Flurbereinigung Plüderhausen/Urbach (HWS)

Rems-Murr-Kreis Verfahrensnummer 3116

Erläuterungsbericht - Entwurf - zum Wege- und Gewässerplan mit landschaftspflegerischem Begleitplan (Plan nach § 41 FlurbG)

Landratsamt -Murr-Kreis

Waiblingen, 05.07.2019

Projektleiter: Gerd Holzwarth Projektingenieur: Jens Pohl

Gliederung

1. Das Flurneuordnungsverfahren 1.1. Rechtsgrundlagen 3 1.2. Lage des Gebiets 3 1.3. Probleme und Planungsschwerpunkte 3 1.4. Ziele 4

2. Allgemeine Planungsgrundlagen 2.1. Raumbezogene Planungen 4 2.2. Geschützte und schutzwürdige Gebiete bzw. Objekte 7 2.3. Bestehende und geplante Anlagen 9 2.4. Das Flurbereinigungsgebiet 10

3. Die Planung für das Flurbereinigungsgebiet 3.1. Betriebswirtschaftliche Gesichtspunkte 11 3.2. Wege 13 3.3. Wasserwirtschaftliche Maßnahmen 14 3.4. Geländegestaltung 14 3.5. Schutz und Verbesserung des Bodens 14 3.6. Landschaftspflege 14 3.7. Freizeit und Erholung 15 3.8. Sonstiges 15

4. Erläuterung von Einzelmaßnahmen 15

5. Ortsgestaltungsplan 15

6. Eingriff / Ausgleich 6.1. Eingriffsregelungen nach §§ 13-16 BNatSchG 16 6.2. Zu erwartende Beeinträchtigung des Naturhaushaltes und des Landschaftsbildes (Eingriffe) 20 6.3. Maßnahmen zur Vermeidung und Minderung der Eingriffe 22 6.4. Beschreibung der Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen 22 6.5. FFH-Lebensraumtypen außerhalb von Natura 2000 Gebieten 24 6.6. Bilanzierung von Eingriff und Ausgleich 24 6.7. Ökologischer Mehrwert 24

7. Artenschutz nach § 44 BNatSchG 7.1. Bestandssituation/Vorkommen planungsrelevanter Arten 24 7.2. Vorprüfung (Konfliktanalyse/Betroffenheitsanalyse) 26 7.3. Artenschutzrechtliche Prüfung 32 7.4. Erläuterung der Vermeidungs- und Minderungsmaßnahmen 32 7.5. Beschreibung der vorgezogenen Ausgleichsmaßnahmen 32 7.6. Darlegung des Monitorings und Risikomanagements 33

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7.7. Darlegung der naturschutzfachlichen Voraussetzungen für die Ausnahmeregelung 33 7.8. Formblätter LUBW 33

8. Natura 2000 33

9. Umweltverträglichkeit 33

10. Anlagen 33

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1. Das Flurneuordnungsverfahren

1.1 Rechtsgrundlagen Die Flurbereinigung Plüderhausen/Urbach (HWS) wurde mit Beschluss des Landesamtes für Geoinformation und Landentwicklung Baden-Württemberg vom 26.11.2015 aufgrund § 4 FlurbG als Verfahren nach § 87 FlurbG angeordnet. Das Verfahrensgebiet wurde durch den Änderungsbeschluss Nr. 1 vom 04.05.2017 nach § 8 Abs. 1 FlurbG durch die untere Flurbereinigungsbehörde geringfügig geändert. Das gesamte Verfahrensgebiet ist Einwirkungsbereich für das Unternehmen „Neubau des Hoch- wasserrückhaltebeckens (HRB) 4 Plüderhausen-Urbach“ des Wasserverbandes Rems.

1.2 Lage des Gebietes Das Flurbereinigungsgebiet liegt im Süden des Rems-Murr-Kreises, 3 km östlich von . Das Flurbereinigungsgebiet umfasst Teile der Gemarkung Unterurbach der Gemeinde Urbach und Teile der Gemarkung Plüderhausen der Gemeinde Plüderhausen. Es grenzt im Osten an das Gewerbegebiet Heusee von Plüderhausen und im Norden wird es durch die Bahnlinie -Bad Cannstatt/Nördlingen begrenzt. Im Westen wird es begrenzt durch den Sportplatz und die Rems und im Süden durch die B 29 und die Gemeindegrenze zwi- schen Urbach und Plüderhausen. Das Flurbereinigungsgebiet hat eine Fläche von rund 80 ha, die sich wie folgt gliedert:

Gemarkung Gesamt- Landwirt- Wald Gebäudefl., Verkehr, Sonstige fläche schaft Bauland Wasser Flächen

(ha) (ha) (ha) (ha) (ha) (ha) Unterurbach 50,6 27,6 7,0 2,0 12,0 2,0

Plüderhausen 29,4 16,4 - 6,0 6,0 1,0

1.3 Probleme und Planungsschwerpunkte Für den Bau des Hochwasserrückhaltebeckens 4 soll Land in verhältnismäßig großem Umfang zur Verfügung gestellt werden. Der den Betroffenen entstehende Landverlust soll auf einen größeren Kreis von Eigentümern verteilt werden. Nachteile für die allgemeine Landeskultur, die durch das Unternehmen entstehen, sollen vermieden bzw. minimiert werden. Durch den Bau der Hochwas- serdämme werden zudem Grundstücke durchschnitten. Dies beeinträchtigt die Bewirtschaftung und wirkt sich nachteilig auf die Produktions- und Arbeitsbedingungen in der Landwirtschaft aus. Die agrarstrukturellen Verhältnisse sollen, soweit möglich, verbessert werden.

Die Bewirtschaftung der landwirtschaftlichen Nutzflächen ist wegen der überwiegend kleinen Par- zellen beeinträchtigt. Die Verteilung der Wirtschaftsflächen über das gesamte Gebiet erfordert für die Bewirtschafter teilweise weite Wege. Insgesamt betrachtet ist das Verfahrensgebiet durch be- festigte Wege ausreichend erschlossen, es fehlt nur an wenigen Flurstücken eine rechtlich gesi- cherte Zuwegung. Die genannten Verhältnisse beeinträchtigen eine rationelle Bewirtschaftung der Grundstücke. Es wird nach Möglichkeiten gesucht, um Verbesserungen zu erzielen.

Die Entflechtung von Nutzungskonflikten mit Natur- und Gewässerschutz, sowie die Zusammenle- gung und die Erschließung der bisher nicht erschlossenen Flurstücke werden angestrebt.

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1.4 Ziele • Bereitstellung von Flächen gem. § 87 FlurbG zum Bau des Hochwasserrückhaltebeckens • Verteilung des entstehenden Landverlustes auf einen größeren Kreis von Eigentümern • Vermeidung von Nachteilen für die allgemeine Landeskultur (Vermeidung bzw. Minimierung von Durchschneidungsschäden, Anpassung des Wegenetzes an die neuen Anlagen) • Schaffung möglichst großer Grundstücke durch Zusammenlegung • Regelung der rechtlichen Verhältnisse • Neuvermessung des neu eingeteilten Flurbereinigungsgebiets und Übernahme der Ergebnisse in die öffentlichen Bücher

2. Allgemeine Planungsgrundlagen

2.1 Raumbezogene Planungen

2.1.1 Landesentwicklungsplan Baden-Württemberg Das Planungsgebiet ist im Landesentwicklungsplan (LEP) von 2002 als Teil des Verdichtungsrau- mes Stuttgart sowie als Teil des Mittelbereiches Schorndorf mit Mittelzentrum Schorndorf ausge- wiesen. Im LEP wird darauf hingewiesen, dass im Rahmen von Flurneuordnungen die für Infra- strukturmaßnahmen der öffentlichen Hand benötigten Flächen sozial verträglich bereitzustellen, die Bewirtschaftungsstrukturen in der Landwirtschaft zu verbessern, den strukturellen Wandel in der Landwirtschaft zu flankieren und landschaftsökologische Aufwertungsmaßnahmen zu unter- stützen sind. Die Gemeinden Plüderhausen und Urbach liegen an der Entwicklungsachse Stuttgart – / – Schorndorf (– Schwäbisch Gmünd).

2.1.2 Regionalplan und Landschaftsrahmenplan der Region Stuttgart Der Regionalplan mit Satzungsbeschluss vom 22. Juli 2009 enthält für das Flurbereinigungsgebiet folgende Festlegungen: Als Siedlungsbereich wird für Plüderhausen und Urbach der Hinweis genannt, dass es sich um die Talaue der Rems handelt und daher der Wasserschutz berücksichtigt werden muss. Die regionalbedeutsamen Ausgleichsfunktionen Naherholung, Wald, Klima, Sicherung des Frei- raumzusammenhangs sowie Naturschutz und Landschaftspflege des Grünzuges G30 „Buocher Höhe bis Wieslauftal“ haben Vorrang vor anderen Raumnutzungen. Die natürliche Eigenart und regionalbedeutsamen Ausgleichsfunktionen wie Gliederung der Sied- lungsentwicklung, Remsaue, Bachaue des Bärenbachs mit Nebenbächen, (Bagger)Seen, Stau- weiher in der Remsaue, Überflutungsfläche, Grundwasserneubildung, Zugvogelrastplatz, Biotope und Biotopverbund, Naturschutz und Landschaftspflege, Klima, Freiraumvernetzung und wohnungsnahe Erholung der Grünzäsur Z65 Urbach/Plüderhausen sind von regionaler Bedeutung.

Der Landschaftsrahmenplan Mittlerer des Verbands Region Stuttgart von 1999 gibt in der Landschaftsfunktionenkarte folgende Bewertung vor: Bereiche hoher Bedeutung für Landwirtschaft und Bodenschutz. Bereiche hoher Bedeutung sowie vereinzelt kleinräumige Bereiche sehr hoher Bedeutung für Naturschutz, Landschaftspflege und Artenschutz. Es sind wertvolle Biotopbereiche vorhanden.

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2.1.3 Landschaftspark und Gewässerentwicklungsplan Rems Im Plan zum Landschaftspark Rems der Gemeinden Plüderhausen und Urbach vom 10.10.2007 ist der Hochwasserrückhalteraum verzeichnet. Weitergehende Informationen für das Flurbereini- gungsgebiet sind den Plänen nicht zu entnehmen.

2.1.4 Flächennutzungsplan (FNP) Für die Gemeinden Plüderhausen und Urbach gilt der aus dem Regionalplan entwickelte FNP der Verwaltungsgemeinschaft vom 13.04.1995. Im FNP sind im Flurbereinigungsgebiet die Flächen überwiegend als land- und forstwirtschaftlich eingestuft. Zudem wird die Bedeutung der Rems und des Bärenbachs hervorgehoben.

2.1.5 Bebauungspläne (B-Pläne) Gemeinde Plüderhausen: In das Flurbereinigungsgebiet wirken die B-Pläne „Rank Änderung“ vom 19.03.1978 „Rank - Erwei- terung (Rank-West)“ vom 22.05.1986, „Rank - Erweiterung West (Flst. 4054)“ vom 22.04.1999, „Rank (West) – Änderung Im Rank 41 und 41/1“ vom 26.05.2017, „Heusee I“ vom 26.11.1979, „Heusee II“ vom 04.10.1988, „Heusee II - Änderung II“ vom 04.08.2011. Die genannten B-Pläne werden in der Bodenwertermittlung und in der Zuteilung im Flurbereinigungsverfahren berücksich- tigt. Auf die Wege- und Gewässerplanung haben sie keinen Einfluss. Gemeinde Urbach: Nur randlich betroffen ohne Auswirkungen für das Flurbereinigungsgebiet sind die B-Pläne „Hungerbühl-Sammelkläranlage“ und „Gewerbegebiet Rems - Ergänzung Remsweg“.

2.1.6 Planfeststellung für das Hochwasserrückhaltebecken Die untere Wasserbehörde des Landratsamtes Rems-Murr-Kreis hat am 14.07.2016 den Planfest- stellungsbeschluss für das Hochwasserrückhaltebecken 4 Plüderhausen/Urbach erlassen. Der Planfeststellungsbeschluss ist Rechtsgrundlage für das Unternehmensverfahren und wird in der Wege- und Gewässerplanung berücksichtigt.

2.1.7 Landschaftspflegerischer Begleitplan zur Planfeststellung Teil der planfestgestellten Unterlagen ist der Landschaftspflegerische Begleitplan des Büros Bruns, Stotz & Gräßle von 2015 (Anlage 5). Auch er wird in der Wege- und Gewässerplanung berück- sichtigt. Die darin enthaltene Biotoptypkartierung im LUBW-Schlüssel wird für die Eingriffs- / Aus- gleichsbilanz herangezogen.

2.1.8 Gewässerentwicklungskonzept Rems Die Planungsgemeinschaft Rems legte mit der Integrierten Flussgebietsuntersuchung Rems (IFU Rems) 1995 ein ökologisch abgeprüftes Hochwasserschutzkonzept und 1996 ein ökologisches Gewässerentwicklungskonzept für den gesamten 80 km langen Remsverlauf vor. Auf diesem Kon- zept fußt die Satzung des Wasserverbandes Rems. Es ist Grundlage für die Hochwasserrückhalte- anlagen an der Rems und damit auch für das Hochwasserrückhaltebecken 4 Plüderhau- sen/Urbach.

