man bestens qualifi- gie der Justus-Liebig-Universität Gießen. Vieles, was im deutschen Bildungssys- ziert ist, Auslandserfahrung und Fremd- 2008 trat Natalie Pawlik erst den Jusos tem schief und ungerecht läuft, habe ich sprachenkenntnisse vorweisen kann, am und dann der SPD bei. Seit 2011 ist sie selbst erleben müssen. Vom Sitzenbleiben Ende aber trotzdem keine unbefristete Voll- Mitglied der Stadtverordnetenversamm- auf Grund von sprachlichen Schwierigkei- zeitbeschäftigung bekommt. lung von Bad Nauheim und stellvertre- ten und der Querversetzung vom Gym- Wir brauchen mehr Sicherheit im Ar- tende Vorsitzende der SPD-Fraktion. nasium in die Realschule bis hin zu der beitsleben und höhere Löhne. Vor allem Vom 2012 bis 2014 war sie stellvertre- Schwierigkeit, als erstes Kind in der Familie aber auch eine entschlossene Investiti- tende Vorsitzende der SPD Bad Nau- zu studieren. In meinem Freundeskreis ist onspolitik auf Bundesebene. Wir müssen heim. es oft vorgekommen, dass Kinder, die aus Städte und Gemeinden wieder in die Lage Seit 2016 ist sie Kreistagsabgeordnete Russland hergekommen sind, in der Schule versetzen, in den Wohnungsbau und die im Wetteraukreis und Bundestagskandi- zurückversetzt wurden. Nicht weil sie fach- Infrastruktur investieren zu können. Dafür datin im Wahlkreis 177, Wetterau 1. lich schlecht waren, sondern nur weil sie werde ich mich unter anderem einsetzen. sprachliche Defizite hatten. Im deutschen Schulsystem spielt die Wie schätzen Sie die politische Partizi- schiedlichsten Themen und artikulieren Herkunft eine große Rolle bei der Vertei- pation der Deutschen aus Russland ein? diese gerne. lung von Bildungs- und Aufstiegsschancen. Generell müssen Parteien viel transparenter Sie möchten aber auch, dass man ihnen Darin sah und sehe ich eine große Unge- werden und daran arbeiten, Menschen un- zuhört und sie ernst nimmt, egal wie un- rechtigkeit. Ich finde, dass du unabhängig terschiedlicher Herkunft für sich zu begeis- konventionell manche Meinung auch er- davon, wo du herkommst, die Möglichkeit tern. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass scheinen mag. Ich kann also nicht sagen, bekommen sollst, an der Gesellschaft teil- Parteien sehr darauf aus waren, dass Men- dass unsere Leute unpolitisch sind und an zuhaben und aufzusteigen. Dafür steht die schen zu ihnen kommen, statt die Freunde der Gesellschaft nicht teilhaben möchten. Sozialdemokratie schon seit über 150 Jah- oder Nachbarn aktiv anzusprechen. Bei Das Problem sehe ich eher in den gegebe- ren. Und dieses Ideal vom sozialen Aufstieg uns bieten wir als SPD offene Treffen an, zu nen Strukturen für politische Teilhabe und hat mich damals, als ich 14 Jahre alt war, denen jeder kommen kann und zu denen politische Bildung. von der SPD überzeugt. ich gerne auch Freunde und Bekannte ein- lade und mitbringe. In einer gemütlichen Kennen Sie viele Deutsche aus Russland, Wie finden Sie die gegenwärtige deut- Atmosphäre wird dann über Politik und die in der SPD aktiv sind? sche Politik? die Welt gesprochen, fernab von starrer Sit- Man sieht es ja vielen unserer Landsleute gar Wir haben eine soziale Schieflage in zungkultur, in der man lediglich die Tages- nicht an, dass sie einen Migrationshinter- Deutschland. Es ist zwar sehr oft die Rede ordnung abarbeitet. grund haben. Es gibt keine äußeren Merk- davon, dass wir eines der reichsten Län- Meiner Erfahrung nach sind Deutsche male. Bei mir z. B. wundern sich die Men- der der Welt sind und es uns so gut wie nie aus Russland eine sehr politische Gruppe, schen oft, dass ich aus Russland komme und zuvor geht, ich persönlich kann dieses Ge- viele haben ihre Meinungen zu den unter- meine Muttersprache Russisch ist.

8  VOLK AUF DEM WEG Nr. 6/2017 Politik

Innerhalb der SPD waren es früher nur Weiterbildung oder Anerkennung von Ab- Arbeitskräfte angestellt, obwohl sie die einige, von denen ich wusste, dass die einen schlüssen. Ich kenne viele unserer Lands- gleiche Arbeit leisten wie die Stammbeleg- russischsprachigen Hintergrund haben. Al- leute, die mit den besten Abschlüssen nach schaft. Und das über viele Jahre und Jahr- lerdings gibt es neue Bewegungen und Be- Deutschland kamen und, nur weil diese zehnte. Selbstverständlich wirkt sich das strebungen, die russischsprachen Sozi- nicht anerkannt wurden, in Berufen unter- negativ auf die Rente dieser Menschen aus. aldemokraten zusammenzubringen. Die halb ihres Ausbildungsniveaus landeten. Vieles im sozialen System Deutschlands SPD hat Deutsche aus Russland und Rus- Das ist ein sehr großes Problem. Wenn würde ich gerne verändern. Weniger Bü- sischsprachige als Zielgruppe erkannt und wir die Abschlüsse nicht anerkennen, ver- rokratie, mehr Orientierung an den Men- möchte für diese Gruppe attraktiver werden. geuden wir viel Potenzial. Wir haben eine schen, soziale Gerechtigkeit, gute Arbeits- Als russischsprachige Sozialdemokra- Migrationsgesellschaft und müssen im Be- bedingungen, Anerkennung von Arbeit ten vernetzen wir uns verstärkt und wer- reich Anerkennung von Abschlüssen, Wei- – ich stehe leidenschaftlich dahinter. Diese den immer zahlreicher. Insbesondere junge terbildung und Umschulung noch sehr viel Probleme sind sowohl für die Deutschen Menschen finden ihren Weg vermehrt in tun. Wenn etwa eine Frau in ihrem Her- aus Russland als auch für andere deutsche die SPD. Einige davon sind Deutsche aus kunftsland eine Ausbildung als Erziehe- Bürger relevant. Russland, andere haben keinen russland- rin absolviert hat, sollte sie hier in kürzerer deutschen Hintergrund, sind aber russisch- Zeit qualifiziert werden, um schnellstmög- Wie kann man Deutsche aus Russland sprachig. Wie zum Beispiel Dmitri Geidel lich ihren Beruf in Deutschland ausüben zu dazu aufrufen, am 24. September wäh- aus Berlin, der wie ich für den Bundestag können. Nicht dass sie dafür fünf Jahre lang len zu gehen? kandidiert. Im Landkreis München kandi- die Schulbank drücken muss. Vor allem muss man einen zielgruppen- diert Bela Bach, die ebenfalls russischspra- Viele Deutsche aus Russland betrifft ein gerechten Wahlkampf führen und Deut- chig ist, für den Bundestag. weiteres großes Thema – die Rente. Und sche aus Russland konkret ansprechen. Da (In Bremen lebt die russlanddeutsche Po- zwar in Bezug auf den Teil, den sie aus dem Sprache tatsächlich eine Barriere sein kann, litikerin Valentina Tuchel, die 2005 der SPD Ausland bekommen. Bei der Zusammen- werde ich meine Flyer und Inhalte auch in beitrat und 2011 Mitglied der Bremischen rechnung der Rente entstehen oft Prob- russischer Sprache verteilen. Durch die- Bürgerschaft wurde. – Anm. der Red.) leme, und auf viele unserer Senioren war- sen persönlichen Draht, durch die Sprache, tet im Alter Armut. habe ich die beste Möglichkeit, den Leuten Was möchten Sie im Rahmen Ihrer poli- Hinsichtlich künftiger Renten muss sich nahe zu bringen, wählen zu gehen und sich tischen Tätigkeit für Deutsche aus Russ- auch eine Menge bei den Beschäftigungs- in Entscheidungsprozessen einzubringen. land in die Tat umsetzen? verhältnissen unserer Landsleute ändern. Es gibt in Deutschland genug Probleme, Viele von ihnen sind in der Leiharbeit un- Frau Pawlik, herzlichen Dank für das die Deutsche aus Russland betreffen, z. B. tergekommen und wurden als „günstige“ Interview.

Heinrich Zertik (MdB) - alles Gute zum 60. Geburtstag n seinem Grußwort anlässlich der haus. Dort wurde wieder einmal deutlich, Feier zum 60. Geburtstag von Hein- dass Heimat für Heinrich Zertik nicht nur rich Zertik (geb. am 12. Mai 1957 eine Landschaft ist. Heimat – das sind für Iin Kastek, Sowjetunion, heute Kasachs- ihn immer auch Menschen. Davon zeugten tan) am 12. Mai 2017 im Schloss Schie- in Usynagásch viele herzliche Begegnungen der (NRW) würdigte der Beauftragte der Heinrich Zertiks mit den dortigen Bewoh- Bundesregierung für Aussiedlerfragen nern, die ihn sehr offen aufnahmen und und nationale Minderheiten, Hartmut ihren Stolz auf den früheren Bürger ihres Koschyk, die Leistungen des ersten russ- Heimatortes nicht im geringsten verbargen. landdeutschen Bundestagsabgeordneten: Der lippische Patriot Heinrich Zertik Nachstehend Auszüge daraus: bringt sich zunächst in die Kommunalpo- „Als ich im Januar 2014 mein Amt als litik ein: 2002 wird er in den Vorstand des Beauftragter der Bundesregierung für Aus- CDU-Kreisverbandes Lippe gewählt, mit siedlerfragen und nationale Minderheiten der Kommunalwahl 2004 wurde er Stadt- Heinrich Zertik (links) mit dem Aussiedler- antrat, wurde mir sehr bald klar, welch un- rat in seiner Heimatstadt Schieder-Schwa- beauftragten der Bundesregierung, Hartmut gemein kompetenten und hilfreichen Part- lenberg sowie Sachkundiger Bürger im Ju- Koschyk. ner ich in Heinrich Zertik haben würde. gendhilfeausschuss und im Sozialausschuss Zertik ist ein Mensch, der sehr tief in der des Kreistages. Die beharrliche und kompe- Auch in Berlin ist Heinrich Zertik ein Erde wurzelt. Das wurde mir z.B. deutlich, tente Arbeit in der Kommunalpolitik emp- Lipper geblieben, der die tiefe Liebe zu sei- als er mich auf meiner letzten Reise nach fiehlt ihn dann auch für Ämter auf Landes- ner Heimat bei jeder sich bietenden Gele- Kasachstan aus Anlass der Sitzung der ebene, wo er seit 2012 dem Landesvorstand genheit zum Ausdruck bringt. Deutsch-Kasachischen Regierungskom- der CDU NRW angehört. Am stetig wach- Heinrich Zertik baut also Brücken vom mission für die Angelegenheiten der ethni- senden Netzwerk Aussiedler der CDU hat Lipperland nach Berlin, aber auch von schen Deutschen der Republik Kasachstan er von Anfang an maßgeblich mitgebaut, Deutschland in die Nachfolgestaaten der begleitete. Dabei machten wir auch in der heute ist er dessen Bundesvorsitzender. Sowjetunion und dort insbesondere zu den Ortschaft Usyna­gásch Station, seinem Hei- Am 22. September 2013 war es end- noch heute in der angestammten Heimat matort unweit der früheren kasachischen lich soweit: Erstmals in der Geschichte des lebenden Deutschen. Seine Mitarbeit und Hauptstadt Almaty. Gemeinsam mit weite- höchsten deutschen Parlaments zieht – sein Rat bei der Arbeit der bilateralen Regie- ren Kollegen aus dem Deutschen Bundes- zur großen Freude vieler Landsleute – mit rungskommissionen für die deutschen Min- tag besuchten wir die frühere Schule von Heinrich Zertik ein russlanddeutscher Aus- derheiten sind für die Bundesregierung sehr Heinrich Zertik und das evangelische Bet- siedler in den Deutschen Bundestag ein. wertvoll und hilfreich!“

VOLK AUF DEM WEG Nr. 6/2017 9 Öffentlichkeitsarbeit

Aktuelle Termine DEUTSCHE AUS RUSSLAND. finden Sie auf unserer Internetseite GESCHICHTE UND GEGENWART www.LmDR.de/WA-Termine/ WANDERAUSSTELLUNG DER LANDSMANNSCHAFT

Mit freundlicher Unterstützung des Bundesministe- riums des Innern und gefördert als Projekt über das Gefördert durch: Bundesamt für Migration und Flüchtlinge, präsen- tiert von der Landsmannschaft der Deutschen aus Russland. Zuständig für die acht parallel laufenden Exemplare der Ausstellung sind die Projektleiter der Landsmann- schaft, Jakob Fischer, Jürgen Arnhold und Ilja Fedo- seev, die Sie unter den Telefonnummern 0711-166590 aufgrund eines Beschlusses bzw. 0171-4034329 (Jakob Fischer) oder unter der des Deutschen Bundestages E-Mail-Adresse [email protected] erreichen können. Bei allen Eröffnungs- und Abschlussveranstaltungen der Ausstellung und bei Begeg- nungstagen führt Jakob Fischer in die Ausstellung ein, präsentiert Filme auf Großlein- wand und hält Vorträge zum Thema „Geschichte und Kultur der Deutschen in Russ- land und ihre Integration in Deutschland“. Er organisiert nach Vereinbarung auch alle Führungen für Gruppen und Schulklassen. Der Eintritt zu allen Veranstaltungen im Rahmen der Ausstellung ist frei.

3. Juni um 18 Uhr mit Grußworten, Vortrag germeister der Stadt Pirmasens; - Anita und Film. Grußwort: - Henry Funk, Vor- Schäfer und Heinrich Zertik, Abgeordnete sitzender des Geschichtsvereins Nikenich; des Deutschen Bundestages. - Gottfried Busch, Bürgermeister der Orts- Organisation: Projektleiter Jakob Fischer im Einsatz. gemeinde Nickenich. Vera Schreitel, Tel.: 06331-78812. Organisation: Braunfels, Hessen Henry Funk, Tel.: 02632-83223. Neumünster, 3. bis 30. Juni: Stadtbücherei, Fürst-Ferdi­ Schleswig-Holstein nand-Str. 4a, Tel.: 06442-5061. Eröffnung Pirmasens, 20. bis 21. Juni: Saal im KIEK IN, Gar- am 3. Juni um 10.30 Uhr mit Grußworten, Rheinland-Pfalz tenstr. 32. Eröffnung am 20. Juni um 10 Uhr Vortrag, Film und Führung durch die Aus- 10. bis 11. Juni: Evangelisches Gemein- im Rahmen des 68. landesweiten Tages der stellung. dehaus der Matthäus-Kirche, Lortzingstr. Heimat des Landes Schleswig-Holstein mit Organisation: 20, Tel.: 06331-42037. Eröffnung am 10. Grußworten, Vortrag, Film und Kulturpro- Klaus Schmidt, Tel.: 06442-30359. Juni um 16 Uhr mit Grußworten, Vortrag, gramm. Film und Kulturprogramm anlässlich des Organisation: Nickenich, Rheinland-Pfalz 500-jährigen Jubiläums der Reformation Willi Treetzen, Tel.: 04321-989920. 3. bis 10. Juni: Kulturscheune, Haupt- zum Thema „Luthers Erbe in Russland“. str. 109, Tel.: 02632-81411. Eröffnung am Grußworte: - Bernhard Matheis, Oberbür- Rhauderfehn, Niedersachsen 21. bis 28. Juni: Evangelisches Gemeinde- haus Collinghorst, Wispelins Boom 4. Er- öffnung am 21. Juni um 14.30 Uhr mit Vor- trag, Film und Kulturprogramm. Organisation: Anita Rademacher, Tel.: 04952-808258. Augsburg, Bayern 25. Juni bis 18. Juli.: Evangelisch-Lutheri- sche Kirche St. Andreas, Eichendorffstr. 41, Tel.: 0821-552901. Eröffnung am 25. Juni um 10 Uhr im Rahmen eines Gottesdiens- tes und des anschließenden Sommerfestes der Landsmannschaft mit Vortrag und Kul- turprogramm. Organisation: Dimitri Korostylev.

Die Orts- und Kreisgruppe Augsburg der LmDR nahm mit vier Vorstandsmitgliedern, Tatjana München, Bayern Akimova, Helene Sauter, Anna Brose und Alexander Schander, an der am 2. Mai in Landsberg 2. bis 3. Juli: Café Moosach, Gubestr. am Lech stattfindenden Eröffnung der landsmannschaftlichen Wanderausstellung teil. 5. Präsentation am 2. Juli um 15 Uhr im

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Rahmen eines Nachmittages der Begeg- Nördlingen, Bayern Ulm, Baden-Württemberg nung mit Vortrag, Film und Kulturpro- 3. bis 4. Juli: Realschule Maria Stern der 5. bis 6. Juli: Humboldt-Gymnasium, Karl- gramm. Musikalische Umrahmung durch katholischen Erzdiözese Augsburg, Hüt- Schefold-Str. 18. Projekt Migration und In- Musiker und Sänger aus München. tengasse 2, Tel.: 09081-870760. Schulunter- tegration im Rahmen der Ausstellung. Organisation: richtsprojekt Migration und Integration im Organisation: Steffen Roth. Tatjana Hänsch, Tel.: 0176-10464430, Rahmen der Ausstellung. Projektleiter: Jakob Fischer, Eduard Wehsinger, Tel.: 0176-64640540. Organisation: Frau von Roda. Jürgen Arnhold, Ilja Fedoseev „Ich bin ein Berliner!“ Ein Abend mit Russlanddeutschen aus den USA

ch bin ein Berliner!“ Wie einst der damalige amerikanische Präsident John F. Kennedy am 26. Juni 1963 Idie Herzen der Deutschen, so eroberte im Mai 2017 Carol Just, eine Teilnehmerin der Homeland Tour 2017 aus dem winzi- gen Ort Berlin (25 Einwohner) im Bun- desstaat North Dakota, USA, die Her- zen der in Berlin lebenden Deutschen aus Russland. Am 19. Mai hieß die Landesgruppe Ber- lin-Brandenburg der LmDR mit ihrem Vor- sitzenden Alexander Rupp ihre Landsleute aus den Vereinigten Staaten von Amerika in der Aussiedlerberatungsstelle des Be­ Prof. Michael M. Miller (links) mit seiner Reisegruppe beim Besuch in Berlin. Vorne rechts zirksamtes Berlin-Reinickendorf willkom- der Vorsitzende der Landesgruppe Berlin-Brandenburg der LmDR, Alexander Rupp. men. Es waren Teil­nehmer der 21. Journey- to-the-Homeland-Tour unter der Leitung Munde zusammen. Hin und weg waren sie Reaktionen von Prof. Michael M. Miller. Er ist Biblio- auch bei anderen Spezialitäten wie Blinis, graph und leitet die russlanddeutsche kul- Hering unterm Pelz, Riewelkuchen oder m 25. Januar 2017 fand an der turelle Sammlung der North Dakota State Krebbel, um nur einige zu nennen. Aloys-Fischer-Schule (Beruf- University in Fargo. Als Leckerli für die Ohren war Jakob Fi- liche Oberschule) das Unter­ Fast in jedem Jahr macht sich eine scher aus Süddeutschland nach Berlin ge- Arichtsprojekt „Migration und Integ- Gruppe von etwa 30 erkundungsfreudigen kommen und hatte die Wanderaustellung ration in Deutschland am Beispiel der Nachkommen von Russlanddeutschen aus „Deutsche aus Russland. Geschichte und Deutschen aus Russland“ für alle 12. den USA auf die Reise in die Heimat ihrer Gegenwart“ mitgebracht. Klassen statt. Viele der ca. 250 teilneh- Vorfahren mit dem Endziel Schwarzmeer- Es gab viele Gespräche unter den Gäs- menden Schü­ler haben selbst Migra­ gebiet, von wo die meisten ihrer Vorfahren ten. Viele der aus den Vereinigten Staaten tionshintergrund, was dem Projekt be- stammen. stammenden Russlanddeutschen beherr- sondere Relevanz verlieh. Heuer stand ein dreitägiger Besuch in schen noch Deutsch und insbesondere ih- Am Beispiel der Geschichte der Russ- Berlin auf der Agenda. Die Landesgruppe ren lokalen Dialekt von früher. So waren landdeutschen setzte sich Projektleiter Berlin-Brandenburg ließ es sich daher nicht viele Wortfetzen zwischen Englisch und Jakob Fischer von der Landsmannschaft nehmen, die Gruppe zu sich einzuladen. „Altdeutsch“ zu hören. der Deutschen aus Russland in seinem Es wurde ein Heimatabend mit einem Es war eine sehr gelungene, mit vielen Vortrag eindringlich mit den Begriffen reichhaltigen Büffet wie bei „Grandma“, Heimatliedern in familiärer Atmosphäre Heimat, Flucht, Vertreibung und Integ- also wie bei „Oma“, ausgerichtet. Beim durchgeführte Veranstaltung. ration auseinander. Borschtsch lief den Gästen das Wasser im Dina Taurenius Die begleitende Ausstellung „Deut- sche aus Russland. Geschichte und Ge- genwart“ illustrierte exemplarisch die wechselvolle Geschichte der Russland- deutschen seit der Zeit Katharinas der Großen und zeigte daneben Beispiele für gelungene Integration. Davon ausgehend, zog Herr Fischer Pa- rallelen zur aktuellen Flüchtlingsthema- tik. ln diesem Zusammenhang hob er die Bedeutung des Integrationswillens auf beiden Seiten als unabdingbare Vo- raussetzung für erfolgreiche Integration hervor. Christina Schedlbauer, OStDin, Schulleiterin Aloys-Fischer-Schule, Deggendorf (Bayern) Jakob Fischer bei der Präsentation der Wanderausstellung in Berlin.

VOLK AUF DEM WEG Nr. 6/2017 11 Jugend

ZUSAMMENSPIEL ODER ZUSAMMENPRALL? Multiplikatorenschulung der Jugend-LmDR Baden-Württemberg in Eppingen ie Jugend-LmDR Baden-Würt- Außergewöhnliche Location - Zuwanderung als Chance gegen den de- temberg ließ im Rahmen ihrer abwechslungsreiches Programm mographischen Wandel“ statt. Moderiert D Multiplikatorenschulung am 13. Der Schulungsort war diesmal etwas un- wurde das Podium von Katharina Mar- und 14. Mai in Eppingen unterschied- gewöhnlich: Das zweitägige Programm tin-Virolainen, der Landesvorsitzenden liche Welten aufeinanderprallen. Am fand in den Räumlichkeiten des Eppinger der Jugend-LmDR Baden-Württemberg. Ende gab es aber doch ein harmoni- Figurentheaters statt. Umso größer war An der Gesprächsrunde nahmen Vertre- sches Zusammenspiel. die Begeisterung der Teilnehmer, als sie ter aus den Bereichen Politik, Kultur und Unsere Gesellschaft durchlebt ständige die Tagungsstätte betraten. Die Lounge Ehrenamt teil: Vera Haas, Vorsitzende der Veränderungen, und somit wachsen auch des Theaters wurde in einen Seminar- Deutsch-Russisch-Ukrainischen Gesell- die Aufgaben und Herausforderungen für raum umfunktioniert, und so konnte man schaft Eppingen und Lehrerin einer In- uns. Vereine können vor Ort einen bedeu- die Vorträge und Workshops in einer au- ternationalen Vorbereitungsklasse (VKL), tenden Teil zur Förderung der gegensei- ßergewöhnlichen Atmosphäre genießen. , SPD-Bundestagsabge- tigen Akzeptanz zwischen Aufnahmege- Die Organisatoren der MPS legten be- ordneter und Integrationsbeauftragter sellschaft und Zugewanderten beitragen. sonders viel Wert auf die Abwechslung der SPD-Bundestagsfraktion, Alexander In Großstädten funktioniert dies bereits im Programm. Schwerpunkte der Schu- Throm, Rechtsanwalt und CDU-Kandidat sehr gut, doch auf dem Land sind noch lung waren Vorträge und Workshops, in bei der Bundestagswahl, sowie Wolfgang einige Defizite zu spüren. denen gemeinsam unterschiedliche Me- Widder, Diplom-Psychologe und Vertreter Aus diesem Grund organisierten wir thoden und Strategien entwickelt sowie der Bürgerstiftung Wiesloch. eine Multiplikatorenschulung (MPS) mit Impulse und Ideen gesammelt wurden, Wie werden sich die Geburtenrate und dem Titel „Gemeinsam zur Gemeinschaft: um die alltägliche Praxisarbeit in den Be- die Altersstruktur unserer Gesellschaft Interkulturelle Öffnung von Migrantenor- reichen Integration und Völkerverständi- entwickeln? Wozu brauchen wir Zuwande- ganisationen und Vereinen in ländlichen gung zu bereichern. rung? Was muss getan werden, damit die Regionen“, um über die Situation und die Am Samstag gab es als Highlight ein Menschen sich schneller und besser inte- Rolle von Vereinen bei der Integrationsar- kulturelles und zugleich lehrreiches grieren können? Schwierige Fragen, un- beit und ihren Beitrag zur Völkerverstän- Abendprogramm: das kabarettistische terschiedliche Erfahrungen und verschie- digung zu sprechen. Theaterstück „Die demografische Windel“ dene Ansichten: Das Podiumsgespräch des Theaters PassParTu. In diesem Stück entwickelte sich spannend und sehr le- setzt sich die Schauspielerin Heidi Calle- bendig. waert-Zotz humorvoll und mit einer or- dentlichen Dosis Ironie und Sarkasmus Aus der Vergangenheit lernen - mit dem demographischen Wandel aus- in die Zukunft blicken einander. Im Rahmen des Gesprächs wurden auch Gefördert wurde die Multiplikatoren- Anschließend an das Theaterstück, Themen angesprochen, die vor allem bei schulung aus Mitteln des Bundesministe- fand eine Podiumsdiskussion zum Thema den Deutschen aus Russland alte Wunden riums des Innern. „Zusammenspiel oder Zusammenprall? aufgerissen haben, etwa der Fachkräfte-

Teilnehmer der Multiplikatorenschulung in Eppingen.

