Herausgeber: Landesamt für Umwelt, Naturschutz und Geologie Mecklenburg - Vorpommern (LUNG) Goldberger Str. 12 18273 Güstrow Telefon: 03843/777-0 E-Mail: [email protected]

Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei Mecklenburg-Vorpommern (LFA) Institut für Fischerei Fischerweg 408 18069 Rostock Telefon: 0381/811-3400 E-Mail: iff @lfa-mvnet.de (Projektbetreuer: Dr. Wolfgang Jansen)

Autoren: Dr. Thomas Schaarschmidt, Rostock Dr. Arno Waterstraat & Dipl.-Ing. (FH) Anika Börst, Gesellschaft für Naturschutz und Landschaftsökologie e.V., Kratzeburg

Unter Mitwirkung von: Dipl.-Biol. Dietmar Lill & Dr. Ralf Bochert, NAWA GbR, Ikendorf Dr. Martin Krappe, Gesellschaft für Naturschutz und Landschaftsökologie e.V., Kratzeburg Dr. Helmut M. Winkler, Universität Rostock, Institut für Biowissenschaften Dr. Marina Carstens & Dipl.-Ing. André Steinhäuser, Abt. Wasser, LUNG M-V

Redaktionelle Bearbeitung: Dr. Marina Carstens & Dipl.-Ing. André Steinhäuser, Abt. Wasser, LUNG M-V

Abbildungen

Titelseite: Meerforelle in der Warnow (Dr. Martin Krappe, GNL e.V., Kratzeburg) Nebel oberhalb Kölln (Dr. Arno Waterstraat, GNL e.V., Kratzeburg) Quilower Bach, Probestelle QUILOB_f_1, Stolper Fährdamm (Dr. Thomas Schaarschmidt, Rostock)

Kartendarstellungen im Text: © GeoBasis-DE/M-V 2012

Fotos im Text: Dr. Martin Krappe (Abb. 2b, 3b, 4b, 5a, b, 6a, b, 7a, 11, 12, 13, 14, 20) Dr. Thomas Schaarschmidt (Abb. 8, 9) Dr. Arno Waterstraat (Abb. 2a, 3a, 4a, 7b, 10, 15, 19) (a: links, b: rechts)

Rückseite Kösterbeck bei Beselin (Dr. Thomas Schaarschmidt)

Druck: Steff en GmbH, www.steff endruck.de

ISSN: 1439-9083

Bezug: Einzelexemplare beim Herausgeber sowie als Download unter http://www.wrrl-mv.de

Güstrow, im Dezember 2012

Diese Druckschrift wird im Rahmen der Öff entlichkeitsarbeit des Landesamtes für Umwelt, Naturschutz und Geologie Mecklenburg-Vorpommern heraus- gegeben. Sie darf weder von Parteien noch von deren Kandidaten und Helfern während des Wahlkampfes zum Zwecke der Wahlwerbung verwandt werden. Dies gilt für alle Wahlen. Missbräuchlich ist insbesondere die Verteilung auf Wahlveranstaltungen, an Informationsständen der Parteien sowie das Einlegen, Aufdrucken Aufkleben parteipolitischer Informationen oder Werbemittel. Untersagt ist auch die Weitergabe an Dritte zur Verwendung bei Wahlwerbung. Auch ohne zeitlichen Bezug zu einer bevorstehenden Wahl darf die vorliegende Druckschrift nicht so verwandt werden, dass dies als Parteinahme des Heraus- gebers zu Gunsten einzelner politischer Gruppen verstanden werden kann. Diese Beschränkungen gelten unabhängig vom Vertriebsweg, also unabhängig davon, auf welchem Wege und in welcher Anzahl diese Druckschrift dem Empfänger zugegangen ist. Inhalt

1. Einleitung ...... 1

2. Die Bewertung von Fließgewässern mit Hilfe der Fischfauna ...... 2 2.1 Das Bewertungsverfahren fiBS ...... 2 2.1.1 Prinzip des Verfahrens ...... 2 2.1.2 Eingangsgrößen ...... 3 2.1.3 Ausgangsgrößen/Ergebnis ...... 3 2.1.4 Praktische Umsetzung: Software ...... 3 2.2 Anwendungsbereich und Grenzen von fiBS ...... 3

3. Die Fließgewässer Mecklenburg-Vorpommerns ...... 4

4. Die natürliche Fischfauna der Fließgewässer Mecklenburg-Vorpommerns ...... 6 4.1 Natürliche und naturnahe Gewässer in Mecklenburg-Vorpommern ...... 6 4.2 Die natürlichen Ichthyozönosen der Fließgewässer des norddeutschen Tieflandes ...... 7 4.3 Die natürlichen Fischgemeinschaften Mecklenburg-Vorpommerns: Rahmenreferenzen ...... 7 4.4 Zoogeographische und weitere Besonderheiten der Fischfauna Mecklenburg-Vorpommerns ... 13

5. Die Probestelle ...... 17 5.1 Grundlagen ...... 17 5.2 Kriterien der Probestellenauswahl ...... 18

6. Durchführung der Probenahme und Datenerfassung ...... 19 6.1 Befischungsstrategie und -zeitraum ...... 19 6.2 Methode ...... 20 6.3 Befischungsaufwand und Durchführung ...... 21 6.4 Zu erhebender Datenumfang und Dokumentation ...... 23

7. Die Erstellung von fischfaunistischen Referenzen ...... 24 7.1 Grundlagen ...... 24 7.2 Datengrundlagen zu Fischfauna und Fischgemeinschaften in Mecklenburg-Vorpommern ...... 26 7.3 Vorgehen und Arbeitsschritte ...... 28 7.4 Referenzentwicklung für ein Beispielgewässer...... 29 7.5 Referenzanpassung: Technische Referenzen ...... 36 7.6 Sonderfälle ...... 36 7.6.1 Erheblich veränderte Gewässer (HMWB) ...... 36 7.6.2 Seeausflussgeprägte Gewässer (LAWA-Typ 21) ...... 36 7.6.3 Referenzerstellung für Bundeswasserstraßen ...... 41 7.6.4 Bewertung von Rückstau- und brackwasserbeeinflussten Ostseezuflüssen (Typ 23) ...... 41

8. Schlussfolgerungen für die fiBS-Bewertung ...... 42 8.1 Bewertung von Probestellen ...... 42 8.2 Bewertung von Wasserkörpern ...... 45

9. Das fiBS-Ergebnis ...... 47 9.1 Zuverlässigkeit der ökologischen Zustandsbewertung ...... 47 9.2 Synergien ...... 49

10. Ressourcen ...... 53 10.1 Materialien und Arbeitshilfen ...... 53 10.2 Genehmigungen ...... 53 10.3 Links ...... 54 10.4 Datenbanken und Quellen ...... 56

11. Literatur ...... 57

Verzeichnisse

Abbildungsverzeichnis Abb. 1: LAWA-Typen der Fließgewässer-Wasserkörper in Mecklenburg-Vorpommern ...... 5 Abb. 2: Referenzgewässer für Fischtyp 1: Seegraben [GEHLSB_f_4_icht] u. Moltenower Bach [MOLTEN_f_1] 10 Abb. 3: Referenzgewässer für Fischtyp 2: Schaale [SCHAAL_f_2_icht] und Panzower Bach [KLHELL_f_1] ...... 11 Abb. 4: Referenzgewässer für Fischtyp 3: Nebel [NEBEL_f_4_icht] und Kösterbeck [KOESTE_f_1_icht] ...... 11 Abb. 5: Referenzgewässer für Fischtyp 4: Schaale [SCHAAL_f_1] und Boize [BOIZE_f_2] ...... 11 Abb. 6: Referenzgewässer für Fischtyp 5: [PEENE_f_4] und [RANDOW_f_1] ...... 12 Abb. 7: Referenzgewässer für Fischtyp 5- Referenz Elbe bei Boizenburg bei Mittel- und Hochwasser ...... 13 Abb. 8: Beispiel Referenzart: Meerforelle ...... 17 Abb. 9: Beispiel Referenzart: Aland ...... 17 Abb. 10: Durchführung der Elektrofischerei watend mit tragbarem Gerät ...... 20 Abb. 11: Durchführung der Elektrofischerei mit einem Boot ...... 21 Abb. 12: Alternative Fangmethode - Zugnetz ...... 21 Abb. 13: Alternative Fangmethode - Kiemennetz ...... 21 Abb. 14, 15: Vermessung von Fischen – Schleie (oben) und Schlammpeitzger (unten) ...... 23 Abb. 16: Überblick über den Bearbeitungsstand von Fischreferenzen in Mecklenburg –Vorpommern im Zeitraum 2006-2010 ...... 27 Abb. 17: Vergleich der Stetigkeit der Fischarten an 6 Stationen mit Seeeinfluss und 31 Stationen ohne Seeeinfluss vom Fischreferenztyp 2 (siehe auch Tab. 10) ...... 39 Abb. 18: Vergleich der relativen Häufigkeit (Mittelwert) der Fischarten an 6 Stationen mit Seeeinfluss und 31 Stationen ohne Seeeinfluss vom Fischreferenztyp 2 (siehe auch Tab. 10 ...... 40 Abb. 19: Dummies aus Effizienzkontrollen an einer Fischaufstiegsanlage (Netzreuse) ...... 43 Abb. 20: Dummies aus Effizienzkontrollen an einer Fischaufstiegsanlage (Kastenreuse) ...... 43 Abb. 21: Stationsblatt für die Station HANBAC_f_1 ...... 44 Abb. 22: Fischökologische Bewertung der Schaale nach fiBS ...... 46 Abb. 23: Übersicht über die Bewertung von Probestellen in Mecklenburg-Vorpommern im Zeitraum 2006-2010 mit dem fiBS-Verfahren ...... 47 Abb. 24: Trend der Dichte (links) und Biomasse (rechts) der Fischfauna in 9 Monitoringgewässern zwischen 2000/2001 und 2009/2010 (n=168 Befischungen (WATERSTRAAT et al., 2011b) ...... 49 Abb. 25: Ziele und Aufgaben des Referenzmonitorings der Ichthyozönosen im FFH-LRT 3260 „natürliche Fließgewässer mit Unterwasservegetation“ in Mecklenburg-Vorpommern ...... 50 Abb. 26: Lage der Probestrecken in den 10 Monitoringgewässern ...... 51

Tabellenverzeichnis

Tab. 1: Natürliche Fischgemeinschaften der Fließgewässer Mecklenburg-Vorpommerns ...... 8 Tab. 2: Rahmenreferenzen für die natürlichen Fischgemeinschaften Mecklenburg-Vorpommerns ...... 9 Tab. 3: Referenz der FGG Elbe für den mecklenburgischen Abschnitt der Elbe...... 12 Tab. 4: Zoogeographische Besonderheiten: Kommentierte Liste ausgewählter Referenzfischarten für Mecklenburg-Vorpommern...... 13 Tab. 5: Mindestanzahl von Befischungen für eine gesicherte und plausible Bewertung der bisher im Rahmen des Praxistests bearbeiteten Probestellen ...... 23 Tab. 6: Probestellen mit extrem wenigen Fischen während der Untersuchung ...... 23 Tab. 7: Historische und aktuelle Datenlage für den Referenzabschnitt ...... 31 Tab. 8: Ableitung der Referenz für das Beispielgewässer (Peene, MIPE-0300) ...... 34 Tab. 9: Erläuterungen zu ausgewählten Arten / Referenzerstellung für ein Beispielgewässer ...... 35 Tab. 10: Befischungsergebnisse in Gewässern des Fischtyps 2 mit Seeeinfluss ...... 37 Tab. 11: Vergleich der Erst- und Zweitbewertung von 47 Probestellen mit jeweils zwei gesicherten Bewertungen ...... 48

Anlagen In diesem Leitfaden • Ablaufschema Auftraggeber für die Auswahl einer neuen Probestelle in einem für die Fischbewer- tung vorgesehenen Wasserkörper (Anlage 1) • Ablaufschema Auftragnehmer für die Bearbeitung einer neuen fiBS-Probestelle (Anlage 2) • Ablaufschema Erstellung Referenz (Anlage 3) • Längen-Altersklassifikation ausgewählter Fischarten (Anlage 4) • Entscheidungsmatrix zur Ermittlung des Befischungsaufwandes an den Probestellen (Anlage 5) • Übersicht Flussneunaugen-Gewässer (Anlage 6) • Übersicht Meerforellen-Gewässer (Anlage 7) • Hinweise zu veränderten Vorgaben im Vergleich zum fiBS-Handbuch (Anlage 8)

Digitale Unterlagen, • Vorlagen für Protokolle und auszufüllende Dokumentationen • Referenzen aller bisher bearbeiteten Stationen Die genannten digitalen Unterlagen stehen unter www.wrrl-mv.de zum Download zur Verfügung.

fiBS-Leitfaden: Fließgewässerbewertung anhand der Fischfauna in Mecklenburg-Vorpommern

1 Einleitung schüre, den dazu vorhandenen aktuellen Kennt- nisstand für Mecklenburg-Vorpommern zu ver- Die EG-Wasserrahmenrichtlinie (EG-WRRL) setzt mitteln. seit ihrem Inkrafttreten im Jahre 2000 einen Ord- nungsrahmen für den umfassenden Schutz der Die vorliegende Broschüre soll eine verbind- Fließgewässer, Seen, Küstengewässer und des liche Handlungsanweisung zur Anwendung Grundwassers. Bis 2015 sollen alle Gewässer ei- des Bewertungsverfahrens „fiBS“ in Mecklen- nen guten chemischen und ökologischen Zustand burg-Vorpommern sein. Zielgruppe sind dabei und das Grundwasser einen guten chemischen sowohl Behörden als auch Auftragnehmer. und mengenmäßigen Zustand erreichen. Parallel dazu werden die für eine Bewertung Zur Erreichung dieser Ziele sind Bewirtschaf- der Fließgewässer mittels Fischen erforderli- tungspläne und Maßnahmenprogramme aufzu- chen und bereits vorhandenen Fachinforma- stellen. Die Erfolge dieser Maßnahmen sind durch tionen für Mecklenburg-Vorpommern anwen- geeignete Monitoringprogramme zu über- dungsbereit dargestellt. wachen. Für die Analyse des gegenwärtigen Zu- stands, die daraus folgende Ableitung des Hand- Eine wichtige Quelle bilden dabei die seit dem lungsbedarfs und die Erfolgskontrollen sind effizi- Jahr 2006 im Rahmen eines Praxistests zur An- ente und wissenschaftlich begründete Bewer- wendung des fiBS-Verfahrens in Mecklenburg- tungsverfahren erforderlich. Vorpommern gewonnenen Ergebnisse und Erfah- In Fließgewässern sind Fische eine von vier biolo- rungen (WATERSTRAAT et al. 2011a). gische Qualitätskomponenten zur Beurteilung des Im ersten Teil dieses Leitfadens finden sich die ökologischen Zustands. Die Erarbeitung eines theoretischen Grundlagen. Nach einer Kurzdar- Bewertungsverfahrens für Fische erfolgte in stellung des Bewertungsverfahrens fiBS werden Deutschland erstmalig im Rahmen eines BMBF- die für die Gewässerbewertung mit Fischen rele- Projektes. Die Entwicklung dieses softwarege- vanten Informationen zu den Fließgewässern des stützten Verfahrens „fiBS“ (fischbasiertes Bewer- Landes Mecklenburg-Vorpommern dargestellt. tungssystem; DUßLING et al. 2004, DUßLING 2009) Wichtige Aspekte mit Auswirkungen zum Beispiel wurde und wird fortlaufend durch einen bundes- auf die Festlegung von Probestellen sind dabei weiten Arbeitskreis begleitet. Fragen der Gewässertypisierung und Ausweisung Die sinnvolle Anwendung des Verfahrens fiBS ist von Wasserkörpern. Das folgende Kapitel behan- ohne Kenntnise des Funktionsprinzips, der me- delt die Problematik der Ermittlung fischfaunisti- thodischen Standards und ohne Hinweise zur In- scher Referenzzustände für die Fließgewässer terpretation des Ergebnisses nicht möglich. Zu Mecklenburg-Vorpommerns. Dieser zentrale, allen diesen Aspekten liegen inzwischen umfang- wahrscheinlich kritischste Arbeitsschritt bei der reiche Informationen vor (u. a. DUßLING 2009). Anwendung des Verfahrens fiBS erfordert neben fischökologischem Fachwissen insbesondere um- Es hat sich jedoch gezeigt, dass ohne Berücksich- fangreiche fischfaunistische Spezialkenntnisse zu tigung der erheblichen regionalen Unterschiede den betrachteten Fließgewässern. Der dazu vor- zwischen den Ökoregionen und Gewässerlebens- handene Informationsrahmen wird in diesem Ka- räumen und ohne entsprechende Anpassung der pitel dokumentiert. Methode eine korrekte Gewässerbewertung mit fiBS nicht gewährleistet ist. Dies betrifft insbeson- Der zweite Teil des Leitfadens behandelt prakti- dere die fischfaunistischen Referenzen, die in fiBS sche Fragen und Erfahrungen bei der Arbeit mit zur Bewertung herangezogen werden. fiBS in Mecklenburg-Vorpommern. Dies betrifft zum Beispiel Unwägbarkeiten und Unsicherheiten Die ursprüngliche Idee, auf Basis der bundesweit bei der Ausweisung von Probestellen. Neben die- einheitlichen Typisierung der Fließgewässer nach sem Thema wird die Durchführung der Feldarbei- LAWA (POTTGIESSER & SOMMERHÄUSER 2004, ten und die praktische Erstellung von Referenzen 2008) zugleich auch typspezifische Referenzzu- ausführlich erläutert. Abschließend werden Hilfen stände für die Fischfauna der einzelnen Ökoregi- zur Interpretation des Bewertungsergebnisses onen zu formulieren, musste verworfen werden gegeben. (LAWA-Projekt O 22.03, SCHAARSCHMIDT et al. 2005). Regionale Unterschiede der Naturräume Wo es sinnvoll erschien, wurden schematische und zoogeographische Besonderheiten machen Handlungsanweisungen erstellt. Je nach Umfang letztendlich für jede zu bewertende Probestelle finden sie sich zusammen mit komprimierten die Entwicklung bzw. Anpassung individueller Re- Fachinformationen und wichtigen Aspekten ent- ferenzen erforderlich. weder im Text oder im Anhang. Da die fischfaunistischen Referenzen das Bewer- tungsergebnis maßgeblich beeinflussen, ist es auch ein zentrales Anliegen der vorliegenden Bro-

1 fiBS-Leitfaden: Fließgewässerbewertung anhand der Fischfauna in Mecklenburg-Vorpommern

lich als Download, Webseite der Fischereifor- Allgemeine Informationen zur EG- schungsstelle Baden-Württemberg Wasserrahmenrichtlinie sind nicht Gegen- (www.landwirtschaft- stand dieser Broschüre. Es wird daher auf die bw.info/servlet/PB/menu/1296196_l1/index12 einschlägigen Publikationen und Informati- 41097210642.html, unter Wasserrahmen- onsquellen zu dieser komplexen Thematik richtlinie). verwiesen. Ebenso wird vorausgesetzt, dass das Bewer- 3. DUßLING, U. (2010): Software zum fischbasierten tungsverfahren fiBS bekannt ist. Für das Be- Bewertungssystem für Fließgewässer (fiBS), wertungsverfahren selber liegen alle wesentli- Version 8.0.6a vom 15.10.2010; Dokumentati- chen Informationen anwendungsbereit vor. on zu fiBS, Version 8.0.6; Das fischbasierte Be- Umfangreiche Erläuterungen des Prinzips, der wertungssystem für Fließgewässer – fiBS : technischen Umsetzung und methodischer Kurzbeschreibung Version 8.0.6 (inkl. 8.0.6a), Erfordernisse werden daher an dieser Stelle Stand: Oktober 2010. – Erhältlich als Down- nicht mehr gegeben, sondern sind der jeweils load, Webseite der Fischereiforschungsstelle aktuellsten Fassung des fiBS-Handbuchs (zur Baden-Württemberg (www.landwirtschaft- Zeit: DUßLING 2009) zu entnehmen. Ausfüh- bw.info/servlet/PB/menu/1296196_l1/index12 rungen dazu beschränken sich im vorliegen- 41097210642.html, unter Wasserrahmen- den Leitfaden daher auf grundlegende Erläu- richtlinie). terungen. 4. DUßLING, U., BISCHOFF, A., HABERBOSCH, R., HOFFMANN, A., KLINGER, H., WOLTER, C., WYSUJACK, Der vorliegende Leitfaden stellt keine Einführung K. & R. BERG (2004): Verbundprojekt: Erforderli- in die Arbeit mit fiBS dar! che Probenahmen und Entwicklung eines Be- wertungsschemas zur ökologischen Klassifizie- rung von Fließgewässern anhand der Fisch- 2 Die Bewertung von Fließgewäs- fauna gemäß EG-WRRL. Abschlussbericht, All- sern mit Hilfe der Fischfauna gemeiner Teil: Grundlagen zur ökologischen Bewertung von Fließgewässern anhand der 2.1 Das Bewertungsverfahren fiBS Fischfauna. Webseite der Fischereiforschungs- stelle Baden-Württemberg Die Wasserrahmenrichtlinie fordert unter ande- rem die Bewertung der Fließgewässer mit Hilfe 2.1.1 Prinzip des Verfahrens der Qualitätskomponente Fischfauna. Auf Bun- desebene wurden zur Erfüllung dieser Forderung Ein für den zu bewertenden Zeitraum und die im Rahmen eines vom Bundesministerium für Bil- Probestelle repräsentatives Befischungsergebnis dung und Forschung geförderten Forschungspro- wird mit einer fischfaunistischen Referenz als jektes die wissenschaftlichen Grundlagen für ein Leitbild für den guten ökologischen Zustand des entsprechendes Bewertungsverfahren entwickelt. Gewässers verglichen. Standardmethode für die Als Ergebnis konnte 2004 ein anwendungsberei- Erhebung der Daten ist die Elektrofischerei. tes und WRRL-konformes Bewertungsverfahren Der Vergleich erfolgt softwaregestützt anhand zur praktischen Anwendung und Erprobung be- definierter Auswertungsalgorithmen für die nach- reitgestellt werden (DUßLING et al. 2004). folgenden Parameter (sogenannte „Metrics“): Bei der Entwicklung und nachfolgenden Optimie- rung dieses fischbasierten Bewertungssystems 1. Arten- und Gildeninventar (fiBS) war der bundesweite Arbeitskreis des Ver- 2. Artenabundanz und Gildenverteilung bandes der Fischereiverwaltungsbeamten und 3. Altersstruktur Fischereiwissenschaftler (VDFF) „Fischereiliche 4. Migration Gewässerzustandsüberwachung“ eng beteiligt, die Finanzierung erfolgte u. a. aus Mitteln des 5. Fischregion Landes Baden-Württemberg und des Länderfi- 6. Dominante Arten nanzierungsprogramms Wasser und Boden der Die Fischarten werden dabei nach ihrer relativen Bund/Länder-Arbeitsgemeinschaft Wasser Häufigkeit in Leitarten (≥ 5 %), typspezifische Ar- (LAWA). ten (≥ 1 %) und Begleitarten (< 1 %) sowie nach Grundlagen für die Arbeit mit fiBS ihren ökologischen Ansprüchen in fest definierte Gilden klassifiziert. 1. DIEKMANN, M., DUßLING, U. & R. BERG (2005): Handbuch zum fischbasierten Bewertungssys- tem für Fließgewässer (fiBS) – 1. Auflage

2. DUßLING, U. (2009): Handbuch zu fiBS. 2. Auflage - Schriftenreihe des Verbandes Deutscher Fischereiverwaltungsbeamter und Fischereiwissenschaftler e.V., Heft 15. Erhält-

2 fiBS-Leitfaden: Fließgewässerbewertung anhand der Fischfauna in Mecklenburg-Vorpommern

2.1.2 Eingangsgrößen die vollständige Berechnung und Bewertung aller Metrics erfolgen mittels einer Software auf Excel©- Für die Arbeit mit fiBS müssen für jede Probestelle Basis; die aktuelle Version ist fiBS 8.0.6a (DUßLING folgende Informationen und Daten vorliegen: 2010). Die Formulare für Referenz, Probenahme 1. Fischfaunistische Referenz für den sehr guten und Bewertung sind jeweils in einem eigenen Ta- ökologischen Zustand: bellenblatt untergebracht. Ein weiteres Tabellen- • Vollständige Artenliste, die im Referenzzu- blatt enthält eine Dokumentation der zugrunde- stand (= sehr guter ökologischer Zustand) liegenden ökologischen Fischartencharakterisie- der Probestelle unter Beachtung des Gewäs- rung. Die Software bietet diverse Eingabehilfen sertyps, der Lage im Längsverlauf des Ge- sowie die Möglichkeit zur Speicherung kompri- wässers und biogeographischer Besonder- mierter Backups im *.csv-Format. heiten zu erwarten wäre Zur Datenhaltung und –verwaltung ist die Soft- • Relativer Anteil für alle Fischarten (Auflö- ware jedoch nicht geeignet. Hierzu muss durch sung: 0,1 %) und Einteilung in Leitarten, typ- den Anwender eine gesonderte Datenbanklösung spezifische Arten und Begleitarten; siehe mit Verknüpfung zur fiBS-Software erstellt bzw. DUßLING (2009) bzw. aktuellste Version des beschafft werden. fiBS-Handbuchs • Anmerkung: Die Erstellung der Referenzen er- 2.2 Anwendungsbereich und Gren- fordert ausführliche Informationen u. a. zum Fließgewässertyp (LAWA), zur Lage im Fließ- zen von fiBS kontinuum (Epirhithral, Hypopotamal etc.) Das Bewertungsverfahren setzt die Ausprägung und zum historischen und aktuellen Fischar- einer stabilen Fischgemeinschaft voraus. Gewäs- teninventar. ser mit sehr stark fluktuierenden ökologischen Ei- 2. Befischung: Aktuelle Daten zur Fischfauna genschaften oder fehlenden Rahmenbedingun- gen für die Etablierung von Fischgemeinschaften • Nachgewiesene Fischarten eignen sich daher nicht für eine Bewertung mit • Anzahl der adulten/subadulten Individuen je Fischen nach fiBS. Diese Entscheidung muss an- Art hand einer Einzelfallprüfung getroffen werden. • Anzahl der Individuen der Altersklasse 0+ je Art Eine Bewertung von Seitengewässern der Fluss- • Ergänzende Informationen zur Anwesenheit aue ist nur möglich, wenn es sich um ießende methodisch nicht repräsentativ erfassbarer, Gewässerbereiche handelt. Im Vergleich zum ie- aber im zu bewertenden Zeitraum sicher ßenden Hauptstrom ist aufgrund der abweichen- nachgewiesener Arten (z. B. aus Berufsfi- den ökologischen Bedingungen eine eigene Refe- scherei oder anderen Fangmethoden) renz erforderlich. • Angaben zur Befischungsmethodik und zum Allgemeine Anmerkung zu Auengewässern: Aus Gewässer (Breite, Streckenlänge, weitere; fischökologischer Sicht sollten auegeprägte Fließ- vgl. Erhebungsbogen im Anhang) gewässer als funktionelle Einheit, d.h. unter Einbe- ziehung der Aue, bewertet werden. Die Bewertung 2.1.3 Ausgangsgrößen/Ergebnis von auegeprägten Fließgewässern nach WRRL ist Die Gewässerbewertung mit fiBS erfolgt in einem ersten Schritt getrennt für alle Parameter bzw. fiBS wurde ausschließlich für die Bewertung „Metrics“. des fließenden Hauptgerinnes limnischer Dazu wird der in der Probenahme erreichte Wert Fließgewässer konzipiert. mit den Vorgaben der Referenz für den sehr gu- ten ökologischen Zustand verglichen. Die Abwei- fiBS ist nicht geeignet zur Bewertung von chung vom Sollzustand wird durch die Vergabe Standgewässern, Auen und Übergangsgewäs- von Punkten („scoring“) bewertet. Die Software sern (wobei letztere in M-V ohnehin nicht aus- listet dabei auch die relevanten Zwischenergeb- gewiesen und damit nicht relevant sind). nisse, z. B. für die Leitarten, auf. Aus den für die einzelnen Parameter bzw. Metrics jedoch aufgrund der methodischen Einschränkung vergebenen Punkten wird ein gewichtetes Ge- des Verfahrens fiBS (nur Bewertung des fließenden samtmittel zwischen 1,0 (schlechter Zustand) und Hauptgerinnes) nur in Kombination mit ergänzen- 5,0 (sehr guter Zustand) errechnet, welches eine den Methoden möglich. Eine alleinige fiBS- Aussage über den vorliegenden ökologischen Zu- Bewertung muss in auegeprägten Gewässern expli- stand erlaubt. Das Gesamtergebnis wird auch zit als eine auf das Hauptgerinne beschränkte Be- verbal angegeben. wertung gekennzeichnet werden. 2.1.4 Praktische Umsetzung: Software Die Erfassung der Befischungsdaten und der Pro- benahme, die Formulierung der Referenz sowie

3 fiBS-Leitfaden: Fließgewässerbewertung anhand der Fischfauna in Mecklenburg-Vorpommern

3 Die Fließgewässer Mecklenburg- Unter unterschiedlichen naturräumlichen und vor Vorpommerns allem geologischen Rahmenbedingungen bilden sich verschiedene Fließgewässertypen aus. Da die Das Gewässernetz Mecklenburg-Vorpommerns WRRL eine typspezifische Bewertung der Oberflä- hat eine Gesamtlänge von rund 45.500 km chengewässer fordert, ist eine einheitliche, auf die (Grundlage DLM25W, Stand 2011). Davon gelten Zielstellungen der WRRL abgestellte Typologie ca. 8.500 km mit einer Einzugsgebietsgröße von vonnöten. Die für die WRRL relevante deutsch- mehr als 10 km² als WRRL-berichtspflichtig. landweite Gewässertypologie für die Fließgewäs- ser (POTTGIEßER UND SOMMERHÄUSER 2004, 2008) Die Gewässer im Land lassen sich vier großen Ein- stützt sich – vereinfacht dargestellt – im Wesentli- zugsgebieten zuordnen: nach Süden entwässern chen auf abiotische Unterschiede zwischen den unsere Bäche und Flüsse in die Elbe, nach Norden Fließgewässern (vor allem Ökoregion, Gewässer- in die Ostsee (Flussgebietseinheit War- größe und Sohlsubstrat) und die darauf basieren- now/Peene), nach Westen in den Dassower See de unterschiedliche Besiedlung mit bodenleben- und das Wakenitz-Trave-System (Flussgebietsein- den wirbellosen Tieren (Makrozoobenthos, u. a. heit Schlei/Trave) und im Südosten in das Stetti- wichtig als „Fischnährtiere“) unter natürlichen ner Haff, das der Flussgebietseinheit Oder zuge- bzw. naturnahen, anthropogen weitestgehend rechnet wird. unbeeinflussten Gegebenheiten. Diese sogenann- Form und Struktur unserer Gewässersysteme re- te LAWA-Typologie umfasst die Typen 1 bis 23, sultieren zum einen aus der eiszeitlichen Prägung die in Form von Steckbriefen beschrieben sind. unserer wechselvollen Landschaft und zum ande- Zusätzlich werden die LAWA-Typen durch die ren aus der langen Zeit menschlicher Siedlungs- M-V-landeseigene Typologie des Standortty- und vor allem Bewirtschaftungs- und Entwässe- pieindex (STI) untersetzt (LUNG 2005), um regio- rungstätigkeit. Es finden sich viele kleine Bäche nale Charakteristika besser abbilden zu können. und Gräben, was sich u. a. in einem hohen Anteil Die Fließgewässer Mecklenburg-Vorpommerns von Gewässerstrecken mit Einzugsgebieten von lassen sich folgenden zehn LAWA-Typen zuord- weniger als 10 km² Einzugsgebiet ausdrückt (nicht nen: WRRL-berichtspflichtig, ca. 37.000 km, 80 % der Gesamtlänge). • Typ 11 – Organisch geprägte Bäche Die Dreiteilung der Glaziallandschaft des Landes • Typ 12 – Organisch geprägte Flüsse spiegelt sich in den Gewässersystemen wider. In • Typ 14 – Sandgeprägte Tieflandbäche den von welligen bis ebenen Grundmoränen do- • Typ 15 – Sand- und lehmgeprägte minierten nordöstlichen Landesteilen zwischen Tieflandflüsse den Mündungen von Warnow und Uecker haben • Typ 15 – Große sand- und lehm- sich in den Hauptabflussbahnen mehrere große, geprägte Tieflandflüsse teilweise zusammenhängende Flusstalmoore • Typ 16 – Kiesgeprägte Tieflandbäche ausgebildet (z. B. Warnow, , Peene, Ue- • Typ 17 – Kiesgeprägte Tieflandflüsse cker). Daran anschließend durchzieht der Meck- • Typ 20 – Sandgeprägte Ströme lenburgische Landrücken von Nordwesten (Trave) • Typ 21 – Seeausflussgeprägte Fließ- nach Südosten (Havel-Quellgebiet) unser Land. Er gewässer ist geprägt durch Endmoränen und wellige bis kuppige Grundmoränen mit den Seen der Meck- • Typ 23 – Rückstau- bzw. brackwasser- lenburgischen Seenplatte und vielen kleineren beeinflusste Ostseezuflüsse Fließgewässern, die zum Teil große Höhenunter- Die Verteilung der LAWA-Typen (Abb. 1) ergibt schiede überwinden. Häufig sind hier auch durch sich aus den genannten naturräumlichen Gege- Fließstrecken unterbrochene Seenketten anzu- benheiten. treffen. Südöstlich ist dem Landrücken eine saale- kaltzeitliche Hochfläche vorgelagert, die von brei- ten sandgefüllten, teilweise stark vermoorten Schmelzwasserbahnen durchzogen wird und an das Elbe-Urstromtal anschließt. Dieses Gebiet wird von den größeren Elbe-Zuflüssen (z. B. Elde, Stör, Sude, Löcknitz) dominiert.

