05MIT:TITEL mittelstands 2018 DAS MAGAZIN DER NOVEMBER 2018 FÜR ENTSCHEIDER IN WWW.MIT-BUND.DE magazin WIRTSCHAFT UND POLITIK ISSN 1865-8873

INTERVIEW MIT „Erneuerbare müssen ohne Subventionen auskommen“

REGELWUT Wie Bürokratie Land und Leute ausbremst

MOBILITÄT VON MORGEN Kommen die Flugtaxis doch? Mit dem Tarif, der Grenzen sprengt, einfach mehr unternehmen

Unbegrenzt LTE, VDSL, Telefonie, SMS und extra Multicards mit œ Free Business.*

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Telefónica Germany GmbH & Co. OHG, Georg-Brauchle-Ring 50, 80992 München * Mtl. 80,00 € zzgl. Anschlusspreis 21,50 €, 24 Monate Mindestvertragslaufzeit. Enthält nationale Gespräche und SMS in alle deutschen Netze und Netze aller EU-Mitgliedsstaaten sowie der Schweiz, Andorra und Liechtenstein (exkl. Rufumleitungen, Konferenzverbindungen und Mehrwertdiensten); beinhaltet unbegrenztes Highspeed-Datenvolumen für mobiles Surfen mit bis zu 225 MBit/s (im Durchschnitt 29,6 MBit/s; Upload bis zu 50 MBit/s, im Durchschnitt 17,4 MBit/s) im dt. œ Mobilfunknetz bzw. mit bis zu 50 MBit/s (im Durchschnitt 23,6 MBit/s; Upload bis zu 32 MBit/s, im Durchschnitt 15,6 MBit/s) für ehemalige Kunden der E-Plus Service GmbH & Co.KG, die einmal automatisch auf œ umgestellt wurden, pro Abrechnungsmonat. Tarifl eistungen können auch in Weltzone 1 genutzt werden, bei übermäßiger Nutzung werden jedoch Aufschläge gemäß der EU-Fair-Use-Policy erhoben (Infos unter http://g.o2.de/eu-ausland). In den Weltzonen 2 und 3 sind pro Abrechnungsmonat inkludiert: 100 Einheiten für ein- oder ausgehende Gesprächsminuten oder SMS (ohne Sonderrufnummern, Gespräche/SMS auf See oder aus bzw. zu Satellitennetzen) sowie 500 MB Datenvolumen. Ausgenommen sind folgende Länder: Usbekistan, Namibia, Nepal, Liberia, Kirgisistan, Malediven, Äthiopien und Dschibuti. Nicht verbrauchte Einheiten verfallen am Ende des Abrechnungsmonats. Zum Tarif können bis zu 4 weitere Multicards (mit Voice-/SMS-Flat und Datennutzung) zugebucht werden, die jeweils auf das im Tarif enthaltene Highspeed-Datenvolumen zugreifen. In Summe können maximal 5 Multicards genutzt werden. Der œ DSL M Professional Flex (kündbar 4 Wochen zum Monatsende) kann im Zeitraum vom 1.10. bis 31.12.2018 für mtl. 4,20 € Grundgebühr dazubestellt werden, soweit VDSL am Kundenstandort verfügbar ist („DSL-Vorteil“). Der Vorteil gilt, solange der œ Free Business Unlimited Vertrag besteht. Enthalten sind nationale Gespräche (außer Sonderrufnummern und Rufumleitungen) sowie Surfen mit bis zu 50 MBit/s. Einmalige Bereitstellungsgebühr für die Hardware 42,01 € zzgl. Versandkosten 8,40 €.

180921 O2=BTB_18-43_B2B_Anzeige_Handwerk Magazin_210x280.indd 1 21.09.18 11:26 MIt:Editorial

Die Große Koalition braucht einen Neustart

diese Ausgabe wurde vor der Landtagswahl in Hessen ge- druckt. Doch schon das Ergebnis der Landtagswahl in Bay- ern muss uns wachrütteln. Die Parteien der Großen Koali- tion leiden unter einem maximalen Vertrauensverlust. Die Große Koalition muss sich jetzt entscheiden: Entweder sie startet ganz neu – oder das Projekt muss ein Ende finden. So wie jetzt kann es jedenfalls nicht weitergehen. Wir müssen jetzt die großen Linien aufzeigen, klare Ziele benennen und diese durch mutige Reformen errei-

chen. Denn die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen ha- 5. Wir müssen den europäischen CO2-Handel stärken ben sich seit Jahresbeginn verändert. Die weltweiten Han- und die Energiewende marktwirtschaftlicher gestalten. delskonflikte spitzen sich zu. Die Risiken für die Rückkehr Den Ausbau der Erneuerbaren gilt es mit dem Netzausbau der Eurokrise und eines harten Brexits sind gestiegen. Die zu synchronisieren. Wachstumserwartungen trüben sich immer deutlicher 6. Die EU muss sich auf die großen Aufgaben konzen­ ein. Wir müssen deshalb jetzt unsere Wirtschaft winter- trieren: den Schutz der Außengrenzen, Klimapolitik, Bin- fest machen. In sieben Bereichen sehe ich dringenden nenmarkt, Außen- und Verteidigungspolitik. Der Rest Mit dem Tarif, der Handlungsbedarf: muss den Mitgliedstaaten überlassen bleiben. Und: Bevor 1. Wir müssen bis zum Ende der Wahlperiode den Soli wir über eine Währungsunion diskutieren, brauchen wir abschaffen – ein für alle Mal. Das ist eine Frage der Glaub- ein Insolvenzverfahren für Staaten. Grenzen sprengt, einfach würdigkeit. Handeln müssen wir auch bei den Unterneh- 7. Deutschland braucht eine China-Strategie. Welche mensteuern, die zu hoch, zu mittelstandsfeindlich und zu Spielregeln verlangen wir für deutsche und europäische kompliziert sind. Hierzu haben wir als MIT ein Konzept Investitionen in China? Wie gehen wir mit chinesischen mehr unternehmen vorgelegt, das online abrufbar ist: www.mit-bund.de Investitionen bei uns um? Hier sind neue Mechanismen 2. Wir müssen die Migration besser steuern und die Ge- gefragt. sellschaft dabei mitnehmen. Deutschland braucht gut qua- Wir werden Mut, Entschlossenheit und starke Nerven Unbegrenzt LTE, VDSL, Telefonie, SMS und extra Multicards mit œ Free Business.* lifizierte Fachkräfte, auch aus dem Ausland. Die Erwerbs- brauchen, um diese Maßnahmen umzusetzen. Fest steht: migration müssen wir aber strikt vom Asylsystem trennen. Es braucht einen Neustart der unionsgeführten Regierung 3. Wir brauchen dringend eine Digital-Agenda, die 5G – ob mit der SPD oder ohne. Lassen Sie sich persönlich beraten: 0800 130 11 11 o2business.de/free zum Laufen bringt, neue Geschäftsmodelle ermöglicht und veraltete Gesetze auf den Prüfstand stellt. Das Digi- Herzliche Grüße talkabinett im November muss liefern. Telefónica Germany GmbH & Co. OHG, Georg-Brauchle-Ring 50, 80992 München * Mtl. 80,00 € zzgl. Anschlusspreis 21,50 €, 24 Monate Mindestvertragslaufzeit. Enthält nationale Gespräche und SMS in alle deutschen Netze und Netze aller EU-Mitgliedsstaaten sowie der Schweiz, Andorra und Liechtenstein (exkl. Rufumleitungen, Konferenzverbindungen und Mehrwertdiensten); beinhaltet unbegrenztes Highspeed-Datenvolumen für mobiles 4. Deutschland muss zum Gründerland Nr. 1 in Europa Surfen mit bis zu 225 MBit/s (im Durchschnitt 29,6 MBit/s; Upload bis zu 50 MBit/s, im Durchschnitt 17,4 MBit/s) im dt. œ Mobilfunknetz bzw. mit bis zu 50 MBit/s (im Durchschnitt 23,6 MBit/s; Upload bis zu 32 MBit/s, im Durchschnitt 15,6 MBit/s) für ehemalige Kunden der E-Plus Service GmbH & Co.KG, die einmal automatisch auf œ umgestellt wurden, pro Abrechnungsmonat. Tarifl eistungen können auch in Weltzone 1 genutzt werden, werden. Gründer brauchen Schutzräume mit deutlich ge- bei übermäßiger Nutzung werden jedoch Aufschläge gemäß der EU-Fair-Use-Policy erhoben (Infos unter http://g.o2.de/eu-ausland). In den Weltzonen 2 und 3 sind pro Abrechnungsmonat inkludiert: 100 Einheiten für ein- oder ausgehende Gesprächsminuten oder SMS (ohne Sonderrufnummern, Gespräche/SMS auf See oder aus bzw. zu Satellitennetzen) sowie 500 MB Datenvolumen. Ausgenommen sind folgende Länder: Usbekistan, Namibia, Nepal, lockerten Bürokratie-, Steuer- und Arbeitszeitregeln. Auch Liberia, Kirgisistan, Malediven, Äthiopien und Dschibuti. Nicht verbrauchte Einheiten verfallen am Ende des Abrechnungsmonats. Zum Tarif können bis zu 4 weitere Multicards (mit Voice-/SMS-Flat und Datennutzung) zugebucht werden, die jeweils auf das im Tarif enthaltene Highspeed-Datenvolumen zugreifen. In Summe können maximal 5 Multicards genutzt werden. Der œ DSL M Professional Flex (kündbar 4 Wochen zum Monatsende) kann im hierzu haben wir ein Konzept vorgelegt, siehe Seite 12. MIT-Bundesvorsitzender Zeitraum vom 1.10. bis 31.12.2018 für mtl. 4,20 € Grundgebühr dazubestellt werden, soweit VDSL am Kundenstandort verfügbar ist („DSL-Vorteil“). Der Vorteil gilt, solange der œ Free Business Unlimited Vertrag besteht. Enthalten sind nationale Gespräche (außer Sonderrufnummern und Rufumleitungen) sowie Surfen mit bis zu 50 MBit/s. Einmalige Bereitstellungsgebühr für die Hardware 42,01 € zzgl. Versandkosten 8,40 €.

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180921 O2=BTB_18-43_B2B_Anzeige_Handwerk Magazin_210x280.indd 1 21.09.18 11:26 MIt:inhalt

Impressum

Herausgeber: Mittelstands- und Wirtschaftsverei­ nigung der CDU/CSU (MIT), vertreten durch den Bundesvorsitzenden Dr. Carsten Linnemann MdB und den Hauptgeschäftsführer Thorsten Alsleben

Schadowstraße 3, 10117 Berlin E-Mail: [email protected] www.mit-bund.de

Chefredaktion: Thorsten Alsleben (v.i.S.d.P.)

Chef vom Dienst: 15 Hubertus Struck Fotos: Nikolay Kazakov stock.adobe.com Redaktion: Katharina-Luise Kittler Micha Knodt Richard Praetorius MIT Editorial Verlag, Anzeigenleitung und Druck: : Union Betriebs-GmbH (UBG) Die Große Koalition Egermannstraße 2, 53359 Rheinbach braucht einen Neustart 3 Politik stoppt Innovation Telefon: 02226 802-213 Telefax: 02226 802-222 von Carsten Linnemann Wie wir in Zukunft E-Mail: [email protected] von A nach B kommen 15 www.ubgnet.de Das eigene Auto verliert nicht nur in Geschäftsführer: Rudolf Ley, Jürgen von Meer MIT:Kolumne der Stadt an Bedeutung. Alternativen Projektleitung: Andreas Oberholz Rentenkommission muss sind da, doch manch gute Idee wird

Art-Direktion: großen Wurf planen 8 von der Politik blockiert. UBG Büro Berlin von Ansgar Graw

Titelbild: retrostar – stock.adobe.com Die Rentenkommission sollte undog- MIT:Erklärt matische Ideen diskutieren, etwa einen Elektronische Gesundheitsakte Druckauflage 4. Quartal/2018: Lebenserwartungsindex, meint unser Wie digital wird unser 26 000 Exemplare Kolumnist. Gesundheitswesen? 24 Die Mitgliedschaft in der lVW und ­ Mit der elektronischen Gesundheits- die daraus resultierende Auflagen- kontrolle wird seit dem 1. Quartal 2017 akte sollen sämtliche Gesundheits- nahtlos fortgeführt. MIT:Titel daten der Versicherten gespeichert Bürokratische Auswüchse werden. Was bringt das? Anzeigenverkauf: Nielsen I, II, V, VI Deutschland regelt sich Verlagsvertretung Getz in den Wahnsinn 10 Telefon: 02205 86179 E-Mail: [email protected] Ohne Gesetze und Regeln geht es nicht. Doch oft schießen die Behörden Nielsen IIIa, IIIb, IV, VII übers Ziel hinaus. Kommt Deutschland Braun Medien GmbH Telefon: 0202 3178693 im Kampf gegen Bürokratie voran? E-Mail: [email protected]

Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck und Verwendung nur mit Genehmigung. © Mittelstands- und Wirtschaftsverei- nigung der CDU/CSU (MIT). Das Mit- telstandsmagazin erscheint sechsmal jährlich. Für Mitglieder der MIT ist der Bezug des Mittelstandsmagazins im Mitgliedsbeitrag enthalten.

Dieser Ausgabe liegt eine Werbe- beilage der Firma Plan International Deutschland e.V. bei. Wir bitten unsere Leser um freundliche Beachtung. 4 mittelstandsmagazin 03|17 24 MIt:inhalt Einfachere Abläufe? Dank digitaler Vernetzung mit Kunden, Behörden 20 und Steuerberater.

MIT:Interview Interview mit Peter Altmaier „Erneuerbare Energien müssen ohne Subventionen auskommen“ 20 Der CDU-Wirtschaftsminister spricht im Interview über seine Mammutaufgaben Energiewende und Digitalisierung.

MIT:SERVICE Arbeitnehmer & Dienstwagen Richtig versteuern 28 Der geldwerte Vorteil beim Firmenwagen.

MIT:Debatte Pro & Contra Haben Volksparteien in Deutschland noch Zukunft? 30 und Oswald Metzger debattieren.­

MIT:Fakten 6, 9 Die Deutschen fürchten Donald Trump mehr als Flüchtlinge; keine Branche meldet so viele Patente an wie die Kfz-Branche und Bankgeschäfte werden mobiler.

MIT:Inside EU-Check 32 Die digitalen DATEV-Lösungen vernetzen alle Ge- schäftspartner mit Ihrem Unternehmen. So schaffen Mittelstandspreis 36 Sie durchgängig digitale Prozesse und vereinfachen die Abläufe in Ihrem Unternehmen. Informieren Sie sich Neumitglieder 35 im Internet oder bei Ihrem Steuerberater.

Mitgliederstatistik 39 Digital-schafft-Perspektive.de

4 mittelstandsmagazin 03|17 Innovative Kfz-Branche

Die Kfz-Branche bleibt Deutschlands innovativer Zulieferer in der Automobilbranche sind besonders Motor, belegt eine Studie des Instituts der deutschen wichtig für den Innovationsstandort Deutschland, Wirtschaft (IW). Keine andere Branche meldet hierzu- zeigt die IW-Studie. Auf sie entfallen rund zwei Drittel lande so viele Patente an. Elektromobilität und auto- der Patentanmeldungen im Bereich Kfz. Im Jahr 2015 nomes Fahren: Diese beiden Megatrends stellen die meldeten die zehn forschungsstärksten Unternehmen Fahrzeugbauer seit einigen Jahren vor große Heraus- der Kfz-Branche insgesamt rund 12 500 Kfz-Patente an, forderungen. Die deutschen Kfz-Unternehmen berei- allein Bosch kam auf 3 200. Auf die Schaeffler-Gruppe ten sich vor allem durch Forschung auf den Struktur- entfielen 1 800 Anmeldungen. Bei den Autobauern ist wandel vor, rund 40 Prozent aller Patentanmeldungen die Daimler AG mit rund 1 500 Patenten besonders hierzulande kommen von der Automobilindustrie. Im ­innovativ, noch vor VW und BMW. Bereich Digitalisierung sind es sogar 43 Prozent.

Die Ängste der Deutschen Eine aktuelle R+V-Studie zeigt: Politikfrust drückt auf die Stimmung. Die Spitzenplätze der repräsen- tativen Umfrage „Die Ängste der Deutschen 2018“ belegen ausschließlich aktuelle politische Pro­ bleme. Am meisten verschreckt die Politik des amerikanischen Präsidenten die Bürger. Die Sorge um die Gefährdung der internationalen Lage durch die Politik des US-Präsidenten steht mit Abstand auf Platz eins. Mit 69 Prozent erreicht sie einen der höchsten Werte, die jemals in der Ängste-Studie ge- messen wurden. Mit 63 Prozent und damit sechs Prozentpunkten Abstand auf den Spitzenplatz folgt die Sorge, dass die Deutschen und ihre Behörden durch die große Zahl der Flüchtlinge überfordert sind (Vorjahr: 57 Prozent, Platz sechs). Ebenfalls 63 Prozent der Bürger haben Angst davor, dass es durch den weiteren Zuzug von Ausländern zu Spannungen zwischen Deutschen und hier lebenden Ausländern kommt – zwei Prozentpunkte mehr als im Vorjahr und Platz drei der aktuellen Studie. Auf Rang vier: die Befürchtung, dass die Politiker von ihren Aufgaben überfordert sind. Sie steigt um sechs Prozentpunkte und überspringt damit die 60-Prozent-Marke (Vorjahr: 55 Prozent, Platz acht). Stabiler Diesel

Der Dieselanteil bei den neu zugelassenen Autos hat sich im laufenden Jahr bei rund einem Drittel stabili- siert. Mit rund 62 Prozent Marktanteil profitiert der Benziner stark von der Dieselkrise. Doch auch alter­ native Antrieben kommen voran: von 2,1 Prozent im ­August 2016 konnten sie ihren Neuwagen-Anteil auf 5,3 Prozent im August 2018 steigern. Wie das Kraftfahrt- bundesamt mitteilte, lagen die Zuwachsraten hier im August durchweg im zwei- bis dreistelligen Bereich.

