Biodiversität durch 30 Jahre Landschaftspflege in Stadt und Landkreis

Vielfalt des Lebens 30 Jahre Engagement Verantwortung für die für Umwelt und Natur Vielfalt unserer Heimat

Liebe Leserinnen, liebe Leser, Der Landkreis Ansbach ist nicht nur der flächen- mäßig größte Landkreis Bayerns, er beherbergt die Kreisgruppe Ansbach im Bund Naturschutz auf dieser großen Fläche auch eine Vielzahl der engagiert sich seit ihrer Gründung 1971 im Arten- unterschiedlichsten Lebensräume mit den ver- und Biotopschutz. Spätestens seit der Gründung schiedensten Tieren und Pflanzen. Vielfalt gibt des Arbeitskreises „Biotopschutz“ vor 30 Jahren es in diesem Landkreis aber auch in der Geolo- bildet dieser Themenbereich unseren Arbeits- gie, in den Gewässersystemen, bei den Städten schwerpunkt schlechthin. Mitarbeit bei behördli- und Kulturlandschaften und nicht zuletzt auch in chen Verfahren wie z. B. Flurbereinigung oder der der Geschichte und den Geschichten des Land- Bauleitplanung, Erarbeiten ökologischer Daten- kreises. grundlagen durch Kartierungen, eigentumsrecht- liche Sicherung von Lebensräumen durch Ankauf Diese teils natürliche und teils historisch gewach- oder Pacht, sachgerechte Biotoppflege, Einsatz sene Vielfalt nicht nur an Natur- und Kulturland- für hoheitliche Unterschutzstellung von Flächen, 30 Jahre Biotopschutz bedeutete häufig harte schaften prägt unser Gefühl für die Heimat und Auch in Mittelfranken müssen wir unsere Anstren- Konzeption und Aufbau von Vermarktungsiniti- Arbeit. Und zwar nicht nur im wörtlichen Sinn bei ist Grundlage für ein vielfältiges Brauchtum, aber gungen zum Erhalt der biologischen Vielfalt als ativen, Einsatz für umweltverträglichere Land- körperlicher Arbeit, sondern auch beim Kampf auch für Erholung, Tourismus und Wirtschaft. unser aller Lebensgrundlage deutlich erhöhen. bewirtschaftung, Exkursionen zur Information gegen Unverständnis, Ignoranz, konträre Zielrich- Handlungsrahmen ist dabei die bereits erwähnte und Einbindung der Bevölkerung etc. erfordern tungen, Bürokratie, Anfeindungen, … Niederlagen 2010 ist das Jahr der Biodiversität, auf Deutsch, bayerische Biodiversitätsstrategie. So sollen der hohen Einsatz von ehren- und hauptamtlichem waren häufiger als Erfolge, der ungebremste der „biologischen Vielfalt“. Der Freistaat Bayern Schutz der Arten- und Sortenvielfalt sowie der Personal. Allein die Betreuung und Pflege von Artenrückgang belegt dies. Zwischen wohlmei- hat bereits 2008 eine Strategie zum Erhalt der Erhalt naturnaher Lebensräume verstärkt, die 258 ha Flächen belegt eindrucksvoll, dass die nenden politischen Sonntagsreden und dem biologischen Vielfalt erarbeitet. Neben sämtlichen ökologische Durchlässigkeit der Landschaft ver- diesbezügliche Arbeit der Kreisgruppe Ansbach zu täglichen Handeln bestehen häufig große Unter- Fachbehörden waren auch alle betroffenen Ver- bessert und die Vermittlung von Umweltwissen im den Leuchttürmen innerhalb des gesamten Bund schiede. bände bei der Erarbeitung dieser Strategie betei- gesamten Bildungssystem intensiviert werden. Naturschutz zählt. ligt, denn der Erhalt der biologischen Vielfalt ist Dennoch: Ohne unser jahrzehntelanges Engage- eine so gewaltige Zukunftsaufgabe. dass sie sich Eine solche Aufgabe können staatliche Stellen Das von den Vereinten Nationen 2010 weltweit ment wäre die ökologische Situation in Stadt und nur gemeinsam bewältigen lässt. nicht alleine bewältigen – hier benötigen wir die ausgerufene „Jahr der Biodiversität“ ist Anlass Landkreis Ansbach deutlich schlechter, und wir Kooperation von staatlichem Naturschutz und Ver- genug, die Situation auf regionaler Ebene zu dürfen das auch als unseren Erfolg verbuchen. Weltweit gibt es einen dramatischen Verlust an bandsnaturschutz. Eine solche Zusammenarbeit bewerten. Mit der vorliegenden Broschüre möch- Auch die Rückkehr einst ausgestorbener Arten biologischer Vielfalt, der trotz aller Bemühungen hat sich zwischen der Regierung von Mittelfranken ten wir einen Querschnitt unserer Arbeit in diesem wie Biber und Seeadler, die Bestandserholung auch vor Bayern nicht halt macht. Nur bei einzel- und der Kreisgruppe Ansbach des Bundes Natur- Bereich darlegen, der natürlich nur sehr unvoll- des Weißstorches und anderer Arten machen nen Arten wie beispielsweise Weißstorch, Wiesen- schutz e. V. entwickelt und seit Jahren bewährt. ständig sein kann. Wir möchten die Situation Hoffnung. Wir hoffen, Sie bei unserem Einsatz weihe, oder auch einigen Fledermausarten konn- sachgerecht darstellen, aufrütteln und Sie einla- pro Artenvielfalt als Verbündeten behalten oder ten wir Erfolge verzeichnen. Dennoch, die Rote Ich bin sicher, dass die vorliegende Broschüre den, bei der Erhaltung unserer Lebensgrundlagen gewinnen zu können. Liste gefährdeter Arten wird auch in Bayern immer hilft, die Vielfalt unserer Heimat und unsere Ver- mitzuarbeiten. Nur gemeinsam können wir was länger. Verschärft wird diese Situation noch durch antwortung für diese Vielfalt bewusst zu machen bewegen. Bei der Lektüre dürfte deutlich werden: Ansbach, im November 2010 den sich abzeichnenden Klimawandel, dessen und, dass wir dadurch weitere Verbündete für Nach dem Motto „Global denken – lokal handeln“ Fortschreiten die Anpassungsfähigkeit vieler Arten unsere gemeinsamen Anstrengung zum Erhalt der arbeiten wir seit über 30 Jahren an einem fortwäh- überfordern könnte. biologischen Vielfalt finden. renden Biodiversitätsprojekt, ohne dass wir es so benannt haben. Mit freundlichen Grüßen

Bernd Horbaschek Prof. Dr. Hubert Weiger Dr. Thomas Bauer Kreisvorsitzender Landesvorsitzender Regierungspräsident Inhaltsverzeichnis

Natur braucht Zeit 6 Natur braucht Freiraum 8 Natur braucht Helfer 10 Natur braucht Verständnis 12 Biodiversität – Vielfalt des Lebens 14 30 Jahre Arten- und Biotopschutz – wo stehen wir heute? 16 Änderungen in der Landnutzung 18

Die wichtigsten Biotoptypen Feuchtwiesen – Naturparadiese auf moorigem Grund 20 Feuchtwiesen – die schönsten Flächen 22 Wiesenbrüter und Weißstorch 26 Tier- und Pflanzenporträts: Nasswiesen, Moorwiesen 28 Biotoppflege – von der Sense zum Spezial-Mähfahrzeug 30 Magerrasen – bunte Vielfalt an steilen Hängen 32 Magerrasen – die schönsten Flächen 34 Tier- und Pflanzenporträts: Halbtrockenrasen, Kalk-Trockenrasen Tauber 38 Streuobstwiesen – blühende Paradiese in Franken 40 Sandgruben – Rettungsinseln für Pioniere 42 Tier- und Pflanzenporträts: Streuobst und Sandgruben 44 Naturnahe Teiche – Vielfalt statt intensiver Karpfenzucht 46 Kleingewässer – Oasen der Artenvielfalt 48 Tier- und Pflanzenporträts: Flutmulden und Kleingewässer 50

Artenschutz speziell Der Biber – ein Vierbeiner als Naturschützer und Wasserbauingenieur 52 Amphibienwanderung – Vorsicht Lebensgefahr! 54 Vom Bierkeller zum Fledermausquartier 56 Biodiversität ist spannend – deshalb raus in die Natur! 58 Herausforderung und Bestätigung: Ökologische Studien in der Naturschutzarbeit 60

Ansbacher Natur- und Umweltstiftung 62 Was macht der BN Ansbach noch? 64 Warum Mitglied werden? 66

4 Natur braucht Zeit

Der Bund Naturschutz schützt Natur durch den Ankauf von Lebensräumen.

Echte Natur kann nur dort in unsere Landschaft zurückkehren, wo der Mensch jahrelang Nutzungen ruhen lässt und nicht in natürliche Ent- wicklungsprozesse eingreift. Auf den Grundstücken des Bund Naturschutz ist genau dies möglich, dauerhaft und unabhängig von politischen Strömungen und Finanzkrisen.

6 Natur braucht Freiraum

Der Bund Naturschutz gestaltet Natur.

Denn die Natur ist nicht statisch, sondern verändert sich laufend. Für viele Tiere und Pflanzen ist diese Dynamik sogar lebensnot- wendig. Wo keine Veränderung mehr möglich ist – zum Beispiel an verbauten Flüssen – schafft der Bund Naturschutz Ersatz. Gezielte Gestaltungsmaßnahmen geben Erstbesiedlern ein Asyl, bis unsere Flüsse wieder renaturiert sind.

8 Natur braucht Helfer

Der Bund Naturschutz sichert biologische Vielfalt durch Land- schaftspflege.

Viele unserer schönsten Landschaf- ten sind durch alte Nutzungsformen entstanden, die sich heute kaum mehr lohnen. „Naturschutz“ bedeu- tet hier auch, Streuwiesen weiterhin zu mähen. Oder, den Schäfern ihre schwere Arbeit durch Entbuschung zugewachsener Hutungen zu erleich- tern und die Vermarktung von Pro- dukten wie Lammfleisch („Franken- höhelamm, Hesselberglamm“) zu unterstützen.

10 Natur braucht Verständnis

Der Bund Naturschutz vermittelt Wissen.

Nur wer die Natur liebt, schützt sie auch. Aber schützen kann man nur, was man kennt. Das nötige Wissen aber wird unseren Kindern kaum mehr vermittelt, weder in der Familie noch in der Schule. Deshalb kommt der BN zu den Kindern, führt sie in die Natur und erklärt ihnen alles, was ein Naturschützer wissen muss.

12 Biodiversität – Vielfalt des Lebens 2

„Biodiversität“ bedeutet so viel wie „biologische Auch in Zusammenhang mit dem immer deut- „Biodiversität“ gibt es keinesfalls nur in den Das Ziel eines bestmöglichen Schutzes der bio- Vielfalt“. Der Begriff umfasst dabei nicht nur die licheren Klimawandel kommt der Biodiversität Zentren der Artenvielfalt wie tropischen Regen- logischen Vielfalt schlägt sich auch in der räum- Arten und ihre Lebensräume, sondern auch die hohe Bedeutung zu: Eine Anpassung an sich wäldern und Korallenriffen. Biodiversität herrscht lichen Verteilung der betreuten Lebensräume genetischen Variationen innerhalb der Arten. ändernde Umweltbedingungen ist Arten umso überall auf der Erde, in jeder Region und in jedem nieder: Weil möglichst viele regionale Besonder- leichter möglich, je stärker ihre Fähigkeiten vari- Naturraum. Auch Frankenhöhe, Altmühltal und heiten berücksichtigt werden sollen, betreut der Biologische Vielfalt ist für die Menschheit ieren (genetische Vielfalt). So waren nach der Hesselberg enthalten Arten und Lebensräume, die Bund Naturschutz Schutzgebiete in allen Teilen (über)lebensnotwendig. Sie bildet unsere letzten Eiszeit im Flach- und Hügelland „hängen- in dieser speziellen Ausprägung nur hier vorkom- der Stadt und des Landkreises Ansbach. Nahrungsgrundlage, sichert ein Reservoir von gebliebene“ kälteliebende Pflanzen („Eiszeitre- men – die Verantwortung für ihre Erhaltung liegt potenziellen Arzneiwirkstoffen und von gene- likte“) seit nunmehr gut 10.000 Jahren isoliert. in unseren Händen. Besonderes Augenmerk liegt dabei auf dem tischen Grundlagen für die landwirtschaftliche Sie mussten sich an die wärmeren Bedingungen Feuchtgrünland der Täler im Mittelfränkischen Sortenzüchtung sowie für umweltfreundliche anpassen und kommen deshalb heute wohl bes- Zur regionalen Biodiversität gehören auch die Becken und auf der Frankenhöhe. Denn der Raum biotechnologische Entwicklungen. Unsere ser mit der Klimaerwärmung zurecht als Vertreter Streu-, Nass- und Feuchtwiesen, Magerrasen und Ansbach besitzt für die Erhaltung artenreicher Lebensqualität, aber auch der Erholungs- und der gleichen Art, die im wesentlich kälteren Klima Streuobsthänge, für deren Erhaltung und Pflege Nass- und Streuwiesen mit ihrer typischen Tier- Freizeitwert unserer Landschaften, hängen ganz der Alpen oder Skandinaviens leben. der Bund Naturschutz kämpft. Und die höchst und Pflanzenwelt überregionale Bedeutung. entscheidend von der biologischen Vielfalt ab. vielfältige Pflanzen- und Tierwelt, die auf dieses Engagement angewiesen ist.

Bild 1 | Blick vom Hesselberg Bild 2 | Wörnitz-Altwasser

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14 15 30 Jahre Arten- und Biotopschutz – wo stehen wir heute?