12  VOLK AUF DEM WEG Nr. 6/2017 Jugend mangel und gleichzeitig die fehlende oder -, wenn man beispielsweise Probleme er- mutigte die jungen Teilnehmer der Schu- späte Anerkennung von Abschlüssen. So kennt und versucht, diese gemeinsam zu lung dazu, sich mit ihren Projektideen­ bei berichtete Vera Haas, dass sie 25 (!) Jahre lösen, von beiden Seiten zur Integration der Stadt vorzustellen und sich über mög- lang auf die Anerkennung ihres Diploms­ beiträgt, Menschen den Einstieg ins Ar- liche Unterstützung zu erkundigen: „Fra- als Lehrerin warten musste. Und sogar beitsleben schneller ermöglicht und jun- gen kostet nichts, und deshalb sollte man jetzt, da dieses anerkannt ist, gilt sie als gen Menschen, insbesondere Frauen, die sich nicht scheuen, das direkte Gespräch so genannte Nichterfüllerin. Bemängelt bereits Kinder haben, die Chance auf Bil- mit der Stadt zu suchen. Wir sind dafür wurden auch die langen Wartezeiten, die dung und Ausbildung gibt. da, um uns um die Anliegen der Bürger zu Bürokratie, das Unwissen, an wen die kümmern und bei Problemen­ gemeinsam Menschen sich in ihrer Situation wenden Zusammenhalten - Zukunft gestalten! nach einer Lösung zu suchen.“ sollen, etc. Gemäß dem Motto der LmDR wurden am Die Landsmannschaft und ihre Jugend- Muhamet Idrici, Realschullehrer albani- zweiten Schulungstag Ideen für eine mög- gruppe in Baden-Württemberg bedanken scher Herkunft aus dem Kosovo, schaltete liche Zusammenarbeit gesammelt. Dabei sich ganz herzlich beim Bundesministe- sich in die Diskussion ein und berichtete wurde sehr viel Wert auf Vernetzung und rium des Innern für die Förderung der von seinen Erfahrungen als Flüchtling und Stärkung von Kooperationen gelegt. Multiplikatorenschulung. den Herausforderungen, mit denen man Katharina Martin-Virolainen betonte Ein besonderer Dank geht auch an im Laufe seines schulischen und berufli- zum Abschluss, wie wichtig ein Zusam- Heidi Callewaert-Zotz und Thomas Zotz chen Lebens zu kämpfen hat. menspiel der Akteure vor Ort für die Ent- für die Gastfreundschaft und die Möglich- Zum Schluss waren sich Podiumsgäste wicklung der Integrationsarbeit sowie die keit, die Schulung im Eppinger Figuren­ und Zuschauer einig: Zuwanderung kann Förderung der Kultur und Jugend ist. theater durchführen zu dürfen. nur dann eine Chance sein - auch im Hin- Elena Gillung, die im Büro des Oberbür- Katharina Martin-Virolainen, Vorsitzende blick auf den demographischen Wandel germeisters der Stadt Leimen arbeitet, er- der Jugend-LmDR Baden-Württemberg BAYERN: „KULTURWANDEL DURCH MEDIEN“

m 13. Mai führte die Landes- dere Fragen versuchten wir Antworten gruppe Bayern der LmDR in bei unserer Jugendkonferenz „Kulturwan- A Kooperation mit dem Jugend- del durch Medien“ zu finden. medienzentrum Connect und der Ju- gend-LmDR Bayern im Rahmen des Alles andere als banal! Projekts „Angekommen in Fürth“ eine Pünktlich um 10 Uhr versammelten wir Jugendkonferenz durch. Rund 30 Teil- uns im Jugendkulturhaus „OTTO“. Mode- nehmer aus Bayern warteten unge- riert wurde die Veranstaltung von Nelli duldig auf das spannende Thema „Kul- Geger und Florian Friedrich. Fast jede Ver- turwandel durch Medien und Rolle der anstaltung dieser Art wird mit einer Vor- Medien in unserem alltäglichen Leben“. stellungsrunde begonnen, und auch dies- mal gab es hier keine Ausnahme. „Ach, das ist ja so banal“, mögen Sie jetzt sagen, „die Jugend hätte sich doch bestimmt etwas Besseres einfallen las- Die Veranstaltung wurde aus Mitteln sen können.“ Und das haben wir auch ge- des Bayerischen Staatsministeriums für macht: Wir luden Alexandra Dornhof, Bil- Jugendliche schlüpften bei der Veranstal- Arbeit und Soziales, Familie und Integra- dungsreferentin in den Bereichen Jugend, tung in die Rolle von Journalisten. tion gefördert. Kultur und Bildung bei der DJR-Hessen, als Was versteht man unter Medien? Wel- Referentin ein. Sie machte uns mit so vie- chen, „heißes“ Material zu Integration­ und che Rolle spielen sie in der Gesellschaft? len interessanten und innovativen Ideen Kulturwandel zu finden. Zu diesem Zweck Welche Bedeutung haben Medien für die vertraut, dass niemand unsere Konferenz sollten sie Menschen in der Stadt intervie- Integration? Was haben sie mit dem Kul- als banal bezeichnen konnte. wen. Spannend? – Bestimmt! turwandel zu tun? Auf all diese und an- Außerdem wurde der Film „300 Worte Deutsch“ vorgeführt, der diesen Kultur- Fazit wandel sowie kulturelle Unterschiede in Was haben wir aus der Konferenz mitge- der deutschen Gesellschaft beleuchtet. nommen? Natürlich nützliche Informatio- Anschließend gab Alexandra Dornhof nen über die journalistische Arbeit, über einen Impuls zum Thema „Kulturwandel den Umgang mit der ganzen Ausstattung, durch Medien“ und lud zur gemeinsamen und wir haben gelernt, wie man im Team Diskussion ein. arbeitet. Was aber noch wichtiger ist: Wir haben viel miteinander kommuniziert Im praktischen Einsatz und Freundschaften geschlossen. Keiner Im zweiten Teil der Konferenz standen merkte, wie schnell die Zeit verging. praktische Aktivitäten auf dem Programm. Ich bedanke mich ganz herzlich bei Er bestand aus fünf zweistündigen Medi- allen Referenten und Jugendlichen für enworkshops zum Thema „Technisches ihre Teilnahme und freue mich schon auf 1x1 bei Video- und Radioumfragen und die nächsten Seminare und Veranstaltun- Interviews“. Unsere Jugendlichen hatten gen mit euch! dabei die Möglichkeit, in die Rolle von Nelli Geger, Vorsitzende Journalisten zu schlüpfen und zu versu- der Jugend-LmDR Bayern

VOLK AUF DEM WEG Nr. 6/2017 13 Die Landsmannschaft

Landesgruppe Bayern: Ewald Oster als Vorsitzender wieder gewählt

ei der Landesdelegiertenversamm­ lung am 30. April in Nürnberg wählte die bayerische Landesgruppe Bder LmDR ihren neuen Vorstand. Ewald Oster (Schweinfurt) wurde in seinem Amt als Landesvorsitzender bestätigt, neu im Vorstand sind Valentina Wudtke (Regensburg), Hans Kampen (Augsburg), Nelli Geger (Fürth) und Dimtri Korosty- lev (Augsburg). Albina Baumann (Kitzin- gen) und Rudi Walter (Nürnberg) wurden wieder gewählt und bei der konstituieren- den Sitzung zu stellvertretenden Vorsit- zenden bestimmt. An der Versammlung nahmen 37 stimmberechtigte Mitglieder der Landes- gruppe teil. Zu Beginn bedankte sich der Landesvorsitzende Ewald Oster beim Lan- desvorstand, der ihn in seiner Amtsperiode in den letzten drei Jahre begleitete, und be- grüßte den Ehrengast der Veranstaltung, den Bundesvorsitzenden der LmDR, Wal- demar Eisenbraun, der allen Teilnehmern einen guten Verlauf der Wahlen wünschte. Laut Tagesordnung wurde danach die Wahlkommission gewählt, mit Waldemar Der neue Vorstand der Landesgruppe Bayern (von links): Ewald Oster (Vorsitzender), Nelli Eisenbraun an der Spitze sowie den Beisit- Geger, Hans Kampen, Valentina Wudtke, Rudi Walter (stellvertretender Vorsitzender), Albina Baumann (stellvertretende Vorsitzende) und Dimitri Korostylev. zern Nelli Geger und Dr. Johannes Hörner. In seinem Tätigkeitsbericht erläuterte Ewald Oster zunächst die aktuelle Situa- der Mitglieder allmählich zurück, was dem Senioren innerhalb der LmDR keinesfalls tion der Landesgruppe. Gegenwärtig seien Landesvorstand große Sorgen bereite. Ein vernachlässigt werden dürften. 18 Gliederungen in Bayern aktiv, vier pas- erfolgreiches Gegenrezept sei allerdings Bei der Versammlung wurden auch die siv und sechs inaktiv. Leider gehe die Zahl noch nicht gefunden worden. folgenden Ziele und Wünsche herausgear- Oster berichtete aber auch von den Er- beitet: Enge Verbindungen zwischen folgen, die die Landesgruppe in den letz- • verstärkte Unterstützung kleinerer Glie- Bayern und Russland ten drei Jahren vorzuweisen habe. So sei derungen; z.B. im Juli 2016 eine Landesgruppe der Ju- • präzisere Formulierung von Projekten wischen bayerischen und russi- gend-LmDR in Bayern gegründet worden, auf Landesebene; schen Universitäten gibt es bereits deren Vorsitzende Nelli Geger darüber hi- • Intensivierung des Austausches zwi- Zzahlreiche offizielle Partnerschaften. naus als erfolgreiche Projektleiterin in der schen Landesvorstand und Ortsgrup- Unter Umständen könnte schon bald Landesgruppe tätig sei. pen; eine weitere zwischen der Universität Jährlich nehme die Landesgruppe, so • stärkere Einbindung junger Familien Bayreuth und der Universität in Omsk Oster weiter, ca. 40 Veranstaltungen wahr und Senioren in die LmDR. dazukommen. und führe drei bis vier Vorstandssitzungen Seinen Bericht schloss Ewald Oster mit Entsprechende Unterredungen sind durch. Als herausragende Veranstaltun- ermunternden Worten ab: „In den über bei einem Empfang anlässlich der 22. gen nannte er den Neujahrsempfang 2017 250 Jahren unserer Geschichte haben wir Sitzung der Deutsch-Russischen Regie- bei Ministerpräsident Horst Seehofer, den uns immer auf die Beine gestellt und haben rungskommission für die Angelegen- Parlamentarischen Abend mit den Freien immer die richtige Entscheidung zu treffen heiten der Russlanddeutschen zwischen Wählern im Landtag 2015, die alljährli- gewusst.“ dem Bayreuther Universitätspräsiden- chen Kranzniederlegungen am 28. August, Nach den Berichten des Kassenwar- ten Stefan Leible und dem Omsker Gou- die abwechselnd in verschiedenen Städten tes und der Kassenprüfungskommission verneur Viktor Nasarow geführt worden. Bayerns stattfinden, sowie zahlreiche Ar- konnte der alte Vorstand entlastet werden, „Wenn eine solche Partnerschaft zwi- beitstreffen, Seminare, Schulungen, Kul- um die Neuwahlen in Angriff nehmen zu schen den Universitäten Bayreuth und turabende, Jubiläumsfeiern etc. können. Bei der Wahl des Vorsitzenden Omsk zustande kommen würde, wären Ewald Oster ging auch auf den Gedan- setzte sich Ewald Oster mit 18 gegen 16 wir glücklich“, sagte der bayerische Kul- kenaustausch mit den aktiven Gliederun- Stimmen gegen seine Herausforderin Al- tusstaatssekretär Bernd Sibler, der die gen in Bayern am 26. März 2017 ein, bei bi­na Baumann durch. Delegation in Vertretung des bayeri- dem festgestellt worden sei, dass es zu we- Ewald Oster bedankte sich bei allen An- schen Ministerpräsidenten in der Ere- nige hauptamtliche Mitarbeiter auf Landes- wesenden und äußerte seine Vorfreude auf mitage begrüßte. ebene gebe, dass Tagesworkshops auf Lan- die Zusammenarbeit mit dem neuen Vor- Pressemitteilung „Koschyk mittendrin“ desebene zu Themen wie Sozialfragen und stand in den nächsten drei Jahren. Kulturpflege zu kurz kämen und dass die Lena Arent

14  VOLK AUF DEM WEG Nr. 5/2017 Landsmannschaft regional

Landsmannschaft der Deutschen aus Russland: Informationen und Beiträge aus den Gliederungen

Liebe Landsleute, Baden-Württemberg liebe Vorstände der Landesgruppen und Ortsgliederungen, zwecks Optimierung der Herstellung der Verbandszeitung Lahr „Volk auf dem Weg“ bittet die Redaktion alle freundlichst, da- rauf zu achten, dass der letzte Abgabetermin für die jeweilige Kinderfest zum Muttertag: VadW-Ausgabe der 17. Tag des Vormonats ist. Bitte senden Sie Am 14. Mai führten wir unter der Leitung unserer Jugendreferen- das Material an die E-Mail-Adresse [email protected] oder tin Elena Gutelewitsch ein Kinderfest zum Muttertag durch. Alle an unsere Geschäftsstelle. Ihre Redaktion Teilnehmer, sowohl die großen als auch die kleinen, wirkten aktiv mit und waren vom Fest begeistert. Elena Gutelewitsch berichtete über das Fest: „Alle Mamas waren sehr fleißig. Sie bereiteten sich sehr gut auf das Fest vor! Lilia Konstan lernte nicht nur mit ihren eigenen, son- dern auch mit anderen Kindern Gedichte und ein Lied auswen- dig. Pauline Vocht, Lilia Konstan und Irina Lakmann bastelten mit Kindern, Svetlana Holm, Natalia Bichler, Olga Sommerfeld und Vera Hubert unterhielten sie mit verschiedenen Spielen. Alle hal- fen bei der Organisation, bereiteten den Festtisch vor und waren beim Aufräumen dabei. Uns besuchte sogar die sehr mutige Mama Indira, die mit Zug und Bus allein mit zwei Kindern aus Ettenheim eintraf. Vielen Dank an Lilia Konstan, dass sie Indira später zurück zum Bahnhof fuhr. Pauline Vocht führte mit den Kindern viele Bewegungsspiele durch und hatte viele Sachen mitgebracht: einen Musikrecorder, Farben, einen Mixer, viel Obst und Gemüse. Der Cocktail, den sie zube- reitete, schmeckte einfach super! Und die Röllchen von Vera Hu- bert waren einfach einmalig! Vielen Dank an alle Mitwirkenden!“ Als kleine Anerkennung überreichte der Vorstand allen Mamas der Ortsgruppe einen kleinen Blumenstrauß. Der neue Vorstand der Ortsgruppe Pforzheim (von links): Unsere Gruppen in WhatsApp: Lilli Gessler (Vorsitzende), Ljubow Konschuh, Nikolaus Moor, Zur besseren Kommunikation haben wir in WhatsApp drei Grup- Eva Heinrich, Helene Breul-Eliseev. pen gegründet: • „Landsmannschaft“ (allgemeine Kontakte); Pforzheim • „Детский праздник“ (Informationen rund um die Kinder- und Jugendarbeit); Neuer Vorstand gewählt: Administratorin: Elena Gutelewitsch, Kontakt: 0172-9210603; Bei der Mitgliederversammlung am 23. April wählten die Mit- • „Seniorenarbeit der LmDR e. V. OG Lahr“; glieder der Orts- und Kreisgruppe Pforzheim einstimmig einen Administratorin: Olga Held, Kontakt: 0157-58158670. neuen Vorstand und bestätigten ebenfalls einstimmig Lilli Gess- Der Vorstand ler in ihrem Amt als Vorsitzende.

Wie immer war der Ausflug der Ortsgruppe Lahr in den Europapark ein tolles Erlebnis für Kinder und Erwachsene. Foto: Olga Held

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Die „neuen“ und „alten“ Vorstandsmitglieder machten sich sofort Wir wünschen dir alles Gute, Zufriedenheit und Lebenskraft für an die Arbeit, und so wurden am 26. April im Bürgerhaus die ein- jeden neuen Tag, den du aus der Hand des Höchsten empfängst. zelnen Ämter verteilt. Dabei wurde Helene Breul-Eliseev einstim- Möge Gott dich segnen und dir im Kreise deiner Familie und mig zur stellvertretenden Vorsitzenden gewählt. Außerdem über- Freunde noch viele wertvolle Augenblicke schenken. nahm sie den Posten der Schriftführerin.Eva Heinrich wurde Gesundheit, Wohlergehen sollen dir zur Seite stehen./ Bleib weiterhin Kassenwartin, für die Kultur- und Jugendarbeit werden sich Lju- so, wie du bist,/ als Sonnenmensch und Optimist! bow Konschuh und Nikolaus Moor engagieren. Um die Sozialar- Ljubow Konschuh beit werden sich Lilli Gessler und Helene Breul-Eliseev kümmern. Im Namen des Vorstandes bedanke ich mich ganz herzlich bei Stuttgart allen ehrenamtlichen Helfern, die uns in den vergangenen drei Jahren unserer Amtszeit mit Rat und Tat unterstützt haben, vor Mitgliederversammlung mit Neuwahlen: allem bei Rosa Pul und Irina Knaus, die sich aus gesundheitlichen Der Vorstand der Ortsgruppe Stuttgart lädt hiermit alle Mitglie- Gründen nicht mehr wählen ließen. der zur Mitgliederversammlung mit Neuwahlen des Vorstandes Der Vorstand und alle Helfer freuen sich auf eine weiterhin posi- ein. Die Versammlung findet am 8. Juli 2017 um 14 Uhr im Haus tive Zusammenarbeit. der Heimat des Landes Baden-Württemberg (Schlossstr. 92, 70176 Stuttgart) statt. Die Sprechstunden Wir bitten um vollständiges Erscheinen und weisen ausdrücklich von Lilli Gessler und der anderen Betreuern finden dienstags von auf § 18 Abs. 7 der Satzung der Landsmannschaft hin: „Die ord- 10 Uhr bis 11.30 Uhr und mittwochs von 14 bis 16.30 Uhr statt. nungsgemäß einberufene Mitgliederversammlung ist beschlussfä- Adresse: Bürgerhaus Marienburger Str. 18, Zimmer 1, 75181 Pforz- hig, wenn mindestens die Hälfte der stimmberechtigten Mitglie- heim. der anwesend ist. Ist dies nicht der Fall, kann eine Stunde später eine weitere Mitgliederversammlung einberufen werden, die ohne Terminverschiebung: Rücksicht auf die Anzahl der anwesenden Mitglieder beschlussfä- Liebe Landsleute, unser Kulturnachmittag am 25. Juni findet nicht hig ist.“ statt, dafür ein Ausflug am 17. Juni an den beliebten Bodensee mit Schiffsrundfahrt. Abfahrt am Sonnenhof um 6.45 Uhr und in Tagesordnung: Haid­ach-Einkaufscenter um 7 Uhr. Für den Nachmittag ist ein ge- TOP 1: Eröffnung und Begrüßung mütlicher Bummel auf der Uferpromenade vorgesehen, dann fah- TOP 2: Beschlussfassung über die Tagesordnung ren wir nach Uhldingen zur Besichtigung der Wallfahrtskirche TOP 3: Wahl einer Versammlungsleitung Birn­au. Gegen 17.30 Uhr treten wir die Rückfahrt mit Picknick- TOP 4: Wahl einer Mandatskommission pause an. TOP 5: Tätigkeitsbericht des Vorstandes TOP 6: Bericht des Kassenwarts Weitere Termine: TOP 7: Bericht der Kassenprüfungskommission • Am 1. und 2. Juli sind Jung und Alt, Groß und Klein herzlich TOP 8: Aussprache zu den Berichten zum Sommerfest des Bürgerhauses eingeladen. Unsere Orts- TOP 9: Bericht der Mandatskommission gruppe betreut wie gewohnt den Langoschstand. TOP 10: Feststellung der Beschlussfähigkeit • 18. Juni, 30. Juli und 10. September, jeweils 13 bis 17 Uhr: Ein- TOP 11: Entlastung des bestehenden Vorstandes ladung in das Museum-Haus „Vereinigte Landsmannschaften“ TOP 12: Wahl des Vorsitzenden in Pforzheim, Kastanienallee 5. TOP 13: Wahl der weiteren Vorstandsmitglieder TOP 14: Wahl der Kassenprüfungskommission Wir gratulieren TOP 15: Verschiedenes Katharina Dutenhöfer, Elvira Leidner, Paul Schmook und Otto (Änderungen vorbehalten.) Fauth ganz herzlich zum Geburtstag. Wir wünschen euch viel Glück,/ so dass ihr zufrieden schauen könnt An die Wahlversammlung schließt sich ein geselliges Beisammen- auf die Vergangenheit zurück./ Wünschen euch Gelassenheit und sein mit unserem Landsmann Jakob Fischer an. Freude auf allen Wegen,/ Wohlstand, Gesundheit und jede Menge Der Vorstand Segen. Der Vorstand Ulm/Neu-Ulm und Umgebung

Vladimir Konschuh zum 90. Geburtstag: Einladung zur Wahl des neuen Vorstandes: Zum 90. Geburtstag am 18. Juni 2017 gratu- Liebe Mitglieder, liebe Landsleute, am 10. Juni 2017 finden um lieren wir ganz herzlich 14 Uhr die Vorstandswahlen unserer Ortsgruppe statt. Ort: Begeg- Vladimir Konschuh nungsstätte im Bürgerzentrum Wiblingen, Buchauer Str. 12, Ulm. geb. in Machatschkala, Kaukasus. Wir freuen uns auf Ihr zahlreiches Erscheinen! Er wurde 1941 als Deutscher mit seinen El- Der Vorstand tern aus Dages­tan nach Kasachstan depor- tiert und, nachdem er 16 Jahre geworden Bayern war, in die „Arbeitsarmee“ einberufen und bei Zwangsarbeiten in der Kohleindustrie Augsburg in Karaganda eingesetzt. In Karaganda lebte und arbeitete er bis zu seiner Ausreise nach Der BdV stellt sich vor: Vladimir Konschuh Deutschland. Am 12. Mai 2017 lud der BdV-Kreisverband Augsburg-Stadt an- Er war jahrelang Mitglied beim Chor „Gute lässlich des 60-jährigen Bestehens des BdV zu einem Empfang Laune“ in Pforzheim und nahm, solange er konnte, an jedem Auf- unter dem Motto „Der BdV stellt sich vor“ ein. Dabei war natür- tritt des Chores in Deutschland teil. Als von Natur aus sehr lebens- lich auch unsere Kreis- und Ortsgruppe. lustiger und begeisterungsfähiger Mensch sorgte er immer für gute Der Vorsitzende des BdV-Kreisverbandes Augsburg-Stadt, Juri Laune im Chor. Heiser, begrüßte die zahlreichen Gäste aus der Politik, darunter

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Landesgruppe Bayern: Multiplikatorenschulung zum Thema „Vereinsmanagement“ n Kooperation mit der Orts- und Kreisgruppe Nürnberg organi- sierte die Landesgruppe Bayern der ILmDR vom 28. bis 30. April eine Mul- tiplikatorenschulung zum Thema „Ver- einsmanagement“. Die Schulung fand in den Seminarräumen des Hotels „Sil- berhorn“ (Nürnberg-Fischbach) statt.

Gefördert durch:

aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages Die Schulung wurde durchgeführt mit Teilnehmer der Multiplikatorenschulung in Nürnberg. Förderung durch das Bundesministerium des Innern. Zu den Referierenden gehörten Ewald Oster, Landesvorsitzen- geplant, aktuelle Informationen bekannt gemacht und neue Mit- der, die Bildungsreferentin Tatjana Horst, die Presse- und Öf- glieder für den Verein gewonnen werden. Man kann das Engage- fentlichkeitsreferentin Natalie Keller sowie Nelli Geger, Vorsit- ment der Ortsgruppe präsentieren, Veranstaltungen ankündigen, zende der Jugend-LmDR Bayern, die Ende April 2017 auch in den Interessenten informieren etc. Vorstand der Landesgruppe Bayern der LmDR gewählt wurde. Natalie Keller riet allen Teilnehmern, die einen eigenen Face- Bei der dreitägigen Veranstaltung wurden Fragen zum guten book-Account angelegt haben, diesen unbedingt zu pflegen. Funktionieren eines Vereins, zu seiner Arbeit in Gremien und Auch Kommentare sollten beantwortet werden, sonst mache eine Ausschüssen, zu Vorgehensweisen bei der Akquirierung von eh- inaktive Facebook-Seite einen eher schlechten Eindruck auf die renamtlich Aktiven, zur Nutzung sozialer Medien im Ehrenamt Besucher. u.a. erörtert. Nelli Geger, die mit Deutschen aus Russland ebenso wie mit Zu Beginn der Schulung begrüßte Ewald Oster die Teilnehmen- Flüchtlingen arbeitet, berichtete über ihre positiven und nega- den und führte in das Programm des Seminars ein. Nach der tiven Erfahrungen in der ehrenamtlichen Arbeit und schilderte Vorstellungsrunde berichtete er über die aktuelle Situation der ihre Eindrücke bei der Arbeit mit Flüchtlingen aus dem Nahen landsmannschaftlichen Vereinsarbeit und hieß alle zum Abend- Osten und aus Afrika. „Man muss es erst einmal schaffen, bei den programm willkommen. männlichen Flüchtlingen als Frau respektiert zu werden. Sie sind Am zweiten Tag gab Tatjana Horst anhand ihrer Power-Point-Prä- es nicht gewohnt, eine Frau als Menschen wahrzunehmen, der sentation einen Einblick in die Vereinsstrukturen und leitete an- wichtige Positionen in der Gesellschaft besetzt, sei es als Projekt- schließend den Workshop zur Werbung neuer Mitglieder. leiterin oder Vorsitzende eines Jugendverbandes“, so die Leiterin Natalie Keller referierte zum Umgang mit Social Media, die in des Projekts „Potenziale junger Migranten fördern. Orientierung der Vereinsarbeit bei korrekter Nutzung tatsächlich hilfreich – Vernetzung – Integration in Bayern“. sein können. Soziale Netzwerke dienen ja dem wichtigen Ziel, Der Landesverband Bayern dankt allen Mitwirkenden und Un- die Menschen zu vernetzen, und stellen somit einen wichtigen terstützern für ihre Mithilfe bei der Vorbereitung und Durchfüh- Ansatzpunkt bei der Vereinsarbeit dar. Durch verschiedene Ka- rung der Multiplikatorenschulung. näle, etwa Facebook, können Veranstaltungen der Ortsgruppen Lena Arent auch der Augsburger Bundestagsabgeordnete Dr. Volker Ullrich, sowie alle Landsmannschaften. Anschließend würdigte der Augs- burger Landtagsabgeordnete Bernd Kränzle die Arbeit des BdV und der in ihm vertretenen Landsmannschaften. Chistian Knauer, Vizepräsident und bayerischer Landesvorsitzen- der des BdV, schilderte die Stärken des BdV als Dachorganisation sowie die aktuellen und zukünftigen Herausforderungen und die damit verbundenen Aufgaben. Herzlichen Dank an den BdV für die gelungene Veranstaltung! Waldemar Eisenbraun in Augsburg Am 4. Mai versammelten sich die Vorstandsmitglieder der Orts- und Kreisgruppe Augsburg zu ihrer monatlichen Vorstandssitzung im Haus der Begegnung. Dieses Mal durften sie auch den Bundes- vorsitzenden der LmDR, Waldemar Eisenbraun, begrüßen, der ei- Zu Besuch beim BdV-Kreisverband Augsburg-Stadt (von links): gens angereist war, um unseren noch jungen Vorstand kennen zu Dimitri Korostylev, Tatjana Akimowa, Christian Knauer, Lisabeth lernen. Hoffmann und Olga Justus.

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ein. Danach führt Jakob Fischer durch das Pro- gramm, das von vielen jugendlichen und er- wachsenen Gruppen gestaltet wird. Ab 13 Uhr wird ein offenes Blitzschachturnier durchge- führt. Für Verpflegung und Getränke wird ge- sorgt. Wir freuen uns sehr auf viele Besucher und Ihr Kommen. Der Vorstand Fürth Muttertag in der Ortsgruppe: Waldemar Eisenbraun (4. von links) bei seinem Besuch in Augsburg. Muttertag ist ein besonderer Tag – ein Tag, an dem Mutti schön angezogen ist und gute Laune hat. Die Kreis-und Ortsgruppe Fürth der Lands- mannschaft der Deutschen aus Russland fei- erte das Fest heuer am 13. Mai und durfte dazu viele Familien mit Kindern begrüßen. Im Rahmen des vielfältigen Programms tanz- ten, sangen und musizierten die Kinder mit Leib und Seele für ihre Mütter. Jeder Auftritt wurde mit anhaltendem Applaus belohnt. Au- ßerdem gab es viele interessante Spiele für Kin- der und die ganze Familie mit kleinen Beloh- nungen für die Sieger. Und natürlich konnte man auf den Tischen immer Leckeres zum Essen und Trinken finden. Es herrschte eine besondere Atmosphäre: Überall hörte man Lachen, man konnte die Freude in den Augen der Kindern und ihrer Müttern lesen. Wir haben uns sehr gefreut, unsere Mütter ein weiteres Mal daran zu erin- Glückliche Mütter mit ihren Kindern bei der Muttertagsfeier der Ortsgruppe Fürth. nern, wie hoch wir sie schätzen! Nelli Geger Auf der Tagesordnung standen u.a. das Treffen mit BdV-Präsident Dr. Bernd Fabritius und Dr. Volker Ullrich am 22. Juni (siehe Seite Ingolstadt 5 dieser Ausgabe), die Eröffnung der landsmannschaftlichen Wan- derausstellung in Landsberg am Lech am 2. Mai und die in Kürze Themenabend „Altersarmut stattfindende Veranstaltung des BdV im Haus der Begegnung. der Deutschen aus Russland – Nachdem die Gesprächspunkte des Vorstandes abgearbeitet waren Was passiert mit unseren Renten?“: und Waldemar Eisenbraun sich mit den neuen Vorstandsmitglie- Wir laden Sie herzlich zum Themenabend „Altersarmut der Deut- dern vertraut gemacht hatte, gab es ein ca. einstündiges Gespräch schen aus Russland – Was passiert mit unseren Renten?“ ein. Die zu aktuellen und allgemeinen Themen rund um die Landsmann- Veranstaltung fin- schaft, wobei insbesondere das allgegenwärtige Thema der Alter- det am 25. Juni um sarmut unter den Deutschen aus Russland nicht zu kurz kam. 15 Uhr im Stadtteil­ treff Piusviertel, Pfitz- Zwei Augsburger nerstraße 19a, Ingol- im bayerischen Landesvorstand: stadt, statt (Buslinie Am 30. April 2017 wurde in Nürnberg der neue Vorstand der Lan- 44, Haltestelle „Pfitz- desgruppe Bayern gewählt. Ewald Oster wurde als Landesvorsit- nerstraße“). zender wieder gewählt. Wir freuen uns besonders darüber, dass Behandelt wird ein zwei Augsburger in den Landesvorstand gewählt wurden: der Vor- wichtiges Thema, das sitzende der Kreis- und Ortsgruppe Augsburg, Dimitri Korostylev, nicht nur diejenigen und der Chefredakteur von „Volk auf dem Weg“, Hans Kampen. Landsleute betrifft, (Siehe Bericht auf Seite 14.) die bereits Rente er- Auf gute und erfolgreiche Zusammenarbeit! halten, sondern auch Dimitri Korostylev, Vorsitzender alle, die ihren Ren- tenanspruch aus dem Einladung zum Sommerfest: Herkunftsland aner- Liebe Landsleute, liebe Freunde, kennen lassen wollen. wir laden Sie ganz herzlich ein zum traditionellen Sommerfest der Wir freuen uns, als Deutschen aus Russland am 25. Juni im Pfarrgarten der Kirchen- Referenten Dr. Bernd gemeinde St. Andreas in Augsburg-Herrenbach, Eichendorffstr. 41. Fabritius, Mitglied Mit dem Gottesdienst um 10 Uhr in St. Andreas leiten wir das Fest des Bundestages und

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Die Ortsgruppen Schweinfurt, Würzburg und Kitzingen zu Besuch im Russlanddeutschen Theater in Niederstetten. Vorne links Ewald Oster, Vorsitzender der Landesgruppe Bayern der LmDR, vorne Mitte Peter Warkentin, rechts daneben Maria Warkentin.