4 fiBS-Leitfaden: Fließgewässerbewertung anhand der Fischfauna in Mecklenburg-Vorpommern

Abb. 1: LAWA-Typen der Fließgewässer-Wasserkörper in Mecklenburg-Vorpommern (Stand und Datenquelle: Bewirtschaftungsplan 2009)

Die zentrale Betrachtungs- und Bewertungsein- tenden Monitoringkonzept des Landes M-V (LU & heit der WRRL ist der Wasserkörper. Ein Wasser- LUNG M-V 2010) näher eingegangen. In M-V wird körper ist „ein einheitlicher und bedeutender Ab- im Rahmen der WRRL-Überwachung voraussicht- schnitt eines Oberflächengewässers“ (Art. 2 Nr. 10 lich ein festes Fischmessnetz eingerichtet werden. WRRL), bei Fließgewässern also ein einheitlicher und bedeutender Fließgewässerabschnitt. Im WRRL-berichtspflichtigen Gewässernetz in Meck- lenburg-Vorpommern wurden auf dieser Grund- lage Fließgewässerabschnitte zu insgesamt ca. 850 Wasserkörpern zusammengefasst, die je- weils überwiegend einem einheitlichen LAWA- Typ angehören und einen ähnlichen ökologi- schen und chemischen Zustand sowie ähnliche Belastungen aufweisen. Die Bewertung und Überwachung der Qualitätskomponente Fische eines Wasserkörpers soll mit dem fiBS-Verfahren vorgenommen werden. Hinweise dazu finden sich in Kapitel 8.2. Die Überwachung der Fischfauna in Fließgewässern ist nach WRRL zwingend an allen Messstellen des Überblicksmessnetzes durchzu- führen. Im Rahmen der operativen Überwachung müssen nicht alle vier biologischen Qualitäts- komponenten (QK) gemeinsam betrachtet wer- den, sondern es ist die biologische Komponente zu überwachen, die am empfindlichsten auf die jeweiligen Belastungen des Wasserkörpers rea- giert. Je nach Art der Belastung kann dies das Makrozoobenthos, die Gewässerflora (QK Makro- phyten und Phytobenthos, QK Phytoplankton) oder die Fischfauna sein. Auf die unterschiedli- chen Überwachungsarten wird u. a. im aktuell gel-

5 fiBS-Leitfaden: Fließgewässerbewertung anhand der Fischfauna in Mecklenburg-Vorpommern

4 Die natürliche Fischfauna der wendung und Interpretation der Gewässerbewer- Fließgewässer Mecklenburg- tung mit Hilfe der Fischfauna als unverzichtbar angesehen. Andernfalls ist das Risiko groß, dass Vorpommerns die heute vorherrschenden anthropogen über- Die natürliche Fischfauna der Fließgewässer stellt prägten Gewässer unbewusst als Vergleichsmaß- als (theoretischer) Idealzustand den Bezugspunkt stab für die Referenzerstellung herangezogen für die Erstellung der fischfaunistischen Referen- werden und damit auch ein falscher Bezug ge- zen dar und definiert damit zugleich den sehr gu- wählt wird. ten ökologischen Zustand gemäß WRRL im Hin- Bei der Formulierung der fischfaunistischen Refe- blick auf die Qualitätskomponente Fische. renzen ist daher eine möglichst sorgfältige Re- Aktuell entsprechen jedoch vielfach weder der cherche zu möglichen anthropogenen Verände- Zustand der Fließgewässer (zum Beispiel die Ge- rungen des zu betrachtenden Fließgewässers wie wässermorphologie) noch die gegenwärtig beob- zum Beispiel künstliche Anbindungen an andere achteten Ichthyozönosen diesen Referenzbe- Gewässer oder Verlegungen des Gewässerlaufes dingungen, sondern re ektieren vor allem anzustreben. anthropogene Ein üsse. Aktuelle Beschungsda- Dabei ist die Frage nach der Definition des Refe- ten eignen sich daher nur unter bestimmten Vo- renzzeitpunktes nicht einfach zu beantworten. raussetzungen (z. B. natürliche, d.h. referenznahe Vielfach nahmen nach etwa 1850 Ausbau und Gewässer oder als orientierende Informationen Nutzung der Gewässer stark zu. Dieser Zeitpunkt bei unklarer Typzuordnung des betrachteten Ge- kann daher Hinweise zur Abgrenzung der wässerabschnitts) als Hilfsmittel für die Referenz- anthropogen geprägten Phase von den natürli- erstellung. Historische Quellen geben im We- chen Bedingungen geben. Es darf jedoch nicht sentlichen nur Hinweise auf das Fischarteninven- vergessen werden, dass bereits lange vor dieser tar in Fließgewässern; Angaben zu den relativen Zeit die Fließgewässer Mecklenburg- Häugkeiten der Fischarten fehlen dagegen weit- Vorpommerns vielfältigen menschlichen Nutzun- gehend oder sind nur pauschaler Art. Aktuelle Da- gen unterworfen waren. Dazu zählen u. a. die Ver- ten aus referenznahen („best of“) Gewässern ge- änderung von Abflussverhältnissen z. B. durch ben daher wichtige Hinweise auf die Ausprägung Mühlenstaue oder die großflächige Rodung der der Fischfauna in natürlichen Gewässern und sind Wälder. unverzichtbar für die Modellierung der Referen- zen. Natürliche Gewässer, die den „sehr guten“ Zu- Es wird dabei angenommen, dass die Fischfauna stand im Sinne der WRRL darstellen - ohne der naturnahen Fließgewässer einen repräsentati- oder mit nur unbedeutenden anthropogenen ven Eindruck von den ursprünglichen Verhältnis- Abweichungen der für den Gewässertyp cha- sen vermittelt. rakteristischen Qualitätsmerkmale vom Sollzu- stand - gibt es in Mecklenburg-Vorpommern

Die natürliche Fischfauna der Fließgewässer praktisch nicht mehr. muss unter Zuhilfenahme verschiedener Quel- len rekonstruiert werden. Neben interpretier- Eine Reihe von Gewässern befindet sich aber im- baren historischen Informationen spielen da- mer noch in einem naturnahen und damit „guten“ bei repräsentative Befischungsdaten aus den ökologischen Zustand. Diese Gewässer sind u. a. verbliebenen naturnahen Gewässern und die anhand von Strukturgütekartierungen identifiziert Beachtung biogeographischer Besonderhei- worden, repräsentieren den besten verfügbaren ten eine entscheidende Rolle. Gewässerzustand und stellen einen praktikablen Ansatzpunkt für die Ableitung des Leitbildes dar. 4.1 Natürliche und naturnahe Ge- Wichtige Kriterien sind dabei z. B. Abflussverhält- nisse, Quer- und Längsprofil einschließlich ihrer wässer in Mecklenburg-Vorpommern Variabilität, Temperaturregime, Durchgängigkeit, Die referenznahen Gewässer sind wichtige Quel- Substrat, Beschattung und Strukturreichtum. len für die Definition der fischfaunistischen Refe- In Mecklenburg-Vorpommern besitzen zum Bei- renzbedingungen und veranschaulichen Gewäs- spiel Warnow, Nebel, Peene, Kösterbeck, ser, die sich im „guten ökologischen Zustand“ be- Gehlsbach, Schaale oder Brebowbach naturnahe finden und damit die Zielvorgabe der WRRL dar- Fließabschnitte. stellen. Die Kenntnis derartiger Gewässer und ih- rer Ichthyofauna wird daher für die richtige An-

6 fiBS-Leitfaden: Fließgewässerbewertung anhand der Fischfauna in Mecklenburg-Vorpommern

4.2 Die natürlichen Ichthyozönosen ab; diese wurden aus fachlichen Gründen zu 10 Clustern bzw. Ausprägungen der Fischfauna der Fließgewässer des norddeutschen zusammengefasst. Eine ausführliche Beschrei- Tieflandes bung dieser 10 referenznahen natürlichen Fisch- Für die Anwendung des Bewertungssystems BS zönosen des norddeutschen Tieflandes erfolgte in stellen die schfaunistischen Referenzen eine ent- Form von Steckbriefen im o.g. Projektbericht. scheidende Grundlage dar. Diese Leitbilder müs- 1. Potamalgeprägte Fischgemeinschaften sen nach den Anforderungen von BS (DUßLING • 1 Ausprägung 2009 bzw. aktuellste Version des BS-Handbuchs) • Dominierende Arten sind Barsch, Blei, Güs- erstellt werden und haben großen Einuss auf das ter, Plötze, Hecht, Ukelei und Kaulbarsch. Bewertungsergebnis. Bei der Fließgewässerbe- • Vertreten sind die LAWA-Typen 12, 15, 19, wertung mit Fischen stellt daher die Referenzer- 21, 23. Dieser Cluster vereinigt überwiegend stellung einen kritischen Schritt dar und bindet ei- Stationen aus langsam fließenden bzw. nen erheblichen Teil des zu leistenden Arbeits- rückgestauten, überwiegend größeren aufwandes. Fließgewässern. Im Rahmen des von der Länderarbeitsgemein- • Die Fischfauna der potamal geprägten Ge- schaft Wasser (LAWA) geförderten Projektes wässer ist relativ ähnlich, wobei jedoch Ge- O 22.03 „Die Fischfauna der kleinen Fließgewässer wässer des Typs 23 (rückstaubeeinflusste Nord und Nordostdeutschlands. Leitbildentwick- Ostseezuflüsse) offenbar einen eigenen lung und typgerechte Anpassung des Bewer- Untertyp bilden. tungsschemas nach EG-Wasserrahmenrichtlinie“ waren daher für das norddeutsche Tiefland fisch- 2. Rhithralgepägte Fischgemeinschaften faunistische Leitbilder als Arbeitsgrundlage zu • 7 Ausprägungen entwickeln. • Dominierende Arten sind Bachschmerle, Als praktikabler Arbeitsansatz erwies sich die sta- Gründling, Westgroppe, Hasel, Dreistachli- tistische Auswertung von Daten für referenznahe ger Stichling und Bachforelle. Gewässer („best of“) von 225 Stationen aus der • Vertreten sind die LAWA-Typen 11, 14, 16 gesamten Ökoregion 14 (Norddeutsches Tief- und 17; teilweise auch 12. land). Es handelte sich ausschließlich um mittels • Die Fischfauna der rhithralgeprägten Ge- Elektrofischerei gewonnene aktuelle Daten aus wässer zeigt eine hohe Diversität. Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Nie- dersachsen, Sachsen-Anhalt und Schleswig- 3. Artenarme Fischgemeinschaften Holstein. Im Datensatz war die Mehrzahl der im kleiner Gewässer Tiefland vorhandenen LAWA-Fließgewässertypen repräsentativ vertreten. • 2 Ausprägungen Die Fischgemeinschaften wurden mittels einer • Dominierende Arten sind Forelle (Bach- und Clusteranalyse identifiziert. Details zur Methodik, Meerforelle), Neunstachliger Stichling und den verwendeten Daten und Ergebnissen sind im Neunaugen (Bach- und Flussneunauge). Projektbericht ausführlich dokumentiert • Vertreten sind die LAWA-Typen 11, 14, 16 (SCHAARSCHMIDT et al. 2005). Nachfolgend werden und 19. nur die wesentlichen Ergebnisse dargestellt. Ziel • Die Fischfauna ist auffallend artenarm und der Arbeiten waren Aussagen zur natürlichen relativ uneinheitlich. Ichthyofauna der Fließgewässer, die sich als Leit- bild bzw. Referenz für die Arbeit mit fiBS verwen- 4.3 Die natürlichen Fischgemein- den lassen. schaften Mecklenburg-Vorpommerns: Ein wichtiger Aspekt der Untersuchungen war die Rahmenreferenzen Frage, ob für die LAWA-Fließgewässertypen spezi- Auf Grundlage der unter 4.2 vorgestellten Unter- fische und einheitliche fischfaunistische Leitbilder suchungsergebnisse zu den natürlichen Fisch- definiert werden können. Die statistischen Analy- zönosen des Tieflandes und unter Berücksichti- sen ergaben jedoch keine Hinweise auf eine spe- gung der Verhältnisse in Mecklenburg- zifische Fischfauna für die einzelnen LAWA- Vorpommern konnten „Rahmenreferenzen“ als Fließgewässertypen. Alle wesentlichen Ausprä- Arbeitsgrundlage für die Referenzerstellung for- gungen der referenznahen Fischfauna wurden muliert werden. Diese Rahmenreferenzen fassen stets durch Gewässer verschiedener LAWA-Typen die mittels der Clusteranalyse statistisch identifi- gebildet. Die Erstellung von allgemein gültigen zierten Ausprägungen der beobachteten Fisch- Referenzichthyozönosen für die LAWA- gemeinschaften naturnaher Gewässer zu 5 Haupt- Fließgewässertypen ist daher nicht möglich. typen von Fischzönosen zusammen. Diese Zu- Im norddeutschen Tiefland können drei Haupt- sammenfassung erfolgte mit dem Ziel der Bildung Fischzönosen unterschieden werden. Die statisti- sinnvoller fischökologischer Einheiten. Aufgrund sche Auswertung (Clusteranalyse) trennt inner- der bekannten biogeographischen Besonderhei- halb dieser Hauptzönosen insgesamt 15 Cluster ten der einzelnen Einzugsgebiete werden außer-

7 fiBS-Leitfaden: Fließgewässerbewertung anhand der Fischfauna in Mecklenburg-Vorpommern dem bei einigen Fischtypen anhand der Präsenz wässer bzw. die Probestelle. Bei der Anpassung an bzw. Absenz bestimmter Charakterarten zwei ein zu bewertendes Gewässer müssen die Refe- Ausprägungen unterschieden. Die Rahmenrefe- renzanteile modifiziert werden, ohne jedoch eine renzen beinhalten für die einzelnen Fischgemein- unbegründete Verschiebung der Häufigkeitsklas- schaften Angaben zum Arteninventar und zur sen Leitart, typspezifische Art und Begleitart zu Klassifikation der Fischarten in Leitarten, typspezi- bewirken. fische Arten und Begleitarten. Die problematische Die nachfolgend dargestellten Fischgemeinschaf- Festlegung der geforderten Referenzanteile wird ten stellen die statistisch sinnvoll differenzierba- erleichtert durch die Angabe von Mittelwerten ren Einheiten aus den unter 4.2. beschriebenen der relativen Häufigkeiten. Die Rahmenreferenzen Untersuchungen dar. definieren somit wichtige Eckwerte für die Erstel- lung einer konkreten Referenz, erfordern aber stets eine Anpassung an das zu bewertende Ge-

Tab. 1: Natürliche Fischgemeinschaften der Fließgewässer Mecklenburg-Vorpommerns Fischtyp 1 2 3 4 5

Sehr artenarmes Kleine schnellfließende Artenreiche Artenreiches Potamal Rhithral der Oberläufe Groppen-Forellenbäche Forellenbäche Hyporhithral

mit ohne mit ohne mit ohne Groppe Groppe Groppe Groppe Elritze Elritze

Leitarten Forelle, Forelle, Forelle, Forelle, Aal, Aal, Barsch, Dreist. Barsch, Neunauge, Neunauge, Elritze, (Elritze)1, Forelle, Forelle, Stichling, Blei, Groppe, Neunst. Groppe, Gründling, Neunauge, Neunauge, Elritze, Gründ- Plötze, Neunst. Stichling Gründling, Schmerle, Elritze, Gründling, ling, Plötze, Steinbeißer Stichling Schmerle Gründling, Hasel, Schmerle, Hasel, Plötze, Steinbeißer Plötze, Schmerle Schmerle

Typspe- Aal, Aal, Neunauge, Neunauge, Barsch, Barsch, Forelle, Neun- Aal, zifische Dreist. Dreist. Dreist. Dreist. Döbel Döbel auge, Döbel, Aland, Arten Stichling Stichling Stichling, Stichling, Groppe, Döbel, Hasel, Hasel, Hasel, Neunst. Dreist. Neunst. Neunst. Stichling Stichling, Stichling Stichling Gründling, Güster, Hecht, Kaulbarsch, Moder- lieschen, Quappe, Rotfeder, Ukelei

Forelle: Bach- und Meerforelle Neunauge: Bach- und Flussneunauge 1In M-V nur in einigen Gewässern/Gewässersystemen Vorkommen der Elritze als Leitart, vgl. Tab. 4.

8 fiBS-Leitfaden: Fließgewässerbewertung anhand der Fischfauna in Mecklenburg-Vorpommern

Tab. 2: Rahmenreferenzen für die natürlichen Fischgemeinschaften Mecklenburg-Vorpommerns (nach SCHAARSCHMIDT et al. 2005 überarbeitet, aus: Endbericht zum Praxistest fiBS M-V, Waterstraat et al. 2011a) Fischtyp 1 2 3 4 5 Sehr artenarmes Kleine schnellflie- Artenreiche Artenreiches Potamal Rhithral der ßende Groppen- Forellenbäche Hyporhithral Oberläufe Forellenbäche LAWA- Typen 14, 11, 16 14, 16, 15, 17 17, 16, 12, 11 11, 14, 12, 17 19, 15, 23, 21 mit Anteil >10%1 mit ohne mit ohne mit ohne Groppe Groppe Groppe Groppe Elritze Elritze Anteil Anteil Anteil Anteil Anteil Anteil Anteil Anteil [%] [%] [%] [%] [%] [%] [%] [%] Aal 1,7 2,2 0,9 0,8 12,2 12,2 0,4 3,5 Aland 0,2 0,2 0,7 1,2 Atlantischer Lachs Bachforelle 22,7 24,6 9,8 22,6 11,5 12,5 1,5 0,2 Bachneunauge 9,5 10,3 2,9 4,5 5,9 5,9 1 0,1 Barsch 0,9 0,9 0,9 0,4 2,2 2,2 6,4 24,5 Bitterling 0,1 0,9 Blei 0,2 0,2 0,1 5,5 Döbel 0,1 3,3 3,3 3,2 2,5 Dreist. Stichling 3,4 4,1 4,6 4,9 0,9 0,9 20,1 2,6 Elritze 13,3 s. u. 2 7,8 8,2 Finte Flunder Flussneunauge 9,5 10,3 2,9 0,5 5,9 5,9 1 0,1 Giebel 0,1 Groppe 7,7 33,2 0,7 1,2 Gründling 9,8 20,1 10,5 12,5 19,2 2,5 Güster 0,1 2,9 Hasel 1,6 2,3 9,7 9,7 2,5 0,3 Hecht 0,1 0,9 0,9 0,5 2,3 Karausche Kaulbarsch 0,5 0,1 0,9 0,9 0,1 1,6 Meerforelle 22,6 24,6 9,7 22,2 11,5 12,5 1,5 0,2 Meerneunauge Moderlieschen 0,1 0,2 0,1 1,5 Ostseeschnäpel Quappe 0,5 0,1 0,4 0,4 0,1 1,9 Rapfen 0,2 Plötze 0,8 0,8 8,7 8,7 5,1 27 Rotfeder 1,7 Schlammpeitzger 0,2 0,1 Schleie 0,2 0,2 0,5 0,9

9 fiBS-Leitfaden: Fließgewässerbewertung anhand der Fischfauna in Mecklenburg-Vorpommern

Fischtyp 1 2 3 4 5 Sehr artenarmes Kleine schnellflie- Artenreiche Artenreiches Potamal Rhithral der ßende Groppen- Forellenbäche Hyporhithral Oberläufe Forellenbäche LAWA- Typen 14, 11, 16 14, 16, 15, 17 17, 16, 12, 11 11, 14, 12, 17 19, 15, 23, 21 mit Anteil >10%1 mit ohne mit ohne mit ohne Groppe Groppe Groppe Groppe Elritze Elritze Anteil Anteil Anteil Anteil Anteil Anteil Anteil Anteil [%] [%] [%] [%] [%] [%] [%] [%] Schmerle 6,1 18,1 5 7,5 18,9 0,2 Steinbeißer 0,5 0,1 0,9 2,9 6 9,7 Stint Ukelei, Laube 0,3 0,3 0,2 4,6 Weißflossengründling Wels Zährte Zander 0,4 Ziege Zope Zwergstichling 21,9 22,8 1,9 2,4 0,2 0,2 1 0,9

1Fettdruck: Dominierende LAWA-Typen. 2In M-V ist in einigen Gewässern/Gewässersystemen die Elritze als Leitart zu ergänzen und die Referenz entspre- chend anzupassen; vgl. Tab. 4.

Die folgenden Abbildungen zeigen jeweils zwei naturnahe Ausprägungen der Referenztypen.

Abb. 2: Referenzgewässer für Fischtyp 1: Seegraben [GEHLSB_f_4_icht] (li.) und Moltenower Bach [MOLTEN_f_1](re.)

10 fiBS-Leitfaden: Fließgewässerbewertung anhand der Fischfauna in Mecklenburg-Vorpommern

Abb. 3: Referenzgewässer für Fischtyp 2: Schaale [SCHAAL_f_2_icht] (li.) und Panzower Bach [KLHELL_f_1] (re.)

Abb. 4: Referenzgewässer für Fischtyp 3: Nebel [NEBEL_f_4_icht] (li.) und Kösterbeck [KOESTE_f_1_icht] (re.)

Abb. 5: Referenzgewässer für Fischtyp 4: Schaale [SCHAAL_f_1] (li.) und Boize [BOIZE_f_2] (re.)

11 fiBS-Leitfaden: Fließgewässerbewertung anhand der Fischfauna in Mecklenburg-Vorpommern

Abb. 6: Referenzgewässer für Fischtyp 5: Peene [PEENE_f_4] (li.) und Randow [RANDOW_f_1] (re.)

Abweichend von diesen Referenzen wurde für die Elbe in Mecklenburg-Vorpommern die von der Flussge- bietsgemeinschaft Elbe (FGG Elbe) erstellte Referenz (GAUMERT/FGG ELBE in lit.) übernommen: Tab. 3: Referenz der FGG Elbe für den mecklenburgischen Abschnitt der Elbe Fischtyp 5 Fischtyp 5 (Potamal; Sonderfall: (Potamal; Sonderfall: großer Strom) großer Strom) Referenz Elbe (FGG Elbe) Referenz Elbe (FGG Elbe)

Anteil [%] Anteil [%]

Aal 4,0 Meerneunauge 0,3 Aland 5,0 Moderlieschen 0,1 Atlantischer Lachs 0,5 Nordseeschnäpel 1,0 Atlantischer Stör 0,3 Quappe 7,0 Barbe 0,1 Rapfen 2,0 Barsch 7,0 Plötze 17,0 Bitterling 0,1 Rotfeder 0,3 Blei 9,0 Schlammpeitzger 0,1 Döbel 1,5 Schleie 0,3 Dreist. Stichling1 0,2 Schmerle 0,1 Finte 0,1 Steinbeißer 1,0 Flunder 0,3 Stint (Wanderform) 1,0 Flussneunauge 1,7 Ukelei 10,0 Giebel 0,1 Weißflossengründ- 4,0 Gründling 6,0 ling Güster 6,0 Wels 0,3 Hasel 1,5 Zährte 1,0 Hecht 5,0 Zander 2,0 Karausche 0,1 Zope 1,0 Karpfen 0,1 Zwergstichling 0,1 Kaulbarsch 2,0 1Binnenform Maifisch 0,3 Meerforelle 0,5

12 fiBS-Leitfaden: Fließgewässerbewertung anhand der Fischfauna in Mecklenburg-Vorpommern

Abb. 7: Referenzgewässer für Fischtyp 5: Elbe bei Boizenburg bei Mittel- und Hochwasser

4.4 Zoogeographische und weitere Besonderheiten der Fischfauna Meck- lenburg-Vorpommerns Dieses Kapitel enthält eine kommentierte Liste schen Besonderheiten bei der Verbreitung der ausgewählter Fischarten Mecklenburg- Fischarten sowie aus den in fiBS angebotenen Vorpommerns und dokumentiert für diese fachli- Wahlmöglichkeiten für die ökologische Charakte- che Hinweise und Festlegungen, die im Rahmen risierung einiger Arten. Um vergleichbare Bewer- des Praxistests für die Durchführung der fiBS- tungsergebnisse zu erhalten, musste daher eine Bewertung in Mecklenburg-Vorpommern getrof- einheitliche Grundlage für die Behandlung dieser fen wurden und sich bewährt haben (WATERSTRAAT Fischarten bei der Erstellung der fischfaunisti- et al. 2011a). Sie sind bei der Erstellung weiterer schen Referenzen geschaffen werden. Eine we- Referenzen im Rahmen der fiBS-Bewertung an- sentliche Datengrundlage dieser Liste sind Infor- zuwenden. Die Notwendigkeit eines solchen Ab- mationen über die historische Verbreitung dieser gleichs und der daraus folgenden Festlegungen Arten. ergab sich aus der Beachtung von zoogeographi- Tab. 4: Zoogeographische Besonderheiten: Kommentierte Liste ausgewählter Referenzfischarten für Mecklenburg- Vorpommern. (Weitere allgemein verbreitete und häufige Arten wurden nicht berücksichtigt, da hier nicht relevant.) Art Kommentar Aal In potamalgeprägten Gewässern und im Potamalbereich tritt der Aal als Leitart auf bzw. erreicht höhere Referenzanteile. In den übrigen Gewässer- bereichen mit Ausnahme des artenarmen Rhithralbereichs (Fischtyp 1) Auftreten vermutlich als typspezifische Art. Die Indikatorfunktion des Aals für den ökologischen Zustand der Gewässer ist jedoch aufgrund des ge- genwärtig generell schwachen Aufkommens der Art und aufgrund von Aalbesatzmaßnahmen stark eingeschränkt! Dies muss bei der Gewässer- bewertung mit fiBS berücksichtigt werden. Defizite hinsichtlich des Aalan- teils am aktuellen Befischungsergebnis sind im Gesamtkontext zu inter- pretieren und somit nicht allein Ausdruck eines defizitären Zustands des zu bewertenden Gewässers. Aland In den Ostseezuflüssen und im Elbesystem stets typspezifische Art. Weiterhin flächendeckend in den Unter- und Mittelläufen verbreitet. Äsche Keine Referenzart. In M-V allochthon. Atlantischer Lachs Keine Referenzart. In M-V nur Nahrungsgast. Bachneunauge siehe Neunaugen Barbe Als Referenzart nur in der Elbe (Begleitart).

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Art Kommentar In M-V keine Reproduktion. Selten/als Gast in den Unterläufen des Elbe- systems (u. a. Sude, Schaale, Schilde). Auch z.T. unklare Nachweise aus dem Peenesystem (u. a. Tollense) und (u. a. historische Belege). Nicht im Warnowsystem. Bitterling In potamalgeprägten Gewässern bzw. im Potamal stets Begleitart (Fischtypen 4 und 5). Döbel Vermutlich flächendeckend verbreitet. In potamalgeprägten Gewässern bzw. im Übergangsbereich zum Potamal typspezifische Art bis Leitart. Bisher keine Nachweise aus den Küstenbächen zwischen Stepenitz und Warnow (Flussgebiet 963). Dreistachliger Stichling Wird in allen Referenzen für die Fließgewässer Mecklenburg-Vorpom- merns grundsätzlich immer als stationäre Form berücksichtigt. Elritze Nur im Elbesystem sowie in den westlichen Ostseezuflüssen bis einschließ- lich Warnowsystem. Östlich des Warnowsystems keine Hinweise auf ehemalige Verbreitung. Finte Referenzart nur im Unterlauf der Peene (Begleitart). Potentiell in marin geprägten Abschnitten von Gewässern des Typs 23. In den Gewässern des Odereinzugsgebietes wahrscheinlich Begleitart oder typspezifische Art (in vergleichbaren relativen Häufigkeiten bis etwa 1950 nachgewiesen). In anderen Ostseezuflüssen als Irrgast. Keine aktuellen Nachweise in sonstigen Fließgewässern. Flunder In den potamal geprägten Unterläufen der Ostseezuflüsse als Begleitart. Aus methodischen Gründen (Erfassung mit E-Fischerei schwierig) und auf- grund des unregelmäßigen Auftretens stets als Begleitart mit kleinem Re- ferenzanteil (0,1%) festlegen. Flussneunauge siehe Neunaugen. Forelle (Salmo trutta) fiBS verlangt in der Referenz sowie in der Angabe des Befischungs- ergebnisses eine Differenzierung von Bach- und Meerforelle, so dass so- wohl in Referenz als auch aktueller Befischung Meerforellen und Bachfo- rellen angegeben werden sollten.

