Artenvielfalt auf den Naturschutzbundflächen in der Region Ennstal-Ausseerland

Mit Unterstützung von Land und Europäischer Union

Naturschutzbund Ennstal-Ausseerland | 1 Vorwort

Der Naturschutzbund hat einen Naturraumsicherungs- auftrag. Mit diesem Auftrag übernehmen wir eine große Verantwortung für den Schutz von Lebensräumen. Lang- fristig gesehen kann dies erst durch den Ankauf von Grundstücken gewährleistet werden. Nur so können wir wertvolle Flächen als Rückzugsgebiete und Überlebens- inseln dauerhaft sichern. Diesem Auftrag kommen wir in der Bezirksstelle mit einem hervorragenden Team nach.

Als zuständiger Bezirksstellenleiter des Naturschutz- bundes ist es mir in den letzten Jahren mit Förderungen der EU und dem Land Steiermark gelungen, in Europa- schutzgebieten im Ennstal und Ausseerland zahlreiche Feucht- und Moorflächen durch Kauf nachhaltig zu si- chern. Die Bewirtschaftung der Naturschutzbundflächen wird dankenswerter Weise von verantwortungsvollen Bauern nach ökologischen Vorgaben durchgeführt.

Ich bedanke mich bei der Europaschutzgebiets-Betreu- ung für das Engagement und bei den ehrenamtlichen Mitarbeitern in der Bezirksstelle für ihren Einsatz, nur so ist ein umfangreiches Flächenmanagement dieser ökolo- gischen Vorzeigeflächen mit Vorbildwirkung möglich.

Die vorliegende Broschüre ist eine Übersicht der Natur- schutzbund-eigenen Flächen mit deren Schutzgütern im Ennstal und Ausseerland.

Gerhard Schmiedhofer Vizepräsident Naturschutzbund Steiermark Bezirksstellenleiter Ennstal-Ausseerland

2 | Naturschutzbund Ennstal-Ausseerland Thema Inhalt

Grundstücke des Naturschutzbundes - Ausseerland Kainischmoor-Ost 6 Pichlmoor 8 Pfandlbrunn 11 Salzamündung 14

- Ennstal Niederstuttern 16 Trautenfels 20 Wörschacher Moor 24 Rosswiesen 28

- Trieben Feuchtgebiet Koiner 32

- Sölktal Sagschneidermoor 34

- Ennstal Gamperlacke 36

Übersichtskarte 38 Einleitung

Naturschutz wird von den Grundbesitzern sehr oft als Bürde, Belastung oder gar Entwertung verstanden. Der Naturschutzbund geht mit seinem Grundbesitz einen anderen Weg. Artenvielfalt wird auf diesen Grund- stücken hoch gehalten und nicht nur das, Erhalt und Verbesserung der Lebensbedingungen für geschützte Arten stellt das Ziel für die Bewirtschaftung und alle Maßnahmen auf der Fläche dar. Nun werden viele Menschen meinen, der Naturschutzbund könne sich das leisten, er lebt nicht von der Bewirtschaftung, doch so einfach ist das nicht. Viele der vorgestellten Flächen werden landwirtschaftlich bewirtschaftet und durch Vertragsnaturschutz, ÖPUL gefördert. Förderungen, die jeder landwirtschaftliche Betrieb auch erhält, wenn er darum ansucht. Moore und Feuchtflächen werden im Rahmen von ehrenamtlichen Projekten gepflegt.

Was wir aus diesen Jahren der Verantwortung und Pflege der Flächen gelernt haben ist: Naturschutz und Bewirtschaftung von Flächen schließen sich nicht aus, sondern mit ein wenig Wissen und viel Engagement ist beides möglich. Die Ergebnisse sind in dieser Broschüre dargestellt und sie sprechen für sich.

Impressum: 

Herausgeber Gerhard Schmiedhofer Vizepräsident Naturschutzbund Steiermark Bezirksstellenleiter Ennstal-Ausseerland Bach 222 8960 Öblarn Gestaltung Josef Zand, www.designandcopy.at

Mai 2018

4 | Naturschutzbund Ennstal-Ausseerland Thema Autoren:

Texte wurden erstellt von: Christine Blatt Heinz Fessel Verena Gferer Patrick Gros Harald Haseke Karin Hochegger Werner Krupitz Franziska Miller-Aichholz Markus Möslinger Veronika Neuherz Stefan Resch Gerhard Schmiedhofer Sophie Völsgen

Fotografen: Christine Blatt Andreas Bohner Stefan Brameshuber Heinz Fessel Harald Haseke Heinz Kolland Kurt Krimberger Veronika Neuherz Stefan Resch Gerhard Schmiedhofer Markus Weber

Naturschutzbund Ennstal-Ausseerland | 5 Ausseerland - Kainischmoor-Ost

Moore, Quellen und Überschwemmungsflächen – unsere Grundstücke im Ausseerland

Kainischmoor-Ost Die typischen Moorarten wie Sonnentau (Dro- sera spp.), Blasensimse (Scheuchzeria palus- Gemeinde: , GStNr: 2468 tris), Weiße Schnabelbinse (Rhynchospora alba) sind noch vorhanden, jedoch zeigt sich Das ca. vier Hektar große Kainisch­moor- die zunehmende Austrocknung in der starken Ost liegt im Natur- und Europaschutzgebiet Ausbreitung der Besenheide (Calluna vulgaris) Ödensee nördlich der Riedelbach­traun. Die sowie der Latsche (Pinus mugo), welche be- Hälfte des Hochmoores konnte der Natur- reits ca. 2 Drittel der Fläche bedecken. Auch schutzbund vor einigen Jahren erwerben. Das das Pfeifengras (Molina caerulea) beginnt sich Kainischmoor-Ost zählt zu den wenigen Hoch- vom Rand her auszubreiten. Im Inneren weist mooren mit gutem Erhaltungsgrad, dennoch das Hochmoor noch moortypische Strukturen ist auch dieses Moor an der Ostgrenze durch wie in Torfmooshügel (Bulten) und wasser- einen Entwässerungsgraben stark beeinträch- gefüllte Mulden (Schlenken) auf. Wir konnten tigt. auch besondere Lebermoose dokumentieren, die einen guten Erhaltungsgrad anzeigen.

6 | Naturschutzbund Ennstal-Ausseerland Kainischmoor-Ost - Ausseerland

Der Langblättrige Sonnentau – Drosera anglica

Der Langblättrige Sonnentau gehört zu den fleischfressenden Pflanzen. Er ist per- fekt an die äußerst nährstoffarmen Stand- orte vieler Moore angepasst und bessert seinen Stickstoffbedarf mit Insekten auf. Die rote Farbe der Drüsenhaare und die darauf glänzenden Schleimtropfen locken die Beute zu den Blättern. Wenn das Tier am Schleim kleben geblieben ist, bewir- ken chemische Reize und das Zappeln des Beutetieres eine Neigung der Drüsenhaare zur Berührungsfläche hin, und wenn der Reiz ausreichend stark war, beginnt sich die gesamte Blattspreite einzurollen. Die Drüsenhaare sondern Enzyme ab, die die weichen Teile der Beute auflösen. Nach der Rosmarinheide „Mahlzeit“ richtet sich das Blatt auf und das verbliebene Chitingerüst wird dem Wind Management: Im Kainischmoor-Ost wird überlassen. versucht das vollständige Zuwachsen mit Lat- Der Sonnentau ist sehr selten geworden schen durch hydrologische Maßnahmen und und gehört zu den vom Aussterben bedroh- Schwenden hintanzuhalten. ten Pflanzenarten. Das liegt vor allem daran, Südlich der Moorfläche wurde 2017 ein dass sein Lebensraum durch Torfgewinnung Amphibienbiotop für die dort vorkommende und Entwässerung der Moore großflächig Gelbbauchunke angelegt. vernichtet wurde und immer noch wird.