Familienunternehmen befürchten Wettbewerbs-­ So viel verdient der Chef

nachteile Das Vergleichsportal Gehalt.de hat nachgefragt, 5.121 Daten von Chefs analysiert und die Gehälter nach Bran- Mehr als 90 Prozent aller Unternehmen in Deutschland sind Fa- chen sowie Firmengröße ausgewertet. Das Ergebnis milienunternehmen. Sie fürchten angesichts international sinken- ­verwundert nicht. Das höchste Gehalt beziehen Ge- der Unternehmensteuersätze – beispielsweise in den USA, Frank- schäftsführer großer Finanzdienstleister. Ihr jährliches reich oder Großbritannien – erhebliche Wettbewerbsnachteile. Einkommen liegt bei rund 340.000 Euro. Es folgen Chefs Damit steigt der Druck auf die deutsche Politik, die steuerlichen in Telekommunikationsunternehmen mit 307.100 Euro Rahmenbedingungen zu verbessern. Das geht aus dem aktuellen und Geschäftsführer in der Luftfahrtbranche mit rund „Jahresmonitor der Stiftung Familienunternehmen“ hervor. Mit 264.200 Euro. Die Angaben beziehen sich auf Unterneh- 1.250 befragten Unternehmen ist es die größte Befragung zum men mit einer Größe von über 1 000 Mitarbeitern. Im internationalen Steuerwettbewerb. Durchgeführt wurde die Stu- Vergleich: In kleinen Hotel- und Gaststättenbetrieben die im Auftrag der Stiftung Familienunternehmen durch das ifo mit bis zu 100 Mitarbeitern beträgt das Chefgehalt rund Institut. Die MIT drängt bereits seit längerem auf eine grundle- 60.500 Euro. Im Kultursektor sind es rund 61.500 Euro und gende Reform der Unternehmensteuern in Deutschland. Ein ak- in sozialen Einrichtungen gleicher Größenordnung rund tueller 10-Punkte-Plan ist online abrufbar: www.mit-bund.de 65.600 Euro.

„Angezählt“ Mobilität hat ihren Preis: Im August 2018 lagen die Preise rund ums Auto um gut 36 Prozent höher als im Jahresdurchschnitt 2000. Dies teilt das Statistische Bundesamt (Destatis) anlässlich der Europäischen Mobilitätswoche vom 16. bis 22. September mit. Im gleichen Zeitraum haben sich die Verbraucherpreise in Deutschland durchschnittlich um rund 30 Prozent erhöht. Die Kraftstoffpreise liegen aktuell um fast 50 Prozent höher als im 79 % Jahresdurchschnitt 2000. Mit einer Steigerung um fast 79 Pro- zent in den letzten 18 Jahren legten die Preise im öffentlichen 57 % Personennahverkehr noch stärker zu. Die Preise für Bahntickets erhöhten sich in diesem Zeitraum um knapp 57 Prozent. Erfreu- 36 % lich für alle, die ausschließlich zu Fuß unterwegs sind: Die Preise für Schuhe stiegen seit 2000 nur um gut 14 Prozent. Fotos: stock.adobe.com

mittelstandsmagazin 05|18 7 MIt:KOLUMNE

Rentenkommission muss großen Wurf planen

Von Ansgar Graw

ass die Rente sicher sei, bleibt wird für die Zeit bis 2025 angekündigt, eine Hoffnung. Dass die Ren- man werde „bei Bedarf durch Steuer- Dtenreform sicher ist, haben mittel sicherstellen“, dass der Bei- 14 Novellen allein seit der Wiederver- tragssatz nicht höher steigt. Der Griff einigung bewiesen. Das Ziel, nämlich in die Steuerkasse bliebe in der Tat das eine mittelfristig stabile, weitgehend einzige Finanzierungsinstrument für konjunkturfeste und die demografi- eine Rente auf heutiger Höhe, wenn schen Veränderungen ausbalancie- man das Volumen der Einzahlungen in­ rende Vorsorge fürs Alter zu konzipie- die Rentenkasse nicht durch längere ren, wurde bislang nicht erreicht. Nun Rentenzahlungen erhöhen möchte. soll eine von der Bundesregierung Dabei müssen Menschen selbst­ eingesetzte Rentenkommission bis verständlich mehr arbeiten, wenn sie 2020 einen „verlässlichen Generatio- Ansgar Graw (57) ist seit 2017 ­(erfreulicherweise!) älter werden und Chef­reporter der „Welt“ und der nenvertrag“ vorlegen. „Welt am Sonntag“. Davor arbeitete zusätzliche Jahre Rente beziehen. Das Kann das gelingen? Als Otto von er als Auslandskorrespondent in muss nicht im ersten Schritt über eine Bismarck 1889 die Rentenversicherung Washington D.C. und als Parlamenta- Erhöhung des Renteneintrittsalters rischer Korrespondent in Berlin für einführte, war der Widerstand libera- die Welt-Gruppe. erfolgen. Auch über die Zahl der Wo- ler Kritiker und mächtiger Unterneh- Twitter: @Potomaker chenstunden oder Urlaubstage lässt mer groß. Aber in vordemokratischen sich die Gesamtproduktivität bis zu Zeiten mussten Staatsmänner wenig einem gewissen Maße steigern. Ein Rücksicht auf Einwände nehmen. Für 70 oder noch später“, wie es CDU-­ Sündenfall hingegen wäre die prinzi­ Bismarck war das Erstarken sozialisti- Fraktionsvize Hermann Gröhe nicht pielle Relativierung des Beitragssys- scher Ideen die viel größere Gefahr. In ausschließen mochte, werde es „mit tems, indem Steuerzuschüsse zum der Demokratie folgt die Politik hinge- der SPD nicht geben“, ließ Klingbeil Standard erklärt werden. Eine endlose gen allzu oft dem hektischen Rhyth- wissen. Folge von Steuererhöhungen wäre die mus der Legislaturperioden. Was mit- Dabei hat die beitragsfinanzierte Folge. Schon jetzt besteht diese tel- oder langfristig als richtig erkannt Rente nur drei Stellschrauben, näm- ­Gefahr durch zusätzliche Belastungen worden sein mag, kann unrealisiert lich Beitragssatz, Rentenniveau und für die Rentenkasse wie die erneute bleiben aus der Angst vor Stimmun- Eintrittsalter. Wenn man die Anhe- Anhebung der Mütterrente. gen, die bei der nächsten Wahl den bung der Regelaltersgrenze über das Die Rentenkommission sollte un- Ausschlag zu geben drohen. 67. Lebensjahr hinaus zum Tabu er- dogmatische Ideen diskutieren, etwa So wurde auch die zehnköpfige klärt, bleiben Renten- und Beitrags- einen Lebenserwartungsindex, bei dem Rentenkommission im Mai von einer höhe. Doch im Koalitionsvertrag wird das Renteneintrittsalter mit einer sich Regierungskoalition eingesetzt, in der die „doppelte Haltelinie“ von 48 Pro- ändernden Lebenserwartung steigen sich Union und SPD wechselseitig be- zent Rentenniveau und 20 Prozent oder fallen würde. In jedem Fall muss lauern. Und so zielorientiert Arbeits- Beitragsobergrenze bis 2025 formu- die Rentenkommission den großen minister (SPD) an die liert. Für die Zeit nach 2025 wird die Wurf planen und in die Zukunft zielen. Aufgabe geht, so lösungshemmend „Sicherung des Niveaus bei 48 Pro- Das Gremium sollte sich von Tagespoli- waren die Einschränkungen, die zent“ wiederholt, während eine Bei- tikern weder bestimmte Stellschrauben SPD-Generalsekretär tragsgrenze von 20 Prozent nicht aus- tabuisieren noch in seiner Kreativität vorab formulierte. „Rente mit 68, drücklich bestätigt wird. Wohl aber einschränken lassen. •

8 mittelstandsmagazin 05|18 MIt:KOLUMNE MIt:Fakten Bike-Sharing boomt

Immer mehr Menschen leihen sich Fahrräder, wenn sie in großen Städten schnell, günstig und bequem ans Ziel kommen Rentenkommission muss möchten. Das dynamische Wachstum des Bike-Sharing-Marktes hat längst nicht nur große asiatische Anbieter auf den Plan gerufen, sondern ein regelrechtes Wettrennen ausgelöst. Die europäische Konkurrenz muss auf ihren Heimatmärkten ­zunehmend mit finanzstarken und global operierenden Wettbewerbern kämpfen. Dabei geht es um einen attraktiven großen Wurf planen ­Zukunftsmarkt: Wie eine aktuelle Roland Berger-Studie zeigt, wird der weltweite Umsatz mit Fahrradverleih-Diensten bis 2021 jährlich um rund 20 Prozent auf bis zu acht Milliarden Euro ansteigen. Mit jeweils 2,3 Millionen, 1,7 Millionen und knapp 900 000 verfügbaren Leihrädern haben Peking, Shanghai und Shenzhen im weltweiten Ranking klar die Nase vorn, gefolgt von den europäischen Hauptstädten London (18 000), Paris (15 000) und Berlin (14 000).

Anzahl der Bike-Sharing-Programme/ -Fahrräder weltweit

Bike-Sharing-Programme 367 450 517 643 946 1 270 Anzahl der Fahrräder (in 1 000) 4 500 > 10 000

> 1 250 1 115 1 005 855

639 486 535 388

2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017

Quelle: Roland Berger

Lexikon der Konkurrierende Mobile Banking Politik-Insider Gesetzgebung holt auf

Im Grundgesetz ist die Gesetzgebungshoheit zwischen Deutsche Verbraucher haben Bund und Ländern geregelt. Der Bund hat immer dann das im europäischen Vergleich Gesetzgebungsrecht, wenn die Herstellung gleichwertiger immer noch wenig Vertrauen Lebensverhältnisse im Bundesgebiet oder die Wahrung der in die Nutzung mobiler End- Rechts- oder Wirtschaftseinheit im gesamtstaatlichen Inter- geräte, wenn es um Bankge- esse eine solche Regelung erforderlich macht – beispielweise schäfte geht. Doch auch hier- bei der öffentlichen Fürsorge (Quelle: Deutscher ). zulande gehen die Zahlen nach Hat der Bund ein Gesetz erlassen, dann dürfen die Länder oben. Während 2017 noch gut hierzu keine eigenen Gesetze schaffen. Macht der Bund indes 60 Prozent der Deutschen von seinem Gesetzgebungsrecht keinen Gebrauch, können niemals „Mobile Banking“ ge- die Länder auf dem Gebiet der sogenannten konkurrieren- nutzt hatten, sind es dieses den Gesetzgebung eigene Gesetze erlassen. Die wichtigs- Jahr nur noch 40 Prozent, die ten Gebiete der konkurrierenden Gesetzgebung sind das noch nie über Smartphone, Tablet und Co. bürgerliche Recht, das Strafrecht oder das Arbeitsrecht. Im ihre Bankgeschäfte erledigt haben. Das ergab steuerlichen Bereich hat der Bund die konkurrierende Ge- eine Umfrage der ING-DiBa, die in 13 europäi- setzgebungskompetenz dann, wenn das Steueraufkommen schen Ländern sowie Australien und den USA

Fotos: stock.adobe.com dem Bund ganz oder teilweise zusteht. durchgeführt wurde.

8 mittelstandsmagazin 05|18 mittelstandsmagazin 05|18 9 Bürokratische Auswüchse Deutschland regelt sich in den Wahnsinn

Eine Mini-Jobberin, die nur für Statistikpflichten eingestellt wurde, ein Großhandel, in dem akribisch Listen gepflegt werden, und Bäcker, die wegen all der Vorschriften kaum mehr zum ­Backen kommen – all dies sind Folgen von immer neuen bürokra­ tischen Auflagen.

10 mittelstandsmagazin 05|18 Aufgebaut, um abzubauen: MIt:TITEL Das „denk mal bürokratie“ im Rathaus von Bruneck (Süd- tirol) soll die Verwaltungsbü- rokratie visualisieren. Politiker gen bei 18,1 Prozent. Nur Südkorea, Japan und die Schweiz sind aufgerufen, Bürokratie- haben eine geringere Quote. Ein weiteres Ergebnis: Die abbauvorschläge einzureichen. Deutschen sind im Vergleich mit anderen Industriestaaten zufrieden mit ihrer Verwaltung – trotz der dünnen Perso- naldecke.

Unternehmen leiden besonders an Bürokratie Doch in der täglichen Praxis erleben Unternehmen die Verwaltung auch als lästigen Kostenfaktor. So musste zum Beispiel der Unternehmer Stefan Lange für eine einzige bü- rokratische Auflage, die weder ihm, noch seinen Kunden ir- gendeinen Vorteil bringt, eine eigene Mini-Jobberin einstel- len. Sein Unternehmen, das Nähmaschinen und Ersatzteile vertreibt, ist per Gesetz verpflichtet, für jede Lieferung aus dem EU-Ausland eine Meldung an das Statistische Bundes-

„Der große Hammer war der Mindestlohn.“ Johannes Ludewig, Vorsitzender des Nationalen Normenkontrollrats

amt abzuliefern. Stefan Lange muss für jedes Produkt Daten wie Gewicht, Ursprungsland, Art und Weise des Transports und Anteil der Frachtkosten pro Land melden. „Das Problem ist nicht, dass das Statistische Bundesamt einen Überblick über den EU-Warenverkehr haben möchte. Aber dass wir er sehen will, wie groß und mächtig Bürokra- deswegen jedes einzelne Paket recherchieren und erfassen tie wirkt, der kann in die 16.000-Einwoh- müssen, verkompliziert die Sache unnötig“, sagt Lange, der Wner-Stadt Bruneck in Südtirol schauen: Im zugleich MIT-Landesvorsitzender in Schleswig-Holstein ist. dortigen Rathaus sind drei Türme aus Akten, Beschlüssen, Dabei seien alle Daten schon zweimal elektronisch erfasst: Gesetzestexten und Festplatten zu besichtigen. Sie sind zum einen beim Logistiker, zum anderen beim Finanzamt, das Werk des Künstlers Paul Feichter, der damit im Auftrag bei dem die EU-Umsätze separat gemeldet werden. Es der Stadtverwaltung „Bürokratie“ visualisieren sollte. Das fehlt aber sowohl die Rechtsgrundlage als auch eine elek- Kunstwerk wird ergänzt durch eine Urne. Dort sollen die tronische Schnittstelle, die diese Daten automatisch an Kandidaten für die bevorstehende Landtagswahl ihre Vor- die Wiesbadener Behörde transferiert. Und so muss jedes schläge zum Bürokratieabbau einwerfen. Nach der Wahl Unternehmen, das für mehr als 500.000 Euro importiert, Ende Oktober soll das Kunstwerk abgebaut werden in der alle Waren erneut von Hand erfassen und elektronisch ver- Hoffnung, dass auch die echte Bürokratie abgebaut wird. senden. Lange plädiert deswegen für eine Bagatellgrenze Diese Geschichte zeigt, dass Bürokratie kein ausschließ- von Paketen mit einem Warenwert unter 500 Euro. Erst lich deutsches Problem ist. Doch gerade in Deutschland darüber sollte eine Einzelmeldung erforderlich sein. Auch vergeht kaum ein Unternehmertreffen, kaum eine Bür- sollten nur solche Unternehmen meldepflichtig werden, die gersprechstunde oder MIT-Veranstaltung, bei der nicht mindestens Waren im Wert von einer Million Euro aus dem emotional über Bürokratie geklagt wird. Dabei ist die EU-Ausland importieren. deutsche Verwaltung im Vergleich mit anderen Industrie- Eines der größten „Bürokratiemonster“ gerade im Mit- ländern erstaunlich schlank und effizient. Gemessen an telstand hat der Mindestlohn verursacht. Dabei beklagen der Gesamtzahl der arbeitenden Bevölkerung entspricht die wenigsten Unternehmen die Höhe des Mindestlohns, die Zahl der Beamten laut einer Studie der OECD 10,6 Pro- sondern den hohen bürokratischen Aufwand. So muss die zent. Der Durchschnitt in den Industrieländern liegt hinge- Foto: Stadtgemeinde Bruneck Arbeitszeit von geringfügig Beschäftigten spätestens sie-

