DEMOGRAFIEBERICHT für die SAMTGEMEINDE THEDINGHAUSEN 2009

Verfasser:

FORUM GmbH, Oldenburg Dipl.-Geogr. Klaus-Martin Hesse

Gliederung

1 Demografische Trends in der Region und im Landkreis ...... 3 2 Bevölkerungsentwicklung der Samtgemeinde Thedinghausen ...... 5 3 Natürliche Bevölkerungsentwicklung...... 9 4 Wanderungen ...... 11 5 Künftige Bevölkerungsentwicklung...... 15 6 Altersstruktur ...... 16 7 Vertiefungsteil Bauen und Wohnen ...... 20 7.1 Bestandsaufnahme und Perspektiven ...... 20 7.2 Entwicklung ausgewählter kleinräumiger Siedlungsbereiche ...... 23 7.3 Handlungsempfehlungen ...... 31 8 Vertiefungsteil Kinder und Familie...... 32 8.1 Bestandsaufnahme und Perspektiven ...... 32 8.2 Handlungsempfehlungen ...... 36 9 Vertiefungsteil Jugend und junge Menschen ...... 37 9.1 Bestandsaufnahme und Perspektiven ...... 37 9.2 Handlungsempfehlungen ...... 38 10 Vertiefungsteil Senioren und Hochbetagte ...... 39 10.1 Bestandsaufnahme und Perspektiven ...... 39 10.2 Handlungsempfehlungen ...... 42 11 Vertiefungsthema Ortsfeuerwehren...... 43 11.1 Bestandsaufnahme und Perspektiven ...... 43 11.2 Handlungsempfehlungen ...... 46 12 Fazit und Ausblick ...... 47

1 Demografische Trends in der Region und im Landkreis Verden In den vergangenen zweieinhalb Jahren seit der Fertigstellung der ‚Fallstudie Theding- hausen’ im Rahmen der ‚Praxisstudie demografischer Wandel’ haben sich die seinerzeit beschriebenen mit dem demografischen Wandel in Verbindung stehenden Prozesse und Tendenzen in Deutschland, in der Metropolregion -Oldenburg im Nordwesten, im Landkreis Verden und in den meisten kreisangehörigen Kommunen weiter verfestigt. In der Region hat sich die Bevölkerungsdynamik seit der Mitte der 1990er Jahre spürbar abgeschwächt; inzwischen ist der Einwohnertrend leicht rückläufig. Verantwortlich sind in erster Linie rückläufige Zuzüge in die Region bei einem strukturellen Geburtendefizit. Die Einwohnerentwicklung in der Region und im Landkreis hat ihre zuletzt deutlich rück- läufige Tendenz weiter fortgesetzt. Die Metropolregion Bremen-Oldenburg im Nordwes- ten ist im Jahr 2008 nach zuvor 18 Wachstumsjahren inzwischen zum dritten Mal in Fol- ge geschrumpft; der Landkreis Verden verzeichnet ebenfalls seit 2005 leichte Einwoh- nerverluste. Nachdem der Landkreis seit 1980 einen Bevölkerungszuwachs um mehr als ein Fünftel auf etwa 134.000 Einwohner erlebt hat, ist die Zahl der Einwohner vom bishe- rigen Höchststand zum Jahresende 2004 bis zum 31.12.2008 leicht um etwa 700 Perso- nen zurückgegangen (-0,5 %). Eine derartig ausgeprägte Stagnationsphase hat es im Gebiet des heutigen Landkreises in den vergangenen vierzig Jahren nicht gegeben (vgl. Abb. 1).

140.000

130.000

120.000

110.000

100.000

90.000

80.000

4 6 8 0 0 2 4 7 7 7 8 82 84 86 88 90 0 0 0 06 08 9 9 9 9 1968 1970 1972 19 19 19 19 19 1 1 1 1 1992 1994 1996 1998 20 20 20 20 20

Abb. 1: Bevölkerungsentwicklung im Landkreis Verden 1970 - 2008 (Quelle: Darstellung FORUM; Daten: LSKN) Ursächlich für die Trendumkehr der jüngsten Vergangenheit ist das Fortbrechen externer Impulse durch einen Rückgang der Wanderungsgewinne. Sowohl auf nationaler (Zuwan- derung aus dem Ausland) wie auch auf regionaler Ebene und im Landkreis sind die posi- tiven Wanderungssalden (d.h. der Überschuss der Zuzüge gegenüber den Fortzügen) in den vergangenen Jahren sukzessive zurückgegangen, so dass das seit fast 40 Jahren in

Demografiebericht Samtgemeinde Thedinghausen 2009 3 nahezu allen Teilen Deutschlands bestehende strukturelle Geburtendefizit nicht mehr kompensiert werden kann (für den Landkreis Verden vgl. Abb. 2).

3000

Natürlicher Saldo 2500 Wanderungssaldo

2000

1500

1000

500

0

-500

8 4 6 2 4 8 0 6 8 4 6 6 7 7 8 8 9 9 0 9 970 9 9 978 9 9 986 9 992 994 9 000 002 0 008 1 1 1972 1 1 1 1980 1 1 1 198 1 1 1 199 1 2 2 200 2 2 Abb. 2: Wanderungssaldo und Natürlicher Saldo im Landkreis Verden (Quelle: Darstellung FORUM; Daten: LSKN) Im Vergleich der Kommunen des Landkreises Verden haben sich insbesondere die Samtgemeinde Thedinghausen sowie besser entwickelt als der regionale Durchschnitt. Die Entwicklung Dörverdens fällt durch besonders hohe Schrumpfungsra- ten auf. 104

103 Thedinghausen 102 Langwedel METROPOLE NW 101 LK VERDEN

100

99 Verden

98 Metropole NW LK Verden Achim, St. Dörverden

97 Langwedel, Fl. Ottersberg, Fl. Oyten Dörverden Verden, St. Thedinghausen, SG 96 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 Abb. 3: Bevölkerungsentwicklung in den Kommunen des Landkreises Verden und in der Metropolregion Bremen-Oldenburg im Nordwesten (Index: Einwohnerstand 2000 = 100; Darstellung FORUM; Daten: LSKN)

Demografiebericht Samtgemeinde Thedinghausen 2009 4 Die abgeschwächte Bevölkerungsdynamik lässt sich auch anhand der Entwicklung der kreisangehörigen Kommunen seit 2000 nachvollziehen, denn nach 2003 haben nur Achim und Oyten leichte Zuwächse erzielt. Thedinghausen hat heute fast die gleichen Einwohnerzahlen wie vor fünf Jahren; alle anderen Kommunen sind geschrumpft, am stärksten Dörverden mit einem Minus von 4 %.

2 Bevölkerungsentwicklung der Samtgemeinde Thedinghausen In die Erarbeitung der o.g. Fallstudie zum demografischen Wandel in der Samtgemeinde Thedinghausen sind die statistischen Daten des Landesamts mit Stand 31.12.2005 sowie der Samtgemeinde mit Stand 31.12. 2006 eingeflossen. In den Jahren 2007 und 2008 hat sich der Stagnationstrend der Bevölkerungsentwicklung gefestigt (vgl. Abb. 4). Die Einwohnerzahl betrug zum 31.12.2008 (auf Basis der Daten des Niedersächsischen Lan- desbetriebs für Statistik und Kommunikationswesen, NLSK) 14.920 Personen – dies bedeutet gegenüber dem bisherigen Höchststand aus dem Jahr 2005 einen Rückgang um etwa 130 Personen bzw. 0,9 %. Die Entwicklung ist dabei – abgesehen von der Stagnationsphase in den 70er-Jahren – in der Tendenz sehr ähnlich verlaufen wie im Landkreis.

16.000

15.000

14.000

13.000

12.000

11.000

10.000

9.000

8.000

2 4 6 6 8 0 2 2 4 6 7 7 7 8 8 9 9 0 0 0 9 9 9 9 9 9 9 0 0 0 1968 1970 1 1 1 1978 1980 1982 1984 1 1 1 1 1994 1996 1998 2000 2 2 2 2008

Abb. 4: Bevölkerungsentwicklung in der Samtgemeinde Thedinghausen (Quelle: Darstellung FORUM; Daten: LSKN) Die Einwohnerentwicklung war mit Ausnahme Riedes in allen Mitgliedsgemeinden nach 2005 negativ, besonders stark sind die Rückgänge Emtinghausens ausgefallen. Wie Abb. 5 zeigt, haben sich die Prozesse in den Mitgliedsgemeinden seit 1990 differen- ziert vollzogen. Von der starken Wachstumsphase bis 2004 haben alle Gemeinden sub- stanziell profitiert, wobei die Wachstumsdynamik in Blender und Thedinghausen noch etwas überdurchschnittlich ausgefallen ist. In der Stagnationsphase nach 2004 hat vor allem erhebliche Einwohnerverluste zu verzeichnen (-3 %), während in den übrigen Kommunen die Zahlen noch recht stabil geblieben sind. Auffällig ist allerdings, dass sich in Thedinghausen als Gemeinde mit der besten Infra- strukturausstattung der Samtgemeinde eine vergleichsweise schwache Entwicklung voll- zogen hat, wohingegen seine Einwohnerzahlen in 2007 und 2008 steigern konnte.

Demografiebericht Samtgemeinde Thedinghausen 2009 5 140

135

130 Blender

Thedinghausen 125

120 Riede, Emtinghausen 115

110

105 Blender Emtinghausen 100 Riede Thedinghausen

95

90 1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004

104

103

102

101

Riede 100 Blender 99 Thedinghausen

98 Blender Emtinghausen

Riede Thedinghausen 97 Emtinghausen

96 2004 2005 2006 2007 2008 Abb. 5: Bevölkerungsentwicklung in den Mitgliedsgemeinden der Samtgemeinde Thedinghausen (oben: 1990-2004, unten 2004-2008) (Quelle: Darstellung FORUM; Daten: LSKN) Die weitere teilräumliche Differenzierung nach Ortsteilen (Abb. 6) zeigt eine noch weitaus größere Spannbreite der Bevölkerungsentwicklung auf, als sie zunächst anhand der Da- ten der Mitgliedsgemeinden zu erwarten wäre: Während Thedinghausens Ortsteil Werder zwischen 1996 und 2008 um fast ein Drittel gewachsen ist, sind die Ortsteile Ritzenber- gen (Blender) und Ahsen (Thedinghausen) um mehr als 20 % geschrumpft. Ein Viertel der Ortsteile der Samtgemeinde hat innerhalb von zwölf Jahren mehr als 10 % seiner Einwohner verloren; gleichzeitig ist mehr als ein Drittel um mindestens 10 % gewachsen,

Demografiebericht Samtgemeinde Thedinghausen 2009 6 jeder sechste Ortsteil sogar um mehr als 20 %. Grundsätzlich ist festzustellen, dass die größeren Ortskerne (Blender, Thedinghausen, Morsum, Riede) mit Ausnahme Emting- hausens seit 1996 deutlich überdurchschnittlich gewachsen sind, während kleinere und periphere Siedlungen vergleichsweise schwache Entwicklungen erlebt haben, teilweise sogar substanziell an Einwohnern eingebüßt haben. Diese Entwicklung korrespondiert mit Beobachtungen aus anderen Regionsteilen des Nordwestens. Die Ortskerne der selbständigen Gemeinden (ink. Morsum) haben in den vergangenen Jahren überwiegend überdurchschnittliche Entwicklungen erlebt, während vor allem klei- ne und periphere Siedlungen unter Druck geraten sind.

160

135 140 131 131 2002 122 119 117 117 116 2008 120 112 107 105 105 103 103 102 101 100 97 96 95 94 87 85 83 78 80 76

60

40

20

0

f f l f t f m e te dt d n n n n u ße e en or en e e rder der dor t te p elde e n e ins Ei st us s s rse rge hs ors Ried E r e F uns e A W destor T Oetzen ha or Bep L Ble M d T T ulm ibb T T O nne ng T T O O Hi n O Intschede O o T H D e OT zenb OT r T tum-Marsch T W O T O n OT Holtor t n n se l mti e n O Ri e r OT Am n de E O O en ied se Thedinghausen au en n s R se us u de er OT len en d der O n OT D us se aus Blenderausen OTau OTOiste Bahlum len B n e hau h h gha gha en ghausen us ha er OT n B l dingh n au ing d in B Ble aus ha ng ing ing di dinghause he nder OTh Ho i d dingh ed e e T e d hed Blen ding dingh Emt he Th Th ThediBl ing The T T Th The he hed The T T

Abb. 6: Bevölkerungsentwicklung nach Ortsteilen (Index: 1996 = 100) (Quelle: Darstellung und Berechnung FORUM; Daten: Samtgemeinde Thedinghausen) Anders als die weitaus überwiegende Mehrheit der Kommunen im Nordwesten konnte die Samtgemeinde Thedinghausen in den vergangenen Jahren zumeist einen positiven natürlichen Saldo ausweisen, d.h. die Geburtenzahlen fielen höher aus als die Zahl der gestorbenen Einwohner. Trotzdem wurde das enorme Bevölkerungswachstum in weit überwiegendem Maße (90 % des Anstiegs im Zeitraum 1990-2005) durch erhebliche Zuzüge, vor allem aus den Städten Bremen, Achim und Verden, bestimmt. Seit 2005 ist der Wanderungssaldo allerdings durchweg negativ ausgefallen, die Samtgemeinde hat also mehr Einwohner durch Fortzüge verloren als sie Neubürger durch Zuzüge gewinnen konnte. Der leichte Geburtenüberschuss konnte dies nicht kompensieren. Trotz einer im regionalen Vergleich sehr günstigen natürlichen Bevölkerungsentwicklung war das zurückliegende Wachstum der Samtgemeinde und aller Mitgliedsgemeinden vorwiegend auf hohe Wanderungsgewinne zurückzuführen. Seit 2005 entstehen allerdings in fast allen Gemeinden Wanderungsverluste, die durch den leichten Geburtenüberschuss nicht mehr ausgeglichen werden können.

Demografiebericht Samtgemeinde Thedinghausen 2009 7 350

300 Natürlicher Saldo Wanderungssaldo 250

200

150

100

50

0

-50

-100

-150

2 8 8 4 0 6 68 84 90 96 02 9 97 976 97 982 9 98 9 99 9 00 0 004 00 1 1970 1 1974 1 1 1980 1 1 1986 1 1 1992 1 1 1998 2 2 2 2 2008 Abb. 7: Wanderungssaldo und natürlicher Saldo in der SG Thedinghausen (Quelle: Darstellung FORUM; Daten: LSKN)

Blender Emtinghausen

150 80 Natürlicher Saldo Natürlicher Saldo Wanderungssaldo 60 Wanderungssaldo 100 40

50 20

0 0

-20 -50 -40

-100 -60

8 2 0 6 0 72 80 94 02 80 88 04 982 970 978 994 002 008 1968 1970 19 1974 1976 1978 19 1 1984 1986 198 1990 199 19 1996 1998 200 20 2004 2006 2008 1968 1 1972 1974 197 1 19 1982 1984 1986 19 199 1992 1 1996 1998 2000 2 20 2006 2

Riede Thedinghausen 120 250 Natürlicher Saldo Natürlicher Saldo 100 Wanderungssaldo 200 Wanderungssaldo 80 150 60 100 40 50 20 0 0

-20 -50

-40 -100

2 0 0 0 6 6 90 00 978 986 994 002 1968 1970 197 1974 1976 1 198 1982 1984 1 1988 1990 1992 1 1996 1998 2000 2 2004 2006 2008 1968 197 1972 1974 1976 1978 198 1982 1984 1986 1988 19 1992 1994 199 1998 20 2002 2004 200 2008 Abb. 8: Wanderungssaldo und natürlicher Saldo in den Mitgliedsgemeinden der Samtgemeinde Thedinghausen (Quelle: Darstellung FORUM; Daten: LSKN) Der Blick auf die Entwicklung in den Gemeinden (Abb. 7) zeigt grundsätzlich sehr ähnli- che Strukturen und Tendenzen, wobei allerdings zum einen die ausgeprägten Wande- rungsverluste Emtinghausens der vergangenen Jahre auffallen, wie auch die leichten Wanderungsgewinne Riedes in 2007 und 2008, die für den zuletzt zu verzeichnenden Einwohnerzuwachs verantwortlich sind.

