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DIENSTAG, 25. FEBRUAR 2003 / ZEITUNG IM ESPACE MITTELLAND / www.espace.ch 23

Über 200 Hilferufe 25 Emmental 23/25 Insgesamt 234 Mal schrillten bei Oberaargau 27/29 den Wehrdiensten im Amt Burgdorf letztes Jahr die Alarmglocken. Bern und Region 31 EMMENTAL

GEMEINDEPOLITIK RÜDERSWIL Schleifestutz: Es geht los «Es hat einfach gute Frauen» Am 3. März 2003 beginnt nach mehreren Verzögerungen der Die letzten Wahlen ha- Ausbau des Geh- und Radweges FRAUENPOWER IM EMMENTAL ben den Trend bestätigt: Schleifestutz. Während den Bau- Seit Mitte der 90er-Jahre hat die Zahl der Gemeinderatspräsidentinnen sprunghaft zugenommen arbeiten wird die Kantonsstrasse Im Emmental gibt es Rüderswil-Zollbrück zwischen immer mehr Gemeinde- Amt 1992 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 15 2003 Röthenbach: Hanny Wyss (parteilos) dem Schützenhaus Grossmatt ratspräsidentinnen. und der Schleife für den gesam- : 14 ten Verkehr gesperrt. Entspre- «Dies hat nichts mit Heidi Beyeler (parteilos) 13 Feminismus zu tun», chende Umleitungen für den Durchgangs- sowie den Ortsver- meint Esther Jost, Präsi- 12 Amt Huttwil: Therese Löffel (FDP) kehr werden signalisiert. Zu- dentin von Oberburg. ständig für die Bauarbeiten ist 9 Eriswil: Regina Baumann (SVP) das kantonale Tiefbauamt, Ober- ◆ Andreas Lüthi Lützelflüh: Marianne Flückiger (FW) Beatrice Stettler ingenieurkreis IV, Burgdorf. pd Seit Mitte der 90er-Jahre ist die Walterswil: Trachselwald: Elisabeth Gfeller (parteilos) (SVP) Zahl der Gemeinderatspräsiden- Christine Käser (parteilos) tinnen im Emmental sprunghaft Amt 6 : Ursula Stalder (SVP) RÜDERSWIL angestiegen. Rubigen, Ober- Burgdorf : Katharina Affolter (SVP) diessbach, Bäriswil und Rüdtli- Rüdtlingen-Alchenflüh: Elisabeth Kaltenrieder (parteilos) Aefligen: Susanne Hofer (SVP) Landsgemeinde gen-Alchenflüh am Westrand Oberburg: Esther Jost (SVP) des Emmentals waren die ersten Bäriswil: Elisabeth Zulauf (SVP) mit «Buremärit» Gemeinden mit einer Frau an der Spitze der Exekutive. Danach ar- Amt 3 Herbligen: Katharina Baumann (parteilos) Als Abschlussanlass sämtlicher beiteten sich die Frauen von al- Konolfingen Oberhünigen: Dora Glauser (parteilos) Feierlichkeiten im Zusammen- len Seiten in die Hügellandschaft Konolfingen: Linden: Ruth Linder (parteilos) Rosmarie Aeschbacher hang mit dem 350-Jahr-Jubiläum vor (siehe Grafik rechts). Die 1 Susanne Brechbühl (SVP) (parteilos) des Bauernkrieges findet am jüngsten Gemeindewahlen ha- Oberdiessbach: Elisabeth Bachmann (FDP) 31. August 2003 in Rüderswil die ben den Trend zu «mehr Frau» in Landsgemeinde statt. Vorgese- Rubigen: Erika Stämpfli (SVP) 1978–1983 den Gemeinderatspräsidien nun BZGRAFIK: SIGNER hen ist dabei neben diversen Ak- bestätigt. In Lützelflüh und in tivitäten zum Thema Stadt- Linden folgte auf Frau wiederum Land-Beziehung ein grosser Frau. In Heimiswil, Alchenstorf hasli beherbergen keine Zen- wendet gut 30 Prozent der Ar- der Zahnarztpraxis ihres Man- «Ich habe nicht den Eindruck, «Buremärit» mit Spezialitäten und Herbligen wurden Männer tren. Die Ämter mit Regional- beitszeit für ihr politisches Amt nes. Zeitlich und finanziell ist sie dass der Aspekt Frau oder gar aus den Berner Regionen. Land- durch Frauen ersetzt. zentren wie Burgdorf, Thun oder auf. «Diese Belastung