HISTORISCHER ATLAS 7, 4-5

VON BADEN-WÜRTTEMBERG Erläuterungen

Beiwort zu den Karten 7, 4-5 Verwaltungsgliederung in Baden, Württemberg und Hohenzollern 1815-1857 Verwaltungsgliederung in Baden, Württemberg und Hohenzollern 1858-1936 von ULRIKE REDECKER (Baden) und WILFRIED SCHÖNTAG (Württemberg und Hohenzollern)

BADEN land Baden-Württemberg bis 1972 die beiden Regie- rungsbezirke Nordbaden und Südbaden ausmachte; nur Entstehung der Verwaltungsgliederung von 1815 geringfügige Grenzbereinigungen, Kondominatsauflö- sungen und Rheinkorrekturen rundeten die Konturen Das stürmische Anwachsen seines Staatsgebiets des Landes bis 1936 ein wenig ab. von 1802 bis 1810 (vgl. Karte 7,l) hatte Baden mit Die innere Verwaltung hatte mit der Umstellung dicht aufeinanderfolgenden Verwaltungsreformen zu vom überschaubaren 190 000-Seelen-Territorium verarbeiten gesucht, ohne 1815 zu einer Lösung ge- (1802) zum rund 975 000 Untertanen umfassenden langt zu sein, die Regierung und Untertanen befrie- (1810), aus äußerst verschiedenartigen Gebieten zu- digte. sammengesetzten Großherzogtum eine Aufgabe zu be- Einzig die Dreistufigkeit der Verwaltung wurde als wältigen, deren Umfang und Dringlichkeit mit jeder Konstruktionsprinzip durchgehend beibehalten, als ab territorialen Veränderung wuchs, zumal die Neuerwer- 1803 das Gebäude der Verwaltungsgliederung unter bungen zu einem beträchtlichen Teil aus standesherr- großen Mühen errichtet, eingerissen, umgebaut oder lichen und somit ohnehin schwer zu integrierenden, modernisiert wurde, ab 1808 mit dem Ziel, die neu- durch ihre Lage an der Peripherie des langgestreckten badischen Gebiete durch straffe Zentralisierung zu Rheinuferstaates überdies der Karlsruher Kontrolle einem einheitlichen Staatswesen zu verbinden, später mehr entzogenen Gebieten bestanden. Die Lösung war mit der Absicht, die nachteiligen Erscheinungen dieser nur insofern vorgezeichnet, als nach dem Frieden von Zentralisation wieder abzubauen. Erst 1864 ließ sich Lunéville die neue Richtung der Territorialpolitik das als vorläufiger Abschluß die Schaffung eines innerlich Ziel eines gebietsmäßig geschlossenen und in der Spit- geschlossenen Staates erkennen, dessen Gliederung bis ze einheitlichen Staates auch über das Hilfsmittel eines 1936 mehr modifiziert als grundlegend verändert neu zu schaffenden Verwaltungssystems zu erreichen wurde. suchte. Zugleich legte die Fülle der neuen Aufgaben Die bis 1802 etwa 3500 Quadratkilometer umfas- eine Arbeitsteilung innerhalb der Behörden nach räum- sende Markgrafschaft wuchs bis 1810 zum Großher- lichen oder Sachgesichtspunkten nahe. zogtum mit etwa 15 000 Quadratkilometern heran; ih- Erster Schritt zur Meisterung der Schwierigkeiten ren Abschluß fand diese Entwicklung 1819 mit dem waren die 13 Edikte der Kurfürstlich Badischen Lan- Eintausch des Fürstentums Geroldseck von Österreich des-Organisation von 1803, v.a. das Erste Organisa- gegen die Abtretung von 12 Orten des standesherr- tionsedikt vom 4. Februar, mit dem drei Provinzregie- lichen 2. Landamts Wertheim im Main- und Tauber- rungen als Mittelinstanzen errichtet wurden, und das kreis an das Königreich Bayern. Damit hatte Baden im Sechste Organisationsedikt vom 9. März, das »in Be- wesentlichen den Umfang erreicht, der im Bundes-

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ziehung auf das politische und kirchliche Fach« die zeichnete auch die Reform der Mittel- und Unterbehör- Unterbehörden feststellte, ohne jedoch durch tiefe Ein- den: Die Befürworter einer Zentralisation waren an griffe in die Form der bestehenden überaus ungleich- Brauers Provinzialgliederung gescheitert, deren Drei- artigen unteren Verwaltungseinheiten konsequent die teilung angesichts der großen Nord-Süd-Ausdehnung neuerworbenen Gebiete und markgräflichen Kernlande des Großherzogtums mit seinen widerspenstigen stan- in ihrer Verwaltungsgliederung einander anzugleichen: desherrlichen und vorderösterreichischen Anhängseln Wie die neuen Provinzgrenzen sich weitgehend den his- an den Enden, am ehesten geeignet schien, Anordnun- torischen und geographischen Gegebenheiten anpaßten, gen aus vor Ort den nötigen Nachdruck zu so wurden auch bei der Abgrenzung der Ämter die über- verleihen. Auch die auf älteren Plänen beruhende Or- lieferten Trennungslinien nur in Ausnahmefällen über- ganisation der Unterbehörden unterließ jede Verände- schritten. Am nachhaltigsten waren die Eingriffe beim rung, die irgend vermeidbar schien, übernahm die stan- einst kurpfälzischen Gebietsteil. Hier wurden tatsächlich desherrlichen Ämter unangetastet und ordnete ledig- das große Oberamt Heidelberg in zahlreiche kleine Äm- lich die ritterschaftlichen Orte den geeigneten Ämtern ter aufgelöst und als ebenfalls kleine Oberämter Land- zu. Soweit neben Ämtern und ähnlichen Verwaltungs- vogteien eingerichtet, die für den alten badischen Be- einheiten anderer Bezeichnung mehrfach besetzte reich nur auf dem Papier standen. Die erste Phase der Oberämter bestanden, wurden diese mit Rücksicht auf »Flurbereinigung« am Oberrhein unter französischem die Amtsinhaber belassen, neue Oberämter wurden nur Druck mündete ungeachtet ihrer auf revolutionären Ge- über den grundherrlichen Ämtern geschaffen. danken beruhenden Ausgangssituation in eine von tiefer Es blieben also unter neuem Namen die früheren – Achtung vor der Geschichte geprägte Erhaltung der in an den territorialen Scheidelinien der ehemaligen Jahrhunderten gewachsenen Raumgliederung. Reichsstände orientierten – Mittelinstanzen mit Um- Die Organisation des Kurfürstentums wurde weder fang und Kompetenz bestehen, die mehr durch äußere durch die Erwerbungen des Preßburger Friedens vom Ereignisse als von organisatorischen Überlegungen be- 26. Dezember 1805 – provisorisch eingegliedert 1806 – stimmt waren: Die altbadisch geprägte Provinz des noch durch den Zuwachs des Rheinbundfürstentums und Mittelrheins (vorher der Markgrafschaft), die pfälzisch Großherzogtums um die mediatisierten Gebiete grund- gefärbte Provinz des Unterrheins (vorher der Pfalz- legend verändert; die 1803 angekündigte Neugliederung grafschaft) und die durch den Breisgau bestimmte aller badischen Gebiete nach einheitlichem Maßstab Provinz des Oberrheins (vorher oberes Fürstentum, ab blieb aus, ihre Notwendigkeit war brennender denn je. 1806 Landgrafschaft) umfaßten nun insgesamt 108 Vor allem der Breisgau, der lange die Anhänglichkeit an weitgehend unter Berücksichtigung der früheren Ter- das Erzhaus bewahrte, und die ehemaligen Reichsstände, ritorialgrenzen gebildete untere Verwaltungsbezirke die ihrer Selbständigkeit nachtrauerten, mußten mög- (63 landesherrliche und 45 standesherrliche), die wei- lichst rasch integriert werden. Die Bezirkseinteilung er- terhin die unterschiedlichsten Bezeichnungen trugen. wies sich daher, v.a. nachdem 1806 auch der badische Im Anschluß an einen Leiningenschen Alleingang, der Anteil der Ritterorte im wesentlichen gesichert und den die Zahl der standesherrlichen Ämter auf 54 erhöhte, Provinzen zugeteilt war, endgültig als unzulänglich. wurden noch im selben Jahr (1807) 22 standes- und Wenn auch bereits im Sommer 1806 der Verfechter grundherrliche Ämter der unterrheinischen Provinz einer Organisation der Verwaltungsspitze nach dem drei neugeschaffenen Landvogteien unterstellt, die üb- bürokratischen Prinzip und einer Kreiseinteilung des rigen Bezirke der Mediatisierten den benachbarten Landes nach französischem Muster, Freiherr von Reit- Obervogteiämtern untergeordnet. zenstein, zur Mitarbeit an dem neuen Verwaltungsplan Hatte Brauer damit eine Gliederung geschaffen, die gewonnen wurde, so mußte er doch mit seinen Vor- in Ablehnung französischer Verwaltungsgrundsätze schlägen hinter dem Geheimen Rat Brauer, Verfasser bei äußerster Schonung des Althergebrachten dem Re- der Organisationsedikte von 1803, zurückstehen. Bereits gierungsapparat aus seinen schlimmsten Nöten half, so am ersten Edikt der vom März bis Dezember 1807 ver- versuchte dieser Exponent der Geheimeratspolitik, abschiedeten Reformen war abzulesen, daß nun die 1803 durch die Umarbeitung des Code civil zu einem allge- aus Zeit- und Geldmangel beiseitegelegten Pläne in meinen badischen Landrecht die zahlreichen bestehen- einer den veränderten Verhältnissen angepaßten Form den Zivilrechte abzulösen, um auf diesem Wege eine verwirklicht werden sollten: Die 1803 festgelegte, aber innere Vereinheitlichung des Großherzogtums zustan- nicht ausgeführte Doppelfunktion des Geheimen Rats de zu bringen. 1808 konnte die Einführung des nun wurde in der Weise erneut verordnet, daß die kollegiale Code Napoléon benannten Landrechts angekündigt Oberbehörde zwar erhalten blieb, ihre Minister aber werden, doch trat durch die im November 1809 ver- gleichzeitig arbeitsteilig vier detailliert umrissenen De- abschiedeten Verwaltungsmaßnahmen eine Stockung partements vorstanden. im Ablauf der Einführung, schließlich eine Abän- Die Tendenz, Vorgefundenes zu erhalten, kenn- derung des Brauerschen Gesetzbuchs ein, so daß erst 1810 das einheitliche Zivilrecht in Kraft treten konnte. Als der Code Napoléon endlich ein einheitliches bür-

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gerliches Recht in Baden herstellte – wobei auf die Hessen zusammen mit dem Erwerb des vorher würt- einfache französische Form der ersten Instanz zu- tembergischen Oberamts Stockach und anderer würt- gunsten der Patrimonialjustiz und der Kanzlei- tembergischer Orte Anlaß zur Auflösung des Oden- sässigkeit des badischen Adels verzichtet wurde, hatte wälder Kreises (1810 Nov. 15). Ganz im Geist der sy- Brauers Gegenspieler Reitzenstein das Ziel einer Ver- stematischen, strafferen Organisation Reitzensteins schmelzung der badischen Lande erneut auf dem von wurde unter gleichem Datum das Großherzogtum in 82 ihm früher schon gewiesenen Weg zu erreichen ver- katholische und 35 evangelische Dekanate eingeteilt sucht. Diesmal konnte sich der Gedanke durchsetzen, und die Bezirksgliederung des Gesundheitswesens um- daß nur ein völlig neuartiger Aufbau des Staats und gestaltet, beides mit dem Ziel, die Sprengel gleich- seiner einzelnen Behörden der Probleme Herr werden rangiger Behörden unterschiedlicher Verwaltungszwei- könne. ge auf denselben Umfang zu bringen. Zwei Jahre nach der großherzoglichen Versicherung, Nachdem auf Kosten der Tradition klarere Verhält- daß man weitere Aenderungen in der Bezirks- nisse in der Gliederung der Verwaltungs-, Kirchen- Eintheilung nach nun hinlänglich erwogenen Verhält- und Gesundheitsbehörden geschaffen waren, standen nissen ohne wichtige Aenderung der Umstände nicht einer Vereinheitlichung der Justizverhältnisse noch die machen, mithin nun alle interessirte Gemeinde daher Standes- und grundherrlichen Privilegien im Wege, auf sich zu beruhigen haben, wurde Baden von einer neuen die unter Karl Friedrich größte Rücksicht genommen Verwaltungsreform überrascht. Im November 1809 – worden war. Dieses Hindernis beseitigte Großherzog wie später erbittert festgestellt wurde, ganz ohne Karl durch die Verordnung vom 14. Mai 1813, mit der wichtige Aenderung der Umstände, ohne Länderzu- er die Patrimonialgerichtsbarkeit aufhob – ein Schritt, wachs und ohne alle Notwendigkeit, blos auf Ver- gegen den sich während der Dauer der Rheinbundzeit anlassung eines einzigen Ministers, der die französ. erbitterte Proteste der Mediatisierten richteten, bis ihn Staatseintheilung vor Augen hatte – brachte die Or- die Restauration nach 1815 rückgängig machte. Der ganisation des Freiherrn von Reitzenstein das Ende des Provinzialsystems: Zehn dem französischen Vorbild Aufhebung der Patrimonialgerichtsbarkeit folgten angenäherte, meist nach Flüssen benannte Kreise um- Maßnahmen zur Reduzierung der Ämterzahl und Um- faßten jetzt 118 (66 landes- und 52 standesherrliche) gruppierung der Amtsbezirke am 24. Juli und 23. Ämter, deren Grenzen z.T. bewußt von denen der hi- Dezember 1813. Der damit erreichte Zustand blieb bis storischen Einheiten abwichen, damit Unterthanen, die Ende 1814 erhalten; zu Beginn des Jahres 1815 gab es zuvor verschiedene Herrn gehabt hatten, in Einen 94 Ämter, die 9 Kreisdirektorien untergeordnet waren; Kreis vereinigt würden, um die alten und neuen Un- Innen-, Finanz-, Justiz-, Außen- und Kriegsministeri- terthanen allmälig zu amalgamiren, und an den neuen um bildeten die oberste Behördenstufe. Staats Verband zu gewöhnen. Allzu gleichförmig fielen die Kreisgebiete allerdings immer noch nicht aus: in 9 Den drei Ministerien, die die landesinterne Zivil- bis 19 untergeordneten Ämtern umfaßten sie zwischen verwaltung regelten, waren in deutlicher Unter- bzw. knapp 50 000 und gut 113 000 Seelen, wobei gerade Gleichordnung Behörden mit eindeutig geregeltem Kreise mit überdurchschnittlich vielen Ämtern die Geschäftsgang zugeordnet: niedrigsten Einwohnerzahlen aufwiesen. Kreise mit et- Ministerium Ministerium Ministerium wa 10 Ämtern und jeweils etwa 100 000 Einwohnern des Innern der Finanzen der Justiz lagen durchweg in der schmalen Landesmitte und be- standen ganz überwiegend aus landesherrlichen Ge- — — Oberhofgericht bieten. Bei der Behandlung der beiden nördlichsten (Mannheim) und der beiden südöstlichsten Kreise (zusammen 31 Kreisdirektorien Kreisdirektorien Hofgerichte bzw. 28 Ämter mit ca. 167 500 bzw. 125 800 Unter- und Oberforst- tanen) erwies sich Reitzenstein als Pragmatiker, der ämter sein Konzept dem historischen Recht der neubadischen Ämter Verrechnungen Ämter Standesherrschaften anpaßte. und Forstämter Die Reform mit ihrer Kompetenzerweiterung für Ortsvorgesetzte Ortsvorgesetzte, — Ortsverwaltung und Behörden auf der Amtsebene, mit Revierförster, Gebietsverkleinerung und Aufgabenkonzentration für die Mittelbehörden, die neuen Kreisdirektorien, und Innerhalb der Fachministerien war die Trennung mit der Einführung von fünf Ressortministerien ver- nach dem Realsystem in den fünf Departements des sprach die Erwartungen zu erfüllen, die man in sie ge- Innen- und drei Departements des Finanzministeriums setzt hatte. Dennoch wurde bereits kurz nach ihrer (die übrigen Ministerien waren ohne Departementauf- Veröffentlichung damit begonnen, Teile aus dem neu- teilung) zwar durchgeführt, doch keineswegs mit der en Verwaltungsbau herauszubrechen. Schon 1810 be- bürokratischen Organisation der Ministerien gekop- standen Pläne für die Reduzierung der Kreisdirek- pelt: innerhalb der Departements wurde durch Direktor torien, und so gab die Abtretung einiger standesherr- und Räte, innerhalb des Ministeriums entweder licher Gebiete an

