Schwerpunkt: Kommunale Integrationszentren/Integrationsförderung

zienzgründen hierfür drei regionale Grup- starteten deshalb die ersten „Griffbereit“ gramm in der Schule“ angeboten. Erst eine pen gebildet. Das Arbeitsprogramm des Gruppen im Kreis. Hier treffen sich Mütter nachhaltige und kontinuierliche Unterstüt- Kommunalen Integrationszentrums sieht mit Kleinkindern im Alter zwischen ein und zung wird langfristig dazu führen, bessere für Kinder und Jugendliche Fördermöglich- drei Jahren. Anders als im Rucksack-Projekt Bildungsabschlüsse zu ermöglichen. Die- keiten aber nicht nur unmittelbar vor der sind die Kinder während der Treffen dabei. ser Weg ist zwar lang, aber er wurde mit Einschulung, sondern entlang der gesam- Die Mütter lernen, ihre Kinder sprachlich, „Griffbereit“, „Rucksack in der Kita“ und ten Bildungskette vor. aber auch motorisch und in Bezug auf ihre „Rucksack in der Schule“ im Märkischen Für die Eltern von Vorschul- und Grund- gesamte Entwicklung altersangemessen Kreis begonnen. schulkindern bedeutet dies, dass noch zu fördern. Für die Eltern der Grundschul- weitere Bausteine zum Rucksack hinzu- kinder wird ab dem laufenden Schuljahr EILDIENST LKT NRW kommen müssen. Im Januar dieses Jahres an sechs Standorten das „Rucksack-Pro- Nr. 9/September 2014 11.11.00

Kommunales Integrationszentrum im Oberbergischen Kreis – nur gemeinsam mit den Kommunen Von Dr. Christian Dickschen, Dezernent und Integrationsbeauftragter,

Der Oberbergische Kreis hat den höchsten Migrantenanteil aller Kreise in Nordrhein-Westfalen. Ohne RAA (Regionale Stelle zur Förderung von Kindern und Jugendlichen aus Zuwandererfamilien), ohne Integrationskonzept und ohne nennenswerte Struktur zur Vernetzung der kreisweiten und lokalen Integrationsangebote ging der Beschlussfassung des Kreistages über die Errichtung eines Kommunalen Integrationszentrums ein intensiver Abstimmungsprozess mit den Rathäusern voraus.

