© Biologiezentrum Linz/; download unter www.biologiezentrum.at DIE ENTWICKLUNG DER WAID- UND WIESENFLÄCHEN SOWIE TRAUNTAL SEIT 1825 1. Einleitung Das erste vollständig vorliegende Kar- tenwerk, mit deren Hilfe die ehemaligen MICHAEL STRAUCH Zusammenhänge und Deutung natürli- Landschaftsformen rekonstruiert wer- cher Gegebenheiten stehen in enger Ver- den können, ist der „Franziseeische bindung mit der Entwicklungsgeschich- Kataster", der in den Jahren 1824-1829 te eines Naturraumes. Nur wenn wir für alle österreichischen Lande angefer- wissen, wie die Landschaft früher aus- tigt wurde. Diese minutiös gearbeitete schaftsbildes und die damit verbundenen Landkarte läßt sämtliche Wald-, Wie- gesehen hat, also zumindest in einer Zeit ökologischen Konsequenzen zu erhel- sen- und Ackerflächen erkennen. Eben- ausschließlich extensiver land- und len. forstwirtschaftlicher Nutzung, kann die so sind alle Fließgewässer und Gebäude Bedeutung der existierenden Restnatur verzeichnet, so daß eine Auswertung richtig gedeutet werden und wir können dieser Nutzungs- und Strukturformen als 3. Die Entwicklung des feststellen, welche Flächen heute als eine Grundlage dieser Arbeit möglich Waldbestandes (Abb. natürlich, naturnah oder naturfern zu war (Karten über den Schotterabbau 1,2) bezeichnen sind. sowie die Entwicklung des Gewässer- netzes erscheinen im Rahmen der Beiträ- Wir können auch Sorge dafür tragen, daß Nachdem die letzte Eiszeit und mit ihr ge „Schotterabbau und Naturschutz - ein Natur wieder in einer Form entsteht, die die herrschenden arktischen Verhältnis- Widerspruch?" sowie „Gewässerzu- den früheren Verhältnissen entspricht se vergangen waren, begann der Wald standskartierung am Beispiel einiger und vermeiden, daß gebietsfremde die zu dieser Zeit tundrenartige Vegeta- Fließgewässer im Unteren Trauntal"). Vegetation auf unnatürlichem Wege ein- tion wieder abzulösen. Er bedeckte die Neben dem Franziseeischen Kataster dringt und wertvoller Gebiete habhaft von vielen Seitenarmen der Traun durch- kam ein im Jahre 1953 geflogener Wald- wird. zogene Austufe und nur im Bereich jun- standsflug zur Auswertung. Wiesen- Heute gilt es, die letzten Reste dieser ein- ger Anschwemmungen blieb die Erde flächen waren daraus allerdings nicht stigen Vielfalt zu bewahren - welche zunächst waldfrei. Das nächste Hoch- ersehbar. Motive auch immer damit verbunden wasser konnte das Erscheinungsbild des sein mögen. Der heutige Stand wurde vom Verfasser Auwaldes aber rasch wieder verändern, in den Jahren 1991 und 1992 erhoben. In neue Seitenarme schaffen, andere wie- den Trauntalgebieten der Gemeinden 2. Grundlagen und Linz und Wels wurde auf vorhandene Methodik Biotoptypen- und Nutzungskarten zurückgegriffen, die im Rahmen von Untersucht wurde der gesamte zwischen Biotopkartierungen in den Jahren 1988 Traun-Leiten im Süden und Hochterras- (SCHANDA & LENGLACHNER) und 1990 senböschung im Norden liegende (ARGE F. ANGEW. NAT. FORSCH.) entstan- Bereich des Unteren Trauntales (Traun- den sind. tal zwischen und Linz) in Die Darstellung der Orginalkarten Oberösterreich. Die ebenfalls noch zum erfolgte im Maßstab 1:50.000. Die Unteren Trauntal zählenden Kleinein- Flächenanteile wurden mittels Millime- Auwald heiten Ager-Traun-Terrassen sowie terpapier vermessen. Heidewald Hörschinger Feld blieben, um die Homo- Damit liegt eine dreiteilige Entwick- Trauu-Letten genität der Arbeit zu bewahren, von der lungskarte des Unteren Trauntales für 1825 1953 1992 Untersuchung ausgeschlossen. Die den Zeitraum zwischen 1825 und 1992 Gesamtfläche des untersuchten Gebietes vor, welche dazu beitragen möge, die Abb. 2: Flächenmäßige Entwicklung der Au- und Heidewäl- beträgt 174 km2. drastische Veränderung des Land- der sowie der Hangwälder der Traun-Leiten seit 1825 (km2)

Kataloge des OÖ. Landesmuseums NF. Nr. 54, 1992,251-262 © Biologiezentrum Linz/Austria; download unter www.biologiezentrum.at

Abb. 1: Entwicklung der Waldflächen im Unteren Trauntal

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der verschließen - die Au gedieh üppig Trauntales von Rodungsmaßnahmen Mit der Regulierung der Traun um die und war einem steten Wandel unterzo- weitgehend verschont. Nur sehr verein- Jahrhundertwende kam es schließlich zu gen. zelt wurden hier Acker- und Wiesen- einem tiefgreifenden Strukturwandel im Wo die Überschwemmungen der Traun flächen angelegt. Die vielen Seitenarme Auwaldgebiet und die Situation der nicht mehr hinreichten, dominierten völ- der Traun erschwerten neben den häufi- Aulandschaft änderte sich in vielerlei lig andere Vegetationsformen. Über dem gen Überflutungen jede Form der Hinsicht. flachgründigen Boden der Niederterras- Bewirtschaftung. Dagegen waren die Vorerst kam es zu einer Erhöhung der se (Welser Heide) konnten sich