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durch Minister, Generaldirektor und Direktoren (im siert, ausgenommen lediglich wenige eigens bezeich- Generaldirektorium der Minister des Innern und der nete Streitfälle, die kollegiale Beratung und Entschei- Finanzen) oder durch eine Versammlung der Mitglieder dung nach Abstimmung verlangten. des Ministeriums weiterhin die kollegiale Beschluß- Schwerwiegendster Mangel der Verwaltungsma- fassung praktiziert; ein kollegiales Gremium (ab 1817 schinerie waren die Kosten; mit 234 427 fl kosteten Staatsministerium) faßte die Minister zur Beschluß- allein die Kreisdirektorien 1819 doppelt so viel wie fassung über ressortübergreifende Angelegenheiten zu- noch 1808 alle Ministerien (ohne Berücksichtigung der sammen. des Auswärtigen und des Krieges) samt allen ihren un- De iure gewählte, de facto vom Amt (für Landge- tergeordneten Verwaltungsbehörden und den Gerich- meinden) bzw. Kreisdirektorium, (für Städte) einge- ten (118 802 fl), während im selben Zeitraum die Ver- setzte Ortsverwaltungen waren einzig für Bagatellsa- waltungskosten im nicht reformierten Archiv- und chen zuständig: einerseits die Ausübung der Orts- und Forstwesen die allgemeine Kostensteigerung von 100- Feldpolizei, soweit es sich nur um kleinere Vergehen 200% spiegelten (7 112 fl zu 14 795 fl, bzw. 6 276 fl handelte, worüber aber dem vorgesetzten Amt in jedem zu 19 032 fl), hinter der nur die Pensionen mit 781 738 Fall genauestens Rechenschaft abgelegt werden mußte; fl zu 926 653 fl zurückblieben. Dazu hatte die zuneh- zum anderen Entscheidungen über die Nutzung des Ge- mende Verlegung von Entscheidungsbefugnissen, so- meindevermögens, die das Amt nach sofort fälligem gar bis in die Ortsverwaltung eingreifend, in das In- Bericht aus obervormundschaftlicher Gewalt, gegen den nenministerium die oberen Behörden mit einer Viel- Willen der Gemeinde abändern konnte. Grundsätzlich zahl von Aufgaben belastet, die den Geschäftsgang galt, daß alle ursprünglichen körperschaftlichen Befug- stark verzögerten und einer kostensparenden Verwal- nisse übergeordneten Stellen übertragen waren und nun tung keineswegs förderlich waren. die Gemeinden – mit Ausnahme der wenigen größeren Städte – entmündigt und unter staatliche Kuratel gestellt Patrimonialrechte und Staatsgewalt wurden. Vom Landesherrn ernannte oder bestätigte Amtleute Wie in den benachbarten ehemaligen Rheinbund- – ein Amtmann als Regel; zwei in den vier großen Stadt- staaten erwies sich auch in Baden die Kreiseinteilung ämtern, wo jetzt anstelle der Kollegialität Unterordnung als schwächster Punkt der modernen Verwaltungsglie- trat – und ihre Mitarbeiter in der Behörde nahmen inner- derung. Wiesen- und Murgkreis waren ohne Revision halb ihres Bezirks relativ viele Aufgaben wahr: Ge- und Räte, Donau- und Seekreis hatten die Arbeit noch richtsbarkeit erster Instanz; Kriminal-, Straßen-, Markt-, nicht aufgenommen und der Pfinz- und Sitten- und Gesundheitspolizei (dafür nur in Karlsruhe schließlich war wegen behördeninterner Streitigkeiten eine eigene Polizeidirektion ausgegliedert); Paßerteilung nicht funktionsfähig, als am 11. November 1815 der und Wegzugsgenehmigung innerhalb des Landes; Wiesenkreis dem Wunsch nach weniger und größeren Finanzaufsicht über öffentliche Anstalten und Vor- Behörden zum Opfer fiel. Auf seine Vereinigung mit mundschaften, Ausübung der landesherrlichen Finanz- dem Dreisamkreis folgten von den verbliebenen acht verwaltung. Die Befugnisse waren nach dem Real- Kreisen im März 1819 Donaukreis und Murgkreis, da system verteilt unter Amt, Amtsrevisorat, Bezirksver- die Mittelstellen in der StaatsAdministration ihrer Zahl rechnung. Auch Physikat, Dekanat, Forstamt, sollten nach füglich eine Beschränkung leiden können. Sie theoretisch denselben Bezirk betreuen. Tatsächlich wurden unter dem Seekreis, dem Kinzigkreis sowie wichen allerdings die Dekanats- und Physikatsbezirke dem Pfinz- und Enzkreis (daraufhin: Murg- und erheblich von den Amtsbezirken ab; die Forstverwal- Pfinzkreis) aufgeteilt. Gleichzeitig wurde die Stadt tungseinteilung hatte mit den Bezirken der allgemeinen Karlsruhe aus dem Kreis gelöst und dem Innenministe- rium unmittelbar unterstellt. Diese Revision der Reit- Administration nahezu keine Gemeinsamkeiten. zensteinschen Verwaltungsgliederung wurde begleitet Auf der mittleren Ebene war die Justiz bereits von der von einer Anzahl kleiner Eingriffe zur Arrondierung Administration getrennt, doch behielten die Kreis- einiger Amts- oder Gemeindebezirke und fand vorerst verwaltungen die Entscheidung erster Instanz über be- ein Ende durch die Aufhebung von sechs Ämtern unter stimmte Streitfälle aus dem Zivil- und Administrativ- dem 23. November 1819 sowie eine Verordnung zur recht, während in der Regel die Hofgerichte in Mann- Erweiterung der Kompetenzen von Ämtern und Kreis- heim, und Freiburg die mittlere gerichtliche direktorien mit der Zielsetzung, jene der Ministerien, Instanz bildeten. vorzüglich des Ministeriums des Innern, auf die Unmittelbar dem Innenministerium untergeordnet be- wichtigern Gegenstände [...] zu beschränken. Die sorgten die Kreisdirektorien theoretisch die gesamte wichtigsten neuen Aufgabengebiete der Ämter waren Staatsverwaltung im Kreis allein – praktisch nahmen sie jetzt die Baupolizei und Konskription; an die Kreis- eher Briefträgerfunktionen wahr – oder kontrollierten direktorien wurden vom Innenministerium die Kon- die an die untere Instanz delegierte Durchführung. Da- trolle der Gemeindehaushalte und der regionalen Stif- bei waren sie fast rein bürokratisch organi- tungen, die Verleihung des Bürgerrechts, die Gewerbe-

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aufsicht, Aufsicht über Gesundheitswesen, sowie Ausübung der zweiten Instanz wieder zugestanden, Wasser- und Straßenbau übertragen. wenn sie nicht die Kosten scheuten, ausschließlich da- Mit diesem Schritt und mit dem Erwerb von Ge- für eine Behörde einzurichten, die Ansprüchen genüg- roldseck im Spätjahr 1819 fand die lebhafteste Phase te, wie sie an landesherrliche Hofgerichte gestellt wur- der badischen Verwaltungsgeschichte ihren Abschluß. den: Justizkanzleien mußten mit einem Direktor, min- Diese stürmische Periode war gekennzeichnet von dem destens vier Räten sowie dem nötigen untergeordneten Versuch, Probleme zu bewältigen, deren Ursachen au- Personal besetzt sein. Für Direktoren, Räte und Amt- ßerhalb der bisherigen Verwaltungsorganisation, au- leute behielt sich der Großherzog die Bestätigung der ßerhalb des badischen Staates erwachsen waren. Von Standes- oder grundherrlichen Ernennung vor. nun an gingen Anstöße zur Veränderung der Verwal- Alles in allem hoffte man wohl – nach den Klagen tungsgliederung allein von der bestehenden Organisa- der Begünstigten zu Recht –, die Patrimonialjustiz so tion des Landes aus, wobei sich am nachhaltigsten die teuer gemacht zu haben, daß die Privilegierten sich Tatsache auswirkte, daß jeder Versuch zur umfassen- gerne wieder von diesem Vorrecht trennen würden; so den Straffung der Staatsverwaltung durch die.noch be- regelte das Edikt auch den Fall, daß die Berechtigten stehenden Adelsrechte belastet war: Nicht nur in Reit- auf Patrimonialgerichtsbarkeit und Ortspolizei zu ver- zensteins Ämter- und Kreiseinteilung war dies zum zichten wünschten. Die Aufnahme dieses Edikts in die Ausdruck gekommen, sondern vor allem in der Beibe- badische Verfassung vom 22. August 1818 (als § 23) haltung mangelhaft ausgestatteter Standes- oder grund- bewahrte es nicht vor Angriffen des Adels und Be- herrlicher Amtsverwaltungen. Deren radikale Abschaf- schwerden beim Bund, zumal die Bundesgarantie für fung und die ganze – teilweise allerdings nicht einmal die Verfassung verschleppt wurde. Eine Milderung der ansatzweise durchgeführte – darauf aufbauende Ver- Bestimmungen – was die Ämter betrifft, sogar die einheitlichung der Amtsbezirke nach den 1813 ver- Rückkehr zum Zustand von 1810 – wurde unter dem öffentlichten Grundsätzen wurden hinfällig, als nach Druck von Bund und adliger Opposition 1819 unum- dem Zusammenbruch des Rheinbunds die äußere Ge- gänglich; sie löste scharfe Proteste nichtadliger Unter- stalt des Großherzogtums zwar aus dem Länderhandel tanen aus und wurde von der zweiten Kammer des des Wiener Kongresses unversehrt hervorging, sein in- Landtags als verfassungswidrig abgelehnt. neres Leben aber von dem Versuch geprägt wurde, die Dieses energische Vorgehen bewahrte Baden vor ei- bisherige Entwicklung rückgängig zu machen. ner Restauration wenigstens der kleinsten standesherr- Ging die Restauration auch nicht so weit, dem lichen Ämter. Es war zugleich der Grund, daß Schritte, Reichsadel seine verlorene Bedeutung ganz zurückzu- die unmittelbar mit der Wiederherstellung patri- erstatten, so mußte Baden doch dem wachsenden monialer Rechte einhergingen, zumeist nicht an die Druck nachgeben, den die Bundesversammlung wegen Öffentlichkeit gelangten. Über die Wiederherstellung der Verwirklichung des Artikels 14 der Bundesakte von drei der 26 im Jahr 1813 aufgehobenen Ämter, ausübte. Im Edikt »Die Rechts-Verhältnisse der vor- nämlich Blumberg, Gondelsheim und Löffingen, ver- maligen Reichs-Stände und Reichs-Angehörigen be- lautete nichts in den öffentlichen Verkündungsblättern; treffend« vom 23. April 1818 wichen die Ansätze auch von den landesherrlichen Ämtern, die 1818/19 einer rational organisierten Verwaltung, die das Groß- wieder verschwanden, wurden zwei, nämlich Donau- herzogtum der Rheinbundzeit verdankte, großenteils eschingen und Heitersheim, in aller Stille kassiert, den von der Bundesakte unterstützten Ansprüchen des während man die übrigen im Rahmen größerer Um- ehemals reichsunmittelbaren Adels, wenn auch das gliederungen der Verwaltungsbezirke offiziell aufhob. Bemühen deutlich wurde, die Staatsgewalt nicht aus Die Rückkehr zum Adelsedikt von 1818 brachte kei- den Händen der Regierung gleiten zu lassen: Der Ver- ne aufsehenerregende Umwälzung der Verwaltungs- such, die zurückgegebenen Privilegien auf dem Gebiet gliederung mit sich: für mehr als zehn Jahre blieben der Rechtspflege so stark wie möglich zu beschränken, die Kreisgrenzen fast konstant, neue Ämter wurden nur äußerte sich in hohen Anforderungen an die Behörden vereinzelt errichtet, die Zahl der bestehenden ver- der Mediatisierten, die geeignet waren, sowohl eine ringerte sich kaum merklich; weitaus der größte Teil landeseinheitlich straffe Organisation aufrecht zu er- der Reformen betraf minder bedeutende Verschiebun- halten, als auch die Rückgabe der Vorrechte mit einer gen der Amtsgrenzen und des Umfangs einzelner Orte empfindlichen finanziellen Belastung des Adels zu durch Neugründungen oder Eingemeindungen. Die un- verbinden. aufhörlichen Beschwerden des Adels beim Deutschen Die Rechtspflege in erster Instanz erhielten nur die- Bund und das Drängen der Bundesversammlung, Ba- jenigen Standesherren zurück, die bereit waren, Ju- den möge den Artikel 14 endlich befriedigend erfüllen, stizämter (Grundherren: Ämter) mit einer vorgeschrie- führten dazu, daß 1821 neue Verhandlungen mit den benen Anzahl von hauptberuflichen badischen Beam- Mediatisierten aufgenommen wurden. Deren erstes ten bei hoch angesetzter Mindestbesoldung einzurich- sichtbares Ergebnis ließ auf sich warten bis zum ten. In Erfüllung der Bundesakte wurde sogar Standes- Dezember 1823. Dann veröffentlichte der Großherzog herren, die mindestens 20 000 Seelen beherrschten, die einen Vertrag mit dem durch Heirat dem Landesherrn

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7,4-5 U. REDECKER UND W. SCHÖNTAG / VERWALTUNGSGLIEDERUNG IN BADEN, verbundenen standesherrlichen Haus Fürstenberg, der in badischen Regierung noch nicht zu denken war, so ließ der Hauptsache die Ausübung von Hoheitsrechten regel- es sich doch nicht leugnen, daß nach der Einführung te. der Gemeindeordnung – mit ihrem Ansatz zur Über- Konnte es der Landesherr als Erfolg verbuchen, eine nahme von Aufgaben aus der Hand des aufgeklärten einflußreiche Familie aus der oppositionellen standes- Wohlfahrtsstaats durch die Bürger – die Lage der herrlichen Front gelöst zu haben, so blieb doch zunächst Kreisdirektorien unhaltbar geworden war. Ihr Ge- der erhoffte Beitritt der übrigen mediatisierten Häuser schäftskreis war geschrumpft und durch die Abtren- zur Fürstenbergischen Deklaration aus: die reicheren nung der Domänen- (1824) und Steuerverwaltung setzten die Beschwerdeführung beim Bund jahrzehnte- (1826) noch weiter beschnitten worden; ihre Kosten lang fort (Löwenstein-Wertheim bis 1848); die weniger blieben enorm. Da der verminderte Umfang ihrer Ge- begüterten traten nur zögernd in Anschlußverträge ein. schäfte mit dem Aufwand, den sie verursachen, nicht Immerhin kam bis 1848 – aus Motiven, die die ganze mehr im Verhältnis steht, zudem die Ausdehnung ihres Skala von Familienrücksichten, Resignation vor der lan- Wirkens auf ein verhältnismäßig größeres Areal und desherrlichen Übermacht oder Furcht vor der Revolu- auf eine größere Seelenzahl einen leichteren und tion umfaßten – eine Einigung doch noch zustande, so gleichförmigeren Gang in der gesammten Staatsver- daß das Großherzogtum nicht – wie seine Nachbarn in waltung hervorbringen würde, verordnete der Groß- Norden und Osten – in Versuchung kam, die Revolu- herzog am 26. Januar 1832 die Aufhebung der beste- tionswirren zur gewaltsamen Bereinigung von Streit- henden sechs Kreise und die Neugliederung des Lan- punkten zwischen Mediatisierten und Staatsgewalt zu des in vier Kreise zum 1. Mai 1832 unter Berücksich- nutzen. tigung seiner geographischen Lage und des Handels- Hand in Hand mit der Einigung gingen vom April zugs einzelner Distrikte. An die Spitze des neuen See- 1824 bis zum Juni 1850 Veränderungen an der adminis- kreises, Oberrhein-, Mittelrhein- und Unterrheinkreises trativen Zuordnung standesherrlicher Gebiete in unmit- traten Kreisregierungen in Konstanz, Freiburg, Rastatt telbarem Anschluß an die Deklarationen. War den und Mannheim. Zwar hießen die ehemaligen Kreisdi- Häusern Fürstenberg, Salm-Krautheim und Leiningen rektoren nun Regierungsdirektoren, ihnen wurden Re- noch zugestanden worden, 1810 oder 1813 aufgelöste gierungsräte und -assessoren unterstellt, aber am Ge- Amtsbezirke wiederherzustellen, so fielen dem Frie- schäftsgang oder am Kompetenzbereich der ehema- densschluß zwischen modernem Staatsrecht und tradi- ligen Kreisdirektorien änderte diese Reform nichts. Al- tioneller Patrimonialgewalt eine Reihe kleiner Ämter lein aus Gründen der Sparsamkeit wurden – ähnlich zum Opfer, die bisher ihr Dasein wider alle Vernunft ge- wie zuletzt 1819 – zwei Mittelbehörden aufgelöst; ob fristet hatten; auch die 1824 bis 1840 neugebildeten die Ersparnis angesichts der nötigen Neuorganisation standesherrlichen Ämter wichen der politischen und aller Kreisbezirke und der Weiterbeschäftigung des sozialen Unruhe der Revolutionsjahre. gesamten höheren Personals aufgelöster Behörden sehr bedeutend war, sei dahingestellt. Die neue Benennung der Kreise signalisierte nicht etwa das Ende ihrer von Verfassungsstaat und kommunale Selbstverwaltung Reitzenstein geschaffenen Verwaltungsprinzipien, Während die Bestrebungen liberaler Landtagsabge- sondern lediglich den Willen, einer unpopulären Ein- ordneter, auf der Ebene der Mittelinstanzen ein gewisses richtung mit der bereits 1817 vorgeschlagenen Be- Mitspracherecht der Bürger zu erreichen, in den Jahren zeichnung mehr Ansehen bei der Bevölkerung zu ver- 1822 und 1831 gescheitert waren, wurden ihre Vorstel- schaffen. lungen von kommunaler Selbstverwaltung nach lang- An diese Reform schlossen sich im selben und im wierigen Verhandlungen auf den Landtagen von 1822 folgenden Jahr Maßnahmen zur Angleichung der Hof- bis 1832 schließlich durch die Ostermontag 1832 (April gerichtsbezirke an den neuen Kreisumfang an, die ih- 23) in Kraft tretende Gemeindeordnung in einem Maß ren Abschluß 1836 mit der Verlegung des Hofgerichts verwirklicht, das wesentlich zum Ruf Badens als eines zu Meersburg nach Konstanz und einer Umbenennung liberalen Staates beitrug: Die Gemeinde, verwaltet vom der Hofgerichte fanden: in den Sitzen und Bezirken der Gemeinderat (aus geheimer Wahl aller Gemeindebürger Hofgerichte des Seekreises (Konstanz), des Oberrhein- hervorgegangener Bürgermeister und drei bis fünfzehn kreises (Freiburg), des Mittelrheinkreises (Rastatt) und gewählte Gemeinderäte), erhielt das Recht, alle kommu- des Unterrheinkreises (Mannheim) spiegelte sich die nalen Entscheidungen – einschließlich des Haushalts- Gliederung der mittleren Verwaltungsbehörden. sektors und der Ortspolizei – selbständig zu fällen; Ein- griffe in Umfang oder Status einer Gemeinde waren nur noch auf dem Gesetzeswege möglich. Ausbau des Erreichten (1840-56) Wenn auch an eine Selbstverwaltung auf höherer als Der 1836 erreichte Zustand blieb während der fol- kommunaler Ebene, gar an eine Kreisreform mit der- genden Jahre erhalten. Trotz stärkerer Bewegungen in artiger Zielsetzung nach der Julirevolution bei der den Bezirken der Ämter, v.a. im Zusammenhang mit der Neueinteilung standesherrlicher Gebiete nach dem Abschluß von Deklarationen, die das Verhältnis zwi- 6