ist wohl unabhängig genug, um das Präsi- der Feminismus bei meiner Wahl wirtschaft Emmental, für die Or- Aarwangen rangieren in der Mit- ein wesentlicher Grund für die dium zu meistern. eine Rolle gespielt hat», sagt ganisation der Landsgemeinde Trachselwald an der Spitze te der Liste. In den städtischen vielen Präsidentinnen in der Esther Jost. Es finde auch kein verantwortlich, möchte der orts- Kantonsweiter Spitzenreiter, Amtsbezirken Bern und Biel Umgebung», sagt Gfeller. Beruf- Feminismus nicht wichtig frauenspezifischer Austausch ansässige Bevölkerung die Gele- was die Frauenquote betrifft, ist sind die Frauen an den Exeku- stätige Männer seien dafür oft zu Elisabeth Gfeller möchte den zwischen den Präsidentinnen genheit geben, ebenfalls am zurzeit das Amt Trachselwald. tivspitzen besonders schlecht wenig flexibel. Gewerbler müss- Frauenpower in der Region nicht statt. «Wichtig ist, dass jemand Märit mitzumachen. Die Hälfte der zehn Gemeinden vertreten. Die ländlichen Amts- ten extra Mitarbeiter anstellen. nur wirtschaftlichen Faktoren kompetent ist, unabhängig vom Vorgesehen ist ein Markt mit wird von einer Frau präsidiert bezirke lassen sich nicht einord- Landwirte seien heute auf einen zuschreiben. «Es hat einfach Geschlecht», sagt Jost. etwa 40 Ständen, angeboten (siehe Tabelle unten links). Die nen: Sie sind auch auf den letz- lukrativeren Nebenerwerb ange- gute Frauen rundherum», sagt «Als Frau muss man noch im- werden Nahrungsmittel, Hand- Ämter Burgdorf und Konolfin- ten Rängen vertreten (siehe auch wiesen als die Gemeindepolitik. sie. Die Frauen würden oft genau mer mehr leisten als Männer», werk und Blumen. Pro Stand gen weisen mit fünf und vier Prä- das Interview unten). Angestellte können nicht auf die die Fähigkeiten mitbringen, die sagt Elisabeth Gfeller. Frauen wird ein Beitrag von 80 Franken sidentinnen ähnlich hohe Zah- Geduld der Arbeitgeber zählen. im Präsidium gefordert sind: Sie dürften weniger Fehler machen eingezogen. Die Gestaltung des len auf, haben jedoch mehr Ge- Grosse zeitliche Belastung «Die Gemeindepolitik ist von könnten gut organisieren, viele als Männer in derselben Posi- Marktstandes zur Thematik meinden – dies zieht den Durch- «Das Gemeindepräsidium einem Feierabend- zu einem Ta- Dinge gleichzeitig tun oder eine tion. «Vielleicht bilde ich mir das Stadt-Land-Beziehung kann frei schnitt herunter. Das Amt Sig- wird immer umfangreicher», sagt gesgeschäft geworden», sagt Gruppe zusammenhalten. «Dies nur ein», räumt sie ein. An Frau- gewählt werden. Der originellste nau hat heute nur gerade eine Elisabeth Gfeller, Gemeinderats- Esther Jost, Gemeinderatspräsi- lernen sie in der Familie», meint en würden ausserdem mehr Er- Stand wird prämiert. pd Präsidentin. präsidentin in Trachselwald. dentin von Oberburg. Verbands- Gfeller. «Die Frauen wollen heu- wartungen gestellt als an Män- Die kantonale Rangliste wird Gleichzeitig habe das Prestige arbeit finde am Tag statt, Verwal- te mehr Verantwortung tragen ner. Oft sei sie Ansprechperson Für Anmeldungen und Fragen: Ca- von ländlichen Amtsbezirken abgenommen. Die diplomierte tungen hätten ihre Bürozeiten. und sind im Vergleich zu früher für kleinste Sorgen. «Bei einem roline Wüthrich, Landwirtschaft Em- angeführt. Sowohl Trachselwald Bäuerin führt gemeinsam mit Jost ist kaufmännisch ausgebil- mutiger geworden», ist Esther autoritären Mann wäre das viel- mental, Tel. 034 495 61 46, win- wie La Neuville und das Ober- ihrem Mann einen Hof und det und arbeitet zu 50 Prozent in Jost überzeugt. leicht anders», sagt Gfeller. ◆ [email protected]