Naturschutzbund Ennstal-Ausseerland | 7 Ausseerland - Pichlmoor

Pichlmoor Schachtel­halm (Equisetum palustre), Lapp- land-Fingerwurz (Dactylorhiza lapponica), Gemeinde: Bad Mitterndorf, Blutwurz (Potentilla erecta), Teufelsabbiss GStNr: 2408, 2409 (Succisa pratensis), Breitblatt-Wollgras (Eri- ophorum latifolium), Kronlattich (Willemetia Das Pichlmoor liegt im Natura 2000 Gebiet stipitata) und kommen viele Braunmoose vor. „Mitterndorfer Biotopverbund“. Die ca. 1 ha In den nährstoffreicheren Randbereichen großen Grundstücke des Naturschutzbundes wachsen Europa-Schilf (Phragmites australis), bilden einen Biotopkomplex bestehend aus ei- Echt-Baldrian (Valeriana officinalis), Groß-Mä- nem degradierten Hochmoor im Übergang zu desüß (Filipendula ulmaria) und Schlan- einem Kalkflachmoor. Beide Biotope werden gen-Knöterich (Persicaria bistorta). durch flache Entwässerungsgräben beein- Das Übergangsmoor ist von Mineralboden­ trächtigt. zeigern wie der Schnabel-Segge (Carex rostra- Der nährstoffarme Flachmooranteil wird ta) und Pfeifengras durchsetzt, weist aber von den folgenden Pflanzenarten geprägt: ansonsten eine hochmoorartige Gliederung in Blau-Segge (Carex flacca), Rispen-Segge Bulte und Schlenken auf. Auf den Bulten wach- (Carex panicea), Braun-Segge (Carex nig- sen neben Torfmoosarten (Sphagnum spp.) ra), Pfeifengras (Molinia caerulea) , Sumpf- typische Hochmoorarten: Weiß-Schnabelried

8 | Naturschutzbund Ennstal-Ausseerland Pichlmoor - Ausseerland

Der Randring-Perlmuttfalter - Proclossiana eunomia

An einem Randbereich des Pichler-Moores wächst der Schlangen-Knöterich (Persicaria bistorta), die Futterpflanze des Rand­ring- Perlmuttfalters. Und hier können wir ihn von (Rhynchospora alba), Torfbeere (Vaccinium Mitte Mai bis Anfang Juli beobachten. oxycoccos) und Rundblatt-Sonnentau (Drosera Die Weibchen legen die Eier in Gruppen rotundifolia). Die Austrocknung ist am Vorkom- von etwa 10-20 Stück an die Blattunterseite men von Zwergsträuchern wie Moor-Nebel- der Futterpflanze. Die Raupen fressen zu- beere (Vaccinium uliginosum) und Besenheide nächst gemeinsam in kleinen Gesellschaf- (Calluna vulgaris) erkennbar. In den Schlenken ten an der Blattunterseite des Knöterichs, kommen Fieberklee (Menyanthes trifoliata) bevor sie sich trennen. Nach der Überwin- und Blasensimse (Scheuchzeria palustris) vor. terung lebt die Raupe versteckt am Boden Als Besonderheiten konnten hier die Sumpf- und geht nur nachts an die Futterpflanze. Weich­orchis (Malaxis paludosa) und das Firnis- Gelegentlich kann es vorkommen, dass die glänzende Sichelmoos (Hamatocaulis vernico- Raupe ein zweites Mal überwintert, bevor sus) dokumentiert werden. sie sich verpuppt. Diese bemerkenswerte, nacheiszeitliche Re- Management: Ein Teil der Fläche wird als liktart ist eine Charakterart von Niedermoo- Streuwiese bewirtschaftet und einmal spät im ren sowie Hochmoorrändern mit Beständen Jahr gemäht, regelmäßiges Schwenden der des Wiesenknöterichs und in Mitteleuropa aufkommenden Gehölze wird im Übergangs- schon vielerorts verschwunden und in der moor durchgeführt. Roten Liste als „stark gefährdet“ gelistet.

Naturschutzbund Ennstal-Ausseerland | 9 Ausseerland - Pichlmoor

Die Sumpf-Weichorchis - Malaxis paludosa

Wer die unscheinbare kleine (5-15cm) Orchidee finden will, muss großes Glück und einiges Wissen haben. Die Sumpf- Weich­orchis wächst nur an wenigen, sonnigen Stellen am Rand von Schlenken zwischen den Torfmoosen, wo sie mit ihrer Das Firnisglänzende Sichel- grünen bis gelbgrünen Farbe kaum auffällt. moos - Hamatocaulis vernicosus Interessant ist ihre Fortpflanzung: Biswei- len sitzen an der Spitze der Blätter winzige Das Firnisglänzende Sichelmoos ist ein Brutknospen, die sich bei günstigen Verhält- langlebiger Moorbewohner und wächst nissen nach dem Abfallen zu neuen Pflanzen in Form kleiner, gelbbrauner Rasen oder entwickeln können. Bestäubt wird die Blüte auch als Einzelstämmchen zwischen ande- der Sumpf-Weichorchis von Fliegen, Mü- ren Braunmoosen. Am häufigsten ist es in cken und kleinen Bienen. nährstoffarmen, leicht sauren Nieder- und Sie ist als Bewohnerin extrem nährstoffar- Zwischenmooren (z.B. Schwingrasen an mer Hoch- und Zwischenmoore sowie der Seen) zu finden. Verlandungszonen von kleineren Seen Die Art gilt in Österreich als stark gefährdet eine Seltenheit in Österreich und stark und ist europaweit geschützt. gefährdet.

10 | Naturschutzbund Ennstal-Ausseerland Pfandlbrunn - Ausseerland

Pfandlbrunn Torfbecken des Rödschitzmoores, das von Geologen auf insgesamt 85 Hektar Ausdeh- Gemeinde: Bad Mitterndorf, GStNr: 3705 nung geschätzt wird, und bildet mit diesem eine Einheit. Heute ist das Hochmoor auf Die Pfandlbrunnquelle liegt rechtsufrig des einen Rest von 16 Hektar geschrumpft und die Obersdorfer Grabens im Natura 2000 Ge- Quelle rinnt direkt in den Obersdorfer Gra- biet „Mitterndorfer Biotopverbund“, nahe ben, der ein künstlicher Durchstich ist. Trotz dem Rödschitzmoor, und ist eine teichartige ihrer bescheidenen Ausmaße hat die Pfandl- Grundwasserquelle. Die rund 1.400 qm große brunnquelle eine hohe naturschutzfachliche Wasserfläche ist seicht und weist einige trich- Bedeutung. terartige Quelltöpfe auf. Das Wasser ist mit 7 Im Obersdorfer Graben und im Myhrnbach bis 8° C recht kalt, und die hohe elektrische wurde der Steinkrebs festgestellt. Die feuch- Leitfähigkeit (650 bis 700 µS) weist auf be- ten Wiesen im Bereich der Pflandlbrunnquelle trächtliche Kalkhärte und auf einen erhöhten werden von insgesamt sechs Amphibienarten Gipsgehalt hin. Woher das Wasser stammt, ist genutzt, darunter Gelbbauchunke, Alpen- unbekannt. kammmolch und Laubfrosch, der hier sein Die Pfandlbrunnquelle war noch im Jahr einziges Vorkommen in der Mitterndorfer 1952 das einzige Fließgewässer im großen Beckenlandschaft hat.

