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Zoologisch-Botanische Datenbank/Zoological-Botanical Database

Digitale Literatur/Digital Literature

Zeitschrift/Journal: Österreichs Fischerei

Jahr/Year: 1961

Band/Volume: 14

Autor(en)/Author(s): Hemsen Jens

Artikel/Article: Donaufahrt 1960 18-24 ©Österr. Fischereiverband u. Bundesamt f. Wasserwirtschaft, download unter www.zobodat.at

Dr. Jens Hemsen: Donaufahtt 1 9 6 0

Die „Arbeitsgemeinschaft Donauforschung“ die niedrigste Fließmenge 400 cbm/s, die in Wien der „Internationalen Vereinigung für höchste 10.500 cbm/s, was ungefähr der theoretische und angewandte Limnologie“ 26fachen Wassermenge entspricht und neben (die, wie unseren Lesern vielleicht in Erinne­ anderen Merkmalen den Charakter eines Ge- rung sein wird, im Jahre 19 5 9 in Österreich birgsflusses anzeigt; in den unteren Donau- ihren 14. Kongreß abhielt) veranstaltete vom Jändern ist die Hochwassermenge ebenfalls 19. September bis 2. Oktober 1960 eine kaum höher wie bei uns, die Minimalmenge Donaubereisung, um den Vertretern aller an liegt aber bei ca. 2500 cbm/s, so daß das der Erforschung der Donau interessierten Verhältnis nur mehr 1 4—5 beträgt: An­ Länder Gelegenheit zu geben, den nach der zeichen eines Niederungsflusses eines Gebietes Wolga zweitlängsten Strom Europas in seiner mit geringen Jahresniederschlägen, wie sie die Gesamtheit kennenzulernen und gegenseitig ungarische Tiefebene und die Walachei dar­ Erfahrungen auszutauschen. Diese Llnter- stellen. Ebenso zeigt sich dieser Wechsel des suchungen sind deswegen bereits dringend Typus in der Verschiebung der Hochwasser­ geworden, da der bis jetzt im Vergleich mit zeit an: Gebirgsflüsse haben wegen des anderen mitteleuropäischen Flüssen noch viel­ Frostes im Winter Niedrigwasser, im Früh­ fach naturbelassene Charakter des Stromes sommer Hochwasser; Niederungsflüsse führen sich zumindest an einigen Strecken wegen der im Winter Hochwasser, da der Niederschlag bestehenden und geplanten Kraftwerks-, größtenteils als fällt und im Sommer Regulierungs- und Meliorisationsprojekte Niedrigwasser, da es trocken und heiß ist. bald ändern wird. Diese wechselnde Hoch- und Niedrigwasser­ Die Fahrt wurde mit einem der derzeit zufuhr verleihen der Donau ein relativ aus­ modernsten Donauschiffe, der „Amur“ durch­ geglichenes Wasserregime mit Frühjahrs­ geführt, Die Amur wurde in Korneuburg ge­ hochwasser. Ein drittes Charakteristikum fin­ baut und fährt unter sowjetischer Flagge. den Gebirgsfluß ist sein Gefälle: Auf den Llnter der Leitung von Dr. R. Liepolt ging es 3 50 km österreichischer Donaustrecke fällt von Wien aus über Preßburg, , der Strom um 156 m, was etwa 45 cm/km Apatin, Belgrad, Orsova mit Ada Kaleh, Turn ausmacht. Für die restlichen 1872 km vom Severin, Ruse, Braila, Galatz, Ismail, MaJiuc Verlassen Österreichs bis zum Schwarzen bis Sulina an der Mündung der Donau ins Meer stehen nur mehr knapp 150 m zur Ver­ Schwarze Meer, wobei die Vertreter aller fügung! Das starke Gefälle der österreichi­ besuchten Länder neben wissenschaftlichen schen Donau setzt sich noch durch die Tsche­ Vorträgen über ihre entsprechende Donau­ choslowakei bis Gönyi in Ungarn fort, wo der strecke auch die Besuche der obengenannten Gefällsknick liegt. Ab hier vermindert sich das Städte ermöglichten. Gefälle auf 6—8 cm/km. In der zwischen Lim einen ungefähren Begriff von der Jugoslawien und Rumänien liegenden Größe und Mächtigkeit des Donaustromes Kataraktstrecke verstärkt sich dieses wieder zu geben, seien einige Zahlen genannt: Die auf über 30 cm/km, um aber danach auf etwa Gesamtlänge beträgt 2.850 km, das Einzugs­ 4 cm/km zurückzugehen. Im letzten Abschnitt, gebiet 817.000 qkm, die mittlere Wasser­ etwa ab Galatz, vermindert sich das Gefälle führung nimmt von etwa 670 cbm/sec bei immer mehr, um im Delta schließlich nur mehr über 1920 cbm/s bei Wien, 2300 cbm/s etwa 1 cm/km zu betragen. bei Budapest, 5840 cbm/s beim Eisernen Tor Da die Donau über 60 Prozent des Zu­ auf 7723 cbm/s bei zu. Interessant ist flusses des Schwarzen Meeres ausmacht, ist das wechselnde Verhältnis zwischen der nied­ nach größeren Hochwässern der Donau auch rigsten und höchsten Wasserführung in Öster­ eine Wasserspiegelerhöhung dieses Binnen­ reich und der unteren Donau: Bei uns beträgt meeres festzustellen.

