Förderverein Rammelsberger Bergbaumuseum / e.V. Suche und Erkundung am Rammelsberg und in seiner Umgebung

Jahresgabe 2011/2012 für die Fördervereinsmitglieder Titelbild: Geophysikalische Untersuchungen im Harz durch die Firma Harz Minerals /WAL 2011/

Suche (Prospektion): Identifizierung von Höffigkeits- gebieten, in denen weitere Untersuchungen gerechtfertigt erscheinen.

Erkundung (Exploration): Genauere Untersuchung von Lagerstätten und Rohstoffvorkommen zur Abschätzung der Dimensionen und zur Berechnung der Vorräte, sodass entschieden werden kann, ob ein bergmännischer Gewin- nungsbetrieb wirtschaftlich sein kann oder nicht.

Erzvorkommen: Auf natürlichem Wege entstandene Erz- körper

Erzlagerstätten: Erzvorkommen, die sich mit wirtschaft- lichem Erfolg abbauen lassen. Die Grenze zwischen Erz- vorkommen und Lagerstätte verschiebt sich sowohl mit den bergbau-, aufbereitungs- und hüttentechnischen Mög- lichkeiten als auch mit den Marktpreisen für Roherze, Erzkonzentrate und Metalle. Danksagung

Dieses Heft konnte nur entstehen durch die Hilfe, Unterstützung und Beratung einer Reihe von Fachleuten. Besonders gedankt sei Dr. Eckart Walcher. Er hat in vielen langen Gesprächen wertvolle Ratschläge, Infor- mationen und Hinweise gegeben. Dr. Walcher war seit 1980 Explorati- onsgeologe bei der Preussag Metall Goslar gewesen, betreibt heute ein Ingenieurbüro für Geologie in Waldsassen und berät sowohl die Harz Minerals GmbH bei der Prospektion im Gosetal als auch die Bergbau Goslar GmbH bei ihrem aktuellen Rammelsberger Stollenbauprojekt.

Heinrich Stöcker, ehemaliger Grubenbetriebsführer des Erzbergwerks Rammelsberg, sei gedankt für die vielen wertvollen Hinweise und für die Möglichkeit, mit den Unterlagen aus seiner umfangreichen Literatur- sammlung arbeiten zu dürfen.

Dr. Uwe Steinkamm, viele Jahre Direktor der Zinkhütte Harlingerode und sehr versiert auf dem Fachgebieten Mineralogie und Geologie des Harzes, besonders aber des Rammelsbergs, hat in dankenswerter Art und Weise bei der Zusammenstellung der Fakten zur Geologie des betrachte- ten Gebietes und zur Geschichte der Geologie beigetragen.

Gedankt sei auch Diplom-Ingenieur Heinz Jahn aus Edemissen, der Anfang der 1950er Jahre als Schichtführer auf einer der am Rammelsberg eingesetzten Bohranlagen gearbeitet und wichtige Informationen über die Tiefbohrungen beigesteuert hat.

Diese Jahresgabe wurde herausgegeben im Eigenverlag der Fördervereins. Goslar, Dezember 2011

Druck: Papierflieger Clausthal-Zellerfeld Layout: Ulrich Kammer Verfasser: Peter Eichhorn Suche und Erkundung am Rammelsberg und in seiner Umgebung

Jahresgabe des Fördervereins Rammelsberger Bergbaumuseum Goslar/Harz e.V.

1 Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung...... 3 2. Zusammenfassung...... 5 3. Geologie...... 8 3.1. Erzlager...... 11 3.2. Erzgänge...... 19 3.3. Erzflöze...... 27 4. Such- und Erkundungsmethoden...... 27 4.1. Schurfe, Stollen, Schächte, Strecken...... 28 4.2. Bohrungen...... 30 4.3. Geophysik...... 40 4.4. Bohrloch-Geophysik...... 42 4.5. Geochemie...... 42 4.6. Geobotanik...... 43 4.7. Andere Suchmethoden...... 44 5. Das Recht zur Erzsuche, Suchgenehmigungen, Bergwerkseigentum..... 46 5.1. Vom Bergbaubeginn bis zum Ende der eigenständigen städtischen Bergbauverwaltung...... 47 5.2. Das herzogliche Engagement für den Goslarer Bergbau bis zum Dreißigjährigen Krieg...... 49 5.3. Bergamtliche Direktion vom Dreißigjährigen Krieg bis zur Gründung der Berginspektion...... 55 5.4. Die Zeit der Berginspektion und der Preussag...... 57 5.5. Das Engagement der Harz Minerals GmbH...... 61 6. Such- und Erkundungsprojekte...... 62 6.1. Die Zeit vom Beginn des Bergbaus bis zur Mitte des 15. Jahrhunderts.... 62 6.2. Mitte des 15. Jahrhunderts bis 1635...... 67 6.2.1. Rammelsberg...... 67 6.2.2. Umgebung des Rammelsbergs...... 69 6.3. 1635 bis 1859...... 71 6.3.1. Rammelsberg...... 72 6.3.2. Herzberg...... 75 6.3.3. Bereiche südlich vom Rammelsberg und Herzberg...... 94 6.3.4. Bereiche westlich vom Rammelsberg und Herzberg...... 107 6.3.5. Bereiche östlich vom Rammelsberg und Herzberg...... 123 6.4. 1859 bis 1924...... 127 6.5. Zwischen den beiden Weltkriegen...... 129 6.6. Vom Zweiten Weltkrieg bis zu den 1960er Jahren...... 132 6.7. Die 1970er und 1980er Jahre...... 144 6.8. 2008 bis heute...... 151

2 1. Einleitung Neben den Sucharbeiten der letz- ten Jahre gibt es einen zweiten aktu- Mit der Erzsuche verbinden sich fast ellen Anlass, der zur Wahl des Themas immer große Hoffnungen und Wün- geführt hat: Das denkmalpflegerisch sche. Jahrzehntelange vergebliche Engagement unseres Fördervereins Arbeit, viel erfolglos investiertes Geld für den Suchstollen der ehemaligen und letztlich die Aufgabe der Such- Gewerkschaft Haus Schulenburg im bergwerke waren in der Umgebung Herzberg. Unser Förderverein hat sich des Rammelsberg die Regel, denn bis- zur Aufgabe gemacht, damit unser her sind alle Versuche wirtschaftliche Bergbaumuseum im Rahmen der Pfle- Misserfolge geblieben. ge und Erhaltung von Denkmalen zu unterstützen. Im vorgelegten Heft wird Seit 2008 wird wieder im Gosetal die Geschichte dieses Suchstollen und nach Erz gesucht. Das hat für Aufse- der damit verbundenen benachbarten hen gesorgt und Erwartungen geweckt, Suchprojekte besonders heraus gestellt dass es in Goslar wieder zu einem (s. Abb. 1). florierenden Bergbau kommen könnte. Dieses Heft soll den Stand der Such- In der Literatur sind die Rammels- arbeiten erläutern und zeigen, welche berger Erzsuch- und Erkundungspro- Erkenntnisse dabei gewonnen worden jekte nur für Fachleute beschrieben sind. Beschrieben werden auch die worden und ihre Geschichte nur am Art der durchgeführten Sucharbeiten Rande von Publikationen zu anderen und die Gründe für die Wahl der Such- Themen. Das liegt zum Einen daran, bereiche. Gleichzeitig werden grund- dass vielen Verfassern andere Facetten legende Zusammenhänge erläutert, der Rammelsberger Bergbaugeschichte um die Einschätzungen der bisherigen und Geologie interessanter und wich- Arbeiten und der momentanen Situati- tiger erschienen. Zum Anderen wird in on zu erleichtern. den meisten Veröffentlichungen eine umfassende Darstellung des Rammels- Das aktuelle Suchprojekt hat der Ver- berger Bergbau versucht. Die Suche fasser zum Anlass genommen, die Tra- und Erkundung beanspruchten aber im dition, in der diese Arbeiten stehen, und Vergleich zur Erzgewinnung nur einen auf deren Ergebnisse sich die heutigen geringen wirtschaftlichen und tech- Prospektoren stützen, zu beschreiben. nischen Aufwand. Dementsprechend Dargestellt wird auch, welcher gewal- klein ist dann auch der Teil, den sie in tige Aufwand in den vergangenen Jahr- diesen Veröffentlichungen einnehmen. hunderten mit der Erzsuche verbunden Gewöhnlich wird sie nur kurz in der war und wie verhältnismäßig beschei- Einleitung erwähnt. den, aber umso erfolgversprechender der Aufwand für die aktuellen Suchar- Und letztlich fand ein großer Teil der beiten ist. Erzsuche in der Umgebung des Ram- melsbergs statt, der lagerstättenkund- lich gesehen zum Bereich der Harzer

3 Abbildung 1: Mitglieder des Fördervereins am Stollenmundloch des Haus Schulen- burger Suchorts, Foto Peter Eichhorn 2011

Erzgänge zu rechnen ist. Bei Dar- Die Zahl der im beschriebenen stellungen aller Harzer Erzgänge fan- Gebiet durchgeführten Suchprojekte ist den die Erzgänge des Nordwestharzes außerordentlich hoch. Ihre Geschich- naturgemäß kaum Beachtung, weil sie te reicht zum Teil weit zurück und gegenüber den Oberharzer Gängen die vorhandenen Dokumentationen der nahezu bedeutungslos waren. Nur in älteren Projekte sind häufig nur sehr sehr speziellen Fachaufsätzen sind ab spärlich. Über die jüngeren Suchpro- und an detaillierte Angaben zu finden, jekte gibt es dagegen oft eine große jedoch nicht als Zusammenstellung der Menge an Daten. Im Rahmen des vor- gesamten Such- und Erkundungsge- gelegten Heftes konnte deshalb nur schichte, sondern als Beschreibung der eine Auswahl der wichtigsten Projekte geologischen Verhältnisse und nur zum beschrieben werden. Im Vordergrund Teil mit Darstellungen der historischen steht die Darstellung der Zusammen- Entwicklung der Suchprojekte. Für das hänge zwischen den jeweiligen wirt- vorgelegte Heft sind deshalb zusätzlich schaftlichen, Eigentums- und Rechts- zur einschlägigen Fachliteratur auch verhältnissen und der Geschichte der betriebliche und bergamtliche Akten Erzsuche. Daneben wird ein Überblick ausgewertet und zusammengefasst über geologische und bergbautech- worden. nische Aspekte gegeben.

4 2. Zusammenfassung Im Laufe der Jahrhunderte gab es immer wieder neue Theorien, wie die Auf den ersten Blick wirken die heu- erzhöffigen Gebirgsbereiche struktu- tigen Sucharbeiten nicht systematisch, riert sind und wo nach Erz gesucht sondern eher nach zufälligen Gesichts- werden sollte. Außerdem änderten sich punkten ausgerichtet. Auch die Suche die technischen Prospektionsmöglich- in den vorangegangenen Jahrzehnten keiten grundlegend. und Jahrhunderten scheint keinem ein- heitlichen System gefolgt zu sein. Aber Oft musste das fehlende Wissen dieser Eindruck trügt. Das liegt dar- über die Geologie durch Intuition an, dass die Geologie im betreffenden und Erfahrung ersetzt werden. Dem- Gebiet sehr kompliziert und vielgestal- entsprechend subjektiv war die Dis- tig ist. Die erzhöffigen Gesteinsschich- kussion über Beginn, Fortführung ten sind im Laufe der Erdgeschichte und Abbruch von Prospektions- und vielfach gefaltet und gebrochen wor- Explorationsarbeiten. Und nicht den. Dieser verwirrenden Anordnung zuletzt kamen mit personellen Verän- ist die Erzsuche nachgegangen und hat derungen neue Ideen. Dadurch sind deshalb eine ebenso verwirrende Struk- viele Suchprojekte abgebrochen oder tur angenommen. neu orientiert worden.

Abbildung 2a: Landkarte mit dem beschriebenen Gebiet. Es bedeuten: Rbg: Rammelsberg, Hz: Herzberg, Sch: Schleifsteintal

5 Abbildung 2b: Landkarte mit dem näher beschriebenen Gebiet. Es bedeuten: AL: Altes Lager Bl: Bohrung am Herzberg Dö: Bohrung im Dörpketal G: Bohrung im Gelmketal Gl: Bohrung am Glockenberg Go: Bohrung im Gosetal Gr: Bohrung im Granetal NL: Neues Lager R: Bohrung am Rammelsberg Zahlen: untertage angesetzte Bohrungen mit Bohrungsnummer und (hochgestellt) Jahr

Seit Beginn des Rammelsberger Das Gebiet, in dem die Suche und Bergbaus wurde angenommen, dass es Erkundung unmittelbar vom Erzberg- in der näheren und weiteren Umgebung werk Rammelsberg ausgegangen ist, weitere Erzlagerstätten geben müsste. wird detailliert beschrieben. In der Im Laufe der Zeit sind deshalb eine Regel waren das Suchstrecken, die von ganze Reihe von Schurfen, Stollen, den Sohlen der Grube begonnen wor- Schächten, Strecken und Bohrlöchern den sind. Es umfasst im Wesentlichen entstanden, die ausschließlich oder den Rammelsberg selber, den Herzberg vorrangig der Erzsuche gedient haben. und die anschließenden Nachbartäler

6 und erstreckt sich im Nordosten bis zur der ebenfalls aus jüngerer Zeit stammt Stadtgrenze Goslars, im Nordwesten und kein derartiges Erz führt. Westlich bis zur Ortslage Astfeld, im Osten bis von Hahausen und Seesen, befindet ins Dörpketal, im Süden bis zum Gro- sich die Westliche Harzrand-Störung. ßen Schleifsteinberg, im Südwesten bis Dahinter sind die Gesteine jünger und Hahnenklee und im Westen bis zum deshalb ebenfalls fast erzfrei. Steinberg und Gosetal. Es hat in Nord- Süd-Richtung eine Länge von etwa Aus einigen Suchprojekten haben 4,5 km und in Ost-West-Richtung eine sich regelrechte Bergwerke entwickelt. Länge von etwa 5,5 km. (s. Abb. 2.a Die Gruben Weißer Hirsch und Groß- und Abb.2.b) fürstin Alexandra bauten auf Buntme- tallerze, die Gruben im Gegental auf Für das gesamte Gebiet des Nord- Eisenerz, die Gruben Glockenberg, west-Harzes zwischen Goslar, Lan- Ratsschiefergrube und Nordberg auf gelsheim, Hahausen, Seesen, Hahnen- Schiefer und die Grube Neu Mansfeld klee, Auerhahn, Romkerhall und auf Kupferschiefer, um nur die wich- wird nur ein grober Überblick gege- tigsten zu nennen. ben, wobei die südlich anschließenden Gebiete Lautenthal, Hahnenklee und Für die Entwicklung der einzelnen Bockswiese ausdrücklich nicht mit Such- und Erkundungsprojekte sind die einbezogen worden sind. Sie gehören historischen Rahmenbedingungen von bereits zum Oberharzer Bergbaure- großer Wichtigkeit gewesen. Deshalb vier, währenddessen hier der Bereich ist innerhalb der Kapitel eine Gliede- beschrieben wird, der historisch-admi- rung nach historischen Gesichtspunk- nistrativ zum niedersächsischen Unter- ten vorgenommen worden. Sie ist aus- harz gezählt wird. gerichtet an den Epochen, die für den Rammelsberg Bedeutung hatten. Diese Die westliche, nördliche und östliche wurden zum größten Teil von außen Begrenzung des betrachteten Gebiets bestimmt, vor allem durch ergibt sich auch aus der Geologie. Das Gebirge, das Erz des Typs Rammels- • die Pestepedemien des 14. und 15. berg führt, stammt aus dem mittleren Jahrhunderts, Erdaltertum (Devon), das Gebirge mit • den 30-jährigen Krieg und Erzen des Oberharzer Typs dagegen aus • die beiden Weltkriege, aber auch dem jüngeren Erdaltertum (Karbon). durch wechselnde Eigentums- und Rechtsverhältnisse, vor allem in Fol- Entlang der Linie Goslar-Langels- ge heim-Hahausen verläuft die sogenann- • der Auseinandersetzungen zwischen te Nördliche Harzrand-Störung. Weiter der Stadt Goslar und den welfischen nördlich sind die Gesteine deutlich jün- Landesfürsten im 16. Jahrhundert, ger und führen deshalb weder Erz der • der Erbteilung der welfischen Für- Rammelsberger noch Oberharzer Art. stenlinien während des 30-jährigen Östlich des Okertals steht Granit an, Krieges,

7 • der Einführung des Allgemeinen Phasen kräftiger Suchaktivitäten gab Preußischen Berggesetzes 1865, es besonders in den Zeiten, in denen die • des Übergangs des Bergwerkseigen- geringer werdenden Erzreserven ein tums an die Preussag 1923 und Ende des Bergbaus befürchten ließen, • der Schließung des Erzbergwerks oder wenn die wirtschaftliche Lage Rammelsberg seit 1988 und der größere Such-Projekte finanzierbar damit verbundenen Aufgabe von machte. Letzteres war beispielsweise Bergwerkseigentum und Abbau- Anfang der 1820er Jahre und Mitte der rechten. 1930er Jahre der Fall. Besonders kräf- tige Schübe gab es nach 1948, als ein In der Regel brachten Eigentümer- Suchprogramm in einem bis dahin nie wechsel und neue Verwaltungsstruk- da gewesenen Umfang gestartet wurde, turen wieder Schwung in die Suche und 1976, nachdem sowohl der Club of und Erkundung, zum Beispiel Mitte Rome als auch die Bundesregierung die des 16. Jahrhunderts beim Übergang heraufziehende allgemeine Rohstoff- von der Stadt an den Landesfürsten, knappheit erkannt und entsprechende nach dem 30-jährigen Krieg durch staatlich gestützte Suchkampagnen ins die Einrichtung der Communionver- Leben gerufen hatten. waltung oder Anfang der 1920er Jahre nach der Übernahme des Erz- Die in den letzten Jahren einsetzende bergwerks Rammelsberg durch die Rohstoffknappheit und die in der Fol- Preussag. ge steigenden Rohstoffpreise waren eine der wesentlichen Ursachen für das Daneben hatten die wirtschaftlichen seit 2008 betriebene Suchprojekt im Rahmenbedingungen einen Einfluss, Gosetal. aber auch der wissenschaftliche und technische Fortschritt und lokale 3. Geologie Gegebenheiten. In Zeiten schlechter Betriebsergebnisse wurde gewöhnlich Eins der wichtigsten Ziele der geo- bei der Finanzierung der Such- und logischen Forschung war und ist, vor Erkundungsarbeiten gespart. Auch in der Eröffnung eines regelrechten Berg- Zeiten, in denen die erkundeten Erz- werks möglichst sichere Erkenntnisse reserven als ausreichend erachtet wur- zu gewinnen, ob es eine Lagerstätte den, legte man nur einen geringen gibt, die einen wirtschaftlichen Berg- Wert auf Sucharbeiten. Das war zum bau zulässt. Im Einzelnen sollte eine Beispiel Anfang des 19. Jahrhunderts möglichst genaue Vorhersage getroffen der Fall, als man noch annahm, das werden, Alte Lager würde sich unbegrenzt in die Teufe erstrecken, oder nach 1859, • wo sich eine Erzlagerstätte befindet als das Neue Lager gefunden worden (geografische Lage und Teufe), war, das unermessliche Erzreserven zu • wie groß der Erzkörper ist und wie haben schien und erst einmal erkundet seine Gestalt aussieht, werden sollte. • wie viel Erz und Metall er enthält,

8 • mit welcher Erzqualität und welchen werden sollte, ob laufende Suchpro- Mineralen zu rechnen ist (Möglich- jekte fortzuführen, abzubrechen oder in keiten, das Erz aufzubereiten und zu eine andere Richtung zu lenken waren. verhütten), Viel hing davon ab, wie überzeugt sie • wie die Erzqualität im Erzkörper selber waren, dass die Suche Erfolg verteilt ist und versprechend ist, und wie überzeugend • wie das umgebende Nebengestein sie diese Einstellung gegenüber den und die Grundwassersituation Betreibern, Eigentümern und Finanzi- beschaffen sind. ers vortragen konnten. Deren Geduld war beschränkt, besonders wenn sich Ein Bergwerk neu einzurichten und auch nach jahrelangen teuren Suchar- zu betreiben, erforderte einen immen- beiten kein Erfolg einstellen wollte. sen Aufwand. Deshalb sollte das Und nicht immer konnten sich die betriebswirtschaftliche Risiko der Bau- Geologen gegenüber den Betriebsin- würdigkeit möglichst gering gehalten genieuren und Steigern mit ihrer Mei- werden. Eine absolute Gewissheit gibt nung durchsetzen, auch wenn sie rich- es zwar nie, zumal sich die wirtschaft- tig war. lichen Rahmenbedingungen, besonders die Erzpreise, im Zeitraum zwischen Die Rammelsberger Lagerstät- Lagerstätten-Erkundung und Beginn te und ihr umgebendes Gebirge sind der Erzförderung ändern konnten. Aber deutlich geschichtet. Deshalb hatte ein gewisses Maß an Planungssicher- sich unter den Geologen bereits früh- heit sollte doch erreicht werden. zeitig die Meinung herausgebildet, dass weitere Lagerstätten der Art des Theorien für das Schema, wo am Alten (und Neuen) Lagers in der- Rammelsberg oder in seiner Umge- selben geologischen Schicht, dem bung Sucharbeiten unternommen wer- sogenannten Lagerhorizont, zu suchen den sollten und wo Lagerstätten zu fin- sein müssten. Diese Erkenntnis war den sein müssten, gab es viele. Wichtig unabhängig von der Theorie der war es, zu verstehen, wie sich die Lagerstättenbildung und wäre sowohl Lagerstätte gebildet hatte. Erst in den für Lager­erze als auch für Gangerze letzten Jahren gilt diese Forschung als logisch (s. Abb. 3). weitgehend abgeschlossen. Nach wie vor ist jedoch nicht geklärt, wo weitere Der Lagerhorizont ist im Bereich Lagerstätten zu finden sein könnten. des damals bekannten Lagerstättenbe- Deshalb ist das Ergebnis der Suche reichs ein ungefähr 45° schräg gestellte auch heute noch sehr ungewiss. Schieferpaket, in dem die Erzlager in Form großer flacher Linsen liegen. Das In den vergangenen Jahrzehnte und Einfallen ändert sich in der Umgebung Jahrhunderte war diese Planungsunsi- des Rammelsbergs. Der Lagerhorizont cherheit viel größer. Oft entschieden verläuft vom Rammelsberg in großen die leitenden Bergbeamten, Geologen Faltenstrukturen bis ins Gosetal und und Bergbauingenieure, wo gesucht darüber hinaus. Tektonische Einflüsse

9 Abbildung 3: Schematische Darstellung, wie die Fortsetzung des Lagerhorizontes verlaufen könnte (gestrichelt) /WAL 2011/ haben den Lagerhorizont überdies zer- Bei den Erkundungsstrecken han- brochen und die Bruchstücke gegenei- delte es sich jahrhundertelang eher um nander verschoben. Bauwerke von höchstens 250 m Länge. Erst im 20. Jahrhundert erreichten sie Bis zum Anfang des 20. Jahrhun- Längen von bis zu einigen Kilometern. derts war die Tiefbohrtechnik noch Ausgehend von diesen Strecken wur- nicht für die Erzsuche am Rammels- den ab Mitte des 20. Jahrhunderts lange berg wirtschaftlich verfügbar. Tiefere Suchbohrungen angelegt. Gebirgsbereiche wurde deshalb nur im unmittelbaren Lagerstättenbereich Zusätzlich waren auf fast allen Soh- des Rammelsbergs von den bestehen- len Erkundungsquerschläge nach Osten den Grubenteilen ausgehend unter- und in das Hangende und Liegende sucht und seine Fortsetzung nach der des Alten Lagers aufgefahren worden. Teufe mit dem Sohle für Sohle tiefer Das betraf besonders die Zeit bis zum vordringenden Erzabbau des Berg- 19. Jahrhundert. Damals gab es im werks. Die oberflächennahe Fortset- Rammelsberg noch keine systema- zung des südwestlichen Lagerhori- tische Sohleneinteilung, sondern viele zonts war bereits im 18. Jahrhundert separate Gruben auf unterschiedlichen mit einem Stollen untersucht worden, Teufenniveaus. Jede Grube hatte ihre der auf der Höhe des Maltermeister eigenen Suchorte. Turms beginnt. Darunter gab es auf fast allen Sohlen Suchstrecken. Die Anfang des 19. Jahrhunderts wurde westliche Fortsetzung war ebenfalls angenommen, dass im Osten des Alten durch Strecken untersucht worden. Lagers ein ausreichender Suchaufwand Sie begannen auch dort von den ein- getrieben worden wäre – ein Fehler wie zelnen Sohlen. sich 1859 herausstellen sollte, als dort

10 das Neue Lager gefunden wurde. Der übertage aus. Im Fall des Alten Lagers Fehler bestand darin, dass die Fortset- war das nur deshalb nicht so, weil dort zung des Alten Lagers exakt entlang die Schichten, in denen das Alte Lager seines Lagerhorizonts gesucht wurde. eingebettet war, gehoben und durch Tatsächlich hatte das Neue Lager einen Erosion freigelegt worden waren. eigenen, wenn auch nur mit wenigen Metern Abstand parallel zu dem des Erzlager haben gewöhnlich viel grö- Alten Lagers verlaufenden Lagerhori- ßere Erzmächtigkeiten als Erzgänge zont. und sind deshalb das vorrangige Ziel der Suchprojekte der letzten hundert Seit den 1950er Jahren ist bekannt, Jahre gewesen. Auch bei den noch dass der Lagerhorizont nicht weiter in heute laufenden Suchprojekten ist das die Tiefe führt und stattdessen unter der Fall. der 12. Sohle umbiegt /HAN 1956/ und dann in unregelmäßiger Form wellenför- Heute werden Erzvorkommen in mig und zusätzlich staffelförmig gebro- der Art der Rammelsberger Lager als chen in Richtung Gosetal und darüber SEDEX-Lagerstätten bezeichnet. Das hinaus verläuft. Sowohl in den 1950er, ist eine Abkürzung für sedimentativ den 1970er/80er als auch in den Jahren und exhalativ. Das bedeutet, dass die ab 2008 sind deshalb dort gezielt ver- Erz bildenden Stoffe ursprünglich schiedene Bereiche des Lagerhorizonts als Sedimente auf dem Meeresboden untersucht worden. Die beiden längsten abgelagert worden sind. Zuvor waren Strecken führen auf der 7. Sohle nach heiße Metallsalz-Lösungen, vor allem Südwesten ins Gosetal und weiter bis Schwefelverbindungen, aus dem Mee- zum Glockenberg und auf der 12. Sohle resboden ausgetreten (Exhalation). Im nach Nordwesten bis unter den Stein- kälteren Meerwasser kühlten sie dann berg. Auch von diesen Strecken sind recht schnell ab und die Metallverbin- lange Bohrlöcher angelegt worden. dungen fielen dadurch aus der Lösung aus (Sedimentation). Sie lagerten sich Grundsätzlich ist bei der Erzsuche schichtenweise und abwechselnd mit von großer Wichtigkeit, ob nach Erzla- anderen Meeresablagerungen auf dem gern oder Erzgängen gesucht wird. Des- umgebenden Meeresboden ab. halb soll im Folgenden auf die Unter- schiede zwischen diesen beiden Arten Die erzbildenden Lösungen stamm- von Lagerstätten eingegangen werden. ten aus tieferen Erdschichten und sind durch Klüfte im Meeresboden bis hin- 3.1. Erzlager auf zum Meeresboden gelangt. Offen- sichtlich dienten Zerrungsrisse, die Erzlager verlaufen im Gegensatz zu sich an der Schulter einer absinkenden (Erz-)Gängen nicht senkrecht zu den großen Mulde des Meeresbodens gebil- umgebenden geologischen Schichten, det hatten, als Aufstiegswege. Der fast sondern schichtparallel und gehen des- völlig metallfreie Schiefer ober- und halb in der Regel auch nicht nach unterhalb des Lagerhorizonts ist als

11 eine Ablagerung von Tonen und San- den entstanden, die das Meerwasser in Form von Schwebstoffen enthalten hatte. Nur ab und an treten im Kniest, einem hydrothermal umgebildeten Schiefer, feine Risse auf, in denen sich aus aufsteigenden heißen Lösungen Erz abgelagert hatte. Die betreffenden Kniest-Partien waren zeitweise bau- würdig. /KÄS 1988/, /SPE 1990/

Die Metallzufuhr hängt bei SEDEX- Lagerstätten mehr oder minder stark mit vulkanischen Prozessen zusam- men. Für Lagerstätten wie die Ram- melsberger, die weitgehend getrennt von Vulkanismus stattgefunden haben, Abbildung 3.1.a: Lagerstättenbildung wird heute statt der Abkürzung SEDEX in den Schritten Ablagerung und Über- eher die Abkürzung SHMS verwendet deckung (Sediment Hosted Massive Sulphides,

Abbildung 3.1.b: Lagerstättenbildung in den Schritten Faltung und Erosion, /WAL 2011/

12 in Sedimenten eingelagerte massive Das abbauwürdige Lagererz des Sulfide). /LAR 1999/ Rammelsbergs war im Wesentlichen konzentriert im Alten und Neuen Der Meeresboden senkte sich wäh- Lager. /SPE 1986 und 1990/ Zwischen rend der Schlammablagerungen und und neben diesen beiden Erzkörpern auch danach ab und wurde im Laufe und in ihrer unmittelbaren Nähe gab es der Zeit von weiteren Sedimenten über- eine Reihe von weiteren Erzlagern und deckt, die sich verfestigten. Der Lager- Erzvorkommen. horizont verfaltete sich später, wurde durch geologische Störungen in gegen- • Das Hangende Trum, neuerdings seitig verschobene Schollen zerbrochen auch Hangendes Erzvorkommen und schließlich wieder gehoben. An genannt, befand sich dicht über dem der Erdoberfläche sorgte schließlich die Alten Lager. Es handelte sich um Erosion dafür, dass der Rammelsberg einen eigenständigen Lagerstätten- seine heutige Gestalt bekommen hat teil, wurde jedoch jahrhundertelang und das Alte Lager zutage getreten ist. als Teil des Alten Lagers betrachtet. (s. Abb. 3.1.a und 3.1.b) Es ist nahezu vollständig abgebaut worden. /SPE 1990/ Zur Zeit der Erzlagerbildung könn- • Das Altlager West befand sich ten metallhaltige Lösungen aber auch westlich des Alten Lagers. Dieses an anderen Orten zum Meeresgrund kleinere Erzlager wurde durch tek- aufgestiegen sein und das sowohl vor tonische Bewegungen vom Alten der Bildung des Alten und Neuen Lager abgeschert und verschoben. Lagers, gleichzeitig oder auch danach. Es enthielt nur wenig bauwürdiges Das zeigt die Bildung des Hangenden Erz und ist auch nur zum Teil abge- Erzvorkommens und des Grauerzkör- baut worden. /SPE 1990/ pers. Ob jedoch tatsächlich noch wei- • Der Grauerzkörper liegt zwischen tere Transportvorgänge stattgefunden dem Alten und dem Neuen Lager. haben, die bislang nicht entdeckte Erz- Er besteht fast nur aus Schwerspat lagerstätten gebildet haben, ist nach (Bariumsulfat) und enthält daneben wie vor ungewiss. nur wenig andere Metalle. Auch er ist nur zum Teil abgebaut worden. Der Begriff Rammelsberger Lagererz Ein weiteres vom Grauerzkörper umfasst mehrere Erzarten mit zum Teil unabhängiges, allerdings gering- sehr unterschiedlichen Metallgehalten. mächtigeres und nicht bauwürdiges Weitaus überwiegend sind sulfidische Grauerzvorkommen ist mit dem Metallverbindungen. Allen gemeinsam Tagebau Schiefermühle angeschnit- waren der hohe Gehalt an Metallen und ten worden. /GNZ 1979/ die innige Verwachsung der Minerale. • Das Neue Lager Ost liegt östlich Die Erze sind deshalb in der Regel des Neuen Lagers. Es handelt sich derb, das heißt ohne auskristallisierte dabei ebenfalls um ein durch tek- Mineralien, die mit bloßem Auge sicht- tonische Bewegungen abgeschertes bar sind. Erzvorkommen. Er war allerdings

13 Abbildung 3.1.c: Lagerstätte Rammelsberg

nicht wirtschaftlich abbaubar. /SPE zu gering. /SPE 1990/ (s. Abb. 3.1.c 1986/ und 3.1.d) • Einige kleinere und bedeutungslose Erzvorkommen befinden sich in der Bis zum Ende des 18. Jahrhunderts streichenden Fortsetzung des Alten wurden, wenn es um Erzlagerstätten Lagers und des Grauerzkörpers. ging, nur Gänge, Stöcke und Flöze Sie erreichten Mächtigkeiten von unterschieden. Die Definition Erzlager höchsten einem Meter und Flächen gab es noch nicht. Die Fachwelt war von bis zu zehn Metern im Durch- überzeugt, dass es sich beim Alter Lager messer. Ein anderes Erzvorkommen und Hangenden Trum um ein Paket ist im Communion-Steinbruch stockwerkartig angeordneter Erzgänge aufgeschlossen. Es handelt sich handelt. Diese Meinung wurde dadurch dabei um Teile der ehemaligen Erz- unterstützt, dass es am Rammelsberg Aufstiegskanäle, die zu Zeiten der und in seiner Umgebung tatsächlich Lagerstättenbildung aus dem Erdin- auch Vorkommen von regelrechtem neren zum Meeresboden geführt Gangerz gibt (vgl. Kap. Erzgänge), hatten. Untersuchungen mit einem von deren Art im Silber- und kurzen Stollen haben ergeben, dass Buntmetallerzgänge mit großem Erfolg sie nicht bauwürdig sind, denn ihre abgebaut worden waren. Immer wie- Metallgehalte und Mächtigkeit sind der war deshalb versucht worden, die

14 Abbildung 3.1.d: Erz- aufschluss im Com- munion-Steinbruch /HAN 1978/

Streichlinie des Alten Lagers mit denen der Schiefer, der die Erzlager umgibt, der Erzgänge in Verbindung zu bringen. ist zum Teil von dünnen Kupferkies- /KRA 1955/ 1712 hatte der Markschei- Schnüren durchzogen. Beides stützte der beispielsweise errechnet, dass das scheinbar die Erzgang-Theorie (s. Abb. Haus Schulenburger Suchort noch 220 3.2.f). m weiter voran zu treiben ist, bis der „Rammelsberger Hauptgang“ getroffen Ende des 18. und Anfang des 19. wird /BAC 1712/ (s. Abb. 3.2.e). Jahrhunderts setzte sich dann aber unter den Geologen die heute allge- Außerdem bestanden die Rammels- mein anerkannte Theorie durch, dass berger Erzlager nicht durchgängig aus das Erz ursprünglich als Sediment auf Erz. Zwischengelagert gab es immer dem Meeresboden abgelagert und spä- wieder Banderze, die aus dünnen, ter durch andere Sedimente überlagert wechselweise angeordneten Erz- und worden sein müsste. Dafür galten als Schieferschichten bestehen. Und auch wesentlicher Hinweise, dass

15 Abbildung 3.1.e: Streichlinien des Alten Lagers und der Erzgänge im Herzberg, Riss von Wehmeyer 1784

sind als ihre Umgebung. Dabei ist nicht entscheidend, wie viel später die Erz- bildung einsetzte, sondern dass beim Erz andere Prozesse wirkten, als bei der Bildung des umgebenden Gesteins. Die Erze wären demzufolge jünger als ihre Umgebung. Wichtige Verfechter der epigenetischen Theorie waren die Geologen Lossen, Vogt und Stutzer /LOS 1867/, /STZ 1880/ Auch Ober- bergrat Wolff, viele Jahre Direktor des Abbildung 3.1.f: Banderz, Foto Peter Rammelsbergs, war ein Verfechter der Eichhorn 2011 Epigenese. Die Geologen Lindgreen und Irving brachten sogar die These • die Schichtung des Erzes und des auf, es handle sich um einen dynamo- Schiefers parallel sind und metamorph veränderten Gang, wie bei • die Gesteinsart im Liegenden und ähnlichen Lagerstätten in den USA. / Hangenden des Erzes unterschied- LIN 1911/ lich sind. Andere Geologen – wie Klockmann Beides wäre für Gänge untypisch. und Bergeat – blieben bei der synsedi- mentären Anschauung, die sich übri- Neben dieser synsedimentären Bil- gens von der heute allgemein aner- dungstheorie kamen aber auch epige- kannten Theorie im Wesentlichen nur netische Theorien auf. Sie gehen davon dadurch unterscheidet, dass man heute aus, dass die Erze später entstanden von Ablagerungen im flachen Meer

16 Geschichte der am Rammelsberg gemachten geologischen Beobachtungen und der Theorien über seine Geologie

1738 Beschreibung verschiedener Versteinerungen durch Ritter und damit Hin- weis auf Meeresablagerungen. /RIT 1738/ 1762 Zusammenfassung der zum Teil noch unklaren Vorstellungen durch Zückert. /ZÜC 1762/ 1785 Unterscheidung von sandigen Schichten oberhalb und Tonschiefer unter- halb des Alten Lagers durch von Trebra. Das spricht gegen eine Gangerzbil- dung, bei der das umgebende Gebirge gleich gewesen wäre. Trebra bezeich- nete das Lagererz als Flöz und nicht mehr als ein Stockwerk von Gängen, was bis dahin allgemeine Meinung war. /TRE 1785/ 1794 Bezeichnung des Lagers als Flöz durch Böhmer. /BOE 1794/ Im 19. Jahrhundert Stratigraphie und Tektonik geklärt durch Roemer, v. Grod- deck und Beushausen. Sie erkannten, dass der Sandstein älter ist als der Ton- schiefer. /ROE 1844/, /GRO 1879/, /BEU 1900/ 1842 näherungsweise richtige zeitliche Einordnung der Lagererzbildung durch Murchinson und Dedgwick. Das war bis dahin falsch angenommen gewesen. Erkennen der tektonisch bedingten Überkippung des Alten Lagers. /MUR 1872/ 1843 Datierung der Lagererzbildung in das Devon statt Silur durch Roemer. /ROE 1844/ 1864 Beschreibung der Rammelsberger Lagerstätte als viele kleine Erzlinsen durch von Cotta. Bergwerksdirektor Wimmer stimmte anfangs zu, rückte dann aber davon ab. /COT 1864/, /WIM 1875/, /WIM 1895/ 1888 eruptive Bildung vertreten durch die norwegischen Geologen Vogt und Lossen. /VOG 1894/ Die älteren Lagerstättenforscher und Grubendirektoren blieben dagegen bei der sedimentären Bildungstheorie, z. B. Cotta, Schuster, Wimmer, Klockmann, Bergeat und Erdmannsdörfer. 1893 sprach sich Klockmann für eine sedimentäre Bildung aus. /KLC 1893/ 1894 stellte Vogt die These dagegen, das Erz sei in Schichtfugen eingepresst worden und der Erzlieferant wären Gabbro-Schichten. /VOG 1894/ 1904 erstmalig von Bergeat und Wiechelt geäußert, dass die Erzlager und das umgebende Gebirge gleichzeitig (synsedimentär) entstanden sind. /WIE 1904/ 1911 vertraten Irving und Lindgren die These, dass die Lagerstätte epigene- tisch entstanden, aber später metamorph verändert worden ist: /LIN 1911/ 1913 versuchte der damalige Bergwerksdirektor Wolff noch einmal, die These der Epigenese aufleben zu lassen, fand aber außer bei Bornhardt (der veröf- fentlichte dazu 1932, 1935, 1939 und 1948) kaum Anklang. /WOL 1913/ 1914 setzte von Scotti erstmals die Erzmikroskopie ein, kam aber fälschlich zu dem Schluss, dass die Lagerstätte epigenetisch entstanden wäre. /SCO 1914/ 1916 hatte Grumbrecht bereits richtig erkannt, dass es sich beim Alten und Neuen Lager um zwei voneinander getrennt entstandene Erzkörper handelt

17 und nicht um zwei auseinander gebrochene Hälften eines ursprünglich einheit- lichen Körpers. /GRU 1916/ 1924 durch das Engagement von Frebold, Ramdohr und anderen Geologen synsedimentären Theorie mit den Mitteln der Erzmikroskopie untermauert und metamorphe Umbildungen erkannt. Bornhardt und von Scotti blieben dagegen der Meinung, dass das Erz in Form von Erzlösungen in den Schiefer einge- wandert war. Von Scotti benutzte dafür ebenfalls Ergebnisse der Erzmikrosko- pie. /FRE 1927/ 1932/33 erkannte Schmidt die Syngenese von Erz und Schiefer richtig, bezeichnete aber den Kniest noch als jüngstes Schichtenglied. /SHM 1933a/ 1937 versuchte auch Schouten, mit Hilfe der Erzmikroskopie die Epigenese- Theorie zu begründen. /SHO 1937/ 1953 verwendete Ramdohr die Erzmikroskopie als Beweis für die sedimentär- metamorphe Theorie. /RAM 1953/ 1955 postulierten Dahlgrün und Kraume eine geschlossen inverse Schichten- folge bis ins Gosetal. /KRA 1955/ 1955 erkannte Jahns Faltenstrukturen durch Feinaufnahmen und Bohrungen. /JAH 1955/ 1956, 1963 und 1981 beschrieb Hannak die Form des ursprünglichen Meeres- bodens als große Mulde und auch schon das Umbiegen des Neuen Lagers statt der bis dahin angenommenen Fortsetzung nach der Teufe. /HAN 1956/ ,/HAN 1981/ 1969 vertrat Gunzert fälschlich wieder die These, beide Erzlager wären ursprünglich ein geschlossener Erzkörper gewesen (Ein-Lager-Theorie). /GNZ 1969/ 1979 und 1981 haben Sperling und Stoppel die Erkenntnisse über die Gänge des Oberharzes und darin auch des Bereiches um den Rammelsberg und weiter westwärts in Form einer Gangkarte zusammengefasst dargestellt. /SPE 1979/, /SPE 1981/ 1986 schloss Walcher die Untersuchungen am Lagerhorizont ab, wobei er sei- ne Ergebnisse als Zwischenergebnisse auffasste. /WAL 1986/ 1986 fasste Sperling die Erkenntnisse über das Neues Lager zusammen und beschrieb auf Basis der geologischen Kartierung das Sedimentbecken Goslarer Trog und die darin abgelaufene Lagerstättenbildung. /SPE 1986/ 1988 hat Käselitz die Bildung des Kniests auf eine neue wissenschaftliche Basis gestellt. /KÄS 1988/ 1990 haben Sperling und Walcher die Erkenntnisse über die Bildung des Neu- en Lagers erweitert auf das Alte Lager und die anderen Erzvorkommen des Rammelsbergs. /SPE 1990/ 1999 ist der aktuelle Stand der Wissenschaft von Large und Walcher zusam- mengefasst worden /LAR 1999/

18 ausgeht. /KLC 1883/ Auch die Geo- ben und in vielen Veröffentlichungen logen Beyschlag und Krusch sprachen den heute noch gültigen wissenschaft- sich für die These aus, die beiden lichen Stand zur Lagerstättengenese Erzlager seien ein echtes Sediment herausgearbeitet. /SPE 1986/, /SPE und allenfalls eine Verdrängung eines 1990/ ursprünglich im Erdaltertum entstan- denen Kalklagers. Hervorzuheben ist auch die Leis- tung von Dieter Stoppel, dem in den Daneben kam Ende des 19. Jahrhun- 1970er Jahren die wissenschaftlich- derts die Meinung auf, dass die Erzla- experimentelle Bestimmung des bis ger magmatisch entstanden sein könn- dahin nur hypothetisch angenommenen ten oder als Einpressung einer teigigen Alters der Schichten gelang, in denen Masse zwischen zwei Schichtflächen Erze eingebettet sind. /STO 1971/ des Schiefers oder sogar als Ausfüllung eines im Schiefer enthaltenen ehemali- Seit 1980 war Eckart Walcher, der gen Kalkkörpers, der zwischenzeitlich letzte Explorationsgeologe des Ram- weggelöst und dann durch das Erz melsbergs und Nachfolger Sperlings, ersetzt worden sei. Diese Meinungen mit der Suche nach weiteren Erzlagern haben sich bei manchen Geologen bis in der Umgebung des Rammelsbergs in die 1950er Jahre gehalten. Der Streit beschäftigt. Er hat die Tiefbohrungen zwischen den Vertretern beider Rich- geleitet und die wissenschaftlichen tungen ist teilweise überaus engagiert Grundlagen gelegt, auf deren Basis geführt worden. noch heute die Erzsuche betrieben wird. /WAL 2011/ Noch in den späten 1920er Jahren war versucht worden, den Unterschied 3.2. Erzgänge zwischen den Lagerhorizonten des Alten und Neuen Lagers durch Stö- Unter Gängen sollen Ausfüllungen rungen und Verwerfungen zu erklären. von Klüften verstanden werden, die Erst viel später ist erkannt worden, sich zuvor entlang von Störungen dass beide Erzlager zeitlich nachei- im Festgesteinsgebirge gebildet hat- nander entstanden sind und dadurch ten. Gänge, die mit höchstens einigen unterschiedliche Lagerhorizonte Metern Abstand nebeneinander par- haben. /GRU 1916/, /RAM 1953/, allel verlaufen, und Gänge, die sich /KRA 1955/ in einer Flucht hintereinander befin- den, werden begrifflich zu Gangzügen In den 1960er bis 1980er Jahren hat zusammengefasst. Oftmals verzwei- Herbert Sperling, damals Werksgeo- gen sie sich, was je nach Blickrichtung loge des Erzbergwerks Rammelsberg aufscharen oder zusammenscharen und des Erzbergwerks Bad Grund, in genannt wird. Gewöhnlich stehen die unermüdlicher und vorbildlicher Weise Gänge im betrachteten Gebiet ziemlich die geologische Aufnahme dieser bei- steil. Sie sind bis zu 18 km lang /SPE den sehr weitläufigen Gruben betrie- 1981/ (s. Abb. 3.2.a und 3.2.b).