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schen Staatsgewalt und Patrimonialgewalt regelten – Trennung von Justiz und Verwaltung auf der unteren Umgestaltung der Leiningenschen und der benachbar- Ebene ten landesherrlichen Ämter 1840 und 1841, Aufhebung des Amts Bräunlingen 1840 und Bildung des Amts Do- Erst 1857 konnte eine tiefergreifende Reform be- naueschingen 1844, Umgruppierung der Amtsbezirke kanntgegeben werden, und diese Maßnahme zielte im Seekreis 1842 – wurden die Kreisgrenzen nicht nicht auf die Mitsprache der Untertanen ab, brachte angetastet; lediglich die Verlegung des Regierungs- aber einen weiteren Schritt auf Verwirklichung des sitzes für den Mittelrheinkreis von Rastatt nach Karls- Rechtsstaats, einen Schritt, den Baden bereits 1845 ruhe (1847) griff in den Zustand der Mittelbehörden einmal vergeblich versucht hatte und nun lange nach ein. seinen Nachbarn tat. Durch die »Verordnung über die Nachdem alle bisherigen Versuche von Mitgliedern Trennung der Rechtspflege von der Verwaltung in der zweiten Kammer, zwischen Landtag und Gemein- unterer Instanz« vom 18. Juli 1857 sollte die »Rechts- den auch eine gewisse Selbstverwaltung auf der Kreis- pflege der Aemter mit dem 1. September d. J. von selb- ebene zu erreichen, stets fehlgeschlagen waren, wurde ständigen Amtsgerichten ausgeübt« werden. im April 1849 das Gesetz über die »Einrichtung und Zu diesem Zweck wurde im August die Zahl der den Geschäftskreis der Verwaltungsbehörden« publi- Ämter um zehn verringert und die Stellung der Ge- ziert, nach dem die Aufhebung der Kreise und Ämter sundheitsbehörden auf unterer Ebene neu definiert. sowie die Bildung von zwölf Kreisverwaltungen – Ende 1857 bestanden noch 64 Ämter, von denen 63 ein weitgehend Organen der Selbstverwaltung – als Unter- getrenntes Gericht einrichten sollten, wobei das zum behörden vorgesehen war. Mit diesem Gesetz wurden Amt Krautheim gehörige Amtsgericht in Boxberg die Forderungen der zweiten Kammer und der Revo- seinen Sitz hatte, während neun aufgehobene Amts- lution gleichermaßen erfüllt. Ausführungsbestimmun- verwaltungen in zusätzliche Amtsgerichte umgewan- gen und die angekündigte Vollzugsverordnung blieben delt wurden. Bis 1859 zog sich die Arrondierung der jedoch aus, nachdem der rasche Zusammenbruch der Amts- und Amtsgerichtsbezirke hin, ohne daß beide republikanischen Regierung die alten Machthaber von überall zur Deckung kamen; da einige aufgehobene der akuten Notwendigkeit derart tiefgreifender Ände- Amtssitze mit dem Sitz eines Amtsgerichts entschädigt rungen befreite. Selbst die zweite Kammer gelangte wurden, fiel auch die Bezeichnung von Amt und Ge- nun zu der Erkenntnis, daß ein solches Gesetz, das richt mit gleichem Sprengel teilweise unterschiedlich praktisch alle Verwaltungsbefugnisse in der Hand einer aus. Kreisbehörde vereinigte, auf deren Bildung die Regie- In gewissem Sinn durfte die Errichtung von Amts- rung keinerlei Einfluß haben sollte, manche Nach- gerichten neben den Bezirksämtern, die Verwirkli- giebigkeit gegen die herrschende Strömung an sich chung eines schon seit Jahrzehnten vielbesprochenen trage, welche gerade durch die Ereignisse, die damals Grundsatzes, als Vorbereitung für die Justiz- und Ver- gefolgt sind, nicht gerechtfertigt war. waltungsreformen der sechziger Jahre gelten. Mit dem Nachdem auch die letzten standesherrlichen Gebiete Ausklingen der Reaktionszeit durften als Ziele einer für die Eingliederung in den landesherrlichen Ver- Reform ungestraft Vereinfachung obrigkeitlicher Be- waltungsapparat zur Verfügung standen, wurden im hörden und Einführung des Rechtsschutzes auf dem September 1849 vier Ämter aufgehoben, eine Maß- Gebiet der Polizei und der inneren Verwaltung genannt nahme, die mit dem Bemerken verkündet wurde, daß und angestrebt werden. es nicht räthlich erscheint, solche bis zur Durchfüh- rung einer veränderten Organisation und der damit Selbstverwaltung und Verwaltungsreform (1863/64) verbundenen allgemeinen neuen Aemtereintheilung zu verschieben. Der vorsichtige Hinweis auf eine Gebiets- Der eigentliche Umschwung von der Reaktion zum reform läßt nicht erkennen, ob jetzt, nachdem der Ver- Liberalismus trat in Baden fast über Nacht ein; nicht waltungsapparat sich gerade über die Revolutionszeit durch einen Wechsel auf dem Thron – Großherzog gerettet hatte, noch die Absicht bestand, grundlegende Friedrich regierte bereits seit 1852 –, sondern durch die Änderungen vorzunehmen. Konkrete Vorarbeiten wur- Diskussion über das Verhältnis zwischen katholischer den jedenfalls nicht in Angriff genommen; nur die Kirche und badischem Staat wurde der Kurswechsel Gutachten zur bestehenden Verwaltung aus den vier- ausgelöst. Noch beim Abschluß des Konkordats 1859 ziger Jahren wurden gründlich ausgewertet, die voll- war der Landtag völlig übergangen worden; als die zogenen Maßnahmen bis 1856 griffen nicht in den Be- zweite Kammer aber daraufhin am 31. März 1860 das hördenbestand ein. Konkordat verwarf und dagegen die konservativen Mi- Eine Ausnahme bildete die kirchliche Verwaltung: nister der Justiz und des Innern eigenmächtig im Sinne 1853 wurden alle landesherrlichen katholischen De- der bisherigen Regierungspolitik auftraten, ersetzte der kanate aufgehoben, ihre Funktionen den bisher in Kon- Großherzog die Minister durch die Wortführer der Op- kurrenz dazu weiterbestehenden erzbischöflichen De- position in erster und zweiter Kammer. Gleichzeitig kanaten übertragen. wurden an die Spitze von Außen- und Finanz-

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ministerium als liberal bekannte Männer berufen. Bei der Erfüllung ihrer Selbstverwaltungsaufgaben Jetzt wurde die Liste der 1848/49 unerfüllt geblie- arbeiteten die Kreisverbände eng mit Vertretern einer benen Reformwünsche wieder hervorgeholt; an erster ähnlichen neuen Institution zusammen: Die Bezirks- Stelle standen das Ende der Bevormundung von Indi- räte, den Bezirksämtern beigeordnete, aus den Bewoh- viduen und Korporationen, der engen Staatsaufsicht und nern des Bezirksamts gewählte Beratungs- und -fürsorge, Einführung bürgernaher Verwaltungsorgane Schlichtungskollegien, gleichzeitig erste Instanz in mit ausgedehnter Kompetenz besonders auf den unteren Verwaltungsgerichtsverfahren, nahmen allerdings eine Ebenen und Beteiligung der Betroffenen. nicht ganz eindeutige Stellung zwischen Staatsgewalt Die Durchführung einer Reform der Landesstruktur und Selbstverwaltung ein, während bei der Errichtung nach den Grundsätzen eines liberalen – auf der Be- der Kreisverbände (Vollzugsverordnung 1864 Juli 12) teiligung der 1818 und 1831 bereits mündig erklärten beides bewußt getrennt gehalten wurde. Bürger an den öffentlichen Angelegenheiten basie- In der Organisation des Innenministeriums machte renden – Rechtsstaates war nach dem politischen Um- die Aufhebung der Kreisregierungen eine Einrichtung schwung zwar in Sicht; sie ließ aber noch einige Jahre notwendig, die den ständigen Kontakt zwischen der auf sich warten. Für den Großherzog war der Kurs- obersten Karlsruher Behörde und den lokalen Bezirks- wechsel in erster Linie Voraussetzung seiner energi- verwaltungen aufrechterhielt; hierfür wurden Landes- schen Reformversuche beim Deutschen Bund; sein In- kommissäre eingesetzt, Mitglieder des Ministeriums, nenminister nahm sofort die Arbeit an den nötigen in dem sie Sitz und Stimme behielten, obwohl ihnen Gesetzentwürfen auf, ließ sich aber überzeugen, daß die die Städte Konstanz, Freiburg, Karlsruhe und Mann- Liberalen hingehalten werden müßten, bis die in- heim, die bisher die Kreisregierungen beherbergt hat- nenpolitische Situation sich beruhigt habe, bis vor allem ten, als Aufenthaltsort angewiesen wurden. Aufgabe das Verhältnis zu den Kirchen endgültig geklärt sei. dieser Regierungsbeamten war es, die Beamten der Erst am 5. Oktober 1863 konnte das neue Verwal- Staatsverwaltung zu überwachen und Mißstände zu tungsgesetz unterzeichnet werden. Die sechzig Jahre beseitigen, nötigenfalls durch sofortige Dienstenthe- zuvor von Brauer erstmals errichteten mittleren Be- bung, sowie die Geschäftsausübung der Selbstverwal- hörden, deren endgültige – von Reitzenstein 1809 ent- tungsgremien zu kontrollieren. Als reisende Aufsichts- worfene – Gestalt immer wieder Anlaß zu lauter Kritik organe der Regierung stellten die Landeskommissäre gewesen war, wurden von diesem Gesetz beseitigt. eine einmalige Institution dar. Zwar wurde die Aufhebung der Kreise nicht ausdrück- Mit der Vollzugsverordnung vom 12. Juli 1864 zum lich festgestellt, doch blieb für diese Einrichtung des Gesetz über die neue Gerichtsverfassung vom 19. Mai Obrigkeitsstaates kein Raum mehr in einer Verwaltung, desselben Jahres wurden zwischen den Amtsgerichten die den Bürgern weitreichende Mitspracherechte ein- als unterster und dem Oberhofgericht als letzter In- räumte; die Aufgaben der Kreisregierungen wurden in stanz fünf Kreisgerichte mit Appellationssenaten und der Hauptsache den Ämtern zugeteilt, ein weiterer Teil sechs Kreisgerichte ohne Appellationssenate errichtet; ging an das Innenministerium über, und schließlich das Großherzogtum wurde im Hinblick auf die innere wurden dem neugegründeten Verwaltungshof die rest- Verwaltung parallel zu dieser Gerichtsverfassung in lichen Angelegenheiten, vorwiegend aus dem Rech- elf Kreisverbände und 59 Amtsbezirke eingeteilt. Die nungswesen, überwiesen. Bezirke und Verwaltungssitze der Kreisgerichte und Ausgenommen von dieser Neuverteilung der bisher Kreisverbände stimmten überein; dagegen waren den Kreisdirektorien zugewiesenen Kompetenzen an Amts- und Amtsgerichtsbezirke nicht völlig identisch: Einrichtungen der staatlichen Verwaltung war die Be- den 59 Ämtern standen 66 Amtsgerichte gegenüber. sorgung aller jener Gegenstände aus dem Bereich zwi- schen privatem und öffentlichem Leben, die das wirt- schaftliche, kulturelle oder soziale Interesse mehrerer Vereinfachung der Verwaltungsgliederung bis 1936 Gemeinden betrafen. Die Staatsgewalt verzichtete in diesem Bereich völlig auf das bisher in Anspruch ge- Mit der Verwaltungsreform von 1863/64 war ein nommene Recht, Verwaltungstätigkeit auszuüben; sie Zustand geschaffen worden, der in großen Zügen bis übertrug diesen Aufgabenkreis neugeschaffenen regio- 1939 erhalten blieb; lediglich die Angleichung Badens nalen Selbstverwaltungsverbänden. Diese Körperschaf- an das Justizwesen des Reiches brachte noch einmal ten, die Kreisverbände, sollten in ihrer Kreisversamm- nachhaltig Bewegung in die Verwaltungsgliederung. lung Vertreter der verschiedenen regionalen Interes- Kennzeichnend für die Entwicklung der nächsten sieb- sengruppen vereinigen; ihre Aufgabe bestand u.a. in zig Jahre – ab 1865 aus Gründen der Vereinheitli- Anlegung und Unterhaltung von Verkehrswegen, Er- chung von Behördensprengeln, ab 1923 unter äußer- richtung von sozialen Anstalten, Kreisschulanstalten stem wirtschaftlichen Druck – war die fortschreitende und Sparkassen, schließlich in der Übernahme auch Verminderung von Behörden der unteren Stufe und andersartiger Gemeindelasten. die entsprechende Ausdehnung ihrer Bezirke, bis die Landkreisordnung vom 24. Juni 1939 die verbliebenen