Demografiebericht Samtgemeinde Thedinghausen 2009 8 3 Natürliche Bevölkerungsentwicklung Ob die Bevölkerungsentwicklung der Samtgemeinde Thedinghausen durch Geburten- überschüsse gestärkt wurde, oder ob ein Geburtendefizit durch Wanderungsgewinne aufgefangen werden musste, hing in den vergangenen Jahrzehnten überwiegend von der Entwicklung der Geburtenzahlen ab. Während sich die Zahl der innerhalb eines Jahres gestorbenen Bürger in den letzten vierzig Jahre in einem recht engen Korridor zwischen 100 und 150 bewegt hat, haben sich die Geburtenzahlen nach ihrem vorübergehenden Tiefpunkt in den 1970er Jahren (86 im Jahr 1975) binnen eines Vierteljahrhunderts mehr als verdoppelt (179; 2000). In den Jahren 2006, 2007 und 2008 sind die Geburten allerdings wieder deutlich schwä- cher ausgefallen, mit durchschnittlich etwa 130 wurde in etwa wieder das Niveau der 1980er Jahre erreicht (vgl. Abb. 9). Die Rückgänge sind nicht durch Fertilitätseinbußen zu erklären, sie sind fast ausschließlich auf die rückläufigen Familien-Zuzüge (vgl. auch 4) zurückzuführen, sowie insbesondere auf die seit den 1990er Jahren stark geschrumpf- te Altersgruppe potenzieller Familiengründer: Die Zahl der Thedinghauser Einwohner im Alter von 25-35 Jahren hat sich zwischen 1996 und 2007 um 38 % verringert und ist damit in diesem Zeitraum noch etwas stärker gefallen als die Geburtenzahlen. Die natürliche Einwohnerbilanz ist in der Vergangenheit vor allem durch die Entwicklung der Geburtenzahlen geprägt worden; die Sterbezahlen waren vergleichsweise stabil. Vor allem durch Veränderungen im Altersaufbau der Bevölkerung (Rückgang der Familien- gründer) sind die Geburten zuletzt deutlich eingebrochen. Besonders betroffen von dieser Entwicklung war die Mitgliedsgemeinde Thedinghausen, die in den 90er Jahren noch für das Gros des Geburtenüberschusses der Samtgemeinde verantwortlich war, inzwischen aber immer häufiger ein Geburtendefizit aufweist.

200

150

100

50

0

Geborene -50 Gestorbene Saldo

-100

2 2 2 968 1 1970 197 1974 1976 1978 1980 1982 1984 1986 1988 1990 199 1994 1996 1998 2000 200 2004 2006 2008

Abb. 9: Natürliche Bevölkerungsentwicklung in der Samtgemeinde Thedinghausen (Quelle: Darstellung FORUM; Daten: LSKN)

Demografiebericht Samtgemeinde Thedinghausen 2009 9 In den Mitgliedsgemeinden sind die Entwicklungen differenzierter ausgefallen, wie Abb. 10 zeigt: • In Blender war der Geburtenrückgang bisher nicht so ausgeprägt wie in der übrigen Samtgemeinde, daher konnte sich ein leicht positiver natürlicher Saldo halten. • Auch in Emtinghausen waren die Geburten recht stabil; hier hat sich gegen den Trend die natürliche Bilanz 2007 und 2008 sogar verbessern können. • In Riede hat der Umstand, dass parallel auch die Sterbefälle deutlich zurückgegan- gen sind verhindert, dass sich das Geburtendefizit deutlich ausgeweitet hat. • In Thedinghausen liegt das Geburtenniveau seit 2002 zumeist unter der Zahl der Sterbefälle.

Blender Emtinghausen 350 160

300 Zuzüge 140 Zuzüge Fortzüge 120 Fortzüge 250 Saldo 100 Saldo 200 80 150 60 100 40 20 50 0 0 -20 -50 -40 -100 -60

8 0 0 2 4 8 2 4 6 6 8 2 6 2 4 8 0 2 4 6 6 7 8 8 8 8 9 9 9 0 0 7 8 9 9 9 0 0 0 0 9 9 978 9 9 9 9 9 9 9 004 0 0 9 9 9 9 9 0 0 0 0 1 1 1972 1974 1976 1 1 1 1 1986 1 1990 1 1 1 1998 2000 2002 2 2 2 1968 1970 1 1974 1976 1978 1980 1982 1984 1 1988 1990 1 1 1996 1 2 2 2 2

Riede Thedinghausen 250 800 Zuzüge 700 Zuzüge Fortzüge 200 Fortzüge Saldo 600 Saldo 500 150 400 100 300 200 50 100 0 0 -100 -50 -200

8 4 8 0 4 0 6 0 8 0 8 0 4 0 2 4 8 4 6 7 7 8 9 9 0 0 7 7 8 8 9 9 9 9 0 0 9 9 9 9 9 0 004 0 968 9 9 9 982 9 9 9 9 996 9 0 0 196 1970 1972 1 1976 1 198 1982 1 1986 1988 1 1992 1994 1 1998 2 2002 2 2006 2 1 1 1972 1974 1976 1 1 1 1 1986 1988 1 1 1 1 1 2000 2002 2 2 Abb. 10: Natürliche Bevölkerungsentwicklung in den Mitgliedsgemeinden der Samtgemeinde Thedinghausen (Quelle: Darstellung FORUM; Daten: LSKN)

Demografiebericht Samtgemeinde Thedinghausen 2009 10 4 Wanderungen Auf die besondere Bedeutung der Wanderungen für die Bevölkerungsentwicklung der Samtgemeinde Thedinghausen ist bereits hingewiesen worden. Die nachstehende Gra- phik 11 veranschaulicht, dass das gesamte Wanderungsvolumen vor allem in den 1990er Jahren stark angestiegen ist, sowohl die Zuzüge in die Samtgemeinde, als auch die Fort- züge aus der Samtgemeinde. Dabei konnte das bereits seit den 1970er Jahren beste- hende Wanderungsplus zunächst noch weiter gesteigert werden, so dass in manchen Jahren im Saldo mehr als 200 Personen zusätzlich in die Samtgemeinde kamen. Nach der Jahrtausendwende sind die Zuzüge jedoch weitaus stärker zurückgegangen als die Fortzüge, so dass die Samtgemeinde Thedinghausen 2005 nach mehr als 30 Jahren erstmals wieder eine negative Wanderungsbilanz aufwies. In den Jahren 2006, 2007 und 2008 haben sich die Strukturen gegenüber 2005 nur unwesentlich verändert, so dass sich das Wanderungsdefizit mittlerweile verfestigt hat und binnen vier Jahren ein Minus von fast 200 Personen aufgelaufen ist. Nach mehr als 30 Jahren substanzieller Wanderungsgewinne verzeichnet die Samtge- meinde seit 2005 regelmäßig eine negative Wanderungsbilanz. Verantwortlich sind vor allem die gegenüber den 1990er Jahren deutlich gesunkenenen Zuzüge in die Samtge- meinde.

1400

1200 Zuzüge Fortzüge 1000 Saldo

800

600

400

200

0

-200

0 8 976 994 1968 1970 1972 1974 1 1978 198 1982 1984 1986 1988 1990 1992 1 1996 199 2000 2002 2004 2006 2008

Abb. 11: Wanderungsstatistik mit Zu- und Fortzügen für die Samtgemeinde Thedinghausen (Quelle: Darstellung FORUM; Daten: LSKN) Die sukzessive Verschlechterung der Wanderungsbilanz der Samtgemeinde lässt sich auch auf der räumlichen Ebene der Mitgliedsgemeinden nachvollziehen: In den jüngsten beiden Berichtsjahren 2007 und 2008 konnte lediglich Riede leichte Wanderungsgewinne ausweisen, die durch einen Anstieg der Zuzüge in die Gemeinde begründet sind.

Demografiebericht Samtgemeinde Thedinghausen 2009 11 Blender Emtinghausen 350 160

300 Zuzüge 140 Zuzüge Fortzüge 120 Fortzüge 250 Saldo 100 Saldo 200 80 150 60 100 40 20 50 0 0 -20 -50 -40 -100 -60

8 0 0 2 4 8 2 4 6 6 8 2 6 2 4 8 0 2 4 6 7 8 8 8 8 9 9 0 0 7 8 9 9 9 0 0 0 0 9 978 9 9 9 9 9 9 004 0 0 9 9 9 9 9 0 0 0 0 196 1 1972 1974 1976 1 1 1 1 1986 1 1990 1 199 1 1998 2000 2002 2 2 2 1968 1970 1 1974 1976 1978 1980 1982 1984 1 1988 1990 1 1 1996 1 2 2 2 2

Riede Thedinghausen 250 800 Zuzüge 700 Zuzüge Fortzüge 200 Fortzüge Saldo 600 Saldo 500 150 400 100 300 200 50 100 0 0 -100 -50 -200

8 0 2 3 5 8 0 3 5 8 0 8 0 4 0 2 4 8 4 6 6 7 7 7 7 8 8 8 8 7 7 8 8 9 9 9 9 0 0 9 9 9 9 9 9 9 9 9 968 9 9 9 982 9 9 9 9 996 9 0 0 1 1969 1 1971 197 1 1974 1 1976 1977 1 1979 1 1981 1982 1 1984 1 1986 1987 1 1989 1 1 1972 1974 1976 1 1 1 1 1986 1988 1 1 1 1 1 2000 2002 2 2 Abb. 12: Wanderungsstatistik mit Zu- und Fortzügen für die Mitgliedsgemeinden der Samtgemeinde Thedinghausen (Quelle: Darstellung FORUM; Daten: LSKN) Weitergehende Aufschlüsse zu den Zu- und Fortzügen der Bürger der Samtgemeinde Thedinghausen bietet die Analyse der Wanderungsströme nach Zielen und Quellen so- wie nach Altersgruppen. Zu diesem Zweck wurden anonymisierte Daten des Einwohner- meldeamtes der Samtgemeinde gezielt ausgewertet.

Blender Emtinghausen Riede Thedinghausen SG Thedinghausen Kommune Zuz. Fortz. Saldo Zuz. Fortz. Saldo Zuz. Fortz. Saldo Zuz. Fortz. Saldo Zuz. Fortz. Saldo Achim 920-111315-2109 189103-14121147-26 Bassum 23-1 8-845-105-5621-15 Bremen 22 32 -10 24 32 -8 74 51 23 147 145 2 267 260 7 Dörverden 119235-201-1318-151733-16 Kirchlinteln 1115-450500094525196 Langwedel 1415-10 8-82 3-1312654752-5 Oyten 4 5 -1 1 1 0 11 3 8 13 8 5 29 17 12 SG Bruchhausen-Vilsen 15 27 -12 10 10 0 4 12 -8 30 27 3 59 76 -17 SG Grafschaft Hoya 13 12 1 1 3 -2 1 1 0 7 5 2 22 21 1 SG Thedinghausen 44 48 -4 36 59 -23 42 40 2 115 90 25 237 237 0 Stuhr 05-511056-1158721201 Syke 27-54226601915431301 Verden 48 64 -16 4 3 1 4 5 -1 50 53 -3 106 125 -19 Weyhe 1 4 -30 8 -829263 816-83854-16 Tab. 1: Wanderungsverflechtungen der Mitgliedsgemeinden innerhalb der Region im Zeitraum 2007/2008 (Quelle: Darstellung FORUM; Daten: Samtgemeinde Thedinghausen) In Tab 1 werden zunächst regionale Wanderungsverflechtungen der Mitgliedsgemeinden im Zeitraum 2007/2008 dargestellt. Hier zeigt sich, dass insbesondere Blender und Em- tinghausen mit fast allen der näher untersuchten ‚TOP-14-Kommunen’ der Region1 aus- geprägt negative Wanderungssalden aufweisen. Besonders deutlich sind die Wande-

1 In einem ersten Auswertungsschritt wurden die wichtigsten Wanderungsverflechtungen der Samtgemeinde Thedinghausen in der Region herausgefiltert. Zu diesen 13 Kommunen hinzu kommen die Wanderungen zwi- schen den vier Mitgliedsgemeinden der Samtgemeinde.

Demografiebericht Samtgemeinde Thedinghausen 2009 12 rungsverluste dieser beiden Kommunen an Bremen, Achim, im Falle Blenders auch an Verden und die Samtgemeinde Bruchhausen-Vilsen. Emtinghausen verliert zudem in nicht unerheblichem Umfang Einwohner an die übrigen Mitgliedsgemeinden der Samt- gemeinde. Die Samtgemeinde und die Mitgliedsgemeinden verzeichneten 2007 und 2008 hohe Bil- dungsabwanderung von jungen Erwachsenen, können aber gleichzeitig auch immer weniger Zuzüge von Familien realisieren. Diese Entwicklung folgt dem allgemeinen Trend in der Region, denn fast alle Gemeinden im zweiten Ring um das Oberzentrum Bremen sehen sich in den vergangenen Jahren mit ähnlichen Entwicklungen konfrontiert. Bei den Gemeinden Riede und Thedinghausen fällt die innerregionale Bilanz insgesamt weitaus weniger negativ aus, wobei deutliche Gewinne Riedes aus Bremen auffallen, sowie die Wanderungsgewinne Thedinghausens innerhalb der Samtgemeinde. Werden die betroffenen Altersgruppen (hier inklusive der überregionalen Wanderungen) gesondert betrachtet, werden die speziellen Profile der Mitgliedsgemeinden wiederum deutlich: Blender und Emtinghausen sind in nahezu allen Altersgruppen von Abwande- rung betroffen, wohingegen Riede in der Bilanz nennenswerte Zuzüge von Familien reali- sieren konnte. Auch Thedinghausen profitiert vom Zuzug von Erwachsenen zwischen 30 und 50 Jahren, allerdings sind diese offenbar überwiegend (noch) kinderlos. In sämtli- chen vier Mitgliedsgemeinden tritt zudem die Abwanderung Jugendlicher bzw. junger Erwachsener vor allem unter 20 Jahren deutlich zutage.

40

20

0

-20

Blender -40 Emtinghausen Riede Thedinghausen -60 0-9 10-19 20-29 30-39 40-49 50-59 60-69 70-79 80-89 90-99

Abb. 13: Wanderungsbilanzen der Mitgliedsgemeinden nach Altersgruppen 2007/2008 (Quelle: Darstellung FORUM; Daten: Samtgemeinde Thedinghausen) Eine noch kleinteiligere altersspezifische Auswertung der Wanderungen nach Altersjahr- gängen für die Samtgemeinde Thedinghausen insgesamt, zeigt weitere interessante Details der Wanderungsbeziehungen auf. So sind die mit Abstand bedeutendsten Wan- derungsverluste bei den 17- bis 23-Jährigen festzustellen, so dass Thedinghausen offen- bar in hohem Maße von Bildungsabwanderung sowie Arbeitsplatz bezogener Abwande- rung betroffen ist. Zusätzlich treten aber auch bei den Jugendlichen zwischen 12 und 15 Jahren sowie bei Kindern im Vorschulalter Abwanderungstendenzen auf. Deutliche Wanderungsgewinne sind bei Personen zwischen 27 und etwa 40 Jahren zu verzeichnen, leicht positive Wanderungsbilanzen bei den über 75-Jährigen.

Demografiebericht Samtgemeinde Thedinghausen 2009 13 Alles wesentlichste Erkenntnis der altersspezifischen Wanderungsauswertungen ist der ausgeprägte Verlust Jugendlicher und junger Erwachsener festzuhalten, der nicht (mehr) durch Gewinne in anderen Altersgruppen kompensiert werden kann. Die Wanderungs- verluste der Altersjahrgänge 12 bis 23 (- 183) übertreffen die positiven Bilanzen bei den Familien (+ 131) in den Jahren 2007 und 2008 um annähernd die Hälfte.

