Reinickendorfer

7 ë Industriespaziergänge

Breitenbachstraße & Umgebung Von der Schafsweide zum Industriestandort

Ausgangspunkt: U-Bahnhof Otisstraße, U-Bahn-Linie U6

Hauptpostwerkstatt, vorher Maschinenfabrik C. Tobler Schraubenfabrik Gustav Sternberg Werkzeughalle von Hugo Achcenich (heute Stabotec)

Dem Verlauf der Breitenbachstraße folgend, befanden markanten Verwaltungsgebäude auch in den 1980er errichten lassen, um aus der mit der Industriebahn sich zahlreiche Unternehmen und Bauten der Wittenauer Jahren noch tätig war. angelieferten Steinkohle Leuchtgas für die Wittenauer Industriegeschichte. Gegenüber von Korsch macht Haushalte und Straßenlaternen zu gewinnen. 1920 neben dem Verwaltungsgebäude der ehemaligen 8 Schraubenfabrik Sternberg übernahm die große Gasanstalt die Gasversorgung. Rota-Waggon- und Maschinenbau GmbH das Um- und Das dreieckige Gelände zwischen Bahndamm, Innungs- Auf der gegenüberliegenden Straßenseite beginnt das Abspannwerk der Bewag mit dem hohen Torbogen auf und Breitenbachstraße wird von der Schraubenfabrik große Fabrikgelände der Deutschen Waffen- und Muni­ sich aufmerksam. Hier wurde der Gleichstrom für die Sternberg eingenommen. Zunächst errichtete Ida tionsfabriken, das ebenfalls ab 1908 bebaut wurde. Industriebetriebe des Standortes erzeugt. Das Gelände Breitung hier eine Fassonschmiede und Schrauben­ Nach dem Krieg wurde der Werksteil an der Miraustraße dahinter nutzte die Maschinenfabrik Carl Tobler ab fabrik, die Gustav Sternberg 1910 erwarb. In den umgebaut, ab 1969 übernahm die Waggon-Union hier 1908 zur Herstellung von Klein-, Gruben- und Feld­ Produktionsgebäuden wurden eine Schmiede mit die Produktion und stellte hier Eisenbahnwaggons, bahnen. 1917 übernahm die Heereswerkstatt für Zug- einem leichten Schlicht- und Friktionshammer, eine U-Bahnwagen und Doppeldeckerbusse her. Von 1985 maschinen („Hazet“) das Areal und richtete die Haupt- Werkstatt mit Pressen, Gewindeschneidemaschinen bis 1997 verließen S-Bahnzüge der ABB Daimler-Benz- werkstatt für Postkraftwagen hier ein, die hinter dem und Dreh­bänken sowie ein Kontor mit Stallgebäude Transportation GmbH (Adtranz) das Gelände. und Kutscher­wohnung eingerichtet. 1944 beantragte J Hugo Achcenich Fotos: BBWA / B. Berghausen Sternberg die Unterbringung von 160 Fremdarbeitern u.a. mit „Ausländerkindern“. Hier wurden im Zweiten Unter der Firmierung Stabotec besteht das Eisen­ Weltkrieg Schrauben für U-Boote hergestellt, aber auch konstruktionsunternehmen fort, das Hugo Achcenich schon im Ersten Weltkrieg kamen kriegswichtige Zünder 1906 gegründet und 1913 in der Breitenbachstraße an- für die Artillerie aus dieser Fabrik. 1945 erfolgte die De- gesiedelt hat. Von hier kamen Stahlkonstruktionen für montage und erst nach dem Tod von Gustav Sternberg Laufbahnen und Kräne, Gewächshäuser und Kraftwerk- Nähere Informationen zu diesem Spaziergang: die Modernisierung durch dessen Neffen Kurt. brückenanlagen. Heute werden Fahranlagen für riesige -Brandenburgisches Wirtschaftsarchiv e.V. Kessel hergestellt - aber auch die Reinigungsanlage Eichborndamm 167, Haus 42 9 Gaswerk Wittenau für den Fernsehturm am Alexanderplatz. Das Gelände 13403 Berlin und Deutsche Waggon-Union nutzte vorher die Bauanstalt für Reformträger und Tel. 030 41 19 06 98 An der Einmündung der Innungs- in die Miraustraße Eisenkonstruktionen Bartsch & Weber GmbH, nebenan [email protected] | www.bb-wa.de stehen die Reste des Wittenauer Gaswerks: ein im neo- befand sich der Bauhof von Wiemer & Trachte. Diese Route auch unter gotischen Stil errichteter ehemaliger Kohleschuppen. Hier endet der Spaziergang entweder am S-Bahnhof www.industriespaziergang.bb-wa.de 1908 hatte die Landgemeinde Wittenau das Gaswerk Eichborndamm oder es schließt der Spaziergang 4 an. mikroprozessorischer Steuerungselemente, ein Repa- ratur- und Wartungsdienst und ein Forschungs- und Entwicklungszentrum. 2 Stahlbau Wittenau 1922 entstand in der Straße 22 das markante Büro­ gebäude der Niederlausitzer Actiengesellschaft Lauch- hammer, die Eisengusswaren, Maschinenteile und die öffentlichen Pumpen an den Berliner Gehwegen lieferte. Dahinter stehen noch heute die Produktions- hallen, die 1933 als „Stahlbau Wittenau GmbH“ Teil der sogenannten „Lauchhammer-Gruppe“ im Besitz der Mitteldeutschen Stahlwerke AG gewesen sind. Im Krieg wurden hier Zwangsarbeiter eingesetzt, deren Wohn­ Verwaltungsgebäude der AG Lauchhammer Flohr-Halle VI baracke auf dem Gelände stand. 