19 Abbildung 3.2.a: Gänge und Gangzüge im Nordwestharz

Die Gänge gehen in der Regel ihrer Streichrichtung verfolgen. Die nach übertage aus. Anhand dieser Suche und Erkundung von Gängen übertage auffindbaren „Ausbisse“ kann deshalb im Unterschied zu der lassen sich die Gänge erkennen und nach Erzlagern, die gewöhnlich kei- dann nach der Teufe und entlang nen Ausbiss haben, verhältnismäßig

Abbildung 3.2.b: Gänge und Gangzüge in der näheren Umgebung des Rammelsbergs

20 systematisch und einfach durchge- Gängen verwechselt werden. Bis vor führt werden. ungefähr 250 Jahren war deshalb noch nicht zwischen diesen beiden Lager- Manche Klüfte und geologischen stättenarten unterschieden worden, son- Störungen haben keine Ausfüllungen dern die Ansicht verbreitet, das Alte und sind nicht so steil stehend, wie bei- Lager hätte entlang der Gänge in der spielsweise die sogenannte Westliche Umgebung des Rammelsbergs, beson- und Östliche Hauptstörung. Beide sind ders aber nach Westsüdwesten, eine jünger als die Störungen der typischen Fortsetzung. (s. Abb. 3.1.e) Gänge und beide verlaufen im Ram- melsberg durch den Rand des Erzlager- Dadurch wurde scheinbar die Mei- Bereichs. nung untermauert, dass sie mit dem Alten Lager in Verbindung stünden. Die Östliche Hauptstörung hat vom Diese Gebiete wurden daraufhin die Neuen Lager das sogenannte Neue bevorzugten Explorationsbereiche. Lager Ost abgeschnitten und nach Süd- Im ostnordöstlich an das Alte Lager osten verschoben und die Westliche anschließenden Bereich gab es dagegen Hauptstörung hat vom Alten Lager das kaum Gänge. Sie waren übertage auch sogenannte Altlager West abgeschnitten nicht so gut erkennbar. Dieses Gebiet und nach Nordwesten verschoben. wurde deshalb anfangs nicht so intensiv untersucht. Im betrachteten Gebiet sind die meisten Gänge mit Quarz und Kalk- Die Gangzüge des betrachteten spat, seltener mit Schwerspat und Pyrit Gebiets beginnen an der Westlichen (Schwefelkies) ausgefüllt. Nur sehr sel- Harzrandstörung und enden im Okertal. ten enthalten sie Erze, wie Kupferkies, Sie verlaufen in der Regel Westnord- Bleiglanz und Zinkblende. An den Blei- west-Ostsüdost und sind vom Verfas- glanz waren ab und an geringe Mengen ser des leichteren Überblicks wegen Silber gebunden. Die Mineralien sind in in drei Gruppen eingeteilt worden, die der Regel besser auskristallisiert als bei nördlichen, die mittleren und die südli- den Lagererzen, können aber durchaus chen. Alle drei bestehen aus mehreren auch ähnlich derb sein. /SPE 1981/ Einzel-Gangzügen und -Gängen. Zwi- schen ihnen gibt es diagonal verlau- Obwohl Erzgänge und Erzlager hin- fende Gänge, wodurch die Systematik sichtlich ihrer Form, Größe und Lage etwas erschwert wird. Außerdem ist die andersartig sind und sie sich auch durch Namensgebung nicht immer eindeutig, die Art ihrer Entstehung und durch ihr weil sie zum Teil aus einer Zeit stammt, Alter deutlich unterscheiden, gab es als die räumlichen Zusammenhänge doch auch gewisse Ähnlichkeiten. Die noch nicht vollständig bekannt waren. enthaltenen Metalle waren dieselben, die Minerale ähnelten einander und Nördliche Gangzüge. Sie verlaufen die flache Form der Erzlager konnte nördlich des Neuen Lagers durch mit den ebenfalls flächig ausgebildeten den Rammelsberg und bestehen aus

21 dem Todberger Gangzug, Beste- allem dem Umstand geschuldet, dass Hoffnung-Gang, Heimberg-Dröhne- im Süden das umgebende Gebirge wie berger Gangzug, Hildesheimer-Tal- im Oberharz aus Grauwacke besteht. Gang und Burghagener Gangzug, Sie hatte größere Kluftweiten als der Mittlerer Gangzug. Er verläuft Schiefer des nördlichen Bereichs. Auf- südlich des Alten Lagers durch den fällig ist auch, dass die von Wes- Rammelsberg und wird Weißer ten nach Osten verlaufenden Gänge Hirscher Gangzug genannt. schwächer vererzt waren als die Nord- Südliche Gangzüge. Sie ver- nordwest-Ostsüdost streichenden. laufen ungefähr zwei Kilometer südlich am Rammelsberg vorbei. Die noch weiter südlich gelegenen Zu ihnen gehören im Wesentlichen Gänge und Gangzüge – wie der Laut- der Gegentaler Gangzug und der enthaler und der Hahnenkleer Gangzug Schleifsteintaler Gangzug, aber auch – waren deutlich reicher an Buntme- der Gläsener Gang, der Taternberger tallen und Silber, zählen aber bereits Gangzug, der Steigertaler Gangzug, zum Oberharzer Revier und werden der Romkerkopf-Gang und der Bir- deshalb hier nicht weiter beschrieben. kentaler Gang. Ebenso wenig Berücksichtigung fin- den die zwar noch innerhalb des Gos- Die Gangvererzung nimmt nach larer Forstgebiets liegenden Suchstol- Süden immer mehr zu. Das ist vor len im Bereich Auerhahn, mit denen

Abbildung 3.2.c: Nördliche Gangzüge

22 Abbildung 3.2.d: Bergdorfstollen, Riss aus dem Jahre 1913 aus der Sammlung von Heinrich Stöcker der Lautenthal-Hahnenkleer Gangzug worden, dessen Ziel möglicherweise beziehungsweise Morgenröther Gang die Erkundung mit diesem Stollen untersucht wurde, sowie die kleinen gewesen sein könnte (s. Abb. 3.2.d). und unbedeutenden Erzfunde im unter- Bei diesem Gang handelt es sich im und übertägigen Schieferabbau der Wesentlichen nur um eine Störung Goslarer Gruben Nordberg, Glocken- mit wenig Kluftöffnung und demzu- berg und Ratsschiefergrube. folge auch nur wenig Gangausfüllung. Vererzungen sind nicht bekannt. Eine Die nördlichen Gangzüge verlau- weitere Fortsetzung in Richtung der fen von Hahausen und Neuekrug im Rammelsberger Erzlager scheint er Westnordwesten bis zum Okertal 1,5 nicht zu haben. km südlich der Ortslage Oker (s. Abb. 3.2.c). Der Todberger Gangzug beginnt im Westen ungefähr einen Kilometer süd- Ein namenloser Gang ist auf eine lich von Astfeld und verläuft unter Länge von etwas weniger als drei dem östlichen Fuß des Rammelsbergs Kilometern bekannt. Er verläuft vom entlang und von dort vermutlich bis ins Steinbruch am Steinberg bis unter Okertal, wo er ungefähr einen Kilome- den Rammelsberg (untere Rammels- ter südlich von der Ortslage Oker im berger Straße) und zu den Garagen der Achtermannstal, einem Seitental des ehemaligen Kaserne und weiter bis Okertals, endet. auf die dort oberhalb anschließende Bergwiese am unmittelbaren südli- Am Nordhang des Giengelsbergs chen Stadtrand Goslars. Beim Bau setzt der östliche Teil des Todberger der Kaserne ist an den Garagen der Gangzuges durch. Der Gangverlauf ist sogenannte Bergdorf-Stollen entdeckt darüber hinaus nur bis ungefähr 500 m

23 weiter nach Osten bis ins Gelmketal Der Burghagener Gangzug schart bekannt. am Westufer der Grane-Talsperre mit dem Heimberg-Dröhneberger Gangzug Der Beste-Hoffnung-Gang beginnt zusammen. /SPE 1979/, /SPE 1981/ im Westen ungefähr einen Kilometer südlich von Langelsheim und schart Der mittlere Gangzug wird gewöhn- ungefähr zwei Kilometer südwestlich lich als Weiße Hirscher Gangzug von Astfeld mit dem Todberger Gang- bezeichnet. Er beginnt ungefähr einen zug zusammen. Kilometer östlich vom Ufer der Inners- te-Talsperre als Aufscharung des wei- Der Heimberg-Dröhneberger Gang- ter unten beschriebenen Gegentaler zug beginnt im Westen ungefähr drei Gangzugs und endet im Teufelstal, Kilometer westlich von Langelsheim. einem Nebental im Osthang des Oker- Sein Verlauf ist bis zum Hessenkopf tals (s. Abb. 3.2.e). bekannt. Der durch den Herzberg verlaufende Der Hildesheimer-Tal-Gang beginnt Teil dieses Gangzugs war aus Sicht ungefähr einen Kilometer südöstlich des Erzbergwerks Rammelsberg der von Hahausen. In seiner westlichen historisch wichtigste, denn auf ihn Fortsetzung wird er ab der Innerste- konzentrierten sich lange Zeit alle Talsperre zum Burghagener Gangzug. Hoffnungen, ein weiteres Erzlager zu

Abbildung 3.2.e: Mittlerer Gangzug

24 Abbildung 3.2.f: Südliche Gangzüge finden. Einige der auf diesem Gangzug len, Suchschächte und ein Versuchs- aufgefahrenen Grubenbaue gehörten bergwerk (Grube Weißer Hirsch), alle- zeitweise sogar organisatorisch zum samt angelegt in der Zeit bis zum 19. Erzbergwerk Rammelsberg, wurden Jahrhundert. /SPE 1979/, /SPE 1981/ durch dessen Bergleute betrieben und dessen Steiger beaufsichtigt. Die südlichen Gangzüge haben eine Länge von fast 19 km und verlaufen Der Gangzugabschnitt, der durch den von Hahausen und Neuekrug bis zum Rammelsberg verläuft, wurde durch Okertal, das sie ungefähr 1,5 km süd- das Kindertaler Suchort, einen Stol- lich der Ortslage Oker durchschnei- len mit Mundloch hinter der heutigen den. Gaststätte Kinderbrunnen, untersucht. Zu den südlichen Gangzügen gehört Das bergbaulich interessante Auf- vor allem der Gegentaler Gangzug. scharen und besonders die Vererzun- Sein westliches Ende befindet sich gen des Weißer Hirscher Gangzuges unmittelbar südöstlich von Hahausen (Bleiglanz und Kupferkies) beschrän- und sein östliches im Okertal bei Rom- ken sich im Wesentlichen auf den kerhall. Daneben ist der Schleifstein- Herzberg. Dort ist er deshalb intensiv taler Gangzug hervorzuheben, der vom untersucht worden. Bekannt geworden Glockenberg bis ins Okertal verläuft sind über hundert Schurfe, Suchstol- (s. Abb. 3.2.f).

25 Der Gegentaler Gangzug, auch spat führend. Alle Gänge enden an als Gegental-Wittenberger Gang- der Westlichen Harzrand-Störung, der zug bezeichnet, zieht sich durch den Steigertaler Gangzug, der Taternber- gesamten Bereich der Südlichen Gang- ger Gangzug und der Hahnentaler züge und schart sowohl an seinem Gang ungefähr in der Mitte zwischen westlichen als auch an seinem östli- Seesen und Hahausen, der Gläsener chen Ende auf, um dann im Westen an Gang und der Gegentaler Gangzug der Westlichen Harzrand-Störung und wenige hundert Meter südöstlich von im Osten im Okergranit zu enden. Hahausen, Ortsteil Neuekrug.

Im Osten beginnt der Aufscharungs- Das große Schleifsteintal liegt bereich ungefähr zwei Kilometer süd- ungefähr vier Kilometer südlich von lich von der Grane-Talsperre unter Goslar und wird im Westen vom gro- dem Glockenberg. Dort zweigt der ßen Schleifsteintaler Berg und im weiter unten beschriebene Schleif- Osten vom kleinen Schleifsteintaler steintaler Gangzug ab, dessen Verlauf Berg begrenzt. Es verläuft Nord-Süd bis zur Kästeklippe (östliche Okertal- und endet im Gosetal. Versuchsberg- Flanke) bekannt ist. Der Gegentaler bau ist hier am östlichen Abhang des Gangzug selber verläuft etwas weiter großen Schleifsteintaler Berges auf südlich ins Okertal und schart dort zwei Gängen umgegangen. Beide sind auf in den Romkerkopf-Gang und den Teil einer Aufscharung des Gegenta- Birkentaler Gang. Beide enden öst- ler Gangzugs. Das umgebende Gebir- lich des Okertals nach ungefähr zwei ge besteht aus Grauwacke. Kilometern im Granit am östlichen Rand des hier behandelten Gebiets am Die Gänge verlaufen dann durch Osthang des Okertals beziehungswei- den kleinen Schleifsteintaler Berg, se am Westhang des Großen Ahrends- wo nur noch einige Erz-Schnüre bergs. gefunden worden sind, und weiter bis in das Wintertal. Dort befindet Die Aufscharung des Gengentaler sich ein bereits vor 160 Jahren als Gangzugs an seinem westlichen Ende verfallen bezeichnetes Suchort. Mit beginnt ungefähr zwei Kilometer süd- ihm war ein Gang nach Südosten ver- lich von Wolfshagen. Dort zweigt folgt worden. Der 1818 im Mühltal von ihm der Steigertaler Gangzug ab, beim Wegebau an der Oker gefundene der seinerseits ungefähr vier Kilo- Gang wird vermutlich eine Fortset- meter weiter westlich aufschart in zung dieses Ganges sein. den Taternberger Gangzug und den Todtmansgrunder Gang. Am Ostufer Der erste durch den Versuchsberg- der Innerste-Talsperre zweigen vom bau erfasste Schleifsteintaler Gang Gegentaler Gangzug der Hahnenta- liegt etwa 580 m südlich vom Köppel- ler und der Gläserne Gang ab. Der stal und der zweite Gang 68 m weiter Gegentaler Gang selbst verläuft fast nach Süden im Hangenden des ersten bis Hahausen und ist dort Schwer- Ganges. Beide Gänge bestehen aus

26 Kalk, Feldspat, Quarz und Tonschie- Im hier behandelten Gebiet gibt es fer. Darin eingebettet waren Blei- ein Kupfererzflöz im Bereich der West- glanz, Kupferkies und Zinkblende. lichen Harzrand-Störung bei Hahausen und Neuekrug. Seine Bildung fällt in Schräg setzt ein Gang durch, der die Zeit des Zechsteins. Während die- als Neuer Gang bezeichnet wurde ser Zeit wurden hier Tone abgelagert, und eine für den Harz außergewöhnli- die im Laufe der Zeit zu Schiefer che Nickelvererzung aufwies. Er war umgewandelt worden sind. Ein darin Gegenstand großer Hoffnungen und enthaltenes ungefähr 7,5 cm mächti- wurde von den 1860er Jahren bis zum ges Schieferband enthält bis zu 1,5% Ende des 19. Jahrhunderts Ziel einer Kupfer. spekulativen Bergwerksentwicklung. Es gibt deutliche geologische und Der Schleifsteintaler Gang zweigt morphologische Parallelen zum Erz- vom Gegentaler Gangzug etwas flöz der Mansfelder Kupferschiefer- oberhalb des Grane-Blockhauses im Mulde, das jahrhundertelang mit wirt- Bereich südlich des Hans-Georg- schaftlichem Erfolg abgebaut wurde. Schachtes der hier nicht näher Das Hahause-Neuekruger Flöz hatte beschriebenen Schiefergrube Glo- eine Mächtigkeiten von ungefähr 7,5 ckenberg ab. Er ist über eine Länge cm und Kupfergehalte von bis zu 1,5%. von etwa 7,5 km bekannt und endet Allerdings war das Erzflözes stärker ungefähr einen Kilometer nördlich geneigt als im Mansfelder Raum und von Romkerhall. In seinem mittleren von mehreren Störungen um jeweils Bereich schart er im Großen Schleif- mehrere Meter verworfen worden. Die steintal auf. Insgesamt sind fünf Störungen waren stark Wasser führend. Gang-Trümer gefunden worden. Der /BUC 1867/, /KAL 1983/ Aufscharungsbereich hat eine Länge von etwa 2,5 km. /SPE 1979/, /SPE 4. Such- und Erkundungsme- 1981/ thoden

3.3. Erzflöze Bei der Entscheidung für oder gegen eine Bergwerksgründung war Unter Erzflözen werden Lagerstät- für potentielle Bergwerksbetreiber vor ten verstanden, die wie die Ram- allem ein Erzaufschluss überzeugend, melsberger Erzlager parallel zu den anhand dessen sich die Investoren umgebenden Nebengesteinsschich- und Bergbeamten persönlich von der ten sedimentär entstanden sind. Sie Beschaffenheit und Bauwürdigkeit der haben im Vergleich zu Erzlagern eine Lagerstätte überzeugen konnten. Das sehr geringe Mächtigkeit, dafür aber war aus technischen und wirtschaftli- viel größere flächige Erstreckungen. chen Gründen nicht immer möglich. Außerdem ist die Mächtigkeit gleich- Ersatzweise dienten Erzproben, die mäßiger ausgeprägt, auch über große aus dem Erzvorkommen stammten, als Entfernungen. Beweis- und Belegstücke. Sie waren

27 ebenfalls ein greifbarer Beweis für das die nach übertage ausgingen. Sie war Vorhandensein von Erzen und boten relativ einfach und kostengünstig. Die die Möglichkeit, die Erzqualität zu Erkundung nach der Teufe oder die prüfen. Eine einzelne Erzprobe brachte Untersuchung von Erzvorkommen allerdings nicht die Gewissheit, ob ein ohne Ausbiss erforderte einen größe- Bergwerk wirtschaftlich zu betreiben ren technischen und wirtschaftlichen wäre. Dafür mussten von mehreren Aufwand. Stellen Proben genommen werden. 4.1. Schurfe, Stollen, Schächte Das gesamte Gebirge konnte und und Strecken kann bei der Suche nicht so intensiv untersucht werden, dass keine Unge- Sollten Erzvorkommen gesucht und wissheit bleibt, wie die Qualität und erkundet werden, die nicht nach über- Quantität, die Form und Beschaffen- tage ausgehen, tiefer liegende Gebirgs- heit und des Erzvorkommens und des bereiche untersucht werden, oder Erz- Nebengesteins ausgebildet sind. Das proben zutage gebracht werden, dann traf zwar auf frühere Jahrhunderte erforderte das bergmännische Arbeiten. stärker zu als auf die heutige Zeit, Dazu zählen aber grundsätzlich haben daran auch die modernsten Suchverfahren nichts • Schurfe, geändert. • Auffahrungen untertägiger Hohl- räume, wie Stollen, Strecken oder Die einfachste und relativ kosten- Schächte, günstigste Möglichkeit, Erzvorkom- • Versuchsbergwerke und men zu finden, ist das Absuchen der • Tiefbohrungen. Erdoberfläche. Gesucht wurden dabei nicht nur zutage tretende Erzlager oder Unter Schurfen werden flache Grä- Erzgänge und Erzstücke, die sich aus ben und übertägige Gruben verstanden, dem Gebirgsverband gelöst haben und die durchaus auch kleinen Steinbrü- hangabwärts liegen, sondern auch Ver- chen ähnlich sein konnten. Ihre Form färbungen der Erdoberfläche, die durch und Größe hing vom Gefälle der Tages- die Verwitterung tagesnaher Erzvor- oberfläche ab. Schurfe sind relativ ein- kommen auftreten. Diese Suche wur- fach anzulegen und deshalb kosten- de intensiv betrieben. Seit dem 19. günstig. Mit ihnen ließen sich aber nur Jahrhundert sind die Funde in Form die ersten ungefähr zehn Teufenmeter geologische Karten dokumentiert wor- untersuchen. den. Ziel war, die geologische Struktur zu ermitteln und daraus Rückschlüsse Relativ einfach war die bergmänni- auf die Lage höffiger Bereiche ziehen sche Suche, wenn von bekannten Erz- zu können. lagerstätten ausgehend seitwärts oder nach der Teufe nach neuen, benach- Durch diese Suche konnte eigentlich barten Erzlagerstätten gesucht werden nur Erzvorkommen gefunden werden, sollte. Die Strecken, Schächte und

28 Bohrlöcher in der unmittelbaren Umge- Ging es um die unmittelbare Umge- bung von Gruben sind begrifflich zur bung des Rammelsberges, dann konn- Erkundung zu rechnen. Besonders in ten die Schächte und Sohlen des der Zeit bis zum 20. Jahrhundert über- Bergwerks als Ausgangspunkt für die wogen diese Projekte bei Weitem. Zum Suchstrecken genutzt werden. Damit einen standen noch nicht die Techniken ließ sich der große Aufwand sparen, für lange Bohrlöcher zur Verfügung der für das Teufen von neuen Schäch- und zum anderen dauerten Suchstre- ten notwendig gewesen wäre. Im 20. ckenvortriebe sehr lange. Suchstrecken Jahrhundert, als der maschinelle Stre- sind deshalb oft über mehrere Jahrhun- ckenvortrieb großtechnisch einsetz- derte betrieben worden. Das musste gut bar geworden war, erreichten diese geplant sein, war teuer und ließ sich Suchstrecken Längen von bis zu meh- nur in Zeiten ausreichender wirtschaft- reren Kilometern. licher Überschüsse ermöglichen. Lagen die Zielgebiete dagegen zu Typischer und häufiger war die soge- weit vom Bergwerk entfernt, dann nannte Tastende Erkundung. Dabei mussten neue Schächte geteuft oder wurden relativ kurze Strecken und bei genügend steilen Berghängen und Schächte angelegt, die den besten Erz- nicht allzu tief gelegenen Zielgebieten qualitäten folgten und erst eingestellt Stollen angelegt werden. Schächte zu wurden, wenn längere Zeit kein Erz teufen waren ein vergleichsweise auf- angetroffen worden war. wendiges Unterfangen. Trotzdem gab es im hier betrachteten Gebiet viele Allen bergmännischen Sucharbeiten Suchschächte. Unmittelbar am Ram- ist gemeinsam, dass sie recht teuer melsberg wurde jedoch nur einer ange- sind. Deshalb wurde immer wieder legt, der sogenannten Schurfschacht. versucht, sie möglichst selten und nur Er lag östlich vom Neuen Lager und dort einzusetzen, wo die Treffer-Wahr- war zur Suche eines dort vermuteten scheinlichkeit groß war. Dritten Erzlagers auf den übertage als

Abbildung 4.1.a: Schurfschacht Schnitt um 1950 aus der Sammlung Heinrich Stöcker

29 Abbildung 4.1.b: Schurfer Schacht (rechts oben), in der Bildmitte separater kleiner aufklappbarer Schnitt mit der Darstellung der Baue auf dem Hangenden Trum). Schnitt von Ahrend 1835

Lagerhorizont identifizierten Gesteins- legt werden, dann geschah das in der schichten angesetzt worden. (s. Abb. Regel von den Stollen aus, um die wit- 4.1.a bis 4.1.c) Dieser Schacht erlangte terungsanfälligen Schachtmundlöcher jedoch keine größere Bedeutung und und die sonst notwendigen Förderge- wurde schnell wieder eingestellt. rüste zu vermeiden. Diese Schächte wurden je nachdem, ob sie von unten Bei den in der weiteren Umgebung nach oben hoch gebrochen oder von des Rammelsbergs für die Erzsuche oben nach unten abgeteuft wurden und -erkundung geteuften Schächten Überhauen oder Absinken genannt, handelte es sich Untersuchungspro- waren gewöhnlich quadratisch oder jekte, mit denen die Fortsetzung von rechteckig und hatten selten einen Gängen nach der Teufe untersucht Querschnitt von mehr als einem Qua- werden sollte. Bei einigen der Schäch- dratmeter. Erst im 20. Jahrhundert te handelt es sich eher um Teile von wurde es üblich, auch für die Über- Versuchsbergwerken, die sowohl als windung größerer Höhenunterschiede Bergwerkszugänge dienten (Tages- geneigte Strecken, sogenannte Ram- Schächte) als auch als Verbindungen pen, anzulegen. zwischen den Sohlen (Blind-Schäch- te). 4.2. Bohrungen

Im hier betrachteten Gebiet erlaub- Bei der Entscheidung, ob ein Such- te die bergige Geländeoberfläche in oder Erkundungsprojekt eingestellt vielen Fällen, mit Stollen an die zu werden soll, stand immer zu befürch- untersuchenden Zielgebiete zu gelan- ten, dass ein Fund nur knapp verpasst gen, da sie meistenteils oberhalb der worden ist. Der Vortrieb in einem Täler lagen. Mussten Schächte ange- Stollen oder in einer Strecke oder das

30 Abbildung 4.1.c: Schurfschacht (links oben „Neuer Schurf“), Riss von Eggers 1735

Abteufen oder Hochbrechen in einem verwendet worden sind, sowohl für Schacht hätte vielleicht nur um wenige die Zu- und Abführung von Wettern Meter weiter betrieben werden müs- als auch für die Erzsuche. In den Ram- sen, um erfolgreich zu werden. In die- melsberger Bergamtsakten ist in den sen Fällen sind gewöhnlich Pilotboh- Protokolle, die nach dem Dreißigjähri- rungen angelegt worden, die von der gen Krieg regelmäßig verfasst worden Ortsbrust in Such- beziehungsweise sind, Bohrlöcher für die Wetterführung Erkundungsrichtung ins Gebirge lie- und Erkundung beschrieben. Es han- fen oder vom Schachtsumpf abwärts. delte sich aber um aus heutiger Sicht Schon vor der Antike waren Techni- nur recht kurze Bohrlöcher von weni- ken bekannt gewesen, die im Bergbau gen Metern Länge. Ihr Durchmesser für das Herstellen von Bohrlöchern betrug ungefähr fünf Zentimeter.

31 Abbildung 4.2.a: Such- und Erkundungsstrecken auf der Oberen Sohle (rot)

Abbildung 4.2.b: Such- und Erkundungsstrecken auf der Tagesförderstrecke (rot)

32 Abbildung 4.2.c: Such- und Erkundungsstrecken auf der Bergesfahrt (rot)

Abbildung 4.2.d: Such- und Erkundungsstrecken und -bohrungen auf dem Tiefen Julius Fortunatusstollen(Stollensohle, rot)

Bei der Entwicklung der Bohrtech- den Suchschächten und Suchstollen nik war Ende des 19. Jahrhunderts überlegen machte. /SPR 2009/ ein Stand erreicht, der Bohrungen von übertage in tiefere Gebirgsbereiche Am Rammelsberg sollte es aber sowohl in geologischer als auch wirt- noch bis in die 1930er Jahre dauern, schaftlicher und technischer Hinsicht bis lange Suchbohrungen angelegt

33 Abbildung 4.2.e: Such- und Erkundungsstrecken und -bohrungen auf der 1. Sohle (rot)

Abbildung 4.2.f: Such- und Erkundungsstrecken und -bohrungen auf der 3 Sohle (rot)

34 Abbildung 4.2.g: Such- und Erkundungsstrecken und -bohrungen auf der 5. Sohle (rot)

Abbildung 4.2.h: Such- und Erkundungsstrecken auf der 6. Sohle (rot) werden konnten. Sie waren anfangs Am Rammelsberg sind in der zweiten von Suchstrecken aus gebohrt wor- Hälfte des 20. Jahrhunderts Suchboh- den und verliefen vor allem waage- rungen von bis zu mehreren hundert recht und nur ungewollt leicht stei- Metern Länge üblich geworden. Die gend oder fallend (s. Abb. 4.2.a bis Bohrungen wurden zum Teil weiter- 4.2.n). hin von untertage begonnen, verliefen

35 Abbildung 4.2.i: Such- und Erkundungsstrecken auf der 7. Sohle (rot)

Abbildung 4.2.k: Such- und Erkundungsstrecken und -bohrungen auf der 8. Sohle (rot)

36 Abbildung 4.2.j: Such- und Erkundungsstrecken auf der halb 8. Sohle (rot)

Abbildung 4.2.l: Such- und Erkundungsstrecken und -bohrungen auf der 9. Sohle (rot)

37 Abbildung 4.2.m: Such- und Erkundungsstrecken und -bohrungen auf der 11. Sohle (rot) dort gewöhnlich horizontal oder leicht Längen von mehreren hundert Metern. geneigt und erreichten durchaus auch Besonders dort, wo keine Strecken und

Die Definition des Begriffs Tiefbohrung beziehungsweise die Abgrenzung zwischen Tief- und Flachbohrung wird nicht von allen Autoren einheitlich gehandhabt. Weit verbreitet ist die Definition, dass Tiefbohrungen Teufen von mehr als 500-600 Metern haben. Mehrere hundert Meter tiefe Bohrungen sollen schon vor mehr als 2000 Jahren in China niedergebracht worden sein, damals zur Gewinnung von Salzsohle. In Europa und Nordamerika begann die Entwick- lung der Tiefbohrtechnik Ende des 18. Jahrhunderts. Große Fortschritte machte sie Mitte des 19. Jahrhunderts, vor allem im Zusammenhang mit der Erdöl- und Kalisalzsuche und besonders seit 1865 durch den Einsatz von Dampfmaschinen. Ende des 19. Jahrhunderts sind bereits Bohrlochteufen von 2000 Metern erreicht worden. Bohrungen boten zwar gegenüber Stollen, Strecken und Schächten nicht die Möglichkeit, sich vor Ort zu begeben, lieferten aber Erzproben in Form von Bohrklein, das beim Bohren aus dem Bohrloch herausgefördert wurde. Eine deutliche Aufwertung erfuhr die Tiefbohrtechnik durch die Entwicklung des Kernbohrens in der Zeit nach 1910. Dadurch konnte anhand der gewonnenen Bohrkerne viel besser erforscht werden, wie die durchbohrten Gebirgsschichten aussehen.

38 Abbildung 4.2.n: Such- und Erkundungsstrecken und -bohrungen auf der 12. Sohle (rot) aus der Sammlung Heinrich Stöcker

Schächte zur Verfügung standen, wurde übrigens der Bereich, in dem 2008 die mit Bohranlagen oder sogar Bohrtür- Scandinavian Highlands mit ihren Tief- men von übertage gebohrt. Das betraf bohrungen aktiv geworden ist.) besonders die weiter vom Rammels- berg entfernt gelegenen Sucharbeiten. Tiefbohrungen sind am Rammelsberg und in seiner Umgebung im Wesentli- Auch von den einzelnen Sohlen der chen erst nach dem Zweiten Weltkrieg Grube beginnend wurden nun Suchstre- niedergebracht worden. Eine Ausnah- cken und -bohrungen in weiter entfern- me bildet eine Bohrung am Theresien- te Gebirgsbereiche vorgetrieben, zum hof. Vermutlich ist sie schon zwischen Beispiel bis unter das Gosetal. (Das ist 1935 und 1939 angelegt worden, denn

39 Abbildung 4.2.o: Abgelenkte Bohrungen, die von unter- und übertage im Gosetal angelegt worden sind in einer Landkarte, die in den 1940er mein eingesetzt worden, das eine hohe Jahren gezeichnet worden ist, wird sie Genauigkeit des Bohrlochverlaufs als „alte schon vorhandene Bohrung“ ermöglicht. Diese Bohrlöcher werden bezeichnet. In den 1950er und 1960er häufig von Anfang an geneigt gebohrt. Jahren folgte eine ganze Reihe von Tiefbohrungen mit zum Teil neu von 4.3. Geophysik der Salzgitter Maschinenbau AG ent- wickelten Bohrtürmen. Im Unterschied zu den bergmän- nischen Suchmethoden gibt es geo- In der Umgebung des Rammelsbergs physikalische Methoden, die auf die sind Tiefbohrungen in der Regel senk- Entnahme von Erzproben und auf die recht gewesen und nur durch unge- augenscheinliche Untersuchung vor wollte Ablenkungen des Bohrmeißels Ort verzichten. Sie erzeugen in der schräg geworden. (s Abb. 4.2.o) Regel weniger Kosten und beruhen darauf, dass Erz und taubes Neben- Erst seit den 1990er Jahren ist das gestein verschiedene physikalische kontinuierliche Richtbohren allge- Eigenschaften haben. Das kann unter

40 Umständen auch von übertage aus geochemischen Methoden werden in gemessen werden. der Regel Anomalien ermittelt, worun­ ter Abweichungen von den sonst in Mit geophysikalischen Methoden der Umgebung oder in vergleichba- kann aber auch die Lage und der Ver- ren Gegenden typischen Messwerten lauf von geologischen Strukturen, zu verstehen sind. Außerdem können Schichten und großen Störungen ermit- durch Erfahrungen, die bei Messungen telt werden. Beides ist für die Erzsuche unter ähnlichen Bedingungen gesam- von großer Wichtigkeit, sind doch Erz- melt worden sind, Vergleiche ange- lagerstätten in der Regel an Schichten stellt werden, zum Beispiel zu bereits und Störungen gebunden. bekannten Bereichen des Rammels- bergs oder zu Erzlagerstätten anderer Die wichtigsten messbaren geophy- Bergbaureviere. sikalischen Eigenschaften sind Durch Auswertung der Messergeb- • die Übertragung, Reflexion, Refrak- nisse können allerdings nur indirekte tion und Beugung mechanischer Hinweise gefunden werden. Eindeutige Schwingungen (Seismik), Beweise für Lagerstätten oder geologi- • die elektrische Leitfähigkeit (Geo­ sche Strukturen sind nicht zu erwarten. elektrik), Das bleibt den bergmännischen Metho- • die unterschiedliche Ausbildung den vorbehalten. des natürlichen Magnetfeldes der Erde und Reaktionen auf künstliche Jede der Messmethoden hat ihre Magnetfelder (Geomagnetik), Vor- und Nachteile. Vor allem unter- • die unterschiedliche Dichte der scheiden sie sich hinsichtlich der Gesteine und die dadurch bedingten untersuchbaren Teufen und des tech- Unterschiede der Erdanziehungskraft nischen und damit auch finanziellen (Gravimetrie), Aufwandes. Bis vor wenigen Jahren • die Reaktionen auf Anregung mit ließ sich für Teufen von über hun- niederfrequenten und hochfrequenten dert Meter eigentlich nur die Seismik elektromagnetischen Felder (Tran­ erfolgversprechend einsetzen. In den sienten-Elektromagnetik und Geo­ letzten Jahren ist die Transienten- radar), Elektromagnetik (TEM) weiterent- • das unterschiedliche elektrische wickelt worden, sodass auch damit Eigenpotential (Self-Potential-Metho- Teufen von mehreren hundert Metern de) und untersucht werden können. Für die • die unterschiedliche natürliche Radio- Lagerstättensuche im Harz ist es von aktivität der Gesteine und ihre unter- besonderem Vorteil, dass sich die schiedlichen Reaktionen auf radioak- TEM-Messanlagen von Hubschrau- tive Bestrahlung (Radiometrie). bern aus einsetzen lassen. Damit ent- fallen die Probleme, die landgestützte Mit den geophysikalischen wie auch Anlagen im Gebirge haben. Außerdem mit den im Folgenden beschriebenen ist die Geschwindigkeit, mit der große

41 Gebiete überflogen werden, deutlich und die Geophone an der Tagesober- höher und damit kostengünstiger. fläche stehen oder Sprengladungen an der Tagesoberfläche gezündet und im Allen Messmethoden gemeinsam ist, Bohrloch Geophone installiert werden. dass sie bei komplizierten geologi- schen Strukturen oft keine verwertba- Ein großer Vorteil ist bei der Bohr- ren Ergebnisse liefern. Die Umgebung lochgeophysik, dass die Messsonden des Rammelsbergs ist jedoch durch die im Bohrloch weitgehend abgeschirmt Faltenstruktur des Lagerhorizonts und sind gegen störende Einflüsse, denen zusätzliche Brüche und Verwerfungen sie an der Erdoberfläche ausgesetzt sehr komplex. Das hat die Auswer- wären. Das ist bei den heute verwende- tung der durchgeführten Messungen ten überaus empfindlichen Methoden erschwert. Bei den aktuellen Untersu- zum Teil eine entscheidende Voraus- chungen sind die Fachleute allerdings setzung. Infrastrukturanlagen wie Stra- der Meinung, sowohl eine elektromag- ßen, Eisenbahnlinien, Stromleitungen, netische Anomalie gefunden zu haben, Rundfunk und Mobilfunk sind eini- als auch eine der aus dem Boden aus- ge dieser Störungen, aber auch die tretenden Gase. Beide lassen auf das unterschiedliche Anziehungskraft des Vorhandensein einer Erzlagerstätte Mondes. schließen. /WAL 2011/ Außerdem gibt es Sonden, die das 4.4. Bohrloch-Geophysik Gestein der Bohrlochwand näher unter- suchen. Damit kann in manchen Fällen Die geophysikalischen und geoche- das relativ teuere Kernbohren ersetzt mischen Methoden lassen sich nicht werden. Gemessen wird zum Beispiel nur von übertage, sondern auch in die natürliche Radioaktivität oder die Kombination mit bergmännischen Reaktion des Gesteins auf radioaktive Methoden anwenden. Beispielsweise Anregung, um daraus Rückschlüsse kann in Stollen, Strecken und Schäch- auf die Art des Gesteins oder Erzes zie- ten mit modifizierten geophysikali- hen zu können. Bei anderen Methoden schen Messgeräten gearbeitet werden. wird der elektrische Widerstand in der Eine sehr erfolgreiche Kombination Bohrlochwand gemessen, der Druck wird in Form der Bohrlochgeophysik im Gestein, die Temperatur oder die praktiziert. Sie vereint auf sich die Vor- Verformung des ursprünglich runden teile von Tiefbohrtechnik und übertägi- Bohrlochs, das natürliche elektrische ger Geophysik. Benutzt werden dabei Feld im Gebirge oder Abweichungen geophysikalische Sonden, die in Bohr- des Erdmagnetfelds. /WAL 2011/ löcher eingeführt werden. 4.5. Geochemie Unter anderem wird bei der Bohrloch- geophysik die Seismik als Messmetho- Mit geochemischen Methoden wird de verwendet, nur dass die Sprengla- heute vor allem das gewachsene Fest- dungen im Bohrloch gezündet werden gestein untersucht. Diese Methode ist

42 auch als Gesteins-Geochemie bekannt. bergs der 7. und 9.Sohle zufließen, Mit ihr wird die Zusammensetzung der zeigten dagegen keine Auffälligkeiten Gesteine analysiert, wobei nicht unbe- bis auf drei Stellen auf der 7. Sohle: dingt das für den Bergmann interessante Mineral Gegenstand der Untersuchun- 1. 30mg/m3 Buntmetall, davon 8mg/ gen ist. Die sogenannte Multi-Element- m3 Kupfer aus der Verwerfung, Methode ist eher auf die begleiten- die zum Weißer Hirscher Gangzug den Stoffe und Elemente ausgerichtet, gehört, die auf der 7. Sohe aller- deren gegenseitiges Mengenverhältnis dings kein Erz führt und die Wiedererkennung von Gesteins- 2. 200mg/m3 Buntmetall, davon 30mg/ schichten erlaubt oder Rückschlüsse m3 Kupfer weiter westlich an der zulässt auf die Zuordnung der beprobten Abzweigung vom Querschlag 1 Gesteine zu Horizonten. Im Falle des 3. im Querschlag 8 bis 100mg/m3 Rammelsbergs waren das zum Beispiel Buntmetall, wenig Kupfer. das Vorhandensein von Vanadium oder das Mengenverhältnis von Kalzium und Ab Mitte der 1950er Jahre wurden Mangan. Aus beiden ließ sich auf die auch Wasserproben aus Quellen der Nähe des Lagerhorizonts schließen. weiteren Umgebung untersucht, aller- dings ohne Erfolg /KRA 1955/. Eine heute häufig verwendete Metho- de ist die gezielte Untersuchung von Über Erzvorkommen und in ihrer Bodenproben, Quellen und Bächen. Aus Umgebung treten im Boden, im Grund- den im Wasser gelösten Metallen kön- wasser, an Quellen, in Bächen und im nen Rückschlüsse gezogen werden auf Wasser, das den Gruben zufließt, typi- möglicherweise im Einzugsgebiet der sche Gaskonzentrationen auf. Sie wer- Quelle über- und untertage vorhandene den im Porenraum des Bodens gemes- Erze. Auch die Sedimente im Bach- sen oder wenn sie aus dem Boden bett können Erze enthalten, die entwe- aufsteigen. Die Untersuchung dieser der selber abbauwürdig sind, was im Gase wird seit 2008 am Rammelsberg betrachteten Gebiet nicht der Fall war, intensiv betrieben. /WAL 2011/ oder Rückschlüsse auf weiter aufwärts gelegene Erzvorkommen ermöglichen. 4.6. Geobotanik Bereits vor Jahrhunderten war das eine häufig verwendete Suchmethode. Eine andere, schon jahrhundertelang verwendete Methode zur Erzsuche ist Bereits seit Mitte der 1950er Jahre die Beobachtung und Untersuchung sind hydrogeochemische Untersuchun- der Vegetation. Häufig waren in der gen der Wässer, die in die Suchstrecken unmittelbaren Nähe von Erzlagerstätten sickern, angestellt worden. Besonders die Bodenqualität und -chemie gegen- im Bereich des Alten Lagers sind erhöh- über der unbeeinflussten Umgebung so te Gehalte an Schwermetallen ermittelt unterschiedlich, dass dort völlig ande- worden. Die Untersuchung der Wässer, re Pflanzen wachsen und gleichartige die aus der Umgebung des Rammels- Pflanzen unterschiedlich gedeihen. Zu

43 Abbildung 4.6.a: Taubenkropf-Leim- kraut (Silene vulgaris) Foto aus austria- lexicon.at

Abbildung 4.6.d: Grasnelke (Armeria), Foto aus wikipedia

Abbildung 4.6.b: Hallersche Schaum- kresse (Arabidopsis halleri) Foto aus wikipedia

Abbildung 4.6.e: Frühlingsmiere (Minu- artia verna susp. hercynica), Foto aus static.zoonar.de

leimkraut, Hallers Schaumkresse, das Gemeine Stiefmütterchen, die Gras- nelke und die Frühlings-Miere. /ERN 1965/ (s Abb. 4.6.a bis 4.6.d) Abbildung 4.6.c: Gemeines Stiefmütter- chen (Viola tricolor, Subspecies Hercy- 4.7. Andere Suchmethoden nia), Foto aus http.media03.myheimat Es gibt Menschen, die zur Erzsuche den Erz anzeigenden Pflanzen gehören keine Hilfsmittel benötigen und sich im Harz vor allem das Taubenkropf- nur auf ihr Gefühl stützen. Eingesetzt

44 werden deshalb häufig als Zauberei, Aberglaube und rückhaltlose Metho- den abgetan. Bereits Georgius Agricola und Balthasar Rösler erwähnen, dass es sich bei der Wünschelrutengängerei weder um eine sichere Suchmethode handelt noch alle Wünschelrutengän- ger seriös und redlich sind. Es würde auch sehr auf die Veranlagung der Betreffenden ankommen. Nur wenige Menschen hätten überhaupt die Gabe dazu und manche würden wohl Gänge finden, aber nicht zwischen tauben und vererzten Gängen unterscheiden kön- nen. /RÖS 1700/

Angewendet wird die Wünschelru- te heute zum Beispiel bei der Suche Abbildung 4.7.a: Wünschelrutengänger, nach elektrischen Kabeln im Boden. aus Caspar Schott, Technica Curiosa, Auch der Verfasser hat damit gute Nürnberg 1664 Erfahrungen gemacht. Seit einigen Jah- ren beschäftigt sich Prof. Balck (TU wurden aber auch Hilfsmittel, die die- Clausthal) mit der Erforschung dieser ses Gefühl deutlich sichtbar machen und ähnlicher Suchmethoden. Seine sollen, wie Wünschelruten (s Abb. 4.7.a statistischen Erhebungen zeigen, dass und 4.7.b) und Pendel. Diese Methoden es mit ausgesuchten Personen durchaus haben sich bis heute erhalten, ohne dass eine nachweisbare und statistisch halt- es bislang wissenschaftliche Erklärun- bare Erfolgsquote gibt. /BAL 2010/ gen für die Wirkmechanismen gibt. Sie Am Rammelsberg wird die Wün- schelrute anfangs nicht so häufig ein- gesetzt worden sein, wie bei der Auf- suchung von Erzgängen im Oberharz. Das Alte Lager war massiv und seine übertägige Erstreckung weitgehend bekannt. Die Erzgänge in der Umge- bung dürften dagegen schon eher ein Ziel der Rutengänger gewesen sein.