Präsident des Bundes der Vertriebenen, begrüßen zu dürfen, der der ergreifenden Vorstellung hatte ich wie viele andere Tränen in uns über die aktuelle Situation zu diesem Thema informieren wird. den Augen. Umrahmt wird die Veranstaltung durch unseren Chor „Singende Umso entspannender und lustiger war das zweite Stück, MIX- Herzen“. MARKT - einfach anders“, in dem wir herzhaft über unseren so Wir freuen uns auf Ihr Kommen und bitten Sie, auch in Ihrem Be- reich gemischten Dialekt lachen durften. kannten- und Freundeskreis für diese Veranstaltung zu werben. Alle Teilnehmer waren sehr beeindruckt von dem natürlichen und Der Vorstand professionellen Spiel von Maria und Peter Warkentin. Ich empfehle unseren Landsleuten, Ausflüge wie diesen zu organi- Kitzingen, Schweinfurt, Würzburg sieren, um das Schöne mit dem Nützlichen zu verbinden und so ganz nebenbei ihre neue Heimat besser kennen zu lernen. Die Landsmannschaft unterwegs: Wir danken allen Teilnehmern und Akteuren der Reise. Bei einem gemeinsamen Ausflug besuchten Mitglieder der Orts- und Kreisgruppen Schweinfurt, Kitzingen und Würzburg die ro- Landshut mantische Stadt Rothenburg ob der Tauber und anschließend das Russlanddeutsche Theater Niederstetten mit Maria und Peter War- Einladung kentin. Nachstehend der Bericht von Ewald Oster, Vorsitzender der zum traditionellen Sommerfest: Landesgruppe Bayern und der Orts- und Kreisgruppe Schwein- Die Orts- und Kreisgruppe Landshut der Landsmannschaft der furt der LmDR: Deutschen aus Russland lädt alle herzlich ein zu ihrem traditio- 8.30 Uhr: Der Bus des Reiseunternehmens BORST hält im nellen Sommerfest am 25. Juni um 15 Uhr in der Pausenhalle der Schweinfurter Übergangswohnheim in der Wilhelmstraße 18. Es Grundschule Seligenthal im Kloster Seligenthal (Eingang wird aus- steigen fröhliche und neugierige Menschen ein, die wir zur Teil- geschildert). nahme eingeladen haben. Auch ein Ausflug wie dieser gehört zu Die Kinder des Musikstudios „DO-RE-MI“ zeigen uns ihr Können einer erfolgreichen Integration, wie sie bei unseren Landsleuten auf vielen Musikinstrumenten. Außerdem treten der Kinderchor nachweisbar ist. „Glöckchen“ und Ballettgruppen im Rahmen des Kindermusi- Den Organisatoren, im Fall der Orts- und Kreisgruppe Schwein- caltheaters „Fantasie“ auf. furt beteiligte sich das Stadtprojekt „Gerne daheim in Schwein- Wir freuen uns auf die zahlreichen Darbietungen und eine som- furt“ mit seinem Leiter Matthias Kress, danken wir sehr herzlich merliche Stimmung. für die Mitgestaltung. Rothenburg ob der Tauber ist Romanik pur. Keine andere Stadt in Unsere regelmäßigen Maßnahmen des Jahres: Deutschland verkörpert so eindrucksvoll Stein gewordene und ge- (Ab dem 1. August 2017 haben wir Sommerpause.) lebte Geschichte. Die Sehenswürdigkeiten der Stadt sind alle gar • Montags ab 17 Uhr singen die „Liebenden Herzen“. Wir freuen nicht aufzuzählen - Rathaus am Marktplatz, Ratstrinkstube, His- uns auf jeden, der Lust hat, mit uns zu singen. toriengewölbe, St. Jakobs-Kirche, Reichsstadtmuseum, Burgtor, • Jeden ersten Dienstag des Monats Seniorentreff unter der Lei- Burggarten, Deutsches Weihnachtsmuseum und vieles mehr. tung von Alexander Stelz. Danach ging es mit dem Bus weiter zum Höhepunkt des Tages, ins • Dienstags um 17.30 Uhr Fitnesstraining für junge Mütter und Russlanddeutsche Theater in Niederstetten. Peter Warkentin führte weitere Interessenten unter der Leitung von Claudia Siegmond. uns in die Geschichte des Theaters ein, dessen Wände Plakate und • Mittwochs ab 17 Uhr Akkordeonunterricht. Bilder von Auftritten in verschiedenen deutschen Städten zieren. • Mittwochs um 18 Uhr Training der Kangoogruppe. Dann ging das Licht aus und der Vorhang auf und dem Spiel auf • Donnerstags um 16.30 Uhr übt der Kinderchor „Glöckchen“. der Bühne stand nichts mehr im Wege. Wir lauschten voller Span- • Donnerstags um 17 Uhr musikalische Früherziehung für nung dem ersten Bühnenstück, „Der weite Weg zurück“. Am Ende Kinder ab drei Jahren.

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• Donnerstags um 18 Uhr klassisches Ballett für Kinder ab sechs Jahren unter der Leitung von Constanze Allmannsbeck. • Jeden ersten Samstag des Monats um 10 Uhr Mal- und Bastel- kurs für Kinder ab sechs Jahren unter der Leitung von Claudia Wederhold. • Samstags um 10 Uhr Training der Kangoogruppe. Die Maßnahmen finden statt in unserer „Heimatinsel“ in der ehe- maligen Martinsschule (2. Obergeschoss), Neustadt 474/475, Ein- fahrt von der Spiegelgasse. Alle Infos finden Sie auch unter unserer Homepage: www: lmdr-landshut.de Der Vorstand

Ortsgruppe Regensburg: Begegnungsnachmittag mit Vertretern des Pflegediensts Ambulanta Medicum GmbH. Regensburg Begegnungsnachmittag: Die Ortsgruppe Regensburg lud am 22. April zu einem Begeg- Waldemar Eisenbraun (2. von rechts) zu Gast in Nürnberg. nungsnachmittag nach Burgweinting ein. Unser Kooperations- partner, der Pflegedienst Ambulanta Medicum GmbH, präsentierte Nürnberg dabei allen Anwesenden einen Vortrag zum Thema „Neuerungen im Pflegebereich“. Anschließend konnten die Gäste Fragen stellen, Treffen mit dem Bundesvorsitzenden: die von der Geschäftsführerin Eugenia Volz und ihrer Pflegedienst- Der Bundesvorsitzende der LmDR, Waldemar Eisenbraun, traf leiterin Olga Brauer gerne beantwortet wurden. sich am 29. April mit ehemaligen Amtsträgern und Aktiven der Die Moderation hatte Viktoria Lunte übernommen. Sie begleitete Landsmannschaft in Nürnberg. Im Namen des Bundesvorstandes auch die Diskussionsrunde mit Vertretern der Ortsgruppe Regens- sprach er den Anwesenden für ihr langjähriges Engagement Dank burg und den Gästen des Nachmittags. Die musikalische Unter- und Anerkennung aus und bat, sein Kommen als Ausdruck der malung übernahm der Chor „Donauklang“ unter der Leitung von Wertschätzung zu betrachten. Hildegard Raff. Eisenbraun ging auf aktuelle Schwerpunkte der Verbandsarbeit ein Und bevor es zum großzügigen Kuchenbuffet ging, führte die Orts- und war an Meinungen und Einschätzungen der erfahrenen Lands- gruppe eine Umfrage mithilfe eines vorgefertigten Fragebogens leute interessiert. Im Verlauf des Gespräches entstand die Idee, eine durch, um zu erfahren, wie unsere ehrenamtliche Arbeit bei unse- Chronik entstehen zu lassen, in der die jeweiligen Vorstandsmit- ren Landsleuten ankommt und was wir noch verbessern können. glieder chronologisch und namentlich erfasst werden sollen. Die Gesprächsteilnehmer sagten zu, das entsprechende Material vorzu- Tagesausflug nach Würzburg: bereiten und dem amtierenden Vorstand zur Verfügung zu stellen. Auf Einladung der Ortsgruppe Regensburg ging es am 13. Mai für Der Vorstand über 40 Teilnehmer in den Morgenstunden mit dem Bus in die Welterbestadt Würzburg. Dort angekommen und von der Sonne begrüßt, erwartete uns eine Stadtführung. Über das Fluss­ ufer und anschließend über die Alte Mainbrücke näherten wir uns mit den geschichtlichen Ausfüh- rungen der Stadtführer dem Stadtzentrum. Nach den Besichtigungen des St.-Kilians-Dom, der Ma- rienkapelle am Marktplatz und des Falkenhauses gab es ein gemeinsames Mittagessen. Danach hat- ten wir die Möglichkeit, die Stadt auf eigene Faust zu erkunden oder eine Kellerführung im Bürger- spital Weingut mitzumachen. Der letzte und vielleicht beeindruckendste Punkt des Programms war die Besichtigung der Würz- burger Residenz, UNESCO-Weltkulturerbe und Hauptwerk des süddeutschen Barocks, eines der bedeutendsten Schlösser Europas. Im Anschluss genossen wir die Gartenanlage bei der Residenz. Um 18.30 Uhr ging es dann wieder Richtung Hei- mat - in die nicht minder schöne Stadt Regensburg. Die Ortsgruppe Regensburg bedankt sich für das Interesse an dem Ausflug, der unserer Meinung nach mehr als gelungen war. Die Reisegruppe aus Regensburg vor der Würzburger Residenz. Der Vorstand

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Die Organisatoren, Elena und Dimitri Mozzherin sowie Valentina Rosina, hatten diesmal für die kleinen Gäste ein „Theater der Schat- ten“ (Form des Schattentheaters) vorbereitet. Aufgeführt wurde das Märchen „Rotkäppchen und der Wolf“. Das ganz Besondere an dem Theaterstück war, dass nicht nur die Schauspieler dabei mit- machten, sondern auch die kleinen und großen Zuschauer. Das Spiel dauerte eine Stunde, die leider sehr schnell verging. Da- nach hatten die Kinder die Möglichkeit, ein Geschenk für ihre Mütter zu basteln. Riesige Freude strahlte aus ihren Augen, als sie ihre Geschenke überreichten. Basteln zum Muttertag in der Ortsgruppe Straubing-Bogen. Wir bedanken uns bei den Organisatoren für die gemütliche und fröhliche Atmosphäre, die sie geschaffen haben, und freuen uns Straubing-Bogen schon sehr auf die nächsten Veranstaltungen. Nelli Geger Basteln mit Kindern zum Muttertag: Mama ist doch die Beste! Und was könnte man ihr Schöneres Würzburg und Kitzingen schenken als etwas Selbstgebasteltes? Das Basteln mit Kindern bei unserer Muttertagsfeier wurde per- Unterwegs: fekt von Olga Fedinev (ehrenamtlich aktiv in der Ortsgruppe) und (Ergänzung zum Bericht von Ewald Oster auf Seite 19.) Eduard Neuberger (Vorsitzender) vorbereitet, so dass die Kinder Dank der hervorragenden Organisation und Durchführung der ihrer Kreativität freien Lauf lassen konnten. Anschließend nahmen Kreis- und Ortsgruppe Schweinfurt hatten die Kreis- und Orts- die Kinder ihre Geschenke zum Muttertag mit nach Hause, um den gruppen Würzburg und Kitzingen die Gelegenheit, am 22. April Mamas für ihre Liebe und Zuneigung zu danken! an einer zweisprachigen Stadtführung in Rothenburg ob der Tau- ber sowie einem Besuch des Russlanddeutschen Theaters in Nie- Unser Gruppenstundenplan: derstetten teilzunehmen. Es war eine außergewöhnliche Reise mit Angebote im Stadtjugendring Straubing (GRÜZE), Heerstr. 35, 1. abwechslungsreichem, kurzweiligem Programm und vielen posi- Stock, Straubing. tiven Eindrucken. • 23. Juni, 18-19 Uhr: Kreativ-Werkstatt. Wir hatten das Glück, die beiden Stücke „Der weite Weg zurück“ • 30. Juni, 18-19 Uhr: Bambi Gruppe. und „Mix-Markt - einfach anders“ an einem einzigen Theater- • Freitags, 16.30-18 Uhr: Vorschulkindertreff. abend zu sehen. Das Theater war bis auf den letzten Stuhl besetzt, • Sonntags: 9-10 Uhr: Deutsch. und die Wellen der Emotionen wechselten wie die Wellen des Mee- 10-11 Uhr: Englisch I. res von ergreifend ungehemmter Traurigkeit bis zu herzergreifen- 11-12 Uhr: Englisch 0. der Fröhlichkeit. 12-13 Uhr: Englisch II. Der wolgadeutsche Dialekt in den Stücken war nicht allen Teil- 13-14 Uhr: Tanzen Kinder. nehmenden bekannt, so dass die Kundigen hier vermitteln muss- 14-15 Uhr: Tanzen Jugendliche. ten. In der Pause tauschten sich die Zuschauer über die Wörter im eigenen Dialekt aus. Angebote im Haus der Begegnung (3. Stock), Bahnhofstr. 3, Bogen: Die Theaterstücke werden auf der Webseite des Russland-Deut- • Montags, 15-17 Uhr: Yoga für Erwachsene. schen Theaters wie folgt beschrieben: „Aufklärend, anrührend und • Donnerstags, 17-18.30 Uhr: Vorschulkindertreff. Verständnis weckend. Sollte man gesehen haben!“ Änderungen vorbehalten. Wir können dieser Beschreibung nur zustimmen und danken Sie haben Fragen? Rufen Sie uns an! Emma Neuberger, Kinder- Ewald und Barbara Oster, dass sie uns ermöglicht haben, an der und Jugendgruppenleiterin, Handy: 0176-27568078. Reise teilzunehmen. Besuchen Sie auch unsere Webseite: www.Lmdr-straubing.de Der Vorstand Club der Senioren: Mit großem Beifall empfingen wir beim Seniorenclub am 9. Mai Weißenburg Kinder, die gekommen waren, um den Seniorinnen zum bevor- stehenden Muttertag zu gratulieren. Unter den Gästen durften wir „Theater der Schatten für Kinder“: auch den ehemaligen Vorsitzenden der Ortsgruppe Würzburg, Al- Der russischsprachige Klub „Freundschaft“, der im Januar 2017 in bert Heilmann, begrüßen. Zu Gast waren außerdem Kontingent- Weißenburg mit seiner erfolgreichen Arbeit angefangen hat, führte flüchtlinge aus der ehemaligen Sowjetunion sowie Aussiedler aus am 14. Mai wieder eine Veranstaltung für Kinder und ihre Eltern Rumänien und Polen. durch. Mit ihrem Gesang und Tanz erfreuten zwei Kindergruppen. Me- lina Wedler und Maximilian Jörg wurden von Fr. Pevzner beglei- tet; der vierjährige Maximilian sang mit seiner Mama das Lied „Babuschka“. Kinder vom Waldkinderhaus, die mit ihren Erziehe- rinnen gekommen waren, führten den Tanz der Matröschkis vor. Ergreifende Gedichte und Lieder wurden zu den Themen Mutter und Oma vorgetragen. So las Rosa Beljakova passende Gedichte der bekannten russlanddeutschen Dichterin Nelly Wacker (1919- 2006) vor, die Samuel Eisenbraun durch Ausführungen zu ihrem Leben und Wirken ergänzte. Im Saal anwesende Verwandte der Schriftstellerin schlossen sich seinen Worten an. Mit viel Freude lauschten die Senioren den Gedichten und Liedern über Mama und Oma, Liebe und Treue und sangen mit. Neben Walzer tanzten wir gerne den Oira-oira, zu dem Karolina Schrei- Theater für Kinder in Weißenburg. der alle Senioren aufforderte.

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Erinnerungen an die eigene Mutter und ihr Schicksal und das ei- Internetseite der Landsmannschaft: http://LmDR.de gene schwere Leben als Mutter ließ die eine oder andere heimlich die Tränen mit dem Taschentuch wegwischen. Erst zu fortgeschrit- tener Stunde verließen die Gäste den Saal und trugen behutsam die ihnen beim Abschied überreichten Rosen nach Hause. Einladung zum Sommerfest: Als nächstes ist in der Kreis- und Ortsgruppe Würzburg für den 25. Juni die aktive Teilnahme am Ökumenischen Sommerfest ge- plant. Das Fest findet am Heuchelhof statt und beginnt um 11 Uhr mit einem ökumenischen Gottesdienst mit Groß und Klein vor der evangelischen Kirche in Würzburg-Heuchelhof, Kopenhagener Str. 9. Danach Festbetrieb mit Salaten sowie einheimischen, russ- landdeutschen und russischen Spezialitäten. Club der Senioren: Der Club der Senioren trifft sich wieder am 26. September um 14.30 Uhr im Gemeindezentrum der Gethsemanekirche in der Kopenhagener Str. 9, Würzburg-Heuchelhof. Wir laden Sie herzlich dazu ein!

Fest der Kulturen in Kitzingen: Die Lübecker Gesangsgruppe „Die Perlen“ erfreute die Gäste aus Ham- Die Kreis- und Ortsgruppe Kitzingen beteiligt sich am Fest der burg. Kulturen. Wir laden Sie herzlich ein, am 8. Juli zwischen 11 und 18 Uhr unseren Informations- und Essensstand am Unteren Main- kai (hinter der Alten Synagoge) in Kitzingen zu besuchen. Dort Hamburg können Sie gerne aktuelle Informationen zur Landsmannschaft mitnehmen. Zu Gast in Lübeck: Luba Weizel (Seniorenarbeit) Gute nachbarschaftliche Beziehungen gehören in unserer Lands- und Albina Baumann (Vorsitzende) mannschaft dazu, und so sind wir gerne einer Einladung der Orts- gruppe Lübeck gefolgt, wo der 40. Jahrestag ihrer Gründung feier- lich begangen wurde. Egon Milbrod, der amtierende Vorsitzende, Berlin-Brandenburg und Pastor Otto Penno, sein Vorgänger, führten durch das ab- wechslungsreiche und reichhaltige Programm, das von Jakob Fi- Podiumsdiskussion zum Thema Presse: scher begleitet wurde. Wir laden Sie herzlich ein zu einer Podiumsdiskussion zum Thema Während der Veranstaltung konnten interessante und aufschluss- „Trau keinem von der Presse - wirklich? Eine kritische Bestands- reiche Gespräche mit Vertretern anderer Landsmannschaften und aufnahme am Beispiel der Berichterstattung über Russland“. anderer Ortsgruppen geführt werden. Wann: 22. Juni, 18.30-20.30 Uhr. Wir bedanken uns für die Einladung und werden uns noch lange Wo: Besucherzentrum der Berliner Landeszentrale für politische an diesen schönen Nachmittag erinnern. Bildung, Hardenbergstraße 22-24, Berlin. Fahrverbindung: S- und U-Bahn/Bus bis „Zoologischer Garten“. „Die Perlen“: Es handelt sich um eine Kooperationsveranstaltung des Kommu- Die Kinder-Gesangsgruppe „Die Perlen“ unter der Leitung von nalpolitischen Bildungswerkes Berlin mit der Berliner Landeszent­ Lud­milla Eisenach hatte am 13. Mai zu einem Konzert in Neuwie- rale für politische Bildung und der Landsmannschaft der Deut- denthal geladen. schen aus Russland, Landesgruppe Berlin-Brandenburg. In dem gut gefüllten Saal sangen die Nachwuchskünstler nicht nur Folgende Fragen werden bei der Veranstaltung erörtert: einen bunten Reigen internationaler Lieder, sondern tanzten und • Was soll ich von der Berichterstattung in den Medien halten, spielten auch zur Freude aller Zuschauer. Begeistert und mit gan- die sich mit Russland befasst? Viele Nutzer sind verunsichert zem Herzen führten sie außerdem ein Märchen auf und zeigten und fragen sich angesichts der verschiedenen Angebote, wie sich bereits als kleine Schauspieler. sie sich ein zutreffendes Bild der „Wahrheit“ verschaffen kön- Der Vorstand nen. • Stimmt das, was die klassischen Leitmedien berichten? • Was ist von so genannten Alternativmedien zu halten? Hessen • Wie erkenne ich seriösen Journalismus? • Was ist dran an der Kritik an westlichen Medien? Landesgruppe • Wie funktioniert die Arbeit der Journalisten und was prägt sie und ihre Berichterstattung? Sitzung des Netzwerkes • An der Podiumsdiskussion nehmen teil: „Aussiedler in der CDU Hessen“: • Martin Hoffmann, geschäftsführendes Vorstandsmitglied des Im Rahmen der politischen Bildung fand am 5. Mai im Rathaus Deutsch-Russischen Forums; Römer in Frankfurt am Main eine Sitzung des Netzwerkes „Aus- • Benjamin Bidder, „Der Spiegel“; siedler in der CDU Hessen“ statt. • Dr. Susanne Spahn, Journalistin, Politologin und Historikerin; Die Sitzung wurde von der hessischen Landesvorsitzenden und • Prof. Dr. Barbara Pfetsch, Freie Universität Berlin, Institut für stellvertretenden Bundesvorsitzenden des Netzwerkes „Aussiedler Publizistik- und Kommunikationswissenschaft (angefragt). in der CDU“, der Frankfurter Stadträtin Albina Nazarenus-Vetter, Alexander Rupp, geleitet, die auf der hessischen Landesliste für die Bundestagswahl Landesvorsitzender am 24. September 2017 steht.

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Die Teilnehmer der Sitzung des Netzwerks „Aussiedler in der CDU Hessen“ am 5. Mai 2017 in Frankfurt am Main.

Die Schwerpunkte ihres Wahlprogramms sind: Kassel • positives Miteinander zwischen Einheimischen und Zugewan- derten und aktive Integrationspolitik (vor allem für die sozia- Liebe Landsleute, len, politischen und kulturellen Belange von Aussiedlern); wir bedanken uns bei Ihnen für Ihre aktive Teilnahme an unseren • die Wahrung des Rechts auf Heimat und weltweite Ächtung Veranstaltungen im Mai. Ein besonderer Dank geht an Berndt Sie- von Vertreibungen; bert, MdB, für die Einladung nach Berlin zu einer Plenarsitzung im • mehr Chancengerechtigkeit in Bildung und Beruf; Bundestag und Besichtigung des Europa­hauses mit der anschlie- • mehr bürgerschaftliches Engagement und Teilhabe für alle Be- ßenden Konferenz zum Thema „Aktuelles in der EU“. völkerungsgruppen; Einen weiteren Dank sagen wir den Teilnehmern der Multiplikato- • mehr sozialer Frieden und Bekämpfung der Altersarmut. renschulung zum Thema „Kulturspezifische Problemfelder in den Das Thema Altersarmut bei Spätaussiedlern ist gegenwärtig be- russlanddeutschen Familien. Vier Generationen erzählen ihre Ge- sonders brisant und war Hauptpunkt der Sitzung. Albina Nazare- schichten“ und an die ehrenamtliche Multiplikatorin Irina Kato- nus-Vetter, die Landesbeauftragte der Hessischen Landesregierung vytch und ihre Sprösslinge für die Ballett- und Tanzauftritte. für Heimatvertriebene und Spätaussiedler, Margarete Ziegler- Rasch­dorf, und der Landesvorsitzende der Union der Vertriebe- Unsere Geburtstagskinder: nen (UdV), Ulrich Caspar MdL, berichteten über die aktuelle po- Wir gratulieren Rudolf Friedrich, Landesbeauftragter der Hessi- litische Lage der Deutschen aus Russland und präsentierten den schen Landesregierung für Heimatvertriebene und Spätaussied- Antrag der UdV Hessen an den Landesvorstand der CDU Hessen, ler a.D., herzlich zu seinem 75. Geburtstag und unseren langjäh- „Altersarmut bei Spätaussiedlern bekämpfen – wirksame Maßnah- rigen Mitgliedern Lilia Gessner (nachträglich) zu ihrem 75. und men ergreifen“, in dem u.a. steht: Lotta Chevalier zu ihrem 70. Geburtstag und wünschen ihnen viel „Die CDU Hessen setzt sich für eine Stärkung der eigenständigen Glück, Gesundheit, Elan und alles erdenklich Gute. Altersvorsorge von Spätaussiedlern ein. Vor allem fordern wir Ver- besserungen bei der Anrechnung von im Herkunftsland erworbe- Unsere nächsten Termine, nen Rentenansprüchen auf Fremdrenten.“ zu denen wir Sie herzlich einladen: Zu diesem Thema berichtete auch Prof. Dr. , MdB, • 8.6, 10 Uhr: Gesprächsrunde mit Vertretern des Ministeri- führender Sozialpolitiker der CDU, der sich schon seit Jahrzehn- ums für Soziales und Integration zum Thema „Integration und ten mit dem Thema Fremdrenten beschäftigt. Sebastian Wladarz, Migration in Hessen“ an der Uni Kassel. CDU, Vorsitzender der Landsmannschaft der Oberschlesier und • 10.6.: Fahrt nach Rüsselsheim zur Sprechstunde der Landesbeauf- Kommunikationswissenschaftler aus Nordrhein-Westfalen, teilte tragten der Hessischen Landesregierung für Heimatvertriebene ebenfalls seine Erfahrungen zu diesem Sachverhalt mit. und Spätaussiedler, Margarete Ziegler-Raschdorf, und zur Sitzung Der Antrag wurde von Albina Nazarenus-Vetter beim 110. des Hessischen Landesbeirates für Vertriebenen-, Flüchtlings- CDU-Landesparteitag am 6. Mai 2017 in Rotenburg an der Fulda und Spätaussiedlerfragen im Rahmen des Hessentages. eingebracht und von den Delegierten angenommen. • 14.6.,14-16 Uhr: Klett-Sprachen-Fortbildungsseminar Der Vorstand in der Obersten Gasse 24 in Kassel. • 18.6.: Fahrt nach Rüsselsheim zur Teilnahme am Hessentagsumzug. • 24.6., 14 Uhr: Sommerfest in Waldau. • 27.6., 9 Uhr: Sitzung des Arbeitskreises Integration. • 30.6.: Fahrt nach Berlin zur Sitzung des Netzwerks „Aussiedler in der CDU Deutschlands“. Die Sprechstunden von Svetlana Paschenko und der anderen Betreuern finden mon- tags von 16 bis 20 Uhr und nach Vereinbarung im Zimmer W 324 des Kasseler Rathauses statt. Integrationskurs (montags und donnerstags) und Deutschsprachkurs für Frauen: Wer Interesse an den Kursen hat, wendet sich bitte an Natalie Paschenko, Tel.: 0561-8906793, oder Svetlana Paschenko, Tel.: Kassel: Die Teilnehmer der politischen Studienreise nach Berlin mit 0561-7660119. Berndt Siebert MdB (7. von links). Der Vorstand

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Landesgruppe Niedersachsen Niedersachsen Herzlich willkommen Braunschweig zum Interkulturellen Sportfest 2017 in Friedland! n Kooperation mit dem Grenzdurchgangslager Fried- land veranstaltet die Landesgruppe Niedersachsen der Landsmannschaft der Deutschen aus Russland am I10. Juni 2017 um 10 Uhr in Friedland ihr traditionelles Interkulturelles Sportfest „Sport verbindet – Vielfalt auch“.

Das alljährliche Sportfest, das Sportfreunde aus Friedland und anderen niedersächsischen Gemeinden versammelt und Sportbegeisterte und Sportfans aus dem Grenzdurchgangslager Friedland einbezieht, wird von der niedersächsischen Landes- regierung gefördert. Die Schirmherrschaft über das diesjährige Mitglieder der Ortsgruppe Braunschweig mit Anna Prieb Fest hat Boris Pistorius, Niedersächsischer Minister für Inneres (2. Reihe, 3. von links in der Sommertracht). und Sport, übernommen. Folgende Turniere werden im Rahmen des Sportfestes durchge- Neuwahlen: führt: Minifußball (für Kinder im Alter von 12 bis 14 Jahren), Bei unserer Jahreshauptversammlung mit Vorstandsneuwahlen am Volleyball, Tischtennis und Schach. 28. April wurden folgende Mitglieder gewählt: - Elisabeth Steer Ein vielfältiges Kulturprogramm für alle Anwesenden umrahmt (Vorsitzende); - Frau Helwig (stellv. Vorsitzende); - Frau Schä- das sportliche Geschehen. Auch für die kleinen Gäste gibt es fer (Kassenwartin); - Frau Schwan (Schriftführerin); - Frau Lenz jede Menge Spiel und Spaß. (Jugendarbeit); - Frau Esenow (Sozialarbeit); - Frau Degenhardt Alle Sportfreunde, die an unserem Sportfest teilnehmen möch- (Kulturarbeit). ten, sind von uns herzlich eingeladen. Wir wünschen allen Vorstandsmitgliedern viele neue Ideen, Ge- Infos und Anmeldung: sundheit, Geduld und Erfolg, damit die Ortsgruppe noch erfolg- Tel.: 0511-1694094, E-Mail: [email protected] reicher arbeiten kann!