2.1.9 Vorplanungsbericht nach § 38 FlurbG Der agrarstrukturelle Vorplanungsbericht wurde vom Kreislandwirtschatsamt am 22.07.2015 vorge- legt. Demnach bewirtschaften sechs Landwirte die Äcker und Wiesen im Flurbereinigungsgebiet. Fünf davon haben Milchvieh- bzw. Rinderhaltung. Das Landwirtschaftsamt empfiehlt, die durch den Bau der Hochwasserdämme verlorene

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Bewirtschaftungsfläche durch gute Erschließung und möglichst große zusammenhängend bewirt- schaftbare Flächen im Rahmen der Flurneuordnung auszugleichen.

2.1.10 Allgemeine Leitsätze nach Nr. 2.6.1 VwV Flurneuordnung und Naturschutz In Abstimmung mit der UNB, den Vertretern der privaten Naturschutzverbände und weiterer Träger öffentlicher Belange wurden am 18.09.2015 folgende allgemeine Leitsätze aufgestellt: • Anstatt der in Flurbereinigungsverfahren standardmäßig durchgeführten Ökologischen Vorun- tersuchung und der ökologischen Ressourcenanalyse wird auf die umfassenden Erhebungen im Zusammenhang mit der Planfeststellung zurückgegriffen. • Die für die Erstellung der saP erforderlichen Nachuntersuchungen (Feldlerche, Großer Feuer- falter, Nachtkerzenschwärmer und ggf. Höhlenbäume) werden von der Flurbereinigungsbe- hörde beauftragt • Auf den Gewässerentwicklungsplan Rems wird hingewiesen. • Mit Verbrauch landwirtschaftlicher Flächen ist restriktiv umzugehen. • Naturnahe Strukturen (Gewässer Rems, Schutzstreifen, Auelandschaft) sollen erhalten und entwickelt werden. • Landwirtschaftliche Strukturen sollen im Sinne der wirtschaftlichen Produktion verbessert wer- den

2.1.11 Allgemeine Grundsätze zur Neugestaltung des Verfahrensgebietes Die unter 2.1.1 bis 2.1.10 benannten Planungen werden bei der Neugestaltung des Verfahrensge- bietes berücksichtigt und beachtet. Leitungen Sollte für die im Verfahrensgebiet befindlichen öffentlichen Ver- und Entsorgungsleitungen (siehe auch Kapitel 2.3.4) eine dingliche Sicherung erforderlich sein, kann diese im laufenden Verfahren erfolgen. Auf Leitungen im Verfahrensgebiet wird Rücksicht genommen. Die Vorgaben und Hinweise der Leitungsbetreiber werden beachtet. Wasserwirtschaft, Bodenschutz Gewässer Wenn möglich, werden Gewässerrandstreifen entlang der Fließgewässer 2. Ordnung in öffentli- ches Eigentum überführt. Die Gewässer im Verfahrensgebiet sind mit ihren angrenzenden Strukturen zu erhalten und soweit möglich zu entwickeln. Bodenschutz Der Boden soll in seiner Struktur und Substanz erhalten bleiben. Landwirtschaftliche Nutzung Beschränkung der Wege auf das notwendige Maß, da im Verfahrensgebiet bereits ein sehr dicht- maschiges Netz an Wegen vorhanden ist. Erschließungswege sollen, wenn möglich, ohne Befesti- gung hergestellt werden. Naturschutz und Landschaftspflege Die Leistungsfähigkeit des Naturhaushaltes und die Vielfalt von Natur und Landschaft sind zu erhalten und nach Möglichkeit zu verbessern. Die landschaftsprägenden und ökologisch wertvollen Landschaftselemente sind, soweit möglich, zu erhalten. Sofern solche Landschaftselemente beseitigt oder beeinträchtigt werden, ist ein geeigneter Ersatz zu schaffen. Die Schutzgebiete, Naturdenkmale und geschützten Biotope sind zu erhalten und wenn möglich zu verbessern. Soweit eine Überführung in öffentliches Eigentum möglich und erwünscht ist, sollten Pufferzonen zur ökologischen Aufwertung ausgewiesen werden.

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Denkmalschutz Im Verfahrensgebiet sind Belange des Denkmalschutzes nicht berührt. Siehe hierzu 2.2.10.

2.1.12 Dorfentwicklung Im Flurbereinigungsverfahren werden keine Maßnahmen zur Dorfentwicklung umgesetzt.

2.1.13 Biotopverbund und Wildtierkorridor

Für das Planungsgebiet werden im Fachplan „landesweiter Biotopverbund“ Kernflächen, Kernräu- me und Suchräume für mittlere und feuchte Standorte ausgewiesen. Trockene Standorte sind nicht verzeichnet. Die Kernflächen und -räume mittlerer Standorte liegen zum einen südlich der B 29 im Bereich der zum Teil mit Streuobst bestandenen Hänge Richtung , zum anderen im Bereich der Remsaue im Zusammenhang mit Streuobstflächen und Auwaldresten. Bei den Suchräumen wurde die Trennwirkung der B 29 vom System nicht betrachtet (siehe Fach- plan Landesweiter Biotopverbund Arbeitsbericht S. 20), so dass die tatsächliche ökologische Funk- tionsfähigkeit der ausgewiesenen Suchräume sicherlich als eingeschränkt zu betrachten ist. Im Verfahrensgebiet sind keine Wildtierkorridore verzeichnet.

2.2 Geschützte und schutzwürdige Gebiete bzw. Objekte Alle vorhandenen Schutzgebiete bzw. -objekte sind in der Wege- und Gewässerkarte dargestellt.

2.2.1 Wasserschutzgebiete Sind im Verfahrensgebiet nicht vorhanden.

2.2.2 Überschwemmungsgebiete Sind im Verfahrensgebiet nicht vorhanden.

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2.2.3 Hochwassergefahrenkarte Die Hochwassergefahrenkarte des RP Stuttgart mit Stand 28.03.2018 ist berücksichtigt.

2.2.4 Naturschutz-, Landschaftsschutzgebiete, Naturparke, Natura 2000-Gebiete Sind im Verfahrensgebiet nicht vorhanden.

2.2.5 Lebensraumtypen außerhalb Natura 2000-Gebiete Es wurden vom Büro Bruns, Stotz & Gräßle im Zusammenhang mit der Biotoptypkartierung keine FFH-Lebensräume, insbesondere magere Flachlandmähwiesen (65.10) außerhalb von Natura 2000 Gebieten festgestellt.

2.2.6 Naturdenkmale Sind im Verfahrensgebiet nicht vorhanden.

2.2.7 Geschützte Grünbestände Sind im Verfahrensgebiet nicht vorhanden.

2.2.8 Biotopkartierung Im Verfahrensgebiet befinden sich folgende gesetzlich geschützte Biotope (§ 30 BNatSchG, § 32 NatschG): 171231191503 Großseggen-Ried, Neuweiler 171231191517 Tümpel mit Gehölz, Herrenwiesen 171231198275 Gehölzsaum Bärenbach nordwestlich Plüderhausen 171231198277 Hecke an der B 29 südwestlich Plüderhausen 171231198276 Hecke am Bahndamm westlich Plüderhausen 171231198278 Röhrichtgürtel an zwei Teichen westlich Plüderhausen 171231198292 Hecke an der B 29 südwestlich Plüderhausen Folgende Biotope sind nach § 32 NatSchG besonders geschützt: 171231190001 Feldgehölz 'Rank' östlich Urbach 171231191502 Straßenbegleitgehölz, B 29 171231191514 Feldhecken und Feldgehölze entlang der Remsböschung

Die genannten Biotope werden durch Maßnahmen der Flurneuordnung nicht beeinträchtigt.

2.2.9 Geschützte Gebiete nach dem Landeswaldgesetz Folgendes Waldbiotop ist nach § 30a LWaldG besonders geschützt: 272231193182 Feuchtgebiet beim Neuweilerhof S Urbach

Das genannte Waldbiotop wird durch Maßnahmen der Flurneuordnung nicht beeinträchtigt.

2.2.10 Kulturdenkmale Vom Regierungspräsidium Stuttgart, Referat 83.2, Denkmalkunde, wird in einer Stellungnahme vom 22.09.2015 mitgeteilt, dass die Denkmalpflege nicht in erheblichem Maße berührt ist. Es wird auf die bereits zum Planfeststellungsverfahren „Hochwasserrückhaltebecken Nr. 4 Plüderhau- sen/Urbach“ gemachten Auflagen im Umfeld des Neuweilerhofs verwiesen. Dieser Bereich liegt jedoch außerhalb des Flurbereinigungsgebietes. Da keine Maßnahmen mit Bodeneingriffen vorge- sehen sind, können sich keine negativen Auswirkungen auf Kulturdenkmale ergeben.

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2.2.11 Militärische Schutzbereiche Sind im Verfahrensgebiet nicht vorhanden.

2.2.12 Altlasten Im Flurbereinigungsgebiet befinden sich folgende kartierten Altablagerungen: Nr. 01344-000, Im Rank 5, altlastverdächtig / Altlast, Altstandort Nr. 01549-000, 3 Flächen im Bereich Rank, B-Fall, Altablagerung

Im Bereich dieser Altablagerungen sind keine Maßnahmen der Flurbereinigung vorgesehen.

2.3 Bestehende und geplante Anlagen Alle bestehenden und geplanten Anlagen sind in der Wege- und Gewässerkarte dargestellt.

2.3.1 Eisenbahnen Die Bahnlinie Stuttgart-Bad Cannstatt / Nördlingen durchquert das Flurbereinigungsgebiet im Nor- den.

2.3.2 Straßen Bundesstraßen Die Bundesstraße 29 führt von Schorndorf nach Schwäbisch Gmünd. Sie durchquert das Verfah- rensgebiet von Nordwest nach Südost. Landesstraßen Sind im Verfahrensgebiet nicht vorhanden Kreisstraßen Die K 1882 liegt im Südosten außerhalb an der Gebietsgrenze. Gemeindeverbindungsstraßen Im Verfahrensgebiet liegen die Gemeindeverbindungsstraßen von Urbach nach Plüderhausen (10) und zum Neuweilerhof (11). sonstige Straßen Im Gebiet liegen die Straßen Im Rank (20), Kitzbüheler Platz (21), Heusee (22), in der Birken (23), Remsweg (24) und Seestraße (25).

2.3.3 Gewässer Rems Die Rems (300) ist ein Gewässer I. Ordnung und fließt in Ost – West Richtung. Bärenbach Der Bärenbach (330), ein Gewässer II. Ordnung, fließt im Nordosten unterhalb der Bahnlinie ins Verfahrensgebiet und mündet weiter südwestlich in die Rems. Sonstige Gewässer Im Planungsgebiet sind Wassergräben von untergeordneter Bedeutung vorhanden. (350) fließt im Nordwesten des Gebiets vom Hochwasserdamm nach Westen. (351) führt von Osten zur Drainage im Hochwasserdamm. (352) entwässert das Bahngrundstück im Norden zur Drainage im Hoch- wasserdamm. (353) entwässert zur Rems hin. Im Gebiet sind zudem fünf mittelgroße bis große private Fischteiche vorhanden (301 bis 305).

2.3.4 Leitungen Alle bekannten Leitungen sind in der Anlage zur Wege- und Gewässerkarte dargestellt. Hier sind nur die wichtigsten gelistet:

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Energieversorgungsleitungen Eine 110kv-Freileitung der EnBW verläuft im Süden des Flurbereinigungsgebietes. Weitere unter- geordnete Freileitungen und Erdkabel sind vorhanden. Wasser- / Mischwasser- / Abwasserleitungen Im Verfahrensgebiet liegen mehrere Wasser-, Mischwasser- und Abwasserleitungen der Gemein- den Plüderhausen und Urbach. Gasleitung Eine Gasleitung HGD 200 durchquert das Verfahrensgebiet. Sie verläuft weitestgehend entlang der B 29. Fernmeldeleitungen Mehrere Fernmeldekabel sind im Verfahrensgebiet vorhanden.

2.4 Das Flurbereinigungsgebiet

2.4.1 Topografie Das Flurneuordnungsgebiet liegt in der Remsaue zwischen Bahnlinie und Bundesstraße. Es ist überwiegend flach bis leicht wellig. Die Höhenlage schwankt zwischen ca. 255 und ca. 275 m ü. NN.