30

20

10

0

-10

-20

-30

-40

-50 0 5 10 15 20 25 30 35 40 45 50 55 60 65 70 75 80 85 90

Abb. 14: Wanderungsbilanzen der Samtgemeinde nach Altersjahren 2007/2008 (Quelle: Darstellung FORUM; Daten: Samtgemeinde Thedinghausen)

Demografiebericht Samtgemeinde Thedinghausen 2009 14 5 Künftige Bevölkerungsentwicklung Eine verlässliche quantitative Abschätzung der künftigen Entwicklung der Einwohnerzah- len der Samtgemeinde ist speziell aufgrund der Bedeutung der Wanderungsverflechtun- gen außerordentlich schwierig vorzunehmen, wie auch die Auswertung existierende Be- völkerungsprognosen zeigt: So ist für die Samtgemeinde im Zuge der Neuaufstellung des Flächennutzungsplans im Jahr 2005 eine Bevölkerungsprognose auf der Datengrundlage des Jahres 2004 vorgenommen worden, die einen kontinuierlichen Anstieg der Einwoh- nerzahlen bis zum Jahr 2021 auf etwa 15.800 Personen ausweist. Tatsächlich ist aber bekanntlich bereits ein Jahr später der bisherige Einwohnerhöchststand der Samtge- meinde eingetreten – die massive Überschätzung der Wanderungsentwicklung auf Grundlage der Daten der Vorjahre hat zu dieser Abweichung geführt. Ähnliches ist für die Bevölkerungsprognosen der Bertelsmann-Stiftung zu konstatieren, die für alle Kommunen mit mindestens 5.000 Einwohnern durchlandweit vorliegen und in unregelmäßigen Abständen (zuletzt 12/2008) aktualisiert werden. Auch diese Prognosen legen frühere Bevölkerungsentwicklungen bzw. Wanderungskennzahlen zugrunde (hier den Zeitraum 2003 - 2006). Selbst nach aktuellem Berechnungsstand ist demnach noch ein Wachstum der Samtgemeinde etwa bis zum Jahr 2020 zu erwarten. Dieser Progno- se liegt die Annahme zugrunde, dass Thedinghausen künftig dauerhaft leichte Wande- rungsgewinne von etwa 10 - 20 Personen jährlich realisieren kann. Bei einer ausgegli- chenen Wanderungsbilanz würde aufgrund der zu erwartenden Verschlechterung der natürlichen Einwohnerbilanz ein leichter Einwohnerverlust von 0,8 % für den Zeitraum 2006 - 2025 zu erwarten sein. Wie dargestellt, ist durch die eingetretenen Wanderungs- verluste von durchschnittlich etwa 50 Personen jährlich allerdings bereits bis 2008 ein Rückgang von 0,5 % eingetreten (Basis 12/2006). Diese Darstellungen zeigen, dass die künftige Einwohnerentwicklung Thedinghausens in hohem Maße von externen, von der Samtgemeinde nur in Grenzen beeinflussbaren Fak- toren abhängig ist, deren Abschätzung mit nicht unbeträchtlichen Unsicherheiten behaftet ist. Nach Einschätzung der Gutachter sollte allerdings aus heutiger Perspektive nicht davon ausgegangen werden, dass die Samtgemeinde künftig in der Lage sein wird, dauerhaft Wanderungsgewinne zu erzielen. Vielmehr sind moderate Wanderungs- verluste anzunehmen, die dazu führen würden, dass die Samtgemeinde kontinuier- liche leichte Einwohnerrückgänge erleben würde. Als realistische Größenordnung wird eine Negativentwicklung von etwa 2 bis 5 % bis zum Jahr 2025 angesehen (Ausgangsbasis 12/2008). Für erhebliche positive Impulse wären aus heutiger Sicht massiv veränderte strukturelle Rahmenbedingungen notwendig, die derzeit nicht zu erkennen sind. So würde beispiels- weise die Ansiedlung eines größeren Arbeitgebers im Bremer Süden/Osten (z.B. Heme- lingen) sicher bis weit in das Umland hinein positive Bevölkerungsimpulse bewirken. Gleichsam würde auch die Samtgemeinde Thedinghausen zweifellos von einer neuerli- chen bedeutenden Einwanderungswelle nach Deutschland profitieren. Für beide Szena- rios gibt es aktuell aber keinerlei belastbaren Hinweise. Nicht zuletzt kann die Samtgemeinde aber selbstverständlich auch selber durch geeigne- te Weichenstellungen die Einwohnerentwicklungen (positiv) beeinflussen, wobei künftig voraussichtlich die qualitative Weiterentwicklung des (Wohn-)Standorts eine zunehmende Bedeutung erlangen wird.

Demografiebericht Samtgemeinde Thedinghausen 2009 15 6 Altersstruktur Der Altersaufbau der Bevölkerung hat sich insbesondere seit dem Einbruch der Gebur- tenrate Im Zusammenhang mit dem sog. ‚Pillenknick’ in der zweiten Hälfte der 1960er Jahre markant verändert. In der Samtgemeinde Thedinghausen, wie im gesamten Um- land Bremens sind die ohnehin deutschlandweit überdurchschnittlich stark vertretenen, etwa zwischen 1955 bis 1965 geborenen, auch als ‚Babyboomer’ bezeichneten Perso- nengruppen besonders überrepräsentiert, weil diese Menschen mit den starken Subur- banisierungstendenzen der 1990er Jahre aus dem Oberzentrum fortgezogen sind. Diese heute zwischen 40 und 50 Jahre alten Jahrgänge haben die dynamische Entwicklungs- phase der 1990er Jahre durch Wohneigentumsbildung und Nachwuchs geprägt. Die heute 40- bis 50-Jährigen Babyboomer, Jugendliche und Hochbetagte stellen die stärksten Altersgruppen in der Samtgemeinde. Unterrepräsentiert sind dagegen vor allem die jungen Erwachsenen im Alter zwischen 20 und 30 Jahren und Kinder im Vorschulal- ter. Die geburtenstarken sog. Babyboomer sind, gemeinsam mit ihren Kindern, deutlich in der der Altersstrukturgrafik (Stichtag 31.12.2008) zu erkennen. Dagegen fallen die Alters- gruppen der jungen Erwachsenen zwischen 20 und 35 Jahren (Geburtenjahrgänge nach den ‚Pillenknick’) sowie die Kinder unter fünf Jahren (Echoeffekt des Pillenknicks) deut- lich schwächer aus.

SG Thedinghausen

90-94

80-84

70-74

60-64

50-54

40-44

30-34

20-24

10-14

0-4

-900 -600 -300 0 300 600 900

Abb. 15: Altersstruktur der Bevölkerung der SG Thedinghausen 31/12/2008 (Quelle: Darstellung FORUM; Daten: Samtgemeinde Thedinghausen) Die nachstehenden Grafiken zeigen die Altersstrukturen auf der Ebene Ortsteile. Die kleinräumigen Unterschiede, die sich im Zusammenhang mit den jeweiligen Entwick- lungshintergründen der Teilräume in den zurückliegenden Jahrzehnten ergeben haben, lassen sich eindrucksvoll erkennen.

Demografiebericht Samtgemeinde Thedinghausen 2009 16 Es fällt auf, dass die größeren Ortsteile vielfach recht ausgeglichene Altersstrukturen aufweisen (z.B. Thedinghausen, Emtinghausen), während in einem beträchtlichen Teil der kleinen Dörfer ältere Menschen deutlich überrepräsentiert sind und vor allem junge Erwachsene fehlen (z.B. Oiste, Bahlum, Felde, Beppen, Eißel).

Blender-Amedorf 2008 Blender 2008

95+ 95+ 90-94 90-94 85-89 85-89 80-84 80-84 75-79 75-79 70-74 70-74 65-69 65-69 60-64 60-64 55-59 55-59 50-54 50-54 45-49 45-49 40-44 40-44 35-39 35-39 30-34 30-34 25-29 25-29 20-24 20-24 15-19 15-19 10-14 10-14 5-9 5-9 0-4 0-4 -6-4-20246-90 -60 -30 0 30 60 90

Blender-Einste 2008 Blender-Hiddestorf 2008

95+ 95+ 90-94 90-94 85-89 85-89 80-84 80-84 75-79 75-79 70-74 70-74 65-69 65-69 60-64 60-64 55-59 55-59 50-54 50-54 45-49 45-49 40-44 40-44 35-39 35-39 30-34 30-34 25-29 25-29 20-24 20-24 15-19 15-19 10-14 10-14 5-9 5-9 0-4 0-4 -25 -20 -15 -10 -5 0 5 10 15 20 25 -10-8-6-4-20246810

Blender-Holtum-Marsch 2008 Blender-Intschede 2008

95+ 95+ 90-94 90-94 85-89 85-89 80-84 80-84 75-79 75-79 70-74 70-74 65-69 65-69 60-64 60-64 55-59 55-59 50-54 50-54 45-49 45-49 40-44 40-44 35-39 35-39 30-34 30-34 25-29 25-29 20-24 20-24 15-19 15-19 10-14 10-14 5-9 5-9 0-4 0-4 -20 -15 -10 -5 0 5 10 15 20 -40-30-20-100 10203040 Blender-Oiste 2008 Blender-Ritzenbergen 2008

95+ 95+ 90-94 90-94 85-89 85-89 80-84 80-84 75-79 75-79 70-74 70-74 65-69 65-69 60-64 60-64 55-59 55-59 50-54 50-54 45-49 45-49 40-44 40-44 35-39 35-39 30-34 30-34 25-29 25-29 20-24 20-24 15-19 15-19 10-14 10-14 5-9 5-9 0-4 0-4 -15 -10 -5 0 5 10 15 -10-8-6-4-20246810

Demografiebericht Samtgemeinde Thedinghausen 2009 17 Emtinghausen 2008 Emtinghausen-Bahlum 2008

95+ 95+ 90-94 90-94 85-89 85-89 80-84 80-84 75-79 75-79 70-74 70-74 65-69 65-69 60-64 60-64 55-59 55-59 50-54 50-54 45-49 45-49 40-44 40-44 35-39 35-39 30-34 30-34 25-29 25-29 20-24 20-24 15-19 15-19 10-14 10-14 5-9 5-9 0-4 0-4 -80-60-40-200 20406080 -20 -15 -10 -5 0 5 10 15 20 Riede 2008 Riede-Felde 2008

95+ 95+ 90-94 90-94 85-89 85-89 80-84 80-84 75-79 75-79 70-74 70-74 65-69 65-69 60-64 60-64 55-59 55-59 50-54 50-54 45-49 45-49 40-44 40-44 35-39 35-39 30-34 30-34 25-29 25-29 20-24 20-24 15-19 15-19 10-14 10-14 5-9 5-9 0-4 0-4 -120 -100 -80 -60 -40 -20 0 20 40 60 80 100 120 -50 -40 -30 -20 -10 0 10 20 30 40 50 Thedinghausen 2008 Thedinghausen-Ahsen 2008

95+ 95+ 90-94 90-94 85-89 85-89 80-84 80-84 75-79 75-79 70-74 70-74 65-69 65-69 60-64 60-64 55-59 55-59 50-54 50-54 45-49 45-49 40-44 40-44 35-39 35-39 30-34 30-34 25-29 25-29 20-24 20-24 15-19 15-19 10-14 10-14 5-9 5-9 0-4 0-4 -240 -180 -120 -60 0 60 120 180 240 -10-8-6-4-20246810 Thedinghausen-Beppen 2008 Thedinghausen-Dibbersen 2008

95+ 95+ 90-94 90-94 85-89 85-89 80-84 80-84 75-79 75-79 70-74 70-74 65-69 65-69 60-64 60-64 55-59 55-59 50-54 50-54 45-49 45-49 40-44 40-44 35-39 35-39 30-34 30-34 25-29 25-29 20-24 20-24 15-19 15-19 10-14 10-14 5-9 5-9 0-4 0-4 -25 -20 -15 -10 -5 0 5 10 15 20 25 -20 -15 -10 -5 0 5 10 15 20

Thedinghausen-Donnerstedt 2008 Thedinghausen-Eißel 2008

95+ 95+ 90-94 90-94 85-89 85-89 80-84 80-84 75-79 75-79 70-74 70-74 65-69 65-69 60-64 60-64 55-59 55-59 50-54 50-54 45-49 45-49 40-44 40-44 35-39 35-39 30-34 30-34 25-29 25-29 20-24 20-24 15-19 15-19 10-14 10-14 5-9 5-9 0-4 0-4 -10-8-6-4-20246810 -20 -15 -10 -5 0 5 10 15 20

Demografiebericht Samtgemeinde Thedinghausen 2009 18 Thedinghausen-Holtorf 2008 Thedinghausen-Horstedt 2008

95+ 95+ 90-94 90-94 85-89 85-89 80-84 80-84 75-79 75-79 70-74 70-74 65-69 65-69 60-64 60-64 55-59 55-59 50-54 50-54 45-49 45-49 40-44 40-44 35-39 35-39 30-34 30-34 25-29 25-29 20-24 20-24 15-19 15-19 10-14 10-14 5-9 5-9 0-4 0-4 -12-9-6-30 3 6 912 -12-9-6-30 3 6 912 Thedinghausen-Lunsen 2008 Thedinghausen-Oetzen 2008

95+ 95+ 90-94 90-94 85-89 85-89 80-84 80-84 75-79 75-79 70-74 70-74 65-69 65-69 60-64 60-64 55-59 55-59 50-54 50-54 45-49 45-49 40-44 40-44 35-39 35-39 30-34 30-34 25-29 25-29 20-24 20-24 15-19 15-19 10-14 10-14 5-9 5-9 0-4 0-4 -15-12-9-6-303691215 -10-8-6-4-20246810

Thedinghausen-Werder 2008 Thedinghausen-Wulmstorf 2008

95+ 95+ 90-94 90-94 85-89 85-89 80-84 80-84 75-79 75-79 70-74 70-74 65-69 65-69 60-64 60-64 55-59 55-59 50-54 50-54 45-49 45-49 40-44 40-44 35-39 35-39 30-34 30-34 25-29 25-29 20-24 20-24 15-19 15-19 10-14 10-14 5-9 5-9 0-4 0-4 -10-8-6-4-20246810 -50 -40 -30 -20 -10 0 10 20 30 40 50 Abb. 16: Altersstruktur der Ortsteile der Samtgemeinde Thedinghausen (Quelle: Darstellung FORUM; Daten: Samtgemeinde Thedinghausen)

Demografiebericht Samtgemeinde Thedinghausen 2009 19

7 Vertiefungsteil Bauen und Wohnen

7.1 Bestandsaufnahme und Perspektiven Nach dem Abebben der besonderen demografischen Impulse in den 1990er Jahren ist die Bautätigkeit in der gesamten Region seit der Jahrtausendwende deutlich zurückge- gangen, wie Abb. 17 deutlich macht. Die Graphik gibt einen regionalen Überblick (Nach- barkommunen im Landkreis; Landkreis, Land Niedersachsen) über die Anzahl jährlicher Baufertigstellungen im Wohnungsbau, gemessen an der jeweiligen Einwohnerzahl. In der letzten Dekade waren in der Samtgemeinde Thedinghausen noch besonders viele Wohnhäuser entstanden; die Kennwerte lagen vielfach doppelt so hoch wie im Landkreis und im Land. Die anschließenden Rückgänge sind allerdings in der Samtgemeinde zu- letzt noch etwas stärker ausgefallen als in den Nachbarkommunen, und das Niveau liegt inzwischen etwa zwei Drittel unter dem Mittelwert der 90er Jahre.

10 Niedersachsen 9 LK Verden Achim, Stadt 8 Langwedel Verden, Stadt 7 Thedinghausen, Samtgemeinde

6

5

4

3

2

1

0 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008

Abb. 17: Baufertigstellungen (Wohngebäude) je 1.000 Einwohner in ausgewählten Kommunen, im Landkreis und Land 1991 - 2007 (Quelle: Darstellung FORUM; Daten: LSKN) Der Rückgang der Wohnbautätigkeit in der Samtgemeinde ist im Zusammenhang mit der ebenfalls sehr schwachen gesamtregionalen Entwicklung zu sehen. Allerdings ist der Einbruch noch stärker ausgefallen als im Landkreis und den städtischen Nachbarkom- munen. Der Blick auf die Teilräume der Samtgemeinde (vgl. Abb. 18) verdeutlicht, dass die Bau- tätigkeit (hier dargestellt über die Bauanträge) praktisch überall deutlich gegenüber der Jahrtausendwende zurückgegangen ist. Besonders stark ist der Einbruch in der Gemein- de Blender – eine Entwicklung, die im Zusammenhang steht mit den bereits beschriebe- nen Abwanderungstendenzen aus der Gemeinde.