Silberne Ehrennadeln für verdiente Mitglieder: Frauenarbeit, setzt sich bei jeder unserer Aktionen ein. Und das, Vor Beginn der Versammlung wurde die Veranstaltung „Von gan- obwohl sie ihre eigenen Kinder intensiv betreut. Sie ist allein er- zem Herzen“ durchgeführt, bei der Landsleute mit der silbernen ziehende Mutter und begleitet ihre zwei Töchter (hervorragende Ehrennadel der LmDR ausgezeichnet wurden, die sich seit vielen Gymnastinnen) zu Wettkämpfen und dreimal wöchentlich zum Jahren ehrenamtlich in der Ortsgruppe Braunschweig engagieren. Training. Sie sorgt dafür, dass ihre Vorführungen immer ästhe- Darunter: tisch und sportlich sind. Mit dabei ist sie auch beim Theaterspiel. Karl Vogel, 91 Jahre, leitet seit 27 Jahren die evangelische Gruppe Frau Esenov, Frau Schwan und Frau Schäfer begleiten seit vier der Deutschen aus Russland. Karl Vogel ist seit 1988 in Deutsch- Jahren das Projekt „Sprachförderung und individuelle Unterstüt- land und trat sofort nach seiner Ankunft in die LmDR ein. Er war zung“ und greifen der Ortsgruppe bei allen Veranstaltungen unter ehrenamtlich im Vorstand der Ortsgruppe sehr aktiv, half ca. 300 die Arme. Frau Schäfer ist auch im Vorstand tätig. Personen aus seinem Dorf und Bekanntschaftskreis, nach Deutsch- Frau Lenz und Frau Schick sind seit vier Jahren in der Frauen- land zu kommen, füllte zahlreiche Anträge aus, begleitete Neuan- gruppe sehr aktiv. Bei Ausflügen und Veranstaltungen sind sie im gekommene und bot ihnen auch Unterkunft an. Vor 27 Jahren Organisationsteam, sie engagieren sich im Kinder- und Kulturbe- gründete er einen Bibelkreis der evangelischen Aussiedler und en- reich, sind immer zuverlässig und hilfsbereit, kreativ und flexibel, gagierte sich im Männertreff und der Kirche. Er ist ein Vorbild des bringen viele neuen Ideen mit. Engagements und Urgestein der Ortsgruppe Braunschweig. Wir Frau Degenhard ist seit drei Jahren bei uns aktiv. Ihre Fähigkeiten sind stolz auf ihn und danken ihm für seinen langjährigen Einsatz! als ausgebildete Regisseurin und Pädagogin helfen uns bei der Ge- Anna Prieb, die seit 15 Jahren mit ihrer wunderschönen Stimme staltung des Veranstaltungsprogramms. Sie engagiert sich sehr leb- auf allen unseren Veranstaltungen nicht nur unsere Landsleute er- haft im Frauen- und Kinderbereich, unterstützt die Ortsgruppe bei freut, sondern auch in der Stadt geschätzt und anerkannt ist. Anna der Organisation und Durchführung von Veranstaltungen. Prieb ist seit ihrer Aussiedlung nach Deutschland sehr aktiv bei Der Vorstand der LmDR, hat unsere Landsleute begleitet und ihnen geholfen. Besonders aktiv zeigte sie sich im Kulturbereich: Sie ist eine talen- Liebe Landsleute, liebe Vorstände der Landesgruppen und Ortsgliederungen, tierte Sängerin, Dichterin, Schauspielerin und Kabarettistin. Anna zwecks Optimierung der Herstellung der Verbandszeitung „Volk auf schreibt selbst Texte und komponiert Musik – ein Schatz, der unser dem Weg“ bittet die Redaktion alle freundlichst, darauf zu achten, dass Veranstaltungsprogramm zum Glänzen bringt! der letzte Abgabetermin für die jeweilige VadW-Ausgabe der 17. Tag Lydia Hellwig, die seit zehn Jahren engagiert mit Kindern unsere des Vormonats ist. Bitte senden Sie das Material an die E-Mail-Adresse [email protected] oder an unsere Geschäftsstelle. Veranstaltungen gestaltet. Lydia Helwig ist seit 2004 in der Orts- Ihre Redaktion gruppe aktiv und unterstützt unseren Vorstand in der Kinder- und

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Gifhorn auch ihre Enkeltöchter sehr aktive Mitglieder der Ortsgruppe Han- nover sind. 5. Kulturfest der Gifhorner Zuwanderer: Ein weiterer Höhepunkt der Veranstaltung war die Ehrung von Am 29. April fand mitten in der Gifhorner Fußgängerzone das 5. drei Mitgliedern der Landsmannschaft, die vor genau 40 Jahren Kulturfest der Gifhorner Zuwanderer statt. unserer Organisation beigetreten sind. Einer der Jubilare war Peter Mit einem Informationsstand war dabei unsere Ortsgruppe vertre- Reger, ehemaliger Vorsitzender der Ortsgruppe. Die Landesvor- ten. Zahlreiche Besucher blieben an unserem Stand stehen, und es sitzende und stellvertretende Bundesvorsitzende Lilli Bischoff gra- entwickelten sich interessante Gespräche über die Geschichte und tulierte den langjährigen Mitgliedern mit herzlichen Worten und Gegenwart der Deutschen aus Russland. Der Gesang der Gruppe einer Ehrenurkunde und bedankte sich bei ihnen für ihre Treue. „Melodie“ an unserem Stand sorgte für gute Stimmung und lockte Besucher an. Unsere nächsten Veranstaltungen: Einige Mitglieder und der Vorstand der Ortsgruppe sorgten auch • 10. Juni, ab 10 Uhr: Sportfest in Friedland. Wo: Sportplatz im für das leibliche Wohl der Besucher. Es gab Spezialitäten wie z.B. Grenzdurchgangslager Friedland. Bei dieser Veranstaltung Piroggen, Kreppel, Hörnchen oder Prjaniki. werden folgende Sportarten angeboten: Fußball, Volleyball, Vielen Dank an alle fleißigen Helfer. Es war ein gelungenes Fest, Tischtennis und Schach. Im Anschluss findet die Siegerehrung das von Jahr zu Jahr immer mehr Resonanz bei den Gifhornern mit Kulturprogramm statt. findet! Der Eintritt ist frei. Emanuel Kaufmann, Vorsitzender Tel.-Nr. für Auskünfte: 0511-1694094, 0511-723403. • 24. Juni, 13-17 Uhr: Kicken gegen Vorurteile – ein Sportfest Hannover für die ganze Familie. Wo: Erika-Fisch-Stadion, Inge-Machts- Weg 1, Hannover. In Kooperation mit dem Afrikanischen Dachverband nehmen wir teil an dieser vielseitigen Sommer- veranstaltung. Eingeladen sind alle, die gerne beim Fußball und Basketball zuschauen. • Neben dem sportlichen Treiben auf dem Fußball- und Basket- ballfeld erwartet Sie ein buntes Kulturprogramm auf der Bühne: Es spielen das Polizeiorchester und die Band „African Tam Tam“, und es tanzt die Ballettschule „Janet“. Außerdem wird den Gästen eine reiche Auswahl an Speisen und Getränken geboten. • Unser Verein bringt sich mit einem Kuchenstand ein. Hier er- halten Sie aber auch Blinys und frisch gebackene Waffeln. • Der Eintritt ist frei. • Tel.-Nr. für Auskünfte: 0511-1694094, 0511-72303. Der Vorstand Lüneburg Ein phantastisches Frühlingsfest: Die Ortsgruppe Lüneburg mit der Vorsitzenden Gertrud Sorich ist durch ihre Aktivitäten bekannt. So ist auch diesmal unser Früh- lingsfest 2017 etwas Besonderes geworden. Grund dafür sind die Von links: Lilli Bischoff, Vorsitzende der Landesgruppe Niedersachsen, Menschen, die sehr gerne an der Veranstaltung teilgenommen Linda Reger, Peter Reger, Arkadi Fröhlich und Marianna Neumann, haben. Vorsitzende der Ortsgruppe Hannover, bei der Muttertagsfeier in Han- nover. Unsere Abende zu verschiedenen Anlässen sind im Kreis Lüne- burg und Winsen bereits Tradition geworden. Mit großem Enthu- Wir feierten Muttertag: siasmus planten wir auch diesen Abend. Die Vorschläge waren so Am 12. Mai feierte unsere Ortsgruppe den bevorstehenden Mut- zahlreich, dass man nicht alle in das Programm aufnehmen konnte. tertag. Für den erfolgreichen Verlauf des Abends sorgte Nadeschda Kunst Das zahlreich erschienene Publikum bekam ein ausgezeichnetes aus Winsen. Die Tanzgruppe unter ihrer Leitung begeisterte das Kultur- und Musikprogramm zu sehen. Unter anderem traten der Publikum mit feurigen und hinreißenden Nummern. Kinderchor unter der Leitung von Olga Welz auf sowie der Erwachsenenchor „Heimatme- lodie“. Der 17-jährige Abiturient Denis Seifert erfreute das Publikum mit einem Potpourri be- kannter Melodien am Flügel und beendete sei- nen Auftritt mit einer gelungenen Jazzeinlage. Der Chor „Bunte Töne“ unter der Leitung von Irina Janz, in dem Mütter mit ihren Kindern gemeinsam singen, begeisterte genauso wie der Sketch, der zum Schluss des Programms von zwei Mitgliedern des Chores „Heimatmelodie“ dargeboten wurde. In den kleinen Pausen dazwischen rezitierte man Gedichte zum Muttertag und sprach von den schönen Seiten des Mutterseins. Dabei wurde Erna Welz gesondert begrüßt, da alle ihre Kinder, drei an der Zahl, und mittlerweile Frühlingsfest in der Ortsgruppe Lüneburg.

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Besonders viel Freude bereitete den Anwesenden das Kulturpro- HEIMATBUCH 2017 gramm, für welches das Vorstandsmitglied Alexander Zlobin zu- ständig war. Er begleitete mit seiner Musik den Gesang von Andrej • die Deportation unserer Landsleute mit der anschließen- Loch, der schon bei vielen Veranstaltungen mit großem Vergnügen den Verbringung in die stalinistischen Zwangsarbeitsla- mitgemacht hat. Mit tiefem Gefühl las Oleg Bokut Gedichte vor, ger; die die Seele berührten. • ausführliche Beiträge zum 200-jährigen Auswanderungsjubiläum der Kaukasusdeutschen; Auch Olga Wilhelm war dabei und bezauberte mit ihrer wunder- • die Geschichte der russlanddeutschen Literatur, schönen Stimme die Zuhörer. Ebenfalls sehr gut kam Waldemar die von Nina Paulsen kenntnisreich dargestellt wird; Funkler mit seinem Akkordeon an. • Artikel über wichtige Veranstaltungen der Landsmann- Gertrud Sorich bedankte sich bei allen Anwesenden für ihr zahl- schaft in den letzten Jahren, Beiträge, die weit zu- reiches Erscheinen und bei allen Unterstützern für die tolle Zu- rückgreifen in die russlanddeutsche Geschichte, und sammenarbeit. Mit einem so tollen Team macht es richtig Spaß, Nachrufe auf herausragende russlanddeutsche Persön- auch weiterhin Kulturabende zu organisieren. Die Abende, die lichkeiten; zwei Kulturen zusammenbringen und für ein friedliches Mitein- • abgeschlossen wird der Band durch zwei Beiträge zum ander sorgen, sollen auf Dauer durchgeführt werden. Alltagsleben der Deutschen in der Sowjetunion nach Elvira Gugutschkin, dem Zweiten Weltkrieg. im Auftrag des Vorstandes 10 €, 290 S. Bestellungen bitte an: LmDR e. V., Raitelsbergstraße 49, 70188 Stuttgart Nordrhein-Westfalen Telefon: 0711-1665922, E-Mail: [email protected] Duisburg Hattingen Mitgliederversammlung Mitgliederversammlung mit Neuwahlen: mit Neuwahlen: Liebe Landsleute, verehrte Mitglieder, Liebe Landsleute, wir laden Sie satzungsgemäß ein zur Mitglieder- wir laden Sie satzungsgemäß zur Mitgliederversammlung des Jah- versammlung mit Neuwahlen des Vorstandes am 1. Juli 2017 um res 2017 mit Neuwahlen des Vorstandes der Orts- und Kreisgruppe 15.30 Uhr in der Aula des IZ in Duisburg, Flachsmarkt 15. Wir bit- Hattingen ein. ten um vollzähliges Erscheinen unserer Mitglieder. Auf die Teil- Die Wahlversammlung findet am 26. Juni 2017 um 18 Uhr in der nehmer wartet ein Überraschungskonzert. Beratungsstelle unserer Ortsgruppe in Hattingen, Schulstr. 30, statt. Der Vorsitzende der Landesgruppe NRW, Dietmar Schulmeister, Tagesordnung: wird sich an der Versammlung beteiligen und einen Vortrag zum TOP 1: Eröffnung und Begrüßung Thema „Russlanddeutsche heute“ halten. TOP 2: Beschlussfassung über die Tagesordnung Wir bitten um vollzähliges Erscheinen unserer Mitglieder. TOP 3: Wahl einer Versammlungsleitung und Mandatskommis- Anschließend haben wir ein gemütliches Beisammensein bei Kaf- sion fee und Kuchen, den unsere Frauengruppe vorbereitet. TOP 4: Tätigkeitsbericht des Vorstandes Alla Weber, Vorsitzende TOP 5: Bericht des Kassenwarts TOP 6: Bericht der Kassenprüfungskommission Unna TOP 7: Aussprache zu den Berichten TOP 8: Bericht der Mandatskommission Mai-Treffen zum Muttertag: TOP 9: Feststellung der Beschlussfähigkeit Schau ich mir Deine Hände an, TOP 10: Entlastung des Vorstandes Sie sagen mir sehr viel. TOP 11: Wahl des Vorsitzenden und der weiteren Vorstandsmit- Von schwerer Arbeit rot und hart, glieder Dein Leben war kein Spiel... TOP 12: Wahl der Kassenprüfungskommission Die Jugend unserer Eltern, das war das Thema unseres Mai-Nach- TOP 13: Verschiedenes mittags am 5. Mai. Unser Mai-Treffen hatten wir wie immer der Änderungen vorbehalten. älteren Generation, unseren Müttern, gewidmet. Die älteste Besu- Der Vorstand cherin war 87 Jahre alt. Bei dem Treffen hatten unsere Gäste die Mög- lichkeit, sich in einer ruhigen und gemütlichen Atmosphäre zu unterhalten. Viele hatten alte Fotos mitgebracht, die mit großem Interesse­ angeschaut wurden und schwere, aber auch schöne Erinnerungen hervorriefen. Es gab viele Fragen, weil die eine oder andere auf den Fotos ihre Eltern oder gute Freunde erkannte. Die Unterhaltungen wurden auch beim Kaffee- trinken nicht unterbrochen. Außerdem sangen wir Jugendlieder unserer Eltern und tanzten sogar. Am Ende der Veranstaltung schmückte die Hand jeder Frau eine rote Nelke. Belohnt wurden wir durch ein herzliches Dan- keschön aller Besucher. Anna Kusmin Gäste des gemütlichen Nachmittags in Unna.

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der. In den zurückliegenden Jahren hat sich sowohl auf kulturel- Sachsen lem als auch auf sportlichem Gebiet eine Menge getan. Regelmäßig finden kulturelle Veranstaltungen statt, und neben der Volleyball- Chemnitz und Umgebung mannschaft wurde auch eine Fußballmannschaft gegründet. Am Ende wurde der alte Vorstand entlastet, und man wählte einen Mitgliederversammlung neuen Vorstand. Dabei konnten einige neue Vertreter der jünge- mit Neuwahlen: ren Generation für die Verbandsarbeit gewonnen werden (siehe Liebe Landsleute, wir laden Sie hiermit satzungsgemäß zur Mit- Foto). Julia Herb wurde in ihrer Funktion als Vorsitzende erneut gliederversammlung mit Neuwahlen des Vorstandes ein. bestätigt. Diese findet am Samstag, dem 17. Juni 2017, um 15 Uhr im Treff- Sowohl den bisher amtierenden als auch den neu gewählten Vor- punkt „Weitblick“ in Chemnitz, Max-Müller-Str. 13, statt. standsmitgliedern überreichte Julia Herb eine Rose als Danke- Der Vorstand schön für die geleistete Arbeit bzw. für die Bereitschaft, im Vor- stand mitzuarbeiten. Sie selbst erhielt für ihre langjährige Arbeit einen Blumenstrauß vom Vorsitzenden des Kreisverbandes der Vertrie- benen, Wolfgang Fiolka. Der neu gewählte Vorstand startete gleich mit einigen kulturellen Höhepunkten in die nächste Amtsperiode. So fand am 16. Mai eine kulturelle Veranstaltung zum Thema „200 Jahre schwäbische Auswanderung in den Kau- kasus“ mit Referenten und historischen In- formationen sowie einem bunten Kulturpro- gramm des Chores „Silberklang“ statt. Dabei erhielten die Gäste, die aus dem Kaukasus kommen, einen historischen Kalender der LmDR als Geschenk. Am 20. Mai nahmen wir und die Migrations- beratung für Erwachsene am Stadtteilfest in Der neue Vorstand der Ortsgruppe Dresden (von links): Leontina Vollmer, Ewgenija Wolf, Dresden-Johannstadt mit einem Informati- Ludmilla Kinzel. Elvira Tetzlof, Katja Breining, Lena Lapin, Irina Urban, Julia Herb (Vorsit- onsstand teil. zende) und der Vorsitzende der Landesgruppen Sachsen und Thüringen, Florian Braun. Julia Herb, Vorsitzende

Dresden Schleswig-Holstein Ortsgruppe Dresden mit neuem Vorstand: Wahlstedt Am 25. März fand im Gemeindesaal der Dresdner St. Paulus-Kir- che die ordentliche Mitgliederversammlung der Ortsgruppe Dres- Konzert den mit Neuwahlen des Vorstandes statt. des Chores „Lieder-Café“: Die Versammlungsleitung übernahm der Vorsitzende der Landes- Wir laden alle Mitglieder der LmDR und Landsleute aus Wahlstedt gruppen Sachsen und Thüringen der LmDR, Florian Braun. und Umgebung (Gäste sind uns ebenfalls sehr willkommen) zum Im Rechenschaftsbericht des amtierenden Vorstandes, vorgetra- Konzert unseres Chores „Lieder-Café“, „So klingt der Sommer“, gen von Julia Herb, wurde die Arbeit der Ortsgruppe in den letz- ein. Es findet am 24. Juni um 15 Uhr in der Aula der Poul-Due- ten drei Jahren reflektiert. Die Gäste der Veranstaltung, Mitglieder Jensen-Schule in Wahlstedt, Neumünsterstr. 22, statt. der Ortsgruppe Dresden der LmDR und Vertreter des Sächsischen In der Pause gibt es Kaffee und selbst gebackenen Kuchen. Vertriebenenverbandes, lobten die Arbeit der Vorstandsmitglie- Olga Bier, Vorsitzende

Preise für private Anzeigen in „Volk auf dem Weg“ Glückwünsche Suchanzeigen und Todesanzeigen: •  mit Foto: plus 7 Euro •  mit Foto: plus 7 Euro •  pro cm Höhe bei 6 cm Breite: 6 Euro (für Mitglieder sind die •  pro cm Höhe bei 6 cm Breite: 10 Euro ersten 3 cm kostenlos) •  pro cm Höhe bei 9 cm Breite: 15 Euro •  pro cm Höhe bei 9 cm Breite: 9 Euro (für Mitglieder sind die •  Rabatte: ersten 2 cm kostenlos) • minus 20% für Mitglieder • minus 25% ab 10 J. Mitgliedschaft Redaktionsschluss ist jeweils der 17. des Vormonats • minus 30% ab 20 J. Mitgliedschaft Wir bitten Sie, bei der Auswahl des Fotos auf die Qualität (insbe- sondere die Schärfe) zu achten. Bekanntschaften: Falls Sie Fragen zur Gestaltung Ihrer Anzeige haben, beraten wir •  mit Foto: plus 7 Euro Sie gerne unter der Tel.-Nr. 0711-1665923 (Herr Fedoseev). •  pro cm Höhe bei 6 cm Breite: 14 Euro • pro cm Höhe bei 9 cm Breite: 21 Euro Ihre Landsmannschaft • Die Höhe der Anzeige wird auf 0,5 cm aufgerundet. der Deutschen aus Russland e. V

VOLK AUF DEM WEG Nr. 6/2017 27 Geschichte

Fortsetzung von VadW 5/2017, S. 36-37 Von der Wüste zur Kernphysik Der russlanddeutsche Wissenschaftler Ernst Boos

ines Tages, als ich spät nach Hause schicken, und erst danach sollte ich an mei- kam, hielt mich die Hauswirtin ner Aspirantur arbeiten dürfen. auf und ließ mich warten. Frauen Da ich zu dieser Zeit bereits als Phy- Ekamen und gingen in den Keller und sie siklehrer an einer Abendschule in Al- sagte mir, sie verdiene nebenbei etwas dazu. ma­ty jobbte, ging ich zum Direktor und In den Nachkriegsjahren waren Abtrei- fragte ihn, ob sie nicht einen solchen Leh- bungen verboten, und so nahm meine alte rer bräuchten. Er hatte Verbindungen zum Dame diese illegal in meinem Kellerzim- Bildungsministerium und setzte sich dafür mer, auf meiner Schlafpritsche vor. Meine ein, dass ich dort für drei Jahre als Lehrer Güte, das war abscheulich! arbeiten durfte. In der Abendschule hatte ich einen guten Lehrer, er war Grieche. Nach zwei Wochen Messerklingen und Eroberungen fiel ihm meine Begabung für Mathematik Dort machte ich einige interessante Erfah- auf, vor allem deshalb, weil niemand sonst rungen neben der Lehre. Ich unterrichtete in der Gruppe ordentlich rechnen konnte. zumeist ältere Schüler, die von Tagesschu- Er fragte mich, was ich hier tue und warum len ausgeschlossen worden waren. Nicht ich nicht an der Uni sei, und so erzählte ich selten waren Tschetschenen darunter. Die ihm meine Geschichte. Er forderte mich meisten hatten wenig Lust zu lernen, und auf, direkt zum Dekan zu gehen und mich so musste ich lauter schlechte Noten ver- als Kandidat eintragen zu lassen. teilen. Einmal, spätabends auf dem Nach- hauseweg, umringte mich dann eine tschet- Mit Tipps und Tricks zur Uni schenische Gruppe und bedrohte mich mit Der Dekan, ein korpulenter, sympathischer einem Messer. Mann, bestätigte meine Kandidatur und Ernst Boos mit Ehefrau Helene und Sohn. Als ich am nächsten Tag einen Vorge- schickte mich zum Rektor, der diese bestä- Foto: Familienarchiv Boos setzten um Rat bat, riet mir dieser, ich solle tigen sollte. Der Rektor fragte mich, warum mich an einen alten Tschetschenen in einem ich denn erst jetzt zu ihm käme, und da be- Man schrieb das Jahr 1953, und da Stalin Holzkombinat wenden, er sei ihr Anführer. ging ich einen Fehler. Ich erzählte ihm die in diesem Jahr starb, wurden Spezialisten Es war ein dicker Mann mit einer tschet- pure Wahrheit und dass ich Deutscher sei, nicht mehr deportiert, sondern von wich- schenischen Kappe, dem ich mich als de- woraufhin er mich hinausjagte. tigen Moskauer Posten versetzt. portierter Deutscher vorstellte und erklärte, Mein griechischer Lehrer konnte nur Ich hatte Glück und lernte bei ihm dass ich den Jugendlichen Wissen beibrin- den Kopf schütteln und mich tadeln wegen Wärme-, Kern- und Molekularphysik, hatte gen und nicht von ihnen abgeschlachtet meiner Naivität. Er bestärkte mich aber nur Bestnoten und arbeitete auf ein Rotes werden wolle. Er sagte mir, dass ich einfach darin, hartnäckig zu bleiben und es noch Diplom zu. Mit einem Roten Diplom er- weitermachen solle und mir nichts gesche- einmal zu versuchen. Ihm war es als Grie- langte man Priorität bei der Verteilung der hen werde. chen an der Uni in Tomsk auch einmal so Arbeitsstellen, wenn man nach dem Uni- Es war wie ein Wunder. Am nächsten Tag ergangen, aber letztendlich hatte er doch abschluss drei Jahre „für den Staat“ arbei- kam ich in die Schule, und die Halunken studieren können. Er meinte, der Rektor ten musste. saßen still da, sagten kein Wort und lern- würde mich gar nicht wieder erkennen, da Bei der Kommission gab ich an, weiter ten. Ich kenne kein anderes Volk, bei dem er Hunderte Gesichter am Tag sähe. Er legte an der Uni bleiben und die Aspirantur ma- Autorität eine so große Rolle spielt wie bei mir auch nahe, dem Mann Lobesworte auf chen zu wollen. Man erklärte mir jedoch, den Tschetschenen. So hatten sie am Ende seine Person, seine Universität und seine dass ich doch noch viel zu jung dafür sei alle Abschlusszeugnisse, und einer konnte Lehre auszusprechen. und später reichlich Zeit dafür hätte, so- sogar an einer Hochschule studieren. Ich handelte genau so. Der Rektor er- lange aber auf einer Mittelschule in einem Das war mir eine gute Lektion in Sachen kannte mich nicht und fühlte sich gebauch- Dorf die physikalische Ausbildung über- Autorität. Als ich später am Institut arbei- pinselt. Ich verschwieg meine deutsche nehmen müsse, die dort so fehle. Man tete und mit meiner künftigen Frau He- Herkunft und dass ich unter Kommandan- wollte mich in die Nähe von Schymkent lene befreundet war, begann ihr ein junger tur stand. Und so wurde ich Kandidat, al- Tschetschene den Hof zu machen. Er hatte lerdings ohne Stipendium und Heimplatz. schon ein Auto und wollte sie immer he- rumfahren. Eines Tages lief ich ihm über Intellektuelle Repressierte den Weg und sagte, er solle Helene in Ruhe Drei Jahre studierte ich mit Bestnoten an lassen. So habe ich meine Frau erobert. der Fakultät für Physik, und meine Tante Schicksalhaft. schickte mir einen großen Teil ihres Ge- halts. Als wir uns spezialisieren sollten, Wir wurden alle wollte ich gern Kernphysik belegen, aber frei und gleichberechtigt das war geheim, und man erlaubte es nicht. Drei Jahre war ich nun dort beschäftigt. Und Ich wählte Molekularphysik, da zu der Zeit dann wurden endlich die Beschränkungen ein ausgezeichneter Spezialist aus Moskau und die Kommandantur für die Kasachs­ nach Almaty kam. Professor Wallos war Ernst Boos und Physiker Zhabaga Takibajew. tandeutschen aufgehoben. Wir wurden alle Jude und Opfer Stalinscher Repressionen. Foto: Familienarchiv Boos frei und gleichberechtigt. Nun durften wir

28  VOLK AUF DEM WEG Nr. 6/2017 Geschichte fahren, wohin wir wollten, und bekamen normale Pässe. Meine Studienfreunde ar- beiteten schon längst in Forschungsinsti- tuten. Ich bat einen guten Freund am In- stitut für Physik, für mich ein gutes Wort einzulegen. Darauf kam ich zum Direktor und sprach mit ihm auf Russisch und Kasachisch. Be- sonders das Kasachische half mir, als Inge- nieur angenommen zu werden, und so be- gann ich mit wirklicher Kernphysik. Allmählich folgte die Magisterdisserta- tion, und dann konnte ich die Doktordis- sertation in Dubna bei Moskau verteidigen. Schließlich wurde ich Professor und Mit- glied der Akademie der Wissenschaften. Es kamen zwei Kinder auf die Welt, zwei Söhne, der ältere Eduard und der sieben Jahre jüngere Herrmann.