vermut- Höhere Austufe sowie die äußeren Rand- Fließgeschwindigkeit, was zur raschen lich schon seit jeher nur die zähesten zonen der Tieferen Austufe schon um Eintiefung der Traun in ihr nun stark ver- Baumarten durchsetzen. Wir dürfen 1825 weitgehend waldfrei und wurden schmälertes Bett führte. Die negativen annehmen, daß dieses Terrain langsam landwirtschaftlich genutzt. Folgen für Auwald und Grundwasser aber sicher von Eichen, Kiefern (?) und Nur schwer kann man sich heute die sind heute deutlicher denn je zu spüren. Hainbuchen erobert wurde. Alles in damalige Situation der Aue vorstellen, Denn Hand in Hand mit der Eintiefung allem also ein weitgehend wald- und wenn man sich den heutigen Zustand der vollzog sich auch die Absenkung des gebüschbedeckter Naturraum mit weni- Aulandschaft der Traun vergegenwär- Grundwasserspiegels in der Au. Dies gen lichten Stellen an denen die später in tigt. Bei einem Großteil der Auwald- führte zu großflächigen Absterbeprozes- den vielen Heidewiesen verbreiteten, fläche handelte es sich damals um wei- sen des Auwaldes, die bereits HÄUSLER denreiche Weichholzaubestände. Der Nährstoffarmut und Trockenheit anzei- (1958) dokumentiert. Betroffen waren Fluß, dessen Wasser damals die etwa 4- genden, lichtliebenden Pflanzen ein insbesondere die Standorte der Weich- 5fache Fläche wie heute bedeckte und ärmliches Dasein führten. holzau, die ja nicht nur auf Hochwasser oftmals in mehrere Verzweigungen Während einerseits die Bewaldung des sondern auch auf einen permanent hohen gegliedert war, formte vielerorts ausge- Unteren Trauntales möglicherweise Grundwasserstand angewiesen ist. Die dehnte Schotter- und Kiesbänke, auf letzten großflächigen Weidenauen noch nicht abgeschlossen war, entstan- denen sich rasch die für eine natürliche unterhalb von Wels dürften in den 50er den vor etwa 4000 bis 5000 Jahren (Jün- Aulandschaft typische Pioniervegetati- und 60er Jahren verschwunden sein, wie gere Steinzeit) bereits die ersten Wiesen on entfalten konnte, den Boden verfe- einige Grundbesitzer zu berichten wis- und Felder und die Tundra, die sich gera- stigte und neue Auwaldgebiete entstehen sen. An deren Stelle dehnen sich heute de erst zum Wald entwickelt hatte, ver- ließ. Der Stand von 1825 (Abb. 1) zeigt weitläufige, die ehemaligen Flutrinnen wandelte sich alsbald zur „Heide". In den damit lediglich eine Momentaufnahme besiedelnde Pfeifengras- und Halb- nächsten 3000-4000 Jahren wurden die aus einer Zeit, in welcher der Name trockenrasen aus. In Luftbildern aus dem Welser Heide und die Höhere Austufe „Auwald" noch seine volle Berechti- Jahre 1953 sind diese Bereiche deutlich zugunsten vieler Wiesen und Äcker wie- gung hatte. Eine Flußeintiefung fand zu erkennen. Großflächige „Heißlän- der zunehmend waldfrei. Lediglich in damals nur in sehr geringem Ausmaße den", wie diese Steppen auch genannt der Tieferen Austufe sowie an der steil statt, da auf den breiten Sohlbereichen werden, existieren heute noch im abfallenden Traunleiten blieb die natür- die Fließgeschwindigkeit weit geringer Bereich westlich des Kraftwerkes liche Walddecke teilweise großflächig war als heute. Pucking sowie südlich von Rutzing und bis heute erhalten, was mit den hier herr- im Bereich und Weißkir- Der rasche Wandel, der sich in der schenden extremen Standortbedingun- chen. gen in Zusammenhang zu bringen ist. ursprünglichen Aue ununterbrochen vollzog, führt uns vor Augen, daß es sich Sind diese Trespen- und Pfeifengras- 3.1 Auwald bei den heute noch verbliebenen Resten rasen heute zwar als besonders hoch- der Weidenau bei und Forst- wertige Flächen aus der Sicht des Arten- Vor der Traunregulierung um die Jahr- berg um sehr junge Waldflächen handelt, schutzes anzusehen (reichhaltige Vor- hundertwende war die Tiefere Austufe die vor 150 Jahren teilweise noch nicht kommen von Orchideen und anderen noch häufigen Überschwemmungen existierten und sich erst in diesem Zeit- seltenen und gefährdeten Pflanzen- ausgesetzt. Diesem Umstand entspre- raum auf neugeschaffenen Schotterbän- arten), so können sie doch nicht über die chend blieb dieser Teil des Unteren ken der Traun entwickelten. fatalen Folgen hinwegtäuschen, denen © Biologiezentrum Linz/Austria; download unter www.biologiezentrum.at