2.4.2 Geologie Das Gebiet wird weitgehend von der ebenen Talaue der Rems charakterisiert. Die oberste geolo- gische Schicht setzt sich aus unterschiedlich mächtigen lehmigen bis sandigen-kiesigen Ablage- rungen zusammen. Lediglich im südlichen Bereich streichen die Gipskeuper-Ausläufer noch in das Flurbereinigungsgebiet hinein. Die Ablagerungen in der Talaue lassen sich wie folgt beschreiben: Nach einer rd. 0,2 bis 0,3 m dicken Oberbodenschicht folgt, insbesondere entlang der Rems, eine bis zu 1,0 m mächtige Ablagerungsschicht lehmiger Sande oder sandiger Lehme. Mit sich vergrö- ßerndem Abstand zur Rems, gehen diese locker gelagerten Auffüllungen in stark sandige Tal- lehme über. Hiernach folgen bis zu 4 m mächtige Tal Kiese, die zu den nördlichen und südlichen Talflanken ausstreichen. Unterhalb der quartären Kiese beginnt der verwitterte Gipskeuper in Form von Verwitterungslehmen bzw. Ton- bzw. Schluffstein. Bereichsweise können hier Schluffstein- bzw. Mergelbänke eingeschoben sein. Fels und fester Tonstein stehen in einer Tiefe von 9 bis 11 m an. Hierbei handelt es sich um eine Wechselfolge von wenig bis nicht verwitterten Ton- und Schluffsteinen sowie mergeligen Kalksteinen. Quelle: Stotz, April 2015

2.4.3 Wasserhaushalt Das prägende Oberflächengewässer ist die Rems als Gewässer I. Ordnung (300). Aus Nordosten entwässert der Bärenbach in die Rems als Gewässer II. Ordnung (330). Zudem sind fünf Fischtei- che (ehemalige Kiesabbaubereiche) vorhanden, die alle durch das flach anstehende Grundwasser gespeist werden (301 bis 305). Es sind mehrere Nassstellen in den Remsauen vorhanden.

2.4.4 Naturnahe Bereiche In der Talaue ist die Vegetation weitgehend durch landwirtschaftliche Nutzung geprägt. Natürliche oder naturnahe Flächen sind unregelmäßig verteilt und nur kleinräumig vorhanden. Bei Strukturen, die als Biotope eingestuft sind, handelt es sich vorwiegend um Gehölzformationen unterschiedli- cher Zusammensetzung oder Schilf / Röhricht. Der Unterlauf des Bärenbachs ist wenig beeinträchtigt und damit hoch bedeutend eingestuft.

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2.4.5 Bodennutzung Die Flächen des Planungsgebietes sind gemäß Flurbilanz etwa hälftig den Vorrangfluren 1 und 2 zuzuordnen. Grenz- oder Untergrenzflächen kommen im Flurbereinigungsgebiet wenig bis gar nicht vor. Die Bodennutzung wird durch die topographischen und geomorphologischen Verhältnisse be- stimmt. Ackernutzung herrscht in den guten bis sehr guten Böden der Remsaue vor. In den Rand- bereichen wird Grünland zur Futter- und Heuerzeugung genutzt. In Ortsnähe sind Gewerbegebiete, Sportanlagen und Kleingartennutzung vorherrschend.

2.4.6 Bodenschätze Früher wurde in der Remsaue intensiv Kies abgebaut. Weitere Bodenschätze sind nicht bekannt.

2.4.7 Besitzstruktur Die durchschnittliche Grundstücksgröße liegt bei rund 18,5 Ar. Die Gewannlängen liegen zwischen 100 m und 150 m. Der Anteil der Pachtflächen ist bei den Haupterwerbsbetrieben sehr groß. Durch den unterneh- mensbedingten Flächenverlust in Höhe von ca. 12 ha nimmt der Druck auf den Pachtmarkt noch zu.

2.4.8 Ortslagen und Siedlungen im Außenbereich Im Flurbereinigungsgebiet liegen keine Ortslagen und Siedlungen. Im Außenbereich auf Gemarkung Unterurbach sind lediglich vereinzelte Häuser an der Seestraße, ein Garten- und Landschaftsbaubetrieb sowie Kleingärten vorhanden. Zudem sind auf Gemarkung Plüderhausen die von der Maßnahme betroffenen Gewerbegrundstücke ins Flurbereinigungsge- biet einbezogen.

3 Die Planung für das Flurbereinigungsgebiet Sämtliche hier dargestellten Maßnahmen der Teilnehmergemeinschaft (TG) werden komplett vom Wasserverband Rems ausgeschrieben und hergestellt bzw. umgesetzt. Die erforderlichen Pflege- maßnahmen werden vom Wasserverband Rems entsprechend dem Pflegeplan Anlage 1c über- nommen. Für die TG und die beteiligten Kommunen fallen keine Kosten an.

3.1 Betriebswirtschaftliche Gesichtspunkte

3.1.1 Acker- und Grünlandnutzung Zur Anpassung an die veränderten Bewirtschaftungsstrukturen werden Flächen umgebrochen und an anderer Stelle neu eingesät. Umbruch von Wirtschaftsgrünland Maßnahme Flurstück(e) Gmkg* Fläche [Ar] 450 873 UU 1,60 451 1219,1221 Pl 12,06 452 649 UU 3,37 453 656-660 UU 25,12 454 691 UU 3,37

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Ansaat von Acker Maßnahme Flurstück(e) Gmkg* Fläche [Ar] 500 734 UU 3,82 501 857-858/1, 861 UU 7,86 502 696+697 UU 5,59 503 893 UU 5,14 504 3369 UU 12,67 505 1173 Pl 4,45 506 650 UU 2,21 507 654/1+655 UU 6,38

*Gmkg = Gemarkung: UU = Unterurbach, Pl = Plüderhausen

Es handelt sich bei den Flächen der Maßnahmen 450 bis 454 jeweils um Wirtschaftswiesen im Sinne der landwirtschaftlichen Urproduktion. Die Flächen wurden vor Ort betrachtet und es wurden keine Konflikte mit naturschutzfachlichen und -rechtlichen Zielen und Vorgaben wie Schutzgebiete, FFH-Lebensraumtypen, besondere Artenvielfalt oder besondere Bedeutung für die Artenvielfalt festgestellt. Siehe auch Kapitel 8, artenschutzrechtliche Prüfung. Die genannten Maßnahmen liegen außerhalb der Kernflächen und -räumen des landesweiten Bio- topverbunds. Der Umbruch Maßnahme 451 und Ansaat Maßnahme 504, jeweils ca. 12 a, liegen beide im Suchraum 500 m, so dass sich auch in Bezug auf die Lage im landesweiten Biotopver- bund ebenfalls keine Veränderung ergibt.

Für die umgewandelten Flächen wurde eine Acker-Grünlandbilanz wie folgt erstellt. Grünlandumbruch (Gr  A) 45,52 Ar Einsaat (A  Gr) 48,12 Ar Bilanz (Einsaat-Umbruch) + 2,60 Ar

Somit sind die Voraussetzungen für eine Umwandlung durch Ausnahme nach § 27a (2) Nr. 1 LLG erfüllt. Bei Bodenordnungsverfahren nach dem Flurbereinigungsgesetz wird die Ausnahme nach Satz 1 Nummer 1 durch die Plangenehmigung oder Planfeststellung ersetzt.

3.1.2 Sonderkulturen Sind im Flurbereinigungsgebiet nicht vorhanden.

3.1.3 Grenzertragsflächen Als Grenzertragsflächen sind aufgrund des steileren Geländes und dem negativen Waldeinfluss nur wenige Flächen im Südwesten des Gebietes zu bezeichnen.

3.1.4 Wald Im Südwesten befindet sich ein Waldstück im Flurbereinigungsgebiet. Im Wald sind keine Maßnahmen geplant.

3.1.5 Gewannlängen Die vorhandenen Gewannlängen liegen zwischen 100 m und 150 m. Bedingt durch vorhandene, ausgebaute Wege, topografische Gegebenheiten und die vorherrschende starke Besitzzersplitte- rung ist eine Verlängerung nur in wenigen Fällen möglich.

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3.1.6 Bewirtschaftungsrichtung Die Bewirtschaftungsrichtungen werden so gewählt, dass die Landbewirtschaftung mit möglichst wenigen Missformen erfolgen kann.

3.1.7 Veränderungen an Landschaftselementen Ein Freizeitgrundstück und eine Feldhecke werden zugunsten der besseren Landbewirtschaftung entfernt. Der Eingriff wird an anderer Stelle ersetzt bzw. ausgeglichen (siehe Kapitel 6). Zwei planfestgestellte Ausgleichsmaßnahmen entlang des Gegendammes (Nord-Süd-Richtung) und entlang der Bundesstraße 29 (West-Ost-Richtung) werden an anderer Stelle realisiert. Maßnahme 400: Rodung eines Freizeitgrundstücks (6,45 Ar) mit 7 Obstbäumen Maßnahme 401: Rodung einer Gehölzstruktur (2,35 Ar) Maßnahme 402: Rodung von 10 Obstbäumen im Bereich einer Streuobstwiese Maßnahme 403: Rodung von ca. 80 m² Zwetschgenwildlinge im Bereich einer Streuobstwiese Maßnahme 600: Die planfestgestellte und noch nicht realisierte Ausgleichsmaßnahme A4 entlang des Gegendamms am südöstlichen Gebietsrand wird zur besseren Bewirtschaftung nicht an der geplanten Stelle in Nord-Süd Richtung hergestellt, sondern ersatzweise in West-Ost Richtung im Bereich der weiteren planfestgestellten Ausgleichsmaßnahme A 5 entlang der B 29 vorgesehen (610). Maßnahme 601: Die planfestgestellte und noch nicht realisierte Ausgleichsmaßnahme A5 entlang der B 29 wird aus naturschutzfachlicher Sicht zur Realisierung eines Biotopverbundstreifens mit einer Länge von ca. 300 m und einer Breite von 20 bis 30 m im Bereich entlang der B 29 verändert (611). Die Rodungen von Bäume und Sträuchern (Maßnahmen 400, 401 und 402) wird durch entspre- chende Nachpflanzungen im Bereich einer bestehenden Streuobstwiese Flst. 1221 Gemarkung Plüderhausen und einer planfestgestellten Ausgleichsmaßnahme entlang der B 29 wie folgt kom- pensiert: Maßnahme 700 mit Unternummern 700/1 bis 700/4: Aufwertung und Pflanzung einer Feldhecke. Maßnahme 701: Anlegen eines Weidengebüschs mit Strauchweiden unterhalb des Damms, feuchter Standort durch Retentionswirkung der Fläche. Maßnahme 702: Wechselbrache im Bereich des Ackerblocks mit einer Fläche von 12 Ar. Maßnahme 703: Aufhängen von 8 Nisthilfen für Fledermäuse und Höhlenbrüter.

3.1.8 Nutzungskonzept Auf die Erstellung eines Nutzungskonzeptes konnte aufgrund der wenigen landwirtschaftlichen Flächen verzichtet werden. Die Bewirtschaftung wurde mit dem Vorstand intensiv diskutiert. Im Vorstand sitzen Landwirte, die hauptsächlich im Verfahrensgebiet wirtschaften.

3.2 Wege

3.2.1 Vorhandenes Wegenetz Das vorhandene Wegenetz (Nummern 100 bis 118) ist in einem guten bis sehr guten Zustand und hinreichend dicht. Es wird daher weitestgehend unverändert beibehalten. Die Katasterwege Flst. 635/2 und 756/1 auf Gemarkung Unterurbach sind nicht mehr vorhanden. Sie entfallen im Rahmen der Flurbereinigung ohne bauliche Maßnahmen (ohne Maßnahmennum- mer). Folgende Wege auf Gemarkung Unterurbach fallen als Flurstück heraus, bleiben aber ohne bauli- che Maßnahmen bestehen. Sie werden den umliegenden Flurstücken zugeordnet.

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Maßnahme Flst.-Nr. 220 851/1 221 858/1 222 870/1 223 886 (Nordteil) 224 890 225 875 Teil

3.2.2 Grundkonzeption und Maßnahmen Es sind zwei unbefestigte Wege (Maßnahmen 200 und 201) mit einer Länge von insgesamt 190 Meter und einer Breite von 4 m entlang einer Ausgleichsmaßnahme im Südwesten des Gebiets zur Erschließung von einigen Grünlandgrundstücken geplant. Die Wege werden vom Wasserverband Rems bereits im Zuge der Fertigstellung seiner Baumaßnahmen gewalzt und eingesät. Im Rah- men der Flurbereinigung erfolgt die Abmarkung der Wege. Ein in der Planfeststellung zum Ausbau vorgesehener Weg im Nordwesten des Verfahrensgebiets ist nicht erforderlich. Die Planfeststellung wird geringfügig geändert als Maßnahme 226.

3.3 Wasserwirtschaftliche Maßnahmen Es sind keine wasserwirtschaftlichen Maßnahmen erforderlich. Sämtliche wassertechnisch erfor- derlichen Belange sind in der Planfeststellung des Wasserverbandes Rems beinhaltet und werden von diesem umgesetzt. Der Teil des Grabens Flst. 886/2 Gemarkung Unterurbach südlich des Hochwasserdamms ist in der Örtlichkeit nicht mehr vorhanden und entfällt daher (ohne Maßnahmennummer). Der Graben Flst. 3388 Gemarkung Unterurbach ist in der Örtlichkeit nicht mehr vorhanden und entfällt daher (ohne Maßnahmennummer).