1945 demontierten (1922 von Walter Klingenberg) Um- und Abspannwerk Wittenau in der Breitenbachstraße die Russen die Fabrikausstattungen. Das leerstehende siebengeschossige Gewerbehaus aus den 1970er Jahren Die Eröffnung der Kremmener Eisenbahnlinie 1896 warenhandölung“ zu beliefern, entstand hier der erste beherbergte früher die Leimeko Leichtmetallgießerei Direkt auf der Ecke zur Otisstraße das Brückenbauunter­ bescherte der Dalldorfer Heide den Aufschwung als Industriebetrieb auf der Dalldorfer Heide - Borsig kam Walter Koch & Sohn. nehmen Belter & Schneevogel, wo später die Kabel- Gewerbegebiet mit Industrieansiedlungen. Diese Feld- metal electro GmbH saß. Auf der anderen Straßenseite später. Das Genehmigungsverfahren für den Bau zog mark war wegen des schlechten Bodens nicht beackert 3 Wittestraße entstanden 1962 bis 1967 Wohnungen der gewerk- sich zunächst hin - man hielt den Zugang zu diesem worden. 1880 entstand auf der Heide das erste Gebäude, schaftseigenen Neuen Heimat. Der Weg führt auf der Gelände für unzureichend, die Genehmigung für einen In der 1897 nach dem Dalldorfer Gemeindevorsteher ein Stall für 500 Schafe der Charlottenburger Fleischer­ anderen Straßenseite durch die Unterführung unter der Dampfkessel kam erst ein Jahr später, 1902 kam die Peter Witte benannten Straße - ab 1905 hieß die ganze innung. Diese gab der Innungsstraße auch den Namen. S-Bahn-Linie. Schleiferei, 1910 ein Hammerwerk. Zwischen dem Gemeinde Wittenau - befanden sich zahlreiche Fabriken. Die Holzhauser Straße gehörte damals zum Weg zwischen Ersten Weltkrieg und dem Jahr 1926 nutzte die Ma- Tegel und Dalldorf, die Seidelstraße war Teil der Handels­ 4 Otto Vogel schinenfabrik Ströh das Gelände, dann übernahm die straße nach Hamburg. Nachdem 1898 Borsig sein Im Jahr 1955 entstanden zwei Fabrikationsgebäude für Spezialmaschinenfabrik für Dampf- und Motor-Straßen- 6 neues Werk in Tegel errichtet hatte, wandelte sich das 9 die Firma Otto Vogel, die eines der wenigen Spezial­ walzen Heinrich Lamprecht die Fabrik. Ein Schornstein nahe Umfeld zur Wohnsiedlung und zum unternehmen für Bühnenbau gewesen ist, 1920 als erinnert noch an die industriellen Anfänge an diesem Industrie­gebiet mit Zulieferindustrie. 7 Schlosserei in gegründet, änderte sich die Standort. 5 Ausrichtung des Unternehmens nach der Übernahme 8 der Franke Theaterbühnenbau, wobei auch weiterhin 6 + 7 Breitenbachstraße 1 Flohr Otis 4 J Schlosserarbeiten durchgeführt wurden, etwa die Auf den Eckgrundstücken zur Breitenbachstraße befand In der Flohrstraße 14 kann man den Giebel der für den Ladeneinbauten auf dem Flughafen Tegel, sowie die sich die Alkett Altmärkische Kettenwerke GmbH mit- alten Aufzugshersteller errichteten Maschinenhalle Eichborndamm Bühnenpodien in der Philharmonie, Bühnendreh­ samt Zwangsarbeiterlagern, die sich im „Dritten Reich“ bewundern. 1908/09 wurde sie errichtet, nachdem das Holzhauser Straße 3 scheiben, Kulissenbewegungsanlagen und Bühnentore ausgebreitet hatte. Heute erheben sich das Verwal- 1870 in der Chausseestraße gegründete Unternehmen 2 für viele deutsche Bühnen. Genau gegenüber stand der tungs- und Produktionsgebäude der Korsch AG, die seit von Carl Flohr im Zuge der Randwanderung das Borsig­ letzte Schafsstall der Fleischerinnung - und sinniger­ hundert Jahren Tablettenpressen herstellt. Das Unter­ walder Zweigwerk einrichtete. In den 1930er Jahren weise beginnt hier auch die Innungsstraße. nehmen plant zum Jubiläum eine Ausstellung über kamen die beiden langgestreckten Produktionsgebäude die eigene Geschichte. Ursprünglich standen hier die hinzu, in denen elektrisch betrieben Fahr- und Lasten- 1 5 Sattelbergsche Fabrik Berlin-Borsigwalder Metallwerke Löwenberg AG mit der aufzüge sowie Kräne hergestellt wurden. Nach dem Als 1893 Alexander Sattelberg an der Ecke der heutigen späteren Telegrammadresse „Messinglöwe“. Das leider Krieg übernahm Otis, die amerikanische Konkurrenz, das Holzhauser Straße seine Fassonschmiede mit Schleiferei verschwundene Fabrikgebäude hatte der innovative Unternehmen und führte es als Flohr-Otis GmbH weiter. und Hammerwerk einrichtete, um seine in der Acker- Industriearchitekt Bruno erworben, dem auch die Hier befinden sich im globalen Verbund die Herstellung Otisstraße straße befindliche „Eisen-, Stahl-, Messing- und Kurz- Rabomahalle in der Holzhauser Straße zu verdanken ist.