letztere (etwa Schwarz- und Silberpap- nen Waldgürtel (="Traunauengriinzug") pel, Winterlinde, Stieleiche, Bergulme, bildet. u.a.) mehr und mehr zurückgedrängt Vereinzelt kam es in den letzten Jahr- werden. zehnten auf Standorten der ehemaligen Die Regulierung der Traun hatte aber Erlen- und Eschenaue zur teilweise auch andere Auswirkungen zur Folge. größerflächigen Einbringung der Fichte So war der Auwald nun zur Gänze auch (Tab. 1). Während derartige Auffor- für den Ackerbau, Forstwirtschaft und stungsversuche vielfach scheiterten, Schotterabbau nutzbar. Davon wurde gelang die forstliche Intensivierung rege Gebrauch gemacht. Vielerorts wur- durch Einbringung dieser Art in einzel- de der Wald auch nach der Jahrhundert- nen Teilbereichen in geradezu vorbildli- wende gerodet und Ackerflächen ange- cher Weise, weshalb hoch aufragende legt. In Bereichen mit geringer Fichtenforste heute das Waldbild einzel- Humusauflage, also meist auf Standor- ner Aubereiche verunzieren und stark ten der ehemaligen Weichholzaue, wur- verfremden. 15,4 % der gesamten den Schottergruben angelegt. Ein großer Auwaldfläche werden heute von Inten- Teil der etwa 5 km2 Wald- und Step- sivforsten eingenommen (ein großer Teil Abb. 3: Forstanteile in km2 in Bezug auf die Gesamtwald- penfläche, die zwischen 1953 und 1992 davon liegt allerdings im „Gerichtsholz" fläche von 173 km2 noch verschwunden sind, fiel dem bei Gunskirchen, dessen südlich gelege- Schotterabbau zum Opfer. nen Teile bereits der höheren Austufe Durch den Bau der Kraftwerke March- zuzurechnen sind. Der Forstanteil in der die Au durch die Regulierung der Traun trenk und Pucking wurde etwa ein wei- tieferen Austufe liegt deutlich unter die- ausgesetzt war und ist. terer halber Quadratkilometer Auwald- ser Zahl). Manchmal ist es der Fichte Weniger gravierend wirkte sich die fläche vernichtet. Mit dem Bau dieser gelungen, Teile der Traunau in eine Grundwasserabsenkung in höher gele- Kraftwerke vollzog sich schließlich auch Landschaft zu verwandeln, die Wäldern genen Auwaldbereichen aus. Denn die die letzte tiefgreifende Einflußnahme im Mühlviertel nicht unähnlich ist. In hier in der sogenannten „Hartholzau" auf die Flußlandschaft der Traun. Die derartigen Forsten ist oft nichts mehr von bereits vorhandene Humusdecke sorgte letzten Begradigungen wurden vorge- der ursprünglichen Vegetation zu fin- für einen ausgeglicheneren Wasserhaus- nommen, wodurch neben weiteren den. Der völlig unnatürliche Faktor der halt im Boden, so daß die Abhängigkeit Auwaldverlusten insbesondere eine star- ununterbrochenen und intensiven zum Grundwasser weniger stark war. ke Beeinträchtigung des Landschaftsbil- Beschattung durch die Fichte sowie die Derartige Flächen sind heute allerdings des zu beklagen war. Diese Zähmung des Bedeckung des Bodens durch Nadellaub kaum mehr vorhanden. Flusses verhinderte schließlich auch die führen in jedem der Forste zu einem Ein üppig gedeihender Auwald existiert letzten Möglichkeiten periodischer weitgehenden Verlust der natürlichen heute auch noch überall dort, wo die Au Überflutung unterhalb von Wels, wo die- Kraut- und Strauchschicht. Nur wenige von Bächen durchzogen wird. Deutlich se in Bereichen geringer Flußeintiefung Arten, etwa Carex alba, sind diesen völ- ist in solchen Bereichen mit zunehmen- noch möglich waren. lig geänderten Umweltbedingungen der Entfernung vom Gewässer der Über- Heute präsentiert sich der Auwald der gewachsen. Traun, dessen Fläche seit 1825 um die gang vom produktiven Bachgehölz zur Weniger gravierend wirkt sich die Ein- Hälfte (!) von 31 auf 15,5 km2 reduziert versteppenden Eschenau zu erkennen. bringung von Pappelhybriden in die tie- wurde (unter Einbeziehung der Bereiche Der Anteil der Esche in der Au beläuft fer gelegenen Teile der Aulandschaft des Traunflusses selbst, dessen Fläche sich auf mehr als 70 % der bewaldeten aus, was schon rein quantitativ zum Aus- zum Großteil als potentielle Auwald- Fläche. Dieser heimliche König des druck kommt. fläche zu verstehen war), als weitgehend „Waldes am Fluß" wird eigentlich wenig Im Gegensatz etwa zu den Donauauen homogene Waldgesellschaft, die nur aufgeforstet, aber eben stark gegenüber sind Hybridpappelforste entlang der mehr bruchstückhaft einen geschlosse- anderen Baumarten begünstigt, wodurch Traun überaus selten. Ein Zeichen dafür, © Biologiezentrum Linz/Austria; download unter www.biologiezentrum.at

daß die Austrocknungstendenz dieser 2 2 Aulandschaft schon seit langem akut ist Tabelle 1: Forstanteile in % und km bezogen auf die Gesamtfläche von 173 km . und geeignete Standorte für Hybridpap- 2 peln daher entsprechend selten sind. Gesamter Forstanteil: 7,6 km Wo die Kanada-Pappel (Populus x bezogen auf die Gesamtwaldfläche: 35,2% canadensis) oder seltener die Balsam- bezogen auf die Gesamtfläche: 4,4% Pappel (Populus x balsamifera) einge- 2 bracht werden, geschieht dies meist nur Anteil in den Heidewaldflächen: 4,5 km in kleinem Rahmen. Oft sind Hybrid- bezogen auf die gesamte Heidewaldfläche: 72,6% pappeln überhaupt nur vereinzelt einge- bezogen auf die gesamte Waldfläche: 20,8% streut, was sich auf die Ökologie des bezogen auf die Gesamtfläche: 2,6% Waldes dann nur wenig auswirkt. Gefahr 2 droht dagegen durch die Hybridisierung Anteil in den Auwaldflächen: 1,9 km der heimischen Schwarzpappel. bezogen