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Die Breite der Donau schwankt stark, je Von Sulina bis dorthin ist die Stromlänge in nach der geologischen Beschaffenheit ihrer Seemeilen angegeben, eben weil der Seever­ Fließstrecke. Um aber durchschnittliche kehr soweit hinaufreicht. Die Donauschlepp- Breitenangaben machen zu können, spricht Schiffahrt reicht praktisch von der Mündung man von einer „Normalbreite“ Diese beträgt bis etwa , einzelne kleinere Schiffe bei Wien 28 5 m, in der ungarischen Strecke können auch noch erreichen. Je weiter oberhalb Budapest 420, unterhalb 450 m; die man die Donau hinunter kommt, desto größer breitesten Stellen werden hier bis zu 650 m. werden die Schleppzüge; die drei- bis vier­ Im Kasanpaß wird die Donau beim Durch­ fache Menge an Kähnen, die man auf der bruch durch das Banater Bergland noch einmal österreichischen Donau zu sehen gewohnt ist, stark eingeengt und mißt hier nur 112 m, ist werden ohne weiteres von einem einzigen aber dabei über 70 m tief, in der unteren Schlepper gezogen, oder — wie es neuerdings rumänischen Donau verbreitert sie sich dann aufkommt — auch geschoben. Merkwürdiger­ auf 700—800 m; stellenweise erhöht sich die weise existieren auf der Donau außer den Breite auf über 1 km. Durch die flachen Auen Kähnen aller Donauanrainer auch französische und Überschwemmungsgebiete wächst die Fahrzeuge, die unter ihrer Flagge fahren. Strombreite bei Hochwasser allerdings unge­ Schlepphilfe brauchen die Züge bei normalem heuer an, um im Delta bei diesen Gelegen­ Wasserstand nur mehr im Eisernen Tor, wo heiten etwa 60 km breit zu werden. Die Mün­ eine moderne Treidel-Lokomotive den alten dung des Sulina-Armes besteht unterhalb des Kettenschlepper abgelöst hat. In der Katarakt­ Ortes Sulina aus zwei kilometerlangen Stein­ strecke muß wegen der geringen Breite der dämmen, die weit in das dort sehr seichte ausgebaggerten Kanäle im Einbahnverkehr ge­ Schwarze Meer hinausgezogen sind. Dieser fahren werden, wobei die talfahrenden Schiffe Kanal muß dauernd ausgebaggert werden. den unbedingten Vorrang genießen; wenn man eine solche Einbahnstrecke durchfahren Hochseeschiffe können durch den Chilia- hat, bietet sich dem Reisenden am unteren und Sulina-Arm bis Galatz und Braila fahren, Ende immer wieder das Schauspiel der zahl­ wo sich auch große Werften befinden. Galatz reichen Schleppzüge, die dort vor Anker liegt bereits 150 km landeinwärts, und dort warten. Übrigens müssen auch alle Schiffe für beginnt auch die die ganze schiffbare Donau diese gefährlichen Strecken einen Lotsen an entlanglaufende Kilometrierung bei km 150. Bord nehmen. Fische und Fischerei der Donau