Naturschutzbund Ennstal-Ausseerland | 11 Ausseerland - Pfandlbrunn

Der europäische Laubfrosch - Hyla arborea In Anbetracht der geringen Flächengröße ist Der Europäische Laubfrosch ist die kleinste das Vorkommen seltener Arten rund um die einheimische Froschart und fällt durch seine Pflandlbrunnquelle sensationell hoch. leuchtend grüne Farbe auf. Im Mitterndorfer Becken hat der Laubfrosch sein einziges Vorkommen im Bereich des Management: Da der Quellteich für Amphi- Rödschitz-Moores und Pfandlbrunn. Daher bien zu kalt ist und Fische hinein gelangen ist der Lebensraum sehr schützenswert. können, wurde Ende 2017 ein flacher Wiesen- Der Laubfrosch benötigt auch Bäume und teich westlich des Pfandlbrunnens angelegt. Sträucher weil er als einzige Froschart durch Ein weiteres große Laichgewässer wurde seine Haftscheiben an den Zehen auch gut vom Naturschutzbund in Kooperation mit klettern kann. dem LIFE Projekt „Ausseerland“ am Südrand Er hat eine sehr laute Stimme und ist bis des Rödschitzmoores geschaffen, um das weit in die Nacht hinein hörbar. Netzwerk an Fortpflanzungs-Habitaten zu Der Laich wird in Form von kleinen Klümp- verdichten. Die Wiese rund um die Quelle chen mit ca. 3 - 50 Eiern abgelegt. Die wird extensiv bewirtschaftet und es wurden Laichgewässer sollen sonnig sein und er Ansitzwarten und Brachestreifen für das im bevorzugt überschwemmte Wiesen und Gebiet vorkommende Braunkehlchen ange- flache Tümpel. legt.

12 | Naturschutzbund Ennstal-Ausseerland Pfandlbrunn - Ausseerland

Der Steinkrebs - Austropotamobius torrentium

Der Steinkrebs ist die kleinste (8cm) und einigen wenigen bis maximal 110 Eiern pro neben dem Edelkrebs (Astacus astacus) Weibchen. Die befruchteten Eier werden die einzige heimische, in der Steiermark vom Weibchen über den Winter am Körper vorkommende Flusskrebsart. Er kann bis zu getragen. Nach dem Schlupf der Jung- 12 Jahre alt werden. Bevorzugte Habitate tiere im Frühjahr sind diese auf sich allein des Steinkrebses sind schnell durchström- gestellt. te, sauerstoffreiche und sommerkühle Der Steinkrebs ist ein ausgesprochener Bachoberläufe. Wassertemperaturen über Allesfresser. Ihm dienen Insektenlarven, 20°C werden nur über kurze Perioden tole- Algen sowie Tier- und Pflanzenreste aller riert, die Wasserqualität sollte Güteklasse Art als Nahrung. Laut den aktuellen Roten II (mäßig belastet) nicht überschreiten. Listen Österreichs gilt der Steinkrebs als Der Steinkrebs ist sehr strukturgebunden, „gefährdet“ und ist europaweit geschützt. er benötigt ein stabiles, kiesig-steiniges Zu den Hauptgefährdungsursachen Substrat, in welches er sich unter Steinen, gehört neben der Gewässerverbauung Wurzeln oder Totholz seine Höhlen gräbt. und -verschmutzung die Verbreitung der Neben vorwiegend steinigen Bächen kann Krebspest. Die Krebspest ist eine tödlich er bei entsprechender Strukturausstattung verlaufende Pilzerkrankung (Aphansomyces auch in Wiesengräben, Teichen und Seen astaci), welche meist durch nicht heimische vorkommen. Krebsarten wie dem aus Amerika stammen- Die Paarungsbereitschaft beginnt ab An- den Signalkrebs (Pacifastacus leniusculus) fang Oktober. Die Anzahl der Eier unter- übertragen wird. liegt starken Schwankungen und reicht von

Naturschutzbund Ennstal-Ausseerland | 13 Ausseerland - Salzamündung

Salzamündung mündung weist keine Uferverbauung auf und eignet sich daher durch die naturnahe Puffer- Gemeinde: Bad Mitterndorf, GStNr: 490,873 zone um das Gewässer besonders als Land­ lebensraum für Amphibien. Das 1,6 ha große Grundstück des Natur- schutzbundes liegt im Naturschutzgebiet In dem Mosaik aus Auwald mit Schilfflächen „Salzamündung“ und im Natura 2000 Gebiet kommen typische Vögel der Feuchtgebiete „Mitterndorfer Biotopverbund“. Es handelt vor: Weiden- und Sumpfmeise, Schwanz­ sich um eine Überschwemmungsfläche an der meise, Sumpf- und Teichrohrsänger, Wasser­ Salza, die der natürlichen Dynamik überlassen amsel, Gebirgsstelze und Stockente. wird, ein kleines Stück „Wildnis“ am Fluss. Für Amphibien und Vögel ein Rückzugsort. Management: Zur Stärkung der lokalen Alpenkammmolch- und Gelbbauchunken­ Zwar nützen die meisten heimischen Amphibi- population wurden im Umfeld der Salza­ en Fließgewässer nicht zur Fortpflanzung, für mündung durch den Naturschutzbund zwei die Ausbreitung und Vernetzung sind diese Tümpel für diese Arten angelegt, welche und die umgebenden Lebensräume aber von ihren unterschiedlichen Laichgewässer­ großer Bedeutung. Der Bereich der Salza- ansprüchen gerecht werden.

14 | Naturschutzbund Ennstal-Ausseerland Salzamündung - Ausseerland

Die Gelbbauchunke - Bombina variegata

Völlig andere Gewässer bewohnt hingegen Der Alpenkammmolch die Gelbbauchunke. Sie benötigt dyna- - Triturus carnifex mische Kleinstgewässer, welche oft nur wenige Zentimeter tief sind und regelmäßig Der Alpenkammmolch ist die größte heimi- trocken fallen. Auch diese Gewässerform ist sche Molchart und zugleich vermutlich auch bei uns durch den meist völligen Verlust von die seltenste. Einer der Gründe für seinen Fließgewässerdynamik und damit einherge- Rückgang sind auch die Lebensraumansprü- hender Überschwemmungen und Gewäs- che dieser Art. Für die Paarung und Eiab- serneubildungen kaum mehr zu finden. lage im Frühjahr und Sommer benötigt der Im Bad Mitterndorfer Talboden kommen Alpenkammmolch nämlich tiefe (1-2m) und diese beiden Amphibienarten noch in für große (100-150 m²) Gewässer, welche unbe- Mitteleuropa außergewöhnlicher Dichte dingt fischfrei seien müssen. In der intensiv vor. Für die Erhaltung und Vernetzung der genutzten Kulturlandschaft sind derartige Bestände sind die Grundstücke und Gewäs- Gewässer jedoch entweder fischereilicher serneuanlagen des Naturschutzbundes von Nutzung unterworfen oder trockengelegt. großem Wert.

Naturschutzbund Ennstal-Ausseerland | 15 Ennstal - Niederstuttern

Bunte Inseln in der Wiesenlandschaft - unsere Grundstücke in Niederstuttern

Niederstuttern mit Anteilen der „frischen, artenreichen Fett- wiese der Tieflagen“ zuzuordnen. Alle diese Gemeinde: Irdning-Donnersbachtal, Fachbezeichnungen aus der Vegetationskun- GStNr: 284/1, 314, 324 de bedeuten, dass es sich um Blumenwiesen auf feuchten, nährstoffreichen oder mageren Die 2,8 ha großen Wiesengrundstücke von Standorten handelt. Niederstuttern liegen im Talboden des Insgesamt sind die Wiesengrundstücke auf Ennstals und sind Teil des Europaschutzge- Grund der extensiven Bewirtschaftung sehr biets „Ennstal zwischen und Nieder- artenreich und voller Blütenpflanzen: Schlan- stuttern“. gen-Knöterich (Persicaria bistorta), Wie- sen-Flockenblume (Centaurea jacea), Groß-Bi- Die Grundstücke liegen in Senken die den bernelle (Pimpinella major), Wiesen-Platterbse ursprünglichen Lauf der Enns mit ihren (Lathyrus pratensis), Gewöhnlich-Schafgarbe Mäandern noch anzeigen. (Achillea millefolium), Groß-Mädesüß (Filipen- dula ulmaria) und Bergwiesen-Frauenman- Die Vegetation ist den feuchten Talbodenwie- tel (Alchemilla monticola), um nur einige zu sen oder den „Mageren Flachlandmähwiesen“ nennen.