Alternativer Vorschlag: In den meisten Fließgewässern Mecklenburg-Vorpommerns gibt es im Re- ferenzzustand sowohl stationäre als auch wandernde Forellen. Es kann daher im Referenzzustand von einer Besiedlung durch Meer- und Bachfo- rellen ausgegangen werden. Bis auf die adulten Individuen ist deren Diffe- renzierung jedoch praktisch kaum möglich. In der Referenz sollte daher der Referenzanteil „Forelle“ auch immer zu jeweils 50 % auf Meerforelle und Bachforelle aufgeteilt werden. Eine weitergehende, spezifische Ge- wichtung in die eine oder andere Richtung wäre weitgehend subjektiv bzw. kaum nachvollziehbar und wird daher nicht vorgenommen (s. auch Anlage 7). Nur in natürlichen Bachforellengewässern erfolgt die Ausweisung des Re- ferenzanteils „Forelle“ zu 100 % als Bachforelle: Fließgewässer im Havelsys- tem als reine Bachforellengewässer. Anmerkung Elbesystem M-V, Müritz-Elde-Wasserstraße: Nach aktuellem Kenntnisstand (u. a. historische Nachweise aus Brandenburg, Niedersach- sen) ist die Meerforelle auch in den mecklenburgischen Elbezuflüssen als Referenzart zu berücksichtigen.

Angabe des Befischungsergebnisses 1.) In Gewässersystemen mit Meer- und Bachforelle 1. Fang adulter Meerforellen in fiBS-Befischung oder andere sichere Belege für das aktuelle Vorkommen der Meerforelle („Dummies“, z. B. aktuelle Be- obachtungen des Laichgeschehens):  alle gefangenen Forellen werden zu gleichen Teilen jeweils als Bach- und Meerforelle aufgeführt.

14 fiBS-Leitfaden: Fließgewässerbewertung anhand der Fischfauna in Mecklenburg-Vorpommern

Art Kommentar 2. Keine Nachweise adulter Meerforellen aus fiBS- Befischung oder ande- ren Belegen („Dummies“):  alle gefangenen Forellen werden als Bachforellen aufgeführt. Die Bewertung führt dann zu einer Abwertung der Station infolge der feh- lenden wandernden Meerforellen.

2) Im Havelsystem Alle gefangenen Forellen und sonstige Nachweise werden als Bachforelle erfasst. Giebel In potamalgeprägten Gewässern bzw. im Potamal stets Begleitart (Fischtypen 4 und 5). Hasel Typspezifische Art im Elbesystem (u. a. Sude, Schaale, Schilde), Peene- system (u. a. Tollense, Augraben), Uecker/Randowsystem und Stepenitz- system. Nicht im Warnow- und Recknitzsystem. Karausche In potamalgeprägten Gewässern bzw. im Potamal stets Begleitart (Fischtypen 4 und 5). Maifisch Keine Referenzart. In den Fließgewässern Mecklenburg-Vorpommerns nur extrem selten als Irrgast nachgewiesen (ein aktueller Nachweis; WINKLER, mdl. Mitt.) Meerneunauge Keine Referenzart. Als Begleitart potentiell nur im Elbeeinzugsgebiet zu erwarten (Sude, Schaale, Schilde). Tritt in anderen Gewässersystemen (Ostseeeinzugs- gebiet) nur als Irrgast auf. Neunaugen: In allen Gewässersystemen/geeigneten Habitaten sind beide Arten grund- sätzlich als Referenzart anzusehen. Bachneunauge Kleine Querder (Totallänge ≤ 7 cm) werden als 0+ ausgewiesen; größere (Lampetra planeri) Querder werden in die Klasse subadult/adult eingeordnet. Das tatsächli- che Stadium sollte bei der Probenahme jedoch mit aufgenommen wer- und den. Flussneunauge In Gewässern mit gemeinsamen Vorkommen von Bach- und Flussneunau- (L. fluviatilis) gen müssen analog der Forelle (s. dort) auch für beide Arten bei der Ein- gabe des Befischungsergebnisses Querderanteile ausgewiesen werden, d.h. die gefangenen Querder sind auf beide Arten aufzuteilen (jeweils 50 %, s. auch Anlage 6). Weiterhin kann sich eine methodisch bedingte Reduzierung des Referenz- anteils der Neunaugen erforderlich machen (technische Referenz: verrin- gerter Fangerfolg bei Routinebefischungen) bzw. alternativ müssen „Dummy-Werte“ eingesetzt werden, um eine korrekte Bewertung sicher- zustellen.

Angabe des Befischungsergebnisses 1. Das aktuelle Vorkommen von Flussneunaugen ist sicher belegt (aus fiBS- Befischung oder anderen Nachweisen, „Dummies“):  Alle gefangenen Querder werden zu gleichen Teilen jeweils als Bach- und Flussneunauge aufgeführt.

2. Keine Nachweise adulter Flussneunaugen in der fiBS-Befischung bzw. andere sichere Belege („Dummies“): Alle gefangenen Querder werden als Bachneunaugen aufgeführt. Die Bewertung führt dann zu einer Abwertung der Station infolge der feh- lenden wandernden Flussneunaugen. Ostseeschnäpel Vorkommen in Elbesystem und Peenesystem (u. a. Tollense). Der Aufstieg in die mecklenburgischen Elbezuflüsse ist unwahrscheinlich. Aktuell auch Nachweise aus der Warnow (Unterwarnow), vermutlich aus Besatz. Aus methodischen Gründen (Erfassung mit E-Fischerei schwierig und praktisch nur per „Dummy“ möglich) in den potentiellen Vorkommensgewässern daher stets nur als Begleitart mit kleinem Referenzanteil festlegen.

15 fiBS-Leitfaden: Fließgewässerbewertung anhand der Fischfauna in Mecklenburg-Vorpommern

Art Kommentar Quappe Flächendeckend verbreitet. Ausweisung der Referenzanteile sollte sich an den Richtwerten für die Fischtypen orientieren (Rahmenreferenzen). Rapfen Vorkommen im Elbesystem (u. a. Sude, Schaale, Schilde), Peenesystem (u. a. Tollense) und Uecker-/Randowsystem. Nicht im Warnow-, Recknitz- und Stepenitzsystem. Aus methodischen Gründen (Erfassung mit E-Fischerei schwierig) als Begleitart oder höchstens als typspezifische Art festlegen. Schlammpeitzger In potamalgeprägten Gewässern bzw. im Potamal stets Begleitart (Fischtypen 4 und 5). Stets Begleitart mit kleinem Referenzanteil. Steinbeißer Vermutlich flächendeckend verbreitet. Typspezifische Art oder Leitart in potamalgeprägten Gewässern und im Potamal (Fischtypen 4 und 5). Auch in sandgeprägten Gewässern oder in artenreichen Forellenbächen als typ- spezifische Art vorkommend. Bisher keine Nachweise aus den Küstenbächen zwischen Stepenitz und Warnow (Flussgebiet 963). Stint Aus methodischen Gründen (Erfassung mit E-Fischerei schwierig!) stets als Begleitart mit kleinem Referenzanteil festlegen. Nur in begründeten Aus- nahmefällen als typspezifische Art. In den Unterläufen der potamalen Ost- seezuflüsse als Wanderform sowie den Zuflüssen und Verbindungen grö- ßerer Seen als Binnenform in die Referenz aufzunehmen. Potentiell auch im Elbesystem. Starke natürliche Fluktuationen der Vorkommen. Störe (Acipenser spp.) Keine Referenzarten (Nahrungsgast, technische Gründe). Weißflossengründling In M-V potentiell nur im Elbesystem zu erwarten bzw. aktuell nachgewie- sen. Wels Im Potamal stets Begleitart (Fischtyp 5). Aus methodischen Gründen (Er- fassung mit E-Fischerei schwierig) stets als Begleitart mit kleinem Refe- renzanteil festlegen. Westgroppe In M-V Vorkommen im Elbesystem (Schaale, Schilde, Gehlsbach) sowie in den westlichen Ostseezuflüssen bis einschließlich Stepenitzsystem. Keine Vorkommen im Warnow-, Peene-, Recknitz- und Uecker-/ Randow- system. Zander Aus methodischen Gründen (Erfassung mit E-Fischerei schwierig) als Be- gleitart oder höchstens als typspezifische Art festlegen. Zährte In M-V Vorkommen in den Unter- und Mittelläufen des Elbe- und Peene- systems (u. a. Tollense). Nicht im Warnow- und Recknitzsystem. Ziege Keine Referenzart. In M-V in Fließgewässern nur als extrem seltener Irrgast (Warnow, Zuflüsse zur Pommerschen Bucht). Zope In M-V Vorkommen in Elbesystem (Elbe, Unterläufe von Sude, Schaale, Schilde) und Peenesystem (u. a. Tollense). Nicht im Warnow- und Recknitzsystem.

16 fiBS-Leitfaden: Fließgewässerbewertung anhand der Fischfauna in Mecklenburg-Vorpommern

Keine Referenzarten für M-V stellen weiterhin die folgenden Arten der fiBS-Referenzliste dar, unabhängig davon, ob sie bei den Probenahmen erfasst werden: Bachsaibling, Blaubandbärbling, Donausteinbeißer, Karpfen, Frauennerfling, Goldsteinbeißer, Huchen, Mai- renke, Nase, Nordseeschnäpel, Perlfisch, Regenbogenforelle, Schneider, Schrätzer, Seeforelle, Sonnen- barsch, Steingressling, Streber, Strömer, Ukrainisches Bachneunauge, Zingel, Zobel und Zwergwels.

Abb. 8: Beispiel Referenzart: Meerforelle Abb. 9: Beispiel Referenzart: Aland

5 Die Probestelle keit räumlich mit anderen biologischen Probestel- len (Makrozoobenthos, Makrophyten) decken, um 5.1 Grundlagen später - außerhalb der Arbeiten des Praxistests - die Bewertungsergebnisse der verschiedenen bio- Im Kapitel 3 „Die fischereiliche Probenahme“ des logischen Qualitätskomponenten miteinander Handbuchs zu fiBS (DUßLING 2009) werden aus- vergleichen zu können. Wie sich in der Praxis zeig- führliche Erläuterungen zur Probestreckenaus- te, sind diese zum Teil historisch gewachsenen, wahl und zur Lage der Probestellen in Bezug auf zum Teil neu festgelegten „Bio-Stellen“ allerdings die Grenzen der Referenzzönosen gegeben, die nicht immer auch für die Wasserkörperbewertung hier nicht wiederholt werden sollen. Für die räum- der Fischfauna mittels fiBS geeignet (z. B. nicht liche Festlegung der Probestellen ist dabei von alle für den Wasserkörper typischen Fischhabitate Bedeutung, ob sie der langfristigen Überwachung abgedeckt, so dass nicht das komplette Fischar- und Bewertung von Wasserkörpern nach WRRL in teninventar erfasst wird; zu geringe Wasserfüh- berichtspflichtigen Gewässern oder weiteren Zie- rung, Lage im direkten Einflussbereich eines Weh- len wie z. B. dem Nachweis der Effizienz von Rena- res). Daher sollte auf Grundlage des wachsenden turierungsmaßnahmen dienen. Erkenntnisgewinns im Rahmen des WRRL- Die fischbasierte Bewertung von Wasserkörpern Monitorings bei der weiteren Gestaltung des ope- erfolgt für längere zusammenhängende Gewäs- rativen Messnetzes geprüft werden, ob eine be- serabschnitte auf der Grundlage weniger oder so- reits mit fiBS bewertete Fischstelle weiterhin be- gar einzelner Probestellen. Die fischereiliche Pro- wertet werden soll (was im Prinzip wünschens- benahme muss also möglichst repräsentativ für wert ist, um Trends zu erkennen) oder aber inner- den betrachteten Wasserkörper erfolgen. Durch halb des Wasserkörpers oder Einzugsgebietes zu den Auftraggeber sollte daher schon vorher ana- verlegen ist, um die Aussagekraft des Ergebnisses lysiert werden, ob eine oder mehrere Probestellen für die den Wasserkörper oder das Einzugsgebiet notwendig sind und ob eine Probestelle durch betreffende Fragestellung bzw. Belastung zu Befischung von Teilabschnitten oder durch einen schärfen. einzelnen Abschnitt untersucht werden sollte. In diesem Zusammenhang ist auch zu beachten, Wünschenswert sind hier entweder gezielte Vor- dass je nach Fragestellung unterschiedliche An- untersuchungen oder Auswertungen des vorhan- forderungen an die Lage der Probestelle gestellt denen Datenbestandes. werden. Bei der langfristigen Überwachung des Im Rahmen der Probestellenauswahl für den Pra- ökologischen Zustands von größeren Einzugsge- xistest (WATERSTRAAT et al. 2011a) wurde dabei bieten wie bei der Überblicksüberwachung nach durch das LUNG als Auftraggeber Wert darauf ge- WRRL sind andere Kriterien zu beachten als bei legt, dass die fiBS-Probestellen sich nach Möglich- der Festlegung von Probestellen im Rahmen der

17 fiBS-Leitfaden: Fließgewässerbewertung anhand der Fischfauna in Mecklenburg-Vorpommern kleinräumiger angelegten operativen Überwa- Ausführungen in Kapitel 3.2 des fiBS-Handbuches chung von Wasserkörpern nach WRRL. Faktoren, (DUßLING 2009). die dabei zu beachten sind, sind u. a. die Reprä- Bei Erfolgskontrollen sind daneben wieder andere sentativität der Probestelle innerhalb des betrach- Kriterien für die Lage der Probestelle zu beachten. teten Bezugsraums (Einzugsgebiet, Wasserkörper) Ein Monitoring zur Bewertung der Effizienz von in Hinblick auf die vorherrschende Gesamtbelas- Schutzmaßnahmen zur Verbesserung des ökolo- tung (insbesondere bei der Überblicksüberwa- gischen Zustands der Wasserkörper (Renaturie- chung) bzw. vorherrschende Belastung, deren rungen, Umbau/Rückbau von Wanderhindernis- Auswirkungen anhand der Fischfauna überwacht sen) sollte eine räumliche und zeitliche Kompo- werden sollen (insbesondere bei der operativen nente enthalten. Dies betrifft sowohl Vor- Überwachung). Weiterhin sind für die Probestel- her/Nachher-Vergleiche als auch Vergleiche ober- lenauswahl immer relevant der Fließgewässertyp halb und unterhalb der Maßnahme, wobei je nach bzw. die Gültigkeit der Referenzzönosen für die Art und Umfang der Maßnahme die Lage der Pro- Fischfauna („Fischtypen“) sowie der Einfluss von bestelle auch im unmittelbaren Maßnahmenbe- Querbauwerken und einmündenden Zuflüssen, reich sinnvoll sein kann (z. B. innerhalb einer län- welche die Aussagekraft der Probestelle beein- geren Renaturierungsstrecke). trächtigen können. Repräsentative Probestrecken für Einzugsgebiete oder Wasserkörper sollten da- 5.2 Kriterien der Probestellenaus- her nicht in Übergangsbereiche von Fischrefe- renzzönosen, in Staubereiche oder in Auslei- wahl tungsstrecken und mündungsnahe Bereiche ge- Die Lage der Probestelle wird in der Regel vom legt werden; siehe hierzu auch die anschaulichen Auftraggeber vorgegeben. Folgende Grundsätze sind dabei vom Auftraggeber zu beachten:

• Fisch-Probestellen haben methodisch bedingt ei- Bei klarer Dominanz nur eines Fischreferenztyps ne deutlich größere Längenausdehnung als ande- (z. B. 70 % des Wasserkörpers gegenüber 30 % ei- re Messstellentypen. Dies ist bei der Auswahl zu nes anderen Typs) sollte die Probestelle jedoch in- berücksichtigen. Dabei sind auch die Wasserkör- nerhalb des dominierenden Typs liegen. per-Grenzen zu berücksichtigen. • Probestellen mit der Funktion der Überwachung • Die zu befischende Probestelle muss repräsentativ der Fischfauna sollten in den meist relativ kleinen für den zu bewertenden Gewässerabschnitt sein. Wasserkörpern Mecklenburg-Vorpommerns durch Alle vorhandenen Habitate innerhalb der Probe- eine zusammenhängende, für den Wasserkörper stelle müssen vollständig erfasst werden. Um für und seine Belastung repräsentative, regelmäßig den Wasserkörper repräsentativ zu sein, sollte die beprobte Gewässerstrecke untersucht werden. Zur Probestelle in einem Abschnitt des Wasserkörpers Bewertung von größeren homogenen Wasserkör- liegen, der die vorherrschende Belastung reprä- pern kann es sinnvoll sein, die Befischung in meh- sentiert, welche auf den Wasserkörper wirkt und reren Teilstrecken durchzuführen und die Ergeb- deren Auswirkungen durch die biologischen Qua- nisse der Teilstrecken zu poolen (bei homogenen litätskomponenten, in diesem Fall die Fischfauna, Wasserkörpern ohne Wanderhindernisse zwischen angezeigt und überwacht werden sollen. Sollte den Teilstrecken). Bei sehr großen oder aus Fisch- dies mit einer Probestelle nicht möglich sein, sicht inhomogenen, d. h. im Längsverlauf durch müssen mehrere Probestellen pro Wasserkörper Wanderhindernisse beeinträchtigten oder deutlich eingerichtet werden. Bei Überblicksüberwa- unterschiedliche Belastungen aufweisenden Was- chungsstellen nach WRRL sollten die Probestellen serkörpern sind mehrere Probestellen einzurichten, repräsentativ für die Gesamtbelastung im Ein- deren Bewertungsergebnisse wie in Kap. 4.2 des zugsgebiet sein. fiBS-Handbuchs (Dußling 2009) beispielhaft vorge- schlagen, zu einer Gesamtbewertung des Wasser- • Die Ausdehnung von Probestellen sollte sich auch körpers zusammengeführt werden können (siehe nach den Grenzen der innerhalb des Gewässerab- auch Kap. 8.2). Aufgrund der kleinräumigen Wech- schnitts bzw. Wasserkörpers geltenden Fischrefe- sel der Strukturgüteklassen in unseren Wasserkör- renztypen richten. Übergangsbereiche zwischen pern sollte die befischte Strecke jedoch nicht die Referenz-Fischzönosen sollten vermieden werden. verschiedenen, sondern - analog zur Vorgehens- Im Zweifelsfall sind Abstimmungen mit dem fi- weise bei Typwechseln - die im Wasserkörper do- schereilichen Experten vorzunehmen. Wechselt in minierende Strukturgüteklasse umfassen. einem Wasserkörper der Fischreferenztyp, z. B. durch Übergang von einem rhithralen zu einem potamalen Typ, ist je nach Anteil des zweiten Typs an der Länge des Wasserkörpers ggf. eine weitere, separat zu bewertende Probestelle einzurichten.

18 fiBS-Leitfaden: Fließgewässerbewertung anhand der Fischfauna in Mecklenburg-Vorpommern

• Probestellen sollen nicht im Staubereich 6 Durchführung der Probenahme oder den Auslaufstrecken von Querbauwer- und Datenerfassung ken liegen und keine die Fischwanderung Vorab ist grundsätzlich darauf hinzuweisen, dass beeinträchtigenden Querbauwerke oder sowohl das fiBS-Handbuch (derzeitiger Stand bedeutende Nebengewässermündungen DUßLING 2009) als auch die Bewertungssoftware einschließen. Mündungsbereiche der Fließ- (derzeit fiBS 8.06.a) in unregelmäßigen Abständen gewässer sind auszuschließen, da sie zu- aktualisiert werden. Daher ist immer der aktuellste meist starke Wechselwirkungen mit dem auf der fiBS-Homepage verfügbare Stand zu ver- Vorfluter aufweisen. Das Gleiche gilt für den wenden, sofern vom Auftraggeber dies nicht aus- unmittelbaren Nahbereich an Seen. Das drücklich anders festgelegt wird. Gewässer muss im Bereich der Probestelle Fließgewässercharakter besitzen. 6.1 Befischungsstrategie und • Bei der Festlegung der Probestelle ist darauf -zeitraum zu achten, dass eine ganzjährige Wasserfüh- Auch zur Fangmethode, zur Durchführung einer rung gegeben ist, da sich sonst keine eigen- repräsentativen Befischung, der Befischungsfre- ständige Fischgemeinschaft ausbilden kann. quenz und Mindestaufwand, zum Zeitraum der Befischung und zu den Jungfischen und „Dum- Auch nach sorgsam vorgenommener Auswahl der mies“ gibt das fiBS-Handbuch (DUßLING 2009) Vor- Probestellen durch den Auftraggeber, müssen gaben, die an dieser Stelle nicht wiederholt wer- durch eine gründliche Analyse aller Einflüsse und den können, ohne den im fiBS-Handbuch gege- Belastungsfaktoren durch den fischereifachlich benen Zusammenhang mit anderen Kapiteln zu arbeitenden Experten die konkreten Entschei- zerstören. Daher ist die Kenntnis der dort ge- dungen für die räumlichen Grenzen der Probestel- machten Aussagen und ihre grundsätzliche An- len festgelegt werden. wendung zwingende Voraussetzung für eine er- Der die Probestelle bearbeitende Fischexperte hat folgreiche Befischung nach dem fiBS-Verfahren. In dabei folgende Grundsätze zu beachten: den folgenden Abschnitten wird auf konkrete Festlegungen zur Probenahme in Mecklenburg- • Bei neu einzurichtenden Probestellen ist Vorpommern eingegangen, insbesondere auf vorab eine Feinabstimmung über die Lage nach unserer Ansicht nicht ausreichend definierte mit der zuständigen unteren Wasserbehör- Befischungsparameter und die Art und Weise der de bzw. dem Auftraggeber zu treffen. Dabei Dokumentation (vgl. auch Anlage 8). ist zu prüfen, ob die Probestelle für Fischun- Nach dem fiBS-Handbuch werden für die fiBS- tersuchungen geeignet ist, ob die Mindest- Bewertung drei Einzelbefischungen pro Probe- befischungslänge erreicht werden kann, ob stelle in verschiedenen Jahren innerhalb eines mehrere Teilbefischungen sinnvoll sind und Bewertungszyklus empfohlen, um natürliche ob Gewässerunterhaltungsmaßnahmen ge- Schwankungen auszugleichen. Die fiBS- plant sind. Bewertung erfolgt dann am Ende des Bewer- • Die Befischung sollte in der Regel flussauf- tungszeitraums bzw. nach Vorliegen von bis zu wärts stattfinden. drei Befischungen einer Probestelle, wobei die Vorgaben für die Mindestindividuenzahl und • Die Probestellenkoordinaten sollten, wenn Mindestbefischungslänge erst mit der drit- möglich, den flussabwärts gelegenen Be- ten Befischung erfüllt sein müssen. Die Ergebnisse ginn der Probestelle definieren. Sollte nach der drei Befischungen werden dann aufaddiert Besichtigung der Probestelle eine Verschie- („gepoolt“), und die fiBS-Bewertung kann schließ- bung des Startpunktes notwendig sein, ist lich vorgenommen werden. zu sichern, dass der vorgegebene Startpunkt innerhalb der Befischungsstrecke liegt. Diese Vorgehensweise ist in der wasserwirtschaft- lichen Praxis gut anwendbar für die Überblicks- • Ist dies nicht möglich oder sinnvoll, ist eine überwachung, für die die WRRL eine Überwa- Abstimmung mit dem Auftraggeber erfor- chung (d. h. Beprobung und Bewertung) von derlich, damit keine Grenzen von Wasser- mindestens einmal in 6 Jahren vorsieht (WRRL, körpern überschritten werden. Hierzu sollte Anhang V, Nr. 1.3.4, für biologische und hydro- direkt vor Ort mit dem Auftraggeber Kon- morphologische Qualitätskomponenten). Für die takt hergestellt werden. operative Überwachung fordert die WRRL jedoch ein 3-jähriges Überwachungsintervall (WRRL, An- hang V, Nr. 1.3.4), so dass die im fiBS-Handbuch empfohlene Vorgehensweise für die operative Überwachung und damit für den überwiegenden Teil des WRRL-Messnetzes in Mecklenburg- Vorpommern nur bedingt geeignet erscheint, zumal positive wie negative Veränderungen in

19 fiBS-Leitfaden: Fließgewässerbewertung anhand der Fischfauna in Mecklenburg-Vorpommern der Bewertung bzw. des ökologischen Zustands Zusätzlich zu den ausführlichen Begründungen in erst sehr spät erkennbar werden. Kap. 4.3.5 des fiBS-Handbuchs (DUßLING et al. 2009) für die fachliche Notwendigkeit der Durchführung Daher ergibt sich für die fiBS-Befischungen in von fiBS-Befischungen im Spätsommer oder Mecklenburg-Vorpommern aus der Forderung, Frühherbst zeigten Auswertungen im Rahmen die Probestellen des operativen und Überblick- des Praxistests des fiBS-Verfahrens in Mecklen- messnetzes innerhalb von 6 Jahren jeweils zwei- burg-Vorpommern (WATERSTRAAT et al. 2011a), mal, d. h. alle 3 Jahre, gesichert bewerten zu kön- dass die Einbeziehung von Frühjahrsbefischun- nen, die Notwendigkeit einer Abweichung von gen zusätzliche Bewertungsprobleme durch die den Vorgaben des fiBS-Handbuchs. Nach dem zumeist geringere Fischabundanz und das Fehlen fiBS-Handbuch würde dies im Extremfall zu Befi- der Jungfische (Fischlarven in der Regel noch zu schungen in jedem Jahr führen. Daher müssen klein für Artbestimmung) aufwirft. Außerdem durch Verlängerung der Fangstrecken und Erhö- muss offensichtlich im Frühjahr ein erheblich grö- hung der zu fangenden Mindestindividuenzahl ßerer Aufwand getrieben werden, um zu ver- (siehe unten) die Voraussetzungen geschaffen gleichbaren Individuenzahlen wie im Spätsommer werden, um den Bearbeitungszeitraum für das - Frühherbst zu kommen. Damit wurden die Be- Erreichen einer nach den fiBS-Kriterien Mindest- denken von DUßLING (2009) bestätigt, dass eine individuenzahl und Mindestbefischungslänge ge- Kombination aus Gewässerbedingungen und sicherten Bewertung auf ein bis zwei Jahre zu re- fischökologischen Besonderheiten gegen eine duzieren, d. h. die Mindestvorgaben an Indivi- Frühjahrsbefischung sprechen. Daher wird emp- duenzahl und Befischungslänge sollten möglichst fohlen, auch in Mecklenburg-Vorpommern nur in bereits mit einer Befischung erreicht werden begründeten Ausnahmefällen Frühjahrsbefi- (s. Kap. 6.3). schungen in die fiBS-Bewertungen einzubeziehen.

Entsprechend den Regeln des fiBS- Die Vorgaben für den Befischungszeitraum (Ende Handbuches wird die Befischung auch in Juli bis Anfang Oktober) sind fachlich begründet Mecklenburg-Vorpommern vorzugsweise im und dienen zudem der Repräsentativität der Pro- Sommer oder Frühherbst (von Ende Juli bis benahme und der Vergleichbarkeit der Bewer- Anfang Oktober) durchgeführt. tungsergebnisse. Sie bedeuten aber auch, dass die Festlegung der Probestellen und Beauftra- Ergänzend wird für fiBS-Befischungen in gung der Befischungen durch den Auftraggeber Mecklenburg-Vorpommern empfohlen, dass möglichst bereits im Frühjahr erfolgen sollte, da- die Gewässertemperatur mindestens 10 °C be- mit das Zeitfenster auch eingehalten werden tragen sollte, um eine ausreichende Repräsen- kann. tativität der Befischung zu erreichen. Abweichungen vom Befischungszeitraum Ende 6.2 Methode Juli bis Anfang Oktober sind nur in wenigen Aus- Grundsätzlich ist das Bewertungsverfahren fiBS nahmen statthaft, z. B. wenn für die Anwendung aller in Fließgewässern an- wendbarer Erfassungsverfahren geeignet, jedoch • eine starke Wasserpflanzenvegetation eine speziell für die elektrofischereiliche Probenahme repräsentative Befischung unmöglich entwickelt. Daher stellt die Elektrofischerei auch macht. Allerdings sollten zunächst bei den in Mecklenburg-Vorpommern das Standardver- für die Gewässerunterhaltung Zuständigen fahren dar. Informationen über etwaige geplante Unterhaltungsmaßnahmen eingeholt wer- den, zu denen jedoch bei der Befischung ein Mindestzeitabstand von 14 Tagen einzuhal- ten ist. • im Sommer oder Herbst nur noch ein Rest- wasser vorhanden ist, wodurch eine reprä- sentative Befischung nicht möglich ist. • durch die Herbstbefischung wesentliche Be- standteile der Fischgemeinschaft nicht er- fasst werden können (z. B. Fluss- neunaugenlaicher in Bachoberläufen). In der Regel sollten hier jedoch ein zusätzlicher qualitativer Nachweis aus anderen Verfah- Abb. 10: Durchführung der Elektrofischerei, watend ren und das Setzen eines „Dummy“ genü- mit tragbarem Gerät gen.