Demografiebericht Samtgemeinde Thedinghausen 2009 20 120 Thedinghausen-Ortsteile Thedinghausen 100 Riede-Felde Riede Emtinghausen-Bahlum 80 Emtinghausen Blender-Ortsteile Blender 60

40

20

0 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 QI + QII 2009

Abb. 18: Erstellung von Wohneinheiten (Bauanträge) in den Teilräumen der Samtgemeinde Thedinghausen (Quelle: Darstellung FORUM; Daten: Samtgemeinde Thedinghausen) In der Samtgemeinde entwickeln sich Teilräume mit guten und solche mit schwächeren Lagequalitäten zunehmend auseinander; das Preisniveau vor allem im Bestand ist unter Druck. Neubauentwicklungen werden nur noch an optimalen Standorten angenommen; im unteren Qualitäts- und Preissegment bekommt der Umsatz von Bestandsimmobilien eine wachsende Bedeutung. Für die Zukunft ist ein stetig ansteigender Angebotsüberhang bei Altimmobilien zu be- fürchten. In Expertengesprächen wurde ebenfalls ein deutlicher Entwicklungsbruch in der Samt- gemeinde festgestellt, der charakterisiert ist durch: • Einen außerordentlich starken Einbruch im Neubaubereich, der nicht zuletzt im Kon- text mit der Abschaffung der Eigenheimzulage gesehen wird; • im Neubau wie auch im Bestand die zunehmende Auseinanderentwicklung der Ver- marktungschancen von Standorten mit guten Lagequalitäten (z.B. Illmer I – III) und Standorten mit eingeschränkter Standortgunst. Die Lagequalität wird vor allem an der verkehrlichen Anbindung, Infrastrukturangeboten (Versorgung, Schulen, Kindergärten usw.) und ggf. beeinträchtigenden Umfeldeinflüssen (z.B. hohe Verkehrsbelastung, Gebäude minderer Qualität bzw. in schlechtem Erhaltungszustand in der Nachbar- schaft) festgemacht. • Eine zunehmende Verlagerung vom Neubau zum Verkauf/Erwerb von Bestandsim- mobilien; • ein spürbar angestiegenes Angebot an Bestandsimmobilien im unteren Preisseg- ment, vielfach durch Banken platzierte Verwertungsfälle (d.h. Eigentümer konnten Fi- nanzierung nicht mehr bedienen); • Preisverfall und höherer Vermarktungsaufwand bei Bestandsimmobilien.

Demografiebericht Samtgemeinde Thedinghausen 2009 21 Bisher wird trotz der sehr schwachen Neubautätigkeit und des Preisverfalls im Bestand von den Experten kein gravierender struktureller Angebotsüberhang gesehen. Preisab- schläge und Geduld sind zwar zu kalkulieren, aber letztlich gelingt der Verkauf fast aller angebotenen Gebäude. In ‚guten’ Neubaugebieten treten weiterhin überwiegend junge Familien als Käufer auf, in zunehmendem Maße ist aber offenbar auch die Bereitschaft der Generation 50+ festzu- stellen, sich noch einmal wohnlich zu verändern, z.B. über den Neubau kleinerer, eben- erdiger Häuser, die Perspektiven bis in das hoher Alter bieten. Bei den angesprochenen Verkäufen von Immobilien im unteren Preissegment (ca. 60.000 - 120.000 EUR) kommen nach Experteneinschätzung oftmals Käufer mit beschränkten finanziellen Möglichkeiten zum Zuge.

Blender; 50

Thedinghausen- Ortsteile; 139

Blender-Ortsteile; 81

Emtinghausen; 42

Emtinghausen- Bahlum; 1 Thedinghausen; 93

Riede; 103 Riede-Felde; 19 Abb. 19: Baulücken, verfügbare Bauplätze in der Samtgemeinde Thedinghausen (Stand: 30.06.09; Quelle: Darstellung FORUM; Daten: Samtgemeinde Thedinghausen) Auch mittel- bis langfristig sind zumindest quantitativ keine Angebotsengpässe in der Samtgemeinde abzusehen. Zum einen verfügt die Samtgemeinde noch über einen hohen Bestand von über 500 potenziellen Baugrundstücken bzw. Baulücken (Innenbereich bzw. beschlossener Bebauungsplan), von denen allerdings aufgrund fehlender Verkaufsbe- reitschaft nur ein Bruchteil kurzfristig verfügbar ist. Zum anderen dürfte die Zahl zum Ver- kauf stehender Wohnhäuser in den kommenden Jahren und Jahrzehnten stetig steigen – durch das fortgeschrittene Alter oder den Tod, aber auch durch die Haushaltsverkleine- rung (Auszug der Kinder, Trennung / Scheidung) der Eigentümer. Qualitativ ist dagegen eine zunehmende bzw. drohende Diskrepanz von Angebot und Nachfrage festzustellen. Gerade bei weniger gut erhaltenen größeren Häusern in be- nachteiligten Lagen (Außenbereiche, hohe Verkehrsbelastung usw.) ist bei weiterhin fehlenden demografischen Impulsen anzunehmen, dass die Vermarktungsprobleme sich ausweiten, und bisher nur vereinzelt anzutreffende Leerstände und / oder Verfallssituati- onen verstärkt zutage treten werden. In diesem Zusammenhang ist zu bedenken, dass heute bereits 44 % aller Haushalte nur aus einer Person bestehen2, d.h. fast jedes zweite Haus wird lediglich von einer Person bewohnt, die sich zudem oftmals in fortgeschritte-

2 Im Haushalt lebende volljährige Kinder werden nach der zugrunde liegenden Haushalts-Definition bis zum Alter von 27 Jahren ggf. zum Elternhaushalt gezählt, ab einem Alter von 28 Jahren werden sie als separate (Einzel-)Haushalte geführt.

Demografiebericht Samtgemeinde Thedinghausen 2009 22 nem Alter befinden dürfte. Angebotslücken werden sich dagegen bei modernen, kleine- ren Häusern in integrierter Lage, Wohnangeboten für Singles bzw. bei Mietobjekten un- terschiedlicher Größe tendenziell ausweiten.

7.2 Entwicklung ausgewählter kleinräumiger Siedlungsbereiche Wie bereits mehrfach herausgearbeitet wurde, können sich kleinräumige (demografische) Entwicklungen von Siedlungsbreichen, u.a. in Abhängigkeit vom Alter der Gebäude, von der Lage und der Infrastruktur-Ausstattung erheblich unterscheiden. Gemeinsam mit den Verantwortlichen der Samtgemeinde wurden daher drei Fokusgebie- te ausgewählt, deren Entwicklung exemplarisch detaillierter analysiert werden sollen, um daraus Rückschlüsse für künftige Strategieansätze zum Umgang mit dem demografi- schen Wandel ableiten zu können. Räumlicher Fokus 1: Entwicklung und Struktur der Neubaugebiete Illmer I-III im Gebiet der Gemeinde Thedinghausen Illmer I – Illmer III, stellen die bedeutendsten Siedlungsentwicklungen der jüngeren Ver- gangenheit in der Samtgemeinde Thedinghausen dar. Insgesamt sind in den bisher drei, am nordwestlichen Ortsrand des Ortsteils Thedinghausen gelegenen Bauabschnitten 116 Wohngebäude entstanden, fast ausschließlich Einfamilienhäuser und Doppelhaushälften. Die Baugrundstücke wurden von einem Architekturbüro (Illmer I, II) bzw. der Kreissparkasse (Illmer III) vermarktet und sind sehr gut vom Markt angenommen worden. Im Rahmen dieser Fallstudie soll untersucht werden, welche Zielgruppen von Illmer I bis III angesprochen werden konnten, und wie sich die Entwicklungen dieser Gebiete seither dargestellt haben. Räumlicher Fokus 2: Vergleich von zwei Bestandsquartieren (Am Sodenstich, Blanken- burger Straße), bei denen aufgrund des Baualters ein sich derzeit vollziehender Genera- tionswechsel der Eigentümer / Bewohner anzunehmen ist. Neben der Entwicklung zielgruppengerechter Neubauangebote gerät unter den Vorzei- chen des demografischen Wandels zunehmend auch die Frage geeigneter Strategien für ältere Siedlungsbereiche in den Mittelpunkt der Betrachtung. Um diesbezügliche Empfeh- lungen formulieren zu können ist es zunächst notwendig, Details über die heutigen Be- wohnerstrukturen und die jüngsten Entwicklungen derartiger Quartiere zu kennen. Aus diesem Grund wurden gemeinsam mit dem Auftraggeber zwei durch Einfamilienhäuser mit Baujahr um 1960 geprägt Straßenzüge ausgewählt, die aufgrund ihrer Lage unter- schiedliche Standortqualitäten repräsentieren. Illmer I - III Die drei bisherigen Bauabschnitte Illmer I – III sind seit 1998 entwickelt worden und sind hinsichtlich Grundstücksgrößen und -anzahl ähnlich strukturiert (vgl. Tabelle 2). Bauabschnitt Grundstücke/ Vermarktungszeit- Vermarktet durch Wohneinheiten raum Illmer 1 45/51 1998-2000 Architekturbüro Illmer 2 39/42 2000-2004 Architekturbüro Illmer 3 32/33 2005-2009 Kreissparkasse Thedinghausen Tab. 2: Angaben zu den Bauabschnitten I – III der Siedlungsentwicklung Illmer in der Gemeinde Thedinghausen (Quelle: Angaben der Samtgemeinde Thedinghausen)

Demografiebericht Samtgemeinde Thedinghausen 2009 23 Die nachstehenden Graphiken (Abb. 20) verdeutlichen, dass durch die Siedlungserweite- rungen Illmer I – III zunächst offenbar in außerordentlich hohem Maße die klassische Zielgruppe ‚junge Familie mit Kind(ern)’ angesprochen werden konnte. In Abhängigkeit vom Erschließungszeitraum des Bauabschnittes dominieren Erwachsene im Alter zwi- schen 30 und 45 Jahren sowie Kinder und Jugendliche die Bewohnerstruktur. Junge Erwachsene im Alter von unter 30 Jahren sowie ältere Menschen sind dagegen deutlich unterrepräsentiert. So wohnen im jüngsten Bauabschnitt Illmer III nur drei Personen im Alter von über 55 Jahren.

Illmer I 2008

95+ 90-94 85-89 80-84 75-79 70-74 65-69 60-64 55-59 50-54 45-49 40-44 35-39 30-34 25-29 20-24 15-19 10-14 5-9 0-4

-20 -15 -10 -5 0 5 10 15 20

Illmer II 2008

95+ 90-94 85-89 80-84 75-79 70-74 65-69 60-64 55-59 50-54 45-49 40-44 35-39 30-34 25-29 20-24 15-19 10-14 5-9 0-4

-25 -20 -15 -10 -5 0 5 10 15 20 25

Illmer III 2008

95+ 90-94 85-89 80-84 75-79 70-74 65-69 60-64 55-59 50-54 45-49 40-44 35-39 30-34 25-29 20-24 15-19 10-14 5-9 0-4 -15 -10 -5 0 5 10 15 Abb. 20: Altersstrukturen in den Siedlungsbereichen Illmer I - III (Quelle: Darstellung FORUM GmbH, Daten: Samtgemeinde Thedinghausen)

Demografiebericht Samtgemeinde Thedinghausen 2009 24 Die Siedlungserweiterungen Illmer I bis III sind in hohem Maße on der Zielgruppe ‚junge Familien mit Kind(ern)’ angenommen worden, mit zunächst sehr hohen Einwohnerantei- len im Kindesalter und um ca. 30 Jahre. Ein sehr hoher Anteil der Zuzüge in die Neubau- gebiete hat sich innerhalb der Region vollzogen, vor allem aus der Samtgemeinde und aus Bremen. Auffällig ist allerdings die recht hohe Fluktuation der Bewohner – bereits nach zehn Jahren ist mehr als die Hälfte aller Haushalte in Illmer I kinderlos. Der Erschließungszeitraum macht sich bereits recht deutlich bei den Detailstrukturen der Teilgebiete bemerkbar: So liegt das Durchschnittsalter von Illmer I (33,2 Jahre) mehr als sieben Jahre über den Vergleichswerten von Illmer II (25,6) und Illmer III (26,3). Während in der weitaus überwiegenden Zahl der Haushalte von Illmer II und Illmer III Kinder leben, ist mehr als die Hälfte aller Haushalte in Illmer I bereits kinderlos, der Anteil der 1-Person- Haushalte liegt bei über einem Drittel (vgl. Tab. 3). Illmer I hat sich demnach bereits nach etwa 10 Jahren stark an die Durchschnittswerte der Samtgemeinde angenähert. Haushalte ohne Haushalte mit 1-Pers. Haushal- Kinder Kindern te Illmer I 53,1 46,9 35,9 Illmer II 20,5 79,5 11,4 Illmer III 23,3 76,7 6,7 Samtgemein- 69,2 30,8 43,8 de Tab. 3: Haushaltsstrukturen (Anteilswerte in %) Illmer I – III im Vergleich (Quelle: Darstellung FORUM GmbH, Daten: Samtgemeinde Thedinghausen) Weitere Aufschlüsse im Hinblick auf die strategische Bewertung der Neubaugebiete und die Konsequenzen für die künftige Siedlungsentwicklung ermöglicht die Auswertung der Einwohnermeldeamtsdaten im Hinblick auf die Herkunft (Zuzugsort) der Bewohner.

45

40

35

30 Illmer I Illmer II 25 Illmer III 20

15

10

5

0

n l n e m he y te hi e ede y Ac W O Brem ngw La

Thedinghausen

Abb. 21: Wichtigste Zuzugsorte der Baugebiete Illmer I – III (%-Anteil je Bauabschnitt im Zeitraum 1996 - 2008) (Quelle: Berechnung und Darstellung FORUM GmbH, Daten: Samtgemeinde Thedinghausen)

Demografiebericht Samtgemeinde Thedinghausen 2009 25 Hier zeigt sich (vgl. Abb. 21), dass ein erheblicher Anteil der Zuzüge in die Baugebiete Illmer I – Illmer III aus Umzügen innerhalb der Samtgemeinde resultiert; der Anteil liegt relativ konstant zwischen 32 und 40 %. Ebenfalls von Bedeutung sind Zuzüge aus Bre- men, die bei Illmer II fast ein Drittel ausmachen, im jüngsten Bauabschnitt aber weitaus schwächer ausfallen (15,8 %). Der Blick auf die Fortzüge ergibt dagegen ein differenzierteres Bild, hier beispielhaft be- trachtet für den Bereich Illmer I: Etwa 45 % aller Menschen, die dieses ehemalige Neu- baugebiet wieder verlassen haben, sind innerhalb der Samtgemeinde umgezogen, ledig- lich 7 % nach Bremen. Hier spielen neben Umzügen in die übrigen Kommunen der Regi- on auch die überregionalen Umzugsverflechtungen eine bedeutsamere Rolle. Auffallend ist generell die hohe Einwohnerfluktuation dieses durch Eigenheime geprägten Gebietes: Im untersuchten 10-Jahres-Zeitraum hat sich in etwa der Hälfte aller Häuser ein Einwoh- nerwechsel vollzogen bzw. es sind Personen aus den Haushalten ausgezogen. Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass die Neubaugebiete Illmer I - III zunächst fast ausschließlich von der Zielgruppe junge Familie mit Kind/Kinderwunsch angenom- men worden sind. Auch beim jüngsten Bauabschnitt ist dahingehend kein Strukturwandel erkennbar, obwohl sich die Nachfragestrukturen auf dem Immobilienmarkt in den vergan- genen zehn Jahren generell erheblich in Richtung kleinere Haushalte sowie ältere Men- schen verschoben haben. Auffallend ist aber die relativ rasche Haushalts-Durchmischung beim sukzessiven Bewohnerwechsel in Illmer I, durch die schon nach etwa zehn Jahren hohe Anteile von kinderlosen 1- und 2-Personen-Haushalten anzutreffen sind. Zudem verdeutlichen die inzwischen zu beobachtenden Strukturunterschiede zwischen den ein- zelnen Bauabschnitten, dass familiengerechte Siedlungserweiterungen keine Garantie für eine dauerhaft ‚junge’, familiengeprägte Einwohnerstruktur darstellen. Bestandsquartiere ‚Am Sodenstich’, ‚Blankenburger Straße’ Während der Bereich ‚Blankenburger Straße’ zentral im Ortskern Thedinghausens gele- gen ist, mit guter Erreichbarkeit eines breiten Infrastruktur- und Versorgungsangebotes, befinden sich die Straßenzüge ‚Am Sodenstich’ in den Mitgliedsgemeinden Thedinghau- sen und Emtinghausen außerhalb des integrierten Siedlungsbereiches, in jeweils etwa 1 - 1,5 km Entfernung vom Rand der beiden Ortskerne. Der Vergleich der Altersstruktur-Graphiken3 zeigt erkennbare Parallelen, aber auch deut- liche Unterschiede bei beiden Quartierstypen auf: • In beiden Bereichen treten überdurchschnittlich hohe Anteile von Personen im Al- ter von über 50 Jahren auf. • Das Durchschnittsalter der beiden größeren Quartiere Am Sodenstich (Theding- hausen) und Blankenburger Straße ist mit 43 bzw. 44 Jahren nahezu identisch. • ‚Am Sodenstich’ wird durch zwei Personengruppen dominiert: Eine große relativ homogene Altersgruppe zwischen 60 und 75 Jahren (Anteil an der Gesamtbevöl- kerung ca. 28 %!), sowie junge Familien (Erwachsene jünger als 30 Jahre mit Kindern). Es fehlt allerdings vor allem der andernorts in der Region ausgeprägte ‚Mittelbau’ zwischen 30 und etwa 50 Jahren. • Die Straßenzüge im Bereich ‚Blankenburger Straße’ hingegen weisen weitaus ausgeglichenere Strukturen auf. Hier ist auch der demografische ‚Mittelbau’ ver- treten, zudem fallen auch die Anteile bei den Jugendlichen deutlich höher aus.