10 mittelstandsmagazin 05|18 mittelstandsmagazin 05|18 11 MIt:TITEL

ben Tage nach der geleisteten Arbeit aufgezeichnet wer- Deutschland leichter machen sollen (siehe Kasten). Dazu den. Die Daten müssen zwei Jahre gespeichert und bei zählt auch, die Vorfälligkeit der Sozialversicherungsbei- Bedarf den Behörden zur Verfügung gestellt werden. Das träge wenigstens für Gründer auszusetzen. Ziel ist klar: Es soll nicht durch unbezahlte Mehrarbeit der Bis 2006 mussten die Abgaben erst errechnet und Mindestlohn ausgehebelt werden. Aber es wird auch jeder abgeführt werden, wenn der Monat abgeschlossen war Mini-Jobber erfasst, der fixe Arbeitszeiten hat und 20 Euro und Arbeitszeiten und Lohn feststanden und überwiesen oder mehr pro Stunde verdient. Wenn der Stundenzettel waren. 2006 wurde die Fälligkeit der Sozialabgaben aber auf den drittletzten Bankarbeitstag des laufenden Monats vorverlegt, selbst wenn dann zum Teil noch gar nicht fest- Im Einsatz gegen die Bürokratie: Der Normenkon­troll- steht, wie hoch die Sozialabgaben für diesen Monat sein rat mit seinem Vorsitzenden Johannes Ludewig (r.) werden. Ziel der Regelung war es damals, den klammen wurde 2016 mit dem Mittelstandspreis der MIT aus­ gezeichnet. Sozialversicherungen durch die frühere Überweisung eine höhere Liquidität zu ermöglichen. Allerdings stehen die Sozialversicherungen heute finanziell deutlich besser da als 2006. Die Vorfälligkeit der Beiträge gilt aber immer noch. Der Gesetzgeber hat mittlerweile in einigen Punk- ten eingelenkt, etwa bei der Berechnung. Zuvor mussten Arbeitgeber jede Lohnabrechnung zweimal in die Hand nehmen: das erste Mal, um eine Schätzung der fälligen So- zialversicherungsabgaben zu machen, das zweite Mal, um dann die exakten Zahlen zu übermitteln. Mittlerweile darf der Arbeitgeber als Grundlage die Werte des Vormonats verwenden. Entstehende Differenzen werden dann gege- nicht rechtzeitig vorliegt und der Zoll zur Kontrolle kommt, benenfalls im Folgemonat verrechnet. Für sich genommen droht dafür schon ein Bußgeld, obwohl der Lohn weit über nur eine kleine Änderung. Sie führt aber zu einer jährlichen Mindestlohn liegt. In manchen Branchen, die als schwarz- Entlastung von 64 Millionen Euro für Unternehmen. arbeitsgefährdet gelten, gilt die Aufzeichnungspflicht nicht nur für Mini-Jobs, sondern für alle Beschäftigten, die bis 2.958 Euro brutto verdienen. Zu diesen Branchen zäh- len unter anderem das Baugewerbe, das gesamte Logistik- gewerbe, die Fleischwirtschaft und die Gastronomie. Es ist Zehn Vorschläge von MIT und „Die Jungen nicht unüblich, dass damit die Arbeitszeit eines Großteils Unternehmer“ für bürokratiearme Gründun- der Belegschaft dokumentiert werden muss. So werden gen in der Startphase: ganze Branchen unter Generalverdacht gestellt und mit Bürokratiekosten belastet. 1.) wöchentliche Höchstarbeitszeit statt Tages­ höchstarbeitszeit mit Zwangspausen Hohe Hürden für Gründer 2.) vorfälligkeit der Sozialversicherungsbeiträge Was für ein etabliertes Unternehmen schon schwer ist, ist aussetzen für Gründer kaum leistbar. Die Zahl der Unternehmens- 3.) reduzierung des Mindestbeitrages zur Kranken­ gründungen sinkt, mit wenigen Ausnahmen, seit dem Jahr versicherung für Selbstständige 2000 konstant. Das liegt auch an den vielen Vorschriften, 4.) keine Bußgelder bei nur fahrlässigen Verstößen die Gründer zu beachten haben. Die Unternehmen sind gegen Arbeitszeitgesetz, Mindestlohngesetz und -verordnung, Arbeitsstättenverordnung gerade im Aufbau, akquirieren erste Aufträge und bauen und DSGVO ihren Kundenstamm auf, müssen dabei aber bereits die 5.) generelle Freistellung von Abmahngebühren gleichen Anforderungen wie ihre etablierten Mitbewerber bei erstmaligen Konkurrenten-Abmahnungen einhalten. So müssen Bewerber für öffentliche Auftrags- nach UWG ausschreibungen Umsatznachweise der letzten drei Jahre 6.) verbindliche Steuerauskunft verbessern einreichen. Aus Sicht des Auftraggebers ist das nachvoll- 7.) umsatzsteuergrenze für Kleinunternehmer an- ziehbar. Für Gründer, deren Unternehmen aber noch keine heben drei Jahre am Markt sind, bedeutet es aber von vornherein, 8.) ausweitung der Ist-Besteuerung von 500.000 auf 1 Million Euro Umsatz bei der Ausschreibung chancenlos zu sein – selbst wenn 9.) befreiung von unzumutbaren Vorgaben der das Unternehmen schwarze Zahlen schreibt. Die MIT hat Arbeitsstättenverordnung deswegen zusammen dem Verband „Die Jungen Unter- 10.) erleichterungen für Startups bei öffentlichen nehmer“ zehn Vorschläge erarbeitet, die das Gründen in Ausschreibungen Foto: MIT, Statista MIT, Foto:

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Bürokratiewächter Normenkontrollrat Dass es überhaupt zu die- ser Bürokratieentlastung kam, ist dem Nationalen Normenkontrollrat (NKR) zu verdanken. Er wurde 2006 gegründet und berät die Bundesregierung. Seine Aufgabe ist es unter anderem, Gesetzen ein Preisschild anzuheften. Vorsitzender des NKR ist seit dessen Gründung der frühere Wirtschaftsstaats- sekretär und spätere Bahn- Chef Johannes Ludewig. Auf den Vorschlag des NKR hin wurde auch die One- In-One-Out-Regelung (OIOO-Regelung) einge- führt: Für jede neue Bürokratie soll eine bestehende abge- Bürokratie made in Brüssel schafft werden (siehe Kasten). „Es gibt außer Deutschland Gerade in Brüssel werden aber häufig aus Sicht derU n- und England kein Land, das sich zu so einer Selbstver- ternehmen unverständliche Auflagen produziert. Das pflichtung durchgerungen hat.E s ist schon ungewöhnlich, jüngste Beispiel ist die Datenschutz-Grundverordnung dass sich eine Regierung selbst so ein Korsett anlegt“, sagt (DSGVO). „Das Schreckgespenst DSGVO geistert sei Mo- ­Ludewig. Trotzdem ist der Erfüllungsaufwand durch Ge- naten durch die Backstuben und Fachmedien und lässt setze (siehe Kasten Seite 14) für Unternehmen in den letz- unsere Bäcker verzweifeln“, kritisiert MIT-Mitglied Daniel ten Jahren deutlich gestiegen. Ludewig betont, dass dies Schneider, Hauptgeschäftsführer des Zentralverbands des aber keine kontinuierliche Entwicklung sei, sondern von Deutschen Bäckerhandwerks. Wenn das Verkaufspersonal einzelnen Gesetzen verursacht werde: „Der große Ham- beispielsweise Bestellungen von Kunden annehme, müsse mer war der Mindestlohn.“ Allein das 2015 eingeführte der Bäckermeister sie vorher belehren, dass dies perso- Mindestlohngesetz kostet die Unternehmen in Deutsch- nenbezogene Daten sind, die nicht weitergegeben werden land rund neun Milliarden Euro im Jahr. Von der OIOO-Re- dürfen. Hat der Bäcker außerdem noch eine Internetseite, gelung war der Mindestlohn übrigens noch nicht betroffen. auf der Kunden bestellen können, müssten auf dieser nun Der NKR ist eine durchaus mächtige und effektive Ein- viele Informationen ergänzt werden. Welche Daten wer- richtung, um den Abbau von Bürokratie voranzutreiben. den erfasst und gespeichert? Wie kann der Kunde wider- Ihm ist es beispielsweise zu verdanken, dass 2006 einmal sprechen? All dies verursacht Kosten für die Bäckereien, die Gesamtkosten, die der Wirtschaft durch Gesetze aufer- da die meisten ihre Website nicht selbst pflegen, sondern legt worden sind, zusammengerechnet wurden. Im zweiten externe Dienstleister beauftragen dürften. Schritt wurden sie zwischen 2006 und 2011 um 25 Prozent Auch bei MIT-Chef Carsten Linnemann stapeln sich die gesenkt. Seitdem können Unternehmen zum Beispiel ihre Protestbriefe zur DSGVO: „Die Regelungen sind zum Teil Unterlagen zur Anerkennung der Mehrwertsteuer elektro- völlig unverständlich und praxisfern“, kritisiert Linnemann, nisch einreichen, was der deutschen Wirtschaft jährlich zwi- der zugleich stellvertretender Vorsitzender der CDU/ schen drei und vier Milliarden Euro erspart. Für seine positi- CSU-Bundestagsfraktion ist. Das Ziel war es, ein einheit- ven Auswirkungen hat der NKR im Jahr 2016 den Deutschen liches Recht in der ganzen EU und ein wirksames Schwert Mittelstandspreis der MIT bekommen. Doch das Gremium gegen US-Datenkonzerne wie Facebook und Google zu mit Sitz in Berlin hat ein Manko: Sein Mandat bezieht sich entwickeln. „Ich bezweifele aber, dass in Portugal und nur auf Gesetzentwürfe der Bundesregierung. Alles, was im Griechenland viele Mittelständler überhaupt nur von der Parlament draufgesattelt wird, wird vom NKR nicht mehr DSGVO gehört haben“, sagt Linnemann ironisch. Und wäh- analysiert – es sei denn, die Fraktionen beantragen dies. rend in Deutschland vom Landarzt bis zum Bäcker alle vor Und: Im Visier sind nur deutsche Gesetze. Ludewig schätzt, Bußgeldern zitterten, weil sie verunsichert seien, hätten dass mittlerweile etwa die Hälfte der Bürokratiekosten aus die Rechtsabteilungen von Facebook und Google längst

Foto: MIT, Statista MIT, Foto: Brüssel kommt. Dafür sei der NKR leider nicht zuständig. ihre seitenlangen Einverständniserklärungen überarbeitet.

12 mittelstandsmagazin 05|18 mittelstandsmagazin 05|18 13 MIt:TITEL „One-In-One-Out“-Regel

Aus Brüssel kommen vor allem zwei Arten von soge- Die seit 2015 wirksame „One-In-One-Out“-Regel nannten Rechtsakten: Verordnungen und Richtlinien. soll grundsätzlich helfen, die Kostenfolgen neuer Bei einer Richtlinie wird ein von allen EU-Ländern zu er- Regelungsvorhaben der Bundesregierung nachhaltig zu begrenzen. Seitdem gilt: Für neue Vorgaben, die reichendes Ziel festgelegt. Es ist jedoch die Aufgabe der für die Wirtschaft einen laufenden Erfüllungsauf- nationalen Parlamente, geeignete Vorschriften oder Ge- wand hervorrufen („In“), müssen bis spätestens zum setze zu erlassen, um diese Richtlinien umzusetzen. Im Ende der jeweiligen Legislaturperiode Entlastungen Gegensatz dazu sind Verordnungen unmittelbar gültiges („Out“) in gleicher Höhe geschaffen werden – ent- Recht, das direkt in allen EU-Ländern angewendet werden weder in dem Regelungsvorhaben selbst oder an muss. Die nationalen Parlamente haben keinen Einfluss anderer Stelle. auf ihre Umsetzung. Die DSGVO zählt dazu. Allerdings Erfüllungsaufwand sind an jeder EU-Richtlinie und jeder EU-Verordnung nicht Der Erfüllungsaufwand ist das „Preisschild“ von nur deutsche Europaabgeordnete beteiligt, sondern auch Gesetzen und Verordnungen. Er umfasst den mess- Vertreter der deutschen Bundesregierung. Nur finden die baren Zeitaufwand und die Kosten, die eine neue Gesetzesarbeiten meist unter Ausschluss der Öffentlich- ­Regelung bei Bürgern, Wirtschaft und öffentlicher keit statt. MIT-Chef Linnemann kritisiert dieses Verfahren: Verwaltung auslöst. Um den Entscheidungsträgern „Wir bekommen erst mit, was da entschieden wurde, wenn und der Öffentlichkeit ein realitätsnahes Bild zu es zu spät ist.“ Anders als bei Gesetzen in Berlin gebe es geben, müssen sowohl die laufenden, jährlich wie- derkehrenden, als auch die einmaligen Be- und Ent- in Brüssel eben keine Medienöffentlichkeit. Er plädiert lastungen dargestellt werden. daher dafür, dass vor wichtigen Gesetzgebungsverfahren in Brüssel der Deutsche Bundestag darüber debattieren Bürokratiekosten muss, um den Vertretern der Bundesregierung eine klare Bürokratiekosten entstehen durch die Verpflichtung Richtschnur für Verhandlungen in Brüssel zu geben. der Unternehmen, Daten oder sonstige Informatio- Und ganz so einfach kann es sich die Berliner Politik auch nen für Behörden oder Dritte zu schaffen, verfügbar nicht machen: Auf so manche Brüsseler Vorgabe wird in zu halten oder zu übermitteln. Beispiele sind die Deutschland nochmal draufgesattelt. Auch dafür liefert die Meldepflichten zur Sozialversicherung und zur amtli- chen Statistik oder die Vorgabe, den Unternehmens- DSGVO ein gutes Beispiel: Nur in Deutschland gibt es die kunden Allgemeine Geschäftsbedingungen (AGB) zusätzliche Pflicht für Unternehmen und Vereine, bei denen zur Verfügung zu stellen. mindestens zehn Personen ständig mit der Verarbeitung personenbezogener Daten betraut sind, einen Datenschutz- Quelle: NKR beauftragten zu bestellen. Die Schuld dafür wird häufig in Brüssel gesucht. Doch diese Regelung ist eine rein deutsche Erfindung, die im Rest der EU nicht gilt. Und deshalb for- dert MIT-Chef Linnemann auch klar: „Wir müssen die Punkte hat als von der EU vorgeschrieben. Und bei der DSGVO wieder abschaffen, in denen Deutschland härtere Auflagen müssen wir an allen Stellen, die praxisfern sind, auf europäi- scher Ebene nachbessern.“ Linnemann fordert eine entspre- chende Zusage im Wahlprogramm der CDU zur Europawahl am 26. Mai 2019. Nur nutzt das dem Bäcker um die Ecke mo- Der Unternehmer Stefan Lange mentan wenig. Er muss sich mit der DSGVO auseinander- musste für eine neue bürokratische setzen, die Arbeitszeiten seiner Mitarbeiter dokumentieren Auflage eigens eine Mini-Jobberin einstellen. und einen Produktordner führen, in dem alle Allergene und Zusatzstoffe aufgeführt werden. Bäckerei-Lobbyist Daniel Schneider hört deswegen von vielen Bäckern den Satz: „Ent- weder du führst heute eine Bäckerei, oder du hältst Gesetze ein. Beides zusammen geht nicht mehr.“ Dies sei keine Ver- weigerungshaltung, sondern einfach mangelnde praktische Umsetzbarkeit und daraus resultierende Resignation. In der Vorschlagsurne, die neben dem Denkmal der Bü- rokratie im Rathaus von Bruneck steht, lagen zum Redak- tionsschluss schon einige Vorschläge. Geöffnet wird die Urne Ende Oktober. •

Micha Knodt Autor [email protected] Fotos: privat Nikolay Kazakov Nikolay privat Fotos: MIt:TITEL

Politik stoppt Innovation Wie wir in Zukunft von A nach B kommen

Car-Sharing, Elektro- roller und Fahrräder per Miet-App gehören in den ­Metropolen

Deutschlands schon n der Kleinstadt Bruchsal in Ba- die Kunden innerhalb urbaner Zen- zum Alltag. Das eigene den-Württemberg tüfteln Ingeni- tren von A nach B fliegen können. Ieure daran, worüber vor einigen Die Lufttaxis sehen auf den ersten Auto verliert an Monaten ganz Deutschland lachte. Blick aus wie Helikopter, haben aber ­Bedeutung und die In einem ihrer ersten Interviews als einen größeren Propeller bei dem Staatsministerin für Digitalisierung die einzelnen Flügel miteinander ver- Menschen suchen sprach Dorothee Bär über Flugta- bunden sind. Die Ingenieure in der xis, die in naher Zukunft Menschen 40 000 Einwohner Stadt bauen die nach Alternativen. in Großstädten nutzen könnten. So ersten bemannten, voll-elektrischen Doch viele gute Ideen absurd, wie viele Medien ihre Aus- Senkrechtstarter der Welt. Ihre Vi- sage fanden, ist das Vorhaben nicht. sion: Sie wollen jedem Menschen aus der Wirtschaft Bei Volocopter in Bruchsal werden den Traum vom Fliegen ermöglichen werden von der die Lufttaxis langsam zur Realität. und modernen Städten helfen, ihre Das Unternehmen möchte weltweit wachsenden Mobilitätsprobleme zu Lufttaxifahrten anbieten, mit denen lösen. Fotos: privat Nikolay Kazakov Nikolay privat Fotos: Politik­ blockiert.

