FOKUSREGION DIE ELBMARSCHEN UND GLÜCKSTADT

Dr. Ulf Ickerodt, Beate von Malottky, Birte Anspach

FOKUSREGION BESIEDLUNG GLÜCKSTADT

An den sandigen Ufern der Flüsse und Prie- le (Fleete) entstanden etwa ab der christli- chen Zeitenwende erste sichere Siedlungs- plätze. Ortsnamen wie oder verweisen noch heute auf die naturräumlichen Zusammenhänge. Im Zuge des planmäßigen Ausbaus der - und ab dem 12. Jh. entstanden auch die Städte Wilster und , die im 16. Jh. durch den Handel mit oder den Fernhandel bis nach Lissabon oder ­ Ve- nedig aufblühten. Luftbild Glückstadt © egeb: Wirtschaftsförderung

Die 1617 gegründete Festungs- und Hafen- © Kreis Steinburg stadt sollte dem wachsenden Hamburg wirt- schaftlich und militärstrategisch einen Ge- KÜNSTLICHES LAND genpool bieten. Die Stadt stellt bis heute den Idealtyp einer Radialstadt der Neuzeit dar Die Elbmarschen gehören zu den niedrig- und besitzt durch die gut erhaltene und über sten Gegenden Deutschlands, weite Teile die Jahrhunderte gewachsene Bausubstanz liegen unter dem Meeresspiegel, die tiefste den Charakter eines Stadtdenkmals. Der his- Landstelle 3,54 m unter NN. torische Stadtkern ist nicht nur als attraktives Die systematische Kultivierung begann ab Reiseziel bekannt, sondern auch für den dem 12. Jh. unter der Mitwirkung hollän­ „Glückstädter Matjes“ oder das „Glückstäd- d ­ischer Kolonisten. Die im Deich- und Elbmarschenhof © Beate von Malottky ter Gemüse“. Der Glückstädter Hafen erlebte ­Ent­wässerungsbau erfahrenen Neusiedler in den letzten Jahren eine gelungene Um- machten das sumpfige und von Überschwem- Die Bedingungen für die Siedler waren güns- wandlung vom gewerblich genutzten zum mungen geprägte Marschland des weiten tig. Sie waren frei von Leibeigenschaft, hat- Stadt- und Freizeit-Hafen. Elbstromes durch die Anlage von Grüppen, ten ein Recht auf Grundbesitz und kein fest- Gräben und Wettern sowie den Bau von Dei- geschriebenes Erbrecht. Daneben führten chen und Schleusen urbar. Niederländisch die fruchtbaren Böden sowie die günstigen geprägte Marschhufenländer­eien mit langen Anbindungen über die Flüsse und Kanäle zu Ackerfluren, Entwässerungsgräben und er- hohen Umsätzen und Wohlstand in der Re- höhten Warften bestimmen bis heute in wei- gion, der sich anhand der vielen erhaltenen ten Teilen das Landschaftsbild. Die Voraus- Bauernhäuser und Scheunen des 16. bis 19. Jh. setzung für die flächendeckende Besiedlung ablesen lässt. Neben dem weit verbreiteten der tief liegenden schufen Fachhallenhaus mit ursprünglicher Durch- die im ­16. Jh. aufkommenden holländischen gangsdiele gibt es in der Wilstermarsch das Schöpfwindmühlen. Das Wahrzeichen der Barghus mit zentralem Bergeraum, das in Wilstermarsch ist die letzte erhaltene Bock- seiner Bauart auf die Butter- und Käseher- windmühle Honigfleth bei Wilster. stellung ausgerichtet war. Hafen Glückstadt © Melanie Herrmann

WAS UNS BEWEGT!

Der Strukturwandel in der Landwirtschaft so- wie der demografische Wandel führen zu Leer- ständen in den Dörfern und Städten und ­gefährden vielerorts das einzigartige kulturel- le Erbe der Region. Die Kulturlandschaft Elb- marschen ist zudem durch den Ausbau rege- nerativer Energien und dem damit verbundenen Netzausbau einem starken Wandel unterwor- fen. Diese Entwicklungen erfordern neue Stra- tegien für die Zukunftsfähigkeit der Region. Durch mehr Teilhabe und Bewusstseinsstär- kung können Menschen für ihre Region über Gemeindegrenzen hinaus gewonnen werden. Bockwindmühle Honigfleth © Britta Glatki

Kontakt: Beate von Malottky, [email protected] | Dr. Ulf Ickerodt, [email protected]

Archäologisches Landesamt Schleswig-