Der Erhalt von Lebensräumen ist das „Kernthema“ Bevölkerung höher gewertet wird als die Interes- Angesichts einer fortschreitenden Industrialisie- Schwerpunkt Biotoppflege im Naturschutz schlechthin und entscheidend sen weniger Landnutzer! Etwas besser sieht es rung der Landwirtschaft und geringer politischer dafür, ob die Biodiversität erhalten werden beim Vertragsnaturschutz aus. Dabei erhalten Unterstützung für die Ausweisung von Schutz- Während wir uns anfangs noch jede einzelne kann – oder ob es zur Artenverarmung kommt. Landnutzer eine staatliche Förderung für den Ver- gebieten führt häufig an einem Ankauf kein Weg Streugabel ausleihen mussten, haben wir im Lauf Deshalb bildet der Biotopschutz den eindeutigen zicht auf intensive Nutzung bzw. die Durchführung mehr vorbei. So stehen inzwischen 81 ha wert- der Jahre aus eigener Kraft einen leistungsfähigen Schwerpunkt in der Arbeit des Bund Naturschutz einer naturschutzfachlich erwünschten Nutzung. volle Natur im Eigentum des Bund Naturschutz, Fuhrpark aufgebaut, der heute auch Spezialgeräte Ansbach – vor 30 Jahren genauso wie heute. Derzeit (2010) stehen in Stadt und Landkreis die Natur- und Umweltstiftung Ansbach besitzt umfasst. Ein Meilenstein war 2007 die Errich- 3.582 ha unter Vertrag. Die abgeschlossenen Ver- 13,5 ha. Ankäufe in dieser Größenordnung waren tung einer Maschinenhalle durch die Natur- und träge bieten jedoch nur vorübergehenden Schutz. nur möglich durch die regelmäßige Unterstützung Umweltstiftung, so dass die sachgerechte Unter- Hoheitliche Flächensicherung und Andere Interessenlagen des Nutzers oder leere des Bayerischen Naturschutzfonds, und zeitweise bringung von Material und Maschinen gewähr- öffentliche Kassen beenden ihn oft jäh. auch des Landkreises. Der verbleibende Eigenan- leistet ist. Personell haben wir – ergänzend zum Vertragsnaturschutz teil konnte mit Hilfe von Spenden und dem BN von unverzichtbaren Ehrenamt – von 1986 bis 2003 Gerichten zugesprochenen Bußgeldern finanziert mit gutem Erfolg insgesamt etwa 60 Zivildienst- Einer der Schwerpunkte des staatlichen Natur- Flächenankauf als dauerhafte werden. leistende eingesetzt, sieben junge Frauen haben schutzes besteht darin, wertvolle Flächen zu ein Freiwilliges Ökologisches Jahr abgeleistet. schützen - sei es durch Verträge, Gesetze oder und sicherste Lösung Mit dem Kauf allein ist es aber nicht getan. Die 2003 konnten wir mit eigenen Mitteln einen als (Natur-)Schutzgebiete. Aus der Sicht des dauerhafte Arbeit beginnt erst danach und erfor- Arbeitsplatz für einen hauptberuflichen Biotop- Bund Naturschutz besteht aber insbesondere bei dert die Mitarbeit auch ehrenamtlicher Flächen- pfleger schaffen. Zudem binden wir zahlreiche der Unterschutzstellung von Flächen ein großes betreuer vor Ort. Örtliche Fauna, Flora, Vegetation Landwirtschaftsbetriebe und in jährlich wechseln- Defizit. Das geht schon aus folgender Zahl her- und Zustand müssen detailliert kartiert und da- dem Umfang Praktikanten in diesen Arbeitsbe- vor: Bayernweit stehen etwa 3 % der Fläche als rauf aufbauend Naturschutzziele festgelegt wer- reich ein. Nationalpark, Naturschutzgebiet oder Geschütz- den. Danach steht die Entscheidung an, wie diese ter Landschaftsbestandteil unter hoheitlichem Ziele erreicht werden sollen: Sind Biotopoptimie- Schutz. Im Landkreis Ansbach wird mit knapp rung (z. B. Anlage von Tümpeln) und Biotoppflege 0,3 % der Fläche und 418 ha nur ein Zehntel(!) wie z. B. Mahd sinnvoll oder kann die Fläche der Positive Bilanz

dieses Wertes erreicht, und das, obwohl hier 3 natürlichen Entwicklung überlassen werden? durchaus große Flächen gleichzeitig schützens- Die vom Bund Naturschutz betreuten und dauer- wert und gefährdet sind. Das letzte Schutzgebiet haft gesicherten 258 ha Biotopflächen (352 Flur- wurde 2004 ausgewiesen – obwohl es als Eigen- Die Kreisgruppe Ansbach des Bund Naturschutz stücke an 176 Standorten) tragen überproportio- tum von Bund Naturschutz und der Gemeinde investiert seit langem viel Energie und Geld in die nal zum Biotopschutz in Stadt und Landkreis ohnehin nicht mehr gefährdet war. Die wirklich eigentumsrechtliche Sicherung von Biotopflä- bei. Auf rund 160 ha Fläche werden ungedüngte kritischen Gebiete warten teils seit über zwei Jahr- chen. Anfangs geschah das überwiegend durch Wiesen regelmäßig gemäht. Aktuell leben hier

zehnten auf eine Unterschutzstellung, Der Bund Pacht – weil die finanziellen Möglichkeiten eines 5 mindestens 167(!) Pflanzenarten der Roten Listen Naturschutz wird auch weiterhin darauf drängen, von Spenden und Mitgliedsbeiträgen abhängi- und Vorwarnlisten. Die BN-Schutzgebiete wirken dass Flächenschutz zum Wohl der gesamten gen Verbandes begrenzt sind, und um zunächst erheblich stärker als der „Tropfen auf den heißen möglichst viele hochwertige Flächen wenigstens Stein“, denn es handelt sich vielfach um die öko- vorläufig zu sichern. Derzeit haben wir 49 ha Flä- logischen Kernbereiche mit der entscheidenden chen angepachtet, für weitere rund 115 ha besteht Fähigkeit, die Biodiversität auch in einem größe- eine Pflegevereinbarung. Den Löwenanteil bilden ren Umfeld zu steigern. Erfolge bei der Erhaltung 6 dabei Feucht- und Nasswiesen. Erst seit etwa 10 höchst seltener Pflanzenarten und die Rückkehr Jahren ist es uns verstärkt möglich, besonders bzw. Bestandserholung von augenfälligen Leitar- wertvolle Grundstücke auch anzukaufen. ten wie Weißstorch, Biber und Eisvogel bestärken uns beim durchaus hoffnungsvollen Kampf gegen den Artenrückgang und für eine flächendeckend 3 | Feuchtwiese des BN im Juli-Aspekt 4 | Streuobstwiese 5 | Biotoppflege im Taubertal 6 | Trollblumenwiese umweltverträgliche Landbewirtschaftung. 4 7 | Weißstörche 7 16 17 Änderungen in der Landnutzung

In den Kulturlandschaften Mitteleuropas wurde Intensivierung Nutzungsaufgabe um ca. 1850 ein vorläufiges Optimum an Arten- und Lebensraumvielfalt erreicht. Verursacht durch Diese standörtlichen Diversifizierungen sind Die rein ökonomisch orientierten Änderungen eine großflächige Industrialisierung und Rationa- mittlerweile hauptsächlich durch fossilen in der Landwirtschaft führen jedoch auch zum lisierung der Landnutzung, hat sich diese Vielfalt Fremdenergieeinsatz (Kraftstoff, Handelsdünger) Gegenteil, nämlich der Nutzungsaufgabe. In jedoch seit 1950 dramatisch reduziert. Seit dem und – vielfach übersehen – durch erhebliche „Grenzertragslagen“, wie engen Bachtälern,

frühen Mittelalter hatten unsere Vorfahren die Mengen an Futtermittelimporten weitreichend 11 Steilhängen, Streuobstflächen und in Waldni- noch weithin geschlossenen Waldbestände mit- nivelliert. Verschärft durch einseitige Fruchtfolgen schen eingeschobenen kleinen Feldern, wird die hilfe ihres Weideviehs zunehmend aufgelichtet. sind heute die Nährstoffüberschüsse in unserer Nutzung häufig ganz aufgegeben. Das ist nicht Ausgehend von den siedlungsnahen Gunststand- Agrarlandschaft eine der Hauptursachen für den in jedem Fall ein Nachteil, die sich natürlich orten wurden für den Ackerbau geeignete Flächen drastischen Rückgang zahlreicher Arten. entwickelnden Übergangsstadien sind häufig nach und nach unter den Pflug genommen. Dabei ökologisch wertvoll. Gerade die landwirtschaftli- fand über Jahrhunderte hinweg ein kontinuier- Hinzu kommt die immer großflächigere, einheit- chen Grenzertragslagen sind jedoch auch Garant licher Stofftransport weg von den Streuwiesen, liche Bewirtschaftung mit Großmaschinen, die für ökologische Vielfalt, viele bei uns heimische Wald- und Hutweiden über die Ställe in Richtung entsprechende Feldgrößen ohne störende Hin- Arten benötigen regelmäßige Nutzungen – oder der eher hofnahen Äcker statt. Dünger war kost- dernisse erfordert. Viele ursprünglich vorhandene 12 als Ersatz Biotoppflegemaßnahmen. bar und wurde dementsprechend bedarfsgerecht Biotopstrukturen, wie z. B. Hecken, Feldraine, eingesetzt. Obstbäume, Böschungen, Hohlwege, Gräben und Mulden, wurden daher beseitigt. Hierdurch konnten sich in jeder Gemarkung deut- 8 | Silagegewinnung mit schwerem Gerät liche Intensitäts- und Nutzungsgefälle ausprägen, 9 | Biozideinsatz in der Landwirtschaft die – zusätzlich zu den natürlichen Standort- 10 | Dorf- und Feldflur im Altmühltal unterschieden – die Ansiedlung einer vielfältigen 11 | kleingliedrige Feldflur bei Schönbronn (1989) 12 | umgebrochene Talwiese Tier- und Pflanzenwelt ermöglichten. Naturschutz 13 13 | Agrarsteppe war ein Nebenprodukt der extensiven Landbewirt- schaftung, ohne dass diese Leistungen honoriert wurden.

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18 19 Feuchtwiesen – Naturparadiese auf moorigem Grund 18

Die früher auch in Stadt und Landkreis Ansbach 14 Doch damit beginnt die eigentliche Arbeit erst: Die Streu- und Nasswiesen des Bund Naturschutz weit verbreiteten feuchten, nassen oder gar Um den unterschiedlichen Bewohnern der Feucht- sind heute überregional bedeutsame Rückzugs- moorigen Wiesen entstanden durch die landwirt- wiesen einen optimalen Schutz zu bieten, erfolgt gebiete und vielfach als Naturschutzgebiet aus- schaftliche Nutzung quelliger Standorte. eine besonders schonende Pflege. Jegliche Dün- gewiesen. Früher verbreitete Arten wie Trollblume gung ist tabu, und moderne Kreiselmähwerke und Fettkraut, Sumpfhornklee-Widderchen und Und zwar nicht nur in feuchten Tälern, sondern müssen draußen bleiben. Stattdessen werden Moorfrosch finden hier ihre letzten, oft an einer vielfach auch an Hängen und auf Hochflächen. Messerbalken-Mähwerke eingesetzt, vor denen Hand aufzählbaren Wuchsorte und Lebensräume. Weil sie ungedüngt blieben und teils nur einmal Tiere leichter flüchten können. Die Mahd erfolgt Die Mehlprimel hat in Mittelfranken überhaupt nur im Herbst zur Einstreu gemäht wurden („Streu- seltener und jahreszeitlich später als auf Nutzwie- auf Pflegeflächen des Bund Naturschutz überlebt. 15 wiesen“), stellte sich eine große Vielfalt an Pflan- sen. Um auch mahdempfindlichen Bewohnern An allen anderen Wuchsorten ist sie seit den zen, Vögeln, Schmetterlingen und Heuschrecken eine Chance zu geben, wird meist nur mosaikartig 1950er Jahren ausgestorben. ein. Viele Arten mit natürlichen Vorkommen im gemäht, das heißt, wechselnde Teile der Wiesen Bergland oder in großen Moorgebieten konnten bleiben jeweils stehen. Niemals wird das Mähgut dadurch ihre Lebensräume stark ausdehnen. sofort entfernt, deshalb können Kleintiere sich in nicht gemähte Bereiche zurückziehen und Mit der modernen Landnutzung änderte sich dies Pflanzen noch ihre Samen auswerfen. Besonders schlagartig: Innerhalb weniger Jahrzehnte ging ein empfindliche Flächen werden per Hand abge- Großteil der früheren Feuchtwiesen durch Entwäs- 16 räumt – für manche Helferinnen und Helfer eine serung, Aufforstung und Teichbau verloren. Der willkommene Abwechslung vom Büroalltag. Naturschutz versucht seitdem gezielt, die Reste 20 zu schützen. Stadt und Landkreis Ansbach bilden hierbei in Nordbayern einen Schwerpunkt. Der 14 | BN-Streuwiese Rappelach 15 | Kiebitz Bund Naturschutz betreut hier bislang 235 Nass- 16 | Sibirische Schwertlilie 17 | Rappelach bei wiesen mit einer Gesamtfläche von 164 ha. Rund 18 | Nasswiese mit Schwertlilien bei Münchzell 66 ha davon wurden mittlerweile mit Spenden- 19 | Streu abräumen in Handarbeit 20 | Sechsfleck-Widderchen 21 | Schüler des Gymnasiums Dinkelsbühl helfen mit geldern und staatlicher Unterstützung erworben 22 | Prachtnelke und damit dauerhaft gesichert.

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20 21 Feuchtwiesen – die schönsten Flächen

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Streuwiesen am Rohrweiher Brühlwiese bei Berbersbach Oberdachstetten Dietenhofen

Rothenburg Rothenburg Colmberg Nahe dem Sonnensee in der Gemeinde Flachslan- Die Brühlwiese wurde bereits 1979 als erste Flä- Heilsbronn den liegt eine unserer ältesten und wertvollsten Ansbach che im Landkreis vom Bund Naturschutz gepach- Leutershausen Ansbach Pflegeflächen, der Rest eines früher ausgedehn- Schillingsfürst tet und seither betreut. Rings um ein kleines Schillingsfürst Neuendettelsau ten Streuwiesengebietes. Quellmoor liegen Streu-, Nass- und Feuchtwiesen, Wolframs- Herrieden Wolframs- Eschenbach Eschenbach die so stark vernässt sind, dass eine „normale“ Burgoberbach In der Nachkriegszeit diente das Flachmoor als landwirtschaftliche Nutzung nicht möglich war. Schnelldorf Jungviehweide, danach fiel es brach, wurde Versucht wurde das schon, aber die Entwässe- Feuchtwangen Bechhofen entwässert und begann zu verbuschen und zu rungsmaßnahmen blieben ohne den gewünschten

verschilfen. 1978 wurde mit der dringend nötigen Dinkelsbühl Erfolg. Auch die Pflege ist nicht einfach bei so Dinkelsbühl Entbuschung und Mahd begonnen, zunächst von starker Vernässung. Und so wurde die Brühlwiese damals noch jugendlichen Naturschützern mit Wassertrüdingen bis vor wenigen Jahren ganz überwiegend mit der Wassertrüdingen Sensen. Zwei Jahre später ermöglichte dann der Handsense gemäht – auch um die Pflege mög- erste BN-Balkenmäher eine mosaikartige Mahd lichst bodenschonend zu gestalten. Das Abräu- auf ganzer Fläche, die sich bis heute bewährt hat. men der Streu erfolgt nach wie vor per Hand. Von Wegen des bodenlosen Grundes können beim 2005 konnten wir drei angrenzende Teiche erwer- freiwilligen Helferinnen und Helfern herausgetra- Die angrenzende größere Wiese steht ebenfalls im Abräumen des Mähgutes keine Maschinen ein- ben. Sie unterliegen nun keiner Nutzung mehr gen wird es auf Ladewagen aufgeladen und zur Eigentum der Kirchenstiftung und gesetzt werden – es ist also Handarbeit gefragt. und bieten Grau- und Silberreihern, Eisvögeln und Kompostierung auf einen Biohof nach Büchelberg wird von einem Landwirt pfleglich genutzt. Beide An freiwilligen Helfern/innen mangelt es dabei Tauchern ein kleinfischreiches und gleichzeitig gebracht. werden über das Landschaftspflegeprogramm jedoch nicht. Persönlich vom Gebietsbetreuer ungestörtes und konfliktfreies Refugium. gefördert. Durch die späte Mahd ohne Düngung angesprochen versammeln sich jeden Herbst 30 Eine besonders wirkt die noch landwirtschaftlich genutzte Fläche bis 50 zupackende Hände, um die Streu aus dem Die Streuwiesen sind gesetzlich geschützt und schonende Pflege gleichzeitig als Schutzgürtel und Ausbreitungs- Moor herauszutragen und aufzuladen. äußerst empfindlich. Sie sollten nicht betreten ist notwendig möglichkeit für die Arten der empfindlichen Kern- werden. Die besten Beobachtungsmöglichkeiten auf einer nach fläche. Da auch in früherer Zeit niemals eine intensive bietet ohnehin der angrenzende Dammweg des Naturschutzge-