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Doch bevor eine Taxifahrt in der Antriebsformen und neue Mobili- Luft möglich wird, muss sich auf dem tätskonzepte für unsere Städte und Boden einiges ändern. Die Probleme die ländlichen Regionen seien unsere in den großen Städten Deutschlands Zukunft. sind unübersehbar. ­Verstopfte Stra- Die bald beginnende Arbeit der ßen, volle U-Bahnen, kaum Parkmög- Plattform unterstützt Volocopter, lichkeiten, hohe Luftverschmutzung. das im Vergleich zu anderen Start­ Die Bundesregierung hat die Probleme ups bisher positive Erfahrungen mit erkannt und im September die natio- der Zusammenarbeit mit Behörden nale Plattform „Zukunft der Mobilität“ gemacht hat. „Wir bekommen viel gestartet. Ziel sei eine bezahlbare, ­Unterstützung, um den Vorsprung, nachhaltige und klimafreundliche­ den Deutschland aktuell in dieser ­Mobilität. Unter der Federführung ­innovativen Technologie hat, auch des Bundesverkehrsministeriums wer- weiter nutzen zu können“, sagt Fabien den sechs Arbeitsgruppen eingerich- Nestmann, der Politikverantwortli- tet, die verkehrsträger­übergreifende che bei Volocopter. Das Unterneh- Lösungen erarbeiten sollen. Mit der men tauscht sich intensiv mit Be- neuen Plattform sollen alle an den hörden und Politik aus. „Natürlich Tisch geholt werden, um ­gemeinsam wünschen wir uns manchmal, dass Die Nachfrage nach Alternativen kreative, neue Ideen zu entwickeln, einiges schneller gehen würde“, sagt zum eigenen Auto wächst vor allem sagt Bundesverkehrsminister Andreas Nestmann. Aber die Sicherheit des in Städten. Leihmodelle wie das Mieten Scheuer. „Mehr Mobilität und bessere Volocopters sei das oberste Ziel. „Hier von Fahrrädern boomen. Luft in den Städten sind kein Wider- wollen und werden wir keine Abstriche spruch“, so der CSU-Politiker. Neue machen.“

Häufigkeit der üblichen Verkehrsmittelnutzung(Personen ab 14 Jahren)

nie bzw. fast nie seltener als monatlich an 1-3 Tagen pro Monat an 1-3 Tagen pro Woche täglich bzw. fast täglich

zu Fuß 14 % 7 % 11 % 27 % 41 %

Fahrrad 37 % 14 % 14 % 17 % 18 %

Mietrad im Alltag 95 % 4 %

Auto 13 % 4 %7 % 26 % 50 %

Carsharing 97 %

ÖPNV 41 % 22 % 13 % 10 % 13 %

Bahn ab 100 km einfache Entfernung 63 % 30 % 5 %

Fernbus 90 % 9 % Quelle: BMVI Foto: GoToVan – flickr Foto: GoToVan

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Diese Startups entwickeln die Zukunft der Mobilität

Umzüge neu denken Auch in der Logistik ist die Mobilitätswende angekommen. MIT-Mitglied Finn Age Hänsel führt das Unternehmen Movinga, das sämt- liche Umzugsdienstleistungen aus einer Hand anbietet. Mit wenigen Klicks kann der Kunde alle Daten zu seinem Umzug angeben, wie beispielsweise die Fläche seiner Woh- nung, die Entfernung zum neuen Wohnort, usw. Die Movinga-Software berechnet auf Grundlage dieser Daten die Kosten für den Umzug und beauftragt anschließend ein Umzugsunternehmen für die Durchführung des Umzugs. Das Unternehmen kann sich dabei ausschließlich auf den Umzug konzen- trieren. Abrechnung, Planung und weitere Leistungen laufen über Movinga. Inzwischen ist Movinga auch in Österreich, der Schweiz und Frankreich vertreten. 2016 zeichnete die MIT das Unternehmen mit dem Deutschen Mittelstandspreis aus.

Intelligenter Nahverkehr Das Berliner Startup door2door, gegründet von MIT-Mitglied Tom Kirschbaum, entwi- Regulatorik bremst neue Ideen wir mit unserem Modell den ÖPNV ckelt Software für neue Mobilitätsplattformen. Andere Startups haben mit Behörden schädigen können“, sagt Ingmar Dathe. Das bekannteste Produkt des Unternehmens und Politik deutlich schlechtere Erfah- Dabei zielt das Unternehmen nicht da- ist das „Allygator Shuttle“, das man sich wie ein Sammeltaxi vorstellen kann. Seit 2016 rungen gemacht. Neue Dienstleistun- rauf ab, anderen Mobilitätsanbietern fahren Kleinbusse durch Berlin, die per App gen im Mobilitätssektor werden vom die Kunden wegzuschnappen. „Wenn bestellt werden können. Die Route wird Staat oft gebremst. Davon kann Ingmar wir den Emissionsschutz in Großstäd- mittels einer Software so berechnet, sodass Dathe, der sich bei dem VW-Start­up ten ernstnehmen, dann muss es mehr keine Umwege entstehen. Dadurch, dass Moia um Regulatorik kümmert, ein Angebote als ÖPNV und Taxi geben“, mehrere Fahrgäste das Shuttle nutzen, sinken Lied singen. Moia bietet ein sogenann- so Dathe. Bisher muss in jeder Stadt auch die Kosten. Neben dem Allygator tes Ride-Pooling an: Über eine App eine Genehmigung eingeholt werden, Shuttle entwickelt das door2door-Team hauptsächlich Software für neue Mobilitäts- kann man einen Kleinbus bestellen, damit Moia seine Fahrzeuge auf die lösungen und arbeitet an seiner Vision, dass in dem auch andere Fahrgäste sitzen, Straße bringen kann. Damit verbunden der öffentliche Nahverkehr attraktiver wird die in eine ähnliche Richtung müssen. seien ein hoher Verwaltungsaufwand als das eigene Auto. Man teilt sich also die Fahrt. In Han- und Rechtsunsicherheit, weil die Städte nover darf Moia sein Konzept bereits unterschiedlich entscheiden können. E-Mobility auch auf dem Land testen, nächstes Jahr auch in Hamburg. „Das könnte durch eine Bündelung­ An der TU München entwickeln Wissen- Allerdings nur unter dem Schirm der der Behördenzuständigkeit vermindert schaftler des Startups aCar seit 2016 ein Experimentierklausel im Personenbe- werden“, sagt Dathe. elektrisches Fahrzeug, das vor allem in ländlichen Gebieten eingesetzt werden soll. förderungsgesetz. Gibt es keine Än- Doch nicht nur die Regulatorik steht In Deutschland und Afrika ist der erste Pro- derung wäre nach vier Jahren Schluss. der Verkehrswende in Deutschland im totyp bereits getestet worden. Das Fahrzeug Mit seinem Angebot siedelt sich Moia Weg. „Die Verkehrswende ist kein ver- soll mit modular integrierbarer, digitaler zwischen Taxi und ÖPNV an und kann kehrspolitisches Projekt, sondern ein Technik ausgestattet sein, um zum Beispiel auch dazu beitragen, den Individualver- gesellschaftliches Transformations- die Gesundheitsversorgung in abgelegenen kehr in Städten zu reduzieren. Deshalb projekt“, sagt Christian Hochfeld, Di- Gebieten zu ermöglichen. Das Fahrzeug soll fordert Moia, dass Shuttle-Dienste, rektor der Agora Verkehrswende. Die mit neuartigen Materialien und nachhaltig gebaut werden. Die verwendeten Werkstoffe die mehrere Fahrten bündeln, als Son- Agora Verkehrswende ist eine gemein- sollen zum Beispiel aus nachwachsenden Roh- derform des Linienverkehrs anerkannt same Initiative der Stiftung Mercator stoffen bestehen, die lokal hergestellt und

Foto: GoToVan – flickr Foto: GoToVan werden sollen. „Viele haben Angst, dass und der European Climate Foundation beschafft werden können.

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Verkehrsmittelwahl (Anteil an allen Wegen) MIV: Motorisierter Individualverkehr (Auto, Motorrad etc.) Quelle: BMVI

Autos, Motorräder & Co. machen noch immer den Großteil der genutz- und erarbeitet Lösungen für einen kli- überhaupt nicht mehr zeitgemäß für ten Verkehrsmittel in Deutschland maneutralen Verkehr ab 2050. Nicht in unsere neue digitalisierte Welt.“ aus. allen Teilen der Gesellschaft ist ange- kommen, dass es neben dem eigenen Große Unterschiede zwischen Auto auch noch viele weitere Möglich- Deutschland und den USA keiten gibt, sich im Verkehr zu bewe- Kritiker an Deutschlands Verkehrspo­ „Wir werden auch den Ausbau der Mo- gen. „Das Auto ist in Deutschland ein litik versuchen den Fokus häufig auf bilfunkversorgung vorantreiben und Kulturgut“, sagt Hochfeld. Viele seien die USA zu legen, wo alternative Mo- Deutschland zum Leitmarkt für 5G immer noch stolz darauf, einen eige- bilitätsangebote vor allem in den entwickeln“, sagt Ludwig. Das reicht nen Wagen zu besitzen. Jedoch gebe Metropolen etablierter sind als in Christian Hochfeld und seiner Initia- es da große Unterschiede zwischen Deutschland. Der Bedarf an alterna- tive nicht. Damit die Klimaschutzziele Stadt und Land. In der Stadt könne das tiven Beförderungsangeboten sei aber eingehalten werden können, müssen eigene Auto auch zur Belastung wer- in den USA ein anderer und mit unse- die Kosten im Verkehr auch die öko- den, meint Hochfeld. Es wird immer rem nicht vergleichbar, sagt Daniela logische Wahrheit widerspiegeln. Die schwieriger, Parkplätze zu finden und Ludwig, Sprecherin der CDU/CSU-Bun- Menschen brauchen die richtigen Preis- man steht immer häufiger im Stau. Im destagsfraktion für Verkehr und digi- signale, zum Beispiel durch eine Um- Gegensatz dazu ist die Bevölkerung tale Infrastruktur und Vorsitzende der gestaltung der KfZ-Steuer und Parkge- auf dem Land aber immer noch auf MIT-Kommission für Energie, Umwelt, bühren im öffentlichen Raum unserer das Auto angewiesen, denn oft ist der Verkehr und Bau. „Wir haben und hat- Städte. „Wenn sich die Menschen wei- ÖPNV nicht entsprechend ausgebaut ten schon immer einen vergleichs- ter dazu entscheiden, ein eigenes Auto und moderne Dienste wie Car-Sha- weise sehr guten ÖPNV und ein gut zu nutzen, dann müssen sie auch den ring werden dort noch gar nicht an- ausgebautes Schienennetz“, sagt die gesamt­gesellschaftlichen Preis dafür geboten. „Für die Nutzer wird es nur Bundestagsabgeordnete. Das sei in den zahlen“, sagt Hochfeld. Doch das trifft attraktiv umzusteigen, wenn es die USA anders. Zur Verkehrswende gehö- auf den Widerstand der CSU-Politikerin Angebote flächendeckend gibt“, sagt ren deshalb auch nicht nur das Ange- Ludwig: „Die Koalition hat sich darauf Hochfeld. Deshalb unterstützt auch er bot neuer Mobilitätskonzepte, sondern verständigt, keine Steuern zu erhöhen.“ eine Novellierung des Personenbeför- auch die entsprechende Infrastruktur. Dabei werde es auch bleiben. derungsgesetzes. „Das Gesetz stammt Über 14 Milliarden Euro werden 2018 Auch Deutschlands Nachbarländer aus den 1930er Jahren und ist damit in die Verkehrsinfrastruktur investiert. beschäftigen sich intensiv mit alter-

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nativen Mobilitätslösungen. Zum Bei- spiel die Schweiz. Dort versuchen vor allem die öffentlichen Verkehrsdienst- leister die Möglichkeiten, die ihnen die Digitalisierung bietet, in ihr Portfolio miteinzubeziehen. Zum Beispiel kön- nen sich die Fahrgäste die App ihres jeweiligen Verkehrsverbundes herun- terladen, ihre Kreditkarte hinterlegen und dann beliebig in Bus und Bahn ein- steigen, ohne sich ein Ticket zu kaufen. Die App erkennt automatisch, wenn der Fahrgast ein- und aussteigt und berechnet im Hintergrund die Fahrt- kosten. Möchte man dieses Angebot die Digitalisierung sehr verändert“, Eine Kombination dieser Faktoren nicht nutzen, kann man auf einer über- sagt Ueli Stücklberger, Direktor des scheint für die Verkehrswende in greifenden Plattform sein Ticket kau- Verbands öffentlicher Verkehr in der Deutschland also der richtige Weg zu fen und muss nicht – wie aktuell noch Schweiz. Sie wollen schnell an ihre Ti- sein. Die Politik muss Innovationen in Deutschland – den entsprechenden ckets kommen und während der Fahrt unterstützen, Gesetze den Chancen Verkehrsverbund heraussuchen und arbeiten und Wlan nutzen können. der Digitalisierung anpassen aber darüber das Ticket buchen. „Die An- Die neuen Möglichkeiten durch die gleichzeitig weiterhin in Infrastruktur sprüche der Kunden haben sich durch Digitalisierung würden viel Potenzial investieren und für eine neue Mobili- bieten, aber: „Die beste App nützt tätskultur in Deutschland werben. • nichts, wenn die Grundbedürfnisse in der Mobilität nicht befriedigt sind, Volkswagen bietet mit MOIA Katharina-Luise Kittler eine Art Shuttlebus an, der Routen- nämlich Qualität, Zuverlässigkeit und Redakteurin wünsche seiner Kunden kombiniert. Bezahlbarkeit“, sagt Stücklberger. [email protected] Fotos: BMVI, Statista, Volkswagen

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Peter Altmaier im Interview „Erneuerbare Energien müssen ohne Subventionen auskommen“

Peter Altmaier ist erst der dritte CDU-Wirtschaftsminister nach ­Ludwig Erhard (1949 bis 1963) und dem MIT-Gründer Kurt Schmücker (1963 bis 1966). Mit der Stärkung von Mittelstand und Industrie und den Mammutprojekten Energie- wende und Digitalisierung steht der Minister vor großen Aufgaben. Im Interview mit Mittelstandsmaga- zin-Chefredakteur Thorsten Alsleben spricht sich Altmaier für eine Soli- Entlastung für alle aus.

err Altmaier, was war Ihr bisher größter Er- gend erforderlichen Stromnetzausbau in Deutschland vor- folg als Wirtschaftsminister im Sinne der Wirt- anzubringen. Dazu habe ich mir in Gesprächen, Netzgipfeln Hschaft? und einer Netzreise an die Hotspots des Netzausbaus die Peter Altmaier: Noten vergeben – das ist meine Sache nicht. Lage genau angesehen und Vorschläge für mehr Tempo Ich kann Ihnen aber sagen, was meine Maßgabe als Bundes- beim Ausbau vorgelegt, die gerade innerhalb der Bundesre- minister für Wirtschaft und Energie ist: Vollbeschäftigung, gierung beraten werden. Das wird Kosten sparen. Das dafür mehr Teilhabe am Wohlstand, Innovationsfähigkeit und Ent- wichtige Netzausbaubeschleunigungsgesetz ist auf den lastung von Bürgern und Unternehmen. Es gibt viel zu tun, Weg gebracht. Auch beim Thema Innovationen muss unse- wenn Deutschland auch künftig so erfolgreich bleiben will, re Wirtschaft unterstützt werden, daher bin ich mit dem Fi- wie es das bisher war. Das erste halbe Jahr meiner Amtszeit nanzminister in Gesprächen über eine steuerliche For- war geprägt von zahlreichen Gesprächen und Reisen, mit schungsförderung und habe gemeinsam mit der For- dem Ziel, einen eskalierenden Handelskonflikt mit den USA schungsministerin eine Agentur für Sprunginnovationen zu vermeiden und das ist uns bislang gelungen. Das ist gegründet. Denn Zukunftsthemen wie Künstliche Intelli- durchaus ein Erfolg. Denn Zölle bremsen Handel und genz oder Batteriezellfertigung entscheiden über unseren Wachstum und verteuern Preise. Im Vordergrund der letz- künftigen Wohlstand. Auch der gemeinsame Entwurf für ten Monate standen zudem unsere Bemühungen, die Ge- ein Fachkräftezuwanderungsgesetz hat dazu beigetragen, spräche zwischen Russland und der Ukraine bezüglich eines dass die Debatte versachlicht wurde, dass wir eine Chance künftigen Gastransfers durch die Ukraine sowie den drin- haben, die Fehler der 70er und 80er Jahre zu vermeiden und

20 mittelstandsmagazin 05|18 MIt:Interview MIt:Interview

trotzdem dafür zu sorgen, dass die Wirtschaft wieder über Unternehmen müssen sich ausreichend qualifizierte Fachkräfte verfügt. Nicht zuletzt „ ist es uns gelungen, über den Koalitionsvertrag hinaus den auf ihr Geschäft und auf ­ Beitrag zur Arbeitslosenversicherung um 0,5 Prozentpunkte und nicht wie ursprünglich vorgesehen nur 0,3 Prozent- Innovationen konzentrieren punkte zu senken. Das sind einige der Meilensteine. können und nicht auf das Die Bundeskanzlerin hat Ihr Ministerium das „Kraftzen- Ausfüllen von Formularen. trum der Sozialen Marktwirtschaft“ genannt. In Unter- nehmen und Wirtschaftsverbänden ist man bislang eher “ enttäuscht. Können Sie die Enttäuschung verstehen? den Weg gebracht, vieles bleibt zu tun. Und meine Tür steht Ich verstehe, dass man gerne jeden Tag neue, einfache Lö- immer offen für Vorschläge und Sorgen aus dem Mittelstand. sungen hätte – jedoch lässt sich das für die meisten unserer heutigen komplexen Probleme so nicht darstellen. Als Bun- Die Große Koalition will den Anteil der Erneuerbaren von deswirtschaftsminister habe ich ein ganz klares Ziel: Ich will jetzt 36 auf 65 Prozent im Jahr 2030 erhöhen. Wie teuer die Soziale Marktwirtschaft, die über Jahrzehnte Garant für wird das für die Stromverbraucher? Und: Was sagen Sie den wirtschaftlichen Erfolg unseres Landes war, moderni- Mittelständlern, die sich darüber beklagen, dass Deutsch- sieren und fit machen für die Zukunft. Mir ist dabei klar: Die land mittlerweile die höchsten Strompreise in der EU hat?