Vor fast hundert Jahren sind Wün- schelruten dann doch im großen Stil Abbildung 4.7.b: Halten einer Wün- am Rammelsberg eingesetzt worden. schelrute /GÄT 2010/ Untersucht wurde in der Zeit des Ers-

45 ten Weltkrieges die Fortsetzung der und Infrastrukturmaßnahmen. Wurde Erzlager nach Ost-Nord-Ost und West- der Bergbau defizitär, verlor der Sou- Süd-West, allerdings ohne Anlass zu verän oft das Interesse und überließ vertiefenden bergmännischen Suchpro- anderen die Rechte. Seitdem die deut- jekten gegeben zu haben. sche Monarchie konstitutionelle Züge angenommen hatte, sind diese Rechte 1948 hat Dr. Rudolf Banning aus mehr und mehr auf die Landes- und Hamburg versucht, von den Unter- Reichsparlamente übergegangen. Nach harzer Berg- und Hütten GmbH einen dem Ersten Weltkrieg und der damit Auftrag zu erhalten, mit Hilfe einer verbundenen Auflösung der feudal- Wünschelrute nach einem weiteren staatlichen Strukturen war das Berg- Erzlager zu suchen. Bereits 1943 hatte recht endgültig Sache der gewählten er der Preussag ein derartiges Angebot Parlamente beziehungsweise Regierun- gemacht, war aber nicht beauftragt gen geworden. worden. Er argumentierte, das Bleierz würde in Höhlen abgelagert sein und Jeder Souverän und jedes Parlament er hätte Verbindungen zwischen den konnte eigene Berggesetze erlassen, Rübeländer Tropfsteinhöhlen und dem die sich von denen der Nachbarlän- Rammelsberg erkannt. In Goslar wurde der unterschieden. Das war und ist das als verworren und Zeitverschwen- auch tatsächlich häufig so gehandhabt dung eingeschätzt und weitere Gesprä- worden. Zum Teil war das Bergrecht che abgelehnt. /BAC 1910/ auch innerhalb eines Landes unein- heitlich, besonders wenn durch Kriege, 5. Das Recht zur Erzsuche, Erbschaften, Heirat und Kauf Gebiete Suchgenehmigungen, Berg- zusammengelegt wurden. Dabei blie- werkseigentum ben oft altes Bergrecht und alte Besitz- ansprüche erhalten. Das Recht, Erzlagerstätten zu suchen und auszubeuten, war im mitteleuropä- Überdies entstanden auch Unter- ischen Raum von jeher uneinheitlich. schiede durch den Willen der Gesetz- Der oberste Souverän, sei es nun ein geber Kaiser oder ein König oder mit der zunehmenden Machtlosigkeit des deut- • zu mehr Liberalisierung und pri- schen Kaisertums der jeweilige Landes- vatem Engagement (zum Beispiel fürst, beanspruchte je nach Bedarf den Bergfreiheiten im späten Mittelalter Zugriff auf Lagerstätten und Bergwer- und liberale Gesetzgebung Mitte des ke, vor allem aber auf die Erträge, die 19. Jahrhunderts) oder aus dem Bergbau und der Verhüttung, • zu mehr staatlichem Vorrecht und besonders aus dem Metallverkauf, ent- staatlicher Lenkung (zum Beispiel standen. Damit ließen sich dynastische Direktionsprinzip vom 16. bis zum Interessen, wie Kriege, repräsentative 19. Jahrhundert und echter staat- Hofhaltungen und Länderkäufe finan- licher Vorbehalt seit der Zeit des zieren, aber auch das Beamtenwesen Nationalsozialismus).

46 Dabei sind widerstreitende Ambiti- Managementstrukturen verfügten. Sie onen bezüglich verschiedener Boden- erhielten die Genehmigung, bestimmte schätze berücksichtigt worden. Ein Grubenbereiche zu nutzen. 1157 gab typisches Beispiel dafür ist Nieder- es vier Bergwerksbetreiber: die Stadt sachsen, wo sich bis heute je nach Art Goslar, das Stift St. Simonis und Judae, des Rohstoffs verschiedene Regelun- das Stift St. Petri und das Kloster Wal- gen erhalten haben. /WIL 1970/ kenried. Auch in der Umgebung, zum Beispiel am Herzberg, werden sicher 5.1. Vom Bergbaubeginn bis schon zu dieser Zeit Sucharbeiten statt- zum Ende der eigenständigen gefunden haben. Hier werden sich auch städtischen Bergbauverwaltung kleinere Unternehmen gebildet haben.

Die Nutzungsrechte für den Ram- 1181 musste der Gruben- und Hüt- melsberg waren spätestens seit der Bil- tenbetrieb aufgrund der militärischen dung von stabilen feudalen Herrschafts- Auseinandersetzungen zwischen Kai- strukturen, auf jeden Fall aber seit dem ser Friedrich I. und Herzog Heinrich Hochmittelalter, fest in der Hand der dem Löwen eingestellt werden, wobei jeweiligen Fürsten, Könige und Kaiser. der Herzog die Hütten zerstört hatte. Grundsätzlich galt im gesamten Deut- 1188 verzichtete der Kaiser auf sein schen Reich, dass gerade die Edelme- Recht, Anteile an jeder Rammelsberger tallerz- und die Salzlagerstätten der Grube beziehungsweise am Gewinn Krone gehörten, und das galt offenbar jeder Grube zu bekommen, behielt aber auch für die Buntmetallerzlagerstätten, das Bergregal, besonders das Recht, sobald sie besonders wertvoll waren Steuern aus dem Grubenbetrieb einzu- wie der Rammelsberg. Schriftlich fest- nehmen (den sogenannten Zehnt). halten lassen hat dieses (Regal-)Recht erstmals Kaiser Barbarossa. Bekannt 1235 hat Kaiser Friedrich II. das geworden ist dieser Gesetzestext als Bergregal für den Goslarer Bergbau Ronkallische Konstitution (1158). und die zugehörigen Unterharzer Hüt- ten einschließlich des Berggerichts Für die Verwaltung des Rammels- an Herzog Otto das Kind übertragen. bergs hatte der Kaiser einen Reichs- 1250 ist der Betrieb wieder aufge- vogt eingesetzt, der die Nutzung der nommen worden. Er ging bis 80 m Lagerstätte regelte und auch für alle unter Talsohle um. 1271 erließ Herzog anderen Belange der direkt der Krone Albrecht der Große die erste Harzer unterstellten Stadt Goslar und ihres Bergordnung, das Goslarer Bergrecht. Forstgebietes zuständig war. Offenbar /ZYC 1899/ Das war in dieser Zeit im ließen sich der Bergbau und die Hüt- mitteleuropäischen Raum typisch. Es ten damals nicht in direkter staatlicher entstanden mehrere derartige Bergge- Regie betreiben. Das wurde Interessen- setze. Sie galten jeweils für regional ten überlassen, die in der Region ansäs- eng begrenzte Bergbaureviere, zum sig waren und sowohl über genügend Beispiel für das Erzgebirge oder das Kapital als auch über die notwendige Salzburger Land.

47 Im Goslarer Bergrecht ist allerdings Arbeitskräftemangel infolge grassie- kein spezieller Passus über die Suche render Pestepedemien und durch die und Erkundung oder über die Gewäh- allgemein in Mitteleuropa schlechter rung von Abbaurechten enthalten. Das werdenden wirtschaftlichen Verhältnis- lässt darauf schließen, dass die dafür se. Die Erzförderung hörte für etwa bestehenden Regelungen so eindeutig einhundert Jahre auf. Die Suche nach waren, dass sie sich auch ohne schrift- Erzen wird unter diesen Bedingungen liche Fixierung zweifelsfrei anwenden kaum noch betrieben worden sein. ließen. Der Herzog ließ durch seine Beamten das Recht, an einem bestimm- Die Stadtverwaltung Goslars arbeite- ten Ort ein Bergwerk mit einer fest- te im 15. Jahrhundert zielstrebig darauf gesetzten räumlichen Erstreckung zu hin, alle Anteile am Rammelsberger betreiben, an Antragsteller vergeben. Bergbau in ihre Hand zu bekommen. Im Gegenzug musste der Bergwerks- Allerdings fehlten auch ihr die Mög- betreiber Abgaben an den Herzog leis- lichkeiten, dem Bergbau aufzuhelfen. ten. Das war gewöhnlich der Zehnt. Der Rat der Stadt zog deshalb fach- Bezeichnet wurde diese Rechtsvergabe kundige Bergbau-Unternehmer aus als Lehnschaftlicher Bergbau. /FRÖ anderen Bergbaurevieren heran, die 1953/ das dringend benötigte bergbau- und hüttentechnische Wissen mitbrachten, 1356 wurde vom Kaiser die soge- aber auch Kapital zur Vorfinanzierung nannte Goldene Bulle erlassen, eine der notwendigen Baumaßnahmen hat- Gesetzesniederschrift, die unter ande- ten. Nach mehreren Fehlversuchen rem die Rechte über den Bergbau gelang es, die Gruben zu sümpfen regelte. Darin hatte der Kaiser den und die Erzförderung wieder aufzuneh- Kurfürsten das Recht auf Nutzung von men. Anschließend sorgte der Goslarer Erzlagerstätten zugestanden. /WIL Stadtrat dafür, dass nur noch Goslarer 1970/ Der Bergbau am Rammelsberg Bürger Anteilseigner werden konnten. scheint in dieser Zeit ohnehin seine erste Blütezeit überschritten zu haben. Das Interesse der Stadt konzentrier- Der Herzog hatte bereits zuvor das te sich nun auf die Verbesserung des Interesse am Rammelsberger Bergbau wirtschaftlichen Erfolgs der bereits verloren und 1295 eine adlige Goslarer existierenden Gruben. Die Erzsuche Familie gegen Zahlung einer Pfand- fand deshalb besonders im Rahmen summe mit dem Bergregal für den der betrieblichen Vorratserkundung im Rammelsberg belehnt. Diese konn- und am Rammelsberg statt. Gleichzei- te den Betrieb offensichtlich nicht in tig war aber auch das Interesse wieder Gang halten und überließ ihn Anderen, erwacht, in der etwas weiter entfernten zum Beispiel Klöstern oder Städten. Umgebung weitere Lagerstätten zu fin- Das Wasser stieg bis zum Stollenniveau den. Das hing auch damit zusammen, an. Die unterhalb gelegenen Gruben dass sich die allgemeine wirtschaftliche soffen ab. Um 1350 verfielen die Berg- Lage in Mitteleuropa deutlich verbessert werksanlagen weiter, vor allem durch hatte und die Metallnachfrage größer

48 geworden war. Die Such- und Erkun- recht aus dem Jahre 1271. Das Bergre- dungsarbeiten fanden wieder vor allem gal war an die Stadt Goslar verpachtet, am Rammelsberg, aber auch schon am die die Rammelsberger Gruben erfolg- Herzberg und in den anschließenden reich betrieb. Mit der wirtschaftli- Gebieten statt. /BOR 1930/ chen Gesundung der Rammelsberger Gruben und Hütten erwachte beim Bereits vor dem 15. Jahrhundert Herzog von -Wolfen- wird es auch Versuche gegeben haben, büttel Anfang des 16. Jahrhunderts am Herzberg und in der Umgebung der Wunsch, diese Lagerstätte wieder Erze zu finden. Urkunden oder andere selber auszubeuten. Er bot der Stadt Beweise dafür sind nicht bekannt. Bei Goslar an, die Pfandsumme zurückzu- 1579 geführten Diskussionen, die Her- zahlen, die er 1295 für die Verleihung zog Julius mit seinem obersten Berg- des Bergregals erhalten hatte. Neben beamten Sander geführt hatte und für der Wiedererlangung der Bergbau- die es Protokolle gibt, ist allerdings die rechte galt sein besonderes Interes- Rede davon, dass schon mehr als 100 se dem Metallhandel, denn der war, Schurfe am Herzberg angelegt worden wenn er als Staatsmonopol betrieben seien. Mehrere davon hätten Teufen bis wurde, sehr lukrativ. Seine Interessen zu 40 m und mehr erreicht, ohne dass musste er jedoch gegen den erklärten in dieser Teufe Erz von Bedeutung Willen Goslars mit militärischem Mit- angetroffen worden sei. /BAC 1700/ teln durchsetzen. /BOR 1930/

Dabei wird es sich um Gruben Schon bevor er damit Erfolg hatte, gehandelt haben, die auf dem Aus- verkündete er am 19. Februar 1527 biss der Gänge des Weiße Hirscher die Bergfreiheit für den Rammelsberg, Gangzugs gebaut haben. Es ist jedoch das heißt unter anderem, dass jeder mit dem heutigen Kenntnisstand noch dort Bergbau betreiben durfte, der nicht zu klären, welche Gruben es kon- nach einer entsprechenden Mutung ein kret gewesen sind und welche Pingen Abbaugebiet vom Herzog verliehen davon heute im Gelände zu sehen sind. bekommen hatte. Heute lässt sich auch nicht mehr ermit- teln, ob es sich dabei um Projekte der Die Praxis der Verleihung von Berg- auch im Rammelsberg aktiven Berg- baurechten wird sich nur auf Gruben bauunternehmen gehandelt hat oder ob außerhalb der eigentlichen Lagerstätte sich dafür neue gebildet hatten. Rammelsberg, also nicht auf das Alte Lager bezogen haben, denn dort gab es 5.2. Das herzogliche Engage- nur die Gruben der Landesfürsten und ment für den Goslarer Bergbau der Stadt Goslar. Dabei ist zu erwäh- bis zum Dreißigjährigen Krieg nen, dass die Stadt die juristische Per- son war, die die privatwirtschaftlich in Für die Gruben im Rammelsberg den Gruben engagierten Goslarer Bür- galt bis zum Anfang des 16. Jahrhun- ger rechtlich vertrat. Platz für weitere derts noch immer das Goslarer Berg- Unternehmer gab es nicht.

49 Die Verleihung von Bergbaurechten einander und wurden gegenseitig als und Gruben in der Umgebung des Vorbild benutzt. Zum Beispiel stimmte Rammelsbergs erfolgte im Auftrage die Harzer Bergordnungen fast überein des Herzogs durch das von ihm ins- mit der Annaberger Bergordnung aus tallierte Goslarer Bergamt. Vorbild dem Jahre 1509 und der Chursächsi- dafür war die im Oberharzer Gangerz- schen Bergordnung vom 3. Oktober bergbau praktizierte Art, Grubenfelder 1554. mit festgelegter Länge und Breite und einer theoretisch unendlichen Teufe zu Der Herzog ließ gleichzeitig auf sei- verleihen. ne Kosten Prospektions- und Explora- tionsarbeiten am Herzberg beginnen. Bewerben konnte sich eigentlich 1525 beauftragte er seinen Berghaupt- jeder. Er musste dafür eine Mutung mann Wolf Sturz und den in Bergbau­ einlegen, das heißt angeben, welchen fragen sehr erfahrenen Grafen Schlick Bodenschatz er in welchem Gebiet mit den Schurfrechten am Herzberg. abbauen will und glaubhaft versichern, Allerdings liegen bislang keine genau- dazu in der Lage zu sein. Das Bergamt eren Kenntnisse über die Art und den prüfte diese Mutung und konnte dar- Ort dieser Versuche vor. /BOR 1930/, aufhin das Recht zum Bergbau für ein /BAC 1700/ räumlich festgelegtes Gebiet verleihen. Ziel war, das möglichst viele Berg- Die vorgesehenen Arbeiten erregten werksbetreiber gefunden und damit die sofort den Widerspruch der Stadt Gos- Einnahmen der Landesherren vergrö- lar. Einige Nachbarstädte versuchten ßert wurden, ohne dass der Landes- als Mediatoren die Angelegenheit güt- herr eigene Bergwerke einrichten und lich beizulegen. Der Erfolg ist nicht betreiben musste. Den Abbau beson- belegt aber es scheinen keine weiteren ders lukrativer Lagerstätten behielt sich Arbeiten gefolgt zu sein. /BAC 1700/ der Landesherr jedoch selbst vor. Die Rücknahme der Rechte am Hintergrund dafür, dass sich gerade Unterharzer Bergregal wurde im Rie- ab dem Ende des 15. Jahrhunderts chenberger Vertrag fixiert. Am 28. Juni die Landesherren stark für den Berg- 1552, zwei Wochen nach Vertragsab- bau engagierten, war die überall in schluss, erließ der Herzog bereits eine Deutschland besser gewordene wirt- neue Bergordnung für den Rammels- schaftliche Lage. Der Handel blühte berg. Darin regelte er vorerst nur die auf und die Landesfürsten entdeckten Besetzung der Bergbeamtenstellen, die den Bergbau als willkommene Ein- Preise für die Bergbauerzeugnisse und nahmequelle, die zur Finanzierung des die im Bergwerk verwendeten Brenn- immer teurer werdenden Staatshaus- materialen. halts gebraucht wurde. Am 21. März 1555 folgte die Die Bergordnungen der verschiede- „Bergordnung für die Bergwerke im nen deutschen Bergbaureviere ähnelten Rammelsberg, Hirschberg (damali-

50 ge Bezeichnung für den Herzberg, und -breite, die auf der Erdoberflä- Anmerkung des Verfassers), Grund, che abgesteckt wurden, denn das war Wildemann, Zellerfeld, Lautenthal am Rammelsberg nicht sinnvoll. Oft usw.“. lagen die Gruben über- beziehungs- weise untereinander. Als besser hatte Am 6. April 1556 erließ der Her- sich erwiesen, jede Grube in ihrer zog erneut eine „Bergfreiheit für den räumlichen Erstreckung und mit ihren Rammelsberg, Hertzberg und andere vertikalen und horizontalen Abstän- Gebirge“. Sie enthielten Anpassun- den zu Nachbargruben zu beschreiben. gen an die speziellen Bedingungen Gab es für eine Grube keine Erwei- des Rammelsberger Lagererzberg- terungsmöglichkeiten mehr, weil sie baus. Die vorangegangenen Erlasse nach allen Seiten von Nachbargruben waren noch an Bergordnungen anderer oder von taubem Gestein begrenzt war, Bergbaureviere angelehnt gewesen, in dann wies das Bergamt dieser Grube denen Gangerzbergbau betrieben wur- neue Erzörter zu, die durch Suchörter de. Deren Verhältnisse wichen aber zu als höffige Abbaubereiche identifiziert stark von denen des Rammelsberger worden waren. Sie lagen oft räumlich Lagererzbergbaus ab. Die neue Gos- getrennt von der ursprünglichen Grube. larer Bergordnung war dann mehr als Grubenbetreiber im Bereich Rammels- drei Jahrhunderte gültig. /KRS 1990/ berg/Altes Lager blieben allerdings nur der Herzog und die Stadt Goslar. Der Landesherr hatte die Bergfrei- Anders sah das für die Umgebung des heiten vor allem deshalb erlassen, weil Rammelsbergs aus. ortsfremde unternehmerisch tätige Bergleute für die hiesigen Such- und Die Hoffnung, Erz zu finden und Erkundungsprojekte angelockt werden Abbaurechte zu erhalten, spornte immer sollten. Für den gewünschten Berg- wieder Unternehmer unterschiedlichs- bauaufschwung musste eine möglichst ter Art an. Zu den Akteuren zähl- hoch qualifizierte Belegschaft ange- ten durchaus auch Fürsten und Adlige worben werden. Aus den Reihen der benachbarter Gebiete, der Rat der Stadt vorhandenen Belegschaft oder aus der Goslar, andere Städte und Klöster, aber Bevölkerung Goslars wuchsen nicht auch ortsfremde Bergbauunternehmen, ohne weiteres Fachleute in der not- Bergbeamte, kirchliche und private wendigen Zahl nach. Die Bergfrei- Investoren. Der Welfenherzog enga- heiten umfassten Freizügigkeiten, die gierte sich zum Teil persönlich für das ansonsten ungebräuchlich waren, zum Anwerben von Finanzmittelgebern. Beispiel die Befreiung vom Wehr- Währenddessen es für ihn vor allem dienst und von Steuern sowie das um dynastische und damit verbunden Recht auf freie Wahl des Wohn- und auch um finanzielle Ziele ging, setzten Arbeitsorts. Städte, Klöster und Privatpersonen ihr Kapital im Wesentlichen ein, um damit Gehandhabt wurde nun nicht mehr Gewinn zu machen. Oft handelte es eine Verleihung nach Grubenfeldlänge sich dabei um reine Spekulationen.

51 Der Begriff Gewerkschaft hat im Verlauf der Jahrhunderte einen Bedeu- tungswandel erfahren. Im Bergbau wurde darunter bis zum 19. Jahrhundert eine genossenschaftliche Eigentumsform verstanden. Im Gegensatz dazu war sonst der Besitz von Produktionsanlagen wie Manufakturen und Faktoreien, für Gewerbetreibende jeweils an nur eine Person gebunden. Das gab es zwar auch im Bergbau (Eigenlehnerbergbau oder lehnschaftlicher Bergbau). Eigenleh- nergruben konnten jedoch oft nicht im wünschenswerten Maße wirtschaftlich und technisch expandieren, weil dem Eigenlehner die finanziellen Mittel dafür fehlten. Die Gründung einer Gewerkschaft ermöglichte durch die Ausgabe von Anteilsscheinen, die sogenannten Kuxe, betriebsfremdes Kapital einzuwerben.

Bergbauliche Gewerkschaften können als eine Art Vorläufer der Aktiengesell- schaften angesehen werden. Die Ausgabe der Kuxe wurde allerdings bergamt- lich geregelt und auch die Betriebsführung durch die Bergämter bis ins Detail gesteuert. Wollte ein Eigenlehner eine Gewerkschaft aufstellen, dann musste er das beim zuständigen Bergamt beantragen. Gewöhnlich erlaubte das Bergamt anfangs nur die Ausgabe von sechzig Kuxen, konnte aber auch sofort eine volle Gewerkschaft zulassen, die 128 Kuxe umfasste.

Die Kuxbesitzer wurden Gewerken genannt. Sie erhielten den gegebenen- falls erwirtschafteten Gewinn der Grube anteilig ausgezahlt. Die Möglichkeit zur Kritik an der Betriebsführung beschränkte sich aber weitgehend darauf, bei negativem Betriebsergebnis die Zahlung des dann fälligen anteiligen Zuschusses, der sogenannten Zubuße, zu verweigern.

Sie gaben damit dann aber auch ihr Recht auf Auszahlung ihres Anteils an der Ausbeute (des Gewinns) des betreffenden Bergwerks auf. Von der Zubuße- pflicht entbunden waren die Besitzer der Erb- und Freikuxe. In der Regel erhielt der Landesherr vier Erbkuxe von jeder vollen Gewerkschaft. Vier Freikuxe pro Grube wurden an kirchliche Würdenträger und die Stadt-Kommune vergeben.

Oberstes Gremium einer Gewerkschaft war die Gewerkenversammlung. Sie bestimmte, welche finanzielle, technische und organisatorische Entwicklung des Bergwerkes dem Bergamt vorgeschlagen werden sollte. Als Verwalter setzte sie einen sogenannten Schichtmeister ein, der das Bergwerk führte und gegen- über dem Bergamt vertrat. Er musste vom Bergamt in seiner Funktion bestätigt werden.

Übergab das landesherrliche Berg- das betreffende Bergwerk Eigenleh- amt Abbaurechte an einen potenti- nergrube. Dies bedeutete, dass der ellen Grubenbetreiber, so wurde das Lehnsträger den Suchbetrieb auf eige- Verleihen oder Belehnen genannt und ne Rechnung führte. Der finanzielle

52 und verwaltungstechnische Aufwand Für sie waren aber Suchprojekte in für den Betrieb von Suchstollen und der unmittelbaren Umgebung des Ram- Suchbergwerken überstieg aber häufig melsbergs interessant. Dafür haben sich ihre Möglichkeiten, besonders wenn immer wieder Eigenlehner gefunden die Vergrößerung der Grube erhebliche und Gewerkschaften gebildet (Näheres Investitionen erforderte. Dann musste dazu in Kapitel 4). fremdes Kapital eingeworben werden. Es bildeten sich deshalb genossen- Das Goslarer Bergamt hatte gegen- schaftliche Zusammenschlüsse zum über den Suchbetrieben Aufsichts- gemeinschaftlichen Betrieb der Berg- pflichten und -befugnisse (und Berg- werke. Aus ihnen hatten sich bereits werken), die viel weiter gingen als im späten Mittelalter Kapitalgesell- es heute üblich ist. Sie umfassten schaften entwickelt, die sogenannten nicht nur bergpolizeiliche Aufgaben Gewerkschaften. Dafür gab es zu dieser und Weisungsberechtigungen bei Zeit bereits verbindliche und schriftlich der Gewinnung von Rohstoffen oder fixierte juristische Regelungen. bei der Gefährdung der öffentlichen Sicherheit. In heute unvorstellbarem Der Bergbau im Rammelsberg war Maße regierten sie bis ins Kleinste in zurzeit Herzog Heinrich des Jüngeren die Angelegenheiten der Betriebspla- kein Objekt für eigenlehnerisches oder nung und des Betriebsgeschehens hin- gewerkschaftliches Engagement. Die ein, auch bei kaufmännischen und per- Gruben gehörten nach dem Riechenber- sonellen Entscheidungen. Das Bergamt ger Vertrag etwa zur Hälfte dem Herzog. stellte beispielsweise die Bergleute und Die anderen Gruben hatte er der Stadt das Aufsichtspersonal ein, legte fest, Goslar überlassen. Gesichert hatte er wo die Stollenmundlöcher angelegt sich allerdings das Erz-Vorkaufsrecht werden sollten, in welcher Richtung und die Entscheidung über die Höhe die Stollen und Suchörter verlaufen, der Erzpreise. Die ließ er durch sein wann der Betrieb einzustellen ist und Bergamt so niedrig festlegen, dass die so weiter. städtischen Gruben immer am Rande der Wirtschaftlichkeit arbeiteten. Die Die Bergbeamten legten auch fest, Stadt betrieb ihre Gruben weniger aus wie viele Bergleute eingesetzt wer- wirtschaftlichen Gründen, als vielmehr den und wie viel sie verdienen. In aus strategischen. Sie hoffte nämlich den Bergamtssitzungen ließ sich die immer noch, auf juristischem Wege Beamten wöchentlich vorrechnen, ihre alten Rechte wiederzuerlangen. welche Kosten angefallen waren und Die finanziellen Verluste der herzogli- bestimmte das weitere technische und chen Gruben wurden mit den Gewin- betriebswirtschaftliche Vorgehen. Wei- nen der Hütten ausgeglichen, die von ter reichende Entscheidungen wurden den niedrigen Erzpreisen profitierten auf Bergamtssitzungen verschoben, bei und allesamt dem Herzog gehörten. Für denen hochrangigere Beamte zugegen andere Unternehmer blieb unter diesen waren, was in unregelmäßiger Folge Umständen kein Spielraum. der Fall war. Außerordentlich wichti-

53 ge Entscheidungen fällte der Herzog Bergamtssitzungen und -befahrungen selber. wurde Protokoll geführt. Die Protokol- le erhielt die vorgesetzte Behörde in Dem heutigen Bergamtsdirektor ent- Zellerfeld in Kopie. sprach der Zehntner, abgeleitet vom Wort Zehnt. Die weiteren Mitglieder Oberbergmeister G. H. Ahrend hatte eines Bergamtes waren der Zehnt- 1853 bei seiner Beschreibung des Ram- schreiber und der Zehntgegenschreiber, melsbergs Einsicht in Goslarer Berg- zuständig, für Steuern, Betriebsbuch- amtsprotokolle und Akten, die in der haltung, Rechnungsprüfung, Protokolle Zeit bis zum 30-jährigen Krieg entstan- und so weiter, und die Berggeschwo- den sind. Diese Unterlagen sind bislang renen, zuständig für bergbautechni- nicht wieder zu finden gewesen. Nach sche, organisatorische und personel- Ahrends Aussage verlieren sich darin le Belange der einzelnen Bergwerke schon Ende des 16. Jahrhunderts die und Suchprojekte. Das Bergamt tagte Angaben zu Such- und Erkundungs- wöchentlich ein Mal. In den ersten projekten. Demzufolge waren es nicht Jahrzehnten gab es noch keine eigens die Kriegsauswirkungen, die zur Ein- dafür genutzten Räume. Getagt wurde stellung geführt hatten. /AHR 1853/ im Maltermeister Turm oder wo es gerade ratsam erschien. Vermutlich war von bergamtlicher Seite eingeschätzt worden, dass die Wollte ein potentieller Unterneh- Erkundung des im Rammelsberg ange- mer ein Suchbergwerk beginnen, dann troffenen Erzlagers Vorrang hat vor musste er beim Bergamt einen entspre- der Suche neuer Erzlagerstätten und chenden Antrag stellen, eine „Mutung deshalb keine Veranlassung besteht, einlegen“. Dafür musste er beweisen, weiterhin Suchprojekte zu finanzie- dass dort, wo die Suche begonnen wer- ren. Die Stadt Goslar wird ebenfalls den sollte, auch tatsächlich Erz vorhan- kein Interesse an Suchaktionen gehabt den ist. Das konnte durch Vorweisen haben. Denn selbst bei guten Erzfun- eines Erzstücks geschehen, das an der den bestand unter den vom Herzog Tagesoberfläche oder in einem bereits bestimmten Erzpreisen kaum Hoffnung bestehenden alten und wieder weiter auf einen rentablen Grubenbetrieb. Und zu betreibenden Schurf oder Suchort auch für alle anderen privaten Unter- gefunden worden war. Besser war die nehmungen scheint das ein starkes Befahrung eines fündigen Ortes durch Argument gegen Suchprojekte gewe- das Bergamt. sen zu sein. Der Ausbruch des Krieges und die damit verbundenen schlechter Die Berggeschworenen befuhren die werdenden Rahmenbedingungen wer- Gruben, Suchstollen und Schurfe mehr- den ein Übriges dazu beigetragen zu mals pro Woche. Je nach Bedarf gab es haben. auch Grubenbefahrungen durch höhe- re Bergbeamte, zum Beispiel aus der Möglicherweise hatte auch das Endes Bergverwaltung in Zellerfeld. Bei allen des 16. Jahrhunderts nachlassende Inte-

54 resse des Herzogs an bergbaulichen war das Mittlere Haus Braunschweig, Dingen einen maßgeblichen Einfluss. dem der Rammelsberg gehörte, ausge- Im Unterschied zu seinen beiden Vor- storben. gängern orientierte er sich mehr an religiösen und politischen Zielen. Die drei erbberechtigten welfischen Fürstenhäuser waren 5.3. Bergamtliche Direktion vom Dreißigjährigen Krieg bis 1. die Cellesche (später Calenberger) zur Gründung der Berginspek- Linie, noch später kgl. Hanno- tion versche Linie (August der Ältere, Friedrich und Georg), Das bereits seit dem 16. Jahrhundert 2. die Dannenberger (später Wolfen- im Harzer Bergbau bewährte Direk- büttler) Linie (Julius Ernst und tionsprinzip und das System privater August der Jüngere) und Beteiligungsmöglichkeiten in Form 3. die Harburger Linie (Wilhelm und des Gewerken-Bergbaus ist bis 1865 Otto). ungeachtet der vielen Kriege und wirt- schaftlichen Veränderungen weiter bei- 1635 einigten sich alle sieben Erbbe- behalten worden. rechtigten, den Harzer Bergbau nicht aufzuteilen, sondern gemeinsam zu Während des 30-jährigen Kriegs verwalten. Eigens dafür gründeten sie war der Harzer Bergbaubetrieb zwar die Communion-Bergverwaltung, der erheblich gestört worden. Es gab aber unter anderem das Bergamt Goslar immer wieder lange Phasen, in denen unterstellt wurde. 1642 starb auch die er von den jeweiligen Kriegspartei- Harburger Linie aus. Ihr Anteil ging en geschützt, nach Kräften gefördert zu je einem Siebentel an die beiden und durchaus lebhaft betrieben wur- anderen Linien über, sodass eine 3/7 de. Trotzdem haben militärische Ein- zu 4/7 Verteilung entstand. Beide Fürs- wirkungen, Versorgungsengpässe und tenhäuser wechselten sich jährlich mit Arbeitskräftemangel einschneidende der Leitung der Communion-Bergver- Probleme erzeugt. Für Suchprojekte waltung ab und stellten in den betref- bestanden offensichtlich keine Mög- fenden Jahren den Berghauptmann lichkeiten. Jedenfalls ist in den Berg- /LAH 1874// amtsakten nichts darüber vermerkt, was allerdings nicht zwingend darauf Die Communion-Bergverwaltung schließen lässt, dass keine Suchprojek- forderte bereits kurz nach ihrer Grün- te betrieben worden waren. dung eine deutlich verbesserte und detailreichere Protokollführung des 1634 war Herzog Friedrich Ulrich Bergamtes Goslar. Gefordert waren von Braunschweig-Wolfenbüttel kin- nun regelmäßige wöchentliche Berich- derlos gestorben. Das hatte eine weit- te über die Betriebsergebnisse und reichende Bedeutung für die Verwal- jedes Quartal einen Bericht über den tung des Harzer Bergbaus, denn damit Stand und die Entwicklungsziele der

55 einzelnen Bergwerke und Suchprojek- liche Entwicklungen zu beobachten te. In mehrjährigem Abstand wurden gewesen. die Gruben und Suchobjekte einer Generalbefahrung unterzogen, an der Für den Rammelsberg entstand durch das gesamte Bergamt und Vertreter der diese Veränderungen noch ein anderer Communion-Bergverwaltung teilnah- großer Vorteil. Das persönliche Enga- men. Daraus resultiert eine bis heute gement des jeweiligen Fürsten war erhalten gebliebene außergewöhnlich nun nicht mehr so entscheidend für ausführliche Aktenlage. /KRS 1995/ die Bergbauentwicklung. In Zeiten, in denen sich der Fürst nicht um den In der Nachkriegsphase des 30-jähri- Bergbau kümmern konnte oder wollte, gen Krieges erholte sich der Rammels- wirkte sich das nicht mehr so hem- berger Bergbau nur schleppend. Die mend aus. Stattdessen war die Leitung bereits im 16. Jahrhundert entwickel- fast vollständig den Fachleute in den te dreigliedrige Bergbauverwaltung Direktorialbehörden übertragen wor- (Bergamt in Goslar – Berghauptmann den, die sich kontinuierlich und in in Zellerfeld – Fürstliche Kammer in entschieden stärkerem Maße für die Braunschweig) erfuhr im Dreißigjähri- Bergbauentwicklung einsetzten. Und gen Krieg eine etwas veränderte Form. es kam viel überregionales Fachwissen Nur bei Entscheidungen größerer Trag- in die Diskussionen über die vorzu- weite mussten beide Berghauptleute sehende Bergwerksentwicklung. Die beteiligt werden. Jeglicher Schriftver- Suche und Erkundung wurde dadurch kehr, zum Beispiel im Falle von Mutun- in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhun- gen, Gutachten und Befehlen muss- derts gefördert. ten allerdings für den jeweils anderen, gerade nicht amtierenden Berghaupt- Die Such- und Erkundungsorte der mann nachvollziehbar sein und wurde Rammelsberger Gruben wurden wie- ihm deshalb in Kopie zugesandt. Jede der stärker belegt und ihre Zielrich- Bergamtssitzung wurde protokolliert tung ausführlich im Bergamt diskutiert. und die Ausführung der beschlossenen Besonders die neuen Erzaufschlüsse, Maßnahmen akribisch kontrolliert. die durch die Tieferlegung der Was- serhaltungsanlagen des Rammelsbergs Die gegenseitige Kontrolle der bei- gefunden worden waren, wurden nun den Bergverwaltungen schlug sich intensiv erkundet und zu Abbauwei- aber nicht nur in Form eines grö- ten entwickelt. Auch die Suche und ßeren Aktenaufkommens nieder. Die Erkundung am Herzberg wurde wieder betriebswirtschaftliche Abrechnungen aufgenommen. wurden detaillierter und die Fachdis- kussionen deutlich intensiviert. Das lag Spätestens seit dem 18. Jahrhundert übrigens nicht nur an der Konstrukti- war die Erzsuche am Rammelsberg und on der Communion-Bergverwaltung. in seiner Umgebung wieder ein lukra- Auch in anderen mitteleuropäischen tives Geschäft für private Kleininves- Bergbaurevieren jener Zeit sind ähn- toren. Allgemein klar war allerdings,

56 dass nach den mittlerweile mindes- der Innerste und westlich der Inners- tens 800 Jahren intensiver Suche kaum te blieben dagegen fast ausschließlich noch Zufallsfunde zu erwarten waren. privaten Investoren vorbehalten. Dort Das relativ kostengünstige Absuchen erschien dem Bergamt ein staatliches der Erdoberfläche hatten vorher bereits Engagement nicht ratsam. Generationen ambitionierter Bergleu- te intensiv getan. Nun mussten für Die Stadt Goslar, die bis 1825 noch jedes Suchprojekt größere Stollen- und einige Gruben besessen und betrieben Schachtbauwerke angelegt werden. hatte, verkaufte ihren Grubenbesitz an die andere Grubeneigentümerin, die Tatsächlich aussichtsreich waren landesherrliche (fürstliche) Commu- Sucharbeiten nur, wenn sie aus bereits nion-Bergverwaltung. Damit entfielen bestehenden Such- und Erkundungs- die Nachteile dieser jahrhundertelangen gruben weiterentwickelt wurden. Das Konkurrenz. Neben einer einheitlichen waren zwar recht finanzintensive Abbauplanung für die bekannten Lager- Unternehmungen, aber trotzdem fan- stättenteile rückte nun wieder verstärkt den sich immer wieder Gewerke dafür. die Suche nach weiteren Lagerstätten Das Goslarer Bergamt stand privaten und Lagerstättenteilen in den Blick Suchprojekten ambivalent gegenüber. des Bergamtes und der Communion- Einerseits begrüßte es die Gründung Bergverwaltung. Sie formulierte deut- gewerkschaftlicher Versuchsbergwer- lich, das für den Fall eines möglicher ke, um der fürstlichen Kammer Kosten weise eintretenden Niedergangs der zu ersparen. Andererseits argumen- Rammelsberger Gruben rechtzeitig tierte es gegen ein privates Engage- Erzlagerstätten für Nachfolgegruben ment, um ihr den möglichen Gewinn gesucht werden müssten. erfolgreicher Versuchsbergwerke nicht entgehen zu lassen. Die sollten direkt Dem kam entgegen, dass sich die von den Rammelsberger Gruben, die wirtschaftliche Situation der Rammels- sich im herzoglichen Besitz befanden, berger Gruben und der angeschlos- betrieben werden. senen Hütten in den 1820er Jahren deutlich verbessert hatte und nun auch Das Ergebnis war, dass die Initi- wieder finanzielle Mittel für Explora- ativen zu Explorationsarbeiten mehr tionsarbeiten zur Verfügung standen. und mehr vom Bergwerk aus gingen, /AHR 1853/ vor allem in Zeiten guter wirtschaft- licher Ertragslage. Häufig stellte der 5.4. Die Zeit der Berginspek­ Grubenbetrieb des Rammelsbergs tion und der Preussag auch für Sucharbeiten, die außerhalb des unmittelbaren Bergwerksgeländes Die Mitte der 1830er Jahre in Deutsch- stattfanden, Steiger und Bergleute ab. land und speziell in Norddeutschland Weiter entfernt liegende Suchprojekte, einsetzende industrielle Revolution, wie im Raum Wolfshagen, zwischen hatte Mitte des Jahrhunderts so viel den heutigen Talsperren der Grane und Fahrt aufgenommen, dass auch das

57 berggesetzliche Regelwerk an diese eine Reihe von Mutungen, zum Bei- neuen Gegebenheiten angepasst wer- spiel im Gebiet des Stadtforstes Goslar den musste. Besonders die mittlerweile und im Bereich um Wolfshagen. über tausend Mann untertage beschäf- tigenden Steinkohlenzechen ließen sich 1872 hatte beispielsweise der Gos- mit dem veralteten Direktionsprinzip larer Chemiefabrikant Borchers auf nicht mehr zeitgemäß leiten. Liberale zuvor eingelegte Mutung die Gruben- Kräfte bestanden auf der Auflösung des felder Glückauf, Auerhahn und Gute Direktionsprinzips im Bergbau. Infol- Hoffnung (1873) verliehen bekommen gedessen wurde 1865 das Allgemeine und die Genehmigung erhalten, dort Preußische Berggesetz erlassen, dass Schwefelkies, Eisen- und Braunstein nun auch für den Harzer Bergbau galt. zu gewinnen. /BAC 1866/ /BRA 1888/, /DÜW 1992/ Viele Unternehmer aus Goslar, aber Die Bergämter wurden abgeschafft auch aus zum Teil weit entfernten und damit auch das weitere unmit- Gegenden, engagierten sich nun bei telbare Führen der Bergwerke durch der Suche nach Erzlagerstätten und Staatsbeamte. Ihm blieben nur bergpo- der Erkundung bekannter Erzvor- lizeiliche Aufgaben. Eigens dafür wur- kommen. Es entstanden Gruben mit den Berginspektionen eingerichtet. Die unterschiedlichen Rechts- und Eigen- Zehntpflicht entfiel und wurde durch tumsformen. Die privatwirtschaftliche Steuern ersetzt, die die Bergwerke deut- Bergbautätigkeit nahm im betrach- lich geringer belasteten. Das Recht zur teten Gebiet deutlich zu, wenngleich Suche, Erkundung und Nutzung von auch keine wirtschaftlichen Erfolge Lagerstätten musste allerdings von den erzielt wurden. Mutern nach wie vor beantragt werden, nun aber bei der Berginspektion. Diese Der nach wie vor staatliche Bergbau durfte es nur noch verwehren, wenn am Rammelsberg galt nun vor dem die öffentliche Sicherheit gefährdet Gesetz als ein Unternehmen wie jedes schien oder andere Bergwerksbetriebe andere und genoss keine Vorrechte gestört würden. Staatliche Interessen, mehr. Die Liberalisierung des Berg- den Bergbau selber zu betreiben, durf- rechts fand allerdings nicht überall nur ten kein Ablehnungsgrund mehr sein. Zustimmung. Es stand zu befürchten, /WIL 1960/ dass gute Lagerstätten durch Spekulati- onen volkswirtschaftlich nicht optimal Obwohl viele der ehemaligen Berg- genutzt wurden oder sogar ungenutzt beamten in die Berginspektionen über- blieben. Die überregionale Bedeutung nommen worden waren, setzte sich der mancher Lagerstätten sollte auch eine neue Geist schnell durch. Die Bergin- Entsprechung im gesetzlichen Regel- spektion Rammelsberg, Nachfolgerin werk finden. Vorerst ließ sich die aus des Communion-Unterharzer Bergam- Sicht mancher Bergbeamter allzu libe- tes und zuständig für den Unterharzer rale Gesetzgebung jedoch nicht rück- Bergbau südlich Goslars, bekam nun gängig machen.