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27 Ämter in Kreise umbenannte und die elf bisherigen administrativen Zweigs die Abkehr von der bisherigen Kreisverwaltungen aufhob. Zielsetzung ankündigte. Während die Kreise anfangs Die Anzahl und Kompetenz der Ministerien wurde an die Einteilung des Landes in Kreisgerichtsbezirke im Zeitraum von 1863/64 bis 1939 am stärksten durch angelehnt waren, löste sich jetzt die Gerichtsverfas- die Eingliederung Badens ins Deutsche Reich erschüt- sung völlig von der räumlichen Gliederung der Kreis- tert: Unter dem 29. Juni 1871 (Vollzug am 6. Juli) verbände. Immerhin wurde aber gleich festgelegt, daß wurde das Ministerium der auswärtigen Angelegenhei- Landgerichtsbezirke nur ganze Amtsgerichtsbezirke ten aufgehoben, noch beim Großherzogtum verbliebe- umfassen sollten, so daß Veränderungen von Amts- ne Kompetenzen dieses Ressorts gingen über an das gerichtssprengeln automatisch eine Angleichung der Innenministerium (Erhaltung und Regulirung der Lan- räumlichen Zuständigkeit auf der mittleren Ebene nach desgrenze), bzw. an das Justizministerium – nun Mi- sich zogen. nisterium des Großherzoglichen Hauses, der Justiz und Die neue Gliederung läßt nicht nur die modernen des Auswärtigen benannt – bis 1876 die Außenpolitik Schwerpunkte der badischen Wirtschafts- und Verwal- aus Titel und Kompetenzbereich des Justizministeri- tungstätigkeit erkennen, sie weist auch auf eine In- ums entfernt wurde, dafür aber 1881 Kultus und Un- konsequenz des Justizministeriums hin: Drei der 1879 terricht als neue Aufgaben – abgetreten vom Innen- als bestehend erwähnten Amtsgerichte (Gernsbach, ministerium – eintraten. In der Reihe der aufgelösten Kenzingen, Walldürn) hätten seit sieben Jahren auf- obersten Behörden folgte mit der Verordnung vom 27. gehoben sein müssen. Die Art, in der ihre Wieder- Dezember 1871 zum 1. Januar 1872 das Kriegsminis- errichtung bekanntgegeben wurde, legt nahe, daß die terium, dessen noch unerledigte Aufgaben eine »Mili- Auflösung nicht durchgeführt worden war. 1884 bis tärcommission zur Abwickelung der Geschäfte des 1889 wurden drei neue Amtsgerichte gebildet, allen Großherzoglich Badischen Kriegsministeriums« zum dreien fehlte ein entsprechender Amtsbezirk. Abschluß bringen sollte. 1861 bis 1880 bestand das Kaum hatte das Justizministerium 1881 vom Un- terrichtswesen Besitz ergriffen (neue Bezeichnung: aus dem Bereich des Innenministeriums ausgegliederte Ministerium der Justiz, des Kultus und Unterrichts), Handelsministerium. löste es auch die mittleren Schulaufsichtsbereiche – ab Eine Verringerung der unteren Behörden, zugleich 1864 elf Kreisschulbezirke – von der Kreiseinteilung, eine Angleichung der Amtsgerichte an die Ämterzahl indem es ihre Anzahl 1882 auf dreizehn erhöhte. wurde durch die Verordnung vom 5. Januar 1872 vor- Ab 1890 beruhigte sich die von der Reichsgründung genommen: Die Bezirke von vier Ämtern mit paral- hervorgerufene Bewegung der Verwaltungsbezirke; lelen Amtsgerichten gingen geschlossen in den Spren- die folgenden Jahre waren vorwiegend Verschiebun- gel anderer Behörden über; weitere zwei Amts- und gen auf der obersten Behördenebene, die Zeit nach entsprechende Amtsgerichtsbezirke wurden unter be- 1900 vermehrt einer Bereinigung der Landesgrenzen nachbarten Dienststellen aufgeteilt; schließlich wurden gewidmet. Daneben setzte sich die Tendenz fort, frü- ein Amt ohne zugehöriges Gericht und sieben Amts- here Vereinheitlichungsmaßnahmen rückgängig zu gerichte, denen kein Amtsbezirk zugeordnet war, auf- machen. gelöst, die benachbarten Amts- und Gerichtssprengel Das 1893 wiedereingerichtete Ministerium des entsprechend arrondiert. Großherzoglichen Hauses und der auswärtigen Ange- Wenn damit die Bezirkseinteilung auch einen gro- legenheiten gab 1911 die oberste Eisenbahnverwaltung ßen Schritt näher an die Einheitlichkeit der Gerichts- an das Finanzministerium ab. Gleichzeitig wurde vom und Verwaltungssprengel gelangt war, so erwies sich Justizministerium ein neues Ministerium des Kultus doch die Deckungsgleichheit von Amtsbezirk und und Unterrichts abgespalten; die beiden im Kompe- Amtsgerichtsbezirk als unerreichbares Ideal. Während tenzbereich reduzierten Ministerien wurden daraufhin noch die Verordnung vom 28. Januar 1872, nach der vereinigt zum Ministerium des Großherzoglichen Hau- die neue Bezirkseinteilung auch für die Militärver- ses, der Justiz und des Auswärtigen. waltung in Kraft treten sollte, den Eindruck erweckte, Die einheitliche Bezeichnung der bisherigen Ober- die Neuverteilung und damit die territoriale Kongru- einnehmereien als Finanzämter und die Zuordnung von enz aller Zweige der Staatsverwaltung werde konse- Finanzbehörden als Amtskassen zu den seit 1872 quent durchgeführt, widerrief bereits am 10. April des- bestehenden 52 Ämtern im April 1895 führte keines- selben Jahres eine weitere Verordnung die Aufhebung wegs dazu, daß nun die Finanzverwaltungs- oder auch eines der gerade aufgegebenen Amtsgerichte, obwohl nur Amtskassenbezirke mit denen der Ämter überein- die Anordnung, das entsprechende Amt aufzulösen, stimmten: Die Amtskassen orientierten sich teilweise – aufrechterhalten blieb; andere Auflösungen unterblie- aber auch das nicht nach einheitlichen Maßstäben – an ben stillschweigend. den Amtsgerichtsbezirken, die von der Bezirksamt- Noch eine kleine Umverteilungsmaßnahme hatte einteilung abwichen. 1874 die Verordnung vom 5. Januar 1872 korrigiert, Das 1872 als Bezirksamt ohne Amtsgericht aufge- als im März 1879 ein erster Schritt zur Loslösung der hobene Amt Boxberg wurde im Mai 1898 wieder- Gerichtsverfassung von der räumlichen Gliederung des

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errichtet, im September 1898 vergrößert. Erst der Zu- Durch die Aufhebung der Landkreisselbstverwal- sammenbruch des Kaiserreichs und das Ende der groß- lung am 25. Juni 1939 ging die Bezeichnung Kreis auf herzoglichen Regierung führten wieder zu Änderungen die verbliebenen 27 badischen Ämter über. in der Staatsverwaltung, naturgemäß zuerst an deren Spitze: Mit dem Gesetz vom 2. April 1919 schuf die verfassunggebende Versammlung mit sofortiger Wir- Veränderungen der Landesgrenze kung sieben Ministerien (Auswärtiges, Finanzen, Inne- 1819 Juli 10: Abtretung von 12 Orten des standes- res, Justiz, Unterricht, Militärwesen, Soziales und Ar- herrlichen 2. Landamts Wertheim im Main- beit); soweit noch alte Regierungsbehörden der obersten Tauberkreis (1806-1810 Amt Rotenfels, 1810 Stufe bestanden, wurden sie zumeist im Lauf des Jahres bis 1813 Amt Steinfeld) im Austausch für die beseitigt. Das Staatsministerium als oberste kollegiale Herrschaft Geroldseck an Bayern (vgl. Karte Einrichtung blieb auch in der Verfassung vom 21. März 6,5). 1919 erhalten. Schon 1920 reduzierte ein Gesetz die An- 1840 April 24: Abtretung des rechtsrheinischen Vor- zahl der Ministerien auf fünf (Inneres, Justiz, Kultus und geländes der Festung Germersheim an Bayern Unterricht, Soziales und Arbeit, Finanzen). im Tausch für die linksrheinisch vom Talweg An eine Gebietsreform konnte erst 1921 wieder ge- gelegene Kollerinsel. dacht werden. Die Absicht, den Verwaltungsaufwand zu 1846 Februar 2: Abtretung der bisher württember- senken, kündigte sich in Abrundungen bestehender gisch-badischen Kondominatsorte Widdern und Amts- und Amtsgerichtsbezirke an. Am 22. Dezember Edelfingen an das Königreich Württemberg. 1923 schloß sich an das Gesetz über die Vereinfachung Ferner Abtretung an Württemberg von: Auhof der Staatsverwaltung vom November desselben Jahres (Gde. Illwangen), Reinwald und Teile des Ta- eine Verordnung an, derzufolge ab sofort das Innen- schenwaldes (bei Schluchtern), Teile der Orte ministerium befugt war, zur Kostenersparnis die Amts- Waggershausen und Sießen sowie der Falken- bezirkseinteilung zu ändern und entsprechende neue steiner Markung (bei Stein). Württemberg über- Kreisgrenzen festzusetzen. Damit ging das nach den läßt dagegen Baden die Orte Korb, Dippach, Ha- Gebietsreformstürmen der Jahre von 1803 bis 1863 er- genbach und Unterkessach, ferner das Schloßgut kämpfte Recht der badischen Bürger verloren, daß neue Hersberg (bei Immenstaad). Verwaltungsgliederungen nur noch auf dem Gesetzes- wege durchgeführt werden konnten. 1851 September 29: Beim Mechtersheimer Rhein- Erste Früchte trug die Verordnung über die Verein- durchstich ehemalige bayerische Gebietsteile an fachung der inneren Verwaltung 1924 mit der Aufhe- Baden gefallen. bung von 13 Bezirksämtern. Die Arrondierung zahl- 1878 April 28: Übereinkunft über Grenzregulierung reicher Amts- und Amtsgerichtsbezirke folgten im sel- bei Konstanz zwischen der Schweiz und Baden. ben Jahr. Zum 1. Oktober 1924 wurde außerdem das Ar- 1904 Oktober 28: Der bisherige Kondominatsort beitsministerium (Ministerium für soziale Fürsorge und Kürnbach wird vom Großherzogtum Hessen öffentliche Arbeiten) aufgehoben und sein Geschäfts- dem Großherzogtum Baden ganz überlassen. kreis an das Innenministerium verwiesen. Dafür tritt Baden die Enklave Michelbuch (bei Die Verwaltungsreformen des Dritten Reichs be- Schönau) und Teile des Domanialwaldes im schränkten sich auf Eingemeindungen und geringfügige Distrikt Adlerstein bei Heddesbach (Amt Hei- Amtsarrondierungen, bis mit dem »Gesetz über die Neu- delberg) an Hessen ab. einteilung der inneren Verwaltung« vom 30. Juni 1936 1906 Dezember 21: Vertrag zwischen Baden und der eine tiefgreifende Veränderung der Amts- und Kreisbe- Schweiz über Grenzverlegung bei Leopolds- zirke zum 1. Oktober verkündet wurde. Dieses Gesetz höhe. beseitigte die Selbstverwaltung in den Kreisen zuguns- 1908 Juli 21: Teile der Gemarkung Weil (Amt Lör- ten des Führerprinzips. Künftig ernannte der Reichs- rach) werden bei einer Begradigung der badisch- statthalter einen Kreisvorsitzenden, die Kreisräte waren schweizerischen Grenze gegen Teile des schwei- praktisch abgeschafft. Zwar trat das Gesetz ent- zerischen Gemeindebanns Kleinhüningen ausge- sprechend seiner fünften Ausführungsverordnung vom tauscht. Das damit an Baden gelangte Gebiet 28. Oktober insoweit mit sofortiger Wirkung in Kraft, von 3947 qm wird der Gemarkung Weil zuge- als es sich um Aufgaben handelt, für die die Bestim- teilt. mungen der Verordnung über die Wehrbezirkseinteilung 1911 April 2: Teile der badischen Gemarkung Nek- für das Deutsche Reich [...] maßgebend sind, doch zog karbischofsheim (Amt Sinsheim) werden bei ei- sich die übrige Durchführung in großen Teilen hin, bis ner Begradigung der hessisch-badischen Grenze die achte Ausführungsverordnung den endgültigen gegen einen Teil der hessischen Gemarkung Vollzug zum 1. April 1938 ankündigte. Hessisch-Helmhof (Forstbezirk Wimpfen) aus- getauscht; das so von Hessen an Baden gelangte Gebiet von 5508 qm wird der Gemarkung Nek- karbischofsheim zugewiesen.

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Änderung des Ämterbestandes 1815-1938 Die Aufhebung des Bezirksamts Hoffenheim in 1817 Aufhebung des Amtes Jestetten, 1819 als Stabs- Sinsheim nicht dekretiert (offenbar war es gar nicht in Funktion getreten) amt wiedereingerichtet Aufhebung des Bezirksamts Neudenau in Mos- 1819 Aufhebung der Ämter Steinbach, Endingen, bach Kandern, St. Peter, Elzach und Tiengen 1857 Zuteilung der Ämter Meersburg und Salem zu 1819 Bei Übernahme der Herrschaft Hohengeroldseck Überlingen, Blumenfeld zu Engen, Stühlingcn Oberamt Hohengeroldseck in Seelbach gebildet zu Bonndorf, Hornberg zu Triberg, Jestetten zu 1821 Aufhebung des Bezirksamtes Stein Waldshut Aufhebung des Amtes Löffingen Rheinbischofsheim aufgehoben, Haslach zu 1822 Vereinigung von Stadt- und erstem Landamt Gengenbach, dann nach Wolfach Mosbach Aufhebung der Ämter Boxberg und Neckarge- 1824 Neuorganisation der fürstenbergischen Ämter: münd, Boxberg zu Krautheim Aufhebung des Amtes Blumberg, Neuerrichtung 1864 Aufhebung des Amts Gerlachsheim, Aufhebung der Ämter Möhringen und Heiligenberg der Ämter Ladenburg, Neckarbischofsheim und Aufhebung des Justizamts und Amtsrevisorats Philippsburg Gondelsheim (nicht kartiert) Verlegung des Amtssitzes von Krautheim nach Erhebung des Bezirksamtes Durlach zum Ober- Boxberg und Umbenennung amt 1872 Aufhebung der Bezirksämter Radolfzell, Jestet- 1826 Vereinigung von Stadt- und Landamt Heidelberg ten, Kenzingen, Gengenbach, Gernsbach, Box- zum Oberamt Heidelberg berg und Walldürn Errichtung des Amtes Stetten a. k. M. 1881 Verlegung und Umbenennung des Bezirksamts Errichtung des Bezirksamts Krautheim durch Kork nach Kehl Abtrennung vom Bezirksamt Boxberg 1898 Wiedererrichtung des Bezirksamts Boxberg 1828 Verlegung des Amtssitzes von Osterburken nach 1924 Aufhebung der Bezirksämter Achern, Baden- Adelsheim und Umbenennung des Bezirksamts Baden, Bonndorf, Boxberg, Breisach, Durlach, 1831 Aufhebung des Oberamts Hohengeroldseck und Eberbach, Eppingen, Ettenheim, St. Blasien, Vereinigung mit dem nunmehrigen Oberamt Schönau, Schwetzingen und Triberg Lahr 1936 Aufhebung der Bezirksämter Wertheim, Adels- 1832 Errichtung des Amts Bräunlingen heim, Weinheim, Wiesloch, Bretten, Ettlingen, 1840 Aufhebung der Landämter Mosbach. und Wert- Oberkirch, Waldkirch, Staufen, Schopfheim, En- heim, Vereinigung ihrer Bezirke mit denen der gen, Meßkirch und Pfullendorf. Der Vollzug entsprechenden Stadtämter wurde für die Bezirksämter Wertheim, Wies- 1840 Aufhebung des Stabsamts Bräunlingen und Zu- loch, Ettlingen und Schopfheim vorläufig ausge- teilung seiner Orte zu Villingen setzt, die letzteren 1937/39 aufgehoben 1841 Neuorganisation der standesherrlich leiningi- schen Ämter Boxberg, Buchen, Eberbach, Mos- WÜRTTEMBERG bach, Sinsheim, Tauberbischofsheim und Wall- Verwaltungseinteilung des Königreichs Württemberg dürn. Als rein landesherrliche Ämter das Amt 1815-1857 Neudenau in Mosbach und das Amt Hoffenheim in Sinsheim konstituiert Im Jahr 1815 besaß das Königreich Württemberg 1844 Errichtung des standesherrlichen Amts Donau- einen dreistufigen Verwaltungsaufbau: Oberämter – eschingen Landvogteien – Departements (Ministerien). Die Be- 1849 Neueinteilung der Ämter in den Gebieten der zirksebene war 1810 endgültig organisiert worden, die fürstlich fürstenbergischen und der fürstlich lei- mittlere und oberste Ebene wurde 1817/18 grundle- ningischen Standesherrschaft, nach Verzicht der gend geordnet. beiden Standesherren auf Gerichtsbarkeit und Die umfangreichen Gebietserwerbungen aus den Polizeigewalt Jahren von 1802 bis 1810 (vgl. Karte 7,2: Württem- Aufhebung des Bezirksamts Heiligenberg und berg in napoleonischer Zeit) faßte Kurfürst bzw. Kö- Zuteilung seiner Orte zum Bezirksamt Pfullen- nig Friedrich in immer wieder veränderten Amtsbezir- dorf ken zusammen. Die neuen Ländereien wurden ohne Aufhebung des Bezirksamts Hüfingen und Zu- Rücksicht auf die historischen Zusammenhänge mit teilung seiner Orte zum Bezirksamt Donau- altwürttembergischen Territorien vermischt. Allein die eschingen geographische Lage und die Einwohnerzahl waren das Aufhebung des Bezirksamts Stetten a. k. M. und Kriterium für die Zusammenlegung. Die angestrebte Zuteilung seiner Orte zum Bezirksamt Meßkirch Gleichförmigkeit der Verwaltung forderte die Schaf- fung von ausgeglichenen Verwaltungseinheiten.