Soziale Marktwirtschaft braucht Unternehmer, die Ideen Wir wollen die Energiewende so kosteneffizient wie mög- haben und dafür auch Risiken eingehen und investieren. In- lich gestalten. Dabei müssen wir die Versorgungssicherheit vestitionen fallen aber nicht vom Himmel, sondern sind wohl- und den Strompreis für die Unternehmen und die Verbrau- überlegte und langfristige Entscheidungen. Wir müssen da- cherinnen und Verbraucher fest im Blick haben. Mein Ziel her unseren Unternehmen Planungssicherheit geben – nur dann ist es, dass die erneuerbaren Energien in absehbarer Zeit werden sie auch hier weiter investieren und Arbeitsplätze ohne zusätzliche Subventionen auskommen. Dazu müssen schaffen. Für mich gehört zur Planungssicherheit zum Beispiel sie ein „business case“ werden. Wenn ein Land wie Deutsch- das klare Bekenntnis, dass die Sozialausgaben langfristig land mit seiner starken Industrie die Energiewende zum Er- nicht über 40 Prozent steigen werden. Ich werde daher als folg bringt, werden wir auch andere Länder davon überzeu- Wirtschaftsminister keiner Entscheidung zustimmen, die gen können. Mit der Umstellung auf Ausschreibungen ha- die Balance der Sozialen Marktwirtschaft zuungunsten der Un- ben wir dafür gesorgt, dass die Kosten für die EEG-Förde- ternehmerinnen und Unternehmer verschiebt. Zudem wer- rung schon erheblich sinken. Wir brauchen zudem geeigne- de ich gemeinsam mit den Wirtschaftsverbänden sprechen, te Lösungen, damit auch mittelständische Unternehmen, um unsere Industrie zu stärken und unsere Unternehmen zu die viel Strom verbrauchen - ob es nun Bäckereien oder entlasten. Auch der Schutz unserer kritischen Infrastruktu- Maschinenbauunternehmen sind - im internationalen Wett- ren vor dem Ausverkauf durch ausländische Investoren ge- bewerb bestehen können. Hierzu werden wir gemeinsam hört dazu. Auch da befindet sich mein Vorschlag zur Aktua- mit der Wirtschaft diskutieren. Ziel muss sein, zunächst die lisierung unseres Außenwirtschaftsrechts gerade in der Belastungen für diese Unternehmen nicht weiter steigen zu

Foto: Laurence Chaperon Abstimmung mit den anderen Ressorts. Kurz: Vieles ist auf lassen. Langfristig müssen wir sie sukzessive reduzieren.

20 mittelstandsmagazin 05|18 mittelstandsmagazin 05|18 21 MIt:Interview

Erneuerbaren-Ausbau geht nur mit Netzausbau. Ab­ strakt sind sich da alle einig. Wenn es konkret wird, wendet man sich vor Ort gegen neue Stromtrassen. Wie können Sie die Länder zu unser aller Glück zwingen? Wir brauchen den Netzausbau, wenn wir die Energiewende erfolgreich meistern wollen. Schließlich haben sich die Men- schen für einen Ausstieg aus der Kernenergie und für den Einstieg in nachhaltige Energieerzeugung entschieden, über den Kohleausstiegspfad wird derzeit noch verhandelt. Für diese Umstellung brauchen wir zügig auch neue Netze. Und zwar aus zwei Gründen: Zum einen muss der Strom vom Windpark in der Nordsee auch in der Ladesäule in Ingol- stadt ankommen. Zum anderen kosten uns die bestehenden Netzengpässe viel Geld – 1,4 Milliarden Euro im letzten Jahr. Deshalb habe ich das Thema zur Chefsache gemacht und zum Beispiel im August meinen „Aktionsplan Stromnetz“ vorgelegt. Damit wollen wir den Netzausbau deutlich be- und Ehrenamtler in Vereinen und Parteien. Warum schleunigen und bestehende Netze optimieren. Es geht konnte Ihr Haus da bei den Verhandlungen in Brüssel aber nur miteinander! Auf dem Netzgipfel im September keine Ausnahmen für diese Gruppen heraushandeln? habe ich daher eine Allianz mit allen Ländern geschlossen Die DSGVO ist keine Verordnung für eine bestimmte Ziel- und konkrete Maßnahmen zur Beschleunigung vereinbart. gruppe und das sollte sie auch nie sein. Sie setzt vielmehr ein- Das jetzt vorgelegte Netzausbaubeschleunigungsgesetz heitliche und hohe Datenschutzstandards für alle, die in der wird den Ausbau schneller machen. EU Waren und Dienste anbieten und dabei personenbezogene Wir dürfen den Netzausbau aber nicht über die Köpfe der Daten verarbeiten, das ist weltweit einmalig. Klar ist aber, dass Betroffenen hinweg durchsetzen. Oft haben die Leute vor Ort diese Regeln, vor allem auch für kleine Unternehmen und Or- eine bessere Idee davon, wie man das ein oder andere Pro­ ganisationen, handhabbar sein müssen. Zur Frage der Umset- blem umschiffen kann. Und ich habe auch gelernt, dass man zung laden wir und das Bundesinnenministerium regelmäßig im Gespräch mit den Bürgerinnen und Bürgern viele Vorbe- Verbände und Datenschutzaufsichtsbehörden zu einem halte auch abbauen kann. Deshalb bin ich auf meiner ersten Round-Table ein, um durch Erfahrungen aus der Praxis mögli- Netzausbaureise zu den Orten gefahren, wo es knirscht. che Anpassungen zu diskutieren. Im Mai 2020 wird die Ver- Weitere Reisen zu anderen Hotspots Deutschlands sind fest ordnung zudem erstmalig EU-weit evaluiert. Da wird sich her- eingeplant. Außerdem stehe ich im ständigen Austausch ausstellen, ob sie effektiv ist und innovative Geschäftsmodel- mit Bürgerinitiativen, Landbesitzern und Netzbetreibern. le ermöglicht. Sollte sich zeigen, dass Änderungen notwendig sind, wird die EU-Kommission hierzu Vorschläge machen. Sehr viele Klagen hören wir auch über die Bürokratie, gerade auch bei Statistikpflichten. Warum müssen ei- In Brüssel wird die E-Privacy-Verordnung verhandelt. gentlich Unternehmen auch Daten melden, die längst Wenn das, was sich andeutet, so käme, würde das für irgendwo bei Behörden gespeichert sind? Unternehmen in Deutschland erhebliche Nachteile be- Das frage ich mich auch. Es kann nicht sein, dass Unter- deuten, während die marktbeherrschenden Internet- nehmen und Bürgerinnen und Bürger immer wieder Daten konzerne aus den USA fein raus wären. Wie können Sie an Behörden melden müssen, die an anderer Stelle längst das noch verhindern? vorliegen. Unternehmen müssen sich auf ihr Geschäft und In der Debatte um die E-Privacy-Verordnung wird häufig auf Innovationen konzentrieren können und nicht auf das vergessen, dass wir mit der E-Privacy-Richtlinie bereits Ausfüllen von Formularen. Mit dem Bürokratieentlas- heute Vorschriften haben, die die Privatsphäre in der elek- tungsgesetz III wollen wir beim Bürokratieabbau schneller tronischen Kommunikation schützen. Es wird also mit der als bisher vorankommen. Das betrifft insbesondere auch Verordnung bei Weitem nicht alles anders werden. Unser Statistikpflichten. Hier erarbeiten wir derzeit mit Exper- Ziel ist, den Schutz der Privatsphäre aufrechtzuerhalten ten, auf welche Statistiken wir ganz verzichten und wie wir und gleichzeitig innovative digitale Geschäftsmodelle zu die Wirtschaftsstatistik durch die Digitalisierung moderni- ermöglichen. Wie bei der DSGVO wird auch hier das Markt­ sieren können – und so Mehrfacherhebung vermeiden. ortprinzip gelten: In der EU angebotene Dienstleistungen sollen alle den gleichen Regelungen unterliegen, auch Bis heute gibt es Unmut über die Datenschutz-Grundver- dann, wenn Anbieter außerhalb der EU ansässig sind. Denn ordnung (DSGVO). Sie sollte vor allem Google und Face- klar ist: Wer auf dem EU-Binnenmarkt – immerhin dem book treffen, belastet jetzt aber gerade Mittelständler größten gemeinsamen Wirtschaftsraum der Welt – Ge-

22 mittelstandsmagazin 05|18 MIt:Interview MIt:Interview

Peter Altmaier (60) ist seit März 2018 Bundesminister für Ich bin ja Delegierter und darf mit abstimmen. Aber das Wirtschaft und Energie. Der Saarländer bringt reichlich Regie- wird jetzt natürlich nicht verraten. Ich habe mich mehr- rungserfahrung mit: Zuvor war er Bundesminister für beson- fach dafür ausgesprochen, dass wir bei steigenden Einnah- dere Aufgaben und Chef des Bundeskanzleramts (2013 bis 2018) men des Staates auch Entlastungen vorsehen müssen für und übergangsweise zudem Finanzminister (2017 bis 2018). Sein die Leistungsträger in diesem Land. Das hat viele Facetten. erstes Ressort war aber 2012 das Umweltministerium. Davor Dazu gehört die steuerliche Forschungsförderung, dazu war der Jurist Parlamentarischer Geschäftsführer der Unions- gehört die energetische Gebäudesanierung, dazu gehört bundestagsfraktion, der er seit 1994 als Abgeordneter ange- aber auch der Bereich des Soli. Denn die bisher vereinbar- hört. Altmaier ist ledig, bekannt für seine Kochkünste und seine Twitter-Aktivitäten. Neben Englisch und Niederländisch spricht te Lösung bringt zwar eine große Entlastung für sehr viele Altmaier fließend Französisch – ganz zur Freude unserer franzö- Menschen in Deutschland, aber schließt auch viele Men- sischen Fotografin Laurence Chaperon, mit der er bei unserem schen, insbesondere mittelständische Unternehmer und Termin ausgiebig in ihrer Muttersprache plauderte. Handwerker, von diesen Entlastungen aus.

Und das finden Sie nicht gut? Das finde ich problematisch, weil es auch etwas zu tun hat mit dem Gefühl der Steuergerechtigkeit. Als der Soli ein- schäfte machen möchte, der ist dazu herzlich eingeladen, geführt wurde, waren wir uns einig, dass alle ihren Beitrag aber zu unseren Regeln. Das gilt auch in der digitalen Welt. leisten müssen. Wenn wir ihn wieder abschmelzen, müsste das Prinzip gelten, dass auch alle entlastet werden. Und Wer ist in der Regierung eigentlich Hauptansprechpart- dass die Entlastung nicht nur auf eine Gruppe begrenzt ner für Digitales? Kanzleramtschef Braun, Staatsminis- wird, und sei sie noch so groß. terin Bär, Infrastrukturminister Dobrindt oder Sie? Das kommt darauf an, worum es geht: Die Digitalisierung Sie befürworten ja eine industriepolitische Initiative betrifft fast alle Lebens- und Wirtschaftsbereiche, sie ist für eine nationale Batterieproduktion. Wie ist so eine ein absolutes Querschnittsthema und das Zukunftsthema. Staatsintervention mit der Ordnungspolitik nach Lud- In vielen Bereichen – von der Gesundheit, über die Mobili- wig Erhard vereinbar? tät bis hin zur industriellen Produktion – wird die Digitali- Ich bin der tiefen Überzeugung, dass der Staat sich aus der sierung maßgeblich darüber entscheiden, wie wir zukünf- Wirtschaft so weit wie möglich raushalten soll. Es gibt aber tig leben und arbeiten. Daher arbeiten auch alle Ressorts Bereiche, da kann der Staat unterstützen und Entwicklungen intensiv daran, diese Entwicklung zu gestalten. Unser ge- anschieben. Denken Sie an Airbus. Franz Josef Strauß hat da- meinsames Ziel ist es, Deutschland fit zu machen für die mals als Finanzminister die Initiative ergriffen, aus der klein- Digitalisierung, international Vorreiter bei Zukunftstech- teiligen europäischen Flugzeugindustrie den Airbus-Konzern nologien zu sein und dabei stets die Interessen der Bürge- zu schmieden. Heute beliefert Airbus einen großen Teil des rinnen und Bürger sowie der Wirtschaft und insbesondere Weltmarktes. Ohne diese Initiative hätte Europa nie zu den der kleinen und mittleren Unternehmen im Blick zu haben. US-Konkurrenten Boeing und McDonnell-Douglass aufschlie­ ßen können. Ich möchte mich jetzt nicht mit Franz Josef Bei den Unternehmensteuern ist Deutschland im Ver- Strauß vergleichen, aber auch heute gibt es Projekte, bei de- gleich der Industriestaaten trauriger Spitzenreiter. Brau­ nen der Staat einen Anstoß geben kann – etwa bei der Batte- chen wir eine Reform? riezellfertigung oder der Künstlichen Intelligenz. Dabei darf Das Wachstum hat in den Vereinigten Staaten durch die Reform es aber immer nur um einen Anschub gehen, wir wollen keine stark angezogen. Als Wirtschaftsminister verfolge ich die Ent- dauerhaften Subventionen. wicklung genau. In Deutschland gehen wir im nächsten Jahr in das zehnte Jahr des Aufschwungs. Und ich will, dass dies noch Welches Geschäftsmodell hätten Sie eigentlich, wenn viele Jahre anhält. Dazu müssen wir uns aber immer aufs Neue Sie ein Unternehmen gründen würden? die Frage stellen, wie unser Standort attraktiv bleiben kann. Da- Ein Unternehmen aus der Plattformökonomie, aber was, zu gehören für mich Entlastungen der Unternehmen und unse- verrate ich nicht. rer Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer. Zusätzliche Haus- haltsspielräume müssen wir auch für entlastende Maßnahmen Damit es keiner wegschnappt? nutzen – für diejenigen, die unseren Wohlstand erst erarbeiten. Genau.

Viele Unternehmen ärgern sich, dass der Soli für sie ge- Kommen wir am Schluss zur Satzvervollständigung. rade nicht abgeschafft werden soll. Wie stehen Sie zu Von Ludwig Erhard unterscheidet mich ..? dem MIT-Antrag zum CDU-Parteitag, den Soli ganz … dass ich keine Zigarren rauche. Und im Übrigen ist Lud- abzuschaffen?­ wig Erhard unvergleichlich, unerreichbar. •

22 mittelstandsmagazin 05|18 mittelstandsmagazin 05|18 23 MIt:Erklärt

Elektronische Gesundheitsakte Wie digital wird unser Gesundheitswesen?