16 | Naturschutzbund Ennstal-Ausseerland Niederstuttern - Ennstal

Die Rohrweihe - Circus aeruginosus

In Teilbereichen treten auch ausgesproche- Im weihentypischen Gaukelflug ist die Rohr- ne Wechselfeuchte- bzw. Feuchtezeiger wie weihe in Wiesenlandschaften unterwegs auf Sibirien-Schwertlilie (Iris sibirica), Echt-Baldri- Jagd nach kleinen Säugetieren, Singvögeln, an (Valeriana officinalis), Sumpfdotterblume Reptilien oder Amphibien. Besonders die (Caltha palustris), Glanz-Wiesenraute (Thalic- Nähe zu Gewässern mit Schilf und Röhricht trum lucidum) und Groß-Wiesenknopf (Sangu- wird gerne aufgesucht. Die meisten Nester isorba officinalis) auf. werden im Röhricht – dem Namensgeber der Rohrweihe – gebaut. Besonders magere Flächen sind durch das Auffällig ist die Unterschiedlichkeit zwi- Auftreten von halb- und vollparasitischen schen Männchen und Weibchen: Weibchen Pflanzenarten gekennzeichnet, dazu zählen: sind einfärbig schokoladenbraun mit einem Eigentlicher Wiesen-Augentrost (Euphrasia of- rahmfarbenen Kopf, während die Männchen ficinalis), Klein-Klappertopf (Rhinanthus minor) bunter gefärbt sind. Die Rohrweihe steht und Blutrot-Sommerwurz (Orobanche gracilis). durch Verfolgung und Lebensraumzerstö- rung stark unter Druck, die Chancen auf Diese artenreichen Wiesentypen bieten nicht Populationswachstum durch Lebensraum- nur einer Vielzahl an Insekten einen Lebens- schutz sind jedoch gut!

Naturschutzbund Ennstal-Ausseerland | 17 Ennstal - Niederstuttern

raum, sondern stellen auch für Wiesenvögel Die im Eigentum des Naturschutzbundes ein wichtiges Brutgebiet und für Greifvögel stehenden Wiesen in Niederstuttern stellen ein Jagdgebiet dar. Rohrweihen sind immer inmitten des intensiv genutzten Grünlands wieder zu beobachten und auch der Rotfuß- eine Biodiversitätsinsel dar. falke kommt während des Zuges immer wie- der nach Niederstuttern. Er ist ein regelmä- ßiger Gast im Ennstal. Dieses zählt zu seinen wichtigsten Rastplätzen in Österreich. Management: Die Wiesen werden entspre- chend der Bedürfnisse des Braunkehlchens Die Flächen wären mit ihrer Lage inmitten erst ab Anfang Juli gemäht, teilweise wird ein eines großen Grünlandgebietes und abseits zweiter Schnitt im Herbst durchgeführt. Am des Lärms der Verkehrswege auch gut als Le- Rand und zwischen den unterschiedlichen bensraum für den Wachtelkönig geeignet. Im Flächen wurden mehrere Ansitzwarten für die Falle eines Nachweises von rufenden Vögeln Braunkehlchen errichtet. Zusätzlich werden im Mai, wird auf die erste Mahd verzichtet. Brachestreifen auch über den Winter stehen gelassen, um den Vögel im Frühjahr schon eine Struktur anzubieten.

18 | Naturschutzbund Ennstal-Ausseerland Niederstuttern -Thema Ennstal

Das Braunkehlchen - Saxicola rubetra

Immer beschäftigt singend, umherfliegend Braunkehlchen nicht nur höhere Pflan- und Insekten jagend ist der kleine braune zenstängel, wie Disteln oder Schafgarbe, Vogel mit seiner schwarzen Maske, dem sondern auch Zäune. weißen Überaugenstreif und der orange- Durch die Intensivierung der Wiesennut- braunen Kehle im Ennstal zu beobachten - zung und die Ausweitung der Ackerflächen zumindest im Sommer. Den Winter ver- mit dem Einsatz von Pestiziden gibt es bringt das Braunkehlchen in Afrika südlich in den letzten Jahrzehnten immer weni- der Sahara. Ab Ende April treffen zuerst die ger arten- und insektenreiche Wiesen im männlichen Braunkehlchen und kurz darauf Ennstal. Die frühen Mahdtermine lassen die Weibchen wieder im Ennstal ein. Bis die dem Braunkehlchen keine Zeit ihre Jungen Weibchen ankommen, stecken die Männ- großzuziehen. Im Mai beginnen die Braun- chen ihre Brutreviere ab, wobei es beim kehlchen mit dem Nestbau und die vier bis Setzen der Grenzen schon mal zu Gerangel sieben bläulich-grünen Eier werden vom kommen kann. Als Wiesenbrüter braucht Weibchen 13 bis 15 Tage gebrütet. Nach das Braunkehlchen Wiesen mit einer hohen ca. 2 Wochen verlassen die Jungvögel das Artenvielfalt, wo es ausreichend Insekten Nest. als Nahrung und einen geschützten Platz Trotz der landwirtschaftlichen Intensivie- im hohen Gras für sein napfförmiges Nest rung, die auf den Ennstalwiesen in den findet. Außerdem braucht es Ansitzwar- letzten Jahrzehnten stattgefunden hat, ten für die Jagd nach Insekten und deren stellt das Gebiet noch immer bedeutende Larven, sowie Würmern, Schnecken und Brutreviere und Rastplätze für Wiesenvögel Spinnentieren. Als Ansitzwarten nehmen zur Verfügung.

Naturschutzbund Ennstal-Ausseerland | 19 Ennstal - Trautenfels

Irisblüten und Auwaldreste – die Grundstücke bei Trautenfels

Trautenfelser Naturschutzflächen verbreitet und taucht die Flächen im Frühling/ Frühsommer in ein blaues Blütenmeer. Eine Gemeinde: Stainach-Pürgg; 336/1, 336/2, 337, der letzten und größten Iriswiesen des Ennsta- 338/1, 338/2, 339 les!

Die Trautenfelser Naturschutzflächen im Aus botanischer Sicht gibt es neben der Iris Europaschutzgebiet „Ennsaltarme bei Nieder­ noch einige Besonderheiten: Sumpf-Greis- stuttern“ gelegen, stellen mit ihrer Größe von kraut (Senecio paludosus), Sumpf-Haarstrang ca. 7 ha das Herzstück unserer Grundstücke (Peucedanum palustre), Schatten-Segge im Ennstal dar - eine naturnahe „Insel“, in (Carex umbrosa), Filz-Segge (Carex tomento- vielerlei Hinsicht wertvoll und schützenswert. sa), Glanz-Wiesenraute (Thalictrum lucidum), Der durch Hecken gegliederte Biotopkomplex Lungen-Enzian (Gentiana pneumonanthe), beherbergt verschiedene „Wiesentypen“: Breitblatt-Fingerwurz (Dactylorhiza majalis), Schilfröhricht an den feuchtesten Standorten, Sumpf-Ständel (Epipactis palustris), Nord-Lab- feuchte Hochstaudenfluren, und frische sowie kraut (Galium boreale), Groß-Wiesenknopf wechselfeuchte magere Talbodenwiesen. Die (Sanguisorba officinalis) und Stern-Narzisse Sibirische Schwertlilie (Iris sibirica) ist hier weit (Narcissus radiiflorus) zu erwähnen.