58 Staatlicherseits wurde der völlig frei- Preussischen und Braunschweigi- en Vergabe von Such-, Erkundungs- und schen Berghauptleute), den Kaufantrag Abbaurechten der sogenannte Unechte ablehnen zu dürfen. Es wäre bereits ein Staatliche Vorbehalt entgegengestellt. Antrag abgelehnt worden, dort Kupfer- Das bedeutete, dass die Berginspekti- und Silbererze abzubauen. Als vorge- onen im Falle von Mutungen prüften, schobene Begründung könne dienen, ob die Rechte nicht besser dem Staat dass der Nachweis fehle für die techni- zugebilligt werden sollten. Wenn sich sche Notwendigkeit, beim Eisenerzab- dann der Staat ebenfalls darum bewarb, bau auch die Kupfer- und Silber-Erze wurde ihm der Vorzug gegeben. mit abbauen zu müssen. Unverholen nannte die Berginspektion in dem Brief Am 1. Dezember 1905 hat zum Bei- auch den tatsächlichen Grund: Das spiel die Gewerkschaft Neue Kirche Abbaurecht für Kupfer- und Silbererze einen Antrag gestellt, das Feld Eisen- sollte der Berginspektion, das heißt erzgrube Gute Hoffnung kaufen zu dem Staat, vorbehalten bleiben. /BAC dürfen. Die zuständige Kommunion- 1866/ Berginspektion Rammelsberg wendete sich daraufhin mit der Bitte an die Im Falle des Rammelsbergs und sei- Oberste Bergbehörde (die Königlich ner Umgebung hatte die Bergwerks-

Abbildung 5.4: Vereinigte Gruben Rammelsberg /KRA 1955/

59 leitung die neue Situation genutzt, Sie firmierten ab 1924 als Unterhar- indem sie ihrerseits für Gebiete zwi- zer Berg- und Hüttenwerke mit Sitz in schen Goslar und Auerhahn Ansprüche Goslar, gegründet durch Umwandlung anmeldete und Grubenfelder erwarb. der Communion-fiskalischen Werke Das wichtigste Ergebnis dieser Bestre- in ein privatwirtschaftliches Unterneh- bungen war die Konsolidierung dieser men. Beibehalten wurde die Teilung des Neuerwerbungen zum Grubenfeld Ver- Eigentums, nur dass nun 4/7 der Preußi- einigte Gruben Rammelsberg im Jahre schen Bergwerks- und Hütten AG, Sitz 1896. (s.Abb. 5.4) in Berlin, und 3/7 der Braunschweig GmbH, Sitz in Braunschweig, gehörten. Dieses Grubenfeld, das übrigens /KRA 1955/ bis in die 1990er Jahre Bestand hat- te, umschloss im Wesentlichen alle Unter anderem brachte diese Umstruk- Gebiete, die für die Suche, Erkundung turierung auch neuen Schwung und und gegebenenfalls für einen späteren neue Ideen in die Suche und Erkun- Gewinnungsbetrieb in Frage kommen dung im und am Rammelsberg und könnten. Es sicherte besonders das in seiner Umgebung. Nun bewarben Recht auf Bunt- und Edelmetallerzge- sich dynamische privatwirtschaftliche winnung. Südlich schloss das sogenann- Firmen beim Rammelsberg um Such- te Oberharzer Reservatfeld an, dessen und Erkundungsaufträge. Ihr Interesse Einrichtung ebenfalls der Sicherung zielte nicht mehr darauf, die gefunde- staatlicher Bergbauinteresse diente, in nen Lagerstätten selbst zu nutzen. Es diesem Falle der ebenfalls staatlichen handelte sich stattdessen um reine Pros- Oberharzer Grubenbetriebe. pektionsfirmen, oft spezialisiert auf ein bestimmtes Suchverfahren. Staatsbetriebe haben erwiesener Maßen Schwächen hinsichtlich schnel- Die Weltwirtschaftskrise beende- ler Entscheidungen, besonders wenn es te vorerst alle hochfliegenden Pläne gilt, auf häufig wechselnde Bedingun- hinsichtlich ausgedehnter Such- und gen zu reagieren. Und die änderten sich Erkundungsarbeiten. Es ging vielmehr im liberalisierten und in immer kürzer um das Überleben der Grube Rammels- werdenden Zyklen technisch moder- berg. Erst Mitte der 1930er Jahre hatten nisierten Bergbau viel schneller, als in sich die Weltwirtschaft und die deutsche den vorangegangenen Jahrzehnten und Wirtschaft wieder fast vollständig erholt. Jahrhunderten. Ganz im Sinne einer Kräftige staatliche Unterstützungen nach betriebswirtschaftlichen Gesichts- machten nun wieder ausgedehnte Such- punkten ausgerichteten Bergbauführung und Erkundungsarbeiten möglich. Sie wurde 1922 die Preussag als Aktien- übertrafen sogar alle bis dahin durchge- gesellschaft für den Betrieb ehemalig führten um ein Vielfaches, wie auch die staatlicher Bergwerks- und Hüttenbe- gesamte betriebliche Entwicklung der triebe gegründet. Der Rammelsberg und Unterharzer Berg- und Hüttenwerke in die angeschlossenen Hütten gehörten zu nie da gewesenem Maße vorangetrieben den ersten Betrieben der Preussag. wurde. Die in dieser Zeit durchgeführ-

60 te rechtliche Umgestaltung des Berg- von Bergbauberechtigungen unterschie- rechts, das nun einen Echten Staatsvor- den: die Erlaubnis (Berechtigung zur behalt für volkswirtschaftlich überaus Aufsuchung eines Bodenschatzes), die wichtige Lagerstätten vorsah, und die Bewilligung (Berechtigung zur Gewin- Berginspektionen wieder in Bergämter nung) und das Bergwerkseigentum zurückverwandelte, tangierte die Suche (Bewilligung und Rechte eines Grund- und Erkundung am Rammelsberg kaum, stückseigentümers). da sich das Geschehen auf Gebieten bewegte, die ohnehin zum Grubenfeld Beides, sowohl die Privatisierung der Vereinigte Gruben Rammelsberg gehör- Preussag-Aktien als auch die Änderung ten. Daran änderten auch der Zweite der berggesetzlichen Grundlage brachte Weltkrieg und die schweren Bedingun- für den Such- und Erkundungsbetrieb gen in der Nachkriegszeit nichts. am Rammelsberg und in seiner Umge- bung keine nennenswerten Veränderun- Die alliierten Besatzungsmächte, gen. Goslars gehörte in dieser Zeit zur bri- tischen Besatzungszone, förderten die Das dem Bergamt Goslar vorgesetz- Entwicklung des Bergbaus nachdrück- te Oberbergamt Clausthal ist am 1. lich. Ein britischer Besatzungsoffizier, Januar 2002 umgewandelt worden in der einschlägige Bergbauerfahrungen das Landesbergamt Niedersachsen. hatte, beschäftigte sich speziell mit den Das Goslarer Bergamt ist gleichzeitig Unterharzer Berg- und Hüttenwerken aufgelöst worden und aufgegangen in und bezog dafür im Verwaltungsgebäu- das neu gebildete Landesbergamt. Am de ein Büro. 1. Januar 2006 ist das Landesbergamt Clausthal zusammengelegt worden mit Rein bergrechtlich blieben die Ver- dem Niedersächsichen Landesamt für hältnisse nach dem Krieg unverändert. Bodenforschung und heißt seitdem Nie- Im Jahre 1959 ist die Preussag von einer dersächsisches Landesamt für Bergbau, staatlichen in eine offene Aktiengesell- Energie und Geologie (LBEG). schaft umgewandelt worden. 5.5. Das Engagement der Harz Bis 1978 galten in Niedersachsen Minerals GmbH vier Berggesetze: das Braunschweigi- sche, das Preußische, das Schaumburg- Mehr noch als die Einstellung des Lippische und das Oldenburgische. Sie Bergwerksbetriebes im Jahre 1988 und wurden 1978 durch das Allgemeine die bis heute andauernden Maßnah- Berggesetz für das Land Niedersachsen men zur Verwahrung der Grube und aufgehoben, das wiederum 1982 durch Umnutzung zum Museum hat die im das Bundesberggesetz abgelöst wurde. März 1999 erfolgte Aufgabe des Berg- Die Ausübung des Bergrechts obliegt werkseigentums durch die Preussag nach wie vor den Ländern. Der Begriff die rechtliche Situation verändert. Ziel Mutungen wird heute nicht mehr ver- der Preussag war, durch die Aufgabe wendet. Stattdessen werden drei Arten des Bergwerkseigentums weitgehend

61 von den finanziellen Aufwendungen ihren entsprechenden Antrag 2007 den entbunden zu werden, die mit dem Zuschlag, denn sie erfüllt alle für eine Bergwerkseigentum verbunden sind. Aufsuchungsgenehmigung notwendi- Dazu zählte vor allem die Sicherungs- gen Voraussetzungen: pflicht für Halden, Stollen, Schächte und für eventuell auftretende Berg- - Sie ist eine Prospektionsfirma mit schäden wie zum Beispiel Tagebrü- einem speziell auf derartige Projekte che. Einige Pflichten bleiben allerdings ausgerichteten Zuschnitt, trotzdem bei der Preussag, die eigens - sie hat einschlägige Erfahrungen mit für diese Aufgaben 1998 eine Tochter- Arbeiten dieser Art und gesellschaft gegründet hat, die Bergbau - ihr Prospektions-Konzept entsprach Goslar GmbH (BGG) mit Sitz am den Anforderungen. Rammelsberg. Die Scandinavian Highlands ist eine Die Preussag (2002 erfolgte Umfir- Holding, die sich europaweit mit der mierung der Preussag in TUI) hatte Suche und Erkundung mineralischer aber auch ihre Rechte zur Erzsuche Rohstoffe beschäftigt. Sie hat sieben zurückgegeben. Allgemein war zu die- Tochterunternehmen mit jeweils eige- ser Zeit angenommen worden, dass nen Explorationslizenzen und -pro- die weitreichenden bis in die 1980er jekten. Ihr besonderes Interesse liegt Jahre betriebenen Sucharbeiten den auf großen Lagerstätten des Typs, zu Beweis erbracht hätten, dass in diesem dem auch die Lagerstätte Rammels- Gebiet keine Lagerstätten vorhanden berg gehört hat. Weitere Lizenzgebie- sind. Nun stand wieder allen Interes- te der Scandinavian Highlands liegen senten frei, sich bei der Bergbehörde unter anderem im Westharz und im um die Genehmigung von Sucharbei- Brilon-Riff-Komplexes in Nordrhein- ten in den Gebieten der ehemaligen Westfalen. Neben den Lizenzgebieten Preussag-Abbaufelder zu bewerben. in Deutschland hat sie Lizenzen in Die einschlägigen Bergbaukonzerne, Schweden und Norwegen. Die Lizenz- die sonst an Rechten dieser Art ein gro- fläche im Harz umfasst 1250 km2, ßes Interesse zeigen, haben nicht darauf wovon 140 km2 westlich des Ram- reagiert. Das ist umso erstaunlicher, als melsbergs liegen. /WAL 2010/ in den letzten Jahren die Metallpreise erheblich gestiegen sind, überall in 6. Such- und Erkundungspro- der Welt wieder viel Kapital in Explo- jekte rationsarbeiten investiert wurde und vielversprechende Explorationsgebiete 6.1. Die Zeit vom Beginn des gesucht werden, auch in den deutschen Bergbaus bis zur Mitte des 15. Mittelgebirgen. Jahrhunderts

Stattdessen erhielt die Harz Mine- In der vorchristlichen Zeit hat sich rals, eine deutsche Tochter der däni- vor allem in Anatolien, im Mittelmeer- schen Scandinavian Highlands, auf raum und auf dem Balkan ein umfang-

62 reiches berg- und hüttenmännisches Auch Kaufleute und andere Weitge- Wissen herausgebildet. Dort befanden reiste haben ihr Wissen für die Suche sich bis zum Mittelalter die für Euro- nach Erzen, Edelsteine und attraktiven pa wichtigsten Bergbauzentren. Die Kristallen genutzt haben. Außerdem Gewinne, die mit dem Abbau guter hatten bereits im Frühen und Hochmit- Lagerstätten möglich wurden, und ihr telalter die Könige und Landesfürsten strategischer Wert für die Herstellung ein Interesse an lukrativen Bergwerken von Waffen und für den Handel werden und damit an Erzlagerstätten. Sie wuss- schnell eine Nachfrage nach weiteren ten mit Sicherheit von prosperieren- Lagerstätten erzeugt haben. den Bergwerken und Metallhütten der Nachbarländer und werden von dort Ausgeschickt von Bergbauunterneh- Spezialisten angeworben haben, die men oder auf eigene Faust suchten spä- sie in die Alpen, in die Mittelgebirge testens seit dem Hochmittelalter viele und nicht zuletzt in den Harz geschickt Prospektoren auch in weiter entfern- haben. ten Ländern nach Erzlagerstätten. Aus Sicht der Mittelmeerländer gehörten er Harz wird ein bevorzugtes Gebiet dazu auch Mitteleuropa und der Harz. gewesen sein. Er liegt dicht an den damaligen sächsischen Stammlanden, Von den damaligen Namen für die- die sich im Norden und Nordwesten se Erzsucher sind einige überliefert, anschließen. Aus ihnen stammten im zum Beispiel Strahler, Walen und Hochmittelalter viele der deutschen Venetier. Der Name Strahler leitet Könige, die nachweislich intensive sich möglicherweise von den gesuch- internationale Beziehungen bis hin in ten optisch beeindruckenden Mine- den östlichen Mittelmeerraum hatten. ralien ab. Die Bezeichnung Walen Und nicht zuletzt besaßen die Klöster (auch Wahlen oder Welsche) war ein viel Wissen über verwertbare Boden- Synonym für Nichteinheimische oder schätze. Sie verfügten zudem über das Wallonen. Der Name Venetier stammt dafür notwendige Kapital und entwi- vermutlich aus der Zeit, als Venedig ckelte Organisationsstrukturen. und besonders seine Nachbarinsel Murano ein Zentrum der Glasma- Die Prospektoren werden sich anhand nufakturen war. Zum Entfärben der der Geländestrukturen orientiert haben Rohglasschmelze wurden Mangan- aber auch Auskünfte von Einheimi- verbindungen und zum Einfärben des schen eingeholt haben über Erzfunde, Glases unter anderem Kobaltverbin- herausgewitterte Gänge und auffällige dungen verwendet. Die benötigten Mineralien an der Erdoberfläche. Nicht Mengen waren gering, aber in der überliefert ist, ob sie ihr mineralogisch- unmittelbaren Umgebung Venedigs geologisch-metallurgisches Wissen und nicht verfügbar. Deshalb wurden das über ihre Funde in der Region direkt Fachleute ausgeschickt, um in den weitergegeben haben und ob daraus in Alpen aber auch in den Mittelgebir- unmittelbarer Folge in dieser Gegend gen danach zu suchen. /SHR 1990/ Bergwerke entstanden sind. Völlig ver-

63 borgen geblieben sein wird ihr Wissen wie es in Sagen beschrieben ist. bestimmt nicht und es ist sehr wahr- Obwohl das Alte Lager bereits bekannt scheinlich, dass sich in der Folge auch war, konnte sich bis zum Hochmittelal- Ortsansässige mit der Erzsuche beschäf- ter noch kein groß angelegter Bergbau tigt haben, sobald die Erznachfrage groß entwickeln. Für einen regelmäßigen genug war und die Erzpreise die Erzsu- und umfangreichen Bergbau fehlten che lukrativ machte. die politisch, wirtschaftlich und infra- strukturell notwendigen Verhältnisse, Waren Erzausbisse gefunden und lie- vor allem stabile Handels- und Absatz- ßen sie auch eine Fortsetzung des Erz- möglichkeiten, die größere Vorfinan- vorkommens nach der Teufe vermuten, zierungen und langfristig abzuschrei- so werden an besonders höffigen Stel- bende Investitionen für den Bergbau len kleinere Gewinnungsbetriebe ent- ermöglichten. standen sein. Das traf besonders auf den Oberharz mit seinen ausgeprägten und Für die Erzsucher bestand deshalb zum Teil silbrig glänzenden Erzgängen trotzdem ein Interesse, das Gebiet um zu, aber wohl kaum auf das Rammels- den Rammelsberg herum planmäßig berger Alte Lager. Es wird schon seit abzusuchen, denn immer wieder wur- dem Anfang der menschlichen Besied- den neue Erzgänge entdeckt. Das hat lung bekannt gewesen sein, denn seine die Hoffnung auf große Erzfunde wach Ausbissfläche war kaum durch höhe- gehalten. re Pflanzen bewachsen und das auf einer Fläche von ungefähr 500 m Län- Schriftliche Überlieferungen über ge und durchschnittlich zehn Metern frühmittelalterliche Suchaktivitäten am Breite. Dort werden wahrscheinlich Rammelsberg und in seiner Umgebung nur Flechten gesiedelt haben. Viel- gibt es nicht. Auch dafür auswertbare leicht gab es auch hangabwärts einen Relikte im Gelände und in Gruben Bereich, auf dem die ausgewaschenen sind bislang nicht gefunden gewor- Verwittterungsprodukte des Erzes nur den. Es können also nur Spekulatio- eine schwächere Vegetation zugelassen nen angestellt werden. Ein wichtiger haben. Diese Hochwaldschneise am Gesichtspunkt ist dabei, dass die Ver- Hang des Rammelsbergs muss weithin hüttung der Rammelsberger Lagererze sichtbar gewesen sein. Möglicherweise im Gegensatz zu den Erzen, die die war sie sogar auch noch ungewöhnlich Oberharzer Erzgänge lieferten, unter eingefärbt durch weißes Zinkvitriol, den damaligen Bedingungen sehr kom- blaues Kupfervitriol und vor allem pliziert war. Verhüttungsversuche mit durch die ockerbraunen Eisen- und Rammelsberger Erz hat es immer wie- schwarzen Manganminerale. der gegeben, wie archäologische Funde beweisen. Manchen Partien des Alten Es wird sich also nicht um einen Lagers, die höhere Kupfer- und Blei- Zufallsfund gehandelt haben, der am konzentrationen hatten, wird dabei ein Rammelsberg zur Gründung eines besonderes Interesse gegolten haben. regelrechten Bergwerks geführt hat, Aber das müssen relativ kurze Epi-

64 soden gewesen sein, für die kleine me war – wie auch in den folgenden Gruben oder Bergwerke ausgereicht Jahrhunderten – den jeweiligen Berg- hätten. Und relativ einfach ließen sich werks- und Grubeneigentümern vorbe- aus dem nahe gelegenen Oberharz gut halten, denn zum Bergwerkseigentum zu verhüttendes Erz herbeischaffen. gehörten auch immer die Gebirgsbe- reiche in der unmittelbaren Umgebung Für den Rammelsberg und seine der betreffenden Gruben. Umgebung ist von frühmittelalterli- chen Unternehmungen auszugehen, Mitte des 12. Jahrhunderts war der die aus heutiger Sicht als sehr klein Ratstiefste Stollen aufgefahren wor- zu bezeichnen sind. Sie hatten nur den, zwar primär als Wasserableitungs- kurze Betriebsperioden oder Produk- stollen, aber gefunden wurde dabei tionskampagnen, im Falle der Hütten unter Anderem ein Gang, der das Inte- von nur wenigen Monaten. Dement- resse der Bergleute erweckt hat. Der sprechend mussten sie schnell Gewinn darauf vom Ratstiefsten Stollen ange- erwirtschaften, damit sich das einge- legte Querschlag ist bislang noch nicht setzte Kapital amortisierte. Die Gru- datiert worden, könnte aber aus der ben, die diese Hütten belieferten, muss- Zeit der Stollenauffahrung stammen, ten sich darauf einstellen, zum Beispiel worauf sein mit Feuersetzen aufgefah- durch den Verkauf von oberflächennah rener Abschnitt hindeutet. gefundenen und einfach zu verhütten- den Metallen. Mitte des 13. Jahrhunderts war der reguläre Erzabbau bereits in Teufen Aber die Kenntnis über die Lager- vorgedrungen, die bis zu 80 m unter stätte Rammelsberg und die Erzgänge dem Niveau des Wintertals bezie- in seiner Umgebung und letzten Endes hungsweise der Abzucht lagen. /BOR die Wissensgrundlage für die Gründung 1930/ Das Alte Lager ist in diesem des späteren Erzbergwerks Rammels- Bereich relativ einfach aufgebaut. Es berg und die vielen Versuchsbergwerke setzt sich mit gleichmäßiger Mächtig- und Suchprojekte wuchs dadurch. keit und gleichbleibendem Einfallen nach der Teufe fort. Seine Erkundung Im Hochmittelalter hatte sich die wird deshalb keine große Herausfor- Situation wesentlich geändert. Der Harz derung gewesen sein. Das Hangen- und damit auch das Gebiet um Goslar de Trum war dagegen unregelmäßiger wird schon systematisch nach Erzla- geformt. Es hatte ähnliche Mächtigkei- gerstätten durchsucht worden sein. Der ten wie das Alte Lager, aber die Form Abbau der Lagerstätte Rammelsberg großer unregelmäßiger Lappen. Die geschah bereits durch ein differenziert Lagerstättenerkundung geschah dort in organisiertes Bergwerk, bestehend aus Form eines tastenden Abbaus, indem mehreren Einzelgruben. die Abbauweitungen entsprechend der angetroffenen Erzqualitäten entwickelt Die Suche nach Erz in der unmittel- wurden. Daneben sind regelrechte Stre- baren Umgebung der Grubenhohlräu- cken vom Alten Lager ins Hangende

65 Abbildung 6.1.a: Pingen am Windeweg, nordöstlicher Hang des Rammelsbergs, Foto Peter Eichhorn 2011 aufgefahren worden, um das Hangende möglichst im Erzlager aufgefahren. Im Trum zu untersuchen. 13. Jahrhundert gab es bereits die 42 m unter der Bergesfahrt beziehungsweise Die Erkundung des Alten Lagers nach unter dem Ratstiefsten Stollen liegende der Teufe erfolgte vor allem durch die „Trostefahrt“, weitere 20 m tiefer die jeweils tiefsten Pumpenschächte und Strecken „to dem Tanse“ und noch Wasserlösungsstrecken, die sogenann- etwas tiefer die „to dem Vastevalende“. ten Kunststrecken. Sie waren natur- /BOR 1930/ gemäß die tiefsten Grubenhohlräume, denn in ihnen sollte das Wasser aller Aber es gab daneben schon eine Gruben zusammenlaufen, um dann mit ganze Reihe von Suchprojekten, die einer zentralen Wasserhaltungsanlage, außerhalb des unmittelbaren Bereichs den sogenannten Wasserkünsten, her- des Alten Lagers stattgefunden haben. ausgepumpt zu werden. Bei der Auf- Beispielsweise sind in einem Güter- fahrung der Kunststrecken ist immer verzeichnis des Klosters Neuwerk aus auch die Erkundung betrieben worden, dem 14. Jahrhundert Gruben aufge- um die Kosten für gesonderte Erkun- führt, die abseits des Alten Lagers am dungsbauwerke zu sparen. Deswegen Nordosthang des Rammelsbergs am wurden diese Strecken und Schächte Windeweg und Eselstieg lagen. Reste

66 Abbildung 6.1.b: Halden am Windeweg, nordöstlicher Hang des Rammelsbergs, im Vordergrund Silke Svea Eichhorn, Foto Peter Eichhorn 2011 davon sind noch heute als Pingen und 6.2. Mitte des 15. Jahrhun- Halden sichtbar. /KRA 1950/, /WRE derts bis 1635 1972/ Diese Gruben haben scheinbar eine lange Zeit guten wirtschaftlichen 6.2.1. Rammelsberg Erfolgs gehabt, denn ihre Größe ist erheblich. (s. Abb. 6.1.a und 6.1.b) Mitte des 15. Jahrhunderts war der Rammelsberger Bergbau größtenteils Sie befinden sich im Bereich des abgesoffen. Nur die oberen Sohlen Übergangs vom Sandstein zum Schie- standen für den Erzabbau zur Verfü- fer, das heißt von den mitteldevonischen gung, aber dort waren die Erzreserven Schichten zu den unterdevonischen. Es bereits fast vollständig abgebaut. /BOR wird sich um Gang-Vererzungen oder 1930/ ehemalige Erz-Zufuhrkanäle aus der Zeit der Bildung der Rammelsberger Die damaligen Wasserhaltungsan- Erzlager gehandelt haben, die später lagen bestanden aus Sumpfstrecken auch im Communion-Steinbruch, im und Schächten, aber auch aus Pumpen Taternbruch und bei mehreren untertä- und Pumpenantrieben. Vorgesehen war gigen Such- und Erkundungsprojekten ursprünglich, die bestehenden Anlagen gefunden worden sind. /STD 1982/ wieder in Stand zu setzten. Das stellte

67 sich allerdings als ungenügend her- durch den tauben Schiefer ins Hangen- aus. Deshalb sollten zusätzlich neue de vorangetrieben wurde. Wasserhaltungsanlagen gebaut werden. Dabei war vorherzusehen, dass die zu Manchmal wurden von den Suchör- teufenden Schächte und aufzufahren- tern Erzpartien angetroffen, die so den Strecken neue bis dahin unbekann- mächtig waren, dass es dem Bergamt te Bereiche des Alten Lagers finden ratsam erschien, diese Abbaupunkte der würden. Als Bezahlung für die zu leis- Ursprungsgrube zu entziehen und dar- tenden Arbeiten wurde den Fremdfir- aus eine neue Grube zu bilden. Dadurch men in Aussicht gestellt, dass sie die entstanden immer wieder neue Gruben aufgefundenen Erze zum Teil selber und die Gesamtzahl der Gruben blieb abbauen und nutzen dürfen. nahezu konstant. Das hatte auch den Hintergrund, dass es im Rammelsberg Bis zum Dreißigjährigen Krieg gab immer noch die beiden Grubeneigentü- es im Rammelsberg ungefähr fünf- mer Communion-Verwaltung (Fiskus) zehn bis zwanzig Gruben. Diese Zahl und Stadt Goslar gab. Das festgelegte schwankte, weil die Gruben gewöhn- Verhältnis der Eigentumsanteile sollte lich nur eine Lebensdauer von einigen gewahrt bleiben. Deshalb kam es auch Jahrzehnten und seltener einigen Jahr- vor, dass das Bergamt alten ausgeerzten hunderte hatten. Betrieben wurden sie Gruben, die eigentlich eingestellt wer- nur so lange, bis die Grube nicht mehr den mussten, neue vielversprechende über genügend Erzreserven verfügte. Erzorte zuordnete, die räumlich ziem- Die Erzreserven nahmen ab, wenn sich lich weit entfernt lagen. die fortschreitende Abbauwand, Abbau- firste oder Abbaustrosse der Lagerstät- Bei den Suchörtern der regulären tengrenze näherte. Deshalb war es für Rammelsberger Gruben hat es sich nach den Grubenbetreiber wichtig zu wis- heutigem Verständnis in der Regel eher sen, wie groß der Abstand zwischen um die Erkundung des bereits bekann- dem fortschreitenden Abbauort und der ten Alten Lagers gehandelt als um die Lagerstättengrenze war. Erkundungs- Suche nach einer neuen Erzlagerstätte. strecken sollten diese Frage klären. Es gab aber auch regelrechte Suchörter, die von den Gruben ins Hangende und War absehbar, dass nicht mehr genü- entlang der Streichrichtung des Alten gend Erzreserven vorhanden sind, wur- Lagers nach Ostnordosten und West- den Suchörter in die unmittelbare Gru- südwesten führten. benumgebung vorgetrieben. Gerade im Hangenden des damals abgebauten Gewöhnlich hatte jede Grube min- Lagerstättenbereichs des Alten Lagers destens ein Suchort in Betrieb. Die standen noch große Teile des Hangen- Belegschaft jeder Grube bestand nor- den Trums an. Durch seine unregelmä- malerweise aus einem mitarbeitenden ßige, lappenartige Form konnte nicht und gleichzeitig Aufsicht führendem genau vorher gesagt werden, ob Erz Steiger und zwei bis drei Erzarbei- zu finden sein würde, wenn der Abbau tern, die einen Zeitlohn erhielten. Sie

68 hatten das Erz herein zu gewinnen, damals Bergbaurechte für den Herz- indem sie das Feuersetzen vorbereite- berg. Auf einer Landkarte vom Harz ten, und das Erz anschließend weg zu aus dem Jahre 1543 ist vermerkt „herz- laden. Daneben hatte jede Grube zwei berg Erz“, was darauf schließen lässt, bis drei Gedinghäuer, die im Akkord- dass bereits Erzfunde bekannt waren. lohn arbeiteten, zum Beispiel in einem /WRE 1972/ Suchort. Sie erhielten ihren Lohn für die erbrachte Streckenvortriebslänge. Bornhardt schreibt zwar von 1488 Zur Grubenbelegschaft gehörte noch erstmalig erwähnten übertägigen jeweils ein Knecht oder ein Junge, Schurfarbeiten am Herzberg, aber die der dem Steiger für Nebenarbeiten von ihm angegebene Informationsquel- zur Hand ging. Ausbauarbeiten wur- le „ungeordnete Goslarer Akten“ haben den vom Steiger, den Erzarbeitern und sich bis heute noch nicht wiederfinden Gedingenehmern nach der regulären lassen. Bornhardt erwähnt auch, dass Arbeitszeit durchgeführt. der Rat der Stadt 1506 Goslarer Bürger mit Bergbaurechten in der Goslarer Von den Beamten des Bergamtes Stadtforst belehnt hat, wobei das inso- ist sowohl eingeschätzt worden, ob weit fraglich ist, als dass die Stadt kein die Gedingnehmer die vorgesehene Recht zur Vergabe von Lehen gehabt Arbeitsleistung gebracht haben, als hat. /BOR 1930/ auch welchen weiteren Fortgang die Arbeiten nehmen sollen. Generelle Das Kaiserliche Forstgebiet wird aber Entscheidungen über die Weiterfüh- von der Stadt in Anspruch genommen rung oder Einstellung der bestehenden worden sein und sie wird ihre Abbau- und das Ansetzen neuer Suchörter, ihre rechte auch weiter gegeben haben. Die prinzipielle Richtung und so weiter Such- und Versuchsprojekte scheinen wurden bei Generalbefahrungen getrof- am Herzberg bis 1519 gelaufen und fen, bei denen auch Beamte zugegen dann wegen Wasserhaltungsproblemen waren, die dem Bergamt vorgesetzt eingestellt worden zu sein. 1515 und waren. /BAC 1730/ 1522 hat Herzog Heinrich der Jüngere trotz Einspruch der Stadt Goslar dort 6.2.2. Umgebung des Ram- Bergbauversuche begonnen, die aber melsbergs ebenfalls an Wasserhaltungsproblemen gescheitert sind. Vielleicht wurden sie Neben der Erzsuche in der unmit- auch wegen der angespannten politi- telbaren Umgebung des Alten Lagers schen Situation zwischen Herzog und und in Richtung des Hangenden Trums Stadt nicht fortgesetzt. bestanden aber auch große Hoffnun- gen, im Herzberg Erzlagerstätten zu Nach Abschluss des Riechenberger finden. Die erste heute noch bekann- Vertrages ließ der Herzog wieder meh- te Erwähnung von Such- und Erkun- rere Bergbauversuche am Herzberg dungsarbeiten stammt aus dem Jahre durchführen. 1553 wird ein Stollenvor- 1505. Der Rat der Stadt Goslar verlieh trieb genannt. Ein dort ein gefundenes

69 Erstück wurde dem Herzog geschickt. fähr eine Million Euro), wovon 138 1555 schrieb ihm der Bergvoigt, dass Personen jeweils 200 Gulden (5.000 „unter einem Schacht“ Erze gefunden €), 113 Personen jeweils 100 Gulden worden sind. 1562 ist im Christoffels- (2.500 €) und 24 Personen jeweils 50 tal am Herzberg zu bauen angefangen Gulden (1.250 €) aufgebracht haben. worden. 1565 sind die Zeche Glückli- /BAC 1700/ che Hoffnung und im Jahre 1572 die Hedwigs-Zeche gemutet und begonnen Der Herzog hatte dafür gebürgt, die- worden. Dort wurde ein Kupfererz- sen Gewerken ihre Verluste zu erset- gang von ungefähr 25 cm Mächtigkeit zen, wenn das Kapital verbraucht sein gefunden, der aber nach der Teufe würde. In derselben Zeit wurden im abnahm und schon bei sechs Metern Jacobs-Stollen in Lautenthal sehr rei- endete. Die Gewerken haben 1570 „ett- che Bleierze mit Silbergehalten von liches Kupfer gemacht“. /SPE 1979/, fast 0,6 % gefunden. Die Gewerkschaft /BAC 1700/ zog daraufhin das Kapital aus dem Herzberger Projekt und verwendete es 1569 bis 1573 entstand unter Führung für die Entwicklung eines Lautenthaler von Herzog Julius eine Gewerkschaft, Bergwerks. die sich zur Aufgabe gemacht hatte, im Herzberg Bergbau zu betreiben. Die Trotzdem wurde die Suche am Herz- Gewerkschaft bestand aus 275 Perso- berg fortgesetzt. Der Herzog erließ am nen. In den Akten heißt es, dass unter 17.04.1572 ein Rescript, nach dem anderem „Fürsten, Grafen, Adelige und dem Bergvoigt und jedem Geschwo- Prälaten“ dazu zählten. Das von ihnen renen jeweils drei Kuxe von jeder eingezahlte Kapital betrug 40.100 Gul- Grube gehören sollten, die Erze mit den (nach heutigen Maßstäben unge- Silbergehalten von mindestens 0,6%

Unter Gulden wurde eine Silbermünze mit einem Silbergehalt von 9,74 g ver- standen. Der heutige Silberpreis beträgt 0,86 €/g und der Materialpreis demzu- folge 8,34 €/Gulden. Zieht man die damaligen Löhne zum Vergleich heran (ein Rammelsberger Hauer verdiente um das Jahr 1700 pro Woche durchschnittlich pro Woche 2 Taler = 3 Gulden oder 13 Gulden/Monat), dann ergibt sich ein Gulden-Äquivalent von mehr als 150 €. Dabei muss aber berücksichtigt wer- den, dass ein Bergmann im 17., 18. und 19. Jahrhundert einen viel schlechteren Lebensstandard hatte als heute. Viele Konsumgüter, die heute selbstverständlich erscheinen, gab es damals noch nicht. Zieht man nun auch noch die Preisrela- tionen für Nahrungsmittel und Gebrauchsgüter heran, dann ergibt sich eher der doppelte Wert. Und die Verhältnisse änderten sich auch noch im Laufe der Zeit wesentlich. Der Stadtarchivar Rolf Göttert aus Rüdesheim hat errechnet, dass ein Gulden um 1620 nach heutigem Verständnis ungefähr einem Wert von 25 € entsprach, um 1780 ungefähr 7,5 € und um 1850 ungefähr 5,0 €. /GÖT 2011/

70 lieferte. Darin wurde auch bestimmt, Am 20.04.1579 beantragte Michel dem Superintendenten drei und dem Pulmann, den damals bereits 72 m lan- Pastor zwei Kuxe von dieser Grube zu gen Querschlag, der vom Rathstiefsten überlassen, „damit sie fleißig für den Stollen in Richtung Herzberg führt, Bergbau beten möchten“ und dass der noch 300 m in Richtung der „Fund- Herzog das Vorkaufsrecht bei Verkauf grube Wolfenbüttel“ (später unter dem der Kuxe hat. Namen St. Anna und bis heute als Grube Weißer Hirsch bekannt) zu ver- Aus den bei den Sucharbeiten gefun- längern. Dort würde der Querschlag ein denen Kupfererzen wurde „schöner Teufenniveau erschließen, das 118 m blauer Vitriol“ (Kupfersulfat) herge- unter dem bislang tiefsten Punkt dieser stellt. Ansonsten hatten diese Such- Grube liegt. Das Bergamt antwortete arbeiten aber nur wenig Erfolg. Im in einem Schreiben vom 30.04.1579. Bericht des Ober- und Unterharzischen Es hielt Pulmanns Vorschlag nicht für Bergamts vom 19.06.1577 wurde von zweckmäßig und sprach sich dafür aus, weiteren Arbeiten abgeraten. Stattdes- den Schacht dieser Grube noch weitere sen sollten ausgehend vom Ratstiefsten 18 m abzuteufen. Stollen Strecken aufgefahren werden, um die Gänge im Herzberg zu unter- In einem Schreiben des Zehntners suchen. In dem Bericht wird erläutert, Schwaben vom 01. Dezember 1586 dass sich die übertage entdeckten Gän- erwähnt er, dass auch am Steinberg ge „verdrückten, kluftweise verfielen, viele vergebliche Versuche gemacht … zertrümerten und abschnitten, wes- worden waren, Erze zu finden. Die halb kein beständiges Bergwerk zu dabei gewonnenen Steine seien zum erwarten sei“. Pflastern der Goslarschen Straßen und zum Untermauern der Vitriolpfannen Die übertägigen Schurf-Versuche (Siedepfannen zum Herstellen von wurden aber doch fortgesetzt. Dabei Metallsalzen aus wässrigen Lösungen) sind zwei Erzgänge gefunden worden. verwandt. /BAC 1700/ Herzog Julius ordnete daraufhin am 13.04.1579 an, dass dort ein 80 m tie- 6.3. 1635 bis 1859 fer Schacht abgeteuft werden soll. Der Oberverwalter Sander riet von diesem Der Rammelsberger Bergbau ist nach Projekt ab. In seinem Schreiben vom dem 30-jährigen Krieg von der Com- 21.04.1579 führt er an, dass es schließ- munion-Bergbauverwaltung gezielt lich schon sehr viele vergebliche Such- weiter entwickelt worden. Bereits projekte am Herzberg gegeben habe. in den 1640er und 1650er Jahren ist Außerdem würde der Schacht bis zu in den Bergamtsprotokollen bei der 10.000 Gulden (nach heutigen Maß- Beschreibung der einzelnen Gruben stäben ungefähr 250.000 €) kosten. Er ausdrücklich von Suchörten die Rede. schlug stattdessen wiederum vor, den Ende des 17. Jahrhunderts wurde auch Herzberg vom Ratstiefsten Stollen aus die Suche außerhalb des Rammelsbergs zu untersuchen. /BAC 1700/ wieder verstärkt betrieben, die seit dem

71 Ende des 16. Jahrhunderts weitgehend erwähnt, dass der Vortrieb in diesem geruht hatte. Querschlag eingestellt worden ist.