LANGNAU RANGLISTE DER ÄMTER Wer hat den höchsten Gemeinden finden keine Leute Startitel werden Frauenanteil? vergeben Trachselwald (5/10)* 0,50 Der Frauenanteil steigt, Nebenamt erledigen. Mittelgros- Zudem muss sie ein gutes Ge- La Neuvevielle (2/5) 0,40 se Gemeinden befinden sich da- spür für Entscheidungen haben. Am ersten Sonntag im März tref- Oberhasli (2/6) 0,33 weil die Gemeindepräsi- dien belastender gewor- zwischen: Ihre Präsidien sind fen sich die schönsten Jungkühe Courtelary (5/18) 0,28 sehr aufwändig geworden, je- Wie sehr trägt der Feminismus aus dem Emmental in der Markt- Aarberg (3/12) 0,25 den sind, sagt Politologe doch Milizämter geblieben. zum Erfolg der Frauen bei? halle Langnau zur 8. Starparade. Obersimmental (1/4) 0,25 Andreas Ladner. Es wäre falsch, zu sagen, alle Wie in den Jahren zuvor wird es Schwarzenburg (1/4) 0,25 Und genau hier sind Frauen Gemeindepräsidentinnen wären darum gehen, die Titel der Star- Seftigen (6/27) 0,22 ◆ Interview: Andreas Lüthi besonders geeignet? Feministinnen. Der Feminismus kuh, des Stareuters und des Star- Burgdorf (5/24) 0,21 Seit Mitte der 90er-Jahre hat So scheint es. Das Amt Trachsel- hat aber sicher dazu beigetragen, züchters zu erringen. Aarwangen (5/25) 0,20 die Zahl der Gemeinderats- wald besteht aus zehn mehrheit- dass die Schweiz ihren frauen- Auf fünf Vorschauplätzen Wangen (4/26) 0,15 präsidentinnen im Emmental lich mittelgrossen Gemeinden politischen Rückstand aufgeholt wird vor der Starparade ausge- Thun (4/27) 0,15 sprunghaft zugenommen. und hat fünf Gemeinderatspräsi- hat. Das Wahlrecht für Frauen wählt, wer sich in Langnau dann Frutigen (1/7) 0,14 Können Sie dies erklären? dentinnen. Vermutlich sind hier wurde ja erst 1971 eingeführt. präsentieren darf. Zu den Jung- Konolfingen (4/31) 0,13 Andreas Ladner: Bei Neuerun- viele Frauen auf Grund ihrer fa- kühen wird dieses Jahr auch ei- Nidau (3/25) 0,12 gen gibt es immer einen Nach- miliären und beruflichen Situa- Andreas Ladner forscht BILD UBL Spielt das Geschlecht in der ne Klasse mit älteren Kühen zu Niedersimmental (1/9) 0,11 ahmungseffekt. Hat die Nach- tion genügend flexibel, in die über Gemeindepolitik. Politik überhaupt eine Rolle? bewundern sein. mgt Signau (1/9) 0,11 bargemeinde eine Präsidentin, Politik einzusteigen. In der Gemeindepolitik über- Laupen (1/11) 0,09 wird dies auf einmal in der eige- Distanz gegenüber den Behör- nehmen die Frauen nach wie vor Starparade, Sonntag, 2. März, ab Interlaken (2/23) 0,09 nen Gemeinde auch denkbar. Das Gemeindepräsidium als den verloren. Sie sind weniger eher die Ressorts Schule oder 9.30 Uhr, Markthalle Langnau. Bern (1/13) 0,08 Die Frauen fragen sich: Die ken- «Hausfrauenjob»? autoritätsgläubig als früher. Eine Fürsorge, die Männer die Finan- Moutier (2/26) 0,08 ne ich, die kann das, wieso ma- Das ist der schale Beigeschmack, Gemeindepräsidentin muss den zen oder das Bauen. Man darf (1/27) 0,04 che ich das nicht auch? Wähle- der diesen Ämtern heute anhaf- Kopf oft für Dinge hinhalten, die vor den Unterschieden zwischen LÜTZELFLÜH Biel (0/2) 0,00 rinnen und Wähler sehen, dass tet. Vielerorts hat es schlicht zu einzelnen Leuten nicht passen. Mann und Frau nicht die Augen Büren (0/14) 0,00 die Nachbargemeinde mit der wenig Männer, die sich bewer- verschliessen. Das Ganze ist Gemeinde kauft Erlach (0/12) 0,00 Neuerung ganz gut fährt. ben. Es wäre aber falsch, zu sa- Und die konkreten Belastun- aber durchlässiger geworden. Saanen (0/3) 0,00 gen, Frauen würden nur deswe- gen durch die Arbeit? Ökostrom * (Präsidentinnen/Gemeinden) Gibt es auch strukturelle gen gewählt. Die Trends laufen in Heute versuchen viele Gemein- Wird der Trend zu mehr In städtischen Amtsbezirken ist der Gründe? beide Richtungen: Auf der einen den mit der wirkungsorientier- Frauen in den Exekutiven Der Gemeinderat von Lützelflüh Frauenanteil auf der Stufe der Ge- Unsere Studien zeigen, dass Seite stehen immer mehr qualifi- ten Verwaltungsführung die zeit- anhalten? hat beschlossen mehr Ökostrom meinderatspräsidien eher klein – so mittelgrosse Gemeinden heute zierte Frauen zur Verfügung, und liche Belastung der politischen Unsere Studien zeigen, dass die einzukaufen. Er will dazu vom in den Ämtern Bern und Biel. In besonders Mühe haben, ihre das Wahlvolk gewöhnt sich da- Amtsträger zu reduzieren. Diese Zunahme bereits abflacht. Es Spezialangebot «water star» der Amtsbezirken mit regionalen Zen- Ämter zu besetzen. In den Zen- ran, Frauen zu wählen. Auf der sollen sich auf die strategische wäre eine Illusion, zu glauben, BKW Gebrauch machen. Das tren ist der Frauenanteil tendenziell höher – so zum Beispiel in Aarwan- tren ist das Gemeinderatspräsi- anderen Seite gibt es die Rekru- Führung konzentrieren und die dass sich der Frauenanteil in der heisst, die Gemeinde Lützelflüh gen mit dem Zentrum Langenthal, dium sehr prestigeträchtig. Hier tierungsprobleme. operative Tätigkeit der Verwal- Politik je einmal bei der Hälfte bezieht in Zukunft zu den bishe- Burgdorf mit der Stadt Burgdorf und findet ein harter Wettkampf dar- tung überlassen. Das gelingt einpendeln wird, wie es dem An- rigen 5000 Kilowattstunden wei- Aarberg mit dem Doppelzentrum um statt. Ausserdem ist das Prä- Hat sich das Gemeindepräsi- recht gut. Die zeitliche Belastung teil der Frauen in der Bevöl- tere 110 000 Kilowattstunden Lyss/Aarberg. An der Spitze der Lis- sidium in Städten wie Bern, Biel dium verändert? geht also wieder zurück. Dage- kerung entspricht. ◆ Ökostrom. te rangieren ländliche Amtsbezirke ohne Zentrum. Die ländlichen Amts- oder Burgdorf ein Vollamt. In Die Anforderungen sind heute gen sind die inhaltlichen Her- Die BKW übernimmt den re- bezirke sind allerdings gleichmäs- kleinen ländlichen Gemeinden grösser als früher. Die Gemein- ausforderungen in der Lokal- Professor Andreas Ladner arbeitet gulären Aufpreis von 4,5 Rappen sig über die ganze Liste verteilt. sind die Gemeinderatspräsidien den haben mehr Aufgaben, und politik gewachsen. Eine Präsi- am Soziologischen Institut der Uni pro Kilowattstunde; das «water Berechnungen BZ/Daten AGR und BFS dagegen nicht sehr arbeitsinten- die Politik ist weniger überblick- dentin muss die Politikfelder Zürich und am Kompetenzzentrum star»-Angebot ist auf zwei Jahre siv. Man kann die Arbeit gut im bar. Zudem haben die Leute die gründlich kennen und begreifen. für Public Management der Uni Bern. befristet. mgt