Die Fischfauna der Donau bietet infoferne schließlich in der Donau und ihren Neben­ Besonderheiten, als sie zusammen mit der­ flüssen beheimatet sind, u. a. Schrätzer, jenigen der übrigen Zuflüsse des Schwarzen Streber und Zingel, alle drei zu den Barsch­ Meeres und z. T. mit dieser selbst zur „poli­ artigen gehörig und wirtschaftlich völlig un­ tischen Fauna“ gerechnet werden, die gegen­ bedeutend. über der Fauna der übrigen Flußgebiete Eu­ Zu den Wirtschaftsfischen, die in Europa ropas einige endemische (auf ein bestimmtes weit verbreitet und auch in der Donau zu Gebiet beschränkte) Arten aufweist. Unter finden sind, gehören Wels, Schill, Rutte, den wirtschaftlich bedeutenden Fischen zählen Karpfen, Hecht, Schleie und eine Reihe hierzu der Sterlet und seine Verwandten; der weiterer Weißfische wie Barben, Brachsen, Hausen, der Huchen, der Donauhering und der Wolgazander (auch Steinschill genannt). Zu Näsling, Aitel usw. Ursprünglich nicht in der den unbedeutenden Fischen, die im pontischen Donau heimisch, beginnt auch der Aal auf­ Gebiet beheimatet sind, zählt die Mairenke zutreten und an außereuropäischen Einwan­ (Alburnus mento), die nur einen äußerst ge­ derern finden sich zahlreich Sonnenbarsch und ringen Marktwert hat, und zu Arten, die aus­ Zwergwels sowie einzelne Forellenbarsche.

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Abb. 1: Mächtig schieben sich im Kasanpaß von Norden und Süden die Felswände gegen den Donaustrom, den sie an dieser Stelle auf 112 m einengen. Auf dem rechten Ufer (im Bilde links) sind die Reste der etwa 1900 Jahre alten Trajansstraße zu erkennen, die nur wenige Meter über dem Strom in die Felsen gehauen wurde. Auf dem linken, rumänischen Ufer läuft die Szechenyi-Straße, die zur Zeit der Österr.-Ungar. Monarchie entstanden war.

Im Laufe der Jahrzehnte verschwinden pontica), der heute kaum noch oberhalb der leider immer mehr Edelfische aus der oberen Kataraktstrecke zu finden ist. Leider wird sich Donau und ziehen sich in die unteren Ab­ dieser Prozeß beim weiteren Ausbau der ge­ schnitte des Stromes zurück: So fing man planten Kraftwerke bei Visegräd (Ungarn) früher regelmäßig noch in der Gegend von und in den Katarakten beschleunigen und Sterlets, vereinzelt auch bis in die bay­ die Fischfauna wird weiter verarmen, bzw. rische Donau, die jetzt nur mehr regelmäßig durch eventuell notwendig werdenden künst­ in der ungarischen Donau gefangen werden; lichen Besatz vereinheitlicht werden. Man die beiden näheren Verwandten des Sterlets kann nur hoffen, daß die großen Strecken, die (Acipenser ruthenus), Waxdick (A. Gülden- zwischen den geplanten Kraftwerken liegen, städtii) und Scherg (A. stellatus) sind in den möglichst lange einen eigenen Bestand an den letzten 10 Jahren auch aus Ungarn ver­ gefährdeten Fischarten zu halten vermögen. schwunden, ebenso der früher noch vereinzelt So wie die Haupt- und Nebenprobleme der auftretende Donauhering (Caspialosa kessleri einzelnen Donauanrainerstaaten wechseln —

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Abb. 2: Breit dehnt sich die Donau in Rumänien zwischen dem Tiefland der Walachei links und dem alten Tafelland der Dobrudscha rechts.