m 14.02.2012 hat der Landtag des 17.000 und 25.000 und in zwei deut- Aufgabe der Integrationsförderung. Ent- ALandes NRW das Teilhabe- und Inte- lich kleineren Gemeinden. Knapp 17.900 sprechend gering fällt von wenigen Aus- grationsgesetz mit dem Angebot einer Ausländer lebten Ende 2013 im Oberber- nahmen abgesehen die Personalausstat- Landesförderung für Kommunale Integra- gischen Kreis, das sind circa 6,6 Prozent tung für diesen Bereich aus; oft werden tionszentren (KI) in kreisfreien Städten und der Bevölkerung. Die größte Ausländer- Mitarbeiterinnen oder Mitarbeiter in den Kreisen beschlossen. Gut zwei Jahre später, gruppe bilden die Türken mit circa 5.900 Sozial-, Jugend- oder Schulämtern zusätz- am 03.04.2014, hat der Kreistag des Ober- oder 26 Prozent. Von ihnen leben 1.530 in lich mit der Aufgabe der Integrationsförde- bergischen Kreises mit einem entsprechen- , in 1.025, in rung betraut. den Kreistagsbeschluss seinen Beitrag zur knapp 150 und in weniger So ist es gut nachvollziehbar, dass die Errichtung des KI geleistet. als 100. Von allen Städten und Gemeinden zumindest anteilig über die Kreisum lage Vorausgegangen war neben der Überzeu- im Kreisgebiet hat Berg neustadt mit 2.760 finanzierten freiwilligen Aufgaben, die gungsarbeit in den Kreisgremien in einem Personen oder 14,7 Prozent den höchsten der Kreis übernimmt, besonders kritisch Kreis ohne RAA und Integrationskonzept Ausländeranteil, von denen die Türken 55 betrachtet werden. Dies gilt vor allem ein intensiver Abstimmungsprozess mit den Prozent ausmachen. dann, wenn für zu bearbeitende Quer- kreisangehörigen Städten und Gemeinden. Unter allen Kreisen in NRW hat der Ober- schnittsthemen notwendigerweise auf Umgehend am 24.04.2014 haben das bergische Kreis mit 27 Prozent oder 73.090 die kommunalen Strukturen und Akteu- Ministerium für Arbeit, Integration und Personen den höchsten Migrantenanteil. re zurück gegriffen werden muss. Diese Soziales sowie das Ministerium für Schu- Das ist auf die circa 20 Prozent Aussied- Diskussion zwischen dem Kreis mit seiner le und Weiterbildung ihre grundsätzliche ler an der Gesamtbevölkerung zurück zu Ausgleichs- und Ergänzungsfunktion und Zustimmung zur Errichtung eines Kom- führen. Vor allem ab Ende der 1980er dem kreisangehörigen Raum gab es in munalen Integrationszentrums erteilt, und bis Anfang der 1990er Jahre wurde der den letzten Jahren regelmäßig, so bei der mit Genehmigung des vorzeitigen Maß- Kreis durch den starken Zuzug russischer Gründung eines Demografieforums, beim nahmebeginns durch das Kompetenzzen- und osteuropäischer Aussiedler vor kom- Aufbau des Regionalen Bildungsnetzwerks trum für Integration der Bezirksregierung plett neue Herausforderungen gestellt. mit seinen auch kommunal-finanzierten Arnsberg konnte noch im August 2014 der Allein in diesem Zeitraum wurden circa Stellen im Bildungsbüro, bei der Implemen- Betrieb des KI mit den ersten Mitarbeitern 21.000 Neubürger aufgenommen, die sich tierung einer ergänzenden Struktur für das im Oberbergischen Kreis aufgenommen schwerpunktmäßig in der Kreismitte und in Ehrenamt und zuletzt bei der Errichtung werden. den Städten und Gemeinden im Südkreis des Kommunalen Integrationszentrums. Der Oberbergische Kreis ist ein ländlicher angesiedelt haben. Jenseits dieser generellen Auseinanderset- Flächenkreis östlich von Köln mit einer Die Haushaltslage ist in der Mehrzahl der zung gab es unterschiedliche Diskussionen Nord-Süd-Ausdehnung von fast 100 Kilo- kreisangehörigen Kommunen als prekär mit den Kommunen, je nach ihrer indivi- metern. In 13 kreisangehörigen Städten zu bezeichnen: fünf Kommunen befinden duellen Betroffenheit. Einige Städte und und Gemeinden leben circa 273 000 Ein- sich im Stärkungspakt Stadtfinanzen, acht Gemeinden mit einer geringen Ausländer- wohner, davon knapp 50.000 in der Kreis- weitere in unterschiedlicher Intensität in zahl oder wenigen überwiegend gut inte- stadt Gummersbach, viele in Städten und der Haushaltssicherung. Sie haben kaum grierten Aussiedlern fragten gezielt nach Gemeinden mit Einwohnerzahlen zwischen finanzielle Spielräume für die freiwillige ihren Vorteilen durch ein KI.

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Grafische Darstellung in der OBK-Karte.