20 | Naturschutzbund Ennstal-Ausseerland Trautenfels - Ennstal

Neuntöter Sibirische Schwertlilie Buntspecht

In den Auwaldresten mit ihrem großen Alt- Neu angelegte flache Tümpel bereichern die und Totholzanteil finden Spechte, wie der Lebensraumvielfalt zusätzlich. Teichmolch, seltene Kleinspecht, Insekten als Nahrung und Erdkröte, Gras- und Wasserfrösche haben Höhlen zum Brüten. Solche naturbelassenen die Tümpel sehr rasch angenommen, wir Auwaldreste sind im Ennstal nur mehr spärlich warten nun auch auf Gelbbauchunke und zu finden und daher sehr schützenswert. In Alpen-Kammmolch. Kombination mit den anliegenden extensiv Neben Vögeln und Amphibien wurden in bewirtschafteten Wiesen, wo auch Grün- und den letzten Jahren auch Fledermäuse und Grauspecht sich gerne zur Nahrungssuche Haselmäuse im Gebiet kartiert: die Zwerg- aufhalten, bieten die Trautenfelser Natur- fledermaus Pipistrellus( pipistrellus), der schutzbundflächen den geschützten Spech- Abendsegler (Nyctalus noctula), das Braune ten ein wertvolles Habitat. Sogar der scheue Langohr (Plecotus auritus) und die Mopsfle- Wendehals, dessen Bestände stark zurück- dermaus (Barbastella barbastellus) konnten gehen, hält sich hier zeitweise auf und in den regelmäßig beobachtet werden. Sie bewoh- Gebüschreihen brüten alljährlich mehrere nen die natürlich entstandenen Höhlen von Neuntöterpaare. Fäulnisbäumen oder verlassene Bruthöh- len von Spechten. Neben Höhlen werden

Naturschutzbund Ennstal-Ausseerland | 21 Ennstal - Trautenfels

auch Anrisse im Stamm oder Spalten hinter Schülern und Lehrern der HBLFA Raum- abstehender Rinde von Fledermäusen als berg-Gumpenstein ein Naturerlebniszentrum Sommerquartier genutzt. In ihrer Gesamtheit mit verschiedenen Info-Einheiten gestaltet. bieten die Gebüschreihen und Waldränder Die ökologischen Vorzeigeflächen dienen der Trautenfelser Naturschutzfläche nicht nur auch der Forschung, Bildung und Öffentlich- geeignete Quartiermöglichkeiten für Fleder- keitsarbeit für Natura 2000 im Ennstal. mäuse, sie bilden auch Leitstrukturen und stellen damit eine wesentliche Bereicherung Management: Die Vielzahl an Arten und Tier- des Jagdhabitats dar. Alle dokumentierten gruppen stellen das Naturraummanagement Arten sind europaweit streng geschützt, die vor große Herausforderungen, da vielerlei Mopsfledermaus gilt in Österreich zudem als Schutzinteressen gegen einander abzuwiegen gefährdet. Angebrachte Fledermausbretter sind. Entwicklungsziel auf diesem Biotop ist stellen nicht nur geeignete Quartiere dar, sie die Erhaltung der artenreichen Grünland- ermöglichen es auch, die Fledermausarten auf vegetation durch extensive Bewirtschaftung. den Trautenfelser Naturschutzflächen im Auge Die Iriswiese wird zur Streugewinnung einmal zu behalten. im Herbst gemäht. Auwaldreste und Hecken Auf den Trautenfelser Iriswiesen wurde mit werden sanft gepflegt.

22 | Naturschutzbund Ennstal-Ausseerland Trautenfels - Ennstal

Die Haselmaus - Muscardinus avellanarius

Die Haselmaus lebt bevorzugt in stufig aufgebauten Mischwäldern, strauchreichen Flächen und Gehölzreihen. Der ortstreue und überwiegend nachtaktive Bilch ist besonders durch den Bau kugelförmiger Nester bekannt. Hier bringt die Haselmaus Die Sibirische Schwertlilie ihre Jungen zur Welt, ruht am Tag und über- – Iris sibirica wintert von September bis April. Sie ernährt sich überwiegend pflanzlich mit saisonaler Die Iris oder Schwertlilie gehört zu den Variation und in Abhängigkeit vom Angebot Charakterarten des Ennstales, einst weit ihres Lebensraums. Das Schwinden von be- verbreitet auf den feuchten Wiesen, ist sie waldeten, strauchreichen Flächen und die heute nur noch auf wenigen Flächen zu zunehmende Fragmentierung unserer Land- finden. Sie reagiert äußerst empfindlich schaft stellen für die Haselmaus vielerorts auf frühe und häufige Mahd und wird auf eine Gefahr dar. nährstoffreicheren Böden vor allem vom Die Haselmaus ist daher europaweit streng Schilf zurückgedrängt. Die Blüte besteht aus geschützt. Gebüschreihen, wie sie auf den den dunkelblauen „Domblättern“ und den Trautenfelser Naturschutzflächen vorkom- „Hängeblättern“, die auf hellem und gelbem men, bilden wertvolle Lebensräume und Untergrund deutlich blau geädert sind, sind für die arboreal lebende Art wichtige jede Blüte ein Kunstwerk. Die Bestäubung Wanderkorridore in der Region. Die Er- erfolgt durch größere Insekten, wie Hum- gebnisse unterstreichen diese Bedeutung: meln und Schwebfliegen, die sehr bequem Die ermittelte Populationsdichte betrug auf den Hängeblättern landen können. 1,33 Individuen pro Hektar und in 40 % der Die Vermehrung erfolgt durch Samen und künstlichen Quartiere wurden Nester der durch die dicht verzweigten unterirdischen Haselmaus vorgefunden. Kriechsprosse.

Naturschutzbund Ennstal-Ausseerland | 23 Ennstal - Wörschacher Moor

Streuwiesen und Niedermoore – unsere Flächen im Randbereich des Wörschacher Moores

Wörschacher Moor turschutzbundes und es besteht eine große Verantwortung für das Weiterbestehen des Gemeinde: Wörschach; GStNr: 131/353, schönen Tagfalters. 345/3, 131/256, 131/421, 1, 131/361, 1335, 1296 Der naturräumlich höchst wertvolle Nieder- mooranteil entspricht überwiegend dem Die 4,7ha Grundstücke des Naturschutzbun- Vegetationstyp eines Davallseggenriedes des liegen am Nord- und Südrand des Wör- – dieses wird durch das Vorkommen verschie- schacher Moores und sind damit auch Teil des dener Kleinseggen, aber auch anderer Ried- Europaschutzgebietes „Wörschacher Moor“. gräser und Binsen bestimmt. Von den vorkom- Ein wesentliches Schutzgut ist hier der Gol- menden Orchideenarten sind Sumpf-Ständel dene Scheckenfalter (Euphydryas aurinia), der (Epipactis palustris) und insbesondere auf den Grundstücken im Norden des Moores Moor-Glanzständel (Liparis loeselii) hervorzu- seine letzte Population im Ennstal hat. heben. Weitere botanische Besonderheiten sind: Die Scheckenfalterflächen zählen zu den Teufelsabbiss (Succisa pratensis), und Schwal- bedeutendsten Biotopen des steirischen Na- benwurzenzian (Gentiana asclepiadea), beide

24 | Naturschutzbund Ennstal-Ausseerland Wörschacher Moor - Ennstal

Teufelsabbiss Mehlprimel Wollgras

Futterpflanzen des Goldenen Schecken- Management: Die Bewirtschaftung der falters, weiters Lungen-Enzian (Gentiana unterschiedlichen Biotoptypen (Flachmoore, pneumonanthe), Sibirien-Schwertlilie (Iris Schilfflächen, Pfeifengraswiesen und feuchte sibirica), Preußen-Laserkraut (Laserpitium Fettwiesen) wird genau auf die Schutzgüter prutenicum), Trollblume (Trollius europaeus), abgestimmt. So werden die Scheckenfalter- Breitblatt-Wollgras (Eriophorum latifolium), flächen nur einmal gemäht und es werden Mehl-Primel (Primula farinosa), Gewöhnliches größere Brachanteile erhalten, manche Be- Fettkraut (Pinguicula vulgaris), Fieberklee (Me- reiche werden nur geschwendet und wenige nyanthes trifoliata) und Mariengras (Hierochloe nährstoffreiche Teilflächen zweimal gemäht odorata). um sie auszuhagern. Zusätzlich werden auf Weitere Biotoptypen auf den restlichen ehemaligen Fichtenforststandorten neue Grundstücken sind: Scheckenfalterflächen geschaffen. Ziel des Flachmoorbereiche Managements ist es auch, durch geeignete Schilfflächen Pflege den entsprechenden standortsgerech- Pfeifengraswiesen ten Lebensraumtyp des Schneidrieds zu ent- Feuchte Fettwiesenanteile wickeln und die Pflanze weiter zu etablieren.