Abwasserbelastung, Schiffahrt, Kraftnutzung, ändern sich in den an Österreich anschlie­ Bewässerung, Regulierung etc. —, so unter­ ßenden Ländern insoferne grundlegend, als schiedlich ist auch die Stellung der Frage der dort praktisch die gesamte Fischerei verstaat­ Fischerei in den verschiedenen Ländern. licht ist und die Genossenschaften, Kollektive In Österreich ist die Erwerbsfischerei gegen­ und Kombinate natürlich ziemlich genaue über früheren Jahrzehnten und Jahrhunderten Fangerträge nachweisen können. nicht nur in der Donau stark zurückgegangen. In Ungarn wird die Fischerei durch Genos­ Die wenigen Donaufischer bestreiten ihren senschaften und Sportvereine ausgeübt, die Lebensunterhalt nicht ausschließlich aus der straff organisiert sind, und als Durchschnitt Fischerei; entweder läuft ein gewerblicher oder der letzten Jahre folgende Fangmengen an­ landwirtschaftlicher Verdienst nebenher, oder geben: die Fischerei ist der Nebenbetrieb. Weit häu­ Sterlet 6.300 kg figer ist der Sportfischer anzutreffen, der ent­ Karpfen 72.000 kg weder als Einzelrechtsbesitzer auftritt, oder Barben 35.300 kg von Angelsportvereinen gestellt wird. Die „Weißfische“ 492.300 kg Gesamterträge sind daher an der Donau nur Wels 10.100 kg schwer zu schätzen, da fast nirgends Fang­ Zwergwels und statistiken geführt werden und man die Sonnenbarsch 52.100 kg wenigen Ausnahmen entsprechend ihrer Hecht 43.200 kg Strecke nach Größe und Qualität miteinander Stein-, Schill 17.900 kg vergleichen muß. Auf Grund solcher Ver­ Summe 729.200 kg gleiche kann man in der österreichischen Donau mit einem Jahresausfang von 60.000 In Jugoslawien wurde das alte Fischerei­ bis 90.000 kg rechnen. Diese Verhältnisse zentrum Apatin in der Batschka besucht, das

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Abb. 3: Einer der großen ablaßbaren Fischteiche von Apatln. Mit steigendem Donauwasser wird er ge­ füllt, im Frühherbst wie­ der abgefischt. Die Karp­ fen werden bereits ab einem Gewicht von etwa Vs kg dem Verbrauch zu­ geführt.

früher hauptsächlich von Deutschen bewohnt ruhigen Seitenarme und Gräben, um Unter­ war. Bereits Kaiser Franz I. von Österreich stand zu suchen und gleichzeitig abzulaichen. verlieh am 10. April 18 30 den Fischern von Die geschlüpften Jungfische finden in den Apatin, die unter der Regierung Maria The­ nahrungsreichen Gewässern genügend Futter, resias Mitte des 18. Jahrhunderts eingewan­ um gut heranzuwachsen; diese Gebiete sind dert waren, das Privileg, von Mohäcs bis auch für den natürlichen Nachwuchs hervor­ Orsova die Fischerei zu betreiben. Das ent­ ragend geeignet. Der auch von den Fischern sprach ungefähr der gesamten heutigen jugo­ der unteren Donau immer wieder beklagte slawischen Donaustrecke von etwa 500 km. Rückgang der Fischereierträge gegenüber Das neue verstaatlichte „Fischereizentrum früheren Jahrzehnten und Jahrhunderten wird Apatin" befischt die Strecke von der Staats­ u. a. auf die zunehmenden Regulierungsmaß­ grenze zwischen Ungarn und Jugoslawien, nahmen und Meliorierungen zurückgeführt, die also von 5 km südlich Mohäcs bis zur Mün­ in den dortigen Gegenden am ausgedehntesten dung der Drau in die Donau, ist also nur sind und jeweils zehntausende Hektare be­ mehr etwa 65 km lang. Hiebei ist allerdings treffen. Aus dem oben Gesagten ist es ver­ der Strom selbst als Fischereigebiet weniger ständlich, daß die Dauer der Überschwem­ in Betracht zu ziehen, da sich die Fänge mungen auf die Fischernten desselben und der wegen zu geringer Fangmöglichkeit nicht kommenden Jahre einen entscheidenden Ein­ lohnen; die eigentlichen ergiebigen Fang­ fluß ausüben, denn je länger das Wasser die gründe liegen in den weitverzweigten Über­ Auen überstaut, desto länger können die schwemmungsgebieten, Augräben, Alt- und heranwachsenden Jungfische, aber auch die Nebenarmen, Lacken und Teichen, die auf gesamte übrige Fischpopulation auf der guten einem Gebiet von etwa 27.000 ha verteilt Weide der nahrungsreicheren und wärmeren, sind. Ursprünglich war dieses Inundations- hochwassergeschützten Seitenwässern bleiben. gebiet viel größer, wurde aber zum Großteil Aus den Statistiken des Fischereizentrums für landwirtschaftliche Zwecke melioriert, wie Apatin ergibt sich der unmittelbare Zusam­ andere derartige Gebiete zur Gänze. Zur Zeit menhang zwischen der Dauer einer Über­ der Frühjahrsüberschwemmungen ziehen die schwemmung und den Erträgen: 1931 dauerte Fische aus dem Hauptstrom in die zahllosen die Überflutung 150 Tage, was einen Aus­

