magazin zu umgestaltung und neuorganisation der wiener mariahilfer strasse

wir stehen am Beginn 05 einer neuentwicklung Interview Maria Vassilakou 27 Vorrang für fußgängerinnen und fußgänger Der politische Entschluss

leitbild zur neuen 42 mariahilfer straße 2 mariahilfer//strassen//MAGAzIn

mariahilfer strasse neu Einleitung 03

wir stehen am Beginn einer neuentwicklung Interview Maria Vassilakou 05

statements der BezirksVorsteher Thomas Blimlinger, Markus Rumelhart 08

der wandel einer strasse 13 Ein historischer Rückblick

weniger autos in der stadt 20 Ein internationaler Trend

24 dialog als PrinziP

ein Begegnungsraum für alle 38 Interview Günther Meier, Interview Christian Pichler

leitBild 42 zur neuen Mariahilfer Straße

48 VerkehrskonzePt

ProBePhase Reportage 54

eine stadt nach menschlichem mass Interview Harald Frey 60

64 gestaltungskonzePt

ein sPaziergang Reportage 82

86 BauPhasen und fertigstellung

Bahö auf der mahü Reportage 88

medienmeldungen 94 mariahilfer//strassen//MAGAzIn 3

einleitung

Mariahilfer � strasse � der weg zu umgestaltung und neuorganisation neu � die neue fußgängerzone im herzen wiens ist ein internationales Vorzeigeprojekt. die umgestaltung hat die gemüter bewegt und für viele diskussionen gesorgt. die vorliegende Publikation spannt einen breiten Bogen: sie bietet einen überblick über die historische entwicklung der einkaufsstraße, den Beginn des umgestaltungs­ prozesses, die medialen und öffentlichen diskussionen, den Prozess der Bürgerinnen­ beteiligung, die gestalterische Planung, die Bauarbeiten bis zur eröffnung. dabei kommen sowohl die verantwortlichen Politikerinnen und Politiker und Projektverantwortlichen zu wort als auch anrainerinnen und anrainer sowie unternehmen. es wird dargelegt, wie ein derartiger Prozess angelegt ist und funktionieren kann. eine richtschnur für weitere Projekte, die zu einem besseren miteinander aller Verkehrsteilnehmerinnen und Verkehrsteilnehmer führen und zu einer lebenswerten stadt für alle. wir wünschen viele neue einsichten und eine spannende lektüre!

die redaktion 4 mariahilfer//strassen//MAGAzIn

Viele menschen wollen ins freie, miteinander ins gesPräch kommen, einander Begegnen, sitzen und BeoBachten. mariahilfer//strassen//MAGAzIn 5 Wir � stehen am Beginn einer neuentwicklung

interView maria Vassilakou

Die Mariahilfer Straße in eine Fuß- sind Orte mit Lebensqualität, mit spielsweise Urban Gardening oder gängerzone umzuwandeln, ist eine Idee, offenen Plätzen und begrünten andere Initiativen Platz finden. Die die bereits seit vielen Jahren gewälzt Flächen, wo man die eigene Stadt Brunnengasse und der Yppenplatz wurde. Welche Entwicklungen haben genießen kann. in Wien- sind schöne dazu geführt, dass Sie dieses Projekt nun Beispiele dafür, wie solche Grätzl tatsächlich umgesetzt haben? Was sind Ihre weiteren Vorstellungen? aussehen und von Verkehrsberuhi­ Sind noch mehr solche Projekte geplant gung profitieren können. Ein völlig Vassilakou: Ein wesentlicher Grund wie die neue Mariahilfer Straße? anders gelagertes Beispiel ist das ist, dass Wien wächst. Bis 2030 Zentrum Kagran, wo sich die Men­ werden in Wien zwei Millionen Mein Ziel ist, dass jeder Bezirk so ein schen in einem Einkaufszentrum Menschen leben. Wir brauchen verkehrsberuhigtes Zentrum hat, aufhalten, weil es sonst keinen mehr verkehrsberuhigte Bereiche, wie nun die Mariahilfer Straße zu attraktiven Platz gibt. Viele Men­ mehr Raum und Platz vor allem für einem zentralen Ort für die dicht schen wollen aber ins Freie, sie wol­ die Bewohnerinnen und Bewohner verbauten Bezirke und Ma­ len dort miteinander ins Gespräch der Innenstadt, wenn wir die hohe riahilf geworden ist. Manche Bezirke kommen, einander begegnen, sitzen Lebensqualität erhalten wollen. haben ein historisch gewachsenes und andere einfach beobachten. Auch ist die Luftqualität in Wien, so Zentrum, aber nicht alle. Begeg­ Das zeigt auch der Trend zu mehr wie in vielen anderen Millionenstäd­ nungszonen, Fußgängerzonen, Schanigärten. Auch im Winter, ten, leider nicht optimal; Feinstaub Verkehrberuhigung, Neugestaltung wenn das Wetter passt, wünschen und Ozon sind ein Problem und zu von Plätzen, breite Gehsteige, sich immer mehr Menschen, dass einem großen Teil verkehrsbedingt. saisonale Freigaben von Straßen sie im Freien sitzen können. Darauf Es gilt, die Stadt für alle zu öffnen für Fußgängerinnen und Fußgänger müssen wir reagieren. Ich setze mich und den öffentlichen Raum gerecht – es gibt viele Möglichkeiten, Platz dafür ein, dass wir Mehrheiten für aufzuteilen. Es geht mir um die zu gewinnen. Vorstellbar ist auch, Projekte finden, die unser Leben im Rückeroberung von öffentlichem dass es mehrere verkehrsberuhigte Alltag konkret verbessern. Es sollen Raum. Die Städte von morgen Bereiche pro Bezirk gibt, wo bei­ mehr Freiräume in Wien entstehen, 6 mariahilfer//strassen//MAGAzIn

es gibt große Flächen, Viele gefallen mir sehr die anders genutzt gut. Die Beruhigung werden können. der Londoner City bei­ spielsweise oder wie Was bedeutet die neue Barcelona vorgeht und Mariahilfer Straße für Sie, nicht bei den Ramblas auch als Politikerin? stehen geblieben ist oder wie Paris das Überwiegend ist es Seine-Ufer umge- Freude, wenn ich staltet hat. Das sind auf der Mariahilfer Vorbilder auch für die Straße unterwegs bin, neue Mariahilfer Stra­ wenn ich sehe, wie ße. Ich war während gut sie angenommen der gesamten Umge­ wird, weil das Projekt staltungsphase immer einfach gelungen ist. wieder in Kontakt mit Die neue Mariahilfer meinen Amtskollegin- Straße ist nicht nur nen und Amtskollegen schön, sondern auch in anderen europä­ eine 1,6 Kilometer ischen Städten und lange Piazza, an der habe eines festgestellt: viele Menschen eine Überall sind derartige Freude haben, wo sie Projekte von viel flanieren, die Stadt wir Brauchen mehr Verkehrs- Diskussion und Aufre­ genießen und ihre Kin- gung begleitet. der einfach frei laufen Beruhigte Bereiche, mehr raum lassen können. und Platz Vor allem für die In unserer heutigen Welt, in der man Es ist ein Ort der Be- Bewohnerinnen und Bewohner der in sozialen Medien gegnung, der Erholung innenstadt, wenn wir die hohe sofort den eigenen und wo man hinaus- leBensqualität erhalten wollen. Unmut oder die eigene gehen kann und das Begeisterung kundtun Leben im Freien genie­ kann und auf viele an­ ßen kann. Das ist für dere Menschen trifft, mich auch als Mensch die darauf reagieren, bedeutsam. Das Lebensgefühl auf die Umgestaltung anzuschauen. tut sich eine breite Beteiligung und dieser Straße hat mich überzeugt, Wir stehen mit diesem Projekt am Aufregung auf, die es so vor 15 Jah­ dass es jeden einzelnen Streit und Beginn einer neuen Entwicklung. ren noch nicht gegeben hat. jede einzelne Auseinandersetzung Davon bin ich überzeugt. wert war. Ich bekomme noch immer Warum ist Ihnen die Bevölkerungsbeteili- viele Rückmeldungen, viele sehr Während der öffentlichen Debatte gung bei solchen Projekten wichtig? positive. Und einige, die immer der wurde das Projekt öfters als unnötig Meinung waren, die Umgestaltung oder unangemessen dargestellt. Doch der Eine breite Beteiligung der Bürge- hätte es nicht gebraucht, sagen nun, internationale Trend geht in Richtung rinnen und Bürger ist für die Umset­ „aber schön ist sie schon.“ Durch die Fußgängerzonen und Verkehrsberu- zung eines solchen Projekts mitten in intensive Debatte ist die Mariahil­ higung. Welche Projekte in anderen der Stadt von zentraler Bedeutung. fer Straße sehr bekannt geworden Städten gefallen Ihnen besonders gut? Deshalb gab es von Anfang an und jetzt pilgern alle hin, um sich viele Möglichkeiten, sich einzubrin­ mariahilfer//strassen//MAGAzIn 7

gen: Bei Workshops, via Internet, Könnte ich die Zeit zurückdrehen, sowohl den Bus, Autos als auch im Dialogbüro, im Info-Container würde ich vorher einen kleinen Teil die Radfahrerinnen und Radfahrer direkt auf der Mariahilfer Straße der Straße umbauen, damit alle berücksichtigt. Wir wollten so wenig und bei anderen Veranstaltungen. sehen können, wie das einmal wer­ Menschen wie möglich ausschlie­ Und schließlich bei der abschlie­ den soll. Und wir sind nicht auf die ßen. Die Fußgängerinnen und ßenden BürgerInnen-Umfrage. Idee gekommen, zusätzlich zu den Fußgänger haben sofort begonnen, Man muss aber unterscheiden: Online-Befragungen auch an alle die Fahrbahn für sich zu nutzen, so­ Bürgerinnen und Bürger sollen sich Haushalte Fragebögen auszusen­ bald die Pflasterung abgeschlossen insofern einbringen, indem sie ihre den. Denn bei den Befragungen war. Die Gestaltung vermittelt, dass Mobilitätsbedürfnisse formulieren, ihre Wünsche zur Gestaltung zum Ausdruck bringen. Dass Radfahren in der Fußgängerzone erlaubt bleibt, ist übrigens ein Ergebnis dieses Bürgerinnen und Bürger Prozesses. Für uns war es nicht über­ raschend, dass sich eine Mehrheit sollen sich einBringen, indem sie bei der BürgerInnen-Umfrage dafür ihre interessen formulieren, ausgesprochen hat. Sehr oft wurde ihre wünsche zur gestaltung auch der Wunsch nach konsumfrei­ en Sitzmöglichkeiten geäußert. zum ausdruck Bringen.

Diese Bedürfnisse und Wünsche müssen eingeholt werden, doch dann sollten Expertinnen und Experten eine Lösung finden und Entscheidungen treffen. Politik und haben sich Bürgerinnen und Bürger Autofahrerinnen und Autofahrer Verwaltung müssen hier noch viel beteiligt, die von sich aus interessiert vorsichtiger, rücksichtsvoller fahren. lernen, aber auch die Gesellschaft. und aktiv waren. Durch einen Fra­ Eine asphaltierte Straße hingegen Es ist eine Illusion, dass die Bedürf­ gebogen an alle Haushalte hätten führt dazu, dass sie schneller fahren. nisse und Wünsche aller umgesetzt wir noch andere Gruppen erreicht. Im Großen und Ganzen funktioniert werden können. Einen Konsens kann Dann hätten wir von Anfang an ein das Miteinander auf der Mariahilfer es in allen Fragen auch nicht geben. repräsentativeres Ergebnis gehabt. Straße ganz gut, aber eines wird Es müssen daher Mehrheitsentschei­ Das sind Lernprozesse für uns alle, dort leider auch offensichtlich: Es ist dungen getroffen werden und dann aber das ist auch eine Erfahrung offenbar nicht selbstverständlich, bestmöglich umgesetzt werden. für jene, die nach mir kommen und dass jede und jeder weiß, wie man Die Annahme, wenn ich allen die ähnliche Projekte umsetzen wollen. sich bei einer roten Ampel, einem Möglichkeit gebe, mitzureden, Zebrastreifen zu verhalten hat, wird es am Ende gut, ist ein Fehler. Durch die besondere Gestaltung der oder was Schritttempo bedeutet. Bevölkerungsbeteilung schafft eine Fußgänger- und Begegnungszone sollte Deshalb werden wir weiterhin vor Akzeptanz für eine Änderung und jeder Verkehrsteilnehmerin und jedem Ort informieren und die Entwicklung verhindert auch, dass es im Nach­ Verkehrsteilnehmer klar sein, wie er sich genau prüfen. hinein böse Überraschungen gibt. zu verhalten hat. Hat sich die Stimmung auch anhand der Rückmeldungen, die Vielen Dank für das Gespräch! � Was würden Sie bei nächsten Projekten Sie bekommen, normalisiert? verbessern? Wir haben bewusst die neue Mari­ Wir sind die Testphase eingegan­ ahilfer Straße nicht so gestaltet wie gen, ohne bauliche Veränderung. etwa die Kärntner Straße. Sondern 8 mariahilfer//strassen//MAGAzIn

Markus Rumelhart Bezirksvorsteher, 6. Bezirk

Mariahilf wächst, wird in den nächsten Jahren um tausende Bewohnerinnen und Bewohner reicher und vielfältiger. Mehr Menschen werden auf engem Raum mit unterschiedlichen Bedürfnis­ sen leben. Der Bezirk stellt sich diesen Herausforderungen. Wir werden die Le­ Unsere Vision nimmt Gestalt an. Und bensqualität auf höchstem Niveau nicht uns gefällt der neue Boulevard. Kaum nur halten, sondern weiter steigern. wurden die neuen Sitzbänke aufge­ stellt, sind sie auch schon in Beschlag Um Zufriedenheit bei den Bewohner­ genommen worden. Kaum noch innen und Bewohnern zu erreichen, Autolärm, Sitzmöbel zum Ausruhen, müssen dafür viele Parameter be­ zusätzliche Beleuchtung und gratis rücksichtigt werden. Ein intelligentes WLAN. Das alles macht Lust auf die Verkehrskonzept gehört ebenfalls dazu. Mariahilfer Straße. Sie hat sich von Der Durchzug des Individualverkehrs ist einer guten zu einer fantastischen Ein­ im dicht besiedelten Gebiet einzudäm­ kaufsstraße verwandelt. men, hingegen sollen Wohn-, Betriebs- Der Erfolg muss nun in den Sechsten und Arbeitsstätten erreichbar bleiben. strahlen. Wir wollen die positive Ent­ Die neue Mariahilfer Straße macht wicklung zum Leben und Arbeiten in einen großen Schritt in die richtige den Bezirk hineinbringen. Richtung. mariahilfer//strassen//MAGAzIn 9

Durch die Einrichtung der Fußgänger­ nachvollziehbar: Es wurde von gewissen zone konnte eine großräumige Freiflä­ Interessengruppen ein Bild von einem che entstehen. Die damit einhergehende Zusammenbruch der Wirtschaft rund Minimierung des Verkehrsaufkommens um die Mariahilfer Straße gemalt. hat einen massiven Vorteil für Anrai­ Dabei passiert bei autofreien Zonen be­ nerinnen und Anrainer, da es jetzt zu kanntlich das Gegenteil: Die Wirtschaft weniger Lärm und Schadstoffbelastung profitiert. kommt. Selbstverständlich gab es an der Umsetzung auch Kritik. Gegen kon­ Dieser Interessenkonflikt hat sich auch struktive Kritik ist nichts einzuwenden, auf die Umsetzung ausgewirkt, deren sie trägt zu einem positiven Resultat schwierigster Aspekt die Vermeidung bei. Dieses umfangreiche Projekt, das der Verkehrsverdrängung von der für viele Neuland dargestellt hat, wurde Mariahilfer Straße in die Bezirke war. unter der Einbeziehung vieler Interes­ Im Großen und Ganzen ist es jedoch sengruppen realisiert: Stadtverwaltung, gelungen, dies zu vermeiden. Schwierig Magistratsabteilungen, Wirtschaft etc. hat sich auch die Lösungsfindung für Hier mussten Kompromisse gefunden die Aufrechterhaltung der Verbindung werden, was auch zulasten verschiede­ zwischen Neubau und gestal­ ner Interessen gegangen ist. tet. Die schwierigste Phase jedoch, da für alle Beteiligten von einer Unsicher­ Teilweise war geäußerte Kritik nach­ heit geprägt, war der Zeitraum vor der vollziehbar, was z.B. die Frage der Befragung. Von ihr hing die tatsächli­ Gestaltung betrifft. Über Geschmack che Umsetzung ab, obwohl schon viel lässt sich ja bekanntlich nicht streiten. Vorarbeit und Energie in das Projekt Teilweise war Kritik aber auch nicht investiert worden war.