Nutzung der wechselnassen Pfeifengraswiesen Sonnensees. sichtspunkten so 25 Die Brühlwiese ist seit 1989 ein „Geschützter und Flachmoore stattgefunden hat, konnten wertvollen Wiese. Landschaftsbestandteil“, wegen der empfindli- sich dort zahlreiche „Eiszeitrelikte“ und gegen Die reichhaltige Flora enthält 30 wertgebende und chen Vegetation besteht ein Betretungsverbot. Frühmahd empfindliche Bewohner halten, dar- 23 Rote-Liste-Arten, darunter Trollblume, Nattern- Von der vorbeiführenden Straße aus bestehen unter allein fünf Orchideenarten, Fettkraut (eine zunge, Färber-Scharte, Davallsegge, Sibirische aber gute Beobachtungsmöglichkeiten. insektenfressende Pflanze), Prachtnelke und Schwertlilie und Sumpf-Herzblatt. An besonderen Sumpf-Herzblatt. 2010 wurden insgesamt 43 Tierarten kommen Sumpfwiesen-Scheckenfalter, seltene Pflanzenarten gefunden, dazu empfind- Sumpfhornklee-Widderchen, Dunkler Wiesen- liche Tierarten wie Baldrian-Scheckenfalter, knopf-Ameisenbläuling, Sumpf-Grashüpfer, gele- Sumpfschrecke, Moor- und Laubfrosch. Beson- gentlich auch Bekassine und Wiesenpieper vor.

ders erfreulich: So manche seltene Art konnte 27 sich inzwischen wieder ausbreiten und nutzt nun 24 auch angrenzende Gemeindewiesen, die eben- falls ungedüngt bleiben und schonend gemäht werden. 26

23 | Orchideenblüte am Rohrweiher 24 | Biotoppflege 2010 25 | Herbstzeitlose 26 | Sumpf-Grashüpfer 27 | Brühlwiese bei Berbersbach 22 23 Feuchtwiesen – die schönsten Flächen

Naturschutzgebiete Streuwiesen bei Sachsbach Oberdachstetten Oberdachstetten Heglauer Wasen und Kappelwasen Dietenhofen Dietenhofen

Rothenburg Colmberg Rothenburg Colmberg Eines unserer wertvollsten Schutzgebiete liegt Heilsbronn Heilsbronn Heglauer Wasen und Kappelwasen liegen am Leutershausen Ansbach bei Sachsbach in der Gemeinde Bechhofen. Auf Leutershausen Ansbach Rande der weiten Feuchtwiesenlandschaft des Schillingsfürst etwa 5 ha Fläche werden hier quellige Nasswie- Schillingsfürst Neuendettelsau Neuendettelsau oberen Altmühltales. Sie bestehen vor allem aus sen, Pfeifengras-Streuwiesen, Borstgrasrasen und Herrieden Wolframs- Herrieden Wolframs- Eschenbach Eschenbach Niedermooren, Pfeifengraswiesen und Nasswie- Burgoberbach feuchte Hochstaudenfluren gepflegt. Der nähr- Burgoberbach sen. Ein Teil der rund 17 ha geschützten Fläche Schnelldorf stoffarme Untergrund und die früher sehr exten- Schnelldorf ist Eigentum des BN und des Landesbundes für Feuchtwangen sive Nutzung ermöglichen das Vorkommen von Feuchtwangen Bechhofen Bechhofen Vogelschutz, der Rest gehört Landkreis, Kirchen- Pflanzen, die auf Düngung empfindlich reagieren.

gemeinden und Kommunen. Dinkelsbühl Beispiele sind Weicher Pippau, Natternzunge, Dinkelsbühl Niedrige Schwarzwurzel und Floh-Segge. Die Naturschutzgebiete beherbergen eine heraus- Wassertrüdingen Insgesamt wurden im Jahr 2010 von Botanikern Wassertrüdingen ragende Pflanzenwelt mit Sumpfdreizack, Fieber- 32 seltene Pflanzenarten gefunden. klee und Sibirischer Schwertlilie, Floh-Segge und Fleischfarbenem Knabenkraut. An anspruchsvollen Tierarten kommen Sumpf- Seit 1980 werden deshalb Teilbereiche wieder wiesen-Scheckenfalter, Wiesenpieper und Sumpf- 2002 wurde die Streuwiese als „Geschützter gemäht. Die Mahd erfolgt inzwischen mit einem Grashüpfer vor. Landschaftsbestandteil“ ausgewiesen und ist Spezialgerät. Das Schnittgut wird mit leichtem damit nun auch gesetzlich geschützt. Die Blüten- Ladewagen oder als Pressballen geborgen, aus Die „Streuwiesen“ gehen zurück auf früher große, vielfalt kann bequem von zwei Wegen am Ober- den nassesten Bereichen von freiwilligen Hel- artenreiche Extensivweiden im Gemeineigentum. und Unterrand genossen werden, ein Betreten der fern und Praktikanten per Hand. Diese Pflege ist Die traditionelle Weidenutzung wurde in der Nach- empfindlichen Streuwiese ist für Besucher also erfolgreich – erkennbar daran, dass die meisten kriegszeit aufgegeben. Intensive Düngung und nicht nötig. schutzwürdigen Arten bis heute erhalten werden jahreszeitlich frühe Mahd führten nach und nach konnten. Einige haben sich sogar erfreulich aus- zu einem erheblichen Artenschwund, der beim 28 30 gebreitet. Bund Naturschutz die Alarmglocken schrillen ließ. Zum Glück konnte der wertvollste Wiesenstreifen Die Wasen bilden einen wichtigen Teil des Wie- Die beiden Gebiete wurden 1977 als erste Natur- 1981 gepachtet werden, über die Jahre kamen wei- senbrütergebietes. Großer Brachvogel und Ufer- schutzgebiete im Landkreis Ansbach ausge- tere hinzu. Im Jahr 2000 nutzte der Bund Natur- schnepfe sind hier anzutreffen, ebenso Kiebitz wiesen. Wegen ihrer Empfindlichkeit besteht schutz die Neuverteilung der Flurbereinigung, um und Wachtelkönig, Grauammer und Wiesenpieper. ein Betretungsverbot. Besucher sollten deshalb die Streuwiese und zahlreiche umgebende Par- Auch das Insektenleben ist reichhaltig: Große unbedingt auf den Wegen bleiben. zellen zu erwerben. Bei der jetzigen Flächengröße Goldschrecke, Baldrian-Scheckenfalter und Amp- werden Umlandeinflüsse wirksam abgepuffert. fer-Grünwidderchen sind heimisch. Das Moor-Wie- Indem die Ränder früher und häufiger gemäht wer- senvögelein, eine Tagfalterart, hat hier eines von den, können eingetragene Nährstoffe abgefangen nur noch drei(!) Vorkommen in ganz Nordbayern. werden, bevor sie die empfindliche Kernfläche erreichen. Um Kleintiere zu schonen, erfolgt die Wegen ihrer Vernässung durch Quellaustritte Mahd der Streuwiesen räumlich und zeitlich diffe- waren die Gebiete von jeher nur extensiv als Rin- renziert. Aus den empfindlichsten Bereichen wird der- oder Schafweide bzw. zur Streumahd nutz- die Streu per Hand abgeräumt. bar. Um 1960 fielen sie brach. Die reichhaltige Tier- und Pflanzenwelt war akut gefährdet, denn 29 31 ohne Mahd oder Beweidung kommt es schnell 28 | Naturschutzgebiet Heglauwasen zur Verstaudung und Verbuschung. 29 | Moor-Wiesenvögelein 30 | Orchideenwiese des BN bei Sachsbach 31 | Sumpfwiesen-Perlmuttfalter 24 25 34

Wiesenbrüter und Weißstorch

Der Wandel von der Natur- zur Kulturlandschaft Nutzungsvielfalt. All dies sorgte dafür, dass ein 30 ha angekauft. Hier wird nicht nur auf Düngung brachte für viele Tierarten zunächst Vorteile. So Wiesenvogel nach dem anderen auf der Roten verzichtet und spät gemäht. Auch eine differen- fanden Vogelarten wie Brachvogel, Kiebitz und Liste landete – und Naturschutzverbände neue zierte Mahd mit Frühmahd- und Brachstreifen ist Uferschnepfe in Feucht- und Nasswiesen ein deut- Wege suchten, um den Niedergang zu stoppen. möglich und vor allem die Wiederherstellung von lich besseres Nahrungsangebot vor als in Hoch- Der Bund Naturschutz setzte sich auch auf poli- Flutmulden, wie sie unsere Auenwiesen früher mooren – sie wurden zu „Wiesenbrütern“. Auch tischer Ebene für einen Vertragsnaturschutz ein, prägten. Hier bleibt das Wasser länger stehen, so leichte Düngung förderte sie, denn davon profi- wie ihn z. B. das „Wiesenbrüterprogramm“ bietet: dass Wiesenbrüter auch in Trockenperioden im tierten bodenbewohnende Kleintiere, ihr Beute- Landwirte werden gefördert, wenn sie ihre Wiesen Boden stochern und ausreichend Nahrung finden tiere. Für den Weißstorch stellten die Menschen nicht düngen und vor allem erst dann mähen, können. Zudem ist der Bewuchs schütterer, für in Form von Gebäuden zusätzlich auch noch ideal wenn die Jungen von Kiebitz und Brachvogel die noch nicht flugfähigen Jungvögel eine große 35 anfliegbare und zudem gut gegen Fressfeinde bereits flügge sind und vor den Maschinen flüch- Erleichterung. geschützte Brutplätze zur Verfügung. ten können. Die bunten Auenwiesen des Bund Naturschutz Doch mit der modernen Landwirtschaft wendete Den besten Schutz aber bieten eigene Wiesen, fallen auf: Meist sind sie die blütenreichsten, sich das Blatt wieder: Entwässerung, Verfüllung die ausschließlich zu Naturschutzzwecken feuchtesten und strukturreichsten weit und breit. von Flutmulden, immer größere Flächen, frühere, gemäht werden. Deshalb haben wir im Altmühl-, Kein Wunder, dass hier in großer Zahl Pflanzen häufigere und mit Großmaschinen schnellere Wörnitz- und Wiesethtal bisher insgesamt gedeihen, die auf den intensiv bewirtschafteten Mahd, intensive Düngung und immer geringere 23 Wiesenparzellen mit einer Gesamtfläche von Nachbarparzellen längst verschwunden sind.

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32 | Altmühlwiese des BN bei Neunstetten 33 | Weißstorch 34 | Blütezeit auf der Orchideenwiese 35 | vom BN angelegte Flutmulde 36 | Wörnitz-Aue 32 37 | Großer Brachvogel

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26 27 Tiere und Pflanzen in Nass- und Moorwiesen

Trollblume Sumpfschrecke Bekassine „Pfingstknöpfe“, wie die Trollblumen volkstümlich Eine der größten heimischen Heuschreckenarten Ein Schnepfenvogel, den man häufiger hört als man genannt werden, waren früher ganz normale und mag es gerne nass: Ihre Eier können sich nur dort ihn zu Gesicht bekommt. Denn durch seine Farbe deshalb häufig auch in Blumensträußen verwen- entwickeln, wo der Boden so richtig durchweicht Breitblättriges Knabenkraut ist er hervorragend getarnt. Beim Revierflug aber dete Pflanzen. Das ist lange her: Düngung und ist. Wo Wiesen entwässert werden, funktioniert Diese schöne Orchidee ist die „Charakterblume“ verrät er sich. Seine seitlichen Schwanzfedern sind frühe Mahd haben dazu geführt, dass die schöne das nicht mehr. Wo aber Nasswiesen erhalten und unserer wechselfeuchten Naturschutz-Wiesen. zu einer Art „Stimmorgan“ umgewandelt und erzeu- Blume heute selten geworden ist. Auf den unge- Flutmulden neu angelegt werden, fühlt sich die Wo Nasswiesen gepflegt werden, ohne dass eine gen ein vibrierendes Geräusch, das wie ein Meckern düngten Nasswiesen des Bund Naturschutz findet attraktive Schrecke pudelwohl. Düngung erfolgt, kann sie große Bestände bilden. klingt. So ist der volkstümliche Name „Himmels- sie dagegen noch was sie braucht und dankt es Bei Sachsbach, Berbersbach und Kettenhöfstet- ziege“ entstanden. Dieses Meckern ist allerdings uns mit großen Beständen, die das Herz jedes ten sind durch die Arbeit des Bund Naturschutz nur noch selten zu hören. Denn Entwässerung, Dün- Naturfreundes höher schlagen lassen. wieder Orchideen-Vorkommen entstanden, deren gung und frühe Mahd der Nasswiesen haben die Stückzahl in die Tausende geht. Bekassine an den Rand der Ausrottung gebracht.

Fettkraut Mehlprimel Mädesuß-Perlmuttfalter Eine der seltensten Pflanzen in Franken ist Diese in den Alpen häufige Pflanze hat in Franken Ausgedehnte Mädesüß-Bestände, die über den Sumpf-Stendelwurz das fleischfressende – oder besser – insekten- ein übles Schicksal ereilt. Während der Eiszeit Winter stehen bleiben, sind der Lebensraum Erst von Juni bis August blüht der Sumpf-Stendel- fressende Fettkraut. Es benötigt quellig-nasse bei uns eingewandert, hat sie Jahrtausende über- dieses Falters. Wo vollständig gemäht wird, gehen wurz. Bis zur Samenreife wird es oft September – Wuchsorte, die zudem nur sehr lückig bewachsen lebt. Erst die intensive Wiesennutzung hat ihr auch all seine Eier verloren. Deshalb profitiert er ein Dilemma für eine der schönsten heimischen sind und deshalb bis zum Boden besonnt werden. den Garaus gemacht. Noch in den 1950er Jahren in besonderem Maße vom „Mähmosaik“ auf den Pflanzen. Denn sie braucht eine Mahd, aber diese Dort bildet das Fettkraut eine Rosette, die eng waren Dutzende von Fundorten bekannt, z. B. am Flächen des Bund Naturschutz, auf denen fast darf erst sehr spät im Jahr erfolgen. In der Land- dem Untergrund anliegt. Entwässerung, Auffül- Scheerweiher. Heute existieren gerade noch drei stets ein Teil des Bewuchses ungemäht bleibt. wirtschaft gibt es einen solchen Nutzungsrhyth- lung, Düngung und Aufforstung haben die meis- Vorkommen in Franken, alle drei auf Naturschutz- mus aber nicht mehr – ein typischer „Pflegefall“ ten Wuchsorte zerstört – der Bund Naturschutz flächen. Um eines der Vorkommen kümmert sich also. schützt und pflegt die letzten Vorkommen. seit über 30 Jahren erfolgreich die Kreisgruppe Ansbach des Bund Naturschutz. 28 29 Biotoppflege – von der Sense zum Spezialmähfahrzeug