3 Aufgrund der geringen Einwohnerzahl wird auf die Darstellung des Teilraumes in der Gemeinde Emtinghau- sen verzichtet.

Demografiebericht Samtgemeinde Thedinghausen 2009 26 Thedinghausen, Am Sodenstich 2008

95+ 90-94 85-89 80-84 75-79 70-74 65-69 60-64 55-59 50-54 45-49 40-44 35-39 30-34 25-29 20-24 15-19 10-14 5-9 0-4 -10-8-6-4-20246810

Emtinghausen, Am Sodenstich 2008

95+ 90-94 85-89 80-84 75-79 70-74 65-69 60-64 55-59 50-54 45-49 40-44 35-39 30-34 25-29 20-24 15-19 10-14 5-9 0-4 -5-4-3-2-1012345

Blankenburger Straße 2008

95+ 90-94 85-89 80-84 75-79 70-74 65-69 60-64 55-59 50-54 45-49 40-44 35-39 30-34 25-29 20-24 15-19 10-14 5-9 0-4 -15-12-9-6-303691215 Abb. 22: Altersstrukturen in den Siedlungsbereichen Am Sodenstich und Blankenburger Straße (Quelle: Darstellung FORUM GmbH, Daten: Samtgemeinde Thedinghausen) Die Analyse der Haushaltsdaten (Tab. 4) gibt weitere Hinweise auf die strukturellen Un- terschiede beider Quartierstypen: Während der Anteil der Haushalte mit Kindern im Be- reich Blankenburger Straße sogar leicht überdurchschnittlich (verglichen mit der Samt- gemeinde) ausfällt, sind ’Am Sodenstich’ lediglich in jedem vierten Haushalt Kinder anzu- treffen. Dieser Wert liegt noch deutlich unter dem Samtgemeindewert von 31 %. Beson-

Demografiebericht Samtgemeinde Thedinghausen 2009 27 ders auffällig ist der hohe Anteilswert von 1-Person-Haushalten ‚Am Sodenstich’: Fast in jedem zweiten Haus wohnt heute nur noch eine alleinstehende Person. Die Bestandsquartiere ‚Am Sodenstich’ und ‚Blankenburger Straße’ weisen trotz ihrer unterschiedlichen Lage und Anbindung viele Ähnlichkeiten auf, so beispielsweise hohe Anteile älterer Menschen und kinderloser Haushalte sowie Wanderungsverflechtungen überwiegend mit anderen Teilen der Samtgemeinde. Trotz ausgewogenerer Altersstrukturen im Gebiet ‚Blankenburger Straße’ und einer bes- seren Infrastrukturausstattung hat das Quartier Blankenburger Straße’ in den vergange- nen Jahren sukzessive Einwohner verloren, während das Vergleichsgebiet ‚Am Sonden- stich’ leichte Zuwächse erzielen konnte. Haushalte ohne Haushalte mit 1-Pers.- Kinder Kindern Haushalte Am Sodenstich, 74,4 25,6 47,6 (Thedingh. & Emtingh.) Blankenburger Straße 68,1 31,9 35,2 Samtgemeinde 69,2 30,8 43,8 Tab. 4: Haushaltsstrukturen (Anteilswerte in %) Illmer I – III im Vergleich (Quelle: Darstellung FORUM GmbH, Daten: Samtgemeinde Thedinghausen) Bei der Auswertung der Wanderungsdaten im Hinblick auf die zugezogenen Personen fällt die deutliche Dominanz von Menschen auf, die bereits vorher in der Samtgemeinde gewohnt haben. Anders als bei den Neubaugebieten Illmer I – III fällt fast jeder zweite Umzug in eines der beiden untersuchten Bestandsquartiere in die Kategorie ‚Umzug in- nerhalb der Samtgemeinde’. Bemerkenswert ist zudem, dass die Auswertungen für beide Quartiere sehr große Ähnlichkeit aufweisen, und beispielsweise Zuzüge aus Bremen eine weitaus geringere Bedeutung haben als in den jüngsten Siedlungserweiterungen.

50

45

40

35 Am Sodenstich 30 Blankenburger Straße

25

20 c

15

10

5

0 Thedinghausen Achim Bremen SG Bruchhausen- Verden V.

Abb. 23: Wichtigste Zuzugsorte der Bestandsquartiere ‚Am Sodenstich’ und ‚Blankenburger Straße’ im Zeitraum 1996 – 2008 (%-Anteil je Quartier) (Quelle: Berechnung und Darstellung FORUM GmbH, Daten: Samtgemeinde Thedinghausen)

Demografiebericht Samtgemeinde Thedinghausen 2009 28 Auffallend gegenläufige Strukturen werden anhand der detaillierten Untersuchung des Zeitraums 2002 - 2008 durch die Gegenüberstellung der Wanderungs- und natürlichen Salden der beiden untersuchten Quartierstypen deutlich: Der Bereich ‚Blankenburger Straße’ ist durch erhebliche Wanderungsverluste geprägt, weist aber einen leichten Ge- burtenüberschuss auf. Insgesamt hat das Quartier Einwohner verloren (- 25). Das ge- meindeübergreifende Quartier ‚Am Sodenstich’ hat demgegenüber einen Einwohnerzu- wachs von immerhin 23 Personen erlebt, der auf deutlichen Wanderungsgewinnen bei einem geringfügigen Sterbeüberschuss beruht. Obgleich das integrierte Quartier ‚Blankenburger Straße’ grundsätzlich über weitaus bes- sere Standort- und Infrastrukturbedingungen besitzt, hat sich hier in den vergangenen sieben Jahren insgesamt keine günstigere Entwicklung vollzogen als im peripher gelege- nen Vergleichsquartier.

40

31 30

Wanderungssaldo 20 Natürlicher Saldo

10 6

0

-10 -8

-20

-30 -31

-40 Am Sodenstich Blankenburger Straße

Abb. 24: Wanderungssaldo und natürlicher Saldo in den Quartieren ‚Am Sodenstich’ und ‚Blankenburger Straße’ im Zeitraum 2002 – 2006 (Quelle: Berechnung und Darstellung FORUM GmbH, Daten: Samtgemeinde Thedinghausen) Die Detailanalyse der Wanderungen (Abb. 25) unterstreicht diesen Befund: Nur bei den über 60-Jährigen gibt es leichtes Übergewicht der Wegzüge aus dem Bereich ’Am So- denstich’; in allen anderen Altersgruppen übersteigt die Zahl zugezogenen Personen die Zahl der fortgezogenen Personen erheblich. Das Bild im Quartier ‚Blankenburger Straße’ fällt dagegen grundlegend konträr aus, mit Wanderungsverlusten vor allem bei Familien und Zuzugsüberschüssen bei den älteren Menschen. Die in den vergangenen Jahrzehnten in der Region zu beobachtenden Tendenzen des Fortzugs von jungen Familien aus den vergleichsweise dicht besiedelten Siedlungsberei- chen bei gleichzeitiger Stärkung der Außenbereiche halten demnach zumindest mit Blick auf die beiden Referenzquartiere in der Samtgemeinde Thedinghausen noch an. Der in der Region grundsätzlich deutlich erkennbare Trend zur Stärkung der integrierten Berei- che lässt sich noch nicht nachweisen, auch ist kein Entwicklungsbruch in den vergange- nen Jahren festzustellen. In Hinblick auf die zusammenfassende Bewertung der beiden Bestandsquartiere ist zum einen festzustellen, dass bisher der Generationswechsel vor allem im Quartier ‚Am So- denstich’ zu gelingen scheint; andererseits sind hier aber auch die weitaus höheren Her-

Demografiebericht Samtgemeinde Thedinghausen 2009 29 ausforderungen auszumachen, da die Anteile ältere Menschen und von Ein-Person- Haushalten weiterhin sehr hoch ausfallen. Der Bereich ‚Blankenburger Straße’ hat sich dagegen trotz vergleichsweise guter Infra- strukturbedingungen zuletzt schwächer entwickelt, mit Abwanderungstendenzen vor al- lem bei Familien. Grundsätzlich ist das Quartier aber deutlich ausgeglichener strukturiert und daher im Hinblick auf die künftigen Entwicklungsperspektiven im Kontext des demo- grafischen Wandels nicht per se als stärker gefährdet zu bewerten.

40

Zuzüge Fortzüge 30 Saldo

20

9 10 8 5 5 4 2 0 0 0 -1 -1

-10 0-9 10-19 20-29 30-39 40-49 50-59 60-69 70-79 80-89 90+

40

Zuzüge Fortzüge 30 Saldo

20

10

4 1 0 0 -1 -1 -2 -4 -9 -7 -8 -10 0-9 10-19 20-29 30-39 40-49 50-59 60-69 70-79 80-89 90+

Abb. 25. Wanderungsbewegungen der Bestandsquartiere ‚Am Sodenstich’ (oben) und ‚Blankenburger Straße’ (unten) nach Altersgruppen (Quelle: Berechnung und Darstellung FORUM GmbH, Daten: Samtgemeinde Thedinghausen)

Demografiebericht Samtgemeinde Thedinghausen 2009 30 7.3 Handlungsempfehlungen Die Analysen haben klar aufgezeigt, dass sich die Samtgemeinde in einem tief greifen- den Umbruch befindet, der in erheblichem Maße auf den Handlungsbereich ‚Bauen und Wohnen’ ausstrahlt. Vor dem Hintergrund dieser Erkenntnisse lassen sich folgende Handlungsempfehlung formulieren, die grundsätzlich die bereits im Kontext der Fallstudie aus dem Jahr 2007 abgegebenen Vorschläge aufgreifen: • Strategische Siedlungsentwicklung im Neubaubereich Der Demografiebericht hat bestätigt, dass wenig Hoffnung auf eine durchgreifende Belebung des Neubaumarktes in der Samtgemeinde in den kommenden Jahren be- steht. Daher sollte die Entwicklung von Neubauflächen nur in sehr zurückhaltendem Maße und an geeigneten Standorten stattfinden. Wenn möglich, sollte dabei eine Ak- tivierung des großen Bestandes potenzieller Baugrundstücke in integrierten, attrakti- ven Lagen vorangetrieben werden. • Bestandsentwicklung beobachten und fördern Die Analysen und Gespräche deuten auf ein kontinuierlich wachsendes Angebot an Bestandsimmobilien hin. Derzeit ist zwar noch kein grobes Missverhältnis zwischen Angebot und Nachfrage zu beobachten, aber die demografischen Strukturen und Entwicklungen deuten darauf hin, dass sich künftig in zunehmendem Maße ein struk- turelles Ungleichgewicht auf dem Thedinghauser Bestandsimmobilienmarkt entwi- ckeln könnte. Es ist daher zu empfehlen, die Entwicklungen in den bestehenden Siedlungsgebieten als ein zentrales Handlungs- und Aufmerksamkeitsfeld der künftigen (Samt-) Ge- meindeentwicklung anzunehmen. Dabei wird es darauf ankommen, die teilräumlichen Tendenzen aufmerksam zu beobachten und bei erkennbaren Abwertungsspiralen von Siedlungsgebieten bzw. Straßenzügen geeignete Maßnahmen zu ergreifen. Ansätze liegen beispielsweise in (der Vermittlung von) Beratungsleistungen, um Ge- bäudesanierungen bzw. (energetische) Modernisierungen anzustoßen, Möglichkeiten zur Verbesserung des Wohnumfeldes auszuloten, bei der Suche nach Käufern zu un- terstützen oder gemeinschaftliches Handeln der Hauseigentümer zu fördern. • Zielgruppenspezifische Angebote entwickeln Die altersspezifischen Wanderungsverluste, die angesprochenen altersstrukturellen Prozesse in den Gemeinden sowie das Wissen um die bisher sehr einseitige Ange- botsstruktur könnten zum Anlass genommen werden, um gezielt neue Spielräume für neue, zielgruppenspezifischen Wohnangebote auszuloten und zu schaffen. Ansätze liegen beispielsweise in unterschiedlichen Haus- und Grundstücksgrößen und die gezielte Initiierung von Bauformen mit experimentellem Nischen-Charakter im Neubau. Aber auch im Gebäudebestand ist durchaus noch Entwicklungspotenzial zu vermuten, so beispielsweise in der Bereitstellung von Mietwohnungen und -häusern unterschiedlicher Größe. Ein größeres Mietangebot könnte mit hoher Sicherheit dazu beitragen, Einwohner an Thedinghausen zu binden, denn erfahrungsgemäß trägt das Fehlen entsprechender Angebote bei speziellen Bevölkerungsgruppen, die nicht be- reit und/oder in der Lage sind Eigentum zu bilden (z.B. junge Erwachsene, Alleiner- ziehende, beruflich mobile Singles/Paare) zum Fortzug in die größeren regionalen Zentren bei. Eine gezielte Einbindung der Bevölkerung und der vor Ort tätigen Bau- und Hand- werksbetriebe (z.B. über Workshops / Informationsveranstaltungen, u.U. mit Impul- sen Externer) könnte dazu beitragen, konkrete, für Thedinghausen geeignete Ansät- ze zu entwickeln.

Demografiebericht Samtgemeinde Thedinghausen 2009 31 8 Vertiefungsteil Kinder und Familie

8.1 Bestandsaufnahme und Perspektiven In der demografischen ‚Fallstudie Thedinghausen’ aus dem Jahr 2007 wird besonders das im regionalen Vergleich günstige Abschneiden der Samtgemeinde bei den familien- bezogenen Indikatoren herausgestellt. Dennoch ist nochmals zu betonen, dass sich die Strukturen auch in Thedinghausen in den vergangenen Jahrzehnten ganz erheblich ver- ändert haben. Im Vergleich zu 1970 beispielsweise weist die Samtgemeinde heute um 43 % höhere Gesamteinwohnerzahlen auf – die Zahl der unter 10-jährigen Kinder liegt aus den bereits diskutierten Gründen trotzdem um 7 % unter dem Wert vor 38 Jahren. Nicht einmal in jedem dritten Haushalt in der Samtgemeinde leben heute noch Kinder, mit wei- ter fallender Tendenz und noch weit niedrigeren Anteilen bis teilweise unter 20 % in eini- gen ländlichen Teilräumen (Ahsen und Holtorf, vgl. Abb. 26).