Thomas Blimlinger Bezirksvorsteher, 7. Bezirk 10 mariahilfer//strassen//MAGAzIn mariahilfer//strassen//MAGAzIn 11

Diese Grafik ist aus „Best of Böse“, Falter Dezember 2013 12 mariahilfer//strassen//MAGAzIn

1908

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ein historischer rückBlick

der andelW � Wandel � einer strasse

Eine Wegverbindung im Bereich genutzt wurde, erhielt sie Mitte de hier auf die übliche Oberlei- der heutigen Mariahilfer Straße des 19. Jahrhunderts als erste tung umgestellt. existierte schon in der Eisenzeit, Vorstadt-Straße eine öffentliche also rund 800 v. Chr. Die Rö- Gasbeleuchtung. Die „Pferde- Seit den 50er-Jahren dominier- mer bauten den Weg zu einer elf tram” war 1869 das erste Schie- te zunehmend das Auto diesen Meter breiten Straße aus, die in nenfahrzeug auf der Maria- Stadtraum und die Fußgänger- der Folge bis in die frühe neu- hilfer Straße. 1897 wurde diese innen und Fußgänger wurden zeit die Verbindung von Wien elektrifiziert. immer mehr an den Rand nach Linz herstellte. Ab dem der Straße verdrängt. Mit der 17. Jahrhundert entstand aus der Errichtung der U-Bahn 1993 ursprünglich landwirtschaftlich nach der veränderte sich der Charakter geprägten Gegend eine Vorstadt, eröffnung der u3 der Mariahilfer Straße wesent- 1663 wurde die Straße zur Post- lich. Die Straßenbahnlinien straße ernannt, und um 1770 konnte die wurden eingestellt und die reichte die Verbauung beidseitig mariahilfer strasse Straßenoberfläche neu gestaltet. bis zur Kaiserstraße. Bereits 1826 an ihre historische Fußgängerinnen und Fußgänger wurde die Straße gepflastert. Ab erhielten mehr Platz, eine fast 1848 setzte entlang der Maria- Bedeutung durchgehende Baumallee konn- hilfer Straße ein Bauboom ein, anknüPfen. te gepflanzt werden. Während die niedrigen Vorstadthäuser der langen Bauphase siedelten wurden durch mehrstöckige Ge- sich zahlreiche Billigläden an, bäude ersetzt, Handelsbetriebe Da Kaiser Franz Joseph wünsch- die den als exklusiv geltenden und später Kaufhäuser prägen te, dass die Straße durch die Ruf der Einkaufsstraße bedroh- seither die Straße. Die Eröff- Oberleitung nicht optisch ten. nach der Eröffnung der nung des Westbahnhofs im Jahre beeinträchtigt werden sollte, U3 und der neugestaltung der 1859 erhöhte die Bedeutung der musste man bei den hier verkeh- Oberfläche konnte die Maria- Mariahilfer Straße zusätzlich. renden Tramwaylinien eine hilfer Straße jedoch wieder störungsanfällige unterirdische an ihre historische Bedeutung Da die Mariahilfer Straße von Stromschiene verwenden, mit anschließen und entwickelte sich Kaiser Franz Joseph I. für den der die Garnituren mit Strom zur wichtigsten Einkaufsstraße Weg zum Schloss Schönbrunn versorgt wurden. Erst 1915 wur- Österreichs. 14 mariahilfer//strassen//MAGAzIn 1900-1950

vor 1900

1905 1935 1951 mariahilfer//strassen//MAGAzIn 15

1908 1954

1950-1970

1957 1959 16 mariahilfer//strassen//MAGAzIn

1980 1980 1992

1971

1970-2000

1985 2015 mariahilfer//strassen//MAGAzIn 17

2013 2014

heute 18 mariahilfer//strassen//MAGAzIn fakten Vor der neuorganisation

Verkehrsmittelwahl auf der strasse

Verkehrssituation vor dem Umbau 63% FuSSgänger/innen argumente für eine anPassung 29% auto funktions- 4% Fahrräder Wandel � 4% motorrad die mariahilfer strasse Quelle: arealConsult, 08/2011 hat sich im Vergangenen jahrzehnt Verkehrsmittelwahl zu einem leBendigen mittelPunkt für die anreise zur strasse der stadt entwickelt.

Täglich kommen zehntausende Die Ansprüche machten eine 40% u-bahn Menschen auf die Mariahilfer neugestaltung des Straßenraums Straße, um Einkäufe zu erledigen auch im Sinne einer gesamt- oder um dort ihre Freizeit zu städtischen Planungsstrategie verbringen. Gleichzeitig wohnen notwendig, um eine positive in den umliegenden Bezirken Entwicklung der Straße sicher- 13,8% FuSSgänger/innen Mariahilf und neubau tausende zustellen. Die Mariahilfer Menschen, die direkt von der Straße muss auch in zukunft Entwicklung der Mariahilfer den vielseitigen Anforderungen 9% zug Straße betroffen sind; ebenso wie als Wohngebiet, Einkaufsstr aße hunderte Geschäftstreibende und und Verkehrsader gerecht ArbeitnehmerInnen, die hier werden können. Es geht um 9% buS ihren Arbeitsplatz haben. Seit innerstädtische Verkehrsbe- dem Jahr 1996 ist die Frequenz ruhigung, Rückeroberung von 8% auto der Passantinnen und Passanten öffentlichem Raum und mehr in der Straße stark angestiegen. Platz zum zufußgehen. Die Die Kapazitätsgrenzen auf den Städte von morgen sind Orte 7% StraSSenbahn Gehsteigen wurden erreicht, mit Lebensqualität, mit öffentli- gleichzeitig beanspruchte der chen Plätzen und Flächen, auf motorisierte Individualverkehr denen jede und jeder die Stadt 3% Fahrräder große Bereiche des Straßen- genießen kann. Die Mariahilfer raums, obwohl der Großteil der Straße ist auch weiterhin ein Besucherinnen und Besucher seit wichtiger Bestandteil des städti- 1% motorrad jeher die öffentlichen Verkehrs- schen Lebens von Wien. Quelle: Wirtschaftskammer, mittel zur Anreise nutzt. PassantInnenbefragung, 2008 mariahilfer//strassen//MAGAzIn 19 ausgangs­ lage 25.000 7Bis 0.000 fussgänger/innen Renate Kaufmann pro tag ehem. Bezirksvorsteherin 6. Bezirk

Bereits 1993 als gewählte Bezirksvor­ polemisierende Geschichten wurden steher-Stellvertreterin in Mariahilf erfunden und veröffentlicht. Das und 2001, als ich Bezirksvorsteherin erschwerte die Vorbereitungen sehr. Bis 6.000 wurde, habe ich eine Fußgängerzone Der Gipfel der Schwierigkeiten war auf der Mariahilfer Straße als mein die Weigerung der Wiener Linien, langfristiges Ziel vorgestellt. Da den 13A durch die Mariahilfer Straße 16.000 sowohl die Stadtverwaltung als auch zu führen. Während die Zustimmung der Bezirk Neubau das Projekt vorerst der Geschäftsleute der Mariahilfer autos ablehnten, waren die Chancen auf Straße von Monat zu Monat wuchs, pro tag Verwirklichung jahrelang sehr gering. blieb die Wirtschaftskammer bis zu­ Mit der Regierungserklärung der letzt bei ihrer ablehnenden Haltung. rot-grünen Wiener Stadtregierung im Heute ist es so, wie bei allen Wiener Herbst 2010 wurde die Fußgän­ Fußgängerzonen: Es gibt mehr und gerzone als gemeinsames Projekt mehr begeisterte Benutzerinnen und vorgestellt. Knapp danach wurden Benutzer des neu gewonnenen Stra­ auch schon die Vorbereitungsarbei­ ßenraums. Wenn erst einmal ein paar ten gestartet. Die anfangs positive, ja Jahre ins Land gezogen sind, kann es fast euphorische Stimmung schwand durchaus sein, dass die erbittertsten wegen der langen Vorbereitungs­ Gegnerinnen und Gegner von einst 1.000 Bis zeit. Gegnerinnen und Gegner aus plötzlich zu den Vätern und Müttern Politik und Wirtschaft nutzten dies, der Idee der erfolgreichen Fußgän­ um gegen das Projekt mobil zu gerzone Mariahilfer Straße mutieren. 3.000 machen. Viele verunsichernde und fahrräder pro tag in der saison 20 mariahilfer//strassen//MAGAzIn

WeniGer � autos � in der stadt

ein internationaler trend

auch in anderen städten werden die innerstädtische Verkehrsberuhigung und die rückeroberung des öffentlichen raums für fußgängerinnen und fußgänger, Bewohnerinnen und Bewohner sowie Besucherinnen und Besucher als notwendigkeit und chance für städtisches leben gesehen.

zahlreiche Städte und Metropo- Straßenzüge in Bewegungs- und Gedanken des Shared Space – len haben in den vergangenen Aufenthaltsräume zum zufuß- einem Straßenraum, der von Jahren bisher vom Auto geprägte gehen und Radfahren. Während allen Verkehrsteilnehmerin- Straßen und Plätze den Men- die Fußgängerzone eine schon nen und Verkehrsteilnehmern schen als Aufenthaltsbereich länger bekannte und vielfach gleichberechtigt genutzt wird. und attraktives Lebensumfeld eingesetzte Verkehrsorgani- Eine Begegnungszone ist eine zurückgegeben. Maßnahme zur Verkehrsberu- higung, die im Gegensatz zur Dazu zählt etwa der Times die Begegnungszone Fußgängerzone alle Fahrzeuge Square in new York, der seit entsPringt dem zulässt und daher auch auf einiger zeit Fugängerinnen gedanken stärker befahrenen Straßen und Fußgängern vorbehalten möglich ist. ist oder die Ufer der Seine in des shared sPace. Paris, die bis vor Kurzem noch Die Idee dahinter ist, den mehrspurige Autostraßen waren. sation ist, werden sogenannte gesamten Straßenraum als Auch Großstädte wie Montreal, Begegnungszonen erst seit Mischverkehrsfläche zur vielfälti- Rom oder Seoul verwandelten einigen Jahren geschaffen. Die gen nutzung zur Verfügung zu bisher vom Auto dominierte Begegnungszone entspringt dem stellen. Im Gegensatz zur mariahilfer//strassen//MAGAzIn 21

new york 22 mariahilfer//strassen//MAGAzIn

london Brighton

Brighton

london st. gallen mariahilfer//strassen//MAGAzIn 23

Begegnungszone in Begegnungszonen ist der fahrzeugVerkehr österreich gestattet, und fussgängerinnen und fussgänger nutzen die gesamte strasse zur fortBewegung.

konventionellen Verkehrsorga- zuerst in Belgien, Dänemark, nisation wird auf Verkehrszei- Deutschland, England und den chen, Signalanlagen und Fahr- niederlanden. Vor allem in Gesetzliche Grundlage bahnmarkierungen soweit wie England, der Schweiz und den Seit 31.März 2014 laut § 76c der möglich verzichtet. Stattdessen niederlanden hat sich diese Art Straßenverkehrsordnung (StVO) wird der Straßenraum selbster- der Verkehrsorganisation lang- rechtlich möglich. Die StVO klärend gestaltet, sodass für die fristig durchgesetzt. Sehr an- definiert eine Begegnungszone als: nutzerinnen und nutzer das schauliche Beispiele dafür sind „eine Straße, deren Fahrbahn für die gemein- Verhalten ablesbar ist. Die da- die new Road in Brighton und same Nutzung durch Fahrzeuge und Fußgänger durch entstehenden Situationen die Exhibition Road in London. bestimmt ist, und die als solche gekennzeichnet ist.“ (§ 2 Abs 1 z 2a StVO) erhöhen die Aufmerksamkeit In der Schweiz ersetzte die Be- und senken die Geschwindigkei- gegnungszone die Wohnstraße. Eine Begegnungszone wird durch ten. Die Kommunikation der Dadurch zeigen die Umsetzun- Hinweiszeichen gekennzeichnet Verkehrsteilnehmerinnen und gen dort eine große Bandbreite - Es handelt sich um eine Ver- Verkehrsteilnehmer wird geför- auf: von der Verordnung in kehrsfläche für den fließenden dert. Hans Monderman, einer ehemaligen Wohnstraßen ohne Verkehr, es gelten die der federführenden Entwickler bauliche Maßnahmen, über allgemeinen Vorrangregeln. des Shared Space-Gedankens, Geschäftsstraßen, zentralplätze, - Die Höchstgeschwindigkeit beträgt in der Regel 20 km/h. Bei aus- sagte dazu: „Der Raum muss den Bahnhofsvorplätze bis hin zu reichender Begründung kann im Leuten sagen, wie sie sich verhal- aufwendigen, künstlerischen Bedarfsfall von der Behörde auch ten sollen.” Gestaltungen, wie dem roten eine Höchstgeschwindigkeit von Platz in St. Gallen. 30 km/h verordnet werden. Die Gestaltung muss allerdings - Parken in der Begegnungszone nicht nur funktionalen, sondern In Österreich besteht rechtlich nur an gekennzeichneten Stellen. auch ästhetischen Anforderungen seit 2014 die Möglichkeit, Be- genügen. ziel von Begegnungs- gegnungszonen zu verordnen. zonen ist es nicht, nur die zahl In Begegnungszonen ist der und Schwere von Verkehrsun- Fahrzeugverkehr gestattet und fällen zu reduzieren und den Fußgängerinnen und Fußgänger Verkehrsfluss zu verbessern, son- können die gesamte Straße zur dern auch die Aufenthaltsquali- Fortbewegung nutzen. zufußge- tät im Straßenraum zu steigern. hende und Radfahrende dürfen weder gefährdet noch behindert Die praktische Umsetzung der werden. Ebenso dürfen Fußgän- Idee des Shared Space erfolgte – gerinnen und Fußgänger den im Rahmen eines Infrastruktur- Auto- und Radverkehr nicht förderprogramms der EU – mutwillig behindern. 24 mariahilfer//strassen//MAGAzIn mariahilfer//strassen//MAGAzIn 25

DIALOG als PrinziP 26 mariahilfer//strassen//MAGAzIn mariahilfer//strassen//MAGAzIn 27

grundlage für die neuorganisation der mariahilfer strasse ist das rot-grüne regierungsüBereinkommen aus dem jahre 2010.

VORRAnG FüR � FUSSGänGERInnEn � UnD FUSSGänGER � der Politische entschluss

„Um den Anteil der Fußgängerinnen und Fußgänger am Modal Split auch weiterhin auf hohem Niveau zu halten, ist eine weitere Attraktivierung des Öffentlichen Raums wichtig. Dazu gehört auch eine komfortable Ausgestaltung von Gehbereichen und Fußgängerzonen, z.B. auch die Neugestaltung „alter“ FuZos wie die Meidlinger Hauptstraße oder die Schaffung neuer wie bspw. abschnittsweise in der Inneren Mariahilfer Straße. Für Letztere wird ein integriertes Verkehrskonzept für den 6. und 7. Bezirk, mit Bezug auf mögliche Verkehrs­ verlagerungen sowie Auswirkungen auf ÖV-Organisation und Wirtschaftsverkehr als Grundlage für weitere Planungsschritte erstellt.“

Quelle: Gemeinsame Wege für Wien. Das rot-grüne Regierungsübereinkommen, November 2010

Umfangreiche und weitreichende Planungsmaß- Dialog mit den Betroffenen der Umgestaltung zu nahmen in einer Stadt können nur mit einer pro- führen. Die Bevölkerung war nicht nur eingeladen, aktiven Öffentlichkeitsarbeit und der Einbeziehung sich umfangreich zum Projekt zu informieren, der betroffenen Bevölkerung erfolgen. Die Stadt sondern war auch aufgefordert, die neue Maria- Wien hat sich daher bei der neuorganisation der hilfer Straße mitzugestalten. Mariahilfer Straße dazu bekannt, einen intensiven 28 mariahilfer//strassen//MAGAzIn mariahilfer//strassen//MAGAzIn 29 der � GesaMtprozess �

è und seine elemente è

online­ Start beFragung entwurF FertigStellung geStaltungSKonzept anrainer- und Mit der anrainerinnen­ Online- Für den Straßenraum Der Umbau beFragung bürger/innen­ Befragung der Mariahilfer Straße umFrage des ersten Abschnitts Die Anrainerinnen und werden entwurF wird ein neues Design wird im November 2014 Anrainer stimmen über grundlegende VerKehrSKonzept erarbeitet. Wünsche Im Zuge der BürgerInnen- abgeschlossen, die Fertigstellung die zukünftige Verkehrsab­ dialogbox Bedürfnisse und Bedürfnisse Umfrage Mariahilfer Straße der gesamten Straße bürger/innen­ wicklung in ihren Gassen und Anre- Das neue Verkehrskonzept aus der vorangegan­ werden 48.642 Fragebögen erfolgt im Sommer 2015. dialog ab. In den beiden Straßen­ Die Dialogbox ist die Anlaufstelle gungen zur baut auf den Anregungen genen Bevölkerungs­ verschickt und 33.122 zügen Schottenfeldgasse/ für Fragen, aber auch Ort des Aus­ Umgestaltung aus der Bevölkerung auf. Es beteiligung werden Fragebögen retourniert. Mehr als 1.200 Personen Webgasse sowie Ziegler- tausches und der Kritik. Über 1.300 der Maria- behandelt die Mariahilfer berücksichtigt. 17.630, also rund bringen ihre Anregungen in gasse/Otto-Bauer-Gasse Personen nutzen die Möglichkeit, hilfer Straße Straße sowie die angren­ 53 Prozent, sprechen sich für den Dialogveranstaltungen wird der Durchzugsverkehr sich in der Dialogbox zu informieren erhoben. zenden Bezirksteile. die Beibehaltung der und beim Online- unterbunden. und Anregungen, Ideen, Vorschläge Verkehrsberuhigung aus. Dialog ein. und Anliegen auszutauschen.