3.4 Geländegestaltung Es sind keine Auffüllungen oder Abgrabungen vorgesehen.

3.5 Schutz und Verbesserung des Bodens Es sind keine Maßnahmen erforderlich und daher auch nicht vorgesehen.

3.6 Landschaftspflege Die Bewertung der Maßnahmen im Hinblick auf die Eingriffs- Ausgleichsregelung sowie den be- sonderen Artenschutz erfolgt in den Kapiteln 6 und 8. Bestandsbeschreibung Das Planungsgebiet ist geprägt von der Rems als Gewässer 1. Ordnung, die das Gebiet im zentra- len Bereich von Ost nach West durchfließt. Insgesamt verläuft dieser Abschnitt der Rems natur- nah, weitgehend gesäumt von einem breiten, naturnahen Auwaldstreifen. Westlich von Plüderhau- sen wurden umfangreiche Aufwertungs- und Renaturierungsmaßnahmen durchgeführt. Der Auebereich nördlich der Rems ist geprägt von einem Mosaik aus Grünland- und Ackernut- zung, mehreren großen fischereirechtlich genutzten Stillgewässern und Auwaldresten. Es handelt sich um ein Gebiet mit hoher Strukturvielfalt und mittlerer bis hoher, zum Teil sehr hoher Bedeu- tung für den Naturhaushalt, insbesondere für die Artenvielfalt. Südlich der Rems befinden sich ausgedehnte Ackerbereiche bis zur Bundesstraße 29, die den Landschaftsraum durchschneiden. Neben den intensiv genutzten Flächen ist die Strukturvielfalt erheblich reduziert. Aufgrund der Nutzung und dem Zerschneidungseffekt der B 29 konnten hier nur wenige Arten nachgewiesen werden und die allgemeine Bedeutung ist eher als gering zu beschreiben.

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Zwischen B 29 und den Ausläufern des Schurwalds liegen Flächen mit Grünlandnutzung und ein- gestreuten Streuobstflächen, mit wiederum mittlerer bis hoher, zum Teil sehr hoher Bedeutung für den Naturhaushalt, insbesondere für die die Artenvielfalt. Planung Durch die Maßnahmen der Flurneuordnung erfolgen keine Veränderungen der Landschaftsstruktu- ren. Alle Maßnahmen finden außerhalb der Kernflächen und -räume für den landesweiten Biotopver- bund statt. Maßnahmen, die innerhalb der Suchräume erfolgten, wurden in unmittelbarer Nähe, innerhalb der selben Suchräume, ausgeglichen. Dabei wurde Wert darauf gelegt, Biotoptypen der offenen und halboffenen Landschaften neu zu schaffen, die in einer Auenlandschaft natürlicherweise vorkommen und das Landschaftsbild prä- gen. Kleinräumig betrachtet wird der Biotopverbund im intensiv genutzten Kerngebiet zwischen Rems und B 29 verbessert, da neue Biotopverbundlinien durch lückige Baum- und Heckenpflanzungen entlang des Damms der B 29 sowie ein neues Trittsteinbiotop in Form eines Saum- und Bunt- brachstreifens innerhalb der Ackerflächen geschaffen werden.

3.7 Freizeit und Erholung

3.7.1 Bestehende Einrichtungen Quer durch das Verfahrensgebiet führt der Remstal-Radweg. Ein ausgewiesener Wanderweg ver- läuft im westlichen Bereich des Gebietes. Sie sind in der Wege- und Gewässerkarte dargestellt.

3.7.2 Grundkonzeption Im Verfahrensgebiet sind keine Freizeit- und Erholungsmaßnahmen geplant.

3.8 Sonstiges

3.8.1 Standorte für Aussiedlungen und Gemeinschaftsmaschinenhallen Es liegen keine Aussiedlungswünsche vor.

3.8.2 Sonderflächen Im Flurbereinigungsgebiet befinden sich mehrere Gewerbebetriebe sowie ein großer und zwei kleinere Pferdehöfe.

3.8.3 Altlasten Siehe 2.2.12

4 Erläuterungen von Einzelmaßnahmen Es sind keine besonderen Einzelmaßnahmen geplant, die einer zusätzlichen Erläuterung bedürfen.

5 Ortsgestaltungsplan Entfällt

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6 Eingriff / Ausgleich

6.1 Eingriffsregelung nach §§ 13 – 16 BNatschG Bestandserfassung und -bewertungen: Bestandserfassungen sind in dem Umfang durchzuführen, dass eine sachgerechte Planungsent- scheidung möglich ist. Sie dienen hingegen nicht einer allgemeinen Bestandsaufnahme und müs- sen in angemessenem Verhältnis zur voraussichtlichen Schwere der Beeinträchtigungen von Na- turhaushalt und Landschaftsbild stehen. Es wird häufig nicht erforderlich sein, die von einem Vor- haben betroffenen Tier- und Pflanzenarten vollständig zu erfassen. (P. Fischer-Hüftle / A. Schuh- macher: Komm. BNatSchG Rn10,14) Dagegen sind im Zusammenhang mit dem speziellen Artenschutzrecht nach § 44 BNatSchG auch Daten erforderlich, denen sich in Bezug auf das Planungsgebiet die Häufigkeit und Verteilung der geschützten Arten sowie deren Lebensstätten entnehmen lassen. (P. Fischer-Hüftle / A. Schuh- macher: Komm. BNatSchG Rn 66). Eine Bestandserfassung und -bewertung des gesamten Planungsgebietes erfolgte im Rahmen der Planfeststellung in den Jahren 2010 bis 2015 durch das Büro Bruns, Stotz & Gräßle. Im Jahr 2016 wurde durch Herrn Arnold Sombrutzki, eine Nachbegehung zur Feldlerche entsprechend Methodenstandard nach Südbeck et.al. 2005 durchgeführt (Anlage 6). Dabei gelang keine Registrierung der Feldlerche im Untersuchungsgebiet. Somit konnten auch keine Reviere abgegrenzt werden. In den allgemeinen Leitsätzen wurden weiterhin vereinbart, dass das Gebiet eingriffsbezogen auf den Großen Feuerfalter und den Nachtkerzenschwärmer zu untersuchen ist, da diese vermutlich dort vorkommen. Da im Rahmen der artenschutzrechtlichen Konfliktanalyse bezüglich dem Großen Feuerfalter und dem Nachtkerzenschwärmer keine Relevanz in Bezug auf die Verbotstatbestände nach § 44 (1) BNatSchG festgestellt werden konnte, wurde auf weitere Erhebungen verzichtet. Bestandserfassungen Fledermäuse: Vor-Ort Kontrolle vom 19.10.2018: Flurstücke Nr. 729 u. 730, Gewann Rank, Gemarkung Unterur- bach, Eigentümer Wasserverband Rems. „Die vorhandenen drei Höhlenbäume wurden einzeln mit dem Endoskop kontrolliert. Hinweise auf Tierbesatz, (Kotspuren, Nester, Gewölle, Mulm, Fraßspuren) insbesondere relevanter Tierarten (Fledermäuse, höhlenbrütende Vogelarten, Juchtenkäfer) konnten nicht festgestellt werden. Ledig- lich am Stammfuß von Baum 776 waren geringe Mengen von Käfermulm erkennbar. Eine aktuelle Nutzung als Fortpflanzungs- oder Ruhestätte europarechtlich relevanter Arten kann ausgeschlos- sen werden. Die Höhlenbäume sind aufgrund der offenen Stammhöhlen auch als Lebensstätte für andere Arten gering geeignet. Dem Grundstück kommt aufgrund seiner isolierten Lage und gärtne- rischen Nutzung eine eher untergeordnete Bedeutung für den Naturhaushalt zu.“ Die Höhlen/ Höhlenansätze oder Spalten wurde unverzüglich nach der Kontrolle durch Anbringen von Folie verschlossen. Da im Rahmen der artenschutzrechtlichen Konfliktanalyse bezüglich der Fledermäuse keine Rele- vanz in Bezug auf die Verbotstatbestände nach § 44 (1) BNatSchG festgestellt werden konnte, wurde auf weitere Erhebungen verzichtet. Weitere Ausführungen siehe Kapitel 8. Vermeidungs- und Minimierungsmaßnahmen Gemäß § 13 BNatSchG sind erhebliche Beeinträchtigungen von Natur und Landschaft vom Verur- sacher vorrangig zu vermeiden. Beeinträchtigungen sind vermeidbar, wenn zumutbare Alternati- ven, den mit dem Eingriff verfolgten Zweck am gleichen Ort ohne oder mit geringeren Beeinträchti- gungen von Natur und Landschaft zu erreichen, gegeben sind. (§15 Abs. 1 BNatSchG).

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Bei dem Gebot der Vermeidung handelt es sich um striktes Recht und unterliegt keiner Abwägung. Es geht jedoch nicht um die Vermeidung des „Eingriffs“, sondern um die Vermeidung von dessen Wirkungen. Somit geht es nicht um die Frage, ob der Eingriff gänzlich unterlassen oder an anderer Stelle ausgeführt werden könnte, sondern um zumutbare Maßnahmen, die am gleichen Ort den gleichen Zweck ohne oder mit geringeren Beeinträchtigungen von Natur und Landschaft erreichen können.

Planungen zum Wege- und Gewässerplan: Im Rahmen der Planungen des Wege- und Gewässerplanes wurde jeweils die umwelt- verträglichste Alternative gewählt.

Ausführungsplanungen: Im Zuge der Ausführungsplanungen werden zur fachgerechten und umweltschonenden Umset- zung der Maßnahmen folgende Vermeidungs- und Minimierungsmaßnahmen festgelegt:

Vermeidung / Minimierung anlagebedingter Auswirkungen: Da keine Baumaßnahmen durchgeführt werden, entstehen keine „Anlagen“ im klassischen Sinne. Hier werden die Nutzungsänderungen im Sinne von Anlagen betrachtet.

Vermeidung / Minimierung baubedingter Auswirkungen: Rodungsarbeiten werden nur zwischen 01.10.und 28.02. durchgeführt.

Vermeidung / Minimierung betriebsbedingter Auswirkungen: Aufstellung von Pflegeplänen für die Ausgleichsmaßnahmen. Kompensationskonzept Wirkungsprognose: Die Wirkungsprognose ist das Kernstück des Naturschutzrechts, auf deren Grundlage mit einer bestimmten Wahrscheinlichkeit Aussagen über Ereignisse, Zustände oder Entwicklungen in der Zukunft gemacht werden können. Um die aufgrund der Zukunftsbezogenheit vorhandenen Unsi- cherheiten und Risiken zu reduzieren, werden zunächst vorhabensspezifische Wirkfaktoren ermit- telt, die dann in Kombination mit der Bestandserfassung eine Prognose der Veränderungen er- möglichen. Gegenstand dieser Wirkungsprognose sind die Veränderungen des Naturhaushalts, explizit der Schutzgüter Arten und Biotope, Boden, Wasser, Klima/ Luft, Landschaftsbild.

Es wurden folgende Funktionen zur Beschreibung der Leistungsfähigkeit des Naturhaushalts und des Landschaftsbildes gemäß LANA: Methodik der Eingriffsregelung Teil III 1996 in Verbindung mit Arbeitshilfe zur Anwendung der Eingriffsregelung im Schutzgut Boden LUBW 2012 der Be- trachtung zugrunde gelegt:

Arten und Biotope • Funktion als Lebensraum für Arten • Funktion als Vernetzungselement im Biotopverbund Boden (gemäß LUBW) • natürliche Bodenfruchtbarkeit • Filter und Puffer für Schadstoffe • Ausgleichskörper im Wasserkreislauf Wasser • Grundwasserneubildung • Grundwasserschutz • Schutz der Wasserqualität und -mengen der Oberflächengewässer (siehe Schutzgut Boden: Filter und Puffer für Schadstoffe)

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• Retentionsfunktion (siehe Schutzgut Boden: Ausgleichskörper im Wasserkreislauf Klima/ Luft • Bioklimatische Ausgleichsfunktion (Kaltluft- und Frischluftzufuhr) • Immissionsschutz Landschaftsbild • Naturerfahrungs-/Naturerlebnisfunktion • Zeugen der Natur- und Landschaftsgeschichte

Fazit: Aufgrund der Wirkungsprognose in nachfolgender Tabelle finden durch die geplanten Maßnahmen erhebliche Beeinträchtigungen lediglich in den Schutzgütern Biotope und Landschaftsbild statt. Die Schutzgüter Boden, Wasser, Klima/ Luft werden keiner weiteren Betrachtung unterzogen, da keine erheblichen Eingriffe geplant sind.