Ahsen 82,9 Holtorf 80,6 Bahlum 78,3 Holtum/Marsch 77,8 Donnerstedt 77,5 Ritzenbergen 77,1 Hiddestorf 75,5 Beppen 75,2 Lunsen 75 Horstedt 75 Oiste 74,7 Felde 74,3 Dibbersen 73,4 Werder 72,7 Eißel 72,4 Oetzen 72 Wulmstorf 70,7 Riede 68,4 Thedinghausen 68 Amedorf 67,6 Emtinghausen 66,6 Morsum 65,3 Blender 63,9 Einste 63,5 0 102030405060708090100 Abb. 26: Anteil der Haushalte ohne Kinder in den Ortsteilen der Samtgemeinde (Quelle: Berechnung und Darstellung FORUM GmbH, Daten: Samtgemeinde Thedinghausen) Insbesondere in der jüngsten Vergangenheit haben sich nochmals erhebliche Verschie- bungen vollzogen; so ist alleine binnen sechs Jahren zwischen 2002 und 2008 ein Rück- gang der Kinder zwischen 0 und 9 Jahren um mehr als ein Fünftel zu verzeichnen gewe- sen. Diese Entwicklungen sind in ähnlicher Form in allen ländlich geprägten Kommunen der Region zu beobachten. Obgleich die Samtgemeinde Thedinghausen im regionalen Vergleich noch gute familien- bezogene Indikatoren aufweist, haben sich auch hier weitreichende Strukturveränderun- gen vollzogen. Nicht einmal in jedem dritten Haushalt leben heute noch Kinder, seit 2002 ist die Zahl der Kinder unter 10 Jahren um 20 % gesunken. Besonders betroffen sind die ländlichen Bereiche der Samtgemeinde. Auch in der Zukunft wird sich aller Voraussicht nach keine neuerliche Trendwende voll- ziehen, wenngleich sich die drastischen Verschiebungen der jüngsten Vergangenheit zunächst wahrscheinlich nicht fortsetzen werden.

Demografiebericht Samtgemeinde Thedinghausen 2009 32 Die skizzierten übergeordneten Trends deuten bereits darauf hin, dass vorausschauen- de, auf Nachhaltigkeit ausgerichtete Planungen familienorientierter Infrastruktur speziell in Zeiten begrenzter fiskalischer Möglichkeiten der Kommunen von besonderer Bedeu- tung sind. Einerseits stellen hochwertige familienorientierte Angebote bekanntermaßen ein wichtiges Kriterium bei der Wohnstandortwahl von Familien dar, andererseits kann es sich aber keine Kommune leisten, über den künftigen Bedarf hinaus Infrastruktur bereit- zuhalten. Aus diesem Grund wird bereits in der o.g. Fallstudie ausdrücklich begrüßt, dass die Samtgemeinde nicht nur die Auslastungsentwicklung in den Kindergärten verfolgt, son- dern insbesondere auch im Schulentwicklungsplan die künftigen Schülerzahlen anhand des Melderegisters abschätzt. Für die künftige Entwicklung der Kinderzahlen lassen sich folgende grundsätzliche Aus- sagen festhalten: • Die Altersgruppen in der Samtgemeinde, die in den kommenden etwa 25 Jahren als potenzielle Eltern in Frage kommen (ca. Geburtsjahrgänge 1990 - 2005), fal- len zumindest heute noch stärker aus, als die der heute bedeutendsten Eltern- Jahrgänge (ca. 1975 – 1990). Demnach könnte also wieder eine deutliche Erho- lung der Geburtenzahlen und damit der Auslastungen der kindbezogenen Ein- richtungen zu erwarten sein. • Andererseits ist aber die massive Abwanderung bei den jungen Erwachsenen, zu berücksichtigen, die sich in der jüngsten Vergangenheit verfestigt hat und nicht durch die moderaten Zuzüge von Familien ausgeglichen werden kann. Dieser Verlust könnte, wenn er in der heutigen Form anhält, dazu führen, dass die Zahl potenzieller Eltern gegenüber dem aktuellen Stand nur unwesentlich ansteigt, mit den entsprechenden Folgen für die Geburten- und Kinderzahlen. • In der Gesamtbetrachtung ist somit davon auszugehen, dass die massiven Rückgänge bei den Kinder- und Geburtenzahlen in wenigen Jahren ausklingen dürften, eine dauerhafte und nachhaltige Erholung aber dennoch nicht zu erwar- ten ist, vielmehr eine vorübergehende Stabilisierung. Nach 2030, also in einer langfristigen Perspektive, ist durch die dritte Generation des Pillenknicks ein nächster markanter Einbruch zu erwarten. Im Hinblick auf die Kinderbetreuung im Vorschulalter sind generell erhebliche Nachfrage- veränderungen zu beobachten. So ist die Zahl der in der Samtgemeine gemeldeten Kin- der im betreffenden Alter in den letzten Jahren zwar spürbar gesunken (vgl. Abb. 27), gleichzeitig hat sich aber die Betreuungsintensität je Kind erhöht. Immer mehr Familien mit Kindern im Vorschulalter wünschen für ihre Kinder Betreuungsangebote bereits im Krippenalter von unter drei Jahren; bei den Kindergarten-Kindern ist ein Trend zu höhe- ren Betreuungsquoten, längerer täglicher Verweildauer und wachsender Nachfrage nach Betreuung in den Ferienzeiten festzustellen. Die Samtgemeinde hält ein breites Angebot an Betreuungsmöglichkeiten für Kinder in allen Mitgliedsgemeinden vor. Betreuung über 15 Uhr hinaus ist jedoch für Kinder im Vor- und Grundschulalter nur im Hort Morsum sowie teilweise bei Tagsmüttern möglich. Das Betreuungsangebot für unter 3-Jährige soll bis 2013 gemäß den gesetzlichen Vorgaben ausgebaut werden. In der Samtgemeinde Thedinghausen sind infolge der Bedarfsveränderungen in den ver- gangenen Jahren drei Krippengruppen mit insgesamt 35 Plätzen in Thedinghausen sowie den Ortsteilen Morsum und Werder über einen privaten Trägerverein (Werder Wichtel e.V.) eingerichtet worden. Weitere Standorte sollen vom selben Träger in Emtinghausen (01.01.2010) sowie durch den Lebenshilfe e.V. in Thedinghausen eingerichtet werden. Alle Krippenangebote sind an bestehende Einrichtungen angekoppelt oder in (angemiete-

Demografiebericht Samtgemeinde Thedinghausen 2009 33 ten) Wohnhäusern eingerichtet worden, so dass keine Neubauten nötig waren. Weitere Betreuungsmöglichkeiten ergeben sich über in der Samtgemeinde tätige Tagesmütter, die aktuell (Stand: 10/09) etwa 30 Kinder betreuen. In der Gemeinde Riede ist zudem eine sog. ‚Familiengruppe’ des dortigen Kindergartens für unter 3-Jährige geöffnet wor- den. In Blender gibt es derzeit noch keine stationären Betreuungsangebote für Krippen- kinder, allerdings würde eine nächste Krippengruppe voraussichtlich ggf. in dieser Ge- meinde eingerichtet werden. In den kommenden Jahren plant die Samtgemeinde eine sukzessive Annäherung an die Vorgaben, bis 2013 Betreuungsangebote für 35 % aller Kinder unter drei Jahren vorzu- halten. Nach der aktuellen Kindertagesstättenplanung 2009 würde dies auf Grundlage der Meldeamtsdaten 2014 91 Betreuungsplätze in Einrichtungen erfordern, wenn von einem 30%igen Betreuungsanteil der Tagespflegepersonen ausgegangen wird. Der tatsächliche Betreuungsbedarf für unter 3-Jährige wird zudem in der gesamten Samtgemeinde jährlich durch eine postalisch durchgeführte Abfrage bei sämtlichen in Frage kommenden Familien durchgeführt. Dadurch wird die Samtgemeinde in die Lage versetzt, sehr kleinteilig und aktuell die bedarfsgerechte Weiterentwicklung der Betreu- ungsangebote zu steuern.

700

600

500

400

300 0-3 Jahre 3-6 Jahre 200

100

0

4 6 2 8 0 6 2 4 8 7 7 8 8 9 9 0 0 0 970 9 9 9 9 9 9 0 0 0 1 1972 1 1 1978 1980 1 1984 1986 1 1 1992 1994 1 1998 2000 2 2 2006 2

Abb. 27: Entwicklung der Altersgruppen 0-3 Jahre und 3-6 Jahre in der Samtgemeinde Thedinghausen (Quelle: Berechnung und Darstellung FORUM GmbH, Daten: LSKN) Für die Angebote für Kinder im Kindergartenalter stehen derzeit in fünf kommunalen Ein- richtungen in allen Gemeinden (plus Morsum) sowie drei privaten Einrichtungen (Wald- kindergarten Thedinghausen, Kindergarten der Lebenshilfe in Thedinghausen, Wulmstor- fer Kindergruppe e.V.) insgesamt 492 Plätze4 zur Verfügung. Angesichts 453 betreuter Kinder sind somit insgesamt 39 Plätze nicht besetzt, wobei sich der Angebotsüberhang aktuell auf Emtinghausen (11 Plätze), Morsum (9) und Riede (18) konzentriert. In den privaten Einrichtungen ist eine Betreuung bis 13:00 Uhr möglich, in den kommunalen Kindergärten überwiegend bis 14:00 Uhr (teilweise plus Nachmittagsgruppen) in Riede bis 15:00 Uhr, in Emtinghausen dagegen nur bis 12:30 Uhr.

4 Plätze zur Bedarfsdeckung

Demografiebericht Samtgemeinde Thedinghausen 2009 34 Das einzige betriebliche Betreuungsangebot im Zuständigkeitsbereich der Samtgemein- de hält die Musikschule ‚Musikspielplatz’ vor. Hortangebote für Kindergartenkinder und Grundschüler bestehen in der Samtgemeinde angegliedert an den Morsumer Kindergarten (seit 2007, bis zu vier Tage wöchentlich), in Riede (seit August 2009, fünf Tage wöchentlich) sowie in der Kinderarche in Theding- hausen (vier Tage wöchentlich). In den kommenden Jahren werden durch den drastischen Rückgang der Kinderzahlen erhebliche räumliche und ggf. personelle Überkapazitäten im Kindergartenbereich aber auch an den allgemeinbildenden Schulen entstehen. In den kommenden Jahren zeichnet sich ab, dass die Zahl der nicht besetzten Plätze weiter ansteigen wird, wenn realistische Annahmen zu den künftigen Zuzügen von Kin- dern im Vorschulalter zugrunde gelegt werden. Schon im Jahr 2011 dürften danach die belegten Plätze auf deutlich unter 400 sinken, so dass aller Voraussicht nach Entschei- dungen zum Umgang mit den (ggf. räumlichen und personellen) Überkapazitäten not- wendig werden, auch wenn mittelfristig eine Stabilisierung auf weit niedrigerem Niveau zu erwarten ist. Ansätze bestehen neben der Schließung von Gruppen und ggf. Nutzung der Raumkapazitäten für zusätzliche bzw. angegliederte Angebote auch in zusätzlichen altersgemischten ‚Familiengruppen’. Die aktuelle Fortschreibung des Schulentwicklungsplans der Samtgemeinde Theding- hausen spiegelt die Einbrüche bei den jüngsten Geburtenjahrgängen ebenfalls deutlich wieder, die wiederum mit dem Fehlen potenzieller Elternjahrgänge in Verbindung steht (vgl. Abb. 15 auf Seite 15). So ist bis zum Schuljahr 2014/2015 damit zu rechnen, dass in Blender und Morsum nur noch einzügig eingeschult wird; in Thedinghausen und Riede sind je zwei Einschulungsklassen zu erwarten. Gegenüber dem heutigen Stand würden damit rechnerisch in der Samtgemeinde sechs Klassenräume nicht mehr benötigt wer- den. Die zu erwartenden Einschulungszahlen werden dennoch zunächst auch an den kleine- ren Standorten fast immer deutlich über zwanzig Kindern liegen, so dass zumindest in absehbarer Zeit nicht mit weitergehenden Anpassungsnotwendigkeiten zu rechnen ist. Die Vorschau auf die weitergehende Zeit nach 2015 fällt naturgemäß noch schwerer, da die dann einzuschulenden Kinder größtenteils noch nicht geboren sind. Die oben be- schriebenen Rahmenbedingungen deuten jedoch auf eine vorübergehende Stabilisierung der Auslastung der Standorte hin. Die Samtgemeinde ist wie alle Kommunen im Landkreis Verden auch Trägerin der örtli- chen Haupt- und Realschule. Für das Schulzentrum Gudewill-Schule an der Jahnstraße in Thedinghausen wird seit einiger Zeit eine Umwandlung in eine Ganztagsschule ange- strebt; eine Umsetzung ist aber derzeit nicht absehbar. Die angesprochenen Rückgänge der Kinderzahlen werden im Schulzentrum auf Grund- lage des Schulentwicklungsplans 2008 in den kommenden zehn Jahren zu einer kontinu- ierlich fallenden Auslastung um insgesamt etwa ein Drittel führen. Demnach würden an- stelle der derzeit 28 Züge lediglich noch 18 Züge verbleiben, wodurch erhebliche Raum- kapazitäten frei werden würden. Besonders gravierend würden sich die Rückgänge be- dingt durch die landesweit sinkende Anwahlquote im Hauptschulzweig auswirken, der durchgehend einzügig mit Klassengrößen um und unter 15 ausfallen würde.

Demografiebericht Samtgemeinde Thedinghausen 2009 35 8.2 Handlungsempfehlungen Die Ausführungen haben gezeigt, dass die Samtgemeinde die Herausforderung erkannt und angenommen hat, weitreichende Anpassungen des Infrastrukturangebotes für Fami- lien vorzunehmen. Künftig wird es dabei immer mehr darauf ankommen, auf der Grundlage realistischer Bestandsaufnahmen der künftigen Bedarfe und Möglichkeiten den notwendigen quantita- tiven Angebotsabbau mit qualitativer Weiterentwicklung zu verbinden. So ist klar erkenn- bar, dass sowohl in den Kindergärten als auch in den Schulen erhebliche räumliche und teils auch personelle Überkapazitäten entstehen werden, die Familien aber andererseits hohes Interesse an einer weiteren Verbesserung der Angebote (z.B. längere Betreu- ungszeiten) haben. Als Fügung könnte sich dabei der Umstand erweisen, dass die Ab- nahme der Zahl der benötigten Kindergartenplätze (und Einschulungen) mit stark wach- sender Inanspruchnahme von externen Betreuungsangeboten für unter 3-Jährige einher- geht, so dass sich hier übergreifende bzw. kooperative Lösungen anbieten. Daher ist zu empfehlen, in einem offenen und ehrlichen Dialog mit den Betroffenen Wei- terentwicklungsmöglichkeiten auszuloten, wobei es ggf auch möglich sein muss, Ein- schnitte wie die Schließung oder Zusammenlegung von Einrichtungen oder Angeboten zu erwägen, wenn sich dadurch insgesamt eine Qualitätssicherung oder -verbesserung erzielen lässt. Auch der Einbindung weiteren freiwilligen Engagements aus der Bevölke- rung (z.B. Hausaufgabenhilfe usw.) kommt künftig eine wachsende Bedeutung zu. Grundsätzlich machen die aufgezeigten Tendenzen sehr deutlich, dass auch bei vorü- bergehenden Nachfragespitzen nur in Ausnahmefällen (oder bei flexiblen / anpassungs- fähigen Lösungen) bauliche Erweiterungen bzw. Neubauten im Bereich familienorientier- ter Infrastruktur vertretbar erscheinen, da mittel- bis langfristig aufgrund übergeordneter demografischer Strukturen und Entwicklungen nicht wieder mit einem nachhaltigen An- stieg der Anzahl der Kinder und Familien zu rechnen ist.