20 fiBS-Leitfaden: Fließgewässerbewertung anhand der Fischfauna in Mecklenburg-Vorpommern

Salzeinfluss) den Einsatz von Stell- und Zugnet- zen, Reusen, die Verwendung von Streifenanoden in der Elektrofischerei oder die nächtliche Elektro- befischung. Speziell bei der Anwendung zusätzli- cher Verfahren zur Elektrofischerei ist jedoch zu beachten, dass auf Grund der unterschiedlichen Fangselektivität diese Daten nicht mit den Elek- trofischereidaten gepoolt werden dürfen. Für die- se Daten müssen neben den Elektrofischereian- gaben separate Bewertungsblätter ausgefüllt werden, so dass anschließend eine zusammenfas- sende gutachterliche Gesamtbewertung erfolgen kann. Alternativ hierzu können Artnachweise aus anderen Quellen (z. B. Berufsfischerei, Sichtbe- Abb. 11: Durchführung der Elektrofischerei obachtung, Stellnetzfänge, Aufstiegskontrollen) mit einem Boot für die Bewertung auch als „Dummy“ herangezo- gen werden (siehe Kap. 8). Ziel der Befischung muss sein, dass alle Arten und auch die unterschiedlichen Altersstadien voll- ständig und mit möglichst gleicher Fangeffizienz 6.3 Befischungsaufwand und Durch- erfasst werden können. Ist dies mit der Elektrofi- führung scherei nicht gegeben, sind zwischen dem Auf- Die WRRL-konforme Befischung der Probestellen traggeber und dem Bearbeiter Regelungen für in Mecklenburg-Vorpommern erfolgt grundsätz- anderweitige Methoden zu treffen. lich nach den Standardvorgaben des fiBS- Handbuchs (DUßLING 2009) bzw. dessen Fort- schreibung und den in der vorliegenden Broschü- re beschriebenen regionalspezifischen Anpassun- gen. Das einheitliche Vorgehen gemäß fiBS- Handbuch ist eine wichtige Voraussetzung für ei- ne standardisierte Auswertung in grenzüber- schreitenden Flussgebieten und die deutsch- landweite Vergleichbarkeit der Ergebnisse. Den- noch erwies es sich aufgrund der im Praxistest (WATERSTRAAT et al. 2011a) gesammelten Erfah- rungen als sinnvoll, für Mecklenburg- Vorpommern teilweise konkretere Festlegungen für die fiBS-Befischungen zu treffen:

• Entsprechend den Befischungsregeln (siehe Abb. 12: Alternative Fangmethode - Zugnetz fiBS-Handbuch) muss bei der Watfischerei die Befischungslänge mindestens das Vierzigfa- che und bei der Bootsfischerei das Hundert- fache der durchschnittlichen Gewässerbreite betragen, wobei bei beidseitiger Uferbefi- schung die beiden Uferstrecken aufaddiert werden. In der Elbe ist als Sonderfall die Ge- samtlänge auf 10 km begrenzt. • Für fiBS-Befischungen in Mecklenburg- Vorpommern wird abweichend vom fiBS- Handbuch festgelegt, dass bereits mit einer Befischung die laut fiBS-Handbuch erforder- liche Mindestbefischungsstrecke zu errei- chen ist, um hierdurch nach Möglichkeit be- reits die Mindestindividuenzahl zu erreichen Abb. 13: Alternative Fangmethode - Kiemennetz und die fiBS-Bewertung auch in der operati- Dies betrifft insbesondere in größeren Gewässern ven Überwachung sinnvoll einsetzen zu kön- oder Sonderfällen (Gewässer des Typs 23 mit nen (s. Kap. 6.1).

21 fiBS-Leitfaden: Fließgewässerbewertung anhand der Fischfauna in Mecklenburg-Vorpommern

• Als Mindeststrecken der Einzelbefischung gelten • Bei Massenvorkommen (insbesondere Fischbrut) somit 400 m bei Watfischerei und mindestens 800- kann eine repräsentative Stichprobe genommen 1000 m bei Bootsfischerei in kleineren und mittle- werden und danach auf den Gesamtbestand ren Gewässern und über 1000 m in größeren Ge- hochgerechnet werden. Allerdings muss die wässern (bzw. 500 m pro Seite bei beidseitiger Be- Mindestindividuenzahl auch ohne Fischbrut er- fischung). reicht werden. • Je nach notwendiger Individuenzahl ist die Befi- • Werden Kleinfischarten (z. B. Elritze, Dreistachliger schungsstrecke ggf. zu vergrößern; maximal aber Stichling, Moderlieschen) in hohen Abundanzen auf 200 % der Mindestbefischungsstrecke. (deutlich über dem Referenzwert) nachgewiesen, ist es gerechtfertigt, aus dem regelmäßigen Nach- • Die Mindestindividuenzahl zur Bewertung nach weis auf eine erfolgreiche Reproduktion zu schlie- fiBS sollte bereits in einer Befischung erreicht wer- ßen. In solchen Fällen kann, wenn keine Beein- den. Da nach den fiBS-Regeln für eine korrekte Be- trächtigung der Reproduktion vorliegt, ein Anteil wertung das Dreißigfache der Artenzahl der Refe- von 30 % der Tiere als „0+“ in die Bewertungsmas- renz-Fischzönose als Gesamtfang benötigt wird, ke eingegeben werden. bedeutet dies für die meisten Fließgewässer in Mecklenburg-Vorpommern einen Gesamtfang von • In Abweichung vom fiBS-Handbuch erfolgt in mehr als 600 Fischen. Lediglich in den kleinen Mecklenburg-Vorpommern die Vermessung aller Bachoberläufen sind mindestens 300 Fische im Individuen auf 1 cm Genauigkeit. Dadurch wird die Fang ausreichend. Diese Mindestindividuenzahlen Sicherheit des Reproduktionsnachweises erhöht. werden nach den bisherigen Ergebnissen oft auch Gleichzeitig werden die erhobenen Daten auf die- nach Verdopplung der Mindestbefischungslänge se Weise für naturschutzfachliche Fragestellungen nicht erreicht, so dass sich in diesen Fällen die besser nutzbar. Als Basis der Ausweisung des Jahr- Notwendigkeit einer Wiederholungsbefischung im ganges 0+ dienen die Arbeitshilfen in Folgejahr ergibt, um eine gesicherte Bewertung zu SCHAARSCHMIDT et al. (2005, siehe Anlage 4). Bei den erhalten und das fiBS-Verfahren auch in der opera- Neunaugen werden auf Grund ihrer Langlebigkeit tiven Überwachung sinnvoll einsetzen zu können. nur die Larvenstadien bis zu 7 cm dem Jahrgang 0+ zugerechnet. • Als Richtgröße für das absolute Minimum bei einer Befischung gelten 101 Fische. Bäche mit extrem geringen Abundanzen werden auch bei Mehrfach- befischung nicht mit ausreichender statistischer Si- cherheit durch fiBS bewertet und müssen gutach- terlich eingeschätzt werden.

operative Überwachung (Bewertung alle 3 Jahre) Fachlicher Exkurs: einhalten zu können. Die Empfehlung des Wiederholungsbefischungen – Erfahrungen fiBS-Verfahrens, mindestens drei Einzelbefischungen aus dem Praxistest einer Probestelle aus verschiedenen Jahren (jeweils Für alle bisher beprobten WRRL-Probestellen (ein- aus dem Zeitraum Ende Juli bis Anfang Oktober) mit schließlich der FFH-Ichthyozönosemonitoringstel- zum Teil erheblich kürzeren Befischungslängen in- len, siehe Kap. 9) wurde auf der Grundlage der ver- nerhalb von 6 Jahren für eine Bewertung heranzu- wendeten Methode, der realisierten Be schungslän- ziehen, steht dazu natürlich in einem gewissen Wi- gen und der Fangzahlen ein Be schungsvorschlag derspruch. Dieser Widerspruch lässt sich aber durch mit Angabe der Mindestbe schungslänge und der zweimaliges Durchlaufen des für die operative Mindestzahl durchzuführender Be schungen inner- Überwachung von der WRRL geforderten 3-Jahres- halb eines Bewertungszyklus aufgestellt. Hierbei Zyklus auflösen. Auf diese Weise kann die Qualitäts- wird die Forderung berücksichtigt, mit möglichst komponente Fischfauna ähnlich gut für die operati- wenigen Be schungen eine Bewertung vorzuneh- ve Überwachung eingesetzt werden wie das Makro- men, trotzdem jedoch ein vertrauenswürdiges Er- zoobenthos. gebnis zu erzielen, um die WRRL-Vorgaben für die

22 fiBS-Leitfaden: Fließgewässerbewertung anhand der Fischfauna in Mecklenburg-Vorpommern

Tab. 5: Mindestanzahl von Befischungen für eine ge- 6.4 Zu erhebender Datenumfang und sicherte und plausible Bewertung der bisher Dokumentation im Rahmen des Praxistests bearbeiteten Pro- bestellen (n=234) Für die Datenerfassung bei den Feldarbeiten sind Mindestanzahl von Anzahl Probestellen verbindliche Protokollvorlagen zu verwenden. Befischungen Diese stehen in gedruckter und digitaler Form als 1 76 Anlage zur Verfügung. Außerdem kann die jeweils aktuelle Form von der Homepage der Fischerei- 2 156 forschungsstelle Baden-Württemberg herunterge- 3 1 laden werden (https://www.landwirtschaft- bw.info/servlet/PB/menu/1296703/index.html). Insgesamt wurden 233 Probestellen ausgewertet. In Im Unterschied zur fiBS-Vorgabe werden die Fi- 70 % der Probestellen ist davon auszugehen, dass sche in Mecklenburg-Vorpommern nicht in 2 Befischungsdurchgänge (jeweils im August - Okto- 5 cm-, sondern in 1 cm-Schritten vermessen. ber in zwei aufeinander folgenden Jahren) für eine Daher kommt hierfür eine zusätzliche Vorlage Bewertung notwendig sind. Der Bearbeiter der Pro- (siehe digitale Anlage, Formularvorlagen) zum bestelle kann jedoch im Einzelfall in Abhängigkeit Einsatz. von der konkreten Befischungssituation und nach Rücksprache mit dem Auftraggeber davon abwei- chen. 20 Probestellen (8,5 % aller Probestellen) wiesen ex- trem geringe Dichten oder keine Fische auf, so dass nur eine gutachterliche Bewertung möglich war. An diesen Probestellen käme auch eine zweite Be - schung zu keinem anderen Ergebnis. Es sollte bei diesen Probestellen im Einzelfall geprüft werden, ob eine Fischbewertung künftig erfolgen soll. Dies könnte z. B. im Fall von Ezienzkontrollen zutreen oder falls sich die Abussverhältnisse deutlich ver- bessern. Tab. 6: Probestellen mit extrem wenigen Fischen während der Untersuchung Code Mindest- Mindest- tatsächl. Bewer- befi- befi- Ind.-Zahl / tung schungs- schungs- Mindest- fiBS länge ge- länge Ind.-Zahl 08.0.6 mäß fiBS erreicht? gemäß fiBS (kumuliert) BACHAS_f_1 300 ja 6/270 1,08 BACHGR_f_1 300 ja 22/270 1,08 BEKE_f_5 300 ja 21/270 1,21 BOLFLI_f_1 300 ja 11/270 1,32 BURGTA_f_1 300 ja 6/270 1,06 HELLBA_f_3 300 ja 44/270 1,24 KARNBA_f_1 300 ja 5/270 1,08 KNUEPP_f_1 300 ja 0/270 n.b. Abb. 14, 15: Vermessung von Fischen – Schleie KOETHB_f_1 300 ja 7/270 1,08 (oben) und Schlammpeitzger (unten) MARLOW_f_1 300 ja 4/270 1,00 Vor der eigentlichen Befischung hat sich der für OSTPEE_f_4 300 ja 1/270 1,08 die Befischung verantwortliche Bearbeiter über PAMPGR_f_1 300 ja 29/270 1,24 die Besonderheiten der Probestelle zu informie- PARCHB_f_1 300 ja 33/270 1,25 ren. Hierzu muss er auf Grundlage der übergebe- SOMMMB_f_2 300 ja 3/270 1,08 nen Koordinaten einen Kartenausschnitt erstellen. Wünschenswert ist auch die Überprüfung der La- STAMMB_f_1 300 ja 44/270 1,25 ge der Probestelle im Wasserkörper, von Quer- STRAMB_f_3 300 ja 0/270 1,00 bauwerken und Gewässereinmündungen sowie THUERK_f_2 300 ja 7/270 1,08 der Strukturgüte. Diese Daten liegen in der Regel VURZBA_f_1 300 ja 24/270 1,08 beim Auftraggeber vor und können je nach Auf- ZIDDMB_f_1 300 ja 38/480 1,34 tragslage vom Auftraggeber bereits in aufbereite- ter Form oder dem Bearbeiter als kartografische ZUCKER_f_1 300 ja 22/270 1,04 oder digitale Datengrundlage zur Aufbereitung

23 fiBS-Leitfaden: Fließgewässerbewertung anhand der Fischfauna in Mecklenburg-Vorpommern

übergeben werden (siehe Kap. 10). Gegebenen- • Informationen über Einbeziehung zusätzli- falls hat der Bearbeiter den Auftraggeber auf cher Befischungsmethoden (z. B. FFH; Meer- Probleme der Anwendbarkeit von fiBS hinzuwei- forellen- und Aalmonitoring). sen. Außerdem hat der Bearbeiter die notwendi- gen Genehmigungen einzuholen (u. a. nach Lan- Nach Abschluss der Felduntersuchungen sind die desfischereigesetz M-V, Binnenfischereiverord- protokollierten Daten digital in die vom Auftrag- nung M-V, Naturschutzausführungsgesetz M-V). geber zur Verfügung gestellten Tabellenvorlagen Dies betrifft z. B. zu übertragen (siehe Anlage). Dabei sind folgende Tabellenblätter und Unterlagen auszufüllen bzw. • Zustimmung des Fischereiberechtigten zu übergeben:

• Fischereirechtliche Ausnahmegenehmigung • Probenahme-Tabellenblatt in aktueller fiBS- für die Befreiung von Mindestmaßen und Excel-Tabelle im fiBS-Format (siehe auch Kap. Schonzeiten und zum Fang von geschützten 8) Arten • Stationsdatenblatt im Excel-Format • Ggf. Ausnahmegenehmigung und Beschei- nigung der Fischereibehörde zur Verwen- • Fischlängendatei im Excel-Format dung von Fanggeräten außer der Handangel • Stationsblatt im Excel-Format (siehe auch und Köderfischsenke (z. B. Elektrofischerei) Kap. 8) • Ggf. die naturschutzrechtliche Ausnahmege- • digitale Fotodateien im jpg-Format nehmigung • Ggf. wird der Auftraggeber zusätzlich oder al- • Ggf. die Befahrensgenehmigung (z. B. von ternativ die Eingabe der Befischungsdaten der Forstverwaltung) (Arten und Abundanzen, Referenzzönosen, • Ggf. die Betretungsgenehmigung und sons- Längenhäufigkeiten) in eine Eingabemaske tige privatrechtliche Genehmigungen (Access) beauftragen. • Bei den Arbeiten sind ein gültiger Fischerei- schein sowie die gültigen Prüfzeugnisse (TÜV) für die verwendeten Elektrofischereige- 7 Die Erstellung von fischfaunisti- räte mitzuführen. schen Referenzen Folgende Unterlagen sind durch den Bearbeiter im Feld auszufüllen oder zu erstellen: 7.1 Grundlagen Die Gewässerbewertung mit fiBS erfordert ent- • Protokoll der Elektrobefischung (Erhebungs- sprechend der Vorgabe der Wasserrahmenrichtli- bogen_wrrl.pdf) und zusätzliches Längen- nie - referenzbezogene Bewertung - vorab für je- häufigkeitsformular; zu beachten ist, dass die de Probestelle die Definition einer gültigen Refe- Gewässerbreite exakt in Metern anzugeben renzfischgemeinschaft. ist. Jede fiBS-Referenz besteht aus zwei Elemen- • Ggf. Protokoll einer zusätzlichen Befi- ten: schungsmethode (z. B. Netzfang). Achtung: Die Ergebnisse dürfen nicht mit den Elektro- 1) Vollständige Artenliste im Referenzzustand befischungsergebnissen zusammengefasst (Arteninventar) werden, sondern sind separat zu bewerten 2) Relative Häufigkeit der einzelnen Arten in (gutachterlich). Prozent, bezogen auf die gesamte Referenz- • Erfassung der Anfangs- und Endkoordinaten fischgemeinschaft (= 100,0 %). Dabei wird zu- der Befischungsstrecke mit einem GPS-Gerät gleich jeder Art anhand ihrer relativen Häufig- im vorgegebenen Bezugssystem (i. a. keit bzw. ökologischen Bedeutung eine der ETRS 89); die max. Abweichung darf 10 m be- folgenden Kategorien zugewiesen: Leitart (Re- tragen. Das Bezugssystem sowie Abwei- ferenzanteil ≥ 5 %), typspezifische Art (≥ 1 %) chungen von den vorgegebenen Koordina- oder Begleitart (< 1 %). ten sind im Formular zu dokumentieren. • Jeweils ein digitales Foto des Anfangs- und Endpunktes in Richtung Fangstrecke • Angaben zu Besonderheiten (Fischsterben, Gewässerbelastungen etc.) • Angaben und Begründungen für Abwei- chungen vom geplanten Befischungsdesign

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Die Referenz wird mittels der fiBS-Software in Eine ideale Referenz würde die Übernahme voll- Listenform im Tabellenblatt „Referenz“ erfasst. ständiger, fachlichen Standards genügender his- Aus mathematischen Gründen sind dabei die torischer und gewässerspezi scher Informationen relativen Häufigkeiten mit einer Genauigkeit für die o. g. Kriterien im Referenzzustand beinhal- von einer Dezimalstelle anzugeben. ten. Dies stellt jedoch angesichts der realen Da- tenlage lediglich einen für die Praxis bedeutungs- Referenzen werden gemäß Wasserrahmen- losen theoretischen Idealfall dar. Aufgrund der richtlinie für den anthropogen nicht beeinfluss- stets mindestens lückenhaften oder vielfach sogar ten Zustand definiert und stellen somit Leitbil- vollständig fehlenden historischen Daten für ein der dar. konkretes Gewässer kann der historische Ansatz daher bestenfalls einen Teilbeitrag für die Erstel- Zu den Grundlagen der Referenzerstellung und lung schfaunistischer Referenzen liefern. zum prinzipiellen Vorgehen wird auf die ausführ- liche Darstellung im fiBS-Handbuch (DUß- LING 2009) verwiesen. In der Praxis muss eine modellhafte Rekon- struktion der fischfaunistischen Referenzen für Bei der Referenzerstellung sind subjektive Fehler jede Probestelle vorgenommen werden. Wich- durch die unbewusste Zugrundelegung der ge- tige zu betrachtende Elemente sind dabei: läufigen aktuellen, jedoch vielfach referenzfernen Zustände der Fischgemeinschaften zu vermeiden. 1. Charakteristik der Probestelle Derart fehlerhafte Referenzen würden reale Defi- • Gewässertyp, Position im Längsverlauf des zite der Fischfauna nicht anzeigen und somit eine Gewässers, weitere Aspekte falsch positive Bewertung der Probestelle bewir- • Recherche des potenziellen Referenzzu- ken. standes für das Gewässer Beispiel: In einem durch mehrere Querbauwerke zer- • Abiotische Parameter (u. a. Temperatur- und schnittenen Gewässer kommen oberhalb der Wan- Abflussverhältnisse, Sediment, Vorhanden- derhindernisse bereits seit langer Zeit keine Meerfo- sein von Laichsubstraten z. B. für Kieslaicher) rellen und Flussneunaugen vor und sind hier auch • Anthropogene Einflüsse und Veränderun- nie dokumentiert worden. In der aktuellen Wahr- gen nehmung spielen beide Arten in diesem Gewässer 2. Informationen zu Fischfauna und Fischge- somit keine Rolle. Gewässerstruktur und Einzugsge- meinschaften biet würden jedoch Vorkommen und Reproduktion • Datengrundlagen (s. Kap. 7.2) beider Arten ermöglichen. Das Fehlen beider Arten zeigt daher tatsächlich eine echte Beeinträchtigung • Eigene Recherchen (z. B. Berufsfischerei, des ökologischen Zustandes an. Dies kann mit fiBS Angler, Behörden, Gutachten, Forschungs- nur mittels einer korrekten Referenz, welche auch projekte) Meerforelle und Flussneunauge enthält, nachgewie- • Expertenwissen, Analogieschlüsse sen werden. Die Fischfauna der Fließgewässer Mecklenburg- Bei der Referenzerstellung ist der potenziell natür- Vorpommerns zeichnet sich, wie für das Tiefland liche Zustand des Gewässers möglichst genau zu typisch, durch Artenreichtum und erhebliche Va- analysieren. Hilfreich sind dabei Betrachtungen riabilität aus. In vielen Fließgewässern Mecklen- unter anderem zu folgenden Aspekten: Genese burg-Vorpommerns erfolgt weiterhin ein klein- des Gewässers (natürliches oder künstliches Ge- räumiger Wechsel des Gewässercharakters und wässer?), Einzugsgebiet/natürliche Anbindung, daraus folgend der Gewässertypisierung. Vielfach Gewässermorphologie (Längs- und Querstruktur), handelt es sich auch nur um kleine Fließgewässer Abflussverhältnisse, Längsdurchgängigkeit, Be- mit kurzen Laufstrecken. Bei der Referenzerstel- schattung, Temperaturregime (sommerkühl oder lung ist daher zu beachten, dass anstelle der klas- sommerwarm), ggf. Vorhandensein von Auen und sischen Abfolge von Fischregionen im Regelfall anderen angebundenen Gewässern, Sediment- Überlagerungen von Fischgemeinschaften auftre- struktur (z. B. anthropogene Versandung kleiner ten. In diesem Zusammenhang ist auch der Ein- Fließgewässer), Analyse vergleichbarer Gewässer. fluss der zahlreichen Standgewässer Mecklen- Auch die heute vielfach beobachtete anthropo- burg-Vorpommerns auf die Fischfauna der Fließ- gene Überprägung der Fischgemeinschaften in gewässer zu erwähnen. Fließgewässern durch euryöke Arten wie Fluss- barsch, Plötz und Hecht (z. B. infolge Rückstau, Eine schematische Vorgabe von Fischreferenzen künstliche Gewässerverbindungen, Veränderun- für das Bewertungsverfahren fiBS ist durch die gen der Gewässermorphologie) ist bei der Aus- dargestellten natürlichen Bedingungen praktisch weisung der Referenzanteile solcher Arten im nicht möglich. Insbesondere hat sich in früheren Hinblick auf die aktuell vorgefundenen relativen Untersuchungen gezeigt, dass für die einzelnen Häufigkeiten in referenzfernen Gewässern korri- LAWA-Fließgewässertypen keine einheitlichen gierend zu berücksichtigen. Fischreferenzen abgeleitet werden können.

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fiBS-Referenzen müssen für jede Probestelle Rahmenreferenzen für die natürlichen Fisch- individuell u. a. anhand der in diesem Leitfaden gemeinschaften Mecklenburg-Vorpommerns dargestellten Informationen erstellt werden. (Kap. 4.3) Dabei sind die Angaben dieses Leitfadens für Diese „Fischtypen“ stellen die Ausgangsbasis und die einzelnen Typen von Fischgemeinschaften den Rahmen für die Modellierung der fiBS- als orientierende Rahmenreferenzen anzuse- Referenzen dar. Dabei muss z. B. zur Beachtung hen. Diese sind stets an die Bedingungen der biogeographischer Besonderheiten oder Abwei- jeweiligen Probestelle anzupassen. chungen vom Regelfall (z. B. Seeeinfluss) eine An- passung an die konkreten Bedingungen der Pro- 7.2 Datengrundlagen zu Fischfauna bestelle vorgenommen werden. und Fischgemeinschaften in Mecklen- Natürliche Verbreitung der Fische in Mecklen- burg-Vorpommern burg-Vorpommern/Zoogeographische Beson- Die nachfolgend aufgeführten Datengrundlagen derheiten (Kap. 4.4) stellen weder vollständige noch abschließende Neben erläuternden Hinweisen enthält dieses Ka- Informationen zu den Fischgemeinschaften für pitel Festlegungen zum einheitlichen Vorgehen in das Gesamtgebiet des Landes dar. Weitergehende Mecklenburg-Vorpommern. Diese Festlegungen eigene Recherchen und Erhebungen sowie die sind für die BS-Bewertung in Mecklenburg- entsprechende Ergänzung und Aktualisierung der Vorpommern verbindlich und bei der Referenz- verfügbaren Unterlagen sind daher notwendig. erstellung zu beachten. Natürliche Fischgemeinschaften des Tieflandes Dokumentation der bereits vorhandenen Refe- Aus dem wissenschaftlichen Schrifttum enthält renzen z. B. die Arbeit von FIESELER & WOLTER (2006) wich- Die bereits vorhandenen Referenzen sind als digi- tige Informationen zu natürlichen Fischgemein- tale Anlage zum Abschlussbericht des Praxistests schaften in Tieflandfließgewässern. Dieser Hin- (WATERSTRAAT et al. 2011a) übergeben worden und weis kann eigene Recherchen in der Fachliteratur sollen zusammen mit anderen elektronischen An- jedoch nicht ersetzen. lagen dieses Leitfadens zum Download auf die Zur Erstellung fischfaunistischer Referenzen für Wasserrahmenrichtlinien-Webseite des Landes Tieflandfließgewässer wurden im Rahmen eines Mecklenburg-Vorpommern (www.wrrl-mv.de) ge- Projektes der Länderarbeitsgemeinschaft Wasser stellt und regelmäßig aktualisiert werden. (LAWA) fachliche Grundlagen erarbeitet sowie ei- Die folgende Abbildung gibt einen Überblick über ne umfangreiche Analyse von Befischungsdaten den Stand der Erarbeitung von Fischreferenzen in für „best of-Gewässer“ dokumentiert (SCHAAR- Mecklenburg-Vorpommern zwischen 2006 und SCHMIDT et al. 2005). Der ausführliche Projektbe- 2010. richt ist als Download verfügbar (s. Kap. 10.4).

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Y# ARGE Elbe # Fischtyp 1 N # Fischtyp 2 # Fischtyp 3 # Fischtyp 4 # # Fischtyp 5 # W E Wasserkörper # Flussgebietseinheit Elbe # S # # Flussgebietseinheit Trave/Schlei # # ### # # # # # Flussgebietseinheit Warnow-Peene # # # ## # # # # # Flussgebietseinheit Oder # # # # # # # # # # # # ## # # # # # # # # # # ## # # # # # # # # # # # # # ## # ## # # # # # # # # # # ## # # # # # ## # # # # # # # # # # # # ### # # # # ## # # ## # # # # # ## # # # # ## # # ## # # # # # # # # # # # # # # # # ### # # # # # # # # # # # # # # # # # # # # # # # # # # # # # # # # # # # # # # # # # # # # # # # ## # # # # # # # ## # # # # # # # # # # # # ## # # # # # # #

#Y#

Abb. 16: Überblick über den Bearbeitungsstand von Fischreferenzen in Mecklenburg-Vorpommern im Zeitraum 2006 - 2010 Aktuelle Verbreitungsdaten auch im Bestand der Universitätsbibliothek Ros- Als publizierte Überblicksdarstellung gibt der tock zur Verfügung (s. Bibliothekskatalog). Verbreitungsatlas der Fische, Rundmäuler, Groß- krebse und Großmuscheln Mecklenburg- Fachlicher Exkurs: Historische Informa- Vorpommerns (WINKLER et al. 2007) zahlreiche tionen zur Fischfauna wichtige Informationen und Hinweise zu aktuel- Historische Angaben über das Vorkommen und die len Vorkommen von Fischen und Rundmäulern Häufigkeit von Fischen liegen für Mecklenburg- sowie zur Verbreitung im Bereich des Landes. Die- Vorpommern aus diversen Quellen vor (Übersicht in se umfangreichen Erhebungen beruhen vor allem SCHAARSCHMIDT & LEMCKE 2004). Der Informationsge- auf ehrenamtlichen ichthyofaunistischen Arbei- halt dieser Angaben und damit ihr Wert für die Er- ten; eine aktualisierte Neuauflage des momentan stellung der fischfaunistischen Referenzen variieren (2012) vergriffenen Werkes ist geplant. Da die An- jedoch stark. Bei einer näheren Analyse der verfüg- gaben vor allem auf Erhebungen mittels Elektrofi- baren Informationen wird deutlich, dass diese An- scherei beruhen, müssen bei der Interpretation gaben meistens zwar ausgewählte Teilaspekte be- der Informationen Einschränkungen der Fängig- leuchten, jedoch nur sehr selten eine möglichst voll- keit für bestimmte Fischarten wie z. B. Rapfen, ständige und fachlichen Ansprüchen genügende Be- Zander oder Wels berücksichtigt werden. schreibung der Fischfauna eines Gewässers bzw. Historische Daten Gebietes zum Ziel hatten. Ein erheblicher Teil der Quellen umfasst lediglich Darstellungen für einige Eine Übersicht über historische Informationen zu fischereilich genutzte Arten. Vielfach finden sich wei- Fischen und Rundmäulern für die Binnengewäs- terhin allgemeine heimatkundliche Abhandlungen, ser Mecklenburg-Vorpommerns geben juristische Streitfälle, Pachtunterlagen oder Hinweise SCHAARSCHMIDT & LEMCKE (2004). Die Publikation auf Kuriositäten. Darüber hinaus ist die Datenlage sowie die Datentabellen (Excel-Format) sind als für die einzelnen Gewässer oder Gewässersysteme Download verfügbar (s. Kap. 10.4). Mecklenburg-Vorpommerns sehr heterogen. Weitere Bei der Arbeit mit dieser Datengrundlage ist zu Probleme bestehen hinsichtlich der korrekten Inter- beachten, dass es sich explizit um Quellendarstel- pretation unklarer historischer Angaben wie z. B. Be- lungen zur leichteren Erschließung der angege- zeichnungen von Fischarten oder Lokalitäten oder benen Quellen handelt, nicht jedoch um eine In- durch offenkundige Fehlangaben. terpretation der historischen Informationen im Sinne eines „historischen Fischatlas“. Die kritische Historische Angaben sind daher stets kritisch zu prü- Interpretation dieser Informationen sowie ggf. die fen und zu interpretieren. Dies gilt insbesondere für Ergänzung durch weitere Quellen ist daher Auf- die Verzerrung der Informationen infolge der bevor- gabe des Bearbeiters. Für weitergehende Recher- zugten Berücksichtigung fischereilich genutzter Ar- chen stehen viele der zitierten Quellen als Kopie ten oder bestimmter Gewässer. Aus den oft fehlen- den Angaben z. B. für „Kleinfischarten“ oder für all-