Diese Phase verstärkter Suchar- Stattdessen sollte ab Anfang 1685 eine beiten am Herzberg und in Richtung Suchstrecke vom Fußpunkt des Finken- vom Rammelsberg zum Herzberg war fluchter Schachts, einem Lichtloch des jedoch bereits in den 1720er Jahren Tiefen Julius Fortunatusstollens, dessen schon wieder vorbei. Erst in den 1730er Halde inmitten der Bergwiesen liegt Jahren wurden wieder Suchprojekte und heute als Blauer Haufen bekannt begonnen. /BAC 1712/ ist, in Richtung Altes Lager aufgefah- ren werden. Vorher musste der Schacht 6.3.1. Rammelsberg allerdings erst einmal wieder aufgewäl- tigt werden. Das dauerte bis Mitte 1686. Die Erzsuche in der unmittelbaren Danach waren zwei Gedingnehmer im Umgebung der Gruben hatte auch Streckenvortrieb eingesetzt und ab 1687 nach dem 30-jährigen Krieg noch im vier, sodass Tag und Nacht gearbeitet Wesentlichen den Charakter einer werden konnte. Zusätzlich wurde im betrieblichen Vorratserkundung. Am Schacht 11,5 m weiter geteuft, aller- Rammelsberg selbst fanden kaum noch dings ohne Erz zu finden. Ende 1688 regelrechte Sucharbeiten statt. Es wur- war die Suchstrecke 30 m lang und den lediglich kurze Querschläge ins im September 1689 37 m. 1695 waren Hangende aufgefahren, um weitere von dieser Strecke jeweils 20 m lange Teile des Hangenden Trums zu finden. Querschläge ins Hangende und Liegen- Im Liegenden des Lagers fanden im 17. de aufgefahren worden, die 1695 auf und 18. Jahrhundert keine speziellen 34 beziehungsweise 32 m verlängert Sucharbeiten statt, weil dort ohnehin worden waren. Das Liegende Ort ist schon diverse Strecken und Schächte 1696 eingestellt und die beiden Geding- vorhanden waren. nehmer von dort abgezogen worden. Das Hangende Ort war 1699 noch mit Eine Ausnahme bildete der sogenann- zwei Gedingnehmern in Betrieb. Als te Querschlag zum Großen Tagebruch. Zielpunkt wurde der Richtschacht ange- In den Flanken dieses nördlich vom geben (Schacht der Grube Richtschacht, Alten Lager gelegenen Tagebruchs war nicht zu verwechseln mit dem 1910 Erz gefunden worden. In den 1670er geteuften Richtschacht, der heute Teil Jahren wurde eine Suchstrecke in die- der Museumsführung ist). Ende Dezem- se Richtung vorgetrieben. Im Januar ber 1701 ist das Hangende Suchort 1684 war dieser Querschlag bereits wegen zu viel Wasserzufluss eingestellt 224 m lang, hatte aber nur „weißen worden. Die endgültige Länge dieser Spaat und Blaugebirge“ angetroffen beiden Strecken betrug 176 beziehungs- und das Bergamt fragte deshalb bei den weise 80 m. /BAC 1701/ beiden Berghauptleuten an, ob der Vor- trieb eingestellt werden soll. Im Berg- Eine andere Lagerstättenerkundung amtsprotokoll vom April 1684 wird fand im Zusammenhang mit der Tiefer-

72 legung der Wasserhaltungsanlagen zu 240 m lang. Auf der Stollensohle statt. In den Befahrungsprotokollen der wurde ein kleines, hauptsächlich aus Jahre 1649 bis 1652 wird erwähnt, damals noch nicht genutztem Banderz dass eine dritte Radstube im Bau sei, bestehender Teil des Altlagers West eine Strecke für das Antriebsgestänge gefunden. Ansonsten blieben sie erfolg- der Pumpen vorgetrieben wird und die los. /BOR 1930/, /KRA 1955/ Kunststrecken (die Wassersammelstre- cken im Tiefsten der Gruben) vorberei- Ungefähr 220 m östlich vom Malter- tet werden. /WOB 1649/ meister Turm waren Andeutungen für das zutage-Treten des Lagerhorizonts Später entwickelte sich daraus ein vom Alten Lager gefunden worden. Erzabbauort, der zur Serenissimorum Das ließ sich zu dieser Zeit jedoch Tiefsten Grube gehörte. 1686 war die noch nicht in dieser Art deuten. 1735 Erzförderung aus der Grube Kunst- vermerkte das Bergamt, dass in einem strecke so groß geworden wie bei Schurf am Rammelsberg Erze mit anderen eigenständigen Gruben. Die guten und von Tag zu Tag immer bes- Aufsicht überstieg das übliche Maß ser werdenden Kupfergehalten gefun- eines nebenbei betriebenen Abbauor- den worden sind. Daraufhin wurden tes, sodass eigens für die Kunststre- die vier Leute, die bis dahin im Stol- cke ein Untersteiger angestellt werden lenvortrieb des Herzberger Suchorts musste. Er unterstand dem Steiger der angelegt gewesen waren, abgezogen Serenissimorum Tiefsten Grube. Ab und in diesem neuen Schurf eingesetzt. Ende 1686 wurde die Kunststrecke als Sie begannen, dort einen Schacht zu eigenständige Grube geführt. /BAC teufen, nun Schurfer Schacht genannt. 1701/ Das nicht mehr benötigte aber noch Zu dieser Zeit wurde allgemein ange- gut erhaltene Schutzhaus auf der nommen, dass nach Osten, das heißt Schachtöffnung der Grube Richtschacht im Streichen des Alten Lagers, kei- wurde zum Schurfer Schacht umgesetzt ne Fortsetzung zu finden sein dürfte, und ein Steiger mit der Aufsicht über weil dort die Mächtigkeit des Erzlagers das Schachtteufen betraut. Die Schacht- kontinuierlich abnahm und nicht durch öffnung war beachtliche vier Meter lang eine Verwerfung abgeschnitten wurde. und zweieinhalb Meter breit. Am westlichen Ende des Alten Lagers gab es dagegen die später Westliche Frühzeitig machten sich jedoch Hauptstörung genannte Verwerfung, Wasserprobleme bemerkbar. Deshalb die das Lager abschnitt. Auf den Soh- wurden Überlegungen angestellt, von len Bergesfahrt, Zwischensohle (20 m benachbarten Grubenhohlräumen Was- tiefer als die Bergesfahrt gelegen) und serabzugsstrecken dorthin zu treiben, Stollensohle wurde versucht, das abge- zum Beispiel vom Tageschachter Obe- schnittene Stück des Alten Lagers, das ren Erzschram (er lag 132 m entfernt heute als Altlager West bekannt ist, und brächte 27 m unter Hängebank zu finden. Diese Strecken waren bis ein). oder von der Tageschachter För-

73 derstrecke unweit des Julius Winkler waren, sodass keine Hoffnung mehr Tag- und Förderschachts (er lag 136 bestand, dort ein weiteres Erzlager m entfernt und brächte 37,5 m unter anzutreffen. Hängebank ein). Stattdessen wurde der Entschluss 1736 war der Schacht bereits 19,5 m gefasst, östlich des Alten Lagers tief. Dann stockte der Teufbetrieb. Suchstrecken ins Hangende aufzufah- 1738 waren erst 22 m erreicht. Für ren, eine kurze Suchstrecke 14 m hinter die Wasserhebung mussten drei Hand- dem Ende des Erzlagers, einen 34 m Pumpen gleichzeitig betrieben werden. langen Querschlag ins Hangende und Ein Pumpenantrieb mit Kunstrad war 23 m weiter in südlicher Richtung. aus technischen Gründen nicht mög- Damit ist jedoch keinen Gang ange- lich. 1738 ließ das Bergamt den Teuf- troffen worden. Nach diesen vergeb- betrieb einstellen. Stattdessen sollten lichen Versuchen sind vorerst keine vom Schachttiefsten seitwärts Suchör- weiteren Suchprojekte unternommen ter vorgetrieben werden. worden, ein neues Erzlager im Osten aufzufinden. 1739 hat das Bergamt dann aber befohlen, statt des Schachtes einen Auch die anderen Suchprojekte sind Querschlag vom Tiefen Julius For- seit dieser Zeit nicht mehr sehr nach- tunatusstollen in Richtung des Punk- drücklich betrieben worden. Man war tes anzusetzen, den auch der Schurfer sich sicher, mit dem Alten Lager über Schacht zum Ziel gehabt hatte. /BAC ausreichend große Vorräte zu verfügen. 1729/ Noch um 1800 war berechnet worden, dass bei unverminderter Fördermenge Diese Suchstrecke, die als Schurfer noch mindestens zweihundert Jahre Suchort bezeichnet wurde, hatte ihren lang gefördert werden könne. Eine Ver- Ansatzpunkt 276 m östlich vom Alten anlassung zur Erzsuche bestand des- Lager beziehungsweise 130 m östlich halb kaum. von der Stelle, an der der Tiefe Juli- us Fortunatusstollen 154 Jahre zuvor Erst als 1836 bei der Ausrichtung der durchschlägig geworden war. Gefun- 6. Sohle festgestellt worden war, dass den wurden jedoch nur einige unbedeu- die Längserstreckung des Alten Lagers tende „Spatschnüre“. nach der Teufe deutlich abnahm, kam im Bergamt wieder die Frage auf, wo 1749 ist der Vortrieb des Schurfer Suchprojekte angesetzt werden sollten. Suchorts bei einer Länge von 116 m Vorgeschlagen wurde die Wiederauf- eingestellt worden, weil bereits nahme der Sucharbeiten am Herzberg und im Schleifsteintal. Man hatte • 3.000 Taler (nach heutigen Maßstä- dagegen wenig Hoffnung, am Ram- ben ungefähr 45.000 €),verbaut und melsberg weitere Erzlager zu finden. • die projezierte Fläche des Alten Deswegen blieb es hier nur bei der Lagers um 20 m überfahren worden betrieblichen Vorratserkundung in der

74 unmittelbarer Umgebung der Gruben. / falls sind darüber aus dieser Zeit keine KRA 1949/ Nachweise bekannt.

6.3.2. Herzberg Am Herzberg selber sind die Such- arbeiten nach dem Dreißigjährigen Die Communion-Bergverwaltung Krieg erst im Jahre 1681 wieder auf- hatte im Dreißigjährigen Krieg und genommen worden und zwar in den in den Nachkriegsjahren die Suchar- Gruben Segen Gottes und St. Anna beiten auf das Alte Lager und seine im St. Annenthale (später vereinigt unmittelbare Umgebung konzentrieren zur Grube Weißer Hirsch, s. Abb. und sonst keine nennenswerten Such- 6.3.2.a). In der Grube Segen Gottes projekte durchführen lassen. Jeden- soll anfangs Erz gefunden worden

Abbildung 6.3.2.a: Lage der Grube Anna

75 sein, das sich aber nicht in die Teufe und das Herzberger Suchort. In der Gru- fortsetzte. be Weißer Hirsch ist das Erz zeitweise in einem regelrechten Grubenbetrieb Am Herzberg gab es in dieser Zeit gewonnen worden, allerdings ohne wirt- noch weitere Versuchsarbeiten. Die schaftlichen Erfolg. In den beiden ande- Namen der Unternehmungen waren ren waren die Erzmächtigkeiten und -qualitäten jedoch noch geringer als in 1. Haus Schulenburg, der Grube Weißer Hirsch und deshalb 2. Bartolmäus, nicht für die Einrichtung eines Gewin- 3. Grube Fräulein Dorothea (1692 nungsbetriebs ausreichend. Eröffnung) und 4. Herzbeil. /WRE 1972/ Die Nähe des Herzbergs zu den Rammelsberger Gruben hat es erlaubt, Die räumliche Zuordnung dieser vier ihn zum Teil direkt von den Sohlen der Bezeichnungen zu späteren Suchpro- Grube Rammelsberg zu untersuchen jekten und heute noch im Gelände zu und zwar erkennenden Pingen und Halden ist bislang nur für das Haus Schulenburger • von der Sohle des Rathstiefsten Suchort gelungen, dessen Mundloch Stollens (Flügelort des Ratstiefsten unser Förderverein gerade freilegt. Stollens), • vom Schachttiefsten des Feuergezä- Wesentlich waren die Grube Weißer her Schachts (Oberes Feuergezäher Hirsch, das Haus Schulenburger Suchort Suchort) und

Abbildung 6.3.2.b: Schnitt durch die Gruben des Rammelsbergs um 1850 aus der Sammlung Heinrich Stöcker, links Suchörter vom Rammelsberg zum Herzberg

76 Abbildung 6.3.2.c: Suchörter vom Rammelsberg zum Herzberg, Ausschnitt aus einem Schnitt von Spörer 1784

• vom Alten Kunstschacht (Unteres 54 m Länge, der 50 m lange Tiefe Stol- Feuergezäher Suchort). (s. Abb. len, der 12 bis 15 m tiefer liegt als der 6.3.2 b und 6.3.2.c) Obere Stollen und ein Gesenk. /WRE 1972/ (s. Abb. 6.3.2.d). Die Grube Weißer Hirsch liegt im oberen St. Annen-Tal. Zur Grube gehö- 1681-83 sind dort die beiden Gruben ren heute der 63 m lange Oberer Stol- St. Anna und Segen Gottes angelegt len mit zwei Feldörtern von 22 bzw. worden. Vorerst blieb es bei diesen

Abbildung 6.3.2.d: Lage der Grube Weißer Hirsch

77 beiden Betriebsjahren. Vor allem die niges Erzkonzentrat entstanden. Beim damals unbeherrschbaren Wasserpro- ersten Verhüttungsschritt, dem Schmel- bleme standen gegen einen Weiterbe- zen, sind aus beiden Konzentrate (das trieb. /WRE 1972/ Außerdem waren kleinkörnige Erzkonzentrat hat sich keine größeren zusammenhängenden übrigens im Brennofen nicht gut ver- Erzvorkommen gefunden worden. arbeiten gelassen) zusammen 304 kg /SPE 1979/ Werke (silberhaltiges Blei) und 117 kg Stein entstanden (ein sulfidisches Zwi- 1681 sind in der Grube St. Anna Erze schenprodukt, das noch einmal gerös- von fast einem halben Meter Mächtig- tet werden muss, bevor daraus Metall keit angetroffen worden. Der Erzgang gewonnen werden kann). war aber nur vier Meter lang. Die Communion-Bergverwaltung erließ Die Werke sind in der Herzog-Julius- dieser Grube durch Verfügung vom Hütte in einem Treibeofen weiter verar- 24.10.1681 für die ersten neun Jahre beitet worden. In Treibe-Öfen wird das die Zahlung der Steuer, wie es damals Blei oxydiert und das Silber als Metall üblich war. Die Laufzeit der neun Jah- abgeschieden. Dabei wurden ungefähr re begann, nachdem das erste Silber 0,5 kg Silber hergestellt. Der Erlös hergestellt war, wobei zwei vorher aus dem Silberverkauf hätte ungefähr durchgeführte Probeschmelzen (Ver- 35 Gulden eingebracht. An Hüttenkos- hüttungsversuche) nicht mitgerechnet ten haben die Gewerken 40 Gulden wurden. Das Silber, das Blei und das bezahlen müssen. Rechnet man nun Bleioxyd (Glötte) war an die Com- den Erlös für das Blei und das Blei- munion-Bergverwaltung zu verkaufen. oxyd hinzu (6 ½ Zentner à 4 Gulden/ Die Preise wurden von der Communi- Zentner = 26 Gulden) und einen Betrag on-Bergverwaltung festgelegt. Silber in ähnlicher Höhe aus dem Kupfer- sollte mit 14,6 Gulden/g (16 Gulden für verkauf, dann blieben nur ungefähr eine Mark Silber) bezahlt werden. Die 45 Gulden zur Deckung der Bergbau- Mark war zu dieser Zeit keine Wäh- und sonstigen Kosten. Das war nicht rungseinheit, sondern eine Gewichts- rentabel. Zusätzlich erschwert wurde einheit und entsprach 233,8 g. Blei und der Grubenbetrieb dadurch, dass noch Glötte kosteten jeweils 80 Gulden/t. keine preiswerte Wasserhaltungstech- nik vorhanden war. Nach 1½ Jahren ist Bei zwei Probeschmelzen in der Her- die Grube deshalb wieder aufgegeben zog-Julius-Hütte war klar geworden, worden. /BAC 1700/ dass sich diese Erze nicht wie die Ram- melsberger Erze verarbeiten ließen. Der 1692 sind die Gruben Segen Gottes nächste Verhüttungsversuch fand des- und St. Anna durch die Communion- halb in der auf Gangerze spezialisierten verwaltung übernommen, zusammen Lautenthaler Hütte statt. Die gelie- gefasst und bis 1695 als Grube Weißer ferten 8,3 t Erz waren dort zunächst Hirsch weiterbetrieben worden. In die- einmal aufbereitet worden. Dabei sind ser Zeit ist das Feldort weiter vorgetrie- 1,2 t grobkörniges und 0,8 t kleinkör- ben und ein Schacht geteuft worden.

78 Im Juli 1718 ist der Betrieb in der Verhältnisse ungenügende 37% Blei Grube Weißer Hirsch wieder eingestellt und 0,22 % Silber. worden. /BAC 1693/, /BAC 1730/ Bezeichnend für die damalige Danach scheint der Betrieb 65 Jahre Arbeitsweise bei der Planung von Such- geruht zu haben. /WRE 1972/ Erst 1795 bergwerken ist, dass Oberbergmeister bis 1797 wurde dort weiter gearbeitet. Röder nachdrücklich fordern musste, Ungefähr acht Meter unter dem bereits dass die bestehenden Grubenhohlräu- bestehenden Stollen ist ein zweiter, tie- me überhaupt erst einmal zeichnerisch ferer Stollen angelegt und der Erzgang erfasst werden. Bis dahin sind die davon beginnend im Firstenbau herein Suchprojekte nur verbal beschrieben gewonnen worden. Dabei hatte man worden. Außerdem ist auch der For- sich aber davon überzeugen müssen, derung Röders zu verdanken gewesen, dass sich hier kein Gewinn bringendes dass die Grube Weiße Hirsch einen Bergwerk betreiben ließ. Die gewon- zweiten Wetterzugang bekommen hat, nenen Erze enthielten für damalige um die bis dahin kaum zu beherrschen-

Abbildung 6.3.2.e: Grube Weißer Hirsch, Ausschnitt aus einem Riss von G. H. Ahrend, 1853

79 den Wetterprobleme zu bewältigen. Strossenbaus ins Hangende getrieben /BAC 1792/ worden war.

Offensichtlich hatten die Tagesöff- Am unteren Ende des Schachtes ist nungen der beiden Vorgängergruben noch einmal mit einem zwölf Meter das selbe Höhenniveau, denn sonst hät- tiefen Absinken nach Erzen gesucht te die Grube bereits durch die Zusam- worden. Durchteuft wurde Grauwa- menlegung der Gruben genügend Wet- cke mit „eingesprengten derbglanzigen terbewegung gehabt und Röder hätte Bleierzen“. Es scheint, als sei man mit nicht so nachdrücklich für den Bau diesem Blindschacht zu weit ins Lie- eines neuen Stollen intervenieren müs- gende gekommen. Von diesem Absin- sen. ken ist bei 8,5 m Teufe eine Strecke aufgefahren und von ihr ein weiteres 1820 bestand die Grube Weißer acht Meter tiefes Absinken unter einem Hirsch, wie in einem Bergamtsproto- Winkel von 60° nieder gebracht wor- koll dieser Zeit erwähnt wurde, aus den. Auch dieses Absinken stand in einem Oberen und einem Unteren Grauwacke, worin keine Spur von Erz Stollen. Der Obere Stollen hatte dort, zu finden war. wo seine Überdeckung 20 m erreicht, Querschläge nach Osten und Westen Mit dem Unteren Stollen ist unge- und zwei ungefähr zehn Meter tiefe fähr sechs Meter nach dem Schacht Schächte. Gefunden worden war dort ein etwas weniger als 40 cm mächtiger aber nur ein fünf Zentimeter dünner Erzgang gefunden worden. Er enthielt Erzgang. Der Stollen hatte von dort Bleiglanz, Kupferkies und Zinkblen- eine 54 m lange Fortsetzung nach Wes- de. Zu seiner näheren Untersuchung ten, das sogenannte Feldort. (s. Abb. sind nach Osten und Westen kurze 6.3.2.e) Querschläge aufgefahren worden. Der Gang endete aber bereits nach drei Bei 15 m war ein 8,5 m tiefer Metern. Ein weiterer Gang wurde 24 Blindschacht angelegt worden und m vom Stollenmundloch gefunden. Er bei 21 m ein 15 m tiefer Schacht führte aber nur Schwefelkies und viel zum unteren Stollen. Von diesem Quarz. Insgesamt erreichte der Untere Schacht sind in westliche Richtung Stollen eine Länge von vierzig Metern. ein 8 m langer und 4 m hoher Firs- Das umgebende Gebirge besteht aus tenbau und ein 16 m langer und 5 m abwechselnden Lagen von Tonschiefer hoher Strossenbau aufgefahren wor- und Grauwackenschiefer. den. Gefunden wurde ein 8 m langer aber zu dünner Erzgang. Er befindet Die Erze der Grube Weißer Hirsch sich am Ende des Firstenbaus und hatten vom Äußeren her eine gewis- führt nach Westen. Auch sonst ist se Ähnlichkeit mit denen des Ram- dort kein bauwürdiges Erz gefunden melsbergs. Sowohl die Konzentration worden, auch nicht in einem 8 m lan- nutzbarer Metalle als auch die Menge gen Querschlag, der vom Ende des an Pyrit und Zinkblende waren ähn-

80 lich gewesen. Zwei Erzproben ergaben mit der auf der 7. Sohle aus bis zum 12% beziehungsweise 25% Blei und Gosetal angelegten Suchstrecke. 1951 59 g/t bis 98 g/t und 78 ‰ bis 98 ‰ wurde der Tiefe Stollen der Grube Wei- Silber. Der leitende Hüttenbeamte war ßer Hirsch zur Trinkwassergewinnung deshalb der Meinung, dass das Weiße der unterhalb liegenden Wohnhäuser Hirscher Erz mit dem Rammelsberger aufgewältigt. Erz verwandt ist. /BAC 1792/ /SPE 1979/ Die Grubenwässer erwie- In den 1840er und 1850er Jahren fan- sen sich allerdings als zu schwerme- den weitere erfolglose Untersuchungs- tallhaltig. arbeiten in der Grube Weißer Hirsch statt, als das Ende der Vorräte im Alten 1968 ist das Stollenmundloch des Lager absehbar wurde. /WRE 1972/ Unteren Stollens im Zusammenhang mit Wegebauarbeiten überschüttet wor- 1937 ist der Weiße Hirscher Gangzug den. Die Zugänglichkeit blieb aller- noch einmal untersucht worden, aller- dings erhalten. Dafür ist unter der Auf- dings nicht ausgehend von den vor- schüttung ein Betonrohr verlegt und in handenen Grubenhohlräumen, sondern der neuen Böschung das heutige run-

Abbildung 6.3.2.f: Heutiges Mundloch des Unteren Stollens der Grube Weißer Hirsch, Foto Peter Eichhorn 2009

81 Abbildung 6.3.2.g: Haus Schulenburger Suchort, Übersichtsriss, Stollenmundloch hervor- gehoben de Betonportal gebaut worden. Heute Kuxe). Der Bau begann mit dem Abteu- dient die Grube als Fledermausquartier fen eines Schachts von übertage. Von und ist dafür gesichert und verschlos- diesem Schacht aus wurde eine Strecke sen worden. (s. Abb. 6.3.2.f) vorgetrieben. Gleichzeitig wurde ein Stollen begonnen, der aber möglicher Die Grube Schulenbergs Glück Weise nicht das spätere Haus Schulen- muteten Ahrend Wagner und Henning burger Suchort gewesen ist, sondern Hendel 1690. Der Name Schulenbergs unmittelbar daneben gelegen hat. Dort Glück führte zu Verwechselungen mit ist heute noch eine kleine Stollenhalde einer gleichnamigen Grube im Ober- zu erkennen. Bei den Arbeiten unse- harz und wurde deshalb in Haus Schu- rer Fördervereinsmitglieder im Gelände lenburg geändert. /BAC 1692/ (s. Abb. sind in unmittelbarer Nähe des aufzu- 6.3.2.g) wältigenden Stollenmundlochs weitere Stollenhalden und -einschnitte gefunden Im September 1691 wurde die Gru- worden, die älteren Zeiten zuzuordnen be als bereits fünf Quartale darnieder sind. Das spricht für eine Neuanlage des liegend beschrieben. 1692 ist eine neue letzten Stollens am Ort früherer Such- Gewerkschaft gebildet worden. Die projekte. Das Fehlen jeglicher zeitge- wichtigsten Gewerken waren Berg- nössischer Abbildungen und räumlicher beamte, wie Georg Brühningk (sechs Beschreibungen erschwert die Beurtei- Kuxe), Philipp Christoph Berkelmann lung allerdings erheblich. /BAC 1692/ (fünf Kuxe), Heinrich Zacharias Schlü- ter (vier Kuxe) Henning Keitel (vier 1694 trat eine Betriebsunterbrechung Kuxe) und Christoph Uslar (zwei ein, weil die Gewerken die Zubuße

82 verweigerten. Die Zubuße pro Kux aber bereits drei Meter unter der Stol- und Quartal betrug zwei Gulden pro lensohle auf und hatte auch seitlich Quartal. Der Stollen war bereits 80 vom Stollen keine Fortsetzung. 264 m m lang. Am 20.11.1695 genehmigte vom Mundloch entfernt ist noch einmal die Communion-Verwaltung, dass „zur stellenweise Erz angetroffen worden, Beförderung dieses Baues“ vier Kuxe das sich aber ebenfalls schnell wieder ausgegeben werden, deren Zubuße aus verloren hat. der Zehntkasse bezahlt wird. Das sollte so lange geschehen, wie mindestens 1718 musste der Vortrieb bei einer die Hälfte der Gewerken ebenfalls ihre Stollenlänge von 298 m eingestellt Zubuße bezahlen. werden. Die Vortriebskosten waren auf mehr als 24 Gulden (nach heutigen 1698 ist nur noch für 66½ der Maßstäben etwa 285 €) pro Meter ursprünglich ausgegebenen Kuxe gestiegen und es bestanden keine Hoff- Zubuße gezahlt worden. Die Commu- nung mehr, noch Erze zu finden. /BAC nion-Verwaltung hat daraufhin noch 1692/ einmal 16 der „liegen gebliebenen“ Kuxe übernommen. Ende des Jahres 1758 ist der Stollen noch einmal um 1699 musste die Grube dann aber doch 13 m verlängert worden. Die ange- „aus Mangel an Gewerken“ eingestellt troffenen Gesteinsschichten wurden werden. Bis dahin war eine Strecken- als feste Grauwacke beschrieben. Dort länge von ungefähr 150 m erreicht und war auch die Gegend erreicht, in der 3.478 Gulden als Zubuße gezahlt wor- der Berg anfängt, sehr steil zu wer- den (nach heutigen Maßstäben etwa den. (s. Abb. 6.3.2.h) Nun wurden die 50.000 €). /BAC 1692/ Hoffnungen aufgegeben, in Richtung des Stollens vererzte Gänge zu fin- 1710 wurde auf Vorschlag des Berg- den. Stattdessen ist von dem Punkt, an amtes das Haus Schulenburger Suchort dem der Gang angetroffen worden war, wieder in Betrieb genommen. Die ein Querschlag in Richtung der Grube Kosten hatte die Bergbauakzise-Kasse Weißer Hirsch begonnen worden. Der übernommen, die Steuereinnahmen zu Gang verlief ungefähr senkrecht und verwalten hatte, die gezielt für staatlich bestand in der ganzen Länge aus sch- geförderte Bergbauprojekte erhoben malen Kupfererztrümern, stellenweise worden waren. 1712 wurde sogar ange- auch aus Bleierzen, wurde aber im All- ordnet, alles, was die Unterharzische gemeinen für unbauwürdig gehalten. Akzise aufbringe, für die Fortsetzung dieses Suchortvortriebs zu verwenden 1794 war noch einmal vorgeschlagen und, wenn das nicht reichen sollte, worden, einige Meter auf dem Gang auch die Überschüsse der Zehntkasse. aufzufahren. Aktivitäten scheinen dem Vorschlag nicht gefolgt zu sein. 1795 1712 ist 208 m vom Mundloch ent- verlegte die Communion-Bergverwal- fernt ein 0,5 m mächtiger Kupfer- tung ihre Suchaktivitäten auf die Grube erzgang gefunden worden. Er hörte Weißer Hirsch. Für das Haus Schulen-

83 Abbildung 6.3.2.h: Haus Schulenburger Suchort im Jahre 1784, Ausschnitt aus einem Riss von Wehmeyer burger Suchort folgte daraufhin eine Suchorts. Beide wurden markscheide- 25jährige Phase der Betriebsruhe. risch aufgenommen und dargestellt. Dabei zeigte sich, dass Erst 1821, als sich die wirtschaftliche Lage des Rammelsberger Bergwerks • die im Haus Schulenburger Suchort und der nachgeschalteten Hüttenbetrie- gefundenen beiden Gänge dieselben be deutlich gegenüber den Vorjahren sind, die auch im Weißen Hirsch verbessert hatte, wurde wieder in die abgebaut worden waren, Erzsuche am Herzberg investiert. Nach • die Querschläge des Haus Schulen- langen Diskussionen entschied sich die burger Suchortes 14,5 m tiefer lie- Communion-Bergverwaltung für die gen als der tiefste Punkt der Grube Wiedereröffnung der Grube Weißer Weißer Hirsch, Hirsch und des Haus Schulenburger • die Entfernung der nächsten Punkte beider Baue 136 m beträgt (s. Abb. 6.3.2.i) und • die Gänge einen westlichen Verlauf haben und in der Grube Weißer Hirsch von Norden nach Süden mit 50° bis 55° einfallen.

Die Wiederaufnahme der Suchprojek- te blieb aber nur eine kurze Episode und wurde in den folgenden Jahren nicht mehr in den Bergamtsakten erwähnt. Abbildung 6.3.2.i: Haus Schulenburger Suchort im Jahre 1853, Ausschnitt aus Anfang der 1970er Jahre entschied die einem Riss /AHR 1853/ Bergwerksdirektion, dass das Schulen-

84 Abbildung 6.3.2.j: Fördervereinsmitglieder am ehemaligen Mundloch des Haus Schulen- burger Suchorts, Foto Peter Eichhorn 2011 burger Suchort aus Sicherheitsgründen sen aufgefahren worden war: 1693- zu verschließen ist. Einerseits ist das 1709 und 1733/1734. (s. Abb. 6.3.2.k) im Berggesetz für alle bergbaulichen /SPE 1979/, /BAC 1712/ Tagesöffnungen nach der endgültigen Einstellung des Betriebs gefordert und Sein Mundloch befindet sich unmit- andererseits sollte Unfällen bei Befah- telbar neben dem Dammfuß des Herz- rungen durch Unbefugte vorgebeugt berger Teichs am Überlaufbauwerk des werden. Dafür ist der Mundlochbe- Teichs. Gesucht werden sollten mit reich von Bergleuten des Erzbergwerks diesem Stollen sowohl Gänge als auch Rammelsberg gesprengt worden. 2011 die Fortsetzung des Rammelsberger haben Mitglieder unseres Fördervereins Erzlagers. 1709 war er einschließlich begonnen, das Mundloch wieder zu eines Flügelorts 286,5 m lang. Die öffnen, um den Stollen als Fledermaus- Baukosten hatten 4.569 Gulden betra- Winterquartier und als Denkmal für die gen (nach heutigen Maßstäben etwa Besucher unseres Museums nutzen zu 60.000 €). können. (s. Abb. 6.3.2.j) Gefunden wurden nur einige Blei- Das Herzberger Suchort ist ein Stol- und Kupfererzgänge, die aber nicht len, der im Wesentlichen in zwei Pha- bauwürdig waren. Das Suchort ist 1709

85 Abbildung 6.3.2.k: Herzberger Suchort, Lageskizze von Peter Eichhorn wegen der zu großen Festigkeit des worden. Die Kosten waren auf 50 Gul- zu durchörternden Gesteins eingestellt den (nach heutigen Maßstäben etwa

Abbildung 6.3.2.l: Mundloch des Herzberger Suchorts, Foto Peter Mühr 2005

86 Abbildung 6.3.2.m: Herzberger Suchort, Foto Peter Mühr 2005

Abbildung 6.3.2.n: Herzberger Suchort, Ausschnitt aus einem Riss von Wehmeyer 1784

87 Abbildung 6.3.2.o: Querschlag des Herzberger Suchorts, Foto Peter Mühr 2005

650 €) pro Meter gestiegen und es Stollen ab und durchschneidet die bestand kaum noch eine Aussicht, bau- Schieferschichten bankrecht. Mitte würdige Gänge zu treffen. 1733 bis der 1730er Jahre wurde es bei 89 m 1734 ist der Stollen noch einmal um Länge eingestellt, ohne bauwürdige 130 m verlängert worden, wiederum Gänge gefunden zu haben. /BAC ohne Erfolg. Heute ist das Stollen- 1730/ (s. Abb. 6.3.2.n und 6.3.2.o) mundloch mit einer Mauer verschlos- sen und dahinter das Stollenwasser Der Herzberger Stollen hat sein angestaut worden. (s. Abb. 6.3.2.l und Mundloch hinter dem ehemaligen 6.3.2.m) Zechenhaus des Erzbergwerks Ram- melsbergs, heute das letzte Haus Der eigentliche Stollen ist auf der Rammelsberger Straße kurz vor einem Gang-Trum des Weißer Hir- dem Herzberger Teich-Damm. Der scher Gangzuges angelegt worden. ursprüngliche Baubeginn dieses 1724 hat die Erkenntnis, dass durch Stollens ist nicht bekannt. 1685 bis den Herzberg mehrere parallel ver- 1692 hatte ihn die Communion-Ver- laufende Gänge streichen, das Berg- waltung wieder in Betrieb nehmen amt bewogen, das Flügelort anlegen lassen. Vor seiner Wiederinbetrieb- zu lassen. Es zweigt bei 160 m nahme war er bereits 34 m lang Stollenlänge fast rechtwinklig vom gewesen. Er ist entlang eines tauben

88 Abbildung 6.3.2.p: Projektierter Herzberger Stollen, Ausschnitt aus einem Riss von G. H. Ahrend 1853

Gangs vorgetrieben worden. (s. Abb. Meter aufgewendet werden mussten. 6.3.2.p bis 6.3.2.r) 56 m vom Mundloch entfernt ist ein 18 m tiefer Schacht angelegt worden. Dieser Stollen sollte die Grube Wei- 1689 haben die Schachtbaukosten 12½ ßer Hirsch unterfahren. Nach 89 m ist Gulden pro Meter betragen (nach heu- der Stollenvortrieb jedoch eingestellt tigen Maßstäben etwa 200 €). Aber worden, ohne sein Ziel erreicht zu auch mit diesem Schacht wurden nur haben. unvererzte Gänge gefunden.

Auf der ganzen Länge stand Ton- Heute ist nur das Stollenmundloch schiefer an, der zuletzt so fest war, erhalten geblieben. Der Stollen selber dass Kosten von fast 50 Gulden pro ist nach wenigen Metern abgemauert.

89 Abbildung 6.3.2.q: Mundloch des Herzberger Stollens, Foto Peter Eichhorn 2005

Planungen und Überlegungen in den 1820er Jahren

Im 18. Jahrhundert wurde die Intensi- tät der Erzsuche am Herzberg vor allem durch die wirtschaftlichen Verhältnisse der Rammelsberger Gruben bestimmt, durch das Interesse Goslarer Bürger, sich finanziell zu engagieren und durch die Verfügbarkeit von Bauholz. Anfang des 19. Jahrhunderts schlossen die Unterharzer Gruben und Hütten jah- relang mit negativem wirtschaftlichen Ergebnis ab. Gleichzeitig wurde die Holzknappheit so einschneidend, dass sogar überlegt wurde, die Unterharzer Berg- und Hüttenwerke vollständig still zu legen, um wenigstens die Oberhar- Abbildung 6.3.2.r: Schlussstein vom zer Gruben weiter betreiben zu können. Mundloch des Herzberger Stollens, Foto Eine Betriebsschließung konnte zwar Peter Eichhorn 2005 abgewendet werden, aber nur unter der

90 Abbildung 6.3.2.s: Höhenverhältnis zwischen Haus Schulenburger Suchort und Grube Weißer Hirsch, Ausschnitt aus einem Riss von G. H. Ahrend 1853

Maßgabe, den Holzverbrauch auf das ob sein Vortrieb fortzusetzen oder ein Notwendigste zu beschränken. Suchor- neues Projekt zu beginnen ist. Vorge- te, die gewöhnlich Bauholz für den schlagen wurde daraufhin, dass das Ausbau und das Tretwerk benötigten, Haus Schulenburger Suchort bis unter ließen sich unter diesen Bedingungen die Grube Weißer Hirsch verlängert nicht weiter betreiben. wird. (s. Abb. 6.3.2.s und 6.3.2.t)

1821 hatte sich die wirtschaftliche Es würde dort 14,5 m unter dem Lage des Rammelsberger Bergwerks tiefsten Punkt der Grube liegen. Die- und der nachgeschalteten Hüttenbe- ses Projekt wurde jedoch nicht als triebe wieder deutlich verbessert. Statt die vorteilhafteste Variante angesehen. der Verluste der Jahre zuvor wurde nun Besser wäre es, wenn das Herzberger ein jährlicher Überschuss von mehr als Suchort verlängert wird. Damit ließe 40.000 Gulden erwirtschaftet (ungefähr sich der Weiße Hirscher Gang bereits 245.000 €), der nun teilweise in die nach 112 m Stollenvortrieb erreichen. Prospektion investiert werden sollte. Seine Tiefe unter dem bis dahin tiefsten Außerdem hatte die Stadt Goslar 1825 Punkt der Grube Weißer Hirsch würde ihre Rammelsberger Gruben an die 113,5 m betragen. Communion-Bergverwaltung verkauft, sodass die Communion freie Hand für Dieses Suchort läge jedoch ziemlich weitreichende Planungen hatte. weit von der Grube Weißer Hirsch entfernt. Deshalb wurde diskutiert, Für die Prospektion kam nach dama- einen neuen, näher liegenden Stol- liger Meinung das gesamte 1789 dem len anzulegen. Damit ließe sich mit Bergwerksbetrieb zur Nutzung übertra- insgesamt 190 m Stollenlänge das gene Goslarer Stadtforst-Gebiet infra- Ziel erreichen, also mit 106 m weni- ge, besonders der Herzberg und das ger. Aber auch bei dieser Variante große Schleifsteintal. des Stollenverlaufs würde man noch ziemlich weit von der Grube Weißer 1821 ist das Herzberger Suchort ver- Hirsch entfernt sein. Bei der großen messen und zeichnerisch dargestellt Stollenlänge würden wahrscheinlich worden. Es sollte entschieden werden, Probleme mit der Wetterführung auf-

91 Abbildung 6.3.2.t: Haus Schulenburger Suchort und der Grube Weißer Hirsch, Lage- skizze von Peter Eichhorn treten und eine Wettermaschine erfor- 400 m lang geworden. Das hätte eine derlich werden. Außerdem böte das beschwerliche Förderung erwarten Gelände vor dem Mundloch zu wenig lassen. Und das Gebirge war rela- Platz für eine Halde, auf der das her- tiv fest. Der Vortrieb wäre deshalb aus geförderte Material untergebracht nur sehr langsam und damit zu teuer werden könnte. geworden.

Auch die Möglichkeit, von den Das Bergamt orientierte deshalb auf Grubensohlen des Rammelsbergs in den Bau eines Stollens, der oberhalb Richtung Herzberg Suchstrecken vor des Herzberger Teichs beginnt und zu treiben, hätte Probleme erzeugt, bis unter die Grube Weißer Hirsch denn diese Suchstrecken wären über führt. Er käme dort 100 m unter der

92 Grube an. Mit diesem Stollen würden Dafür sollte ein Schurf in der Nähe zugleich die Gänge untersucht wer- der obersten Fahrenholzschen Ölmüh- den können, die bereits mit den vom le angelegt und damit das zutage- Rammelsberg beginnenden Suchör- Ausgehen des Ganges aufgefunden tern verfolgt worden waren. werden. Von dort hätte dann ein Untersuchungsstollen entlang des Dieses Projekt bot sowohl genü- Ganges aufgefahren werden sollen. gend Platz für eine Halde als auch Das Bergamt wurde beauftragt, diesen gute Voraussetzungen für den Fall der Plan zu untermauern und die Arbei- späteren Einrichtung eines regelrech- ten im Kostenrahmen von 50 Talern ten Bergwerks. Zum Beispiel hätten (ungefähr 300 €) zu beginnen. weiter oberhalb im Wintertal ein neu- er Teich und ein Graben zum Stollen 1824 sind die vorgeschriebenen angelegt werden können für unter- Schurfversuche in der Nähe der Ölmüh- halb des Stollens installierte Was- le durchgeführt worden, jedoch ohne serhaltungs- und Fördermaschinen. einen Gang auffinden zu können. 1826 Das verbrauchte Wasser könnte dem bewilligt der Berghauptmann noch- Herzberger Teich zugeleitet werden. mals 400 Taler (nach heutigen Maßstä- Sollte auch noch ein Pochwerk gebaut ben etwa 2.400 €) für die Fortsetzung werden, so hätte der Stollen nur etwas der Schurfversuche am Herzberg. weiter oben am Hang gebaut werden müssen. Die Bauzeit des Stollens Bei den daraufhin im Winterthal wurde mit zehn bis zwölf Jahren ver- angestellten Schurfversuchen ist anschlagt und seine Kosten mit 9.600 138 m von dem Punkt entfernt, an dem Talern (das entsprach 14.400 Gulden das Großmutterthal in das Winterthal oder nach heutigen Maßstäben etwa mündet, ein 1,25 m mächtiger Gang 90.000 €). gefunden worden. Er wäre jedoch wenigstens 200 m vom Weißen Hirsch Ein anderer Vorschlag sah einen entfernt gewesen, vorausgesetzt, dass 214 m langen Stollen vor, der im St. er in der aufgefundenen Richtung Annenthale beginnen und nur etwa weiter verlaufen wäre. In den folgen- 3.800 Gulden kosten sollte (nach heu- den Jahren ruhten die Sucharbeiten tigen Maßstäben etwa 23.000 €). 1822 am Herzberg. Sporadische Anfragen ist vom Berghauptmann angeordnet der Communion-Verwaltung an das worden, den Gang weiter untersuchen Bergamt ergaben, dass kein Interesse zu lassen und zu überlegen, ob ein mehr bestand, dort weiterhin aktiv tiefer Stollen unmittelbar auf dem zu sein. Nur 1875 fanden noch ein- Gange anzusetzen ist. Es solle dabei mal Schurfarbeiten auf dem Weiße nicht vorrangig darauf ankommen, Hirscher Gangzug statt und zwar auf die Wasserhaltung der Grube Weißer einem Bleiglanz-Erzgang im Gosebett Hirsch zu verbessern, als vielmehr gegenüber der Sennhütte. Es folgten den Gang selbst auf möglichst großer aber keine weiteren Erkundungsarbei- Länge zu untersuchen. ten. /SPE 1979/, /BAC 1792/

93 Abbildung 6.3.3.a: Grube Großfürstin Alexandra

6.3.3. Bereiche südlich des 43 m Teufe. Später wurde der seigere Rammelsbergs und Herzbergs Neue Schacht angelegt. Er erreichte eine Teufe von 115 m. Von ihm gab es Südlich des Rammelsbergs schließt Zugänge zu Sohlen in 14 m, 42 m, 70 m sich das Kindertal an und südlich des und 115 m sowie über einen Blind- Herzbergs das Große Schleifsteintal (s. schacht bis zu einer 129 m Teufe unter Abb 6.3.3.a). Geländeoberkante. (s. Abb 6.3.3.b)

Die tagesnahen Vererzungen im In der Umgebung der Grube Groß- Bereich des Großen Schleifsteintals fürstin Alexandra gibt es drei weitere sind mit dem Oberen Tagesstollen, dem Suchstollen, mit denen der Schleif- sieben Meter tiefer liegenden Unte- steintaler Gang näher untersucht ren Stollen und später mit dem Neuen worden ist. Einer hat sein Mundloch Tagesstollen aufgeschlossen worden. ungefähr 130 m östlich vom Schacht Anfangs gab es nur den tonnlägigen am Hang des Kellerkopf-Bergs. Die Alten Kunstschacht. Er reichte bis in anderen beiden sind vom Nachbartal

94 Abbildung 6.3.3.b: Grube Großfürstin Alexandra, Schnitt des Gosetals aufgefahren worden, dem größer geplant gewesen war, als es für Wintertal, an dem talabwärts auch das eine reine Erzsuche und -erkundung Erzbergwerk Rammelsberg liegt. Ihre typisch gewesen wäre. Der Betrieb Mundlöcher liegen sich direkt gegen- scheint aber bald wieder eingestellt über, ungefähr 600 m südlich von der worden zu sein. Einmündung des Heiligentals in das Wintertal. /SPE 1981/ Diese Grube ist dann 1674/75 und 1682/83 unter dem Namen Anna weiter Die Geschichte des Versuchsberg- betrieben worden. baus im Schleifsteintal begann wahr- scheinlich in der ersten Hälfte des 16. Sie hatte zwei Stollen und einen Jahrhunderts, für das im Schleifsteintal tonnlägigen Schacht. die Grube Abraham erwähnt wurde. Ebenfalls im Schleifsteintal sind im 1691 haben ein Bergschmied Wage- 17. Jahrhundert die Gruben Hiob und ner und ein Fuhrmann Ide beim Berg- Segen Gottes (es gab im Unterharz amt beantragt, diese Grube wieder in mehrere Gruben dieses Namens) in Betrieb zu nehmen. Aber auch diese Betrieb gewesen. Betriebsperiode währte nur zwei Jahre lang. /BAC 1692/ 1673 gab es dort eine Grube mit dem Namen Friedberg. Sie soll sogar ein 1706 hat Friedrich von Oberg die- Pochwerk gehabt haben. Das lässt dar- se Grube unter dem Namen Haus auf schließen, dass die Erzförderung Steinberg wiedereröffnet (auch Grube

95 Sternberg genannt). Oberg scheint den hatte ergeben, dass das Bleierz 65,75% Betrieb aber ebenfalls bald wieder ein- Blei und etwas Silber und das Kupfer- gestellt zu haben. erz 6,5% Kupfer enthält.