Naturschutzbund Ennstal-Ausseerland | 25 Ennstal - Wörschacher Moor

Der Goldene Scheckenfalter - Euphydryas aurinia

Im Wörschacher Moor hat der Goldene benötigte Vegetationsstruktur und -zusam- Scheckenfalter eine relativ kurze Flug- mensetzung ermöglicht. Eine direkte oder zeit zwischen Mai und Juni. Da er “seiner indirekte Düngung der Habitate führt zum Fläche“ treu bleibt und sich nicht weiter als Verlust der Habitateignung. Die Lebensräu- 500 m entfernt, ist der Schmetterling gut me werden in erster Linie als Streuwiesen zu beobachten. Ab Mitte Juni kommt es zur bewirtschaftet. Im Idealfall beinhalten sie Eiablage und zwar nur auf zwei bestimmten auch brachliegende oder nicht jährlich Pflanzenarten, dem Teufelsabbiss Succisa( gemähte Anteile in besonders nährstoffar- pratensis) oder dem Schwalbenwurzenzian men Teilbereichen. Für die langfristige (Gentiana asclepiadea), die auch die Futter- Erhaltung dieser Falterart besonders pflanzen der Raupen darstellen. relevant ist die Beibehaltung einer Metapo- Die Raupen schlüpfen im Juni aus den pulationsstruktur: Das ist eine großflächi- Eiern. Den größten Teil seines Lebens ge Konstellation geeigneter Habitate mit verbringt der Goldene Scheckenfalter als Teilpopulationen, die höchstens ein paar Raupe an den Futterpflanzen. An diesen 100 bis wenige 1000 m entfernt liegen, um bilden die Raupen im Herbst bodennahe den überlebenswichtigen Individuen- und Gespinste in denen sie überwintern. Fehlen Genaustausch zu ermöglichen. die Futterpflanzen so geht der Lebensraum Gefährdungsursachen stellen die Aufgabe für den Falter verloren. Falter und Nieder- der Streuwiesenkultur, die Intensivierung moor sind in ihrem Lebenszyklus und ihrer der Landwirtschaft (Entwässerung, re- Artenausstattung in wunderbarer Form gelmäßige Düngung, häufige Mahd oder aneinander angepasst. Überbeweidung) bzw. die völlige Aufgabe Von großer Bedeutung ist die Nährstoffar- der Bewirtschaftung oder Aufforstungen mut der besiedelten Habitate, die die dar.

26 | Naturschutzbund Ennstal-Ausseerland Wörschacher Moor - Ennstal

Der Moor-Glanzständel - Liparis loeselii Die Schneidbinse – Cladium mariscus Der Moor-Glanzständel wird etwa 20 cm hoch und hat einen blattlosen und kanti- Die Schneidbinse (Cladium mariscus), ein gen Stängel mit 2 bis 10 Blüten. Diese sind beeindruckendes Sauergras, das bis zu 2,5 eher unscheinbar, klein und gelbgrün. Die Meter hoch werden kann. Sie kommt an mehrjährige Pflanze blüht von Juni bis Juli, flachen, kalkreichen Tümpeln, in der Ver- kommt in ungünstigen Jahren gar nicht zur landungszone von Seen und in kalkreichen, Blüte. Der Name geht auf die fettig glän- quelligen Sümpfen und Mooren vor und bil- zenden Laubblätter zurück. Diese Orchidee det dort dichte Röhrichte. Die Schneidbinse wurde in den 1950er Jahren erstmals in der vermehrt sich praktisch ausschließlich vege- Steiermark entdeckt. Steiermarkweit hat tativ (Klonbildung) und bildet dichte, hohe die Pflanze hier ihren einzigen Standort und Bestände. Die abgestorbenen Blätter bilden ist stark gefährdet und deshalb auch per oft dichte Polster knapp über der Was- Verordnung streng geschützt. seroberfläche. Die Pflanze ist mahdemp- Die wichtigsten Gefährdungsursachen sind: findlich und wird daher bei regelmäßiger Entwässerung, Eutrophierung, Aufgabe der Pflege aus feuchten Grünlandbeständen traditionellen Streunutzung, Verbuschung zurückgedrängt. In der Steiermark kommt und Verschilfung der Standorte, zu intensive der Lebensraumtyp, der von der Schneid- Beweidung, Aufforstung, Bautätigkeit aber binse geprägt wird, nur an drei bekannten auch Besammlung. Standorten vor.

Naturschutzbund Ennstal-Ausseerland | 27 Ennstal - Rosswiesen

Wachtelkönigbrutplatz und Braunkehlchenrevier – die Rosswiesen bei Fischern

Rosswiesen punkten ausgearbeitet und umgesetzt. Durch eine von der Bezirksstelle geförderte Gemeinde: , GStNr: 306, 307, Masterarbeit, wissen wir auch, dass die Ross- 303 wiesen neben ihrer tragenden Rolle als lang- jähriger Brutplatz des Wachtelkönigs auch die Die 4,6 ha großen Grundstücke in den Ross- wichtigsten Braunkehlchenvorkommen des wiesen liegen im Europaschutzgebiet „Wör- Ennstales beherbergen. Um seiner Jagd nach schacher Moor“, dem eigentlichen Moor im Insekten vom Ansitz aus entgegenzukommen, Südosten vorgelagert. Sie haben als Wiesen- wurden am Rand der Flächen geeignete An- komplex besondere Bedeutung für den Wach- sitzwarten errichtet. telkönig, der hier sein einziges regelmäßiges Die Grundstücke stellen einen Biotopkomplex Vorkommen im Ennstal hat. Die hochstauden- aus randlichen, kleineren Anteilen an feuchten reichen Pfeifengraswiesen sind ein ideales Wirtschaftswiesen, im Zentrum überwiegen Habitat für den europaweit geschützten Vo- Streuwiesen von Großseggen und hochstau- gel. Um dem stark gefährdeten Bodenbrüter denreichen Pfeifengrasbeständen geprägt. einen besonderen Schutz zu gewähren, wurde ein detaillierter Bewirtschaftungsplan mit Bra- Da extensive Wiesen mit größeren Vernäs- chestreifen und unterschiedlichen Mähzeit- sungsflächen immer schwerer zu finden sind,

28 | Naturschutzbund Ennstal-Ausseerland Rosswiesen - Ennstal

Braunkehlchen Stieglitz Waldwasserläufer

stellen die Rosswiesen einen ganz wichtigen Management: Die Rosswiesen werden Rastplatz im Ennstal dar. Mit Glück kann die überwiegend einmalig spät im Jahr gemäht, Wiesenweihe in ihrem schaukelnden Flug ge- zusätzlich wurden etliche Brachstreifen defi- sichtet werden, auch Wiedehopf und Schwarz- niert, die nur alle zwei Jahre gemäht werden. storch statten den Rosswiesen Besuche ab. Die späte Mahd begünstigt nicht nur die Ent- wicklung der Streuwiesenvegetation, sondern Aus botanischer Sicht sind Vorkommen von erlaubt auch eine ungestörte Brut des Wach- Sibirien-Schwertlilie (Iris sibirica), Stern-Nar- telkönigs bzw. das sichere Heranwachsen der zisse (Narcissus radiiflorus), Färber-Scharte Jungvögel. Die Brachstreifen bieten Insekten (Serratula tinctoria), Glanz-Wiesenraute Rückzugs- und Überwinterungsmöglichkeiten (Thalictrum lucidum) und Groß-Wiesenknopf und dem Braunkehlchen ein Strukturangebot. (Sanguisorba officinalis) erwähnenswert. Auf den Grundstücken befinden sich mehre- Ab 2018 wird durch ein neues Projekt die An- re traditionelle Heustadel, die nicht mehr als lage von Brachstreifen und auf Intensivwiesen solche genutzt und daher teilweise als Beob- oder Ackerflächen die Einsaat von Blühstrei- achtungsstände eingerichtet wurden. fen zur Vernetzung und Strukturierung der Landschaft gefördert.