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Arten und Biotope Boden Wasser Klima/ Luft Landschaftsbild 400 anlage- Verlust Veränderung der Le- keine oder geringfügige Verände- nur geringfügige Verringerung keine Beein- Landschaftselement wird Umwandlung bedingt bensraumfunktionen/ Biotoptyp rungen Retentionsfunktion und Funk- trächtigun- entfernt Nutz- und Zier- tion als Filter und Puffer für gen garten in Acker- Schadstoffe fläche, Rodung bau- evtl. Störungen keine oder geringfügige Verände- vorübergehende geringfügige bedingt Rodungen erfolgen im Winter- rungen Beeinträchtigung von 7 Obst- halbjahr bäumen betriebs- landwirtschaftliche Nutzung landwirtschaftliche Nutzung muss landwirtschaftliche Nutzung nicht relevant bedingt muss der guten fachlichen Pra- der guten fachlichen Praxis ent- muss der guten fachlichen xis entsprechen, daher kein sprechen, daher kein Eingriff Praxis entsprechen, daher Eingriff kein Eingriff 401 anlage- Verlust Veränderung der Le- keine oder geringfügige Verände- Verringerung Retentionsfunk- keine Beein- Landschaftselement wird Entfernen einer bedingt bensraumfunktionen/ Biotoptyp rungen tion geringfügig trächtigun- entfernt Gehölzstruktur gen zur Verbesse- bau- evtl. Störungen keine oder geringfügige Verände- vorübergehende geringfügige rung der land- bedingt Rodungen erfolgen im Winter- rungen Beeinträchtigung halbjahr wirtschaftlichen betriebs- landwirtschaftliche Nutzung landwirtschaftliche Nutzung muss landwirtschaftliche Nutzung nicht relevant Bewirtschaftung bedingt muss der guten fachlichen Pra- der guten fachlichen Praxis ent- muss der guten fachlichen

xis entsprechen, daher kein sprechen, daher kein Eingriff Praxis entsprechen, daher Eingriff kein Eingriff 402 anlage- Veränderung der Lebensraum- keine oder geringfügige Verände- nur geringfügige Verringerung keine Beein- Landschaftselement wird Umwandlung bedingt funktionen/ Biotoptyp, überwie- rungen Retentionsfunktion und Funk- trächtigun- entfernt Streuobstwiese gender Teil der Streuobstwiese tion als Filter und Puffer für gen in Acker (mit bleibt erhalten Schadstoffe Rodung von 10 bau- evtl. Störungen keine oder geringfügige Verände- vorübergehende geringfügige bedingt Rodungen erfolgen im Winter- rungen Beeinträchtigung Halbstamm- halbjahr Obstbäumen betriebs- landwirtschaftliche Nutzung landwirtschaftliche Nutzung muss landwirtschaftliche Nutzung nicht relevant

bedingt muss der guten fachlichen Pra- der guten fachlichen Praxis ent- muss der guten fachlichen xis entsprechen, daher kein sprechen, daher kein Eingriff Praxis entsprechen, daher Eingriff kein Eingriff 403 anlage- Veränderung der Lebensraum- keine oder geringfügige Verände- nur geringfügige Verringerung keine Beein- Landschaftselement wird Entfernen von bedingt funktionen/ Biotoptyp, überwie- rungen Retentionsfunktion und Funk- trächtigun- entfernt Zwetschgen- gender Teil der Streuobstwiese tion als Filter und Puffer für gen wildlingen und bleibt erhalten Schadstoffe Umwandlung in bau- evtl. Störungen Rodungen erfol- keine oder geringfügige Verände- vorübergehende geringfügige bedingt gen im Winterhalbjahr rungen Beeinträchtigung Ackerfläche betriebs- landwirtschaftliche Nutzung … landwirtschaftliche Nutzung … landwirtschaftliche Nutzung … nicht relevant

bedingt

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Ausgleichsmaßnahmen Schutzgut Landschaftsbild: zum Ausgleich der entfallenden Strukturen bei den Maßnahmen 400 und 401 werden in Anpas- sung an die neue Bewirtschaftungsstruktur neben der neuen Wegeverbindung und dem Hochwas- serdamm entlang der B 29 neue umfangreiche Pflanzmaßnahmen durchgeführt. Die abwechs- lungsreichen Strukturen mit Streuobstwiesen, aufgelockerten Heckenpflanzungen durchsetzt von Einzelbäumen Baumgruppen und Gebüschgruppen, durchsetzt von extensiv genutzten Wiesen bereichern das Landschaftsbild und machen das Gebiet erlebbar.

6.2 Zu erwartende Beeinträchtigung des Naturhaushaltes und des Landschafts- bildes (Eingriffe)

Wegebau (Maßnahmen 200 und 201): Es handelt sich bei den beiden neu anzulegenden Wiesenwegen um reine Bewirtschaftungswege. Es werden lediglich Planiearbeiten in geringem Umfang durchgeführt und keine Fremdmaterialien wie Schotter o.ä. eingebracht bzw. keine Maßnahmen zur Wasserableitung durchgeführt. In Anlehnung an die „Hinweise zum forst- und naturschutzrechtlich konformen Vorgehen bei Er- schließungsmaßnahmen im Wald (Stand 1.2.2017)“ handelt es sich hierbei um Maßnahmen im Sinne der landwirtschaftlichen Nutzung zur Feinerschließung. Sie dienen der unmittelbaren Urpro- duktion bzw. der alltäglichen Wirtschaftsweise der Land- bzw. Forstwirtschaft und entsprechen den Anforderungen an die gute fachliche Praxis. Demnach sind die hier beschriebenen Maßnahmen kein Eingriff im Sinne des § 14 (2) BNatschG.

Nutzungsänderungen Maßnahme 400: Rodung eines Freizeitgrundstücks bzw. Nutz- und Ziergartens mit 7 Obstbäumen, einzelnen nach- gepflanzten Buschbäumen und einzelnen Ziersträuchern. Umwandlung in Ackerfläche. Ausgangsbestand: Inselbiotop in intensiv genutzten Ackerflächen, gemäß Bestandserfassungen/-bewertungen nach STOTZ und ENDL (2015): Lebensraum für Pflanzen: sehr geringe Bedeutung Lebensraum für Tiere: geringe Bedeutung Eigenart und Vielfalt der Landschaft: mittlere Bedeutung Wertansatz Unterwuchs: Biotoptyp 33.61 Intensivwiese als Dauergrünland: 6 ÖP/m² bzw. 37.30 Feldgarten: Wertspanne 4-8 ÖP/m² 6 ÖP/m² Wertansatz Obstbäume: Biotoptyp 45.10 Baumreihe auf geringwertigen Biotoptypen Wertspanne 4- 8 ÖP/m², Normalwert 8 ÖP/m² Obstbaum Halbstamm: Apfel, Kirsche (stark wachsende Unterlage ) gepflegt: 7 ÖP/ m² ungepflegt: 6 ÖP/ m² mit Höhlen/ Spalten: 8 ÖP/ m² Zwetschge (schwach wachsende Unterlage ) Halbstamm ungepflegt, ohne Höhlen/ Spalten 5 ÖP/ m² Hochstamm ungepflegt, ohne Höhlen/ Spalten 7 ÖP/ m²

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Zielbestand: Biotoptyp 37.11 Acker mit fragmentarischer Unkrautvegetation Planwert 4 ÖP/ m²

Maßnahme 401: Rodung einer Gehölzstruktur mit vier eingewachsenen Obstbäumen (ohne Höhlen / Spalten), na- turnahe Ausprägung mit Hartriegel, Feldahorn, Zwetschgen- und Kirschensämlingen, Haselnuss, Wildrosen. Umwandlung in Ackerfläche. Ausgangsbestand: Biotoptyp 42.24 Brombeer-Schlehen-Gebüsch mittlerer Standorte Wertspanne 9 – 16 – 27 ÖP/ m², Normalwert 16 ÖP/ m² + gute Artenausstattung, Bedeutung für gebüschbrütende Vogelarten, auch wertgebende Arten (Goldammer) - Beeinträchtigung durch Lage inmitten intensiv genutzter Ackerflächen Wertansatz Normalwert + 15%: 19 ÖP/m² Zielbestand: Biotoptyp 37.11 Acker mit fragmentarischer Unkrautvegetation Planwert 4 ÖP/m² Hinweis: Die Rodung kann erst erfolgen, wenn eine entsprechende Eignung der CEF Maßnahme 700/1 (siehe unten) festgestellt werden kann.

Maßnahme 402: Umwandlung Streuobstwiese auf eingezäuntem Freizeitgrundstück in Ackerfläche, Rodung von 10 Obstbäumen. Ausgangsbestand: Biotoptyp 33.41. Fettwiese mittlerer Standorte Wertspanne 8 – 13 -19 ÖP/ m², Normalwert 13 ÖP/ m² - stark verarmt durch häufige Nutzung mit Rasenmäher und starke Beschattung durch dichten Baumbestand unterer Wertansatz: 8 ÖP/ m² Biotoptyp 45.20 Baumreihe auf mittelwertigen Biotoptypen Wertspanne 3- 6 OP/m², Normalwert 6 ÖP/m² - intensive Nutzung (Freizeitgrundstück) - überwiegend Halbstämme - dichter , z.T. sehr dichter Bestand Halbstämme 4 ÖP/ m² Hochstämme 5 ÖP/ m²

Zielbestand: Biotoptyp 37.11 Acker mit fragmentarischer Unkrautvegetation Planwert 4 ÖP/ m²

Maßnahme 403: Rodung einer Zwetschgen-Sukzession, um Grenzabstand zu Nutzflächen wiederherzustellen. Biotoptyp 42.20. Gebüsch mittlerer Standorte Wertspanne 9 - 16 - 27 ÖP/ m², Normalwert 16 ÖP/ m² - sehr artenarm (nur Zwetschgenwildlinge)

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- sehr strukturarm Nutzung als Brutbiotop für Goldammer kann jedoch nicht vollkommen ausgeschlossen werden Wertansatz Normalwert 16 ÖP/m² Hinweis: Die Rodung kann erst erfolgen, wenn eine entsprechende Eignung der CEF Maßnahme 700/1 (siehe unten) festgestellt werden kann.

Maßnahmen 600 + 601: Die planfestgestellten Maßnahmen A 4 (600): Eingrünung des Seitendammes Heusee mit Feldhecken und Bäumen und A 5 (601): Eingrünung der Vorschüttung B 29 Südost mit Feldhecken stellen einen funktionsgleichen Ausgleich für die Entfernung von 1.350 m² des Straßenbegleitge- hölzes entlang der B 29 dar. Auszug UVS mit LBP Seite 134 (Stotz): Der anlagenbedingten Eingriff von 2.025 m2 in das geschützte Biotop 171231191502 "Straßenbe- gleitgehölz B 29" wird durch folgende Maßnahmen ausgeglichen:

Maßnahme Anteil Gehölzfläche A 4 "Eingrünen des Seitendammes Heusee mit Feldhecken 430 m2 und Bäumen" A 5 "Eingrünen der Vorschüttung B 29 - Südost mit Feldhe- 920 m2 cken"

Die beiden Ausgleichsmaßnahmen der Planfeststellung werden im Rahmen des Wege- und Ge- wässerplans verlegt. Die zugehörigen Ökopunkte werden als Ersatz durch die Maßnahmen 610 und 611 erbracht.

Zusammenfassung: die für den hier beschriebenen Eingriff aufzubringenden Ökopunkte sind in Anlage 1 zusammen- gestellt und nachgewiesen.

6.3 Maßnahmen zur Vermeidung und Minderung der Eingriffe Im Rahmen der Planaufstellung wurden Vermeidungs- und Minderungsmaßnahmen geprüft. Alle hier dargestellten Maßnahmen sind unvermeidbar.

6.4 Beschreibung der Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen Skizze der Ausgleichsmaßnahmen siehe Anlagen 1a und 1b Skizze des Pflegeplans siehe Anlage 1c, Berechnung der Pflegekosten siehe Anlage 1d.

Maßnahmen 610 und 611: Ersatz für die planfestgestellten Ausgleichsmaßnahmen A 4 (600) und A 5 (601): - Anlage einer Fettwiese: ca. 17 a - Pflanzung von Feldhecken: 400m² + 300 m² + 300 m² + 250m² + 100 m² = 1.350 m² - Anlage Ruderalvegetation: ca.12 a - Pflanzung 9 großkronige Laubbäume Diese Maßnahmen entsprechen bezüglich der Ökopunkte den planfestgestellten Ausgleichsmaß- nahmen A 4 und A 5. Durch die räumliche Verlagerung entsteht ein 160 m langer, zwischen 20 m und 30 m breiter, mehrreihiger und strukturreicher Heckenkomplex mit großkronigen Einzelbäumen und extensiver

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Nutzung der Wiesen und Saumstreifen. Der Abstand der Hecken zur Fahrbahn der B 29 wird im Vergleich zum Ausgangsbestand, insbesondere in Bezug auf A 5 vergrößert. Insofern stellt die räumliche Verlagerung der Ausgleichsmaßnahmen einen adäquaten Ersatz dar.

Maßnahme 700 (mit Unternummern 700/1 bis 700/4): Anlage eines strukturreichen Biotopkomplexes durch Aufwertung vorhandener, durch intensive Nutzung verarmter Strukturen und Ergänzungspflanzungen.