27 fiBS-Leitfaden: Fließgewässerbewertung anhand der Fischfauna in Mecklenburg-Vorpommern gemein verbreitete Arten kann daher nicht auf deren Die Referenzerstellung beinhaltet folgende wich- historische Abwesenheit geschlossen werden. Hier tige Arbeitsschritte (die Unterpunkte bezeich- müssen stattdessen in der Zusammenschau aller nen Erläuterungen): Quellen und unter Hinzuziehung von Expertenwis- sen Analogieschlüsse gezogen werden. Trotz aller A) Vorarbeiten Schwierigkeiten sind historische Informationen eine 1. Prüfung der Voraussetzungen zur Anwend- wichtige Hilfe bei der Erstellung von fischfaunisti- barkeit von fiBS (bezogen auf Probestel- schen Referenzen. le/Gewässer) Beispiele für die heterogene Quellenlage • Fließendes Hauptgerinne? • Kösterbeck: Hinweise auf Forelle/Bachforelle, • Permanentes Gewässer? Elritze, Schmerle, Flussneunauge (vier Quellen, • Natürliches Gewässer? 1934 – 1969) 2. Analyse der Gewässersituation, u. a. • Nebel: Hinweise auf Aal, Aland, Forel- • Längszonierung/Gliederung des Gewäs- le/Bachforelle, Bachneunauge, Blei, Döbel, sers, Abgrenzung der Rhithralbereiche Flussbarsch, Flussneunauge, Gründling, Güs- (Epi-, Meta-, Hyporhithral) und ggf. Po- ter, Hecht, Karpfen, Meerforelle, Plötz, Rotfe- der, Ukelei, Wels (21 Quellen, 1794-1969) tamalbereiche (Epi-, Meta-, Hypopota- mal) z. B. anhand einmündender Zuflüs- se, Gewässergröße u. a., Weitere Informationsquellen • Abgrenzung der Wasserkörper; Lage der Zur fachlichen Orientierung können auch Infor- Probestelle in Bezug zum Wasserkörper, mationen aus anderen Bundesländern genutzt werden, wie z. B. die Unterlagen zur Referenz- • Gewässerregion und Fischregion für die erstellung für die Fließgewässer Niedersachsens Probestelle/den Wasserkörper, (LAVES 2008). • Gewässertyp; LAWA-Übersichtstyp und Weiterhin ist stets eine Verbesserung der Daten- LAWA-Detailtyp des Wasserkörpers sowie basis für die Referenzerstellung durch eigene Re- im Bereich der Probestelle, cherchen zum Beispiel bei Fischereibetrieben, • Potenzieller Referenzzustand, Anglern und Angelvereinen, Forschungsinstituti- • Weitere Informationen (z. B. aus topogra- onen und Behörden anzustreben. fischen Karten, digitalen Landschaftsmo- dellen, Gewässernetz etc.). 7.3 Vorgehen und Arbeitsschritte 3. Festlegung des „Fischtyps“/Auswahl der Der fiBS-Leitfaden (DUßLING 2009, S. 22 ff.) ent- Rahmenreferenz hält eine sehr ausführliche Beschreibung zum • Beachtung längszonaler Unterschiede grundsätzlichen Vorgehen bei der Erstellung (z. B. Temperaturverhältnisse, Sohlsub- der fischfaunistischen Referenzen, auf die da- strat), die zur Differenzierung der im Re- her an dieser Stelle verwiesen wird. ferenzzustand zu erwartenden Fischge- meinschaft führen können. Anwendungsbereite und vollständige Kenntnisse dieser Anleitung werden ausdrücklich vorausge- 4. Festlegung des Arteninventars setzt. • Nicht einheimische und gebietsfremde Arten inkl. solcher im betreffenden Ge- In Mecklenburg-Vorpommern erfolgt die Erstel- wässer ausschließlich auf fischereilichen lung der Referenzen auf der Basis von Rahmenre- Besatz zurückgehender Arten sind keine ferenzen für die Hauptfischgemeinschaften der Referenzarten. Beachtung zoogeographi- Fließgewässer („Fischtypen“, siehe Kap. 4.3). Dabei scher Besonderheiten (Kap. 4.4). handelt es sich um reale Daten für die besten ver- fügbaren Fließgewässer des norddeutschen Tief- • Ergänzung fehlender Arten in der Rah- landes. Dieser „best of“-Ansatz muss ergänzt wer- menreferenz, z. B. anhand von Analogie- den durch die Einbeziehung weiterer Informatio- schlüssen zu Vergleichsgewässern, Ex- nen (s. Datengrundlagen). pertenwissen, historischen Daten. Die ausschließlich auf statistischen Auswertungen • Streichung von Arten z. B. aufgrund von von Befischungsdaten basierenden Rahmenrefe- zoogeographischen Besonderheiten renzen dienen der Orientierung hinsichtlich der (Kap. 4.4). Festlegung des Arteninventars und der Referenz- • ACHTUNG: Aus technischen Gründen anteile für die unterschiedlichen Gewässertypen. enthält das fiBS-Arbeitsblatt für die Erfas- Sie stellen jedoch keine fertigen Referenzen dar, sung der Referenz immer alle potenziell die „1:1“ übernommen werden können. In Ab- in Deutschland vorkommenden Arten; hängigkeit von den Gewässersystemen sowie un- eine Reduktion auf die für Mecklenburg- ter Einbeziehung der historischen Datenlage und Vorpommern relevanten Arten durch des Expertenwissens sind Anpassungen dieser Re- Streichung der gebietsfremden Arten ist ferenzen erforderlich. nicht möglich. Bei der Referenzerstellung sind daher Fehleingaben durch die ver- sehentliche Verwendung nicht zutref-

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fender Arten unbedingt zu vermeiden 4. Endgültige Feinabstimmung der Referenzan- (vgl. Hinweise in Kap.4.4)! teile, so dass in der Summe aller Referenzar- ten 100,0 % erreicht werden. 5. Festlegung der Leitarten (als Kategorie) • Die Festlegung der Leitarten (sowie wei- Die Anpassung der Referenzanteile kann dabei ter auch der typspezifischen Arten und sowohl rein rechnerisch und gleichmäßig über Begleitarten) stellt auf dieser Stufe einen alle Arten erfolgen oder wie bereits erwähnt, auch wichtigen gedanklichen Schritt dar. Die in diesem Schritt gezielt zur Wichtung der ökolo- Vergabe dieser Kategorien orientiert sich gischen Bedeutung von bestimmten Arten ge- an den Rahmenreferenzen, muss aber bei nutzt werden. fachlich begründetem Bedarf angepasst 5. Dokumentation und Sicherung der Referenz. werden. Die Kategorien als solche kön- nen allerdings nicht direkt in fiBS einge- 6. Bei Bedarf: Praxisgerechte Anpassung der Re- geben werden; dies erfolgt indirekt durch ferenz durch Erstellung einer „Technischen die Ausweisung der konkreten Referenz- Referenz“ (s. Kap. 7.5). anteile. Eine Referenz kann verfahrens- Trotz aller Sorgfalt bei der Referenzerstellung bedingt (Leitcharakter!) max. 10 Leitarten (modellhafte Rekonstruktion auf Basis aller ver- enthalten. fügbaren Informationen, Nutzung des „best of“- 6. Festlegung der typspezifischen Arten (als Ka- Ansatzes und von Rahmenreferenzen) sind die tegorie). erstellten Referenzen verfahrensbedingt mit Unsi- • Vgl. Hinweise unter 5. cherheiten behaftet. So führt z. B. die notwendige Interpretation der verfügbaren Daten oder der 7. Festlegung der Begleitarten (als Kategorie). Gewässersituation dazu, dass die Erstellung der • Vgl. Hinweise unter 5. fiBS-Referenzen zwangsläufig auch subjektiven B) Erstellung der Referenz im fiBS-Tabellenblatt Einflüssen unterliegt. Diese Tatsache muss bei der „Referenz“ weiteren Arbeit mit dem Bewertungsergebnis be- rücksichtigt werden. 1. Grobe Vergabe der Referenzanteile für alle festgelegten Referenzarten. Die Referenzerstellung ist ein besonders sen- sibler Schritt bei der Gewässerbewertung mit Die Referenzanteile sind für alle Referenzarten fiBS und hat erheblichen Einfluss auf das Be- entsprechend ihrer Kategorie (Leitart, typspezifi- wertungsergebnis. Für die Vergleichbarkeit von sche Art, Begleitart) in Anlehnung an die Rahmen- verschiedenen Probenahmen an einer Probe- referenzen grob vorzugeben. In diesem ersten stelle ist die Verwendung einer einheitlichen Schritt kann eine gleichmäßige (d.h. rein rechneri- Referenz notwendig. sche) Aufteilung der provisorischen Referenzan- teile entsprechend der zu berücksichtigenden Ar- Künftig werden die Referenzen für die Fließge- tenzahl in der Referenz vorgenommen werden. wässer in M-V zentral erstellt und geprüft und Dabei müssen z. B. auch Referenzanteile von Ar- dann den Auftragnehmern vorgegeben. ten, die nicht in die Referenz übernommen wur- den, sinnvoll auf andere Arten aufgeteilt werden. Aus fachlichen Gründen (Erkenntnisfortschritt, Analog müssen Referenzanteile reduziert werden, Korrektur von Fehlern) kann eine Anpassung um zusätzlich aufgenommene Arten darstellen zu und Korrektur von Referenzen erforderlich wer- können. den. Derartige Veränderungen sind stets sorgfältig Anschließend werden die Referenzanteile der ein- zu dokumentieren und nachvollziehbar zu be- zelnen Arten so angepasst, dass die für den Refe- gründen. Altes und neues Bewertungsergebnis renzzustand erwartete Fischgemeinschaft adä- sind entsprechend darzustellen und zu erläu- quat dargestellt wird. Dabei kann durch die Ver- tern. gabe der Referenzanteile innerhalb der Katego- Veränderungen von Referenzen aus anderen rien zugleich auch eine Wichtung der Arten hin- Gründen wie z. B. zur Manipulation von Bewer- sichtlich ihrer ökologischen Bedeutung vorge- tungsergebnissen müssen mit Sicherheit aus- nommen werden (z. B. regelmäßige Begleitarten: geschlossen werden können und sind nicht zu- Referenzanteil = 0,9; seltene und unregelmäßige lässig. Begleitarten: Referenzanteil = 0,1). Dies gilt analog auch für die Leitarten und typspezifischen Arten. 7.4 Referenzentwicklung für ein 2. Plausibilitätsprüfung der bisher definierten Beispielgewässer Referenzfischgemeinschaft. Nachfolgend wird die Erstellung einer fiBS- 3. Bei Bedarf Vornahme von Korrekturen und Referenz am Beispiel der Peene zwischen Kumme- nochmalige Prüfung. rower See und Malchin (Wasserkörper MIPE-0300) skizziert.

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A) Vorarbeiten erwarten, die z. B. aus Rückstausituationen resultie- ren können. 1. Prüfung der Voraussetzungen zur Anwend- barkeit von fiBS 3. Festlegung des „Fischtyps“/Auswahl der Rahmenreferenz Die Bedingungen sind erfüllt, fiBS kann angewendet werden. Den genannten Bedingungen, hier insbesondere auch die Prägung der Probestelle durch mehrere 2. Analyse der Gewässersituation LAWA-Fließgewässertypen (12, 21, 23) entspricht Das Gewässer ist im betreffenden Abschnitt u. a. wie eindeutig dem Fischtyp 5 (Potamal). Die Referenz- folgt charakterisiert: erstellung erfolgt daher unter Verwendung der Rahmenreferenz für diesen Fischtyp. • LAWA-Typ: Ausweisung als Typ 23 (Rück- stau- und brackwasserbeeinflusste Ostsee- 4. Festlegung des Arteninventars zuflüsse). Die Peene verläuft im genannten Zur Festlegung des Arteninventars des zu betrach- Bereich im Malchiner Becken; ihr Wasser- tenden Gewässerabschnitts in seinem natürlichen spiegel liegt nur wenig höher als der Was- Zustand wurden entsprechend Kap. 7.2 historische serspiegel der Ostsee. Diese natürlichen Be- und aktuelle Informationen ausgewertet und Fach- dingungen können zu Rückstauerschei- informationen hinzugezogen („Expertenwissen“): nungen führen. s. folgende Tabellen 7 und 8. Real liegt jedoch eine Mischung aus Typ 23 (rückstaugeprägter Ostseezufluss), Typ 21 (seeausflussgeprägtes Gewässer) sowie dem die Peene prägenden Typ 12 (orga- nisch geprägter Fluss) vor. Eine eindeutige Typzuweisung ist daher problematisch. • Der zu betrachtende Abschnitt ist ca. 6 km lang und befindet sich im Mittellauf der Peene. • Es ist davon auszugehen, dass der Gewäs- serabschnitt durch den unmittelbar unter- halb anschließenden Kummerower See so- wie den ca. 6 km oberhalb gelegenen Mal- chiner See einem Seeeinfluss unterliegt. Bei beiden Seen handelt es sich um Großseen (> 1000 ha; Referenzzustand mesotroph bis schwach eutroph). • Der Gewässerabschnitt befindet sich in der Moorniederung zwischen Kummerower und Malchiner See (Durchströmungsmoor). • Aktuell stellt das Gewässer eine ausgebau- te, künstliche Wasserstraße dar (Dahmer Kanal). Die natürliche Verbindung zwischen Malchiner und Kummerower See verläuft heute südlich des Dahmer Kanals (West- peene). • Das Gewässer ist als Wanderkorridor für Fi- sche anzusehen (Fischwanderungen in der Peene bzw. im Peenesystem sowie Aus- tausch zwischen den Seen). Aus diesen Informationen lässt sich für den Refe- renzzustand eine potamale Prägung des zu betrach- tenden Gewässerbereiches ableiten. Dafür sprechen das geringe Gefälle, der Seeeinfluss sowie die Rück- stausituationen. Es kann sich weiterhin nur um ein träge fließendes Gewässer handeln. Durch den Ver- lauf in einer Moorniederung und den Seeeinfluss ist von einem sommerwarmen Gewässer mit organisch geprägtem Substrat auszugehen. Weiterhin ist für den Referenzzustand das Vorhandensein von (zeit- weise) angeschlossenen kleinen Nebengewässern zu

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Tab. 7: Historische und aktuelle Datenlage für den Referenzabschnitt Rahmenreferenz Historische Aktuelle Art Referenzart ja/nein? Fischtyp 5 Informationen Informationen Verbreitet im Aal 3,5 X X Peenesystem Nachweise nur in Peene Aland 1,2 X bis unterhalb X Kummerower See Äsche — Ostpeene Keine Referenzart M-V Atlant. Lachs X Peeneunterlauf Keine Referenzart M-V Atlant. Stör X — Keine Referenzart M-V Im Wasserkörper nur Bachforelle 0,2 X u. a. Augraben, Ostpeene Meerforelle als Durchzüg- ler zu erwarten u. a. Westpeene, Keine Bachneunauge 0,1 X Ziddorfer Mühlenbach, Habitateignung Augraben, Galgenbach X In Peene keine Barbe — (seltener) Referenzart Im Peenesystem weit Barsch 24,5 X X verbreitet Peene unterhalb Bitterling 0,9 — X Kummerower See Verbreitet im Peenesys- Blei 5,5 X tem bis etwa X Kummerower See Döbel 2,5 X u. a. Ostpeene, Tollense X Dreist. Stichling Im gesamten 2,6 X X (Binnenform) Peenesystem verbreitet Art wird lt. Festlegung nur Dreist. Stichling als Binnenform (Wanderform) berücksichtigt In Peene keine Elritze — — Referenzart Referenzart nur im Finte — — Peeneunterlauf Im Bereich der Referenzart nur im Flunder — Peenemündung Peeneunterlauf Nachweise aus Peenezuf- X Flussneunauge 0,1 lüssen; u. a. Augraben, X (seltener) Galgenbach X Nachweis aus Malliner Ergänzt aufgrund Analo- Giebel — Wasser gieschluss / „Expertenwis- sen“ X In Peene keine Groppe — (Teterower Peene) Referenzart

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Rahmenrefe- Historische Aktuelle Art renz Referenzart ja/nein? Informationen Informationen Fischtyp 5 X Im gesamten Gründling 2,5 X (selten…zahlreich) Peenesystem X Verbreitet im Peenesys- Güster 2,9 (nicht sel- tem bis etwa X ten…häufig) Kummerower See X Keine Nachweise in der Ergänzt aufgrund Analo- Hasel 0,3 — Peene; nur in Tollense gieschluss / „Expertenwis- sen“ X Im gesamten Hecht 2,3 X (selten) Peenesystem X Zufluss Kummerower See Karausche X (nicht sehr häufig) (Teterower Peene) X Karpfen (vereinzelt…nicht Nur aus Besatz Keine Referenzart M-V sehr häufig) Verbreitet im Kaulbarsch 1,6 X X Peenesystem (X) Aufstieg in Peene Maifisch — Keine Referenzart M-V nur in geringer Zahl X Ergänzt aufgrund Analo- Meerforelle 0,2 — Peeneunterlauf gieschluss / „Expertenwis- sen“ Einzelnachweis Meerneunauge — Keine Referenzart M-V Kummerower See X Ergänzt aufgrund Analo- Moderlieschen 1,5 — Ostpeene gieschluss / „Expertenwis- sen“ Nase X — Keine Referenzart M-V X (Hinweise auf ge- Ostseeschnäpel Peeneunterlauf X legentlichen Auf- stieg) X (Vorkommen z. B. Peene unterhalb Quappe 1,9 in Tollense; selten Kummerower See, X in Teterower Pee- Augraben ne) X (Teterower Peene vereinzelt; in Pee- Rapfen 0,2 Kummerower See X ne nicht in be- trächtlichen Men- gen) Weit verbreitet im Rotauge, Plötze 27 X X Peenesystem Verbreitet, u. a. Ostpeene, X Peene unterh. Kumme- Rotfeder 1,7 X (selten) rower See, , Teterower Peene

32 fiBS-Leitfaden: Fließgewässerbewertung anhand der Fischfauna in Mecklenburg-Vorpommern

Rahmenreferenz Historische Aktuelle Art Referenzart ja/nein? Fischtyp 5 Informationen Informationen X Ergänzt aufgrund Analo- Schlammpeitzger 0,1 — Trebel, Tollense gieschluss / „Expertenwis- sen“ Verbreitet; u. a. Ostpeene, X Schleie 0,9 Peene unterhalb Kumme- X (selten, vereinzelt) rower See, Trebel, Tollense X X u. a. Tollense, Ostpeene, Ergänzt aufgrund Analo- Schmerle 0,2 Nachweis für Zu- Augraben gieschluss / „Expertenwis- fluss zur Ostpeene sen“ X X u. a. Ostpeene, Peene Ergänzt aufgrund Analo- Steinbeißer 9,7 (Nachweis für Tol- unterhalb gieschluss / „Expertenwis- lense) Kummerower See sen“ X (Nachweis für Einzelnachweis Peene , Ach- Stint (Binnenform) zwischen Kummerower (X) terwasser, Tollen- und Malchiner See se und Tollense- see) X (Nachweis für Einzelnachweis Peene zwi- Peenestrom, Ach- Stint (Wanderform) schen Kummerower und X terwasser, Tollen- Malchiner See se und Tollense- see) Verbreitet, u. a. Ostpeene, Ukelei 4,6 X Peene unterhalb Kumme- X rower See, Trebel, Tollense Referenzart nur im Weißflossengründling — — Elbesystem X (Peene selten; Kummerower See Einzelnachweis Wels X selten; Ostpeene Peeneunterlauf und Teterower Peene vereinzelt) X X Nur im Bereich Zährte (Peene bei Dem- Referenzart in Unter- und Peenemündung min) Mittellauf der Peene X (Malchiner See; im Zander 0,4 Kummerower See Peene, Trebel, Ostpeene X selten/nicht häu- fig) Einzelnachweis Ziege — Keine Referenzart M-V Peenemündung Nur im Bereich Zope X X Peenemündung Im gesamten Zwergstichling 0,9 — X Peenesystem verbreitet

Die weiteren Arbeitsschritte (Punkt B, vgl. Kap. 7-3) zur Erstellung der Referenz erfolgen mit der fiBS-Software. Die Ergebnisse dieser Arbeitsschritte werden hier aus praktischen Gründen für die relevanten Arten tabella- risch als Übersicht dargestellt und anschließend erläutert:

33 fiBS-Leitfaden: Fließgewässerbewertung anhand der Fischfauna in Mecklenburg-Vorpommern

Tab. 8: Ableitung der Referenz für das Beispielgewässer (Peene, MIPE-0300) Rahmenreferenz Fischtyp 5 Festlegung Ka- Anpassung Referenz (%) tegorie Referenzanteil fertig (%) Aal 3,5 Typspezif. Art Übernommen 3,5 Aland 1,2 Begleitart Kategorie verändert 0,2 Bachforelle 0,2 Begleitart Gestrichen — Bachneunauge 0,1 Begleitart Gestrichen — Barsch, Flussbarsch 24,5 Leitart Übernommen/rechnerisch angepasst 25,0 Bitterling 0,9 Typspezif. Art Kategorie verändert 1,5 Brachse, Blei 5,5 Leitart Übernommen/rechnerisch angepasst 6 Döbel 2,5 Begleitart Kategorie verändert 0,1 Dreist. Stichling (Binnenform) 2,6 Typspezif. Art Übernommen/rechnerisch angepasst 2,7 Flussneunauge 0,1 Begleitart Übernommen 0,1 Giebel — Begleitart Ergänzt 0,1 Gründling 2,5 Typspezif. Art Übernommen 2,5 Güster 2,9 Typspezif. Art Übernommen / erhöht 3,6 Hasel 0,3 Begleitart Übernommen/rechnerisch angepasst 0,1 Hecht 2,3 Leitart Kategorie verändert 5,5 Karausche — Begleitart Ergänzt 0,1 Kaulbarsch 1,6 Typspezif. Art Übernommen / erhöht 3,5 Meerforelle 0,2 Begleitart Übernommen/rechnerisch angepasst 0,1 Moderlieschen 1,5 Typspezif. Art Übernommen 1,5 Ostseeschnäpel — Begleitart Ergänzt 0,1 Quappe 1,9 Typspezif. Art Übernommen/rechnerisch angepasst 1,8 Rapfen 0,2 Typspezif. Art Kategorie verändert 2 Rotauge, Plötze 27 Leitart Übernommen/rechnerisch angepasst 25,2 Rotfeder 1,7 Typspezif. Art Übernommen / erhöht 3 Schlammpeitzger 0,1 Begleitart Übernommen 0,1 Schleie 0,9 Typspezif. Art Kategorie verändert 2 Schmerle 0,2 Begleitart Übernommen/rechnerisch angepasst 0,1 Steinbeißer 9,7 Typspezif. Art Kategorie verändert 2,5 Stint (Wanderform) — Begleitart Ergänzt 0,4 Ukelei 4,6 Typspezif. Art Übernommen 4,6 Wels — Begleitart Ergänzt 0,4 Zährte — Begleitart Ergänzt 0,1 Zander 0,4 Typspezif. Art Kategorie verändert 1,0 Zope — Begleitart Ergänzt 0,1 Zwergstichling 0,9 Begleitart Übernommen/rechnerisch angepasst 0,5

Summe 100,0 % Summe 100,0 %

Fett: Vornahme erheblicher Veränderungen im Vergleich zur Rahmenreferenz

34 fiBS-Leitfaden: Fließgewässerbewertung anhand der Fischfauna in Mecklenburg-Vorpommern

Tab. 9: Erläuterungen zu ausgewählten Arten / Referenzerstellung für ein Beispielgewässer Fischart Kommentar Aland Referenzanteil auf Begleitart verringert: Aktuelle Nachweise des rheophilen Alandes liegen nur aus dem deutlich unterhalb des Kummerower Sees befindlichen Unter- und Mittellauf des Peenesystems vor. Der zu betrachtende Gewässerbereich stellt vermutlich kein bevorzugtes Habitat dieser Art dar. Bachforelle Gestrichen, da Gewässerabschnitt kein geeignetes Habitat darstellt; s. auch Meerforelle Bachneunauge Gestrichen, da Gewässerabschnitt kein geeignetes Habitat darstellt.

Bitterling Referenzanteil erhöht mit Kategorieänderung auf typspezif. Art wegen potenzieller Vorkom- men in angeschlossenen Stillgewässern sowie den benachbarten Seen. Döbel Referenzanteil verringert auf Begleitart, da der zu betrachtende Gewässerbereich kein bevor- zugtes Habitat dieser rheophilen Art darstellt. Flussneunauge Übernommen als sporadisch vorkommende Begleitart mit geringstmöglichem Anteil zur voll- ständigen Darstellung des natürlichen Artenspektrums. Nutzung des zu betrachtenden Ab- schnitts nur als Wanderkorridor möglich. Giebel Ergänzt als potenziell in angeschlossenen Stillgewässern vorkommende Art. Güster Referenzanteil leicht erhöht wegen Seeeinfluss. Hasel Übernommen als Begleitart mit geringstmöglichem Anteil zur vollständigen Darstellung des natürlichen Artenspektrums. Gewässerbereich ist kein Vorzugshabitat. Hecht Referenzanteil erhöht mit Kategorieänderung auf Leitart wegen potenzieller Vorkommen in angeschlossenen Stillgewässern sowie den benachbarten Seen. Der Referenzanteil wurde je- doch sehr nahe des Schwellenwertes für Leitarten (≥ 5 %) festgelegt. Karausche Ergänzt als potenziell in angeschlossenen Stillgewässern vorkommende Art.

Kaulbarsch Referenzanteil leicht erhöht wegen Seeeinfluss.

Meerforelle Übernommen als sporadisch vorkommende Begleitart mit geringstmöglichem Anteil zur voll- ständigen Darstellung des natürlichen Artenspektrums. Nutzung des zu betrachtenden Ab- schnitts nur als Wanderkorridor möglich. Ostseeschnäpel Ergänzt als sporadisch vorkommende Begleitart mit geringstmöglichem Anteil zur vollständi- gen Darstellung des natürlichen Artenspektrums. Rapfen Referenzanteil erhöht, da in der Rahmenreferenz methodisch bedingt (Daten aus E-Fischerei) vermutlich unzureichend abgebildet. Das Peenesystem ist ein Verbreitungsschwerpunkt in M-V. Der Referenzanteil wurde im unteren Bereich des Intervalls für typspezif. Arten festgelegt, da die E-Fischerei keine uneingeschränkt geeignete Fangmethode für Rapfen ist. Rotfeder Referenzanteil leicht erhöht wegen Seeeinfluss. Schlammpeitzger Übernommen als Begleitart mit geringstmöglichem Anteil zur vollständigen Darstellung des natürlichen Artenspektrums. Schleie Referenzanteil erhöht mit Kategorieänderung auf typspezif. Art wegen potenzieller Vorkom- men in angeschlossenen Stillgewässern sowie den benachbarten Seen. Steinbeißer Referenzanteil verringert auf typspezifische Art, da der Steinbeißer als rheophile Art im zu be- trachtenden Gewässerabschnitt vermutlich keine Leitart ist. Weiterhin strebt die vorgenom- mene Änderung eine Harmonisierung mit den bereits erstellten Referenzen für die Peene an. Ggf. ist die Einstufung nach Vorliegen besserer Daten zu überarbeiten! Stint (Wanderform) Ergänzt, da Vorkommen in Kummerower und Malchiner See bekannt bzw. zu erwarten. Im Gewässerbereich möglicherweise nur Binnenform relevant? Weitere Prüfung nötig. Wels Ergänzt, da Fehlen in Rahmenreferenz vermutlich methodisch bedingt (Daten aus E-Fischerei). Ist im Potamal als Begleitart zu erwarten. Zährte Ergänzt als sporadisch vorkommende Begleitart mit geringstmöglichem Anteil zur vollständi- gen Darstellung des natürlichen Artenspektrums. Zander Referenzanteil erhöht mit Kategorieänderung auf typspezif. Art, da in der Rahmenreferenz methodisch bedingt (Daten aus E-Fischerei) vermutlich unzureichend abgebildet sowie we- gen Vorkommen in den benachbarten Seen (Kummerower und Malchiner See). Zope Ergänzt als sporadisch vorkommende Begleitart mit geringstmöglichem Anteil zur vollständi- gen Darstellung des natürlichen Artenspektrums.