Naturschutzbund Ennstal-Ausseerland | 29 Ennstal - Rosswiesen

Wachtelkönig – Crex crex Insekten oder Würmern laufend durchdringen kann. Diese Ansprüche werden in Streuwiesen Der Wachtelkönig weiß nichts von den Emo- bestmöglich erfüllt. tionen, Bedrohungen und leider auch Be- schimpfungen, die ihm zu Teil werden. Er Etwa ab Mitte Mai kehren die ersten Männ- hat Berühmtheit erlangt als Verhinderer von chen aus Afrika ins Ennstal zurück. Sie begin- Straßenprojekten und steht als Leitart für nen sofort charakteristisch und nächtelang zu den Erfolg von Naturschutzmaßnahmen im rufen, um Weibchen anzulocken und ihr Revier Ennstal. Dabei will der Vogel nichts anderes zu besetzen. Die Weibchen legen zweimal pro als nach der langen Reise aus den Überwinte- Jahr 8-12 Eier; das ist die höchste von einem rungsgebieten im östlichen Afrika in Ruhe sei- Vogel bekannte Jahresleistung. Die nahrungs- ne Jungen aufzuziehen und dafür genügend reichen Lebensräume ermöglichen es den Kü- Nahrung zu finden. ken bereits wenige Tage nach dem Schlüpfen, sich selbst zu ernähren. Die Mutter verlässt die Der Wachtelkönig besiedelt nährstoffreiche Jungen schon ca. 14 Tage nach dem Schlüp- Wiesen, wenn sie eine dichte Oberschicht fen und betreut ein weiteres Gelege. aufweisen und zugleich am Boden lückig genug sind, dass er sie auf der Suche nach Als spezialisierte Laufvögel entwickelt der

30 | Naturschutzbund Ennstal-Ausseerland Rosswiesen - Ennstal

Bekassine Graureiher Kranich

Wachtelkönig seine Flugfähigkeit erst mit ca. Dickicht der Wiesen nicht weit sehen kann, 35 Tagen, das ist im Ennstal nicht vor Ende muss er Weibchen akustisch anlocken. Über- Juli. Zu diesem Zeitpunkt sind im Ennstal steigt die Lärmbelastung 45 Dezibel, wird die meisten Wiesen jedoch längst gemäht. daher auch die schönste Extensivwiese nicht Mähwerke und Traktoren wurden immer brei- mehr besiedelt. ter und schneller, so dass den Vögeln auch ihre flinken Langbeine nicht mehr helfen. Jedes Frühjahr und im Herbst legen ver- schiedene Zugvögel hier eine Pause ein. Vor ihrem katastrophalen Rückgang war Gefährdete Watvogelarten, wie Gold- und die Art in ganz Österreich verbreitet. Heute Flussregenpfeifer, Großer Brachvogel oder beherbergt der Talboden des Ennstals das Flussuferläufer, finden hier Ruhe und Ver- größte und letzte alljährlich besetzte Brutvor- nässungen zur Nahrungssuche. Nachdem kommen im österreichischen Alpenraum, solche langfristigen Vernässungen immer allerdings gerade noch 2- 8 Reviere. schwerer zu finden sind, sind die Rosswiesen Anlaufpunkt Nummer eins! Mit Glück kann die Gefahr droht aber nicht nur vom landwirt- Wiesenweihe in ihrem schaukelnden Flug ge- schaftlichen Strukturwandel: der Wachtel- sichtet werden, auch Wiedehopf und Schwarz- könig schätzt keinen Straßenlärm. Da er im storch statten den Rosswiesen Besuche ab.

Naturschutzbund Ennstal-Ausseerland | 31 Trieben - Feuchtgebiet Koiner

Von den Feuchtgebieten in Trieben bis zu den Mooren im Sölktal – weitere Grundstücke im Bezirk Liezen

Feuchtgebiet Koiner und im Frühling voller Frühlingsknoten­ blumen. Zwischen Röhricht und Bahndamm Gemeinde: Trieben, GStNr: 106/7 befindet sich eine magere, niedrigwüchsige Feucht­wiese. Hier gedeihen viele Orchideen, Der Naturschutzbund Steiermark konnte 1993 besonders häufig ist die Sumpf-Stendelwurz, einen ca. 1,5 ha großen Lebensraum des mit ungefähr 2000 Exemplaren. Sumpf-Greiskrautes vor der Zerstörung retten. Das Grundstück stellt eine Geländemulde Im Zuge des Ausbaus der Schoberpaß­strecke am Nordrand des Paltentales dar, die von der der ÖBB wäre diese Fläche als Material­ ÖBB Bahnstrecke und von einem Radweg deponie aufgefüllt worden. Das Grundstück begrenzt wird. In die Feuchtfläche fließt der stellt eine artenreiche Feuchtfläche mit Moarbichlbach ein, der in der Feuchtfläche Auwald­resten dar. Besonders wertvoll ist der versickert. dichte Bestand an Sumpf-Greiskraut, welches in der Steiermark nur im Enns- und Paltental Management: Die Feuchtwiese wird einmal vorkommt. Anfang August, wenn das bis zu jährlich mit dem Motormäher als Streuwiese 2 m hohe Sumpf-Greiskraut blüht, leuchtet es gemäht. Vor kurzem wurden im Randbereich weithin sichtbar in intensivem Gelb. Die Ufer- des Schilfbestandes Amphibientümpel ange- gehölze der Fläche sind mit Erlen bestockt legt.

32 | Naturschutzbund Ennstal-Ausseerland Feuchtgebiet Koiner - Trieben

Die Sumpf-Stendelwurz – Epipactis palustris

Das Sumpf-Greiskraut Der Artname dieser Orchidee leitet sich - Senecio paludosus aus dem Lateinischen palus ab und bedeu- tet Sumpf. Dementsprechend beschränkt Das Sumpf-Greiskraut ist eine in Österreich sich das Vorkommen auf wechsel- oder gefährdete und in der Steiermark sogar sickernassen kalkreichen Boden, bevorzugt stark gefährdete Pflanze feuchter bis nasser in Flach- und Quellmooren, Sumpf- und Standorte. Es erträgt zeitweise Überflutun- Feuchtwiesen. Die Sumpf-Stendelwurz gen und besiedelt daher Erlen-Bruchwälder bildet ein Rhizom mit langen Nebenwurzeln und Verlandungszonen. Entwässerungen und Ausläufern mit neuen Pflanzen, so kön- von Wiesen hingegen führen zu drasti- nen manchmal eine Vielzahl von Individuen schem Rückgang. Eine Mahd spät im Jahr auf einem Standort beobachtet werden. verträgt es gut und durch die vegetative Ihre Bestäuber sind vorwiegend Bienen, Vermehrung über die kriechende Wurzel aber auch Wespen und Käfer. Alle Orchide- entstehen ganze Gruppen der Pflanze. Das en sind in Österreich streng geschützt und Sumpf-Greiskraut ist giftig. stark gefährdet.

