Historische Landschaftsanalyse: Hof

Silke Marr, Karen Rinke Geographisches Institut der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel

1735 Zielsetzung der historischen Landschaftsanalyse

Ziel und Inhalt der historischen Analyse ist es, Beiträge zur Klärung naturwissenschaftlicher Fragen bei der Landschaftsentwicklung zu liefern. Hierzu gehört das Aufzeigen: - gewachsener räumlicher Beziehungen zwischen gleichartigen Ökosystemen und damit 1789 - die räumliche Lage potentieller Wiederbesiedlungsquellen für neuzugestaltende Strukturen - die historische Standorteignung bestimmter Landschaftselemente für zukünftige Nutzungen - (möglicherweise verborgener) biotischer und abiotischer Landschaftspotentiale sowie - des Infrastrukturnetzes der alten Kulturlandschaft als Bezugsbasis für eventuell vorzunehmende Flächen- neugliederungen.

Veränderung der Landschaftsstrukturen auf Gut Ritzerau Struktur/ Jahr 1735 * 1789-1796 1873 1924 1978 Wälder/Forste: Laubwald

Nadelwald - - - - Sumpf/ Niederung/ ? ? nasse Wiese Acker ?

Wiese (allgemein) ?

Fließgewässer: Duvenseebach ?

Mühlenbach

Stillgewässer: Auszug aus einer Karte von 1735, Zeichner E. Braun, Fundort: Landesarchiv Schleswig Ritzerauer Hofsee

Mühlenteich _ _

Wegenetz Besiedlung ddd ddd ddd dd d (*schlecht interpretierbare Karte, wegen mangelnder Auflösung) Anmerkung: Die Größe der verwendeten Symbole steht in etwa für die im Kartenbild dargestellten Flächengrößen. Auszug aus der Topographisch Militärischen Karte des Herzogtums von 1789-1796, Zeichner: Varendorf, Fundort: Landesvermessungsamt Schleswig-Holstein

Veränderung der Landschaftsstrukturen im Umland von Gut Ritzerau Struktur/ Jahr 1735 * 1789-1796 1873 1924 1978 Wälder/Forste: Laubwald Quantitative Veränderung der Flächenpotentiale im Nadelwald - - - Sumpf/ Niederung/ ? ? Wandel der Zeit* nasse Wiese Gebiet/ Jahr 1841 1855 1908 Moor: Duvenseer Moor - Ritzerau 1873 (Wiese) Einwohner 218 264 246 (Torfstich) Areal 938,11 ha 660,69 ha 1112,46 ha Manauer Moor - ? (Wiese/Sumpf) Hölzung 492,4 ha 385,07 ha 400,97 ha (Torfstich) Wiesen k.A. 104,32 ha 163,80 ha Panter Moor Weiden k.A. 6,04 ha (Torfstich) (Sumpf) Äcker k.A. 472,26 ha Priester Moor - Ritzerauer Hof ** ? (Wiese/Sumpf) Einwohner 47 k.A. 42 Acker ? Areal 221,69 ha 226,01 ha 267,69 ha

Wiese (allgemein) ? Wiesen k.A. 48,50 ha k.A. Ritzerauer Hofsee Fließgewässer: Areal 35,4 ha 35,40 ha k.A. Steinau ? 1882 neu reguliert Tiefe ca. 3 m ca. 3m k.A. Mühlenteich Stillgewässer: _ _ _ Areal 49,36 ha k.A. k.A. Tiefe 0,69 m k.A. k.A. Nusser See * (soweit ermittelbar)

Wegenetz ** Acker ist meist mittelguter Boden, es gibt umfangreiche Besiedlung Staatsforsten, in den Waldungen befinden sich zahlreiche dd dd ddd dddd dddd Grabstätten (*schlecht interpretierbare Karte, wegen mangelnder Auflösung) Anmerkung: Die Größe der verwendeten Symbole steht in etwa für die im Kartenbild dargestellten Flächengrößen.