noV. 2010 herBst 2011 frühjahr 2012 feBruar 2013 aPril und mai 2013 august 2013 12.2. Bis 5.4.2014 17.2 Bis 7.3.2014 19.5.2014 sommer 2015

proberaum SpatenStich probephaSe politiScher Ein kurzer Abschnitt der è Im Rahmen eines entSchluSS geStaltungS­ auSStellung round table Fahrbahn wird drei Tage für werKStatt geStaltung und Baustellen- Rot-grünes Regierungs­ den Autoverkehr gesperrt Am 16. August 2013 wird deSign Festes wird der übereinkommen Alle Dialog-Ergebnisse und der gesamte Straßen­ Ideen und Anregungen zur das neue Verkehrskonzept Startschuss für werden mit Expertinnen raum für die Menschen Umgestaltung der Maria­ umgesetzt und auf Funktio­ Die interessierte die Umgestaltung und Experten diskutiert geöffnet. hilfer Straße können direkt nalität geprüft. Der Umbau Öffentlichkeit macht gegeben. und wenn möglich in vor Ort auf einem großen des Straßenraums erfolgt sich anhand von die konkrete Planung Plan bzw. Luftbild einge­ erst nach Evaluierung und Plänen, Visualisie­ aufgenommen. tragen und mit Fachleuten BürgerInnen-Umfrage. rungen und einem diskutiert werden. Modell ein Bild von der zukünftigen Gestaltung der Mariahilfer Straße. Expertinnen und Exper­ ten stehen vor Ort für webSite newSletter Auskünfte zum Projekt Informationen, Neuigkeiten Drei Newsletter zur Verfügung. sowie vertiefende Studien informierten zum Stand der und Ergebnisse zum Projekt Planungen und zur neuen können auf der Website Verkehrsorganisation. www.dialog-mariahilferstrasse.at nachgelesen werden. 30 mariahilfer//strassen//MAGAzIn beteiliGunG �

ziele und Leitbild für die neue und bei dem zur gleichen zeit Mariahilfer Straße wurden im stattfindenden Online-Dia- Dialog mit der Bevölkerung log wurden gemeinsam mit der entwickelt und waren Grundlage interessierten Öffentlichkeit die für die Ausarbeitung des Ver- Grundlagen für die neue Maria- kehrskonzepts und der Gestal- hilfer Straße erfasst. Die Ergeb- tungsplanung. nisse unterstützten die Vision eines lebenswerten städtischen Die in den Beteiligungsprozess Raums und legten die Priori- eingebundenen Bevölkerungs- täten für die neugestaltung der ich sehe die gruppen waren vielfältig: Straße fest: fussgänger­ - wohnbevölkerung der - sicherheit schwächerer zone PositiV. angrenzenden Bezirke Verkehrsteilnehmerinnen - geschäftsleute in der mariahilfer - erreichbarkeit von wohn-, Ein Kritikpunkt ist die Ge­ straße und in direkt angrenzen­ Betriebs- und arbeitsstätten staltung. Sie ist okay, aber den straßen - Vermeidung von Verkehrszu­ nicht prickelnd. Dennoch, - erwerbstätige in der mariahilfer wachs im umliegenden die Mariahilfer Straße ist straße und in direkt angrenzen­ straßensystem nun ein schöner, städtischer den Bereichen - ausbau des öffentlichen Boulevard zum Flanieren - kundinnen und Besucherinnen Verkehrs und zum Verweilen. Es sollte der mariahilfer straße - gestaltung des öffentlichen noch mehr autofreie Zonen in - interessierte öffentlichkeit, straßenraums der Stadt geben. Es schadet unabhängig vom wohn- und - schaffung konsumfreier nicht, mehr zu Fuß zu gehen. arbeitsort zonen Der Ausbau der Öffis muss natürlich auch dementspre­ Die Ansprache bzw. Aktivierung In Round Table-Gesprächen chend Schritt halten. Die der verschiedenen Bevölkerungs- wurden mit Expertinnen und Rangordnung soll so sein: gruppen erforderte Beteiligungs- Experten die Ergebnisse des formate, die unterschiedliche BürgerInnen-Dialogs diskutiert 1. FußgängerInnen, Intensitäten der Beteiligung und für die konkreten Pla- 2. RadfahrerInnen, und der Einbindung zulassen. nungen aufbereitet. Einzelne 3. AutofahrerInnen. Anwohnerinnen und Anwohner Maßnahmen im Rahmen der und Geschäftsleute konnten sich neuen Verkehrsorganisation Friedel Winkler, direkter und intensiver beteiligen, wurden anhand einer Befragung wohnhaft Mariahilfer als Personen, deren Lebensraum abgeklärt. Im Februar 2013 Straße, Architekt nicht oder nur selten die Maria- stimmten die Anrainerinnen hilfer Straße umfasst. über den und Anrainer der Straßenzüge gesamten Planungszeitraum war Schottenfeldgasse / Webgasse eine durchgehende Beteiligung sowie Otto-Bauer-Gasse / sichergestellt. zieglergasse über die künftige Verkehrsabwicklung in ihren Bereits im Herbst 2011 startete Gassen ab. Das Ergebnis war der BürgerInnen-Dialog. In eindeutig: In beiden Straßen- mehreren Veranstaltungen zügen soll der Durchzugsverkehr mariahilfer//strassen//MAGAzIn 31

unterbunden werden. Dieser Die Meinungen dazu gingen zum präSentieren! Wunsch der Anrainerinnen und Teil weit auseinander. Es gab Anrainer wurde im Entwurf des aber auch viel übereinstimmung Das Gestaltungskonzept, das die Verkehrskonzepts berücksichtigt. mit dem Verkehrskonzept. Anregungen der Bevölkerung soweit wie möglich berücksich- Ab 2013 startete die zweite tigt, wurde im Rahmen einer intensive Beteiligungsphase: teSten und beobachten! mehrwöchigen Ausstellung Bürgerinnen und Bürger präsentiert. Die Ausstellung ver- wurden eingeladen, aktiv an Welche Anforderungen an die mittelte einen Eindruck von der der zukünftigen nutzung und Gestaltung ergeben sich durch künftigen Gestaltung der Straße. Funktion der Mariahilfer Straße die neue Verkehrsorganisation mitzuarbeiten. Gestaltungser- in der Mariahilfer Straße? Wie fordernisse wurden gemeinsam muss umgebaut werden, damit abStimmen! erarbeitet und als Grundlage für der Straßenraum funktioniert? die Detailplanung zur Verfügung Um diese Fragen zu klären, wur- Die Umsetzung der neuen gestellt. de ein mehrtägiger Proberaum Mariahilfer Straße wurde ermöglicht. Auf einem kurzen schlussendlich durch eine Der Beteiligungsprozess baut Abschnitt wurde der gesamte verbindliche BürgerInnen- dabei auf folgenden Prinzipien Straßenraum für Fußgänger- Umfrage beschlossen. auf: innen und Fußgänger geöffnet. Die gesammelten Erfahrungen inFormieren! konnten in der Dialogbox und im Rahmen der Gestaltungs- newsletter und eine laufend ak- werkstatt eingebracht werden. tualisierte Website lieferten eine Gleichzeitig beobachteten umfassende Information zum Fachleute, wie sich die nutzung Prozess und zum Planungsstand des Straßenraums änderte. Bereits hier zeigte sich, dass die miteinander reden! niveaugleiche Ausgestaltung der Oberfläche und zusätzliche In der Dialogbox, die über meh- Sitzgelegenheiten wichtig für rere Wochen hindurch direkt auf die künftige nutzung der Straße der Mariahilfer Straße aufgestellt sind. war, konnten im persönlichen Gespräch Informationen zum Projekt abgeholt und Anregun- gewichten! gen zum Projekt eingebracht werden. Auch der Dialog über eine Online-Befragung zwischen Besucherinnen und bewertete die Bevölkerung, Besuchern wurde durch die Dia- welche Maßnahmen für die logbox ermöglicht: Unterschied- künftige Gestaltung der Maria- liche Positionen zum Projekt hilfer Straße besonders wichtig wurden diskutiert und festgehal- sind. Besonderes Anliegen: ten. zusätzlich stand eine eigene zusätzliche Aufenthaltsbereiche E-Mail-Adresse für Fragen und und Grünelemente sowie das Anregungen zur Verfügung. Jede Vermeiden von Konfliktpunkten E-Mail wurde persönlich beant- zwischen den Verkehrsteilneh- wortet. zentrales Thema war die merinnen und Verkehrsteilneh- neue Verkehrsorganisation. mern. 32 mariahilfer//strassen//MAGAzIn

offentlichkeits- arbeit � informieren und Vermitteln

Ein so umfassendes Projekt, zesses zur neuen Mariahilfer Medienkampagnen sollten wie die neuorganisation der Straße konzentrierte sich zudem das Verständnis für das Mariahilfer Straße, das Auswir- folglich vor allem auf den Projekt steigern. Die besondere kungen auf die Lebenswelten der zeitraum vor und während Herausforderung in diesem Anwohnerinnen und Anwohner, der provisorischen Umsetzung zusammenhang war sicherlich Besucherinnen und Besucher, der neuen Verkehrslösung. die Umsetzung der neuen Ver- Arbeitskräfte und Geschäftstrei- Für die unterschiedlichen kehrslösung ohne gleichzeitigem benden der Straße hat, verlangt Verkehrsteilnehmerinnen und Umbau des Straßenraums. Die nach einer breit angelegten Verkehrsteilnehmer angepasste neuen Qualitäten der Straße Informationsarbeit. nicht nur Informationskampagnen klärten waren dadurch für viele Men- die unmittelbar betroffenen über die neue Verkehrsorgani- schen nicht so ohne Weiteres Personenkreise konnten erreicht sation auf. Gleichzeitig wurde ersichtlich. zudem wussten die werden, sondern die breite um Verständnis geworben, wenn Verkehrsteilnehmerinnen und Öffentlichkeit. Im Vordergrund noch nicht jede Maßnahme von Verkehrsteilnehmer oft nicht, stand die Bereitstellung von Anfang an ausreichend funktio- wie sie sich verhalten sollen – die Informationen und die Vermitt- nierte. für Österreich neue Verkehrs- lung der Projektziele. regelung „Begegnungszone“ er- Veranstaltungen in der Maria- schwerte dies zudem. zusätzlich Die Öffentlichkeitsarbeit im hilfer Straße selbst, Give-aways, aufgeheizt wurde die öffentliche Rahmen des Planungspro- Informationsplakate und Diskussion durch die im Herbst mariahilfer//strassen//MAGAzIn 33

die fuzo hat sich zweifels­ ohne PositiV ausgewirkt.

Wir sind auch überzeugt da­ von, dass in ein paar Jahren dort gar kein Auto mehr fah­ ren wird, weil die Fußgänger­ zone ausgeweitet wird, so wie kontaktmöglichkeiten 2013 stattgefundene national- das im 1. Bezirk war. Zuerst ratswahl. war die Kärntnerstraße auto­ frei, dann kamen nach und Vor der BürgerInnen-Umfrage nach Graben und Kohlmarkt hat die Stadt Wien eine um- Dialogbox hinzu. Es gibt natürlich auch fassende Informationskampa- Persönlich sowie Gästebuch und Nachteile, aber diese sind für gne gestaltet. Wahlberechtigte Briefkasten uns nicht relevant. Wenn wir Personen erhielten umfassende das Auto überhaupt in der Informationsmaterialien zu den E-Mail Stadt benutzen, dann ist es Inhalten und Modalitäten der [email protected] nicht wichtig, ob man damit Umfrage, zusätzlich wurden nun ein paar Minuten länger Annoncen in Print- und Website unterwegs ist. Onlinemedien geschaltet. www.dialog-mariahilferstrasse.at Um für die Teilnahme an der Gerlinde und Umfrage zu mobilisieren, Telefonisch Gerhart Volf, wohnhaft wurden sämtliche Haushalte in Über die Infoline der Stadt Wien Dominikanergasse, 1060 den Abstimmungsbezirken von politischen Vertreterinnen und Persönlich Vertretern persönlich besucht. Proberaum und Gestaltungs­ werkstatt 34 mariahilfer//strassen//MAGAzIn

Bürger/innen- online- newsletter zum dialog dialog BeteiligungsProzess

Zweck Zweck Zweck Anregungen für die Neuorgani­ Stimmungsbild und Anregun­ Ankündigungen, Nachrichten, sation der Mariahilfer Straße gen für die Neuorganisation Updates, Ergebnisse, Motivation konnten eingebracht und gleich der Mariahilfer Straße konnten Verteilung mit Expertinnen und Experten eingebracht werden. Printausgabe (56.000 Stück) per diskutiert werden. Post an alle Haushalte der Bezirke Zeitraum 6, 7 und angrenzender Bereiche, Orte 14. November – 15. Bezirk (Äußere Mariahilfer Hofimmobiliendepot (7. Bezirk), 11. Dezember 2011 Straße), Auflage bei der Dialog­ ega (6. Bezirk) box und weiteren Einrichtungen Teilnahme Digitale Ausgabe per E-Mail an rd. 580 Adressen (bekannt aus Zeitraum 700 Fragebögen, vor allem den Dialogveranstaltungen und 17., 22., 24. November 2011, von Kundinnen und Kunden, von den Bezirken) sowie im moderierte Ausstellung Bewohnerinnen und Bewohnern Downloadbereich der Website insgesamt 30 Stunden Dialog sowie Wirtschaftstreibenden der www.dialog-mariahilfer Strasse.at Mariahilfer Straße. Teilnahme Newsletter 1 (März 2013): Mehr als 600 Personen Inhalte Vision, Stand Projekt, Der Fragebogen hatte 26 ge­ erster Entwurf Verkehrskonzept Konzept schlossene Fragen in Form einer Newsletter 2 (April 2013): Information: grundlegende Multiple-Choice-Liste und ein Motivation zur Mitgestaltung, Informationen über die geplante freies Textfeld zur Beschreibung Thema FußgängerInnen- Umgestaltung der Mariahilfer von Ideen. Über das freie Text­ und Begegnungszone, Straße feld wurden knapp 1.000 Ideen, Good-Practice-Beispiele Interaktion: Expertinnen und Wünsche und Anregungen Experten standen mit Analysen eingebracht. Newsletter 3 (Juni 2013): Zentrale Anliegen der Bevölke­ zum Sozialraum, zum Lieferver­ rung, Rückblick auf Proberaum, kehr und zur Geschäftsstraße für überarbeitetes Verkehrskonzept weitere Fragen zur Verfügung. Interessen und Bedürfnisse der Besucherinnen und Besucher round-taBle wurden aufgenommen. exPert/innen-gesPräche Dialog: Neben den Expertin­ nen und Experten waren auch Zweck Bezirksrätinnen und Bezirksräte In Gesprächen mit Expertinnen aus Mariahilf und Neubau sowie und Experten wurde die Mach­ Vertreterinnen und Vertreter barkeit der Vorschläge aus dem der Wirtschaftskammer Wien BürgerInnen- und dem vor Ort. Online-Diaolg geprüft

Zeitraum Frühjahr 2012

Teilnahme Zuständige Magistratsdienst­ stellen, Expertinnen und Exper­ ten, Stadt- und Bezirkspolitik mariahilfer//strassen//MAGAzIn 35

anrainer/innen-Befra­ dialogBox in der informations­ gung zu querungen mariahilfer strasse folder durch BV 6 und BV 7

Zweck Zweck Zweck Anwohnerinnen und Anwohner Informations- und Anlaufstelle Kurzinformation zum Vorhaben, konnten abstimmen, ob in zwei für Anrainerinnen und Anrainer, zum Beteiligungsprozess und querenden Straßenzügen der Nutzerinnen und Nutzer. zu weiteren Informations­ Deponieren von Anregungen, möglichkeiten Durchzugsverkehr unterbunden Wünschen, Kritik. Persönliche werden soll. Gespräche mit Expertinnen und Verteilung Experten und politischen Auflage: 20.000 Stück in Zeitraum Vertreterinnen und Vertretern der Dialogbox aufgelegt Februar/März 2013 bzw. während des Proberaums Standort auf der Mariahilfer Straße Teilnahme Mariahilfer Straße zwischen verteilt sowie im Neubaugasse und Esterházy­ Downloadbereich der Website Stimmberechtigt waren gasse www.dialog-mariahilfer Strasse.at Anrainerinnen und Anrainer einsehbar der Straßenzüge Zeitraum Schottenfeldgasse / Webgasse 12. April – 17. Mai 2013, sowie Otto-Bauer-Gasse / zwischen 3 und 6,5 Stunden Zieglergasse, täglich geöffnet Beteiligung: 44,2 % 17. Juni – 28. Juni 2013: Aushang der gesammelten Anregungen und Anliegen zur Neugestaltung Ergebnis der Mariahilfer Straße Für Unterbrechung des Durchzugverkehrs stimmten: Besuch Schottenfeldgasse / Persönliche Gespräche mit mehr Webgasse: 55,07% als 1.300 Personen Otto-Bauer-Gasse / Zieglergasse: 67,57% Betreuung Ständig: ModeratorInnen (ArchitektIn­ nen, RaumplanerInnen) Zu angekündigten Zeiten: politische Vertreterinnen und Vertreter, Expertinnen und Experten des Magistrats, der Bezirksverwaltung, der Wirtschaftskammer