1723 ist der Betrieb dieser Grube 1744 leitete ein Schichtmeister Lau- aufs Neue beim Bergamt beantragt und ben die Grube. Das wird nur eine anschließend auch begonnen worden. Nebentätigkeit gewesen sein, zumal der Arbeitsaufwand und die Vergütung 1726 sollte ein Bergbeamter die gering waren. Er erhielt dafür wöchent- Betreiber dazu bringen, den Betrieb lich 10 Mariengroschen (nach heutigen wegen des allgemein herrschenden Maßstäben ungefähr vier Euro). 1746 großen Holzmangels vorerst nicht wei- wurde die Grube aus der Aufsicht des ter zu führen. Oberharzer Bergamts heraus gelöst und dem Unterharzer Bergamt unterstellt. 1744 ist die Wiederaufnahme des Bis zu dieser Übergabe haben die Kos- Betriebs dieser Grube von den beiden ten 2.250 Gulden (ungefähr 21.000 €) Braunschweiger Kaufleuten Kohn und betragen. Erneute Untersuchungen an Thies beim Bergamt beantragt worden. Erzproben haben 75 bis 80% Blei und 1745 hatten sie die Grube unter dem 0,43% Silber ergeben. Eine Verhüttung Namen Carls Gnade (auch Karlsgnade) scheint aber nicht im großen Umfang betrieben. Die Grube ist übrigens sogar erfolgt zu sein. /BAC 1744/ vom Namen gebenden Herzog Carl 1749 befahren worden. 1751 ließ der Berghauptmann beim Bergamt anfragen, ob nicht den Gewer- Zuerst waren auf der Grube nur zwei ken die auf der Halde liegenden 28 Arbeiter beschäftigt, später vier, wovon t Erz abgekauft und von der Herzog einer die Aufsicht führte. Mit der Rech- Julius Hütte mit verhüttet werden soll- nungsführung ist ein Schichtmeister ten. Die Oberharzer Hütten wären zu beauftragt worden. Die Bergwerksbe- weit entfernt. Das Bergamt erwiderte, treiber haben eine Schmiede bauen dass die Grube für eine kontinuierliche lassen und sämtliche Kosten allein Belieferung der Hütten zu wenig Erz getragen, dann aber diese Eigenlehner- fördert. Außerdem wären die geför- grube in eine Gewerkschaft überführt. derten Erze qualitativ zu schlecht und Das Bergamt erteilte ihnen das Recht, nicht zum Rösten geeignet. von Anfang an 128 Kuxe auszugeben, obwohl Mutern gewöhnlich anfangs 1754 ist daraufhin die Zubuße-Zah- nur 60 Kuxe zustanden. Der Betrieb lung der Gewerken so gering gewor- sollte zehn Jahre von der Steuer befreit den, dass der Betrieb eingestellt wer- bleiben. /BAC 1744/ den musste, obwohl man die Grube weiterhin als bauwürdig einschätzte. Eine spätere Untersuchung von Erz, Eine Befahrung durch Oberharzer das auf der aus dieser Zeit stammenden Bergbeamte im Jahre 1756 ergab, dass „alten Halde“ gefunden worden war, der Grube ein Wasserlösungsstollen

96 Abbildung 6.3.3.c: Grube Neue Hoffnung (später Großfürstin Alexandra), Riss Ahrend 1853 fehlt. Die Beamten (dabei waren unter 1779 ist das Zechenhaus abgebrochen anderen der Berghauptmann von Hey- und das dabei entstandene noch nutzba- nitz und der Oberharzer Bergmeister re Baumaterial verkauft worden. Kraus) empfahlen einen Stollen, der 44 m unter dem tiefsten Punkt der 1808 beantragte eine aus zwölf Per- Grube liegt. Seine Länge sollte 656 m sonen bestehende Gewerkschaft beim betragen. Der Stollen hätte nach der Bergamt, diese Grube wieder in Betrieb damaligen Kalkulation 26.240 Gulden zu nehmen. Das Bergamt genehmigte (nach heutigen Maßstäben ungefähr den Antrag. Die Gewerkschaft erhielt 240.000 €) gekostet und das Weiter- die üblichen 60 Kuxe. Der Grubenna- teufen des Schachts bis zum Stollen me lautete nun Heinrich August. Im zusätzlich noch einmal 6.775 Gulden Bergamtsprotokoll ist vermerkt, dass (ungefähr 63.000 €). Den Gewerken qualitativ gute 0,75 m mächtige Erze müsste dabei allerdings, so führten die angetroffen worden sind. Eine Erz- Bergbeamten weiter aus, in erhebli- probe hatte 70% Blei und etwas Silber chem Maße finanziell geholfen wer- enthalten. Noch im gleichen Jahre ist den. Die Investitionen würden sich die Kuxen-Anzahl aufgestockt worden jedoch wahrscheinlich nicht amorti- auf 128. Der Name der Grube lautete sieren. Diese Einschätzung bedeutete nun Haus Hoffnung. vorerst das Aus für diese Grube. Sie wurde mit einem beträchtlichen Verlust 1809 wurde die Rechnungsführung eingestellt. /BAC 1744/ einem Schichtmeister übertragen. Auf

97 Abbildung 6.3.3.d: Grube Neue Hoffnung (später Großfürstin Alexandra), Schnitte A-B und C-D, Ahrend 1853 dem einen der beiden Gänge waren vom Schacht einen 28 m langen und zu dieser Zeit bereits größere Abbau- 8 m hohen Firstenbau. Dieser Bau ist hohlräume vorhanden. Unter anderem allerdings später nicht wieder betrie- gab es in zwanzig Metern Entfernung ben worden, sondern nur Abbauörter

Abbildung 6.3.3.e: Grube Neue Hoffnung (später Großfürstin Alexandra), Schnitt E-F, Ahrend 1853

98 auf dem anderen Gang. Für die Was- nächsten Sitzungen über die Zukunft serhaltung war über dem oberen Stol- der Grube befinden würde. Eine solche len ein Kunstrad vorhanden, das seine Befahrung fand jedoch nie statt. Die Aufschlagwasser durch einen Graben Gewerken stellten nach und nach die erhielt. Der Stollen diente als Abzugs- Zubuße-Zahlungen ein. rösche. Das Erz, das hier im Jahre 1808 getroffen worden sein soll, kann aber 1813 wurde die Grube stillgelegt. Der nur ein Rest gewesen sein. (s. Abb. Abbau war bis dahin nur recht oberflä- 6.3.3.c bis 6.3.3.e) chennah umgegangen. Die Zugänge zur Grube waren zu diesem Zeitpunkt 1811 führte das Bergamt eine Befah- der sogenannte Tagesstollen und der rung durch. Sie ergab, dass die Gänge Unterer Tagesstollen und es gab bereits mit einem neuen Stollen in mehreren die 14-m-Sohle. Die noch vorhandenen Teufen zu untersuchen seien. Vorge- Zubußgelder betrugen inklusive der schlagen wurden zwei Stollen. Der aufgelaufenen Zinsen 1.355 Gulden erste sollte 252 m lang sein und 30 m (ungefähr 8.700 €), wovon 1.262 Gul- unter dem unteren Stollen liegen. Die den (ungefähr 8.100 €) ausgeliehen, Kosten wurden auf 5.300 Gulden (nach die übrigen 93 Gulden (ungefähr 600 heutigen Maßstäben ungefähr 34.000 €) in der Goslarer Zehntkasse depo- €) kalkuliert. Mit ihm wäre es mög- niert waren. lich, sich mit geringen Kosten von der Bauwürdigkeit der Erzgänge zu über- 1852 wurden die Erze, die noch zeugen. Außerdem ließe er sich zur auf der Halde lagen, untersucht und Abführung der Aufschlagwasser von ermittelt, dass sie bis zu 39% Blei einer möglicher Weise neu einzurich- und 0,23 bis 0,39 % Silber enthalten. tenden Kehrradstube und zwei eben- Der zuständige Hüttenbeamte war der falls neuen Kunstradstuben nutzen. Meinung, dass die Erze viel Ähnlich- keit mit denen der Grube Lautenthals Der zweite Stollen würde im Gosetal Glück und Gegentrum hätten und auf beginnen, hätte eine Länge von 580 eine ähnliche Weise zu verhütten sein m, würde 64,5 m unter dem bislang könnten. tiefsten Punkt der Grube liegen und sollte 13700 Gulden (ungefähr 88.000 1864 fand eine erneute Verleihung €) kosten. Mit ihm könnten die Gänge dieser Grube statt. Sie hieß nun Groß- in mehreren Teufen untersuchen wer- fürstin Alexandra und wurde bis 1873 den und zwar besonders dort, wo sich betrieben. vermutlich die beiden Gänge treffen müssten, was besonders gute Verer- 1865 hatte der Hüttendirektor Casten- zungen erwarten ließ. Vorerst hatte diek das Recht verliehen bekommen, das Bergamt die Grube so lange außer im Grubenfeld Großfürstin Alexandra Betrieb gesetzt, bis die Ergebnisse einer silberhaltiges Bleierz, Kupferkies, zink- General-Befahrung vorliegen und die haltigen Arsenkies, Blende, Schwefel- Berghauptmannschaft auf einer ihrer kies und andere Metalle zu gewinnen.

99 1891 ist der Grubenbesitz Großfürs- 1893 erfolgte daraufhin die Mutung tin Alexandra auf die Herren M. Neu- und Verleihung auf Nickelerze und der enburg aus Cöln und H. Moritz aus Antrag, einen neuen Schacht abteufen Weilburg übertragen worden. Sie bean- zu dürfen. Er wurde vierzig Meter tragten daraufhin bei der Berginspekti- nördlich vom Stollen-Mundloch ange- on Rammelsberg die Aufwältigung des setzt. Seine Schachtscheibe war recht- Unteren und Oberen Tagesstollens und eckig und hatte einer Fläche von 2,5 x des 32 m tiefen Blindschachtes „auf 3,5 m. Die Teufe war mit 75 m angege- dem Hauptgange“. ben. Vom Füllort auf der 75-m-Sohle sollte ein Stollen ins Gosetal getrieben 1892 hatte der Commerner Berg- werden. Es folgte der Bau eines För- werks- und Hütten-Actien-Verein das dergerüsts, eines Fördermaschinen- Grubenfeld Großfürstin Alexandra hauses und einer Mannschaftskaue. gekauft. Die Fläche betrug 1.840.000 Der Förderbetrieb im alten Schacht qm und der Kaufpreis 19.000 RM. sollte später aufgegeben werden. Zusätzlich hatte er 1.000 RM an die Stadt Goslar bezahlt für das Nutzungs- 1894 wurde das Schachtteufen durch recht auf unbestimmte Zeit. Es soll- einen unerwartet starken Wasserzu- te nach Nutzungsende an die Stadt fluss behindert. Das Wasser musste, zurück fallen. 1893 hat sich dieser weil noch keine Wasserhaltungsma- Actien-Verein umbenannt in Deutscher schine vorhanden war, mit der För- Bergwerks- und Hütten-Actien-Verein, dermaschine und unter Einsatz eines weil nun sein wirtschaftliches Interes- großen Teils der Belegschaft gehoben se nicht mehr auf sein ursprüngliches werden. Gebiet, sondern hauptsächlich auf das Grubenfeld Großfürstin Alexandra aus- 1894 verkaufte der Deutsche Berg- gerichtet worden war. werks- und Hütten-Actien-Verein den gesamten Bergwerksbesitz für 33.400 1892 berichtete dieser Verein über RM an die Gewerkschaft Alexand- reiche Funde derben Bleierzes. Der ra (Sitz Goslar). Haupteigentümer Hauptgang sei 40 m tief und 50 m dieser Gewerkschaft war Samuel weit aufgeschlossen und das Erz ent- Zielenziger. 1895 veröffentlichte er halte 86% Blei und 0,145 % Silber. in einer Anzeige, dass er die alten In Verwerfungen würden bis zu einen Anteilsscheine übernommen habe. Meter mächtige Letten mit Nickelerz Bereits 1895 ist der Grubenbesitz von 3 bis 30 cm Mächtigkeit auftre- wieder weiter veräußert worden an ten. Nach der Wiederentdeckung des die Gewerkschaft Neue Kirche, eben- Nickelerzgangs auf der 14-m-Sohle falls mit Sitz in Goslar. Bereits 1894 sei eine großzügige Ausrichtung der ist der Wasserlösungsstollen auf der Grube begonnen worden. Übrigens 70-m-Sohle begonnen worden. Er waren bereits 1860 Nickelerze aus führte von der Grube bis zum Gose- dem Schleifsteintal aus geologischen tal. Der Stollen wurde im Gegenorts- Sammlungen bekannt. betrieb aufgefahren.

100 1895 war der neuer Schacht fast des Gestänge bis zu einer Hubkolben- fertig, das Füllort auf der 75-m-Sohle pumpe, die auf eisernen Trägern im vorbereitet und das Sümpfen der alten Schachtsumpfbereich stand. Abbaue der 14- und der 42-m-Sohle hatte begonnen, um die dort anstehen- 1897 ist der alte Dampfkessel abwei- den Erzmittel angreifen zu können. chend von der ursprünglichen Planung Gleichzeitig war der Bau einer Was- als Druckluftbehälter für einen neu serhaltungsmaschine begonnen wor- angeschafften Kompressor umgenutzt den. Sie hatte eine Leistungsfähigkeit werden. Hintergrund dafür war, dass von 1,5 m3/min bei 70 m Hubhöhe. druckluftbetriebene Bohrmaschinen in Die Fördermaschine musste nun nicht den beiden Streckenvortrieben einge- mehr dafür benutzt werden. Der bis setzt werden sollten. Ebenfalls 1897 dahin genutzte Dampfkessel wäre für war ein Dynamit-Lager fertig gestellt beide Maschinen ohnehin zu klein worden, das 1.000 kg Sprengstoff auf- gewesen. Die Wasserhaltungsmaschi- nehmen konnte. ne erhielt einen neuen Kessel mit 40 m hohem Schornstein. Der alte Kessel 1898 war der Stollen zum Gosetal wurde für eine spätere Nachnutzung nach nur 15 Monaten Bauzeit fer- durch die noch zu bauende Aufberei- tig. Er hatte eine Länge von 567 m. tung vorgesehen. Gleichzeitig begann auf der 14-m-Soh- le die Nickelerzgewinnung und auf 1896 ist die Wasserhaltungsma- der 42-m-Sohle die Bleierzgewinnung. schine in Betrieb genommen worden. Abgebaut wurde das Erz sowohl im Angetrieben wurde sie durch eine lie- Strossen- als auch im Firstenbau. gende Zweizylinder-Verbund-Dampf- Gefördert wurden im ersten Jahr 15 t maschine (Kolben-Durchmesser 300 Zinkerz, 28 t Bleierz und 29 t Nickel- und 450 mm). Die Kraftübertragung erz. Die Erzaufbereitung erfolgte vor- erfolgte über ein Kunstkreuz und ein erst noch mittels Handklaubung. schmiedeeisernes, im Schacht hängen- 1900 betrug die Förderung 17 t Zink- erz, 19 t Bleierz und 8 t Nickelerz. In diesem Jahr beantragte die Gewerk- schaft die Baugenehmigung für eine mechanische Aufbereitungsanlage ein- schließlich eines Schrägförderers. Er führte vom Weg im Schleifsteintal hinauf zur Anlage und war ausgestattet mit einer Zwillingsdampfmaschine für den aufwärts- und einer Bremse für den abwärts-Betrieb. Ebenfalls 1900 ist die Abbildung 6.3.3.f: Tagesanlagen der 115-m-Sohle begonnen und eine für Grube Großfürstin Alexandra im Jahre damalige Verhältnisse sehr moderne 1895, /BEH 1915/ Aufbereitung gebaut worden, die für

101 einen Durchsatz von 3,5 t pro Stunde Aussage der Gewerkschaft besser als ausgelegt war. (s. Abb. 6.3.3.f) die auf der 70-m-Sohle gewesen sein sollen. Eine wirtschaftliche Trendwen- Das Prozesswasser für die Aufberei- de brachte das jedoch auch nicht mehr. tung wurde aus der Gose entnommen 1907 scheint die gesamte Belegschaft und anschließend wieder in die Gose abgezogen worden zu sein, denn die zurück geleitet. Das führte dazu, dass örtliche Polizei musste sogar einst- in den Sommermonaten der Aufberei- weilen die Kontrolle über das Gru- tungsbetrieb eingestellt werden musste, bengelände übernehmen. 1908 ließ die sobald zu wenig Wasser zur Verfügung Gewerkschaft zwar verlautbaren, dass stand, aber auch zu anhaltenden Kla- die Einstellung des Grubenbetriebs gen der Stadt Goslar wegen Verunrei- nur vorübergehend sei. Die Betriebs- nigung der Gose. Es wurde auf den schließung war aber endgültig.1908 Bau von Klärteichen gedrungen. Der wurde der Berginspektion mitgeteilt, Bau der neuen Aufbereitung erforderte dass sämtliche Stollen mit Haufwerk 1901 eine erhebliche Vergrößerung der verschlossen worden sind. Belegschaft. Trotzdem kam die Grube nicht zum wirtschaftlichen Erfolg. Es 1907 hatte Herr L. Haas die Grube fehlte an den dafür notwendigen Erzvor- der Gewerkschaft Neue Kirche „nebst räten und die Hütten zeigten nicht das Haufwerk“ erworben. Er wollte von erwartete Interesse an den Erzen. 1901 der Berginspektion einen Aufberei- musste die Grube wegen der schlech- tungssteiger zugewiesen bekommen. ten Ertragslage vorübergehend still Im selben Jahr ist die Grube nach wei- gelegt werden. Außerdem wird das dazu teren Untersuchungsarbeiten endgültig geführt haben, dass die Erzsuche in der eingestellt worden. 129-m-Sohle erfolglos geblieben war. /KLC 1893/, /BAC 1866/, /HIN 1926/, 1909 kaufte die Stadt Goslar von der /PES 1937/, /KRA 1964/, /SPE 1979/ Gewerkschaft Neue Kirche sämtliche

Im gesamten Betrieb der Grube und Aufbereitung waren von 1893 bis 1901 ungefähr zwanzig bis vierzig Mann beschäftigt. Im ersten und zweiten Quartal 1901 waren es, bedingt durch den Bau der Aufbereitungsanlage, über einhundert. Danach fiel diese Zahl wieder auf zwanzig bis dreißig. Die Erzförderung der Grube lag anfangs bei 34 t pro Jahr und Anfang des 20. Jahrhunderts bei 73 t pro Jahr. 6.3.3.g: Ruinen der Tagesanlagen der 1906 sind zwar auf der 115-m-Sohle Grube Großfürstin Alexandra im Jahre Erze aufgeschlossen worden, die nach 1914 /BEH 1915/

102 6.3.3.h: Ruinen der Tagesanlagen Grube Großfürstin Alexandra, im Hintergrund Silke Svea Eichhorn, Foto Peter Eichhorn 2011

6.3.3.i: Stollenmundloch des Wasserlösungsstollens der Grube Großfürstin Alexandra, im Vordergrund Silke Svea Eichhorn, Foto Peter Eichhorn 2011

103 6.3.3.j: Wasserfassungsbauwerk im Stollens der Grube Großfürstin Alexandra, Foto Peter Eichhorn 2011

Bergwerksberechtigungen für die Gru- ge eine Recherche durchgeführt wor- benfelder den, ob die Grube Großfürstin Alexan- dra wieder in Betrieb zu nehmen sei, • Bergwerk Großfürstin Alexandra aber auch unter diesen Bedingungen • Eisenerzbergwerk Gute Hoffnung kam es nicht mehr zu einer Wieder- • Schwefelkies,- Eisenstein- und eröffnung. Braunsteinbergwerk Glückauf • Bleierz-, Schwefelkies- und Eisen- 1952 geriet sie noch einmal in die steinsbergwerk Auerhahn für zusam- Schlagzeilen. Ein 17-jähriger war beim men 13.000 RM. Mineralien Sammeln 15 m in den alten Tageschacht abgestürzt und musste von Damit endete die Bergbaugeschichte der Polizei gerettet werden. Er hatte im Schleifsteintal. Seit 1909 wird die sich aber glücklicher Weise nur leichte Grube nur noch zur Wassergewinnung Verletzungen zugezogen. Daraufhin for- genutzt. Die Tagesanlagen verfielen. (s. derte das Bergamt von der Stadt Goslar Abb. 6.3.3.g bis 6.3.3.j) statt des Holzzauns die Verfüllung des Schachts. Grundsätzlich signalisierte 1940 ist noch einmal im Rahmen der die Stadt dazu ihre Bereitschaft und kriegsbedingt hohen Rohstoffnachfra- hatte auch von der Fachfirma Gebhardt

104 & König ein Angebot eingeholt. Die für Zurzeit wird die Grube nach wie die damaligen Verhältnisse hohe Ange- vor für die Goslarer Trinkwasserge- botssumme von 8.500 DM hielt die winnung genutzt. Dafür hat der Stol- Stadt jedoch von einer Auftragsvergabe len auf der 75-m-Sohle ein dauerhaft ab. Stattdessen wurde 1953 durch den haltbares Stollenmundloch erhalten. (s. Stadtforstbetrieb der Stadt eine zwei Abb. 6.3.3.c) 1960 führte die Stadt Gos- Meter hohe Einfriedung aus stachel- lar einen Pumpversuch durch, um zu drahtbewehrtem verzinkten Maschen- ermitteln, wie hoch der Volumenstrom draht mit einbetonierten Pfosten aus der Grube sein könnte, wenn aus dem alten Eisenbahnschienen errichtet. Schacht unterhalb des Stollens gepumpt wird. Das Ergebnis war ein Zuwachs 1967 ist die Grube noch einmal geöff- von zehn Kubikmetern pro Stunde. net worden, um unter wissenschaftli- chen Gesichtspunkten nach Mineralien Der Schleifsteintaler Gang ist ein zu suchen. Rolf Godesberg hatte dafür weiteres Mal bei der Auffahrung des eine befristete Genehmigung vom Berg- Oker-Grane-Stollens aufgeschlossen amt Goslar erhalten und das Stollen- worden, jedoch ohne nennenswerte mundloch am Neuen Schacht geöffnet. Erzführung. /SPE 1981/ Bereits nach drei Jahren sind die Akti- vitäten wieder eingestellt worden. Ver- Das Kindertaler Suchort ist 1841 auf handlungen über das ordnungsgemäße einem Gang begonnen worden, der im Wiederverschließen des Stollenmund- Kindertal gefunden worden war und lochs sind zwischen Rolf Godesberg, die Fortsetzung des Weißen Hirscher Forstamt und Bergamt Goslar noch bis Gangs ist. 1853 war das Ort 150 m 1973 geführt worden. /GOD 1969/ lang. Gefunden worden war dort ein

Abbildung 6.3.3.k: Lage des Kinertaler Suchortes

105 Abbildung 6.3.3.l: Riss aus dem Jahre 1860

25 cm mächtiger Kalkspatgang mit Im Bereich einer Gangzusammenscha- Drusenräumen, die mit derbem Schwe- rung trat zusätzlich derber Kupferkies felkies, kleinen Schwefelkies- und von Hasel- bis Wallnuss-Größe auf. Kalkspatkristallen ausgefüllt waren. /WRE 1972/ Der Gang war jedoch an

106 Abbildung 6.3.3.m: Stollenmundloch des Kindertaler Suchorts, Foto von Peter Eich- horn 2011 keiner der untersuchten Stellen bau- seraufkommen auszugleichen als auch würdig. Eigentlich waren im Kinder- Schwebstoffe absetzen zu lassen. Von taler Suchort weitere Untersuchungen dort führte eine Druckleitung zu einem geplant gewesen, aber dann war das Zwischenbehälter, der gegenüber der Neue Lager gefunden worden und das Freibad-Gebäude des Herzberger Teichs Kindertaler Suchort blieb unbearbeitet. in Form eines sehr kurzen Stollens in den Rammelsberg gebaut worden war, In den 1920er Jahren hat man sich und von dort weiter zu den Tagesanlagen wieder dieses Stollens entsonnen, aber des Bergwerks. In den 1960er Jahren ist nicht als Suchstollen, sondern zur Was- das Stollenmundloch des Kindertaler sergewinnung. In den neu errichteten Suchorts noch einmal mit Klinkerzie- Tagesanlagen, besonders in den Wasch- geln und einer Stahltür neu gebaut wor- und Duschräumen, wurden für die den. (s. Abb. 6.3.3.k bis 6.3.3.m) Belegschaft erheblich größere Mengen Trinkwasser benötigt als in der Zeit 6.3.4. Bereiche westlich des zuvor. Im vorderen Bereich des Stollens Rammelsbergs und Herzbergs wurde eine ungefähr 1,5 m hohe Mauer errichtet, um das Wasser anzustauen und Westlich vom Rammelsberg und damit sowohl das ungleichmäßige Was- Herzberg schließen der Nordberg,

107 der Steinberg und das Gosetal an. Auf den nördlichen Gängen ist rela- Dahinter folgt das Grane-Tal. Im 17. tiv wenig Erz gefunden worden, sodass Jahrhundert gab es im Grane-Tal die die bergbaulichen Projekte nicht aus vier Versuchsgruben Deutscher Fürst, dem Stadium der Suche und Erkun- Jupiter, Ludwig und Weißer Adler. dung heraus gekommen sind. Auf dem Am Stadtweg (geografische Lage ist mittleren und den südlichen Gangzü- dem Verfasser nicht bekannt) befand gen reichten die Vererzungen dagegen sich die Grube Alter Fürst, am Nord- für den Betrieb mehrerer Erzbergwer- berg die Grube Braunseyde und am ke, allerdings vor allem zur Gewinnung Sangenberg (nördlich der heutigen von dort vorkommenden Eisenerzen Innerste-Talsperre) die Grube Deut- und nur in zwei Fällen auch für Blei- sche Treue. Näheres ist über diese Kupfer-Silber-Erzbergwerke. (s. Abb. Gruben nicht bekannt. 6.3.4.a) Ihnen war jedoch auch kein langes Leben beschieden. /SPE 1979, Im noch weiter westlich folgen- /SPE 1981/ den Gebiet einschließlich Grane-Tal, Innerste-Tal und bis nach Hahausen Auf dem Todberg-Gangzug fanden und Seesen ist eine große Zahl von mehrere unbedeutende Bergbauversu- Such- und Erkundungsprojekten betrie- che statt, vor allem kleinere Schurfe. ben worden. Anfang des 17. und Mitte des 19.

Abbildung 6.3.4.a: Bergwerke, Stollenmundlöcher, Schächte und Pingen im Nordwest- harz /SPE 1979/

108 es bedeuten: An: Grube „St. Anna“ (Kupfererz und Bleierz, Schacht und Stollen, oberes Ochsental, Gegentaler (Ochsentaler) Gangzug) As: Alter Stollen (Taternberger und Steigertaler Gangzug) Ba: Grube Bakenberg (manganhaltiges Eisenerz auf dem Hildesheimertal-Gang) Bi: Birkental Sü: Pingen am Schweinsrücken (Eisenerz, Gegentaler bzw. Hahnentaler Gangzug) Da: Grube König David (Kupfererz und Bleierz, im Heimbergtal, Gegentaler Gangzug) Ds: Dröhneberg-Stollen (= Kloster-Stollen) und Dröhneberg-Schacht (Heimberg-Dröh- neberger Gangzug F: Friederiken-Stollen (Eisenerz, Gegentaler Gangzug) Ga: Tagesstollen der Grube Großfürstin Alexandra ( Schleifsteintaler Gangzug) Gb: Stollen am Graneblockhaus ( Schleifsteintaler Gangzug) Ge: Gegental-Schacht (Gegentaler Gangzug) Gi: Giengelsberg (Todberg-Gangzug) Gl: Grube Glockenberg mit Schacht Georg und Stollen Gr: Grumbachtal (Eisenerz, Gegentaler Gangzug) Hn: Heimberg-Stollen und Vosmeke-Stollen (Heimberg-Dröhneberger Gangzug) Ho: Hoffnungsstollen (Eisenerz, Gegentaler Gangzug, westlich des Innerste-Tals) Hs: Herzberger Suchort (Weiße Hirscher Gangzug) Ht: Heimberg-Schacht (Heimberg-Dröhneberger Gangzug) Kf: Klosterforst (Gegentaler Gangzug) Ki: Kindertaler Suchort (Weiße Hirscher Gangzug) L: Stollen im Lohmühlental (Burghagener Gangzug) M: Grube Morgenröthe (Kupfer- und Bleierz, Taternberger und Steigertaler Gangzug) Nm: Kupferschieferbergwerk Neu-Mansfeld-Hütte No: Nordberg (Todberg-Gangzug) Sa: Schwarzenberg-Stollen (Eisenerz, Gegentaler Gangzug) Sc: Haus Schulenburger Suchort (Weiße Hirscher Gangzug) Ss: Steigertaler Stollen (Taternberger und Steigertaler Gangzug) Sw: Pingen am Schweinsrücken (Eisenerz, Gegentaler bzw. Hahnentaler Gangzug) Og: Oker-Grane-Stollen Te: Teufelstal (Steigertaler Gangzug) Ts: Todberg-Stollen (Todberg-Gangzug, heute unter der Grane-Talsperre) Tt: Todberg-Schacht der Gewerkschaft „Herzog Wilhelm“ (Todberg-Gangzug) Tr: Kleines Trogtal (Steigertaler Gangzug) Va: Varleytal/Kleines Uhlental We: Pingen auf dem Westberg (Beste-Hoffnung-Gangzug) Wg: Feld „Wittenbergs Glück“ (Gegentaler Gangzug) Wh: Grube „Weißer Hirsch“ Wi: Wiehnbachtal (Gegentaler Gangzug) Wo: Gruben „Neue Bergstadt vor dem Wolfshagen“ und „Herzog-Carls-Grube“ auf den Weiden nordwestlich Wolfshagens (Bughagener Ganggzug)

109 Jahrhunderts ist er erneut bergmän- Nach weiteren zwanzig Metern Stollen- nisch untersucht worden. Ein Such­ vortrieb ist ein Gesenk von etwa zehn stollen war unmittelbar auf dem Gang Metern Teufe angelegt worden, das aber nach Nordwesten angesetzt worden. wegen großen Wasserzuflusses schnell Gefunden wurden allerdings nur gerin- abgesoffen war. Nach dem Gesenk ist ge Mengen von Kupferkies und Mala- vom Stollen ein Lichtloch zur Tages- chit. /SPE 1979/ oberfläche hoch gebrochen worden, das noch als Pinge zu erkennen war, bevor Sein Mundloch lag im Varleytal kurz der Staussee entstanden ist. vor der Einmündung der Varley in die Grane. Dieses Gebiet ist heute von der In der letzten Betriebsphase hatte der Grane-Talsperre überflutet. Die Stollen- Stollen eine Länge von 66 m erreicht, halde am Ende des Einschnitts, der zum wobei die letzten 21 m nur noch sehr Stollenmundloch führt, war verhältnis- niedrig gewesen sind. 1891 und 1892 hat mäßig klein. Der Stollen war im 17. dort die Gewerkschaft Herzog Wilhelm Jahrhundert in einer ersten Kampagne einen vierzig Meter tiefen Suchschacht nur zehn Meter lang geworden. Im 19. abgeteuft. Südöstlich des Gipfels vom Jahrhundert ist er durch die Gewerk- Todberg sind heute noch Pingen zu schaft Wilhelm aufgeweitet worden auf sehen. Weiterhin sind Schurfversuche 2,5 m Breite. Er hatte dort eine beacht- im Hellertal bekannt, mit denen aber liche Höhe von neun Metern erreicht. nur geringe und nicht anhaltende Ver-

Abbildung 6.3.4.b: Heimberg-Stollen

110 Abbildung 6.3.4.c: Dröhneberg-Stollen erzungen gefunden worden sind. 1957 Versuchsbergbau betrieben. Heute noch ist der Todberger Gangzug von der zu erkennen sind drei Schachtpingen. 12. Sohle des Erzbergwerks Rammels- Eine davon ist ungefähr vier Meter tief. berg durch den Nordquerschlag aufge- Nach Nordwesten schließen sich auf schlossen worden und zwar sowohl bei eine Länge von 300 m flache Schurf- den Ordinaten 1400 und als auch 1550. schächte und Schurfe an. Heute ist dort /WRE 1972/ neben den Pingen auch eine beachtliche Halde zu sehen. /SPE 1979/ Auf dem Beste-Hoffnung-Gangzug, auch als Westerberger Gang bezeichnet, Der Heimberg-Dröhneberger Gang- wurde um 1865 am Westerberg ein zug wurde vor allem östlich von Wolfs-

111 Abbildung 6.3.4.d: Stollenmundloch des Dröhneberg-Stollens, Foto Peter Eichhorn 2011 hagen untersucht. Im gesamten Gebiet durch Halden verschüttet. Sein Stollen- sind nur zwei größere Stollen entstan- mundloch lag auf 287 m NN. (s. Abb. den, der Heimberg-Stollen und der 6.3.4.b) Dröhneberg- oder Klosterstollen. Ein Schacht lag zwischen Heimberg und Der Heimberg-Schacht befindet sich Westerberg in der Nähe des kleinen Im oberen Talbereich. Er wurde auch Steinbruchs. Vosmeken-Schacht genannt, war 44 m tief, ist aber durch den Steinbruch im Der Heimberg-Stollen befindet sich oberen Abschnitt abgetragen und durch im Vosmeken-Tal, das am nördlichen Halden verschüttet worden. Ortseingang nach Osten verläuft. Seine Länge beträgt etwa 160 m und sein Der Dröhneberg-Stollen befindet Stollenmundloch liegt auf ca. 235 m sich südöstlich davon im Bereich Mön- NN im Tölletal an der Straße zum Dia- cheholz/Sedanplatz. Er liegt etwa 700 bassteinbruch Heimberg. Der zweite m weiter im Südosten, hat eine Länge ist der Vosmeken-Stollen. Er liegt 300 von 120 m und ein drei Meter tiefes m südöstlich vom Heimberg-Stollen Gesenk. Mit ihm wurde der sogenann- und hatte eine Länge von 120 m. Heute ten Diagonalgang aufgeschlossen. (s. ist er fast vollständig abgebaut und Abb. 6.3.4.c bis 6.3.4.e)

112 allerdings nicht, wie immer wieder angenommen wurde, der Heimberg- Dröhneberger Gangzug untersucht, sondern Schiefer abgebaut worden, der dort eine gute Spaltfähigkeit hat.

Vermutlich ging schon im 16. Jahr- hundert Bergbau in Wolfshagen um.

1673 ist die Grube Bestendigkeit beim Wolfshagen gemutet worden. 1702.1704 wurde in der Grube „Trönberg“ ein Stollen aufgefahren. 1702.1705 1712 erkannte Berg- voigt die Bauwürdigkeit an. 1716 ist das Grubenfeld Herzog Lud- wig verliehen worden. 1744-1753 ist die Grube Herzog von Abbildung 6.3.4.e: Dröhneberg-Stollen Cumberland betrieben worden. Die innen, Foto Peter Eichhorn 2011 Gesamtförderung belief sich auf 350 bis 400 kg Kupferkies /SHN 1954/, Auf dem Dröhneberg-Gang sind zwei /BAC 1692/ Schächte angelegt worden, der tonnlä- 1744 ist ein zehn Meter tiefes Gesenk gige Petherick-Schacht und der Dröh- abgeteuft worden. nebergschacht. Der Dröhnebergschacht 1781 soll es „Nachrichten über einen war elf Meter tief, hatte sein Mundloch Bergbau“ in diesem Gebiet gegeben auf dem Höhenniveau 312 m NN und haben. lag am Scharungspunkt vom südlichen 1829-1838 wurden dort unter der Heimberg-Gang und Diagonal-Gang. Regie der Landesregierung systema- tische Untersuchungen durchgeführt. Daneben gab es noch vier kleine Daraus sind aber keine Gruben ent- Versuchsschächte, den Schacht A auf standen. dem Heimberger Gang, die Schächte B 1829-1832 fanden umfangreiche und C auf dem südlichen Heimberger Schurfarbeiten durch die Herzog- Gang und den Neuen Schacht auf dem lich-Braunschweigische Kammer Dröhneberger Gang. Letzterer war vier statt. Meter tief. /SPE 1979/, /SHN 1954/, 1837/1838 wurden der Dröhneberg- /JUN1939/, /JAC 1950/, /MEY 1961/, schacht und die Versuchsschächte A /MÜL 1961/ und B abgeteuft.