Medikationspläne, Röntgenbilder und Arzttermine: 14 gesetzliche und zwei private Krankenkassen gingen im September mit ihrer elektronischen Gesundheitsakte an den Start, in der sämtliche Gesundheitsdaten der Versicherten gespeichert werden können. Bundesweit soll es die elektronische Gesundheitsakte ab 2021 geben. Doch welche Vorteile bringt sie den Versicherten wirklich?

eit langem ist die Einführung Die Leistungen der eGa zeit einen Überblick über seine Daten einer elektronischen Gesund- Einige private und gesetzliche Versiche- hat und diese freiwillig seinen Ärzten Sheitsakte in der Diskussion. Da­ rungen (zum Beispiel die Techniker Kran- zur Verfügung stellen kann. Einige Ver- bei werden unterschiedliche Begriffe ver- kenkasse und Allianz) sind bereits mit sicherer bieten innerhalb der App auch wendet: elektronische Gesundheitsakte, einer eGA an den Start gegangen. Der zusätzliche Service-Leistungen an. Bei- elektronische Patientenakte, digitale Versicherte kann sich eine App auf sein spielsweise können Empfehlungen für Gesundheitskarte und viele mehr. Politik Mobiltelefon herunterladen, dem Ver- anstehende Arztbesuche ausgespro- und Versicherer sprechen in der Debatte sicherer sein Einverständnis geben und chen werden und die App erinnert an von der elektronischen Gesundheitsakte dann werden alle Gesundheitsdaten in einen Kontrolltermin. Auch Rechnun- (eGA). Schon unter dem ehemaligen der App gespeichert. Dazu gehören zum gen, Heil- und Kostenpläne und Arbeits- Bundesgesundheitsminister Hermann Beispiel die letzten Arztbesuche, die unfähigkeitsbescheinigungen können Gröhe sollte die eGA eingeführt werden. aktuelle Medikation oder anstehende über die App eingereicht werden. Die 16 Allerdings kam es immer wieder zu Ver- Impftermine. Besonders chronisch Krankenkassen, die im September ihre zögerungen. Doch welche Leistungen Kranken kann die eGA dabei helfen, alle eGA eingeführt haben, arbeiten mit beinhaltet die eGA eigentlich und profi- Informationen immer dabei zu haben. der App „Vivy“. Diese App soll zum Bei- tieren auch gesetzlich Versicherte? Ziel ist es, dass der Versicherte jeder- spiel auch Wechselwirkungen zwischen

24 mittelstandsmagazin 05|18 MIt:Erklärt MIt:Erklärt

­Medikamenten erkennen. Nimmt ein • Vivy-Modell: Die Vivy-App wurde Wie geht es weiter? Patient mehrere Medikamente, kann er im September von 16 Krankenkas- Das E-Health-Gesetz schreibt vor, den Code auf der Verpackung scannen sen eingeführt, unter anderem von dass bis Ende 2018 die Voraussetzun- und wird im Medikationsplan automa- der DAK-Gesundheit. Bei Vivy han- gen dafür geschaffen werden müssen, tisch auf Wechselwirkungen hingewie- delt es sich um eine App, die sich dass Daten der Patienten aus bereits sen. Auch Fitness-Tracker (Geräte zur die Versicherten kostenlos herun- vorhandenen Anwendungen und Do- Aufzeichnung von Gesundheitsdaten) terladen können. Ähnlich wie beim kumentationen, wie etwa Notfallda- können mit der App synchronisiert wer- Modell der Techniker Krankenkasse ten oder Medikationsplan, in einer den, sodass Daten über Blutdruck oder können auch in der Vivy-App sämt- elektronischen Patientenakte oder gelaufene Schritte am Tag gespeichert liche Gesundheitsdaten gespei- einem Patientenfach für den Patien- werden können. chert werden. ten bereitgestellt werden. Patienten können ihren Behandler dann über Welche Modelle gibt es schon? Wie wird der Datenschutz diese wichtigen Gesundheitsdaten In Deutschland gibt es aktuell drei ver- sichergestellt? informieren. Gesetzlich Versicherte schiedene Modelle der elektronischen Gesetzlich soll festgelegt werden, sollen ab 2021 über ihre Smartphones Gesundheitsakte: dass die sensiblen Gesundheitsdaten und Tablets auf ihre elektronische Ge- • aok-Modell: Die Patientendaten der Versicherten nur auf deutschen sundheitsakte zugreifen können, so bleiben beim Arzt, sollen aber in Servern verschlüsselt gespeichert lauten die Pläne des Bundesgesund- Kopie auch bei der zuständigen werden. Außerdem sollen die Daten heitsministers . Die Kran- Krankenversicherung oder auf Ser- anonym erfasst werden, sodass sie bei- kenkassen werden dazu verpflichtet, vern von Ärztenetzen liegen. Ein spielsweise nicht über eine E-Mail-Ad- ihren Patienten eine elektronische Pa- Suchalgorithmus führt die Daten resse zugeordnet werden können. Die tientenakte anzubieten (zum Beispiel bei Bedarf zusammen. Vergleich- Versicherten sollen eine individuelle mit der eGA per App). In der Akte sol- bare Lösungen gibt es zum Beispiel Nummer erhalten, um sich in der len die Daten, die momentan zentral in Österreich und Estland. App anzumelden. Nach Angaben der in den Praxisverwaltungssystemen der­ • tK-Modell: Das Modell TK Safe der Versicherungen, die die App „Vivy“ niedergelassenen Ärzte und Kranken- Techniker Krankenkasse wurde ge- anbieten, sind die Daten mit einer En- häuser gespeichert sind, zusammen- meinsam mit IBM entwickelt. Betei- de-zu-Ende-Verschlüsselung gesichert. geführt werden. • ligt sind auch Generali und Signal Nur der Versicherte hat den Schlüssel Iduna. Die Daten liegen auf Servern dazu. Die App wurde unter anderem Katharina-Luise Kittler in Deutschland, für die die euro­ vom TÜV Rheinland als eine sichere Redakteurin

päischen Datenschutzbestimmungen Anwendung zertifiziert. Unterstützt [email protected] Foto: Mimi Potter/adobe.Stock.com gelten. In einer App können die Ver- werden wird der Aufbau einer sicheren sicherten ihre Daten einsehen und Infrastruktur auch durch das Gesetz zusätzliche Service-Leistungen der für sichere digitale Kommunikation Versicherer in Anspruch nehmen. Ob und Anwendungen im Gesundheits- sie die Daten mit einem Arzt teilen, wesen (E-Health-Gesetz), das 2015 in entscheiden immer die Versicherten. Kraft getreten ist.

24 mittelstandsmagazin 05|18 mittelstandsmagazin 05|18 25 Firmenwagen & Finanzierung Spitzenreiter Leasing – eine gute Wahl?

ein oder nicht Mein – das ist Vorteile des Leasings renden herstellerunabhängigen An- hier die Frage“, die sich der Für Unternehmen gibt es handfeste bieter von Full-Service-Leasing für Mkünftige Firmenwagenbe- Gründe, die für das Leasing sprechen. Pkw und leichte Nutzfahrzeuge: sitzer stellen muss. Schon ab einem Firmenfahrzeug kom- „Statt dem Diesel als einziger Option Freiberufler und Gewerbetreibende, men die Vorteile zum Tragen. Leasing setzen viele Unternehmen mittler- die den Firmenwagen nur nutzen und schont die Liquidität, schließlich wird weile auf einen bedarfsgerecht aus- nicht dessen Eigentümer sein wollen, das Fahrzeug vom Leasinggeber ge- gestalteten Antriebsmix auf Basis können die Möglichkeit des Auto-­ kauft, der Leasingkunde zahlt nur die unterschiedlicher Fahrt- und Stre- Leasings in Betracht ziehen. Das wird monatlichen Raten. Diese sind von An- ckenprofile. Nur solassen sich wirt- zunehmend beliebter in Deutschland. fang an für die gesamte Vertragslauf- schaftliche Ziele, ökolo­gisches Be- „Etwa jedes zweite von gewerblichen zeit fixiert, das schafft Planungssi- wusstsein und reale Gegebenheiten, Haltern neuzugelassene Fahrzeug cherheit. Ganz wichtig: die steuerli- beispielsweise durch Fahrverbote, wurde mittels Leasing angeschafft“, chen Vorteile. Leasing-Raten können miteinander vereinbaren.“ meldet der Bundesverband Deutscher als Betriebsausgaben sofort steuerlich Eine wachsende Zahl von kleinen Leasing-Unternehmen. Was hinter der geltend gemacht werden. Und: Die und mittelständischen Unternehmen Lust auf Leasing steckt, weiß Bernd Leasing-Ausgaben verbessern die Ei- will aber mehr als „nur“ eine günstige Brauer, Head of Automotive Financial genkapitalquote eines bilanzierenden Alternative­ zur Finanzierung des Services von Consors Finanz; das Un- Unternehmens, da sie lediglich als Be- ­Fir­men­wagens. Service ist gefragt – ternehmen erstellt regelmäßig Studien triebsausgaben in der Gewinn- und ­gerne werden „Rundum-sorglos-­ und Umfragen zum Thema Automobi- Verlust-Rechnung auftauchen. Pakete“, die­ zum Beispiel Wartun- le. Der Experte: „Leasing stillt den Angenehmer Nebeneffekt: Der gen, Reifenwechsel oder Pannenhilfe Durst nach Veränderung.“ Autofahrer Firmenwagen oder die Fuhrparkflotte enthalten, geordert. „Hier bieten wir wollten heute flexibel bleiben, meint ist so stets auf dem modernsten kleinen Flottenbetreibern den glei- Brauer. „Sie binden sich nicht allzu lang Stand. Leasing kann durchaus dazu chen Service wie großen“, wirbt etwa an ein Modell, sondern haben nach we- beitragen, dass die Energiewende Ein- Roland Meyer, Vorsitzender der nigen Jahren alle Optionen, sich neu für zug im Fuhrpark hält. Katharina ­Geschäftsführung von LeasePlan ein Auto zu entscheiden – für ein ande- Schmidt, verantwortlich für den Be- Deutschland, einem der größten res Modell, einen anderen Antrieb, ein reich Beratung und Firmenwagen ­Autoleasing- und Fuhrparkmanage­ ­ neues Lebensgefühl.“ bei Arval Deutschland, einer der füh- ment-Anbieter weltweit. So ist im All

26 mittelstandsmagazin 05|18 Advertorial Ein Firmenwagen wird benö- tigt, oder es soll gleich eine kleine Flotte von Fahrzeugen beschafft und verwaltet werden. Doch gerade bei kommunalen Unternehmen sowie Freiberufl ern ist das Budget knapp. Es gibt ver- schiedene Möglichkeiten, trotzdem in den Besitz eines oder mehrerer Fahrzeuge zu kommen. Im Trend liegt das Leasing. Wie alles im Leben hat es Vor- und Nachteile.

inclusive-Leasing von LeasePlan die ist. Für viele ein wichtiger Grund. gen zu vermeiden, sollten Selbststän- Kfz-Haftpfl ichtversicherung über die Wer sich für einen Kilometervertrag dige auf eine Kaufoption im Vertrag LeasePlan Insurance enthalten, und entscheidet, braucht sich nämlich um verzichten. die termingerechte Zahlung der den Restwert des Wagens keine Ge- Und was passiert bei einem Total- Kfz-Steuer sowie die Kontrolle der danken zu machen – er muss bei der schaden? Der Bundesverband Deut- Steuerbescheide gehören ebenfalls Rückgabe des Fahrzeugs lediglich für scher Leasing-Unternehmen empfi ehlt, zum Vertrag. „Für die effektive Zeit- die Mehr kilometer zahlen. Es heißt al- bei Abschluss des Leasing-Vertrags ei- und Kostenersparnis sowie für die Ent- lastung im Tagesgeschäft sorgen wei- tere Services im Paket“, sagt Meyer „Autofahrer haben nach wenigen Jahren alle und listet auf: die Tankkarte für beleg- lose Administration, die Terminverein- Optionen, sich neu für ein Auto zu entscheiden – barung mit der Werkstatt, die Kommu- für ein anderes Modell, einen anderen Antrieb, nikation mit der gegnerischen Partei oder der Versicherung im Falle eines ein neues Lebensgefühl. Unfalls. „Unsere Instandhaltungs- “ experten sind häufig ausgebildete Kfz-Meister und achten darauf, dass so: Vor Abschluss des Vertrages mög- ne sogenannte GAP-Versicherung ab- ein Werkstattaufenthalt zudem nicht lichst genau die Kilometerzahl schätzen. zuschließen. Diese schließt die Finan- mehr kostet als nötig“, erklärt der Achtung: Vorsicht ist geboten, wenn zierungslücke, die entsteht, wenn das LeasePlan-Chef. im Leasing-Vertrag eine Kaufoption geleaste Fahrzeug einen Unfall oder nach Ende der Vertragslaufzeit ent- einen Totalschaden erlitten hat. Die „Stolpersteine“ beim Leasing halten ist. Das könnte zum Beispiel bei Versicherungsleistung erstreckt sich Das CVO Fuhrpark-Barometer 2018, einer Betriebsprüfung Schwierigkei- auf die Begleichung der Differenz zwi- das jährlich von Arval herausgegeben ten mit dem Finanzamt bedeuten. Der schen dem Betrag, den die Vollkasko- wird, zeigt unter anderem auf, dass Fiskus könnte bei einer derartigen versicherung zahlt, und den tatsächlich Leasing mit Kilometervertrag in Klausel die Leasingraten als Kauffi - noch offenstehenden Leasing-Raten Deutschland die beliebteste Finanzie- nanzierung interpretieren. Um Ärger bzw. dem Betrag. Sie tritt auch im Falle

Foto: adobe.Stock.com rungsmethode für Firmenfahrzeuge mit dem Finanzamt und Nachzahlun- eines Diebstahls ein. • Fotos: adobe.Stock.com

26 mittelstandsmagazin 05|18 Advertorial mittelstandsmagazin 05|18 27 MIt:SERVICE

Arbeitnehmer & Dienstwagen Richtig versteuern

Gerne nutzen Unterneh- Im Beispielfall wären das bei angenommenen 30 Kilometern einfache Strecke rund 450 Euro, die zusätzlich im Monat an- men die Möglichkeit, fallen (50.000 Euro x 0,03 Prozent x 30 Kilometer). Der ge- ihren Mitarbeitern samte geldwerte Vorteil, den der Arbeitnehmer versteuern muss, liegt dann bei insgesamt 950 Euro pro Monat. Gut zu Firmenwagen zur wissen: Zahlt der Arbeitnehmer für seinen Dienstwagen bei- Verfügung zu stel- spielsweise das Benzin aus der privaten Tasche, dann mindern diese nachzuweisenden Kosten den geldwerten Vorteil. len, die diese auch Für Arbeitnehmer, die aus einem Fahrzeug-Pool ihr Auto auswählen können, beträgt nach dem richtunggebenden privat nutzen können. Schreiben des Bundesfinanzministeriums vom April 2018 der Was ist bei der Berech- pauschale Nutzungswert für Privatfahrten ein Prozent der Listenpreise aller Kraftfahrzeuge dividiert durch die Zahl der nung des „geldwerten Vor- Nutzungsberechtigten. „Für die Fahrt zwischen Wohnung und teils“ zu ­beachten, den der Arbeit- erster Tätigkeitsstätte ist der pauschale Nutzungswert grund- sätzlich mit 0,03 Prozent der Listenpreise aller Kraftfahrzeuge nehmer versteuern muss? zu ermitteln und die Summe durch die Zahl der Nutzungsbe- rechtigten zu teilen. Dieser Wert ist beim Arbeitnehmer mit der Zahl seiner Entfernungskilometer zu multiplizieren.“ Al- rundsätzlich gibt es für die Besteuerung von privat lerdings kann der einzelne Arbeitnehmer im Rahmen seiner genutzten Dienstwagen zwei Möglichkeiten: Entwe- Einkommensteuerveranlagung dies korrigieren und zur Ein- Gder einigen sich Chef und Arbeitnehmer auf die soge- zelbewertung seiner tatsächlichen Fahrten übergehen. nannte 1-Prozent-Regel oder der Arbeitnehmer muss ein Im August hat das Bundeskabinett steuerliche Vergüns- Fahrtenbuch führen, bei dem die beruflich veranlassten tigungen für Dienstwagen mit Elektro- und Hybridantrieb Fahrten sowie die Privatfahrten akribisch aufgelistet werden beschlossen. Für in den Jahren 2019 bis 2021 angeschaffte (und zwar zeitnah). Die Fahrtenbuch-Methode lohnt sich ins- Elektro- und Hybridautos soll die private Nutzung nur noch besondere dann, wenn der Dienstwagen überwiegend beruf- mit einem Prozent des halbierten Listenpreises bewertet lich genutzt wird. werden, das gilt auch für die Fahrtenbuch-Variante. Würde Bei der 1-Prozent-Regel muss für das auch privat genutzte ein Unternehmen im kommenden Jahr ein Elektro-Fahrzeug Fahrzeug monatlich ein Prozent des inländischen Bruttolis- mit einem Wert von 50.000 Euro erwerben oder leasen, dann tenpreises zuzüglich der bereits bei Erstzulassung vorhande- müsste der Arbeitnehmer nicht mehr 500 Euro als geldwerten nen Sonderausstattung versteuert werden. Achtung: Dabei Vorteil versteuern (ein Prozent des Listenpreises), sondern ­ kommt es nicht auf den Betrag an, zu dem das Fahrzeug nur noch 250 Euro. Der Bundesrat muss dem Gesetzentwurf tatsächlich gekauft wurde, sondern es gilt ausschließlich der noch zustimmen (Stand Mitte September). MIT-Chef Carsten Brutto-Listenwert. Tipp: Sonderausstattung nachträglich ein- Linnemann bewertet den Gesetzentwurf positiv: „Die steuer- bauen, sie erhöht dann nicht den geldwerten Vorteil. liche Entlastung ist gut für unsere mittelständischen Unter- Beispiel: Ist ein Auto 50.000 Euro wert, dann muss der nehmen. Und sie ist wesentlich besser als die Kaufprämie dazu Arbeitnehmer monatlich 500 Euro als geldwerten Vorteil ver- geeignet, die Elektromobilität in Deutschland zu fördern“. • steuern. Setzt er das Fahrzeug auch für die Fahrt zwischen Wohnung und erster Betriebsstätte ein, dann werden pro Kilo- Claudia B. Oberholz meter noch einmal 0,03 Prozent des Listenpreises angesetzt. Freie Mitarbeiterin

[email protected] Fotos: adobe.Stock.com, dpa

28 mittelstandsmagazin 05|18 MIt:SERVICE MIt:TITEL

doch MAN KANN ES NICHT ALLEN RECHT MACHEN.