Ausstattung Plakate Innen- /Außenwände: Überblick zum Projekt, zu Möglichkeiten der Mitgestaltung Luftbild: Innere Mariahilfer Straße mit umliegenden Grätzln Gästebuch Briefkasten für Anliegen außerhalb der Öffnungszeiten 36 mariahilfer//strassen//MAGAzIn

weBsite: dialog – online- ProBeraum mariahilfer strasse Befragung

Zweck Zweck Zweck Neuigkeiten zum Umgestal­ Gewichten der Gestaltungs­ Neuentdecken der Mariahilfer tungsprozess, laufend aktuali­ anforderungen für die Straße. Erforschen und Testen sierte Information. Umgestaltung. neuer Nutzungsmöglichkeiten. Möglichkeit zur Interaktion. Verdichten der bisher gewon­ Unmittelbare Beteiligung nenen Erkenntnisse zu klaren sämtlicher Bevölkerungsgruppen. Adresse Handlungsanweisungen. www.dialog-mariahilferstrasse.at Einholen weiterer Anregungen. Zeitraum [email protected] 3. Mai – 5. Mai 2013 Zeitraum Inhalte 29. April – 5. Juni 2013 Proberaum, Information über die Inhalte der Verkehrsorganisation Newsletter (s.o.) hinaus: Teilnahme Gesamter Straßenraum zwischen zum Projekt, zur Vision, zum 789 Personen, überwiegend Esterházygasse und Neubau­ Zeitplan des Umgestaltungs­ Bewohnerinnen und Bewohner gasse für Fußgängerinnen und prozesses, zu Möglichkeiten der sowie Berufstätige aus Fußgänger offen. Allgemeines Mitgestaltung angrenzenden Bezirken Fahrverbot, ausgenommen Rad­ fahrerinnen und Radfahrer, Lie­ Sämtliche Ergebnisse zum Anmerkung ferverkehr. Taxis frei am Samstag Projekt: Raumanalyse, Dialog­ Fragen wurden zu vier Themen­ von 6:00–10:30 Uhr. Allgemeines veranstaltung, Verkehrskonzept, bereichen gestellt: Halte- und Parkverbot. Dialogbox, Online-Befragung. 1) mehr Komfort, z.B. niveaufreier Straßen­ Programm Antworten auf regelmäßig raum, breiter Gehbereich, Freitag, 3. 5. 2013: Gestaltungs­ gestellte Fragen (FAQ). keine Behinderungen, … werkstatt. 2) mehr Aufenthalt, Samstag, 4. 5. 2013: Die junge Elektronischer Briefkasten: z.B. konsumfreie Zonen, Mariahilfer Straße, Kinderschmin­ Fragen, Anregungen, Kritik per Sitzgelegenheiten und ken, StelzengeherInnen, Luftballo­ E-Mail (bis Juli 2013 ca. 280 Aufenthaltsflächen, … ne, Cycle Cinema Club. E-Mails). Jede E-Mail wurde 3) mehr Lebensqualität, Sonntag, 5. 5. 2013, ab 10 Uhr: persönlich beantwortet. z.B. Grün- und Wasser­ „Das neue Wohnzimmer in elemente, … Mariahilf und Neubau.“ Platz zum 4) mehr Sicherheit, Frühstücken und Picknicken. z.B. Überschaubarkeit, Ausleuchtung, … mariahilfer//strassen//MAGAzIn 37

gestaltungswerkstatt raumBeoBachtung ausstellung „design und gestaltung die neue mariahilfer strasse“

Zweck Zweck Zweck Austausch, Diskussion und Erfassen von Tätigkeiten, Präsentation des Gestaltungs­ Information zum Projekt Nutzungen, Verhalten der Nut­ entwurfs. Erfassen von im persönlichen Gespräch. zerinnen und Nutzer, um daraus Anregungen, Kommentaren. Sammeln von Hinweisen für die Erfordernisse für die Planung Entscheidungshilfe für die Umgestaltung. abzuleiten. BürgerInnen-Umfrage Dokumentation, der Änderun­ Zeitraum gen der Nutzung des Straßen­ Ort/Zeitraum 3. Mai .2013, 15 -19 Uhr (im raums aufgrund der geänderten Mariahilfer Straße Nr. 103, Rahmen des Proberaums) Verkehrsorganisation. Ausstellungsfläche rd. 250 m² 12. 2. bis 7. 3. 2014, Ablauf, Teilnahme Ort Mo bis Fr 15:00–19:00 Uhr, Auf einem großen Plan bzw. Mariahilfer Straße zwischen Sa 14:00–18:00 Uhr Luftbild konnten Vorschläge Neubaugasse und Esterhàzy­ 12. 3. bis 5. 4. 2014, und Ideen eingetragen werden. gasse Mo bis Fr 15:00–19:00 Uhr, Diskussion mit Fachleuten sowie Sa 14:00–18:00 Uhr Politikerinnen und Politikern. Zeitraum An die 500 Personen nahmen Während des Proberaums: Besuch an den Diskussionen teil, hinter­ Freitag, 3. 5. 2013 1.800 Personen ließen Anmerkungen auf dem von 12:30–21:00 Uhr Luftbild oder informierten sich Samstag, 4. 5. 2013 Betreuung zum Projekt. von 10:00–17:00 Uhr Ständige Betreuung: Architekt­ Sonntag, 5. 5. 2013 Innen, Raum-, Landschaftspla­ von 9:00–17:00 Uhr nerInnen.

Beobachtet wurden Inhalte Tätigkeiten, Nutzungen, Verhal­ Tafeln: Ziele, Beteiligungspro­ ten der Nutzerinnen und Nutzer. zess, Neue Mariahilfer Straße in Gehlinien, Querungen, Hinder­ Zahlen, historische Entwicklung, nisse. internationale Beispiele der Aufenthaltsbereiche (Ausstat­ Verkehrsberuhigung, (ergänzte tung, Beschattung etc.). Tafel: Ergebnis BürgerIn­ Konflikte, z.B. zwischen Rad­ nen-Umfrage). fahrerinnen und Radfahrer, Großformatige, raumhohe Fußgängerinnen und Fußgän­ Visualisierungen der ger, Lieferverkehr, Taxis und sich Gestaltungsideen. aufhaltenden Personen. Vor /nach der Umgestaltung, Kinder, alte Menschen, Men­ Gegenüberstellung für schen mit eingeschränkter Abschnitte. Mobilität wurden besonders Gestaltungsplan (Maßstab beachtet. 1:500): Überblick Entwurfsplan (Maßstab 1:200): technischer Detailplan Modell (Maßstab 1:100): Gestaltung im Abschnitt Kirchengasse Gästebuch 38 mariahilfer//strassen//MAGAzIn

ein Begegnungsraum FüR � ALLE � mariahilfer//strassen//MAGAzIn 39

InTERVIEW � günther meier, center-manager gerngross

Wie erleben Sie nun die neue Mariahilfer In der Debatte war stets ein Argument, glauben wir, dass in Zukunft alle Straße? dass Kundinnen und Kunden ausbleiben davon profitieren werden. werden, weil sie nicht mehr so gut zufahren Es ist ein einzigartiges Projekt können oder Parkplätze finden. Wie sehen Abgesehen von einem besseren und wir haben uns sehr gefreut, Sie das heute? KundenInnenaufkommen: Was gefällt dass eine Umgestaltung möglich Ihnen noch besonders gut an der neuen gemacht werden konnte. Wir Wir haben natürlich eine veränderte Mariahilfer Straße? sehen hier sehr viel Potenzial für die Verkehrssituation. Es wird noch eine Zukunft. Die Erfahrung zeigt, dass Zeitlang dauern, bis sich alle daran Es ist ein neues Raumgefühl ent­ Fußgängerzonen an guten Stand­ gewöhnt haben. Dennoch gibt standen. Man nimmt sie nicht mehr orten starke Frequenzbringer sind. es hier sicher noch Entwicklungs­ als Straße in dem Sinn wahr. Die Mehr Menschen werden kommen potenzial für den Pkw-Kundinnen optische Trennung von Gehstei­ und die Straße und das neue Ein­ und -Kunden, wie sie am besten an gen, Parkzonen und Fahrbahn ist kaufserlebnis genießen wollen. Jene die Mariahilfer Straße heranfahren nun aufgehoben. Die Menschen aus dem nahen Umfeld als auch können. In Bezug auf Parkplätze bewegen sich jetzt im gesamten Wientouristinnen und -touristen. Sie haben wir als Gerngross den großen Raum. Sie flanieren und verweilen. ist insofern eine schöne Ergänzung Vorteil, ein Parkhaus mit rund 350 Es werden mehr Treffpunkte für zum ersten Bezirk. Es hat sich die Stellplätzen anbieten zu können, jüngere Menschen entstehen. Auch Aufenthaltsdauer erhöht, weil es welches direkt an das Kaufhaus die Schanigärten sind im Raum nun mehr Ruhezonen und Schanigärten angebunden ist. Und es ist nach besser wahrnehmbar. Es ist ein neu­ gibt. In Zukunft werden noch mehr wie vor über den siebten Bezirk es Lebensgefühl entstanden. Menschen mit den öffentlichen Ver­ und über die Mariahilfer Straße kehrsmitteln kommen, weil sich auch bequem möglich, an unser Parkhaus Wie haben Sie die langwierige Debatte die Verkehrssituation verändert hat. heranzufahren. Auch ich fahre jeden erlebt? Tag mit dem Auto zum Gerngross Die Baustelle hat einige Zeit die Passan- und benötige nicht mehr Zeit als vor Das Thema ist bei solchen Projekten tinnen und Passanten und Geschäftsleute der Umgestaltung der Mariahil­ immer, dass alle Entscheidungsträge­ eingeschränkt. Waren Sie mit dem Verlauf fer Straße. Wir haben jetzt schon rinnen und Entscheidungsträger, ob zufrieden? einen hohen Anteil an Kundinnen aus Politik oder Wirtschaft, ein gewis­ und Kunden, die mit öffentlichen ses Mitspracherecht haben und dass Man muss lobend anerkennen, dass Verkehrsmitteln kommen, und ich man gemeinsam überlegt, was ein die Umgestaltung und vor allem die bin davon überzeugt, es werden gutes Ziel für diese Straße sein kann. Baustelle professionell und zeitge­ noch mehr werden. Wir nutzen auch Von unserer Seite aus gesehen haben recht abgewickelt wurden. Ich hätte unsere Werbemittel, um aufzuzei­ wir uns gut einbringen können. Wir mir nicht gedacht, dass das so rasch gen, wie man am einfachsten zu haben hier immer konstruktive und möglich ist. Die Mariahilfer Straße uns findet. Hierbei sprechen wir all gute Gespräche geführt. ist immerhin die umsatzstärkste unsere Besucherinnen und Besucher Straße in Österreich und hat fast zwei an, egal, ob sie mit den öffentlichen Kilometer Länge. Dennoch war es Verkehrsmitteln, mit dem Fahrrad möglich, dass man gut zu den Ge­ oder mit dem Pkw zu uns kommen. schäften gelangen konnte. Trotz aller Grundsätzlich muss man ein solch Beeinträchtigung, die man hatte, umfangreiches Neugestaltungspro­ muss man das wirklich anerkennen. jekt langfristig betrachten, und da 40 mariahilfer//strassen//MAGAzIn InTERVIEW � christian Pichler, arBeiterkammer

Wie beurteilen Sie das Projekt aus heutiger überlegen. Das gilt auch für den Kreuzungspunkt mit der Mariahilfer Sicht? siebten Bezirk. In die Organisation Straße. Das wäre auch eine Zeiter­ der Umleitung des Autoverkehrs ist sparnis. Als Arbeiterkammer haben wir stets zu Recht viel Hirnschmalz investiert die Meinung vertreten, dass man worden. Das würden wir uns bei den Wie gefällt Ihnen die Gestaltung der sich für die Mariahilfer Straße etwas anderen Verkehrsmitteln auch wün­ Mariahilfer Straße? überlegen muss. Erinnern Sie sich an schen – und zwar mit dem Ziel, dass die alte Mahü: Das war samstags sich die Stadt selbst im Mobilitäts­ Es ist eine gute Verbesserung. Vor­ am Gehsteig ein einziges Gedränge. konzept und im Stadtentwicklungs­ her gab es zu 90 Prozent kommerzi­ Vor der Umbauphase waren pro Tag plan gegeben hat: mehr öffentlicher elle Schanigärten, dazwischen nur durchschnittlich 60.000 Fußgän­ Verkehr, weniger Autoverkehr. hin und wieder eine Parkbank. Nun gerinnen und Fußgänger und etwa gibt es viel mehr Aufenthaltsberei­ 10.000 Autos unterwegs. Das Ver­ Was ist aus ArbeitnehmerInnensicht wichtig che, auch Bänke, wo man sich ein­ hältnis 5:1 zeigt, wie notwendig eine zu beachten? fach nur hinsetzen kann, ohne etwas Umorganisation war. Die Gehsteige zu kaufen. Das ist für uns auch eine waren längst viel zu schmal. Es war Wir haben uns immer dafür einge­ grundsätzliche Frage im Stadtbild: logisch, den nächsten Schritt zu ma­ setzt, dass die Wünsche und Prob­ Im öffentlichen Raum muss es ein chen, um die Aufteilung der Räume leme der Arbeitnehmerinnen und ausgewogenes Verhältnis zwischen den Verkehrsströmen anzupassen. Arbeitnehmer einbezogen werden kommerziellen und nichtkommerzi­ Die Mariahilfer Straße lässt sich nicht sollen. Es gibt auf der Mariahilfer ellen Nutzungen geben. als abgeschlossenes Projekt betrach­ Straße 9.000 Beschäftigte. Ihr ten. Eine Fußgängerzone hat immer Hauptwunsch war bei einer Befra­ Sehen Sie es nach wie vor kritisch, dass nur Folgewirkungen auf angrenzende gung, dass sie ihren Arbeitsplatz gut die Anrainerinnen und Anrainer am Ende Bezirksteile, auch auf den Umlei­ erreichen können. Das leistet vor des Prozesses befragt wurden? tungsverkehr. Das ist zu einem guten allem die U-Bahn, aber auch der Teil auch eingetreten. Deshalb knüpft viel genutzte 13A. Und mit der der­ Natürlich wäre es sinnvoll gewesen, unsere Kritik hier an: Wenn man sich zeitigen Lösung des 13A sind wir gar auch die anderen Nutzerinnen und so ein großes Projekt vornimmt, muss nicht glücklich. Für die Bus-Nutzerin­ Nutzer zu befragen. Die Frage ist man sich vorher überlegen, was es nen und -Nutzer gibt es Umwege, die nur, wie man das organisiert und für Folgewirkungen hat und welche Umsteigemöglichkeiten haben sich welche Abgrenzungen man trifft. Maßnahmen setze ich ein. verschlechtert. Sinnvoll wäre eine Ein Stadtgebiet ist aber jedenfalls direkte Führung des 13A in beiden nicht nur auf Anrainerinnen und Wo konkret? � Richtungen über die Neubaugasse. Anrainer fokussiert, gerade in der Mariahilfer Straße, wo nur 20 Pro­ Die Gumpendorferstraße ist die Aber die Neubaugasse ist auch eine zent der Kundschaft Anrainerinnen Hauptachse im sechsten Bezirk, wo verkehrsberuhigte Zone. und Anrainer sind. Bei den Beschäf­ nun mehr Verkehrsaufkommen ist. tigten ist das Verhältnis ähnlich. Sie Viele Schulen liegen dort, da geht Ja, aber nun muss der Bus in alle sind jedoch tagtäglich mit den es um Schulwegsicherheit und um einem beträchtlichen Ausmaß in Maßnahmen konfrontiert. Kreuzungsregelungen für Fußgän­ der Begegnungszone fahren, die gerinnen und Fußgänger. Man muss Geschwindigkeit reduzieren. Aus sich hier für die schwächeren Ver­ unserer Sicht ist das keine gute kehrsteilnehmerinnen und Verkehrs­ Variante. Würde der Bus via Neu­ teilnehmer konkrete Maßnahmen baugasse fahren, hätte er nur einen mariahilfer//strassen//MAGAzIn 41

Im Beteiligungsprozess war das Angebot an unter­ schiedlichen Plattformen für Gespräche mit interessierten Bürgerinnen und Bürgern besonders wichtig. Das Sammeln von Ideen für die Neugestaltung konnte in Einzelgesprächen in der auf der Mariahilfer Straße auf­ gestellten „Dialogbox“ und der „Gestaltungswerkstatt“ direkt vor Ort umgesetzt werden. Eine unmittelba­ re Beteiligung sämtlicher Bevölkerungsgruppen ist auch im Rahmen des Moduls „Proberaum“ gelungen: Dabei lieferten die dokumen­ tierten Raumbeobachtun­ gen wertvolle Hinweise für die Anforderungen an die Neugestaltung. Ein weiteres Element der Beteiligung war schließlich die Sichtbar­ machung der aufgenom­ menen Anregungen und die Rückmeldung des Ergebnis­ ses an die Bevölkerung in der Ausstellung „Design und Ge­ staltung: die neue Mariahilfer Straße“. Mich persönlich beeindruckt hat die Fülle an Statements in Form von Klebezetteln, die von den BürgerInnen auf einem in der Dialogbox aufgehängten großen Luftbild Tag für Tag angebracht wurden.

DI Ljuba Goger, MA 21 42 mariahilfer//strassen//MAGAzIn mariahilfer//strassen//MAGAzIn 43

LEITBILD zur neuen mariahilfer strasse 44 mariahilfer//strassen//MAGAzIn

VISIOn � für die neue mariahilfer strasse

Die Städte von morgen sind Orte mit Lebensqualität, mit öffentlichen Plätzen und freien Flächen.

dafür steht die neue mariahilfer strasse

Das ziel der neugestaltung der Mariahilfer Straße Der Verkehr wird verlangsamt, neue Freiräume ist die Förderung eines offenen und integrativen entstehen und bieten Platz zum Ausruhen und Stadtraumes. Ihr Image als junge, urbane und Verweilen. Das gesamte Gebiet, inklusive Seiten- umweltfreundliche Straße soll gestärkt und ihre und Querstraßen, erfährt eine Verkehrsberuhigung Attraktivität weiter ausgebaut werden. und Entschleunigung. mariahilfer//strassen//MAGAzIn 45 46 mariahilfer//strassen//MAGAzIn

zIELE � zur moBilität und gestaltung

das ergebnis der umfassenden und vielfältigen Bevölkerungsbeteiligung ist ein leitbild. es gibt die ziele für die neuorganisation der mariahilfer straße vor und ist grundlage für den weiteren Planungsprozess. das zeichnet die neue mariahilfer straße nach der umgestaltung aus.

fussgänger/innen freundlich zufußgehen hat auf der Mariahilfer Straße Vorrang. Fußgängerinnen und Fußgänger erhalten mehr Platz zum Flanieren, Gehen und Verweilen. Das Queren der Straße wird erleichtert und die Verkehrssicherheit erhöht.