Oktober 1979: An einem Samstag treffen sich in 38 So werden die Biotopflächen des Bund Natur- 1950er Jahren aussterbende landwirtschaftliche der Nähe von Buch am Wald etwa 15 junge Leute schutz beispielsweise schon immer ausschließ- Nutzung nach. Wegen ihrer großen Bedeutung mit Gabeln, Sensen und Rechen. Als sich der Mor- lich mit Busatismähwerken gemäht. Das Prinzip für den Landschafts- und Biotopschutz werden gennebel lichtet, erkennt man ihr seltsames Tun: der gegenläufigen Mähmesser ist am kleintier- diese Biotoppflegemaßnahmen vom Bayerischen Die jahrelang brach liegende, landwirtschaftlich und bodenschonendsten, und dennoch erzielt Umweltministerium aus dem Landschaftspflege- „unnütze“ Nasswiese war teils mit Sensen und man damit eine gute Flächenleistung. Das Spezi- programm gefördert. teils mit einem Schlepper aus den 1950er Jahren algerät passt sich dem Geländerelief bestmöglich gemäht worden. Nun wird das Mähgut abgeräumt an und ist leicht und wendig. Die Mahd erfolgt und auf einen Ackerwagen aufgeladen. nicht geradlinig und vollständig. Vielmehr werden 39 bewusst und entsprechend den aufgestellten Pfle- Dies war der Beginn der bayernweit beispielhaften geplänen Altgrasinseln oder Randstreifen mosaik- Biotoppflegearbeit des Bund Naturschutz in Stadt artig stehen gelassen, um die Strukturvielfalt zu und Landkreis Ansbach. Viele Flächen kamen in erhöhen und mahdempfindliche Arten zu scho- den folgenden Jahren hinzu, ebenso viele aktive nen. Das Mähgut bleibt mehrere Tage liegen, so Helferinnen und Helfer. Werkzeug brachten die dass sich die meisten Kleintiere vor der Streuernte Leute selbst mit, der Bund Naturschutz verfügte in ungemähte Bereiche zurückziehen können. noch über keine Infrastruktur. Was so beschei- Soweit die Flächen mit Maschinen befahrbar sind, den begann, hat sich in über 30 Jahren Schritt erfolgt die Bergung mittlerweile fast ausschließ- für Schritt zu einer Erfolgsgeschichte entwickelt. lich mit einer speziellen Rundballenpresse. Diese Motorsensen, Balkenmäher, Schlepper, Kipper, Art der Mähgutkomprimierung und -bergung hat Ladewagen wurden angeschafft. Weil die Arbeit viele Vorteile: Das manchmal enge Zeitfenster Die landwirtschaftliche Nutzung wurde mitt- allein ehrenamtlich schon ab Mitte der 1980er kann optimal genutzt werden. Das Volumen und lerweile auch im Grünland massiv intensiviert. Jahre nicht mehr zu bewältigen war, setzte die damit der Straßentransportaufwand werden Insbesondere der sehr frühe Silageschnitt hat ver- BN-Kreisgruppe hierfür über viele Jahre Zivis und bestmöglich reduziert. Und in Ballenform ist heerende ökologische Folgen. Das großflächige, 40 Praktikanten ein, zeitweise gab es auch Arbeits- eine Verwertung sowohl zu Futter- und Einstreu- schnelle Mähen mit Kreiselmähwerken und einer

beschaffungsmaßnahmen. Seit etwa 10 Jahren 41 zwecken in der Tierhaltung oder auch in einer Arbeitsbreite bis zu 12 Metern vernichtet einen trat gegenüber der Anfangszeit ein starker Wandel speziellen Biogasanlage (Trockenfermentierung) Großteil aller Kleintiere. Großmaschinen verdich- ein: Die Handarbeit wurde weniger, die Technik flexibel möglich. Die Handarbeit reduziert sich auf ten den Boden. Kleinststrukturen wie Mulden umfangreicher. Das begründet sich zum einen besonders sensible, z. B. moorige Flächen oder und Grenzgräben gelten als Bewirtschaftungs- mit einer geringeren Zahl einsetzbarer Aktiver. Teilbereiche, die nicht befahrbar sind. hindernisse und werden oft beseitigt. Drainagen Zum anderen wurden viele Flächen in den letzten schaffen einheitliche Feuchteverhältnisse. Immer Jahrzehnten durch Witterungs- und Kimawandel Die ökologisch ausgerichtete Pflegemahd bewirkt, größere Gewanne werden zeitgleich gemäht, so trockener, und es gibt mittlerweile brauchbare, dass der Fläche Biomasse und damit Nährstoffe dass innerhalb weniger Tage ganze Talräume aller schonende Technik für die Biotoppflege. entzogen werden. Nur so können blüten- und Blüten, Strukturen und Rückzugsmöglichkeiten dadurch auch insektenreiche, magere Wiesen beraubt werden. Anschließend wird mit Gülle 38 | Blumenwiese am Lerchenbergshof erhalten und weiterentwickelt werden. Die Mahd oder Kunstdünger stark aufgedüngt, damit wenige 39 | Streuwiesenpflege mit Schulklasse 40 | Hutungspflege im Naturschutzgebiet Cadolzhöfer Hut erfolgt je nach Aufwuchs und Arteninventar Wochen später der nächste Schnitt erfolgen kann. 41 | Spezial-Mähgerät des BN im Einsatz ein- bis zweimal jährlich zwischen Ende Juni und Diese Art der Grünlandbewirtschaftung vertragen Oktober. Selbstverständlich unterbleibt jegliche nur wenige Grasarten, alle anderen Pflanzen- und Düngung. Letztendlich ahmt die Wiesenpflege des Tierarten werden verdrängt. So findet im Lauf der Bund Naturschutz eine traditionelle, aber seit den Jahre eine dramatische Artenverarmung statt.

30 31 45 Magerrasen – bunte Vielfalt an steilen Hängen

Die Talhänge und flachgründigen Kuppen 42 Deshalb sind weitergehende Aktivitäten der des Keupergebietes blicken auf eine lebhafte Naturschutzverbände vonnöten: Zunächst müssen Geschichte zurück. Je nach gerade vorrangigen die Hutungen entbuscht und teils gemäht werden, Bedürfnissen der Menschen wurden dort Wiesen, damit Schafe sie überhaupt wieder beweiden Weinberge oder Streuobstbestände angelegt. In können. Auch das Ringen um ausreichend breite Notzeiten wurde sogar mühsam und wenig ertrag- Triebwege im Rahmen der früheren Flurbereini- reich Ackerbau betrieben. Doch seit nunmehr gungsverfahren war ein wichtiges Engagement, über einem Jahrhundert hat sich eine Nutzung denn die Schafherden müssen ja von Hutung zu durchgesetzt, die unsere Landschaft bis heute Hutung gelangen, ohne den Verkehr zu gefährden maßgeblich prägt: die Hüteschäferei. Früher war oder Schaden an Äckern anzurichten. 46 Weidefläche knapp und die Schafe ließen keinen Halm stehen. Und die Schäfer sorgten mit ihrer 43 Genauso wichtig ist die Unterstützung von Ver- Schippe dafür, dass Disteln und Gebüsche keine marktungsprojekten wie „Frankenhöhelamm“ und Chance hatten. „Hesselberglamm“. Regelmäßig werden natur- kundliche Führungen zu den wegen ihrer Enziane So entstanden große offene, ungedüngte Mager- und Orchideen beliebten Magerrasen angeboten rasen mit einer großen Vielfalt an Pflanzen. Diese und die zahlreich teilnehmenden Besucher deut- mussten den häufigen Verbiss durch Schafe ent- lich darauf hingewiesen, dass die Erhaltung ihrer weder aushalten oder sich mittels sehr niedrigem Lieblingspflanzen vor allem vom Verbraucherver-

Wuchs, Dornen, Stacheln, Giften oder schlechtem halten abhängt. Nach den Wanderungen angebo- 47 Geschmack vor dem Gefressen-Werden schützen. tene leckere Lammbratwürste, Schaf- und Ziegen- Zu diesen „Weideunkräutern“ gehören so attrak- käsespezialitäten und dazu Streuobst-Apfelsaft tive Arten wie Silberdistel, Frühlings-Enzian und Wegen der Pflanzenvielfalt und der guten Beson- sind dabei unschlagbare Argumente. Thymian. nung der kurzgefressenen Magerrasen findet hier auch eine Vielzahl wärmeliebender Tiere Lebens- Derzeit betreut der Bund Naturschutz 39 Mager- raum, darunter Zauneidechse und Schlingnatter, rasen mit einer Gesamtfläche von 37 ha, so im seltene Tagfalter, Heuschrecken und Wildbienen, Naturschutzgebiet bei Cadolzhofen und Käfer, Schwebfliegen und Spinnen. Vögel, wie der im Biberttal. Baumpieper können am Boden brüten, der Wende- hals in Höhlen der häufig vorhandenen Obstbäume oder der Neuntöter in Gebüschen.

Aber diese Vielfalt ist gefährdet! Hüteschäferei lohnt heute kaum mehr, weil viele Menschen 48 Lammfleisch völlig zu Unrecht meiden, weil billi- 44 ges Importfleisch z. B. aus Neuseeland die Preise drückt und weil der Ertrag für die Wolle nicht einmal mehr die Scherkosten deckt. Auch deshalb lernen immer weniger junge Menschen das Schäferhand- werk, die Hutungen verfilzen und verbuschen. Dagegen hilft auch ihr gesetzlicher Schutz nichts.

42 | Weinleite bei Obernbibert 43 | Hüteschäferei erhält Halbtrockenrasen 44 | Zauneidechse 45 | Halbtrockenrasen am Hesselberg 46 | Pflegeeinsatz an der Stolzmühle 47 | Küchenschelle 48 | Magerrasen am Hesselberg-Südhang 32 33 Magerrasen – die schönsten Flächen

„Schmetterlingshang“ Streuobstwiese Schillingsfürst Oberdachstetten Oberdachstetten an der Stolzmühle Dietenhofen Dietenhofen Rothenburg Rothenburg Colmberg Der Frankenhöhe-Anstieg zwischen Wettringen Colmberg Heilsbronn Heilsbronn An den Hängen des Biberttales pflegt der Bund Leutershausen Ansbach und Endseer Berg ist eine der reichhaltigsten und Leutershausen Ansbach Naturschutz die wichtigsten verbliebenen Hutun- Schillingsfürst attraktivsten Landschaften Frankens. Besonders Schillingsfürst Neuendettelsau Neuendettelsau gen, so auch bei Stolzmühle in der Gemeinde Die- die sonnenverwöhnten Keuperhutungen um Schil- Herrieden Wolframs- Herrieden Wolframs- Eschenbach Eschenbach tenhofen. Die südexponierten Talhänge der Bibert Burgoberbach lingsfürst haben schon so manchen weit gereisten Burgoberbach mit ihren schweren Böden sind landwirtschaftlich Schnelldorf Naturfreund nachhaltig beeindruckt. Schnelldorf kaum nutzbar. So war Hüteschäferei früher weit Feuchtwangen Feuchtwangen Bechhofen Bechhofen verbreitet und eine wichtige Nutzungsform. Sie 51 52

prägte eine Landschaft wie aus dem Bilderbuch, Dinkelsbühl Dinkelsbühl „original Frankenhöhe“. Wassertrüdingen Wassertrüdingen

Ihre geringe Größe machte die Hutungen im Biberttal unattraktiv, denn die Schäfer mussten lange und oft schwierige Wege zwischen den ein- zelnen Weideflächen gehen. So verschwand die Der Schmetterlingshang bei Stolzmühle besteht Diese Vielfalt bewohnt einen Hang, der zu steil Hüteschäferei im Biberttal schon in den 1950er aus Magerrasen, die eingebettet zwischen Wald ist für moderne Schlepper, aber zu schade zum Jahren. Die Hutungen vergrasten und verbuschten und Gebüschen liegen. Trotz seiner geringen Aufgeben. Deshalb wird er vom Bund Naturschutz zusehends. Um dies zu verhindern, begann der Größe von nur 1,3 ha weist er einen großen mit einem Bergmäher gepflegt, der das mühelos BN im Jahr 1982 zwei der wertvollsten Hutungen Artenreichtum auf. Weit über 100 Pflanzen wie Leider ist der Fortbestand dieser Vielfalt in Gefahr, schafft. Das Mähgut muss in schweißtreibender jährlich zu mähen. Dies erfolgt erst im Sommer, Gold-Distel, Wild-Apfel und Großes Schillergras denn sie basiert auf mehreren traditionellen Arbeit zum Hangfuß gebracht werden, von wo um das Pflanzen- und Tierleben so wenig wie wurden bisher festgestellt und mehrere Dutzend Nutzungsformen, die heute nicht mehr rentabel es abgefahren werden kann. Und natürlich blei- möglich zu schädigen. Das anfallende Material Tagfalterarten, darunter der Kleine Schlehen- betrieben werden können. Will die Gesellschaft ben Obstbäume auch dann noch stehen, wenn wird von der Ortsgruppe Dietenhofen des BN per Zipfelfalter und der Magerrasen-Perlmuttfalter. Schafhutungen, Magerwiesen und Streuobst sie keinen Ertrag im wirtschaftlichen Sinn mehr Hand abgeräumt – dabei beteiligen sich Helferin- Auch Heuschrecken sind artenreich vertreten. Sie erhalten, muss sie dafür finanziell aufkommen – abwerfen. Biologisch betrachtet sind sie selbst im nen und Helfer von Jung bis Alt. haben aber das Problem, dass ihre Vorkommen entweder direkt über das eigene Verbraucherver- abgestorbenen Zustand noch produktiv. Ersetzt an der Stolzmühle stark isoliert liegen. Damit sie halten oder indirekt über eine Förderung aus dem werden sie deshalb erst, wenn sie zusammenbre- im Biberttal weiterleben können, müssen künf- Steuersäckel. chen und die Pflege behindern würden. tig weitere Hangflächen im Umfeld gepflegt und damit als Magerrasen erhalten werden Naturschutzverbände können nur exemplarisch zeigen, dass eine Erhaltung der Bilderbuchland- schaft um Schillingsfürst möglich ist. Vom Früh- jahr bis zum Herbst findet sich hier reichhaltiges Leben: Zunächst legen Schlüsselblumen und mehrere Knabenkräuter, dann Türkenbund und Akelei und im Sommer schließlich Skabiosen und Echtes Labkraut einen bunten Blütenteppich aus. 49 Die Tierwelt steht dem an Reichhaltigkeit in nichts nach. Baumpieper und Grünspecht, Zauneidechse 53 49 | BN-Schmetterlingshang an der Stolzmühle und Blindschleiche sind hier ebenso zu finden wie 50 | Karthäuser-Nelke Plumpschrecke, Zwerg-Bläuling und Esparsetten- 51 | Brand-Knabenkraut Widderchen. 52 | Himmelblauer Bläuling 50 53 | BN-Streuobsthang bei Schillingsfürst

34 35 Magerrasen – die schönsten Flächen

Taubertalhänge Naturschutzgebiet Trocken- Oberdachstetten Oberdachstetten Dietenhofen rasenhutung bei Cadolzhofen Dietenhofen Rothenburg Rothenburg Eine große Besonderheit sind die steilen Mager- Colmberg Colmberg Heilsbronn Heilsbronn rasen im Taubertal. Schuld daran ist die Geologie: Leutershausen Ansbach Viele Hutungen in Mittelfranken werden geolo- Leutershausen Ansbach Die Tauber schneidet den harten Muschelkalk an Schillingsfürst gisch durch den Gipskeuper geprägt. Die Hang- Schillingsfürst Neuendettelsau Neuendettelsau und bildet dabei ausgesprochen steile Täler aus, lage der Hutungen begünstigte Erosion, so dass Herrieden Wolframs- Herrieden Wolframs- Eschenbach Eschenbach die sogenannten „Klingen“. An den Steilhängen Burgoberbach die Böden immer flachgründiger geworden sind. Burgoberbach kommt es zu extremer Sonneneinstrahlung. Und Schnelldorf Zudem herrscht ausgeprägte „Wechselfeuchte“, Schnelldorf weil durch das klüftige Gestein Niederschläge Feuchtwangen d. h. die Böden sind im Frühjahr zu nass und Feuchtwangen Bechhofen Bechhofen schnell abgeführt werden, wird Wasser häufig im Sommer zu trocken für landwirtschaftliche

knapp und die Bildung von Magerrasen dadurch Dinkelsbühl Nutzung. So sind Keuperhutungen vielmehr Dinkelsbühl begünstigt. Die typischen Steinriegel an den ideale Schafweiden. Die „Cadolzhöfer Hut“ in Flurstücksgrenzen sind ein Relikt des jahr- Wassertrüdingen der Gemeinde ist ein gutes Beispiel Wassertrüdingen hundertelangen Wein- und Ackerbaus. dafür, dass traditionelle Hüteschäferei auch heute noch vorbildlich funktionieren kann. Erst als sich der Wein- und Obstanbau an den Tau- berhängen nicht mehr lohnte, sind dort Wiesen sind noch in großer Zahl anzutreffen, ebenso Um eine optimale Beweidung weiterhin zu ermög- entstanden – überwiegend erst Anfang des 20. Libellen-Schmetterlingshaft, Verkannter Grashüp- lichen, ist es nötig, aufkommende Gebüsche Jahrhunderts. Die Wiesen werden nicht gedüngt fer und Westliche Beißschrecke. Das reiche Klein- zurückzuschneiden. Dies erfolgt bis heute in und erst im Sommer gemäht. So konnten sich tierleben wiederum ernährt Ringel- und Schling- aufwändiger Handarbeit, weil beim Einsatz von üppig blühende Magerwiesen mit einem Arten- natter genauso wie Baumpieper, Grauspecht und Mulchgeräten spitze Stummel der Dorngehölze reichtum entwickeln, der seinesgleichen sucht. Wespenbussard. zurückbleiben und die Weidetiere verletzten könn- ten. Eine Daueraufgabe für die Mitarbeiter und 55 Heute ist diese Vielfalt in hohem Maße bedroht: Das Taubertal ist von überragender Bedeutung freiwilligen Helfer des Bund Naturschutz! Wiesenmahd an den Tauberhängen ist harte für die Biodiversität und deshalb Teil des euro- Arbeit und unrentabel. Deshalb fallen immer mehr paweiten Netzes von Natura 2000-Gebieten und Die Schutzwürdigkeit der Cadolzhöfer Hut besteht Die Cadolzhöfer Hut ist seit 1985 als Naturschutz- Parzellen brach. Nur eine dauerhafte staatliche Europäischen Vogelschutzgebieten. Die meisten in ihren besonders großen und gut ausgeprägten gebiet und heute auch als Natura 2000-Gebiet Förderung und viele heimatverbundene Helfer Naturschönheiten können bequem und ohne „Enzian-Schillergras-Rasen“. Diese weisen beson- ausgewiesen. Naturbeobachtungen sind bequem können verhindern, dass aus Blumenwiesen Störungen zu verursachen von Wegen aus be- ders viele geschützte, gefährdete und seltene von Wegen aus möglich. dichter Wald wird. Seit Anfang der 1990er Jahre ist obachtet werden. Pflanzenarten wie Frühlingsenzian, Deutscher und diese Aufgabe beim Landschaftspflegeverband Fransen-Enzian auf. Hinzu kommen eine ganze Mittelfranken in guten Händen. Reihe seltener Heuschrecken-, Schmetterlings- und Vogelarten. Für Neuntöter, Wendehals und Dorngrasmücke bietet das Naturschutzgebiet ideale Brut- und Nahrungshabitate.