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Darüber hinaus wurde auf dem Wege der »Ämter- 1817 die letzten Unterämter aufgehoben worden wa- kombination« zwischen 1806 und 1810 die Vielzahl ren, war somit eine gleichförmige Aufsicht der Ober- der Ober-, Unter-, Stabs- und Kameralämter zu zweck- ämter über die Gemeinden sichergestellt. mäßigen Verwaltungseinheiten zusammengelegt. Gab Für die Gemeinden stellte König Wilhelm die von es 1807 noch 140 Ober- und Stabsbeamtungen, so war seinem Vater Friedrich beseitigte traditionelle Selbst- ihre Zahl 1810 auf 65 Oberämter geschrumpft. Die verwaltung wieder her. Die Gemeinden, als die Grund- letzten Unterämter wurden 1817 aufgelöst. lagen des Staatsvereines bezeichnet, wurden Selbstver- Die im Organisationsmanifest vom 27. Oktober waltungskörper. Dem Staat stand jedoch die Aufsicht 1810 festgelegte Zahl der Oberämter und deren Ab- über die Verwaltung zu (I. Edikt über die Gemeinde- grenzung blieben mit geringen Änderungen bis zum verfassung vom 31. Dez. 1818, revidiert durch das Jahr 1938 erhalten. Verwaltungsedikt für die Gemeinden, Oberämter und Ein Oberamt hatte im Durchschnitt einen Umfang Stiftungen vom 1. März 1822). Die Gemeinden eines von 5,7 QM (Berechnung nach den Angaben der ersten Oberamts waren in einer Amtskörperschaft zusam- Landesvermessung von 1824). Das kleinste Amt, mengeschlossen, einer juristischen Person, die Rechte Cannstatt, hatte eine Fläche von 1,5 QM, das größte, erwerben und Verbindlichkeiten übernehmen konnte , 10,1 QM. Die Zahl der Einwohner be- (Verfassungsurkunde von 1819 § 64-69). Leiter der trug 1810 (Generaltabellen vom 1. Nov. 1810) im Oberamtskorporation war der Oberamtmann, dem nun Durchschnitt 20 700; die niedrigste Zahl lag bei 13 342 eine Doppelstellung als staatlicher Bezirksbeamter und im Oberamt Albeck und die höchste bei 27 171 im Vertreter des Selbstverwaltungsgremiums zukam. Eine Oberamt Künzelsau. eigene Kasse, die Oberamtspflege, die durch den Amts- Der vom König eingesetzte Oberamtmann nahm die schaden gespeist wurde, ermöglichte eine stetige Aus- Verwaltungs- und Rechtspflege wahr. Die staatswirt- weitung der Selbstverwaltungsaufgaben. Für die Stadt schaftlichen Aufgaben waren schon 1806 an die Ka- wurden die Aufgaben der Amtskörperschaft meralämter übertragen worden. Durch Reskript vom von den Gemeindebehörden wahrgenommen. 26. Aug. 1811 hatte König Friedrich zwar in jedem Völlige Einheitlichkeit in der Lokalverwaltung wur- Oberamt ein Oberamtsgericht eingesetzt, es war jedoch de erst 1849 hergestellt. Ein Gesetz vom 18. Juni 1849 unter dem Vorsitz des Oberamtmanns mit Beamten der wies die etwa ein Sechstel des Landes umfassenden inneren Verwaltung besetzt. Da 1809 die Patri- königlichen und adeligen Güter einem Gemeindever- monialgerichtsbarkeit des mediatisierten Adels aufge- band zu. hoben worden war, bestand bis 1815, als durch die Während sich die Sprengel der Justiz- und Innen- Bundesakte die Vorrechte der Standesherren wieder verwaltung deckten, gab es einige Sonderverwaltungen hergestellt worden waren, eine einheitliche Bezirks- auf der Bezirksebene – u.a. Dekanate, Kameralämter, organisation in den staatlichen Oberämtern. Das Ge- Forstämter, Haupt- und Nebenzollämter, Bauinspek- setz über die Aufhebung der Patrimonialgerichtsbar- toren, Umgeldkommissare – deren Amtsbezirke nicht keit und -polizei vom 4. Juli 1849 stellte dann wieder mit denen der Oberämter deckungsgleich waren. eine einheitliche Organisation in staatlicher Hand her. Die Stellung der Stadt Stuttgart innerhalb der Be- Die Trennung von Rechtspflege und Verwaltung zirks- und Kreisverwaltung war zunächst schwankend. auch auf der Bezirksebene führte das Edikt über die 1808 wurde die Stadt einer der 65 Oberamtsbezirke, Oberamtsverfassung vom 31. Dez. 1818 ein. Neben nur unter der Bezeichnung »Stadtdirektionsbezirk«. das Oberamt als Verwaltungsstelle trat unabhängig von Seit 1811 war die Stadt keiner Landvogtei unterstellt. ihm das Oberamtsgericht mit einem Oberamtsrichter Die Oberpolizeidirektion und die Stadtdirektion be- (IV. Edikt über die Rechtspflege in den unteren Instan- sorgten die Verwaltungsgeschäfte. Im IV. Edikt über zen vom 31. Dez. 1818). Die freiwillige Gerichtsbar- die Kreiseinteilung vom 18. Nov. 1817 und im V. keit nahmen die Gerichts- und Amtsnotare und in den Edikt über die Verwaltungsbehörden war für Stuttgart Gemeinden die Gemeindeorgane wahr. Der Oberamt- und Cannstatt eine Direktion eingesetzt worden, die mann, der 1806 die Finanzgeschäfte abgegeben hatte, den Geschäftsbereich einer Kreisregierung erhielt. Die mußte nun auch die Gerichtssachen abtreten und da- Justiz- und Finanzangelegenheiten jedoch wurden den rüber hinaus die Leitung der Amtsstadt an den Stadt- Behörden des Neckarkreises zugewiesen. Mit Wirkung schultheißen übergeben. Damit hatte er seine um- zum 1. Oktober 1822 wurde die nur für die Residenz fassenden Kompetenzen verloren. zuständige. Regierung aufgehoben und deren Bezirk Ein weiteres Relikt der altwürttembergischen Ver- dem der Regierung des Neckarkreises zugeteilt. Für waltungstradition wurde aufgegeben. Der Einfluß der alle Gegenstände der inneren Verwaltung sowie für die Stadt- und Amtsschreibereien schwand, nachdem der Residenzpolizei gab es nur noch eine Behörde, die größte Teil der Aufgaben auf die Oberamtskanzleien Stadtdirektion, die nun der Regierung des Neckar- und die Notariate übertragen worden waren. 1826 kreises unterstand. Die Stadtdirektion wurde damit wurden sie dann auch förmlich aufgelöst. Da schon wieder auf die Ebene der Oberämter gestellt. Nach der Verfassungsurkunde von 1819 § 64 konn-

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7,4-5 U. REDECKER UND W. SCHÖNTAG / VERWALTUNGSGLIEDERUNG IN BADEN, ten die Oberamtsbezirke nur durch Gesetz verändert Als 1810 die letzten größeren territorialen Erwer- werden. Von dieser Möglichkeit wurde nur sparsam Ge- bungen gemacht worden waren, wurden die bisherigen brauch gemacht. Noch durch kgl. Verfügung wurden Kreise etwas anders abgegrenzt und in Landvogteien mit Wirkung zum 18. Juni 1819 die beiden kleinsten umbenannt. Oberämter Albeck und zum Oberamt Ulm zusam- Der Umfang des Staatsgebiets hatte sich von 1802 mengelegt. bis 1810 von etwa 200 QM (9500 qkm) auf 350 QM Im gleichen Jahr wurde der Oberamtssitz von Lorch (19 503 qkm) erweitert, die Bevölkerungszahl von et- nach Welzheim verlegt, 1845 der von Wiblingen nach wa 650 000 auf 1 340 000 Einwohner. Eine Landvog- Laupheim (die Anordnung war schon 1842 erfolgt). tei hatte eine durchschnittliche Fläche von 30 QM. Die Durch Vertrag vom 23. Aug. 1836 wurde der Ort Berg kleinste Fläche mit 16,1 QM hatte die Landvogtei Rot- vom Oberamt Cannstatt gelöst und mit der Stadtdirek- henberg, die das dichtbesiedelte Gebiet um Stuttgart tion Stuttgart vereinigt. Das Gesetz über die Abände- umfaßte, die größte die Landvogtei am Kocher mit rung in der Begrenzung der Oberamtsbezirke vom 6. 46,3 QM. Nach dem Bevölkerungsstand vom 1. Nov. Juli 1842 beseitigte kleinere Mißstände in der Zuteilung 1810 hatte eine Landvogtei im Durchschnitt 112 150 von Gemeinden. In den meisten Fällen wurde als Be- Bewohner, die äußersten Werte lagen bei 98 236 Men- gründung für die Abtrennung einer Gemeinde vom schen in der Landvogtei am oberen Neckar und Oberamtsbezirk die zu große Entfernung von der Ober- 124 570 in der Landvogtei an der Donau. amtsstadt angegeben. Daneben wurden jedoch auch Neun Landvogteien umfaßten je fünf Oberämter, wirtschaftliche Gründe (z.B. enge Marktverflechtungen) zwei je sechs (Landvogtei am Kocher und Landvogtei sowie soziale und kirchliche Beziehungen geltend ge- am Bodensee), die Landvogtei an der Donau faßte sie- macht. 31 Oberämter wurden betroffen, überwiegend ben Oberämter zusammen. wurden nur ein bis zwei Orte ausgetauscht, in zwei Die Aufgaben des Landvogts entsprachen denen des Fällen waren es sechs Orte. Insgesamt gesehen wurde bisherigen Kreishauptmanns. Ihm beigegeben, teils die Struktur der Oberämter nicht angetastet. 1846 wurde die Oberamtseinteilung nochmals geringfügig durch die auch selbständig arbeitend, waren der in der Land- Auflösung der mit Baden bestehenden Kondominate vogtei wirkende Steuerrat, der die Aufsicht über die Widdern und Edelfingen geändert. Durch den Gebiets- verrechnenden Beamten, über das Steuerrechnungs- austausch wurden die Oberämter Neckarsulm, Ravens- wesen und den Vermögensstand der Ämter, Städte und burg und Mergentheim betroffen. 1855 wurde das Gut Gemeinden führte, ein Kriminalrat, ein Landvogtei- Rossach, Exklave des Oberamts Neckarsulm, an das arzt, für je zwei Landvogteien ein Landbaumeister und Oberamt Künzelsau abgetreten. ein Landbaukontrolleur. Die Rechtspflege in der Mit- Die Entwicklung zeigt, daß die 1810 getroffene Ein- telinstanz wurde nach dem Reskript vom 26. Aug. teilung der Oberamtsbezirke alle Anforderungen der 1811 durch drei Provinzialjustizkollegien in Ludwigs- Verwaltung wie der wirtschaftlichen Belange der Be- burg, Rottenburg und Ulm wahrgenommen, die dem völkerung über Jahrzehnte hin erfüllte. Departement der Justiz nachgeordnet waren. Eine mittlere Verwaltungsebene, die Landvogtei, Die Tätigkeit der Landvogteibehörden war nicht zu- wurde zunächst 1803 in Neuwürttemberg eingeführt. friedenstellend, vor allem die Verschleppung der Ge- Die in Altwürttemberg unbekannte Institution einer schäfte wurde immer wieder beklagt. Das IV. Organi- Mittelbehörde zwischen den Zentralbehörden und den sationsedikt über die Einteilung des Königreichs in Beamten auf dem Lande wurde 1806 nach der Verei- vier Verwaltungsbezirke vom 18. Nov. 1817 hob da- nigung von Alt- und Neuwürttemberg und nach der her die Landvogteien auf und schuf mit Wirkung zum Aufhebung der altwürttembergischen Verfassung für 1. Jan. 1818 vier Kreise als geographisch-administra- das gesamte Königreich übernommen und mit »Kreis« tive Sprengel für Provinzialkollegien. Im Gegensatz bezeichnet. Die Ämter und Oberämter wurden etwa zur zentralistisch ausgerichteten Politik König Fried- gleichmäßig auf 12 Kreise aufgeteilt. Die Städte Stutt- richs strebte König Wilhelm eine Dezentralisierung gart und blieben außerhalb der Kreise. an: Eine zeitgemäße Regierung erlaube es nicht mehr, Der dem Departement des Innern untergeordnete daß nur wenige in der Hauptstadt konzentrierte Zen- Kreishauptmann war für alle Regiminal-, Polizei- und tralstellen für die Regierung und Verwaltung da seien. Staatswirtschaftssachen zuständig. Ihm war ein rechts- Die obersten Behörden sollten sich auf die Beratung kundiger Aktuar beigegeben. Die eigenständig zu er- der Gesetzgebung und die Kontrolle der Finanzen be- ledigenden Aufgaben waren gering (vgl. Instruktion für schränken, die mittleren Behörden hingegen, verteilt den Kreishauptmann vom 3. Mai 1806). Sein Geschäfts- auf verschiedene Orte, in der Nähe zu den Untertanen bereich war so eng gehalten, daß man ihm keinen selb- und mit Kenntnis der örtlichen Verhältnisse verwalten ständigen Wirkungskreis als »Provinzialbehörde« zu- –, modern ausgedrückt wird eine bürgernahe Ver- sprechen kann. Seine wesentlichste Tätigkeit bestand waltung gefordert. In den Kreisen wurden Provinzial- darin, die Berichte der Bezirksbeamten an das Depar- kollegien für Regierungs- und Polizeiwesen und für tement und dessen Erlasse an die Beamten weiterzu- die Finanzverwaltung gebildet, die Rechtsprechung leiten. wurde den Kreisgerichtshöfen übertragen.

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WÜRTTEMBERG UND HOHENZOLLERN 1815-1857 UND 1858-1936 7,4-5

Zwei Kreise umfaßten 17 Oberämter (Neckar- und abteilung für Straßen und Wasserbau 1848; Zentral- Schwarzwaldkreis), der Donaukreis hatte 16 und der stelle für Landwirtschaft 1848; Zentralstelle für Ge- Jagstkreis 14 Oberämter. Die durchschnittliche Größe werbe und Handel 1848) wurden die Kompetenzen der betrug 88 QM. Der Neckarkreis hatte als kleinster eine Kreisregierung immer wieder beschnitten. Daher war Fläche von 61 QM, der Donaukreis als größter 110,8 sie weit davon entfernt, die gesamte staatliche Ver- QM (Flächenberechnungen von 1824). Die Einwohner- waltungstätigkeit in ihrem Bezirk zusammenzufassen, zahlen lagen zwischen 319 000 und 360 950 (General- wie es etwa in Preußen oder Bayern der Fall war. tabellen vom 1. Nov. 1817), der Mittelwert lag bei Da die Kreisregierungen in der Hauptsache einer 343 000 Bewohnern. Die Stadtdirektion Stuttgart hatte leichteren Leitung und Beaufsichtigung der Bezirks- 25 390 Einwohner bei einer Fläche von 0,54 QM. (Da stellen dienen sollten, ihnen daher auch keine umfas- sie zunächst keinem Kreis zugeordnet war, ist sie bei senden Zuständigkeiten eingeräumt, auch auf dieser obigen Berechnungen nicht berücksichtigt worden.) Ebene keine Kommunalverbände eingerichtet worden Die Zahlen verdeutlichen, daß Fläche und Einwoh- waren, wurde die Institution nie zu einer tragenden ner von je drei Landvogteien in einem Kreis zusam- Säule der Staatsverwaltung. mengefaßt worden waren. Neun Landvogteien wurden In der obersten Verwaltungs- und Regierungsebene geschlossen überführt, die Oberämter der übrigen drei wurden 1806 Departements mit Departementsmini- dagegen auf zwei Kreise aufgeteilt. stern an der Spitze zur einheitlichen und gleichmäßigen Als Kreisbehörden wurden vier Regierungen und Verwaltung des Staatsgebiets eingeführt. Das Dekret eine Stadtdirektion für die Städte Stuttgart und Cann- vom 1. Juli 1811 über die Einrichtung eines Staatsrats statt eingerichtet, die dem Departement des Ministe- und die neue Organisation des Ministeriums des Innern riums des Inneren unterstellt waren. Nach der Instruk- und das der Finanzen führte das französische Bureau- tion vom 21. Dez. 1819 waren die Regierungen für alle und Realsystem nun konsequent durch. Vorher waren Gegenstände der Landesverwaltung im Regiminalfach, die meisten Ämter noch kollegialisch geführt worden, der Staatspolizei, Staatswirtschaft und der Verwaltung nur die dem Departement der Justiz und dem des Kul- des Vermögens der Gemeinden, Amtskörperschaften tus nachgeordneten Behörden waren bürokratisch or- und Stiftungen zuständig, soweit sie nicht anderen ganisiert. Stellen übertragen worden war. Die Reformen König Wilhelms setzten den Gehei- Am Sitz der Kreisregierung wurde jeweils eine men Rat als oberste beratende Behörde wieder ein. Kreisfinanzkammer eingerichtet, die dem Departement Darüber hinaus wurde der Geheime Rat die letzte In- des Ministeriums der Finanzen nachgeordnet war. stanz für Rekurse in Verwaltungsrechtssachen und Ebenfalls völlig unabhängig von den Kreisregierungen Verwaltungsstraferkenntnissen. Als Verwaltungsdepar- waren die 1817 eingerichteten Kriminalgerichtshöfe in tements wurden das Ministerium der Justiz, das der und Ellwangen und Appellationsgerichts- auswärtigen Angelegenheiten, das des Innern, des Kir- höfe in Tübingen und Ulm, die an Stelle des Ober- chen- und Schulwesens, das des Kriegswesens und das justizkollegiums, des Kriminaltribunals und des Tu- der Finanzen eingerichtet (festgelegt in § 56 der Ver- telarrats traten. Mit Verordnung vom 9. Okt. 1818 wur- fassungsurkunde von 1819, vgl. das V. Edikt über die de dann in jedem Kreis ein sämtliche Rechtszweige Verwaltungsbehörden vom 18. Nov. 1817). Am Be- umfassender Kreisgerichtshof eingesetzt (Esslingen, stand dieser klassischen Ministerien wurde nur wenig Tübingen, Ellwangen und Ulm als Sitze). Oberstes verändert: 1848 wurde das Kirchen- und Schulwesen Gericht für das Land wurde das Obertribunal in Stutt- vom Innenministerium gelöst und zum eigenen Mini- gart. sterium erhoben. Der dreistufige Verwaltungszug wurde jedoch durch die Errichtung von Zentralstellen durchbrochen. Be- stimmte Aufgaben, die besondere technische Kennt- Verwaltungseinteilung Württembergs 1818-1937 nisse erfordern oder bei denen die Bearbeitung und die Auf der obersten Regierungs- und Verwaltungsebe- Ausführung der Anordnungen zu sehr ins einzelne ne traten bei den Departements bis 1918 keine Ver- gingen, wurden besonderen, zwischen Departements änderungen ein. Auch nach der Gründung des Deut- und Bezirksverwaltung stehenden Stellen zugewiesen. schen Reichs wurde der überkommene Regierungsap- Von den wichtigsten seien genannt das Strafanstalten- parat in Württemberg nicht vereinfacht und der Ver- kollegium, der Lehenrat, das Medizinalkollegium, die minderung der staatlichen Aufgaben angepaßt. Landgestütskommission, Oberbaurat, Oberrechnungs- Der Geschäftsbereich des Geheimen Rats dagegen kammer, Steuerkollegium, Generaldirektion der württ. wurde durch das verfassungsändernde Gesetz vom 1. Poststellen, Forstrat, Bergrat, Archivdirektion, Ev. Juli 1876 einschneidend verkleinert. Als oberste be- Konsistorium, Kath. Kirchenrat, israelitische Ober- ratende Staatsbehörde wurde ein Staatsministerium kirchenbehörde, Oberstudienrat und Zolldirektion. eingesetzt. Gleichzeitig wurden die bisherigen Kompe- Durch die Vermehrung der Zentralstellen (Ministerial- tenzen des Geheimen Rats in Verwaltungsrechtssachen