VerkehrsBeruhigt Der Autoverkehr auf der Maria- verträgliches Maß reduziert, hilfer Straße wird entschleunigt. der Durchzugsverkehr wird Die Belastungen durch Lärm verringert und der Umstieg auf und Abgase nehmen ab. In den öffentliche Verkehrsmittel und beiden angrenzenden Bezirken das Fahrrad gefördert. wird der Autoverkehr auf ein Mariahilfer//StraSSen//magazin 47 lebenswert Im dicht bebauten Stadtgebiet qualität für Anwohnerinnen von Mariahilf und neubau sind und Anwohner, Arbeitnehmer­ Barrierefrei öffentliche Freiräume ein knap- innen und Arbeitnehmer sowie pes Gut. Die Mariahilfer Straße Besucherinnen und Besucher Menschen mit Mobilitätsbeein- ist ein neuer, nutzbarer und der Mariahilfer Straße und ihrer trächtigung und Personen mit urbaner Freiraum. Die Lebens- Umgebung wird erhöht. Kinderwägen können die Straße leichter nutzen. Menschen mit Sehbeeinträchtigung erhalten ein eigenes Blindenleitsystem erreichBar und profitieren von mehr Platz zum Gehen. Das zu- und Abfahren für Au- tos bleibt möglich. Menschen geschäfts- mit besonderen Bedürfnissen können die Mariahilfer Straße tüchtig weiterhin nutzen. Das Ein- und Aussteigen bzw. Einladen Die neugestaltung macht das der Einkäufe sowie Liefer - Einkaufen in der Mariahilfer zonen sind sichergestellt. fahrrad- Straße zum Erlebnis. Die Die Parkplatzsituation für größte Einkaufsstraße Wiens Anwohnerinnen und Anwohner freundlich bleibt durch die Umgestaltung der angrenzenden Ber eiche konkurrenzfähig gegenüber den wird nicht erschwert. Die Mariahilfer Straße ist gut Einkaufszentren am Stadtrand mit dem Fahrrad erreichbar, re- und dem Online-Handel. gelmäßige Abstellmöglichkeiten unterstützen das Einkaufen mit dem Fahrrad. modern Die neue Mariahilfer Straße „aufgeräumter“. Infrastrukturen steht für eine moderne Stadt. Als für die Bedürfnisse des heutigen Anziehungspunkt und Chance Lebens werden bereitgestellt, für Geschäftstreibende. Das Er- WLAn ermöglicht freies Surfen. scheinungsbild der Straße wirkt 48 Mariahilfer//StraSSen//MAgazin Mariahilfer//StraSSen//magazin 49 VERKEHRS konzePt 50 Mariahilfer//StraSSen//MAgazin Mariahilfer//StraSSen//magazin 51 verkehrs- orGanisation so funktioniert die neue mariahilfer strasse

Aufbauend auf den Ergebnissen des Beteiligungsprozesses wurde ein neues Verkehrskonzept entwickelt, das in einer mehr als sechsmonatigen Probephase auf Funktionalität und Anpassungserfordernisse hin getestet wurde. Die BürgerInnen-Umfrage im Februar/März 2014 bestätigte schlussendlich die Umsetzung folgender Verkehrsmaßnahmen.

Mariahilfer Straße – Die Buslinie 13A nutzt die Durchzugsverkehr wird jedoch Fußgängerzone Begegnungszone zwischen verhindert und das Flanieren Der zentrale Abschnitt zwischen Capis trangasse und Kirchengasse in der Fußgängerzone bleibt Kirchengasse und Andreasgasse mit und quert die Mariahilfer ungestört. Für den Liefer- wurde zur Fußgängerzone. Das Straße in der Gegenrichtung bei verkehr bestehen zusätzliche Radfahren ist in angepasster der neubaugasse. Es gilt eine Querungsmöglichkeiten bei Geschwindigkeit erlaubt. Der Geschwindigkeitsbeschränkung der Capistrangasse und bei der Lieferverkehr ist zwischen 6 von 20 km/h. Bodenmarkierun- neubaugasse. und 13 Uhr möglich und wird gen aufseiten des 6. Bezirks defi- als Einbahn in Fahrtrichtung nieren zonen, die für bestimmte Verkehrsorganisation in den Innere Stadt geführt. Die Länge nutzungen reserviert sind (Taxi- angrenzenden Bezirksteilen des als Fußgängerzone umgestal- zonen, Behinderten-Parkplätze, Im zusammenhang mit der teten Kernbereiches beträgt 432 Ladezonen). Sonst ist das Halten neuorganisation der Mariahil- Meter. in der Begegnungszone für zehn fer Straße wurden zahlreiche Minuten erlaubt, wo es die Stra- Maßnahmen gesetzt, um den Mariahilfer Straße – ßenverkehrsordnung zulässt. Autoverkehr auch in den beiden Begegnungszonen angrenzenden Bezirken auf ein Die beiden Abschnitte am Die Länge der Begegnungs- verträgliches Maß zu reduzieren. Anfang und Ende der Inneren zone im Abschnitt zwischen Mehrere Einbahnumdrehungen, Mariahilfer Straße wurden als Getreidemarkt und Kirchengasse vor allem in den Straßenzügen Begegnungszonen verordnet. beträgt 739 Meter, im Abschnitt Schottenfeldgasse / Webgasse Die Begegnungszone beruht auf zwischen Andreasgasse und sowie Stumpergasse, verringern gegenseitiger Rücksichtnahme, Kaiserstraße 459 Meter. den Durchzugsverkehr. Tempo wobei Fußgängerinnen und 30 in der neustiftgasse, Burg- Fußgänger die Fahrbahn überall Querungen der gasse und Gumpendorfer Straße queren und auch in Längs- Mariahilfer Straße soll die Verkehrsbelastungen ent- richtung benutzen dürfen. Der Die Mariahilfer Straße kann vom lang dieser Straße reduzieren. Radverkehr ist in beide Richtun- motorisierten Individualverkehr gen erlaubt. Der Autoverkehr in den Bereichen Stumpergasse / wird als Einbahn geführt, im Kaiserstraße sowie Schottenfeld- Abschnitt zwischen Andreasgasse gasse / Webgasse gequert werden. und zieglergasse ist das Fahren Dadurch bleiben Garagen und in beide Richtungen möglich. Wohnorte erreichbar, der Mechitaristengasse

52 Mariahilfer//StraSSen//MAgaz!in Mariahilfer//StraSSen//magazin 53 Lerchenfelder Gürtel Volksgartenstr. ! ! Neubaugasse Döblergasse Kellermanng. M

Halbgasse ! Faßziehergasse Neustiftgasse useum ! Bellariastraße Myrthengasse " g. s U2 fer t itterho r Burgring Z Ki aße

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Babenbergerstraße sse Nibelung Kandlgasse Kandlgasse nga ! ebenster Karl-Schweighofer-Gasse Si engasse e ! "U2 ass ! Getreidemarkt

! ! ! ! nbachg ! Siebensterngasse che Bandgasse Es ! ! Zollergasse Westbahnstraße g. Westbahnstraße ! Sti Kirchengasse ft gasse Rahlga ! mann Urban-Loritz- e s ß uer ! Platz se a a ! G

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n Bieneng. Z dler ollerg sse Neubaugasse rga g. ade asse gr Fill Neubaugürtel e Richtergasse ass Windmühlgasse ! Löhrgasse ndeng Girardigasse Li Andreasgasse "U3 Stiegengasse Laimgrubengasse Goldschlagstraße Linke Wienzeile ! Stollgasse Nelkeng. ! !

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Sc ogasse ! Apoll h Straße Sti otten aße fer Str Schadekgasse ! dor e ilfer Windmühlg. geng iah . umpen Schikanederg. feldgasse G Mar ass Neubaugürtel Chwallag Joanelligasse Kaiserstraße e Amerlingstraße ! Felberstraße ! dgasse ! ! Luftba K Preßgasse Europaplatz ! e tten le Eggerthgasse Dürergasse zei "U3 Linke Wienzeile brü ien Es Blümelg. W Fußgängerzone ! ! cke hte te Rec Heum !! rha Damböckgasse Mühlgasse S50 ! z Begegnungszone yg " ühlgasse ! ass U4 Kettenb e U-Bahn-Stationen nikusg. F rücken r Koper anzensga Querung Buslinie 13A O . Wienzeile "U3 tto-Ba Webgasse Rechte gasse Hugo nenstr W uer e Querungsmöglichkeit für Kfz e al Stegg. eh ss Cor s G -W -Gasse rga se e o neliusg. KaunitzgMassaegd Langauerg. rstne " lf-G s unterbundene Querungen U6 Hamburgerstraße se F . uchsga ! rstr Königsegga Brauerg. uaipl. . ! Einbahndrehung zur Vermeidung Stumpergasse Loq Proschkog. Fügergasse ! s Grüngasse von Durchzugsverkehr se Rüdigergasse ! Preßgasse Hirschengasse Loquaiplatz Münzwardeing. e sse ! ß ! a Palmgasse tr Freundgasse Millergasse S hmalzhofga orellstr. r W e e Bür Sc Hofmühlgasse Zeinlhoferg. n Matrosengasse ß n g tra ru Aegidigasse erspitalga S Est b

Haydng . erhazyg. n Wienfluss Margaretenstraße fer str ö F Hang h r nen e c anzensga Schäffergasse dor ass S lü asse dale ßg s rüng asse se mpen Mag G s u se G Spörl Liniengasse ing. Haidma W Kurzg. eh G rga Kl roße N eine nnsg. . Siege sse Mittelgasse G Mollardgasse Neu ia v a euga rbe Mar Hofmühlg. W ! gasse rga s Gebr Mariahilfer Gürtel Mariahilfer Gürtel eb se Spalowskyg. Krongasse üde s gasse Pilgrambr. e ! se ! l r- i Rittergasse Lan Turmburgg. e z Strobachg. g-G ! ! se n ! s e Pilgramgasse . i Mittelg. tga Rienößlg. Marchettigasse r W i ! Stumpergasse e Aegidigasse t Sandw h c Mittersteig e R 54 Mariahilfer//StraSSen//MAgazin PROBE PHASE rePortage

Maria Vassilakou ist fast jeden und ermahnt sie: „Schritttempo, mussten Dienst versehen, anfangs Tag auf der Mariahilfer Straße bitte!“ Szenen aus der Probephase informieren, dann aber auch stra- unterwegs. Zu Fuß oder mit ihrem auf der Mariahilfer Straße im Som- fen. Denn in der Begegnungszone Fahrrad stellt sich die Verkehrs- mer 2013. Auf der traditionellen herrscht eine 20-km/h-Geschwin- stadträtin den Bürgerinnen und Einkaufsstraße hatte damit eine digkeitsbeschränkung, in der Bürgern. Immer ist sie schnell von große Veränderung begonnen, der Fußgängerzone darf nur im Schritt- Passantinnen und Passanten um- einige „Kinderkrankheiten“, wie die tempo Rad gefahren werden. ringt. Ein älterer Mann regt sich Grünen es nannten, folgten. Es war auf, weil er nirgends mehr einen ein Ringen um dieses neue Projekt: Auch die Zulieferung für die Han- Parkplatz findet. „Sie können ins zwei Begegnungszonen, dazwischen delsbetriebe musste sich erst ein- Parkhaus fahren, es gibt wirklich eine Fußgängerzone, wo die Buslinie spielen, doch dass sie nun mehr noch genügend Möglichkeiten zu 13A auf einer roten Spur durchfuhr, Parkmöglichkeiten direkt vor den parken“, versucht ihn die Politikerin neue Parkregelungen, neue Schilder Geschäften vorfanden, wurde sehr zu beruhigen. Eine junge Radfahre- und anfangs viel Verwirrung und positiv aufgenommen. Endlich Platz rin fährt vorbei und lobt: „Ein super Aufregung. und Ruhe zum Halten. Ein Problem Projekt, bitte durchhalten.“ Die war in der Probephase allerdings der frühere Nationalratsabgeordnete Die Radfahrerinnen und Radfahrer angedrohte Streik der Busfahrerin- der Grünen, Theresia Haidlmayr, ist sausten zu schnell durch die Fuß- nen und Busfahrer. Obwohl die Wie- auch im Einsatz: Sie fährt mit ihrem gängerzone, viele Fußgängerinnen ner Linien in der Konzepterstellung Rollstuhl auf der Straße an Radfah- und Fußgänger trauten sich nicht eingebunden waren, verweigerten rerinnen und Radfahrer nah heran auf die Straße. Mehr Polizeibeamte die Fahrerinnen und Fahrer der Mariahilfer//StraSSen//magazin 55

13A-Linienführung die Durchfahrt in hen!“ oder „13A, weg von da“, skan- Mathematiker Bianca und Rudolf der Fußgängerzone. Zu gefährlich, dierten die Demonstrantinnen und Taschner unterstützen das Projekt hieß es. Demonstranten. Sie behinderten ebenfalls öffentlich. den Bus auch durch kontinuierliches Schnell war klar, dass die Buslinie Überqueren des Zebrastreifens. „Wir Die neu aufgestellten Sitzbänke auf 13A verlegt werden musste. Wo- sind da und wehren uns“, sagte eine der Mariahilfer Straße wurden be- bei die Aufregung darüber auch der Initiatorinnen und Initiatoren. reits in der Probephase rege genutzt. überraschte, denn bis zu diesem Ein anderer: „Das ist eine unzumut- Da nun keine bzw. weniger Autos Zeitpunkt war es durchaus auch bare Wohnsituation. Ich kann kein durchfuhren, hatte man die Abgase in anderen Städten üblich, dass Fenster mehr öffnen, ich kann in der nicht mehr in der Nase, es herrschte öffentliche Verkehrsmittel durch Nacht nicht mehr schlafen.“ Mitt- mehr Ruhe und weniger Hektik. Ein Fußgängerzonen fahren, wie etwa lerweile hat sich aber auch in diesen Argument für eine Fußgängerzone in der Linzer und Grazer Innenstadt. Gassen die Aufregung gelegt. wurde in der heftigen politischen Als entschieden wurde, dass der und öffentlichen Debatte um das Bus via Windmühl- und Capistran- Um für bessere Stimmung für die ehrgeizige Projekt immer wieder gasse umgeleitet wird, begann dort neue Mariahilfer Straße zu sorgen, genannt, auch, um Bedenken der der Protest: Anwohnerinnen und warfen sich einige Prominente in Händlerinnen und Händler auszu- Anwohner klebten Zettel mit durch- die Bresche: Der Gastronom Bernd räumen: Aufgrund von Erfahrungen gestrichenem „13A“ auf die Fenster. Schlacher gründete die Initiative in anderen Städten konnte man da- Das Sujet tauchte auch bei der Stra- „Ja-zur-neuen-Mahü“. „Science von ausgehen, dass mehr Menschen ßenblockade auf: „Auf Wiederse- Buster“ Werner Gruber und die flanieren und einkaufen werden, die 56 Mariahilfer//StraSSen//MAgazin

Umsätze werden steigen. „Der Han- – je nach Sichtweise – sind die Han- Samstag von 8 bis 18 Uhr rund del liebt Fußgängerzonen“, betonte delsbetriebe, die 90 Prozent der Un- 300.000 Menschen, in der Inns- Handelsverband-Präsident Stephan ternehmen in den Bezirken Mariahilf brucker Fußgängerzone Theresien- Mayer-Heinisch. Doch die Wiener und Neubau ausmachen. „Jede Ver- straße fast 200.000. Mehr als Wirtschaftskammer meinte, das kehrsberuhigung ist im Sinne einer 80 Prozent der Passantinnen und gehe zulasten anderer Einkaufsstra- Geschäftsstraße“, wurde Vassilakou Passanten in den Einkaufsstraßen ßen. Vor allem fehlende Querungen, nicht müde, zu betonen. Auch die sind zu Fuß oder mit den öffent- neue Einbahnen und Sackgassen Lieferzeiten für die Betriebe wurden lichen Verkehrsmitteln angereist. waren der damaligen Präsidentin so ausgedehnt wie sonst nirgendwo Nach der erfolgreichen Befragung Brigitte Jank ein Dorn im Auge. in Wien. Verkehrsplaner Hermann meinte Vassilakou sichtlich erleich- Knoflacher, der immer wieder Pla- tert: „Ich kann keine Worte finden, nungen von Fußgängerzonen durch- um Danke zu sagen. Das ist wie führt, meint: „Je nach Situation ist Weihnachten und Ostern zugleich. immer eine Zunahme an Fußgänge- Mir ist es wichtig, dass keine Gräben rinnen und Fußgängern nachweis- zurückgelassen werden, sondern der handel bar. Bei kleineren Fußgängerzonen dass wir eine Straße schaffen, mit lieBt kann es zu dreistelligen Prozentzu- der alle eine Freude haben.“ fussgängerzonen wachsraten kommen, bei größeren sind die Steigerungen geringer, weil man an Spitzentagen auch schon an Leistungsgrenzen stößt. Tat- sache ist, dass es immer auch zum Strukturwandel in den Geschäften Sie forderte, trotz der damals be- kommt, aber noch nie eine gut und reits getätigten Umbauten mit sorgfältig geplante Fußgängerzone Kosten von 1,1 Millionen Euro, eine rückgängig gemacht wurde.“ Rücknahme des Verkehrskonzep- tes. Allerdings hat auch die Wirt- Grundsätzlich werde eine Stadt schaftskammer die Vorzüge einer durch Fußgängerinnen und Fußgän- ich kann keine Fußgängerzone später zu schätzen ger belebt und nicht durch Autos. worte finden, um gelernt. Am „Autofreien Tag“ am Es geht bei Fußgängerzonen auch danke zu sagen. 22. Septem ber 2014 war sie mit immer darum, Lebensqualität zu einem Stand auf der Mariahilfer steigern, wie mit Sitzbänken, wo Straße vertreten und veranstaltete man nicht konsumieren muss, und ein „Mobilitätsfest“. Janks Nachfol- mit Grünflächen. ger Walter Ruck betonte, er setze sich „für eine breite Bewusstseins- Der Verkehrsclub Österreich kann bildung in allen Branchen ein“, um bestätigen, dass jene Einkaufsstra- aufzuzeigen, „dass klimafreundliche ßen, die Fußgängerzonen oder ver- Mobilität für die Wirtschaft neue kehrsberuhigt sind, eine besonders Möglichkeiten und Geschäftschan- hohe Frequenz an Personen aufwei- cen bringt.“ sen. Am Stephansplatz bewegten Hauptbetroffene oder Hauptnutz- sich 2011. laut einer Erhebung vom nießerinnen und Hauptnutznießer Institut Infrapool, von Montag bis Mariahilfer//StraSSen//magazin 57

Die verkehrliche Umorga- nisation und bauliche Neu- gestaltung der bis dato vom Individualverkehr stark frequentierten Mariahil- fer Straße ist ein höchst anspruchsvolles, spannendes und selektives Projekt. Die MA 46 war von Anfang an in ihren Kernkompetenzen gefordert: Verkehrsmanage- ment, Verkehrsorganisation und Verkehrssicherheit. Bis die neue Verkehrsorganisati- on realisiert werden konnte, gab es eine Vielzahl an Va- rianten auf dem Papier. Hier ging es um einen räumlich sehr opulenten Bereich, der linear die Mariahilfer Straße betrifft und darüber hinaus weite Teile der Bezirke Maria- hilf und Neubau miteinbe- zieht. Um das erfolgreich bewältigen zu können, braucht man einen starken roten Faden und darf die Zielausrichtung nie aus den Augen verlieren.