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fang von 1,214.000 kg erbrachte, 1934 war Zu diesen Erträgen sind noch die geschätz­ das Gebiet nur 5 Tage unter Wasser und der ten Erträge der etwa 5000 Sportfischer zuzu­ Ertrag ging auf 36 3.000 kg zurück, wobei die zählen, von denen ein Mann mit durchschnitt­ dazwischenliegenden Ertragszahlen ähnlich lich 4 kg eingeschätzt wird, so daß noch etwa gelagert sind. Nicht gerechnet wurden in 20.000 kg dazukommen. diesem Zusammenhang die Ausfälle der Die bulgarische Donaustrecke ist späteren Jahre durch vermindertes Brut­ fischereilich gegenüber dem rumänischen aufkommen. Die unmittelbar verminderten Nachbarn viel ungünstiger dran, da sie keine Fangergebnisse sind so zu erklären, daß höher derartig großflächigen Überschwemmungs­ gelegene Gräben bei sehr kurzen Über­ gebiete besitzt. Fast überall ziehen sich Steil­ schwemmungen entweder überhaupt trocken ufer entlang des Stromes; die wenigen soge­ bleiben, oder nur wenig Wasser führen und bei nannten Teiche des schmalen überschwemmten so kurzem und damit auch harmlosen Hochwäs­ Streifens bedecken noch nicht einmal 1000 ha. sern die wenigen eingewanderten Fische auch nicht alle Gräben und Arme besiedeln können. Rumänien ist nicht nur der größte Die Fischerei geht so vor sich, daß die Donauanrainer, sondern besitzt auch die Fischer, die die ganze Woche in kleinen fischereilich günstigen Flachufer und Inseln, Hütten in den Revieren leben, bei ablau­ so daß sich die Fischerei auf die günstigsten fendem Hochwasser vor Gräben, Seitenarme und ergiebigsten Stellen konzentrieren kann. etc. Netze und Reusen setzen und so leicht Ein Zentrum der rumänischen Donau­ die zum Hauptstrom rückwandernden Fische fischerei liegt auf der großen Donauinsel bei fangen können; in den abgeschlossenen Braila, die wir ebenfalls Gelegenheit hatten, Gräben und Lacken wird mit Zugnetzen ge­ zu besuchen. Die Insel, natürliches Über­ fischt, Teiche normal abgelassen und abge­ schwemmungsgebiet von etwa 86.000 ha fischt. Jeden Abend wird dann der Tagesfang wurde z. T. eingedeicht und trocken gelegt, mit kleinen Motorbooten der Zentrale abge­ so daß für die Überflutung und damit für die holt, wo die Fänge sortiert und verarbeitet Fischerei nur mehr ca. 46.000 ha zur Ver­ werden. Edelfische werden unmittelbar dem fügung stehen. Dieses Gebiet wurde nicht nur Verbrauch zugeführt, bessere Weißfische des­ der Fischerei erhalten, sondern dafür noch gleichen, andere wieder werden zu Salzfisch besonders ausgestaltet, indem sie u. a. mit oder Räucherfischkonserven verarbeitet. Ge­ niederen Dämmen versehen wurde, die bei fangene Jungfische von edlen Sorten werden Hochwasser leicht überflutet werden. Wie als Satzfische auch ins Ausland verkauft. überall, finden zahlreiche Fische hier Hoch­ Klein- und Minderfische sowie alle Abfälle wasserschutz und Laichplätze vor. Einige und Reste kommen in die Fischmehlfabrik, die Stellen sind nicht durch Dämme abgeriegelt, ebenfalls im Kombinat vorhanden ist. Ergänzt diese stellen bevorzugte Fischeinzugstore dar; wird die Einrichtung dieser Fischereistation vor Ablauf des Hochwassers werden sie durch von einer kleinen Werft, die Reparaturen und bereitgestellte Weidenzäune abgeriegelt und kleinere Neubauten durchführen kann und die an einigen bevorzugten Stellen gebauten von Netzwerkstätten. Schleusen geschlossen. Eines dieser kleinen Der Durchschnitt der Jahresfänge seit dem Stauwerke bei Filipoiu besichtigten wir bei Jahre 1914 betrug in Apatin: dieser Gelegenheit. Durch diese Dämme und Sterlet 4.000 kg Schleusen ist die Fischerei hier unabhängig Wels 40.000 kg von der natürlichen Dauer des Hochwassers, Schill 2 5.000 kg da auch bd nur kurzer natürlicher Dauer das Karpfen 225.000 kg Wasser lange zurückgehalten, bzw. das Wasser Hecht 87.000 kg nur ganz langsam abgelassen werden kann. Gemischt: Kl. 1 60.000 kg Der Abfluß geht durch ganz eng gestellte Kl. 11 90.000 kg Gitterstäbe an den Wehren vor sich, wobei Weiße 270.000 kg die Jungfische in den Strom zurückfinden Summe 801.000 kg können.