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7,4-5 U. REDECKER UND W. SCHÖNTAG / VERWALTUNGSGLIEDERUNG IN BADEN,

und -strafrechtssachen einem Verwaltungsgerichtshof setzgebung, Verwaltungsrechtspflege, Kreis-Landar- übertragen. Anläßlich der Sparmaßnahmen in der Lan- menverbände, Wasserrecht, Zwangsenteignung von desverwaltung wurde der Geheime Rat durch Ver- Grundstücken), so daß die Angriffe auf die Kreisre- fassungsgesetz vom 15.6.1911 dann ganz aufgehoben. gierungen zurückgingen. Nach der Staatsumwälzung 1918/19 wurde der Land- Nach der Jahrhundertwende wurde deren Existenz tag die höchste gesetzgebende Körperschaft. Er über- wieder in Frage gestellt. Im Rahmen einer generellen trug dem Staatsministerium, das jetzt seines Vertrauens Überprüfung auf ... Vereinfachung der Verwaltung im bedurfte, die Staatsleitung. Der Landtag hatte das Sinne einer Kostenersparnis insbesondere mittels Recht, die Beseitigung von Mißbräuchen in der Verwal- einer Beseitigung von Landeskollegien durch Anglie- tung zu fordern. derung an die Ministerien, sowie mittels einer Aus- Die Zahl der Ministerien schwankte, bis durch das dehnung der Zuständigkeit der Bezirksstellen ... schlug Gesetz über das Staatsministerium und die Ministerien die Regierung in einer Denkschrift zur Vereinfachung vom 6. Nov. 1926 deren Zahl auf fünf (Justiz-, Innen-, der Staatsverwaltung im Jahr 1911 die Aufhebung der Kult-, Finanz- und Wirtschaftsministerium) festgelegt Kreisregierungen vor. Die Durchführung scheiterte am und deren Geschäftsbereich abgegrenzt wurde. Widerstand der Zweiten Kammer. 1933 wurde sogleich die parlamentarische Kontrolle Schließlich führten die Sparmaßnahmen der Jahre über die Verwaltung beseitigt, dann durch das Gesetz 1923/24 zu deren Aufhebung. Mit Wirkung zum 1. vom 30. Jan. 1934 über den Neuaufbau des Reichs die April 1924 hob das Staatsministerium durch eine Ver- Selbständigkeit der Länder aufgehoben. Württemberg ordnung vom 10. März 1924 auf Grund des Ermächti- wurde ein Verwaltungsbezirk des Reichs, die Behörden gungsgesetzes zur Durchführung der von der Reichs- dem Aufbau der Reichsbehörden eingefügt. regierung erlassenen Personalabbauverordnung und Für die Gestaltung der Verwaltung auf der mittleren zur Ersparung von Ausgaben die vier Kreisregie- und unteren Ebene erlangten in der zweiten Hälfte des rungen auf. Die Funktionen gingen zum größten Teil 19. Jahrhunderts und vollends im 20. Jahrhundert zwei an die neugebildete »Ministerialabteilung für Bezirks- Grundsätze große Bedeutung: 1) Die Anpassung der und Körperschaftsverwaltung« über, die teils als selb- Kreis- und Bezirksverwaltung an die durch Industriali- ständige Behörde dem Innenministerium nachgeordnet sierung, durch regional unterschiedlichen Bevölke- war, teils aber auch als echte Abteilung des Mini- rungszuwachs und durch Eisenbahn und Automobil steriums Zuständigkeiten wahrnahm. Ein kleiner Teil veränderte Umwelt sowie 2) die durch die wirtschaft- der Befugnisse wurden den Oberämtern, dem Innen- liche Entwicklung bedingte Notwendigkeit, umfang- ministerium selbst und anderen Behörden überwiesen. reiche Einsparungen in der Verwaltung vornehmen zu Die Oberämter waren in ihren Funktionen nicht um- müssen. stritten, allein die Größe der Bezirke war der Ent- Nachdem die Regierung in den Jahren 1821 bis 1865 wicklung des Landes nicht angepaßt worden. Bis 1900 auf fünf Anträge der Kammer der Abgeordneten, die wurde nur einmal eine Oberamtsgrenze unwesentlich 1818 eingerichteten Kreisregierungen aufzuheben, geändert, als der als Exklave zum Oberamt Waiblin- nichts unternommen hatte, legte sie 1867 selbst einen gen gehörende Weiler Kirschenhardthof dem Oberamt Gesetzentwurf über eine neue Organisation der inneren Marbach zugewiesen wurde (Gesetz vom 6. Juni Verwaltung vor, der an Stelle der Kreisregierungen acht 1882). korporative Kreisverbände vorsah. Ähnlich der in Bei den Vorarbeiten zur Bezirksordnung war 1901 Baden 1863 eingeführten Kreisverbände (vgl. Baden S. erstmals der Gedanke offiziell geäußert worden, die 8) sollten auch in Württemberg Selbstverwaltungs- Zahl der Oberämter zu vermindern. Zehn Jahre später körperschaften auf der Ebene zwischen der Bezirks- schlug dann die Regierung in der schon zitierten und Zentralverwaltung eingerichtet werden, um breite Denkschrift zur Staatsvereinfachung vor, die Anzahl Kreise des Volkes an der Verwaltung der öffentlichen der Oberämter von 64 auf 43 zu verringern. Mit großer Angelegenheiten zu beteiligen. Wegen Ablauf der Le- Mehrheit lehnte die Zweite Kammer die Vorlage je- gislaturperiode konnte der Entwurf nicht mehr behan- doch ab. Im Laufe dieser Verhandlungen hatte es sich delt werden. Später wurde er von der Regierung nicht nachteilig bemerkbar gemacht, daß der Verwaltungs- wieder eingebracht. aufbau und die Verwaltungseinteilung nur durch Ge- In den folgenden Jahren rückte das Problem einer setz geändert werden konnten. Ein Vergleich mit Ba- Verwaltungsneugliederung in den Hintergrund, da nach den, in dem die Verwaltungseinteilung mehrfach der Reichsgründung andere Fragen dringender gelöst grundlegend geändert worden war, macht den struk- werden mußten. Die Stellung der Kreisregierungen turellen Unterschied klar. In Baden war in der Ver- wurde zudem gefestigt, da ihnen durch Reichs- wie fassungsurkunde vom 22. Aug. 1818 nichts über den Landesgesetzgebung umfangreiche Kompetenzen über- Verwaltungsaufbau des Landes festgelegt. Die würt- tragen wurden (u. a. Gewerbeordnung, Sozialge- tembergische Verfassungsurkunde enthielt dagegen in den Abschnitten IV: Von den Staatsbehörden und V: Von den Gemeinden und Amtskörperschaften genaue Angaben über deren Verhältnisse. Darüber hinaus be-

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7,4-5 U. REDECKER UND W. SCHÖNTAG / VERWALTUNGSGLIEDERUNG IN BADEN, stimmte § 58, daß eine Änderung der Staatsverwaltung (der 1929 Weil im Dorf aus dem Oberamt Leonberg nur durch Gesetz möglich sei und § 64, daß die Ver- eingemeindet worden war; dabei wurden Markungs- änderung der Oberamtsbezirke Gegenstand der Gesetz- teile mit Korntal ausgetauscht), Mühlhausen, Zazen- gebung sei. Diese verfasungsmäßige Bindung der Ver- hausen, 1937 Heumaden, Rohracker, Sillenbuch; aus waltung konservierte die 1817/19 eingeführte Ordnung. dem Oberamt Esslingen: 1931 Rotenberg, 1937 Uhl- In Baden dagegen bedurfte der Großherzog bis 1863 bach; aus dem Oberamt Ludwigsburg: 1931 Stadt Zuf- nicht der Zustimmung der Stände bei einer Veränderung fenhausen (vgl. Nebenkarte: Eingemeindungen in die von Staatsbehörden. Hier waren die einzigen Schranken Stadt Stuttgart). Von 1900 bis 1937 wuchs die Fläche für die Ausübung des Organisationsrechts durch die der Stadt von 2980, 2 ha auf 14 434,4 ha an. Krone die Bestimmungen über den Staatshaushalt. Ein weiteres Oberamt, Weinsberg, wurde zum 1. In den Jahren 1923/24 erarbeitete die sog. Abbau- April 1926 aufgelöst und die Gemeinden auf die Ober- kommission einen Plan zur Aufhebung der 20 kleinsten ämter (19), Öhringen (13) und Schwäbisch Oberämter. Die Regierung, die dann nicht einmal die Hall (2) verteilt. Hälfte der vorgeschlagenen Oberämter auflösen wollte, Auch die Erweiterung der Stadt Ulm führte zu einer mußte wegen dieses Vorhabens zurücktreten. Änderung der Oberamtsgrenze. 1927 wurde Wiblin- Wie stark die bei der Einrichtung der Oberämter 1810 gen, das vorher zum Oberamt Laupheim gehört hatte, erreichte Gleichförmigkeit, die eine gleichmäßige Auf- eingemeindet. Eine letzte kleine Änderung erfolgte gabenerledigung und Leistungsfähigkeit der Verwaltung 1935, als Enztal vom Kreis Nagold abgetrennt und mit in allen Landesteilen gewährleisten sollte, verloren ge- Enzklösterle im Kreis Neuenbürg vereinigt wurde. gangen war, zeigen allein schon die Bevölkerungs- Die Verfassung der Bezirksverwaltung wurde nach zahlen der einzelnen Ämter. der nationalsozialistischen Machtergreifung grundle- 1925 hatte Württemberg mit 2 579 453 Einwohnern gend geändert. Die durch das Gesetz vom 25. April nicht ganz doppelt so viele wie 1810, die sich auf 62 1933 aufgelösten Amtskorporationen wurden zwar Oberämter (– das zum 1. April 1926 aufgelöste Oberamt durch die württembergische Kreisordnung vom 27. Weinsberg ist schon nicht mehr mitgerechnet –) Jan. 1934 wieder eingerichtet, ihnen aber nur bera- verteilten. Im rechnerischen Mittel entfielen 41 604 Ein- tende Funktionen eingeräumt. Der Landrat war nun wohner auf ein Oberamt. Real hatten jedoch 46 Ober- das oberste Verwaltungs- und Vertretungsorgan des ämter weniger Einwohner (3 Oberämter 18 000-19 999; Kreises. Hatte schon die württ. Gemeindeordnung von 24 Oberämter 20 000-29 999; 19 Oberämter 30 000- 1930 die Bezeichnungen Schultheiß und Stadtschult- 39 999; 6 Oberämter 40 000 bis 49 999; 3 Oberämter heiß durch Bürgermeister und Oberbürgermeister er- 50 000-59 999; 3 Oberämter 60 000-69 999; 2 Ober- setzt, so wurden 1934 die altwürttembergischen Na- ämter (Ludwigsburg, Ulm) 70 000-79 999; 1 Oberamt men Oberamt durch Kreis, Amtskörperschaft durch (Heilbronn) 97 000; 1 Oberamt (Stuttgart) 341 000). Kreisverband, Amtsversammlung durch Kreistag und Die wirklich an der Bezirkseinteilung vorgenomme- Bezirksrat durch Kreisrat verdrängt. nen Änderungen behoben dieses Ungleichgewicht nicht. Auf Grund der Deutschen Gemeindeordnung von Zum 1. Okt. 1923 wurde das Oberamt Cannstatt aufge- 1935 entstanden 11 Stadtkreise (Esslingen, Göppin- hoben und die Orte dem Oberamt Stuttgart (Hofen, gen, , Heilbronn, Ludwigsburg, Reutlin- Mühlhausen, Münster, Rohracker, Sillenbuch, Zazen- gen, Schwäbisch Gmünd, Schwenningen, Stuttgart, hausen), dem Oberamt Esslingen (Rotenberg, Schan- Tübingen, Ulm). bach, Uhlbach) und dem Oberamt Waiblingen (Fell- Als der Reichssparkommissar in einem von der bach, Öffingen, Rommelshausen, Schmiden, Stetten) württembergischen Regierung in Auftrag gegebenen zugeteilt. Das Oberamt war durch die umfangreichen Gutachten (veröffentlicht 29. Apr. 1930) die Auf- Eingemeindungen von Amtsorten in die Stadtdirektion hebung von 38 Oberämtern vorsah, waren die Politiker Stuttgart stark ausgezehrt worden. zu keiner Lösung zu bewegen. Obwohl die Aus- Nach 1900 hatten die Eingemeindungen in die Stadt- wirkungen des Verhältnisses von Bevölkerungszahl direktion jedoch nicht nur das Oberamt Cannstatt son- und Steueraufkommen auf die Leistungsfähigkeit der dern auch die Oberämter Esslingen, Ludwigsburg und Bezirksverwaltung und der Amtskörperschaft bekannt Stuttgart betroffen. waren, wurde nichts grundlegend geändert. So blieb es Aus dem Oberamt Cannstatt wurden eingemeindet: dem Führerstaat vorbehalten, in der großen Landkreis- 1905 Cannstatt, Wangen, Untertürkheim, 1922 He- reform von 1938 leistungsfähige Bezirke zu schaffen. delfingen, Obertürkheim (bei beiden wurden Mar- kungsteile mit Esslingen ausgetauscht); aus dem Ober- amt Stuttgart: 1901 Gaisburg, 1908 Degerloch, 1922 Botnang mit dem Rot- und Schwarzwildpark, Kalten- tal, 1929 Hofen, 1931 Münster, 1933 Stadt Feuerbach

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Veränderungen der Landesgrenzen HOHENZOLLERN