Neue Generationen Beide Söhne studierten in Moskau Physik, schlossen das Studium mit Goldmedaillen Bei einem Treffen der Akademie der Wissenschaftler Kasachstans. Foto: Familienarchiv Boos ab und sind jetzt Professoren und Dokto- ren. Eduard lehrt in Moskau an der Lomo- pertal. Eine Enkeltochter studiert in Mün- Auch ich war oft in Deutschland wissen- nossow-Universität, und Herrmann lebt chen an der Musikhochschule. Und mein schaftlich tätig und leitete zwei Gremien. mit seiner Familie in Deutschland und lei- Enkelsohn besucht die zweite Klasse eines Alljährlich besuche ich meine Familie. tet eine Professur an der Universität Wup- Gymnasiums. Lilia Boxler (Deutsche Allgemeine Zeitung)

„Verfolgte Kirche – verbotene Bibel in der Sowjetunion, 1918-1988“ Ausstellung im Museum für russlanddeutsche Kulturgeschichte Detmold

nlässlich des 500-jährigen Refor- Ein Highlight der Exposition ist eine in mationsjubiläums hat das Mu- der Sowjetunion illegal betriebene Druck- seum für russlanddeutsche Kul- maschine aus den 1970er Jahren. Sämtlich Aturgeschichte Detmold die Ausstellung aus improvisierten Einzelteilen zusammen- „Verfolgte Kirche – verbotene Bibel in der gesetzt, druckten Gläubige mit dieser Ma- Sowjetunion, 1918-1988“, die dem christ- schine hochkonspirativ christliche Litera- lichen Glauben in der Sowjetunion ge- tur. Später fand die Maschine, eingegossen ben und entfalten können. Peter Siemens widmet ist, eröffnet. in einen falschen Betonblock, ihren Weg war als Jugendlicher der Untergrundkirche Die Ausstellung solle an die religiöse nach Deutschland, um sie vor dem KGB zu beigetreten und war Mitarbeiter der Ge- Freiheit als zentralen Aspekt unserer Ge- verstecken. heimdruckerei, die pro Auftrag 3.000 rus- sellschaft erinnern. So Museumsdirektor Die Ausstellung zeigt weitere Schmug- sische Neue Testamente druckte. Kornelius Ens bei der feierlichen Eröff- gelverstecke, mit denen Menschen unter Der Theologieprofessor Peter Penner nung in der Stadthalle Detmold vor Gäs- Lebensgefahr christliche Literatur in die konnte auf die erfreulichen Veränderungen ten aus Politik und Öffentlichkeit Anfang Sowjetunion brachten. Zur selben Zeit nach dem Zusammenbruch der Sowjet­ Mai 2017. Gleichzeitig solle mit dem Motiv wurden ältere Bibeln gleichsam als Schätze union hinweisen, so dass er an der Grün- der Freiheit „eine Brücke geschlagen wer- gehütet und von den Eltern an die Kin- dung einer christlichen Universität in St. den“ zu den Beweggründen Luthers, die der weitergegeben. Das Museum für russ- Petersburg mitwirken konnte, die er später Bibel auch für Laien zugänglich zu ma- landdeutsche Kulturgeschichte ist im Besitz als Gründungsrektor leitete. chen, sowie zum vorherrschenden Motiv von Bibeln aus dem frühen 18. Jahrhundert, Religion bleibt bis heute für viele Russ- der russlanddeutschen Siedler, die nach an denen sich über 250 Jahre Familienge- landdeutsche ein besonderes Thema. Religi- Russland mit der Hoffnung auswanderten, schichte ablesen lässt. onsgemeinschaften bieten den „(Spät-)Aus- dort mehr Entfaltungsmöglichkeiten zu be- Die Erfahrungen von den Repressionen siedlern“ in der (post-)sowjetischen Zeit oft kommen. in der Sowjetunion wurden in einer Talk­ einen ersten Anlaufpunkt in Deutschland. Diese Hoffnung wurde jedoch schon runde bei der Eröffnungsveranstaltung Gleichzeitig werden diese Gemeinschaften wenige Jahrzehnte später mehr und mehr durch Berichte von Pfarrer Edgar Born, von außen oft als fremd wahrgenommen. enttäuscht. Stattdessen kam es unter dem Prof. Dr. Peter Penner, Peter Siemens und Aus diesem Grund hat sich das Museum kommunistischen Regime zu opferreichen der ehemaligen Museumsleiterin Dr. Ka­ für russlanddeutsche Kulturgeschichte ent- Repressionen und Diskriminierungen jegli- tharina Neufeld ergänzt. schlossen, dem Thema einen Ort in der cher Art. So war es erneut der Wunsch nach Pfarrer Born erzählte aus seiner Seelsor- dauerhaften Ausstellung des Museums ein- Freiheit, der ab Mitte des 20. Jahrhunderts gearbeit mit Deutschen aus Russland: So zuräumen. bis ins 21. Jahrhundert die Rückkehr der habe eine Familie ihre Bibel im Garten ver- Russlanddeutschen nach Deutschland ein- graben, erst nach Beendigung der Repressi- Museum für russlanddeutsche leitete. onen hätten sie ihren Glauben neu ausgra- Kulturgeschichte

VOLK AUF DEM WEG Nr. 6/2017 29 Kultur Ausstellungen - Musik - Literatur

Fachtagung gen und Bilder von Künstlern und Künst- „Feder – Kuli – Tastatur“ lerinnen (im .jpg- oder .tiff-Format). für Autoren und Kulturvermittler Die Themen der Beiträge können zwar grundsätzlich frei gewählt werden, es wäre um dritten Mal lädt die Landesgruppe jedoch wünschenswert, dass Themen wie Bayern der Landsmannschaft der Fremdsein, Integration, Migration, sich ZDeutschen aus Russland Kulturvermittler Fremdfühlen aufgegriffen und die Erfahrun- (Multiplikatoren) der landsmannschaft- gen und Schicksale von zugewanderten Mit- lichen Gliederungen, Kulturschaffende, bürgern in den Mittelpunkt gestellt werden. Journalisten und Autoren zur Fachtagung Einsendeschluss der Beiträge: 30. Juni „Feder – Kuli – Tastatur“ vom 23.-25. Juni 2017. Ihre Einsendungen richten Sie bitte (Hotel Silberhorn, Fischbacher Hauptstr. an die Redaktion des deutschsprachigen 108-110, Nürnberg) ein. Almanachs: [email protected] Weitere Infos finden Sie auf: www.literaturkreis-autoren-aus-russland.de Günther Hummel

Der Vorstand des Literaturkreises Das Projekt wird aus Mitteln des Baye- der Deutschen aus Russland sus aus. Nach der Deportation und Arbeits- rischen Staatsministeriums für Arbeit und armee wirkte er in Karaganda, Kasachstan, Soziales, Familie und Integration gefördert. (Den kompletten Text der Ausschreibung und entwickelte sich zu einem Bildhauer Die Inhalte der Fachtagung umfassen finden Sie in der April-Ausgabe von VadW und Maler von hohem Bekanntheits- Themen wie „Russlanddeutsche Litera- auf Seite 34.) grad. Seit 1991 lebt Günther Hummel in tur und ihre Entwicklung im gegenwärti- Deutschland (Bad Krozingen) und hat sich gen literarischen Kontext“ (Prof. Dr. Anne- Berlin: seitdem an zahlreichen regionalen und in- lore Engel-Braunschmidt, Universität Kiel), Ausstellung mit Werken ternationalen Kunstausstellungen und Aus- „Buchvermarktung aus der Sicht der Ver- von Günther Hummel schreibungen beteiligt. lage – alternative Vermarktungswege“, „Wie biete ich mein Buchprojekt einem Ver- om 1. bis 15. Juli sind Werke des Bild- Russlanddeutsch-fränkisches lag an? Exposé, Anschreiben, Leseprobe“ hauers und Kunstmalers Günther Trio spielt sich in die Herzen (Artur Böpple, Musik- und Medienwissen- VHummel in einer Ausstellung im Russi- der Zuhörer schaftler, Marketingfachmann, Herford). schen Haus der Wissenschaft und Kultur Die Moderation liegt in den Händen von Berlin (Friedrichstr. 176-179) zu sehen. achdem in der Ankündigung von Waldemar Weber (Schriftsteller und Verle- Günther Hummel wurde am 8. Mai einem „Strauß bunt gemischter Me- ger aus Augsburg) und Maria Schefner (Au- 1927 in der deutschen Siedlung Helenen- Nlodien“ die Rede gewesen war, konnte torin und Projektleiterin aus München). dorf, Kaukasus, geboren. Seine Vorfahren, man erahnen, dass der Abend am 7. Mai In den anschließenden Seminaren der schwäbische Weingärtner aus dem Raum im Hirsvogelsaal Nürnberg kurzweilig Arbeitsgruppen wird die praktische Um- Reutlingen, wanderten 1817 in den Kauka- und abwechslungsreich werden würde. setzung der neuen Erkenntnisse behandelt. Die Teilnehmer diskutieren mit Waldemar Weber und Alexander Schmidt (Schrift- steller aus Berlin) zum Thema „Dichtung in der Tradition der russlanddeutscher Li- teratur“. Am 23. und 24. Juni finden jeweils von 20.30 bis 22 Uhr literarische Abende statt, bei denen russlanddeutsche Autoren aus ihren Werken lesen. Anmeldung bis zum 10. Juni bei Maria Schefner (0179-4692476, [email protected])

Beiträge für den deutschsprachigen Almanach (Anthologie) 2017 gesucht (Ausschreibung des Anthea- Verlages und des Literaturkreises der Deutschen aus Russland)

ür den nächsten Literaturalmanach mit dem voraussichtlichen Titel „Und Fzur Nähe wird die Ferne“ sammeln wir Beiträge aller Art: Prosa, Gedichte, Essays, Das Trio um die Pianistin Veronika Eismont bot beliebte und bekannte Melodien, die beim Rezensionen, Interviews, Nachdichtun- Pub­likum für Stimmung sorgten. Foto: Inge Alzner

30  VOLK AUF DEM WEG Nr. 6/2017 Kultur

Der Einstieg mit Bizets „Carmen“ griff rina Neufeld seinen zum einen den Titel („Wenn Carmen Wal- Dienst antrat, be- zer tanzt…“) auf, stellte zum anderen aber sucht. auch gleich die drei Musikerinnen vor. Gemeinsam mit Veronika Eismont (am Klavier) kommt dem ersten russ- ursprünglich aus Russland und hat in landdeutschen Bun- Ischewsk Klavier studiert. 1998 ist sie vom destagsabgeordne- Ural nach Ansbach ausgewandert, wo sie ten Heinrich Zertik die Fränkin Andrea Zink (an der Klari- hatte sich Koschyk nette) kennen lernte. Diese wurde an den für eine Bundesför- Konservatorien in Nürnberg und Augsburg derung für das Det- ausgebildet und unterrichtet heute genauso molder Museum ein- wie Veronika Eismont u.a. an der städti- gesetzt. Im November schen Musikschule Ansbach. Die Sängerin 2015 war diesem ge- Elena Oberdorfer (geb. Eismont) war acht meinsamen Einsatz Jahre alt, als die Familie von Russland nach ein erster, großer Er- Hartmut Koschyk (links) mit Museumsdirektor Kornelius Ens. Deutschland zog. Nach einem erfolgreich folg beschieden: Auf absolvierten Klavierstudium an der Wies- Beschluss des Haus- der Präsentation russlanddeutscher Kultur badener Musikakademie studiert sie derzeit haltsausschusses des Deutschen Bundesta- und Geschichte in Deutschland wahrneh- Gesang an der Musikhochschule Nürnberg. ges wird das Museum für Russlanddeutsche men. Voraussichtlich wird ab Oktober 2017 Im Verlauf des Abends konnte sie zusam- Kulturgeschichte im Zeitraum von 2016 bis am Museum für Russlanddeutsche Kultur- men mit ihrer Mutter noch vierhändig am 2020 mit einer Projektförderung in Höhe geschichte ein Kulturreferat eingerichtet, Klavier das Publikum beeindrucken. von insgesamt 953.670 Euro für den per- das russlanddeutsche Kulturprojekte för- Von der ersten Habanera an schienen die sonellen Ausbau, die Verstärkung der Inf- dern wird. Musikerinnen nur ein Ziel zu haben, und rastruktur und die Programmarbeit unter- Bundesbeauftragter Koschyk zeigte sich zwar das Publikum mitzureißen. Egal ob stützt. erneut von der gelungenen Weiterentwick- in der Kombination Klavier-Gesang bzw. Auch in der im Februar 2016 von der lung des Russlanddeutschen Museums in Klavier-Klarinette, vierhändig am Klavier Kulturstaatsministerin Prof. Monika Grüt- Detmold tief beeindruckt. Er ist überzeugt, oder als Trio - das Publikum ging mit, und ters vorgelegten Weiterentwicklung der dass die Seele des Hauses, seine durch das nach den meisten Stücken war im Saal ein Konzeption zur Erforschung, Bewahrung, gewaltige ehrenamtliche Engagement von lautes „Jawoll!“, „Wow!“ oder „Schön!“ zu Präsentation und Vermittlung der Kultur Deutschen aus Russland selbst aufgebaute vernehmen. Piazzollas Libertango oder die und Geschichte der Deutschen im östlichen lebendige Authentizität, auch künftig erhal- Slawischen Tänze von Dvořák sind genau Europa nach § 96 Bundesvertriebenenge- ten bleibt. Er wünsche sich, dass durch den genommen zwar nicht wirklich tanzbar, setz haben die Deutschen aus Russland als nunmehr erfolgten Einstieg in eine Bundes- manch ein Zuhörer hat vor seinem geisti- neue Partner und Zielgruppe eine heraus- förderung sich noch mehr Menschen über gen Auge aber sicher eine Carmen tanzen gehobene Rolle. Das Museum soll sich wis- die Geschichte und Kultur der Deutschen sehen. senschaftlich weiter vernetzen und seine aus Russland informieren werden. Was dann nach einer Pause folgte, wachsenden Aufgaben der Bewahrung und Quelle: www.aussiedlerbeauftragter.de waren Operetten-Klassiker wie die Fleder- maus oder Zigeunerliebe. Elena Oberdor- fer interpretierte dabei so hinreißend und Heimatmuseum Reutlingen: überzeugend, dass am Ende von Strauß‘ „Verlorene Spuren. Schwipslied der halbe Saal mit ihr mitki- Schwäbische Auswanderung in cherte. Mit Kreislers Liebesleid oder Mon- den Kaukasus 1817“ tis Csárdás kam dazwischen immer wieder auch die Klarinette zu ihrem Recht. och bis zum 6. August 2017 präsentiert das Schwungvoll und spritzig, aber auch Heimatmuseum Reutlingen (Oberamtei­ wehmütig und melancholisch ging es durch Nstraße 22) die Ausstellung „Verlorene Spuren. den Abend. Lang anhaltender Applaus und Schwäbische Auswanderung in den Kaukasus zwei Zugaben zeigten, dass der Nürnberger 1817“. Kulturbeirat zugewanderter Deutscher mit Die Ausstellung zeigt anhand von Fotografien, dem Konzert einen Volltreffer gelandet hat. Tagebüchern und privaten Erinnerungsstücken die Dagmar Seck bewegte Geschichte der Kaukasus-Auswanderer und ihrer Siedlungen. Koschyk besucht Museum für Aus politischen, wirtschaftlichen und vor allem Russlanddeutsche religiösen Gründen zogen vor 200 Jahren meh- Kulturgeschichte in Detmold rere tausend Württemberger in den Südkaukasus – in der Hoffnung auf ein besseres Leben. Nach tragödienreicher Reise gründeten sie er Beauftragte der Bundesregierung acht schwäbische Kolonien, die zu beachtlicher wirtschaftlicher und kultureller Blüte für Aussiedlerfragen und nationale kamen. Eine davon war Helenendorf im heutigen Aserbaidschan, deren Bewohner zu DMinderheiten, Hartmut Koschyk MdB, einem großen Teil aus Reutlingen kamen. hat das Museum für Russlanddeutsche Der Niedergang der deutschen Kolonien durch Repressionen und die endgültige Kulturgeschichte in Detmold zu einem Deportation der Einwohner 1941 nach Kasachstan wird eindrücklich in Illustratio- ausführlichen Informations- und Gedan- nen von Viktor Hurr und Günther Hummel dargestellt. Großfotos vermitteln einen kenaustausch mit Kornelius Ens, der im Eindruck davon, was in Göygöl (heutiger Name Helenendorfs) von den schwäbischen Februar 2017 als Nachfolger der lang- Auswanderern heute noch zu finden ist. jährigen Museumsleiterin Dr. Katha-

VOLK AUF DEM WEG Nr. 6/2017 31 Kultur „Rote Fahne“ / „Zeitung für Dich“ – 60 Jahre Gratwanderung

achdem die erste deutschspra- lange der Volksgruppe betrafen. So chige Zeitung der Nachkriegs- setzte sich die Zeitung in den 1960er zeit, „Arbeit“ (Dezember 1955 und 1970er Jahren dafür ein, dass in Nbis April 1957) in Barnaul, wegen an- den Schulen der umliegenden deut- geblicher „autonomistischer Stimmun- schen Dörfer, wo die meisten Schü- gen“ aufgelöst worden war, gründete man ler aus deutschen Familien kamen, in der Altairegion vor genau 60 Jahren, Deutsch als Muttersprache unter- Mitte Juni 1957, die deutschsprachigen richtet wurde. Jahrzehntelang war die Blätter „Rote Fahne“ (Slawgorod) und „Rote Fahne“ die Insel der Literatur- „Arbeitsbanner“ (Snamenka), die 1959 bewegung in Sibirien. Die Dichter- zur „Roten Fahne“ mit Sitz in Slawgorod abende der 60er Jahre verwandelten zusammengelegt wurden. sich in überregionale Dichterlesun- Jahrzehntelang befanden sich die Mit- gen und Autorenseminare der 70er arbeiter in der schwierigen Lage, eine und 80er Jahre, die in den umliegen- deutschsprachige Zeitung für Landsleute den deutschen Dörfern stattfanden zu machen, die nur eine einzige Frage be- und russlanddeutsche Autoren aus wegte - Warum dürfen wir nicht mehr zu- verschiedenen Gebieten der Sowjet- rück an die Wolga? -, und gleichzeitig dem union versammelten. Druck der Parteiobrigkeit standzuhalten. Ab Ende der 1980er und in den In den ersten Jahren nach der Aufhe- 1990er Jahren wurde das Erschei- bung der Kommandantur, nach der Hölle nungsbild der Zeitung von einer der Trudarmee und der Sondersiedlung neuen Journalistengeneration ge- suchte das Redaktionsteam mühsam den prägt, die offen für den Wandel der Weg zum Leser. „Und doch - man hatte das Zeitläufte war, aber den Nöten, Inte- Gefühl, dass dies nicht gut gehen könnte, ressen und Bedürfnissen der Russ- denn die Angst saß uns und unseren Lesern landdeutschen zugewandt blieb. Die aktuelle ZfD-Redaktion (von links): Maria Ale- noch ziemlich fest im Nacken. Wohl kaum In den 1990er Jahren durften sich xenko, Erna Berg und Swetlana Djomkina. eine andere Zeitung hatte es mit einer sol- sämtliche Mitarbeiter in Moskau chen Leserschaft zu tun“, erinnerte sich der oder Deutschland in Sprach- oder Journa- tete der Historiker Josef Schleicher die Re- Dichter und langjährige Chef vom Dienst, listenkursen weiterqualifizieren. Auch dies daktion der „Zeitung für Dich“, Nachfolge- Waldemar Spaar, an die Anfänge im Jahr trug wesentlich dazu bei, dass die Zeitung rin der „Roten Fahne“. In einer schwierigen 1957 (HB 2003-2004). ein Niveau erreichte, das sich sehr wohl mit Wende- und Umbruchszeit, in der die Ab- Mit zwei Seiten und einer Auflage von führenden Zeitungen deutscher Minder- wanderung der Leser in das Land der Vor- 600 Exemplaren fing es an. Ab 1965 er- heiten weltweit vergleichen ließ. fahren ihren Höhepunkt erreichte, brachte schien die „Rote Fahne“ im Großformat Dennoch: Von Anfang an verlief die er mit neuen Ideen und hoher Motivation und erreichte in den 1960er Jahren ihren Tätigkeit der Redaktion der „Roten Fahne“ frischen Wind in die Redaktionstätigkeit. Auflagenhöhepunkt von über 7.000 Exem- unter der Kontrolle der Parteiorgane. Zwar Danach stand Natalie Breinert kurzzei- plaren. Danach ging die Auflage trotz aller arbeitete nie ein Zensor direkt in der Zei- tig dem immer mehr schrumpfenden Re- Bemühungen des Redaktionsteams konse- tungsredaktion, doch wurden regelmäßig daktionsteam vor. Seit über 15 Jahren ist quent zurück. Hatte die Zeitung zu Beginn Inhaltsübersichten vorbereitet. Vorwürfe Maria Alexenko bewährte Chefredakteu- der 1990er Jahre noch eine Auflage von wie „Nationalismus“ bzw. „nationalisti- rin, der zwei Mitarbeiterinnen zur Seite ste- 2.000 Exemplaren, erreichte sie bis 2005 sche Bestrebungen“ oder „die Zeitung sei hen, Erna Berg (seit fast vier Jahrzehnten beinahe wieder den Stand von 1957. sehr deutsch, sie sollte nicht nur über Deut- bei der Zeitung) und Swetlana Djomkina. Die Männer der ersten Stunde, die sche schreiben“ kamen immer wieder auf Seit 1991 erscheint die Publikation Schriftsteller Waldemar Spaar, Andreas den Plan. In dieser Lage versuchten die Re- unter dem Titel „Zeitung für Dich“, bis Kramer, Friedrich Bolger, Edmund Gün- daktionen, dank einzelner couragierter und Ende 2005 als regionales Wochenblatt mit ther, Woldemar Herdt, Peter Klassen und engagierter Mitarbeiter die Förderung der stetig schrumpfender Auflage (zuletzt mit Alexander Beck, gestalteten und prägten nationalen Belange (muttersprachlicher 16 Seiten DIN A3 und einer Auflage von die „Rote Fahne“ in den 1950er bis 1970er Deutschunterricht, Literatur, Kultur, Lai- 760 Ex.), seit 2006 als monatliche deutsch- Jahren. Sie brachten nicht nur ihre gründ- enkunst, Autonomiebewegung etc.) voran- sprachige Beilage zur Regionalzeitung „Al- lichen Deutschkenntnisse in die Redaktion zutreiben, was unweigerlich zu personellen taiskaja prawda“ (mit vier Seiten DIN A3 mit, sondern auch die Erfahrungen, wie Konsequenzen und Einschnitten führte. und einer Auflage von 620 Ex.; Stand 2009). man in extremen Situationen der nationa- Im November 1960 wurde der Chef- Auch in den letzten Jahrzehnten, als an- len Unterdrückung und Diskriminierung redakteur Peter Mai entlassen. Der in Un­ dere deutschsprachige Zeitungen schmerz- überleben kann. gna­de gefallene Johann Schellenberg, en- voll eingingen, blieb die „Zeitung für Dich“ Zwar war die „Rote Fahne“ von Anfang gagierter Chefredakteur seit November in den wichtigsten Positionen sich selbst an Parteiorgan mit dem Auftrag, ideologi- 1960, musste 1975 gehen. Danach war bis treu: konservativ, weil sie die Tradition, in sche Arbeit unter den Deutschen im Altai 1992 Rudolf Erhardt Chefredakteur der Deutsch zu erscheinen und überwiegend zu leisten. Aber für die Redaktionsmitar- „Roten Fahne“; er musste das Feld unter Themen der russlanddeutschen Geschichte beiter war dies nicht der entscheidende dem Druck der Mitarbeiter, die Verände- und Gegenwart einzubeziehen, pflegte; li- Schwerpunkt. Bereits unter dem Sowjetre- rungen wollten, räumen. Von 1992 bis zur beral, weil sie überparteilich war und ver- gime griff die Zeitung Themen auf, die Be- Auswanderung nach Deutschland 1998 lei- schiedene Standpunkte einer breiten Mei-

32  VOLK AUF DEM WEG Nr. 6/2017 Kultur nungspalette zuließ. Außerdem bemühte postsowjetischen Raum, sondern auch Redaktion wieder um eine verstärkte Ver- sich die Zeitung, nicht nur für Russland- Freunde im Ausland – mehrere Jahre ging lagstätigkeit. Es sind inzwischen die zwei- deutsche, sondern für alle, die sich für die ein Teil der Auflage nach Deutschland, Ös- sprachige poetische Anthologie „Begeg- deutsche Sprache und deutsche Kultur ins- terreich, Israel, Südafrika und in die USA. nungen im August“ mit Werken von acht gesamt interessierten, da zu sein. Dafür Auch seit 2006 bemüht sich die dreiköp- russlanddeutschen Altaier Autoren sowie stand lange Jahre der Slogan auf der Ti- fige Redaktion darum, dass die wichtigs- Einzelbände von Alexander Beck, Friedrich telseite: Zeitung für Dich – spricht deutsch, ten Themen nicht zu kurz kommen. Neben Bolger und Edmund Günther erschienen. denkt europäisch, kostet nicht die Welt. Berichten aus der russischen Politik und Ein Kinderbuch mit Texten aus verschie- Im Mittelpunkt der Redaktionstätigkeit Wirtschaft legt die Redaktion viel Wert auf denen Jahrgängen der „Roten Fahne“ und standen der enge Kontakt mit dem Leser Themen wie Zusammenarbeit mit Deutsch- „Zeitung für Dich“ ist im Entstehen. sowie die Popularisierung der deutschen land, historische Wechselbeziehungen zwi- Das literarische Erbe der deutschen Au- Sprache und der russlanddeutschen und schen Russland und Deutschland sowie toren, die mehrheitlich zu den Mitarbei- gesamtdeutschen Kultur und Geschichte. die russische Nationalitätenpolitik und die tern der „Roten Fahne“ gehörten, wird wie- Auch wenn es große Anstrengungen kos- Aussiedlerpolitik der deutschen Bundesre- der durch deutschsprachige Lesungen unter tete, wurden Literaturwettbewerbe und gierung. Geschichte, Kultur und Brauch- dem Motto „Sonne über der Steppe“ popula- Bücherlesungen veranstaltet. Die Redak- tum der Russlanddeutschen sind weitere risiert, die vom deutschen Begegnungszent- tion organisierte Seminare für Lehrer und zentrale Themen. In der Rubrik Aussiedler rum „Miteinander“ (Slawgorod), von Jakow Wettbewerbe für Schüler, verlegte Lesebü- wird oft über die Aktivitäten der LmDR, Grinemaer und der „Zeitung für Dich“ ver- cher der russlanddeutschen Literatur und Aussiedlerintegration und auch über Rück- anstaltet werden. Sie knüpfen an die lang- Bücher für Kinder, führte mit Freunden kehrer aus Deutschland berichtet. jährige literarische Tradition in der Al- aus Deutschland über zehn Jahre die Kin- In Kooperation mit dem Slawgoroder tairegion an, die Jahrzehnte zuvor von den derbuchaktion „Deutsche Bücher für Kin- Unternehmer und Mäzen Jakow Grinemaer Redaktionen der Zeitungen „Rote Fahne“ der in Sibirien“ durch. Und sie hatte interes- und dem Internationalen Verband der deut- und „Zeitung für Dich“ gepflegt wurde. sierte Leser und Helfer nicht nur im ganzen schen Kultur (Moskau) bemüht sich die Nina Paulsen Freud‘ und Leid eines Ahnenforschers

ie kommt ein Ahnenforscher, 14. August 2011 mit Saravia Air Line nach ich dann in einem Kirchenbuch den Ge- dessen Vater von der Wolga Saratow. Die Ankunft in Saratow war für burtseintrag von Philipp Johann Lederer - stammt, der in Deutschland einen Mitteleuropäer „gewöhnungsbedürf- meinem fehlenden Glied in der Kette. Wgeboren ist und dadurch kein Wort Rus- tig“ - unser Flug war an diesem Tag der Nun wusste ich, dass mein Vorfahr Jo- sisch spricht, an Daten aus Russland? Die- einzige!! Nach einigem Suchen fand mein hann Gabriel Lederer mit seiner Familie am ser Aufsatz soll dem Mut machen, der, Cousin dann einen Linienbus (!), der für 14. Juli 1766 in Reinwald angekommen war. genau wie ich es war, der Verzweiflung ein entsprechendes Trinkgeld bereit war, Als Herkunftsort war Heilbronn angege- nahe ist. uns zum Hotel zu fahren. ben. Nur - dort gab es keinen Johann Gab- Ausgangspunkt war das Gedächtnis Am nächsten Tag machten wir uns auf riel Lederer. Nach Recherchen in den Da- meines Vaters. Dieses reichte aber nur zwei den Weg zum Archiv in Engels. Die An- tenbanken der Mormonen fand ich heraus, Generationen, also bis zu seinem Großva- gestellten waren sehr zuvorkommend und dass Johann Gabriel am 23. Februar 1762 in ter, zurück. Nach Informationen, die er von hatten uns recht schnell mit den von mir Heinsheim geheiratet hatte; geboren war er anderen Wolgadeutschen bekommen hatte, gesuchten Unterlagen versorgt. Diese be- in Langenbeutingen. Beide Orte liegen in sollte sein Heimatort Reinwald und damit standen im Wesentlichen aus den Volkszäh- der Nähe von Heilbronn. auch sämtliche Dokumente, wie z.B. Kir- lungslisten, aber auch aus einigen Kirchen- Als ich dann versuchte, den Auswan- chenbücher, vernichtet worden sein. Und bucheinträgen. Die Damen durchsuchten derungsweg „meiner“ Auswanderer nach- so war hier, wie ich befürchtete, schon das wohl das ganze Archiv und brachten mir zuvollziehen, wurde ich nicht wenig über- Ende der Fahnenstange erreicht. auch Unterlagen, die mit meiner Familie rascht. Johann Gabriel Lederer wanderte Im Jahre 2010 fand ich dann durch Zu- leider nichts zu tun hatten. Trotzdem hatte bereits im Jahre 1762, kurz nach seiner fall die WEB-Site des Staatlichen Archivs in ich danach meine Ahnenreihe vollständig Heirat, nach Dänemark aus, in das heutige Engels, und das auf Deutsch! Hier wurde bis auf eine Person. Schleswig-Holstein. Im Jahre 1765 brach in einer kleinen Bemerkung erwähnt, dass Das fehlende Glied fanden wir dann er von dort nach Russland auf. Bei meinen es Unterlagen aus Reinwald, dem Geburts- zwei Tage später im Staatlichen Archiv von Recherchen stellte ich fest, dass viele dieser ort meines Vaters, gibt. Daraufhin habe ich Saratow. Das Archiv war an diesem Tag ei- Dänemark-Auswanderer später nach Russ- mich per Mail mit diesem Archiv in Ver- gentlich geschlossen, aber nachdem mein land, entweder an die Wolga oder in den bindung gesetzt - auf Deutsch - und bekam Cousin erklärt hatte, weswegen wir gekom- Raum St. Petersburg, zogen. auch innerhalb einer Woche Antwort - auf men waren, wurden wir gebeten zu warten. Vielleicht gibt dieser Abriss dem einen Russisch. Zum Glück gibt es in Deutsch- Nach gefühlten ewigen Zeiten wurden wir oder anderen wieder Mut, seine Vorfah- land Verwandte, die russisch sprechen, und zur Archivleiterin gebeten. Und hier wur- ren zu finden. Ich meine, es lohnt sich auf so war eine Übersetzung kein allzu großes den wir mehr als überrascht. Nach einem alle Fälle, eine E-Mail an das Staatliche Ar- Problem. In dieser Mail wurde mir recht längeren Gespräch, von dem ich kein Wort chiv in Engels ([email protected]) zu detailliert mitgeteilt, welche Unterlagen verstand, wurden uns vom Personal sämt- schreiben. Zumindest weiß man dann, ob aus Reinwald vorhanden sind. Dies machte liche verfügbaren Unterlagen aus Reinwald für den gesuchten Ort Unterlagen vorhan- mir Hoffnung, in meiner Stammlinie wei- herausgesucht. Auf dem Tisch stapelten den sind. Ich wünsche allen mindestens terkommen zu können. So entschloss ich sich Kirchenbücher, Volkszählungslisten, den gleichen Erfolg, wie ich ihn hatte. mich, nach Saratow und Engels zu fahren. sogar der entsprechende Band von Igor Kontaktdaten etc., die mir geholfen Ein Abenteuer begann. Pleve, „Einwanderung in das Wolgagebiet haben, schicke ich gerne per E-Mail. Ich flog zusammen mit meinem Cousin, 1764-1767“. Besser kann man nicht be- Matthias Lederer der den Dolmetscher machen musste, am dient werden!! In diesen Unterlagen fand ([email protected])

VOLK AUF DEM WEG Nr. 6/2017 33 Kultur Ewald Oster: „Ich kann mir mein Leben ohne Musik nicht vorstellen…“

er langjährige Vorsitzende der landsmannschaftlichen Orts- gruppe Schweinfurt und vor wenigen Wochen wieder gewählte bayerische Landesvorsitzende Ewald Oster ist vielen Landsleu- Dten nicht nur in Bayern auch als Musiker bekannt. Vor 50 Jahren begann seine musikalische Karriere, die er erfolgreich in Deutschland fortge- setzt hat. Die Journalistin Nadja Runde (Dingolfing) befragte ihn – über seine Wurzeln, seine musikalische Laufbahn und seine Familie.