35 fiBS-Leitfaden: Fließgewässerbewertung anhand der Fischfauna in Mecklenburg-Vorpommern

7.5 Referenzanpassung: Technische Re- gehen bei den anderen biologischen Qualitäts- komponenten der dem Gewässer am ehesten ferenzen entsprechende Fließgewässertyp zugewiesen und Die fiBS-Referenz stellt als Leitbild der Fischge- daraus die Referenz entwickelt werden, allerdings meinschaft im natürlichen Zustand des Gewässers gibt es seitens des VDFF-Arbeitskreis „Fischerei- einen Idealzustand dar und dient als Vergleichs- liche Gewässerzustandsbewertung“, der die Ent- normal für die Bewertung der Probestelle. Dies wicklung des fiBS-Verfahrens begleitet hat, derzeit setzt voraus, dass im Befischungsergebnis alle kein einheitliches Votum und keinen abgestimm- vorkommenden Arten repräsentativ enthalten ten Vorschlag zur Bewertung künstlicher Gewäs- sind und das Befischungsergebnis nicht durch ser mittels fiBS. methodische Effekte verzerrt ist. In der Praxis ist dies jedoch nicht der Fall: Mit Hilfe einer standar- 7.6.2 Seeausflussgeprägte Gewässer disierten Elektrobefischung werden die einzelnen (LAWA-Typ 21) Fischarten nicht mit gleicher Wahrscheinlichkeit Seeausflussgeprägte Gewässer umfassen unter- erfasst. So stellt die E-Befischung für einige Arten schiedliche Gewässersituationen, bei denen sich wie z. B. Rapfen oder Zander keine adäquate der durch den See geprägte Bereich über wenige Fangmethode dar; Fänge dieser Arten unterliegen hundert Meter bis zu einigen Kilometern erstre- somit erheblichen Zufallseffekten. Andere Arten cken kann. Auch die Entfernung von Probestellen sind aufgrund ihrer Lebensweise bei Routinebefi- zum betreffenden See liegt erfahrungsgemäß im schungen nicht repräsentativ zugänglich und er- Bereich weniger hundert Meter bis zu ca. 3 - 5 km. fordern zusätzlichen Aufwand oder auch den Ein- satz anderer Methoden (Schlammpeitzger, Neun- Da fiBS ausdrücklich nur für die Bewertung des augen). fließenden Hauptgerinnes entwickelt wurde, ist der Anwendungsbereich des Verfahrens bei see- Für eine objektive Bewertung der Probestelle und ausflussgeprägten Gewässern eingeschränkt. Er- zur Vermeidung methodischer Fehler kann für schwerend wirken in Gewässern des Typs 21 wei- derartige Fischarten eine Anpassung der Refe- terhin die sehr unterschiedlichen ökologischen renzanteile aus methodischen („technischen“) Er- Bedingungen und starken individuellen Unter- fordernissen vorgenommen werden. Aus den ge- schiede zwischen den einzelnen Gewässern, Aus- nannten Gründen gezielt veränderte Referenzen tauschphänomene und Übergang zwischen den werden als „technische Referenzen“ bezeichnet Fischfaunen von See und Fließgewässer sowie der und sollen die sinnvolle Bewertung der Probestel- vielfach praktizierte fischereiliche Besatz von le durch die bevorzugte E-Befischung sicherstel- Seen. len. Technische Referenzen stellen zwangsläufig eine Abweichung zum Leitbild für den nicht Für die Bewertung von Probestellen im Bereich anthropogen beeinflussten Zustand dar und sind von Typ 21 – Gewässern ist unabhängig von entsprechend zu kennzeichnen und zu dokumen- der angegebenen Gewässertypisierung im tieren. Rahmen einer Vorprüfung der tatsächliche Seeeinfluss und der Gewässercharakter im Be- Auch in Sonderfällen wie salzbeeinflussten Ge- reich des zu bewertenden Gewässers zu analy- wässern kann die Verwendung derartiger techni- sieren. Ein zu bewertendes Gewässer muss scher Referenzen sinnvoll sein (eingeschränkte grundsätzlich ein Fließgewässer im Sinne von Anwendbarkeit der E-Fischerei). fiBS darstellen! 7.6 Sonderfälle Besitzen Gewässer keinen Fließgewässercharak- ter mehr, sind sie u. a. aufgrund der fehlenden ei- 7.6.1 Erheblich veränderte Gewässer genständigen Fließgewässer-Fischgemeinschaft (HMWB) nicht für die Bewertung mit fiBS geeignet. Ein Bei- Bei erheblich veränderten und künstlichen Ge- spiel dafür sind kurze (wenige hundert Meter) und wässern ist nach den Vorgaben des Auftraggebers breite Seenverbindungen. zu verfahren. In der Regel wird in Mecklenburg- Ein Einsatz von fiBS ist somit nur bei einem Teil Vorpommern zunächst – bis zum Vorliegen eines der als Typ 21 ausgewiesenen Gewässer zuläs- deutschlandweit abgestimmten Bewertungsver- sig. Die Entscheidung über den Einsatz von fiBS fahrens bzw. einer einheitlichen Herangehenswei- muss durch den Bearbeiter unter Berücksichti- se – hilfsweise das „normale“ fiBS-Bewertungs- gung des o. g. Kriteriums (Fließgewässercharak- verfahren angewendet, d.h. dass die Referenzen ter der Station) erfolgen. ebenso wie bei natürlichen Gewässern gebildet und die Gewässer entsprechend streng bewertet Zusätzlich ist zu prüfen, ob es sich um ein natürli- werden. Das Bewertungsergebnis ist entspre- ches oder künstliches Gewässer handelt. Für chend zu kennzeichnen. Bei Wasserstraßen wird künstliche Gewässer erfolgt im Moment keine Re- in der Regel ein potamaler Fischtyp als Referenz in ferenzerstellung. Frage kommen (siehe dazu auch Kap. 7.6.3). Eine statistische Analyse der bisher für Mecklen- Künstlichen Gewässern könnte analog zum Vor- burg-Vorpommern vorliegenden Befischungser-

36 fiBS-Leitfaden: Fließgewässerbewertung anhand der Fischfauna in Mecklenburg-Vorpommern gebnisse erbrachte für seeausflussgeprägte Berei- auf eine abweichende Fischgemeinschaft. Für che in Gewässern der Fischtypen 4 und 5 keine Gewässer des Fischtyps 3 erlaubt die aktuelle Da- Hinweise auf eine eigenständige Fischgemein- tenlage noch keine näheren Aussagen. Daraus er- schaft. Dagegen gibt es für seeausflussgeprägte geben sich für die Referenzerstellung folgende Bereiche in Gewässern des Fischtyps 2 Hinweise Konsequenzen:

Effekt durch Fischtyp Referenzerstellung Kommentar Seeeinfluss Gewässer mit Seeeinfluss gehören 1 Entfällt Entfällt nicht zu diesem Fischtyp. s. nachfolgende Hinweise zum vor- Relevante Veränderung Angepasste Referenz: läufigen Vorgehen. Kenntnisdefi- 2 der Fischgemeinschaft Typ 2 mit Seeeinfluss zit; Bewertung wird derzeit nicht empfohlen. Unbekannt; vermutlich Vermutlich Anpassung der Kenntnisdefizit; Bewertung wird 3 relevante Veränderung Referenz erforderlich derzeit nicht empfohlen der Fischgemeinschaft Keine relevante Verän- Referenzerstellung auf 4 derung der Fischge- Grundlage der Rahmenre- — meinschaft ferenz Typ 4 Keine relevante Verän- Referenzerstellung auf 5 derung der Fischge- Grundlage der Rahmenre- — meinschaft ferenz Typ 5

Seeausflussgeprägte Gewässer der Fischtypen 2 Eine Referenzanpassung für seeausflussgeprägte und 3 erfordern sehr wahrscheinlich eine ange- Gewässer des Fischtyps 2 umfasst erwartungsge- passte Referenz. Aufgrund des derzeit unzurei- mäß vermutlich die Ausweisung höherer Refe- chenden Kenntnisstandes wird die Bewertung renzanteile für indifferente oder stagnophile Ar- von seeausflussgeprägten Gewässern der Fisch- ten wie Barsch, Blei, Hecht, Plötz und Schlei sowie typen 2 und 3 nicht empfohlen; weitere Untersu- für den (nach fiBS rheophilen) Steinbeißer sowie chungen sind zur Verbesserung des Kenntnis- eine Absenkung der Referenzanteile für rheophile standes erforderlich. Die nachfolgenden Daten Arten wie Forelle, Bachneunauge, Groppe und (Tab. 10 und Abb. 17, 18) für den Fischtyp 2 sind Schmerle. somit als vorläufige Hinweise zu betrachten; die Datengrundlage muss verbessert werden. Tab. 10: Befischungsergebnisse in Gewässern des Fischtyps 2 mit Seeeinfluss (6 Befischungen, 6 Stationen) Fischart Stetigkeit Mittelwert Median Minimum Maximum [%] rel. H. rel. H. rel. H. rel. H. Aal 50,00 0,39 0,27 0,00 1,18 Aland 33,33 1,30 0,00 0,00 6,22 Äsche 0,00 0,00 0,00 0,00 0,00 Bachforelle 0,00 0,00 0,00 0,00 0,00 Bachneunauge 16,67 0,23 0,00 0,00 1,37 Barsch 83,33 36,68 28,65 0,00 78,74 Bitterling 16,67 0,28 0,00 0,00 1,68 Blei 33,33 0,06 0,00 0,00 0,24 Döbel 0,00 0,00 0,00 0,00 0,00 Dreist. Stichling (Binnenform) 83,33 29,87 8,23 0,00 84,70 Elritze 0,00 0,00 0,00 0,00 0,00 Flussneunauge 0,00 0,00 0,00 0,00 0,00 Giebel 0,00 0,00 0,00 0,00 0,00 Groppe 0,00 0,00 0,00 0,00 0,00 Gründling 33,33 0,34 0,00 0,00 1,27 Güster 0,00 0,00 0,00 0,00 0,00

37 fiBS-Leitfaden: Fließgewässerbewertung anhand der Fischfauna in Mecklenburg-Vorpommern

Fischart Stetigkeit Mittelwert Median Minimum Maximum [%] rel. H. rel. H. rel. H. rel. H. Hasel 16,67 0,03 0,00 0,00 0,18 Hecht 100,00 2,20 1,61 0,01 4,92 Karausche 16,67 0,73 0,00 0,00 4,40 Karpfen 16,67 0,00 0,00 0,00 0,01 Kaulbarsch 50,00 0,65 0,20 0,00 2,25 Meerforelle 0,00 0,00 0,00 0,00 0,00 Moderlieschen 16,67 0,00 0,00 0,00 0,01 Quappe 16,67 0,21 0,00 0,00 1,26 Rapfen 16,67 0,01 0,00 0,00 0,06 Plötze 50,00 15,50 0,59 0,00 83,66 Rotfeder 16,67 1,92 0,00 0,00 11,51 Schlammpeitzger 16,67 0,00 0,00 0,00 0,01 Schleie 50,00 2,42 1,09 0,00 8,81 Schmerle 0,00 0,00 0,00 0,00 0,00 Steinbeißer 66,67 4,22 1,58 0,00 11,51 Stint (Binnenform) 0,00 0,00 0,00 0,00 0,00 Stint (Wanderform) 0,00 0,00 0,00 0,00 0,00 Ukelei 33,33 0,15 0,00 0,00 0,68 Weißflossengründling 0,00 0,00 0,00 0,00 0,00 Wels 0,00 0,00 0,00 0,00 0,00 Zährte 0,00 0,00 0,00 0,00 0,00 Zander 16,67 0,00 0,00 0,00 0,02 Zope 0,00 0,00 0,00 0,00 0,00 Zwergstichling 50,00 2,78 0,01 0,00 16,44 rel. H: relative Häufigkeit

38 fiBS-Leitfaden: Fließgewässerbewertung anhand der Fischfauna in Mecklenburg-Vorpommern

Seeeinfluss Stetigkeit [%] übrige Gewässer Stetigkeit [%]

0 20 40 60 80 100 0 20 40 60 80 100

Aal Aal

Aland Aland

Äsche Äsche

Bachforelle Bachforelle

Bachneunauge Bachneunauge

Barsch Barsch

Bitterling Bitterling

Blei Blei

Döbel Döbel

Dreist. Stichling Dreist. Stichling

Elritze Elritze

Flussneunauge Flussneunauge

Groppe Groppe

Gründling Gründling

Hasel Hasel

Hecht Hecht

Karausche Karausche

Karpfen Karpfen

Kaulbarsch Kaulbarsch

Meerforelle Meerforelle

Moderlieschen Moderlieschen

Quappe Quappe

Rapfen Rapfen

Plötze Plötze

Rotfeder Rotfeder

Schlammpeitzger Schlammpeitzger

Schleie Schleie

Schmerle Schmerle

Steinbeißer Steinbeißer

Ukelei Ukelei

Zander Zander

Zwergstichling Zwergstichling

Abb. 17: Vergleich der Stetigkeit der Fischarten an 6 Stationen mit Seeeinfluss und 31 Stationen ohne Seeeinfluss vom Fischreferenztyp 2 (siehe auch Tab. 10)

39 fiBS-Leitfaden: Fließgewässerbewertung anhand der Fischfauna in Mecklenburg-Vorpommern

Seeeinfluss übrige Gewässer

rel. Häufigkeit [%] rel. Häufigkeit [%]

0 20 40 60 80 100 0 20 40 60 80 100

Aal Aal

Aland Aland

Äsche Äsche

Bachforelle Bachforelle

Bachneunauge Bachneunauge

Barsch Barsch

Bitterling Bitterling

Blei Blei

Döbel Döbel

Dreist. Stichling Dreist. Stichling

Elritze Elritze

Flussneunauge Flussneunauge

Groppe Groppe

Gründling Gründling

Hasel Hasel

Hecht Hecht

Karausche Karausche

Kaulbarsch Kaulbarsch

Meerforelle Meerforelle

Moderlieschen Moderlieschen

Quappe Quappe

Rapfen Rapfen

Plötze Plötze

Rotfeder Rotfeder

Schleie Schleie

Schmerle Schmerle

Steinbeißer Steinbeißer

Ukelei Ukelei

Zwergstichling Zwergstichling

Abb. 18: Vergleich der relativen Häufigkeit (Mittelwert) der Fischarten an 6 Stationen mit Seeeinfluss und 31 Stationen ohne Seeeinfluss vom Fischreferenztyp 2 (siehe auch Tab. 10)

40 fiBS-Leitfaden: Fließgewässerbewertung anhand der Fischfauna in Mecklenburg-Vorpommern

7.6.3 Referenzerstellung für Bundes- Durch die Wahl der Netzstandorte und Maschen- wasserstraßen weiten sollte dabei möglichst für eine ausgewo- gene Fangwahrscheinlichkeit sowohl für adul- Für natürliche Gewässer (z. B. Peene, Müritz-Elde- te/subadulte als auch juvenile Fische gesorgt Wasserstraße) erfolgt die Referenzerstellung nach werden. Andernfalls kann es z. B. durch das Feh- dem üblichen Verfahren. Dies gilt auch für erheb- len der Jungfische im Fangergebnis zu einer un- lich veränderte Gewässer (siehe Kap. 7.6.1). Die gerechtfertigten Abwertung kommen (fehlerhafte Annahme des potenziellen natürlichen Zustandes Bewertung der Altersstruktur!). als Referenzsituation kann dabei zu einer einge- schränkten Realisierbarkeit des Erreichens der Die Bearbeitung großer, breiter Gewässer dieses Zielvorgabe (guter ökologischer Zustand bzw. gu- Typs, auf denen zudem ein relevanter Schiffsver- tes ökologisches Potenzial) unter den aktuellen kehr herrscht (z. B. Unterlauf der Peene), ist insge- Bedingungen einer Bundeswasserstraße führen. samt nicht unproblematisch. Hier ist in jedem Fall Künstliche Bundeswasserstraßen (z. B. Obere- ein kombinierter Einsatz verschiedener Fangme- Havel-Wasserstraße, Müritz-Havel-Wasserstraße) thoden geboten. werden zurzeit aufgrund des fehlenden Referenz- Auch an dieser Stelle erfolgt nochmals der Hin- zustandes nicht mit fiBS bewertet, sondern müs- weis, dass die Befischungsergebnisse aus Elektro- sen einer gutachterlichen Bewertung unterzogen und anderen Befischungsmethoden nicht ver- werden. Bereits im vorhergehenden Abschnitt mischt werden dürfen, sondern separat auszuwer- wurde auf die Nichtanwendbarkeit von fiBS in ten sind und in einer gutachterlichen Gesamtbe- Wasserkörpern mit fehlendem Fließgewässercha- wertung dargestellt werden müssen. rakter hingewiesen, die auch in Bundeswasser- straßen relevante Anteile darstellen können und somit in solchen Fällen von der Bewertung mittels fiBS auszunehmen sind. 7.6.4 Bewertung von Rückstau- und brackwasserbeeinflussten Ostseezu- flüssen (Typ 23) Probleme können erfahrungsgemäß bei der Be- wertung bzw. Erfassung von Blei, Aland, Ukelei, Zährte, Rapfen, Meerforelle und eventuell auch weiteren Arten auftreten. Bei diesen Fischarten kann eine starke saisonale Variabilität beobachtet werden, da sie sich nur zeitweilig im Unterlauf be- finden, dann aber in größeren Individuenzahlen auftreten können (z. B. auf dem Weg zum oder vom Laichplatz, Nutzung ufernaher Habitate durch Jungfische). Die Erfassung dieser Arten und damit das Bewertungsergebnis hängen daher sehr stark von der Wahl des Befischungstermins ab. Vorzugsweise sollte in diesen Gewässern durch Mehrfachbefischungen an geeigneten Terminen eine qualifizierte Datengrundlage er- hoben werden. Weiterhin stellt in solchen Fällen der korrekte und gut dokumentierte Einsatz von „Dummies“ ein wichtiges Instrument für eine fachlich richtige Bewertung dar (s. 8.1). Voraussetzung ist aber stets das Vorhandensein zuverlässiger aktueller Nachweise der betreffenden Arten (z. B. aus Stell- netzfischerei). Eine „Aufbesserung“ des Bewer- tungsergebnisses durch nicht abgesicherte „Dummies“ ist nicht zulässig! Durch den Einsatz weiterer Fangmethoden kann eine Verbesserung des Fangergebnisses - vor allem hinsichtlich des Nachweises bestimmter Arten - erreicht werden. Hier spielt insbesondere die Fischerei mit Stellnetzen für den Fang von mittels Elektro scherei schwer zugänglichen Ar- ten (z. B. Zander, Rapfen) eine wesentliche Rolle.

41 fiBS-Leitfaden: Fließgewässerbewertung anhand der Fischfauna in Mecklenburg-Vorpommern

fiBS-Handbuch durch den Experten berichtigt 8 Schlussfolgerungen für die werden, sofern die Korrektur fachlich begründet fiBS-Bewertung werden kann. Dies gilt besonders bei den nach- folgend dargestellten Problemen, die im fiBS- 8.1 Bewertung von Probestellen Handbuch näher beschrieben werden: • artenarme Gewässer, Grundlage der Bewertung einer Probestelle ist die • Auftreten referenzferner Arten, Erstellung einer Referenz und die korrekte Durch- • Massenaufkommen einzelner Arten, führung der Befischung. Sowohl die Referenz- als auch die Befischungsdaten werden in die aktuell • Massenaufkommen von Fischbrut, gültige fiBS-Software übertragen. Anschließend • Korrektur von Besatzmaßnahmen in den Befi- ist durch den Experten zu prüfen, ob weitere Ar- schungsdaten, ten aus anderen Befischungen (sogenannte • Korrektur der Wirkung externer Prädatoren. „Dummies“) in der Dateneingabe zu berücksichti- Vorgenommene expertenbasierte Korrekturen gen sind. Für Mecklenburg-Vorpommern werden des fiBS-Bewertungsergebnisses auf Grund der außerdem folgende, zum Teil über das fiBS- Plausibilitätskontrolle sind als Dokumentation Handbuch hinausgehende Regeln festgelegt: dem Ergebnis beizufügen. Es sei jedoch betont, Regeln für Dummies dass vor einer Korrektur des Befischungsergebnis- ses eine umfassende Recherche und wenn not- • Die betreffende Fischart darf im bewertungs- wendig eine Abstimmung mit weiteren Experten relevanten Zeitraum nicht durch reguläre zu erfolgen hat. Außerdem ist der Auftraggeber fiBS-Probenahmen erfasst worden sein. auf die vorgenommenen Korrekturen ausdrück- lich hinzuweisen. • Es werden nur verifizierte und nachprüfbare Angaben berücksichtigt, die nicht länger als Grundsätzlich sollte jedes berechnete Ergebnis 6 Jahre zurückliegen. einer gutachterlichen Prüfung durch den Exper- ten unterzogen werden. Auf alle möglichen Even- • Berücksichtigt werden Nachweise aller tualitäten kann in diesem Zusammenhang nicht Fangmethoden, sofern sie räumlich und zeit- eingegangen werden. Besonders wichtig ist die lich konkret zuzuordnen sind. Auskünfte von Prüfung jedoch, wenn einzelne Bedingungen der Fischern und fischereiliche Daten können korrekten fiBS-Befischung, wie die Mindestbefi- dann genutzt werden, wenn glaubhafte Aus- schungslänge oder –individuenzahl oder die sagen getroffen wurden, wann und wo eine empfohlene Jahreszeit nicht eingehalten wurden. bestimmte Fischart gefangen wurde. Doch auch Schlussfolgerungen aus der Plausibili- • Als Dummy können auch aktuelle Reproduk- tätskontrolle, die zusätzliche Verwendung anderer tionsnachweise von anadromen Arten aus Fangmethoden, die Reduzierung des Fangauf- oberhalb gelegen Probestellen verwendet wandes auf nur eine Untersuchungsperiode oder werden. die Befischung eines als „erheblich verändert“ ausgewiesenen Wasserkörpers sind zu berück- • Mit Ausnahme der anadromen Arten werden sichtigen. Da die zuständigen Wasserbehörden nur Nachweise aus dem unmittelbaren Um- dies den zu übergebenden fiBS-Datenblättern feld der Probestelle innerhalb des beprobten nicht entnehmen können, wurde für Mecklen- Gewässers berücksichtigt. burg-Vorpommern ein spezielles Stationsblatt entwickelt, das der Bearbeiter zu übergeben hat • Eine rückwirkende Einarbeitung neuer Daten (Abb. 21). in vorhergehende fiBS-Bewertungen wird nicht durchgeführt. In diesem Stationsblatt sollen einzelne Teilindices erläutert bzw. deren Plausibilität begründet wer- • Dummies sind immer exakt im fiBS- den. Außerdem soll eine verbale Gesamteinschät- Befischungsblatt unter Bemerkungen mit zung gegeben werden. In dieser Einschätzung Quelle, Datum, Befischungsort und Fangme- muss auch auf die Schlussfolgerungen für HMWB thode zu dokumentieren. eingegangen werden, und es sollen Vergleiche zu • Ein Reproduktionsnachweis ist verfahrens- früheren Bewertungen vorgenommen werden. bedingt mit Dummies nicht möglich. Außerdem sollen aus den dem Bearbeiter zugäng- lichen Quellen mögliche Ursachen (Querbauwer- • Dummies werden für die entsprechende Art ke, Gewässerausbau- und Unterhaltung, Aus- nur pauschal mit einem adulten Individuum tausch mit dem Hauptgewässer, fischereiliches in die Probenahme aufgenommen. Management, Gewässerbelastung) für das ermit- Nach vollständiger Eingabe aller Daten in die ak- telte Bewertungsergebnis dargestellt werden. Ei- tuelle BS-Software ist durch den Bearbeiter die ne umfassende Analyse der Beeinträchtigungen Durchführung einer Plausibilitätskontrolle uner- setzt jedoch die Bereitstellung entsprechender lässlich. Falls hierbei eine nicht nachvollziehba- Daten an den Fischexperten voraus. re Bewertung festgestellt wird, kann diese gemäß

42 fiBS-Leitfaden: Fließgewässerbewertung anhand der Fischfauna in Mecklenburg-Vorpommern

Besonderheiten bei der Bewertung (z. B. aus Sicht der Fischereiexperten unplausible Befischungser- gebnisse, vorgenommene Korrekturen mit Be- gründung) sind im Feld „Gesamteinschätzung“ aufzuführen.

Beispiele für die Erhebung von Dummies:

Abb. 19: Dummies aus Effizienzkontrollen an einer Fischaufstiegsanlage (Netzreuse)

Abb. 20: Dummies aus Effizienzkontrollen an einer Fischaufstiegsanlage (Kastenreuse)

43 fiBS-Leitfaden: Fließgewässerbewertung anhand der Fischfauna in Mecklenburg-Vorpommern

Standorts_ID HANBAC_f_1

Messstellenart Operative Messstelle (rotierend)

Gewässer Hanshagener Bach

Lage Hanshagen Ausbau

RWHW GWK WK-Nr. EZG [km²] Koordinaten, GWK, WK- Nr., EZG-Größe 4601854 5993124 9657200000 RYZI-1500 70

LAWA- Typ 16 Kiesgeprägte Tieflandbäche

Fischtyp 3 Artenreiche Forellenbäche

Befischungsdaten 05.10.2007 07.10.2008 fiBS- Einzelbewertung 1,94 (2007) 1,97 (2008) fiBS- Gesamtbewertung 1,86 fiBS- Güteklasse 4 unbefriedigend

Gültig für Jahr 2008

Teilkriterium Arten- und mäßige Ausprägung, Mangel typspezifischer und anadromer Arten Gildeninventar

Teilkriterium unbefriedigende Ausprägung, zu viele Schmerlen, keine Neunaugen, guter Artenabundanz und Forellenbestand Gildenverteilung

Teilkriterium mäßige Ausprägung, nur bei Forellen und Schmerlen gut Altersstruktur (Reproduktion)

Teilkriterium Migration schlechte Ausprägung, weitgehendes Fehlen der Mittel- und Langdistanzwanderer

Teilkriterium gute Ausprägung Fischregion

Teilkriterium Dominante schlechte Ausprägung Arten

Gesamteinschätzung Mindestindividuenzahl mit 2 Befischungen knapp unterschritten; Mindestbefischungslänge nach fiBS bereits mit einer Befischung deutlich überschritten; gesicherte Bewertung ist erst mit zwei deutlich verlängerten Befischungen möglich; unbefriedigende Einschätzung plausibel

Ursachen starke Isolation des Oberlaufs durch Wehr und Speicherbauwerk in Kemnitzerhagen, keine Einwanderung anadromer Arten möglich, Gewässerstruktur gut, jedoch lokale Belastungen durch Gewässeranlieger

Abb. 21: Stationsblatt für die Station HANBAC_f_1

44 fiBS-Leitfaden: Fließgewässerbewertung anhand der Fischfauna in Mecklenburg-Vorpommern

Ortslage Tüschow schließt sich zunächst ein ca. 8.2 Bewertung von Wasserkörpern 12.792 m langer Rhithralbereich an, der dem Fisch- Eine wesentliche Forderung der WRRL an die typ 2 zuzuordnen ist. Allerdings ist der 2.250 m lange fischökologischen Untersuchungen ist die Bewer- Oberlauf bis zur Schaalmühle (6,5 % der WK-Länge) tung größerer, zu einem Wasserkörper aggregier- durch die Querverbauung und den Rückstau stark ter Gewässerabschnitte. Dies bedeutet die Festle- beeinträchtigt, so dass dieser Abschnitt eine eigene gung der ökologischen Zustandsklasse (ÖZK) der Fischbewertung benötigt. Der Schaaleabschnitt zwi- Qualitätskomponente Fischfauna für den entspre- schen Schaalmühle und Tüschow (30,5 % der WK- chenden Wasserkörper. Ob dies mit einer oder Länge) wurde mit „gut“ bewertet. mehreren Probestellen zu realisieren ist, hängt Der anschließende 4.623 m lange Gewässerbereich von der Größe des Wasserkörpers, seiner struktu- bis zur Mündung der Schilde entspricht dem Fischtyp rellen Homogenität, dem Vorkommen signifikan- 3 und wurde auch mit „gut“ bewertet. Mit der Ein- ter Querbauwerke und den Fischreferenzen ab mündung der Schilde erhöht sich die Wassermenge (vgl. Kriterien für die Probestellenauswahl in Kap. der Schaale beträchtlich, so dass sie bei Klein- 5.2). Bengerstorf und Zahrensdorf dem Hyporhithral Zu beachten ist auch, dass die Gültigkeit von Re- (Fischtyp 4) zuzuordnen ist. Auch dieser Abschnitt ferenz-Fischzönosen in den Gewässern durch ei- wurde mit „gut“ bewertet nen allmählichen Faunenwechsel gleitend vollzo- Eine Gesamtbewertung des Wasserkörpers gen wird. In der verfahrenstechnischen Umset- SCHA-0100 streng nach der Vorgabe durch das fiBS- zung kommt es aber zu einem abrupten Wechsel Handbuch ist gegenwärtig auf Grund des nicht be- an den Grenzen der Referenzzönosen. Daher soll- werteten obersten Abschnitts nicht abschließend ten die Untersuchungen wenn möglich nicht an möglich, würde sich jedoch nach folgender Formel Grenzen von Wasserkörpern oder Übergängen berechnen lassen: der Fischtypen erfolgen. ÖZK Fischfauna Wasserkörper (Abschnitte 1 bis n) = Das fiBS-Handbuch beschreibt auch, wie ein län- (fiBS-Wert Abschnitt x1 * Anteil Abschnitt x1) + gerer Gewässerabschnitt mit unterschiedlichen (fiBS-Wert Abschnitt x2 * Anteil Abschnitt x2) + fiBS-Bewertungen zusammengefasst wird. Der (fiBS-Wert Abschnitt xn * Anteil Abschnitt xn) ökologische Zustand der Gesamtstrecke ergibt ÖZK Fischfauna SCHA-0100 (Abschnitte 1 bis 4) = sich aus dem durch die Länge der jeweiligen Ab- (? * 0,065) + schnitte gewichteten Mittel aller Einzelbewertun- (3,34 * 0,305) + gen. Diese Verfahrensweise lässt sich auch auf die (3,32 * 0,134) + Bewertung ganzer Wasserkörper anwenden, (3,04 * 0,496) = wenn in ihm mehrere Abschnitte unterschiedli- (? * 0,065) + 2,97 cher Beeinträchtigung oder Fisch-Referenzen vor- kommen. Da jedoch bereits ohne Einbeziehung des obersten stark beeinträchtigten Abschnittes ein gewichteter Fachlicher Exkurs fiBS-Wert für den Wasserkörper von 2,97 erreicht Beispielhaft soll die praktische Umsetzung an der wird, wird der gesamte Wasserkörper mit „gut“ be- Schaale, einem Zufluss zur Sude, erläutert werden. wertet (siehe Abb. 22). Bei der schlechtesten mögli- Zwischen Auslauf aus dem Schaalsee und Mündung chen Bewertung nach fiBS für den obersten 2.250 m in die Sude weist die Schaale eine Gesamtlänge von langen Abschnitt betrüge der fiBS-Wert für den Was- 37.655 m auf. Der gesamte Flusslauf wurde dem serkörper 3,04 (Güteklasse 2), bei der bestmöglichen LAWA-Typ 15 „sand- und lehmgeprägte Tiefland- Bewertung 3,30 (ebenfalls Güteklasse 2). flüsse“ zugeordnet und in zwei Wasserkörper unter- teilt. Der 3.107 m lange Unterlauf bei Blücher bildet einen eigenen Wasserkörper (SBOI-0500). In diesem Be- reich ist die Schaale begradigt und großenteils ein- gedeicht, weil sie im Rückstaubereich der Elbehoch- wässer liegt. Dieser Schaaleabschnitt kann nur durch eine eigene Fischprobestelle bewertet werden. Bisher erfolgte noch keine Bewertung, vermutlich handelt es sich jedoch um den Fischtyp 5. Der 34.548 m lange Ober- und Mittellauf wurde zum Wasserkörper (SCHA-0100) zusammengefasst. Da in diesem Gewässerabschnitt jedoch eine Abfolge unterschiedlicher Referenz-Fischzönosen und ver- schiedene Beeinträchtigungen ermittelt wurden, sind idealerweise mindestens vier Abschnitte mit Probestellen zu untersuchen. Vom Schaalsee bis zur

45 fiBS-Leitfaden: Fließgewässerbewertung anhand der Fischfauna in Mecklenburg-Vorpommern

N Legende Fischtyp 2 WK: SCHA-0100 Fischtyp 3 LAWA-Typ 15 N Fischtyp 4 fiBS-Wert: Fischtyp 5 nicht bewertet #S Probestelle

0 2 4 Kilometer WK: SCHA-0100 1:85000 LAWA-Typ 15 fiBS-Wert: #S 3,34 (gut)

WK: SCHA-0100 LAWA-Typ 15 fiBS-Wert: 3,32 (gut)

#S

WK: SCHA-0100 LAWA-Typ 15 fiBS-Wert: #S 3,04 (gut)

WK: SBOI-0500 LAWA-Typ 15 fiBS-Wert: nicht bewertet

Abb. 22: Fischökologische Bewertung der Schaale nach fiBS

46 fiBS-Leitfaden: Fließgewässerbewertung anhand der Fischfauna in Mecklenburg-Vorpommern

9 Das fiBS-Ergebnis Individuenzahl ermöglichen in der Regel eine sinnvolle Auswertung. Im Einzelfall können so- 9.1 Zuverlässigkeit der ökologischen wohl bei einzelnen Metrics als auch beim Ge- Zustandsbewertung samtwert unsinnige Ergebnisse auftreten (siehe Kap. 8). Bereits aus den vorhergehenden Kapiteln wurde deutlich, dass die Aussagekraft des Bewertungs- Durch den Bearbeiter sind in solchen Fällen ergebnisses nicht nur von der Qualität der Refe- die Abweichungen im Stationsblatt gutachter- renzerstellung und der korrekten Durchführung lich darzustellen. Dabei ist zu begründen, wa- der Befischung abhängt. Unterschiedliche Abflüs- rum einzelne Metrics nicht aussagefähig sind se zu den Befischungsterminen, Fischwanderun- oder die gutachterliche Bewertung sich auf be- gen auf Grund besonderer meteorologischer Be- stimmte Parameter stützt. dingungen und uns nicht bekannte langfristige Trotz der vielen Einflussmöglichkeiten auf das Populationsschwankungen einzelner Arten beein- Bewertungsergebnis, noch offener Fragen und flussen die Struktur und Abundanz der zu bewer- zwangsläufig noch fehlender umfangreicher Er- tenden Fischgemeinschaft. Auch die Auswahl der fahrungen bestätigen die Untersuchungsergeb- Probestelle, der konkrete Befischungszeitpunkt nisse der Jahre 2006 bis 2010 (siehe Abb. 23) und und die Art und Weise der Übertragung der Er- die Auswertung des FFH-Ichthyozönose- gebnisse der Probestelle auf die Wasserkörper monitorings von 2001 bis 2010 jedoch die grund- haben Einfluss auf die Güte des Messwertes. Für sätzliche Anwendbarkeit des Verfahrens fiBS für künstliche oder stark veränderte Wasserkörper die Gewässerbewertung mittels der Fischfauna in gelten im Übrigen besondere Bedingungen (siehe Mecklenburg-Vorpommern. Alternative Ansätze, Kapitel 7). die im Rahmen des Praxistests M-V in den letzten Nicht zuletzt muss noch einmal betont werden, Jahren erprobt wurden - wie eine klassenbasierte dass es sich beim fiBS-Wert letztendlich um ei- Bewertung der Artenabundanz -, führten zu kei- nen Rechenwert handelt, für dessen Interpreta- ner prinzipiellen Veränderung des Ergebnisses. tion immer der ökologische Sachverstand des Bearbeiters benötigt wird. Die vorgegebenen Grenzwerte für die Befischungslänge und die