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Abb. 4: Das kleine Fischerei-Stauwerk von Filipoiu auf der Donauinsel von Braila. In die Zwischenräume zwischen die Betonpfeiler werden die Spezialnetzsäcke eingehängt.

Die Fischerei konzentriert sich hier auf Fischereien der verschiedenen Länder der Hauptpunkte, die günstigerweise an den unteren Donau kann man ersehen, welche Wehrstellen liegen, wo besondere Netzsäcke relativ bedeutende Rolle in der Ernährung und in die Abflußvorrichtungen eingesetzt werden, Volkswirtschaft die Fischerei an der Donau wobei es unter besonders günstigen Um­ noch spielt; eine Rolle, die sie bei uns längst ständen möglich sein soll, bis zu 50.000 kg verloren hat. in einer Nacht zu fangen. Die im Inneren der Diese lehrreiche und in jeder Hinsicht Insel gelegenen Gräben werden zusätzlich mit interessante Reise soll im Sommer oder Herbst Netzen und Reusen abgefischt. Die Gesamt­ dieses Jahres Ergänzung und Abschluß finden, fänge allein auf der Donauinsel Braila machen indem von Wien aus bis zu den Quellen der in guten Jahren bis zu 3,000.000 kg aus! Donau mit Schiff und Autobus gefahren wer­ Aus diesen kurzen Darstellungen über die den soll.

Füchse am Stellnetz und an Winterteichen

Außer einer Teichwirtschaft habe ich vor überhängenden Felswänden gebildet, teils Jahren auch einen über 700 ha großen und liefen sie aber auch flach aus, dort nämlich, 55 m tiefen Stausee längere Zeit bewirt­ wo Felder und Wiesen unter Wasser gesetzt schaftet. Zum Großteil von ausgedehnten worden waren. Der Stausee war ungemein Waldungen umgeben, wurden dessen Ufer fruchtbar. Karpfen zwischen 20 und 30 kg, teils von steil abfallenden, ja oft romantisch Hechte von 10 bis 15 kg waren neben

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