Der Bund Naturschutz beteiligt sich mit techni- scher Unterstützung und der Pflege mehrerer In den 1980er Jahren war die Cadolzhöfer Hut akut Eigentumsflächen bei Bettwar. Hiervon profitieren bedroht: Ein Teil wurde illegal aufgeforstet, große zahlreiche Orchideen-Arten, darunter Bienen-Rag- Flächen verbuschten zusehends. Es bedurfte wurz und Bocks-Riemenzunge. Die Artenzahl der 54 eines langen Kampfes, bis wenigstens eine Fläche 56 Schmetterlinge ist so hoch wie sonst nirgends im von 13,75 ha unter Schutz gestellt und ihre Pflege Landkreis. Thymian-Ameisenbläuling, Wegerich- sichergestellt werden konnte. Scheckenfalter und Veränderliches Widderchen 54 | Tauberhang des BN bei Bettwar 55 | Deutscher Enzian 56 | Cadolzhöfer Hut 36 37 Tiere und Pflanzen in Halb- und Kalktrockenrasen

Warzenbeißer Zauneidechse Quendel-Ameisenbläuling Frühlingsenzian Der Warzenbeißer ist eine Heuschrecke. Seinen Warme, lückig bewachsene Hutungen sind ein Die Lebensweise der Ameisenbläulinge ist span- Ein echtes „Highlight“ der Keuperhutungen ist Namen bekam er, weil sein Biss angeblich Warzen idealer Lebensraum für die Zauneidechse. Auf den nend: Ihre Raupen produzieren einen zuckerhal- der Frühlingsenzian. Schon im Mai überzieht er heilen kann. Der Warzenbeißer ist sehr selten kurz abgefressenen Magerrasen kann sie sich gut tigen Saft und werden deshalb von bestimmten die Magerrasen um , Colmberg, Schil- geworden, weil es an geeigneten Magerrasen und bewegen, und es gibt genug Insekten, denen sie Ameisenarten bewacht, „gemolken“ und sogar lingsfürst und Cadolzhofen mit einem blauen Mooren mangelt. Denn er benötigt gleichzeitig nachstellen kann. Zudem sind zahlreiche aufge- in die Ameisennester eingetragen, wo sie sich Schleier, wie man ihn sonst nur aus den Alpen starke Sonneneinstrahlung, gute Wasserversor- gebene Ameisenhügel vorhanden. Solche Stellen gut geschützt zum fertigen Falter weiterentwi- kennt. Voraussetzung für diese Attraktion ist eine gung und ein Nebeneinander von offenen Boden- mit lockerem Boden benötigen Eidechsen, um ckeln können. Diese Anpassung hat aber ihren funktionierende Hüteschäferei, denn Enziane sind stellen und höherer Vegetation. Sowohl Entwäs- ihre Eier einzugraben. Das Ausbrüten übernimmt Preis: Wenn der Lebensraum nicht gleichzeitig lichtliebend und ertragen keinerlei Konkurrenz serung und nachfolgend intensivere Nutzung als die Sonne. Wo Hutungen nicht mehr beweidet für die nötige Eiablagepflanze und die spezielle von hochwüchsigen Gräsern oder Kräutern. Der auch die Verbuschung brachgefallener Flächen werden, haben auch Eidechsen das Nachsehen. Ameisenart passt – z. B. weil keine ausreichende Rückzug der Hüteschäferei ist auch der Grund, verträgt er nicht. In Stadt und Landkreis existieren Beweidung mehr erfolgt – können Ameisenbläu- warum die meisten Vorkommen in den vergange- nur noch weniger als zehn Vorkommen. linge nicht überleben. nen 25 Jahren erloschen sind.

Libellen-Schmetterlingshaft Roter Scheckenfalter Baumpieper An schönen Maitagen versammeln sich seltsame Nur noch im Taubertal ist der Rote Scheckenfalter Alles was dieser Vogel braucht sind magere Segler an den Tauberhängen und zeigen auffällige anzutreffen. Seine wichtigste Raupenpflanze, Grasflächen mit gutem Angebot an Insekten und Balzflüge: die Schmetterlingshafte. Die urtümlich der Aufrechte Ziest (Stachys recta), wächst dort Fliegen-Ragwurz darüber einige Bäume oder Sträucher als Sitzwar- anmutenden Insekten sind Verwandte der Florflie- auf stark besonnten Hängen mit sehr schütterem Die kalkliebende Orchidee kommt im Landkreis ten. Von hier startet er auch zu hohen Singflügen. gen. Zur Eiablage benötigen sie unbewachsene Bewuchs. Im Juni und Juli können die knallroten nur am Hesselberg und auf den Taubertalhän- Einem Fallschirm ähnlich schwebt er dann vom Stellen in Magerwiesen oder Trockenrasen. Wo die Falter gut beobachtet werden, wenn sie von Blüte gen vor. Sie benötigt lückige Magerrasen oder Himmel, während er sein lautes Lied singt. Die Hangwiesen nicht mehr gemäht werden und verfil- zu Blüte gaukeln oder auf dem unbewachsenen -wiesen, wie sie nur auf steilen, flachgründigen von Bäumen, Sträuchern und Steinriegeln durch- zen oder verbuschen, verschwinden die schönen Boden ein Sonnenbad nehmen. Hängen entstehen können. Wo gedüngt wird, setzten Magerrasen des Taubertales bilden einen Flieger deshalb schnell. verschwindet sie. idealen Lebensraum und das wichtigste Rück- zugsgebiet im Landkreis Ansbach. 38 39 59

Streuobstwiesen – blühende Paradiese in Franken

Große Apfel- und Birnbäume prägten seit dem Nicht nur das Landschaftsbild wird eintöniger Das Aufpreismodell „Grünspecht“ 19. Jahrhundert die fränkische Landschaft. An ohne die blühenden Obstbäume im Frühjahr. Ortsrändern, entlang von Feldwegen und insbe- Reich tragende Apfel- und Zwetschgenbäume im Mit dem seit 1989 kontinuierlich weiterentwickel- sondere auch auf steilen Hangwiesen war die Herbst oder alte, einzelstehende Feldbirnbäume – ten Grünspecht-Aufpreismodell unterstützt der Doppelnutzung Gras bzw. Heu von der Wiese und zahlreiche Vögel, Insekten und Säugetiere bewoh- Bund Naturschutz die Weiternutzung und Neuan- Obst von verstreut darauf stehenden Bäumen nen in unserer Kulturlandschaft fast nur noch lage von langlebigen Streuobstbeständen, indem (daher der Name „Streuobst“) eine ideale Form Streuobstwiesen: er den Besitzern von Obstbäumen eine Perspek- der Landbewirtschaftung. tive zur besseren Vermarktung ihrer ungespritzten 60 • In Stammhöhlen und Astlöchern brüten Äpfel bietet. Kernpunkt des Konzeptes ist die Grünspecht, Wendehals, Gartenrotschwanz, Zahlung eines „Streuobst-Pflegebeitrages“ von 61 Siebenschläfer und Fledermäuse. 3,60 Euro/dt zusätzlich zum Tagespreis durch • Von den Blüten ernähren sich unzählige unseren Partnerbetrieb Hohenloher Fruchtsäfte. Wild- und Honigbienen, Schwebfliegen- Dieser „Streuobst-Pflegebeitrag“ wird nur aus- und Käferarten. bezahlt für hochwertige Äpfel und Birnen aus • Fallobst ist bei Igel und Dachs genauso beliebt hochstämmigen Streuobstbeständen ohne chemi- wie beim Admiral, einem bunten Tagfalter. schen Pflanzenschutz.

Daher hat der Bund Naturschutz sich den Schutz Die Obstannahme erfolgt an fünf verschiedenen 57 der Streuobstwiesen zur Aufgabe gemacht und Orten im Landkreis und wird von ehrenamtlichen trägt mit vielfältigen Aktivitäten zur Erhaltung und Helferinnen und Helfern des Bund Naturschutz Neuschaffung dieser Lebensräume bei: organisiert. Das gesammelte Obst verarbeitet die Mit der Intensivierung der Landwirtschaft, den Mosterei auf schonende Art und Weise zum wohl- Rodungsmaßnahmen in Flurbereinigungsverfah- • Anpachtung und Pflege herausragender schmeckenden „Grünspecht-Streuobst-Apfelsaft“. ren und der Ausweisung von Baugebieten an den Streuobsthänge wie bei Schillingsfürst Der Grünspecht steht als Symbol für die Artenviel- 62 Rändern nahezu aller Dörfer verschwanden auch und Oberdachstetten falt von Streuobstwiesen und soll im Landkreis Ansbach seit den 1960er Jahren • Seit 1980 Neupflanzung von rund 2.000 bei den Verbrauchern den unzählige alte Obstbäume. Neupflanzungen Obstbäumen in den verbandseigenen Naturschutzbezug unseres 57 | Streuobstwiese im Frühling 58 | Streuobstzeile erfolgten kaum noch, da Obst und Säfte billig im Schutzgebieten und auf kommunalen Flächen Produktes hervorheben. 59 | Apfelblüte 60 | reiche Ernte Supermarkt zu haben waren. Lediglich in ungüns- • Unterstützung der Obstvermarktung durch 61 | „Obstigel“ zum Aufsammeln von Obst 62 | Obstannahme für den Grünspecht-Saft tig oder nur als Schafhutung nutzbaren Hang- Obstannahme und Werbung für den lagen der Frankenhöhe blieben noch ausgedehnte „Grünspecht-Saft“ – ein reines Naturprodukt Streuobstwiesen erhalten, so zum Beispiel um von der Frankenhöhe Leutershausen oder Schillingsfürst. • Werbung für heimisches Obst in der Öffentlichkeits- und Jugendarbeit

Mit dem Kauf des „Grünspecht-Apfelsaftes“ 58 entscheiden letztendlich die Verbraucher über die Zukunft heimischer Streu- obstbestände und damit auch über das künftige Landschaftsbild der Frankenhöhe. Verkaufs- stellen erfahren Sie beim Bund Naturschutz. 40 41 Sandgruben – Rettungsinseln für Pioniere

Die Dynamik der Flüsse und Bäche war in der 64 Am Kümmelberg bei Lehrberg wurde nach dem 68 Naturlandschaft ein entscheidender Gestaltungs- Erwerb durch den Bund Naturschutz ein Mosaik faktor. Ufererosion führte überall zu Steilufern und aus Sandflächen und Gewässern unterschiedli- Uferabbrüchen, andernorts kam das Material als cher Form, Größe und Tiefe gestaltet, das eines Schlamm-, Sand- und Kiesbank wieder zur Ruhe. der letzten Kreuzkröten-Vorkommen im Landkreis Die Tier- und Pflanzenwelt war darauf eingestellt, beherbergt. Die seltene Mohnbiene lebt hier und besonders stark z. B. die Uferschwalbe und der ebenso Sandglöckchen und Sumpfquendel. Flussregenpfeifer. Und auch viele „Ackerwild- kräuter“ stammen ursprünglich von Flussufern. Die ebenfalls angekaufte Sandgrube bei Fetschen- dorf weist botanische Raritäten wie Fettkraut, Zwergflachs, Kopfbinse und Acker-Kleinling auf. Am Sandweiher bei Diederstetten wurden die 63 Auch Gefleckte Keulenschrecke und Sandlaufkä- stark verfilzte Vegetationsdecke abgetragen und fer fühlen sich dort wieder wohl, nachdem Unrat Tümpel und Mulden neu gestaltet. Danach haben weggeräumt, Gebüsche entfernt und ein Teil der die Zauneidechse und der stark gefährdete Kleine Sandflächen wieder offengelegt worden sind. Heidegrashüpfer deutlich zugenommen, ebenso die sehr seltenen Ackerwildkräuter Bauernsenf 65 und Lämmersalat. Zudem wurden 84 Arten von Wildbienen nachgewiesen, die in den leicht grab- 69 baren Sanden ihre Brutkammern anlegen.

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Von begradigten und verbauten Fließgewässern vertrieben, fanden viele Uferbewohner eine neue Heimat in Abbaustellen. Diese gab es früher um nahezu jede Siedlung. Doch das ist Vergangenheit, denn heute werden Sand, Kies und Steine nur noch an wenigen Stellen im industriellen Maßstab abge- 67 baut und dann beliebig weit transportiert. Danach werden Abbaustellen häufig mit Bauschutt und Erdaushub verfüllt. Damit geht auch dieser Ersatzle- bensraum verloren, und eine Vielzahl von Pflanzen 63 | Sandgrube des BN bei Fetschendorf 64 | Flussregenpfeifer und Tieren steht vor dem endgültigen Aus. 65 | Kreuzkröte 66 | Bienenwolf Bis unsere Flüsse wieder renaturiert sind und arbei- 67 | Rundblättriger Sonnentau 68 | Feld-Sandlaufkäfer ten dürfen, bedarf es deshalb zusätzlicher Schutz- 69 | Sandweiher bei Diederstetten (1993) bemühungen. Deshalb kümmert sich der Bund Naturschutz um das Offenhalten früherer Mergel- und vor allem Sandgruben.