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NEFZ. Wegen der realistischeren Prüfbedingungen sind die nach dem WLTP gemessenen Kraftstoffverbrauchs- und CO2-Emissions- werte in vielen Fällen höher als die nach dem NEFZ gemessenen. Aktuell sind noch die NEFZ-Werte verpflichtend zu kommunizieren. Soweit es sich um Neuwagen handelt, die nach WLTP typgenehmigt sind, werden die NEFZ-Werte von den WLTP-Werten abgeleitet.

Fotos: adobe.Stock.com, ???????????? *Berechnung des Ratenbeispiels: ŠKODA KAROQ AMBITION 1,0 l TSI (85 kW), inkl. Sonderlackierung und Businesspaket Amundsen, unverbindliche Preisempfehlung 21.857,14 € zzgl. MwSt., exkl. Überführungskosten. Laufzeit 48 Monate und jährliche Laufleistung 20.000 km. Ein Angebot der ŠKODA Leasing, Zweigniederlassung der Volkswagen Leasing GmbH, Gifhorner Str. 57, 38112 Braunschweig. Nur gültig für gewerbliche Kunden und bei Bestellung bis zum 31.12.2018 bei teilnehmenden Händlern. Bonität vorausgesetzt. Abbildung enthält Sonderausstattung gegen Mehrpreis. Preisstand 09/2018, Modellpreis-Änderungen vorbehalten. 28 mittelstandsmagazin 05|18 mittelstandsmagazin 05|18 29

SKO_AZ_Flotte_210x280_F39.indd 1 01.10.18 17:17 MIt:Debatte

PRO & CONTRA Haben Volksparteien in Deutschland noch Zukunft?

In dieser ­Rubrik lassen wir Mitglieder der MIT zu Wort kommen. Die Beiträge geben ihre persönliche Meinung wieder.

Es gibt die Mitte nach wie vor

Um die Frage gleich vorweg zu be- Bürokratie gängeln. Sie muss konser- antworten: Ja, Volksparteien haben in vativ im Sinne einer Verlässlichkeit sein Deutschland eine Zukunft! Aber nur, und zu jeder Zeit bereit sein, sich gegen wenn sie ihrem eigenen Anspruch ge- Populisten und Radikale zu behaupten. recht werden und wieder zu Interessen- Drittens: Dafür müssen wir die richtige vertretern des ganzen Volkes werden. Politik machen. Christ-sozial, liberal, kon- Dafür sind drei Dinge besonders wichtig. servativ: Diese Werte sind unsere DNA Erstens: Es gibt die Mitte nach wie vor. als Christdemokraten, sie unterstreichen Volksparteien sind die Parteien, die für unseren Anspruch Volkspartei zu sein sich beanspruchen, die Mitte der Gesell- und sind deshalb für uns selbstverständ- schaft, die bürgerlichen Wähler, zu ver- lich. Trotzdem habe ich das Bedürfnis, sie treten: Diese Position beansprucht die erneut aufzuschreiben. Denn wenn wir Christdemokratie zurecht für sich. unseren Status als Volkspartei ver- Wenn Kritiker behaupten, diese lieren, wird es nicht in erster Linie Mitte gebe es nicht mehr, daran liegen, dass sich die Ge- empfehle ich ihnen die Augen sellschaft geändert hat, sondern Paul Ziemiak (33) ist seit vier Jahren Bundesvorsitzender der zu öffnen: Junge Familien, Pro daran, dass wir unsere Wähler ­Jungen Union und damit Mitglied Unternehmer, Angestellte, aus den Augen verloren haben. des CDU-Bundesvorstands. Seit Beamte, die mit beiden Beinen Deshalb dürfen wir nicht nur über 2017 ist der Familienvater aus Iser- im Leben stehen, und engagierte Probleme reden, sondern müssen lohn (NRW) Mitglied des Deutschen Ehrenamtliche bilden bis heute das Fun- vielmehr konkrete Lösungen anbieten. Bundestages. dament unserer Gesellschaft. Für diese Deshalb möchte ich drei Appelle an uns Menschen wollen wir Politik gestalten. alle richten: Wir müssen den Wählern, Zweitens: Diese Wähler müssen wir er- unseren Nachbarn und Freunden wieder reichen. Politik für die Mitte zu machen zuhören. Wir müssen auf ihre Sorgen bedeutet, uns unserer Grundwerte zu eingehen und Lösungen vorschlagen, besinnen. Unsere Politik muss christ- und wir müssen entschieden gegen lich-sozial sein, allen Menschen glei- diejenigen kämpfen, die die Werte und chermaßen Chancen eröffnen und den Überzeugungen, auf denen dieses Land Schwachen und Kranken Schutz bieten. aufbaut, untergraben wollen. Wenn wir Sie muss liberal sein, Bürgern die Freiheit diese Grundsätze beherzigen, dann wird geben, unser Land zu gestalten und ihre die Union auch in Zukunft Volkspartei Motivation nicht durch überbordende sein. Davon bin ich überzeugt. •

30 mittelstandsmagazin 05|18 MIt:Debatte MIt:Debatte

Ihre Meinung zählt

Nicht erst die Bayernwahl hat gezeigt: Die Stimmen Sie mit ab auf der MIT-Web- seite! Unter www.mit-bund.de/ deutsche Parteienlandschaft steht vor einem mitmachen/umfrage können Sie großen Umbruch. Union und SPD erreichen Ihre Meinung zum aktuellen Pro und Contra äußern. Über das Abstim- immer weniger Wähler, klassische Milieus und mungsergebnis informieren wir im Mehrheitspositionen erodieren. Ist das der MIT:NEWSLETTER. Sollten Sie diesen­ noch nicht erhalten, können Sie ihn letzte Akt der Volksparteien? Wir haben zwei unter www.mit-bund.de/newsletter unserer Mitglieder danach gefragt. kostenlos abonnieren.

Andere Volksparteien braucht das Land

Ich bin kein Freund eines fragmentierten Zuge von Gerhard Schröders „Agenda Parteiensystems, in dem immer mehr 2010“-Politik, mit der die Sozialdemokra- kleine und mittelgroße Parteien in die tie dann endgültig und zunehmend unter Parlamente drängen. Denn die Willens- die 30- und jetzt unter die 20-Pro- bildung in einer parlamentarischen De- zent-Marke gedrückt wurde, wäre mit mokratie besteht in einem permanenten mehr innerparteilicher Überzeugungsar- Austarieren heterogener Interessenla- beit statt des Kanzlers Basta-Politik wo- gen einer vielfältigen Bürgerschaft. Das möglich unterblieben. Der Aufstieg der beinhaltet den offen geführten Streit um AfD hätte ohne die vermeintlich alterna- den richtigen Weg, aber auch die Fähig- tivlose Euro-Rettungspolitik und vor keit zum Kompromiss. Das konnten allem die „Willkommenskultur“ nach der Volksparteien früher besser, weil sie eine angeblich ebenfalls „alternativlosen“ programmatische und personelle Grenzöffnung im Spätsommer 2015 Breite repräsentierten. nie und nimmer diesen Lauf ge- Ihren Absturz haben sich die nommen. Den Preis zahlt jetzt ehemalige Volkspartei SPD die Union, die rechts von sich Oswald Metzger (63) leitet das und die Noch-Volkspartei CDU contra Platz für eine demokratische Berliner Büro des Meinungsmaga- selbst zuzuschreiben. Die CSU Partei gemacht hat. zins „Tichys Einblick“. Der frühere ist für mich auch nach der letz- Mein Fazit: Volksparteien, die Bundes- und Landtagsabgeordnete ten Landtagswahl mit 37,2 Prozent inhaltlich ununterscheidbar gewor- (Baden-Württemberg) der Grünen der Wählerstimmen nach wie vor eine den sind und keine Köpfe mehr haben, ist heute Beauftragter für Medien- Volkspartei, vielleicht die letzte im Land. die unterschiedliche programmatische politik im MIT-Bundesvorstand. Die Grünen wären nicht entstanden, Schwerpunkte überzeugend und glaub- wenn Herbert Gruhl in den siebziger Jah- würdig vertreten können, brauchen wir ren mit seiner die Schöpfung bewahren- nicht. Dem Volk aufs Maul schauen, ihm den Ökobotschaft in seiner CDU hätte aber nicht nach dem Mund reden: Das reüssieren können. Die Sozialdemokratie scheint mir ein wirksames Rezept gegen litte nicht an dem jahrzehntelangen Politikverdruss und Protestparteien jeg- Aderlass in Richtung Grüne, wenn Erhard licher Couleur. Lebendige Volksparteien Eppler im gleichen Jahrzehnt wie Gruhl sind gefragt, keine duckmäuserischen nicht in der eigenen Partei als „Öko-Piet- Kanzler-Wahlvereinigungen. Doch ich cong“ ausgegrenzt worden wäre. Die fürchte, für einen Wandel der traditionel-

Fotos: privat MIT, Wiederauferstehung der Linkspartei im len Volksparteien ist es schon zu spät. •

30 mittelstandsmagazin 05|18 mittelstandsmagazin 05|18 31 MIt:Inside Saison-Beschäftigung MIT begrüßt 70-Tage-Regelung

Die Große Koalition hat beschlossen, die 70-Ta- ge-Regelung unbefristet zu verlängern. Der EU-Check Reglung zufolge darf eine kurzfristige Beschäf- tigung maximal 70 Tage im Jahr dauern. Für Irrwitzige Verordnung oder sinnvolle Richtlinie? In deren Beibehaltung hat sich auch die MIT-Land- dieser Rubrik bewerten unsere EU-Experten des PKM wirtschaftskommission eingesetzt. „Diese Ent- Europe regelmäßig neue EU-Vorhaben. scheidung ist für die betroffenen Branchen ein Befreiungsschlag“, sagte die Co-Vorsitzende der US- Konzerne müssen fairer entlohnen Kommission und stellvertretende Unionsfrakti- Rund zwei Drittel der weltweiten Online-Werbe- onsvorsitzende . Von der Re- ­einnahmen werden von zwei Unternehmen gelung profitieren vor allem Betriebe im Obst-, generiert: Google und Facebook. Bei der Gemüse-, Wein- und Gartenbau, aber auch alle ­geplanten Urheberrechtsrichtlinie geht es anderen Branchen mit Saisongeschäft, etwa daher nicht etwa um die Zensur des Internets Schaustell- oder Gastronomiebetriebe. oder um Uploadfilter. Vielmehr geht es um ein Gleich­ gewicht zwischen den großen amerikanischen Technolo- gie-Konzernen und Mittelständlern sowie um den Erhalt der Kultur- und Medienvielfalt. Nach Vorstellung des EU-Parlaments sollen Verleger und Journalisten mehr Rechte haben, Plattformen sollen Lizenzen mit den Trauer um Elmar Pieroth ­Urheberrechteinhabern abschließen und für Urheber- rechtsverletzungen haftbar sein. Von dieser gesteigerten Die MIT trauert um ihren Ehrenvorsitzenden Verantwortung sind allerdings einige Plattformen aus­ Elmar Pieroth. Der frühere Unternehmer, Bun- genommen, etwa Wikipedia, Dropbox oder Ebay. Auf destagsabgeordnete und Berliner Senator ver- Grundlage des Parlamentsbeschlusses beginnen nun die starb am 31. August 2018 im Alter von 83 Jahren. Verhandlungen mit den Mitgliedsstaaten. Elmar Pieroth hat die MIT über viele Jahrzehnte maßgeblich geprägt. Bereits seit 1965 engagierte Mehraufwand für Whistleblower er sich als Vorstandsmitglied der damaligen Edward Snowden oder die Panama Papers CDU-Mittelstandsvereinigung. Von 1987 bis 1993 haben bewiesen: Viele Skandale wären nicht übernahm Pieroth den Bundesvorsitz der MIT. Im ohne sogenannte Whistleblower aufgedeckt Zuge der deutschen Wiedervereinigung konnte worden. Aus diesem Grund hat die EU-Kommis- er als Politiker miterleben und mitgestalten, wie sion im Frühjahr einen Vorschlag zum Schutz solcher eine große Vision Wirklichkeit wurde. Der Ber- Hinweisgeber vorgelegt. Unternehmen mit mehr als liner Wirtschaftssenator und MIT-Bundesvor- 50 Mitarbeitern sollen nun interne Meldekanäle einführen. sitzende brachte den Prozess der Vereinigung Statt dass der Hinweisgeber Beweise liefert, die die Miss- des Mittelstandes in beiden deutschen Teilen stände im Unternehmen belegen, sollen Unternehmen zu einer gesamtdeutschen MIT maßgeblich Beweise für ihre Unschuld liefern. Der Vorschlag stellt voran. So wurden während seiner Amtszeit viele Nachruf das Verhältnis Arbeitgeber-Arbeitnehmer zugunsten der Hinweisgeber grundsätzlich auf den Kopf. Darüber hinaus MIT-Verbände in den neuen Bundesländern ge- ist die Einführung neuer zusätzlicher Strukturen für gründet. Für seine jahrzehntelangen Verdienste mittelständische Betriebe zu kostspielig und aufwendig. ernannte die MIT Elmar Pieroth zu ihrem Ehren- Der PKM Europe bringt sich daher mit vorsitzenden. Änderungsanträgen ein.

Die Jury Markus Ferber (CSU) und Dr. Markus Pieper (CDU) sind Mitglieder des Europäischen Parlaments und Sprecher des Parlamentskreises Mittelstand Europe Foto:s MIT

32 mittelstandsmagazin 05|18 MIt:Inside MIt:Inside Gesellschaftsjahr Werkstattgespräch mit Ministern

Der Vorstoß des MIT-Vorsitzenden Carsten Linnemann für ein Gesellschaftsjahr junger Schulabgänger hat zu einer brei- ten Debatte um gesellschaftliches Engagement geführt. „Die Bindekräfte in der Gesellschaft erlahmen. Hält diese Ent- wicklung länger an, geht das an die Substanz unserer gesellschaftlichen Ordnung“, begründete Linnemann die Idee. Ein Gesellschaftsjahr müsse das Ziel haben, den Zusammenhalt und die sozialen Kompetenzen zu stärken. Letzteres sei auch für Unternehmen bei der Gewinnung von Mitarbeitern wichtig.­ Ende September fand nun ein Werkstattgespräch in der MIT-Bundesgeschäftsstelle statt. Daran nahmen neben Mit-Initiator und Junge-Union-Chef Paul Ziemiak auch die Bundesminister Jens Spahn und sowie hochrangige Vertreter von Sozial-, Lehrer- und Arbeitgeberverbänden teil. Neben der rechtlichen Bewertung eines Pflichtjahres standen derB edarf und die Einsatzmöglichkeiten für Jugendliche sowie alternative Wege zur Stärkung der Freiwilligenarbeit auf der Tagesordnung. Arbeitslosenversicherung Auch Bayern für Beitragssenkung ist MIT-Erfolg Meisterpflicht Das Bundeskabinett hat die Senkung des Beitragssatzes zur Arbeitslosenversicherung auf den Weg gebracht. Der Beitrags- Die bayerische Staatsregie- satz wird dauerhaft von drei Prozent auf 2,6 Prozent und per rung hat einen Antrag zur Verordnung um weitere 0,1 Prozentpunkte befristet bis zum Wiedereinführung der Meis- Jahr 2022 gesenkt. Die stärkere Senkung um dann in Summe terpflicht in den Bundesrat 0,5 Prozentpunkte ist insbesondere dem permanenten Druck eingebracht. Die MIT setzt der MIT zu verdanken. Doch die Senkung ist noch immer un- sich seit langem für eine Wie- zureichend, wie MIT-Chef Carsten Linnemann betont: „Ich dereinführung in verschiede- verstehe nicht, warum die Regierung mehr als 20 Milliarden nen Handwerksberufen ein. Euro Rücklagen bunkert, statt das Geld den Beitragszahlern Der Antrag wurde bereits zurückzugeben.“ Die Bürger hätten zusätzlich um mehr als im Bundesrat diskutiert und zehn Milliarden Euro entlastet werden können. Eine Rücklage liegt nun der Bundesregie- von acht bis zehn Milliarden Euro reiche völlig aus. Die Rück-

rung vor. Bei der Novelle der Bundesrat lagen der Arbeitsagentur belaufen sich derzeit auf rund 22,5 Handwerksordnung 2004 Milliarden Euro. hatte die damalige rot-grüne Bundesregierung die Meis- terpflicht in 53 Gewerken ab- geschafft.