auf die gesamte Auwaldfläche (ohne Fluß): 15,4% Um die Aulandschaft der Traun als pro- bezogen auf die gesamte Waldfläche: 8,8% duktives Waldgebiet wieder zu aktivie- bezogen auf die Gesamtfläche: 1,1% ren, wird von verschiedenen Waldbesit- 2 zern gelegentlich die Errichtung von Anteil in der Traunleiten: 1,2 km Schottergruben angeregt. Der Schot- bezogen auf die gesamte Leitenwaldfläche: 38,7% terabbau sollte bis knapp über die der- bezogen auf die gesamte Waldfläche: 5,6% zeitige Grundwassergrenze erfolgen, wo bezogen auf die Gesamtfläche: 0,7% dann wieder, bei gleichzeitiger Humu- sierung, wertvolles Nutzholz wieder gut gedeihen könnte. Tatsächlich spricht besonders der mit solchen Maßnahmen von gutachterlicher Seite (ZUKRIGL einiges für diese Variante, da unter den einhergehende Bodenaustausch zu 1973) wurde die Ableitung von Traun- derzeitigen Voraussetzungen der durch einem unwiederbringlichen Verlust der wasser bei Hochwasserständen bereits Grundwasserentzug geschädigte und Möglichkeit führen, ein weitgehend mehrfach gefordert. teilweise sogar völlig aufgelöste Wei- intaktes Auwald-Ökosystem wiederher- Nur mehr kleinflächig sind Reste jener den-Auwald auf Jahrzehnte hinaus kei- zustellen oder zumindest die Entstehung typischen Auwaldformationen erhalten nen geeigneten Waldstandort mehr dar- dessen „naturnaher Folgegesellschaf- geblieben, die noch vor 100 Jahren die stellt (HÄUSLER 1958). Derart rigorose ten" zu ermöglichen. Auch die unreifen größten Teile der Au geprägt haben. Eingriffe sollten aber unbedingt vermie- Auböden sind letztlich Produkte jahr- Sicher ist die „Fischlhamer Au" als die den werden, da hierbei aller Voraussicht hundertelanger Entwicklung und nur letzte größere Aulandschaft zu betrach- nach auch heute noch produktive hier ist die Entwicklung naturnaher ten, die einen Eindruck davon vermittelt, Auwaldbereiche, die noch den weitaus Auwälder oder auwaldähnlicher Gesell- wie die gesamte tiefere Austufe noch im größten Anteil am Auwaldgebiet besit- schaften wieder möglich. vorigen Jahrhundert ausgesehen hat. zen (insbesondere die Eschenau), star- Nicht zuletzt sollte der landschaftsästhe- ken Störungen unterliegen würden, tische Aspekt vor solchen Maßnahmen 3.2 Heidewälder wobei besonders die so entstehenden abhalten. Das Gebiet der Welser Heide, also der Randbereiche verstärkt von Austrock- Eine sinnvolle forstliche Nutzung, wel- Bereich zwischen der Niederflur- und nung betroffen und Witterungseinflüs- che auch auf ökologische Aspekte Rück- der Hochflurböschung, wurde vermut- sen preisgegeben wären. sicht nimmt, kann nur erfolgen, wenn das lich schon seit mehr als 1000 Jahren vor- Mit der Gewinnung neuer Waldstandor- Lebenselement der Au - das Wasser - wiegend landwirtschaftlich genutzt. So te durch Schotterabgrabung gehen aber wieder den Kreislauf dieser Landschaft geht bereits aus der Stiftungsurkunde des auch einige andere, gravierende ökolo- entscheidend mitbestimmen kann. Von um 1040 gegründeten Chorherrenstiftes gische Folgen Hand in Hand. So würde Seiten vieler Waldbesitzer, aber auch Lambach hervor, daß der damals resi- © Biologiezentrum Linz/Austria; download unter www.biologiezentrum.at

dierende Bischof Adalbero von Würz- Welser Heide um etwa einen Quadratki- Nutzung (Hainbuche in der zweiten burg seinen Mönchen die beiden Wälder lometer. Baumschicht und Eiche als Überhälter) „Hardis Enzo" und, Jiardis Enzigo" (das Im Gegensatz zu den extensiv genutzten sind heute nur mehr zerstreut vorhanden. „Hart", Reste davon existieren heute Kiefernwäldern des vorigen Jahrhun- Die heutige Situation ist ein Warnsignal noch in und westlich von Marchtrenk) derts handelt es sich aber bei den heute und sollte uns motivieren, die letzten zur Rodung und Bebauung überließ vorhandenen, intensiven Kiefemforsten Reste naturnaher Waldgesellschaften in (BOGNER 1992). In seiner gesamten Aus- um monotone, einschichtig aufgebaute der Welser Heide zu erhalten. Der Bau dehnung erstreckte sich das Hart ver- Wälder mit geringen Altenzahlen. In der neuen B139 wird große Teile der mutlich bereits damals nur mehr über die Fichtenforsten sind oft kaum mehr als 5 wertvollsten Laubmischwälder im Hanf- Bereiche zwischen Unterleiten und Pflanzenarten zu finden. Durch die star- feld bei Wagram/Pasching vernichten Marchtrenk, möglicherweise war auch ke und dauernde Beschattung des Wald- und so die Tradition bisheriger Nut- noch eine Verbindung zum heutigen bodens durch die Nadelhölzer (beson- zungsintensivierung und -Veränderung Kirchholz vorhanden. Auch bei dem ders in jungem Zustand) sowie durch die fortsetzen. Gebiet zwischen Lindenlach (Gemeinde schwer zersetzbare Nadelstreu, werden Mehr als 2/3 der gesamten noch existie- Hörsching) und Hart (Gemeinde Leon- die Böden stark verändert, wodurch