# gut # mäßig N # unbefriedigend # schlecht # nicht bewertbar # Y# Wiederholungbefischung notwendig # W E Wasserkörper # Flussgebietseinheit Elbe # S # #Y Flussgebietseinheit Trave/Schlei # # ##Y#Y # # # # # Flussgebietseinheit Warnow-Peene #Y # # ## #Y # # # # Flussgebietseinheit Oder # # # # # # # # # # # # #Y# # # # # # # # # # #Y ## # # # ## # # # # #Y #Y # # ## # ## # #Y # # # # # #Y # # ## # # #Y # # ## # # # # # # # # # #Y #Y # ### # # #Y # ## # # #Y# #Y # # # # ## # # # # ## # # ## # # # # # # # # # # # #Y # # # # ### #Y # # # # # # # # # # #Y # #Y # # # #Y # # # # # # # # # # # # # #Y# # # # #Y # #Y # #Y #Y # # # #Y # ## # # #Y # # # # ## # # #Y # # # #Y #Y # #Y # # ## # #Y # #Y # #Y #

##Y

Abb. 23: Übersicht über die Bewertung von Probestellen in Mecklenburg-Vorpommern im Zeitraum 2006-2010 mit dem fiBS-Verfahren

47 fiBS-Leitfaden: Fließgewässerbewertung anhand der Fischfauna in Mecklenburg-Vorpommern

Zu berücksichtigen ist weiterhin, dass mit der ge- Plötzen im Jahr 2010 negativ auf das Abundanzkri- genwärtigen Umsetzung des BS – Verfahrens terium der Arten und Gilden aus. Hier führten diese keine zufrieden stellende Überwachung der zufälligen Veränderungen in den Befischungen zu Durchgängigkeit unserer Gewässer für die Fisch- einer Verschlechterung der Bewertung um eine Klas- fauna realisierbar ist. Der Migrationsindex der se, obwohl keine Veränderung der Beeinträchtigung BS-Bewertung trit für alle Arten der Fischge- festgestellt wurde. Schließt man objektiv zu begrün- meinschaft eine integrierende Aussage zum Mi- dende Veränderungen der Bewertung wie die Ge- grationsverhalten (Ortswechsel über kurze, mittle- wässerunterhaltung, die Gewässerrenaturierung re oder lange Distanzen). Der Migrationsindex und die Verbesserung der Durchgängigkeit aus, re- zeigt somit De zite der Fischgemeinschaft für duziert sich der Anteil der Probestellen mit Verände- die jeweilige Probestelle an (wenn z. B. Langdis- rungen um mindestens eine Klasse auf unter 25 %. tanzwanderer fehlen), kann damit aber nur indi- Tab. 11: Vergleich der Erst- und Zweitbewertung von rekt Hinweise auf die Durchgängigkeit des Ge- 47 Probestellen mit jeweils zwei gesicherten wässers geben. Aus Sicht der WRRL ist jedoch die Bewertungen Durchgängigkeit der Gewässer umfassender zu Anzahl Anteil betrachten. Die Passierbarkeit für bestimmte Stationen Stationen anadrome (Lachs, Meerforelle, Finte, Meer- und [%] Flussneunauge) oder katadrome (Aal) Arten kann mit einer probestellenbasierten Bewertung nur Verbesserung um 1 2,1 unvollkommen erfasst werden. Dies ist für die zwei Klassen landesweite Maßnahmenplanung wichtig. Des- Verbesserung um 8 17,0 halb haben einzelne Bundesländer wie Nordrhein- eine Klasse Westfalen (ANONYMUS 2010) eine zusätzliche Be- Keine Verände- 29 61,7 wertung anhand der Wander sche vorgenom- rung men. In Nordrhein-Westfalen werden die Parame- Verschlechterung 8 17,0 ter Vorkommen und Reproduktion der potamo- um eine Klasse dromen Zielarten (Mitteldistanzwanderer) für alle Verschlechterung 1 2,1 Gewässer mit Vorkommen der Zielarten in der Re- um zwei Klassen ferenzzönose zusätzlich bewertet. Für die pota- modromen Arten wird die aktuelle Erreichbarkeit Für die aus dem Ichthyozönosemonitoring zur für alle Gewässerabschnitte, in die diese Arten ur- Überwachung der FFH-Richtlinie übernommenen sprünglich aufsteigen konnten, bewertet. Für den Probestellen wurden für den Zeitraum 2001-2010 Aal wird der Fischabstieg bewertet. Da für Meck- auch langfristige Trends in der Entwicklung von Bi- lenburg-Vorpommern noch keine ächendecken- omasse, Bestandsdichte und Diversität festgestellt, den Fischreferenzen für die Wasserkörper vorlie- die sich in der Veränderung der fiBS-Bewertung wi- gen, ist die Umsetzung dieses Verfahrens gegen- derspiegeln (WATERSTRAAT et al. 2011b). Von den re- wärtig nicht möglich. Sollte eine Überwachung gelmäßig vorkommenden Arten (in über 10 Probe- der Gewässerdurchgängigkeit für Fische ange- flächen) kann für den aktuellen Zeitraum eine signi- strebt werden, müssten für alle schrelevanten fikante Zunahme von Steinbeißer, Schmerle und Wasserkörper schökologische Referenzen erstellt Flussbarsch und eine tendenzielle Zunahme von werden. Zwischenzeitlich könnten für eine gu- Güster und Plötze festgestellt werden. Auch die nur tachterliche Bewertung der Beeinträchtigung der lokal in wenigen Gewässern vorkommenden Arten Durchgängigkeit jedoch die vorliegenden Fischre- Bitterling und Westgroppe wiesen in diesen Gewäs- ferenzen und Be schungsdaten zusammen mit sern einen signifikant positiven Trend auf. Signifi- den Ergebnissen des Prioritätenkonzeptes zur kant negative Bestandstrends wurden beim Aal so- Planung und Wiederherstellung der ökologischen wie den beiden Stichlingsarten beobachtet. Für die Durchgängigkeit in den Fließgewässern Mecklen- Mehrzahl der Gewässer ergab sich zumindest auch burg-Vorpommerns (LUNG 2012) verwendet wer- ein leichter positiver Trend der Bestandsdichte der den. gesamten Fischfauna. In der Tollense und im Augra- ben kam es in den letzten 10 Jahren zu einer signifi- Fachlicher Exkurs: Einfluss von Mehrfachbe- kanten Zunahme der Bestandsdichte, während sie fischungen im Reppeliner Bach und auch Gehlsbach abnahm. Ein Vergleich der fiBS-Bewertung aller 47 Probestel- Die Zunahmen in den anderen Bächen waren nicht len, die bis zum Jahr 2010 bereits zweimal bewertet signifikant. In 6 der 9 Monitoringgewässer folgte die wurden, erbrachte nur in zwei Fällen eine Verände- Biomasse dem gleichen Trend wie die Bestandsdich- rung um mehr als eine Klasse. Die Verbesserung im te, wenn auch wie erwartet die Schwankungen in Seegraben, einem Zufluss zum Gehlsbach, ist in der und zwischen den Probeflächen deutlich höher wa- Wiederbesiedlung des Baches durch die Leitart ren. Während im Reppeliner Bach, dem Gehlsbach (West-)Groppe nach der Wiederherstellung der (jeweils signifikant) und der Tollense vor allem die Durchgängigkeit zu erklären. In der zweiten „auffäl- Veränderungen der Bestandsdichte zur Ab- bzw. Zu- ligen“ Probestelle im Unterlauf der Löcknitz wirkten nahme der Biomasse führte, war die Veränderung sich Massenfänge von juvenilen (0+) Güstern und der Artenzusammensetzung im Libnower Mühlbach für den Biomasserückgang verantwortlich. Der An-

48 fiBS-Leitfaden: Fließgewässerbewertung anhand der Fischfauna in Mecklenburg-Vorpommern teil größerer Arten ging zurück, dagegen nahm der de zwischen den Gewässern und den Probeflächen. Bestand der Steinbeißer deutlich zu. In der Köster- Von den 22 zweifach bewerteten Probestellen des beck dagegen beruht der signifikante Biomasse- FFH-Ichthyozönosemonitorings wiesen 13 in beiden rückgang vor allem auf einem Rückgang adulter Bewertungen die gleiche Klasse auf. Von den 9 ver- Meerforellen in den Probeflächen in den letzten Jah- änderten Bewertungen lassen sich 6 auf nachweis- ren. Insbesondere im Jahr 2001 wurden nahezu 30 bare Veränderungen der Beeinträchtigung (geän- adulte Meerforellen mit 2-5 kg Masse in den Probe- derte Unterhaltung, Gewässerbaumaßnahmen, flächen 1-3 gefangen, die die Gesamtbiomasse der Verbesserung der Durchgängigkeit) zurückführen. Probeflächen bestimmten. Für die Diversitätspara- Für die übrigen Veränderungen sind schleichende meter konnte kein einheitlicher Trend in der Zeitreihe Habitatveränderungen, die Verbesserung der Ge- von 2000/2001 bis 2009/2010 festgestellt werden. wässergüte, langfristige Populationsschwankungen Sowohl bei den Artenzahlen, als auch den unter- und Trends sowie systematische und zufällige Mess- suchten Diversitätsindices gab es große Unterschie- fehler verantwortlich.

Augraben Augraben

Gehlsbach Gehlsbach

Kösterbeck Kösterbeck

Libnower Mühlbach Libnower Mühlbach

Nebel Nebel

Ostpeene Ostpeene

Reppeliner Bach Reppeliner Bach

Schaale Schaale

Tollense Tollense

-0,1 0 0,1 0,2 -0,2 -0,1 0 0,1 Anstieg (a) des linearen Trends Anstieg (a) des linearen Trends

Abb. 24: Trend der Dichte (links) und Biomasse (rechts) der Fischfauna in 9 Monitoringgewässern zwischen 2000/2001 und 2009/2010 (n=168 Befischungen (WATERSTRAAT et al., 2011b) 9.2 Synergien Die Ergebnisse der WRRL-Untersuchungen der deutschlandweit mit herangezogen werden. Da- Fische haben über ihre eigentliche Überwa- her sollte eine enge Zusammenarbeit bei der chungsfunktion für berichtspflichtige Gewässer Verwendung des fiBS-Verfahrens zur Überwa- hinaus breite Anwendungsmöglichkeiten in der chung der Fischbestände zwischen der Natur- fischökologischen Praxis. Die erhobenen Daten schutz- und Wasserwirtschaftsverwaltung ge- sollten in das Fischartenkataster des Landesamtes pflegt werden. für Umwelt, Naturschutz und Geologie einfließen Andererseits profitiert die Bewertung der Fließ- und zur Bewertung von Eingriffen und zur Effizi- gewässer mittels der Fischfauna erheblich von be- enzkontrolle z. B. von Fischaufstiegsanlagen oder reits laufenden Untersuchungsprogrammen und anderen Maßnahmen nach WRRL genutzt wer- anderen fischökologischen Untersuchungen, wie den. Weiterhin haben sich die Naturschutzverwal- im Folgenden erläutert wird. tungen der Bundesländer entschieden, für das FFH-Artenmonitoring ausgewählter Fischarten zumindest teilweise das fiBS-Verfahren anzuwen- den. Auch für die Überwachung der Gewässer- Lebensraumtypen soll die WRRL-Fischbewertung

49 fiBS-Leitfaden: Fließgewässerbewertung anhand der Fischfauna in Mecklenburg-Vorpommern

FFH-Ichthyozönosemonitoring naren bis montanen Stufe mit Vegetation des Seit 1998 wurden im Rahmen der FFH- Ranunculion fluitantis und des Callitricho- Lebensraumüberwachung und des FFH- Batrachion LRT 3260“ dienen. Im Mittelpunkt Artenmonitorings im Auftrag des LUNG die Fisch- steht hier die Lebensgemeinschaft der Fische und gemeinschaften von 10 Fließgewässern unter- nicht die Einzelart. Sowohl bei der Gewässeraus- sucht. Ziel dieses Monitorings ist es, langfristige wahl als auch bei der Untersuchung der Strecken Trends hinsichtlich der Abundanz, Dominanz so- sollten jedoch auch die Anforderungen des Moni- wie zeitlicher und räumlicher Dispersionen der torings ausgewählter Arten der Fische und rheophilen Fließgewässerfauna zu erfassen und Rundmäuler des Rhithrals berücksichtigt werden. zugleich Wirkungskontrollen von Naturschutz- Die Beobachtung einzelner Arten, z. B. des Stein- maßnahmen durchzuführen (NSG-Ausweisungen, beißers oder der Westgroppe, sollte möglichst in Fischaufstiegshilfen, Renaturierungsprogramme). den gleichen Gewässern erfolgen, da durch das Die Untersuchungsergebnisse sollen gleichzeitig Ichthyozönosemonitoring wichtige Grunddaten der Überwachung der Veränderung der Gefähr- und langfristige Trends der gesamten Ichthyozö- dung des FFH-Lebensraumtyps „Flüsse der pla- nose bereitgestellt werden können (Abb. 25).

Ziele des Ichthyozönosemonitorings in Fließgewässern des Lebensraumtyps 3260

Referenzmonitoring im Rahmen eigenständiges Bestands- und Überwachung von Populationen der Bewertung der Fische im Habitatmonitoring von ausgewählter Arten LRT 3260 Lebensgemeinschaften

Referenzdaten für Erfassung von Bestandstrends Lebensraumtypische Arten

Erfassung von Trends der Referenzdaten für Diversität und der Stabilität der wertbestimmende Arten Zönose

Evaluierung der Erfassung nach WRRL für die lebensraum- typische Lebensgemeinschaft

Abb. 25: Ziele und Aufgaben des Referenzmonitorings der Ichthyozönosen im FFH-LRT 3260 „natürliche Fließge- wässer mit Unterwasservegetation“ in Mecklenburg-Vorpommern

50 fiBS-Leitfaden: Fließgewässerbewertung anhand der Fischfauna in Mecklenburg-Vorpommern

Als repräsentative Monitoringgewässer wurden räumen bzw. Gewässereinzugsgebieten Mecklen- Fließgewässer ausgewählt, die noch zumindest burg-Vorpommerns und die Lage in FFH- oder abschnittsweise natürliche Bedingungen und eine anderen Schutzgebieten. Schließlich sollte der weitgehend autochthone Fischfauna aufweisen. Untersuchungsschwerpunkt auf Gewässerab- Gleichzeitig sollten bereits umfangreiche faunisti- schnitte gelegt werden, die dem Rhithral zuzu- sche und ökologische Datenreihen vorliegen, und ordnen sind. Unter Berücksichtigung der natur- sie sollten Bestandteil des landesweiten wasser- räumlichen Gliederung wurden 10 Fließgewässer wirtschaftlichen und FFH-Monitorings sein bzw. in für das Ichthyozönosemonitoring des Rhithrals dieses einbezogen werden. Weitere Kriterien wa- ausgewählt und untersucht (WATERSTRAAT et al. ren die repräsentative Verteilung in den Natur- 2011b).

N

S# Reppeliner Bach S#S#S# S# S# S#S# Kösterbeck Libnower Mühlbach

S# S# S# S# Augraben S# S# S# S# S# S# S#S# S# Tollense S# S# #S Nebel S# S# S S# Ostpeene Randow S# S# S# S# Schaale S#S# S#S# Gehlsbach

Abb. 26: Lage der Probestrecken in den 10 FFH-Monitoringgewässern

Die Untersuchungen sind in 9 Fließgewässern (mit stellung der Renaturierung können dies sehr un- Ausnahme der Randow) durch das LUNG abgesi- terschiedliche Verfahren wie Laichplatzkontrollen, chert und werden alle drei Jahre wiederholt. Ins- Bestimmung von Bestandsdichten oder Erfassung gesamt kann dadurch eine regelmäßige Bewer- der Raum- und Zeitnutzung von Habitaten sein. In tung von 22 WRRL-Probestellen langfristig gesi- vielen Fällen können aber räumliche und zeitliche chert werden. Vergleiche der fiBS-Ergebnisse von re- Die Ergebnisse des FFH-Ichthyozönose- präsentativen Befischungen herangezogen wer- monitorings sind besonders gut geeignet, die Gü- den. Voraussetzung ist jedoch, dass bereits im te der fiBS-Bewertung zu evaluieren, da bereits Vorfeld eine gesicherte Bewertung vorgenommen langfristig quantitative Daten aus über 10 Jahren wurde. vorliegen. Die Ergebnisse dieser Effizienzuntersuchungen E zienzuntersuchungen mit dem fiBS-Verfahren können andererseits auch Der Erfolg von Renaturierungsmaßnahmen in zur Fischbewertung der Wasserkörper herange- Fließgewässern ist häu g nur durch Ezienzkon- zogen werden, wenn sie zeitnah erhoben wurden. trollen zu überprüfen. Diese Kontrollen konzen- trieren sich zumeist im unmittelbaren Umfeld der Renaturierungsobjekte. So dienen Reusenkontrol- len und Be schungen von Fischaufstiegsanlagen (FAA) der Überprüfung von baulichen Mängeln. Um aber die langfristigen Auswirkungen der Maßnahmen zu bewerten, sind Verfahren anzu- wenden, die Veränderungen der Struktur von Ar- ten und Gemeinschaften erfassen. Je nach Ziel-

51 fiBS-Leitfaden: Fließgewässerbewertung anhand der Fischfauna in Mecklenburg-Vorpommern

Andere Fischuntersuchungen Aus verschiedensten Quellen (Forschungsprojek- te, ehrenamtliche Kartierungen, Gutachten zur fischereilichen Bewirtschaftung, Effizienzkontrol- len an Fischaufstiegsanlagen, FFH- Managementplanuntersuchungen, Artenmonitor- ing u. a.) werden regelmäßig aktuelle Daten zur Fischfauna erfasst. Methodisch sind diese Unter- suchungen jedoch nachträglich in der Regel nicht oder nur mit Einschränkungen an den fiBS- Standard anzupassen (Prüfung erforderlich, ob Mindestbefischungsaufwand und Individuenzah- len erreicht werden). Daher ist von einer Über- nahme in fiBS in der Regel abzuraten. Die Daten haben jedoch große Bedeutung für die Erstellung von Referenzen und die Zuweisung von Dum- mies. Daher ist für die Fischbewertung nach WRRL das Vorhandensein eines aktuellen Fischkatasters von großer Bedeutung.

52 fiBS-Leitfaden: Fließgewässerbewertung anhand der Fischfauna in Mecklenburg-Vorpommern

10 Ressourcen formationen hierfür liefern u. a. die Gewässerverzeichnisse des LAV und des 10.1 Materialien und Arbeitshilfen Fischereischutzvereins M-V sowie die Landgesellschaft M-V). Dem Bearbeiter stehen folgende Arbeitshilfen und Materialien (siehe Anlagen 1-7; digitale Vor- Umweltrecht lagen) zur Verfügung. • Gegebenenfalls Ausnahmegenehmigung • Ablaufschema für Behörden (Anlage 1) zum Betreten und Befahren von Natur- • Ablaufschema für den Bearbeiter (Anla- schutzgebieten durch die zuständige Un- ge 2) tere Naturschutzbehörde. • Ablaufschema Erstellung Referenz (Anla- Sonstige Rechtsvorschriften ge 3) • Gegebenenfalls Ausnahmegenehmigung • Längen-Altersklassifikation (Anlage 4) zum Befahren der Gewässer mit Booten • Kurzanleitung Feld (Anlage 5) mit und ohne Elektro-/Benzinmotor, • Übersicht Flussneunaugengewässer (An- • Genehmigung zum Befahren gesperrter lage 6) Wege (häufig bei der zuständigen Forst- • Übersicht Meerforellengewässer (Anlage behörde erhältlich), 7) • Gegebenenfalls privatrechtliche Erlaub- • Vorlagen für Protokolle und auszufüllen- nis zur Betretung von Grundstücken. de Dokumentationen (digital) • Referenzen aller bisher bearbeiteten Sta- tionen (digital) Außerdem erhält der Bearbeiter durch den Auf- traggeber jeweils ausreichend Informationen (z. B. im Rahmen eines GIS-Projektes) mit Angaben zum LAWA-Übersichts- und Detailtyp, der Lage der Probestelle im Wasserkörper, der Charakterisie- rung des Wasserkörpers (HMWB, Querverbauung, Strukturgüte) und weiterführende Informationen, z. B. zur wasserwirtschaftlichen Bewirtschaftungs- planung. 10.2 Genehmigungen Der verantwortliche Bearbeiter hat verschiedene rechtliche Voraussetzungen zu erfüllen, bevor er eine fiBS-Befischung durchführen darf. Neben den aufgeführten wichtigsten Genehmigungen be- trifft dies auch die Einhaltung von technischen Bestimmungen und Sicherheitsbestimmungen sowie weitere Aspekte (z. B. gültiger TÜV für das Elektrofischereigerät, Belehrungen, Arbeitsschutz, Haftpflicht), für die der Bearbeiter verantwortlich ist. Die nachfolgende Aufzählung dient lediglich der Orientierung. Fischereirecht • Gültiger Fischereischein, • Ausnahmegenehmigung von den §§ 3, 4, 5, ggf. 7 gemäß § 8 der „Verordnung zur Ausübung der Fischerei in den Binnen- gewässern (Binnenfischereiverordnung - BiFVO M-V 2005)“ durch die obere Fische- reibehörde (LALLF, siehe Links) sowie ggf. Ausnahmegenehmigung und Be- scheinigung für die Verwendung von Fanggeräten außer Handangel und Kö- derfischsenke (§ 2 BiFVO M-V, § 11 Landesfischereigesetz M-V; z. B. auch für Elektrofischerei), • Privatrechtliche Erlaubnis (Fischereier- laubnis) des Fischereiberechtigten (In-

53 fiBS-Leitfaden: Fließgewässerbewertung anhand der Fischfauna in Mecklenburg-Vorpommern

10.3 Links In der folgenden Tabelle sind die Internetauftritte der Bearbeitung von Interesse sein könnten. Da- verschiedener Experten und Ansprechpartner in rüber hinaus wurden weitere ggf. hilfreiche Inter- den Behörden in Mecklenburg-Vorpommern und netadressen und Einrichtungen aufgeführt. benachbarten Bundesländern aufgeführt, die bei

Link Beschreibung http://www.wrrl-mv.de Die Internetseite unterrichtet über die Umsetzung der Wasserrahmenrichtlinie im Land Mecklenburg- Vorpommern. Die Internetseiten werden unterhalten vom Landesamt für Umwelt, Naturschutz und Geologie Meck- lenburg-Vorpommern (LUNG), das die fachliche Umset- zung der WRRL koordiniert. http://www.fgg-elbe.de Die Flussgebietsgemeinschaft (FGG) Elbe ist verantwortlich für die nationale und internationale Koordinierung und Abstimmung der Bewirtschaftung der Gewässer sowie für das Management von Hochwasserrisiken für den deut- schen Teil der Flussgebietseinheit Elbe. Die Internetseite unterrichtet über die Aktivitäten der FGG. Bis 2009 war der Vorläufer ARGE Elbe aktiv. http://www.ikse-mkol.org Am 8. Oktober 1990 wurde in Magdeburg die „Vereinba- rung über die Internationale Kommission zum Schutz der Elbe" unterzeichnet. Vertragsparteien sind die Bundesre- publik Deutschland und die Tschechische Republik. Die Internetseite unterrichtet über die Aktivitäten der IKSE. http://www.mkoo.pl Die Internationale Kommission zum Schutz der Oder ge- gen Verunreinigungen (IKSO) wurde auf der Basis eines Vertrages zwischen den Regierungen der Republik Polen, der Tschechischen Republik, der Bundesrepublik Deutsch- land sowie der Europäischen Union gegründet. Der Ver- trag trat nach der Ratifizierung am 26. April 1999 in Kraft. Das Sekretariat der IKSO hat seinen Sitz in Wrocław. Die In- ternetseite unterrichtet über die Aktivitäten der IKSO. http://www.mugv.brandenburg.de Internetseite zum Stand der Umsetzung der WRRL in Bran- denburg http://www.wasser.sh Internetseite zum Stand der Umsetzung der WRRL in Schleswig-Holstein http://www.umwelt.niedersachsen.de Internetseite zum Stand der Umsetzung der WRRL in Nie- dersachsen http://www.lung.mv-regierung.de Die Homepage ist das Informationsportal des Landesamtes für Umwelt, Naturschutz und Geologie M-V (LUNG). http://www.landwirtschaft-mv.de Die Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fi- scherei ist eine nachgeordnete Einrichtung des Ministeri- ums für Landwirtschaft, Umwelt und Verbraucherschutz MV. http://www.lallf.de/ Die Homepage ist das Informationsportal des Landesamtes für Landwirtschaft, Lebensmittelsicherheit und Fischerei (LALLF) Mecklenburg-Vorpommern, u. a. zum Fischerei- recht des Landes Mecklenburg-Vorpommern. Das LALLF ist obere Fischereibehörde M-V. Verwiesen wird auch auf den Fischereischutzverein M-V e.V. (u. a. Hinweis auf ein auf Anforderung erhältliches Ge- wässerverzeichnis mit Angaben zu Fischereiberechtigten). http://www.ifb-potsdam.de/ Homepage des Instituts für Binnenfischerei e.V. (IfB). Es wurde 1992 als Einrichtung der praxisorientierten Binnen- fischereiforschung der Länder Brandenburg und Sachsen- Anhalt neu gegründet.

54 fiBS-Leitfaden: Fließgewässerbewertung anhand der Fischfauna in Mecklenburg-Vorpommern

Link Beschreibung http://www.bfn.de/ Die Homepage ist das Informationsportal des Bundesam- tes für Naturschutz (BfN). https://www.landwirtschaft- Die Homepage ist das Informationsportal der Fischereifor- bw.info/servlet/PB/menu/1296196_l1/index schungsstelle (FFS) des Landwirtschaftlichen Zentrums 1241097210642.html Baden-Württemberg (LAZBW) und enthält die neuesten fiBS-Informationen sowie den Zugang zur jeweils aktuellen Version von fiBS (kostenfreier Download). http://www.lawa.de Die Homepage ist das Informationsportal der Bund/Länder-Arbeitsgemeinschaft Wasser. http://www.vti.bund.de Die Homepage ist das Informationsportal des Johann Heinrich von Thünen-Institut (vTI), dem Bundesfor- schungsinstitut für Ländliche Räume, Wald und Fischerei und damit auch das Nachfolgeinstitut der Bundesfor- schungsanstalt für Fischerei (BFAFi). http://www.zoologie.uni-rostock.de Die Homepage ist das Informationsportal des Zoologi- schen Instituts der Universität Rostock. http://www.igb-berlin.de Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB) http://www.lav-mv.de Internetseite des Landesanglerverbandes Mecklenburg- Vorpommern; u. a. Gewässerverzeichnis (online und als pdf) – wichtig zur Recherche des Fischereiberechtigten. http://www.gnl-kratzeburg.de Internetseite des Forschungs- und Naturschutzvereins Ge- sellschaft für Naturschutz und Landschaftsökologie e.V. Kratzeburg http://www.fischumwelt.de Internetseite des Vereins Fisch und Umwelt e.V. Rostock http://www.wrrl-info.de Diese Website ist ein Bestandteil des Projektes "Angepass- te Nutzung von Feuchtgebieten und Niederungsmanage- ment - Strategien zur Verringerung der Nährstoffbelastun- gen der Ostsee". Die Federführung für das Projekt liegt bei der Bundeskontaktstelle Wasser der GRÜNEN LIGA http://www.ichthyologie.de Die Homepage ist das Informationsportal der Gesellschaft für Ichthyologie e.V. http://www.lms-beratung.de Die Homepage ist das Informationsportal der LMS Land- wirtschaftsberatung Mecklenburg. http://www.wbv-mv.de Die Homepage ist das Informationsportal des Landesver- bandes der Wasser- und Bodenverbände Mecklenburg- Vorpommerns. http://www.cen.eu/cen/pages/default.aspx Die Homepage des European Committee for Standardization (CEN)/Europäisches Komitee für Normung informiert u. a. über Normen für die Elektrofischerei (EN 14011: Water quality – Sampling fish with electricity, aus- gegeben 2003) und Probenahme mit Kiemennetzen (EN 14757, ausgegeben 2005). Die Normentexte müssen käuf- lich erworben werden, Bezugsquellennachweis z. B. www.din.de.

55 fiBS-Leitfaden: Fließgewässerbewertung anhand der Fischfauna in Mecklenburg-Vorpommern

10.4 Datenbanken und Quellen Zur Recherche historischer und aktueller Quellen mies sind die Datenbanken jedoch kaum hilfreich, der Fischfauna in Mecklenburg-Vorpommern sind weil sie in der Regel nicht über die ausreichende verschiedene Kartierungsstandardwerke und Da- Aktualität verfügen. Solange ein entsprechendes tenbanken entweder gedruckt, online oder als Fischkataster im Land nicht jährlich aktualisiert Download verfügbar. Die Internetadressen dieser vorgehalten wird, erfordert die Bearbeitung einen Quellen sind in der nachfolgenden Tabelle darge- hohen Rechercheaufwand des Bearbeiters. stellt. Insbesondere bei der Recherche von Dum-

Link Beschreibung https://www.landwirtschaft- Aktuelle fiBS-Software und Handbuch auf der Homepage bw.info/servlet/PB/menu/1296196_l1/index der Fischereiforschungsstelle (Menüpunkt „Wasserrah- 1241097210642.html menrichtlinie“)

http://www.landwirtschaft- Heft 32 der Mitteilungen der Landesforschungsanstalt für mv.de/cms2/LFA_prod/LFA/content/de/Fac Landwirtschaft und Fischerei M-V: Quellendarstellung zur hinformationen/Fischerei/Binnen- historischen Verbreitung von Fischen und Rundmäulern in _und_Kuestenfischerei/Binnenfischerei/inde Binnengewässern des heutigen Mecklenburg- x.jsp?&artikel=1570 Vorpommerns

http://www.umweltkarten.mv-regierung.de Kartenportal Umwelt Mecklenburg-Vorpommern des Lan- desamtes für Umwelt, Naturschutz und Geologie (LUNG) mit Verbreitungsdaten zu den Fischarten, Stand 2004 (identisch mit Fischatlas M-V)

http://www.fischartenatlas.de Die Homepage ist das Informationsportal des Projektes Fischartenatlas Deutschland und Österreich.

http://www.dbmon.mv-regierung.de Datenbankportal Artenmonitoring beim LUNG

http://www.wrrl- SCHAARSCHMIDT, TH., ARZBACH, H.H., BOCK, R., BORKMANN, I., mv.de/doku/hintergrund/LAWA_O2203_Fis BRÄMICK, U., BRUNKE, M., LEMCKE, R., KÄMMEREIT, M., MEYER, L & L. che_Tiefland_Bericht.pdf TAPPENBECK (2005): Die Fischfauna der kleinen Fließgewäs- ser Nord- und Nordostdeutschlands - Leitbildentwicklung und typgerechte Anpassung des Bewertungsschemas nach EG-Wasserrahmenrichtlinie. - LAWA-Projekt im Rah- men des Länderfinanzprogramms Wasser und Boden. Ab- schlussbericht. Im Auftrag des Umweltministeriums Meck- lenburg-Vorpommern., 330 S.