Diesen konnte nur allgemein geantwor- gen Akteuren ergänzend tätig werden soll. einvernehmlich dahingehend interpre- tet werden, dass die Region insgesamt Nachdem das mittlerweile anerkannte Bil- tiert, dass der Kreishaushalt nur so gering betrachtet werden müsse und auch bei dungsbüro eine umfangreiche Dokumen- wie möglich belastet werden sollte. Die ihnen die überwiegend produzierenden tation über die Bildungsteilhabe der Kin- Begrenzung der Personalkosten gelang mittelständischen Unternehmen davon der und Jugendlichen mit Migrationshin- durch eine restrik tive Stellenbewertung profitieren werden, dass über die Einbin- tergrund vorgelegt hat, innerhalb kurzer und die Übertragung der höherwertigen dung des KI in die Fachkräftestrategie des Zeit in mehreren Städten und Gemeinden Leitungsfunktion auf eine vom Land abzu- Kreises Arbeitskräfte mit Migrationshin- durch den Zuzug aus Süd- und Süd-Ost- ordnende Lehrkraft. Der kommunale Ein- tergrund gewonnen oder gehalten wer- Europa kurzfristig viele Seiteneinsteiger zu fluss auf die Höhe der Projektkosten wird den. Die Stadt Gummersbach verwies auf betreuen waren und in mehreren Nach- dadurch sichergestellt, dass die jeweils für ihre eigenen großen Anstrengungen auf barkreisen Kommunale Integrationszen- zwei Jahre aufzustellenden Arbeitspro- dem Gebiet der Integration mit zwei Voll- tren an den Start gingen, formulierten die gramme mit den Kommunen abgestimmt zeitstellen und einem erfolgreichen Netz- kreisangehörigen Städte und Gemeinden werden. werkmanagement, das sich auf alle kom- die Voraussetzungen für ihre Zustimmung Die dezentrale Arbeitsweise wird in der munal relevanten Akteure erstreckt und zur Errichtung des KI: Weise umgesetzt, dass Veranstaltungen Elemente des Quartiersmanagements auf- 1. Kostenneutralität für den Kreishaushalt und Fortbildungsmaßnahmen nicht nur in nimmt. 2. Dezentraler Arbeitsansatz der Kreisstadt sondern auch im Kreisnor- Dem daraus resultierenden Wunsch, Stel- 3. Enge Anbindung an das Bildungsbüro den und im Kreissüden durchgeführt wer- len des KI direkt bei der Stadt anzusiedeln, des Regionalen Bildungsnetzwerks. den. Gleiches gilt auch für mehrmonatige konnte als nicht mit der Gesetzeslage und Die politische Forderung nach Kostenneu- Projekte in Kitas oder Grundschulen, sofern den Förderbestimmungen vereinbar nicht tralität wurde angesichts der nach den För- ein Bedarf belegt und die Aufnahme in das entsprochen werden. Zugesagt wurde derbestimmungen des Landes vom Kreis Arbeitsprogramm erfolgt ist. Damit werden lediglich unter Hinweis auf das Abstim- zu tragenden Arbeitsplatz-, Reise- und gleichzeitig die unter Umständen notwen- mungsgebot, dass das KI nur in enger Projektkosten sowie den die Landesför- digen Fahrkosten von bis zu 100 Kilometer Abstimmung mit der Stadt und den dorti- derung übersteigenden Personalkosten täglich für Fahrten nach

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oder Morsbach für die Dauer der Projekt- die Arbeit des KI fachlich begleiten werden. tion als Querschnittsthema“ in erster Linie laufzeit anerkannt.Die enge Anbindung an In gleicher Weise ist das „Regionale Über- der Leitung des KI überlassen wird oder das Bildungsbüro des Regionalen Bildungs- gangsmanagement“ für den Übergang ob eine entsprechende Struktur mit Mit- netzwerks erfolgt für den Schwerpunkt- von der Schule in den Beruf/in das Studi- wirkungsmöglichkeiten für die Städte und bereich „Integration durch Bildung entlang um in die Gesamtsteuerung der Bildungs- Gemeinden geschaffen wird. Zu denken der Bildungskette“, indem dem Lenkungs- landschaft im Oberbergischen Kreis einge- wäre dabei an einen Beirat oder eine regel- kreis des Regionalen Bildungsnetzwerks bunden. mäßige Integrationskonferenz. mit hochrangigen kommunalen Vertretern Noch offen ist ob die Abstimmung mit den Entscheidungskompetenzen eingeräumt Kommunen und den übrigen Akteuren im EILDIENST LKT NRW werden und die einschlägigen Fachforen zweiten Schwerpunktbereich „Integra- Nr. 9/September 2014 11.11.00

Das Kommunale Integrationszentrum im Rhein-Erft-Kreis als neuer Akteur der Integrationsarbeit Von Simon Schall, Leiter Kommunales Integrations- zentrum und Anton-Josef Cremer, Dezernent im Bereich Schule und Weiterbildung, Familien, Senioren, Soziales und Gesundheit, Rhein-Erft-Kreis

Am 18.07.2013 hat der Kreistag des Rhein-Erft-Kreises einstimmig beschlossen, ein Kommunales Inte- grationszentrum (KI) einzurichten, wie es nach dem Teilhabe- und Integrationsgesetz möglich ist. Im De- zember 2012 begann die Kreisverwaltung mit der systematischen Aufbauarbeit; mit der Verabschiedung des Kreisintegrationskonzepts für den Rhein-Erft-Kreis im September 2014 wird der Gründungsprozess abgeschlossen sein. Die Gründung des Kommunalen Integrationszentrums ist für den Rhein-Erft-Kreis der Einstieg in ein neues Arbeitsfeld mit neuen Arbeitsstrukturen.