Demografiebericht Samtgemeinde Thedinghausen 2009 36 9 Vertiefungsteil Jugend und junge Menschen

9.1 Bestandsaufnahme und Perspektiven Die Jugendlichen und jungen Erwachsenen stellen im Hinblick auf die Anforderungen an eine kommunale soziale Infrastruktur eine höchst differenzierte Personengruppe dar. Angebote der Jugendarbeit sind als ergänzende Bildungs- und Freizeitangebote zu ver- stehen, die seitens öffentlicher oder freier Träger vorgehalten werden und auf freiwilliger Basis genutzt werden. Speziell aktivierende Angebote können einen hohen Beitrag zur Persönlichkeitsentwicklung der jungen Menschen leisten und sind somit u.a. als ‚weiche Standortfaktoren’ im Hinblick auf die Zufriedenheit der jungen Einwohner zu verstehen. Aus Sicht der Kommunen können die Angebote dazu beitragen, junge Menschen mit ihren speziellen Wünschen und Möglichkeiten aktiv in die Gestaltung der Stadtentwick- lung einzubinden und die Identifikation mit dem Wohnort zu erhöhen. Soziale Infrastrukturangebote für junge Menschen sind als wichtige ‚weiche Standortfak- toren’ zur Aktivierung und Identifikationsförderung im Sinne einer nachhaltigen Kommu- nalentwicklung zu verstehen. In der Samtgemeinde sind neben den Schulen insbesonde- re das Jugendzentrum sowie Jugendtreffs, Vereine und Organisationen wie Jugendfeu- erwehren und Landjugend als wichtige Akteure zu nennen. Viele junge Menschen werden aber von den Angeboten nicht mehr erreicht und die Integ- ration in die (Dorf-)Gemeinschaft verliert zunehmend an Intensität. Vereinzelung der Ju- gendlichen wie auch das Entstehen von ‚Brennpunkten’ mit Vandalismus usw. sind in der Samtgemeinde als Folge dieser gesamtgesellschaftlichen Tendenzen wahrzunehmen Wie die demografischen Auswertungen angedeutet haben, gibt es in der Samtgemeinde derzeit einen historischen Höchststand Jugendlicher und junger Erwachsener. Vor allem durch die starken Familienzuzüge fällt die Altersgruppe der 10- bis 19-Jährigen heute um fast 50 % höher aus als noch 1990, selbst gegenüber 1970 liegt das Plus bei 22 %. In den kommenden Jahren wird diese Altersgruppe aber wieder sukzessive abschmelzen, weil die nachrückenden Jahrgänge wieder geringer ausfallen. Selbst wenn keine Abwan- derung dieser Jahrgänge erfolgen würde, würden im Jahr 2018 bereits 20 % weniger Jugendliche und junger Erwachsene in der Samtgemeinde leben als heute, mit weiter fallender Tendenz. Somit ergibt sich aktuell für die Samtgemeinde Thedinghausen eine besondere Situation: Sie besitzt die Chance, über die nachhaltige Bindung dieser jungen Menschen an ihren Wohnort den Grundstein zu legen für eine möglichst positive demo- grafische Entwicklung in den kommenden Jahrzehnten – andererseits besteht aber an- gesichts der Abwanderungstendenzen der jungen Menschen auch die Gefahr, die Ein- wohnerverluste letztlich auf Dauer zu zementieren. Neben dem Schulzentrum und den örtlichen (insbesondere Sport- und Schützen-) Verei- nen und Organisationen (z.B. Jugendfeuerwehren) gibt es für die jungen Menschen in der Samtgemeinde auch ein zentrales, an allen Werktagen geöffnetes Jugendzentrum in Thedinghausen sowie Jugendtreffs in Emtinghausen, Blender und Lunsen (kirchlich). Angebunden an das Jugendzentrum sind in der Samtgemeinde Thedinghausen zwei hauptamtliche Sozialarbeiter in der Jugendarbeit aktiv, von denen einer als sog. ‚Street- worker’ auch an ausgewählten Standorten in den übrigen Mitgliedsgemeinden aktiv ist (z.B. Riede, Emtinghausen). Hervorzuheben ist zudem, dass sich in der Samtgemeinde ein Arbeitskreis Kinder und Jugendliche gebildet hat, an dem neben Vertretern aus Politik und Samtgemeindeverwal- tung auch Schulen und Kindergärten, Jugendeinrichtungen, der Kreisfrauenrat sowie eine Pastorin mitarbeiten. Dieser Arbeitskreis, der in ähnlicher Zusammensetzung bereits seit mehr als zwölf Jahren existiert, hat zu einer sehr fruchtbaren Vernetzung der Akteure in der Kinder- und Jugendarbeit beigetragen und vielfältige Anstöße und Projektvorschläge hervorgebracht. Ein aktuelles Thema ist beispielsweise die mögliche Einrichtung eines

Demografiebericht Samtgemeinde Thedinghausen 2009 37 Skater-Angebots, das durch die Durchführung eines sehr gut angenommenen Skaterta- ges vorangetrieben wurde. Im Grundsatz ist dennoch zu konstatieren, dass es immer schwieriger wird, gerade die Jugendlichen, die kein Interesse an einer aktiven Betätigung in den Vereinen erkennen lassen, für ‚sinnvolle’ bzw. gemeinschaftsfördernde Aktivitäten zu interessieren und zu aktivieren. Gerade die unüberschaubare Bandbreite an Möglichkeiten, die sich durch die neuen Medien bietet, fördert die Vereinzelung und den Rückzug aus der Gemeinschaft bei den jungen Menschen. Die in den vergangenen Jahren verstärkt beobachtbaren Probleme mit Jugendlichen an verschiedenen ‚Brennpunkten’ in der Samtgemeinde stel- len somit nur einen Ausschnitt der sich entwickelnden Herausforderungen dar

9.2 Handlungsempfehlungen Wie die obigen Ausführungen bereits angedeutet haben, sind Handlungsansätze für Ju- gendliche und junge Erwachsene besonders schwer zu entwickeln, weil sie sich in zu- nehmendem Maße gesellschaftlichen Angeboten gegenüber zu verschließen scheinen. Andererseits ist es aus den dargestellten Gründen von besonderer Bedeutung, die jun- gen Menschen zu erreichen, da sie künftig das Rückgrat der sozialen und ökonomischen Entwicklung der Gemeinden bilden werden. Den Akteuren in der Samtgemeinde ist daher anzuraten, die Anstrengungen, junge Men- schen für das aktive Leben in den Gemeinden zu mobilisieren fortzusetzen und zu inten- sivieren. Dabei sollte ein besonderer Wert auf projektartige Ansätze gelegt werden, bei denen sich die Betroffenen selber engagieren und einbringen können, denn erfahrungs- gemäß erhöhen solche Aktivitäten in besonderem Maße das Gemeinschaftsgefühl und die Identifikation. Die Einrichtungen und Organisationen in der Samtgemeinde sollten dabei im Rahmen ihrer Möglichkeiten auf die jungen Menschen zugehen, und Bereit- schaft zeigen, jenseits der traditionellen Strukturen und Angebote auch offen für Neue- rungen und Weiterentwicklungen zu sein. Derartige Ansätze könnten und sollten bei- spielsweise im Arbeitskreis Kinder und Jugend erörtert werden, wobei sich aus Gutach- tersicht die zielorientierte Einbindung weiterer Akteure in dieses Gremium anbietet, wie z.B. Sportvereine, Jugendfeuerwehren, Landjugend usw. Darüber hinaus wäre es hilfreich und sinnvoll, die konkreten Bedarfe, Probleme und Wünsche der Jugendlichen und jungen Erwachsenen von diesen selbst zu erfahren, bei- spielsweise über Befragungen (z.B. unter Einbeziehung der Schulen) oder Zukunftswerk- stätten. Auch die Heranführung der jungen Generation an den lokalen / regionalen Arbeits- und Ausbildungsmarkt, beispielsweise durch Kooperationen von Schulen und Betrieben kann dazu beitragen, die Bindung an den Heimatort zu stärken und die Chance für ein dauer- haftes Verbleiben in der Samtgemeinde zu erhöhen.

Demografiebericht Samtgemeinde Thedinghausen 2009 38 10 Vertiefungsteil Senioren und Hochbetagte Die wachsende Zahl älterer und hoch betagter Menschen wird zu Recht als eine der we- sentlichen Herausforderungen des demografischen Wandels diskutiert. Anders als bei den zuletzt rapide eingebrochenen Geburten- und Kinderzahlen handelt es sich beim Anstieg der der älteren Generation zuzurechnenden Menschen um einen sehr langfristi- gen Prozess, so dass auch die Anpassung der Angebote und Infrastrukturen als Dauer- aufgabe zu verstehen ist.

10.1 Bestandsaufnahme und Perspektiven Derzeit (12/2008) leben nach den Daten der Bevölkerungsfortschreibung der LSKN in der Samtgemeinde etwa 2.500 Personen über 65 Jahren; das entspricht einem Bevölke- rungsanteil von 16,6 %. Wie Abb. 27 zeigt, ist die Zahl der Senioren vor allem nach 2000 deutlich angestiegen, was in dem ‚Hineinwachsen’ der besonders geburtenstarken Jahr- gänge der Vorkriegszeit in die Altersgruppe 65+ begründet ist. In den kommenden Jahren wird sich dieser rasche Anstieg voraussichtlich ungebremst fortsetzen, wobei zunächst vor allem bei den Hochbetagten ein starker Zuwachs zu erwarten ist. Bereits um das Jahr 2025 könnte der Anteil der Menschen im Alter von 65 Jahren und mehr bei annähernd einem Viertel liegen. Nach 2025 wird dann auch bei den jüngeren Senioren noch einmal ein sprunghafter Anstieg zu verzeichnen sein, aufgrund der besonders großen Bedeu- tung der sog. ‚Babyboomer’ der 1960er Jahre in der Samtgemeinde. Es ist schon heute mit hoher Sicherheit abzusehen, dass erst nach 2040 wieder ein langsamer Rückgang bei den älteren Menschen in der Samtgemeinde Thedinghausen einsetzen wird!

4000

3500 80+ 3000 65 - 79 75+ 65 - 75 2500

2000

1500

1000

500

0 1970 1975 1980 1985 1990 1995 2000 2005 2010 2015 2020 2025

Abb. 28: Langfristige Entwicklung der Altersgruppe 65+ in der Samtgemeinde Thedinghausen (Quelle: Eigene Berechnung und Darstellung; Daten: 1970-2005: Bevölkerungsfortschreibung des LSKN; 2010-2025: Wegweiser Kommune, Bertelsmann-Stiftung) Von besonderer Bedeutung erscheint vor dem Hintergrund der sich seit Jahrzehnten vollziehenden Infrastrukturausdünnung in den Dörfern die starke Betroffenheit der kleine- ren Ortsteile von der Alterung der Bevölkerung. Wie Abb. 30 zeigt, besitzen die kleineren Ortsteile deutlich überdurchschnittliche Anteile an der Bevölkerung in der zweiten Le- benshälfte: Insgesamt beträgt der Anteil der kleineren Ortsteile (d.h. alle Ortsteile außer

Demografiebericht Samtgemeinde Thedinghausen 2009 39 Blender, Emtinghausen, Thedinghausen und Riede) an der gesamten Bevölkerung der Samtgemeinde etwa 37 %; weit höhere Werte von bis zu 52 % treten vor allem bei den 65- bis 80-Jährigen auf, also gerade der Altersgruppe, die in den kommenden fünfzehn Jahren in zunehmendem Maße auf externe Unterstützung bei der Haushaltsführung an- gewiesen sein wird. Es ist daher abzusehen, dass die besonderen Herausforderungen im Hinblick auf die Alterung der Bevölkerung gerade in den ländlich geprägten Teilen der Samtgemeinde anzutreffen sein werden. Die Zahl der älteren Menschen in der Samtgemeinde wird voraussichtlich noch mindes- tens drei Jahrzehnte lang kontinuierlich steigen. Besondere Herausforderungen entste- hen in den kleineren Dörfern, die derzeit durch überdurchschnittlich hohe Senioren- Anteile gekennzeichnet sind.

60

50 Mittelwert der Samtgemeinde

40

30

20 Prozentanteil der kl. Ortsteile der Prozentanteil

10

0 0 5 10 15 20 25 30 35 40 45 50 55 60 65 70 75 80 85 90+ Alter in Jahren

Abb. 29: Anteil der ‚kleineren Ortsteile’ (definiert als alle Ortsteile außerhalb der Hauptorte der Mitgliedsgemeinden) an der gesamten Bevölkerung nach Altersjahren (Quelle: Berechnung und Darstellung FORUM GmbH, Daten: Samtgemeinde Thedinghausen) Diese These wird eindrucksvoll bekräftigt durch die Auswertung der Haushaltsgrößen in der Samtgemeinde. Gerade in den kleineren Ortsteilen ist der Anteil der Haushalte, in denen nur noch eine Person wohnt, ausgesprochen hoch. Vielfach liegt der Anteil inzwi- schen bei über 50 %, in Holtorf und Werder wohnt sogar in über 60 % der Häuser nur noch eine alleinstehende Person, wobei davon auszugehen ist, dass es sich in vielen Fällen um ältere Menschen handelt. In der Samtgemeinde haben sich vielfältige Angebote und Aktivitäten etabliert, die für die Belange und Anforderungen der älteren Generation von Relevanz sind. So ist zum einen der Seniorenbeirat zu nennen, der die Samtgemeinde im Kreisseniorenbeirat vertritt. Von besonderer Bedeutung gerade für die älteren Menschen mit Pflegebedarf ist die von der Samtgemeinde getragene Sozialstation, die neben den originären Pflegedienstleistungen u.a. auch ein Gruppenangebot für Demente, Beratung von Pflegebedürftigen und Ange- hörigen sowie die Vermittlung mobiler Hilfsdienste usw. bietet. Auch die Kirchen leisten einen wichtigen Beitrag zur Seniorenarbeit, beispielsweise durch regelmäßige Ge-

Demografiebericht Samtgemeinde Thedinghausen 2009 40 sprächskreise und Seniorengruppen, ebenso wie die Ortsfeuerwehren mit ihren gemein- schaftsfördernden Aktivitäten.

Werder 65,2 Holtorf 61,1 Oiste 58,7 Holtum/Marsch 56,2 Donnerstedt 55 Hiddestorf 54,7 Lunsen 52,6 Ritzenbergen 51,4 Oetzen 50,7 Ahsen 48,8 Horstedt 48,7 Felde 48 Bahlum 46,5 Eißel 44,7 Beppen 44,1 Thedinghausen 43,8 Wulmstorf 43,6 Dibbersen 43 Einste 42,6 Riede 42,4 Emtinghausen 40,9 Blender 39,6 Morsum 38,4 Amedorf 27 0 10203040506070 Abb. 30: Anteil der 1-Person-Haushalte in den Ortsteilen der Samtgemeinde (Quelle: Berechnung und Darstellung FORUM GmbH, Daten: Samtgemeinde Thedinghausen) Im vergangenen Jahr ist eine weitere interessante Initiative entstanden, die durch ihren generationsübergreifenden Ansatz ebenfalls eine wertvolle Bereicherung für das Leben der älteren Menschen in der Samtgemeinde bieten kann: Das von der Samtgemeinde getragene Nachbarschaftshaus in Thedinghausen ist auf Initiative von drei Bürgerinnen entstanden und zielt darauf ab, über eine Einbindung der vor Ort tätigen Vereine und Institutionen sowie die Aktivierung der Bevölkerung Angebote für alle Altersstufen zu entwickeln und zu vernetzen. In der Anlaufphase dieses Nachbarschaftszentrums ist dieser Anspruch bereits in einem hohen Maße erreicht worden, Angebote werden teilwei- se sogar über die Samtgemeinde-Grenzen hinaus wahrgenommen. Als ein wichtiges Zukunftsprojekt des Nachbarschaftshauses wird die Einrichtung einer Freiwilligenagentur angesehen.