Martin Schipany, MA 46 58 Mariahilfer//StraSSen//MAgazin

Bürger/innen sagen

jazum umBau Mariahilfer//StraSSen//magazin 59 h Bürger/innen- umfrage

zweck Der Wiener Gemeinderat meinungserhebung, ob die Ver- beauftragte den Magistrat der kehrsberuhigung auf der mariahilfer Stadt Wien, eine Meinungs- straße beibehalten oder wieder erhebung Anfang März 2014 aufgehoben werden sollte durchzuführen. Bei dieser Meinungserhebung konnten zeitraum Bürgerinnen und Bürger der 17. februar 2014 bis Bezirke Mariahilf und neubau 7. märz 2014, 10 uhr darüber entscheiden, ob die Stimmberechtigte Verkehrsberuhigung auf der Mariahilfer Straße beibehalten 48.642 Personen, die am (A) oder wieder aufgehoben (B) 13. dezember 2013 (datum des werden sollte. Informationen Beschlusses im gemeinderat) in zur Meinungserhebung wurden den Bezirken mariahilf und neubau an alle Haushalte in den beiden mit hauptwohnsitz gemeldet waren Bezirken zeitgerecht übermittelt. und bis zum 7. märz 2014 das Die Teilnahme war sowohl per Ergebnis 16. lebensjahr vollendet haben. Brief als auch bei Annahmestel- Ein deutliches „Ja” zum Umbau len möglich. der Mariahilfer Straße! rücklauf

Die Auswertung der retour- Die Bewohnerinnen und 48.642 nierten Fragebögen wurde von Bewohner in Mariahilf und per Post versandte fragebögen rund 40 Mitarbeiterinnen und neubau haben sich mit 53,2% Mitarbeitern der magistratischen für die neue Mariahilfer Straße 33.122 retournierte fragebögen Bezirksämter vorgenommen. ausgesprochen. 55,9% der Be- (68,1 Prozent) über die gesamte Dauer waren fragten, die für die Verkehrsbe- Beobachterinnen und Beobach- ruhigung der Mariahilfer Straße davon 185 fragebögen ungültig ter aller politischen Fraktionen gestimmt haben, stimmten auch die Fragen der Bezirksvertretungen des 6. für die Öffnung von Querun- und 7. Bezirks anwesend. Darü- gen. a. die Verkehrsberuhigung der ber hinaus wurde der Ablauf von mariahilfer straße soll beibehalten einem notar protokolliert. 52,9% der Befürworterinnen werden. für den autoverkehr sollen und Befürworter der Verkehrs- querungen geöffnet werden? beruhigung sprachen sich ja / nein für das Radfahren in der Fuß- das radfahren soll im Bereich der gängerzone aus. fußgängerzone erlaubt bleiben? ja / nein b. die Verkehrsberuhigung der mariahilfer straße soll rückgängig gemacht werden. 60 Mariahilfer//StraSSen//MAgazin

eine stadt nach menschlichem

MinterAView harald fSSrey

Wie bewerten Sie das Projekt aus heutiger Bürgern eine gewisse Vorstellung zu dem Auto in die Mariahilfer Straße Sicht? vermitteln und gegenläufige Argu- fahren, die das Auto sozusagen als mente zu entkräften. Bewegungsprothese verwenden, Was die bauliche Umsetzung be- haben bessere Voraussetzungen als trifft, ist es ein erfolgreiches Projekt. Durch die Umgestaltung müssen sich Auto- vorher. Lieferanten können heute Wir haben es geschafft, aus der fahrerinnen und Autofahrer an große bequem ein- und ausladen. Zulie- Mariahilfer Straße eine Fußgänger- Umstellungen gewöhnen. Funktioniert das? ferdienste können ohne Staus und bzw. Begegnungszone zu machen. verparkte Ladezonen erfolgen. Was den Prozess selbst betrifft, war Ja. Aber das ist immer bei Neuge- es etwas holprig. Doch das darf staltungen im Verkehrssystem der Anrainerinnen und Anrainer kritisieren nicht verwundern: Fall. Jede Verkehrsteilnehmerin allerdings, dass es in der Burggasse und und jeder Verkehrsteilnehmer Gumpendorferstraße nun so viel Stau In den letzten 20 Jahren haben wir durchläuft Lernprozesse, wenn sich gebe. Ist das nur ihr subjektiver Eindruck? keine wirklich großen Fußgängerzo- infrastrukturell etwas ändert. Die nen umgesetzt und die, die vorher AutofahrerInnen haben begon- Auf den Parallelrouten wie Burggas- umgesetzt wurden, wurden im nen, sich in relativ kurzer Zeit an se und Gumpendorferstraße kam Rahmen des U-Bahnbaus errichtet. die neuen Rahmenbedingungen es zu einer leichten Zunahme, aber Also dort, wo bereits der motorisier- anzupassen. Anhand der Zählungen nicht zu mehr Stau. Man muss die te Individualverkehr aufgrund der sehen wir, dass im 6. und 7. Bezirk verhältnismäßig geringe Mehr- Baustellen unterbrochen war. Bei zwischen Lerchenfelderstraße und belastung dort im Verhältnis zur der Mariahilfer Straße wurde hin- Wienzeile heute 14.000 Autos Reduktion am motorisierten Verkehr gegen in einen offenen Organismus weniger unterwegs sind als früher, im gesamten Gebiet sehen. Diese eingegriffen, um ihn maßgeblich zu als die Mariahilfer Straße noch Straßen sind ohnehin an ihrer Kapa- verändern. Beides hat es sehr schwer durchgehend befahrbar war. Doch zitätsgrenze, die Möglichkeit eines gemacht, den Bürgerinnen und auch diejenigen, die heute noch mit Verlagerungspotenzials ist begrenzt. Mariahilfer//StraSSen//magazin 61

De facto fahren also weniger Leute mit die Fahrbahn, hier ist der Gehsteig, dem Auto in die Bezirke. überwiegt die bauliche Information und nicht die Information durch Ja, das deckt sich auch mit interna- Schilder und Markierungen. Was tionalen Erfahrungen. Es gibt die ebenfalls schwierig und immer wie- Bewältigungsstrategien, Fahrten zu der zu diskutieren ist, ist die Art und unterlassen oder ein anderes Ver- Weise, wie abgestimmt wird. kehrsmittel zu wählen. Das passiert vor allem in Wien, wo es gute Alter- Eine Beteiligung der Bevölkerung ist nativen gibt. Die Mariahilfer Straße sinnvoll und wichtig, aber es ist nicht hat nicht an Attraktivität verloren, zwingend, die Ja-Nein-Frage als im Gegenteil, es halten sich nun viel Beteiligungsvariante zu wählen. Es mehr Menschen dort auf, weil die wird bei einer Befragung tendenziell Fußgängerzone viele Personen aus die konservative Variante gewählt, weil man nicht weiß, was da kommt. Beim Verkehr ist so eine Abstim- mung ein Problem, weil es in Wien 1.8 Millionen Expertinnen und Ex- es giBt die Bewältigungsstrategien, perten gibt. Das ist nicht abwertend fahrten zu unterlassen oder ein gemeint, denn jeder ist ja Verkehr- steilnehmerin bzw. Verkehrsteilneh- anderes Verkehrsmittel zu wählen. mer und hat eigene Erfahrungen. das Passiert Vor allem in wien, Als Planer muss ich mich aber wo es gute alternatiVen giBt. zurücknehmen und überlegen, was ist für das Gesamtkonzept wichtig und dann entscheiden.

den Nachbarbezirken anzieht, wo Welche weiteren Projekte wären in Wien das Gebiet sehr verbaut ist. noch möglich?

Sie meinen, die Umsetzung sei holprig Es gibt viele Vorschläge. Die Land- gewesen. Was kann man hier in Zukunft straße, im Bereich zwischen Wien besser machen? Mitte und dem Rochusmarkt, das historische Zentrum des 3. Bezirks, Die Probephase war zu lang, da die könnte man neu gestalten. Span- Straße bereits als Begegnungszone nend wären auch Neugestaltungen umgewidmet war, aber sich baulich in den großen Flächenbezirken, noch nicht verändert hat. Das hat in und . Dort Fußgängerinnen und Fußgänger liegen wir im Vergleich zu den nicht dazu animiert, die Fahrbahn Innenbezirken noch weit zurück, was zu benutzen, und das hat Kritikerin- eine zukunftsgerichtete Verkehrs- nen und Kritiker bestätigt, dass sie mittelwahl betrifft. Viel Potenzial nicht angenommen werde. Das war gibt es auch in den dichten Berei- aber logisch, denn bei einer Infra- chen des 16., 17. und 18. Bezirks, in struktur, die mir vermittelt, hier ist der Währinger Straße, Josefstäder 62 Mariahilfer//StraSSen//MAgazin

Straße, Reinprechtsdorfer Straße, der Stadtgestaltung. Man braucht effizientes Verkehrsmittel zur Ver- nicht nur für flächige Fußgängerzo- mehr Flächen, wo Menschen zu Fuß fügung. Ein Gesundungsprozess nen, sondern auch für Begegnungs- gehen, wo Kinder sich frei bewegen einer Stadt, die in den 50er-Jahren zonen oder für einzelne Abschnitte können. Sie haben ein Recht auf vom Autoverkehr überrollt wurde, einer menschengerechteren Gestal- Bewegungsfreiheit. Der Begriff der ist notwendig. Es ist schwierig und tung. Fußgängerzone zeigt ja den Re- langwierig, sie wieder menschenge- servatcharakter, er ist ein Ergebnis recht zu machen. Es ist immer ein- Warum ist es grundsätzlich nötig, Fuß- einer Planung, die auf das Auto facher, etwas zu zerstören, aber viel gängerinnen und Fußgänger mehr Platz zu orientiert ist. Fußgängerzonen schwieriger, etwas aufzubauen. Wir geben und Autos zurückzudrängen? sollten in einer Stadt für Fuß- sind nun mitten in diesem Aufbau- gängerinnen und Fußgänger kein prozess, in der Redimensionierung Wien wächst nicht nur am Stadt- Thema sein, da gebe es Autozonen. der Stadt auf das menschliche Maß. rand, sondern auch in den inneren Das Auto wird weiterhin einen Platz Bezirken, wo wir begrenzten öf- einnehmen in der Stadt der Zukunft, Der Autoverkehr hat auch infra- fentlichen Raum haben und Fläche aber er wird nur noch fünf bis strukturelle Folgen, wie Einkaufs- knapp ist. Wohnraum ist teuer und zehn Prozent des heutigen Anteils zentren oder verwaiste Geschäfte öffentlichen Raum verschenken wir ausmachen. Krankentransporte, in der Innenstadt. Fußgängerzonen quasi an diejenigen, die Autos im Behindertentransporte, Sachtrans- sind immer ein Instrument der Be- öffentlichen Raum abstellen wollen. porte sind nötig, doch der Rest ist lebung von Städten. Dort, wo diese Fürs Parken zahlt man nur einen leicht zu verlagern. Zonen erweitert werden, kommen Bruchteil dessen, was Wohnungs- junge Familien wieder zurück. Darin mieten oder das Abstellen in Gara- Mit dem öffentlichen Verkehr steht können sie sich wieder barrierefrei gen kosten. Es ist auch eine Frage ein leistungsfähiges und flächen- bewegen. Lebensqualität hat nichts mit Autobesitz oder Autofahren zu tun. Viele Menschen und Städte rücken immer mehr vom Auto ab, wie z. B. in London, Paris, Bern, Beim Verkehr ist Berlin, schon länger in Amsterdam, so eine aBstimmung ein ProBlem, Stockholm etc. Aber auch Städte in den USA, wie New York, also auch weil es in wien 1,8 millionen in einem Land, das mit dem Auto exPertinnen und exPerten giBt. groß geworden ist, gibt es diese Tendenzen. Denn jedes Auto we- niger auf der Oberfläche bedeutet für andere, die umweltfreundlich unterwegs sind, mehr Platz. Mariahilfer//StraSSen//magazin 63 64 Mariahilfer//StraSSen//MAgazin Mariahilfer//StraSSen//magazin 65

das GESTALTUnGS konzePt 66 Mariahilfer//StraSSen//MAgazin

GestaltunGs vorGaben der Bürgerinnen und Bürger

In der Dialogbox, bei der Gestaltungswerkstatt und über die Website wurden Vorschläge, Wünsche und Ideen für die Gestaltung der neuen Mariahilfer Straße gesammelt. Das Ergebnis ist mehr als eindeutig – der Großteil der beteiligten Personen wünscht sich mehr Sitzgelegenheiten. Es sollen mehr Orte zum Verweilen einladen und darüber hinaus konsumfreie Zonen geschaffen werden. Der Wunsch nach mehr Grünflächen ist ebenfalls sehr ausgeprägt – sehr verständlich, verfügen doch die dicht bebauten Bezirke 6 und 7 über nur wenige öffentliche Parks und Grünbereiche. Mariahilfer//StraSSen//magazin 67

GestaltunGs Für mich ist die Fußgängerzo- eleMente ne ein Riesenvorteil, vor allem kann ich nun mit meinen zwei Töchtern dort Rad fahren. Vorher war das angesichts des Verkehrs gemeingefähr- lich. Ich habe mich ab dem Die Empfehlungen der Bevöl- Die Möblierungszonen sowie ersten Moment sehr über das kerung wurden von den Archi- Gastgärten, Fahrradständer und Projekt gefreut. Anfangs tekturbüros B+B/orso.pitro zusätzliche Elemente wurden in fand ich es zwar verwirrend – übernommen und dienten als den zonen zwischen der Baum- vor allem das Schilderchaos. Grundlage für die Ausarbeitung achse und dem zukünftigen Und in der Probephase des Gestaltungskonzeptes. Fahrbereich verortet, damit wur- hat sich meine 80-jährige Die Grundaufgabe der Planung de eine möglichst breite Gehflä- Mutter nicht auf die Straße bestand darin, den bestehenden che geschaffen. Die Anordnung getraut. Ich finde es schön, Straßenraum, der durch einen erfolgte im Hinblick auf eine wie die Fußgängerinnen und starken linearen Bewegungsfluss möglichst hohe Durchlässigkeit. Fußgänger die Straße zu- geprägt und auch getrennt war, rückerobern. Die Gestaltung in einen urbanen Boulevard mit Für eine neuinszenierung der ist auch sehr gelungen, die hoher Aufenthaltsqualität und Straßenbeleuchtung wurden vielen Sitzgelegenheiten, der Querdurchlässigkeit umzuge- bestehende Beleuchtungsmasten Spieltisch. stalten. Besonderes Augenmerk mit neuer Farbe und Beleuch- Karin Kolde, Ärztin, lag auf der Schaffung attraktiver tungselementen versehen. wohnhaft im 6. Bezirk, Möblierung, um so der Forde- Praxis Schottenfeldgasse rung nach konsumfreien zonen In der Fußgängerzone sorgt ein nachkommen zu können. einheitlicher Belag aus Granit für eine zeitlose Ausstrahlung Unbeschadet der unterschiedli- und verbindet die verschiedenen chen Verkehrslösungen, erhält Funktionsflächen der Straße zu die gesamte Mariahilfer Straße einem gemeinsamen Raum. Die ein durchgehendes Erschei- unterschiedliche Akzentuierung nungsbild. Der neue verschmä- des Steines in Form, Größe und lerte Fahrbereich, der über Fuß- Farbe besticht durch Beständig- gänger- und Begegnungszone keit und Eleganz und gibt der Betonstein ausgebildet. Es wird dieselbe Breite erhält, liegt leicht Straße, je nach Lichteinfall und so der Fahrbereich erkenntlich asymmetrisch und niveaugleich Wettersituation, eine besondere gemacht und dennoch eine im bestehenden Straßenraum. Identität. möglichst durchgängige Ober- Die Begrenzung erfolgt durch flächengestaltung des gesamten durchgehende Steinbänder, die In der Begegnungszone wurden Querschnitts erreicht, um dem auch die Entwässerung aufneh- die Gehsteige bis zum Fahr- Wunsch nach Gleichberechti- men und so ein durchgehendes bereich mit Platten aus dem gung aller Teilnehmerinnen Element über die gesamte Stra- Bestand ergänzt. Die Fahrbahn und Teilnehmer im Straßen- ßenlänge bilden. wird mit neuer Pflasterung aus raum nachzukommen. 68 Mariahilfer//StraSSen//MAgazin

Die Verkehrsberuhigung hat quer durch Österreich die Gemüter erregt. Die Medien- berichterstattung wurde von erhitzten Diskussionen auf verschiedenen Foren begleitet. Dies hat den Entwurfsprozess erschwert, da wir stets den Nachweis erbringen mussten, dass unsere Designvorschläge auch wirklich sicher und ge- mäß den rechtlichen Beschrän- kungen gedacht waren. Zum ersten Mal nach 37 Jahren Berufserfahrung mussten wir RechtsanwältInnen einstellen, um die Entwurfsvorschläge auf ihre gesetzlichen Grundlagen zu überprüfen. Es ist eine bemerkenswerte Leistung für die Stadt Wien, dieses Projekt innerhalb von eineinhalb Jah- ren verwirklicht zu haben. Die „Dialogmöbel“ – können Die österreichische Gepflo- einzeln platziert werden oder genheit, lokale Produkte zu durch die Kombination wählen, wie in diesem Fall den mehrerer Elemente und zusätz- dortigen Granit, finden wir lichem Belagswechsel Stadt- bewundernswert. Eine solche Oasen bilden, die durch ihre Einstellung würden wir auch in raumbildende Wirkung den Auf- den Niederlanden begrüßen. enthaltscharakter dieser Bereiche Nun sind die negativen verstärken. Sie bieten angenehme Stimmen zur Umgestaltung Aufenthaltsräume und Treff- verstummt. Fahrräder, Autos punkte im urbanen Raum. sowie Fußgängerinnen und Fußgänger teilen sich den neuen Straßenraum und Kinder lernen das Fahrradfah- ren, wo einst Autos die Straße bevölkert haben. Es ist in aller Interesse und kommerziell wichtig, dass die Straße auch in Zukunft eine höhere Lebens- qualität für alle bietet.