42 43 Tiere und Pflanzen in Streuobstwiesen und Sandgruben

Wendehals Gartenrotschwanz Siebenschläfer Gelbe Baumflechte Nicht Politiker mit täglich wechselnder Meinung Der fast exotisch anmutende Gartenrotschwanz Das nachtaktive Nagetier aus der Gruppe der Alte Obstbäume tragen oft dicke Pelze aus Flech- sind hier gemeint – den Wendehals gibt es auch war früher ein „Allerweltsvogel“. Denn in jedem Bilche (Schlafmäuse) ist ein großer Freund alter ten. Diese urtümlichen Doppelwesen bestehen in der Vogelwelt. Eine kleine Spechtart verbirgt Garten, um jedes Dorf und um jede Stadt stand Obstbestände. Denn dort findet der hervorra- aus einer Algen- und einer Pilzart, die in Symbiose sich dahinter, eine besonders anspruchsvolle eine Vielzahl von Obstbäumen. Und viele davon gende Kletterer alles, was er zum Leben braucht: leben und sich mit ihren Fähigkeiten gegenseitig sogar. Denn sie ernährt sich weitgehend von wiesen Höhlen auf, die zum Brüten geeignet saftiges Obst und fette Insekten als Nahrung, ergänzen. Der Haken daran: Flechten sind sehr Ameisenpuppen, an die sie nur dort in ausrei- waren. Überbauung der Obstbestände, nachlas- Astlöcher zum Verstecken und Baumhöhlen zum empfindlich gegen Umweltgifte, und ihr Wachs- chender Zahl kommt, wo mageres Grünland sendes Interesse an eigenem Obst und der Sie- Schlafen und zur Aufzucht der Jungen. tum braucht Zeit. Deshalb fühlen sie sich dort gepflegt wird. Und zusätzlich alte (Obst-)Bäume geszug einfallsloser Ziergärten und von Spritzmit- besonders wohl, wo das Obst für unseren „Grün- mit tiefen Höhlen, in deren Schutz die jungen teln haben den Gartenrotschwanz selten werden specht-Apfelsaft“ wächst. Wendehälse aufwachsen können. lassen. Für 2011 wurde er zum „Vogel des Jahres“ erklärt.

Rundblättriger Sonnentau Berg-Sandlaufkäfer Heidelerche Berg-Sandglöckchen Die klebrigen Tentakeln dieser fleischfressen- Mit riesig anmutenden Beißwerkzeugen lauern Der herrliche Gesang der Heidelerche ist in Mittel- Wo offener Sand zu finden ist, wächst diese den – oder besser – insektenfressenden Pflanze diese Käfer anderen Insekten auf. Zunächst ein- franken nur noch selten zu hören. Denn sie benö- schöne Blume. Früher war sie keine Besonderheit, glänzen nicht nur im Moor. Auch auf nassem, gegraben als Larve und dann als höchst agiles tigt äußerst schüttere Lebensräume, wie sie früher denn fast jedes Dorf hatte seine Sandabbaustelle. bewuchsfreiem Sand gedeiht Sonnentau prächtig fertiges Insekt. Aber diese sechsbeinigen Fress- durch das Ausrechen der Streu aus Nadelwäldern Aus vielen aufgegebenen und deshalb zugewach- und bildet hier sogar viel dichtere Bestände. Dafür maschinen sind nur scheinbar stark. Wo sich entstanden sind. Heute hat sie sich auf die Mager- senen Sandgruben ist sie aber heute verschwun- allerdings braucht er immer wieder Bodenverlet- die Vegetationsdecke schließt, haben sie keine rasen des Hesselberges zurückgezogen, ansons- den. Doch nach gezielter Biotopgestaltung – in zungen, sonst wird die attraktive Pflanze schnell Überlebenschance. „Boden offen halten“ lautet ten lebt sie nur noch in wenigen ehemaligen diesem Fall durch Humusabtrag – kann noch überwuchert von viel konkurrenzstärkeren Gräsern daher die genauso einfache wie wirksame Schutz- Sandabbaugebieten. Mahd und Beweidung helfen vorhandenes Samenmaterial keimen und das und Sträuchern. strategie. ihr hier zu überleben, vor allem aber gezielte Sandglöckchen erblüht wieder. Bodenverletzungen. Denn nur auf offenem Boden findet die Heidelerche ausreichend Nahrung. 44 45 Naturnahe Teiche – Vielfalt statt intensiver Karpfenzucht 73

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Stadt und Landkreis Ansbach bilden mit meh- In der Naturlandschaft gab es mehrfach so viele So muss sich der Bund Naturschutz auch um Der Tränkweiher bei ist seit 2004 BN- reren tausend Fischteichen eines der Zentren Stillgewässer wie heute, und zwar seit Millio- die Erhaltung naturnaher Teiche kümmern. Zum Eigentum. Er liegt eingebettet zwischen mageren der Karpfenzucht in Süddeutschland. Vor allem nen von Jahren. Dafür sorgten die früher überall einen, indem wir gute fachliche Argumente für Feucht- und Nasswiesen und weist praktisch alle die größeren, manchmal ganze Talbecken aus- lebenden Biber. Mit ihrer Zurückdrängung und eine Unterschutzstellung der allerwertvollsten Tei- natürlichen Verlandungsstrukturen auf. Ein Quali- füllenden Teiche stammen teilweise schon aus Ausrottung gingen diese Naturgewässer verloren, che liefern (z.B. die Naturschutzgebiete Scheer- tätsmerkmal, das bei Teichen im Landkreis Ans- dem Mittelalter, wo Fischzucht vor allem von den und viele Wasserbewohner fanden einen Ersatz- weiher bei Schalkhausen, Walk- und Gaisweiher bach eine Seltenheit darstellt. Klöstern betrieben wurde. Sogar in Wehranlagen Lebensraum in damals ausgesprochen natur- bei Dinkelsbühl, Lindleinsee und Karrachsee waren Teiche einbezogen, so der Lindleinsee bei nahen Fischteichen. bei Rothenburg). Und zum anderen auch, indem Rothenburg. Auch wenn heute viele Teiche mehr wertvolle Teiche gepachtet oder angekauft und als Hobby betrieben werden, bilden die Zucht von Doch durch Nutzungsintensivierung und zuneh- fortan nicht mehr mit Nutzfischen besetzt werden. Speisefischen und ihre Vermarktung in der Gas- mend kahle, strukturarme Teiche wurde auch Wasser- und Sumpfpflanzen, Röhricht und auch tronomie nach wie vor einen regionaltypischen dieser Ersatz-Lebensraum vielfach wieder Ufergehölze dürfen sich dann ausbreiten. Teich- Wirtschaftszweig. zunichtegemacht. Zudem wurden und werden huhn und Zwergtaucher, Laubfrosch und Molche, Pflanzenbewuchs und zahlreiche Tierarten von Heidelibellen und Granatauge profitieren davon. 74 rein ertragsorientierten Teichwirten als lästig oder gar als Konkurrenz empfunden und bekämpft – Auch verschiedene Fischarten stellen sich ganz Die Rohrweiher bei grenzen an eine oftmals völlig zu Unrecht. von selbst ein mit einem weiteren positiven unserer wertvollsten Streuwiesen an und ergän- Effekt: Graureiher, Kormorane und andere Fisch- zen diese vielfältig. Außerdem dienen sie als fresser werden von Nutzteichen weg- und an die Rückzugsgebiet für Watvögel, Enten, Taucher, Ral- BN-Teiche hingelockt. Dort sind sie willkommen! len und Reiher, wenn am benachbarten „Sonnen- see“ starker Freizeitbetrieb herrscht. Zur Zugzeit 70 rasten hier regelmäßig auch Fischadler, um sich für den Weiterflug sattzufressen. 70 | Graureiher 71 | Frühe Heidelibelle 72 | Zwergtaucher 73 | Erlmühlweiher bei Dentlein 74 | Erlmühlweiher im Sommer 2002 75 | Rohrweiher bei Flachslanden 76 | naturnaher Fischteich im Dentleiner Forst

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46 47 Kleingewässer – Oasen der Artenvielfalt

Früher waren Fließgewässer ungezähmte Wildnis. Schäden entstanden aber auch im Kleinen, denn verschiedene Arten wie Sonnentau, Sumpf- In den Altmühlwiesen und in der Schwaigau profi- Erst mit der Industrialisierung bekam der Mensch mit der Gestaltungskraft der Flüsse ging die Viel- Quendel, Knoblauch-Gamander und Schild-Ehren- tieren neben Amphibien und Libellen auch Sumpf- die Möglichkeit, sie großräumig durch Uferverbau, falt an Kleingewässern, Uferabbrüchen, Sand- und preis ein. Unter den Tieren kann Kreuzkröte und schrecke, Bekassine, Großer Brachvogel und Begradigung und Kanäle scheinbar zu zähmen. Kiesbänken verloren, auf die zahlreiche Gewäs- Knoblauchkröte, Laubfrosch und Zauneidechse, Weißstorch von zahlreichen neuen Flutmulden, Inzwischen wissen wir, dass dabei viel Schaden serbewohner zwingend angewiesen sind. Kleiner Pechlibelle und Südlicher Binsenjungfer die inmitten extensiv genutzter Wiesen liegen. angerichtet worden ist, der uns heute noch – mit neu angelegten Kleingewässern schnell gehol- siehe zunehmende Hochwasserschäden – teuer Um dieses Defizit auszugleichen, wurden vom fen werden. Sie alle haben gemeinsam, dass sie Auf den tonigen Böden um Oberdachstetten ist zu stehen kommt. Bund Naturschutz in den vergangenen drei Jahr- in den „Roten Listen“ der bedrohten Arten weit es gelungen, durch neue Kleingewässer der Gelb- zehnten rund 200 Tümpel, Weiher und zeitweise vorne stehen und in der Kulturlandschaft extrem bauchunke dringend benötigte Laichmöglichkei- Wasser führende Flutmulden angelegt. Diese selten geworden sind, weil sie kaum noch geeig- ten zu geben. 77 | Laubfrosch 78 | Plattbauch-Libelle neuen Kleingewässer werden von sogenannten nete Wuchsorte bzw. Lebensräume zur Fortpflan- 79 | Knoblauchkröte 80 | Sandgrube bei Lehrberg (2010) 81 | Weiße Seerose 82 | Feuerlibelle „Pionierpflanzen“ schnell gefunden und besie- zung finden. 83 | Schwimmendes Laichkraut 84 | Sandgrube bei Lehrberg delt. Je nach Untergrund stellen sich ganz

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48 49 Tiere und Pflanzen in Flutmulden und Kleingewässern

Kurzflügelige Schwertschrecke Gefleckte Heidelibelle Fleischfarbenes Knabenkraut Von dieser urtümlich anmutenden Heuschrecke Die Gefleckte Heidelibelle bewohnt flache, Auch konkurrenzschwache Orchideen können weiß man erst seit wenigen Jahren, dass sie bewachsene Gewässer mit stark schwankendem durch Flutmulden gefördert werden: Wo der überhaupt im Landkreis vorkommt. Denn um sie Wasserstand, die im Sommer durchaus auch aus- Knoblauch-Gamander Humus entfernt wird, können besonders schnell- zu finden, benötigt man meist einen Ultraschall- trocknen können. In unseren ganz überwiegend Dieser schönen und seltenen „Stromtalpflanze“ wüchsige Pflanzen ihre Stärken nicht mehr aus- Detektor, wie er in der Fledermauskunde benutzt landwirtschaftlich genutzten Flussauen findet sie konnte sehr wirksam geholfen werden. Wo in spielen. Davon profitieren andere. So konnte sich wird. Nur die hochfrequenten Laute verraten, wo nur noch an künstlich angelegten Gewässern dau- den Auenwiesen der Altmühl neue Flutmulden das Fleischfarbene Knabenkraut an mehreren die Heuschrecke an Gräben oder Flutmulden lebt. erhaft geeignete Bedingungen, sei es in Tümpeln, ausgeschoben wurden und deshalb das Wasser neuen Flutmulden um Erlach neu ansiedeln und Dort findet sie auch die markhaltigen Pflanzen, in Flutmulden oder Storchengräben. Auf den Flächen länger stehen bleibt, siedelt sie sich in dichten inzwischen große Bestände bilden. die sie ihre Eier ablegen kann. des Bund Naturschutz im Altmühltal ist sie des- Beständen an, die inzwischen jahrzehntelang halb regelmäßig zu beobachten. Bestand haben.

Kiebitz Laubfrosch Kreuzkröte Kammmolch Die auffälligsten Bewohner unserer Nasswiesen Der Laubfrosch ist ein kleiner, hübscher Die kleine Krötenart ist ein „Extremist“ unter Dieser „Wasserdrachen“ ist mit bis zu 20 cm haben es auch am schwersten. Immer öfter wer- Schreihals. Mitunter kilometerweit sind seine den Amphibien. Denn sie besiedelt nur vege- Körperlänge die größte heimische Molchart. den ihre Nester ausgemäht oder bei der Maisein- nächtlichen Rufe zu hören, wenn die Männ- tationsarme Gewässer, die zudem regelmäßig Wegen seiner Seltenheit und Gefährdung wird der saat zerstört. Und wo die Brut gelingt, wachsen chen versuchen, laichbereite Weibchen anzu- austrocknen. Dort laicht sie ganz spontan einfach Kammmolch durch die FFH-Richtlinie besonders gedüngte Wiesen oft so dicht und hoch auf, dass locken. Laubfrösche leben in Gebüsch und dann, wenn gerade Wasser vorhanden ist - mal im geschützt. Er benötigt zur Fortpflanzung dauerhaft sie für die Küken undurchdringbar werden. Flach- Bäumen, nur zum Laichen suchen sie Gewäs- April, mal im Juli. Tagsüber gräbt sie sich ein. Ihre wasserführende Kleingewässer und naturnahe mulden sind da ein gutes Gegenmittel: Wo Humus ser auf. Weil sie dabei dichten Pflanzenbe- Lebensweise bringt es leider mit sich, dass die Teiche, die wenigstens zeitweise der Sonnenbe- abgetragen wird, stellt sich kürzerer, lückiger wuchs im Wasser benötigen und Nutzfische Kreuzkröte in der Kulturlandschaft Probleme hat. strahlung ausgesetzt sind. Sie müssen zudem Pflanzenbewuchs ein und der Untergrund bleibt ihren Laich und Kaulquappen fressen, braucht Der Bund Naturschutz hilft ihr, indem er regelmä- eine Freiwasserzone und auch Wasserpflanzen- feuchter, so dass die im Boden stochernden es auch Gewässer, die vorrangig Naturschutz- ßig neue Kleingewässer anlegt oder vorhandene bestände enthalten. Intensive Teichwirtschaft Kiebitze mehr Nahrung finden. zwecken dienen und nicht der Fischzucht. teilweise freischiebt. vertragen Kammmolche nicht. 50 51 Der Biber – ein Vierbeiner als Natur- schützer und Wasserbauingenieur 89

Früher wurde der Biber rücksichtslos verfolgt und Doch Biber sind nicht überall gerne gesehen, So wurden allein im Einzugsgebiet der schließlich Ende des 19. Jahrhunderts in Bayern denn sie gestalten auch dort, wo wir Menschen und an der Wörnitz 43 Grundstücke mit einer ausgerottet. Nach einer erfolgreichen Wieder- das nicht dulden können oder wollen. Um ent- Gesamtfläche von 26 ha angekauft und der natür- ansiedlung ist er heute wieder heimisch und stehende Konflikte zu entschärfen oder erst gar lichen Entwicklung überlassen. Schon in kurzer hinterlässt in vielen Gewässern deutliche Spuren. nicht entstehen zu lassen, erwirbt der Bund Natur- Zeit ist so neuer Lebensraum für eine Vielzahl Denn neben uns Menschen ist er in Europa die schutz mit Unterstützung des Bayerischen Natur- von Libellen, Amphibien, Fischen und Vögeln ent-

einzige Tierart, die ihren Lebensraum maßgeblich 85 schutzfonds „bibergefährdete“ Ufergrundstücke, standen. Gleichzeitig entsteht ein Biotopverbund umgestalten kann. Das macht ihn zum wertvollen so dass der fleißige Nager dort fortan gestalten entlang des Gewässers, der die Ausbreitung vieler Helfer. Denn wo Biber einen zu niedrigen Was- kann, ohne Land-, Forst- oder Teichwirte zu schä- Arten begünstigt und die Wieseth gegen schäd- serstand vorfinden, werden sie extrem aktiv: Sie digen. liche Einflüsse aus intensiver Landbewirtschaf- graben und stauen, schieben und bauen – bis tung abpuffert. strukturreiche, natürliche Gewässersysteme ent- standen sind. Diese kommen auch uns Menschen zugute: Wasser wird zurückgehalten und in Tro- ckenzeiten wieder abgegeben, Sedimente werden 86 90 abgefangen, das Wasser wird gereinigt. Deshalb sind Gewässerrenaturierung, Hochwasserschutz und Reinhaltung der Fließgewässer wichtige, aber auch extrem teure staatliche Aufgaben – Biber leisten dazu einen erheblichen und kostenlosen Beitrag.