Die Trompete ruft empfangen. Außerdem grün- Kaum waren Blasmusikklänge aus dem dete er in den 1990er Jahren nahe gelegenen Park zu hören, zerrte der seine eigene “Ewald-Oster- kleine Ewald seine Großmutter Luise hart- Swing-Combo“, die viel und näckig zur Tanzfläche in der schönen Grün- erfolgreich im Radio und anlage, wo fröhliche Tanzpaare sich im Fern­sehen spielte. schwungvollen Walzer drehten. Als Mitglied des „Struw­ Bei der Musik der Blaskapelle, die welpeter Sextetts“ trat Oster abends zum Tanz aufspielte, konnte er alles mit namhaften deutschen um sich herum vergessen. Die Blasinstru- Musikern wie Marianne und Ewald Oster mit seiner Trompete bei einer überregionalen mente, etwa Trompete, Saxophon, Oboe Michael, Franzl Lang, Cindy Kulturtagung der LmDR in Regensburg ... oder Klarinette, die in der Abendsonne wie und Bert, Winfried Stark und Feuervögel brannten, faszinierten ihn ganz seinen „Steigerwäldern“ sowie der Bad Brü- Frau; von ihr habe ich wohl meine Liebe zur besonders. In den Händen der geschickten ckenauer Big-Band „Green & Blue“ auf und Musik. Musiker, die ihren Instrumenten wunder- machte mehrere Auslandstourneen. Im Zweiten Weltkrieg gerieten meine El- volle Musikklänge entlockten, erschienen 1992 ging er zusammen mit „Elmus-Ex- tern und Großeltern unter deutsche Besat- sie wie lebendige Zauberwesen. Ein Blasin- press“ auf Gastspielreise nach Kalifornien, zung. 1944 war die Wehrmacht auf dem strument ebenso meisterhaft spielen zu 1999 trat er gemeinsam mit der Blaskapelle Rückzug, und zusammen mit anderen können - dieser Traum erschien Ewald „Rhön-Beatles“ in Florida auf, 2009 war er Schwarzmeerdeutschen gelangte meine Fa- lange Zeit unerfüllbar. erneut auf Tour in Kalifornien, und 2012 milie zuerst in den Warthegau in Polen, wo Dennoch konnte er sein musikalisches spielte Ewald Oster mit den „Lustigen Eger- sie eingebürgert wurden, und danach bis Talent durch Zielstrebigkeit, Ehrgeiz, Lei- ländern“ auf Teneriffa. Auch Auftritte in nach Berlin. Von hier aus wurden sie 1945 denschaft und unbeirrbare Hartnäckigkeit Ungarn (mit „Green & Blue“) und den Nie- durch die Rote Armee in die Sowjetunion immer weiterentwickeln. Sein Kind- derlanden (mit der Blaskapelle Obertheres, ‚repatriiert‘. In Viehwaggons ging es Rich- heitstraum ging in Erfüllung, er wurde Mu- Kreis Schweinfurt) sind in guter Erinne- tung Osten; unsere Eltern und Großeltern siker. Er durfte auf der Bühne stehen, alles rung geblieben. landeten in der Sondersiedlung in den Ge- um sich herum vergessen und die Zuhörer bieten Kostroma und Wologda. in die wundervolle Welt der Blasmusik ent- Die Wurzeln – Ich selbst wurde am 30. Oktober 1950 im führen. Ein Gefühl wie damals in der fer- im Württembergischen Gebiet Kostroma, Rayon Manturowo, gebo- nen Kindheit, als er neben seiner Großmut- und bei Odessa ren. Die Familie bestand aus fünf Personen: ter den zauberhaften Blasmusikklängen Die Vorfahren von Ewald Oster kamen laut Großeltern, Tante Luise und ich mit meiner lauschte. Erzählungen seiner Großmutter aus dem Mutter Katharina. Zu Hause wurde deutsch Raum Stuttgart in das Gebiet Willkommen in Deutschland! Odessa in der Ukraine. Er er- Aus Tschirtschik im Gebiet Taschkent, Us- zählt: „Meine Vorfahren bekistan, siedelte Ewald Oster mit seiner stammen aus Kleinfreuden- Familie 1977 nach Deutschland aus. Mit tal im Gebiet Odessa, die dem Übergangslager Friedland in Nieder- Vorfahren meiner Ehefrau sachsen sind seine ersten Emotionen und aus Kandel. Mein Großvater Erfahrungen verbunden, die unvergesslich Christian Oster wuchs in bleiben. Nicht selten ist die Anfangszeit in einer Bauernfamilie mit acht einer neuen Heimat durch Schwierigkeiten Brüdern auf. Rund um das bei der Anpassung und Selbstfindung be- Jahr war er in der Kolchose lastet. Ewald Oster, der sich im bayerischen bei der Feldarbeit im Einsatz. Schweinfurt niederließ, fand jedoch ganz Während der Entkulaki- schnell den Anschluss an die deutsche Mu- sierung wurden sechs seiner sikszene und konnte sich als Musiker bestä- Brüder inhaftiert und er- tigen. Schon bald wurde er eingeladen, in schossen – nur weil sie sich Blasorchestern zu spielen. einen bescheidenen Wohl- Zuerst war Oster Dirigent der Blaska- stand erarbeitet hatten. Die pelle der TG Schweinfurt und durfte 1980 Großmutter Luisa, geborene den damaligen Kanzlerkandidaten Franz Bröckel, war eine für die da- ... mit dem Knopfakkordeon bei einer Kulturtagung der Lan- Josef Strauß auf dem Schweinfurter Markt- malige Zeit ungewöhnlich desgruppe Bayern in Nördlingen, wo er ein selbst verfasstes platz mit dem Bayerischen Defiliermarsch gebildete und musikalische Lied vortrug ...

34  VOLK AUF DEM WEG Nr. 6/20175/2017 Kultur gesprochen. Meine Großmutter war eine sehr gläubige Frau, die Bibel hatte sie stets auf ihrem Nachttisch liegen. Sonntags ging sie immer zum Beten und nahm mich öfter mit. Von klein auf von der Fürsorge der Frauen umgeben, fiel ich durch besonderen Selbstständigkeitsdrang auf – ich wollte schnell erwachsen werden. Mein Onkel Christian hatte seine eigene Familie, und Onkel Adolf war im Krieg ver- schollen. Er wurde noch in der besetzten Ukraine mit knapp 16 Jahren in die Wehr- macht eingezogen. Die Großmutter konnte ihn erst 1958 über das Deutsche Rote Kreuz und den sowjetischen Suchdienst ausfindig machen. Er besuchte uns schon in der Sowchose in Usbekistan und schenkte mir mein erstes Bajan (Knopfakkordeon), mit dem ich ein knappes halbes Jahr die Kin- dermusikschule besuchte.“ Das Interview

Nadja Runde: Herr Oster, wie begann Ihre musikalische Laufbahn in der alten Heimat? Ewald Oster: 1962 kam ich für zwei Jahre in ein Internat in Tschirtschik, wo ich meine ersten musikalischen Erfahrungen in einem Schul-Blasorchester sammelte, das ... und mit den Musikern des “Struwwelpeter Sextetts“ auf einem Werbefoto für ein Gastspiel in von einem Militärmusiker geleitet wurde. Los Angeles. Aus der Sicht des Leiters war ich talentiert, deswegen schlug er mir vor, mich als Schü- Was bedeutet es für Sie, Musiker zu sein? einen gemeinsamen Weg zu finden. Vor ler für das Orchester der Höheren Pan- Was inspiriert Sie als Musiker? allem weil wir beide die Musik lieben und zer-Kommandeursfachschule in Taschkent Ich kann mir mein Leben ohne Musik einander vertrauen. Was die Musik betrifft, zu bewerben. Damals war das eine Militär- nicht vorstellen. Ich bin dem Schicksal sehr ist Barbara meine beste Kritikerin und Un- einrichtung der Verteidigungsministerien dankbar, dass ich Musiker werden konnte, terstützerin. Meine selbst verfassten Lieder der UdSSR und der Republik Usbekistan. obwohl Musik machen ein knochenhar- „Café“, „Erinnerung“ oder „О Barbara, ich Dort absolvierte ich ab 1964 eine zwei- ter Job ist. Aber wenn man dann auf der liebe dich!“ sind Zeichen der tiefsten Aner- jährige musikalische Ausbildung im Fach Bühne steht, dem Instrument die schöns- kennung und Liebe zugleich. Trompete. Als ich mit 18 Jahren zum Ar- ten Klänge entlockt und das Publikum In der alten Heimat absolvierte sie die meedienst einberufen wurde, kam ich in damit begeistern kann, dann hat man das Staatliche Pädagogische Fremdsprachen- eines der Orchester des Turkestan-Militär- beglückende Gefühl, dass die Mühe sich ge- hochschule in Taschkent. Hier wollte sie bezirks, wo ich als Trompeter, später als So- lohnt hat. Wenn ich musiziere, gehe ich in ihr Diplom nicht anerkennen lassen, weil list, insgesamt sechs Jahre diente, zwei Jahre der Musik auf; mich faszinieren die Melo- sonst ein Nachstudium erforderlich gewe- Pflichtdienst und danach als Zeitsoldat. die, die Art, wie sie gespielt wird, das In- sen wäre. Sie arbeitete bis zum Rentenal- Nach der Entlassung aus der Armee strument und seine Möglichkeiten. Und ter im Labor einer großen Firma und küm- 1974 arbeitete ich als künstlerischer Lei- es reizt mich, herauszufinden, ob ich mit merte sich um die Familie. ter und Dirigent von Blasorchestern. meinen Fähigkeiten bei einem schwierigen Ich arbeitete ab 1979 fast 20 Jahre bei der Zwei Jahre später wurde ich als Trompe- Musikstück an meine Grenzen stoße. Firma FAG (heute Schäflein AG) in der Lo- ter im Big-Band-Orchester „Musik-Chol“ Oft spiele ich einfach, weil mir danach ist; gistikabteilung, wagte dann den Sprung in der Philharmonie „Usbekkonzert“ einge- Trompete, Keyboard oder Knopfakkordeon die Selbständigkeit und war ab 2004 Inha- stellt, mit dem ich 1976 auf Tour ging. Die sind dann die Instrumente. Wenn ich gerade ber einer Lotto-Toto-Annahmestelle mit Gründer und Leiter des Ensembles waren in nostalgischer Stimmung bin, schreibe ich Zeitschriften und Tabak. der herausragende usbekische Sänger des auch Texte zu meiner Musik. In letzter Zeit Was wir beide noch gemeinsam haben, 20. Jahrhunderts, Batyr Sakirow, und seine geschieht das seltener, aber das möchte ich ist das Ehrenamt bei der Landsmannschaft, Schwester Luisa. Für mich, einen jungen wieder ändern. Oft und gern spiele ich bei bei der wir seit über 35 Jahren aktiv sind. Musiker aus der Provinz, war es ein gro- Kulturveranstaltungen der Landsmann- Unsere Tochter Nelli hat zwei Kinder, ßes Glück, zusammen mit diesen nationa- schaft oder auch bei Familienfesten. Pascal ist 20 und Selin 14. Nelli zeigte nie len Legenden aufzutreten. Damals war es besonderes Interesse für die Geschichte der mir gar nicht so bewusst, dass ich als Deut- Wie geht es Ihrer Familie? Haben sich alle Volksgruppe, aber sie weiß, dass unsere scher auf der Hauptbühne der Hauptstadt im Land der Vorfahren wieder gefunden? Vorfahren deutsche Wurzeln haben. Auch Usbekistans, Taschkent, in einer staatlichen Mit meiner Ehefrau Barbara bin ich 45 für die Enkelin ist die Herkunft vorläufig Philharmonie, spielen durfte. Leider dau- Jahre verheiratet. Selbstverständlich hat es kein Thema. Dafür interessiert sich Pascal erte meine Zusammenarbeit mit dem En- in unserem Leben auch schwierige Zeiten für die Geschichte und das Leben in der semble nur ein knappes Jahr bis zur Aus- gegeben. Ich musste viel auf Gastspielreisen alten Heimat seiner Großeltern. siedlung nach Deutschland 1977. gehen, aber wir haben uns bemüht, immer Deutsch: Nina Paulsen

VOLK AUF DEM WEG Nr. 6/2017 35 Glückwünsche

DAVID Zum 90. Geburtstag Zum 90. Geburtstag LEHMANN gratulieren wir ganz am 25.6.2017 die herzlich unserer besten Wünsche für geb. am 29.6.1937 Mutter, Oma und unsere Mama, Oma in Iwanowka/ Uroma und Uroma Semipalatinsk/ ELSA SCHMIDT IRENE ZOLLER Kasachstan (geb. Zoller) (geb.Vogel) Seit 1971 Mitglied geb. am 12.6.1927 in geb. in Traubenfeld. der Landsmannschaft Elisabettal, Georgien und Träger der Bronzenen (1985), Ja, schau nur mal richtig hin, Silbernen (1987) und Goldenen 90 Jahre sind es wert, heute stehst Du in der Zeitung drin! Ehrennadel (2007). dass man dich besonders ehrt. Deine Jahre sind es wert, Lieber David, lieber Papa! Darum wollen wir dir heute sagen: dass man Dich besonders ehrt. Wir wünschen Dir zu Deinem Es ist schön, dass wir dich haben! Du hattest ein schweres Leben, aber Du 80. Wiegenfeste von dem Besten Herzliche Glückwünsche bist immer stark gewesen und hast sehr nur das Allerbeste: zum 90. Geburtstag! viel geleistet. Du bist das Herz unserer Familie, in dem jeder einen Platz Gesundheit, Glück, Zufriedenheit und In Liebe: Kinder, Enkelkinder und Urenkel. gefunden hat. Bei Dir fühlt man sich Spaß im Leben zu jeder Zeit! Danke, dass geliebt, umsorgt und geborgen! Möge Du immer für uns da bist und uns und Gott Dein Herz noch viele, viele Jahre Deine Enkelkinder unterstützst. schlagen lassen! Wir lieben Dich alle Wir wünschen Dir noch viele Jahre bei Meiner geliebten sehr und sind immer für Dich da. bester Gesundheit in unserer Mitte und Ehefrau, unserer freuen uns darauf, Deinen besonderen Dir gratulieren: Deine Kinder Harry, liebsten Mutter und Emma, Leo und Olinde mit Familien. Ehrentag mit Dir zu feiern. besten Oma Alles Liebe und Gute wünschen Dir ROSA Deine Frau Ira, Deine Töchter Lena und Ina mit Ehemännern und Kindern. WILHELM (geb. Engelhart) geb. am 29.5.1957

wünschen wir viel Liebe, Gesundheit, Zufriedenheit und nur das Beste zu ihrem 60. Geburtstag! Die Sonne soll Dir immer scheinen und Dich mit Gesundheit und Fröhlichkeit erfüllen. Danke für Deine Liebe und dass Du immer für uns da bist! Dein Ehemann, Kinder und Enkel. Zur Eisernen Hochzeit am 15.4.2017 gratulieren wir ganz herzlich unseren WALBURGA Zum 80. Geburtstag Eltern (geb. Wilhelm) am 4.5. gratulieren OLGA (geb. Alles) wir ganz herzlich und ANTON OKS unserer Mama, Oma geb in Temesch/Krim Nicht 25, nicht 50 – nein, 65 Jahr‘ und Uroma und seid Ihr bereits ein Ehepaar. IRMA MARTIN EDUARD KAISER Wer zusammenhält so lange Zeit, feiert Eiserne Hochzeit. (geb. Wanner) geb. in Balzer an der Wolga. geb. in Landau, Habt Sonne im Herzen, Herzlichen Glückwunsch Odessa, Ukraine. und Gottes Segen zur Eisernen ob‘s stürmt oder schneit, Hochzeit am 16. Mai. 80 Jahre sind es wert, ob Himmel voll Wolken, Wie Ihr Euer Leben gemeistert habt dass man dich besonders ehrt. die Erde voll Streit... und noch meistert, ist ein Vorbild Vieles hast du schon erreicht, Habt Sonne im Herzen, für uns alle. dein Leben war nicht immer leicht. dann komme, was mag: Es leuchtet voll Licht euch Wir sind glücklich und dankbar, dass Du gabst nicht auf, mach weiter so, der dunkelste Tag! Ihr noch da seid, und wünschen, dass und bleib noch viele Jahre froh! es noch viele Jahre so bleiben wird. Gottes Segen, Gesundheit In Liebe und Dankbarkeit: Eure Töchter und Schwiegersöhne, und keine Schmerzen eure Kinder Lydia und Alexander mit Enkel und Urenkel. wünschen wir dir von ganzem Herzen! Familien.

36  VOLK AUF DEM WEG Nr. 6/2017 Glückwünsche Bücherangebot

Zum 75. Geburtstag Zu seinem 60. gratulieren wir von KASPER KUNZ Ge­burts­tag am 9.6. ganzem Herzen gratulieren wir ganz unserem Bruder Lieber Kasper – herzlich 80 Jahre, EDUARD welch ein Alter, sei WALDEMAR DEIBERT stolz auf Dich und DONGAUSER geb. am 1.6.1942 mach so weiter! geb. in Ilitsch, in Schatzen, Odessa. Du bist immer froh, Kujbyschewsk, Tadschikistan. Wir sagen DANKE für alles, was du getan freundlich und nett, hast, wir wissen, wie viel du gelitten hast auch heute, reich an Jahren, sehr adrett! Wir wünschen Dir alles, alles Gute, für Deutschland. Wer dich kennt, der weiß Wir wünschen Dir Gesundheit, Ruhe Gesundheit, Glück und Freude. Mach das. und Glück und noch viele schöne Jahre. weiter so und geh beschwingt durch die folgenden Jahren. Die herzlichsten Mit herzlichen Wünschen: In Liebe und Dankbarkeit: deine Glückwünsche von Deiner Frau Helena Lore und Johann. Schwestern mit Familien. und Deinen Kindern mit Familien.

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VOLK AUF DEM WEG Nr. 6/2017 37 Geschichte

Fortsetzung von VadW 5/2017, S. 34-35 200 Jahre schwäbische Auswanderung in den Südkaukasus

Winzergenossenschaft gebracht werden. An- „Konkordia“ – schließend daran wur- Blütezeit und Niedergang den sämtliche Bürger 1905 entstand in Helenendorf die Win- der Kolonien Hele- zergenossenschaft „Konkordia“ (Zusam- nendorf, Georgsfeld, menschluss der Unternehmen Vohrer und Annenfeld, Eigenfeld, Hummel), die in späteren Jahren eine An- Traubenfeld, Alexejew­ zahl mittelgroßer und kleinerer Besitzer ­ka, Grünfeld und Jeli- vereinigte. Das erlaubte ihnen, den Wein- sawetinka in der neu handel erfolgreich zu gestalten und höhere gebildeten Winzerge- Reingewinne zu erzielen. nossenschaft der werk- tätigen deutschen Win- zer des Elisabethpoler Gouvernements Kon- kordia zusammenge- fasst… Die gut eingerich- teten Kellereien der in den Verband auf- genommenen Firmen sowie die großen La- gervorräte an Weinen, Weinbrand und Wein- sprit ermöglichten es, das Unternehmen in kürzester Zeit zu einer nie geahnten Größe zu entwickeln und Jah- resumsätze von gera- Das Wappen der Winzergenossenschaft „Kon- dezu fabelhaftem Aus- kordia“. maße zu erreichen.“ Die Winzergenos- 1921, noch im Vorfeld der Neuen Öko- senschaft vereinte 1.400 nomischen Politik (1922-1927) mit ihren Weinbauwirtschaften. freien Handelsmöglichkeiten, gelang es Die Hauptverwal- Verwaltungsgebäude der „Konkordia“ in Helenendorf. den Hummels zusammen mit den Voh- tung hatte ihren Sitz rers, Becks und anderen Helenendorfer Fa- in Helenendorf. Die ehemaligen Leiter der Ein großer Teil der Ernte wurde an Ort milien, eine neue Winzergenossenschaft Unternehmen Hummel, Vohrer oder Beck und Stelle verarbeitet. Der Trester wurde zu gründen, die den Namen der Helenen- bekamen bedeutende Posten in der Ver- vom Saft getrennt. Dieser wurde später in dorfer Vohrer-Hummel-Firma „Konkor- waltung der neuen Firma oder leiteten die der Brennerei zu Schnaps, Kognak oder dia“ übernahm. Die Winzergenossenschaft „Konkordia“-Niederlassungen landesweit. Spiritus verarbeitet. Diese Form der Ver- „Konkordia“ war auf dem besten Weg, ein In ganz kurzer Zeit entwickelte sich die arbeitung sicherte eine hohe Qualität des Unternehmen von Weltruf zu werden. Produktionskooperative zu einer ökono- Weins. Diese wurde geprüft und entspre- Dazu schrieb Theodor Hummel (1869- misch und finanziell starken Organisation chend der Wertangabe in Geld auf dem 1944; Wortführer der Südkaukasusdeut- und beschleunigte das kurzfristige Auf- Konto des jeweiligen Winzers verbucht. schen, trug maßgebend zur Blüte und Ent- blühen der deutschen Kolonien Aserbaid- Jeder Winzer hatte in der Kooperative faltung der kaukasischen Kolonien und schans. sein eigenes Konto, auf dem Buch geführt ihrem kulturellen Fortschritt bei) in seinen Ziele und Aufgaben der „Konkordia“ be- wurde über das, was er eingebracht und was Lebenserinnerungen von 1929: standen darin, den Winzern die Abgabe er an Geld, Waren oder Inventar erhalten „In Anbetracht der äußerst bedrohli- der Traubenernte, ihre Verarbeitung und hatte. Inflationsverlusten wurde in sehr ge- chen Lage konnte in kürzester Zeit eine den Verkauf der Weinprodukte zu erleich- schickter Weise dadurch begegnet, dass die Einigung zwischen den drei Großfirmen tern. Zur Bearbeitung der Ernte und Lage- „Konkordia“ unter der Leitung von Gott- – Gebrüder Hummel A.G., Gebrüder Voh- rung des Weins hatte jeder Weinbauer einen lieb Hummel zur Verrechnung der Mitglie- rer A.G. und OHG Konkordia – zustande Gärraum und einen Keller. Die Weinbau- der ihre eigene Währung einführte, den so ern waren verpflichtet, dem Verband ihren genannten „Weinrubel“ (1 Wedro Wein = gesamten Weinertrag (sowohl Trauben als 12,2 Liter Wein = 1 Goldrubel). Die Winzer Mehr zu den Themen Helenendorf und auch selbst zubereiteten Wein) zu überlas- erhielten somit für jeden gelieferten Wedro „Konkordia“ lesen Sie in den Beiträgen sen. Für den eigenen Bedarf bzw. die Ent- Wein einen Goldrubel gutgeschrieben. von Rolf Wacker im Heimatbuch 2017 lohnung der Saisonarbeiter durfte man 150 Die „Konkordia“ hatte die Winzer auch der LmDR. bis 200 Eimer Wein pro Wirtschaft behalten. mit dem nötigen landwirtschaftlichen In-