Im Pariser Vertrag von 1810 war das linke Ufer der Die territorialen Erwerbungen des Fürstentums Ho- Iller als Grenze zwischen Bayern und Württemberg henzollern-Hechingen nach 1803 waren gering (vgl. festgelegt worden. Wegen des unregelmäßigen Was- Karte 6,5 Territoriale Entwicklung von Hohenzol- serlaufs der Iller erfolgten mehrere Grenzkorrekturen. lern).Trotz der geringen Größe des Fürstentums – 6,50 In dem Vertrag vom 5. Aug. 1821 wurde dann end- geographische Quadratmeilen und 14 500 Einwohner gültig festgelegt, daß das linke Ufer der Iller, so wie es (1815) – bestand ein dreistufiger Behördenaufbau, der sich 1815/6 gebildet hatte, die Grenze darstelle. Späte- jedoch nur auf einem Amtsbezirk aufbaute. re Flußkorrekturen blieben unberücksichtigt. Nach der Gemeindeordnung von 1814 nahm die Jus- Durch den Staatsvertrag mit der Krone Bayerns vom tizkanzlei, ab 1833 als Oberamt bezeichnet, die staat- 24. Mai/13. Juni 1864 (veröffentlicht am 30. Jan. liche Verwaltung und Rechtspflege als unterste Ver- 1866) wurde die 1810 bzw. 1812 festgelegte Tauber- waltungsbehörde auf dem Land wahr. Für die christ- grenze nach Westen verlegt und Württemberg dafür lichen Bewohner der Stadt Hechingen wurde ein Stadt- mit der Markung Mayerhöfen südlich von Lindau ent- amt eingerichtet. Für die jüdischen Bewohner besorgte schädigt. Bei dieser generellen Grenzbereinigung wur- ein Kommissar die Verwaltungsangelegenheiten, für den die Landesgrenzen mit den Markungsgrenzen deren Rechtspflege auch die Justizkanzlei bzw. das gleichgestellt. Oberamt zuständig war. Durch Übereinkunft mit Bayern wurden trotz aller Neben diesen Behörden waren dem Forstamt ein- Korrekturen des Illerlaufs die 1821 festgelegte Landes- zelne Befugnisse bei der Gemeindeaufsicht und in grenze beibehalten (Vertrag vom 28. Sept. 1859). Strafangelegenheiten eingeräumt. Die Hofkammer übte Die Grenze im Bodensee war nicht genau festgelegt. in fiskalischen Dingen die Rechtspflege aus. Nach internationalem Recht wurde sie als geogra- Im Juli 1848 wurden Verwaltung und Rechtspflege phische Mitte, d.h. als eine von den beiden gegenüber- getrennt. Ein Oberamtsgericht wurde eingerichtet, das liegenden Ufern gleichweit entfernte Linie, gedacht. auch die richterlichen Befugnisse der Hofkammer Daneben bestand jedoch noch eine Theorie, daß der übernahm. Ebenso fielen die obrigkeitlichen Aufgaben See den Uferstaaten als ein Condominium pro indiviso des Forstamts an die Gemeinden bzw. an das Oberamt. zustehe. Das Stadtamt in Hechingen wurde aufgehoben, die Eine staatsrechtliche Besonderheit, die dem § 1 der Aufgaben dem Oberamt überwiesen. württembergischen Verfassungsurkunde vom 25. Sept. Auf der mittleren Verwaltungsebene nahm eine 1819 widersprach, waren die mit Baden und Hohen- kollegialisch organisierte Landesregierung (auch Kanz- zollern- bestehenden Kondominate. leiamt genannt) alle die Belange wahr, die sich der Die Hoheitsrechte über Widdern (OA Neckarsulm) Landesfürst nicht selbst vorbehalten hatte. Weiterhin lagen zu 19/32 bei Baden und zu 13/32 bei Württem- beaufsichtigte sie die Durchführung der Gesetze und berg und über Edelfingen zu 1/8 bei Baden und zu 7/8 Verordnungen und war Appellationsgericht. bei Württemberg. Die Hoheitsgemeinschaft über beide Die oberste Verwaltungsbehörde war der Geheime Orte wurde durch Vertrag vom 28. Juni 1843, ver- Rat (auch Geh. Konferenz genannt), der zugleich als öffentlicht am 7. März 1846, mit Vollzug zum 1. Mai beratendes Kollegium für den Landesfürsten tätig war. 1846 aufgelöst. Da beide Orte in die württembergische Durch die Verfassung vom 16. Mai 1848 wurde er Hoheit übergingen, trat Württemberg die Hoheitsrechte aufgehoben. Die Landesregierung, die jetzt für alle über die Orte Korb, Dippach, Hagenbach, Unterkes- Landesangelegenheiten mit Ausnahme der Rechtspfle- sach und das Schloßgut Hersberg (bei Immenstaad) an ge zuständig war, unterstand nun unmittelbar dem Baden ab. Zum Wertausgleich gab Baden die Hoheits- Fürsten. rechte über den Ort Auhof (Gde. Illwangen), den Rein- Die Rechtspflege in zweiter Instanz, für die Exemp- wald bei Schluchtern, die badischen Anteile an den ten in erster Instanz, wurde von dem Appellationsge- Orten Waggershausen und Sießen sowie den Ritterhof richt in Hechingen ausgeübt. Die höchste Gerichtsin- bei Oberbalbach, die Falkensteiner Markung bei Stein stanz war nach dem Staatsvertrag von 1822 mit dem und den Taschenwald bei Schluchtern an Württemberg Großherzogtum Hessen das Obertribunal in Darmstadt, ab. Ausgetauscht wurden allein die Hoheitsrechte, alle dann nach dem mehrfach verlängerten Staatsvertrag Besitzrechte blieben unangetastet. vom 9./13. Mai/26. September 1825 mit dem Kö- Mit Hohenzollern-Sigmaringen, dann den Hohen- nigreich Württemberg das Obertribunal in Stuttgart. zollernschen Landen bestand das Kondominat über Durch den Vertrag vom 7. Dez. 1849 überließ Fürst den Weiler Burgau, Gemeinde Dürmentingen und Konstantin dem Königreich Preußen alle Souveräni- Warmtal, Gemeinde Emerfeld, beide OA Riedlingen. täts- und Regierungsrechte. Nach der Besitzergreifung 1847 waren Verhandlungen über die Auflösung der durch Preußen (Patent vom 12. März 1850) wurden Kondominate bis zur Vertragsreife geführt worden, preußische Verwaltungsgrundsätze für die weitere Ent- zerschlugen sich jedoch. wicklung entscheidend.

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7,4-5 U. REDECKER UND W. SCHÖNTAG / VERWALTUNGSGLIEDERUNG IN BADEN,

Das Fürstentum Hohenzollern-Sigmaringen hatte Gammertingen gehörenden Orte Benzingen und 1818 einen Umfang von 15,80 geographischen Qua- Harthausen a. d. Scheer werden dem Oberamts- dratmeilen und 35 560 Einwohner (zu den territorialen bezirk Straßberg zugewiesen. Veränderungen in napoleonischer Zeit vgl. Karte 6,5). Auf der untersten Ebene der staatlichen Verwaltung Nach 1840 blieben die sieben landesherrlichen und war die Verwaltungs- und Rechtspflege bei den Ober- zwei standesherrlichen Oberamtsbezirke bis zum ämtern bzw. Obervogteien vereinigt. In den standes- Übergang an Preußen bestehen. herrlichen und ritterschaftlichen Amtsbezirken waren Für die Erledigung der Selbstverwaltungsaufgaben niedere Gerichtsbarkeit und die niedere Polizei ausge- waren die sieben Amtsversammlungen Haigerloch, nommen, da sie den ehemaligen Herren verblieben wa- Glatt, Gammertingen, Straßberg, Trochtelfingen, ren. Wald und Ostrach gebildet worden. Im Jahr 1815 bestanden die unmittelbaren Ober- Auch bei der mittleren Verwaltungsebene waren zu- amtsbezirke bzw. -vogteien Achberg, Beuron, Glatt, nächst Verwaltungsaufgaben und Rechtspflege nicht Haigerloch, Hohenfels, Sigmaringen und (Kloster-) getrennt. Das im Oktober 1817 aus der bisherigen Wald sowie die Patrimonialoberämter (mittelbare Äm- Regierung und der Kammer gebildete Kollegium, wie- ter) Ostrach und Straßberg (Thurn und Taxis), Jungnau der Landesregierung genannt, war für die gesamte und Trochtelfingen (Fürstenberg) und Gammertingen Staatsverwaltung und die Verwaltung der fürstlichen (Speth). In der Bezirkseinteilung wurden folgende Ver- Domänen zuständig. Darüber hinaus war die Landes- änderungen vorgenommen: regierung Appellationsgericht (zweite Instanz). Für 1822 Apr. 16: Vereinigung des Obervogteiamts Ho- die Eximierten war es in Nachfolge des alten Hof- henfels mit dem Oberamt (Kloster-)Wald. gerichts die erste Instanz, ebenso in Streitigkeiten mit 1823 Apr. 21: Abtrennung der Gemeinde Thalheim dem Fiskus und in Lehensangelegenheiten. vom Oberamtsbezirk Sigmaringen und Zuord- Eine ideelle Trennung von Verwaltung und Rechts- nung zum Obervogteiamt Beuron. pflege wurde im April 1821 eingeführt. Neben die 1827 Juni 15: Nach dem Kauf der im Oberamt Gam- Landesregierung (»vereinigtes Regierungs- und Kam- mertingen zusammengeschlossenen Speth‘schen merkollegium«) trat ein Hofgericht, das in seinem Grundherrschaften Hettingen und Gammertin- Wirkungskreis und seinen Beratungen von der Regie- gen wird ein landesherrliches Oberamt Gammer- rung gänzlich getrennt bleiben sollte. Die Mitglieder tingen eingerichtet, dem noch die bisher zum der beiden Gremien waren jedoch die gleichen. Erst Oberamtsbezirk Sigmaringen gehörenden Orte bei der Neuorganisation der oberen Landesbehörden Veringenstadt, Veringendorf, Harthausen a. d. wurde durch Gesetz vom 25. April 1849 verboten, daß Scheer und Benzingen zugeteilt werden. Mitglieder der Regierung auch dem Hofgericht ange- 1828 Jan. 10: Abtrennung der Gemeinde Rengets- hörten. Damit erst war die Trennung der beiden Be- weiler vom Oberamtsbezirk Sigmaringen und reiche vollzogen. Zuordnung zum Oberamt (Kloster-)Wald. Die oberste Verwaltungsbehörde des Landes war 1830 März 10: Vereinigung des Bezirks des Obervog- die Geheime Konferenz. Auch sie war für den Fürsten teiamts Beuron mit dem des Oberamts (Kloster-) beratendes Gremium in allen Dingen, die er sich vor- Wald. behalten hatte. 1849 wurde sie aufgelöst. Die »fürst- 1837 Jan. 13: Nach. Kauf der Herrschaft Straßberg liche Landesregierung« übernahm bis auf die Poli- von den Fürsten von Thurn und Taxis werden zeistrafgerichtsbarkeit den bisherigen Geschäftsbe- dem Erbprinzen als Besitzer der Herrschaft stan- reich der Geheimen Konferenz, der alten Landesre- dersherrliche Rechte zugestanden. gierung, und der im Februar 1845 eingesetzten Lan- 1838 Sept. 21: Abtrennung der Orte Fischingen und desregierung, Abteilung für höheres Schulwesen. Betra vom Oberamt Haigerloch und Zuordnung Die dritte Gerichtsinstanz wurde wie in Hechingen zum Oberamt Glatt. nach dem Staatsvertrag mit dem Großherzogtum Hes- 1840 Okt. 15: Nach Übergang der niederen Gerichts- sen vom 20. März 1818 durch das großherzoglich hes- barkeit in dem fürstenbergischen Obervogteiamt sische Oberappellationsgericht in Darmstadt wahrge- Jungnau an den Landesherrn wird das Obervog- nommen. Nach Ablauf der Vertragsfrist wurde durch teiamt aufgehoben. Zum Oberamtsbezirk Sig- Staatsvertrag mit dem Königreich Württemberg vom maringen kommen die Orte Vilsingen mit Nick- 12./22. Juni 1824 die Wahrnehmung dieser Aufgaben hof, Dietfurt, Jungnau; dem Obertribunal in Stuttgart übertragen. zum Oberamtsbezirk Gammertingen die Orte Durch Vertrag vom 7. Dez. 1849 übertrug Fürst Inneringen, Hochberg; Karl Anton die Souveränitäts- und Regierungsrechte zum Oberamtsbezirk Straßberg die Orte: Stor- an die Krone Preußen. Wie Hechingen wurde Sigma- zingen, Blättringen, Ober- und Unterschmeien, ringen Bestandteil des Königreichs Preußen. Thiergarten. Die bisher zum Oberamtsbezirk König Friedrich Wilhelm von Preußen nahm durch das Patent vom 12. März 1850 Besitz von den beiden

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Fürstentümern Hechingen und Sigmaringen, die eine nung vom 7. Januar 1852 sollten die Oberamtsbezirke Gesamtfläche von 1142,2 qkm, davon 80,2 qkm Ex- auf zwei (Sigmaringen und Hechingen) reduziert wer- klaven, mit 65 550 Einwohnern (Stichtag 3. Dezember den. Diese radikale Zusammenlegung wurde jedoch 1852) hatten (die späteren Hohenzollernschen Lande). nicht durchgeführt. Eine Verordnung vom 18. Januar Mit der Einführung der preußischen Verfassung wurde 1854 begrenzte dann deren Zahl auf sieben. Die Ober- der Landtag ohne Widerspruch aufgehoben. Ein Re- amtsbezirke Hechingen, Wald, Trochtelfingen und Ost- gierungskommissar erhielt den Auftrag, die Lande rach blieben in den bisherigen Grenzen bestehen. Der unsern Ministerial-Behörden zur verfassungsmäßigen Bezirk Glatt wurde dem Oberamt Haigerloch zu- Verwaltung zu überweisen. geschlagen. Das Oberamt Straßberg wurde aufgeteilt: Zunächst wurde die Rechtspflege dem preußischen die Gemeinden Ober- und Unterschmeien und die Ko- System angeglichen. Die königliche Verordnung vom lonie Thiergarten wurden dem Oberamtsbezirk Sigma- 4. Juli 1850 legte den Instanzenzug fest. Appellations- ringen, die restlichen Orte dem Oberamtsbezirk Gam- gericht in zweiter Instanz wurde Arnsberg (Westfalen) mertingen zugewiesen. Das Obervogteiamt Achberg und in dritter Instanz das Obertribunal in Berlin. Durch wurde mit dem Bezirk Sigmaringen vereinigt. Gesetz vom 30. April 1851 wurde dann mit Wirkung Die Gleichstellung der Oberamtmänner mit den zum 1. Januar 1852 die Gerichtsorganisation der preußischen Landräten erfolgte durch Erlaß vom 17. preußischen Landesteile, die nach dem Gemeinrecht Aug. 1855. lebten, eingeführt. Ein Kreisgericht mit einem Staats- Die 1854 gebildeten sieben Oberamtsbezirke sollten anwalt wurde in Hechingen eingesetzt, das zum Bezirk nach einer kgl. Verordnung vom 18. Nov. 1861 zu drei des Appellationsgerichts in Arnsberg gehörte. Kreis- Bezirken zusammengelegt werden. Geplant war, die gerichtskommissionen wurden in Gammertingen, Wald bisherigen Bezirke Wald und Ostrach mit dem von und Sigmaringen, 1854 auch in Glatt und Haigerloch Sigmaringen, Trochtelfingen mit dem von Gammer- eingerichtet. tingen und Haigerloch mit dem von Hechingen zusam- Die alten Regierungen in Hechingen und Sigmarin- menzufassen, die Durchführung ließ jedoch auf sich gen sowie die Oberämter in Hechingen, Glatt, Haiger- warten. Trochtelfingen wurde nach einer Bekanntma- loch, Trochtelfingen, Gammertingen, Straßberg, Sig- chung der Regierung vom 9. Aug. 1861 vorläufig mit maringen, Ostrach, Wald und das Obervogteiamt Ach- Gammertingen vereinigt (im Preußischen Hofhandbuch berg blieben zunächst als preußische Behörden (Troch- 1868 werden die Ämter jedoch wieder getrennt aufge- telfingen und Ostrach blieben darüber hinaus standes- führt). Die Oberämter Wald und Ostrach wurden nach herrliche Bezirksämter) unter dem preußischen Kom- der Bekanntmachung vom 27. Dez. 1861 bzw. 28. missar bestehen. Durch Verordnung vom 7. Januar März 1862 aufgelöst. Die Vereinigung der beiden 1852 über die Organisation der Verwaltungsbehörden Oberämter Haigerloch und Hechingen blieb dagegen wurden die beiden Regierungen aufgelöst und zum 1. ausgesetzt. März 1852 eine Regierung in Sigmaringen eingesetzt, Der Schwebezustand wurde durch die Hohenzol- deren Befugnisse die eines preußischen Oberpräsi- lernsche Amts- und Landesordnung vom 2. Apr. 1873 denten, einer Regierung, der Provinzialsteuerdirektion beendet, die die gesetzliche Einteilung in die vier Ober- und der Generalkommission in den altländischen Pro- amtsbezirke Sigmaringen, Gammertingen, Hechingen vinzen umfaßten. Ausgenommen wurden jedoch die und Haigerloch festlegte. Dieser Zustand bestand bis Militärangelegenheiten, die dem Oberpräsidenten der 1925. Unter dem Zwang zur Einsparung in der Staats- Rheinprovinz in Koblenz vorbehalten blieben, sowie verwaltung wurden durch das Gesetz zur Vereinfa- die Befugnis, bei Gefahr im Verzug die gesamte Zivil- chung der Verwaltung der Hohenzollernschen Lande verwaltung zu übernehmen, die dem Regierungs- vom 7. Okt. 1925 neue Verwaltungsbezirke gebildet. präsidenten in Sigmaringen übertragen wurde. In den Die bisherigen Oberamtsbezirke Haigerloch und He- Bereichen Kirchen- und Höheres Schulwesen sowie chingen sowie die Gemeinden Melchingen, Ringingen Bergwesen waren die entsprechenden Kollegien der und Salmendingen aus dem Oberamtsbezirk Gam- Rheinprovinz auch für Hohenzollern zuständig (Kon- mertingen wurden zu dem neuen Kreis Hechingen sistorium, Provinzialschulkollegium je in Koblenz, vereinigt. Das Oberamt Haigerloch war schon nach Oberbergamt in Bonn). Wegen ihrer isolierten Lage er- 1914 wegen der Einberufung des dortigen Oberamt- hielten die Hohenzollernschen Lande, wie die ehe- manns von Hechingen aus mit verwaltet worden. Im maligen Fürstentümer seit der Verordnung vom 30. November 1916 war auch die Behörde selbst nach He- April 1851 offiziell hießen, als Regierungsbezirk eine chingen verlegt worden. Die Oberamtsbezirke Gam- Stellung außerhalb der Provinzialverfassung einge- mertingen (mit Ausnahme der drei oben genannten räumt. Die Regierung in Sigmaringen unterstand daher Orte) und Sigmaringen wurden zu dem neuen Kreis mit Ausnahme der oben genannten Bereiche unmit- Sigmaringen zusammengefaßt. Die Bezeichnung Ober- telbar den preußischen Zentralbehörden. amtmann wurde durch Landrat, Amtsausschuß durch Die Bezirke der Oberämter änderten sich in den fol- Kreisausschuß und Amtsversammlung durch Kreistag genden Jahren in schnellem Wechsel. Laut Verord- ersetzt.