Und ganz nebenbei entstehen Landschaften mit 87 hohem Erholungswert, in denen sich auch Eisvo- gel und Teichhuhn, Ringelnatter und Laubfrosch, 91 Prachtlibellen und Grüne Keiljungfer wohl fühlen. Tierarten also, die wir anderswo mit hohem Auf- wand schützen müssen, nachdem Land-, Wasser- und Teichwirtschaft ihren ursprünglichen, schon seit Urzeiten maßgeblich durch Biber gestal- teten Lebensraum zerstört hatten.

92 85 | Gebänderte Prachtlibelle 86 | Blaukehlchen 87 | Gelbe Schwertlilie 88 | Biber 88 89 | „Bibersee“ am Moosgraben bei Bechhofen 90 | Eisvogel 91 | Grasfrosch-Paarung 92 | Biberlebensraum am Ellenbach 52 53 94

Amphibienwanderung – Vorsicht Lebensgefahr!

Wenn die Frühlingssonne den Boden erwärmt, Mit für sie unüberwindbaren Fangzäunen werden Natürlich legt der Bund Naturschutz auch beson- wiederholt sich jedes Jahr eine kollektive Massen- die meist schnurstracks auf ihr traditionelles dere Aufmerksamkeit auf die Laichgewässer. wanderung: Kröten, Frösche und Molche verlassen Laichgewässer zuwandernden Lurche davor Nur dort, wo die Wasserqualität stimmt, Fischbe- ihre unterirdischen Winterquartiere und ziehen bewahrt, auf die Straße zu gelangen. Sie laufen, satz oder teichwirtschaftliche Maßnahmen nicht in Richtung der Laichplätze. Wenn diese beiden kriechen und hüpfen dann an den Zäunen ent- den gesamten Laich vernichten und das Umfeld Teillebensräume durch eine vielbefahrene Straße lang, bis sie in ebenerdig eingegrabene Fangeimer naturschonend bewirtschaftet wird, können sich getrennt werden, droht unseren Amphibien mas- plumpsen. Bei den morgendlichen und abendli- Frösche, Kröten und Molche ausreichend ver- senhafter Tod unter dem Autoreifen. Um dieses chen Kontrollen werden sie entnommen und auf mehren. So können auch in Zukunft in warmen Massensterben wenigstens zu begrenzen, stel- der anderen Straßenseite wieder in die Freiheit Sommernächten Laubfroschkonzerte ertönen. len die Straßenmeistereien und der BN an über entlassen. Von dort aus können sie ihre Wande- 30 besonders gefährdeten Straßenabschnitten rung zum Gewässer auf direktem Weg fortsetzen

„Krötenzäune“ mit Fangeimern auf. Während der und dort ablaichen. 93 | Amphibien-Schutzzaun mit Fangeimer jährlichen Laichzeit sind dann im ganzen Land- 94 | Laichgewässer bei Dinkelsbühl kreis und bei jedem Wetter etwa 100 ehrenamtli- Zuvor werden die Amphibien noch bestimmt 95 | gerettetes Erdkröten-Paar 96 | BN-Helfer beim Zaunaufbau che Helferinnen und Helfer des Bund Naturschutz und gezählt. Als Nebeneffekt sind so detaillierte 97 | Erdkröte 98 | Tümpel des BN am Schleinweiher unterwegs, um ein- bis zweimal täglich die Fang- Datenreihen zur Populationsentwicklung entstan- Vom Bund Naturschutz eimer zu kontrollieren. In jährlich fast 2.000 den, die teilweise schon über 25 Jahre zurückrei- betreute Amphibien-Wanderwege ehrenamtlichen Arbeitsstunden werden alle chen: Den Löwenanteil der „Wanderer“ stellen Amphibien über die gefährliche Straße zum Erdkröten mit knapp 14.000 Individuen, gefolgt 96 Laichgewässer gebracht. Jährlich von Teichmolchen (5.472), Grasfröschen (2.549), retten wir auf diese Weise 25.000 Bergmolchen (1.786) und Grünfröschen (552). bis 30.000 Individuen, damit „Handverlesen“ werden die Arten mit speziel- deren Laichzug nicht zum leren Lebensraumansprüchen: 135 Kammmolche, Leichenzug wird. 47 Laubfrösche und 31 Knoblauchkröten wurden zum Beispiel 2009 registriert.

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54 55 Vom Bierkeller zum Fledermausquartier 104

Die aktiven Mitglieder der Bund Naturschutz-

Nahe der Stolzmühle bei Dietenhofen fließt der 100 Ortsgruppe Dietenhofen setzten nun alles daran, das Quartier tabu, Menschen würden die Fleder- Saugraben in die Bibert. Sein Name geht darauf den Keller als Fledermaus-Winterquartier wieder- mäuse beim Winterschlaf stören. Der Fledermaus- zurück, dass auf dem Höhenrücken zwischen herzustellen. Der Grundbesitzer wurde schnell schutz ist nun schon seit fast 15 Jahren eines der Leonrod und Stolzmühle früher ein uralter Eichen- ausfindig gemacht. Nach zähen Verhandlungen großen Themen der Ortsgruppe. Bei Exkursionen wald stockte, in dem Schweine gemästet wurden. konnte der Keller mitsamt umliegendem Wald im Sommer können wir viele Fledermäuse beim Noch heute sind einige mächtige Eichen vorhan- angekauft werden. Experten von der Fledermaus- Jagen beobachten. In mehreren Ortsteilen der den – ein idealer Lebensraum für Fledermäuse. schutzstelle Nordbayern in Erlangen begutachte- Gemeinde haben wir Wochenstuben von Zwergfle- ten den Keller und waren begeistert von seinem dermäusen, Mausohren und Braunen Langohren

In Dietenhofen und umliegenden Dörfern gab es 101 großen Gewölbe. gefunden. bis zum Anfang des 20. Jahrhunderts viele kleine Brauereien, so auch in Leonrod und Neudorf. Aber wie den Eingangsbereich wieder aufbauen? In ähnlicher Weise und in Kooperation mit Zur Lagerung des Bieres wurde am Waldrand des Das Freilegen des Eingangs mit Schaufel und Gemeinden und Privatpersonen konnte der Bund Stolzberges ein großer Felsenkeller 25 m tief in Pickel war unmöglich, der Verfall war schon zu Naturschutz seit 1980 etliche weitere Keller den Schilfsandstein geschlagen. An seinem Ende weit fortgeschritten. Mit vereinten Kräften der BN- fledermausgerecht sanieren und damit nicht nur befindet sich eine ergiebige Quelle. Die Bierlager Ortsgruppe, der Gemeinde Dietenhofen, der Unte- Fledermausquartiere, sondern auch alte Kultur- kann man heute noch erkennen. Nach der Nut- ren Naturschutzbehörde und mit privatem Einsatz denkmäler erhalten. zungsaufgabe verfiel der Keller zusehends, bis um schafften wir es 1995/96 in einjähriger Bauzeit, 1980 schließlich das Eingangsgewölbe einstürzte. den Keller zu renovieren. Seit der Fertigstellung sind nun jedes Jahr einige Braune Langohren zum Winterschlaf in den Ritzen und Spalten des Gewöl- bes zu finden. Das Interesse an dem Fledermaus- 99 | 102 | 105 | Fledermauskeller an der Stolzmühle Winterquartier ist groß. Aber nur im Sommer 100 | ??? 101 | Bechsteinfledermaus wird der Keller für Schulklassen, Wanderer und 103 | Buchenwald Exkursionsteilnehmer geöffnet. Im Winter bleibt 104 | Zweifarb-Fledermaus

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95 56 57 Biodiversität ist spannend – deshalb raus in die Natur! 109

Naturerleben und Erholung in abwechslungsrei- www.storch24.de Arche Noah-Garten Dinkelsbühl Klassenzimmer Natur cher Landschaft werden in unserer technisierten und zunehmend hektischen Arbeitswelt immer Nicht zu jeder Naturbeobachtung muss (und kann) Mit dem „Arche Noah- Kinder spielen heute kaum mehr im Freien, die wichtiger. Der Bund Naturschutz setzt sich nicht man vor Ort sein. Unsere 2001 am Dinkelsbühler Garten“ bieten wir meiste Zeit verbringen sie an Fernsehgerät und nur für die Erhaltung unserer schönsten Land- Storchenhorst installierte Kamera liefert rund um in Dinkelsbühl allen Computer. Weitgehende Naturentfremdung ist die schaftsteile ein, sondern vermittelt mit zahl- die Uhr packendes Naturgeschehen direkt ins Altersgruppen eine logische Folge. Mit dem Projekt „Klassenzimmer reichen Aktivitäten auch die Faszination einer Wohnzimmer. Sie ermöglicht Beobachtungen aus besondere Möglich- Natur“ wirken wir diesem Defizit seit acht Jahren vielfältigen Tier- und Pflanzenwelt. dem Leben der Störche, die im Freiland nie mög- keit zu ökologischer gezielt entgegen. Denn nur wer Natur kennt, ist lich wären, zumindest nicht, ohne deren Famili- und naturwissen- bereit und fähig, sich auch für deren Schutz ein- Menschen an die Natur heranführen, auf Beson- englück massiv zu stören. Herausragend ist das schaftlicher Infor- zusetzen. Mit einer umweltpädagogischen Fach- derheiten hinweisen, ökologische Zusammen- informativ und unterhaltend zugleich geschrie- mation und eigener kraft versuchen wir mit gutem Erfolg, Kindern auf hänge verständlich machen, auch kontroverse bene Tagebuch unseres Storchenexperten Thomas Sinneserfahrung. Der spielerische Weise ökologische Zusammenhänge Themen ansprechen – das alles leisten unsere Ziegler. „Arche-Noah-Garten“ zu vermitteln. Themen sind zum Beispiel „Wie-

naturkundlichen Exkursionen. Wir bieten all- entstand in einer 110 senwunder, Wald erleben, Heckenherrlichkeit, jährlich über den ganzen Landkreis verteilt ein idyllisch an der Stadt- Streuobst oder Leben im Bach“. Wir erreichen 106 umfangreiches Programm mit naturkundlichen mauer gelegenen Streuobstwiese. Im Rahmen damit jährlich über 1.000 Kinder, vorwiegend an Führungen an, die breiten Zuspruch bei der eines ökumenischen Projektes arbeiten hier seit Grundschulen, aber auch in Kindergärten. Mit Bevölkerung finden. Die zwei- bis vierstündigen Jahren Konfirmanden und Firmlinge beider Konfes- Fortbildungsveranstaltungen für Multiplikatoren Wanderungen sind familiengerecht konzipiert, sionen an der Gestaltung und Pflege. Hier treffen wie zum Beispiel Kindergärtnerinnen tragen wir meist besteht abschließend die Möglichkeit zu Biodiversität und Bewahrung der Schöpfung in dazu bei, dass Ökologie und Biodiversität auch im gemeinsamer Einkehr. einer breit angelegten Symbiose aufeinander. täglichen Leben häufiger Thema werden. Im Lauf der Jahre wurden über 20 unterschiedli-

Zu einem Kernstück hat sich dabei die alljähr- 107 che Biotopelemente und Geräte geschaffen. Der liche „Artenschutzwoche“ entwickelt. In deren Garten ist jederzeit zugänglich, nach Vereinba- Rahmen bieten wir zusammen mit verschie- rung sind auch Führungen und Aktionen möglich. denen Partnern eine Woche lang ein geballtes Eine Broschüre beschreibt den Garten und liefert Programm mit Exkursionen an. Verschiedene Aktionsvorschläge. Experten beleuchten ganz unterschiedliche naturkundliche Themen – von A wie Ameise bis Z wie Ziegenmelker – aus unterschiedlichen 106 | Dinkelsbühler Jungstörche Blickwinkeln. Jährlich erreichen wir hiermit über 107 | BN-Exkursion bei Mönchsroth 1.000 Teilnehmer. 108 | Allee bei Ehrenschwinden 111 109 | Kleiner Feuerfalter 110 | Natur unter dem Mikroskop 111 | Gewässeruntersuchung im „Klassenzimmer Natur“

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58 59 113 Herausforderung und Bestätigung: Ökologische Studien in der Naturschutzarbeit

Die fachliche Betreuung der mittlerweile über 352 Die von den Fachleuten vorgeschlagenen Maßnah- Weit überwiegend aber bestätigen die Untersu- Einzelflächen in Stadt und Landkreis Ansbach men werden dann entsprechend den technischen chungen unsere Arbeit. Sie konnten eindeutig ist alleine mit der unersetzbaren Arbeit unserer Möglichkeiten vor Ort umgesetzt. Ob sie auch in zeigen, dass eine ganze Reihe von Pflanzenarten

ehrenamtlichen Experten inzwischen nicht mehr 100 der gewünschten Weise wirken – oder aber von in Stadt und Landkreis Ansbach praktisch nur zu schaffen. Daher werden zusätzlich bei Bedarf Zeit zu Zeit angepasst werden müssen, bleibt noch dort überlebt hat, wo Landschaftspflege Aufträge an freiberufliche Botaniker und Zoologen zunächst offen. Denn viele Abläufe in der Natur betrieben wird. Und zwar oftmals genau auf jenen vergeben, um eine fachlich qualifizierte Pflege sind noch weitgehend unerforscht und funktionie- Flächen, um die sich der Bund Naturschutz küm- sicherzustellen. Denn alle Naturschutzmaßnah- ren zudem nicht überall gleich. Deshalb werden mert. Beispiele hierfür sind Sibirische Schwertli- men müssen wohlüberlegt erfolgen, auch um die zur Erfolgskontrolle von Naturschutzmaßnahmen lie, Mehlprimel, Lungen-Enzian, Sumpf-Herzblatt, öffentlichen Fördermittel und die Mittel des Bund in mehrjährigen Abständen erneut Bestandsauf- Saum-Segge, Breitblättriges Knabenkraut. Selbst Naturschutz gezielt und wirkungsvoll einset- nahmen durchgeführt. bei den viel mobileren Tierarten ist ein Schmet- zen zu können. Am Anfang steht deshalb terling, das Moor-Wiesenvögelein, nur von Pflege- immer eine umfassende Bestandsauf- Die Ergebnisse sind zum Teil ernüchternd. Nicht flächen des BN bekannt. nahme. Welche Pflanzen und Tiere leben überall lassen sich Beeinträchtigungen von außen auf einer Fläche, welche eigentlich zu abstellen. Und nicht immer ist auf den oft sehr Noch erfreulicher sind Beispiele, die eine Ausbrei- erwartenden Arten fehlen? Durch welche nassen Flächen eine Pflege zum idealen Zeitpunkt tung von seltenen Arten wie Breitblättrigem und Maßnahmen können die nötigen Lebensbedin- möglich. Und gegen Klimaveränderungen – die Fleischfarbenem Knabenkraut, Sumpfschrecke gungen erhalten oder in Zukunft erreicht wer- bereits jetzt deutlich auf unsere Tierwelt durch- und Kurzflügeliger Schwertschrecke, Baldrian- den? Und welche negativen Einflüsse sollten schlagen – sind wir auf der einzelnen Fläche Scheckenfalter und Mädesüß-Perlmuttfalter abgestellt werden? sowieso machtlos. infolge der Pflege des Bund Naturschutz belegen. So bestätigt sich auch ein Selbstverständnis unserer Naturschutzarbeit, nämlich: Rettungs- 119 114 inseln zu schaffen, von denen ausgehend die umliegende Landschaft wiederbesiedelt werden kann, sobald die Nutzungsintensität auf ein wirk- lich umweltschonendes und nachhaltiges Maß zurückgenommen wird.