Mascha Onderwater, Bureau B+B Mariahilfer//StraSSen//magazin 69

DIALOG DIALOG möBel 70 Mariahilfer//StraSSen//MAgazin

WASSER UnD LUFT für die Bäume

Mit der neugestaltung der Mariahilfer Straße werden die Baumscheiben mit einer wasser- durchlässigen, kunstharzgebun- denen Deckschicht versehen. Dadurch erhalten die Wurzeln der Bäume ausreichend Wasser und Luft, gleichzeitig können die Baumscheiben problemlos und barrierefrei begangen werden. Mariahilfer//StraSSen//magazin 71

intelligente BELEUCHTUnG

Die neuen energieeffizienten Straßenbeleuchtung aufeinander Flächen sowie eine Doppelbe- Leuchten tragen wesentlich zum abgestimmt. Ein Leuchtdichte- leuchtung mittels Leuchte und modernen Erscheinungsbild sensor, der das Beleuchtungs- Schaufenster vermieden werden. der neu gestalteten Mariahilfer niveau am Boden zwischen Das bedeutet mehr Sicherheit Straße bei. Um die Einkaufs- Leuchtenmast und Schaufenster durch eine optimierte, gleich straße noch attraktiver zu gestal- misst, passt das Beleuchtungs- bleibende Beleuchtungsstärke. ten und mehr Sicherheit zu niveau der Leuchte an. Dadurch Mit der Umrüstung verringert schaffen, wurde ein neues Kon- soll zum einen immer die gleiche sich zudem der Energieverbrauch zept entwickelt. Dabei werden Lichtqualität am Boden gegeben um bis zu 80 Prozent. die Schaufensterbeleuchtung und sein und zum zweiten dunkle 72 Mariahilfer//StraSSen//MAgazin Mariahilfer//StraSSen//magazin 77

spielmöglichkeiten niveaugleiche gestaltung konsumfreie Zonen

öffentliche toiletten

ruheZonen mehr bänke platZ für hunde mehr Bäume urBan gardening keine schanigärten mehr grünflächen schanigärten mehr platZ Zum gehen trinkBrunnen kinderfreundliche gestaltung Wasserspiel Beschattung gekennmehrZeichnete radWege grün

Empfehlungen für die neugestaltung. Die Vielzahl anderer nutzungsvorschläge macht deutlich, dass es bei der neugestaltung der Mariahilfer Je häufiger ein Gestaltungselement genannt wurde, Straße nicht nur um die Einführung einer neuen Verkehrsorganisation ging. Die Bevölkerung wünscht umso größer wird es hier dargestellt. sich, dass aus der Mariahilfer Straße ein Freiraum entsteht, der für neue nutzungen geöffnet wird und so zu mehr Lebensqualität in der Stadt beiträgt. 73 Mariahilfer//StraSSen//MAgazin

elemente der neugestaltung

4 wassertische 24 neue Baumgärten 5 lounges rund 420.000 neue steine 82 neue sitzgelegenheiten Die Umgestaltung der 111 neue lampen Maria hilfer Straße war über 3km Blindenleitsystem 12 wlan stationen eine große Herausforde- 5 querungshilfen rung, da sich die Teile der für sehbehinderte menschen Begegnungszonen und die Fußgängerzone, mit ihren unterschiedlichen Vorausset- Vorteile der Neugestaltung zungen, zu einem harmoni- - insgesamt mehr Platz für FußgängerInnen schen Ganzen fügen sollten. - Schanigärten werden Richtung Straßenmitte Ziel war EIN Straßenraum, verschoben, das bedeutet mehr Platz vor den bei dem die divergierenden Geschäften Regeln der unterschiedli- - neues Schanigartenkonzept – bessere, chen Bereiche jederzeit klar modulartige, flexiblere Aufteilung erkennbar sein sollten. Vor für die Betriebe diesem Hintergrund hat mich - mehr Platz für Kinder besonders das konstruktive - mehr konsumfreie Zonen und neue Miteinander des Bearbei- Aufenthaltsbereiche mit Wassertischen tungsteams begeistert. Durch neue, zusätzliche Gehsteigbeleuchtung – viel Engagement, Kreativität, hellere Bereiche entlang der Geschäfte Hartnäckigkeit, der Bereit- - WLAN integriert in die Beleuchtung schaft zur Diskussion und - neue wasser- und luftdurchlässige Oberfläche vor allem die Fähigkeit der für die Baumscheiben Kolleginnen und Kollegen, - neue Sitzgelegenheiten (konsumfrei) mit über das Übliche hinaus zu teilweise integrierter Bepflanzung denken, konnte ein überzeu- - neues Ladezonenkonzept – weniger gendes Projekt zur gebauten Verkehrszeichen, einheitliche Zeiten Realität werden. Ich möchte - Fußgängerzone: komplette Neupflasterung mich für diese Erfahrung, auf der gesamten Breite dass gemeinsames Arbeiten - Begegnungszone: Verbreiterung der zu so einem hochwertig ge- Gehbereiche vor den Geschäften – stalteten Straßenraum führt, neue Pflasterung der Fahrbahnbereiche bedanken. - barrierefreie Nutzung der gesamten Mariahilfer Straße durch ebene Ausführung Clarissa Knehs, - neues Blindenleitsystem MA 19 - Straße wirkt nach dem Umbau „aufgeräumter“ – durchgängiges Konzept und weniger Schilder - in regelmäßigen Abständen aufgestellte Fahrradabstellanlagen – Einkaufen mit dem Fahrrad besser möglich

Mariahilfer//StraSSen//magazin 74 75 Mariahilfer//StraSSen//MAgazin Mariahilfer//StraSSen//magazin 76

BEREICH NEUBAUGASSE

NACHBARSCHAFTSPARKS

URBANE INSELN BEGEGNUNGSZONE BEGEGNUNGSZONE

KREUZUNGEN FUSSGÄNGERZONE

BEREICH THEOBALDGASSE NACHBARSCHAFTSGÄRTEN SEITENSTRASSEN

DIALOG INSELN BEREICH KIRCHENGASSE 78 Mariahilfer//StraSSen//MAgazin Mariahilfer//StraSSen//magazin 79

QUERUnGS HILFEn

in der Begegnungszone

Im zuge der Eröffnung der Begegnungszone wurden Querungs hilfen für blinde und seheingeschränkte Personen in Betrieb genommen, die in Ab- sprache mit den Vertreterinnen und Vertretern der blinden und seheingeschränkten Personen festgelegt worden sind. Mittels selektiver Anmeldung kann eine akustische Unterstützung aktiviert werden. Im Gegensatz zu her- kömmlichen Ampeln verfügen diese Anlagen über keinerlei optische Signalisierung für die Fußgängerinnen und Fußgänger. Lediglich für den Individualver- kehr (Pkw, Taxi, Radfahrerinnen und Radfahrer) wird mittels Rot/Gelb-Signal ein HALT angezeigt. Um einen Missbrauch zu vermeiden, hat sich die Stadt Wien dazu entschlossen, lediglich an Anspruchsberechtigte einen eigens angefertigten Chip auszu- geben, um die Anlage aktivieren zu können. 80 Mariahilfer//StraSSen//MAgazin Mariahilfer//StraSSen//magazin 81

LEITSYSTEM für fussgängerinnen und fussgänger

Im Rahmen der neugestaltung durch Höfe) angegeben, ergänzt erhält die Mariahilfer Straße mit der Information, ob diese ein neues Leitsystem für Fuß- barrierefrei sind oder nicht. Die gängerinnen und Fußgänger. Informations-Stele ist werbefrei Dieses Leitsystem bietet vor und wird nachts von innen allem für Ortsunkundige bessere beleuchtet. Das Leitsystem ist und schnellere Orientierung wichtiger Bestandteil der über- und zeigt die Besonderheiten geordneten Flaniermeilen durch der Umgebung. Der auf der die Stadt. Info-Stele aufgedruckte Plan gibt Durch das Info-System wird der unter anderem Entfernungen Fußverkehr in der Stadt weiter beziehungsweise Gehzeiten zu gefördert, da Entfernungen den umliegenden Öffi-Stationen, realistischer eingeschätzt und die zu Carsharing-Standorten, den beste Wegstrecke leichter gefun- Citybike-Stationen oder öffent- den werden kann. Öffentlicher lichen WCs an. zusätzlich sind Verkehr und der Fußverkehr Abkürzungen (z.B. Durchgänge werden besser verknüpft. Die Gestaltung der Fußgän- gerzone ist sehr schön. Mich hat der Verkehr vorher aber auch nicht gestört. In den Cafés ist es nun natürlich angenehmer zu sitzen, ohne den Auspuff vor der Nase zu haben. Aber der Verkehr hat WLAn sich im ganzen Bezirk verteilt. Ich bin beruflich auf mein zum freien surfen Auto angewiesen und muss nun Umwege fahren. Das finde ich nicht so gut.

Die Mariahilfer Straße bietet Smart City Wien. Damit wird Jennifer Brenon, wohnhaft in ihrem Gesamtbereich von die nutzung des Wiener WLAn- Westbahnstraße, im Getreidemarkt bis Mariahilfer Systems stark vereinfacht und Außendienst tätig Gürtel kostenloses WLAn an. attraktiver gemacht. zusätzlich Die insgesamt zwölf Sendestati- wird das Wiener WLAn-netz onen in der Mariahilfer Straße massiv ausgebaut: 400 neue sind ein wertvoller Beitrag zur Access Points entstehen. 82 Mariahilfer//StraSSen//MAgazin

EIn SPAzIERGAnG rePortage

Baustellenlärm im hintergrund, die umbauphase ist im vollen gang, während ulrike Pitro und franziska orso auf der mariahilfer straße unterwegs sind. die architektinnen von „orso.pitro“ haben gemeinsam mit der landschaftsplanerin ricky rijenberg vom „Bureau B+B“ in den niederlanden den internationalen wettbewerb für die gestaltung der neuen mariahilfer straße gewonnen. Mariahilfer//StraSSen//magazin 83

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Das Ziel: maximalen Platz zum mehr und mehr funktionierte, wie es ein Phase des Umbaus gibt, eine Zufußgehen, Radfahren und für sich die Menschen langsam daran Umgewöhnung, und dann ist es ein Erholungszonen zu schaffen. Der gewöhnten. „Sobald alles neu und Gewinn für alle“, so Pitro und zeigt holländische Teil des Planungsteams vorhanden war, war es natürlich auf einen der vier Wassertische als hat jahrelange Erfahrung mit der klarer. Ich hätte mir aber auch nie Beispiel. Plätscherndes Wasser habe Gestaltung von Fußgängerzonen, gedacht, dass ein Verkehrsthema so etwas Beruhigendes an sich, man auch mit Testphasen von derartigen emotional diskutiert wird. In der Hitze kann sich erfrischen und für Kinder Projekten. Ihre Sicht von außen sei der Diskussion hat sich kaum je- gebe es dadurch ein spielerisches daher oft sehr hilfreich gewesen, mand Gedanken darüber gemacht, Element. erzählt Pitro. „Sie konnten uns ver- wie schaut das dann am Ende sichern, dass es funktioniert.“ eigentlich aus. Das Thema war hin- Bei einer neuen Verkehrsorgani- gegen, wo kann ich noch mit dem sation kann es nie nur um einzelne Mit zahlreichen Magistratsabtei- Auto fahren. Sobald das erste Stück Veränderungen gehen, sondern eine lungen sowie mit zwei Bezirksvertre- eröffnet war, gab es aber eindeutig komplette Neustrukturierung der tungen musste kooperiert werden. einen Wandel im Meinungsbild. Straße war nötig. Die bestehende In der hitzigen politischen Debatte Der Vorteil von der etappenweise Struktur mit den Bäumen auf beiden mussten die Frauen einen kühlen Seiten und den Beleuchtungsmasten Kopf bewahren, da sich Vorgaben bildete eine „starke Achse“ und war immer wieder einmal geändert ha- die früheren ausgerichtet auf den Straßenver- ben. Die Planung an sich stand im ParkPlätze sollten kehr, nun galt es, die Straße zu öffentlichen Fokus: „Wir haben uns nicht einfach neu öffnen, Plätze zu schaffen, Barrieren sehr eingesetzt und viel gearbeitet, aufzubrechen. wussten aber nicht, wie die Befra- genutzt werden, gung ausgeht. Dass sich viele das sondern die strasse Die früheren Parkplätze sollten Projekt nicht vorstellen konnten, erst, sollte offener nicht einfach neu genutzt werden, als es tatsächlich umgesetzt war, sondern die Straße sollte offener war verständlich. Dann fuhren die erscheinen, erscheinen, aber auch ein einheitli- Autos automatisch langsamer, weil aBer auch ein ches Bild abgeben. Räume wurden die Straße eben von Fußgängerin- beispielsweise dadurch gewonnen, nen und Fußgängern sowie Radfah- einheitliches indem die neue Pflasterung der rerinnen und Radfahrern tatsächlich Bild aBgeBen. Fußgänger- und Begegnungszone genutzt wurde. Die anfänglichen in Seitengassen ausgedehnt wurde. Probleme traten einfach auch teil- Vorgangsweise war, dass man vieles Das sei einerseits ein Hinweis für weise deshalb auf, weil man sich das aufgrund der Testphase und der Personen von der Gasse kommend, Endprodukt nicht vorstellen konnte. Erfahrungen auch noch adaptieren hier beginnt die Fußgängerzone, Das war anfangs einfach schwer konnte.“ Dass die Stimmung in den andererseits hat sich der Raum zu kommunizieren. Wir haben aber Medien oft negativ gewesen sei, war geweitet, erklärt Pitro an einer der sehr gehofft, dass alles gut geht“, bedauerlich, zumal es zahlreiche Nebenstraßen. Die auffällige Farbe so Franziska Orso. Pitro, die auch internationale Beispiele von Begeg- Blau der Beleuchtungsmasten wur- selbst Anrainerin ist, fand es interes- nungszonen in London, Amsterdam de ersetzt durch ein mattes Weiß. sant, zu beobachten, wie die Straße und Zürich gebe, „die zeigen, dass Die neuen Lichtkörper beleuchten 84 Mariahilfer//StraSSen//MAgazin

die Straße flächendeckender als vor- allesamt rege genutzt werden. Der Richtungen, etwa zu den Geschäf- her. Zudem: „Einen neuen Anstrich Bedarf an Sitzgelegenheiten, wo ten, schauen können. hätten sie sowieso gebraucht“, lacht man nicht konsumieren muss, war „Vorher standen die Bänke längs Pitro. Die Architektinnen mussten und ist groß, wurde aber bisher der Straßenrichtung, das ist nun ein Konzept für Schanigärten nicht gedeckt. Einfach verweilen, aufgebrochen, der Bewegungsfluss ebenso ausarbeiten wie ein Konzept rasten und beobachten können, das wird dadurch durchbrochen. Mit für die Feuerwehr, die alle 20 Meter haben sich viele Anrainerinnen und wenigen Elementen ergeben sich zufahren können muss. Mit den unterschiedliche Positionen. Gleich- Geschäftsleuten hat es Diskussi- zeitig sollte sich eine einheitliche onsrunden gegeben, um über die „eine Balance Linie ergeben, etwas Ruhiges, weil Nutzung des öffentlichen Raumes zwischen die Straße ohnehin schon so bunt zu verhandeln. Gastgärten beleben ist.“, erzählt Orso. den Raum, das will auch die Stadt, kommerziellen doch jeder Quadratmeter bietet die und konsumfreien Die Möbel sollten schlicht, schön, Möglichkeit, ihn auch kommerziell zonen.“ benutzerfreundlich, flexibel, aber zu nutzen und so galt es, hier eine auch robust sein. Die Wahl fiel auf Balance mit konsumfreien Aufent- langlebigen Granit aus Schrems im haltsbereichen zu finden. Nur in der Anrainer gewünscht. Insgesamt Waldviertel und auf das Tropenholz Begegnungszone haben Schani- wurden mehr als 100 Stadtmöbel in Cumaru aus Peru. Das zertifizierte gärten Abgrenzungen, weil dort der Nähe von Gastgärten, Brunnen Holz ist für den Außenbereich ideal der Bus und die Autos fahren, in der und Bäumen aufgestellt. „Wir woll- und kommt ohne Lackierung aus. Fußgängerzone stehen Tische und ten kleine Inseln schaffen und die Bei dieser Beanspruchung durch Sessel offener im Raum. Möbel nicht einzeln aufstellen. Man Passantinnen und Passanten und sollte in den Raum schauen können, Witterung ist das wichtig und im Wir flanieren an einer der zahl- die Passantinnen und Passanten Endeffekt auch kostensparend. reichen Sitzgruppen vorbei, die beobachten können oder in andere Insgesamt wurden mehr als Mariahilfer//StraSSen//magazin 85