56 fiBS-Leitfaden: Fließgewässerbewertung anhand der Fischfauna in Mecklenburg-Vorpommern

11 Literatur grund der EG-Wasserrahmenrichtlinie. Niedersächsisches Landesamt für Ver- ANONYMUS (2010): Bewirtschaftungsplan für die braucherschutz und Lebensmittelsicher- nordrhein-westfälischen Anteile von heit, Dezernat Binnenfischerei, Fischerei- Rhein, Weser, Ems und Maas 2010 – 2015. kundlicher Dienst. Zwischenbericht, Ministerium für Umwelt und Naturschutz, Stand: Januar 2008; Bearbeitung: EVA C. Landwirtschaft und Verbraucherschutz MOSCH. Zum Download verfügbar unter: des Landes Nordrhein-Westfalen; http://www.laves.niedersachsen.de/live/li www.umwelt.nrw.de ve.php?navigation_id=20145&article_id= DIEKMANN, M., DUßLING, U., BERG, R. (2005): Hand- 74108&_psmand=23 buch zum fischbasierten Bewertungssys- LU M-V & LUNG (Hrsg.) (2010): Monitoringprog- tem für Fließgewässer (FIBS). Fischerei- ramme für die Überwachung der Fließ-, forschungsstelle Baden-Württemberg, in Stand- und Küstengewässer und des Zusammenarbeit mit dem VDFF- Grundwassers in Mecklenburg- Arbeitskreis „Fischereiliche Gewässerzus- Vorpommern nach WRRL im ersten Be- tandsbewertung“. 71 S. wirtschaftungszeitraum 2010 – 2015, DUßLING, U., BISCHOFF, A., HABERBOSCH. R., HOFFMANN, Zum Download verfügbar unter: A., KLINGER, H., WOLTER, C., WYSUJACK, K., http://www.wrrl-mv.de/doku/hintergrun BERG, R. (2004): Verbundprojekt: Erforder- d/2010_Monitoringprogramme.pdf liche Probenahmen und Entwicklung ei- LUNG (2005): Fließgewässertypisierung in Meck- nes Bewertungsschemas zur ökologi- lenburg-Vorpommern. Schriftenreihe des schen Klassifizierung von Fließgewässern Landesamtes für Umwelt, Naturschutz anhand der Fischfauna gemäß EG-WRRL. und Geologie M-V Heft 3/2005. Zum Abschlussbericht, Allgemeiner Teil: Download verfügbar unter: Grundlagen zur ökologischen Bewertung http://www.wrrl-mv.de/doku/hintergrun von Fließgewässern anhand der Fisch- d/Fliessgewaessertypisierung_MV_Brosc fauna. Zum Download verfügbar unter: huere_2005.pdf Webseite der Fischereiforschungsstelle Baden-Württemberg, LUNG (2012): Fortschreibung des Prioritätenkon- www.LVVG.bwl.de/FFS zeptes zur Planung und Wiederherstel- lung der ökologischen Durchgängigkeit DUßLING, U. (2009): Handbuch zu fiBS. 2. Auflage - in den Fließgewässern Mecklenburg- Schriftenreihe des Verbandes Deutscher Vorpommerns. Fischereiverwaltungsbeamter und Fi- schereiwissenschaftler e.V., Heft 15. Zum PAN und ILÖK (2010): Konzept zum Monitoring Download verfügbar unter: Webseite der des Erhaltungszustandes von Lebens- Fischereiforschungsstelle Baden- raumtypen und Arten der FFH Richtlinie Württemberg (www.landwirtschaft- in Deutschland. Ergebnis eines F+E- bw.info/servlet/PB/menu/1296196_l1/in Vorhabens im Rahmen des Umweltfor- dex1241097210642.html, unter Wasser- schungsplans –FKZ 805 82 013. rahmenrichtlinie). POTTGIESSER, T. & SOMMERHÄUSER, M. (2004): Fließge- DUßLING, U. (2010): Software zum fischbasierten wässertypologie Deutschlands: Die Ge- Bewertungssystem für Fließgewässer wässertypen und ihre Steckbriefe als Bei- (fiBS), Version 8.0.6a vom 15.10.2010; Do- trag zur Umsetzung der EG- kumentation zu fiBS, Version 8.0.6; Das Wasserrahmenrichtlinie. In: STEINBERG, C., fischbasierte Bewertungssystem für W. CALMANO, R.-D. WILKEN & KLAPPER, H. Fließgewässer – fiBS: Kurzbeschreibung (Hrsg.): Handbuch der Limnologie. 19. Version 8.0.6 (inkl. 8.0.6a), Stand: Oktober Erg.Lfg. 7/04. VIII-2.1: 1-16 + Anhang. 2010. – Zum Download verfügbar unter: POTTGIESSER, T. & SOMMERHÄUSER, M. (2008): Be- Webseite der Fischereiforschungsstelle schreibung und Bewertung der deut- Baden-Württemberg Anm. schen Fließgewässertypen. Forschungs- (www.landwirtschaft-bw.info/servlet/PB/ bericht im Auftrag des Umweltbundes- m-nu/1296196_l1/index1241097210642. amtes und der LAWA. Essen 29 S. + An- html, unter Wasserrahmenrichtlinie). hang. Download-Möglichkeit für die ak- FIESELER, C. & WOLTER, C. (2006) A fish-based typo- tualisierten Steckbriefe und den zugehö- logy of small temperate rivers in the rigen Begleittext: northeastern lowlands of Germany. http://www.wasserblick.net/servlet/is/18 Limnologica 36: 2-16. 727/ oder auch www.umweltbundesamt.de/wasser/the LAVES (2008): Fischfaunistische Referenzerstel- men/wrrl/wrrl_ftyp.htm lung und Bewertung der niedersächsi- schen Fließgewässer vor dem Hinter-

57 fiBS-Leitfaden: Fließgewässerbewertung anhand der Fischfauna in Mecklenburg-Vorpommern

SCHAARSCHMIDT, T. & LEMCKE, R. (2004): Quellendar- stellungen zur historischen Verbreitung von Fischen und Rundmäulern in Bin- nengewässern des heutigen Mecklen- burg-Vorpommerns. Mitteilungen der Landesforschungsanstalt für Landwirt- schaft und Fischerei Mecklenburg- Vorpommern 32: 1-260.

SCHAARSCHMIDT, T., ARZBACH, H.H., BOCK, R., BORKMANN, I., BRÄMICK, U., BRUNKE, M., LEMCKE, R., KÄMMEREIT, M., MEYER, L., TAPPENBECK. L. (2005): Die Fischfauna der kleinen Fließgewässer Nord- und Nord- ostdeutschlands - Leitbildentwicklung und typgerechte Anpassung des Bewer- tungsschemas nach EG- Wasserrahmenrichtlinie - LAWA Projekt O22.03. Rostock, Umwelt-Ministerium Mecklenburg-Vorpommern, 330 S.

WATERSTRAAT, A., BÖRST, A., BOCHERT, R., JANSEN, W., LILL, D., SCHAARSCHMIDT, TH. & WINKLER, H. (2011a): Zusammenarbeit bei der Erpro- bung und regionalspezifischen Anpas- sung des deutschlandweiten Fischbewer- tungsverfahrens „fiBS“ und bei der Ent- wicklung eines Konzepts zur Nutzung von fischbezogenen Synergieeffekten zwischen WRRL- und FFH- Richtlinie. Un- veröffentlichter Endbericht eines ge- meinsamen Forschungsprojektes des In- stituts für Fischerei (IfF) der Landesfor- schungsanstalt für Landwirtschaft und Fi- scherei M-V und des Landesamtes für Umwelt, Naturschutz und Geologie Mecklenburg-Vorpommern (LUNG M-V), Güstrow, 129 S.

WATERSTRAAT, A., KRAPPE, M., BÖRST, A., SPIEß, H.-J. (2011b): Monitoring von Ichthyozönosen kleiner Fließgewässer in Mecklenburg- Vorpommern: Methodenentwicklung und Ergebnisse zur Bestandsdynamik zwischen 1998 und 2010. Artenschutzre- port 27

WINKLER, M., WATERSTRAAT, A., HAMANN, N., SCHAARSCHMIDT, T., LEMCKE, R. & ZETTLER, M. (2007): Verbreitungsatlas der Fische, Rundmäuler, Großmuscheln und Groß- krebse in Mecklenburg-Vorpommern. - Rangsdorf, Fachgruppe Feldherpetologie & Ichthyofaunisitik, Rostock; Gesellschaft für Naturschutz und Landschaftsökologie e.V. Kratzeburg; Arbeitsgemeinschaft Heimische Wildfische Schwerin e.V.: 180 S. Gedruckter Atlas, Stand 2004 (identischer Datenbestand mit LINFOS- Kartenportal des LUNG).

58 fiBS-Leitfaden: Fließgewässerbewertung anhand der Fischfauna in Mecklenburg-Vorpommern

Anlage 1: Ablaufschema Auftraggeber für die Auswahl einer neuen Probestelle in einem für die Fischbewertung vorgesehenen Wasserkörper

Auswahl Koordinaten

Ist an meiner Probestelle ganzjährige Wasserführung gegeben?

ja nein Verwerfung oder Verschiebung PS

Liegt die Probestelle so, dass die Längenausdehnung einer Fisch- Probestelle abgedeckt werden kann, ohne Wasserkörpergrenzen oder Typengrenzen zu überschreiten?

ja nein Verwerfung oder Verschiebung PS

Entspricht der LAWA- Detailtyp der Probestelle dem LAWA- Wasserkörpertyp?

ja nein u. U. Verschiebung der PS

Kommen im Wasserkörper unterschiedliche Belastungen (z.B. QBW, Abwassereinläufe, Ausbaugrad) vor, die mehrere Probestellen erfordern?

nein ja Abdeckung des Wasserkörpers durch mehrere PS

Gibt es im WK bereits Probestellen mit Referenz- Fischzönosen bei denen es mit der neuen Probestelle zu Überschneidungen der Fischtypen kommen könnte? (ggf. Abstimmung mit Fischexperten)

nein ja Verwerfung oder Verschiebung PS

Ist die mögliche Probestrecke aus Fischsicht repräsentativ für den zu befischenden Gewässerabschnitt? Können alle Habitate abgedeckt werden?

ja nein Verwerfung oder Verschiebung PS

Ist damit zu rechnen, dass aufgrund von starkem Pflanzenaufkommen zum Untersuchungszeitpunkt nicht gefischt werden kann?

Rücksprache mit Unterhaltungspflichtigem, nein ja ggf. Verwerfung oder Verschiebung PS; Information des Auftragnehmers

Liegt die zu befischende Probestrecke (ungefähre Ausdehnung beachten) im direkten Umfeld von Querbauwerken, von bedeutenden Nebengewässermündungen oder im unmittelbaren Nahbereich von Seen?

nein ja Verwerfung oder Verschiebung PS

fiBS-Leitfaden: Fließgewässerbewertung anhand der Fischfauna in Mecklenburg-Vorpommern

Könnten zur vollständigen und umfassenden Bewertung zusätzliche Methoden (z.B. Stellnetze) notwendig sind (z.B. bei größeren Flüssen)? (ggf. Abstimmung mit Fischexperten)

nein ja Zusätzliche Methoden in Auftrag geben

Festlegung der Koordinaten und Weitergabe an Auftragnehmer

fiBS-Leitfaden: Fließgewässerbewertung anhand der Fischfauna in Mecklenburg-Vorpommern

Anlage 2: Ablaufschema Auftragnehmer für die Bearbeitung einer neuen fiBS- Probestelle

Übernahme Koordinaten

Ist an meiner Probestelle ganzjährige Wasserführung gegeben?

ja nein Rücksprache mit Auftraggeber, Verwerfung o. Verschiebung PS

Liegt die Probestelle so, dass die Längenausdehnung einer Fisch- Probestelle abgedeckt werden kann, ohne Wasserkörpergrenzen oder Typengrenzen zu überschreiten?

ja nein Rücksprache mit Auftraggeber, Verschiebung PS

Entspricht der LAWA- Detailtyp der Probestelle dem LAWA- Wasserkörpertyp?

ja nein Rücksprache mit Auftraggeber, u. U. Verschiebung PS

Sind innerhalb der voraussichtlichen Befischungsstrecke unterschiedliche Belastungen vorhanden (QBW, Abwassereinläufe, Ausbaugrad etc.) oder liegt die PS im Umfeld von bedeutenden Nebengewässereinmündungen oder im unmittelbaren Nahbereich von Seen?

nein ja Rücksprache mit Auftraggeber, Verschiebung PS

Gibt es im WK bereits Probestellen mit Referenz- Fischzönosen, bei denen es mit der neuen Probestelle zu Überschneidungen der Fischtypen kommen könnte?

nein ja Rücksprache mit Auftraggeber, Verschiebung PS

Ist die mögliche Probestrecke aus Fischsicht repräsentativ für den zu befischenden Gewässerabschnitt? Können alle Habitate abgedeckt werden?

ja nein Rücksprache mit Auftraggeber, Verschiebung PS

Ist damit zu rechnen, dass aufgrund von starkem Pflanzenaufkommen zum Untersuchungszeitpunkt nicht gefischt werden kann?

nein ja Rücksprache mit Unterhaltungspflichtigem, ggf. Rücksprache mit Auftraggeber

fiBS-Leitfaden: Fließgewässerbewertung anhand der Fischfauna in Mecklenburg-Vorpommern

Sind alle erforderlichen Genehmigungen beantragt und erfolgt (Fischereigenehmigung, Zustimmung Fischereirechtinhaber, u.U. Naturschutzgenehmigung, Betretungsgenehmigung, Befahrensgenehmigung)?

ja nein Einholen der Genehmigungen

Erstellung Kartenausdruck mit allen notwendigen Informationen (z.B. Lage der PS, WK-Grenzen etc.)

Vor Ort: Gibt es an der zu befischenden Probestelle unvorhersehbare Komplikationen (z.B. QBW, Verrohrungen, Ausbaugrad, Bewuchs, Hochwasser etc.)?

nein ja sofortige telefonische Rücksprache mit Auftraggeber, ggf. Verschiebung der PS

Festlegung Befischungsdesign (Wat- oder Bootsfischerei, Flächen- oder Uferbefischung) und Befischungsaufwand (Kurzanleitung Feld, Anlage 3)

Hat der Auftraggeber zusätzliche Methoden (z.B. Stellnetze) gefordert oder sind zusätzliche Aufwendungen für kombinierte Erhebungen (FFH) erforderlich?

Zusätzliche Methoden anwenden bzw. nein ja kombinierte Erhebungen bei Befischungen besonders berücksichtigen

Start der Befischung

Gibt es bei der Befischung unvorhersehbare Komplikationen (z.B. QBW, Verrohrungen, Ausbaugrad, Bewuchs, etc.)?

Befischung von Teilstrecken, ggf. nein ja Rücksprache mit Auftraggeber

Abschließen der Befischung; Ausfüllen aller notwendigen Protokolle

fiBS-Leitfaden: Fließgewässerbewertung anhand der Fischfauna in Mecklenburg-Vorpommern

Anlage 3: Ablaufschema Erstellung Fischreferenz

Zusammenstellung der Grundlagen Recherche von Fischdaten - LAWA-Typ des WK - Analyse historischer Daten - LAWA-Detailtyp an der PS - Analyse Daten Fischatlas - Strukturgüte der Probestelle - Analyse sonstiger aktueller Daten - Verteilung Strukturgüte im WK

Festlegung des Referenztyps

Fischtyp LAWA-Typen* Fischökologische Zonierung Auswahl des vorläufigen berücksichtigen Referenztyps und der 1 14, 11, 16 Untertypen 2 14, 16, 15, 17 - Fließgewässerregion 3 17, 16, 12, 11 - Fischregion 4 11, 14, 12, 17 5 19, 15, 23, 21

Vorläufige Zuordnung des Referenztyps zum LAWA-Detailtyp

Überprüfung anhand vorliegender Referenzen des Einzugsgebietes

Analyse und Einarbeitung: - historischer und aktueller Fischdaten - Liste der Arten des Einzugsgebietes

Endbearbeitung der Referenz der Probestelle

* vorherrschender LAWA- Typ (schwarz)

fiBS-Leitfaden: Fließgewässerbewertung anhand der Fischfauna in Mecklenburg-Vorpommern

Anlage 4 Längen-Altersklassifikation ausgewählter Fischarten (Zusammenstellung nach verschiedenen Quellen; verändert nach SCHAARSCHMIDT et al. 2004)

Fischart Länge zum Ende des Alters 0+ Bemerkung ARGE Elbe (2005) Bauch (1953) Aal 8 9 Aland 8 5-7 Äsche 9 5-9 Bachforelle 12 6-14 Bachneunauge 3 Alle Querder ≤7cm als 0+- Individuen. Bachschmerle 5 Barbe 7 Barsch 7 7-8 Bitterling 4,2 2-4 Blei 7 5-7 Döbel 8 7-10 Dreistachliger Stichling 3,5 Elritze 3,5 3-4 Finte 8-12 Flunder 8 6 Giebel 6 7 Gründling 4 3-5 Güster 6 4 Hasel 6-7 6 Hecht 16 12-16 In größeren Gewässer 20 cm. Karausche 3,7 3 Karpfen 11 6-18 Kaulbarsch 6 6-7 Lachs 14 14 Meerneunauge 3 Moderlieschen 2,1 4 Neunstachliger Stichling 3 3-6 Plötze 6 3-4 Quappe 4-16 6-7 Rapfen 10 10-15 Rotfeder 4-6 4-6 Schlammpeitzger 7-9,5 Schleie 7 6-8 Steinbeißer 3-6 3 Stint 4-5 5-6 Ukelei 3-5 4-6 Weißflossengründling 4 Wels 23 Westgroppe 5 5 Zährte 5,7 7-9 Zander 13 12-16 Zope 6,5

fiBS-Leitfaden: Fließgewässerbewertung anhand der Fischfauna in Mecklenburg-Vorpommern

Anlage 5: Entscheidungsmatrix zur Ermittlung des Befischungsaufwandes an den Probestellen (angepasstes Schema für Mecklenburg-Vorpommern)

KRITERIUM 1 KRITERIUM 2 KRITERIUM 3 KRITERIUM 4

Mindestbefischungslänge für Mindeststreckenlänge für Mindestindividuenzahl für Höchststreckenlänge Gewässerbreite Methode Gesamtbewertung Einzelbefischung Einzelbefischung für Einzelbefischung (nach fiBS) (Orientierungswert)

watend 40 x Gewässerbreite 800 m ≤ 5 m 400 m 300 - 600 Boot 100 x Gewässerbreite 1000 m

watend 40 x Gewässerbreite 400 – 600 m 800 – 1200 m > 5 – 15 m 600 – 900 Boot 100 x Gewässerbreite 800 – 1000 m 1600 – 2000 m

watend 40 x Gewässerbreite 600 -1333 m > 15 – 100 m 700-1000 Boot 100 x Gewässerbreite 1000 -3333 m

> 100 m 10 km 10 km 1000

fiBS-Leitfaden: Fließgewässerbewertung anhand der Fischfauna in Mecklenburg-Vorpommern

Anlage 6: Gewässer mit bisher belegten Flussneunaugen–Vorkommen In diesen Gewässern muss u.U. eine Aufteilung der Querder in Bach- und Flussneunauge vorgenommen werden bzw. Flussneunaugen müssen als „Dummies“ dem Befischungsergebnis hinzugefügt werden (ggf. Abstimmung mit Artkoordinator1).

Gewässer Bereich: Gesicherte Unsichere/ Flussneunauge von Mündung bis Reproduktion potenzielle als Durchzügler Flussneunauge Reproduktion Flussneunauge Augraben Zachariae X Beke Schwaan X Stadtgebiet Boi- Boize X zenburg Brebowbach Buddenhagen X Elbe Dömitz X Galgenbach uh. Ellermühle X Großer Hellbach Teßmannsdorf X Klenzer Mühlbach uh. Klenzer Mühle X Kösterbeck Beselin X Libnower Mühlbach Johannishof X Peene X Radegast uh. Rhena X Schaale Kölzin X Schilde uh. Schildfeld X Schwanheider uh. Schwanheider X Mühlbach Mühle Stepenitz Prieschendorf X Bandekow (uh. Sude X Schaalemündung) Tollense X Unterlauf im Stadt- Wallensteingraben X gebiet Wismar Warnow Schwaan X Zarnow Reez X

Diese Liste stellt nur eine Arbeitshilfe dar und basiert auf dem bisherigen Kenntnisstand; Anpassungen an neue Nachweise sind ggf. vorzunehmen.

1 Artkoordinator: Nähere Informationen sind über das LUNG M-V verfügbar.

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Anlage 7: Gewässer mit Meerforellen–Vorkommen In diesen Gewässern muss u.U. eine Aufteilung der Juvenilen in Bach- und Meerforelle vorgenommen wer- den bzw. Meerforellen müssen als „Dummies“ dem Befischungsergebnis hinzugefügt werden (ggf. Abstimmung mit Fischexperten erforderlich).

Sys- Gewässer Besatz Natürliche Unsichere Durch- Kommentar tem mit Reproduktion Reproduk- zügler Meer- Meer- Bach- tion Meerfo- forellen forelle forelle relle Wiederbesiedlungs- projekte in Sachsen, 593 Elbe X Brandenburg und Niedersachsen. Natürliche Repro- duktion der Meerfo- 962 Stepenitz (X) X relle sehr wahr- scheinlich. 962 Maurine (X) 962 Radegast X Damshäger 963 X Bach Tarnewitzer 963 X Bach 963 Zierower Bach X 963 Blowatzer Bach X 963 Köppernitz X X Meerforellenrepro- duktion nur im Un- terlauf im Stadtge- Wallen- 963 X X X biet von Wismar, steingraben Bachforellenrepro- duktion bei Moiden- tin. 963 Hellbach X X 963 Panzower Bach X X Seit 2008 werden zur Kompensation für die Entnahme 964 Warnow X X X von Laichforellen (Meerforellen) Brüt- linge im Oberlauf besetzt. 964 Peezer Bach X 964 Carbäk X 964 Kösterbeck X X 964 Zarnow X X 964 Beke X X 964 Tessenitz X X Moltenower 964 X X Bach Bisher keine Ein- wanderung von 964 Nebel X X Meerforellen in die mittlere Nebel. Wahrscheinlich kei- ne natürliche Re- 964 Alte Nebel X produktion, kein Laichsubstrat. Hohensprenzer 964 X Mühlbach

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Sys- Gewässer Besatz Natürliche Unsichere Durch- Kommentar tem mit Reproduktion Reproduk- zügler Meer- Meer- Bach- tion Meerfo- forellen forelle forelle relle 964 Mildenitz X X Besatz 2004 einge- 965 Barthe X stellt, keine Repro- duktion. 965 Wolfsbach X X Keine Reproduktion, Reproduktion findet im Hanshagener 965 Westziese X Bach unterhalb Sohlabsturz Kemnitz statt. Besatz am Oberlauf 2007 eingestellt, aber Besatz unter- Hanshagener halb Stausee Kem- 965 X X X Bach nitzerhagen, Repro- duktion Meerforelle unterhalb Sohlab- sturz Kemnitz. 965 Brebowbach X X 965 Wallbach X X 965 Haubach (X) 965 Klosterbach X X 965 Recknitz X Besatz 2007 einge- 965 Tribohmer Bach X stellt. Lange Rie 965 (Schulenberger X X Mühlbach) Wenn Wasserdarge- bot ausreichend, 965 Maibach X X aber nicht kontinu- ierlich. 965 Polchow X X Keine Reproduktion Meerforelle, da nicht Reppeliner 965 X X erreichbar durch Bach Sohlabstürze im Un- terlauf. 966 Peene X 966 Swinow X X X 966 Schwinge X X X Dahmer Mühl- 966 X bach 968 Uecker X Beginnende natürli- Strasburger che Reproduktion 968 X X X Mühlbach Meerforelle seit 2007.

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Anlage 8: Hinweise zu veränderten Vorgaben im Vergleich zum fiBS-Handbuch

fiBS-Handbuch Festlegungen Leitfaden M-V Kommentar Anzahl Befischungen Mind. 3 Einzelbefischungen Eine gesicherte Bewertung je 3- Die Vorgabe des fiBS- im Bewertungszeit- innerhalb von 6 Jahren. Jahreszeitraum. Ziel ist es, die Handbuches ist wegen der raum Mindestvorgaben für eine be- ggf. langen Wartezeit bis zum Die Erreichung der Mindest- wertbare Befischung bereits mit Vorliegen eines gesicherten vorgaben für Befischungs- einer Befischung zu erreichen. Ergebnisses nur für die Über- aufwand (Streckenlänge blicksüberwachung geeignet. und Anzahl gefangener In- Erfahrungsgemäß ist in der Pra- Die operative Überwachung dividuen) ist durch Poolen xis jedoch vielfach eine Wieder- erfordert jedoch eine gesi- mehrerer Probenahmen holungsbefischung im o.g. Zeit- cherte Bewertung je Drei- möglich. raum erforderlich, um die Vor- jahreszeitraum, um für den gaben zu erfüllen. Dabei er- Bericht Aussagen zu Trends scheint es i.d.R. sinnvoll, die treffen zu können. Wiederholungsbefischungen in einem weiteren Jahr, nicht je- doch als Mehrfachbefischungen im selben Jahr durchzuführen. Befischungszeit Befischung im Sommer oder Wie fiBS-Handbuch Zu geringe Temperaturen Frühherbst (Ende Juli bis und erschweren den Nachweis Anfang Oktober) Gewässertemperatur ≥ 10°C der Fische wegen ihrer gerin- gen Aktivität. Ein früherer Befischungszeit- punkt ist ungeeignet, da Fang und Bestimmung der Jungfische (Reproduktions- nachweis) noch nicht sinnvoll möglich sind. Befischungsstrategie Um alle Habitate einer Pro- Vorzugsweise sollte eine länge- Die Probestrecke sollte keine bestelle abzudecken, kön- re zusammenhängende Strecke Störungen z. B. durch Quer- nen mehrere Teilstrecken beprobt werden, die repräsen- bauwerke, Einmündung von beprobt und anschließend tativ für Belastung, Gewässertyp relevanten Gewässern oder zusammengefasst werden. und die Habitate der Probestelle abweichende Belastungen ist. aufweisen. Die Befischung mehrerer Teil- strecken bleibt jedoch zulässig. Befischungsaufwand: Vorgaben bzw. Empfehlun- Angepasste Vorgaben für die Die geringe Individuenzahl in Streckenlänge gen für Mindeststreckenlän- Streckenlänge aufgrund der Er- vielen Gewässern Mecklen- ge in Abhängigkeit von der fahrungen aus dem Praxistest burg-Vorpommerns erfordert Gewässerbreite M-V und abweichender Bewer- im Vergleich zum fiBS- tungsstrategie. Handbuch längere Befi- schungsstrecken, damit mög- lichst bereits mit einer Befi- schung die Vorgaben für eine ausreichende Bewertungs- grundlage erreicht werden.

Mindestindividuenzahl: Keine Abweichung zum fiBS- Handbuch! Erfassung der Fisch- 5 cm, 1 cm Verbesserte Abgrenzung der länge: Genauigkeit ab 30 cm Länge : 10 cm Altersklassen und wesentlich bessere Möglichkeiten zur weiteren Nachnutzung der Daten (z. B. naturschutzfach- liche Zwecke).

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Herausgeber: Landesamt für Umwelt, Naturschutz und Geologie Mecklenburg - Vorpommern (LUNG) Goldberger Str. 12 18273 Güstrow Telefon: 03843/777-0 E-Mail: [email protected]

Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei Mecklenburg-Vorpommern (LFA) Institut für Fischerei Fischerweg 408 18069 Rostock Telefon: 0381/811-3400 E-Mail: iff @lfa-mvnet.de (Projektbetreuer: Dr. Wolfgang Jansen)

Autoren: Dr. Thomas Schaarschmidt, Rostock Dr. Arno Waterstraat & Dipl.-Ing. (FH) Anika Börst, Gesellschaft für Naturschutz und Landschaftsökologie e.V., Kratzeburg

Unter Mitwirkung von: Dipl.-Biol. Dietmar Lill & Dr. Ralf Bochert, NAWA GbR, Ikendorf Dr. Martin Krappe, Gesellschaft für Naturschutz und Landschaftsökologie e.V., Kratzeburg Dr. Helmut M. Winkler, Universität Rostock, Institut für Biowissenschaften Dr. Marina Carstens & Dipl.-Ing. André Steinhäuser, Abt. Wasser, LUNG M-V

Redaktionelle Bearbeitung: Dr. Marina Carstens & Dipl.-Ing. André Steinhäuser, Abt. Wasser, LUNG M-V

Abbildungen

Titelseite: Meerforelle in der Warnow (Dr. Martin Krappe, GNL e.V., Kratzeburg) Nebel oberhalb Kölln (Dr. Arno Waterstraat, GNL e.V., Kratzeburg) Quilower Bach, Probestelle QUILOB_f_1, Stolper Fährdamm (Dr. Thomas Schaarschmidt, Rostock)

Kartendarstellungen im Text: © GeoBasis-DE/M-V 2012

Fotos im Text: Dr. Martin Krappe (Abb. 2b, 3b, 4b, 5a, b, 6a, b, 7a, 11, 12, 13, 14, 20) Dr. Thomas Schaarschmidt (Abb. 8, 9) Dr. Arno Waterstraat (Abb. 2a, 3a, 4a, 7b, 10, 15, 19) (a: links, b: rechts)

Rückseite Kösterbeck bei Beselin (Dr. Thomas Schaarschmidt)

Druck: Steff en GmbH, www.steff endruck.de

ISSN: 1439-9083

Bezug: Einzelexemplare beim Herausgeber sowie als Download unter http://www.wrrl-mv.de

Güstrow, im Dezember 2012

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