Demografiebericht Samtgemeinde Thedinghausen 2009 41 10.2 Handlungsempfehlungen Die Samtgemeinde wird sich darauf einrichten müssen, dass die Bevölkerung zukünftig in weit stärkerem Maße durch der älteren Generationen zugehörige Menschen geprägt wird. Große Herausforderungen liegen aus Gutachtersicht künftig darin, die Senioren intensiv in das Gemeindeleben zu integrieren und ihr Erfahrungswissen und soziale Kompetenzen zum gegenseitigen Nutzen für die Gesellschaft nutzbar zu machen. Aus diesem Grund sind aktuelle Ansätze wie der des Nachbarhauses unbedingt zu be- grüßen und zu unterstützen, denn sie fördern die Aktivierung der älteren Menschen und die Entwicklung von generationenübergreifenden Aktivitäten. In besonderem Maße wird es darüber hinaus künftig darauf ankommen, die Situation der älteren Menschen, insbesondere der Alleinstehenden, in den Dörfern zu beobachten und ggf. zu stärken. Die demografischen Untersuchungen haben gezeigt, wie stark die poten- zielle Betroffenheit dieser Teilräume schon jetzt ist, speziell vor dem Hintergrund der extrem ausgedünnten Infrastruktur- und Versorgungsangebote in diesen Bereichen. Eine wichtige Aufgabe wird vor allem vor dem Hintergrund sich wandelnder familiärer Verhält- nisse (geringere Kinderzahl / Kinder und Verwandte wohnen immer seltener am Ort) die Entwicklung flexibler Netzwerke aus öffentlicher, kommerzieller und ehrenamtlicher Un- terstützung sein, die den älteren Menschen das Verblieben in den eigenen vier Wänden und das selbstbestimmte, u.a. auch mobile Leben bis in das hohe Alter ermöglichen. Begleitende Kommunikationsmaßnahmen könnten und sollten darauf hinwirken, die Of- fenheit und Bereitschaft der Senioren zu erhöhen, ihre Bedarfe und Probleme zu formu- lieren, und die Nutzung von Hilfeleistungen ‚gesellschaftsfähig’ zu machen. Möglicher- weise wäre auch für die Senioren und Hochbetagten eine (beispielsweise Fragebogen gestützte) Erhebung hilfreich, um Näheres über die Lebensumstände, Planungen, Erwar- tungen und Bedürfnisse dieser wachsenden Bevölkerungsgruppe in den einzelnen Teil- räumen der Samtgemeinde zu erfahren. Für eine ‚seniorengerechte’ (Weiter-)Entwicklung der Gemeinden ist eine konstruktive und abgestimmte Zusammenarbeit der relevanten Akteure notwendig, zu denen insbe- sondere der Seniorenbeirat, die Sozialstation und das Nachbarschaftshaus aber auch Kirchen und Vereine gehören. U.U. könnte zu diesem Zweck angesichts der positiven Erfahrungen mit dem Arbeitskreis für Kinder und Jugendliche ein vergleichbares Gremi- um für Senioren eingerichtet werden.

Demografiebericht Samtgemeinde Thedinghausen 2009 42 11 Vertiefungsthema Ortsfeuerwehren Als spezielles Fokusthema wurde von den Verantwortlichen der Samtgemeinde Theding- hausen die Entwicklung der Freiwilligen Feuerwehr (Ortsfeuerwehren) im Samtgemein- degebiet vorgeschlagen. Die Ortsfeuerwehren sind seit jeher nicht nur im Sinne des Brandschutzes und der Brandbekämpfung wichtige Bestandteile des (Samt-)Gemeinde- und Dorflebens, sondern insbesondere auch durch ihre vermittelnde, gemeinschaftsför- dernde Funktion.

11.1 Bestandsaufnahme und Perspektiven In den zurückliegenden Jahren sind nicht nur die Mitgliederzahlen in den Ortsfeuerweh- ren spürbar zurückgegangen (vgl. Abb. 32), es ist zudem auch ein zunehmender Trend zur Verschiebung der Altersstrukturen wahrnehmbar, mit steigenden Anteilen älterer Mit- glieder. Daher erscheint es mehr als angemessen, die Zusammenhänge zwischen der Entwicklung der Feuerwehren und dem demografischen Wandel empirisch zu untersu- chen.

700

650

600

550

500

450

400

89 90 91 92 93 94 95 96 97 98 99 00 01 02 03 04 05 06 07 08 19 19 19 19 19 19 19 19 19 19 19 20 20 20 20 20 20 20 20 20

Abb. 31: Mitgliederentwicklung der Freiwilligen Feuerwehr in der Samtgemeinde Thedinghausen (Quelle: Darstellung FORUM GmbH, Daten: Samtgemeinde Thedinghausen. Landkreis Verden) Die Ortsfeuerwehren verlieren seit geraumer Zeit kontinuierlich Mitglieder und weisen wachsende Anteile Älterer auf. Diese Entwicklung ist einerseits auf die sinkende Bereit- schaft zurückzuführen, sich in den Feuerwehren zu engagieren, sind aber teilweise auch in den altersstrukturellen Verschiebungen der Bevölkerung begründet. Wenn sich die Entwicklungen künftig weiter fortsetzen, stehen den Feuerwehren in 15 Jahren weniger als 400 Freiwillige zur Verfügung. Wie Abb. 33 zeigt, sind die 41- bis 50-Jährigen inzwischen die mitgliederstärkste Alters- gruppe der Freiwilligen Feuerwehren in der Samtgemeinde. Ihr Anteil an der Gesamtstär- ke beträgt etwa 30 %. Am höchsten fällt der Anteil dieser Altersgruppe in der Ortsfeuer- wehr Horstedt mit 58 % (14 von 24 Mitgliedern) aus. Mehr als die Hälfte aller Aktiven hat inzwischen das 40. Lebensjahr überschritten, vor allem bei den kleineren Ortsfeuerweh- ren liegt der Anteil teilweise sogar weit über 60 % (in Dibbersen-Donnerstedt und Einste/Holtum-Marsch sogar bei mehr als zwei Drittel).

Demografiebericht Samtgemeinde Thedinghausen 2009 43 100%

90%

80%

70%

60%

50%

40%

30% über 50 20% 41 - 50 28 - 40 10% 21- 27 bis 20 0%

r f h dt n lde e or e rsc e t tzen iede t F e R usen chede O Bahlum Beppen Blender s / ha rwehr Hors n ulms e Int W u um-Ma ding e e f Emtinghausen Ahse s Holt / Th rt um O rs inste/ o 14 E M le Dibbersen-Donnerstedt Holtorf/Lunsen/Werde al

Abb. 32: Altersstrukturen der Ortsfeuerwehren im Gebiet der Samtgemeinde Thedinghausen zum 31.12.2008 (Quelle: Darstellung FORUM GmbH, Daten: Samtgemeinde Thedinghausen. Landkreis Verden) Bei einer Betrachtung der durchschnittlichen Jahrgangsstärke der Altersgruppen (Abb. 34) wird der erste Eindruck bestätigt, denn auch hier stellen die 41- bis 50-Jährigen mit 16,1 Mitgliedern je Geburtsjahrgang die mit Abstand stärkste Gruppe.

18 Durchschnittliche Jahrgangsstärke [Aktive je 16 Geburtsjahrgang] Jahrgangsquote [%-Anteil der Aktiven an der Bevölkerung] 14

12

10

8

6

4

2

0 bis 20 21- 27 28 - 40 41 - 50 über 50 Abb. 33: Kennzahlen der Aktiven der Ortsfeuerwehren (Darstellung und Berechnung. FORUM GmbH, Daten: Samtgemeinde Thedinghausen)

Demografiebericht Samtgemeinde Thedinghausen 2009 44 Wird allerdings die Altersstruktur der Samtgemeindebevölkerung als Referenz herange- zogen, und untersucht, wie hoch der Anteil der Mitglieder der Ortsfeuerwehren an den gesamten Einwohnern der jeweiligen Altersgruppe ausfällt, dreht sich das Bild vollständig um: Immerhin 7,7 % aller 21- bis 27-Jährigen und 7,5 % der 19- bis 20-Jährigen sind aktiv; bei allen anderen Altersgruppen ist der Anteil deutlich geringer. Bei den Jugend- feuerwehren liegen die Anteile im Übrigen mit lediglich 5,3 % (10- bis 15-Jährige) sowie 2,9 % (16- bis 18-Jährige) noch bei weitem unter den Werten bei den Erwachsenen. Die Analysen deuten darauf hin, dass der Mitgliederrückgang zumindest in Teilen auch durch die Verschiebungen der Altersstrukturen der Samtgemeindebevölkerung zustande kommt, und nicht nur durch die rückläufige Bereitschaft, sich bei denn Feuerwehren zu engagieren. Dass jedoch auch der Anteil der Aktiven an der Bevölkerung rückläufig ist, lässt sich anhand einer einfachen Beispielrechnung darlegen: Wenn die heutigen Akti- ven-Anteile an den Altersgruppen der Gesamtbevölkerung beispielhaft auf die Alterstruk- turen der Samtgemeinde in den Jahren 1990 und 2000 gelegt werden, zeigt sich, dass die errechneten Werte 28 % (1990) bzw. 13 % (2000) unter den tatsächlichen Mitglie- derzahlen der Ortsfeuerwehren dieser Jahre liegen. Anders ausgedrückt: Über alle Al- tersgruppen ist die Aktivenquote seit 1990 um fast ein Drittel zurückgegangen, seit 2000 um 13 %. Beispielhaft lassen sich die Veränderungen auch an den Ortsfeuerwehren Riede und Felde nachvollziehen, für die die Jahrgangsquoten im Vergleich der Jahre 1996 und 2008 dargestellt werden (Tab. 5). Hier ist zudem zu erkennen, dass die Ortsfeuerwehr Riede, die zu den jüngsten im Samtgemeindegebiet gehört, in den vergangenen Jahren recht konstante Anteile der Bevölkerung mobilisieren konnte. Bei der Ortsfeuerwehr Felde sind dagegen in fast allen Altersgruppen deutlich rückläufige Quoten zu registrieren, allerdings generell auf einem weitaus höheren Niveau. Riede Felde Altersgruppe 1996 2008 1996 2008 bis 20 11,1 2,4 7,1 15,8 21 bis 27 5,8 6,7 10,0 11,1 28 bis 40 3,8 5,1 15,0 10,3 41 bis 50 3,0 2,9 18,8 14,2 über 50 5,9 4,5 21,0 15,3 Tab. 5: Anteile der Aktiven in den Ortsfeuerwehren an der Bevölkerung insgesamt nach Altersgruppen im Jahresvergleich 1996 / 2008 Quelle: Berechnung FORUM GmbH, Daten: Samtgemeinde Thedinghausen) Für die Abschätzung der künftigen Perspektiven der Ortsfeuerwehren sind einerseits die demografischen Veränderungen (Einwohnerzahl, Altersaufbau) zu berücksichtigen, ande- rerseits wirkt sich aber auch die scheinbar grundsätzlich rückläufige Bereitschaft der Menschen, sich in den Feuerwehren zu engagieren, aus. Eine stark vereinfachende Bei- spielrechnung, die diesbezüglich aus heutiger Sicht plausible Annahmen zugrunde legt (Fortschreibung der demografischen Veränderungen der zurückliegenden fünf Jahre, weiterer Rückgang der Aktiven-Anteile an der Bevölkerung um 15 %) deutet darauf hin, dass die Mitgliederzahl der Freiwilligen Feuerwehr in der Samtgemeinde bis zum Jahr 2023 bis unter 400 auf zurückgehen könnte (vgl. Abb. 35). Das würde einem Rückgang gegenüber dem Jahr 2000 von mehr als einem Drittel entsprechen. Der Altersdurch- schnitt würde sich allerdings voraussichtlich wieder etwas verringern.

Demografiebericht Samtgemeinde Thedinghausen 2009 45 600

500 19-20 21-27 28-40 41-50 51-61

400

300

200

100

0 2023 mit heutiger Quote 2023 mit heutiger Quote - 15 2008 %

Abb. 34: Abschätzungen der Mitgliederzahlen und Altersstrukturen der Ortsfeuerwehren der Samtgemeinde Thedinghausen für das Jahr 2023 auf Grundlage von Trendrechnungen Quelle: Berechnung und Darstellung: FORUM GmbH)

11.2 Handlungsempfehlungen Bei aller Unsicherheit hinsichtlich der konkreten Entwicklung in der Zukunft sind die Ten- denzen doch so deutlich, dass eine nachhaltige Trendumkehr als sehr unwahrscheinlich angesehen werden muss und die Analysen und Abschätzungen von den Akteuren der Samtgemeinde und der Ortsfeuerwehren zum Anlass genommen werden sollten, um über die langfristige Tragfähigkeit der bisherigen kleinteiligen Strukturen nachzudenken. Dabei sollte allerdings die besondere gesellschaftliche Bedeutung der Feuerwehren in den kleineren Ortsteilen berücksichtigt werden, die letztlich in einem engen Zusammen- hang mit der Identifikation mit den jeweiligen Heimatdörfern steht. Gleichwohl sollten auch Möglichkeiten geprüft werden, ob bzw. wie z.B. durch verstärkte Aufklärungs- und Kommunikationsarbeit zusätzliche Freiwillige, beginnend bei den Ju- gendlichen, für die Feuerwehren gewonnen werden könnten, und ob die Feuerwehren möglicherweise noch stärker den veränderten Freizeitwünschen und -bedürfnissen vor allem der jungen Menschen entgegenkommen können. Konkrete Handlungsansätze könnten zudem beispielsweise in der Gründung einer ‚Kin- derfeuerwehr’ bestehen, die die Kinder in einem früheren Alter an das Feuerwehrwesen heranführt, und somit die Startnachteile gegenüber anderen Organisationen (z.B. Sport- vereinen) mindert, die Kinder zu einem viel früheren Zeitpunkt an sich binden können. Es ist allerdings zu bedenken, dass eine derartige Kinder-Abteilung in erster Linie spielerisch an die Feuerwehren heranführen kann und sollte.

Demografiebericht Samtgemeinde Thedinghausen 2009 46 12 Fazit und Ausblick Die vorangegangenen Ausführungen haben aufgezeigt, dass sich die in der Fallstudie aus dem Jahr 2007 skizzierten, mit dem demografischen Wandel in Verbindung stehen- den Entwicklungen in den zurückliegenden zwei Jahren weiter verfestigt haben, insbe- sondere sind die Bevölkerungszahlen weiter leicht zurückgegangen und die Verschie- bungen bei den Altersstrukturen haben sich fortgesetzt. Damit ist die Entwicklung der Samtgemeinde eingebettet in die übergeordneten regionalen und überregionalen demo- grafischen Trends. Es wird immer deutlicher, dass die starken Impulse der 1990er Jahre mit hohen Wachstumsraten durch Wanderungsgewinne keine Grundlage für ein realisti- sches Zukunftsszenario bilden, selbst wenn verschiedene Bevölkerungsprognosen wei- terhin Hoffnung auf anhaltendes Wachstum machen (z.B. Bertelsmann-Stiftung 12/2008). Die Herauforderungen und Problemlagen werden immer klarer erkennbar, seit die ka- schierende Wirkung der starken Zuzugsimpulse nicht mehr existiert. Zudem zeigt sich, wie sehr sich auch die kleinräumigen Entwicklungsperspektiven unterscheiden, und wie wichtig ganzheitliche, abgestimmte Vorgehensweisen für die Entwicklung der Samtge- meinde, der Gemeinden und Dörfer sind. Die Notwendigkeit, die Samtgemeindeentwick- lung strategisch mit den Herausforderungen und Anforderungen des demografischen Wandels zu verknüpfen wird heute deutlicher denn je. In diesem Demografiebericht ist eine Vielzahl von Handlungsansätzen in den verschie- denen Handlungsbereichen angesprochen worden; darüber hinaus sind aber auch über- greifende Querschnittsbereiche zu betrachten. So könnte die ‚demografische Zeitenwende’ genutzt werden, um die Akteure in der Samtgemeinde über einen beteiligungsorientierten, positiv besetzten Aktivierungsprozess für die Thematik zu sensibilisieren und demografierelevante Aktivitäten und Projekte zu initiieren. Darüber hinaus erscheint es auch ratsam, in einen Erfahrungsaustausch mit den be- nachbarten Kommunen in der Region über die Thematik zu kommen, der möglicherweise in Teilbereichen auch zu abgestimmten oder gemeinsamen Vorgehensweisen führen kann. Der Demografiebericht hat aber auch gezeigt, dass die gezielte Auswertung vorliegender Daten und Informationen eine belastbare Grundlage für teilräumlich differenzierte Hand- lungskonzepte und somit wertvolle Erkenntnisse für Politik und Verwaltung liefert. Es erscheint daher sinnvoll, eine Fortschreibung mit gezielten thematischen Vertiefungen künftig regelmäßig durchzuführen. Als Schwerpunktthemen für einen etwaigen folgenden Demografiebericht könnten sich beispielsweise • kleinräumige Analysen der Haushalte alleinstehender Hochbetagter in den Dör- fern, möglicherweise gekoppelt mit eine stichprobenartigen Fallstudien einzelner Haushalte, • demografische Aspekte der Ärzteversorgung in der Samtgemeinde, • eine Analyse des Mietmarktes, • Altersstrukturanalysen der Kommunalverwaltungen, • altersspezifische Wanderungsverflechtungen oder • die deutschlandweite Recherche von guten Beispielen zu demografierelevanten Fragestellungen anbieten.

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