700/1: Heckenpflanzungen: 175 m² + 175 m² +100 m² + 100 m² (CEF-Maßnahme für Maßnahmen 401 und 403) Pflanzung eines Heckenkomplexes mit vier Hecken zwischen 20 m und 25 m Länge und 5 m und 7 m Breite. Verwendung eines hohen Anteils von dornenbewehrten und/ oder früchtetragender Sträucher gebietseigener Herkunft. In den nördlich gelegenen Hecken Integration der zu dicht gepflanzten Obstbaum-Halbstämme. Durch die Unterpflanzung der Obstbäume mit größerem Pflanzmaterial (3 x v. mind. 100-150 cm) und enger Pflanzdichte wird eine schnelle Entwicklungszeit für freibrütende Vogelarten, die höhere und dichte Strukturen bevorzugen, gewährleistet. Gleichzeitig soll in den südlich gelegenen Hecken durch Variation der Pflanzabstände und Schaf- fung lückiger Strukturen mit Einzelgehölzen die Attraktivität für Arten, die frühe Sukzessionsstadien bevorzugen, erhöht werden. Insofern kann mit hoher Sicherheit davon ausgegangen werden, dass die Funktionalität im Hinblick auf gebüschbrütende Vogelarten, insbesondere Goldammer, innerhalb einer kurzen Entwicklungs- zeit von ca. ein bis zwei Jahren hergestellt werden kann. Zur Feststellung der Funktionalität (Monitoring) erfolgt eine Beurteilung der Strukturen nach ein bzw. zwei Vegetationsperioden durch die untere Flurbereinigungsbehörde. Die Rodung der Ge- hölzstrukturen 401 und 403 kann erst erfolgen, wenn eine entsprechende Eignung von 700/1 als Brutbiotop festgestellt werden kann. Biotoptyp 42.22 arten- und strukturreiche Hecke mit hohem Anteil dornenbewehrter und früchtetra- gender Gehölze, Einbindung in Biotopkomplex Planwert 14 ÖP/m²

700/2: Aufwertung des vorhandenen Streuobstbestands durch Erhöhung des Strukturreichtums, • Nachpflanzung von Hochstamm-Obstbäumen mit großem Pflanzabstand, um ausreichende Belichtung des Grünlands zu gewährleisten • Auslichten zu dichter Bereiche durch Rodung einzelner Halbstämme • ökologische Pflege der Bäume, Belassen von Totholz • Pflanzung von einzelnen Rosenbüschen in lichte Bereiche

45.40 Streuobstbestand auf mittelwertigen Biotoptypen Wertspanne Zuschlag 2- 4 -6 ÖP/m² Planwert 6 ÖP/m²

700/3: Aufwertung stark verarmte Fettwiese, ehemalige Nutzung als Freizeitgrundstück mit Ra- senmäher, eingezäunte Fläche. Erhöhung Artenreichtum durch streifenweise Nachsaat (grubbern und Ansaat autochtoner Mi- schung), in Bereichen mit Heckenpflanzung. Verwendung einer artenreichen Saummischung und extensive Pflege mit ein- bis zweimaliger Mahd (im Bereich der Hecken maximal einmal jährlich) Biotoptyp 33.41 Fettwiese und Biotoptyp 35.11 nitrophytische Saumvegetation Planwert 8-13 sowie 10-12 12 ÖP/m²

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700/4: Pflanzung von 3 standortgerechten Einzelbäumen und einer Baumgruppe mit 3 Bäumen, hohe Strukturvielfalt durch Einbindung in Biotopkomplex. Biotoptyp 45.20 Baumreihe/ Baumgruppe mit heimischen Baumarten Pflanzgröße 10 cm + Zuwachs 50 cm: Ansatz 60 * Zuschlag 6 ÖP/m² = 360 ÖP/Stück

Maßnahme 701: Anlegen eines Weidengebüschs mit Strauchweiden unterhalb des Damms, feuch- ter Standort durch Retentionswirkung der Fläche. Ausgangsbestand: 35.64 grasreiche ausdauernde Ruderalvegetation stark verarmt, verdichtet durch Baumaßnahmen Wertspanne 9 – 11 – 18 ÖP/ m², Normalwert 11 ÖP/ m² unterer Wertansatz 9 ÖP/m²

Zielbestand: Biotoptyp 42.30 Gebüsch feuchter Standorte Wertspanne 14 – 18 – 23 ÖP/ m², Normalwert 18 ÖP/ m² Planwert 18 ÖP/m²

6.5 FFH-Lebensraumtypen außerhalb von Natura 2000 Gebieten Es wurden vom Büro Bruns, Stotz & Gräßle im Zusammenhang mit der Biotoptypkartierung im Verfahrensgebiet keine FFH-Lebensräume, insbesondere magere Flachlandmähwiesen (65.10) außerhalb von Natura 2000 Gebieten festgestellt.

6.6 Bilanzierung von Eingriff und Ausgleich Siehe Anlage 1

6.7 Ökologischer Mehrwert Entfällt im Unternehmensverfahren.

7 Artenschutz nach § 44 BNatSchG

7.1 Bestandssituation/Vorkommen planungsrelevanter Arten

Auswahl relevanter Arten nach § 44 BNatSchG Als Grundlage für die Auswahl potenziell vorkommender planungsrelevanter, europarechtlich ge- schützter Arten bzw. Artengruppen erfolgte die Auswertung des ZAK-Moduls der LUBW. Die Auswahl der Habitatstrukturen erfolgte unter Betrachtung der von den Maßnahmen direkt be- troffenen Strukturen sowie der Strukturen im Umfeld der geplanten Maßnahmen. • Grünland frisch und mäßig nährstoffreich bis nährstoffreich (typische Glatthaferwiese und ver- wandte Typen) • Streuobstwiesen frisch und (mäßig) nährstoffreich • Lehmäcker • ausdauernde Ruderalflur • Gebüsche und Hecken mittlerer Standorte • Baumbestände (Feldgehölze, …)

Danach sind folgende europarechtlich geschützte Arten bzw. Artengruppen potenziell betroffen: Europäische Brutvogelarten Zauneidechse

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Dunkler Ameisenbläuling Großer Feuerfalter Fledermäuse Juchtenkäfer Haselmaus Nachtkerzenschwärmer

Zur weiteren Abschichtung erfolgte eine Detailbetrachtung der Habitate der o.g. Arten/ Artengrup- pen:

Art /Artengruppe Beschreibung relevanter Habitate Im Eingriffsbe- gemäß ZAK Quelle: Trautner u.a.(2006) : Geschützte Arten in Planungs-und Zulassungs- reich bzw. des- verfahren sowie Trautner (2013): FNO Leutenbach- (B14), Be- sen Umfeld vor- trachtungen zum speziellen Artenschutzrecht handen Europäische Brut- flächendeckende Vorkommen ja vogelarten Zauneidechse Extensiv oder ungenutztes Offenland mit zumindest kleinflächig wärmebe- nein günstigten Standorten Dunkler Wiesenknopf- Nicht oder nur selten gemähte, im Hochsommer blühende Bestände von nein Ameisenbläuling Sanguisorba officinalis und hohen Bestände der Wirtsameise Myrmica rubra Großer Feuerfalter Der Große Feuerfalter benötigt zur Eiablage und Entwicklung der Raupen weitgehend ungestörte Saum- und Ruderalflächen an feuchten bis frischen, nährstoffreichen Standorten mit nicht-sauren Ampferarten. ja Nachweislich reproduziert er auch in Wirtschaftswiesen mit nicht-sauren Amfperarten, allerdings mit einer geringeren Überlebenswahrscheinlichkeit je nach Nutzungsintensität und -zeitpunkt. Fledermäuse flächendeckend ja Juchtenkäfer Larvalentwicklung in Mulmhöhlen überwiegend alter Bäume in Wäldern, nein, geeignete Parks, Obstbaumbeständen Mulmhöhlen fehlen Haselmaus Baumkronen aller Waldgesellschaften, Hecken, auch Obstgärten mit Ge- büschstrukturen Für Besiedelung ausschlaggebend ist ein ausreichendes Angebot an Frucht nein tragenden Sträuchern Gehölzstruktur Maßnahme 401 als Biotopinsel inmitten intensiv genutzter Landschaft ungeeignet Nachtkerzen- Besonnte, ungemähte Epilobium- und Oenothera- Bestände nein schwärmer

Aufgrund der fehlenden Betroffenheit relevanter Habitate können ausgeschlossen werden: Zauneidechse Dunkler Wiesenknopf-Ameisenbläuling Juchtenkäfer Haselmaus Nachtkerzenschwärmer

Im Rahmen der artenschutzrechtlichen Prüfung werden daher folgende Arten /Artengruppen einer detaillierten Betrachtung unterzogen:

Europäische Brutvogelarten Großer Feuerfalter Fledermäuse

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Vorkommen planungsrelevanter Arten Europäische Vogelarten: Die Bestandserhebungen erfolgten im Jahre 2007 im Rahmen des Tierökologische Gutachtens Rückhalteraum 4 Plüderhausen /Urbach durch Herrn Peter Endl. Eine Verifizierung der Ergebnisse durch Nachbegehungen und Strukturbeurteilung erfolgte im Jahre 2014. Insgesamt konnten 63 Vogelarten nachgewiesen werden, davon 48 als Brutvögel. Als planungsrelevant für die Maßnahmen der Flurneuordnung können davon beschrieben werden: höhlenbrütende Vogelarten: häufige Arten sowie Arten der Roten Liste: Feldsperling, Gartenrotschwanz, Grauschnäpper, Grünspecht, Halsbandschnäpper, Haussperling, Star. freibrütende Vogelarten: häufige Arten sowie Arten der Roten Liste: Gimpel, Girlitz, Goldammer, Wachholderdrossel. Offenlandarten: Feldlerche Im Jahr 2016 wurde im Auftrag des Landesamts für Geoinformation und Landentwicklung eine Nachbegehung zur Feldlerche durch Herrn Arnold Sombrutzki, Alfdorf durchgeführt. Es gelangen keine Registrierungen der Feldlerche im Bereich des Planungsgebietes der Flurneuordnung

7.2 Vorprüfung (Konfliktanalyse/Betroffenheitsanalyse)

7.2.1 Betroffenheitsanalyse Definition und Abgrenzung Fortpflanzungs-Ruhestätten der planungsrelevanten Arten:

1. Feldsperling artspezifische Abgrenzung der Fortpflanzungs- und Ruhestätte gemäß „Leitfaden Wirksamkeit von Artenschutzmaßnahmen NRW“ (2013) „Enge Abgrenzung“ Feldsperlinge brüten in Baumhöhlen und Nischen, oft auch in Nistkästen. Kolonieartiges Brüten ist ebenso möglich wie Einzelbruten. Die Art hat für einen Singvogel einen relativ großen Aktionsraum von bis zu > 300 m (BAUER et al. 2005 S. 457; bis 2,4 km nach TAPPE & NOTTEMEYER- LINDEN 2005). Die Ortstreue ist meist hoch ausgeprägt, da Feldsperlinge ganzjährig anwesend sind. Als Fortpflanzungsstätte wird die besetzte Höhle, das Revierzentrum bzw. die „Kolonie“ ab- gegrenzt. Aufgrund der Größe des Aktionsraumes ist eine Abgrenzung von essenziellen Nah- rungshabitaten in der Regel nicht erforderlich. Ruhestätte: Gruppenschlafplätze des Feldsperlings bestehen in Bäumen, Büschen und Hecken sowie teilweise in Höhlen (bis zu 7 Individuen gleichzeitig). Nach Aufgabe der Gemeinschafts- schlafplätze nach dem Laubfall, sammeln sich mehrere Individuen bis zu kleinen Schwärmen, um dann einzeln Schlafhöhlen aufzusuchen (BAUER et al. 2005 S. 459). Traditionell von mehreren Individuen genutzte Schlaf- und Zufluchtsplätze werden als Ruhestätte abgegrenzt. Darüber hin- aus sind Ruhestätten einzelner Individuen unspezifisch und nicht konkret abgrenzbar.

2. Gartenrotschwanz artspezifische Abgrenzung der Fortpflanzungs- und Ruhestätte gemäß „Leitfaden Wirksamkeit von Artenschutzmaßnahmen NRW“ (2013) „Weite Abgrenzung“ Fortpflanzungsstätte: Der Gartenrotschwanz brütet in Baumhöhlen, Nischen (auch an Gebäuden) und oft auch in Nistkästen. Seltener kommen frei stehende Nester und Bodenbruten vor. Die Brutortstreue ist in der Regel hoch ausgeprägt (BAUER et al. 2005 S. 424). Als Fortpflanzungs- stätte wird das gesamte Revier abgegrenzt.

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Ruhestätte: Der Gartenrotschwanz nächtigt in Baumkronen von Laub- und Nadelbäumen oder in Nischen und Dachvorsprüngen von Gebäuden; das Weibchen nutzt zur Brutzeit auch die Nisthöhle als Schlafplatz (GLUTZ VON BLOTZHEIM & BAUER 1988). Die Abgrenzung der Ruhestätte von Brutvögeln ist in der Abgrenzung der Fortpflanzungsstätte enthalten. Darüber hinaus ist die Ruhe- stätte einzelner Tiere nicht konkret abgrenzbar.

3. Gimpel Beschreibung der Struktur des Lebensraums, der Fortpflanzungs- und Ruhestätten, Nahrungsräume und sonstige essentiellen Teilhabitaten: Der Gimpel bevorzugt Koniferenbestände, insbesondere junge Fichtenschonungen, besiedelt aber auch buschreiche Gärten und Parks sowie Jungbuchenbestände. Der Gimpel ist ein Freibrüter. Voraussetzung scheint eine inhomogene Struktur aus dichten Büschen oder Hecken und einigen höheren Bäumen zu sein. Das Nest wird im Wald vornehmlich in Bäumen (vor allem jungen Fich- ten), in Parks und Gärten dagegen eher in Büschen in Höhen zwischen einem und zwei Metern angelegt. Der Gimpel ist überwiegend vegetabilisch. Benötigt werden Samen der Krautflora und Gehölzen sowie Knospen von Holzgewächsen. Die Nestlingsnahrung besteht dagegen auch aus tierischer Nahrung (HÖLZINGER 1997). Räumliche Abgrenzung der Fortpflanzungs- und Ruhestätte: Beim Gimpel handelt es sich um eine Art mit flexibler Nutzung der Brutstätte, so dass die Fort- pflanzungsstätte im Hinblick auf eine funktionale Betrachtungsweise (Revier mit essenziellen Teil- habitaten) abgegrenzt wird.