die renden Heidewaldfläche stellt heute ding) könnte es sich damals noch um eine Entwicklung einer standortgemäßen naturferne Kiefern- und Fichtenmono- geschlossene Waldfläche gehandelt Krautschicht zumeist nicht mehr mög- kulturen dar (Tab. 1). Der größte Teil haben. Viele kleine Restflächen waren lich ist. davon fällt auf das Gerichtsholz, welches noch 1825 in diesen Gebieten vorhan- Die intensive forstliche Nutzung der fast zur Gänze mit Fichten aufgeforstet den, was diesen Schluß zuläßt. Einen Heidewälder ist umso bedauerlicher, als wurde. Seit 1825 sind trotz der Auffor- dritten, alten Waldbestand stellt das gerade der hier unter natürlichen Vor- stungsmaßnahmen in den letzten Jahr- „Gerichtsholz" bei Gunskirchen dar. aussetzungen stockenden thermophile zehnten die Heidewaldflächen im Unte- Die forstliche Nutzung der Heidewälder Eichen- Hainbuchenwald eine beson- ren Trauntal um knapp 30 % war zu keiner Zeit ein besonders ein- ders charakteristische und oberöster- zurückgegangen. Berücksichtigt man trägliches Geschäft. Wie aus Angaben reichweit einzigartige Pflanzengesell- nur die noch vorhandenen naturnahen bei SCHIEDERMAYR (1850) hervorgeht, schaft repräsentiert. Heidewaldflächen, dann beträgt dieser handelte es sich bei den Heidewäldern Während nun einerseits großflächige Rückgang sogar 80 % ! damals weitgehend um lichte Kiefern- Schlägerungen und Aufforstungs- wälder wobei die Waldkiefer „...an maßnahmen zu tiefgreifenden Verände- besonders mageren Standorten einen an 3.3 Hangwälder der Traun- rungen in der Natur der Heidewälder leiten Pinus mughus erinnernden Zwerg- führten, entwickelten sich die übrigge- wuchs." annahm. Neben der Waldkiefer bliebenen, bisher als Nieder- oder Mit- Die Traunleiten, die südlich von Hase- dürfte auch die Stieleiche eine Rolle telwälder bewirtschafteten Laubholzbe- nufer bei Pucking beginnt und sich dann, gespielt haben, wobei diese vorwiegend stände zu Eichen-Hochwäldem, so daß nur unterbrochen durch einige Bachtäl- niederwaldartig genutzt wurde, was neben den typischen Arten der naturna- chen, das gesamte Untere Trauntal bis einer Reihe licht- und wärmebedürftiger hen, sauren Nadelwälder (zum Beispiel Almegg hinauf zieht, war infolge ihrer Arten zugute kam, von denen heute vie- Wintergrünarten oder Orchideen wie großen Steilheit stets nur als Waldgebiet le bereits aus dem Unteren Trauntal ver- Kriechendes Netzblatt und Kleines nutzbar. Seit 1825 kam es daher auch schwunden sind. Zweiblatt) auch jene der Fingerkraut- kaum zu Veränderungen der Gesamt- Der starke Holzbedarf der Nachkriegs- Eichenwälder meist infolge von Licht- waldfläche in der Leiten. zeit führte zu großflächigen Schlägerun- mangel, aber auch auf Grund der verän- Grundsätzlich sind zwei Waldgesell- gen in den Heidewäldern, was ebenso derten Bodenbeschaffenheit infolge schaften in der Traunleiten zu unter- weitgreifende Aufforstungsmaßnahmen Eintrag aus den umgebenden Äckern, scheiden. Östlich von Wels siedelt ein mit Waldkiefer und Fichte nach sich zog. zugrunde gingen. Linden-Ahom-Schluchtwald, eine in Dabei kam es letztlich sogar zu einer Kleinflächig ausgebildete Eichen-Hain- Oberösterreich seltene Waldgesell- Vergrößerung der Waldfläche in der buchenwälder mit mittelwaldartiger schaft, die nur an wärme- und klimabe- © Biologiezentrum Linz/Austria; download unter www.biologiezentrum.at

günstigten Steilhängen tieferer Lagen Namen verdankt. Neben den typischen wenigartige Fettwiesen, von deren vorkommt. Nach Lambach zu setzt sich Halbtrockenrasen und mitteleuropäi- ursprünglicher Vielfalt nicht mehr viel die Buche durch, welche die Traun noch schen Trockenrasen waren besonders übrig geblieben ist. Der eklatante Rück- viele Kilometer weit begleitet und an entlang der Hochterrassenkante im gang der reinen Wiesenfläche um fast ihren Einhängen den „Seggen- Bereich der einziehenden Bäche, welche 90% mag ebenfalls den hohen Anteil Buchenwald", eine Form der Kalkbu- nach meist wenigen Kilometern Fließ- ausgestorbener Magerwiesenarten im chenwälder, bildet. Diese besonderen strecke im Niederterrassenschotter ver- Unteren Trauntal mitbegründen. Als Waldgesellschaften sind in den letzten sickerten, eine Reihe feuchter bis nasser Magerwiesen sind heute nur mehr aus- Jahrzehnten immer seltener geworden, und zugleich nährstoffarmer Wiesen gesprochen kleinflächige Relikte im da es ähnlich wie in den Heidewäldern verbreitet. Solche Wiesen fand man auch Bereich der Terrassenböschungen zu auch hier zu großflächigen Schläge- entlang der ständig mit Wasser versorg- bezeichnen, die aber infolge fehlender rungs- und Aufforstungsmaßnahmen ten Unterhangbereich der Traun-Leiten. Bewirtschaftung und dem teilweise fast ausnahmslos mit Fichte gekommen Auf diesen „Rachmoorwiesen" siedelte hohen Nährstoffeintrag