n einer Dienstbesprechung des Landrats arbeit würde auch nach der Gründung des grationsakteuren im Rhein-Erft-Kreis stand Imit den Bürgermeisterinnen und Bür- Integrationszentrums schwerpunktmäßig die Aufbauphase des Integrationszentrums germeistern der zehn kreisangehörigen vor Ort – in den Kommunen – stattfinden. im Zeichen zweier kreisweiter Abstim- Kommunen im Rhein-Erft-Kreis ertönte Gegenüber allen Integrationsakteuren mungsprozesse. Immer wieder mussten der Startschuss zu einem Neubeginn, der im Kreis, den freien wie den öffentlichen, diese Prozesse unter Beachtung klarer zeit- nicht alltäglich in einem Kreis ist. Gemein- wurde seit dem ersten Tage betont, dass licher Vorgaben erfolgen. sam einigten sich die Verwaltungsleitun- das Integrationszentrum nicht in Konkur- So war als erster Meilenstein die gen des Kreises darauf, ein Kommunales renz mit ihnen treten werde. Beschlussfassung des Kreistages zur Ein- Integrationszentrum als neue Einrichtung Im vorliegenden Beschlussentwurf des richtung eines Kommunalen Integrations- bei der Kreisverwaltung zu installieren. Kreisintegrationskonzepts heißt es zu zentrums bis Juli 2013 zu beachten. Mit Der Kreis wurde in einem Bereich der frei- den Prinzipien der Integrationsarbeit des dem Kreistagsbeschluss vom 18.07.2013 willigen Verwaltungsleistungen mit Kom- Kreises: „Der Rhein-Erft-Kreis wird keine wurde nicht nur der Antrag an das Land petenzen ausgestattet, in dem er bisher Doppelstrukturen aufbauen und mit den verabschiedet, sondern ebenso die inter- nicht aktiv war. Natürlich hatte der Kreis bestehenden Integrationsangeboten der kommunal abgestimmte Schwerpunktset- auch damals Kundinnen und Kunden mit Kommunen und freien Träger nicht in zung innerhalb der beiden großen Hand- Migrationshintergrund. Die systematische Konkurrenz treten. Die Zusammenar- lungsfelder Kommunaler Integrationszen- Integra tionsarbeit im Sinne des Teilhabe- beit erfolgt auf Basis des interkommunal tren ‚Integration durch Bildung‘ und ‚Inte- und Integrationsgesetzes, die Integrations- abgestimmten Integrationskonzepts und gration als gesellschaftliche Querschnitts- arbeit als eine kommunale Querschnitt- der freiwilligen Zusammenarbeit der Part- aufgabe‘. Im ersten Handlungsfeld befasst saufgabe versteht, die alle Bereiche des nerinstitutionen im ganzen Kreisgebiet. sich das KI des Rhein-Erft-Kreises nun Verwaltungshandelns betrifft, war jedoch Der Rhein-Erft-Kreis bzw. das Kommunale vorrangig mit der Qualifizierung von päda- für den Kreis Neuland. Integrationszentrum werden nicht die Rolle gogischem Fachpersonal im schulischen einer ‚Integrationsaufsicht‘ einnehmen, Elementar- und Primarbereich. Im zweiten Integration findet vor Ort sondern vorhandene Angebote ergänzen, Handlungsfeld sollen die Angebote spezi- statt – Das Integrationszen- bei deren Verbreitung unterstützen und – ell für die Zielgruppe der Neuzuwanderer wo nötig – neue Maßnahmen entwickeln.“ gestärkt und ergänzt werden. trum unterstützt die örtlichen Diese Arbeitsfelder ergaben sich als Rück- Akteure Legitimation durch Beteili- meldungen der kreisangehörigen Kommu- Noch vor der Antragsstellung auf Einrich- gung – Abstimmungsprozesse nen, nachdem sie ein von der Kreisverwal- tung eines KI beim Land, der Beschlussfas- tung erarbeitetes Abstimmungspapier in sung durch den Kreistag oder den frühen in der Aufbauphase des KI eigener Verantwortung in ihren örtlichen Abstimmungsprozessen im kreisangehö- Getragen vom Prinzip der frühzeitigen und Ausschüssen/Räten/Integrationsakteuren rigen Raum war eines klar: Integrations- umfassenden Kooperation mit allen Inte- beraten hatten. Das Papier zeigte exem-

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