32 mittelstandsmagazin 05|18 mittelstandsmagazin 05|18 33 MIt:Inside

EU-Rückversicherung

Scholz‘ fatale Pläne

Mit seinem Vorstoß für eine gemeinsame

EU-Arbeitslosenversicherung präsentiert Junge Union sich Olaf Scholz erneut als Umvertei- lungspolitiker. Der SPD-Finanzminister MIT auf dem Deutschlandtag hat einen „europäischen Arbeitslosensta- bilisierungsfonds“ vorgeschlagen, der Wer wird nächster Kanzlerkandidat der Union? Unter ande- EU-Staaten im Notfall Kredite gewähren rem diese Frage hat die MIT-Bundesgeschäftsstelle auf dem kann. Im Klartext: Die deutschen Arbeit- Deutschlandtag der Jungen Union (JU) in Kiel gestellt – und geber und -nehmer sollen die Arbeitslo- für viel Aufmerksamkeit gesorgt. Neben einigen Printme- sigkeit in anderen EU-Staaten mitbezah- dien berichteten auch RTL und „Markus Lanz“ (Foto unten)

len. Das wird es mit der Union aber nicht über die „K“-Frage. Hier lieferten sich Jens Spahn und AFoto: ZDF n- geben, stellte MIT-Chef und Unions- negret Kramp-Karrenbauer ein Kopf-an-Kopf-Rennen. Die fraktionsvize Carsten Linnemann direkt meisten Stimmen entfielen jedoch auf „Andere“. Nach der klar. „Das wäre eine weitere Vergemein- Soli-Abschaffung gefragt, war die Meinung klarer: Ja, und schaftung von Risiken“, so Linnemann. zwar schnell! Als drängendste Themen für die Regierung Ablehnung kam auch vom wirtschaftspo- wurden Digitalisierung, Rentenreform und Steuersenkung­ litischen Sprecher der EVP-Fraktion im genannt. Viele CDU-Po- Europaparlament, Markus Ferber (CSU). litiker wie Jens Spahn, Statt das Geld des deutschen Steuer- , Anne- zahlers zusammenzuhalten, „findet Herr gret Kramp-Karrenbauer Scholz kreative Wege, es EU-weit zu und (Foto verteilen“, sagte der Co-Vorsitzende der oben) schauten am MIT- MIT-Europakommission. Seine Pläne lie- Stand vorbei. Zu­dem konn- fen auf einen „permanenten Transferme- ten drei junge Neumitglie- chanismus hinaus“. der gewonnen werden.

Soli bis 2021 ganz abschaffen

Der Solidaritätszuschlag gehört bis 2021 restlos abge- Der MIT-Forderung nach einem stärkeren Abbau des schafft. Einen entsprechenden Antrag an den kommen- Solis hat sich Ende September auch Bundeskanzlerin den CDU-Parteitag hat der MIT-Bundesvorstand am 10. angeschlossen. Merkel sagte beim Tag September beschlossen. „Wenn wir den Soli jetzt nicht der Industrie in Berlin, sie halte es nicht für gerecht, abschaffen, droht er zu einer neuen Reichensteuer zu dass der Soli nur für 90 Prozent der Zahler abgeschafft mutieren und bis zum Sankt-Nimmerleinstag zu blei- werde. „Wir werden immer und immer wieder versu- ben“, sagte MIT-Vorsitzender Carsten Linnemann. „Mit chen, an dieser Frage noch mal etwas zu ändern, weil ich dem bevorstehenden Auslaufen des ‚Solidarpakts Ost‘ glaube, es ist keine gute Nachricht gerade für die gan- Ende 2019 ist eine solche finanzielle Sonderbelastung zen Unternehmen“, sagte sie. Union und SPD hatten im der Bürger und Unternehmen jedoch nicht länger be- Koalitionsvertrag vereinbart, dass der Solidaritätszu-

Antrag zum CDU-Parteitag Antrag gründbar“, heißt es in dem Antrag. Linnemann: „Es ist schlag schrittweise wegfallen soll. Für 2021 ist eine Ent- auch eine Frage der politischen Glaubwürdigkeit, den lastung von zehn Milliarden Euro geplant, die 90 Pro- Soli mit Auslaufen des Solidarpakts endlich restlos abzu- zent der Zahler vom Soli befreien soll. Der CDU-Parteitag schaffen.“ findet vom 6. bis 8. Dezember in Hamburg statt.

34 mittelstandsmagazin 05|18 MIt:Inside MIt:inside „Ich bin neu in der MIT, weil …

… ein starker und durch eine soziale … die Vereinigungen, in denen die … der Mittelstand in Sachsen und in Marktwirtschaft geprägter Mittel- Union von CDU und CSU gelebt wird, ganz Deutschland das Rückgrat der stand der wichtigste Motor für die heute erst recht ein klares Bekenntnis deutschen Wirtschaft ist und dies Entwicklung des ländlichen Raumes verdienen.“ auch zukünftig bleiben soll.“ ist.“

Janis Faltmann Lars Martin Klieve Dr. Matthias Haß Geschäftsführer und Landwirt, Finanzvorstand Stadtwerke, Sächsischer Finanzminister, MIT Coesfeld MIT Essen MIT Dresden Neumitglieder

Janis Faltmann (23) engagiert sich be- Lars Martin Klieve (48) ist seit 2017 Fi- Matthias Haß (51) wurde im Dezember reits seit seinem 14. Lebensjahr in der nanzvorstand der Stadtwerke Essen 2017 zum sächsischen Staatsminister Jungen Union und seit dem 16. Lebens- AG. Zuvor war er über 15 Jahre Beige- der Finanzen ernannt. Er studierte Evan- jahr in der CDU. Neben dem Studium ordneter und Kämmerer: ab 2009 in gelische Theologie und Rechtswissen- der Agrarwissenschaften in Stutt- Essen, ab 2005 in Gelsenkirchen, ab schaften in Kiel und Münster. Nach dem gart-Hohenheim und Warschau hat er 2001 in Hürth. Klieve war 2011 im Abschluss der Promotion arbeitete er in verschiedenen Positionen Erfah- Kompetenzteam von Julia Klöckner für zunächst als angestellter Rechtsanwalt rungen in der Geschäftseinheit für Pre- die Landtagswahl in Rheinland-Pfalz. in einer wirtschaftsrechtlichen Groß- cision Farming bei einem großen Land- Seit 2005 ist er Bundesvorstandsmit- kanzlei. 1998 trat er als Referent im maschinenhersteller sammeln dürfen. glied der Kommunalpolitischen Verei- Sächsischen Staatsministerium der Fi- Ebenfalls hat er sich bereits während nigung der CDU und CSU, seit 2009 nanzen in den Staatsdienst ein. Dort des Studiums mit einem Unternehmen als Schatzmeister. Vater und Bruder war er als Leiter des Staatssekretärsbü- für landwirtschaftliche Trackingsys­ haben als Handwerksunternehmer ros, des Ministerbüros sowie als Refe- teme selbstständig gemacht. Neben den Mittelstand tief in der Familie ratsleiter für Bundes- und Europaange- seinem im Oktober beginnenden Klieve verankert. „Nur ich hatte zwei legenheiten tätig. 2006 wechselte er in ­Masterstudium an der Royal Agricul­ linke Hände und musste die Rechte das Bundeskanzleramt und war bis 2010 tural University in Cirencester (Groß- studieren“, scherzt der Volljurist und Gruppenleiter für Gesellschaftspolitik, britannien) bringt er sich seit kurzem Bankkaufmann. Er lebt mit Frau Bildung und Forschung sowie Angele- als Mitglied der Kommission Landwirt- Andrea, die schon viele Jahre MIT-Mit- genheiten der Neuen Länder. Danach schaft, Ernährung, Verbraucherschutz glied ist, und den zwei gemeinsamen war Haß im Bundesfinanzministerium bei der MIT auf Bundesebene ein. Töchtern in Essen. in führenden Positionen tätig.

Die MIT ist mit rund 25.000 Mitgliedern der stärkste und einflussreichste parteipolitische Wirtschaftsverband in ­Deutschland. In unserer Vereinigung ist jeder willkommen, der die ordnungspolitischen Grundsätze der Sozialen Marktwirtschaft schätzt. In dieser Rubrik stellen wir mit jeder Ausgabe drei unserer Neumitglieder vor. Mehr Infos zur Mitgliedschaft: www.mit-bund.de/mitgliedschaft Foto: Screenshot: MIT, ZDF

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1 DAS WAR DER DEUTSCHE MITTELSTANDSPREIS DER MIT 2018

Ein Grüner, der eine Schwarze lobt, ein EU-Kommissar, der Quali- tätsjournalismus würdigt und eine als Kind geflüchtete Unterneh- merin als Musterbeispiel gelungener Integration: Der Deutsche Mittelstandspreis 2018 hat für viel Unterhaltung und einige Über- raschungen gesorgt. Bundesministerin Julia Klöckner, das Han- delsblatt und die Unternehmerin Emitis Pohl wurden für ihr her- ausragendes Engagement für die Prinzipien der Sozialen Marktwirtschaft ausgezeichnet. In der Kategorie Unternehmen fiel die Entscheidung auf die Kölner Unternehmerin Emitis Pohl. Sie kam mit 13 Jahren als Flüchtling aus dem Iran nach Deutschland. 2008 machte sie sich mit einer Kommunikationsagentur selbstständig. Die stellvertre- tende Unionsfraktionsvorsitzende und Jury-Vorsitzende Gitta Connemann hob in ihrer Laudatio hervor, dass ihre Biografie ein beeindruckendes Zeugnis dafür sei, wie gelungene Integration zu unternehmerischem Erfolg führen könne. Auf die Frage des MIT-Bundesvorsitzenden Carsten Linne- mann, was sie als Bundeskanzlerin als erstes tun würde, ant- wortete Pohl: „Ich hätte schon längst ein Einwanderungsgesetz 2 3 beschlossen. Das ist meines Erachtens hinfällig.“ Deutschland brauche Fachkräfte. Sie habe Sympathien für das kanadische Ein- wanderungsgesetz, das seine Mitbürger über ein Punktesystem auswähle. „Dort wird auch verlangt, dass sich Menschen inte- grieren“, sagte Pohl. Sie selbst bezeichnete sich als „ehrgeizig und manchmal auch etwas kleinkariert“. Damit sei sie wohl deut- scher als manch ein Deutscher. Die stellvertretende CDU-Vorsitzende und Bundesministerin für Ernährung und Landwirtschaft, Julia Klöckner, erhielt den Mittelstandspreis in der Kategorie Politik. Die Laudatio hielt der 4 Grünen-Vorsitzende Robert Habeck. Er lobte ihre „politische Führungskunst, die Dinge zusammenzubringen und Gegen- sätze zusammenzuführen“. Deutschland könne froh sein über eine ­Politikerin, die Politik aus einem Wertefundament heraus gestalte. Habeck räumte scherzhaft ein, dass „wir uns bei den Grünen in den Allerwertesten gebissen haben, weil Julia Klöck- ner den Satz, ‚Bienen sind systemrelevant‘ erfunden hat“. Julia Klöckner habe in ihrer noch kurzen Amtszeit bereits einige wich- tige Impulse gesetzt. Als Preisträger in der Kategorie Gesellschaft hat die Jury die Redaktion des Handelsblatts ausgewählt. EU-Kommissar Gün- ther Oettinger erklärte das Handelsblatt in seiner Laudatio zur 5 6 „Pflichtlektüre“ und würdigte den klaren ordnungspolitischen Kompass des Blatts. Zudem lobte er die Qualitätsstandards: „Ich will euch danken für das hohe Maß an Qualität, das ihr Tag für Tag liefert. Für die Zahlen und Fakten. Und für die tiefgründigen Recherchen.“ Oettinger würdigte zudem den Qualitätsjournalis- mus im Allgemeinen. Dieser erfülle eine wichtige gesellschaft- liche Aufgabe in einer Zeit des Informationsgefälles, wie es in den USA offenbar werde. „Das gefährdet die Demokratie. Wir müssen Qualitätsjournalismus einfordern, aber auch nutzen und dafür bezahlen“, sagte er. Abschließend forderte der EU-Kom- missar, dass die deutschen Parteien die kommende Europawahl „genauso wichtig nehmen wie eine Bundestagswahl.“ 7 MIt:Inside MIt:inside

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1. EU-Kommissar Günther Oettinger, 2. Andreas Sobotta (Landesgeschäftsführer MIT Niedersachsen), Christine Ström, 3. Jury-Vorsitzende Gitta Connemann, Unter- nehmerin Emitis Pohl, MIT-Chef Carsten Linnemann, 4. Gut besucht: das Atrium des Allianz-Forums, 5. Werner Bahlsen (Präsident des CDU-Wirtschaftsrates), Fritz Güntzler (MdB), 6. Thomas Sigmund (Handelsblatt), Carsten Linnemann, 7. MIT-Vize Rolf Koschorrek, Stephanie Bauer (Bundesverband der Freien Berufe), PKM-Chef , 8. Günther Oettinger, Gitta Connemann, Emitis Pohl, Sven Afhüppe, Julia Klöckner, Robert Habeck, Carsten Linnemann, 9. MIT-Vize , MIT-Vize Dorin Müthel-Brenncke, MIT-Vorstand Thomas Schmatz, 10. Stefan Rouenhoff (MdB), Hendrik Wüst (NRW-Verkehrsminister und MIT-Landesvor- sitzender), Günther Oettinger, 11. Ansgar Tietmeyer (Maleki Corporate Group) und Udo van Kampen (Medientrainer), 12. Ministerin Julia Klöckner kommt mit dem Fahrrad, 13. Wolfgang Hinkel (Berater), Holger Eichele (Deutscher Brauer-Bund), 14. Sven Jacob (Reemtsma), (Koordinator für Luft und Raum- fahrt der Bundesregierung und Vorsitzender der MIT-Digitalkommission), Florian Oßner (MdB), 15. Handelsblatt-Chefredakteur Sven Afhüppe, Carsten Linnemann, 16: Werner Vogel (MIT-Energiekommission), (Parlamentarischer Staatssekretär beim BMWi), Josef Gochermann (MIT-Bundesvorstand, 17. Grünen-Chef Robert ­Habeck, Julia Klöckner, 18. Oliver Röseler (CDU-Bundesgeschäftsstelle), Kurt-Dieter Grill (139 Grad Consulting), Axel Wallrabenstein (MSL Group), Daniela Henze (Deutscher Dialogmarketing Verband), Emitis Pohl mit ihren Mitarbeiterinnen Jana Hohlfinger und Sophia Bolland

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20. Emitis Pohl, Carsten Linnemann, 21. Julia Klöcknerund ihr Partner Ralph Grieser, 22. Christian Baldauf (CDU-Fraktionsvorsitzender Rheinland-Pfalz) und Hugo Müller-Vogg (Publizist), 23. Bernd Nauen (Zentralverband der Werbewirtschaft), Jörg Hamel (MIT-Bundesvorstand), Swantje von Massenbach (BMEL), 24. Franca Bauernfeind (RCDS-Landesvorsitzende Thüringen), Christian Meyer (CDU-Landesgeschäftsführer Niedersachsen), Thorsten Alsleben (MIT-Hauptgeschäftsführer), 25. Carsten Gieseler (fodjan), Sebastian Scholzen (PwC), Niklas Veltkamp (Bitkom und Vorsitzender MIT-Digitalkommission), Tim Rosengart (shine), 26. Patrick Kam- merer (Coca Cola), Ingmar Dathe (MOIA), Christian Wohlrabe (Alba Group), Axel Wallrabenstein (MSL Group), 27: Sabine Hepperle (Abteilungsleiterin Mittelstand BMWi), Christian Schubert (BASF), 28. Handelsblatt-Chefredakteur Sven Afhüppe, Carsten Linnemann

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27 Fotos: MIT MIt:Inside MIt:Inside Mitgliederstatistik Vechta (Niedersachsen) Die fünf größten MIT/MU-Kreisverbände (30.09.2018) 856 Mitglieder Paderborn Kreisvorsitz: Rhein- (Nordrhein-Westfalen) Sieg-Kreis Werner Lübbe (Nordrhein-Westfalen) Fulda 559 Mitglieder 426 Mitglieder (Hessen) Kreisvorsitz: Kreisvorsitz: Andreas Stolze 561 Mitglieder Ulrich Lange Rhein- Kreis-Neuss Kreisvorsitz: (Nordrhein-Westfalen) Jürgen Diener 477 Mitglieder Kreisvorsitz: Stefan Arcularius Verbände mit dem größten absoluten Zuwachs (31.07.2018 – 30.09.2018) Fulda (Hessen) 4 Neumitglieder 4 Paderborn Kreisvorsitz: Jürgen Diener (Nordrhein-Westfalen) 10 Neumitglieder Kreisvorsitz: Ulrich Lange Potsdam (Brandenburg) 10 4 Neumitglieder 4 Kreisvorsitz: Vechta Dr. Josef Westerhausen (Niedersachsen) Bamberg-Land 10 Neumitglieder (Bayern) Kreisvorsitz: 5 Neumitglieder Werner Lübbe 5 10 Kreisvorsitz: Rudolf Schramm Verbände mit dem größten relativen Zuwachs (31.07.2018 – 30.09.2018) +11 % Bamberg-Land (Bayern) Kreisvorsitz: Rudolf Schramm +21 % +20 % (Brandenburg) Potsdam Rhein-Hunsrück-Kreis (Rheinland-Pfalz) Kreisvorsitz: Dr. Josef Westerhausen Kreisvorsitz: derzeit unbesetzt +14 % +9 % Main-Spessart (Bayern) Zuwachs Südwestpfalz (Rheinland-Pfalz) Kreisvorsitz: Rudi Röder Kreisvorsitz: derzeit unbesetzt KORREKTUR: In Ausgabe 4|18 wurde der MU Bamberg-Land ein falscher Kreisvorsitzender zugeordnet. NEU Vorsitzender ist Rudolf Schramm. Mitglieder 39 It’s now or never.

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