aus den angren- ist. Einzelne Teilstücke, wie etwa das eine große Anzahl von Pflanzenarten, zenden Äckern mehr und mehr nitrophi- Gebiet zwischen Sinnersdorf und von denen heute bereits ein Großteil aus len Staudengesellschaften zu gleichen Schleißheim, wurden so fast vollständig diesem Gebiet verschwunden ist. beginnen denn „Blumenwiesen". Wirk- denaturiert. Die heute noch verbliebenen Das höhere Nährstoffangebot im lich naturnahe Bestände findet man 2 1,9 km (61 % des Gesamt-Leitenwal- Bereich der Austufe und die hier im daher auch nur dort, wo die extensive des, vgl. Tab. 1) naturnaher Buchen- und Gegensatz zu den trockenen Heidewie- Nutzung noch stattfindet oder noch nicht Linden-Ahorn-Wald der Traunleiten sen verbesserte Wasserversorgung dürf- allzulange aufgegeben wurde und die te hier zumindest in Teilbereichen zwischen Lambach und Linz stellen in Böschungen mit Pufferzonen (Wiesen hohem Maße schutzwürdige und bereits die Existenz von Fettwiesen oder Siedlungsgebiet) gegenüber zugleich landschaftlich sehr prägnante begünstigt haben, so daß letztlich ein Äckern ausgestattet sind. Landschaftsteile dar, in denen es zu kei- buntes Mosaik verschiedenster Wiesen- Ähnlichkeiten mit der ehemaligen xero- nen weiteren Kahlschlägerungen und typen vorhanden war, dessen Arten- thermen Heidevegetation, also den ech- Aufforstungen mit standortfremden reichtum jenen alle anderen Biotop- ten Trockenrasen, weisen heute nur mehr Gehölzen kommen dürfte. formen bei weitem übertroffen hat. sehr vereinzelt vorkommende sekundä- Im gesamten Untersuchungsgebiet ver- Die heute verbreiteten Rasenflächen im re Flächen auf, die im Zuge von Schot- minderte sich die Waldfläche seit 1825 Aubereich (Trespen- und Pfeifengrasra- terabbau oder Bautätigkeiten entstanden um 42 %, wobei der Auwald die stärk- sen auf sogenannten Heißländen) waren sind. In derartigen Flächen findet man sten Verluste erleiden mußte. Der Anteil damals nur rar gesät, da sich deren Areal gleich mehrere Pflanzenarten, die im naturnaher Waldflächen beträgt nur erst auf Grund der Grundwasserabsen- übrigen Landesgebiet bereits ausgerottet mehr 40 % des 1825 noch vorhandenen kung in diesem Jahrhundert stark ver- wurden (etwa den Trauben-Gamander Waldpotentiales im Unteren Trauntal. größern konnte. Damals stellten sie nur vereinzelt vorkommende Produkte der Teucrium botrys). natürlichen Geschiebedynamik dar. Flachmoorwiesen sind praktisch ausge- storben. Eine nur wenige Quadratmeter 4. Wiesennutzung (Abb.4) Mit der Umstellung von der Weidewirt- schaft auf den Ackerbau zu Beginn die- große Restfläche existiert heute noch am ses Jahrhunderts wurde einer der größ- Hangfußbereich der Puckinger Leiten Mit einer Gesamtfläche von rund 23 km2 ten Vernichtungsfeldzüge gegen die bei Weißkirchen. gehörten Wiesen im vorigen Jahrhundert heimische Pflanzenwelt gestartet. Mehr so zum Antlitz des Unteren Trauntales, als 1/3 der an die 350 Rasen- und Wie- wie heute der Anblick von Gebäuden Tabelle 2: Entwicklung der Wiesenflächen senarten ist seither ausgestorben! und Straßen (Tab. 2). Dabei beschränk- Soferne Wiesen heute noch als land- 1825 1992 te sich die Vielfalt der vorkommenden 2 schaftsformende Elemente in Erschei- km 23,5 2,6 Wiesentypen keineswegs auf trockene nung treten, handelt es sich zumeist um % der Gesamtfläche 13,5 1,5 „Heide wiesen", denen die Heide ja ihren © Biologiezentrum Linz/Austria; download unter www.biologiezentrum.at

Abb. 4: Entwicklung der Wiesenttächen im Unteren Traunlal

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Die heute weiter als im vorigen Jahr- Gunskirchen, Marchtrenk, Kappem, phorie" nieder (Matzinger, mündl. hundert verbreiteten Heißländen der tie- Traun u.a. waren nur zerstreut liegende Mitt). feren Austufe bilden wegen der unter- Einzelgehöfte in diesem Gebiet vorhan- Mehr denn je trugen die letzten Jahr- schiedlichen Standortbedingungen nur den. Diese ordneten sich vorwiegend zehnte des wirtschaftlichen Aufschwun- bedingt einen Ersatzlebensraum für die entlang der drei beiderseits der Traun ges dazu bei, aus der Welser Heide einen einstmals typischen Heidearten und wer- verlaufenden Hauptstraßen an. in jeder Hinsicht intensiv genutzten den ihrerseits ebenfalls von Aufforstung Die meisten Siedlungsräume im Unteren Großraum zu stampfen, in dem keine und Schottergewinnung bedroht. Trauntal sind sehr homogen aufgebaut. Rücksicht auf natürliches Geschehen Besonders im Puckinger Bereich, teil- Eine stärkere Zersiedelungstendez ist genommen wird. weise aber auch in den südlich gelege- lediglich in den mehr bäuerlichen Ort- Während Ackernutzung auch schon vor nen, ländlichen Gebieten von Hörsching schaften der linksufrigen Austufe der etwa 150 Jahren große Teile des Heide- werden noch eine Reihe von Obstbaum- Traun wie Holzleiten, Rutzing, Au bei gebietes überzog, so ist es besondere die wiesen bewirtschaftet. Diese wertvollen der Traun u.a. gegeben, sowie rechtsuf- rege Bautätigkeit, der seit den Anfängen Strukturelemente verschwinden immer rig der Traun in Sammersdorf, Pucking, des 20. Jahrhunderts große Teile der mehr aus unserer Landschaft, weshalb Weißkirchen oder Hafeld. Im Gebiet der offenen Landschaft zum Opfer vielen. 