38  VOLK AUF DEM WEG Nr. 6/2017 Geschichte ventar, mit Maschinen oder chemischen Schädlingsbekampfungsmitteln zu ver- sorgen. Aus Deutschland und Österreich bezog man landwirtschaftliche Maschinen zur Bearbeitung der Weinstöcke (z.B. die Dreschmaschine „Lanz 2“, die in den ersten Jahren mit Dampf und später mit dem ame- rikanischen Traktor „Fordson“ angetrieben wurde), Keltereieinrichtungen, Pumpen, Filter und Pressen, auch Schwefel, Kupfer- vitriol, Spritzmaschinen sowie Mittel zur Bekämpfung von Schädlingen. Die „Konkordia“ tätigte außerdem große Anlageinvestitionen, indem sie Kellereien baute und alle Produktionsprozesse me- chanisierte. So entstanden in Georgsfeld ein Zentralkeller, eine Kognakfabrik und eine Böttcherei. In Annenfeld wurde 1924 eine neue Rektifikationsanlage des Winzer- verbandes eingeweiht – die größte ihrer Art in ganz Russland. In Grünfeld und Alexe- Böttcherei der Brüder Beck in Helenendorf. jewka wurde der Bau von Wasserleitungen in Angriff genommen. In Helenendorf wur- Völker in den schwachen Jahren 1925 bis tel, die zum Teil aus Deutschland bezogen den unter anderem eine gemeinsame Kog­ 1927 nur 18 Hektoliter pro Hektar ernte- werden. Im August 1924 wurde eine Taub- nakfabrik und eine neue Schnapsfabrik ten, erzielten die Kaukasusdeutschen im stummenschule eröffnet. Kindern aus be- gebaut. Außerdem wurden für die Wein- Durchschnitt 60 Hektoliter. Hier ein Ver- dürftigen Familien gewährte der Verband produktion viele Hilfsgebäude errichtet gleich zu den Durchschnittsernten in an- Stipendien. Hunderte junge Menschen stu- (Schlosserei, Küferei, Wagnerei, Tischler- deren Weinländern: Für die Zeit zwischen dierten in Großstädten wie Baku, Tiflis, werkstätten u.a.). 1922 und 1925 betrug die Durchschnitts­ Moskau, Leningrad oder Kiew und sogar Ferner war die Hauptverwaltung be- ernte in Deutschland 23,3 hl/ha, in Spanien in Deutschland. strebt, den Weinbau auf eine wissenschaftli- 17,2 hl/ha, in Frankreich 42,6 hl/ha, in Al- Doch schon 1925 begann eine Verun- che Grundlage zu stellen. Schon zu Beginn gerien 43,1 hl/ha und in Italien 24,3 hl/ha. glimpfungskampagne gegen die „Kon- wurde der Agronom Jakob Prinz angestellt, Zur Realisierung der Produktion ver- kordia“ in der bolschewistischen Presse. der 1922 in Helenendorf ein wissenschaft- fügte die „Konkordia“ zuletzt über 14 Gottlieb Hummel, einer der Gründer der liches Labor gründete. Unter seiner Leitung Zweigstellen bzw. Niederlassungen in Winzergenossenschaft, wurde unter dem wurde in Annenfeld ein Versuchsgarten Großstädten der Sowjetunion. Dazu ge- Vorwurf antisowjetischer Tätigkeit verhaf- angelegt, in dem europäische, kaukasische hörten Leningrad, Moskau, Rostow, Tif- tet. 1926 kam es zu weiteren Verhaftungen und amerikanische Traubensorten gezogen lis, Baku, Elisabethpol, Kiew, Charkow, Sa- und Enteignungen. Damit war das Rück- wurden. In Grünfeld wurde dann ebenfalls mara, Rostow am Don, Nowo-Nikolajewsk, grat der „Konkordia“ gebrochen. Zwar fand ein wissenschaftliches Labor gegründet, in Taschkent und andere. Gleichzeitig führte im September 1927 noch einmal eine Dele- dem die Reblaus speziell unter den regiona- die „Konkordia“ Handel mit den Nachbar- giertenversammlung statt, aber die feindli- len Bedingungen erforscht wurde. staaten Türkei und Persien. che Kampagne riss nicht ab. Jakob Prinz hatte auch die Aufgabe, agro- Jede Zweigstelle bekam den Wein in In den 1930er Jahren war die gesamte Tä- nomische Aufklärungs- und Hilfsdienste zu Transportgefäßen (500 Liter) aus den deut- tigkeit der „Konkordia“ Gegenstand einer organisieren. In den Kolonien wurden gut schen Kolonien. In den Zweigstellen wurde Untersuchung seitens der NKWD-Organe besuchte Vorträge über effizienten Wein- der Wein in Flaschen gefüllt. Zum Verkauf und einer Regierungskommission. In der bau und die Bekämpfung von Schädlingen der Getränke hatte jede Niederlassung ei- Folge wurden die ortsansässigen Männer gehalten. Seine Broschüre „Die wichtigsten gene Verkaufsläden; insgesamt gab es ca. in führenden Positionen durch deutsche Krankheiten der Reben“ wurde in 5.000 Ex- 200 Verkaufsstellen. Kommunisten aus Baku ersetzt, die nur emplaren in den Kolonien verbreitet. Auch auf Messen war der Verband ver- wenig Ahnung vom Weinbau hatten. Das alles trug erheblich zur Steigerung treten und holte Preise. Von 1927 bis 1929 1935 wurde die angebliche Schädlich- der Erträge bei. Während die kaukasischen konnte die „Konkordia“ mit dem berühm- keit und Gefährlichkeit der Aktivitäten der ten Weintrust „Massandra“ auf der Krim „Konkordia“ vor Gericht angeklagt und ihr In der Eckartschrift 222 konkurrieren. Auf der Unionsausstellung gesamtes Vermögen dem Aserbaidschani- (ISBN 978-3-902350-59-6; Preis 9,20 hatte der Verband einen eigenen Stand im schen Weintrust übereignet. Euro zuzüglich Porto) „Die Deutschen Pavillon der Aserbaidschanischen Republik. Damit wurde dem in langer Tradition in der Kaukasusregion. Verlorene Ver- Durch die Genossenschaft „Konkor- verwurzelten schwäbischen Weinbau der gangenheit, die mit uns bleibt“ bie- dia“ wurden auch die kulturellen Belange tödliche Schlag versetzt. Dutzende deut- tet die Autorin Nina Paulsen Einblicke der Kolonisten aufs eifrigste gefördert. Viel sche Familien aus Aserbaidschan, darunter in die Geschichte und Gegenwart der Kapital floss zu dieser Zeit in die Verschö- vor allem die der Hummels und Vohrers, Deutschen in der Kaukasusregion. nerung der Ortschaften, den Straßenbau, wurden in entlegene Regionen der Sowjet- in die Kommunikationssysteme und das union verschickt und ihre Besitztümer ver- Zu bestellen bei: Eckartschriften-­ Ausbildungswesen. In Helenendorf un- staatlicht – viele verschwanden für immer. Verlag (ÖLM), Fuhrmannsgasse 18A terhielt die „Konkordia“ aus eigenen Mit- Rolf Wacker, Stuttgart, (Schulvereinshaus), A-1080 Wien, teln eine Oberrealschule. Sie trug die Kos- Nina Paulsen, Nürnberg, Österreich; oder bei der Autorin unter ten für das Internat unf die Besoldung der Fotos zur Verfügung gestellt [email protected] Lehrer und war zuständig für die Lehrmit- von Rolf Wacker

VOLK AUF DEM WEG Nr. 6/2017 39 Zum Gedenken

Dein gutes Herz hat aufgehört zu schlagen und wollte doch so gern noch bei uns sein. Gott, hilf uns, diesen Schmerz zu tragen, denn ohne dich wird manches anders sein. AMALIE KAISER In liebevoller Erinnerung geb. Ungemach Zum 10-jährigen Gedenken an * 31.3.1938 in Neu-Liebental † 25.4.2017 in Untereisesheim LYDIA MOSER geb. Pudel Du bleibst immer in unseren Herzen, vergessen werden wir dich nie. * 16.1.1971 in Angren/Taschkent † 25.4.2007 in Ulm Maria, Leo, Anna und Georg mit Familien. Wenn ihr an mich denkt, seid nicht traurig, lasst mir einen Platz zwischen euch, wie ich ihn im Leben hatte. Was man tief in seinem Herzen besitzt, Wie schmerzvoll war‘s, vor Dir zu stehen, kann man durch den Tod nicht verlieren. Dein Leiden hilflos anzusehen. Ganz still und ohne Wort Ein gutes, liebes Mutterherz gingst Du aus diesem Leben fort. hat aufgehört zu schlagen. Was hast im Leben Du gegeben, Wir fühlen es mit tiefem Schmerz, dafür ist jeder Dank zu klein. was wir verloren haben. Du hast gesorgt für Deine Lieben, Du warst nur 36 Jahre alt, von früh bis spät, tagaus, tagein. – bist 10 Jahre in der Ewigkeit. Du bist erlöst von allen Schmerzen. Du bleibst bei uns in unseren Herzen. In Liebe und Dankbarkeit: dein Sohn Matthias – 12 Jahre, Tochter Nicole – 16 Jahre, Im Andenken an deine Mama und dein Papa, dein Bruder mit Familie. DANIEL SCHWEIGERT * 7.1.1927 in Annental/Odessa † 23.2.2015 in Raunheim In Liebe und tiefer Trauer: Deine Ehefrau Martha, Kinder mit Familien, Enkel und PETER SCHMIDT Urenkel. * 18.11.1928 in Kandel/Odessa Wir danken allen Bekannten und Verwandten für † 7.5.2017 in Friedrichshafen die herzliche Anteilnahme an unserer Trauer. Ohne Dich ist nichts mehr, wie es war, doch Du lebst in unseren Herzen weiter. In Liebe und Dankbarkeit: Deine Frau Olga mit Kindern Paul, Peter und Lilli, Enkel, Alles verändert sich, aber dahinter ruht ein Ewiges. (Goethe) Urenkel und alle Angehörigen. Einmal kommt für jeden die Stunde, und für unseren Vater Friedrich Kotke war sie nun nach 88 Jahren da. Traurig sind wir und doch gefasst. Lange durften wir unseren Vater bei uns haben, lange uns erfreuen an seinen Gaben. Du bist nicht mehr da, wo du warst – Heute nehmen wir Abschied von ihm und aber du bist überall, wo wir sind. sagen „Danke“ für alles, was er für uns getan In Liebe und stiller Trauer nehmen wir hat. Abschied von meinem lieben Mann, unserem Herr, unser Gott, öffne unserem Vater deinen lieben Vater, Großvater und Urgroßvater Himmel mit seinem Frieden und der unaussprechlichen Freude. BRUNO KRAUS FRIEDRICH KOTKE * 28.9.1933 in Annenfeld/Aserbaidschan * 7.9.1928 † 27.4.2017 † 16.5.2017 in Regensburg In tiefer Trauer: deine Frau Luise, Töchter Nelly und Irene mit Kinder Antonia, Richard und Otto und Enkelkinder. Familien. Herzlichen Dank an alle Verwandten, Freunde und Bekannten für die Anteilnahme.

40  VOLK AUF DEM WEG Nr. 6/2017 Zum Gedenken „Wie brüchig alles Treiben auf Erden ist...“ Zur Erinnerung an Johann Warkentin (1920-2012)

or fünf Jahren, аm 9. April 2012, ist in Berlin der namhafte russ- Johann Warkentin, ein beispielhafter landdeutsche Literaturschaffende Sprachkenner, war der Wegweiser für VJohann Warkentin aus dem Leben gegan- zahlreiche Nachwuchskünstler unserer gen. russlanddeutschen Literatur. „Wie brüchig alles Treiben auf Erden Er wurde am 11. Mai 1920 in der Sied- ist...“ An diese Worte von Johann Warken- lung Spat auf der Krim geboren, absol- tin erinnerte ich mich sofort, als ich von vierte die Mittelschule, studierte an der seinem Ableben erfuhr. Ich holte das Ge- Englischen Fakultät der Leningrader dicht, das mir der Verfasser vor Jahren zu- Universität. Während des deutsch-sow- geschickt hatte, aus meinem Archiv hervor: jetischen Krieges war er unter den frei- willigen Verteidigern von Leningrad. War es, dass der Allmächtige geruhte, Im Jahr 1942 wurde er in ein Zwangs- (aus Gründen, die uns unerfindlich bleiben), arbeitslager der so genannten Arbeitsar- die Hunderttausende so unbeschreiblich mee in der sibirischen Taiga eingewiesen, gewaltsam zu ertränken in den Fluten? wo er bis 1946 „den Sieg mitschmiedete“. War’s ein Erweis, wie brüchig alles Treiben Nach dem Krieg setzte er sein Studium auf Erden ist - der Bösen und der Guten? an der erwähnten Universität fort, ar- Wie ausgeliefert jener blinden Wut beitete danach als Lehrer und Inspektor sind wir allesamt, ob gottlos oder gläubig? in einer Rayonverwaltung für Volksbil- Da wuchs ein Wir-Gefühl dung und wenig später als Hochschul- von Land zu Land... lehrer in der Altairegion. Nicht am Euphrat! Nach dem Erscheinen der ersten Nachkriegszeitung „Arbeit“ war Johann Dort hatten Pseudo-Christen und Moslems Johann Warkentin ineinander sich verbissen und metzeln, Warkentin unter deren ersten Mitarbei- würgen weiter unverdrossen... junger Mann seine eigene Meinung!), war tern. 1961 bis 1968 arbeitet er an Hoch- Die Zahl der Bebens-Opfer hochgeschossen; ein Erlebnis ohnegleichen. schulen in Kasachstan (Alma-Ata) und die Bombenopfer - täglich fast konstant. Und es gab ja auch wirklich genügend Baschkirien (Ufa). In diese Zeit fiel auch Stoff durchzusprechen. Ich hatte damals seine ehrenamtliche Tätigkeit im Verlag Wie dieses Gedicht, das auf schicksals­ bereits sehr intensiv an der Herausgabe der „Kasachstan“, in dem seine ersten litera- prägende Ereignisse zurückgreift, noch Anthologie der sowjetdeutschen Literatur rischen Werke pub­liziert wurden. 1963 einmal zeigt, hatte Johann Warkentin stets gearbeitet. Warkentin hob die Wichtigkeit wurde er in den Schriftstellerverband einen persönlichen Aus- bzw. Weitblick. Er des Unternehmens hervor, verhielt sich je- der UdSSR aufgenommen. hatte immer seine persönliche Meinung, doch skeptisch gegenüber so manchem An- Im Jahr 1965 war Johann Warkentin seine eigene Sicht auf Dinge und Gescheh- wärter auf die Aufnahme in die Antholo- Teilnehmer von Delegationen nach Mos- nisse. gie. Besonders eindringlich bestritt er den kau, die sich für die vollständige Reha- Aufmerksam wurde ich auf diese Ei- Anspruch der russisch schreibenden Au- bilitierung der Russlanddeutschen ein- genschaft des Literaten bereits als Student, toren, in die dreibändigen Anthologie auf- setzten. Von 1968 bis 1981 leitete er die indem ich mich während seiner Vorlesung genommen zu werden. Ich muss aufrichtig Literaturabteilung der Zeitung „Neues an der Fremdsprachenfakultät des Päda- sagen, es war nicht leicht, seiner Argumen- Leben“. 1981, bereits Rentner, siedelte er gogischen Instituts Omsk an dem lebendi- tation standzuhalten. Da unter den russisch in die DDR um. gen Born seiner gediegenen Sprache, seiner schreibenden Russlanddeutschen einige Johann Warkentin ist Verfasser und menschlichen Intelligenz erquicken durfte. waren, die aus unserer Literatur nicht weg- Herausgeber von zahlreichen eige- Es war mir, dem ungeübten Redakteur zudenken waren, kamen wir zu dem Kom- nen Werken, von Lehrbüchern für den im Verlag „Kasachstan”, eine Ehre, mit promiss, diese doch in die Anthologie auf- muttersprachlichen Deutschunterricht dem Maestro des russlanddeutschen Nach- zunehmen. sowie von Übersetzungen aus russi- kriegsschrifttums, damals Literaturabtei- Als Verantwortlicher für die Herausgabe schen, kasachischen und anderen Wer- lungsleiter im “Neuen Leben”, kollegial dieses groß angelegten Werkes schlug ich ken. verbunden zu sein. Ich erinnere mich an Johann Warkentin vor, die Auswahl für den eines der ersten Treffen mit Warkentin in dritten Band zu treffen. Er überlegte eine schen Gegenwartssprache, kurz „Klappen- Moskau bei einem Literaturseminar der Zeitlang. “Danke”, sagte er. “So unter uns, bach“ genannt, in mehr als einem Dut- russlanddeutschen Autoren. Er war einer es wird wohl nicht möglich sein. Ich habe zend DDR-Zeitschriften abgedruckt. Es lag unter so manchen, die für mich bedeut- meine Papiere für die Ausreise abgegeben.“ ein Zettel dabei. „Dem jungen Kollegen K. sam waren, Rudolf Jaquemien, Sepp Öster- So erfuhr ich als einer Ersten vom Ent- Ehrlich zur besseren Handhabung unse- reicher, Woldemar Herdt, Andreas Sachs, schluss des Maestros, ins Ausland zu gehen. rer Muttersprache und als Erinnerung an Woldemar Spaar, Edmund Günther, Viktor Dafür war damals Mut nötig. Nach Ablauf die Zeit unseres Einsatzes für die Fortent- Heinz, um nur einige zu nennen, aber es einiger Zeit erhielt ich in Alma-Ata ein ge- wicklung des schlaffen rußlanddeutschen zog mich vor allem zu ihm hin. Ihm zuzu- räumiges Postpaket. Darin war das kost- Schrifttums.” hören, ihn zu sprechen und sogar mit ihm barste Nachschlagewerk, das es zu jener Ich fand noch die Gelegenheit, Johann zu diskutieren, (denn man hat ja auch als Zeit im Land gab, das Wörterbuch der deut- Warkentin für das einmalige Geschenk te-

VOLK AUF DEM WEG Nr. 6/2017 41 Zum Gedenken

Konstantin Ehrlich: Memento mori Zum Abschied von Johann Warkentin

Ade, Maestro, hör Du bist erlöst, Maestro, dies Wort, mein Freund. lebe wohl. In dieser Trauerstund‘ ich denk, Du gehst dorthin, was mich erfreut wo lichte Nächte scheinen, an deinem Tatendurst wo der Allmächtigkeit und Lebenskampf, kein Rahmen wird gesetzt. den du geführt dein reges Leben lang. Wir haben hier zu tun, Du warst der Wahrheit stets wo unser Alltag - hohl, auf heißer Spur, - wo unsre Herzen dies war der Hauptsinn nach der Freiheit weinen, deiner rührigen Natur. wo Russlanddeutsche man Dein Trieb zur Wahrheit war durch alle Welten hetzt... im Kampf dein Degen, Wir aber geben unsren Kampf ade, mein Freund, ade, nicht auf - mit Gottes Segen... wir schwören dir‘s, hier allesamt Wie mannhaft gingst du zuhauf... deinem Tod entgegen - Johann Warkentins „Geschichte der rußland- ein tapfrer Sohn Ade, mein Freund. deutschen Literatur“ darf immer noch als von russlanddeutschem Stamm, Im Schoß der Ewigkeit Standardwerk gelten. (Siehe Bücherangebot auf Größtmögliches in deinem Leben du findest neues Leben, Seite 31.) dir gelang, frei von Leid. im Kampf, den strittst du Dein Name wird erleuchten lefonisch zu danken und ihm einen glück- stoisch und verwegen. manch Kapitelteil lichen Weg zu wünschen. des russlanddeutschen Ende der 90er Jahre trafen wir uns wie- Von Trudarmeefron wirst du Kampfes gegen Barbarei. der. Silberhaarig, etwas gezeichnet von der träumen kaum, Du bleibst in unsren Herzen, Last der Jahre, jedoch mit demselben gut- beim Kommandanten unsrem Sinn! mütigen Lächeln im Gesicht und überzeug- brauchst dich Vor dir sich auftut tem Auftreten... Und erneut erlebte ich Jo- nicht zu melden, rühmlicher Beginn. hann Warkentin in seinem Element - der Polit-Korrekte lassen Nach gut erfülltem Lebenswerk leidenschaftlicher Verteidigung der deut- blödes Schelten. mit Heilands Segen schen Sprache. Er konnte es nicht fas- Dies alles bleibt für dich gehst du dem neuen sen, dass die Deutschen aus Russland, die ein böser Traum. Firmament entgegen... dem Verbot der Muttersprache entgangen waren, sich zu ihr hier, in Deutschland, so nachlässig zu verhalten. verheißung und unsere sehnlichsten Wün- gen, die ihre Karriere und ihre Freiheit aufs Wir unterhielten uns, und ich stellte sche sind, restlos aufzugehen im heimat- Spiel setzten, um für ihr unterdrücktes Volk fest: Die Achtung vor der deutschen Mut- lichen Kulturkreis, aus dem das Schicksal die Gleichberechtigung zu erlangen - und tersprache war seine Berufung geblieben: unsere Vorfahren einst weggeführt hat.“ immer persönlich, einmalig. Gerade so war “Ob das reale Deutschland so ist, wie einst So war Johann Warkentin, so wollte er er uns sympathisch! Und so bleibt er in un- in der Ferne erträumt, oder sonst wie gear- bleiben: unendlich treu seiner Lebensbe- serer Erinnerung. tet - wir werden dieses Land nicht ändern! stimmung, aufopferungsbereit - wie da- Konstantin Ehrlich Unsere einzige und dankenswerte Glücks- mals 1965 unter seinen Autonomiekolle- Nachruf auf Rosa Dettling

ach kurzer und schwerer Krank- mal kam die Familie Schneider in die Nähe auszureisen. Allerdings musste eine Tochter heit verstarb am 9. April 2017 von Berlin. Und im August 1945 folgte die bleiben, da sie mit einem DDR-Bürger ver- unsere geliebte Schwägerin Rosa so genannte Repatriierung durch sowjeti- heiratet war. NDettling, geb. Schneider. sche Truppen, in deren Verlauf die Familie Im baden-württembergischen Pforz- Rosa Dettling wurde 1927 in Mannheim, Schneider im Winter 1945 in der nordwest­ heim wartete auf die Familie ein Leben in Kutschurgan, geboren. Bereits mit sechs russischen Stadt Wologda landete. Zufriedenheit und mit Arbeit für alle. Und Jahren verlor sie ihre Mutter. Dort heiratete Rosa Schneider 1954 selbstverständlich wurde sie sofort nach der Am 27. März 1944 musste die Familie Anton Dettling und hatte mit ihm vier Übersiedlung Mitglied der Landsmann- Schneider mit dem gesamten Dorf fliehen Töchter. 1956 zog die Familie dann nach schaft der Deutschen aus Russland. und erreichte im Mai 1944 den Kreis Kos- Tschirtschik bei Taschkent, Usbekis- Durch den Tod von Rosa Dettling ist in ten im Warthegau. Dort dauerte der Auf- tan. 1972 durften die Dettlings nach Wol- der Familie eine große Lücke entstanden, enthalt allerdings nicht lang, denn im Ja- mirstedt bei Magdeburg in der damaligen die nicht zu füllen sein wird. nuar 1945 rückten russische Truppen vor DDR aussiedeln. Acht Jahre später folgte Peter Dettling und erzwangen eine erneute Flucht. Dies- die Erlaubnis, zu mir in die Bundesrepublik

42  VOLK AUF DEM WEG Nr. 6/2017 Bücherangebot der Landsmannschaft

HEIMATBÜCHER N. Däs, „Kochbuch der Deutschen aus Russland“.....10,– Euro 1954, Gesamtübersicht über das Russlanddeutschtum N. Däs, „Emilie, Herrin auf Christiansfeld“...... 9,90 Euro 1955, Geschichte, Kultur, Wolgagebiet N. Däs, „Wölfe und Sonnenblumen“...... 10,- Euro 1956, Odessa, Geschichte, Kultur u.a. „Die Deutschen im Prikamje. XX. Jahrhundert“, 1957, Saporoshje, Großliebenthal u.a. drei Bände...... 29,– Euro 1958, Dnjepropetrowsk, Kronau, Orloff u.a. F. Dortmann, „Olga von der Wolga“,  Lieder im Volkston...... 12,– Euro 1959, Sibirien, Mittelasien, Wolhynien u.a. Peter Dück, „Kasachstan – Faszination des Unbekannten“, 1960, Krim, großes Auswanderungsverzeichnis u.a. Bildband...... 9,90 Euro 1961, Kaukasus, Wirtschaft, Kultur u.a. I. Fleischhauer, „Die Deutschen im Zarenreich“...... 30,– Euro 1962, Wolhynien, städtisches Deutschtum u.a. H. Gehann, „Schwänke und Scherzlieder“...... 6,– Euro 1963, Russlanddeutsche in Übersee O. Geilfuß, „Für alle Kinder“, Kinderlieder...... 5,– Euro 1964, Sibirien, Wolga, Kirchen, Schulen u.a. O. Geilfuß, „Klaviersonate“...... 6,– Euro 1966, Aussiedlung und die Vertreibung V. Harsch, „Aus der Lebensbeichte meiner Mutter“...4,– Euro 1967/68, Hof und Haus, Kultur V. Heinz, „In der Sackgasse“...... 13,– Euro (Preis je Heimatbuch 8,– Euro) W. Hermann, „Das fremde Land in dir“...... 7,– Euro E. Imherr, „Verschollene Heimat an der Wolga“...... 10,– Euro 1969-72, Joseph Schnurr, „Die Kirchen und das religiöse Leben der Rußlanddeutschen“, J. und H. Kampen, „Heimat und Diaspora“, Geschichte der Landsmannschaft...... 8,– Euro Katholischer Teil...... 23,– Euro R. Keil, „Rußland-Deutsche Autoren, 1964-1990“...... 7,– Euro Evangelischer Teil...... 19,– Euro W. Mangold, „Rußlanddeutsche Literatur“...... 7,– Euro 1973-81, Hungersnot, Deportation u.a...... 11,– Euro I. Melcher, „Kurze Prosa“...... 3,– Euro 1982-84, mit Karte der ASSR der Wolgadeutschen...12,– Euro G. Orthmann, „Otto Flath, Leben und Werk“...... 5,– Euro 1985-89, Geschichte, Literatur, Aktuelles B. Pinkus, I. Fleischhauer,  1990/91, Krieg und Frieden, Rückkehr „Die Deutschen in der Sowjetunion“...... 30,– Euro 1992-94, Deportation, Ausreise, 284 S. Rosalia Prozel, „Weißer Tee“...... 5,– Euro 1995/96, Heimat Deutschland, Trudarmee, 336 S. J. Schnurr, „Aus Küche und Keller“...... 2,– Euro 1997/98, Deportation, Jugenderinnerungen, 340 S. M. Schumm, „Sketche und Kurzgeschichten“...... 3,– Euro 2000, I. Teil, Geschichte der Volksgruppe, Heimat I. Walker, „Fatma“ – eine historische Lebensgeschichte aus dem Kaukasus...... 10,– Euro 2000, II. Teil, Geschichte der Volksgruppe, Heimat J. Warkentin, 2003, Opfer des Terrors, Erinnerungen, Lebensbilder „Geschichte der rußlanddeutschen Literatur“...... 8,– Euro 2004, Repressionen, Deportation, Trudarmee D. Weigum, „Damals auf der Krim“...... 6,– Euro 2005, Kultur, Repressionen, Autonomiebewegung Liederbuch, „Deutsche Volkslieder aus Russland“...10,– Euro 2006, Geschichte der Volksgruppe, Persönlichkeiten, Kultur CD Nr. 1, „Bei uns, ihr Leit, ist Hochzeit heit“...... 10,– Euro 2007/08, Geschichte der Volksgruppe, Kirche, Kultur CD Nr. 2, „Ai, ai, was ist die Welt so schön“...... 10,– Euro Sonderband „Von der Autonomiegründung zur Verbannung CD Nr. 3, „Tanz mit mir, Mädchen von der Wolga. und Entrechtung“, A. Eisfeld (Herausgeber), 292 S. Deutsche Volkslieder aus Russland“...... 10,– Euro 2014, Geschichte und Kulturgeschichte, Wiederbelebung GEDICHTE 2017, Literatur. Kaukasus. Deportation J. Warkentin, „Rußlanddeutsche Berlin-Sonette“...... 5,– Euro (Preis je Heimatbuch 10,– Euro) W. Mangold, „Rund um das Leben“...... 7,– Euro WEITERE LITERATUR Nelly Wacker, „Es eilen die Tage“...... 7,– Euro V. Aul, „Das Manifest der Zarin“....... 7,– Euro A. Brettmann, „Stimmen des Herzens“...... 10,– Euro Dr. E. Biedlingmaier, „Ahnenbuch von Katharinenfeld in Georgien, Kaukasus, Chronik der Familien“,:...... 60,– Euro Bestellen Sie online: Bosch/Lingor, „Entstehung, Entwicklung und Auflösung http://Shop.LmDR.de der deutschen Kolonien am Schwarzen Meer“...... 7,– Euro N. Däs, „Alle Spuren sind verweht. Rußlanddeutsche Bestellungen bitte an: Frauen in der Verbannung“...... 10,– Euro N. Däs, „Der Schlittschuhclown“...... 8,– Euro Landsmannschaft der Deutschen aus Russland e.V. N. Däs, „Laßt die Jugend sprechen“...... 5,– Euro Raitelsbergstr. 49, 70188 Stuttgart N. Däs, „Rußlanddeutsche Pioniere im Urwald“...... 9,– Euro Telefon: 0711-1665922 „Nelly Däs – Chronistin E-Mail: [email protected] der Deutschen aus Russland“...... 12,– Euro

VOLK AUF DEM WEG Nr. 6/2017 43 Kultur

Fortsetzung von VadW 5/2017, S. 40-41 „Man nehme … so man hat!“ Das „Kochbuch der Deutschen aus Russland“ von Nelly Däs mit Einblicken in die Esskultur und das Brauchtum der Russlanddeutschen