4. Girlitz Beschreibung der Struktur des Lebensraums, der Fortpflanzungs- und Ruhestätten, Nahrungsräume und sonstige essentiellen Teilhabitaten: Der Girlitz ist ein typischer Vogel der Ortsränder, wo er vor allem Streuobstwiesen, Gärten, Fried- höfe und Parks besiedelt. Auch Feldgehölze werden als Brutplatz genutzt. Ein Schlüsselfaktor für die Besiedlung ist der Anteil von Laub- und Nadelbäumen mit einer Höhe von mindestens acht Metern. Das Nest wird in einer Höhe von bis zu vier Metern in dicht gewachsene Laub- oder Na- delgehölze gebaut. Zur Nahrungssuche benötigt er Flächen mit niedrigem, dichtem Bewuchs von Samen tragenden Gräsern und Stauden. Im Winter bevorzugt der Girlitz Ruderalflächen und Bra- chen (HÖLZINGER 1997, SÜDBECK ET AL. 2005). Räumliche Abgrenzung der Fortpflanzungs- und Ruhestätte: Beim Girlitz handelt es sich um eine Art mit flexibler Nutzung der Brutstätte, so dass die Fortpflan- zungsstätte im Hinblick auf eine funktionale Betrachtungsweise (Revier mit essenziellen Teilhabita- ten) abgegrenzt wird.

5. Goldammer Beschreibung der Struktur des Lebensraums, der Fortpflanzungs- und Ruhestätten, Nahrungsräume und sonstige essentiellen Teilhabitaten: Die Goldammer besiedelt vornehmlich reich strukturierte halboffene bis offene Kulturlandschaften. Vor allem Hecken- und Streuobstgebiete stellen geeignete Lebensräume dar. Sehr feuchte Le- bensräume werden während der Brutzeit dagegen gemieden. Die Nester werden meist direkt am Boden oder in bis zu vier Meter Höhe im Gebüsch angelegt. Wichtige Strukturen sind geeignete Singwarten. Im Winter ziehen Goldammern in Trupps umher und suchen auf Äckern, Wiesen und im Siedlungsgebiet nach Nahrung (HÖLZINGER 1997). Räumliche Abgrenzung der Fortpflanzungs- und Ruhestätte: Bei der Goldammer handelt es sich um eine Art mit flexibler Nutzung der Brutstätte, so dass die Fortpflanzungsstätte im Hinblick auf eine funktionale Betrachtungsweise (Revier mit essenziellen Teilhabitaten) abgegrenzt wird.

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6. Grauschnäpper Beschreibung der Struktur des Lebensraums, der Fortpflanzungs- und Ruhestätten, Nahrungsräume und sonstige essentiellen Teilhabitaten: Der Grauschnäpper besiedelt Ortsrandbereiche im ländlichen Raum mit anschließenden Streu- obst- und Halboffenlandbereichen sowie Friedhöfe und Parks im urbanen Raum. Außerhalb menschlicher Siedlungsbereiche lebt die Art in lichten Baumbeständen von Feldgehölzen, Alleen, Streuobstwiesen und Waldrändern. Die Art ist ein Halbhöhlenbrüter und nutzt relativ dunkle Nest- standorte. Genutzt werden ausgefaulte Astlöcher, Rindenspalten oder Astquirle, aber auch verlas- sene freistehende Nester anderer Arten und Nischen an Gebäuden. Wichtiger Bestandteil des Ge- samthabitats sind exponierte Ansitzwarten (v.a. hohe Bäume) die an Freiflächen grenzen. Der Grauschnäpper ernährt sich von fliegenden Insekten, die er im Flug erbeutet. Sein Bruterfolg ist daher stark von der Insektenaktivität abhängig (HÖLZINGER 1997). Räumliche Abgrenzung der Fortpflanzungs- und Ruhestätte: Beim Grauschnäpper handelt es sich um einen Halbhöhlenbrüter mit hoher Standorttreue, so dass Halbhöhlen und Nischen in Baumbeständen, aber auch an Gebäuden als Fortpflanzungsstätte definiert wird. Der Schutz dieser Lebensstätte gilt ganzjährig (LANA 2009). Gleichzeitig ist im Sinne einer Beschädigung zu prüfen, ob weitere, für den Fortpflanzungserfolg des Individuums essenzielle Teilhabitate wie Nahrungsräume oder Ansitzwarten (v.a. hohe Bäu- me) so verändert werden, dass die Funktionsfähigkeit der Fortpflanzungsstätte in Frage gestellt wird.

7. Grünspecht Beschreibung der Struktur des Lebensraums, der Fortpflanzungs- und Ruhestätten, Nahrungsräume und sonstige essentiellen Teilhabitaten: Der Grünspecht besiedelt vornehmlich reich strukturierte, halboffene Landschaften und lichte Wäl- der. Vor allem Streuobstgebiete stellen geeignete Lebensräume dar. Die Nester werden bevorzugt in bestehenden Baumhöhlen angelegt, seltener erfolgt eine Neuanlage in morschem Holz. Unver- zichtbar sind offene, kurzrasige Bereiche, auf denen der Grünspecht seine Hauptnahrungsquelle, Ameisen, findet (HÖLZINGER ET AL. 2001). Räumliche Abgrenzung der Fortpflanzungs- und Ruhestätte: Brutreviere des Grünspechts können bis ca. 100 bis 200 ha umfassen, so dass es sich um eine Art mit großen Raumansprüchen handelt. Somit erfolgt die Definition der Fortpflanzungs- und Ruhe- stätten gemäß LANA(2010) kleinräumig, bezogen auf Höhlenbäume sowie potenzielle Höhlen- bäume, die sich für den Grünspecht zum Höhlenbau eignen. (Hochstamm - Bäume, bevorzugt mit weichen Stellen Quelle: „Vogel des Jahres 2014 - Der Grünspecht“ unter www.nabu.de).

8. Halsbandschnäpper Beschreibung der Struktur des Lebensraums, der Fortpflanzungs- und Ruhestätten, Nahrungsräume und sonstige essentiellen Teilhabitaten: In Baden-Württemberg werden grundsätzlich vor allem zwei Habitat-Typen besiedelt, nämlich Streuobstwiesen und lichte Hochwälder. Der Anteil von Bruthöhlen ist dabei entscheidend für die Siedlungsdichte. Als Spätestbrüter unter den Höhlenbrütern müssen die Halsbandschnäpper unter natürlichen Verhältnissen mit solchen Baumhöhlen vorlieb nehmen, die von früher brütenden Arten nicht besetzt wurden. Lichte Parkanlagen, Gärten, Feldgehölze und Straßenalleen mit altem Baumbestand erweitern das Habitatschema des Halsbandschnäppers in den Bereichen der Sied- lungen. (HÖLZINGER 1997). Die Nahrung ist fast ausschließlich animalisch (Insekten, Schmetterlinge, Käfer, Webspinnen), für die Aufzucht vor allem Larvenstadien. Der Anteil an nährstoffreichen Raupen hat entscheidenden Einfluss auf den Bruterfolg.

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Räumliche Abgrenzung der Fortpflanzungs- und Ruhestätte: Aufgrund des kleinen Aktionsradius des Halsbandschnäppers (Reviergröße kann unter 1 ha liegen, hohe Reviertreue, Brut- und Nahrungshabitat liegen eng zusammen) wird als Fortpflanzungs- und Ruhestätte das Revier abgegrenzt.

9. Haussperling Beschreibung der Struktur des Lebensraums, der Fortpflanzungs- und Ruhestätten, Nahrungsräume und sonstige essentiellen Teilhabitaten: Der Haussperling ist ein typischer Kulturfolger, der eng an den menschlichen Siedlungsbereich gebunden ist. Er besiedelt Ortsrandlagen, Dörfer und Städte bis in die Zentren. Nester werden in einer Vielzahl verschiedener Gebäudenischen angelegt. Brut- und Nahrungshabitat entsprechen sich weitgehend (HÖLZINGER 1997). Als Fortpflanzungsstätte wird die besetzte Höhle, das Revierzentrum bzw. die „Kolonie“ abge- grenzt. Aufgrund der Größe des Aktionsraumes ist eine Abgrenzung von essenziellen Nahrungs- habitaten in der Regel nicht erforderlich.

10. Star Beschreibung der Struktur des Lebensraums, der Fortpflanzungs- und Ruhestätten, Nahrungsräume und sonstige essentiellen Teilhabitaten: Der Star bewohnt nahezu alle offenen und halboffenen Landschaftstypen bis in die Zentren urba- ner Siedlungsräume, sowie Wälder mit Ausnahme dichter Fichten-Altersklassenwäldern. Insbe- sondere Streuobstwiesen werden gerne besiedelt. Als Brutstätte dienen Baumhöhlen und Nistkäs- ten mit einer Einflugöffnung von etwa 45 mm (entspricht einer Buntspechthöhle). Außerhalb der Brutzeit sammeln sich Stare an gemeinsamen Schlafplätzen. Diese finden sich bevorzugt in Schilfgebieten, aber auch auf Freileitungen oder alten Bäumen in Siedlungen (HÖLZINGER 1997). Räumliche Abgrenzung der Fortpflanzungs- und Ruhestätte: Aufgrund der starken Bindung des Stars an das Vorhandensein geeigneter Bruthöhlen in Verbin- dung mit Streifgebieten zur Nahrungssuche erfolgt eine enge Abgrenzung. Als Fortpflanzungs- stätte wird die besetzte Höhle, das Revierzentrum bzw. die „Kolonie“ abgegrenzt. Aufgrund der Größe des Aktionsraumes ist eine Abgrenzung von essenziellen Nahrungshabitaten in der Regel nicht erforderlich.

11. Wachholderdrossel Beschreibung der Struktur des Lebensraums, der Fortpflanzungs- und Ruhestätten, Nahrungsräume und sonstige essentiellen Teilhabitaten: Die Wacholderdrossel besiedelt halboffene Landschaften mit feuchten kurzrasigen Wiesen oder Weiden und angrenzenden Waldrändern oder Gehölzsäumen. Sie nutzt auch gerne Ufergehölze von Gewässern. Hauptnahrung, insbesondere während der Brutphase, sind Regenwürmer, die in feuchten Wiesenbiotopen einfach erbeutet werden können. In Baden-Württemberg gilt die Art ebenso als Charaktervogel für Streuobstwiesen. Trockene und sonnenexponierte Flächen werden ebenso wie geschlossene Wälder gemieden. Die Art dringt auch weit in Siedlungsbereiche vor. Sie nistet meist auf Bäumen und hohen Sträuchern, seltener auf kleinen Büschen (HÖLZINGER 1999)

12. Großer Feuerfalter Der Lebensraum des Großen Feuerfalters besteht aus ampferreichen Nass- und Feuchtwiesen, Röhrichten und Hochstaudensäumen, wo die Eier abgelegt werden und die Raupen leben, blüten- reichen Wiesen und Brachen, wo die Falter Nektar saugen, und Rendezvousplätzen, wo die Männchen Reviere zur Partnerfindung besetzen. Diese Teil-Lebensräume können auch eng ver- woben sein. Gerade im Südwesten Deutschlands handelt es sich beim Lebensraum der Raupen oft um frisches bis feuchtes Wirtschaftsgrünland, das relativ nährstoffreich ist, während es im Nordosten Deutschlands vor allem unbewirtschaftete Niederungsmoore, Seggenbestände und

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Ähnliches sind. Fortpflanzungsstätte- und Ruhestätte: Im Grundsatz kann das gesamte Offenland mit Ausnahme sehr intensiv genutzter Bereiche vom Großen Feuerfalter besiedelt werden, soweit dort ein entsprechendes Raupennahrungspflanzen- angebot mit nicht-sauren Ampferarten gegeben ist. Paarung und Eiablage erfolgen an einer beliebigen Stelle im Lebensraum, daher erfolgt eine funk- tionsbezogene „weite“ Abgrenzung des Lebensraums. Aufgrund der Biologie des Falters ist die Verlustrate in regelmäßig genutztem Grünland sehr hoch, so dass eine Trennung in essenzielle Teillebensräume mit unregelmäßig gemähten Ampfer- beständen und nicht essenzielle Lebensräume mit häufig gemähtem Wirtschaftsgrünland vorge- nommen werden kann. Essenzielle Habitate sind Flächen mit regelmäßiger und dauerhafter Nutzung durch die Art und daher einer hohen Bedeutung für die dauerhafte Überlebensfähigkeit der Population: Extensivgrünland / Feuchtbrachen / Ackerbrachen / Ruderalstrukturen mit Ampfer je nach Struktur, Lage und Größe. Vorhandensein von Nektarquellen als Nahrungsangebot ist für die Funktion als Fortpflanzungs- oder Ruhestätte nachrangig, da große Flugdistanz des Falters. nicht essenzielle Habitate: Eiablage auch im gemähten Intensivgrünland, jedoch jedenfalls in der 1. Generation dort kaum Überlebenschance.