1924 Chronik

Auszug aus einer Karte des Herzogtums Lauenburg, entworfen 1844 und 1873 revidiert, Zeichner: H. J. Wollheim, Fundort: Landesbibliothek Kiel 13.-14. Jahrhundert Das Zehntregister des Ratzeburger Bischofs Gottschalk von 1230 nennt Ritzerau (früher auch Ritzerow oder Ritzerowe) als zum Kirchspiel gehörend. Das Geschlecht der Edlen von Ritzerau wird 1222 erstmals erwähnt. Die Größe ihres Besitzes deutet darauf hin, dass die Familie schon Generationen vor der ersten urkundlichen Nennung im Besitz von Dorf und Hof Ritzerau war. Dies belegen auch beurkundete Verpachtungen und Verkäufe an die Stadt Lübeck zwischen 1370 und 1468.

15. Jahrhundert Ein Jahrhundert lang lebten die zahlreichen Angehörigen des Geschlechtes der Edlen von Ritzerau vom Ausverkauf ihrer Besitzungen bis zu ihrem Aussterben. In der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts erwarb der Rat der Stadt Lübeck den Rittersitz und das Dorf Ritzerau. 1469 oder 1472 erteilte der sich der Machtausweitung Lübecks widersetzende Herzog Johann 1978 IV. von Sachsen-Lauenburg den lehnsherrlichen Konsens.

16.-18. Jahrhundert Auf Ritzerau wurde ein Vogt als Beamter des Rates eingesetzt, dessen Aufgabe die Bewirtschaftung und Beaufsichtigung des Schlosses und des zugehörigen Hofes war. Von da an trafen sich hansische Kaufleute auf dem Schloss Ritzerau, um sich mit Jagd und Fischfang zu vergnügen. 1560 wurde, nachdem die Gerichtsbarkeit der Kämmerei Auszug aus der königlich Preussischen Landesaufnahme, herausgegeben 1881 mit einzelnen Nachträgen von der Stadt beigelegt worden war, aus dem Vogt ein Amtmann. 1924, Fundort: Landesvermessungsamt Schleswig-Holstein Im Juni 1562 fand zum ersten mal das Landgericht auf Schloss Ritzerau statt und von da an mehrmals im Jahr. Der 30jährige Krieg brachte Ritzerau 1625 Probleme in Form einer dänischen Einquartierung und des Winterquartiers Mansfelder Söldner. Das durch die Kriegswirren beschädigte Schloss wurde abgerissen und 1634 neu in Form einer Befestigungsanlage wieder aufgebaut. In dem „Langen Saal“ des neuen Schlosses Ritzerau tagte wieder das Gericht. 1583 hatte ein langwieriger Prozess begonnen, durch den das Herzogshaus -Lauenburg den Rückerwerb Möllns und der Vogtei Ritzerau anstrebte. Bei einem Hauptvergleich 1747 blieben Die Legende dient zur Veranschaulichung, Quelle: Topographisch Militärische Karte des Herzogtum sechs der ehemaligen Ritzerauer Dörfer bei Lübeck. Lauenburgs von 1789-1796, Zeichner: Varendorf, Fundort: Landesvermessungsamt Schleswig- 1772 brannte das Dorf Ritzerau fast völlig ab und musste durch Mittel Holstein der lübschen Stadtkasse wieder aufgebaut werden.

19.-20. Jahrhundert Mit der Zeit verfiel das Ritzerauer Schloss so stark, dass es 1845 abgebrochen werden musste. Ein Neubau kam nicht zustande. 1851 tagte zum letzten mal das Landgericht in Ritzerau. 1923 brannte der reetgedeckte Viehstall auf dem Ritzerauer Hof nieder. Ebenfalls 1923 wurde die 1547 erbaute Ritzerauer Hofscheune Auszug aus einer Topographischen Karte von Nusse, 1978, Fundort: Landesvermessungsamt Schleswig-Holstein abgerissen. Möglicherweise entschloss man sich unter dem Eindruck des Brandunglücks zu diesem Schritt.