2 die Erhaltung besonders alter Obst- Welser Heide bleiben die Siedlungsge- 1953 waren bereits 20 km oder 11,5% baumbestände zu wünschen wäre. biete weitgehend kompakt. der Gesamtfläche des Untersuchungsge- Mehr als allen anderen Biotopformen im Als dicht besiedelte Teilräume, die bietes versiegelt was seit 1825 einem naturgemäß zu einer praktisch vollstän- Unteren Trauntal ist also der Erhaltung Anstieg um fast 1000% entspricht! digen Verdrängung naturnaher Biotop- von Extensivgrünland Aufmerksamkeit Damals deutete sich bereits der Ver- formen führen, müssen insbesondere die zu schenken, da ihm aus der Sicht des schmelzungsprozeß der beiden Städte nahe bei Linz gelegenen Ortschaften Artenschutzes die größte Bedeutung Linz und Wels an, dessen Flächenver- Langholzfeld, Wagram (beide zukommt. brauch sich in den nächsten 4 Jahrzehn- Pasching), St. Martin, St. Dionysen, ten nochmals mehr als verdoppeln soll- Traun und Öd in der Gemeinde Traun te. 5. Besiedlung (Abb. 5) sowie Marchtrenk, Wels, Thalheim, Neben Acker- und Wiesenflächen muß- Gunskirchen und Graben (Gemeinde Edt te auch eine Reihe natumaher Wald- Die ersten Anzeichen menschlicher bei Lambach) genannt werden. standorte sowohl im Heide- als auch im Besiedelung im Unteren Trauntal stam- Es bedürfte wohl keiner statistischen Augebiet den Häusern, Straßen und men aus dem Neolithikum (Jüngere Auswertung um festzustellen, daß die Gewerbeansiedelungen weichen. Steinzeit), das von etwa 5000-4000 heute dominierenden Nutzungen im Heute sind fast 30% des Untersu- v.Chr. bis etwa 1800 v. Chr. reichte Unteren Trauntal in Form von Besiede- chungsgebietes durch Gewerbe, Indu- (REITINGER 1971). In dieser Zeit begann lung und Ackernutzung vorliegen. Eine strie und Eigenheime versiegelt - die fast sich der Mensch vom Jäger zum Land- Fahrt von Linz nach Wels über die Bl 25-fache Fläche wie 1825, wobei die vermittelt dabei den typischen Eindruck wirt zu verwandeln. Hauptanteile auf die Städte Wels und einer Landschaft, die aufgrund der Lage Viele Jahrhunderte lang wurde nun das Traun fallen. Während in diesen Gebie- zwischen den städtischen Ballungsräu- Gebiet des Unteren Trauntales von einer ten weitgehend kompakte Siedlungsfor- men Linz und Wels unter den Folgen reinen bäuerlichen Siedlungsweise men vorherrschen, leiden etliche Land- eines Randwanderungseffektes zu lei- geprägt. Selbst noch zu Beginn des vori- striche, in denen man noch vor wenigen den hat. Dieser resultiert vor allem aus gen Jahrhunderts war gerade erst 1 % des Jahrzehnten ausschließlich bäuerliche der mangelhaften Lebensqualität der untersuchten Gebietes durch Gebäude Strukturen vorfand, wie etwa Freindorf, städtischen Zentren, der eingeschränk- versiegelt (Abb. 5). Wels, als eines der Pucking oder Rudelsdorf, unter starken ten Verfügbarkeit stadtnaher Siedlungs- wenigen kulturellen Zentren, bestand Zersiedelungstendenzen, den in den flächen und den Rahmenbedingungen lediglich aus dem wenige Hektar großen nächsten Jahren und Jahrzehnten nicht des Bodenmarktes und schlägt sich Altstadtkern. Der Rest war Bauernland nur diese Bauemsiedlungen sondern mit gleichsam in einer „Versiegelungseu- und bis auf kleine Siedlungen wie Saag, ihnen auch das von ihnen geprägte Land- © Biologiezentrum Linz/Austria; download unter www.biologiezentrum.at

Abb. 5: Entwicklung der Besiedelung im Unleren Traunlal

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werden. Das käme nicht nur der vorhan- Tabelle 3: Bevölkerungsdichte zwischen 1869 und 1951 (MAURER 1958) denen Restnatur zugute, sondern wäre auch dem Menschen dienlich, der diese 2 Gemeinde Einwohner/km als Erholungsraum nutzt. 1869 1910 1934 1951 Das Vorantreiben der Biotopkartierung Traun 80-100 >300 >300 >300 (nicht nur im Unteren Trauntal) zählt Pasching 60-80 80-100 100-150 100-150 daher zu den dringensten Erfordernissen Hörsching 80-100 80-100 80-100 150-300 im Naturschutzgeschehen der nächsten Wels 150-300 >300 >300 >300 Jahre. schaftsbild zum Opfer fallen wird. und zugleich am dichtest besiedelten Während in der bäuerlich geprägten Kul- Landesteil Oberösterreichs dar. Ver- 6. Literatur turlandschaft der funktionale Zusam- gleichbare Bevölkerungsdichten errei- menhang zwischen Bediedelung und chen lediglich einige größere Städte wie ARGE F. NATURSCHUTZFORSCHUNG U. Landschaft ein räumliches Ordnungs- Steyr, Freistadt oder Braunau. ANG. VEGETATIONSÖKOLOGIE(1990): prinzip formte, ist ein solches heute Die Besiedelung entwickelte sich im Stadtbiotopkartierung Linz-Mitte kaum mehr vorhanden. Vielmehr ist ein Untersuchungsgebiet sehr rasant. 