100 solche Sitzinseln aufgestellt. Blindenleitsystem nicht nur quer, gekommen, in kleineren Gruppen, Holz wurde auch deshalb aus- sondern auch längs der Straße dafür über die ganze Straße besser gewählt, weil es angenehm zum eingearbeitet. Die Steine, die aus verteilt. Sitzen ist und im Winter wärmender als Stein ist. Die Erhaltung und Das Projekt sei der Anfang eines Pflege von öffentlichem Gut und „die autos komPlett Umdenkens: „Wir haben hier nun Raum benötigt ein großes Budget, so viel Platz gewonnen, das ist faszi- deshalb war die Freude der Archi- aus der stadt zu nierend. Die Autos komplett aus der tektinnen umso größer, dass so VerBannen, ist Stadt zu verbannen, ist illusorisch, viele konsumfreie Sitzmöglichkeiten illusorisch, aBer aber die richtige Balance muss wie- Realität geworden sind. Die Möbel derhergestellt werden“, sind Pitro ermöglichen unterschiedliche Nut- die richtige Balance und Orso überzeugt. zungen, auch bequemes Sitzen und muss wiederher- Liegen. Das wird zwar immer wieder gestellt werden.“ kontroversiell diskutiert, doch die Erfahrung mit den berühmten Enzis im Museumsquartier zeigt, dass der Fußgänger zone abgebrochen durch die Möbel auch am Abend wurden, fanden eine Wiederverwer- der Raum belebter ist und eine ganz tung in der Begegnungszone und andere Stimmung vorherrscht als wurden mit Betonsteinen ergänzt. untertags. Mehr Pflanzen neben den Der wertvolle Granit wurde nur in vorhandenen Bäumen waren nur in der Fußgängerzone für die Pflas- Trögen möglich, da dicht unter der terung verwendet und ergibt eine Straße unzählige Leitungen verlegt schöne Akzentuierung des Steins sind und die U3-Linie fährt. In die in Form, Größe und Farbe. Auch Pflasterung der Straße wurde ein mehr Fahrradständer sind dazu- 86 Mariahilfer//StraSSen//MAgazin

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BauPhasen und fertiG stellung Mariahilfer//StraSSen//magazin 87

G

der umBau gesamtfertigstellung: 31. juli 2015

Die Umbauarbeiten in der Bauabschnitt 1 Mariahilfer Straßen starteten abschnitt zwischen kaiser- am 19. Mai 2014. Bis novem- straße und kirchengasse ber 2014 wurde der Abschnitt Baubeginn: 19. mai 2014 zwischen Kaiserstraße und fertigstellung: 14. november Kirchengasse fertiggestellt, der 2014 Umbau des zweiten Bereichs bis zum Getreidemarkt folgte im Bauabschnitt 2 Frühjahr 2015. abschnitt zwischen kirchen- gasse und getreidemarkt Während der Umbauzeit verblie- Baubeginn: februar 2015 ben jeweils zwischen Straßen- fertigstellung: 31. juli 2015 abschnitten mit Baumaßnah- men arbeitsfreie Bereiche, auf Für Fußgängerinnen und Fuß- Projektkosten welchen eine zufahrt möglich gänger blieb die Mariahilfer (gesamt brutto) war. Die Abschnitte, auf denen Straße freilich durchgängig gerade gearbeitet wurde, wurden begehbar. Das ausgeklügelte 25 mio. euro für die Dauer der Bauarbeiten Baustellenmanagement sorgte für den motorisierten Individu- dafür, dass die Belastungen für alverkehr und den Radverkehr Geschäftstreibende und Anwoh- gesperrt. nerinnen und Anwohner mög- lichst gering gehalten werden konnten.

Am 14. november 2014 wurde der erste Abschnitt mit einem „Grätzl-Fest für alle“ feierlich von Politik und Stadt eröffnet. 88 Mariahilfer//StraSSen//MAgazin

BAHÖ Mariahilfer//StraSSen//magazin 89

s auf der MAHü rePortage

Im Sommer wurde wochenlang gebaggert, gehämmert, gebohrt, geschweißt, geschleppt und gestemmt. Ohrenbetäubender Lärm, Staub, Absperrungen und enge Korridore auf der Mariahilfer Straße. Mit Hund, Fahrrad und Einkaufstaschen mussten sich Passantinnen und Passanten aneinander vorbeibewegen, auch für die Anwohner­ innen und Anwohner und die Geschäftsleute waren die Bauarbeiten mühselig. 90 Mariahilfer//StraSSen//MAgazin

den Straßenkonstruktionen wurden abgebrochen und weggeräumt, nebenan stapelten sich schon die neuen Pflastersteine für den Fahr- bahn- und die Gehsteigbereiche. Zuerst war der Bereich Kaiserstraße bis Kirchengasse an der Reihe, dann folgte ab Frühjahr 2015 der Ab- schnitt bis zum Getreidemarkt. Die bisher unterschiedlichen Niveaus von Fahrbahn und Gehsteigen wurden beseitigt, eine einheitliche Pflasterung und eine entsprechende Ohne Baustelle keine Neuerung: zwar mit einer eigenen App für Möblierung aus Granit und Holz „Entschuldigen Sie den kleinen AnwohnerInnen, Gewerbetreibende machen nun deutlich: Das ist eine ‚Bahö‘ auf der ‚Mahü‘“, baten und KundInnen. Ein Routenpla- Fußgängerzone zum Flanieren und deshalb Banner am Baustellengitter ner ermittelte je nach Status der Verweilen. Zudem wurde ein neues um Geduld und Verständnis. „Es Umbauarbeiten die kürzesten Wege Schanigartenkonzept ausgetüftelt gab teilweise extremen Baulärm, für Auto- und RadfahrerInnen sowie und umgesetzt. Wenn keine Autos der weder Kundinnen und Kunden FußgängerInnen und NutzerIn- mehr brummen, ist es angenehmer, noch Mitarbeiterinnen und Mitar- nen öffentlicher Verkehrsmittel. im Freien zu sitzen. beiter zumutbar war. Aber diese mühsame Zeit zahlt sich nun aus. Zu Für Projektkoordinator Peter Lux erkennen ist eine schöne Flaniermei- „entschuldigen sie war das Projekt eine deutlich grö- le, wo Kundinnen und Kunden sich den kleinen Bahö ßere Herausforderung als bisherige zukünftig sehr wohlfühlen können“, Fußgängerzonen-Umbauten. „Die- betont Clemens Kvarda, Gebiets- auf der mahü.“ se Baustelle war technisch sehr kom- verkaufsleiter vom Schuhhändler plex, allein schon wegen der großen Deichmann. Manche Händlerinnen Interessierte konnten sich über diese Zahl an Menschen, die entlang der und Händler meinten, sie hätten in Anwendung auch über die aktuellen Baustelle wohnen. Eine weitere He- der Umbauphase Kundinnen und und kommenden Bauabschnitte rausforderung ist die U-Bahn, die Kunden verloren. Das kann durch- sowie die geplante Gestaltung unterhalb der Mariahilfer Straße aus zutreffen, dass die Mariahilfer informieren. relativ seicht verläuft.“ Deshalb war Straße von vielen Menschen wegen der Einsatz schwerer Baumaschinen der Bauarbeiten gemieden wurde, 90 Arbeiter der Baufirma Teerag- sehr heikel. Die Umsetzung des doch genaue Zahlen konnten nicht Asdag waren zu den Spitzenzeiten Bauplans ab 2015 war ebenfalls eruiert werden. Die Bauphase fiel jedenfalls emsig bei der Sache, um schwierig, die Termine noch knapper auch in die Sommerzeit, wo tenden- die Umbauphase möglichst kurz zu einzuhalten, weil der City ziell viele Wienerinnen und Wiener halten. Abschnitt für Abschnitt, Me- Marathon im April zu berücksichti- auf Urlaub sind. ter für Meter wurde die 1,6 Kilometer gen war. Dazu kam noch die Fertig- lange Fußgängerzone und die Be- stellung des Stafa-Umbaus auf der Die Stadt Wien bot einen Service gegnungszonen auf der Mariahilfer oberen Mariahilfer Straße, welche rund um die Neugestaltung an und Straße fertig gestellt: Die bestehen- die Voraussetzung für den notwen- Mariahilfer//StraSSen//magazin 91

digen Lückenschluss der dortigen dutzende JournalistInnen und Foto- Baustellen stellen immer Begegnungszone war. grafInnen. Mit Schaufeln legten sie eine Herausforderung dar. vor einem Sandhaufen selbst Hand Sowohl vonseiten der MA 28 Die jeweiligen Bauabschnitte an, viele Schaulustige taten es ihnen als auch von vielen weiteren mussten für den Verkehr gesperrt gleich und ließen sich ablichten, Dienststellen der Stadt Wien werden, die Buslinie 13A blieb um ein Erinnerungsfoto mit nach haben sich hier engagierte hingegen in der ersten Bauphase Hause nehmen zu können. „Nach Mitarbeiterinnen und Mitar- langer Arbeit wird heute ein Traum beiter zusammengefunden, wahr“, sagte Vassilakou erfreut. Nur um die heiß diskutierte Neu- „eine Baustelle ist einzelne, die ihre ärgerlichen Flüche gestaltung der wichtigsten über das Mammutprojekt loswerden Einkaufsstraße Wiens profes- immer eine heraus- wollten, störten die Volksfeststim- sionell anzugehen und umzu- forderung ...“ mung mit Sitzbänken, Bio-Würstl setzen. Dass dies nicht immer und Musik. Gefeiert wurde auch die nur einfach war, ergibt sich unbeeinträchtigt, bei der zweiten Beendigung der ersten Bauphase, aus den Anforderungen, die Bauphase musste die Linienführung rechtzeitig vor dem Weihnachtsge- Umgestaltung bei „laufen- exakt eingetaktet werden. „Eine schäft und den Wintermonaten. Bei dem Geschäft“ umzusetzen. Baustelle ist immer eine Herausfor- Regen und Schnee können keine Bereits vor dem eigentlichen derung, substanzielle Probleme hat Pflastersteine verlegt werden. Rasch Spatenstich Mitte Mai 2014 es aber nicht gegeben“, betont Lux. mussten noch kleinere Arbeiten konnten wir aber, so gut wie „Das hat nicht nur mit glücklichen durchgeführt, hier und da bei der eben möglich, auf die Bedürf- Umständen, wie etwa erfreulichen Pflasterung etwas ausgebessert und nisse der unterschiedlichen Wetterbedingungen, zu tun. Viel Radabstellplätze montiert werden, Interessengruppen reagieren. mehr basiert das bisher Erreichte dann stieg am 14. November 2014 Garagen- und Geschäfts- auf guter, verlässlicher Vorbereitung das Grätzelfest mit Konzerten von betreiber zählen da ebenso und Planung einerseits, andererseits Bands wie Duo Christoph&Lollo dazu wie Anrainerinnen und auch auf einem Team engagierter sowie Wanda. „Die Mariahilfer Anrainer, Einkäuferinnen und Mitspieler“, lobt er die Zusam- Straße ist die längste und schönste Einkäufer oder mobilitäts- menarbeit. Es sei auch gelungen, Flaniermeile Wiens geworden. Ein eingeschränkte Personen. deutlich unter der Zeit zu bleiben Platz zum Spazieren, zum Plaudern, Sehr positiv sehe ich auch die und auch das Budget von rund 25 zum Freunde treffen und natürlich gelungene Zusammenarbeit Millionen Euro einzuhalten. Die zum Einkaufen. Sie ist mehr als nur mit den beiden Bezirks- besondere Herausforderung war eine Straße. Sie ist Freiraum für alle vertretungen Neubau und zudem, die Bauarbeiten bei business Wienerinnen und Wiener und schon Mariahilf, wie auch mit der as usual auf der Einkaufsstraße jetzt ein neues Wahrzeichen unserer Wirtschaftskammer. durchführen zu müssen. Stadt“, sagte Vassilakou anlässlich Das Interesse an dem Bauprojekt der Eröffnung. Wien brauche viel DI Dr. Peter Lux, war sowohl medial als auch öffent- mehr solcher Orte – „am besten in Projektkoordinator lich groß: Beim offiziellen „Spaten- jedem Bezirk“, so die Ressortchefin. stich für alle“ Mitte Mai trat Stadträ- tin Maria Vassilakou mit den beiden Bezirksvorstehern Markus Rumel- hart und Thomas Blimlinger vor u 92 Mariahilfer//StraSSen//MAgazin Mariahilfer//StraSSen//magazin 93

Vorher nachher 94 Mariahilfer//StraSSen//MAgazin Mariahilfer//StraSSen//magazin 95

Medien- MeldunGen mahü

Kaum ein Projekt hat in den vergangenen Jahren so sehr die Wiener Gemüter erregt, wie die Neugestaltung der Mariahilfer Straße. Mit dafür verantwortlich war die mediale Rezeption des Projekts. Seit 1. Jänner 2012 hat es zum Thema Mariahilfer Straße in Wien über 4.000 Artikel in Tages zeitungen, Wochen- und Monatszeitschriften, TV – und Hörfunkbeiträge, oder Online- Berichte gegeben. Sogar internationale Medien wie die Süddeutsche Zeitung stuften den Umbau der Mariahilfer Straße als wichtig genug ein, um darüber auf der Titelseite zu berichten.

2012 2013 2014 2015 96 Mariahilfer//StraSSen//MAgazin Mariahilfer//StraSSen//magazin 97

Verantwortliche, Beteiligte dienststellen, externe Berater/innen, Bauausführung, Bürger/innen, …

Stadt Wien Geschäftsgruppe Stadtentwicklung, Verkehr, Klimaschutz, Energieplanung und BürgerInnenbeteiligung MA 18 Stadtentwicklung und Stadtplanung MA 19 Architektur und Stadtgestaltung MA 21 Stadtteilplanung und Flächennutzung MA 28 Straßenbau und Straßenverwaltung MA 31 Wiener Wasser MA 33 Wien Leuchtet MA 34 Bau- und Gebäudemanagement MA 42 Wiener Stadtgärten MA 46 Verkehrsorganisation und technische Verkehrsangelegenheiten MA 48 Abfallwirtschaft, Straßenreinigung und Fuhrpark MA 53 Presse- und Informationsdienst Bezirksvorstehung für den 6. Bezirk Bezirksvorstehung für den 7. Bezirk Magistratisches Bezirksamt für den 6. und 7. Bezirk Wiener netze Wiener Linien

Externe Büros und Firmen Verkehrsplanung arealConsult ziviltechnikerges.m.b.H Komobile W7 GmbH Rosinak & Partner zT GmbH TU Wien, Forschungsbereich für Verkehrsplanung und Verkehrstechnik, Dr. DI Harald Frey Beteiligung Ingenieurbüro Pistecky stadtland, DI Sibylla zech GmbH Öffentlichkeitsarbeit Ecker & Partner Unique Relations Gestaltung, Umbau und Fertigstellung Bureau B & B Urbanism and Landscape Architecture orso.pitro Architektinnen Philips Lighting Baufirmen Interessensvertretungen Arbeiterkammer Wien Wirtschaftskammer Wien Handelsunternehmen und Gewerbebetriebe VertreterInnen der blinden und seheingeschränkten Personen

Bevölkerung rd. 4.000 Besucherinnen und Besucher von Veranstaltungen, Dialogbox und Ausstellung rd. 1.500 Teilnehmerinnen und Teilnehmer an Online-Befragungen rd. 50.000 Haushalte im 6., 7. und Teilen des 15. Bezirks 33.122 Teilnehmerinnen und Teilnehmer der BürgerInnen-Umfrage sowie die interessierte Öffentlichkeit Österreichs und darüber hinaus

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imPressum

Mariahilfer Straße neu! Der Prozess zur Umgestaltung und neuorganisation.

Eigentümer und Herausgeber: Magistrat der Stadt Wien, MA 18 – Referat für Öffentlichkeitsarbeit und Wissensmanagement Gesamtkoordination: Andreas Baur und Wolfgang Dvorak Inhalt und Redaktion: stadtland, DI Sibylla zech GmbH

Fachjournalistische Bearbeitung: Eva Maria Bachinger Grafik, Layout: Erdgeschoss GmbH Lektorat: Dr. Andrea Eder Druck: Grasl Druck & neue Medien GmbH, Bad Vöslau Abbildungen: Christian Fürthner, Bureau B+B/Ricky Rijkenberg, Archiv der Stadt Wien, Stadtplanung Wien sowie bei den BildautorInnen

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Gedruckt auf ökologischem Druckpapier aus der Mustermappe von ÖkoKauf Wien.

aBBildungsVerzeichnis und coPyrights

Christian Fürthner (Seite 1, 2 , 4, 6, 8, 9, 17, 19, 24-25, 26, 28, 31, 33, 34, 35, 36, 37, 38, 39, 40, 41, 42-43, 45, 48-49, 50, 55-56, 57, 59, 62, 63, 67, 69, 70, 71, 73, 75, 78, 79, 80, 81, 82, 84, 85, 86, 88, 89, 90, 91, 92 oben, 93) Maria Dusl (aus Falter „Best of Böse“ Dez 2013, Seite 8-9) Bezirksmuseum Mariahilf (Seite 12, 14, 15 rechts unten, 16) Vintage Vienna (Seite 14 rechts unten) ÖnB (Seite 15, großes Bild und links unten) Wikimedia commons, Tars631 (Seite 16 links unten) stadtland (Seite 18, 22 St. Gallen, 92 unten, 93 oben) new York City Department of Transportation (Seite 21) Dieter Schwab (Seite 22 London) Gehl Architects (Seite 22 Brighton) iStock (Seite 57, 69) Architekturbüro B+B / orso.pitro (Seite 64, 66, 68, 74, 75, 76) Renee Klein (Seite 68 links) Mariahilfer//StraSSe