Sumpf-Stendelwurz Libelle Ringelnatter Naturschutzbund Ennstal-Ausseerland | 33 Sölktal - Sagschneidermoor

Sagschneidermoor im Kleinsölktal moor anzeigen. Eine vom Rand her niederge- brochene, nahezu waagrecht liegende, aber Gemeinde: Sölk, GstNr. 1396 noch lebende Hänge-Birke (Betula pendula) gibt diesem Biotop ein besonders märchen- Dieses einen halben Hektar große Grundstück haftes Flair. liegt mitten in einem Waldgebiet und bildet dort eine artenreiche Blüteninsel. Da es sich Ein kleiner Ausschnitt der vorkommenden um eine durchströmte Fläche handelt, hat Arten: Schnabel-Segge (Carex rostrata), sich hier ein kleines Flachmoor ausgebildet. Hirse-Segge (Carex panicea), Igel-Segge Die Vegetation besteht aus einem Mosaik aus (Carex echinata), Seegras-Segge (Carex bri- verschiedenen Sauergräsern und Seggenar- zoides) und Kräutern der mageren bis mäßig ten. Insgesamt wurden über 60 Pflanzenarten nährstoffreichen Feuchtwiesen: Bach-Aschen- nachgewiesen. Im Zentrum kommen auch kraut (Tephroseris crispa), Sumpf-Veilchen kleinflächig Torf- moose (Sphagnum spp.) vor, die ein Ent- wicklungspotential in Richtung Hoch-

34 | Naturschutzbund Ennstal-Ausseerland Schwalbenschwanz Sternsegge Perlmuttfalter Sagschneidermoor - Sölktal

Der Baumweißling (Viola palustris), Bach-Kratzdistel (Cirsium – Aporia crataegi rivulare), Sumpf-Labkraut (Galium uliginosum), Sumpf-Schachtelhalm (Equisetum palustre), Im Mai kann man den hübschen Baumweiß- Sumpfdotterblume (Caltha palustris) und Blut- ling im Sagschneidermoor noch häufig be- wurz (Potentilla erecta). obachten. Er bevorzugt rot-violette Blüten wie die Kuckuckslichtnelke oder die Sumpf- Im Sommer wimmelt es auf der Fläche von kratzdistel. Im Juni schlüpfen die Falter und Schmetterlingen und Insekten: besonders sind dann bis Anfang Juli als Binnenwande- häufig sind die folgenden Arten: Baumweiß- rer unterwegs um Weibchen zu finden. ling, C-Falter, Kaisermantel, Perlmuttfalter, Schönbär, Moorenfalter und Dickkopffalter. War der Baumweißling vor 100 Jahren so- gar ein Schädling der Obstkulturen, so ist er heute als gefährdet einzustufen. Die Raupen überwintern an Gebüschen und artenrei- Management: Das Sagschneidermoor wird chen Hecken und bevorzugen Weißdorn, regelmäßig händisch entbuscht und die auf- Schlehe oder andere Rosengewächse als kommenden Gehölze entfernt. Das Schwend- Nahrungspflanzen. material wird händisch abtransportiert.

Naturschutzbund Ennstal-Ausseerland | 35 Ennstal - Gamperlacke

Sternnarzisse Fingerwurz Sumpfdotterblume

Gamperlacke Nutzung mit Düngung, bevor die Fläche durch den Naturschutzbund angekauft wer- Gemeinde: Liezen, GStNr: 309, 307 den konnte. Das Biotop wird im Süden von Wald bzw. zu den Nachbarwiesen hin von Der 3 ha große Flachmoorkomplex liegt im Hecken mit Pioniergehölzen gesäumt und ist Europaschutzgebiet „Gamperlacke“ am nord- damit reich strukturiert. westlichen Rand des Ennstalbodenmoores. Die Fläche ist durch eine ehemalige Enns- Die Vegetation ist sehr artenreich, mit beson- schlinge immer noch durch hohen Grundwas- ders vielen Orchideen: Pfeifengras (Molinia serstand und Torfboden geprägt. caerulea), Breitblatt-Wollgras (Eriophorum latifolium), Igel-Segge (Carex echinata). Zu den Die Vegetation ist überwiegend den Orchideenarten zählen: Breitblatt-Fingerwurz Kalk-Flachmooren zuzurechnen, daneben (Dactylorhiza majalis), Lappland-Fingerwurz kommen eingestreut auch Fragmente von (Dactyloriza lapponica) und Sumpf-Stendel- Pfeifengraswiesen bzw. insbesondere nach wurz (Epipactis palustris). Daneben kommen Westen hin auch feuchter Fettwiesen vor, was auch Besonderheiten wie das Sumpf-Veilchen auf einen erhöhten Nährstoffgehalt im Boden (Viola palustris), das Sumpf-Läusekraut (Pe- hinweist. Dies ist Resultat einer intensiveren dicularis palustris). Im Frühjahr leuchten die

36 | Naturschutzbund Ennstal-Ausseerland Gamperlacke - Ennstal

Stern-Narzissen (Narcissus radiiflorus) etwas Hochmoor andeuten – die entspricht den na- später gefolgt von der Sibirien-Schwertlilie türlichen Standortsverhältnissen. (Iris sibirica). Seit der Naturschutzbund die Fläche extensiv Der Grundwasserspiegel des Biotops liegt bewirtschaftet, steigt die Artenvielfalt auf der sehr hoch, sodass besonders nach stärkeren Fläche deutlich an. Regenfällen an der Oberfläche Wasser steht. In solchen Bereichen, aber auch Fahrspuren, kommen Flammen-Hahnenfuß (Ranunculus flammula), Sumpf-Dotterblume (Caltha palus- tris) und Gewöhnlich-Helmkraut (Scultellaria galericulata) als Nässezeiger vor. Management: Die Fläche wird zur Pflege einmal jährlich im Spätsommer gemäht. Mit- Die Blütenpflanzenvegetation ist insgesamt telfristiges Entwicklungsziel ist die Erhaltung sehr locker, sodass sich ein dichter Moostep- als Flachmoor mittels Nährstoffentzug durch pich entwickeln konnte. Stellenweise kommen Mahd, sehr langfristig wäre die Entwicklung auch Torfmoose in linsenförmigen Beständen zum Hochmoor denkbar, wobei dann die vor, die bereits die Entwicklung in Richtung Bewirtschaftung weiter extensiviert wird.

Naturschutzbund Ennstal-Ausseerland | 37 Thema 1 2 3

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Naturschutzflächen Ausseerland Naturschutzflächen Ennstal 1 Kainischmoor-Ost 4 Niederstuttern Pichlmoor 5 Trautenfels 2 Pfandlbrunn 6 Wörschacher Moor 3 Salzamündung Rosswiesen 38 | Naturschutzbund Ennstal-Ausseerland Thema

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Quelle: GIS-Steiermark

Naturschutzflächen Ennstal 7 Trieben Feuchtgebiet Koiner

8 Sölktal Sagschneidermoor

9 Ennstal Gamperlacke

Naturschutzbund Ennstal-Ausseerland | 39 Interesse?

Für Fragen oder bei Interesse an der Mitgestaltung oder Mitar- beit bei der Bezirksstelle des Naturschutzbundes kontaktieren Sie uns unter: [email protected]

Naturführungen

Auf den Trautenfelser Naturschutzflächen führen wir regel­ mäßig naturkundliche Veranstaltungen durch: Schulexkursio- nen, ornithologisches Frühstück oder Gruppenführungen. Zur Zeit der Irisblüte Ende Mai sind die Wiesen besonders pracht- voll und einmalig, das nehmen wir zum Anlass gemeinsam mit der HBLFA Raumberg-Gumpenstein einen Iristag für Schüler und seit 2017 auch ein Wiesenfrühstück durchzuführen.

Bei Interesse an Naturführungen wenden Sie sich bitte an: [email protected]