1990. - Unveröff. Studie im Auftrag undifferenziertes Siedlungskonglomerat Während die Gemeinden des Inn- u. des Magistrat Linz/Naturkundliche ohne Zentrenstruktur und ein wahlloses Mühlviertels, sowie jene der Voralpen- Station, Linz. Durcheinander unterschiedlichster Nut- gemeinden im Zeitraum von 1869-1951 BOGNER D. (1992): Entwicklung der zungen vorzufinden. Die Vollziehung (vgl. MAURER 1958) kaum Bevölke- Landwirtschaft im Unteren Trauntal des seit 1972 bestehenden oö. Raumord- rungszuwächse zu verzeichnen hatten, und ihr Einfluß auf die Landschaft nungsgesetzes konnte offenbar die nega- kam es im Alpenvorland, und hier beson- seit der Frühzeit. - Katalog zur Aus- tive siedlungsstrukturelle Entwicklung ders in den Ballungsräumen zwischen stellung „Fluß ohne Wiederkehr", dieses Raumes in nur untergeordnetem Linz und Wels zu hohen Zuwachsraten Oberösterr. Landesmuseum (Hrsg.), Maße beeinflussen (Matzinger, mündl. (Tab. 3). Linz. Mitt.). Alleine in den Jahren 1951-1955 HÄUSLER H. (1958): Aktuelle Geologie Zwar führte auch die moderne landwirt- (LACKINGER 1958) stieg der Bevölke- im Großraum von Linz. (Beobach- schaftliche Nutzung zu einer weiteren rungsanteil in den Gemeinden Traun und tungen aus dem Gebiet der unteren Strukturverarmung besonders in der Pasching um weitere 10%, während die Traun im Abschnitte Wels-Marcht- Welser Heide. Hier wäre aus land- Bevölkerung der Gemeinden Hörsching renk). - Naturkdl. Jb. d. Stadt Linz schaftsästhetischer und ökologischer und Pucking in diesem Zeitraum eine 1958:72-142. Sicht die Anlage von landschaftlichen Abnahme von 10% (Hörsching) bzw. LACKINGER O. (1958): Entwicklung der Gliederungsmaßnahmen, insbesondere 2% (Pucking) zu verzeichnen hatte. Bevölkerung 1951 -1955. - Atlas von Hecken, ein dringendes Erfordernis. In Wenn heute ziemlich genau 1/3 des Kar- Oberösterreich, 1. Lieferung, Inst. f. den Augebieten sind aber noch stellen- tierungsgebietes durch Gewerbe, Indu- Landeskde von Oberösterreich weise ausgeprägte Hecken- und Wie- strie und Eigenheime versiegelt ist, dann (Hrsg.), Linz: 97-100. senlandschaften erhalten geblieben, betrifft das insbesondere die nahe bei MAURER H. (1958): Bevölkerungsdichte welche die traditionellen Bewirtschaf- Linz gelegenen Gemeinden mit je etwa 1869-1951 auf Katasterfläche. - tungsformen erkennen lassen. 50% ihres Anteiles am Heide- und Auge- Atlas von Oberösterreich, 1. Liefe- Mit der fortschreitenden Industrialisie- biet sowie die Stadt Wels. rung, Inst. f. Landeskunde von rung kam es naturgemäß auch zu einem Nur durch eine vorausschauende Raum- Oberösterreich (Hrsg.), Linz: 87-93. raschen Anstieg der Bevölkerungszah- planung unter konsequenter Einbezie- REITINGER J. (1971): Urgeschichte. - len. hung von Ergebnissen ökologischer Kar- Atlas von Oberösterreich,Bd.3, Das Untere Trauntal zwischen Wels und tierungsarbeiten kann die weitere Institut für Landeskunde von Oberö- Linz stellt den größten geschlossenen Verarmung der Landschaft verhindert sterreich (Hrsg.), Linz: 39-48. © Biologiezentrum Linz/Austria; download unter www.biologiezentrum.at

SCHANDA F. & F. LENGLACHNER (1988): Biotopkartierung Traun-Donau- Auen Linz 1987. - Naturkdl. Jb. d. Stadt Linz 34/35: 9-188. SCHANDA F., LENGLACHNER F. & M. STRAUCH (1990): Biotopkartierung Linz-Süd 1989. - Unveröff. Studie im Auftrag des Magistrat Linz/Naturkundliche Station, Linz. SCHANDA F. & F. LENGLACHNER (1991): Biotopkartierung Wels. - Studie im Auftrag des Magistrat Wels. SCHIEDERMAYER C. (1850): Versuch einer Darstellung des Vegetations- charakters der Umgebung von Linz. - Naturw. Abh. 3, Wien. STRAUCH M. (1991): Biotopkartierung Unteres Trauntal in den Gemeinden Traun, Pasching, Hörsching und Pucking. - Unveröff. Studie im Auf- trag der oberösterreichischen Lan- desregierung/Abt. Naturschutz, Linz. STRAUCH M. (1992): Aspekte der Land- schaftsveränderung im Unteren Trauntal seit 1825. - Unveröff.Stu- die im Auftrag der oberösterreichi- schen Landesregierung/ Natur- schutzabteilung: 24 S., Linz. ZUKRIGL K. (1973): Waldbauliches Gut- achten über eine großflächige Rodung in den Traun-Auen westlich Pucking, OÖ. - Unveröff. Gutachten d. Forstlichen Bundesversuchsan- stalt, Wien.

Quellen: Franzisceischer Kataster, oberöster- reichisches Landesarchiv, 1824- 1829 Stiftungsurkunde des Chorherrenstiftes

Lambach, um 1040 Anschrift des Verfassers: Waldstandsflug 1953, Luftbildarchiv Michael STRAUCH, der oberösterreichischen Landesre- Amt der oberöslerr. Landesregierung, Naturschutzableilung, gierung/Abt.Raumordnung und Promenade 31, Landesplanung A - 4020 Lim, Austria