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Die Hohenzollernsche Amts- und Landesordnung lichen Gründen von den badischen Verhältnissen aus. vom 2. Apr. 1873 legte den Grund zum Landeskom- Im Gegensatz zu Württemberg und Hohenzollern munalverband der Hohenzollernschen Lande, der zum konnte aus Raumgründen in Baden nicht jede nur ein- 1. Jan. 1875 eingerichtet wurde. Das Dotationsgesetz zelne Gemeinden betreffende Veränderung im Beiwort vom 8. Juli 1875 bestimmte endgültig die Aufgaben. erwähnt und nachgewiesen werden. Angesichts der Auch auf der Ebene der Oberamtsbezirke wurden Masse des Stoffes blieb hier nur eine Liste über den Kommunalverbände für die Erledigung der Selbstver- Bestand der Ämter möglich. Die Bearbeiterin hofft waltungsaufgaben eingeführt (Amtsverband mit Amts- aber, die Einzelheiten im Rahmen einer Dissertation versammlung und Amtsausschuß). Das Gesetz über die vorlegen zu können. allgemeine Landesverwaltung vom 30. Juli 1883 be- Auch in räumlicher Hinsicht erforderte die Karte in gründete den Bezirksausschuß. diesem Maßstab gewisse Generalisierungen bei der Durch die Gleichschaltungsgesetze von 1933 wurde Berücksichtigung der Außengrenzen, einzelner Ge- der Landeskommunalverband der Hohenzollerischen markungsgrenzen und der Kondominate. Hier war für Lande – die Bezeichnung hohenzollerisch war durch die die Einzeichnung letztlich der Stand in den Grundkar- Verordnung des Preußischen Staatsministeriums vom ten des Atlas maßgeblich, der etwa einer Vermessung 19. November 1928 vorgeschrieben – aufgehoben. der zweiten Hälfte des vorigen Jahrhunderts entspricht. Nur bei den größten Waldgemarkungen im badischen Erläuterungen zu den Karten Teil konnte berücksichtigt werden, daß diese ur- Die Karten stellen die räumliche Zuständigkeit der sprünglich völlig aus der Zuständigkeit der Ämter aus- Behörden der Innenverwaltung der unteren und mitt- genommen waren. Für die Kondominate mußte eine leren Ebene dar. Nicht auf der Karte erscheinen ledig- vom üblichen System abweichende Signatur gefunden lich kurzfristige Lösungen und Anordnungen, die nicht werden. Wirkliche Auskünfte über die komplizierten oder nur zum Teil durchgeführt wurden wie z.B. die Verhältnisse kann hier nur der Text geben. Die Rhein- Amtseinteilung von 1861 in Hohenzollern oder die Ein- korrektion konnte nur in den schwerwiegendsten Fäl- gliederung des Bezirksamts Haslach in das Bezirksamt len berücksichtigt werden. Gengenbach (1857), die noch in demselben Jahr zu- Besondere Probleme warf die Kartierung der stan- gunsten einer Eingliederung in das Bezirksamt Wolfach desherrlichen Ämter auf. Da sie nicht ununterbrochen korrigiert wurde. Die Darstellung der Änderungen bei und nicht in einheitlichen Zeiträumen bestanden, blieb der Amtseinteilung um die Stadt Stuttgart wurde zwei- nur die Lösung, durch entsprechende Beschriftung geteilt. Auf der Hauptkarte wurde die Auflösung des einen generellen Hinweis zu geben. Die 1819 an Bay- Oberamts Cannstatt von 1923, die zeitlich schnell auf- ern abgetretenen 12 Orte des 2. Landamts Wertheim einanderfolgenden Eingemeindungen nach Stuttgart konnten aus Platzgründen nicht dargestellt werden. nach dem Stand von 1937 dargestellt, ausgenommen Die Aufhebung der Kreise in Württemberg 1924 das schon 1908 eingemeindete Degerloch. konnte nicht symbolisiert werden. Bei dem gewählten Maßstab ließen sich die Verän- Bei allen durch die Möglichkeiten des Maßstabes derungen, die sich auf kleinstem Raum mehrfach er- und der Farbgebung bedingten Einschränkungen, ver- eigneten, wie die wechselnde Amtszugehörigkeit, nicht deutlichen beide Blätter doch den Gegensatz in der mehr durch unterschiedliche Signaturen darstellen. Da- Verwaltungsgliederung in Baden und Württemberg, her wird die zeitliche Abfolge der Eingemeindungen in wo einem äußerst bewegten Gebiet ein Land mit einer die Stadtdirektion Stuttgart auf einer Nebenkarte ge- sehr gleichbleibenden Gliederung gegenübersteht. boten. Dabei wurde die durch die Auflösung des Ober- amts Cannstatt und die Eingemeindung in die Stadt Zuf- fenhausen bedingte kurzfristige Zugehörigkeit einiger Quellen und Literatur: Orte zum Oberamt Stuttgart und Esslingen (vgl. oben S. GRUBE, W.: Vogteien, Ämter, Landkreise in der Geschichte 18) nicht dargestellt. Südwestdeutschlands. 19753. Die zeitliche Gliederung mußte sich nach dem Ge- KLÜBER, J. L. (Hg.): Quellen-Sammlung zu dem Oeffentlichen biet richten, das die meisten Veränderungen durch- Recht des Teutschen Bundes. Erlangen 1830. machte. So erklärt sich die Aufteilung des gesamten Zeitraums auf zwei Abschnitte mit der Grenze bei 1857 MARTENS, G. F. v.: Nouveau Recueil de Traités d’Alliance. 1-5. durch die damals in Baden vorgenommenen Reformen. Göttingen 1817-1829. Für Hohenzollern hat diese Zeitmarke noch relative METZ, FR.: Ländergrenzen im Südwesten (Forschungen zur dt. Nähe zum Anschluß an Preußen. Für Württemberg ist Landeskunde 60) 1951. sie freilich ohne Bedeutung, aber die dortige Bestän- digkeit der Verhältnisse wird auch bei solcher zeitli- BADEN chen Abtrennung deutlich. Auch die Unterteilung in Quellen weitere Zeitabschnitte geht aus den näm- Großherzoglich Badisches (Staats- und) Regierungsblatt. 13 (1815) - 68 (1870).

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Gesetzes- und Verordnungsblatt für das Großherzogtum Baden. WÜRTTEMBERG (1871-1936). Quellen: Hof- und Staats-Handbuch des Großherzogtums Baden. 1834, 1836, 1838, 1841, 1843, 1845, 1846, 1847, 1850, 1853, Charte von Königreich Württemberg nach der Gränz-Berich- 1857, 1858, 1862. tigung von 1810 und mit Benutzung der neuesten und zu- verlässigsten Hülfsmitteln auf 6 Blättern entworfen und Statistisches Handbuch für das Großherzogthum Baden . . . gezeichnet von H. E. von Hoff. Augsburg 1812. nach dem Bestand vom November 1814. Karlsruhe 1815. Karte vom Königreich Württemberg, Großherzogtum Baden Das Großherzogthum Baden nach seinen Kreisen, Hofgerichts- und Fürstentum Hohenzollern. Von Reinhardt. Nürnberg Provinzen und Amtsbezirken topographisch skizziert. . . 1813. Nach dem Bestand vom 1. April 1820. Karlsruhe 1820. Charte vom Königreiche Württemberg. Von C. von Gelbke, [HUHN, E.:] Universal-Lexikon vom Großherzogthum Baden. gestochen von I. C. Ausfeld. Stuttgart o. J. [vor 1816.]. Mit Karlsruhe 1843. Einzeichnung der Landvogtei- und Oberamtsgrenzen: HStA Stuttgart N 100 Nr. 134. [WECHMAR, FR. FRHR. v.:] Handbuch für Baden und Seine Diener. Heidelberg 1846. Karte des Königreichs Württemberg. Nach den neuesten Ein- teilungen gezeichnet von G. F. Haug. Stuttgart 1813 (mit KISSLING, H. K.: Politisch-statistisch-topographisches Ortslexi- Landvogtei- und Oberamtsgrenzen). kon des Großherzogthums Baden, mit. . . steter Berücksich- Württemberg, Baden, Hohenzollern und Rheinbaiern. Von C. F. tigung des neuen Organisationsstatuts . . . Freiburg und Do- Hammer. Nürnberg 1816. naueschingen 1865. Atlas der Oberamts-Conspekte Württembergs nach der Lan- Das Großherzogtum Baden in allgemeiner, wirtschaftlicher und desvermessung bearbeitet vom Katasterbureau in 63 Blättern. staatlicher Hinsicht dargestellt. Karlsruhe 1912. 1 : 70 000. Stuttgart 1819-1840. Topographischer Atlas des Königreichs Württemberg in 55 Literatur: Blättern. Hg. Statistisch-topographisches Bureau. 1 : 50 000 (mit Verwaltungsgrenzen). Stuttgart 1821-1851. ANDREAS, W.: Die Einführung des Code Napoléon in Baden. In: Königreich Württemberg (in Kreisen). Hg. Statistisches Lan- Zs. der Savigny-Stiftung für Rechtsgeschichte, Germ. Abt. 31 desamt. 4 Blätter (1 : 200 000). 1904-1906. (1911) S. 182-234. Markungskarte des Königreichs Württemberg und der Hohen- DERS.: Geschichte der badischen Verwaltungsorganisation und zollernschen Lande. Hg. Statistisches Landesamt. 1 : 350000. Verfassung in den Jahren 1802-1818. 1: Der Aufbau des 1908. Staates im Zusammenhang der allgemeinen Politik. Leipzig Markungskarte von Württemberg und der Hohenzollernschen 1913. Lande. Die neuen Kreise des Landes Württemberg. Hg. ARNDT, E.: Vom markgräflichen Patrimonialstaat zum groß- Württembergisches Topographisches Büro. 1 : 350000. 1938. herzoglichen Verfassungsstaat Baden (Diss. Freiburg 1952). Königlich württembergisches Hof- und Staatshandbuch (ab In: ZGO 101 (1953) S. 157-264 und 463-531. 1866: Hof- und Staatshandbuch des Königreichs Württem- berg). 1809/10-1914. BECKER, J.: Liberaler Staat und Kirche in der Ära von Reichs- gründung und Kulturkampf. Geschichte und Strukturen ihres Staatshandbuch für Württemberg. 1922, 1928, 1936 (nur Ort- Verhältnisses in Baden 1860-1876. (Veröff. der Kommission schaftsverzeichnis erschienen). für Zeitgesch. 14) 1973. Königlich württembergisches Staats- und Regierungsblatt (nach 1823: Regierungsblatt ... für das Königreich Württemberg, ab BLASE, A. W.: Die Einführung konstitutionell-kommunaler Selbstverwaltung im Großherzogtum Baden (Abh. zur Mitt- 1918: Regierungsblatt für Württemberg). 1806 bis 1937. leren und Neueren Gesch. 82) 1938. Hauptstaatsarchiv Stuttgart, E 146 Ministerium des Innern III Bü 3315, 3316, 3333, 3337 (Bevölkerungsstatistik). Desgl., GALL, L.: Der Liberalismus als regierende Partei. Das Groß- E 100 Neuere Staatsverträge 1806-1931. herzogtum Baden zwischen Restauration und Reichsgrün- dung. (Veröff. des Instituts für europ. Gesch. Mainz 47) Gesetzentwurf betr. die Organisation der innern Verwaltung im 1968. Departement des Innern und die Verwaltung der Gemeinden, Stiftungen, der Amts- und Kreis-Körperschaften. In: GOLLWITZER, H.: Die Standesherren. Die politische und ge- Verhandlungen der württ. Kammer der Abgeordneten sellschaftliche Stellung der Mediatisierten 1815-1818. 1867/68, 1. Beilagenband 3. Abteilung, Beil. Nr. 106, S. 2 1964 . 1556-1575. KNEMEYER, F.-L.: Regierungs- und Verwaltungsreformen in Verordnung des Staatsministeriums über die Aufhebung der Deutschland zu Beginn des 19. Jahrhunderts. 1970. Kreisregierungen vom 10. März 1924. Regierungsblatt 1924 SEITERICH, L.: Kreisdirektorium und Kreisregierung im ehe- S. 120 f. (Zur Ausführung vgl. ebda. S. 173-177). maligen Großherzogtum Baden und die historische Ent- Denkschrift über Vereinfachung in der Staatsverwaltung (Gut- wicklung ihrer Zuständigkeiten. In: ZGO 81 (1929) S. 493 - achten des Staatsministeriums für die Zweite Kammer 1911 556. Febr. 27). In: Verhandlungen der Württembergischen Zwei- WEIZEL, G.: Das Badische Gesetz vom 5. October 1863 über die ten Kammer 1911/12, Beilagen Bd. 109, Beil. Nr. 28, S. 337 Organisation der innern Verwaltung mit den dazu gehörigen -506. Verordnungen, sammt geschichtlicher Einleitung und Erläuterungen. Karlsruhe 1864.

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Gutachten des Reichssparkommissars über die Landesverwaltung von der Topographischen Abteilung des Preußischen Gro- Württembergs (Staatsministerium an Präsidium des Landtags ßen Generalstabs. 1 : 50 000. 1863. 1930 Apr. 29). In: Verhandlungen des Landtags 1928/30, (Weitere Karten s. oben bei Württemberg.) Beilagen Bd. 4, Beil. Nr. 222, 2 Bde. mit 2 Anlagebänden. Verordnungs- und Intelligenzblatt (Anzeigeblatt) für das Für- stentum Hohenzollern-Hechingen. 1829-1850. Literatur Sammlung der Gesetze und Verordnungen für das Fürstentum DEHLINGER, A.: Württembergs Staatswesen in seiner geschicht- Hohenzollern-Sigmaringen. 1-8. 1808-1852 (erschienen lichen Entwicklung bis heute. 1-2. 1951-1953. 1822 bis 1853). FISCHER, A.: Das Königreich Württemberg und die Fürstentümer Wochenblatt (ab 1835: Verordnungs- und Anzeige-Blatt) für Hohenzollern-Hechingen und Sigmaringen. Geographie, das Fürstentum (Hohenzollem-)Sigmaringen. 1809-1849. Statistik und Topographie. 1838. Am Anhang: BAUER, F.: Gesetzsammlung für die Königlich Preußischen Staaten. 1850 Beschreibung der Fürstentümer Hohenzollem Hechingen und bis 1918. Sigmaringen. Preußische Gesetzsammlung. 1919-1937. Göz, K.: Das Staatsrecht des Königreichs Württemberg. 19082. Verordnungs- und Anzeigeblatt (ab 1853: Amtsblatt) der kö- DERS.: Die Verfassungsurkunde für das Königreich Württem- niglich Preußischen Regierung zu Sigmaringen. 1850-1937. berg. 1906. SCHWARZMANN: Hof- und Adreß-Handbuch des Fürstenthums KÖHLER, L. V. : Zur Frage der Vereinfachung der Organisation in Hohenzollern-Sigmaringen. 1844. der inneren Staatsverwaltung Württembergs. (Recht und Staat in Geschichte und Gegenwart 16) 1919. Statistisches Hof-, Hand- und Adreßbuch für die Hohenzol- lernschen Lande. Hg. K. ZINGELER. 1876. LOSCH, H.: Über die Neueinteilung Württembergs. In: Würt- tembergische Jahrbücher 1925/26. S. 184-196. Literatur: MEMMINGER, J. D. G.: Beschreibung oder Geographie und Statistik nebst einer Übersicht der Geschichte von Würt- ADELMANN VON ADELMANNSFELDEN, GRAF S. M.: Die Grund- temberg. 1820 (mehrere Auflagen in den folgenden Jahren). lagen der Verfassung und des Verwaltungssystems der ho- henzollernschen Fürstentümer. 1899 Diss. jur. Greifswald. MOHL, R. v.: Das Staatsrecht des Königreichs Württemberg. 1: Das Verfassungsrecht, 2: Das Verwaltungsrecht. 18402. BAUER, F.: Beschreibung der Fürstentümer Hohenzollern-He- PFOST, U.: Die staatlichen Mittelbehörden im ehemaligen Würt- chingen und Sigmaringen. 1838. Im Anhang von FISCHER, temberg unter besonderer Berücksichtigung der Kreisregie- A.: Das Königreich Württemberg und die Fürstentümer Ho- rungen und ihrer Aufhebung. 1955 Diss. Tübingen. henzollern-Hechingen und Sigmaringen. 1838. WINTTERLIN, F.: Geschichte der Behördenorganisation in Würt- Hohenzollem. Ein Heimatbuch. Hg. B. STEHLE. 1925. temberg. 1-2. 1904-1906. KESSLER, H.: Beschreibung der Hohenzollernschen Lande. In amtlichem Auftrag bearbeitet, mit einer Karte vom Steuer- HOHENZOLLERN inspektor Schuh. 1893. Quellen: MÜHLEBACH, J.: Der Landeskommunalverband der Hohenzol- lerischen Lande. Geschichtliche Entwicklung, Rechtsgrund- Karte der Hohenzollernschen Lande. Aufgenommen und hg. lage und Aufgabengebiete (Arbeiten zur Landeskunde Ho- henzollerns 10) 1972.

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Historischer Atlas von Baden-Württemberg: Erläuterungen Herausgegeben von der Kommission für geschichtliche Landeskunde in Baden-Württemberg Zeichnung der Abbildungen: Graphisches Atelier Inge Hermanns, Leonberg 5. Lieferung 1976 Druck der Erläuterungen: Offizin Chr. Scheufele, Stuttgart