Das Schlachtfest dauerte gewöhnlich mehr dieser Arbeit. Ganz im Gegenteil, es war als eine Woche und war bei Groß und Klein eine Ehre für jede Frau, bei einer Hochzeit besonders beliebt. Tagsüber wurden Kes- kochen zu dürfen. selfleisch und Salzgurken mit Brot ange- In den Dörfern gab es damals selten boten. Das Festessen am Abend wurde von Gasthäuser, so musste im Haus der Braut- allen geschätzt und sehr genossen. Sauer- eltern Platz geschaffen werden, damit dort kraut, Kesselfleisch, Fleischküchle, Gänse- die Hochzeit stattfinden konnte. Im Som- braten und im Ofen auf einem Backblech mer wurde die Scheune ausgeräumt und ge- braun gebratene Kartoffeln schmeckten schmückt, der Tanzboden hergerichtet. Das einfach gut nach einem langen, harten Ar- war der Jugend überlassen. Meist waren es beitstag. Dabei durften natürlich die sau- die Schulkameraden des Brautpaares. ren Gurken, Wassermelonen oder Tomaten Zur Hochzeit versammelte sich fast das nicht fehlen, sie gehörten zu jedem Essen ganze Dorf. Mit der Einladung der Gäste dazu. wurde eigens ein Mann beauftragt, der mit Auch für den Winter war auf Christians- einem langen Bänderstab, dem Hochzeits- feld gut vorgesorgt. Im Keller lagerten nicht stab, von Haus zu Haus ging. Die Brautfüh- nur Kartoffeln und Möhren, sondern bei- rer und Brautmädchen mussten am Tag der spielsweise auch Rote Rüben, Bohnen und Hochzeit mit einem Pferdegespann in den Kohlrabi. Häusern Tische und Stühle einsammeln. Im Spätsommer wurden die zum Säuern Das Geschirr brachten die Nachbarinnen geeigneten Gemüsesorten in großen Holz- schon zwei Tage zuvor. fässern im Keller eingelegt; dabei hatte jede Wenn die Gäste kamen, wurde ein Familie ihre Gewürzmischung. Es gab zum Schnaps zur Begrüßung gereicht. Natürlich Anfang 2015 brachte die LmDR eine Biogra- Beispiel immer genug Fässer mit Sauer- gehörte dazu eine Sakuska, eine Art Appe- fie ihrer bekanntesten Schriftstellerin heraus. kraut, das im Winter nicht nur eine will- tithäppchen. Jede Hausfrau wollte die aus- (Siehe auch Bücherangebot auf Seite 43.) kommene Bereicherung war, sondern auch gefallensten Sakuska servieren. Da gab es der Gesundheit der Menschen auf dem Gut verschiedene hausgemachte Wurstsorten füllten Gänse- oder Entenbraten, Fleisch- diente. auf frischem Brot, da wurden Fleischklöß- küchle und Schmorbraten,­ im Frühjahr Im Vorratsraum stand eine große Holz- chen, Salzgurken, eingelegte Wassermelo- und Sommer gebratene Hähnchen oder Fi- kiste mit Mehl. In der Speisekammer dräng- nen u.a.m. aufgetischt. Die frisch gebacke- sche. Dazu wurden Salzkartoffeln serviert. ten sich auf den Regalen die verschiedens- nen Brötchen waren eine Delikatesse; keine Salate, die wir heute kennen, gab es bei uns ten Behälter mit Marmelade aus Erdbeeren Brautmutter hätte es gewagt, diese nicht an- nicht. Im Sommer gab es nur Schnittsalat, und Pflaumen sowie Wassermelonen- und zubieten. Die Brötchen standen in ausrei- der wurde mit einer Dillschmandsoße ser- Zuckerrübensirup. Auf dem Dachboden chender Menge auf den Tischen und er- viert. Im Winter wurden Salzgurken, saure hingen Säcke mit Trockenobst. Natürlich freuten sich großer Beliebtheit. Tomaten, saure Wassermelonen und Sauer- durfte auch der Honig nicht fehlen, mit Dann wurden die Gäste zu Tisch ge- krautsalat gereicht. Fast nahtlos folgten dem so manche Krankheit geheilt wurde. beten. Zum Hochzeitsmenü gehörte un- Süßspeisen, Kuchen und andere Nascher- bedingt eine Hühnersuppe, die als erstes eien, und es wurde selbst gebrannter Gers- Ihr Kochbuch schließen Sie mit Weih- aufgetragen wurde. War die Suppe ausge- tenkaffee ausgeschenkt. nachtsgebäck und Hochzeitsgerichten ab. löffelt, standen weitere Speisen auf dem Eine solche Hochzeit kostete natürlich Wie wichtig waren diese Traditionen in Tisch. Im Herbst oder Winter gab es ge- viel Geld. Der Brautvater schlachtete ein den Kolonistendörfern und für Sie per- sönlich in den späteren Jahren? Als ich 1951 heiratete, wollte ich natürlich Käswareniki - Quarktaschen eine gute Hausfrau und Köchin werden; Nudelteig: Restliche Teigränder zusammenkneten dazu gehörte selbstverständlich auch die 400 g Mehl, 1 Ei, und wie oben aufbrauchen. Die Quark- Weihnachtsbäckerei. Mein erster Versuch 1 Glas Wasser, Salz füllung auf den ausgestochenen Teig set- ging allerdings ziemlich in die Hose: Das zen, zum Halbkreis umschlagen, die Teig­ Gebäck war zu hart geworden, so dass mein Füllung: ränder fest zusammendrücken. 1 1/2 l Bruder es scherzhaft als „Briefbeschwerer“ 500 g Quark, 1 Ei, Salz, Wasser zum Kochen bringen, salzen und bezeichnete. Meine Schwiegermutter klärte 1 mittelgroße Zwiebel die Taschen einlegen. Aufkochen und 10 mich später auf, dass es an der Backpulver- Minuten ziehen lassen. menge lag. Zubereitung: Butter in einer Pfanne erhitzen und Sem- Das Hochzeitsbrauchtum stand in den Den Quark mit Ei und fein gehackter melbrösel darin braun rösten. Die Taschen deutschen Kolonistendörfern ganz oben. Zwiebel mischen, salzen. Aus dem Mehl vorsichtig mit einer Schaumkelle heraus- Das Hochzeitsmahl wurde von der Braut- einen Nudelteig kneten, in Laibchen tei- heben und auf eine Platte legen. Die ge­ mutter, ihren Verwandten und den Nach- len und 1 Stunde ruhen lassen. rösteten Brösel darüber verteilen und die barinnen zubereitet. Der Zusammenhalt Die einzelnen Laibchen auswellen, mit Taschen heiß servieren. Dazu wird saurer war in den Kolonistendörfern sehr gut, und einem Glas runde Küchle ausstechen. Schmand gegessen. keine der Angesprochenen drückte sich vor

44  VOLK AUF DEM WEG Nr. 6/2017 Kultur

Rind, ein Schwein und mehrere Hühner. Der Schlittschuhclown Es wurden Berge von Kuchen gebacken und ausreichend Getränke eingekauft. Wer it ihrem 2000 erschienenen Buch „Der nicht selber Wein kelterte, der fuhr nach MSchlittschuhclown“ geht Nelly Däs noch Odessa und holte sich den Wein von dort. einmal literarisch am Beispiel einer Familie Da gab es sehr guten Wein. auf das Schicksal der nach Sibirien Deportier- Mein Großvater fuhr einmal nach ten ein. Odes­sa, als seine älteste Tochter heiratete. Das Buch beginnt mit einem Furioso. Es ist De- Er erzählte noch in Waiblingen davon. Lei- zember 1942, irgendwo in Sibirien: Bei minus der habe ich mich damals nicht sonderlich 48 Grad sind Klara Neugebauer, ihr fünfjähriger dafür interessiert. Heute tut es mir Leid, Sohn Helmut und ihre Mutter Rosa Heidebrecht vieles ging mit dem Tod meines Großva- seit Stunden auf der Ladefläche eines Lasters un- ters verloren terwegs. Die Dorfgemeinschaft der deutschen So eine Hochzeit war im Dorf Ge- Siedlung Andrenburg in der Ukraine, die seit sprächsstoff für viele Monate. der Verbannung weitgehend in einer Kolchose zusammengeblieben war, sollte zerschlagen und Ein Hochfest des Leibes fällt einem an- in alle Winde verstreut werden. scheinend leichter als ein Festmahl des Hauptfigur des Romans ist Helmut, der ohne Geistes. Beides ist unergründlich. Wenn Stimmbänder zur Welt kam und deshalb nicht dem so ist, worin besteht aus Ihrer Sicht sprechen kann. Der Hass gegen die Faschisten das Geheimnis eines traditionellen deut- wird von den Dorfkindern auf den wehrlosen Helmut übertragen. Geschützt wird er schen Gerichtes? zunächst von der Russin Natascha; ihr Mann Jascha erkennt das Eislauftalent des Jun- Es gibt zwischen den traditionellen schwä- gen und trainiert ihn. Er wird später Schlittschuhclown im Zirkus, nimmt sich aber bischen Gerichten in Deutschland und den 1953 das Leben. russlanddeutschen Gerichten schon ei- nige Unterschiede. Das kommt vielleicht Das Buch kann zum Preis von 8,- Euro bei der LmDR bestellt werden. daher, dass wir sehr oft in fremdländische Kochtöpfe geschaut haben. Ein Nachteil ist In allen meinen Büchern, bei allen Vor- men. In meinen Büchern habe ich nicht nur das aus meiner Sicht allerdings nicht. trägen und Lesungen bin ich dem anfangs über die Strapazen und Entbehrungen mei- Die jeweilige Esskultur mündet immer gesetzten Ziel treu geblieben, Verständnis ner Familie auf ihrer Flucht, sondern auch in der Geschichte eines Volkes. Auf ihren zu wecken für die Deutschen aus Russland, über die Schicksale zahlreicher Deutscher vielen freiwilligen oder gezwungenen Wan- um der Unkenntnis über die Geschichte aus Russland, die stellvertretend für unge- derungen gehörten zum Gepäck der Deut- und Kultur der russlanddeutschen Volks- zählte andere Vertreter der Volksgruppe schen auch Kochrezepte, ebenso wie Mut- gruppe entgegenzuwirken. Dabei habe ich stehen, erzählt. Dabei lag mir immer die Ju- tersprache, Glaube und Brauchtum. Und nie vergessen, Verständnis für die Nach- gend am Herzen, die ich bei Lesungen aus es ist erstaunlich und auch das wahre Ge- barn der Russlanddeutschen in den Her- meinen Büchern begeistern konnte. heimnis, dass die Russlanddeutschen trotz kunftsgebieten zu wecken. Trotz meiner Als ich 1969 mein erstes Buch „Wölfe der vielfältigen Einflüsse in allen möglichen eigenen leidvollen Erfahrungen und der und Sonnenblumen“ im Signal-Verlag ver- Regionen der Welt selbst nach vielen Jahr- meiner Landsleute sollte ein Geist der ge- öffentlichte, wäre mir nie in den Sinn ge- zehnten, ja Jahrhunderten an den Koch- genseitigen Achtung und Vergebung im kommen, dass meine Bücher einmal so viel rezepten ihrer Vorfahren festhielten und Vordergrund stehen. Verachtung des An- Beachtung finden würden. Denn an und für einige sogar zurück nach Deutschland mit- deren und Hass haben da keinen Platz. sich war mein Schicksal nichts Ungewöhn- brachten. Auch beim Kochbuch hatte ich keine liches – Hunderttausenden von Kindern vergleichbaren Beispiele. Nennen Sie mir und Jugendlichen war es ähnlich ergangen, Bekanntlich kann man die eigene Küche einen Klassiker, der ein Kochbuch verfasst oft noch viel schlechter. bereichern, indem man auch mal Re- hat. Und da mir beim Kochbuch mehr vor- 1976 erschien der zweite Teil meiner zepte von anderen ausprobiert. Wie war schwebte als eine Sammlung von Rezep- Biographie, „Der Zug in die Freiheit“, im es in Ihrem literarischen Schaffen? Hat- ten, bin ich wie bei meinen anderen Bü- Oetinger-Verlag Hamburg, der 1978 auch ten Sie da Vorbilder, etwa unter den deut- chern vorgegangen: Neben den Rezepten den ersten Teil wieder veröffentlichte. Die schen Klassikern, denen Sie beim Schrei- habe ich auch Geschichten gesammelt und beiden Bücher erreichten zwölf Auflagen. ben „über die Schulter“ geschaut haben? erzählt, die das Buch über ein reines Koch- 1999 gab ich diese Biografie im Eigenverlag In dem Sinne hatte ich keine Vorbilder. buch hinaus auf besondere Weise lesens- neu heraus, ergänzt und überarbeitet. Die Denn das Thema „Die Russlanddeutschen wert machen. beiden Bücher fanden große Beachtung. und ihr Schicksal“ war in der deutschen Li- Vor allem bei den Lesungen, zumeist an teratur in den 1960er Jahren und auch noch Dank Ihrem Kochbuch mit zahlreichen le- Schulen, habe ich immer wieder die Ge- viel später ganz neu. Schon damals nahm ckeren Rezepten fühlen sich unsere Haus- legenheit genutzt, Sympathien und Ver- ich mir vor, ein Buch zu schreiben, um den frauen sicherer, wenn sie Gäste am Tisch ständnis für meine schwer gebeutelten Einheimischen zu erzählen, wer die Russ- haben. Dadurch ist eine Anerkennung der Landsleute zu wecken. Die Kinder und Ju- landdeutschen sind und wie wir in der ver- Kochkunst der Gastgeberin vorprogram- gendlichen trugen das Gehörte als Multipli- lassenen Heimat gelebt haben. miert. Wie sieht es aber am Schreibtisch katoren hinaus in ihr Lebensumfeld. Auch meine Kinder forderten mich aus? Welche Rezepte hätte die Schriftstel- Ich hatte den Durchbruch geschafft. Der immer wieder auf, die Geschichten der lerin Nelly Däs für Autoren, die erfolg- renommierte Kinder- und Jugendbuchver- Vergangenheit aufzuzeichnen. Abwertende reich werden wollen? lag Oetinger hatte in Deutschland einen Bemerkungen über Russlanddeutsche, die Ich hatte mit dem bescheidenen Gedan- guten Namen – wer dort verlegt wurde, sich nicht nur an Stammtischen, sondern ken, Aufklärungsarbeit zu leisten, ange- dem standen viele Türen offen. auch öffentlich häuften, waren ebenfalls fangen zu erzählen, wer die Deutschen aus Fragen: Nina Paulsen und Nadja Runde Auslöser. Russland sind, woher und warum sie kom- Fortsetzung in der nächsten Ausgabe.

VOLK AUF DEM WEG Nr. 6/2017 45 LASTSCHRIFTVERFAHREN (BANKEINZUG) Landsmannschaft der Deutschen aus Russland e. V. UND DIGITALE RECHNUNGEN Bundesgeschäftsstelle Der Einzug von Mitgliedsbeiträgen mittels Lastschrift ist nicht nur für Mitglieder bequem, sondern auch für uns wesentlich Raitelsbergstraße 49 effektiver und kostengünstiger in der Abwicklung. 70188 Stuttgart Wir bitten alle Mitglieder, uns eine Einzugsermächtigung Tel.: 0711-16659-0 zu erteilen. Fax: 0711-16659-59 E-Mail: [email protected] Eine weitere Kostenersparnis kann darin bestehen, die Bei- tragsrechnungen in digitaler Form per E-Mail zu versen- Bankverbindung: Volksbank Stuttgart eG den. Dazu braucht die Bundesgeschäftsstelle die aktuellen IBAN: DE91 6009 0100 0214 7580 01, BIC: VOBADESS E-Mail-Adressen der Mitglieder.

Wir freuen uns auf Ihre aktive Unterstützung! MBE – Migrationsberatung:­ Beratung und Begleitung von Neuzuge- BESONDERE AUFMERKSAMKEIT: wanderten – im Alter ab 27 Jahren mit Schenken Sie Ihren Freunden und Verwandten mit einer Migrationsberatung einem dauerhaften Aufenthalt in Deutsch- Glückwunschanzeige in „Volk auf dem Weg“ eine besondere für erwachsene Zuwanderer land – vor, während und nach einem Inte- Aufmerksamkeit! grationskurs. Dresden: Tel.: 0351-311 41 27 Bilder und Texte senden Sie bitte an: Hannover: Tel.: 0511-374 84 66 [email protected] Karlsruhe: Tel.: 0721-893 383 85 oder an die München: Tel.: 089-441 419-05, 089-441 419-07, Landsmannschaft der Deutschen aus Russland e. V. 089-590 686 88 Raitelsbergstraße 49, 70188 Stuttgart Neustadt/ Weinstraße: Tel.: 06321-937 52 73 Redaktionsschluss für die Juli-Ausgabe 2017 Regensburg: Tel.: 0941-599 838 80 von „Volk auf dem Weg“ ist der Stuttgart: Tel.: 0711-16659-19 und -21 17. Juni 2017. Hochtaunuskreis: Tel.: 06172-88690 20

BEITRITTSERKLÄRUNG Hiermit erkläre ich meinen Beitritt zur Landsmannschaft der Deutschen aus Russland e. V. Der Mitgliedsbeitrag beträgt jährlich 30 € in den alten und 27 € in den neuen Bundes­ländern. Spätaussiedler zahlen 15 € in den ersten drei Jahren ihres Aufenthaltes in Deutschland. Die Vereinszeitschrift „Volk auf dem Weg“ ist im Mitgliedsbeitrag enthalten und wird mir als Mitglied unaufgefordert und ohne weitere Kosten zugestellt. Die Beendigung der Mitgliedschaft erfolgt schriftlich zum Ende eines Kalenderjahres. Eine Kündigungsfrist von mindestens drei Monaten ist einzuhalten. In anderen Fällen verlängert sich die Mitgliedschaft um ein weiteres Kalenderjahr. Name, Vorname Geburtsdatum Einreisedatum

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46  VOLK AUF DEM WEG Nr. 6/2017 Kultur

Dina Wacker: „Man muss sich in seinem eigenen Körper wohlfühlen, dann strahlt man das auch aus.“

ie „Schönheit liegt im Auge des Alles fing mit einer Anzeige zu den Betrachters.“ Diese fast 2.500 Miss-Wahlen im Internet an. Als ihr Mann Jahre alte Weisheit bestätigt sich den Aufruf entdeckte, überredete er sie, Dbis in die heutige Zeit. In der Renaissance eines ihrer Fotos einzuschicken. „Als ich und im Barock galten üppige Frauen als mich als Teilnehmerin bewarb, rechnete ich schön. Ab Mitte des 17. Jahrhunderts gar nicht mit dem Gewinn.“ Dann die er- stellten Damen in Korsetts den Inbe- freuliche Nachricht: Aus über 1000 Bewer- griff der Weiblichkeit dar. Danach kulti- berinnen hatte sie es in die engere Auswahl vierte die Modewelt jahrzehntelang über- geschafft. Per Online-Abstimmung wurde schlanke Schönheiten mit langen Beinen sie dann aus 75 verbliebenen Kandidatin- und flachem Bauch – ein Trend, der sich nen unter die zehn Finalistinnen gewählt, fern der Realität bewegt und für viele die schließlich im Mozartsaal in Hamburg Mädchen und Frauen verheerende Fol- vor 300 Gästen und prominenter Jury auf- gen hat. Dass Frankreich Magermodels einander trafen. gesetzlich verbieten will, ist Ausdruck Jede Finalistin präsentierte fünf Out- eines neuen Verständnisses von Schön- fits auf dem Laufsteg und gab Interviews heit, die mehr als nur 90-60-90 ist. Seit ei- vor Jury und Massenmedien. „Für mich nigen Jahren setzt sich weltweit ein „Plus war das eine absolute Premiere. Ich hatte Size“-(Übergröße)-Trend durch. so etwas noch nie gemacht, während an- Vor zwei Jahren hat die Miss Germany dere Finalistinnen bereits richtige Model- Corporation, Veranstalter der Miss-Wahlen verträge hatten.“ Am Ende waren es neben in Deutschland, zusammen mit dem inter- der Jury auch die Zuschauer, die die Ent- nationalen Modeunternehmen Ulla Pop- scheidung trafen, dass Dina Wacker „Miss ken (Spezialist für Damenmode in großen Plus Size Germany 2015“ wurde. Den Sieg Größen) zum ersten Mal auch in Deutsch- konnte sie gemeinsam mit Familie und land den „Miss Plus Size Germany“-Con­ Freunden feiern, die für den Finalabend an- test durchgeführt – mit großem Erfolg. der zu- oder abgenommen. Nun bin ich so, gereist waren, um sie zu unterstützen. Über 1.000 Frauen ab Konfektionsgröße 42 wie ich bin. Ich fühle mich schön, so wie ich „Nach der Wahl begann für mich ein bewarben sich für die Wahl zur schönsten aussehe, und das liebe ich jetzt auch“, sagt neuer Weg – ich habe seitdem viele tolle kurvigen Frau Deutschlands. Die große Fi- Dina Wacker. Für sie ein Grund, sich für Menschen kennen gelernt. Ich werde für nalshow fand im September 2015 in Ham- Frauenthemen zu engagieren. Etwa bei der Modenschauen und Fotoshootings gebucht burg statt. Unter den Finalistinnen war auch Aktion BodyLove in Frankfurt am Main, und zu Events eingeladen. Ich genieße die die Deutsche aus Russland Dina Wacker, wo sie mit anderen für eine Foto-Kampa- Zeit und bin sehr dankbar, dass ich das alles die erste „Miss Plus Size Germany 2015“ in gne gegen Bodyshaming (jemanden wegen erleben darf“, erzählt Dina Wacker. Auch in der Größenkategorie 42 bis 44 wurde. seiners Körpers beschämen) und Mobbing der Zukunft möchte sie als Model tätig sein. Dina Wacker wuchs in der ehemaligen sowie für mehr Selbstliebe und Akzeptanz Ihre Familie steht in allem hinter ihr: „Mein kasachischen Hauptstadt Almaty auf. Als posierte. sechsjähriger Sohn ist mein größter Fan.“ ihre Familie 1991 nach Deutschland aussie- Da der Titel 2016 nicht neu vergeben delte, war sie gerade elf Jahre alt. Die Wa- wurde, darf sie die Schleife noch weitere ckers ließen sich im rheinland-pfälzischen zwölf Monate tragen und die Vielfalt der Zweibrücken nieder und leben dort bis Plus-Size-Mode präsentieren, ob bei Fo- heute. Trotz aller Anfangsschwierigkeiten toshootings, in Medienberichten oder auf hat es Dina Wacker geschafft, in der neuen Modenschauen. Erst kürzlich präsentierte Heimat ihren Weg zu finden. Im Hauptbe- Dina Wacker die Kollektionen verschiede- ruf ist sie Krankenschwester in den Hom- ner Modeschöpfer beim Curvy & Plussize burger Universitätskliniken und hatte mit Fashion Week/end Belgium in Antwerpen. Modeln bis dato noch nie etwas am Hut. Übergröße fängt in der Modewelt schon Dem Satz „Schönheit liegt im Auge des bei der Größe 40/42 an, dabei ist das ei- Betrachters“ stimmt sie teilweise zu, aber gentlich die Standardgröße von Millionen das Äußere spielt für sie keine vorrangige Frauen. Mit ihrer Wahl hofft Dina Wacker Rolle. „Schönheit hängt von vielem ab. Man auch, Frauen Mut zu machen: „Viele haben kann auch von innen schön sein. Jeder ist Komplexe, weil sie in den Medien oft nur auf seine Art schön.“ Das Wichtigste für sie sehr dünne Frauen sehen. Aber Plus-Size- ist, dass sich alles in einem gesunden Maß Frauen sind ebenfalls tolle Frauen, und sie befindet. „Das heißt, dass man weder zu brauchen sich nicht zu verstecken. Man dünn noch zu dick ist, sondern sich gesund muss sich in seinem eigenen Körper wohl- fühlt und zufrieden ist. Ich denke, dass man fühlen, dann strahlt man das auch aus.“ sich unabhängig von Kleidergröße, Haut- Mehr dazu unter und Haarfarbe lieben muss. Man soll mit www.dina-wacker.de sich im Reinen sein.“ Nina Paulsen Am Anfang hatte auch sie Schwierigkei- (Quellen: „Pfälzischer Merkur“ ten, ihren Körper zu akzeptieren, war lange vom 17.10.2015; „Deutsche Allgemeine Zeit nicht zufrieden. „Ich habe immer wie- Dina Wacker mit ihrer Siegerschleife. Zeitung“ vom 10.3.2017). Fotos: Privat

VOLK AUF DEM WEG Nr. 6/2017 47 VOLK AUF DEM WEG erscheint monatlich, zweimal im Jahr mit der Beilage Landsmannschaft der Deutschen aus Russland e.V. "Heimat im Glauben". Der Bezugspreis ist im Mitgliedsbeitrag enthalten. Raitelsbergstraße. 49, 70188 Stuttgart Verleger und Herausgeber: Postvertriebsstück – E 6891 E – Entgelt bezahlt Landsmannschaft der Deutschen aus Russland e. V. Raitelsbergstraße 49, 70188 Stuttgart Telefon: (0711) 166 59-0 Telefax: (0711) 166 59-59 E-Mail: [email protected] Internetseite: www.deutscheausrussland.de Herstellung: W. Kohlhammer Druckerei GmbH + Co. KG Redaktion: Hans Kampen, Nina Paulsen, Lena Arent Gestaltung: Natalia Denis, Ilja Fedoseev Alle Beiträge geben die Meinung der Autoren wieder, die sich nicht unbedingt mit den Auffassungen der Landsmannschaft der Deutschen aus Russland und der Redaktion decken muss. Für unverlangt eingesandte Manuskripte oder Fotos kann keine Haft- oder Rücksendepflicht übernommen werden.

40 Jahre Ortsgruppe Lübeck it einer großen Feier in der Der langjährige Vorsitzende der Orts- gen, „Die Seele singt“, auf. Sein Repertoire Lutherkirche zu Lübeck be- gruppe, Pastor i.R. Otto Penno, vermittelte umfasst neben deutschen und russischen gingen ca. 100 Mitglieder und den Anwesenden einen Überblick über die Lieder auch jüdische Lieder und christliche MGäste das 40-jährige Gründungsjubiläum Geschichte der Russlanddeutschen. In sei- Choräle. Chorleiter Arnold Nevolovitsch der Ortsgruppe Lübeck (Schleswig-Hol- nen Worten ging er auch auf die Umstände war sichtlich zufrieden mit dem Auftritt stein) der LmDR. der Gründung der Ortsgruppe ein. seiner Sängerinnen und Sänger. Für die Zu- In seiner Begrüßungsansprache verlas Zu einem weiteren Höhepunkt kam es, schauer war es ein Erlebnis, den musikali- der Vorsitzende der Ortsgruppe, Egon Mil- als unter den Gästen die erste Vorsitzende schen Darbietungen zu lauschen. brod, die Grußschreiben der Stadtpräsiden- der Ortsgruppe Lübeck, Nelli König, ge- Komplettiert wurde der Reigen bunter tin und des Bürgermeisters. Darin wurden sichtet wurde. In einer besonderen Zere- Melodien durch den Kinderchor der Ma- insbesondere die großen Leistungen in der monie wurde sie, stellvertretend für alle rien-Grundschule, „Marinis“, unter der Integrationsarbeit gewür- Leitung von Gajane Go- digt und die „Brücken- tenova, der ein interna- bauerfunktion“ hervorge- tionales Programm bot. hoben. Obwohl keines der Kin- Die Grußworte der der der russischen Spra- Pröbstin für den Kir- che mächtig ist, wurden chenkreis Lübeck, Petra einige Lieder in Russisch Kallies, enthielten viele mit Bravour dargeboten. persönliche Bezüge. Es In der Pause konnten gelang ihr, die vielen Er- die Gäste die Ausstellung fahrungen der Neubürger der Landsmannschaft der treffend zu beschreiben. Deutschen aus Russland, „Die Geschichte der präsentiert von Jakob Fi- Russlanddeutschen gibt scher, begutachten. Anlass, über die Grund- Zu den zahlreich er- fragen menschlichen Le- Der Vorsitzende der Ortsgruppe Lübeck Egon Milbrod, bei der Begrüßung schienenen Gästen zähl- bens und Zusammen- der Gäste der Jubiläumsfeier in der Ortsgruppe Lübeck. ten die Lübecker Kultur- lebens nachzudenken“, senatorin Kathrin Weiher, führte Egon Milbrod dann weiter aus. Leb- anderen Mitglieder der „ersten Stunde“, für der Vorsitzende der Bürgerschaftsfraktion haften Beifall gab es, als er anmerkte, dass ihre Aufbauleistung geehrt. der SPD, Jan Lindenau, sowie die Kreisvor- die Deutschen aus Russland kein Integrati- Als letzte Redner ergriffen Vertreter sitzende der CDU, Anette Röttger. Über- onsministerium, wie von den Parteien im der gastgebenden Kirche das Wort und regional waren Mitglieder von russland- Wahlkampf angedacht, benötigen würden. wünschten der Feier einen guten Verlauf. deutschen Vereinen aus Hamburg, Kiel Er forderte Renten für seine Landsleute, Symbolisch überreichten sie ein kleines Ge- und Wahlstedt sowie der Ost- und Mittel- die diesen eine angemessene Beteiligung schenk. deutschen Vereinigung der CDU vertre- am gesellschaftlichen Leben ermöglichen Die Gesangsgruppe „Lieder-Café“ aus ten, ebenso viele Vertreter befreundeter würden. Wahlstedt brachte das erste Geburtstags- Landsmannschaften aus Lübeck und Um- Das war auch der Grundtenor der nach- ständchen. Der Chor setzt sich ausschließ- gebung. Hinzu kamen Verbände und Ver- folgenden Rede. Lilli Bischoff, stellvertre- lich aus Mitgliedern der LmDR zusam- eine, die sich besonders um die Integration tende Bundesvorsitzende der Landsmann- men, die in Wahlstedt oder der Umgebung der Spätaussiedler bemühen, etwa Diakonie schaft und Vorsitzende der Landesgruppe wohnen. Gemeinsam haben sie Freude am Frauenring oder Kirchengemeinden. Niedersachsen, war zu dieser Veranstal- Singen deutscher und russischer Volkslie- Nach einem Imbiss begann der unterhal- tung eigens aus Hannover angereist. Sie der. Unter den Künstlern befand sich auch tende Teil der Veranstaltung. Jakob Fischer, unterstrich in ihrem Beitrag die Forderung die Vorsitzende der Ortsgruppe Wahlstedt, vielen Mitgliedern bestens bekannt, gab nach einer verbesserten Anerkennung der Olga Bier. Die engagierte junge Chorleite- russlanddeutsche Lieder zum Besten. Nach in Deutschland dringend benötigten Be- rin Viktoria Gusarova-Podszus versteht es, einem anderthalbstündigen Potpourri be- rufsabschlüsse und gerechteren Renten die Chormitglieder zu hohen Leistungen zu dankte sich der Vorsitzende der Ortsgruppe für Deutsche aus Russland. Im Namen des führen. herzlich bei allen Beteiligten für die gelun- Bundesvorstandes würdigte sie die Leistun- Ebenfalls als Kulturvermittler trat der gene Veranstaltung. gen der Ortsgruppe mit einer Urkunde. Chor der Musikschule der Gemeinnützi- Der Vorstand

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