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112 | Suche nach Amphibienlarven 113 | Sumpf-Herzblatt 114 | Untersuchung der Quellfauna 115 | Kartenausschnitt Zustandserfassung

60 61 Ansbacher Natur- und Umweltstiftung 120

Mit der „Natur- und Umweltstiftung in Stadt und Die Stiftung ist rechtlich völlig selbstständig. Ein Teil des Stiftungskapitals wurde in zwei Immo- Auch die Schenkung ökologisch wertvoller Grund- Landkreis Ansbach“ hat der Bund Naturschutz Sie kooperiert aber eng mit der BN-Kreisgruppe bilien investiert, die Naturschutzzwecken dienen: stücke an die Stiftung ist eine Möglichkeit zum seit 2003 einen wichtigen Partner. Die Gründung Ansbach zum beiderseitigen Vorteil. Der BN über- die BN-Geschäftsstelle in Ansbach sowie die dauerhaften Erhalt solcher Kleinode der Natur. ermöglichte ein Naturfreund aus dem Landkreis, nimmt beispielsweise die Betreuung der stif- Maschinenhalle bei Großbreitenbronn, wo unsere Auf diese Art wurden bislang gesichert: der das Startkapital von 50.000,- EUR stiftete. tungseigenen Biotop-Grundstücke. Vorsitzender Maschinen zur Biotoppflege untergebracht sind. Durch Zustiftungen beträgt das Stiftungskapital ist gemäß der Stiftungssatzung immer der amtie- • eine mit Gebüsch, alten Bäumen, Altgras- und inzwischen fast 300.000,- EUR. rende Kreisvorsitzende des Bund Naturschutz. Für Biotopankäufe im Aurach- und Haslachtal, für Hochstaudenfluren bewachsene Hangfläche das Grünspecht-Streuobstprojekt, das „Klassen- bei Schnelldorf, die bewusst auch weiterhin Die Ziele dieser Stiftung sind der Ankauf und Dabei erfüllt sie wie alle Stiftungen ihren Zweck zimmer Natur“ und Biotoppflegearbeiten hat die der natürlichen Entwicklung überlassen wird; die dauerhafte Sicherung ökologisch wertvoller ausschließlich aus ihren Erträgen. Das Stiftungs- BN-Kreisgruppe zwischen 2005 und 2009 bereits • eine ökologisch wertvolle Steilhangfläche bei Grundstücke sowie die Unterstützung fachlich kapital selbst darf nicht angetastet werden, es ist rd. 27.000,- EUR als Zuwendung von der Natur- Rothenburg, die im Wesentlichen der natür- fundierter Biotoppflege- und -gestaltungsmaßnah- „für die Ewigkeit“ zu erhalten. Das Einbringen von und Umweltstiftung Ansbach erhalten. lichen Entwicklung zu einem naturnahen Laub- men. Zusätzlich können Projekte in der Umwelt- Werten in eine Stiftung – ob Gelder, Geldanlagen, wald überlassen wird; bildung vor allem für Kinder und Jugendliche, Gebäude, Grundstücke – ist auch steuerlich stark • ein fast 4 Hektar großer Mischwald aber auch Aktivitäten zur Ressourcenschonung begünstigt. bei Schrozberg; und zum Einsatz erneuerbarer Energien gefördert 116 | Steinbruch bei Rothenburg in Stiftungshand • als bisher größte Grundstücksschenkung ein 117 | Uhu 118 | Kleiner Feuerfalter werden. 119 | landschaftsprägender Solitärbaum ehemaliger Steinbruch bei Rothenburg mit 120 | naturnaher Wald 121 | Stiftungsgrundstück bei Detwang über 7 ha Größe, der als Sonderstandort ohne 122 | Pirol 123 | Siebenschläfer 124 | Lebensmittel Quellwasser künftige menschliche Einwirkung der Natur überlassen wird.

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62 63 Was macht der Bund Naturschutz sonst noch?

Der Biotop- und Artenschutz bildet den Schwer- Wasser Gentechnik punkt unserer Arbeit in Stadt und Landkreis Ans- Erhalt und Sanierung der örtlichen Wasserversor- Der Bund Naturschutz hält Agro-Gentechnik für bach. Darüber hinaus ist der Bund Naturschutz gung sind wichtige Ziele des Bund Naturschutz. überflüssig und gefährlich. Wir kämpfen für gen- auf nahezu allen umweltrelevanten Feldern aktiv. Das dezentrale Prinzip bedeutet Risikostreuung technikfreie Lebensmittel und haben das Bündnis Nachstehend einige Beispiele: und behält die Verantwortung vor Ort. Gleiches „Gentechnikanbaufreier Landkreis Ansbach“ mit gilt für eine umweltgerechte Abwasserreinigung auf den Weg gebracht. und die Behandlung des Klärschlammes. Auch Energie und Klimaschutz setzen wir uns dafür ein, dass Trinkwasser nicht Bündnis Energieerzeugung und hoher Energieverbrauch verschwendet wird. Der Trinkwasserverbrauch gentechnikanbaufreier sind eine wesentliche Ursache vieler Umweltpro- kann um über 50 % gesenkt werden, wenn Regen- Landkreis Ansbach bleme, insbesondere der Klimaerwärmung. Der wasser gesammelt und z. B. für Toilettenspülung Bund Naturschutz setzt sich seit Jahrzehnten für und Gartenbewässerung eingesetzt wird. eine Reduzierung des Energieverbrauchs und für eine Energiewende ein: Weg von fossilen Energie- trägern und vom gefährlichem Atomstrom - hin zu erneuerbaren Energien. Unser Ziel „100 % erneu- erbare Energie“ ist binnen weniger Jahrzehnte Der Bund Naturschutz ist … und ohne Verlust an Lebensqualität erreichbar. mit etwa 160.000 Mitgliedern und För- Hunderttausende neuer Arbeitsplätze wären ein Wald derern (davon ca. 4.000 im Landkreis positiver Nebeneffekt. Der Bund Naturschutz setzt sich für einen arten- Ansbach) Bayerns größter Natur- und reichen, stabilen Mischwald ein. Diesem Ziel Umweltschutzverband. muss sich auch die Jagd unterordnen. Standort- fremde Monokulturen, Raubbau und Industriali- Der Bund Naturschutz erhält … sierung bei der Holzbergung, Luftverschmutzung keine institutionelle staatliche För- und Waldverluste durch Bebauung und Straßen derung. Bezuschusst werden nur müssen zum Schutz unserer „grünen Lunge“ bestimmte Einzelprojekte. Die finan- unterbleiben. Wir unterstützen die Ausweisung zielle Grundlage unseres Engage- von Naturwaldreservaten und Nationalparken zum ments sind Mitgliedsbeiträge und Schutz der natürlichen Prozesse. Spenden – damit unsere Unabhängig- keit gewahrt bleibt.

Jede Spende auf unser Abfallwirtschaft Konto 130 260 409, Der Bund Naturschutz Sparkasse Ansbach, setzt sich seit langem Biologische Landwirtschaft BLZ 765 500 00 für Abfallvermeidung Der ökologische Landbau ist die schonendste kommt direkt dem Natur- und und eine umweltverträg- Form der Landbewirtschaftung – sowohl in Bezug Umweltschutz zugute. lichere Abfallpolitik ein. auf den Artenschutz, auf Wasser- und Bodenbe- Im Landkreis Ansbach lastung und auf den Energieverbrauch. Wir setzen Der Bund Naturschutz steht … ist derzeit unser wich- uns aktiv für einen höheren Anteil des Ökoland- keiner Partei nahe! Er ist laut Satzung tigstes Ziel, dass Bio- baus ein, z. B. durch Verbraucheraufklärung und Umweltberatung, Mitgliederservice überparteilich und unabhängig. müll generell vom Rest- Vermarktungshilfen. Über unsere Geschäftsstelle und Aktiven infor- Wir wollen Politiker aller demokrati- müll getrennt und um- mieren und beraten wir die Öffentlichkeit. Interes- schen Parteien für den Umweltschutz weltgerecht verwertet sierten stellen wir ein großes Angebot an Informa- gewinnen. wird. tionsmaterial zur Verfügung.

64 65 Gemeinsam aktiv Impressum Herausgeber: Bund Naturschutz in Bayern e.V., Kreisgruppe Ansbach für Mensch und Natur Pfarrstraße 33, 91522 Ansbach Telefon 0981 14213, Telefax 0981 17211 E-Mail: [email protected] www.bn-ansbach.de

Wir brauchen Sie, Redaktion und Text: Ulrich Meßlinger, Helmut Altreuther, Sibylle Tschunko weil wir uns nur als starker, von öffentlichen Geldern unabhängiger Verband wirkungsvoll für Natur- und Umweltschutz einsetzen und wichtige Projekte realisieren können. Jedes zusätzliche Mitglied stärkt das Mitarbeit: Heidi und Peter Billmann, Hans Tschunko, Harro Werner Gewicht eines Verbandes. Darum brauchen wir Sie als Mitglied – ob aktiv oder passiv. Gestaltung und Realisierung: CORBEAU Werbeagentur Mit einer Mitgliedschaft beim Bund Naturschutz … Dinkelsbühler Straße 4, 91555 Feuchtwangen

• haben Sie die Gewissheit, dass sich ein starker Verband für Ihre Umwelt und die Natur einsetzt. Druck: • erhalten Sie individuelle Beratung und Information in Natur- und Umweltschutzfragen. Wenng Druck GmbH • informiert Sie die Verbandszeitschrift „Natur + Umwelt“ viermal jährlich über aktuelle Themen des Breslauer Straße 7, 91550 Dinkelsbühl Natur- und Umweltschutzes. Lokale Informationen der Kreisgruppe Ansbach erhalten Sie zweimal Titelbild: Trollblumenwiese bei Erlach, jährlich im „Grünen Stachel“. Schillerfalter, Küchenschelle, Weißstorch • bietet sich Ihnen ein reichhaltiges, familiengerechtes Exkursions- und Veranstaltungsprogramm © Bund Naturschutz in Bayern e.V., Kreisgruppe Ansbach übers ganze Jahr. 1. Auflage 2010 | gedruckt auf 100 % Altpapier

Jahresbeitrag und Spenden an den Bund Naturschutz sind steuerlich absetzbar. Bildnachweis

Altreuther Helmut: Bild Nr. 2, 4, 8, 10, 12, 19, 28, 34, 36, 40-41, 60-62, 73, 77, 94-97, 108, 110, 119, Seite 14, 17 o., 19 o., 31 o., 64 li.u., 64 li.m., 64 re.u. | Andres Christian: Seite 45 re.u. | Bauer Christian: Bild Nr. 88 | Billmann Ja, ich will mich für den Natur- und Umweltschutz einsetzen ... Heidi: Bild Nr. 46 | BN-Archiv: Bild Nr. 120, 124 | von Brackel Wolfgang: Seite 51 li.o. | Büttner Rainer: Bild Nr. 114 | Corbeau Werbeagentur: Bild Nr. und erkläre hiermit meinen Beitritt zum Bund Naturschutz in Bayern e.V. 1, 48, 59, 76 | Eberhardt Klaus: Bild Nr. 113 | Essler Markus: Bild Nr. 43, 45, 47, 64, 90 | FBR e.V.: Seite 64 re.o. | Flierl Sabine (†): Bild Nr. 111, Seite 12 Jahresbeiträge (bitte gewünschte Mitgliedschaft ankreuzen) ˾ Schulen, Kindergärten, Firmen, Vereine EUR 70,- | Fünfstück Hans-Joachim/piclease: Seite 39 li.u., 44 li.o., 45 li.o. | Gail- ˾ Familien (Ehepaare mit Kindern bis 18 Jahren) EUR 60,- ˾ Rentner u. Pensionisten (auf Antrag ermäßigt) EUR 30,- berger Wilhelm/piclease: Bild Nr. 104, Seite 28 re.u. | Glader Hans/ piclease: Bild Nr. 37 | Götzenberger Renate: Bild Nr. 109, 118 | Hahn Günter/ ˾ Einzelmitglieder EUR 48,- ˾ Über meinen Jahresbeitrag hinaus unterstütze ich die Kreisgruppe piclease: Bild Nr. 101 | Heber Jens/BN-Archiv: Bild Nr. 93 | Hemmer Jörg/ Ansbach widerruflich mit einer monatlichen Spende von: ˾ Jugendliche, Studenten, Schüler, Arbeitslose, piclease: Seite 29 re.o. | Hirneisen Norbert/piclease: Bild Nr. 66 | Lehrlinge, Wehr- und Zivildienstleistende EUR 22,- k EUR 5,- kEUR 10,- k EUR 20,- k EUR ______Horbaschek Bernd: Bild Nr. 5 | Jäkel Klaus/piclease: Seite 45 li.u. | Jeanma85/fotolia.de: Bild Nr. 7 | Krenig Gerhard: Bild Nr. 21, 39 | Leidorf Klaus: Bild Nr. 89 | Martin Christof/piclease: Bild Nr. 13 | Meßlinger Ulrich: Bei Familienmitgliedschaft bitte ausfüllen: Name/Vorname Bild Nr. 3, 6, 9, 11, 14-18, 20, 22-27, 29-30, 32-33, 35, 38, 42, 44, 49-58, 63, 67-71, 74-75, 78, 80-85, 87, 92, 98-99, 102-103, 105, 112, 115-116, 121; Titel- Straße, Haus-Nr. Name des Ehepartners bild, Titelseite m. und u., Seite 4, 8, 10, 28 li.o., 28 re.o., 28 li.u., 29 li.o., 29 li.u., 29 re.u., 30, 31 m., 38 li.o., 38 li.u., 38 re.u., 39 li.o., 39 re.o., 39 PLZ/Wohnort Geburtsdatum re.u., 43 o., 44 li.u., 44 re.u., 50 li.o., 50 li.u., 50 re.u., 51 li.u. | Meßlinger Ursula: Seite 60 o. | Ott Stefan/piclease: Seite 38 re.o. | Schramm Andrea: E-Mail Name des 1. Kindes Bild Nr. 107 | Schumann Jens/piclease: Seite 45 re.o. | Slauenwhite Trevor/ fotolia.de: Seite 65 o. | Stephan Thomas: Bild Nr. 91, 100; Seite 6, 51 re.u. | Tuschl H./Archiv Willner: Bild Nr. 72, 122 | Willner Wolfgang: Bild Nr. 65, 79, Geburtsdatum Geburtsdatum 86, 117, 123; Titelseite o., Seite 44 re.o., 50 re.o., 51 re.o. | Ziegler Thomas: Bild Nr. 106 Datum, Unterschrift Name des 2. Kindes

Geburtsdatum Hiermit ermächtige ich Sie widerruflich, die von mir zu entrichtenden Beitragszahlungen bei Fälligkeit zu Lasten meines Girokontos mittels Die Broschüre wurde gefördert Lastschrift einzuziehen. Name des 3. Kindes über die Regierung von Mittelfranken Bank Geburtsdatum aus Mitteln zur Umsetzung der Bayerischen Biodiversitätsstrategie BLZ Name des 4. Kindes

Konto-Nr. Geburtsdatum I N I S M T S E N R Name des Kontoinhabers, falls nicht identisch mit Mitgliedsname E I gefördert durch

B U E M

Datum, Unterschrift L Bayerisches Staatsministerium für B A E Umwelt und Gesundheit Y D E R N . Bitte im Umschlag einsenden an: Bund Naturschutz, Kreisgruppe Ansbach, Pfarrstraße 33, 91522 Ansbach Bund Naturschutz in Bayern e.V. Kreisgruppe Ansbach Pfarrstraße 33 91522 Ansbach Telefon 0981 14213 Telefax 0981 17211 [email protected] www.bn-ansbach.de