Am Westhang des Steinbergs befin- Zur Illustration eines Mutungs- und det sich ein kleiner Stollen, der heute Genehmigungsverfahrens eine kurze Bärenhöhle genannt wird. Mit ihm ist Zusammenfassung einer Akte, „die

113 Erteilung eines Schurfscheins auf Erwähnenswert ist der Plan eines Blei- und Kupfererze für den Bezirk englischen Ingenieurs namens Peterick. des Heinberges und des Dröhneberges Er wollte das Ganggebiet durch eine an den Knochenhauermeister August zwischen allen Stollen aufzufahrende Bäthge zu Braunschweig betreffend“ / Verbindungsstrecke erschließen. Die- BAC 1862/ ser Plan ist allerdings nicht realisiert worden. /WRE 1972/ 02.07.1862 Antrag auf Schurfschein- ausstellung (Mutung) durch August In der weiteren zeitlichen Reihen- Bäthge folge sind auf dem Heimberg-Dröh- 19.07.1862 Frage der Cammer-Direc- neberger Gangzug folgende Such- und tion nach vorgesehenen Maßnahmen Erkundungsarbeiten durchgeführt wor- 20.07.1862 Antwort von Herrn Bäth- den: ge: der dortige ältere Bergbau soll wieder aufgenommen und die bei- 1900 und 1902 weiterer Vortrieb im den Schächte im „Heinberg und Dröhneberg-Stollen, Gesenk-Abteu- Drömberg“ genutzt werden. Als fen, dort Verleihung des Gruben- Schurf-Feld-Begrenzung könnten feldes Barbara, die beiden Berge dienen 1937 Verleihung Feld Hans anstelle 24.07.1862 Anfrage des Bergamts des gelöschten Feldes Barbara und beim Cammer-Ministerium Braun- 1948-1951 Neuverleihung der Felder schweig wie zu verfahren sei, der Erna (auf Kupfererz) und Lissy (auf dortige Bergbau sei zu verschie- Bleierz). denen Zeiten auf Kosten der Herr- schaftlichen Kassen, zuletzt in den Im Heimberg-Steinbruch sind Gän- 30er Jahren betrieben worden und ge des Heimberg-Dröhneberger Gang- ruht seither, weil keine Aussicht auf zuges angetroffen worden. Dabei wur- Erze bestehe den neben Schwerspat und Kupfer- 04.08.1862 Genehmigung aus Braun- kies auch Nickelerze gefunden. /SHE schweig 1982/ 07.08.1862 Erteilung der Genehmi- gung durch das Bergamt Am nordwestlichen Ufer der Inners- 1865 eröffnete dort ein Herr Schott te-Talsperre im Lohmühlental sind auf eine Grube, die mindestens ein Jahr dem Hildesheimer-Tal-Gang einige fla- in Betrieb gewesen sein soll. che Untersuchungsschächte und Pin- 1856/1866 sind der Heimberg-Stollen gen und ein kurzer Stollen erhalten und der Dröhneberg-Stollen vorge- geblieben. trieben und gleichzeitig der Heim- bergschacht, der Petherickschacht Auf dem Burghagener Gangzug wur- und der Neuer Schacht abgeteuft den Ende des 17. Jahrhunderts und worden. Maximal wurde eine dann noch einmal 1743 bis 1745 bei Schachtteufe von 32 m erreicht. Wolfshagen die beiden Versuchsberg- /BAC 1862/ werke

114 Abbildung 6.3.4.f: Grube Bakenberg, Stollenmundloch, im Vordergrund Peter Eich- horn an der Wasserableitung, Foto Silke Svea Eichhorn 2011

• Herzog-Carls-Grube und • 1683-1685 Mutung und Verleihung • Grube Neue Bergstadt vor dem „Neue Bergstadt vor dem Wolfsha- Wolfshagen betrieben, allerdings gen“ und Aufwältigung von alten ohne nennenswerte Erfolge. /SPE Stollen, 1979/ • 1743-1745 letzte Untersuchungen mit drei Schächten der Herzog- Im Burghagen, ungefähr einen Kilo- Carls-Grube und meter nordwestlich von Wolfshagen • 1866 Wiederaufwältigung alter war zu dieser Zeit ein 110 m langen Baue, allerdings ohne Erz gefunden Wasserlösungsstollen angelegt. /SHN zu haben. /SPE 1979/ 1954// Im westlichsten Bereich des Hah- In der zeitlichen Reihenfolge sind nentaler Gangs, im sogenannten auf dem Burghagener Gangzug fol- Schweinsrücken ging von ungefähr gende Such- und Erkundungsarbeiten 1770 bis 1860 Eisenerzabbau in Form durchgeführt worden: eines langgezogenen Tagebaus und einiger flacher Schächte um. Anfangs • 1668-1672 erste Untersuchungen war das ein Eigenlehner-Bergbau. mit drei Stollen, Später übernahmen die Gittelder Hütte

115 und die Wilhelmshütte in Bornum die Gruben. Ungefähr einen halben Kilo- meter weiter südöstlich ist im Hah- nental ein Stollen unbekannter Länge und weiter östlich im Hahnental ein weiterer nach Westen getrieben wor- den. /SPE 1981/

Abbildung 6.3.4.g: Grube Bakenberg, Stollenmundloch, Foto Peter Eichhorn 2011

Abbildung 6.3.4.i: Grube Bakenberg, Stollen Schlussstein, Foto Peter Eichhorn 2011

1863 bis 1870 Nördlich ging im Großen Bakenberg, der nördlich an den Schweinsrücken anschließt, Berg- bau auf manganhaltiges Eisenerz des Hildesheimer Gangs um. Erhalten geblieben und restauriert ist das Stol- lenmundloch der Grube Bakenberg. (s. Abb. 6.3.4.f bis 6.3.4.i)

Abbildung 6.3.4.h: Grube Bakenberg, Die Grube belieferte die Hütte in Stollen innen, Foto Peter Eichhorn Gittelde und die Wilhelmshütte in See- 2011 sen. Erschlossen wurden nur die oberen

116 zwanzig Meter des Erzgangs, obwohl 1866 ist am Anscharungspunkt des zur Teufe hin noch gute Erze zu erwar- Steigertaler Gangzugs an den Gegen- ten waren. Nach öffentlichem Verzicht taler Gangzug an der Straße von Lau­ wurde das Bergwerkseigentum 1929 tenthal nach Wolfshagen die Grube aufgegeben. /FLE 2007/ Abraham betrieben worden. Gesucht wurden dort sulfidische Erze. /SPE Der Taternberger und der Steigertaler 1979/ Gangzug erlangten nur eine geringe bergwirtschaftliche Bedeutung. Gefun- Für den Todtemannsgrunder Gang den wurden wenig Kupferkies und sind nur Untersuchungen auf Braun- Bleiglanz. Erwähnenswerte Bergbau- eisenstein bekannt geworden, die mit aktivitäten sind für den Taternberger Hilfe von flachen Schächten durchge- Gang von Westen nach Osten der Alte führt worden sind. Stollen, der Untere, Mittlere und Obere Stollen, mehrere flache Schächte der Im weiteren Verlauf nach Osten hat Grube Morgenröthe und ein namen- der Gegentaler Gangzug eine umfang- loser Stollen im Granetal zum Tatern- reichere Bergbaugeschichte. Neben den berg. /BLÖ 1885/ vielfältigen Such- und Erkundungs- projekten sind hier mehrere regel- Von 1532 bis 1573 fanden im Stei- rechte Bergwerke betrieben worden, gertal und im Kleinen Trogtal Bergbau- allerdings nicht zur Gewinnung von versuche (kurze Untersuchungsstollen) Bunt- und Edelmetallerzen, sondern mit wechselndem Erfolg statt, beson- zur Eisenerzgewinnung. ders aber durch das sogenannte Steu- erthaler Kupferbergwerk. Der Steiger- Die Suche nach Buntmetall-Erz taler Stollen diente zur Untersuchung erfolgte vor allem durch die Gruben St. des Steigertaler Gangs im Steigertal Anna und David (auch König David nach Nordwesten. genannt). Die Grube St. Anna liegt im Oberen Ochsental ungefähr einen 1666 wurden die Gruben Herzog Kilometer östlich von der Innerste-Tal- Johann Friedrich, Herzog Anton Ull- sperre und die Grube David ungefähr rich, Prophet Jonas und Hoffnung Got- 2,6 km östlich der Innerste-Talsperre. tes in den Akten genannt, allesamt Gefunden und abgebaut wurden dort als Zubußezechen. Ihnen war wohl Kupfer- und Bleierz, allerdings nur in nur eine kurze Betriebszeit beschieden. geringen Mengen. Die Grube St. Anna Um 1870 erschloss die Gewerkschaft hatte einen Stollen und einen Schacht Morgenröthe den Taternberger Gang am Südosthang des Wittenbergs im durch drei Stollen und mit mehreren oberen Ochsental. Versuchsschächten auf einer Länge von 235 m und einer Teufe von 40 m. Um Die Grube König David befand sich 1910 untersuchte die Gewerkschaft am Nordwesthang des Borbergs im Bismarck den Taternberger Gang mit Heimbergtal. Dort gibt es heute noch zwei Stollen. einige Pingen. Die Grube hatte einen

117 Abbildung 6.3.4.j: Riss und Schnitt entlang der Abbaue, Gegentaler Schacht und Pin- genbereich, nach Sperling oberen und einen unteren Stollen. Ihre -stollen. Gefunden worden sind dort Länge betrug 325 m beziehungswei- allerdings nur unbedeutende Eisen- und se 107 m. Dazwischen waren eine Mangan-Vererzungen. /SPE 1979/ Feldortstrecke aufgefahren und zwei Schächte und ein Blindschacht geteuft Der Schwerpunkt des Eisenerzberg- worden. /SHN 1954/ baus lag im Gegental. Dort befindet sich der bis 1940 geteufte Gegentaler 1713 wurde die Grube erstmalig Schacht, dessen Endteufe über 200 m erwähnt. 1744-1767 gab es schon die erreicht hat. Es gibt dort Stollen auf beiden Stollen. Abgebaut wurden sil- mehreren Höhenniveaus mit Längen berhaltiger Bleiglanz und Kupferkies. bis zu 1,2 km und eine Reihe von aus- Danach scheint die Grube über hundert geerzten Abbauen zwischen den Soh- Jahre nicht betrieben worden zu sein. len der Stollen. (s. Abb. 6.3.4.j) 1898 ist der obere Stollen noch einmal aufgewältigt worden. Die Resultate Die zeitliche Entwicklung der Eisen- waren jedoch entmutigend. Der Stollen erzbergwerke auf dem Gegentaler ist daraufhin zu Bruch gehen gelassen Gangzug kann wie folgt zusammenge- worden. fasst werden:

Am westlichen Ufer der Innerste-Tal- • Mitte des 18. Jahrhunderts Eisenerz- sperre am Hang des Wittenberges befin- abbau in Form von Eigenlehnerberg- det sich die Grube Wittenbergs Glück. bau, kleine Stollen, flache Schächte, Dazu gehören kleine Suchschächte und Abbau von Brauneisenstein des

118 Eisernen Hutes, Erzlieferung an die Zusätzlich gab es Hütte Gittelde, • 1858-1867 betrug die Förderung aus • eine Subsohle auf 245 m NN, den insgesamt 15 Eigenlehnergruben • eine weitere Subsohle von einem 50 zusammen 11.600 t Eisenstein, m tiefen Gesenk und • 1871 Erwerb der Eigenlehnergruben • die „200-m-Sohle“ querschlägig auf durch den Hörder Bergwerks- und 75 m NN vom Schacht Gegental. Hüttenverein, Dortmund und 20 bis 30 Jahre Erzförderung, Die Grube Friederike hatte eine • Ende des 19. bis Anfang des 20. Jahr- Betriebsgeschichte, wie sie für viele hunderts geringer werdende Erzreser- Harzer Eisenerzgruben typisch war. ven, Grubenschließung und Übernah- Sie soll hier beispielhaft dargestellt me durch lokale Unternehmer, kein werden. wirtschaftlicher Erfolg mehr, • Mitte der 1920er und Mitte der 1849 Beginn Stollenvortrieb, 1930er Jahre bis ungefähr 1941 1871 Eisenerzabbau auf 300 m Länge sporadische und nur kurze Zeit und 40 m Höhe, übertage Klauben, anhaltende Wiederinbetriebnahme Brechen und Rösten, mit Erkundungs-Charakter, endgül- 1871-1884 Abbau von 29.300 t Erz tige Einstellung deutlich vor dem mit durchschnittlich 46,4% Eisen- Kriegsende. gehalt, Erzversand nach Dortmund- Hörde, Die wichtigsten Bergwerke dieses 1884 Stilllegung der Grube, Gebietes waren: 1901 Übernahme durch die Phönix AG für Bergbau und Hüttenbetrieb, • Grube Schwarzenberg. Der Schwar- Dortmund-Hörde, zenberg-Stollen hatte sein Mundloch 1919 Verpachtung an die Gegenthaler auf einem Höhenniveau von 290 m Bergwerksgesellschaft in Goslar, NN und war ungefähr 600 m lang. Wiederaufwältigung des Stollens, • Grube Oberer Schwarzenberg. Auf Abteufen eines 50 m tiefen Blind- dem Braunen Gang war ein 130 m schachtes, geringe Erzgewinnung langer Stollen angelegt worden mit aus Halden, drei Schächten, maximal 20 m tief, 1924/25 erneute Gewinnung von und auf dem Roten Gang zwei Stol- Eisenerzen untertage, starke Wasser- len, 35 und 40 m tief, und ein 10 m zuflüsse bis zu 2,5 m3/min, Beleg- tiefer Schacht, schaftsstärke 50 Mann, Förderung • Grube Bergmannshoffnung, aber nur 3900 t Eisenerz. • Grube Gegenthals Hoffnung mit dem Hoffnungsstollen, Höhenniveau Im Gegensatz zu den Eisenerzgru- 285 m NN, 80 m lang, und ben waren die Aufschlüsse zur Suche • Grube Friederike, Friederiken-Stol- sulfidischer Erze relativ klein. Ende len mit 1,2 km Länge, Höhenniveau der 1930er Jahre bis 1940 hatte die 260 m NN. Preussag AG den Schacht Gegental

119 abgeteuft. Vom Schacht ist ein Quer- Schächte 1 und 2) das Kupfererzflöz schlag auf der 200-m-Sohle aufgefah- angetroffen. 1863 erfolgten Verleihung ren worden. Der angetroffene Gang der beiden Grubenfelder Matthilde und hatte zwar eine Mächtigkeit von bis zu Wilhelm. Abgebaut werden sollten zehn Metern. Die Anteile an Buntme- Kupfer- und Silbererze. tallerzen waren aber nur gering. Starke Wasserzuflüsse von bis zu 5,3 m3/min Kupfererzflöze mit den vorgefun- führten schließlich zur Einstellung der denen Mächtigkeiten von ungefähr Untersuchungsarbeiten. /SPE 1979/ 7,5 cm Mächtigkeit waren damals wirtschaftlich gewinnbar, wenn sie Ein anderer bekannter Aufschluss über 2% Kupfer enthielten. In den war die Alte Fundgrube. Sie ist 1830 Schurfen sollen Erze mit bis zu 2,5% auf dem Grundriss von G. H. Ahrend gefunden worden sein. Diese Gehalte verzeichnet und hatte einem sechs verallgemeinernd auf die große anzu- Meter tiefen Schacht, einen kleinen nehmende Flözfläche begann eine Stollen und mehrere Schurfe. Spekulation erstaunlichen Umfangs. Englische Kapitalgeber gründeten in Einige kleine Schächte und Stollen London die New Mansfield Copper befanden sich am Nordwesthang des and Silver Mining Company, die ein Wittenbergs. Sie gehörten zur Grube Grundkapital von einer Million Pfund Feld Wittenbergs Glück. Die Schurfe Sterling zusammen gebracht und Bart- am Westhang des Wittenbergs stam- tlingck ein Grubenfeld von 2.000 Mor- men aus dem Jahre 1854. /KER 1859/ gen für angeblich 100.000 Taler abge- kauft haben soll. 1975 wurde der Gegentaler Gang dort bei einer Teufe von 133,5 bis 1864 erfolgte nach entsprechender 134,6 m durch eine von übertage ange- Mutung die Verleihung auf Zink- und legte Kernbohrung der Preussag AG Eisenerze einschließlich einer räum- Metall, Bohrungsbezeichnung Glo- lichen Erweiterung auf Gebiete in der ckenberg + 2350 m angetroffen. Diese Umgebung der bereits verliehenen Bohrungen sollten eigentlich der Suche Grubenfelder. nach Erzlagern dienen. Nach anfänglichem Abbau des um Eine für den Nordwestharz außerge- die Schurfe herum und oberhalb des wöhnliche Bergbau-Episode, fand am Erkundungsstollens bis zum Ausbiss westlichen Rand des hier betrachteten anstehenden Flözes wurden die beiden Gebietes bei Hahausen und Neuekrug Langenheim-Schächte (benannt nach statt. Der dort anstehende Kupferschie- dem General-Mandantar der Berg- fer war das Ziel einer 1862 eingelegten bau-Gesellschaft) und der „Maschi- Mutung durch Obergerichts-Advokat nenschacht“ als Wasserhaltungs- und Barttlingck aus Seesen. Er hatte mit Förderschächte geteuft und das dazwi- kleineren Schurfen („Neuer Schacht schen liegende Flöz in Verhieb genom- bei Neuekrug“, spätere Langenheim- men. (s. Abb. 6.3.4.k)

120 Abbildung 6.3.4.k: Grube Neu Mansfeld, Riss und Schnitte, nach Buchrucker 1867

Das gewonnene Erz enthielt aller- den Förderstrecken bis zu den Schäch- dings im Durchschnitt nur 1% Kupfer. ten eiserne Förderwagen. Die Schäch- Daraufhin ist westlich der Langen- te Strombeck und Isabell dienten der heim-Schächte eine Erkundungsstrecke Wetterführung. aufgefahren worden. Dort sind bessere Erzqualitäten angetroffen und darauf- Nachdem das Flöz oberhalb der hin der Schacht Strombeck (benannt Erkundungsstrecke bis zum Ausbiss nach dem Cammerrath von Strom- nach übertage abgebaut war, ging beck) und der Schacht Isabell geteuft der Flözabbau in Richtung der neu und alle Schächte mit Förderstrecken geteuften Schächte A und B und dann untereinander verbunden worden. Für weiter in Richtung Bright-Schacht um die Förderung von den Abbaustellen (benannt nach dem Chairman der New zu den Förderstrecken wurden die Mansfield Copper and Silver Mining für das Mansfelder Revier typischen Company). Das Flöz wurde in den Walzenräder-Wagen eingesetzt und in Schächten A und B bei sieben Metern

121 Teufe angetroffen. Die Schächte B schen Revier. Die Abbaubedingun- und Bright dienten der Wasserhaltung. gen waren deutlich schwerer als im In ihnen waren dafür je eine Druck- Mansfelder Revier, weil das Flöz mit pumpe mit Lokomobilantrieb instal- bis zu 18° einfiel und damit steiler liert. Die Förderung erfolgte durch als im Mansfelder Grubenrevier war. einen dreimännischen Handhaspel im Außerdem behinderten die häufigen A-Schacht. Flözverwerfungen den Abbaubetrieb. Und nicht zuletzt war die Erzqualität Der Schacht Langenheim Nr. 1 ist verhältnismäßig schlecht, wodurch die 1866 beim Weiterteufen auf 36 m Verhüttung stark beeinträchtigt wur- zu Bruch gegangen. Auch der zwi- de. schen Schacht Langenheim Nr. 1 und Maschinenschacht geteufte Schacht Nr. Der Hahausen-Neuekruger Berg- 3 konnte nicht stabil gehalten werden bau hatte seine Blüte 1866, als dort und ging zusammen. Die Wasserhal- 110 Häuer und 45 Jungen beschäf- tungsmaschine im Schacht Langen- tigt waren. Gefördert wurden ungefähr heim Nr. 2 schaffte es nun nicht mehr, 1.250 t Kupferschiefer. Die Erzröstung die Wasser zu Sumpfe zu halten. Sie erfolgte in offener Haufenröstung. Dar- wurde deshalb durch eine leistungsstär- aus sind ungefähr 30 t Stein erschmol- kere mit 30 kW ersetzt. Zusätzlich lief zen mit einem Gehalt von 25% Kupfer. in diesem Schacht eine Förderanlage Von den geplanten Rohöfen sind nur mit 15 kW Dampffördermaschine mit zwei gebaut worden. Die Infrastruk- angeschlossener Förderwagen-Zieh- turanlagen, wie Gebläse, Windleitung, vorrichtung in der angeschlossenen Winderhitzer und Verwaltungsgebäude einfallenden Strecke. Dabei wurde das der Hütte waren 1867 allerdings schon Seil des Schachtes verwendet. Auch weitgehend fertig. Die eigens für die der Maschinenschacht hatte eine 30 Beschäftigten gegründete Siedlung hat- kW Wasserhaltungsmaschine erhalten. te den programmatischen Namen Kolo- Trotzdem reichte die Leistungsfähig- nie Neu-Mansfeld erhalten. keit der Wasserhaltung nicht, um die starken Wasserzuflüsse zu bewältigen. Aus der Konkursmasse ging der /BUC 1867/ Grubenbesitz an den vermutlichen Hauptgläubiger, die Suderschen Braun- Der Betrieb wurde 1867 eingestellt. kohlenwerke Blankenburg, die auch Der wesentliche Grund dafür war, dass die Helmstedter Gruben betrieben. In der Bergwerks- und Hüttenkomplex Hahausen und Neuekrug ist es aber nicht rentabel arbeitete. Das lag nicht nicht mehr zu einer Wiederaufnah- nur an den Wasserhaltungsproblemen. me des Gruben- und Hüttenbetriebs Die Lohnkosten für die aus Mansfel- gekommen. Ein entsprechender von der Gruben abgeworbenen Bergleute einer Bank 1915 gestellter Antrag blieb waren auffallend hoch. Gezahlt wurde ohne tatsächliche Bergbauaktivitäten. in Hahausen-Neuekrug ungefähr ein 1919 ist das Bergwerkseigentum auf- Drittel mehr Lohn als im Mansfeldi- gehoben worden. /KAL 1983/

122 6.3.5. Bereiche östlich des berger Gangzuges untersucht worden. Rammelsbergs Das Stollenmundloch lag am Fuße des Hahnenberges auf einer Stollenforst In der letzten Hälfte des 17. Jahr- genannten Wiesenfläche. Der Stol- hunderts fanden am Hahnenberg lenvortrieb fand um 1650 statt und Suchprojekte statt, die aber beide kei- erreichte eine Länge von ungefähr 600 nen Erfolg hatten. Zwei heute noch m. Erz ist nicht gefunden worden. bekannte Grubennamen sind Alter Braunschweigischer Löwe und Segen Die Lage der Grube Braunschweigi- Gottes. Mit dem Versuchsstollen scher Löwe konnte noch nicht ermit- Segen Gottes ist der Verlauf des Tod- telt werden. Im Schnakenthal gab es

Abbildung 6.3.5.a: Riss mit den Schurfen am Giengelsberg („Zwergenlöcher“), dem langen Schurfgraben und dem Stollen an der östlichen Flanke des Dörpketals

123 Abbildung 6.3.5.b: Riss mit den Schurfen am Giengelsberg, dem langen Schurfgraben und dem Stollen an der östlichen Flanke des Dörpketals

Abbildung 6.3.5.c: Foto von den Schurfen am Giengelsberg

124 eine Versuchsgrube mit dem Namen Stadt Goslar.

Auf dem nördlichen Kamm des Giengelsbergs und im Dörpketal befinden sich kleine Steinbrüche, im Volksmund Zwergenlöcher genannt. Es handelt sich dabei wahrschein- lich um Mangan-Erz-Schurfe aus dem 18. Jahrhundert. (s. Abb. 6.3.5.a bis 6.5.3.c) /WRE 1972/

Kraume schrieb von Privatpersonen, die diese Schurfe zur Suche von Man- ganerzen angelegt hätten /KRA 1954/ und Behme vermutete Brauneisen- Schurfe. /BEH 1915/

Abbildung 6.3.5.d: Foto von der Stollen- Unterhalb des Giengelsberges, unge- halde an der östlichen Flanke des Dörpke- fähr zehn Meter über dem Dörpke-Bach tals, Foto von Osten, Peter Eichhorn 2011 ist ein Stollen angelegt worden, dessen

Abbildung 6.3.5.e: Foto von der Stollenhalde an der östlichen Flanke des Dörpketals, Foto von Süden, Peter Eichhorn 2011

125 Abbildung 6.3.5.f: Foto vom Schurfgraben am Giengelsberg, Foto von Peter Eichhorn 2011

Mundloch heute jedoch verstürzt ist. Rammelsbergs hinauf bis zum Win- Die davor befindliche Stollenhalde hat deweg. (s. Abb. 6.3.5.d und 6.3.5.f) / ein Volumen, das auf eine Stollenlänge KRA 1950/ von ungefähr fünfzig bis hundert Meter schließen lässt. Damit würde dieser Ungefähr 200 m südlich der Ein- Stollen bis unter die oben am Berge mündung des Birkentals in das Oker- liegenden Schurfe reichen. Er wird tal befinden sich mehrere Pingen, ein als Such- und Entwässerungsstollen Schurfstollen und ein flacher Schurf- gedient haben. (s. Abb. 6.3.5.d) schacht. Sie gehören zu dem 1874 verliehenen Bergwerksfeld Oker der Unmittelbar südlich von den Schur- Stolberg Zink AG. Die dort betrie- fen beginnt auf dem Kamm des bene Versuchsgrube Oker ist später Giengelsbergs ein Schurfgraben von in Feigenbaum umbenannt worden. ungefähr zwei Meter Breite und zwei Gesucht worden war dort Kupfer- Meter Tiefe. Er verläuft rechtwinklig erz, allerdings ohne wirtschaftlichen zu den Höhenlinien und unmittelbar Erfolg. Der Birkentaler Gang ist noch südlich der Stollenhalde bis hinab einmal aufgeschlossen worden durch ins Dörpketal. Auf der anderen Seite den Tunnel, der die Oker-Talsperre mit des Dörpketals führt er den Hang des der Grane-Talsperre verbindet. Bei der

126 Auffahrung wurden zwei Gang-Trümer setzung des Erzlagers nicht befinden gefunden, die einen Abstand von 40 m könnte.“ /AHR 1853/ zueinander haben. /SPE 1979/ 1858 sprach sich der Clausthaler Unweit des Romkerfalls soll am östli- Bergrat Hermann Koch bei Beratungen chen Okerufer ein Stollenmundloch zu im Bergamt nachdrücklich dafür aus, erkennen sein. /LAU 1958/ Der betref- statt der Suche am Herzberg und im fende Stollen könnte der Untersuchung Schleifsteintal die ruhenden Suchörter des Romkerkopf-Gangs gedient haben. im Osten des Alten Lagers weiter vor- zutreiben, besonders aber das Schurfer Auch östlich des Okertals (am Aden- Suchort auf der Stollensohle. berg) ist eine Fortsetzung des Todberg- Gangzuges gesucht worden. 1662 war Der Vortrieb ist Mitte September dafür der Versuchsstollen Hülfe Gottes 1858 wieder aufgenommen worden. angelegt worden, dessen Verlauf auf Durch die große Streckenlänge ent- der Försterwiese erkennbar ist. /LAU standen Wetterprobleme, wodurch die 1958/ Vortriebsleistung beeinträchtigt wur- de. Im August 1859 ist dann nach nur 6.4. 1859 bis 1923 zehn Metern Vortrieb ein sieben Meter mächtiges Erzlager entdeckt worden. Noch in den 1850er Jahren war all- /BOR 1930/ gemein die Meinung verbreitet, dass jegliche Erzsuche im Osten des Alten Gleichzeitig waren übertage Schurf­ Lagers vergeblich wäre. Zitat: “Das arbeiten östlich des Alten Lagers auf- Ende des Erzlagers nach Osten ist wohl genommen worden. Bis zu einer Ent- als bekannt anzunehmen, da die Erze fernung von achtzig Metern östlich stets bis an dasselbe abgebaut werden des Alten Lagers wurde im Streichen und man sich auf allen Strecken und eine „Gangmasse“ gefunden, die sich auch oft in den Erzweiten durch Quer- deutlich vom Hangenden und Liegen- schläge ins Hangende überzeugte, den Nebengestein unterschied. dass man das wirkliche Ende erreicht habe. Da dasselbe gegen die Teufe In den folgenden Jahren wurden die zu nach Südwest unter einem Winkel Such- und Erkundungsprojekte vor von 35° fällt, … , so war es mög- allem auf die Erschließung des Neuen lich, dass ein übersetzender Gang das Lagers konzentriert. Die Suche wurde Erzlager abgeschnitten und verworfen besonders auf die tieferen Sohlen aus- hätte und dieses weiter nach Osten zu gedehnt. Dort sind erheblich mächti- wieder aufgefunden werden könnte. gere Erzpartien als auf der Stollensoh- Durch den Tiefen Julius Fortunatus­ le aufgeschlossen worden. stollen, der von dem Tonschiefer bis in die Nähe des Erzlagers getrieben war, Kurz nach dem Auffinden des Neu- erhielt man die Gewissheit, dass im en Lagers ist an dessen östlichen Liegenden des Gesteins sich die Fort- Ende eine Störung gefunden und mit

127 Abbildung 6.4: Strecken und Bohrlöcher (Bl.) für die Suche und Erkundung auf dem Höhenniveau der Stollensohle (rot)

Suchstrecken näher untersucht wor- tete betriebliche Ertrag, der in die den, die heute als Östliche Haupt- Such- und Erkundungsprojekte inves- störung bezeichnet wird. Es bestand tiert werden konnte. Untersucht wurde die Hoffnung, dort einen durch die vor allem das Neue Lager. Störung abgeschnittenen und verwor- fenen Teil des Neuen Lagers zu fin- Kurz vor dem Ersten Weltkrieg war den, der abbauwürdig ist. Bei Ordinate das Neue Lager vor allem im Niveau +2050 ist tatsächlich Bleierz gefunden der späteren 11. Sohle untersucht wor- worden. Es war aber schon nach kur- den. Dabei zeigte sich, dass das Neue zer Entfernung zu Ende und verlor Lager eine unverhofft große Mächtig- sich auch nach der Teufe. /KRA 1955/ keit hatte. Das nährte die Hoffnung, Dieser Lagerteil wird heute als Neues dass sich das Erz mit großer Mächtig- Lager Ost bezeichnet. Gefunden wur- keit nach der Teufe fortsetzen würde. den nur Banderze geringer Qualität Eine Erkundung mit den später übli- und Menge. Sie sind nicht abgebaut chen Bohrungen, die das Gegenteil worden (s. Abb. 6.4). gezeigt hätte, war zu dieser Zeit am Rammelsberg noch nicht eingesetzt Ende des 19. und Anfang des 20. worden. /KRA 1950/ Jahrhunderts waren die jährlichen För- dermengen immens gesteigert worden. 1911 wurden auch die Suchörter Damit stieg aber auch der erwirtschaf- im Westen des Alten Lagers in der

128 3., 7, und 9. Sohle teilweise wieder nur wenig vorgetrieben worden. Vor- belegt. Ziel war die Untersuchung rang hatte die Erzförderung, die trotz der Westlichen Hauptstörung und des vieler zum Kriegsdienst eingezogener damit abgescherten und verschobenen Bergleute aufrecht erhalten und sogar Altlagers West. Hier wurden geringe gesteigert werden sollte. aber durchaus bauwürdige Mengen Lagererz gefunden und größere Men- Trotzdem sind auch während des gen Banderz. Beides sollte aber erst in Krieges Erkundungsstrecken aufge- den 1950er Jahren Ziel einer Aus- und fahren worden. Insbesondere sind das -vorrichtung für einen folgenden Erz- Altlager West und die Fortsetzung des abbau werden. /BEU 1900/ Neuen Lagers nach der Teufe unter- sucht worden. 6.5. Zwischen den beiden Weltkriegen Erst Anfang der 1920er Jahre began- nen wieder neue Suchprojekte. Große Die Unterharzer Berg-und Hütten- Hoffnungen hatten auf der Auffah- werke sind 1924 in die Preussag auf- rung des Gelenbeeker Stollens gele- genommen worden. Sie hat das Erz- gen. Eigentlich handelte es sich dabei bergwerk Rammelsberg bis zum Ende nur um einen Transporttunnel. Mit der Förderung betrieben und darüber ihm konnte aber ein damals als geolo- hinaus im Rahmen der Stilllegungs- gisch interessanter und erzhöffig ein- maßnahmen weitergeführt. In der geschätzter Gebirgsbereich auf einer Preussag-Zeit sind am Rammelsberg großen Länge untersucht werden. und in seiner Umgebung die weitaus Nachdem dort nur kleinere Störungen meisten Such- und Erkundungsprojek- und keine brauchbaren Hinweise auf te durchgeführt worden. Das lag einer- Erz gefunden worden waren, wandte seits daran, dass im 20. Jahrhundert man sich den damals neu entwickel- völlig neue und leistungsfähigere und ten geophysikalischen Suchmethoden verbesserte technische Möglichkeiten zu. Sie versprachen mit relativ gerin- verfügbar waren und andererseits auch gem Aufwand gute Ergebnisse. Berg- daran, dass ein Ende der Erzreserven männische Auffahrungen von tieferen absehbar war. Es sollte eine drittes Sohlen wären wohl sinnvoller gewe- Erzlager gefunden werden, um sowohl sen aber auch teuerer. das Bergwerk, seine gerade in Betrieb genommenen Erzaufbereitungsanla- Es handelte sich anfangs um Metho- gen und die neuen beziehungsweise den der Geoelektrik und der Gravime- modernisierten Unterharzer Hütten trie. 1923 und 1924 hatten die Unter- mit diesen Erzen weiter betreiben zu harzer Berg- und Hüttenwerke die Fir- können. ma ERDA unter Vertrag genommen. Die ERDA war ein 1921 gegründetes Kriegsbedingt waren ab 1914 die goeophysikalisches Ingenieurbüro aus Sucharbeiten auf ein sehr geringes Maß Göttingen, das später von der weltweit zurück gefahren und die Suchstrecken rennomierten SEISMOS übernommen

129 Auch die Untersuchung der Östlichen Hauptstörung brachte kein genaues Bild. Ermittelt wurde nur ein „erzver- dächtiger Horizont“. Das war übrigens auch annähernd das gleiche Ergebnis, das mit Wünschelrutenuntersuchun- gen während des Ersten Weltkrieges und danach erzielt worden war. /GRU 1925/

Ende der 1920er Jahre sind in der Umgebung der Lagerstätte und bis Herzog-Julius-Hütte geoelektrische Untersuchungen durchgeführt worden. Schurfe, die an den Stellen angelegt wurden, die als Anomalien ermittelt worden waren, blieben allerdings erfolglos und fanden höchstens Wasser führende Schichten. Auch die kurz dar- auf benutzten gravimetrischen Mess- Abbildung 6.5.a: ERDA-Aktie methoden blieben erfolglos, sodass wieder verstärkt bergmännische aber und damit Vorgänger der späteren Pra- auch seismische Methoden eingesetzt kla-Seismos war. Von der ERDA ist wurden. das Äquipotential- und Induktionslini- enverfahren (ein elektromagnetisches Ende der 1920er und Anfang der Verfahren) angewendet worden, um 1930er Jahre hatte die Weltwirtschafts- die unmittelbare Umgebung des Alten krise dem Erzbergwerk Rammelsberg und Neuen Lagers nach einem dritten starke wirtschaftliche Verluste gebracht. Erzlager abzusuchen. (s. Abb. 6.5.a) In dieser Zeit war nicht an Sucharbeiten zu denken. Im Gegenteil: Man überleg- Die Auswertung der Messergebnisse te, das Bergwerk zu schließen. In die- deutete auf einen größeren Erzkörper ser Zeit wurden aber Erkundungsörter im Hangenden der Westlichen Haupt- im Höhenniveau der späteren 10. und störung. Eigentlich sollte deshalb eine 11. Sohle aufgefahren, die neben der Horizontalbohrung dorthin angesetzt Erkundung des Neuen Lagers gleich- werden. Sicherheitshalber ist eine zwei- zeitig der Erzförderung dienten. Sie te Messung mit derselben geophysika- waren ohne regelrechte Aus- und Vor- lischen Methode durchgeführt worden. richtung im Unterwerksbau in einer Art Die dabei ermittelten Messwerte erga- Tastenden Bergbaus angelegt worden. ben aber überhaupt keine Bestätigung Als Orientierung dienten die reichsten der ersten Messungen. Deshalb ist von Kupfererzpartien. Dabei stand im Vor- einer Bohrung abgesehen worden. dergrund, schnell und kostengünstig

130 verkaufsfähige Produkte zu erzeugen, nur kurze Zeit währte und bereits mit um die drohende Betriebsschließung Beginn des Zweiten Weltkriegs endete, abzuwenden. Die entstandenen Gru- sind in diesen wenigen Jahren enorme benhohlräume glichen daher nicht den Suchstreckenlängen aufgefahren wor- sonst üblichen schlanken Erkundungs- den. /KRA 1949/ strecken, sondern unregelmäßigen Abbaukammern. Sie sind dann aber 1937 ist auf der 7. Sohle eine Strecke nicht weiter betrieben und erst nach mit 1,5 km Länge nach Westen auf- dem Zweiten Weltkrieg gesümpft und gefahren worden, um den ins Gosetal mit dem dann dort angewendeten sys- verworfenen Lagerhorizont zu untersu- tematischen Kammerbau in Verhieb chen. Vorgesehen war, von dieser Stre- genommen worden. cke im Gosetal mehrere Bohrungen zu stoßen, aber dann kam 1939 der Zweite Erst Mitte der 1930er Jahre hatten Weltkrieg und damit das Aus für derar- sich die wirtschaftlichen Verhältnis- tige Suchprojekte. Es folgten nur noch se für das Erzbergwerk Rammelsberg kleinere Erkundungen, zum Beispiel wieder grundlegend verbessert. Beson- entlang der Westlichen Hauptstörung ders die kräftige finanzielle Unter- und querschlägig dazu. /KRA 1950/ stützung, die von der Reichsregierung gewährt wurde, ermöglichte ab 1937 Seismische Untersuchungen erfolgten wieder Such- und Erkundungsarbeiten sowohl unter- als auch übertage. Erste im großen Stil. Obwohl diese Phase Versuche sollten die Vertrauenswürdig-

Abbildung 6.5.b: Anordnung der seismischen Messanlage /KRA 1954/

131 keit des Verfahrens testen. Dafür sind allerdings ohne brauchbare Erze, son- 1950 übertage am Südost-Abhang der dern nur mit etwas Pyritführung des Bergkuppe des Rammelsbergs 13-kg- Schiefers. /BAC 1910/ Sprengladungen in kurzen Bohrlöchern gezündet worden, um die Grenze zwi- 6.6. Vom Zweiten Weltkrieg schen Schiefer und dem Erzlager zu bis Ende der 1960er Jahre ermitteln. Die seismischen Wellen ver- liefen nahezu senkrecht auf das Neue 1948 setzte erneut eine kräftige Lager. (s. Abb. 6.5.b) Es ergaben sich Such- und Erkundungsphase ein. In nie brauchbare Ergebnisse. Erkennbar wur- dagewesenem Ausmaß wurden Stre- de dabei auch der Übergang vom Sand- cken aufgefahren und Bohrungen ange- stein zum Tonschiefer. /BAC 1910/ legt. Gesucht wurde ausgehend von Strecken, die im Schichtstreichen vom Untertage wurde in den Strecken der Ende der Erzlager vorgetrieben worden 7. und 9. Sohle, die im Schichtstreichen waren und von übertage aus. vom Ende der Erzlager vorgetrieben worden waren, gemessen. Es zeigte Dabei wurden die Projekte wie- sich, dass seismische Untersuchungen der aufgenommen, die 1939 wegen bei den vorliegenden komplizierten des Kriegsbeginns eingestellt worden Lagerungsverhältnissen kaum erfolg- waren. Es handelte sich um Suchstre- reich anwendbar sind. Insbesondere cken, die bei weitem länger waren, als sind Gesteinsschichten schwer zu fin- die der vorangegangenen 1000 Jah- den, die im Vergleich zu den verwen- re. Es waren zwar noch für 30 Jahre deten seismischen Wellenlängen relativ abbaubare Erzvorräte vorhanden, was dünn sind. Und das war beim Alten und für Erzbergwerke dieser Größe verhält- Neuen Lager der Fall und wahrschein- nismäßig viel war, aber Sucharbeiten lich auch bei eventuell vorhandenen sind erfahrungsgemäß sehr langwie- weiteren Erzlagern dieser Art. /KRA rig und ein neugefundenes Erzlager 1954/, /BAC 1910/ zu erschließen und den Erzabbau zu beginnen hätte viele Jahre gedauert. Bei den untertage 1951 unternom- /KRA 1955/ menen seismischen Messungen der Firma SEISMOS sind nur Sandstein- Die Erkundungsarbeiten im unte- bänke und Verwerfung detektiert wor- ren Bereich des Neuen Lagers hatten den, aber keine Erzlinsen. /KRA 1955/, gezeigt, dass der Lagerhorizont nicht /BAC 1910/ weiter in die Teufe verläuft. Stattdes- sen bildet er im Teufenniveau der 12. Seismische Versuche, die im Dörp- Sohle eine Mulde und steigt danach in ketal fortgesetzt worden waren, zeig- Form einer großen Falte wieder auf. ten Hinweise auf den Übergang vom Diese Fortsetzung nach Westen und Sandstein zum Schiefer in 170 und Nordwesten ist nun näher untersucht 230 m Teufe, der später auch bei der worden. Dafür sind Erkundungsstre- Bohrung Dörpketal 1 gefunden wurde, cken von den Sohlen des Erzbergwerks

132 Rammelsberg aufgefahren und Boh- metern, allesamt von untertage und rungen angelegt worden. Die Bohr- durch betriebliche Bohrmannschaften ansatzpunkte lagen sowohl untertage mit betriebseigenen Bohrmaschinen in den Strecken als auch übertage. gebohrt. Die Bohransatzpunkte lagen Der Lagerhorizont ist damit mehrfach auf der 7. Sohle und den darunter fol- angetroffen worden, jedoch jeweils genden Sohlen. Die Bohrlöcher führten ohne abbauwürdige Vererzungen. aufwärts, wenn sich die Strecken im Liegenden des Neuen Lagers befanden, Die Untersuchungen Richtung und nach unten, wenn die Strecken Osten erfolgten zum größten Teil mit im Hangenden lagen. Ziel war die Suchstrecken und -bohrungen. Einige möglichst differenzierte Ermittlung der gingen vom Tiefen Julius Fortunatus- Erzqualitäten. 1961 waren vier Bohr- stollen und dessen Querschlägen aus. maschinen mit jeweils zwei Schichten Von der bereits 1925 vorgetriebenen pro Tag im Einsatz. östlichen Untersuchungsstrecke auf der Stollensohle wurden 1954/55 mehrere Mitte der 1950er Jahre hatte sich auf- Bohrungen niedergebracht. Der Lager- grund der Suchergebnisse die Meinung horizont ist damit im Teufenniveau durchgesetzt, dass wohl in der unmit- der 8. Sohle angetroffen worden, aber telbaren Umgebung des Rammelsbergs ohne nennenswerte Erzführung. /KRA keine neuen Erzlager zu finden sein 1955/ dürften. Die Such- und Erkundungsar- beiten wurden daraufhin größtenteils Die meisten Suchstrecken wurden eingestellt. Weiter betrieben wurden auf den tiefer liegenden Sohlen aufge- die Auffahrung von Querschlägen auf fahren. Von 1950 bis 1968 hatten diese der 7. und 12. Sohle und Bohrungen Strecken eine Länge von insgesamt zur Erkundung des Neuen Lagers. Aus- 11,7 km erreicht. Dazu gehörten geführt wurde der Streckenvortrieb von Spezialtiefbaufirmen, vor allem durch • auf der 7. Sohle eine Strecke nach die Firma Gebhard & König und die Südwesten, die fast bis zum Glo- Firma Fröhlich & Klüpfel. /Auskunft ckenberg reichte, eine Diagonal- von H. Stöcker/ strecke, eine Richtstrecke und zwei Querschläge, Auf der 7. Sohle sind von Mai 1938 • auf der 9. Sohle eine Strecke nach bis Mai 1960 Suchstrecken von insge- Nordosten bis Ordinate 2550, samt 4,47 km Länge nach Südwesten • auf der 9. und 12. Sohle mehrere aufgefahren worden, davon 1,85 km Querschläge nach Süden, zum Teil Querschläge. Dazu kamen sieben Ver- einige hundert Meter lang und tikalbohrungen mit zusammen 2,94 • auf der 12. Sohle der sogenannte km Länge, eine Schrägbohrung mit Nordquerschlag bis zum Nordberg. 114 m Länge und sieben Horizontal- bohrungen mit zusammen 2,18 km 1951 bis 1969 kamen dazu noch 22 Länge. Danach sind in der 7. Soh- Bohrungen mit zusammen 7.400 Bohr- le weder Bohrungen angelegt noch

133 Abbildung 6.6.a: Suchstrecken auf der 7., 9. und 12. Sohle, Bohrungen von der 7. Sohle

Suchstrecken vorgetrieben worden. che Hauptstörung hinaus vorgetrieben (Abb. 6.6.a) worden. Sie brachte starke Wasserzu- flüsse durch zahlreiche Spalten, die Auf der 9. Sohle sind von August Öffnungsweiten von bis zu 10 cm 1938 bis August 1954 Suchstrecken hatten. mit einer Länge von insgesamt 1,34 km aufgefahren worden, davon 650 m Ein Querschlag bei Ordinate +2025 Querschläge, die nach Nordosten ver- ins Hangende ist 400 m lang aufge- laufen. Hinzu kamen vier Vertikalboh- fahren worden. Bei 200, 300 und 400 rungen mit zusammen 1,27 km Länge, m Querschlaglänge sind Bohrungen fünf Schrägbohrungen mit 437 m Län- niedergebracht worden, die den Lager- ge und 19 Horizontalbohrungen mit horizont planmäßig angetroffen haben, zusammen 740 m Länge. Untersucht jedoch nicht mit der erhofften Erzfüh- wurde der Osten des Neuen Lagers und rung. Stattdessen bestand er nur aus die Fortsetzung des Lagerhorizontes etwas pyrithaltigem Schiefer. nach Osten. Bei der weiteren Auffahrung der Ebenfalls auf der 9. Sohle ist eine streichenden Suchstrecke ist zufällig Untersuchungsstrecke über die Östli- ein zwei Meter mächtiges Banderz-

134 Abbildung 6.6.b: Suche und Erkundung auf der 9. Sohle nach Osten paket angetroffen worden, das dann Auf der 12. Sohle sind von Mai aber schnell schmaler wurde. Anfangs 1954 bis April 1957 Suchstrecken hatte es einen Metallgehalt von zusam- mit einer Länge von insgesamt 2,16 mengenommen 8% (Blei, Zink und km aufgefahren worden, davon 850 Kupfer). Nach zwanzig Metern waren m Querschläge nach Süden und ein es nur noch 5%, danach weiter abneh- Querschlag von 810 m Länge nach mend. Kurz vor der Östlichen Haupt- Norden. Hinzu kamen vier Vertikal- störung keilte es dann aus. bohrungen mit zusammen 1,83 km Länge und vier Schrägbohrungen mit Etwa 500 m vom Querschlag I 773 m Länge. Später sind auf der 12. gerechnet ist der Querschlag II ange- Sohle Bohrungen unter der Lagerstät- setzt worden. Bereits nahe an seinem te und im Nordquerschlag gestoßen Ansatzpunkt ist der Lagerhorizont worden. Vom Rammelsberg-Schacht angetroffen worden, allerdings nur mit ist zur Untersuchung der Fortsetzung einigen Streifen mit Pyritknöllchen, des Lagerhorizontes eine Suchstre- letztere mit 2% Buntmetallgehalt. cke nach Nordwesten bis unter den (Abb. 6.6.b) /KRA 1955/ Steinberg aufgefahren worden. Eine

135 Abbildung 6.6.c: Suche und Erkundung auf der 12. Sohle weitere Untersuchungsstrecke ist nach 6.6.c), von der fächerförmig abwärts Osten angelegt worden. Dabei wurde gerichtete Bohrungen angelegt wor- die Östliche Hauptstörung durchörtert, den waren. Sie bewiesen Hannaks der Todberger Gangzug und der nörd- zuvor geäußerte These, wonach das lich davon verlaufende Gang. Neue Lager nicht weiter in die Teufe reicht, sondern im Bereich der 12. Neben der Untersuchung des Lager- Sohle umbiegt und wieder aufwärts horizonts in Richtung Westen war führt. (Abb. 6.6.d) seine Fortsetzung nach der Teufe von großem Interesse. Deswegen wurde Außerdem wurden auf der 12. Soh- auf der 12. Sohle eine Strecke nach le bei den Ordinaten +1600, +1650, Osten und Westen vorgetrieben (Abb. +1700 und +1800 jeweils 200 m lan-

136 Abbildung 6.6.d: Fächerbohrungen von der 11. Sohle, Riss 1946, aus der Sammlung Heinrich Stöcker ge Querschläge angelegt und wei- Von der 12. Sohle war sogar ein tere unter dem Alte Lager. Von dort Suchschacht geplant, der bis in das sind Bohrungen in den bislang so gut damals fälschlich in größerer Teufe wie unerforschten Bereich unter dem vermutete Muldentiefste reichen soll- Alten Lager gestoßen worden. te. Nach dem Abteufen dieses vorge-

Abbildung 6.6.e: Fächerbohrungen von der 11. und 12. Sohle Sohle, /KRA 1955/

137 sehenen Schachtes sollte der auf der Bohrungen von übertage anderen Seite der vermuteten Mulde wieder aufwärts führende Lagerho- Bis Anfang der 1950er Jahre ist von rizont, der sogenannte Gegenflügel, übertage eine Reihe von Suchbohrun- mit Bohrungen untersucht werden. gen angelegt worden. Die Preussag hat- Zum Abteufen dieses Schachtes kam te bereits 1934 begonnen, eine eigene es jedoch nicht mehr, nachdem klar deutschlandweit agierende Bohrabtei- geworden war, dass das Neue Lager lung aufzubauen. Standort war Schö- unterhalb der 12. Sohle endet. nebeck/Elbe. Bald wurde von ihr auch im Ausland gebohrt, zum Beispiel in Vom Querschlag 1 der 12. Sohle Österreich, Polen, Rumänien und im ist allerdings noch eine Suchbohrung Kaukasus. Nach dem Krieg waren alle senkrecht nach unten bis 220 m unter im Ausland gebliebenen Bohranlagen die 12. Sohle angelegt worden. Sie verloren gegangen. In Niedersachsen brachte zwar keine Erzfunde, aber konnte aber schon bald wieder ange- eine Wasserschüttung von ungefähr fangen werden zu Bohren. Ein Bohr- 25 Liter pro Minute. Das Wasser war projekt war Goslar/Rammelsberg. außergewöhnlich schwefelhaltig und hatte eine Temperatur von 18° bis Eingesetzt wurden hier fünf Bohran- 20°C. lagen, zwei fahrbare vom Typ Failing

Abbildung 6.6.f.1: Betonfundamente für die Bohrung Dörpketal. Daraus aufbauend war der Turm Segment für Segment montiert worden. Foto Peter Eichhorn 2011

138 Abbildung 6.6.f.2: Turmkonstruktion Bohrung Rammelsberg 5, Turm liegt noch, Lauffläche vom Maschinenhaus wird montiert.