13. Baumbewohnende Fledermäuse Definition Fortpflanzungs- und Ruhestätte Für baumbewohnende Fledermausarten gilt die funktionsbezogene Abgrenzung, so dass hier der gesamte Gehölzbestand der Remsauen mit den darin enthaltenen Quartierbäumen als Fortpflan- zungs- und Ruhestätte definiert werden kann. Bei Fledermäusen kommt es nicht auf den Schutz eines einzelnen Baumes, sondern auf die Funk- tion des Verbundes an, da sie die Höhlenbäume regelmäßig wechseln (Bundesverwaltungsgericht, 06.11.2012 – 9 A 17.11, Borgholzhausen-Urteil). (ZAHN, HAMMER in ANLIEGEN NATUR 39 (1), 2017).

7.2.2 Konfliktanalyse

Maßnahme 400: Rodung eines Freizeitgrundstücks (6,45 Ar) mit 7 Obstbäumen Es handelt sich um 2 Zwetschgenbäume und fünf Apfelbäume (Halbstämme) mit Stammumfang zwischen 45 cm und 1m und einer Höhe von ca. 4 m. Drei davon enthalten Höhlen / Spalten als potenzielle Fortpflanzungs- und Ruhestätte für höhlenbrütende Vogelarten sowie für Fleder- mäuse. Im Rahmen der Endoskopie gab es jedoch keine Hinweise auf eine aktuelle oder frühere Nutzung der Höhlen / Spalten. Aufgrund der isolierten Lage des Grundstücks innerhalb intensiv genutzter Ackerlagen mit subop- timaler Wertigkeit als Habitat für Vögel und Fledermäuse und aufgrund dessen, dass die umlie- genden hochwertigen Strukturen im Bereich der Rems mit altem Baumbestand und extensiven Wiesen erhalten bleiben, ist die Funktionsfähigkeit der Fortpflanzungs- und Ruhestätten für höh- lenbrütende Vogelarten und baumbewohnende Fledermäuse weiterhin gegeben. Freibrütende Vogelarten: Aufgrund der geringen Eignung der Halbstamm-Obstbäume für die für die Nestanlage und der fehlenden Eignung als Habitate bzw. Fortpflanzungs-Ruhestätte für oben beschriebene Arten der Roten Liste in Kombination mit dem Erhalt umliegender wertgebender Strukturen können artenschutzrechtliche Konflikte ausgeschlossen werden. Großer Feuerfalter: es konnten keine nicht-sauren Ampferarten nachgewiesen werden.

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Maßnahme 401: Rodung einer Gehölzstruktur (2,35 Ar) Im südlichen Bereich des Flurstücks stehen folgende Bäume: 1 älterer Kirschbaum, Halbstamm, StU 1,50 m, ungepflegt 1 älterer Kirschbaum, Halbstamm, StU 1,20 m, ungepflegt 1 junger Apfelbaum, Halbstamm, StU 0,40 m, ungepflegt 1 sehr junger Walnusssämling Zudem gibt es eine ca. 100 m² große Sukzessionsfläche mit: Brombeere, Hartriegel, Feldahorn, Zwetschgen- und Kirschsämlingen, Haselstrauch, Wildrose. Höhlen- bzw. Quartierbäume sind nicht vorhanden. Insofern kann eine Betroffenheit von höhlen- brütenden Vogelarten oder baumbewohnenden Fledermäusen ausgeschlossen werden. Das Gebüsch ist jedoch grundsätzlich für gebüschbrütende Vogelarten gut geeignet. In der Un- tersuchung im Auftrag des Wasserverbandes wurde im räumlichen Umfeld die Goldammer als wertgebende Rote-Liste Art kartiert. Insofern ist eine artenschutzrechtliche Betroffenheit der Goldammer sowie weiterer häufiger gebüschbrütender Vogelarten festzustellen.

Maßnahme 402: Rodung von 10 Obstbäumen im Bereich einer Streuobstwiese Bei den zu rodenden Bäumen handelt es sich um 9 Apfelbäume, 7 Halbstämme und zwei Hoch- stämme mit einem Stammumfang zwischen 50 cm und 1 m, weiterhin um einen Nussbaum mit einem Stammumfang von 75 cm. Der restliche Baumbestand bleibt erhalten. Höhlen- bzw. Quartierbäume sind nicht betroffen. Insofern kann eine Betroffenheit von höhlen- brütenden Vogelarten oder baumbewohnenden Fledermäusen ausgeschlossen werden. Freibrütende Vogelarten: Arten der Roten Liste: Aufgrund der fehlenden Eignung als Habitate bzw. Fortpflanzungs-Ruhestätte für oben beschriebene Arten der Roten Liste können artenschutz- rechtliche Konflikte ausgeschlossen werden. Häufige Arten: Durch den Erhalt der angrenzenden Obstbaumwiese als Brut- und Nahrungsraum können artenschutzrechtliche Konflikte ausgeschlossen werden. In Kombination mit den geplanten Ausgleichsmaßnahmen des Wasserverbandes und der Flurneuordnung wird sich die Lebens- raumqualität für diese Arten in Zukunft noch verbessern.

Maßnahme 403: Rodung von ca. 80 m² Zwetschgenwildlinge im Bereich einer Streuobstwiese Höhlen- bzw. Quartierbäume sind nicht betroffen. Insofern kann eine Betroffenheit von höhlenbrü- tenden Vogelarten oder baumbewohnenden Fledermäusen ausgeschlossen werden. Für gebüschbrütende Vogelarten ist der Bestand aufgrund der Strukturarmut suboptimal, den- noch kann eine Nutzung als Fortpflanzungs- und Ruhestätte nicht gänzlich ausgeschlossen wer- den. Insofern ist eine artenschutzrechtliche Betroffenheit der Goldammer sowie weiterer häufiger gebüschbrütender Vogelarten festzustellen.

Wegebaumaßnahmen: Wie in Kapitel 6.1 dargestellt, handelt es sich hier um ordnungsgemäße landwirtschaftliche Nutzung, die nicht gegen die Zugriffsverbote nach § 44 Abs.1 BNatSchG verstößt, soweit sich der Erhaltungszustand von Anhang IV Arten oder europäische Vogelarten sich nicht verschlechtert. Auswirkungen der Maßnahme auf die Vogelwelt kann ausgeschlossen werden. Die geplanten Wege befinden sich momentan im Arbeitsbereich der Baustelle des Hochwasserdammes. Ampferbestände sind nicht vorhanden. Da es sich lediglich um nicht essenzielle Habitatstrukturen handeln würde, können Auswirkungen auf den Erhaltungszustand des Großen Feuerfalters ausge- schlossen werden.

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Acker-Grünlandbilanz Wie in Kapitel 6.1 dargestellt, handelt es sich hier um ordnungsgemäße landwirtschaftliche Nut- zung, die nicht gegen die Zugriffsverbote nach § 44 Abs.1 BNatSchG verstößt, soweit sich der Erhaltungszustand von Anhang IV Arten oder europäische Vogelarten nicht verschlechtert. Auswirkungen auf die Vogelwelt durch die geplanten Maßnahmen können ausgeschlossen wer- den, da die wesentlichen Habitatstrukturen im Umfeld erhalten bleiben. Die Umbrüche erfolgen meist kleinflächig sowie innerhalb der intensiv genutzten Ackerflächen mit suboptimaler Eignung für die Vogelwelt.

Großer Feuerfalter: Bei regelmäßig oder sogar häufig genutzten Wirtschaftswiesen handelt es sich lediglich um nicht essenzielle Habitatstrukturen mit geringem Reproduktionserfolg. Momentan befinden sich nur we- nige Einzelexemplare nicht-saurer Ampferarten auf den betrachteten Grünlandflächen. Nicht-saure Ampferarten im Wirtschaftsgrünland werden bei gehäuftem Auftreten als Problemunkräuter entfernt, so dass eine wechselnde Anzahl im Wirtschaftsgrünland Teil der Dynamik des Lebens- raums ist. Auswirkungen auf den Erhaltungszustand des Großen Feuerfalters können aufgrund der geringen Bedeutung der Flächen für einen nachhaltigen Reproduktionserfolg ausgeschlossen werden.

7.3 Artenschutzrechtliche Prüfung

7.3.1 Entnahme, Beschädigung oder Zerstörung von Fortpflanzungs- und Ruhestät- ten (§ 44 (1) Nr. 3 BNatSchG) Im Rahmen der Konfliktanalyse konnte festgestellt werden, dass im Zusammenhang mit Maßnah- me 401 (235 m²) und Maßnahme 403 (80 m²) Fortpflanzungs- und Ruhestätten der Goldammer sowie sonstiger häufiger, gebüschbrütender Vogelarten wie z.B. Mönchsgrasmücke, Zaunkönig, Gartengrasmücke oder Heckenbraunelle beschädigt bzw. zerstört werden.

7.3.2 Erhebliche Störung (§ 44 (1) Nr. 2 BNatSchG) sowie Fang, Verletzung oder Tö- tung von Tieren (§ 44 (1) Nr. 1 BNatSchG) Da keine Baumaßnahmen durchgeführt werden, können Störungen und Tötungen von Tieren aus- geschlossen werden. Zur Vermeidung der Tötung oder Störung von immobilen Jungtieren werden die Rodungen in der Zeit vom 1.10. bis 28.2. durchgeführt.

7.4 Erläuterung der erforderlichen Vermeidungs- und Minderungsmaßnahmen Zur Vermeidung der Tötung oder Störung von immobilen Jungtieren werden die Rodungen in der Zeit vom 01.10. bis 28.02. durchgeführt.

7.5 Beschreibung der vorgezogenen Ausgleichsmaßnahmen Maßnahme 700: Anlage mehrerer Feldhecken Als Ersatz für die Zerstörung der Fortpflanzungs- und Ruhestätte für gebüschbrütende Vogelarten wird entlang der B 29 eine Feldhecke mit einem hohen Anteil dornenbewehrter Sträucher wie Weißdorn, Schlehe, Holzapfel, Wildrosen gepflanzt. Räumliche Verteilung und Größe: Die Anlage der Hecke erfolgt in unmittelbarer Nähe (ca. 50 bis 100 m ) zum Eingriffsort. Sie übertrifft mit 550 m² die Größe der beiden entfernten Elemente (235 m² und 80 m²).

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Um eine Reduzierung der Entwicklungsdauer auf ein bis zwei Jahre zu erreichen, erfolgt die Pflan- zung von größerem Pflanzmaterial (mind. Str. 3xv. 100-150 cm) und die Integration der vorhande- nen Halbstamm-Obstbäume in das Element. Funktionskontrollen und Unterhaltungsmaßnahmen: Entwicklungs- und Fertigstellungspflege über mindestens 3 Jahre Die Hecke sollte danach ca. alle 15 Jahre abschnittsweise auf den Stock gesetzt werden

7.6 Darlegung des Monitorings und Risikomanagements Aufgrund der hohen Prognosesicherheit und der hohen Erfolgswahrscheinlichkeit der Maßnahme 700 ist eine Kontrolle der strukturellen Entwicklung und Eignung durch die Flurbereini- gungsbehörde in den ersten Jahren ausreichend: - jährlich Kontrolle während der Entwicklungs- und Fertigstellungspflege, evtl. Nachpflanzung - weitere Bestandskontrolle nach 5 Jahren

7.7. Darlegung der naturschutzfachlichen Voraussetzungen für die Ausnahme- regelung Entfällt.

7.8. Formblätter LUBW Für die häufigen Arten Gebüschbrüter und Goldammer sowie für Höhlenbrüter und Fledermäuse wurden die Formblätter der LUBW „zur speziellen artenschutzrechtlichen Prüfung von Arten des Anhangs IV der FFHRL und von europäischen Vogelarten nach §§ 44 und 45 BNatSchG“ ausge- füllt und dem Bericht beigefügt. Siehe Anlagen 2 und 3

8 NATURA 2000 Entfällt, da kein NATURA 2000 Gebiet durch die geplanten Maßnahmen tangiert ist.

9 Umweltverträglichkeit Die Auswirkungen auf die relevanten Schutzgüter wurden im Rahmen der allgemeinen Vorprüfung gemäß § 7 UVPG untersucht. Zusammenfassend wird festgestellt, dass aufgrund der Geringfügig- keit der geplanten Maßnahmen auf die Durchführung der Umweltverträglichkeitsprüfung verzichtet werden kann. Formblatt siehe Anlage 4.

10 Anlagen 1 Tabellarische Übersicht mit Hinweisen zu den Wertansätzen der Ökopunkte 1a Skizze der Ausgleichsmaßnahmen 1b Schnitte zur Skizze der Ausgleichsmaßnahmen 1c Skizze zum Pflegekonzept 1d Berechnung der Pflegekosten 2 saP häufige Arten 3 saP Höhlenbrüter und Fledermäuse 4 Formblatt UVP-Vorprüfung 5 Landschaftspflegerischer Begleitplan zur Planfeststellung (Bruns, Stotz und Gräßle) 2015 6 Ergänzende Erhebungen (Sombrutzki) 2016

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