Abbildung 6.6.f.3: Im Vordergrund das 5-t-Hebewerk (8-fache Flasche = 40 t Hub- kraft am Haken).

139 (US-Hersteller), eine mit der Bezeich- nung 750 und eine mit der Bezeich- nung 1500 (alle Bezeichnungen, auch im Weiteren, sind Preussag-interne Bohranlagen-Namen). Die Zahl gab an, welche Bohrlochteufe damit erreichbar war. Zwei weitere waren vom Typ 2 L. Dabei handelte es sich um Anlagen, die von der Firma Alfred Wirth in Erkelenz mit der Bezeich- nung L GH 5 gebaut worden waren, wobei die Zahl die Zugkraft am auf- laufenden Seil in Tonnen angibt. Mit einer dieser beiden Anlagen wurde im Gosetal und mit einer anderen am Nordberg gebohrt. /BAC 1910/

Die fünfte Anlage trug die Bezeich- Abbildung 6.6.f.4: Turmaufbau. Bau- nung SL1. Sie war auf der Bohrung kolonne mit Richtkranz, der vor dem Rammelsberg 5 eingesetzt. Der Bohr- Aufrichten des Turms im Bereich der lochansatzpunkt befand sich südwest- oberen Rolle befestigt wurde. lich des heutigen Hunde-Abricht-Plat- zes an der Straße zum Maltermeister-

Abbildung 6.6.f.5: Turm wird begonnen aufzurichten.

140 Abbildung 6.6.f.6: Turm beinahe aufge- richtet. turm, gegenüber von der Einfahrt zur Halde auf dem nördlichen Berg- werksgelände. Diese Anlage war von der Salzgitter Maschinenbau Aktien- gesellschaft (SMAG) gebaut worden und in neuem Zustand angeliefert Abbildung 6.6.f.7: Turm aufgerichtet. worden. Die Bohrmannschaft war nicht vertraut damit und hatte deshalb Bohrabteilung des Erzbergwerks Ram- nicht gewusst, dass vor dem Aufrich- melsberg, namentlich zu deren Leiter ten des Turms der Grundrahmen hori- Alfred Macke. Spezielles Thema des zontal ausgerichtet werden muss. Die Erfahrungsaustauschs war die Art und leichte Hanglage des Terrains führte Bestückung der Bohrmeißel. dazu, dass die Winde versagte. Hätte sie mehr Kraft gehabt, wären Zer- Wie bei allen Bohrungen in schräg störungen der Turmkonstruktion zu einfallenden Gesteinsschichten traten befürchten gewesen. /Auskunft von Probleme auf, die Bohrlöcher lotrecht Heinz Jahn/ herzustellen. Das wiederum bereitete Probleme beim Einbau von Verroh- Es bestand ein reger Kontakt zwi- rungen. Deshalb waren zeitaufwen- schen den Mannschaften der Tief- dige Versuche unternommen worden, bohranlagen und der Belegschaft der den Bohrlochverlauf zu korrigieren.

141 Abbildung 6.6.f.8: Bohranfang, alle Aufsichtspersonen anwesend, v.r.n.l. Schichtführer Heinz Jahn Schichtführer Heinrich Bauermeister Schichtführer Emil Spiczkok von Bresinsky unbekannt Handwerker Rudi Zigelski Bohrmeister Hermann Pfeiffer

Abbildung 6.6.f.9: Bohranfang, am Bohrgestänge sind zwei Markierungen, die untere kennzeichnet den ersten Bohrmeter Alle Bilder aus der Sammlung Heinz Jahn, aufgenommen 1951 von Otto Heidtfeld, Bohr-Schichtführer auf einer der anderen Bohranlagen.

142 Tabelle 1: 1950 bis 1955 fertig gestellte übertage-Bohrungen

Den Bohrmannschaften wurde der angetroffen worden, allerdings nur mit Vorwurf gemacht, US-amerikanische geringer Pyritführung. Die Flachboh- Bohrunternehmen könnten lotrechte rungen Rammelsberg 2, 3, 4 und 6 Bohrungen besser herstellen. Ver- sind zur Untersuchung des Gebietes suchsweise wurde ein US-amerika- zwischen der Östlichen Hauptstörung nisches Bohrteam zum Rammelsberg und der Nördlichen Harzrandstörung geholt für das Bohren von Such- angesetzt worden. Mit ihnen ist der bohrungen, die allerdings unter Tage Lagerhorizont jeweils bei 160 bis 200 angesetzt worden waren. Es hatte aber m angetroffen worden. /KRA 1955/, wenig Erfolg und Goslar schnell wie- /SPE 1986/ der verlassen. /Auskünfte von Heinz Jahn/ Bei der nordwestlich vom Rammels- berg angesetzten Bohrung Rammels- 1950 bis 1955 wurden insgesamt berg 5 ist die für 540 m Teufe detektier- 14 Bohrungen mit zusammen 8.500 te seismische Indikationen erbohrt und Bohrmetern von übertage angelegt. Sie als Sandsteinbank identifiziert worden. lagen alle westlich und nordwestlich Der Lagerhorizont ist dort in einer Teu- der Lagerstätte (s. Tab. 1). fe von 1.260 m gefunden worden, und in der Bohrung Gosetal 2 in einer Teufe Mit der östlich vom Rammelsberg von 1.030 m. Er bestand aus Schichten nieder gebrachten Tiefbohrung Dör- mit etwas Pyritführung, bei der ersten pketal 1 ist der Lagerhorizont öst- Bohrung etwas stärker, als bei der lich von der Östlichen Hauptstörung zweiten. /KRA 1955/

143 Neben den Tief- und Flachbohrun- los geblieben war, galt unter den gen sind auch oberflächennahe Such- Fachleuten eigentlich als sicher, dass arbeiten durchgeführt worden. In der kein weiteres Erzlager in der nähe- unmittelbaren Umgebung von Wolfs- ren Umgebung des Bergwerks zu hagen deuteten hohe Metallkonzent- finden sein dürfte. Es wurde zwar rationen im Boden scheinbar auf ein in den folgenden Jahren versucht, drittes Erzlager. Der damalige Ram- die Laufzeit des Erzbergwerks zu melsberger Bergwerksdirektor Ernst verlängern Krause hatte sich daraufhin bei der Wahl seines Wohnhauses für Wolfsha- • durch Verbesserung der Abbau- und gen entschieden, um möglichst nahe Aufbereitungstechnik, am zukünftigen Geschehen zu sein. • durch die möglichst exakte Erkun- Es stellte sich dann aber heraus, dass dung der Erzqualitäten für eine die gefundenen Erze zu einem sehr qualitätsgesteuerte Abbauplanung (s. alten Hüttenplatz gehörten, an dem Abb. 6.7.a) und Rammelsberger Erz verhüttet worden • durch die Perfektionierung des waren. Nachlesebergbaus.

6.7. Die 1970er und 1980er Das konnte aber nur einen relativ Jahre kleinen Aufschub und nicht den Erfolg bringen, den das Auffinden eines wei- Nachdem in den 1950er Jahren die teren großen Erzlagers gebracht hätte. Bohrkampagne der Preussag erfolg- /BEN 1986/

Abbildung 6.7.a: Fächer-Erkundungsbohrungen im Bereich 11. und 12. Sohle

144 Abbildung 6.7.b: Bundesbohrprogramm, Landkarte, Lage der Bohrungen /BEN 1986/

Zudem waren die Metallpreise auf dem Weltmarkt Anfang der 1960er Jah- re auf einen ungewöhnlich niedrigen Stand gefallen. Ab 1963 kam es vor- Tabelle 2: Bundesbohrprogramm Nord- erst zu keinen Sucharbeiten mehr. Das westharz änderte sich erst wieder Anfang der 1970er Jahre. Auslöser war eine Studie des Club of Rome mit dem Titel „The Limits to Growth“ (Die Grenzen des Wachstums, 1972 veröffentlicht /MEA 1974/, in dem unter anderem die bevor- stehende weltweite Rohstoffknappheit prognostiziert wurde. Dadurch ange- regt richtete die Bundesregierung ihre Rohstoffpolitik neu aus. Als praktische Umsetzung legte das Bundesministeri- um für Forschung und Technologie das Forschungsprogramm Rohstoffsiche- rung auf. Ein Teil davon war ein Bohr-

145 programm im Westharz. (s. Abb. 6.7.b) bei dabei ausdrücklich nicht um Boh- 1978-1982 sind insgesamt sieben tiefe rungen zur Suche von Erzlagerstätten. Forschungsbohrungen nieder gebracht Stattdessen sollten sie eine Grundlage worden (s. Tab. 2). für weiterführende kommerzielle Bohr- programme sein. Ein Ziel des Bohrprogramms war, die geologischen Schichten zu erbohren, in Die zu suchenden und zu erkun- denen Erzlager in der Art des Ram- denden erzhöffigen Schichten stam- melsberger Alten und Neuen Lagers men aus dem Mitteldevon und liegen auftreten könnten. Es handelte sich im Westharz zum Teil unter mäch-

Abbildung 6.7.c: Gebiet der Hubschrauberbefliegung /SEN 1984/

146 tigen oberdevonischen und unterkar- bonischen Schichten. Im Vorfeld der Bohransatzpunkt-Festlegungen ist aus den bekannten geologischen Daten dar- auf geschlossen worden, dass sich das Bohrprogramm hauptsächlich auf den Bereich um Hahnenklee konzentrie- ren muss. Ein wichtiges Ergebnis der Untersuchungen war, dass das bis dahin 60 Quadratkilometer große zu bemus- ternde Gebiet eingeengt werden konnte auf einen Gebietsstreifen nordöstlich und südwestlich von Hahnenklee.

1975 ist von der Preussag die Boh- rung Lautenthal 1 nieder gebracht wor- den und 1981/82 die Bohrung Hahnen- klee (beide im Rahmen des Bundes- bohrprogramms, Teilprojekt Westharz). 1982/1983 sind von übertage mehre- re Bohrungen östlich der Lagerstätte angelegt worden mit zusammen 2.500 Abbildung 6.7.d: Schematische Darstel- Bohrmetern. /SPE 1986/ lung der Messapparatur und des Hub- schrauber /SEN 1984/ Ermittelt wurden die Mächtigkei- ten und die chemischen Eigenschaften Ermittelt wurden Anomalien der der betreffenden Schichten. Gefunden erdmagnetischen Totalintensität, des wurden keine Erzlager aber erhöhte scheinbaren elektrischen Widerstands, Metallgehalte. Neben der Orientierung der Schwerpunkttiefe der elektrischen auf Erz wurden die Bohrergebnisse Widerstandswerte, der Kalium-Uran- für die Suche nach Erdöl und Erdgas Thorium-Äquivalentgehalte (anhand benutzt. der Gammastrahlung) und der Dosis- leistung der terrestrischen Gamma- 1983 ist parallel dazu eine geophysi- strahlung. kalische Messkampagne unternommen worden. Dabei ist mit einem Sikorsky- Eine bodengestützte seismische 58-Hubschrauber ein 1300 km² großes Messkampagne hat die Prakla-Seismos Gebiet beflogen worden. (s. Abb. 6.7.c durchgeführt. Dabei sind als Anre- und 6.7.d) Unter den Hubschrauber ger für die seismischen Wellen nicht gehängt und eingebaut waren Messge- Sprengungen, sondern drei große selbst räte für die Geomagnetik, Geo-Elekt­ fahrende Vibratoren des Typs VVEA romagnetik, Geo-Elektrik und Geo- eingesetzt worden (s. Abb. 6.7.e). Die Radiometrie. Messprofile führten beispielsweise ent-

147 lang der Straße im Innerste-Tal. Ziel Tabelle 3: 1974 bis 1976 fertig gestellte war die großräumige Erfassung der übertage-Bohrungen geologischen Strukturen der westlichen Harzrand-Aufschiebung.

Abbildung 6.7.e: Vibratorfahrzeug VVEA der Prakla-Seismos, Foto aus einem Firmenprospekt der Prakla- Seismos

Anschließend an das Bundesbohr- programm Westharz folgte ein betrieb- liches Bohrprogramm der Preussag. Seine Kosten wurden vom Bundeswirt- schaftsministerium gefördert. 1974 bis 1979 sind in diesem Rahmen 16 Boh- rungen angelegt worden mit zusam- men 5.500 Bohrmetern. Die Bohran- satzpunkte befanden sich südwestlich der Lagerstätte im Bereich bis zum Glockenberg (s. Tab. 3 und Abb. 6.7.f bis 6.7.k).

Für die in den 1970er und 1980er Jahren betriebene Erzsuche gab es noch einen anderen Grund. Es musste entschieden werden, ob das Bergwerk wegen der vorhersehbaren Erschöp- fung seiner Erzreserven endgültig zu schließen ist. Dafür war es wichtig zu wissen, ob sich weitere Erzvorräte in der Nähe befinden, deren Abbau günstiger durch die Nachnutzung der Abbildung 6.7.f: Bohrung Gelmketal 1 bereits bestehenden Bergwerksanlagen (artesisch), Foto Eckart Walcher

148 fähig war, ein neues Bergwerk dage- gen nicht. (s. Tab. 4).

Abbildung 6.7.g: Bohrung Gelmketal 1 (artesisch), Foto Eckart Walcher möglich wäre, als durch den Bau eines gänzlich neuen Bergwerks. Denn der erforderte möglicher Weise einen viel größeren finanziellen, technischen, Abbildung 6.7.i: Bohrung Gelmketal juristischen und genehmigungstechni- 1 nach dem Betonieren, Foto Eckart schen Aufwand. Es konnte sogar sein, Walcher dass die Weiternutzung von bereits bestehenden Anlagen genehmigungs-

Abbildung 6.7.h: Bohrung Gelmketal 1 beim Betonieren, Foto Eckart Walcher

149 Abbildung 6.7.j: Bohrung Gelmketal 1 nach dem Betonieren, Foto Eckart Abbildung 6.7.l: Bohrung Gelmketal 2, Walcher Foto Eckart Walcher

Abbildung 6.7.k: Bohrung Gelmketal 2, Foto Eckart Walcher

150 Tabelle 4: 1982 bis 1987 fertig gestellte übertage-Bohrungen

Abbildung 6.7.m: Bohrung Gosetal 7, Foto Eckart Walcher

1986 waren die Vorbereitungen zur Stilllegung des Bergwerks dann aber so weit fortgeschritten, dass eine Wei- terführung des Betriebs nicht mehr über das Ende der 1980er Jahre hinaus möglich gewesen wäre, auch wenn ein drittes bauwürdiges Erzlager gefun- den worden wäre. Die Sucharbeiten wurden deshalb 1987 eingestellt.

6.8. 2008 bis heute tromagnetic Method). Diese Metho- Im Mai 2008 hatte die Harz Mine- de ermöglicht eine flächendeckende rals begonnen, die ihr genehmigten Erfassung des gesamten Bereichs. Harzer Gebiete geophysikalisch zu Als Geräteträger diente ein Hub- untersuchen. Begonnen wurde im schrauber. Er trug eine große Anten- Westharz. Erste Hinweise sprachen ne, die elektromagnetische Impulse für ein Gebiet zwei Kilometer west- aussenden und die Reaktionen des lich von Goslar. Verwendet wurde Gebirges empfangen kann. (s Abb. das TEM-Verfahren (Transient Elec- 6.8.a)

151 Abbildung 6.8.a: Hubschrauber der Scandinavian Mining, Foto Oliver Macke

Die ermittelten Messergebnisse spre- Gosetal, die auf das Vorhandensein von chen dafür, dass im Gosetal zwischen Erzen spricht. Damit wurde die Lage Alter Harzstraße, Haus Hessenkopf der von der TEM-Methode detektier- und B241 (Straße von Goslar nach ten sogenannten „Gosetal-Anomalie“ Clausthal-Zellerfeld) in einigen hun- bestätigt. dert Metern Tiefe eine Erzlagerstätte vorhanden sein könnte, die vielleicht Die Länge dieser Anomalie beträgt sogar in der Größe und Art der beiden ungefähr einen Kilometer. In ihrer ehemaligen Rammelsberger Erzlager Umgebung gibt es noch zwei beglei- ist. tende Anomalien: eine nordöstlich und eine südlich. Die Stärke der Anomalie Zusätzlich zur TEM-Methode setzte lässt auf eine Größe der Erzkörper die Harz Minerals eine zweite Such- schließen, die der der Rammelsberger methode ein, die Bodengasanalyse. Erzlager entsprechen. Der Bereich der Sie ergab ebenfalls eine Anomalie im Anomalie gehört zwar zu den Gebie-

152 Abbildung 6.8.b: Gosetal-Anomalie /WAL 2011// ten, die von der Preussag bereits durch Von Oktober bis Dezember 2009 Suchstrecken und -bohrungen erfasst und dann noch einmal vom späten worden sind. Zwischen den Strecken Herbst 2010 bis März 2011 ließ die und Bohrungen bestehen aber Lücken, Harz Minerals in diesem Gebiet boh- die so groß sind, dass dort ein Erzlager ren. Zehn Bohrungen waren ihr vom der Größe des Alten und Neuen Lagers Bergamt Clausthal für ihre Erzsuche hinein passen würde. Deshalb bestehen gestattet worden. Seit Mitte Oktober durchaus berechtigte Hoffnungen, dass 2009 begannen die maschinellen Vor- damals etwas übersehen worden sein bereitungen für die Bohrungen auf könnte. (s. Abb. 6.8.b) den Wiesenflächen oberhalb der Alten

153 setzt wurde eine Bohrmaschine DIA- MEG 60. Vom ersten Bohransatzpunkt wurden die beiden Bohrungen AH 1 und AH 2 angelegt und von einem ungefähr 250 m weiter nördlich gele- genen Ansatzpunkt die dritte Bohrung AH 3 (AH steht für Alte Harzstraße). (s. Abb. 6.8.c bis Abb. 6.8.e)

Die ersten drei Bohrungen waren Abbildung 6.8.c: Bohranlage der Harz alle nach Nordwesten geneigt und zwar Minerals, Bohrfirma SMOY im Gosetal Bohrung AH 1 mit 70°, Bohrung AH 2 /WAL 2011/ mit 45° und Bohrung AH 3 ebenfalls mit 45°. Die drei Bohrungen sind im Harzstraße. Auftragnehmer für die Dezember 2009 fertig gestellt worden, Ausführung der Bohrarbeiten war die haben allerdings keine Erze angetrof- finnische Spezialfirma SMOY. Einge- fen. (s. Tab. 5).

Abbildung 6.8.d: Bohrungen der Scandinavian Mining im Gosetal, schematische Darstellung mit Blick nach Nordnordosten (Richtung Goslar)

154 Abbildung 6.8.e: Bohrung AH 1, Blick nach Süden (in das Gosetal Richtung Claust- hal), Foto Friedrich Balck

Die Harz Minerals ließ daraufhin in den Bohrungen bohrlochgeophysika- lische Messungen durchführen. Dabei sind drei verschiedene Methoden ein- gesetzt worden:

1. Elektromagnetik, 2. Geoelektrik und 3. Induzierte Polarisation.

Die Messungen erfolgten sowohl zwischen Messsonden im Bohrloch und Messgeräten auf der Erdoberfläche als auch von Bohrloch zu Bohrloch in der Art einer Tomographie. Zusätzlich erfolgten übertage geophysikalische Messungen mit der TEM-Methode

Abbildung 6.8.f: Bohrung SW 1, Blick von Westen, im Hintergrund der Ram- melsberg, Foto Uwe Steinkamm

155 (Transienten Electro Magnetic) quer Tabelle 5: 2009 bis 2011 fertig gestellte zur Achse der Anomalie. übertage-Bohrungen

Ergebnis waren Hinweise darauf, dass in größerer Tiefe weiter gesucht werden sollte. Im Spätherbst 2010 ist daraufhin die zweite Bohrkampagne begonnen worden. Dabei ist das Bohr- loch AH1 um 300 m weiter gebohrt und das Bohrloch SW 1 auf der ande- ren Seite der Straßen Goslar-Clausthal neu angelegt worden. Der Ansatzpunkt liegt am Fuße des Herzbergs wenige Meter oberhalb des Schleifwegs (SW steht für Schleifweg). Dieses Bohrloch ist leicht geneigt und hat eine Länge von 750 m. jedoch Bohrkampagnen in Skandina- vien durchgeführt, was nach Auskunft Weitere sechs Bohrungen sind in die- der Harz Minerals zunächstalle Kräfte sem Bereich geplant. Vorerst werden bindet.

156 Literatur /BAC 1729/ Bergarchiv Clausthal Acta, betreffend Versuchsbaue am /AHR 1853/ Ahrend, G. H- Unterharz Hann. 84b, Acc. 2, Beschreibung des Rammelsbergs Nr. 95 1729-1733 Handschrift Goslar, 1853 /BAC 1730/ Bergarchiv Clausthal /BAC 1692/ Bergarchiv Clausthal Generalbefahrungsbericht Rammels- Acta, betreffend Muthungen auf berger Gruben Goslar, Grubenbau am Unterharze 1730 Hann. 84b, Acc. 2, Nr. 84 /BAC 1744/ Bergarchiv Clausthal 1692-1713 Acta, betreffend die Grube Carls /BAC 1693/ Bergarchiv Clausthal Gnade im Schleifsteinsthale, Goslar- Acta, betreffend die Grube Weßer sche Forst Hann. 84b, Acc. 2, Hirsch im Unterharze Hann. 84b, Nr. 97 1744-1756 Acc. 2, Nr. 85 1693-1721 /BAC 1792/ Bergarchiv Clausthal /BAC 1694a/ Bergarchiv Clausthal Acta, betreffend Versuche der Auf- Acta, betreffend die Grube Haus suchung neuer Erzlagerstätten Schulenburg am Herzberge Hann. 84b, Acc. 2, Nr. 103 Hann. 84b, Acc. 2, Nr. 86 1792 ff. 1694-1718 /BAC 1808/ Bergarchiv Clausthal /BAC 1694b/ Bergarchiv Clausthal Acta, betreffend die Grube Neue Acta, betreffend die Grube Haus Hoffnung im Großen Schleifstein- Schulenburg am Herzberge thal Hann. 84b, Acc. 2, Nr. 106 Hann. 84b, Acc. 2, Nr. 90 1808-1815 1694 ff. /BAC 1862/ Bergarchiv Clausthal /BAC 1700/ Bergarchiv Clausthal Acta, betreffend die Erteilung eines Acta, betreffend Nachrichten über Schurfscheins auf Blei- und Kupfer- den Bergbau an dem nahe beim erze für den Bezirk des Heinberges Rammelsberg belegenen Herzberge und des Dröhneberges bei Wolfsha- Hann. 84b, Acc. 1, Nr. 846 gen Hann. 184, Acc. 21, Nr. 865 1700-1785 1862 ff. /BAC 1701/ Bergarchiv Clausthal /BAC 1866/ Bergarchiv Clausthal Acta, betreffend Grubenbefahrungen Acta, betreffend die Grube Neue am Rammelsberg Hann. 84b, Hoffnung im Großen Schleifstein- Acc. 2, Nr. 69 1701 thal Hann. 84b, Acc. 2, Nr. 95 /BAC 1709/ Bergarchiv Clausthal 1866 ff. Acta, betreffend Versuchsbau am /BAC 1910/ Bergarchiv Clausthal Herzberg Hann. 84b, Acc. 2, Betrieb des Erzbergwerks Rammels- Nr. 90 1709-1723 berg Hann. 184, Acc. 9, Nr. 2979 /BAC 1712/ Bergarchiv Clausthal 1910-1953 Acta, betreffend den Versuchsbau /BAC 1968/ Bergarchiv Clausthal am Herzberge Hann. 84b, Acc. 2, Betrieb des Erzbergwerks Rammels- Nr. 90 1712 ff. berg Hann. 184, Acc. 9, Nr. 2981 1968-1971

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158 /DEN 1938/ Denckewitz, R. schen geologischen Gesellschaft 79 Die Rammelsberger Lagerstätte mit 1927 besonderer Berücksichtigung des /FRÖ 1953/ Frölich, Karl Aufbaues ihrer Erzkörper. Dipl. Ing. Goslarer Bergrechtsquellen des frü- Arb. TH Berlin 1938 hen Mittelalters, insbesondere das /DER 1933/ Drescher, Friedrich Bergrecht des Rammelsbergs aus Karl Neue Untersuchungen der Mitte des 14. Jahrhunderts am Rammelsberg Fortschritte Gießen, 1953 der Mineralogie, Kristallographie, /FUC 1922/ Fuchs, Alexander Petrographie 17 1933 Bericht über die Aufnahmen im /DÜW 1992/ Düwel, Andreas Gebiet der Grube Rammelsberg bei Die Veränderungen in der Verwal- Goslar am Harz Jahrbuch tung des Kommunion-Unterharzi- der preußischen geologischen Lan- schen Berg- und Hüttenwesens von desanstalt für 1920, 41 T. 2 1814 bis 1924 Braunschweigisches 1922 Jahrbuch 73 1992 /GÄT 1856/ Gätzschmann, /ERD 1925/ Erdmannsdörfer, Moritz Ferdinand Die Auf- Otto Heinrich Gutachten über und Untersuchung der Lagerstätten geologische und petrographische nützlicher Mineralien Untersuchungen am Rammelsberger Freiberg, 1856 Erzlager Maschinenschrift, /GND 1969/ Gundlach, Heinrich Berlin Arch. preuß. geol. Landesamt Ein synsedimentäres, submarin- 1925 exhalatives Buntmetallerz-Vorkom- /ERN 1965/ Ernst, Wilfried men im Unterdevon bei Goslar Ökologisch-soziologische Untersu- 1968 chungen in den Schwermetall-Pflan- /GNZ 1961/ Gunzert, Gerhard zengesellschaften Abh. Westf. Das Hangende Erzvorkommen in Mus. Naturkunde Münster, der Lagerstätte am Rammelsberg bei 1965 Goslar Erzmetall 34 1981 /FER 1898/ Ferber, A. /GNZ 1969/ Gunzert, Gerhard Die Erschließung des Rammelsber- Altes und Neues Lager am Ram- ger Neuen Lagers und Inangriff- melsberg bei Goslar Erzmetall nahme bis 1897/98 Handschrift 22 1969 Clausthal: Bibl. Achenbach im /GNZ 1979/ Gunzert, Gerhard Oberbergamt Clausthal-Zellerfeld Die Grauerzvorkommen und der tektonische Bau der Erzlagerstätte /FLE 2007/ Fleisch, E. am Rammelsberg bei Goslar Grube Bakenberg Textentwurf Erzmetall 32 1979 für eine Dennert-Tanne 2007 /GOE 1961/ Goebel, Wolfgang /FRE 1927/ Frebold, Georg Stratigraphie und Tektonik im Wandlungen in den Anschauungen Gebiet der Harzrandzone zwischen über die Entstehung des Rammels- Harzburg und Goslar Diss. berger Erzlager Zeitschrift der deut- 1961

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161 /KRA 1958/ Kraume, E. /LAR 1999/ Large, Duncan E. Eröffnung des Bergbaus im Ausbiss und Walcher, Eckart The Ram- der Rammelsberger Lagerstätte und melsberg Massive Sulphide die Otto-Adelheid-Pfennige 1999 Erzmetall XI 1958 /LAU 1958/ Laub, Gerhard /KRA 1959/ Kraume, E. Ehemaliger Bergbau und Hüttenbe- 100 Jahre Neues Lager Goslarer trieb im Okertal Goslarer Bergkalender 309 1959 Bergkalender 308 1958 /KRA 1960a/ Kraume, E. /LIN 1911/ Lindgreen, W. und Erzvorkommen in den tektonisch Irving, J. D. The Origin of the hangenden Schichten der Erzlager Rammelsberg Ore Deposit bei Goslar N. Jb. Miner., Abh. Econ. Geology 6 Lancaster, 94 1960 1911 /KRA 1960b/ Kraume, E. /LOS 1867/ Lossen, K. A. Stratigraphie und Tektonik der Ram- Vortrag über die Bildung des Ram- melsberger Erzlager unter beson- melsberger Erzlagers. Protokoll der derer Berücksichtigung des Neuen December-Sitzung Zeitschrift Lagers unter der 10. Sohle der deutschen geologischen Gesell- Erzmetall 13 1960 schaft 28 1876 /KRS 1990/ Kraschewski, Hans- MEA 1974/ Meadows, Dionella Joachim Der "ökonomische" H. et al The Limits to Fürst. Herzog Julius als Unter- Growth Report for the Club nehmer In: Christa Graefe, of Rome´s Project on the Predica- Ausstellungskatalog Herzog August ment of Mankind 1974 Bibliothek Wolfenbüttel Nr. 61 /MEY 1961/ Meyer, K. D. Weinheim, 1990 Zur Geologie des Mitteldevons /KRS 1995/ Kraschewski, Hans- westlich der Stadt Goslar Joachim Das Direktions- unveröff. Diplomarbeit Göttingen, prinzip im Harzrevier des 17. Jahr- 1961 hunderts und seine wirtschaftliche /MÜL 1961/ Müller-Steffen, K. Bdeutung In: Ekkerhard Zur Stratigraphie und Tektonik des Westermann, Vom Bergbau zum Oberdevons im NW-Harz Industrierevier. VSWG Beiheft 15 unveröff. Diplomarbeit Göttingen, 1995 1961 /KRU 1920/ Krusch, P. /MUR 1872/ Murchinson, Sir Die Untersuchung und Bewertung Roderick Impey Siluria. A von Erzlagerstätten History of the Oldes Rocks in the Stuttgart, 1920 British Islands and other Countries /LAH 1874/ Lahmeyer, Carl 1872 Die Theilung des Communion /OPP 1964/ Oppermann, H.-U. Unterharzes Zeitschrift für Berg- Stratigraphische Untersuchungen im recht 15 1874 Mitteldevon des Harzes bei Goslar Diss. Uni. Göttingen 1964

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163 melsberg bei Goslar Berg- und Geologisches Jahrbuch Reihe D., H. hüttenmännische Zeitung 26, Nr. 36 91 Hannover, 1990 1867 /SPR 2009/ Springer, Friedrich /SIM 1956/ Simon, Wilhelm P. Zur Geschichte der Tiefbohr- Paläontologische Untersuchungen technik Zeitschrift Erdöl- zu den Problemen des Erzbergwerks Erdgas-Kohle, Heft 7/8, Jg. 125 Rammelsberg bei Goslar (Mittelde- 2009 von) Paläontologische Zeitung 30. /STD 1982/ Stedingk, Klaus Kurzbericht eines Vortrages Die Mineralisation des Kahleberg- 1956 sandsteinkomplexes im Umfeld der /SOE 1899a/ Soehle, H. Rammelsberger Lagerstätte Geologisch-mineralogische Dissertation TU Clausthal, Beschreibung der Erzlagerstätte des 1982 Rammelsbergs bei Goslar. Ms. /STO 1971/ Stoppel, D. und Preußische geol. Landes-Anst. Zscheked, J. G. Zur Biostratigraphie Archiv Nr. 1217 1899 und Fazies des Devons im Westharz /SOE 1899b/ Soehle, U. Geologisches Jahrbuch 108 Beiträge zur Kenntnis der Erzlager- Hannover, 1971 stätte des Rammelsberg bei Goslar /STU 1913/ Stutzer, Otto Österreichische Zeitschrift für Berg- Erzvorkommen des Rammelsbergs und Hüttenwesen 47 1899 oder Das Rammelsberger Kieslager /SPE 1979/ Sperling, Herbert Zeitschrift für praktische Geologie und Stoppel, Dieter Die Blei- 21 1913 Zink-Erzgänge des Oberharzes, /STZ 1880/ Stelzner, Alfred Wil- Lieferung 3 Geologisches Jahr- helm Die Erzlagerstätte Rammels- buch Reihe D, Heft 34 Hannover, berg bei Goslar Zeitschrift der deut- 1979 schen geologischen Gesellschaft 32 /SPE 1981/ Sperling, Herbert 1880 und Stoppel, Dieter Die Blei- /TRE 1785/ Trebra, F. W. H. v. Zink-Erzgänge des Oberharzes, Erfahrungen vom Inneren der Gebir- Lieferung 4 Geologisches Jahr- ge Dessau, 1785 buch Reihe D, Heft 46 Hannover, /ULR 1858/ Ulrich, Friedrich 1981 Das Erzlager des Rammelsbergs /SPE 1986/ Sperling, Herbert Sitzungs-Berichte der Akademie der Das Neue Lager der Blei-Zink- Wissenschaften Wien Bd.28 Erzlagerstätte Rammelsberg 1858 Geologisches Jahrbuch Reihe D, /ULR 1860/ Ulrich, Friedrich Heft 85 1986 Die Mineralvorkommnisse in der /SPE 1990/ Sperling, Herbert Umgebung von Goslar nach ihren und Walcher, Eckart Die Blei- Fundorten zusammengestellt Zink-Erzlagerstätte Rammelsberg Zeitschrift für die gesamte Natur- (ausgenommen Neues Lager) wissenschaft XVI 1860

164 /UNG 1856/ Unger, von melsberger Erzlagers zu seinem Beiträge zur geognostischen Nebengestein Berg- und hütten- Beschreibung der Gegend um männische Zeitung 63, Nr. 24 Goslar Ber. d. naturw. Ver. 1904 d. Harz. Blankenburg f. 1844 u. /WIE 1904e/ Wiechelt, W. 1845, 2. Aufl. 1856 Die Beziehungen des Ram- /VOG 1894/ Vogt, J. H. L. melsberger Erzlagers zu seinem Über die Kieslagerstätten Röros, Nebengestein Berg- und hütten- ... und Rammelsberg in Deutsch- männische Zeitung 63, Nr. 25 land Zeitschr. Prakt. Geol. 2 1904 Berlin, 1894 /WIE 1904f/ Wiechelt, W. /WAL 1986/ Walcher, Eckart Die Beziehungen des Ram- Helmut Geologisch-lager- melsberger Erzlagers zu seinem stättenkundliche Untersuchungen Nebengestein Berg- und hütten- im Zeitäquivalent (Lagerhorizont) männische Zeitung 63, Nr. 26 der Lagerstätte Rammelsberg 1904 Dissertation TU Clausthal /WIL 1960/ Willeke, Raimund 1986 Die Entwicklung der Zuständig- /WAL 2011/ Walcher, Eckart keit der Berbehörde im Lande Helmut Ergebnisse der Niedersachsen seit dem Jahr 1866 Untersuchungsarbeiten im Gosetal Zeitschrift für Bergrecht Nr. 101 Vortrag im Rammelsberger Berg- 1960 baumuseum Goslar, 2011 /WIL 1970/ Willeke, Raimund /WIE 1904a/ Wiechelt, W. Grundriss des Bergrechts Die Beziehungen des Ram- 1970 melsberger Erzlagers zu seinem /WIM 1875/ Wimmer, Fr. Nebengestein Berg- und hütten- W. Die beim hiesigen Bergbau männische Zeitung 63, Nr. 21 gemachten geognostischen pp. 1904 Auschlüsse. Bericht an die Direk- /WIE 1904b/ Wiechelt, W. torialbehörde im Jahre 1875 Die Beziehungen des Ram- Goslar, 1875 melsberger Erzlagers zu seinem /WIM 1877/ Wimmer, Fr. W. Nebengestein Berg- und hütten- Vorkommen und Gewinnung der männische Zeitung 63, Nr. 22 Rammelsberger Erze ZsBHSW 1904 25 1877 /WIE 1904c/ Wiechelt, W. /WIM 1877/ Wimmer/ Bräuning Die Beziehungen des Ram- Vorkommen und Gewinnung der melsberger Erzlagers zu seinem Rammelsberger Erze und die Nebengestein Berg- und hütten- Unterharzer Hüttenprozesse männische Zeitung 63, Nr. 23 Berlin, 1877 1904 /WIM 1895/ Wimmer, Fr. W./ /WIE 1904d/ Wiechelt, W. Bräuning J./ Siegemann, J. Die Beziehungen des Ram- Mittheilungen über den Commu-

165 nion Unterharzer Bergbau und dino-Carolinae naturae curiosum Hüttenbetrieb VI. Allgemeiner 21 1845 deutscher Bergmannstag /ZÜC 1762/ Zückert, J. H. Hannover, 1895 Die Naturgeschichte und Berg- /WOB 1649/ Woilfenbüttel, werksverfassung des Ober-Hart- Staatsarchiv Acta, betreffend zes Berlin, 1762 den Grubenbetrieb am Rammels- /ZYC 1899/ Zycha, Adolf berg Signatur 33 Alt 450 Das Recht des ältesten deutschen 1649 Bergbaus bis ins 13. Jahrhundert /WOC 1913/ Wolff, C. Berlin, 1899 Die Erzlagerstätte des Rammels- bergs bei Goslar ZsBHSW 61 1913 /WOL 1913/ Wolff, L. Die Erzlagerstätte des Rammels- berges bei Goslar Zeitschrift für Berg-, Hütten- und Salinenwe- sen 61 1915 /WOL 1915/ Wolff, L. Einige geologische und techische Probleme des Rammelsberges Metall und Erz 12 1913 /WRE 1972/ Wrede, Volker Kleine Erzvorkommen und alter Bergbau in der Umgebung von Goslar am Harz Der Aus- chluss 23. H.12 1972 /WRE 1979/ Wrede, Volker Beobachtungen zum tektonischen Bau des nördlichen Harzrandes bei Goslar Der Aufschluss 30 1979 /ZIM 1837/ Zimmermann,C. Die Erzgänge und Eisenstein- Lagerstätten des nordwestlichen Hannoverschen Oberharzes Archiv f. Min., Bd. u. Hkd. 10 1837 /ZIN 1845/ Zincken, J. C. L. Systematische Übersicht der Gän- ge und Lager des Harzes, welche metallführend sind Novum Actorum Acad. Caesareae Leopol-

166